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Full text of "Arbeiten aus dem Reichsgesundheitsamte"

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Arbeiten  au 
dem 


Reichsgesun 


Germany. 
Reichsgesundhei 


ARBEITEN 

AXJB  DBM 

KAISERLICHEN  GESUNDHEITSAMTE. 

(Beihefte  so  den  VerOffiMtUohungen  dee  KaiMtUoheo  Gemmdheitumtee.) 


ACHTUNDDREI88IQ8TER  BAND. 

MIT  2  TAFELN  UND  IN  DEN  TEXT  OEDBUOKTEN  ABBILDUNGEN. 


BERLIN. 

VERLAG   VON   JULIUS  SPRINGER. 
1912. 


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Inhalts-Verzeichnis 


Bnte«  Heft.   AnsKegeben  im  April  1911. 

fiatachten  des  Reichs*ßp<inn<!hoitsrats,  botrofrend  die  YcrHiiIzDiif  des  Wassers  too  Wipper 
nnd  Unstrot  darch  Kudlangeu  hüs  I  hlurkaliuiu-Fubrikea.  Berichterstatter:  Geheimer 
Madiiinalrat  Profeiwor  Dr.  Bcrkartti,  Braunschweig,  Mitberich terstatter:  Geheimer 
Regierungarat  Profoasor  Dr.  Orth,  Berlin,  and  Regierungsrat  Frofessür  Dr.  Spitta, 
Berlin.   (Hierzu  Tafel  I.)   1 

Beitrag  rar  fng«t  ob  das  dem  tierischen  Körper  eisTerleibte  Kapflw  wM  icr  Hlltk 
anNf^cKrhipden  wird.  Von  T)r.  med  vet.  C.  Titzo.  Regiornnjtarat,  um!  Dr.  rer.  nat. 
Wedemann,  UilXsarbeitur  im  Xaiserl.  Geaandheitsamte  125 


7w(>Hes  Heft,    An.sgogeben  im  Auguet  1011. 

tiksr  eiaife  iiMiere  l)esiuf«ktiousimittel  (Plienostal,  Morbtcid  KT  ood  liusituil).  Von 
Dr.  Einecker,  Kgl.  Sflcb*.  Stafaoartt  in  Dresden,  ehedem  kommandiert  /.um  Kaieerl. 

GesondlMitaamte  180 

Beltrige  tum  Nachweis  der  BenzoeaSnre  in  Nahran?«;-  nnd  (lonDBniitteln.   Von  I>r.  Kd. 

Polenake,  Techn.  Rat  im  Kaiser!.  Go8andheitbau)t«  14U,  ^ 

IrtMgt  die  VerfVtterung  von  Spießgians  l>ei  GXnseu  Fettiober!  Verfahren  zum  climni' 
sehen  Nadnveis  von  Antimon  und  Arnen  in  Gftneelebem.  Von  Tierarzt  T'r.  I'oppe, 
wiiwtenschaftl.    Hilfsarbeiter   im    Kaiserl.   GeNUndheitsamte ,    und  Techn.   Kat  Dr. 

Poleneke,  HtAndigem  Mitarbeiter  im  Kaioerl.  Geenndheiteamte  1S5 

Wirkang  des  Antiforminv  :\rif  Hnktcriüu.  Toxine  Terschiedcner  Herkanfl,  rote  Blat* 
körpercben  und  ;seruui-Liweiti.    Von  Stabsarzt  Dr.  E.  Oildemeialer,  kommandiert 

zum  Kaiserl.  Gasandheitaainta   189 

ÜlMT  die  Wirk  nri?  vfiTi  l)i>^infekttoBsniIlt(>irt  in  ErcfiiilitMr  Ahnrtffratw  nd  4lt]NMr4cr 
Lebensrdbigkeit  von  Tjphaabazilleu  iu  Aburtgrubeu. 

Eänleitang  187 

CfeMT  ile  WirknnjT  'on  Hfsinroktlonsmlttoln  In  irefÄIItpn  AbnrtprnlKüD  und  die  f>aner 
4ar  LelMBsfSliifkeit  too  Tjrphnsbaziiien  in  Abortgraben.  Von  Dr.  Neu  mann, 
1^.  KraiMfit,  trilbor.  IMtmt  dir  UntamMhuagaatutioD  Idar,  und  Dr.  Moaebaeh, 

Leiter  <]r-r  TTntersochungsstation  Idar   18B 

Dbar  die  Wirkung  von  UosinfaktioasaiittelB  la  gefttlltea  Abortgrabao  nad  die  Ilaner 
d«r  LabcMflklgkeit  roa  TypbaabaclIlM  la  Abartgrabaa.  Von  Dr.  Bynaoaki, 

frQher.  Leiter  -I-t  l'ntersiuliiuitrj'anv'alt  Metz  .        .    195 

über  die  Wirknag  tou  Dvsinfektiouhiuittelu  In  gefHUten  Abortgraben  nnd  die  Daner 
d«r  LelMwflhtfkalt  roa  Typhaibaitllra  la  Abartgrabra.  Voa  Stabaant  Oakar 

ridcher,  Leiter  der  ütiter^ncliunjr.tiumtfttt  Trier     .    .    .    .        .  .    .  IVB 

Beiträge  zur  Frag«  der  Hebnelidiagnose  der  Taberkelbazillen  nebst  llntersuchnngen  fiber 

alarafart«  8tIb«b«B  faa  Wauar.  Van  Dr.  K.  So  bar  n  and  Dr.  H.  Dold.  winaanaehafU. 

Hilfsarbeitern  im  Kaiserl.  Gen  m  Pi'  itsanite  ...   205 

i'ber  den  Zaaamaieahaag  van  Mail  wert  and  Aatitosingehalt  de»  UiplitherieMraais.  Von 

Praf.  Dr.  Kenfeld,  RagierangBrat  im  Kalaarl.  Gaanndhaitaamta,  ood  Stabaarst 

Vt   IT  iPi  ?f  l    knmniari'li'^r'    i!ri)  Kniserl.  f Tri-iiiKnieiNaniti'  ......    819  ' 

Baitrag  zur  Kenntnis  der  PneumokokkealafektioB.    Von  überHrzt  l>r.  Lindemann, 

kommandiert  aam  Kidaerl.  Gaauodhailaanile  S33 

iHa  Alkalitit  wTisscriger  LösnoK^en  kohlensaurer  Salze.   Von  Dr  Fr.  Auertir;  Ii  Ta- 

gierungsrat,  und  Dr.  U.  Pick,  wiaaenachaftl.  (Ulfisarbeitor  im  Kaiser!.  Geaundheitaamte  24tt 


24842S 


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8«t« 

Dritt««  Heft.   AuB^ef^eben  im  NovMnlMr  1911. 

B«ltrltr«  cnr  KenntnlKi  der  TRberkiloBe-Cb«rempllndllchkeit.  Von  Prof.  Dr  F.  N'enfeld, 
Itogieruagorat,  und  Ür.  H.  Dold,  wieaeaadiatU.  HiUaarbeiter  im  Kaiiwrl.  U«iiuod- 

heilnmte  875 

y''^ikvt  dsH  Torkommpn  ron  Ar<;<>n  in  Hpelsefelaiine.   Von  Dr.  Otto  Köpke,  wiasentK-baftl. 

HtUsarb«iter  im  Kaiser!.  Ueaundheitaamt»  2d() 

Die  AMiaglKlMit  dM  TerlanfM  der  fleientolkelurBaf  In  MtlrUehen  WlMcni  rad  Unt- 
Ilchen  N!(hrl5saniren  rnm  Bakterien waetotBOi*  Von  Dr.  A.  Mfiller,  atindigeDi 
Mitarbeiter  im  Kaiaerl.  tiesundheiuamte  894 

Xnr  Frag»  des  TorkonmiMM  ven  Baktvrlem  Im  Fl«l»ek«  nominier  Hehlnehtiter»  nnd  snr 

Technik  der  baktprlolntrlsrhcn  Flolsrhbc<s-rhan  bei  Notvchlnchtnnfi^en.  Von  Prof. 
Dr.  Zwick,  Kegierungsrat,  und  I>r.  Weichel,  früherem  wiHsenacbaftl.  UilfaarbeiUu* 

im  Kniaorl.  GeanndbritouBte  WSa 

y  Cber  die  Wlrkon?  von  Serum  miil  I.oberextrakten  auf  Trvpaiiosotn«m.  Von  Dr  Kurt 
Schorn,  früherem  wimenechaftl.  Hilfsarbeiler  im  Kaiflerl.  üet<undheit«amte,  I^iter 
dor  üntQWBchongMlrtian  für  animaUmho  Nnbrnnga-  nnd  QennBmittal  im  KAniffl. 
Polizeiprfiaidhim  zu  Berlin  ...    i;t8 

lit  das  durch  findJaagea  ans  Chlorkallomfabriken  veraareini|fte  Waaser  fttr  Uaut>ti«»re 
geenndheltaaehidlfcht  Von  Dr.  med.  vot  Titso,  Regioninennfc  und  Mi1i;1l«d  dee 
Kaiaerl.  (ii'-.'iri.1fipi'-;u:,tp-    308 

BakteriolvyUche  ({«fauile  b«>i  l  ut«rsachnagea  darmkrnoker  kiuder.    Von  Dr.  med. 

W.  Rimpno,  frfiherem  wkaonadinftl.  HiUmtbeltor  Im  Ketoerl.  GMondheilanmto  .  .  384 

Sncktraiir  ^nr  Arbint  ..,f  ber  I)  il;f  i  ri  .In^isi  ht<  Iti  >f):i<-htangoo  bei  Irrcn-Rnhr,  Iiisb<'sondcre 
fiher  die  Krscheinong  der  l'arafglntiaation*'.  V<ki  Dr.  P.  Kuhn,  Oberstabearst 
bolm  Kommando  der  Sebntitrappeii  im  Relehakoloiiialamt.  beorlnubt  lom  Kidaerl. 
<!HMm)(lticit«:iiiite,  Dr.  K  O  1 1  d  c  in  c  i  s  t  o  r ,  K^rl.  («reuGi«r}ii>m  Sliih*firzt  ,  kinninaudiert 
zum  Kaiserl.  GeBundbeitsamte,  und  Dr.  Woithe,  iCgl.  bayerischem  Oberarzt,  frtkher 

kommandiert  tarn  Kaieerl.  Geaundbeiteamte   B90 

den  Nüchnciis  roD  KokoKnnBfett  in  Batt«r  nnd  Schweinenchoials*  Von  Dr.  JBdunrd 
Polenake,  Tecboiachem  Rat  im  KaiaerU  Gee uikI hei laai u te  4(18 

flerlee  Heft.    ÄU8gegel>en  im  Marz  1912. 
^  Uber  Ban  nnd  Vermohmnir  ron  RabesK-t  caiils  im  RInte  doH  lininles.    Vnn  Profe^^or 
Dr.  A.  8cbuberg,  Regierungsrat,  uud  Dr.  E.  Ueichenow,  wisaeuttcitiifll.  HUuarlM)it«r 

im  Kaieerl.  Geenodheitaamte.   (Hierzu  Tafel  II.)  415 

Beitrag  rnr  Fra«rc  der  Ciiftiickitt  <!er  IthodanalkallHalzc.    Von  Dr.  med.  Fr.  Franz, 

aUtudigem  Mitarbeiter  im  Küttterl.  Gtatiuiuliieitoamte  -t.k') 

Untereneknngen  Iber  die  Wirknng^  bnadaporeahaltifen  Fntleni  «nf  die  CtoenMkelt  der 

HaaKÜere.  Von  Profewor  Dr.  Zwirk,  Rfjriernnjjnrat,  Dr.  Fischer,  Königl.  .SiU'h», 
Stabe vetarinftr,  früher  kotumaodiert  zum  Kaiserl.  Geeuodheitaamte,  und  Winkler, 
Königl.  8ld»  Stnbaveterlnlr,  bommaocHert  aom  Kaieerl.  Qeenndheitenmte  ....  4.^0 
^  Xlebtnng  ron  Tnberkclbai'nifn  unn  Spatom  mit  Hilfe  der  rhIenhnthHcheu  Antlfnrniln- 
netbode  nnter  Verneuduug  von  Eiernihrbödeu.  Von  Dr.  Schoeaburg,  Köoigl. 
SKdta.  Obemrat,  kommandiert  anm  Kaiaerl.  Geeondbeitaamte  486 

De»  VcterlnHrwesen  elnschlleRIIrb  eliilirer  verwandter  Gebiete  In  Belgien.  Nacli  Bericlit^'n 
des  laudwirtschaftlicheii  .Sacbvertitandigeu  Dr.  Frust,  frnher  beim  Kuii^erlicben 
KoDiNlnt  In  Brflaeel,  nnd  neeb  anderen  Qnellen  bearbeitet  dundi  Kegieningarat 
\>.'et  t]p    Mitglied  d«-^  K;r««Tl,  (;i^piinilhf'itMamt4>fi  .  497 

i  ber  den  (<ebalt  doa  Mf'nratft'ttes  der  Uancrworst  an  freier  Säure.  Von  Dr.  Ed.  Polenske, 

t  Teebniaelien  Rat,  Tormaligem  attaidigen  Mitarbeiter  im  Kaiaerl.  Geeandheitsamte  550 

Glior  ein  Terfahren  mr  Untcrsrlieidnng  ron  üterillNiertem  und  von  nlrh!  sterllisfertem 
i^BoeluMimehl.  Von  Dr.  Ed.  Polenake,  f  Techoischem  Rat,  vormaligom  stftiidigen 
Mitarbeiter  im  Kideerl.  Geeoodbeitawnte  559 

Prel<>K  Alk  all  in  llIneralTr:N9orn.  Von  Dr.  Friedrich  Anerbacb,  Uegieningnrat  im 

Kaiserl.  <iet<un<lheitsamt<i  i>A2 


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dirtachieii  des  Reichs^snndheitBratt,  betreflSBMl  die  VersaliHng  des 
Wassers  von  Wipper  und  Unstnit  durch  Endlaugen  aus  CMsrkalhim-Fabrlken. 

Berichterstatter:  Geheimer  Medizinalrat  Professor  Dr.  Beekurts,  Braunechweig ; 
Mitberiobterstatter:  Gebeimer  Regierungsrtl  Praftnor  Dr.  Orlby  Bttlin,  und  Regierungs* 

nt  IW«Mor  Dr.  Splttl^  Bttlia. 

(Htenn  bMI.) 


labtU:  1.  Sinkituis.  —  S.  Der  dentache  K«lialibeixb«ii,  die  T«nrlwitni(  d«r  KoIimIm  und  die  dabei 
•iah  «ittaidn  AlilkllproMkt«.  —  8.  IH«  A1ii«M«r  te  CU»ifc«KitulSibrilMtu  —  4.  AllimaiM 
Angaben  über  Wipper  utiil  Uiistrut.  —  b.  \V»ss«r»tände  nnd  Atflußnifngen.  —  6.  Oebrauch  TOn 
Wipper-  aad  TTnatnitwaiaer  fOr  wirtsdiaftliebe,  landwirtickafUiehe  and  industrielie  Zwecke.  — 
7.  OltäbMidrtlkniigm.  0.  li|abiiiMt  <l«ir  ViiUiMidiut  dar  mitamumum  IfuHrpmlNn.  — 
9.  Bisher  erstattete  tiotacbten.  —  10.  An  Wipp«r  und  ünstnit  beetehend«  Qerechtsan«  tat  Ab- 
Mtaac  TOB  Sndlenfen.  —  11.  Tertedwnragea  uut  Qabmchabeeiatrioktigiiiiceii  dee  glvMmmn 
duch  Ae  KuUngn  ChlnfcalfaiiifiMkea. 11.  IHa  MenfM  der  vom  Wippw  nid  Vwlrat 
aof^ommetieo  EodlMgm  «lul  ihre  Vert/tilung.  —  18.  Die  aus  der  Ver!<alteiiij(  der  Wipper  ond 
Uaetnit  eBtatudne»  1TH«Mg:UoUuit«ik  —  14.  Omtaafclaa.  —  16.  KontroUeiwrklitugaB.  — 
K.  Tiatatbmta.  nr  Teibtiienmf  der  Zaattad«.  — >  IT.  SehlmMlse.  —  18.  Anhaaf  .  (üatemehnagi- 
BtHboden)«  •  19.  Anlafeo  A-Ü  (Krgebnisse  der  phyrnkaUach-cheiniachen  Untersuchung  der  eat- 
wmaeiMi  WMMrpnbea).  —  80.  AnkfiB  (BodeaaBtomehufBo).  tl.  Tafel  (geosi^iache 
ObeniebttkafteX 


Der  Reichs  GesuDdheitsrat  (UnteraiuecbuO  fUr  Beseitigung  der  Abfalbtofie  usw.), 
bat  m  d«r  Sitniiig  vom  8.  Jiuiaar  1910  den  EDtwarf  da  fibw  db  voriiegmd«  An« 
g^gMiheit  ta  entattendea  Gntadttens  bentan. 

An  dieser  Sitiung  nabmein,  aafier  Kommiaaafen  der  beteiligten  Bondflaregierttngen, 

Tai  die  nadibeseichneten  Mitglieder  des  Reichs  GeanndhntBratoa: 

Dr.  Bumtn,  Präsident  des  Kaiserlichen  Gesundheitsamtes,  als  Vorsitzender; 
Dr.  ßarniok,  Prankfurt  a.  0.;  Dr.  Beckiirts,  Braunschweig;  Dr.  Beysuhlag,  Berlin; 
Dr.  von  Buclikii,  Berlin;  Dr.  C.  Friinkel,  Halle  a.  S.;  Dr.  Gärtner,  Jena; 
Dr.  Gaffky,  Berlin;  Dr.  Greiff,  Karlsruhe  i.  B.;  Dr.  Kerp,  Berlin;  Dr.  König, 
USnaler  L  W.;  Dr.  Löffler,  Greifawald;  von  Bteyeren,  Berlin;  Dr.  A.  Orth,  Berlin; 
Dr.  Renk,  Dreeden;  Dr.  Bnbner,  Beriini  Dr.  Sobeurlen,  SlnUKart;  Dr.  Schmidt- 
mann,  Berlin:  Freiherr  Ton  Stein,  Berlin;  Dr.  Tjaden,  Bremen. 

Femer:  Dr.  Hofer,  Mündien;  Dr.  Spitta,  Berlin. 

Das  Gutachten  wurde,  den  Beschlüssen  dee  Reicba-Geeundheitarate  «ntsprachend, 
in  der . nachstehenden  Fainung  abgegeben. 

Alk  a.  d.  KaM.  OMadheMMmte.  B4.XXXVUL  t 


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I.  EinMtung. 

Durch  Enteoheidung  des  Bezirks- Ausücbuäsea  des  2.  Verwaltungsbezirks  Apolda 
des  Großherzogtums  Sachsen  vom  10.  Januar  1907  ist  der  Gewerkschaft  „Groflherzog 
Wilhelm  Smit*  n  Wdmir  in  (Mdeb«a  die  Geodimigung  rar  BniohtaDg  «tnar 
Chlorkalinm -Fabrik  in  OUUalelMD  und  mr  Ablmtnng  d«r  hti  den  Belriel»  sieh  ir- 
gebenden  Endkugen  in  diA  ünstrat  «rlailt  worden.  Oftbei  war  der  GewMkaeiiaft 
erlanbl  worden,  das  Wasser  der  Unetrut  bis  anf  60  deutsche  TTRrlegrnde  zu  verh&rteo. 
Hiergegen  ist  seitens  des  Königlich  Preußiachen  Herrn  Ministers  für  Handel  und  Gewerbe 
unter  dem  8.  Febriinr  1907  Widerspruch  mildem  Antrage  erhoben  worden,  die  höchste 
zulässige  Verhärtung  den  Unstrutwassers  auf  37V»  Verhärtungsgrade  herabzusetzen. 

Dem  Wunsche  der  Königlich  Preußischen  Regierung  entHprechend  hat  das  Groß- 
banogUeh  Silohriaohe  Staataminialeriom  nntenn  4.  Mai  1907  bd  dam  Harm  Baichekanilar 
beantragt)  dn  Gatachtan  das  Reiebs-Geaandhaifamtaa  darttbar  bwbainifBhnn,  in  wakbam 
ITmfanfe  eine  Varnnzrin^ung  dar  Unetrut  dnroh  Bndlaogan  von  <%loilca]inm-Fkbiiken 
»ohne  Sehttdigang  geanndheits-  und  veterinär-polizeilicber  Interessen  fBr  ntliieig  er- 
achtet werden  kann."  Mit  der  Ausarbeitung  dieses  Gutachtens  sind  von  dem  Vor- 
sitzenden des  Reichs-Gesundheitsrats  beauftragt  worden  der  Geheime  Medizinalrat, 
ordentlicher  Professor  an  der  Technischen  Hochschule  in  Braiinschweig,  Dr.  Beokurts  als 
Berichterstatter,  ferner  als  Mitberichterstatter  der  Geheime  Regierungsrat,  Professor 
und  AbteiluDgavoretehar  an  dar  landwirtscbaftlidian  Hochschule,  ordentlicher 
Honorar^Profonor  an  dar  Univanittt  in  finlin,  Dr.  A.  Orth,  sowie  daa  Mitglied 
dee  Sjneeriiohen  CawmdheiteaTntea,  Ragianingarat  FkofiMior  Dr.  Spitta.  Hebrera 
Monate  dannf  bat  daa  FüratUbh  Sohwanburgiedlie  IGDisteitum  in  Rndolatadi 
beantragt,  daß  der  Keichs-Gemindbeitent  auch  ein  Gutachten  »fiber  die  höchste 
zulässige  Verliärtung  des  Wi  pper  waftserfl"  durch  Endlnugen  von  Chlorkalium- 
fabriken  erstatten  möge.  Auch  für  diesee  Gutachten  sind  von  dem  Vorsitzenden  des 
Reichs  Ge«uiidheitsrats  die  oben  genannten  Sachverständigen  als  Berichterstattr  und 
Mitbericbterstatter  bestimmt  worden.  Da  die  Fragen  nach  der  zulässigen  Versakuug 
von  Unetrnt  and  Wipper  in  einem  engen  Znaammanbang  atohen,  ao  mtlbSttn  aa 
aweeknilKg,  lie  in  einem  geroeineaman  Qotadtlan  ra  bearbeiten;  in  diesem  Shma 
kam  im  Sinveratindniiw  mit  dem  Vonitaenden  dea  Beicbe-Gesandbailimta  eine  V«r> 
einbarung  unter  den  mit  der  Bearbeitung  beidar  Fiagan  im  Baiaha-GaBondbaitirai 
beauftragten  Sachventandigan  sn  Stande. 

2.  Dar  deutsche  Kalisaizbergbau,  die  Verarbeitung  der  Rohsalze  und  die  daliei 
sich  ergebenden  Abfallprodukte  (Endlaugen). 

Der  deutsche  Kalisalzbergbau  hat  seinen  Ausgang  genommen  in  der  Magdeburg- 
Halberstädter  Zechsteinmuide,  woselbst  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhundertä  die 
ersten  beiden  deutschen  Kalibergwerke  „von  der  Heydt*  und  ^ Leopoldsball "  ent«taüdeu. 
In  den  na<diaten  JalinebntMi  nach  Orflndung  dieear  Bargweika  fbnd  auniohat  b  dieaer 
Gegend,  dann  gegen  Bnde  daa  Jahrhunderia  n^Irdüeh  und  attdUeh  dee  Barsaa  in 
Hannovar  nnd  Thflringan  dar  Katibargbau  weitere  Ansd^nung.  In  dam  Mafia,  wie 


« 


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—  8  — 

d«  Kalibflii^ii  flir  Amdel,  Indiutilfl  und  landwlrtM^aft  an  Bedentang  gtnnaan  und 
n  GiftOft  nnaluii,  benltato  die  BaMitignng  d«r  bd  d«r  YttuMtang  du  IfiiWmhiriiw 

entstehenden  Endlaugen  immer  größere  Schwicrigkeited.  Bs  häuften  sich  immer  mehr 
die  Beschwerden  über  die  Einleitung  der  Endlaugen  in  öffentliche  PluOläufe,  weil 
dadurch  eine  erhebliche  Schädigung  der  aligenneinen  Interessen  befürchtet  wurde. 

Die  gefQrchteten,  bei  Verarbeitung  von  Kalirolisalzen  abfallenden  Eiuilaugen 
enthaiteu  neben  kleineren  Mengen  von  Kalium,  Natrium  und  Schwefelsäure  im  weaenl- 
luiwD  HagMtiitni  und  CSilor  FQr  d«i»rtifa  Cbkx  und  Magnerimi  aDtbaltande  Langen 
ist  biiher  «ina  «nBnkihande  praktiaeiha  Vaniendbarlnit  niobt  gafonden  worden.  Man 
lanndii  deahalb,  aidi  dar  BttdlaOfan  auf  md^ioliBt  bUKga  Waiaa  m  antladigan;  diaa 
geschieht,  iodam  man  aia  in  dia  Mtontlichen  WasserUtnfa  ableilat.  Hin  und  wieder 
verdampft  man  auch  die  Laugen  und  verwendet  den  Verdampfungerücketand  wiederum 
als  Versatz  in  der  Grube.  Da  das  Verdampfen  «her  in  der  Regel  sehr  kostspielig 
lat  Und  dlri  Kentabilität  der  Chlnrkauuüufabriken  gelalirdet,  bo  bildel  die  Einführung 
der  Eudiaugen  in  die  Wasserläufe  das  gewöhnliche  Verfahren  ihrer  Beseitigung. 

Solange  nur  die  KalteaWager  in  dar  HagddMng-HaUMntldterSaDfaing  anagebantat 
wurden,  kamaa  fllr  db  Aafbahma  der  Endlaugen  Icdii^cb  die  Baala  und  BIbe  in 
Betnmbt»  deren  große  WaaBonnangen  relativ  aebndt  eine  etatka  VardOnnang  dar  IbMl* 
laugen  herbeifQhrten.  Als  der  Kalibergbau  aber  immer  grSfiara  Ausdehnung  fand, 
sind  zahlreiche  FhiOläufe  durch  die  Einführung  der  Endlaugen  in  Mitleidenschaft 
gezogen  worden.  Bei  der  vernintlich  tmfh  weiter  fortschreitenden  Ausdehnnne  des 
Kalibergbaues  werden  sich  die  Klagen  tiber  die  von  iiim  ausgehenden  Verunreinigungen 
der  öffentlichen  Flußläufe  mit  der  2^it  noch  stärker  erheben. 

An  dam  Anfban  einer  KaUaaklegerilfttte  aind  die  folgenden  SakmbemKen  be- 
teiligt: 

Steinaals  (GUomatrium,  KaO), 

Kieserit  (Magneaiumsulfat,  UigGQi'QiO), 
Sylvin  (Chlorkalium,  KCl), 

Carnallit  (Chlormagneeium  Cblorknlium,  MgCliKCl  .  6HjO), 
Kaiiiit  Kaluirasulfat-Chloraiagnesnim,  KfSÜ«  •  MgCli  •  6H»0). 
Die  praktisch  wichtigen  Salzmineralieu  sind  Sylvin  und  Carnallit,  welche  mit 
Stainiala  und  Seaerft  durdu^  «orkommen.  IDt  dem  Namen  Sylvinit  beaeiobnet 
man  ein  Oemenge  tron  Sylvin  und  Bleinaals,  mit  dem  Namen  Hartaals  ein  Gemenge 
von  Sylvin,  Steäneala  nnd  Eiaaarit.  Als  CaiDsIUt  verarbeitet  man  nidit  das  Uineral 
der  oben  angegebenen  Znaammeneetrang,  sondern  ein  Salzgemenge,  weldies  neben 
Stainaals  nnd  Kieserit  nur  etwa  457o  des  Minerals  Carnallit  enthält. 

Was  die  Verarbeitung  der  Rohsalxe  betrifit,  so  kommen  hierbei  hanpteächlich 
folgende  Erzeugaisäe  in  Betracht : 

Chlorkalium,  Kalidüngesaiz,  Kieserit,  Kalium-Magnesiimi  Sulfat,  Kalium-Sulfat, 
anllerdam  aia  Nebeneraengniaae:  CUormagneatum  nnd  Brom. 

Daa  widitigate  der  aoa  den  Kalirobaatsen  gewonnenen  reinen  Salsa  ist  das  Chlor* 
katinm,  für  desam  Gewinnung  Carnallit»  Haitaati  und  Sylvinit  in  Betracht  kommen. 
Die  diamiaohan  Grandlagen  dar  Qewinnang  von  CSilorkaliom  ana  Oamallit  bemhen 

1* 


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—    4  — 


anf  einer  Traurnng  Miner  Itefden  BeekuidtMle,  GMorkafiitn  und  GUanugniniim, 
durch  Wasser. 

Der  GftDg  der  Verarbeitung  der  Rohsalze  ist  kurs  der  folgende:  Der  aus 
der  Grube  geförderte  Carnallit  wird  zerkleinert  und  mit  ssiedender  Chlorraagneeiurn- 
lauge  behandelt;  i^ie  Tx>sung  wird  von  dem  kieseritbalügen  Rückstand  getrenut, 
geklärt  und  der  KristalliBation  überlassen.  Das  so  kristallisierte  Chlorkalium  liefert, 
nachdem  es  dnrcli  Decken  mit  Wasser  von  Chlormagnesium  und  Kochash  befrett 
und  getrocknet  ist»  futigea  nmdela&lniltat  Aus  der  Mutterlauge  wird  durch  Ein- 
dampfen kflnadieher  Carnallit  gewonnen,  weleher  ebenfalls  auf  Cblorkalhim  Terarbeitet 
wird.  Die  swmte  Mutterlauge  (die  sogenannte  Bndlattge)  dimi  noch  anr  Gewinnung 
von  Brom  und  ChlormagneBiura.  Soweit  sie  nicht  auf  Chlormagnesium  verarbeitet 
wird  —  und  dns  ist  nur  in  sehr  geringem  Umfange  der  Fall  —  entledigen  sich  ihrer 
die  Fabriken  —  gegebenenfalls  nach  Ab.st.heidung  flc?^  Broms  auf  chemischem  oder 
elektroiytiüchem  Woge  —  durch  Euiführung  in  die  Wusserläufe. 

I>er  kieserithaitige  Rückstand  (LüserücksUind  des  Robcaruallita)  enthält  im 
wsaMitlielien  Kieseiit  und  Steinaaku  Er  bildet  das  Material  tur  HsntsUnng  von  Blook- 
Uee^t.  Zu  dem  Zwedce  wird  dieser  LdewOokstand  durdi  WasdMn  mit  Waaser  von 
Sieinsala  und  durch  Abeoblemmm  mit  Waaaer  von  timigen  Beatandtülan  befirsit. 
Der  binterbliebene  spezifisch  schwere  kristallinische  Schlamm  wird  mit  HilÜB  eiserner 
Formen  zu  rechteckigen  Steinen  geformt^  welche  nach  einiger  Zeit  völlig  erhärten. 
Da8  hierbei  abfallende  KieBoritwasgcr  dient  zur  Verdünnung  der  Endlaugen»  die  in 
die  öffentlichen  Wa==er!iiufe  abgeleitet  werden. 

Die  Chlorkaiium  (Jewinnung  aus  Uartsalz  erfolgt  ju  ahnlicher  Weise  durch  Aus- 
laugen des  fein  gemahlenen  Hortsalzea  mit  einer  Lösung  von  Clikinnagnsnum.  Der 
dabei  sich  ergebende  LOsertkkslaod  wird  auf  Kieseiit  und  die  Ifiaung  in  gleicher 
Weise  wie  b«  Carnallit  aiif  CHitorkalium  verarbeitet  Endlaugen  ecgeben  sich  hierbei 
nicht,  da  aie  ebenso  wie  die  Deeklaogen  immer  wieder  als  LQsetauge  Verwendung  finden. 

Die  Verarbeitung  von  Sylvinit  auf  Chlorkalium  geschieht  auch  durch  Auslaugen 
des  feingemahlenen  Minerals  mit  Wasser  und  Abscheidung  des  Chlorkaliums  aus  der 
mit  Cblornatrium  gesättigten  Lösung  durch  Kristallisation.  Endlaugen  ergeben  bicli 
bei  dieser  Verarbeitung  nicht,  da  die  Mutterlauge  von  dem  auskristalliaierten  Chlor- 
kalium immer  wieder  zur  Auflösung  von  Sylviniten  benutzt  wird. 

AuAer  reinem  Ghloikalium  stellen  die  KaUsalsbergweike  aueli  Kalidfingeealie 
her.  Diese  KaUdOugeealse  sind  in  4  Marken  von  IM),  80,  38  und  40%  Kaligehalt, 
(KiO)  im  Handel,  (nispreohend  einem  Gehalt  von  81,7,  47,4,  60.1  und  68,8Ve  Cblor 
kalium.  Kallbergwerke,  die  im  nesit?.  liüchpro^entiger  Sylvinite  sind,  brauchen  diese 
Salze  nur  zu  mahlen,  um  sie  als  20  oder  30prozentige  Düngesfllze  in  den  Handel 
zu  bringen.  Die  beiden  hochprozcnti<?pn  Marken  können  dagegen  auy  RohHalzcn  nur 
unter  Zusatz  von  Chlorkaliuui  dargebiclii  werden,  Diejenigen  Werke,  welche  nicht 
über  hochprozentige  Kaliruhsalze  verfügeu,  steilen  auch  die  20  und  30  prozentigen 
Kalidüngesalse  fabrikmifiig  her.  Soweit  daan  Carnallit  vwwendet  wird,  ergeben  sich 
dieselben  Endlaugen  wie  bei  der  F*brikalion  von  rdnem  Chlotkalinm;  diee  gilt 
namentlidi  betflglidi  dea  Gehaltes  der  Bndlangen  an  Chlonnagneriam,  weil  auf  eine 


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5  — 

möglichet  vollständige  EDtftrnvog  dieeee  Salzes  aus  den  Düngesalzen  Wert  gelegt  wird, 
demit  diese  nicht  hygroskopieeh  werden  und  bfim  lagern  trocken  bleiben. 

Kaliunfi-MftgneBium-Sulfat  (Kali-Magnesia)  wird  zuweilen,  jedoch  nur  sehr  sei ten 
aus  Kainit,  (s.  oben)  und  zwar  durch  UmkristallisierFn  desselben  aus  Wa&ser  darge- 
stellt, wobei  Chlormagnesium  in  den  Mutterlaugen  bleibt  und  Kalium-MagDesium  Sulfat 
ikh  kiietelUnieeh  aiutebddet*  Die  flberwiegende  Menge  B^iim*1bgiMainm>Sulfat 
gewinnt  iiien  darob  Weebselmeetsnng  von  Catlorkalinm  mit  Megnerinm-Solfet.  Die 
dabei  sich  ergebende  Mntterlange  entfallt  die  dem  eaigeweiidten  Chlo^alingi  ilqm' 
valente  Menge  Chlormagnesium  und  gelangt  mit  den  Bodlengen  der  Cblorkaliiim- 
Febrikation  aus  Carnallit  ip  die  öffentlichen  Wnsncrliluff^ 

Das  KaliumMagnesiutn-SulfHt  dient  auch  zur  l>arstellung  von  Kalium^ulfat. 
Bei  der  Einwirkung  weilerer  Mengen  Chlorkalium  auf  das  Doppelsalz  bildet  aiob 
Kaliumsalfat,  und  es  entetehen  abenuale  cblormagnesiurohaltige  Endlaugen. 

Sin  kleiner  Teil  der  Budlatigen  der  CblorkaUumgewinniing  ana  Carnallit  «iid, 
wie  oben  adion  erwähnt,  auf  geechmolaenea  Cblor- Magneeium  verarbeitet  Man 
dampft  die  Endlaagen  ein,  edimilst  den  Rttekstand  und  läfit  ihn  noob  gesehmolsen 
in  PSssem  oder  eisernen  Trommeln  erstarren. 

Die  bei  der  Verarbeitunsr  von  Carnallit  entstehende  Endlauge  cntbiilt  noch  0,2 
hh  0,3%  Brom.  In  sehr  vielen  Fabriken  wird  aus  den  Endlaugen  das  Brom  abge- 
schieden, bevor  man  die  Laugen  den  Wasserlftnfen  zuführt.  Der  Prozeß  der  Bromge- 
winnong  beeteht  darin,  ^li  daa  BMm  dttndi  Chlor  oder  durdk  eine  Misohung  von  Braun« 
etflin  und  Sehwafebätne  in  Frriheit  gesetct  und  ane  der  Lflenng  abdeitilliert  wird.  Vereinmlt 
wild  daa  Brom  aoa  der  BSodlange  anob  aaf  elektrolytiaehem  Wege  abgeadiieden.  Bei  der 
Gewinnung  des  Broms  aus  den  Endlaugen  mit  Hilfe  von  Cblor  enthalten  diese  häufig 
freiea  Qitor  und  freies  Brom,  die  dann  in  den  Flußläufen  besonders  schädlich  wirken. 

Den  größten  Teil  der  Kalirohsalse,  wie  auch  «1er  durch  die  Fabrikation  ver- 
edelten .Salze,  nämlich  86V0  der  Gcsamlproduktion  niinnit  die  Landwirtschaft  auf, 
während  die  übrig  bleibenden  lö%  in  der  chemischen  Industrie  Verwendung  finden. 
Die  diemiadia  Industrie  gebrandit  Cblorkaliuro  sur  Darstellung  von  Atakali,  Chlor, 
Chlorkalk,  Pottaache,  Kaliaalpoter  und  Kaliumeblorat.  Von  dem  gewonnenen  Kieamt 
wird  der  grOBte  TW  anf  Bitteiaak  verarbdtet,  wihrend  das  Clilormagneaium  haupt- 
aidilich  in  der  Textilindustrie  Verwendung  findeL  Daa  gewonnene  Brom  dient 
namemtlich  au  mediainiachen  Zwedcen. 

3.  Die  Abwässer  der  Chlorkaliumfabriken. 

Die  hauptsächlichsten  Abwässer  aus  Chlorkaliumfabriken  bestehen,  wie  auch  aus 
voratelMndiD  SelnlderoingMi  hervorgeht,  aoa: 

1.  den  hei  der  Verarbeiinng  von  Carnallit  entatehenden  chlormagnealnmfeicben 
Endlaugen, 

2.  dem  von  der  Kieseritwlseh«  ablaufenden  Waaaer,  weldiee  im  weaentlidien 
Cnitornatrium  (Kochsalz)  enthält. 

Die  SU  1  bezeichneten  Endlauget»,  welche  bei  den  in  die  Wipper  und  Unstrut 
entwässernden  Kaliwerken  zur  Zeit  der  Berichterstattuug  allein  in  Betracht  kamen, 


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—  6  — 


enthalten  neben  Chlormagnesium  noch  geringe  Mengen  Natrium,  Kiiliiim  sowie  den 
Sulfatrest  (SOj)  und  gewisse  Mengen  Brom.     Abgesehen  Ton  den  letzteren  zeigen 
nach  uiufangreiclieu,  namentlich  im  Staüfurter  Revier  und  in  Vienenburg  gemaobieD 
ErüahxuDgea  die  Eudlaugen  folgende  Zusammensetzung: 
Das  spedfiaoh«  Gewtoht  beträgt  1.300—1,313. 

In  einem  Liter  Bndbnige  sind  enlbalfen,  die  ualTlMchen  Brgebnieae  auf  Selie 
beredmei: 

Chlor-Magnesium     ............    848,2  g 

Magnesium-Sulfut  82,6  g 

Chlor-Kalium  lö,ö  g 

Chb^H•txi1lm  10,1  g. 

In  dem  Ootaoliten  der  K6nig1idi  PlrenAieehen  Wieeeoioheftliehen  Depntation  für 
des  Medistnelweaett  ilbev  die  ffinwirkung  der  Keliindostrie-Abi^aaer  inif  die  Flfleee*) 
wird  die  Zusammensetzung  der  BndJaugeo  in  folgender  Weise  «tgegeben: 

Chlor  MagnPBtum   390  g 

Magueaium-Sulfat  36  g 

Chlor-Kalium  12— 18g 

OUtw^Katriom  10  g. 

Inder  DuoliBtehenden  Ttbelle  1  Bind  «eitere  Aneljraen  vonflindlengenMieamiBengeitellt. 

Tabelle  1.  Die  ZueammeDeetiung  der  bei  der  Verarbeitung  Ton  Carnallit 

entstellenden  find  langen  (Mittelsehlen). 


ZtiBammenBetziing 
der  Eadlaugen 
naoh 

Spe«.  Ge- 
wicht der 

1  Liier  Endlauge  enth&Jt  im  Mittel  g 

Laugen 
bei  15* 

Mg 

(Magnesium) 

K 

(Kaliom) 

Na 

(Natrium) 

SO. 
(Sol&t- 
rest) 

Cl 
(Chlor) 

a)  Unterfluchangen  im 
Kaiserlichen  Ge- 
st! ndheitaa  in  te'; 

Lauge  aus  Thiederhall 

lAoge  am  Aase.  .  . 

Lavg»  ans  Bdeorode  . 

1.3340 
1,8017 
13808 

115,5 
OM 
1103 

8.17 

836 
8,71 
4,87 

27,08 
88,10 
86^00 

306.1 
808.0 
804,1 

Oardieebaitt  .... 

1,8888 

1073 

630 

0^44 

8838 

8913 

b)  U 11 1 0  r Ml c h  u  n  ge n  [  j 
V.  Krant  u,  Laun-I,. 
hardt^  F 

e)  Angaben  von  /I 
Maepratt<)  Iii 

d'f  Angaben  des  Gut- 
aehteDsd.  KOnigl. 
Preaß.  Wissen 
sebaftl.D«patation^ 

78,5 
75,1 
78,4 
74.8 
107.0 

0,1 

63 

6.3 
7.0 

03-9,4 

43 

5,1 
4,7 
2,2 
8.9 

80.0 

21.2 
24,7 
203 
98.7 

98S^ 
815,4 

221,7 
212.2 
302,0— 
8063 

'  VierteIjnTir»<cl>rift  für  gerichtllcbe  Median  and  OOmtltebes  taiitttswessB,  8.  Fblge, 

XXI.  Band.    8uppl.  Heft.    1901  S.  4. 

*)  Gntacliten  des  Heichs  GesundheiUratee  aber  den  Einfluß  <ler  Ableitung  von  Abwflaaem 
aus  Chlorkaliumfabriken  auf  die  Schanter,  Oker  and  Aller.  Arbeiten  ans  dem  Kaiserlichen  Ge- 
anndheitaamte,  25.  Bd.,  1907,  S.  297. 

*)  Krftut  unil  I.a  ii  ri  Ii  a  iti  t ,  Der  Stalifnrt  MaK>leburK'er  I^iugenksnal,  S.  9. 

•)  Muapratt,  Handbuch  der  technischen  Chemie,  4.  Aufl.,  4.  Bd.,  8. 1044. 

■)  a.  a.  0. 


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—  7  - 


Wie  aus  dieser  Übersicht  hervorgeht,  echwnnkt  die  chemit?che  ZusammcnBet/.ung 
der  Endlaugen  au£  Chlorkaliumfabriken  innerhalb  gewisser  Grenzen.    Für  die  Be- 
rechnongen  dieses  Gutachtens  war  es  aber,  nach  Ansicht  der  Berichterstatter,  not- 
wendig, MittelMU«!!  für  die  in  den  Endhmgen  enil»lteii«ii  Salse  ni  Gmiid«  sn.  legen, 
und  smr  woido  tod  dm  Donbiolmittiwertea  aniigigmgan,  die  am  31  im  KeiseiUehen 
Oemmdhelteemt  euegeffihrten  Anelyaen  TOn  Endleugen  der  Oewerlteeheften  Thiede^ 
]ieU,  Asse  und  Beienrode  berechnet  worden  sind  und  mit  den  entsprechenden  Angaben 
in  dem  Gutachten  der  Königlich  Preuß.  WisBenscliaftlichen  Deputation  gut  überein- 
stimmen.   (Vgl.  TabeUe  1.)  Unter  der  bereclitigt^  ii  Annahme,  daß  bei  der  Verarbeitung 
von  je  1000  dz  Camallit  im  Mittel  50  cbm  Eudlaugeu  entstehen,  würden  also  1000  dz 
verarbeiteter  Camallit  Bin  x^bfail^alzen  liefern: 
14666  kg  Chlor  (Cl) 
1415  kg  Salfiitiest  (SO«) 
5880  kg  Megneeliim  QS^. 

Bei  i^efahmafligem  AbfliUt  der  BndUagen  innerhalb  24  Standen  würden  dann 
in  der  Sekunde  abge£Blirt  werden:  168,6  g  Chlor  (C^  IM  g  SnURtreet  (SO4)  und 
63.8  g  Magneiinm  (M^  lüt  diesen  Zahlen  ist  in  dem  folgenden  Gataebten  ge* 
rechnet  wwden. 

41  /UI|MMiH6  Jlllialei  Ab«r  mpinr  und  Untlnit  (Vergl.  die  Karle  an  Soblofi.) 

a)  Allgemeine!  Aber  die  Wipper. 

Die  auf  preoflischem  Gebiet  bei  Worbis  in  den  Obmbergen  eutspnngeode 
Wipper  flieHt  lonidMt  iwieohen  Heinleite  nnd  den  Uetcheioder  Beigen  hindardi  nach 
Oafc-Nord-Oeten,  nimmt  in  der  NIhe  von  Bleleheiode  von  linlEe  die  Bode  auf  nnd  wendet 
ihren  I^af  dann  nach  SQd-OMen.  Zwiadien  Klein-  nnd  Oxofi-Fiura  gelangt  eie  anf 
acbwanbnigieches  Gebiet,  dofdüKeSt  das  „unterherrschaftliche"  Gebiet  der  Fürsten- 
tümer Bchwarzburg  Sondcrshansen  und  Schwarzburg  Rudolstadt  und  überiichreitet  liinter 
Günserode  die  scbwarzburgisch  preuliische  Grenze.  Sie  bildet  dann  '•fidlich  der  Hain- 
ieitc einen  nach  Norden  offenen  Bogen  und  mündet  bei  öachsenburg,  kurz  oberhalb 
der  Saohsenburger  Pforte,  von  links  in  die  Unstrat.  Aufler  der  bereit»  genaimten 
Bode  nimmt  iSn  Wipper  unr  einige  unbedentende  Baohinflltae  ant  &  nmonen  wive 
der  RWnliaicih,  walcher  iunter  Bemtwode  von  linka,  und  die  Bebra,  welehe  kntx  liinter 
Boodenhanien  von  rechts  in  eie  einmOndeV 

Folgende  Ortediaften  liegen  nnteilialb  dee  eieten  Kaliwerkea  (Bernterode)  nn- 
ndttelbar  oder  sehr  nahe  an  der  Wipper:  WfilOngerode,  SoUetedt,  Ober*  nnd  Nieder* 
Qebra,  Ober-  und  Mitteldorf,  Pustleben,  Nohra,  Wollersleben,  WolkramehauBen,  Rüx- 
leben  und  Klein-Furra  auf  preußischem  Gebiet;  GroO-Purra,  Stockhauseo,  Sondere* 
hatjsen,  Jecha,  Berka,  Ilachelbich  auf  gchwarzburg-PondershSuscr  Gebiet;  Göllingen, 
Seega,  GünRero<Ie  auf  fchwarzburg  rudolstildtiechem  Gebiet  und  Bilzingsleben,  Kindel*, 
brück,  Cannawuff  und  Sachseuburg  wieder  auf  preußischem  Gebiet. 

Pie  genannten  Ortschaften  beherbergen  zusanuuen  2ö— 2(jOOO  Einwohner. 


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—   8  — 


Bei  Göllingen  zweigt  sich  von  der  Wipper  ein  Arm  nach  links  ab,  welcher 
durch  einen  künstlichen  Tunnel,  der  schon  im  12.  Jahrhundert  gebaut  wurde,  in  das 
Baid«l«bfr  Td  gd«tt«t  ui^  n^^i^  WipiMr*'  gomnnt  wird.  Tn  dem  Ort«  B«nd«lebeii 
btegt  die  kMne  Wipper  nadi  Oitea  um»  tind  Iftoft  nmi,  äuöh  .Fnnkeiibiueer  Wipper* 
ganumt^  nedi  FrenkeDhaiMeo.  dnrehflieOt  dieeee  Stidtdien  nnd  tritt  aub  Fimnken* 
hausen  als  sogen.  „Soolgraben"  wieder  heraus,  welcher,  die  Orte  Esperstedt  und 
Ringleben  berührend,  oberhalb  Schönfeld  in  die  Unfitmt  mündet  (vgl.  Unstrut). 
Durch  den  Segelbaeh  werden  der  Frankenhäuser  Wipper  auch  die  Ahwässer  der  iie- 
meinde  Badra  und  Steinthalleben  zugeführt.  Die  Abwässer  von  RoUteben  gelangen 
in  den  parallel  mit  der  Frankenhäuser  Wipper  verlaufenden  Flutgraben,  welcher  sich 
inneibalb  der  Stidt  Fftankettbauseii  mit  der  klonen  Wipper  vereinigt.  Die  «n  der 
klnoen  Wipper  gefagMMO  OHseluillak  tihlen  uieemmen  etwa  12000  Binwobner. 

Von  industriellen,  tar  großen  und  kleinen  Wipper  fließenden  Abwleeeni  eind, 
«bgeeeben  von  den  Knlifahrikabwässem,  «i  nennen  die  Abwässer  der  Zuckerbbcik 
Wolkramshausen  (Schreier  Sc  Co.),  die  AbwiUser  der  Papierfabrik  Seega,  die  Abwiner 
drr  Frankenhau!^^)  nerhereien,  die  Abwäner  der  Saline  Frankenheneen  und  der  Seper- 
Btedter  Braunkohleiigrubo. 

Von  städüeclien  Abwässern  sind  verhältnismäßig  am  bedeutungsvollsten  die  Ab- 
wtHer  der  Baridaimtadt  Soodenhaiiian.  Vi»  Stadt  lai  nadi  dem  M faohijatem  kanali- 
dait  Das  Kaaalnetc  nimmt  die  Hain-  mid  KiedemehlagawieMr  anf.  PBkaliea  werden 
in  Gruben  mid  Tonnen  geeammett.  Die  Abwiner  paarieren  snnSdiat  die  für  jeden 
Anschluß  vorgawbriebenen  Sinkschächte  und  dann  «inen  Sandfang,  worauf  de  — 
dareb  Reinwaeser  ans  dem  Hochdruckbehälter  der  Wasserleitung  verdünnt  —  etwa 
1  km  unterhalb  der  Stadt  der  ^^'ipper  zugeleitet  werden*). 

Nähere  hyrlrologische  und  hy<lrolerhn!8che  Angaben  über  die  Wipper  lugen  den 
Berichterstattern  nicht  vor  (vgl.  unten  bei  Unstrut).  Die  Wipper  mt  ua  mehreren 
Stellen  anfgeetaut  So  findet  rieb  a.  B.  «ine  Stanvorriebtoog  an  der  PoneUaaiabrik 
bei  Jedia,  untarlialb  Sondeiahauaen. 


Die  vom  Eichsfclde  kommende  Unstrut  fließt  in  einem  großen  Bogen  zuerst 
nach  Süd  Osten,  dann  nach  Osten,  nimmt  rechts  die  vom  Thüringer  Walde  kommende 
Gera  auf  und  durchbricht  dann  da«  Thüriiij^er  iliii^ellüiid  zwischen  Haiuieite  iiud 
Schmücke  an  der  Sachsenburg  Heidrunger  Pforte.  Kurz  vor  diesem  Durchtritt,  etwa 
1  km  unterbalb  Gordeben,  nimmt  de  linke  die  Wipper  anf,  an  dwen  MOndung  der 
preuOiidie  Flecken  Sacbaenbuig  (516  Einwobaer)')  gelegen  iat.  Die  Wij^er  i»t  kun 
vor  ibrer  ISnmflndong  durch  das  Wehr  einer  Mfible  (Ziedteecbe  Mühle  in  Sachaen- 
bürg)  geetant,  mündet  also  mit  «wei  Armen  (Wipper  und  Mühlgraben)  in  die  Uustrut. 
Über  die  vereinigte  Wipper  und  Unstrut  führt  in  Sachsenburg  eine  Brücke.  Fünf- 
hundert Meier  unterbalb  derselben  tritt  die  Unstrut  in  die  zirka  20  qkm  grolle  Groß- 

")  Vgl.  .Saloiiion,  StHilt.  AlnvaH.serbeHoitifrnng  ia  Demschland,  2.  Bd.,  8.  30E»,  Jena  1007. 
*)  Die  Angaben  Ober  die  HinwohuerzAhl  8in<1  hier  uad  im  folgendea  Ritters  Geo- 
graphisch'Statietiechea  LeiikoD«  9.  AnIL,  Leipzig  eDtaoinnNa. 


b)  Allgemeines  Über  die  Unstrut. 


—  »  — 


henogUch  Säclieische  Enklave  Oldisleben  (zum  2.  Verwaltungabeiirk  Apolda  gehörig) 
ein.  Der  Ort  OldiBleben  (1824  Einwohner)  liegt  nahe  dem  linken  Ufer  der  Unstrut 
und  beherbergt  an  induBtriellen  ünternehmnngen  die  Knlifahrik  „Großherzog  Wilhelm 
Emst",  eine  Mühle  und  eine  Zuckerfabrik.  Eine  Bracke  über  die  ünelrut  (Oldia- 
ieben-Heidrunger  Brücke)  verbindet  den  weimarischen  Ort  Oldisleben  mit  der  etwa 
i  km  T96bt»  der  Unttrat  gelegenen  preii0iwh«n  Stadt  Hftldrangen  (2508  Binnolinw); 
Bkw»  1  km  unterhalb  di«fl«r  Brflek«  U«gt  die  Binlettangntette  fQr  die  Bndlaogen  der 
Gewerlmolieft  »Groinienog  Wilhelm  Eroik".  Nach  einem  gans  knnen  Lauf  ecmebt 
die  Unstrut  bereits  wieder  die  sächsiaoh'prenßisdie  Grenze  und  rerlSuft  auf  derselben 
big  kur«  oberhalb  des  Dorfes  Bretleben  (789  Einwohner),  wo  nie  völlig  auf  preußisches 
Gebiet  übeHritt  Tn  Bretleben  ist  die  önstrut  durch  ein  Wehr  gestaut.  Jm  ünter- 
waeser  des  Bretlebener  Wehrs  beginnt  die  Schiffbarkeit  der  Unstrut.  Kurz  hinter 
der  Bretlebener  Eisen  bahn  brücke  über  die  Unetrul  münden  die  Abwässer  des  Kali- 
«erka  OberbeldniDgen,  welche  eine  mdiiwe  Oomelar  lange  Robrieitnng  hi»  an  ihm 
HSnmttndungaatelle  dnrohlattfiBo  mfiwen.  Die  Rohrleiinng  iei  nberhalb  Bietlebena  ala 
DOkar  nnter  der  Unatrnt  bindonh  geftthrl,  eo  daß  die  Anamandung  am  linken  Ufer 
unterhalb  des  Wehna  erfolgi.  Der  Fluß  streift  dami  aorh  einmal  mit  dem  linken 
Ufer  kurz  die  Grenze  von  Schwartburg-Rudoletadt  und  nimmt  dann  oberhalb  des 
Dorfes  Schönfeld  von  links  zwei  Zuflüsse  auf,  den  Ringlebener  Kan:;l  welcher  u.  a. 
Zuckerfabrik abwfisser  führen  soll,  und  den  Frnnkenhäuser  Soolgraben,  welcher,  von 
Frankenhausen  kommend  und  die  Orte  Espeisledt  (845  Einwohner)  und  fUnglebea 
(1078  Billirdhner)  berfihnnd,  die  Abwimer  dea  Soolbadea  FrankeDbaURm  (6874  Ein- 
wohner) der  Unatnit  anleitet.  (V|^.  oben  unter  a.)  Sa  folgt  daa  Dorf  Bchitafold 
(216  BlnwcAiier)  und  etwa  1  Va  km  mÜiw  Stadt  und  Soolbad  Artero  (60tt  Brawtduier). 
Unmittelbar  oberhalb  Artems  ist  die  Unstrut  gestaut  und  mit  einer  Schleusenanlage 
versehen.  In  und  kurz  unterhalb  Artern  nimmt  die  Unstrut,  außer  industriellen 
Abwässern  (Zuckerfabrik  Vereins  Brauerei,  Malzfabrik  von  Beckmann  &  Voß)*)  stark 
salzhaltige  Abtiusso  auf,  nämlich  durch  den  „Soolgraben"  den  Abfluß  der  „Friedhofs- 
quelle",  einer  elarken  auf  dem  Friedhuf  entspringenden  Soole  und  die  Abwässer  der 
KQniglkibeu  Saline  Artem,  deren  Mengen  auaammen  jfthrliob  8000  ebm  mit  1  Bfil- 
lion  kg  an  geMatan  8alaMi  betragen.  Ba  folgt  ca.  S  km  weiter  der  Ort  Rittebuiv 
(870  Siniiohntt)  mit  einer  SoMenie.  Hinter  Biltebmg  nimmt  die  Unitrat  von  linke 
die  Helme  auf,  an  deren  Mündung  der  sachsen-weimariedie  Ort  Kalbsrieth  (577  Ein- 
wohner) gelegen  ist.  Einige  hundert  Meter  vor  der  Mündung  der  Helme  in  die  Un- 
strut mündet  auf  dem  linken  Ufer  der  Heime  die  Endlaugenleitung  der  Gewerkechaft 
„Thüringen"  (Gemarkung  Heygendorf).  Die  Endlaugeuleituug  hat  eine  Länge  von 
rund  3  km.  Die  Gewerkschaft  liegt  in  einer  etwa  120  qkm  großen  Enklave  dea 
GnOhemogtuma  Saebeen* Weimar.  IMe  Einleitung  der  Endlaugen  erfolgt  auf  preußiaeliem 
Gebiet.  Etwa  4  km  weiter  attomab  folgen  die  DQrfer  Scbdnewerda  (478  IHnwohner) 
mit  Hflble  und  Ziegelei  und  Bfhnannedorf  (414  Einwohner),  8  km  weiter  Botlendorf 
(1286  Einwohner)  mit  einem  Kupferbeigwerk  nnd  nach  wdteren  2  km  BoiHebea 

^  Die  Branarai  liafert  H^di  etwa  50  ebm  Abwneer,  die  Maliftdirik  40  ebn^  letitere 
w«daB  mniehit  von  der  kleinen  Hibne  enigenommeB. 


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—   10  — 


(2043  Einwohn'^r)  nebst  Kloster-Schule  RoßlpH^n  ^74  Kinwohnor).  mit  einer  Mühle, 
einer  Zuckerfabrik,  einer  Molkerei  und  einer  Spntfabnk.  Etwa  2  km  unterhalb  Roß- 
leben befindet  sich  auf  dem  linken  Ufer  die  Mündung  der  2  km  langen  Endlaugeu- 
leitung  der  Gewerkschaft  Roßleben.  Ein  Kilometer  weiter  abwärt«  folgt  der  Guts- 
iMdrk  Wmdelvtein  (804  Anwohner),  meh  mitmn  3  km  Dorf  und  Gut 
(fraiMva  Klo0ter)  MemlebeQ  (681  BinitohnttrX  4  km  weiter  Groß-  und  Ktein-Waogeii 
(487  Btmrohnei:)  und  naeh  2  km  die  Stadt  Nebm  (2678  XSnwctor).  BS«  nur  Hfiadnng 
der  UDBtnit  in  die  Saale  bei  Naumbarg  reihen  eich  dann  noch  folgende  anmittelbar 
an  der  Unstrut  gelegene  Ortschaften  an:  Die  Gutabezirke  Zingat  (110  Einwohner)  und 
Vitzenburg  (196  Einwohner)  mit  Zuclcerfnbrilr,  die  Dörfer  Reinsdorf  (1001  Einwohner), 
Wetzendorf  (3:^9  Einwohner),  Wennungen  (332  Einwohner)  und  Domdorf  (226  Ein- 
wohner), die  Stadt  Laucha  (2306  Einwohner)  mit  Zuckerfabrik  und  Brauerei,  und  die 
Stadt  Frey  borg  (8296  Eimrohner)  mit  Kelteteien,  Bmigfabrik,  Ziegeleien,  Molkerei, 
IfQblen».  und  icbliefilicb  des  Dorf  GioO-Jena  (484  liswobner).  Von  Oldidebeo  an 
gtteebnet  kenn  man  demmudi  die  Zahl  der  unmittelbaren  Unitratanwolmer  anf  mnd 
26000  bis  26000  Personen  veraoiohlagen. 

Von  der  Sachsenbnrger  Pforte  an  fließt  die  Unstrut  in  einem  verhältnismäßig 
breiten  Tal  dahin,  von  Memloben  bis  Nebra  wird  das  Tal  sclnniiler,  von  Nebra  bis 
Laucha  tritt  wieder  eine  Verbreiterung  ein,  und  von  Laucha  bis  zur  Mündung  herrschen 
wechselnde  Verhältnisse.  Der  Flußlauf  der  Unstrut  zeigt  viele  Krümmungen  und 
Windungen,  welche  im  Unterlaufe  im  Interesse  der  Schiffahrt  allerdings  größtenteils 
beseitigt  sind.  Die  Dfer  dnd  m^t  liemUdi  boob,  steil  gebfioeht  oder  mit  Buedbwerk» 
Weiden  nod  Sehilf  bestanden.  Zum  Betrieb  einer  Reibe  von  Hüblen  sind  oberhalb 
der  aaUiekben  Wehre  Iflibigräben  abgeintet.  Zwischen  dem  Wehr  bei  Bretlebeo 
und  der  Mündung  in  die  Saale  sind  12  Schleusen  eingebaut.  Seltene  der  „Sozietiit 
zur  Regulierung  der  Unstrut  von  Bretleben  bis  Nebra"  ist  in  den  Jahren  1857/65 
die  Melioration  einer  annähemrl  50  qkm  großen  Talfläche,  meist  auf  dem  rechten 
Unstrutufer  gelegen,  von  Heldiung«;n  bis  Nebra  ausgeführt  worden.  Das  früher  durch 
die  Sommerhochwasser  gefährdete  Gelände,  welches  nur  als  \S  ieseu-  und  Weideland 
banntet  werden  konnte,  wird  seit  diessr  Zsit  dem  Aekstban  mrtabar  psndit  dadnrcli» 
dafi  ein  anf  dem  reobten  Ufer  d«r  Unstrat  mittelst  einer  SeUense  nnlerbatb  Bretleben 
abgesweigter,  19,4  km  langer  Flutkanal  qnar  dnreh  die  mit  einem  Winterdeiehe  ein- 
gepolderto  Niederung  bindurchgeleitet  und  dem  Flusse  erst  dicht  oberhalb  Hemleben 
wieder  zugeführt  wird.  Dieser  Kanal  nimmt  zugleich  sämtliche  Entwässerungsgräben 
des  Polders  auf).  ScitenB  der  ..Sozietät  zur  Keguliernng  der  Unetnit  von  Bretleben 
bif*  Nebra"  ist  bei  letzterem  Orte  ferner  eine  Umflut  angelegt  worden  ,  wi  U  h  >  l  ei  Hoch- 
wastser  in  Tätigkeit  gesetzt  werden  kann*).  Von  den  im  Unstruttal  existierenden 
Bewässeruugsgenossenschaften  ist  die  größte  Hemleben  mit  1000  Uöqcen  berieaeller 
Fliehe.  Bin  Beattfidchtigungerecbt  Ober  den  Flufi  steht  den  Genoessnsdiaften  nicbt 
m.   In  den  BewSsserangegrIben  flieSt  daa  Waaser  meist  mit  natflilidiem  GefiUlo, 

^)  Der  Elbstroui,  sein  Stromgebiet  und  seine  wichtigHteu  NebeaflQase^  Bd.  2,  Berlin  1898, 
Seite  168. 

^  Der  Elbstiwn  Bd.  9,  Seite  862.  . 


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11 


nar  bei  Niederwasser  maß  es  mittelst  Lokomobilen  gepumpt  werden.  Das  Hocbwasser 
der  Unstrut  im  Frühjahr  dient  ziu-  düngenden  Berieselung,  nach  dem  Heuechnitt 
wird  bewäaaert.  Nach  Angal>^  i^-^  Kanaliuspektors  Breitenbach  in  Aitern  eind 
Schädigungen  der  Wiesen  durch  die  Berieselung  mit  UnstrutwasBer  bieher  nicht  be- 
lEiukt  gMHüdMi.  Dtr  nnflbodan  ist  amifc  anadigpr  Lahm,  atiOtbwaiM  (ItsmlolMii) 
Fdfl.  Dift  WaasexUefe  aobvrankt  hei  mtittamn  mederwaMwr  swisohan  8  nnd  6  m. 
Di»  linluMitig»  (Jnttrotniedening  smadien  OldUeben»  FraakenbauMO  und  Sdidnfald 
iai  Dodh  vidftdb  Obomdiweiniimiiigttii  anagaaatik. 

Durch  dam  Binbau  dar  sabliaiehan  Stamrairice  habao  dia  naUtafidkan  OdMUaver- 
bältnisse  der  Unstrut  wesentliche  Veränderungen  erlitten,  auch  die  Wasserstände  das 
Unterlaufs  werden  durch  die  zum  Betriebe  der  Schiffiihrt  benutzten  Stauanlagen,  ferner 
durch  die  im  Sommer  fitatlliiidende  Wasperentnahme  aus  dem  FluBse  berührt. 

Die  Helme  bringt  u.  u  fitadtische  Abwii4<ser  von  Nordhanson  fdurch  die  Zorge), 
Heringen,  Kelbra,  Roßla,  Wallhaueen,  Sartgerhausen  und  die  ituln^triprllen  Abwasser 
von  Brennereien  und  Brauereien  sowie  von  Zuckerfabrilien  (Roßla,  Wailhausea). 

5.  Wasserstande  und  Abflußmengen. 
A.  Wasaerstünde. 

Die  Abflußmengen  sind  auf  Grund  der  in  dankenswerter  Weise  von  der  König- 
lich Preußischen  Landesanstalt  für  Gewässerkunde  zur  Verfügnn?  p-eBtellten  Wasppratnnds- 
beobachtungen  und  Messungen  der  Wassermengen  berechnet  worden.  J^'iir  den 
vorliegenden  Zweck  sind  die  Beobachtungen  auä  den  Jahren  1902 — 1906  herangezogen 
worden  und  auüerdem  diejenigen  mu  den  Jahren  1892/93.  Die  Beobachtungen  aus 
dm  Jahrao  IMKI— 1906  Tei^racfaen  ein  gutes  Dorobaebnittabild  dar  Verhiltidaw  m 
faben,  dft  as  sieb  biar  um  Iroekena  Jahn  und  um  Jahre  mit  Tarhiltnism&fiig  raidi- 
lidien  HiadaradiUgen  handalL 

Von  den  aar  Verflkgang  gasteUten  legdmUigen  Beobachtungen  an  den  Unatrut- 
Pegeln  in  SteraOfurt,  Sachsenbnvg,  Artern  U.  P.,  Wendelstein  U.  P.  und  Nebr*O.Pi  nnd 

den   Messungen   der  Wassermengen   bei  Straußfurt,   Sachsenburg   und  Memleben 

(zwi.schen  Wendelstein  und  Nebra)  wurlrn  die  Ergebnisse  an  den  Pepeln  zu  Sachsen- 
burg und  Wendelstein  und  die  fthlge^iellten  Wapsermengen  bei  Saclieenburg  und 
Memleben  für  die  Aufstellung  der  folgenden  Berechnungen  benutzt. 

Da  für  die  Wipper  unmittelbar  verwertbare  Angaben  nicht  erhalten  werden 
konnten»  mnAte  die  Waeaerf  ahrnng  dieaea  Flnaaea  vorlAnfig  annähernd  nnd  mittelbar 
mns  der  DiAiena  der  WeaaerAbrnng  der  Unatmt  oberhalb  nnd  nnlerb«lb  der  Wipfm- 
mfindung  erreehnel  neiden  (rvei^  unter  B). 

Die  Waaaenliiide  der  großen  Helme  am  Pegel  bei  Ober^RSblingen  nnd  die  der 
klmnen  Helme  em  Pegel  Bdmdeben,  aovie  Heaanngsn  der  Abflufimengeo  an  dieaen 
beiden  BteOen  standen  mit  VerfSgong. 

In  ähnlicher  WeisOf  wie  dies  in  dem  Gntnchtcn  des  Reichs-Gesundheitsrats  Aber 
den  fiinfloA  der  Ableitung  vnn  Abwiaaem  ans  CUorkaiiamfebriken  auf  die  Schnater. 


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12  - 


Oker  und  Aller*)  geschehen  ist,  wurde  auf  Grund  des  vorliegenden  Materials  die  Be- 
wegung und  Häu6gkeit  der  Wasgerstände  und  die  Wasfiei  flilirung  der  UnPtrut,  Wipper 
und  H?!mp  berechnet.  Dabei  ist  die  übliche  Teilnip:  (les  Jahres  in  das  hydrologische 
Winterhalbjahr  (vom  1.  November  bis  30.  April)  und  das  hydrologische  Sommerhalb- 
jahr (vom  1.  Mai  bis  81.  Oktober)  vorgenommen  worden.  Die  Ergebnisse  sind  graphisch 
in  den  folgenden  Figuren  1~7  daigeetellt. 

In  der  Figur  1  sind  die  mittleren  WanentKode  der  Unetrut  der  ejnselnen  Monate 
(eobiaffierte  Unien),  die  änJIenten  WeManttnde  in  den  eimeineti  ll(m«t«ii(einfMiie  Linien), 
d.  h.  jeweils  das  mittlere  Hochwasser  (M.  H.  W.)  und  das  mittlere  Niedrigwa8ser(M.  N.  W.) 
de»  MonatB,  sowie  die  niedrigsten  (N.  N.  W.)  und  höchsten  (H.  H.  W.)  während  der 
Beobachtungszeit  vorgekommenen  Wasserstande  an  d^n  Pegeln  zu  Sachsenburg  und 
Wendelstein  graphisch  dargestellt.  An  beiden  Btobttchtungsstellen  fällt  das  liöcliste 
monatliche  Mittelwasser  (M.  W.)  in  den  Monat  März,  das  niedrigste  monatliche  Mittel- 
wiMer  in  den  Ifonat  Aagnst.  Das  bjrdiologiache  Soimnariuilhjalir  adgl  im  allgemdnen 
niedrige  PegeleUnde.  Das  Waaaer  Ollt  vom  Hai  bis  Aogost»  am  dann  Us  siim  Ok- 
tober wieder  in  steigen.  Im  hydrologfldien  Winterhalbjahr  steigt  es  vom  November 
dauernd  bis  zum  Min  nnd  fallt  dann  wieder  ab.  Berechnet  man  nodi  den  Pegel- 
stand  des  Mittelsommerwassers  (M.  S.  W.)  und  den  des  Niedersommerwnsaers  (N.8.  W.), 
so  ergeben  sich  folgende  Pegeislände  an  den  tieiden  Beobachtangsetellen: 


Tabelle  2.    Wasserstände  der  Unstrut. 


* 

am  Pegel  Sachsenburg 

■m  UntarPsgel 

Wendelstein 

— 

Hflchatee  Hochwasser  (H.  H.  W.)  in  dem  lur  Be- 

obachtung gewählten  Zeitraam  ...... 

2,46  (Hkn  190$) 

3,58  (Min  IINM^ 

Mittleres  Hochwasser  (H.  H.  W.)  

1.34 

2,06 

1.12 

MitUerss  Sommerwaaser  (M.  8.  W.)  

1.01 

1.» 

0.98 

1.22 

0^2 

1,02 

Niediigstes  Niederweaeer  (M.  H.  W.)  in  dem  sor 

0|C7  (Aogwt  IMM) 

(Bept  1908  wid 

JnU  1901) 

Die  ans  dem  Em  kommende,  bei  Kalbeiieth  in  die  Uostml  auf  dem  linken 
Ufer  einmündende  Helme  zeigt  eine  unregelroäOigere  Wasserführung  als  die  Unstrat^ 
da  in  ihrem  Niederschlagsgebiet,  besonders  im  Sommer,  plötzlich  starlvc  Niederschläge 
nicht  XU  den  Seltenheiten  gehören.  Immerhin  ist  der  Verlauf  der  durchschnittlichen 
WaPFerslande  in  der  großen  und  kleinen  Helme  ähnlich  dem  in  der  Unetrut.  Als 
Grundlage  für  die  Berechnungen  kamen,  wie  schon  erwähnt,  die  Aufj^ichnungen  der 
Pegelstände  in  Bdeisleben  (Khine  Helme)  und  Ober- Röblingen  (Grofle  Helme)  in 
Betrsobt*).   Bis  konnten  nur  die  Anfteichonngen  aus  dem  Jahre  1006  benutst  werden, 

■)  Arbeiten  ans  detn  Kaiserlichen  Genindheltaamte,  Band  XXV,  1907,  Seite  266. 
*i  Die  Uelne  (oder  obere)  Bebne  mflndet  etwa  V|  km  obenbalb  Rfttelmig  in  die  Unetmt^ 
die  grolle  Heliiie  kani  nntorfaslb  Uttoboig. 


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—    13  — 


Flg.  1.  Unstrnt. 

Anäente  Wiuserstäade  and  MlttelwasnerstSad«  ia  den  Jahren  1902— 1906. 
Fa««]  n  8«cba«aborg.    Boobaditai^mlt  nitti«*.    KtoderaditesKgebkl  41M  qkm. 

Pegelaallpaakt  126,16  m  aber  N.  N. 

P^l  za  Wendelstein,  Schleuee  U.  P.  BeobMhtimgHMi  mittag!.  Miedawchlagagebit 
5855  qkm.  PegelnuUpunkt  112,10m  aber  N.K. 


B 


TZ 

1??? 

SS 

— 

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— 

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VH 

Irr 

rt 

'  1 

1 

J 

u   1 1  M 


Fif?.  2.    Die  beiden  Helmen. 

XnBerste  Wa&sersUuide  and  Mittel wassentinde  Im  dem  Jahre  1905. 
Ai  T*gü  n  Ederaleben  (Kleine  Heim«).  BMUMditongaielt  nilttafln. 

und  Pegelnullpimkl  nicht  bekannt. 
B:  Pegel  ra  Ober-Koblingen  (Grofio  Helme).  BeobachtnngBwit  mittag».  Niedenchlagsgebiet 
1115  qkm.  FegelnoUpankt  186,76  m  aber  N.  N. 


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Fl«;  S.  WauMmiMifai  der  UntCnii  Wl  StdloMilHirg. 


o  Meß«telk  80  m  oberhalb 
da-  ChaoHMbrlldc^  un- 
terhalb   der  Wipp«r* 

mflnduag. 

•  Meßstelle  250  m  oberhalb 
derChaosseebrOcke,  136m 
oberhalb  der  Wippar* 
mQndung. 


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Fl6>  S>  WaflMnwa«««  dar  beUbn  Helmeik 


tyOO 


b«t  OtMr-BffbHiigw. 


IM 


WassFTTnmgav  etmt/tA. 

KMne  HeloM  b«i  Edeiralabeo. 


d«r  beMea  Seinen. 


-   16  - 


Fis*  7.  VA8Mm«iig«adui6rliiiI«n  der  üuteiit  (and  d«r  Wipper) 

nach  den  Pegeln  in  Wendelstein  CJ.  P.  (Hemleben)  nnd  Seohseobur^g.  (Die  Tsgeetablen 
•ind  anf  den  Pittgel  in  Wenddetain  beeogen.) 


N.  N.  W. 
IL  St  Ni  W« 

lt.  ist.  w, 

M.  W. 
M.  H.  W. 
H,  H.  W« 


NiedrigstM  Niederwaaser 
HitM-] 

Mittel-fiommerwMWl 
Mittelwasser 
Mittelhoch  waaser 
HQclietM  HbdiwMwr 


V»  Tilge  iSUifi 


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—  17  — 


da  nur  für  dieses  Jiihr  vollständige  Angaben  vorliegen,  und  es  mußten  daher  die  diesen 
Angaben  entnomnieuen  Zalilen  der  ßelracbtuiig  £u  Grunde  gelegt  werden. 


Tabelle         ^^'n''  rr-trinde  der  Helme. 


am  Pegel  EdersIelMU 

HB  Bagel 
Ober-BOMingan 

Höchstes  Hochwaner  (H.  H.  W.)  

1^(10.  n.  18.0ktob.) 

1,95  (18.  Oktobw) 

1,10 

0,71 

0,81 

0.64 

0,78 

0^ 

OJW 

M:t11vri'^  "^''jiMiDorniederwassor  (M.  S.  N.  W.)  .  . 

0b46 

0,58 

QplO  (Juli) 

0^&(Jali.AogiMtk8e^ 

teuber) 

Die  grapliische  Darstellung  in  Figur  2  gibt  ein  Bild  dos  AbHußvorgangee: 
Höchster  Wasserstand  im  Oktober,  Mittelwasser  bis  mittleres  Hochwasser  vom 
November  bis  April,  Niederwasaerperiodc  vom  Mai  bis  August  (September),  ßei  Hoch- 
mimr  ist  die  Helmetue  von  RUteburg  aufwftrts  bis  sum  Kyffhäuaer  abendiwennit. 
Die  obere  (kleine)  Hdme  kenn  bd  Brücken  gans  ebgeqierrt  «erdeut  um  sie  Be- 
wiaMrungMtwedten  nnteber  m  meehen.  Solohe  Fälle  kommen  im  Sommer  vor  nnd 
beebflnsMD  natOrlieh  erhebliiA  die  Wonentands-  und  AbfluBveihUtDiMe. 

R.  Abflußmenj^en. 

Zur  BerechniiDg  der  AbfluOmengen  sind  auLicr  den  Waaserstandsbeobachtungen 
Angeben  Aber  die  AbfloAmengen  in  der  Nähe  der  einielnen  Pegeletetlen  notwendig. 
Entsprecbrnde  Me«iangen  liegen  u.  a.  vor  fOr  die  P^laldlen  Baehienbnvg,  Ober* 
röblingen  und  Bdersleben;  fttr  die  Pegeletelle  Wendelstein  müssen  die  Hesonngen  bei 

dem  eiw.i  1  '/«  km  Btrotnab  gdegenen  Memleben  benutst  werden.    Die  in  den 

Figuren  3 — 5  wiedergegebenen,  aus  den  einzelnen  Messungen  konstruierten,  den 
wechselnden  Pegelatänden  entsprechenden  Wasfiermengenkurven  eind  ebenfalls  von  der 
Königlieh  PrenOischen  Landef«nstalt  für  Gewässerkunde  zur  Verfügung  geßlellt  W()r<k'n'), 
Für  die  Beurteilung  der  vorliegenden  Verhältnitme  iat  es  von  besonderer  Wichtigkeit, 
ta  wissen,  wie  hinfig  die  eioselnen  PegdsUnde  baw,  die  sugehörigen  Abflufimengen 
im  Dafobsehnitt  des  Beobacblungsjahra  vorkommen.  Dies  ist  dnrefa  Amdblnng  ans 
den  Tabellen  der  Pegelbeobaditungen  festsustellen  nod  dann  aas  den  auf  Qmnd  disser 
Beobachtungen  kimetruierten  Wassermengenkurven  zu  entnehmen.  TrSgt  man  in  ein 
Koordinatensystem  die  gefundenen  Pegelwerte  bezw.  Wassermongcnwerte  als  Ordinate 
ein  und  die  Anzahl  der  Tage  im  Jahr  als  Abszis«e,  so  entsteht,  nach  Verbindung  der 
erhaltenen  Punkte  die  sogen.  Wasserstandsdaueriinie,  bezw.  die  sogen.  Wasser- 
mengendauerlinie.  Letztere,  als  die  im  vorliegenden  Fall  wichtigere,  ist  in 
der  Flgnr  7  fBr  die  Unstrut  oberhalb  und  unterhalb  d«  Wippermflndaqg  und  in 

^  lu  Figur  ö  und  6  siiid  die  Mefiponkte,  soweit  «e  Mcb  nicht  («Bcbebeo  war.  doteh 
Uatsa  verbandea  worden. 

Alb,  e.  S.  Mwd.  fltwwilMlMwH  M.  XZXVm.  o 


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—  1« 


der  Figur  6  für  die  große  und  kleine  Helme  konstruiert  worden.  Die  WaBeermengen 
dauerlinie  gibt  an,  an  wie  vielen  Tagen  im  Jahr  durchschnittlich  die  Wasserführung 
eine  beslimmte  Menge  [8ek./cbm]  nicht  überecbritten  hat.  So  wurde  z.  £.  die  dem 
mittleren  Waeeentand  am  F^«l  m  Wendelstein  (1,53)  zugehörige  Wueermcugo  von 
80,5  aeWobm.  bei  MemlebeB  dorebMhnittlieh  an  218  Tagen  im  Jahre  noch  nicht 
erreldii  und  an  15S  Tagen  eneidtt  oder  fiberadiritten. 

Die  Waaaerftthroiig  der  Wipper  an  ihrer  MQndimg  roullte,  irie  oben  enrihnt,  d« 
unmittelbare  Angaben  hierüber  nicht  vorlagen,  aua  den  Beobachtung^  Aber  die  Waeeer* 

fübrung  der  Unslrut  oberhalb  und  unterhalb  der  Wippermflndong  bnechnet  ^Verden.  Auf 
Grund  der  Fixpunkte,  welclie  durch  die  beiden  Wnflscrmengcnmeesungen  in  der  Unstrut 
oberhalb  der  Wipperinündung  (seitens  der  Konigüch  Preußischen  Landeuinstait  für 
(jevvii.«?erkundij  gegeben  waren,  ist  auch  für  die  Unstrut  oberhalb  der  Wippennün- 
dung  Uio  Wasi^ermeugendauerlinie  konalruiert  worden  (unlcrbroclieDU  Linie  in 
Figur  7);  die  DUbmit  der  beiden  OnitnBfknrMn  wurde  ala  bypotheliaoh«  Waaeer- 
mengendaaedinie  der  Wipper  eingetragen  (ebenfalla  unterbroehene  Linie,  Fignr  7). 
Dieee  bat  allerdings  infolge  der  indiveltten  Abl«tang  eine  ctwae  unwahrecbeinliche 
Form  erhalten. 

Nach  der  amtlichen  Anekunfi,  weldie  gplegenlUeh  der  Beratungen  in  Sonden* 
hausen  am  9  Mai  1902  gelben  werden  iat,  betrigt  die  Waaserfübrung  der  Wipper 

an  ihrer  Mündung  bei  Niedrigwnsser  1,3  und  bei  Mittelwasser  5,1  sek./cbm').  Diese 
Annahmen  beruhen  allerdings  wohl  vorwiegf-rd  nu*'  S<hät7.nngcn,  du  Unterlagen  für 
genauere  Ermittelungen  fehlen.  Nach  Ansiciit  des  deh.  Ober  Hiinrüts  Dr.  Ing. 
Keller  darf  mau  die  mittlere  Abtlußmenge  für  das  sehr  niederschlagsarme  Wippergebiet 
hSohetens  auf  8,5  seWobm  TeFanscblagen.  Nach  Angabe  in  einem  Gutachten  det 
Hofrates  Dr.  Wagner*}  (Sondershaiuien)  Tom  Februar  1908  betrigt  die  Wasserflihning 
dnr  Wipper  swisdien  Haehelbidk  und  Gfillingen  \m  troekener  regenarmer  Jabreeadt 
1,0—2,0  sek./ebm. 

Aua  den  Wessermengendaunlinien  liSt  sieh  die  Häufigkeit  der  wichtigsten 

eekundlichcnAbfluOmengen,  nimJich  die  des  Mi  1 1  elw  a  ssers,  des  SommermittelwaBsers 

und  des  mittleren  Sornmerniederwasser»  aWesen.  Die  Ablesungen  nn  den  Knden  der 
Knrvt^n  besonders  der  rechten  Seite  (siehe  Figur  (5  und  7)  nind  wegen  des  tsleilen  Ver- 
laufs der  Kurven  nn  diesen  Stellen  mit  »ehr  großen  Fehlern  behaftet  und  wären 
daher  nu  und  für  eich  am  besten  wegtulaseeu.  Um  aber  ein  Bild  über  den  Getiainl- 
afaftolt  zu  geben,  glaubten  die  Beriebtemlatter,  sie  trotsdem  anfttbren  su  müssen. 
Zum  Zddien,  da0  diese  Zahlen  hypothetisdi  sind,  wurden  sie  in  der  Tabelle  4  in 
doppdte  Klammem  [I J)  dogescUosasn. 

Der  höchste  Hochwaasetstand  (H.  H.  W.)  am  Pegel  zu  Wendelstein  (8,68)  — 
in  den  6  beobachteten  Jahren  —  entq;irecbend  einem  Wosserabflnfi  von  140  aelr./clnn, 


*■)  Bei  Bleicherode  0,6  se^cbut  bei  Niadrigwasser  and  2,4  eec^cbm  bei  MittelvasBer. 

■)  Gataciiten,  belnIfMid  die  Fntfit  Sind  doreh  Ableitm«  von  EndtaDgen  der  Qewerkiebalt 
(iiiniherehal!  In  die  ble  m  einer  VerhMmoK  voe  6S*  favend  «eloibe  SdiOdiienflen  sn 

befOrehtan? 


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—  1«  — 

wird  (vergl.  Tab.  4)  in  366  Tagen,  der  Mittelhoch waBBeretand  (M.  H.  W.)  hei  2,06 
gelegen,  mit  60,5  eek./cbm  Wasserführung  nach  der  graphischen  Darstellung  in 
Figur  7  in  3!1  Tagen  nicht  erreicht  oder  üherechritten.  Mithin  sollte  ein 
WaiMierBtanU  zwischen  höchstem  Hochwasser  und  Mittelboch waaser  oder  eine  Wasser- 
fidkniDg  nriMdMD  140  iumI  60,5  tAJchm  (HDttel  ungeflhr  95  •ek./dNn)  u  64  Tagen 
bMtehok,  WM  aber  naeh  d«n  oUgao  Avsf&hraiigni  nicht  afdier  iat  Die  gleidie  ' 
Reehniing,  «of  die  aber  der  voratebeade  Bänwaud  nieht  mebr  satrifft,  iek  für  die 
Tageszahlen  213  (Mittelvaeeer),  150  (Sommermiltelwasäer),  128  (Sommemiederwaaeer) 
und  55  (mittleres  Sommerniederwasper)  anpgeführt.  üm  den  großen  Sprung  zwischen 
SommermittelwapRer  und  mittlerem  Sommemiederwasscr  zu  vermeiden,  ist  die  Be- 
rechnung auch  noch  für  die  Tages^ahl  100  eingeschoben  und  zum  Schhiß  ist  ferner 
noch  die  Berechnung  für  die  Tageszahl  20  und  0  —  dem  niedrigsten  Niederwaä^er  — 
MDgefQhrt  worden. 

Die  Zahlen  in  Spalte  5  und  6  der  Tabelle  4  nnd,  wie  ane  der  Darstellang  weiter 
oben  sdum  hervoigebt,  nioht  anf  Grund  von  M ewung«i»  eondem  auf  Gmnd  von  Be* 
leehnungen  nnd  durdi  Interpohition  gefanden. 


Tabelle  4.    Abfluß  in  sek./chm  nach  dem  Pegel  in  Wendelstein  U.  P. 


1 

9 

8 

4 

6 

6 

7 

Dauer  In 

Wendetotmn 

Sacheenborg 
Unalrut  und 

SadueDlniTK 

Bacfaeenbarg 

Grolle  nnd 

Tiflimabida 

ü.  P. 

Unstrut 

Wipper 

kleine  Helme 

Tagen 

■elL/obm 

Wipper 
Bek./cbm 

aek./cbm 

'  aelLycbin 

Bek./eboi 

365  H.  Hl  W. 

140 

116 

[60] 

[55] 

[46] 

an  M.  B.  w. 

M 

095)1 

n84]] 

[(80^51] 

50,5 

87,8 

24,1 

13,7 

15.9 

OH 

[40^J 

[20.5] 

[10,7] 

[13.6] 

«8  M.  W. 

80.5 

Mt6 

16,8 

7,6 

ns 

6S 

[26.5] 

[21  2' 

(14.91 

[6,3] 

[10,0] 

150  M.  S.  W. 

32.5 

17,8 

12,9 

4,9 

8,7 

98 

(«1.6] 

[16,9) 

fl2,3] 

[4,6] 

[8.4] 

1S8  M.1f.W. 

20,5 

15,9 

11,7 

4.2 

8,9 

98 

[i».4] 

tl4,9j 

UUl 

[a»7] 

100 

18,2 

183 

10,6 

8^ 

46 

[16.6] 

[12,:^] 

[9,6j 

18,7] 

[6,0] 

65  M.  &  W. 

15,0 

10,8 

8,6 

2,2 

5.1 

86 

(13,2] 

[9.2] 

[7.4] 

[1,8] 

[44») 

90 

11,3 

7,6 

6,2 

1,4 

3,3 

90 

[9,41 

[5,3] 

[4,21 

[1.1] 

[2.5] 

0 

7.5 

1  3,0 

[2.2] 

m 

[1.6] 

Anmerkung.  Pegel  Wendelstein  ü.  P.  wird  der  Rechnung  zugrunde  gelegt,  da  fOr  Memleben 
WaaNrmaDgeoaMfaungen  und  für  Rofileben  Analyaeo  vorliasen.  Die  in  []  gaMtaten  Zahlen  oind  nichl 
laaiiniale  AbflaSmengen,  aoadeni  die  iDlttlerMi  AbflaSawocen  in  aek/ebm  fAr  die  in  Spalte  .9 
aBgalBbito  Zaildeaer. 


9» 


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20 


6.  Kur»  Übersicht  Ober  den  Gebrauch  von  Wipper-  und  Unttnitwaiser  fDr  wbi- 
tchaftHdie,  Itndwirttobaflllclie  und  induttrielle  Zwecke. 
(Niher»  Ang&ben  finden  d«h  in  den  Abeebnitteo  11  und  13.) 

Nftch  den  voiliegenden  Angeben  findtol  dei  Weeeer  der  Wipper  «i  TMnlaiieeken, 
beeondeia  für  Schafe  und  tum  luiiielidien  Gebnueh,  aber  nicht  zu  Trinktwecken  Ver^ 

Wendung.  Auch  sur  Bewässerung  von  Gartenanlagen  und  bei  Hochwasser  zur  düngen- 
den ÜberBcbwemmung  der  tiefgelegenen  Wieeon  Bchcint  das  Wipperwasser  zu  dienen, 
ohne  (Irtß  indeHHen  künstliche  Bewässerungsanlagen  vorhanden  sind.  Daa  beim  Über- 
tritt de«  Wnssers  der  Überschwemmung  ausgesetzte  Gebiet  soll  in  den  Gemarkungen 
OaUngen,  Seega,  Gttneerode,  Beelttueen,  Esperstedt  und  Ringleben  etwa  8500  ICorgen 
mnfaeeen.  In  Schwanbnrg^SondeiahttBeen  edieint  des  Wipperwaeeer  cu  Tribaktweeken 
nur  Terwnielt  benntst  m  weiden.  Die  Zuckerfabrik  in  Wolkranuhauaen  benulst  des 
Wasser  der  Wipper  su  Fabrikationssweeken  (Rfibeneehiveniine^  Rnbeavisolie,  Diffiiaioo« 
sowie  zum  Speisen  der  Dampfkessel).  Tm  Ref^nvngpbedrlr  Erfbrt  dient,  wie  verlantet, 
das  Wipperwasser  vielfach  zum  Viehtränken. 

Das  Wasser  der  Unstrut  soll  zu  Trink-  und  Tränkzwecken,  für  den  häuslichen 
Gebrauch  und  für  gewerbliche  Zwecke  im  großen  Umfange  gebraucht  werden.  Die 
Stadl  Artem  benutzt  das  Unstrutwasser  nicht  nur  zu  hauswirtschaftUcben  Zwecken 
und-  snm  Viehtrflnkeu,  sondern  auofa  su  Itinksweekeut  da  85  Private  an  die  neue 
zentrale  Wasserlmtang  noch  niobt  angesobkMsen  eind.  Aber  auob  andere  Orte,  wie 
Bretlebem,  Gehhofen,  Bohdnfeld  und  Etitteburg,  sind  in  mebr  oder  minder  grofiem 
Umfange  auf  Benutzung  des  T^isirutwassers  zu  Wasch-,  Koch-  und  Trinksweoken  an* 
gewif'een.  Auch  in  landwirtschaftlicher  Beziebunp,  z,  B.  zur  Wiegenbewassening,  wird 
in  diesen  Gemeinden  das  Unstrut  waaser  durch  die  „Sozietät  zur  Regulierung  der  Un- 
strut von  BretUben  bis  Nebru"  und  durch  ähnliche  unterhalb  des  genannten  Sozitäts- 
gebiebes  gelegene  Genossenscbufien  verwendet.  Die  vorher  genannten  Zuckerfabriken 
in  Oldisleben,  Artem,  BoAleben,  Vitienburg  und  Lauöha  mtnebmen  ebenftUe'  ihr 
Betriebswasser  der  ünitrat. 

7.  Ortsbesichtigungen. 

Am  22  und  23.  Oktober  1907  wurde')  eine  erstmalige  Besichtigung  der  örtlichen 
Verhältnisse  nn  der  Unstrut  vorgenommen.  Eb  nabnien  daran  Teil  die  Berichterstatter, 
sowie  der  wissenschaftliche  Hilfsarbeiter  im  Kaiserlioben  Gesundheitsamt  Dr.  PleiOner, 
femer  im  Auftrage  des  Königlich  Preuinoben  Ministers  Ahr  Handel  und  Gewerb«  der 
Regtenings-  und  Gewerben!  Beulte tne  (Meraeburg)  und  im  Auftrage  der  OreOhersog- 
Hob  Slebsisdien  Regierung  der  Begiernngsrat  Dr.  Ebeen  (Weimar),  der  Benrksdirektor 
Dr.  Heydenreiob  (Apolda)  und  der  Besirkskommiasar  l>r.  Wagner  (Apolda).  Ferner 
waren  von  der  Gewerkschaft  „GroOherzog  Wilhelm  Ernst"  der  Direktor  Dr.  Sachse, 
Dr.  Krüger  und  Dr.  Koelichen  crFcbienen.  Es  wnrde  am  22.  Oktober  zunächst  die 
noch  im  Bau  begriffene  Fabrik  der  Gewerkschaft  „Großherzog  Wilhelm  Brust" 

In  ilen  M>>tiatt  n  Juli,  Aogoat»  Septeinber  konnte  «na  ialhuen  GrOnden  die  Besiehtigiinf 

nicht  ausgeführt  werden. 


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21  — 


bMiditigfek  Mwia     fttr  die  Einleitang  der  Bndltngeii  dÜMt  Falulk  in  die  Unetfüt 

vorgesehene  Stelle.  Die  an  der  Chaussee  Seehausen — Oldisleben  gelegene  Fabrik  will 
ihre  Endlaugpn  vermittelsf  einor  2  km  langen  Rohrleitung  ungefähr  1  km  unterhalb 
der  Oldielchen-Heldrnnger  Brücke  in  die  ünstrut  pchicken ')  Die  Unetrut  ist  an 
dieser  Stelle  gegen  2ö  tn  breit  und  verhältnieniäßig  tief.  Die  Endiaugen  sollen  mittelst 
eines  6Vi  ui  weit  in  den  Fluß  hineingelegten  durch  lochten  Rohres  von  20tnm  Loch- 
weite  Angeleitet  «erden,  «o  d«8  eine  naglidiet  gute  DaiebmiMdiung  ?on  Bndleugen 
and  FlnUmeiw  zu  Stande  komni.  Vor  der  flänmttndnngnteUe  dee  Bohree  irt  am 
Ufer  «in  MiidalMttin  ane  Hauerwwlc  heigaetellt  wenden.  Fdr  den  Fall,  dall  ^  Bin- 
leitung  von  Endlaugen  in  unTerdflantem  Zustande  in  die  Unstrut  nicht  angHof^g  sein 
sollte,  können  die  I-augen  hier  vorher  im  Verhältnis  1  : 8  mit  Unstrutwasser  verdünnt 
werden.  In  der  Nähe  dee  Mifchbassins  ist  seitens  der  Gewerkschaft  ein  etwa  2  ha 
großes  Wiesengelände  für  Riesel  versuche  mit  Endlaugen  bereit  gestellt. 

Stromaufwirta  von  der  Einleitungsstelle,  12  m  von  der  Unstrut  entfenit,  hat 
dfe  Fibfik  aur  Gewinunng  von  Dampfkeaselepeisewaner  einen  Bmnnen  angelegt, 
deflaen  Wtmu  auf  aeine  elektrisdie  LsitfiUiigkeit  bin  untemicht  wurde Zum  Veigleieh 
wurde  auefa  das  benadibarte  Unstratwasser  gsprOft,  An  der  Oldisiebener  Brüdn  wurden' 
aodann  Proben  aus  der  Unstrut  für  die  chemische  Untersuchung  entnommen.  Darauf 
wurdp  die  Einmündung  der  Wipper  in  die  Unstrut  bei  der  Saclisenburger  Mühle  be- 
sichtigt, gleichzeitig  wurden  Proben  aus  der  Wipper  entnommen.  Ebeuüu  fand  eine 
Entnahme  von  Proben  aus  der  Unstrut  oberhalb  dee  Einflusses  der  Wipper  statt. 
(Letztere  Proben  wurden  sowohl  vom  Referenten,  Geheimen  Medizinalrat  Professor 
Dr.  Beekurts,  als  anob  im  Kaissrlioben  Gesundheitsamt  analysiert}.  Bs  wurde  dann 
die  Besbbligungs&brt  fortgssetst  aber  Heldrangen  nach  Bretleben,  wo  ndi  sin  Stau* 
wdhr  in  der  Unstrut  befindet.  Einige  handelt  Meter  nnterbalb  der  Bretleliener  Brfldce 
münden,  wie  schon  erwähnt,  auf  dem  linken  üfer  die  Abwässer  der  Gewerkschaft 
Heldrungen  ein.  Die  Einführung  der  Heldrunger  Endlaugen  in  die  Unstrut  geschieht 
in  der  Weise,  da0  ein  mit  Endlauge  betriebener  Injektor  Wasser  ansaugt,  diese«  mit 
Endlauge  mischt  und  durch  vier  über  der  Mitteltvasserebene  je  einige  Meter  von  ein- 
ander entfernte  Ausmündungen  in  den  Flui!  ablaufen  lAAk  Zur  Zeit  der  Besichtigung 
hatte  die  Gewerkadiaft  mit  Wassereinbraob  su  kftmpfen,  förderte  also  keine  flalse, 
aondMn  liett  nur  des  ausgepumpte  Sobsdttwaseer  abflisfien,  dessen  elektrisdie  Leit^ 
iUugkeit  geprüft  wurde. 

Der  herbeigerufene  Fiscl^päobter  Grobe  aus  Bretleben  machte  Angaben  Uber 
das  Zurückgehen  des  Fischreichtums  in  der  Unstrut.  Der  Ertrag  der  Fischerei  soll 
in  den  letzten  Jahren  gegen  früher  auf  etwa  '/s  gmmken  sein.  Inde.«Hcii  sei  ein 
wirkliches  Fiscbsterben  nicht  vorgekommen.  Hechle,  Barben  und  Barsche  seien  im 
Unetrutwasser  noeh  vorhanden,  dagegen  wCIrden  Aale  nicht  gefangen,  obwohl  von  Zeit 
au  Zeit  Aalbrut  eingeeetat  werde. 

Im  weiteren  Verlauf  der  Beeiehtiguug  wurden  gegen  Abend  noch  aue  dem  Sool- 
graben  und  dem  Binglebener  Kanal  oberhalb  Sditofeids  Wasserpvoben  enttuimmen. 

^  Seife  dem  Somoier  1906  weidea  die  Badlai^en  tatildiileh  dorfe  eingeieiM. 
^  irnteomdivaiBeiielnisse  in  den  Anlagen. 


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Am  Abend  wurde  Artern  erreicht.   Am  23.  Oktober  wurden  zunächst  die  Friedhofs- 

qtielle  und  die  Ableitung  der  Mutterlaugen  der  Königlichen  Saline,  heitle  in  Artern, 
b^ichtigt.  An  beiden  Stellen  wurden  Proben  entnommen.  Die  Friedhofequelle  liefert 
72  Sekundenlitf r,  und  ihr  Wasfcr  enthält  4%  Chloride.  Die  Saline  in  Artern  pro- 
danert  angehUch  täglich  GOO  Zentner  Salz.  Die  MuUorlaugea  wurden  früher  in  einer 
Fabrik  wdter  vwwrbeitet,  gehen  jetrt  aber  in  da»  Uovtrat.  Ans  d«r  ITmtmi  bei  d«r 
Artencr  ficUeane  ward«  eine  W«nerpn»be  geflob<ipft 

Der  Zweck  der  weiter  fortgeeeteteD  Beeicbtigoog  beelaad  henptoidilioh  darin, 
die  an  der  Unetmt  liegenden  Qrtaohaffcen  kennen  ra  lernen  nnd  ucb  nach  HOg- 
liiehlteit  Ober  die  Berediügnng  der  Binaptflebe  in  orientieren,  welehe  Tiele  der* 

selben  gegen  die  der  Gewerkschaft  «Großhenog  Wilhelm  Erngf  in  Oldisleben  er- 
teilte Konzeeeion  erhoben  hatten.  (Vgl.  Abschnitt  18.)  Nachdem  oberhalb  Ritte- 
burg aus  der  TInstrut  noch  eine  Probe  entncfmmen  worden  war  —  hier  wnr  das 
FiiiÜwah.«er  durch  die  Ahwä.sser  der  Zuckerfabrik  Artern  deutlich  verunreinigt  — 
wurde  in  Ritteburg  selbst  der  Gemeindebrunnen  und  der  Brunnen  in  der 
Obennflble  (Edbler)  nnd  daa  UnatrutwaaBer  einer  PkUfnog  untercogen,  dann 
worde  die  Mttndnng  der  Helme  bei  Kalbarieth  nnd  die  Bünmündongpetelle  der 
Abwiaaer  deaKaliwerkea  Tbttrlngen  bei  Heyfendorf  heaichtigt.  Der  Lebrar  von 
Kalbnieth  ist  von  der  GroOhenog^icb  Siefariaohen  Bezirksdirektion  in  Apolda  mit  der 
Kontrolle  der  Hirte  des  ITelmewassers  beauftragt,  wird  aber  dafür  von  der  Gewerk- 
schaft Thüringen  mit  300  M.  honoriert.  Als  Verhärtunppgrenze  für  die  Helme  sind 
von  der  genannten  Bezirksdirektion  45  deutsche  Härtegrade  festgesetzt;  bei  Über- 
schreitung dieser  Grenze  muÜ  der  genannte  Kontrolleur  den  Ortsvorstand  und  die 
Gewerkadiaft  beoaohrichtigen.  Die  Probeentnahme  findet  täglich  swieohen  10  und  IS 
Uhr  atatt  nnd  wnide  der  Kommiaaion  voigefQbrt:  800  m  unteriialb  der  Sinmündangep 
atelle  der  Bndlavgen  liegt  quer  im  Flufi,  vom  linken  Ufer  aua  vorgeedx>ben,  ein  5  cm 
Btarkea  Saugerobr,  daa  an  aeinem  Ende  mit  LBcbem  von  7  mm  Dnndimeaaer  veiaehen 
ist.  Das  Rohr  mflndet  in  einen  am  linken  Ufer  heigeatollten  sorgrältig  abgedeckten 
Schacht,  in  welchem  eine  Flügelpumpe  dos  Waeeer  anaaugt.  £s  wurde  eine  Probe 
des  Wassers  entnommen'). 

In  Schönewerda  wurden  Proben  aus  der  Unstrut  und  aua  den  Brunnen  der 
Häuser  Koch  und  Meyer  entnommen.  Die  Brunnen  liegen  30  und  15  m  von  der  Unstrut 
entfernt.  Sodann  wurde  dem  Kaliwerk  Roßleben  ein  kurzer  Besuch  abgestattet, 
welches  vorläufig  nur  Hartsalze  verarbeitet,  obwohl  die  rar  Verarbeitung  von  Caroallit 
erbante  Fabrik  fertig  daatehl  Letalerer  kann  nicht  verarbeitet  werden,  weil  die 
KonMaalon,  die  dem  Werk  Rollleben  erteilt  iit,  nur  geatattet,  die  Unatrat  anf  37  V** 
SU  verbSrIen,  und  daa  Unatrutwaeaer  an  aidi  gewöbnlieh  aehoo  ein«  grOfleie  Hirte 
besitzt,  bevor  es  Roßleben  erreicht  hat.  Die  Endlaugenleitung  des  Werkes  ist  jedoeh 
fertig  gestellt.  ist  eine  Mischung  der  Endlaugen  mit  angePfiugtein  Unstrutwasser 

im  Verhiütnis  1:2  vorgeseheo.    Die  Fahrt  wurde  nach  Nebra  fortgesetit,  woeelbet 


^)  Nach  JOttsUimg  der  Gewerhadiaft  ThOilnfeB  an  die  GtoOboRo^di  SicbeleGlie  Bedrke> 
direktion  in  Apolda  bat  ein  regelmBlUfee  Abtaasen  von  BndlaMien  hie  Bade  1907  sieht  atattgeAmden. 


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—  S8 


das  Wasser  des  HanptbruoDens  der  1892  erbauten  zentralen  Wasserleitung  und  das  be- 
nachbarte Hnetrutwasser  untersucht  wurden.  Der  Uauptbrunnen,  welcher  nach  der 
erteilten  Auskunft  durch  eine  Quelle  gespeist  wird,  li^  ungefähr  30  ra  vom  Uustrut- 
nfor  entfernt  Unter  den  Einsprüchen  gegen  die  Kontaasionserteilang  an  die  Gewerk- 
Mhaft  »GioAlienoi  WUhelm  Eitut"  hatte  iwh  «ucb  der  Binw«nd  dee  BflqieinMlMen 
dte  Stadt  Nebn  befanden»  dafl  dai  Waeier  des  WaasenveikBlNninnene  doidi  des 
Wasser  der  Unetrut  nachteilig  beeinflußt  werden  könnte.  Der  Bilq(emieiator  .gib 
indessen  selbet  zu,  daß  im  allgemeinen  eine  Beiiehnng  fwischen  den  Wasserständen 
der  T^if-trut')  und  den  Wasscrptändon  des  Brunnens  nicht  bestände,  wShrend  nach 
Angabe  des  Bürgermeisters  der  Wasserspiegel  eines  zweiten  städtisrhen  Brunnens  mit 
dem  Wasserspiegel  der  Uu&trut  gieichmaUig  steigt  und  flUU  und  deäwegeu  für  die 
Zwecke  der  WeeMrrersorgung  nicht  mdv  benntit  wird. 

Aaeh  in  Lancba,  nohin  die  Kouinierion  gegen  Abend  gelangte,  wurde  eine 
Untereaehong  einiger  öffimttioher  Binielbmnnen,  weldie  100  —  160  m  von  der 
Uutnit  liegen  (Brunnen  in  der  Unterknatgteee  \uid  OberkrantetcaJte),  forgenomnien 
and  gleichzeitig  das  benachbarte  Unstrutwasser  geprüft. 

Damit  war  die  erste  Besichtigungsreise  beendigt.  Es  war  beabsichtigt, 
im  Frühjahr  1908  noch  eine  Befahrung  der  ünstrut  vorzunehruen  Da  aber  unter  dem 
31.  Marz  1908  das  Fürstlich  Scbwerzburgische  Ministerium  zu  iiudolstadt  beantragt 
hatte,  das  Qnteohten  des  ReiohirOeiandbeilwali  aueb  auf  die  Wipper  ancmdehnen 
and  die  hOobeto  inllMige  Verbiiinng  dinee  FiQMwe  fefllraetellen,  ao  mofiten  loniehet 
die  Crtlieben  VetbKUnleae  an  der  Wipper  dnrch  die  fiericbtentatter  in  Angen- 
Bchein  genommen  werden.  Dieie  tweite  Bereienng  fand  in  der  Zeil  fom  1.  bie 
3.  Juni  1908  statt. 

An  der  Bereisung  nahmen  anß'T  den  Berichterstatlem  und  dem  wisBeottchaft- 
liehen  Hilfsarbeiter  im  Kaiaeriiciien  Gesundheitsamt  Dr.  Pleißner  teil  als  Vertreter 
des  Regierungspräsidenten  zu  Erfurt  der  Geheime  Regierungsrat  und  Gewerberat 
BltterBbaneen  und  ala  Vertreter  dee  Königlichen  Lendratee  des  Kieieee  «GraAdwA 
Ho^atein*  BegierungiaiMiBor  Andreae,  ala  Vertretor  der  Far«tii«b  Sobwanhuig- 
Bndolitidtiaehett  Iteperong  Beperungsrat  Wifimann  (Bvdolatadt)  und  Landrat 
Dr.  Thiemer  (Frankenbauien).  Ferner  hatten  sich,  auf  Wunsch  der  Referenten, 
noch  der  KommiK.Hion  nngeschlossen  Professor  Dr.  Immendorff  (Jena)  und  Hof- 
rat  Medizinalassessor  Dr.  Wagner  (Sondert*haU8en). 

Am  I.Juni  nachmittags  wurde  zunächst  das  fiskalische  Kali  werk  Bleicherode 
sowohl  über  Tage  wie  unter  Tage  besichtigt.  In  dem  Werk  werden  zur  Zeit  lediglich 
Sjlvinite  mit  einem  CUorkaliumgehalt  von  ^wa  25%  Teraibeitat  Die  nm&ngreiofaen 
Catnallitlagar  ^d  nur  anAnglioh  (1902)  etwa  Vt  Jabr  lang  auigebentet  worden.  Die 
an  ihrer  Verarbeitung  notwendigen  Bioiiebtungen  rind  neeb  in  der  Fabrik  vorhanden. 
Endlaugen  kommen  nicht  zum  AbfluO.  Soweit  sie  entstehen,  werden  sie  wieder  in 
den  Beiiieb  ala  Liöinngenittel  aurnokgenonimen.   Für  eine  etwaige  Verarbeitung  von 


■)  Zur  Zeit  der  rnterBocbang  wacan  die  Pegelitinde  an  der  Nebia'er  SobleoM  Ober- 

pegel         Unterpegei  1,44.  ■ 


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84  — 


Gamal lit  sind  zwei  je  1200  cbm  fassende  Bassins  vorbanden.  Für  den  Fall  ihror 
Entleerung  würden  zwei  elektriich  betriebene  Pampen  gleicbzeitig  Lauge  uud  i-  luii 
waawr  aus  d«r  nnmittoHwr  TOrbeiflicllMidM  Bod«  iunofM.  Bb  «llniMi  di«  Flüssig- 
keiten  in  «inem  eiienien  Ifiaebgvf&O  kMkadenförmig  über  mn^jßmiki»  61«elM  hiniuiter- 
fall«n  nnd  dadnrcli  rine  innig»  Hiidinng  erfohraa.  Durch  vwr8efai«d«n6  Stdlang  d«r 
Pumpen  kann  man  acht  vemdiiedeue  Misch ungsverhältniese  herstellen.  Ein  stmiter 
Abfluß  führt  nach  der  Wipper,  war  damals  jedoch  gleichfalls  auO<tr  Betrieb. 

Am  2.  Juni  wurden  zunnch^t  die  En(«8fl8«rang8TerUUtniaBe  der  .Deutschen 
Kaliwerke"  in  Bernterode  besichtigt. 

Das  Werk  liegt  an  der  Chaussee  von  Breitenworbis  nach  Wiifingerode,  etwa 
gegenfiber  der  am  Rhhibach  gelegenen  .weitteo  MQUa*.  Nadi  Anpba  «in««  Betriebs- 
leit««  d««  Werks  w«rd6n  snr  ZeSi  nur  Hartsalse  verarbdtet.  Tiotsdem  Iii  die  Fabrik 
mit  BinriobtUDgen  «ar  Venurbdtnng  von  OamalUten  veneihan.  Eine  Abiritaserkon- 
Zession  besttse  das  Werk  Ulierhaupt  nicht.  Die  Kommission  konnte  einen  aue  der 
Fabrik  kommenden,  in  den  Rhin  mündenden  Abzugsgraben  feBtetellen,  der  indessen 
nur  geringe  Wnseermengen  führte.  Von  clief?eni  Wasser  wurde  eine  Prnbf  zur  Unter- 
BUchung  entnoniinen.  Es  werden  iiuQerdem  Wnsserprobeii  '«nl  i.miuiuui  und  Be 
eümn^ungen  des  elektrischen  Leitvermögens  des  Wassers  auagetulirt  aui  Rliiubach 
an  der  .wei0«n  HQU«*',  an  äac  Wipp«r  obohalb  der  SinmOndung  de«  Blünbaohs 
und  an  der  Wipper  nntorbalb  der  Ebmttndiing  des  Rhins.  Die  Wippor  ist  hier  noch 
«in  schmaler»  raeeh  flie0end«r  Bsdi  mit  stark  wechselndem  Wassentande. 

Die  Fahrt  ging  dann  weiter  naob  Sollstedt.  Daa  dortige  Kaliwerk  verarbeitet 
keine  Carnallite.  Proben  wurden  aus  der  Wipper  oberhalb  und  unterhalb  des  Werkes 
entnotntnen,  ebenso  eine  Probe  den  Abvpftfmers  der  Fabrik,  welches  sich  aus  eigent- 
liclieii  Fabrikabwässern,  WirtBobafts  und  H;iusnbwü<(sern  zuj'flmroensetzt.  Die  Ab- 
wässer passieren  eine  unterhalb  des  Dorfes  Sollstedt  gelegene  mechanische  Kläranlage 
und  fliefien  dnreb  dne  gesehloaeene  Rohrldtung  unterhalb  der  neuto  BrOok«  in  die 
hier  sdion  einige  Meter  breite  Wpper.  Ober  Elende  und  Pustleben  wurde  dann 
Wolkramahausen  eneieht.  Hier  liegt  die  Kalifabrik  der  l^ma:  «Siek  tri  sitftt« werke 
und  Chemische  Fabriken  G.  m.  b.  H.  zu  Wolkramshausen*'.  Die.«ft  verarbeitet 
außer  den  Salzen  von  Ludwigshall  die  Salze  von  Immenrode  (Schwarzburg-Rudolstadt) 
und  die  Salze  der  Nordhäuser  Kaliwerke  niiivn).  Die  Balze  werden  der  Fabrik  durch 
Schwebebahnen  zugeführt  Verarbeitet  werden  CaniöUite  und  Sylvinite.  Die  Eud- 
laugen  werden  durch  eine  ge«tchlost^eue  Leitung  bis  unterhalb  des  Bahnhofs  von  Kleiu- 
Fuira  gefQhit  und  hier  der  Wipper  aberaotwortet.  Au^  den  eigentlidien  Ablaugen 
liflt  das  Werk  seHwmse  auch  noch  stark  salshaltige  AbwSsser  durcb  den  oflbnen  Aue» 
graben  unmittelbar  in  die  Wipper  abflieflen.  Die  Kommission  entnahm  Proben 
oberhalb  und  unterhalb  der  Bndlaugeneinteitongsstdle  aus  der  Wipper,  cowie  eine  Probe 
aus  dem  Auegraben.  Die  Endlaugen  werden  vor  ihrer  Einleitung  in  die  Wipper  mit 
Wipperwasser,  gewöhnlich  im  Verhtilttu^»  1:4,  in  einem  eisernen  Kasten  gemischt. 
Die  Quantität  der  jeweilig  abzulassenden  Endluiigeii  soll  sieh  nach  dem  Wasserstande 
der  Wipper  richten.  Die  Einleitung  erfolgt  2  m  vom  Ufer  entfernt  vennutelst  einer 
festotehenden  Bpiinklerrofriobtang,  weldie  das  Abwasser  Aber  %  der  PloDbieite  verteUi 


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—  «5  ^ 


Durch  Binsetzen  verschiedener  Aueflußvorriehtungen  können  wechselnde  Mengen 
(1 — 13  cbm)  Endlaugen  in  der  Stande  abgelassen  werden,  doch  scheint  die  Kontrolle 
iianb  dipser  Rirhtnn«?  hin  ^rienilioh  unvollkommen  zu  Pein  ebenso  wie  die  Kontrolle- 
deb  C hlurgehalieB  des  Wipperwaasers  oberhalb  und  unterhalb  der  Eiiiflußstpll-'  ler 
Eodiaugen  (vgl.  S.  33).  Am  Nachmittage  wurde  das  Kaliwerk  „Glückaul"  bei 
StockbauBOD  bwuoht.  Die  Oewerkeehafl  verarbeitete  d«nuds  Sylvinite  und  Bert» 
eebe.  Die  »Uenfenden  Abniieer  beetaodeii  deber  nur  mib  Hans-  und  Tagewiseem, 
die  snm  1^  noob  ein»  biologieohen  ReiDigung  antenogeo  werden.  linriditangen 
gor  Verarbeitung  von  Cariialliten  sind  von  früher  her  noch  vorbanden. 

Am  3.  Juni  wurde  die  Bereisung  fortgesetzt.  Wipper  und  Unstrut  waren  durch 
sehr  starke,  tags  zuvor  niedergegangene  Regenmassen  erheblich  angeschwoli»^!!  und 
führten  in  lebhafter  Strömung  lehmfaibeues  triibeB  Was'ier  zu  Tal.  Zunächst  ivunle  am 
Jechaer  Wehrsturz  bei  der  Porzellanfabrik  die  Muuduüg  der  Abwässerleiiuug  des 
Kaliwerkes  «Olflckanf  beaiebtigt  und  aus  der  Wippe/ ob«4iilb  dieser  Binmüodang 
eine  Ftobe  entDommen.  Eine  aweite  Probeentnahme  folgte  bd  Berka.  Bri  Bende- 
leben wurde  Wasser  aus  der  kleinen  Wipper  gesdi^ft.  Dann  wurde  In  Qdllingen 
das  Kaliwerk  Güntbershall  besichtigt.  Die  Gewerkschaft  verarbeitet  hauptsächlich 
Carnallit  mit  etwas  Hartsalz.  Bisher  erfolgte  die  Ableitung  der  Endlaugen  lediglich  in 
die  große  Wipper.  Jetzt  ist  auch  eine  J^augenableitung  nacli  der  kleinen  Wipper 
(Frankenhäuper  Wipper,  Wipperkanal)  hin  verlegt,  die  aber  zur  Zeit  der  Besichtigung 
Doch  nicht  in  Benutzung  war.  Je  nach  dem  Wasserütaudo  im  Wipperkanaie  dürfen 
dieeem  auf  Grund  der  voibandenen  Konaeeslonsbedingungea  die  bei  tiji^eber  Veia*- 
b«tung  von  bfidistens  8000 dt  Gamailit  entstehenden  Bndlaugen  «tgeftthrt  werden;  der 
dureb  die  Ableitung  der  Eddlaugen  bedingte  Zuwadis  sur  natflrSefaen  Härte  darf 
nicht  übersteigen.  Die  Konzessionsbedingungen  für  die  Art  des  Einflusses  der  Endlaugen 
in  den  Wipperkanal  sind  dieselben  wie  für  die  Wipper.  Da  die  Stadt  Frankenhaiisen 
dos  Rf'cht  hat.  für  ihre  Snürie  ^/j  des  U'ipperwassere  durch  die  kleine  Wipper  abzu- 
leiten, so  kann  ea  vorkommen,  daO  bei  niedrigen  Wasserständen  die  kleine  Wipper 
eine  größere  Wassermenge  führt  als  die  große.  Zur  Zeit  der  Besichtigung  bestanden 
die  AbwÜsserbesMligungsanlagen  von  Qaothenball  ans  kleinen  Klirbassins  und 
8  Sammdbsesina  von  susammen  2500  ebos  Inhalt.  Die  aus  den  SammdbasMus  ans* 
tretenden  Endlaugen  werden  in  einem  an  die  Bassins  sieb  auschlieOenden  Hisehraum 
mit  Wipperwasser  auf  das  spez.  Gewicht  1.13 — 1,16  gebracht  und  fließen  dann  in 
einen  hart  an  der  großen  Wipper  aufgei'telUen  eisernen  Kasten,  am  welchem  nidi 
der  Abfbiß  nach  dem  Wassersland  der  Wipper  regelt.  Der  Einfluß  selbst  findet 
unter  dem  Wasserspiegel  der  Wipper  statt  durch  ein  gelochtes  6  ro  langra  Kohr. 

Die  KoutroUeinrichtungen  für  die  Einleitung  der  Endlaugen  in  die  beiden 
WipperbKehe  sind  in  einen  Hftusoben  untergebracht  Das  Eontrollbftusdien  bat  swei 
völlig  von  einander  gelrennte  Abteilungen,  von  denen  die  eine  sur  Kontrolle  fOr  die 
Wipper,  die  andere  fOr  die  Frankmbinser  Wipper  dient  IMe  Ifisdi'  nnd  Bammel- 
bassins  haben  250  und  150  cbm  Inhalt.  Die  auf  das  spez.  Gewicht  I,l6  verdünnte 
Endlauge  (Prüfunt;  mit  Senkspindel)  gelauert  durcli  einen  gesihlosRenen  Röhreiistrang 
in  die  Abteilungen  des  KoatroUhaasee.    An  den  Rohratrang  angeschloflsen  befinden 


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—  26 


eich  die  in  der  Konse«eion  vorgMebenen  AbteiiangsröbrcheD  nchst  Schiebern  von  be- 
stimmtem Querschnitt.  Das  öffnen  und  Schließen  dieser  Röhrchen  erfolgt  durch 
iwei,  vom  Fiiretlichen  Bergamt  Könit?  verpflichtete  Personen,  die  die  Schlüflsel  zu  den 
Abteilungett  de»  voUstÜDdig  verechlosseueu  KonlroUhauses  haben.  Die  jeweilige 
WaaeerführuDg  wird  durch  Ablesung  au  P^gelu  festgestellt,  von  denen  je  einer  an 
der  Wipper  und  an  dar  FraakeDhAiiier  Wippw  «igsbrachl  ist  Aa0nden  wird  «in« 
Kontrolle  dnndi  obeniaehe  Untenaobangen  des  WifipenvaAMn  aiiogefllbrt 

Bei  der  Weiteifebrt  wurde  in  Seeg«  en  der  Brileke  eine  Probe  tm  der  Wipper 
entnommen.  Der  Do m&nenp&diter,  Obern mt mann  Wrede  in  Seeg»,  madtte  den 
Berichterstattern  Mitteilungen  Ober  schädliche  Wirkungen  des  versalzenen  Wipper- 
wasserg  auf  Tiere.  Pferde  verweigern,  wie  er  angab,  die  Aufnahme  des  Wnssers, 
Rinder  hekämen  nach  dem  GenuG  des  Wasser«  liäufig  Diirclifälle,  Schafe  geien  sogar 
nach  dem  Irauiceu  mit  dem  Wasser  eingegangen  und  die  neu  geborenen  Kalber 
ieien  weniger  entwickelt  und  kMoer  als  in  firttherw  Jahren. 

Ober  Oüoeerode,  wo  der  Gemeindediener  lelgte,  wie  er  eine  Kontiolle  der 
obemiicben  Beeohaibnhett  dea  Witqperwaaeeri  nacb  Anweianng  dea  Hoftata  Dr.  Wagner 
aUifObrt  (Titration  der  Chloride  mit  Silberlösung),  ging  die  Fahrt  weiter  naob 
Sachsen  bürg.  An  der  Gkubeenburger  Mflble  wurde  die  letste  Probe  aas  der  Wipper 
entnommen. 

Eigentlich  war  healwichtigt,   eine  Refaltrung  der  Unstrut  hier  anzuBchließen 
Dieselbe  unterblieb  aber  wegen  des  starken  Hochwassers  und  konnte  erst  am  30.  Juni 
und  1.  Jali  1908  ausgeführt  werden. 

Die  Kommieeion  iMgab  eidi  nadi  Franicenhanaen,  wo  aie  von  den  Vertretern 
der  Orofibenogliob  Sidiaiacben  Regierang,  den  Herren  Begkwongarat  Dr.  Kbaen  and 
Benrfcidtaektor  Dr.  Heydanraieh,  wwartel  wurde.  Au  4,  Jntd  wurde  «ine  gemein' 
aame  Beiiohtignng  dea  Kaliwerks  „GroOheriog  Wilhelm  Ernst"  vorgenommen, 
welches  seit  ^  Wochen  tu  etwa  im  Betriebe  war.  In  den  ani^chließcnden  Verband 
lungen  wurde  Itesonders  die  Frage  der  späteren  Kontrolle  de«  Unstrutwassers  behandelt. 
Es  wurde  den  Rerichterstallern  mitgeteilt,  daü  die  regelmäßige  Kontrolle  des  FluOwassers, 
die  einstweilen  wucheotlicb  zweimal  stattfinden  soll,  eiuerstiits  oberhalb  der  Einlaufs- 
atelle der  Endlangen  dnreh  den  Lehrer  von  Oldieleben  an  der  Hddrouger  BrCktke 
auflg^fOhrt  werden  aoUe  nnd  anderereeite  unterlialb  der  HSolattfaelelle  der  Sndlaugen, 
nSmlicb  in  Bretleben,  durob  eine  noch  sq  beetimmende  Penönliebkeit. 

Bei  der  Befahrung  der  Unstrut  vom  30.  Juni  blB  1.  Juli  1908  wurden 
an  10  verschiedenen  Stellen  Wasserproben  geschöpft,  die  letzte  in  der  Saale. 

Damit  waren  die  gemeinsamen  Besichtigungsreisen  der  Bericheerstatter  beendigt. 
Der  erste  Mitberichterstatter,  Geheimmt  Profefleor  Dr.  Orth  hat  nach  einer  V'^orbe- 
reisung  der  Unstrut-Niederung  bei  starkem  Hochwasser  am  28. — 80.  Mai  1908  später 
noeb  eine  Informationsreiee  allein  ausgeführt,  IXeatibe  land  an  30.— SS.  Auguat 
1908  atatt  und  beiog  eicb  inabeeondere  anf  die  Beaaebtigung  der  groOen  Rieeelwieeen  ton 
Reinedorf— Qebofen,  wekhe  vom  Mahlgraben  aua  bewlssert  werden,  der  Salswieeen- 
Niederung  von  Bsperatedt,  der  Bieedwieeen  unterhalb  der  Frankenhäuier  Wipper  zwischen 
Rottleben  und  Bendeleben  und  der  Unatrut-Bewieeerungewieeen  unterhalb  Rotflebeo* 


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—    27  — 


Avoh  d«r  wi— enaehrilHdie  ffilfmbeitor  im  KMMrlieh«n  QwoDdlieitaMBl 

Dr  PleiOner  hat  vom  S8.  September  bis  lum  12.  Oktober  190B  noch  einmal  an  der 

Unstrut  und  Wipper  UnterBUchiingen  mipgeführt.  auf  welclie  weiter  unten  zurück- 
zukommen Bcin  wird.  Es  handelte  sich  dabei  vorwiegend  um  eystematische  Prüfungen 
der  Änderung  der  elektrischen  Leitfähigkeit  des  Wipper-  und  Unatrutwassers  an 
folgenden  Stellen: 

1.  UiMtrut,  uoterbalb  der  von  Oldiilebra  neoh  Heldnmfen  fittuwiden  Brfleke, 
imterbalb  dar  Binmflndang  der  Wipp«r  ond  oberhalb  der  BiomfindungwtaHe  d«r 
Bndlaagen  der  Gewerkschaft  »GioOhenog  Wilhelm  Brnsl*» 

2.  Unstrut,  etwa  200  m  oherhalb  der  Aufnahme  der  Wipper, 

8.  WipperroQhlgraben,  vor  der  Einmündung  der  Wipper  in  die  Unstrut  (der 
Mühlgraben  führt  die  Hauptmenge  dos  Wipporwassers), 

4.  Wipper  bei  Bernterode,  etwa  20  m  oberhalb  der  Einmündung  des  Bbine. 

9.  Ergebnlm  der  Untortuclnino  der  «RtnomiReiiM  Wittarproben. 

Die  Unteraoebongsergebniaae  der  anf  den  verscbiedeneD  Reisra  entoommeoen 
WasaeriMrobeit  finden  sidi  in  den  Anlagen  A,  B,  C,  D  am  Sohlnfi  tnaammengeatcllt. 
Die  AnalTien  waiden  teiia  im  Labofatorium  des  Beriebtevatatlers  Geheimen  Medtnnal* 
rata  Professor  Dr.  Beckurts,  teils  im  hygienii^chen  T^boratorium  des  Kaiaartteben 

Ge«undheitenint8  nusE'pfiihrt.  Die  zur  Kontrolle  von  beiden  Seiten  an  den  nämlichen 
WuBser proben  ausgeführten  Analysen  (vgl.  Anlage  A,  Nr.  7)  zeigten  eine  befriedigende 
Übereinstimmung.  Eine  Zusammenstellung  der  bei  den  verschiedenen  Untersuchungen 
des  Wipper-  und  Unatrutwaasers  gefundenen  Ergebnisse,  im  besonderen  der  Grenzwerte 
gibt  Daehstobende  Tabelle  £  (8.  28  vl  29). 

9.  Blihor  «rtlattito  GutacMM. 

Die  dm«h  die  Endlaugen  der  Kaliindnstrie  bedingten  besonderen  Verhältniaie 
an  der  Wipper  und  Unstrut  sind  schon  häufig  Gegenstand  gutachtliciier  Äußerungen 
gewesen.  Im  folgenden  mn^<-n  die  wichtigsten  dieser  Gutachten  und  Untersuebangen 
oliroOOlogij>ch  aufgezählt  werden: 

1.  Gutachten  des  Dr.  Drenkmaiui  in  Halle  a.  S.,  betreffend  die  Beschaffenheit 
des  Wasssra  von  Wipper,  Unstrut  uml  Saale,  vom  8.  Juli  1896. 

2.  Ontaehten  des  Ftofaasoia  Dr.  Pfeiffer  in  Jena^  die  Erriehtnng  einer  Chlor- 
kalinmfsbfik  in  der  Btoekfalnser  Flor  bei  Sondemhauaen  betieflfond,  vom  7.  Ifftn  1897. 

8.  Gutachten  der  Pfofessoren  Dr.  G&rtner  und  Pfeiffer  in  Jena,  betreffend 
die  in  Aussicht  genommene  Ableitung  aalsbaltiger  Abwiaser  in  die  Unstrut  und  Um, 
vom  10.  August  1898. 

4.  Gutachten  des  Profe.sHors  Dr.  Er d mann  in  Halle  a.  S.,  betreffend  Kon- 
xeasionierung  einer  Chlorkaliumfabrik  der  Gewerkschaft  „Glückauf  in  Sondersbauseo, 
vom  3.  August  1900. 

6.  Analysen  von  Wipperwasser,  ausgeführt  von  Dr.  Wagner  in  ISondershausen 
vom  8.  Januar  1900  und  Aoaljse  des  Unstmtwassers,  ansgefOhrt  vom  Hyi^enischen 
Institut  dar  Universitit  Halle  a.  8.,  vom  8.  Februar  1902. 


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Tabelle  6.   Übersicht  über  die  SrgebnUse  der  chcmit^chen  ünterBuchungen 

niedrigsten  und  der  höchsten  ge- 


(Entoommea  «w  d«a  Tabellen  8,  10,  17,  18 


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Die  entnommenen  Prc 
stammten  aus  der 

GegWDitMDd  der  Uutereocbung 

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Chloride  fniff  Ol  im  )) 

Sulfair«sl  {tut!  80,  im  1} 

Kalzium  ,mg  Ca  im  1) 
Ma^neeiura  (mg  Mj?  im  1) 

nter- 

<ie0iUDuth«m  (i>.  (it.) 

ao— 44 

Hleibend»  H«rt«  (D.  Gr.) 

^  o  5 

Chlurid«   IHK  Cl  im  1) 

E-  —  "~ 

HuKntreal  (mg  tiO^  im  1) 
Kaltinn  (mg  On  im  1) 

181— 2S0 

Ms^nef^inm  ymfi  Mg  im  1) 

38-63 

<ie»ainthftrte    1 Gr.) 

80-4« 

[2 

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Bl<?ibendti  Iliirte  {D.  lir.; 

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5  '~ 

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a  ja  «■ 

Chloride  (oiR  Cl  im  1) 
SiilfatrcHt   ma  SO,  itn  1) 
Kalztuw  v^g  Ca  iiu  1) 

;ir>  — H4 

157-224 

34 

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Wsenwivm  (tag  Kg  in  Vi 

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Siilfixtrest  ■jii^'  >^Oj  im  1) 

Kalxium  ^nig  Ca  im  l) 

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IlUgneflioiD  (mg  Mg  im  1) 

1 

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6.  Guiachten  des  Dr.  Wagner  in  Sondershaueen  zur  Entkrüftung  der  im  Kon- 
zesBionsverfohren  der  Gewerkschaft  „Glückauf",  Ixtrefleiul  Erweiterung  der  Chlor- 
kaliumfabrik,  erhobenen  Einsprüche,  vom  10.  Juni  1802  nebst  einer  Ergänzung  vom 
IS.  August  1902. 

7.  Gutachten  des  Professors  Dr.  Kraut  in  Hannover,  betreffend  Einleitung  von 
Keliaiidkngen  in  die  üiuitrut  und  Wipper,  vom  24.  Oktober  1902. 

8.  Gutaehten  dee  ProfeMori  Dr.  Vogel  in  Berlin  in  Seoben  der  Stedt  Hegdebug 
gWgen  die  lianafilder  Knplemebiefer  bauende  Oeweriuehnft  und  Genoteen,  vom 

12.  Februar  1902. 

9.  Gvitacliten  des  Professor«  Dr.  Vopel  in  Berlin,  betredeiid  die  Abwäsgerung 
einer  Chlorkiiiiumfiibrik  der  Gewerkschaft  .Großherzog  Wilbeit»  Ernst"  *U  Weimar  in 
Oldisleben,  vom  22.  August  li^06. 


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-  39  — 


von  Wipper-  und  Unetrutwasser  unter  bwonderer  Berücksichtigung 
fundenen  Werte  (abgerundete  Zahlen), 
«od  m  tmd  den  Asl«gen  A— D). 


der 


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227-234 
39-41 


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61  —  73  I  t 


10.  Gntacbteo  dee  Ftofteeon  Dr.  Immen dor ff  in  Jen»,  betieffiind  die  Ton  der 
Gewerkscheft  «Gzo0henog  Wilhelm  Brnat*  in  Oldialeben  in  AuBsicht  genommene 

Ableitung  der  Endlaugen  einer  Chlorkaliumfabrik  in  die  (Jnstrut,  vom  Dttember  1906. 

11.  Gutachten  des  Professora  Dr.  Vogel  in  Berlin:  „Die  Unstrut  von  Oldisleben 
bie  Laucha  nnd  ihr  EinfluC  anf  dio  benachbarten  Brunnen",  vom  !0.  Oktober  1907. 

12.  Gutachten  des  Medizinalas^fsors  Dr.  Wagner  in  Sondershausen  über  die 
vom  Küretlichen  Laudratsamt  in  Frankenhausen  geatellte  Frage:  „Siud  durch  Ab- 
leitung TOD  Ebdlugen  der  Gewericsdieft  Ofinthenhelt  in  die  Wipper  bis  tu  einer 
Verfatrtnng  von  66* irgend  «eiche  Schädigungen  ra  befürchten?",  vom  7.  Februar  190B. 

18.  Gutachten  des  Profeasom  Dr.  Vogel  in  Berlin  vom  12.  Mirs  1909,  betreffend 
die  SinniAuDg  des  durch  Chlonnegnesium  eos  Abwisiem  der  Keliereike  verhirteten 
Unitratwewen  auf  Wiesen. 


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—  <0 


Die  unter  Nr.  2,  4,  6  vind  12  iiufgefuhHen  Gutachten  behandeln  die  Zustände 
an  der  Wipper,  die  uutor  Nr.  1,  3,  9,  10,  11,  13  aufgeführten  die  Zustände  an  der 
Unstrut,  «rlhreiid  ddi  di»  Arbeiten  Nr.  6  mid  7  mit  Mden  FlAoflan  besdiXiligen. 

Analytiwhes  Halerial  fiodai  rieh  luiQptsiehlicb  in  den  Arbdten  Nr.  1—8,  6—7 
und  10—12.  Abgeeeben  von  den  Gutaohten,  welcbe  sidi  aoedraddicii  mit  dem  Kali- 
werk  „Großherzog  Wilhelm  Ernet  "  befassen  (Nr.  9  und  10),  und  von  denen  das  Immen- 
dorff sehe  Gutachten  besonders  bemerkenswert  ist,  erscheint  für  die  Beurteilung  der 
Verbältnisso  an  der  Unstriit  dan  unter  8  gctianntc  Gärtner-Pfeiffersche  Outachten 
als  das  wichtigste.  Für  Jie  Wipper  gibt  das  unter  12  angeführte  Gutachten  des 
Uofrats  Dr.  Wagner  eine  Reihe  schätzenswerter  Unterlagen. 

iO.  An  Wipper,  Unstrut  und  Helme  bestehende  Gerechtsame  zur  Ableitung 

van  Endlaugen. 

An  der  Wipper  sind  folgende  Kaliwerke  gelegen'): 

1.  Denlfldie  Eeliwwke  in  Beraterode,  A.-G., 

%  Gewerkacbaft  Sollstedt, 

8.  KOni^iohe  Selswerke  Bleloberode, 

4.  Lndwigehall  in  WolkmmsbaoaaiD,  A.-6., 

5.  Gewerkschaft  Immenrode, 

6.  Nordhäuser  Kaliwerke  A.  0.,  in  Hayn, 

7.  Gewerkschaft  „Glückauf  in  Stockliausen  bei  Gondershausen, 

8.  Gewerkschaft  Günthershall  {früher  Roh<'rt«h«!l)  in  Göllingen. 

Die  Unstrut  kommt  als  Vorflut  in  Betracht  für  folgende  Kaliwerke'): 

9.  Gewerkschaft  Volkenroda, 

10.  IkihrKeselleobeft  Rastenberg  in  Rastenberg*), 

11.  Oewerksdiaft  «Grafiherzog  Wilhelm  Brnai'  in  Oldideben, 

12.  Gewerksobaft  Haldningen  II  (Oberbeldnmeen}, 

13.  Gewerkschaft  ThQringen  liei  Heygendorf  (dnidi  die  Helme), 

14.  Gewerkschaft  Ro01el)en  bei  RoOleben, 

15.  Gewerkschaft  Sullstedt  (;uu:h  durcli  die  Zorge  und  Helme). 

Von  diesen  Werken  lienilzt  das  unter  1  genftnnte  keine  Konzeseion  hinsichtlich 
der  Ableitung  von  Abwähsern,  die  unter  fl  nnd  10  genannten  waren  S5ur  Zeit  der  Er- 
stattung des  Gutachtens  noch  nicht  im  Beirieb. 

a)  An  der  Wipper  bestehende  Gerechtsame. 

Hinsiditlifih  der  sutissigen  Vwialsung  der  Unstmt  bsstsht  swiscben  den  be- 
teiligten Staaten  (PrenOen,  Sachsen-Weimar,  Schwarzburg- Rudolstadt  Schwarsburg-Son- 
dershausen)  keine  Vereinbarung.  Bezüglich  der  Versalzung  des  Wipperwassers  hat  da- 
gegen nm  9.  Mai  1902  in  Sondershausen  eine  Konforenz  zwischen  Vertretern  des 
Königlichen  Preußischen  Ober-Prösidenten  in  Magdeburg,  des  Königlichen  Ober-Berg- 

Vjrl  die  Übersichtskarte  am  Srhlnfl  des  nutachtoriH. 

Bei  Lossa  ist  ferner  die  £rricbtuog  eine«  Kaliwerken  der  Gewerkschaft B«ioluikrone  geplant. 


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—  81  — 

amts  in  Halle,  der  Königlichen  KegieruDgepräsidenten  in  Merseburg  und  Erfnrt,  des 
Pür'iiliVh  S<'hwnrzhurg  ■  Rndolstädlischcn  und  d"«  Fiirstlich  Schwarzbarg- Sondera- 
bausenschen  Ministeriums  sLaltgefuiiden.  In  diteer  KonJcronz  isit  vereinbart  worden, 
daü  das  Wasser  der  Wipper  durch  Einführung  von  Eudiaugen  der  CbloritaUum- 
Mttik«n  bw      Höohttgnnie  top  45*  feriiSrtei  werdm  dvf. 

Die  dratsoboi  Kaliwerke  Bernterode  venabeiten  nur  Hartnlie  und  bealtfen 
«ine  KoniMflkMi  iw  Ableitung  von  AbwiaBero  niebt. 

Dm  Kaliwerk  Solletedt  hat  eine  Kontflaaloa  aar  Ablmtung  von  Endlangen,  leitet 
aber  eolche  bis  jetzt  nicht  ab  and  dürfte  aach  angesichts  seines  mächtigen  Hartanlz 
lagers  in  absehbarer  Zeit  kmm  zur  Verarbeitung  von  Carnallit  übergehen.  Die  durch 
Einleitung  von  Endlaugen  des  Kaliwerke«  Sollstedt  herbeipeführte  Verliartung  des 
Wipperwaasers  darf  nach  den  Kon7.C8Pion«sbpdingungen  45"  nicht  übersteigen;  daher 
ist  eine  Einleitung  von  Eudiaugen  au»  diesen)  Kaliwerk  nur  Insotreit  zuliseig,  als  die 
VeibXrlung  dnroh  Einleitung  der  Bndlaugen  der  unterhalb  SoUetadt  bereilii  kon- 
aeaeloiiierlen  Kalilitbrikem  weniger  ala  46*  betrigt  Sobald  eine  oder  mehmre  der 
nnlerhalb  BoDatadt  genehmigten  Kaliiabnlwn  Kndlaugen  in  die  Wi|iper  abi&hran, 
aaQ0  die  Ableitung  der  Endlaugen  aus  der  Kalifabrik  SoUatedt  entsprechend  ein» 
geschränkt  werden.  Maßgebend  für  die  Feststellung  der  zulässigen  Verhärtung  ist 
in  diesem  Falle  einerseits  die  Schopfstelle  oberhalh  der  Eiideitung  der  Endlaugen 
der  Kalifabrik  HoUstedt,  andererseits  die  von  den  Behörden  vorgesehenen  Kontroll» 
fitationen  der  unterhalb  gelegenen  Fabriken. 

Dem  Kaliwerk  Bleioherode  (dem  FmuA.  Fiakus  gehörig)  iat  eine  Koniesdon 
inr  Ablettnng  der  Endiaogen  von  der  Verarbeitung  von  Carnallit  und  ByMait  in  die 
Wipper  nnd  Bode  erteilt  worden.  Nedi  dem  Wortlaut  der  Konaeaeion  mnß  die 
Einleitinig  unter  sorgfiUtiger  Berücksichtigung  der  WssserfQbrung  des  FluOlaufes  erfolgen» 
und  die  durch  die  Einleitung  der  Endlaugen  bedingte  Gesamtbärte  des  FluOwaaaera 
darf  45"  nicht  ül'ersteigen.  Solange  die  unterhalb  Bleicherode  gelegenen  bereite  ge- 
nehinigten  KHlifabriken  keine  Endlaugen  in  die  Wipper  ablassen,  darf  dm  Flußwasser 
durch  Endiaugen  der  Kalifabrik  zu  Bleicherode  bis  auf  45°  verhärtet  werden.  Die 
Härte  ist  sowohl  oberhalb  der  Einführungsstelle  für  die  Endlauge,  als  auch  unter- 
halb deiealben  an  baetimmen.  Die  SehöpAtellen  werden  von  der  Bdidrde  nSber  be- 
addinet  An  beiden  SebSp&tellen  etnd  Pegel  aninbringen»  weldie  jedeneit  du  Ab» 
leaen  dee  Waaaeretandea  errofiglieben.  Hit  Hilfe  dieaer  Pq(d,  aowie  mit  Hilfb  ton 
Oeadiwindigkeitsmessern  iat  periodiaöh  die  Wasserführung  des  Flumaa  und  danach  die 
Menge  der  einzuleitenden  Endlaugen  von  der  Bergwerksverwaltung  zu  berechnen  und 
in  ein  von  ihr  zu  f^^h^cndr<^  KontrolUnicb  einzutragen,  welches  den  Gewerbeauf- 
sichtsbeamten auf  Verlangen  vorzulegen  int.  h^ohald  die  unfprhalh  Bleicheiode  ge 
nehmigte  Kalifnbrik  „Glückauf"  Endlaugen  in  die  Wipper  aijiuurt,  niuli  die  Ab- 
Imlung  der  Bndlafl^gen  aue  der  Kalifabrik  Bleidierode  ehigeaehilnkt  werden.  Daa 
UaS  der  anteiligen  Vemnrainigung  dee  Floßwasaera  dnich  die  Untemehmwin  aoll 
lieh  ergeben.  Indem  man  den  nraprangliehen  Härtegrad  am  10  %  erhöht  gedacht, 
von  dem  höchstens  au  erreiobenden  Härtegrad  vou  45  abzieht  und  den  erhaltenen 
Beat  halbiert.  Sobald  die  unterhalb  Bleidietode  genehmigte  lUlifabrik  der  Salabobr* 


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geeellscbaft  RobertshaU  ')  die  ihr  erteilte  Konzessiou  ganz  oder  teilweise  ausnützt, 
flind  von  der  htehst  rallMlgea  OeMmtbirto  45*  fOr  Robertshall  (Göllingeu)  5° 
fDr  «Qlflckattf"  (Stod^hauMo)  10*  im.  vonxn  in  Absug  su  biingeo  und  der  «lidaan 
vwbkilieiida  Bpielranm  auf  die  Kalifabrik  su  Bleidierade  und  Stookb«iaeii  gleieb- 
mftOig  zu  Terteilen.  Während  der  Heuptknmpagne  der  Zuckerfelwik  Wolknimhftueen 
dürfen  Endlaugen  dem  Flußwaseer  überhaupt  nicht  zugeführt  werden.  Zurzeit  werden 
in  der  Chlorkaliumfabrik  lediglich  Sylvinite  mit  einem  Clilorkaliumf,'chalt  von  25  % 
verarbeitet;  die  umfangreichen  Carnallitlsger  sind  nur  vorübergehend  im  Jahre  1902 
für  kurze  Zeit  ausgebeutet  worden. 

Die  Salle  des  Kaliwerks  Ludwigsball  in  Wolkramahausen  werden  mit 
den  Selsen  dee  Kativerfce  Immenrode  (Sobwurtburg-Rndolatadt}  und  der  NofdhftuMr 
Kaliwerke  (Hayn)  in  der  i^emiecben  Fabrik  sa  Wolkramehaneen  verarbeitet').  Der 
Finna  Blektriatitairerke  und  Oiemiecbe  Fabriken  O.  m.  b.  H.  an  Wolkramdieneea 
ist  durch  den  zustftadigen  BetirknauBScIiuß  in  Erfurt  eine  Konzession  unter  den 
folgenden  Bedingungen  erteilt  worden.  Der  Wipper  dürfen  die  Endlaugen  einer 
täglichen  Verarbeitung  von  COÜÜ  Doppelzentnern  Carnallit  zugeführt  werden  Die  durch 
die  Einleitung  dieser  Endlaugo  l>ediu^'le  Ge.';artitb;iite  der  Wipper  darf  an  keiner 
Stelle  mehr  als  4d"  utid  der  Gesamtcblurgehait  nicht  mehr  als  400  Milligramm  Chlor 
auf  ein  Uter  Wipperwaeser  betragen.  Demgemifi  iit  die  Einleitung  der  Bndlaugen 
nur  insoweit  auläesig,  als  die  Veibärtung  und  Verealaung  durch  Einleitung  der  an 
der  Wipper  gelegenen,  bereite  koneeaeionierten  Eali&briken  oder  der  Sebacbtwtaer 
von  Bergwerken  oder  aus  sonstigen  Gründen  die  angegebene  Qrenae  nicht  eri-cicht. 
Die  Hirte  und  der  Chlorgehalt  sind  sowohl  oberhalb  ^  ElnfSbrongsstelle  der  End- 
laugen als  auch  unterhalb  der  Einführungsstelle  zu  messen.  Die  nähere  Be- 
stimmung der  beiden  einzui  i'btenden  Kontrollstatiunen  bleibt  dem  Bezirksausschuß 
vorbehalten.  Die  KontroiiöUtionea  (die  inzwischen  errichtet  worden  sind,  vgl.  S.  24), 
sind  zuverlässigen  Personen  zu  übertragen,  welche  die  Höhe  detf  Härtegrades  des 
Warnet*  und  dee  Chloigehalta  festiuatellen  habm.  An  den  beiden  KontiollBtationen 
eind  Pegel  aasubringen,  welche  jedeneii  «n  Ableien  dee  Waseerstandee  ermöglicbeu. 
Mit  Hilfe  dieier  Pegel  und  mit  Hilfe  vim  OeschwindigkeittoiesiMni  til  ti|^ch  die 
Waeserführung  des  Flusses  und  danach  die  Menge  der  einiuleitenden  fjidlaugen  von 
der  Betriebsverwaltung  zu  berechnen  und  in  ein  von  ihr  zu  führendes  Kontrollbnch 
einzutragen  Sobaltl  eine  oder  mehrere  der  bereits  genehmigten  Kalifaljriiven  End- 
kugtin  in  die  W'ipper  einführen,  muß  die  Abt'ühruug  der  Endlaugen  aus  der  Kalifabrik 
Ludwigshall')  entsprechend  eingeschränkt  werden.  Maßgebend  für  die  Feststellung 
des  jeweiligen  Grades  der  VerhSrtuog  und  Vereabung  ist  in  diesem  Flalle  eineneite 
die  KontroUatation  oberhalb  der  Einleitung  der  Endiaogen  der  Fabrik  au  Wolkiame» 


*)  Jetzt  Gewerkschaft  Gantberehall. 

*)  In  dieNem  Gutnchten  lind  die  ganaanten  Kaliwerke  nnter  daaa  Namen  »Wolkratne- 
hausen"  zusainiDengefafit 

Dw  Kaliwerk  Lndwiiahalt  A.-G.  sa  Nontttanaan  bat,  wie  gesagt,  die  Buo  erteilte  , 
KonzeA«ioa  der  Fimui  Eiektriiitaiewerk»  vnd  Cheni.  FaMkea  6.  m.  b.  H.  m  Wolknunabauaan 


f>l>ertr8geD. 


—   88  — 


haasen,  andererseits  die  für  die  beteiligten  Fabriken  behördlich  vorgesehene  Kontroll- 
Btation.  Tt&p  Endlaugen  Sammelbassin  auf  dem  Fabrikgrundatöck  maß  mindeBtens 
die  iunerhalb  48  Stundf-n  bei  vollem  Betriebe  abfallenden  Endlaugen  fapsen  können. 
Vor  der  Einleitung  in  den  i:<iuüiaul  muß  die  Lauge  mit  dem  doppelten  Waaaer- 
quanttim  gehörig  TwnuHlit  wwdsn.  Beitons  dM  Lmdrat«  vA  d«r  dortig»  Qvtänm 
beanftraft»  ?ra  Zeit  su  Zeit  Proben  ans  der  Wipper  obwfaalb  der  nnmflndungMleUe 
dar  Endhü^en  m  nebmen,  mn  den  OblwRehalt  <ke  Waeeen  sdtlela  KaliiunobnHDaft 
und  SilberUtoong  fteUwtellen.  In  Gegenwart  der  Konuniaeioii  fflhrto  der  Oendarm 
die  Bestimmung  ans,  es  zeigte  sich  aber,  daß  er  in  unzweckmäßiger  Weiaa  vorging, 
so  daß  dieser  Kontrolle  irgend  welcher  Wert  nicht  beigelegt  werden  kann. 

Der  Gewerkfcchaft  Immenrode  ist  auch  eine  Konzeesion  zur  Ableitung  von 
Camallit- Endlaugen  durch  den  Bezirksausschuß  zu  Eriurl  erbeilt  worden  unter  der 
Bedingung,  da0  diuob  die  ]llinl«tuiig  der  Endlaugen  die  Geoamthfirte  daa  Wipper- 
waeaafs  an  keiner  Steile  46*  abetsteigt.  Dia  Oeweriuebaft  nOtit  diese  Konaearioii 
jadodi  sunait  nidit  ana;  aia  betitxt  keine  dgene  Fabrik  und  li0t  ibre  Bohaalia,  wie 
erwähnt,  in  der  Chemiechen  Fabrik  Wolkramshausen  verarbeiten. 

Zur  Errichtung  eines  Kaliwerks  Klein-Furra  hatte  die  Gewerkftchaft  Immen- 
rode eine  Konzession  erhalten.  Da  e»  al)er  zu  einem  Hau  der  Fabrik  nicht  kam, 
und  der  Rezirkpausschuß  in  Erfurt  die  tlhertragung  der  P  abnkkonzession  auf  die  A.  G. 
in  Wolkramshausen  ablehnte,  so  ist  die  Konzession  zur  Errichtung  der  Kalifabrik 
Klein-Fnim  erioaebna. 

Aoob  die  Nordbftaaer  Kaliwerke  (Hayn)  laaeen  ibreSalie  in  der  ohemiaebaii 
Fabrik  Wolkraawhanaen  Terarbeitan  (a.  oben). 

Die  Gewerkschaft  „Gl ückanf**  in  fiondenbauaen  bat  twar  eine  Kon session  mr 
Ableitung  von  Endlaugen  der  Carnallit-Verarheitung,  nützt  diese  aber  nicht  aus.  Die 
Gewerkschaft  verarbeitet  seit  Jahren  nur  Hartpalze  und  wird  auch  wegen  ihres 
mächtigen  Uartsalslagers  voraussichtlich  in  absehbarer  Zeit  nicht  zur  Verarbeitung 
von  Carnallit  kommen.  Die  für  die  Ableitung  der  Endlaugen  vom  BMirksauaachaO 
daa  VerwallDngabeHTka  BondenfaBinen  am  18.  Januar  1900  gesteOtea  and  in  der 
flltrang  aaa  SO.  Beptember  1908  abgeänderten  Bedingungen  lauten  in  den  wicbtigeben 
Ptnütten:  Dia  Langen  dürfen  nicht  atoOweiaa  abgalaaaan  werden,  ea  aoU  die  geeamte 
Hange  daraelben  die  Ilöch^tmonge  von  80  cbm  täglich,  was  einer  täglichen  Ver- 
arbeitting  von  1600  —  2000  Doppelzentnern  entsprechen  dürfte,  nicht  überschreiten. 
Die  Laugen  sollen  mit  einem  spezifischen  Gewicht  von  1,32  gleichmäßig  zum  Al)duß 
gebracht  werden.  Die  Laugen  dürfen  nur  durch  den  Laugenkanal  in  daß  Wehr  bei 
der  Uhrenfabrik  nnteriialb  Jecha  in  die  Wipper  geleitet  werden.  Eine  vorherige  Ver- 
dOnnnng  dar  Langen  iat  nicht  erfordarlidb,  weil  der  Waaaaiatnn  daa  Wahna  «ine 
Bolartige  grflndlicbe  Miaebung  garantiert. 

Unter  dar  Annahme,  daA  obige  SO  cbm  tlg^  gana  gleicfhaiiMig  Aber  S4  9txuäm 
verteilt  sind,  müssen  in  jeder  Sekunde  0,98  Liter  konaentrierter  Lauge  abfließen. 
Der  Zulauf  der  Endlaupen  in  dip  Wipper  ist  so  zu  regeln,  daß  die  Härte  des 
Wipperwassers  an  der  Eisenbahn  brücke  bei  Berka  gegen  die  Härte  an  der 
Eiaeobahnbrücke   bei   Groß  Furra  um  nicht  mehr  als  10"   und  die  Cblorsahl 


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um  nicht  mehr  als  18  erhöht  wird  (unter  der  RrhÄhun^  der  Ohlorznhl  um 
13  ist  zu  verstellen,  daß  der  Chlorgehalt  io  I  Liter  Wipperwasser  um  nicht  mehr 
als  130  Müiigramm  erhöht  werden  darf).  Später  wurde  bestimmt,  daß  nicht  mehr 
d«r  Härtegrad  deec  Wata\»hxk}Mxk^  von  OroO-Ftttr«,  Bond«»  derjenige  dw  nSid* 
Uoh«n  Seite  dee  Wehistunee  M  der  JeduMr  Uhrenfftbrik  meflgebend  sein  mU.  AtuA 
warde  der  GewerkadMift  »QUi^af*'  durdh  Bntacheidmig  vom  2.  September  1902  ge- 
stattet, eobeld  die  nalQrUobe  Härte  dea  Wipperwassers  an  dieser  Stelle  weniger  als 
35**  betrigt,  der  Wipper  soviel  Bndlangen  mehr  zuzuführen,  d&ä  der  Härtegrad  des 
WipperwaeserB  bei  der  Ijandespr^nze  unterhalb  Hachelbich  46*  beträgt  (unter  natur- 
licher Härte  wird  diejenige  Härte  verstanden,  die  nicht  durch  Zuleitung  der  Endlaugen 
äußautwartti  gelegener  Cblorkaliumfabriken  beeinflußt  ist).  Sobald  die  nacheteheod 
<u  besprecbeade  Gewerkscbftft  Güathershall  die  ihr  erteilte  Konzeesion  ganz  oder  tdl* 
wdee  «MDfltit»  maß  der  Hirtegrad  des  WipperwMwn  an  der  Landeigreiiie  untetbalb 
HaolMlbieh  um  lo  tlel  Gnd,  jedoch  niöbt  mehr  ata  am  6*,  geringer  sein»  ala  die 
Yatfalrttteg  dea  UVipperwaiaen  doreh  Oanüienhall  betrilgt 

Der  Gewerkschaft  Ounthershall  (früher  Knli  Bohr- Gesellschaft  Robertahall} 
in  OöUingen  (Schwarzburg-Rudolstadt)  ist  unter  dem  19.  Noveiubcr  1901  vom  FQrsth'ch 
Schwarzburgischen  Landratsamt  zu  Fraukenhausen  eine  Konzes->ion  erteilt  worden  zur 
Ableitung  der  Eadlaugen  der  Chlorkaliumfabrik  in  die  Wipper  ^  durch  eine  zweite 
Konzeesioo  vom  1.  April  1902  wird  auch  die  Ableitung  von  Endlaugen  in  den 
Wipperkanal  (FrankenUbiew  Wipper)  genehmigt.  Die  FrankenhJbiaer  Wipper  darf 
Boirait  verhirtet  «erden,  daO  der  Zawaebe  aur  nalBriiidieD  Blrte  (80^  42*  niehi 
fibeiateigL  Nedi  den  Konaeaaionabed  in  gangen  dOrfm  io  der  Regd  nor  die  von 
wner  täglich  zu  verarbdtaiiden  Menge  von  1000  Doppelzentnern  eich  ei^benden  Ab- 
wimer  in  die  Wipper  gelangen,  die  Tngeflmengp  darf  jedoch  erhöht  werden  in  der 
Zeit  der  Reinigung  des  Frankenhäuser  Wipperkanals,  während  welcher  dr-r  Fluß  das 
Vollwasscr  führt,  außerdem  bei  Hochwasser;  indep  darf  die  Härte  des  Wipperwassers 
bei  der  Brücke  von  iäeega  45"  nicht  übersteigen.  Die  mit  Wasser  vorher  verdünnte 
Endlauge  nnff  der  Wipper  duicb  einen  Röhrenatrang  von  800  mm  Wnto  aagefOhrt 
und  darf  nieht  direkt,  eondem  mir  dnrdi  ein  quer  über  die  Wipper  an  legendea, 
mit  «Dtapreobeod  leinen  Ofibungen  rar  feinen  Verteilung  der  Lengen  venehenea  Birnn- 
lobr  eingeleitet  werden.  Es  ^ind  Rlirbaetins  und  ein  Laugenreserroir  anzulegen, 
welches  ^tg  ist,  die  in  einem  Monat  entstehenden  Laugen  aufzunehmen.  Unterhalb 
der  RinleitungBstelle  auf  der  Brücke  in  Qwg^  darf  der  Härtexu wachs  des  Wipper- 
wassers  nicht  mehr  aln  5'  betragen. 

Eine  Konzessionserweiterung  für  die  Gewerkschaft  Güntbersball  ist  geplant. 


Im  Heraogtam  Beebaen>Ki>bazg- Gotha  iat  daa  Kaliwmrk  der  Gewerkaohaft 

Volkenroda  bei  Menteroda  im  Bntsteb«!  begriflSsn,  deren  etwaige  Abwä.'^ser  ver- 
mittebt  Gräben  in  die  Unstrot  gelangen  werden.    Jedoch  ist  es  nach  Mitteilung  der 

rjewerkfichaft  Volkenroda  wahrscheinlich,  daß  sie  selbst  für  den  Fall,  daß  eine  Ver- 
arbeitung in  eigner  Fabrik  Btattfiaden  würde,  mit  Eadlaugen  nicht  werde  zu  rechnen 


b)  An  der  Uoetrat  beatebende  Gereehtaame. 


—  36 


haben,  da  nur  Bjurtealie  od«r  Sylvinito  zur  Verarbeitung  kommen  dürften.  Das 
Kaliwerk  FoHstedt  hat  ebenfalls  eine  Konzession  zur  Ableitung  von  Endlaugen  in 
die  Unstrut  (auch  in  die  Zorge),  welche  aber  pclion  wegen  der  groOen  Entfernung 
kaum  jemals  nup^enutzt  werden  dürfte.  Die  (t <  w  t- r  k  t^chaf  t  Rastenberg  hatte  soneit 
der  Erstattung  des  Gutachtens  den  Betrieb  noch  uicht  aufgenommea 

Von  dem  Beu^mmRolratt  Apotda  im  OroShenogtum  StdmU'WtAm»  ist 
6ew«rl»eh«ft  »OroAheraog  Wilhelm  Brntl"  in  (Hdiideben  die  Konseasion  svr 
Elnleiiiuig  von  Endlengen  der  CtonaUitTemrb^ng  bie  »n  ti|^oh  8000  ds  in  die 
Unatnit  erteilt  worden,  sofern  dadurch  die  Unstnit  bis  zu  höchstens  60  Härtegraden 
verhärtet  wird.  Die  Endlaugen  dürfen  nnr  geklärt,  gekühlt  und  nicht  stoOweise  in 
die  Unstnit  geleitet  werden.  Sollte  »ich  ei^eben,  dafl  durch  die  Mischdüse  die  End- 
laugen nicht  in  gehöriger  Weise  mit  dem  (Jnstrutwasfier  pemischt  werden,  so  int  der 
Groflherzogliche  Bezirksdirektor  befugt,  vorzusctireibeu,  UaU  Uie  Endlaugen  mit  der 
9 — Sfuben  Bfenge  Waaeer  vor  der  Einleitung  verdünnt  werden.  Die  regelmäßige 
tigliefae  KontroUe  boU  dordi  snTerlttBaige,  von  der  Geirariucbeft  m  beeteUende  Penonen 
«lagelttbrt  werden^  außerdem  aind  Naehprttfiingen  dofch  vom  GroOlianogliehen  Be- 
zirksdirelrtor  in  beanftiagende  Pnaonen  vorgeeohen.  Die  Ergebniiae  der  regelmilHgen 
Kontrolle  sollen  in  ein  Kontrollbuch  eingetragen  werden.  Eine  Abinderung  der 
Konzef!?innsbedingungen,  inshesondere  eine  £inechribilnuig  des  Abflnuaa  von  Endlaogen 
in  die  ünstrut   i?t  vorbehalten. 

Die  Chlorkaliuaifabrik  der  (iewerkschaft  Heldrungen  II  zu  Ober-Heldrungen 
besitzt  nach  einer  Entscheidung  des  Bezirksausschuseee  zu  Merseburg  die  Erlaubnis, 
der  Unatml  die  Bndlangen  einer  täglichen  Verarbeitung  von  8000  Deppetaentnero 
Otfnalllt  snanfBbrMi.  Die  Endlaugen  rind  tnvor  in  einem  Baaein  in  lammetai.  welebea 
die  bei  einer  Veraibtitnng  von  18000  Doppelaentnem  Camallit  entstehenden  Abwiaaer 
aufzunehmen  vermag,  nnd  vor  ihrer  flSnführung  in  die  Unstrut  mit  mindestens  der 
2  faclien  Mengte  Wasaer  zu  verdünnen.  Die  Einleitung  in  die  ünstrut  soll  an 
mehreren  Stf»1l(»n  unterhalb  des  Wehres  von  Bretleben  erfolgen.  Kineni  Sekundenliter 
Unstrutwasser  darf  nicht  mehr  aln  45  Milligramm  Salz  durch  die  i'.ndiaugen  zugeführt 
werden.  Wenn  die  Härte  den  UnstrutwaMsers  Vt  ktu  unterlialb  der  EinmündungssteUe 
der  Endlauge  37  V«'  fibenteigt,  darf  WMtere  Bndlange  nicht  eingeleitet  werden.  Von 
den  bei  dem  Betriebe  eich  eigebeoden  Endlaugen  rind  lUoge  nnd  Dichte  sn  bsvtiromen. 
Wegen  der  Qewerkeohaft  Thfiringen  vgl.  untw  e. 

Ebenfalls  durch  Entscheidung  des  Bezirksausschusses  zu  Itoeeburg  hat  die 
Gewerkschaft  Roßleben  zu  RoOleben  das  Recht,  die  Endlaugen  einer  täglichen 
Verarbeitung  von  8000  Doppelzentnern  f'nrnallit  in  die  ünstrtit  abzuleiten.  Die  End- 
laugen sind  zur  völligen  Durchmischung  und  zur  Sicherung  eines  gleichmäßigen  Ab- 
laufs zunächst  in  einem  Bassin  zu  sammeln,  welches  mindestens  die  Endlaugen  einer 
OemaUitventffaeituug  von  9000  Doppelzentnern  aafsunehmen  vermag.  Von  diesem 
Hanptanmmelbessin  sind  die  Bndlangen  nadb  3  getrennten  Sammelbebflitem  ni  ftthren, 

")  Die  Errichtang  und  der  Betrieb  der  Chlork&lium-  und  Snifatfabrik  Bastenbarg,  sowie 
die  Abieitaag  der  Endlaageik  dtaier  Fabrik  In  die  Ilm  ist  der  Gewarkadiaft  nntar  dem 
80.  Pesembec  1W9  onter  Yevliehait  genebndgt  wofden. 

8» 


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—  86  — 


von  denen  jedes  mindeßtens  die  an  einem  Tage  anfallenden  Endlaugen  aufzunehmen 
vermag  'uid  deren  Zu  \m<i  Aliflüsse  mit  verschließbaren,  unter  Kontrolle  Her  Ort«- 
Polizeibehörde  su  Htellendea  Absperrvorrichtungen  zu  versehen  sind.  Vor  dum  Ein- 
tritt in  die  Unstrut  aiud  die  Abwasser  mit  der  doppelten  Menge  Wasser  zu  verdünnen. 
Wann  di«  Bhikitung  nickt  nntar  Dnok  doMli  «ine  Stnndfln  «ffolgl^  aa  dnf  sie 
nidit  an  «iner  Stalle,  aondam  mnfi  an  mahcano  Btallen  TOfgenommaa  irardan.  Dia 
Oaaamthirt»  d«a  Unatratwaaim  darf  an  hebm  Stall»  daa  FlnOqnBiadinlttae  S7Vi 
HiMagrade  überschreiten;  sobald  dies  dar  Fall  iit,  dOifan  waitare  Mengen  von  End' 
langen  nieht  eingeleitet  werden.  Ober  die  Menge  und  Dichte  der  Endlaugen,  die 
sich  bei  dem  Betriebe  der  Fabrik  ergeben,  ist  genau  Buch  zu  führen.  Zur  Zeit  ver- 
arbeitet die  (iewerkschaft  KoOieben  nur  JlartHalze.  Nach  den  den  Berichterstattern 
gemachten  Mitt&iluugt$n  kann  sie  die  ihr  erteilte  Konzession  nicht  ausnützen,  da  die 
Gewerkschaft  Thüringen  das  Recht  besitzt,  die  Helme  bia  au  45**  zu  varfaftrten,  infolge- 
daaaan  daa  Unatratwasaar  aehon  atark  veriiirtat  na/db  Bofilaban  koBamt. 

e)  An  dar  Halma  baateheade  Qarft«]ita»ina. 

Der  BezirksauBsdiltf  zu  Erfurt  hat  dar  Chlorkaliumfabrik  des  vorhin  aoboo 
erwähnten  Kaliwerks  Sollstedt  eine  Konzeseion  zur  Ableitung  von  Endlangen  in 
die  Zorge  und  Helme  erteilt.  Die  durch  die  Einleitung  der  Endlaugen  in  die  Helme 
und  Zorge  bedingte  GesamÜiärte  des  Wassers  dieser  Flüsae  darf  an  den  unterhalb 
der  Einmündungsstellen  einzurichtenden  KontroUstationen  46°  nicht  übereieigen. 
Daai^öiiban  darf  die  HSrta  daa  Waiaera  dar  groAm  und  kkinau  Edma  dicht  vor 
Ulfen  Binmttndungan  in  die  Unatrut  an  den  daaelbat  einiuriditanden  KontroUatationan 
87  Vt*  niidii  dbcnteiifan.  Wenn  die  EQIrto  daa  Halma-  nnd  Zoigawaaaaia  iinteiiiatb 
der  Laugeneinmündungsstelle  45*  oder  die  Härte  des  WasaetB  der  großen  und  kleinen 
Helme  bei  der  Einmündung  in  die  Unstrut  37  Vs*  übersteigt,  darf  weitere  Endlauge 
nicht  eingeleitet  werden.  Der  Helme  imd  Zorge  darf  höchstens  nur  die  Endlauge 
einer  tägliclien  Verarbeitung  von  3(J(JU  Doppelzentnern  Carnallil  zugeführt  werden. 
Der  Abfluß  der  verdünnten  Lndlauge  in  den  Flußlauf  iüt  m  einzurichten,  daß  die  End- 
lauge  aoB  lalilratehaD  öffiMrogan  ifer  aiabartig  gelochten,  fibwr  den  Blnß  gezogenen 
Bohra  über  die  gania  Flofibraita  bin  in  dünnen  Stoahlan  anageatottan  wird,  damit 
dauernd  eine  gute  yerntaefanng  der  Endlaugan  mit  dam  FluflwaBaar  amicbt  wird. 
Wasserproben  aind  täglich  zu  untersuchen  und  Pegelmeasungen  täglich  auszuführen. 
Die  darüber  geführten  Bücher  sind  dem  Oewerbeaufsichtsbeamten  und  der  Cktspolizei- 
behnrde  jederzeit  zugänglich  zu  marhen  Wätrend  der  Rüben  Verarbeitung  in  den 
tlußabwärt«  hegenden  Zuckerfabriken  an  der  Helme  und  Zorge  dürfen  Endlaugen  dem 
Fluß  Wasser  nicht  zugeführt  werdtsn. 

Der  Chlofkaliomfabrik  der  Gewerkschaft  Tbfiriugeu  zu  Heygendorf  ist  vom 
Baaiiksanasdiuß  zu  Apolda  die  Konseaaion  aar  ffioilaitang  der  Bndlangen  Wa  lar 
Verbirtung  von  höehatena  48—46  dantaeban  Härtegraden  verliahen  worden,  jadoeh 
dürfen  hödiatena  5000  DoppeliaDtnar  Bchaalm  tiglieh  verarbaitat  werden.  Die  Ein- 
leitung der  Endlaugen  soll  unterhalb  Kalberieth  und  zwar  550  m  oberhalb  der  Ein- 
mOndung  der  großen  Helme  in  die  Unatrut  erfolgen.  »Sofern  sich  berausstaUrai  aoUta", 


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—  »7 


heißt  m  in  den  Konzessionsbedingungen,  „daß  bei  der  Einleitung  so  dieeer  Stelle  die 
Eiidlaugeii  sich  bei  der  Einmündung  (der  Helme)  in  die  Ungtrut  noch  nicht  hin- 
reichen! mit  dem  Heimewasser  vermischt  haben,  ist  die  Einleitung  an  einer  anderen 
vom  (irolJherzoglichen  Bezirksdirektor  zu  bestimmenden  Stelle,  eventl  40  in  unterhalb 
der  letzten  zur  Bewässerung  des  Möucheurieliiä  dienenden  Schleuse,  oberhalb  des 
OMm  KaSbuMh  wa  bewirimi.  In  dvesm  F«Q  luii  die  Sinteitniig  «unohlMillMh  «n 
dm  unterhalb  Kelberietb  getogenen  Stelle  dann  sa  etfolgea,  wenn  der  WnaaMratnnd 
der  grofien  Helme  anf  weniger  ale  1600  Sekundenliter  sinkt.  In  der  fllnigen  Zeit 
dmrf  nur  an  der  oberhalb  gelegenen  Stelle  eingeleitet  werden".  Die  Bndlengen  dfirCm 
nur  geklärt,  gekühlt  und  mit  mindeetens  der  2 — 3  fachen  Menge  Waaiev  verdtUmt 
aod  nicht  etoOweiee  in  die  groOe  Helme  geleitet  werden. 

Der  Ausfluß  der  Endlaugen  in  die  Helme  ist  bo  einzurichten,  daß  sie  in  dünnen 
.Strahlen  unter  Wasser  durch  eine  Düse  an<5?p«t/ißen  werden.  Außerdem  Sind  regel- 
mäßige Pegelmesflungen  und  KontroUuntersuchuugeu  voigeecbrieben. 

II.  Veränderungen  und  Gebrauchsbeelnträchtigungen  des  Flußwassers  durch  die 
Endhiiigen  der  CMorkaliumfabrIken  Im  allgemeinen. 

Die  Verandei  uiigLii,  weiche  das  Wasser  der  Flußläufe  durch  die  EinleitTing  von 
Endlaugen  aus  Chlorkalium-Fabriken  erleidet,  bestehen  nach  den  vorstehenden  Äus- 
f&iirQngen  im  wetentlidieQ  ^hrin,  dai  die  Oeeanitniei^  der  Aünenlheetandtaile  dea 
Waaaen,  inebeaondere  der  Gehalt  an  Sohwefdaluie,  Gblor,  Magnesium  und  damit 
snoh  die  Hirte  eine  wesentliehe  Brhdhnng  erfihrt  Daneben  wird  der  Gehalt  an 
Kaliam  und  Natrium  vergrößert.  Gegen  eine  Vermehrung  der  Mineralsalze  im  Wanser 
sind  von  verschiedener  Seite  Einsprüche  erhoben  worden;  im  wesentlichen  betreffisn 
dieselben  gesundheitliche,  pewerbliche,  landwirtschaftliche  und  figchereiliche  Interessen. 
In  gesundheitlicher  Bczieiuing  wird  befürchtet,  daß  da.-^  i*  lußwaiäser,  von  welchem  be- 
sonders zur  Viehtränke  Gebrauch  gemacht  wird,  zu  diesem  Zweck  unbrauchbar  werden 
wOrde.  Dia  FlnOwaseer  eei  ferner  wegen  der  hohen  Hftrte  für  den  Hausgebrauch 
nieiil  mehr  tauglich.  Auob  würde  durch  Eintritt  von  BluHwasaer  sinn  Grundwasser 
das  Brunnenwasser  veiadileohtert.  Gewerbliche  IniNessen  sollen  dadurch  gesdiidigt 
werden,  daH  salsfaaltigs  Fluflwlwer  fttr  manche  B^riebe  unverwmdbar  werden  oder 
ScbSdliche  Wirkungen  auf  die  Metallteile  ausüben,  mit  denen  sie  in  Berührung  kommen. 
Als  Speisewasper  für  Dampfkessel  soll  solches  Flußwasser  nachteilig  sein.  Die  Land- 
wirtschaft befürchtet  von  der  Rewäseening  der  Wiesen  mit  salzhaltif^eni  Flußwasser 
eine  Schädigung  des  Graswuch.seH.  Die  Fisclierei  schließlich  hat  die  Besorgnis,  daß 
die  Versalzung  der  Flußwässer  eine  Abnahme  des  Fisch bestaudes  zur  Folge  haben 
werde. 

Von  besonderen  Klagen  seitens  der  Bewohner  des  Wippertals  sei  hervorgehoben, 
da0  bei  der  Gemeindeherde  in  Gfillingen  im  Jahre  1907  in  etwa  6  Tagen  10  Schafe 
ai^bliob  Terendet  sind,  welche  mit  Wipperwasser  getrinkt  wurden.  Im  Gutebeiirfc 
Seega  aollen  im  Januar  1908  swel  FfiNde  infolge  des  Genuesee  von  Wipperwasser 
an  kolikartigen  Biaofaeinungm  erkrankt  sein.  Ahnliotbe  Erkrankungen  dee  Rindvieha 


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—   88  — 


werden  von  dem  Gemeindebezirk  Gfineerode  aus  dem  Jahre  1907  berichtet.  In  den 
r5*>markungcn  C.öllingen,  Seega,  Günserode  ist  eine  Abnahme  des  FischbeBtiindes  in 
den  Seilten  Jahren  aulTäliig  hervorgetreten,  ßie  vor  einigen  Jahren  eoll  es  in  der 
Wipper  uicbt  wenig  Aale,  Barben,  Weißfische  und  Hechte  gegeben  haben.  Der 
FStchbeetand  aoll  auch  in  der  Unstrut  in  den  letsteu  Jahren  erheblich  abgeDommeo 
bftben.  Di«  SpdsonK  der  DunpfkecMl  mit  Unstrutiramor  wdl  «nen  erbOhten  Aiuftti 
▼OD  Kassditein  rar  Folg»  gehabt  bab«n,  der  maf  die  Veraoreinigang  durdi  Endkugeo 
von  Cblorkalium&bKikoii  nuflekgefSbrt  wird.  MiKüInde  in  landwinMhafÜieber  Ba- 
tiehung  sind  von  der  Unotrot  bieher  nicht  gemeldet  worden;  dagegen  finden  neb 
Angaben  vor,  daO  ein  Zusammenhang  de«  UnatmtwaMen  mit  dem  Gnwdwaeeer  und 
den  von  ihm  geapeistea  Bruuaen  beeteht. 

12.  Die  Menden  der  von  Wipper  und  Unstrut  aufgenommenen  Endiaugen 

und  ihre  Verteilung. 

Die  vorstehend  aufgeführten  Konzessionen  lassen  sich  nach  d<  r  Art  und  Weise, 
wie  sie  die  Abwäs&erfrage  der  Chlorkaliumfabriken  behandeln,  in  zwei  Gruppen  teilen. 
In  der  einen  Gruppe  wird  die  Menge  der  Robealze  angegeben,  welche  täglich  ver- 
arbeitet werdan  darf,  in  der  anderen  Gruppe  wird  der  bödiete  wUtaige  Hirtegrad 
angegeben,  «doben  dae  Waeeer  der  Vorflut  dordi  die  Einleitung  der  Bodlangen  er- 
reiohen  darf,  bieweilen  auoh  die  böebeto  nillarige  Menge  dee  Gebaitee  an  CSiIorideD. 
In  mehreren  Fällen  wird  eine  Besch  ränkong  nacb  beiden  Rkditangen  anfeiiegt. 

Für  die  Erstattung  dieses  Gutaditcns  «chien  es  von  größter  Bedeutung  zu  sein, 
festzustellen,  wie  viel  Endliiugen  Wipper  und  ünslrut  insgesamt  zurzeit  täglich  auf- 
nehmen und  wieviel  nie  auf  Grund  der  erteilten  Konr^ssionen  bei  deren  völliger  Aus- 
nutzung aufnehmen  müßten.  Nimmt  man  dann  eine  ganz  gleichmäfiige  Verteilung 
und  onen  davehaua  ImntinnierUehen  Abfloll  der  Kndlaugen  an,  ao  li0t  rixHn  mit 
Hüfe  der  Daten  über  die  VlTaMerfÜhrang  von  Wipper  and  Unetnit  ungef&br  be- 
redinen,  mleber  niedrigste  Giad  der  Varblrtnnf  des  Weeeere  der  genannten  HlOaee 
sieh  unter  den  gegenwärtigen  Umstanden  wird  erreichen  lassen.  Im  folgenden  sind 
nur  die  Endlaugen  von  der  CarnaUitvorarbeitung  berücksichtigt  worden,  da  andere 
AhwäfPer  (z  B.  Kieseritwa^ch vvfü*fier)  an  der  Wipper  und  T'nstrut  nur  eine  unterge- 
ordnet« liuile  spielen Es  itii  damit  gerechnet,  daß  1000  Doppelzentner  Camallit 
50  cbm  Endlauge  vom  spezitischen  Gewicht  1,30—1,33  (bei  lö**)  liefern. 

IM«  Zusammenstellnng  in  der  folgenden  Tabelle  6  ist  xwAk  swri  Gesiditapnnkten 
vorgenommen,  insofern  einmal  die  furseit  der  Besicbtigung  tatsiebKch  verarbeiteten 
Cemailitmengen  in  Becbnmig  geatdlt,  andererseite  aber  auch  die  kainiesdonenilOig 
•ttgestandenen  Mengen  berücksichtigt  wurden.  Da  ein  grofier  Teil  dieser  Konzessionen 
lurzeit  gar  nicht  ausgenutzt  wird,  so  sind  die  hier  errechneten  Werte  einstweilen 
nnr  von  theoretiacber  Bedeutung.    Sie  sind  ihrer  Größe  nach  aber  recht  beträchUioh. 


^  Nach  neueren  Mitteilungen  wollen  indemen  die  (tewerkechaflen  in  WoIkramabauMD 
nad  GeUlaien  kOaftis  auGfa  die  SeeeritverarlMlUiag  betieiben.  Dia  vorliegHide  Qatacbtan  konnte 
aaf  diese  Pllne  nocb  kaine  BUekeiobt  oebineB. 


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—   M  — 

Tabelle  6. 

«)  Wipper. 

Boi  voller  Aue- 

Bei  voller  Aas 

Dutzuug  der  Kon- 

Ea  verarbeitet 
dM  Kdimik 

ZoTMit  ttglich 

OttOBlttt 

nntzang 

der  Kfnzenfinn 
tftglich  Canuüht 

zeesion  fahrt  M 

flom  Ort  

die  Wipper  die  End- 
langen  von  ...  dz 

da 

dl 

OaraaUit  mit  «ich. 

1 

1  ■ 

Bernte  rod« 

1 

2. 
8. 

Bollstedt 
Blcieherode 

Qn  Preußen) 

5000 

BMobMOd*  6000 

4. 

Ladwi«ahaU  (Wol- 
kiminShaiiasti) 

Oo  Piwillto 

O  VW 

5  000 
(6000) 

5. 
6. 

Immenrode 

Hftyn  (MordbAtiBvr 

KAllwwlw) 

und  Schwarzborg- 
Bndoirtailt) 

4000 

C  000 

16  000 

KMUi-jrnm  u  vw 

7. 

«Glackaof  (Stocik-  - 

i  (in  Sohwanburg 

2  000 

(2  000) 

bsowa) 

1  BondenibaaBen) 

8  OOÜ 

17  000 

Jecha          17  000 

8. 

OttathanlMU 

i  Scbwrinirg- 

1  000 

(1000) 

(GflOtaissn) 

1  Bndoletadt) 

Somme 

9  000 

18000 

Sachienhorg  18  000 

b) 

1. 

V'olkeiiruda  (in  itechsen-KobargOotba) 

2. 

Sollstedt  (UnatrutkoiueesioD)  (i.  Preußen) 

8000 

8. 

Baetenbertf  ^in  Sarhi^en  •  WnimM) 

Kaliwerke  an  der  Wipper 

ȆOO 

9000 

91000 

eodtMnlnit  81 000 

4. 

,,OiigilMnog1xni]i«lmEniit^(liiaMliMii< 
W«iaitt) 

[8  OOOj  b/w. 
B  500  ') 

(8OOII9 

[17  OOOJ  bzv. 

29  000 

Bretleben     29  000 

18500") 

; ' . 

HrlrlrnrcpTi  ^iti  PrpnlJen) 

8000 

(3  000) 

6. 

(iüuthen)hall(Ableitucig  durch  die  Fran- 
kmlilUMr  Wipper)  (in  flcihtnnlNirg- 

aooo 

[20  000jbsw. 

85000 

Aitam  85000 

16500«) 

7. 

Sollstedt  (Helmekonieeeion)  (iD  Preußen) 

o* 
9. 

TbOriogui  (Ableitung  durch  die  Helme) 

(in  SaebMB'WtiiiiiK) 
Bofleben  (ja  PreoBen) 

5  000 

»000 

Soaune 

[25  0O0]bzw. 

40000 

Wegadelstein  46  000 

rand20  000') 

in  der  Kon»M<»ioii  nicht  anpcrKi-bm  l»t,  bei  iJ  'in  n  4if  K-^ntfsrion  »nf  nmiid  dtt  lulltMifeD  V^rh^rtarif  tif»  Vflrftnt»« 
rrtcill  Wörde,  i«l  anccnnDiDiun  worden,  dsC  um  I  i  Zihl  l'.r  r  li  I.  Au^bo  der  betreffenden  Wciit'-  t  >t.'l'<  h  v  ixrl  ' it>  !<. i.  Ji 
lllc  KoDiewion  voll  aucanotit  wini.  Oiew  Zihlen  nod  d*btt  iiu  dw  lialu  ■lebowtva  Syatte  in  die  recbte  Spalt«  Obu> 
•Mlinan  nnd  deawegaa  U  ma4*  KlaMBMI  fWUt  WMdta. 


«)  Nich  einer  aplteren  .Mi^r.  liuni;  .U  r  r.nüfivr/  siirK«  U.--ii'r:iiii;  i;.  lr(f,  TiilK  >i  Ji-r  U.  mtanj  de*  Rntwurfc.  Die 
Boiektentattar  kabcn,  «Btavnirbvnd  den  ufeprUneliebvn  An^ben  mit  vnn  it  aad  mit  einer  Ueumtaomma  voa  I&bOO  dx 
•Mt  MOM  ««Mhatl  (TCHL  IWMII*  U).  JMa  «aUo,  aiit  daaao  gqwhaM  ww4aa  wl,  itial  ia  ()  (MMt  WMte. 


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—  40  — 


Nach  der  Aufstellung,  wie  ^ie  sich  in  der  Tabelle  vorfindet,  werden  xnrzeit 
in  den  Fai>nken  an  der  Wipper  täglicli  9000  Doppelztüilner  Carnallit  verarbeitet, 
was  einer  Ablaugencnenge  von  450  cbm  entspricht.  Die  Verarbeitung  der  doppelten 
Meng»  Ownallit  win  nidi  den  KouMMumen  mSglieh.  Die  Unalrat  nimnit  Ui  nmi 
Sbfintt  der  Wipper  KaUfitbrikabwiaBer  noeh  nlehi  wO.  Die  neuen  Wet-lu  in  VoUGsn- 
fodft  und  Raatanberg  beaitien*)  noch  keine  Konwaslonen.  Daa  Werk  SoUatadi  benntit 
■eine  Unstrutkonzesaion  nicht  Brat  dnrdb  die  Aufnahme  der  Wipper  bei  Saohsenbtug 
gelangen  demnach  die  ersten  Kaliendlaugan  in  die  Unatrut.  Trotadem  die  Unetrut  etwa 
viermal  soviel  Waeser  fährt  als  die  Wipper,  machen  sich  die  Endlaugen  in  det  Unetmt 
doch  recht  bemerkbar,  wenn  auch  nicht  bo  erheblich,  wie  in  der  Wipper 

Unmittelbar  in  die  Unetrut  entwässern  nach  dem  Einfluß  der  Wipper  die  Kali- 
werke in  Oldialeben,  Heldrungen  und  Rottleben  (letatefee  macht  allerdings  von  seiner 
Kmiaaeeieik  einatweilm  kdnen  Qefanach).  Mittelbar  geben  weiter  der  Unatrat  an 
dureh  die  FxaniMnbänaer  Wipper  die  Bndlaugen  von  GUntherdiall  und  durch  die 
Helme  die  Bndlaugen  dee  Kaliwerkea  TbfIriogeQ.  Daa  Werk  BoUatedt  benutat  aebe 
Helmekonzession  nicht. 

Der  Tabelle  6b  ist  zu  entnehmen,  daO  die  ünstrut  zurzeit  täglich  1000  cbm 
Endlaugen  aufnimoit,  herrührend  von  einer  Verarbeitung  von  rund  20 000  Doppel- 
zentnern Carnallit.  Würden  die  erteilten  Kontesmionen  voll  ausgenutzt  werden,  »o 
würde  die  Menge  der  Endlaugen  täglich  auf  2300  cbm  steigen,  entsprechend  einer 
Verarbdtnng  von  46000  Doppebentnem  Oaniallii.  Die  volle  Auanutiung  dieser  Kon- 
aeaaioneii  iat  aber  unwahradielnlloh.  Bei  der  Annahme,  daS  die  Bndlaugen  in  der 
Wdaa  anaammengeaeM  «lad,  wie  dlea  auf  8.  6  daigelegl  worden  iat,  würden  dem* 
nach  der  Wipper  und  ünstrut  durch  die  Endlaugen  folgende  Mengen  an  Chlor, 
Schwe£dainie  (80«)  and  Magneaium  sngeföhrt  werden: 

Tabelle  7. 


M«ag<b  der  suüidßendeu  JüidlauKuu  bei  der 


Wipper 


kB 

zurzeit 

nach  Aanntzung 

aller  KoflseeBionen 

surzeit*) 

nach  Aonratmutg 

aller  KonzoHHiotien 

».''kuiidliL-b 

■iilnindtiah 

Ohler  .  .  . 

181 180 

1^ 

963960 

8,08 

291 8()o 
[884  0(10] 

H70  000 

7,7« 

bcbweXelaluro 

2">  :iSO 

28  HOO 

[0.41] 

«>4  IHM) 

o,r.o 

MisaeaiutD  . 

1  0,66 

86  840 

1,»2 

107  ()(JÜ 
1134600] 

1  :J-> 

(1,56J 

247  500 

üoatnit 


Mit  Bilfe  dteaer  ZaUen  und  der  annibemd  (vergl.  8.  18)  oder  genauer  be* 
kannten  Waaeerftthrung  von  Wipper  und  Unatrut  kann  uageAhr  bereobnet  werden, 
groß  die  Veraalsang  bei  den  vevaehiedenen  Wa.'^gorBtänden ,  einen  gleiohmäOigen 
Ablauf  der  Bndlaugen  vomnigeeetat,  auafaUen  muA.    Notwendig  iat  ee  an  dieaem 

d.  b.  zur  Zeit  der  Vorarbeiten  fflr  daa  Gutaehtea. 
*)  Vflcsl.  Fnlhioto  m  Tabelle  6^  &  88. 


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^  41 


Zwecke  ferner,  Angaben  ttbcr  di*  chemiBche  ZuHammennetzung  des  Flnßwnnm  vor 
Zutritt  der  Kalifabrikendlaugen  lu  hesitzen.  Dazu  mÜHsen  teils  WaHseruntersuchungen 
von  Folchen  Stellen  des  Flusses  dienen,  die  oberhalb  des  Zutritts  der  ersten  Kalifabrik- 
abwawj«r  gelegen  sind,  teils  AnalvHen  von  W  awerprobeu,  welche  zwar  weiter  uuterbalb 
entnommen  worden  aind,  aber  %\i  einer  Zeit,  als  Endkugen  noch  nicht  eingeleitet 
fraiden').  BfaueliM  toleiker  Aiu^ywii  indMi  tieh  in  den  obsn  «ngefiBhrteii  Arbeiten, 
Iflid«  ailevdiiii»  meiit  ohne  Angmbe  des  WaMentandee. 

aj    VersHliung  der  Wipper. 

Die  folgende  Tabelle  8  bringt  die  vorhandenen  Analysen  über  die  „ursprung- 
llcbe"  ZuBammenaetzung  des  Wipperwassers,  soweit  sie.  den  Berichterstattern  su- 
gänglich  gewesen  sind. 


Tftbelle  8.    Oshait  des  ursprünglichen  WipperwMtere  an  Chlor,  K«lsinm 

und  Magnesium. 


1 

Wasser- 

Oll»  Jahr  aad  Tig 

Unteraucber 

fOhraog 
der 

Oldor 

Kaliiom 

Mapne- 

Hirts 

der  Unlsnadiiuig 

Wipper  in 

»iuiD 

Sachsen- 

Deatscha 

bwg 

mg  im  i 

mg  im  1 

mg  im  1 

Gnda 

Bernterode 

1908.   2.  Jooi 

Beckarti 

163 

(8) 

im 

19,6 

10.  Oktober 

Kaiserl.  QssumlhsItiSint 

2.2 

12 

186 

18 

23,3 

8ondershansan 

laMLSS.  loli 

Bolision  In  Efftntt 

79 

177 

97,8 

80,7 

M.  AagMt 

Versxichg-  nnd  Lehranstalt 
fUr  Brauerei  in  Berlin 
(veigl.  Ootaohten  Nr.  9, 
&  90 

68 

181 

68^ 

88,1 

Sacbsenburf? 

1895.  November 

Dr.  Drenkwaun 

97,7 

235 

48,8 

44.1 

in  Halle 

18M.  -4.  Jonl 

Derselbe 
(veigl.  Gntacbten  Nr.  1, 

8.  27) 

68,8 

904 

88^ 

873 

Die  Wipper  führte  bei  Bernterode  an  den  beiden  Untersuchungstagen  des 
Jahres  1908  uehr  verschiedene  Wassermengen  (Mittelwasser  am  2.  Juni  und  Mittel- 
sommemiederwasser  am  10.  Oktober).  Wie  gewöhnlich,  geht  der  Salzgehalt  etwa  im 
tUDgekebrten  ffinne  wie  die  Waasermenge.  Die  älteren  Analysen  bei  Sondershauaen 
lind  im  Sonmer  anag^hrt  worden,  dea^^dien  die  tina  dar  beiden  Analysen  bei 
Badbaanborf  .  Man  wird  alao  hier  anoh  ohne  nihera  Kenntnis  der  Paigeblän^  einen 
Sommerwasaemtand  annelmieQ  dftrfon.   Audi  ohne  daa  Hintatreten  von  Kali&brik- 

>)  Ans  dam  eben  (B.  87)  ancsHlbrlso  Chitaebleo  de«  Dr.  Dreakmaan  mnB  aaan  sdilteflsa, 

<i.iC  die  KeLiiin<!ii?trie  im  WlppenfsUsl  18B5  zwar  fm  Entalahan  bsfrifüm  war,  aber  aioeb  ksliia 

Abwfl«8«r  prodtuierte. 


Üigitizeü  by  v^OOgle 


—    42  — 


abwäMern  ist  eine  starke  Zunahme  dee  natOrUebea  Saligehaltes  im  WippwwasMir  auf 
dar  Strecke  Bernterode  Sachsenburg  erkennbar. 

In  der  folgenden  Tabelle  ist  nun  die  oben  gekennKeichncto  Rechnung*^  für  die 
waBserärinäten  und  waiiserarmen  Tage  durchgeführt,  d.  h.  für  die  Tage,  an  welchen 
die  Unstrut  weniger  als  Mittelsommerwasaer  am  Pegel  von  Wendelstein  führte. 

Id  der  ersten  ^telte  der  Tabelle  9  iet  die  Ansabl  dieeer  Tage  angegeben,  in 
Spalte  2  die  aofehdrige  Waaenftthnrag.  IMe  Berecbmiiig  iit  dorobfeffilirl  Ar  die 
Stoflfe  Cblor,  Kalainm  und  Magneaiuin  und  ittr  die  aua  den  Mengen  dieeer  Steiflb  ge> 
Aindenen  für  die  Kalkbixto,  Magneeiablrto  and  GeaamtUrte.  Jede  Beieobnung 
iat  aufgestellt 

1,  für  den  urBprünglichen  Zustand  des  WappTs  (fxh  f^okher  if»t  rtinärhst  die 
ZuBamraenBotzung  des  Wipperwassers  in  Bernterode  angenommen  worden), 
Spalteogruppe  A; 

3.  ffy  den  Zuetand  dee  ^pparwanera,  wie  er  ndi  am  der  demitigftn  OamaUit* 
▼erarlwitang  emolinet,  Bfialteograppe  B; 

8.  fQr  dmn  Zuatand  dea  Wipperwaeaera,  welcher  tiei  voller  Ananntiiuig  aller 

KonzeHsionen  eintreten  müOte,  Spaltongruppe  CS. 
Der  FluOlauf  der  Wipper  ist  femer  bei  der  tebeUaiiadtien  AufeteUung  in 

4  Strecken  eingeteilt  worden,  nämlicli  in 

1.  Oberlauf  bin  unterhalb  der      l- Rinraundang, 

Hier  findet  zurzeit  eine  künstliche  Veräalzung  durch  Kaiiabwasser  nicht  statt, 
da  die  auf  dar  Stoeoke  liegend«!  Werke  ilire  Konieaaiaii  gaganwärtig  nicht  auanfitean. 
Da  aber  daa  fiakaKache  Werk  BleiduiMde  eine  Knnuaaioo  rar  Verarbeitung  von 
Mengen  bf»  ra  6000  Doppelaantnem  Garaallit  beaitst,  ao  iet  der  etwaigen  Veiealanng 
der  Wipper  duoh  da»  Kaliwerk  BleieheEode  in  der  Spaltongrappe  0  Beohnnng  ge- 
tragen worden. 

2  Strecke  unterhalb  der  Einmün-iimp  der  Bode  bis  fClein-Furra.  Auf  dieser 
Strecke  fließen  der  Wipper  die  Kndiaugen  der  Elektrizitätswerke  und  Chemischen 
Fabriken  Wolkramshausen  zu,  welche  gleichzeitig  die  Salze  der  Kaliwerke  Ludwigshall 
und  Intmenrode  und  der  N<Mrdh&u8er  Kaliwerke  in  Hayn  verarbeiten.  Die  Konaaaalnn 
beteigt  fOr  Wolkramafaaneen  ^dwigshall)  8000  Doppelzentner  OarnalUt  täglich  und 
tut  die  Nordhinaer  Kaliwerke  4000  Doppetaentner.  Zuraait  terarbeltet  Wolkran» 
hanaen  im  ganam  8000  Doppelaentner  tigUeh.  Die  dem  KaHwerk  Klain-Purca  eeiner 
Zeit  erteilte  Konzession  ist  nnberflekaiohtigt  geblieben,  da  diaae  Kbniaaaion  inawiaohen 
erloechen  ist  (verpl.  S.  ?>'^) 

'6.  Strecke  von  Klein  Furra  bis  .Jecha.  Auf  dieser  Strecke  nimmt  die  Wipper 
die  Endlaugen  des  Kah wertes  „Glückauf"  in  Stockhausen  auf,  welches  eine  Kon- 
seaeion  zur  Verarbeitung  von  2000  Doppelzentnern  Carnallit  besitzt,  die  aber  nicht 
anagenntet  wird. 

4.  Strecke  von  Jeotha  bie  fladtaraborg  (Mfindnng  der  Wipper  in  die  ünalmt). 
Auf  dieaer  Stieoke  nimmt  die  Wipper  die  Sndlangan  der  ChloriEaliumfabrik  QflntlMra» 

*)  Disie  nad  die  Mgendea  ßereehoaiigeii  dnd  wn  dem  wimsoMlultnelMB  HiUniMter 
im  KdbeHldMn  QaaondlieiiBmite^  Dr.  Pleißaer,  anagalaliiit  worden. 


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48  ~ 


Tabelle  9.  Ohemisohe  Znsftmmeoeeiiiing  des  Wipperwafter». 


A 

B 

0 

Anxahl 

ek./cbin 

Dm  areprtnslietae  WeeNr 

Da?  Wasser  bei  der 
denwiti^ii  Verart«ittiut; 
voo  Carnallit 

Das  Wasser  hei  einer  kon- 
zc^'sio^^'|;eIllBßen  \'i>rArbeitg. 
vou  Carnallit 

der 

B 

g 

UArte 

3 

Tag« 

1 

grwie 

J 

t 

grede 

C 

1 

grede 

ce 

P 

8 

-a 
71 

* 

II 

« 

's 
M 

« 

a 

li/.iiiiii 

&  = 
« ■= 

1 

N 

a 
'S 

Spo 

ö 

1 

mg  im  1 

w 

ng  im 

1 

K 

S  ^ 

mg  im  1 

1.       der  Strecke  bis  unterhalb  Bleicberede 

155 

12 

140 

ao 

10,6 

4,6 

1410 

140 

538 

19,6 

124,0 

144 

18 

190 

15 

16,8 

3,5 

90,3 

363 

120 

144 

10,0 

50 

iedr 

2. 

A«f  4er  Strecke  bi<  Klein  Farre 

• 

i 

80 

100 

80 

32,4 

6,9 

29,3 

1040 

160 

408 

22.4 

03,0 

115 

2560 

160 

964 

22,4 

222,0 

244 

*• 
• 
• 

90 

180 

SO 

18,8 

4,6 

82,8 

346 

130 

140 

18,2 

82,2 

5» 

m^ 

150 

H21 

18,2 

74,0 

92 

a. 

Avt  der  Strecke  bU  Jecha 

♦ 

■ 

155 

1,4 

40 

180 

40 

95,8 

9,2 

1(W5 

l&O 

396 

25,2 

»1,2 

116 

2086 

180 

797 

25,2 

188.0 

206 

S5 

140 

SO 

19,6 

4,6 

94,2 

380 

140 

151 

19,6 

94,8 

54 

"78 

140 

299 

19,6 

68,8 

88 

4. 

Auf  der  Strecke  bis  Seckaenborg 

20 

1.1 

100 

:iO 

;so,H  11, 5 

I2,:t 

14  so 

220 

5tiO 

i(),S 

12;t,o 

lliO 

2^50 

220 

lOijS 

:io,^ 

2411.1) 

277 

85 

l.H 

Ui; 

200 

45 

2ö,0jl0,4 

,iy,4 

l»:s5 

200 

351» 

28.0 

»2,0 

110 

1770 

200 

oU7 

2?.0 

154,0 

1«2 

-15 

2,7 

80 

180 

40 

25,2!  9.2 

34,4 

ft4l 

180 

247 

25.2 

57.0 

82 

1200 

180 

455 

25.2 

105.0 

180 

28 

:j,7 

70 

u;o 

22,4 

:io,:, 

ii;o 

1S7 

22.» 

t;ti 

1  m 

22,4 

77,K 

100 

22 

4.0 

(>ü 

!  50 

:iO 

21.0 

27,'..< 

hh;» 

l.")0 

1  .^2 

2l,.i 

;0,o 

Tl.'^ 

ir.o 

27:i 

21,0 

02, H 

M4 

140 

25|  ly.o 

5,W 

25.4 

14U 

140 

02 

14.;i 

:i4 

24» 

141) 

'Ja 

ui.o 

22,ti 

42 

866|104<]| 

09 

156  (31 1 21,8 

7,1 

88.9|  212I  156 

86| 

81,8|  19^1  4i^  3621  156  |  142 

21,8|  82,7|  65 

hall  in  GdUingen  anf,  mlefae  eine  Kmiieidon  nur  ticlielien  VenurbflitunK  von 
1000  Doppolaeotnero  Carnallit  besitzt. 

Zur  Feststellung  des  natürlichen  Salzgehaltes  der  drei  letztgenannten  Flugstrecken 
eind  die  in  Tabelle  8  angegebenen  Zahlen  der  früheren  Analysen  aus  den  auf  S.  27 
angeführten  Ciulachten  Nr.  1  inid  2  herangezogen  worden.  Die  Werte  sind,  in  Er- 
mangelung besserer  Unterlagen,  zum  Teil  durch  Interpolation  gefunden. 

Dia  Oaeamtbelaetang  der  Wipper  mit  Endlaugen  entspricht  alio  gegenwärtig 
elira  9000  Doppelientnem  Ceniallit  und  wArde,  bei  voller  Anenntsaiig  der  Kon- 
MsioMii,  18000  Doppehentnem  entopreoben,  wenn  man  die  Beechiinkungen,  weldie 
durah  die  TOfgeadirieben«  VeHiirtangegrenae  geoatit  eind,  auOer  acht  UUtt  Die 
anfgBVtdlte  Rechnung  kann  naMrliob  einen  Ansprach  auf  Vollkommenheit  nicht 
erheben,  sie  dürfte  alwr  dm-h  eine  annähernd  richiipte  VorHtellung  der  VerJiältnisse 
geben;  ihre  Ergebnisse  stehen  im  allgemeinen   auch  im  Einklang  mit 

*)  rnttleier  eakaadlleber  JefateMbflaA. 


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—  44  — 


den  bei  den  chemischen  Flußwaiseranal  ysen  erhaltenen  Resultaten 
(8.  u.).  Die  RechnUQg  ergibt,  daß  zurzeit  (vSpaltp  R)  das  \Vipp<^rwasner,  mit 
AusDahme  der  obersten  Strecke,  an  den  150  waHHerarmeren  Tilgen  des  Jahre« 
mehr  als  die  konzesuonsmäßig  zugeetandeoe  Härte  besitten  muß,  wenn  die  an- 
M«iid6D  SndUogpn  olme  Rflckcidit  «uf  den  WauenlMid  d&t  Vorflul  ganz  giflidi- 
nlAig  a1)gd«itol  waideD.  Dj»  bweebneten  Zahlen  fOr  die  GMamthliie  bowegmi 
mh  b«  geringen  WMMrfUmiDipii  mat  dm  dm  antaraa  Fldbtneken  gwiMlim 
60  ond  160°  die  Zahlen  für  die  Magnesiahärte  zwischen  32  luid  iSt'*.  Auch  die 
in  <?fr  Konzession  für  Ludwigshall  erlaubte  oberste  Verealiungsprenie  des  Fluß- 
wagsers:  400  mg  Chlor  im  Liter  Wasser  würde  hei  Einleitung  der  Endlaugen  ohne 
Rücksicht  auf  den  Wasserstand  der  Vorflut  sehr  oft  überschritten  werden.  Die  Zahlen 
für  Chlor  steigen  bis  auf  1480  mg  im  Liter.  Würde  man  dagegen  den  Abiull  der 
Bodkagen  den  Wenerstlnden  genmi  entipteohend  anf  die  ganie  Jahr  Terteilen 
können  (▼etgl.  die  leiste  Zeile  der  Tabelle},  so  wflide  sieh  nur  dne  Verhlrtong  wm 
42*  GesamlhSrte  und  ein  GUwgsbalt  von  312  mg  eigsben. 

Bei  der  Untenadrang  der  Wipper  vom  l.^HI.  Jnni  1906  dnreh  die  Bericht» 

erstatter  (vergl.  Anlage  6)  herrschte  ein  verhältnismäliig  hohw  Waeserstand,  sodaß 
die  in  den  entnommenen  Proben  gefundenen  Härte-  und  Chlorzahlen  inedrig  liegen. 
Bs  betrag  z  B.  die  Geeamthärto  und  der  Chlorgehalt  bei  Wolkramshausen  [ProlM»  N>  11) 
nur  40"  und  '220  mg,  boi  Jecha  {Prob«  Nr.  12)  35°  und  174  mg;  bei  Berka  (,1'rolie 
Nr.  13)  39'  und  170  mg;  bei  Seega  (Probe  Nr.  15)  46°  und  301  rag;  bei  Sachsenburg 
(Plohe  Nr.  16)  89*  und  188  mg.  l^agegen  wnrdmk  bei  der  Untersoohong  rom 
l.—b.  Oktober  1908  an  der  Wipper  bei  Saeheenbnig  {veigL  Anlage  D)  dmd» 
Dr.  Pleifiner  Hirten  swieohen  78  und  91*  und  ein  Chlorgehalt  swisoheo  858  «md 
1044  mg  fc^^tgestellt,  während  sich  die  entsprechenden  Werte  bfli  fiemleiode  swisdiain 
23  und       Härte  und  11—12  mg  Chlor  bewegten. 

Ferner  geht  aus  zahlreichen  Analysen  von  WapiBerproben,  welche  der  Hofrat 
Dr.  Wagner  in  Sondershausen  im  Auftrage  des  FürMtlif^h-  n  Landrats  in  Pmnkenhausen 
allwöchentlich  entnimmt  und  deren  UntersuchungHergebninse  er  »eit  geraumer  Zeit 
dem  Gesund heitaamt  regelmäßig  eingesandt  bat,  hervor,  daß  bei  Göllingen  und  Seega 
Härte  und  Chlorgehalt  der  Wipper  die  in  den  Könsessionen  Torgssohriebenen  Greoien 
in  etw»  95  */,  der  Fülle  fibenohreiten.  Die  Zahlen  seit  dem  Juni  1906  mögeo  hier 
angrfBhrt  werden  (Tabelle  10  8.  45). 

Da  genauere  Wassnetandsangaben  fehlen,  lK0t  sieh  die  Beaiebnng  des  Sab- 
gelialtee  der  Wipper  so  der  OrOAe  der  Waaserftthrang  nidit  iBstoteUen. 

Es  betrog  bei  Q511ingen  die  niedrigste  Veriiirtang  80*.  die  hdehste  VcrhXrtnng 

126*>;  bei  Seega  der  niedrigste  Härtewert  32^  der  höchste  128 Der  Chlorgehalt 
dee  WipperwaaBer«  schwankte  bei  Göllingen  awischen  168  und  1440  mg,  bei  Seega 
swischen  184  und  1520  mg*)  im  liier. 

')  Bei  GOnserode  wurden  gelnnden  bis  zu  144^  Harte  und  lt)40  mg  Chlor. 


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—   45  — 


Tftbslle  10. 


JMlt  aOr 

Probeeotpobioe 

WMBHitand 

• 

Wipper  bei  OdUingen 
oberhalb  der  Hnleitong 
der  Bndlaafea 

Wipper  bei  Seega 
n&terbalb  der  Sialeiteiif 
der  Bedleogep 

grade 

Chlor') 
Riff  im  1 

UIK    AUA  1 

nane- 
gnuie 

VMf^  Uli  f 

1908.    12.  JoDi 

 '  -n^^H 

Mittelwasser 

38 

234 

42 

2^0 

19.  Juni 

Niederwamer 

49 

355 

50 

847 

27.  Juni 

M 

49 

847 

64 

874 

2.  Joli 

50 

840 

64 

397 

9.  Joli 

Mittelwasser 

50 

819 

6» 

709 

15.  JQtt 

■• 

48 

466 

52 

476 

26.  Juli 

m 

68 

638 

nn 

762 

1.  Anguat 

m 

09 

633 

64 

590 

7.  A«8U( 

m 

118 

1186 

117 

1310 

15.  AnpiPt 

» 

95 

875 

101 

957 

aS.  AoguBt 

m 

70 

667 

77 

709 

fl9.  Aofiiat 

m 

78 

704 

86 

968 

5.  Sk'ptetnb. 

■» 

74 

1045 

74 

1066 

13.  8«pt6mb. 

m 

81 

857 

91 

976 

20.  SeptMib. 

m 

79 

888 

78 

879 

2.  Oktober 

» 

100 

1008 

106 

1097 

4.  Oktobw 

m 

96 

13S2 

97 

1520 

9.  OktolMr 

n 

85 

886 

94 

1080 

18.  Oktober 

78 

684 

84 

»20 

24.  Oktober 

Scbwacbea  Mittelw. 

78 

787 

62 

899 

90.  Oktober 

lOttelwaner 

76 

796 

98 

1188 

8.  Novemb. 

IS 

94 

1136 

97 

1264 

1&.  NovMBb. 

Sehr  ecbw.  Mittel«. 

96 

1096 

114 

1440 

Sl>  Novemb. 

NiederwHeer 

68 

468 

70 

790 

SOl  Novemb. 

MlttatwflMeff 

46 

272 

50 

K.  Desemb. 

» 

82 

488 

64 

530 

11.  Dezemb. 

Sehr  acbw.  Mittelw. 

56 

696 

65 

704 

19.  Dezemb. 

Mittel  waaser 

71 

696 

75 

864 

24.  Desemb. 

Schwache«  Mittelw. 

79 

720 

86 

776 

81.  Desemb. 

Niederwamer 

73 

664 

77 

704 

1900.    9.  Jeamr 

» 

91 

920 

98 

1056 

15.  Janimr 

MittelwMaer 

75 

65a 

98 

1120 

29.  Jauuar 

n 

109 

1124 

116 

1432 

18.  Fabmar 

Starkes  Mittelw. 

80 

890 

48 

886 

20.  Februar 

Mittelwaeoer 

58 

536 

65 

600 

37.  Februar 

■» 

54 

416 

68 

753 

n 

66 

648 

85 

1068 

12.  Marr 

82 

824 

92 

1168 

19.  Marx 

HocbwaMer 

74 

880 

77 

840 

99.  Mm 

t 

86 

168 

88 

184 

2.  April 

TTochirMeor 

56 

49R 

58 

528 

10.  April 

63 

680 

61 

653 

1«.  AprU 

8t«rlMe''lfittelw. 

44 

970 

66 

680 

■)  Einxelne  der  hoh«n  Chlorsahlen  rabreo  daher,  daß  bei  der  neoeo  Schaehtaniage  in  Kebra 
bei  Sondeiahansen  eine  Sole  augeechlageo  WQide,  welche  Ober  86  g  Chlor  im  liier  enthtlt;  dieee 
8o1e  letaagte  durch  die  Bebra  ontechaJb  Sooderahaaean  in  die  Wipper. 


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—    46  — 


Z«it  der 
PrabMntoahiM 

 ..  - 

WaaMMteod 

i  ■  - 

Wipp«r  iMj  OOllingen 
oberhalb  der  Einleitung 
der  Endlaugen 

Wipper  bei  Seeg* 
unterhalt'  der  EiiÜMtODg 
der  End  laugen 

Hlrte- 
grade 

Chlor 
mg  im  1 

HArte 
grade 

Chlor 
mg  im  1 

StarkM  Mittalw 

34 

208 

48 

280 

1  Mai 

66 

694 

87 

1048 

7.  Mai 

MjttwIWMWff 

eo 

718 

78 

848 

14.  Mai 

68 

r>80 

55 

704 

21.  Mai 

ff 

w 

1082 

96 

1148 

29.  Mai 

n 

100 

1096 

188 

1408 

4.  Juni 

•t 

86 

872 

99 

101« 

18.  Jaoi 

rt 

87 

920 

89') 

17.  Juni 

116 

1800 

HO*) 

1414 

84.  Juni 

114 

1200 

121') 

1740 

1.  Juli 

n 

126 

1440 

144') 

1940 

b)  Versalzung  der  Unstrut. 

Eine  ähnliche  Rechnung  wie  für  die  Wipper  int  auch  fiir  die  Unatrut  durch- 
geführt wordeQ.  Die  V'erhiiltnieBe  konoplizieren  nich  hier  uur  insofern,  ala  zunächst  ein- 
mftl  der  Einfluß  der  Wipper  und  Helme  berücksichtigt  werden  muü,  und  femer  eine 
Reihe  aalihaltixir  Zttflttsse  in  Frag»  kommen,  welebe  niebi  der  Kiliindmlrie  ihre 
BntetehttDg  ferdankeD«  itimlich  FrenkenhiiiMr  Soigmben*},  Ringlebener  Etittl,  Ab- 
fluß der  Saline  Artem  und  Abflufl  der  f^iedbofeqaelle  in  Ariern.  Die  briden  enteren 
führen  der  UnetfUt  ein  dem  Unfllrutwasaer  ähnlich  xu8aminenge8et2te8  Waaaer 
in  einer  Menf»«^  von  etwa  V*  sek /cbm  lu  (vgl.  Anlage  A,  Probe  10  und  11),  was 
einer  Kekundlichtn  Chlorzufuhr  von  etwa  200—250  g  ent^^pricht.  Die  beiden  letzteren 
eenden  zusammen  etwa  72  sek./i  zur  Unstrut,  was,  aul  ürund  der  gefundenen  Werte 
(vgl.  Anlage  A,  Probe  12 — 14),  bd  der  Annabme  gleioh  aUrker  Beteiligung  beider 
ZuflOeee  «ne  eekundlicbO  Zufuhr  von  1400  g  Cblor«  80  g  Uegneeium  und  60  g 
COleium  bedeutet.  IKeee  Werte  aind  bei  der  weitnr  unten  folgenden  Berechnung  ent- 
eprediend  in  Ansatz  gebracht  worden.  Für  die  Helme  fehlet)  nähere  Angaben  über 
Waflsermenge  und  Wasserbeechaffenbeit  oberhalb  des  Binlaufs  der  Kalifabrikabiaugen. 
Ihr  Wasser  ist  aber  tweifelloe  weicher  und  chlorSrmer  als  dap  der  Unstrut,  po  daß 
e»  verdünnend  wirkt.  Es  ist  versucht  worden,  diesen  verdünnenden  Einfluß  in 
Rechnung  zu  stellen,  in  der  Weise,  du0  man  den  für  das  Waraer  bei  Sachsenburg 
angenommenen  (Caleiam-  und)  Hagnerinmgebalt  aueh  tSr  daa  Waaier  bei  Wendelatoin 

angenomtneu  und  nur  den  Chlorgehalt  um  g  =  700000  mg  sekundlich  ver- 

mehrt hat,  gleich  der  Hälfte  des  Chlors,  das  vor  und  in  Artern  der  Unstrut  zugeführt 
wird.   Durch  diesen  Kunstgriff  wird  erreicht,  dafi  der  Salsgebalt  dee  suraeit  vw- 

*)  Entnahmeatelle  nach  OOnaerode  verlegt 

•)  Die  Verfialjfuu(>  iIob  FrintenhUuppr  SnlernVpni  (der  kleinen  Wippar)  daivh  Bodlaman 
de«  Kaiiwerkee  Uaatbersball  ist  dabei  zuaAcbal  aiib«rack«icbtigt  geblieben. 


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—  47  — 


TftbeUe  11.   Qahalt  des  urepran^lichen  UnstratwMMr«  an  Chlor, 


Kalzium  und  Magaesium. 


Ort,  Jaixr  und 
T^r  der 

1 

WaMerfObrung 

Unteiaaeber 

Chlor 

Kal- 

..  ^ 

sioni 

Harte 

Benerknagen 

zium 

UatMMichiuiff 

in  äacbseu- 

io  Woo- 

1 

borg 

deMebi 

iliCtiiI 

■iKtol 

Ofwle 

Streck«  swiscben  Gorsleben 

und  Bachaenbarg 

im.  Septonb. 

Gärtner  und 

Pfeiffer 

— 

84,7 

188 

463 

38.0 

tS,l  tdi./cbin  an  der  SoUfli. 

WDIVIWQ  Ui  duwni 

1902.  27.  Marz 

Kraut 

„  (50.2) 

80, 5:1 

29.1 

136 

28,9 

25,8 

SCBapt 

» 

Z  (13.2) 

17.04 

«3,7 

216 

41,5 

39,8 

— 

1M6.    4.  April 

Imneadorl 

(40.6) 

ir.7 

33,7 

29,7 

12.  April 

» 

(:i8.2) 

51,5 

.111  1 

31,9 

tt.  April 

n 

'1  (29,0) 

87.0 

52,4 

187 

41.7 

353 

3.  Mai 

n 

II  (M-^^) 

31, .5 

57,G 

194 

45,2 

37,7 

26.  Mai 

m 

(34.0) 

44,0 

46,1 

209 

45,3 

393 

— 

T.JfiB 

m 

l'  (24.2) 

80.0 

69,8 

208 

42,6 

38,0 

— 

n.  Aug. 

i 

"  (15.4) 

20,0 

83.8 

224 

45.4 

413 

1907.  22.  Oktob. 

K&inerl.Geeund- 
lieitaamt 

1^,  11,5 

Ki.O 

77 

228 

40,9 

41,4 

I9Q0.  30.  Jnni 

Rot'kurts 

25,5 

60 

194 

44,5 

37,5 

— 

6.  Oktob. 

Kaiser).  Geaund- 
hoitMmt 

20.0 

79 

233 

40 

41.7 

7.  Oktob. 

• 

i^i  10.0 

14.0 

h3 

232 

41 

41,9 

8.  Oktob. 

n 

9,0 

14,0 

85 

234 

41 

48,1 

_ 

Strecke  SachaeDbnrf'Oldieleben-Bretleben 

1887.  Juni 

Qftrtaer  ond 

84,6 

193 

30,1 

36,0 

OHUabaa;  14,»  MlC/(feB  ia 

Pfeiffer 

AitHta 

II 

65  3 

179 
II» 

35,8 

33,3 

Septemb. 

n 

88,8 

247 

46,2 

45,3 

im  26.  8ept 

Kraat 

Uia  (13.2) 

17,04 

87.2 

219 

30,5 

3»,» 

Oldniabcn 

(13.2) 

17,04 

78.7 

188 

41,1 

353 

Strecke  Schön feld-Artern 

\m.  Novemb. 

Drenkmann 

163,3 

199 

46,8 

ifi  m  ohrrhalb  der  Aitan«f 

m'.  Juni 

Gärtner  und 

1 1 M  4 

Lifo 

4(,1 

OCDODlfld 

Pfeiffer 

Septemb. 

1» 

165,3 

242 

46,7 

44,6 

IMS.  26.  Sept. 

Krant 

(13,2) 

17,04 

107  Ä 

.11  1 

41,1 

bei  Rittabnrg 

1895.  Kovemb. 

Dreokmann 

.£01,0 

im 

AA  1 
44,1 

Ol  ,1 

S  ^vjuMjA^b  idif  AfliniE 

1887.  Septemb. 

Glrtner  vad 

244.0 

298 

47.7 

433 

und  Pfeiffer 

1808.  27.  Marx 

Kraat 

kti  ^^^^ 

85,1 

147 

30,4 

27,5 

26.  8ept 

n 

17,04 

27.'>,l 

225 

41,0 

413 

bei  SeböDewerda 

188T.  Jni 

Oftrtner  und 

1663 

178 

83.7 

32,7 

Pfeiffer 

(5ü;2) 

1808.  87.  Idars 

Kraut 

80,53 

62,2 

128 

2:i,4 

«wSept 

m 

1ll '''''' 

17.04 

977 

873 

39,0 

bei  Roßleben 

lfc»5.  Novemb 

Drenkmann 

223,4 

224 

42,0 

41,0 

100  oberhalb 

2513 

245 

41,3 

43,7 

2  km  aiilcriudbdnrSMkai- 

1887.  Joni 

Qirtner  ond 

1473 

103 

85,9 

35,4 

Pfeiffer 

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t 


—  48  — 


salzenen  Unstrutwaflsere  annähernd  in  übereinetimmung  mit  dem  der  Analysen  des 

UnBtrutwassera  bei  Memlebeo  gebracht  wird.    Die  Berechnung  des  Chlors  x.  B.  für 

die  WASMfineDgenfQhrun^  von  9,4  Hek./cbm  =  9400  8ekimden1iter  geschäh  n«eh 
700000 

96  -\-  -^rxpr-    —  i'i  n<g/l  Chlor,  wovon  Ö6  den  Chlorgehalt  de«  ursprünglichen 
700000 


»400 
UnttrutwiaMri  und 


9400 


dm  ZnwadM  bedmitot 


D»  dl«  mutiiiaflliolie  Zammeinetfang  des  Wippenratwm  bei  vendiiedeiMO 
WeteefStlDden  dueli  die  Bereobnviiig  in  Tabelle  9  bekennt  iat,  eo  liftt  noh  dnrdi 

Kombination  der  Angaben  über  die  ZueammenBetzung  des  Unstrutwaasers  oberhalb 
der  Einmündung  der  Wipper  mit  den  Angaben  über  die  B<?Bchaffenheit  des  Wipf)er- 
wassere  die  Zusammen^'etzunp'  des  Unstrutwagsorp  Hri  Pnchsenburg  rechneri-^ch  finden. 

Zur  Beorteilung  der  urt*prünglichen  Zueammcn-i  t/iing  des  Unetrulwasfters  liegen 
in  den  anfangs  genannten  Guiachten  Nr.  1,  8  und  7  Analysen  aus  den  Jahren  1895, 
1897  und  19091  vor:  feiner  mOg^n  die  MehtenUtter  über  eigene  Aneljeeo  von 
Waaaerpioben,  welche  «ns  der  Unelmt  an  Bolobeo  flteUea  «nüMMunco  mnden  lind, 
wo  eine  Beeinfliueung  dnvbh  Abwiner  vw  Gblorkeliunfabriken  noch  nidit  atetfe> 
gebebt  hat  (vgl  vorstehende  Tebelle  11  S.  47). 

Da  Unstrut  und  Wipper  aus  einem  Niederschlagsgebict  von  ähnlicher  geologiBcher 
Besch afTenh ei t  kommen,  so  wird  die  ursprüngliche  Beschaffenheit  beider  Fiuäwässer 
sich  geiihneit  haben.  Es  geht  dies  auch  aus  einem  Vergleich  eineeiner  Zahlen  in 
den  Tabellen  Nr.  9  und  11  hervor.  i>as  Wipperwasser  scheint  nur  etwas  mehr 
Chlor  und  etwas  weniger  HIrte,  ab  daa  Unitmtwaaaer  oberhalb  dea  Wii^ierelnflneeea 
(bei  Gonleben)  sorsdt  enfweist,  beeeesen  in  haben. 

Zur  Berechnung  des  UfsprOni^ttchen  Beligehaltee  des  Cnstrutwassors  vor  und  na«di 
der  Vereinigung  mit  der  Wipper  ist  daher  nach  den  Angaben  in  Tabelle  11  xunächet 
der  Saltgehall  des  Unstrutwasfters  bei  GorHleben  unter  Berücksichtigung  der  wechselnden 
WasserfQhrung  in  der  folgenden  Tabelle  12  susammeugestellt  worden. 

Tabelle  12>   fiesohaffenheit  des  Wassere  der  Unstrut  bei  Gorsleben. 


Bei  einer  Waaeer- 
Ittlmuig  von  ■ak./ebm 

enibllt  das  Waaaer 

mf(  im  I 

und  bflHitzt  HSrlegrade 

Chlor 

Kalzium 

Magnottiuai 

Kalzium 

Magnesium 

Qe«»mt 

4,9 

U5 

248 

44 

34,7 

10,1 

44,8 

85 

aas 

42 

89,9 

9,7 

493 

9fi 

79 

225 

41 

31,5 

9,5 

41,0 

11.3 

7d 

218 

40 

30,5 

9.2 

80«7  . 

12fi 

TS 

914 

3« 

80,0 

9.0 

8flg8 

Hfl 

48 

teo 

81 

88/4 

U 

Der  Salagehalt  des  msprOnglieben  Wipperwassan  geht  ans  der  Tbbslle  9  hervor. 

Als  Beispiel  dafür,  wie  in  der  folgenden  Tabelle  18  die  Zahlen  in  der  enteo 

Spaltengruppe  berechnet  worden  sind,  mö^r  fnitrendes  dienen: 

Bei  ^^ach<*enburg  ist  für  20  Tage  eine  <i  u  rchschnittliche  Wasserführung  der 
vereinigten  Wipper  und  Unstrut  von  5,3  t»ek./cbm  ansunehmen.  Von  dieser  Menge 
liefert  die-  Wipper  1,1  und  die  Unstrut  4,2  sek./cbni. 


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—  49 


Tabell«  18.   Cli«mitch«  Znaftiiim«n86tBang  d«a  Unttrutwassers. 


A 

C 

< 

Des  Wassers  bei 

der 

der- 

Des  Wassera  bei  einer  kon- 

zeseioDsmBßigen  Ver- 
arbeitung TOD  Camallit 

Ansah! 

®  s 

i/es  nraprangucaen  wh 

ani 

verarueuuog 
Camallit 

von 

JS. 

der 
T*ge 

a  • 

Chlor  i 

  1 

e 

Härtegrade 

u 

Kalsium 

Magne- 

Httrtegrade 

u 

S 

9 

Magne- 

Härtegrade 

'B 
'S 

Ui 

1 " 

S 
« 

§)  3 

S 

s 

O 
C 

a 

9 

"3 

1.2 

■ 

s 

o 

=.-.-=■. 

ü 

a 

"3 

a 

"5 

Ii 

- 
S 
1 

a 

CJ 

mg  im 

1 

>< 

o 

mg  im  1 

as  " 

mg  im 

1 

'S 
\< 

a- 

|l 

bei  Sacbsenb 

urg(Un8trateiMcl)l.  Wipper) 

120 

5,3 

96 

240 

45 

33,0 

10,4 

43,9 

382 

240 

151 

38,5 

.34,8 

68 

764 

240 

292 

33,5 

67,3 

101 

txQ. 

35 

9,2 

94 

231 

43 

32,3 

9,9 

42,2 

259 

231 

104 

32,3 

24,0 

56 

478 

2H1 

1  OE 

185 

32,3 

42,6 

75 

150 

1.8.  \ 

12,3 

7ö 

215 

41 

30,1 

9,5 

39,6 

202 

215 

öö,7 

30,1 

20,0 

50 

367 

215 

147 

30,1 

33,9 

64 

28 

14,9 

74 

803 

39 

28,4 

»,0 

37,4 

176 

203 

76,6  28,4 

17,« 

46 

311 

203 

28,4 

29,2 

58 

'2'2 

16,9 

69 

196 

37 

27,4 1  8,5 

35,9 

1  vO 

70.2 

27,4 

18,2 

44 

279 

196 

115 

27,4 

26,5 

54 

M,B.  W  215 

39,3 

46 

152 

29 

21,2 

6,7 

27.9 

85 

152 

43,3,  21,2 

10,0 

31 

136 

152 

62.3 

21,2 

14,4 

38 

365 

28.0 

52 

162 

31 

22.7 

7,l|29,8 

106 

162 

51,1 

22,7 

11,8 

35 

178 

162 

77,7 

22,7 

17,9 

41 

1. 

Auf  der 

Streclie 

bis 

Bretleben 

1 

93 

234 

44 

32,7 

10,1142,8 

462 

234 

180 

32,7 

41,4 

74 

723 

234 

275 

32,7 

63,6 

96 

i| 

7« 

206 

40 

20,1 

2.2 

270 

206 

116 

29,1 

26,4 

56 

422 

208 

168 

29,1 

38,7 

68 

2.  Anf  der  Streck«  bfi  Artern 

m 

OD 

55 

8,4 

262 

240 

46 

33,61  10,6  44,1 

6  «4 

240 

33,6 

44,8 

78 

965 

240 

305 

33,6 

70,2 

104 

95 

14,7 

171 

212 

41 

29,7 

9,5j39,l 

400 

212 

126 

99,0 

59 

572 

212 

190 

29,7 

43,7 

73 

3. 

Auf 

der  Strecke  bie  Wen<Icl>itein 

20 

M 

171 

240 

45 

33,C 

10,4 

44,0 

620 

240 

211 

3;i,6 

48,6 

82 

998 

240 

350 

33,5 

80,6 

114 

35 

13,2 

147 

231 

43 

32,3 

9,9 

42,2 

466 

381 

161 

89,8 

87,1 

69 

735 

231 

260 

32,3 

60,0 

93 

w  ■ 
o 

4.'> 

121 

•jin 

41 

30,1 

9,5 

39,6 

375 

215 

135 

30,1 

31,1 

m 

21.'> 

214 

30,1 

49,3 

79 

28 

104 

l'i  1 

30 

:>  7  J 

9,0 

r^7,4 

321 

i  !  1 ' ' 

11!) 

2R,4 

27,4 

.')n4 

lH2 

203 
106 

180 
170 

2H,4 

42.8 

71 

Ö7 

ILKW.  215 

50,0 

60  !  152 

29 

21,2 

6,7 

27,9 

144 

152 

60 

21, 2|  13,8 

35 

215 

152 

86 

21,8 

119,8 

41 

^8e6|80»l|  72|ie8i  81 

22.7|  7«l|293 

169 

168 

74|2S,7|  17,li  40  1 8871 

168 1 110 1 28.71 26;» 

4S 

Nach  Taballe  9  sind  iMi  BMliowibiixg  in  dan  1,1  ebm  1100  X  0,100  g  Chlor 
im  Wipperwaaser,  und  nadi  Tabelle  IS  in  den  4,2  cbin  bei  Gonlebao  4200  X  0,095  f 

Chlor  im  ünslrxilwaBscr  vorhanden,  was  7tiBnmmen  eine  ('hlormenge  von  rund  510  g 
Gblor  eigibL    £a  werden  demnach  in  1  Liter  Waaaer  aas  der  vereinigten  Wipper 

ud  Uoatnit  bd  Saehaenbuig  «ofhaltom  mid        g  =  96  vg  Chlor. 


')  Dieser  B^rei  tinmig  liegt  noch  die  ursprOii^liche  Annahme  der  Berichterstatter  xngrundie 
(vergl  Talielle  Chi,  daß  die  tÄplieh  verarbeitete  Carnallitmenjie  der  Gewerkwliaft  „Großhflriog 
Wiliielm  Enuit"  bÖÖO  dz  betragen  bat.  Unter  Zugrundelegunif  der  epäteren  Angabt^a  der  Großh. 
SOdia.  Regierung,  wonach  die  Verarbeitung  im  Herljet  1908  nnr  etwa  die  Hlllfle  der  konsemione- 
faaatß  zala88ig«n  pooo  dz  betrug,  i>r(ir(Ien  die  Eadaahien  in  Spalte  B  «twaa  niedriger  wmftillen 
*)  Mittlerer  eekundiicber  Jabreeabäuß. 
A*.  a.  4.  KalwA  flsioailiiilimK.  BLXZXTm.  a 


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—  50  — 


In  gleicher  Weise  sind  die  Zahlen  auch  für  Calcium  und  Magnesium  berechnet, 

DÜmHoh  4200  X  0,248  + 1100  X  0,230  —  1280  g  Oa;         g  ^  240  ng  Oa  und 

240 

4200  X  0,04  +  1100  X  0,050  —  240  g  Mg;  g  =  45  mg  Mg. 

Der  Mittellauf  der  Unstnit  iwischen  Sachfi^nbiirg  and  Wendelstein  ist  der 
besseren  übfi-fichtiichkeit  wegen  in  Tabelle  13  in  drei  Strecken  eingeteilt  worden.  Die 
Einteilung  der  Tabelle  13  enutpricht  im  übrigen  der  von  Tabelle  9  (Wipper).  Die 
erste  Flußstrecke  reicht  von  Sacbeenbnrg  bis  firetleben.  Auf  dieser  Strecke  ändert 
tioh  di«  natfirliehe  Zuaammeiiwtsang  dea  FlnffwatMis  nicht  mten.tlioh,  kanstlich 
irird  sie  dwob  die  Bndlaugen  der  Gvimkaehaft  .OroShenog  Wilhalm  Bmst*  beein- 
flußt. Dia  aweite  Flufiatraoke  reicht  von  JMeb«n^  bb  Artem.  Die  natfltliehn 
Zuaaromensetzung  des  FluOwassers  wild  hier  durah  die  oben  genannten  ealzbnUigen 
Zuflüsse  verändert,  indem  größere  Mengen  von  Cblor  und  Natrium,  femer  aucb  Calcium, 
Magnesium  und  Schwefelsaure  der  Unptrut  eugehen.  Daneben  tindet  eine  künstlich© 
V^ersfilzung  durch  diö  Endlaugen  von  Oberheldrun  gen  und  (Jöllinpfen  etatt.  Die  dritte 
Strecke  reicht  von  Artern  bis  Wendelstein.  Hier  macht  sich  eintirseilB  der  verdünnende 
EinfluS  d«a  HalnewaMara  bemarkbar,  anderarselta  dia  Veraakung  dureb  Bndlaugan 
der  Gawarkachaft  Thüringen.  Der  etat  genannte  Binflult  fibarwiagt  ab«r.  Dia  TUmII«  18 
liflt  in  den  drei  Spaltangnippen  A,  B  nnd  C  die  mutmalttidie  tnaprünglieba  Znaamman- 
■etzung  des  Unstrutwaasers,  seine  gegenwärtige  Versalzung  mit  den  Endlangen  einer 
täglichen  Verarbeitung  von  25000  dz')  Carnallit  (vgl.  Tabelle  6)  und  endlich  die  vor- 
aussichtliche Vprsalrunp  nnnäbert>d  erkennfn,  welolie  bei  Rc)>ranken!()eer  Ausnutzung 
aller  bestehenden  Kouscessiotien  eintreten  inüüte  (tägliche  Verarbeitung  von  46000  ds 
Carnallit). 

Auch  dia  Angaben  dar  Taballa  18  läliinan  nailMfob  kainan  Anapraeb  auf  nbaoluta 
Ganauigkdt  machen;  aia  dfirftan  indeaaan  ein  annihamd  richtigaa  Kid  dar  Mbaran,  der 
gaganwlrtigan  und  dar  etwa  au  anmlandan  Beaduffanliftit  daa  Unatmttmaaara  gehen. 

Damach  übersteigt  schon  bei  dem  jetzigen  Umfang  der  Carnallitverarbeitung')  (vgl. 
Spalte  B  der  Tabelle)  die  Härte  des  Unatrutwassers  bei  Sachsenburg  an  55  Tagen  im 
Jabr  50°  und  hleiht  bei  Wendelstein  nur  während  der  wasserrcicben*  Zeit  (215  Tage) 
unter  50°.  Bei  niedrigflten  Wasserständen  überschreitet  sie  an  der  letztgenannten 
Station  rechnerisch  bereits  jetzt  äO",  eine  Zahl,  die  bei  voller  Ausnutzung  aller  Kon- 
Msaionen  ttber  100*  arhehlicb  hinausgeben  würde.  Bei  einer  ganz  gleicbmÜHgen 
Verteilung  dar  Bndlangenabflthwa  aber,  entapreoband  den  jeweiligen  Waaaantlndan, 
mttftta  aidi  thaoratiaob  dia  Übmehraitung  einer  Verhlrtung  von  40*  (oder,  da  aehoa 
daa  nrsprttnglleha  Waaaer,  wie  Spalte  A  leigt,  bei  Wandelatain  lachnariBoh  bia  44* 
Harte  zeigen  kann,  riditiger  44*)  baiw.  48*  tramwidan  laaaan  (vgl.  die  latato  Zäla 
dar  TkbeUa  18). 

1)  Die  Station  Rrtttlebea  ist  besonders  wichtif;  ala  KontrollBtelle  fflr  die  EndlangenableitBag 
der  Oewerkscbsft  «Großherxog  Wilhelm  Emsl"  and  wegen  der  eich  dortabcweigendeii  Bewlaeenmc»- 
greben  der  Uiurtrat-RegnlieniogB-SoEietat  Bietleben— Nebis. 
vgl.  die  Fußuot«  auf  S.  »9 

*)  vgL  die  Foinote  auf  8.  4». 


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—    61  — 


V«rgle{cht  man   die  in  Gruppe  B  der  Tabdi«  18  berechneten  Werte  für 

Chlor  und  Härte  mit  den  von  den  Berichteratattem  und  anderen  Sachverst&ndigeD 
tat8&chiich  gefundenen  analytischen  Ergebnissen  (s.  im  folgenden),  so  ßiüd  die  be- 
rechneten Werte  allerdings  meist  etwas  höber  als  die  wirklich  gefundenen.  Es  liegt 
das  vermutlich  daran,  daß  die  in  Frage  kommenden  Kaliwerke  zur  Zeit  der  Unter- 
mdiitiig  der  Unilrat  nkdti  voll  bndiiftigi  warsn,  oder,  wie  die  GewerkielMift  »GroS- 
benog  Wilhelm  Bmet",  iliren  Betrieb  erst  nun  Udnen  Teil  an^eiiomiiien  bftttmi 
(v^  Fnflnote  «n  8.  M). 

So  wnrden  am  22.  Oktober  1907  (vgl.  Anlege  A)  gefunden,  bei  einem  Pegel- 
ötand  von  0,89  ra  (entsprechend  einer  WnflserfQhrung  von  11,6  sek./cbm)  in  Sachsenburg 
und  1,06  m  (entsprechend  einer  Wasserführung  von  16  8ek./cbm)  in  Wendelstein  U,  P.: 


Tabelle  14. 


UiMtnit  bei 

Hirtegnd« 

Olditleben  an  der  proj«hliert«n  BnMfeamsMtsUe    .  .  . 

50^9 

und  am  30.  Juni  und  1.  Juli  1908  (jl^  Anlage  C)  bei  einem  Pegehttaud  von  1,10  m 
(entsprechend  einer  WasserfQhrung  von  21,5  sek./cbm)  in  Sachsenburg  und  1,83  m 
(entepieohend  einer  Wasserfübrang  von  24  sekiobm)  in  Wendelatein  U.  P.: 

Tabelle  15. 


Uostnit 

BMitegnd« 

38,4 

38,9 

4W 

41,0 

44»7 

41.7 

48,0 

Die  Ergebniseo  der  TTntersuchung  dee  UnstrutwaPBere  durch  Dr.  PleiAner  an 
der  Oidieleben-Hfldrunger  Brücke  (nach  Aufnahme  der  Wipper  durch  die  Umtnit) 
Tom  28.  September  bis  1.  Oktober  1908  (vgl.  Anlage  D)  waren  folgende: 

Tabelle  16. 


Feeei 

WsseecfUinrng 

Zait 

ia  Sechsenbort? 

Hartegnde 

Chlor 

m 

Mk./cl*m 

mg  im  1 

lM6b  28.  September  6«» 

0,8« 

11 

46,7 

2S0 

29.  8«pteraber  12" 

0,86 

10 

45,0 

188 

SB.  September  5** 

46,3 

169 

80.  Septemlwr  12** 

40,6 

196 

ao.  September  5** 

46,4 

188 

l.<tttober  8** 

9jn 

11 

463 

199 

4« 


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—  62 


Vogel  (vgl.  da»  Gutachten  Nr.  11)  hat  im  Jahre  1903  und  1804  Pzoben  fon 
Uii>tnitwafl8«r  analyüeri  und  dabei  folgende  Eifebniase  erhalten: 


TftbelU  17. 


Zeit 

ü.  P.  WendelaMa 

Vaatrat  , 

Harte- 
giade 

lOOa.  19.  Oktober 

1,30  m  (23  sek./cbm; 

vor  Einmfindang  der  kleinen  Helme 

dlM 

19i  Oktober 

•f    I*     N  n 

tror  TÜBmUiMliing  dar  groien  Helme 

19.  Oktober 

n    »    n  m 

bei  Wendelstein 

tBfi 

19.  Oktober 

n    m     n  m 

bei  Vitzeabuig 

tl» 

IMM.   ».  Oktober 

0,68  m  (9^  w^Lfdbm) 

Unatnit  beL-Landia 

80,7 

Ferner  hat  die  Oewerkidiaft  .Oroffiienog  Wilhelm  Bmat*  dineih  ihren  .Chemiker 
längere  Zeit  hindurch  das  Wasser  der  Unstrut  an  mehreren  Stellen,  tt.  a.  euch  an  der 

Stelle,  an  welcher  die  Mündung  der  Endlaugenleitung  sich   befindet,    mittel«  der 

Clarkschen  Methode  auf  Härte  und  weiter  auf  seinen  Chlorpflhalt  untersuchen  Infsen. 
Die  Untersurhungeii  fanden  «tatt  zu  einer  Zeit,  als  die  Falirik  noch  im  Bau  ln  ^TiiTen 
war  und  noch  keine  Eudiaugeu  produzierte.  Dabei  haben  eioh  folgende  iiesultate 
ergeben  (aneragaweiie). 

Tabelle  18. 


Zeit 

Pegelstand 
Sachaenbarg 

ni 

Waase  r- 
fahning 

8ek./cbm 

Unstrut 

Härte- 
grade 

Chlor 

mg  im  I 

1907.  SO.  JoU 

i.ia 

22,6 

bei  dw^^>^l|eMki^iid- 

aa 

92 

1.  Angnat 

1,04 

18,5 

m 

32 

101 

10.  Auguet 

0,96 

16 

» 

82 

92 

20.  Angoat 

0,1» 

18 

» 

88 

OB 

2-  September 

1,00 

17 

m 

38 

101 

10.  September 

0,96 

14,5 

» 

88 

107 

21.  November 

0,80 

11 

hintw  der  ddülebener 

BMIdm 

40 

108 

2&.  November 

0,88 

11 

00 

121 

80.  Neivembar 

0,88 

11 

« 

50 

118 

10.  rvrnnifipr 

0,89 

11,5 

m 

40 

126 

20.  DeMuiber  i 

1,10 

21,6 

m 

66 

lU 

80.  Deeamber 

0,04 

14,0 

m 

40 

8t 

13.  DIo  aus  der  Versahuiiii  dor  Wlpper  und  Unttrnt  ontstolmiden  Uimrtrlgllehkoiloii. 

Klagen  über  die  Veruoreiniguog  des  Waaaera  der  Wipper  und  Unstrut  durch 
Endlangen  der  Chforkelinmfebriken  und  BineprAdbe  gegen  die  erteilte  Konwowon 
sind  Ton  den  verediiedenaten  Seiten  erhoben  und  oben  (8.  87}  berdte  erwihni  wraden. 
bn  gnnsen  kgen  47  EineprOehe  vor  gegen  die  Genehmigung  der  Erriobtung  der  Oilor 
kalinmfabrtk  Oldisleben. 

Dieee  Eineiuilohe  laeeen  aieh  in  3  Oroppen  teilen: 


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—  58  — 


A.  Einapröche  wegen  der  GefUhrdung  gcBundheitliohMr  Interessen  von  Menscben 
und  Tieren.  Zu  diesnr  Gruppe  sind  auch  die  Einsprüche  wegen  Gefahrdung  fisoherei- 
licher  sowie  laudwirtocbaAUcher  lateressen,  soweit  diese  die  Viehtucht  ber&hren,  m 

rechnen. 

B.  Einsprüche  wegen  der  Verletzung  ludusüieller  Interessen. 

0.  Bia^raofa«  «egMi  der  Verletaiiqg  rdn  Imdwirtedhiftlicher  Inleween  (Wieeen« 
wirtwhftA  «nd  AdBerben). 

IM»  dem  Beidia>Qe«indheitaf«t  «Olcgelegton  Ihngen  hinaichtlidb  der  XJnetnit  und 

Wipper  sind  nicht  gleichlautend. 

Die  GroßherzogUch  Sächsische  Regierung  hat  in  ihrem  Ersuchen  um  eine  gut- 
achtliche Äußerim?  betreffend  die  Verunreinigung  der  Unetrut  durch  Endlaugen 
der  ChlorkftHumlabi  ikon  Miglich  von  der  Getllhrdung  „gesundheits-  und  veterinärpolizei- 
licber  lotereeeea"  gesprochen.  Hiiisiclitlich  der  Wipper  bat  dagegen  das  Fürstliche 
IfiDiaterium  in  BudotoUdt  gus  allgemein  am  eine  Anfierang  dee  RnchaFGenindheito- 
lata  »Aber  die  höchste  sullBelge  Verfairtnng*  dse  Wessen  dieaee  Flaßleafee  enadil» 

Die  oben  imter  A — C  engefftbrten  Bineprflidie  besfigilich  der  Unetnit  etatsen  lAtk 
im  einselneD  anf  die  Behauptung  oder  wenigsten»  die  ßefUrditong  der  Unbrauchbar- 
machung des  Wapsers  der  ünstnit  «um  Genue.^e  für  Menschen,  tum  Tränken  der  Tiere 
sowie  zu  häuslichen  Wirtechaftsz wecken  (Koch-  und  Waechzwecken),  ferner  auf  die 
angebliche  Schädigung  der  Brunnen  innerhalb  de»  Flußgebietes  durch  eindringendes 
Unstratwaaser,  auf  den  Rückgang  der  Ergiebigkeit  der  Fischerei  in  der  Unstrui  wegen 
der  lanehmenden  Veiaalzung  dea  WaflifaBpew,  auf  die  Unbranohhannaefanng  dea 
FlnflwBiiBwra  in  gewerUidien  Zwednn  und  achlietflieh  auf  die  BehaiqitiiQg,  datt  Aeker 
nnd  Wieeen  im  Falle  der  Berieedung  mit  dum  fibermiAige  Mengen  Sals  enthaltenden 
Unatnitwaaaer  geachftdigt  «erden. 

Zn  A.  a)  länsprSohe  wegen  der  Gefahr  der  Unbrauchbarmachung  des  Unstmt» 
mstsers  zu  Trinkzwecken  sind  erhoben  worden:  von  der  Ortsbehörde  zu  Breüeben, 
von  der  Kanaliii;<|>ektion  der  Unstrut-Regulierungssozietät  Bretleben-Nebra  und  dem 
Königlichen  Laudrat  des  Kreises  Sangerbausen  für  die  zum  ffezietät^gebiet  gehörenden 
Ortschaften  Breüeben,  Reinsdorf,  Gebofen,  Scbönfeld,  Artem,  Kitteburg,  Schönewerda, 
BÜmannadorf,  Bottendorf,  BoOleben»  Wendelstein,  Hemleben,  QroffAVangeD,  Klein- 
Weagmi  and  Kebra,  vom  Kdni^kdien  Sabami  in  Artera,  vom  Magistrat  an  Artem, 
vom  Müblenbeeitier  Bmfl  Tttik  an  Bottendorf,  vom  Ortariofatar  an  Bottendorf,  vom 
Megiatrat  an  Hagdebnig. 

Naoh  den  seitens  der  Berichterstatter  angestellten  Erhebungen  findet  das  Unstrut- 
waflser  zu  Trinkzwe« koii  höchstens  noch  in  Artem  Verwendung  wo  ein  Teil  der  Be- 
wohner nocli  Ukcht  ;ui  die  öffentliche  neue  Wasserieitung angeschlossen  ist.  Am 
Mühleugraben  in  Arteru  sollen  sich  noch  Scböpfsteiien  befinden,  au  denen  Unstrui* 
waiaer  oft  geholt  wird;  dieeea  Waaser  aoll  tmta  sdner  adiMhlan  Beaebalftnheifc  noeh 
snm  menschlichen  Qemaiae  benfitfl  «erden.   Die  Riditigkeil  dieser  Angabe  «ird 

"  r>ie  neben  den  OflimtUdMB  Bnuaen  eingsilchtele  alte  Wssssrlsitouf  fOhste  onflltrisrlsB 

UastrutwMver. 


—    M  — 


aUwdi&gi  von  ■ndefer  fi«ito  bMtiittMi.    Wunm  gibt  dis  Ludtaiaunt  6m  KrriMt 

Eckartsberga  in  Minem  Bericht«  AH  den  Harra  RegierangflpriaidenteD  in  Merseburg 
▼om  29.  Januar"^  1908  an,  daß  in  wasserärmeren  Zeiten  die  Einwohner  von  Bretleben 
das  Wasser  der  Unstnit  und  des  von  der  Unstrut  abzweigenden  Mühlgrabens  noch 
SU  Trinkzwecken  zu  benutzen  gesswuntren  seien.  Auch  Ritteburg  «oll,  und  zwar  in 
weitgehendem  Maüe,  aaf  UoBtnitwasser  lur  Tnnkzwecke  angewiesen  sein  (Benclii  des 
Bflgierungspräddantaii  ta  ICafdilMng  vom  S0.  Januar  1908),  abamo  gelegenUieh 
Boitandorf. 

DaA  «in  Waaaar,  wia  aa  dia  Wipper  und  Unatnit  iBhran,  <diDa  waitaiaa  an 
IMnfcfwadan  ftberhanpt  oMii  facognal  Ist,  bodaif  krinaa  baaondenn  Bewetofla.  Bobon 
dia  infiarikh  wmhnwbmbaia  Boachaflanbait  dat  Waaaeia  beider  flgAliajfo  aollta  Toa 

neinem  Genusee  abachreoken.  In  dem  Gotaobten  von  Professor  Gärtner  und  Profeaaor 
Pfeiffer  ist  mit  Bezug  auf  das  Unstrutwasser  gesagt:  „Man  tritt  der  Ehre  der  Unstrut 
nicht  7M  nahe,  wenn  man  sie  zu  den  scbmutzigBten  Flüssen  Deutschland«  rechnet". 
Die  Verunreinigung  durch  organische  Stoffe,  welche  mit  den  AbwüHsern  zahlreicher 
kleiner  Ortachaften,  von  Brauereien,  Zuckerfabriken  und  dergl.  der  Unstrut  sugehen,  hat 
at  ffiil  aiefa  gebracht,  da8  dia  ünalrat  Ar  gawöhnliob  ain  trfiboa.  an  Bdimuli  allar 
Art  raicbaa  Waaaar  IBlurl^  daaaan  Balctarlangabalt  nldit  garing  lal.  Latiterar  batarng 
bat  mikroakopiaehar  FlattamlblnDg  bdapidawaiaa  am  30.  Jan!  1908  bei  Saabaenbwg 
rund  BS  000  Keime  im  Knbikwntimetar  und  am  1.  Jnli  daaaelben  Jabrea  86000  Keime 
bei  KlainJana.  Abnliob  verbilt  aa  aicb  bei  der  Winter. 

Ist  das  Waaaar  von  Unatmt  und  Wipper  ohne  weitere  Vorbehandlung  al»  Trink« 
Wasser  nicht  verwertbar,  so  fragt  es  sich,  ob  es  unter  Umständen  durch  eine  ent- 
sprechende Reinigung  brauchbar  ej«^niftrht  werden  kann.  Eine  solche  Reinieiin';  könnte 
nur  die  ungelösten  Stoffe  hh  zu  einem  gewissen  Grade  aus  dem  W  iiRser  ei  .t  lernen, 
nicht  aber  die  gelösten,  un  besonderen  nicht  die  gelösten  Salze.  Es  kooimt  also 
darauf  an,  ob  ahm  aehou  jetzt  daa  Waaaar  dar  Unalrat  «nd  Wifipar  wefan  dar  ga- 
Idaten  Btoibi  die  ee  mit  aiob  ftthrt,  ala  Trinkvaaaar  nnbeandibar  iat.  In  diaanr  HÜn- 
aidit  iat  sn  nnteiaaoben,  waldia  Mangan  Ton  Endinngan  daa  in  Fmg»  atebande  Waaaar 
anIhahmaD  kann,  obne  einen  aabigen  Geacbmaok  anzunehmen.  Allgemeine  Erörterungen 
Marllber  finden  sich  schon  in  ausführlicher  Waiae  in  dem  Gnlacbien  de«  Reichs- 
GesundhoitBrats  über  den  Einfluß  der  Ableitung  von  Abwässern  aus  Chlorkab'nm- 
fabriken  auf  die  Schunter,  Oker  und  Aller  Es  Bei  gestattet,  hierauf  an  dieser  Stelle 
lediglich  zu  verweisen 

Die  BerichterBtatter  hielten  es  immerhin  für  geboten,  noch  einige  Schmeckver- 
suche  mit  Uoätrutwasser,  daa  durch  Zusatz  von  Eodlauge  45  und  60  Härtegrade 
erreiobt  hatte,  anstwteUen.  Daa  ursprüngliche  bei  Gocaleben  geschöpfte  ünsferot- 
waaaar  batta  baidta  41,7*  Hirta.  Die  VerauobBaigebniaBe  aind  in  Tabelle  19  m- 
iammeogaatellt. 

ArbaitM  aas  dam  K«iB«rtteb«D  OeaeodbellMmte  Baad  XXV,  Saite  ass  ff. 


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—  «6  — 


Tabelle  19.    Scbtneckprobe  mit  Wlstetn,  dit  mit  Endlaage  aas  der  Chlor* 
kaliumfabrik  Aese  versetzt  waren,  auspeführt  am  18.  Mai  1909. 


oben 

EDd- 

HMa  in  Oiadea 

Chlor 

Vrtail  der  Begataehtw 

£ 

•mf  i  1 

dnteli 

darch 

ÖBIB 

gcmmt 

mg 
im  I 

PL 

M. 

Sehr. 

ünBtrntwaaeer,  geschöpft  am  6.  10.  1908  12  Uhr  mittags  cwisch(«n  Gorsleben  und 
äacbaenburg  (eine  Nacht  swecksDeNinrektion  mit  metallischem  Kupfer  b«hnn<!ett)b 


l 

0 

32,1 

9,6 

41,7 

m 

etwas  „hart" 

»aJsig 

2 

0,94 

32,1 

12,9 

45,0 

154 

Nach 
geschmack 

ealdg,  etwas 

saülich 

3 

1,13 

32»1 

27,0 

60,0 

431 

fiMfitiimirt 

ufen^" 

dumpfig-  . 
tonig 

widerlich,  bit- 
teiUdi-eailieh 

Deatilliertoa  Waaaar. 


4 

37,5 

87,6 

722 

leicht  salzig 

«IdarHeh 

deutlich  bit- 

sehr «Iderileh 

terlich-fade 

5 

2,79 

45,0 

45,0 

867 

nicht  auf- 

ebenw) 

»ehr  widerlich. 

fallend 

bitter- safllicb 

< 

8,72 

60,0 

60,0 

1157 

leicht  saUig 

sehr 

starte  bit- 

ebemeo 

irideitieli 

terlidfiBde 

Waeeer  der  Berliner  Leitung  (eine  Neeht  offen  stehen  gelassen). 

0 

9,1 

1.0 

10.1 

20 

_ 

- 

7 

1»7 

9,1 

28,4 

37,5 

548 

nicht  auf- 

Bchwa< h  bit 

etwa«  besser 

fallend 

terüch  ohne 

wie  8 

Heigeschniack 

von  4  bis  6 

8 

2,16 

9.1 

36,9 

45,0 

692 

Urteil  «n- 

Urudl  an* 

unangenehm, 

beetinunt 

bastinunt 

wenig 

bitterlich 

9 

M 

9.1 

50,9 

60,0 

965 

toicbiadii« 

widerlich 

schwach 

widerlich, 

bitterlich 

bitUNT-eOlUieb 

Dm  saf  60*  wliftrtete  ViwtnitiraMer  wufd«  denuMoh  tod  allmi  vier  die  0«> 

echtnackeprüfung  voroehmenden  Penonen  als  abnonn  sohnieckend  bezeichnet,  dae  auf 

46*  und  da«  auf  41,7*  verhartele  nur  von  iwei  Personen.  Noch  viel  auegeprägter 
und  unangenehmer  war  die  QeschmacksempfiDdung  bei  Aowenduiig  deetiilierteo 
Waseers*). 

Das  bia  45*  durch  Chlormagoeeium  versalzene  Waeeer  der  Unetrut  kann  unter 
d«D  geeohildwten  V«rliiltDiNeD  «uob  UMb  «iner  «draigeD  wrgrälügen  Reinigung  nidii 
ala  gaeignat  fttr  den  meMchlichen  Geaufi  beieiehaet  «wrdan.  Da  dt«  dlualnen 
FtaMMMn  hindchtlteh  ibrsr  OeMhnMokMmpÜDdung  aioh  adur  TarMdiiaden  farhatten, 
werden  zweifelloB  eine  große  Anzahl  von  Personen  den  Geschmack  eines  Waseers  von 
46*  echon  ala  abatoflaDd  empfinden.   Aueh  dieser  Umstand  mfaiatei  aa  daher,  das 

')  Auf  die  Tktaaehe  des  wechselnden  Verhaltens  versdiiedeaer  dnrdi  beetimmte  SSneltae 

Termili«ner  Wttsser  jrejrenflber  flmn  Gesihmac  k  je  iia<'h  ilirer  ursprflnjjlirhftn  Znsamtnpnwtiang 
ist  schon  von  anderer  beite  aufoierksaiu  g«imtu;bt  wurüuu.  Vergl.  Kubner,  Die  hygienische 
Banieilang  der  anoiganiecben  B4B«tBndteUe  des  Trink  and  NaUweassn.  Viartaljabteeehzlft  für 
teriefatUaba  Mediila.  &  fibige,  24.  Baad,  SappU-Heft  Seite  86. 


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—   56  — 


Unstrutwasser  in  seiner  dcrmaligen  B^^ff^haffenheit  noch  als  TrinkwasBer  ins  Auge  za 
fassen.  Es  Tnftg  indessen  daraa  erinnert  werden,  daß  daw  l'nstrutwasser  auf  seinem 
unteren  Lauf,  etwa  von  Ärtera  an,  auch  als  Trinkwasser  von  den  Schiffern  in  Anspruch 
genommeu  werden  kann. 

Wm  d«8  Waner  der  Wipper  eiilengt,  eo  darf  schon  jetit  naeh  den  geltenden 
KonMfl^nabedingungen  dieeee  FluHwaaeer  dnreh  ehktmiegneflinakheltigB  Endlangen 
bia  auf  45*  verbXrlet  werden  (tatsiohlich  gebt  die  Verblitting  meist  noeb  böber). 
Ans  dem  gleichen  Orunde  wie  bei  dem  Un&trutwasser  kommt  daher  auch  (im  Wasser 
der  Wipper  för  TrinVzwecke  nicht  mehr  in  Frage.  Bei  der  Beurteilung  der  Brauch- 
barkeit des  Wipper-  und  Unetrutwassers  für  Trinkzwecke  darf  nicht  außer  acht  ge- 
lassen werden,  daß  die  Anlieger  von  Wipper  und  Unstrut  auf  das  Wasser  dieser 
Flüsse  zum  menschlichen  Genuü  nicht  angewiesen  sind^),  weil,  wie  noch  später  er- 
firtert  werden  wird,  da«  Wasser  ihrer  Brannen  T(»wiegend  eine  bessere  Besdiafhulieit, 
Auob  bussiöhiUcb  der  gelSsten  Stoff«,  besitot  als  das  Wasser  von  Wipper  nod  Unstmt. 
HSs  dttrfle  amcb  fOr  die  an  Wipper  nnd  Unstnit  gelegenen  Ortmbaften  kaum  eilieb- 
Itohan  teobnisohen  Schwierigkeiten  begegnen,  erforderUehenfaUa  wUth.  dnroh  Zuleitung 
von  Wasser  aus  dem  Gebirge  (z.  B.  dtirch  eine  Gruppenwnsserversorgtmg)  mit  ein- 
wandfreif^m  Trink wfi8??er  in  Rnfreirh'^nHer  \f('t5<:e  7\!  verRorgen.  Eine  zentrale  Gr  ii  n  d - 
Wasser verBorgung  käme  allerdings  wegen  der  Blnrken  allgemeinen  Versalzung  dca 
Grundwassers  kaum  in  Frage.  Wo  das  Unatrut-  und  Wipperwasser  von  Anwohnern 
tatiidiUdi  Dodi  an  TMnkiweokoD  bsnntat  wird,  acdlte  von  den  AiiMditabeh5ffden  daa 
BrfordeiUebe  veianlafit  werden,  um  eine  stddM  Benutsnng  wii  Mögliddrail  auesu« 
sdiUeBsp. 

b)  Eine  wichtige  Rolle  spielt  das  Wasser  der  Unstrut  ohne  Zweifel  als  Tränk- 
waaser  für  die  Tiere.  Einsprüche,  die  sich  auf  die  Verletzung  Inndwirtechaftlicber 
Interessen  dnrch  Unbrauchbarmachung  des  rn''trntwas.«ierH  zu  Tränkzwecken  beziehen,  sind 
erhoben  worden  von:  Wei  neck  n  Söhne  in  Oldisleben,  dem  Gut^vorsteher  Mots  2U  Bret- 
leben,  der  Ortsbehörde  zu  Bretleben,  dem  Gemeindevorsteher  zu  Reinsdorf,  dem  Kanal- 
inapektor  Breitenbaob  und  dem  EönigUohen  Landrat  des  KreiseB  Sangerbansen  Ar 
die  «um  Soiietltagebii^  gebdrendeo  Ortadiaflen,  der  Königlichen  Regiemng  in 
Merseburg  im  Interesse  der  Domine  Artem,  dem  Mai^atrat  an  Artem,  dem  Bittsr* 
gutsbesitser  ron  Römer  su  Nausita  bei  Gehohn,  dam  OemeindefnitalMr  au  KaualtB, 
den  AmtSToretebern  in  Gehofen  und  des  Amtsbezirks  Roßlehen  zu  Wendelstein,  dem 
Gutsbezirk  Kloster  Roßleben,  dem  Grafen  von  Ilelldorf  in  Wolmirstedt,  dem  Orts- 
richter zu  Schönowerda,  dem  Doraänenprichter  Gustav  I^othe  zu  Memleben,  dem 
Schulzen  Lehmann  zu  Memleben,  dem  Rittergiit.nbeHitzer  von  Pendrost  in  Zingst,  dem 
Grafen  von  der  Scbolenburg  zu  Vitzeuburg,  dem  Mühlenbesitzer  Paul  Tittel  in 
Laueha,  den  GemeindevorallUKlen  au  Donndcnf  und  an  Wolmiistedt.  In  dem  Bericht 
des  Königlichen  Bcfiemngsprisidentsn  au  Meneburg  ist  angegelMn,  daA  erfthmnga- 
gemäfi  daa  sur  Tifnke  getriebene  Tieb  daa  Unstrotwaaser  nidit  toäta  ao  gern  nehme 
als  früher,  ja  da0  maodie  Ttere  ea  aogar  vellatlndig  mieden. 

^  Die  aal  8»  tSi—H  wiedeigsgebeiisn  gegnteiWgen  Angaben  bervbea  TennntUdi  aof  on- 
nehtifer  Aoekonll  «jnwlner  bei  dea  anfsetelllm  "RrrnfttTltingim  beftaglar  Pmonea. 


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—   67  — 


Frühere  Versuche  zur  Klarstellung  des  Einfluwes  von  Wasser,  welches  durch 
Endlaugen  der  Chlorkaliumfabriken  verfalzen  ist,  nuf  die  Gesundheit  der  Tiere,  liefen 
nur  in  geringer  Anzahl  vor.  Zu  erwähnen  sind  die  von  ProfoBSor  Dr.  J,  H.  Vogel 
ia  Beinem  Gutachten  vom  22.  August  1906  „betreffend  die  Abwäsaerung  einer  Chlor- 
kaJinnifolmk  dw  GeweAiolwft  GroAbanog  Wilhelm  Snwt  m  Weimiir  in  OMiaMMu" 
wiedtiBegebeiHni  Venroch»  von  KttDaemann,  «ddier  im  Jabm  1897  V«reiidie  an 
sw«i  SehwMiiMi,  «iiumi  Hammal  vaaA  dn«m  Pferd«  mit  oblormagoerinmbaltigMr  Mileb 
(Schweine),  chlormagneeiumhaltiger  Weizenkleie  (Hammel)  und  chlorntagneeiumhaltigam 
TränkwaMer  (Pferd)  anetellte.  Die  Schweine  wurden  durch  eine  tägliche  Zugabe  von 
16  g  Chlormagnesium  in  einem  dreiwörlngen  Versuch  nicht  geschädigt.  Sie  nahmen 
auch  das  versalzene  Futter  nicht  ungern  an.  Bei  dem  Hammel  wurden  bis  60  g 
Cblormagneaiuiu  dem  Futter  zugemischt,  ohne  daO  (Tesundheiteetörungen  zu  bemerken 
waren.  Das  Pferd  nahm  20  g  Chlormagnenum  täglich  ohne  Widerstreben,  gröff«re 
Ifengm  nur  ungern;  GMnndhdtMtO«iing«n  traten  «rrt  bei  aehr  viel  htäieren  Doeen  ein. 

Dieae  Voamuiha  dnd  indaaien  nnr  «anig  bewaiiand,  «all  lia  an  einer  su  geringen 
AmaU  ftti  Tieven  und  au  kone  Zrit  Undiudi  aagaelallt  mwden  nnd  und  w«l 
addieOlich  auch  dondi  Verflitterang  dea  Minen  Sahee  den  natfliliidiaii  YarfalltttiBean 
an  wenig  Rechnung  getragen  wurde. 

Da  die  meisten  Klagen,  welche  den  Berichterstattern  bekannt  geworden  sind, 
die  angeblirhe  Schädigung  von  Schafen  durch  versalzenes  Trankwaener  betrafen,  so 
wurden  Versuche  mit  diesen  Tieren  in  der  Veterinärabteilung  de«  Kaiserlichen  Ge- 
anndbeitiamtoR  anqfaflUul  Ala  Veiauoiiatiei«  dienten  nenn  Schafe  im  Alter  von 
iVt  Jahren,  welche  mniehat  im  IMen,  jedee  Tier  fDr  aldi  in  abgegrenaten  Bochtan, 
gehalten  wurden.  Vom  24.  JuU  Ua  24.  Angost  1908  wurden  die  Tian  einem  Vo^ 
versuche  unterworfen,  um  einen  Anhalt  für  Freßluat  und  Futterverwertung  hei  den 
einzelnen  Tieren  zu  bekommen.  Alle  Tiere  wurden  ausschließlich  mit  Wiesenheu 
mittlerer  Qualität  ernährt.  Die  Tiere  nahmen  (ftgUoh  durobaobnittlioh  '/«  bia  1  kg 
Heu  auf.  dazu  etwa  1,5 — 2  1  Trinkwaf^ser. 

Am  24.  August  1908  begann  der  eigentliche  Versuch.  Die  Schafe  Nr.  1,  2 
and  7  worden  ab  Kontmlhian  mik  Waeaar  ana  der  Wanedattnog  von  Dahlnn 
gatrinkt.  Damelbe  hatte  folgende  Zoeammansetinng:  Geaamfhbto  8,8*,  davon 
SUdamhitto  8,0*.  Magnadumhirto  0,8*,  Chlor  19  mg  im  Liter. 

Von  diesem  Wasser  wurde  nun  durdi  ZtisaU  von  Endlaugen  mn  Teil  um  60*, 
und  ein  anderer  Teil  um  600*")  verhärtet  (Magnesiahärte).  Die  Schafe  Kr.  4,  6  und  9 
erhielten  das  am  60**  verliärtete  Wasser,  die  Schafe  Nr.  3,  6  und  8  das  nm  600* 
verhärtete.  Leider  ging  da»  Tier  Nr.  8  schon  nach  awei  Monaten  an  Drebkraakheii 
ein,  sodali  fUr  die  Reibe  mit  600 ntir  zwei  Tiere  zur  Verfügung  blieben. 

Da  die  Endlauge,  welche  zu  dem  Versuch  angewendet  wurde  (Endlauge  aus 
dar  GblorkaUumfiihrik  Aaee,  tipn.  Gewieht  bei  16*  1,299),  folgende  Zueammeoaeteung 
hatte;  Cblors  811  g  im  Liter.  SdiwefeleSure  (90«)  »  2,72  g  im  Liter*),  Magna- 

*)  Ea  worde  abeichUich  dieae  »ehr  hohe  Verhärtung  gewählt,  um  gegebenenfuJIs  deutliche 
AUHchltge  in  den  VersachaergebnisMn  ni  erhalten. 

^  Der  Oehalt  dieser  EDdlaog»  an  ScbweCetaiiire  wer  ein  angewobnlieh  niediiger. 


—  58  — 


sium  =  70,1  g  im  Liter,  so  wurden  di«  Tränkwässer  durch  Zumischung  von  je 
3,7  b«sw.  37  ccm  »um  Liter  LeitungHWrtgaer  hergestellt.  I>a8  um  60°  vcriiärtet© 
Waaser  Bchmeckte  deutlich  Balzig- bitterlich,  daa  um  600°  verhärtete  war  sehr  stark  salzig 
und  flli  MMWohan  v(Hlig  ungeniaSlMr.  Von  6  in  6  Tigtti  vurdiB  du  a«irioht  d«r  Tkra 
fee^astolli;  gleidiMltlg  wurden  Beobeditungen  iliMt  QflrandballfltttiUHMlM  vorgWMHBiiMii. 

WShrmid  der  «nton  VenndiiMit  vom  84.  AngtHt  bte  81.  Oktober  1906  (im 
Novemt>er  und  Dezember  maobten  sieb  die  klimetiecben  BinflQsM  eobon  iUftend  bo> 
merkber)  wurden  voo  den  TieraD  folgende  Mengen  Waaer  an^ienomnen. 


TftboUo  80. 


LettasgiwaHer 

Um  60'  verhftrtetee 
Waoeer 

Um  600»  ver- 
h&rtetea  Waaeer 

Tier 
1 

Tier 

Tier 

Tier 
4 

Tier 
6 

Tier 
9 

Tier 
3 

Tier 
6  ' 

InegMinit  Liter  in  60 

110.4 

117.0 

117.5 

107.» 

116.6 

116.1 

92.2 

BM 

Dorcbachnittlicb  Liter  pro 

1.6 

1.7 

i,7 

1,8 

1,7 

1,7 

I.Ö 

1,2 

Ib  haben  eomit  die  Kontrolltiere  durclMfihnitÜich  die  gleiche  Waseermenge  auf- 
genommen, wie  die  Tiere,  welche  mit  dem  nm  60**  verhärteten  Wasser  getränkt 
wurden,  dagegen  ist  die  durchBchnittlich  aufgenommene  Waswermenge  bei  den  Tieren, 
welche  Waüser  von  über  600  Härtegraden  bekommen  haben,  um  etwa  25  geringer. 
Schoo  diee  dentet  derenf  liin,  daü  die  Tiere  das  um  60**  verhärtete  Wasser  ebeoeo 
gern  genommen  heben,  wie  des  Leitungswassnr,  daß  ai»  aber  ihren  Bedaif  an  dam 
■lark  vennlaeDen  Waaeer  von  aber  600*  tunlicbal  einsaaohiiaken  aaehtso. 

Was  das  Oewidit  der  Hei»  anbelangt,  das  mangels  anderer  Symptome  ala 
Zeiohen  der  Bckömmllchkeit  des  Wasawa  dienen  mußte,  so  ergibt  Hieb,  wenn  man 
die  erete  Zeit  des  Versuchet*  bis  zum  Anbruch  der  kalten  Wittening  (etwa 
1.  November)  in  etwa  zehntägige  Perioden  einteilt,  folgendes  Bild:  (a.  Tabelle  21). 


Tabelle  21. 


Um  60* 

verhaitetaa  Wai 

«er 

Um  eoo« 

verhärtet««  Waeeer 

Tier  1 

Tier  2 

Tier  7 

Tier  4 

Tier  5 

Tier 

Tier  3 

Tier  6 

Ta«  dar  Wagtui«? 

-o  = 

> 

i>  E 
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2 
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J3 

if  ^ 
o 

Zu  oder 
AbnHhme 

«> 
C 

.  e 

1008.  26.  August 

'.<>:■>, 0 

H4.0 

31,0 

.■t4,() 

30,0 

5-  Sepfemlfpr 

:il,0 

-  4,0 

t  l,ü 

i,r. 

:\2,\\ 

:10.0 

-  1,0 

27.5 

-1.S 

;52,() 

-  2,0 

26,0 

-4,0 

lö.  S«!jtti'inber 

»1,6 

-3,4 

+  QJ> 

:!•_'.(. 

U.II 

■V2^\ 

-  1.4 

i.r. 

27,  r. 

1,6 

:!1,4 

2.6 

2ö,0 

-  5,0 

•2t\  SenloiTiher 

-  -J.ii 

■m:.\ 

4 

l.lt 

:i'»,L' 

1,-' 

.!!.:! 

^  ().:< 

29,''> 

+  o,.s 

+  1.^»  26,1 

-H.a 

♦1-  Oktober 

.42,7 

;«,!* 

+  i',:. 

:c,;, 

+  'J.l) 

:i:(,r> 

-  0,.'i 

:!l,<i 

i-  " 

211  4 

■K  0,4 

37,5 

+  3,5 

1$0,8 

+  0.8 

17.  Oktober 

■  U  M 

1,0 

+  4.;5 

+  4,0 

34,9 

+  0,9 

1  u,." 

:io,.') 

^  \,\> 

H2,5 

-  1,5  20.5 

-  3,5 

37.  Oktober 

-1,0 

9dA 

+  6,0 

»7.6 

+  4,0 

36.3 

+  2,8 

»1,6 

+  0.« 

32,0 

+  8,0 

38,6 

-0.4 

12M 

-4*4 

^  Psaogan  asf  daa  Aafsagigewidtt 


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—   69  — 


Anftnglich  sagten  Ast  alle  Tim  (außer  Tier  S)  eine  GewiehteeUifthnw,  nelelie 

vidleidtt  Mif  die  sehr  nasse  Witterung  zu  Ende  August  und  Anfang  September  surfick- 
zuführen  ist.  Als  Mitte  September  frookoneres  Wetter  eineetztp,  ging  da»  Gewicht 
•Uer  Tiere  in  die  Höhe.    Ende  (»ktoher  war  dann  der  Stand  der  Dinp*>  fo!e^n<!er: 

Verglichen  mit  ihrem  Anfangsgewicht,  hatten  zwei  von  den  Konirolltieten 
(LeituQgewasaer)  um  4  und  6  kg  zugenommen,  dM  dritte  um  1  kg  abgenommen« 
fiimiliehe  Tieie^  welöhe  nm  60*  veililrtetes  Waner  erhalten  hatten,  waren  im  Gewicht 
gaati^gen,  allerdinga  nidit  sehr  erheblich  (0,6  Ua  8,0  kg).  Beide  mit  aber  600*  hartem 
Wasser  getrinkten  Tiere  hatten  an  Qawleht  abgenommeii,  das  eine  (Tier  8)  nur  nm 
0,4  kg,  das  andere  (Tier  6)  dagegen  um  4,4  kg.  Die  Ergebnisse  sind,  wie  man  ans 
der  Tabellf  «"cht  nicht  sehr  eindeutig;  m  ist  z.  B.  das  Verhalten  des  Tieres  Nr.  1 
wenig  erklärlich,  welches  trotz  Tränkung  mit  unversalzenem  Wasser  sein  Anfangsgewicht 
in  der  angegebenen  Zeit  nicht  wieder  erreicht  hat  Es  wurde  deshalb  auch  die  Blut- 
nnteianohnng  der  Tlera  herangezogen,  um  etwaige  BeeinflaaBungen  ihrea  BiolPffecheeli 
dnrdk  daa  veffiehiedan  tuaammengeMlita  Trlnkwanar  eAennen  lu  kOnnen.  BSa  fanden 
Baetimmnngan  daa  Hlmoi^UngehaltB  naoh  Qowar-Sahli  nnd  der  nntkOrparebenaabl 
mittele  der  Thoma-ZeiBaohen  ZlUkammer  (später  in  der Hodlfikatton  naoh  BUrker^), 
statt.  Die  Untersuchungen  wurden  stete  von  derselben  Person  ausgeführt,  um  individuelle 
Beobachtungsunterschiede  nach  Möglichkeit  auRznschalten.  Bei  der  ersten  Untersuohnng 
am  24.  und  26.  November  wurden  nicht  unerhebliche  Differenzen  zwischen  den  Tiereu 
der  3  Gruppen  gefunden.  So  betrug  im  Mittel  der  relative  Hämoglobingehalt  der 
XoDtioUtiin  78  Vo,  der  .60*  Tiere«  61%  und  der  „600*Tieia*'  507«.  die  Zahl  der 
volen  nntkflnperohen  im  obmm  bei  den  Kontrolltieireu  11  Millionen,  bei  den  ,60* 
Tteran*  10  Miliionm  und  bei  den  «600*  TImn*  7  Millionen.  Dieaer  «rate  Veiauah 
eohien  eine  Beeinflussung  des  Stoffweohaele  der  Tiere  durch  das  Trinkwasser  deutlich 
ananaeifen.  Die  qAteren  Blutunterauehungan  haben  aber  wenigv  eindeutige  firgebniese 


Taballe  32.   Mittelwerte  aua  dan  Blntnnterauehungen. 


Ihrmin 
4m  üntemadtang 

Hamofl^iiigehalt  % 

BlotkOrpercbea  im  cbmio: 
lOllionen 

KontroH- 
tiere 

„W  Tiere" 

j,6üO'Ttere" 

KoutroU- 
tiere 

liiere" 

,600*  Tier«" 

24.-25.  Koveoiber  l'jOh 

72 

61 

r.o 

11 

10 

4 

14^—16.  Dezember  1908 

W 

56 

40 

10 

10 

Ml  Deaember  1908  bis 

56 

65 

45 

10 

9 

8 

SL  Xannar  1909 

13.— 14.  Januar  1909  *) 

r.i 

SO 

» 

0 

1^—3.  Febmar  1909*) 

47 

44 

8 

7 

'(ohne  Tier  2) 

9t-^  Mi»  1908^ 

46 

43 

» 

8 

totaa  Her  9  «ad  6) 

1)  Pnonreni  Archiv,  Band  107,  Seite  426  (1905)w 

*)  Vom  S9.  I}eiemb«r  bis  12.  Janaar  erhielten  alle  Tiere  Leitangtwaaser  im  8UU,  von  da 
as  4  Tiere  LeltaiigewaBaer  und  4  Tiere  „000 *>  Wasser". 
*)  Tier  2  wurde  am  17.  Januar  «eUttet. 
V  Tier  «  erhioH  seit  S.  Febmar  1900  fewOholicbM  Wasser. 


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60  — 


geliefert.  Zkuiiicbst  verfaieUen  sidh  einselne  Tiere,  z.  B.  Nr.  2  und  Nr.  6,  sehr  abweichend 
von  andern,  aber  selbst  wenn  man  die  dieee  Einzelabweicbungen  mehr  oder  minder 
auflpleirhenden  Mittelwerte  berechnet  (vgl.  vorstehende  Tabelle  22  Seite  59),  verschwindet 
dir  ;uit  tnelich  vorhanden  gewesene  Differenz  allmählich,  und  der  Uämoglobingehftlt 
ainki  auch  bei  den  Kontrolitieren. 

IKeee  letiten  Eiwhemiiiig  lAfft  sieh  vielleicht  daranf  loröckfahren,  daß  Bode 
^  Monate  November  die  Witterang  für  die  T^;  und  Kadii  im  Freien  gehattenen 
Ti«e  rinäi  sehr  ungfinatig  gestaltete.  Das  Tempwtatnxminimoui  sank  sohon  vielfadi 
unter  den  OeMerpunkt,  dssa  kamwi  erhebliche  Niedenolilige,  wekhe  die  Tiere  dnroh- 
näOten.  Alle  Tiere  ohne  Ausnahme  zeigten  denn  andi  einen  erbeUidien  Oewichts* 
abfall,  wie  folgende  Znaammenatellnng  »igt: 


Tabelle  38. 


Gewicht 

Qewiebt 

Tier  Hr. 

an  17.  Hbvember 

am  98.  Deeember 

Gewiohtaabnahtna 

kg 

kg 

kg 

KoatroUtiere 

I 

2 

33,0 

84,8 

24,7 

8.7 

8,3 

7 

SA,& 

25,0 

13,5 

.«•Tteie' 

4 

5 

3^5 

31.5 

96/) 
98/1 

10,5 

7,« 

9 

31,6 

99,8 

9,2 

Tiere"  |  J 

96,0 
90,6 

I4fi 
10/1 

Die  8  Tiere  winden  daher  am  38.  Desembw  1308  in  den  ca.  18*  C.  wanneD 
Stall  gebracht  imd  bis  sum  13.  Janwur  1309  mit  gewfihnlichem  LeitongswaMsr  getrlnkt^ 
Vom  12.  Jaonar  an  wurden  die  Tiere  wieder  in  iwei  Onipimi  getrilL  Die  ^ne  Gruppe 

sollte  mit  T.eitungswapfier,  die  andere  mit  um  600'  verhärtetem  Wsflser  getränkt  werden. 
Dae  Tränken  mit  über  60°  hartem  ^^'nsger  fiel  fort,  weil  nach  den  gemachten  Erfahrungen 
deutliche  Auspchläge  damit  nicht  zu  erwarten  waren  und  außerdem  die  beschränkten 
Raumverhältuisse  dio  Teilung  der  Tiere  in  drei  Gruppeu  nicht  zuließen.  Die  Verteilung 
der  Tiere  auf  die  beiden  Gruppen  wurde  so  vorgenommen,  dafi  zwei  von  den  früheren 
Kontrolitieren  (Nr.  3  nnd  7)  auch  hier  wieder  Kontidltiere  (Tiinknng  mit  Leitungs- 
wasser) blieben,  ihnen  wurden  ale  weitere  Eontrolltiere  hiniogesellt  Tier  5  (frOher  mit 
»60**  hartem  Wasser  getiftnkt)  und  Tier  8  (frfiher  mit  ,600*«  hartem  Wasser 
getränkt).  Die  übrigen  Tiere,  nSmliob  Nr.  1,  4,  6  und  9  bekamen  Wasser  von  über  600** 
Härte.  Von  diesen  Tieren  war  in  dem  früheren  Versnob  Tier  1  ein  Kontrolltier,  Tier  4 
und  Tier  9  ein  .,60°  Tier"  und  Tier  6  allein  ein  „600°  Tier".  Tier  fi  ist  also  von  allen 
Tieren  dasjenige,  welches  der  Wirkimg  des  „600°"  Wassers  am  längsten  ausgesetzt 
worden  ist. 

Bri  dem  Aufenthalt  in  dem  warmen  Stall  begann  nun  das  Kdrpergewiebt  alUr 
Tiere  wieder  lu  steigen;  aber  ea  war  Jetst  doch  unverkennbar,  dafl  die  mit 
aber  600*  hartem  Wasser  getrinkten  Tiere  im  Körpergewicht  gegenüber  den 
Kontrolitieren  snrflekblieben.  DieZnsammenslellnngin Tabelle  a4ttCt diea  ersehen : 


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—  61  — 
Tftb«lU  24. 


TUr  Vr. 

G«wiGbt  am 
19.JuiiarlM» 

Gewicht  am 

Gewicht» 

Gewicht  am 
17.  Hin  1900 

C*wi«li|«> 

zunähme 

kg 

Kontrolltiere  .  . 

.000*  Tim«  .  . 

erhAlt  vom  12.  Jan.  bü 

2 
3 
5 
7 

Ii 

».0 

27,0 
26.0 

vt» 

27,0 
26,0 

86.0 

(31,0;  am 
S7,0 

87,0 
83,0 

•w 

33,0 
30,5 

ao,6 

17.  Jaaviar  get 

M 

l(M> 

7.0 

6,0 

4,5 

4,6 

ület.  Sekkionab 
49,5 
42,0 
36,6 
10,5 
36,3 
34,0 

86,8 

efund  normal.) 
18»B 
15,0 
10,6 

<M> 

9,3 
8,0 

9ji 

Es  hat  aUo,  wenn  man  das  Tier  Nr.  2  (welches  eiuee  auffallenden  BiutbefundeB 
««gen  Mm  17.  Sumu  gtiötok  and  aeriert  word»^)  oiMflehaltet,  die  OewichtmofthiM 
bis  som  2.  Fetmur  1909  betragen  im  Ifittel  bri  den  Kontralltleien  8,8  Iqg,  bei  den 
,.600«  TSenn**  4,6  kg. 

Die  Gesam^ewichtezunebmen  bis  zam  SoblaA  der  VcKsaebiO  bei  AoaedialtODg 
des  Tieres  6  (vgl.  unten),  betragen  im  Mittel 

bei  den  Kontrolltieren:  13,0  kg, 

bei  den  „600«  Tieren":  7.8  kg, 

d&B  ist  eine  Diifereuz  von  40%  zu  UDgUQBten  uer  mii  um  600"  verhärtetem  Waeeer 
getrinkten  Sobefe. 

De  Tier  6  dae  vngewObnliehe  weitere  Abnabme  der  Zibl  der  lOten  Blatkorper 
dien  «nd  des  BÜno^oMogebaUee  leigte  und  es  daa  einiige  Tier  var,  weldiee  mit 
Auanabme  der  kurzen  Zwischenperiode  vom  28.  Dezember  1908  bis  12.  Januar  1909—' 
von  Beginn  des  Versuche«  an  mit  Wasser  von  über  600"*  Härte  getränkt  worden  war, 
so  erhielt  es  vom  2  Februar  an*  bis  zum  Schluß  des  Verpuoh-  s  gewöhnliches  [.eitungs- 
WRBPer,  um  zu  erfahren,  ob  eich  unter  dieser  normalen  Wat'.^ei/.iifuhr  die  RlutbeBchaffen- 
heit  wieder  beBseru  würde.  Letzteres  war  tatsächlich  der  Fall,  wie  folgende  Zusammen- 
•tdhing  in  Tabelle  25  e^ibt.  bei  wekber  die  ttbrigen  ,600*  Tiere**  tum  Vei|^eieh 
mit  au^mfOfart  afand: 

Tabelle  26. 


h       .  -  •■  •• 

Balativer  BtataglobiaKehalt  V« 

Zahl  der  roten  BlntkOrperchea 
im  ebmm  in  HHliooeB 

Uk  Janear 

2.  Febraar 

9.  Jflln 

18.  Januar 

a.  Februar 

9.  Htn 

48 

88 

88 

8 

8 

8 

55 

48 

4L 

9 

8 

8 

48 

49 

42 

8 

7 

7 

54 

48 

47 

9 

8 

9 

*}  Die  Sektion  ergab  keine  pathologiecben  VerRod«ranc«n. 


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1 


—  62  — 

Während  also  in  dieser  Versuchsperiode  die  mit  über  600'  hartem  Wasser 
ständig  getränkten  Tiere  1,  4  und  9  eine  fast  dauernde  Abnahme  ihres  Hämoglobin- 
geb&lte«  zeigten  (eine  Abnahme  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  ist  weniger  er- 
kennlMU-).  zeigte  das  Tier  6  zwar  auch  ursprünglich  eine  Abnabme,  die  «ber  «iner 
ZnnabnM  wieder  Flato  nuMshto,  ab  noniMle«  Wanar  gereicbt  wiuda. 

WihreDd  des  ganaen,  «twa  7  Mönata  wihnodmi  Vaianehaa  bat  kainea  dar 
8  Hera  aangaapraehana  KnnUMitaanebdiiwagan  irgand  weldter  Art  gaaeigt,  nur  bei 
Tier  6  6el  die  Abniflgening  auf.  Der  Versuch  wurde  am  17.  Män  1909  abgebrochen. 
Die  Tiere  Nr.  6,  7  und  9  wurtlfn  eetötet  und  obduziert.  Bei  den  Tieren  7  und  9 
wurden  pathologische  Veränderungen  nicht  gefunden,  bei  dem  Tier  6  fanden  sich 
UDter  der  Ijeberkapsel  im  Lebergewebe  12  hanfkorngroße,  weiße  paraaitäre  Herde, 
aonat  aber  keine  Veränderungen  an  Leber,  Gallengängen  und  den  andaMb  Oiganan. 
Bs  iat  nidit  anraiMhinen,  daO  dieae  geringfügigen  patbologiaohan  Vaiiiidenmgeii  einan 
Binflnll  auf  den  aUgemaiiian  GeaundheltaiostaBd  und  die  BlotbaaebaffeBfatit  dea  Tiana 
gehabt  haben. 

Das  Er^rebnis  dieser  Tierversuche  läOt  sich  also  wie  folgt  zusammen  fassen: 
Ein  ditrrh  Zusatz  von  Endiaogen  von  ChlorkaHumfabriken  um  60°  verhärtetes 
Wasser  {Magnesiaiiärte)  hat  schädliche  Einwirkungen  auf  Schafe  nucli  'm\  monatelanper 
Verabreichung  dv»  Wasttera  nicht  erkennen  lattsen.  Wieder  wurde  weniger  Wasser 
aufgenoinnaen  ala  Ton  den  «nter  nonnaleii  VerhülCoiaaen  galialtaDaD  Tieren,  nooh 
teigteii  aicb  im  Gewicht  und  in  der  BlotbeadiaisDheit  eindaatiga  Abweidrangen  von 
den  KoDtiolltieien. 

Bei  anhaltender  Tränkung  mit  um  600"  durch  Endlaugen  verhürtetem  Leitungs- 
wasser blieben  die  Tiere  gegenüber  den  Kontrolltieren  im  Gewicht  nicht  unerheblich 
zurück.  Eines  dereelben  zeigte  deutliche  Zeichen  von  Abmagenmg.  Anscheinend 
wird  auch  die  Blutbeschaffeaheit  in  dem  Sinne  ungünstig  l>eeinflußt,  daß  ein  Sinken 
deä  Häiuoglobiugehaltes  stattfindet.  Doch  bedarf  diese  Frage  noch  weiterer  Nach- 
prüfung. VttatMiM  an  anderen  Hanatieren,  wie  Pferden  und  Kadern  waiden  nieht 
anagefilhrt,  wdl,  abgeaehen  von  der  Koatenfrage,  Seliafe  bekanntlieh  gßgsa  Sefaidlicb- 
ketten,  ifie  auf  den  Verdaunngakanal  einwirken,  beaondeia  empfindUdi  aind  nnd  daher 
der  negative  Anafall  der  bei  Schafen  mit  am  ($0**  verhärtetem  Waaaer  angestellten 
Versuche  einen  gewissen  Rückschluß  auf  die  Wirkung  solcher  Waa-ser  auch  auf  andere 
Haustiere  gestattet.  Dabei  kommt  außerdem  in  B«'trucht,  daß  zweifellose  Schä  ^ipmi^en 
der  Versuchstiere  erst  bei  einer  ganz  außergewöhnlichen  Härte  des  Tränkwassers, 
nämlich  bei  über  600°  in  die  Erscheinung  traten. 

c)  Gegen  die  drohende  Veiadilecbterung  des  Unatmtwaaaara  mitBeiug  auf  aase 
Verwendung  su  haaawirtachaftlichen  Zwecken  haben  flinweodiingen  «rhohan: 
Gntavontaber  M ota  in  Bretleben,  OrtabebOrde  «ii  Bredeben,  Qemeindevcffeteher  n 
Reinsdorf,  KanaUn^pektor  Breitenbach  und  der  Königliche  Landrat  des  Kreises 
Sangerhansen  für  die  ?um  Sozietät^gebiet  gehörenden  Ortschaften,  Konipürhep  Salz- 
amt zu  Artern,  Magistrat  zu  Artern,  Rittergutsbesitzer  von  Homer  zu  Nausitz  hei 
Gehofen,  Gemeindevorsteher  zu  Nausitz,  Amtsvorsteher  in  Gehofen,  Mühlenbeeitzer 
Emil  Türk  zu  Bottendorf,  Ortszichter  zu  Bottandorf,  Ortsvoratand  an  RoOeben, 


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—   63  ~ 


Ifal^itnt  nt  WiA«,  Fnihenr  von  Wortb«rn  sn  Witha,  G«m«ind«Tonttnde  m  A]l•^ 

•tedt  und  sd  Wolmiretedt,  Graf  von  Helldorf  in  Wolmir^tedt,  Dom^nenp&chter 

Gustav  Poths  m  Memlehen,  Schulze  Lehmann  tn  Memleben,  Mühlenbeaitzer 
Paal  Titte]  in  Laucha,  Magistrat  der  Stadt  Laucha,  Gemeindevoratand  xu  Donudorf. 

Zu  liauswirtschaftJichen  Zwecken  wird  das  Wasser  der  Unstrut  noch  ziemlich 
viel  angewandt.  Überall  dort,  wo  eine  Ortschaft  in  größerer  Ausdehnung  am  FlaOlauf 
Hegt,  wird  das  Unetrutwasser  gern  zur  Wäflche  und  für  »ou8tif{e  Reioigungsswecke 
beantoi.  Auch  Badeanstalten  sind  in  der  Uaetrut  vorhandeo.  Femer  wird  das  Fluit- 
WMMT  lintor  Ufuttlnidm  Aoeh  vom  Kochen  YerwendeL 

Das  nnAwanor  «iid  tn  den  genamiten  Zwecken  beuptflidblieh  d«nn  dnu  Bninnen* 
vuMf  vov^eiciB'^nt  wenn  es  wdiChBr  ab  dieaea  iat.  ErlkbrangagamiO  wiid  dann  aelbat 
ein  gewiaaer  Grad  der  Veiediinutaiing  mit  in  den  Kauf  ganomnen. 

Ana  den  Unterlagen,  weUdie  den  BeriditeratatUHm  aor  Veifttggng  atanden,  lifit 
aidk  tübw  die  Bronnenwiaeer  von  Ortadiaften,  welebe  aa  der  Unatrut  (beiw.  an  von 
der  Unatrat  ge^tdaten  KairiOen)  liegeQ*  folgandea  aagen: 

Daa  noehr&di  eririttinte  Gntaobten  von  Girtner  and  Pfeiffer  entiiilt  Angaben 
Aber  die  H&rte  von  Brunnenwinem  an  der  Unatrut»  die  in  der  naobatdienden  Tubelle  26 
anaammmaflaateUt  aind. 


Tnbelle  96. 


Benicbnang  dea  BmoiiMia 

1  Liter 
Waaeer  ent- 
halt mg  Kalk 
(OaO) 

1  Liter 
Wasser  ent- 
halt mg 
Hagneeia 
(MiO) 

Geaamthavla 

in  deotscben 
Graden 

Bnumeii  01dialeb«B  Obeidorl,  GaatboT  .... 

mfi 

111,8 

45,6 

Deegl.  t'nterfJorf  nobon  Ami  ROrgcrnrioiBter  .    .  . 

190,0 

78,8 

20,0 

Deagl.  Oberdorf  hinter  dem  Kathauee,  12  tn  tief  . 

403^ 

140>4 

64,8 

Bmniien  üntardort,  Uarkt,  8—4  ta  Met   .  .  .  . 

vnji 

64,8 

853 

816,0 

180,9 

353 

188,0 

93,8 

813 

S47,6 

48,4 

252,5 

46,1 

31,7 

447,5 

98,9 

57,7 

166,0 

96,4 

993 

Deagl.  Harzet raÜ!^  3     .    .  . 

555,0 

211,3 

84,8 

Daagl.  Neue  btrafie  (als  an  brauch  bar  beseicbnet) 

608,3 

206,0 

89.7 

Daag^l.  Rlttatatrai«  (ah  unlmniehlMr  baaalcbaet) 

877,6 

878,0 

1483 

»38,0 

74,9 

44,2 

847,0 

89,8 

47.1 

Branaen  in  Bittebais,  4  m  tief  (gilt  ab  beaondert 

Kllt)  

313.0 

82.1 

42,7 

316,8 

83,9 

BmnuHMi  Bottamilort  „Naaar  Reioboni''  .... 

6113 

189.8 

89,0 

I'ninrr'n  T^iiQlphf'n ,  Kl'i.'^trr-rfiiiip 

116,0 

Spur 

11,6 

412,6 

60,8 

49,7 

94,7 

483 

Bnuuen  in  T4Hirti>  

488^0 

118^ 

66,8 

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—   64  — 


Vogel  (ts).  GotMbten  Nr.  II)  hat  eb«of»]]i  «na  Amabl  tou  Bratmeo  «a  der 
Unstrat  untoKmebt  mit  faigmdm  ErfriMuaBen: 

Tabelle  87. 


BeMictuumg  dea  BraiuMu 

1  T.iter 
Wamer  ent- 
hlltiQg  Kalk 

(CaO) 

1  Liter 
Wae«er  ent- 
btlt  mg 
Magnesia 

iseeuniiinnB 

in  deutschen 
Graden 

BnuuMD  m  W«iid«latein  nebMi  dn  KrabahtoMn 

868^ 

76.5 

46.0 

Bronnen  am  eUdtiHchen  WMMrfnvk  in  N»bc» 

110,0 

51,0 

18,1 

112^ 

60,S 

16,3 

BnnuMB  in  dm  Zaokerthlwtk  VitMnbiWf    .  .  . 

mfi 

147.1 

590,0 

120,7 

76,0 

Zweiter  öffentlicher  Branneo  in  Reinsdorf  .   .  . 

1330,0 

166.6 

146»S 

önoDtlielMr  Braunen  in  L«Qdb%  Ofote  ftilwtinlto 

S06,O 

90,0 

48,1 

185,0 

57,0 

2M 

800,0 

68,4 

85,7 

DMgl.  PriwtbfODnvi»  Hriltwh»  Stimfl»  .... 

aa&fi 

46,1 

80M 

41,8 

Seitens  der  BericbtentUtier  wunk-  liur  das  Wa88«r  des  Brunnens  der  Oldislebener 
Cblorkftliiimfftlnifc  nntoraiioht  (vgl.  Anlage  A  Nr.  3),  wdcbei  36,8*  Eitf»  zeigte,  (das 
Wuaor  dmr  benoebbtrtMi  Unitnit  hatte  49  Hlrtegiado),  bat  dnigen  andenii  Bmnnon 
wurda  di«  angafUim  HAh«  das  Sal^baltoa  dsa  WaaBam  im  Vaij^aloh  in  dam  baoadi* 
bartan  Unatnitwaaaer  durch  Mamnng  dea  elektriachen  Leitvarmögaiia  featgaatdli 

IHa  Eigabniaaa  waiaD  folganda: 


Tabelle  28. 


fi«Miebnang  des  Bruuneos 

Sj>ez.  lyOitvormÄgen 
dee  BrunnenwaMera 

K.IO* 

8poz.  r>»itvormögen 
des  benachbarten 
UnatmtvaaMta 

17,4 

86,« 

Bnuman  d«r  Obcvmahla  in  Bittobnrv  ..... 

14,8 

86,6 

Brunnen  bei  Rudolf  Koch  in     !;-rewafda     .   .  • 

20.5 

22,0 

20.» 

22,0 

Wmmt  des  HaaptlmmneiM  der  Waawrleltnnff  Nebra 

9ß 

81,8 

Brunnen  in  der  01<i"rkrautatmße  in  T.anoha     .    .  . 

Ufi 

18^1 

BroimeD  in  der  Unterkraatstrafie  in  Laucha  .   .  . 

88,1 

18^1 

Bs  mligen  an  diaaar  Stella  einiga  Bamarknngan  flbar  dia  Baoobafflnhalt  da« 
Waman  von  Bnmnan  und  QuaUan  im  Wippargabiat  folgan.  Dia  Angaban  Tar- 

daoken  wir  Herrn  Hofrat  Dr.  Wagner,  Sondershausen. 

T)k  Hfirte  des  Wasaar»  schwankte  bai  dan  BMuioan  folgendar  Orteohaften  wia 

nachstehend  angegaban: 


*>  Daa  Waamr  dar  XhmUni  oberhalb  BittebiuK  hatte  an  dem  Untarsuchongstage  ein« 
Hlrte  veo  78*. 


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Tabell«  29. 


Ortschaft 
(Zahl  der  untersuchten  Brunnen) 


Grott-Furra  (7)  . 
Stockhmnwo  (19) 

Sondershauaen  (2) 
Jecha  (15)     .  . 
Berka  (0;  .   .  . 
UacbelbiGh  (e)  . 


Zwischen  2U^  und  Sii.l 


,     SM    »  403 


17.0    .  t»jS 

22,4  „  ?9,4 
6»,0    „  &4,8 


Pie  angeführten  Zahlen  zeigen,  daß  das  Urund-  nad  (^ueUwasser  an  der  Unstrut 
«od  Wippar  Mshoti  von  Htm  mb  ^al&oh  mmä  idir  betrlohtUcb«  Hiite  rafwaati  weldie 
•war  bitwdlen  di«  düseitiga  Hirta  daa  nnflwaaaaia  ariwUioh  ttbartrifft,  hiufigar  »bor 
hintar  ihr  aorflekblaibt  Abgaaahen  von  dam  Bronnan  dar  SoHlabeiiar  KUMtaiadiiila 
ood  dem  Brunnen  der  Stadt  Nabra  (11,6  und  18,3  Härtegrade)  war  dar  niedrigata 
Härtegrad  in  den  untersuchten  Brunnen  25,3**,  der  höchste  dagegen  146,2*'.  Wenn 
deniDHoh  dif  Anwofiner  dieser  FIüppc  in  Bezug  auf  die  Benutzung  weichen  Wasser» 
xweitf  llue  nicht  verwöhnt  sind,  eo  wird  ihnen  andereraeit«  ee  oft  sehr  erwünscht  sein, 
ein  verhältnismäßig  weicheres  Wasser  (Unfitrut)  7.u  benutzen,  und  sie  werden  ee  nicht 
oiit  Unraehl  als  eina  BauaehteUigung  emptinden,  wenn  ihnan  diaaaa  nntar  Umstindan 
w<richara  Waaaar  nun  noob  waitar  varhlrtat  wird.  Zwanaig  ffiMagrada  vemichtan  im 
Litar  M  g  und  aomtt  im  Kabikmator  Waaaar  dia  Wirimng  von  S,4  kg  Saifa.  El 
wird  alao  den  Anwohuem  das  Waschen  nicht  unerheblich  verteuart.  Dafi  sehr  harta» 
Waraer  auch  durch  Bildung  unlöslicher  Kalk-  und  Magnesiaseifen  zwischen  den  Fasern 
der  Wäschestücke  fliese  selbst  schädigt,  ist  l'ekaimt.  Zum  Kochen,  d.  h.  zur  Zube- 
reituug  der  Bpeinen  findet  gewöhnh'ch  nicht  Klußwasser,  sondern  Brunnenwasser  Ver- 
wendung. Wo  es  indessen  geschieht,  macht  sich  ein  künstlich  durch  Chlormagnesium 
varbirlataa  BlnHwaaaer,  wddias  baim  Kodban  anna  BIrto  nibht  waaanllidi  varliart» 
vlal  nnanganahmar  bamerkbar  als  dn  bartaa  Brannenwaaaar,  daaaan  HIrta  gawöhnlieh, 
wann  aa  niobt  ana  GipalagMrn  atammt,  Torwiagand  dnrob  Earbonathitla  badingt  iat 
mid  dahar  b«m  Kochen  sum  größten  Teil  ver^cliwindet.  Allerdings  kann  bisweilen 
auch  die  Karbonatharte  durch  Absetzen  von  Kesselstein  beim  Kochen  lästig  werden. 
In  den  vorhundenen  Analysen  der  Brunnenwäeser  pind  Karbonathärte  {vorüher^fthende 
Härte)  und  die  durch  .Sulfate  und  Chloride  des  Kalziums  und  Magnesiums  bedingte 
Mineraleäurehürl«  (bleibende  Härte)  leider  nur  z.  T.  getrennt  bestimmt  worden.  In 
dam  ainan  von  dan  fiartöhtaiatattam  nihar  nntannehtan  Bnuinanwaaaar  (Anlaga  A, 
Kr.  8)  batmig  di«  Karbonathirta  16,8*  dia  Uaibanda  Hirt»  9*6*  Die  Karbonathirt» 
madit»  also  64%  dar  Oaaamthirta  ana.  Waitar»  Untaranehnngan  daa  Gmndwaaaam 
in  (Mdialaben,  ansgefBbrt  vom  Hygienischen  Inatitiit  dar  Universität  Jena,  haben  er- 
gehen, daß  die  Gesamthnrte  in  den  Oldislehener  Brunnen  zwischen  18  und  "n*",  der 
Chlorgehalt  zwischen  62  und  Ö93  mg  im  Liter  schwankte.  Bei  17  von  diesen  Brunnen 
ist  die  bleibende  Härte  für  sich  bestimmt  worden.    Die  Ergebnisse  dieser  aus  den 

Jahren  1008,  1906  und  1907  stammenden  Untersuchungen  läßt  Tabelle  30  ersehen. 
a«k  a.  d.  rskiH.  OwattiilMle.  Bd.IZZVIlL  5 


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—   66  — 


Tabelle  80. 


Unter- 

ICsrbODat-i 
»>»rte  •/.  1  «... 

L  '  J  ■-  1  \        H  V4 \J 

fluchuim- 

V  H  w>* 

B  F  u  n  &  A  n 

•  U             V  u 

h&rte 

hlrte 

Harte 

der 

v>aior 

jahr 

Orade 

Ondfl 

Qrade 

ireBanit- 

tn0  Sm  1 

gm  j 

1008 

21,8 

14,3 

7.0 

67 

462 

24,7 

16,0 

8,7 

85 

167 

Bei  Robot  Sebifiek«  

18.5 

12,6 

5,9 

DO 

1* 

ötf«ntlich«r  Brunnen  (Sack^sse)  . 

21,2 

ir,,o 

6,2 

71 

n 

öffentlicher  Brunnen  (Dorfgraben) 

28,0 

16,8 

11.2 

IRI 

It 

öffent).  Bmonen  (an  der  Schäferei) 

66,1 

48,2 

17,9 

Offentl.  Brunnen  (am  SpfttMiihaiie) 

23^ 

16,5 

7,0 

70 

236 

40,0 

25,4 

14,6 

6^ 

453 

I» 

Hei  Otto  Sclimiclt 

28,0 

Sit  0 

0  ? 

1007 

440 

I>OliritlCn  BUI  MOIirill^n  KlolUcr  «t  IopO 

59 

68 

viAiiiriiCDO  v^uoiicf  in  nrunKOQ 

HR  9 

17  0 
i  « ,5* 

50 

86 

1907 

Neue«  Bohrloch  (Durfgraben)    .  . 

38,0 

21,2 

16,8 

56 

1551 

ff 

Bohrloch  Espeiatodtw  StnBe, 

44^ 

16,8 

28.0 

38 

160 

n 

88.« 

11,7 

86,9 

30 

170 

1* 

Desgl.,  4»/,  m  tief  

39,2 

10.1 

S9,l 

fl8 

110 

m 

Bohrloch  auf  GOhringa  Ueiner  Wieee 

S8^ 

8,9 

179 

88 

1« 

m 

Hrunncn  lir  r  '  M-  werkschaft  „Großh. 

27^ 

12.5 

16,0 

45 

32 

Bei  den  meiiten  der  nntersuehlen  Brunnen  betrSgt  «Uo  die  Karbonat- 
hlrte  60— TO^/o  der  OeeamthKrtc,  während  die  KarhonKihärt©  de«  Wipperwassers 
unterhalb  WolkrHinf^lmunf^n  «owie  de«  UiiHtrutwaspprs  iinlerlinlh  der  Wippereiiunündung 
nur  etwa  30  40°  ,,  rlrr  Gesanithärt«ä  betrug.  Mau  wird  das  Wipper  und  Unstrut- 
waaser  durch  Kochen  bestautalls  um  10 — 16"  in  der  Hiirtp  herÄl>niindern  köunen. 

Soweit  die  vorliegenden  Eineprüche  auf  die  verminderte  Brauchbarkeit  de« 
Waawn  der  Wipper  tmd  Uaetrut  stt  bauewirtaehafUieheD  Zwaeken  gestütit  werden, 
eigibt  eieb  hiernach  folgendea:  Gegen  die  Verwendnag  dea  Wamia  der  Wlpper  und 
Unetnit  in  Waeebiwet&en  wird  nidb^  einzuwenden  «ein«  aaval  dae  flieOende  Waaeer 
für  solche  Zwecke  Vorteile  hietet.  welche  hei  (!er  Benutzung  dea  Brunnenwassera 
nicht  gegeben  sind.  Schon  der  ümwtand,  daß  das  Wasser  des  Flusses  in  viel  reicb- 
lich^rer  Mftipe  tmt  Wrfü^unp  nt^ht  >iIh  das  mühsam  t?<^hnhene  Rrunnenw8»s«r,  int 
von  Bedeutung.  Alu  \\  »"^ch  was<sei  iHt  nur  solches  Waj<8cr  brauchbar,  dessen  Härte 
ein  bestiniintee  Maß  nicht  uberiochreitet.  Besonders  läelig  werden  beina  Waschen  die 
durch  Magneriaaah»  hervorgerafime  Hlrte  aoirie  die  Mln«raUlttrahirte  (bldbenda  ffirla) 
empfunden.  Gerade  dieee  aber  «erden  durch  die  Veraiiachuog  der  Badlaugan  der 
CMorkaliumfabriken  mit  dem  Flnßwaaaer  erhShi.  Die  Klagen  ttber  die  Venebleehte- 
mug  des  Wasaeia  an  Waschzwecken  aind  daher  bsMchtigt.  Ba  kommt  hiniUi  daü, 
je  mehr  die  Benützung  von  Wasser  nt  BcinigUngRzwecken  and  zum  Waschen  erschwert 
wird,  desto  mfhr  rn«niiherkeit  im  Hauswesen  vorzufinden  sein  wird,  und  d.sQ  dadurch 
mittelbar  auch  eine  Verschlechterung  der  allgemeinen  gesuudheitliohen  Verhältnisse 


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—  67  — 


«intrilt.  Die  Tttlaache,  daß  die  BruanMiwMaMr  tum  Teil  eiue  erheblich  höhere  natOr- 
liehe  Härt»  aufweioen,  ale  das  versalzpne  Wapser  der  Wipper  nnd  Unstrut,  int  belanp; 
loa,  weil,  wie  oben  dargelegt  wurde,  der  größte  Teil  der  Harte  der  in  Frage  stehenden 
Brunnenwasser  aua  Karbonathärte  besteht,  welche  verhäitniRmäßig  leicht  sich  beseiügeo 
läßt  und  im  allgemeinen  weniger  Nachteile  mit  sich  bringt,  alg  di»  im  Wippef^  und 
Unvtratwaaior  hMptaidilieh  dnreb  die  Endtaagen  «neugte  hdw  MUwiabftiinlilrl». 

Zu  Koehsweek«!!  wUta  aUerding»  OberflKahenwuMr,  du  durch  Anwcbiiidiingeo 
TOB  MeoM^MD  und  TieraD  Ternnreinigt  wird,  un  hygisDiMdiMi  und  iathetiechen  Oründan 
bewer  überhaupt  nicht  verfrmdei  werden,  wenn  reines  Waeeer,  z.  B.  Brunnenwasser 
TUT  Verfügung  steht.  Brunnenwasser  ist  al>er  entlanp;  der  Unstrut  und  Wipper  überall 
vorbanden.  Wird  aber  Wasser  vom  Unterlauf  der  W'ipper  und  Unstrut  zu  Kocbswecicen 
verwendet,  so  ist  e»  unbequemer  als  ein  gleich  hartes  Brunnenwast*«r. 

d)  Unter  den  zu  prüfenden  Bmwendungen  findet  «eh  fmom  die  Behauptung, 
deS  das  veiaaliene  Unetrutwaaaer  in  die  dem  Fluaae  nebe  gelegenen  Brunnen  eindringe 
und  eomlt  des  Waaear  deiaelben  lu  lUnkiweeken  unbrauehber  mache.  Soldie  ISn* 
Wendungen  beben  erhoben:  C.  Weineck  &  Söhne  in  Oldisleben,  der  Gemeindevev 
Steher  tu  Reinsdorf,  Kanalinspektor  Breiten bach  und  der  Königliche  Landrat  des 
Kreises  SauKerliausen  für  die  zur  Unstrut-Regulierungs  Sozietät  gehörenden  Ortschaften, 
das  Königliche  Salzamt  zu  Artern.  Mtihlenbenitzer  Willi  Kohlor  in  Rittebnrg,  der 
Gemeindevorstand  zu  Kitteburg,  der  Orterichtur  m  Scbönewerds,  der  Magistrat  der 
Stadt  Nebre.  Mtthlenheeitaer  Peul  Titlel  in  Lniohe.  der  Magietret  der  Stadt  Lanehe. 

Aua  den  »nr  Saite  68  bia  66  geroedkten  Angaben  etf^bt  aleh  folgende  Zu- 
aammeDatallung  ttber  die  Hirte  und  den  Chlorgahalt  der  Bnmnenwiaaer  (a.  Tabelle  81 
Seite  68>. 

Gftrtner  und  Pfeiffer  haben  ihr  Urteil  über  riue  etwaige  Beeinflnusting  der 
Brunnen  »n  '1er  Unstrut  durch  das  Wasser  dieses  Fliis.seH  in  folgendem  Satze  zu- 
summengetaisi:  „Auf  der  ganzen  Strecke  von  01dinleben  bis  Laucha  ist  unter  24  unter- 
suchten Brunnen  nur  einer  (Brunneu  bei  der  Schleuse  in  Ritteburg},  welcher  mehr 
oder  minder  gut  flltriertea  FluOwaaaer  aolfalh;  bei  swei  anderen  ^bulbrunnen  in 
SdiOnMd,  ein  Brunnen  in  Bittebuig)  kann  man  sweifelbaft  aein,  ob  sie  mit  dem  Fluß 
in  Verbindung  stehen;  bei  den  übrigen  untefsndbtan  Brunnen  fehlt  anaoheinend  naeb 
der  chemischen  Analyse  der  Zusammenhang. " 

Vogel  schreibt:  „Bs  kann  angesichts  der  ganzen  Sachlage  keinem  Zweifel  unter- 
liegen, daß,  wenigstens  an  den  Tagen  der  Probeeutnalime,  ein  Eindringen  von  Unstrut- 
WÄSser  in  die  von  mir  untersuchten  Brunnen  nicht  erfolgt  ist."  Die  von  Gärtner 
und  Pfeiffer,  sowie  von  Vogel  untersuchten  Brunnen  lagen  der  Unstrut  besonders 
nabe.  Auel»  die  tod  den  Bariditaratattem  Torgenommenen  ünteisuehungen  (twf^. 
Antage  A  und  TaheUe  88)  haben  sine  Obereinatimmung  im  Salsgebalt  swisehen  dem 
Wesssr  sokher  Bronnen,  wekbe  der  Unstmt  mSglichst  nahe  lagen,  und  dem  Wasser  > 
der  Unstrut  nicht  featsteilen  kdonen.  Am  geringsten  war  dw  Unterschied  im  elek- 
trischen Leitvermögen  von  Brunnenwasser  und  Unstrr:twRa«er  in  Schönewerda,  aber 
er  war  immerhin  auch  dort  noch  recht  bemerkenswert  und  würde  einer  Differenz  von 
50 — 60  mg  Chlor  im  Liter  Wasser  entsprechen  (vergl.  dasu  Tabelle  36).    Am  größten 

6* 


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—   68  — 


Tabelle  31 


Orttcbftf  t 


BreÜebeu  (reclite  der  Unslrui) 

»   

Bdbudott  (r.)  (Am  MObi«iigiab«n) 


Sehonfald  0.) 


BUt^boii  (L) 


SchönewcrcJ»  (1.)  

Bottendorf  (1.)  

RofltolMB  ^iMtaiMhol»}  Q.) 
W«iidebtain  Q.)  


Cr) 


GroO -Wangen  (r.)  


Klein  Wangen  0  ) 
Nebra  (r.)   .   .  . 


Laucha  (r.) 


Hftrtegrade 


263 

45,6 
29,0 

643 

25,3 

81,8 

76,9 
14«^ 
31.7 
57,7 
2M 
843 
8»,7 
14A3 
443 
4t,l 

43,4 
60,0 
11.6 
49,7 


483 


18,1 
183 
663 
4S.1 
963 
35,7 
45,1 
413 


Obkr 
mg  Im  1 


312 
254 
a09 
598 
247 
83 
86 
163 
128 
148 
148 
148 
819 
561 
978 
665 
987 
981 
199 
241 
817 
46 
122 
166 
887 
86 
86 
48 
48 
86 
57 
48 
85 
98 
86 
Ul 
67 
98 
21 
64 
86 


Unteraucht  voa 


d.  KtiMri.  GcoandlmilMiiit 


Gärtner 


I  Girtner 
Girtner 
)  Vogel 

1  Gftrtner 


Olrtner 


G&rtner 

Gärtner 

Qtrtner 

Girtner 

GKrtner 

Vogel 

Gärtner 


Vogel 


}  Vogel 

1 

Vogel 


war  der  Uiiter»chietl  awifichei»  dea  elektrischen  Leitvermögen  des  Wassers  des  Haupt- 
brunnens  der  Waeaerleitung  Nebra  und  dem  dee  benachbarten  ünetrutwasaers.  Hier  kann 
bei  gewdbnlielMm  WAnentando  der  ünstrat  flberimnpt  melit  vtm  einem  Zumninea- 
heng  twiMhen  Unstrat  und  BnmneD  gesprochen  werden.  Die  veriiiltnienifiig  ttbMnai^ 
der  nntenaehten  ftrannen  aind  (nadi  den  Vogelsdien  Anelyeen)  die  rechte  der  Unstrut 
gelegenen  von  Monleben  en  ebirtrt«.  Die  Härte  ihrer  Wässer  ist  (mit  Ausnabme  von 
den  Brannenwiaeem  in  Nebra)  zwar  eoch  recht  belritobtlich,  ihr  Chlorgehalt  aber  gering. 


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—  69  — 


Die  BtfBrcbtuDg,  daß  die  durch  Endlangsn  Tenakttie  Unstrut  die  nahegelegeDVii 
Brnnnen  ungünstig  beeinflußt,  erscheint  also  zum  größten  Teil  unbegründet.  Ähnlich 
dürften  die  Verhältnisse  an  der  Wipper  liegen.  Die  oben  (Tabelle  29)  angeführten 
BrunnenwaseerUDtcrBuchvingen  zeigen,  daß  das  Grundwasser  auch  in  dieser  Gegend 
siemlich  hart  ist,  lassen  aber  keine  Beeinflussung  durch  das  Wasser  der  Wipper  er- 
k«ii]i«D.  Im  fibrigen  lagen  aufih  keine  Klegeu  Uber  mangelhafte  Bwohaffenheit  von 
BrannenwaaBer  axu  dem  Wippertal  vor. 

e)  Bef&iditungen  wegen  Sehldigiingen  der  Fieeherei  haben  «mgeaproobea; 
Wein  eck  und  Söhne  in  Oldisleben,  der  Gemeindevorstand  in  Oldisleben,  der 
Magistrat  dpr  !^tadt  Heldrungen,  Mühlenbesitzer  Hugo  Liebe  in  Bretleben,  Gutsvor* 
Steher  Mols  zu  Bretleben,  der  Gemeindevorsteher  zn  Reinsdorf,  Kanalin^pektor 
Breitenbach  und  der  Königliche  Landrat  des  Kreises  Baugerhausen  für  die  zum 
Öozietätegebiet  gehörenden  Ortschaften,  das  Königliche  Salzamt  zu  Artern,  der  Ge- 
neindevontdier  au  Kanaiti,  der  Antavntetahar  in  Gehofen,  Hflhianbedtaer  Willi 
Köhler  in  Rittebuig.  der  OenMindevontai^  aaBitteburg,  Hahlenbeaitier  Vmil  Tflrk 
an  Bottendorf,  Ludwig  Thiele  in  Boffleben,  der  Oatabeairk  Eloete  Bodleben,  der 
Magistrat  sU  Wiehe,  Freiherr  von  Wierthe rn  zu  Wiehe,  der  Ctemeindevorstand  zu 
Allerstedt,  Graf  von  Helldorf  in  Wolmirstedt,  der  Genieindevorstand  zu  Wolmirstedt, 
der  Ortsrichter  zu  Sciiönewerda,  Schulze  Lehmann  tu  Memleben,  der  Magistrat  der 
Stadt  Nebra,  RitterguLöbeiützer  Pendrost  in  Zingst,  Graf  von  der  Schulenburg  zu 
Vitzeaburg,  der  Aiut^vorsteher  zu  Reinsdorf,  der  Magistrat  der  Stadt  Laucha,  der 
OenoeindeTonteiid  an  Doondoif. 

Den  Baiidhtenrtattera  gegenüber  elnd  wogen  Rflekgang  dee  Fisehrelehtuma  in 
der  Unabrat  von  Tefaebieden«!  Baten  Klagen  goMufiert  wordMi.  So  bdian|itete  der 
Beaitaer  der  Wein  eck  sehen  Mühle  in  Oldisleben,  daß  er  bis  vor  etwa  vier  Jahren 
fQr  ungefähr  800  Mark  Aale  gefangen  habe,  während  die  jetat  gefangene  Menge 
gerade  noch  zur  Deckung  des  Hausbedarfs  ausreiche. 

Der  Fiffherpipaeiiter  in  Bretletjen  will  in  früheren  Jahren  für  6—700  Mark 
Fische  getaugen  haben,  während  der  Erlu»  jetzt  nur  noch  etwa  200  Mark  betrage 
(vergl.  «neb  8.  31).  Oberantnann  Wrede  in  Seega  beklagte  daa  Veraobwinden  der 
Fiaobe  in  der  Wipper.  Ferner  fahrten  Klage  der  Fiaebereiplobter  in  Wiehe,  der 
Fladieraipaebter  in  Hemleben,  der  eine  Abnahme  dea  Fieohbeatandea  uin  %  featge- 
atelU  haben  will  (die  junge  Brut  käme  nicht  mehr  auf),  und  der  Amtsvorsteher  in 
Reinsdorf.  Nach  dem  Bericht  des  Königlichen  Regierungepräsidenten  zu  Merseburg 
hat  der  Fi^chbestand  Her  Unstrut  in  den  letzten  Jahren  sogar  dermaOen  abgenommen, 
daß  man  f'laubt,  von  aeuier  Vernichtung  sprechen  ZU  können. 

hsich  dem  Ergebniese  bereit»  früher  einmal  angestellter  experimenteller  Unter- 
anchnngan  der  KOniglioh  Bayeriadien  Bjotogiaehen  Veiaacbaatation  in  München*) 
können  die  in  der  Wipper  nnd  Unatrot  faatgeetelllen  Salsmeogen,  im  beaondeven  daa 
Qdormagnenum  einen  nn mittelbar  eohidigenden  BinfluA  auf  FÜadie  niobt  haben. 
Dagegen  war  eine  mittelbare  ungOnatige  Beeinfluaeung  der  Fliehe  denkbar. 

*i  Teigl.  daa  Gvtaehtaa  dsa  Beidi^Gflaandhaitanti  Aber  den  BlnfloB  der  Ableitneg  von 
Abwiaaam  an»  OblorkalinniiabrOnD  anf  die  Scftmoler,  Oker  and  Aller  a.  a.  0.  8.  398  and  407. 


I 


—    70  - 

Gelegentlich  der  Bereisungen  von  ünBlrut  und  Wipper  wurde  daher  (seitens  der 
BerichteretAtt^r  eine  Anzahl  von  fManktonproben  entnommen  und  im  Knipfrlichen 
Gesnndheitsamte  mikroskopisch  untensucht.  Die  Ergebnisse  der  UnterBUobung  waren 
folgeDÜe: 

I.  PUokiODprob«n ,  «ninommeii  am  80.  Juni  und  1.  Juli  1906. 
Ftobe  Nr.  1.   Unstnit  ob«rhalb  dar  ^ppanufiodmig. 

Fast  nur  Detritus,  hauptsächlich  Pflanzenrcste,  Epidermiszellen ,  SpiralgefiLfiOt 
parenchymatipchc.s  Gewebe,  zum  Teil  gelb  gefärbt,  einaelne  Pilxbyphen,  ein  Cloflleriwn, 
einzelne  Synedren  und  leere  Schalen  dfrgell>en.  ♦ 

Probe  Nr.  2.    Wipper  vor  ihrer  Mtindung  in  die  ünetrut. 

Im  Gliachen  nur  geringer  Bodensatz  aus  organiachem  und  naineraliechem  Oatrittn 
von  fibnlieher  BMdiafiiuibiit  wie  bei  Ph>be  1,  deneben  veniuelt  KiUaohia  aigmoiden, 
Nitnehia  adcalaris,  Synedra,  Sarirella  ovata,  Navtouleen,  ein  Nanpliae,  Beete  von 
Oraetaoeen,  Ulothris. 

Pkobe  Kr.  8.   Unefnit  unterhalb  der  Oldislebener  Brücke. 

S*^hr  viel  organischer  und  mineralischer  Detritus,  daneben  vereinzelte  Pikbvphen, 
iSunrella  ovaliH,  Synedra,  leere  Schalen  von  Synedia,  Nituchia  sigmoidea,  Nitischia 
aoicularis,  Meridion. 

Ptobe  Nr.  8a.   Unatmt  twisehen  Oldieleben  und  Breüeben. 

Sehr  viel  oifantecber  und  mineraliacber  Detritm,  der  in  dw  Zuaamnwnaetiniig 
bei  allen  Proben  liemlidi  der  gleicbe  iat.  Eünielne  Plkhypben,  Nitaeobia  aigmoidea 
mit  Oooconeie,  Nitischia  adoularia,  Surirella  ovalis,  Synedren  und  NaTiealeen. 

Pkobe  Nr.  4.    ITnstrut  unterhalb  des  Bretlebener  Wehre«. 

Sehr  viel  Delritn«,  besonders  viel  Pflanzenreste,  auch  Stroh  und  Papierreste, 
Federbärte,  Sphaerotiloa,  Nitssobia  sigmoidea«  Nitnchia  acicukris,  S/nedren,  Crasta- 
ceenreate. 

Fhib«  Nr.  5.  ünatrot  knrs  oberbalb  dee  Ringlebener  Kanäle«. 

Sehr  viel  organiaoher  und  mineraUadber  Detrilna.  deaaen  einiebie  Beatandteile 
im  Dttfcbaobnitt  bedeutend  kleiner  nnd  als  in  den  biaberifen  Proben,  einielne  Ffla- 
bypben,  Synedra,  leere  Sobalen  von  Nitzschia  aigmoidea,  Navionla  und  Meridion. 

Probe  Nr.  6.    Unstrut  oberhalb  der  Arterner  Schleuse. 

S*>hr  viel  mineralischer  und  organischer  Detritus,  einzelne  Pihhyphen,  Ratten- 
haare, ijurireHii  ovali«,  Nitischia  arieularis,  Synedra.  Navicula,  Spirogyra,  NaupUus. 

Probe  Nr.  7.    ünstrut  bei  Ritleburg  kurz  unterhalb  der  Brücke. 

Sehr  viel  feiner  mineraliacber  nnd  orginiadier  OetiilnB,  Snrirella  ovnlia, 
Cymatopleum  eolea  biufiger,  mebr  vereinigt  Nitiaebia  aigmoidea,  Synedra,  neunwigma, 
GaKoneUa  nummnloidea,  Navieuleen,  Surirella  degana,  Rapbidium  polymorphum,  ein 
Biemplar  von  Anuraea  aculeata,  Nematoden. 

Probe  Nr.  8.    Helme  50  m  vor  ihrer  Mündung  in  die  Unatcttt. 

Fafft  nur  Detritus,  daneben  nur  vereinzelt  Nitzacbia  aigmoidea  mit  Cocoonflia, 
Surirella  ovalis,  Naviculeen,  Synefiren,  Phormidium. 

Prob«  Nr.  9.    Uustrut  unterhalb  des  Roßlebener  Muhlgrabens. 


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—   71  — 


Bebt  viel  pfludidiw,  taüt  gdb  gefiirbter  und  miii«rali*oli«r  D«bitw.  Sjmdra, 
Mttloflixft,  leere  Schelen  von  Nitnohia  aignuddea,  KaupUm. 

Ftobe  Nr.  10.    Uostmt  vor  der  MündnDg  bei  Klein- Jena. 
Sehr  viel  mineralischer  und  vegetabilißcher  Detritus,  vereinzelt  Cymatopleura 
sdea,  Surirella  ovalis,  Nitsechia  sigmoidea,  Nitzecbia  aciculahe,  8/oedra»  Navicula. 

Probe  Nr.  11.    Saale  kurz  vor  Einmündung  der  Unstrut. 

Sehr  viel  orpanischer,  besondere  vegetabilischer  und  mineraliKcher  Detritvis, 
Sphaerotilufl,  Nitaaclna  Btpmoidea,  Surirella  eleganf?,  Synerlra  vereinzelt,  ilapbiiiiuui 
polymorphum  häufig,  Actiuastrum  Uaul^ächi,  Crucigenia  rectaugularis,  Scenedesmua 
quadrieauda,  Pediaetrum  boryanum  vereiiuelt, 

Probe  Nr.  12.    Saale  unterhalb  der  Einmündang  der  Unstrut 
Viel  or^iecher  und  mineraliadier  Detritae.  Häufiger  Raphidiun  polymorphii», 
mehr  eiaieln  SoiireUa  elegans,  Synedra,  Navieuk,  Nitiechia  acieularia,  KiUscbia  lif- 
moidea,  fieenedeemui  quadrieanda,  Pediastiuni  dnpleae. 

In  sämtlichen  Proben  waren  Organismen  nur  in  sehr  geringer  Aosabl  verteten, 
in  desto  größerer  Menjre  fnud  sich  Peeudoplankton,  (Irh  hiiuptsachlich  aus  organischen 
Resten,  beeonders  F'tianzenresten,  z.  R.  EpidermiHzellen.  Spiralgetalien,  Zellulo.'^efaaerti, 
Pflanzenha&ren  bestand,  die  zum  Teil  »tark  gtilb  gefärbt  waren,  also  wohl  au»  Dünger- 
stätten oder  Fäkalien  stammten;  etwas  weniger  häufig  waren  die  mineralieoheo  fie* 
■landteile.  Trots  dkear  giofen  Menge  otganiseher  SabstanMin  tragm  die  im  koo» 
aerviertan  Maieriale  vorhandenen  Organismen  nur  adiwaeh  .meaoaaproben*  Cbaiakter, 
eine  Eraoheinang,  die  vielleteht  mit  dem  ttailcett  Selsgebalt  dieeea  Floasee  in  Zn- 
aammenhang  steht,  vorausgesetzt,  daO  der  Reichtum  an  organischem  Detritus  normal 
ist  und  nicht  etwa  auf  Zuführungen  durch  etarke  Niederschlage  aoröcksufähien  ist. 

II.  Planktonproben  ans  Wipper  and  Uoetrut,  entnommen  in  der  Zeit 
▼om  29.  September  bis  10.  Oktober  1908. 

Probe  Nr.  1.   Wipper  bei  Bernterode,  entnommen  am  10.  Oktober  1908. 
Wenig  Bodeosals,  größtenteils  ans  Pseudoplankton  bestehend,  viel  pflansliehe 
Reste,  wie  Bpidermisselleik,  Gefäfibttndel,  Spirslgef&fie,  teile  brenn  gefirbte  Fflansen' 

haare,  Kaffeebuhnenreste,  Qewebsfasern,  Moosbiftttohen .  daneben  viel  mineraliseher 

Detritus.  Das  Plankton  setzte  sich  hauptsächlich  aus  Diatomeen  zusammen,  von 
denen  nur  wenig  Arten  etwas  häufiger  vertreten  waren.  Es  wurden  gefunden: 
Navicula  affinifi  var.  amphioxye  häutiger,  Navicula  viridis,  Navicnla  major.  Nitzschia 
aigmoidea  ziemUch  ituufig.  Rhoiooepbenia  curvata  zieuilicb  bäuüg,  Synedra  ulua,  Surireiia 
eigene,  SorireUa  ovatis  häufiger,  Plenroeigma,  OsoUlaria  apeo.,  Zweige  von  (^opbora 
gbmerata,  veninselte  Pilshyphen. 

Ptobe  Nr.  8.   Wippw  an  der  Mfible  von  Zieke,  entnommen  am  8.  Oktober  1906. 
Oer  geringe  fiodensats  bsstdti  grdittentells  aus  Fwadoplankton  vom  gleieher  Zu- 
sammeosetnmg  wis  in  Probe  1.   Unter  den  Planktonorgsaismen  sind  ebenfalls  die 

Diatomeen  vorherrschend.  Es  fanden  sich:  Navicula  affinis  var.  amphiozys  häufiger, 
Navioula  viridis»  Navicula  major,  NitsBchia  sigmoidea  mit  Cocooneis  häufiger,  Nitzscbia 


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72  — 


Mioiilwil,  Synedra  uloa,  SmireU»  ondw,  C^atopl«ara  BoI«a,  Makaba  Tarian^ 
doateriuno,  Oacillaria,  Zooglo«a,  Cjphoderia  ampiiUa»  NaapUat. 

Nach  (liefen  beiden  Proben  muß  die  Wipper  ald  «»ehr  arm  an  Organismen  be- 
zeichnet werden.  Dan  vorgefundene  Pt^evidoplahklon  zeigt  eine  geringe  VerPchmuUung 
durch  Iliiuüabwäbber  an.  die  jedoch  in  der  Vorflut,  wie  die  schwach  mesosaproben 
bis  oligosaproben  Planktonorganismen  erkeunen  lassen,  Übelstände  nicht  hertrormfen. 

Probe  Kr.  8.  Unetrut  vor  EimnfinduDg  dmr  Wipper,  eDtnomneii  am  7.  Ok- 
tober 1908. 

Bodenaati  nur  geirog,  grOfitenteila  aua  Fsendoplankton  toq  gloiobev  Znaaininan» 
eetonng  wie  das  der  Wipper  bestehend.    Unter  den  PlanktonorganiRtnen  herrachen 

Dintomeen  vor;  die  einzelnen  Arten  Bind  durcligehends  nur  in  geringer  Zahl  vertreten. 
Es  wurden  gefunden:  Navicida  affmis  var.  amphioxys  häufiger,  Navicula  viridis,  Nnvirala 
major,  Nitzschia  si^oidea  mit  (Joccotieis  häufiger,  Surireila  elcganp.  Surirclla  ovali», 
Synedra  ulna,  Meloäira,  Pleuroäigma,  Closterium,  Copepodeu-NaupHus,  vereinzelte 
mzhypben. 

Probe  Nr.  4.  Unitmt  an  der  Oldieleben-HeldmDger  Brfteke,  entnommen  an 
99.  September  1908. 

Geringer  Bodensatz,  größtenteils  aOB  Detritus  bestehend,  der  sich  durch  die 
geringe  Größe  seiner  einzelnen  Bestandteile  von  dem  Detritus  der  Probe  3  auffiillig 
i!nt<»r8cheidet.  Es  dürfte  dieser  nrößennnterpchied  auf  die  Einwirkung  der  oberhalb 
gelegenen  Turbinen  einer  Mühle,  welche  das  Unstrutwasser  pansiercn  rauß,  zurückzu- 
führen sein.  In  der  Art  der  Zusammensetzung  unterschied  sich  das  Pseudoplankton 
ttksht  von  dar  Probe  8. 

In  Flankton  wurde  gefanden:  Navieala  affinia  var.  amphloxya  hinfiger,  Navienla 
viridis,  Navieula  major,  Nitmehia  sigmoidea,  Snrirotla  elegana,  Siirirolla  ova]ia,  Cymato* 
pleura  solea,  Synedra  «Ina,  Rboiooaphenia  curvata,  Melosira,  nenroeigma,  Cloeleriam» 
ein  Vorticellenköpfchen,  Fusarinmsporen,  Cladophoraisto,  Osotltatoria. 

Nach  diesen  Befunden  gilt  für  die  Unatrut  dasselbe,  was  Ober  die  Wipper  eesapt. 
wurde.  Auch  hier  laPi^en  i^ich  im  Plankton  die  HausabwäBeer  nacliweisen,  die  aber 
ihrer  Menge  nach  zu  gering  sind,  um  auffällige  Veränderungen  hervorzurufen. 

Als  Ergebnis  dieser  Untersuchungen  läßt  sich  feststelleo,  daß  sowohl  in 
der  Wipper  wie  in  der  Unstnit  das  Flankton  verbiltnismftOig  ^>iriicb  vertreten  Ist  Daa 
vorliandene  Plankton  ist  anllerdem  vorwiegend  pflaoslioher  Art  und  kommt  daher  als 
Fisehnahrung  vnalg  in  fietraeht.  Ei  bt  db  Vermutung  niefat  nnbsreditigt,  dtü  die 
Venalzung  der  Flußläufe  einen  gewissen  EinHuß  auf  das  in  ihnen  vnrhandene  Planktor) 
ausgeübt  hat.  Haben  doch  auch  die  T'nterpuchungen  vonTTofcr')  gezeigt,  daß  durch 
die  Abwässer  der  Kalifabriken  eine  Beeinträchtigung  der  niederen  Fauna  in  der  Schunter 
stattfinden  kann.  Vielleicht  beruht  diese  Schädigung  der  niederen  Tier-  und  Pflanzen- 
welt auf  einer  plasmolytischen  Wirkung  der  Kalifabrikabwäseer  auf  die  Zellen  der 
Organismen,  wenn  aneb  bei  einigen  Pflanien  eine  gewisse  Akkomodation  an  konsen- 

*)  Vergl.  Abschnitt  4  dee  Kapitel«  V  zum  Gatachten  des  Beichs-Gesandlieitsiats  Uber  den 
EänJIaA  der  AbMtoagan  von  Abwl— m  aae  (AloAsUamfabrikaB  anf  die  Sdivnlsr,  Oker  aod 
Aller.  Arbeiten  ava  dmn  Kaiserlkhea  Gesoadbeitwinl«,  Band  XXV,  1907. 


~   73  — 


tiinto  Sdddmngwi  aMtBn^O-  Brndü«  wddldlioh  dflift»  in  di«0«r  Bendrang 
dahwr  «las  wechselnde,  unregelmäOige  Versalzung  wirken. 

Wenn  also  nach  vorstehenden  Darlegungen  eine  unmittelbare  Schädigung  der 
Fische  durch  die  Endlnugen  der  Kalifabriken  nicht  anzunehmen  ist,  so  erscheint 
doch  eine  mittelbare  Schädigung  der  Fische  durch  Verringerung  ihrer  Nahrung  nicht 
ohne  weiteres  ausgeBchloeseQ. 

Da  di«  Brhiltaiif  dar  nfodaMn  Titr>  and  Fflanunwalt  fBr  die  Salbatreinigung 
«inM  VloMW  von  graO»  Bedentang  ist,  ao  irI  nach  dieMn  Beftiiidaii  aoeh  der  Ge- 
danke niaht  von  d«r  Hmd  in  weiiaii,  dafl  4m  Veiaalsiii^  von  Wif^ier  «nd  Unatrat 
die  eelbstreinigende  Kraft  des  Wassers  dieser  Flüsse  heiabaetat  Damit  wflrde  sn- 
gleicb  die  Infektiosität  dieser  Flußwa-sscr  erhöht  werden. 

Die  Verunreinigung  der  Klußläufe  durch  die  Abwässer  der  verschiedenen  Ort- 
schaften war  durch  die  biologische  Untersuchung  zwar  deutlich  erkennbar,  hat  aber 
daraticb  einen  sehr  hoben  Grad  niohi  erreichl  (vgl.  dazu  S.  54). 

Zn  B.  Die  Frage,  ob  und  in  welchem  MaAe  die  BÜnleitung  der  Abwiaaer  von 
ChloikaUumfabriken  in  die  VlDBUnfo  uur  ScbAdigvng  gewerblicher  Interesaen 
liUkran  kann,  iat  in  dem  QuUobten  dea  Baieba-GeaaDdheiterate  über  den  Sinflnfl  der 
Ableitung  von  Abwässern  aus  Chlorkaliumfabriken  auf  die  Schunter,  Oker  und  Aller 
(Arbeiten  aun  dem  Kaiserlichen  Gesundheitsamte,  26.  Bd  1907,  S.  358)  erörtert 
worden.  Auf  diese  Ausführungen  kann  hier  verwiesen  werden.  Ergäaiead  mögen 
noch  folgende  Bemerkungen  hier  Platz  finden: 

Es  wird  geltend  gemacht,  daü  das  mit  den  Sndlaugen  der  OnnaQitverarbeitung 
veronrrinigte  Unatrat*  und  Wipfmrwaaaer  IBr  manobe  gewerUidie  Betriebe  unverwend- 
hu  aai  und  daS  ea  MetaMtelle  angreife,  mit  denen  ea  in  Berflbrung  kommt.  Aueh 
a]e  Bpeiaewasser  für  Dampfkeeael  aoll  daa  Waaaer  unverwendbar  aein. 

Ale  iodastrieelle  Betriebe  an  der  Unatrat  und  Wipp«*  welche  auf  Benutzung 
eines  salzarmen  Waaaeis  angewiaeen  aind,  kommen  nur  Branenien  und  Zuekerfabriken 
in  Betracht. 

Brauereien  müssen  auf  die  Beschaffenheit  des  Betriebswassera  einen  grolieu  Wert 
legen  and  namentlidb  weiahea  Waaaer  bevorzugen,  weil  aolobea  daa  Quellen  der  Gerate 
bagfinitigt.  Aber  wenn  aueh  daa  Waaaar  wa  Wippar  und  Unatrat  hti  fon  ündlangen 
wiM,  dürfte  ea  fBr  Branendiweeke  nicht  ohne  weaterea  verwendet  weiden  kOnneo, 
weil  ea  dnmh  Abgänge  menachlicher  und  tieriaeber  Wohnatfttten  vernnreinigt  und 
demnadl  sur  Herstellung  von  Nahrungs-  und  Genußmitteln,  wie  Bier,  ungeeignet  it^t. 

Zuckerfabriken  gebrauchen  größere  Mengen  Wasser  zur  Rühenwiisohe  und 
Rül>en8chwemmc.  Für  diese  Zwecke  ist  das  durch  Kndlaugsn  verunreinigte  Flußwasser 
nicht  weniger  .geeignet,  als  das  von  solchen  freie  Wasser.  Femer  brauchen  Zucker- 
fiabriken  Waaaer  fttr  die  Diffarion  der  Rfibenaehnitiel.  Daf&r  kit  aaliannea  Waaaer 
erfbiderlieh,  weil  Salie,  wie  Ghlornatridm,  Ghlormagncainm,  llekaaebUdner  aind,  in» 
fU^eaaan  die  Anabente  an  kriatalliaidiem  Zucker  vermindert  wird.  Aufierdem  wird 
bei  Verwendung  von  aaldgem  Wasser  der  Saligebalt  dea  ZnAsn  und  der  Helaaae 
«rböbt,  der  Wert  beider  ?ermindert. 

')  Pfeffer,  P6uMBphyak)k«le.  S.  Auflage,  l.  Band,  Ssite  ISS. 


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—   74  — 


ist  anzunehmen,  daß  bei  BenutsuDg  VOD  ChlormftgDMinm  «uthatteDdein 

Wasser  zur  Diffusion  ein  Teil  des  Clilormagnesiums  in  den  Schnitzeln  zersetat  wird 
und  dafür  Hquivalente  Menden  von  Chlori'icn  der  Alkalien  in  die  Säfte  gelangen,  und 
daß  beim  Klaren  der  Säfte  mit  Kalk  «ins  Chlnrmaj^ne-üum  unter  Bildung  von  Magne- 
siumhydroxyd  zersetzt  nird,  eo  daß  an  dessen  Stelle  Chlorcalciuui  in  die  Säfte  gelangt. 
DiM  Prozesse  siad  jedoch  für  die  Beurteilung  der  Frage  nach  der  Schädlichkeit  des 
Chtormagnteium  enthtlt«iiden  Wamn  fQr  die  DiflAinmi  bekngloa,  d»  kein  Zweifel 
besteht,  dalt  alle  Cblorlde.  einerlei,  ob  solche  dee  Hagneeiums.  Oaldntna,  Kalinma  oder 
Natriums  votliegen,  die  Kristallisation  4««  Zudma  beeintiielitigen  und  den  Salsgelialt 
(Asdiengehalt)  desselben  wie  auch  der  Melasse  erhöhen. 

■Ted« ich  darf  die  Beeinträchtigung  der  Zackergewinnung  durch  Chlorniagnesium 
enthaltende«  Flußwa^per  nicht  zu  hoch  eingeschätzt  werden,  weil  den  Zuckerfabriken 
in  den  beim  Betriebe  sich  ergebenden  Pnll-,  Konden«  und  Brüdenwäsaern  salzfreie» 
Wastier  für  die  Diffusion  in  hinreichender  Menge  zur  Verfügung  Steht,  das  sie  wahr- 
flcheinlieh  eohon  jetst  regelmlfiig  »ur  Diffhiion  benutssn.  Anoh  maß  darauf  hinge* 
wiesen  weiden,  daß  in  neuerer  Zeit  immer  mehr  dam  flheigegangeu  wird,  die  IMlKisione' 
preß-  und  Difflnionaablaufwliser  wiederholt  aur  Difihsion  lu  benutsen*). 

ESndlieh  muß,  wie  bei  der  Bierbereitung,  so  auch  hier  darauf  hingewiesen  werden, 
daß  die  Verwendung  des  dnrch  menschliche  und  tierische  Abfalle  verunreinigtea 
Waf>«ierH  der  WMpper  und  Unstmt  sur  Henteliung  eines  liabrungsmittels,  wie  Zucker, 
unappetitlich  wiire. 

Für  alle  indutttneellen  Betriebe  kommt  eventuell  in  Betracht  die  Beeinträchtigung 
der  Verwendbarkeit  des  Chlorniagnesium  enthaltenden  Wassers  zum  Speisen  der 
Dampfkessel.  Die  Änuchten,  ob  Chloride,  insbesondere  Gilormagnesiam,  MtiCdreDd 
auf  die  Kesselwandungen  wirken,  sind  geteilt.  In  dem  Gutachten  des  Reioha-Geannd' 
heitarate  aber  den  Einfluß  der  Ableitung  von  Abwiaasm  aus  CSihnkaliumfabrikeo 
auf  die  fiohunter,  Oker  und  Aller')  sind  die  darauf  besOgliehen  damala  bekannten 
Arbeiten  auszugsweise  wiedergegeben  worden. 

Da  Kisen  bei  (Jegenwart  von  Sauerstofl  und  Feuchtigkeit  durch  Ho^tbildung 
angegrillen  wird  und  hai  Abwesenheit  von  Öauerslofl  mit  destilliertem  Wasser  bei 
100°  Wasserstoff  auch  ßisenozyduloxyd  bildet,  so  ist  die  Frage  nach  dem  schädlichen 
Einfluß  des  Cblormagnesinme  auf  Dampfkessel  folgendermaßen  za  stellen:  »Wie  be* 
einfloßt  Chlormagnesium  die  Rostbildung  und  die  Waaserstoirentwieketnng?" 

Da  Im  100*  Sosthildung  und  Wassarstoflentwieklung  neben  einander  hergehen, 
so  läßt  sich  über  die  Rostbildung  allein  nur  bei  Zimmertemperatur  etwas  Sagen. 
In  dieser  Beziehung  ist  auf  Grund  der  darüber  erschienenen  Arbeiten '1  zu  entnehrnpii, 
daß  der  Einfluß  von  SalzUSsungen  auf  die  Rostbildung  sehr  von  der  Konzentration 

»)  Vgl.  Die  Priifiine  '1<'t<  C 1  a ;i h h e n «eben  Verfahrens  der  Zurflcknahme  von  Abwkmern  «nf 
die  Diäuaiooabatterie  in  der  Zuckerfabrik  Dormagen  von  Prot  I>r.  A.  Uersfeld.  Zeitschrift  des 
Verefne  der  Deataeheo  Zadmrladiistrie  IM. 


*)  Vfcl.  Ost,  Chem  Zeitang  1902,  M9.  1903,  87.  —  Heyn  und  Bauer,  Mitteilungen 
der  KkI.  MaterialprafungHanstslt  ni  Uohterfslde  1908  B.  1.  Laage,  SSsitsduift  dee  Vereins  der 
Deutschen  Znekerindnstrie  1909,  Techo.  Teil  8.  1011. 


^  A.  a.  O. 


—    76  — 


der  LflmDK  ftbhlogig  wt  Vaidfiniite  Laraagm  (0.001  g  l»b  10  g  VgClt  +  ^  H<0 : 1000) 

wirken  schwächer,  solche  von  60  bis  150  g  :  1000  stärker  ihm)  konzentriMtare  wieder 
schwächer  als  destilliertes  Wasser.  Jedenfalls  ist  der  EinSuO  von  SalzlÖFung^en  auf  die 
RoBthildung  fnr  die  gchädipende  WirkunR  des  Rostes  —  das  gehildelo  EiHf-nhydroxyd 
Bchfidet  §ich  nicht  als  zueammonhängondt!  ^Schiebt,  sondern  locker  ab,  und  <iadurch 
friüt  der  Rost  weiter  —  nicht  ausschlaggebend,  dies  ist  vielmehr  die  Menge  des  Luft- 
niMHrstoffi»,  00  d«fi  mne  nnmittalbve  adiid^ttidtt  Wirkung  ainee  mit  CblonnagoMiimi 
veranrtio^tMi  Fluihrastan  auf  mit  dicaen  in  BerflhntDg  kommende  Eteeatelle  (Turbinen, 
eieemft  MflUrider)  niobt  engenommen  «rerdai  darf. 

Bei  LnfkabMiilnll  entwi<&elt  SSaen  bei  100*  und  1  Atmoipblre  oder  aneh  bu 
höherer  Tempamtnr  und  höherem  Druck  mit  deatilUertem  Waaeer  Waaaeiatoff  nnter 
Bildung  von  Eisenoxyduloxyd  (FetOi). 

Das  gebildete  EiH€nox_vduloxyd  wird  vom  Clilormagiiesinm  polöHt,  Bei  Abwesen- 
heit von  Chlormagnesium  ist  die  Korrosion  des  Eisens  der  Dampfkessel  beendet, 
Bobald  sich  die  Kesselwand  mit  einer  Schicht  von  Eisenoxjduloxyd  bedeckt  bat. 

Bei  Anweeanhait  wn  Chkimagneeiam  Itet  aicb  da»  Bieenoiyduk>z7d  anf ;  auf 
aoleha  Weiie  wardeo  inomer  neue  Mengen  Biian  rar  Zeretttrung  gebraebt  Die  Auf> 
Ueoog  dea  fläaena  voUiiaht  aidi  niobt  quantitativ,  dann  im  01ttehg»wicht 

MgOs  +  Fe  (0H)|         FeCl,  -|-  Mg  (OH), 
ist  der  Vorgang  nach  links  der  Hauptvorgang.    Deshalb  ist  Chlormagnesium  bei  der 
Zerstörung  den  Eieens  durch  Wassentoffeotwickelimg  viel  sohidlioher,  als  andere  im 
Flußwasser  «ich  findende  Salze 

Die  lösende  Wirkung  des  CiuormagneeiumH  sowohl  bei  1  wie  bei  10  Atmoe- 
pbimn  nird  aber  aebr  geaebwSebt  bei  AnweeenhMt  von  Kalsinmkarbonat,  indem  daa 
Chlomtiinadnm  nnter  Kldung  von  Kdilenaftm«  und  (%k»kaliium,  welebea  fliaen- 
ooiydnlo^d  nidit  anfUat,  in  Magnesia  fibergeht. 

ÜN  ilt  nicht  n9tig,  dafi  aqf  1  Mo).  Chlormagnesium  1  Mol.  Kaldurokarbonat, 
d.  i.  auf  1  g  Chlormagnemom  fast  genau  1  g  Kalziumkarhonat  kommt,  sondern  es 
genügt  auf  4  g  (^hlnrmagnesium  1  g  Kalzitnnkarhonat.  Bei  diesem  Verh&ltnia  wird 
bei  10  Atmosphären  die  Auflösung  de«  Eisen«  vollständig  verhindert. 

Da  nun  Magneeiumbikarbonat  beim  Kochen  in  wasseriger  Loeung  in  Koliiensäure 
und  basisches  Magnesiumkarbonat  zerfallt  und  dieses  ebenfalls  die  Auflösung  des 
KÜMoa  dureb  Ghtormagneainm  hindert,  eo  darf  man  b«  der  Beredmong  derjenigen 
Menge  CUormagneainm.  die  ein  Waeaer  ohne  8dildigang  der  Keeeelwandnugra  bei 
einer  Verwendnng  ala  Keeaelipeieewaaear  enthalten  darf,  die  vorhandenen  Mengen 
Kilnnm-  und  Magnesiumbikarlionat  auf  Kaldnmkarbonat  nmrcchoen.  Kommt  dann 
nicht  melir  als  die  vierfache  Menge  Chlormagnesium  auf  die  berechnete  Menge  Kalsium- 
karbonat.  dnnn  bleibt  die  spezifische  Schädigung  der  iLeeeelwandungen  duioh  Chlor* 
magneeium  aus. 

Ob  und  inwieweit  Schädigungen  gewerblicher  Interessen  am  Unterlauf  der  Un 
atmt,  aoada  an  der  Saale  und  vielleiebt  aneh  an  dar  Elbe  duich  die  Abwieser  der 
(Jhkrfcailnmfabiiken  an  der  Wipper  und  Unstrut  hervorgerufen  werden,  diee  au  untere 
eooben  lag  ao^halb  dea  Bahmena  dea  vorliegenden  Gutaobtena.  Soweit  die  Bericht* 


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—  76 


entatter  die  vorliegenden  Verhältniwe  txi  beurteilen  vermögen,  werden  7  Z  größere 
gewerbliche  Interei^sen  an  der  Wipper  und  am  oberen  Lauf  der  Unatrat  durch  die 
Abwäeaer  der  Kaliindustrie  nicht  in  erheblichem  Maße  verletzt. 

Zu  C.  Hinsichtlich  des  Einflusses,  welchen  das  durch  Endlaugen  aus  Kali- 
fiibrik«a  venitiTdiiigto  WMMr  der  Unitnit  und  Wipper  in  lnndwirttohnftli«h«r 
Besiehttng  auf  du  benachbarto  Wieaan-  und  Aekarland  auaflbl,  iat  folg^daa  m 
bamarkan: 

Die  Beurteilung  der  Einwirkung  des  salxhaltigen  FluOwassers  bei  der  Bodenkultur 
auf  gesundes  Pflanzenwacbßtuni  als  Grundlftge  für  die  normnle  Ernährung  des  Menschen 
und  der  Tiere  setzt  voraus,  daO  erst  eine  kurze  Orientierung  über  die  naturgeeotalichen 
Verhältnisse  der  bezüglichen  Budengruudlagen  gegeben  werde. 

Zunächst  ma^  vom  Standpunkte  der  Bodenkunde  darauf  hingewieaan  wnrdan, 
dafi  Uaina  Sehadana^Wirkttugaa  dcb  vidfadi  dar  diiaiktan,  inabaiondar«  dar  obar* 
fliebUeban  Baobacbtung  und  BaartaUung  antdahan,  dalt  gawiMM  Wirkangan  ddi  abar 
im  Lanfa  dar  Jabre  in  den  Bodangmndlagen  nimmiaran  und  aodaon  weit  erheblicher 
hervortretende  Größen  darstellen  können.  BeippielBweise  wurde  von  dem  einen  Mit- 
berichterstatter lOrfh^  hf-i  rier  Bourteihnig  der  Stauflchäden  dei  Oderkanalisation  ober- 
halb Oppeln  in  ihrer  Kuiwirkung  auf  Bodenveranderung  und  PHunzenentwicklung  ge- 
funden, daß  einzelne  Schäden  bei  Beginn  des  Betriebes  der  Kanalisation  fast  gar 
niobt  hervortraten,  weloba  siob  im  Laufe  der  Jahre  als  weit  erheblicher  hermuMtallteD. 

Bai  dar  Vaiaaliang  dar  Wieaan  im  HaaMgabiat  dunb  die  Piaabargar  Gruban- 
wiaaer  (Arbaitan  aua  dam  Kaiaarliohan  Gaaundbaitaamta,  Band  XV!!,  1900,  8.  S43) 
bandalta  es  aiob  waaantlieb  am  aandiga  und  weniger  gebundene  Bodenarten,  betreffs 
welcher  die  anliegendan  vom  Piesberge  weit  entfernten  Wiaaanbesitzer  im  Olden- 
burgischen darüber  klagten,  daß  der  für  die  Wieeenbewässening  wohltätige  Schlick 
des  WaBsers  infolge  der  Versahnng  ausbleibe.  —  Seitens  de«  einen  Milberichterstatlers 
(Orth)  wurde  daiuaU  expcriaieuteU  der  Nachweis  geführt,  in  welchem  Umfange  bei 
verschiedener  Versalzung  diese  Nieder8<^agung  erfolgt. 

Avob  im  FluOgebiata  dar  Allar,  0km  and  Sobuntar  (v^.  daa  mehrfach  anga- 
fttbrta  Gataobten  des  Bdcba-Gaaondbaitanta)  fconmiaD  wdt  mehr  laicbtaandiga  bia 
labmigaandiga  und  anmooriga,  wie  gabondene  Bodenarten  in  Betracht,  welche  hinsicht- 
lich aller  praktiaoban  Wasserfragen  ganz  andere  wie  die  letzteren  zu  beurteilen  sind. 

Der  Tal-  und  NiedenincRboden  des  hierhergehörigen  Gebiete  weiPt  «einer  Zu- 
sammensetzung luicli  wesentlich  auf  die  Verwitterungs  und  Abschweramungspro- 
dukte  der  Fornmiionen  der  Trias  Thüringens  und  der  Zechsteinformation  des  Kytf- 
bftusergebirges,  zum  Teil  der  alten  Formationen  des  Uarzgebirges  und  daa  Thüringer 
Waldaa  bin.  Auob  die  Diluvialformation  mit  ibran  Lehman  und  Haigaln  ist  von 
mcht  garingam  Einfluß  gawaaan.  In  der  Formation  da«  Mnaehalkalka  aind  nament- 
lich kohlaoMHuar  Kalk,  im  Kaupar  Ton-  und  MergdgaatMn  stark  vertreten.  Das  er- 
hebliche Vorkommen  von  Gipa  am  Kyffhäueergebirge.  am  südlichen  Harzrande  und 
im  Gipskeuper  der  mittleren  Unstrutpegend  hat  auf  das  starke  Auftreten  von  schwefel- 
saurem Kalk  im  FluCwasBer  und  damit  auf  die  erhebliche  natürliche  Härte  der  be- 
treffenden Was^erläufe  einen  großen  Eniüuil  gehabt. 


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—    77  — 

4 

Im  vocli«gMid«a  Niedtnmsigielnvto  lind»  antgagengwtel  iria  bei  den  Tilböden 
dee  FlnAgebiets  der  Aller  and  Haas«,  «eaentlUiih  gebundene,  lehmige  und  etetk  tomige, 
Sebwere  Bodenarten  vorherrs<ihend 

An  den  Talgehängen  sind  vielfach  Diluvnallehm  und  Löß  vorhanden,  deren  fein- 
pandige,  Rtaubig  tonige  Abschwemmungen  umgelagert  in  den  Niederungen  auftreten 
und  an  den  flachen  Hängen  vorzügliche  Lagen  für  Wiesenbewäafierung  darstelleo. 
So  findet  ddi  in  dem  bd  Bendeleben  beg^nenden  und  in  der  Kebtung  nacb  Fknaken- 
banien  abwlMeroden  Tele  «in  echSner  und  kalkbeltiger,  UUbvtiger  Lebm,  welbher  ab 
«n  vtHrsOgliaher  Wimenboden  zu  bemidinen  iit  Aueh  in  dem  weiten  Onetratlek 
swischen  Bretleben  und  Hemleben  sind,  namenÜidi  auf  der  rc^^!  teri  Seite,  flach  ab- 
fallende, für  Wiesenbewässerung  benutzte  Gehänge  vorhanden,  welche  von  dem  Dilu- 
viallehm  am  Abhänge  allmählich  in  den  Aueboden  der  Niederung  übergehen.  Die 
bezüglichen  geologischen  Karten  geben  darüber  bestimmten  Aufächluß.  In  dem  Roden 
der  Niederung  und  zum  Teil  auch  dee  flach  abfallenden  Oehängea  tritt  der  touige 
CSuomkter  der  Un«brut*AniafairemmunRen  wdt  mehr  berror,  aodafl  hier  meist  Boden- 
arten mit  «diwerem»  unduiehUfleigen  Untergrand  vorbanden  eind,  eoweil  lie  niobt 
durch  ^  ailufialen,  unterhalb  lagernden,  Sand-  und  Kieaanadiwennnungen  beeinflußt 
werden 

Wenn  hier  von  der  ünstrut  dem  ürRpninge  nach  viel  toniges  Material  liernn- 
geschwemmt  wurde,  bo  kommt  bei  der  großen  Talebene  abwarte  Oldisleben  und 
Frankentiausen  und  bis  nach  Memleben  hin  weiter  in  BetraclU,  daß  die  Ablagerung 
in  einer  weiten  aeeartigen  Erweiterung,  in  einem  Landsee  stattgefunden  hat,  welcher 
dnreh  den  Torspringenden  Quemegel  des  Ainteandsteines  bei  Nebra  (vor  dem  Waaser* 
durcbbtttche)  gebildet  wurde  und  so  au  einer  stSrkeren  Sondeiung  des  angeachweiuintmi 
Mateiiab  und  deshalb  au  sehr  tonreicben  AblageruDgen  Veranlamung  gab.  IHe 
geologiechen  Karten  ergeben,  daß  vereincelt  auch  alte  diluviale  Kerne  in  der  Talebene 
vorhanden  Hnd,  wovon  Teile  ebenfal!«  umgelagert  «ein  müssen.  Die  vom  Kanal- 
in.«ipektor  Breitenbach  aufgenommenen  zalilreichen  Bodenprofile  zeigen,  wo  der  tonigo 
Boden  über  1  Vi  Meter  Tiefe  hinaus  geht  und  an  anderen  Stellen,  wu  der  rntcrgrundsand 
nlber  an  die  Oberfläche  tritt.  Auch  da,  wo  die  Bodeaprofile  Sanduntergrund  aufweisen, 
iot  oberiialb  oft  ein  so  gebnndener  Tonboden  vorbanden,  dafi  er  ale  sdir  sdiwer  durob- 
lassend  beseiehnet  werden  muß. 

Auf  der  Bfldeeite  von  Roßleben,  awisehen  Roflleben  und  Wiehe,  ist  AUnvial-Sand 
und  -Kies  stark  vertreten,  eodaß  er  zur  Gewinnung  desselben  Veranlamang  gegeben 
bat.    Auch  am  Talrand  tritt  einreln  durchlässiger  Diluvialsand  hervor. 

Bei  sehr  hohem  Wasserstande  der  L'nstrut  gibt  der  Öntergrundsand  durch 
Dnickwasfier  zu  Waaseranhäufungen  weiter  vom  Flusse  ab  Veranlassung,  welches  Wasser 
vieUSub  als  «Qualmwasiw*  bsmichuet  wird.  Es  ist  diea  um  so  mehr  möglich,  als  die 
Kiedernng  abaaita  vom  Flusse  visUkdi  ein  tiefeme  Niveau  bat,  als  daa  QelKndo  un- 
mittelbar am  Flusse,  wo  sich  der  FluB  hocbgewissert  bat  Es  wiid  qjftter  diese  Rrage 
besondem  bebandelt  werden  müssen. 

Indem  der  den  genannten  T>andFiee  verorsachende  Querriegel  des  ßontsandsteins 
bei  Nebm  duroh  Broaion  allmählich  abgetragen  wuide,  ging  der  Talbodeu  allniäblich 


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—   78  ~ 

in  eine  sampfige  Niederung  über,  deren  BodenkulturverhältniM«  mit  all  den  Schwierig- 
keiten eine»  solchen  Inundationsgebiets  und  mit  der  proßen  T^nsicherheit  Beiner  Er- 
trage 2U  rechnen  hatten.  Der  Sumpfboden  wurde  dadurch  an  vielen  Stellen  zu  einem 
fruchtbaren,  humosen,  Sumpfschnecken  (Limnaeua,  i'ianorbia,  raludma)  führeuden 
Biethboden  mU  «ebr  diml^m  Firbung.  Auf  deo  geologieofaeD  K«rt«D  ist  dieMr 
Robneckenffibnnd«  Riethboden  beaond«!«  vendehnel  «onleo. 

Diwe  grolfo  Ünsiohertialt  jn  der  Kultur  und  den  Bmton  der  UnstmMlifldemDg 
bei  sehr  achweren  Best-ellunggnrbeiten  dauerte  bis  in  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts, 
bis  durch  die  Ausführung  des  Projekts  des  Baurats  Wurffbaip  Ende  der  60er  und 
Anfang  der  60er  Jahre  mit  einem  Kostenaufwand  von  427  000  Trtlern  (über  1.2  Nfillio- 
nen  Mark)  Wandel  gescliaifeii  wurde.  Ein  Hauptteil  dieses  i'rojektes')  bestand  in  der 
Anlage  eines  tief  einschneidenden,  mit  hohen  Deichen  begrenzten  EntwässerungskanalB. 
beginnend  an  der  UoBtrut  «wiwfaen  Breäeben  und  Bebönfeld.  Bs  sind  für  die 
Melkmition  «cfoiderlidi  geweeen:  («gl.  Lenti,  Denkaebrift  betrefibod  die  llalkmilion 
des  Unalruttalei,  Halle  1867) 

Ober  40000  lauf.  Meter  Deiefae  an  der  leguliertea  Unetmt, 
„    48  000    „      „    Deiche  an  den  nenen  Kanalaolagan, 

„      4  800    „      n    Deiche  an  regnUerten  Bioben, 

„      3  600     „       „  Polderdeiche, 
„    46  000     „       „  Binnengräben, 

11  Schleuaen, 

66  BrOdken* 

1  Tannel  (fOr  den  Helderbaob  unterhalb  Bretleben)» 
9«  Siele  iisw. 

Es  wild  die«  aaadrfieklieh  angeführt,  um  darsutun,  welchen  Umfimg  dieae 
Metioration  gehabt  hat  und  welcher  groAe  koits^elige  Aj^Miat  dafttr  in  Ordnung 
gehalten  werden  muO. 

Dnf»  urppriingliclie  Projekt  wollte  auch  die  jetzt  noch  sumpfigen  Gebiete  des 
Sachsen- Weimarischen  Rieths  bei  Oldieiehen  und  hei  Kalht^rieth  a.  d.  Ueioie,  sowie  des 
Schwarzburgischen  Rieths  bei  Esperstedt  mit  iu  die  Melioration  hineinziehen,  die  An- 
lieger in  diewn  Staaten  waren  indessen  nicht  dazu  zu  bewegen,  in  die  SosietSt  mit 
einmtreten«  weshalb  ein  gtoller  Teil  des  betreffenden  Gelindes  jetrt  noeh  als  Bebt- 
wiese  und  wenig  ertragreidt  daliegt  Bs  bt  aber  von  Wichtigkeit,  daß  die  Höglieb- 
keit  erhdten  bleibt,  auch  dieses  frudttbare  Bodengebiet  durch  eine  entopredieDde 
Melioration  noch  zu  beraeren  Erträgen  zu  bringen.  Eis  wird  angegeben,  dall  die 
Für.^tlich  Schwarzhurp  RudoNtiidter  Verwaltung  sich  mit  der  Frago  bcHchüftigt,  die  Ent- 
riiinipfung  durch  kniiHdiclu-  Wanierhehung  mittelst  Dampfpurapen  zu  bewirken,  wodurch 
dann  wahrscheinlich  eine  weitere  VeraaUuug  des  Unstrut-Wassers  herbeigeführt  würde. 

Die  Hclioratioo  des  Unefaut^lebiels  von  Bretleben  bis  Nebra  gebärt  nach  der  ge- 
nannten Denkschrift  von  Lents  tu  einer  der  gelungensten  im  Deutschen  Reiche, 
wodnrd»  der  groAe  Reichtum  dieses  Bodens  sum  Tdl  dordi  Bsnatsnng  ale  Aokeriand, 

*)  Vgl.  auch  8.  10  dieses  Uutachtens. 


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—  70 


zum  Teil  durch  Zuckerrübenkaltnr  tor  OeltDog  kam.  An  Unkoslein  wurden  die  F«ld«ir 

durch  diese  Melioration  jährlich  pro  Morgen        ha)  Heinstet: 
Acker  T.  Klasse  mit  6  Mark  und  abnehmend  bis  zum 
Aclter  V.  Klasse  mit  75  Pfennig. 

Solche  großartigen,  kostspieligen  Meliorationen  werden  von  den  Anliegern  nur  in 
Angriff  g^Dommen  im  VartraiiBD  auf  die  Brhdtnng  der  besG^iohen  naturgMetsliehen 
und  «irtflohitlUicben  FroehtbarkeltB'B«dingangem  unter  wellten  «Uem  ein  entapreehen- 
der  Erfolg  m6glich  tat  Fflr  den  Fell,  daJt  diesee  VerUmuea  nicht  gerechtfertigt  wire, 
würde  diease  der  gesamten  Landeskultur  und  ihrer  notwendigen  forteohreitenden  Bnt- 
Wickelung  zum  gmflpn  Schaden  gereichen. 

Viele  große  Bch\vicrif.'keitfn  in  der  Kultur  des  Niederungsboilens  können  durch 
eine  solche  Regulierung  nicht  vollständig  beseitigt  werden,  da  die  Melioration  in  erster 
Linie  Schutz  vor  den  verheerenden  äomnierüberschwemmungeu  und  die  Minderung 
der  Sdiiden  der  Wlnterabeiediwenimungen  herbeiführen  aoll.  Viele  Sehiden  können 
eadt  bei  eterkem  plötsUeben  Semmerhoehweaaer  nicht  vermieden  weidenv  Der  eine 
Mitberichterstatter  (Orth)  hatte  Gelegenheit,  am  29.  Mai  1908  in  Bagleitm^  dae 
Kanalinspektors  Breiten hach  die  zahlreichen  Wasserlachen  im  Niederungsgebiet  und 
t.  T.  mitten  in  (Jen  Getreidefeldern  zn  i)eobacbten,  welche  auf  Druckwaflserwirkungen 
infolge  de»  sehr  iiohen  VVii.Hserstandes  der  ünetrut  zurückzuführen  waren.  DarauH  er- 
gibt sich,  daß  der  Kampf  mit  dem  feuchten  Element  in  dieeer  NiederungsgegeitU  auch 
im  Sommer  bei  eolchen  Veranlassungen  schwierig  sein  kann.  Durch  solches  „Qualm> 
waaeer*  imd  lingev»  Stagnimrea  deaaalben  in  den  Feldern  und  Wieaen  kdnnen 
grolle  Werte  verloren  gehen,  an  deren  SchaflVmg  durch  Baetdlung,  Dtingnng  und  dergl. 
große  Onkoeten  aufgewendet  worden  eind.  Im  Winter  komm«  daau  nicht  selten 
Bieversetzungen  in  den  Gräben  und  Kanülen,  wodurch  ebenfalla  daa  Übertretw  tron 
Wasser  in  Hie  Nifiiprung  geförderl  wird 

Das  „Q^uiImwaMser"  tritt  heknnntlich  am  nachteilig.ttcn  bei  Hochwasser  da  auf,  wo 
ioa  Untergründe  der  benaciiharten  Niederung  eisenhaltige  Verbindungen  stark  vertreten 
und  in  Bewegung  sind,  welche  durch  den  Seitendruck  des  Hochwaaaera  dann  in  die 
Höhe  gedrOekt  werden  und  fttr  die  Vegetation  eebr  nachteilig  wirken  liönnen.  Die 
«Qualmwtaar"  aind  in  dieaem  Falle  von  der  Itaxi»  am  meiaten  gefürchtet').  Li  der 
Unetrat-NiedeniDg  iat  wegen  dea  Kalkgehatta  dee  Bodens  das  Biaen  im  Untergrunde 
weniger  in  Bewegung.  Von  dem  Mitberichtervtatter  selbst  ist  nur  an  einer  Stelle  in 
der  Niederung  in  der  (iegend  von  Bottendorf  Raseneisenstein  im  Untergründe  heohachtet 
worden,  welcher  in  dt-r  Regel  auf  Kalkanniit  »cliließen  läßt  Aus  Anlage  E  geht  der 
Gehalt  an  kohlensaurem  Kalk  im  Niederungsboden  hervor,  welcher  zwischen  0,7  und 
2,6  Prosent  (meiat  ftber  9  Proient)  in  der  oberen  Krume  aehwankt,  alao  »emliob  er 
heUich  iat  und  »nr  Folge  hat*  daO  hier  mehr  kalkhaltige  Wlaaer  und  weniger  die 
acbidiicben  etaenhaltigen  Wlaaer  vorkommen.  Trotadem  und  die  Sohidigungen  durch 
das  Drockweaaer  in  der  Unatrut- Niederung,  ganz  abgesehen  von  allen  Fragen  der 
Versalzung,  ala  erheblidie  au  beMtcbnen.    Die  Beaorgnie  der  Bewohner  gebt  aber 

')  Nach  einer  abweichenden  Aneicht  mehrerer  Milfliedar  des  BeieheGflsundheitsrato  handett 
ea  «ich  hier  nicht  aas  dnrchfedrftektM  Unstratwasaer,  aondan  om  das  venMlteaa  Gnundwaaeer. 


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—   80  — 


dahin,  daß  durch  die  starke  Versalzung  des  Floßwassers,  wenn  es  auch  bei  Hoch* 
Wasser  sehr  verdünnt  ist,  die  Schädigungen  noch  größere  werden,  indem  durch  Ver- 
dunstung des  Wassers  im  Boden,  sowie  der  stagnierenden  Wasserlachen,  viel  stärkere 
Konzentrationen  herbeigeführt  werden.  Es  wird  die  Aufgabe  einer  dauernden  und  mehr 
eiog^liMdftii  BdMadlniig  und  Eontndk  dar  Wanatfitfi  •rin,  diMdb«  ftbanll  ta  einer 
entapraebend«!  Rttznog  m  biinten. 

In  der  rampfigan  Unatnt-Niederang  war  vor  der  gnOen  Udioratioa  vor  tiwm 
60  Jahren  die  Grasnutzung  mehr  vorherrschend.  Infolge  der  größeren  Sicherheit  durch 
die  Entwässerung  sind  viele  Wiesen  su  Ackerland  umgewandelt  und  haben  anfangs 
auf  dera  melir  jungfräulichen  Boden  hohe  Erträge  gegeben.  Di^s  )<it  in  dem  früheren 
Grade  indesHeu  jetzt  nicht  mehr  der  Fall.  Au»  diesem  Grun  ä'  und  entsprechend  dem 
Zuge  der  neueren  Z«it,  an  den  teurer  gewordenen  Arbeitski allen  durch  Verringerung 
das  Hadifmehtbatta  mehr  ta  sparen,  mnfi  mit  dar  Möglichkeit  geradinet  werden, 
wieder  grOHere  Hichen  wa  Gras*  tind  Wieaenland  niederanlagan,  wie  rie  in  groAein 
Umfange  in  der  Niederung  audi  oaeh  der  Maüoratlon  vor  60  Jahren  als  Hanpt- 
nntsung  erhalten  geblieben  fiind. 

An  und  für  sich  int  die  Graanutxung  geeignet,  manchen  Schwierigkeiten  der 
Niederung? Wirtschaft  zu  begegnen.  Abgesehen  von  der  Wraolilänunung  bei  etarkeni 
Hochwasser,  wodurch,  wie  Ende  Mai  1908  vor  der  Heueruie,  tltts  (Grasnutzung  fast 
wertlos  werden  kann,  »ind  die  Slauächädeu  in  der  Regel  viel  geringer,  als  bei  Acker- 
knttnr.  HSne  starke  Vermlaung  mit  Magneaiumsalian  kann  b«i  JEadcerTAbenknltiir  fnr 
den  Zuekergdislt  in  der  RQbe  sehr  nachteilig  werden.  Die  Unstmt  ist  sa  einem  sehr 
großen  T«le  «ngadeicfat.  £inialne  Fatdfliehen  sind  nicht  eingedaioht  und  Uegan 
iwischen  den  Deichen  nach  dem  Waaser  zu,  sodaft  sie  der  Überschwemmung  bei 
Hochwasser  direkt  auegesetzt  sind,  Falls  in  diesem  Falle  hei  muldigem  Gelände 
einzelne  Depres«?ioneti  mit  Wasser  gefüllt  zurückhleihen,  ho  kann  dadurch  bei  undurch- 
liis.sigem  Untergründe  die  V'ersalzuug  des  VVaKserts  eine  viel  stärkere,  die  Einwirkung 
auf  die  Entwickelung  der  Zuckerrüben  eine  ganz  andere  werden,  als  bei  dem  stark 
verdünnten  Hcebwaaser. 

Da  die  Qtaanarhe  an  und  flr  aieh  eine  atirkere  Daner  hat,  da  Üanier  viala 
Griaer  grSflere  Waaeermaaaen  fer^ragen,  so  sind  in  solchen  Njedermgaflichan  bat 
Regrasung  vIpIp  Gefahren  als  geringer  zu  bezeichnen,  als  bei  vielen  Kulturen  des 
Ackerbaus  Wo  in  den  schlcHwigHchin  Seemarachgebieten  die  schwersten  Tonböden 
aind,  hat  mau  vielfach  Fettweidtin  eingerichtet. 

Die  Wiesenbewässerung  auf  schwerem  Tonboden  hat  die  Schwierigkeit,  daß  der 
Boden  zu  wenig  aufnabmerähig,  zu  undurchlässig  und  zu  wenig  durchlüftet  ist.  Eine 
üppige  Graavagetatiott  erfordert  aber  nal  Nabrang,  sodafi  ein  gnter  Wieaenwirt  die 
GtaafliMben  gern  ,fett  rieaalt''.  Das  befruchtende  Berieeeln  findet  im  allgenMinen 
mehr  im  Winterhalbjahr,  daa  anfeuchtende  Berieaela  mehr  in  der  wirmeran  Sommer» 
Periode  atatt  Lange  Durreperioden  wirken  auf  schwerem  Tonboden  verderblicher,  als 
auf  den  meisten  anderen  Bodenarlen  Die  (irasvegetation  verbraucht  aber  außerordent- 
licli  viel  Wasner.  In  solchen  Dürreperiuden,  in  welchen  die  Flußwasserstande  am 
niedrigsten,  die  Versalzung  ceteris  paribus  am  größten,  ist  die  anfeuchtende  Berieselung 


—  81  — 


am  notwendigsten.  Da  ab*r  ein  erhöliter  Salzgehalt  im  Wasser  die  Verkrustung  und 
Verdichtung  des  Bodens  wegentlich  vf-nin-lirt,  dn  hei  der  UndurchlÄssigkeit  des  Unter- 
grundes dns  Wasser  nur  langsaui  eindringt,  öü  iat  in  solchen  Dürrepenoden,  in  welchen 
dar  WiMWDwirt  du  Wmmv  nkdit  «ntbelinn  kann,  beim  AbdnnBtm  dM  WiMeM  di» 
Gefahr  der  Bodenveisalsang  und  der  dadnreh  lierbeigefttbrlen  itau^an  Sebidigiing  der 
Vegetation  eine  beaondeie  grofle. 

Auf  der  rechten  Taiseite  der  Unstrut  Niederung  sind  an  dem  flaoil  abfallenden  ^ 
Gehänge  bei  Reinsdorf  und  Gehofen  über  100  ha  groOe  Wiesenflächen,  welche  durch 
den  bei  Bretleben  aus  der  Unstrut  abzweigenden  MühlpTa)>en  berieselt  werden.  Die 
Wiesenflächen  haben  keine  große  Umgestaltung  der  Obertlache  durch  Kunstbau  er- 
halten, sodaß  es  auch  an  kleinen  Einsenkungen  nicht  fehlt,  in  welchen  sich  das  Wasstf 
in  böherem  Qrade  anaammeli.  Dar  Boden  dieeer  gratten  WleeenlBeben  geb6rt  n  den 
aebfrairBten  TonbOden.  Die  meehanieebe  Analyse  naeh  SohlSaing  eigibt  dalQr 
folgende  Zahlen. 

Tabelle  32. 


Nr.  der 

Bodenprobe 

fluid 
V, 

8lrab 
7. 

Feinton  u.  Kiaen 
(argile) 

V. 

Nr.  86 

7.8 

8M 

891,8 

«  37 

4.6 

40,0 

47,7 

•  38 

2,9 

27.0 

«0,8 

•  88 

11.1 

84,8 

46.1 

•  40 

12,1 

37.2 

44.4 

»  *1 

6^ 

32.2 

643 

n  48 

IM 

84.8 

483 

n  43 

5.6 

30,2 

54,1 

.  44 

6*5 

82.6 

53.0 

8M 

48,7 

(Alke 

Der  Sandgehalt  schwankt  zwischen  2,9  und  12,1  Prozent,  der  Staubgehalt  zwisdien 
80,2  und  40,0  Prozent,  der  Gehalt  an  Feinton  und  Eisen  zwischen  42,9  und  60,6  Prozent. 

Dip  hpHfleren  Bodenarten  in  der  Ümgegend  von  Berlin  besteben  nach  den  Fest- 
stellnngeu  dt.^  NfitherichterstatterH ')  obeiiialb  grölitenteils  huh  Handigem  Lehm  und 
lehmigen  Sand,  wonn  fast  70  Prozent  S&iid  vertreten  ist.  Beispielsweise  ergaben  drei 
ettMawige  Bodenarten  bei  Berlin  folgende  Zahlen: 

Tabelle  88. 


Kanlsdorff:  Sandiget  Lebm 
Aefcerkrane 

Mariaha:      L^hmi^er  Sand 
Ackerkrume 

Blamberg:    Sandiger  Lehm 
Ackerkrume 


Feinton 
und  Eisen 

SUub 
V. 

Sand 

8^0 

873 

88,1 

2.7 

28,9 

68.0 

3,8 

27,0 

68.8 

')  Orth,  Ä.   PeitrfljT«  zur  Kenntnis  ds«  Boden  der  Umgisgeiid  TOD  Berlin.  Landwirtecb. 
Jahrbücher  m.  Bd.  Exg&nz.  üd.  V  (1909). 


Ailk  e.  4  ItfMri. ' 


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~   Ä9  — 


Die  besseren  Bodenarten  werden  indessen  für  Berieselungsiwecke  der  Stadt  Berlin 
nicht  gern  genommen,  weil  sie  schon  zu  viel  tooig»  Teile  enthalten  und  zu  wenig 
durchlüftet  sind. 

Der  Boden  der  Rieselwieaen  von  RMnidotf  und  Gebofen  enthält  demgegenüber: 
an  Feiotoii  nnd  Eisen  du  14-"i0  fuliA,  an  Sand  etwa  dan  10.  Tdl  dar  gananntan 
BodaoaitMi  dar  Barliner  Ungegaod.  Entgagangeaafeil  waidan  fOr  Bariaaahtnstnfada 
mit  etidtiaaham  BohmnUvasier  b«  Berlin  Tialfadi  ^Mtaiarten  gawlhlt,  waMia  1  Pkoient 

und  weniger  „argile"  enthalten  und  zu  80  bis  90  Prozent  aus  Sand  bestehen. 

Wenn  auch  die  Aufgaben  der  Berieselung  auf  den  Btädtischen  Rieselfeldern 
andere  sind,  als  auf  den  ünstnittal- Wiesen,  so  werden  die  anpfführlcn  Znh!r»n  doch 
einen  gewippen  Anhalt  für  die  Beurteilung  gehen,  wie  die  hier  geiumnu-n  Wieeen- 
böden  bei  iiirem  auüerordentiicb  hoben  Tongehait  betreffs  Kapillarität  und  Undurch- 
liaaiglBait  ta  banrtailan  aind.  Dar  Konmtans  naeh  wird  dar  Ton  daa  Untaigronda 
im  UnatmUala  Tialfaali  all  »fmkat  Ton*  baaeidinet 

An  andaian  Stallan  dar  Unalmt^NiadaniDg  wird  dia  Beriaaalnng  durch  StaumrlM 
odar  dnndi  Wamerhebuug  mit  Lokomobilen  herbeigeführt.  Die  Lokomobil-Bewässe- 
mng  wird  in  groikn  Dürreperioden,  in  welcher  der  Tonboden  sehr  an  Trockenheit 
tu  leiden  hat,  bei  den  niedrigsten  Wasserständen  zur  Anfenchtung  benutzt.  Sic-  wird 
trotz  der  großen  Kosten  dieser  Wasserhebung  als  sehr  notwendig  zur  Ausführung  ge- 
bracht, damit  die  Grasnarbe  nicht  leidet.  Und  sie  isi  dana  nach  dem  Abbringen 
des  Grases  und  Heus  in  solchen  Dürreperioden  aofort  in  größerem  Umfange  arforder- 
lieh.  Ein  kiiftigea,  alabaldigaa  Untarwaaaaraataan  dar  Wiaaannarba  dnieh  Irilnaüicha 
Waaaarhabung  iat  in  iolehan  aabaltandan  Trocknl^-Pariodan  dia  Sidiarang  daa  smitan 
Sohnittaa,  da  iH  abar  bai  alarlmr  Tanudaung  auf  dam  aehwaran,  wdiBcliliBalgan 
Bodan  als  bedenklich  zu  bezeichnen.  BaiMmders  sind  es  die  plötzlichen  hohen  Slaiga' 
rungen  der  Versalzung  des  Unstrutwassers,  welclie  zu  Mißständen  füliren  können. 

Die  genannten  Dürreperioden  haben,  wie  im  .lalire  1893,  vielfach  Futlernot, 
ungenügende  Ernährung  des  Vielip,  starkes  Abverkäufen  zu  Schleuderpreisen  zur  Folge, 
demgegenüber  in  anderen  Jahren  zu  hohen  Preisen  wieder  zugekauft  werden  muß. 
Ba  ergibt  aieh  daiana,  dafi  mit  diaaan  IVagen  nidit  bloll  PriTatinteraBaan,  londam 
grolla  dffenUiah«  hitaraenen  in  nnmittelbarar  Baiiabang  italwn. 

Batcefib  der  BeriaaelungamSi^ichkait  dar  «ohweran  TcmbOdra  dar  Unatrot-Niaderang 
waren  von  der  Bezirks-Direktion  zu  Apolda  BewässerungsTanaehe  lur  Klärung  der 
Frage  vorgeschrieben  und  von  der  Kalifabrik  zu  Oldisleben  zugesagt  worden.  Leider 
sind  dieselben  hie  jetzt  noch  nicht  in  Angriff  genommen  worden.  Man  sollte  der 
artige  Versuche  hei  den  schwersten  Miederungstonböden  (z.  B.  au  den  Wiesen  bei 
Reinsdorf)  zur  Ausführung  bringen. 

Der  Wieaenlehm  von  Bendelelien  vnd  Rotdaben  iat  bei  weitem  nieht  von  der 
gebundenen,  atark  tonigan  BnaöliaflBnliait  ala  der  Unatrat-Niederongaboden,  er  iat  daa* 
halb  etwaa  dnrehliaaigar  ala  der  letitare,  nnd  die  Gefahr  der  Venalinng  iat  eine  ge- 
ringere. Bei  dem  flaehen  Abfalle  dieaae  WiaaengdXodaa  am  rechten  Ufer  der  Ftankan- 
hftuser  Wipper,  welche  zur  Berieselang  banntet  wird,  und  hei  der  muldigen  Lage 
unterhalb  kann  eine  etarke  Veraalsttng  dieaem  wi^lich  aohönen  Wiaaeobod«!  adir 


—  88  — 


nachteilig  werden.  Die  Kalifabrik  Günihersball  hat  von  der  FQrstlichen  Re^eruog 
TO  Rufiolf-tadt  die  Kon^PSflion  crhülfpn,  die  FrankenhSuser  Wipper  bei  Zahlung  einer 
gewieeen  öumme  an  die  Stadt  Frankenhausen  bis  zu  72  Grad  (vgl.  8.  34)  zu  ver- 
härten. Der  Soolgrabeo  aimmt  von  FrankenhauBen  aus  das  Wipperwas&er  nebst  dem 
von  der  Frankenhäaaer  Saline  abfallenden  Salzwasser  auf  und  führt  es  an  Esperstedt 
uad  B2n^b«ii  voriwi  nioh  SobSnfeld  mr  Uiwtnit.  Ib  wird  ang«gobra,  daO  die 
Gemauide  SditefaM  vat  UmrtnitpNiedeningBbod«n  tu«  80  Hektar  WietBD  besitat, 
«rioh*  «if  diflsa*  Waasar  «ngaiwiaaan  aind.  Audi  bei  Niadrigwaaaar,  alao  bai  garingar 
VerdÜDDUDg  wird  davon  GttbtMicli  gemacht.  Der  schon  erhebliche  Mengen  Kodiaala 
führende  Soolgrahen  kann  hier  demnach  dureh  atarkan  Bmlafi  von  Endlangan  von 
Günthershal!  her  lUirrmäßig  verBslzcn  werden. 

Von  bepoiidereui  Werte  für  die  Beurteilung  der  Verealzungefrage  bei  der  Über- 
Stauung  schwerer  Bodenarten  mit  salzhaiiigem  Wasser  ist  die  in  der  großen  Aus- 
dabnung  vod  atwA  1S60  EMtar  TorhendeDe  £hüt*Wiflwiifl«n»  am  raobton  üiar  daa 
von  Fnnkmbauaao  «nagebenden  Soolgnbena.  Wann  tautk  nkbt  anagaaebkaaen  ist, 
daÜ  ba  diaaar  grallan  Niadamng  swiichan  Oldialaban  nnd  Bapantedt  Sab  vom  Untar> 
gründe  selbst  abgegeben  wird,  so  ist  docb  am  rechten  Abhänge  des  bei  Espentodi 
vorbeiflieOeDden  Wasserlaufes  nicht  daran  zu  zweifeln,  daß  hier  hei  hölierem  Wasser- 
stande stark  verdünntes  salzhaltiges  Wnaser  über  da«  Ufer  getreten  ist  und  durch 
Verdunstung  tmf  dem  schweren  utulurch lässigen  Boden  zur  Versalzung  des  Bodens 
und  Kur  Entsiahuog  einer  über  weite  Flächen  ausgedehnten  Salzilora  Veranlassung 
gegeben  hat  Ea  wurden  daselbet  aufler  manchen  anderen  nacbitohende  salxliebende 
Pflamen  gaAudan: 

Atter  Tripoliom,  Plaotago  maritima,  Tri^oehin  maritimam,  Qlaax  maritima, 

Nach  der  Analjea  von  Dr.  Krttger  in  (MdMeben  entbiel(  das  Obesaehwammunga- 
waaaer  der  Niederung 

am  a.  Februar  1908    .    .    .    .    143  mg  Chlor  im  Liter  ' 

am  1.  März  1908    156  , 

am  10.  März  1908  .....    640  „ 
Jn  den  Indien  and  BinnengAbm  wurden  bii  1700  mg  Chloride  im  litar  geftinden. 
Trotadem  bei  Bocbweaaer  nur  verdfinnto  SaldSenngen  enf  das  Gelinde  galugon, 
beben  de  dodi  enf  dem  nraldigen  Boden  dntdi  Vardunalnng  dne  ao  grofie  Koman- 
toation  erreicht. 

Die  Untersuchung  des  Bodens  im  bodenkundlichen  T.aboratorium  der  Kgl.  Land- 
wirtschaftlichen Hochschule  ergab  einen  Chlorgehalt  von  0,287 %,  berechnet  auf  Koch- 
salz zu  0,39 °/o,  und  in  den  oberen  salzhaltigen  .Ausschwitzungen  des  Bodens  einen 
Chlorgehalt  von  0,95%.  berechnet  auf  Kochsalz  zu  1,57  Vo- 

Bd  den  Unstrutniederungswiaaen  bandelt  ea  deb  groOenteils  ebeniaUs  mn  Ober- 
adtwemmungswieaen  und  ial  die  Beaorgnia  vorbanden,  dafi,  wenn  jibrlidi  dae  aala- 
ballige  Flnftwaeaar  anob  in  verdOnntoui  Zustande  nuf  diese  groOen  Blieben  gdsngk, 
iaaaalbe  auf  dem  nndumUiadgen  Boden  eben&Us  dordi  Verdunstung  immer  konsen- 
taierter  wird  und  waoantiidiai  Sdiaden  tun  kann.   Ein  Tdl  der  Sdie  dient  Ja  aueb 

8* 


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—  84  — 


als  Pflanzennahninp,  es  ist  indessen  nur  ein  nehr  kleiner  Teil,  die  meisten  Snlze. 
wenti  sie  niclit  durch  Ablauf  verloren  gehen  können,  müßsen  sich  naturgemäß  im 
Laufe  der  Jaiire  mehr  und  mehr  anhäufen,  müssen  die  Verdichtung  des  Bodcna  ver- 
ntebran  und  ao  au  einer  Kalamität  der  NiederuDgBwirtBohaft  werden.  Es  ist  deshalb 
dM  driog^nde  Varhngw  d«r  B«wolin«ir,'  dai  dk  Vcmliiiiig  iii«ht  ttbarliiebaD  «eid«. 
Die  StlibSden  dar  Eide  leigea  vielfiMdi  eine  defartige  Soinimeniiig  Udoeler  Wlikongeiit 
wie  im  Biogange  angedeatet  ist 

Es  iet  von  IntercRse,  zu  verfolgen,  was  die  Ontacbten,  auch  die  im  Interesse  der 
Kaliindu8trie  vcranlaOten,  über  diesen  Punkt  besagen.  Meist  werden  hierfür  die  Beriese- 
lung.'^nnlugcn  auf  leichten  und  mehr  sandigen  Bodenarten  als  Beweismittel  herangezogen, 
wie  die  Rieselfelder  von  Berlin,  die  Bewässerungsversuclie  mit  Salrwasser  in  der  Nnhe 
des  Piesbergs  bei  Osnabrück,  die  Eimerwiesen  bei  Gifborn,  die  Wiesen  bei  Müden  und 
Langlingen  in  der  Aller*  Und  Okecgegend.  Znm  Teü  rind  hier  amnoorige  Sande  Torfaanden. 

Die  Bodenarten  der  genannten  BttleBelangniüagen  dnd,  wie  dem  Mttberibbt^ 
eietatter  aua  eigener  Ansdunnng  bekannt  iat,  aber  in  keiner  Woee  in  Veri^eieh  sa 
stellen  mit  den  stark  tonigen  Bodenarten  der  Unstrutniederung.  Und  so  spreohea 
sich  die  Gutachten  meist  mit  einer  gewissen  Reserve  und  Voiaiclit  über  die  fienntaong 
aalxhaltiger  Riesciwässer  auf  schwerem  Tonboden  aus. 

Die  mit  dem  Wiesenboden  von  Artern  angestellten  Versuche  über  die  Absorption 
von  Magnesium  au8  verdünnten  Lösungen  von  Magnesiumchlorid  gegenüber  den  in 
LGenng  gehenden  Kalsiumverbindungen  (Anlage  F)  ei^eben,  wie  rasch  auch  bei  er* 
beblidiem  Gehalte  an  kohleoaavrero  Kalke  info^  wiederiwlter  Behandlung  die  Bindung 
▼on  Magneeimn  furfickgebt.  Wenn  eine  iqnlvalente  Menge  von  KalsimiTerl^ndangea 
in  LSiong  gdit»  hat  dieae  Magneriumbindung  praktieoih  auch  kaum  grolle  Bedentang. 

14    Grenzzahlen  für  die  hüchstzulässige  Versalzung  des  Wassers. 

Bei  der  geschilderten  Sachlage  stößt  es  auf  große  Schwierigkeiten,  eine  be- 
stimmte Grenzzahl  für  die  zulässige  Verhärtung  in  Wipper  und  Unetrut  festzu- 
setzen. Die  stillschweigende  Voraussetzung  für  die  seitens  der  Konzessionsbehörden 
bieher  gestattete  Hdhe  der  VMsalsang  war,  daß  der  Abfiofi  der  Sndlaugen  gleich* 
mftlKg  erfolgt  Diea  Kell  aiob  aber  biihw  weder  pnktiaoh  duiehfOhren,  nooh  ancih 
kontrollieren.  Bei  einem  nngleiehmilligen  Anleiten  der  Bndlaugen  aber  wird  man 
immer  zeitweise  mit  sehr  hohen  FTnrtc  und  Chlorzahlen  zu  rechnen  haben,  die  mit 
verhältnismäßig  niedrigen  abwechseln.  Die  stoßweisen  starken  Versalzuogen  ver- 
uraach^-n  weit  erheblichere  Unannehmlichkeiten  und  Schädigungen,  ala  eine  gleich- 
mäßige \  ersnlzung  mittlerer  Höhe. 

Für  die  VVipper  ist  gelegentlich  der  Verhandlungen,  welche  am  9.  Mai  1902 
SU  Sondeiahauaen  swieoben  den  preoHnoben  Reaaorte  und  den  FftnrtUdi  Bcliwm> 
buifpaohen  Regierangen  au  Bondenlunuen  und  in  Rudolstadt  gefOhrt  wwden  aind 
(vergl.  B.  80)  «ine  Verfalrtang  bis  an  45*  im  aUgemainoi  nodi  fOr  soliaaig  und  e^ 
triglich  erachtet  worden. 

Der  Bezirkfaueschnß  zu  Merseburg  hat  der  Gewerfcichaft  Heldrungan  II  (Ober* 
Heldrungen)  unter  dem  10.  Juni  1904  die  Verhärtung  des  Unetrutwaaaen  (einen 


—   86  — 


hilbwk  KUo&Mt«  unterhalb  der  SinmflndangMtoll«  dar  Endkagan)  bia  in  87Vt*  ga- 
atettat.  Bina  gleiche  Koncassion  iet  unter  dem  18.  Mai  1906  seitens  des  Bezirks- 
ausschusses zu  Merseburg  der  Gewerkschaft  Roßleben  und  unter  dem  22.  September  1907 
8«Ttene  des  BezirksausschtTSseg  zu  Erfurt  dem  Kaliwerke  Sollstedt  ertaiit  worden. 
Weshalb  die  zuliu»}ige  Verhrirtung  gerade  auf  37'/$^  festgesetzt  worden  iet,  ist  den 
Berichterstattern  nicht  bekanut. 

Sdtona  daa  BaairlHMMidiiiaaea  in  Ettmcl  Saft  tenar  nntor  dam  28.  Saptambw  1907 
dam  Kaliwaifea  Sollatodt  die  KooieaaioD  artefli  mwdan,  dia  Halma  und  Zorga  bia 
anf  46*  in  varbirten;  dioht  vmr  ihm  Biomflndung  in  die  Unatnit  aoll  dagagan  nadi 
der  nämlichen  Konzession  die  Härte  dea  Waaaers  der  großen  und  kleinen  ^dma 
37Vi*'  nicht  übersteigen.  Seitens  der  GroOherzoglich  Sächsischen  Regierung  ißt  der 
Gewerkschaft  Thüringen  (Heygendorf)  eine  Verh^rtunp  «Ip»  Tr^^lrnf^wimsf^r«  bin  zu  42 — 46' 
zugestanden  worden.  Man  vergleiche  nun  die  lirenzzühlen  (iient-r  Kmr-.essionen  mit  den  bei 
den  Untersuchungen  des  Wassers  der  Wipper  und  Unstrut  tatuiichlicn  gefundenen  Werten. 

Ana  d«o  Untenoofaungan  daa  Hofmta  Dr.  Wagner  (vergl  Tabdla  10)  gebt  ba^ 
vor,  daA  die  Hlita  daa  Wipperwaaaen  bat  Baega  in  den  latston  Zeiten  £wt  niamala 
Ua  46*  bamntergeht^  aondern  diaaa  Zahl  vielfiMih  arhabUoh  ttbaraobreiteit.  Saftoni  daa 
Gesundheitsamtes  wurde  in  der  Zeit  vom  1. — 5.  Oktober  1908  in  der  Wippar  bei 
Sachsenburg  eine  Härte  zwischen  78  und  91  (Traden  gefunden*).  Die  im  vorliegenden 
Gutachten  aufgestellte  Berechnung  (s.  Tabelle  9)  hat  ergeben,  daß,  selbst  wenn  der 
Ablauf  der  Endlaugen  bei  Sommer-Mittp! wafpor  in  der  Wipper  f'lpif^'limiißig  wäre,  die 
Greuzz&iü  von  46°  schon  erheblich  überdehn tten  werden  müßte  und  zwar  schon  jetzt, 
WO  die  Kanaeaaimian  nooh  gar  nicht  vfillig  ausgenutsk  aind. 

Beinah»  noeh  mehr  tritt  dieaa  Unatimmigkait  swiedian  der  dntob  dia  ainialnaD 
KooBeeafaman  sogeatandanan  Varhlrtongagranaa  nnd  den  tateiohlloh  obwaltendan  V«r> 
hältnissen  in  die  Erscheinung  bei  der  Unstrut,  weiche  unterhalb  der  Eiämündnng 
der  Wipper,  d.  h.  oberhalb  des  Einflusses  der  Endlaugen  der  Gewerkschaft  , Großherzog 
Wilhelm  Ernst"  nach  den  Berechntingen  in  Tabelle  18  sonteit  an  mehr  ala  ISO  Tagen 
im  Jahre  bereits  über  37'/»*  Härte  hpsitzt. 

Oberhalb  der  Wippermündung  land  Immeudorff  (vgl.  Gutachten  Nr.  10)  1906 
folgenda  Beachaflbihait  dea  Unalnitwaaaers  (abgerandate  Zahlan). 


Tabelle  34. 


Satam 

TJnterpegel 
in 

W«ndektein 

Chbr 

mg  im  l 

Schwefel 
•iure  (80,) 
mg  im  1 

Katk 

(CaO) 
rag  im  1 

Mainiesia 

(MgO) 
mg  im  I 

Gesamt- 
hftrt^mde 

4.Apdl 

+MB 

8B 

33» 

319 

6« 

80 

1&  » 

+  2,08 

40 

'J4Ü 

230 

fJ4 

83 

52 

2WJ 

'Mi 

Ü& 

86 

+  1^ 

ÖS 

609 

379 

76 

88 

26.  ^ 

-r  i/JO 

40 

.'ir.  1 

•2i)-2 

76 

40 

7.  JeU 

4-1^2 

70 

2m 

71 

89 

84 

mt5 

818 

76 

49 

*)  Die  von  Immendorff  ia  seinem  Gutscbteo  (Nr.  10)  Seite  19  angegebenen  H^legxada 
in  Waaaer  dar  Wipper  b«t  Saehaenbaff  aind  dagecen  aaffallaBd  aledrUr- 


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86 


Hier  wies  also  das  von  Kalifabrikabwäasern  noch  völlig  unberührte 
Unstrutwaeser  vielfach  schon  eine  Härte  auf,  welche  37Vj"  überBchritt. 
Auch  die  seitens  des  Gpeiinflbt^itaamtes  vom  5,  hi«  8.  Oktoder  1908  oV)erhalb  der 
Wippeni^ündung  im  Uiistrutwasetir  festgesteliten  Härtegrade  lagen  oberhalb  dieser 
Grenze  (vergl.  Anlage  D). 

Diese  Angaben  mögen  leigen,  dai  onter  den  TOTUegmdsa  Umstliulsii  die  in 
den  KoofostioDen  aagsgebenen  Oieiuwerte  einen  Aneproob  auf  iwakttoehe  Bedeatang 
nieht  mehr  machen  können.  Iis  handelt  aidi  also  darum,  wie  «ml,  wenn  der  Betrieb 
der  Kaliwerke  aufrecht  erhalten  bleiben  soll,  die  Grenze  nach  oben  gerückt  werden 
darf,  ob  Qberhaapt  eine  Grenzzahl  angenommen  werden  soll  und  für  welche  Eigen- 
schaft oder  welchen  chemischea  Beetandtsil  des  Wassers  die  Fsetsetxnng  einer  eolchen 
Oreuzzahl  tunlich  erscheint. 

Der  Reioba-Gesundbeitsrat  stellt  sich  auf  den  Standpunkt,  dali  ein 
Heraufrücken  der  Grenswerte  über  46*  Härte  sulässig  erscheint,  wenn 
«ugleiob  die  Oewihr  gegeben  wird,  dall  die  Ableitung  der  Bndlaugen 
-gleiobmiAig  und  awar  Jeweils  im  richtigen  Verhlltnie  lur  WaeserfOhrung 
dea  Vorftttter«  geschieht,  an  dafl  auf  diese  Weise  eine  dauernde  Ver- 
aalsnng  mittlerer  Höhe  an  Stelle  einer  zeitweise  hochgradigen  Versalsung 
tritt.  Die  Präge  aber,  wie  hoch  die  Grenzwerte  heraufgorückt  werden 
dürfen,  ist  «chwierig  zu  entsclieideii.  Da  die  schädlichen  Wirkungen  eines  ver- 
salzenen  Fluliwaesers  sich  auf  verschiedene  Gebiete  erstrecken,  60  kann  eine  Grenzzahl, 
bei  der  alle  diese  Wirkungen  gleichzeitig  auf  ein  erträgliches  Maß  herat^naindert 
werden,  Überhaupt  nicht  angsgeban  wmden.  Wie  in  allen  Ihnllcben  Ffilen,  so  liegt 
aaoh  hier  die  SehMdllolikeitssehweUe  nicht  an  einem  aohaif  bessichneten  Punkt,  socidsni 
es  findet  ein  allmihUober  Übergang  statt  vom  nnsdiidlicheo  ram  schidlicben. 

In  dem  vom  R«ehe^Bui\^beit8rat  erstatteten  Gutachten  über  den  Binflufi  der 
Ableitung  von  Abwässern  aus  Ühlorkaliumfabriken  auf  die  Schunter,  Oker  und  Aller 
hat  msn  den  Weg  eingeachlagen,  daß  man  eine  Erhöhung  der  natilrHchen  Härte  des 
FkiUiwaüserB  um  30  —  35°  ak  äußeret«^  Zugeständnis  an^ah  und  gleichseitig  eine  Er- 
höhung dea  natüriichen  Chlorgebaitd  um  360 — 400  mg  zulieli. 

Wollte  man  das  gleiche  Verfahren  an  der  Wipper  und  ünstnit  anwenden,  so 
würde  man  bei  der  Wipper  auf  SO— 40*  (natOriidie  HIrte)  +  80—86*  (Verblriong 
durah  Endlaugen)  s  50—75*  (hachetaulisBige  Verhtrtung),  bei  dw  Unftrut  auf 
80-40*  (natürlidM  HIrte)  +  80—85*  (Verhirtung  durah  Bndlaugen)  s=  60—75* 
(hOchstsnUasige  Verhärtung)  und  auf  einen  Chlorgehalt  von  etwa  400—450  mg 
kommen.  Diese  Worte  würden  nicht  unwesentlich  höher  Bein,  als  die  aus  den  jetzigen 
Konzeflaionsbediiigu Ilgen  sich  ergebenden  Zahlen  Rechnet  man  uämhch  die  Waaser* 
führung  der  Wipper  zmschen  Sominer-Nifdrig  und  Sonnner-Mittelwaaaer  an  ihrer 
Mündung  zu  2,5 — 5  sek./cbm,  und  die  Wasserführung  der  Unstrut  unterhalb  des 
BinBuasaa  der  WippM*  unter  den  j^eidien  Verhiltnisaan  an  11—18  aakVcbm  (s.  Fig.  6), 
10  fidgt,  da8  die  Waseermsoos  der  Unstrut  etwa  dnrdisebnittlich  daa  fierfacbe  dsr 
Wipperwafliermenge  betiigt.  Rsdinet  man  femer  mit  einer  urq^rBnglichen  Geaamt- 
hirte  des  Unatrutwaseers  oberhalb  der  Wippermfindung  von  80-40*  (s.  Tabelle  i  1, 18, 84) 


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87  ^ 

und  wflrd«  die  Qa—mthirte  des  Wipperwaasera  ao  Minor  H OndODg  den  Betrag  von 
46*  niebt  fibenteigen,  so  würde  das  Mischwasser  von  Unstrut  und  Wipper  oberhalb 

der  Endlaugeneinleitung  der  Gewerkschaft  „Großherzog  Wilhelm  Ernnt"  eine  Härte  von 
etwa  33  —  41°  aufweisen  mü.saea,  wobei  die  uiimiltell)are  künHtliche  Verhärtung  de« 
ünstrutwaesers  nicht  berücksichtigt  ist.  Würde  liierfür  nach  dem  Vorgang  an  SchuQter, 
Oker  und  Aller  eine  Erhöbung  um  30 — 35°  zugeHtaaden,  bo  ergäbe  sich  eine  6e- 
mntliirte  dw  UMtratmasan  von  6S— 76*  wihtaDd  nadi  dm  KomwarionabedinguDgen 
nur  «ine  OaaMDtbIrte  von  67 Va'  atdiaaig  adhi  aoll. 

Da  man  indenen  ohiw  «na  Qra«»abl  pcrnktiaeb  niebt  anakomnMn  «bd,  ao 
empfiehlt  der  Bmobs-Gesundheitsrat,  zunächst  unterhalb  des  zurzeit  letzten  an  der 
Unstrut  gelegenen  Kaliwerkes  (Roßleben),  also  etwa  bei  Wendelstein,  die  maximale 
Verhärtung  des  ünBtrntwnPBerK  auf  50  Härtegrade  festzuleppn  Außer  dieser  Grenzzahl 
für  die  Härte  wird  es  Bich  empfehlen,  auch  eine  Zahl  für  den  zulässigen  Gebalt  des 
W^asaers  an  Chloriden  anzugeben.  Mit  der  Festsetzung  dieser  Härte  auf  50*  wäre 
ein  doppelter  Vorteil  ▼erbnnden: 

Bineraeita  «icd  «In  sof  60*  dwdi  Bndlangen  von  KaU&bflken  yerhirtetea 
FlnllwaaBar,  wenn  man  von  aeiner  Yerwendiing  «i  Tkinksireeken  fttr  Henaehen  abeiflikt, 
ein«  Verwendung,  die  im  vorliagandan  Fall  adwn  ane  anderen  Orilnden  nidit  in 
Betracht  kommen  kann*  eine  unmittelbare  gesundheitaachftdliche  Wirkung 
auf  Menschen  und  Tiere  nicht  auezuübeu  vermögen. 

Auch  vom  landwirtecbaftlichen  Standpunkte  au8  wird  man  unter  den  ge- 
gebenen FlußwaüaerverhältnisBcn  der  Füstsetzung  einer  oberen  Grenze  der  Verhärtung 
des  Unstrutwassers  von  50°  nicht  entg^^en  sein  kunaen. 

ABeidinga  mftllte  dabei  vonnagatefeat  weiden,  daO  dieae  Gnmaiahl  aueh  Ittr  die 
untere  Wipper  bei  CHlntiienhaU  und  die  Kleine  (Fiankenhinaer)  Wipper  OfittigMit 
bat;  denn  die  landwirtaohalklioben  Intereaaen  der  Bodenkultur  aind  naobgewiaaener- 
maflen  anoh  hier  erheblich.  Audi  tat  Rttbbaiobt  auf  die  Kleine  Wipper  schon  deshalb 
geboten,  weil  die  Veraalzung  dieses  Wipperarms  durch  die  Abflüsse  der  Saline  in 
Frankenhausen  weeentlich  vermehrt  wird  Eine  Hauptentnahme  von  Unstrutwasser  zu 
BerieselungHZwecken  findet  in  der  Geguuä  von  Bretleben  statt;  hinsichtlich  der  Ver- 
aalxnng  des  Unütrutwassera  ist  darauf  al»o  besondere  Rücksicht  zu  nehmen. 

Bevor  die  von  der  Gewerkiohaft  .Großhenog  WiUialm  Eraat*  tugesagten  ver- 
aaebaweiaen  Berieedungen  auf  adiwerem  Tonbodeo  mit  atark  veiaalaenem  ünatmt- 
waaaer  nooh  niobt  auqgefGhit  nnd,  bevor  alao  die  ZulSaai^eit  dner  Verbirtung  der 
Unatrut  auf  60*  duidi  längere  einwandfreie  Veraoche  noob  nkdit  featgealeUt  iat, 
müssen  äcfa  die  Berichterstatter  dagegen  aussprechen,  dafi  daa  Unstratwaaaer  unterhalb 
Oldisleben  bis  auf  60"  Oeeamthärte  verhürtflt  werde. 

Die  Höchstzabl  für  die  Gesamthärte  würde  d^alb  in  der  Unatrut  zurzeit  all- 
gemein  zu  50**  anzunehmen  seiu. 

Von  einem  solchen  Wasser  wird  auch  eine  erhebliche  Schädigung  industrieller 
Intereeeen  nloht  au  erwarten  aain. 

Andereraeita  werden 'die  Intereaaen  der  beteiligten  Kaliinduatiie  niobt 
gaaobidigt,  da  nach  den  oben  angefflhrtan  lechnetjachen  Unterlagen  (vergl.  Tab.  16 


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-r     88  — 

* 


&  49)  die  Ibidiiitrto  obae  Binadninkang  ihm  derseiiigoD  FkodnkHoa  mit  «Ummt 

Uärtegrenze  auskommen  kann,  vorausgwetiti  daO  für  eine  gleichmSOige  und  der 
jeweiligem  Waseerführung  dee  Vorflutere  entsprechende  Ableitung  der  Eodlaugen  Sorge 
getragen  wird.  Dies  krjnnte  in  zweckmäßiger  Weise  durch  Einrichtung  eines  entsprecben» 
den  Überwachungsdienstes  und   Einführung  von  Betriebsordnungen  erreicht  werden. 

Die  für  die  höchstzulässige  Verhärtung  der  Unstrut  vorp^srhlagene  Grenz-zahl 
von  50  Härtegraden  ))ildet  zugleich  die  Grundlage  für  die  Feateetzung  der  duldbaren 
Verhärtung  dee  Wipper wassers.  Seine  salässige  künstliche  Verhärtung  wird  einstweilen 
eo  zn  legelii  eeln,  defi  aie  bei  BSnin&idung  der  Wipper  in  die  Unitnit  60* 
nioht  überedireitel  Eine  endgültige  Veatetellnng  der  Grenfiahl  rnnfl  in« 
deeeen  Torhehalten  bleiben,  bis  hinreichend  gennne  Messungen  der 
WaaserfahruDg  der  Wipper  und  der  sugefflbrten  EndUttgenmengen  vor- 
liegen. Dies  würde  eine  der  ersten  Au^ben  der  später  zu  besprechenden  zentralen 
Oberwachungs-  und  Untersuchungsatelle  an  der  Unstrut  und  Wipper  sein  müssen. 

Nach  Tabelle  36  (S.  95)  entspricht  unter  den  obwaltenden  Verhältnispen  nn  den 
beiden  genannten  Flüssen  einer  VerhärtODg  von  50"  GeeamUiärte  eine  Chlormenge 
von  rund  300  mg  im  Liter. 

Ift.  Kontrolleinrichtungen. 

Dafl  Unfltrut-  nnd  Wipperwasser  weit  davon  entfernt  sind,  eine  einigermaßen 
gleichmäßige  Versalzung  zu  zeigen,  darüber  kann  nach  dem  Ergebnis  der  in  der  Zeit 
vom  28.  September  bis  12.  Oktober  an  diesen  Flüssen  angestellten  ünlersuchungen 
kein  Zweifel  bestehen  (vergl.  Anlage  D  und  die  Figuren  8  und  9).  Innerhalb  dreier  Tage 

Fig.  &   Ünstmt.  (Daueruntersuchungen.) 

A.  bei  Heldninpen  unterhalb  der  rh-.rijf.n  InnL'^  der  Wipper, 

B,  bei  Bacbaenburg  oberhalb  doi  ^.mmiiudung  der  Wipper. 


SpejitHseheH  LcitvertnAi;en  bei  18*  nach  den  Aofseichnufigen  da* 

Desgl.  mit  Wechselslrütu  bwtiinnit. 
mg  Chlor  im  Liter. 

HArto  in  dABtaehan  Graden  (cg  CaO  im  lÄtttt), 


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—  89  — 


Flg.  0.  Wlfper.  (Datteruntersuehnngen.) 

A.  M  SidiieiilMiis  (üntMrltnf  der  V^pp«^ 

B.  M  Bnntorod«  (Oberlaof  d«r  Wipper). 


>  i'^kU  4tn  AitMumaafw  da* 
^  itogMritrafipintM. 

d*^  Bit 


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—  90  — 


schwankte  z.  B.  der  Chlorgehalt  im  WipperwiMW  bei  SaebBanbufg  «wischen  568  und 

1044  mg  im  Liter.  Ntir  eine  einsige  Untersuchung  während  dieser  drei  Tage  hätte  daher 
gar  kein  Bild  von  den  starken  Scli  wankungen  in  der  chemischen  Zusammensettung  des 
Wipperwaseere  geben  können;  eine  nur  von  Zeit  m  7.*^\t  nach  Belieben  «ur  Ausführung 
kommende  NachHchsm  kann  deswegen  auch  keine  Unterlage  bilden  lur  eine  Berechnung 
der  zulässigen  Verhärtung,  wie  sie  vielfach  in  den  Konzessioueu  (vgl.  Seite  30 — 37)  ver- 
langt wird.  Eine  hänfigeie  Probeentnahme,  die  vor  allem  auch  während  der  Nacht- 
itttnden  stattfinden  mflflte,  dtudi  bebtffdlicheneita  bealallta  Saehvenündige  jat  ana  nahe 
liegenden  OrOndmi  ao  gat  iHe  anagMcliloeien.  Dieser  Umetaad  hat  edion  gelegentUoh 
der  Betatong  d«e  Gntabbteoa  dee  Reiefaa-Geenndbeitsrat»  über  den  BinfinA  der  Ableftung 
fon  Abwäsaem  ans  Cblorkaliiunfafatlkaii  auf  die  Sdnmtar,  Oker  nnd  Aller  an  der  An- 
regung Anlai  gegeben ,  auf  die  Bedeutung  selbstregistrierender  Instrumente  für  die 
Kontrolle  versalzener  FluOläufe  hinzuweisen  und  hierfür  die  Schwankungen  dee  elek- 
trischen T^itvermögens  des  WaHnera  zu  empfehlen,  welche  durch  den  wechselnden 
Salzgehalt  des  Wassers  verursacht  werden.  Die  Durchführbarkeit  einer  Kontrolle  nach 
dieser  Methode  begegnete  allerdings  Zweifeln.  Tatsächlich  waren  erhebliche  Schwierig- 
keiten SU  überwinden,  um  einen  brauchbaren  Apparat  für  diese  Zwecke  zu  konstruieren. 
InawlMdien  ab«  iek  ein  aoleher  AppamI  im  Hjgientaeheik  Lab(«atoriiim  dea  Gesund- 
beitaamtee  mil  BQlfe  der  Finna  Siemens  und  Halske  konstruiert  worden.  Eine  Be- 
sehreibung davon  ist  in  den  »Atbeitaii  ans  dem  Kaiserlidien  Gesundhdtsamte"  var^ 
5ffen«lieht>). 

Die  Aufzeichnungen  des  Apparates  ergeben  unmittelbar  weder  die  HIrte  nodi 

den  Chlorgehalt  dee  Wassers,  sondern  nur  sein  elektriscbea  Leitvermögen.  Nunmehr 
erhebt  sich  die  Frage,  inwieweit  aus  der  Leitfilhigkeit  auf  die  in  Betracht  kommenden 
Eigenschaften  des  Wassers  sppchlossen  werden  kann  Das  Vermögen  eines  „Wassers", 
den  elektrischen  Strora  zu  leiten,  rührt  fast  ausachiießlich  von  den  im  Wasser  ge- 
lösten Salzen  her;  der  Wert  der  Leitfähigkeit  steigt  und  fallt  daher  im  allgemeinen 
mit  dem  Salzgehalt  dee  WasBere.  Somit  wird  sich  jede  irgendwie  erbebliohe,  plöt»- 
li^  oder  allroihHehe  Veilnderung  des  Salsgehaltes  eine«  Wssserlaufes  durch  ent- 
spreehende  Änderungen  der  am  Rsgiatrierappuate  abgelesenen  LeitfiLfali^tswerte 
kundgeben.  Die  von  dem  Apparat  au%eseiehneten  Kurven  tiad  also  in  emter  Linie 
Dokumente  dafftr,  wann  und  in  welcdier  Biohtung  Vnindsirungsa  des  Salsgehaltes 
des  Wassers  stattgefunden  haben. 

Es  erhebt  sich  nun  die  weitere  Frage,  ob  die  Leitfähigkeit  auch  einen  quanti- 
tativen MaOstab  für  die  Menge  der  im  Wasser  gelösten  Salze  abpiht  Für  wfisperige 
Lösungen  einzelner  Salze  ist  dieBe  Frage  ohne  weiterem  zu  i>ejahen.  In  Fig.  10 
sind  (nach  den  Tabellen  von  Kohlrausch  und  Holborn)  für  die  wichtigsten  in  den 
fraglichen  Wässern  vorkommenden  Salze,  nämlich  für  die  Chloride,  Sulfate  und 
Hjdvokarboiiate  (Bikarbonate)  von  Natrium,  Kalsiimi  nnd  HCagnesinm  Kurven  einge- 

•)  Spitta  iin  l  rieißner,  Neue  Hilfamittel  fÖr  «He  hyeieni«i-ho  Reurtoiluni?  und  Kootnille 
von  Wassern,    .'^rbvilen  aus  dem  Kaiaeriichen  Geaaodheitsamte,  30.  Band«  Seite  468. 

PletBner,  Über  die  MMeung  osd  Regiitrienmg  des  ^aktriaehen  Leitverinafsiis  von  Wlamra 
aalt  Bilfe  von  OMdutrom,  ebenda»  Seile  488. 


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—  M  — 

niehiMt»  die  «rlMDoen  lauen,  wie  bei  jedem  «jiualnen  dieeer  Selxe  das  speiiflaohe 
LeitvermtSgen  von  der  Eomentntioa  niner  LBsnng  (amgedrOi^  Id  Gnupniiqiiivalenten 
im  Liter)  »biiiiigt  Die  ediwBobe  &Ommang  dienr  Karvea  iweli  der  Komenttalione- 
a«hM  m  Migt  en,  deff  du  LeitvermOgeii  nicht  genau  proportional  der  Konzentration, 
sondern  etwas  langsamer  als  diese  ansteigt.  Die  Erklärung  für  diese  Beobachtung 
findet  die  hemohende  Theorie  dfurin,  daft  die  Balae  in  den  konnntilerteren  Läenngen 

Fig.  lOi         Abhän-^ii.'keit  des  Hpezifisehen  LeitTermögens  tob  der 
Konsentration  der  Ii&soog  bei  einigen  Salzen. 


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wbillniemifiig  weniger  in  ilireb  den  elektriMben  Stcom  leitenden  BeBtandteO«,  d.  Ii. 

ihre  Jonen,  dissoziiert  sind,  als  in  den  verdünnteren  Lösangen.  Auch  ^«igt  die  Figur, 
daß  Ar  die  vencfaiedenen  Salzlösungen  bei  äquivalenter  Konzentration  die  Leitfähigkeit 
nicht  zuBamtnenfSilH,  SO  daß  dass^elbe  f  eitvermögeii  bei  putleiteiulen  Salzen,  wie  Kalium- 
chlorid oder  Kalmmeulfat,  einer  geringeren  Konzentration  entepricht  als  bei  schlechter 
leitenden,  wie  Magncsiumsulfat.  Dan  Leitvermögen  von  gemischten  Salzlösungen,  wie 
sie  in  den  Flußwasseru  vorliegen,  wird  —  ihrer  Zusamtnensetzuag  entsprechend  — 
mittleren  Karren  folgen,  da  eiob  die  einzelnen  8a)«e  in  der  Mischung  gegenseitig  nar 
verlilltniemliHg  wenig  in  ihrem  DjiaoiintloBafnM]  und  delMr  «neb  in  ihrem  Leitver- 
mfigen  beeinflnaeen.    FQr  einige  «la  der  Unstmt  und  Wippar  im  Oktober  1907  und 


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9S  — 


im  fliptamber  und  Oktober  1908  eDtnoibnienen  WuserprobMi  ■Ind  die  QeiamtBels» 
koDsentrationen  als  QmnmiqQiveleirt»  im  Liter  beredmet  und  «i  den  dem  gemeaeenen 

Leitvermögen  dieser  Proben  entapnefaendan  SteUeo  io  Flg.  10  ala  kleine  Kreise  und 
Punkte  eingezeichnet  worden;  wie  zu  erwarten  war,  fallen  dieee  Stdien  awiaohan  die 
Klirren  der  einiahieii  Salze,  die  in  den  Wiaami  aothalteo  aind. 

Wibrend  non  für  die  Lösung  einee  einzelnen  Salzes  aus  dem  T>eitvermögen  die 
Zusammenpetzung  der  I^sung  mit  Sicherheit  berechnet  werden  kann,  ist  dies  für  ge- 
niiBchte  8ril7!r«ungen  nicht  eindeutig  aueführbar.  Denn  Änderungen  d*»«  T  eitvprmöpen«« 
können  bei  solchen  nicht  nur  durch  gleichmäßige  Verdünnung  oder  Konzentrierung 
der  gesamten  Löeuug,  sondern  auch  durch  Zunahme  oder  Abnahm«  eines  einzelnen 
oder  mehrerer  Bestandteile  der  L(Mung  im  Verhältnis  zu  deu  übrigen  verursacht 
werden.  ISn  RfiiAaehltiO  aus  dem  Letlrarmfigen  «nf  die  cdnaelnen  Beatandteile  wird 
alao  nur  dann  mäfUdi  aein,  wenn  deren  MengenTerhiltnia  aidk  nidit  nadi  jeder  denk- 
baren Riehtmig  regelloe  TOrXndem  kann,  sondern  nur  in  beatimmter,  einigermaOsn 
^ridmolßiger  Weise.  Dies  trifft  *ber  gerade  für  den  torliegeaden  Fall  su. 
Die  Wiaser  der  fkaglichen  FlnGl  iufe  werden  in  ihrer  Zusammeneetzung  eincrecits  dnidk 
den  wechselnden  Grad  der  Wasserfiihrang  (was  alle  gelösten  Stoffe  ziemlich  gleich- 
tnSßig  beeinflußt),  andererseits  durch  den  im  wesentlichen  nur  seiner  Menge,  nicht 
aber  seiner  Art  nach  wechselnden  Zufluß  der  Abwässer  von  Chlorkalium fahriken  ver- 
ändert. Diese  verhältnismäßig  einfachen  Bedingungen  ermöglichen  es,  auf  empiri- 
schem Wege  Beziehungen  zwischen  den  jeweiligen  Werten  des  Leitvermögens  und  der 

bygteniaiA  wichtigen  Beetaadtrile  des  Wsssero  von  Wipper  nnd  Unatrot  an  ermitlaln, 
Beaiehnngen,  die  natttrllch  nur  so  lange  Geltung,  beben  kdnnen«  nie  die 
erwähnten  Bedingungen  keine  wesentliohen  Änderungen  erfahren. 

Ais  hygienisoh  wiebtlg  sind  im  vorliegenden  Falle,  wo  hauptsiofalioh  der  Gtad 
dttr  Veiaaismig  in  Frage  ateht,  ananaehen: 

1.  Der  'AodkenxQdBstand,  der  —  nach  bestimmten  analjtisohen  Votsdnillea 
ennittelt  ~  einen  HaOstab  fOr  den  Qesam1«ehalt  des  Waasera  an  Sataen  abgibt; 

8.  dw  (%Iotgebflli,  der  der  Menge  der  gelteten  CUoride  enl8|»rieht; 

3.  die  Härte,  wobei  die  sogen,  bleibende  Rlite,  die  den  Chloriden  und  Sulfaten 
von  Kalatnm  und  Maguesiom  entapricbt,  besonders  interessiert^  weil  nvr  dieee,  nieht 
abw  die  die  temporiUe  EHxte  bedingnuden  Karbomte  dm  Abwiasem  der  Chlotkaliam- 
labriken  entstammen. 

Bs  sind  dahev  ittr  eine  grSfiera  Beibe  su  venehiedenen  luvten  und  an  ver> 
adüedenen  Stollen  entnmnmener  FMImo  dsa  Wassers  von  Ünatrot  und  Wipper  die 
Werte  des  elektriadien  Lsitvermögena  aowie  des  Tvooksorfiekstandsa,  des  CihlorgehalteB 

and  der  Härte  ermittdt  nnd  in  Tabelle  36  niedergelegt  worden.  Die  Ergebnisse  sind 
in  Fig.  11  so  eingezeichnet  worden,  daß  das  Leitvermögen  auf  der  horizontalen 

Achse,  die  übrigen  Werte  in  geeigneten  Maßstäben  auf  der  vertikalen  Achse  aufge- 
tragen und  Kurven  gezogen  wurden,  welche  sich  den  Durohscbnittawerten  der  einxelnen 
Messungen  nach  Möglichkeit  anschmiegen. 


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—  98  - 


Fig.  11.    Die  Abhängigkeit  des  «T^pziflschcn  LoUvermöpens  von  dein 
Chlorgehalt,  dem  Troekenrftckstand  und  der  Härte  im  Wasser  der  Unstmt 

uad  Wipper. 


*  Di«aM  sp«sifiache  LeifcTermflg«!  von  18  •  10~^  entapricht,  wie  die  Tafel  seigt,  der  in 
den  BchluBaltxeQ  featgelegten  QwMithtfte  Ton  60"  and  der  entspa«ebMidta  ddoraaenge 
von  etw»  800  mg  im  liter. 


.  k)  i^  .  j  l  y  Google 


—   94  — 


Tabelle  36.    BestimmUDgen  von  elektrischem  Leitvermögen,  Chlor, 
RüoksUnd  und  Härte  im  Wasser  der  Unetrut  und  Wipper,  nAOh  den  Ent- 

nahmestellen  geordnet. 


En  tnehmaetelle 

Unter- 

Oetom 

O  —  ^  — 

Bpes. 
Leit' 
venuOgen 
bei  18* 
X.  10* 

Ohler 

RQck- 
Stand 
bei  110* 

Härtegrade 

eocher 

mg 

im  1 

gaaaint 

bleibende 

  1 

2 

a 

4 

5 

6 

7 

Wipper  bei  Bernterode 
„      „  Sacheenburg 

Ü.A.U.B.«) 

D 
D. 

B. 

O.A.a.B.| 

10.10.08 

AA  «A  IM 

SSV.  IV.  V7 

30.   0.  08 
4.  10.  08 

4.  10.08 

7.0 

in,ii 

17.8 
39,0 
38,4 

18 

ilAA 

400 

282 

1043 
1024 

580 
Ib7B 
1458 

8349 
2793 

23,3 
53,9 
53,6 

89,5 
89.3 

11,8 
873 
84,4 

74,2 
74,0 

ünptrut    bei  S'arlinea- 
burg  vor  der  Einmün-. 
wag  der  Wipper 

G.  A, 
B. 
B. 

6.  A.  u.  B. 

22. 10. 07 
22. 10. 07 
30.  6.08 
7. 10.08 

13,1 

11,5 
13,7 

77 
77 
60 
83 

1194 
1186 
1000 
1173 

41.2 

37,5 
41,9 

26,1 

21.7 
26.8 

Unatrut   hei  Heldrun 
|en  nach  Einmfln(lung< 
der  \\'ippf>r 

G.  A. 

H. 

( 1 .  A.  U.  B. 

29. 10. 07 

30.  6.08 

29    9. 08 

15,1 
12,5 

16.2 

168 

90 
189 

1881 

1036 
1368 

46,0 

38,4 
46,2 

31.6 
23,9 

32.0 

UnjBtrat  unter b&lb  Bret- 1 
leben  | 

B. 
B. 

22. 10.  07 
80.  (kW 

17,3 
19^6 

208 

to« 

1458 
1008 

50,9 
88,9 

36,1 
383 

ünptrut  oberh.  d.  Ein 
mOndoog  des  Ring- 
tobener  Bediee 

B. 

30.  e.08 

143 

166 

1608 

41^ 

863 

üaelnit  obwh.  Artem 

B. 

«Ol  6.(» 

14.6 

lee 

1180 

41.0 

983 

Unetrut  nnterh.  Artern  j 
bei  Rittebnrg  | 

B. 

B. 

23.  10.  07 
l.  7.08 

27,5 
17,7 

649 

275 

2390 
1410 

72,2 
44,7 

56.0 
29,4 

Helme  ao  ihrer  f 
Mllndmig  l 

B. 
B. 

28.10.07 
1.  7.06 

15,8 

aji 

208 
164 

1240 
1174 

35,8 
40.0 

843  , 
303 

Uneti-nt  bei  SchönewerJa 
Unetrut  uuterh.  Roßleben 
Unitnit  bei  KMn-Jene 

B. 
B. 
B. 

28. 10.  07 
1.  7.08 
1.  7.06 

22,2 
15i6 
1<3 

480 
315 
St6 

1900 
125« 
1406 

54.4 
41,7 
48.0 

39,6 
273 
883 

Wenn  einselne  Punkt«  nicht  in  die  Kniven  oder  in  ihre  unmittelbare  Nähe 
ftkllen,  80  zeigt  dies,  daß  die  Beziehungen  zwischen  dem  elektrischen  Leitvermögen 
und  den  betreffenden  Eigenschnften  keine  mathematisch  genauen  eind;  der  geringe 
Grad  Her  Abweichungen  erlaubt  jetloch  für  praktische  Zwecke  die  Kurven  als  den 
Aufidruck  dieser  Beiiehungen  anzusehen.  Tu  die&em  Sinne  ist  aus  den  Kurven  die 
Tabelle  86  abgeleitet  worden,  die  geetattet,  für  jeden  Wert  de»  elektrischen  Leit- 
vermfigena  die  zugehörigen  Werte  von  "hoekenTttcketnud,  Chlor  und  Bitte  nbia> 
leaen.  Es  geht  am  dem  Geaagien  hervor,  dafi  die  Oenauii^eit  dieaar  Tabelle  dne 
begrentte,  mxm  eooh  für  die  vorliegenden  Zwecke  «meidiende  iat,  und  daO  aie  nur 
ffir  daa  Waaaer  der  Unetrut  und  Wipper  und  nur  ao  lange  gilt,  ala  die 
die  Verunreinigung  dieeer  FIfisee  bedingenden  Abwiaaer  in  ihrer  Zu* 
anmmenaetauttg  keine  weeentliobe  Änderung  erfahren. 

0  G.  A.  ^  GaenndbeitMint»  B.  s  Baeknrta. 


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—    95  — 


Tftbella  86.  Bmittolang  d««  Troekenrackatud«««  dei  Chlorg«hmttei  und 
d«r  Hftrie  d«t  WaBMrs  der  Unttrnt  und  Wipper  aus  dem  Bp«tifUoho& 

LeitTermOgan  b«i  18  ^ 


Spes. 
Leit- 
TOrmOgen 
bei  18» 
«•  10* 

Trocken- 
rOcksUind 
bei  110* 

Chlor 

Geearotr- 

BI«1.  i 
bände  1 

Spes. 
Leit 
vermögen 

bei  IS" 
X .  10* 

Trocken- 
rückHtand 
bei  110* 

Cblor 

Geeamt- 

Blei- 
bende 

Härte  in  deiit 
sehen  Graden 

Hftrte  in  dent 
•eben  Graden 

Bg 

Im  1 

mg 

im  1 

26 

2210 

564 

65,4 

49,6 

6 

&10 

8 

20>2 

IAA 

27 

2295 

600 

67,4 

51,6 

7 

596 

Ii 

23^ 

11,0 

98 

1880 

636 

69,3 

68y5 

8 

680 

21 

80,1 

14,o 

29 

2465 

672 

71,2 

55,4 

9 

765 

32 

28,7 

16,4 

30 

2550 

718 

78,8 

57,5 

10 

860 

44 

81^ 

18,6 

81 

9685 

746 

76,1 

6M 

11 

935 

58 

34,1 

20,6 

32 

2720 

782 

77,0 

613 

12 

1020 

74 

86,6 

22,7 

88 

8805 

818 

79,0 

63,3 

18 

1106 

M 

80,0 

84.6 

84 

9890 

866 

81.0 

65,8 

14 

1190 

125 

41,2 

26,5 

35 

2975 

893 

82,7 

r,7,i 

15 

1275 

160 

43,5 

28,4 

36 

3060 

980 

84,7 

69,0 

16 

1860 

197 

45,7 

30,3 

87 

3145 

967 

86,5 

70,9 

17 

1445 

233 

47,7 

32,2 

38 

3230 

1007 

88,3 

72,9 

18 

1530 

270 

49,7 

89 

1023 

90,2 

74,8 

19 

1615 

306 

51,7 

3Ö,0 

40 

3400 

1U80 

92,0 

76,5 

90 

1700 

84S 

68j0 

87,8 

91 

1785 

380 

65,7 

893 

9B 

1870 

416 

57,5 

41,8 

9B 

1066 

468 

NM 

48,7 

9t 

2040 

491 

61,5 

45,7 

95 

2126 

587 

63,4 

47,6 

Id  dem  ulier  erwähnten  Gutachten  des  ReichB-Gesundheitfirati»  Ober  den  EiofluO 
der  Ableitung  von  Abwässern  aus  Chlorkaliumfabriken  auf  die  Schunter,  Oker  und 
Aller*)  ward«  benurkt,  daß  «allor  der  Feetlegung  einer  Hirtegraiue  «och  die  Feol^ 
bgong  einer  Orense  Ar  den  Chlorgehalt  sogeieigt  aei,  da  nur  durch  eine  eolohe  die 
Abwiaaer  aoa  der  KieMritfabrikatioii  und  ^Ifinitverarbeltung  getroffen  würden. 
Wenn  aadi  im  vorUegeaden  Fall  anraeit  die  Atnrtiaer  ana  diesen  Fafatttcationaarten 
weniger  in  Frage  kommen  und  eigentlich  nur  die  Carnallitverarbeitung  eine  Bolle  aplelt, 
80  mischen  sich  doch  sonst  so  viel  chlorhaltige  Wisser  der  Vorflut  bei,  daß  ee  angezeigt 
erscheint,  auch  darauf  zu  achten,  daß  ein  gewisser  Chlorgehalt  im  Wasser  der  Vorflut 
nicht  überpchritten  wird.  Geht  man  aber  dazu  über,  das  elektrische  Leitvermögen 
als  Maß  der  r.uläüsigen  Versalzung  anzunehmen,  so  wird  man  den  Grenzwert  hj  \sa!i!en 
müssen,  daii  damit  auch  Chiorgeball  und  Härte  unterhalb  der  gawünscnten  Greuz- 
lelden  Ueiben.  Ctaaelat  dm  Fall,  man  iriOilte  ab  bOehitea  sullnigeH,  epexidadMB 
liOitvennagen  SS  •  10*,  m  würde  diea  nadi  Figur  11  nnd  Tabelle  86  etwa  ent> 
•prechen:  1960  mg  1Vo<dceiirflck«taiid,  450  mg  C3ilar,  80*  GeBamthiite,  44* 
bWbender  Htrie;  mit  einer  Oberaehrritnng  dee  LeitvermOgena  von  18  •  10*^  würden  ge- 

A.  a.  0.  Stite  681  CBaita  78  dei  BondmeMm^). 
■)  V^.  die  itaik%  lankredito  ecbwan»  Linie  in  Fig.  11. 


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—  Be- 


troffen werden  ObenehcettaBgen  des  Trockenrückatandee  von  1530  nag,  des  Chloigo* 
btdteB  von  270  mg,  der  Geeamthärte  von  50  ^  der  bleibenden  Härte  von  34**. 

Ziir  Konirolle  der  Einhaltiinfr  der  gewählten  Grenz©  müßten  dauernde  Re- 
glBtrierungen  dea  elektrischen  Ijeitvermögens  unterhalb  jeder  Fabrik  mit  stärkerer 
Camallitverarbeitimg,  al&o  aucii  unterhalb  der  neuen  Fabrik  in  Oldisleben,  mindestens 
aber  an  der  Mündung  der  Wipper  und  Helme,  sowie  auch  in  der  Unätrut  unieriiuib 
BoSleben  vwgmiomiiuni  rnnden.  Sunit  tUdn  ntn  ab«  «inar  sacbgemälleii  Ob«r> 
iradbnng  noch  nicht  Genfige  getan.  Die  Begistrierapparate  sollen  die  chemiBche 
Kontrolle  niebt  ereetien,  sie  eollea  sie  nnr  wirkeam  nnteiettttaen  ond  vor  allem 
audi  Tingeneige  geben,  wann  gengnete  Pteben  su  entnebnwn  sind.  Bei  der  diemisdun 
Unterandrang  der  entnonunenen  Proben  ist  neben  der  Untersuchung  auf  Gbknide  und 
der  Beetimmung  des  Trockenrück^tandeß  das  Hauptgewicht  auf  eine  getrennte  Be- 
ßtimmnng  der  Karbonathärt  e  und  der  Miucralsäurehärte  zu  legen').  Die 
üntersucliungen  sollten  an  allrr.  Stellen  nach  der  gleichen  genau  vereinbarten  Metbode 
auBgeföhrt  werden  Über  die  Aunführung  der  Methode  vere;!.  den  Anhang.  Der 
Watwerstand  zurzeit  der  ProbeeotDahme  sollte  immer  bekannt  sein. 

16.  MaBnahmen  zur  Verbesserung  der  Zusttnde. 

IMe  genaue  Kenntnis  der  Schwankungen  im  Salzgehalt  des  Wipper-  und  Unstrut- 
Wassers,  wie  sie  der  vorstehend  erörterte  Registrierapparat  vermittelt,  in  Verbindung  mit 
den  Anfseidinungen  selbstregistrieiender  Pegel  an  ausgemeesenen  Profilen  lor  Beradmnng 
der  jeweiligen  Abfluftnengen  wird  es  mOglidi  nacbeii,  die  AUeitnng  der  Endlangen 
der  einielnen  Fabriken  genan  sn  regulieren  und  die  durch  die  abgeleiteten  Bndlaugen 
veraisaditen  Sobidigungen  auf  ein  mg|^ichBt  geringea  Maß  hinabaudrioiken.  Btwaige 
NeukonzegBionen  wChdoi  sweckmäüig  lediglich  das  Maximum  der  Endtaugenmenge 
von  einem  bestimmten  spezifischen  Gewicht  anzugeben  haben,  welches  jährlich  ab- 
gelaaeen  werden  darf.    Voraussetzung  dafür  wäre  allerdings  des  weiteren 

1.  Die  Einrichtung  von  Apparaten,  welche  den  AbÜuß  der  Endiaugen  auto- 
matisch regeln. 

2.  Die  SchatTung  guter  Einrichtungen  für  Verteilung  der  Endlaugen,  damit  eine 
grfindUdie  üurdiniiBchung  von  Flnfiwaaeer  und  Bndlaagen  mifi^ebal  adinell 
eintritt. 

8.  Die  SehafRuig  von  Auf baltebeoken  fBr  die  Bndlaugen  bei  den  einseinen 
Fabriken. 

4.  Danernde  Verbindung  der  eiuehien  Kaliwerke  mit  der  notwendigen 

5.  zentralen  ÜberwachuDgs-  und  Untersuchungsstelle. 

Zu  1.  Die  Einrichtung  von  Apparaten,  welche  den  Abfluß  der  Endlaugen  auto- 
matisch regeln,  ist  von  der  größten  Bedeutung  für  die  Herabmindorung  der  Unzu- 
träglich keiten,  welche  mit  der  Einleitung  von  Endlaugen  der  Kaiifabriken  in  die 

•)  Bei  der  Beratung  dee  Gutachtens  im  Roi:  h«  Oo«nndheitirrate  ist  der  Antrag  gestellt 
worden,  auch  fUr  den  zulAwigen  Gehalt  des  Flufiwaa»e»  an  ächwefelsttore  eine  Grenzzahl  aaf- 
aoBteUee  (SO^-Joo  plus  Cblor.Joti  tdeht  aber  700  mg  im  Utai).  Dianr  Aatoig  fmd  aber  bei 
der  Abstimmong  keine  Mehrheit 


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—   97  — ^ 


öfltatUoh«!!  WaaMrUnib  'varbanden  und.  Bai  der  in  dm  TMmbiadnMn  JahnneitMk 
waehaelnden  WaaMrlWumiif  d«r  FlttMo,  wekbe  noch  duieb  die  in  dieee  eingebauten 
oft  sahlreicben  Ötanvoirichtungen  häufig  beeinflußt  wird,  echwankt  der  Versftlsungs^ 
gnd  des  Flußwaesers  isehr  erheblich,  wenn  nicht  die  Einführung  der  Endlaugen  der 
Wasf^rfQhrang  des  FInßlaufs  angepaßt  wird.  Sofern  die  Einführung  der  Endlaugen 
notoraatiscb  geregelt  wird,  eodaß  die  jeweils  abfließende  Laugenmenge  zu  der  Wasser- 
führung des  Flasses  in  gleichem  oder  doch  wenigstens  annähernd  gleichem  VerhältuiB 
steht,  wird  die  Verdünnung  der  Endlaugen  im  Flußwasser  üemlich  konstant  sein. 
Die  BenuUung  «dehar  mtomatiaeh  arbeitendan  AMttldiiifehliingen  Uatat  nodi  den 
mitaran  Vorteil,  dai  dar  FlaHUtif  gegen  iridaraachtlieh  alattfindeDde  atlrkere  Ifiin- 
laitnngan  von  Endlangen  geacbfttil  tat,  mdnndi  VttiiideiongeD  d«a  FlnJIwaaaava  va^ 
miadan  werden,  weldia,  aalbat  irann  aie  nur  kurae  Zeit  aobaltan,  oft  recht  aohidliob 
wirkau  künnaii» 

Dia  AMoltmeDge  dner  Fldaaigkeit  hingt  ainisMl  A  von  der  GrSie  der  Abfluß- 
Gflhnng  und  dann  von  der  aogenannten  Ausflufidmckböhe.    Um  deshalb  zu  errdehan, 

daß  ein  der  jeweiligen  Wasserführung  des  Flußes  verhältnismäßig  gleicher  Lnugen- 
abfluß  stattfindet,  muß  die  Aupflußöffnung  in  bestimmter  Abhängigkeit  mit  den 
Fluß  Wasserständen  verinderlich,  die  Ausflußdruckhöhe  aber  unabhängig  von  denselben 
konstant  sein. 

Beide  Bedingungen  erfüllt  der  in  Fig.  12  skizzierte,  von  Rfurnt  Professor  Dr. 
Ing  Hotopp  (Hannover)  konstruierte  Abflußregulator,  welcher  den  Abtluß  der  End- 
laugcii  der  Chlorkaliumfabrikeu  der  Gewerkschaften  Asse  und  Uedwigsburg  in  die 
Oker  (unterhalb  Veltenhof)  reguliert. 

l'm  die  Wirkung  des  Abtlußregulators  von  dem  je  nach  der  Menge  der  ab- 
fließenden Laugen  veränderlichem  Drucke  unabhängig  su  machen,  ergießt  sich  die  Lauge 
ana  dar  DmeUaitung  R  tnnlehat  in  ein  oflboea  an«  Ebm  hergestelltea  Zwiachengefafl  K 
derart,  dafi  der  Spiegel  daf  Lange  inneriialb  deaaetben  dnrdi  daa  mit  dam  Schwimmer  B 
vorbnndame  Ventii  V  anf  annilhenid  (Reicher  Höhe  gehalten  wird.  Schwimmer  nnd 
Ventil  aind  dnroh  den  Hebel  H  ao  veibtinden,  daü,  je  naefadem  der  l4iogenaplegel 
in^  Gefäß  steigt  oder  fUlt^  die  Zuflußöflnung  sich  verkleinert  oder  vergrößert.  Die 
Znflulkiffnong  ist  gegenüber  der  Weite  der  Robrlmtung  R  stark  reduziert,  um 
Schwimmer  und  Zuflußventil  in  handlichen  Ahmcfsnnppn  ?.n  halten  und  das  letztere 
bei  etwaiger  Störung  seiner  Verbindung  mit  dem  Schwimmer  unter  der  kung  des 
Gewicbtf*  G  f  liiHttiitig  zum  Schluß  zu  bringen.  Vom  Zwischengefäß  K  gt^augt  die 
Endiauge  durch  das  mit  einer  durclilocherteu  Haube  versehene  Verbinduugerohr  Ri 
in  den  eigentUohen.  Abflnfiiogulator,  d«r  in  dam  «fanmeu  Kasten  Ki  «ntergebiadit 
ist.  Dineh  das  mittala  daa  Hebala  Ht  mit  dam  Sehwimmar  Si  vorbondana  Ventil  Vi 
«vColgt  eine  joahean  genaue  HAheneinataUung  daa  Laugenspiegala  in  Ki,  aodaft  die 
Lange  nnter  konatantem  Dmtk  durch  daa  VentU  Vt  abflieft^  Die  AnaflaOSflhtmg 
dieaes  Ventila  ist  in  Form  von  vier  oad»  tmten  allmlhlidi  enger  weidenden  Behlitaan 
in  den  Umfang  dea  q^Undriaehen  Ventilkegda  Vg  eingaarbdtat,  wie  aoa  Fig.  12  er- 
aachtüeb  iat 

Aiki.4.  KabiiL««u4tallMHil».  B4  tlSVOL  « 


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Der  Vantilkegel  Vi  ist  durah  Hebd  Hb  mit  dem  SdurimiiMr  Bt  ^mtadto. 
Dieser  steigt  nnd  fällt  mit  dem  jeweiligen  WaiMMliade  des  Fluaaea  und  bewegt  den 

Ventilkegel  Vt  in  einer  kreisförmigen  Bodenöffnung  dee  Kastens  Ki  ab  und  aufwärts. 
Die  Größe  der  AueflußöfTiiung  ändert  sich  also  in  bestimmter  Abhängigkeit  von  dem 
Waseerstaucie  des  Fluases.  Für  den  Gebrnuch  ist  die  Form  der  A usfluOschlitze  im 
Kegel  V|  so  2U  bestimmen,  daß  bei  jedem  Wasser&tande  im  Flusse  die  entsprechende, 
d.  h,  die  der  zugelassenen  Versalzung  des  FluOwassers  entsprechende  Laugenmenge 
sam  Abfluß  k<»nmt.  Bei  tie&rtem  Waiseiatftade  gelangt  der  Ventilk^  Vt  in  luiie 


Flg.  IS.  AblliiflrttgaUtor  fikr  EndlngAiiy 
naeh  Battrat  Profcseor  f>r.  Ofng.  Hotopp, 
eiDgeri^^tet  für  die  Gewerkschaften  .Ane* 
und  •Hadwigilnug*'. 


TT 


rr 


1     .  |\^^  i 


MMK 


höchste  Stellung,  in  welcher  die  Au^flußschlitze  sich  gans  aus  der  kreisförmigen 
Öffnung  herauflbeben,  so  daß  der  Ventilkegel  mit  seinem  vollen  kreisförmigen  Quer- 
schnitt in  der  Üffiiung  eteckt.  Die  Ausflußöffnung  besteht  dann  nur  noch  aus  dem 
Spielraum  zwischen  dem  Ventilk()r{)«r  und  der  ihn  umßchließenden  Wandung  der 
kreisförmigen  Öffnung  Ein  solcher  Spiehaum  ist  erforderlich,  uro  dem  Ventii  \t 
jederzeit  die  «rfurderliche  zwangslott«  B«weguiig  zu  sichern  und  Klemroungen  zu  ver- 
meiden. Dieeer  Spielraum  muit  an  bemfiseen  werden,  dalt  mt  gerade  fOr  den  Abflnft 
der  beim  kleineten  Weeeentande  des  Flußlaufe  noch  gestatteten  Laugenmenge  am- 
leiebl  INe  Bndlauge  Ollt  aus  dem  Kasten  Ki  durch  die  Ausflulisohlitae  in  einen 
Triebler,  von  wekbem  ein»  oder  mehrere  RoluablMlnngen  absweigen,  weldie  du  End* 
laugen  dem  Flußbtnfe  unter  oder  obwirdisob  suitllireu. 


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-  M 


Die  Aiivwidmig  ein«  aokheB  oder  ibnUfllh  koiulraieften  AbflniNgDktan  mM 

dM  VorhandenseiD  voa  AQ&UtubMttins  voraus,  in  welchen  die  Eodlangen  bei  etwa 
nötig  werdenden  Reparaturen,  wie  auch  diejenigen  Mengen  Endlangen,  «elebe  jeweilig 
in  den  Flufilauf  nicht  gelangen  können,  aufgeeanunelt  werden. 

Zu  2.  Was  die  Schaffung  guter  Verteilungeeinricbtungen  für  die  Endlaugen 
im  Wasser  der  Wipper  und  Unstrut  anlangt,  damit  eine  gründliche  Durchmischung 
von  End  laugen  und  Flußwasser  eintritt,  so  genügt  die  einfnchf  sfitliche  Einmündung 
der  gebchlossenen  Rohrleiluug  in  die  Fiußlaufe  nicht,  Ua  die  gesammelten  Erfahrungen 
lehren,  daß  dabei  erst  nach  längeren)  Laufe  des  Flusses  eine  gleichmäßige  Durch 
miechung  des  Flußwaasers  mit  den  Endlaugen  erfolgt,  und  es  daher  vorkommen  kann, 
daA  noch  mehtete  Kilometer  unterhalb  der  ISualeitungiBteUe  eine  mgldobe  Veiteiliiiig 
beiteht. 

Bei  der  Wipper  nnd  encih  bei  der  Unslrot,  eoweit  dieee  nidit  eebiffber  ist.  läOt 
ildi  du«  gldobnAlllg^  Verteilung  der  Bndlaagen  em  einftehaten  und  lic^enten  dar 
dmeh  enelolien,  daB  man  über  die  guiie  Breü«  dee  PhiOlanfee  «ine  im  Ende  ge- 
■ohtoaeene,  mit  Offirangen  venehene  eiNvne  Röhre  1^  —  eine  an  ihrer  ofaeira  Kmte 

mit  Einschnitten  versehene  Holzrinne  dürfte  die  gleichen  Dientite  tun  — ,  in  welche 
die  £ndlaugenrohrleitung  einmündet,  wobei  die  Endlauge  regenartig  in  das  FluA- 
wasser  einnUlt.  Eine  polche  Vorrichtung  hat  sich  bei  Einleitung  der  Endinnpen  der 
Chlorkalium fabriken  der  Gewerkschaften  Asse  und  Hedwigsburg  in  die  Olier  und 
Schunter  durchaus  bewahrt,  so  daß  fchoii  wenige  hundert  Meter  unterhalb  der  Eiu- 
laufstelle  eine  gleichmäßige  Durchniiscbuug  der  EntUaugen  utit  dem  FluOwasser  her- 
beigeführt wird.  Xa  findet  eine  eolehe  gleichmäßige  und  heldige  Durehmisohung 
bei  fienottung  dieser  Vorriditung  etatt,  audi  warn  die  Sndlaugra  ohne  jede  vor- 
herige Verdünnung  in  den  Flufilauf  abgdcitet  werden.  Eine  Verdttnnnng  der  End- 
langen  ist  daher  nur  dann  erforderlich,  wenn  die  Bndlaogen  dnrdi  ein  seitlich  in  den 
Flußlauf  geführtes  Rohr  dem  Flußlaufe  zugeführt  werden,  well  liei  dieeer  Art  der 
Zufährung  eine  gleichmäßige  Verteilong  der  Laugen  im  Flußwaiser  auch  auf  llngere 
Strecken  nicht  erreicht  wird. 

Die  Fig.  13  zeigt  die  Vorrichtung,  durch  welche  die  Einleitung  der  Endlaugen 

der  Gewerkschaften  Asse  und  Hedwigsburg  bei  Veltenhof  in  die  Oker  erfolgt.  Daß 
auf  flippr-m  WffTe  eine  l>aldige  und  vn1!f?trtr;dipc  Durchmischung  der  Endlaugen  mit 
dem  Flußwüösei  t^iiitriit,  lehren  folgende  au  der  Oker  und  Schunter  ausgeführte 
Versuche  (Tabelle  37,  S.  101). 

Zu  3.  Größere  Sammelbecken  zum  Aufspeichern  derjenigen  Mengen  von  End- 
laugen, welche  bei  niederem  Was&ert>tande  bitweise  nicht  abgelassen  werden  können, 
bestehen  bereits  in  einzelnen  Fabriken,  so  z.  B.  in  Bleicherode  (2  Bassins  zu  je 
1800  cbm  Fassangenuim,  welche  imatande  wixen,  die  Ckmaltitendlaugen  von  S4  Tagen 
•aüusipdchem),  femer  in  Oellingen  (8  Ijaugenbaseine  von  susammen  8600  cbm 
Fasenngsranm,  wdebe  angeblich  einen  Monat  lang  die  Laugen  aneammeln  könnten; 
Hetstellungapnia  110000  Mark)  und  in  Wolkramshausen. 

Zu  4  nud  6,   Eine  glncbmlßige  Verteilung  der  Bndlaogen  auf  des  Wasser 

T 


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—    100  — 


der  Vorfliit,  entsprechend  ihrer  jeweiligen  Wasserftthrung ist  nur  möglich,  wenn  die 
Ableitung  der  Endlaugen  eowohl  zeitlich,  als  auch  ihrer  Menge  nach  von  einer  zentralen 
Stelle  aus  geregelt  wird.  Die  Schaffung  einer  solchen  Zentralstelle  wäre  daher 
zunächst  in  die  Wege  zu  leiten.  Die  bisherige  Kontrolle  leidet  an  dem  Mangel 
der  Einheitlichkeit  und  wird  außerdem  stellenweise  durch  ungeeignetes  (z.  B.  für  Wolk- 
ramshausen 8.  S.  33)  oder  doch  nur  unzureichend  ausgebildetes  Personal  (z.  B.  für 
Göllingen  s.  S.  26)  ausgeführt.    An  der  Wipper  liegen  allerdings  die  Kontrollen  für 


Fig.  13.    Vertellungsapparat  fQr  Endlaagen  aus  Chlorkalinmfabriken. 


die  Kaliwerke  (mit  Ausnahme  von  Bleicherode  und  Bernterode)  bereits  zusammen  in 
den  Händen  eines  Sachverständigen.  Bei  den  nahen  Beziehungen  zwischen  Wipper, 
Helme  und  Unstrut  sollten  diese  drei  Flüsse  aber  zu  einem  gemeinsamen  Kontroll  bezirk 
zusammengeschlossen  werden. 

Werden  in  der  zentralen  Uberwachungsstelle  Vorrichtungen  angebracht,  welche 
jederzeit  einen  völligen  Überblick  über  die  bestehenden  Verhältnisse  erlauben  (elek- 
trische Wasseratandsfernmelder,  unmittelbare  telephonische  Verbindung  mit  den  Werken, 

')  Zwecks  Regelung  der  WasscrfQlirung  dieser  Finsse  könnte  auch  an  die  Errichtang  von 
Taleiperren  und  Stauweihern  im  Wipper-  und  Unstruttal  gedacht  werden,  doch  erscheinen  im 
Uinbliclc  auf  die  Uodenverh&ltniBse  und  die  Kosten  im  vorliegenden  Fall  aolche  Maßnahmen 
schwer  durchfOhrbar. 


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—   101  — 


TftbelU  87. 
i>)  Bahnater. 


Am  lioken  TTfer 

In  der  Mitte 

Am  reohton  I'feir 

iter  Gehalt  in  Thlor  in  10<IO  rem 
SchaDterwaeser  betrug 

an  der 
Oher 
ttäclie 

am 
(i  runde 

an  der 

Ober 

am 
Gründe 

an  der  ! 

»tu 

()))cr 
flidw 

mg  im  1 

mg  im  1 

mg  im  1 

100  m  niitiM':;ilh        T'Hifluftso-  der 

Endlaugtiu  vuui  ay^L  ^ii-w  1,214 

21  b 

a?»     1  278 

aOO  m  unterhalb  d«a  liUotiueses  der 

Wndlwigwi  vom  ipai.  Gew.  1,214 

872 

272 

278 

273 

272    1  278 

IH«  airto  dw  Wmwiv  balni 

t  la  «IImi  13  Wim 

rproben  86  dutwb«  Gmde. 

b)  Oker. 

I. 

Ohkr  in  1000  tx 


m 


von  «pM.  Gtw.  1,886 

dm  EtnfliiHHej^  der 
lägen  vom  apei.  Gew.  I,-2;c> 

Die  Httrta  dee  Wi 


Am  liakco  Ufer 


In  der  Mitte 


Am  rachtoD  Ufer 


an  <!fr 
Ober- 


am 
Oraode 


im  1 


an  der 
über- 
dftelie 


lO 

mitt 

lerer 
Tiefe 


am 
Grunde 


an  der 
über 
fllcbe 


am 

Gninde 


mg  im  1 


mg  im  ] 


4A0 


-MO 


444 

1-10 


440 


440 


440 


betrag  bei  aUen  14  W—erptoben  36  deateche  Gvwie. 

n. 


200  ro  anterhalb  des  RintluMesder 
Eadlaogeo  vom  apez.  Gew.  1,240 

500  m  vntariMdb  de*  Ef  nflniBee  der 
EndlHigea  vom  ^»ea.  Gew.  ],249 

2400  m  unterhalb  de«  EinfluBPes  der 
Endlangen  vom  apez.  Gew.  1,249 


532 


A28 


532 
688 

528 


582 
588 

528 


532 
582 
528 


682 
688 


532 
588 


528    I  528 


532 
51» 
528 


Die  Hftrte  dee  OttenrMeen  betrag  in  allen  21  Wasaerproben  80  demtidie  Gnd«. 


Rpgistrierapparat  für  Pegelatände  und  Konzentration  der  Flußwft"^Rpr  n  fiprpl.),  bo  wird 
sich  eine  R^^gelung  der  AbflußmenL'en  von  dort  auB  in  befriedigender  Weis;'  ermöglichen 
lassen.  Daneben  wird  man  liaraui'  hinzuwirlcen  haben,  daß  die  Hnuptpruduktiono- 
Zeiten  dea  Carnallita  nach  Möglichkeit  auf  diejenigen  Jahreszeiten  verlegt  werden,  in 
veldwn  die  Vorfluter  erfehrungvgemiil  reichlieh  Warner  ftthmi.  Außerdem  läge  der 
Zentimletalle  noch  die  Aufgabe  ob,  su  beetimmtmi  Zeiten  an  geefgneten  KontroHeteUen 
Waaierprotiett  la  ontnehiaen  und  au  analyrieren. 

Von  beeonderer  furaktisohef  Wiehtigkeit  Ut  die  KontroUe  der  'bnehaltung  der 
fOfehnienen  Greonahlen  dondi  die  Zentraletelle.  In  den  piakliaeh  an  der  wirtadiaft- 


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licfaMi  AnflDtttsuDg  det  FIoBwamm*  interaMierten  Kreisen  ist  nichts  so.  niuingenehiii, 

als  plötzlich  durch  eine  ganz  andere  BeecbsStebrit  des  Wassers  infolge  sehr  starker 
Übenchreitung  der  Konseseion  übenascht  so  werden,  ohne  vorher  entsprechende 
Kenntoüi  davon  zu  erhalten. 

Wer  die  Fabrikation  kennt,  weiß,  daß  dabei  UnfSUe  vorkomint^n  k  nii  eti,  welclie 
Schaden  bringen.  Sie  sollten  aber  nicht  verheimlicht  werden,  sondern  oöen  zur  Mit- 
teilung gelangen,  um  berückaichtigt  werden  zu  können.  Solche  Unfälle  können  gans 
ohne  Schuld  der  PsbrOcen  mkomroen.  Werden  sie  aber  «n  «ne  ZentrelsleUe  sor 
BeksnntnuuihQng  oflbn  mitgeteilt»  so  fiOrdem  als  das  Vertianen  in  die  normale  Hmd* 
habving  des  Betriebs. 

Gende  anf  diese  wirkliehe  Innriialtoiig  der  Kamss^n  wird  in  den  pnktticlken 
Interessentenkreisen  der  hOdisto  Wert  gelegt.  Nichts  würde  das  gegenseitige  Ver> 
trauen  mehr  fördern,  als  wenn  die  Ergebnisse  der  Registrierapparate  nnd  Analysen 
von  bestimmten  Stellen  der  Waseerläufe  alsbald  lur  öffentlichen  Kenntni"  pebmrht 
würden.  Auf  diese  Weise  würde  sich  bald  ein  gewisses  Vertrauen  iu  den  beteiligten 
Interessentenkreisen  einstellen,  welches  aus  dem  Bewußtsein  der  gegenseitig  notwendigen 
Hückitichtnahme  eutapriogt. 


17.  SchhiMtie. 

Ans  AnlaO  einer  Bntsdieidang  des  Beaiksaussehiisass  des  2.  Verwaltongsbesiiks 

Apolda  des  Orolthersogtums  Sachsen  vom  10.  Januar  1907,  nach  welcher  die  Ver- 
härtung des  Wassers  der  Unstrut  durch  Endlaugen  der  Chlorkaliumfabrik  der  Ge- 
werkschaft „Groflher/.op  Wilhelm  Ernst"  in  Oldisleben  bis  auf  60"  gestattet  worrlpn 
ist,  wogegen  preußiacherseits  mit  der  Begründung  Einspruch  erhohen  wui  daß  eine 
Verhärtung  des  Wassers  der  Unstrut  nur  bis  auf  37Vi'  als  «ulässig  zu  erachten  sei, 
ist  der  Reichs-Gesundheitsrat  mit  der  Erstattung  eines  Gutachtens  über  die  Frage 
beanUragt  wofden,  inwieweit  vom  gssnndlMita-  und  yeteriwBrpoHseilichen  Standpunkt 
ans  sine  Versabnng  der  Uostrat  geduldet  werden  könne.  Im  Ansdilufi  an  disssn 
Anftrsg  wnrde  auf  Grand  «Ines  SrsQehans  ds«  BcliwarsbQig-BndoMädtisdien  Begtevnng 
dem  Bddie-Gesandlidtsrat  wmterbin  aiii%ageben,  sagkkib  ein  GstMÜiten  ahsugeben 
ttber  die  höchstzulässige  Vemalsnng  der  Wipper,  eines  Nebenflusses  der  Uostriit,  der 
gleichfalls  durch  Endlaugen  von  Chlorkaliumfabriken  versalzen  wird. 

Der  Reichs  G^odheitsrat  hat  den  Tatbestand  geprüft  und  ist  an  folgendem 
Ergebnis  gelangt: 

I.  Der  Wipper,  der  Unstrut  und  der  zu  dem  gleichen  Flußgebiet  gebürenden 
Helme  werden  seit  der  ErscblieAnng  des  Thttringischen  Kalibergbaues  die  Endlaugea 
einer  groSen  Ansshl  von  Chlwlialhimfsbriken  sngelQhrt.  Diese  Flttsse  werden  dadoreh 
in  einem  nicht  nnbetrichtlieiien  Halle  vennlaen.  2Siin»it  kommen  fast  nur  die  Snd- 
langen  der  Verarbeitnng  von  Oamallit  if|  Betracht 

3.  Wipper  und  Unstrut  ftthrsn  bA  Sachsenbnrg  (Mflndung  der  Wipper  in 
die  Unstrut)  an  etwa  150  Tagen  im  Jahre  eine  Wassermenge,  weldie  weniger  als  die 
Mittelsommerwaasermenge  (17,8  flek./cbm)  beträgt 


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—   10«  — 


Die  niaprilngliche  Gesamth&rte  des  Wassers  der  Wipper  vor  Zutritt  der  ersten 

Kalifahriknbwäaser  betragt  etwa  20  bis  40®   von  welchen  etwa  10"  durch  KsrHonfit 
härt<?  bedingt  sind.    Die  ursprüngliche  Gefiflnithärte  des  Wassers  der  ['iiptrut  (ober- 
balb  des  Zutritts  der  Wipper  und  der  AlitluRse  von  Kalifabriken)  belriiet  etwa  80  bis 
40°,  von  welchen  etwa  lo'^'  durch  Karbonaihärte  bediugt  sind.    Die  Wertä  schwankea 
j«  nach  den  Wasserstinden. 

3.  Gegenwärtig  beeteben  imd  besitsen  zum  Teil  Konsessionen  zur  Einleitung 
ihrer  Eddlaogen 

in  die  Wipper 

anf  pnaliaohem  Gebiete  die  Kaliwerke: 
Benteiodei 
SollMedt, 

Bleicherode, 

Wolkramahausen  (Ludwigshall.  Immenrode,  Nordhäaeer  Keliwerke), 
im  FQrstentum  Schwarzburg-Sondenhaosea  du  Keliwerk 

Stockhann^n  („<'Th"irkatjf"X 
im  PürstciituDi  g-chwarzburg  Rudolstadt  das  Kaliwerk 

GöUirigen  („Güntberaball"), 
in  die  Unstrut 

a)  (Inmittelbar 

auf  Grofiberzogüch  äachsischem  Gebiet  das  Kaliwerk 

OUiilebea  (»OiQÜMnog  WiOidni  JErasi"), 
Ulf  pieiiffiioliem  GeUet  die  EaliireAe: 

8o»etedt, 

HeldrnngHi, 

RLfilebeo. 

b)  Hittelbar  dnrob  die  Helme 

auf  OraSheraoi^ch  Sächsischem  Gebiet  das  Kaliwerk 

Heygendorf  („Thüringen"), 

c)  Mittelbar  durch  die  Zorpje  and  Helme 
auf  preußischem  Gebiet  das  Kaliwerk 

Sollstedt. 

Andere  Werke  sind  noch  im  EiitNtehf  n  ln'^rifftn 

Die  bisher  von  Preulien,  .Schwarzburg  Sondershausen  und  Schwarzburg  Rudolstadt 
erteilten  Konsessionen  erlauben  eine  Verhärtung  der  Wipper  bis  46'  der  Unstrut  bis 
37Vi*.  Für  die  kleine  oder  Frankenhineer  Wipper  bestimmt  die  erteilte  Konzession, 
da0  der  Znnache  rar  natllrliohen  Hirte  48*  nicht  flbeisleigen  darf.  Die  von  Baoheen- 
Wainaar  den  Kaliweike  »Thttrinpn*  erteilte  Konaseeion  gestattet  dne  Veihirtung 
d«i  WaaM»  der  Helme  auf  43  bis  45«.  Die  pceaAieeheraeita  dem  Kaliwerk  Sollatedt 
«rtcilte  KotuMrion  aar  Ableitung  eeiner  Endlaugen  in  die  Helme  gratebt  anterfaalh 
der  BSiamfindong  dieser  Endlaugen  eine  Verhärtung  der  Helme  ebenfalls  bis  46*  au, 
dagegen  vor  Ihrem  fiinfloA  in  die  Unatrut  nur  eine  Verhärtung  auf  d7V»*. 


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->  104 


4.  Die  tRtf^ärhlirhe  Vprsalzunp  der  Wipppr  durch  die  Abwässer  Her  «n  riipsern 
FluBse  gelegenen  Chlorkaliumfabriken  ist  sehr  erheblich.  Sie  überscbreitel  gewoimUch 
die  durch  die  Konzessionen  zugelasseae  Verhärtung  bis  zu  45**  recht  wesentlich. 
Zurzeit  werden  der  Wipper  täglich  die  Endlaugen  aus  der  Verarbeitung  von  etwa 
0000  Doppelzentnern  Oarnallit  tugefOhri.  Bai  vBIliger  AuBDÜtmng  der  Konxoeeionep 
wttiden  die  Bndlaagm  von  «iwa  18000  DoppaliMitiiem  CunalUt  mm  Abflntf  gebngeii. 

Audi  bei  der  Unetriit  ftbenobreitet  «fie  VeiMlsiuig  in  «ntetreik  Lenf  duidiireg 
die  in  den  KonseteloneD  erlamble  Verhiftaiigigieiiie:  je»  die  ünetrut  «ligk  birawikn 
schon  obeilialb  des  ersten  an  der  Unetrut  gelegenen  Kaliwerkes  (Oldialeben)  eine 
höhere  Verhärtung  als  37'/t°,  wie  die  durch  die  KonzeRtionen  für  die  betreffenden 
preuOiscben  Kaliwerke  genehmigt  ist,  auf.  Im  Herbet  1908  wurden  der  Unetrut  un 
mitk'lbar  und  durch  Wipper  und  Holme  täglich  die  Endlaugen  aus  der  VerarVieitung 
von  etwa  20000  Dop|>elzentnern  Carnallit  zugeführt.  Bei  völliger  Aiisiiützun^;  der 
Konzessionen  würden  die  Endlaugen  von  etwa  46000  Doppelzentnern  CaruaiUt  zum 
AbfluA  gelange 

5.  Die  Belestang  dee  FluSwaaien  mit  EndUngeo  ens  der  CUorkaUumlkbiikRtioii 
het  täx  die  Anlieger  «nee  FtuMee  Neehteile  im  GefolgPi  die  um  so  eilieUkber  mid 
unberechenbarer  eind,  je  regelloeer  und  ilirker  der  Seligebelt  dee  Fluflwaseeri  eebirankL 
Diese  flohwankungen  dee  BalsgelMitea  treten  gageniriUrUg  bei  Wipper ,  und  Unatmtt 

beeondern  aber  an  der  Wipper  in  die  Erscheinung. 

Als  Nachteile  infolge  der  Belastung  eines  Flußlaufes  mit  Bndlai^gen'  der  Chlor* 

kaliumfabrikntion  eind  nachfolgende  in  Betracht  zu  ziehen:  *  ' 

a)  die  Beeinträchtigung  des  Flußwassers  als  Trinkwaaaer, 

b)  die  Beeinträchtigung  des  Flußwasncrs  als  Träukwaaser, 
o)  die  Versalsung  der  Brunnenwä^wr, 

d)  die  Bceintrichtigung  des  FinJwowere  für  banawirtiohafUiche  Zwe^e, 

e)  die  Schid^nng  dee  Fiiehbestandee, 

f)  die  flohldigung  laodwirtaohaftUdMr  und  gewerbUdiev  Xntereeeen, 

g)  die  Herabietiung  dee  Selbitieinigungpfermflgens  des  Fluewe. 

Soweit  Wipper  und  Unetmt  in  Betredit ' kommen,  dnd  dieee  Naobteile  in 

folgender  Weise  zu  beurteilen: 

Zu  a).  Schon  daa  mit  Endlaugen  auf  45"  verhärtete  Wipper-  und  ünstrxitwasser 
ist  als  Trinkwasser  seines  Gepchmackee  wepi^t:;  r\t:f  r!i>  l>-5itf'r  kaum  verwendbar. 
Sicher  unverwendhar  int  ein  auf  60"  durch  Endlaugen  verhärtetem  Wipper-  und  ünstrut- 
waeser.  Dieser  Uuistaud  ist  indessen  um  deswillen  von  geringerer  Tragweite,  weil 
ungereinigte!  Waner  offener  FluOlänfe  eioh  Ar  TrinknredEe  nicht  eignet  Die  An- 
wolmer  der  Wipper  und  Unstmt  eind  auf  dae.Weaeer  dieeer  FluOllulb  lur  Deckung 
ibrei  Bedarfs  an  Trinkwasser  aneb  niclit  angewieeen.  Wo  dieses  Weeser  sn  Trink- 
sweeken  von  den  Anllsgem  oder  der  BehifferbevBlkemng  nodi  verwendei  wird,  eoUte 
Im  Interesse  der .  dflbotlkhen  Geenndlieit  edileunige  AUiilfe  durch  Bseohafiüng  ein« 
wandfreien  Wassere  gescheflen  werden. 

Zu  b).  Als  Tränkwasser  für  Tiere  wird  das  Wasser  von  Wipper  und  ünatrut 
in  ausgedehntem  Mafie  beoutst.   Bei  Versachen,  die  im  Kaiserlichen  Geeundheitsamte 


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—  106 


ausgeführt  worden  sind,  bat  ein  durch  Zusatz  70d  Endlaugen  aus  Cblorkaliumfabriken 
am  60**  verbärtetes  Wasser  nacbteilige  Einwirkungen  auf  Schafe,  die  bekanntUoh  fOr 

Bcbädigcnde  EiuflQsse  auf  den  Verdaiumpikanal  besonders  empfindlich  sind,  aiich  bei 
monatelanger  Verabreichung  des  Wa.-?«terH  nicht  erkennen  lassen;  dagegen  tratpn  hei 
einer  Verhärtung  des  Tränkwassers  um  600*^  Schädigungen  der  Versachstiere  in  die 
Erscheinung. 

Zq  c).  Eb  hat  sich  hat  kflinam  der  untenoohten  Brunaen  in  der  NMhe  der 
Uiutnit  ftatstalleo  laaien,  daß  bei  gewöhnlldien  FlullwaMWtttibidao  daa  BmnneawaMmr 
dinoh  den  Eintritt  d«a.  vonnlienen  Floftwaeaen  in  anner  Beachaffanhett  beeintrlehtigt 
wird.   BaaQglieh  dar  Amnnan  an  dar  Wippar  Uagen  beeaodara  Slagan  nicht  vor. 

Zu  d).  Ein  durch  Endlaagen  aas  Kalifiibriken  erhaUicih  vwUlctetoa  Fhiivaaear 
iat  für  haaawirtechaftliche  Zwecke  wenig  brauchhar,  zumal  die  durch  solche  End- 
laagen bedingte  Verhärtung  fast  ausschließlich  aus  Mineralsäurehärte  besteht.  Der 
Übelstand  der  starken  Versa kung  des  Fhißwasw>r«(  iet  in  den  in  Frage  stehenden 
Gegenden  um  so  fühlbarer,  als  auch  die  naturiiciien  Brunnenwässer  daselbst  großen- 
teils erhebliche  Härtegrade  aufweisen.  In  der  Regel  ist  diese  Härte  aber  zu  60  bis 
70  %  durch  Karbonatbärte  bedingt,  während  iu  dem  durch  Endlaugen  verhärteten 
üntmtwaM»  etwa  75  Vo  dar  Hlrta  ana  Bnoandainnbirta  hartahan.  Dja  varmindarla 
Brauchbarkeit  daa  Wippar-  und  Unatratwaeaara  zur  haoaidriachaftlichan  yar«anduD& 
im  beaondaren  lu  RaimgongiBwei^n,  iat  ala  dar  varhiltoiaraiSiK  badenUidiate  Obel« 
ataad  vom  gaeondhaitlidiaD  Gadchtapunkte  aua  aniuaehan. 

Zu  e).  Der  Fiscbbestand  von  Wipper  und  Unstrut  ist  nach  glanbwQrdigan 
Angaben  in  dauerndem  Röckgang  begriffen.  Nach  dem  Ergebnisse  bereit«  früher 
einmal  angestellter  experimenteller  üntereuchangen  der  Königlich  Bayerischen  Bio- 
logischen Versuchpotiitioii  in  München  können  die  in  der  Wipprr  und  T^nsfmt  in  der 
Regel  vorhandenen  Saiziaengen,  im  besonderen  das  Chlormaunesium,  zwar  einen  un- 
mittelbar schädigenden  Einfluß  auf  den  Fischbestand  nichi  ausüben.  Es  erscheint 
iadesaen  eine  mittelbare  Schädigung  der  Fische  durch  Verringerung  ihrer  Nahrung 
infiitBe  dar  BadntrKchtigang  dar  nfcderan  Fauna  das  FluAiraflaara  durah  die  Abwiaeer 
dar  Kalifthrikan  nicht  awfaaehlcaaan,  namanttidi  wann  der  Grad  dar  Vermbunf 
hinfif  aehwankt  und  dia  angalamena  Qrania  athablloh  flbMatatgt  Im  laUtaran  Falle 
iat  aaeh  eine  unmittelbare  Sohid^pmf  daa  Fiachbeatandaa  m  befOrohtan. 

Zu  f).  SohSdigung  der  landwirtschaftlichen  Kulturan  in  der  Unstrutniederang 
durch  Endlaugen  aus  Cblorkaliumfabriken  sind  bif>her  zwar  nicht  beobachtet  worden, 
doch  iat  bei  den  schweren  undurchlässigen  Tonböden,  die  hier  vorkommen,  die  Be- 
sorgnis nicht  abzulehnen,  daß  Schädigungen  durch  eine  unregelmäßige  oder  unerlaubt 
hohe  Versalzung  der  Lnetrut  und  Wipper  eintreten.  Im  landwirtschaftlicherj  Interesse 
ist  es  daher  geboten,  den  Grad  der  Versalzung  der  genannten  beiden  Flüsse  mügltchst 
niedrig  und  gleichmäßig  zu  halten,  um  die  mit  groAen  Unkosten  enielien  Erfolge 
dar  Malioralltm  in  dar  Unatrntnladamng  nicht  im  Laufe  dar  Jahre  in  Fraga  au 
■ifliian. 

In  dam  FlullgelMatk  auf  daa  aieh  dia  biiherigan  üntarauohungea  antraokt  haben, 
wird  aundt  daa  FluSwanar  su  gewerblichen  Zwecken  nicht  in  auagedahnlam 


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ümfknge  v«nr«iid«i,  m  ddl  fai«r  «rhabUeha  Schftdigangnii  der  Indtiatrto  danh  dm  Bin* 
leitung  der  Endlaugen  aus  Chlorkaliumfabrikeil  «ioBtweilen  niobi  in  Frage  kommen.  Ob 
und  inwieweit  solche  am  Unterlauf  der  UoKtrut  nnd  noch  weiter  nnterhelb  (an  der  8eale) 
vemreacht  werdeti,  ist  nicht  ermittelt  worden. 

Zu  g)  Wenn  die  Versalzung  einen  Gr«rl  erreicht,  daß  dfidurch  die  nipder«  Tier- 
welt des  FhißwEhaerK  zum  Absterben  gebracht  wird,  so  wird  daoiit  auch  die  Selbst- 
reiniguQg  des  Flusses  herabgesetzt. 

Eine  scharfe  Grenze  für  die  Härte  des  Flußwaesers,  bei  der,  sobald  sie  über 
ediritten  ^id,  nnmiitolbar  geenndheiti^  nnd  veterinirpollaeilkiie  IntareMen  ieeobldigl 
werden.  liSt  sieb  niofat  «afirtelkn.  Die  VerBaleung  der  Wipper  nnd  Unatrat  bedeotit 
in  geeondheiilidier  nnd  wirtMdMftlioher  Besidiung  dne  VeiBÖUediteranK  dei  WaneiB. 
Dft  eie  i^hitUdi  ane  RAekriehlan  nnf  die  Kalündnatrie  ddi  uidii  wird  Termeiden 
bunen,  ao  muß  zum  mindaeton  danadi  geetrebt  weiden,  die  Verfatrtung  ao  niedrig 
wie  nur  immer  möglich  zn  halten. 

6.  Eine  Überschlagsberechnnne,  der  die  gegenwärtig  zur  Verarbeitung  gelangenden 
Carnallitmengen  zugrunde  gelegt  wurden,  ergibt,  daß  es  tbeoretiech  mötrlich  ist,  unter 
der  VorausseUiung  eines  gleichmäßigen,  den  wechselnden  Flußwatbeiständen  ent- 
sprechenden Abflusses  der  Endlaugen  die  Gesamthärte  des  Wipperwassers  an  der 
MQndnng  der  Wipper  bei  Saeheenbu^  nicht  über  42*,  die  Oeiamthärte  dfle  Unatrat^ 
weaaere  bei  Wendelatain,  d.  h.  unterbelb  der  letalen  gegenwärtig  an  der  Unatiiift  ga> 
legvnen  Kalifabrik  nicht  Aber  44*  ateigHi  an  laasen.  Ea  wtfrde  nladann  anatdle  der 
aeitweiae  hohen  VerfaMrtnng  dee  Wippen  und  Unatrntwaaaan  eine  dnuernde 
mittlere  Verhärtong  tretaii.  D*  »ber  das  theoretisch  errechnete  Minimnm  aieh 
praktisch  nicht  ganz  erreichen  lassen  wird,  ao  ist  ein  Zuschlag,  nnd  twar  von  etw» 
5  bis  10*  erforderlich  Man  gelangt  dann  zu  einer  Verhftrtnngpgrenze  bei  Wipper 
und  Unptrut  von  etwa  öO**,  welche  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  einer  Chlor- 
menge von  rund  300  mg')  im  Liter  entspricht. 

Diese  Zahlen  sollen  indessen  für  die  Wipper  nur  vorläufige  sein. 

Da  die  Wipper  und  ünalmt  in  beang  nnf  die  vorlegende  SVage  ala  ein  «nliailp 
lioher  VlaihNif  ananaeben  aind,  ao  wlre  ea  daa  Gebotene  geweaen,  Ar  beide  Flfiaae 
die  Qranaiablen  von  60*  Birle  und  800  mg  Chlor  im  Liter  nur  Ar  eine  «insige 
Stalle  dea  gemainaamen  FluAlauft,  nimlidi  Ar  eine  Steile  unterhalb  dar  letalen  an 
der  Unatrut  gelegenen  Kalifabrik  festzusetzen  und  zu  beslimnten,  daß  von  dieser 
Stelle  aus  rückwärts  da.i  jeweils  für  die  einzelnen  in  Betracht  kommenden  Stellen  auch 
an  der  Wipper  zuläHsige  Mischungsverlirtlttnie  zwischen  Endlaugenmeng©  und  Fluß 
waBsennenge  zu  berechnen  pei.  Dies  war  ji  iir><-h  mangele  genauerer  dazu  erforder- 
licher  Unterlagen  liaupteaelilicb  an  der  \\  ipper  noch  nicht  möglich.  Die  BeschaÜuug 
derselben  durch  Mepsungen  von  Fhißwasser-  und  Ablaugenmenge,  sowie  durch  Unter- 

')  Dl©»«  Zahl  oiittipricht  den  tatBSchlichen  Verhältniaeen,  wie  sie  znrMit  der  Erstattting 
des  Gutachtenja  im  Unstnit-  und  Wipporwasser  vorlaKen.  DamaJa  warde  von  der  im  Gr«biet  dieaer 
beidao  Flniniale  belsfeoM  KalUodastiie  «MMblieKlicfa  OmiaUit  verarbeitet 

Bei  der  ünstrot  ist  die  Fii^'v-rkniig  der  aonetiKen  an  dieecm  Fiußlatif  vorhandenm  nult- 
haltigen  ZaflOsse  (a.  B.  Frankenbänaer  tioigraben,  Friedhofsquelle  ia  Artem,  AbflQsee  der  Saline 
Arten»)  «of  den  Cbbtgebelt  4«a  Wessen  in  diiaar  Zabl  berddtaiebtigt. 


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107 


aoehuDgen  das  Waisen  mflfita  «ina  dar  enten  Aufgaben  dar  in  AoMüdit  genominanan 
«entralaii  Übarwadimigntalle  (a.  nntaa  7o)  büdan.  Danacb  ivardan  tMk  die  end- 
gtUtigen  Grenwahlan  fUr  die  Wipper  eigeben. 

7.  DiMnii  die  dauernde  mittlere  Venalinng  von  Wipper*  und  Unatmtwaaaer 
niebt  ftbenM^rittan  «ivd,  lind  lidgande  MaAnalinken  notwendig: 

a)  Xintiehtang  swecfanUNger  Verteilnnpvorrfohtnngen  nnd  Ablaninra^er  fOr 

die  Endlangen. 

b)  Sobafitang  von  AnfiuJtobeekan  von  ganQgender  OrOfie  (Hat  die  Endlangen  der 

einzelnen  Fabriken. 

c)  Einrichtting  einer  zentralen  Untersiichunp»-  und  rbprwachungastelle  für  das 
Fhiß^ehu  t  der  Wipper,  Uelme  und  üüstrut,  soweit  ChlorkaUumfabriken  in 
Frage  kommen. 

d)  Dauernde  Verständigung  zwischen  den  Kaliwerken  und  der  Uberwaohuogs- 
atel]e  swaeka  Regelung  des  jeweib  snllaatgen  Endlanganabflniaaa  nadi  Oft, 
Zeit  nnd  Menge. 

e)  Bfgllnanng  der  innrit  flbUoben  aeitwriiigen  Kontrolle  der  chemiBohao  Zn- 
aammeneetaang  dea  Waiaera  der  Voiflut  dorob  eine  dauernde  Kontrolle 

nuttelst  selbstregistrierender  Apparate  (i.  B.  eines  Apparates  sur  lelbattitigen 
Registrierung  des  elektrischen  Leitvermögens  dea  FluüwasserB). 

f)  Dauernde  Kontrolle  der  Fluß  Wasserstände  (a.  B.  mit  Hilfe  von  aelbst* 
registrierenden  Pegeln  und  dergleichen). 

Bei  Einführung  der  vorstehenden  MaQnehmen  empfiehlt  es  sich,  in  den  Kon- 
zessionen künftig,  anstatt  die  täglich  erlanhto  Verarbeitungsmenge  von  Carnallit  zu 
beetimmen,  die  jährlich  zugelassene  V^-rarheiiungbrnenge  festzusetzen,  ferner  soll 
darauf  hingewirkt  werden,  daß,  soweit  möglich,  die  Verarbeitung  der  Hauplmenge 
dea  Rohmatariala  (daa  OamaUita)  an  Zeiten  größerer  WaBaerflUimog  der  Vorfluter 
erfolgt 


18.  Anbang. 

UntomiebuDiSimKiodeiL 

Die  Beatimmnng  der  lObrt»  dea  Waaaera  aobeint  nadi  den  Erfbbrangen  der  Beiiditp 
•ratatlar  immer  nodi  mit  Hilfe  von  fleifenlfianng  awgdQbrt  an  werden.  DIaee  Be> 
fliimmang  berubt  belmnntlieb  anf  der  Uaaeetinng  dea  Üittaanren  Kalinma  dar  Baife  mit 

den  gelösten  neutralen  Salzen  der  Eidalkalimetalle  und  des  Magnei^iums,  wobei  dieao 
Metalle  als  fettsaure  Salze  ausgeschieden  werden  und  lösliche  Balze  der  vorher  mit  ihnen 
vereinigten  SSuren  mit  dem  Kalium  sich  ergeben.  Sobald  die  Zersetzung  vollkommen 
und  ein  geringer  Überschuß  an  Seifenlösung  in  der  Flüfwigkeit  vorhanden  ist,  entsteht 
durch  Schötteln  ein  Schaum,  welcher  längere  Zeit  nicht  verschwindet.  Abgesehrn 
davon,  daß  Zeit  und  Stärke  des  Schüttelns  von  großem  Kiiiüuß  auf  die  Schauml'itdung 
nnd,  «iikan  aneb  die  Salae  der  Ürdalkalinietalle  tmd  dea  Magncaiun»  inaoCmi  ver> 
achieden  anf  BeiüBnUanng  ein,  ala  Kaldnmwiae  eelmdler   «de  Magnaainmaabe 


L/iyiii^uü  L/y  Google 


106 


zereetzt  werden.  Wenn  letztere  in  größerer  Menn^  vorhanden  sind,  so  bilden  sich 
leicht  Krusten  und  Häntchen,  welche  die  weitere  nnd  vollständige  Zerfletzung  der 
MapnppiiiiTiverbinrluiigeti  durch  die  Seife  beeinflussen.  Infolgedessen  wird  bei  Be- 
stimmung der  Hart«  eines  Fiußwaseera,  welches  die  chlorinagnesiumhaitigeD  Endlaugen 
der  Carnallit?erarbeitu(ig  enthält,  mittelst  Seifenlösung  die  Härte  in  der  Regel  er- 
heblieh SU  niedrig  gefaoden.  S<ddie  Dififerenzen  werden  vermieden  bei  Benatzuog 
d«r  Warth a-Ffeiferadien  Methode*),  bei  der  man  deo  Gehalt  an  Kaldnm-  und 
Magneeiunbikarhonat  (die  temportie  HXHe)  daroh  Titration  mit  Vio-Normal-Salariliin 
und  darauf  in  der  gleidien  Flflaeigkeit  die  Qesamthirte  dttrob  AuaAUeo  der  Brd- 
alkaliealse mit  einem  Übetaditil  einei  Gemiecbaa  ton  Violi*fonnal>Natriuoikarbonat>  nnd 
VioNormal  Natriumhydroxydlögung  und  Riicktitration  des  Überechuaaee  mit  VioNonnal- 
?nIz?äuro  bestimmt.  Die  Differens  xwiachen  Geearothirte  und  temporKier  Hirte  eigibt 
die  bleibende  Härte. 

Man  verfährt  zweckmäßig  in  der  folgenden  Weise : 

lüü  ccm  des  zu  untereuchenden  Wassers  werden  nach  Zusatz  einiger  Tropfen 
Aliaarinlösung  (1  :  500  Teilen  80  7o  igen  Alkobob)  in  der  Siedehitze  mit  Vio  Normal- 
Sahalnre  titnart,  hia  die  sariebelrot»  (hei  Geganwart  von  viel  Magneainmaakan  Uarn» 
fote)  Firhang  in  gelb  nnacbligt  nnd  auoh  nadi  anhaltendem  Kooban  die  gelbe 
Firbang  beateben  bleibt.  Dnrdi  Hnltiplikation  der  Zahl  der  verbrauebten  eom  Vi«Nonnal* 
fiatirtuve  mit  3,8  «iliilt  man  die  temporttie  Hirta  daa  Wanera  in  dentedien  Hirt»- 
giaden,  da  1  ccm  der  Vivl^ormal-Säure  2,8  mg  Kalk  (CaO)  entspricht 

Darauf  wird  die  vorstehend  erhaltene  Lösung  mit  einer  abgemessenen  Menge 
von  gleichen  Teilen  '/lo Normal  Natronlauge  und  'Ao Normal  Natriumkarbonatlösung  ver- 
setzt, die  doppelt  so  hoch  zu  wählen  ist,  als  dem  mutmaßlichen  Gehalt  des  Wn^^pcr« 
an  Kalzium  und  Magnesium  entspricht.  Dann  wird  einige  Minuten  gekocht,  abge- 
kühlt und  bei  15°  auf  200  ccm  aufgefüllt.  In  100  ccm  des  Filtrats')  wird  das  über- 
aehüstige  Alkali  mit  Vio  Normal-Salisftnre  unter  Zusatz  von  2  Tropfen  Metbylorange(l :  1 000) 
lurückgemeaien.  Dunh  Multiplikation  der  Zahl  dm  vethratichtan  oem  Vio-Nrnmal- 
Alkalikuge  mit  iweimal  3,8  erhilt  man  die  Oeeamtbirte  dei  Waamn  in  deutadien 
Hirtagraden.  Ana  der  so  gefundenen  Oeaamtbarte  ergibt  rieh  durch  Abing  der 
temporiiMi  Härle  die  bleibende  Hlrte  (Mineraieinitthürte). 

Zur  Fällung  den  Kalks  bezw.  der  Magnesia  braucht  mau  nicht  «ine  genan  ein- 
gestellte VjoNormal-Natronlauge  und  VioNorraal-NatriumkarbonatlöBung  zu  verwenden, 
sondern  es  genügt  eine  Lösung  von  7,5  g  kristallisiertem  Nnfrinmkarbonnt  und  2,6  g 
Ätznatron  in  1  Liter,  deren  alkaliseher  Wirkunj^werl  vorher  bef^limint  worden  ist. 
Bei  Bestimmung  der  Härte  in  FluOwasRern,  welche  größere  MeDpen  von  Endlatigen 
der  Gamal iilverai'tieituDg  euthalten,  also  Hehr  hart  sind,  beiiuizi  mau  zweckmäßig 
Lfieungen,  welche  die  doppelten  Mengen  Natriumkarbonat  und  Atanatron  anAaHan, 


*)  Zeitschrift  ttr  aoiew.  Chemie  190»,  Seite  189. 

')  Das  Alizarin  wird  l>ei  der  Bcatimmting  der  Oesamthärte  durch  d«s  ausfallende  Kalsiam- 
karbonat  mit  niedergerisaen,  so  daß  das  Fittrat  farbloe  abfließt  Die«  trifft  aber  nur  dann  zo, 
wenn  man  nicht  an  viel  AHnrbi  sageaetst  hat  Vor  dnem  la  groCen  ZnMti  muß  man  aioh 
bnten,  da  efai  Oberachnft  bei  der  spatetea  Titration  mit  Hetbfionuiiie  atOteod  wirkt. 


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—   10»  — 


«Iflo  annlhemd  V»  norm»!  aiiui,  um  b«  der  Tftraüon  nicht  ein«  lu  gn»Oe  FlfiMig- 
WltMMogt  tu  bekonuBiik 

Die  Wartha  Pfeifersche  Metbode  der  Hlitebestimmung  in  Waner^  welches 
SndJaugen  der  Chlorkaliamfabrikation  aus  Carnallit  enthält,  gibt  befriedigende,  mit 
den  auf  gewichtsanalytischem  Wege  (durch  quantitative  Beetimmungen  von  Kalzium 
und  Magnesium)  erhaltenen  Zalilen  genügend  iibereinstiroraende  Werte.  Sie  hat 
außerdem  noch  den  Vorteil,  daß  die  bleibende  Härte  (Mineralsäurehärte)  neben  der 
vorübergehenden  Härte  (Karuonathärte)  genau  bestimmt  werden  kann. 

E«  wurden  s.  B.  die  folgenden  Werte  «lulten 


UewichtmnalTtiBch  t>eatimnit:  ' 
Kalk  (C»0)        i    Hasoeeia  (MgO)         ^*'*"*  berechnete 

deatache  Härtegrade 


in  1€00«I  TUtan  Wi 


IMS 

as.5i 

14,44 

46,67 

15,00 

23,61 

14^ 

aoM 

16.62 

19,49 

Ü.06 

4,82 

16.46 

23,77 

S.51 

3,84 

16.91 

3,77 

9,18 

7,25 

16,56 

3,70 

51,16 
79,77 
48/» 
69,99 
48,99 
14,80 
49,70 
18,90 
22,30 
1933 
21,74 


Härtegrade  nach  Wartha- 
Pfeifer  geftmdeo 


50,00 
61,40 
48.26 
70,95 
44,60 
15,12 
51,34 

22,50 
20,90 
92,44 


Hfirte,  ans  dem  gewichteanalytiBch  gefundenen 
Gehalt  an  Kalk  und  Magneeia  berechnet 
BirteBrade 

Nrti  h  der  Methcxle  von 
Wartha  l'feifer  gefundene 

47.08 

48.10 

50,60 

50,20 

40,30 

41,62 

82,44 

88.02 

39,59 

38,92 

'0,80 

50,20 

Die  Bestimmung  des  Clilors  in  den  vorliegenden  chlorreiclien  Flufiwnesern 
bietet  keiaerki  technische  Schwierigkeiten,  da  die  bekannte  Methode  nach  Mohr 
dtucbaus  sichere  Resultate  gibt. 

Zur  orientierendeD  Prüfung  auf  den  Salzgehalt  dee  Flufiiroaeers  hat  eich  auf  den 
Reiaen  der  fierichtenUtter  die  Beatidomung  dee  elekiriachen  Leitvermögene  mit 
Weobeelstrom  naeh  Kohl  ran  eeh  wohl  bewfthrt  Der  au  dieeem  Zweck  beeoodeiv 
maftinmengeoleUte  Apparat')  iot  verhAltniemißig  leicht  (ca.  9  kg)  nnd  widentandaOhig, 
die  Anaftthrung  der  Beetinunimg  «elbet  überaus  einfach.  Ober  die  Verwertung  der 
Ergebniese  der  Untersuchung  des  elektrischen  Leitvermögens  tut  Ermittelung  dea 
Salzgehaltes  des  betreffenden  Wassers  ist  schon  oben  bei  der  Beeprechung  dee  regi- 
etrterendeD  Apparatea  das  Erforderliche  mitgeteilt  worden. 

')  Vgl.  Pleißner,  Handlicher,  tragbarer  Apparat  zur  Messung  dee  elektrischen  Leit- 
vermögens von  Wiseern,  Abwftesern  und  äalzlOaungen  ao  Ort  und  Steile.  «Wasser  und  Abwaseer" 
S.  Bd.  1919,  8.  Ä*9. 


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-   110  — 


19.  ANlaoM 

Aatoge  A. 

Srgebnissa  der  Unstnituntersuchung  in  der 


Die  ZaäOaae  der  Unstrot  aind 


9 

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a? 

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Hlrte  (P^titiiChe 

Grado) 

Nummer  der 

a 

1907 

En  tnftbm  ••teilt 

Grade 

i 

9 
C 
« 

o 

o 

a 

j  Berechnet 
aus  Kalzium 
u.  Magnesium 

- 

« 

ja  m 

a 

5 

1 

22.  Okt 
11* 

:),'>  km  von  Oldialeben, 
Wasaertflmpel  an  der 
Strafle  Oldisleben- 
Ekpmtadt 

11.2 

18,2 

Qelb 

Ge- 
ruch- 
los 

Neu- 
tral 

33,6 

8,9 

(24.7) 

Q 

12*' 

Projektierte  Einleitongs- 
•teile  der  Oldiilebeiier 

12 

15,4 

Farb- 
loa 

» 

n 

46,5 

14,4 

W) 

8 

Waaeer  dee  Brunnens  der 

Oldislebener  Chlorkaliura- 
fabrik,  200  m  vorn  Work, 
12  m  von  der  Uu»trut 

11 

173 

n 

If 

rt 

26,3 

16.8 

(»3) 

1" 

Weaeer  der  Uostrut»  enU 
nommen  en  der  OkUa* 
Mmmt  Braake 

11^ 

16,1 

n 

M 

H 

46,0 

14,6 

(813) 

A 

V 

1« 

Waeser  tier  Wipper  bei 
Sacbseoburg,  30  m  vor 
ihrer  Uflndoog 

11^ 

21,9 

Farb- 
loa 

Ge- 
ruch- 
los 

Neu- 
tral 

53,9 

153 

873 

7a 

7b 

Waaeer  der  Uoatnit,  ent- 
nommen  oberhelb  der  Bin- 
mllndvaK  der  Wipper 

12  1 
12.1 

13,1 

Farb^ 
loe 

Ue 
ruch- 
los 

Neu- 
tral 

41,4 
41,0 

15,1 
15,7 

8 

Wasser  der  Unslrut  an 
der  Bräcke  bei  Bretleben 

13,0 

16,2 

M 

n 

B 

50,9 

15,9 

35,1 

• 

4" 

Hcliettitwewer  en  der  Ein- 
mflndanf  der  Btlbmiiger 

16.1 

846,0 

it 

n 

n 

10 

6«» 

lgll»WMlJM»M«ItlMHg 

F^enkenhäuRer  Solgraben 
bei  Artorn 

11,2 

24,5 

N 

n 

" 

41.6 

14,6 

26,1 

11 

6«« 

Binglebener  Kanai  vor 
ElDtritt  in  die  VtMtnil  bei 
Artem 

12.2 

24.6 

1» 

Nach 
H,S 

f 

43,8 

23,0 

21,7 

18 

8S.  Okt. 
8" 

Wasser  aus  der  Friedhols- 
quelle  bei  Artem 

■ 

Ge- 
mcU. 

M 

354,0 

13,4 

2353 

')  Die  gefundenen  spedAedieii  LeitTemiiifeii  woideo  mU  dem  TempeimtmtoefBrieateH 
0,088  auf  18*  umgerechnet. 

^  Der  öauerstofi verbrauch  wurde  in  klar  abgesetztem  Wasser  bei  d^  Probeo  Nr.  1—6 
flacb  S4  Stnoden  BelM,  bei  Kr  7  nach  S  Standen  Ruhe  bestimmt  «nd  iwer  nedi  Kob«!  in 
100  eem  Wiiser  bet  10  Minetea  langem  Keehen  auf  dem  Dnüitnets. 


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—  III  — 


A-D. 


Zeit  vom  22.  bis  23.  Oktober  1907. 
dweh  Knrahiaang  gekeniuelohaet. 


S  SfT 

S  M 

1  Liter  Waamr  enthält  Milligramme 

0 

a 

o 

g 

9 

a 

o 

ä 

o 

e 

o 

!      1  ü'. 
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« 

B 
O 

NN 

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□ 

o 

im 

o 
2 
o 

8' 

B 

O 

00 

Nitrit  Ion  NO,' •) 

1 

a 

o 

■  1 

es  ^r^ 

.2  » 
1  § 

I 

JS 

w 

ua 
u 
a 

1 

o 
p 

■ 

Spur 

175 

80.5 

802 

306 

194 

1418 

Oiilblicb 

G.  A. 

aNI 

luuidMi 

Weis 

• 

M 

180 

86,1 

812 

214 

N 

88« 

1262 
WeU 

V 

Oering« 

Spur 

230 

59,8 

158 

465 

• 

816 

1381 

WeiB 

0 

MO 

86.9 

400 

470 

n 

V 

Vor- 
handen 

333 

1875 

B. 

2,0 
2.0 

10,8 

78 

Vorhand. 
Spören 

228 
225 

40,9 
41.7 

77 
77 

454 
450 

0 

Vorhand. 

330 
342 

1194 
1186 

G.  A. 

B. 

l.i 

Vor- 
luuidw 

236 

77.2 

208 

679 

0 

• 

347 

1458 

B. 

a.  A. 

lA 

• 

9» 

43.7 

513 

457 

0 

Vor 
banden 

317 

1820 

B. 

1,0 

888.8 

48,0 

548 

« 

500 

1810 

handeo 

1886 

258.5 

1»  440 

3662 

1 

.  1 

0 

293 

39  760 

B. 

*)  Vor  der  Zugabe  dee  Nefil ersehen  Reagens  wurde  das  Wasser  um  l^atnumbydroxyd 
nad  XhtrimnfcwlMMt  bdhaiiMt. 


*)  tM  Probe  Nr  7n  i^t  Kalzinm  un<i  Magneeinm  in  den-  Tr  ;  'rrf-nrackitaad  bwllinillt  VOfdtO. 
^  ÜMbweie  mit  Phenylendiamin  und  verdQnater  Schwefelstture. 

Ihahvaia  mit  IMplimylaniiB  imd  konsaotriaitar  SohwalWaivra^ 
^  Dia  BfdMkarhoaat-Ion  wwde  an«  dar  nadi  Wartha  bealim  Alan  Karbonathlrta  baraehail 


Digitized  by  Google 


—    112  — 


Prob« 

« 

a 

l 

^  C  1 

Spez.  Leitvermögen 
'     bei  18°  X  10* 

a 

Hlrte  (Deutaehe 

Grade 

»• 

•s 

e 

a 
a 

9 

^       Zeit  d( 
r,  Probeentn 

Entnalinieeieiie 

S  $  ' 
£ 

Grade  j 

1 

Geruch 

'■5 
1 

*  a  .2 
c  *s  • 

*  a  l 

Karbonat- 
!  harte 

Bleibende 

1  Httrte 

18 

.>a  Okt 
9*0 

WA8«er  aus  der  UMtral 
an  der  Artener  Sehlense, 

vor  Abxw^i^iiriti  ciea 
MQhlgrabeD» 

1 

■  "  "1 
1 

Färb 
los 

Qe-  ; 
racb- 
loe 

Nea> 
tnl 

a9,a 

14,0 

14 

iO«» 

Mutterhuige  der  Salin« 
Artem 

» 

» 

168.6 

14,1 

151,0 

16 

10« 

Wewer  der  Unetnit  unter- 
belb  Artern.  oberhalb 
Kitteburg 

11^ 

27,5 

■ 

Nach 
H,6 

n 

72,0 

15,1 

56,0 

16 

1  1  MI 

11"* 

Gemeindebruiinen  Ritte- 
bvrg,  2<H)  m  von  der 
Uiistrut 

11,0 

17.4 

Ge- 
ruch- 
los 

17 

II» 

BnumeD  der  Obermühle 
in  Bftteburg,  et«»  80  u» 
<wm  der  Unetrat 

11.2 

143 

If 

18 

tl» 

t9wMW  vier  unjsirui-  ^msi 
Ritteburg 

19  H 

26,6 

n 

19 

19» 

100 

Waaaer  der  Helme  bei 
KelbMieth 

Wttner  der  Unetnit  bei 

8chöD«werda  links 
(ObernÄche; 

11,0 
11.0 

15,8 
89,0 

Färb 
loa 

1» 

m 

Neu- 
tral 

35,8 

11,0 

24.9 

2Öb 

Detail,  reciits  (Ohcrtl'tche) 

11,0 

22,0 

90c 

Deegl.  Mitto,  aus  der 
Itole 

10^ 

22,3 

Nach 

14,B 

91 

BrtuineD  Det  wumhi  Mcn 
in  fiehsnewerd« 

131,1 

20,5 

Ge- 
rächt. 

99 
98 

8» 

Brunnen  boi  Meyer 
(„Wasser-Meyer")  in 
SebOnewerd» 

WaaMr  der  Unetrot  bei 
Nebra 

IQ  K 

11,0 

20.9 
813 

» 

94 

Wn^Ht  r  des  Hauptbrunnen« 
der  Wasserleitung  Nebra 

10,5 

6,8 

M 

1 

25 

Rrunnea  in  der  Ober- 
kreutetr«8e  ia  Leucb» 

12,0 

16,0 

Pt 

1 
1 

1 

1 

96 

Waaser  der  UoetrOt  bei 
T^unhe 

11,1 

iy,i 

« 

9T 

Brunnen  in  der  ünter- 
krautgasae  in  Laucha 

12,0 

22,1 

; 

N 

Digitizcü  by  Go 


-    118  — 


«  g  s 

1  Liter  Wasser  entbftit  Milligramme 

Untersucht  von 

Ui 

0 

0 

£ 
0 

"5 

« 

c 

c 

ä 
0 

s 

•c 

1 

a 
0 

•3  äs 

0  >?; 
E 

a 
< 

Kalzium-Ion 
Ca- 

a 

0 

s 

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« 

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.2 

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Ic 

ü 

d 
0 
1^ 

c: 

s 

cc 

Nitrit  Ion  NO,' 

1 
g 

Hydrokarbonat- 
lon  HCO,' 

ü 

5  2 
s  — 

u 
«3 

a: 

0 

140 

84,3 

560 

640 

0 

0 

305 

2140 

B. 

Vor- 

614 

13.320 

1341 

0 

0 

606 

86600 

» 

2Hti 

649 

502 

0 

Vor. 
hmdMi 

2390 

B. 

Q.  A. 

• 

n 

Bpuran 

149 

67,9 

208 

345 

0 

0 

840 

& 

G.  A. 

r 

f 

0 

66,4 

4«0 

n 

Vor 
bNndvn 

OIKf 

1000 

n 

j 

1» 

» 

v 

M 

n 

Aitua.4.Ki)iMiL0«airihtimta.  ML  XZXVID. 


Digitized  by  Gc3 


—    114  — 


Anlage  B. 

Ergebnisse  der  YVipperunterBuchung  in  der 


Die  Zuflösse  der  Wipper  sind 


Nammer  der  Probejj 

rt       Z«it  der 
S  Probeentnahme 

Entn«lim«at«U* 

S 

•a 

3  0/ 
■  JE 

s 

Grade 

a 

«  o 

■??  ^ 

1 

Farbe 

JS 

w 

u 
$ 

Ci 

.2 

& 

1 
S 

2.  Jani 
8* 

Bernterode  am  Bahnhuf  unterhalb  der 
EinmOndimg  des  Rhin«  in 
die  WIbmt 

Wipperbrflcke  nach  Bernterode, 
oberhalb  der  Einmflndnng  des  Rliins 

15,5 
13,5 

6,49 

Ganehloa 

VeotiBl 

a 

4 

6 

ä« 
10" 

Wasser  des  Rhina  unterhalb  der  Ein- 
mflndong  der  Abttn8so  der  deutschen 
Kaliwerke  zu  Bernterode 

Ablauf  der  deutschen  Kaliwerke  zu 

BemtiTode 

Waaaer  «Irh  Rhinn  an  der  „Weißen 
Mühle'  oberhalb  cler  Kinmflndung 
d«r  AbflflSM  der  deotaelMin 
Kriiwerke 

13,5 

19,5 
i:V> 

11,65 

49,5 
7.15 

Farbloa 

(Zuflul 

unbed« 

Farblos 

s.  Zt 

nitend) 
Gemcblos 

Keatral 

6 

Wipp^^rbrticke  in  Sollstedt 

14,5 

6,78 

7 

■ 

Haufliclio.«  und  indnstrielleH  AbwaHner 
der  Chlorkaliutiifabrik  Sollntedt,  etit- 
oommen  an  der  Einleitungaetelle  in 
Wipper,  an  der  unteren  BzOcke 
in  Sollstedt 

16 

123,5 

(Zoflttfi 
ntcbt  be 

Klar 

s.  Zt 
dentamQ 

OeuMbloa 

Neutral 

8 

Wipfxjr  an  der  Chausce  nach  Halle 
unterhalb  fjollsiedt  und  der  Einlei- 
t«Q|iwt«U«  der  BoUttedter  AbwMsser 

15 

9 

WMser  dofl  Anegrabens,  eines  offenen 
Entwlsserungsgrabens  der  Oheminchen 
Fabrik  (KsJiwerk)  Wolkratiiehausen 

3» 

209,0 

(Znflul 
ger 
FarbloB 

z.  Zt. 
ing) 

Gemchloe 

Neotial 

la 

11 

12 

1» 
14 

lä 
IS 

4*» 

3.  Juui 
7*» 

4" 

Wipperwaea«r.  oberhalb  der  EinmOn- 
dnngBstelle  der  Oheiniaehen  Fabrik 

Wolkraninbatison  bei  Klein  Fi irra 

WipperwtuiHer,  180  m  unterhalb 
derEinmllndungaetelle  derChemiHohen 
Fabrik  Wolkramshausen 
\Vi{>perwaseer,  entnonnen  an  der 
PiirzoUrtiifiitirik  bei  Jecha  unterhalb  der 
AbwasHcroioleitungttRtclio  der 
Cblotkaliumfabrik  „GlackauC 

Wippenraeaer»  aatoommen  an  der 
Brfleke  In  Berka 

WasMiT  dorklfinen  Wijipfr.  cnf  noinmcn 
an  der  Hrfirko  in  ik'ndcU-lieii 

Wipperwasser,  entn.  an  der  Brücke 
in  Haega 

Wippei  mtmm,  enteommen  an  der  Mühle 
von  ZiadM»  vor  der  Einmftndong  der 
Wipper  in  die  iTnatrat  bei  SnchsenlNirs 

18.5 
18,5 
17.5 

17,7 
17.6 

18 
19,2 

8.16 

13,05 
11,20 

11,08 
18,06 

14,95 

18;8 

Klar 

Gelblich 

» 

Mit  gelb 
braunem 
Nieder 
aehlBff 

GerucbUtfl 
Gemcbloa 

■ 

Gerucblue 
a 

Neutral 
Meatral 

m 
m 

Neutral 
n 

DigitlZCü  by  Go 


—   116  — 


Zeit  vom  1.  bis  4.  Juni  1908. 
durch  Eurabtnung  gekeaas^chiiet 


1  Utsr  Waaaer  «nthüt  MilURnunnw 

Sie 

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1 

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Bleibende  i 

TiRrte 

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n 

1 

Untersucht  voi 

6,6 

0 

U6 

14,8 

11.7 

86 

0 

Vürlian- 
den 

252 

486 

B. 

9M 

0 

ABS 

280 

88.8 

»9 

325 

0 

Vorhan- 
den 

262 

998 

B. 

Sl,7 

iS;0 

lli2 

SpDZW 

Ml 

12,9 

15,6 

230 

0 

n 

262 

608 

B. 

10,6 

17.9 

0 

42,5 

120 

0 

Spuren 

232 

512 

B. 

77.8 

llM 

6M 

Sparen 

284 

816 

4776 

448 

Spa- 
ren 

Sparen 

293 

9740 

B. 

10,9 

10.6 

0 

59 

96 

0 

Spülen 

888 

641 

B. 

IduB 

210,8 

Reirli- 

074 

599 

Vorhuidan 

AVA 

IrtliA 

B. 

88,6 

147 

86,8 

220 

122 

0 

Vorhan 
den 

262 

1188 

B. 

»M 

UJ» 

88.7 

0 

144 

«6,6 

174 

162 

0 

Vorban- 
den 

2öC 

1002 

B. 

8^7 

27,2 

0 

178 

82,6 

170 

171 

0 

m 

960 

1024 

B. 

97,2 

12,0 

96,2 

Spuren 

146 

72,4 

96 

287 

0 

n 

968 

1073 

B. 

11.7 

88.« 

0 

160 

99^ 

301 

179 

0 

VorhAo- 
den 

1, 

856 

1322 

B. 

9Biß  j 

12^ 

86.8 

0 

170 

64.8 

ld8 

236 

0 

273 

8 

1128 

B. 

Digitized  by  Google 


—   116  — 

Anlage  C. 

Srg«biii8ie  der  ünstroftnnterBuehung  in  der 

Die  ZoflOme  der  Unstnit  and  dl«  Buh 


c 

e 
i 

CD 

a 

0 

1 

Bauerstoü 

Zeit  der 

( 

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1? 

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2 

i 

CL 

1 

1 

a 

Nr.  der  Pro 

der 

Probe^ 
entuAhne 

190B 

Bniikfthni«Bt«lle 

*" 

'S 

Grade  I 

9 

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1 

1 

o 
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mg/l 

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a 

s 
■** 

OQ 

E 

1 

80.6.  B« 

Uiutrut  bei  SachsenbiirK,  oberhalb 
des  Einfluraea  der  Wipper 

756,7 

18,5 

1U| 

20-äO 

an  tifibe, 
Ar  Bo- 
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17,5 

17,8 

105 

7.78 

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Unatrut,  nnterlMlb  der  OhUelebener 

200  m  unterliaib  (überflache) 
rechte«  Ufer 

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18,0 

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12,5 
12,5 

12,4 
12,4 

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■Hin. 

8,08 

49 

6,77 

weitere  800  u  unterhalb  (Ober 

llldie)  links 
«eitere  400  m  unterhalb  (Hefe) 

rechte 

weitere  Measnngen  des  Leitvermö- 
gen« wurden  auf  dem  rechten  JDfer 
in  iBtervallen  von  90O  so  800  m 

i.mi 

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18,7 

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Oberb.  des  DOkera  von  Heldn>ii;;@n 

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6 

0 
7 

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1.7. 

Deegl.           linkes  Ufer 
UnstnU,  onterlialb  de8  ßretlebener 
Wetiia.  lOO  m  oberhalb  der  Ein- 
leltanR  von  Heldntngen 

ünetrat,  r,l  itIihII:  iirr  Kimnnndang 
des  Binglebener  Kanals  und  Fran- 

kenhanener  SolgrabenM 
UnBtrut,  obcrh.  d.  Artemer  Schleuse 
Uoatrnt  bei  Kittebnrp,  unterliaib  d. 
BrOeke^  oberhalb  der  Kinmflndnng 
i!fr  Hflnip 

707.2 

757,2 

757,4 
75Ü,2 

18.8 
19,8 

19,5 

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7,02 

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45 
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6,82 
6  90 
!6.74 

Helme,  50  i»  vor  Eiuinllndong  in 
1              die  Unetrot 

7r)i»,4 

17,6 

13,5 

1  30 

n 

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7,88 

8« 
9 

9» 

9b 

11" 

Unstrut,  oberhalb  der  Schleuse 
und  Brüdce  in  öchönewerda 
Ünatrat,  unterhalb  Rofileben 
{Mühlgral>en  *> -  '"r  »iriKflcitet) 
Unstrut,  b«i  Menüeben 
Unatmt,  bei  Nebm 

7.19,5 

18.2 

'  19,0 

i  10,2 
20,0 

16,7 

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15,7 
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ünstmt,  ol  erh  Bnreschcidungen 

19,5 

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1 

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Unstrut,  bei  Lauclm 
Unstnit,  bei  Klein  Jena  vor  Ein- 
mUnduoK  in  dio  Saale 

759,7 

19,5 
193 

1  15»9 

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12 

1         ü""  Saale,  oberb.  KiamQod.  d.  Unstrul 
\            1  Saale,  uoterh.  länrnOnd.  d.  Unetnit 

7.">y,7 

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18,861  41 

5,1« 
4.76 

Digitizca  by  Google 


-    117  — 

Zeit  vom  30.  Juni  bis  1.  Juli  1908. 
and  durch  Eimabnimg  gakenoBekhnrt. 


St, 

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—   118  — 


Brgebniflte  der  Untersnohnngen  an  der  W{pp«r  und  Unttrut 


Ti'mperatur 

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15,85 

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15,80 

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15,90 

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760,0 

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760,0 

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16,08 

59,5 

106,0 

16,13 

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760,2 

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763,0 

16,7 

12,5 

15,89 

59,5 

101,5 

15,82 

762,1 

18,0 

12.7 

16,48 

59,5 

108,0 

1632 

Bedeckter  Himmel,  «chwfli 

761,2 

18,0 

12,8 

16.77 

56,5 

112,0 

16.92 

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761,0 

16,2 

12,8 

16.88 

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109,5 

16,40 

63 

1.  Oktob. 

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10,6 

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16,86 

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2.  Okt 
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86,41 

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214,0 

86,10 

Digitized  by  Google 


—   119  — 


in  der  Zeit  vom  28.  September  bis  12.  Oktober  1908. 


Saneratoff 


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198 

2.6 

46,4 

218 

69 

198 

2.6 

45.8 

220 

65 

190 

178 

17« 

SmAbaeBbarg  (1.  bis  6.  Oktober  1906). 


553 

81.1 

218 

220 

753 

10,88 

41 

1032 

0,0136 

X7 

3.7 

91,0 

269 

232 

760 
780 
790 
789 
782 
668 

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9,23 

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0,0077 

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3.9 

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265 

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650 
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714 
712 

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7.88 

2,87 

0.0114 

3,8 

4.0 

89.Ü 

104 

273 

252 

235 

1044:574 

332 

3349 

1 
1 

89, :< 

126 

253 

261 

229 

1034 
1024 

560 

332 

2793 

Digitized  by  Google 


—   180  — 


B 

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9.  Okt. 
40U 

10.  Okt. 

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11.  Okt 
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Klar,  Sonnenschein 


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Klar.  SonnMumlHfuig 

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14,8 

12,7 

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61,5 

95 

18,51 

6.  Okt. 

EMOuODevUBUi 

762,.'i 

4,5 

11.4 

18.61 

59,5 

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1835 

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762,2 

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11.H 

18M 

59,5 

89,6 

18,70 

701,7 

14.0 

12,3 

1841« 

59,0 

89,0 

18,51 

66 

2M 

» 

761,5 

20.5 

12,85 

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:<).o 

87,5 

18,28 

761,4 

15,5 

12.45 

18,1U 

59,0 

86,0 

12,06 

761,0 

13,5 

18,9 

12,64 

59,6 

87,0 

12,66 

7.  Okt. 

761,0 

6,2 

10,7 

13,85 

8»" 

10«» 

SonnenMbeiu 

7tiü,ö 

10,2 

10,9 

18,68 

58,5 

86,0 

18,68 

la«* 

«1 

759,5 

16,4 

11,3 

18,67 

59,0 

88,0 

18,78 

2«* 

» 

7.' 8, 8 

20,0 

11.2 

18,75 

59,0 

88,5 

18,88 

4«. 

7.'>H,2 

17,2 

11,2 

18,78 

59,0 

68,5 

18^ 

» 

758,0 

12,5 

11.0 

18,70 

59,0 

87,0 

18,67 

74 

8.  Okt. 

759,7 

5,0 

9,3 

18,70 

59,0 

88,5 

18,50 

I» 

76»«& 

9,5 

9,9 

18,88 

59,5 

86,0 

18,74 

70 

II»» 

il 

10^ 

58,0 

88,0 

Waeser  der  Wipper,  entaoiuiiien 


Himniel  bewOlkt 


IVUbe,  regnerisch 
Nebel 


743,6 

22,0 

10,3 

6,91 

743,2 

5,5 

8.8 

7,00 

743,2 

14,0 

9.2 

6.94 

60.0 

45,0 

6,88 

742.0 

20,5 

10,6 

6,80 

60,0 

46,5 

6,70 

741,5 

20.6 

9,9 

6,07 

60,0 

46,0 

6,90 

741,0 

20,0 

9,95 

7,00 

60,0 

46,0 

6,90 

74i,U 

19,5 

10,0 

7,04 

60,0 

46.0 

6.90 

746,0 

13.0 

10,1 

6,96 

mfi 

46,0 

•J» 

748,0 

1:1,5 

10,1 

7.00 

5y,o 

46,0 

7,00 

748,6 

18,5 

10.7 

59,5 

46,5 

6,91 

749,0 

11.2 

M 

7,04 

59,0 

(41,0) 

(6,33) 

749,0 

10,6 

9,6 

7,05 

58,5 

(39,5) 

(6.12) 

Wie  oben 


S  c 

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1  * 
JZ  ^ 

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Ii 

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Wasier  dei  fihine^  «DtitoDai«!! 

-49.0     11,2      8.3  14,4tt 


Digitized  by  Google 


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6 
6 


nach 


IIS  Ls  ^ 


I 


39 


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1  § 

00 


1  1  Wamer 

Terbmocht 
mg  Sauer- 
«toff 


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1-2 

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31 


1  Liter  W—er  enthalt  Milligismm 


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3 


mflndung  der  Wipper  (5.  bia  8.  Oktober  190^ 


9.60 


9^81 


41.5 

232 

39 

86 

1 
i 
1 

40,9 

227 

40 

83 

8,Uä 

1,:55 

0,üüb7 

a.i 

41,7 

283 

40 

84 
79 
78 
78 
82 
85 

41,9 

11 

46 

232 

41 

83 
84 

453 

329 

117a 

64 

9,02 

i,m 

3,0 

2,5 

42,0 

234 

40 

88 
82 
81 
85 

48 

8,75 

1.47 

0,0320 

3,0 

2,6 

43,1 

234 

41 

85 
87 

in  Beraterode  (9.  bis  12.  Oktober  1908 1 


9.5Ö 


28,3 

136 

18 

12 

45 

8,55 

1,29 

0,022 

2.8 

2,2 

23,7 

139 

18 

11,5 

1 

23,5 

143 

15 

11,5 

70 

8.35 

1.65 

0.0153 

2,8 

2,2 

22,9 

12 

20 

135 

18 

11,5 

210 

251 

580 

48 

1 

8,65 

334 

0.0068 

23,3 

187 

18 

11,5 

in  B«rDierod«  (Ifl.  Oktober  19QS). 


46,; 


28tt    29  I  83 


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132  — 


20.  Anlagen  E— F. 

Anlage  K. 

BMtoftnlenMeliugeD. 

(Kalkb«iitiminttng  und  mechaniBoho  AoAlyse  naob  Boblösing.) 
Tonboden  der  Unetrnt-Niederang  von  Artem  Ine  IferalebflQ. 

Die  Nammem  1—46  «ntoprechen  Entiuhmestellen,  welche  auf  den  f^elegentlich  der  Bentong 
itn  Reichs -Gesandheitiirat  auspelepten  Kkitensektionfn  Ariern,  Wiehe  und  ZiegelrrKla  anjreieipi 
waraa.  Analytiiiche  BestimmangeD  über  deo  Gehiüt  au  Kohlenefture  betw.  lüüuumkarboDat,  an 
Sftod,  Stmb,  FdntOD  und  fitora  (»neUe)  nach  SehlOaiiig. 


Nr. 

7, 

KfriilensKore 
00. 

% 

entapr.  Kalsiam- 
karbonat 
OaCO, 

4 

•/. 

SMid 
(karbonatbeO 

7. 

QnrbonMfM) 

7. 

Eisen  '  kiirl>i 
frci':  '■)Mm'1:I, 

bygruek.  Wausiier, 
Zeolithe  nnd 
Hdedos 

1 

1,45 

3,3 

36,4 

58,1 

2 

a  &i 

5.7 

24)9 

663 

8 

8.04 

6.9 

9.7 

66,4 

4 

2,55 

5,8 

1 1,5 

47,3 

5 

1,94 

4.4 

0,6 

21.1 

73,9 

6 

1.41 

3.2 

1.2 

28,7 

71,9 

7 

8k5 

983 

703 

8 

1.38 

9,8 

6.4 

27.4 

63,4 

9 

6k4 

3.6 

253 

653 

10 

3ii89 

6.4 

973 

61,1 

11 

2.17 

4,9 

1.1 

29,5 

64,5 

12 

2,60 

IJi 

34.8 

683 

18 

9;T8 

6.9 

8.0 

983 

683 

14 

0,88 

2,0 

1  2 

27,8 

69.0 

15 

1,28 

2.8 

2,3 

96.6 

16 

0,31 

1.4 

973 

71,6 

17 

1.98 

9.9 

2,6 

23,H 

70,7 

18 

2,46 

2  4 

2r),0 

67,0 

19 

2,02 

4.6 

5,5 

34,9 

55,0 

SO 

1.68 

8.7 

14.1 

80^7 

613 

21 

1,94 

4,4 

H,2 

33,1 

543 

23 

3,34 

7,6 

6,5 

35,6 

503 

98 

9.78 

6.8 

43 

413 

473 

24 

8,78 

8,6 

0^ 

88,7 

43,3 

25 

9M 

7,6 

63 

84,7 

533 

96 

9fiB 

8,8 

4,0 

893 

553 

97 

8y80 

7,7 

2,9 

343 

563 

98 

3,21 

7.3 

3.7 

84,9 

54,1 

29 

2,95 

6.7 

5.5 

883 

54,6 

30 

H.H 

7.5 

4.9 

33.8 

53,8 

:)1 

2,78 

6,8 

9,2 

33,9 

50,7 

32 

3,31 

7^ 

12,1 

39,9 

40,7 

33 

9,55 

63 

17,4 

883 

883 

34 

3,83 

8,7 

25,4 

29,3 

36,6 

35 

2,95 

6.7 

4,4 

36,6 

47,7 

36 

2,86 

6tli 

7.9 

843 

Bfl;e 

.57 

3/t9 

7,7 

! 

40.0 

47.7 

38 

4.18 

9,6 

2,9 

27,0 

603 

Digitizcü  by  Google 


—   ISS  ^ 


Mr. 

•/• 

Koliloiiii4uiB 
00, 

•/ 

h 

entspr.  K&buum- 
vflAJUg 

7, 

Sand 
(karbooatfrei) 

7o 

Staub 

(karbouatfrei) 

•/ 

'« 

Fointon  nnd 
Eisen  (karbonat- 
frei) «ioechl. 
hygroek.  Waaeer, 
SBeoiitne  and 
HufnuB 

39 

3^ 

_ 

8,9 

34,9 

45.1 

40 

8,77 

19,t 

87,9 

44,4 

41 

2,5*9 

32^ 

843 

4S 

4JäO 

10,9 

84^ 

48,8 

48 

*M 

10.1 

5,6 

30,» 

84.1 

44 

3,48 

7,9 

6,5 

32,6 

683 

45 

8.4S 

7.9 

11,0 

31.4 

49,7 

46 

1,23 

2,8 

14,4 

28,0 

54,8 

47 

11,75 

26,7 

93 

22.0 

42.0 

48 

4,40 

10,0 

22,7 

883 

Nr.  48  enthJUt  aa8entom  noch  4,7  */,  Ober  1  mm  ^bonatMX 
Anlage  F, 

Bodenuntenuehangen. 

(Einwirkung  von  ChloroiagnesiamlöBungen  auf  den  Boden  von  Artern. 

Verschiedenee). 

I.  Untersuchung  des  Tünbodens  von  Artern  (AufschlieOung  mit 

kochender  Salzsäure). 

Spee.  Vol.:  100  g  Boden  pfhmi ti  einen  Raum  von  48,'i  ccm  ein. 


a)  3,87 


COi  Durchschnitt  3,84  Vo 


b)  8,81  "/o  Kohlensaure 

entsprechend  4,71%  Kalk,  CaO. 
ä)  0,133  b)  0,134  „  Phosphorsäure  PiO*,  Durchschnitt  0.1335% 
a)  4,94        b)  4.96  .  Kalk  CaO,  .        4.96  . 

•)  1,89        b)  1,40  •  MagDflak       MgO  »        1.895  „ 

a)  0,646       b)  0.686  .  Kalimnoxyd    KtO  .        0,686  , 

Bamnagelialt  des  Tonbodana  von  Artam  (damantatanalytiieb  baalimmt). 
a)  8,838%       b)  8,808%       Dnnifaicbnitt  8,868%. 

II.   Untersuchung  über  die  Einwirkung  von  l*^/oo  Chlormagtiesiuin- 
LAsnngen  auf  den  Boden  von  Artern. 

Für  die  folgenden  Versuche  wurden  100  g  reinstes  von  Kahlbaum  bezogenes 
ChJormagnesiaro,  deasen  qualitative  Untersuchung  die  Abwesenhait  ftemdar  Beatand- 
tmle  ergab,  an  einem  Liter  gelöst  Ja  100  cem  der  60faofa  Tardünntan  Lösung  ergaben: 
a)  0,096885  b)  0,096687  c)  0,096687  g  ChknnagneeiQni,  MgCli,  im  Dorohicbnitt 
0,09667  g,  entspr.  10  g  Chlonnagnednm  HgCli,  in  806,9  oem  der  nrapifini^ciien  Lfianng. 

Diese  Lösung  wurde  sn  einer  l%»igen  LBaong  verdünnt  und  in  einen  Liter- 
kolben,  welcher  25  g  von  dem  Boden  von  Artern  entbielt,  bis  zum  Eichstrich  gefüllt. 
Nach  dreistündigem  Schuttein  und  dem  Absetzen  der  swapendierten  Bestandteile  wurden 
750  com  Lösung  entnommen,  und  diese  Ofiezation  noch  fünfmal  wiederholt.    Da  die 


—    124  — 


25  g  Boden  einen  Raum  von  10,8  ccm  einnahmen,  betrug  das  Flüseigkeitsvolumen 
nicht  1  I-iter  Bondern  nur  989,2  ccm,  \mi\  blieben  nach  dem  jedesmaligen  Abhebem 
der  760  ccm  289,2  ccm  der  lyösung  zurück.  Bei  der  Berechnung  der  Löeung 
des  Kalkes,  CaO  und  der  AbRorption  des  Magnesiums  Mg,  wurde  diee  berücksichtigt. 

Diese  Untersuchung  ergab  folgendes: 

in  je  i  Liter  der  LOauog  waren  witbaiten: 


mg  Kalk 
OrO 

«nt 

niig  Gblormagnednin 
HgQ, 

■pr. 

184,0 

90940 

817,86 

75,0 

980.90 

902,95 

49,0 

240.10 

938,85 

247.85 

969.00 

966^50 

HieraoB  ergeben  sieh  fttr  den  gelästen  Kalk  OaO,  und  das  abeofbierte 
Mg,  folgmcle  Zahlen. 

Aue  dem  Boden  gelOst:  Durch  den  Buden  absorbiert: 

mg  Kalk,  CaO  mg  MagnoHiom  Mg 

132.55  46,08 

42.14  13,40 

80,6S  9,(8 

23,40  4.04 

31,42  3,94 

19,03  2,26 


lam 


288,07 


79.25 


III.  Untersuchung  des  Feintona  und  Biaena  (argile  nach  Schlösing)  des 
Bodens  Nr.  6  der  BodenprofiUnf nähme  von  Kanalinapekior  Breiienbach« 

Artern;  Ckarbonetfrei). 

a)  AufschlieOung  mit  heißer  konientriertar  Salaalara 

Eisenoxyd  (FeiO,)  6.65  7o, 
Aluminiumnxyd  (ÄljOs)  11.35'/ti 
Phosphorsäure  (PjOs)  0,178"/o, 

b)  AufschlieOung  mit  Natriumkarbonat 

Eiseooxyd  (Fe,0,)  5,841%. 
Alatniniumozyd  (AliOs)  21,997%, 
Kieeels&ara  (ßO,)  48,77%. 

IV.  SaUgehalt  des  Tünbodens  von  Esperstedt  ^Salzflorawiesen). 

Im  oberen  Tonboden  e-efunden 

0,287%  Chlor,  entspr.  0,391%  Chlornatrium. 
In  der  oberflächlichen  Sakaussobwitzung  gefunden 

0,96%  Chlor,  entspr.  1,57%  Chlomatriiim. 


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\ 


Beitrag  zur  Frage,  ob  das  dem  tierischen  Kfirper  einverleibte  Kupfer 

mit  der  Milcli  ausgeschieden  wird. 

Von 

Dr.  med.  Tct.  C.  TltM^  und        Dr.  ror.  nat,  W.  Wedeiuann, 

R^aruogsrat,  wütaeiiBchafÜichem  Uilfurbeiter 


Zur  Frage  über  die  Wirkungen  des  Kupfers,  insbesondere  in  Form  von  Ver- 
bindungen, wie  sie  in  gekupferten  Nahrungsmitteln  fKonHerven)  vorkommen,  auf  den 
tierinclieii  Organiisaius,  über  die  Aufnahme  des  Kupfer»  in  dieiwn  OrganiBmus  und  seine 
AuB^eidung  sind  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamte  schon  im  Jahre  1897  experi- 
mentelle Untersuchungen  von  Brandl  (vergl.  fid.  XIII  S.  1(H  der  Arbeiten  aus  dem 
KdMilidiea  OcBundheitaainte)  an  Hnndeo  und  Kaninehen  anyeiteUt  wonl«i.  flSngahende 
Analyaen  «nf  an^geeidiiedeiiet  Kupfer  im  Vergleich  rar  eintefUhrteB  Memge,  aowie  der 
VerteflnDg  des  infgenommiiMn  Kupfian  in  den  eineelnen  Oig»nen  haben  Unterlagen 
Ar  die  BearteOnng  der  Sdiidciale  der  mit  der  Nahrung  anigenommenen  Kupferver- 
hindongen  gebcaehL 

Da  unsere  pflansenfr^enden  Justiere,  die  uns  die  Milch  liefern,  zuweilen  mii 
Weinlaub  gelQtlert  werden,  das  gegen  die  Veromo&ptm  mit  Bordeauxbrühe  besprengt 
worden  i«t.  m  mW  nachstehend  über  Versuche  an  Bwei  Milcbziegen  berichtet  werden, 
die  Kupfersulfat  teils  mit  bpjjprengtem  VWinlaab  teilw  in  Ixjsung  iiufg^nomraen  haben. 
Es  handelte  sich  darum,  feeitzustellen,  ob  Kupfer  mit  der  Milch  ausg^ächieden  wird; 
femer  war  zu  prüfen,  ob  Geeundbeitastüruugeu  bei  den  Tioren  infolge  der  Verabreichung 
von  Kupferaulfat  auftreten. 

Aus  der  Literatur  waren  dabei  folgend Arl  uiten  zu  beachten: 

Baum  und  Seeliger  (1)  haben  1891)  Untersuchungen  an  zwei  Ziegen  angestellt, 
von  denen  die  eine  in  130  Tagen  106  g,  die  andere  in  83  Tagen  40,0  g  Kupfervitriol 
in  Dosen  von  0,5 — 1,0  g  täglich  per  os  erhalten  hatte,  obue  G^uudheitsstörungen 
Memadi  wa  leigen.  Die  VerüMaer  ioilerD  sidi  aof  Qrand  ihrer  Untenachungen  dahin: 
„1.  Dali  das  per  oa  dem  Verdauungakanal  einverleibte  Knpfor  in  der  Regel  nieht  ndt 
der  Mileb  auBgeeehieden  wird,  dal)  eine  Auesdieidung  mit  der  leliteren  hdobetena 


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—   IM  — 


Mitweise  «rfolgt,  tand  dafi  in  diwui  Fillen  das  mit  der  IGloli  anagesohiadnw  Kvpfor 
nur  in  Sparen  in  leteteter  votbanden  ist;  nur  guu  «inuhmBireiM  dOrfte  et  in  eo 
großen  Mengen  vedutnden  sein,  daß  ee  noch  «tgbar  iet  Qn  400,0  g  mindeefeenB 

0,0006  g  CuO). 

2.  Die  Milcb  der  Tiere,  welchen  Hingere  Zeit  hindurch  Knpfer  per  oe  verahreidit 
wird,  entfaltet  keine  gesnndheiteschädiichen  Eigenschaften,  wenn  Bie  von  anderen  Tieron 
und  selbst  von  Säuglingen  Fogar  als  auBBohliefiUche  Nahrung  genossen  wird. 

3.  Ob  die  längere  Zeit  andauernde  Verabreichung  von  Kupfer  einen  nachteiligen 
Einfluß  auf  die  Quantität  der  sezcrnierten  Milch  auRÜht,  konnten  wir  nicht  mit  Sirhfr 
heil  feststellen;  wir  mÜHBen  aher  aus  unseren  Beobachtungen  jedoch  den  Walirscheni 
lichlceitsschluß  tieheu,  daß  das  einverleibte  Kupfer  in  geringem  Grade  nachteilig  auf 
die  Qnantitftt  der  aeMmierten  Bfildi  wiil:t.'' 

Wie  Hertwig(2)  angibt,  konnte  in  der  Milch  von  Külieu,  denen  gans  beträcht- 
liehe  Mengen  von  Kupfetsalaen  einverleibt  wnrden,  Kupfer  nkdit  naebgewieeen  werden. 

Naeh  Mach  (8)  wurden  Kfilie  mit  Grflnfiittar,  das  mit  Kopfersalfat  bespritxt 
worden  war,  gefüttert;  jede  Kuh  erhielt  0,2— S,0  g  Kupfer  pro  dia.  IMe  Kfihe  blieben 
gesund,  der  Hüeheitng  blieb  gteidi.  In  der  HUdi  fsnd  sioh  nur  0,000027  g  Kupier 
im  Liter.   Das  Knpfsr  gelangte  durah  den  Darm  cur  Aussebeidiing. 

Weitere  Fatterungsversn^e  (4),  die  an  versehiedenen  Orten  der  Sohwds  mit  Reb- 
taub,  daa  in  den  Weinbwgen  mit  KnpfefbrQhen  besprengt  worden  war,  angestellt 
wurden,  riefen  bei  Ochsen  und  Schweinen  keinerlei  Intozikatioiien,  ja  nkiht  einmal 
leichte  Gesundheitsstörungen  hervor. 

G.  Lindner  (5)  bejaht  in  seinen  Untersuchungen  „Dürfen  mit  Kupferkalk  brühen 
hpepritzte  Rebtrieb«  an  da«  Vieh  verfüttert  werden?"  diese  Frage.  Kühe,  die  bis 
8  g  Kupfersulfat  täglich  bekamen,  wurden  in  ihrer  Gesundiieit  nicht  geschädigt.  An- 
gaben über  einen  etwaigen  Kupfergehalt  der  Milch  dieser  Kühe  finden  sich  nicht. 

Über  die  Giftwirkung  des  Kupfers  äußert  sich  Tschi  rch  (6)  in  seinem  ersciiopfenden 
Werke  über  „Das  Kupfer  vom  ät&ndpunkte  der  gerichtlichen  Chemie,  Toxikologie  und 
Hygiene"  snsammenfaeeend  dahin,  dafi  von  den  Knpferverbindungan  bei  Binfllhning 
per  oe  nur  v«rhiltniamllUg  gering»  Mengen  vom  JBlute  aufgenommen  wfirden  und  eine 
Intoxikation  eret  dann  eintreten  ^önne,  wenn  dia  w IbrderHeben  Hengen  in  der  Zirfcn* 
UtioD  sich  anhiuAen.  Bei  groOeo  Doeen  eriiidge  dies  nur  sehr  sdten,  da  rie  eibrodien 
würden,  bei  ganz  kleinen  halte  wohl  meist  die  Abfuhr  durch  Galle  und  Bam  der  Zu- 
fuhr die  Wage,  gefährlich  seien  daher  die  mittleren,  noch  kein  Erbrechen  eraeugenden 
Doeen.  Man  könne  das  Kupfer  nicht  in  dem  Sinne  als  ein  Gift  ansehen,  wie  Blei, 
Antimon,  Arsen,  Quecksilljer  und  Phosphor,  die  schwere,  dauernde  iSchädigungen  der 
Gesundheit  erzeugen;  das  Kupfer  sei  kein  schweres  Gift.  Daß  Kujjfersalze  die  Gesund- 
heit zu  schädigen  vermögen,  werde  allgemein  zugegeben,  daß  es  eine  chronische  Kupfer- 
Vergiftung  gebe,  fast  allgemein  geleugnet. 

Ellenberger,  Baum  und  Seeliger  (7)  haben  die  Frage  uaob  dem  Vorkinnmen 
ein«  chroniachen  Kupfwvergiftung  geprüft  und  halt«i  es  im  Gegeoaata  wa  anderen 
IV»rwdieni  IBr  erwiesen,  daO  eine  durch  gewisse  Erscheinungen  wihrand  daa  Labans 


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—  127  — 


UD(1  durch  gewisse  anatomiiiche  OiganveräDderoDgen  und  durch  Kupferablageniog  in 
die  Oigwie  galmmiaiolHMie  obzoniMlM  Kiqpfmergiftung  vorkomme.  Du  Kupfer 
wiiü  nedi  den  geiuniiten  Aatoren  weeentliob  auf  die  Leber,  die  Nieren  und  das 
Blnt:  des  Hauptablageningaorgan  fttr  Kaiifer  ist  die  Leber;  die  Aaeadieidung  aus  dem 
Eöiper  erfelgt  bewnden  dnreb  den  Kot|  wraiger  doroh  dm  Harn. 

Sohmiedeberg  (8)  ngfc:  «ESne  der  dinmiaehen  Bldvergiftnng  entepreobende 
dmuBobe  Knpferveigiftting  iet  nlehl  bekannt.   Feet  unflbneehber  ia(  die  Zahl  der 

Ffltterungsvereuche  mit  Knpfenalien  an  Tieren.  Die  Resultate  sind  im  großen  und 
ganien  in  allen  Fällen  gleich  gewesen.  Das  Kupfer  schadete  nicht,  bis  scblieOliob 
infolge  einer  allmählich  xustande  kommenden  chronischen  Ätzung  des  Verdauungs- 
kaoals  Abmagerung  eintrat,  und  die  Tiere  sobliefilicb  an  allgomeiner  Sobwäobe  sa- 
gründe  gingen". 

Der  Übergang  anderer  Sohwermetalle  in  die  Milch  wird  in  folgenden  Arbeiten 

b^prochen : 

Nach  Baum  und  Seeliger  (9)  ül)er8teigt  <ier  (behalt  der  Milch  an  Blei,  selbst 
nach  längerer  Belmudiung  der  Kühe  mit  großen  Dosen,  0,0009 — 0,00'2°/(i  nicht  und 
dieser  Gehalt  des  Nahrungämiilels  sei  selbet  für  Säuglinge  ohne  Bedeutung.  Dagegen 
wird  Quecksilber,  wogegen  Rinder  «ehr  empfindlich  sind,  leicht  durch  daa  Snter  aua- 
geschieden (Jensen). 

L.  van  Itallie(9)  fand  hei  Untersuchungen  Aber  den  Obergang  von  Heilroitteln 
in  die  Mikd»,  daB  dieae  im  allgemein«!  in  der  Mikih  nicht  nacbauwaiaan  aind;  nur 
nach  Veiabvelehung  von  Jodkalinm  gelang  ea  ihm  Sparen  yoa  Jod  in  der  Milch  au 
fiaden.  Arien  lieft  eich  erat  nach  fortgeielater  Gabe  in  Form  von  Fowloradier 
Lösung  In  der  Jlikh  in  Bpuren  auffinden.  Aueh  Fluoreacain  trat  nur  in  mHa  geringer 
Hange  in  dar  Milch  auf. 

C.  O.  JenaenClO)  anrihnt  in  aainam  Grundriß  der  MUdikunde  und  Uildihygiene, 
daß  Metalle,  wie  Eisen,  Kupfer,  Bk»  und  Antamonverbindungen  nur  in  sehr  geringer 
Menge  mit  der  Milch  ausgeschieden  werden,  und  daß  selbst  nach  häufiger  Anwendung 
sicher  Stoffe  der  Milch  von  Milchkühen  aobidliche  Eigenschaften  nicht  sugeachrieben 
werden  können. 

AuBführliche  Angaben  über  die  Ausscheidung  von  Armeimittelo  mit  der  Milch 
finden  sich  in  einer  Arbeit  von  E.  Rost  (11). 

Eigene  Versuche. 

Am  12.  Mal  1909  wurden  zwei  am  Aufaug  der  Laktationsperiode  betindliche 
Ziegen  eingestellt.  Die  zwei  Jahre  alten  Tiere  erhielten  zunftchst  als  Futter  Heu  nach 
Bdieben  und  ti|^  0,600  kff  Roggenkleie  beaw.  Boggenechrot.  Ober  die  Gewiohla- 
sunabman  und  die  gaUefertan  Milcbmangwi  bia  anm  Baginna  daa  eigmtlicheu  Ver- 
loeha  am  31.  Juni  1909  gibt  Tabelle  1  Auakunft.  Kurve  I  aaigt  die  Temperaturen, 
die  morgena  und  abenda  angenommen  vurdon.  (Die  Temperaturen  aind  frieden 
gigabflQ,  «eil  foiilauibnda  Aufaaicfanungan  hiarflfaer  bei  Ziegen  fehlen.) 


—    128  — 


Tabelle  L 


Zi«ge  Nr.  I 

Ziege  Nr.  II 

Ziege  Nr.  I 

Ziege  Nr.  U 

IMom 

Körper- 
gewicht in  kg 

Milcbmeoge 
in  ccm 

Körper- 
gewichtinkg 

Milcbmenge 
in  ccm 

Dulam 

.  ^ 

Ii 

& 

Milcbmenge 
in  ccm 

M 

.  M 

Ii 
& 

Milchmenge 
in  ccm 

15.  Md 

19W 

18.0 

8.  Jmi 

680 

650 

a& 

■ 

DOrgSM 

50 

510 

990 

940 

ftbonds 

150 

4A0 

9. 

n  ■ 

VI  V 

S40 

97. 

n 

800 

600 

380 

950 

10. 

n 

ft90 

SB. 

n 

mOTgSIM 

860 

480 

300 

9B0 

860 

11. 

n 

770 

TM 

8». 

» 

morgens 

15,5 

480 

183 

520 

280 

260 

ftbendfl 

460 

470 

12. 

» 

16jO 

18.fi 

770 

80. 

510 

510 

■bflnds 

310 

800 

abends 

— 

470 

— 

450 

18. 

m 

morgens 

950 

900 

»1. 

m 

morgens 

480 

550 

abends 

290 

400 

•b«nda 

490 

430 

14. 

» 

morgens 

1010 

1000 

1. 

Jmii 

morgens 

630 

500 

310 

850 

«benda 

440 

470 

15. 

ff 

morgens 

1000 

990 

2. 

■ 

morgens 

550 

500 

abend« 

— 

800 

— 

890 

•beods 

400 

410 

16. 

n 

1020 

780 

8. 

m 

morgens 

700 

760 

abends 

330 

800 

abends 

310 

325 

17. 

n 

morgens 

1030 

850 

4. 

» 

730 

860 

•beodi 

510 

860 

abend» 

430 

410 

18. 

n 

mofgens 

1000 

600 

5. 

n 

morgens 

16,0 

780 

18,8 

900 

abends 

450 

800 

abends 

840 

300 

19. 

tt 

morgens 

16,5 

920 

183 

600 

6. 

n 

iiiorKena 

750 

750 

ebenda 

300 

870 

abends 

260 

230 

20. 

n 

morgens 

1100 

800 

7. 

if 

morgens 

640 
980 

640 
980 

abends 

400 

800 

lUi  Vm  im 


 ZIflge  Nr.  L 

•  —  —  Ziege  Nr.  IL 


Bemerkung:  Die  Zi^en  «erden  bei  gntem  Wetter  tagsüber  im  Freien  gehalten.  Vom 
Begbrn  dee  Vannohae  an  (81.  Juni  1908)  bMban  die  Ztagon  atlndlg  Ina  Btathi 


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129  — 


Vom  Sl.  Juni  1909  an  erhielten  die  Ziegwi  61  Tege  hindvnih  statt  dea  Heuee 
traekenee  kupfnrbaltiflBS  Weinlaub,  dm  aw  Weinbergen  etammtet  in  denen  mit 
Bordeanzbrtthe  geaptitit  worden  war.  Das  Weinlaub  «uvde  von  den  SSegen  aelir  gam 
gefienen;  die  Tiere  nahmen  täglich  im  Darchechnitt  je  2  kg  Weinlaub  auf.  Durch 
Untersuchung  von  drei  DurchBchnittRproben  des  Weinlaiibs  wurde  in  100  g  im  Mittel 
ein  Gehalt  von  0,016  g  Kupfer  =  0.0589  g  CuSO*  -j"  ^  HsO  gefunden.  Anen  konnte 
in  den  untersuchten  Proben  nicht  nachgewiesen  werden  (ö.  u  ). 

Die  Ziegen  (iürften  täglich  im  Durchschnitt  je  1,178  g  Kupfersulfat  mit  dem 
Weinlaub  aufgenommen  haben. 

Obwobl  jede  Ziege  in  91  Tagen  etwa  71  g  Kupferanifat  mit  dem  Wein- 
laub erhalten  hat,  konnte  in  ihrer  Mileh  niemala  Kupfer  nacbgewieien 
werden. 

Vom  S3.  Anguat  Ue  11.  Oktober  1909  bekamen  die  Ziegen  kein  Kopfer.  Vom 
11.  Oktober  bii  18.  Oktober  wurde  den  Ziegen  tägUoh  je  Ofi  g«  vom  18.  Oktober  bia 

16.  November  täglich  je  1,0  g  und  von  da  an  bis  zum  Tage  der  Sdüaehtung  8,0  g 
Kupfersulfat  in  260  com  ^^'asse^  gelöst  per  os  verabreicht. 

Die  Ziege  Nr.  I  wurde  am  11.  Dpzeraber  1909  geschlachtet,  so  daß  sie  in  der 
zweiten  Vereuchsperiotle  in  61  Tagen  «'2,5  g  Kuptersulfat  aufgenommen  hat. 

Die  Ziege  Nr.  II  wurde  am  30.  .Sovember  1909  geschlachtet,  sie  hat  demnach 
in  50  Tagen  60,5  g  Kupfersulfat  erhalten. 

Auch  In  dieaer  s weiten  Veraneheperiode  wurde  kein  Kupfer  mit  der 
Mileh  anageaohieden. 

Weder  bei  dem  Ftttternngaverauehe  mit  kupferhaltigem  Weinlaube 
nooh  bei  der  Verabreich nng  von  Kupferanlfatlfiaung  traten  Oeaundbeita- 
Itörungeu  auf. 

J>ie  Angaben  über  die  Gewichtszunahmen  der  Ziegen,  über  die  tägliche  Milch- 

•  menge,  über  die  Zusammensettung  der  Milch  und  die  Ergebnisse  der  Untersuchungen 
auf  den  Kupfergebalt  der  Milch  sind  in  den  TabeUea  Nr.  Ii  bis  V  (S.  130—135) 

niedergelegt 

Das  Verhallen  der  Körperwärme  der  Ziegen  glich  im  wesentlichen  den  Aufzeich- 
nungen der  Kurve  I. 

Blntuntenucbungen  wurden  alle  14  Tage  ausgeführt  Bie  beatandeu  in  Z&hfaing 
der  toten  BIntkttrperchan »  Bestimmung  des  Hftmo^obingehalta  nach  Qowera  und 
nukroekopieeher  (Jnteiandiang  von  Blotansatiioben,  die  nach  Giern ea  gefiirbt  worden 
wann. 

Hierbei  ergaben  sich  keine  Abweichungen  von  der  Nonn,  die  dnreb  die  Verab- 
reichung der  Kupfersalxe  hätten  verursacht  sein  können. 

Hpi  der  Ziege  Nr.  1  fanden  sich  14 — 16  MiU.  rote  Rlutkörperchen  im  cram  (Hämo- 
globmgehalt  58—62);  bei  der  Ziege  Nr.  XI  17—19  Mill.  rote  Blutkörperchen  (Hämo- 
globingehalt 60—70). 

Nach  der  ■Schlachtung  zeigten  Hich  beide  Ziegen  vorzüglich  geuuiirl,  im  Netz 
Starke  Fetlablagerung. 

PathokfiBdie  Verflnderangen  fanden  aidi  nidit. 

Alk.    i.  EiM.  Ow ttiitiMato.  Bd.  ZZXVm.  g 


—   180  — 


T«b«üe  n.   Ziege  Nr.  I. 


Dstum 

Mikfa 
vom 

Miich- 
nnige 
in  €Ciii 

Spez. 

Sttura- 
gnd 

r«tt- 

7, 

Trockensabfltans 

gefunden  berechnet 

K      1  g 

OSlBQrKIIDBen 

610 

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1,0015 

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1,0328 

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16.  6. 

M. 

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16.  6. 

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17.  6. 

M 

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2.76 

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18.  ß 

M. 

1000 

1.0306 

2,55 

3,45 

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M. 

600 

1,0325 

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3,00 

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1,0287 

4.8 

4,00 

1  T 

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22.  6. 

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600 

1,0278 

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SA  (i. 

M. 

600 

1  0300 

2,4 

2  4 

1  1  im 

1A  OA 

26.  6. 

M. 

490 

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1.0896 

2.25 

3,00 

I  l,o 

1  1  'A 
1  1,17 

oy.  6. 

A. 

200 

1,0313 

4,00 

1 9  n 

Hü.  (5. 

M. 

490 

1,0307 

2  3 

2  35 

510.  6. 

A. 

200 

1,0310 

4.0 

3,65 

19 

2  7 

A. 

200 

15,55 

2.2 

_ 

lilironmoD  wmnr 

a.  7. 

M. 

530 

1,0314 

3.1 

2,9 

1 1,Uo 

Ii,.) 

_ 

6.  7. 

M. 

600 

1  0311 

1.7 

in  9 

7.  7. 

A. 

800 

1,0811 

8,0 

lly65 

1  1  T 

11, < 

8.  7. 

M. 

600 

1,031 1 

3.3 

1  5 

ä  7 

A. 

350 

1,0304 

3  H 

10  4? 

12,47 

1 9  r. 

10.  7. 

M. 

400 

1,0807 

3.36 

26 

IV,V 

Id  7 

A. 

300 

1  0306 

3  8 

3  85 

1  9  PI 

15.  7. 

M. 

800 

1  0309 

2.6 

2  10 

1 A  Ü 

iu,o 

16.  7. 

A. 

020 

1,0304 

3.4 

3,5 

ITSJO 

17.  7. 

M. 

790 

1,ü:U'$ 

4  2 

1  9 

1(1,1 

in  > 

19.  7. 

A. 

300 

1,0302 

3,8 

4  2 

19  M 

20.  7. 

M. 

8.^0 

1  0305 

3  0 

'*  7 

11,45 

11,2 

22.  7. 

M. 

900 

1  0814 

2:7 

2  4 

11,35 

11,10 

2;i  7. 

A. 

450 

1,0297 

2,85 

3.7 

1-M 

24.  7. 

M. 

1000 

1.0310 

2,6 

2,55 

11,41 

11,1 

_ 

ae.  7. 

A. 

460 

1.0809 

11.7 

4,«» 

13,57 

183 

27.  7. 

M. 

920 

1,0309 

4,1 

2.7 

11,53 

11,3 

28.  7. 

A. 

&00 

1  1,0286 

1  a,o 

4,2 

,  12.Ü 

12,5 

39.  7. 

M. 

»50 

1,0804 

2,8 

2,45 

11,21 

10,9 

BO.  7. 

A. 

450 

1,0296 

3,45 

4,05 

13,61 

ai.  7. 

M. 

880 

1,0307 

3,9 

12,2 

11,8 

«.  H. 

A. 

880 

1,0815 

6,0 

5,0 

14,11 

14,3 

3.  H. 

M. 

760 

1.0828 

8,00 

12,27 

12,00 

4.  8. 

A. 

350 

4,4 

gerinnt  nach  2  Std. 

5.  8. 

M. 

80O 

B        »    2  » 

*)  M.  bedeatat  Mofgiaiinnlleh. 
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M. 

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A. 

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M. 

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A. 

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H. 

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M. 

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A. 

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M. 

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IS.  10. 

A. 

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16.  10. 

M. 

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19.0 

— 

Sl.  10. 

A. 

275 

1,0338 

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13,01 

13,00 

— 

82.  10. 

M. 

430 

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— 

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A. 

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M. 

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27.  10. 

A. 

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14,00 

— 

28.  10. 

M. 

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— 

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A. 

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14.1 

— 

29.  10. 

M 

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1,0386 

4,45 

4.1 

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13,55 

— 

29.  10. 

A. 

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1.0348 

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— 

M.  10. 

480 

1,0889 

43 

83 

18.0 

183 

— 

3.  11. 

A. 

215 

1,0337 

5,3 

5,5 

15,45 

15,4 

— 

4.  11. 

M. 

400 

1,0320 

53 

43 

18,77 

13.6 

— 

4.  11. 

A. 

970 

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— 

5.  11. 

M. 

280 

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4,05 

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13.75 

— 

5.  11. 

A. 

180 

1.0355 

53 

63 

16,99 

16,3 

— 

6.  11. 

M. 

325 

1,0309 

436 

4.1 

13,22 

123 

— 

10.  11. 

A. 

110 

1,0387 

43 

5.7 

15,69 

153 

— 

11.  11. 

M. 

410 

1,0334 

4,9 

23 

12,27 

12.1 

— 

U.  11. 

A. 

130 

1.0344 

53 

43 

14,24 

14,4 

— 

18.  11. 

M. 

800 

1.0098 

43 

83 

1938 

183 

12.  n. 

A. 

210 

1,0322 

9,3 

4,25 

13.10 

13.4 

18.  11. 

M. 

375 

1,0311 

5,6 

3,9 

1237 

12,7 

18.  II. 

A. 

100 

1.0841 

43 

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1634 

103 

24.  11. 

M. 

SSO 

1,0344 

43 

15.26 

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24.  11. 

A. 

180 

1,0344 

4,05 

6.H 

16,43 

16,3 

SB.  11. 

M. 

976 

1,0841 

4,4 

5^ 

16,84 

163 

—    188  — 


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Datum 

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vom 

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1,0315 

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11,6 

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980 

1»0890 

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10.  6. 

A. 

300 

1 ,0293 

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12,56 

12,8 

11.  6. 

M. 

780 

1,0294 

2,15 

4,2 

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1^7 

11.  9. 

A. 

980 

1»6810 

8,1 

5,7 

14^ 

14,9 

16.  6. 

M. 

780 

1,0304 

2,15 

3,8 

12,2 

12,5 

16.  6. 

A. 

aoo 

1,0296 

2,9 

4,5 

12,7 

12,9 

17.  6. 

H. 

650 

1,0299 

2,2 

8,2 

11.7 

11,6 

18.  6. 

M. 

600 

1,0288 

2,05 

3,4 

11,5 

21.  G. 

M. 

70O 

1,0276 

1.8 

3,00 

10,9 

21.  ti. 

A. 

250 

1,0290 

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11,9 

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H. 

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M. 

4. SO 

1,0295 

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2,15 

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26.  6. 

M. 

850 

1,0291 

1,95 

2,95 

11,4 

11,2 

S9.  6. 

A. 

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1,0833 

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1,0297 

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10,9 

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A. 

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1,0305 

4,1 

2,7 

10,6 

11,0 

8.  7. 

A. 

aso 

1,0977 

4,6 

2,2 

10,88 

10,0 

3.  7. 

M. 

500 

1,0309 

2,4 

2,4 

11,02 

11.0 

6.  7. 

M. 

r)ü0 

1.0235 

1,4 

2,9 

9,90 

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A. 

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M. 

520 

1,0315 

2,9 

2,1 

10,82 

10,75 

_ 

9.  7. 

A. 

500 

1,0304 

2.4 

3,75 

12,11 

12,35 

— 

10.  7. 

M. 

560 

1,0307 

2,15 

2,6 

11,17 

11,10 

— 

14.  7. 

— 

geronnen 

15.  7. 

M. 

550 

1,0306 

2,5 

2,0 

10,63 

10,35 

— 

16.  7. 

A. 

260 

1,0393 

3,1 

11,86 

12,0 

— 

17.  7. 

K. 

610 

liOais 

9,7 

9,8 

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19.  7. 

A. 

910 

— 

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— 

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nicht  untersucht, 

da  vorher  Milch 
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20.  7. 

M, 

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1,0305 

2,9 

2,8 

11,44 

11,3 

22.  7. 

M. 

1,0308 

2,3 

2,35 

11,20 

10,8 

98.  7. 

A. 

990 

1,0898 

9^ 

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19,46 

19,6 

— 

84.  7. 

M. 

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1,0311 

2,5 

2,76 

11.57 

11,3 

— 

S6.  7. 

A. 

210 

1,0310 

10,9 

4,6 

13/41 

13,6 

97.  7. 

H. 

510 

1,0819 

8,9 

10,78 

10,7 

28.  7. 

A. 

270 

1.0318 

3,0 

3,35 

11,93 

12,2 

29.  7. 

M. 

600 

1,0306 

2,7 

2,46 

11,06 

11,0 

80.  7. 

A. 

SlO 

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31.  7 

M. 

550 

1,0808 

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2.  8. 

A. 

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3.  8. 

M. 

570 

1,0313 

2,5 

2.1 

10,36 

10,6 

vom  4.  8.  bis  8.  9. 

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*i  It.  bedeutet  HortafunJkh. 
*)  A.  bedeutet  Abendmitcb. 


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3,8 

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12,3 

— 

10.  ». 

M. 

300 

1,0309 

3,15 

2.4 

10,99 

11,0 

— 

80.  9. 

A. 

190 

1,0349 

2,9 

2.55 

12,07 

12,1 

— 

21.  9. 

M. 

300 

1,0328 

3,86 

2,00 

10,55 

10,9 

— 

21.  9. 

A. 

120 

1,03V12 

3,0« 

3,00 

lo.si; 

122 

— 

22.  9. 

M. 

250 

1,0328 

3.1 

2,2 

10,97 

11,2 

— 

22.  9. 

A. 

170 

1,0090 

83 

43 

1930 

183 

— 

23.  9. 

M. 

250 

i.onn 

3.65 

2.7 

11,31 

11.3 

— 

30.  9. 

A. 

110 

1,U344 

3,8 

3,25 

12.52 

123 

— 

L  1«. 

M. 

860 

1.0898 

8,0 

936 

1135 

IW 

— 

4.  10. 

A. 

110 

1  ,on2:? 

5,5 

3,6 

12,53 

193 

— 

5.  10. 

M. 

290 

1,0325 

3.H 

2.8 

1132 

1136 

flockig 

5.  10. 

A. 

190 

1,08»9 

3,8 

2,55 

13.00 

113 

6.  lU. 

M. 

260 

1  ,o;ta() 

3,85 

2,00 

10,95 

11,0  • 

6.  10. 

A. 

130 

1,0350 

3,6 

2,5 

11,8 

12.1 

— 

7.  10. 

H. 

870 

1,0829 

3,5 

2,7 

11.7 

11,6 

— 

lA.  10. 

A. 

110 

1,0320 

5,05 

2,4 

11,56 

113 

— 

14.  10. 

M 

310 

1  ,oh;^9 

4.6 

2.r? 

11.46 

11,6 

14.  10. 

A. 

150 

1,0337 

8,0 

3,95 

12,9 

133 

— 

IS.  lOw 

11 

960 

1,0886 

8,6 

9.0 

1135 

113 

— 

15.  10. 

A. 

120 

1,0344 

3,5 

3,9 

13,19 

12,5 

— 

16.  10. 

M. 

210 

1,0339 

3.86 

3.2 

1234 

12,6 

— 

21.  10. 

A. 

100 

1,0816 

83 

1138 

113 

— 

22.  10. 

M. 

260 

1,0880 

4,1 

2«76 

1130 

113 

— 

88.  10. 

A. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

SB.  10. 

M. 

340 

l,03;^8 

4,7 

2,1 

11,33 

11,3 

— 

37.  10. 

A. 

110 

1,0339 

3,6 

4,5 

13,87 

14,0 

— 

28.  10. 

M. 

190 

1 .032-1 

:\,H 

12,3 

12,35 

— 

28.  10. 

A. 

120 

1,0345 

4,1 

3.7 

133 

1835 

— 

29.  10. 

H. 

9B0 

1,0887 

4,85 

93 

1138 

1136 

— 

29.  10. 

A. 

250 

1,0338 

•'>,1 

6,2 

16,13 

16,1 

— 

30.  10. 

M. 

300 

1,0334 

4,35 

3,0 

10,95 

11,1 

— 

^  lt. 

A. 

100 

1.0048 

7,8 

8,1 

19.7 

1935 

— 

4.  11. 

M. 

210 

1,0326 

4,1 

2,8 

11,59 

11,9 

— 

4.  11. 

A. 

180 

1,0067 

4.7 

3,0 

12,76 

13,1 

5.  11. 

M. 

910 

1,0899 

83 

93 

11.62 

11,7 

— 

6.  11. 

A. 

110 

1.0347 

7,0 

2.3 

11,26 

11,6 

— 

6.  11. 

M. 

180 

1,0354 

3,6 

1.8 

11,03 

11,38 

_ 

10.  11. 

A. 

lOO 

1.0324 

5,2 

4,2 

13,39 

13.4 

— 

11.  11. 

M. 

310 

1,0336 

4,3 

83 

11,44 

11,7 



11.  11. 

A. 

110 

1,0366 

4,8 

3.1 

12,8 

1.3,1 

— 

12.  11. 

M. 

240 

1,0346 

4.6 

2,7 

113 

12,1 

18.  11. 

A. 

110 

1.0870 

*fi 

83 

14.47 

143 

— 

n.  11. 

M. 

240 

1,0327 

4,5 

2,1.'') 

10,82 

11.2 

22.  11. 

A. 

70 

3,8 

1335 

a.  11. 

M. 

160 

1.0985 

4.0 

4,4 

14.7 

14,46 

23.  II. 

A. 

70 

3,6 

4,4 

15,31 

24.  11. 

M. 

200 

1,0348 

3,9 

8,7 

13,08 

13,4 

8«.  11. 

A. 

90 

1,0352 

*  3,4 

3.6 

13,19 

13,4 

11. 

IL 

190 

1,004» 

w 

«3 

1A07 

193 

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—  IM  — 


Tabelle  IV.    Ziepe  Nr.  I. 


Tag 

4=  £ 

Tig 

RafiinH 

TIBI 

c  a 

der  Ent- 

fand 

der  Knt 

o 

der  Ent- 

nahme 

nähme 

U!.S 

in  8 

_ 

ia« 

14.  5. 

600 

0 

-■■1  r 

S4.  6. 

600 

0 

— 

— 

0 

2&  5. 

15 

0 

100 

0 

9.  6. 

6 

0 

26.  6. 

400 

0 

29.  6. 

U 

0 

30.  6. 

28« 

0 

vom  21. 6.  au: 

LanbfttMMting 

4.-12.  7. 

5500 

0 

10.  7. 

80 

Spuren 

400'} 

Kupfer 

ia-17.  7. 

7000 

0 





_^ 

1000 

18.— M.  7. 

4400 

0 







lOOO 

27.  7.-4.  8. 

9000 

0 

29,  7. 

70 

21J  7 

1000 

0,09:15  CuSO^ 

0  078BObBO 

71UM) 
»wvv 

(\ 
U 

* 

1000 

4VWV 

0.1)808  CaBO 

l\ 

V 

19  fl 

9IVV 



Ifi  fl 

IM 
iOQ 

IQ.  P. 

i  UifU 

91  n. 

1000 

0.11105  OnSO 

KunfAr 

«ED.  O. 

ino 

1  Vv 

QU  B 

VVfUl    iCm.  c».  uib 

10.  10. :  keiue 

Cu- Fütterung 

96.  6.-8.  9. 

6700 

0 

fi.  Ol 

170 

0  0300  Cu 

3.  9. 

V*  V  1  1  V.  II 

1000 

0,1214  CuSO, 

kupferhaltig 

8.  9.— 14.  10. 

nicht 

unteraocht 

14.— 16.  10. 

800 

0 

15.  10. 

120 

0.0176  Ca 

15.  bto 

700 

0  0091  Ca 

vom  II.  10.  Mt 

0,0691 CoSO« 

18.  10. 

0>0685OaSO, 

17.  10.  pro 

(iie  (I,.')  g  GuiiO^ 

19." fll.  Uk 

1000 

0 

19.  bis 

300 

0^600Cn 

19.  bis 

800 

0,0040  Cu 

vom  18.  10.  bis 

Ül.  10. 

0.2392 CuSO, 

21.  10. 

0.(1 157  CuSU^ 

15.  11.  pro  die: 

21.-22.  10. 

500 

0 

22.  bis 

250 

0,0645  Cu 

21.  bis 

800 

0,0045  Cu 

1,0  g  CaSO, 

24.  10. 

0,25*4  Cu80, 

23.  10. 

(),ül77CuSO, 

23.— S?.  10. 

lOOO 

0 

25.  bim 

280 

0,0806  Ca 

25.  bw 

1000 

0,0061  Qu 

n 

37.  10. 

0318«  OuSO. 

37.  10. 

0,0>B9CiiBO« 

88.-30.  1«. 

800 

0 

2S.  bi;^ 

i.->o 

O.O.'OO  Cn 

28.  bis 

.500 

0,0018  Cu 

»* 

30.  lü. 

0,iyi>4Cu8ü, 

30.  10. 

0,0071  CuSO^ 

1.—  a.  II. 

050 

0 

1.-8.  II. 

50 

nicht 

1.-8.11. 

600 

0,0056  Cu 

» 

unterauctit 

0,0220  Cu  SO, 

3.'  6.  11. 

1000 

0 

3.-6.  n. 

175 

0.0580  Cu 

3.-6.  11. 

1000 

nicht 

M 

0,38780080. 

untenodit 

H.  — 10.  11. 

im> 

0 

"Z 

z 

<a 

10.— 13.  11. 

_ 

lt 

15.— 38.  11. 

2000 

0 

15.  bis 

900 

o.ooeoCu 

N 

1000 

83.  11. 

0,0^CttSO. 

SB.— 90.  11. 

1000 

0 

1.-8.1«. 

80U 

0,0065 Cto 

vom  16. 11.  bto 

0,0918  CnSO, 

8.  12.  pro  die ; 

2,0  g  CnSO, 

1.—  9.  12. 

iooo 

0 

• 

- 

0  bad» 

Dtet  kapferürei,  —  nkht  iu 

itamichlk 

•)  Dtef 

-  — 
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lMitet4it  Om 

■1%  dia  kkiMn 

di*Mr  Vatai 

nnh« 

Mt  www4tt*  U 

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—    135  — 


Tabelle  V.   Ziege  Nr.  U. 


™  ■  ■ 

f  i 

Be- 

Tag  der 

Befand 

Tag  >lcr 

0  S 
>>  w 

Befttoa 

der 

fond 

Ent- 

Ent- 

98 

Bamsi'ltiuMiBii 

I.V. 

EDtneltine 

•es 

- 

teg 

K.S 
— 

in  8 

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7RA 

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n 

Ort 

A 
V 

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4.  O. 

0 

A 

u 

n 

V 

Iß  A 
ID.  O. 

V 

u 

VVKD  21.  V.  wn» 

T.anbfntteniiig 

29.  6. 

3 

0 

bifl  21.  8 

Ml  IL 

n 

V 

m 

4.— UL  7. 

2400 

0 

— 

— 

— 

5.  7. 

CO 

Spiuee 

m 

400 

18.-17.  7. 

5000 

0 

— 

— 

— 

8.  7. 

15 

0 

n 

1000 

17.— ai.  7. 

0 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

« 

lUUU 

M.  7.^4.  a 

70OO 

0 

— 

— 

_ 

30.  7. 

1500 

0,022  Ca 

• 

1000 

0,0864  CuSO« 

_ 





5.  8. 

44Ö 

ü,  1324  Ca 





n 

0,r»209Ca80, 

4.— 11.  0. 

5300 

0 

10.  8. 

109 

0,0597  Cu 

10.  8. 

1700 

0»0206Ca 

n 

1000 

0,2845  OnSO, 

0,0817CaSO« 

Ifl.-18.  B. 

4600 

0 

16.  8. 

150 

0.04H2Cti 

1000 

0.01 06  Cu 

0 

1000 

ö,1894CuSO, 

0,041fiCuSO, 

in. — iiO,  O, 

M.  8. 

200 

0,07  oxOa 

24.  8. 

(HiO 

tl 

1  Ajüiiiftniifin 

vom  89.8.  bie 

Cu 

IV.  10.  MM 

1  Q 

IBfl 
lOU 

1  Q 

1000 

0.1882 CeflO. 

ffltl^rong 

14.— 'le.  iv. 

OVO 

A 
0 

10.  10. 

470 

19.  10. 

800 

U,UUXdvII 

MAHk  1  ff  8A 

▼OID  II.  Ifl.  ?>18 

II-  IV',  [HU  (I  ir" 

0,.')  ii  CuSO, 

iA  — ei  to 

A 

II        1  7  { 

U, 1-/(7  Ii  V_  II 

III.  DIB 

Vjl/V  1  (7  V/U 

v*/^m   1  d   Iii    an  • 

21.  10. 

■ 

0.3602 CaSO. 

21.  10. 

0,0075  CdSO« 

1.0  2  CnSO.. 

St.— ^  10. 

300 

0 

21.  bl» 

1000 

000680a 

bi8  15.  11. 

23.  10. 

0,0267  CuS(), 

30.-37.  10. 

1000 

0 

25.  bü 

500 

0,1744  Co 

26.  bis 

600 

0,001«Oo 

97.  10. 

0.6851  CcSO« 

97.  10. 

0,00680iiSO« 

«.-80.  10. 

800 

0 

28.  bin 

:»öO 

2H.  Ue 

800 

0,0020  Cu 

ao.  10. 

m.  iÜ. 

0,0078  CaSO, 

1.— 8.  11. 

800 

0 

1.— 8. 11. 

290 

0,08ri2  Cu 

l.— 3.  11. 

1000 

0,0092  La 

m 

0,.i347CuSO, 

0,0361  CaSO. 

8.-«.  11. 

200 

0 

3.-6.  11. 

200 

0,0626  Cu 

3,-6.11. 

1000 

0,0086  Cu 

0,8459 CoSO« 

0,0887  CaSO* 

8.-10.  11. 

850 

0 

r» 

10.-18.  II. 

1000 

10- -88.  11. 

1000 

0 

15.  bis 

300 

0,002:$  Cu 

VODI  16.  1  1.  blH 

23.  11. 

0.0090  Cu^t 

29.  11.:  2,0  g 

».-8«.  II. 

530 

0 

U 

1000 

0,007lCa 

CoSO« 

80.  11. 

0,0279  CoSO. 

0  bedtolei  kapbrlM,  —  nicht  nnteimcht. 


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Db  Ziog»  Nr.  I  wog  nnidittelbar  ww  der  Bofalacfatong  34,6  kg,  die  Ztege  Nr.  II 
38»6  kg. 

Die  Oigftne  li*tleik  folgende  Gewichte: 


Ziege  Nr.  I 

Nr.  n 

Herz .    .  , 

-    .      98,0  g 

116,0  g 

Leber 

.    .    380,0  g 

616,0  g 

Milx     .  . 

.    .     41,0  g 

72,0  g 

1.  Niere 

.    .     41,0  g 

48.0  g 

r.  Niete 

.   .  40,0g 

48.0  g 

Pankieas  . 

.   .     81.0  g 

20,0  g 

Ziege  Nr.  I  war  eine  gröbere  Luidsiege  mit  Höniein, 

Ziege  Nr.  II  eine  feine,  hornlose  Sa&nenziege. 

Bei  der  Bestiuimuug  des  Kupfergehalts  der  Orgaue  zeigte  die  Leber 
den  bei  weitem  höchsten  Gehelt,  dann  folgten  Nieren  and  Blnt  Frei  von 
Kupfer  waren  Euter,  Muskeln  und  Fettgewebe  (verj^.  Tabelle  VI).  Auch 
Brandl  (9)  fand  bei  Honden  und  Kaoindien  in  der  Leber  den  gtdOten  Kapfergeiuüi. 

/ 

ZttsaniMiifteMJiig  dir  VertHChtirgabiiitie. 

1.  Iq  der  Milch  von  swei  Ziegen,  von  denen  jede  in  61  Tagen  etwa  71  g 
Kupfeimlfiit  mit  Weinlanb  erhalten  hatte,  konnte  Kupfer  niemale  naobgewieoen  werden. 

8.  Nadb  einer  üntarbtedrang  von  60  Tegen  erhielt  Ziege  Nr.  I  in  61  Tagen 
82,6  g  Kupfennlfat  und  Zi^  Nr.  II  in  50  Togen  60,6  g  Kapfenolfat  in  wJtoeeriger 
Lesung.  Auch  in  dieser  iwMten  Vecsachqteriode  wurde  kein  KupCtr  mit  der  liUch 
ausgeschieden. 

8.  Ein  ElnflnO  der  verAitterten  Kupfenalso  »nf  Menge  und  Zneammenieliuag 
der  Mikdi  wurde  nicht  beobachtet. 

4.  Der  Fet^ehait  der  Zieg«miildt  sehwankte  awieehea  1,6  und  6,6%.  Biese 

Extreme  zeigten  sich  jedoch  nur  ausnahmsweise.  Meistens  bewegte  sich  der  Fettgehalt 
zwischen  3  und  6*/o.  Bei  gleichbleibender  Fütterung  zeigte  der  Fettgehalt  der  Milch 
bei  derselljen  Ziege  ziemliche  Schwankungen,  die  cniegelmiflig  auftraten  und  fttr  die 
eine  Ursache  nicht  gefunden  werden  konnte. 

6.  rJesinHlheitestörungeii ,  OrgsinveriitKleriingen .  njimentlicli  V«>rjinilerungen  an 
den  zelligen  ßestandteilea  des  Blutes  infolge  der  Verabreichung  von  Kupfersalzen  traten 
nicht  auf. 

6.  Bi'i  <ler  Be.-tiiiiinung  des  Kupfergehaltes  der  Organe  fand  sich  in  der  Leber 
der  bei  weitem  liocbste  Kupfergehalt,  dann  folgten  Nieren  und  Blut.  Frei  von  Kupfer 
waren  Euter,  Muskeln  und  Fettgewebe. 

Das  Ergebnis  vorliegender  Versuche  geht  nach  derselben  Richtung  wie  die  in 
der  Litemtur  niedergelegten  Angaben ;  auch  die  beiden  mit  Weinlaub,  das  mit  Boideauz- 
hrflhe  bsapritst  war,  geffttterten  Ziegen  wiesen  keine  Gesundheitestörungen  auf  und 
lieferten  «ine  HOoh,  die  in  keinem  Falle  kupferhaltig  war. 


IST  — 


Anhang. 

Methodik  der  ausgeführten  chemischen  Untersuchung. 

Zur  UiUtrsui  liui  dor  Milch-,  I>aub-,  Kot-  und  Urinprobcn  sowio  der  Organt- 
auf einen  Gebalt  an  Kupter  wurde  die  folgende  Methode  angewendet.  Die  Milch  und 
der  Harn  wurden  zunächst  anter  Zoflats  konfentrierter  Schwefelsäure  eingekocht,  der 
gRtiocknate  Kot,  die  getroi^neteD  Organe  und  daa  Laub  mit  konsentrierter  Bdiwefel- 
iKnra  fibargoaaea  und  unter  langMoiem  Zuaatieo  von  rauchender  SalpetonSure  in  be- 
kannter Weis»  oxydiert.  Naeh  beendigter  Oxydatum  wurde  der  ROckatend  mil  Waaaer 
aufgenommen,  der  unlöaliche  weiße  Medereehlag  abflltrierC,  dieser  mit  aalpetoBBanrem 
heiflem  Wosaer  anagewaeehen,  die  Waachwa^ser  mit  dem  Fiitrat  verein^  und  einige 
Zeit  zur  Vcttr^bong  der  Salpetersäure  gekocht.  Die  saure  Lösung  wurde  mit  Am'mo- 
lilak  bis  zur  jtchwach  sauren  Reaktion  versetzt  nn  I  mit  S<"h  wo  fei  Wasserstoff  behandelt. 
Der  entstehende  Niederschlag  vonf Kupfersulüd  wurde  in  J^alpelcrs^äure  gelöst  und  aly 
Oxyd  oder  aus  naurer  Lösung  mit  Zink  in  einer  Flatinschale  als  metaUisches  Kupfer 
niedergeschlagen. 

Zur  Prüfung  einee  etwaigen  Gehaltes  des  unlöeliohen  in  jedem  Fall  rein  weifien 
Niedaraohlags,  der  nacb  vollendeter  Oxydation  in  Sftni^n  unlöslich  surflokUieb,  wurde 
dieser  mit  Kaliumnatriumkarbonat  aufgeschlossen»  die  meist  farbloee  Sdimelte  in  Sais- 
s&ure  gelöst  und  die  LOsung  wie  oben  behandelt;  es  konnte  auf  diese  Weiee  Kupfer 
nicht  naehgewiesen  werden. 

Um  die  Genauigkeit  der  ^lethode  bei  der  Verarheitui^^  größerer  Mengen  Milch 
tu  prüfen,  wurden  500  ccm  Milcb^mit  0,002  g  CuSO«  -f-  6  aq,  entsprechend  0,00063  g 
CuO  versetzt  und  auf  die  oben  an^^-trebene  Wei?e  untersucht.  Das  Kupfer  wurde  als 
Oxyd  zur  Wägung  gebracht.  E.s^wurden  wieder  gefunden,  a)  0,00064  g  b)  0,000G3  g  CuO. 

Ferner  wurden  lOOU  ccur  Milch  mit  0, 04002g  CüÜ^Oi  +  5  aq  =  0,01018  g  Cu 
versetzt,  auf  gleiche  Weit^e  oxydiert  und  der  Kupfergehalt  mit  Hilfe  der  sclton  vuu 
Fresenius  angegebenen  und  neuerdings  von  Stein,  Brebeck  und  Graff  weiter 
ausgearbeiteteii  Methode  —  Filhmg  d«a  Kupfern  in  aamer  Löaung  mit  Zink  in  einer 
Piafinadiale  —  bestimmt.  Baa  Kupfer  setrte  aicb  immer  ala  adifin  kupferroter  Be- 
schlag in  der  Plalinsdiale  ab.  Iis  wurden  gefunden:  a)  0,0101  g,  b)  0,0103  g  Co. 

Auch  hier  enthielt  da  nach  bemdigter  Oxydation  bleibonde  weiße  Rückstand 
keine  Kupferverbindungen  mehr. 

War*der'bei  der  Fällung  mit  Schwefelwasserstoff  entstehende  Niederschlag  zu 
gering  oder  entstand  bloß  eine  opaleszierende  Trübung,  ?o  wunle  die  Flüg.4i(>k*>it  ßb 
filtriert  und  d^r  spärliclie  auf  dem  Filter  bleibende  Rückstand  mit  heiß«r  Salpeter- 
säure  behand  lt  Die  entstehende  Lcisung  wurde  auf  koloriraetrischem  Wege  auf  einen 
Gehalt  au  Kupfer  geprüft.  Dafür  werden  zwei  Reaktionen,  die  eine  auf  der  Bildung 
von  braunem  Ferroqrankupfer  auf  Skieate  von  verdOnnter  FemMjankaliunoIflanng  au 
soihwaoh  aauren  auf  Kupfer  su  prüfflnden'*Ix)sang,  die  andwo  auf  der  Bildung  von 
Uanem  Kupferoxydammoniak  durch  Zuaate'kons.  Ammoniaka  beruhend,  bonuttt. 

Diese  Beetimmungen^wunlen|2iari^^c'''S''>'^  >^  weißen  Poraellanschalen  vor- 
genomvoen  und  die  einaslnen  Probent.anf  daaselbe  Volumen,  ca.  6  com,  gebracht  Bs 


.  kjui^.o  l  y  Google 


—   188  — 


war  mit  Hilfe  der  Ferrocyankupferreaktion  nonh  möglich  0,0002  g  CuSO«  5  &q 
=  0,00005  g  Cu  und  mit  der  KnpferozydammoiUAkreaktioQ  noch  0,001  g  CuSO« 
^  5     =  0,00025  g  Ca  zu  erkennen. 


Tabelle  VL 

Obenioht  über  den  Gehalt  der  Organe  an  Kupfer  besfigl.  Kupfereulfai 


B«x«iobiiuag 
dsr 
OxBMi* 

Zie^'e  1 

Ziege  II 

(5ew.  der  Or- 
gtine  i .  frisch 

Mengt!  de«  geluaiieoen 

Gew.  der  Or 
^Hne  i.  friaeh 
geecliUch- 
tetem  Zuet. 

Menge  de«  gefondeneD 

totem  Zuit. 
S 

Kuptere 

Kupfer- 
■ulfetee 
mg 

Kupteni 
mg 

Kupfer 
nulfates 

mg 

Leber .... 

m 

140,0 

&40,9 

515 

184,0 

696^ 

Herl  .... 

99 

1.2 

4,7 

115 

1.6 

7.0 

MUi  .... 

41 

Spureu 

72 

s;8 

i».oa 

Klwe  .... 

ai 

6,0 

28,6 

91 

6,9 

64,9 

PankreM.   .  . 

31 

0.9 

3^ 

20,0 

0,8 

8.1 

Euter  .... 

ai2 

ikb 

Mtwkelfl  .  .  . 

160 

186 

Fettgewebe  .  . 

120 

100 

Blot  .... 

7S0 

4.6 

IM 

720 

33 

i9;o 

GaUs  .... 

SO 

9,7 

10,6 

Gebim  . 

70 

0»« 

7^ 

<-  bedeatet  kupferfrai. 


Utenlar. 

1.  Archiv  ffir  wiaaenflchafiliche  und  praktische  Tierbeilknndeb  1896.   Bd.  88. 

2.  Magazin  fOr  die  geeamte  l^erbeUkande  VII.  8. 176. 
3  n.  4.  xitiert  nach  Tachireh  («ehe  Ut  Nr.  6). 

5.  Biedermanna  agrilcaltarchem.  Zentralbl.  33.   S.  70. 

H   TKL  birch,  Dm  Kupfer  vom Staadponkte  der  gerkbtlicfasn  Cbemiemw.  StaUgert  1898» 
Ferdinand  Euke. 

7  o.  8.  Awhiv  f.  wieeenebefUfebe  und  ptaktiMbe  TtarbeHknnde.  1688.  Bd.  84. 

8.  QrundriS  der  Pharmakologie  nsw.  1909.  6.  .Auflage  S.  664. 
10.  Cbem.  Zentralbl.  04  II.  8.  660:  08  II,  S.  1742. 
IL  Deoteciie  Klbiik^  1968  I,  9.  Vorleeuiig. 


Ende  dee  1.  Heflei. 
AbgeechloaMü  au  8.  April  1811. 


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( 


Arb.  a.d.  Kaiseri. 


lUel  I 


Vatlac  Toa  Jaliu»  Sprint 


Teohn.  •  vt.  Aoatalt  roa  AOtei  MUllar  in  LeipziR. 


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Ober  einige  neuere  Deelnftoktionenltlel  (Phenettil,  Meiticid  KT  und 

Hueinol). 

Von 
Dr.  Eineeker, 

Kgl.  fiiefa«.  8t«b««ni  in  Dnadwo,  «h*d«iit  kommtndiert  nun  KaiatrUctMo  OMoadheitMunte. 


Die  früher  so  viel  Yerwandte  Karbolsäure  ist  durch  andere  DesinfektionBinittel 
«i»  SablimAt  and  die  Kmoh  mahr  nnd  nwihr  Tmdrittgt  worden.  Dia  Gründ«  liegen 
in  dm  hjgnÜBUsit6b»a  SgenidiBltoD  dM  Pbenols  mid  der  dadurch  badingtan  Sdiwiarif- 
ku%  dar  Doriamng»  in  •einar  Haut  und  Sdddinliatit  ataric  raiaandan  Wiikimg  und  in 
dar  varhiltinimifiig  gariofan  Daainfaiktionaknft. 

Die  Bebwierigkeit  der  Dosierung  des  Phatwla  aoehte  man  früher  durch  Herstellung 
sogenannter  Desinfektionspulver  und  Pastillen  zu  beheben,  in  denen  das  Phenol  durch 
wasserfrei«  Salz«,  Borsäure,  Borpä\ireanhydrid  usw.  absorbiert  war,  und  die  ins  Fel.l 
and  auf  die  Landpraxi?  leicht  mitzufahren  waren.  Da  indeasen  die  anderen  Nachteile 
hierdurch  nicht  beseitigt  wurden,  führiün  dich  diese  Präparate  nicht  ein. 

Die  Firma  Schülke  und  Mayr  in  Hamburg  hat  nun  neuerdingA  unter  dem 
Namen  „Phanoatal''  ainige  Präpanta  im  dan  Handel  gebracht,  dia  nach  ihrar  Angnba 
laioiit  doalecbar,  in  dan  amawandaodan  Komanteationen  ohne  Raiawirkang  und  too 
weaentlioh  hSherer  Decinfektioiukmll  ala  Phenol  dnd. 

Das  Fhenoetal  —  im|MrOngUdi  wurde  das  Pr&perat  unter  dem  Namen  «Kazbdi* 
säuretabkfttMk"  abgegeben  —  wird  in  Tabletten-  und  Pulverform,  im  letzteren  Fall 
als  reines  und  technisches  Präparat,  von  der  Fabrik  hergestellt.  Das  technische 
Phenostal  ist  rötlich  braun,  für  Hie  Zw<'oke  Her  r.roßd^'Rinfektion  bestimmt  und  komnnt 
auch  in  Tafeln  von  60  und  lOU  g  f^epreßt  in  den  Handel;  d&e  reine  pulverförtnige 
Pbeiioetal  ist  weiß;  die  Tabletten  sind  durch  einen  Farbstoff  rot  gefärbt. 

Das  Präparat  wurde  von  der  Fabrik  ursprünglich  als  Diphenyloxalester,  später 
«if  Ofond  der  Arbeit  wn  Croner  und  Behlndler  (1)  «le  Diphenyl-oräKH»ale»ter 

Nach  den  FMatelinngen  von  Heiler  (4)  handelt  es  aioh  bei  «Phenoetel  rein* 
aber  nicht  mn  «nen  Eeter  der  OxaleRnre,  eendem  nm  wasaerfime  Oxabünra  mit 

a<W  «.  a.  Tihirt  qwMihiHwto.  BA.ZZZVIIL  10 


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—   HO  — 


2  Molekülen  Kristall phenol:  CtOtHi  -{-  2  CgTTsOH:  auch  katteo  die  anteniidito&  Proben 

de«  Präparate  nicht  einen  Gehalt  von  67,6%  Phenol,  wie  es  der  Zusammenfletzting 
de»  Diphenyl-ortbooxaiBäureeetere  entspräche,  sondaro  enthielten  in  Pulverform  nur 
62,7.  in  Tablettenform  60,2%  Phenol. 

Das  Präparat  scheidet,  in  Wasser  eingehracht,  das  Phenol  lunächat  in  Tröpfchen 
aus,  die  aber  rasch  in  Lösung  gehen,  die  Losung  enthält  Oxalsäure  und  Phenol;  in 
kalkhaltigem  Wasser  entsteht  ein  weißer  Niederschlag  von  oxalsaurem  Kalzium  in 
einem  von  der  Phenostalkonzentration  und  der  Härte  des  Wassers  abhängigen  Masse; 
•ntqnmsheod  d«r  AiuftUnng  dw  OxMtan  wird  di»  DtrioftlcfloiiswJrkting  geschwächt, 
a.  MoldoTftn(8). 

Die  DeainfBktioDskvalt  des  Phenostah  wurde  toh  dner  Rdhe  von  Auionn  g*- 
pfflft  und  swaf  gegeottber  AubobwemmuDgen  von  Bakterien  in  destSIieflnn  Waaaer 
von  Schneider  (10),  Croner  und  Schindler (3),  in  KoohenlilSinng  von  Croner 

und  Schindler(2),  in  Bouillon  von  Schneider,  Kelfthne(6X  Erb(8),  Küster (6), 
Moldovan  (8),  Croner  und  Schindler  (1),  in  verdfinntem  Serum  von  Schneider, 
mit  Bakterien,  die  an  Granaten  angetrocknet  waren,  von  Hailer (4),  an  Seidenfaden 
von  Schneider,  Moldovan,  Erb,  Mayer(7)  und  gegenüt>er  Agarkulturea  von  £rb. 

AUgfmfin  wurde  die  Desinfektionskraft  wesentlich  höher  ppfnndfn  als  die 
gleichproientigt^r  LöHungen  von  Phenol;  der  Grad  der  Steigerung  war  abhangrig  von 
der  angewandten  Methode:  besonders  groß  war  der  Unterschied  in  der  Wirkung  gegen- 
über Bakterienaufschwemmungen  m  destilliertem  Wasaer  und  an  Granaten  angetrock- 
neten Keimen;  geringer  bei  Anfeehwemmungen  in  physiologiedur  KoohflaMOeung  und 
noch  mehr  henbgeeetit  bd  Bolchen  in  Bouillon  und  Serum.  Allgemein  war  der  üntar- 
achied  in  dar  Wirkung  von  Phenol  und  Pheooetal  in  hochproientiger  LSenng  guinger 
ala  bei  Lösungen  mit  geringem  Gehalt  (Vi — IVo)* 

Abwuchmd  vcn  den  anderen  Autoren  ftnd  Saito(O)  «ne  anf&Uend  geringe 
Desinfektionswirknng  des  Phencstala  gegenüber  an  SeidenOden  angetrockneten  Staphylo- 
kokken; keine  Abtötung  dufdi  l*/eige  LOsung  in  7  Standen,  wohl  aber  durch  1%  ige 
PhenoUöBung  in  8  Stunden. 

Die  starke  Erhöhung  der  Desinlektionskraft  des  Phenols  ist  durch  das  Zusammen* 
wirken  von  Phenol  und  Oxalsilnre  tvi  erklären,  die  letztere  steigert  nach  den  Versuchen 
HBiler8{4}  die  DeeinfektioiiHkraft  des  F^henols  iu  höherem  Maße  ale  Schwefelsäure. 
Uröiiclien,  die  den  Gehalt  an  freier  Oxalsäure  herabsetzen,  vermindern  daher 
auch  die  desinfizierende  Kruft-der  Lösung:  kaikhaliigea  Wasser  (Moldovan),  Bouillon, 
Semm,  überhaupt  Biweütstoffe  and  Salie  echwacher  SiUireo;  von  einer  nach  d«n  Ver- 
schlag der  Palnik  sur  Inatrumentendeainlbktion  mit  Soda  neatraliai«ten  LSanng  ist 
überhaupt  keine  wesentliche  Dssinfektionawirkung  mehr  au  erwarten,  was  auch  Hayer  (7) 
b«  seinen  Vetauohen  beotlltigt  fand. 

Bei  Ungorem  U»ifiu  an  der  Luft  serfallen  die  TWUetten;  nach  dm  Feetalallmigen 
von  Hailer  (4)  veriiMrt  das  Prilparat  dahsi  allmihlidk  an  seinem  Phenolgahalt;  dem- 
entsprechend hat  nach  KnlKhno  (5)  der  Rflckatand  eine  wesentlich  geringere  Deatn- 
fefctiooswirkung  als  das  Qrigbalpväpamt 


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—    141  — 


Die  GifUglnit  des  Fjtl|i«nito  gegeoübw  dem  tieraoben  Oibmusdiim  (Miasen) 
wind«  von  Mayer  (7)  geringw»  TO»  Holdov*n(8)  bfih«r  g»fiuid«a  «Ib  die  d«r  tetr 
•pnehendeik  PhMMUteungeii. 

Deiinf«ktioiitT»riaoh«. 
IK»  Lteimgeii  dai  Mittdi  wmdm  mit  «toirikm  dflatillMritm  Wmmt  hngistelll 

und  die  Binwirkung  auf  dl«  Tettobjekt»  ImI  ZtmmertMupwnitiir  ttnlenmebt 
Als  Twtobjekto  kamen  cur  YerwendiiDg: 

Stnpbylococcus  pyogeiMB  MlieilBt 
Bact^num  typhi, 
Bacterium  coli, 
BMilliM  euip«atiftr, 
MUibnodapano. 

Die  Spoiea  waren  an  Seldenliden  «ngetroeknet;  die  Bakterien  mudra  nnf  Agar» 

platten  und  in  AufBcbwemmungen  mit  den  zu  uateraaehenden  Löeungen  behandelt 

A.  Die  Plattenmethode.  24  Stunden  alte,  gut  und  gleicbmäfiig  auf  16  ccm 
AsBT  pcwacheene  Oberflüchenkulturen  wurden  mit  der  tu  untersuchenden  Lösung  des 
DeainfektioüsniittelB  über8chicl)tet,  nach  beBtimniten  Zeiten  3  Ösen  von  dem  Bakterien- 
raeen  abgenommen  und  iu  Kölbchen  mit  50  ccm  ateriler  BouiJlon  tkbertragen;  die 
Bouillon  wurde  dann  8  Tage  lang  beobachtet. 

B.  Verauche  mil  Anfaehwemmnngen  naeh  der  Gniberaohen  Metbode. 
Sine  24  Standen  alte  »nf  SiMgaffv  gewaefaiene  Kultur  wurde  in  10  ccm  0,86%iger 
KodualilSBiing  an^pBebwemmt  nnd  dnreb  rterile  Leinwand  filtriert;  dieae  Auf- 
aehwemmnng  wird  dann  in  bdcannter  Wdae  mit  dem  f^eicban  Volumen  Deainfektiona- 
mittelUSeang  Ton  doppelter  Konzentration  gemiaoht;  nach  beatimmten  Zeiten  werden 
mit  Bterilen  I^petten  8  Tropfen  in  Erlenmejrerkfilbdien  mit  60  oem  Boaillon  abertragen 
und  wie  oben  beobachtet 

Zum  Ve^leiobe  wurde  die  Desinfektionawirkung  ebenso  starker  PheuoUösungea 
fettgee  teilt. 

Tabelle  L  Stapbyloooeoua  pyogenea  aureua. 
(Vemiebe  nach  der  Flattennietbode). 


Nach  Eäiiwirlrang: 

(lern  Mitt«l»  wahrend 

4 

8 

l» 

20 

2'- 

45 

50 

60 

190 

Minuten 

tfi%\gt  TlMMataMabletteitlteaiig 

l<5     ■         «  • 
1^     »  . 
«kW  • 

^      m  , 

+ 

+ 

- 

1- 

+ 

- 

+ 

4- 

+ 

+ 

— - 



+ 

+ 

t 

1 

+ 

+ 

5,0  *;,ifaL( 

3,0  „ 
1.0  „ 

Innig  V.  PheDoetal  taehn. 

n               ri  II 
J»              PI                 »1  rl 

-1 

ig0  %itß  lCarbol«aarel«Mnm« 

■1 

1 

+ 

-r 

+ 

+ 

4- 

+ 

.  j  I.  d  by  Google 


—    142  — 


Tftbell«  II.   Bftoterium  coli 
(Plattenmetbode). 


Nach  EiDwirkong  <}4W  Mittak  wilureod 

s 

5 

10 

1» 

80 

S.O*/«tglB  PlMiiMMtol*T«bl«M0Dl6aQiig 

;  

- 

Ii 

ifi    0              li  n 

4- 

1>0      »                     »  y, 

•i- 

-f 

+ 

2,0  ',,ig«i  KAJ-boliMurelüeuQg 

+ 

1.5  n 

+ 

+ 

+ 

1.0  , 

+ 

+ 

+ 

+ 

Tabelle  IIL  Baeterinn  typhi. 
(PlattaBBiftlaode). 


Kach  Einwärknog 

dfls  Mittok  wihrai 

1 

• 

10 

SO 

Minuten 

2>0*/,lge  Ph«n(Nrt»l-T»bl«tteiil«Kiiis 

- 

1»S       w                         l>  » 

+ 

1.1)  „ 

-1- 

+ 

+ 

^.0  K»rbo)6tard06aog 

+ 

-r 

- 

_ 

l_ 
1 

+ 

4- 

1,0  « 

+ 

+ 

+ 

Tabelle  IV.   Bacillus  suipestifer. 
(PlaMMunalhodeX 


Nach  Einwirkung  dee  Mittels  wahrend 


1 

8 

10 

MiBDtea 

2,0  «/«'«e  Pb«MMlBl*l!abl«ttaiiUlaDng 

1.0    »               n  n 

+ 

SJ)7«Up»  KarholaannliMimg 

+ 

+ 

+ 

1*0    «  n 

+ 

+ 

+ 

Tabelle  V.    Stapbylococcus  pyogenea  anretto. 

(Nach  der  Grabaiafihan 

Mathode). 

Nach 

Einwirkung  de»  Mittels  wahrend 

8  MirntaD 

B  Mtantan 

80  Miniitaa 

6*/,{ge  IvOflung  von  Plienmtal  techn. 

8    »             n           »             •  m 

1      l>                MM                It  M 

+ 

+ 

5*/*  ig«  KarboliinMlOanBK 

8      »  M 

+ 

1  m 

+ 

+ 

DigitlZCü  by  Google 


Wie  der  Vermeli  aaeh  der  Ptattenmetbode  seigt  —  s.  Tebelle  I  —  stand  da« 
teekoudie  PhenoelBlpTl^Nutt  in  der  DeaiDfektionewirkuiig  gefwiGber  Staphylokokken 

hinter  dem  Pheno«tal  in  Tablettenform  zurück. 

Im  allgemeinen  sind  die  Unterschiede  zwinchcn  der  Wirkung  gleich prozentiger 
Phcnostallableltenlösungen  Tind  TCarbolsätirelfisungen  bei  Verwen  hnic  rifr  Plattenmethode 
namentlich  bei  höheren  KonzentratioaeD  nicht  sehr  groß;  dies  tritt  namentlich  dputlich 
hervor  bei  der  Einwirkung  2-  und  l'/oiger  Lösungen  auf  Kulturen  von  Staphylokokken 
und  Bacterium  coli;  dagegen  macht  sich  ein  ataikerer  Unterschied  bei  den  l%igen 
Lösungen  bemerkbnr.  Gegenöber  Badllns  typhi  und  Bacillne  siüpeetöfer  aber  rind 
3-  nnd  1  */e%^  FhenoetaUOanngen  wesentlich  «Hrkiamer  als  2-  vnd  1  %igie  PhenollBsungen. 

Andi  bei  den  Vefsochen  mit  Anfsehwemmungen  ist  ein  Untanelded  in  der 
WiAu^fOD  Fhenostal  nnd  Phenol  in  5-  nnd  8%igerL(isung  nicht  lestanelellen,  dagegen 
eine  weeontüch  beeseve  Wirkung  der  l*/e%en  FlienoetallfiBang  im  Vwffßmdk  sn  der 
iVeigen  PbenoUöiung. 

Die  Milzbrandeporen,  die  im  OhlmüllerBchen  Apparat  eine  Resistenz  von  4  Minuten 
geecn  strömenden  Wasserdampf  beeaßftn,  wnn'ei.  durch  eine  '® 'nitre  PhenostaltR^letten- 
löeuDg  in  8  Stunden,  durch  eine  6  Voige  PhenoUöHung  aber  erst  nach  48  Stunden  abgetötet. 

Zar  Prflfang  der  Giftwirknng  des  Phenostals  wurde  gmuen  Hausmftiuea  im  Gewicht 
TQBl8*-20  g  je  ein  ccm  einer  0,5-  besw.  0,25  */o igen  Lösung  subkotm  iejinerL  Deliei  iit  M  be- 
■Mrken  (laf)  Hiene  Tiere  eehr  empSndlich  Regen  KarbolRiture  sind. 

Maua  I  und  II :  Je  1  ccm  einer  0^ ^«igen  FheDoeUllöming.  Bei  I  traten  nach  1(1  Minnten  leichtere  . 
Krlmple  auf,  die  «twa  SO  Wiinten  «nhalteD,  bei  II  nadi  10  Mtnaten  «UriMi«  Krämpfe  die  bia  xnai 
Tode,  der  nach  8  Stunden  eintrit' ,  f-rtb^p^rliPn    V-mw  III  nnd  IV  mit  jp  1  rr m  0  '3" « ir^r  Phenoetal- 
TaUettenlOeiuig,  leigen  nach  10  Miauten  leichter«  Kr&mpfe,  die  nach  einer  halben  Stunde  aufbOreo. 

Mane  V  «od  VI  wurden  mit  je  1  ccm  03*/«i9er,  Maae  VII  and  VIII  mit  Je  1  eem  0,S5%iger 

iMang  von  Phenofltal  techn.  behandelt. 

Während  V  und  VII  reaktionslos  und  ohne  Krämpfe  blieben,  traten  bei  VI  und  VIII 
«ofert  leiehtsre  Krämpfe  auf,  die  nadi  10  Miautea  stirker  woiden.  Beide  aterbea  naeh  15  Minataa. 
Irgend  welche  Verändemafen  an  dea  iaaeren  Organen»  ineondeiiieit  aa  den  Nierea,  konalan 

OMkroflkopiach  nicht  wahrjfenommen  werden. 

Zur  Kontrolle  wurde  Maus  IX,  X  und  XI  je  1  ccm  einer  Otä^j^igen  Lösung,  Maus  XII, 
Xllt  and  XIV  ebeoaovlel  einer  0,26*/»igen  LOeong  von  Jicid.  earbol.  RqnabieL  sobkataa  fi^Mart. 

Bei  IX  setzten  sofort  starke  Krämpfe  ein,  die  lange  Zeit  anhielten  Nach  1 »/,  Stunden  aind 
Beine  and  Maul  rot  gedrbt.  Das  Tier  erholt  sich  und  bleibt  am  Leben.  Die  Rötung  ist  nach 
S4  Btmden  gewliwwiideo. 

X  stirbt  nach  "1  Stun  Jen  unter  andauernden  Krämpfen. 

Bei  XI  treten  nach  A  Stunden  leichtere  Krämpfe  ein,  die  nach  iU  Minuten  starker  werdea« 
•bar  aaeb  1  Stande  anfliflieD.  Die  8  mit  der  adiwitafterMi  Lflavag  betumdeTteo  Tiei«  (XII— XIV) 
bleiben  am  Leben,  nachdem  kurze  Zeit  geringe  Krimpte  bestanden  haben.  Lösungen  von  Pheno- 
•taltabletten  sind  somit  nicht  giftiger  als  die  entsprechenden  Karbolsäurelösungen ;  das  Präparat 
Fbeaoetal  technisch  wirkt  giftiger  als  das  reine  Phenoetal  in  Tablettenform. 

tl.  Morbicld  KT. 

Duo  Präparat  Morbidd  KT  besteht  nach  den  Angaben  der  Firma  Seh ülke  und 

Mayr  in  Hamborg  aus  einer  37°/o  Rohkresol  und  ll°!o  Formaldehyd  enthaltenden 
Hanseifenlösung.  Eh  bildet  eine  braune  klebrige  Flüssigkeit,  die  nach  Teerölen 
und  in  geringerem  Grad  auch  mich  Formaldehyd  riecht. 

£a  unterscheidet  sich  durch  eeineu  Kreeolgehalt  von  anderen  von  der  Fabrik 
hergestellten  Morbicidpräparaten,  dem  Moibidd  6  nnd  Hoibiäd  technieoh,  die  Formal* 


—    144  — 


ddiyd  in  «inw  HiHMeliBnlfining  «ndudteo;  d«r  Ochalt  Fofmaldalijd  in  ibiMn  Im- 
ti&gt  nach  Frank  —  veröffentlicht  in  der  Arbtit  von  Stligniftnii (17)  —  11.92 V«* 
BMh  Ällemann(12)  13,6%  Fom&ldehyd. 

Die  DeBinfeklionskraft  dieser  beiden  Präparate  ist  nach  Seliemann  (17), 
Töpfer(18),  Schermann  (16),  Kü8ter(16),  von  Böhm  (13)  und  Keßler  (14) 
wesentlich  höher  als  die  von  Formaldebydlösungen  tod  enLeprechendem  Gehalt  und 
von  LysoformlÖHungeD. 

Ober  dM  UoiUaid  ET  lisira  bis  jetst  in  der  Litomtnr  ksinn  AognlMo  vor. 

Bei  den  naohstehendeo  Vetsnchen  worden  die  bd  den  PheDoetalTerrodien  beachrie- 
bene  Flattenmethod«  und  an  Seidenfiden  angetrocknete  Milsbrandsporan  benützt.  Zum 
Ver^doh  der  Wirkung  worden  Lfieungen  von  Phenol»  Verdünnongen  von  KreeolaeifiMilSeang, 
'  L7B0I,  40%ig«r  FonualdohydUSrang  nnd  hjmiiona  von  fßitUtum  Oohalt  h«nngeiog«n. 

Tnbello  VI.   Stnphjloooeoni  pyogenei  nnroui.  (Ptatteninethode.) 


fi&^tkong  dee  Mittel»  wihiead 


90 

aO  1  45 

60 

IV. 

2 

2V« 

2V. 

Hin 

Uten 

St 

und 

en 

^Vo  '^fSß  Uorbiddldaimg 

+ 

1  + 

4- 

i  + 

+ 

+ 

+ 

4- 

+ 

^'L^t»  Loeung  vom  LjreoforiQ 

1- 

:  -I- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

-i- 

1  + 

8     •           «           »  4"      »  n 

-t- 

+ 

j. 

- 

6  7»  ige  Verdftnntittg  der  KrMmlaeifen 

+ 

luMiiiij;  des  Ar.  I  i  '.\:  i  1,  - 

Verdünnung  der  KreflolHcifcn 

- 

lörang  des  Arsneibucha 

5%ige  KarboleUrriMiiag 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

Tnbollo  VIL  Baetorintn  aoli  (WnumBeihede.) 


Einwirkung 

dee  Mittela  wl 

ihien 

d 

10 

12 

20 

2S 

30 

45 

60 

90 

iio| 

Minoten 

:i%ige  UorUddldraDg 
1  • 

+ 

-1- 
+ 

)■ 

1 

+ 

\ 

+ 

-1- 

: 

+ 

'  + 

+ 

87«i8*  LyaoUflaong 

t  „ 

" 

-r- 

+ 

1  _ 

- 

+ 

37oM(0  Venlänoong  der  KrtMol 
aeiftolOnuig 

1    p      Ver<i(lnnungder  Kr<'sol 
aeifeulüaung  nach  deu 
Aimeiboch 

4- 

+ 

+ 

+ 

+ 
+ 

f 

+ 

+ 

87o'B*  FwmaliiilOeuiig 

-}- 

4- 

+ 

-1- 

nach 
4ÄStd. 

+ 

4- 

-1 

oaob 

aMd. 

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145  — 

■ 


Kiuwirkung 

do8  Mittel«  wAhrend 

4 

10 

12 

24 

Stunden 

iU7gig6  MorDicidJcvung 

j 

4- 

r-  - 

4- 
1 

j- 

5    »  1* 

1 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

]OV»iS*  lyMftMnDUning 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

+ 

-f 

+ 

i- 

-i- 

— 

10%ig*  PonuaUalomo« 

6  , 

+ 

+ 

+ 

4- 

lO%ig0  Veidfliuiiisg  der  Kf««o)9aif«n- 

+ 

+ 

lOmiBf  naeh  dem  AniMilnidi 

6    n     Verdfinniin^r  der  KrösolBeifen 

+ 

+ 

+ 

lOsung  uach  dem  Arzneibuch 

10*/tige  Ksrbolvftorelfleung 

4- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4-  bedeutet  Wuchistum,  —  kein  Wach«tum. 


Gfgnflbw  dem  StaphylooooctiB  pTOgenw  »ttratti  «nritioi  doh  8*  und  6*/«ige 
Lömngcin  ds»  Morlndd  KT  «]s  irirkMinwr,  tüa  glmeb  ttaik»  Lasnngaii  von  Lyaofotm 
und  Phenol;  dagegen  standen  eie  hinter  gleich  etarken  VerdQnnungen  der  Kreeol- 
MiCmlöeungen  den  Dent^chen  Arzneibucha  (IV.  Aufgabe)  und  der  40''/oigen  Fornialdehd- 
lösung  des  Handele  zurück.  Dabei  iet  zu  bemerken,  daß  der  Formaldchydgchalt  der 
letztgenannten  Lösung  mehr  als  dreimal  80  liocb  if^f  nln  der  der  angewfiTMlten  Morbi- 
cidlöeung.  Auch  bei  diesen  Verfluchen  tritt  die  verhältniemäßig  große  U  iderstanda- 
fahigkeit  der  Staphylokokken  gegenüber  Fomaaldehyd  hervor.  Gegen  Bacterium  coli 
erwiesen  eich  1-  und  3%  ige  Verdünnungen  der  40'^/oigen  Formaldehydlösung  gleichfalls 
wiikwuner  all  1*  und  87oige  Morblddldeusgen ,  wihnnd  dSsM  den  gleich  «tarlnn 
Veidfinnnngen  von  Lyiol  nnd  KiMidseifeoUSanng  flberlegen  «aian.  Du  ffild  wifd  in 
dieeem  Falle  allerdinge  dnidi  un^eidie  Beeoltate  getrübt:  ee  waien  t.  B.  bei  der  Ein- 
wirirang  l%iger  LjBondsung  na^  46,  <K)  und  90  Uinnten  keine  wa«dietnnisflh%«i 
Keime  mehr  nachsuwri^irn  w  Vlil  nher  naeh  120  Minuten.  Diese  ungleicbmillige  Wir- 
kung ist  vermutlich  auf  die  Mitübertragung  von  Deeinfektionstnittel  mit  den  zu  ver- 
impfenden Bakterien  zurii'^kznführen  Auch  bei  der  Fonnaldebydlösuog  macht  eioh 
eine  vorübergehende  Wachstumshemniung  geltend. 

An  Seidenfäden  angetrocknete  Milzbraudeporen  von  einer  Dampfresistenz  von 
4  Minuten  wurden  in  einer  10%  igen  I^ösung  des  Präparats  Morbicid  KT  in  4  Stunden, 
in  6%iger  in  6  Standen  abgetötet  5"  oigc  PhjBooItöBung  wirkte  nioht  in  34  Stunden 
abtStendL 

Ifitibrandsponn  von  oner  Dampfreeieteni  von  6  Minuten  wenn  aodk  gegen 
Horbkid  KT  wideietandefthiger:  Abtfitnng  duidi  10*/«ige  LSmageo  in  18  Standen, 
doidi  5%ig»  in  24  (nidit  in  12)  Stunden.   Aodi  hier  worden  Ver^obsvetmdie 


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-    146  — 


mit  anderen  Dednfeküonstnitlels,  Phenol,  der  oHizinellrn  KresolMifmlösang,  Lysofonn 
und  reiner  FormaldehydlöBung  angestellt  —  b.  Tabelle  VI  LI. 

AuR  3%igcr  mit  Leitungewftsser  herfreptHHcr  I.n'^ung  des  Präparate  Morbicid  KT 
schied  sich  bei  mehrtägigem  Stehen  eine  klebrige  harzartige  Masse  ab,  die  fest  an 
dem  Boden  des  (jQÜiüeB  haftete.  Ein  weiterer  Nachteil  dee  Fraparattf  neben  der  Un- 
l)e8tnDdigkeit  ■«iner  Veidännung  mit  Wumr  kt  aeiiM  Ktobrigkeit,  die  eiae  bequeme 
und  nach«  Dewkrong  verhindert 

Zar  H&ndedefliafektion  ist  das  Morbieid  KT  infolg»  des  dsn  Binden  «nhaftendeD 
Teeröi|^uofas.  der  sieh  auch  durdi  tnebrfadMS  Waeoheu  und  dnroh  Alkohol  nieht 
entfernen  lifit,  nioht  Tenreodbar. 

Die  Gifli^teit  ia|,  wie  naehetehende  mit  Hinaen  nngeetellts  Veisuobo  asigsn, 
goriDR. 

Maaa  i  und  II  erhalten  je  1  ccm  0,5*/«iger  Morbicidlösung.  Mau«  i  bleibt  reaktiouslos, 
II  bekommt  90  Mitteten  naeh  der  Injektion  geringe  85  Mlnnten  lang  enhaltende  ^idmagMi. 
Maus  III  und  IV,  die  die  gMdie  Hen^e,  nnr  in  Ojn%itßn  LOrang  injfatiri  «rikalten,  nigra 
dieaelben  Encheinongen. 

Nullnol. 

Unter  dem  Namen  Htmool  wird  von  B.  Braun  in  lfdsungao  ein  festes  Kresol* 
Beifenpräparat  in  den  Handd  gebnoht,  das  schon  von  frttber  unter  dem  Namen  Bunan^ 
bekannt  ist. 

Es  besteht  aus  Kresol,  stearinsaurem  Natrium  und  freiem  Alkali ')  und  wird  in 
brannpn  etwa  pfennigstikkgroßen  Tabletten  zu  1  g  und  in  etwa  3  cm  langen,  1  cm 
Hiurkf  II  Rollen  zu  5  g  geliefert.  Nach  Angabe  des  Herstellers  enthält  eine  1  g  Tablette 
0,6  g  Kresol. 


Tabelle  IX.    ötapbylococcus  pyogenee  aureus. 
(PlatteumetliodeX 


Einwirkung  de»  Mitiela  wühr«ud 

2 

6| 

«  1 

JO 

12  i  15 

•20 

46 

60  1  ao  il00|i20 

Minuten 

6%  ige  UnatooUüeung 

+ 

nacb2  X  S4  8td. 
bei  »7*a 

•. 

+ 

+ 

L 

+ 
+ 

+ 

bVt'iS*'  ParnlysültablettenlOeaDg 

- 

 1 

+ 

'i'  ^ige  Kreeoiaeifenläeong 
1.0  .  „ 

4- 
+ 

-f 
+ 
+ 



*)  Zritsebr.  (.  Medlsmbeamte  07  8. 475  nnd  Apolh.  2%.  W  &  74». 


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-    147  — 
Tabelle  X.   BMiUnt  Typhi 


Einwirinrng  da«  lUttab  wttimid 

3 

5 

10 

15 

20 

30 

H  i  D  u  ten 

1.0  » 

■iBölIflwing 
• 

+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

_ 

_ 

nach  2  T«gen 

1,0  n 

+ 

Tabelle  XI.  Baoterinni  ooll 


mn^knag  dwHittota  wtbieiMl 

_3_; 

15 

20 

30 

40 

80 

70  1  90 

M  i  n  n  te  n 

9ftV*^  HaiiiMilMmiiif 
1^  • 

+ 

2.0*/,  Ige  Knb6l«laMle«Diw 

+ 

+ 

Tabelle  XU   Baeillue  ayieeptiotte  (Bfkhnercholera). 


l%ife  KMolMifanlamiff  Ph. 8.  W. 


Einwirkung  des  Mittel«  w&breud 


30   I    60   i   90   I  120 


II  invten 


1*0*/«  ige  HeilDQUfleang 

+ 

nach  2  TiftD  bei  37*  0 

+ 

+ 

+ 

+ 

•    «     »      »  07'C 

+ 

+ 


QAch  2  Tagen  bei  37  *C 

,  6    .    •  n*o 


Tabelle  XIII.   Baoillat  eoipeetifer. 


Emwirku 

dee  Mittels  wUhreDÜ 

3 

5 

8 

10 

15 

Hiaeien 

S,0*/,ig«  Hesl 

aellflwpg 

+ 

1.0  • 

M 

+ 

+ 

2.0*/.i|e  Xttl 

+ 

4- 

1.0  • 

m 

+ 

+ 

+ 

- 

Der  Vorteil,  den  für  manche  Zwecke  die  MitfQbrung  von  Kfeeoleeifepripenten 
in  feiler  rorm  Uetot,  wird  ram  Teil  wieder  aushoben  dwnäk  die  SobwerUMidünit 
im  Plti^paratee  aneh  in  warmem  Waaaeff:  die  sur  Hentallnng  «iner  2,6*/oi8eii  Lteimg 
erfbrderiidMD  35  BiogrammUbletten  breuoben  sur  Laning  in  einem  Uter  WaMer  von 


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—   148  ^ 


80**  10  Minuten;  fortwährendes  Umechütteln  beaohleanigt  die  Lösung  etwa*.  Die 
6  g-Zylinder  müssen  zm  Lö,«nng  in  kleine  Stücke  zerschnitten  werden. 

Die  eiitstehendfl  Tjipnn^'  riecht  intensiv  nach  Kresol.  ist  wftrni  niclit  ganr  klar 
und  trübt  pich  bei  der  Altkutilung  völlig;  kalt  hat  sie  das  Aussehen  von  MilchkatVee. 

Nach  Saito  (19)  wirkt  eine  l%ige  Losung  des  Präparats  gegenüber  Ötaphyio- 
kokkeo  «tw«8  schwacher  ab  eine  iVoige  Lysollösung. 

NMh  den  mit  der  Flattenmethode  (s.  o.)  ange&tellteii  Venacheo  steht  de«  Hueinol 
in  der  Wirkung  gegenftber  Staphyloltoicken  und  dum  Erreger  der  Hdbnerelkolerft  Unter 
der  der  Kreeoleeifeiilfiaiuig  des  DeotedieD  Anneilrocbea  (Anegebe  IV)  inrttek,  dbertiifft 
aber  gfoicbpioieDtige  LBanngin  von  Pbenol  in  der  WiAang  auf  Baeterinni  edi  und 
den  Bae.  snipeetifer,  wlhrend  ei  gegenüber  dem  l^pkaibaiillne  gleich  wirkaam  Ist 
wie  Phenol. 

Milzbrandsporen  an  Seidenfäden  werden  durch  0,S%ige  Lösungen  nicht  ia 
3  Tagen,  durch  10%  ige  nicht  in  24  Standen  abgetötet. 

Dahlem,  Ifin  1910. 


Ltteratsr. 

PhenoBtal. 

1.  Croner  nnd  Sebindler,  DennMttiaa  1  8.  47.  1906. 

2.  Croner  und  Schindler,  ebenda  8.173- 

3.  Erb,  Desinfektion  ä,  110.  1809. 

4.  Hafler,  Arbelten  siie  dem  KaiBerlichen  Qe«Rindheitaarote  33,  500,  1»10. 

5.  KalKhne,  Desinfektion  2,  •2X'>.  1909. 

ß.  KnHter.  Zentralhl   f   l'nl^t  ,  Orig.  50,  23^$.  1909. 

7.  Mayer,  Zontralbl.  f.  Bakt..  Orig.  49,  576.  1900. 

8.  Holdovan,  Deainfsktimi  9;  487.  1909. 

9.  Sait.).  DeBinfoktion  1,  2fi7.  1909. 

10.  Schneider,  Uyg.  Zentralbl.  4.  201.  1908. 

11.  Behneider»  DNinfskticn  1,  179.  1908. 

Morbieid. 

19.  Allenenn,  Zeitschr.  1  MMljt.  (Hiemie  40.  96S.  1910. 

13.  V.  RC.Iim,  3.  113.  1910. 

14.  Kessler,  Deninfektion  3,  183.  1910. 

15.  Köster,  Hyg.  Randsebni  19,  980.  1909. 

16.  8cbermann,  Inaug.-DUs.  KönigHberg.  1909. 

17.  Seligmann,  Desinfektion  1,  12.  1908. 

18.  Töpfer,  Deutsche  med.  WoebeoBCbr.  1906,  1512. 

H  a  s  i  n  0 1. 

19.  Saite  9. 


-d  by  Google 


Battrilgo  ZUM  Nachweis  4er  Benziesiure  In  Nahrangs-  und 

Geoufimitteln. 


Von 

Dr.  Ed.  PoleDske» 
TiMhiiiaclMBi  Bat  im  K^Mrliehen  GMundheltaamt«. 

I.  Ober  dto  «luantitathre  BttUmmung  der  gesamten  BeniOMäure  in  PnMMbMrm 

uml  in  PreiBallM^rkoinpoi 

Dh  natOrlkh»  Torkommen  dtr  BenioMftnM  im  Pflamaimidi  gahört  nioht  iiir 
Seltenheit.  In  größerer  Henge  iat  diese  Säure  in  den  ^«Ulelbeenn  (Vaoeiiiiiini  Titu 
idaea),  MoMbeeren  (Vacc.  oxycoccoe)  und  Kranbeeren  (Vacc.  maretoowpiim)  nach- 

gewieaen  worden.  Nach  t^nt^reuchungcn  von  C.  Griebel')  enlhallen  die  genannten 
drei  Beerenfrüclitf  neben  fre;tr,  auch  noch  als  Glycosid  eeterartig  gebundene  Renzopj^niire 

t^jer  die  GeBaiiitiuenge  der  in  PreißelV)eeren  vorhandenen  Benzoesäure  zeigen  die 
Idteraturangabeu  grüße  Unterschiede,  die  zum  Teil  auf  den  verschiedeaüo  ReiftizuBtand 
der  Beeren,  teilweise  aber  wohl  auch  auf  die  Anwendung  verschiedener  Untersuchiugs- 
nethodem  Eorückgefährt  werden  müüMi.  Die  nadietebenda  Arbeit  liat  lediglich  die 
Mitteilung  einer  sweidcnillligea  Methode  nmi  Gefmatend«,  nach  der  in  Mfielbeeren 
und  in  Frafidbeerkompot  der  Oeaamtgehalt  derBemoeeiitte  mit  guter  Obereinetimmung 
beetimmt  werden  kann. 

Daa  TOrilegNlde  Verfahren,  wrlrbee  zu  gleichem  Zweck  auch  auf  andere  Pflanten- 
Stoffe  angewandt  werden  kann,  zerfällt  1.  in  die  Auslaugung  des  Rohstoffs,  2.  in  die 
Herstellung  der  Kohbenzoesäure,  8.  in  die  Reinigung  der  Rohsäure  durch  das  Oxydntions- 
verfahren  mit  Permanganat  nach  C.  v.  d.  Heide  und  F.  Jakob*),  4.  iu  die  Subli- 
mation und  das  Titrieren  der  reinen  Benzoesäure;  es  wird  folgendermaßen  ausgeführt. 
«50  g  der  zu  einem  Brei  zerquetschten  oder  zerriebenen  äul)Btauz  werden  in  einem 
Kolben  von  600  oem  Inhalt  mit  800  ocm  M^/oigem  Alkohol  gemiai^t.  Naeh  Var* 
bindnng  dea  Kolbene  mit  einem  Ktlhlrohr  wird  dae  Gemiedi  unter  öftoem  Um- 
eohfittefai  auf  dem*  WaaeeKbade  bei  etwa  70«  1  Stunde  lang  etliitst.  Daianf  wiid  dae 
int  etwa  40'  abgekfiUte  Gemiaeh  mit  etarker  NatnmUnga  (1  +  3)  älkaliaofa  gemacht 
and  dann  mit  noch  soviel  Lauge  versetzt,  bis  sich  ein  grüner  Farbamnchlag  zeigt, 
wobei  sich  die  flttesigkeit  aufhellt.   Hierauf  wird  daa  auf  16*  abf^fiblte  Gemiaeh 

Zailii^.  t  XMm,  d.  Hahnmti*  nad  QMaladtteL  1910,  18,  341. 
^  Ebnda.  im.  19.  188. 


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150  — 


mitti]»  «Her  WaHantrahUaftpumpe  dnreh  «ine  Wütsche  Pleite  filtriert  and  der  auf 
der  natfe  fuaammengeprefite  Räckstand  Sinai  mit  je  20 

gelaugt.  Das  alkalische  klare  Filtrat  wird  zuerst  durch  Deetillation  und  dann  durch 
Verdunsten  in  einer  Schale  auf  dem  Wasserbade  vom  Alkohol  befreit.  Der  noch 
wanne  RückuUiQd.  blossen  Volum  etwa  40  ccm  beträgt,  wird  aladaun  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  (1  -}-  3}  btark  angepüuert  und  noch  warm  durch  ein  gut  aDliefteodee, 
genäßtes  Filter  in  einen  Schütteizylinder  von  SOO  ccm  Inhalt  ültriert.  Schale  und 
Rückstand  werden  alsdann  mit  angesäuertem  warmen  Wasser  solange  gewaschen,  bia 
das  leiste  FUtrst  farblos  abfließt.  Das  etwa  80  oem  betn(pnde  Uan  Flllrat  wird  su- 
erat  mii  50  eem  Äther  1  Minute  lang  nad  dann  naoh  Ztnats  vwi  60  oom  Pstnditber 
vom  Siedepunkt  50*  mindestens  ebmaolange  kvlftig  duxdigsediflttdt  Nachdem  aioh 
das  AtberPetvolAthergemlseh  sdiarf  abfeschisden  hat,  trennt  man  ee  wn  dw  saoran 
Flttadgkeit  und  entlieht  ihm  durdi  Ausschätteln  mit  10  ccm  einer  5  ''/gigen  Natron- 
lauge die  Benzoesäure.  Mit  dem  von  der  benzoathaltigen  Lauge  sich  abscheidenden 
Äther  Petroläthergemisch  werden  alsdann  noch  weitere  vit-r  Anpsrhüttehmgen  der  pauren 
Fluaaigkeit  ausgeführt,  mit  den  &o  erhaltenen  Au8schütt«lungen  wird  unter  Anwendung 
derselben  Lauge  in  gleicher  Weis«  wie  vorher  verfuhren.  Die  wässerige,  alkalische, 
benzoatbaltige  Lauge  nebst  Waechwasder  gibt  man  in  eine  ForzellanBchale,  erwärmt  auf 
dem  Wasserbad  und  seieUirt  nunmehr  dnrob  tropfenweisoi  Zniats  «iner  gesättigten 
PermanganatUtsnng;  bis  die  Botfibrbung  einige  Ifinuien  bestreu  bleibt,  die  organisdien 
Beimengungen  der  in  Lösung  befindliohen  Bensoeeiare.  Nach  Beendigung  der  Oxydation 
«etat  man  snr  Entferoting  des  abersdifiengen  Pennanganats  tropfenwtise  eine  gesättigte 
Lfieung  von  Natriumsulfit  hinin,  siluert  da»n  mit  verdfinnter  Sehwefsl^ute  an  und 
bringt  den  au^eschiedeoen  Braunstein  durch  weiteren  v<Maiohtigen  Zusats  von 
Natriumsulfitlösung  gerade  in  Lösung. 

Der  klaren,  farblosen  Flünsigkeit,  in  der  sich  beinn  Erkalten  zuweilen  schon 
krietalHpierte  Benzoesäure  abscheidet,  wird  die  Benzoesäure  durch  viermaliges  Aus- 
schütteln mit  je  15  ccm  Äther  entzogen. 

0ie  vereinigten  Xthnranszüge  läAt  man  in  einem  tvoekenen  Bedierghse  Vt  Stunde 
lang  abeetsen  und  filtriert  die  Itherisdie  Löeung  dann  doioh  dnen  in  da«  Triohtenohr 
elngesehobeneni  etwa  2  em  langen  entfetteten  nnd  getrooknefeen  Watteetopfen,  in  tan 
DsetÜUerkAlbchen.   Nadi  dem  Abdeetillieren  dee  Athen  ans  mnom  Wassechade  von 

37 — 38"  bringt  man  den  in  etwa  8— 10  ccm  Äther  geUsten  Rfickstand  unter  Zusatz 
einiger  Stäubchen  Bimaateinpulvers  in  ein  Reagenzglas  von  etwa  16  cm  Länge  und 
l'/t  cm  lichter  Weite  und  destilliert  den  Äther  äur  dem  Was!äerbade  bei  37 — 38 "ab. 
Der  trockene  Rück'-tand  wird  zuerst  mit  2  g  trockenenn,  gereinigten  Seesand  Gedeckt, 
darauf  durt  1;  f  ii  c  rtwa  12— 13  cm  tief  eingeschobene  Scheibe  Filtrierpapier  von  dein 
oberen,  rein  geiiiiebeneu  Teile  dee  Reagenzglases  getrennt  und  dann  sublimiert.  Als. 
Heisbad  fthr  die  Sublimation  verwendet  man  ein  7  em  faohea  und  SV«  em  weitee 
WKgegJisohMi,  weiohee  4  em  hooh  mit  Paraffindl  gefüllt  wird.  Die  öflhung  dee 
Glasee  hedeokt  man  mit  einer  Sebeihe  von  Kartenpappe,  in  der  siob  swei  passende 
Offhungen  fttr  das  Reagensglaa  und  Thmnometn  h«^nden.  Das  Pamfflnhed  stellt 
man  auf  ein  mit  Asbesteiniage  versehenes  Drabtnels,  dann  wird  das  mit  einem  Uhf' 


j  . .  ..  y  Google 


151  — 


glA£  bedeckte  Reagenzglas  Henkrecbt  etwa  4  cm  tief  in  das  ParaffiDÖl  geh&ngt  nnd 
darch  4  Stunden  langes  Erhitzen  des  Paraftinbades  auf  180  —  190**  die  Sublimation 
der  Ben/oep-Aiirp  bewerkstelligt.  Nach  Beendigung  der  Sublimation  befindet  Bich  das 
farblose,  kriBtallinische  Sublimat  unmittelbar  oberbnlb  der  PappBcbeibe  an  den 
Wandungen  dcB  Reagenzglasee.  Das  außen  geniüuberte  Reagenzglas  wird  etwa  1  cm 
unterhalb  des  öubliDjataDBatze«  mit  einem  scharfen  Feilstrich  versehen  und  der  untere 
Tbü  d«s  Glaae«  mit  einem  glöhend«!!  QlMStab«  abgesprengt.  Nachdem  das  Gewicht 
der  Rölm  mit  dem  SabHnut  feetieatelll  «oiden  iit^  «eiden  die  Kristalle  in  neatmlem 
Alkolial  feitet  nnd  unter  ZumIb  von  Fhenolpbtfaalnn  mit  */te  Lange  tttriert,  1  ocm 
Vio  iMSffi  «ntepridit  0,0128  g  Bensoeelni«. 

Das  Sublimat  besteht  aus  farblosen,  ftdwftrmigen  Kristallen,  deren  Sohmelt- 
punkt  bei  121  dem  Schmelzpunkte  der  Benzoesäure,  liegt.  Die  neutralisierte  wässerige 
Lösung  dep  Sublimats  gibt  mit  Ferricbloiidlfiaung  den  charaktenstisch  fleiacbfarbigen 
Niederschlag  von  Ferribenzont 

Um  h<>i  einer  Nachprüfung  des  Verfahrene  einen  sicheren  Erfolg  zu  verbürgen, 
hielt  ich  es  lur  notwendig,  das  Verfahren  möglichst  eingebend  zu  beschreiben. 

•Die  nach  diesem  Verfahren  ausgeführten  Bestimmungen  der  Benzoesäure  erstreckten 
sieb  auf  mdirere  Proben  frischer  Pieifielbeeren  Tevscbiedener  Reife,  auf  eine  Probe 
gstioekneter  FkeiMbeereo  (Handelswaie)  und  einige  Proben  in  versduedenen  EmM' 
haltUDgen  mit  und  ohne  Zuckertusats  eingekochten  PreiAelbeerinmpots.  Die  erhaltenen 
Untenuehungsergebnisse  befinden  sich  in  folgender  Tabelle  (S.  152). 

Aas  nachatebender  Tabelle  gehl  hervor,  daß  die  in  dttn  untsrsndil«!  Proben  frischer 
Preißelbeeren  natürlich  vorkommende  Gesamtmenge  von  Benzoesäure,  je  nach  dem 
Reifezustand  der  Beeren,  0,089 — 0,206  "  o  betrug.  Die  nahe  üben  in'^l'mmnng  der 
Werte  in  den  Spalten  3  und  4  der  Tabelle  beweist,  daß  die  nach  vorsielieuuem  \'er- 
fahren  durch  Sublimation  erhaltene  Benzoesäure  nahezu  rein  ist.  Die  Werte  für  den 
Prozentgebalt  des  jeweiligen  Ausgangsmaterials  an  Benzoesäure  in  der  letzten  Spalte 
der  Tabelle  änd  mit  HUfo  der  Werte  in  Spalte  4  der  Tabelle  beiechnet. 

Zu  einem  Sbnlidien  Ergebnis  beiflglicb  des  Benioeaiaxegehalta  der  Pnufielbeeren 
kam  audk  Griebel  (a.  a.  0.)> 

Naoh  dem  Verfahren  von  Griebel,  unter  Anwendung  der  Waaseidampf-Destillation, 
wurde  eine  etwas  geringere  Menge  Benzoesäure  erhalten,  als  nach  dem  Sublimations- 
verfahren. Die  Versuche  Nr.  1  und  4  ergaben  nach  dem  WasserdampM)eetiUati(ms< 
verfahren  nur  0!l09  hezw.  0,192  %  Benzoesäure. 

In  je  100  g  Heidelbeeren  ^S  acc.  myrtillus)  und  Wald-Erdbeeren  konnte  nach 
meinem  Verfahren  weder  Benzoesäure  noch  Salizylsäure  nachgewiesen  werden. 

II.  Über  den  Nachweis  von  Benzoesäure  im  Wein. 

Zn  den  bisher  bereits  bekannten  Verfahren  zum  Kachweis  der  Benzoesäure  im 
Wein  ist  kürzlich  ein  neues  Verfahren')  von  C.  v.  d.  Heide  und  P.  Jakob  .Ober 
den  NacbiPela  der  Bensoeiinre.  Zimtalure  und  flalisjlslnre  im  Wein"  getreten. 

*)  EeHadkr.  f.  Unten,  d.  Nahranis-  nnd  QeouSmittel.  191«.  19.  a  187«, 


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—    162  — 


Tabelle  fibttr  den  BentoeatuMgahalt  dar  Praißelbe«r«s  und  dea 

PreiAelbaarkompota. 


Ver- 
flache 

Pwrhalliwihalt 
d«r 

Angewandte 
BabetaDz- 

Gewicht 

dea 
SaUimate 

Gewicht  der 

titrierten 

Gehalt  des 
Ao^angs- 
materiala 
an 

C 

t 

f 

•/• 

1 

L  FfiBcho  Wal-:  Preidolbeeren,  / 
ungleR'liiiiäiiig  reif  \ 

50 
50 

0,060 

0,009 
ü,058 

0,117 

2 

DaagL  l 

OU 

50 

U,UlO 

0,072 

0,060 

0,137 

S 

GlfliehiiüUNgnr  laife  Bmimi  I 

00 

60 

A  AAI 

OjOWl 
0,096 

A  f\OA 

0,088 
0,090 

0,178 

4 

50 
60 

A  1  1  LI 
U,l  lö 

0«116 

0,105 
0,101 

0,20« 

5 

II.  Friacbe  Oebirgs-  < 
imMIDMreD,  ungiwcnniaiiig  \ 

reif  * 

60 
60 

0,061 

0,064 

0,056 
0,058 

6 

60 
60 

0,049 
0,047 

0  04  S 

OvOM 

0,088 

7 

Baifeia  Bmucd  | 

60 

50 

A  ATA 

0,072 
0,075 

0,0ß8 
0,0  Üü 

«1187 

8 

Deugl.  1 

60 
60 

0^ 
0,087 

0,081 
0^ 

0,164 

9 

1I[.  Lufttrockene  Preifielbeeren , 
(Handelaware)  { 
Wassergehalt  12Vo 

10  ') 
10 

0,038 
0,041 

0,085 
0,036 

10 

IV.  PreUlelbMrkompot,  ( 
ohM  Zockar  «ingekocht  | 

50 
50 

0,074 
0,079 

0,069 
O.M0 

0,188 

11 

Mit  40«/,  Zocker  eingekodit  j 

60 
60 

0,042 
0,048 

0,040 
0,040 

0,060 

12 

Mit  50*/t  Zacker  eingekocht  | 

50 
60 

o,oao 

0,068 

0.028 
0,081 

0,05» 

Dieses  Verfahren  erscheint  so  beaoliteilOirort,  daß  icb  boi  Gelegenheit  der  vor- 
stehend geaohUderten  Versuche  Veranlassung  genommen  habe,  es  nachzuprüfen,  soweit 
die  Benzoe!<nnre  in  Betracht  kommt.  Die  biarbei  gemaobten  Beobaohtnngen  und  ^• 
gebnisse  Bind  nachstehend  erörtert. 

Das  in  Rede  stellende  Verfahren  «erfällt  in  zwei  Abschnitte,  in  die  Isolierung  und 
in  die  Ideutifizieruug  der  genauuteu  drei  öäuren. 

1.  Zur  laoliornng  dar  Bensoaslur«  ans  dam  Wain. 

In  diaMm  Abiehnitt  bandelt  ea  aieh  soafat  am  dia  HentaUnng  «inar  Ar  dia 
AMMbüttaltmg  dar  RobbeosooBänra  gedgnoten  Wainlfiaimg  und  dann  nm  dia  Reinigung 
der  Rohsäure  durch  das  von  dan  beiden  genannten  Autonm  In  Anwradung  gabracliito 
O^dationaver^ran  mit  Permangan^ 

^  Dia  getroekaatoa  Beaian  mudaa  mit  40  g  Wieeer  m  eiaani  Bral  aavriabaa. 


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—    IftS  — 


W«Dix  ▼oraduiftigernftS  60  ccm  schwach  alkaliadi  gemaditor  Wein  bis  auf  10  ccm 
verdunstet  und  der  mit  6  ccm  verdünnter  Schwcfelpänre  angesäuerte  Ruckstand  darauf 
mit  20 — 40  com  Äthfr  ausgeschüttelt  wurde,  dann  entstanden  fast  ausnahmslos  hart- 
nackig zusanimenbaitende  Emulsionen,  die  auch  auf  Zusatz  größerer  Äthermengen 
hSchsteuB  nur  luna  Teil  zerfielen.  Eine  glatte  Abscheidung  der  Ätherschicht  fand 
niemals  »tatt.  Dieser  übektand  mag  bei  (regenwart  größerer  Mengen  von  Benzoeeäoie 
im  Wtin  too  geringerer  Bedmtwig  1^;  budalt  m  ridi  aber  nm  dn  Nadiirais  v» 
«Iwtt  war  2  mg  der  Sftnm  in  100  eom  Wein,  dma  ist  fttr  ihren  Nadiweii  eine  m^ 
Uohii  qnentitetive  Aimohfittelang  mit  llher  «tfoidwlieh,  die  jedoch  nor  M  gkttar 
Abadiddiuig  der  geaunten  Atheieehiidit  ardelt  werden  kann.  Dies  wurde  eireioht, 
wenn  die  ai^eiinerte  Weinlösung  in  klar  filtriertem  Zustande  zur  Auaichüttelung 
mit  Äther  verwendet  wurde.  Man  verfährt  also  in  der  Weise,  daß  man  die  Wein- 
lösung für  die  Äusschüttelung  mit  Äther  vorher  klar  filtriert,  wodurch  sich,  mit  Ein- 
schluß des  Wasch  Wassers,  das  Volumen  der  Flüssigkeit  um  etwa  10  ccm  vermehrt, 
und  das  Filtrat  dreimal  mit  je  16  ccm  Äther  aueschüttelt;  dann  waren  bei  weiterer 
AuaführuDg  der  Vorschrift  der  genannten  Autoren  nocii  'l  utg  Benzoesäure  in  100  ccm 
Wein  naohweiabar. 

Duiefa  daa  Oxydationaverfahren  mit  Permanganat  worden  auch  bei  Wein  eteta 
üu-bloae  Bnuoatiaaungan  «rhaltea,  deren  AtberMMwcb&ttdnngen  ROckatftnde  von  ge- 
nfigender  Reinheit  för  den  Naohwoa  der  BenaoeeKnte  hinterliefien.  Auch  konnten  die 
Angaben  der  genannten  Forscher  heal&tigt  werden,  daO  gleidkseitig  vorhandene  Saliiyl- 
Attve  durch  daa  OxydatioDeveilabreD  aeratdrt  wird. 

2.  Zur  Identifizierung  der  Benzoesäure. 

Von  den  IdcntitätBreaktionen,  die  von  K.  Fischer  und  0.  fnuenert*)  sowie 
auch  von  v.  d.  Heide  und  Jakob  (a.  a.  O.)  eingehend  auf  ihren  Wert  geprüft  worden 
sind,  haben  sich  für  den  Nachweis  von  Benzoesäure  die  Mohlersche  Reaktion  in  der 
von  v.  d.  Heide  und  Jakob  abgeänderten  Ausführung  und  die  von  Fiacher  und 
Gruenert  in  Voncfalag  gebrachte  Übecfllhrung  der  Benaoertnre  in  Saliij^nra  duroh 
Sdimelien  mit  ftetem  Atikali  (Balfa^Mhire-Probe)  am  empfindlidbaten  erwieMn.  Auoh 
die  von  mir  erhaltenen  Ergeboieae  beetitigen  dieee  Angaben.  Indeaien  soll  darauf 
hingewiesen  werden,  daß  bei  der  SalityJeftnre-Probe  die  Kaliadimebe  mit  großer  Vor- 
dchi  auflsaf&hren  iat,  was  meiner  Ansicht  nach  in  der  Vorschrift  von  Flacher  und 
Gruenert  nicht  genügend  zum  Ausdruck  gebracht  worden  iaL  Nur  auf  diesen  üm- 
Rtand  sind  die  von  anderer  Seite  und  aueh  anfangt  von  mir  mit  dieeer  liethode  er- 
haltenen Mißerfolge  zurückzuführen. 

Bei  folgender  Aufführung  erhalle  ich  jetzt  Rtets  eehr  gute  Ergebnisse:  Der  die 
zu  prüfende  Substanz  und  2  g  grobgepuivertea  Ätzkaii  enthaltende  äilberliegel  (Gewicht 
SS  %  Höhe  i  cm,  Bodenweite  2  om)  wird  so  tief  in  ein  Tcmdreieok  geetellt,  daß  der 
Tiegelbod«)  von  der  Offimng  einea  Buoeenbrennen,  bei  3  cm  hdh«r  Flamme,  2Vi  em 
eatferot  iat  und  die  FlammeMpitie  beinahe  die  ganie  Bodenflidie  dea  Tiegela  berfihrt. 

*)  Zeitoebr.  f.  ITatan.  d.  KahniBgi'  und  GennliiiitieL  19011.  17.  721. 


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-    154  - 


Nachdem  dns  Atzkali  während  de«  Umrührenfl  mit  einem  starken  Plalindraht 
innerhalb  35—45  Sekunden  ^schmolten  ist,  wird  die  Schmelze  noch  weitere  2  bia 
höchbteim  2'/«  —  im  ganzen  aleo  etwa  3  Minuten  l^g  erhiUt.  Während  dieser 
Zeit  macht  sich  plötzlich  eine  lebhaftere  Reaktion,  unter  Graufarbang  der  Sclimelze, 
iMimrkbar.  Im  fibrigen  iit  luudi  der  in  Bad»,  ttebeindeii  Vonoluift  waitor  ca  vor- 
fahren. 

In  Tor^idiriabaaar  Waiee  anagaflihrt,  iat  die  Sali^laliira-Froba  sufacllMig  und 
mlndaatana  abanao  ampAndllch  wie  die  MohierielM  Probe. 

Vorstehende  Untenaohnng  wnide  Im  ebeniiadhen  Labocatotimn  dea  Kaiaailiohen 
Geaandbeitesint»  auagefllhrfc. 

ßerlin,  im  Januar  1911. 


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Entugt  die  Verflttterung  von  SpieBglanz  bei  Gäneen  Fettleiier? 
Verfahren  zum  diemisehen  Naciiwei$  von  Antimon  und  Atmh  in  Gftnselebern. 


Von 

Tlenurtt  Br.  Poypey  TecboisclMm  R»t  Dr.  Polenaket 

wiMOMbaftHclMm  HUtarMtar  atiiMlIiam  HitttMter 

im  Etiewriieben  GeeondhtitMtnto. 


In  lftnd«ir(8chartli(  hen  Kreisen  ist  vielfach  die  Meinung  verhreltet,  daO  der 
Verfütterung  von  Spteßglanz  ein  speziBscher  EiiilluO  auf  die  GänsemtotaDg,  ineonder- 
heil  Muf  die  (^röQe  der  Lehern,  zukomme.  Bekannthch  wird  in  einigen  Teilen 
Deutschlands  boi  der  Günsemästung  so  verfahren,  daß  diejenigen  (^tin'-e.  die  als  Fett- 
gänse  V^erwertung  finden  sollen,  „gestopft"  werden.  i>as  „8tc»plen"  oder  ^Nudeln" 
der  Gänse  gMchieht  in  folgender  Weibe: 

Aui  einem  ane  Gentenmeiil  und  kaltem  Wueer  bestehenden  Teige'  werden 
danmenleiige  und  -etarke  Klölie  (Nudeln)  gefonnt  Dieee  worden  den  Qftneen  einige 
Wochen  lang  in  etwa  iweietflndigen  Phasen  eingegeben.  Hnpert*}  bemerkt,  da0 
durch  dne  dreiwöchige  Maet  miUdit  Stopf«»  die  Oilnee  ein  DaroheebnitlPgewieht 
von  7^  ':  h'\s  8  kg  mit  einwr  Vt  bis  1  kg  schweren  Leiter  erlangen. 

Durch  Znaatt  v<m  einer  Meeeerspitze  SpieOglanzpulver  zu  dem  KloOteige  sollen 
nun  labern  erzielt  werden,  die  p'ewöhnliche  G&nselebem  an  Gröfie  um  das  Doppelte 
bis  Dreifache  übertreffen  (Br  nn  r^). 

Der  Verwendung  des  Spießglanzes  (Dreifach  Schwefelantimon,  AntimontrlBiilfid) 
bei  der  GäosemästUQg  scheint  die  Beobachtung  zugrunde  zu  liegen,  daß  Antimon 
ebeoao  wie  Aiaen  längerer  Verabndchung  fettige  Entartung  der  großen  Körper 
paienobyme  (Leber»  Nieren)  und  des  Henens  eneugt,  eine  Bnebeinung»  wie  «ie  im 
Extrem  bei  der  ehroniechen  Antimon-  und  Amenveri^ftnng  lieobaehlet  wird^.  Aneh 

Die  Geäägelzucht.   IH^H.    6.  233  und  S.  241. 

l^dwirtaehaftl.  UmehHi.  190».  Mr.  88,  6.  TBL 
•)  Über  die  phariuakologif«rhe  und  toxiknlogiaehe  Wirkung  des  Antimons  verpl  -  FrOhner. 
Lefarbocb  der  ArzaeimUteUehre  für  Tier&rzte.  7.  Aufl.  liKMS.  —  Kobert,  Lehrbuch  der  Pliarmako^ 
Cberaple.  8.  Aofl.  1906.  —  Mejrer  and  Gottlieb,  Experimentelle  Pbannakologie.  1910.  - 
PoulsHon,  r^ehrbuch  der  Pharinakolo^jie.  1009.  —  Regenbogen,  Coiiipenihuni  der  Arznei- 
mittellehre fOr  Tiertrzte.  2.  Aufl.  1906.  —  ächmiedeberg,  Omadriß  der  Pharmakologie.  5.  Aufl. 
1900.  —  Prohner,  Toxikologie  (Qr  Tierttrite.  3.  Aufl.  1910.  —  Kionka,  GmodriH  der  Toxi* 
kolegie.  1901.  —  Kunkel,  Handliiidi  der  Toxikologie.  1901. 

Alk  a.  4.  XaiMil.  0««mdh*iiMBt».  Bd.  ZZZVUL  H 


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—    15«  - 


di»  rein  nutritive  ^^kang  des  Antiinons,  das  ah  die  Ernährung  förderndes  Mittol 
namentlich  in  der  Tierheilkunde  Verwendung  gefunden  hat,  kann  die  Veranlassung 
dazu  gewesen  sein,  daß  der  SpieOglanz  bei  der  Gänsemästur.g  Einfrnng  tr^funf^len  hat'). 
Nicht  unerwähnt  darf  jedoch  bleiben,  daß  von  verschiedenen  leiten  die  gunstige 
Wirkung  der  AntitnonfQtterung  auf  kleine  Beimengungen  von  Arsen,  das  im  rohea 
Spießglanz  häufig  enthalten  ist,  zurückgeführt  wird. 

Ob«r  die  Wirkong  der  Antimonftttemng  auf  Tin«  Hegen  nur  wenig  experimentelle 
Arbeiten  T<nr.  Seikowekj*)  fand  bei  Fütterung  von  Kanfaohen  nit  leidil  ISeliehen 
Antimonpr&paniten,  s.  B.  AntimontrioliUnid  (0,06—0,1  g  pro  die,  4—5  Tage  lang) 
«ine  auigeeprooiieiie  FettmetanKHpboee  der  Leber,  die  aidi  darin  inflerte,  daß  die 
vergrößerte  Leber  eine  gelbliche  Farbe  angenommen  hatte  und  vollkommen  daasdbe 
Bild  und  in  derselben  Intensität  zeigte,  wie  man  es  nach  Gebrauch  von  Arsen- 
Präparaten  sieht.  Bei  Verfütterunp  der  «ohwerer  löslichen  MetantinioneHure  (Aridiim 
sUbicum)  war  nur  eine  geringgradige  Leberverfettung  und  -Vergrößerung  festzusUiileri. 
Hinsichtlich  der  Verwendung  des  Bpießglanses  bei  der  Gänsemästung  findet  sich  bei 
Kitt')  die  Angabe,  daß  nach  Neyraud  durch  Antimonfutterung  eine  besonders 
etarke  Lebervetfottung  lOitande  kommen  soll. 

Die  nacbetdiend  en  beepreohenden  Unteiendrangen  eoUten  darftber  AnÜMsblutt 

geben 

1.  ob  diB  FiittprnnsT^  von  Antimon  einen  spesifischen  £iafluO  auf  die  GröAe 
und  BeKchatieniieit  der  Leber  ausübt,  und 

2.  ob  das  verfütterte  Antimon  in  der  Leber  uachweiäbar  ist. 

Die  Biraite  Frage  ist  auch  ineofem  von  Wichtigkeit,  als  bei  Füttemng  von 
areenhaltigem  Antimon  von  vomhevdn  die  MögUdikeit  nidit  anesoedbliefien  iit,  daS 
Armn  in  «Ue  GSneelebeni  flbeiigehl  nnd  dtJi  dieew  Droeland  Gefahren  für  die  menedi- 
liebe  Geanndheit  nach  sich  lidien  kann. 

I.  Füttoningtvertuelki^ 

Von  Dr.  Foppe. 

Zn  den  FQtterungBventtdben  wurden  äeben  Ginae  benutst  Infolge  der  Jahree- 
aeit  (Januar)  war  ee  bei  dem  enten  FfltteruQgavenndie  nicbt  mO^idi,  jnnge  Tlera, 
die  eidi  mm  Mieten  am  beeten  eignen,  au  beediaflen.   Da  ea  jedoeb  suaidiat 

wenignr  anf  die  Znnahme  des  Gesamtkörpergewiobta  als  vor  allem  auf  die  spezifische 
Wirkung  des  Antimons  auf  die  Leber  ankam,  wurde  der  Verauob  mit  vier  mittel- 

schweren,  schon  etwas  angefleischten  Gänsen  (Nr.  I — IV)  begonnen.  Im  Herbat 
wurde  dann  der  gleiche  Versuch  m't  r^r' i  Tnnppren  Gänsen  (Nr.  V — VII)  wiederholt. 

Als  Antiinonpriijjarat  wurde  uim  r-^i  Us  ciiemisch  reines  Stibium  sulfuratum 
nigrum  und  anderergeits  deui  Handel  entnommener  gewöhnlioher  Spieflglanz  verwendet 

')  Meyer  un<l  (iottlieb  a.a.O.  8.847. 

*)  Über  die  Fettiueumorpboee  der  Organe  nach  inn«rlicb«in  Gebraaeb  von  Arsenik,  Antimon 
nnd  Fbespboiiirl|i«iaten.  Virchowi  AfoliiY  Bd.  84,  &  78»  IWi. 

■)  Ubrlmeh  d.  pathötoff.  Anatomi»  dar  HaiiiU«n.  8.  Aufl.  1M6.  L  Bd.  8^  676. 


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—    157  — 


und  in  H«iig«a  von  je  1 — 2  g  pro  Twt  und  T*g  varföttert   IN«  Fütterung  wurde 

derart  vorgenommen,  daß  die  Gänae  4 — Sma)  täglich  mit  aus  OerstenRchrot,  Kleie 
und  Wasser  hergestellten  fingerlangen  und  -starken  Pröpfen  gestopft  wurden.  Als 
Kontrolltiere  dienten  zwei  Gänse  (Nr.  III  nnd  VIH,  die  kein  Antimon  bekamen, 
fiondern  nur  gestopft  wurden,  während  eine  weitere  KontrolJgans  (Nr.  IV)  täglich 
1 — 2  g  Antimon  erhielt  und  auf  gewöhnliche  Art  gefüttert  wurde.  Die  Tiere  wurden 
einzeln  iu  je  einem  engen  Käfig  gehalten  und  hatten  Gelegenheit,  reichlich  Trink- 
wasBer  enftanebineD.  Des  Gewicht  der  Ginae  wurde  in  Zwiaehenrliinien  von  8  hfs 
10  Tagen  feetgeatellt 

Ober  den  Verlauf  der  Vecanche  iat  sn  berichten,  daß  die  verfütterten  Antimon» 
mengen  ohne  jede  Reaktion  vertragen  worden.  Nach  8— 4wilohiger  Mietung  worden 
die  Gänse  geschlachtet. 

Nachstehende  Zusammenstellung  gibt  über  die  verfütterten  Antimonmengen, 
über  das  Gewicht  vor  Beginn  und  nadi  Beendigung  de«  Mäetena  sowie  über  dae  Ge- 
wicht der  Lebern  .^iiikunft: 

GaUB  Nr.  I,  gcHtopft.  im  ganzen  41  g  Stib.  eulf.  nigr.  (chemisch  rein),  Gewicht 
am  18.  1  5000  g,  am  2.  3.  5100  g;  Gewicht  der  Leber  6b  g  =  1,16% 
dea  Körpergewichts. 

Gans  Nr.  II,  gestopft,  im  gamen  41  g  SpießgUns  (Handelaware),  Gewicht  am 
16.  1.  4720  g.  am  2.  8.  4850  g;  Gewicht  der  Leber  68  g  »  1.16%  des 
Körpeigewlehts. 

Gans  Nr.  m  (Kontrolle),  gestopft,  kein  Antimon.  Gewicht  am  18  1.  2820  g, 
am  2.  8.  2700  g;  Gewicht  der  Leber  41  g  =  l,527o  den  Körpergewichts. 

GaoB  Nr.  IV  (Kontrolle),  nicht  gestopft,  im  ganzen  82  g  Bpießglanz  (Handels- 
ware), Gewicbt  :.tyi  18  1.  H210g,  am  2.  3.  3300  g;  Gewicht  der  Leber 
34  g  =  1,03  7o  des  Körpergewichts. 

Will  man  hieraus  einen  Schluß  ziehen,  so  kann  nur  das  mit  Vorbehalt  gesagt 
werden,  dafi  selbst  die  Verfötierung  von  82  g  Spießglanz  (Gans  Kr.  IV)  dneo  erkenn» 
baren  EinflnB  aof  die  Gröfie  und  das  Gewicht  der  Lebern  nicht  ansgeflbt  hat.  Dies 
wild  aneh  dadnvdi  beatitigt^  daO  die  Kontrollgans  Nr.  III,  die  nor  gestopft  worden 
war  and  kein  Antimon  erhaltm  hatte,  die  relatiT  schwante  Leber  aeigte.  Ans  den 
Sdilachtbefunden  ging  des  weiteren  hervor,  daß  sämtliche  Gänse  Fettlebern  hatten, 
wobei  jedoch  auffiel,  daß  die  Leber  der  Kontrollgans  Nr.  III  nach  ihrer  äußeren  Be- 
schaffenheit weniger  verfettet  erschien  ala  die  der  übrigen  Tiere.  Üntersuchte  man 
npfrierf»chnitte,  die  sui  Darstellung  des  Fettes  mit  1%-iger  OHmiumsäurelösung  be- 
handelt worden  waren,  so  war  ein  sinnfälliger  Unterschied  in  der  Masse  und  der 
Verteilung  der  Fetttröpfchen  bei  den  einzelnen  Lebern  nicht  festzustellen.  Auch  eine 
von  HeiTn  Dr.  Franz,  Mitarbeiter  im  Kaiserlichen  GeauadbeitMunte,  ausgeführts 
spektnwko|naehe  Untaiaachnng  dea  Btntes  nnd  der  Galle  dar  drei  mit  Antimon  ge* 
mtterten  Gftnae  (Nr.  I,  II  nnd  IV)  sowie  der  Kontroilgana  Nr.  III  bat  keine  Ah- 
weidmngen  von  dem  normalen  Beibnd  «geben. 

Da  diese  Veraoebe  ana  Gründen,  die  oben  erwähnt  worden,  an  einem  end- 
gUtiinD  Ergebnis  nicht  geführt  hatten,  wurde  der  gleiche  Veraoeh  im  Herbst  mit 

11* 


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-    158  — 

drei  jungen  mageren  QloMi,  di«  aidi  zum  Mästen  besser  eignen,  wiederholt  Von 
einer  KontroUgans,  die  nur  Aiitin  r  n  rrhält,  im  übrigen  aber  wie  gewöbnUch  geffiUert 
wird,  wurde  diesmal  abgeseben,  da  der  Versucb  mit  Gans  Nr.  IV  bewiesen  hatte,  daß 
erheblichen,  einer  chronischen  Antimonvergiftung  fast  pntsjirerhenflen  Antimonmengen 
eine  spezifische  Wirkung  auf  die  lieber  nicht  zukomnn.  Als  Aotimonpräparat  wurde 
ausscbließlich  Hanüebware  „roher  SpießKlaiiz"  (Stib,  »ulf.  nigr.  cruduni)  verweiulet. 

Die  verfiitlerlen  Antimonmengen,  di«  Gewichte  der  Tiere  und  der  Lebern  sind 
in  der  folgenden  Übersicht  zuaaramengeatellt: 

Gans  Nr.  V,  gestopft,  täglich  1  g  SpieOglauz  =  22  g  im  ganzen. 

Gewicht  am  18.  10   2960  g 

,   20.  10.    *   8400 , 

»    27.  10.   3900 , 

,      n     8.  11   4260. 

Gewicht  der  Leber  113  g  =  2,64*/,  des  Körpergewiobta. 

Gene  Nr.  VI,  gestopft,  üi^eh  2  g  Spiel^aut  =  44  g  im  gftnieii. 
Gewicht  am  18.  10  8180  g 

„        .    20.  10  3480  „ 

.    27.  10   3850.. 

„     3   11   4260  „ 

Gewicht  der  Leber  102  g  =  2.4  "/o  des  Körpergewichts. 

Gans  Nr.  VII,  g:e»topft,  kein  Spie0glans> 

Gewtobt  am  13.  10   3200  g 

,        „   20.  10   3600  „ 

,        „   27.  10   3900  „ 

»    8.  11   4800. 

Gewlobt  der  Leber  116  g      2,67%  dee  Kdrpergewicfats. 

Aus  diesen  Zehlen  ist  m  eceehen,  daS  die  Glnse  im  Laufe  des  Vennehes  eine 
erbebliehe  und  dauernd  ansteigende  Gewichtssunabine  seigtm.  Die  Gftnse  Kr.  V,  VI 
und  VII  hatten,  wie  ans  dem  Befunde  nadi  der  Schlaobtung  berwngeht,  atngeeprochene 
Fettteber:  Leber  von  hellgdbbrauner  Farbe  mit  fettig  gUbnendw  Oberfllelie,  Sdttnitlr 
fliehe  gratibraiin  geHirbt  und  mit  feinsten  Fettiröpfcben  bedeckt.  Ein  Unterschied 
in  der  Beschaffenheit  der  Lebern  zwischen  den  mit  SpieOglanz  gefütterten  Gänsen 
Nr.  V  und  VI  und  der  KontroUgans  Nr.  VII,  die  kein  Antimon  erhalten  hatt«  und 
nur  gestopft  worden  war,  war  weder  makroskopiecii  noch  mikroskopisch,  soweit  mit 
Scimrlachrot  oder  Osmiumsäure  behandelte  Gefrierschuitte  in  Betracht  kommen,  fest- 
zustellen. Aus  dem  Vergleich  des  relativen  Gewichtes  der  Lebern,  d.  i.  das  Ge- 
.widrt  der  Leber  besogen  auf  das  Gessaitkörpei^ewicht  —  Xr.  V  2,64%,  Nr.  VI 
2.4%,  Kr.  VII  2,67%  —  ergibt  sich  weiterhin,  dafi  der  Fütterung  von  Spiefiglani 
ein  Einfluß  auf  die  GrfiJIe  und  das  Gewidit  der  Lebern  nicht  zukommt. 

Ea  muß  aiath  darauf  hingewiesen  werden,  dafi  eine  Reeorption  des  Spiefii^niee, 
der  im  Wasser  unlöslich  ist,  nur  in  geringem  Grade  mögUeh  ist.  Auf  diese  Tat- 
sache bat  sohon  Sailcowslcjr  (a.  a.  O.)  insofern  aufmerksam  gemacht«  als  bei  Ver^ 


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~    169  — 


«endong  Mdiwer  löalleber  AnümoopfipAmt«  tun  «n«  garinggndige  FettmetomorphiMe 
der  L«b«f  iiMilig«wi«Mn  mideo  konnte. 

Anf  Grond  dar  voratebonden,  nur  an  einem  kleinen  Material,  was  uuRdrücklich 
betont  werden  moi,  angefttellten  Versuche  über  die  Wirkung  des  Spieflglaoses  auf 

Gänse  ist  die  eingangs  gestallte  erste  Frage  dahin  zu  beantworten, 

daß  dem  Spießglanz  (Antimon)  eine  spezifisohe  Wirkung  auf 
das  Gewicht  und  die  fiescbaffenheit  der  Lebern  der  Gänse  nicht 
zukommt. 

Eä  konnte  vielmehr  feetgestellt  werden,  daß  das  „Stopfen"  der  Gänse  allein  hin- 
reicht, uoi  bei  ihnen  eine  gewisse  Lebervergrößerang  und  Fettleberbildnng  zu  eneugen. 

11.  Verfahren  zum  chemischen  Nachweis  von  Antimon  und  Arsen  in  Gäntelebern. 

Von  Dr.  Poleaeke. 

Im  wesentlichen  halte  die  chemieche  Unterpuchung  der  Gänselebero  sunächst 
darüber  Aufschluß  zu  geben,  ob  in  den  Lebern  der  mit  spießglanzhaltigem  Futter 
gemästeten  Gänse  Antimon  nachgewiesen  werden  konnte.  Im  Hinblick  aber  auf 
den  Anengehalt')  der  Mnbtl  vonmideton  bdden  SpieOglannortan  (9tib.  anlf.  oisr. 
depuratam  und  emdiun)  orBclueD  e»  femer  noiwtndig,  glmdueilig  auch  den  in  d«n 
Lebern  etwa  votbandenen  Areengebalt  lestnietelleD. 

Die  vor  Beginn  der  ehenuMhen  UntMettohung  der  Lebern  aul^ftthrtan  Vor- 
?eraacbe  zur  Auffindung  eines  brauchbaren  Verfahrens  zur  Bestimmung  von  Antimon 
und  Arsen  in  tierischen  Organen  fflbrten  aur  Ausarbeitung  dea  folgenden  Verfahrene, 
daa  aich  ale  zuverlüHfie  erwie?: 

Elwa  60  —  S  »  g  in  kleine  Stücke  zernclinittene  Leber  werden  in  einem  Rund- 
kolben au8  Jenaer  Gla-t  von  etwa  7?)0  ccm  Inhalt  mit  einem  Gemisch  von  30  bis 
40  ccm  koQz.  Schwefelsäure  und  6  ccm  raucht^nder  Salpetersäure  übergössen.  Nach- 
dem die  anfangs  onftretende  lebhafte  Realttion  beendet  iat,  wird  der  KolbMi  auf 
«nem  Aabealdrafatnelc  mit  elper  Mdnen  Vlaninie  unter  oibnaligem  ZuaaU  kldner 
Mengen  nucbeoder  Salpeterainre  aotange  erhatat«  bia  die  organiadie  Subetans  aeraiM 
iet  und  der  BAokatand  eine  farbloae  Fiaaai^eit  daratellt.  Hieixu  werden  etwa  SO  «cm 
von  der  Salpeterainre  verbraucht. 

Nachdem  die  erkaltete  Lösung  durch  Verdünnen  mit  der  sechsfachen  Menge 
Wasser  und  Abdampfen  über  freier  Flamme  von  Her  Salpetersäure  befreit  ist,  wird 
die  zurücki>leil'ende  Flüssigkeit  mit  etwa  SOO  ccm  Waexer  verdünnt  und  die  Säure 
zum  größten  Teil  mit  Ammoniak  neutralisiert.  In  die  nooli  saure,  erwärmte  Flüssig 
keit  wird  dann  drei  Stunden  lang  Schwefelwa»«seräloirgas  eingeleitet.  Darauf  läßt 
man  den  verechloeaenen  Kolben  Uber  N«dit  atdten,  und  aamindt  aMann  dmi  mt- 
•tandenen  NiederaeMag  im  Gooehaehen  Tiegel  auf  einen  Aabeatfilter.  AuAer  den 
gaauditan  Metallen  Amen  und  AnÜmon  enthält  dieatt  Niedeieehlag  Kupferaulfid, 
weldiea  von  den  in  Lebern  ateta  vorkommenden  geringen  Mengen  von  Kupfer  ber* 

Dm  verwendet«  Pripeial  von  BtUrfam  eaHar.  nigr.  depnr.  enfhktt  0,(Mft*/«  Aiaea 
»         •  II       »  j*      »    cradam    «      0,GW*/«  • 


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rührt.  Zur  TrennnDg  des  Kapf«r»  von  den  beid«n  uid«ro  Metallta  wird  der  mit 
ScfaweifoliraeMietoflrwtteer  gewaschene  Niedeieebkg  mit  verdünnter  Natriumsnifidlösung 
erwärmt  (1  rem  pegättigte  Natriumsulfidlösung  -f  5  com  Wasser).  In  dem  hierbei 
ungelöst  bleibenden  Kupfersulfid  ist  einige  Male  das  Kupfer  in  schwefelsaurer  Tx>sung 
elektrolylisch  bestimmt  worden.  Das  Arsen  und  Antimon  enthaltende,  erkaltet« 
Filtrat  wird  nacb  dem  Verfaliren  von  F.  Neher')  mit  dein  doppelten  Volum 
rauchender  baizeaure  (spez.  Gew.  1,19)  versetzt  und  kalt  mit  Schwefel waaseratoif  ge- 
eftttigt,  wobei  eMi  dea  Araea  ele  Sulfid  Sibedieideti  «Shreiid  dae  Antimon  geiUSet  Ualbt. 
Die  enf  einem  Aebeetfilter  im  Goochtiegel  geeemmelte  und  mit  Selolure  und  Waamr 
gewaaolMne  Anenralfid  wird  in  mner  Ponellansdiale  in  wenig  mudumder  8Rlpeto^ 
Räure  gelöst  und  die  Laeung  auf  dem  Weeaerbade  verdunatot.  In  dem  in  100  eom 
Terdttnnter  Scbwefelsäum  (1  4)  gel^aten  Rttckatande  wird  dti  Amen  ne«fa  Polenake') 
im  Marschecben  Apparat  bestimmt  Das  oben  erhaltene  antimonhaltige  PUtrat  wird 
mit  Ammoniak  fast  neutralisiert,  dann  mit  Wasser  auf  1  1  verdünnt  und  mit  Schwefel- 
Wasserstoff  gesättigt.  Der  abgeschiedene  Niederschlag,  der  bei  Gegenwart  von  Antimon 
schon  meiätens  schwach  rötlich  gefärbt  ist,  wird  auf  einem  gewogenen  Aebc?tf51t«r 
im  Goochtiegel  gesammelt,  getrocknet  und  im  Kohlensäurestrom  bei  220— 23ü  bis 
zur  GewichtskoQslanz  erhitzt.  Der  gewogene,  schwarz  gefärbte  Rückstand  besteht  aus 
Antimontxiaalfid,  SbaSi. 

Pröfnng  der  Eeagentien. 

Im  Hinblik  danmf,  dai  bei  dem  TOiatehenden  Verfahren  gröSere  Mengen  von 

Zink,  Schwefelsäure,  rauchender  Salpetere&ure,  AmmmUakflflaaigkeit^  Schwefelwasser- 
atoff  und  rauchender  Saliafture  aur  Verwendung  gdaogen,  war  es  notwendig,  die^e 
Reagentien  in  den  in  Anwendung  frebraohtpn  Mengen  nacb  der  gegebenen  Vorschrift 
auf  einen  etwaigen  Arsengehalt  zu  pruten.  Dieser  Prüfung  zufolge  waren  die  pC' 
nannten  lleagentien,  auch  das  Natriumeulfid  und  der  Asbest,  praktisch  als  arsenfrei 
au  bezeichnen.  Der  bei  dieser  Prüfung  in  dam  verengten  Teile  der  Glasröhre  hinter 
dar  GIfUietalle  snweilen  eich  teigende  geringe  Anflug  eine«  Belages  war  nur  acbwadi» 
gean  und  nidit  ala  Araenspiegel  ansnaprachen. 

Prfifung  der  Methode. 

Zur  PrQfting  dee  oben  beadiriebenen  Ver&hrena  wurden  Veranehe  mit  Binde- 
leber  auegeffthrt^  die  mit  und  ohne  Zuaata  von  Aieen  und  Antimon  aar  Unterauohung 
gelangte.  Dic^^e  Stoffe  wurden  der  Leber  in  Form  von  Lösungen  von  arseniger 
Säure  und  Brechweinstein  zugesetzt.  Die  hierbei  erhaltenen  Untersuchungeergeboisse 
finden  sich  in  nach<)tehender  Tabelle  A,  in  der  nicht  auageführte  fieetimmungeo  duxch 
eiueu  Strich  (— )  augedeutet  sind. 


>)  Heher,  Zeitschr.  f.  anal.  Chemie,  32,  S.  45  (1893). 

*)  Polenake,  Arb.  a.  d.  Kaieerl.  GesuQdheitsamte,  ä,  S.  337  (1889). 


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—    161  — 


Tabell«  A. 


Angewandt  in  Grammen 

Gefunden  in  Grammen 

Leber 

Araen 

Antimon 

Araen 

Antimon 

Kupfer 

•0 

n 

0 

0.0015 
(0,009  Ai^Oa) 

» 

0.00076 
(0,001  Ae,0,) 

0 

0,0817 
(0.00  Br©chwern«tein) 

O.OOiklO 
(0,01  Brecbweinatein) 

0.0800 
(0,10  Brach wflinitein) 

UnwAgbare 
Sporen 
OjOOM 

0.0000 

0 

0.0900 

0,0033 
0.086 

0.0000 

Wie  die  T«be!lp  A  7f>igt,  besteht  zwischen  den  zugesetzten  und  den  gefundenen 
Mengen  von  Arsen  und  Aatiraon  eine  Kule  (^Übereinstimmung,  8o  daß  kein  Redpnken 
vorlag,  daä  geschilderte  Verfahren  zur  üntersucliung  der  Gänaelebem  zu  benutzen. 

Die  nach  dem  vorstehend  beechriebenan  Ver&hren  MbaUenen  Untetsttobung** 
ergebnitM  der  Lebern  d«r,  wie  im  AbBcbnitt  I  niber  engegeben  ist»  mit  Antimon- 
prftpvtlen  geflitterteii  Oiaae  sind  in  der  folgenden  Tabelle  B  eoeemmengeetelli. 


Tabelle  B. 


Niuitmer 

der 

Gewicht  der  I^ber 

Oefnndene  llenfen  In  Grammen 

Verffltterte 
Mengen 

Spieflglans 
g 

Gänae 

g 

Arsen 

Antimon 

Kupfer 

I 

58 

Spiegel 
O.O0O7 

0,00» 

41 

n 

88 

unwfigbar 

0^0091 

0,0010 

41 

m 

41 

Spuren 
uDwlgbar 

0 

0,0008 

0 

IV 

34 

Spiegel 
0,0022 

0,0011 

0,007 

82 

V 

iia 

Spiegel 
etwa  0.0001 

0.001S 

32 

VI 

109 

0,0025 

44 

116 

Spuren         1  0 

0 

Daa  Ergebnis  der  ohemisohen  Unteroaobnng  der  Gftneelebem  IftOt  eich  in  folgende 
8ilM  snaemnumfMaen: 

1.  Beim  Mieten  der  G&nae  mit  antimon*  und  areenhaltigem  Futter 
findet  in  den  Lebern  dieser  Tiere  eine  Aufnehme  geringer  Uengen  von 
Antimon  und  Arsen  stftU. 

2.  Die  Aufnebinefähigkeit  der  Gänselebem  für  Antimon  und  Arien 
ist  sehr  verschieden  und  ganz  individuell  und  steht  in  keinem  Zasammen- 
hang  mit  den  verfütterten  Mengen  von  Spieflglans. 


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Wirkung  de«  Antiftimin«  auf  Bakterien,  Toxine  versciiiedener  Herkunft, 
rote  Blutkörperchen  und  Serum-EiweiB. 


Von 

Stabiant  Dr.  B.  lliltaMbtiBr, 


Du  Antiformin  fand  nnpran^b  in  der  QXniogisindtMtrie  und  in  dem  fii»o«rei- 
gewerbe  alg  Reinigungs-  und  Deeinfektioneinittei  Venrandang.  Auf  Grund  eingehendar 
ITnterauehungen  Btelllen  TJhlenhuth  und  Xylander  weitere  fttr  die  Btklerioiogie 
infient  werlvoUa  EigensohaAen  dea  AntifonninB  feet.  Von  dtenen  verdient  besonderea 
luleresne  die  bakterienaufKSeende  Bigenschaft  des  Präparates.  *  £b  zeigte  sich,  d&0  daa 
Antiformin  fast  sämtliche  Bakterien  rur  Auflösung  bringt,  Tuherkelbazillen  und  andere 
i<äurefeate  Bakterien  dagegen  nicht.  Uhlenhuth  und  sf»in»'  NTHjirhpit^r  habeci  diese 
Tatsache  praktinrh  verwertet  und  eine  Methode  auflgearl>eitet,  dje  geblattet.  mitteU 
Antiformin  im  Sputum  still'ät  spärliche  Tuberkel bazillen  durch  Am^ichenmg  nach- 
zoweisen  und  direkt  aus  Sputum  und  Organen  Reinkulturen  von  Tuberkelbazillen  su 
sttditan.  Diese  Methode  bat  t&ch  bereit»  in  der  Ftezie  eebr  gnt  bewihrt  und  iHrd 
in  weiteitem  Umfange  angewandt.  Von  einigen  Autoren  sind  kleinere  Indnaiigen 
der  UhlenhothHchen  Anttfiormin-Matboda  angegeben  worden,  jedoch  iai  bei  diaMo 
Modifikationen  daa  Onindprinsip,  die  Auf  lOiung  des  Sputume  und  der  Begleitfaakteiwn 
mittels  Antiformin  unverändert  geblielien. 

In  gleicher  Weise  haben  Uhlenhuth  und  Steffen hagen  ein  Verfahren  bei 
I-epra  Hnss^parbeitet,  um  mit  Hilfe  des  Antiformina  I.ejirabnzillen  nachzuweisen.  Da- 
bei zeigte  sicii,  daß  der  I^eprabazillus  gegen  die  anflöHenden  Eigenschaften  des  Anti- 
formins  nicht  so  renietent  ist  ab  der  Tuberkelbazillus.  Es  ist  deshalb  erforderlich, 
schwache  Antiformiulösungen  ab  Anreicherungsmittel  für  den  bakterioskopischen  Nach 
weis  dar  Leprabasillen  im  Auswarf  und  Nasenaddeim  su  verwenden.  Dm  genannten 
Autofon  gelang  es  ferner,  mittels  Antiformin  leprSse  Gewebe  eo  anfsolSeen,  daß  in 
mandien  FäUen  ans  diesen  Gewebaanflösongen  durdi  Zentrifagiersn  LqxabaaUiaD 
gawisesnnafien  in  Reinkultur  gewonnen  werden  konnten. 

Neben  den  bakterienauflüsenden  Eigenschaften  kommt  dem  Antiformin  gegen- 
über pfiHnzlichen  und  tierischen  Giften  eine  >>eträchtliche  zerstörende  Wirkung  zu, 
Über  die  von  Uhlenhuth  und  Xylander  schon  kurs  berichtet  ist.  Auf  Veranlassung 


Digitizcü  by  '^noc»T^ 


168  - 


fon  H«Rtt  Direktor  Uhlenhuth  htbe  ich  in  dem  von  H«mk  Stabnnt  Dr.  Haendel 

fdeiteten  Laboratorium  des  Kaiserlichen  GesundbeitBuntes  außer  UDtenuohtingen 
über  die  Zeitdauer  der  durch  Antiformin  verursachten  Aufliteung  der  paihogenen 
Bakttrien  aurh  in  dieser  Richtung  hin  weitere  Untersuchungen  auegeführt.  Ferner 
hnbf:  ich  Veiuuclie  über  die  hämolytische,  Komplement  und  Eiweiß  zerstörende  Wirkung 
des  Antiformiu8  angeBtcUt.  £b  sei  mir  gestattet,  im  folgenden  über  die  Versuchs- 
crgebniflse  zu  berichten. 

Dia  Antifomüia  ist  belouintlioh  «ine  UypochloritlaBung  (Bau  de  J*Tell«  betw. 
Em  de  LabMxaqne)  mit  einem  ZoeaU  von  Nfttronlange  und  imur  enthält  es  6,6% 
Natrium  hypoehloroeom  und  7,5%  Netrinmhydmzyd.  Da  es  von  Interesse  wsr,  die 
Wirinmg  des  AntiforBins^  des  Gemisdies  von  Bau  de  Javelie  und  Natronhiige,  mit 
der  Einzelwirkung  der  beiden  Komponenten  zu  vergleichen,  eo  habe  ich  bei  jedem 
Versuch  sowohl  die  Wirkung  des  Antifnrmins  als  auch  die  Wirkung  des  der  an- 
gewendeten Antiforminmenge  entsprechenden  Quantums  Eao  de  Javdle  bezw.  Natron- 
lauge geprüft. 

I.  WritunQ  auf  BaMtrim. 

Die  Versodie  worden  in  dm  Weise  angssstst,  d«0  von  24stttndlgen  öcbrig- 
agarkoUuren  —  bei  TuberketbesiUra  von  drei  Wooben  alten  Sernmagarknltursn  — 
1  Ose  in  1  oem  pfajsiologMisr  Kocfasalilfisnng  fein  verrieben  und  sn  dieasr  Bakterien- 
aaÜMihwemmung  die  Antiformin-  hex«.  E«u  de  Javelle-  und  Natronlaugen -Mimhung 
hinzugefügt  wurden.  Die  Beobachtung  erfolgte  stet«  bei  Ziraroertemperattir.  Wie 
gleich  erwähnt  sei,  hatten  die  Auflösungsverfuche  mittels  Natronlauge  sämtlich  ein 
negatives  Ergebnis.  Neufeld  hat  bereits  festgebtellt,  daß  sich  der  Choleravibrio 
in  Kalilauge  nicht  restlos  auflöst.  Das  gleiche  gilt  für  Natronlauge.  Es  wurden 
Choleravibrionen  in  einer  Natronlauge,  die  7,5  Vo  Natriumbydroxyd  entsprechend  dem 
Natriumhydroxjrdgehalt  des  Antiformins  entUeit,  anfgeschwommt,  24  Stundsn  stehsn 
gdssseo,  sodann  aentrilugiert  und  daa  Sediment  mikroskopisch  nntersudiL  In  den 
PrätMuaten  waren  immer  noch  saUreiohe,  wenn  auch  sdileeht  iürbbars  Choleravibrionen 
naehw^bar.  Ana  Tabelle  I  und  II  (S.  164)  ist  die  Wirkung  dea  Antiformins  und 
des  BSau  de  Javella  auf  die  veisobiedensn  Bakterien  eisiobtlieh. 

Aus  den  Zusammeastellongen  ergibt  sidi,  daS  bei  beiden  Mitteln  in  den  atftrkeren 
Koosentrationen  die  Unterschiede  in  der  Widerstandsfähigkeit  der  einselAen  Bakterien- 
arten nicht  so  deutlich  in  die  Erscheinung  treten  wie  in  den  schwächeren,  ühlenhuth 
und  Xylander  hatten  bereits  gezeigt,  dnß  die  Vibrionen  dem  Antiformin  wie  dem 
Eau  de  Javelle  gegenüber  am  wenigöteu  resistent  sind,  was  durch  meine  Versuche 
vollauf  bestätigt  wird.  Wir  sehen  femer,  daß  einselne  Bakterien,  wie  der  Bae. 
diphtheriae,  Bac.  coli,  Prodigiusus  sowie  Meniugococcus  und  Micrococcus  melitensis 
rieh  eifaeblieb  länger  gegen  die  auftSsende  Wirkung  dee  Antiformins  resistent  erwsisen, 
als  die  Bssillen  der  1>phos>  und  PacatjrphuBgrappe,  ala  Staphjkikokken  und  Btrepto* 
kokken.  Die  mit  Itfilsbrand  ausgeführten  Versuohe  betrafen  einen  Stamm,  der  sieb 
besondsi«  wideistandafiüiig  gegen  Antifonnin  erwies.  Tab^nlhMdlleo  wurden  von 
keinem  der  beidra  Mittel  sur  Auflösung  gebrecht  Aus  den  beiden  Tabellen  gclit  In 


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-   164  — 


Tnlx  llc  I     Auflösung  vo rpch i edener  Bakterien  in  Antiformin. 


Konzentration  der  AntifonniDlOsoogen 

10  7, 

5-/. 

17. 

ZaitdMieir  4«r  AnfkMMiit  to  MittntMt: 

IV.-« 

6—7 

98—90 

„    pftratyphoBtiB  A    .    .  . 

3 

3V,-4 

7-8 

25-28 

„   paratyphoBQB  B    .   .  . 

2 

4-5 

8—2 

27-30 

w  MnpMntsr   >  .  .  .  . 

IV.-« 

>%-4 

6-7 

98—90 

„   enteritidiB  OJirtufr    .  . 

2 

3-3V, 

6-7 

25-27 

n   typhi  murium  .... 

3 

3V.-4 

7-8 

27—30 

1 

9 

5-6 

18—14 

„     Metsohnikoff  .... 

1 

2V.-8 

6-7 

13-14 

Bftc.  dysent.  Sbig«  .... 

IV, -2 

3-8V, 

6—7 

25-27 

„       „  FlaniOT  .... 

lV,-2 

3-av, 

6-7 

97—80 

8 

»1,-4 

9-10 

88-84 

Bord«tacher  Bac.  de«  Keucb- 

8 

8-8V, 

0-7 

97-80 

DM..  ueB  lUJlIlOVKiW UIDV  • 

IV. 

3-3V, 

8—7 

22—24 

2 

5 

9—10 

35—87 

2 

7  — ft 
1  o 

25  —  27 

9 

87,-4 

8—7 

«-27 

PrtKligiosuH  

2 

5V.-8 

10-11 

45-50 

Stapbylococcus  aureus  .    .  . 

IV. 

3-8«/, 

6-7 

17-18 

S 

4V.-5 

10-11 

49-45 

IV. 

3V,-4 

fi-7 

20-22 

iV,-a 

4-4V, 

6-7 

20-29 

2 

47,-6 

10—11 

89-^9 

S6— 80 

80—60 

190-140 

narh  24  Sinn'oa 

nicht  vollsUndig 

aufgelöst 

kaine  AoflMung 

koiii*  AaflOsaiiK 

kmiM  AutUtaung 

kein«  Auf  Iflioag 

innoibalb 

imMrhalb 

iaiMritalb 

94  BtnndeiD 

94  StmidM 

94  StondMi 

94  BtUMlBD 

Tabelle  IL   AuflösuDg  verschiedener  Bakterien  in  Bau  de  JaTelle. 


Bakterienarl 

Konzentration  des  Eau  de  Javellea  in 

7.: 

10  7<» 

57.  f 

17. 

Zeitdauer  der  Autlosung  in  Minuten; 

15-16 

42-45 

90-120 

«  paratyphoatu  A    .    .  . 

10-17 

48-48 

90—190 

„    paratyphosus  B    .    .  . 

16—17 

46-50 

90-120 

14-15 

42-45 

90-120  i 

n  «ntaritidia  Glttaar  .  . 

11—19 

44-47 

90-190 

„    typ'--  ri-ijrium  .... 

12-13 

45—48 

90-120 

Nach 

Vibrio  tholerae  

6-7 

25—26 

60-70 

24  Stunden 

m  Meladuiikoff  .... 

8-9 

95-98 

60-70 

nicht  aofgaiaat» 

Bae.  dywoteriae  shiga  .   .  . 

9-10 

27—29 

60-70 

Flössipkeit 

»         »         Flexner  .  . 

11-12 

30-82 

90-190 

getrabt 

18-80 

45-48 

00-190 

Boi  1  1   :>er  fiac.  de«  Keaeh» 

17-18 

81—88 

00-190 

Bac.  dei  Miiiwalrleww  .  . 

9-10 

97—99 

60—80 

10-17 

46-50 

90—190 

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—    165  — 


Bakterfenart 


Bie.  alaüigeiiw 

PvcKyanens  .  . 
ProdigioBiM  .  , 
6Uphylo00«eiW 
Meningoeoeeai .  . 
StreptococcuB  .  . 
PneumoooccuB  .  . 
Ifteneoccus  mellL 
Bae.  asthnda  .  . 

Bac.  tobarailoBii  . 


Konzentration  de«  Bau  da  Javall—  in  */,;  

1Ö%      T      107.        1        5*/*        I  !•/• 


11—19 

11-12 

18- ao 
•-10 

18-20 
lB-16 
15-lG 
18-20 


Zeitdauer  der  Auf  ttaong  in  Minuten: 


S7-99 

&4-36 
48-50 
80-8S 

42-45 
40-42 
40-42 
46-50 


nach  24  Stunden  nach  24  Standen 
nidit  aufgelöst  1  niehi  anfSgalMt 


80-90 

80 -'.)0 
90 -120 
•0-70 

90-120 

90-190 

90-120 
nach  SM  Stunden 
nicht  aofgelöst 


Nach 
24  Stunden 
nicht  aufgelöst, 
FlOaaiglMit 
gttrtlbl 


ebdeutiger  Weise  hervor,  daß  das  Eau  de  Javelle  mit  viel  geringerer  Energie  Bakterien 
Mir  Attflöaung  bringt  als  das  Antiformin.  Die  l%ige  Eaii  de  JaveHe  Lösung  ist 
nicht  einmal  mehr  imstande,  Vibrionen  aufzulösen.  Zu  bemerken  ist  hierbei,  daß  zu 
diesen  wie  den  folgenden  Versuchen  stet«  ein  möglichst  frisches  Eau  de  Javelle  ver- 
wandt wurde,  daa  10  "  0  Natrium  hypochlorosum  enthielt.  Es  hatte  demnach  die 
iVoige  Eau  de  Javelle- Mischung  last  einen  doppelt  so  hohen  Gehalt  an  Natriam 
bypoebloromim  «Is  cU«  l%ige  AntifonunmiMhung. 


II.  Wirkung  des  Antiformins  auf  Gifte. 
1.  Bakterielle  Gifte. 

Da  Bakterientoxine  vielfach  wegen  ihrer  großen  Giftigkeit  zu  Immunisierungs- 
zwecken  ohne  weiteres  nicht  verwendet  worden  konnten,  bat  man  hf-rfitH  frühseitig 
begonnen,  derartige  Gifte  durch  Wärme  und  Einwirkung  von  Chemikalien  abzu- 
^hwächen.  Versuche,  das  Tetanustoxiu  durch  Chemikalien  zu  entgiften,  sind  zahl- 
reich ausgeführt  wordeu.  Vaillard  benutzte  mit  VoiiMl  hienn  Jodwaaser,  v.  Behring 
wandte  wa  gt«ioiiein  Zwecke  Jodtriehlorfd  an.  Kitaiato  berichtet  über  avaflUu^ 
lidie  Venaobe  bei  TMeniutozio.  Er  fand,  da0  Saliainre  bei  einem  ^uata  ?on 
0,66  %  innerbalb  einer  Stande  und  in  der  Doeie  von  0,365%  inneibalb  24  Stunden 
TetannatoKin  ToUkomraen  entgifM.  Ali  stark  wirksam  erwies  sieb  dem  genannten 
Antor  das  Kreeol;  ebenso  war  das  Gift  gegen  Alkalien  äußerst  empfindlich.  Tetanos- 
tndn  wird  ferner,  wie  B rieger  gezeigt  hat,  durch  Schwefelwasserstoff  unwirksam 
gemacht.  Roux  u!id  Martin  verwandten  Lugolsche  Lösung,  Ehrlich  ur)'1  Rpimario 
S<^hwefelkohlen8toä'  zur  Abschwächung  des  Tetanustoxins.  Jodtrichlorid  erwies  sich 
na  h  den  Untersuchungen  von  Behring  und  Wernicke  auch  geeignet  zur  Ver- 
minderung der  Giftigkeit  des  Diphtherietozins.  Salkowski  äteüte  fest,  daß  Sulizyl- 
aldehyd,  Karbolsäure,  CSilorofbrm  nod  FiwmaUn  DljpditheitoUaln  aeialSraii.  Ronx 
und  Ter  sin  Amdm,  daß  IMpbtheristoxin  dnreb  Ansäuerung  mit  llildialare  oder 
Weinainn  fast  vifllig  ent|pftet  wird,  dafi  jedoob  doreb  Nentialislerang  die  Wiricsam- 
keit  des  Oiflee  tdlweise  wiederbeigestellt  wird.  IKese  Angaben  bwnten  dmeb  Doerr 


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166  — 


tmAk  fOr  UineralBKureQ  bowoU  fQr  Diphtherie-  wi«  Ruhrtoxin  beatiitigt  werden.  Nmut- 

diugs  haben  Raubitechek  und  Roß  nachgewiesen,  daß  ölsaures  Natron  «owobl 
TetanUBtoxin  wie  Diphtherictoxin  zeretört,  daß  aber  bei  Gegenwart  von  Senim. 
Albumosen  und  Gelatine  t'iiu>  Zerntörung  der  Gifte  nicht  rintrift  Wie  ich  Hchon 
eingangs  erwähnt  habe,  haben  Uhleuhuth  und  Xylander  Iti.UHlelien  können,  daß 
uucii  dent  Antiformio  eine  giftzerstörende  Wirkung  auf  verschiedene  bakterielle  Gifte 
wie  Diphtherie-,  Tetanus-  and  Ruhrtoxin  zukommt.  Ober  dm  AuafiiU  de«  von  mir 
eysteutttfecb  ausgeführten  Veieudie  bieraher  ni  nachatebend  beriehtetw 

Die  Vmudie  wurden  an  loicben  Heuen  eiugeflibH,  die  belnuintennellen  für 
d«e  betreffende  Toxin  am  empftngliobeten  sind.  Nach  Featetallung  der  doeie  letalis 
minima  wurde  lumeiat  das  Hefarfusbe  dieser  Dosis  stets  in  gelöstem  Zustande  eine 
bestimmte  Zeit  der  Einwirkung  des  Antlformins,  des  Eau  de  Javelle  und  der  Natran- 
lauge  in  bestimmten  Konzentrationen  auflgefetzt  und  dem  Tier  sodann  eingespritzt. 
Das  AntiformiTi  wnrde  in  2,5-,  5  und  lO^^.'oipf'n  T.öptnigen  angewandt,  da«  Eau  de 
Javelle  in  5()^oiger  i.o6ung,  80  daß  der  Gehalt  (iersielben  an  Natriurnhypochlorit  den 
einer  10*^/oigen  AntiforminlöHung  erbeblich  übertraf,  während  die  Verdünnung  der 
Natronlauge  so  gewählt  wurde,  daß  ihr  Gebalt  an  Natrium bydroxyd  dem  einer 
5%igen  Antiforminlöeong  entapraefa.  Die  Iqjdrti«!  erfolgte  bei  Meerschwdndien 
intrakardial,  bei  Kaninchen  intravenfie  und  bei  Hlnsen  subkutan. 

a)  Diphtberietozin. 

Das  ÜQr  diese  Verauobe  verwandte  Diphtberietüxin  stammte  aus  dem  Institut 
för  experimentelle  Therapie  in  Frankfurt  a.  M.  Bs  besaß  folgende  Mifungskonstanten: 

L  -|-  —  0,63,  dosis  letalis  minima  s.  o.  s  0,011.  Bei  intrakardialer  Zufuhr  von  0,005  oem 
des  Toxins  wurden  Meerschweinchen  von  200  g  Gewicht  innerhalb  dreier  Tage  ge- 
tötet. Das  Toxin  wurde  in  der  40fachen  Menge  dieser  Dosis  =  0,2  ccm ,  mit  je 
0,5  ccm  einer  2,6-,  5-  und  10 ''/o igen  Antiforminlösung,  von  50%iger  Eiau  de  Javelle- 
bezw.  Vio  Normalnatronlauge  gemischt  und  nach  fünf  Minuten  den  Meerachweinchen 
intrakardial  injiziert. 

Tabelle  III  zeigt  das  Ergebnis  dieser  Versuche. 


Tabelle  III.   Wirkung  auf  Diphtharietozin. 


Nr. 

Art  de«  Mittels 

Giftr 

menge 

ran 

Ein- 
Wirkungs- 
dauer 
Minob  n 

Art  dor 

£in- 
epritxung 

Ergebnis 

1 

Q,b  cciu  KochaalzlOaoDg 

0^ 

6 

intracardial 

t  nach  S4  Stundeo 

9 

desgl. 

0,005 

6 

n 

t    »     8  Tageo 

a 

0,5  ccm  2,5  "'„ige«  Antiforrnin 

0.2 

5 

m 

t          Ä  , 

4 

0,5  oem  5  %igw  Antiforiotn 

0,2 

5 

m 

i      n        *  n 

B 

0,5  ccm  10*/,iges  Antiformin 

0,8 

ft 

m 

lebt 

6 

0,25  ccm  Kau  do  Javi^Ile 

0.2 

5 

n 

t  nach  46  Stunden 

7 

0,5  oem  Yi,  Mormaloatroolauge 

o,a 

6 

n 

t     •     84  » 

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—    167  — 

0,2  ccm  des  Diphtherietoxins,  verdünnt  mit  0,5  ccm  Kocbealzlösung,  tötete  Wh 
lUUdl  das  Meerschweinchen  innerhalb  24  Stunden.  Die  Natronlauge  Qbte  iD  der  an* 
gewandten  Konzentration  überhaupt  keine,  das  Em  de  Jftvelle  nur  eine  geringe  ab- 
schwächende Wirkung  auf  das  Toxin  aus.  Dagegen  liatte  die  10% ige  Anti- 
forminlöBung  das  Toxin  in  der  kurzen  Zeit  völlig  entgiftet.  Das  Meer- 
schweinchen biieh  am  Leben  und  bot  keinerlei  Krauklieitssynoptouie.  Die  schwächeren 
Antiformioiamuigen  ▼enooditm  nwr  «itit  H«*bl«tiiiiig  der  OifUgkat  «i  beiririwD. 

b)  Rnhrtoxin. 

Nach  den  neueren  Foi»cbangen  von  Koll«,  Heller  und  de  Meetrel,  Neufeld 
and  Haendel,  Pfeiffer  und  Ungermann,  von  Bessau  and  von  Seiter  beetebt 

das  Dysenterietoxin  aus  xwei  Giftkonponenten,  von  denen  die  eine  nach  dem  Geeets 
der  Multipla  durch  Ruhrimmunflernm  neutralisiert  wird,  die  andere  dagegen  nicht 
beeinflußt  wird.  Ich  habe  mich  bei  meinen  Versuchen  darauf  bcBchränkt.  die 
Wirkung  des  Aotiformins  auf  die  Giftigkeit  der  RoutllonkuUurfiltrate  von  Bouillon- 
kulturen  des  Shiga  Kruse-Bazillus  für  Kaninchen  zu  untersuchen. 

Das  von  mir  benutzte  Kubrtozin  war  in  der  Weise  gewonnen  worden,  daß 
Shign-Kniee-RubrbottiUonkaltnren  nach  dreiiiSebiger  Bebrataog  durch  Cbemberland- 
Kenen  Hltiierl  worden  waren.  Bin  aolcbee  Filtratgift  ist  Ungere  Zeit  gut  haltbar. 
Die  Vanodie  wurden  an  jungen  Kaninchen  von  1600  g  Gewicht  auigelDbrt  und  das 
Oifl  intravenös  ringespiitat  0,3  oem  des  Ruhrtozins  tötete  Kaninehen  bei  intia* 
venöser  Einspritzung  innerhalb  drei  Tagen  unter  typiscbm  ErRnhf;inungen.  Zu  den 
Versuchen  selbst  wurden  0,7  ccm  des  Toxins  verwandt.  Die  £inwirkungsdaner  der 
drei  erprobten  Mittel  betrug  zehn  Minofen. 


Tabelle  IV.    Wirkung  auf  Rnhrtoxin. 


Nr. 

Art  dea  Mittels 

f.ifl- 
meuge 

Kin- 
wirknngti 
dauer 
Miniitm 

Art  der 
Injektion 

Ergebnis 

I 

0,5  ccm  KooliBalzItisung 

0.7 

10 

intiaventi« 

t  nach  48  BtundeD 

2 

0,5  ccm  2,5*/giKee  Antiforaiin 

0,7 

10 

• 

t    «     M  • 

3 

0,5  ccm  5*f„\gws  Antiformin 

0.7 

10 

n 

t           2^  » 

4 

0^  ccm  10  7«  ifil^  Antiformin 

0,7 

10 

n 

lebt 

5 

0,8K  cem  Esa  de  Javelle 

0,7 

10 

Iß 

t  nach  Si  Stunden 

6 

0,6  cem  Vh  HornMliietronJamie 

0,7 

10 

m 

t        M  . 

Das  aus  Tabelle  IV  ersichtliche  Ergebnis  diener  Versuche  zeigt,  daß  dan  Rnhr- 
toxin gegen  die  angewandten  Chemikalien  eine  erhebliche  Hesisteuz  be- 
sitst  und  in  dieser  Besiehang  noch  das  Diphtherietozln  ttbertrifft.  Nor 
die  10%ige  Antiforminlfienng  vermochte  des  Rubrtoxin  tmwitksam  su  maeben.  Alle 
ftbrigsn  aogswandten  Lösungen  der  drei  Piiparate  bewirkten  keine  Abscbwidiung 
des  Giftes.  Während  die  schwieberen  Antiformfaalösungm  die  Wirkung  des  Diphtherie- 
toxins noch  abeeh Wichten,  fehlte  eine  derartige  Beeinflussung  beim  Rnhrtoxin  voll« 
sündig. 


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168 


Die  Zerstörung  des  Rahrtoxina  dnreb  Aotiformin  hat  benits  dnnb  Uhlenhntb 

und  Haendel  praktische  Verwertung  zu  ImniuDiaierungBxwecken  gefunden.  Sie 
konnten  zeigen,  daO  in  Antitormin  gelöst  einem  Kaninchen  ohne  Schaden  mehrere 
Knltnren  eines  Shiga  Ruh rslam nies  einverleibt  wenlen  können,  von  dem  Vio  Öse  ab- 
getöteten KulturniuterialH  Kaninch«»n  sonst  innerbnll»  24  Stunden  tiitete  DiePe«  Tier 
lieferte  nach  der  einen  Einspritzung  ein  hochaggluiuucrondea  Serum  mit  einem  Titer 
1 : 1000.  AIl«fdmgt  iat  «fbrdcilieh,  daH  dü»  BaktariMi  nicht  voUaliudig  wunOrt  afaid; 
im  ilohtigen  MomeDt  mufi  dne  NeatnUiatioa  des  Baktorieu-AntifbriBingraiisebeB  mit 
SobwefeMnra  und  Netriumanlfit  stettfinden. 

c)  Tetanustoxin. 

Die  Prüfung  der  Widerstandsfähigkeit  des  TetanuBtoxinn  gegen  Chemikalien  ist, 
wie  oben  bereits  ausgeführt  wurde,  (legen«tand  zahlrciclier  Untersuchungen  gewesen. 
HeHondcrs  eingehend  hat  sich  Kitasato  hiermit  beschälLigt.  Aus  seinen  Unter- 
suchungen geht  deutlich  hervor,  daß  daa  Tetanustoxia  gegen  Säuren  wie  AlkaUen 
sehr  empfindlich  iat. 

Des  TetsnnetoKbi,  dessen  Besietem  geprflft  wurde,  «er  dem  Labfmtoriom  des 
KaaserUdien  Oeeundhaitwuntea  enllfilidi  anderer  Venmcbe  von  Herrn  Professor 
Friedberger  snr  Verfa|{ang  gestellt  worden.  V«o»  Qkg  dee  Giftes  tfilete  weilte  lÜDse 
von  es.  20  g  Oewicbt  bei  subkutaner  Binrerleibung  in  drei  Tagen.  lOt  ROckeidit 
auf  die  von  Kitasato  fe^^tgestellte  geringe  Widerstandafähigkeit  des  TetanostoxiDS 
wurde  zur  Prüfung  die  200fHche  und  2U0U fache  tödliche  Dosis  gew&hlt  Die  Ein- 
wirkungsdauer der  ChemikalieD  betrug  wiederum  sehn  Minuten. 


Tabelle  V.   Wirltung  auf  Teiannstoxin. 


Nr. 

Art  des  Mittele 

Gift 
menge 

Ein- 
wirkuDgH- 
dauer 
Uinuten 

Art  der 
Injektion 

Ergebala 

l 

0,1 

sabkutao 

t  nach  24  Stunden 

S 

0,05 

n 

t      n     ^  1. 

3 

0,01 

>• 

f        n  48 

4 

0,005 

j. 

t     „      3  Tagen 

5 

0,5  cero  Kochsalzlösung 

1,0 

10 

n 

f    «    18  Stondeo 

6 

Q^cenk  2,5*/()>Kes  AntUomiio 

1,0 

10 

»• 

lebt 

7 

10.0 

10 

,( 

f  nach  24  Stunden 

8 

0^  eesfi  S'/aigse  ABÜfonnin 

1.0 

10 

H 

lebt 

9 

doBgl. 

10,0 

10 

n 

n 

10 

0,ö  ccm  10 "/«igen  Antiformin 

1.0 

10 

M 

t  nach    6  Tageo 

11 

desgl. 

10/1 

10 

* 

lebt 

12 

0,25  ccm  Eftu  <!e  Jin  ell« 

1.0 

10 

-f-  0,2&  ccm  Koctisalzioaung 

• 

18 

dsigl. 

10,0 

10 

14 

0,8  ccm  7i«  NormalnatranlsugB 

1.0 

10 

■ 

15 

desgl. 

10,0 

10 

Tabelle  V  leigt  das  Ergebni»  der  Versuche.  Sie  beetatigen  voll  und  ganz  die 
von  Kitasato  gemachten  Beobachtungen.    Das  Tetanustoxin  hat  sich  als  sehr 


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—  169 


Ubil  erwiesen,  es  iit  in  d^r  900fAchoD  iddliehan  Dosis  von  allen  drei 
Mitteln  in  gleicher  Weise  UDwirkaam  gemacht  worden.  Die  2000f!(che  l'dd 
liehe  Dosis  ist  nur  von  der  2,5%igen  Amifoi rninlöpung  nicht  zerstört  worden,  wobei 
SU  berücksichtigen  ist,  daß  0,5  ccm  dieher  lAiam  p  sowolil  weniger  Natriumhydroxyd 
al«  auch  ganz  erheLln  Ii  weniger  Natriumhypothlorit  enthält  wie  die  angeirnndte 
NormÄlaatroiilauL'e  Luöuag  und  die  Kau  de  Jiivelle  Lösung. 

Zu  MauB  Nr,  10  ist  uoch  zu  bemerkeu,  daß  daH  Tier  am  secbäten  Tage  ge- 
storben ist,  ohne  Zeichen  von  Tetanus  geboten  zu  haben.  Die  Maus  hatte  jedoch  an 
der  InjektiooMteUe  dne  Nekioae  der  Haut,  die  mhnehdnlidi  dnroh  da»  Antiformin 
TenixMObt  wer.  Die  lOVeiga  Antiformintfiaung  hat  salbet  die  gififlers  Toxiamenge 
ohne  vmterss  entgiftet. 

i,  Wiikang  dea  Aatifonniaa  anf  iifflanaUohe  ttifle. 

a)  Ricin. 

Die  Samen  von  d«r  Eaphorbiaoee  Ridnna  oommimia  sind  bricanntlich  adiwer 
giftig.  Diejenige  Sabstans,  welche  die  Oifti^ait  des  Bidonasamena  bedingt  iat  das 
von  Kobert  gefondene  Ricin.  Sein  SchQler  Still  mark  hat  die  fff^  Snbatani  ans 

dem  Samen  isoliert  und  sie  als  Phytalbumose  bezeichnet.    Von  der  Firma  Merck 

wird  ein  nach  den  Angaben  von  Kotiert  hergestelltes  Haiidelsricin  vertrieben,  welches 
alle  die  von  diesem  Forscher  und  Stillmark  angegebenen  Wirkungen  besitscn  SoU. 
Bin  derartiges  Präparat  stand  mir  für  lueiue  Versuche  zur  Verfugun(?. 

Rftubitschek  und  Ruß  geben  an,  daß  die  Giftigkeit  de«  Ricins  durch  ölaaures 
Natron  nicht  zerstört  wird     Weitere  Angaben  über  die  Resistenz  des  KicioB  gegen 

ChtLLiikalieu  habe  ich  in  der  Literatur  nicht  gefunden. 

Das  Ricin  löst  sich  am  hesttio  in  dünnen  Salzlösungen.  Vi«  wg  des  Präparates 
tfilete  HeerschweiDchen  bei  intrakardialer  Binspritsnng  innerhalb  16  Stunden. 

Zo  den  in  nadistebandsr  Tsbelle  angegebenen  Varsadien  wurden  0,6  mg  dea 
Fkipaiataa  farwandt. 


Tabelle  VL    Wirkung  auf  Ricin. 


Nr. 

Art  das  Mittab 

Gift. 
Dinge 

Ein 
wirkungs- 
daaer 

Miauten 

Art  dar 

Ein- 
spritsoog 

Ergebnis 

1 

0,01 

intTMsrdlal 

lebt 

0,02 

1» 

M 

8 

~~ 

0,1 

■• 

t  nach  16  Stunden 

4 

0.5 

n 

t         18  « 

h 

0>5  ccm  2.5V«iKM  Antiformin 

0,5 

10 

f» 

lebt 

6 

0,5  ccm  i  */o  '8^  Antiformio 

0,5 

10 

n 

» 

7 

0^  ccm  lO*l,igeB  Antiformin 

OJi 

10 

m 

n 

8 

0J5  «em  Bau  de  Javelle 

0.5 

10 

» 

» 

4-  OiflScem  KoehMddflaung 

9 

0,5  «em  NormaloatroolaafB 

0,5 

10 

t  naeh  18  8limd0n 

10 

0,5  ccm  KoeiiBalilfleuBg 

0«6 

10 

: 

t    »    19  « 

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—   170  — 


Die  Giftigkrit  dei«  Ricins  wird  al!>o  demnach  innerhalb  zehn  Minuten  durch 
sämtliche  Antiforminkonzentrationen  und  dnroh  das  Em  de  Javelk  aufgehoben,  jiMloch 
nicht  durch  die  Natronlaugelöeuug. 

b)  Pfeilgift. 

Das  in  meinen  Vecauehen  verwandt»  Pfeilgift  war  dem  Kaiserlichen  Geaundheits- 
'amtfl  anlftOlidi  anderer  Unlcwoohungen  von  dem  Laboratorium  der  hjrdioUierapeotiaotaen 
Anstalt  der  Universität  Berlin  (Qeh.  Rat  Brieger)  sui  VerfBgang  geateUt  worden. 
DiessB  Gift  Btammt  aus  Kamerun  und  ist  von  Brieger  und  Krause  in  kristallinischer 
Form  rein  dargestellt  worden.  Eb  wird  von  den  Eingeborenen  aus  einem  Strophanttu- 
Baume  pewonnf^n.  Die  beiden  genannten  Autoren  haben  auf  Grund  der  erhaltenen 
AnMlysenzfthleu,  des  Schmelzpunktes  und  ponstiger  Reaktionen  feststellen  können,  daß 
dah  Kameruner  Pfeilgift  lediglich  aus  Strophantus  gratus  entnommen  ist.  Da.«  wirk 
same  Prinzip  des  Giftes  ist  ein  Strophantusglykoeid.  Da»  Gift  ist  ein  Uerzgift,  dessen 
Wirkung  die  gleiche  ist  wie  die  des  Digitalina. 

Dae  kristallisiert«  Gift  ist  i&r  Mserschweinchsn  tafisrat  giftig.  Vm  mg  w- 
nrsaoht  bei  mtrakaidisler  Injektion  schwere  Krankheitserscheinungen  in  Form  von 
allgemeinen  KriUnpfen,  wihrend  V«  mg  des  Giftes  Meersehweindien  von  200  g  Ge* 
wicht  in  wenigen  Augenblicken  unter  dem  Bilde  schwerster  Vergiftung  tötete.  IMese 
Menge  wurde  für  die  Versuche  gewählt 


Tabelle  VII.   Wirkung  auf  Pfeilgift. 


Nr. 

Art  dee  Mittels 

Gift 
menge 

»IT 

Ein- 
Wirklings 
daner 

llfaivtaii 

Art  der 

Eia- 
gpiritBuikK 

Ergebais 

1 

0^  ccm  KocbmUldsung 

0,05 

10 

iutracardial 

»chwor  krank,  er- 

holt sich  aber  nncU 

ö  Tages  und  bleibt 
am  Leben 

2 

des;;]. 

0.2 

10 

n 

t  nach  1  Minute 

a 

O^ccm  2,b\igM  AntiformiD 

0^ 

10 

n 

t    ,    6  Minutea 

4 

O^cem  Antiformin 

0.S 

10 

» 

lebt 

S 

0,5  ccm  lO^'^iges  Atitiformin 

0,2 

10 

6 

0,25  ccm  Eao  de  Javelle 

0.2 

10 

n 

t  nach  15  Minotan 

■j'  OjSSccm  KochmItlflsQng 

7 

O^Bccm  V„  Nomudnatronlaiigs 

0,8 

10 

n 

t    n     1  Minete 

Wie  ans  vciMehender  Aufieidmnng  ersichtlich  ist,  madit  das  Antiformin  in 
6-  und  lOVoiger  Lösung  innerhalb  sahn  Minuten  dss  Gift  unwirksam.  Dagegen  wurde 
das  Gift  durch  die  2,5%ige  Antiforminloeung  ebenso  wie  überhaupt  dnceh  die  ange- 
wandte Natronlaugsnlösnng  nidit,  durch  das  Eau  de  Javelle  nur  tsilweiss  abgeschwädit. 


S.  Wirkung  des  Autiforuiiu.s  auf  tierische  Giftet 

a)  Kobragift. 

Von  den  Schlangengiften  ist  das  Oift  der  Kobraschlangen  physiologisch  am 
besten  bekannt.   Ober  die  chemische  Zusammeusetsung  des  Qiftss  fehlen  allerdü^ 


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-    171  — 


iioeh  nÜMfe  Kenntniflie.    Dm  ptm^iMte  Sehluigeiigift  bSli  sieh,  vor  Zutritt  ton 

Luft  und  liiohl  gewhfitzt,  lange  Zeit  unverändert.  Von  Chemikalien  üben  naoh 
Cslmtlle  einen  zerstörenden  Einfluß  auf  die  Seblangenfifte  das  Chlor,  die  alkalischen 
Hrpochloride,  das  Goldchlorür,  das  Kalium  pcrmanganicum,  die  Chlorsäure,  das  Brom 
und  da«  Jodtrichlurid.  ßrie^'er  und  Krause  haben  festgentellt,  daß,  wenn  nachdem 
Biß  einer  Kohraschlange  da**  Gift  in  die  allppnieine  I^ymph-  und  Blutbahn  gelangt 
ist,  eiue  Abschwtichung  desselben  durch  iujektiuo  von  Cheuiikalieu  nicht  möglich  iHt. 
Ublenbnth  undXylander  empfehlen  das  Antifonnin  auf  Grand  IhnrTiermmdM 
fBr  die  lolcale  Behandlung  der  Schlangenbiaae. 

Da*  von  mir  benntate  Kobragift  war  dem  Laboratoriom  ebmfalla  von  Hentn 
ProfeMor  Friedberger  übeilaMen  worden.  Daa  Gilt  iSate  aioh  Meht  in  Waiaer. 
BwAt»  V4e  mg  des  Giftea  tfitete  Meeracbweincben  von  200  g  bei  intrakardialer  Ein- 
apritaang  innwbalb  20  Minuten  unter  schweren  Vergiftungserscheinnngen.  Zu  den 
Verfuchen  wurden  2  mg  des  Giftes  benutzt,  während  bei  den  Kontrollen  bie  an  1  mg 
wegea  Mangels  an  weiteren  Giftmengen  betabgegangen  werden  mußte. 


Tabelle  VIH.   Wirkung  auf  Kobragift 


Hr. 

Art  daa  Mittels 

Gift- 
menge 

Ein- 
wirkongfl- 
dauer 

Minntco 

Art  der 
Injektion 

Ergebnis 

1 

0,086 

intneavdial 

t  nach  M  IfittirtSD 

2 

0,5  ccin  KocliHalzIöKiinv.' 

1,0 

10 

M 

t    -      5  . 

>A 

0,5  ccm  2^  %  'S^  Antiformin 

2.0 

10 

n 

lebt 

4 

OpSocDD  5°/oigM  Antifimaln 

2,0 

10 

n 

■ 

0,5  ccm  10*/,ige8  Antiformin 

2,0 

10 

a 

f  nach  16  Standen 

« 

0,85  ccm  £ao  de  Javelle 

1,6 

10 

w 

t    „    25  Mintttea 

+  0,95  com  KoehaalaldsaBg 

7 

0,6  eem  */„  NoniialaatraiilaQge 

1.0 

10 

n 

f     n       i  n 

Man  ersieht  aus  Tabelle  Vill,  daß  das  Antiforoiin  in  2,öVo>ger  und  in  5%iger 
Lösung  die  Tiere  vor  dem  Tode  schützte.  Das  mit  10%iger  Antiforminlöaung  be- 
bandelte Heeraehweinehen  starb  nieht  unter  Vergiftnngsenehdnuogan,  sondern  infolge 
VsrUntnog.   Natroolauie  und  Eau  de  Javelle  batleo  da*  Gift  niefat  abgeedividil. 


b)  Aalsernm. 

Nach  den  neueren  Untersuchungen  von  Doerr  und  von  Doerr  und  Moldovan 
beruht  die  giftige  Wirkung  des  Aalaprums  neben  einem  in  ihm  enthaltenen  und  von 
.MoBSO  zuerst  festf!;pHtel!tpn  Toxin  wahrscheinlich  auch  auf  einer  komplexen  Kom- 
plement-.■^mbozepi^jrwirkiuig.  Die  Giftigkeit  des  Aalserums  verhält  sich  besüglich 
ibrer  Üaeistensc  gegenüber  physikalischen  nnd  chemischen  Einflüsaeu  nach  den  Fest- 
stsDnngen  von  Moese  ihnliofa  wie  die  Toxine.  Zu  den  nadwtshenden  Veiaudien 
wurde  daa  Seram  von  einem  600  g  schweron  Aat  verwandt. 

0»02cem  dioaoe  Serums  tStele  Heeraehweinoben  bei  Inirakardisler  Ibijektion 
inneriialb  10  Minuten;  naeb  Injektion  von  0,1  com  starben  die  l^ere  Innerhalb  einer 
lÜDUte.    Mit  dieser  Dosis  wurden  die  Venucbe  angsatellt. 

Alk.  a.  ^  KaM.  OMudMtaMit».  B<LXXXVnL  lo 


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—    172  — 
Tabelle  IX.   WirkuDg  auf  AaUernm. 


Kr. 

Art  dM  Nittels 

Gift 
menge 

mir 

diiuer 
Minotcn 

Art  der 

T  n  Y  aIt  /\n 
AXIJOKUWU 

Ergebnil 

1 

■'  III 

Ofia 

Inüraoerdiel 

t  > 

Mdi  10  Minvln 

2 

0,r>  cc  m  KochHalzlileung 

0.1 

10 

n 

t 

M      1  Miaute 

8 

0,5  ccm  2,5  "/«ige«  Antiformin 

0,1 

10 

n 

lebt 

4 

0,6  ccm  5  */*>^  Antifonnin 

0,1 

10 

H 

■ 

fj 

O^Jccm  lOVo^S^  Antiformin 

0.1 

10 

m 

6 

0,25  ccm  Een  de  Jevelle 
-\-  0,26  cena  KcteliMlilMaiig 

0.1 

10 

0 

7 

0,5  ccm  Vio  Normalnatronlaii^'e 

0,1 

10 

n 

8 

0,5  ccm  5  *y«>8M  Antiformio 

0,4 

o 

n 

9 

0,25  ccm  San  de  Jevelle 

•   0,25  ccm  Kochsalzl^Jemig 

0,4 

2 

n 

it 

10 

0,5  ccm  '/t«  Normeloetroaljuige 

0,4 

2 

m 

• 

Difl  Vetsuebflargeboia  bt  demnacb  folgeDdes:  SSmtliclie  AntIfonBinUJaiing»n, 
to«rie  die  Loeanien  der  bdden  KotnponenteQ  haben  innerbalb  10  Hiniiten  das  A«l- 
gift  unwirkAm  gemadii.   Bi  «aide  nan  «ne  eifaet^eb  gt<iA«re  Dada  des  QiflM, 

0,4  cctn,  gewählt  und  auch  die  Eiiiwlrkungfidauer  erheblich  abgekürzt.  Diese  tniodeeteiie 
200fache  tödliche  Giftdosis  wird  innerhalb  zwei  Minuten  durch  sämtliche  LfietmgeD 
zerstört.  Diese  Veisnoh^  /fÄKeu,  daß  das  Aalserum  jedenfalls  dem  Antiformin  und 
seinen  Komponentm  gegenüber  erheblich  weniger  widerstandsfähig  ist  als  die  von 
mir  geprüften  Bakl«^rientoxine.  Selbst  das  sehr  labile  Tetanustoxiu  hatte  sich  der 
2,5  °/o  igen  AntiforminlöBung  gegenüber  teilweise  resistent  erwieeen.  Diese  BeubHcbtung 
eprioht  ivohl  ancb  fAr  die  Annehme,  daß  die  Gtftwirknng  dee  Aatoerana  ndt  anf 
einer  Komplement- Aniboaq>torwirki»g  berabt  Das  Verhalten  des  AaleemuM  gelit 
jedenfalle,  wie  iretterhiD  geteigt  «rird,  patalM  dem  dee  Bindenemnw. 

Daß  die  tuent  von  Uhlenhutb  feetgettollte  giftige  Wirkung  dee  Rindeieemnw 

auf  einem  komplexen  Vorgang  beruht,  ist  durch  die  Unten^uchangen  TOn  Dh  lenhuth 
und  Haendel,  Doerr  und  H.  Pfeiffer  bekannt.  Es  schien  daher  sptexiell  auch 
zum  Vergleich  mit  dem  Verhalten  des  AnUerums  von  Interesse,  die  Widerstandsfähig- 
keit der  toxischen  Wirkung  des  Riiideii»eruniB  gegenüber  dem  Antiformin  und  seinen 
Komponenten  el>enfall8  zu  prüfen.  Die  Einwirkungtidauer  wurde  bei  diesen  Ver- 
suchen nur  ganz  kurz  bemessen,  da  nach  den  bezüglich  des  Aalserams  gern  achten 
Bcfabmngen  anzunehmen  wer,  deß  die  Giltigkelt  des  Kindenerume  gieiiehftlle  ver 
bUtniamlAig  labil  sein  wfirde. 

0,6  «em  dee  m  den  Venudten  verwandte«  aktiven  Rindenwmma  veraiaaohlaD 
beim  Meenchweindien  naoh  intrakaidUler  Injektion  eine  acbweie  Bi^mnknng,  van 
der  es  sich  aV>er  innerhalb  24  Stundm  erholte.  1  ccm  Serum  tötete  Meevaohweincbeo 
innerhalb  fünf  Minuten.  Diese  Senimmenge  wurde  zu  den  Versuchen  verwandt.  Die 
fUnwirknngadauer  dee  Antifonnina  and  seiner  Komponenten  betrug  swei  Minuten. 


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173  — 

TftbelU  X.   Wirkung  anf  aktiv«»  Rinderaerum. 


NT. 

Art  dee  Mittete 

Benun- 
menge 

c<<in 

Ein- 
Wirkung»- 
dauer 

MinatrD 

Art  der 

Injektion 

Ergabaia 

1 

0,6 

{atncMdiftl 

schwer  krank,  bleibt 

aber  am  Tvoben 

2 

1 

R 

f  nacli  5  Minuten 

8 

9Jtcem  90%lgß»  Aatifbrnia 

1 

2 

1» 

kiank,  bleibt  an 

Leben 

4 

0,S  ccai  £»Q  da  Javalla 

1 

2 

W 

t  infolge  Verblataag 

6 

9fi  ocm  Vm  KomalaatMolans* 

1 

2 

H 

kzank,  bleibt  am 

Leben 

Wie  aus  dem  vorstehenden  Protnkoll  litjrvorgeht,  wurde  die  giftige  Wirkung  des 
BiDdenerumB  durch  die  nur  zwei  Minuten  dauernde  Einwirkung  der  Antiformiii-  und 
NationlaQgaDtöaiiDg  so  abgeschwächt,  daS  die  Tia»  twai  laidita  KianUiaitaaiiolMiuiUDgwi 
M^too,  akih  aber  aehr  bald  «ilioltaii  nnd  am  Lebra  blieben.  Daa  mit  Bau  de  Javalla> 
Bindeneram  befaandrite  Tfer  atarb  infolfe  Verbkitimg. 

Ana  dieeen  Vemidian  ftb«r  die  ISnwirkung  daa  Antifotmina  nnd  aeiner  Kom- 
ponenten aof  bakterielle,  pflanslioh«  nnd  tieriaobe  Gifte  gebt  hervor,  da0  das  Anti- 
forroin  sämtliche  Gifte  zu  zerstören  imstande  ist  Am  widerstandsfiUiigst^n  erwiesen 
eich  das  Ruhr-  und  da»  Diphtherietoxin.  Das  Antiformin  ist  in  dieser  Beziehung 
«einen  beiden  Komponenten,  Aerv.  Nntrinmiiypochloril  und  dem  Natriumhydroxyd 
weit  überlegen.  Eaa  de  Javelle  z^r-l^  rl,  zwar  Tetanustoxin,  das  Toxin  des  Ricinus- 
Samens,  sowie  die  Giftkomponenten  cieH  Aul-  und  Rioderseruui^i,  bleibt  aber  unwirksam 
dem  Diphlharie*  nod  Rahrtoxin,  sowie  dem  Pfeil-  und  Kobragift  gegenüber.  Die 
Natnmlange  entgiftet  nur  daa  Tetanuetoxin  nnd  die  beiden  Sera.  Ob  die  Natron- 
lange  nnd  daa  San  de  JaTolle  in  Btlrlmer  Konientration  giflientfirMid  wirken,  darüber 
babe  iöh  keine  Venuobe  angeetellt  Nach  meinen  Unterendmngen  wQrd«  die  Reaiatans- 
Skala  der  g^rAften  Gifte,  mit  den  beiden  acbwächsten  angefangen,  lauten:  Aalaenim, 
Itindememm,  TetanoaloKin,  Rioin,  Kobngift,  Pfeilgift»  Oiphtberie-  und  RnhrUnin. 

III.  Die  hämolytiscben,  komplement-  und  eiweiSzerstttrenden  Eigenschaften 

des  Antiformins. 

a|  Wirkung  auf  rote  Hlutkürpcrvhen. 

ühlenhuth  und  Xyland*>r  h:iben  festgestellt,  dafl  defibrinierles  Blut  unter 
der  Einwirkung  de?  Antiformins  lacklarUeii  wird.  Ks  war  daher  von  Interesse,  die 
hämolytische  Wiricung  des  Präparates  näher  zu  untersuchen.  Zunächat  wurde  die 
KnuiAnng  abgeetoftar  AntiformlnlösungeD  auf  die  roten  nutiiSipenben  venebiedeiiar 
Tianvlen  wie  Hammel,  Rind,  Kaninohen,  HeerMhweindken,  Huhn  und  Gana  geprüft. 
Dm  Blnt  wnide  durch  Venenpunktion  gewonnen  und  in  mit  Glaeperlen  g^fBIlten 
Flaieheii  in  der  fibliebeo  Weiie  deSbriniert.  Von  dieeem  defibrinierten  nnd  mebrlbeb 
gewaschenen  Blute  wurde  durch  Vardflnnung  in  0,85Voiger  Kodnaltltenng  eine 
6*/eige  Auftohwemmung  hergeatellt  und  je  1  eem  der  BlutaufMbwemnumg  mit  1  ocm 

12* 


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-    174  — 


verschieden  st  irk»  r  Antiforminlösungen  in  NaCI  gemischt  Die  Beobachtung  der  HämolyM 
erfolgte  bei  Zimmertemperatur;  dan  endgültige  Resultat  wurde  nach  einer  Stunde  abgeloen. 
Tahelle  XI  gibt  eine  Ubersiebt  über  die  gewonneneo  Resultate. 


Tabelle  XL  Hftmolytische  Wirkung  dea  Antiformina  auf 

verschiedene  Blutarten. 


Zu  1  c-cni 

Klntanf- 

Kaninchen 

Meer- 

•chwemmung 

HamiiMlbrot 

Binderbtot 

blut 

achwriadMD' 

III, ., 

leuvt 

HObnerblnt 

wnroiB  g  ccin 

Mnfc 

ADQIUIIU 1  u 

1 

1 

tratioiioii  hin 

Hämo 

Hftmo- 

Hämo 

Farbe 

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Ea  iet  aus  ihr  ersichtlich,  daß  das  Antiformin  eine  außerordentlich  starke  hämo- 
lytiseke  Wirkang  beritil,  dai  ab«r  diiM  Wirkung  hn  d«i  varadkiedenen  BhitartMi 
Vereohiedanheiten  aufweist.  Wir  sehen,  .  dafi  1  oom  einer  öVaigeo  Ibrnmelblul' 
körperohen-AufMbwemmung  .nodi  dundi  l  ccm  ein«r  Vu%igen  Aiitifbnniiiiammg 
kompleU  und  töLweisa  sogar  noch-  durdi  1  cem  Vm%ig«r  LBiung  tur  AufUaung 
gebracht  wird,  während  die  roten  Blutkörperchen  des  Rinde«  und  des  Kaninchens  in 
den  untersuchten  Fällen  resistenter  sind.  Die  Blutkörperchen  des  Meerschweinchens, 
dea  Htthna  und  der  Gaos  stehen  beaügiicb  ihrer  Resistens  dem  Antifonnin  gsgenttber 


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—   176  — 


nrisebeD  den  BlnDBGrp«rcfaeo  d«e  Huttoiek  und  demn  dea  Rindes  und  de»  Keninohene. 
Dieiee  vendiiedeDe  Veibelten  wird  von  ndr  noch  wdtnr  verfolgt. 

Bemedkenewert  iet  die  dnrdi  dae  Antiformin  bewiricte  Venbidernng  des  Blnt» 
firhetoffee.    Durch  konzentrierte  Antifimninlfieangen  wird  des  Himog^obin  entfärbt, 

80  daß  eine  hellgelbe,  klare  Flüssigkeit  entateht,  in  der  sich  bei  längerem  Stehen 
feioBte  Flocken  ausscheiden.  Mit  Abnahnae  der  Konzentration  der  Antiforminlönnug 
geht  die  pjelhe  Farbe  in  eine  gelbbraune,  braune,  braunrote,  rotbraune  Farbe  über, 
um  Bchließlich  in  dcnicnigen  Verdünnungen,  die  an  der  Grenze  der  hämolytischeu 
Wirkung  Ues  Antiformins  liegen,  das  Hämoglobin  unverändert  2U  laasen.  Es  besteht 
demnach  bezüglich  der  blutauflüseoden  und  blutfarbstofifverändemden  Wirkung  des 
AntiiinmiBi  ein  enniheiiid  glelebes  Verbalten.  Dbse  Binwirkang  dce  Antifiwmins 
■nf  dae  HtmogloUn  Ifelle  aioh  vieUeiebt  prektiidi  snr  Feetetellung  dea  Blmoi^in- 
gehaltee  dee  Blntee  verwenden.    CJntenaobnngen  hierflber  aind  im  Gange, 

Des  wetteren  wurde  die  liimolytiiehe  Wiiikung  des  AntUbrmins  mit  der  seiner 
beiden  Komponenten  verglichen.  Es  wurden  su  diesen  Versuchen  rote  Hammelblut- 
körperchen  gewählt,  die,  wie  vorher  gezeigt  wurde,  sich  wenig  widerstandsfähig 
gegen  Antiformin  erwiesen  hatten.  Die  Blutaufschwemmung  wurde  in  derselben 
Weise  wie  vorher  hergestellt  und  im  übrigen  die  eleicben  Versuchsbedingungen  inne- 
gehalten.   Das  Resultat  wurde  nach  zwei   und  h  h  Ii  /  .vanzig  Stunden  notiert. 

Die  hämolytische  Wirkung  der  drei  angewandten  Präparate  weist,  wie  aus 
Tabelle  XII  (&  176)  eniolitlidh  ist,  erhebliehe  Untersohiede  auf. 

Wihiend  das  Ben  de  Javelle  noch  in  ViVeiger  Lösung  ein  gleii^es  Quantum 
«iner  Ammslblutaufediwemmang  innerhalb  20  Stunden  aufsalOsen  vermag,  bewirkt 
eist  «ine  I7«ige  Normalnatmnlauge  in  dut  gleichen  SSeit  völlige  Hlmolyse.  Zu  be- 
ifieksiebtigen  ist  bei  dem  Vergleich  des  Antiformina  mit  JEsn  de  Javelle  und  Natron- 
lauge, da£  in  1  ccm  einer  iVtigsn  Antiformiolösung  ebensoviel  Natriumhypochlorit 
enthalten  sind  als  in  0,57  ccm  einer  iVoIgen  Eau  de  Javelle  Lösung  und  pWenioviel 
Nstriumhydroxyd  nh  in  1,87  ccm  einer  l"/oigen  Normalnatronlauge.  Ks  tritt  nun, 
wie  wir  gesehei»  haben,  bei  einer  0,lo/oigen  Antiforminlopung  noch  komplette  Hämo- 
lyse  ein;  das  Eau  de  Javelle  sowie  die  Normainatronlauge  jedoch  veruiögeu  für  sich 
nur  in  der  sehnfiushen  beiw.  fünlfiMlien  Menge  dee  in  1  ccm  einer  0,1%  igen  Anti- 
foirminUisanig-  enthaltenen  Natiiumhypocblorits  besw.  Nstriamhydroxyds,  nUnolyse  sa 
bewirken.  Wir  haben  abo  in  der  himolTtiaehen  HSgenaobaft  dea  Antifonnins  keine 
einftMsbe  Additkm  der  Einaalrinwirkungen  eeiner  Komponenten,  sondern  eine  viel  e^ 
heblichere  Wirkung  vor  uns.  Dieser  Unterschied  in  der  Wirkung  der  drei  Chemikalien 
tritt  ebenfalls  deutlich  in  die  Erscheinung  bei  folgender  Untersuchung.  Bekanntlich 
bleiben  die  roten  Blutkörperchen  bei  der  einfachen  durch  Komplement  und  Ambozeptor 
bewirkten  üämolyse  als  Schatten  beKtehen,  die  eich  nach  der  von  Haendel  und 
Boing  angegebenen  Methode  mittels  flüssiger  Tneche  leicht  nachweiseD  lassen.  Es 
xeigte  sich  nun,  daü  durch  Zusatz  von  1  ccm  20''/oiger  Antiforminlusuag  zu  1  ccm 
5%iger  Hammelblatkörperchen  die  Blutkörperchen  innerhalb  einer  Stunde  restloH  auf- 
galOst  wsiden,  wihrend  die  Normalnatranlange  mid  das  Eau  de  Javelle  die  i^eiehe 
Wirkung  nur  bei  Znsats  der  unverdfiiinten  FlÜBaigkeiten  beaitasn. 


—    176  — 


TftbttU«  XII.  Hämolytische  Wirkung  des  Antiforoüna,  der  Normal- 
n»tronlaage  und  dea  E««  de  Javelle  »uf  Hammelbltttk&rp«rch«it 


1  ccm  5*.,  ige 

Blutaiif- 
Bciiwoininnng 

Antiformln 

Kormnlnmironlangn 

Bin  da  Javella 

+  l  ccm 

nach 

nach 

nach 

nach 

nach 

nach 

chemisches 

9  StoBdao 

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9  Standen 

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2  Stunden 

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ganden  Kod- 

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Farbe 

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Farbe 

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Farbe 

Hftmo- 

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Farbe 

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b)  Wlrkang  aof  MeonehwelMhonMran. 

Aus  der  von  Uhlenhutb  und  Xylauder  festgestellten  Tatsache,  daü  Antiformio 
in  «iwtiAholtigeii  Flüssigkeit«»  erbeblicb  «n  DMinfBktionBkmft  «inbflAt^  und  ans  rnoitMO 
▼ontebend  mitgotailtoa  Veraoobeo  gebt  berror,  daß  Antifonnin  und  Eüweifl  bei 
vediMMtiger  Binwirkung  «rhabliebe  Veilndettingeii  erieiden.  Die  nadiBtebeDd 
geffibrten  Venuelte  aollten  nun  AuinlüiiA  giben,  inirimrait  boetimmter  Znoati 
von  MeerwbweiiiobenMtum  die  blmolytiedie  Wirknog  dee  ADtifonnini  und  aeiner 


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—    177  — 


KomponttKan  aufbebt,  trnd  amgekebTt,  inwiewtit  di«ie  ChemÜMlieii  die  ]&)nipIem6Dt- 
iriikang  dm  MmBam  8«niini  beeiatrihdiligMk. 

Es  wurde  in  der  Weise  verfahren,  daß  in  zwei  Versuchsreihen  su  je  1  com  ab- 
gestufte Antifonnin-,  hexw.  E^u  de  Javelle-,  bezw.  Normalnatronlaugelöeungon  io  0,1  crm 
frische  Meerschweinchenserum  hinzugesetzt  wurde.  Diese  Mischung  blieb  ÜO  Minuten 
bei  Zimmertemperatur  stehen,  sodann  wurde  zu  der  ersten  Versuchsreihe  je  1  ocm 
einer  5 ^'/e igen  Hamraelblutauföchwemmung  hinzugefügt  und  zu  der  zweiten  Reihe 
ebenfalls,  jedoch  war  die  hierzu  verwendet«  Blutaufächwemmung  mit  dem  20  fachen  des 
TUen  einea  hodumtigsD  blroolytiaohen  Antihanmdbhit'KaidiMdieiHmnuDa  90  IDiiatni 
tu  vor  aenaibUiaiert  «Ofden. 

IMe  VemnolM  mift  niebt  aenaibilirieilen  und  aendbiliaiarten  HammalblQtkSrpeirclkeii 
hatten,  wie  am  Tabelle  Xm  enidilUeb  ist«  fblgeodea  Bigebnia: 


Tabelle  XIIL   Einwirkung  des  Antiformine,  der  Normalnatronlauge 
und  dea  San  de  Javelle  auf  Meera<sbweinebenkomplement. 


0,1  ccinMeer 

«.'h  weinchen- 

▲ntiformin 

Normalnatronlange 

Eaa  de  Javelle 

sonpMnMui 

Chornischen 
liAAung  in 
folffentlen 

nicht 

sensi- 

aeuBibili- 

nicht 

ueoai 

eeusi 

nicht 

aeuai- 

aeoai- 

biliaiertee 

aiertes 

biliaiertea 

biUaierte« 

biliaiertea 

bUiaiertea 

Hamtnclblut 

Hammelblat 

Hammelblot 

Hanunelbhit 

Hammelblat 

Hammelblat 

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Hämo- 

Hämo- 

Hamu 

Hilino 

Farbe 

Farbe 

Farbe 

Farbe 

F'arbe 

Farbe 

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—   17«  — 


Die  erste  Vereuchereihe  mit  nicht  Bensibilislerteo  Blutkörperchen  zeigt,  dal}  durch 
den  Zusatz  von  0,1  ccm  Meersohweinchenserum  die  hSmolytiKchf  Wirkung  des  Anti 
fonniiiH,  (iefi  Kau  de  Javelle  und  der  Nonnalnatrunl&uge  herabgeHetst  wird.  Während 
das  Autifofiuin  ohne  diesen  Zusatz  in  0,l%iger  Lösung  komplett  hämotysierte,  ver- 
mochte dieses  jetzt  erst  eine  l%ige  Lösung.  Für  das  Eau  de  Javelle  genügte  vorher 
dne  S%ige  Lösung,  jetzt  iat  eine  10*/« ige  Lösung  erfinrderiiob.  FQr  die  Normal- 
natfonUnge  iat  nur  «oe  geringe  Vetecbiebang  von  der  l%igen  aaf  die  2*/«ige  Lfieung 
dttreli  den  Beninunaftts  eingetnten.  Daa  AntUbmain  wird  deomaoli  durdi  den  Semm- 
amati  eriMUkli  mehr  ab  daa  Ban  de  JaviOa  ond  gana  beaoDdera  mehr  «la  die 
Nonnalnatronlauge  in  eeiner  hämolytischen  FShigkeit  beeinträchtigt. 

Was  nun  die  Zerstörung  des  Komplements  aobetrifil,  so  tritt  die  wechselseitige 
Beeinflufsfjunp  der  (Chemikalien  und  des  Serums  jenseits  der  Grenze,  bis  zu  der  die 
ersteren  hämolysiert  haben,  besonders  deutlich  zutage.  In  dieser  Zone,  in  der  die 
Hämolyse  entweder  gar  nicht  oder  nur  teilweise  eingetreten  ist,  hat  das  Berum  die 
hämolytische  Wirkung  der  Chemikalien  aufgehoben  und  umgekehrt  haben  diese  das 
Semm  noch  derart  angegriffen  und  verttadert,  daü  seine  Komplenentirirkung  seraUlrt 
iat.  Je  niedriger  die  Verdünnangen  der  Chemikalien  werden,  am  ao  geringere  Vn- 
Snderangsn  hat  daa  Senun  erlitten  nnd  nm  ao  deutlicher  tritt  die  KomplemeDtwifkang 
hervor 

Vfit  aehen  in  der  0,5%igen  Anliforminlöeung  noch  Spuren  von  Hämolyse,  die 
nach  den  vorstehenden  Ausführungen  noch  als  Antiforrainwirkung,  aber  auch  schon 
als  beginnende  Komplementwirkunp  angesehen  werden  kann.  Das  gleiche  gilt  für  die 
0,'2°/c)ige  Lösung;.  Dagegen  muß  man  anuehmen,  daß  in  der  0,l%igen  lyöeung,  in 
der  fast  komplette  H.^molysp,  und  in  der  0,0') °/ü igen  Lofuntr.  in  der  koniplette 
Hämolyse  eingetreten  ist,  das  Serum  seine  Kompleoieutwirkuug  im  ersleu  falle  fast 
voUatändig  und  im  aweiten  FtXie  voUatAndig  hat  entfalten  Itdunen.  Ahnlidi  aind  die 
Befiinde  beim  Eau  de  Javelle  und  bei  der  Normalnatronlauge.  WUuend  die  Ober 
gangeione,  in  der  aich  eliemiaehea  Prüpeiat  und  Berum  gegenaeitig  in  ihren  liimo- 
Ijtiaohen  Bigeneebaften  unwirkaam  machen,  beim  Bau  de  Javdle  wie  beim  Antiformin 
vwhiltniBmIßig  brdt  iat,  findet  tmlk  bei  der  Normalnalronhtuge  nur  eine  kune  OImt* 
gangszone. 

Auch  die  Veriin'lf>riin'/  de»  RUitfarbatoffes  in  diesen  Vereuchen   verdient  Er 
wähnung.    Auch  hier  wieder  sehen  wir,  daß,  soweit  Hiiinoly»e  duToh  die  Chemikalien 
bewirkt  wird,  auch  die  Veränderung  des  BlutfarbstoÜes  reicht. 

e)  Wiifarag  auf  BlweiS. 

Die  weiteren  Unteranchungm  aidlten  darttber  AufaiAinfi  geben,  ob  BiweiS  durch 
die  Buwurkung  von  Antifimnin  und  aeine  Komponenten  ao  veclndert^  beiw.  ao  weit 
abgebaut  wird,  daß  ea  mit  den  una  anr  VerfBgung  atehenden  biologiaoben  Methoden 
nicht  mehr  nachwoabar  iat.   Die  Versuche  eretreckten  aidi  auf  den  Biweifinaohweia 

mittels  der  Anaphylaxie  und  mittels  der  Präzipitation. 

Die  überemptiiidliohkeitsversuche  wurden  an  Meerschweinchen  ausgeführt.  Es 
wurde  einerseits  festgestellt,  ob  Meeraobweinchen,  die  durch  Vorbehandlung  mit  Serum* 


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—    179  — 


«mifi,  daa  ein«  iMtimint«  Zeii  dar  AntUbrminirirknng  ftugeaatat  gaweaan  war,  übw> 
«mpfindlidi  «afdan  k0DiMii,  ao  dall  aia  baina  Nachapritaan  mit  dam  antapraobaiideii 
umiiiidarteD  läwcUI  unter  den  Erscheinungen  der  Anaphylaade  arknnken.  Und 
amgekehrt  wurde  ermittelt,  wie  sich  mit  unverändertem  Seramaiwaiß  vorbehandelta 
Tiere  bei  der  Nachprüfung  mit  AntifnrmiMfiweiß  verhalten. 

Zu  diesem  Zwecke  wurden  in  der  erwlea  Versuchsreihe  eine  Anzahl  Meer- 
echweincheu  mit  Pferdeserum  vorbehandelt,  auf  das  zwei  hesw.  eine  Stunde  eine 
10%ige  oder  eine  20*'/oige  Autifotminlösung  eingewirkt  hatl«.  Zum  Vergleich  wurden 
Vmache  mit  SO^/oigem  Bau  de  Javelta  und  40Voiger  Nonrnalnatvonlauga  bei  am- 
•tOadiger  länwirkuDg  ang^aetat  Dia  InjaktloDan  nur  Soiaibilialaniog  der  Tiwre  wurden 
nr  Varmeidoog  lokaler  Nekioaen  iotrakardial  vorgenommen.  20  Ti^  «lAter  worden 
die  Tiare  gqprfift.  Anch  die  Reinjddion  erfolgte  intrakardial  nnd  swar  wude  jadea 
Meerschweinchen  mit  0,8  ccm  Pferdeaemm  nachgeaptitat.  Die  einielnen  Ergebniaae 
önd  ana  Tabelle  XIV  eraiohtlieh. 

Tab  eil,'  XTV 


4iW 


7.  9.  10. 

7.  9.  10. 

7.  9.  10. 

7.  9l  10. 

7.  »,  10. 

7.  9.  10. 


An  der 


0,25  Clin  107,, ige«  Pfertio- 

aanitn  ^  ü,->:>  ccm  lOVo»««» 

Ad  tiformiD 

OJß  ecm  10%igee  Pferde- 
•enuD4-0,25oeai  90*/^igm 

Aotiformin 

0,2!)  ccm  107»i)?p8  I  forde- 
aenim  4-0,a5ccm  IQ  '/«ig^ 
Antlfortnlii 

0,25  ccm  10%ige8  Pferde 
seram  -4-  0,25  ccm  20  7o '  gen 
Antiformin 

0,25  ccm  107o»K®«  Pferde 
aeram  4-0,25  ccm  207oiKM 

Eaa  de  Javeile 
0,25  ccm  Wf^iffm  Pferde- 
serum -f-  0,25  ccm  40 7o  'K'o 
NormalnatrODlauge 


:  (lauer  dee 
1  Antifor- 

1  Stuadeu 

Uig  der 

Nach 
spritniog 

Menge 
dea 

Werde 
aernrns 

ccm 

EcBebnia 

2 

27.  0.  10. 

0,3 

Schwer  überempfindlich 

a 

27.  0.  10. 

0,8 

Leleht  abeieoipfiiidtieb 

4 

97.  9.  10. 

y«r»tH;ert.  lelfht  th&t- 

ewpändlich 

4 

37.  9.  10. 

0.8 

<laiiz  K'«^rinfje  t^ber 

fiuplin'llichkeitfitT- 

Bcheinangen 

i  ■« 

27.  9.  10. 

0,» 

Mittlerer  Grad  von  Über- 

•niifindlldik^e 

4 

27.  9.  10. 

0,3 

Schwer  Überempfindlich 

Es  haben  sonach  die  10%iga  Antiforminlösung  nach  zweistündiger  Kiinvirknng 
nnd  die  40% ige  Normalnatronlauge  nach  einstöndiger  Einwirkung  auf  I^ferdeserum 
besüglich  d^^r  Sensibi!i«irr',n:c  der  Tiere  nur  einen  geringen  Einfluß  cf  'eiet  Die 
20%i^*  Hau  de  Ja velk-  Losung  i8l  etwas  wirksamer  gewesen.  Dagegen  hat  dw  10%ige 
Antii'orminlusung  nach  4  Stunden  und  die  20°/oige  I..ösiung  bereits  nach  2  Stunden 
nod  ganz  besonders  nach  4  Stunden  die  sensibilisierende  Wirkung  des  Eiweißes  so 
ibgeediwielit«  daO,  namentüdi  in  dem  letatan  Falle,  kaum  noch  Überempfind]«dikeita* 
•fm])tome  aoftnten. 

Bei  der  aweiteo  Reihe  mit  umgekehrter  Verenohaanmdnimg  waren  die  Tiere 
gliicikiiilgig  mit  0»1  oem  Pferdeaemm  intrakaidial  vorbahandalt.    Bei  der  Mfüng 


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—    180  ^ 


Dach  22  Tagen  genügte  die  intrttkardiale  I^jeWon  von  0,1  ocm  Pferdesemm,  um 

schwere  Oberempßndlichkeitfierscheinungen  auszulösen.  Ein  mit  0,3  ccm  Pferdesemm 
intrakardial  nachgespritztee  Meerschweinchen  starb  innerhalb  10  Minuten.  Je  ein  Tier 
wurde  nun  nachgeepritzt  mit  0,1  ccm  Pferdeserum,  das  df^r  Einwirkung  von  0,05  crm 
Antiformin  beiw.  Eau  de  Javelle,  bezw.  0,1  ccm  Normalnatronlauge  —  vor  Zusatz  der 
Chemikalien  war  mit  Kochsalzlösung  auf  0,5  ccm  aufgefüllt  —  4  Stunden  ausgesetzt 
war.    Das  nähere  enthält  TabeUe  XV. 


Tabelle  XV. 


Dauer  der  Ein- 
wirkung des 
Antiformins  < 
usw. 

-  § 

§ 

'S. 

hA  ifi 

II 

si 

<>  — 

tJ  -o 

1-4  9 

Ii 

1 

Menge  dee 

Pferdft- 

C0  BD 

Angabe  der  Menge 

und  Mischung  des 

firgehnia 

Biiebnil 

Mraina 

P£enleeertuna 

1 

oi 

1910 

1910 

Stunden 

1910 

ccm 

7.  9. 

l«einiO*/,ig. 
FfBfdMonnt 

29.  9. 

0,0,5  eem  Pferde- 

Laicht  Ober- 

senirii 

Pmpfiii'llirli 

7.  9. 

m 

29.  9. 

0,1  ccm  l'ferüo 

Deutlich  über 

1. 10. 

0.2 

Verzögert 
ftbeMmpfind« 

aeram 

empfindlich 

7,  9. 

29.  9. 

0,3  ccm  Pferde- 
serum 

Sehr  schwer 
überempfindlich, 
f  nach  10  Min. 

7.  9. 

» 

29.  9. 

0,1  ccm  Pferde- 
Berum  -\-  0,3  ccm 
KochaaWflenug  4- 
0.1  ccm  Normal* 

natronlaupe 

4 

Verzögert, 
ttbeMmpindlich 

1. 10. 

0.2 

■ 

7.  9. 

m 

29.  9. 

0,1  ccm  Pferde- 
■erum  -|-  0,35  i'cm 
Kochsalzlösung  -|- 
0,05  ccm  Eau  de 

4 

» 

1.  10. 

0,2 

Keine  Er- 

.Javelle 

Keine 

7.  9. 

n 

29.  9. 

0,1  ccm  Pferde- 

4 

1. 10. 

o.a 

serum  -|-  0,.H.5  ccm 
Kochsalzlösung 
0,35  ccm 
Antiformin 

EcaeheinaBgen 

Hu  mit  Antifonnin-Eiweifi  naoligeapritet»  Her  eilcnuikto  demnMih  gm  mehtt 
wihrencl  die  mit  Ken  de  Javelle-BiweiD  und  mit  Netronlenge-Biweifi  tiacfageBpiititm 
Tiere  venögert  fiberempfindlich  wurden. 

Ee  schien  nun  von  Intereeee,  festzustellen,  ob  die  erste  Prüfung  mit  dem  Anti- 
formin-, Eau  de  Javelle-  und  Lauge- FiwpiO  tmt?  des  AusVilcihpnp  von  Krankheits- 
erscheinungen bczw.  trotz  der  AusIöpui  k'  crhältnismiißig  leichter  Symptome  eventuell 
genügt  hatte,  den  aiiaphylaktischen  Zustand  der  Tiere* gegenüber  einer  zweiten  Prüfung 
mit  dem  entsprechenden  nativen  Eiweiß  aufzubeben.  Sämtliche  Meerschweincbea 
wurden  deehalb  48  Stimden  «pSter  mit  0,2  ocm  Pfitideaenim  intrakardial  geepriW. 
Die  Reenttate  aind  becdta  in  Tabelle  XV  vermerkt  worden.  Bb  fahrte  diew  FMfang 
in  dem  anffallenden  Eisebniit  dafi,  wahrend  die  EontroUe  nnd  ebenao  das  Natrottlang»- 
Tier  venOgert  Qberempfindlieh  wuiden,  die  Im  der  ecaten  PMfimg  mit  AntüSsnaiD 
beaw.  Bau  de  Javell»-Iäweifi  gaaprititen  Tiere  keine  Überemp6ndliohbitaereobeinnn|eB 


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—   181  — 


•eigIVD.    Bb  bftben  dbo  di«  KontniU«  und  dw  mit  Nfttioxilatig«*Bi««ill  gMpritite  Tier 

bei  der  ersteu  Prüfung  wie  b«i  der  zweiten  mit  nativem  Biwdß  erfolgten  Prüfung 
deutliche  Krankbeitszeichen  geboten.  Dagegen  erkrankte  du  nient  mit  Antiformin- 
Eiweiß  geprüfte  Tier  l>ei  der  ^weilen  Prüfung  eben  so  wenig  wie  bei  der  ersten  und 
bei  den  mit  Eau  de  .lavelle-Eiweiß  nachgespritzten  und  dannrh  nur  leicht  erkrankten 
Tieren  blieben  bei  der  zweiten  Prüfung  Anaphylaxiesyniptoiiie  ebenfa!!«  au8.  Da  die 
ünlersuchuugeD  sich  imaier  nur  auf  je  ein  Tier  erstreoitten,  oo  können  weitere  Schlüsse 
MW  dem  refrektlmi  Verhalten  der  snletit  anfgefabrten  Ttove  tüeht  gezogen  weiden. 
Die  Vetenehe  eoUen  wiedeiliolt  werden. 

Jedrafalle  g^t  m  dienen  Untenudiangen  hervor,  daß  das  Antiformin  in  den 
ai^Bwandten  Konsenteatlonen  ISweifl  ertieblidi  gerindert  and  bei  genflgender  Bin- 
wirknngadaoer  aowrit  abbaut,  dafl  aein  Nadkweia  mittele  der  Anaphylaxiemethode 
erschwert  nnd  unter  Umständen  unsicher  wird.  Auch  hier  zeigt  sich  wieder  die 
größere  Energie  des  Antiforminß  gegenüber  der  Einwirkung  .«einer  Komponenten. 

Für  die  Versuche  de  EiweißnachweiseB  mitteh  <]cr  Priizipitati'jn  war  mnächst 
die  Feststellung  von  Wichtigkeit,  ob  nicht  bei  l  riter«chichtung  d^r  Losungen  der 
drei  Chemikalien  mit  präzipitierendem  oder  normalem  Serum  bereitä  an  und  für  sich 
ringförmige  Trübungen  entstehen.  Es  wurden  zu  diesem  Zwecke  Verdünnungen  des 
Antifonnina  und  eeiner  Komponenten  awiedien  1 : 60  bie  1 : 1000  angelegt  nnd  je 
0.6  com  dieier  I^Oanngen  in  Uhlenbathaöhen  Böhreben  mit  0,1  com  Kaninehen- 
aemm  nnteneliichtet.  Dabei  leigte  eieh  (riehe  Tabelle  XVI),  dafi  daa  Antiformin 
wie  die  NdHrmaboalnmlaiiga  in  der  Voddunung  1 : 60»  1 : 100  und  1 : 200  eine  ring* 
förmige  Trübung  an  der  Grenze  zwischen  I^sung  und  Serum  entstehen  läßt,  die  sehr 
wohl  mit  einem  Präzipitat  verwechselt  werden  kann.  Die  Stärke  des  Niederschlages 
nimmt  mit  Abnahme  der  Konzentration  der  Lösung  ab.  Daa  Bau  de  Javelle  dagegen 
bewirkt  seihet  in  der  Verdünnung  1 : 60  keine  Trübung. 


Tabelle  XVI. 


Vardamiong 

AotiforiDin 

Eni  de  Javelle 

NomMdaatronlange 

1:50 

deutliche  riogfOrmige  Trübaog, 

keioe  TrQbung 

deutliche  ringförmige  Trübung, 

ein  Piadpttat  vortaiMwbend 

«In  PHatpilaft  vecttuMhend 

1:100 

deatttebe  ringförmige  TrAbnog, 

deaUiche  ringförmige  Traboag^ 

wie  vorher 

wie  vorher 

1:200 

achwacbe  ringförmii^  TrObuag 

»  • 

achwache  ringförmige  Inibun^ 

1:900 

keioe  TMbaag 

«  n 

keine  IMbang 

1:500 

•  n 

«  M 

•  » 

1:1000 

•  II 

■  ■• 

»  1* 

Uuler  ßerückeichligUDg  dieser  Beobachtung  wurden  in  den  folgenden  Vensuchen 
die  Verdflnnangen  der  Cbemil»Uen  so  wenig  konzentriert  gewählt,  daß  die  Bildung 
cinei  Niedencblagee  dnxdi  die  Präparate  an  eidi  aneanMiliIiefien  war. 

Die  Vennobaanordnung  war  im  etnaelnen  feigende:  Einmal  wurde  die  Einwirkung 
raineo  Antifonnina  aof  reinee  Serum  geprüft,  femer  worden  Lteungon  heigeetellt,  die 


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—    182  — 

AbgMlnlle  Antiforaitiimengeii  und  abgeitufta  Berammettgeii  derart  ftnibiellen,  daft 
Anlifotmin  und  Seroi»  in  d«n  LöBungm  m  umlhamd  gteidMH  Ifftogeu  voibandm 

wareiif  und  Bchließlich  wurden  zu  je  einer  schwachen  2  "/o igen  Antiforminlöeung  steigende 
Serammengen  himngefletzt.  Um  für  die  entstehenden  Präzipiiate  genügende  Vergldichs- 
objekte  zw  haben,  wurden  die  entsprechenden  Kontrollen  olme  Antifornainzugat?;  an- 
gelegt. In  ähnlicher  Weise  wie  bei  dem  Aiitiformin  wurden  Kau  de  Javeüe  und 
Normalnatronlauge  mit  Serum  gemischt.  Aus  diesen  von  mir  als  Stammlösungen 
bezeichneten  Mischungen  stellte  ich  nach  10  Minuten,  i  und  24  Stunden  Verdünnungen 
h«r,  mit  dm«a  dann  die  Reaktion  ausgeführt  wurde.  Die  Verdünnungen  worden  eo 
gewählt,  dafl  daa  chemiadie  PrSparat  in  keinem  Falle  in  einer  «tiUkeren  Konsentration 
als  1 : 800  in  ihnen  enthalten  war.  Von  diesen  VeidQnnunfen  wurden  nnn  je  0,6  ocm 
mit  0«!  eetn  präiipitierendMU  Kmbchen-Antiplindeaeram,  daa  einen  Titer  von  1 : 20000 
besaß,  unterschiditet.  Die  Venuchamoiidnimg  nnd  das  IBrgebnia  der  Venucbe  ent« 
halten  die  Tabellen  XVir  und  XVm  (S.  183  u.  184). 

Demnach  hat  das  Antiformin  in  denjenigen  Lösungen,  die  annähernd  gleiche 
Mengen  Serum  und  Antiformin  enthielten,  das  Eiweiß  «ehr  schnell  verhindert,  so  daß 
die  naoli  10  Minuten  aus  den  StarnmlÖsungen  hergestellten  Verdünnungen  bereits 
kein  Präzipitat  mit  dem  Antiserum  lieferten,  während  in  den  Kontrollen  eine  stark 
positive  Reaktion  auftrat.  Dagegen  zeigte  sich,  daß,  wenn  das  Tferdeserum  in  den 
StarnmlÖsungen  in  riner  5  oder  10  mal  größeren  Menge  ab  das  Antiformin  entibaltaQ 
war  (s.  Tabelle  XVH,  Nr.  V  wid  VI),  naeh  10  Minuten,  4  nnd  24  Standen  in  den 
Verdünnungen  ein  Fkisipitat  beobachtet  werden  konnte.  Die  Stlrke  des  Fdlnpifats 
nimmt  aber,  je  länger  die  Einwirkung  dee  Antifimnins  dauert,  aUmiblicb  ab,  wie  dies 
besonders  deutlich  im  Versuch  V  der  Tabelle  XVII  zum  Ausdruck  kommt. 

Von  Interesse  ist  auch  das  Ergebnis  der  mit  den  beiden  Kompon«iten  ange- 
stellten Versuche  (».  Tabelle  XVIII).  Diu*  Eau  de  Javelle  wirkt  ganz  erheblich  weniger 
intenniv  als  das  Antiformin  auf  das  Serum  ein.  In  den  aus  den  Stammlösungen  nach 
10  Minuten  hergestellten  Verdünnungen  ist  daa  Präzipitat  durchgehend  nur  ein  wenig 
schwächer  als  in  den  Kontrollen.  Je  länger  das  Eau  de  Javelle  auf  das  Serum  ein- 
wirkt, um  so  aehwidier  wird  swar  das  Präzipitat,  jedoch  sind  diese  Absehwäobungen 
nnr  stärker  aoegesproeben  in  den  Verdfinnnngen,  die  ans  der  Seram  und  Ban  d»  Javeüe 
in  reiner  Form  enthaltenden  Stammlfleung  hergestellt  sind. 

Die  Normalnatronhiuge  ähnelt  in  ihier  Wirkung  dem  Antiformin.  Das  fläweill 
wird  jedoch  darch  die  Lauge  nidat  so  sdinell  verändert  wie  durch  das  Antiformin. 
In  den  Verdünnungen,  die  aus  den  StammlOsQngen  nach  10  Minuten  angefertigt 
wurden,  trat  ülicrall  ein  Präzipitat  auf,  da«,  was  «eine  Intensität  anbetraf,  schwächer 
war  als  das  unter  den  gleichen  Versuchsl)edingungen  beim  Eau  de  Javelle  heohachtete. 
Nach  vierstündiger  Einwirkung  der  Natronlauge  war  daa  Eiweiß  so  weit  verändert,  daß 
sein  Nachweis  mittels  der  Präzipitation  nicht  mehr  gelang. 

Das  Antiformin  erweist  sich  auch  bei  dieeen  Versuchen  als  dasjenige  Mittel,  das 
am  intennvsten  Veränderungen  des  EiweiAes  bewid:t;  ihm  nahe  steht  in  dieser  Be> 
aiehung  die  Normalnatronlauge,  während  das  Bau  de  Javelle  nur  wenig  wirksam  sich 
geseigt  hat. 


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—  183 


ProMotfehalt  der 

StainriilOflunK' 

a)  an  PferdMerom 

b)  SD  Antttonnin 

Ver- 
dünnung 

wo* 

ätamia- 
lövung  u. 
Reaktion 
der  Ver- 
dUmranr 

Die  Ver- 

rlQnnting 
enthält 
a)  Serum 

]>)  Anti 

forittia  im 
Verhiltnta 

Anafall  der  mit  der  Verdünnung  angeatellten 
PMaipitioreaktioiD 

10  Minuten  nach 
Heratelloog  der 
Stammlfleong 

nach  4  Stunden 

nach  24  stunden 

L  a)  50%8eroni 

b)  50  •/-Anti 
lonnm 

1  :400 

schwach 
aJKauecn 

a)  1  : 800 

b)  1:800 

kein  Prtsipitat 

< 

kein  Prtaipiut 

kein  Frtiipilal 

C)  lO'  j  Anti 
fortnin 

1:800 

neutral 

•)  1:1000 
b)  1:9000 

kein  PMiipUit 

kdn  Prttaipitat 

kein  Frtiipitet 

III.  a)  2"  ,  Serum 

b)5V,  Anti- 
xannxn 

1  :  50 
neutral 

a)  1:2500 

b)  1:1000 

kein  Präzipitat 

kein  Präzipitat 

kein  l*räzipitut 

IV.  a;  27,  öeruin 
b)2V,  Anti 
tonnin 

1 :50 
neutral 

a)  1:2500 
b>  1:8800 

Mn  Pitaipitet 

kein  PHatpitat 

kein  Prtalpitet 

V.  a)  107,  Serum 

b)  9%AnÜ- 
fbnnin 

1:50 
neutral 

a)  1:600 

b)  1:9800 

•tarfcea  Frtiipitat 

deotUchee 
Prlsipitat 

■chwaches 
Präzipitat 

Vr.  a)  207, Styrum 
b)  27,  Anti 
ItanniD 

1 :50 
neutral 

a)  1  : 500 

b)  1:2500 

starke«  l'räzipitat 

dentUches 
FMiipitet 

deutlichea 
FHiipilet 

Vir.  a)  507,  Serum 
b) 

1  :400 
neutral 

a)  1:800 
b) 

vtaikee  ftäzipitat   stark.  Präzipitat 

stark.  Präzipitat 

VIIL  A)207«8eiiiiD 
b) 

1:900 
neutral 

•i  1:4000 
b) 

«terfcee  FMdidtat 

BtMrk.FMiipitaft 

aterk.  Prldpitat 

IX.  a)2  7»8eraiu 

b) 

1 :50 
neutral 

a)  1:2500 

b) 

Tal 

■twkee  Frläpiiei 
»•IIa  XVIIL 

atafLlMdpitel 

atatk.  PMiipitet 

Pnumatgehalt  der 
StammlOfiung 

*)  an  Pferdeserom 
b)  an  Kail  de  Javelle 
liezw  B.fi  Nnrmal- 

Ver- 
dQnnung 

der 
Stamm- 
lOeung  u. 
Reaktion 
der  Ver 
dUntittiig 

Die  Verdün- 
nung enthielt 

a)  Serum 

b)  Eau  de  .la 
velle  b«Ew. 

Normal 
natroolaage 
im  Verhlltttis 

Ausfall  der  mit  der  VerdQnaaag  aogeatollteo 
PriLsIpItliiivaktkm 

10  ^f  irintrn  nach 
Herat«lluag  der 
StammlOeong 

nach  4  Stunden 

nach  24  Stunden 

I.  a)  507,  Serum 
b)  507,  Eau  de 

1  :400 
neutral 

a)  1:800 

b)  1:800 

dentlichee 
FMaipit«^ 

ganz  schwaches 
Prtnpitat 

ganz  schwachee 
PMapitnt 

II.  a)  20»',  Serum 
b)  107.  Eau  de 
Jav«ne 

1  :  200 

neutral 

a)  1  :  1000 

b)  1 : 2000 

starkes  PriUipitat 

deatlichee 
FMüpitak 

deutlichea 
Pndpitat 

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—    184  — 


Prozentgehalt  der 
Stunmlflning 

a)  an  Pferdeeerum 

b)  anEaudeJaveUe 
besw.  an  Normal- 
natronlange 

Ver 
dOnnung 

der 
.Slainni 
l^unK  u. 
Reaktion 
der  Ver- 
dflnnaaig 

Dl«  Vwdfln- 

nung  enthielt 

a)  Serum 

b)  £au  de  Ja- 
vello  bezw. 

Normal 
oatroolaoge 
imVOTfalltids 

Ausfall  der  mit  der  Verddnnung  augeetellten 
PrldpItfuMktioa 

10  Minuten  nach 
Herstellung  der 
Btammlosmtg 

nach  4  Standen 

nach  24  Stondea 

ni.  aj  S^jo  Serum 
b)  r>7,  Ean  de 
JaveUe 

neutral 

a)  1  : 2000 

b)  1:1000 

schwaches 
Frtniütat 

gaoE  ech  waches 
Fiisipitat 

ganz  schwachM 
Prisipttat 

IV.  a)  507,  Serum 

b)  50%  Nor 
malnatron- 
lauge 

1 : 400 
alkalUch 

a)  1 : 800 

b)  1:800 

deutliche» 

kein  Prttxipitat 

kein  Präzipitat 

V.  a)  20 »/o  Serom 

b)  20  Vo  Nor 

tnainatron- 

lautre 

1:200 
schwach 
alkalisch 

a)  1  :  1000 

b)  1 :  1000 

starkes  Präzipitat 

kein  Pr&zipital 

kein  PhUipital 

VI.  a)  27,  Serum 

b)  107,  Nor- 
malnatron- 
lauge 

1:50 
Hchwad) 

alkalisch 

a)  1 :  S&OO 

b)  1:600 

gaos  «diwaehfli 
PMfadpttat 

kain  Prtcipitat 

Mn  PMiipitat 

Bs  ktente  der  SinwMid  gemacht  werden,  daO  etwa  die  Alkftleezenz  der  AdU- 
forrainperum  Verdünnungen  den  Eintritt  des  Präzipitat»  verhindert  hat.  Wie  in  der 
Tabelle  XV'II  vermerkt  ist.  reagierte  aber  nur  die  aus  Staramlösung  I  hergestellte 
Verdünnung  schwach  alkalisch,  wahreod  alle  übrigen  Verdünmingen  neutrale  Reaktion 
hatten.  Ferner  ist  darauf  hinzuweisen,  daü  die  aua  Stammlöeung  IV  der  Tabelle  X\TU 
angefertigte  Norm&lnatronlauge-SeramverdänniiDg  ausgesprochen  alkalisch  reagierte, 
also  «rheblloh  alkaliacber  war  alt  die  erwähnte  Antiforminlteung,  und  trotideiD  «in 
deatliehes,  prompt  eintretendet  PrAnpitat  caigta. 

FMoen  wir  daa  Reaiiltat  dar  UnlnaaehDngan  fiber  dia  Einwirbmg  dea  Antiformiiii 
ond  seiner  Komponenten  auf  rote  Utitkfirperehen,  Komplement  imd  Blntieram  tu- 
eammen,  eo  ergibt  eich  folgendes. 

1.  Daa  Antiformin  und  seine  Komponenten  besitzen  ausgesprochene  häniolytieche 
Eigenechafteii  und  zwar  hämolyuiert  das  Antiformin  am  stärksten.  1  com  einer 
6'/oigeo  Hanimelhlutkörperchenaufechweinmung  wird  durch  1  ccui  einer  0,  l^  oigfn 
Antiforminlösuug  komplett  aufgelöst.  Das  Eau  de  Javelle  übt  erst  in  0,ö%iger  Lösung 
and  die  NormaUuttFOolauge  in  1  °/o  iger  Lösung  diese  Wirkung  aus.  So  weit  Uämolyse 
reicht,  iet  aoeb  eine  VerAndemng  doa  Blutfarbetoflfoa  an  heohaohton,  die  beim  Anti- 
fonntn  am  intenaivatan  iat 

Die  hftmolytiadie  Wirkung  daa  Antiformina  auf  die  roten  nntkärpereben  w- 
aehiedeneir  Timurtmi  iat  anacheinend  niobt  von  gkioher  Stirke. 

2.  Zusatz  von  Mccrschweinchenseruni  zu  Lösungen  des  Aotiformins  und  seioer 
Komponenten  setzt  die  hämolytische  Wirkung  herab  und  zwar  derart,  daß  Antiformin 
our  in  lOfacher.  Eau  de  Javelle  in  5faober  und  Normaloatronlauge  in  doppelter 


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—   185  ~ 


KooMiitntioD  komplett  bätnolysiert.  Das  Antiformin  wird  demnach  durch  den 
Beramzusatz  erheblich  mehr  als  d&s  Eau  do  JaveUe  und  die  Normalaatronlange  in 
seiner  hämolytischen  Fähigkeit  beeinträchtigt. 

Zur  Zerstöruug  von  Meerschweinchenkomplenient  genüpen  sehr  schwache  Aiiti- 
forminlöeungen,  sowie  nur  wenig  stärkere  Ix3«ungen  der  Nuroialnatronlauge.  Dagegen 
sind  erheblich  stärkere  Lösungen  des  Eau  de  Javelle  dasu  erforderlich. 

8.  Samm-liliraiß  wird  duroh  Antifinmin  sehr  bald  ao  veiindert,  d*0  ea  dnroh 
die  PiiiipitetioD  nicht  mtht  oAchgewieBen  werden  kann.  Der  NadiweiB  einea  aolohen 
mit  Antifbnnin  behandetten  Berum  •läweillM  nitida  der  Anaphylasie  iat  eraohwert 
und  nnaicher. 

Die  Wirkung  der  Natronlauge  auf  Serum  Eiwdfi  geht  langaamer  vor  aicb,  ala 

die  des  Antiformins,  ist  aber  ebenfalls  deutlich  ausgesprochen 

Das  Elau  de  Tuvplle  erleidet  anscheinend  bald  nach  Mii^chung  mit  Serum-£iweiä 
seihet  derartige  chemische  Veränderungeo ,  daß  es  das  Eiweiß  nur  noch  in  geringem 
Grade  »i  verändern  vermag. 


Llieratarrorxef  cb  n  Is. 

V.  fieliriiiK,  Über  ItumaDisieroDg  und  Heilung  von  Vereucbstiereu  beim  Tetanus. 
Mtacfar.  f.  Hygiene  and  IniehtioiwkiaiikMtoii,  Bd.  ISi  &  46. 

V.  Bebring  and  Wernicke,  über  ImmanfnemDg  and  Heilnng  von  Venoehatieten  bei 
der  £Hphtherie.    Ebenda,  Bd.  12,  S.  10. 

Besse u,  Über  die  Djrsenteriegifte  und  ihre  Anttkttrper.  Zentralbhitt  fOr  Bakteriol<^e. 
L  AbL  Originale,  Bd.  57.  Heft  i.  a  21. 

Brieger,  Weitere  Erfahrungen  filier  Bakteriengifte.    Ebenda  ßt!.  H>,  S.  III. 

Brieger  und  Krauae,  über  Lansengift  in  Kamerun.  Zeitachr.  (.  experimentelle  Patliologie 
and  Theiaikie,  Bd.  I,  8.  M. 

Dieaelbf-n  Kann  man  (htrch  Kinspritzunj;  von  Chemikalien,  wie  öberman^nsnures  Kali 
and  Chlorkalk  den  menschlichen  und  Ueriachen  Organismut»  gi^n  die  Wirkung  des  Schlangen- 
giftee  ediatMoT  Arebiv  fbr  fiehtlb-  nnd  Tropenbjgieoe  1M7,  Heft  0. 

Caimette,  SotilHDKeiiK'ifte.  Krnii!<  und  Levaditl,  Hiadbiieb  der Tsduiik ond Methodik 
der  Imnianitltatorscbang  1908,  Bd.  1,  S.  294. 

Dereelbe,  INe  tierieehen  Gifte  nnd  ilire  anlitoxisehe  Seramibereiiie.  Erga&r.un^i^^^band  9 
an  KoUe  nnd  Wasaermann,  Handbuch  der  pathogenen  Mikroorganiemen,  8.  254. 

Poerr,  Das  Dyeenterietoxin.  Kraae  and  Levaditi,  Handbach  der  Technik  and  Methodik 
der  Immunitatsforschong  1908,  Bd.  1,  S.  145. 

Derselbe»  Über  nngtftige  diiaonierbare  Verblndnagen  dar  lioiiue^  Wiener  kliniiehe 
Wodtenschr  1907,  8.  5. 

Derselbe,  Der  gegenwärtige  ätand  der  Lehre  vun  der  Anaphylaxie.  Zeitschrift  fQr 
bnnianltatilDnebnii«  and  eBperimentetle  Therapie^  Befento,  Bd.  II,  Heft  7  nnd  6. 

Hnorr  nnd  Raubitschek,  Toxin  und  anapbylnktielerande  gnhstens  des  Aaliemma. 
iierliner  klinische  Wochenachr.  1908,  S.  1534. 

Doerr  nnd  M oldovan.  Die  VlTtamg  toxischer  Mormal-  nnd  Inmmneefa  als  enephylektisdie 
BeektSon.    Zeitschrift  fi\r  TnimiinitatsforBchHng  nnd  experimentelle  Therapie,  Bd.  7,  S.  2:to. 

Ehrlich  und  Bennario,  Handbuch  der  Technik  und  Methodik  der  Immunitttsforscbung 
von  Krane  nnd  Levaditi,  1906.  Bd.  1,  8. 84«. 

Haendel  und  Boing,  Zentralblatt  fQr  Bakteriologie,  Bd.  47.    Referate.  BeüaKC 

Xitaaato,  Experimentelle  Unteraucbongea  Ober  d«a  TetanosgifU  Zeitsohr.  fQr  Hygiene 
und  Infektionskrankheiten,  Bd.  10,  8.  2Ö7. 

Kolle,  Über  die  BMiebnngen  der  sogenannten  Endotozine  in  den  Tozinen.  ZentnlUatt 
nr  BUrteriologie,  L  Abt.  Beiorate,  Beilege  an  Bd.  4g,  8. 97. 


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—    186  — 


Koüe,  Heller  nnd  de  Meatrnl,  üntermichung«n  Ober  Dyeenterietoxine,  ila»  T^vseuterie^ 
serum  und  eeine  WertbefltimmuDg.  Arbeiten  aus  dem  Institut  sor  Erforschung  der  Infektions- 
knmkheitMi  in  Bern,  1908»  8. 1. 

MnH^^o,  Hniidbuch  der  Technik  und  Huthodik  der  ImiDiiiutlitiftMtedMmg  von  Krane  und 
Levaditi,  i008,  Bd.  1,  8.274. 

Nenfeld«  BeolMwlituiig  Aber  dl»  Anfkiraiiy  vom  GholendiHnkB  sod  tber  die  vOSgmB 
Wirkung  der  dabei  enteteheDden  Produkte.  Zaiteohr.  f.  «KperinenteUe  Fhihologie  and  Tlienipi% 
1909,  B  l  0 

I^eufeld  und  Uaeudel,  Zentralblatt  fflr  Bakteriologie.  I.  Abt.  Referat«,  Beilage  zu 
Bd.4S,  &48. 

H.  Pfeiffer,  Obw  die  nekxotiaieieade  Wirkiwg  aoroialer  Beren.  ZeUadurift  tOr  Hygiene, 

Bd.  61,  S.  184. 

B.  Pfeiffer  and  UngemiBD,  Zar  AntiloniiiArage  bei  der  Dyeenterie.  ZantMlMett  für 

Bakteriologie,  I.  Abt  ,  Originale.  Bd.  50,  8.  534. 

Baubiiscbek  und  Raü,  Ober  entgiftende  Eigenachaften  der  Seif«.  Zeitschrift  fOr 
Immnnitttaforachaiig  and  «KperimenteUe  Tberapie,  Originale,  Bd.,  8.  SOS. 

Roux  et  Meriin,  Bandboeh  dar  Ttelinik  und  Hetbodik  der  Immaiiitltafoiadinag,  1906, 

fid.  1,  B.  r>4(). 

Kuux  et  Yerain,  Contribution  ä  i^tude  de  la  diplil^rie.  Annalee  de  1  Inatitut  Tattteur, 
T.  III,  p.  97S  und  T.  IV.  p.  88S. 

S'atkow8ki,  Über  die  Wirkang  der  Antiaeptikn  nif  Toxine.  Berliner  Uiaiacbe  Wochen- 

scbrift         8.  545. 

Seiter,  Dae  Dyaentarielosln.  ZantnIUett  für  Bakteriologie,  L  Alrt.  Baflarata,  Baitaife  la 

Bd.  47,  S,  200. 

Stillmark,  a.  Kobert,  Lehrbuch  der  Intoxikationen,  1906,  Bd.  9,  8.697. 

Uhlenbath,  Zar  Kenntola  der  giftigen  Eigenscbaflaii  daa  nvtoerania.  ZaHaduttl  fiBr 
KTgiene  und  Infektionskrankheiten  lHi)7,  Bd.  26. 

Uhlenhuth  und  Haeiric!,  Üljer  nekrotiBiereode  VVirknnp  normaler  Sera,  speziell  de« 
Rinderserume.    Zeitschrift  für  Immumtattiförochuiig  and  experimentelle  Therapie,  Bd.  III,  S.  284. 

Dieaelben,  Die  Anaphylasie^Beaktioii  mit  liaaonderer  BarOekaiditigang  der  Veranche  sn 
ihrer  praktischen  Venvprttinsj.   Ercrebniffpe  der  wissenschaftlichi  n  Medizin,  2.  Jahrgang,  1910,  Heft  1. 

Uhlenhuth  undüteffenbagon,  Über  die  Verwendung  des  Antiforroins  als  Anreicherungs- 
nitlel  beim  btricteriologiaelien  Neehwele  von  Leprabadllen.  Lepra,  Bibllotheea  intaraationaliB, 
Bd.  IX,  Heft  2.  1910. 

Uhlenhuth  und  Xylandar,  Unterauebungen  Uber  MAntiformin",  ein  bakterienauflOeendea 
Derinfektionamittel.  Arbeiten  a.  d.  Kalaerl.  Oeaandheilmaita^  Bd.  ZXZII,  Beft  1. 

Vaillard,  Sur  quelquea  pointa  ooncaniMite  nnraianiti  cotttre  le  tdtanoa.  Annaleo  de 
l'Inatitttt  Paatear,  1899,  Nr.  4. 


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Ober  die  Wirkung  von  Desinfektionsmitteln  in  gefüllten  Abortgruben  und 
die  Dauer  der  Leiienefälijgkeit  von  Typhusbazitten  in  Abortgruben. 


ElntottunQ. 

N'  ben  der  frühzeitigen  Auffinflung  »li^H  I uk-ktionsstoffep  durch  rasche  Erinittelnng 
Uiid  Absonderung  der  ersten  KriiuklMjitsialie  ist  aeiue  Unschädlichmachung  und  Ver- 
nichtung eine  der  wichtigsten  Aufgaben  der  Seuchenbekämpfung.  Auch  bei  der  vor 
«inigwD  Jabxtn  unter  ckr  Ltilntq^  ohns  BekduikonudaMn  tmtanoiiiimeD«ii  Bjalmnafifleheik 
TyphusbekSmpfimg  im  8fldw«0ten  wnid»  dah«r  dem  Derinfekttoiunpesen  bmoiidere 
SQVgfalt  gewidmel  und  iwar  nidit  nur  hinaidiilioh  dw  am  Ennkenbett  and  in  dw 
nnmittdbHVo  Nftbe  Evankm  erfoidoUohan  Mafinibmoi,  8oad«rn  «ndi  beiOglioh 
der  Abtotnog  der  etm  in  die  weitere  Umgebung  verechlepptan  und  nach  anüen  ge- 
langten Krankheitekeime.  Im  besonderen  wurde  die  Frage  geprüft,  wie  die  Fäkalien 
in  den  Abortgruben  sich  wirksam  deeinfisieieiQ  laaeen,  da  die  Meinungen  darüber  noch 
recht  erheblich  atweinandrr  gingen. 

Schon  bezüglich  des  Zeilraumes,  während  despen  Hieb  Typhusbazillen  in  Fiikalien 
halten  können,  waren  die  Ansichten  verschieden.  Die  Angaben  hierüber  wichen  nicht 
unbeträchtlich  voneinander  ab.  Beobachtungen,  nach  denen  die  Typhusbazillen  in 
Abortgmben  achon  nadi  30  Tagen  abaterben,  ataaden  Ergebnjaae  anderer  Veraoehe 
gegenüber,  bei  ««leben  aelbat  noidi  nadi  6  Monaten  der  Msdbwda  dieaar  Bakterien 
mdgUeh  war. 

Bbenao  waren  über  die  Wirkaamkeit  der  bdden  in  eietor  Unie  fBr  die  Graben- 
dennfektion  in  Betracht  kommenden  DesinfektionEimittel,  dea  Kalkca  and  des  Chlor- 
kalkes, die  Anschauungen  geteilt.  Dazu  kam,  daß  in  neuerer  Zeit  noch  andere 
Desinfektionenoittel,  namentlich  das  Saprol,  für  die  Grubendeeinfektion  empfohlen 
worden  waren,  deren  Erprobung  in  größeren  Versurhen  erwünscht  erschien. 

Die  Frage  der  Grubendesinfektion  war  daher  auf  den  Konferenzen  der  Leiter 
der  T}'phuB  Untersuchungpstationen  ituieriialb  dea  oben  erwähnten  Bekämpfungsgebiets 
mehrfach  Gegenstand  eingehender  Erörterungen,  und  auf  der  im  Juni  1905  in  Idar 
abgehaltenen  Ldterkonfevena  wurde  die  Anateilung  von  Verauehen  über  die  Haltbarkeit 
von  TyphuabaaDlen  In  Abortgmben  aoirie  Über  die  Wirkung  Teraehiedener  Deeinfek- 
tionamittel  in  gefSUtoi  Abortgmben  in  Anregung  gebradit.  Ein  entaprediender  Ver- 
anehaplan  wurde  von  dem  Herrn  RekdiakommiBBar  fOr  die  lyphuabekimpfung  im 


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—    188  — 


Einvnneliinen  mit  dem  Kaiserliofaen  Oesnodheiteamto  ftnegoarbeitei,  wonach  die  Unler- 
raebuDgea  in  einer  den  pnktiechen  Verbiltninen  miglicluit  entipfechenden  Weiee 

vonttnehmen  waren. 

Ffir  die  Versnche  wurden  aus  Reichefonds  besondere  Geldmittel  lur  Verfügung 
gestellt  und  die  TyphuB-Untersucbungestationen  Idar,  Metz  und  Trier  mit  der  Durch- 
führung der  Versuche  beauftragt.  In  erster  Linie  eollte  dabei  die  Verwendbarkeit 
des  Kalkes  für  die  Grubendeainfektion  erprobt  werden,  und  zwar  sollte  von  jeder 
Station  haupCeSdilieh  Kalk,  der  in  der  betrefltaden  Gegend  vorkommt^  «i  den  Unter- 
•aditiDgen  benotet  und  enf  eeine  Derinfektionafaaft  geprQft  «erden.  Dodi  war  ee 
den  Stationen  flmgeiteUt,  audi  andwe  Derinfektionemittet  wie  Chlorkalk  nnd  Saprol 
m  den  Vereodien  herenni«ehen.  ScbließUdi  eoUteo  die  Votoohe  auch  daiQber 
Aufachlnll  geben,  ob  eioh  eine  wirlceame  Deeinf^oo  dei  Inbalta  einer  Ombe  nur 
bei  inniger  Vermischung  der  Fäkalien  mit  dem  Desinfektionsmittel  dorcb  UmrOimn 
erreichen  läßt,  oder  ob  nicht  auch  einfaches  Aufgießen  der  benutzten  Desinfektions* 
Stoffe  in  hestimmten  Konzentrationen  auf  die  Oberfläche  dee  Grubeninhaltea  genfigt, 
um  eine  aunreichende  Wirkung  zu  erzielen. 

Die  I'titereuobuDgen  haben  zu  ErgebniMen  geführt,  die  för  die  Pnutis  von 
foteresse  sind. 

Die  naobetdienden  Berichte  ane  den  Typhua-Untereuohtwgsstalionen  Idar,  Mets 
nnd  Trier  enthalten  daa  Nähere  über  die  Brgebniaee. 


Uber  di0  WhHning  vor  Desinfektiomiiiitlilii  in  gtflllltiii  MNrtoniben  umi  dl«  ümmt 
dar  Ubemfibigicelt  von  Typbusbulien  in  Aborturubon. 

Von 

Dr.  ^eamann,  und  Dr.  Mosebach» 

Kflnigl.  Kraisantt  daa  Kreiaea  Wen u>r bürg,  Leiter 
fmberem  Letter 

dar  UntemichaiiBMtatioa  Idar. 


L  Baabaditangen  Über  die  flaltbaikiit  der  TyphnabMOlen  Ir  Abortgrabe«. 

ITm  btt  den  Omben-DesiniSditioiieTetaoehen  eine  Kontrolle  darttber  in  haben»  ob 
daa  Abeterlien  der  Typhuebaiillen  anf  der  YHrkung  dca  Deeinfisiene  berahe  und  nidit 
etwa  anf  dn  epontanea  Zogroadegeben  earttdmiflibien  aei,  worden  die  beiden  M'den 

Versuchen  benutzten  Gruben  gleichzeitig  mit  annähernd  gleichen  Mengen  ISstündiger 
l^boa^AgarkuIturen  desselben  Stammes  infiziert  und  die  Bakterienmenge  durch  Um- 
rührpH  in  den  ftruben  verteilt.  Wahrend  in  der  einen  Grube  die  Wirkung  des  be- 
treö'cuden  Desinfektionsnuttds  geprüft  wurde,  diente  die  zweite  zur  Kontrolle  und 
gleichzeitigen  Beobaclitunj;  der  T.ehenpdaner  der  Typhusbazillen.  Bezüglich  der  Be- 
urteilung der  I>ebenedauer  bezw.  de«  Nacbweines  der  Typhusbazillen  in  der  Kontroll- 
grübe  war  so  berttdcaichtigen  die  Reeiatens  des  Typhueetammee,  daa  HeogenverblHnie 
der  Typhuabadllen  nun  Qmbeninhalt  nnd  an  den  in  den  Fiiea  voriiandenen  Cioli- 


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—    189  — 


baUnieo,  fanu  mx  wa  berüekricbtisen  Kontwtei»  nod  RwktioQ  d««  QrnbmiphaltaB 
nod  endlioh  die  WHteningivwhiltDiHe. 

B«obftchtnDf«n  Aber  dU  Lebensdauer  der  Tjpbuebaiillen. 

1.  Versnob. 

Die  Lebensdauer  der  Tjphusbazilien  erstreckte  sich  bei  der  ersten  Beobachtung 
auf  die  Zeit  vom  S6>  8, 08  bis  4.  6.  08,  also  Ober  einen  Zeilnam  von  89  Tsgen. 
Die  Grabe  war  mit  nngefShr  600  Litern  eines  siemlich  dOnnflüidgen,  leiobt  slksUsob 
reegierenden  Drin-Fikaliengemisdies  angefüllt.  Zogesetsi  worde  ihr  die  Abeebwemmung 
ISstflndigw  TTpbuB'AgarkultarBn  eines  Mscbm  Stahlstammes,  und  «war  wurden  swei 
grofie  mit  nentialem  Agar  beschickte  DoppelschaleD  mit  200  ccm  steriler  pbjROibigliaher 
Kochsalzlösung  abgesobwenml  Und  jeder  Grub«  100  ocm  der  Abschwemmimg  zugesetzt. 

Die  Bftkterienabschwemmunp  wurde  durch  ITmrübrcn  in  dem  Grubeninbalt 
gleichmäßig  verteilt.  Aus  einer  gleich  nach  dem  rmriihrpn  entnommenen  Probe 
wuchsen  bei  der  Aussaat  auf  der  Drigalski-Agarplatte  zuhlreiche  Typhuskolonien. 
Ungefähr  24  Stunden  nach  der  Infektion  der  Gruben  wurden  von  der  oberflächlichen 
und  aus  der  tiefsten  Schicht  der  Grube  Proben  entnommen  und  auf  LackmuS'Mildi- 
sndmr-Agsr  veiarbsilet.  Nädi  34standiger  Bebrfitung  bei  87*  fanden  sieb  anf  der 
OberflAchenplatCe  blane  und  rot  waebsende  Kolonien  fssi  in  gleicher  Ansabl,  wihimid 
bei  dm  ans  der  Tiefe  stammenden  Pirobe  die  Zsbl  der  rot  wachsenden  Kolonien  die 
der  binnen  fest  um  das  Zshnfsdie  flberwog.  iNHe  Agglntinstion  und  Kultnzdiflforeniiening 
ergaben,  handelte  es  sich  bei  den  blauen  Kolonien  stets  um  Typhu»,  bei  den  roten 
meist  um  Ooli.  Erst  nach  vier  Wochen  zeigte  sich  eine  geringe  Abnahme  der  Typhus- 
Imzillen,  die  immerhin  auch  am  letzten  BeohachtungMtage,  dem  39.  nach  der  Infektion 
der  Gruben,  noch  in  reichlicher  Anzahl  nachgewiesen  werden  konnten.  Die  Beobachtung 
mufite  dann  aus  äuJßeren  Gründen  abgebrochen  werden. 

2.  Vcr."uch. 

Die  zweite  Fiilhinf?  der  Versuchsgrubün  wurde  am  14.  S  OS  vorpenommen.  Die 
Konsistenz  des  sciiwach  alkalisch  reagierenden  Urin-Fäkalieugennschea  war  etwas  fester 
als  im  ersten  Versuch.  Infitiert  wurden  die  Gruben  mit  einem  frtaöh  ans  dem  Stuhl 
einer  BeiUlMktiigsTin  gesflchtetni  T^ypbusstamme.  Da  in  den  nsdi  dem  Umrtthren 
entnommenen  Proben  OoK  in  erheblich  gröJlerer  Menge  vorhsnden  war  als  T^phns, 
so  worde  am  19.  8.  08,  also  nadi  5  Tagen,  nochmsls  die  TypbuskultnrAbsohwemmung 
einer  groOen  Ager^Doppelsohale  jeder  Qmbe  sugesetsL  In  den  nunmehr  entnommenen 
Proben  hatten  die  Typhuskolonien  das  numerische  Übergewicht  über  Coli. 

Bis  snm  31.  8.,  also  nach  12tägiger  Beobachtung,  zeigten  die  Drigalski platten 
einen  unverminderten  Tvphusgehalt.  Eine  Abnahme  der  Typhuskolonien  machte  sich 
zuerst  am  4  9  08,  also  nach  16  Tagen,  bemerkbar.  Zu  erwähnen  ist,  daO  in  der 
B©obachtuagg|ienode  der  Grubeninhalt  durch  eindringende«  Rcgenwasser  »tark  verdünnt 
worden  war.    Vom  18.  9.  an  kamen  nur  noch  vereinzelte  Typhuskolon ieo  auf 

dem  blauen  Agar  zur  Entwicklung.    Der  letzte  Nachweis  gelang  noch  am  23.  0. 


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Vom  1. 10.  ftb  d«r  Ziifieb«is«it  batto  «li  infitren  Qrflad«D  beine  Bntaalim«  tbrit^ 
finden  können)  waren  T^ppbOBbedlleii  Überhaupt  nicht  mehr  oihchwelsbar,  weh  war 

der  Bakteriengehalt  im  gaosen  stark  Termindert.  Im  sweiten  Vereuoh  waren  die 
Typhusbazillen  nach  35  Tagen  abgestorben;  daß  die  üreache  dieaee  verhältnismäßig 
frühen  Zugrundegehen«  der  Typhusba^illrn  nicht  allein  in  ihrer  geringeren  Resistenz 
zu  suchen  ist,  dürfte  wohl  daraus  hervorgehen,  daß  gleichzeitig  mit  ihnen  auch  die 
anderen  Bakterien  erheblich  an  Zahl  abnahmen.  Ob  die  Vennehrung  des  Gruben- 
iabaltes  durch  zufließendes  RegenwBMer  ungünstigere  Lebensbedingtingen  gesobsffeo 
bat  oder  andere  AnOere  BSnAttBae  die  Lebensdauer  beebtrichtigten,  konnte  nidit  nadi- 
gewieaen  werden. 

8.  Versueb. 

Äm  15.  10.  08  wurde  eine  Grube  mit  der  Äbschwetumuog  zweier  großer  Aga^ 
idatten,  die  mit  ebtem  friseh  aus  dem  SIdU  dnee  Typhuskranken  gezüchteten  Stamme 
besehickt  waten,  infisiert.  Am  S8. 10.,  nachdem  starke  Kacfatfrfiete  die  Oberfliciie 
des  Grobeoinbdtes  hatten  gefrieren  lassen»  wurden  TypbvsbasiUen  in  eifaeblieber 
Menge  nachgewiesen,  also  nsdi  14  Tsgen.  IMe  Grobe  wurde  sa  Versudisswecken 
desinfisiert. 

4.  Versnob. 

Am  20.  13.  08  wurden  beide  Venucbsgruben  mit  der  BsinkuHnr  eines  frisch 
gesOditeten  Typhus- Stnblstammes  infisiert  und  swar  wurden  jeder  Qrobe  800  oem 
sinsr  irftaserigsn  Absbhwemmung  swelw  gioßer  Agaiplatten  lugesetit.  Grube  1  enthielt 

ein  mehr  dickbreiiges  Urin  •  Fäkaliengemisch  von  deutlich  alkalii^cber  Reaktion.  Bei 
diesem  Versuch  wurde  die  Bakterienabschwemmung  auf  die  Oberfläche  der  Gruben 
leicht  aufgeschüttet,  der  Inhalt  wurde  nicht  umgerührt.  Die  erste  nach  24  Stunden 
erfolgte  Entnahme  zeigte,  daß  die  Typhusbazillen  in  diefier  Zeit  bereits  von  der  Ober- 
fläclio  bis  in  die  tiefsten  Schichten  der  Vs  ni  hohen  FlÜBsigkeitesäule  vorgedrungen 
waren.  Denn  die  vom  Boden  der  Grube  gewontieut^u  Proben  liefieu  auf  den  blauen 
Drigalaki-PUtteD  Typhusbdonien  in  annihemd  gleiiditt  Hengs  wie  dfo  den  Nlhrboden 
rot  ftrbenden  Ootiaiten  wadisen,  wihrsod  die  von  der  Oberflldie  entnommenen 
Ph)ben,  wie  es  nach  dem  InfeküonsTerfiilueo  niobt  anders  sn  erwarten  war,  Typhus 
beinahe  in  Beinkultur  aufwiesen.  Um  su  veirhind«n,  daß  der  oberflioblioben  und 
mittleren  Flüssigkeitssäule  entstammende,  an  dem  Entnahmeappaxat  haftet  r)r  Typhus- 
keime  sich  der  aus  der  Tiefe  gewonnenen  Probe  beimischten,  wurde  die  Außenfläche 
des  Entnahmeapparatefi  vor  dem  öffnen  mit  kochendem  Wasser  abgespült.  Nachdem 
alle  außen  liaftendeu  KotteÜB  durch  Abspülen  entfernt  waren,  wurde  der  Apparat 
geöflnet  und  von  den  auslaufenden  auR  der  Tiefe  stammenden  Fäkalmaaaen  Proben 
verarbeitet.  Eine  schädigende  Uitsewirkung  auf  den  Inhalt  des  Entualimeapparates 
war  bei  der  DIoke  der  Metallwandnng  dessslben  nloht  tu  befDrohten.  ficdf  dieser  Ve^ 
Suchsanordnung  war  also  ein  eehr  sebnelles  Vordringen  der  Typbusbaattlen  von  der 
OberflXohe  in  die  Tiefe  des  Grubeninbaltes  sn  beobaofatsn.  Die  Daner  der  Bedbaohtung 
der  LebeosfiUii^it  «streckte  sich  vom  SO.  12.  08  bis  25.  2.  09,  ab»  Aber  einsD 
Zeitraum  von  69  Tagen.   Btnnger  Frost  hatte  dis  oberflidüiohe  Sebidit  dsa  Oniben- 


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—  m  — 


inlMltM  iD  tiner  Dioke  tod  8  em  geftieno  Ummii.  AqoIi  im  Eiae  konntoo  die  Typhi» 
baxUlen  mit  Leicbtigteii  nadbgewieeeD  werden.  Di«  Aboftbme  der  Typbuskeime  naoh 
Ablauf  dor  69  Tage  war  ein«  ODerhebliche  und  kann  man  die  Persistens  der  Typhus- 
erreger  wohl  auf  die  Kälte  zurückführen,  die  ein  Überwudiera  der  SapKophytan 
hinderte,  ohne  die  Typbiubazillen  xu  eobädigen. 

n.  Desinfektionsyersuohe  mit  Kalkmilch  und  Haprol. 

Bei  den  Versuchen  dienten  zwei  auszementierte  Gruben  von  je  1  cbm  Rauminhalt 
zur  Aufnahme  des  Gruheninhaltes.  Jede  Grxibe  wurde  jeweils  zur  Hälfte  mit  Fäkal- 
massen  gefüüt,  enthi*»!!  also  etwa  500  Liter,  bei  einer  FIÜBsigkeitsöiiule  von  50  cm. 
Nach  Infizieruiig  bi  i  lr r  Oruben  mit  TyphuBbaziUen  wurde  der  einen  das  Desinfektions- 
mittel zug^eLzt,  wahrend  die  andere  als  Kontrollgrube  bezüglich  der  Lebensdauer  der 
Tjphuflbazülen  diente. 

Der  Grubeninhait  war  stets  recht  dünnÜüssig,  da  dickbreiiger  nicht  zu  erhalten 
war.  Unter  nntttiiiohen  VerhlltiuHeD  wird  mn  ee  jedoob  bei  vomhiifteiiiiflig  her- 
feetellten  Graben  iut  immw  mit  einem  dfinnflfinigeD  Inhalte  an  tun  haben,  da  dnidi 
den  Harn  und  daa  auflieSende  Bfeteorwaaaer  die  festen  Beatandteile  in  koner  Zeit 
geltot  werden.  Bei  einer  Aniahl  Graben,  die  besQgUch  der  Konaiateni  ihree  Ihhaltea 
gepfOft  worden,  konnte  ateta  nur  ein  dflnnfldaaiger' Inhalt  gefunden  weiden. 

Die  Entnahme  der  Proben  geadiah  regelmiOig  von  der  Oberflidbe  der  Flfiaaig- 

keitseäule  und  vom  Boden  der  Grube.  Bei  den  Vemoohen  mit  Saprol  wurde  noch 
eine  dritte  Entnahme  aus  der  Mitte,  also  in  einer  Höhe  von  25  cm  eingeschaltet. 

Die  Entnahme  geBchah  bei  allen  Überschichtungsverauchen  (8.  unten)  durch  ein  an 
der  Soite  der  Grube  befeBtigtes  und  bi«  nahe  an  der.  Roden  reichendes  Tauchrohr, 
um  (las  an  der  Oberfläche  beflndliche  Desinfektionsmittel  nicht  in  die  Tiefe  zu  ver- 
schleppen. 

Von  allen  Proben  wurden  Ausulr  Ii  «  auf  T^ackmus-Milcbzucker- Agar  angelegt 
und  gleichzeitig,  um  eine  genügende  Verdutmung  des  anhaftenden  DesinfektioDsmittels 
herbeizufiibren,  200  ccm  Nibrbouillou  enthaltende  Brlenmeyerlcdlbchen  beschickt, 
welohe  nach  Sdatandigem  Aufenthalte  im  Brataebranke  weiter  au  Auaatriehan  auf 
Ladcmua'llilehstteker'Agar  (».  T.  nooh  mit  Vorknltur  auf  Lents-Tieteaohem  Malaohit- 
grOnagar)  ferwendet  wurden. 

Die  Beobaditttngidaiier  wurde  bei  den  Veiaudien  mfiglichat  lange  aoagedehnt, 
um  aocb  die  Nachhaltigkeit  der  Desinfektionswirkung  zu  prüfen.  Selbst  nach  mehr» 
tlgigem,  negativem  Ausfall  der  Unteienchungen  gelang  ea  einigemaie  doch  noch  apftter 
wieder  Typhusbazillen  nachzuweisen. 

Die  Versuche  zerfallen:  1.  in  solche,  bei  denen  dn?  Deeinfektiousmiltel  mit  dem 
Grubeninhalt  durch  Umrühren  innig  vermischt  wurde  i^Mischungsversuche)  und  2  in 
solche,  bei  denen  das  Desinfektioosmittel  nur  auf  die  OberQäche  aufgegossen  wurde 
(OberschichtUDgsversuche). 

Ala  Deeinfektumamitfel  wurden  benufat:  Xalknnleh  (geUiaehter  Kalk  mit  Waaim 
im  VerhUtnia  1 : 3  gnniaidit)  und  Abortaaprol  der  Firma  Nöidlinger  in  FUfrahetm, 


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—   198  — 


Bezüglich  der  fdlgenden  VerBUchBtabellen  ist  zu  bemerlnii,  daß  fast  täglich 
Proben  entnommen  wurden;  hier  Hind  jedoch  in  der  Hauptsache  nur  diejenigen  Ent- 
nahmen angeführt,  mit  denen  das  Wachstum  von  Tvphus  oder  Colibazillen  in  eioMT 
Schicht  erloschen  war,  wo  also  auch  bei  spilterea  Entnahmen  die  betreflende  Bakterienart 
niemalH  mehr  nachgewiesen  werden  konnte.  Der  größeren  Übersicht  halber  sind 
nach  Eilöscheu  des  Wachstums  bei  den  späteren  BatDahmen  die  negativen  Zeichen 

A.  Tersache  nit  KAllullch. 


I.  Versotli  (Miscliungsvorsnch). 


(168  i/BBionGiein 

Daner  der 

Einwirkung 

Oberfläche 
Typh.  1  Coli 

Tiefe 

Typh.i  Coli 

Bemerkungen 

NadMiaudar  wafdan 

600  Litar  Flkalmiasaa 

nigOBBttt : 

t2n  TjtAr  HiiH*K  Hau 

mV                UUCvIl  UVB 

6  Tage 

+ 

+ 

+ 

+ 

40  Utar  (im  grasen 

4  • 

+ 

+ 

+ 

60  Ltlar) 

5  „ 

+ 

7  n 

-f 

40  Liter  (im  gmseo 

15  • 

+ 

100  Utar) 

25  liter  {im  ganzen 

6  Stdn. 

+ 

j  Rift  zum  15.  Tag  beobachtet. 

125  Liter) 

2  Tage 

+ 

j  In  der  Kontrollgniti«  waren  die 

s 

1  Typhnebazülen  bis  zum  SchloS 

1  des  VanrodMS  labenafthif  §•> 
l  bKebao 

II.  Versach  (Mischungeversnch). 

Kontrollgrabe  <l«e  vorigen  Vw 

sucliH  b<»nut:.-t 

125  Liter 

5  Stdn. 

+ 

-1- 

600  Liter  FakalmuMeo 

6  Tkge 

+ 

'  eina  varsiaialla  Kdloaia 

8  „ 

+ 

21  , 

+ 

S6  litar  (im  gnoien 

150  Litar) 

tu.  Vareaeh  (ÜbarsehlehtaagevariachX 

500  Liter  FlkriasssSB 

120  Liter 

3  Tat!« 

+ 

+ 

+ 

6  » 

- 

+ 

24  „ 

+ 

2ö  Liter  (im  ganzen 

3  . 

+ 

146  Utmr) 

•  • 

fiia  SUD  19.  Tsge  baobadiM 

IV.  VarBneh  (ObarsehiehtnogsTariaab). 


150  Liter 

6  Stdn. 

-f- 

+ 

25  Tage 

25  Liter  im  ganzen 

175  Litar) 

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—    183  — 


y.  V«niieh  (OberiohtehtungaT^nneh). 


wuor  u vi 

Obflirfttehe 

Ttefbv.SScm 

!  Tiefe 

Bemerkungen 

de0  D68inficien8 

Einwirkung 

Tj'ph. 

Coli 

Typh. 

Coli 

Typh. 

Coli 

Btwa  690  UtOT  Flkal- 

majwen 

2,6  Liter  (V.V, 

3  Tilge 

1  IN 

1 

1 

1 

T 

-r 

.  1 

'}  aufierhalb  des  Tauch- 

dw  Inlialt«) 

nUmm  entsomnMD 

4  „ 



+ 

+ 

+ 

+ 

•  » 

— 

+ 

9  Tage 

+ 

+ 

+ 

1*/»  d««  Inhalts 

im  ganzen) 

5  Liter  (im  gan- 

4  . 

+ 

MD  etwa  SV« 

Ouanf  wird  krtllig 

dw  Inhalt«) 

^  omgerflhrtl 
'}  vereinielt 

4  . 

5  n 

+ 

+ 

6  , 

+ 

Bei  allen  weiteren  Ent- 

nahmen konnte  Coli 
in    der  Tiefe  noch 

• 

nacbgewieaen  werden 

VL  Veraach  (MiachangSTerauch). 

500  Liier  Fftkalmaaeen 

9  Liter  (etwa 

sofort 

+ 

+ 

9V«dMliiliallB} 

6  8tdD. 
4  Tage 
6  . 

+ 

+ 

1 

+ 

+ 

Zueatumen fassend  erpibf  sich  aus  den  VerHiirhpn: 

1.  Die  bei  dem  ersten  Versuche  ausgeführte  Ue^iutektion  hat  sich  als  ungenügend 
erwiesen. 

2.  Beim  Vermischen  von  Kalkmilch  mit  dem  Grubeninhalte  im  Verhältnis  von 
1 : 4  waren  noeh  nach  9  Tagen  vaMinwlte  Typhusbaii]l«ii  in  d«r  Tisfe  nadiir«a1»r. 
—  Bfat  du  Ktlkmilebfcuata  von  Vs  d«8  Grab«ainl»ltM  wttide  rar  Desinfsktioo  genügen. 

8.  Kalkmfleh  auf  die  Oberfllche  des  OrabeniuhalU  aufgegossen,  tötete  bei 
Zosats  von  V4  Kalkmileh  "^phuabeiillmi  ost  in  6  Tsgen  ab;  bei  Zusati  von  Vi  waren 
bereits  nach  6  Stunden  keine  Typhuabasillen  mehr  nachweisbar.  Oer  Bohoell  wa 
Boden  sinkende  und  so  alle  Sehkahten  des  Inhalts  duiobwandemde  Kalk  hatte  andi 
bereits  in  der  Tiefe  gewirkt. 

4.  Ein  iVoiger  Saprokunatz ,  wie  ihn  die  Firma  Nördlinper  in  Flörsheim  für 
genügend  hält,  reicht  bei  einfacher  Überschichtung  nicht  zur  .\ht0tiing  von  Typhus 
bazillen  aus.  Selbst  die  doppelte  Menge  vermochte  die  Kraukheilwerreger  in  der  Tiefe 
nicht  abzutöten.  Erst  nach  kraftigem  Vermischen  des  Saprols  mit  dem  Inhalte 
wurden  dieeelb«n  vernichtet,  und  twar  auoh  ecei  nach  6  Tagen.  <—  Wörde  das  Saprol 
^eidi  mit  dem  Orabeninhalfe  krlfUg  verrflhrt,  so  war  bei  einen  2%igen  Zoeats 
eebon  nadi  6  Stunden  ^e  Abtötuog  dm  Typhoskeime  erfolgt. 


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—   194  — 


6.  Di*  DttrinfektioD  mit  Saprol  ist  tQr  die  Pnocis  wtxäg  su  «apftUen  and 
•tollt  flieh  wesentliob  teorer  als  die  mit  Kalk. 

III.  Ein  DeslnfektioiUTersaeh  mit  Antiformin. 

Auf  Veranlassung  dea  KiUHerlichen  Geaundheitsamtes  wurde  auch  ein  Gruben- 
deiinfektionaversuch  mit  Antiformin  ausgeführt,  um  die  Wirkung  dieses  duixjh  die 
Unteraueliuiifen  UlileDhiithe'}  bekannt  gewordenen  OesinfektiooBmittals,  weldkea  M 
Laboratorinnevenaelien  aelboi  faete  Ketmassen  aufknlflaen  vennodhte,  muob  nnter  den 
Veriiiltniven  der  Prazia  sn  enwobeo. 

Wie  bei  den  vorigen  Vsnsticfaeo  war  die  in  deatnfiiiaende  Ombe  mit  etwa 
600  Liter  Fftkalmasse,  die  nar  einige  feslere  Kotpartikel  enthielt,  gefüllt.  Dieselbe 
wurde  mit  einem  frisch  aus  Stuhl  gezüchteten  Typhusslamme  infiziert.  Vor  Zusatz 
des  Antifnrmina  bei  jeder  Entnahme  konnten  die  TypbuHbnzinen  in  reichlicher  Menge 
durch  AusBtriche  auf  Lackmus-Milchzucker  Agar  nai  hgewu-en  werden. 

Da  der  Inhalt  eine  stark  alkalische  Reaktion  zeigte,  und  unter  solchen  Um- 
ständen nach  den  Festatellungen  Uhlenhuths  die  Wirkung  des  Antiformins  stark 
lienbgeaetit  wird,  so  worden  sonäohst  etwa  800  eom  konsentrierter  Sabebure  an- 
gseetat  Alsdann  wmfden  sn  dem  nur  noeb  acbwaeh  alkalisdi  reagierenden  Grabeninbnlte 
76  Liier  Antifennin  hinsngegoseen  nnd  aofort  eoeigisoh  verrOhit.  Der  Antifonningebali 
betntg  sonach  etwa  15*/«. 

Bezüglich  der  Entnahme  d«r  Proben  und  der  angelegten  Kulturen  sum  Nach- 
weise der  Deninfcktionswirkang  woxde  ebenso  veriahren,  wie  bei  den  Versnoben  mit 
Kalkmilch  und  Saprol. 

Die  Proben  wurden  nach  don  Antiforminzusatz  in  folgenden  Zeitabstäoden  ent- 
nommen: 

1.  sofort  naob  dem  Dmrflhren, 

2.  naeh  8  Stunden, 
8.     »    4      •  • 

i„S       ,  , 

6.      „  26       »  , 

fi.  .  96  .  ,  (4  Tage). 
Nur  bei  der  ersten  Entnahme,  also  unmittelbar  nach  dein  Hinzufügen  des 
Antitoraiins,  konnte  auf  einer  Lackmus-Milchzucker- Agarplatte  noch  eine  einzige 
Typhuskolonie  aus  der  Tiefe  nachgewiesen  werden,  während  die  der  Oberfläche  ent- 
stammende Plobe  weder  Typbua-  nooh  OolibaltteiiMi  aufwies.  Andk  bei  allen  weiteno 
Entnafamen  wurden  beide  Bakterienarten  nioht  mebr  nadigewiesen.  Andere  Baklszien 
waren  aber  nodi  nadi  36  Stunden  nicht  abgetfitet  Erst  b«  der  6.  Bntnahme  naeh 
4  Tilgen  blieb«a  die  mit  Proben  besohiokten  NihrbOden  eteril. 

Wegen  des  sehr  Iwhen  Preises  des  Antiformins  konnte  nur  dieser  eine  Versudi 
ausgeführt  werden.  Wegen  der  beträchtlichen  Kosten  wird  da»  Antiformin  als  Des- 
infektionsmittel für  Gruben  praktisch  nicht  in  Betracht  kommen.    Da  das  liter 

^  iBfifliffinin«  ein  baktarinaafUiBsndss  DeslnbktkniSBiitteL  ZentnlU.  1  Bskt  1.  AbL 
Baferate,  Band 4«,  Bsibsft,  Famer  Arbeiteo  aas  dem  Kaiserl.  (tasnadhaitasrnts  B4.XZZII. 


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—  m  — 


AntUbnuin  SO  Pf.  koslei^  wQide  snr  Betinielclioii  der  für  einen  Orobeninbalt  geringen 
FlkaUenunenge  von  600  Litern,  wie  in  dem  beedimbenen  Vennche,  IBr  87,50  U. 

Antiformin  nötig  sein. 

Bemerkt  sei  hier  noch,  dafl  beim  Hinzusetzen  des  Antiformins  eine  außerordent- 
lich heftige  Schaumbildung  auftrat,  während  der  Grube  sehr  intensive  Chlordampfe 
eatstiegpn ,  wf»l(  he  die  Schleimhäute  in  äufieret  lästiger  Weise  reizten.  Der  Chlor- 
geruch konnte  noch  nach  einem  Monat  Aber  der  Grube  deutlich  wahrgeoommen  werden. 


Otor  dia  Wirkung  von  DetinfMcUonsnitltsln  in  gtfUHtnn  iUNNigrulien  und  dt«  üuier 
der  Labentfttiglcelt  von  Typiiutinzillon  in  AlNMl|rulMn. 

Von 

Dr.  hjmaoiiki) 
KiflnigL  Kfriaant  dei  Kvetoee  Gostyn, 
fkUhema  Letter  der  UntenoclmncpMuwtaU  Mets. 


Bei  den  räumUch  bescliraukten  Verhältnistien  der  Anstalt  mußte  von  der  An- 
legung von  Gruben  abgesehen  werden.  Es  wurden  statt  dessen  l  in  hohe  und  126  1 
feeeende  eieeme  Külwl  beediafit,  von  denen  bei  jeder  Versnefaenüie  einer  ale  KontroD« 
geflUt  ntr  Beolwcbtang  dee  q[>onteiien  Alieterbene  der  BeiUlen  diente,  wUurend  die 
tieiden  enderen  sn  den  DeirinfektionBTennflben  benatit  wurden. 

Zar  Entnehme  von  Frolien  dienten  naob  dem  Friniip  dee  Pr&nkeledien  Erd- 
bohrere  konstmiwte,  von  der  Firma  fieutensohliger  hergeetellte  BobiebineepiMunte, 
die  eine  reichliche  Entnahme  von  Material  ermöglidieD  and  leicht  aterilielerbar  Bind. 
Für  jeden  Kübel  wurde  ein  besonderer  Entnahmeapparat  benutzt. 

Vm  bfi  den  durch  bloß«'f  Aufschütten  auf  die  Oberfläche  zugesetzten  Desinfek- 
tiotiHmiiteln  eine  Berührung  des  hintnahmeapparats  mit  diesen  zu  verhindern,  erhielten 
zwei  der  Kübel  ein  genügend  weites,  fest  mit  den  Tonnenwiinden  verbundenes  Eisen- 
blechrohr, durch  welches  der  Entnahmeapparat  eingeführt  wurde.  Die  Füllung  bezw. 
die  Entleerung  der  Ettbel  wurde  jedenuel  durch  die  etidtieohe  AbfuhrgesellechafI 
bewericetelligt  derart,  deS  naioh  grandliohnr  Deeinfektion  und  IMnigung  mit  Weaeer 
jede  der  Tonnen  bie  sn  i^eidier  Habe  mit  «nem  Fikel-Oringemiwdi  geflUlt  wurde. 
Die  Konrietens  dieser  libeee  war  dickfiOMig  und  bei  allen  Vereneben  atete  liemüdk  gleieb. 

Von  DerinfdktkniBmitteln  gelangten  bei  den  Verauchen  nur  Kalk  und  Bapnl  lur 
Anwendung. 

Sämtliche  Proben  wurden  auf  das  Vorhandenaein  von  Typhus-  und  Colibazillen 
untersucht,  und  hierbei  zur  Isolierung  Lackmupagar  in  Ver>)indung  mit  Malachitgrün- 
agar  benutzt.  In  jedem  Falle  wurden  direkte  PlaltenanH^iric  i-  und  außerdem  auch 
Vorkulturen  in  Bouillonkolbchen  angelegt.  Die  Vorkuitureü  blieben  24  Stiniden  bei 
37*^  und  wurden  dann  ebenfalls  zur  Anlage  von  I'latten  benutzt.  Die  Menge  des  für 
die  Vbrlndtnien  veilmpiken  UAteriala  bettug  in  jedem  Falle  6  grofie  Ösen  {k  30  mg). 


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Di«  Beimpfung  der  Kttbel  wurde  bei  jeder  Vonadunreihe  in  der  Weise  vorge- 
genommen,  daß  der  etwa  zwei-  bis  dreitägige  Typhusrasen  von  30  großen  Drigaleki- 
platten  in  ISOO  ccm  aterilen  Wassers  abgescliwemmt ,  umi  je  500  ccm  in  tlio  Köbel 
vertfilt  wurden,  po  düD  ungehenro  Mengen  von  Typhupbazillen  dem  Fäkai  nriiigemiBch 
beigemengt  wurden.  Die  lieaktton  de.«  KübelinhallH  gab  in  der  Regel  mit  I.«ackinu8- 
papier  schwach  alkalische  Reaktion.  Sehr  oft  entiiielten  die  Kontrollplatten  tagelang 
l^phuabaiUlen  fast  in  Rainkultur,  Colikolonien  dagegen  nur  in  relativ  sehr  geringer 
AnnhL  Sie  boten  hftnflg  eb  Amsehen  ähnlich  wie  Platten ,  welche  nwn  bei  der 
ZQobtuDg  von  l^hasbasilleD  eus  dem  Kot  beiw.  Urin  von  Baallentrilfeni  erhtti. 

Eine  Beoheohtnng  ^aobe  ich  nicht  unenrfthnt  lanen  in  eoUen,  daÜ  ninlfob 
nach  8  becw.  14  Tigen  die  enlftnglioh  typieoh  und  nur  «ehr  groß  f»wa«h«ea«n  TjpbiiaF 
kolonien  ein  vollständig  opakes  weifiUch««  veränderte?  Aussehen  zeigten,  ao  daß  sie 
nnr  durch  die  serologischen  und  sonetigen  Prttfangsmethoden  als  solche  erkennbar 
waren.  Niclit  ganz  selten  wnr  auch  eine  Abnahme  der  Agglutinabilität  gegen  Ende 
des  Ver.«\i<"hB  7M  koH'äf fitirren.  Niush  Verschwinden  bexw.  Abtötung  der  Typhus-  und 
Ck>likein)e  traten  häutig  Kokken  «nd  Sarzlnen  auf  den  Platten  auf,  um  schließlich 
bei  der  Mehrzahl  der  Untersucliuageu  einem  in  feinster  Tröpfchenform  wachsenden 
Diplo-  (Lanzett  )  KokkuB  PlaU  zu  machen,  der  äherbaupt  da  fast  regelmäßiger  Bewohner 
normaler  sowohl  wie  typhushaltiger  Stflhie  ist. 

Was  die  Venndie  ttber  die  Lehenedaner  der  Tjrphus-  und  Oolibuillen  in  ge- 
lullten Ahortgruben  nnd  ihr  spontanes  Absterben  anlangt,  so  ergaben  dieselbsin,  dsfi 
die  TyfAnsbadllen  trots  der  «uUerordeollieh  r^obliehen  Einsaat  durehschoittlk^  nadi 
32  Tagen  ^[»ontan  abgestorben  waren.  Nur  in  einem  Falle  konnten  sie  noefa  bis  san 
46.  Tage  nacbgewieeen  werden;  bei  einem  anderen  Versuch  waren  sie  dagegen  schon 
vom  26.  Tage  an  in  dem  Kübelinbalt  nicht  mebr  festzustellen.  Sin  noch  frtthens 
Absterben  der  Typhusba/.illen  wurde  n':r-]]{  heoV)aobtet. 

Ck)likeime  konnt-en  bei  den  Versucljea  im  Durchfichnitt  bis  zum  30.  Tagti  aus 
dem  Knbelinhalt  isoliert  werden.  Die  längste  Frist,  wahrend  der  »ich  diese  Bakterien 
nachweisen  ließen,  betrug  36  Tage,  die  kOrseete  nur  18  Tage. 

Die  Tatsache,  dafi  bei  den  Versuchen  die  Typhusbasillen  linger  nsdnuweisen 
waren  wie  die  Oolikome,  erscheint  sunichst  anflßllig,  sie  erklärt  sich  aber  ohne 
weitere«  dadurch,  daO  infolge  der  sshr  reichlidien  Sinsaat  von  Typhoebesilkii  in  dem 
Kflbelinhalt  die  CoUkeime,  wie  schon  vorstehend  erwähnt,  gegenflber  den  enteien 
häufig  nur  in  verschwindend  geringer  Ansahl  vorhanden  waren,  nnd  auflerdem  bei 
den  Versuchen  alte  Fäkal- Uringemiaohe  verwandt  wniden.  Bei  einigen  Laboratoriums- 
versuchen  im  kleinen,  welche  mit  ganz  fri.'<cbpn,  an  rolikoimen  reichen  Fäkalien 
ausgeführt  wurden,  waren  dagegen  die  Typhunkeime  immer,  pelttst  wenn  die  Beimpfung 
mit  einer  im  Verhältnis  5  mal  groUeren  Bakterienmenge  erfolgt  war  als  bei  den  Kübel- 
versuchen,  bereits  uach  drei  bis  sechs  Tagen  mit  den  gebräuchlichen  Untersucbuogs- 
methoden  nicht  mehr  nachzuweisen. 

Bei  den  Desinfektionsversudien  mit  KallEmilch  vrutden  sismlidb  abweidiend« 
I!rg«biii«se  erndt.  Bei  swsi  Venuchen,  bei  denen  firiech  aubereitste  Kalkmileh  im 
Veihillais  von  1  Teil  Kalkmilch  auf  8  Teüe  K&bellnhalt  angewandt  weiden  wsr, 


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—    197  — 


«nrieten  doh  in  dmn  «inen  die  Typhiuikeiine  ent  ntch  18,  im  «ndern  sogar  «nt 
nach  18  Tagen  abgetötet  Die  Oolikeime  aeigten  eiob  belriolillioli  wideietandafiUilger, 

sie  waren  im  ersten  Falle  noch  bis  zum  17.,  im  zweiten  sogar  bis  zum  29.  Tage  in 
dem  Kübelinhalt  nachweif^bar  Zu  bemerken  ist.  daß  bei  alU-n  Versuchen  die  Kalk* 
milch  nicht  mit  dem  Kübelinhalt  durch  Verrühren  gemischt,  eondern  immer  nur 
auf  die  Oberääche  aufgegoeeen  wurde. 

.\n  dieeen  wenig  günatigen  Ergebninsen  scheint  die  ßeschaSenheit  des  benutzten 
Kalkf?  Sf-buld  gewesen  zu  sein,  denn  l)ei  zwei  weiteren  Verfnchen,  bei  welchen  ein 
anderer  Kalk,  der  beim  Tuchen  eine  viel  energischere  Reaktion  gezeigt  halte,  benutzt 
worden  war,  wurden  ^n.n^  erheblich  günstigere  R«miltale  erzielt.  In  beiden  Fällen 
konnten  schon  nach  24  Stunden  Typhubbaxiilen  nicht  mehr  nachgewiesen  werden, 
wibrend  der  Nachweia  von  Colikeimen  auch  bier  doch  noch  Ua  au  10  beaw.  14  IVigen 
gelang. 

Gar  keine  oder  höchstens  eine  äußerst  geringe  Desinfektionswirkung  wurde  in 
einem  Veiauoh  beobacbtet,  bei  welobem  friacb  bermtetea  Kalkpulver  ohne  Waiaemiaata 
auf  die  Oberflicfae  dea  Kabelinhattea  in  ebaem  Verbftltnie  von  1  Tbil  Kalk  auf  10  Teile 
Kübelinbalt  aafgeeehüttei  wofden  war.  Die  l^huabasillen  waren  eret  nach  82  Tagen 
venebwonden,  alao  nadh  einem  Zeitraum,  nioh  welchem  bereite  ihr  apontanee  Ab< 
■terben  an  erwarten  war. 

Zu  vngttnetigw  Brgebnieaen  führten  die  Veiaocbe  mit  flaprol. 

Bei  Anwendung  dieeea  Mittele  im  VerbUtnis  von  1%  wurden  Typhnabaiülai  in 
einem  Vemuebe  «rat  nadi  18,  in  einem  anderen  Verenehe  etat  na^  2ft  Tagen  ab- 
gatfimt.   Die  Ooliba^len  wideratandan  In  diaaen  Fällen  18  beaw.  80  Tage.  Anob 

eine  Steigerung  des  Saproizusatzes  auf  l,S*/e  fflbrte  zu  keinen  l)e.'«tteren  Resultaten. 
Bei  Verwendunp;  die^ier  Konzentration  waren  in  zwei  Versuchsreihen  TypbuabaiiUen 
bia  la  21  und  23,  CoUbaziUeo  bis  zu  18  und  26  Tagen  nachzuweisen. 

Zusammenfassend  ergibt  sich,  dafl  Typhuakeime  selbst  nach  außerordentlich 
großer  Einsaat  in  gefüllten  Aborlgruben,  wenn  es  sich  um  alte  Fiilcalien  ürinpemische 
handelte  nach  4  bis  B  Woeben  spontan  ab.sterben.  Bei  Fülliuifr  der  Gruben  wii  an 
Colikeimen  reichen  Fäkalien  iat  nach  dem  Ausfall  der  erwnbnten  I^aboratoriums- 
Tersuche  noch  ein  früheres  Absterben  der  TyphuRbazillen  zu  erwarten. 

Saprol  bewirkt  bei  N'erwendung  in  den  zur  Grnbendesinfektion  vorgeechriebenen 
Prozentverhältnissen  keine  ausreichende  Desinfektionswirkung. 

Dagegen  kann  bei  Anwendung  von  Kalkinilcb  in  dem  Verhältnis  von  1  Teil 
Knlkn  ilch  auf  3  Teile  (irnbeiiinhalt  aucli  dureli  einfacheH  .Aufgießeji  auf  die  Ober- 
fiäciie  des  Grut)eiuiibalis  in  manchen  aber  nicht  in  allen  Fällen  schon  innerhalb 
24  Standen  eine  genügende  Deeinibktüm  «nkU  werden. 


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198  — 


Ober  die  Wirkung  von  MnfMitloiisniittoln  In  gefUlton  Atorlgruben  und  dla  Dnunr 
der  LebentflUiiokeit  von  Typbuobazillon  In  Ahortgruben. 

Von 

Stabwirzt  Oskar  Fischer, 
IMlM  dn  UntenacbangaaiMtalt  Trier. 

Di«  Venaohe  der  Unt«rraohangBMiitalt  Trier  sind  eehon  unter  meinem  Vor- 
gänger begomiM  und  zum  größten  Teil  von  dem  damaligen  Aadstenten  der  Anstalt^ 
Dr.  Bereue ,  ausgeführt  murden. 

Ah  Abortgrnben  dienten  zwei  im  Hofe  der  Anstalt  hergestellte  kubische,  etwa 
1  cbm  faBBende,  gemauerte  und  zementierte  Gruben,  welche  von  einem  abschlieObaren 
überdacht«^!!  Holz  verschlage  umgeben  waren.  Die  eine  derselben  diente  Vprsncbs-, 
die  andere  KoMtrollzwecken.  Ihre  Füllungen  wurden  von  einem  Abfuhrunternehiner 
aus  Abortgruben  außerhalb  des  Weichbildes  der  Stadt  angefahren,  da  in  der  Stadt 
Trier  sämtliche  Abortunlngeu  an  die  Kanalisation  au^eBohlossen  sind.  Die  BeHchaiTuDg 
der  Fllcalten  war  infolgedeBwii  öfter  mit  Sohwierigkeiten  verbunden  and  beraiteie 
vide  Venj^erungen.  IMe  nmetindliche  FQUang  und  Leerong  der  Gruben  faraobte 
infolge  dee  dabei  eidi  entwiekelnden  Obien  Oeniehe  eine  grofle  Beiaetigong  Ar  die 
der  Anstalt  benaehbarlen  Hftuier  mit  eich»  eo  daß  die  Versudie  naeb  Verlegung  der 
Anetalt  in  eine  beaeere  Gegend  IVieie  im  Herbet  1908  leider  niebt  fortfeeeirt  werden 
konnten. 

Zur  Entnabme  von  Proben  ane  den  Gruben  diente  ein  vom  Beiebekommiaaar 

für  die  Typhusbekämpfung  übersandter  Apparat,  den  die  Firma  liautenschläger  an- 
gefertigt hatte.  Er  besteht  aus  zwei  ineinander  geschobenen,  am  unteren  Ende  konisch 
geschlossenen,  vemick»^lten  Eipenröhrchen  von  etwa  50  <^m  T.Unge.  Am  konischen 
Ende  des  Innen  wie  Aulitfurohres  sind  je  zwei  gegenüber  liegende  rechteckige  Fenster 
ausgeschnitten.  Der  Apparat  ist  geöffnet,  wenn  die  Fenster  dee  Innenrohre«  hinter 
denen  des  AuUenrohres  liegen;  durch  eine  Vierteldrehung  des  Innenrohres,  welches 
SU  dieeem  Zweck  mit  einem  Qaeretab  ale  Handgriff  veieehen  ist,  wird  die  Ai^ahme> 
kammer  im  K<mue  geediloeeen. 

Durch  Attfsehranben  von  AnaatnrOhren  läßt  sich  der  Apparat  um  das  Doppelte 
verlängern. 

Das  Sterilisieren  desselben  geschah  mittels  Auskochens  in  Wasser  in  einem 
langen  Bleohkaeten. 

Um  bei  Versuchen  mit  Aufschütten  von  Desinfektionsmitteln  auf  die  Oberfläche 
dea  Abortgrubeninbaltei  ein  Hinabdrängen  dee  DeeinfekUonemittele  durch  den  in  die 
Hefe  geftthtten  Bntnahmeapparat  eu  verboten,  wurde  vor  Beeeliickung  der  Grube  mit 
dem  Deeinfektiraemtttel  an  Sehwimmrohr  ana  Zinkblech  auf  den  Grubeninhalt  geeelit» 
durch  welohee  lioh  der  Apparat  einfShren  lieB. 


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—    19»  — 


FQr  jeden  Vaianeh  erhialteo  die  Graben  eine  i^eiobartlge  FttUong  denelben  gut 
dofebmiediten  Flkslienmeteriela.  Nseh  ihrar  Entieemng  wurde  jedeimil  eine  grfind> 
liebe  Deiinfektioo  nnd  denuffolgende  AuBapriteung  mit  Wuaer  Torgenommen» 

INb  Beinpfnng  dee  GrabeninhelteB  goHhah  in  der  Weiae,  d«A  2  bii  4  liter 
einer  mit  einem  Meoh  gesüchteten  TypbuwtMnme  geimpftm  und  84  Stnnden  be- 
btfiteten  Mährbouillon  Ober  die  Fäkalien  ausgegossen  und  mit  dieeen  gut  durchgemischt 
wurdeo.  Am  folgenden  Tage  fanden  Probeentnahmen  in  verschiedenen  Tiefen  Btalt, 
um  festztistellpn  dnü  der  Gniheninhalt  gleichmaOif?  mit  Typhus  infiziert  war.  Daraufhin 
beganuen  die  eigentlichen  Versuche,  welche  m  i  hisrh  gebranntem  Kalk,  Saprol  und 
Chlorkalk  angeBtellt  wurden.  Die  beiden  ernlgenannten  Deeinfektionsmittel  kamen 
sowohl  mittels  bloßen  Aufschütteus  als  auch  unter  inniger  Vermischung  mit  dem 
Orabeninbelt,  Cblorkalk  nnr  in  eretwer  Fora  lor  Verwendung. 

Die  Untersuchung  erstreckte  sich  jedesmal  auf  Oberfläche,  Mitte  und  Grund  der 
Versuchs-  betw.  Kontrollgrube. 

Die  einzelnen  Proben  wurden  zunächst  in  Külbchen  mit  Nährbouillon  verbracht, 
um  durch  die  so  erzielte  Verdünnung  des  in  den  Fäkalproben  enthaltenen  Deeinfektions- 
mlttiis  eine  weitere  Binwfiknng  deiMlben  wihtend  der  Untenoehung  mögUebtt  sn 
vmtlittten.  Aus  dieeen  84  Stunden  bebrflteten  Bonilkmkölbebeci  wurden  nun  einige 
Oaen  auf  eine  Plettenierie,  bestebend  aus  einer  Ma]ad)itgrttn-  und  twei  ESndoplattan, 
noBgeatriehen  und  die  Platten  dann  in  d«r  gewdbnlldien  Weiae  weiter  verarbeitet. 

Die  dnnlnen  Verauohe  lame  ich  jetst  in  der  Reibmifolge,  wie  aie  aeineneit  an> 
geateilt  aind,  folgen: 

I.  Versuch. 

Grubeninhalt:   200  Liter  flüsuigü  Jauche. 

8.  3.  08.    luipfuntf  heider  Gruben. 

9.  3.  08.    Entnahme.    In  beiden  Gruben  Typhußbaailleu  -j-. 

Daraufhin  wurden  25  kg  frisch  gelöschten  Kalkes  in  die  Versuchsgrube 
gebracht  und  durch  gutes  Vermischen  mit  dem  Inhalt  Kalkmilch  gebildet.  Das 
VerhiillniH  von  gelöBchiem  Kalk  zum  Grubeninhalt  betrug  also  1 :  8  oder  auf  Kalk- 
milch uiJigt  rechnet  11. 

Bei  irr  ^  iortigen  erNten  Entnahme  wurden  in  der  VertiUuhrigrube  noch  Typhus- 
bazillen  nHchgewiesen,  nach  weitereu  5,  10,  15,  30  Minuten,  1  und  2  Stunden  hingegen 
gelang  der  Nachweis  nicht  mehr,  wohl  aber  in  der  KontroUgrub«. 

n.  Verauob. 

*      Gmbeoinbalt:  180  Liter  dannflttaaige  laucbe. 
26.  S.  OS.   Impfung  bdder  Gruben. 
87.  8.  08.   Entnahme.   In  beiden  Gruben  Ty. 

Darauf  Aufgießen  von  120  Liter  frisch  bereiteter  Kalkmilch  zur  Versuchsgrube 
(Verhiltttia  1 : 1). 


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—   200  — 


Bninahme 

nach 

5  Miimlaii     .  .  .  ^ 

ly.  - 

• 

10       n  .... 

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• 

16  

» 

80      „  .... 

1»  ' 

n 

1  Stande  .... 

M 

2  Stoodeo  .... 

In  dar  Kontra 

UfTDlM  Tj.  -f.." 

in.  Verauch. 

Grubeninhalt:  250  Liter  stark  breiiges  Material. 

6.  4.  08.   Impfung  beider  Gnib«n. 

7.  4.  08.   Entnahme.   In  Mdan  Gruben  Ty.  +. 

Darauf  wurden  135  Liüv  friieh  benUetnr  Kalkmilch  mit  dem  Inhalt  der 
VenttcbBgrube  gut  vermischt.    (Verhältnis  1 :  2.) 


Bntnahni« 

Resoltat 

nach  5  Minuten  .... 

«10      ,  .... 

»  + 

„15       ^  .... 

-  + 

„30       „  .... 

„     1  Stande  .... 

-  + 

n    2  Standso  .... 

»    3  - 

In  der  Kontrollgrube  Tjr.  -}-. 


IV.  Versuch. 

Gmbeninhalt;  250  Liter  dünnes  MateriaL 

15.  4.  08.    Impfung  beider  Gru1>cii 

16.  4.  08     Entnalime.    In  beiden  Grul>en  Ty 

Darauf  \ermiachung  mit  62 Vi  Liter  Kallcmilch  mit  dem  Inhalt  der  Ver- 
BOdugrobe.  (Verhältnis  1 : 4.) 


Entsahme 

Eeeultat 

nach  fi  IfhntteD  .... 

Tr.  + 

»10     „  .... 

n  " 

»18          n  .... 

•» 

M     80  .... 

IV  *^ 

„      1  Stunde  .... 

1» 

„     2  Standen  .... 

19 

»8      •          .  .  .  .  . 

Ii   

In  der  KontNlIgnibe  Ty.  -{-. 


V.  Versnoh. 

Orabeninhalt:  860  Liter  stark  breiiges  Material. 

25.  4.  08.   Impfung  beider  Graben. 

26.  4.  08.    Entnahme.    In  beiden  Gruben  Tj,  -f. 

Darauf  Vermischung  von  62 Vi  Litern  Kalkmilch  mit  dem  Inhalt  der  Ver- 
suchügrube.    (Verhältnis  1:4.) 


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—   201  — 


EninmliB« 

Resnltat 

bmA 

i  6  HiontMi    .  . 

Ty. + 

nMii  4  81 

tniiikD   .  . 

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1  Stande      .  . 

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2  Stunden     .  . 

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»  ^* 

In  diw  Kontrallgnibe  1f.  +. 

VI.  Versuch. 

Grubeninhall:  250  Liier  dünnes  Material. 

10.  5. 06.  Impfung  beider  Graben. 

11.  6.  08.   Entaabme.  In  beiden  Gruben  Ty.  4-* 

Darauf  Vermi Hebung  von  81  Litera  Xalknniloh  mit  dem  Inhalt  der  Venucbe* 

grübe.    (VerbiUtnis  1:8.) 


Eutnahcoe 

Ke«  u 1 Itt  t 

Kntnaiiiiie 

Ke  B  u  1  ta  t 

ö  1 

liDatm 

Ty.  1- 

n«ch  2  Standen    .  . 

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1  Stmide 

.,     6  . 

In  der  Kontrollgrube  Tj. 


VII.  Versuch. 

Gnabeninhalt;  250  Liter  breiiges  Material. 

26.  6.  08.    Impfung  beider  Gruben. 

26.  5.  08.    Entnahme,    in  beiden  Gruben  Ty. 

Darauf  Aufgießen  ¥on  62  Vi  Litern  Kalkmilch  auf  den  Inhalt  der  Verauchs* 
grobe.  (Verhiltnia  1 :  4.) 


Entnahme 

Reaoltat 

Batnahme 

Reanltat 

nach  15  Minuten  . 

Ty.  + 

nach  6  Standen  . 

Ty.  + 

»    30       .,     .  . 

.  1 

m       f         I»     •  • 

1  Stunde 

^  + 

.,        »  .... 

Oberfläche  Ty.      Mitt«  Ty.  — ,  Grund  Ty.  ~ 

,.     2  Stunden  . 

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In  der  Koomtllgnibe  Tjr.  •}> 


VIIL  Versuch. 

örubeninbnlt:  'i50  Liter  »tarlc  breiiges  Material. 

2.  6.  08.    Imptuiig  beider  Gruben. 

S.  8.  08.   Entnahme.  In  beiden  Gruben  Ty. 

Aofgieflen  tod  62 Vt  Litern  Cblorkalkmilch.  (Verbiltnb  1:4.) 


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202  ~ 


EntDabme 

Resultat 

nach 

15  HiBat0D  .... 

xy.  + 

n 

80         n             •     .     •  . 

n 

1  SUiiide  .... 

•  + 

n 

S  bia  84  Btnaden  .  . 

.  + 

In  dw  EontioUgnbe  Ty. 


IX.  Versnch. 
Grubeuinhalt:   250  Lit^r  dünoflüssiges  Material. 
11.  6.  08.   Impfung  beider  Graben. 
13.  6.  08.   Bntnebme.   In  beiden  Graben  Ty.  +. 
AolgieJIen  von  3,6  Uter  Saprol.   (VeAMtnie  1 : 100.) 


Reaoltai 

1  EntaihniA 

Basoltat 

nach  15  Minuten  . 

Ty.  + 

uHch  8  Stunden  . 

,  a«    »  .  - 

.  + 

^      1  Stnnde 

«  21 

Oberfläche  Ty. 

-.  Mitte 

um« 

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1,     2  Stunden  . 

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It 

It  " 

In  der  KoatroUgrube  Ty, 


X.  Veriuoh. 

Orabeninfaalt:  380  Liter  dickbrenges  Materi«!  (alt«  fldnlien  von  ediwinliciMin 
AnnehenX 


16.  7.  08.    Impfung  beider  Gruben. 

17.  7.  08.    Entnahme.    In  beiden  Gruben  Ty.  -j- 

Aufgiefien  von  2,8  Liter  8»prol  and  Darohrflbren.  (VerhiUtnii  1 : 100.) 


Eotnabme 

Rflsaltot 

Eatnahme 

EesolUt 

nach  5  Minuten 

Tf. +1 

nach  8  Stunden  . 

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It 

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OberflMoheTy.  — , 

Mitle  Tf.  4-,  Grand  1^.  — 

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1  »  18.9. 

*       «  « 

Aneehliefiend  an  dleeen  Vereueh  imrde  geprüft,  in  tpelehem  Zeitmtim  epontaiMe 
Abeteirben  der  TypbiMbesillen  in  der  Kontrollgrabe  erfolgtA.  Dieae  war,  wie  enrihnt, 


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—   208  — 


«n  16.  7.  gMehsritig  taÜ  d«r  Versodiignibe  brinpft.  Die  Untenuoiningtn  «rgilMii 
folgtndM  ItMoltet. 

80.  7.  08  Ty.  -f- 

15.8.08  .  — 

22.  8.  08   .  — 

26.  8.  08    „    +  Oberfläche 

28.8.08  .  -h 

12.9.08  .  — 

Dr  Mitte  8«ptomlMr  1006  die  Uotemultmifen  «egMi  Verlegung  der  Autelt  eb- 
gebraten  «erden  maßten,  konnte  der  VerBaobsplan  niobt  voUetlndig  darbhg^ttlirt 
werden.  Ee  war  noch  gepteat^  weitere  Veiendie  mit  KellEmUob  vonnndimeD,  nament- 
üob  auch  Kalk  m  prüfim,  der  nach  dem  Brennen  lingere  Zeit  traeken  oder  feneht 
gelagert  hatte.  Ferner  war  beabsichtigt,  nocb  eine  Reibe  von  Versuchen  mit  Chlor- 
kalkmilcb  auazuführen.  Auch  bezüglich  dee  spontanen  Absterbens  der  Typhusbazilleo 
sollten  nocb  mehrere  Versuche  mit  längerer  Beobachtungadauer  imd  unter  Renutzung 
von  Fäkalien  verscbiedenpr  Konsistenz  sowie  verschiedenen  Alters  angestellt  werden. 

Itiirnerhin  lassen  die  Ergebniaae  der  vorliegenden  Vezauobe  docb  schon  einige 
bchiüäHe  tu. 

Wea  raDichat  die  Kalkmilob  betrifft,  so  hat  sie  eich  als  ein  dorohaua  brauch- 
beree,  dem  Sapn»!  wid  Chlorkeik  ftbertegenee  DeeUifsktionemittel  erwiaeen. 

Wie  SU  erwarten  wer,  ist  dvt  Gnd  der  IK^kaemkeit  dendben  abhtngig  von  der 
Kooiietena  der  JVkelien.  Fetteree  Meterial  irird  nieht  eo  iohneU  von  dem  DeeinfUi* 
tionamittel  dardidrungm,  wie  dflnnflfknigee,  nnd  deber  »neb  die  Abtötmig  der  l^pbos- 
bexillen  in  jenem  nidit  so  rasch  bewirkt  wie  in  diesem 

Innige  Vermengnng  der  Kalkmilob  mit  den  FäkaÜMi  liat  eine  angleich  schnellere 
Wirkung  zur  Folge  als  bloßes  Aufgießen. 

B*^i  ^.nitf'm  VermiBcben  durch  Umrühren  genügt  es.  den  vierten  Teil  des  (jrui)en- 
inhaites  an  Kalkmilch  zuzusetzen.  In  tiössiger  Jauche  sind  dann  TyphuebaziUeu  nach 
10  Miauten,  in  stark  breiigem  Material  nach  2  Stunden  (Coli  nach  3  Stunden)  ab- 
getötet Hiermtt  kann  man  aidi  in  der  Prazb  begnügen.  Der  adite  Tai!  Kelkmiloli 
rekbt  wohl  edbon  nieiit  mehr  ana.  Bei  bloHem  Auag^fien  genfigt  aueb  der  vierte 
Teil  galkmitoh,  «eloher  eine  volUtocnmeae  Desinfektion  ectt  nach  10  Stunden  bewlikt 
(Veiaadi  VII),  niobt  meiir,  man  wird  «ne  ferliUtniamllig  grOlere  Hange  soaelMn  mfiaaen, 
wenn  diese  Methode  nicht  zu  amgeben  iat.  Vermutlich  wird  Vs  Kalkmilch  ausreichen. 

In  dünnflüssiger  Jauche  empfiehlt  es  sich,  an  Stelle  der  Kalkmilch  gelöschten 
Kalk  zuzusetzen,  so  daß  erst  in  der  Grabe  die  Kalkmilch  gebildet  wird.  Diese 
Methode  erwies  sich  als  äußerst  wirksam  bei  Zusatz  einer  Kalkmenge,  die  einem 
Mischungsverhältnis  von  1  Teil  Kalkuulch  zu  1  Teil  Grubeninhalt  entsprach.  Wahrschein- 
lich wird  man  indessen  dee  gelöHchten  Kalke»  in  einem  geringeren  Verhältnis  bedürfeu. 
Ml  nooh  aoarafadMode  Wirkung  za  endekn.   Dieae  Grause  wntde  nicht  festgestellt 

Chtorkalkmileh  bat  in  dem  angaatallten  Verswsb  (VIII)  im  Verhiltnia  von  1:4 
Teiten  Gmbeninbalt  den  Anfordenii^en  niefat  entaproeben;  nadi  24  Standen  war 
wed«  lyphoB  noch  Coli  abgetötet.  Beim  Zoaate  dee  Hittal«  trat  unter  Auf  bmnaen 


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■Ulk»  SdiAamUldniig  «af,  wdohe  wohl  »of  rapid«»  BniiPilcliMk  dM  CSdon  mrOek- 
sufQbroD  iat  Ea  iob«int,  daß  der  GrabmainhBlt  m  «tark  Mcrar  war»  m  d«0  dw  Cblor- 
entwieklung  zu  rasch  vor  sich  ging.  Um  eich  vor  solchen  Zwiechen fällen  zu  schätzen,  mOfil» 
man  eventuell  der  Jauche  Soda  oder  Ätzkalk  zusetzen,  um  den  Säuregrad  abzuschwächen. 

Die  Versuche  mit  Sixprol  nn  ppfiillten  Gruben  sind  wenig  ermutigend.  Tm 
Verhältnis  von  1  :  100  zugesetzt,  halte  cb  bei  dünnflÜRsigem  Material  nach  3  Tagen, 
bei  stark  breiigem  selbst  nach  5 Vi  Tagen  noch  nicht  alle  Typhusbaxiileo  im  Gruben- 
Inhalt  abgetötet. 

Innigee  Vemdedien  dnreb  Umabrea  Tetmoidito  die  Wirkrankcii  dae  Mittole 
nfadit  tn  erbtbeD. 

HSb  aeheint,  daA  groAe,  Eunoal  komiatantera  FMkalmeaaen  toü  dam  dickflUaiigaa 
öligen  Hittal  m  laninm  durebdrunBen  wanlan.   Btam  mag  da»  Reanltat  aein,  wenn 

Saprol  auf  Wasser  schwimmend  in  leere  Aboriffraben  geftUli  wlfd,  nm  jaden  «inadnan 
hioMDgelangenden  Stuhlgang  tu  desinfizieren. 

Schwer  ins  Glewicht  fallen  auch  die  im  Vergleich  zu  Kalkmilch  hohen  Kosten, 
welche  die  Desinfektion  einer  Grube  mit  Saprol  verursacht.  Einen  Kubikmeter 
Fäkalien  zu  desinfizieren,  würde  mit  Vioo  Menge  Saprol  7,00  M.,  mit  Vs  Kalkmilch 
1,50  M.  kosten.  Da  aber  l*/e  Saprol  nicht  einmal  ausreicht,  so  würde  der  Preis- 
nntanohiad  noob  grOOer  weiden.  l^phuabadUen  nad  Oolibaktaiieii  wiaaen  in  tbrar 
WidantandefUilgknil  gagan  die  veraobtedenan  DaäinfaktioaBmittal  kalna  grallan  Unter 
aobieda  auf.  Im  aliganeinan  fand  glaiehaeltigea  Ahaterben  atatt 

BaaOgliob  daa  ipontaMO  Abatarbana  von  TypbnibaaOIen  Hegt  nur  ab»  Baob> 
achtung  vor.  Es  handelte  sich  um  alle,  schwärxlich  aussebanda  Fäkalien,  welche  wie 
in  den  anderen  Versuchen  mit  Typhuebazillen  beimpft  waren.  Der  letzte  positive 
Befund  wurde  am  43.  Tage  nach  der  Einsaat  erhoben.  Nach  V^erlauf  von  ca.  8  Wochen 
waren  die  Typhuebazillen  dann  nicht  mehr  nachzuweisen.  Ganz  emwandsfrei  iat  dieser 
Versuch  insüfeni  nicht,  als  die  endgültige  Abw^nheit  von  TypbusbaziUen  nur  durch 
je  eine  Entnahme  von  Oberflache,  Mitte  und  Grund  erwiesen  wurde,  und  zuvor  nach 
swei  ebenlklls  negativen  Unteianohnogan  am  15.  nnd  22. 8.  dooh  wieder  poaiiiva  Baftuida 
am  26.  und  28. 8.  an  dar  Obarflioba  erfolgt  waren.  Häufigare  Uniaranohnnfan  warra  niebt 
mehr  mögliob,  da  die  Grube  dea  Umaugaa  wagen  daainfiaiart  und  antlaart  waidao  mufita. 

Indeeaen  dtlrfte  für  das  volUnHumena  Abgeetorbane^  dar  lyphuabaaflka  bei 
der  letzten  Entnahme  der  Umetand  sprechen,  daß  es  sich  bd  den  beiden,  dem  letzten 
negativen  Resultat  vorausgegangenen  positiven  Brgebniman  not  um  spirllehe  Befunde 
an  der  Oberfläche  gehaudeit  hatte. 

Zinumiiiflmang. 

KalkmU^  aue  ftiicb  gabraonlam  Kalk  bargaitellt,  iat  im  Veq^b  in  (%lor- 
kalkmiloh  und  8»|mx>1  daa  beste  und  biUigate  DealnfektionamittsI  Ar  gsflOlte  Abort- 
grnban.  Dar  vieita  Teil  des  Qrubaninbaltsa  an  Kalkmilab  reidit  bw  gutem  VaROlwen 
auch  in  dickbreiigan  Fäkalien  aus,  nm  Typhua«  und  Oolibaktarisn  naali  swai  beaw. 
drei  Standen  abzutöten. 

Bai  bloßem  AufgieAen  ist  mindestens  eine  Kontantration  von  1 : 8  anauwsndan. 


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Bftiträg«  zur  Frage  der  Schnelldiagnose  der  TuberkelbazMen  nebst  Ulrt•^ 
^  suchungen  Uber  säurefeste  Stäbchen  im  Wasser. 

Von 

Dr.  K.  Sckern  xmA  Dr.  H.  Dold, 

wlMwahaltBehm  HillHrlMlInn  im  bterilchM  GonndbaitaMBto. 

Rf?  !«t  von  der  größten  j)rakti3<"hpn  I^pdetitnnc  <^nQ  <1io  Fri^e,  ob  in  einem 
l'nlfcr.-.ucliung8aiaterial  Tuherkelbazillt  ti  vorhanden  .^md  i»\'-t  nicht,  möglichst  rasch 
ent^cbieUen  wird,  und  zwar  uichi  bloß  für  den  Kliniker,  der  Hein  therapeutischee 
Himielo  vieVaob  von  dem  Fehlen  oder  VorhudeiUMin  von  Ttberkelbazillen  im  Unter» 
tujbmagßttuAuial  (Urin,  Sputum,  Bxtudat,  AbiMOdtv  wir.)  «bhängig  iiiMh«ii  mtiff, 
•oadem  iMeonden  anoh  fBr  d«n  HygianilEMr,  dar  lioh  flbar  dia  BaadiaflRmhait,  dia 
Qaftfailidikait  odar  UngallbrUahWt  von  Mfthnmsniittdn  (Bfibb,  Bottar  nav.)  an 
infiem  hat. 

Der  bloft  mikroskopisohe  und  färberische  Nachweis  von  säurefeatan  fiazilbn 
genügt  in  praxi  ^nr  Diagnose  Tuberkelbazillen  nur  bei  dem  üntersuchnngsmaterial, 
bei  welchem  erfahrunfj'-'gpmSO  apathogene  8äureff*?'tf'  St.nHchen  nicht  vorkommen 
(Sputtim,  Exsadat,  verkäste  Drüsen  usw.).  In  allen  anderen  Kallin,  d.  h.  wenn  der 
mikroskopiiiche  Nachweis  von  sÄurefesion  Stäbchen  iib«rtiaupt  nicht  gelingt,  oder 
mit  dem  Vorkommen  von  ap«thogenen  Säurefesten  lu  rechnen  ist,  muß  der 
hMangexc^en  waidao.  Diaaar  mmmt  fawShiiltcii  4-^6,  im  gOnstigatan 
IUI  S— 4  Wosban  in  Anapnieh. 

El  irutdaD  daamgaii  adhoo  von  Taiaehiedanaii  Seitan  Vannaba  famaofat,  aina 
Methode  zu  finden,  welche  eine  AUcOmuig  daa  TIervaiBDohaa  und  damit  eine  raadieva 
Stellang  dar  Diagaoaa  armOglioban  aollte.  Einer  Anregung  von  L.  Rabinowitsch 
folgend  suchte  Salus  (1)  den  Tierversuch  dadurch  abzukürzen,  daß  er  das  ünter- 
Wchungf rnnterial  statt  am  Bauch  «nbkntan  in  rerhtp  Inpninnlirrpptid,  also  in  die 
nnmittei bäfä  Gegend  der  KTiietalien  lriiHeu  injizierte.  Auf  diese  Weise  soll  es  in  den 
meisten  Fällen  nach  3 — 4  Wochen  zu  einer  merklichen  Vergrößerung  der  Inguinal- 
drtMD  komman  und  die  Basillen  eoUen  in  Auastrichen  und  Schnitten  der  ezetirpiertan 
Drtbeo  naehweiflbar  aein.  Gegen  diaae  Metbode  muS  eingewendet  «atdan,  daß  die 
Bekwalhmg  dar  Kme&itaDdr&een  nach  8—4  Wochen  oft  nooh  raebt  unbedeutend 
irt  und  daß  DrSaanaeh Wallungen  anoh  unter  anderen  Veibiltniuen  vorkommaD, 


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alao  nieihi  abaolat  oiluuraktoriatiMli  fttr  eone  TtoberkaloMinfdrtioa  tSaai;  anöh  ist  der 
Nadiwait  der  TaberkellMnlleo  in  don  «ntirpierteik  Drflien  mmi  neiht  aehwar. 

Ausgehend  von  den  Arbeiten  von  Ortli(8)  nnd  Wjssokowitsch  (8),  denen  et 
gdügMitlidi  ihrer  Versuche  über  die  experimentelle  Endokarditie  gelang,  nach  Ef 
zengung  einer  „inneren  Krankheitsursache"  (Verletzung  der  Herzklappen,  Quetschung 
einer  Niwe)  durch  intravenöse  Injektion  von  Bakterien  (äußere  Krankheitflursaclie) 
eine  in  dem  lädierten  Organ  lokalisierte  Krankheit  hervorzurufen,  schlug  Bloch  (4) 
vor,  nach  der  Injektion  des  UnterauchuDginriiateriala  in  die  Ingumalgegend  (äußere 
EiMiikfaeitsurBaohe)  die  Inguinaldräse  ni  quetechen  and  eo  eine  Innere  Krenkheita- 
nnache  en  aebafibn.  Auf  diaaa  Weiaa  aoUen  nadi  Bloch  in  den  poaitiven  FUlen  die 
IngainaldrttMQ  nach  9—11  Tigen  au  Tamofen  von  Easelnii%r<lfle  anadiwellen  und 
es  adisn  in  Amatriehen  und  Sdinttten  der  entirpierlen  I^phknotea  die  Taberfcel« 
banllen  meiai  Uätiki  und  in  leichlidMr  Zalü  nadiweiabar  sein. 

In  einer  späterea  Mitteilung  konnte  Bloch  nicht  umbin,  über  einige  Mißerfolge 
bei  seiner  Methode  zu  berichten.  Ein  reichlich  Kokken  und  Stäbchen  enthaltendes 
UntcrsucliuiipHmaterial  kann,  wie  Bloch  anpibt,  tu  Ahg^pssen  führen,  welche  die  Kr^ 
zielung  ekiiee  eindeutigen  Hesultatee  illusorisch  machen  können.  Auch  Davidsohn  (ö) 
berichtete  über  einen  Mißerfolg,  den  er  bei  Verfolgung  der  Blochschen  Methode  zu 
verzeichnen  hatte.  Das  Urinaediment  eines  Patienten  war  nach  der  Blochschen  Methode 
einem  Meeraehminohen  injisiart  worden;  ea  atoUta  eich  DrOamaehwellung  ein  imd  in  den 
DrOaen  konnten  afturefeato  BaaiUen  gefonden  werden.  Bk  wurde  daraufhin  die  Diagnoae 
Kiarentaberknloae  geateDt.  Bei  der  apUer  ?oiganommenen  Sektion  fand  aidi  weder 
in  den  Nieren  noeh  in  den  aUeitenden  HamwegMi  eine  Spur  von  Tubwkoloee. 

Die  erate  eingehendere  Nachuntersuchung  der  Blochschen  Methode  liefortMt 
JoennovicB  und  Kapsammer  (6).  Sie  stellten  sich  eine  Stammemulsion  von 
Tuberkelbnzillen  her,  bei  welcher  ein  Bazillus  auf  aechs  Gesichtsfelder  kano,  und  dann 
sechs  weitere  Verdünnungen  mit  ;«  1  Bazillus  auf  12,  24,  48,  96,  192  und  384 
Gesichtsfelder.  Von  der  Btammemulsion  und  den  sechs  Verdüaauugeu  injizierten  sie 
je  0,5  ccui  HubkuiMU  am  Oberschenkel  Nach  10  Tagen  wurden  die  Ingtiinaldrüseu 
eontirpiert  nnd  hiitaloguob  nntoianeht.  Bei  genauer  ftttfnng  dar  Sohnitte  konnte 
man  adbat  naeb  Bijektton  der  adiwäehaton  Verdflnnangen  der  Stammemtdaion  Ueiaate 
Herde  epitheloider  Zdlen,  die  aentral  gelegene  epirUehe  Baatllen  enthielten,  in  den 
entirpierten  DrOaen  nadhweiaen. 

Die  Autoren  kommen  deshalb  zu  dem  Schlunse,  daß  die  Bloch  sehe  Metbode 
uns  in  den  Stand  setze,  schon  innerhalb  von  14  Tagen  in  zweifelhaften  Fällen  von 
Tnberkuioee  die  sichere  Entscheidunir  durch  den  Tierversuch  treffen  su  können. 

Dieterlen  (7)  fund  bei  »einen  Nachprüfungen,  daß  die  einige  Tage  nach  der 
Büi)k Ulanen  Injektion  \on  Tuberkulose  verdächligera  Material  auftretende  Schwellung 
der  gequetschten  Drüsen  für  Tuberkulose  nicht  spezifisch  ist.  Laasen  sieb  in  den 
eiatirpierten  Drflaen  nadi  Zieh!  fttrbbaie  Bakterien  naehwoaen,  w»  wadiaa  damit  die 
Wahraeheinliefakeit,  daS  dae  Teidiefatige  Material  Tuberkelbadllen  flnthalte.  Mit 
Sieherbtit  könne  die  Diagnoae  Tnberiraloee  erat  dann  geatallt  werden,  wran  die 
Sirknmknng  der  Drttaen  avf  die  inneren  Organe  for^eechrittan  aei.  Ea  werde  nko 


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auch  in  Zukanft  einer  Zui  toh  or.  6  Woohen  bedürfen,  um  im  MeerichirdDelieD- 
vernich  4ie  einwendifreie  Diifnofla  «nf  Tab«rkaloee  »teilen  m  kSnnen. 

Fligg  (8)  liäJt  auf  Grund  seiner  Versuche,  die  10— 14  Tage  nach  der  Injektion 
von  Tuberkelbazillen-haltigecn  Material  auftretende  Schwellung  für  charakteristisch  für 
TiiberkuloRe.  Es  trete  fwar  auch  auf  Injektion  von  andern  säurefesten  Btähchon  eine 
Schwellung  der  Drüsen  ein,  doch  gehe  diese  nach  10 — 14  Tagen  wieder  zurück.  Die 
Zahl  der  in  den  gequetschten  Drüsen  naobweisbaren  Baiillen  war  um  80  kleiner,  je 
weniger  Tuberkel batilien  im  Auegangsmaienai  waren. 

Dold  (9)  belont,  wie  Dieterlen,  die  Nicht-spezifität  der  nach  der  Cfenetichung 
der  IngnlnaldrilBen  auftretenden  Schwellung.  Sie  etollt  snnlehat  eiofioh  eine  Folge 
d«r  Qoeteehttng,  eine  Reaktion  auf  dee  Tmuma  dar  und  geht,  wum  nidite  iqjiiiert 
worden  ist,  in  der  Regel  bald  wieder  mrüok,  kann  eher  anch  Mngem  Zeit  fortbestehen. 
Eine  beträchtliche  Schwellung  der  geqaetwditeD  Drüsen  kann  auch  nach  Injdction 
anderer  Bakterien  als  Tuberkelbazillen  eintreten,  doch  ist  die  nach  Verimpfung  von 
Tubcrkelbnzillen  haltigem  Material  auftretende  Schwellung  durchschnittlich  eine  etärkere 
alfi  bei  andersartigem  Material.  Die  TTnuptPiiche  bleibt  die  sorgfältige  l'nterpuchung 
der  ex«tirpierten  Drüfien.  Die  BaziiJen  lieDen  sich  nach  Verimpfung  von  starken 
Verdünnungen  von  Reinkulturen  von  Tuberkelbazillen  9 — 12  Tage  nachher  in  den 
«zstirpierteD  Drüsen  meiet  ohne  Schwierigkeit  nacbweiflen,  aber  doch  nicht  mit  der 
wflmohemiwerten  RegelmilHgkeit.  Dold  sdittgt  vor,  du  £rag)iche  Material  beider- 
aaits  nadi  Quelachung  der  IngulnaldtOsen  au  injiiiflnn.  Nach  10  Tagen  kOnnen  die 
Drüsen  auf  der  einen  Seite  entlemt  und  untexsm^t  werden.  So  kenn  ee  im  Falle 
das  Vorhandenadns  von  sahlreiehen  aiarefeeten  Stabehen  in  dieser  Drüse  unter  Um- 
stinden  möglich  sein,  die  Diagnose  schon  nach  10  Tagen  zu  stellen,  ohne  daß  man  den 
weiteren  Verlauf  der  Infektion  etört.  Fällt  die  Untersuchung  nach  10  Tagen  negativ 
aaa,  so  kann  man  nach  14  Tagen  oder  3  Wochen  die  Dr-iscn  der  anderen  Seite 
untersuchen  und  braucht  nicht  zu  befürchten,  damit  die  Infektion  kupiert  zti  haben, 
da  im  positiven  Falle  die  TuberkelbaziUen  schon  weiter  als  bis  zu  den  regionären 
Drüsen  vorgedrungen  sind. 

Lewitzky  (10)  konnte  sich  auf  Grund  eeiner  Versuche,  die  mit  Sputummslerial 
ansg^brt  wurden,  nicht  daTon  Qberseugen,  daß  des  Verfehlen  nsbh  Bloch  cnt  Be- 
aebleunlgnng  der  Tabeckuloeedisgnoee  siobev»  Eigebnisse  liefere.  Beim  Arbeiten  mit 
einem  dureh  pyogene  Bskterien  yerunreinigten  liaterisl,  wis  es  Sputum  ist,  verar> 
Rache  das  Bloohsefae  Verfahren  infolge  der  Herabeetzung  der  Widerstand sfrihigkeit  der 
Lymphdrüsen  und  der  hierdurch  in  der  Leietengegend  eich  entwickelnden  Phlegmonen 
einen  bedetitenden  Verluet  an  Tieren. 

AuB  den  bisherigen  Nachuntersuchungen  der  Bloch  sehen  Methode  scheint 
jedenfalls  hervorzugehen,  daß  die  10  Tage  nach  der  Injektion  dee  fraglichen  Materials 
auftretende  Schwelluug  der  Kniefaltendrüüen  nicht  absolut  charakteristisch  für  eine 
TnbeikelbasiUeninftklion  ist,  und  dafi  dsr  Nachweis  der  Bsiillen  in  Ausstriidien  und 
Schnitten  d«r  «osititplerlen  Drüsen  nicht  immer  leicht  und  regehnilHg  geVngt. 

Wenn  wir  trotadem  —  einer  Anregung  von  Herrn  Qeheimrat  Uhlenhuth 
folgend  —  das  Blocbsdhe  Veifshxen  einer  neuen  Nadiprfifung  untsnogen,  so  geschah 


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W  haitptagehUidi  d— ipegwn,  weil  wir  inzwisohm  in  dem  Ubl^nbuthsohen  Antiformin' 
verfahren  eine  tun  vieles  feinere  Methode  zum  Nachweis  von  Tuherkelbazillen  kennen 
gelernt  haKen,  als  eie  den  früheren  NHchiintereuchern  zur  Verfögting  stand.  Man 
könnt«  hoffen,  daß  durch  eine  Kombination  des  Blochschen  Verfahrens  mit  der 
Uhlenhuthschen  Antiforrainmethodo  der  Nachweis  der  Tuberkelbazillen  in  den 
Lymphknoten  regelmäßiger  gelingt,  und  vor  allem,  daß  durch  die  Antiforminmethode 
ia»  Frage,  ob  «•  innerhalb  van  10  Tagen  nndb  der  Jjijektioii  im  fhkglMlMo  Unterial* 
tn  dner  Anreiobernng  etwn  voriiMidener  Tnberkdbaiillen  in  den  geqnatoobton 
Lymphknoten  kommi,  entaohieden  weiden  kOone.  Denn  mit  dem  «dieren  Haobmun, 
deft  die  Iigiiierten  Bh^en  niidik  bloH  in  die  Lymphknoten  tnnmwctiMl  worden  eind, 
eondem  eieb  dort  anoh  vermehrt  beben,  abheint  nne  der  Beweie  der  nrihogenitti 
der  Benllen  erbracht. 

Wir  öuohten  ferner  bei  di^er  Oelegenheit  eine  liütteilung  IToffmannB  (11) 
nachzuprüfen,  wonach  Tuherkelbazillen  in  AuHetrichpräparaten  viel  leichter  und  in 
größerer  Zahl  nachzuweisen  sind,  wenn  man  den  .Vusstrich  nach  der  Fixierung  out 
Anüformin  übergießt  und  dieees  24  Stunden  lang  im  Brutschrank  einwirken  läßt. 
Dednnb  werden  die  Zellen  en^USet  nnd  in  dem  geweedienen  nnd  gotioalaietflii 
Fiipei»i  buMen  liob  TnberkellM»iUen  mit  Lriohtii^t  nnd  in  «nflSillend  giOllerwr 
Aniahl  all  in  gewöbnlidbien  KontnU-AoMtridipiiiiariten  finden. 

Belieb  nahmen  wir  anoh  die  Oelegonbeit  wahr,  eu»  neue,  kflnlidi  von 
Loeffler  (12)  angegebene  Modifikation  der  Uhlenhuthschen  Antiforminmethode 
nachauiMrflfMi,  welche  eine  Kombination  des  Uhleohathachen  Verfahrens  mit  dem 
von  liange  und  Nitsche  (13)  angegebenen  und  praktisch  verwerteten  Prinzip  des  Aus- 
Bchleuderne  von  Tuherkelbazillen  aus  einer  Flü.H«igkeit  mit  Hilfe  der  Adhäsion  (larstellt. 

Die  Methode,  welche  für  Sputumuatersuchung  angegeben  worden  ist,  ist  kurz 
wie  folgt: 

EbM  abgeiBweees  liaiige  Spttten  (5— flO  tum)  wird  mit  der  gMdiiD  Mmige  BO%igen 

AntiforminB  versetzt  und  über  der  Flamme  aufgekocht.  Die  L^iaung  erfolgt  Bofort  unter  Schäumen 
nnd  leichter  Brttmong  der  Flflasigkeit  Zn  10  ccm  der  Loeang  werden  1,5  ccm  «iner  Mieehaag 
TOB  10  YotointeUtti  Chlorofbnn  «od  M  Vohimtrfteii  AlkoiMl  iqgwwtai  Haeh  teehtigen  Oardk- 
eehttttetB  wird  die  Flflaaigkeit  in  ZenttilliflaiiOhHheD  gebracht  and  15  Minuten  lang  tentrifaglMt» 
Es  hat  sieb  dann  eine  Scheibe  des  aussentrifngierten  Materials  in  der  Spitze  des  Zentrifagea- 
rOhrebena  gebildet,  olterhalb  des  die  Spitse  aiurfttUeaden  CblorofonnB.  Die  Flflssigkeit  wird  mh- 
gegaesee,  die  Scheibe  in  toto  henuugeDommea  nnd  auf  einen  Objektträger  gebracht  Headi 
A>>5«iis:<>n  df»fl  ihr  nnrh  nnhaftendon  Flflfwigkeit«reirteB  mit  Filtrierpapier  wird  die  Scheibe  unter 
Zusatz  eine«  Tropleas  ÜQhnereiweiü,  dem  zur  KoDserTiemng  0,&ö*/(  KarlMJ  sogeaetst  wird,  mit 
«Inem  sweitaa  Objektträger  fein  aiMgMtriehen.  Darauf  USt  man  die  Schidtt  hifttiockea  werden 
und  fixiert  in  der  Flamme.  Nnn  erfolpt  FRrbnnc  mit  KnrbilfnrVi-in  i;nter  Erhitzung  auf  dem 
Objektträger,  Nachbehandeln  mit  3*/«igeni  Öalwaureaikoboi,  Abspülen  mit  Waaaer,  t)t>ergieAen 
mit  ebier  0,1  «/.igen  wMeeerigen  LOeoag  von  HelachftgrtlB  (HOebet)  end  AbeplUen  mit  Weaeer, 
TkmftDen  UHW. 

Wir  sind  bei  der  AuflOeong  der  DrOaen,  aoweit  wir  uns  dieser  Loefflerachen  Modiflkation 
bedient  heben,  ao  varfahroi,  daB  wir  die  MnehnltleBeii  nnd  zerqaetaditan  OrtMo  mit  S>-20  ccm 
W*/*|M1  Antiformins  kalt  aofiOalaB  und  dann  nach  Zusatz  der  vorgeschrietMnen  Chloroformalkohol- 
menge  zentrifugierten.  Die  ausgeschleuderte  Scheibe  woide  ao^featridMii»  mit  ""f  Hl*nfhiin  ge. 
tirbt  und  mit  Methylenblau  nachgefkrbt 

Im  flbrigen  gebt  daa  Verfahren,  daa  wir  bei  den  naehfelfend  milgetailtan  Ver* 

aodien  angewendet  haben,  «ue  den  Fknfeokotten  berm.  Wir  haben  daa  Untemaohntigtt- 


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—    209  — 

materud  immer  «nt  naob  der  Queteobung  4erI>rflMn  iqjisiert.  wril  die  Drfisen  vor 
der  Injektion  leichter  zu  föhlen  und  su  fassen  sind  and  nan  «ndernfallB  nuch  Gefahr 
läuft,  einen  Teil  des  injizierten  Materials  wieder  heraiisxiiprmwien.  Die  Art,  wie  die 
Drüppn  jjequetecht  worden,  i"t  von  Bloch  u.  a.  schon  mehrfach  beecbrieben  worden, 
so  daß  wir  auf  eine  Bei-«  liri  ihung  hier  verasichten  können.  Bei  der  Exstirpation  der 
Drüsen  haben  wir  streng  darauf  geachtet,  daß  die  Drüben  von  ihrem  umhüllenden 
Fettgewebe  sauber  befreit  wurden,  damit  nur  die  Drüsen  und  nicht  das  umgebende 
Gewebe,  in  des  daa  Haterial  i^jiiiert  woffden  war»  rar  Untenachung  kamen.  Bs  iat 
wobl  fcanm  nfl^Ki  daianf  binaaweieen,  daß  bei  allen  Venneheo,  wo  man  auf  den 
firberiseben  Naebweia  von  aSurefeaten  Stftbcben  allein  die  IMafnoee  gründet^ 
die  Inatminente  (Meeaer,  Sdieren,  Fimetten»  Beibeeohalen)  niobt  bloß  ateiil»  alaa  frei 
von  lebenden  Bakterien,  sondern  auch  frei  von  färbbaren  toten  Bakterien  sein  müssen 
(in  «nperem  Fall  speziell  von  säurefesten  Bazillen).  Man  vergißt  zu  leicht,  daO  an 
sterili^iert'^n  Instninienten  sehr  wohl  noob  filrbbaie  fiakterien  haften  und  eo  zu 
Irrtümeru  verleit«[i  kruuien. 

Wir  haben  (iarum  bei  unseren  Veretjchen  die  nach  den  üblichen  Verfahren  ge 
reinigten  und  sterilisierten  Instrumente  immer  noch  der  Vorsicht  halber  kräftig  aus- 
geglüht oder  durch  konzentrierte  Schwefelsäure  alle  etwa  noch  anhafteadeu  färbbaren 
Keime  beseitigt. 

Was  die  Auflösung  der  ezstirpierten  Lymphdrüsen  anlangt,  eo  gingen  wir  dabei 
in  «kr  Wdae  vor,  daS  wir  die  von  ibrem  Fettgewebe  befreiten  Drüsen  mnldttt  mit  der 
Seher»  frin  serscbnitten  und  dann  nnter  langsamen  ZufQgen  von  50%igem  Antiformin 
in  einer  Relbesobale  serqnetebbten  und  aufUSslen.  Zar  AoflOanng  worden  je  naeb  der 
OrflAe  der  Drflsen  2—80  com  60%igee  Antiformin  benötigt^  die  Auflfisnng  dauerte  von 
ein  (war  Hinuten  bis  zu  Vt  Stunde.  Die  die  aufgelösten  Drüsen  entbaltende  Flüssigkeit 
mußte  meiflt  mit  physiologiRcher  Kochsalzlösung  oder  Alkohol  um  das  Doppelte  bis 
Dreifache  verdünnt  wenien  damit  eine  zenlrifiT gierbare  Flü-^sigkeit  resultierte.  Bei 
Anwendung  des  oben  erwähnten  Ijoefflerechen  Chloroforniverfabrens  itst  eine  derartige 
»tarke  Verdünnung  der  die  aufgelösten  Drüsen  enthaltenden  Flüssigkeit  nicht  nötig. 

Tersuohe  mit  Reinkulturen  vuik  Tuberkelbazillen'). 

ft.  8.  10.    Meerachweinchen  ödd,  3&0,  391,  '6^2  erhaltea  nach  vorauageg^uigener 

QssMiaag  der  beUeneitigeD  IngainakbrOsan  beideieeits  je  Vi«  ^  bamaae  Tobeilcelbeiillan 

(Btamm  Spotom  6  a)  injiziert. 

Meencbweinchen  393,  394,  395,  396,  397  erhalten  nach  vorausgegangener  Qaetscbong  der 
Mdaneitigen  InguinaldrOsen  beideraeita  je  '/im  ™K  hanume  Taberkelbazillen  (Stamm  Sputum  6  a) 

Am  4.  B.  10  ist  bereite  bei  allen  Haren  eine  beginnende  SehweUnng  der  InguneldrOaen 

*«t«utaUen. 

Kadi  10  Tugm,  am  lt.  a,  werdeii  aOea  10  Meetsehwelneiian  die  beideieettfBeB  lagainel- 

exstiiT'iorl.    rVr  ■RofnTvl  \•■p'^  t]t^u  einzelnen  Tieren  rvar  wie  fn}^  ■ 

Meerschweinchen  3ti8  zeigt  beideraeita  eioe  Ql)er  erbsengroße  Scltweliung  in  der  lagoinal- 


*)  IM«  Basillan  worden  inmer  in  0,6  eem  eleirilar  pbysiokigiBeber  KedMeliMenag  iaJldeK. 


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—  210 


Die  beiderseitigen  Inguinaldrtiflen  werden  unter  aseptiachen  Kautelen  exstirpiert  T)ir 
I>rtlflen  werd«D  von  ihrem  amball«ad«n  Fettgsweb«  befreit,  ond  je  in  swei  gleiche  HAlften 
mvchnittflo. 

Die  eine  Hftlfte  wird  sa  Anmtricben  benützt  und  zwar  werden  vier  gleichmäßige  Auaetriche 
hergestellt,  von  denen  zwei  in  der  gewöhnlichen  Weiae  fixiert  und  gefärbt  wurden,  während  die 
anderen  xwei  Atuntriche  erat  nach  Hoffmann  mit  Antiformia  behandelt  und  dann  getftrbt  wordmi. 

DiiO  anderen  Halft»  der  InguinaldrAsen  witrdm  mit  AntifofiBÜi  «llltodkM;  .dat  2—3  mal 
fOTwehia  7F>n*rif:Ti'nt  wurde  nach  Ziehl  gefärbt. 

Da«  Ergebnis  war  wie  folgt:  v 
1.  Ciewöbnliche  Ausatrichpräparat«:  tiehr  spärliche  TuberkelbaxiUen. 
3.  Hit  Antiformin  anigeUtote  AiiHtrkihpil^iMiato:  Bplrikdi«  TobariMHiaiHlMi. 
^.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelösten  Drßaen    Tl<^'r  hl'chfl  Tnberkelbaxillen 
Meerschweinchen  391  zeigt  beiderseits  ein  etwa  pfiaumensteingroßes  längliches  Infiltrat  in 
der  logalnalgegend.  Die  Ingoinaldrilaeii  werden  in  dieeen  und  den  folgeodsn  nUea  wie  oben 
behandelt 

Ergebnis  der  ünteretii'hiinK; 

1.  Gewöhnliche  Ausstrichpräparate:  Keine  Tuberkelbazillen. 

1.  Hit  Antifbnnio  aufgelöste  Ametrichpräpante:  Keine  TtabericelbeiUlen. 

().  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelösten  Drflsen:  Reichliche  Tuberkelbazillen. 
Meerschweinchen  892  zeij^t  betder«!etts  ein  lioglichee,  etwa  pflamaeneteingroAee  Infiltrat. 

Ergebnis  der  Untersuchung: 

1.  GevObnlklie  AnHtrichpräparato:  Keine  Toberkelbainieo. 

2.  Mit  Antiformin  aufgelöste  Ausstrichpräparate:  Ziemlich  zahlreiche  Tuberkelbaalleil. 

'A.  Sediment  der  mU  Antifurmin  aufgelösten  Drüsen:  Reichliche  Tuberkelbazillen. 
Meerscbweinclien        zeigt  t)«iderseits  ein  Uber  kirecbkerogroßes  Infiltrat,  die  Drüsen  sind 
tum  Teil  verklat. 

Brgebnis  der  Untertoebnag: 

1.  Gewöhnliche  AnsHtrichpräparato:  Sehr  spärliche  Tuberkelbazillen. 

2.  Mit  Antiformia  aufgelöste  AusstricbprAparate:  Keine  Tuberkelbazillen. 

8.  Sediment  der  mit  Antiformin  aofgellMen  DrOsen:  BaiebUdie  Tttberkelbaiillen. 
Meetechweinchen  389  zeigt  beitlersettieiae  UndikeiingraBeSeliirallimgin  der  Ingoinalgegeod. 

Ergebnis  der  ünterMuchung: 

1.  Gewöhnliche  Ausatrichpräparate :  Selur  apärlidie  Tuberkelbazillen. 

9.  Hit  Antiformin  anfgeUtale  AoMtridiprliMumte:  Bptrtiche  Tbbeilcelbailllen. 

3.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelrtsten  Drüsen:  Reichliche  Tuborkelbaiillen. 
Meerscbkweinchen  390  zeigt  rechts  eine  kirtcbkeragroße  LymphdrOsenach wellung ;  linke  ein 

etwa  piannanatelniin^  lafillnt 

Ergebnie  der  UBteriaehnag: 

1.  Gewöhnliche  Ausatrichpräparate:  Keine  Tuberkelbazillen. 

8.  Mit  Antiformin  aufgelöste  Ausstrichpräparate:  Tuberkelbazillen  vorhanden, 

S.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelösten  Drfiaen:  Reichliche  TnberkelbaiiUen. 
Meefaehweinehan  894  aetgt  Bnln  ein  lüiadikemgrollea»  Ncfala  ein  elwia  kMnerea  Infiltrat. 

Ergebnis  der  T'ntersuchn  n 
I.  OewOhniicbe  Ausstrichpräparate:  iuberkelbaüUen  vorhanden. 

9.  Hit  Antiformin  anfiteMele  Aiuatricbprtparate:  Tnberkelbatillen  imrbaaden. 

3.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelösten  DrOsen:  Reichliche  Tuberkelbazillen. 
Heench weinchen  895  7.&:'t  TcrhiM  eine  Iftngüeh  wnretfonnige,  Unka  eine  platte  Infiltiatien. 

Ergebnia  der  Untersuchung: 

1.  Gewt^nUehe  AaeaMebpitparato:  Tnberkelbarillen  TOibanden. 

2.  Mit  .Vntiformin  aufgelöste  AuBstrichprÄparate :  Tuberkelbazillen  vr  rl  ni  i  lr  n 

8.  Sediment  der  mit  Aatiformin  aufgelösten  DrOaen:  Reichliche  Tuberkel bazillea. 
Meet«eh«elneb«n  888  laigt  rackta  nd  Haka  eine  Unehharngrai«  DrOaanadiweUung.  Di» 
linke  Srtae  iat  snm  Teil  varklat. 


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—   211  — 


Ergebnia  der  UnterBucbung: 

1.  Gewöhnliche  AuastrichprÄparate :  Keine  Tuberkelbazillen  nachweisbBr. 

2.  Mit  Antiformin  aufgeldete  AutMtrichprflpanite :  Tuberkelbazillen  nachweisbar. 

3.  Sediment  der  mil  AntifonDin  ra^KMan  DrtaeD:  TuberinllMilltaii  liemlieb  Hhlieieh. 
Meerschweinchen  Pf>?  7r>icrt  rp'^htp  «ine  ful  UndiBioJie  iBfiltratfam  iBits.T.'  venUMn 

Drflaen;  links  eine  etwas  kleinere  Infiltration, 

Ergebnis  der  Untereaehnag: 
1.  CtewOfanliebe  AnwtrichPrttparete:  Sehr  spAiUebe  Tteberkelbaadllen. 

%  mt  Antiformin  aufgelßat«  Autwtricbpräparate:  Tuberkelbazillcn  leicht  nachweieher. 
8.  Sediment  der  mit  Antiformin  aofgelOeten  DrOaeu:  Keichlic(>  niberkeibesillen. 

90. 8. 10.  Meeradkirrinehett  181  tmd  188  erfaelteo  beideraeits  je  '  isoe  '"S  humene  THiberkel- 
begilleo  eubkntan  in  die  Inguinalgegend  injiziert. 

Meerschweinchen  133  nnd  134  erhalten  beideneite  je  Vn«m  bomene  TaberkelbaaUlen 
subkutan  in  die  Ingainalgegend  injiziert. 

Meerschweinchen  330  und  881  erhalten  beideneito  |«  Vimm»  i»!  hanun.«  TnbeifeelbetfUeii 
inbktitan  in  die  InguinalgegemJ  injiriert. 

Meerschweinchen  447  und  448  erhalten  beiderseits  je  Vt«M«M  hnmane  Tuberkelbasillen 
tabkalaa  in  die  Ingoinelgegend  iiüinerl. 

Nach  10  Tagen,  alao  am  30.  8.  10  worden  allen  8  MeerHchweinclien  die  l>eiderseitiKen 
IngoinaldrOaen  exstirpiert  I>ie  Drosen  wurden  in  derselben  Weise  wie  bisher  untersucht.  Der 
BeAmd  bei  den  eiaielnen  Tieren  wer  wie  folgt: 

Heenehiraincben  181.  Beidmetti  dne  Uneengiofe  DrflMneebwellang. 

Ergebnis  der  Untersuchung: 

1.  Gewöhnliche  Atisstrichpraparate:  Sehr  spärliche  Tuberkelbazillen. 

2.  Mit  Antifennin  aufgelöste  Ausatrichprftparate :  Sehr  ep&rliche  Tuberkelbasillen. 

H.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelösten  DrOsen:  Keichliche  ToberkelbMiUen. 
Meemchweinohen  132.  Rechte  eine  haeelnotgroOe  SehweUnng,  linke  eine  kiieebkeragroBe 

Schwellang  der  Inguinaldrüsen. 

Ergebnil  der  ünterenebang: 

I.  GewObaliebe  AMetrieiipiapante:  Vereineelt  Tnberiwlbenlleo. 

2.         Anfifnrtnin  aufpelftste  AuHHtrir'  rrri;  rir  ito:  Vereinselt  Tuberkelbazillen, 
a.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelöeteu  Drüsen:  TuberkelbaaiUea  siemlich  zahlreich. 
Meenehwefnehen  138.  Beldenelte  «eelbreie  linsengroße  Lymphdrtteen. 
Ergebnis  der  ünterenchnng: 

1.  Gewöhnl'ohe  AusätrichprÄparate:   Vereinzelt  Tnberkelbazületi 

2.  Mit  Antiformin  aufgelöste  Ausstrichprflparate:  Vereinzelt  Tuberkelbazillen. 

8.  Sediment  der  mit  Antiformin  anflgeUteten  ]>rileea:  Beichlieh  Tnbeifeelbeeillen. 
Meeiechweinchen  134.   Beidenteits  mehren  Uneengndie  Lymplulrfleett  so  fOblen. 

Ergebnis  der  Untersuchiing- 
1.  Gewöhnliche  Ausstrichpriparate:  keine  Tuberkelbasillen  naehweiabar. 

9.  Mit  Antiforadn  enfgeiflete  Ansetricbprtiienite:  Vereineelt  Ttaberkelbadllen. 

3.  linipnt  der  mit  Antiformin  aufnelnnten  DrOsen:  TuborliclUa/illeu  ziemlich  zahlreich. 
Meerschwemcben  330.    Rechte  eine  Iftngliche,  worstf Ormige ,  links  eine  kirscbkemgrofie 

Erj^ebnis  der  üntersnchnng: 
1.  GewOlmlicbe  Ausetrichpripente:  Vereiuselte  Tuberkelbazillen. 
9.  Mit  Antiformin  aufgelöste  Atuetriehprl{ierete:  Vereinzelte  Tuberkelbaxillen. 
3.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelösten  Drflsen:  Reichlich  Tuberkelbttillen. 
MeenchweiDchf*r)  :'■''•]     Beiderseits  etwa  erbeengvofie  DtOeeaeebwrtlong. 
Ergebnis  der  Untersuchung: 

1.  <3e««linHohe  Ansstrichpriparate:  Keine  Toberfcetliadllen. 

2.  Mit  Antiformin  aufgelöst«  Ausstricbprftpanile:  Vereinzelte  Tnberkelbazillen. 

8.  Sediment  der  mit  Antiformin  aufgelösten  PrO^^n:  Tuberkelbasillen  «temliffh  zahlreich. 
Meete^weinchen  447.   Beiderseits  etwa  linsengrofie  Drüseusehwellung. 


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-    212  — 


Ergebnis  der  Untere  u  cU  n  n  kr: 
1.  Qewöhnliclw  Aus8trid)prft(>ftrat«:  V«reiazelt  TubwkeltMuillen. 
9.  Uli  Antttomiltt  Mi|||«UMte  A««rtrichpriparftte:  VsraiBMit  TtobtrlwllMttlll«!. 
8.  üediment  der  mit  Antiformin  aafgelOaton  DrflMn:  Zahlreiche  TuberkfllbaBÜlni. 
Meanchweinchen  448.   Beideraeite  etwa  Hnirnngmlto  DrOflantehweUuiig. 

Ergebnis  der  Untersachnng: 

1.  Gewöbniicho  AuB8tricbprl|Mflato:  VtNUMlt  ItabtriullMlUlen 

2.  Mit  Antiformin  aufgelflete  Ansstrichpril parate:  Vereinielt  Tuberkolbaiillen. 

8.  8«dijiient  der  mit  Antiformin  aufgelOeten  DrttBen:  Zahlreiche  Tub«rkelbaziUen. 

10. 9. 10.  MeendiwdiidMB  Vt.  166  ««nlan  dl«  b«ld«B  KoMUtmlymphdrOsen  geqnetMhL 
Hiemach  werden  beidereeite  in  die  Oagead  dar  Kitl«frilen  Je  Vm  HUUoMt«!  mff  Bainkidliir  tob 

Tttberkelbazitlen  eabkutan  injisiert. 

16.  9.  19.   Beide  Kniefaltenlymphknoten  aind  als  ungefithr  erbeengroße  Gebilde  fühlbar. 

19.  9.  10.  Der  Unk»  KnMUtanlTnipliknotMi  ist  BmftaBraidMr  ab  dar  ladita  und  «lad 
autirpfert. 

Im  gewöhnlichen  AantrichprAparat  geUngt  der  Nachweis  der  Tuberkelbazülea.  Allerdings 
finden  tiefa  nor  TerehueH  Itabarkalbailllaa. 

Im  s^n.üiMviitHautrich  doM  In  AntlftwniiB  aailpiUMaik  IgmphkiMtoB  tumn  rieb  Tnberiwl 
basillen  mit  Leichtigkeit  oachweiaen. 

10.  0.  10.  HaanriNNlaelMii  Vt.  9M  ward«!  oadi  yorhaigahaadar  QMtaebtaMg  baidar 
gnlahllanlymphtoolaa  Mdanalt»  ja  </„  HlUaMtal  n«  BaioknltQx  TabaikaUMHUlao  aoUrntan 
iadWert. 

16.  8.  10.    Die  beiden  Kniefaltenlymphknoten  fühleti  Bich  etwa  linsengroß  an. 
10. 9.  la  Der  Imba  Kniafldtanljiniibknotan  wird  entirpiert. 

Im  gewöhnlichen  Anratrichprftparat  gelingt  der  Nn -h^^-piH  der  Tnberkelbazillen  nicht. 
Im  Sedimentauastrich  dee  In  Antiformin  aafgelöet«D  Lymphknotene  lassen  sich  Tuberkel- 
baiillen  naehweiaen. 

10.  0.  10.    Meerschweinchen  Nr.  16G  werden  nach  vorherj^ehender  Quel«chun>f  l>eii1er  Knie- 
faltenlymphkDoten  beiderMit«  je  '/»M^llioiutel  mg  Beinkultur  TnberkelbasUlen  aabkatan  injiziert 
10. 9. 10.  Die  beldan  KaiafiBltanlyiDphkdotoa  aind  niebt  vorgroUefl 
10«  9.  10.   Die  beiden  Kniefaltenlymphknoten  fahlen  sich  etwas  geschwollen  an  and  twar 
ist  der  rechte  Lympbknotan  daalUoher  ni  ftthlaii  ala  der  Uiik«b  Deabalb  wird  dar  teebta  I^pb- 
knoten  exatirpiert. 

Im  gewObaUcben  Aaaatriehptl^arat  riad  TaberkelbasUlen  nicbl  naabweiBber. 

Im  SedioMotanaatridk  dea  In  Aiitifioniiin  anÜieUlataii  X^pbkMtan»  alnd  Tkibarkelbarilka 

nachweisbar 

Au9  rlen  oben  mitgeteilten  Verauchen  geht  hervor,  daß  es  uns  in  allen  Fällen 
gelang,  lur«  h  Auflösung  der  geschwollenen  Inguinaltlrügen  mittels  Antiformin  10  Tage 
nach  der  hiihkut:inf>n  b»>zw.  intramuskulären  Verimpfwng  von  Reinkulturen  von  Tiiherkel- 
bazilleu  bie  herunter  zu  dar  minimalen  Quantität  von  Vioo  MillioQfitel  mg  die  Üaziilen 
in  dem  aoagescbleuderten  Sedimente  nacbzaweiaen  und  swnr  waren  ne  meist  in  bebicfai' 
lieber  AouU  vorhonden.  In  <lea  gewfibnlieben  Antatriohpripmlen  gelang  der  Nacb- 
«ei»  von  Buillen  kclneswegi  regelmftllig,  obwohl  in  jedem  Palle  8  Ihb  4  Pripmia 
angefertigt  und  mit  größter  Sorgfalt  durehgemusteii  wurden.  Wo  Buiilen  gefunden 
worden,  waren  de  ateto  aabr  apIrUoh. 

Die  von  Hoffmonn  angegebene  Blethode  der  AoflOmng  der  Auüatriobe  mil 
Antiformin  hat  »ich  uns  inBofern  bewährt,  als  es  uns  auf  diese  Weise  meist,  wenn 
auch  nicbt  regelmiflig,  leichter  gelang,  Basillen  nachsuweiaen.  Die  Sohwierigkeit»  auf 

')  Es  ist  bemerkenswert,  dafi  bei  Verimpfang  einer  so  geringen  Qaaotitat  von  Tuberkel- 
baslilao  diaae  aadi  9  tUgen  In  den  Lyaupblmotan  nmdiweiebar  waren. 


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2ia  — 


dk  auoh  Hoffmaon  binwowi,  d«ll  OMth  Anflteung  des  AQHtriohM  diucli  Antifonnin 
bei  d«m  nMhfolgendea  Waschen  des  Priparatet  TbUe  de«  ungelMeD  Rfiokstande«  . 
abgpiehipemiBt  «erden,  SUIt  ideh  einmal  durch  gutes  Fixieren  und  dann  dunäk  vor- 
richtiges  Wsschen  nrngehai.  Am  besten  isi  es  woU,  den  Auaalrich  mit  etwa«  Biweifi- 
0ywuin  anf  gerauhtem,  abeolut  fettfreiem  Objektträger  herzustellen,  dann  kurz  in  der 
Flamme  und  Bchließlich  in  abeolutem  Alkohol  zu  fixieren.  Wir  imben  es  auch  nicht 
notwendig  gefunden,  das  Antiformin  24  Stunden  lang  im  Brutschrank  einwirken  zu 
laseen.  Eine  3 — 4 stündige  Einwirkung  des  Antifonmns  bei  Zimmer  oder  Brutschrank- 
temperatur bat  uns  vollBtandig  genügt. 

Die  von  Loeffler  angegebene  Moditikiition  de«  Uhlenhuthschen  Antiformin- 
verfahrens  hat  sich  uns  ebenfalle  bei  der  AufUisung  der  Lymphknoten  bewährt.  Sie 
maobt  die  sooet  nach  Auflöeung  der  Organe  in  Antiformin  notwendige  Verdünnung 
der  FlQsrigkeit  mmAtig.  Nadi  ZoeaU  dsr  Alkoholehloroformmisehung  and  kiiftlgem 
SehlUteln  der  FUlseii^eii  gelingt  es  leidit,  die  BaiiUen  mit  dem  Sediment  nwA  unten 
m  schleodem. 

yflnadw  mit  Brtikiiltnr  Ton  ButtetbaaUlns  Sablnowltseb» 

94.  9.  10.  1 0«e  BetlwlMdliaiilniltar  wird  In  90  cem  OJBSPUie»  Ned-LOmui«  Mn  aeniebeii. 

h  ösrn  dieser  AufBchwemmung  werden  in  r.O  ccm  normalen  Urin  gefirarht  hiernach  wirrl  der  T'rin 
sentrifagiert.  Im  Auaatrich  dea  Bodensatsaa  linden  sich  aebr  viele  »Aurefesle  Bakl«ri«u.  Der 
inMmtn  Bodenwti  wird  mit  pbjriolociaeber  Koefasaltlfletmf  im  Yeriitllnia  1 : 10  ▼eidOniit  Von 
dieeer  VerdOnnang  werden  den  Meerschweinchen  in  die  Wadengegend  recht«  und  Ünln  je  0^  ecn 
eobkatan  injixiflrt.  nachdem  die  Kniefaltenlymphknoten  vorher  geqnetacbt  waren. 

Meerachweinchen  3422  am  24.  9.  10  iojiaiert 

Am  90.  0.  10  aiod  die  Lymphknotan  ntebt  yergröfiert. 

Am  3i.  10.  10  wenden  b^de  Dicht  vergrößerte  Lymphknoten  exstiipiefL 

Ea  werden  weder  im  t'^'n-öhnlichen  AosatrichprAparat  noch  im  Bodanaataaowtirieh  der  mit 
Antüormin  »afgelöeten  Lymphkuotea  s&orefe^  Bakterien  nacbgewieaen. 

Meeiadiwelneben  8485  am  94.  9.  10  injisiert 

Am  26.  9.  10  sind  die  Lymphknoten  nicht  vergrOBert. 

Am       10,  10  werden  heide  nirht  vprcrAßarte  Lymphknoten  exstirpiert. 

£a  werden  weder  im  gewöhnlichen  Aussthcbpraparat  noch  im  Bodensatzaueatricb  der  mit 
AntUbmÜD  aofgaloetoti  Lymphknoten  eiaretaate  Bakterien  nadtgewieaeo. 

Meerachweinehen  3498  an  94.  9.  10  iaHliert. 

Am  26.  0.  10  sind  die  Lymphknoten  nicht  vergrößert. 

Am  9.  tO.  10  werden  beide  nicht  vergrotierte  T^ymph knoten  ezstirpiert. 

Ea  weiden  weder  im  gewöhnlidian  Anartrichprftparat  noch  im  BedenaitaanaBtrich  der  mit 
AatitonnlB  anf^Oelen  I^mphknotan  almefeate  Bakterien  nadigewieeen. 

1 1  !0,  10.  3  Ösen  Butterbasillenkultur  werden  in  10  ccm  O.Sö'/o'K®'"  Nari  Lnsang  fein 
wrrieben.  Von  dieser  Emalsion  werden  je  0,5  ccm  Meerschwein  Nr.  3405  nach  Qaetachang 
der  bigninallymphknoton  «nblratan  aowoU  fai  die  rechte  Wadeacegend  «]a  «ndi  In  die  linke 
Oberechenkelgegend  injiziert.  In  gleicher  Weile  wM  noch  ein  anderea  Meenekwain  Mr.  3427  mit 
dar  gleichen  Men^  Bakterien  inji7.iert 

Am  19.  10.  10  sind  hei  beiden  Tieren  beidereeite  die  Inguinallymphknoten  ungefähr  erb- 
aengrott  faachirotleB.  Das  Meeieebwein  Nr.  8406  wltd  getOtat. 

Biemach  werden  die  Milz  und  die  InguinaldrOaen  entnommen. 

Weder  in  den  )^wnhalichen  Auastrich pr&paraten  der  drei  Organe  noch  int  Bodenaats  der 
mit  Antiformin  auigelöeten  Organe  können  atorefeate  Bakterien  nachgewieaen  werden. 


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—    214  — 


Am  22.  10.  10  wird  ilas  Meerschwein  Nr.  8427  durch  Halfischnitt  entblutet.  TTiernach 
werden  die  Milz  and  die  loguiiialdiOMii  •otoommea.  Weder  in  den  gewObolichea  Ausstrich- 
pripanln  dw  dxn  Oiiid«  Boeh  Im  Bodiouts  dar  mil  Antiftwiimi  watgMditn  Otgin» 
kflmim  ••««tet»  Baktorim  uwligawiMn  werdw. 

Man  sieht  aus  den  vontehem!  mitgeteilten  Versuchen  mit  apathogenen  Säim- 
festen,  (iaO  die  Kniefaltendrüpen  10  Tage  nach  der  Injektion  der  Bazillen  teils  gar 
nicht  teils  nur  wenic  vergrößert  waren.  Es  pelang  uns  in  die.wen  Versur)  et;  weder  in 
dt'u  Au^8trichpräparat4^n  noch  im  Bodensatz  der  mit  .Xntiforrniii  aufgelösteit  und  ausge- 
schleuderten Lymphdrüsen  säurefeste  Stäbchen  nachzuweisen. 

Yenuohe  mit  tuberkuiusvin  Material. 

A.  Verauche  mit  Urin. 

Am  34.  9.  10  werden  160  con  ürin  teotrifugiert,  der  von  einem  mit  NiereDtab«rkulose 
belultolMi  Mantehen  atatnmen  Boll.  Im  Amatrich pra parat  d<a  Bodanwtiaa  wwrdan  angeftbr  to  jedem 

zehnten  Geeichtpfeld  1  (nler  2  nfturofeHte  Stäbchen  gefunden.  Der  Bodensatz  wird  im  Verhlltnifl 
1  :10  vardflnot.  Hiernach  wird  den  nachatebead  nOber  bezeirbneten  Meerschweinchen  je  0,5  cem 
dar  VardüBBiisg  nach  Torbariger  Quetschung  dar  KmataltenlytiiphkiiatM  baldaiaaits  je  in  dia 
Wadengegend  subkntan  unmittelbar  Ober  dem  Spmoggale&k  iojiriart 

MeerBcbweincben  3794  am  2-1.  H.  10  infiziert. 

Am  26.  9.  10  sind  die  Lyutpliknoteu  nicht  vergrößert. 

Am  .3.  10.  10  werden  die  nicht  vergrOfiartan  Lymphknoten  aiatirpiart. 

Weder  in  den  gewöhnlichen  .\tis?trirhprnparaten  der  Lymphknotpf»  tkuIi  im  Bodensatz  der 
mit  Antiformin  aufgelösten  Lymphknoten  können  säurefeste  Kaktericti  nachgewiesen  werden. 

Bai  MaaiaehwalncfaaD  8789  and  HaanwhwdBcbao  8S22,  dia  ganaB  in  daraelban  Walae  infl- 
ziert  Rind  und  deren  Lymphknoten  genau  eben.so  imterHucht  werden  wie  die  vom  Meerschweinchen 
3794  laesen  aich  wader  in  den  gewöhnlichen  Ausatricbpraparateo  der  Lymphknoten  noch  im 
BodaBBite  dar  Ljrmi»bknolan  aftnietMta  Sttbchan  nachwriaen. 

Am  24  t).  10  werden  nochmale  160  ccm  Urin,  der  von  demselben  Falle  stammt,  zentrifugiert. 
IiD  Bodenaatzauastrichpräparat  werden  ungefähr  in  jedem  zehnten  Gesichtefeld  ein  oder  zwei 
atorafeata  Sttbchan  gafanden.  Der  Bodanaats  wird  nn  Verfalltnis  1 : 10  mit  physlologiscbar  Koch- 
aaUlOeung  verdQnnt  und  von  dieser  Verdünnung  wird  jedem  der  nachstehend  nfther  bezeichneten 
Meerschweinchen  sowohl  links  in  die  Oberschenkelgegend  aln  auch  rocht«  in  die  Wadeogefand 
nach  vorheriger  Quetschung  der  Koiefaltenlymphknoten  je  ü,d  <x;ra  subkutan  injiziert. 

Aaf  dlaaa  Waiaa  wardaa  aaa  84. 9.  10  MaandiwaiaeliaB  8649;  874Q,  8700,  8B81  inlUart 
Dam  MaanwbwaiBeban  3749  imdan  an  98.  9.  10  balda  KBWkltaalympbkBotaB  aiitii|il«il 

8831       „       „    29  0.  10      ,  » 
»  .  3760       •       »     1.  1».  10    ,  ,  « 

8648  8.10.10  , 

Weder  in  den  gewöhnlichen  AusstrichpraparataB  dar  Inguinallvmphknoten  ooeb  im  Boden- 
aats  der  mit  Antiformin  aufgelohten  Lymphknoten  können  stnrefeste  Stäbchen  ermittelt  werden. 

Die  Versuehe  mit  den  Urinproben  srheinen  auf  den  ersten  Blick  sehr  gegen  die 
Brauchbarkeit  den  Bloohsch^n  Verfahrens  zu  «prechen.  Es  gelang  \\m  in  keinem 
Falle,  10  Tage  nach  der  Injektion  des  fraglicJieii  Urins  in  den  L^rniphknoteu  Tuberkel« 
basillaii  nachxu weisen,  auch  nicht  durch  die  Antiforminmethode.  Wenn  man  aber 
bedankt,  dafi  im  (üadimant  der  Urinproben  nur  sehr  Bpirllclie  ■äureleete  Banllen  entbaltm 
wann  (in  jedem  10.  Gerielitefeld  1—8  BuHl^n)  und  daß  diew  alUiiefeeten  Baiillen 
nicht  die  für  TubariEelbanllen  im  Urin  so  charakterialiache  Anotdnung  im  ^.Zöpfen* 
darboten,  wenn  man  ferner  aiehl,  dafi  weder  die  8  inturkuvrani  2^  Wodien  nach 
der  ImpftmK  gestorbenen  Meenehweinehen  (Nr.  8749,  8881.  8760)  nneb  dao  Meer 


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—  tlb  — 


BOhw«iiibh«n  8842,  dis  mm  14.  1.  11,  ftlm  112  Tage  nadi  dar  AAÜBklioD  einging,  tiib«r- 
knlöM  Hwde  snfwieami,  obwohl  sie  alle  mit  daneelben  Urinproben  geimpft  worden 
waren,  eo  muß  nmx\  wohl  berechtigte  Zweifel  hegen,  ob  es  sich  in  diesen  Fällen  wirklich 
am  Tuberkulose  handelte  und  ob  die  Urinproben,  die  uns  zur  Verfügung  standen,  « 
auch  in  der  Tat  Tuberkelbazillen  enthiflten.  Wir  vermögen  darum  dieae  Veraucbe 
nioht  ohne  weiteres  als  Veraager  zu  betrachten. 

B,  Yertneha  mit  Bpntam. 

5  rem  Sputum  von  einem  an  Lungentuberkulose  leidenden  Menschen  werden  in  10  ccm 
15*/o>8er  AnliforminlöBang  aufgelöst.  Die  Homogenisierung  den  SpiitiimH  ist  nach  f»  Minuten 
erreicht.  Die  LOaoug  wird  hiernach  tuit  15  ccm  phyaiologiecher  KochiMÜzlöiiung  venldonl  und 
eodann  aentrifogiart  Der  BodttBaata  wiid  sweimal  mit  pb jaiolo^adhar  KorhaihWamif  gewaachaa. 
Im  Ansatricbpripant  daa  Bodenaatiaa  werden  in  jedem  Geaicbtafeld  angefUur  1 — 4  Tabarkalbaalllan 

Der  Bodenaata  wiid  in  8  ongeAfar  gleidie  Taila  geteilt 

Die  eine  Hälfte  de«  RodonsatzeH  erhalt  am  10  !).  10  Meerschweinchen  163  nach  Quetechoag 
der  Inguinallymphknoten  subkutan  am  Bauche  itgisiext.  Am  19.  9. 10  werden  beide  Ingninal» 
Ijniphkaeten,  die  erfaeblieh  vertreflert  eind,  ezstiTpiert  and  in  AntÜonDhi  eofgeloat  Im  Bodan- 
aata  der  anligelösten  Ljraaphlmuten  werden  sehr  reichlich  TuberkelbaatHen  oaehgawiaaaD. 

Die  andere  Hälfte  des  Bodeneatze»  wird  verdünnt  und  zwar 

wird  einuial  1  Teil  Bodensatz  mit    iuu  ccoi  0,85 '^/^iger  KochitalxlO«ung  und 
sweitens      1  „        »        „  1000  cem        h  h  ▼emiacht. 

In  mikrrtfikopischen  PrAparaten  dieser  Verdnnnnngen  waren  nur  aait  der  grOttan  Seliwierig' 
keit  und  nach  langem  Suchen  noch  Tuberkelbazillen  zu  ünden. 

Am  10. '9.  10  erfailt  MeaiachwalBeben  840  naeh  Qnatadrang  dar  KnlaMtantrDphlmolan 
je  1  ccm  der  VerdOnnun^'  I  :  100  subkutan  in  die  rechte  und  linke  Kniafaltailgagand  iojiaiart. 

Am  19.  9.  10  wird  der  rechte  Ingainallymphknoten  exstirpiert. 

Im  gawohnildien  Anaatrichprttpamt  können  auurelBatafltabehen  nioht  naehfewieaan  wardan, 

dagegen  gelingt  dies  leicht  in  Ausstrichen  vom  Bodensatz  der  in  Antiformin  aa^UMan  lormph* 
knoten.    Hier  werden  reichlich  und  leicht  »aurefeste  Bakterien  nachgewiesen. 

Am  10.  9.  Iii  erbail  MeerHchweiucben  Hi  nach  Quetschung  der  Kniefaltenljrmphknoten 
je  1  eem  der  Verdflnnang  1 : 1000  mibltwtaD  in  die  rechte  und  linke  Kniefaltengegend  injiziert 
Am  10.  9.  10  piud  die  Lymphknoten  als  kirfchkemproße  (lebilde  tu  fflhleu.  Der  linke  I^upb' 
knoten  ist  scharfer  abgesetzt  fahlbar  als  der  rechte  und  wird  deshalb  exstirpiert. 

Im  lawOhnlieiken  Aneetriehpiftpaiat  kOnnan  einiga  alnielaato  BtObdien  naehgawieaen  wardan, 
in  AuHHtrichen  vom  F!o<!en.Hatz  der  in  Aotifbrain  anfiielOetaB  It^mpliknalan  eind  dagegen  nhlraiohe 
aftorefeete  Bakterien  zu  sehen. 

Am  14.  10.  10  wild  1  eem  Spntnm  von  einem  InngentalwiknlOaen  M ansdien  mit  Andfonnin 
anfgelOflt  und  homogenisiert  Die  homogenisiert«  Masse  wird  mit  der  gleichen  Menge  phy- 
siologischer Kochsalzlösung  verdQnnt,  hiemach  zentrifn^ort  und  der  BcKiennalz.  winl  <lreimal 
mit  0,85*/«iger  NaCl-LOsnng  gewaschen.  Im  Ausstrichprtparat  einer  Ose  Hodeosalz  werden  nur 
8  alarafeate  fittbefaen  atmittall.  Der  Bedensata  wird  mit  8  cem  phyatologiaeiier  KodiaaUOanng 
ao^eschwemmt 

Am  14.  10.  lU  wird  dem  Meerschweinchen  3309  nach  Quetschung  der  Ingnlnallympbknoten 
ja  4,6  eem  der  AnÜMbwemmanf  eabkutan  in  die  laehta  and  linke  Kidebdiangegand  injiaiart.  Am 

18.  10.  10  wird  das  Tier  »retötet. 

In  gewöhnlichen  Ausstrichprtparaten  von  Milz  und  KnieCalteolymphlcnoten  werden  alore- 
IMa  Bakterien  nicht  gefanden.  Ebensowenig  gf^lingt  dieser  Naehwala  in  Aoaetriehen  vom  Bodan* 
Satze  der  in  Antifortuin  tiuf|Lrel'>.Mten  Milz  und  des  linken  Ingninallymph knoten.  Dagegen  werden 
im  AnsstrichprSparat  vom  Bodensatz  des  rechten,  in  Antiformin  aufgelösten  Inguinaltymphknotene 
säurefeste  Bakterien  zusammenliegend  in  einem  Nest,  allerdings  an  nur  einer  Stelle,  geeeben. 

Di«  Varandia  mit  Sputum  leigan,  doli  ee  frülMotana  5  Tage  nach  der  Injaktkin  des 
11  aterialo  gelang,  die  Tnbarkelbaallen  in  den  Tergitttterten  Lympbdrdaen  naohmweiaen. 


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—  2ie  — 

Beim  Meerschweinchen  8309  gelang  der  Nachweis  der  Tuberkelb&zillen  in  den 
Lymphknoten  der  einen  Seite,  während  er  «uf  der  andern  Seite  nicht  gelang. 

Abgesehen  von  dem  Veiöuch  mit  Meerschweuichen  ?j4I  kountan  in  gewöbulicbeo 
,  AuBstricbpräparaten  der  Drüsen  die  Bazillen  nicht  nachgewieaea  werden. 

ZaBammenfassend  können  wir  festatellen,  daß  ea  uns  —  wenn  wir  von  den 
VanndiBD  mit  ürin  aSMehen,  «o  m  nraiMhftft  enehuDt»  oh  w  ridi  übnfaaiapt  wb 
TaberküllMailleD  bandalte  —  in  jedem  Fdlo,  eowobl  n«eb  Ibgektion  von  Beinknltiu^ 
mftton«!  vle  wm  Sputum  geluig,  venniltels  der  Antifotminmetbode  OMdi  10  T^pn  die 
Besillen  in  den  Kni^teBdrOeen  naduaweiean,  nnd  iwer  meist  in  betiiehtikdier  AmaU. 

Unregelmäßig  und  schwierig  gelingt  der  Nachweis  der  Bazillen  in  gewöhnlichen 
Drüsenauaatrichen ;  leichter  in  den  mit  Antiformin  aurgelösten  Ausstrichprftparaten. 

Natürlich  wäre  es  ganz  falsch,  im  Vertrauen  aiif  dieees  Blochache  Verfahren 
weniger  Zeit  und  Sorgfalt  auf  die  Durchmusterung  des  originalen  UnterBUcbungs- 
materialet)  zu  verwenden  unU  kurzer  Hand  das  Material  zu  verimpfen.  Der  Fund 
einiger  Bazillen  im  reineu  originalen  UntersuchuDgüiuaterial,  in  welchem  erfahrungs- 
gemKA  andern  nielit  pathogene  Slmiefeele  nioht  voricommen,  iil  viel  beweiiender  eh 
der  Fnnd  einigw  ilurefeeter  Stftbdien  in  den  Drtteen.  AnOeidem  iai  ea  im  Grande 
viet  «iniiubei',  «ine  Slnnde  »nf  die  eorgflltiBe  Dorohnuetennig  der  FU^iemle  dai 
Anegangemeteriali  in  venpenden,  ele  die  gerne  Pioeedur  dee  ^eCTuenohee  mit  der 
Exetirpation,  AvflflMng  nnd  mikroskopiaoheD  Untersuchung  des  Sedimentes  der  aof- 
gelösten  Drüsen  vorzunehmen.  Dazu  kommt,  daß  der  Befund  von  säurefeaten  Stäbchen 
im  Wasser  (Wasserhähnen  und  Schläuchen  usw.)  Ober  den  wir  weiter  unten  berichten 
werde»,  zur  größten  Vorsicht  bei  der  Beurteilung  dea  Fundea  von  eäurefeeten  SIjiIx  tier; 
in  all  den  Fällen  mahnt,  wo  die  Art  des  UntersuchungsniaterialK  und  die  Herstellung 
der  Präparate  die  Möglichkeit  einer  solchen  Verwechslung  nicht  ausschließen. 

Das  Bloehedie  Verfahnn  kommt  aiao  wobi  in  eiater  Linie  da  in  Betnwdit,  wo 
<a  aidi  nm  die  Entedieidnng  henddt»  ob  die  in  dem  Unterenebmigraiatarial  nadi* 
weiebaren  tihnefeaten  Stibcfaen  eebte  TuberlidbaiUlen  nnd  oder  niebt;  und  dann  in 
aweiiar  Linie  in  den  FiUen,  wo  tfola  lei^lUtigeten  Soebene  aioieftate  BaidHen  nibbt 
entdeckt  werden  konnten.  In  diesen  FftUen  meg  das  Bloobedte  Verfabren  mit* 
Vorteil  angewendet  werden,  namentlich  wenn  man  die  Drüsen  nach  Auflösung  mit 
Antiformin  auf  Tuberkelbaiillen  untersucht  und  wenn  man  beiderseits  injiziert,  so 
daß  nach  Exatirpation  der  Drusen  der  einen  Seite  die  Infektion  ungestört  fortschreiten 
kann,  öo  kann  man  iu  positiven  Fällen  nicht  selten  schon  nach  10  Tagen  in  der 
Lage  sein,  die  Diagnose  zu  stellen.  Dazu  muß  mau  allerdings  verlangen,  daß  die  Bazillen 
in  teieblieber  Zabl  in  den  Orfieen  aiidi  vorfinden,  eo  daB  «ine  iweifoUoee  VenMbrang 
der  Bacillen,  worin  wir  einen  Aoadruck  ihrer  Pathogenität  erblidcan,  vorliegt  Bs 
dOffte  aicb  aufierdem  empfeblen,  einen  Teil  der  DrOeen  einiabellen  und  biatologiadi 
auf  beginnende  tuberknlOee  Verindemngen  m  nnteranelwQ. 

Die  Versuebe  liaben  nni  aber  jedenfailn  deutlich  gezeigt,  daß  die  Antiformin- 
methode  ein  ausgezeichnetes  Mittel  zum  Nachweis  spärlicher  Taberkelbazillen  in 
OrRanea  und  Geweben^)  ist,  aei  «e,  daß  man  daa  Antiformin  anr  Anflüaung  von 

auch  Lier,  Wieaer  Med.  WodMOBdir.  1910  Mr.  97. 


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—   217  — 


OigUttnvtriclMn,  wm  HoffmAim  vwifMdilaftn  buk,  banfltit»  Mi  «a,  daA  mu  die 

ganzen  Organe  mit  Antiformin  auflöst,  wie  ee  in  ähnlicher  Waiae  von  Uhlenhatb 
und  Steffenbagen  für  den  Nachweis  und  die  Anreicherung  von  I^prabazillen  aus 
Organen  angewandt  wird  Für  diesen  Fall  empfiehlt  sich  bewoderB  die  Loeffleraohe 
Modifikation  der  Ubleohuthaohen  AntifoniuDmethode. 

Untenaobungen  flbra  aEualBBte  Buillea  in  Wasser  (Waaserfafthaea  aad 

.WaaaeiMhUbiahaft). 

In  jüngster  Zeit  haben  verschiedene  Aut<»«n  Aber  daa  Vorkommen  von  sftore- 
f«at«n  Stiboban  in  WaaaarbllinMk  und  im  Waaaar  bariobtat  und  auf  die  Uardurefa 
mti^han  Irrtamar  bd  dar  Diagnoaa:  Tuberfcdbaiilten  biogawiaaan.  Galagantfieb  dar 
Nachnntarauofanngaii  ttbar  daa  Vorkommen  von  TabarkelbasOlon  im  turkuliarandaD 
Blut  daa  TttbarkuUSaan  (Roaanbargar)  maobta  Brem  (U)  disa  Baobacbtung,  daß  in 
den  Waaaerhihnan  aeinea  LaboratoriumH,  gowie  in  dem  BodensaU  einer  mit  destilliertem 
Wasser  gefiillten,  im  täglichen  Gebrauch  befindlichen  Flasche  reichlich  säurefeste 
Stäbchen  «ich  fanden.  Ebenso  konnte  Beitzke  (15)  in  Wasserhähnen  säurofeete 
Stäbchen  nachweisen.  Er  fand  deren  zweierlei  Formen,  nämlich  a)  kurz^*,  plumj>e 
in  Häufchen  zusammen  liegende  und  b)  schlanke  mit  Tuberkelbazilleu  verwecbüelbarei 
mehr  vereinzelt  auftretende  Stäbchen. 

Die  Frage  des  Vorkommens  von  sänrefeatan  Stftbcfaan  in  dem  für  Laboratoriuma- 
arbaitan  banUtatan  Waaaar  (Laitungawaaaar  und  daatiUtortaa  Waaaar)  oradiaint  von 
gnOBBud  groflar  thaorallBobar  und  vor  allam  praktiacbar  Bedeutung,  um  aingebanda 
Untarauehungan  fiber  Votfa»mm«s,  Art  und  Ptthoganitit  diaaar  BaaiUan  tu  taditfenigan. 

mir  baban  in  5  varaebiadanen  Laboratoiton  der  bakteviologiaclian  AbiaUung  daa 
Kaiserlichen  OaaundbeitBamtes  die  Waaaerbibna  und  -Seblauche  ausgekratzt;  daa 
anagakratzte  Material  wurde  auf  Objektträgern  aupgestrichen  und  in  der  gewöhnlichen 
Weise  mit  Karbolfuchsin  gefärbt,  mit  SVoigem  SaIz»äurealkohol  entffirbt  und  mit 
Methylenblau  nachgefärbt.  In  allen  Hälinpn  und  Schläuchen  konnten  so  mit  I^eichtig- 
keit  tau  [  (-feste  Stäbchtu  nachgewiesen  wer  li n  Eh  fanden  eich  zwei  verschiedene 
Arten  Buurefeüter  Bazillen,  nämlich  kurze,  plun)pe  in  Häufchen  zut<amroea  liegende 
Stäbchen  und  schlanke,  vareinselter  liegende  Stäbchen,  welche  leicht  mit  Tuberkel« 
basiUan  varwacbadt  wardan  kOnnao.  Baaondara  in  den  Waaaaiaahliuchan,  aua  daran 
Inoaraoi  adimntsig-graua  Uaaaan  mit  Laiehtigkatt  abgaadiabt  irardan  kSnnan,  Undan 
rieh  dlaaa  alurafeit«i  Stftbohan  in  gioAar  Zahl  nabM  vidan  audavan  Baklarian. 
Gagan  AnÜformin  lind  diaaa  Baiillan  anadhainand  abanao  raabtant  wie  dia  aditan 
TtabarkalbasiUen. 

Wann  man  diese  säurefesten  Bazillen  nach  Gasis  färbt,  so  erscheinen  sie  ebenfalls 

rot  Sie  sind  also  nicht  bloD  säurefest,  sondern  auch  alkali fest.  Damit  ist  zugleich 
auch  an  einem  neuen  Beispiel  gezeigt,  daß  der  Anspruch  von  Gasis,  daß  durch  seine 
Färbemethode  eine  aichere  Unterscheidung  der  echten  Tuberkelbazillen  von  den  un- 
echten Säureftifiteu  möglich  sei,  sich  nicht  aufrecht  erhalten  läßt,  wie  Doid  (17)  und 
Lavjr  (18)  gezeigt  haben. 


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LiteratarrerieichnU. 

1,  Salus,  TierverBurh  und  Nierentuberkulo«»«.    Bmrl.  klin.  Wochensrhr.  lyOli,  8.  1150. 

2.  J.  Orth,  Üb«r  die  Ätiulutpe  der  expenmenleUen  mykotiBchen  iijidokarditiB.  Virch. 
Aich.  r.  iMlh.  Anat  Bd.  106,  8.  888. 

WysBoko witsch,  über  die  kflniaicbe  mykotiMhe Endokaiditia.  TiTCh.  lidk  £ palh. 
Aoat.   Bd.  103.  S.  810. 

4.  A.  Bloch,  Barl  klin.  WoeheoMbr.  1907,  Ufr.  17,  B.  611  und  1808. 

5.  Davidtiolin,   Berl.  klln.  Wochenschr.  1907,  S.  ^93. 

6.  Q.  Joaunovica  und  Q.  Kapaammer,  Berl.  klin.  Wocbeaachr.  1907,  Nr.  1498. 

7.  Dietcrlen,  TaberknloM.  Arb..  s.  d.  Kaiiert.  GcnmdbeltHante  1908,  Heft  9,  8. 11& 

8.  Fligg,  Inaug.  Diss.  Tierftrztl.  Hocbschale.    Berlin  1908. 

0.  H.  Dold,  Jonraal  of  the  Royal  loatitota  of  Foblic  Health.   London  1908»  VoL  16, 

Nr.  9,  p.  560. 

10.  Lewitiky,  ZaitMshr.  L  Ttabcfk.  1910,  Bd.  IS,  S.  88. 

11.  Hoffmnnn,  Deutliche  mr^^  Wnchp:i«hr.  1910,  Nr.  28,  8.  1309. 

12.  Loef  f  ler,  Oeutoche  med.  Wocheuachr.  1910,  Mr.  48,  S.  1987. 
18.  Lang«  und  Nitaebo,  Deotseb«  med.  Woeheoaehr.  1909,  8. 486. 

14.    Brem,  Walter  V.,  .Toumal  of  aniericAn  merj.  uesociation  1909,  Bd.  66,  &  909. 
16.  Beitske,  U.,  Beil.  klin.  Wocbenechr.  1910.  Nr.  31,  8.1451. 

16.  Qaaie,  Zantralbl.  t  Bakterlol.  1.  Abi  Or^.  Bd.  60,  Haft  1,  Barl.  kfia.  WoeboBa^. 
1909,  Nr.  1& 

17.  H.  Dold,  Art..  a.  d.  Kaiserl  GesundheitsHmte  1911.  Bd.  XXXVI,  HaK4. 
Ib.  M  Levy,  Zentralbl.  f.  Baku  Ong.  AU.  I,  Bd.  äö,  Uefl  3. 


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über  den  Zusainmenhang  von  Heilwert  und  Antitoxingehalt 

des  Diphtberieserums. 


Von 

Prof«Mor  Dr.  Neafeld,  und  Stabsarzt  Dr.  Haeudel, 

Btgiflfimgnmt  im  Kaiwrl.  QflrandiMilMmto.         komniMdieit  so«  KaiMri.  G««»idh«ll«amt«. 

Die  yon  Bbrlich  (1)  aupgearbeiLett-  Af(  lliode  der  Wertbemesaung  des  rHphtherie- 
senuDB,  welche  als  ein  absolut  sicberer  und  zuveriasaiger  Maßstab  für  die  Bestimmang 
de*  Antitoxingefaaltes  der  Sera  allgemein  anerkannt  wird,  beruht  auf  der  Voraiissetzung, 
daS  der  antitoxiidie  Wert,  d«r  CMudl  «inw  Benuna  an  ImmimitttaMiihflitott  «udi 
MinBin  ^ikibkt  entspriefat. 

Kwwr  Attffaaiang  gegenflbw  war  von  Ronz  (2)  beraits  auf  dam  X.  Lkte^ 
ttaüonalan  KongiaA  fBr  Hygiam  in  Paris  im  Jahra  IBOO  geltend  gemaeht  worden, 
diA  ein  deiartiger  PanUeliaKnia  iwiadien  der  priventiven  nnd  korativen  Wirkung 

und  dem  antitozischen  Werte  der  Diphtherieeera  nicht  bestehe,  und  daß  der  nadi 
dem  von  Ehrlich  begründeten,  quantitativen  Mischunga verfahren  bestimmte  Gehalt 

an  IminunitÄtflpinhfit^^n  Hpshnlb  keinen  genügend  nuverläHsigcn  Aufschluß  gebe  über 
die  therripeutische  Kraft  fier  8era;  es  müs««  daher  die  präventive  und  kurative 
Wirkung  derselben  noch  besondera  beiiUaiuit  worden. 

Schon  dauialH  hatte  Ehrlich  (^.)  ia  der  '-i*  [i  an  den  VWtrag  von  Ronx  an- 
schließenden Diskussion  darauf  hingewiesen,  daß  die  Reäorptionsverhältnisäe  bei  den 
einaeloen  Tieren  sehr  verBofaieden  sein  können,  was  bei  der  von  Ronx  geübten  Aus- 
wertongawaiae  der  Sem  an  berflekalcbtigen  wirew  Ebenso  emen  andi  die  Reaorptiona- 
vetbiltniase  Ton  Gift  und  Antitoxin  nn|^eieh. 

Marz  (4X  wekber  auf  Verantaasong  Bhrliehs  die  gigen  dessen  Methode  ev- 
bobenen  Sinwinde  eingehend  nachgtprilft  bat,  kam  dann  andi  bei  eeinen  Qnta^ 
sudiangen  im  Gegenaata  sn  dMi  Bebaaptongen  von  Ronz  tu  diim  Exgebnia,  dafl  dia 
drei  Faktono,  die  toxinneutralisierende  Kraft  eines  Diphtherieserums,  d.  h.  sein  Ge- 
halt an  Immonitätseinheiten,  und  die  präventive  und  heilende  Wirkung  eines  Senune 
in  ptrrnpsfer  Beziehung  «tehen  und  zwar  in  der  Weise,  daß  der  Immunisierungs-  and 
HeiietTekl  eine?*  S<?rurn9  HHinrin  G(--h;ilt  an  Immunitätseinheiten  direkt  pro^-jortionn!  ist. 
Ware  es  demnach  an  sich  gleichgültig,  weicher  der  drei  Faktoren  der  VVertbeme«sung 

Artk     4.  ItiiMi.  nwilMtmate.  Bd.XXXVUL  le 


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~  390  ~ 


der  Diphtheric8era  sogituide  gelegt  wird,  80  iet  di«  Ehrlichsche  Beetimmungsmethode 
doch  den  andern  roriiiziehen,  weil  sie  nicht  nur  am  leichtesten  gestattet  die  Be- 
stimmung defi  (^phalts  rti  Inimunitäteeinhcitcn  iurcbsoführen,  «oodero  auob  die  b«i 
weitem  genauesten  und  exakteäten  Resultate  gibt. 

Roux  hat  später  zur  Stütze  seiner  Auffassung  durch  Cruveilhier  (5)  noch 
weitere  Untersuchungen  ausführen  lassen,  aber  auch  dessen  Versuche  haben  bei  ihrer 
Nicfaprfifung  von  Steinhardt  und  fiftnshaf  (6)  keine  Beetttigung  erfahrni,  vMmelir 
fdangten  diese  Autoren  ea  dem  entgegengeeetiten  RemltRt,  daS  die  Bbrlioheebe 
Methode  der  Werlbeetimtnitiig  des  I%]itherieeerame  enoh  in  «vekter  Weiee  eeinen 
ttierapeutiidien  Wert  bemiAt  Beifan  ti  (7)  kam  bei  eeinen  entqnedienden  Unter- 
sochungen  ebenfalla  su  dem  Ergebnb,  dafi  die  Methode  Ehrliche  die  einilge 
iüt,  welche  eine  sichere  Wertfaeetimmnng  und  einen  gegenseitigen  Veigleich  der  anti* 
toxischen  Sera  ermögHoht 

Die  Frage  ist  erneut  wieder  in  Fluß  pek  ininen  durch  die  Untersuchungen  von 
Kraue  (8)  und  seinen  Mitarbeitern.  Krau.i  war  auf  Grund  seiner  Untersuchungen, 
welche  er  teils  gemeinsam  mit  Pribrani  (9),  teils  mit  liuss  (10)  und  Doerr  (11) 
mit  Antitoxinen  gegen  Vibrionentoacine  ansgefilbtt  hatte,  m  der  Ansohannng  gelangt» 
daß  nieht  von  der  Quantitit  der  in  vitro  beeümmten  Antitoxine,  aoodem  von  ihrer 
Qualität,  »ihrer  Avidittt*  die  HeUkrafl  der  Bera  abbingig  aei.  Mit  Sohwoner  (IS) 
hat  Krane  dann  au^  bei  dem  IMphUierleieram  Untersndmngso  nach  dieser  M<Atttng 
hin  angestellt  Sie  benutzten  zu  diesen  Versuchen  zuerst  Kaninchen,  welchen  sie  Qift 
und  Serum  intravenös  injizierten.  Da  sich  aber  bezüglich  der  Giftempfindlichkeit 
bei  den  Kaninchen  ganz  erhebliche  individuelle  Unterschiede  geltend  machten,  und 
außerdem  die  Autoren  bei  dieser  Vernuchaanordnung  nur  verwertbare  Renultate  er- 
zielten, wenn  die  Serumeinspritzung  der  Giflinjektion  verhältnismäßig  rasch  —  uach 
V«  Stunde  —  folgte,  so  führten  sie  noch  weitere  Versuchsreihen  au  Meerschweinchen 
aas,  bei  denen,  um  den  Zeitraum  swiadien  Gift-  tmd  Seramgabe  vergroOein  m 
kdnnMi,  Gift  und  Serum  subkutan  aj^siert  wurden.  Auf  Grund  ilirer  VemMiie 
kamen  eie  su  dem  Schlüsse,  daft  auch  bei  dem  Diphtherieoetum  swleohen  der  in  vitro 
bestimmten  Antitoxinmenge  und  dem  Heilvrert  k^ne  fixen  Besiehnngen  bealeben, 
und  daß  demnach  die  quantitative  Wertbestimmnng,  weldie  die  Aviditit  dee  Antitoxina 
unberücksichtigt  läßt,  als  Wertbemessung  elnee  therapeutischen  Serums  nicht  aus- 
reichend sei,  sondern  durch  eine  andere,  auf  dem  Prinzip  der  Aviditätabestinnmung 
der  Antitoxine  berutiende  Methode  ersetzt  werden  mÜBse.  Ferner  zogen  sie  aus  ihren 
Versuchsergebnis^en  zugleich  die  weiteren  Folgerungen,  daß  den  hochwertigen  (800 
bis  600  fachen)  Diphiherie^ris  in  der  Regel  eine  geringere  Heilwirkung  zukomme  als 
solchen,  welche  wnüger  (100 — IfiOlsch)  hoehwertig  sind,  sowie  daS  der  Heilwert, 
die  Aviditit  der  Antitoxine  einee  Serums  von  der  Zu*  oder  Abnahme  der  Antitoadn* 
menge  wihrend  der  Immttniaierttng  nnaMitegig  su  sdn  sduine. 

Den  AusfDhmngen  von  Kraue  und  Sohwoner  ist  ans  dem  KoUeidiea  InotiCat 
von  Brüstlein  (18)  und  aue  dem  Ehrlich  sehen  Institut  von  Berghaus  (14)  in  vnr> 
schiedenen  Arbeiten  en^gengetreten  worden.  Brüstlein  hat  sich  dabei  der  von 
Kraue  und  Sohwoner  geübten  Versuchstechnik  angeschlossen  und  benutzte  bei  seinen 


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—   221  — 

UntereuolitmgeD  Meerschweinchen,  welchen  er  das  Gift  und  spittr  nach  verschiedenen 
Zeiträumen  swischen  V>  und  4  Stunden  auch  das  Serum  subkntan  ilyitierte.  Die 
durch  die  verschiedenen  Reeorptionsverhältniesp  Her  pinrelnen  Tipre  bei  der  subkutanen 
Injektionsreihe  etwa  möglichen  Fehlprqtiellen  suctit*'  er  dadurch  auszugleichen,  daß  er 
jeweils  "möglichet  große  VersuehBreiheu  und  zwar  mimer  in  Paralleläerien  anaetite. 
Kr  kommt  zu  folgenden  SchlüBaen.  Alle  Sera,  welche  nach  Ehrliche  Methode  aus- 
gewertet geringen  Aotitozingebalt  hatten,  «ririeflen  sich  auch  im  Heilversuch  als 
idraidMr  wirkaun,  wi>  die  naoh  d«r  BhrliohMben  Plrfifimg  boohir«rtigen  Soa.  Di« 
HeUknll  der  midi  Bhrlich  hoohwertigso  8en  ist  ferner  nicbt  nur  absolat,  eondem 
iiioh  rebÜT  giSMw  wie  die  der  ndiiderwertigen,  de  sor  Braelung  desaeUmi  Bflbtites 
fOD  den  etateien  geiloc«M  «baolvte  Mengm  nadi  AntitoiindnlMiteD  benobnei  ge- 
nügen als  von  den  letzteren.  Diphtheriekranks  sind  mit  möglichst  hochwertigsn 
antitoxischen  Serie  in  behandeln,  da  bei  ihrer  Verwendung  die  Erüelung  der  besten 
Erfolge  mit  der  geringsten  Serammenge  zu  erhoffen  ist,  ErBcheinungen,  welche  auf 
die  vorwiegende  Bedeutuncr  der  Avidität  der  Antitoxine  bei  der  II«  ilwirkung  des 
DiphtherieserumH  liinwriwi  n.  haben  sich  nicht  bem^-ikbar  gemacht,  wolii  aber  steht 
der  Heilwert  eines  iSerums,  für  den  die  Avidität  des  Antitoxins  allerdings  auch  von 
BsdenCnng  ist,  in  einem  direkten  und  fixen  Zusammenhang  mit  der  dordh  die 
Misdiiingemetbode  Bhrliebs  nsdigewifleeiien  Antitosrinmenge.  Bs  ist  daher  en  der 
bisberigeo  Werfbemesswig  nadt  Bhrlieb,  welehe  in  ecalctor  und  leiebt  «umifllhrender 
Weise  die  Menge  der  Antitoxine  angibt,  ftetsnheltep. 

Bergbaae«  weidier  die  Angaben  vom  Erans  und  Sobwoner  aowobl  an 
Kaninchen  wie  an  Heerschweinchen  nachgeprüft  hat,  konnte  zunächst  zeigen.  daB 
Kaninchen  wegen  ihrer  verschiedenen  individuellen  Oiftempfindlichkeit  zu  derartigen 
Untersuchungen  nicht  geeignet  sind.  Bei  seinen  Versuchen  an  Meerschweinchen 
ut  er  in  verschiedener  Weise  vorgegangen.  Um  die  Fehlerquellen  der  subkutanen 
Injektion  zu  vermeiden,  iiatte  er  bei  seinen  ersten  Versn«  linrt  iijeii  das  Uift  intrakardial, 
daa  Serum  intraperitoueal  gegeben.  Später  ging  er  daaa  dazu  über,  beides,  dae  Gift 
und  sp&ter  das  Serum  intrakardial  zu  injizieren.  Insgesamt  bat  Bergbaae  SO  flera 
m  seineD  Untersiiebungen  herangeiogen,  daninter  8  Sera,  wekhe  ihm  Ten  Krane  rar 
VerlBgaqg  geeMlt  waien  nnd  nadi  deseen  Untenadrangen  keine  Obereinslimmung 
sniadMo  Antitoxingehdt  und  HeOwiAaiig  anfwieeen.  Bergbaus  kommt  anf  Qrtmd 
sdner  Vennehe  n  dem  ^gsbuis»  daß  der  Beilelbkt  elnee  Berums  eeinem  Gehalt  an 
Immunitäteeinheiten  vollkommen  proportional  ist  und  von  einer  größeren  Heilwirkung 
der  minderwertigen  Sera  nicht  die  Rede  sein  könne.  Die  abweichenden  Ergebnisse 
von  Kraus  und  Pch woner  erklärt  Bergbaus  hauptsächlich  durch  den  von  diesen 
Autoren  angewandten  injektionemodus  der  Bubkutanen  Einverleibung  von  Gift  und 
Serum.  Die  HulkutaLie  Injektion  des  Serumn  kann,  wie  Berghaus  durch  entsprechende 
Versuchsreihen  mit  zwei  Seti»  nachwies,  gaxu  regellose  Heilergebuiä«e  zur  Folge  haben, 
indem  mit  ein  und  demselben  Serum  bei  gloicbm  Vmaehraoodufl  gans  onabbängig 
von  der  GrOAe  der  «ingefBbrtsn  Antitozinmenge  mit  wenigen  wie  mit  vielen  Immunitlts* 
enibdten  aowobl  gute  wie  sdileebte  HeOwiikungen  enidt  werden.  IMeee  Brsdaeinung 
not  ddi  naeh  Berghane  nur  dmoh  individoelle  Vetediiedenbdten  erUlren  und 

16^ 


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—    222  — 

kum  nur  daninf  berobeDf  daß  di«  B«aoiptk>ntvM(liiIti>lase  nadi  rabkiitMiker  Lijcklum 
bei  den  einnlnen  Tieren  sehr  variabel  sind. 

KrauB  und  Sch woner  (15)  haben  diese  Erklärung  von  Bergbaus  nicht  an- 
genommen. Sie  halten  auch  den  Mitteilungen  von  Berghaiis  gegenüber  an  ihrer 
Auffassung  fest  und  haben  ihre  Angaben  durch  weitere  Versviche  teils  unter  Ver- 
wendung von  Bakterien,  teils  von  Toxin  —  von  denen  hier  zunächst  nur  die  letzteren 
berücksichtigt  werden  sollen  —  zu  stützen  versucht.  Gegenüber  den  von  Brüsllein 
mitgatailteo  Ptotokoilen  erheben  sie  den  flinwand,  dall  aua  dieean  mm  Teil  im 
Oegenaats  m  der  Dentang  Brflatteina  herrorgebe»  daß  awbcb«i  Antitoxingvlialt  und 
HeUvirkung  keine  fixen  Beaielittngan  bestehen.  Bli  tet  zosugeben,  da0  nadi  efauelnen 
PkotokoUen  BrQatleina  bei  devadben  Venncbaanoidnung  nait  gana  Tamdiiedenen 
Mengen  von  Imniunität^^einhdten  dieselbe  Wirkung  erzielt  und  bei  gleicher  Antitoiiin» 
doelB  verschiedene  Ergebnisse  erhalten  werden,  so  daß  diese  Venuobe  nicht  zum  Be- 
weise für  (liiä  BoBti^hen  fixer  Beziehungen  zwischen  Antitoxinmenge  und  Heilwirkung 
zu  venrprtpn  «ind.  Damit  ist  aber  noch  nicht  gesagt,  daß  diese  Kr-frebni;'«? ,  wie 
Kraus  und  Schwoner  annehmen,  nur  in  ihrem  Sinne  gedeutet  werden  können.  Wir 
kommen  hierauf  bei  Besprechung  unserer  Versuche  noch  zurück. 

Sbenao  wird  man  Kraus  und  Schwoner  nicbt  beitreten  können,  wenn  sie  den 
Arbeiten  von  Bergbaus  gegenüber  geltend  madienT  daS  ans  dessen  an  Kaninchen 
auqiefnhrten  Venuehen  klar  hervorgelie,  daA  Hdlwert  und  Antitoxingebalt  niebt  in 
direkter  Fkoportionalitit  st^en;  naoh  den  «ggeneo  Angaben  der  Aotorsn  liitfem  Ver- 
snehe  an  Kaninchen  in  dieser  Frage  Inine  konstanten,  eindeutig  verwertbaren  Resultate, 
weil  anscheinend  die  Stärke  der  Giftbindung  bei  gleicher  Giftdosis  und  nach  gleicher 
Zeit  bei  Kaninchen  eine  ganz  verschiedene,  individuelle  ist,  so  daß  gleiche  Serumdceeo 
deeselben  Serums  einmal  heilen    das  andere  Mal  dazu  nicht  imstande  i^ind. 

Wenn  die  Autoren  hlir  Lilu  h  gegenüber  der  Annahme  von  Bergbaus,  wonach 
die  in  ihren  Versuchen  bei  mancuen  Serie  in  Erscheinung  getretene  Divergenz  zwischen 
Antitoxingebalt  und  Heilwert  auf  der  von  ihnen  angewandten  subkutanen  In^jektionB- 
tedmik  und  den  dadurdt  bedingten  versdiisdenen  Besorptiooeverbiltniflsen  bei  deo 
einielnen  Tieren  beruhe,  auf  Grund  weiterer  Vemache  an  Meenebweineben  behaupten, 
daß  sie  auch  bei  anderer  Ynrauehsanordnung  ihren  fkQheren  Veiancbiergebnissen  gsns 
entsprechende  Abweichungen  swischen  Antitoxingebalt  und  Heitwert  bei  Diphtherie- 
seris  gefunden  haben,  so  erscheinen  uns  auch  dieee  UntersDobongeu  snr  Wid«rlegnng 
der  Erklärung  von  Bergbaus  nicht  ausreichend. 

Bei  diesen  letzten  Versuchsreichen  haben  nämlich  Kraus  und  Schwoner  Meer- 
schweinchen <>ift  subkutan  und  nacb  beträchtlichen  Zeiträumen,  bis  zu  4  Stunden 
Serum  intraperitoneai  gegeben  und  auch  bei  einzelnen  Seris  ähnliche  Verscbiedenbeitea 
zwischen  Antitoxingebalt  und  Heilefiekt  gesehen  wie  bei  ihren  früheren  VersuoheD. 
Sie  aehliefien  daraus,  daß  nicht,  wie  Berghaua  annimmt,  durdh  die  Art  der  Ein- 
verleibung von  Gift  und  Serum  und  versobiedene  individuelle  Resorptionsverhlltaisse 
weh  die  heobachtetm  Differenien  swiadien  Heilwirkung  und  Antittningehalt  der  Ssra 
erUiren  lassen,  sondern  nur  durch  die  vetadiiedene  AvidiUt  der  Antitoxine,  die  aber 
nur  bei  Einhaltung  eines  ausreichend  grollen  Zntintervalla  swieohen  Gilliigektion  und 


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—    223  — 


SmiiiwppUkation  genügend  deuüidt  in  BnelMurang  tritt.    Als  neu«  Beobachlm^ 

führen  die  Autoren  bei  diesen  Versuchen  noch  an,  „daO  frische  Sera  unabhängig  von 
ungleicher  Avidität  einen  besseren  Heil  wert  haben  dürften  als  ältere  Sera". 

Wie  erwähnt,  kann  auch  diesen  Versuchsreihen  von  Kraus  und  Sch woner 
den  Befunden  von  Berghaus  gegenüber  keine  gmüpende  Beweii^kraft  7,MerkanDt 
werden,  da  die  von  Berghaus  als  Fehlerquelle  angesprochene  subkutane  Injektion  ja 
oor  bei  der  Einspritzung  des  Serums  vermieden  wurde,  nicht  aber  bei  der  Injektion 
dw  Giflei»  dflMen  lehnriloa  od«r  Itngwinere  Reeorption  möglicherweise  fttr  den  Ver- 
lauf der  Verroohe  «bemo  entseheidend  «ein  kran  wie  die  des  Berumi. 

EiiMe  Venuehe. 

Obw  die  Frage  dw  Beiiehnngen  twisehen  Antitoxingeball  und  HeQwert  der 

Diphtheriesera,  welcher  ja  nicht  nur  ein  theoretisehefl  Interesse,  sondern  auch  eine 
eminente  praktische  Bedeutung  zukommt,  sind  von  nne  in  der  bakteriologischen  Ab 
teilung  des  Kaiserlichen  fteHiiTiHh*'!tp;iiJites  bereit«  vor  einiger  Zeit  ebenfalls  Versuche 
anpe^tpllt  worden,  und  zwar  waren  wir  durch  die  Liebenswürdigkeit  von  Herrn  Professor 
KrauB  in  der  Lage,  speziell  einige  Sera  zu  prüfen,  bei  welchen  sich  nach  den  Unter- 
suchungen von  Kraus  und  Schwou»r  Abweichungen  zwischen  Antitoxingehalt  und 
HeQwirkuDg  hatten  festetellen  lassen.  Ober  die  Ergebnisse  dieeer  Veranche  soll  nach- 
■tebend  knrs  beifohtet  iterden.  Zu  den  Unterraohungen  wurde  folgende  von  Herrn 
FrofeMor  Kr«u«  rar  Verfltgnng  geitelU»  8er«  benutat: 

1.  Serum  ICagda  3,  Serum  lOid 

2.  Semm  Ifiarios  4.  fiemm  Loia. 

IMe  Sera  wurden  von  uns  vor  Beginn  der  Venndie  nadi  der  Bhrliebaeben 
Metiiode  aof  ihren  Antitozingehalt  genau  ausgewertet.  Die  erhaltenen  Ergebnisse  ^ind 
aus  Tabelle  I  ersichtlich.  Die  Prüfungekonstanten  des  uns  von  Herrn  Qebeimrat 
Ehrlich  in  dankenswerter  \Veit<e  überlaasenen  Diphtheritoxins  waren  Dosis  letal, 
minima  subkutan  ca.  0,011,  L  -j-  Dosis  —  0,63.  Auß  r  k'm  haben  wir  noch  ein 
ebeiiiall«  auK  deni  Ehrlichschen  Institut  erhaltenes  Slaudardeerum  1  g  trocken 
5925  fach  zu  den  Versuchen  herangezogen. 


Tabelle  L    Bestimmung  deä  Gehaltt«  der  KrauBschen  Sera  an  Immunitäts- 
einheiten nach  der  Ehrlicbschcn  Methode. 


I 

II 

III 

1 

Serum  Magda 

Serom 

Marius 

yienim  Missi 

Sonun  LiOis 

Pr&huig 

Prtttang 

Prüfung 

Prüfung 

auf 

Eigebnis 

auf 

Ergebnis 

auf 

Ergebnis 

auf 

Ergebnis 

I.& 

I.-E. 

L-E. 

LE. 

60 

lebt 

80 

lebt 

120 

lebt 

380 

lebt 

t* 

00 

lebt 

180 

lebt 

800 

lebt 

80 

t3 

t* 

140 

t4 

810 

t* 

m 

t2 

100 

t8 

150 

t3 

»20 

t8 

140 

t2 

120 

ta 

160 

t2 

880 

Ihe  Zahlen  hinter  f  geben  die  Zahl  der  Tage  bie  tum  Tode  de«  Tieree  an. 


L/iyiii^ü<j  by  Google 


—    224  — 


Die  6m  todiieltan  demnach  «n  Iininiiiiititaeiiilidten: 

1.  Saum  Uaeda  70 

2.  Serum  Ifkrius  95 

3.  Serum  Mizzi  140 

4.  Serom  Loia  810. 

Da  Kiaui  and  Sohwoner  tkSik  bai  den  Venueben,  bei  welchen  ihnen  «nent 
Differenien  swifloheD  Heilwiri[ang  und  Antitoxingebalt  einzelner  Diphtherieeeva  avfg»> 
fallen  waren,  der  subkutanen  Injektion  sowohl  für  das  Gift  wie  das  Seimm  bedient 

hatten,  so  erschien  es  uns  zunächst  zweckmäßig  aach  bei  Untersuchungen  rar  Nach- 
prüfung dieser  Angaben  wenn  irgend  möglich  dippplhe  Versuchstechnik  antuwenden. 
Anderseite  aber  hatte  Berghaue,  wie  erwähnt,  über  bo  auffallend  unregelmäßig«*  Reeul- 
täte  bei  Heilversuchen  nach  subkutaner  Anwendung  de«  Serums  berichtet,  daß  wir 
es  für  erforderlich  hielten  uns  zuuächst  an  einer  nur  mit  einem  Serum  ausgeführten 
grtOeren  Venuofaareibe  in  dbenwugen,  ob  b^  subkiilaner  AppUkMioii  von  Gift  and 
Serum  genl^eend  xegelmilHge  AtuacifaUce  erhalten  werden,  um  eine  eonkte  Heilweii^ 
beefclmmung  mit  dieeem  Terfthsen  m  emU^chen.  Wir  iiyialerlen  in  dteeem  Zwecke 
einer  grSOeren  Amahl  tcmi  Meenohweindien  daa  Gift  in  etwaa  mehr  wie  der  Sibch 
enbicutan  tödlidien  Doeia  von  0,035  in  3  ocm  NaCl  auf  der  linken  Banchaeite  nntir 
die  Haut  und  in  gleicher  Weise  nach  iVt  Stunden  verschiedene  Mengen  von  Immu- 
nitSt^einheit^n  desBelben  (Standard)  8«mma  auf  der  reebtm  Banohseite.  Tabelle  II 
Migt  die  «rhalteoen  Ergebnisse. 


Tabelle  II.    Ueiiversuche  an  Meersoh weinchen. 

Gitt  0^096  in  8  com  NaOl  a  c.  auf  der  linken  Baticliseite,  nach  1  '/i  Stonden  Saram  ebeoso  aof 

der  rechten  Baocbseite  (Standard  Serom). 


Immoni^ta- 
Einheiten 

Zdü  der 
Tieie 

Davon  starben 

innerhalb  der  enten 
and  zwar  am: 

1  8  Tifs 

lebend 

1. 

2. 

a. 

4. 

5. 

8. 

7. 

R. 

3,0 

4 

4 

1.6 

8 

1 

7 

0,75 

8 

1 



1 

1 

5 

0^ 

4 

0,3 

1 

8 

0,1 

1 

2 

1 

(M» 

1 

1 

S 

0,01 

2 

1 

1 

0 

o,ooa 

8  1 

- 

- 

Iii  9) 

Die  bei  diesem  Verwucii  erhaltenen  iiesultate  la^tsen  wohl  nur  den  Schluß  tn, 
daß  eich  die  individuell  verschiedenen  Resorptionsverhältnisse  bei  den  einzelnen  Tieren 
bei  der  gewählten  V^ersuchsanordaung  in  der  Tat  so  titörend  bemerkbar  maoheu  könneD, 

daS  eine  lufariiaiige  w  Ver|^eieben  hnrachbaia  Aoawertung  der  Sei»  anf  dfaae  Weiis 

anmfigUeb  eraoheint 


üiyiiizeü  by  GoOgle 


—    226  — 


Wihmd  —  um  nur  «in  fieiiplel  «ob  der  TabeUe  haraiiuQgrwfen  —  ron  dan 
mit.  0,76  I.-B.  geipiiUtai  11«i«ik  8  imurhilb  7  Ta§ui  ngninds  gingni,  wnidm 
daich  veniger  wie  die  Hälfte  dieser  Doeis,  durch  0,8  I.-E.,  3  Tiere  und  selbst  durah 
nicht  einmal  den  20.  Teil  derselbon,  duioh  0,03  L-E,,  obeofaUs  2  Meeraohiwinofaen  tot 

dem  akuten  Tode  bewahrt. 

Im  Hinblick  auf  das  Ergebnis  dieses  Vprsnehes  scheinen  uns  auch  die  von 
Brüßtlein  erhaltenen  abweichenden  und  uiiregeiiuäiiigen  Resultate  iwiöchen  Antitoxin- 
gehalt und  Heilwirkung  einzelner  Sera  nicht  wie  Kraus  und  Sch woner  imnehmeü, 
nur  durch  die  Terscbiedene  Avididät  der  betr.  Sera,  sondern  allein  Bohon  darob  die 
im  dSmtmn  kiOm  «benfUls  ragvwandta  Teobnik  dw  rabkotraan  Iqj«ktioik  de»  Giftee 
und  dei  Semne  ihre  EAllrong  na  finden. 

Wh  nahmen  daher,  «m  dieee  Fdilerqoette  tu  verrnnden,  yon  der  Bubkntanen 
linapiitcnng  eoinAl  Ittr  dee  Gill  nie  d«i  Senmi  Abeiand  nnd  wihllen  fSr  die  weiteren 
Veimiflhe  innicbst  die  Zuführung  dee  Giflee  nnd  des  Serums  direkt  in  die  Blutbabn 
durch  die  intrakardiale  Lyektion.  Wir  benutzten  dabei  dieselbe  Giftdosis  von  0,036  ccm 
wie  zuvor.  Das  Serum  wurde  eine  Stunde  später  injiziert  und  zwar  sowohl  das  Gift 
wifi  das  Senim  jeweils  in  1  rrm  NaCl.  Berghau b  hatte  bei  der  onteprechenden 
VeraurliKaiiordTiurig  und  demt-t  lbeii  Zeitintervall  zwischen  Gift-  und  Serumeinspritzung 
die  Tiere  inil  0,0Ö  i.  £.  vor  dem  akuten  Tode  zu  schötzen  vermocht.  Da  wir  nun 
«eMDÜich  größere  Oiftmengen  verwandten,  ao  gaben  wir  auch  entsprechend  größere 
flennndoeen.  Ober  dnen  snniehst  mit  dem  fltandardeemm  ansgefBhrfeen  Vorveitudi 
gibt  naahitehende  IVMe  AnMlod. 

Tabeliein.   Heilveraueh  an  Heereehweinohen. 


Gift  0,086  in  1  ccm  NaCl  i.  card.,  nach  I  Stande  Senim  in  1  ccm  NaCI  ebenfalls  i.  card. 


Immnnit&t«- 
einheiten 

Zahl 
der  Tiere 

Davon  itarl 

Mtt  innerbalb  der  en 
und  zwar  am: 

den  7  1 

leben 

1. 

2. 

8. 

4. 

5. 

6. 

7. 

0,15 

8 

2 

1 

OiS 

3 

3 

0,» 

8 

2 

1 

Q.» 

8 

1 

2(t8«.  11) 

ojt 

8 

3 

0|4 

8 
8 

8 

3 

Die  Tabelle  migi,  daS  bei  dieeer  Vemuduanordnnng  gegen  die  angewandte  Oift> 
done  von  0,086  eom  0,3  und  0,4  I.«B.  alle  Tiere  vor  dem  akuten  Tode  an  edbntien 

vermochten,  wihrend  eine  Menge  von  0,28  T.«K.  daau  noch  nicht  ausreichte.  Die  an- 
scbiieOend  zum  Vergleich  in  derselben  Weise  nur  unter  Weglassung  der  geringsten 
Semmdosis  voreenommenen  Auawertung  der  Kransschen  Sera  fRhrte,  wie  aoa  den 
naohatehenden  Tabellen  erüchtlicb,  zu  ganz  entsprechenden  Ergebnisrnn. 


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I 


—    226  — 


Tabellfl  IV.    HeilverBiicb  an  Meeraohweinehen.    Sernm  Hagdi.  70f«eb. 

Gift  0,035  in  1  ocm  NaCI  i.  card.,  nach  1  Stunde  8eram  in  1  ocm  MaO  ebenfalle  i.  card. 


Iinmunitftt» 
eiDbeften 

Zahl 
der  Tiere 

IHivM  »tarban  innerhalb  d«r  «n 
und  zwar  am: 

itM  7  Tag« 

1. 

2. 

8. 

4. 

5. 

6. 

7. 

0.2 

3 

2 

1 

0^ 

8 

1 

1 

1 

0.98 

3 

1 

3(t9ii.ll) 

03 

3 

8 

0^ 

a 

8 

KontroUen 

9 

8 

Tab«!!«  Y.   H«ilverinob  tn  Meersebweinehen.  Seram  Mannt.  96f«oh. 


Immunit&ta- 
«inhmteii 

Zahl 
der  Tiere 

Dayon  starben  ionerbalb  der  ersten  7  Tage 
vnd  «war  aai: 

leben 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

0.2 

8 

3 

0,25 

3 

2 

1 

0,28 

3 

2 

Ut») 

0.3 

3 

8 

0^ 

8 

- 

- 

8 

Tabelle  VI.    HeUveriQob  »n  HeeriohwelncbeD.    Serum  Mliti.  140fftob. 


ImmuniUtte- 
einbeiten 

Zahl 
der  Tiere 

Davon  starben  innerhalb  der  ersten  7  Tage 
and  swar  am: 

leb« 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

0.2 

8 

1 

2 

0,25 

8 

2 

1 

0,28 

8 

1 

l 

i 

0.3 

3 

8 

0«4 

8 

8 

Tabelle  Vn.  Heilteriooh  an  Meerteliweineben.  Sertmi  I#o)t  SlOfaob. 


ImmunitAte- 
einbeiten 

der  Tlece 

Davon  sUrben  ioneriialb  der  ersten  7  Tage 
nad  iwar  an: 

IfliMB 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

0.2 

8 

1 

1 

1 

0,25 

3 

1 

2 

0,28 

8 

1 

1 

1 

0.8 

3 

3 

0.4 

8 

S 

Be  ergab  aiob  sonach  Tollatftndig  äbereinatimmend  ffir  alle  5  ge- 
prtlflen  Sera,  dalt  bei  intrakardialer  Gift*  und  Sernminffllbraiig  naoh  ein* 
•tftndigem  Interrall  awiaohen  Olft-  und  Sernmgabe  0,8  L*E.  naeh  einer 
Vergiftung  mit  0,086  Toxin  den  aknteo  Tod  der  Tiere  Terbinderten.  Bei 
allen  Serie  wurde  sonacb  mit  derselben  Antitoxinmenge  der  gleiche  Heil« 
effekt  eraieU 


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—   227  — 


Da  aber  nadi  den  letiteo  Aofaben  von  Kraus  nnd  Seh  woner  die  auf  Avidi- 
(itrantttaoliiadca  dar  Antitoxin»  berahenden  DifibreuMn  in  d«r  tiierapeutiiohen  Wiikung 
veiiehiodeiitr  8«ra  «nt  nach  «ineni  liogvren  ZestintervaU  s«iMb«n  Versifttang  und 
SeraUMlnspritiung  gsnfigend  deutlich  in  Erscheinung  trnten,  so  waren  zur  weiteren 

Klärung  der  Frage  noch  Versuche  mit  größeren  Zwiflchenriinmen  zwischen  Gift-  und 
Serttmapplikation  tiotwend;<r  Nach  den  Untersuchunpsergehnissen  von  Berghaus  ist 
aber  bei  einem  1 '/j  etundigen  Iiitf  rvall  zwischen  intrakardialer  Gift-  und  Soruminjektion 
schon  mehr  wie  die  3 fache,  nach  2Btündigem  Intervall  bereits  die  lOfache  Antitoxin- 
menge  sur  Erzielong  desselben  HeilefiTekt»  erforderlich,  wie  hei  einem  Heil  versuch 
nMb  1  Blande.  Nadi  einem  Satftndigen  Zirisch«iranm  mischen  Gift-  und  Senim< 
mfllhrang  mnOtea  wir  dabw  bei  Beibehaltung  der  doppeUen  intrakaidieleh  Injektion 
—  wem  wir  nieht  eifaeblioh  mit  der  Oiltdoeis  hsnibgehen  wolMen  mit  der  Hn- 
•pvitnog  eo  betriehd^Mr  Antätounmengen  in  des  Heie  der  Venniehitiere  redmen, 
daß  uns  deren  intiakardiale  Zuführung  bei  dem  eterk  glTssrinhaltigen  Standerdeerum 
nieht  uobedenklich  erschien. 

Eine  w<»it<prf'  Hf>rnh'«*>tifnng  der  Qifldosis  wollten  wir  aus  dem  Grunde  vermeiden, 
weil  bei  Vervreniinng  kleinerer  Giftmengen  sich  eine  etwa  zufällig  größere  Widerstands- 
f&higkeit  einztlutr  Tiere  gegen  das  Gift  doch  vielleicht  bei  den  vergleichenden  Ver- 
suchen hätte  in  störender  Weise  bemerkbar  machen  können. 

Wir  hielten  «e  daher  fQr  sweckml0lg,  inmel  ulr  bei  den  vorstehend  srwihnten 
Verenehen  info^$e  de«  doppelten  Henetidies  doch  aneb  einielne  Tiere  an  Veihlatung 
verloren  hatten,  luniehet  su  veisochen  von  der  Bänepriteung  von  Qift  und  Serum  in 
dae  Hen  absueehen  und  nur  noeb  das  Serum  intrakardial,  dae  Gift  aber  intraperi- 
tmeel  zu  geben. 

Mit  dem  8 Landard serum  in  dieser  Weise  vorgenommene  Versuche  ergaben,  daß 
deren  Ablauf  durch  die  intraperitoneale  Giftzufuhr  nicht  beeinträchtigt  wurde,  und 
daß  bei  dieser  Versuchsanordnung  auch  bei  größeren  Zei tinter vaUen  nach  der  Ver- 
giftung beträchtlich  geringere  Antitoxin tuengen  erforderlich  waren. 


Tabelle  VIH.    Heilversooh  an  Meersobweinohen.  Standardserum. 
Gift  OJOK  in  2  ocm  Na€9  i.  p.,  nach  2  Standen  Seram  in  1,0  com  MaOl  L  card. 


Davon  starben  innerhalb  der  en 

Mn  7  Türe 

tnuDonittto- 

Zahl 
dar  Itora 

und  swar 

am: 

leban 

1. 

2. 

3. 

■1. 

5. 

«. 

7. 

3 

_ 

2 

1 

0 

Q45 

3 

1 

1 

1 

0 

IUI 

8 

I 

2  (t  90.11) 

0» 

3 

3 

8 

3 

8 

8 

EoBlrollsn 

8 

9 

0 

■ 

Dae  Standardserum  vermochte  mit  0,28  I.-B.  2  Stunden  nach  der  Vergiftung 
noeb  aimttiehe  Tiere  vor  dem  akuten  Tode  sn  sobatiwi.  Nachstehende  TabellMi  gaben 
die  Resultate  der  sntspreobend  durchgeführten  Prüfung  der  übrigen  Sera. 


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-    228  — 


Tabelle  IX.    Heilversuch  an  Meerschweinchen.    Seram  Magda.  70f*oli. 


Gift  Ojm  in  8  cem  Naa  L  p.  nach  8  Stundan  8«ram  in  1.0  ocm  MaCI  L  card. 


imnuiniUU- 

eiahailM 

Zahl 
der  Tiflfe 

Datea  alarben  innerhalb  der  eretMi  7  Tage 

aod  »war  am: 

leben 

i. 

2. 

e. 

4. 

5. 

6. 

7. 

0,2 

0^ 

9Ji 

3 

a 

8 

2 

1  (t  10) 

8 

8 

TnbelU  X    HeilTerraoh  an  Maertobweincheii.    S^rum  Marian.  OSfaeh. 


IromuniUts- 
einhelten 

Zahl 
der  Tiere- 

Davon  starben  innerhalb  der  ersten  7  Tage 
and  nrar  am: 

leben 

1. 

2. 

3. 

4. 

6. 

6. 

7. 

0.8 

8 

1 

l 

1  (t  9) 

0,98 

8 

8 

0.8 

8 

8 

Tabelle  XL  Heüversuch 

an  Meerschweinchen, 

Serum  Mizzi. 

140  fach. 

ImmoiiiUlts- 

Zahl 
der  Haue 

OaToin  atar 

MO  im 

anc 

lerbalb 

zwar 

deren 

am: 

IIa  7  ' 

nige 

leben 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

0,2 

8 

1 

2 

0 

Ob» 

8 

8 

0l8 

8 

8 

Tabell«  Xn.  HeilTerinoh  an  Hearaehwninehan.  Serum  Loin  SlOfaeb. 


ItnoiQttttlle- 
Mnneuen 

Zahl 
der  TIen 

Davon  atarben  innerhalb  der  ersten  7  Tage 
und  swar  an: 

leben 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6.    1  7. 

03 

a 

2 

1 

0 

9» 

8 

8 

03 

8 

8 

In  diasan  Raiban  bavirktan  aooaab  aneh  swai  Stundan  naob^dar 
Vargiflvng  abanfalla  bai  almtliaben  Saria  glateba  Antitoxinmangan  dia* 
•alba  Heilwirkung,  Indam  gkidunllKg  doroh  0,88 L-B.  dia  Tiere  vor  dam  akuten 
Tode  geechüUt  wvrdan.    Gant  entaprechende  Resultate  erhielten  wir  scbUefiiich 

norh  bei  einer  Reihe  von  Versuchen  mit  Sstündigem  Intervall  zwischen  Gift-  iinH 
Serumgabe,  von  denen  einige  in  den  folgenden  Tabellea  auafübrlicb  wieder- 
gegeben sind. 


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~    229  — 


T»b»lle  Xin.  HeiWersiioh  «n  lleertoliw«iaoli«n  CE^tendardaerom). 
Gift  0,085  in  1  eem  NaOl  L  p.  nach  8  StandaiD  Sanim  i.  cudL  «ImoIUIs  in  1  «an  HiOl. 


lauDonHtta» 

Zahl  der 
TSaii« 

Dbtod  itulMn  innorhilb  dir  «Ertan  7  Tige 

und  swAT  am: 

laben 

1. 

2. 

8. 

4. 

5. 

6. 

7. 

M8 
M8 
0^ 

Konirallw 

T*k«11«  TTV  1 
innsiiv  aat«  j 

a 
8 
3 
3 
t 

XVII  VvTBuO 

b  mn 

Heere 

8 

chwe 

2 
l 

Inohe 

l 

n.  8< 

1 
1 

iram 

1 

Magd 

0 
0 
3 
3 
3 
0 

n  •uinon« 

ImmaniUU«- 
EinbeileB 

Zahl  dor 
Tim 

Davon  sUrbeo  mnerhalb  der  ersten  7  Tage 
mid  s««r  am: 

1. 

8. 

3. 

4. 

5.    1    6.    !  7. 

0.85 
0,6 

0. 76 

1.  » 

3 
8 
8 
8 

» 

1 

2 

0 
8 

3 
3 

Tabelle  XV.   Heilvoreiich  an  Meerschweinchen.   Serum  Marius  95faoh. 


IninoDttlto- 
BnhaHaik 

Zahl  der 
Ttere 

Davon  «tarben  innerhalb  dar  «n 

and  swar  am: 

rtan  7 

Ikg» 

leben 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

03» 

8 

2 

0^ 

3 

1 

2 

0^75 

3 

8 

1.0 

8 

8 

Tabelle  XVL    Heilveraucb  an 

MeerBchweinche 

n.  Serurii 

UOfach. 

Zahl  der 
tiere 

Davon  starben  innerhalb  der  enten  7  Tage 
und  iwar  am: 

leben 

1. 

2. 

3. 

4. 

6. 

6. 

7. 

0,86 

3 

1 

1 

1 

0 

8 

8 

8 

8 

8 

8 

Tabelle  XVIT. 

Heilverauch  an  Meersch weinch 

en  Serum 

[ioi  s. 

30fach. 

Immonitita- 
Eiobeiten 

Zahl  der 
Tiere 

DaTOo  «terl 

iMtt  innerhalb  der  en 

und  zwar  am: 

iten  7  ' 

Tags 

leben 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

0^ 

8 

1 

2 

0 

0,5 

3 

3 

0,76 

3 

1 

2 

1.0 

3 

3 

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—   230  — 


Auch  hier  bei  Sttttndigem  ZwiscbeDraum  zwischen  Vergiftung  Und  Sörumgab« 
verhinderten  im  allgemeinen  bei  allen  Versuchereihen  gleichmäßig  0,5  I.-E.  den  akuten 
Tod  dor  Tiere,  Wenn  bei  den  angeführten  Versuchen  von  den  mit  dieser  Antitoxin' 
menge  des  SUmdardeerums  und  des  Serum  Marius  behandelten  drei  Meerschweinchen 
je  eines  trotz  der  Seruminjektion  frühzeitig  der  Vergiftung  erlag,  so  kann  es  sich  bei 
diesen  ebenso  wie  bei  dem  mit  0,75  I.-E.  von  Serum  Lois  gespritzten  Tiere  nur  uro 
«De  gegenflber  den  anderen  IfeeiMliViiiMlitti  geringere  Widentandeflhigkeit  gegen 
die  Giftwirknng,  keineswege  Aber  um  dne  etif  d«r  eobirftoheveii  Aviditat  der  Autitoxiiie 
.  der  betreffeDden  Sera  bemhende  JÜraolieiining  hradeln,  da  ja  die  iNdden  andern  mit 
den  gleiohen  Anlitoxindoien  denelben  8«a  iigineirtMi  Heemdiifeinöhen  dadiirbh  tw 
dem  akuten  Tbde  geeehfltal  winden  wann. 

DaO  derartige  individuelle  Vendiiedenlieiten  liindidiiliob  der  etkikeren  BmpAnd- 
liobkeit  einzelner  Vecvuchstiere  für  die  Toxinwirkung  bei  Meersohweinöben  bei  HeO> 
versuchen  mit  längerem  Intervall  zwischen  Vergiftung  und  Heilserumgabe  häufiger  in 
Erscheinung  treten  können,  wHhrcnd  eie  sich  nach  Zuführung  der  im  allgeixieinen 
ausreichenden  Serumheildosis  kürzere  Zeit  nach  der  Giftinjektion  nicht  in  dieser  Weise 
geltend  raachen,  haben  wir  auch  sonst  bei  einigen  nicht  aunführlicher  wiodergegebenen 
Versuchen  mit  3  stündigem  Intervall  zwischen  Gift-  und  Serumapplikation  beobachtet. 
ISe  handelte  sich  aber  auch  bier  nm  Fälle,  bei  denen  von  mehreren  mit  derselben 
Antitozindoeia  dee  gleichen  Semme  gespritsten  Tieren  einee  oder  4hM  andere  aueAal, 
niöbt  aber  um  abweichende  Bigebnieee  swiedien  vereebiedenen  Serie,  welebe  elw» 
eine»  Soblofl  entepreobend  der  Auffaaenng  von  Krane  und  Sohwoner  augelamen 
hätten.  Vielmebr  geht  ee  aue  allen  aoeeren  Veiswdien  flbereinatimmend  hervor,  dafl 
bei  der  von  uns  angewandten  Versuchsauordnung  sowohl  bei  1  stündigem,  wie  bei 
2  und  3  stündigem  Intervall  zwischen  Gift-  und  Serumgabe  bei  allen  geprüften  Seria 
gleiche  Antitoxinmeogea  auch  die  gleiche  tberapeatiscbe  Kraft  entfalteten. 

Erscheinungen,  welche  im  Sinne  von  Kraus  undSchwoner  zu  deuten 
gewesen  wären  und  auf  eine  Abhängigkeit  der  Heilwirkung  der  Sera  von 
derAvidität  ihrer  Antitoxine  h i nge wiesen  hätten,  haben  eich  bei  unseren 
Versuchen  nicht  bemerkbar  gemacht. 

Auf  die  Frage,  ob  überhaupt  die  Aviditat  der  Antitoxine  bei  der  Bindung  von 
Gift  und  Antitoxin  eine  Rolle  spielt,  soll  hier  nicht  niiher  eingegangen  werden.  An 
sich  würde  ja  ein  Grund  gegen  diese  Auaaiime,  sofern  mau  die  Avidität  als  eine 
den  Antigenen  und  Antikttrpem  allgemein  fukommende  Eigenschaft  au&ufuaen  ge- 
neigt iit,  nicht  T0i1i«gen.  Naoh  Untenm^ungen,  die  von  Mdller  u.  a.  haaptelohUeh 
an  Ag^ntininen  anegeführt  woiden  eind,  eoU  ja  im  Gegeneata  an  dem  von  Kraue 
fOr  die  DipbiherieiMilaera  angenommenen  Verhalten  —  im  allgemeinen  die  Aviditit 
der  Antikörper  der  Wertigkeit  der  Sera  parallel  gehen.  Diese  Befunde  lassen  sich 
aber  mit  den  Untersuchungen  über  das  Verhalten  von  Toxin  und  Antitoxin  insofern 
wohl  nicht  direkt  in  Parallele  stellen,  als  die  Feststellung  der  „Avidität"  der  Agglutinine 
auf  Grund  ganz  Anderer  Methoden  versucht  wurde  (Bestimmung  der  «Absorptions- 
quotientea",  Abspaltungs versuche). 


—  231 


W«DD  MfalieBlieb  KrRai  und  Sohwon^r  ia  ihrer  leisten  Mitteilang,  irie  er- 
irihnt,  andi  ttbwr  einige  nur  Stütze  ihrer  Anffaaning  an  Meerschwei neben  mit  Dlptttberie- 

bazillen  ausgeführte  Versuche  berichten,  so  sind  zwar  derartige  Unterauchnngen  mit 
Verwendung  %'On  Rnktonen  zur  Klärung  der  Frnge  über  die  Bedeutung  der  Avidität 
der  Antitoxine  für  dtti  Hriiwert  der  Diphlhencsera  nicht  geeignet,  da  in  diesem  Falle 
nicht  nur  die  antitoxibclie  Wirkung  der  Sera,  sondern  auch  ihre  antibakteriellen  Eigen- 
schaften zu  berücksichtigen  sind.  Sie  führen  aber  zu  einer  andern,  in  dieeam  Falle 
ton  Krens  nnd  Sehwoner  nicht  angaeehnittonen,  wicbii^n  Frage,  ob  nlmlidi  nicht 
für  die  qmifieche  Therapie  der  Diphtherie  anHer  der  anütosdaehen  Kraft  dn  Heilsera 
aneb  antibekteridle  Bigenaohaflen  derselben  in  Betradit  kommen  nnd  für  die  Heil- 
«idmng  vorleObaft  anagsnntst  werden  können. 

Diene  echon  Mher  von  Rons  (8),  Wassermann  (16),  Hertin  (17),  Bandi  (18) 
Q.  a.  anfgeworfiBne  Frage  bat  durch  eine  Beilie  vmi  Arbeiten  der  leisten  Jahre,  mlehe 
eidi  mit  der  antÜDfektUSeen  Wirkung  der  Diphtherieea  beMten,  aktuellere  BadeutuDg 
gewonnen. 

Übereinstimmend  konnte  von  verschiedenen  Autoren  wie  von  Bandi  (18), 
Menabnoni(19),  Sauerbeck  (20),  Tunicliff(21)  sowie  v.  Gruber  und  Ohkubo  (22) 
eine  phagocytosebefördernde  Wirkung  der  auf  ihre  antiinfektiöse  Eigenschaften  unter- 
suchten Diphiheriesera  uachgewipHert  werden,  dio  nach  den  leUtgenannten  Autoren 
auf  komplex  gebauten  Immunetülien,  auf  Iinnuinopsoninen  beruhte  und  deplmlh  auf 
komplementbaltige  Sera  beschränkt  war  bezw.  bei  muktiven  äeris  nur  bei  Zuaatz  von 
Kompkmflttt  tintnt.  Die  Untersuchungen  von  Ohknbo  beaaapmdien  dabai  hiaofinn 
ein  besondeies  allgemeinea  theoretiadiea  Interesse,  als  die  von  ihm  untenuehten  Sem 
swnr  Immnnopeonine  aber  kmne  Tropine  und  keine  bakteriaiden  Amboaepioren 
enthielten. 

In  einer  kflnlieh  «rschienenen  Arbeit  wurde  von  Linderoann  (38)  femer  ge- 
zeigt, daS  boehwerlige  anlibakterielle  Diphtheiiesera  auier  Inunnnopsonlnen  anoh 
thermoelabile,  spedflsche  Tropine  enthalten  nnd  auch  in  inaktivem  Zustande  eine  er- 
bebliche phagocytäre  Wirkung  entfalten,  welche  außerdem  durch  Komplementzuaatz 
noch  weiter  beträchtlich  verstärkt  werden  kann.  Auch  bei  dicBon  Seris  fehlen  aber, 
wie  Lindemann  feststellte  trotr  ihrp«  hnhpn  Gehaltes  an  Tropinen  und  Immun- 
opsoninen  bakterizide  Amhozepturen  vollkoinnien.  Es  würden  nach  diesen  Unter- 
suchungen somit  für  eiue  antibakterielle  Wirkung  der  Diphtheriesera,  da  den  bei  ihnen 
ebenfalls  feetgeetellten  Agglutinen  ein  Heilefiekt  kaum  zuzuerkennen  ist,  speziell  die 
phagocytosebefördernden  Antistofib  in  Betracht  Irommen. 

Gruber  und  Ohkubo  haben  auch  bereits  der  Ansicht  Ausdruck  gegeben, 
dall  für  die  therapentisehe  Wirkung  der  Dipbtheridieilsera  ihre  phagooytoeebefördemden 
Immnnstoflb  von  Bedeutung  sind.  Dann  wOrde  es  allerdings,  worauf  von  Lindemann 
bereits  hingewiesen  ist,  notwendig  sein,  wenn  man  auch  die  phsgoeytKre  Wirkung 
der  Diphtheriess»  bei  der  Serumbeliandlung  verwerten  will,  dasu  solche  Boa  sn  ver- 
wenden, welche  nicht  nur  auf  ihren  antitoxischen  Wert,  eondem  auch  auf  ihran  6e> 
bidt  an  den  betnfienden  Antistoffen  genau  geprflft  sind. 


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—   28S  — 


Nach  neuerdings  von  Martin,  Prerot  und  Loiseau  (24)  mitgeteilten  Angaben 
sollen  antibakterielle  Diphtheriesera  klinisch  eine  besBere  Wirkung  entfalten  als 
rein  antitoxiBche  Sera,  welche  trotz  höheren  antitoxiscli'n  Wirtes  die  Diphiher^ih 
oaembraaeo  nicht  in  der  Weiee  zum  Verachwinden  bringen,  als  Bcbwäcber  antitoxiscbe 
aber  gleichzeitig  antibakterieU  wirkende  Sera. 

Ea  wäre  daher  unseres  Eraobtens  wobl  augezeigt,  auch  dieser  Frag»,  oib  dsn 
anttlMikteoEieUea  StofRii  dm  DipbthtrisMcmiM  nebon  den  antiUwdscIien  noeh  sim  «bw 
bswMMlsre  0i«Mpeuti«olie  WirlninK  Mkomnit,  kBnllighUi  Bettohtuig  so  sohmhePt  n 
ihiwr  SntadMidiuig  bsl  Heflfefaaehen  afa«r  nnr  loleb«  Set»  tn  T«rwsDdsn,  welcdM  aoeb 
•nf  ihren  Oelult  an  TVoptnen  und  Lninniinop6(Miinen,  ab  den  iUr  die  antHnfeHiflse 
Wirkung  der  Sera  in  Betraehi  Itommendon  Irnnranatoilm,  genm  aaegewerlel  atad. 


LIteratar. 

1.  Ehrlich,  Die  Wertbemewung  de«  Diphtherleheilseranui  and  deren  therapeatiatte 
Gnmdlaien.  Eliniaehes  Jahrbuch  1697,  Bd  VI. 

2.  Ronx,  X.  Internationaler  KoagieA  fOr  ^yigieiie  und  DeDOgiaphiiB.   Paria  IMO. 

3.  Ehrlich,  ebenda. 

4.  Marz,  Zeiteehrifl  Ar  Hygiene  and  luMttlondttaiikhelten  Bd.  86. 

5.  Ctvi  vci  Ihier,  Annales  de  rUi^titiit  PaHtenr  1904  unJ  1905. 

&  «»leiDbardt  und  Kaushaf,  Journal  o(  iniect  diseaaes  V,  203.  1908. 

7.  Belfanti.  Zaotialbl.  t  Bikteriol.  Orlg.  Bd.  47»  1908. 

R.  Kraue,  ebenda  Bd.  34,  1903. 

9.  Krane  nod  Fribram,  ebenda  1906. 

10.  Krane  ond  Baas,  ebenda  1907. 

11.  KravB  und  Doeir,  ebenda  1906. 

12.  Kraus  md  Seliwoner,  ebenda  Bd.&S,  1006  ond  Kran«,  Wiener  klln.  Woebenesfar. 

1908,  Mr.  28. 

13.  Brfletiein,  Arbeiten  ans  deati  Instltat  war  Erfturschnng  der  InlsktkaakianklMllHi  ia 
Bern  iy09,  Heft  3. 

14.  Bergbaus,  Zentralbl.  f.  BakterioL  Bd.  48.  1908.   Bd.  49,  1909  und  Bd.  50,  1909. 

15.  Krane  und  Sebwoner,  Zaltadir.  1  ürnnranttitafersöhnng  1609,  Bd.  II. 

16.  Waasermann,  Deutsche  mediz.  Wocbenschr.  1908. 

17.  Martin,  Compt.  rend.  aoc  biolog.  1903^  Mr.  17. 
16.  Bandi,  lit.  nach  Ohkobo. 

19.  Menabuoni,  Zeitschr.  f.  Immnnitataforsch.    Ref.  Bd.  I. 

20.  Sauerbech,   Zert/^chr  f   ImmiiniUtBforschunK  Bd.  3,  ß.  731. 

21.  Tvnicliff,  Journal  uf  iufect.  di«eami,  Bd.  ö,  1908. 

98.  Ohknbo,  ZMtaebr.  t  ImaranttMaftirBclnniK  Rd.4»  1610,  8. 1. 

2^.  Lindotnann,  Arbeiten  :i    !   Kainerl  Geeamlheitsarnte  Bd.  36,  Holt ^  B.  108. 

24.  Martin,  Prevot  und  Lotüeau,  äoc.  biol.  Bd.  39,  S.  56,  1910. 


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Beitrag  zur  Kenntnis  der  Pneumokokkeninfektion. 


Ton 

Obennl  Ar.  SniiI 


Die  Tbeorie  der  bakteriellen  Infektion  ist  in  mehreren  Arbeiten  von  Radziewsky 
flingAhaod  bebaiid«!!  wwden.  In  d«r  soerst  erMhunenen  Arbeit  (Zentralblatt  für 
Bakteriologto  Band  26)  ist  dar  FroaeA  der  tödlichaa  Infaklion  dnteb  d«a  Baetatium 
coli  «rforaobt.  Radaiewaky  kommt  dabei  la  dem  SchloO,  daO  die  tfidlidie  Infaktioii 
b«m  llaaneliwdikolien  duieh  2  entgagengesetite  PftneMe  bedingt  wiid,  eineneila  dnrdi 
die  Vermehrung,  andeneits  durch  Anftfeang  der  Mikroben.  Das  dabei  entstandene 
Bakteriengift  bewirke  den  tödlichen  Ausgang  der  Infektion.  Sowohl  bei  der  natür- 
lichen wie  bei  der  erworbenen  Imtniinität  findet  raan  Mikroorganismen  innerhalb  der 
Leukozyten.  Die  Zahl  Hif  spr  intrazellulären  Mikrnhon  sei  jwlorli  unbedeutend  im  Ver- 
hältnis zu  den  sich  auÜerhaUi  der  Zelle  auflösenden.  In  einpr  im  l'and  38  derselben 
Zeitschrift  erschienenen  Arbeit  spricht  der  Autor  sich  in  ähnlicher  Weise  dahin  aus, 
daß  die  AuflSsnng  fast  ausschliefiUob  in  den  SAften  dee  Organismus  stattfinde. 

Bei  dar  tttdlieban  InfUction  Uldelen  die  Zeilen  im  Ofsaoiamua,  vMldeht  die 
Lympbo^ten,  die  die  Bakterien  aentAtenden  BnbaCanaen;  duroli  deieo  Wirknng  (Ab* 
tfitnng,  Anabiqpmg  und  Auf  laatmg  der  Bakterien)  werde  daa  Bakterieogift  Maliflli  md 
bewirke  so  die  tödllehe  Vergiftung. 

In  einer  weiteren  Arbeit  „Beiträge  zur  Kenntnis  dsB  Bacterium  coli"  (Zeitschrift 
für  Hygiene  und  Infektionskrankheiten  Band  34)  beschäftigt  sich  RadzipTveky  ein- 
gehend mit  der  Frage,  wie  w^it  di^  agglutinierenden  Sera  spezifiBrli  piiui  fiir  die  eini"-*-]- 
neu  Repräsentanten  der  Koiigruppe.  Daneben  bespricht  er  wiederum  die  Prozehse 
der  Infektion  und  der  Immunität  und  gelangt  dabei  im  wesentlichen  zu  den  gleichen 
SoUössen,  wie  in  der  an  erster  Stelle  genannten  Arbeit.  Endlieb  fährt  Radiiewaky 
in  einer  aahr  anafUulidien  Arbeit  „Dntanneiinngnk  aur  Theoifo  der  baklerieDen  Li- 
foktion**  (Zaitaeliiift  Ar  Hygimie  and  Infektionikianklmten  Band  87)  ana,  dal  eine 
Reibe  von  Brkrankungen  auf  die  hA  AufUinng  der  BakterienaaUen  entitehanden 
Bakteriengifte  zurücknifilluen  sind.  Radziewsky  vertritt  auch  hier  wie  in  aeinen 
anderan  Arbeiten  die  Aneicht,  daO  neben  der  Vermehning  der  Mikrooiganiaman  raget- 
mäßig  zugleich  ein  Absterben  stattfinde.  Um  zu  ermöglichen,  daß  im  gcf&rbten 
Ftöpaiate  aua  dem  infizierten  Tier  neben  den  normalen  unyerftnderten  Mikroorganismen 


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—    S84  — 


auch  die  im  Al)Rterben  begriflFenen  und  degenerierten  Formen  sichtbiir  worden,  färbt 
Radziewi<ky  p'me  Stunde  lang  bei  Zimmertemperatur  mit  einer  1:30  verdünnten 
Zieblflchen  Kiirbolfuchsinlösung;  nachdem  er  mit  dieser  Methode  die  DegeuerutionB- 
formen  bei  Bacterinm  ooli  beobachtet  h*tle,  stodierte  er  die  tfidtidien  bifektionen 
durch  (StolentvibflioneD,  Bedltna  pyocyaneos,  PlieiimokoUen,  Milfbnmd,  Tjjlhtu  und 
StreptdEokken.  Die  PDeumokokkeniuitennudiuiigen  madite  R«dslewak j  in  der  Weiae, 
daß  er  die  Mikroben  tinter  die  Haut  an  der  innerm  Seite  dea  Ohre  nnea  Kaaiiidheiia 
ballierte;  schon  nach  einigen  Stunden  bildet«  ndi  eine  weiche  teigige  Oeachwulat,  die 
80  tanahm,  daß  das  Ohr  3  bis  4  fach  vergrößert  wurde.  In  dem  dabei  gebildeten 
Exsudat  sah  Radziewsky  stets  zablreithe  degenerierte  Pneumokokken  neben  normalen 
Sie  stellten  sich  dar  als  scheibenförmige  Gebilde  oder  aufgezogene  hufeisenförmige 
Formen  oder  auch  Körpereben  von  ganz  unregelmäßiger  Geetalt,  einzelne  punktförmige 
Körnchen  und  leere  Kapseln.  Radziewsky  stellt  an  diesen  Ubergangsformen  die 
Zeratfirung  der  Hikroorganiaroen  fest;  auch  im  peritoaealeo  Bzandai  ließ  Bich,  wenn 
diA  Untersoobung  gleich  nach  dem  Todo  dea  Ttevea  votgenommen  wnrde^  eine  Ifikvoben- 
aenrtfimng  featstdkn;  hier  ließ  jedoch  die  KapaelftrbaDg  im  Stich.  Radaiewsky 
iat  der  Aoaioht«  daß  die  Zeratfining  der  Ifiktoben  nuncUießUeh  außerhalb  der  Zellen 
in  den  Sftften  dee  Organinjaus  yor  aioh  gehe;  die  Zahl  der  von  den  Phagozyten  anf* 
genommen««  Mikroorganismen  sei  gegenüber  den  außerhalb  der  Zellen  in  den  Säften 
des  Organismus  zerstörten  vergeh  windend  klein.  Die  bakteriziden  Stoffe  bereiteten  die 
Zellen  des  infizierten  Organismus.  Die  Zerstörung  der  Bakterifn  n-i  nanipntlicb  be- 
deutend in  (IfT  'l.  Hälfte  der  Infektion.  Radziewsky  erklärt  diene  gruLSe  Zerptörung 
der  Mikroorganismen  in  der  2.  Hälfte  der  Infektion  durch  eine  Steigerung  der  bak- 
tetinden  Kräfte,  hervorgerufen  durch  die  sich  vermebrenden  Bakterien. 

Zn  etiraa  anderai  Brgebniaaen  kam  Kiaakalt,  (Zeitaidirift  für  Hygiene  Bd.  46), 
welcher  der  FbagoqrtoM  eine  große  Bedeutung  bei  der  Vernichtung  lablrdcher  Bak- 
terien tnepricht  und  i^bt,  daß  Radziewaky  die  nllallren  VMgloge  deawegeii  lum 
Teil  fibetaeheu  habe,  weil  dieselben  im  gefärbt«!  Ana8triohprii{iarai  viel  weniger  m 
Tage  treten  als  in  Schnitten.  Bei  der  Infektion  mit  virulenten  Pneumokokken,  die 
uns  im  folgenden  hauptpHchlicb  beschäftigen,  spielt  jedoch  die  Phagozytose  kaum  eine 
Rolle.  Hier  hat  Kisskait  in  einigen  Fällen  »lif  von  Radziewsky  bf^Bchriebenen 
Degeuerationeformen  in  dem  erysipelatus  geschwollenen  Kanincbenohr  bf.-tLUi^eti  können. 

Im  folgenden  habeu  wir  speziell  die  Befunde  Radziewskys  an  virulenten 
Pneomokokken  naobgeprfift.  Gerade  die  Versuche  mit  hochvirulenten  Bakterien 
haben  ja  inaofem  beaonderee  Intereeae,  ale  nur  dieee  (die  .echten  AnMiteo*  nach 
Bait)  für  die  nat&rlicbe  Infektion  in  Betracht  kommen.  Wir  atimmen  mit  Radslewaky 
darin  flberein,  daß  kttoatlidie  Infdctionen  mit  Cbderavibriooen  und  l^phnabaaßlen 
in  vieler  Hinsicht  gani  nnnatfirliche  Verbftltnisse  geben. 

Ea  war  auch  deswegen  von  Intereeee,  die  Untersuchungen  Radziewsky  nach- 
zuprüfen, weil  »ich  seither  die  Anschauungen  über  die  Rolle  der  Phagozytose  bei  der 
Immunität  in  ganz  anderer  Weise  geklärt  haben,   als  Rnririf  wftky  sich  vnrstPÜtf 
Die  von  ihm  abgetan  geglaubte  Lvbre  darf  jetzt  für  gewisse  h  alle  als  völlig  t;' .'•loliert 
gelten.    Andcrefiut  itil  die  von  ilan  heolmchlele  »tarke  eztrazelluläre  Auflösung  nicht 


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~   285  — 


widarlagt.  Wie  iit  sie  in  BinklMiig  m  bringen  mit  der  von  Nenfeld  vertvetenen, 
in  der  letalen  Arbeit  von  Ungermann  eingdiend  dargelegten  Annahme,  dail  die  Ve^ 
niditnng  der  Pneumokokken  (bei  der  Heus  und  beim  Kaninchen)  nur  in  der  Zelle 
SU  beobachten  ist  und  dafl  an  Benimatoffen  nur  eolobe  in  Betraebt  kommm,  die  die 
Auftiahme  in  die  Phagozytose  vwmitteln? 

Fnd  wie  gering  erscheinen  quantitativ  die  Leistungen  tropinhaltiger  Sera  und 
i\fr  Phagozytos«  im  Vergleich  zu  den  von  Radziewsky  besfhriebenen  bakteriziden 
Kräften  der  Körperaäfte.  Uni  z.  B.  0,1  einer  virulenten  Kultur  im  Tierkörper  un- 
schädlich BU  machen,  ist  schon  ein  Ptarkes  ImnnuiBerum  nötig,  die  Zerstörung  in  den 
Phagozyten  verläuft  dabei  siendich  langsam,  in  den  Säften  scheinen  dagegen  nach 
Radvieweky  amdi  bodivirulmte  Kokken  in  groflen  Mengen  und  oflhnbar  aalir  admell 
an  aerfalien. 

Bei  der  NadiprflAing  der  Radsiewskyedien  Venodie  benutzen  irir  8  Stimme 
und  awar  die  beiden  hodiTimlenten  SlSmme  «Fb  I",  und  .BVeni"  nnd  den  wenigw 
vimlenten  Stamm  .GSealer". 

Wir  infioerten  die  Kaninchen  an  der  Innenseite  des  Ohres  möglichst  nalie  der 
Spitze  teilweise  mit  einer  Öse  Herzblut  aus  einer  frisch  getöteten  Pneumokokkenmaus 
oder  wir  injizierten,  und  dies  geschah  in  den  meisten  Fällen,  Vioo  und  Vioooo  ccm 
einer  ßouillonkultur.  Einmal  gingen  wir  bis  zu  der  Verdünnung  von  Viooooo  com, 
ohne  Indessen  mit  dem  aonni  sehr  virulenten  Stamm  Pn.  I  eine  Infektion  zu  erzielen, 
in  einem  Fall  injizierten  wir  bei  einem  weniger  virulenten  Stamm  die  Reinl^ultur  in 
der  Menge  vtm  0,3  eom  enbknlan  an  der  Spitae  des  Obiee.  Einmal  wnde  andi  warn 
Veigleieh  einem  Kaninoimi  1,0  eom  Pneamokottenbonillon  intraperitoneel  ii^iaert 

Femer  wurden  einige  Verroelie  an  Minsen  gemadii  Die  Impfbog  der  Mfoae 
erfoJgte  durah  intraperitoneale  Injektion  nm  0,1  oom  Bouillonknltnr  oder  da«  im 
Baeikkator  getrocknete  infektiöee  Material  irarde  in  beliebiger  Menge  subkutan  ein- 
gea|pritzt  SchlieOlich  haben  wir  noch  bei  einigen  Meencbweinchen,  die  zufällig  an 
einer  Stallinfektion  mit  Pneumokokken  eingegangen  waren,  bei  der  Sektion  AuRRtrich- 
präparate  aus  dem  Blnf,  der  Bauchhöhle  und  einigen  Organen  angefertigt;  h-i  dieser 
Tierart,  die  sich  den  Pneumokokken  gegenüber  ja  ganz  smders  wie  das  Kanir.  hpn 
öder  die  Maus  verhält,  haben  wir  jedoch  keine  ayatematisohea  Unterduchungen  über 
den  Gang  der  Infektion  gemacht. 

Die  von  Kadtiewaky  beecbriebeneii  aohweten  BikranknugeeEMdieinungen  am 
Kaninohenohr  konnten  wir  nur  ealten  fMtotdleni  die  lokelen  flSredMinungen  waren 
m^it  gninger  nnd  traten  langsamer  anf,  als  bd  Radsiewsky.  In  den  FSllen,  in 
d«Mn  der  lokale  Befund  sehr  ansgepriKgt  war,  war  dae  eebwer  hembhingende  Ohr  so 
aogeeohwoUen,  fhll  es  2—4  mal  ao  groß  eiwdiien,  wie  das  gesunde;  ed  ffihlte  ach 
beifl  an,  die  Gefäße  waren  Rtark  injiziert  T3Ut  Uwe  machten  in  diesem  Stadium 
immer  einen  schwerkranken  Eindruck.  Meist  war  es  so,  daß  in  den  ersten  12  Stunden 
kanm  eine  Schwellung  festgestellt  werden  konnte;  allerdings  fühlte  sich  das  kranke 
Ohr  immer  etwas  heißer  an.  Versuche,  in  den  ersten  12  Stunden  Exsudat  zu  ent- 
nehmen, waren  immer  erfolglos;  meist  waren  zur  Bildung  eines  Exsudates  14—18  Stunden 

nötig.   Die  Entnahmen  wurden  so  lange  fortgesetzt,  ala  die  Tiere  am  Leben  blieben. 
Alk  a.  4.  KML  OmnanHMiH,  BL  XZZTIIL  ](( 


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—   236  — 


Der  Tod  «folgte  nadi  24  bis  48  Standen,  raöh  danb,  wenn  rieh,  wie  wiv  es  m  einigen 

Fällen  snhen,  am  Ohre  keine  typischen  KrankheiteerscheinuDgeil  naohveleen  lieBeo. 
Das  Exsudat  war  etete  hell,  ohne  Flocken,  bisweilen  blutig. 

Wir  färbten  die  Präparate  nach  der  Vorschrift  von  Radziewsky  mit  einer 
1  : 30  verdünnten  Kiirbolfuchsinlösung.  Ob  die  Präparate  vorher  fixiert  werden  oder 
nicht,  blieb  für  das  Resultat  belanglos;  ebensowenig  gab  eine  länger  eine  Stunde 
fortgeBetete  Pirbnng  andere  Resultate.  Neben  der  Färbung  mit  Karbolfuchuo  machten 
wir  in  allen  FiQlen  nodi  «ne  KontroUfSrlrniv  mit  gewöhnlteher  Löfflereeher  MetliTlMi- 
blaulBsungi  dftar  wandten  wir  «och  die  Bnrrieohe  Tiisobetnetliode  mit  naebtr&g* 
Hoher  Färbung  an.  Die  Methode  iat  inaofern  von  Vorteil,  ala  eie  aneh  in 
den  Fallen,  wo  die  Kapaelfärbung  veraagt,  noob  geatattet,  degenerierte 
Formen  leicht  aufzufinden. 

Unsere  Resultate  waren  die,  duD  wir  nur  einmal  Radziewskys  Befunde 
im  infizierten  Kaniuchcnohr  vollkommen  bestätigen  konnten  und  zwar  in 
Versuch  3.  Vermntlich  hüllet  dieser  Unterschied  mit  der  geringen  und  langsam  sich 
entwickelnden  Ohrschwellung  bei  unserer  Kultur  /.u.sanimen.  Die  von  Hadziew»ky 
benutste  Kultor  vemraachte  offenbar  meiat  atftrkere  und  schneller  auftretende  Er- 
krankongen. 

Vereineelte  I>egeneratiooBib«nen  fiuideo  wir  in  Veraaeh  6  und  9,  im  «atnen 
8|>lrlidier,  im  letateren  leicihlieber;  einmal  im  Verandi  4  konnten  wir  ava  einem  Oigan» 
abstrich  beim  Kaninchen  Degenerationsformen  oeohweiaen;  daa  Tier  war  in  dieaem 

Falle  intraperitoueal  gespritzt.  In  5  Fällen  konnten  wir  nuB  dem  Ohr  Exsudat  ent- 
nehmen, welches  wohl  Pnenraokokken,  aber  keine  Degenerationsformen  enthielt  (Ver- 
such 2,  4,  5,  7,  8).  Exsudat  ohne  Pneumokokken  war  nie  zu  erhalten.  Zweimal 
trat  überhaupt  keine  bchweliung  oder  Exsudatbildung  auf  (iu  Versuch  1  und  2  beim 
Tier  mit  der  kleineren  Dosis). 

Wae  die  Versucbareraltate  bei  den  MKoaen  anlangt,  so  fanden  wir  beim  Versuch  1 
in  den  Qrgaoabetrichen  keine  deutlichen  Degeneiationaformen;  in  einem  Fall  (Ve^ 
euch  8)  konnten  wir  Degenentionafonnen  feetalellen,  swelmal  (Verancb  2  nnd  4) 
fehlten  aie  vollstibidig. 

Wfthrend  die  Veranehe  im  Gange  waren,  hatten  wir  ftnilerdem  Gelegenbeii  in 
6  Fillen  ana  den  Organen  von  Meerschweinchen,  welche  an  Pneiunokokkeneepeia 
eingegangen  waren.  Abstriolie  zu  unterauchen.  Pneumokokken  waren  stets  in  sehr 
reichlicher  Anzahl  vorhanden,  I)egenerat'on»fornien  nach  Radxiewsky  konnten  wir 
indessen  mir  einmal  in  geringer  Zahl  feststellen. 

Em  folgen  nun  auszugsweise  die  Protokolle  über  die  Versuche  au  Kaninchen  und 
Mäusen. 

1.  Teramhe  an  KnniBeken. 

Veraaeh  1.  Zwei  Kaninchen  werden  mit  je  einer  Ose  Herzblat  einer  kurz  vorher  getöteten 
Mau8  subkutan  am  Ohr  injiziert  (Stamm  „Franz").  Nach  24  Standen  beide  Kaninchen  tot;  am 
Ohr  kehle  ."^oliwelliing;  in  den  Orj^analiötrifTien  keine,  im  Herzblut  hi  mäßiger  Zalil  Pn«»ntno- 
kokkeu  uhn«  Uegenerationaformen.    Au«  den  Ohrea  der  toten  Tiere  ist  kein  Kzaudat  zu  erhallen. 

Versuch  8.  Kanhidian  A  erfaüt  Vim  <^  Beoilk»  eabkniaii  Ina  Ohr,  Keufaiebea  B 
VttM*  eem  (Stamm  Fb.  !>  Kanincbeo  A  erbilt  aalerdem  in  daa  andere  Ohr  sine  Oee  Henblnt 


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—  287  — 


aber  Pnenmokokkeoouuuk  N«eb  S4  Stuoden  bei  A  gannge  ScbwaUang  beider  Ohren;  ans  dem 
mit  ViM  injizierten  Ohr  Itfit  riefa  eine  Spur  blntige«  Sekret  entnehmen ,  in  dem  Pneumokokken 
ohne  Degeneraüonsforiiieo  nachsuweiBen  sind.  Ana  dem  andern  Ohr  ist  kein  Exsudat  xa  er- 
halten. Bei  Kaninclieii  B  kein  krankliaflt^r  Befund.  Kaninchen  A  nach  48  >tiiiiiien  tot. 
Kaninchen  K  nach  18  Stunden  tot.  Im  Herzblut  aus  Milzabetricb  m&fiig  zahlreiche  l'neumokukken, 
keine  deatUcbeo  DegeoecationaibTmein,  toilw«iae  gute  KapaeURrbong. 

Verauch  3.  Zirai  Kanincben  eriiAltini  die  gleiche  Tkmm  wie  in  Ventuch  2  (Stamm  Pn.  1). 
Da  nach  48  Stunden  noch  keinerlei  Schwellung,  Wiederbolong  der  Injektion;  nach  18  Standen 
war  das  Ohr  bei  beiden  Kaninchen  stark  geschwollen.  In  den  Präparaten  fanden  sich  neben 
gnt  erhaltAiiAii  Pnenmokokken  Schei  bchen  und  unregelmäßige  Formen,  die  teil- 
weise gequollen  erschienen,  auBerdem  zahlreiche  „Schatten"  von  Kokkenketten 
eowie  leere  Kapseln  und  Kapseln,  in  denen  Überreste  von  Kokken  lagen;  daneben 
balbmondtOrmige  Behelbchen.  In  den  Präparaten  neeh  34  Standen  fanden  neh  dieae 
Degenerationsformen  bedeutend  vermindert  Nach  -18  Siunilon  waren  beide  Kaninchen  tot.  In 
den  Abetricben  von  Milx  und  Leber  fanden  sich  an  einigen  Stelion  Pneumokokken  in  Haufen, 
mitintsr  uMgelmiSige  Ctobild»  dihI  acfatttenbaflB  Vanam,  im  Blot  mftßlg  lahltelehB  FMnroo> 
kokken  asd  einig«  iMr»  KftpMliit  im  PBritoiwom  ebenfUb  «inif»  DegBiMiilkiinilonn«n  bei  guter 
K«|Melfirt>nng. 

Vera  ach  4.  Ein  Kaninchen  erhalt  1,0  ccm  Pn.  1  einer  24HUlndigen  Boaillonkultar  intra- 
pentoiMMÜ.  Toä  oadi  18  Stunden  obne  anegeprilgte  KrankheitsencheinniigeD.  Im  Abatrich  aus 

der  Milz  unreKelniäDig  gefttrbte  Pneumokokken,  einzelne  hufeisenrormijce  Gehildo  und  leere 
Kapeeln.  Im  Peritoneum  keine  deutlichen  DegeneraUonaformen,  wenig  Pneumokoliken,  ebenao 
tm  Heribliit.  In  der  Leber  viel«  bhae*  ScMbchen  mid  leer»  K^wdn  neben  anregelmtSig  er 
adwinenden  Formen. 

Zugleich  erhielt  ein  Kaninuhen  eine  Öse  Herzblut  einer  Haoa  aublcutan  Ina  Ohr;  im 
Exsudat  vereinzelte  Pneumokokken  oline  Degeneraliunsforuien. 

Vereach  5.  Sabkntane  Iqjeklion  in  das  Ohr.  KanlndMn  A  ccm,  B  Vioom  o^m.  Dm 
erstere  Kaninchen  ist  in  der  Nacht  ohne  deutliche  Krankheitsentcheinungen  eingegangen.  Das 
Ohr  war  aar  mltfiig  geachwollen.  Dtm  Kaninchen  B  hatte  nach  ca.  16  Stunden  eine  starke 
Sebwennng  dea  Ohres.  Dtm  Exeadat  wurde  an  der  Stelle  des  etOrketen  Öden»  entnommen;  ea 
enthalt  m&fiig  relLhiiclie  Paeutnokokken  ohne  Degenerationsformen;  bei  der  Entnahme  nacb 
2U  Standen  derselbe  Befand.  Das  Tier  ging  22  Stunden  uach  der  Impfung  ein;  auch  in  den 
Oi^anabstricben  konnten  keine  sichereren  Degeneralionsformen  feetgeetellt  werden. 

Vera  neh  6.    Kaninchen  A  erhilt  Vioom  ccm  Beinkultar  Pn.  I  mbknian  in  Ohr, 

Kaninchen  B  '/^q^.  Von  beiden  Tieren  warde  nach  18,  20,  22,  24,  40  fttnnden  Exsudat  aus  den 
stark  OdematOfl  geschwollenen  Ohren  entnommen;  es  fanden  sich  durchweg  gut  erhaltene  Pneumo- 
kokken, daneben  vereinzelte  Degenerationsformen.  Kaninchen  B  ging  nach  swei  Tagen  ein;  im 
Hersbint  fanden  sich  Pneumokokken  in  großer  Zahl,  einzelne  deji^eneriert.  Kaninchen  A  ging 
nach  drei  Tagen  ein;  aadi  hier  UeSen  eich  im  Hersblot  PneomokoUno  featatellea,  die  nicht 
degeneriert  erschienen. 

Veraneh  7.  Ein  Kaotnehen  «rhUt  0^1  Beinkaltor  Stamm  „G^JÜter"  in  das  Ohr  eabkntati. 
Nach  6  Stunden  noch  keine  Veränderung',  nach  1  J  Stunden  Olir  etwa«  geschwollen  und  gerOtet. 
Bei  der  Entnahme  seröeee  Exsudat  mit  vereinzelten  Pneiwiokokken  ohne  Degenerationsformen. 
Dm  T1«r  aterb  nach  4  Tagen;  die  Knnkhettaeradieinaagen  am  Ohr  hatten  nicht  angenommen. 

Versuch  8.  FAn  Kaninclmn  arbftlt  ^/^^  ccm  Reinkultur  Stamm  „Franz"  subkutan  in  daa 
Ohr.  Mach  24  Stunden  war  eine  mflfiig  starke  Schwellung  des  Ohres  aufgetreten  mit  geringer 
Kteadatbüdnng.  Im  Exsudat  waren  spärlich  Pneumokokken  ohne  Degenerationsformen.  Das 
ttar  lebte  noch  9  Tage  nach  der  Injektion:  die  Schwellung  des  Ohres  hatte  in  dieanr  Seit  atets 
zugenommen,  so  daß  das  Ohr  HohlioQtich  etwa  viermal  so  >;roD  wie  normal  erschien:  es  worden 
aus  dem  sehr  reichlichen  Exsudat  täglich  Entnahmen  gemacht.  Der  Befund  war  immer  der 
gMdw:  wir  fanden  ateta  vw^naelte  Pnenmolmkken  ohne  detttUeh«  Deg«a«nitionafoim«n. 

Versuch  9.  Kaninchen  A  erhalt  V.,,^,  Kaninclien  B  7ic«o  KeinkuUur  Stamm  „Franz". 
Kaeh  S4  Standen  starke  Schwellang  und  Odem  bei  beiden  Tieren  i  sehr  viel  Exsudat  mit  maeeen- 
kaftaa  VnenmekiddMn.  Ln  mpaiat  neben  vielan  gut  arlmltenen  Formen  «inaalae  aehattanhalta 
«nd  halhntModttimlga  <3«blld«i»  an  einigen  Stnilan  nnregelmiJlig  «naaaheoda  Kokken,  aowie  leera 


16* 


—  288  — 


Kapseln;  nach  4ti  ötanden  hatte  die  Schwellung  bedeotend  zugenommen,  ebenao  die  Menge  des 
Bnadatea;  jadoeh  waren  dl«  PtMamokolcken  aa  Zahl  badaatand  garinger.  Vareiniella  DagmtmiSa» 

formen  konnten  auch  '  i' r  ffwljje^tellt  werden.  Kaninchen  A  ging  nach  2  Tagen,  Kanituiien  B  nach 
5  Tai^  «in.  £e  fanden  t*ich  bei  beiden  l'ieren  im  Herzblut  einige  gut  erhaltene  Poeumokokkea. 


Vereoch  1.  üntersacbiing  Ton  Organabatrieben  von  einer  24  Stunden  vorher  sabkntan  mit 
Stamm  Pn.  T  geimpften  Maus.  In  Präparaten  ans  dem  Hertblut  erschienen  die  Pneumnkokkpn 
vielfach  Bcbattenbaft;  außerdem  fanden  eich  einzelne  Scheiben.  Abatriche  von  Milz,  Leber  und 
Peritoneum  idgten  afaualaa  leere  Kapseln  ohne  deatliche  Degeoerattonaformen.  Im  Peritoneal- 
aisndat,  das  der  Maua  erdnoimnen  war,  waren  keine  dentlirhpn  Degeneratioaaformen  vorluinden. 

Vereucb  3.  Einer  Maus  wurden  0,1  ocm  Beinkultur  Stamm  Pn.  I  intraperitoneal  injixierti 
in  dam  naeh  9,  8,  16  and  90  Blanden  «ntDomiDanan  PBritonsaleziodat  ftmdaa  aieh  in  allen 
PHiparatfi»  sehr  zahlreiche  rneumokokken  ohue  Degenerationsformcn. 

Vereocb  3.  Injektion  wie  bei  Verauch  2.  Neben  imfixierten  Prttpaiaten  wurden  hier 
KontrolUirbongen  ganaeht  nadi  vorhariger  Elziaiiiiig  mit  Fonnaliii  baaw.  Alkohol;  einzelne 
Degenerationefoniien  lieOen  eich  hi  aUan  PUlpaialen  naehwaiaan:  bai  dm  mit  Fannillii  Aztettaa 
aoflardem  noch  gute  Kapeelfftrbang. 

Versuch  4.  Injektion  wie  bei  Verauch  2.  Im  Peritonealexsudat,  femer  in  den  Organ- 
abatrkiien  and  Im  Henblnt  mlUg  lahlzeiehe  Paanmokokkan  obna  DegeoeratioDafbmien. 

Da  oattb  Radsiewsky  «noh  bm  «bgetotetü»  PneamokokkMi  die  i^eielian  Dege- 

DAntioiiBforinen  auftreten,  inachtoii  wir  auch  diesbezügliche  Vereuche.    Hier  erhielten 

wir  ganz  andere  Resultate.  Wir  injizierten  sehr  groOe  Doeeu.   Die  je  100  com  haltaodaD 

Bouillonkölbchen  wurden  nach  24Btündiger  Bebrütung  abzentrifugiert.  die  Pneumo- 

kokkeu  iio  Brutschrank  bei  60"  während  2 — 3  Stunden  abgetötet  und  das  Zentrifugat 

von  100  ccm  Bouillon  einer  Maus  intraperitoneal,  das  von  100  com  einem  Kaninchen 

intraporitünal  und  d&h  von  ÖO  ccm  dem  gleichen  Kaninchen  in  dm  Ohr  oubkutan 

injiziert.   Am  Kamnahen  wurde  eoAer  dner  geringen  SdiwdlnDg  des  Obres  nichts 

Krankhaftes  nachgewiesen.  Die  Maus  starb  nach  48  Stunden.  Die  Entnahmen  wurden 

naeh  */•,  iVi,  8  und  48  Stunden  gemacht    Das  peritoneale  Ezsadat  ans  dem 

Kaninchen  enthidt  nadi  Vi  Stande  maasenhafte  Pneumokokken,  einielne  DegenerationS' 

formen,  keine  Zellen,  nach  1  V>  Stunden  waren  wenige  nicht  degenerierte  Zellen  aa 

aalten,  nach  3  Stunden  sehr  viele,  die  nach  48  Stunden  alle  im  Zerfall  bsgrifllm 

waren.     Pneumokokken    snhen    wir  den   ersten    drei   Entnahmen    aus  dem 

Peritoneum   sehr   zahlreich     nach   48   Stunden    ziemlich   wenig,    in   den  Präparaten 

nach  ','s  Stunde  fanden  »icii  mäßig  viele,  in  denen  nach  1 V»  und  3  Stunden  sehr 

reichliche  Uegenerationefonnen ;  die  Befunde  in  dem  Kaninebenohr  waren  ähnlich, 

audi  hi«  fanden  sieb  stets  die  Degenerationsformen,  doch  waren  die  Zellen  an  Zahl 

bedeutend  geringer.    Bei  der  Maua  warm  die  Reeultate  insofern  anders,  als  hier 

adion  hm  dm  ersten  Bntnabmen  aüa  viele  Zellen  vorhanden  waren,  die  man 

aehon  naeh  8  Stunden  vkikX  mehr  feststellen  konnte.    Dieser  Versnob  mit  den 

abgetöteten  Pneumokokken  wurde  an  einem  Kanindien  und  zwei  Minsen  wiedOTholt, 

wobei  wir  der  sweiteu  Maus  die  halbe  Dosis,  nämlich  das  Zentrifugut  von  50  ocm 

PoMÜlon,  injizierten  und  5  Entnahmen  machten,  nach  Vi,  1  V»,  3,  24  und  48  Stunden. 

Wir  laii  irn  fnst  in  allen  Präparaten,  soweit  überhaupt  noch  Exsudat  rn  l)ekommen 

war,  Dtgeneratiouslormen;  Überall  eehr  wenig  T,enkozyten.  uirgeude  FhapoT^yfoKe.  Im 

Peritonealexsudat  des  Kaninchens  waren  nach  V*  Stunde  neben  vielen  gutgeiarbten 


IL  Voraehe  an  Umeii. 


289  — 


nur  wenige  in  Auflösoog  begriflene  Pneumokokken  nachzuweinen,  nach  l^^t  Stunden 
waren  die  leUteren  Formen  schon  znhlreicher  und  nach  3  Stunden  sah  man  in  jedem 
Gefdchtafeld  recht  sahlreiche  degenerierte  Formen  Dieser  Befund  war  ■,\m  deutlichsten 
nach  24  Stunden;  die  DegenoratioiiHformen  waren  die  typischen  von  liadtiewsky 
beschriebenen.  Die  Reste  der  Kokken  l)ildetcn  ineinandorlaufeiide  tranz  blaßpefarhte 
Ketten,  die  an  manchen  Stellen  eiik  banUai  tigetj  Aussehen  hatten  i  außerdem  zeigte 
das  PHipant  si«iiiliob  viele  LeukoxyteD  mit  stark  gekörotem  Prolopbflma.  Kiioh 
48  Stunden  wann  keine  deatilobtn  Pnenmokokken  mehr  nadunweiaen.  Die  Präparate 
ans  dem  (niraxMidat  nlgten  ShoUdie  Bilder,  nur  waren  die  Pneumokokken  natuigemHS 
vial  aahlreiuher;  bei  den  nicht  degenarlarten  Formen  war  bjawalen  deutliehe  Kapee1> 
färbung  vorhanden.  Nach  24  Stunden  waren  b^bnahe  «Ue  Floaamokokken  in  Degeneration 
begriffen;  die  Auf löeung  war  an  einzelnen  Stellen  so  stark,  daO  ea  aweifelhaft  erschien, 
ob  es  sich  überhaupt  noch  um  Reste  der  Kokken  und  nicht  etwa  um  Niederschläge 
handelte.    Auch  an«  denn  Ohr  war  nach  48  Stunden  kein  Exsudat  mehr  i\i  bekommen. 

Die  Präparate  aus  den  Mäusen  zeigten  dag  gleiche  Bild  wie  im  ersten  Versuch; 
die  Degeneration  geht  aber  bei  Miuisen  offenbar  schneller  vor  bicti  ald  bei  Kaninchen 
uud  da  außerdem  die  den  Mäusen  injizierte  Dosis  relativ  sehr  viel  größer  war,  bo 
la^jteo  die  PrSparate  eine  FfiUe  dicht  nebeneinanderiiegeoder  Kokken  in  den  ver- 
schiedenen Stadien  der  Auf  läeung. 

Diaae  Beobachtungen  geben  un»  neben  den  achon  erwUinlen  Srgebniaeen  der 
Bocri-lletbodo  mit  nachtrigUcber  FMmng  die  Sioborheit,  daß  una  in  den  Verau^en 
mit  lebenden  Pneumokokken  die  Anfl&ningienohemungan  taätt  etwa  infidga  unge> 
nügender  Kapeelfärbung  entgangen  sind.  Wir  |^uben  sogar,  daß  wenigatene  beim 
Auftreten  reichlicher  Degenerationaformen  weder  eine  ivapselfarbung  noch  die 
spezielle  von  Radziewsky  angegebene  FachsinlUrbung  notwendig  ist,  um  die  Auf- 
lösung festzustellen.  Wir  machten  bei  den  Versuchen  mit  den  abgetöteten  Pneumo- 
kokken durchweg  die  Beobachtung,  daß  bei  den  ersten  Entnahmen,  also  solango  die 
Degeneration  noch  nicht  sehr  weit  for^eschritten  ist,  die  gewöhnliche  Kärbuug  mit 
L5fflarachem  Meüiylenblau  beeeere  Reeultate  lieferte,  wie  die  Färbung  nach 
Badaiawaky;  in  den  letilen  Stadien  der  Auflöaung  gibt  dagegeu  umgekehrt  die 
FudirinAxbung  deutUdiere  Bilder»  indem  aio  nodi  Formen  seigt,  die  bei  Methylen* 
-blauflrbong  nicht  m^r  deutlich  au  erkennen  eind. 

Dm  Kaninchen  hat  die  do|^te  Injektion  mit  den  abgetöteten  Pneumokokken 
gut  ertragen;  audb  die  Mäuse  starben  nicht,  also  kann  die  Giftwirkung  trota  der 
rechlichen  Doeis  nicht  sehr  groß  gewesen  sein.  Die  beiden  Miuee  wurden  n»ßh 
24  Pttinden  getötet;  en  fanden  sich  in  den  Organabstrichen  nur  vereinzelte  Pneumo- 
kokken ;  sichere  Degenerationsformen  ließen  sieb  bier  nicht  nachweisen.  Dagegen 
faudeu  eich  in  der  Peritonealfliissigkeit  noch  vereinzelte  Kokken  im  vorgeschrittensteu 
Stadium  der  Degeneration,  offenbar  dicht  vor  der  völligen  Äuflueung.  Bin  auf  geringe 
Bette  sind  also  die  injizierten  Keiuie  in  verhältnismäßig  geringer  Zeit  aufgelöst  worden. 

fierttokaiditigt  man  nun  die  quantitativen  VerhlltnieM,  ao  w^ht  aidi,  daß  die 
in  80' 100  cem  unaerer  (recht  dicht  gewadiRenen)  Serumbouiltookultur  enthaltenen 
nieumokokken,  die  abgetötet  injifiert  und  im  OtganinnttB  aeimeU  aufgelöet  wurden, 


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—   240  — 


für  eine  Maus  von  etwa  15  g  zum  mindesten  nicht  eine  sicher  tödliche  Gifldosis  dar- 
stellen. Ob  aber  derartige  Mengen  im  Laufe  einer  natürlichen  Infektion,  die  etwa 
in  24  Stunden  zum  Tode  führt,  üUerhaupt  zur  Auflösung  kommen  könnten,  falls  wir 
einmal  annehmen  wollen,  daß  die  Vorstellungen  Radziewskye  wirklich  allgemein 
zutreffen,  erscheint  doch  sehr  fraglich.  Hierzu  müßten  sich  im  Blut  und  in  den 
Geweben  der  Mans  in  34  Standen  8 — 6  mal  eoviel  Pneumoikokken  wie  in  einer  gleich 
großen  Oewi^^tomenge  unserer  Nlhrflfiirii^eii  entwidceln  and  dann  lur  Aof  Ifiaang 
kwoitten.  Srecheitit  edum  dieee  Beredbiiong  (die  aUerdinga  vonneeeUt,  daO  die 
Bndotosine,  wie  das  von  Pfeiffer  für  Cholera  und  Typhus  gefunden  wurde,  dureh 
vorBiclitigea  Abtöten  der  Bakterien  nicht  wesentlich  geschädigt  werden)  wenig  geeignet, 
die  Aaschaaungen  Radziewskys  zu  stützen,  so  ist  es  wohl  völlig  ausgeschlossen, 
daß  PO  enorme  Mengen  degenerierender  Kokken,  gleichviel  bei  welcher 
Färbung,  der  Reobachttmg  entgehen  könnten. 

Durch  Welche  Kriifte  des  Organismus  die  aligetöteten  Kokken  so  schnell  auf- 
gelöst werden,  muß  vorläufig  dahingestellt  l)leiben,  in  einigen  Versuchen  gelang  es 
uns  nicht,  ähnliche  Auflösuugöerscheinungen  au  den  in  gleicher  Weise  bei  60*^  ab- 
getüteten*) Pneumokokken  in  vitro  zu  beobachten. 

Wir  brachten  je  drei  groOe  Ösen  von  dem  Zentrifagat  eines  100  ccm  Kolbchens  in  1  ccm 
aktivM  und  inaktivefl  Kaninchonaeruin,  Howie  aktives  nnd  inakttvea  M(H5rf«chwoinc}ieiMeram  and 
tm  Kontrolle  in  Koi-iiHHl/lAHuuj;.  Bei  den  Entoahmen,  die  wir  zu  den  gleichen  Zeiten,  wie  in 
dem  vorhergehenden  TiervorHOch  mai'bten,  gelang  ea  nie,  D^eneratioiuformen  festsuateUen,  weder 
bei  den  15  Ubmten  lang  im  Daa^^lopf  ebcatoteten  Kokken,  nodi  tta  denen,  die  in  leirObn- 
lksher  Weiw  bei  60*  ebgeUttat  «niden. 

Das  Gesamtreeultat  der  Untersuchungen  gebt  dabin,  daß  die  von  Radziewsky 
beschriebenen  typischen  Vorgänge  bei  progredienter  Pneumokokkeninfektion  nicht 
regelmäßig,  bei  unseren  Vereixlien  pogar  nur  nuHnahtnHweise  festgestellt  werden 
konnten.  Wir  halten  es  hienuicli  nicht  für  angiingig,  in  den  Giften,  die  bei  der 
Auflösuug  der  Pneumokokken  frei  werden,  die  ausscliiießliche  Ursaciie  der  schweren 
Erkrankung  und  den  Todes  der  Tiere  zu  suchen.  Wie  die  Vergiftung  zustande  kommt, 
soll  Iiier  weiter  nicht  erörtert  werden,  vor  aU«n  dörfte  die  Möglichkeit  der  Anaphyla- 
toacinbüdung  in  Frage  kommen.  Inabeeoiidere  muA  diese  Mögüehkttlt  für  diejenigen 
Fälle  in  Betracht  geaogen  werden,  wo,  wie  ee  ja  bei  vielen  hochvirolenten  Septiklmie« 
erregem  die  Bogel  ist»  In  kurser  Zeit  unter  reichlicher  Vennehrung  der  Keime  der 
Tod  erfolgt.  Itn  übrigen  möchten  wir,  wenn  sich  nach  den  von  Radziewsky  an- 
gegebenen Methuden  ein  nennenswerter  Bakterienzerfall  nicht  nachweisen  läßt,  daraas 
noch  nirht  den  Schluß  ziehen,  daß  ni<ht  dodi  AuflÖBungfproresse  stattfinden,  die  sieh 
vielleicht  vorzugsweise  in  bestimmten  Organen  abspielen  luid  daher  der  Beobachtung 
leicht  entgehen.  Derartige  Vorgänge  muß  man  wohl  verniuten,  wenn  pich,  wie  in 
einigen  unserer  üben  mitgeteilten  Versuche,  die  Infektion  über  eine  Reibe  von  Tagen 
hinsieht  und  man  eehliefllidi  in  Blut-  und  Orgaoanastrichen  die  Kokken  nur  In  ge» 
ringer  Zahl  findet.  Bei  achnelt  verlaufender  Infektion  haben  wir  in  der  Regd,  be- 


')  Pneumokokken,  die  bei  niedrigerer  Temperatur  u]>geti')tct  werden,  verfallen  dsgSgM 
nach  Kruse  (AUgeoMioe  Mikrobiologie,  Bd.  l)  in  vitro  einer  AoilOaaag  durch  Autolyae. 


241  ~> 


Müden  bei  IHomii»  in  den  Mat^  und  Organtiintridben  reoht  Mhlieiobe  Kokken 
flieAinden:  gevieee  DiffiNrensen  lind  allerdings  auoh  hier  vorhanden. 

Bs  wfirde  eineeitig  eein,  die  gleidien  Verbiltnirae  wie  bei  Pneumokokkeninfektionen 
aneh  fttr  andere  bakteriellen  Infektionen  anmnehmen.  Wenn  wir  auch  fSr  die  Pneumo- 
kokken den  Aneehaunngen  Radxiewekye  nioht  fo^jen  können,  eo  beetrmten  wir 
keinaewegR,  d&Ü  bei  anderen  Infektionen,  auch  septikämischen,  der  Zattil  der  Bakterien 
eine  große  Rolle  spielt.  So  konnten  wir  s.  B.  in  einigen  Versachen,  die  mit  Milz- 
brandbazillen  angeRtellt  wurden.  8tet8  Degenerntioneformpn  nachweisen,  ebenso  acheint 
ein  Bakterienzerfall  bei  der  Peetinfektion  in  gröfierem  Maßstabe  einzutreten. 

Nun  hftt  Radziewaky  aus  Beinen  Beobachtungen  nicht  nur  auf  die  Theorie  der 
Infektion,  «sondern  auch  auf  die  der  Immunität,  speziell  auch  hei  Pneumokokken, 
Schlüdse  gezogen.  Radziewsky  spricht  sich  in  der  Weise  j^egen  die  Phagozyten- 
theorie  aus,  daß  die  Auflösung  und  Abtut uiig  durch  hakterixide  Körperstoffe  erfolgte; 
dieee  Stoffe  bilden  sich  während  der  Infektion  und  sind  identisch  mit  den  speziüscben 
Immunitofibn  eines  immunisierten  Tieree.  Die  letatere  Folgerung  ist  experimentell 
nioht  begilhideL  Seither  ist  viehnehr  durch  sahlreiehe  üntersu^ungen  festgestellt 
worden,  da0  die  erworbene  Immnnitftt  gegen  virutente  ^eumokokken  nicht  auf 
lytiaeheo,  sondern  auf  phago^ytSren  Antutoflbn  bwuht;  wir  wollen  daher  auf  diesen 
Teil  dar  Hypothesen  von  Radsiewsky  mdhi  welter  eingeben. 

Was  aber  die  Ursadie  der  von  Radaiewsky  festgestellten  Auflösnngeenoheinungen 
betrifit,  die  tnweilen  im  entsOndeten  Kaninchenohr  in  eo  hohem  Grade  auftreten,  so 
ist  zu  beachten,  daß  dieselben  bisher  nur  unter  ganz  besondereu  Verhältnissen  be* 
obachtet  sind,  nämlich  bei  einer  erysipelähn liehen  Entzündung,  die  die  Zirkulations- 
und  ErnährungRverhältnisRe  der  Gewebo  rlcrart  beeinträchtigt,  daö  es,  falla  das  Tier 
lange  genug  lebt,  häufig  zu  ausgedehnter  Gangrän  des  Ohres  kommt.  Eb  int  wohl 
denkbar,  daß  Erschöpfung  des  Nährbodens  und  Schädigung  durch  die  eigenen  Produkte 
als  Ursache  des  Bakterienzerfalies  iu  Betracht  kommt  Möglich  ist  auch,  daß  bakterizide 
Sloflb  ans  den  ZeUen  abgegeben  werden,  dann  aber  wohl  erst  in  abaterbenden  oder 
geeebfldigten  Zellen;  sie  würden  deshalb  audi  hanpteäeblich  bei  fnrtscihreitender,  nicht 
bei  snr  Heilong  kommenden  Fillen  nachsuweiaen  ssin.  ^ureh  die  Vereuohe  von 
Schneider,  die  von  Dold  bestitigt  wurden,  wissen  wir  ja,  daß  man  ans  Kaninchen- 
leukozyten  Stoffe  gewinnen  kann,  Leukine,  die  auf  Pneumokokken  im  Plattenvenmdi 
bakterizid  wirken.  Jedenfalls  ist  sicher,  daß  es  nicht  Stoffe  sind,  die  schon  normal 
vorhanden  bezw.  verfügbar  sind.  In  diesem  Falle  ist  Radziewsky  wohl  durch  die 
Analogie  mit  Ohnlprn  und  Typhus  irregeführt  worden;  gerade  hier  kommen  die 
normalen  Lysine  gar  nicht  in  Betracht 

Schlußsätze. 

Es  ist  nicht  erwieisen,  daß  die  Giftwirkung  bei  der  akuten  Pneumo- 
kokken8ep.''i9  des  Kaninchens  und  der  MauR  vorzugsweiee  durch  ab- 
Bterbende  Pneumokokken  zustande  kommt  und  daß  da»  Abslerben 
und  die  Auflösung  eine  notwendige  Vorbedingung  für  die  bei  dieser 


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—  242 


Infektion  auftretenden  schweren  AllgemeinerBcheinnngen  ist.  Kine 
reiollUche  Auflösung  der  Pneumokokken  im  erjsipelatös  gesebwollenee 
Kaninehenohr  liet  sieh  bei  unsern  Versuclten  nur  in  einseinen  FUlse 

nachweisen;  als  Ursache  dieser  Bakterienzerstörung  kommen  normale 
Lysine  des  Serums  nicht  in  Betracht;  ob  im  Verlauf  der  Infektion  durch 
gereizte  (ge»chäcligte?)  Zellen  abgegebene  Stoffe  in  Frage  kommen,  itt 

möglich,  über  nicht  f»rwie^?en. 

Daß  abgetutete  i'iieuinokokken  in  den  Kurpersäften  der  Maus  und 
des  Kaninchens  aufgelöjst  werden,  ist  erwiesen. 

Soweit  überhaupt  bei  den  von  uns  untersuchten  akqten  Pneomo- 
kokkenseptik&mien  typische  Stoffe  in  Tätigkeit  treten,  habon  sie  sicher- 
lieb  nichts  mit  den  Immunstoffen  sn  tun,  auf  denen  bei  der  gleiche! 
Tierart  die  normale  Immunität  (gegen  aTirulente)  und  die  erworbea« 
Immunität  (gegen  Tirulente)  Pneumokokken  .beruht. 


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Die  Alkaltttt  wisseriger  LBtunflen  MIensanrer  Sab«. 

Von 

Dr.  Friedrich  Aaerbaeliy         iiDd  Dr.  Hans  Pick, 

B«fi«niiign»t  ^YiHHouHrhaftliclMm  HUfMrbaitM 

im  KaiaerlicIteD  G^jmindheitsaiDt«. 


Einleitung. 

Es  int  allgemein  bekannt,  das  wässerige  LöfiUQgen  der  AlkaUkarbonate  gegenüber 
den  gebräuchlichen  Indikatoren  deutlich  alkaliech  reagieren.  Eine  sehr  viel  schwächer 
alkalische,  fast  neutrale  Reaktion  zeigen  die  Lösungen  von  Alkalihydrokarbonaten. 
Durdi  Flieinolphthaleui  waiden  ne  eben  noch  edtwaoh  geitttet,  nnd  ee  genügen  berdle 
eehr  Ueine  Menero  Craler  Eohleneiiue,  um  die  Ilrbong  som  Venchwinden  ni  hriogn. 
Une  genaue  sablenmiSige  Kenntnii  der  Alkeliw  frlaierigar  Kaibooetr  nnd  HydiO" 
kerbonettOnin^  eowie  ihier  Gemieohe  kt  fttr  nUMiehe  Fragen  der  nlnen  nnd  an- 
gewandten Chemie  von  Wichtigkeit.  So  sei  inebernndere  daran  erinnert,  dafi  fiele 
Säfte  des  menschlichen  und  tierischen  Körpers,  vor  allem  das  Blut,  abgesehen  von 
ihren  organi8chet\  Be^itAndteilpti  im  wesentliclien  als  wässerige  Lösun^ren  von  Natrium- 
hydrokarbonat  neben  geringen  Mengen  anderer  Salze  anzusehen  sind  Ks  Bcheint  von 
wesentlicher  physiologischer  Bedeutung  zu  sein,  daü  diese  Flüssigkeiten  vou  der  Neu- 
tralität nur  sehr  wenig,  und  je  nach  ihrer  Natur  in  ganz  bestimmtem  Maße,  ab* 
«eiehen.  Dies  gebt  aehon  daraw  hervor,  daA  der  Ofgraiimna  Aber  aehr  aweoknäflige 
Einriditungen  ferfBgt,  nm  daa  etwa  geetOrte  NentraUtfttagkiohgewiclit  wieder  benuatellen, 
wibrend  anderMarfte  aelbat  geringe  Sdiwanknngni  in  der  Reaktion  der  Sifte  naeh 
der  einen  oder  andeieD  Seite  den  Vcrianf  dwmiacher  oder  pbyaiologiaeher  VoiglUige 
in  dieien  Flüssigkeiten  erheblich  beeinflussen  können'). 

In  der  unbelebten  Natur  spielen  Lösungen  kohlensaurer  Salxe  hauptsächlich  in 
den  natürlichen  Wässern  eine  Rolle.  In  den  Trinkwä.''8prn  und  vielen  Mineralwässern 
(».  B.  den  sog.  „alkalisschen  Quellen",  „alkalischen  Säuerlingen",  „erdigen  Säuerlingen", 
„Schwefelquellen"  u.  a.)  sind  Gleichgewichte  zwischen  Karbonaten,  Hjdrokarhonaten, 
freier  Kohlensäure  und  etwaigen  anderen  schwachen  Säuren  anzunehmen,  für  deren 
nihere  Brfbndrang  die  Kenntnia  der  Alkalitit  von  KBibonatUaungen  von  grundlegender 
Badentang  iat^. 

*)  VergL  s.  B.  R.  Hober.  Zeitschr.  f.  Elektroch«in.  18,  6»1  (1910). 

^  Fr.  Aeerbaeb,  ZeflMsbr.  fOr  pbyrik.  Gheu.  817  (IMM);  Oeotaebfla  Bldartadi, 

Leipzig  1907,  S.  TA'IT. 

Afk  •.  d.  KMinA  OctniidlMitMMte.  Bd.  XXXVUL  17 


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Dm  gleiche  g^tt  IBr  die  analytischen  Verfahren  zur  Bestimmung  der 

Kohlensäure  in  Wässern,  soweit  sie  auf  acidimetrischer  Titration  beruhen;  denn  der 
Punkt,  bei  dpm  Neutralität  gegenüber  den  benutzten  Indikatoren  erreicht  wird,  hängt 
aufs  engflte  mit  dem  Alkalitiit'-prarlr  rein^^r  Knrboiuif  cxler  Hydrokarbonatlösungen 
oder  —  was  auf  dasselbe  hinausläuit  —  aiit  den  lonidatioDSverhälLnisaeu  der  Kob)«o> 
säure  zusammen. 


Die  lonieatioii  der  Kobleniliin,  die  in  wiflseriger  LOtong  mindeiteiis  nun  Tril 
Als  Hydnt,  HiCX)«,  «osunebmeii  ist,  erfolgt  «itspredmid  der  Zweibeaiiebkeit  d«r 
Sftore  in  tirel  Stufen: 

H,CO,  -  H-  -I-  HCOs'  (1) 
HW- H-  4- CO,"  (2) 
Jede  dieser  Spaltungen  macht  bei  einem  Gleichgewichtszustand«  ilalt.  Dieser 
muß  neclt  dem  Memenirirktingsgesetze  durch  die  Erfüllung  der  beiden  Gleichung»: 

[H  ]  [HCO,-j  _  ' 

charakterisiert  sein.  Hierin  bedeuten  ki  und  k«  die  Dissosiationskonstanteo,  die  nur 
von  der  Temperatur,  nicht  aber  vr>n  den  Kon7entrationen  der  Reaktion?tei!nehmer  ab- 
hängen nnd  die  in  []  gesetzten  Formeln  die  Konzentrationen  der  einzelnen  Molekel- 
und  I()nenart«n,  ausgedrückt  in  Mol/1.  Unter  (HjCOj)  soll  stets  die  gesamte  in  der 
I>ö8ung  befindliche  freie  Kohlensäure  verstanden  sein,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  ein 
Teil  von  ihr  anhydriecb  als  CO:  gelöst  ist.  Wie  bereite  Wtlker  und  Cormaok'} 
dargelegt  halwn,  wird  durch  dieie  Veninfiiohung  nur  der  Zebbnwert  von  ki  beeinflnfit; 
in  praktiacher  Hinsiditr  aber  «erden  die  folgenden  Betrachtungen  dadundi  in  keiner 
Weise  berQhrt  Da  gegenwirtig  Qber  den  Hydratationsgrad  dea  gelfieten  EiAlendiraydi 
noeb  idohta  bekannt  Ist»  mu0  mM  aich  damit  begnOgen,  stets  mit  der  ao  defini«rtaii 
(adMinbaren)  Dissociationskoustante  ki  der  Kohlensäure  zu  rechnen. 

Wie  allgemein  bei  mehrbasischen  Säuren  ist  auch  bei  der  Kohlensäure  die  Ab- 
spaltung des  ersten  H"  Ions  eine  viel  weitergehende  als  die  des  zweiten.  Infolgedessen 
hat  kl  einen  erheV>lirh  größeren  Zahlenwert  als  k|.  Beide  Dissoziationen  müssen  jedoch 
in  einer  beHtimmieu  I.ueung  zu  demselben  Werte  der  H-Ionenkonzentration  fObreo, 
der  sich  nach  {1')  %\i 

[H.CO,] 


IH  ]  =  k, 


nach  (20  au 


tHWJ 


iHi-k.  '"^0*^ 


ergibt;  mitbin  wird  [lUCOt]  _  |HCW) 

'  (HWj  '   *  ICO*") 
oder  [HCO»')»  k, 


[H»CXh\[W]  k.~^ 


*)  Jonra.  Chem.  Boe.  77,  IB  (1900). 


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—  846  — 


In  eioer  wässerigen  Ixieung  ako,  in  die  Karbonat,  Hydrokarbonai  und  freie 
Kohlensäure  eingeführt  werden,  mÜBaen  zwischen  diesen  drei  Stoffen  so  lange  gegen- 
MtigiB  Umteteungpn  nach  dem  umkehrbaren  Vorgang 

H,CO,  -H  CO,"  :^  2  HCO,'  (S) 

statt6nden,  bis  das  durch  die  Masseuwirkungsgleichung  (3')  bebtiuimte  Gleichgewicht 
erreicht  ist.  Die  [H  j-Iouenkoiizentration  berechnet  sich  dann  nach  (1')  oder  (2'). 
Um  soblienidi  die  Alkalit&t  der  LQeung,  d.  h.  ihren  OH'-IoiieDgeiialt.  tu  findep,  iek 
neeh  das  loniealaoiiflgteicfagewioht  des  Wanen 

mit  aeliier  Glei6hfewi«iitekoiiatanlaci 

so  berücksichtigen.   Danach  ist 

Soll  alio  die  AUoditftt  einer  beliebigen  karboiuit-,  hydvokarbonat*  und  kolileii* 
rihnebaltigen  LOaung  beredinet  werden,  ao  mflaBen  die  Konatanton  ki,  k<i  und  k«  iBr 
die  VenmehatenaperalDr  bekaost  eeb.  ki  iet  von  Walke»  und  Oormack*)  IBr  IS* 

an»  Leitfähigkeitsmessungen  an  KohlensäurelüBungen  zu  ^,04  •  10~f  beatimmt  «lovden. 
k»iraide  von  Kohlrausch  und  Heyd  weiller ')  aus  Leitfäbigkeitsmessangen  an  reinem 

WftfRer  «u  0,64  •  10-'*  bei  18 o  gefunden.  Diese  Zahlenwerte  sind  >^\it  begründet 
and  nicht  angezweifelt.  Dagegen  liegen  für  ks  in  der  Literatur  mehrere  Angaben  vor, 
die  nicht  unerheblich  voneinander  abweichen. 

Zwei  Wege  sind  bisher  zur  Bestimmung  von  k.  benutzt  worden. 

1.  Hydrolyse  dee  Natriiimkarbonate.  Soda  ist  in  wässeriger  I/ösung  zu 
einem  gewissen  Bruchteil  in  Hydrokarbonat  und  freies  Alkali  bydrolysiert.  Das  Gleich- 
gewicht, bis  tn  dam  diawr  Vorgang  verttnlt: 

NatCOs  4-  H,0  -^l  NaHCO»  +  NaOH  (4) 
eder  in  lonenachreibiieiae 

COb"  +  H,0      HOOb'  +  OH' 
ist  durch  die  Hydrolysenkonatante 

bestimmt. 

Dieae  iat,  wie  sieb  leichi  ergibt,  identisch  mit  kWl^: 

■ 

Ermittelt  man  rIho  die  Hydrolysenkonstante  auf  expentneutellem  Wege,  ao  kann 
man  k|  aus  ihr  und  k^  berechnen: 

k 


■)  Jonm.  Chem.  See.  17,  9Ü.  (LMOX 

*)  Zeitachr.  physik.  Oheoi.  14»  317  (1894> 

17* 


—    S46  • 


llflHungiD  d«r  Hydrolyw  von  Nttrinmkarboiwt  Imben  Bhi^lds*)  und  qiitar 
Ko»li«h«ii')  ftn^ftthrtw  Eine  Beapnehong  ihrer  MeUioden  und  VeiaudbtMfebiijMa 
loll  «nt  am  Sobtuase  dieser  ArbeK  erfolgen.  Hier  en  nur  erwihnt,  da8  die  von  den 
bwden  Autoren  angegebenen  prosentiechen  Hydrolysengrede  für  gleidie  Konaentrationeo 

nicht  unerheblich  voneinander  abweichen,  obirohl  die  Verauchsteraperaturen  nur  um 
1"  (Sh.  24,2°,  K.  20,2")  verschieden  waren.  Bodländer")  berechnete  dann  aus 
dem  Hydrolyserprml  der  verdtinnte^>ten  I><jsuiig,  dieShield«  untersucht  hatte  (0,0288 
Mol  NasOO^/l)  die  Konatanie  der  zweiten  Stufe  der  Koblensäurediseosiation  lU 

1,3  ,  10-". 

2.  K oll  len d i ox yd t en 3 Ion  w ii ssoriger  K arbon at  Hy d rokar bonat löHu ngen. 
Ein  f^anz  anderes  Vcrfaliren  zur  BeHÜmmilng  von  k»  benutzte  Mc  Ooy*).  Kr  maß 
die  COx-TenHiun  von  Ltisungen  bekannten  Kurbunal-  und  Hydrokarbunatiougehaltes  und 
berechnete  daran»  mit  Klfe  der  Löelicbkeitewwto  Ar  KoUendiosyd  nach  dem 
Henryeoihea  Varldlungegeeeli  die  Komentration  der  LOsung  an  freiw  Kohlensinr». 
Nunmehr  konnte  die  iConetante 

•  ~  [CQi"l  IH,C0»1 

und  adiliefliiob  gemäA  (8') 


berechnet  werden. 


Mc  Coy  führte  seine  Messungen  bei  25 aus.  Für  ki  setite  er  den  von 
Walker  und  Cormaek  bei  IS*  gefbndenan  Wert  8,04*  lO-'  ein;  hietana  dflrfle  In  An- 
betraehi  der  geringm  Tempemturabliingigkeii  der  meiaten  Diaeoniationakonatanlen  kein 
nennenswerler  Fehler  entspringen.   Mc  Coy  findet  so 

k,  =  e,o.io-", 

d.  i.  einen  mehr  als  viermal  so  großen  Wert  als  den  von  Bodländer  berechneten. 

Im  Ilinblick  auf  diese  große  Differenz  und  auf  dio  Wichtigkeit  der  Alkalitäts- 
hestimmune'  von  Ka^bonatlöeun^'^n  erschien  es  um  nicht  überflüssig,  die  Älk»litäten 
wässeriger  Karbonat-undHydrokurbonallüsungen  sowie  ihrer  Gemische  auf  einem  direkteUy 
sehr  einfachen  und  dur<:hsichtigen  Wege  zu  ermitteln. 

Diese  Versuche  stellten  zugleich  Vorstudien  dar  für  eine  Untersuchung  über  die 
Alkalitit  der  tieriadien  Verdaoungfisekrete  und  Aber  die  Binwirkuug  derartiger  Sifle 
auf  adiwerlasliobe  Bleivarbindungen. 

BMÜimiMiiig  d«r  Alkalität  von  Karbonat-  und  HydrokarinmalltaaiigeR. 

Kolortskopisciie  Motkod«. 

Unter  den  lahlfeichen  Verfahren,  die  snr  Bestimmung  des  H  -  oder  OH'  Ionen* 
gehaltes  einer  Lösung  dienen  können,  zeichnet  eich  diejenige,  die  auf  der  Färbung 
von  Indikatoren  beruht,  durch  beeoudere  Einfachheit  aus.   £e  ist  bekannt,  dafi  die 

')  Zeitecbr.  phyalk.  Checi   VI,  144  (189H). 

»)  Zeitochr.  physik.  Chem.  88,  172  (1900X 

*)  Zeitschr.  physik.  Chem.  85.  23  (19U0> 

«)  Amer.  Ctutat,  Joaro.      487  (1908), 


—  847  — 

verschiedenen  Farbetoffiodikatoreo  nicLt  ^ämllich  l>ei  ein  und  deniBelben  Neatralitäts- 
punkte  umschlagen,  eondern,  je  nach  ihrer  cheutiachen  Natur,  jeder  bei  einem  be- 
stimmten, ihm  eigentümlichen  H  -Iooengehalt  der  Ix)8UDg  Farbänderongen  erleiden. 
8ldlt  mui  nun  diese  UmBchlagspunkte  für  lehlteiehe  Indikatofeii  ein  fBr  aHemal  auf 
icfend  flineiD  Wege  feet  und  irlhlt  eine  Reihe  von  Indikatoren  ans,  dnen  Unsohlaci* 
ponkte  nur  im  wenig»  Zefanevpoteneen  der  H'-Ionenkouentration  attMinander  liegen, 
9o  gelingt  es  leidit,  di«  AdditiU  oder  Alkalitit  ein«r  an  untennehonden  Lflaoi^  an* 
nähernd  su  mesaen,  wenn  man  ihr  Verhalten  gegenüber  den  geprüften  Indikatoren 
ermittelt.  So  PchlSgt  z.  B.  Phenolphthalein  etwa  swischen  (H  ]  =  10-*  und  10~'  Mol/1 
von  farblos  nach  Tom.  p-Nitropheno!  zwischen  fH*'  =^  10~*  und  10~^  von  farblos  nach 
gelb  um ;  eine  Lösung  also,  die  ersteren  Indikator  farbloe  läßt,  letzteren  hingegen 
gelb  fürbt,  muß  einen  H -lonengehalt  von  etwa  10~^  bis  10~*  besitzen.  Dies  Ver- 
fahren iet  von  H.  Friedenibal  nnd  B.  Salm')  und  gleichzeitig  von  Saiessky*) 
nnd  Fels'}  ausgearbeitet  worden.  Da  der  Umschlag  der  Indikatoren  nieroals  sobarf 
b«  «ner  beetininiten  Wasaerstoflnoneokonsentration  erfolgt»  sondern  sidi  auf  dn  ge- 
wisaeo  Konaentrataooainterrall  Twteilt^  empfabl  Friedenthal,  mxAk  stets  eine  Ansahl 
von  LSeongen  bekannten  H'^Gdudtea  als  BtandardlOsnngen  snm  VeiglMeh  bereit  so 
haltm,  etwa  für  jede  Zehnerpotens  der  H' -Konzentration  eine  Lösung.  Hat  man 
einen  Indikator  gefunden,  der  nich  in  der  zu  untersuchenden  Lösung  im  Umschlags- 
gebiete  bpfinr!f<t,  nnd  ribt  man  dann  den  ludikator  in  gleicher  Menge  zu  den  Ver- 
gleichplf -iiiifjt'ii ,  '^o  gelingt  en  meist  uiit  Leichtigkeit,  die  Versuchslöpung  nach  der 
Farbetarke  einzuordnen.  Brode  und  T^ange*)  stellteu  eine  Auuihl  von  Losungen 
zusammen,  deren  Additftt  das  gesamte  Gebiet  zwischen  konzentrierter  SalzaAnre  und 
konsentriarter  Katroolaage,  im  allgemeinen  in  Stufen  fon  je  einer  2Sebn«potens,  um- 
bSii  diese  LOonngen  sind  dweb  ihre  Haltbarkeit  und  ihre  geringe  Bmpfindlicbkeit 
gegen  ftnüere  BinUflsse  (s.  B.  00k- Aufnahme)  für  Vergleicbiawecke  besonders  geeignet. 
Ferner  prClfteo  sie  dme  sehr  gro0e  Ansahl  von  Fsibstolllm  anf  ihrs  Farbindemngen 
in  dem  gesamten  angegebenen  Aoiditftt^biete  und  konnten  dabei  die  quantitativen 
Sigebnisse  der  älteren  Autoren  nachprüfen  und  im  allgemeinen  bestStigen. 

Eine  Reihe  sehr  weßentlicher  Verbesserungen  der  Methode  hat  neuerdings 
8.  P.  Ii.  Sörenscn*)  ausgearbeitet.  Da  wir  uns  l>ei  unsi  r<ii  MeäHungen  den  Vor- 
schriften dieeeä  Forschers  eng  ange8ch]oB;8en  haben,  möge  Herne  Arbeitsweise,  soweit 
aie  hier  in  Betracht  kommt,  genauer  geschildert  werden. 

Sörensen  lienutst  snr  HertteUnng  der  Vergleichdteungen  eine  Reihe  sog. 
.  .StaodardHfsangen*'  teils  sanrsr,  tnla  bsstscher  Itatur.  Durch  Mieoben  sweler  eoloher 
StandanUBsungen,  von  denen  weoigsteos  die  eine  stets  eine  sohwaehe  Säure  oder  <nne 

*)  U.  Friedentbai,  Zeitschr.  f.  Elektrocboiu.  10,  113  C1<J04).  —  E.  ijaim.  damlbst  10,  941 
(1MM9;  1%  9»  (IMO).  —  E.  Salm  und  H.  Frledenthal,  daseibat  11^  Itf  (1907).  -  E.  Salm, 
ZaÜMhr.  physik.  Cbem.  57,  471  (1906);  «»,  83  (10Q8X 

^  Zeitachr.  f.  Elektrochem.  10,  204  (1904). 

*)  ZeitHcbr.  f.  Elektrochem.  10.  208  (1904). 

*i  .\rt)«iten  aiiH  dem  Kaiserlichen  Gosundlieiteamte  80,  1  (1909^ 

\  Biochetn.  Zeitachr.  21,  VM  (1909);  gg,  852  (1909).  —  SOresasn  und  Palitsicb,  Siochem. 
Zwtaciir.  di,  HBl  (1910);  U,  dä7  (191ü> 


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—  S48  — 


gehwache  Base  enthält,  lassen  sich  je  nach  dem  Mischungsverhältnis  Vcrgleichelösungen 
wechselnder  Aciditiit  vnul  Alk  ilitiit  herist^llen.  t>o  erhält  man  z.  B.  durch  Vermischen 
VOD  0,1  n  HCl  mit  0,1  molarer  Dinainumhydrocitratlüftung  in  wechselnden  Verhaitnisseo 
V«rgleioh8gemi8che,  deren  H'-Ionengeball  mit  ftsi  beliebiger  Feinheit  iwiscbeo  «iwm 
10-*  und  10-*  Mol/1  variiert  «erden  kaan.  Zur  BrinHtelttDg  der  H'-IcMienkmiientntion 
dieser  Vergleielietdeniigen  bediente  sieb  Sttrenten  der  elektromelrieehen  Melbode.  Bs 
wurde  bei  18*  das  Peiential  •  einer  WenaretoflUelKtrade  in  «ner  großen  Aniebl 
von  Ver^dMgemiedien  gegen  die  0,1  n-Kelomcleleiktrode  geneMen  und  demae  mit 
Hilfe  des  Normal wasserstoffpotentiala  «o  nedi  der  NernetROhen  Formel  Ar  die  BUK 
von  Konienbrationeketlen  der  Qehali  an  H*-Ionen 

*-» 

[H  i  =  lü  oder 

berechnet.  Nach  dieaca  Messungen  zeichnete  Söreusen  für  die  ganze  iieibe  der 
HiBohungen  von  je  zwei  Standardlösungen  Kurven,  als  deren  AbBziseen  die  Werte 
vom  log  [H  ]  nnd  als  deran  Onfinaten  die  in  10  oeni  Hiechung  entbaltenen  eem  der 
einen  LOeung  gewihlt  rind.  Eine  solobe  Karte  veranacbanlieht  atw»  d«i  Zneammen- 
hnng  «vtKhen  Aeiditit  nnd  U ieehnngevwblltttis  f&r  das  betrefRmde  Slaadardpaar 
nnd  gsslaltet  es,  Ar  jedes  lUeobnngstrertiiltnis  die  sngehArige  Adiütlt  abinleaen. 
Slmlliohe  Kurven  sind  in  einer  Hauptkurventafel')  susammengestellt. 

Soll  nun  in  einer  üntersucbungsflüssigkeit  die  Aciditilt  ermittelt  werden,  so  färbt 
man  sie  mit  einem  Indikator  an,  der  in  ihr  eine  tTbergangsfarbe  annimmt,  sich  also 
in  seinem  Umscblagsgebiet  befindet,  und  sucht  dann  diejenige  VerpleichsmiRchung 
herzustellen,  die,  mit  der  gleichen  Menge  desselben  Indikators  gefärbt,  die  gleiche 
Färbung  zeigt.  Im  allgemeinen  wird  es  ziemlich  leicht  gelingen  und  auch  für  die  meisten 
VersuehBiweoke  genOgen,  wenn  man  awei  VergMohamiachungen  ermittelt,  deren  H  - 
lonengehaU  siob  nur  nm  einen  kleinmi  Bmebteil  einer  Zefanerpotona  nntereolieidet, 
nnd  swiaehen  deren  FIrbungeo  alob  diejenige  der  so  nntennehenden  LOanng  einordnet 
Mit  BiUe  der  Kurteotafel  kann  man  dann  aofort  den  gesoehlen  H'-Ionei^balt  an- 
geben oder  ihn  wenigstens  in  enge  Grenzen  einschließen. 

Die  grundlegenden  Messungen  dieser  Methode  sind  also  elektrometrisobe  Potenlia^ 
bestimraungen.  Man  könnte  etwa  sagen:  die  zu  untersuchenden  Lösungen  werden 
einer  indirekten  elektromelriechen  H'-Konzentrationsbfietimmung  unterworfen.  Vor 
der  direkten  hat  sie  den  Vorzug,  daß  die  zeitraubenden  und  mühevollen  Potential- 
messungen auf  eine  Anzahl  nur  einmal  zu  erledigender,  grundlegender  Messungen 
beücbränkt  und  nunmehr  durch  einfache  koloriskopische  Einordnungen  ersetzt  werden. 
KoB  iai  QU  Bo  fortnUMfler,  ab  die  Mslliode  der  Gaskettonmesaung  niekl  in 
allen  lUlen  obne  weiteres  anwendbar  iak  Da  nimlidi  cur  IBinsteilang  des  Waasentd^ 
potantials  ein  WasaeratoAtvom  doreh  oder  wenigstens  Ober  die  an  nnterandiende 
Losung  geleitet  werden  muß,  liegt  die  Gefahr  tot,  daß  mn  in  der  Lfianng  beftod- 


'}  Zu  bssieboa  in  Qrigiiuügiofie  von  der  V»ti«g»buchhaiidlttug  von  4  allna  Spring«r,  UecUn. 


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lieber  flüchtiger  Stoff,  i.  B.  freie  Kohleniinra,  wfthmid  des  YenaofacB  «QlgvtrifllMD 
Vlkd  die  Lfieung  dadurch  verändert  wird. 

Andrerseitfl  bringt  aber  die  koIorisknpiHche  Methode  auch  gewisfe  Fehlerquellen 
und  Ungenauigkeiten  mit  eich.  Der  Farbton  und  die  Fiirhglärke  eines  Indikators  ist 
aach  bei  genauer  Iiiuebaltung  eines  bestimmten  Verhältnisses  zwischen  Indikutor- 
menge  uud  Lösungsvolumen  nicht  immer  aUeio  durch  die  Acidität  der  Lö«uug  bedingt. 
Oft  tMeiiiflanen  Bklctralyte,  nameatlich  aber  kolloide  Stoffe,  s.  B.  Siweiflatoib  and 
deren  Abbaaiirodnkte.  die  Pärbang.  Hiereus  können  nalArlidi  leicht  eiliebUohe  W^ler 
entspring^.  Aber  dieee  BednflQ0b«rkeit  ist  bei  den  eintdnen  Indikatoren  in  ver- 
•dbieden  alurkem  Mafie  anautrdftn.  SCrenaen  bat  daher  eine  graOe  Anaabl  von 
Ftrbetoffen  der  versohiedenaten  Art  anf  ihr  dieebesttglichee  Verhalten  hin  geprüft  und 
schließlich  diejenigen  auegewlhlt  und  zur  allgemeinen  Benntsnng  empföhlen,  die  den 
•nrähnt«n  Fehler  nur  in  geringem  Maße  zeigen. 

Die  Einzelheiten  des  Verfahrens  sollen  im  folgenden  nur  soweit  beechrieben 
werden,  als  sie  für  die  vorliegende  Untereuchung  in  Frnge  kommen. 

Vergleicbslöaungen.  Die  H  -Kousentration  von  Hydrokarbonat-  und  Karbonat- 
ISnngen  eowie  ihren  Gemiflclien  liegt  etwa  in  den  Qienien  10~*  hie  10->'.  Fttr  dieaea 
Intemdl  kommen  nadi  Börenaen  drei  Standardpaare  ala  Vergleichamiaehungen  in 
Belmoht: 

1.  Boratiaanng  + 

2.  BoratlöBung -|- Natronlango 

3.  GlykokollösuDg  -|-  Katranlaufa. 

SÄmtliche  S<(sndftrd!ö«?iiT)Ken  wurden  mit  ausgekochtem  desiilHerten  Wasser  her- 
gestellt, unter  Au^Hchluß  von  Kohlendioxyd  der  Luft  in  Wul  f  Ischen  Fla,schen  auf- 
bew;ihrt,  liirrh  (ii  rrn  einen  TubuB  das  untere  Verlängerungsstück  einer  Meßbürettc 
eingeführt  war,  mit  COg  freier  Luft  in  die  Büretten  gedrückt  und  aus  diesen  zur 
Herelellang  der  MlBehuogen  «tnommen. 

Die  Salialnr«  war  genan  0,1  n. 

IMa  Katron  lange  «nide  durch  Verdünnen  einer  konientrierten,  im  Küster* 
Mben  Apparat')  ana  metalUaohem  Natrium  gewonneMni  LOenng  bergealelU  und  durch 

Verdünnen  genau  0,1  n  gemacht. 

Borat.  Es  wurden  0,2  Mol  Borsäure  (12,404  g)  (purissimum  teotyat,  Biedel)  in 
SOG  ccm  V»  n  Natronlauge  gelöst  und  zum  Liter  aufgefüllt. 

Glykokoll.  0,1  Mol  (7,505  g)  Glvkokoll  rKnhlhaum)  und  0,1  Mol  (5,85  g) 
Chlorualnuni  (pnrisRimum,  Kahlbaum)  wurden  m  Wasser  gelÖ!<t  und  zum  Liter  auf- 
gefüllt. Der  Chlornatriuni Zusatz  war  für  die  elektrometrische  Eichung  der  I^ösung 
erfeiderlich,  da  reine  Glykokollöraogen  den  Strom  «n  schlecht  l«tan.  Nadi  einigen 
Wbdieu  machte  eich  in  dieaer  LiQiung  atato  eine  reicihlidie  Mycelbildang  bemerkbar, 
doch  konnten  wir  in  Obereinatinimang  mit  Sörenaen  feafateOen,  daO  die  Brauch- 
barkeit dar  Ltenng  flr  Masiungnwecke  hierduidi  nklit  merkliefa  beeinflufit  wird. 

Die  benntiten  Vergleichsmischungen  sollen  im  folgenden  nur  durch  ihre  Waaaar» 
•toffionenkonientratiott  beaeichnet  werden.  Die  MiechnngaverhUtntsw,  nach  denen  de 


*)  ZritMhr.  anoig.  Oham.  41,  474  (1W4). 


—  »60  — 


'/n AAmmen ?RF«etzt  wurden,  nind  auR  den  nachstehenden  Tibdl«t  wlcihtüohy  d«Nlk 
Zablcu  der  Kurvenlafel  von  Söron-en  ontnommen  Bind. 

Für  die  Wbhs  rhrotTi  jnenkonz*  n(rfiiion  [H )  =  10~"  Mo]/l  ist  der  Einfachheit 
baiber  nur  der  Werl  von  u  —  —  log  [H  j  angegeben. 

H'-Koniantration  in  Vergleichaldsangen  Moh  Sdreaten. 

aBaammmmtUmtg  der  BbmllMimgen  ftolw  obenl) 


Tabelle  1.    Gemische  von  Borat  4~  ^^i^Bäure. 


In  10  ocm  du  Misehnng  | 

fn  10  oeni  dar  maiihiMi» 

-log[H] 

ccn  Borst 

ccni  Salz-  | 
atore 

-log(Hj 

oem  Borat 

com  Salz- 
aHure 

8,0 

.s,r>r> 

4.45 

8,7 

7,04 

2,96 

5.67 

4,ay 

8.8 

7,48 

2^ 

83 

4,17 

8.0 

7,00 

SLIO 

K,.H 

«,00 

4,00 

0,0 

H,45 

1.56 

8.4 

a,7» 

9.1 

9,00 

1,00 

8>5 

6,4» 

8^7 

9.8 

0.70 

0,80 

8.« 

6.7G 

Tabelle  2.    Gemiscbe  von  Borat Natronlauge. 

In  10  ccm  der  Misehnng 

In  10  ocm  der  MiBcbung 

-  leg  [H  J 

ecm  Borat 

ccm  Natron- 
lauge 

-  log  [H  J 

eon  Bannt 

com  Natioo- 

9.3 

9,50 

0,50 

9.7 

6,90 

8,10 

94 

8,70 

1.30 

0,8 

6,43 

8,57 

8,00 

1,00 

0.9 

W7 

V8 

7;» 

2,66 

Tabel 

le  3.    üemieche  voo 

Glykokoll  -|- Natronlauge. 

In  1(1  rem  iler  Mischung 

In  10  ccm  der  MiHobnnp 

-  log  iH  ] 

ccm  Uly  ko- 
koll 

ccm  Natron- 
lange 

-  log  IH  ] 

ccm  Glyko- 
koU 

ccm  NatroB- 

lange 

9.0 

8.68 

1.M 

10,4 

5,60 

4,40 

»,1 

8,70 

1.30 

10^6 

6,80 

460 

9,2 

8,40 

],60 

10,6 

6,40 

4,60 

9,3 

8.20 

1,80 

10,7 

630 

4.70 

M 

7,05 

9,05 

10,9 

6,20 

4.80 

9,5 

7,()5 

2,85  , 

11,1 

5,10 

4,90 

9,6 

7,25 

2,75 

1  11,3 

5,005 

4,995 

9.7 

7,10 

2.90 

11,4 

4.965 

5,oa5 

9fl 

6,80 

8.80 

11,46 

4,045 

5,065 

-  6,55 

3,45 

11,5 

4.927 

5,073 

19fi 

6hM) 

3,70 

11,6 

4,889 

5,111 

10,1 

6.10 

8^90 

11.7 

4,84 

M6 

10,2 

5,90 

4.10 

11.9 

4»70 

630 

10^ 

5,75 

4,86 

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—   251  — 


In  «inigen  Fällen  haben  wir  die  elektrometrischen  Messungen,  die  den  obigen 
TabellMi  zugrunde  liegen,  wiederholt.  Wir  prüften  die  Gemieche  für  log  [H]  = 
—  8,3,  — 9,6  und  — 11,45  um-h.  In  keinem  Falle  konnte  eine  nennenswerte  Ab- 
weichung von  den  Angaben  'SorensenH  festgestellt  werden;  die  Unterschiede  blieben 
stets  innerhalb  derjenigen  Fehlergrenzen,  die  bei  der  Anwendung  der  Lösungen  znt 
koknukopiscben  Prüfung  durch  die  Etnphudlichkeitsgreuzeu  den  Auges  bedingt  sind. 

Indikatoren.  Von  den  Indikatoren,  die  Sdrenaen  empllililt,  kamen  fOr  daa 
▼OD  una  untennolile  AlkaUtftligebiet  nur  Tier  in  Betredit,  nimlidt: 

«•Napbtliolphtlialein  (Dma^la«igabjet:  log  [H]  =  —7,26  bia  —8,68,  Um- 
•cftilag  von  gelb  Aber  farbk»  nadi  blau), 

Phenolpbtbalein  (Umacfalagigebiet:  log  [H]  =  —8,8  bis  —10.0,  Umeofalag 
von  farbloa  nach  rot), 

Thymolphthaleio  (UmacblAgBgebiet:  log  [H*]  =  — 9,8  bis  —10,5,  Umschlag 
von  farblos  nach  blau), 

Alizaringelb  R  (Umschlagsgebiet:  log  [HJ  =  — 10,1  bis  — 12,1,  Unucblag 
von  farbloü  nach  gelb). 

Die  angewandten  Farbstofiflösungen  hatten  folgende  Zusammensetzang: 

a)  0.1  g  o  Naphtholphtinl^  wniden  in  150  eom  Alkohol  100  oem  Wener 
anfgelSei.  Dieaer  nurbatoff,  der  «tat  nenerdinga  von  SSrenaen  nnd  Palitiaob*) 
daigaalaUt  woidM  iat,  eqpMl  aieb  voraflglich  rar  Untenodtong  Inflerak  acbwadi 
alknMacbar  Löningen.  Sein  Umedilagagebiet  reioht  bia  dicht  an  den  Nentndpnnkt  kenn. 

b)  0,5  g  Phenolphthalein  wurden  in  600  ocm  Alkohol  -|-  500  ccm  Wasser  gelSat. 

c)  0,4  g  Thymolpbtbalein  (Kahlbaom)  worden  in  500  oem  Alkohol  4-  500  com 
Waaaer  gelöst. 

d)  0,1  g  AlizaringeU)  R  fNütriumsalz  der  p-Nitrobenzolazo-saliojrlaäura;  Grübler 
&  Co.)  wurden  ni  1  1  Wa^Her  gelöst. 

Die  zweckmäßigste  Menge  des  Farbstoffzusatz^^s  war  nach  einigen  Vorvert^uchen 
leicht  zu  bemessen;  die  betreffenden  Werte  sind  bei  den  Versuchen  in  jedem  Einzel- 
fidle  angegeben.  IMa  Abmeaaung  der  Idelnen  FarbattMlbiengen  erfolgte,  von  afnigen 
dar  ersten  Varandie  abgeeehea,  mit  Hilfe  einer  in  Vieo  eem  geteilten  1  oem  MaOpipeKe. 

0ie  koloriakopiaobe  Einordnung.  Die  UnteiBwdrang  dner  Lösung  wnida 
folgandermaflan  dnrbhgefflbrt.  Znnlehst  wurde  dundi  Vorproben  ein  gedgneter  bidikator 
auageaucht.  die  paaaende  Menge  des  Farbatoffes  festgestellt  nnd,  wenn  nötig,  der  un- 
gofiUua  AlluüitätBwert  ermittelt.  Alsdann  wurde  eine  Reihe  von  4  oder  5  Vergleioha- 
mischungen  hergestellt,  bei  denen  die  Werte  von  log  [H  ]  im  allgemeinen  um  je  eine 
zehntel  Einheit  f^naeinatulerlagen ;  bei  der  Auewahl  der  VergIei(.hHt6Hniif?f»n  wurde 
dafür  bort^i  tr'  tragen,  daß  die  IhitersuchungsflüHHigkeit  ihren  Platz  ungefähr  in  der 
Mitte  der  .Skala  lindeu  mußte.  Je  10  ccni  der  Vergleich»  und  der  Untersuchuogs- 
löeungen  wurden  in  Reagenzgläser  aus  Jenaer  Gleräteglas  gefüllt.  Die  Reagenzgiüöer, 
die  von  mögliohet  gleichem  Durchmesser  ausgewählt  waren,  wurden  in  «in  geeignetee 

*)  Biochem.  ZdtBchr.  24,  »81  (1010).  —  Herr  Prof.  äörensea  in  Kopenhagen  bat  une 
IreendlidiSt  eiiw  FTobe  dieses  Farbetoflea  überlaaten,  wofOr  wir  ihm  aacb  an  dieser  Stelle  onaeireD 


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—  368  — 


Gwtell  etwas  schräg  vor  «in  nufgeepanntes  Blatt  mrifien  Papiers  gestellt.  Nachdem 
in  jedes  Roagenzghia  genau  die  gleiche  Farbstoffmenge  eingcliracl  t  und  durch  Um- 
Bchüttelii  der  [>öfiungen  gut  vermischt  worden  wnr  wurden  die  (.liäser  im  auffallenden 
Tageslicht  betrachtet  und  die  Untersuciiungsflüsjjigkeit  nach  Stärke  und  Ton  ihrer 
Färbung  in  die  Skala  eingeordnet.  Im  allgemeinen  konnte  über  den  Punkt  der 
fflnwdDung  kein  Zwdfel  bestehen.  Lieft  eich,  keine  Entscheidung  fiällen,  ob  die  Uoter- 
eaobangeflQeaigkeit  redits  oder  Unk»  von  einem  Skalenpuukfce  m  «teilen  iii,  ao  wurde 
ihre  Alkalitfti  mit  der  der  belreffiMBdeii  Vergleiduiltenng  fihr  identisoh  aageedMo. 

Um  für  die  Schärfe  und  Eindeutigkeit  der  Einordnungen  eine  Kontrolle  zu  be- 
aitMn,  wurde  nadi  don  «nten,  mebr  orientierenden  Vereudieii  etete  lUeeiidee  Ve^ 
fehren  «ingeMblasen.  Die  l^deungen  der  Skak  lowie  die  dnsnordnend«  LSrang  wurden 
regellos  duroheinandeifeetellt  und  eodano  von  einem  tttaabbftngigen  Beobaditer  nseh 
der  flrbuig  gieoidnei  Selbst  bei  sehr  geringen  Fierbontendbisdaa  wurden  Ueibel 
die  die  Vergleichsicwungen  enthaltenden  Gliser  stete  in  der  richtigen  Reihenfolge  an- 
geordnet und  die  Verpuchslösung  fast  immer  an  genau  dieselbe  Stelle  der  Skala  ein 
geschoben,  wie  von  dem  ersten  Beobachter;  nur  in  wenigen  Fällen  bestand  ein  Zweifel, 
ob  die  Versuchslösung  mit  einer  der  Skalenlösuogen  für  identisch  zu  erklären  oder 
«wischen  diese  und  eine  der  Nachbarlöeungen  einzuordnen  sei. 

Die  V^ersuchslösungen.  Es  wurden  Lösungen  von  Natriumhydrokarbonat, 
Natriumkarbonat  und  Gemische  beider  der  koloriskopiachen  Prüfung  unterworfen. 

Die  Natriumhydrokarbonatlösungen  wurden  durch  Auflösen  der  berechneten 
Mengen  des  festen  Salzes  in  ausgekochtem  destillierten  Wasser  hergestellt  Ee  ge- 
langten zwei  Präparate  des  Salses  sur  Anwendmig»  die  sich  bside  als  binreiobsod 

rein  erwiesen. 

a)  Natriutiibikarbonat  von  Kahlbaum,  Beriin,  purissimum,  zur  Analyse. 
Prüfuno:  16,802  g,  d.  i.  0,2  Mol  wurden  zu  1  Liter  aufgelöst.    Jo  5,24S  com 

Löenng  erforderten  bei  der  Titmtion  mit  Methylorange  als  Indikator 

a)  10,48  ocm  b)  10.48  oom 

0,10077  n  HCl,  iriUirend  theoretisdi  10,41  oem  bitten  verbrancbt  werden  loikn. 

b)  Darob  ümkristaiUsieren  von  gswOhnliohsm  Natrinmbydrokarbonat  (Kaiil* 
bnnm)  gewonnenes  Präparat.  Dos  Ausgangsmaterial  wurde  unt^  Erwärmen  in  Wasaor 

gelöst,  die  Lösung  dann  unter  ständigem  Einleiten  von  CO^  erkalten  gdassen,  das 

auekrit^tiillisierte  Salz  abfillriert,  auf  Filtrierpapier  abgepreßt  und  10  sinsm  tiooknen 
COi-Strom  einige  Tage  lang  bei  Zimmertemperatur  getrocknet. 

Prüfung:  0,1994  g  Salz  verbrauchten  bei  der  Titration  mit  Methylorange  als  Indikator 
23,65  ccm  0,10077  n  HCl  (rimidfpr!  eit  HtHschlages  etwa  0,1  com),  während 
theoretisch  23,55  ccm  erforderlich  gewesen  wären. 

Die  Natriumkarbonatlösungen  wurden  durch  Auflösen  der  berechneten 
Mengen  wiifiserfreien  Salzes  in  ausgekochtem  destillierten  Walser  hergeptellt  Das 
Salz  wurde  durch  Erhitzeu  von  Katriumhydrokarbouat  (Präparat  a)  im  eiektnachen 


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m  — 


Tiegelofen  auf  400  °  und  nachfolgendes  kurzes  Glühen  in  der  PorzellaaBchale  dar 
gestelU.  Zur  Prüfling  der  Reinheit  des  Salze»  wurden  21,20  g  (d.  i.  0,2  Mol)  zu  1  1 
gelöst  Bei  der  1  lüauon  mit  Methylorange  als  Indikator  verbrauchten  6,245  ccm  I>ö8ung 

a)  20,81  ccm  b)  20,83  ccm, 

»Im  im  Mittel  20,82  ccm  0,10077  n  HCl;  theoratisoh  waren  20,82  ocm  erforderlich 

Wie  weiter  unten  gezeigt  wird,  kann  die  Temperatur  nur  einen  geringen  Einfluß 
auf  die  Alkalität  der  meisten  untersuchten  Ijösungen,  nußer  der  der  reinen  Natrium- 
karbonatlösungeu,  haben.  Da  jedoch  die  Söreneenfichen  Vergleichsgemische  bei  18" 
geprüft  aind  und  für  ihre  Alkalitat  u.  a.  die  recht  erheblich  mit  der  Tempüralur 
wachsende  lonenkonstante  des  Wasters  maßgebend  ist,  wurde  dafür  Sorge  getragen, 
dalt  die  Temperator  des  ZimmerB,  in  den»  die  UnienniAiiageii  voiteiMMniiMii  waiden. 
niohk  viel  (±  1«)  TOD  18*  abwidi. 


Versuchsergebnisse. 
Der  Gang  der  Versudie  em  an  einem  Beispiel  erläutert. 

BeBtimmmanß  der  H  KanxentratioB  «inee  Oemiichee  von  9  eeu  OS  molar 
Ma,CO^  +  7  ccm  0,2  molar  NaHÜO,. 

a)  yergleicbBlösnngen :  Gemische  von  Glykokoll  -|-  Natronlaage. 


-  lop  fH-] 

9,5 

9,6 

9,7 

9,8 

0,9 

ccm  Glykokoll 

7,65 

7,25 

7,10 

6,80 

6,56 

eem  Natronlaage 

2,35 

2,75 

2,90 

8t46 

Jntlikalor:  0,10  ccm  Thyuiolphtbaluiii. 

IM»  VerraclMlOsang  liel  lidi  naeh  ttinir  Ürbong  deotlleh  nriMhen  die  Lfleongett  aalt 
kg  [H-)  s  — 9,e  and  —9^7  «laonihien;  alao 

kg  (Hi  — 


b)  VetgleielialOeaagM:  tieoitoehe  toh  Bonat  -f  NatraalaogB. 


-  log  [H  l  1 

9.4 

9,5 

9,6 

9,7 

9Ji 

ccm  Borat 

e.70 

8,00 

7,95 

6,90 

«1« 

ccm  Natronlauge 

1,30 

a,oo 

840 

Indikator:  0, 10  ocm  Thymolphthaletn. 

Die  Versadul<ieaQg  ließ  sich  «tentUcb  zwischen  log  [B-]  s  — 9,6  and  —9,7  «inoniiieiii  also 

log  ^iii    -  H.tif). 

AllmSblich  trat  ein  VerbtaiMea  der  Blaudrbang  in  der  VereuchaäU«sigkeit  ein. 
Gaeamlergebni«  der  beidea  Veisucbe: 

la  einer  Loeuag,  dk  0,000  Mol  Na,OQ,  oad  0.140  Hol  NaHOO^  im  I  enthalt,  ist 

(H']  =  10-  M»  =  8,86  . 10-»  Moi/L 

In  entspteeheoder  Weise  wurden  alle  Versuche  ausgeführt  Die  ErgebniHse  der 
Bestinmangen  an  0,2  molaren  Lfianngen  too  Natrininkarbaiiat  und  Natrioinhydro- 
karbooat  sind  in  Tabelle  4  snsammimgaBtdUw 


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Tabelle  4.     Koloriskopiache   H' -lonbeBtim m ung  in   0,2  molare 
Löeang^),  0,2  molarer  NasGOs-Löeung  und  Gemischen  beider  Lq 

r  NftHCOi- 
sangen. 

Nr. 

cctn 

Im  Gemisch  Hol/i 

Vlt- 
gleichs- 
gemieche 

Indikator 

-lOgtHJ 

kongan 

Ilydro- 
karbonat 

Karbonat 

NsHOO, 

NI.CO, 

1 

9 

8 
4 

6 
« 

7 

9 
10 
11 

12 

1  10.00 

1  «ieHgl. 

9JS0 
desgl. 

^  »,00 

8i00 

d««gl. 
7,00 

deigL 

6.00 

5.00 
desgl. 
desgl. 

4,00 

a^oo 

9,00 

1,00 

0,50 
dei«l. 

1,00 

de«gi. 
9.00 

desgl. 

8,00 

desgl. 

4,00 

5,00 
deegL 
dssgl. 

7,00 
6,00 

9,00 
10,00 

0,20 
deegl. 

0,19 
deagl. 

0,18 

desgl. 
0,16 

desgl. 
0,14 

dsagl. 

0,12 

0.10 
dssgl. 
dssgl. 

0,06 

0.06 
0.04 

0,02 

0,01 

dssgl. 

0,09 

desgl. 
0,04  ' 

desgl. 
0,06 

desgl- 

0,08 
0,10 

desgl. 
dssgl. 
0,12 

0,14 
0,lti 
0,18 
0,90 

Borat  4- 
Salniare 

Gl  y kok. 
Natron- 
laage 

Glykokoll 
-j- Natron- 
lauge 
Borat  -f 
Balasftare 

Glykokoll 

-f-  Natron- 
lauge 

Borat  + 
Salislare 

(ilykokoll 
-J-. Natron- 
lauge 
Borat  + 
Natronig. 

Glykokoll 
-{-  Natron- 
lauge 

Borat  + 
Natronig. 

Glykokoll 
Natron- 
lauge 

deagl. 
desgL 
desgl. 

desgl. 
deagl. 
deegl. 
desgl. 

0,05  cctn 
Napbtbol 
phthalein 

0,0  ccm 

Phenol 
phtbal^D 

0,1  CCIU 
Phenol 
phthaMii 

0,05  ccm 
Phenol 
phthalein 

desgl. 

deagl. 
dssgl. 

desgl. 

0,10  ccm 
Thymol- 
phtiialeiii 

d««gl. 

deegl. 

?  ocm 
Thymol 
phthalein 
6  Tropfen 
Thymol- 
pfatnaMn 

0,06  ccm 
Thvmol- 
phthaleio 

!\  Trfinfftn 

kj     A  .  VFL'. 

Thymol 
phthalein 

0,90  ccm 
Alliaringelb 

desgl. 

0,10  ccm 
Alisaringeib 

desgl. 

Zwischen 

8fl  n.  6.4 

deegl. 

M 
desgl. 

Zwiachen 
9,1  n.  0.2 

deegL 
9,4  n.  9,5 

desgl. 

9,6  n.  9,7 

dwgl. 

0,9  u.  10.0 

10,1  u.  10,2 
10  fi  u.  10,1 
10,1  tt.  10,9 
tos  a.  IAA 

10,4  n.  10,5 

10.6  a.  10.7 
10,9  n.  11,1 

11.7  u.  11,9 

Sofort  n.  d. 
Ar;H*'i-'<'r-.  ein- 
geordnet. Rö- 
tung nimmt 
d^CO.Abgb 

.Selir  imbe 
an  10, T 

Sehr  nahe 
an  11.1 

*)  Prlpamt  a. 


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—  S66  — 


Da  68  für  die  theontiaehen  Baredmungra  von  Wiohtigkclt  wmr,  den  lonimtion» 
gnd  dM  KuhoBäU»  and  Hydrokarfaonaleii  ia  den  anteraadilen  Lfirangan  m  keniMii, 
•nehim  m  angebiAclit,  die  Uetanngen  «nf  noch  verdünntere  LSeangea  ennndeliiieD. 
HSi  ist  sehr  wahnoheiiilidi,  dafi  die  Dinoiietion  dee  temiren  NatriumkarboiMUe  in 
twei  gatraonten  Btnfen  a^elgt: 

Na.CO.  ->  Na-  +  NaCO,'  und 
NaCQi'  -»  Na-  +  00s". 

Infolgedeeaen  wetden  die  lonisations Verhältnisse  dieaaa  Salzes  in  nar  mäßig  ver- 
dünnten Lfisnngen  recht  verwidsalft  sein,  und  die  Schätzung  des  (X)s"-Ionengehaltea 
ist  nicht  ganz  einfach,  zumal  \\cnx\  gleichzeitig  noch  Natriunihydrokarliot^nt  d.  i.  ein 
gleichioniges  Salz,  zugegen  ist.  Kur  Gemische  zweier  glcichionigor  ptarker  Eleklrolyte 
hat  sich  im  allgemeinen  die  Regel  bewährt,  daß  jeder  von  ihnen  80  stark  ionisiert  ist, 
als  wenn  er  allein  mit  der  Konzentration  in  Lösung  wäre,  die  dem  Gesamtgehalt 
dar  Löaang  an  dem  geuMinaaiaan  Ion  entapiidit').  Ibdi  dieser  Regel  muß  der 
loniaatioiiBgrad  des  Natrimnkarbooates  in  allen  Gemiscben»  die  gjafehen  GeaantgeliBli 
an  Na  babeo,  der  ^eidie  adn. 

Aua  diasen  Grftnden  lieeUmmten  wir  den  H'-Gehalt  in  einer  Reihe  weiterer 
LQsoogen,  die  erstens  verdSnnter  waren  and  zweitens  sämtlich  den  gleicben  Na  Gehalt 
hatten,  nämlich  in  Gemischen  von  0»05  molarer  NasCOs-  und  0,1  molarer  NaHOÜii- 
Lösung     Die  Nalriumkonzentration  war  also  in  allen  Gemischen  0,1  g-Atom/l. 

Die  Ergebnisse  sind  in  Tabellp  5  (8  256)  zusammengestellt. 

Ein«  Durchsicht  der  Tabellen  4  und  5  lelirt,  daß  die  Ergebnisse  der  kolori- 
skopischen  Piuiuug  von  der  Wahl  der  benutzten  Vergleichslösuugen  und  des  Farb- 
itolba  wenigstens  anidhemd  unabhängig  sind.  IBine  anmittelbare  Bsstimmanf  des 
H'^Oehaltes.  die,  wie  8.  849  erwibnt,  gewisse  Vorsflge  bietet,  dnrdi  ekktrische  (Wasaer- 
atoiTketten-)Hessaqg  erschien  bei  den  hjdrokarbonathaltigen  Gemlsohea  nicht  anglUigig. 
Beim  Einleiten  eines  Wassenitoflbtromes,  der  ja  für  die  Hessnng  erforderlich  ist,  wäre 
ans  dieeen  Löeangen  Idcht  Kohknstaie  ausgetrieheo  und  die  Alkalität  infolgedessen 
vermehrt  worden.  Dagegen  war  ea  kaum  bedenklich,  die  reine  0,05  molare  NasOOj- 
Lösimp  der  elektriechen  Messung  zu  nnterwerfen.  Da  selbut  fiir  diese  T.östmg  hei 
längerem  Dnrchleiten  reinen  Was.sepHlofiH  ein  COi-Verlust  nicht  ganz  ausgeschlossen 
erschien,  wurde  der  Wasserstoff' vorher  durch  ein  Fünfkugelrohr  gei^chickt,  dan  dieselbe 
0,06  n  NaiCOs-Lüäuug  enthielt;  er  gelangte  also  in  die  eigentliche  Versuchstlüssigkeit 
BtlMm  mit  soviel  00^  beladen,  als  der  Tension  dieeer  I^nog  entspricht. 

Bsi  den  Gaakettenmessnngen  benataten  wir  als  unangreifbare  Btsktroden  Glaa- 
atibe  ans  Jenaer  Glas,  die.naah  der  Vorachriit  von  Westhavar*)  mit  einer  dSnnen 
Lddiomsehlcht  Abeiaogen  waten.  Sie  tauchten  in  die  an  untersaehende  LQeong  ein 
und  wurden  durch  einen  die  Lösung  langsam  durchperlenden  Wasserstoffstrom  mit 
diesem  Gas  beladen.  Vergleich  sei  ektrode  war  eine  0,1  n-Chlorkalium-Kalomel- Elektrode. 
Zur  Eliminiening  des  Flüsaigkeitapotentials  wurde  zwischen  Gas-  and  Vergieiohaeleldiode 

>)  Arrheniua,  Zeitscbr.  fOr  pbysik.  Chem.  2,  184  (lȊ7);  31,  204  (1899). 
^  ZettMhr.  phjsik.  Obern.  U,  SO 


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—  266  — 


Tabelle  5.    KoforNkopItclie  H'-Ionbeetimmiing  in  0,1  molarer  NaHOQi- 
LöeoDg,  0.06  niolater  lleaCQb*L«siiiig  nnd  Oemiaohen  beider  Lötungen. 


CCD 

Im  GemiMh  Mo)/l 

Ver- 
gleicht»- 
gemiscbe 

Indikator 

Bemer- 
kangeo 

Nr. 

Hydro- 

Karbonat 

NaHCO, 

. 

N«,CO, 

10,00 

— 

0.100 

— 

Borat  4" 

O.OOccmPbe- 

- 

Zwischen 

Präparat  a; 

Saluture 

»dpIiOielinik 

0,»  o.  8,4  *> 

LOaong  wird 

beim  äteb«i 

1 

rOdicbar 

dMgl. 



dMgl. 

— 

desgl. 

deagl. 

deagl 

Präp.  b, 

wirdb.Ötehen 

1  9.0O 

1,00 

0^090 

0^5 

dMgl. 

0,1  ccm  Pbe- 

ja  A 

Hydrokaro. 

2 

uOipQUlAloUl 

[dMgl. 

d«^ 

dMgl. 

dMgl. 

Glykok.-}- 

daaal 

NRtronl. 

8.9  u,  9,0 

(  8,00 

2,00 

0,080 

0,010 

deagl. 

U,UOCCID  rin^ 

Q  II 

nyaroKaro. 

8 

Prtp.  a 

^daflgt. 

d««gl. 

dMgl. 

dwgl. 

dM>L 

9.25  u.  9.35 

1  7,00 

8,00 

0.070 

0,016 

<IMgl. 

*  « 

QMgl. 

-* — » 
map. 

4 

dMgl. 

dMgl. 

dMgl. 

deagl. 

0,035  ccm 

j  a 

dMgl. 

dasgl. 

PhAnnlnhth 

6 

6,00 

4,00 

0,060 

0,020 

desgl. 

v.viiD  ccn 

9.0 

daagl. 

roenoipuu). 

5,00 

6.00 

U.UOU 

desgl. 

0,01  ccm 

9,0 

Thymolphtb. 

dMigl. 

devgl. 

dMgl. 

desgl. 

desgl. 

0,f)'2^  ccni 

Zwischen 

dMgl. 

Tbyutolphth. 

9,8  a.  9.9 

1  -1.00 

6,00 

0.040 

0,030 

deegl. 

0,05  ccn» 

Zwiaehen 

daagl. 

7 

1 

Thyniolphth. 

10,0  u.  10.1 

1  deagl. 

desgl. 

dwgl. 

desgl. 

ueHijl. 

u,4jU  ccm 

-« — ■ 

flMgi. 

AUnringBlb 

1  3,00 

7.00 

0,030 

0,035 

detuil. 

0,025  cera 

Zwischen 

H]N)t.FM]k.1lii 

TbymolpbÜi. 

10,2  o.  10,3 

8 

1  lICBgl. 

dewl. 

dMgl. 

desgl. 

0,04  ccm 

103 

daagl. 

1 

inymoipDin. 

1  UQe^l. 

deegi. 

0,80  ccm 

Zwiscbeo 

Naher  an  1U,1 

AUnnngMO 

aA  a          AA  A 

10,1  n.  10,» 

9 

2i00 

0.00 

O.0SII 

0iO4O 

desgl. 

dMgL 

Zwischen 

Hfdr.Pii|k.b. 

iü.a  u.  10,4 

1,00 

1MN> 

0,010 

0,04> 

•leegl. 

desgl. 

10b7 

desgl. 

10 

dMgl. 

dMgl. 

dMgl. 

dMgl. 

So. In'-;.'   V,  li. 

Vura  friAch 

10.00 

0.005 

d60ir]. 

(),]()  ccm 

Zwischen 

Niberaall3 

Alizaringelb 

11.»  u.  11,5 

desgl. 

dMgl. 

dMgl. 

dMgl. 

desgl. 

dMgL 

Zwischen 

•2  Beoha«  bter 

11, -1  u.  11.6 

Naher  an  1 1,4 

oder  11,4 

1  Beobachter 

BodalH  rnsch 

11 

hergestellt 

desgl. 

dMgL 

dMgl. 

desgl. 

dMlI. 

SwlaelMa 

IM  «•  11>& 

odM  113 

dmgl. 

dMgl. 

dMgl. 

dMgl. 

deogl. 

dMgl. 

2wiscben 

Nibar  an 

n.4r>  n.  11,6 

11,45 

^  BOreoaen  fand  fflr  dieselbe  Lösung,  ebenfalls  auf  koloriHkupiochetu  Wege,  83^  bis 
8^46  mit  Tkopldln  flO<^  0.80  mit  FbeaidphUMtaia  (HoehaM.  Zaitiohr.  Bd.  Sl»  &  108  [1900> 


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—    267  — 


«io«  gvtättigte  QilorUittmlSwiPg  «ingflMdialtet.  Zur  BMK-Hcflsnng  iMdiMten  wir  m» 
<kr  Poggandorff  Dubois  ReyroondfclMin  KompeiuationBinethod«  unter  Verwendang 
eines  Lippmann sehen  KapUburdektrometen  (in  der  fon  Luther')  «mpfohlenen  Ani* 
Itthmng)  als  NalliD»truiiient 

Die  Kette 

(Ir)  i  H«,  Na»COs  i  KCl  ,  KCl  1  KCl,  Hg,CU  ,  Hg 
OiOSn      9M.    O.I11  0.1& 

zeigte  bei  18*  eioe  BMK  von  0.998  Volt,  wobei  die  WenetstodMektrcMle  negativer 
Flui  war. 

Dae  Potential  der  NormalwaflserBtoflUektnMle  gegeiiflber  der*  0,1  n-Keianiel- 
«iektrade,  d.  L  die  EHK  der  Kette 

(Ir)|  H«.H-  I  KaHgiCI»  |  Hg 

In  0,lD 

iat  bei  18^  nach  den  genaoeaton  Heeanngen  —0,337  Volk  Somit  folgt  für  die  H* 
Koniantratiooskette 

(Ir)  1  Hg,  Na*CO,  |  H-,  H,  |  (Ir) 
0fi6n  IB 

•  =  —0,998  +  0,887  =  —0,660  Volt  bei  18* 

Vutän  der  Nernetaeiien  Formel  fOr  derartige  Konaentrationaketten  iat 

RT,  [H  li 

*=t'"[hT, 

oder  wenn  man,  wie  im  vorliegenden  Falle,  eine  Lösung  mit  der  unbekannten  Kon- 
lantration  (H'J  =  x  einer  Noimallöauiig  [H]  =  1  gegenüberstellt, 

C  =  0,0677  log  z  bei  18  oder 

Mit  dem  obigen  Werte  von  e  findet  man  x  =  lO-"»*^,  während  die  koloriako- 
pischeu  Beatimmuogen  im  Mittel  10~"'^^  ergeben  hatten.  Die  Übereinetimmung  muit 
in  Rllekaiahl  auf  die  lehleiqiMilen  der  koloriskopieohen  Uethode  als  gut  bmelrfmet 
weiden.  Bdrenaen*)  fand  auf  elektrometiiaoliem  Wega  fdr  dieeelbe  Lteung  z 
—  10-iMi,  alao  faat  denadben  Wert  wie  wir. 

Sehliefllich  wurde  auch  noch  die  0,2  molare  NaiCOs  Löeang  der  elektrometriscben 
Mearang  in  gleidier  Wdae  anterwoiftn.  Dia  Potential  dea  WaeaerBtefib  in  dieaer 
VSeang  betrag 

— 1,005  Volt  gegen  die  0,1  n-Kalomelelektrode, 
somit  —0,668  Volt  gegen  die  n-Wasseistoffelektrode. 

Daraus  berechnet  sich 

X  =  lOr^  Mol/1. 

Dae  Raaaltet  weiobt  von  dem  kokriakoiHaQh  fSr  dieee  LSeung  gefandenan 
(10-^  mefUieh  ab.  verdiMii  aber  gröfieraa  Vertranen. 

')  ÜBlwald-Luther,  Hand  und  Hilfsbucb  xnr  AasfÜbruDK  physikocbemiacher  Meraaogen. 
3.  Anllaie.  Uipaig  1910.  8. 897,  Fig.  SS9. 
^  moehem.  ZettaeliT.  91,  184  (190B)i 


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—    258  ^ 

VerwMiulig  dir  VertuchMroebiiiaM. 

DI«  Fiffi  QMdi  d«r  Alkalittt  Karbonat  und  Hydiokttbon^  «nthaltoiidcr  LOnuifHi 
ist  durah  die  oben  beschriebenen  Verbuche  ftti  rine  Reihe  eolcher  Ijösangen  heanV 
wortet  worden.  Es  wurde  ihr  Gehalt  an  H  -Ion  «spedmenteU  ohne  besoodere,  aufler- 
halb  der  VcrBitch><mcthode  liegende  Vorauaaetzungcn  ermittelt;  damifl  kann  der  OH'- 
Oebalt  BAcb  der  Gleicbong  des  Waaaerionengleichgewichtes  zu 

od»f&tlB*  0  64.10-" 

[OH'J  =  ,  Mol/1 

baiechiMt  wetden.  IH»  Reaultate  dieaer  Bereobnnngen  sind  nebon  den  IQtteln  Ar 
[H*J  auB  Tkbella  4  nnd  6  in  den  nntan  fdgandeo  Tabdian  6  nnd  7  mit  andern 
BenabnQngen  «naammangealallt  woideo. 

Die  so  gefundenen  AlkalitStswerte  uind  alfio  frei  von  jeder  theoretischen  und 
apetieUen  Auffassung  über  die  Konstitution  der  Karbonatlösungen.  Auf  S.  245  hatten 
wfa*  andererseits  gezeiprt,  daß  die  Alknlität  der  Karbonatlösungen  sich  auch  auf  th<>nre 
tischcm  Wege  linden  ließ*>^  wenn  die  beiden  DtssoziationskonRtanten  der  Kohlensäure, 
k|  und  kl,  hinreicheiul  bekannt  wären.  Für  kj  lagen  jedoch  iu  der  Literatur  von- 
einander stark  abweichend«  Werte  vor.  Es  erscheint  daher  angebracht,  jetzt  umge- 
kehrt, aiw  dm  «npiiiidi  f&r  [U  ]  oder  [OH']  ermUtdten  Weiten  die  Konstante  ki  «i 
berechnen.  Im  folgenden  aoll  dieae  Bereebnung  durehgefOhrt  «erden. 

Zar  VennnfiM^ung  machen  wir  vorlinng  die  Annahme,  dall  allea  Alkalikarbonai 
oder  'hydrokarbonat  in  den  Löaongen  voUatändig  ionlaiert  aei.  IKe  Konientralion  an 
OQa'Mon  z.  B.  aei  also  gleich  der  gesamten  im  Liter  aufgelösten  Natriumkarbonatmenge, 
nur  vermindert  um  denjenigen  Anteil,  der  durch  Hydrolyse  oder  andere  Beaktionan 
in  andere  Ionen-  und  Molekelarten  Ubergegangen  ist. 

Wir  beseichaen  die  in  1  Liter  a\i  fge1ö.<4te  Anzahl 

Mole  NiiHCOj  mit  a 
Mole  NasCOs  mit  b. 

Für  die  Hereelmung  von  kt  kann  dann  je  nach  den  Konzentrationsverbältoiwen 

ein  mehr  oder  weniger  strenger  Weg  eingeschlagen  werden. 

Am  einfachsten  ist  es,  in  der  Gleichung  für  die  Dis.Hoziaüon  desHydrokarbouatioos: 

[H  ]  .  [COs"j  =  kt  •  [H(X)/] 

(HCO,']  —  a 
und  [COs"]  =  b 

au  aetsen.   Man  cihftlt  dann  unmittelbar 

(I)  k.  =  [H  ]  ^  . 

In  der  Tat  ist  dieae  Vereinfachung  so  lange  erlaubt,  als  die  cheniaob  tnnga- 
aetzten  Anteile  des  Karbonat*  oud  Hydrokarbonationa  neben  deren  Hauptmenge  Ter 

nachlit.'^Bigt  werden  können  Das  ist  der  Füll,  wenn  weder  a  noch  b  BChr  klein  ge- 
wählt sind,  also  hei  einem  großen  Teile  uoserer  Versuche. 


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.  260  — 


Lit  dagegen  die  Menge  de«  angewandten  Natriunikarbonata  sehr  klein  oder  gMoh 
nnU,  eo  liefert  dae  in  die  Lösung  gebrachte  Hydrukarbonat  durch  die  Umeettmig: 

2  Hfo,'    H-rO:,  4-  v(\" 

soviel  KnrWuHition,  daß  dieser  Zinviich«  pptren  die  \ir8priingliche  Menge  b  nicht  mehr 
lu  verniichlabHigen  ist'.  Da  der  Zuwactis  an  i  üa"  der  gleichseitig  entstandenen  Menge 
HtCXJi  äquivalent  ist,  muß  mau  vielmehr  setzen: 

[OOi")  =  b  +  H,(;o, 
und  [HCO,']  =  a  —  3  H,(X)s. 

Diese  Gleichungen  im  A'erein  mit  den  beideu  Dissoziationegleichungeu: 

(H  ] .  [HW]  -=  k,  .  [H.COn] 
[H  ] .  (CO,"]  =  k,  .  [HC^,'] 

ermöglichen  die  Elimination  aller  Konzentrationawerte  aaller  {fi*]  und  man  erfaJUt: 
•      (II)  k,^lHj.^-hlHJ'."-^t^. 

t 

Der  Aoadr»^  (£Q  flür  kt  nnterBcfaeidet  deh  von  (I)  nur  durah  ein  Zniatvglied, 
dis  mit  «teheendein  [H*]  (aleo  mit  Zanahme  dei  VerliSltniMes  von  HTdrokerbooet 
in  Karbonat)  an  Bedeutang  gewinnt  FOr  reine  Hydrokarbonatldtnng  (b  =  <») 
«iid  oohliefiUeb 

'Hi  ^  Vk,  .  k,  , 

d,  h.  die  H"  Konzentration  einer  HydrokarbonatlÖHUng  ist  das  geometrische  Mittel  der 
beiden  DissoziationskonHt-tuiten  der  Kohlensäure,  aläo  unabhängig  von  der  Kunseutrntion 
deH  Hydrukarbonats.  Diese  einfache  Beziehung  verliert  ailerdiugt»  für  sehr  kleine 
Konten trationen  ihre  Gültigkeit,  weil  dann  die  bisher  vernachlässigte  Hydrolyse  — 
fgl.  dae  folgende  —  m  berAdceiditigen  iet 

Die  Hydrolyse  des  Kart>ünate  und  Ilydrokarbouats . 

HW  -\-  H,0  in  H,COs  -h  OH' 
C!Oi'' +  B>0    HCOii' H- OH' 

spielt  immer  dann  eine  Rolle,  wenn  daa  saure  8ak  nur  in  geringer  Menge  vorhanden 
ist,  wenn  also  entweder  — >  in  reinen  Hydrokarb<niatl6eungni  —  a  sehr  klein  oder  — 
In  Cfemieoben  —  a  klein  gegen  b  oder  edilielllieh  —  in  reinen  RarbonatUSenngen  — 
a  i^eidi  nnll  *iet,  IMe  beiden  Qydrolyaengleioshgewichte  ergebui  rieh  aus  dem  Zu* 
temmenwirken  der  beiden  Dinosiationagleiekgewicbte  der  EohlensSnre: 

(H  l .  [WT  =  kt  -  tHOOi'l 
nul  dw  IbnlMtion  dea  Waiews: 

[H-) .  (0H1  =  kw. 

BerOdniditigt  man  nooh,  da0  die  in  die  LfiniDg  ala  Karbonat  nnd  HydrokMrbonat 
bineingebnohle  Kobleiuiiiie  noeh  in  iigend  eÜMV  Föcm  darin  enthalten  min  moli: 

a  +  b  »  [00b'']  +  [HOOk']  +  [HtOQi]  '  ' 

Afb.  a.  4.  blMH.  OwudlMHMal«.  la.  XXXVnt  16 


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—  960  — 


_  [H    4-  [Hf  (a  4-  2  b  +  k.)  4-  |H  ]«  (l.k>  - 

k,  (a  [H-]  -  (Hf  +  kw) 


uu(]  (laß  die  Summe  aller  Anionenäquivalente  der  Summa  aller  Kationeniquivalenle 
gleich  sein  muß  (El(>ktroneutralität8gleichuiig); 

2  [COa"]  -f  [HCO,')  4-  (OH'I  =  [Na  ]  4-  [H  ]  . 

wobei  [Nr-]  =  a  4"  2  H  , 

80  erlauben  die  6  letzten  Gleichungen  wieder  die  Berechnung  von  k«  aus  bekaiinien 
Größen,  und  matt  erhält: 

-  kw)  -  (H  ]  k.  k, 

r) 

Diese  Formel  gilt  streng  für  alle  Losungen  von  Karbonat  und  Hydrokarbonat, 
allerdiugä  immer  nur  unter  der  Annahme  vollständiger  elektrolytischer  DiBSOtuitioin 

Für  kkine  W«rtA  von  [H*]  10->*)  ywdnfMlii  sie  «ieb  sehr  eilMblfoh.  Wie 
rieh  bei  SänseUniig  der  Zahleowerte  «rgibi,  ktfnnen  denn  im  Zihler  nnbedeiiUidi 
ii»  Glieder  mit  (H']*  und  [H*]*  nelien  den  beiden  Mideno  venmcbllHist  werdeo, 

ebenso  in  der  Klammer  des  dritten  Gliedes  (solange  h  nicht  sehr  klein  gewählt  wird) 
kw  neben  bki,  schließlich  im  Nenner  noch  [H'J*  neben  k^.  So  gebl  die  «Ugemeine 
Formel  &b«r  in  die  BpesieUe 

In  dieser  Formel  ii^t  ki  nicht  mehr  enthalten.  Für  a  ==  0,  d.  b.  für  reine  Soda- 
löeuogen  vereinfacht  sie  sich  in 

kt  =  (H  ]« ^  -  IH  ]  oder 
b  .  kw  kw 


Letilere  Gleiobung  gcitattot  e«,  ki  aus  dem  Hydro^ngnde  eine  SodaMenn^  n 

berechnen. 

Mit  Hilfe  der  so  abgeleiteten  Formeln  (I).  (II)  und  (III)  kann  nunmehr  atis 
den  Krpebnispen  der  oben  wiedergegebenen  zwei  Versuchsreihen  kt  ausgewertet  werden. 
Dies  ist  in  den  nachstehenden  Tal>elien  6  und  7  (S  2ßl)  geschehen,  in  deren  leUter 
Spalte  die  aur  Ikrechnung  benutzte  Formel  vermerkt  iöt.  Die  Formeln  II  und  Iii  wurden 
in  allen  den  Fällen  angewendet,  wo  die  ungenauere  Formel  I  au  merklich  abweichenden 
Ergebnissen  gefftbrt  bitte.  * 

Die  Werte  von  kt  —  die  nodi  mit  den  Fbhler  der  Annabroe  voHetlndiger 
Diflronation  der  flalie  bebaftei  eind  —  bewegm  eiob  in  Tabelle  6  awiseben  6,6*  10-^ 
und  20.8*  10-*^  in  Tabelle  7  »riachen  M  •  lO'*'  und  11,4«  10-'^  Nun  iat  ee  nicht 
etwa  anf^gig,  diene  Zahlen  ohne  weitareB  an  einem  IGttelwerte  aoaammennifaaaao. 
Hiergegen  sprechen  folgende  Überlegungen: 

1.  ist  die  Genauigkeit  der  Messung  nicht  für  alle  Versuchnlö^nnpen  gleich  groß; 

2.  ist  die  Zusammensetzung  der  L()s\nigen  nicht  in  allen  Fällen  gleich  gut  definiert; 

3.  beeinflußt  ein  Fehler  in  der  H  -lonbestimmung  den  Wert  von  kt  in  ver- 
schieden hohem  Maße,  je  nach  der  zur  Berechnung  von  kt  benutzten  Formel; 


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—    261  — 


Berechnung  der  zweiten  Dissozialionnko  n  stmi  te  kn  der  KoiilensHure  aus 
der  Alkalilät  von  Karbonat-  und  Hydrokarbonatlüsungen  (ohne  Rücksioht 
auf  uDTollBtftndige  Diesoziation  der  Salze).    Temperatur  18^ 


Tabelle  &   Mittel  der  VersocbaergebniBse  von  Tabelle  4. 


Zaummmt 

«tioiicdar 

uns 

[OH'] 

Berechnet 

Hr. 

Vol  im  1 

NaHOO, 

Na,CO, 

Mbl/I 

Mol/I 

Fennel 

a 

b 

1 

0,20 

4,45 . 10~' 

1,46. 10~* 

6,5  .10"" 

II 

S 

0.19 

0,01 

1,25  •  10"' 

5,10. 10~* 

7,15.10-" 

u 

8 

0,18 

0,02 

7,10 . 10-*" 

9,00  •  10~* 

8,1  .10"" 

n 

4 

0,16 

0,04 

3,55.10-'" 

1,80.10"* 

8,9  .10"" 

5 

0,14 

0,06 

2,25 . 10" 

2,85 . 10-* 

9,6  .10-" 

6 

0.12 

0,08 

I.IO.IO"'" 

5,70.10"* 

7,3  .10"" 

1 

0,10 

0,10 

7,96.10-" 

8,06.10-" 

7,0  .10-" 

8 

0,03 

0,12 

4,45. 10-" 

1,1^.  !0"* 

6,7  .10-" 

9 

0,06 

0,14 

»,56.10-" 

1,80. 10"^ 

8,8  .10-" 

10 

0.04 

0.10 

2,06.1V-" 

2,86.10-* 

^9  .10-" 

ni 

11 

0,08 

0.18 

1,00.10"" 

6,40 . 10-* 

8,7  .10-" 

III 

'»{ 

0,90 

1,60 . 10""  ') 

4,00. 10"* 

7,8  .10"" 

m 

2,60.10-'*^ 

2,45 . 10"^ 

20,8  .10-" 

m 

Tabelle  7.   Mittel  der  Veranebiergebnisee  von  Tabelle  6. 


ZuMunmeosetsang  der 

Lfleune 

IHJ 

[OH'J 

Berechnet 

Nr. 

Biel 

im  1 

nach 

NaHCO, 
» 

Na,CO, 
b 

Mol/l 

Formel 

1 

0.100 

4,45. 10"' 

1,45. 10~* 

6,».  10~" 

II 

2 

0,010 

0.005 

1,05  .  10-' 

6,10.  IÖ-' 

OiÄ.lO"" 

n 

3 

0,080 

0,010 

r),oo  •10"'*' 

i.ao.io-* 

fi,4- 10-" 

II 

4 

0,070 

0,015 

3,15. 10"'° 

2,05.10-'" 

6,8.10"" 

I 

6 

0.060 

0.090 

2,60.10-"' 

2.66.10"* 

83*  10"" 

I 

6 

0,050 

0,025 

i.as  •  10- 

4,75 . 10"' 

6,7. 10"" 

I 

7 

0,040 

u,oao 

8,90.10"" 

7,20 . 10"' 

6,7 . 10"" 

I 

0 

0,080 

0.085 

5,85.10-" 

1.10.10-* 

6,8.10-" 

I 

9 

0,020 

0,040 

4,46. 10~" 

1,45.10-* 

8,9.10-" 

I 

10 

0,010 

0,045 

2,00.10"" 

3,20.10"* 

8,7 . 10-" 

m 

11 

0,050 

3,90. 10~"  •) 

1.65.10"' 

11,4.10"" 

m 

4.  «Kee  iit  der  wichtigst«  Pankt  —  iet  die  erforderlidie  Konektur  von  ki 
mgen  der  anvoUetliidigeB  Ionisation  der  Sehe  fär  die  venoiiiedenen  Ltamgen 
Iwinaairego  die  glelehe. 


*)  Koloriskopisch  beetimmL 
<)  ElektnunetriMh  beetinimt. 

^  Mittel  «na  kotoriakopischer  ond  «lektrometriacher  Beetimmon«. 

18« 


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Zur  Ertäuterung  von  1.  ist  zu  bemerken,  dafl  die  koloriekopiRche  EiDordnung 
atete  dann  Schwierigkeiten  beratet  und  nur  innerhalb  ziemlich  weiter  Grenzen  gelingt, 
wenn  man  in  Ermanglung  eines  pawwnderen  Indikators  einen  Farbstoff  benutzen  muß, 
der  sich  im  rnterHiiehungsgebiet  l»creit3  an  der  äußersten  Grenze  seiner  Umschlags- 
zone befindet.  Dies  gilt  z.  B.  für  Alizaringelb  R  hei  den  letzten  Verfluchen  }>eider 
Tabellen.  —  Auch  die  spezifischen  Einwirkungen  von  Elektrolyten  aut  die  verschiedenen 
Farbetofie  kihmen  in  Fefahm  Aakfl  geben,  obwoU,  im  Anaeliini  an  Sfirenaen,  nur 
•olohe  Farbatofb  benutst  wurdoi,  bei  denen  dieoe  BbirirkungeD  mdgliobal  genug 
Bind.  So  maebt  aioh  in  Tab.  6  (ent^r.  Tab.  7)  beim  Übergange  von  Thjmdpbtbalein 
XU  Alisaringelb  R  eine  radmatinnttiU  d«>  Verauobaergebnine  eben  bemerkbar  (t^. 
besonders  die  Parallel  versuche  8).  Mit  Rücksicht  auf  die  ßestätigang  der  mit  Alisarin- 
gelb in  Versuch  11  (Tab.  5)  gefundenen  H'-Konzentration  durch  die  elektronrietrische 
Prüfung,  sind  wahr.Hclieinlich  die  mit  Thyinolphthalein  gefundenen  [H"]-Werte  und  die 
daraus  bered-Tit  fpn  Zahlen  für  ki  (in  Tab.  7  Nr.  6,  7,  8)  ein  wenig  zu  klein. 

Bei  der  Bewertung  der  koloriskopischen  BeBtimroungen  ist  schließlich  noch  zu 
berücksichtigen,  daß  wir  bei  den  Versuchen  der  Tab.  5  (entspr.  Tab.  7)  bereits  eine 
gröflere  Übung  im  UotenMiheiden  tmm  Farfaunteiaobiede  batten  ala  bei  den  eralen 
Veraudien  CT^bw  4  und  6). 

Zu  2.:  Die  KonaentrationawririUtniaee  der  UnterBuohnngiUianngan  aind  am  beaten 
definiert  und  ihre  AlkaUtit  iat  am  unempfindlidiBtain  gegen  klmne  inflere  ESinwiikungeo 
(Anflöaung  oder  Abgabe  von  Kohlen«iiure\  wenn  weder  a  noch  b  (die  eingebrachten 
Mengen  von  Hydrokarhonat  und  Karbonat)  sehr  Ideiu  aind.  Wird  nämlich  von  der 
Lösung  eine  kleine  Menge  Kolileneänre  aufgenommen  oder  abgegeben,  ao  mufi  aar 
Wiederherstellung  des  Gleichgewichtes 

TT.rO,  -f  er),"  71  2  HCOa' 
eine  kleine  Menge  Karbonat  lu  iiydrokari  ;juai  iil}ergehen  oder  unigekehrt.    In  der 

Gleichung  .  [lICO,'] 

'      ^  ]C0,"J" 

wird  der  Wwt  dee  Quotienten  (und  damit  von  [H*])  aladann  sebr  wenig  beeSnflnJtt, 
wenn'  weder  (HCO^'J  noch  (OOb^J  fl^r  klein  aind.   Solche  LSaungen  aind  alao  aog. 

„Puffergemische".  Ist  hingegen  a  oder  b  sehr  klein  oder  gleich  null,  so  kann  bereite 
eine  kleine  COi-Aufnahme  oder  Abgabe  die  Berechnungen  fehlerhaft  maclien.  Reine 
Hydrokarhonatlösnng  «ibt  an  der  Luft  bereita  bei  18"  merklich  Kohlendioxyd  ah  und 
wird  dadurch  allmählich  alkalischer,  wie  bei  den  Ver.suchen  1  dr-r  TaV>  4  und  5  he 
obacbtet  werden  konnte.  Umgekehrt  kann  reine  Karbonatlösung  duich  Aufnahme 
von  COi  aus  der  Luft  schwächer  alkalisch  wertlen. 

Zu  8.  Bei  der  H«rleitung  von  kt  geht  der  Wert  von  [H  J  bei  Anwendung  von 
Formel  HI,  inabeeondere  auf  rdne  KarbonatlMangen,  weoentUch  mit  aeinmm  Qnadrai 
in  die  Reelinung  ein,  wihrend  in  den  anderen  FAllen  nur  die  ente  Potena  auftritt. 
Fehler  in  der  Additätabeatimmung  werden  alao  bei  den  Venuchen  mit  fernen  Karbouat>* 
lösungen  stärker  auf  das  Rechnungsresultat  einwirken.  Unter  diesem  Geiiehtapunkte 
ist  es  besondere  wicbti|^  daß  die  Alkalitftt  der  reinen  Sodaiöaungen  andi  auf  dektri- 
schem  Wege  gemeeeen  worden  iat. 


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—    263  — 


2a  4.  Von  hmmdmii  Badmiiung  itft  m  aeUiaAUeh,  den  Kinflult  d«r  qiitoH* 
itlQ^fMi  iMUMtkm  d«r  Sali»  auf  die  Beredmiing  von  ki  lu  betflckrioihtigeiii.  Wino 
di»  laoiaatkmag^ad»  von  Natriainhydrokart>onat  und  Nntriurakarbonat,  a  und  ß,  üKr 
ilie  untersuchten  Kon^r-ntrifionen  genau  bekannt  —  als  louiaatioDBgrad  bezeichnen 

wir  hier  den  Anteil  der  l)ei(ien  Salze,  der  in  Form  der  beiden  einfachen  Anionen 
ü(Xh'  und  COs''  vorliegt  —  so  würde,  wie  eine  nähere  Überlegung  zeigt,  in  den 
Formeln  I,  II,  HI  der  Ersatz  von  a  und  b  durch  aa  und  ^b  der  unvolltitändigen 
lonieation  praktisch  hinreichend  Rechnung  tragen.  Am  einfachsten  liegen  die  Verh&ltniäBe 
iör  reine  Hjdrokarbonatlösungen.  Denn  da,  wie  S.  269  gezeigt  wurde,  in  diesem 
Sondtrfall«  in  der  Qber  ein  weitei  Konientretionebeniofa  anwendbazen  Pormd  II 
wedar  a  noeh  b  enilialten  aind,  erflbcigt  sidi  jede  Konelitar  und  der  in  den  eot- 
tpraehenden  Verauoben  (Tab.  6  Nr.  1  und  Tab.  7  Nr.  1)  fibenJoatimmend  erhaltene  Werl 

itt  =  6,5  .  10-" 
kann  ohne  weiteres  als  richtig  angesehen  werden. 

Dar  loniaatimiBgrad  der  reinen  0,05  molaren  Karbonntlösung  (Tab.  7  Nr.  11) 
kann  nur  schätzungsweise  angegeben  werden,  da  die  LeitfÄbigkeit^zahlen  der  Karbonate, 
namentlich  bei  hohen  Verdünnunpen,  durch  Hydrolyse  beeinflußt  f^ind.  Der  Quotient 
AylA*  betragt  für  eine  gleich  konzentrierte  Lösung  von  Natriumsultat  (eines  Salzes 
vom  gleichen  Typus)  nach  den  Messungen  von  Kohlrausch  und  Grüneisen')  etwa 
0,7.  Daraus  ist  jedoch  nicht  xu  scblieOen,  daß  70  "/o  dee  NaiSO«  in  SO«''-  und  Na'- 
bo  gespalten  sind.  Vwlmebr  ist  nach  anderweitigen  EMibrungen  ammnebmen,  dafi 
anob  die  Spaltnng  dee  NatciumattlSaU  wie  die  dea  Natriumkarbonato  einen  aweiatufigen 
Verlauf  nimmt: 

Na«80<    Na-  +  NeSOi' 
NaSOi'  ^  Nr  +  80«'' 

und  daA  bei  mSOigen  Verdünnungen  die  erstere  Diaaosiation  viel  wdler  verliaft  ala 

die  zweite.  Somit  ist  der  lonisationegrad  (SO4":  Gesamtsnlz)  des  0,05  molaren 
Natriumsulfats  sicherlich  kleiner  als  70  Vo-  Die  Dissoziation  des  Natriumkarbonats 
dürfte  aber  eine  noch  schwächere  sein;  denn  obwohl  die  elektrolytifiche  Reweglichkeit 
dee  CX)»"-Ion8  wahrscheinlich  größer  ist  als  die  des  S04"  Ion8  und  obwohl  die  ü,05 
molare  NatriunikarLHjnatlösung  zu  mehreren  ProEent  hydroljrtisch  gespalten  ist,  wurde 
ihre  äqmvaieulo  Leitfuhigkeit  bei  18"  von  Kohlrauuch  und  Grüneisen  doch  noch 
erbebUd»  kleiner  (72,9)  als  die  einer  gleich  koomitrierteo  finlfotlfianng  (78,4)  ge- 
fmden.  Blanas  gebt  hervor,  dafi  dn  loniaationagrad  (00«'':  Oeaamlaala)  von  60% 
IQr  die  0,06  molare  BodaUtoung  Bieber  nioht  sn  klein,  eher  aber  noch  an  hoch 
gcgrifien  ist.  Setat  man  unter  Benutaung  dieeas  Wwtas  in  Vemioh  11  Tab.  7 
b  •  ^  SB  0,05  •  0,6  =  0,08  Mol/1,  00  liefert  Gleichung  III  nunmehr 

k,^""  =  6,7  .  10-»» 

In  guter  Übereinstimmung  mit  dem  aus  Hydrokarbonatlösungen  l>erechneten  Wert. 

Schwieriger  zu  schätzen  ist  der  lonisationpgrad  der  viermal  so  starken.  0,2  molaren 
Ni^COt  Lösung  (Tab.  6  Nr.  12).    Von  den  zwei  für  diese  Lösung  ermittelten  [U']' 

0  flilranciber,  Beri.  Ahad.         8. 181^ 


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Werten  ist,  wie  schon  oben  erwähnt,  der  kolorinkopisch  gefundene  weniger  saverläaeigp 
da  sich  der  benutzte  Indikator  Alisaringelb  an  diesem  Punkte  der  Skala  in  einem 
Gebiete  geringer  Empfindlichkeit  befindet.  Legt  man  die  elektrometriaohe  Messung 
zugrunde,  »o  müöle  man,  urn  zu  dem  Werte  k*  =:  6,7  •  10~"  zu  geiangi n ,  den 
lonisationsgrad  (CO»":  Gesanitsalz)  der  0,2  molaren  NatCOa-Lösung  -lu  etwa  0,6<i  an 
nehmen  —  eine  dorchaus  wahrscheinliche  Zahl,  da  fQr  eine  0,2  molare  NatSQ«- Lösung 
ji/jim  s  0,66  ilt  und  die  MMbm  angestellleo  Obwleguugen  Aber  die  ttaf&awäa» 
DiModatioD  von  NeiSO«  und  NesOOb  «nf  die  konienttierteren  Laettugen  in  erMbtem 
IfaHe  tnlfeSeii. 

Wae  adtUeSliidi  die  gemieohten  Lffenngen  bsider  Earbonete  betrifil^  ao  ge- 

staltet  sich  die  Korrektur  für  unvollständige  Dissoäation  fttr  die  Veisodie  der  Tab.  7 
sehr  einfach,  weil  hier  absichtlich  in  sämtlichen  Gemischen  die  Gesamt konzentration 
an  Natrium  gleich  gewählt  worden  ist  (0,1  normal).  Daher  ist  nach  der  auf  S  255 
erwähnten  Rege!  iilwr  die  Ionisation  von  Elektro! ytinischungeii  der  lonisHti  nsgrad 
des  Natriutnkar^)onate8  einerseits,  des  Natriumliydrokarbonates  andererseit«  im  ganzen 
Mischtmgsgebiet  als  konstant  anzunehmen,  und  zwar  der  des  Karbonates,  ß,  gleich 
dem  eeiner  0,0B  mdaien  Lösung,  also  etm  0,6,  der  des  HTdrokubonates,  a,  gleiob 
dem  seiner  0,1  nonnaien  Lüeong.  Letiterer  Wert  ist  tmv  mebt  gemeeien,  buin 
aber  annihemd  dem  DiModalicmigrade  anderer  binlrer  Natrinmaalae  in  gleleber  Kon- 
lentaatimi  gMehguetit,  d.  b.  su  etwa  0,8  angenommen  werden. 
Siejeniiien  Werte  von  ki,  die  in  Tab.  7  nach  Formel  I 

ß  09 

berechnet  wurden  (Nr.  4  —  9),  sind  daher  zur  Anbringung  der  Korrektur  mit  —  = 

=  0,76  zu  multiplizieren.  Aber  auch  für  diejenigen  ki  Werte  in  den  gemi»chten 
Lösungen  von  Tab.  7,  die  nach  Formel  II  und  III  berechnet  sind  (Nr.  2,  3,  10)  ge- 
nügt, wie  man  aioh  leiobt  Aberseugt,  wegen  der  Kleinheit  der  Znaatiglleder  in  diesen 
Formeln  praktisch  dasselbe  KoRekturvec&hren.  Man  kann  daher  den  Mittdwert  von 
«u  den  Veraooben  Nr.  i— 10  der  Tsb.  7  biUen,  der  sieh  sa  7,6  •  IQ-**  oigibl, 
und  erbill  dacam  ftr  dl»  gmaiaditen  Karbonal-HjdiokaibonatUiaimfen  der  Tab.  7 

^iMT.  —  (1^75  .     . 10^»»  =  M  •  10^. 

Für  die  gemischten  Lösungen  der  Tab.  6,  in  denen  der  Gesamt- Natriamgehalt 
nicht  der  gleiche  war,  müßte  die  Korrektur  von  ki  in  jedem  Kalle  einzeln  berechnet 
werden.  Mit  Rücksicht  auf  die  mangelhafte  Kenntnis  der  Dissoziationegrade  soll 
jedoch  davon  abgesehen  werden.  Nur  soviel  sei  bemerkt,  daß  der  unkorrigierte 
Mittelwert  Tür  die  Versuche  Nr.  2—11  in  Tab.  6  8,2  •  10-'^  beträgt  (gegen  7,3  •  10"" 
in  Tab.  7 und  da  lu  diesen  konzentrierten  Losungen  das  Verhältnis  ß :  a  sicher  noch 
etwas  kleiner  sein  mn6,  ala  in  dm  verdünnteven  der  Tab.  7,  so  wfirde  der  korrigierte 
Wert  vm  ki  demjenigen  aus  Tsb.  7  jedenialla  sslir  nahe  kommen. 
Ab  Bndergebnia  finden  wir  also  ans  den  Venmimi  mit 

reinem  Hydrokarbonat   .   .   .   .  kk  =  6,6  •  10~** 

reinem  Karbonat  bj  =  6,7  •  10"" 

Karbonat  +  Hydrokarbonat    .  .   ks  sb  6,6  •  10-^^ 


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265  — 


md  kdniMii  dfthnr  den  ninden  Mittelwert  für  dto  iwaite  Dissoslailonfkonttaole 
dw  Kohlensftare 

•  [HCOi'J 
di  «DhllMgrfliidrt  anDebmsn. 

Kritik  der  IHeren  Betlinmniiigeii. 

Der  von  uzw  gefundene  Wert  der  Konstante  ki  itoht  im  besten  £inklaug  mit 
dem  auf  8.  346  angefllbrton  Ergebnis  von  Me  Coy '}  (6,0  •  10-")>  "tobt  aber  wie  dieeei 
iB  Widenpmcb  mit  den  Rereobnnngen,  die  BodUnder")  euf  dieHTdidysenbeetimmun- 
pn  en  Sodelfiningen  fon  Sbielde*)  getrttndet  hat.  Bei  niberer  Dorobeiolit  der  Arbeit 
fon  Sbielda  stoUte  eiob  jedodi  ein  Febler  in  den  Grundlegan  seiner  Reehnnogen 
Inmos»  io  deA  seine  experimentellen  Bärgebnisse  einer  neuen  recbnerisehen  BeerbeUnng 
«nterzogen  werden  mußten. 

Shields  ermittelte  die  Hvdrolysengrade  einiger  Salze  schwacher  Säuren  nach 
iler  eog.  Äthylacetatmetho> ir  1  he  Verseifuug  des  Alhylacetats  verläuft  mit  einer  der 
jeweiligen  OH'-Konzentration  proportionalen  Geschwindigkeit.  Mit  Hilfe  der  apezi- 
fisdien  GeschwindigkeitskonBtante  der  Verseifung,  d.  h.  der  Gescbwindigkeitskonstanto 
flBr  die  OE'^Konseolmtioa  1,  kann  man  somit  die  OH'>Konsenti«tiOD  jeder  LOsung  be* 
nobnen,  deren  Veiaeiftnigigeschtrfndigkeit  gemessen  wurde. 

Der  Hydrolyse  d«e  Salses  einer  sdiwaeben  ^basisoben  Siure: 

Sels  +  HtO    Bäura  +  AlkaU 

totoiRicbt  naab  Sbielde  die  Hydrolyeenkonetante*): 

_  [Säure] » [Alkali] 
{Sah] 

Fflr  die  Bersebnung  von  K  ana  der  VeneifnngsgsecbwifidigkMt  von  Atbylaoetat 
durch  eine  liQeuog  des  Selsee  leitet  Bbields  unter  Zngiundelegang  bekannter  kine- 
tiiobn  Prindpien  folgende  Oleidrang  ab: 

k  (ti— t,) 

Hier  bedeuten  Gf  und  C  die  Eonsentrationen  des  Seliee  und  dee  Esters  in  der 
ursprÜDgliohen,  noch  unverseiften  Lösung,  d — x  und  x  die  entsprechenden  Kon- 
nntratkmen  snr  Zeit  t  (in  Minuten);  x  ist  somit  die  Menge  dee  för  die  fortechraitende 

*}  Amer.  Chem.  Joom.  2»,  J  iV  1903). 
*)  Zritmhr.  Physik.  Chem.  35,  23  (1900). 
•)  Zeitechr.  physik.  Chem.  12,  174  (1893> 

^  Die  wahre  Hydrolyeenkonsfote  «iie  etttsprecbeod  dem  Vorgang: 

Aer-i-H,0;:HAc+OH' 

durch  die  Uleicbung 

_  [HAc](0H1 

\Ac'] 

Wä  definiereoi  tihields  Qimml  iedoch  wat  die  unvollständige  uder  ungleiche  loDisation  von  tials 
«dA  AlksU  keine  Bfleksidik  Über  die  bkidoich  bedinilen  Konektofen  vetgL  a  Ses  and  MB. 


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—    266  — 


Vomifung  Tarbniiohtaa  Alkml»;  k  Sit  dw  spuiflMlie  Hniflhirinitigfcititrtfliiitoiitff  d«r 
V«nifoDgpiwktion  bei  der  Vennobtteniperatiir,  24,2*» »  6,28. 

Shielda  wendet  dies«  Gleichung  «leh  «nf  dte  Hydrolyee  d«e  NetriniDkaiboiMta, 

also  eines  Salzes  einer  zweibasischen  Säure,  an.  Ein  prinapielles  Bedenken  hiergagao 
beeteht  niobt,  da  dieser  Vorgang  der  Hydroljrae  eines  «nwerUgen  Saliee  gani  analog 
Terläoft: 

CN'-f  H»0-HCN4-OH' 
CO,"  -I-  HaO  -  HCOs'  -h  OH'. 

Offenbar  muß  bei  der  Übertragung  der  Gleichung  für  k  auf  diesen  Fall  C|  die 
molare  Konientratioo  dee  Karbonate  bedeuten.  Shielde  aetxt  aber  inrUimlich  f&r 
(betw.  Gl— x)  die  Äqnivalentkoniantration  dea  im  Anfang  (besw.  rar  Zeit  Q 
vorhandenen,  titrimetriaefa  beatimmten  Karbonate  ein;  er  nimmt  atoo  wohl  an,  dall 
fttr  je  1  Äquivalent  hydrolyrierteo  Karbonate  ein  OH'^Ibn  entstoht,  dafi  also  die  HjdfO' 
Ijae  dnidi  den  Vorgang: 

00k"  +  3  H«0 HtCX)i  +  2  OK' 

dargeatoUt  wird.  In  Wahrheit  spieit  aber  diese  BealEtion  ^  die  man  ab  aweite  Stoft 
der  HjdrolTBO  beoeiehnen  könnte  ~  nnr  «na  verachwindeiid  Uebie  Rolle  gegenflber 
der  oben  fbnattlierten  eiaten  Stufe. 

Um  diaaaa  Veraeheo  wieder  gut  in  machen,  aind  in  der  rar  Beredmnog  von  k 
dienenden  Gleidiung  für  Natilnrnkarbcnat  die  von  Shielda  henntclen  Werte  von  <V 
und  z  ro  halbieren,  was  eine  Neulwrechnang  fOr  jeden  einadnen  Fall  erfordert. 

Dieae  Neubereohnung  haben  wir  fttr  aimtUohe  Heeanngen  der  4  von  Shielda 

mit  Natriumkarbonailösungen  aui^gßführten  Versuchsreihen  vorgenommen.  Im  AuftcbluO 
an  Shields  haben  wir  zur  Vereinfachung  der  Rechnung  innerhalb  jeder  Versuchsreihe 
die  dabei  unveränderlichen  Werte  C,  C«.  k  und  den  Modoltt«  aowdt  wie  mdgUoh  in 
die  Kouataate  hineingenommen  und  nur  den  Ausdruck 

,      C» — Xo       C         C — X« 



berechnet.  Aue  dem  Mittel  der  erhaltenen  Werte  wurde  dann  für  jede  Versuchareibe 
die  Hydrolyseukouataute 

K  =  ^''^^   *\ 

k(0—C,).  0.4343  ' 

bevedmei 

Die  naohatohende  Tabelle  8  enthXlt  die  Ergebniaae  der  Neoberedinung  der 
4  Tabellen  von  Shielda  (a.  a.  0.  S.  174/176). 


^  d.  i  die  foa  8b  leide  in  „wilUcOrliehm  fflnheiten  berednele  KoaalaBto*. 
^  Die  K'Werte  bei  Bhielda  ilnd  in  miUIehkeU  100  K  (vergL  andi  van  Lear.  ZeMr. 
pbyaik.  Cbeoi.  U,  746  (18I»])l 


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-   S»7  - 


Tabelle  8.   Neubereehttnng  der  Vereuohe  von  Shields  fiber  die 
hydrolytiiohe  Spaltung  von  Sodalöeungen. 


A.  Ni,CO«  0,19  Mol  im  Uter. 


t  ia  Kill. 

Mol 
NaiOOy  •  10> 

Titration  ! 

Mol  • 
Na,GO^*10* 

Titration  2 

Mitld  TOD 
Tilr.  1  n.  S 

(C,-x).10» 

x-10' 

Esterkonx. 

K,  »lO* 

0 

S  ttA 
■  \V 

4 

8 
13 

80 
SO 

85 
155 

1030 

17,40 
1636 

ir.,95 

10, lo 
14,72 
13,23 
11,80 
10,10 

19^00 

'  18,10 
1737 
1638 

15,99 
15.15 
14,74 
13,26 
11,95 
9,07 

1930 

18,1!? 
17,34 
1630 

15,97 
15,15 
14,78 
13,25 

11, RR 
10,04 

0,87 
1,66 
930 

3,03 
3,85 
437 
5,75 
7,12 
.8,96 

48,70 

•i  1 ,00 
47,04 
4630 

45,67 

A  A  Of^ 
44,80 

44,48 

42.95 
41,58 
39,74 

[40] 
86 

35 

00 

(28) 
:U 
33 
33 

B.    Na,  CO, 

0,094  Mol  im  Liter. 

K 

Mittel  843 
—  O^W.IO"* 

t  in  Min. 

Mi)l 
Na,  CO, .  10» 
Tftratiim  1 

Mol 
Na,0O,  .  lü« 
TitimtioB  9 

Mittel  von 
Titr.  1  u.  2 
(O^-x)  .  10" 

X  .  10' 

EflterkoDS. 

.  10*  ■ 

0  ■ 

■  \%/ 

4 

8 

.  la 

Iv 
80 

88 
66 

U,40 

836 
736 

730 

6,60 
6,40 
5,82 
5,12 

i>,4U 
9.06 

s.in 

7,60 
7,96 

r.,!»o 

6,62 
6,85 
»>,0H 
6,10 

li,4ü 
9.06 

8,4« 
1,73 
738 

ti.yrs 

6,61 
6,88 
.'),'jr. 
5,11 

034 

0,92 
1,67 
3,18 

2,47 
2,7» 
8.02 
:i,4ö 
439 

48,70 
4a  oft 

47,78 
47.0a 
46,68 

ÄA  Oft 

46,91 
46,68 
4636 
4431 

— 
103 

11.0 
11,1 

11,0 

0.  NigOO,  0.0477  Mol  im  litar. 

K 

lüttel  10,75 
=  930«  16-* 

(  in  Hin. 

Mol 

N«,  ro, .  10' 
TitraUuo  1 

Mol 
Na,CO,  .  10« 
Titration  2 

Mittel  TOD 
Titr.  1  u.  2 
(C,-x) .  10» 

x.-lO» 

Eeterkooz. 
(0— •  10* 

Kj.lO« 

0 

2  (t^ 

4 

8 
18 
16 
88 
40 
68 
98 

4,77 
430 
834 

8.44 
8,01 
930 

•2,47 
2,05 
13a 

138 

4,77 
4,33 
8»90 
830 
8,18 
9;96 
836 
337 
1,60 
134 

4,77 
432 
837 
8,47 
8,10 
9,98 
2.36 
2,06 
136 

138 

0,45 
0,90 
1,30 
1,67 
1.84 
2,41 
2,71 
831 
8,64 

48,70 
48,25 
4730 

47,40 
47,03 

4636 

46,29 
45,99 
4639 
46,16 

993 

24.0 
30,5 

»73 

26,2 
26,6 
803 
883 

Mittel  28,1 
K  =  113  •  10~* 


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D.  Va,00,  Ofiae»  Mol  im  Lütr. 


*  Im  Min 

Mol 

piajC-Ug  »10* 

1  IlTMIOn  1 

itiration  £ 

AiliWi  von 
lltr.  1  lt.  s 

(.1  ,  -  x;  ■  lU* 

&  •  lln 

Efiterkonz. 
(C-x) .  10» 

tr  .  int 

Q 

o  'tu 

1,96 

3,25 

2.10 

0,28 

48,48 

A 

1,::. 

1,80 

l.TH 

().»>() 

4H,10 

9 

1.30 

1,53 

i.44 

O.SM 

47,Hi 

12 

1,32 

1,28 

1,2S 

1,15 

47,66 

713- 

16 

1,10 

1,17 

1,U 

1,24 

47.46 

62.5 

20 

1,U2 

1.07 

1,05 

IM 

47,87 

28 

0,76 

0.85 

0.80 

1.58 

47.12 

56 

0^9 

0.41 

0.46 

1,03 

46,77 

66,9 

Mittel  66.2 
K  =  12,6  •  10  * 


Die  so  berechneten  Werte  von  K  sind  elwa  halb  so  groß  wie  die  von  Shields 
angegebeneu.  Sie  zeigen  (ebenso  wie  jene)  einen  deutlichen,  von  der  Konzentration 
der  SodalSeang  «bblngigen  Gang,  der  auf  die  NiobIfaeHkAiiditigung  der  anvolfaUO' 
dlgen  IMfleosiatioa  lurttckiiifahien  Um  Merfttr  eine  Kimektur  aiwobrlngen,  iet  ee, 
wie  mne  PrBfang  «n  Hand  der  Ableitung  der  Ffirmd  von  Sbields  ergibt,  niii  er 
forderlich,  die  Werte  von  K  mit  a/ß  su  multiptiiieren,  wo  a  wieder  den  lonitatioiie- 
grad  von  Natriutnhydrokarbonat,  ß  denjenigen  von  Natriumkarbonat  (d.  h.  das  Vw- 
hUtnis  [COg^']:  [Geeamtnatriumkarbonat])  bedeutet.  Da  während  eines  Vergeifungmr- 
suches  der  Gesamtgehalt  der  Ix5ßung  an  Na  konstant  bleibt,  kann  zur  Schätzung  von 
a  und  ß  wieder  die  oben  erwähnte  Regel  über  den  l^isanziationegrad  ppmißchtpr  gleich- 
ioniger  Elektrolyte  Anwendung  finden;  für  ß  gelten  die  gleichen  liberlegungeii  wie 
oben  auf  S.  263.  In  der  nachfolgenden  Zusammenstellung,  Tabelle  9,  ist  die  Korrektur 
von  K  auf  diese  Weise  ausgeführt,  die  benutzten  Dissoziationsgrade  a  und  ß  sind  an* 
gegeben.   P*"-  bedentel  aleo  die  wahie  Hydrolyaenkonstante  dee  KarbonatioDa: 

[0H*1»[H0Q,*1 

Die  Di^ziation^onatante  des  Hydrokarbonations  k«  ergibt  sich  aus  durdi 
Division  in  die  Wasserkonstante  k«  =  [H  ]  -  [OH'],  die  für  24,2 1,05  •  10-^*  geaellt 
werden  kann;  sie  iat  in  der  leisten  Spalte  angegeben. 


Tabelle  9.   Die  Hydrolyeenkonetftnte  det  Karbonationi,  naoh  den 
Versnoben  von  Shielde  neu  bereohnel 


Ver- 
aueha- 
leihe 

Na,  CO, 
Mol/lit. 

Zvr  Konektor  bemitale 
OiaMsiatlODsgrade 

k, .  10" 

('.=^) 

oech 
Sblelda 

nea  be- 
leehnet 

• 

A 

0,190 

6.16 

0,75 

033 

18,4 

6,7 

B 

0,0040 

(19.54) 

9,50 

03 

03 

15,2 

6,9 

C 

0,0477 

(2333) 

11,3 

035 

03 

163 

6.6 

D 

0,0S88 

(2536) 

12,6 

•03 

0.7 

16,8 

63 

Hitt«! werU :    i,6&  •  10~ '     6»i  •  10~  " 


üiyiiizeü  by  Goog'' 


—    269  — 


Wie  nftti  n«lit,  lit  daroh  dw  Komktur  d«r  Gang  vmi  K  v«iMliwniid«ti,  die 
fwingm  SohiraiikiingMi  «nd  aof  V«rMidiifBhl«r  mid  «nf  die  UneiobwlMit  in  der 
SobiteUDg  von  a  and  ß  zarOflilnii fahren.  Der  Mittelwert  tob  \t,  6,4  •  IQ-",  stimmt 
fiberrascbend  gut  mit  unseren  eigenen  Ergebnissen  und  denen  von  Mc  Coy  (6  •  10~") 

übereiti;  der  IlnlerschieH  der  Verauchstempf rnturen  24,2*",  25°  und  18°  hat  also  auf 
die  DippoTiatioiiökonBtantc  des  Hydrokarbuuatioos  keinen  merklichen  Einfluß.  Bod- 
länder  gelangte  auä  den  Ergebniasen  von  Shields  zu  dem  viel  m  kleinen  Wert  für 
k|  1,3  •  10~",  weil  er  zwar  seinerseits  den  Verlauf  der  Hydrolyse  richtig  annahm: 

00,''  -\-  H,0    HW  +  OH', 
aber  die  voo  Shielde  aof  Grand  irriger  Annahmen  erreobneten  falaeben  [OH'J-Ifonsen* 
tiationen  benotete. 

Zur  richtigen  Bwedknnng  von  [OH')  ans  tf*«"*  maß  man  ebenao  ver&hreo« 

wie  Shields  mit  seinen  K-Werten  TerObrt»  nur  ist  es  auch  hi<  r  «^rforderliefa,  die  Art 
des  Einflusses  der  unvollständigen  Dissoziation  sorgfällig  zu  prüfen.  Setzt  man  dabei 
—  was  hier  unbedenklich  geschehen  kann  —  den  Dissoziationsgrad  des  Natripm- 
hydroxyds  gleich  dem  stark  dissosiierter  einwerti^r  Na -Salze,  also  =  a,  so  findet 
man  sohliefllich 

[OH'J*  =  K^»"      .  Ct  —  ^')- 

Die  «oe  dieeer  quadratiBohen  GMebimg  beieefaneten  [CHI -Werte  alnd  in  Tab.  10 
den  TOD  Sbielda  angegebenen  nnd  biaher  in  der  litmtar  allgenMtn  Itennliten 
gaganfibergeatdlt. 

Der  pfOienttschc  Hydrolysengrad  endlich  berechnet  sich  verschieden,  je 
nachdem  man  nur  das  OH  Ion  o  ior  die  geaamte  durah  Hydrolyae  entatandene  Natron- 
lauge ins  Auge  faßt,  im  einen  Falle  zu 

[OH')  .  100 
Pi  =  —  f,  ^1 

im  anderen  sa 

_  (OH']  ♦  100 
a.C,  • 

Auch  dirne  Werte  sind  in  Tab.  10  den  von  Shields  angegebenen  Hjdrolyaen* 
graden  gegenübergestellt. 

Tabelle  10.  Alkalitftt  und  Hydrolyncngrad  von  Sodaldeongen,  naeh  den 

Verauoben  von  Shielde  nen  berechnet. 


Vsnocbe- 
■eibe 

»•.CO, 
Hol/I 

[OH'J 
Mailniol/I 

•  nach 
Shields 

V. 

Hjdroijaenfred 

mo  beieehiiet 

nach 
Shields 

neu  be- 
rsehMk 

l>,  (für  OH') 
7. 

p,  (ror  Natron- 
lange) 

A 

0,190 

(8.04) 

3,29 

(2,12) 

1.73 

8,31 

B 

0.0940 

(5.96) 

2,58 

(3,17) 

2.74 

8,43 

C 

0,0  J  77 

(4.65) 

2,0.') 

4,H7) 

4.30 

5,05 

D 

0,0838 

(3^ 

1^ 

(7.10) 

.  7^ 

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—   270  — 


TUw  Alkftlitit  d«r  8odalSming»n  «eiphi  adi  iho  bei  rkditigw  Verwwtang  dir 
8hi«ld0eolMik  Measungen  viel  kleiner,  als  Sbields  selbst  sie  berechfiel«.  DieZthlm 
für  den  prozentisdien  Hydrolysenfp-ad  haben  siob  durch  die  Neubf^rerhnung  weniger 
geändert,  ai)er  eine  ganz  andere  Redeutiinp  gewonnen,  da  Sliields  infolge  der  irripen 
Kt  rmulierung  des  Uydrolysenvorgaoges  auch  etwas  anderes  unter  ^iHydrolyaeograd" 
verstand. 

Zum  flobUiO  aeien  nodi  die  VetaocSie  tou  Koelichen^  sor  BeeUmmang  der 
Hydrolyse  von  Sodaldningen  kur»  baaiffoehen.  Koelioben  taaü  die  QeeehiriDdi|^l 
der  Spaltung  von  Diaoeionalkobol  su  Aceton  in  «iaeeriger  LOaong  bei  Gegenwart  von 
Natriomkarhonat.    Unter  der  Annahme,  daA  diese  Qeadiwindii^eii  der  OH'>Konien- 

tration  proportional  ist,  und  unter  Zugrundelegung  des  Oeaohwin^keitawartaa  für 
0,0942  normale  Natronlauge,  die  zu  0,92  •  0,0942  normal  an  OH'  angenommen  wurde, 
ermittelte  er  die  OH' Konzentration  einiger  Sodalöaungen  bei  25,2**  und  berechnete 
daraus  gemäfi  der  Gleichung 

NatCQi  -I-  HiO  r  NaHCO,  -f  NaOH 

den  prozentisch  eil  Flydrolysengrad  pi.    In  der  folgenden  Tab.  11  sind  di^  pn  von 

Koelichen  {gefundenen  IIydrt»lyafMi<rrade  den  von  uns  aus  den  Sh ield8fic})en  Ver- 
suchen in  nahezu  gleich  konzentrierten  Lösungen  berechneten  gegenübergestellt. 


Tabelle  IL   Hydrolyae  von  Natriumkarbonatldaungen  bei 

86,2'  nach  Koelichen. 


Mol/Ilt 



Hydfolyeengnd 

Nach  Shielda  neu  berechnet 

OHYGesamt-NatCOb 



Na,O0b 

Mol/lit. 

Hydroljrsengnd 
OtI7G«M]iiVV«,00. 

7. 

0,493 

0,59 

_ 

0,1884 

l.r.fi 

0.190 

1,78 

0.0942 

0,0940 

V4 

0.0471 

8,67 

0^77 

4.80 

Die  Beredmuogen  Koelichena  bedOrfen  jedoch  einer  kritiaehen  Oberffffifung. 
Seine  Veraudhe  mit  Alkalien  nnd  anderen  Baaen  erbringen  nur  den  Nachirria,  daf 

die  Geschwindigkeit  der  Diacetonalkoholspaltung  der  OH'- Konzentration  annähernd 
luoportional  ist.    Bei  den  Versuchen  mit  Natronlange  verschiedener  Konzentration 

nahm  die  ^anf  die  Einheit  der  OIT' ■  Konzentration  berechnete  Bpezifische  Ge- 
Bchwindigkeiti4koni;tante  tnil  wjichnender  Verdiiimung  ab,  und  zwar,  wenn  man 
die  von  Koelichen  an^enonmieuon  Diöijozialiousgradc  benutzt,  von  0,25  bis  0,19 
(bei  Einsetzung  anderer  L>is8uziutionsgrade  verschieben  »ich  die  Werte).  Koelichen 
glaubt,  dies  tof  die  Aufnahme  von  Kohlendioxyd  aus  der  Luft  sarückfttbren  an 
aotten,  waa  wohl  aber  nicht  gana  aidier  iat    Aber  auch  bei  den  Veranehon  mit 

ZeitMbr.  f.  physik.  Obern.  M.  178  (1900> 


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—   271  — 


lehwielMna  Basen ,  Fiperidin,  Trifttbybunin,  Ammoniak  wurden  auf  Grand  d«r 
Proiiortionalitltebypotlieie  mitar  Zngnuaddtegnog  dar  Venueha  mit  Katronlanga  atata 
Uainere  OH'-Kotnantrationen  berechnet»  als  nach  Brediga  LdtflUiigkeiiameiwangen  ^) 

zu  erwarten  war,  und  zwar  besonden  in  den  an  OH'  ärmsten  TiöBungen.  Koelichen 
führt  die»  auf  sekundäre  Reaktionen  zwischen  dem  Aceton  sowie  dem  Diacetonalkohol 
und  den  Basen  zurück,  die  einen  beträchtlichen  Teil  der  OH'  Ionen  aus  dem  Reaktiona 
gemische  verschwinden  lasäen  BoUen.  Er  stützt  dieee  Hypothese  durch  den  Nachweis, 
da0  die  Leitfähigkeit  der  genannten  Basen  in  Gegenwart  de«  Acetons  unti  seines 
Kondeosationsprodukte»  eine  ent^precheuU  große  Kraieürigung  erfährt.  Schließlich 
konalntiert  Koelioban  noefa  einen  e^blidien  Binfiofi  der  Neatnüaalae  auf  die  Ge- 
aehwindigkeitakonataiite;  dieaer  ffinflnß  iat  je  nach  der  Indlvidnalitlt  dea  Sabea  vat- 
grdßemd  oder  verkleinernd. 

Vkeh  alledem  adiemen  sich  der  einfachen  Ptaportionalitit  awiacfaen  OH'-Eonaen> 
tration  and  Gteschwindigkeit^konstante  verschiedene  Einflüsse  zu  überlagern,  und  man 
wird  die  Genauigkeit  der  Methode  sur  Beettmmnng  von  OH'-Konsentarationen  nicht 
allcu  hoch  einschätzen  dürfen. 

Sncht  mfin  aber  dennoch  aus  den  Messungen  von  Koelichen  an  Natrium- 
karbunat  genauere  8chiu«»e  zu  ziehen,  so  wird  man  sich  fristen  münsen,  oh  ob  be- 
rechtigt ist,  die  Ge^chwindigkeitskonstanten  dieser  schwach  alkalischen  Lösungen 
gerade  mit  derjenigen  einer  0,0942  n  Natronlauge  zu  vergleichen.  Die  Anschauung 
von  Koelichen,  dii6  nUr  bä  «cbwadien  Stickstoff baaen  die  Qescbwindigkeite* 
konatante  dem  OH'-Oehalte  ni<^t  mehr  proportional  aei,  bt  nicht  genfigend  geatfttst, 
da  er  von  aohwidheren  Basen  nnr  aoleke  des  Stickatoflk  nntenudite,  andararseita  aber 
aneh  bei  schwacher  Nationlaage  derartige  Abweidiungsn  fond.  So  wird  es  nur  folge» 
liehtig  sein,  wenn  man  die  Gesobwindigkmtsmessiingen  mit  schwach  alkalisehen  Soda- 
iSeuDgen  nidit  auf  die  Konstante  einer  stark  alkalischen  Natronlauge,  stmdem  auf 
die  Messungen  mit  einer  Base  von  etwa  gleiefier  katalytischer  Wirkung  auf  die 
Spaltungflreaklion  bei  etwa  gleichem  inolnrem  (iesamtgehnlt  der  Lösung  an  Elektrolyt 
bezieht.  Hierfür  eignet  eich  unter  den  von  Koelichen  untersuchten  Baa<ea  am  besten 
das  Triäthylamin. 

Bei  der  Verwertung  dieser  Messungen  ist  jedoch  sa  berQcknchtigen,  daß  die 
von  -Bredig  ermittele  DissosiatioDskonslante  de»  TrÜtbrlamina,  wie  Bredig  schon 
■dbst  andentete*),  wegen  Benntsong  eines  nngenamm  Werlos  fOr  die  el^rtro^ytisolie 
Bewsi^dilteit  des  OHMons  einer  erbebliobeo  Korrektur  fiedarf.  Bei  BinsslBniig  der 
benle  .  angenommenen  Bewe^^cfakrii  von  OH'  -  h«  29*  (199  in  reriproken  Öbma  =  184 
in  rez.  QuM^lbereiuheiten)  ergeben  Bredigs  Tieitfähigkeitsmessungen  an  Triätbyl- 
aminlösungea  die  Dissoziationskonstante  5,4  •  10~^  (statt  6,4  •  10~^).  Hieraus  kann 
man  in  bekannter  Weise  die  OH' Konzentration  der  von  Koelichen  benutzten 
Triäthylaminlöflungcn  berechnen  und  mit  den  dabei  gefundenen  GcRchwindigkeits 
konstanten  der  Spaltung  des  Diaoetooalkohola  vergleichen,  wie  dies  in  nachstehender 
Tabelle  12  geschehen  ist. 

^  Zeitfichr.  physik.  Cbeni.  IS,  20-1  riS94\ 

*)  ZeitMbr.  phynik.  Cbem.  18,  2&a  (Fußuote)  {JLim). 


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Tabelle  12.  GeschwindigkeitskonBtanten  der  Spaltung  von  Diaceton- 
Alkohol  b«i  26,2"  bei  Gegenwari  von  TriaethylamiOf  nach  Kooliobon 

neu  berechnet. 


Triathylamin 
Mol/1 

k 

[OH'] 
Mol/I 

0,1864 

IM»  988 

Mittel 

0,0942 

0,001  419 

0,00  697 

0,206 

0,0625 

0,001  m 

0.00  554 

0,205 

0,204 

0,M71 

8.00476 

04N0. 

<MM)68 

(MI00974 

0^00  IfiS 

8>180 

Uoter  Aut)6chaUung  der  Meflsung  an  der  verdütmtesten  Lö8ung,  bei  der  sich 
sekundäre  Einfliiase  am  stärkBten  geltend  machen  kennen,  ergibt  sich  ala  Mittelwert 
für  die  spezifiache  Gescbwindigkeitakonstante  0,204.  Mit  dieeem  Werte  iat  nun  aus 
Koolichena  IfaunofMi  an  NaliinmkagfaoBaUMaiiiiyp  daiaii  Hydzolyia  neu  baMdmal 
und  in  Tkibells  18  dm  von  ana  ana  den  Shieldaaehen  Meaanngen  tta  LSanngen  nafae- 
so  gMeber  Konientration  beraobneten  HydrolyaengradeD  gag^nübeigaatellt  weiden. 


Tabelle  13.  Hydrolyse  von  Natrimnlf arbonatlösungen  bei  25,2*  aus  der 
Oeachwiodigkeit  der  Spaltung  von  Diacetonalkohol  naob  Koelieben  nen 

berechnet. 


Na,  00, 

Geadtwiadigk^- 
konstante 
k 

Mol/lit 

HydrolyoeDgrad 

[0H7QMamtpN%CX)^ 
% 

oadi  Sblelda 

7.  ■ 

0,942 

0,001  233 

0,00  605 

0,64 

n,18R4 

0,000  732 

0,00  359 

1,90 

1,78 

U,U942 

0,000  521 

0,00  256 

2.71 

2,74 

0,0471 

0,000410 

0.00205 

4.85 

4.80 

G^gsnübw  der  uiaprflnglidien  Berecbnung  von  Koelieben  (mi^.  Tabelle  11) 
iai  nunmehr  die  Übereinstimmung  der  aas  beiden  ganz  verschiedenartigen  Meaaungt- 
raiban  gefolgerten  Hydrolysengrade  sehr  befriedigend.   Ohne  dies  Ergebnis  übersch&tzen 

tn  wollfn.  kann  doch  so  viel  behauptet  werden,  daß  die  Melsungen  von  Koelieben 
mit  den  anderweiticfii  BestimmTiiigen  von  Sliields,  Mc  Cov  iim!  uhh  nicht  in  Wider- 
sjiruch  stehen.  Wir  reibst  hatten  (  vergl.  Tabelle  7  Nr  11)  den  (JH' <  i ehalt  einer  0,06 
molaren  8odalü«ung  bei  18^  zu  0,00165,  also  ihren  Hydrolyaengrod  zu  ok,3U%  ge- 
funden. Da  DUO  die  Hydrolyse  mit  steigender  Temperatur  annähernd  proportional 
der  Qnadratwond  aiia  der  Wasaerkonatante  annimmt  (wenn  man  nimHob  die  Tampe- 
ratnrabhXngigkeit  der  sweiten  Dmonationakonstante  der  KohlenAnre  venunbliarigtX 
M  wflrde  aieh  dar  Hydratjaangtad  der  0,06  molaren  Sodalfianng  bei  26*  an 


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—    273  — 


<t|^h«n,  in  vöWgBr  Obereinstimmiing  mit  den  obigen  Berechnungen  nach  Shields 
and  Koelichen  an  der  nahezu  0,05  molaren  Lösung  (Tabelle  18,  letzte  Zeile). 

Zu  einer  Berechnung  der  Ilydrolysenkonetanle  K  und  der  Dinsoziationskonstante 
de«  Hydrokarbonations  kj  erscheint  die  <'?nind!a<?e  df>r  KoelicV?*'neohpn  Mnthnde  nicht 
genügend  sicher,  aher  natürlich  ergeben  In  Zahlen  der  Tabelle  13  bei  eulsprechender 
Verwertung  auch  hier  wieder  Übereinstimmung  mit  den  früheren  Berechnungen.  FtLr 
kt  ergibt  sich  aus  den  8  l«Uten  Versudien  ton  Tabelle  13  im  Mittel  6,6  •  10~". 


Ab  Ergebnis  dieser  kiitiseben  Darcbrechnnng  der  ilteren  Arbeiten  und  ans 
tmsereo  eigenen  Vetenchen  finden  wir  also  fttr  die  ewate  DinoiialionelciHielante  der 
KoUensSure 

_fH-].fCO,'^ 
•  —  [HCO,'J 
bei  24»S»:  M'IO*»  naob  Bbielde 
«  36,3*:  (8,6*10""  nseb  Koelichen) 
«  Sfto  :        10-"  naeh  He  Coy 
»  18*  :  6  »10-"  naeh  Anerbacb  and  Piclc. 
Danach  ist  ee  ele  mit  grofier  Sieherimi  nadi  vier  gftntlieh  vwachiedenen  Hetboden 
featgeeMlt  anaueehen,  dafi  die  «weite  IHMonationikoDetante  der  ICohlensime  ^nen 
von  8  •  10-"  nur  wenig  abweichenden  Wert  und  dnen  nur  Ueinen  Tempentnr- 
luieffizienten  besitzt. 

Die  Hydrolyeenkonetante  dee  Karhonations 

[00,"J  k. 


hat  eomit  den  Wert 


bei  180: 


bei  36«: 


0.64 « 10-M 
6  . 10-" 
1,12  .  1Ü-" 


=  1,1 . 10^ 
=  1,9.10-* 


6 .  10-" 

Unter  Benutzung  dieser  Werte  wurde  nunmehr  die  Hydrolyse  einiger  Soda- 
I Äsungen  im  Kbnaentrationsgebiet  0,3  bis  0.001  mdar  fttr Temperatoran  vwi  18*^  und  35* 
nach  der  snf  S.  389  angegebenen  Gleichung  beieebnei  und  in  Tabdie  14  sosammengestellt 

Tabelle  14.    Hydrolyse  von  Natriurakarbonatlösungen  bei  18  und  25^. 


Gesamt- 

Hydrolyse  bei  18* 

Hydfolyee  bei  86* 

konzentratioD 
Na,  CO, 

OH' 

OH' 

Proxent  der  Ge- 

OH* 

OH' 

Proceot  der  Qe- 

Mol/I 

MiUbMl/l 

•amtkoncentration 

MilUmol/1 

aanitkotiMDtratioo 

2,6 

a.4 

04 

* 

8.» 

8;o  . 

9j» 

1.7 

8.5  n 

8.8 

4.5  » 

Qfil 

0^7 

8.7  , 

1,13 

n,3  „ 

9,006 

(M» 

ia.4  . 

0.80 

■  18  „ 

OjMl 

0JI7 

0.84 

84  » 

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—  S74  — 


Hingegen    ist   die   OH'-KonzentrfifioQ    wi88eri-^:et    Natriumhydrokar  bonat- 
lösungen  in  eineoi  weiten  Koosentratioitsbereich  unabhaogig  von  der  KoDseotration; 

lie  betfflgi  (vergl.  a  269)  ,  d.  i. 

hn  IB^   .  0,001$  HÜHmol/l. 

bai  86*  0,0036 

Bnt  b«i  KooMiitntioiiMi  witoKhalb  0,001  Mol  HjdiokHrtioiut  im  Lttw  filidel  «in 
langninee  Abainktn  d<e  OH'-Q«halt«i  mit  «toigendflr  VArdOmiuiig  atett. 


1.  Die  Alkalitftt  wimerigpr  LSrangao  von  Natrinmkarbcmat,  NaMamhydroknilKHuit 
nnd  G«miKli«n  beider  wmde  bei  18*  n«eb  der  Ibidikatorenflxbimgfmetbod«  in  der 

▼OS  S.  P.  L.  SörenseD  angegebenen  Aufttbrung  gemeesen. 

2.  Aus  der  Alkalität  dieeer  Lösungen  wurde  unter  Berücksichtigung  der  un- 
vollständigen lonimtion  der  Selse  die  zweite  DieeoeiatioiiflkoiwUnte  ^er  Kohlensiiue 

[H  l  .  [CO,^  bewehnet. 
(HCO,'j     ™  "  «www»». 

8.  Dieiee  Bigelnii«  atimmA  mit  den  Venudien  vo»  Ho  Coy  überein,  wider- 
•pr^t  jedoeh  den  Berecbnungsn  fon  Sbieldi.  In  ktiteran  woide  ober  «In  grund- 
■itdieber  Drtom  mfgedeiAt,  nei^  deeeen  Komktnt  Übereinatimmang  mit  nnaeieo 
MeeaaDgom  aieh  eigab.  Audi  die  Beatimmnngen  von  Eoellcben  atehen  bei  «ioef 
kritiadien  Neuberedinung  mit  den  anderen  nicht  mehr  im  Widerapmioh^). 

4.  Ana  den  nmimeiir  flbereiostimmenden  Ergebnimen  von  vier  verschiedenen 
üntersuchungsvfiffabren  wurde  die  Hydrolyse  von  SodalÖBUngen  verschiedener  Kon- 
zentration bei  18"  und  25''  hf>r*'chnet  (Tab.  14\     Dia  Alkalität  von  Natriumhjdro: 

karbonatlöBungen  ist  über  ein  weites  Konzentrationsgebiet  koi>stant. 

« 

Berlin,  im  Mai  1911.   CSbem.  Laboratorinm  dea  Kaiaerl.  Gerandbeitiamtea. 


*)  Nach  mner  freandliclten  Privatuütteilung  von  Prof.  Dr.  R.  Lnther  in  Dresden  ist  in 
LaboialoriaiD  ^eidueitif  niil  anaerer  Untersnchong  die  sweite  DiBeotiationskonatanle  der 
Kobtensaaie  auf  uaabhangigem  V«ce  nit  nahem  dem  glsfehen  EiieliBia  bsetünmk 


Ende  dee  9.  BMtss. 

im  15.  Anglist  1911, 


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BeitrSne  zur  Kenntnis  der  Tuberkulose-Oberempllndlichkeit 


Von 

Praf.  Hr.  F.  Nrafiftld,  und  Dr.  H.  Dold, 

RegiernngBrat,  -vi  .  nsohaftttehem  HUfiitrb«it«r 

im  Ktiiserlichen  GeauiuUieiUMiml«. 

Die  Entdeckung  Kochs,  daO  hei  tuberkulösen  Meerscliweinchen  eine  «wtjite 
Bubkutane  Infektion  mit  Tuherkelbazillen  anstatt  zu  fortschreitender  Infektion  zu  eiuer 
NekroBe  und  Abstoßuuf;  der  Impfstelle  führt,  und  die  weitere  grundlegende  Ent- 
deckung, duii  nur  der  tuberkulüee  Organismus  auf  das  luäliche  'ruberkelluuillengift, 
6m»  Talierkulin,  eine  typische  Reaktion  zeigt,  bedeuten  gleichzeitig  die  erste  Feat* 
■telliing  •in«'  spttifisohea  Oberampfindliohkiit. 

Den  ZiMammanhang  der  Ttaberkaliiifili6Teinp6ndUcbkdt  mit  der  BiweiJlaMiiliylMde 
haben  «aerei  v.  Pirquet  and  Schick  (1903)  erkannt;  «ie  erkUren  die  Tuberknlin- 
reaktion  ebenio  wie  die  Semmkrankheit  durch  das  Auftreten  apeiifieoher  Anlikfiqwr. 

Als  zweifelhaft  muß  es  allerdings  angesehen  werden,  inwieweit  sich  diese 
supponierten  Antikörper  mit  den  in  Irtzter  Zeit  eifrig  studierten  anaphylaktischeu 
Antikörpern  gegen  andere  Bakterien  in  Parallele  stellen  lassen  Dörr(l)  eowie  Römer 
und  Joseph  (2)  unterscheiden  die  mit  Fieber  einhergehende  Tuberkulinreaktion  streng 
von  der  durch  Temperatursturz  und  die  bekannten  akuten  Symptonoe  gekennzeichneten 
echten  Bakterienanaphylaxie.  Für  den  Fall,  daß  das  Vorkommen  der  letzteren,  wie 
ftlr  manche  andere  Bakterien,  so  auch  fUr  TuberkalbaaiUen  ricfaer  geetellt  würde,  muß 
man  nach  Dörr  annehmen,  datt  die  Tuberketbanlien  baaw.  ihre  Derivate  neben 
dem  Tuberkulin  spaifiiche  Eiweifletnflfe  enthalten,  die  antigen  wirken  und  die  Bildung 
des  anai^ylaktiadien  Antikörpm  auslAien. 

Varsueiie  zur  fiewinnung  einet  ,,Aiitphyiatoxine"  aue  Tulierkelbaxillfla. 

lEine  weeentlidie  Förderung  hat  die  Frage  der  Bdrtetiananaphylaxie  dadurch 

erfahren,  daß  Priedberger  die  Herstellung  des  anapliylnktischen  Giftet  au«  ver- 
•cbiedenen  Bakterien,  darunter  auch  Tuberkelhazillen,  durch  Zusatz  von  (Normal-  oder 

Immun  )  A  III bozcptor  und  Komplement  in  vitro  gelang.    In  einer  früheren  Arbeit  (3) 

haben  wir  die««  Befunde  filr  verschiedene  Bakterienarten  bestätigen  können;  dagegen 

ist  uns  bei  Tnberkelbaziilen  die  Gewinnung  eines  akut  tödlichen  Giftes  nicht  so 

regelmäßig  gelungen. 

A*.    4.  KalMA  QMHAKllMnta.  «d.  XXXTfn.  la 


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-    276  - 


Taohnfk. 


Dto  Vanoche  wurdon  wie  die  früheren  Mserach weinchen  aasgeführt.  Veruiiulal 
wurden,  «oweit  möglich,  junire  Meernchsveincben  von  c«,  200  p  Körpervewiclit-  Eine  AuBnahme 
bilden  Versuch  20  und  21,  wo  Kaninchen  injiziert  worden.  Die  Injelctionen  geechabeu  intravenöc« 
in  die  Jiigafaurviiii«.  Eb  wurden  in«i«t  Mseli«,  Mbmde,  S— 6  WodMn  all»  Kaltauva,  dl«  nnf 
Cly/.frinhouillon  c'owacheen  waren,  verwendet.  Eine  Anzahl  Versuclie  wurde  nnch  mit  im 
Exaikkator  getruckneten  and  dann  zerriebenen  Tuberkelbaziilen  angestellt.  Wir  benatzten  ver- 
sehiedAne  StMnme  Ton  honuuMn  und  bovIiMn  TobarkeltNudll«»;  dto  B«kt«ri«iin«n««  virllwto 

yon  1—20(1  mg. 

ZanAchst  aeosibilisierten  wir  die  jeweils  tu  1  ccm  pbyuolojgiacher  KucbaalxlOeaug  aof- 
gMchwnmiDteo  B«rill«n  nach  Fri«dberger  24  IttondiMi  Ung  im  Etaadinnk  mii  dam  ipetUiflctMn 

Serum,  wobei  wir  teib  HOchstar-Semm,  t«ilti  alganea,  durch  mehrfache  VoAeluuidlung  mit 
lebenden  Taberkelbazillen  gewonnenes,  gut  agglutinierende«,  präzipitierendes  und  Kompleownt- 
ablcnkendes  Ziegensernm  in  Mengen  von  0,1  — 1,0  ccm  verwendeten.  Eine  große  Anzahl  von 
Vareuchen  wurde  auch  ohne  vorherige  Sensibilisierung  der  Bazillen  mit  Rpezifischem  Seriim 
auHgefnhrt.  Nachdem  das  8)iezifiache  Serum  24  Standen  im  Ki^Kehrank  auf  die  Biizillen  eingewirkt 
hatte,  wurde  ee  abzentrifogiert  und  entfernt.  Uierauf  wurden  die  beladenen  Bazillen  mit  4,0  ccm 
Madiem  Heerachv^nctaenmrain  24  Standen  lang  im  Etasebrank  digeriert;  das  Berum  wnrds 
■odann  abzentrifugiert  und  der  Abgoß  injiziert. 

Sp&ter  wurde  versucht,  das  Gift  bei  Brutechtanktemperatur  zu  gewinnen.  Die  Bazillen 
worden  *f,—l  Stande  mit  dem  epenflacben  Beram  bdadeo;  das  speiiflsehe  Serain  wnnie  sodana 

abzentrituKiert  und  entfernt.  Die  bel.idenen  P.iizilleii  wurden  .'V, — '24  Stunden  bei  H7'  mit 
frischem  Meerschwoindienseruta  digeriert,  da»  Serum  nach  Ablauf  dieser  Zeit  klar  zentrifugiert 
nnd  der  AbgoO  Heaiadiweineben  intrajugular  injizieri. 

Man  ersieht  aus  der  nachstehenden  Tabelle  (S.  277  n.  278),  daß  es  uns  unter 
49  Venachen  nur  9n«l  (beiw.  lOmal,  wenn  mm  den  Veiendi  16  mit  einieoliiMn 
will)  gdang,  vom  Taberkelbaiillen  ein  aknt  wirlcendes  Qitt  «bsaBpiilten,  n8mlich 
Vmch  82,  84,  87,  40,  42,  48,  44,  46  und  48.  WIhnnd  bei  Venuch  16  der  Tod 
oit  Midi  Vt  Stunde  eintnt,  eifdgte  er  bei  den  fibrigen  VenocSien  inompt  innerlutlb 
8 — 5  Minuten. 

Es  gelang  uns  bei  dieser  Versuchsreihe  in  kehiein  Falle,  aus  nicht  sensibilisier- 
ten lebenden  oder  zerriebenen  Bazillen  (Stamm  Sputum  6a,  Stamm  B  II,  zerriebene 
Bazillen)  das  Gift  ab2U»imlten Bei  den  Versuchen,  wo  die  sensibilisierten  Bazillen 
24 — 48 Stunden  im  Eisschrank  digeriert  worden  waren,  gelang  e»  nur  einmal  uin  Gift 
zu  gewinnen,  welches  Krämpfe  bei  dem  Meerschweinchen  erzeugte  und  zwar  nicht  ganz 
akut,  aber  doch  innerhalb  80  Minuten  cum  Tode  des  Tieres  führte  (Vemudi  16). .  Erfolf- 
leicher  waren  die  Veienohe,  bd  dmen  die  lensiUlieierten  fiaiiUen  bei  87*  mit  dem  Kom- 
plement digeriert  wurden.  Hier  gelang  ee  unter  31  Venuohen  Smal  IMmpfe  nnd  akuten 
Ttod  (Veraudi  83,  84,  87,  40,  48,  48,  44,  46  nnd  4fO  bei  den  Tieren  tu  eniden, 
während  es  in  10  weiteren  Fällen  (Versuch  29,  SO,  35,  SC,  38,  39,  41,  45,  47,  49) 
wenigstens  zu  Krämpfen  kam.  Beinabe  mit  Regelmäßigkeit  ließ  sich  das  Gift  aus  dem 
humanen  Tuberkelbazillenstamrn  A  IT  (Versuch  40 — 49)  nh^paUen;  die  Menge  der 
Bakterien  übte  dabei  innerhalb  weiter  Grenzen  anscheinend  keinen  besonderen  Einfluß 
aus.  Dies  ist  ein  Stamm,  der  »cbon  Beit  vielen  Jahren  in  Reinkultur  fortgezfichtet 
wird  und  deshalb  an  Virulenz  viel  «ingebüßt  hat. 

^  Seiiber  haben  wir  anch  mU  nicht  senslbilisiertan,  im  Eidklwtor  getncloMten  BeiiUen 
(10—100  m|d  anter  12  Vecandieo  Snal  ein  ak«t  wirkendes  Qift  gewonnen. 


—    277  — 


Versuche  mit  TuberkelbMillaa. 


i: 

Sansibiluiert  mit 

Digeriert 

Injisiert. 

•8 

BMktorfcniiMinge 

•pesif.  Serum 

mit  Komplement 

Injizierte 

WUrknng 

9 

Tier 

Vera 

Mansa  | 

Maaga 

Zeit 

1 

O  lug  QUin.  X>  IK 

4,il 

4  0 

Haar- 

0 

Btiunin  Spatnm  6a 

BiaNknak 

•chw. 

4.0 

4,0 

0 

D 

desgl. 

4.0 

» 

4,0 

» 

0 

4 

d«a«l. 

4^ 

n 

4,0 

0 

1^  tu^  hiiu].  i  >  H 
Stemm  Spatum  6  a 

4.0 

m 

0 

K 
o 

deigl. 

4>6 

n 

4,0 

• 

0 

7 

5  mg  ham.  T.  B. 
SUmm  BII 

4fi 

» 

4,0 

m 

0 

8 

lä  mg  buro.  T.  B. 
BUmiu  BII 

4,0 

4,0 

0 

9 



4.0 

» 

ü 

10 

25  mg  bnm.  T.  B. 
Stamm  BII 

5,0  j 

4S  Std. 

2,5 

at 

0 

11 

erlillt  die  i«raito  HtUi«  daa 

EstraktoB  von  Nr.  10 

2.5 

f. 

0 

IS 

10  mg  lerriebeoe 

T.  B. 

4.0 

n 

0 

18 

IB  mg  serriebene 

T.  B. 

4,0 

w 

40 

1, 

0 

14 

3  mg  buiu.  T.  B. 
Stemm  Sputum  6a 

Ziegaoaar. 

94  SUl. 
BlMdmek 

4,0 

4S  Std. 

4.0 

1, 

0 

15 

10  mg  hum.  T.  B. 
Stemm  Sputum  6a 

4^ 

w 

w 

0 

16 

16  mg  bnm.  T.  B. 
Stemm  Sputnin  f>u 

» 

4,0 

94  Std. 
RiMekraok 

4,0 

» 

KrAmpfe, 

17 

ao  mg  hom.  T.  B. 
Stetmn  Spotnm  6  a 

» 

4.0 

» 

4,0 

n 

K.rampia, 
labt 

IM 

'){)  IHK  hum.  T.  B. 
Stemm  Sputum  tja 

V,  std. 

bei  37  »C 

4,0 

48  .Std. 

Ki*«ii-hr»uk 

A  A 
4,» 

n 

0 

1» 

15  mg  bov.  T.  B. 
Stemm  Ferlimcht  8 

20  mg  bov.  T,  R. 
Stemm  I'erlflucht  8 

24  öld. 
MMabmak 

4,0 

24  btd. 

4.0 

n 

0 

20 

10.0 
Kaninch.- 
Kompl. 

H 

6/1 

Kania* 
eh«n 

0 

21 

erhftlt  die  zweite  Hälfte  des 

Extrakte« 

von  Nr.  20 

5,0 

1* 

0 

22 

50  mg  bov.  T.  B. 
Stamm  BpotnmXnh 

1.0 
ZtasMuar. 

24  Std. 
Kmlnak 

4,0 

24  Std. 

4.0 

Meer 
■ebw. 

0 

23 

deegl. 

4,0 

i> 

4,0 

0 

S4 

8  mg  MRiabmw 
T.B. 

0,1 

1  Std. 

4,0 

M 

4,0 

0 

85 

10  mg  serriebene 

• 

» 

4,0 

1* 

4.0 

• 

0 

T.  B 

96 

15  mg  xerriebene 
T.B. 

0,75 
HMnkSer. 

4.0 

n 

4,0 

» 

0 

ST 

SB  tilg  serriebene 
T.B. 

1,0 
ZiegenMer. 

n 

4,0 

m 

4,0 

n 

1»» 

0 

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—  278  — 


S 

E 
• 

BiikUriMHiMDge 

S«D0ibUi8i«ii  mit 
ipeiif.  Sarum 

Digeriert 
mit  Kornj^lamant 

Injizierte 
Menge 

Injiziert. 

Tier 

\\  irkung 

Menge  j 

Zeit 

Menge 

Zeit 

26 

60  mf  hiim.  T.  B. 

1,0  ' 

1  SUl. 

4,0 

48  Std. 

 — 

4,0 

Meer* 

0 

Stamm  Spntuin  6  a 

Ziegenaer. 

bei  37 

Zimmer- 

acbw. 

temperat. 

» 

5  mg  hum.  T.  B. 

0^ 

• 

4,0 

84  Std. 

4,0 

n 

Krämpfe 

Stamm  Spotma  Ca 

HSehttBer. 

bei  87*C 

80 

30  mg  ham.  T.  B. 

ji 

4»8 

4,0 

1» 

Stamm  Sputum  6  a 

31 

50  mg  hum.  T.  B. 

0,5 

24  Std. 

4,0 

3«/,  Std. 

4,0 

0 

Stamm  Sputum  6  a 

Höchst.  Ser. 

Bimahmk 

bei  37»  C 

<l— »1- 

4.0 

84  Std. 

it 

t  a' 

baiS7*0 

88 

dMgl. 

m 

'  ,  St<l. 

4,0 

II 

4,8 

jp 

0 

bei  37" C 

• 

84 

u 

• 

4,0 

m 

4.0 

j* 

t»' 

8B 

dMgl. 

0,25 

■ 

4^ 

m 

4,8 

Krimpte 

H8«)i»t.Ser. 

86 

1  mg  hum.  T.  B. 

0,2 

4.0 

m 

4,8 

1, 

• 

Q*__,_    T>  TT 

Stamm  i<  ii 

HocbtLBwr. 

37 

6  mg  hum.  T.  B. 

1» 

I* 

4,0 

» 

4.0 

Stamm  Bu 

80 

85  mg  hnm.  T.  B. 

n 

m 

4.0 

n 

4,0 

» 

Stamm  BII 

88 

100  mg  hum.  T.  B. 

rt 

n 

4.0 

• 

4.0 

» 

Stamtn  H  II 

40 

&  mg  biun.  T.  B. 

m 

4.0 

m 

t  2' 

Stamm  All 

HVaIntBir. 

41 

desgl. 

n 

4,0 

■ 

4,8 

m 

KrCmpte 

42 

20  mg  hom.  T.  B. 

n 

M 

4.0 

1, 

4,8 

m 

t  6' 

nt  n     1          A  TT 

wamm  A  ii 

48 

25  mg  Imm.  T,  B. 

« 

4.0 

1. 

4,8 

m 

t«' 

Stamm  A  II 

44 

ao  mg  hum.  T.  B. 

1 

4,0 

n 

t3- 

Stamm  AU 

45 

50  mg  hom.  T.  R. 

0^ 

m 

n 

4,0 

m 

KiAmpto 

Stamm  A  II 

HSelurt.S«r. 

46 

100  mg  hum.  T.  H. 

n 

m 

4.0 

» 

4,8 

m 

t8' 

SUmni  A  II 

47 

deagl. 

• 

n 

4,0 

3V.  Btd. 

4,0 

m 

Krauipfe 

b«i  8T*C 

48 

daagl. 

M 

n 

4,0 

24  Std. 

4.0 

m 

t4* 

bei  37*  C 

49 

200  me  liuiii.  T.  H. 

W 

■f 

4.0 

« 

4,0 

n 

Krlmpla 

Stamm  All 

Von  den  übrigen  bei  diesen  Versuchen  verwendeten  Bazillen  war  der  Stainin  B  II 
am  längsten  in  Kultur  fortgerüchtet  und  von  ziemlich  geringer  Virulenz;  die  Obripen 
^der  humane  Stanim  Sputum  6  a  und  die  bovinen  Stämme  Perlsuchl  8  und  >'?putum 
Kuh)  waren  gut  vinilMii  Die  Bacillen  wurden  stets  mit  3—6  WodienaltMi  BonÜlon* 
kaltnren  entnominen  und  in  der  ablieben  Weiee  aaf  Fließpapier  getrocknet 


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—   279  — 


W«iin  sich  ftttoh  die  Urstteh^n  fttr  den  unregelmlßigen  Ausfall  der 
Vemuche  mit  Tuberkelbasillen  nicht  Bieber  erkeuDen  laaeen,  ao  hat  ea 
doch  den  Anachein,  ala  ob  daa  Oift  aioh  leiehter  aua  den  weniger  Yitn- 
lenten  Baaillen  gewinnen  licOe.   Dieie  aind  offenbar  dem  ESnfliUI  der  Seram- 
'  stoflb  aoj^glldier  als  die  virulenten  Baaillen. 

Ba  iat  ferner  ana  der  Tabelle  enliditli^,  daO  ea  bei  unseten  Veiaadien  mit 
Tabarkdbaallen  im  Gagcnaata  au  den  anderen  früher  von  una  unterauohten  Baklerton' 
arten  in  der  Regel  notwendig  war,  24  Stunden  lang  mit  dem  Meerschweinehen* 
serum  bei  37^  su  digerieren,  um  die  zu  akutem  Tode  notwendige  Giftmenge 

zu  erzeugen.  3'/«  — 4  Stunden  genügten  hierzu  nicht.  Die»  geht  u  a.  «UP  dem 
Versucli  31  und  47  hervor,  wo  nach  3  Vi  stündiger  Bebrütung  der  senaiitilisierten 
Biizillcn  mit  KotnpU-rnont  nur  soviel  Uift  gebildet  war,  da0  es  zu  Krämpfen,  aber  nicht 

zum  akuten  Tode  k  lui. 

Die  n)inirii:ils!e  Bazillenmenge,  aus  der  eine  akut  tödliche  Giftdoöis  abgt;»palten 
werden  konnte,  war  5  mg  (Versuch  37  und  40).  Eine  wenigstens  Krämpfe  eneugende 
Giftmenge  abzuspalten  gelang  uns  aus  1  mg  Tuberkelhazillen. 

Zur  wirk^^amen  Sensibilisierung  der  Bazillen  genügen  0,2  ccra  spezifisches  Serum 
(Versuch  87),  möglicherweise  noch  weniger. 

Ein  Moment,  welches  den  Ausfall  des  Versuches  wesentlich  beeinflußt,  ist  — 
wie  schon  Friedberge r  hervorhebt  —  daa  Körpergewidit  der  Verattdaetiere.  Wie  ichon 
einige  bd  Beadireibnng  der  Technik  erwlhnt,  benutaten  wir  bei  dieeen  Verauchen 
wranflglidi  Tiere  von  nur  ca.  200  g  Gewidit.  Bi  iat  natfirlich  bd  ao  groflen  Veraucha- 
rdhen  adiwierig,  fouterTiwe  von  genau  dieiem  Gewidite  au  bduMBOien.  Hier  und 
da  mußten  wir  auch  etwaa  grOficre,  bl;'  zu  250  g  achwere  Tiere  in  Versuch  nehmen 
und  wir  haben  entschieden  den  Eindruck  gewonneo,  daß  es  unverhältnismftfiig 
schwieriger  ist,  bei  Bolchen  größeren  Tieren  —  ceteris  pnribus  —  iikute  Vergiftung 
und  Tod  herbeizuführen.  Es  kommt  mei^t  blofl  zu  Krämpfen,  von  denen  sich  die 
Tiere  bald  wieder  erholen,  oder  die  Tiere  gehen  im  Laufe  der  nächsten  Stunden  und 
Tage  zugrunde. 

Auch  sonst  )>eubuchteten  wir  bei  Tieren,  welche  die  Injektion  des  Giftes  zunächst 
anstandaloB  ertrugen,  spätere,  nach  1 — 2  Tagen  erfolgende  TodesfiÜle.  So  gingen  die 
Tiere  bei  dem  Versuch  46  nadi  4  Tagen,  bd  den  Veiaudien  18  und  88  nadi  48  Stunden, 
bd  den  Versodien  81  uod  41  im  Laufe  der  folgenden  Nacht  bd  Versuch  49  nadi 
9  Standen  dn.  Ob  es  dch  dabei  um  wdtere  nachtriglidie  Abapaltui^  deesdben  Giftes 
lianddtk  mag  sunlchat  dahingeatdlt  Ueiben. 

Erwähnen  möchten  wir  hier,  iIhQ  wir  auch  bei  unseren  Versuchen  mit  Typhus-  und  Cholera- 
baiillen  und  mit  Pneumokokken  hiluflg  beobachteten,  daß  Tiere,  welche  die  Injektion  des  Gifte« 
imAchst  Oberetanden  hatten,  nach  wenigen  Standen  und  Tagen,  meist  im  I^aufe  der  folgenden 
Hacht,  eingingen.  Es  dflrfte  in  diptien  Fiillen  noch  schwieriger  sein,  die  Frage,  ob  es  sich  dabd 
nro  Todeefalle  durch  nachtragliebe  Abspaltung  des  Anafihylatoxins  handelt  o«]er  nichts  zu  ent- 
•cheiden,  da  bei  den  iujizierten  Tieren  oft  eine  Vermehrung  der  mit  dem  Sarum  injisiertep 
MmixIsd  Keime,  eine  Bekterieamie^  dntrat. 

Sohliefilirli  bleibt  n^xh  zu  erw.thnen,  daß  bei  den  Bofort  nach  der  Tnjoktioti  des  Gifte« 
eingegangenen  Tieron  (Veranch  32,  M,  37,  40,  48, 43,  44,  46, 48)  regeünftfiig  eine  mehr  oder  weniger 


üiyiiizeü  by  Google 


starke  LonginlllllniBg  und  Rtam  vorbanden  war     DMMlt»  «MT  d«r  Fall  M  «illigMI  der  nacb« 

triglich  eingegangenen  Tiere  (Vertmch  IH,  4J,  15,  49). 

Im  Gpgensatz  zu  aruieren  Bakterien  (Pneurookokkiip,  Typhusbazillen,  Cholera 
Vibrionen)  gelingt  es  also  bei  den  TuberkelbazilleD,  uod  be&oodere  bei  den  virulenten, 
ecbwer  in  vitio  das  (Hft  in  so  groictt  Mengen  m  gewinnen,  daß  es  bei  Meerechweincbeu 
ta  ftknten  Wirkungwi  kommt. 

Man  dui  vieDeiebt  annehmen,  daß  die  Bitdmig  des  Aoi^hylatoxina  anch  in 
dem  geiröhnlichan  Knnkhatabilde  der  Tübarkulow  keine  grafie  Rolle  apielt»  und  daS 
das  Gift  im  Verlaufe  der  Krankheit  in  der  Regel  nur  in  kleinen  Mengen  gelriklet 
wird.  Dabei  ist  die  meiut  intrazelltiläre  Lage  der  Tuberkelbazillen,  welche  vor  der 
Bildung  des  Gifte»  Hcbützt,  zu  bedenken.  Insbesondere  ist  die  Zahl  der  frei  im  Blute 
ttrkulierenden  Bazillen  ja  sehr  gering;  wenn  es  aber  ausnnhinsweise  zu  einer  plötzlichen 
größeren  Ausschweraroung  der  Bazillen  in  die  Blutbabn  kommt  (Miliartuberkulose),  so 
äußert  sich  diee  in  einem  plötzlichen  stärkeren  Ani^tiog  der  Fieberkurve,  welcher  auf 
eine  vermebrie  BUdnng  von  An»phylatoxin  sarückgeführt  werden  könnte. 

Naich  Abflchluß  nnaenr  Verauche  haben  Fried  berger  und  Bohatie  (BerL 
Klin.  Wooh.  1911,  Nr.  9)  eine  Aniahl  von  FMIokdlen  Aber  die  Gewinnung  von 
AnnpbylaUndn  aua  Taberkalbasillen  mitgeteilt;  die  Aatoren  kommen  dabei  «1  dem 
Ergebnis,  daß  die  Giftgewinnung  nur  bei  bestimmtem  VerhUlnie  swieoben  Antigen, 
Antiserum  und  Komplement  gelingt  und  daß  sich  in  dieser  Hinsiebt  eine  strenge 
GesetzmüCigkeit  nachweisen  Ülßt.  Es  wurden  durchweg  sehr  kleine  Meerschweinchen, 
awiflchen  IHO — 200  g,  benutzt,  was  zweifellos  den  Nachweis  des  Giftes  erleichtert. 

Dennoch  scheint  uns  aus  den  Tabellen  1 — 10,  die  zum  Vergleich  mit  den 
unsrigen  in  Betracht  kommen,  nicht  hervurzugt  hen,  daß  sich  eine  tödliche  Giftmenge 
aua  TobwkelbaiUIaD  mH  danalben  Sicherheit,  wie  aua  manchen  anderen  Bakterien» 
arlM  gewinnen  liSt,  In  den  einaelnen  Venndianihen  iai  faat  ateta  nur  je  ein  Tier 
eini^gai^Bn,  ao  daO  eich  aobwer  aagen  llOt,  ob  die  betreflfende  Doaia  jeweils  das 
Optimum  dargestellt  hat,  oder  ob  nicht  auch  die  individuelle  EmpfiUigiiohkelt  dar  Tiere 
dabei  mitspielt.  Vergleicht  man  die  einzelnen  Versuchsreihen  mit  einander,  so  er> 
geben  sich  sehr  große  Verschiedenheiten,  indem  s.  B.  bei  den  Versuchen  ohne  Immnn- 
serum  das  Optimum  einmal  bei  1  mg,  ein  andermal  bei  400  mg  Bazillcnsubstanz  liegt; 
wenn  die  Autoren  auf  das  verschiedene  Alter  und  den  verschiedenen  Feuchtigkeit« 
gehalt  der  bei  den  einzelnen  Versuchsreihen  benutzten  Kulturen  hinweisen,  so  lassen 
sich  dadurch  derart  große  DifiereuKen  wohl  kaum  erklären.  Der  benutzte  Stamm  war 
in  allen  von  Friedberger  und  Sobfitse  mitgeteilten  VersuchMi  der  gleidie. 

Varsuche  lur  Erz0ii||uiig  patslver  Tuharkylos^QIwrtmiillniBfcliiiait 

«)  Twavohe  nr  pnnlvtMi  Obertragung  der  TuberkuloaeObeswiqiladilehkelt  dunh 

das  Serum  immanisierter  Tiere. 

Friedomann  (4)  war  wohl  der  erste,  der  versuchte,  die  Tubarkuloseflberempfind* 
lidikdt  paauv  auf  gesunde  Tiaro  su  übertragen,  allerdings  mit  negativem  Erfolge. 

Seitdem  aind  saMveieha  Arbeiten  flber  diesen  Gegenatand  aiaehienen,  «bar  die 
Angaben  der  Autoren  lauten  sehr  widenprechend. 


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-   «81  — 


Nach  Yamanouchi  (6),  Leen»-  und  DreyfuB  (6)  und  TurAn  (7)  erliegen 
Kaninchen,  die  mit  dem  Senim  tuberkulöser  Menschen  oder  Meerschweinchen  vo^ 

hehandelt  sind,  einer  gpKteren  Tuhcrkulininjektion ;  während  andere  Autoren  wie 
Eitner  und  Störk  (8\  Röpke  und  Busoli  (10),  Hiiil(n),  Vallardi  (12),  Micheli 
und  Quarelli  (13),  Moro  und  Nöda  (14)  bei  ihren  Nachprüfungen  negative  Ergeh- 
nisee  hatten. 

B»aer  (lö)  fand,  dafi  normale  Meerschweinchen  24  Stunden  nach  sabkntaner 
Injektion  von  Bltttaeram  taberkulfiMr  Menachen  oder  Heerachwelndien,  auf  eine  anb* 
kutan«  IiydEtioD  von  0,2  com  Ttoberkulin  mit  einer  typisdien  Fiebemaktion  ant- 
wiwten,  und  Roepke  und  Stavkloff  fondan,  dali  0,1  «cm  Tubeikitlin  genügte,  um 
diese  Fiebenaaktion  zu  erzeugen. 

Demgegenüber  betonen  RSmer  Und  Joseph  (16),  Novotny  (17)  und  Simon  (18), 
daß  die  blüDe  Temperntursteigerung  als  BewciB  der  Tubcrkulinüberempfiiullichkeit  beim 
Meerschweineben  zu  höchHt  unzuveriaseigeti  Rceiiit  itr-n  ftUirp,  da  die  Meerschweinchen 
oft  auch  auf  die  Injektion  indifferenter  Flüssigkeiten  inil  Teniperatursteigernng  reagieren. 

Auch  die  kut&ue  Tuberkuiinreaktion  nach  v.  Pirquet,  welche  Helmhoiz(19) 
bei  seinen  Versuchen,  die  Tuberku]inQberemi>findlid)keii  durch  das  Serum  taber- 
kuUaer  Haerachiveinelian  auf  geeonde  an  übertragen,  ab  Ktiterinm  dar  gelungenen 
Obertngnng  beontite,  iat  nadi  B&mer  und  Joaef  mit  Vonucbt  tu  verwerten,  da 
diese  Beaktioa  bei  tnberkaldien  MeerBcbweinchen  sehr  nnnobere  and  ongMobmillige 
Resultate  gebe. 

Die  Ubertragbarkeit  der  TuberkuloBeüberempfindlichkeit  durch  das  Serum  kranker 
Menschen  und  Tiere  ist  demnach  nach  dem  Urteil  der  meisten  Autoren  nicht  sicher 

erwie»-en. 

Ea  war  daher  wohl  ein  richtiger  Gedanke,  wenn  Finzi  (20)  versuchte,  zu  diesem 
Zweck  an  Stelle  des  Serums  kranker  Tiero  das  Serum  von  systematisch  zum  Zweck 
der  Antikörperbildung  vorbehandelten  Pferden  zu  benutzen.  Die  Pferd«  waren  mit 
nach  Vatliea  Methode  gewonnenem  TuberkelbasUlenendotozIa  Torbebandelt  worden. 
Daa  Serum  aoleber  Pferde  wurde  Heeraehweinchen  intraperitoneal  «ngespritst  und  die 
Tiere  wurden  S4  (Kunden  später  intravenös  oder  intraierebral  mit  dem  gleidien  Tuberkel- 
baallenendotoxin  geprBit  Während  normale  oder  mit  Normalpferdeeemm  vorbehan* 
delte  Meerschweine  dienet«  Tuberkelltanllenendotoxin  ohne  Schaden  ertrugen,  erlagen 
die  mit  dem  Serum  der  immunisierten  Pferde  vorbehandelten  Meerschweinchen  der 
intravenösen  bezw.  intraserebralen  Injektion  des  Tulierkelhazilleiiendotoxins  innerhalb 
3 — 5  Minuten. 

Wir  haben  ähnliche  Versuche  in  der  Weise  angestellt,  daß  wir  normale 
Kaninchen  und  Meerschweinchen  mit  dem  Serum  einer  immunisierten  Ziege  intra- 
peritoneal  vorbehandelten,  und  24  Stunden  später  teib  Tabericiilin  tefls  leboide  Tubrnkel- 
badUen  intravenfie  dnspritsten.  Das  Ziegenserom  war  durch  mebrfadie  intmvenCee 
Iigektion  lebender  TUberkelbaxUlen  erkalten;  es  agglutinierte  in  Verdttnnnngen 
bis  SU  1:1000,  präsipitlerte  und  gab  Komplementablenknng.  Ein  Versuch 
wurde  auch  mit  Höchster  Serum  (Ruppel)  gemacht,  das  ebenfalls  ein  gut  agglttti* 
niarendea  und  komplementablenkendee  Serom  iat 


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—   282  — 


Endlich  wurde  RUch  noch  eiti  Verbuch  gemacht,  durch  Dhertragung  von  Serum 
eines  tuberkulösen  Meerschweinchena  auf  ein  geaundea  die  Tuberkulinüboreiupfiudlich' 
keit  zn  0 hertragen. 

Bei  5  Meerschweinchen  (vergl.  die  nachstehende  'rahelie)  wurde  24  Stunden 
nacfa  der  vukn  ObererapfiiMilibbkeitaprüfung  ein«  nooiimaligo  iniiaperitonmle  Injektion 
von  Tuberkulin  vorgeneminen,  die  Tempeistnr  wurde  bei  dicflem  Vernich  vor  und 
nach  der  lojektioti  d«a  Tuberkoliiui  besw.  der  TubcrkelbeiiUeii  gemflcseii. 


Vorbebandelt 
rait 

Nacii  2J  Stnn 

Temperuhiren 

Nach 

Temperaturen 

den  Injektion 

(ir  (1. 
Inji  k- 
Iii'ii 

nach 

'24  Std. 
Injektion 
von 

vor  d. 
Inj.k- 
ti.>ti 

nach 

'1 

•  ■■  Ii 
■* 

5  Ii  8 

'st 

807 

•^  ccm  Norm. 
Ziegenwrami.p. 

30  Dig  Ieb«nde 
T.  B.  1  V. 

38,7 

39,5 

38,7 

38,9 

38^ 

37^ 

3M 

308 

desgl. 

1 ,1))  Tiil)«r- 
kulin  i.  V. 

38,4 

S8,6 

38,8 

88.4 

88,2 

384 

87,1 

88^ 

88,8 

320 

3  ccm  tipez. 
ZlegenNrnm  i.  p. 

20  lüg  lebeuUe 
T.  B  i.  V. 

37,a 

37, B 

0,r>  ccm 
TuJior 
kulin 

39,4 

38,1 

100 

dMgl. 

criii  'J'nlier 
kuhu  i.  V. 

:!7,r. 

.Hti,:i 

37,8 

38,8 

39,4 

i.  p. 

87»9 

86/) 

86,6 

88.S 

343 

5  ccm  6»rtitD  von 

liiljorkiil«  "Hcm 
Mceiechw.  i.  v. 

0.6  ccm  Taber- 
kalin  t.  p. 

37,8 

37,6 

37,2 

38.1 

3M 

873 

88.0 

38.« 

38,4 

Fwner  machten  wir  «tnen  Veriueh  mit  demaelben  apeiifiedien  Ziegennrum  bei 
einem  Kaniodieii. 

Kaninchen  "2420  «»rhfllt  7,0  rrm  Hpezifiscbes  TiiberkiiloBeFemm  rler  i^nnMiniaierten  Ziejj« 
intraperitoneal.  Nach  24  Stunden  erhalt  es  25  mg  lebende  Tiiberkelbazilleo  intravenös.  I>ie 
Tempemtonren  des  Tfeiee  waren  vor  und  nach  der  Injektion  dar  TnberiMniBiAlen  wie  folgt:  ' 


Zeit 

Vor  der  In- 

Nach der  Injektion  der  T.  B,   

jektion  12i> 

l*"  l>.  m. 

3**  p.  m. 

1  •>  p.  m. 

8ii  a.  m. 

10<>  *.  m. 

Tempecatnr 

883 

88,7 

89,0 

303 

883 

883 

Weiter  wurden  folgende  Venuche  angeetellt: 

Uaeraehwainchen  86  erhielt  10  ccm  H^chntor  Soram  and  zwar  doem  intraveoOa  nnd  4  een 
aobkatan.  Meer^chwtrinchon  m  erhielt  in  derselben  WaJae  lOocm  HorauJplCtdeaernm. 

Meemcbweinchen  3157  diente  ale  Kontrolle. 

Nach  94  fittmdao  erhielten  die  8  Tiere  intravenOa  je  85  mg  lebende  TnhailMlbeailleD. 

Er  traten  bei  keinem  der  Tiere  akute  Enoheinungen  auf;  die  Tiere  waren  am 
nficheten  Tage  noch  am  Leben. 

Aua  unaeren  Veraooben  iat  errichUich,  daJI  ee  una  weder  mit  dem  Serum 
einea  inberkulöaen  Meeracbweinchene  noch  mit  dem  Serum  kanatlich  ; 

i 

immuniaierter  Tiere  (Ziegenaerum  und  Höchster  Serum)  gelang»  die  ' 
Tuberkuloeeflberempfindliohkeit  auf  gesunde  Tiere  (Meerach weincben  | 
und  Kaninchen)  so  flbortragen.  Keines  unserer  vorbehandelten  Tiere  ging  oach  ^ 
der  intravwiöeen  besw.  intraperiUmealen  Iigektion  von  Tuberkulin  oder  nach  dar 


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—    283  — 

uitrAVMio««!!  InjekliOD  fOn  lebmdm  TaberkenNoUlftn  «in.   Nicht  «inmal  «ine  B«eio* 

floBstiDg  der  TemperAtur,  die  man  als  Zeichen  einer  bestehenden  Anaphylaxie  hätte 
deuten  können,  war  zu  konstatieren.  Zwar  zeigten  Meerschweinchen  Nr.  320  und  190 
bei  der  »weiten  Tuberkulinprüfung  ein»  Senknnp  der  Temperatur  um  3  hezw.  2,9". 
Aber  bei  einer  zweimaligen  Tuberkulinprüfung  mit  sehr  großen  Dosten  ist  auä  einem 
Temperatnrabfall  nach  der  zweiten  Injektion  u.  E.  kein  Schluß  auf  eine  spezißache 
Überempfiudlichkeit  zu  ziehen. 

Die  Difierans  unaenr  Venndieergebniflae  mit  denen  Finsi's  ist  mfiglichemeise 
enf  die  Veiadiiedenheit  der  Antikörper  surttcksaftlhren,  die  ibrerieite  dmvh  die  Ver- 
«endnng  Teredbiedener  Antigene  (L^^^n^o  Tubeiiceibafillen  eineneifa,  Tubericelbasillen- 
endotoxioe  nndereneite)  rar  Vorbdiandlnng  des  Mmnliefemdwi  Tieres  bedingt  eein 
könnte.  Mindestens  gelingt  es  nur  sehr  schwer,  einen  anaphylaktischcn  Tuberkulose- 
anükörper  zu  erzeugen.  Uns  ist  es  jedenfalls  weder  durch  das  stark  agglutinierende  und 
präzipitierende  Serum  einer  mehrfach  mit  lebenden  Tuberkelhazillen  vorhehandelten 
Ziege  noch  durch  das  Höchster  Serum  gelungen,  die  Tuherkuloaeüberempfindlichkeit 
auf  gesunde  Meerschweinchen  oder  Kaninoben  zu  übertragen. 

b)  Tenmche  i«  passlTea  Übertngnng  der  Tsberfcnlinilbetempllmdllehkelt 

dnrdi  OiganemulsieiMn. 

Bsil  (11)  bat  mitgeteilt,  dall  es  ibm  gelungen  ed,  dordi  intraperitoneale 
LAjektioo  vm  tttbedknlflsem  Qrganbrei  gesunde  Heersdiweindisn  gegen  naehfoigende 

oder  gleichzeitige  Injektion  von  Tuberkulin  anaphylaktisch  in  maoben.  Diese  An- 
gaben  wurden  durch  Versuche  von  Onaka  (9)  aus  dem  Wassermannachen  Labora- 
torium bestätigt.  Onaka  konnte  auch  feststellen,  daß  nicht  der  wasserlösliche  Extrakt 
der  Organe,  gondern  nur  der  Organbrei  selb.'*!,  also  die  Organzellen  die  CberempHnd- 
lichkeit  zu  übertragen  vermögen  und  daß  dies  auch  noch  mit  den  durch  Antiformio 
aafgeloeteo  Zellen  der  Fall  ist. 

Wir  bftben  diese  Venndie  von  Bail  ebenftlls  einer  Naebprftftrog  ontenogen, 
indem  wir  steril  entnommene  tabwkoUiBe  Meennbireinoheiiorgsne  (Hila,  Lunge,  Leber) 
im  Mörmr  mit  sterilem  Seesand  und  steriler  phjrelologieefaer  KodMaldöenng  in  dnem 
mffgUebst  feinen  Bni  Tenieben.  Der  Ovganbrei  wurde  dann  dureh  ein  sterilieiertee 
feines  Drahtnetz  gepreßt  und  So  von  den  gröberen,  nicht  injizierbaren  Partikeln  befreit. 
Den  feinen  Organbrei  injizierten  wir  nun  gebunden  Meerach  weinchen  intraperitoneal. 
Nach  24  Stunden  wurden  die  Tiere  mit  lebenden  Tul»erkel1)azillen  bezw.  Tuberkulin  auf 
Überempfindlichkeit  geprüft,  indem  da«  Tuberkulin  teils  intraperitoneal.  teil«  intravenöH 
gegeben  wurde,  wiihrend  wir  die  lebenden  Tuberkelbazillen  intravenös  einspritzten. 
Die  Tuberkulinprobe  wurde  in  einigen  Fällen  nach  dem  Yorgauge  von  Bail  und 
Onftkn  naob  S4  ^undoi  wiederiiolt;  die  Temperaturen  wurden  vor  und  nach  der 
Raii^^tion  gemeeien.  Die  Meersdiweineben,  die  wir  ittr  diese  Vemuebe  verwendeten, 
waren  SOO — 860  g  eebwer;  nur  die  MeerBchweinoben  Nr.  841  nnd  842  waren  erheb- 
lich kleiner  (ea.aOOg). 


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284  - 


\  orbo handelt 
mil 

Nach  Si  SLiui 

Temperaturen 

Nub  wtit^ 

IteperatoivD 

o 

•  s 

IqjektioD 

v<ir  ,1. 
ttno 

oftch 

rvii  24  StJ 
Injiiklion 

.1. 

Hm 

Dacb 

"1 

von 

Vi" 

2«. 

81« 

TOII 

Vt'' 

'  >rpiiiil«r»)i  von  '  , 
ijab.  Meemchw. 
lang«  L  p. 

(»,<;  ccm  J'iiljor 
kuiin  i.  {>. 

ri7,7 

35,0 

38,0 

39.a|88,2 

) 

947 

dMgL 

i.  V. 

39,0;  88,4ia9,5 

— 

— 



248 

Oi  Ranbrei  von '  , 

tiib.  Meersch»  .- 
lobör  i.  i>. 

0,0  cem  Tuber* 
kulio  i.  p. 

89,0 

38,0 

89,2 

39,1 

:^^^.7 

— 

— 

— 

— 

249 

50Yng  leb.  T.  B. 

i.  V. 

88,5 

37, H 

.IS,;» 

■  IS, 7 

— 

— 

— 

imi 

Organ brei  von 
2  g  Milz  4-  2  g 
Leber  (tuberk. 
Orgut) 

20  mg  leb.  T.  B. 
i.  V. 

ao.o 

M,ti 

il7,0 

Tul»«r 
kuliii  i.  p. 

9848 

deag). 

o,:i  n  in  Tober- 
knliii  i.  \  . 

H7,4 

37,» 

37.2 

37,8 

38,7 

38,9 

36,0 

36,2 

87,6 

OrKanbrt'i  von 
2  ii  Mth.  ■  2  a 
Leber  (aonn»l. 
Organ) 

0,1  ccm  Tuber- 
kulin i.  V. 

ii7,4 

im 

37,2 

n4i 

4  g  tuh^rk  Milz 

kul'm  i,  [i 

:',7.S 

34,5Vi  + 

- 

342 

Üjiiccui  Gly  zerin 

bouillon  i.  p. 

.i7,7 

1 

■ 

a4,:. 

1  ' 

Man  ersieht  aus  der  obigen  Tabelle,  daß  von  den  7  Meerschweinchen,  denen 
24  Stunden  nach  der  intraperitonealen  Injektion  von  tuberkulösem  Organbrei  intravenös 
lebende  Tuberkel bazillen  bezw.  Tuberkulin  oder  intrupentoneal  Tuberkulin  eingeppritst 
wurde,  nur  eines  im  Anschluß  an  die  Überempfimilichkeitsprüfung  innerhalb  weniger 
Stunden  einging,  nümlich  Meerschweinchen  Nr.  341.  Das  Meerächweincheu  3341  zeigte 
Vt  Blande  nacb  der  intxavenflsaD  Injektion  von  90  mg  lebenden  Tuberkelbuillen 
einen  Tempentnretan  um  3,2*.  Aber  mit  einer  Temperaturemiedrigung  tim  2**  und 
mebr  muß  man  wobl  bei  jeder  infaraTen68en  Injelction  beim  Hemcbweindien  rMhnen. 
Audi  auf  die  am  folRenden  Tage  wiederboite  Iqjektion  erfolgte  keine  eindeatige 
Reaktion.  Bei  dem  MeerBchwcinclicn  Nr.  246  trat  Vt  Stande  nach  der  intraperitonoalen 
Injelction  von  0,6  Tuberkulin  eine  Temperaturerniedrigung  um  2,7"  ein.  Da  oUe 
übrigen  ebenso  vorbchandelten  Tiere  auf  die  24  Stunden  später  erfolgende  Injektion 
von  Tuberkulin  bezw.  lebenden  Tuberkelbazillen  keinen  !-:olchen  Temperaturslun 
zeigten,  so  niochten  wir  glauben,  dnfl  es  «ich  hei  den  Teiiiperaturerniedrigungen,  welche 
Meerschweinchen  Nr.  3341  und  246  aufweisen,  nicht  um  epeziiiäche  Reaktionen  handelt. 
Die  Tiwe,  audi  di^  «eldie  lonftehet  eine  Temperaturemiedrigung  aufwieeen,  fiber* 
ataaden  die  Überempfindlichkeitsprüfungen  (andi  die  am  andern  Tage  wiederholten), 
obgleich  eie  bald  nach  der  Injektitm  dee  Organbreis  einen  siemlich  kranken  Bindmok 
machten,  mit  gesträubtem  Haar  heramlioekten  und  Drof^empfindUehkelt  des  go- 
spannten  Bauches  seigtmi. 


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—   286  — 


Was  nun  das  He«radiireiiiclMn  Nr.  841  anlangt,  so  eefaeint  nns  die  Annahme, 
daß  M  aidk  bei  dem  Tode  dieses  Tieres  nm  «ne  spenfische  anapbylaktisebe  Realction 
Iwnddte,  dadurch  widerlegt,  daß  auch  das  KontrollUer  Nr.  342  noter  gans  gleichen 

Umständen  einging.  Beide  Tiete  waren  nur  ca.  200  g  schwer  und  beule  erhielten 
dieselbe  relativ  große  Quantität  tuberlinUieer  Mila(4  g)  intraperitoneal  verimpfl.  Gleich 
nach  der  Injektion  niachten  lüe  Tiere  einen  kranken  Eindruck;  der  Leib  war  und 
blieb  bis  zum  andern  Tag  gespannt  nnd  (iriickenipündlich  24  Stunden  nach  der 
Einspritzung  des  tnberkulös«>n  Orgnnbieia  bekam  Meerschweinchen  Nr.  341  ü,6  ccm 
Tuberkulin  und  als  Kontrolle  dazu  Meerschweinchen  Nr.  342  0,6  ccm  einer  30"/oigen 
sterilen  Glyierinbouülon.  Die  Reaktion,  welche  die  beiden  Tiere  daraufhin  zeigten, 
war  gans  analog.  Die  Tiere  zeigten  sieb  auidbdnt  anregt,  sprangen  in  knrwn  SAtsen 
und  bookten  dann  mbewegUch  mit  gestrilubtm»  Haar.  Die  Baucbspannnng  und 
Dradwmpfindliohkeit  des  Banobas  steigerte  aicb  und  unter  Binken  der  Temperatur 
gingen  die  Tiere  ein,  Meerecbweincben  Nr.  841  naoh  4,  Meersobweinehen  Nr.  848 
nach  7  Stunden. 

Bei  der  Sektion  ergab  sich  bei  beiden  Tieren  dasselbe  Bild:  Eine  fibrindse  Ver« 
klebong  der  Dirme  vielfach  mit  eitrig- fibrinösen  Belügen;  I^jdclion  der  Gefäße;  im 
Peritoneum  ein  sanguinolentes  Exsudat  mit  sablreichen  T^eukozyten;  auOer  Tuberkel- 

bnzillen  keine  Bakterien.  Die  Tiere  boten  also  da«  Bild  einer  akuten  Peritonitis 
ohne  die  gewöhnlichen  daltei  anziitrf-fVcnden  pyogenen  Ba!-.t<  ri(  ti  r>i*»Bf.r  li^fund  deckt 
sich  mit  dem  von  Bail  und  Onaka  bei  ihren  Tieren  eriiobeneu  Sektionshefund, 

Hiernach  müssen  wir  sagen,  daO  wir  bei  iinseren  Versuchen  eine 
Übertragung  der  TuberknloBeanaphylaxie  durcli  tuberkulöse  Organe  nicht 
mit  Sicherheit  feststellen  konnten.  Wir  befinden  uns  dal>ei  in  Übereinstimmung 
mit  einer  inzwischen  erschienenen  Arbeit  von  Joseph  (16),  der  bei  Nachprüfung 
der  Balischen  VerwidM  ridi  ebenfalla  nieht  davon  flbersei|g«i  konnte,  daß  eine 
Übertragung  der  Tulierkulinfiberempfindliebkeit  dundi  intraperitoneale  Injektion  von 
toberkuUiBem  Or^nbrei  mit  Siolierbeit  gelingt.  Die  intraperitoneale  Injektion  von 
taberknlöeem  Organbrei  ist  kein  indifTerenter  Eingriff,  sondern  macht  die  Tiere  akut 
krank  und  twar  umeomehr,  je  mehr  Organmaterial  im  Verhältnis  snm  Körpergewiobt 
des  Tieres  injidiert  wird.  Daß  es  dabei  auch  zum  Tode  des  Tieres  kommen  kann, 
besonders  wenn  das  erkrankte  Peritoneum  durch  eine  erneute  Injektion  nochmals  ge- 
reizt wird,  zeigen  die  Versuche  mit  Meerschweinchen  Nr.  341  und  342  sowie  Be- 
obachtungen, die  wir  gelegentlich  anderer  Versuche  machten  und  über  die  wir  im 
folgenden  berichten  möchten. 

Über  Giflwirkungen  tuberkulösor  Organe. 

Gelegentlicii  anderer  Versuche  beobacliteten  wir  eigentümliebe  Todof^fiille  bei 
Kniiinchen  bei  einer  beHtimrnten  Art  df^r  Kinverleibung  von  V'erreibungen  tuberkulöser 
Meer8chweinchenorg;uie.  Kanincljen,  denen  gleichzeitig  intrnperitonea!  eine  Kmulsion 
einer  tuberkulösen  Milz  und  mibkutaii  eine  EmuUion  von  tuberkulösen  Drüsen  injizieri 
worden  war.  gingen  3 — ö  Tage  danach  zugrunde,  ohne  daß  eine  hinreichende  Qitacho 


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—    286  — 


nir  den  Tod  gefunden  «rerden  konnte.  Die  Tiere  uigtan  flbrinHee  Verklebnngen  der 
Drfieen,  Mtrig-fibrinöM  Anflegenugen,  ein  eitrig'einguinolentee  Bbnodat  mit  lehlreiehen 

Leukozyten.  Außer  TuberkelbazUlen  ließen  sidi  weder  in  den  Präparaten  nocAt 
kultnreU  fiekterien  neobwdeen.  Im  folgenden  eind  die  Protokolle  der  FiUe  wieder- 
gegeben. 

I.  Kaninchen  Nr.  266  (mittelgruß  ertiftlt  am  20.  7.  10  intraperitoneal  eino  KmulMion  einer 
taberkulomo  Meerscbweiochenmils  und  gieichxeitig  HubknUtn  eino  Eniubion  der  tuberitulrisea 
POftel-  vaid  BnniehiaMrllNn  deNelben  HeenehweiiieliMui  faijlslert  (bamaM  Biaillen). 

Am  1'.  7.  If)  t. 

Sektioosbelnnd :  SanguinoieDtee  £xaudat  mit  reicblicban  Leukozyten.  Anlier  Taberkel- 
barilleD  beioe  Bakteirteii.  Verklebong  der  Dirme  oud  fibriMeettrige  Bekge. 

'2.  Kanini  hon  Nr  207  (inüt«  Igrofi)  eriiilt  an  SO.  7. 10  uiakfe  inln|MritoBei]e  und  mbkoteae 

lojektioofiD  wie  Kaninchen  Nr.  26& 
Am  98.  7.  10  f. 
Sektionabefand  wie  bei  1. 

3.  Kantnclien  Nr  257  mittelRrofi)  erhtli  tun  28.  7. 10  «naloge  inbmperltoiMale  aod  BubkaUaa 

Injektionen  wie  Kauiuclieu  Nr.  26ti. 
Am  1.  8.  10  t- 
Sektionebefnnd  wie  bei  1. 

4.  Kaninchen  Nr.  323  (mittelgrofi)  erbftlt  am  30.  8.  10  analoge  intraperitoneale  and  snbkatane 
lofaktiMMti  wie  Kaaineben  Nr.  360. 

Am  1    "    10  f. 

ä«ktiooabefund  wie  bei  1. 

6.  Kanbusben  Nr.  196  (mittalgNifl)  erbOii  am  80. 8. 10  analoge  intiaperitoneale  ttnd  anbkotaiie 

Iqjektionen. 

Am  8.  9.  10  f. 
Bektionabefnnd  wie  bei  1. 

Wir  injizierten  nun  statt  der  tuberkulösen  Orgiuibreie  gmüe  Mengen  von  Tuberkel- 
bazillenreinkuliuren,  konnten  aber  keine  derartigen  TodeBfalle  beobachten.  (Die  Tiere 
erkrankten  s.  T.  später  an  Tuberkulose.) 

6.  Kanineben  Nr.  141  (mittelgroß)  erhalt  am  30.  8.  10  aubkutan  and  intraperitoneal  je 
0^  g  humane  TnberkeibazillenreinkultQr  (Stamm  Sputum  6a)  injialerL 

Am  30.  10.  10  t-    Hruf-teeuche.    Einige  Triherkel  in  «leti  !  nn^en. 

7.  Kaninchen  Nr.  142  (.mittelgroß)  erhalt  am  30.  8.  10  »ubkutan  and  intraperitonciil  je 
(MIB  g  bnmane  TaberkeHMrilleDreiakaHiir  (Stamm  Spntnm  Oa). 

Am  no.  1.  11.    Das  Tier  Irl-t  n^rh. 

8.  Kaninchen  Nr.  332  (mittelgrofi)  erbalt  am  30.  8.  10  eubkulan  und  intraperitoneal  je 
041  g  htnttan»  TUberkellMilireBretokiiltnr  (Stamm  Spatom  BD). 

Am  22.  10.  10  f. 

SekUonabefund:  Allgemeine  Tulierkttloae  dea  Peritoneome  und  dea  reritonoalttljenragee  der 
Leber,  Nieren,  MOs.  MUnre  TOberfcel  io  den  Lmgeii. 

9.  Kaninchen  Nr.  30f>  (mittelgroß)  erhalt  am  30.  8.  10  sabkatan  Ond  inttaperHoneftI  j« 
0,2  g  humane  TuberkelbaxUleoreinkaltQr  (Stamm  Sputam  B  II> 

Am  14.  12.  10  t- 

Sektions beftmd:  Foenmaatoebe  Herde  in  der  Lunge.   Vereioxelte  TeberkelknOlehen  in 

Lttngt>,  Milz,  Nets  und  Peritoneam. 

10.  Kaninchen  Nr.  iiOd  cmittelgroß)  erhalt  am  30.  8.  10  subkutan  und  intraperitoneal  je 
0/19  g  bomaae  TnborfcelbaalllenielnkaHiir  (^tamin  Sputum  A  nx 

Am  30.  1.  11.    Da»  Tier  lebt  noch. 

II.  Kanmoben  Nr.  304  (mittelgroß)  erhält  am  30.  8.  10  subkutan  und  intraperitoneal  je 
0419g  humane  Taberk»n>aatUenraiakQltar  (Stamm  Spotom  AH). 

Am  96.  11.  10  t'  Bniataaaebe.  Einige  TnheriialknotBben  im  Neta. 


.  kiui^  .-.  l  y  Google 


—   287  — 


Man  konnte  tnnlidigt  vermntMi,  dafi  die  oben  mitgetsUten  Todesfälle  auf  der 

gleichzeitigen  schweren  doppelten  (subkutanen  und  intraperitonealen)  Infektion  beruhen. 
Aber  weitere  Versuche,  bei  denen  der  tuberkulöse  Organbrei  nur  intraperitoneal 
iigiaiert  mirde,  führten  zu  gleichen  Ergebnisuen. 

12.  Kaninchen  Nr.  118  (inittelKfüß)  erliält  am  11.  1.  11  den  Organbrei  ans  einer  frischen 
Perlsnchtluui^e  iutraperiioiieal  verimpft  Dm  Tier  macht  bald  nach  der  Injektion  dnen  ■cLwer' 
kranken  EUndroek.  Bandi  gsapenat  ntMl  dtndtempflndlidi.  Atmoag  stark  bescblsmiigt  and 
ebatflachlich. 

Daa  Tier  stirbt  in  der  Nacht 

Sektionsbefand  wie  bei  Venmdi  1  (Kaninehen  Nr.  968). 

13.  Kaninchen  Xr.  IM  (mittelgroß)  erhält  am  II.  1.  11  ilon  Organbrei  nna  einer  frig  ljen 
Perlsuchtlunge  intraperitoneal  injiaiert.  Sofort  nach  der  Injektion  ist  das  Tier  och  wer  kraule; 
Baach  gespannt  nnd  draekempflndlich.  Atnraog  beadileonigt  and  obsrflaehlieh. 

Das  Tier  stirbt  in  der  Nacht. 

Sektionsbefand  wie  bei  Vemoch  1  (Kaninchen  Nr.  206). 

14.  Kaninchen  Nr.  AM  (mittelgroß)  erbttlt  am  17.  1.  11  den  Orgsaimf  aaa  einar  tabar- 
kaUlaen  MeeraehweinchaniDib  (baaiana  Injsktkin)  iattaparitoneal  iajisiert 

Am  19.  1   11  +. 

Sektionsbefund  wie  bei  Versach  1  (Kaninchen  Nr.  -Jitü!. 

Man  sieht  aas  den  Versuchen  12  —  14,  daß  die  gleichen  giftigen  Wirkungen  und 
Todesfälle  eintreten,  wenn  man  nur  inlrnj>pritoneaI  den  tuberkul(i*ien  Orgaabrei  ein- 
apritxt.  Die  g&m  akuten  uud  scliweren  Wirkungen,  welclie  der  Organbi*ei  von  Perlsucht- 
organen auf  die  Kaninchen  ausübte  (Versuc)i  12  u.  Iii),  sind  auffallend.  Es  wirkt 
offenbar  der  tuberkulöse  Organbrei  aus  Organen  derselben  Tierspezies  giftiger  als  der 
am  Organen  einer  andsmi  Tierart.  Unsere  weitnen,  folgenden  Veiiaehe  zeigen,  da0 
anch  MeerMhweinöhen  bm  intmperitooealer  Kinverleibung  von  genügend  großen  Maasen 
tnberknlSeen  Organbreies  akttt  erkranken  und  sterben. 

15.  MearaehwafaMhMi  Nr.  8689  (es.  800  g  schwer)  arhilt  am  14. 10. 10  den  Orgsabret  aaa 
eln«r  tohcrkulnHen  Mils  intiapsiitonsat  iiqiaiart. 

Am  1».  10.  10  f. 

SektioasbsAind  wto  bei  Varsaeh  1. 

16.  Meerschweinchen  Nr.  342  (20ri  g  »chwer)  erhalt  am  23.  l.  11  den  Organbrei  iiu»  10  g 
taberkuloeer  MiU  intraperitoneal  injiziert.  Das  Tier  ist  bald  nach  der  Injektion  schwer 
kmk:  der  Bauch  ist  gespannt  and  dradientpfladlid).  Am  aadana  Tag  erfaaK  dss  liar  Oi,g  oem 
einer  30*/, igen  sterilen  Qljsarinboaillon  iatiaperllonea]  fa^Jiifert^  Zunahme  der  BpsoBaag  and 

Dmckempflndlichkeit. 

t  nach  7  Standen.   (Dieser  Veranch  wurde  b«r«its  ob«n  erwftbnt.) 

Kontrollversuche  mit  entsprechenden  Mengen  normaler  Organe,  die  in  derßelben 
Weise  zu  Emulsionen  verrieben  und  intraperitone.Tl  fAr.'^f^vr'itit  wurden,  gaben  bei 
Kaninchen  sowohl  wie  bei  .Meenschweinchen  neu'a'.ivo  Resuilate.  Die  Tiere  zeigten 
zwar  auch  nach  der  Injektion  von  normalem  Urganbrei  Symptome  peritonealer 
Reizung  und  machten  einen  kranken  Eindruck,  aber  sie  erholten  sich  bald  wieder 
und  fiberlebten  die  Injektion.  Die  Wage,  ob  und  inwieweit  bier  die  von  Dold  (21) 
nihsr  itodierlen  Organgifle  hersinspielen,  erscheint  noch  nicht  hinreichend  geklirt. 
Hervorbelwn  roöehlen  wir.  daü  in  den  Veraaeheo  von  Dold  die  wftsaerigen  Organ* 
eztrakte  nur  bei  intravenöser,  aber  nidit  bei  intraperitonealer  Iiyektum  tödlidi 
wiiklen. 


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—  288 


Wir  mtehien  ferner  betonen,  dafl  wir  hier  nur  die  positiven  Fälle  aufgeführt  haben, 
wo  nach  intraperitonealer  Injektion  von  tnberkuUtMm  OrgAnbrei  der  Tod  eintrat,  dafl 
aber  diese  zum  Tode  frihiende  Vergiftung  keineBwepg  regelmäßig  nach  Injektion 
von  tuberkulösem  Organbiei  eintritt.  Dies  geht  ja  auch  aus  der  oben  etehenden 
Tabelle  über  die  Vorsuche,  durcli  intraperitoneale  Injektion  tuberkulösen  Organbrei« 
die  Tuberkuloaeauaphylaxi&  zu  übertragen,  hervor.  Ob  «a  zum  Tode  der  injizierten 
Tiere  innerhalb  der  nftchatea  Tage  komint  od«*  nieht,  das  hängt  wohl  faanptsiohlicb 
von  der  Menge  dee  injizierten  Materiale,  der  Orttfie  des  injizierten  Tieirea,  lemer  von 
Anadehnung  und  Grad  der  tuberkvlOseii  Veribnderongen  dee  injiiierten  Oiganee  a.b. 
Daneben  spielen  vielleicht  aooh  individnelle  Veiadiiedenheiten  der  V«fSU<Aieti«re  eine  Rolle. 

Jedenfalls  geht  aus  diesen  ßeobaditungen  und  Versuchen  hervor,  dafi  Verrei* 
bnngen  tuberkulöser  Organe  bei  intraperitonealer  Einspritzung  giftige  WirkungRn  aus- 
üben, die  «ogar  oft  zum  Tode  des  VerBUchsticreH  innerhall)  der  nächsten  Tage  führen. 
Der  injizierte  tuberknliisc  Organbrei  verursacht  ofVenbar  eine  starke  Kpizung  und  Kui- 
Zündung  des  Peritoneume.  Alle  im  Ant^chluß  an  die  ( irganinjektioiaeu  eingegangenen 
Tiere  zeigten  bei  der  Sektion  eine  allgemeine  Peritonitis  mit  übrinös-eitriger  Exsudation 
und  Verklebungen  der  serösen  HAute  der  OInne.  Ob  die  Tiere  an  dieser  Periiouitis 
zugrunde  g»heD,  oder  ob  ee  si<^  dabei  um  die  Wirkung  von  «peiifisdien  Tuherkulo«»- 
giften  handelt,  dOrfte  nicht  leicht  su  entscheiden  sein. 

Es  wBre  wohl  möglich,  dafl  durch  den  länflufl  der  K6rpenEfte  sokhe  QifU»  ane 
dem  injinerten  tuberknlfiBein  Qewehe  frei  gemacht  werden. 

Wenn  man  unaere  Beobachtungen  Ober  die  Giftigkeit  intraperitoneal  injizierter 
tuberkulöser  Organemulsionen  mit  den  Bai  Ischen  Versuchen  vergleicht,  so  fallt  die 
weilgehende  ('bereinstiinnjung  in  den  Versuchsergolmis.sen  auf.  Die  Bailschr-n  Tiere 
starben  meist  1  —  2  'läge  nach  der  Vorbehandlung  mit  tuberkulösem  Organbrei,  und 
die  Sektionebcfutuie  decken  sich  ganz  mit  denen  bei  unseren  Tieren:  Eine  nicht  durch 
Bakterien  erzeugte  allgemeine  Peritonitis  mit  fibrinösen  Verklebungen  der  Därme, 
fibiinös-eitrigen  Auflagerungen  und  mnem  reichlidi  LeukoiTten  eothallendeo  blutig 
serOsen  fireien  Exsudat.  Auch  Bail  betont,  dafl  ee  notwendig  ist»  genügend  grofle 
Mengen  tuberkulteer  OrganemulsioDen  su  verimpfim«  damit  man  positivs  Beaiiltato 
(Todesfälle)  bekommt.  Bs  ist  nicht  verwunderUdi,  dafl  von  den  vorbsbandelten  und 
durch  die  Vorbehandlung  sdmn  schwer  erkrankten  Tieren  diejenigen  sicherer  und  regel- 
mäßiger aJ  exitum  gebracht  werden  können,  deren  Peritoneum  durch  nachfolgende 
1-  oder  pnr  '2nialige  CberempfindlichkeitsprOfungen  d.  h.  intraperitoneale  Injektionen 
von  neuem  gereizt  werden.  So  ließen  sich  die  Todesfälle  der  nach  der  Vorbehandlung 
1  bezw.  2  mal  mit  Tuberkulin  intraperitoneal  gespritzten  Tiere  einfach  durch  Summ  a- 
tionswirkung  erklären,  ohne  daß  man  darin  den  Ausdruck  einer  spezifischen  ana 
phylaktiechen  Reakti<m  erblicken  mflflte. 


—    289  — 


Lttontar* 

1.  Dnrr,  Z<»it'^^i ' rr   f  Immunitäteforechnng  iiHvv     Rof  II,  S.  67  ff. 

2.  Römer  und  Jouepb,  Beitrige  s.  KUnik  d.  Tub.  Bd.  17,  Ueft  3. 

8.  Nenf«td  und  Dold,  Bvrliiwr  klin.  Woehmmhr.  Bd.  17,  H«ft8,  1911,  Nr.S  xt.  Kr.  84. 

4.  r  ri  ede  m  ;inn,  Über  reinpfindlichkcit.  Münch,  ineil.  Wrii  lienscbr.  1907,  Nr. 49. 

5.  Yamauoachi.  Wien.  klin.  WocheiMcbr.  190Ö,  ^i. 47;  Oompt.  reiid.  Soc  Btol.  IWO,  Mr.  12. 

6.  LesB^  «k  DreyfuH,  Compt  mid.  Soc.  Biol.  1909,  Hr.  10. 

7.  Turin,  sitiert  nach  Moro  (Nr.  11). 

8.  Kitner  und  Störk,  Wien.  klin.  Wochcnschr.  1909,  Nr.  23. 

9.  Onaka,  Zeitschr.  f.  ImmunitAteforschung  Bd.  7,  Heft  4. 

10.  Röpke  und  Busch,  Beitr.  z.  Klinik'der  Tuberk.  Bd.  14. 

11.  Rnil.  Zeitechr.  f.  ItninuniUtsforschung  usw.  1910,  Bd.  4,  Heft  4. 

12.  Vallardi,  Zeitschr.  f.  ImiuunitAtaforschuDg  ukw.  191ü,  B<i.  7,  Heft  3. 
1».  MtchftUi  e  Qnarelll,  Oloro.  R.,  Acad,  M«d.  Toriiio  1909,  Bd.  9. 

14.  Moro,  Monogmphio  in  T  u  b.irRch  Ostortagl  «ErgelmtlMU''  1910,  Bd.  14. 

15.  Baoer,  Mttncb.  med.  Wocbenschr.  im),  Nr.  87. 

1&  Römer  und  Joseph,  Brntrlge  xnr  Klinik  der  TnberkuloM,  1910,  Bd.  17.  Ilefl8. 

17.   Novolny,  Zeitsclir.  f.  Immunitilt.'^fDrsrliiinK,  Bd.  III,  Heft  7. 
,18.  Simon,  Zeitacbr.  f.  ImmunitAt^Iontcbung,  Bd.  IV,  Heft  4. 
19.  Helm h Ol s,  SMtichr.  f.  Imniinil»tar«rachiing,  Bd.  III,  Heft  4. 

90.  Finzi,  Compt.  rend.  Soc.  Biol.  1910,  Nr.  83. 

91.  Dold,  Zeitaohr.  f.  ImmuniUteforacbung  «Mw.  Bd.  10,  Heft  i  a.  2. 


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über  das  Vorkommen  von  Arsen  in  Speisegelatine. 


Von 

Dr.  Otto  Köpke» 
wiHemieliaflliolMm  HUfharbait«r  Im  Kkig«rlkh«n  QwundhaitMmto. 


KQnlioh  tauchte  die  Frage  auf,  ob  die  Verarbeitung  von  mit  Anen  belumdaltM» 
Leimleder  «nf  Speisegelatine  ndAseig  sei,  indem  gleidueitig  behauptet  wurde,  daO  die 
Fabrikation  von  Speiaegdjitine  «ue  dieiem  aiaetihaltigca  Rohmaterial  telBiehlieb  ana* 
gelfthrt  «erde. 

Da  bekauiit  Ist,  daO  Tierhäute  vor  der  Verarbeitung  auf  Leder,  besonders  auf 
weiße»  Olac^Iedor,  häufig  mit  Kalk  und  Schwefebinen ^)  behandelt  werden,  und  da 
die  Abfälle  dieser  Industrie  auf  Gelatine  und  Leim  verarbeitet  werden,  so  schien  es 
zunächst  von  Interesse,  festzustellen,  ob  Leder  gelegentlich  arsenhaltig  sei,  oder  ob  das 
etwa  in  die  rohe  Tierhaut  gelangte  Arsen  beim  weiteren  Gerbeverfahren  beseitigt  wird. 

Es  wurden  zu  diesem  Zwecke  10  g  eines  zerschnittenen  weiOen  Glacehandschuhs 
durch  Bdiiteen  mit  SO  cem  araenfieier  konaentrierter  Sobwefelalnt»  und  etwa  60  com 
nradiender  Balpetoralnre,  die  in  kleinen  Antdlm  sugeiatet  wuide»  aufge)(iet.  Die  er- 
haltene klare,  farUoBe  FlSaaigkeit  wurde  duveh  Einengen,  Vetaetaan  mit  Warner  und 
abermaUgea  Einengen  von  SaipetersiUire  befreit  und  nach  dem  von  Polenske*)  an- 
gegebenen Verfahren  im  Marshschen  Apparat  auf  Areen  untersucht,  wobei  sich  ein 
starker  Arsenspiegel  abschied.  Die  Kapillare  uiit  detn  Arsenspiegel  wurde  aus  dem 
Rohr  heiauFge^rlinilten  und  erHt  mit,  dann  ohne  den  Arsenspiegel  gewogen,  wobei 
dessen  Gewicht  zu  0,1  mg  beBtiinint  wurde. 

Das  bei  der  Vorbereitung  der  Haute  zugesetzte  Araeu  wird  also  durch  deu 
Oerbeproaefi  nidit  aue  dem  Material  entfernt»  aondern  geht,  wenigstena  aam  Teil,  mit 
in  daa  fertige  Leder  über.  Da  nun  in  den  Leimfabriken  «aller  den  OerbeimabllUen 
auch  die  LederabfiOle  der  Bandadrahmaöher  und  Sattler  veraibrntot  werden,  ao  lieft 
•lob  jetat  dai  Vorkommen  von  Araen  auch  in  der  Gelatine  erwarten. 

Es  wurden  daher  12  verKhiedene,  aua  vereohiedenen  F«brikea  atammende  Frohen 
Qeiatine  auf  Arnen  geprüft. 

Von  diesen  Gelatineproben  war  eine  (Nr.  12  der  untenstehenden  Tabelle)  zum 
Weinklären,  also  nur  zur  Behandlung  eines  menschlichen  GeuuOmittels,  bestimmt, 
alle  übrigen  waren  dagegen  als  Speisegelatine  für  deu  unmittelbaren  menschlichen 

*)  Ost,  Chemiscbe  Technologie  V,  S.  594. 

*)  Arb.  a.  d.  KaiMrlicben  Geflundheitsamle  Bd.  ö,  S.  357  (1889). 


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—    291  — 


Genuß  im  Verkehr.  Somit  döb  die  IVoben  noch  in  den  OriginalveriMtckungeD  der 
Fabriken  befanden,  waren  »ie  ausdrücklich  als  für  Spetsezwecke  geeignet  bezeichnet. 
Die  in  der  Tabelle  als  Golddruck  bezeichneten  Muster  stellen  die  teuersten  Sorten 
dar;  daran  BchlieOen  »ich  die  Bilberdruck-  und  SchwarzdruckinuHter. 

Zur  Untersuchung  wurden  je  10  g  Gelatine  in  einem  Rundkolbeu  auä  Jenaer 
Glatt  von  700  cciii  Inhalt  mit  20  com  konzentrierter  Schwefelsäure  und  etwa  60  ccm 
niiidiender  flelpefeenSim^  wie  oben  bfli  der  Untenuefaung  des  Hen&dialis  augegeben, 
seraetst.  Deniaeb  wurde  der  ArseogeheU  io  dw  dtirdi  mehrfkches  Abdampfen  dea 
ReaktiooBiMmdukts  mit  Wasser  ertialtenen  LOanng  bsetamml.  Zur  Kontrolle  der  Reinheit 
der  benatsten  Reagentien  and  GefilA«  wurden  20  ccm  konzentrierte  Schwefelsäure  mit 
60  oen  rauchender  Salpetersäure  in  derselben  Weise  erbitst,  wie  dies  he!  der  Zer- 
setzung der  Gelalineproben  geschah,  und  die  Säure  dann  im  Marsh ychen  Apparat 
iirüer'ucbt  v,  nhei  sich  kein  Ärsen  absciüed.  Die  benutsteu  Reagenüen  und  Gefäße 
waren  ulao  arsenfrei. 

Das  Resultat  der  Unteräuchuiig  der  Gehitineprol>en,  die  schon  früher  in  anderer 
Binaiolit  mo  Heirn  Dr.  Lange  im  Gerandheilaamte  nnteiaaebl  warm*),  aetgt  die 
naehatehende  Tabelle,  deren  letate,  drei  Spaltm  Angaben  ans  det  Arbsit  von  Lange 
enthalten,  nimlich  die  dort  henntsten  laufsnden  Nnmmem,  den  dort  angegebenen 
Qehalt  der  Gebüne  an  Asohe  und  an  dtiroh  Dsatillation  beatimmbanr  aehwefliger 
Siura'). 


nach  Lange*) 

'S  1 
s  ° 

Handsls- 
bessieluiiing 

Benigiqvelle^  oder  Mls 
bekannt,  Fabrik 

Araengdialt 
von  10  g 

AhcIiod- 
gebalt 

7. 

Gehatt 
an  SO, 
•/. 

Laiifeiule 
Nummer 

Qclddraek  I 

Fabrik  in  80dwe«t- 
deutscbland 

nnw  Bgbare 
Spuren 

i,J»i 

OAMS 

8 

2 

SUberdmck 

dsagl. 

n 

ij» 

0^049 

4 

8 

OohMniek 

» 

1,71 

0,168 

7 

4 

* 

Aue  d«n  Berliner  KMn- 
baodel 

0^1  sag 

1.00 

0,068 

10 

5 

dMgl. 

1,9a 

O.ü'20 

II 

6 

Scbwarzdruck 

dMgl. 

0,3  „ 

2,67 

0,042 

15 

7 

Golddruck  I 

Fabrik  in 
MlMsldeotMfaleiid 

0.1  , 

1,92 

0.051 

17 

8 

Scbwarzdruck 

deegl. 

1,82 

0,371 

20 

9 

Gokldrack 
Pb.O.IV. 

FatHik  in  SQdwwt- 
deDtiddaad 

0.0»2 

10 

SUberdrack 
Pb.  G.  IV. 

dssgh 

etwa 

0,05  mg 

Ifil 

0,064 

11 

rote  Gelatine 

Golddruck 

nibrik  In 

M  i  t  teldeatscb  land 

0,2  mg 

1,02 

0.067 

96 

18 

Gelatiiie  Lainö 

Aua  «ner  fraasMiecheD 
Fsbtik 

unwägbare 
Spuren 

2,39 

0,208 

')  Lan^c,  Über  den  Gehalt  der  Handelagalaluie  SB  sdiwef lifsr  Stars.  Arb.  a.  d.  Kalisr^ 
licboi  GeeundheitMunte  Bd.  82,  S.  144  (1MK>}. 

')  Vgl.  Tlahelle  auf  8. 160/51  der  gsasaDten  Arbeit 

Alk  1.  A  KMmA  OmndlMitiwt*.  BAXXXVUL  oa 


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—    292  — 


Die  ontamiehtctk  12  FtoImii  enthMten  «Iso  dnrebwvg  Atmo«  wenn  uidi  nun 
Teil  nur  in  unwägbaren,  aber  doch  immerhin  analytiaeh  deutlich  nachweisbaren  Spuren. 
Zu  bemerken  ist,  daO  der  Arsengehalt  in  keinem  regelmäßigen  Verhältnis  zu  dem 
Handelswert  der  Gelatine  st^ht,  da  z  ß.  die  Prob«  Nr.  6  «Golddruck*'  mit  0,3  mg 
Arsen  in  10  g  zu  dm  nrwenroirhgton  gt^hört. 

Zur  Heaniwortuug  «ier  Frage,  wie  dieses  Arsen  in  die  (ielatine  hineingelangt, 
UiuU  mau  sich  den  Gang  der  Gelatiuefabrikation  kurz  vor  Augen  führen. 

CMfttin«  bt  «itk  dmeluichtiger,  farbloser  oder  nur  schwach  gelblich  gefärbter, 
gwichloMf  Leim,  der  für  beeoodere  ZwedM  bleweUen  kOiwtliob  gefärbt  wird.  Ihre 
Fabrikation  untersolieidet  eidi  im  weeontliohen  nioht  toq  der  dea  Lnrna. 

Die  Leiminduetrie  verarbeitet  neben  anderen  Abfelletoflbn  von  Gerbern,  Pleiaeliem, 
Abd«^a,  Ledenrbeitem,  Honidrechalem,  Knopffabrikanten.  Hutmaobem  nnd  Ab- 
fiUlen  von  Haushaltungen auch  Abfälle  von  Tierhäuten,  die  für  die  Gerberei  mit 
Kalk  behandelt  sind,  dem  meist  als  »ADSchärfungsmittel"  Schwefelarsen  zugesetxt  ist, 
ferner  Tierhäute,  die  für  die  Gerberei  nicht  brauchbar  sind,  und  Köpfe,  FQOe  und 
Knochen  von  Tieren.  Diese  Materialien  werden  vor  der  Verkochung  zu  Leim  meiät 
erst  durch  Lagern  im  Kalkäecher  von  anhaftenden  Blut-  und  Fleischteilen  befreit, 
die  den  l>eim  dunkel  färben,  also  für  die  Gelatinegewinnung  ungeeignet  machen 
wttrden.  Wird  die  Kalkbehaodlimg  eefaon  in  der  Gerberei  voiBenMnmen,  so  wird  das 
gelnlkte  Ualeriai,  daa  im  Kalkieeher  wohl  meiet  aoeh  Araen  aufgenommen  bat,  ge* 
trocknet  und  eo  in  den  Handel  gebradtt. 

Abgesehen  von  seiner  fOr  <fia  GerlMrei  wertvollen  lägenediaft  ale  BnthaarungS' 
mittel  soll  das  Arsen  für  die  in  Frage  atehenden  Materialien  auoh  fäulnishindemd 
wirken  und  da  die  Verwertung  von  Material,  das  nicht  sofort  verarlkeitet  werdea 
kann,  ohne  Anwendung  von  flnlnishindernd  wirkenden  Stoffen  wie  Arsen,  an  dessen 
Stelle  Dawidowflky')  die  wohl  nicht  minder  bedenkliche  Karbolsäure  vorschlägt, 
schwer  auaführbar  zu  fein  scheint,  so  kann  mau  wohl  annehmen,  daß  auch  solche 
Materialien,  die  nicht  schon  in  der  Gerberei  mit  Arsen  versetzt  sind,  bisweilen  noch 
in  den  Lnmfabriken  mit  aiaenbaltigem  Kalk  behandelt  werden. 

In  dieser  Weiae  erUSrt  eicb  atoo  wohl  daa  Vorkommen  von  Arsen  in  aoe 
HAtttm  gewonnener  Gelatfoe. 

In  deraelhen  Weise  aohefait  aber  Arsen  auch  in  die  aus  Knochen  gewonnene 
Gelaüne  flbergehen  an  kennen,  da  naeh  Dawidowsky*)  auoh  disse  nach  dem  Zer- 
kleinem und  Sntfetten  biaw^n  noch  8  bia  14  Tage  lang  m  den  Kalkiaohar  gelagt 
werden. 

Es  IftDt  fiich  aus  der  Literatur  über  die  Gelatine-  und  Ijeimfabrikation ,  ohne 
P""nnue  eigene  Kenntnis  der  Geiaiine-  und  Leiniindustrie  nicht  mit  Sicherheit  ersehen, 
ob  alle  diese  Materialien  auch  auf  Speisegelatine  verarbeitet  werden,  oder  ob  doch 
eine  gewisse  Auswahl  unter  den  Rohmaterialien  getroffen  wird.    Jedoch  spricht  das 

')  DawiduwBky,  Die  Leim-  und  GelatinefabrikatiOB  (ISSHX  84. 
*)  Ueia»erliDg,  Cbemisoba  Tscbnologie  8.62. 
*i  Dawldowskr,  Lei»-  «ad  Getatieefabrikation  (1»9»)^  &  41. 
•)  a.  a.  O.  &  48. 


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—   S9S  — 

BmIM  der  obigen  Untsnudhiing  roa  12  Gel«dnepiob«n  dodi  wohl  dafllft  daÜ 
Speisegdatio»  darobaua  nicbt  nur  au  fHnheni»  niobt  mit  Anm  behandeltem  Matorial, 
QDtar  Verawidaiig  einer  iiMttemi  Aieenbehandlnng^  hev^telU  wnd,  wie  man  ea  an* 
bedingt  Ittr  ein  Nahrange-  und  OennSmilfel  ferlangen  maß.  Allerdings  ist  bei  Be- 
trachtung dea  otngen  Reaultatfi  zu  berückeich tigen,  duO  es  sich  bei  einer  Reihe  von 
Proben  nur  um  Spuren  von  Arsen  liandelt,  die  möglicherweiBe  auch  ohne  absichtlicho 
Arsenbehandiung  der  Rohmaterialien  in  die  Gelatine  hineingelangt  sein  können,  da 
viele  Chemikalien  arsenhaltig  sind. 

Auf  diese  Weise  kann  vor  allem  die  aus  Knochen  gewonnene  Gelatine  leicht 
verunreinigt  werden,  da  die  Knochen  vor  dem  Auskochen  meist  erst  zur  Extraktion 
d«r  Ißaeialbeatandtene  mit  flinrea  bebandelt  weiden,  trodimli  bei  Anweodang  fon 
unreiner  Salaainre  oder  aiAwef Uger  Sftare  Axaen  in  daa  Produkt  bineinkommen  kann. 
Anfierdem  bietet  daa  in  der  Gelatineindttetrie  anadieanend  allgemein  ttbUeha  Bleioben 
mit  eobwefliger  fliore  Gelegenhdt  anr  Verunreinigung  der  Oeloüne  duieh  Araen. 

Mangels  umfangreicherer  Untersuchungen  und  genauerer  Kenntnia  der  Ver- 
bittnisse der  Gelatinefkbrikation  soll  zunächst  davon  abgeeebec  werden,  zu  diesen 
MiOptiinHen  Stellung  ru  nehmen.  Jedenfalls  i.«t  in  Erwägung  tu  ziehen,  ob  auf  die 
Hei -iLlliitif^'  und  das  Inverkehrbringen  von  arpenhaltiger  Sppisegelatine  nicht  das  Ge- 
setz vorn  1-4.  Mai  1879,  betr.  den  Verkehr  mit  Nahrungpmitteln,  Genußmitlein  und 
Gebrauchsgegenständen  in  Anwendung  zü  bringen  ist,  dessen  ^J;  12  bis  14  die  Her- 
etellnng  und  das  Inverkehrbringen  gesundheitflaebidlicher  Nahranga*  und  GenoAmittel 
nniw  Strafe  atdlen. 

Zweck  dieaer  VeriUfontliobnng  aoU  lunlebat  nur  aein,  die  Nabrungffnitlel« 
Untenttobun^anstalten  auf  daa  Vorkomm«!  der  Verunreinigung  von  Oelallne  duteh 
Aiaen  anfmerksam  in  maoben,  au  Nacblbreohungen  auf  dieiem  Gebiete  und  anr  Ver^ 

Mbntlichung  der  Untersuchungsergebnisse  aniQregen. 

Darnach  werden  Mittel  und  Wege  zur  Abstellung  dieser  Mifistände  zu  finden 
sein.  Auch  die  Tndnetrie  seihet  muO  zur  Wahrung  ihro<>  guten  Rnfee  daa  grüßte 
Interesse  daran  haben,  eine  arsenfreie  Gelatiae  benusleUen. 


flO» 


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9 


Die  AbfAngigkeit  te  Veriaiftt  der  SaiiereteflMrung  in  naUhMan 
Wässern  und  künstlichen  Nähiüfsungen  vom  Bakterienwacintuiii. 

Von 

Dr.  1.  muier, 

BUndig»!!!  Mitarbeitor  im  KaiMrlidMii  dctimdlieitsainte. 

I.  BnleHune. 

Der  Begriff  der  „SauerttlolkehruDg"  des  Wasseru  ist  vor  etwa  zehn  Jahren  durch 
8pitta  fQr  die  hygienisobe  Uotonuobung  ond  BeOTteilang  von  OberflXobeoiritaMni 
eingefahrt  wordm.  Er  »igte'},  daß  die  Staeratofiiebning  «snni  w«4aoe  abenriegMidea 
Teil  en  die  Gegenwurfc  von  Bakterien  gelcnflpft  ist",  bei  iteriliaierlem  'Waaser  abo  ein 
Veriiiat  an  gelÖBtem  Sauerstoff  niobt  eintritt»  und  da0  die  SaaerstoffiEehning  an  m 
größer  nusfällt,  je  mehr  organische  Bakterienriährstoffe  das  Wasser  enthält.  »Di» 
GHiOe  der  Sauerstoßzehrung  ist  ein  Ifafietab  für  die  Menge  der  vorhandenen  oxydier- 
baren Substanzen*)."  Ans  seinen  Versuchen  konnte  er  auch  den  Schluß  ableilon, 
daß  dif  rinißc  d<\s  sliindlichen  Savierstoß'bedarfs  hei  vei-schiedenen  Bakterien  nicht 
die  gleiche  ic<t,  und  daß  der  Sauerstoffverbrauoh  sowohl  durch  den  Sauerstotl beti&rf 
der  einzelnen  Bakterien  als  auch  durch  die  gewöhnlich  nebenher  gleichzeitig  verlaufende 
Vermehrung  der  Individuenzabl  (Wachstum)  hervorgerufen  wird. 

Bat^teriengebalt  and  SaaeiatoSzehrung  geben  daher  vielfach  proportioniA  mit- 
einander. 

Bei  der  Infeiitiou  aterilen,  nübtstoffhaltigen  Waaeen  dnrdli  etwaa  Kanaljandie 
fand  Spitia,  daA  die  Sauentoflkebrung  «rat  naob  «inein  gwriaeen  LatenastadiuiD  iei> 

mehreren  Stunden  einsetzte,  daß  darauf  die  hauptsächliche  2^hrung  unter  starkem 
Anwachsen  der  Keimzahlen  rapide  innerhalb  etwa  24 — 48  Stunden  verlief,  und  dal 

dann  eine  Periode  geringeren  Saucrslofl Verbrauchs  folgte. 

Die  Versuche  Brezinas")  mit  Donauwasser  besUiligteii  im  wesentlichen  (Ii-'  Kr 
fahrungen,  die  Spitta  bei  seinen  Untersuchungen  gemacht  hatte.    Auch  Brezina 

^  Untermiehangni  Aber  die  Vemnreinigang  nnd  Sdbstrainigang  der  FlAiM.  Aitfaiv  f. 

Hyg-  lt)00,  8»,  215.    Weitere  Unterauchangen  eboiKin  V.m.  46,  6-1. 

*)  Vgl.  auch  Rubner,  Da«  städtische  Sielwswer  und  seine  BeEiehung  xnr  FlufiveittiirM>>- 
gung.   Arehiv  f.  Hyg.  lUOa.  4«,  59. 

•)  Die  Donau  vom  Uopoldsbergo  bis  Prefllwrg  usw.  ^ilsdir.  f.  Uyg,  IMM^  St,  369. 


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295  — 


fand,  üaO  die  Saueretoifzehning  eine  entsprechende  Menge  oxydabler  Stoffe  voraunsetzt, 
daß  die  Hauptmenge  des  Sauerstoffs  rasch  aufgeiehrt  wird,  dafi  dagegen  die  leUteo 
Reete  des  SauerstofTf  latif^piuner  verschwinden. 

PleiOner')  hat  danu  genauer  durch  Hyätematiächo  Untersuchungen  in  kurzen 
Zeitintervallen  die  Abhängigkeit  der  Sauerstoäzebrung  von  der  Zeit  und  der  Tem- 
peratur verfolgt  und  dabei  festgestellt,  daß  die  „Stnndenidiniiig'',  d.  i.  der  Quotient 
aw  Zehrung  und  Zeit,  mit  der  ZehroDgedaner  ftUk 

Bei  den  Vcnuob«i  Plaillnert,  mlehe  lediglich  mit  natttrlidien  Wiaeero  an- 
gaetellt  tmrden,  i«t  auf  das  Verhalten  der  Bakterien  gar  keine  Rfickricht 
genommen  worden.  Von  Spitta  und  Bresina  liegen  twar  Keimsäblungen  neben 
j:loichzeitig  auppeführ*eii  Saufrp^toffpelialt^beptiramun^en  vor,  dieselben  Find  aber  (mit 
wonigen  Ausnahmen^  in  zu  großen  Zeitintervallon  (niciHt  2  J  nnd  48  .StiHuien)  aus- 
geführt, können  aho  k^in  genaueres  Bild  des  Verlaufs  der  Bakterienentwicklung  und 
ihrer  Beziehung  zur  Sauerstoö'zehruDg  geben. 

Die  Ergebniwe,  welche  Wiehern*)  bei  eeinen  quantitativen  Untersuchungen 
aber  die  Reduktionswirkang  der  Typbua*  und  Koligruppe  erhalten  hat,  gestatten  woU 
eine  Beredinuag  des  BaueistoffVerbraucha  dieser  Bakterien  unter  den  angagebenen  Ver- 
sncbsbedingungen,  voiaasgeselit,  daß  die  Beduklioa  de«  btn«ts(en  Farbstoffi  tAtsiehlidi 
nur  durch  solche  Stoffwechselprodukle  erfolgt,  welche  dadurch  entstehen,  daß  <Iie 
Bakterien  den  Beatandteilen  der  Nährlösung  Sauerstoff  entziehen;  über  die  GröOe  der 
Sanerstoffzehrnnpf  unter  aeroben  Bedinpinipen  iHGt  sich  aus  diesen  Versuoben  jedoch 
mit  Sieberheil  nichts  schließen  ynäheres  .siehe      317  u.  318). 

Die  hier  bestehende  Lücke  in  unseren  Kenntniasen  sollten  die  nach- 
folgenden Untersuchungen  ausfüllen. 

Den  Bntwii^ttngsgang  der  videa  vemchiedenen  in  naUbiiidiett  WisMm 
kommenden  Keime  gldefaaeitig  nebendnander  su  verfolgen,  ist  mit  Hilfe  der 
Bakteiieoiihlnng  nicht  möglich.  Diese  gsstettet  nur  ganz  allgemeine  Angaben  Aber 
dia  Schwankungen  im  Gesamtkeimgehalt.  Zur  Klärung  der  bei  der  Zehrang  in  PVage 
kommenden  biologischen  Vorgänge,  die  durch  das  Zusammenwirken  einer  ganzen  An- 
zahl von  Baktf-rienarten  bedingt  «ind,  schienen  daher,  nachdem  einige  Versuche  mit 
natürürhen  \\  assern  (unter  Zuhilfenahme  der  Bestimmung  der  vorhandenen  Koli 
bakterien)  aufgeführt  waren,  Zehrnngsversuche  mit  Bakterienreinkulturen  in 
sterilen  Losungen  bekannter  Zusammensetzung  durchaus  unerläßlich^).  Auf 
diese  Weise  irird  es  eimSi^idit,  die  Entwicklung  dner  Bakteiienart  und  den  Verhnif 
der  durch  sie  bedingten  Sauaratoflkebmng  genau  tu  vnfolgein.  Durch  g^eidiisitige 
Venrendung  mdirerer  verschiedener  Kulturen,  die  in  der  GuOplatte  sa  untsiadieideo 
sind,  lassen  sich  die  aus  dar  gegsDseiügsn  Bssinflussung  resnltifirendsn  Untsischiede 


')  über  die  Abhängigkeit  der  Sauerstoßr.t'ihning  natOrlicher  Wtouer  \  <ni  iler  Veraooliedaaer 
aod  der  Ver8iich«tefn|>eratur.   Arb.  a.  d.  Kaiaerlicheo  Geeondhoitflamte  lUlO,  84,  2<)0. 

^  QnaatllaÜve  !Tiitenmchung«n  Ober  die  Eednktloiiswirkang  der  Typhna-Kolignippe.  Archiv 
f.  Hyg.  191Ü,  72,  1. 

■}  .-^urh  von  Siiitta  i\.  a.  O,)  sind  herü\U<  Vc-Ttnchv  ntil  Rfinkiiltiiren  in  .<itPriliTi  Xiilir 
loeongvn  gemacht  wurden,  um  ii$u»  .Saaerstoffbedttrfois  der  eiazelneu  Bakteriouarten  (eHtsuatelien. 


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in  der  Entwicklung  und  im  Verlauf  der  Sauerstoifzehrang  ermitteln.  Durch  Zugabe 
von  Bakterien fresserii  (Infusorien)^  <lie  unter  Uraetiinden  in  Zehrung8vcr«uchen  mit 
natürlichen  Wässern  das  Anwachseii  der  Hakterien^fthl  verhindern  und  w)  indirekt  die 
iiehrung  erbeblich  beeinträchtigeu  köuoeu,  sowie  durch  i'^eatz  der  Nährlösung  durch 
Oberilächenwasser,  welches  unter  möglichster  Schonung  seiner  chemischen  Eigenschaften 
Ml  ttMilirieiren  iit,  wQide  noh  datm  «ine  ««ilevgAhende  Kdohahmuiiig  d«r  nalfiiliofaiii 
VwUUtniBBO  «nnfigUoheo  laaseo. 

Von  dem  bier  kon  aogedeuteieii  VerauobspUn  konnte,  da  dio  «iniolnen  Vor- 
»ttdie  sehr  viel  Zrit  und  die  andanemde  Gegenwart  dee  VerenchsaasteUen  bd  Tag 
und  Nacht  beanspraehen,  bisher  nor  ein  Teil  dnrobgefflbrt  werden«  deeaen  BfgebniMe 
naehslebeDd  «ingobender  besprooben  werden  sollen. 

II.  Varsuehttnordnuno. 

Was  die  Versuchstecbnik  betriftl,  so  ist  darüber  folgendes  zu  bemerken.  In 
den  enten  Verenohen  mit  natfirlichen  Wftaaern  wurdmi  die  WaaNrpioben  in 
grollen  Kolbra  auf  die  VerBnehetempemtni  (SO*  C)  erwlnnt,  dnd  Minuten  lang  ontor 
öfterem  Lflilen  dea  Sbogitm  mit  Luft  geMbaUelt  nnd  in  Flasehen  bekannten  Inhalts 
abgefllllt,  die  mit  sdiilg  abgeacbliffenen,  mittels  Stopfenklammetn  festgehaltenen 
Giasstopfen  lofidleht  Tend)lo.sBen  wurden.  Die  Flasehen  wurden  in  einem  Baame, 
dessen  Temperatur  genau  auf  20**  gehalten  wurde,  vor  direktem  Licht  geschützt  auf- 
gehoben. Vor  d^r  jedesmaligen  Sauerstoff bestiramuhg  wurde  nach  kräftigem  Um- 
Hchütteln  der  Flaschen  1  ccm  ihres  Inhalts  zur  bakteriologischen  Untersuchung  ent- 
noinmen.  Um  eine  möglichst  gute  Durchmischung  des  Wassers  zu  erzielen,  wurden 
jeder  Flasche  vor  der  Füllung  eine  Anzahl  steriler  Glasperlen,  deren  Wasserverdrän- 
gung genaa  1  oom  betrug,  sngesetst. 

Zu  den  Reinkulturversuchen  wimle,  um  einen  bessereu  Vergleich  der  einzelnen 
Verau«^  miteinander  su  ennOglidien,  «ine  sehr  verdfinnte  Frinkelaobe  NibrUSenrag 
benntst.  Durch  Vorvorsnche  war  laatgestellt  worden,  datt  in  einem  deatilliettem 
.  Wasser,  welohea  mit  1  %  der  -Nabrlfienng  (eothaltsikl  0,6  %  chemiaeh-reinea  Koohaals, 
0,2  */t  Kaliumbiphosphat»  0,4*.»  Aapavagin.  0,6  */e  milobeanrea  Ammoniak  und  0,95*/« 
Kormalkalilaage)  versetat  war,  die  m  den  Versuchen  benuixten  Bakterien  sich  noch 
kiillig  entwickelten.  Diese  Vetdönnung  wurde  daher  fast  ausschlieOlich  verwendet; 
für  1  1  derselben  wurde  ein  Trockenrückstand  von  168,2  mg,  ein  GlQhverlust  von 
127,5  mg  und  ein  Sauerstoffverbrauch  (entsprechend  einem  KMnOi -Verbrauch  von 
6,967  mg)  von  1,764  mf.'  ermittelt.  Die  Nährlösung  wurde  in  großen  10  l-KoH>en 
sterilisiert,  nach  dem  Abkühlen  beimpft,  ca.  10  Miouten  unter  häufigerem  Lüften  dei» 
Stopfens  mit  Luft  durehsohöttelt  und  in  die  Flaschen  abgefüllt,  welche  nach  Zugabe 
der  Glaapeilen  im  atrOmenden  Dampf  sterilisiert  worden  waren.  Zum  Beimpfen  worden, 
um  eine  von  Anfang  an  mOgliobat  giekhmiAige  Weiterontwioklnng  der  Bakterien  an 
enielen,  Kultnren  benutst,  die  24  oder  48  Stunden  vor  dem  Versuclisb«ginn  in 
100  oem  der  i^eichen  Nährlöetmg  angeaetit  und  bei  denelben  Tempentnr  gehalten 
waren,  bei  der  der  Veraneh  durohgeCtthrt  werden  sollte.  Die  gsaamto  Nlhrlteung  na- 


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mittelbar  mit  einer  gorineen  Zahl  von  Keimen  längere  Z^il  vor  dein  Versucheheginn 
8U  impfen  und  das  Hi  raiiwachsen  der  Rakterien  auf  die  gewünschte  Zahl  abzuwarten, 
erschien  nicht  so  einwandlrei,  da  Inn  zum  VersuchslKjginn  in  der  Zusammensetzung 
der  Losung  bereite  Änderungen  eingetreten  sein  Itonutea,  welche  man  bei  dem  Ver- 
l^ifdi  der  einxelDeo  Wachstums-  und  Saaentofinbrungskurven  sobwer  hätte  ia  Raoh- 
oung  stellen  kSnnen. 

Zur  Bestimmung  des  Keimgehaltes  wurden  gewöhnlich  Gelaüaeplatten,  seltener 
Agarplatten  angelegt;  in  einigen  PlUen  wuide  wanAk  der  .^Kolititar"  featgeetollt.  Zam 
XoünaohweiB  in  letaleren  Falle  wurde  die  von  BnHI*)  ai^egebene  HeCbode  benntai. 
Nach  48  Stonden  langer  Aafbewahrang  bei  22*  beav.  nadi  24  Stunden  langer  bei 
87*  wurden  die  Flalten  mit  Fmnalin  konaernert  und  mlkroekoiiiach  geaUüt.  Die 
SaoeratoffbeBtimmnng  wurde  in  der  von  Winkl  er")  angegebenen  Weiae  ausgefOhrt. 

Iii.  Experimenteller  Teil. 
A.  Vennehe  mit  utirUchen  Wltaem>). 

Se  Warden  Veienche  mit  8|neem««er  ohne  Zneata  angeataUt»  famer  nut  Spree- 
und  Rbeinwaaser,  dem  je  4*/m  Abwiaser  der  Berliner  Skle  aagevetit  waren.  Daa 
Spree waeeer  war  am  9.  November  1908  mitti^ts  geschöpft  und  cur  Befiteiung  von 

groben  suspendierten  Stoffen  einmal  durch  Watte  filtriert  worden.  Das  Rhein- 
waBser  war  bereits  im  Juli  1907  bei  Koblenz  dem  Rhein  entnommen  «nd  hatte  e*^itdf>ni 
im  Laboratorium  gestanden;  war  vollkommen  klar.  Da«  Abwasser  wurde  wie  daa 
äpreewa&ser  durch  Wattefiltratioii  von  den  gröberen  Schwmimatoffen  befreit. 

Fär  Trocken rückstand,  Chlorgehalt  und  Sauerstoffverbraucb  der  drei  Vereuchs- 
Wässer  wurden  folgende  Werte*)  ermittelt: 


mg  im  litar 

Spffaewaiiw 

hpreewaeser 
+  Abwaaeer 

Rhein  wamer 
47m  Abwaaaer 

273 

876 

Chlor  

43 

44 

9 

7.8 

a 

Alle  drei  Vennehe  wurden  in  der  Zeit  vom  9.— 14.  November  1908  bai  einer 
VemmiiBtempaatnr  von  20*  C  ai^jeatelli 


*)  BadeatttBg  und  nudiweia  des  Bacterimn  coli  Im  Wamsr  und  eine  neue  Modifikation 

der  RijkmanecheD  Methode.    Arcliiv  f.  Hyg.  1007,  02,  1. 

*)  Bericht«  der  Deutsch,  cliem.  Ge^ellwh.  1888,21,  2^4  *  y\n<\  ISh'.i, '2*2,  1764. 

*)  Die  hier  ni  besprechenden  drei  Veraucbe  sind  graoeituiam  mit  dem  frOberen  wiaeenscludV 
lioheo  HUtarbeÜer  im  KaiMrUeban  QenmdbaitMmto  Dr.  Pleiflner  amgeAhii  and  ¥on  ätm 
tailweiae  in  sein«  elngangi  ecwlhnlMi  Arbeit  beantit  wwdaD. 

0  Vgl.  Fleianer  a.  a.  O. 


L/iyiii^ü<j  by  Google 


—  298 


Tabelle  1.    Versucli  mit  Spreewasscr. 


<  iehull  HR 

Bacterium 

ü  1> 

Sauerfltofftehrang 

CS  ^ 

y 

1  « 
>" 

Keimxabl 
in  1  ccia 

/«Ana. 

rations- 
daoer 

00h.    la  1  ecin 

WflMr  iftiideQ9i<  Ii 

über    1  anter 
Kdikeime 

Ä 

r. 

z  i 

mg 

itinorhaib 
der  Vor- 

mg  im  1 

nach 
1'  1  e  i  ß  11  or 
aat  1  oto. 
DerecDuat 
mg  in  1 

nacn  dwn 

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au  lovci- 
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JStB.  Wagen  d«r  Bedeatong  der  l]  veigl.  die  Fofioote  auf  dieser  Seite. 


Um  die  «tmiigwi  fiesiobungMii  swiwsben  BskteriemaU  und  B«ii«r»tofiietiniiig  über* 
richtliclier  zu  machen,  eind  Tür  die  drei  Versuche  (ebenoo  wie  bei  den  eplteran)  die  Bak- 
terienzahl, der  Sauerstoifgehalt  und  die  stündliche  Zehrung  auf  den  Kurventafeln  1  (za 

Tabelle  1),  2  (zu  Tabelle  2)  und  3  (zu  Tabelle  3)  (8.  302  u.  303)  graphisch  dargeatellt 
worden').  I>ie  Vereuchsdauer  iRt  als  Abszisse,  der  Sauerstoffgehalt,  die  stündliche  Zehrang 
und  die  Bakterienzahl  sind  ala  Ordinalen  in  das  Koordinatenajütem  eingetragen  worden. 


■)  Zur  Erteieliteraiig  dee  Verstaodniaees  sind  in  den  Tabellen  1—8,  sowie  «ach  in  den 

folgciiden  Tabellen,  alle  diejenigen  Zahlen  in  [  ]  Klammern  eingeachloaeen  worden,  welche  den 
regelmftßi(!rcn  Verlauf  de«  durch  die  Kurven  gekennr^eichneten  Vorgangs  stören.  Bei  den  Darch- 
sclinittaberechnungen  aind  indeesen  nur  die  in  ()  ElammorQ  eingescblosseneo  Zahlen  uuberflck- 
aichtigt  gebtielMiL  Bei  den  grapbiseben  Daretetlnngen  sind  snntHcbe  Zahlen  mitberftck- 
aiehtigt  worden. 


Digitizeü  by  LiOOgle 


—   299  — 


Tftb«ll«  2.   V«ntioh  mit  Spreewuser  -|-  4*/m  Abwasser. 


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noidwi,  «1b  EU  der  des  Sarnntol^iiliRttos. 

Wob  die  Bereclinun^  der  stfindlichen  Zebrung  anlaD;i;l,  ist  für  die  Zirseke 
der  biologiscben  Erforschung  der  Saoeretofizehrarig  der  von  PleiOner  einge.^chlagene  Weg 
weniger  geeignet.  PleiOner  ist  in  der  Weise  verfahren,  daC  er  den  bei  der  Unter- 
suchung der  einzelnen  Proben  gefundenen  Sauerstoffverlust  jedesmal  durch  die  An- 
zahl der  seit  dem  Versuchsbeginn  verstrichenen  Stunden  dividiert.  Er  er- 
hält so  die  in  Spalte  7  der  Tabellen  wiedergegebeueu  Werte.  Diese  geben  aber  uicht 
dn  dem  tstaiddidMB  Zehrnngsverleuf  entsprechendee  Bild,  sondeni  etelleD  lediglich 
Mi  dem  erhaltenen  Oeeimtwert  der  Zdunmg  iQr  die  Zeitdauer  einer  Stunde  «nm^nete 
ICttdweite  der,  um  oo  einen  bequemen  Verglei^dkswert  fftr  die  Sauentoffiebrung  bei 
Tereefaiedeuen  Untereuohungen  su  eobaffen.  In  Wlrklidikeit  sind  nftmlioh  die  Untsr* 


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schiede  in  den  Htündliohen  Zehrnngen  im  Anffinp  und  gegen  Ende  der  hier  ange 
führten  Versuche  viel  größer,  als  sie  nach  der  von  TleiUner  angewandten  Berechauugsart 
ondieiiim.  Das  veranaobaulidieii  die  in  Spalte  8  der  TabeLlen  berechaeteo  Werte. 
Sie  waiden  dnidi  Divirion  dee  in  iwei  anfeinand erfolgenden  Ünteranchungen 
geflmdeiien  SaiMietoflVerlQBtee  mit  der  iwteeben  beiden  UnierBaohnngen  Ter* 
floaaenen  Stnndensahl  erhalten.  Oenan  genommen  mttAten  in  dieaem  Zweoke  die 
HSnaelanterroehnngen  stöndlich  aufeinanderfolgen ;  die  Untenohiede  würden  eieh  dann 
noch  vergrößern;  Ein  solchee  Vorgehen  bitte  aber  die  an  und  för  eich  schon  sehr  er- 
mädendc  Untersuchung  zu  einer  Aufgabe  getnaoht,  «elobe  TOD  einem  einieinen  Unter- 
Sucher  nicht  hätte  bewältigt  werden  können. 


Digitized  by  Google 


—    301  — 


Die  auf  den  aDgegebenen  Wofea  nfaalienen  höchsten  und  niedrigsten  Wert«  fSr 
die  Btündliobe  Zebniog  io  den  dfd  Vtmioheii  sind  nMshfol|[end  noch  WMoai  gtgut- 

übergeatellt. 


Nr. 
der 
T»^ 
beUe 

ludi  PI«iAner 

nach  ^gener  Berechnung 

Stnndennhnmg 

DUbmut 

«tUndUcbe  Zehi-nag 

OHCmnii 

grOfto 

gtrinpte 

giotta 

gwringBto 

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0.048 

0.127 

0^000 

0,137 

Um  den  stündlichen  Sauerstoff  verbrauch  für  1  Million  Keime  (vgl. 
Spalte  9  der  Tabellen)  zu  ermitteln,  ist  die  alündliche  Zebruag  und  als  Keirazabl  bei 
aufsteigender  Bakterieiikurve  daa  auB  der  bei  der  gleichzeitigen  und  der  vorher- 
fahaiiid«!!  BikteEiiiiiihlttng  bemiAMto  geometritelie  Ifitte!,  bei  fftllender  Kurve 
das  «rithmetiiohe  Iffittel  benotst  irorden. 

Die  Vetmche  selgeu  nmiebit  deutlicb,  was  auch  PleiSner  auf  Orand  deiselben 
bemnliebt»  daJI,  wie  lu  erwarten  war»  die  Zehmng  xm  ao  «obneHer  verilnft,  je  ver- 
idiinutzter  das  Wasäcr  ist. 

Die  stündlichen  Zehrungen  in  Spalte  8  lassen  ganz  allgemein  ein  rasches  An- 
steigen and  darauf  ein  allmähliche?  Fallen  der  Zehrungskurve  erkennen.  Im  einzelnen 
schwanken  die  berechneten  Zahlen  allerdings,  namentlich  in  Tabelle  1  und  2,  nicht 
unbeträchtlich  um  den  zu  erwartenden  Werl  der  Zu-  oder  Abnahme.  Es  mag  das 
zum  Teil  daran  'liegen,  daß  die  einzehnen  Unteranchungen  nicht  in  gleichmäßigen 
ZwiMdiemininen  erfolgten  und  daft  die  Zehrang  in  den  vencfaledenen  FlaadieD  un- 
gleidiniilKg  verlief»  andreraeits  iat  ee  abw  von  vomberain  nioht  an^gieoliloBaen,  daß 
die  Zdmmg  tatsieblidi  nnregelmlflig  verUoft,  entopieehend  weobaaliiden  Uologiaeben 
Vorgängen  innerhalb  der  einzelnen  Flaschen.  Es  ist  z.  B.  nicht  unmöglich,  daß  trots 
abeolutnr  Keimverminderung  doch  einzelne  anfiagUch  unterdrückte  Arten  sieb  ver- 
mehrten und  Ro  den  Sauerstofifverbrauch  steigerten,  auch  au  ein  Binden  des  SauerFttoffs 
durch  die  abgeetorbenen  Bakterien  oder  rein  chemische  Vorgänge  wäre  vielleicht  zu  denken. 

Wa«  die  Bakterienentwicklung  betrifiFt,  so  wurde  übereinstimmend  in  allen 
drei  Versuchen,  ein  zunächst  konstanter,  später  zurückgebender  „Kolititer"  ge- 
ftandeo  (vgl.  Spalte  3).  IMe  Obiigen  K^nie  JaaMin  in  den  Spreew»e»ervetanehen 
eine  kun  naob  dem  VefsuehaaDfaiig  beginnende»  siMnUch  gleiobnUUlig  und  «obnell 
vetbMiieade  Vermehrung  bis  etwa»  Ober  das  Doppelte  der  anfingliciien  Zahl  erkennen: 
dann  Uefbl  ^  Baktoiensahl  knne  Zeit  kooitant,  fiUlt  darauf  sunüohst  schnell  bis 
etwa  auf  die  Hälfte  ihmr  ursprünglichen  Höhe,  um  nun  ganz  allmählich  weiter  zn 
sinken.  Im  Rheinwaflser,  das  allerdings  infolge  seiner  langen  Aufbewahrung  dem 
frifioh  r;p?chöpften  Waa.ser  nicht  mehr  vergleichbar  war,  sind  die  Verhaltnis-se  zwar 
etwHH  -itidprs,  nh»r  rprht  durcheichtip  (vgl.  Tabelle  3  und  Kurventafel  3).  In 
den  ersten  12  ötuoden  tritt  hier  eine  nur  geringe  Keim  Vermehrung  ein,  dann  steigt 


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302 


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—   808  — 


die  RakteriAiuahl,  aber  UugMtner 

als  im  Spreewaaeer,  um  dann  nod) 
viel  allniilhlirhfr  abznfnüen. 

Entsprechend  der  Bakterien- 
enlirickluog  ist  in  dienern  letzten 
Venuch  die  SaueretotlzehruDg  iu  den 
«i«ten  lOStunden.indetiendieEeim- 
veniMhraog  noeb  langnun  vor  eich 
geht  und  die  KeimmU  nur  ca.  SOOOO 
in  1  ccm  erreicht,  gleicli  null.  Mit 
lebhaft  ansteigender  Bakterien- 
kurve nimmt  auch  der  SauerBtofT- 
gehaltab  und  awnr  entspricht  dem 
pteüaten  Anstieg  jener  zwischen  der 
16.  und  18.  Stunde  auch  der  steil- 
«to  Abfall  der  Sauerstoff ktirT«. 
Th»lidem  die  Bakterieinafal  aicb 
notHk  weiter,  wenn  mah  laogiaiiier 
vergfOiwt,  ist  epftterhin  ein  ao  alm- 
1er  AbftU  der  Saneratoffkurve  nicht 
mehr  nachzuweisen.  Der  Abfall 
vertlacbt  sich  mit  abnehmendem 
Keirogehalt  weiter,  um  schließlich 
nach  ca.  HO  Ötunden,  nachdem 
knna  Zeit  vorher  eine  Konstaas  in 
der  Bakteriemabl  eingetreten  war, 
gleidi  Nnll  sn  werden.  Im  grollen 
und  i^aen  lanen  ridi  dieadben 
Beiiebaugon  auch  zwischen  dem 
Verlaufder  stündlichen  Zehrung 
und  dem  Bakterienpehalt  nach- 
weisen. In  dem  .\iigenblick,  in  wel- 
chem in  der  Zeiteinheit  die  abtioiute 
Keimzunahme  den  Höhepunkt  er 
reiobt,  d.  b.  swiiöben  der  12.  nnd 
18.  Stunde  ist  auch  die  Btnndliohe 
Zehrong  bei  weitem  am  giOfiten,  im 
weiteren  Verlauf  weiet  dieselbe  swar 
nemliebe  Unr^lmiOigkeiten  anf, 
deren  event.  Ursachen  s^chon  kurs 
angedeutet  wurden,  immerhin  ist 
die  fallende  Tendeuz  der  Kurve 
nicht  zu  verkennen. 


AfifJionen  Jiei/nr  ürt  ia  /h. 

Q      ^4       to       «K>  C«       0^  V4 


»4 


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1 



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f. 

1 

8. 

Rheiowaaser  -f  Abwaeier. 

■Cum  I  s  I 

Xum  •  s  StawUMw  Srimmg. 


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—  804 


Auf  den  Verlauf  der  Kurven  in  den  Spreewaaserversachen  (Kurventafel  1 
und  2)  näher  einzugehen,  erübrigt  sich,  da  eich  hier,  wenn  auch  etwa«  weniger  klar, 
die  eben  besprochenen  Verhältnisse  vriederholen.  Es  möge  genugtn,  Iftravi!  hinzu- 
weisen, daß  hier,  wo  eiu  frisch  geschöpftes,  ziemlich  Htark  verechmulzteei  Wa^er  luit 
einer,  seinen  besonderen  Eigenschaften  angepaßten,  recht  beträchtlichen  Bakterienflom 
beniitft  wurde,  lebluift«  B«kt«rieiiTOTndinnig  und  8«iiantc»flsdirQsg  aofort  tSxmUHM. 

Von  gfößtam  Binflafl  auf  die  Art  dee  Verlanfe  der  Zehraogskime  ist  aneebeineDd 
die  Oeneretionadaner*)  (t^.  die  ^lelteii  8  der  Tabellen),  d.  h.  dar  relative 
Keimzuwachs  in  der  Zeiteinheit,  in  zweiter  Linie  der  abaolute  Keimgehalt.  Wenn 
man  also  in  zwei  ParaUelTersueheo  nach  einer  bestimmten  Versuchszeit  die  gleiche 
Keimzahl  findet  und  die"«  in  einem  Falle  durch  sclinelles  Anwachsen  eines  ^erin^en 
An fangskeimpeh altes  erreicht  wurde  (kurze Generationsdauer),  wiihrend  sie  sich  im  an  It  ren 
Falle  fast  wiihrend  der  ganseu  Zeit  auf  derselben  Höhe  gehalten  hat,  so  wird  die  Sauer- 
stolTzehrung  im  ersten  Falle  größer  sein  als  im  zweiten  (vgl.  S.  311  u.  316).  Man  kann 
daher,  da  das  fiaoterinm  coli  in  den  «ntemiditen  Wiaaecn  nur  in  geringer  Zahl  vor- 
handen var  und  eleh  nicht  vermehrte,  annehnm,  daO  ev  au  dem  Znatanddrommett 
der  Saueratoffsehrang  in  diesen  diei  Verauehen  so  gnt  me  gar  nidbtt  bdgettagsn  hak 

SdiUeinkdi  moB  noob  knts  auf  die  m  der  Spalts  9  der  TsbeUen  1^  bersdinetfln 
Werte  für  den  stflDdlich<;n  Sauerstoff  verbrauch  einer  Million  Keime  ein- 
gegangen werden.  Solange  die  Keimvermebrung  anhält  oder  der  Rückgang  nur 
gering  ist,  läßt  der  Saueretoffverbrauch  eine  fortechreitende  Abnahme  erkennen,  um 
dann  bei  stärkerem  Abfall  der  Bakterienzahl  eine  auffallende  Steigerung  zu 
erfahren.  Da  bei  dem  vorhandenen  Bakteriengemiscb  eiumal  gegen  die  ätichhaltigkeit 
der  Keimzahl  an  sieb  Binwinde  erhohen  werden  können  und  ^eeslbe  anCerdam  kein 
ganauersa  BUd  von  den  tatsSehlioben  Veiflnderongen  der  Baklarienflora  gibt,  aoU  Usr 
eine  ErkUkniQg  der  erwähnten  Beobaditnngen,  die  in  einem  gewissen  Qegensats  sn 
den  Auaftthrnngen  des  votfaergebenden  Abaebnittse  stehen,  nidit  venmöht  werden. 
Bei  der  Besprechung  der  Beinkulturversuche  bietet  sich  Oelegenbdt,  auf  diesen  Pttnkt 
nochmals  zurückzukommen  (vgl.  S.  311  u.  312). 

Die  Ergebnisse  der  drei  besprochenen  Versuche  lassen  allgemeine  Scblüese  über 
den  Verlauf  der  Saueretoffzehrung  in  natürlichen  Wässern  nicht  zu,  sie  bestätigen  nur 
die  bereits  bekannte  Tatsache,  daß  die  Zehruug  nicht  in  gleicbformiger  Weise  ver- 
läuft, und  lassen  eine  gewisse  gesetsmftßige  Abhängigkeit  derselben  von  der  Bakterim- 
entwicUnng  eriMunen.  Die  abwsichenden  Venuobascgebniase,  weldie  sidi  In  dem 
siekndtftnnigsn  Verhnf  hanptsichlieh  der  stfiodlidieo  .ZefaraniBkurve*  an  erkaonen 
gehen,  sind  visttsidkt  snm  TtSi  anl  Vennebafehler  surttekmiftthten,  tefla  hOnnan  sie 
absr  auch  ssbr  wohl  dnrsh  andere,  schon  weiter  oben  erwibnte  (s.  &  801)  Ordode 
bedingt  ssin. 

B,  Temiohe  mit  Beinknltnte«  in  NUutlSainigen. 

2u  den  Versneben  wurde  Bae.  fluoreacena  liqnefaciens  und  Baeterinm 
coli  8t.  »,  beides  schon  Uhigsre  Zeit  im  Lahoratorinm  fortgesttdilele  Stimme,  ge> 

*)  Vgl  dsM  a  MW. 


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—  805  — 

wihli.  Dar  Bm.  flnomoens  ImmJ  die  morplioloi^Mlieii  und  firMMthoi  lägMisi^iallen, 
wie  rie  von  Lehmann-Nanmann')  filr  dlei«  Art  aDgegeben  werden,  er  koagulierte 
Milch  nicht,  bildete  einen  gelbgrünen  flnoNoierenden  Farbstoff,  kein  Pyocyanin.  Der 
Kolietamtn  war,  wie  die  Prüfung  seines  tnorphologischen  und  färberißchen  Verhaltene 
sowie  ilie  Prüfung  nach  dem  von  BuHf  *)  angegebenen  V' erfahren  bewies,  fin  typischea 
Bacterium  coli.  MaOgeliend  für  die  Wahl  dieser  Bakterien  war,  daß  iieuie  hiinfig 
in  natürlichen  Wässern  vorkommen,  das  »larke  Saueratoä  bedurfnis  der  einen  und  das 
fakultativ  anaerobe  Verhalten  der  andern  Art  und  nicht  zum  wenigsten  die  Möglichkeit, 
beide  Arten  bei  gemeineemer  Koltar  eneainanderhalten  sa  können;  denn  doreh  Anf- 
bewebien  der  Chiflplatteik  bei  Brnttemperetur  foUngi  ee»  wie  durob  Vommuobe  nooh- 
oMÜta  feetgeelellt  wnrde,  den  Bne.  flnoveecenB  liqaefocieni  volletihkdig  nirflitehalten, 
wlhrend  lOr  Becteiiiun  coli  i^elohieltig  optimale  Tempereturverbftltnine  geedinfAn 
«eiden.  Die  ta  den  Versuchen  benutete  Nähzlfieiing  iet  aobon  weiter  oben  niher  be- 
sehrieben  wotden  (vgl  S.  296)> 

1.  Vorsuche  mit  Bacillus  fluorescens  liquefaciens, 

Eb  wurden  im  ganzen  fünf  Versuche  angestellt,  deren  ErgebnisRe  zum  S<  hluD 
dieg«8  AbschnitteH  zusammen  begproclieu  werden  sollen.  Im  Änuchlufi  an  die  im 
Abedinitt  A  geecbilderten  Vecmidie  1—3  «ind  dien  Vneuelie  forttaufmd  weiter 
nnmoiert  worden.   Es  folgt  sunädirt  eine  BeBdirNbong  der  einadnen  Venodie. 

Veraoeh  Nr.  4.  Znm  Impfen  wurde  eine  Knitur")  benatit,  die  48  Stunden 
bei  20— S2*  gestanden  hatte.  Veriuehrtmnperatnr  22*  C.  Bei  Beginn  dee  Venneha 
betrag  die  Temperatur  der  Nährlösung  20^. 

Die  Ergebnisae  aind  in  Tabelle  Nr.  4  und  der  zugehörigen  Knrventafel  Nr.  4 
tUBammengeetellt. 

Zum  Verständnin  der  Tabellen  t'i  rinp;t  Hetrefls  der  von  dem  Verf  nn<Tcwf\r.r]tp» 
Methode  der  Berechnung  der  ötüudlichea  Zehrung  und  des  fitündlicheu  Saueraloffver- 
braucbtt  für  1  Million  Keime  der  Hinweis  auf  die  bereits  vorher  gemachten  Auafüh- 
rungen (vgl.  S.  300  u.  301). 

IMe  Generationsdauer  wurde  nedi  der  von  Bahn*)  angegebenen  Formel 

—  ^^^^ 

^  logb-~loga 

berechnet,  wobei  j  die  Generationsdauer,  a  die  anfangliche  Keimaabl  in  einem  be- 
stimmten Volomen,  b  die  Keiroiahl  in  dem  gleiclien  Volumen  nach  der  Zeit  t 

bedeutet. 

Als  Anfangökpirn/ahl  wurde  jedesmal  die  bei  der  vorhergehenden  üntersacliung 
gefundene  Bakterien  menge  benutst,  um  so  ein  genaueres  BUd  vom  Verlauf  der 

*)  Bakteriologiaehe  Diagnostik  II,  5.  Auflage  1910. 

*)  Bedeutung  und  Nachweis  dee  Bactorium  coli  im  Waseer  ood  eine  nmie  Modifikation  der 
Eijkmanschea  Metbode.   Archiv  f.  Hyg.  1907,  02.  1. 

^  Wenn  nicht«  andere«  gesagt  ist,  warde  die  Kelter  immer  mit  der  ^etdien  VlhilflBnac 

•DgSSStst,  welche  bei  ipm  Ven^uch  benutzt  wnrde. 

*)  Über  den  KiaäuÜ  der  Stoffwecluwlprodoicte  auf  da«  Wacbstam  der  Bai^terien.  Zeutrlbl. 
f.  BSkt.  new.t  S.  Abt»  1906,  Bd.  XVI,  8. 417. 


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—  SOG  — 


Generationsdauer  zu  erhalten,  allerdings  traten  dann  auch  die  voriuuodenen  Uniegel- 
mäAigkeiten  und  Stdrungen  auffailendor  hervor. 


Tu 

l-'ür    4.  V 

r^fiTf'!!  Nr  ^ 

n :  i  t  R  a  r  i  I ! 

n  R  f  1  •]  n  F'"  sc 

f  Ti  R  1  ;  i-j  1,1 f  n  0  i  e n  8. 

Ver 
aacbe- 
(lauer  in 
StundMi 

Ktiitnxabl 

Gelöster 
ijaoentoff 
im  Liter 

Bf 

SemtetoflEnlmuig 

in  1  ocm  des 
Inhaltea  der 
geflcbloaseoeo 
Flaidae 

Generationa- 
dsuer 

innerbalb 

der  Versucha- 
zeit 
mg  im  1 

aaf  1  Stunde 
beieoiiDet 

■IM,  im  1 

TOD  1  Hillioii 

Keim« 
ei^lMPtaade 

in  tag 

1 

2 

8 

4 

8 

6 

7 

0 
10 
12 
14 
SO 
24 
88 
82 
34 
8» 

1000 
2000 

;»ooo 

4000 
98000 

100  000 
280000 
2078000 
5  610  000 
12604000 

10  8td. 

■1 

[*     -  4«  i 
9    ,  iBf 

1     „  47' 
12    ,  50-] 
I     »  27' 
1     „  24' 
61' 

H.  442 

8,420 
8.472 
8,881 

8,131 
7,H69 
5382 

I,  287 
0>000 

0,111 

0,311 
0,573 
S,060 
7,155 
8,442 

0.018 

0,050 
0,065 
0,623 
2,047 
14i87 

(0.001 8?) 

{O.OOO  99] 
[0,000  37) 
[0,000  80] 
(O.OOÜ  ÜO] 
(0.000  15} 

Veronch  Nr.  6.  Zu  dieeem  Versncb  wurde,  um  du  lAtenntadiam  in  der 
Bakterieaflttiwioklong  wahrend  der  enten  Stundeo  des  Versuöbs  nögliehst  m  vermeideo, 
die  geoamle  Näbrlteung  ca.  15  Stunden  vor  der  VenucbBanetellung  mit  eioer  geriDgen 
Menge  einer  24  Stunden  alten,  bei  82'  gehaltenen  EttUnr  geimpft  und  bei  Zimmer« 
t^mperBtur  im  Dunkeln  aufgehoben.   Die  Tempenttor  der  Nihrl8«mg  betrog  bei 

Beginn  19<'C. 

VensuchBteraperatiir  22°  C. 

Vergl.  hierzu  Tubelle  Nr.  5  und  Kurveatafel  Nr.  5. 


Tabelle  5.    Versuch  Nr.  6  mit  Bacillus  fiuorescens  liquefaciene. 


Ver- 
aad» 

(lauer  in 
Standeo 

Kcinuahl 

in  1  er  tu  de« 
InbaltM  der 

flaaohe 

(ieoentioB» 
daoer 

eeoeietoll 
im  Idter 
mg 

SauerstoffMhraof 

innerbalb 
der  Veraucba- 
wit 
mg  Im  1 

aef  1  Stande 
beieebnel 
rag  im  1 

von  1  Million 

aaf  1  Stande 
beiechnet 
in  mg 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

0 

aoo 

9,067 

2 

800 

1 

Sid. 

96' 

9,049 

0,018 

(<MI09] 

4 

900 

fl2 

17T 

0.017 

0,050 

[<M»i6] 

8 

3100 

2 

• 

14' 

8,997 

0,070 

(9.0051 

19 

9700 

2 

N 

2«' 

8,908 

A074 

9,001 

14 

26  200 

1 

n 

24' 

S.OOl 

o.OTß 

0^1 

17 

44800 

[;» 

ft 

57'] 

8,895 

0,172 

0,001 

[0,000  29] 

90 

841700 

1 

n 

10* 

8381 

0,788 

0,188 

(0.001  53] 

23 

507  000 

|5 

n 

16'j 

8,285 

0,782 

[0,015] 

[0,000  04] 

27 

2168000 

1 

n 

54' 

4,640 

4,427 

0,911 

(0,000  87} 

80 

12004000 

1 

n 

13' 

0,000 

9.007 

1.547 

[0,000  aoj 

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—    807  — 


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^  5      tO     lä     ZO    Zä    J(J  JS 

Karventaf.  ■{.  Rar.  flnoreec.  liquefac. 
Kurve  1  =  Sii>ucniU<ff^ki«It.  Kurv«  2  =  Btkt«iica(«li«lt 


— - 

1 — 

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—  \— 

12 

1- 

«I 

r 

6 

ß 

^  - 
0 


Kurventaf.  '>.  Bac.  flnoreHC.  liqaefac. 


5    10    15    20    25  HO 


*6 
W 
SS 
30 

^  zo 

15 
10 
«Ö  S 


1  1 

1 

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1  NJ 



1 

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1 — 1 

C 
\ 

N 

l 

« 

 1 

1  ' 

l__J 

2 

40    n    l9O*9Ol$9ffa»OOMtS9S0  9ft999S*S9»O  376  ¥00  ¥ZS 

Stunden. 

Karvantafal  6.    Bacillas  flaoreacena  li<iuefaci«na. 

n  Fkwh«.  KttivtS  =  BaktMiait|ak«U  im 


Karve  1  =  SaauatoffgabalL  Korrr  3  ~  B;ikt<:-rieiigcihalt  in  du  fMgkli 
Alb.  •.  4.  KaM.  0<Ma4lMitoHiW.  B4.  XXZVUL 


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« 


.  808 

Versuch  Nr.  6.    Zum  Impfen  wurde  eine  40  StiinHen  bei  Zimmortcmperatur 
gehaltene  Kultur  henutzt  .  Die  Temperatur  der  Nährlösung  betrug  l)ei  Verpuclisbeginn  19''C 
Versuclislejuperatur  22".    Vgl.  hierzu  Tabelle  Nr.  6  u.  Kurvontfifel  Nr.  6. 


Tftbelle  6.    Versuch  Nr.  6  mit  Baoillas  fluorescenä  liquefaciens. 


Ver- 

Keimzahl  in 
1  ccm  des  Inhaltee 

SaiMMtoffaebtiing 

(lonerstions- 

Bauerstoff 

innerhalb 

auf  A  oituiiuo 

von  1  Million 

des 
Erlentneyer 

der  K«- 

dauer 

in 

daner 

im  I.itt'r 

der  Veiwicba- 
Mit 

berechnet 

Keime 
ia  1  Stoada 

Stdn. 

kolbena 

Flaach« 

mg 

lug  In  1 

mg  iiu  1 

in  niK 

1 

A 

m 

a 

4 

5 

8 

7 

8 

0 

4  000 

4U00 

8.825 

— 

— 

— 

8V. 
"  /t 

5000 

5  000 

10  Std.  52* 

8^5 

0,000 

0,000 

— 

8 

9000 

19000 

8    .  84' 

8,819 

0,008 

8,001 

0,00018 

19  000 

'„'•1  000 

»  44'] 

8,800 

0.025 

0.005 

0,000  m 

14V. 

53  000 

Öl  (100 

8,695 

0,130 

0,086 

[o.uoo  y3j 

18 

187000 

849  000 

1    -  88* 

*  ff 

8,877 

0,548 

0,119 

[0.000  81) 

21 

Gl  8  000 

521  000 

[5     ,.    11 " 

7,699 

1,126 

0,193 

0,000  45 

SS 

1654  000 

2200  000 

5t<' 

6,214 

2,611 

0.742 

[0,000  69] 

Sfi 

3990000 

3596000 

12    «    49' 1 

3,867 

4.958 

1.173 

0,000  41 

26 

— 

4  t<ü'>  000 

1,759 

7.066 

2,108 

OAH)0  .'.0 

27 

— 

9  991  000 

58' 

0/H)0 

8,885 

1,769 

(0,000  25) 

28 

11  436  000 

14  333  000 

1-55' 

— 

— 

— 

38 

45  655  000 

2  654  000 

— 

37 

68  M2  000 

000 

— 

— 

— 

42 

[<67  782  ÜOU] 

260  ÜUO 

— 

_ — . 

46V. 

[84  701 000] 

80000 

— 

— 

— 

62 

72  823  000 

7S0OO 

58V. 

69  742  000 

T4V, 

58869008 

[85000] 

98V, 

42  574  000 

27  000 

122V, 

29  409  000 

23  000 

170V, 

214^9000 

16000 

194V. 

(14  583  000) 

[68  000] 

218V. 

15  833  000 

12000 

«42V. 

15187000 

2Gr.V, 

[11  204  OOOj 

290V. 

14  565  000 

362V, 

[11428  000) 

380'/, 

12  604  000 

410V, 

12  772  000 

— 

VerBUch  Nr.  7.    Dieser  V'orguch  wurde  zu  derselben  Zeit  und  uiittr  l-jijHrloen 


Bedingungen  wie  der  vorhergehende  angestellt  und  unterscheidet  sich  von  ihm  nur 
durch  den  höheren  »nftogfidien  Edmfofaalt.  3EBenu  Ülabello  Nr.  7  n.  Kurventafel  Nr.  7. 

Versuoh  Nr.  8.  üm  dao  BmieratoffbedOrfnii  niebt  mehr  in  Teilung  hegriflbner 
FlttOfeoieoskeiine  feetsnetellen,  wurde  die  tesemte  NIhilBoung  nedi  Btnioipfen  einer 
34  Stunden  «Iteo.  bm  33*  gehaltenen  Kultur  69  Stunden  bei  83*  «ufeeBteUt  und 
während  dieeer  Zeit  häufiger  unter  Lfiften  dee  WsttfletOfifene  mit  Luft  geedifittdt 
Die  Temperatur  der  Nährlösung  betrug  hei  Versnchsbeginn  22**. 

VerBuchftenipemtur  22°  Die  Ergebnisse  sind  in  Tabelle  Nr.  8  sueammeogeatdlt 
und  in  Kurveutafel  Nr.  ü  graphiach  daifeetellt. 


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—  309  — 


Tabelle  7.   VerBuoh  Nr.  7  mit  Baelltnt  flnofMOfliia  lfqii«fttoi*iia. 


dauer 

in 
INdtl. 

1 

gdmahl  In 
1  ceiB  dM  InhaltM 

(ieneratioDB- 
daner 

Cielöater 
Sauerstoff 
im  Liter 

IMMg 

8< 

innerhalb 

der  VersDchs- 
teit 
mg  im  1 

meratolBnlini 

auf  1  Stunde 
baraobBet 

mtf  Im  1 

JUM   HU  1 

Dg 

von  1  Million 
Keime 

in  1  sttmde 
in  tilg 

des 
£rl«nmeyer- 

■  if  

kollMDl 

<]or  gf 
schlueeenen 
Flasobe 

9 

3 

4 

5 

6 



7 

8 

0 

68  000 

69  000 

— 

8,835» 

— 

f/. 

88  000 

104  000 

4  8M.  18' 

8,821 

0,012 

0.005 

(0,000  059) 

7 

109  000 

250  000 

8    „  33' 

8,<>60 

0,173 

0,(K56 

0.00099 

lüV. 

255  000 

507  000 

3     „  20* 

8,221 

0,012 

0,126 

0,000  35 

18V. 

4^2  000 

1  008  000 

3    „  1 

7,815 

1,518 

0^2 

0,000  48 

17 

1600  000 

8684000 

1  , 

8.856 

5^78 

1.189 

0.00057 

17V, 

— 

5  600  000 

57' 

1,909 

6.864 

2,772 

0.000  59 

löV, 

— 

9  847  000 

1     „  14' 

0,000 

8^ 

(1,969) 

(0,000  26) 

90 

0350000 

18 167000 

8    „  66' 

— 

— 

— 

22 

99190000 

8  500  000 

— 

— 

— 

34 

— 

3452000 

— 

— 

— 

— 

— 

27 

58259000 

1008000 

— 

— 







32 

64  701  000 

570  000 

— 

— 

— . 

— _ 

— 

36 

[ß4  420  000] 

405  000 

— 

— 

— 

— 

41 

1 7  äOti  000 

[23  0OO')J 

— 

— 

— 

— 

— 

«V. 

78148000 

[88OOO01 

— 

— 

— 

— 

51 

67  221  000 

50  00«') 

— 

— 

— 

— 

— 

57V, 

[69182000J 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

7»Vt 

58917000 

29000 

— 

— 

— 

— 

wv. 

40  613  000 

3  000 

— 

— 

— 

— 

— 

121V. 

Mm  000 

1600 

— 

— 

— 

— 

— 

169V, 

19890000 

iwv. 

17  92C  000 

217V, 

[23  247  000] 

900 

241V, 

[13  563  000] 

100 

265V, 

13  892000 

[800] 

289»/, 

13  780  000 

aeiv. 

11428000 

886% 

[19968000) 

408»A 

11904000 

Tabelle  8.   Versueh  Nr.  8  mit  Baeiilue  fluorescens  liqaefaeione. 


Verwuchs- 
daiior 
in 

Sloaden 

1 

Keimzahl 
in  1  com  des 
Inhaltes  der 

geechloHgenen 
Flasche 

Gelöster 
Sauerntotr 
im  Liter 
mg 

äauerstoffzehruug 

innerhalb 
der 

Vcrsachwzeit 
mg  im  1 

auf  1  .Stunde 
berecliuet 
mg  im  1 

von  1  Million 
Keiaie 

ia  1  Stauda 
in  mg 

2 

3 

4 

6 

6 

0 

35  151  000 

7,609 

1 

33  611  000 

6,769 

0,840 

0,840 

0,000  024 

2 

25  614  000 

5,277 

2,338 

1.499 

0,000060 

3 

22  333  000 

3.768 

3,847 

1,515 

0,000  06H 

4 

17  2.'S0  OOO 

1.674 

6,085 

9,188 

0,000  110  - 

*)  Die  i'luilcu  uiuUluu  iufolfre  r.u  ilfluner  Ueettung  mit  der  Lupe  gezAltlt  werden. 

91* 


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—   810  — 


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 i 

 1 

1 

1  

1 

1  

Die  Ergebnisse  der  TontsheiKl  wiedergegebenen  Vessnoiw  leaien  sich  Iran,  wie 

folgt,  zusammenfaasen; 

a)  Die  unter  den  angegebeueu  Bedingungen  erhalteneSaaeiato£&ehrungBkarv6  weiehi 
in  ihrem  Verlaufe  von  den  in  den  natürlichen  Wässern  erhaltenen  Kurven 
zunächst  insofern  ab,  als  übeieinstimiiiend  in  allen  Versuchen  ein  etändiges 
W'aubäeu  der  Sauerstoffzehrung  beobachtet  wird,  daü  b^^eonders  deutlich  bei 
einem  Vergleich  der  stündlichen  Zehruug  (vergl.  Versuch  Nr.  7  Kolumne  8) 
mm  Ausdmck  kommt.  Dnr  leiste,  rairwien  «twes  sarfidcbleibende  Wert 
mnO  hierbd  mtberOoksiehl^  Ueiben,  da  er  um  eo  oiedrigsv  wird,  je 
später  die  UntersucbuDg  naeb  Aufsehrmig  der  letsten  Reste  Torhandeaen 
Satraretoib  Torgenommeii  wird. 


'S 


\ 

I  , 

; 

4 


35 


30 


X 

25'^ 


I 


2$ 


Kurventafel  7-    Bacilla?  fhinresrens  liquefncienß. 

Knive  I  =  Sanentoffgebalt  Kuive  2  :=  B«kteiienK<-h«it  in  dc^j^ocUoiMmen  Ktawbe.  Karre  3  =  Bakterien- 


i 


S{andtn 
Knrventafel  %. 

Bse.  f  lnoretc 

liqn  ef  aoiens. 

Kurve  1  =:  iiiiientoff- 

KttlVt  t  B  Baktentn- 
griNtt. 


b)  Abweichend  Ist  ferner  aaeh  der  sebnelle  Verlauf  der  Zelining  and  dss 

vollständige  Verschwinden  des  geeamten  Sauecatoflb. 

c)  Was  im  übrigen  die  Besiehungen  «wischen  Sauerstoflaehmngsverlauf  und  der 

Entwickkmg  von  Bac.  fluorescens  liquefaciens  nnbetrifft,  80  erpeh^n  die  Versuche 
Nr.  4,  ö,  B  und  7  in  Übereinstimniung  mit  denjenigen  unter  Benutzung  natürhclier 
Wäaäer  (vergl.  S.  304  und  Tabelle  3),  daß  die  Zebrungsgröfle  außer  von  der  absoluten 


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—  «11  — 


Keimtahl  besonders  von  der  Generfttionndauer  abhängig  ist.  Der  snnSchst  unter  fort- 
schreitender Verkürzung  der  Oenerationsdauer  (vergl.  Verfluch  Nr.  7  Kolumne  4) 
einsetzenden  Keimvermehnmg  entspricht  das  stündige  Anwachsen  der  Sauerstoff- 
bezw.  der  stündÜLheii  Zehrung.  Ist  die  Generationsdauer  aus  irgendwelchen  (iründen 
verzögert,  wie  z.  B.  in  einigen  Flaschen  der  Versuche  Nr.  4  und  5,  so  macht  sich  dieser 
Umstand  in  «iiier  verhiltnismäßig  geringen  Zunahme  oder  gar  in  einer  Abnahme 
der  Btflndlklieii  Zebmng  baneikb«r.  DaO  dieie  Heimbaetsoi^  nidb  etwa  durch  Nihntoff- 
mangel  bedingt  lst|  geht  daxane  hervor,  daft  nur  veceinielte  Vlaachen  dieselbe  Migen. 

d)  Im  Oeganaate  su  den  Venndien  mit  witttrlicben  WAmern  liOt  die  Berebhnung 
dea  Saueratoffyerbrauchs  für  eine  Hillion  Keime,  solange  noch  eine  Vw- 
mehruDg  derselben  stattfindet,  nicht  nur  keine  Abnahme,  sondern,  wie  aus  dem  ohne 
Störung  verlaufenen  Vereueh  Nr.  7  liervorgcbt,  eine  dauernde  Zunalimc  erkennen. 
MaH  kann  daher  wohl  mit  einiger  Berechtigung  vermuten,  daß  bei  den  Versuchen  mit 
natürlichen  Wämsern  die  Ergebnisse  durcli  Oxydationfivorgiinge  n  in  chemischer  Natur 
derartig  beeinflußt  werden,  daß  sicli  bei  Berechnung  des  stündlichen  äauerstotFbddarfea 
ittr  1  MilUcn  Bakterien  jene  Abireidmngen  ergeben. 

e)  üntanchiede  in  der  Binsaatmenge,  wenn  aie  einigennaOen  betrlditlidi  eind, 
machen  ridi  M  sonst  gleichen  Vasodkebedingangen  deniliöh  im  Vwlanf  der  Sanet^ 
etoflkehrungalnirve  bemerkbar.  So  werden  c.  B.  im  Versndi  Nr.  6  bei  einem  anfibig« 
liehen  Keimgehalt  von  4000  in  1  ccm  erst  nach  14,5  Stunden  0,13  mg  und  nach 
27  Stunden  der  gesamte  Sauerstoff,  8,825  mg  im  Liter,  aufgezehrt,  während  im  Ver- 
su('))  Nr  7  mit  69000  Keimen  Einsaat  pro  1  ccm  die  gleichen  Sauerstoffinengen 
bereits  nach  7  bezw.  18,5  Stunden  verbraucht  sind. 

f)  Vergleicht  man  die  Keimzahlen  und  die  stündlichen  Zehrungsgrößen  des 
Versuchs  Nr.  8  mit  denen  der  eben  besprochenen  Versuehe,  so  ergibt  sich,  daß  86 
besw.  17  Millionen  nieht  in  Teilung  begriffener  Keime  von  Baoillua 
fluoreacens  liquefaciena  weniger  oder  nur  ebensoTiel  Sauerstoff  benfttigen 
als  ca.  4  Millionen  Keime,  die  in  der  gleichen  Versuchaseit  auf  6  Hillionen 
heranwachseo.  Nach  Versuch  Nr.  8  beträgt  der  stündliche  Sauentoffbedarf  fDr 
1  Million  Keime  im  Maximum  0,0001  mg,  im  Minimum  0,00002  mg,  nach  den  Ver 
suchen  Nr.  4,  6  und  7,  wenn  man  mir  die  bei  einem  Bakterien gehalt  von  ca  4  bis 
5  Millionen  erlinitenf'n  Zahlen  berücksichtigt,  0,0005  mg.  Die  ruhenden  Keime 
verbrauciien  also  nur  '.«5 — '5  f^oviel  Sauerstoff  als  die  sich  lebhaft  ver- 
mehrenden.   Man  kann  daher  annehmen,  daß  in  natürlichen  Wässern  mit 

lebhafter  Baueratoffsehrung  die  nicht  sur  VermehruDg  kommenden  Hak* 
terien  arten  (wie  s.  B.  Bact.  coli  in  Voran  eh  Nr.  1 — 3)  an  der  Zehrung  wenig 
beteiligt  sind  und  dal}  umgekehrt  in  Wiasern  mit  geringer  Sauerstoff- 
sehrung  kein  Bakterienwachstum  atattfindat.  Hinin  liegen  fttr  die  Praxi« 
der  WasBer Untersuchung  die  Vorzüge  der  Bestimmung  der  Sanemtofl&ehrung 
'  gegenüber  der  Beetimmung  des  Keimgehalts.  Dag  Wapspr  de.s  Rheinetroms  hat  z.  B. 
häufig  einen  Keimgebalt  von  so  bedeutender  Höbe'),  dafi  man  geneigt  sein  könnte, 

*}  G.  Steaernagel  and  H.  Große- Bohle,  TTnteisacbaDfcen  Aber  den  Einftoß  der  Nieder- 
KhlAge  und  der  AbwSMer  auf  die  ZnMnunensetzuDg  des  BMnwaasers  bei  Köln.  Ifittailnng  aas 
der  KOaigl.  Yeiffwhs-  oad  PrfifanfNiwtalt  fttr  Wsaiarven.  tNw.,  1907,  Eefl  8,  A.  Sa 


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—   813  — 


zunächst  an  eine  starke  Belastung  deB  Wassers  mil  organischen  Schmutzstoffen  zu 
denken.  S«ine  Sauerfitofl^elirnnp;  erweist  pich  aber  pt^wöhnlich  als  verhältnismäßig 
gering*),  ein  Zeichen  dafür,  daß  dio  mittele:  der  Kcimzahlung  festgestellten  Bakterien 
sich  infolge  Mangels  an  Nälirmaterial  nicht  meiir  venueliren,  sondern  eich  im  Huhe- 
zuBland  befinden.  Die  Keime  sind  größtenteils  eingebchwemmt,  also  nicht  an  Ort 
and  Stolle  entotanden,  und  d«i  Wamr  Uil  bei  weitoin  nkdil  «o  venioreinigt  (im 
cfaeminhen  Sinne),  wie  es  naob  dem  bakteiiologisoben  Befond  «fsdidnt 

Ob  der  geetetgerte  SanentofiVerbmoeh  bei  der  in  der  Bnkwicklnng  begrifienen 
Kultur  in  der  Ibnptmohe  dardi  den  StoAtosett  oder  etwa  dadurch  bedingt  U/L,  dall 
der  Stofibon^ntz  unter  den  günstigeren  Bedingungen  eine  bedeutend  größere  Bauerütoff 
menge  erfordert,  was  nach  den  Untert^uchungen  Rubnors*)  nlobi  Qnwabiacheinliofa 
ist,  diepe  Frage  soll  hier  nicht  näher  erörtert  werden. 

gj  Aus  dem  Vei-euch  Nr.  8  geht  weiter  hervor,  daß  ganz  wider  Erwarten  trotz 
andauernder  Keimverminderung  eine  ständige  Zunahme  der  stündlichen  Sauerstoff- 
sehnmg  und  des  Saneratoffbedatfii  fAr  1  Million  Keime  eintritt,  wie  letiteree  andi 
bei  Benutrang  nstfirliober  Winer  beobaehtet  wurde.  Eb  iit  biaher  niebt  gelungen» 
dieee  Brscbrinung  experimentell  an  begrttnden.  Da  der  spiter  an  erwihnende  Verandi 
mit  Baoterium  ooli  arigt,  daS  aneh  bei  gleicbbleibender  Bakteiwnaähl  eine  daoeindei 
wenn  auch  im  allgemeinen  bedeutend  geringere  Zunahrae  der  stttndlichen  Zohrung  zu 
beobachten  ist,  kann  man  diesen  Mehrverbrauch  auch  nicht  allein  durch  die  Annahme 
zu  erklären  versuchen,  daß  das  Plasma  der  aiHsterbenden  Bakterien  dem  der  rahenden 
im  Sauerstoffbindun^vermögcn  überlegen  ist 

h)  Zur  Klärung  der  biologischen  Vorgänge  während  des  V'erlaufs  der  Sauerstoff- 
zehrung  erschien  es  nicht  uninteressant,  die  Bakterienentwicklung  in  den  ge- 
aebloaaenen  Flaaoben  mit  der  im  offenen»  nur  dorch  Walto  TStachloaeenen 
Brlenmeyerkolben  au  ▼ergleicben,  in  dem  der  Saueiatoff  durdi  Umachfittoln  der 
Nftiirlfimmg  immer  wieder  emenert  wurde.  Wie  «n  Vergleid)  der  Kolumnen  3  und  8 
in  den  Versuchen  Nr.  6  und  7  erkennen  läßt,  verläuft  die  Entwicklung  in  den  enifln 
20—28  Stunden  nabesu  gleich.  Nach  dieser  Zeit  oder,  allgemeiner  gesagt,  kun  nadl 
.Aufzehrung  des  gesamten  Sauerstoffe  nimmt  die  Zahl  der  entwicklungsfähigen  Keime  von 
Rae.  fluorescens  liquefaciens  in  den  geschlossenen  Flapschen  zunächst  ganz  plötzlich,  später 
hin  etwas  alluiählicher  ab,  wahrend  in  den  offenen  Kolhen  eine  weitere  Vermehrung  ein- 
tritt, bis  eine  Keimzahl  erreicht  ist,  die  das  Maximum  in  den  geächiossenen  Flaschen  um 
dal  FSnf*  Ina  Sediabalie  fibertrifit  Im  weiteren  Volanf  aind  die  beiden  Biktmiankorvun 
wieder  ibniieb,  wenn  auöb  der  Abfall  in  den  offbnen  Kolben  lange  nidit  bo  pUMalieh 
erfolgt  und  niebt  entfernt  ao  weit  gabt  wie  im  andern  Falle. 


Auch  hier  sulleu  die  Versuche  zunächst  im  einzelnen  angegeben  und  dann  im 


^  Vgl.  Spitta  a  a.  U  b.  232  und  Grofle-Bohle,  Untersuchungen  aber  den  Sauerstoff- 
lehalt  des  Rheinwaaaers.  Mitteilnv  MW  der  SHaigl.  Venaebs-  und  PrOAingiaiiatolt  Mr  WeaMr- 
vne.  a«w.,  1906>  Heft  7.  8.  178. 

*)  finergieiUBHli  Im  Uliett  einiger  äpallyitew  AtebiT  t  Hjg.  1906,  67,  l'J8. 

^  Vjj^.  Ehrlteh,  Die  BenentolttMdflrfnli  dae  Otftutimm,  Beriin  1686. 


2.  Versuche  mit  Bacterium  coli  St.  ». 


Znaammenibang  beeproehen  werden. 


—    313  — 


Versuch  Nr.  9.  Zum  Impfen  wurde  eine  84  Stunden  «Ite,  bei  32*  C  gehaltene 
Kultur  verwendet.  Die  Temperatur  der  NXbrIöaung  betrug  bei  Versucbsbei^U  18*. 
Ee  wurden  Versuche  sowohl  in  geschlossenen  Flaschen  als  auch  im  ofifeneo  nur  mit 
einem  Wattebausch  versehenen  Erlenmeyerkolbeu  ausgeführt.    Die  Flaeohen  wurden 

bei  22"  C,  der  Krlenmeycrkolben  bei  Zimmertemperutur  aufgehoben. 

Die  Krgebiiiäfie  sind  in  Tabelle  Nr.  9  suaammengestellt  und  in  Kurventafel  Nr.  9 
teilweise  graphisch  dargestellt. 

Tabelle  9.    Versuch  Nr.  9  mit  Bacterium  coli  «. 


Versnchfl- 

Keimzahl  in 

üelOster 

Saaerstoffnhmng 

1  ccm  dee 

Inhaltes 

von 

RMIIMraiOli 

_        _  _ 

im  Liter 

innerhalb 

der  VeiMudie' 

-  *. 

•Uf 

1  Htnnde 

demer 
ia 

<le8  b.  20°  auf- 
gehobenen 

derb  äi»» auf- 
gehol>eneii 

GeneratioaB- 
daoer 

1  Million 

Keime 

Stondea 

ErleooMyer 

geachloeM 

MAt 

berechnet 

in  1  Std. 

ItoMieps 

DenFlasdNO 

mg 

mg  im  1 

mg  im  I 

in  mg 

1 

8 

8 

4 

5 

6 

7 

8 

0 

23(H)0 

28  000 

9,072 

— 

— 

— 

«V, 

— 

[82  000] 

9,086 

— 

— 

— 

7 

26  000 

41000 

8 

Std. 

23' 

9,105 

— 

— 

— 

12112V,] 

57  000 

105000 

8 

• 

41' 

9jm 

0.044 

0.00» 

0.00014 

17  9 

102000 

88 

806000 

1  818  000 

2 

Fl 

26' 

8.345 

0.727 

0,068 

0,000  16 

24 

8488000 

14 

« 

arj 

8.046 

1.086 

0.148 

(0.00007) 

25V, 

486000 

86 

6078600 

1 

tt 

88' 

6.778 

8.860 

0,687 

6^060  16 

7  1 42  nno 

's 

n 

35'] 

5,854 

3.218 

(0,459] 

10,000  071 

m  [30%] 

614000 

17ää4  000 

1 

m 

32- 

8.178 

6.894 

1.838 

0,000  16 

98 

93748600 

6 

m 

IS* 

0,060 

8^8 

(1.688) 

(0,00005) 

1  825  000 

30  583  000 

7 

1' 

8138000 

26  760  000 

«V, 

8808000 

fSA417  000] 

50V. 

7  193  000 

[19  o»a  000 

MV, 

19  250  000 

26  333  000 

• 

96V, 

70  022  000 

26  188000 

147»/, 

(fi9879000| 

[28  486  660) 

1»5V. 

63  300  ono 

25  OOO 

343V, 

[57  106  UOO] 

17  478  000 

889V. 
411V, 

68460000 

10667006 

[65881000] 

6688900 

VerHucli  Nr.  10.  Der  Versuch  wurde  zu  dcr.Hellicn  Zeit  und  unter  den  gleichen 
Bedingungen  wie  der  vorhergehende  angestellt,  von  dem  er  sicli  nur  durch  die  größere 
Zahl  der  anflUigUch  eingesäten  Keime  unteneheidet. 

Wegen  der  Ergebnieee  riebe  Tabelle  Nr.  10  und  Kurventafel  Nr.  10. 

Vereuoh  Nr.  11.  Oieeer  Versuch  entqiricbt  dem  Veiaueb  Nr.  8  mit  fiaeUlui 
flooroeoene  liquefociens.  Die  geeamte  Nibrlfieung  wurde  mit  einer  24  Standen  bei 
22*  gehaltenen  Kultur  beimpft,  unter  öfterem  Durcbeehfltleln  mit  Lnft  116  Standen 

")  In  Verancb  Nr.  9  und  lU  geben  die  in  Spalte  1  in  ^)  ge«euten  btundenzahleo  die  von  den 
flaBCbeauitMaaclioBgea  abwaiebende  Zeit  der  Ftobeentnahme  aoa  den  ErleamaiTeibelben  aa. 


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—  814  — 


 1 

1  

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1 



H 

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^1 

1 

9S  S0  n  f90  129  -m  199  too  ns  sfo  tis  300  sts  389  sn 

Ii  Stunden, 

Kurve  1  —  SAUnloffgalult.  Kmnre  2  =  BtkUrianstlimlt  in  dar  i;«MbloMea«n  FlMchs.  Karre  t  =  BakUnMnigthiU 


Tabelle  10.    Versuch  Nr.  10  mit  Baoterium  coli  «. 


draer 

in 

btun<l«n 

Keimzahl  in 
1  ocn  de«  Inhalts 

«jflneiatton» 
dauer 

OelOoter 
a*a«r«tofl 
im  Uler 
mg 

innerhalh 
der  Veraocbe- 
wit 

mg  im  1 

auf 
1  Btande 
beMofanet 
mf  im  1 

UMilllaa 

Keime 
in  1  Sul. 
in  nag 

dM 

Erlenmeyer- 
kolbons 
hei  20"  (■ 

der 

Hchloöfleiieii 

Flasche 
bei  22"  C 

1 

2  ^ 

4 

5 

6 

» 

0 

287  00(» 

287  (ton 

9,084 

_ 

_ 

6 

ili7  ÜÜO 

35  ätd. 

U,020 

0,004 

Ü,ül3 

0,000  043 

10(10%) 

742000 

868  000 

8   *  28' 

8,766 

0310 

0.061 

0300  097 

15 

l  I  7;i  (  KHI 

2  .'V.tH  000 

;<  .,  25' 

8.071 

1,01  :i 

0,139 

[0,000  096) 

20 

10  OOi) 

2    „  25' 

&,ä51 

0,i^4 

0,000  110 

23 

15673000 

8   „  9' 

8,748 

8386 

8301 

(0300064] 

20  riis7  oo(t 

4    .,  '.8' 

1 :2V.\ 

7,7!>1 

1 ,227 

0,000  0<iS 

26 

2-2  240  OÜO 

17    „  Ö7' 

O.Olö 

»,069 

(0.6aä> 

(0,000  oao) 

28 

10917  000 

24  888000 

0,088 

9,061 

HO 

25 'J17  000 

(»,o:i(» 

'.),or.4 

20  417UUU 

»3107  000 

0,010 

!>.(ii;9 

88  ' , 

15851000 

81 167  000 

0,000 

.\.\  V, 

r.i  ü.'.HiHM) 

|24  750  00(1] 

48 

5»;  2;»!^  000 

(25  417  000) 

-■i  V, 

:.D;i7<»ooo 

28417000 

1.4  V, 

71»  26.'i 

2."«  l'M'i  01)0 

145 

eo  lo:.  000 

38  892  000 

lya  Vi 

[63  3ÜÜ  üüOj 

m% 

€8842000 

409'/, 

67  221  000 

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-    315  — 


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""■vi 

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— 

- 

I 

f\  1 

\ 

29    Sß    75   100  ItS  ISO  175  ZOO  225  250  ZfS  J99  JtS  SSO  375  WO 
Kanrantafel  10,  Bacteriam  «oli.  ^iuneUn, 

KomtsluMilBlMtaH.  Kam t s BiktaridiigahmK  in  d«  mmUmmmi nmdMk  Kamtti 

talialt  \m  oUmmi  K 


Tabelle  Ii.   Versuch  Nr.  11  mit  Bacterium  «oli  «. 


daoer 
in 

Keimzahl 
in  1  Mm 
de«  Inhaltes  der 
geschlosaenea 
Ftaeebe 

OelOeter 

Saaeratoff 
im  Litar  mg 

SeoentoffMhnuig 

innerhalb 

der  Versr.rhsteit 
mg  im  1 

auf  1  Stande 
bereehnet 
mg  im  1 

von  1  Million 
Keime  in  I  8td. 
in  nig 

1 

i 

a 

4 

6 

6 

0 

57  97»  «00 

7,670 

1 

«0779  000 

7^11 

0,359 

0,359 

0,000  006  3 

9 

6099e«00 

«370 

0.791 

<M82 

0,0000074 

3 

.'4  617  ono 

6,4:(8 

1.232 

0,441 

0,000  007  6 

4 

58  819  000 

5,965 

1,705 

0,478 

0,000  008 1 

5 

56178000 

5,486 

2484 

0,470 

0,0000082 

8 

54  617  000 

.•<.677 

3,90» 

o.ßoa 

0,000  010  3 

9 

66  902  000 

»,127 

4,544 

[0,550] 

[0,000  009  4] 

11 

58539  000 

1345 

5,825 

0,641 

0,000  010  9 

12 

57188000 

1.186 

«^ 

0,700 

0,0000199 

Anmerkang 
Ja  1 


Zar  Berechnong  der  Kolumne  6  wurde  ein  (iesamtmittel  von  58  287  000 


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MUl .  Seime  üLH. 
^  ^Z- 


\ 


\ 


bei  22"  geliiUten  und  dann  zum  Versuch  benutzt.  Die  Temperatur  der  NährlOeung 
betrug  beim  beginn  und  während  des  Versuchß  22°. 

Die  Re«ultate  geben  Tabelle  Nr.  11  und  Kurventafel  Nr.  11  wieder. 

Die  Versuche  bestätigen  im  allgemeiaen  die  mit  Bacillue  fluoreeoens  liquefadene 
erheltenen  Ergebnisee  (vgl.  8.  310  u.  f.). 

a)  Auch  hier  wird  fast  auenabmi<lo8  im  Verlauf  der 
SauerntoiTzchrung  eine  atftndige  Ztmabme  der  stündlichen 
Zehrung  beobachtet. 

b)  Der  Zebruiigöpfuz^ß  geht  nicht  wesentlich  lang- 
samer vor  sich  als  dort  und  führt  ebenfalls  zum  vollslän* 
digen  VencbwiDden  des  Sanerstofib.  Während  aber  die 
•tflndliche  Zehrung  bei  Bae.  flaoreeeene  bis  auf 
2,7  mg  eteigt,  erreicht  aie  bei  Baoterium  ooli  nur  eine 
Höhe  von  1,8  mg. 

c)  Auch  hinsiehtlich  der  Beziehungen  zwischen  Keim- 
zahl, GeneratioDsdauer  und  SauerntofT/.e)irung  kann  auf  das 
bei  Bacilhiß  fluorescens  CSesapte  verwiesen  werden. 

d)  Die  Änderungen  im  Sauer.«lofrhe(liirfni.>^  von  1  Million 
Keime  im  Laufe  dür  Versuclisseit  sind  ebenfalls  die  oäm- 
lieben  wie  in  den  Vwinehmi  mit  Badllne  flooteiceni. 

e)  Ober  deo  Binflull  veraebiedener  Biuflaatuengen  auf 


\ 


V 


.5     ro  15 
Sturuierv 

Kurventafel  11. 
Bacterium  coli. 

K»^svHiitawK«ia^     den  Zdirongsverlanf  erhtuben  die  Venudie  mit  Baeterium 

coli  keine  Schlüflse  au  «eben. 

f)  Der  Versuch  Nr.  11  ist  besonders  geeignet»  den  Unterschied  im  Sauer* 
stoffbedürfnis  ruhender  und  «ich  üppip  vermehrender  Keime  zu  demon» 
Striefen.  Der  Kfimpehalt  ist  im  Verlaufe  des  ganzen  V>r«T?chs  -»nnähemd  konstant, 
im  Mittel  58287U00  Keime  in  1  ccm,  die  stündliche  SauLr(*U>li"£etirung  schwankt, 
wenn  man  von  dem  ersten  Wert  absieht,  zwischen  0,43  und  0,71  mg,  beträgt  also  im 
Mittel  0,57  mg.  Eine  ibnlich  hohe  etündlildie  Zehrung  finden  wir  in  den  Versuchen 
Nr.  9  und  Nr.  10  bei  einem  Keimgdiali  von  nur  G—IO  Millionen  in  1  eem. 

Berechnet  man  darauB  den  Saneratoffverbranch  für  1  HilHon  Keime 
innerhalb  einer  Stunde,  ao  eigibl  aidi  nach  Versuob  Nr.  11  0,0000089  mg.  im 
Qeaamtmittel  von  Yenudi  Nr.  9  und  Nr.  10  0,000090  mg  und  dn  aolober  von 
0,000119  mg,  wenn  man  l)ei  der  Bereehnung  nur  den  Keimgehalt  berüclniditigt,  bn 
dem  in  den  Versodien  9  uod  10  eine  dem  Versuch  11  entspveobende  alttndUolw 
Zehrung  gefunden  wurde. 

Vergleicht  man  diese  Zahlen  mit  den  unter  den  gleichen  Verhültnissen  für 

BiicilUis  fluorescens  auspcreehneten ,  so  erkennt  man  den  großen  rnterscliied  im 
ÖauerstolfbedürfniB  dieser  beiden  Jiakterienftrteii,  d.  h.  da.'*  hohe  Bedürfnis  des  Bacillue 
Üuorescen»  liquefuciens  und  da»  verhältnismaüig  niedrige  den  Bacterium  coli. 

Die  Zahlen  sind  in  nachfolgender  kleinen  Tabelle  nochmals  gegenüber- 
gestellt. 


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—  S17  — 


StflodliclMr  8<H]«nio1fverbnuch  pro 
1  000  000  KeiiM  im  mg 


BakterieDart 


B.  Soor,  liqnef. 
Bact.  coli 


0,000  061 
0,000008  t* 


0,000  62 
0.000  009 


0,(»01  S7 
0,000  16 


Diese  Werte  haben  natürlich  nur  für  die  angegebene  Nährlöeung  unter  den  be- 
•onderen  Bedingungen,  wie  sie  bei  der  Bestimmung  der  Saueratoflzchrnng  gegeben 
sind.  Geltung.  Spitta'),  der  mit  einer  fünfm»!  konzeiitriertercii  I.oHuiitr  sirbeitetH, 
fand  z.  B.  für  eine  Million  Keime  bei  Bacteriuni  coli  eine  stündiiche  Zehrung  von 
0,0051  mg.  Um  über  den  Sauerstoff  verbrauch  dur  einzehieii  Bakterien  bei  der  Zehrung 
in  natflrliclten  WüMero  AufecblaO  aa  eiiialten,  können  daher  nur  Verfluche  unter 
Benntsang  oatarlidier  WloBer  AufachlnO  gebnii  die  erbaKanen  Werte  mOBsen  enV 
apreeliend  dem  Nlhnrert  der  Teiaebiedeoen  Wieaer  eohwankMi. 

Bereits  oben  (B.  295)  habe  idi  anrlhnt»  daBdie  von  Wiehern')  erhaltenen  Zahlen, 
betr.  die  Rednktionflwizknng  des  Bacterinm  coli  lieinen  Schluß  auf  die  Größe  der 
Sauerstoffzeh rung  unter  aeroben  Verhältnissen  gestatten.  Wichern  he55tinimt  näinlich 
nach  der  von  ihm  nngcgcbonon  Methode*)  uiiUt  Verwendung  ausgekociiter,  mit 
ParaÜinum  liquidum  übertjciiichtetur  f  id-iillon  die  Menge  des  von  den  Bakterien  reduzierten 
Methylenblaus;  seine  Versuche  erfolgen  alsu  uuter  streng  auaeroben  Bedingungen. 
Die  Bakterien  möseen,  wie  er  selbst  ausführt,  aus  dem  Nlhrboden  den  Saueratofi,  der 
ihnen  nidit  fni  dargeboten  wird,  abspalten  und  dabei  ebemisofae  UuRetenngen  ber- 
Tonoftai,  die  sur  Reduktion  des  Farbstc^,  d.  h.  inr  Anlagerung  von  awei  Waaserstoff- 
Atomen  fuhren,  'nwtsdem  glaubt  Wiehern,  den  so  indirekt  ermittelten  Sauerstoff- 
verbrauch  der  Sauerstoffubrung  gleichsetzen  an  dürfen.  Bei  der  üblichen  Methode 
der  Bestimmung  der  Sauerstoffzehrung  kommt  jedoch  nur  der  Verbrauch  des  im 
Xährmedium  gelösten,  freien  SauerHtoffs  in  Betracht,  und  es  ist  nicht  ohne  weiteres 
ftiizuii'  hrnen,  daC  der  Verbrauch  des  freien  und  des  gebundenen  Sauerstoffs  in  gleicher 
WeiRe  und  vor  allem  im  gleichen  Maße  erfolge.  Auch  die  Auaführungen  Ehrliche'') 
in  seinen  thermochemiscben  Betrachtungen  über  die  Sauerstoffbindung  des  Protoplasmas 
spfochen  IBr  dis  letsters  Ansieht. 

Ehrlich  stimmt  mit  Pflüger  darin  flberein,  dalt  das  JUesenmoleküI  des 
Pfotoi^osmas  niebt  eine  einsige,  sondwn  wabrscheinlidi  ▼iel«  Sauerstoffaffinititen  be- 
sitzt. Die  vidfachen  oxydationsvermittdnden  Orte  sind  nun  nach  seiner  Annahme 
dnicb  ihre  verschiedene  Verbindnngswärme  voneinander  unterschieden,  sie  ziehen  also 
mit  verschiedener  Kraft  den  SaiicrstofT  an  bezw  lialten  ihn  fest.  Dadurch,  daß  Sauer- 
stoffbindungsorte  mit  höheren  Affinitäten  in  SS  irkfamkeit  treten,  wird  es  verständlich, 
daß  bei  Bauerstoffmangel  Stoffe  reduziert  werden,  die  sonst  nicht  ang^riffen  werden. 

*)  a  B.  O.  8.  M8. 
^  «.  a.  O. 

^  Zar  qnaatitatiTeB  BestimmanK  der  Bedoktionikraft  too  Bakterien  nnd  tieriechea  Orguien. 
Zeitechr.  f.  physiolog.  Chemie,  lM6i  Bd.  57,  8.  805. 
*J  a.  a.  O.  (vgl.  8.  106> 


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-  818 


DwMlB  folgt  aber,  daß  man  den  unter  anaeroben  BedingongMi  erhaltenen  SauerstoiT- 
verbraiich  nicht  ohne  weiteres  der  normalen  Sauerstoffzehrung  gleichsetzen  darf,  wenn 
es  auch  nirht  auBgeecbloegen  ist,  daß  zufalligerwoiBo  die  unter  beideu  Verhältniasen 
von  ein"!  gleichen  Anzahl  beBtiinmter  Bakterien  benütitrte  Sanerstoffmengo  die  gleiche 
Bern  kann.     Eine  weitere  Klärung  dimr  Frage,   die  lur  die  Beurteilung  der  be- 
BprocheneD  «igraen  ZebrangBrnnudia  rm  Bedeutung  iet,  sobien  durah  folgendA  Ver- 
•nohiatuldluiig  ermöglicht:  10 1  NAhrlÜraiig  wurden  mit  Bacterium  coli  beimpft.  Die 
Knltar  wurde  tmter  hinfigerem  Dunhiohfittelii  mit  Luft  48  Stunden  bd  87*  anf- 
gehoben;  ee  fa»t  denn  eme  weitere  Vermdirnng  der  Keime  nidit  mehr  «in.  Nun 
wurde  die  Kultur  nach  erfolgter  Abkühlung  auf  28*  duroh  iHngeree  UniBchütteln  mit 
Luft  gesättigt;  dann  wurden  zwei  Proben  zur  BcHtimmung  des  Sauerstofigehaltee  ent* 
nommen  und  der  Rest  nach  ZuR-^tz  von  0,002  %o  Methylenblau ')  ii»  SanerstofT 
hRRtinimung^flaechen  ahgpfflllt  und  bei  22°  gehalten.    Bei  den  gefärbten  Proben  wurde 
der  KeiuQgehalt  und  die  Zeit  festgestellt,  nach  welcher  der  gelöste  Sauerstoii  auigezehrt 
war,  d.  h.  der  Augenblick,  wo  die  Blaufärbung  im  Vergleidi  lur  Kontrolle  noch  keine 
Änderung  erfehren  bette,  der  mit  ManganchlorOr  und  elkeliieher  JodkalUQeuug  erveogte 
NiedereeUag  aber  vollkommen  weifi  emdiieo.   Wurde  nun  noch  die  Zeit  der  rcXl- 
Irommenen  Bedoktion  dee  ItfethylenbleuB,  die  aidi  durch  vftllige  Entfitrbung  des 
Flascheninhaltes  zu  erkennen  geh,  feetgeeteUt,  so  lieft  sich  aus  dem  Keimgehalt  und 
dem  Gehalt  en  Methylenblau  berechnen,  wie  lange  eine  bestimmte  Zahl  der  Bakterien 
7Air  Reduktion  einer  bestimmten  M^npe  Methylenblaus  gebraucht,  bezw.  wieviel  Sauer- 
stoff sie  unter  nnaeroben  Bedingungen  verbraucht  hatte.    Das  Snuerstoftbedürfnis 
unter  aeroben  Bedingungen  ergab  sich  au&  dem  vor  dem  Methylcubiau/'.upatz  fest- 
gestellten Sauerstofigehalt  und  der  Zeit,  innerhalb  welcher  derselbe  in  den  Flachen 
mit  gefärbten  Inhalt  enfgenhrt  wurde  (farbkMer  Nledetacfalag  htä.  Zoiats  der  Reagentien). 
So  wurden  tod  ehier  Bakteriam-KoUkultur,  die  26808000  Keime  in  1  eem  gleiohmiUKg 
wAhrend  dee  gamen  Vereuehee  enthielt,  bei  Anweeenheit  geldeten  Saueretoflh  in 
18  Stunden  7,78  mg  0  pro  1 1  verbraucht,  in  1  Stunde  also  0,43  mg,  wahrend  6  Stunden 
erforderlich  waren,  um  0,002  %o  Methylenblau  zu  entfärben.   Berechnet  man  hiemue 
den  stündlichen  Bedarf  an  gebundenem  SnuerKtofT  fiir  1  1  der  Bakterienkultur,  so 
ergeben  sich  0,018  mg.    In  dieseni  Falle  verhält  sich  al.ao  die  Sauere*  off- 
zehrung  der  gleichen  Bakteriennienge  unter  aeroben  und  anacroben  Ver- 
hältniäsen  wie  0,43  :  0,018  oder  wie  23,8  .  1.    Der  Versuch  bestätigt  also,  dafi 
die  mit  Hilfe  der  Wicher  nedien  Methode  eriialtenen  Krgebnieie  «ne  Bemteilung  dee 
Verhaltene  der  Bakterien  bei  dw  Saueiatoflkehrung  nicht  ermdglidien. 

In  weiterer  Übereinatimmung  mit  den  an  Baeillua  flnoreaorae  liquefwnene  ange- 
etellten  Versuchen  finden  wir  wie  dort  in  Venuefa  8,  liier  in  Venueh  11  trots  annllhernd 
konstanten  Keimgehaltes  eine  ständige  Zunahme  der  stttndliehen  Zehrung. 

h)  Die  Wachstumskurven  des  Bacterium  coli  in  der  geschlossenen  Flasche  und 
im  offenen  Kolben  weichen  etwae  stärker  voneinander  ab  als  die  des  fiae,  fluoreeoens 

*)  Durch  eine  Reihe  von  VorverBuchen  war  ermittelt  worden,  daß  bei  der  verwendeten 
Nithrl^nn?  ein  tiolicrcr  Methylonblaugehalt  8c)iun  stark  heouneDd  aat  di«  EatwickJoüg  einwlrkle 
bezw.  einen  Teil  der  vorhandenen  Keime  abtötete. 


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—   819  — 


Uqnefaeiaiw.  In  dem  o£fonen  KoHmd  bleibt  nimlioh  in  den  enlen  Standen  die  Bnt- 
wicUung  bedenteod  hinter  der  in  den  geediloBeenen  Flaechen  tnrack.  Defi  dann 
allein  die  Tempentnrdtflforai»  von  etwa  2*  C  echutd  war,  UA  nidit  wehnebeinllob. 

Die  ßakterienvermehrung  hält  aber  in  dem  offenea  GefAÜ  bedeutend  länger  an,  so  da0 
schüeOIich  ein  etwa  dreimal  höherer  Maximalkeimgehalt  als  in  den  geschloesenen 
Flaachon  erreicht  wird.  Derselbe  Heß  während  der  ganzen  Versuchsdauer,  also  während 
17  Tageu,  eine  merkliche  Abna)ime  nicht  erkennen.  In  den  geschlossenen  Flascheii 
wurde,  wie  bei  den  Vert^iichen  mit  Bac.  fhiorescciiB  liquefaciens,  kurze  Zeit  nach  dem 
Verschwinden  des  SauerBtoils  der  liüchate  Keimgehall  gefunden,  eine  etwas  auffallende 
Beobadttung,  die  wobl  dedureh  sa  erkllren  iet,  d«0  die  benntile  NihrlSrang  eo  un- 
gSmrtig  für  des  Ba«rteciuin  coli  iet,  d«0  aoMiobee  Wadwtnm  nii^t  eintteCen  kenn. 
Dann  hftlt  aioh  die  Keimielil  ebenfidie  IXngere  Zeat  unverlndert,  am  efritterbUi  *^**B*f*» 
abEoainlcen.  Ein  Vei|^eioh  mit  den  unter  gleidMHi  Bedingungen  für  Baa  fluonaeena 
liqnefftciena  eibaltenen  Ergebnissen  sdgt,  doO  in  dem  offenen  Kolben  sowohl  von 
Bac  fluorescens  liquefaciens  als  von  Bact.  coli  annihernd  die  gleielienMajdmalkeimzahlen 
(zwischen  70 — 80  Millionen  in  1  ccm)  vorhanden  waren,  dftß  dagegen  in  der  geöchloBecnen 
Flaache  der  HücliHttkeimgehalt  vom  l.^nct.  coli  den  des  Bac.  Üuorescene,  rier  in  bpideu 
Fällen  kura  nach  Aufzelirnug  dee  öauerstofls  erreicht  wurde,  um  das  Doppelle  ubertraf. 

i)  Während  nach  dem  Erreichen  des  Gipfels  die  Wachtttumskurven  des  Bac. 
fluorescens  als  einee  streng  aeroben  Keimes  in  beiden  Fällen  eiaen  mehr  odmr  minder 
eteilen  Ab&ll  zeigen,  halten  rieh  die  des  Bact.  coli  lange  Znt  auf  annibemd  gleicher 
Böhe.  Auch  daraus  folgt,  «ras  edion  die  fSu  die  stQndUche  Zefamng  erbaltsnen 
Zahlen  beweisen,  dafi  das  Sauentoff bednrfnis  d«8  Bac.  flaoteseene  liquefiwdene 
bedeutend  größer  ala  dag  des  Baet.  coli  ist,  und  daß  ftti  den  Wadurtumastülatand 
beaw.  Rückgang  in  den  geschlossenen  Flaschen  in  erster  Linie  der  Sauerstoffinangel 
TWantwortUoh  wa  machen  sein  dürfte.  Die  Entwicklungshemmung,  welche  schlieOlich 
auch  in  den  offenen  Kolben  eintritt,  ist  zweifellos  auf  die  ungünstigen  Veränderungen 
in  der  Nährlösung  zurückzuführen,  denen  die  widerstaudsfaiiigeren  Kolikeime  lauge 
auegegetzt  sein  können  ohne  abzu.'iterbcii .  während  Bac.  fluorencens  liquefaciens  Ter- 
iialuusumüig  schnell  zugrunde  geht.  Die  gleichen  Erfahrungen  kann  mau  bekanntlich 
bei  den  Reinkulturen  auf  Sobrägagar  machen. 

8.  Vereuehe  mit  Mischungen  von  Bacillus  fluorescens  liqnefneiena 

und  Bacterium  coli  «. 

Die  im  Torstehenden  Abecdinitt  mitgstdlten  Versuche  ließen  es  ratsam  emeheinen, 

zunächst  in  Mischkulturen  die  gegenseitige  Beeinflussung  der  bereits  untersuchten 
Bakterienarten  und  den  Verlauf  der  Sauerstoff/ehning  unter  diesen  Verhältnissen 
kennen  7U  lernen.    Hienu  wurden  die  folgenden  Versuche  ausgeführt. 

Versueh  Nr.  12  u.  12a.  Zehn  Liter  der  Nährlösung  wurden  mit  0,6  ccm  einer 
20 Stunden  bsi  20**  gehaltenen  Kultur  von  Bacillu.H  lluorescens  liquefaciens  und  mit  0,7 com 
einer  eot^precheudeu  Kultur  von  Bacterium  coli  St.  x  geimpft.  Die  Temperatur  der 
Nihiltenng  betrug  bei  Beginn  des  Veiauidis  2S,2*  Versnchitempontar  im  weitsren 
Verlauf  23*.  Es  wurde  gleichseitig  der  Versuch  im  offenen  Srlenmeyerholben  ai^saetst 


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—   320  — 


Di«  Venucht«rf»biii80»  sind  in  Tftbell«  Nr  12  (Vwttioh  in  d«r  geaebloiMnm 
Flanlie)  und  12a  (Versuch  im  oflbnen  KollMn)  nuammengaatellt,  sn  wckben  die 
Knrvenlafeln  Nr.  12  u.  12«  gehdien. 

TftbeHe  IS.   Versuol)  Nr.  12  mit  Baoterium  ooU  und  Baeillut  fluoreaceui 

liqnefaciena. 


Vereacba- 
daaer 

in 

munden 

Kalmiahl  in  1  ecn 

(ielOster 
SaaentoB 
im  Uter 
mg 

Dach  der 

Geliitineplatte 
»a 

Bach  der 

A  III  II       1  ■  ii  II 

Agarpiatte 

Ol 

Bac.  fluoreecona 
liqaetadens 

innsrbftlb 
dor  Ver- 

aacbioeit 
mg  im  I 

auf 
1  Stande 
berechnet 
mg  im  1 

1 

8 

3 

4 

5 

6 

7 

0 

7  800 

5  300 

2  500 

— 

— 

10  800 

8300 

2500 

8,090 

0,005 

0»008 

7 

93400 

8700 

18700 

8,084 

0.008 

1 1 

m  400 

91800 

74600 

7,963 

0,132 

0,030 

la 

112000 

7,877 

0.218 

0,043 

16 

408300 

[85S00] 

868  100 

7,379 

0,716 

0.166 

19 

1  843  000 

M  500 

1  808  500 

5,135 

2,960 

0,748 

21 

•2  772  900 

X)  300 

•2  7:^7  fion 

3,551 

4.544 

0,792 

22 

ö  »21  7UU 

[82  8UUj 

6  238  ilOO 

1,295 

6,800 

2,256 

iseeoooo 

— 

— 

OjOOO 

8,096 

8,600 

24 

12  741»  yOO 

74  800 

12  675  100 

— 

— 

27 

8  416  600 

80  900 

8335  700 

— 

ao  V- 

[2949000] 

86800. 

8808700 

3& 

3  381  000 

295  000 

{3  086  000] 

36 

3345  000 

647  000 

2698  000 

41 

3098  000 

1025000 

8068  000 

47 

1428  000 

51 

2. -,10  000 

2  078  000 

487  000 

55 

[2  158  000] 

2  123  000 

[35  0091 

69 

[1907  000] 

[1776000] 

[181 000] 

67  V, 

2  4fi5  000 

(1  618  000] 

[852  000] 

7a 

[2  045  000] 

[1 723000J 

382000 

9T 

{80690001 

121 

[2  133  000) 

[a  101  000) 

(32  000] 

145 

[2&oaouoi 

8869  000 

833  000 

160 

S405000 

8850  000 

815000 

SIT 

2  241  000 



241 

(2  667  OOO) 

[2283  000] 

[384  OOO] 

2ä9 

2  3O0  000 

1  875  000 

[425  000] 

I 

.1. 


i/o 


V 

\ 

\ 

/ 



23     50     75  WO 


200  225 


2SO  275 

Siunderv 


Bacil 

Kiuve  I 


W    fSO  175 
Knrreatafel  18. 

Iu8  riuoreacena  liquefaciens  4"  Bacterium  coli  in  geecbloeeeDer  Flasche. 

=  Saucntuffgtbalt.   Kutve  %  =  Uebilt  an  Bac.  fluor.  Keimea.   Korr«  %  =  (Mah  aa  Baet  coli  Keimen. 


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—  321  — 


Tabelle  12a.  Veraach  Nr.  12a  mit  Bact  coli  und  Bac.  naorescensliquefaciens. 


lp 

Standea 

Keitiizabl  in  1  CCm 

wrancDB- 

KßinaabI  in  1  ecm 

naoh  ilcr 
Gelatine- 
platte 

nach  ilor 
,  Agarplutte 
87» 

HqueCadeoB 

(lauer 
Stunden 

nach  der 
OeltttiDe- 
platte 

imcli  der 
37« 

Bac. 

ÜUOTtttKWIUi 

liqnelhdeos 

1 

2 

3 

Ä 

1 

4 

'  T-I  1  

8 

A 

Kf 

7  W(0 

"i  000 

2  600 

.)..' 

'h:>  427  00(t| 

«  ■'  

.■>  :yx\  000 

80  0(»4  000 

'1 
Ii 

7  70U 

7  100 

[S7  'M^  000] 

4  000 

H.s  1 1 000 

t 

:n  (ioo 

1  .V 

Ol  020  000 

4  i*Ol(  000 

Ht)  <):\o  000 

1  ] 

99  300 

63  900 

35300 

89  626  000 

3  733  000] 

85  895  000 

1A 

Iv 

161  «00 

95400 

esfioo 

iXl 

76  906000 

3931000 

71904  000 

1V> 

485  000 

175000 

U  1)000 

14a 

68342  000 

4  587  000; 

0.3  HOü  000 

1<l 

1  H"  1  00(  1 

538  000 

1  :m  000 

IAO 

66  941  000 

'5  042  000] 

Ol  HO'.»  000 

21 

.<  2«;» 

82"-  000 

2  »24  000 

217 

■■,".7  0!*^  ooo; 

4  000  (»00] 

.")2  70M  0O(» 

11  iUu  000 

1  072  000 

:» 9'.':.  000 

241 

<;i  svj  000 

4  107  OOO 

.^7  172  000 

27 

40  215  ("00 

:\  OoO  000 

■lA  2ir>  000 

04  701  IHK), 

13  im  000 

1(50  n>H  0(»(»: 

H<»  ' 

GS  (122  000 

4  010  OOO 

04  tu  2  000 

ais 

00  41»0  (tOO 

4  0(u  000 

r.5  .^>;i2(M>(» 

;ir> 

4  417  000  . 

;5:<7 

44  H14  000 

4  Kl 7  000 

'Vj  o;»7  000 

88 

7  r.  344  000 

4750  000] 

70  504  000  1 

301 

44  114  000 

3  917  000] 

(40  197  000] 

4t 

7  N  986  000 

4333000) 

74  669000  1 

385 

33051  000 

3983  000) 

39088  000 

44 

H2  096  000 

J  2.'.0  oho' 

7s  :'.7i;  OOO 

III 

31  660  000 

4  im  (»00 

27  517  000 

47 

[75  :U4  000 

-1  uoo' 

70  7r.i  iii»o 

4'ill 

a  ö5o  oüü 

51 

f7:^y4H000' 

4  007  OOO 

o;t  27f)  000' 

605 

S7  099  000 

3  033000 

88996000 

R5 

8.'iu  000 

r»  0'55  uuo  , 

[m  7&i  OOOj 

»0 

9S 

SO 
75 
70 
6S 

SS 

s§ 
w 

35 
HO 

6 

\  t, 


 r— . 

1 

- 



— 

*  .  .  ^   ..  . . 

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- 

\     -  1 

TT- 1  1 

■  i 

Tl 

"ri 

-T-i 

^    SS    95    TQQ  nS   ISO  176  tOfI  225  230  275   JOO  32S  SSO  JfS  M  MS  ¥gO  ¥7S  390 

Baeillna  flnoreaeena  liqeefaeiena  +  Baeteriaao  eoli  im  oflenen  KoHmo. 
Kiim  1  sOditIt  «■  Bw.  iwr.  Kttawn.  Kiiro» ^««Mt  u  Bvt  «•&  KMmb. 


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Versuch  Nr  13  u.  13a.  Während  im  vorbergehetulpn  Verauch  die  EineHritmenge 
dM  Bact.  coli  die  von  Bac.  Huor.  liquef.  nur  um  etwa  daB  dopj>elte  übertraf,  "ollte  in 
dem  Versuch  Nr.  13  die  Einsaat  der  Kolibazilien  erheblicher  gesteigert  werden. 
Zehn  Liter  d«r  NlhrUSmng  wiifd«tt  dAbw  tuumttelbar  vor  dem  Vennoh  mit  0,8  oom 
dner  90  Standen  bei  22*  gebiütenen  Knltor  von  Baeillae  flimeeooii  liqnefkieni  und 
mit  2,6  com  einer  i^ohartlgen  Baeteriom  ooli'Kultnr  jteimpft.  Die  Temperatiir  der 
Nihrifieang  betrog  20*  C.  VermMhatampefatDr  22*  0.  Aneh  hier  wurde  gleidueitig 
der  Versuch  irii  oHenen  ErlenmeyerkolbeD  angoeetit»  Die  Versacbsergebnisse  sind  in 
den  Tabellen  Nr.  13  (Versuch  in  der  geschlossenen  Flasche)  und  13a  (Versuch  im 
offenen  Kolben)  zusammengeeteUt,  za  denen  die  KurvenUfeln  Nr.  18  u.  13a  gehöien. 


Tabelle  IS.  Vereneli  Nr.  18  mit  Baottrinm  eoli  und  Baoill««  flnoreaceni 

liquefaeiena. 


Versuchs- 
dauer 
in 
Standen 

Keimzahl  iu  1  ccm 

Gelöster 
Sanentotr 
tok  Uter 
mg 

Bau  e  to  tf stabrvuig 

nach  der 
Qaiattnieplatte 

22* 

nach  der 
Agarplatte 
37* 

Bac. 
nnofweene 
Uquefadene 

innerhalb 
der 
Veraachsteit 
mg  im  1 

aaf  1  Stunde 
bereduMt 

mg  im  1 

1 

s 

8 

4 

6 

8 

7 

0 

lo  Min 

kO  UVV 

1  VW 

8,704 

4 

S460O 

91600 

8000 

6,600 

OjOOS 

0.001 

8 

39  400 

82  200 

(5  200 

8,666 

0,038 

0,008 

12 

85  ItfO 

64300 

30  BOO 

8,638 

0,072 

0,008 

16 

BT  IAO 

KT  IAO 

8,648 

20 

100 

87  500 

248  000 

8.161 

0.643 

0,095 

S2 

165000 

6^9  000 

7,309 

1,806 

0.488 

M 

1609  000 

[169000] 

1G80000 

6,840 

9;884 

0,484 

26 

8618000 

187  000 

8496060 

4,186 

4,568 

1,102 

28 

880000 

0,086 

8.619 

2,025 

»V. 

16667000 

949000 

1649S000 

0.000 

8,704 

(0.066) 

81 

12  167  000 

[224  IJOÜ] 

1 1  943  000 

33 

6417  000 

[210  OUOj 

6  207  000 

87 

4417  000 

292  000 

4  125  000 

41 

[1  259  000} 

330  000 

[929  000] 

46 

1467  000 

[252000] 

1816000 

48 

[2^0  OOO] 

52 

008  OOO 

866000 

697000 

56 
61 

(650000) 

507  000 

143  000 

eev. 

(709000] 

900000 

74 

[607  000] 

[750  000] 

W 

&8&000 

818000 

113000 

1» 

804000 

(704  000] 

100  000 

171 

771  000 

706066 

91000 

196 

735000 

»0 

6WO0O 

467600 

[162  000] 

268 

(783  000) 

450  000 

[383  000] 

898 

[792  000] 

[662  000] 

(880  000] 

340 

[462  000] 

460000 

19000 

886 

606  000 

(619000] 

[96000] 

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—    828  — 


Tftbelle  18a.   Versach  Nr.  18a  mii  Baotninm  coli  ond  BaoiUu»  flnoreaeani 

liqnafaeiaDi.* 


Versocba- 

Keimsabi  in  l  ccm 

Vensuciis- 

Kaimzahl  in  1 

ccm 

daaer 
in 

fitaBdan 

nach  der 
Oelatiod- 
platte 
88» 

nach  der 
Agarplatt« 

Bac. 
lluorescens 
li^tiofaOMiM 

dauer 

in 

Stamlan 

nach  der 
Gelatine- 
piatte 
88* 

nach  der 
Agarplatte 
87» 

Bac. 
fluoreflceni 
UqiMtaciaai 

1 

4 

1 

4 

A 

4 

0 

— 

18  500 

1500 

52 

'6  70«  000^ 

4 

86  900 

84  900 

8000 

56 

102  988000 

[6  917  000] 

96  021  000 

8 

68800 

60400 

9800 

61 

— 

[6  888  000] 

12 

118900 

99  200 

80700 

68V, 

103  21fi  000 

7  083  (K>0 

06  135  000 

16 

296  900 

74 

101  397  000 

7  000  000 

94887  000 

SO 

773  000 

98 

91 589  000 

22 

1587  000 

1  008  000 

579  000 

122 

«7  861000 

[7  542  000] 

59  819  000 

24 

;5  158  000 

1  692  000 

1  466  000 

171 

41  453  000 

6798000 

84661  000 

26 

2  333  000 

2  064  000 

196 

[42  293  000] 

9B 

7888800 

4160008 

8188000 

890 

86011000 

[7468080] 

87668008 

29V. 

10  680  000 

4  314  000 

6  3ßo  oon 

268 

17  3ßf'  i'oo 

5  125  000 

12  241  000 

83 

ai  563000 

d  151  000 

26  432  000 

292 

14  84r.  OOU 

[5208  000] 

9  087  000 

37 

Bl  818800 

6417  000 

46888000 

840 

8417000 

8667000 

4760000 

41 

85  427  000 

7  660  000 

77  767  000 

•AHS 

8  083  000 

[4  375  000.; 

[3  708  000] 

45 

98  591  OOO 

9  099  000 

189  493000] 

436 

7  417  000 

8  981  000 

4486000 

48 

[93  270  OOOj 

[6  941  ÜÜO] 

868888001 

Der  Vflilanf  der  Samntofflnhrung  läßt  zunächat  koina  Bwonderlidtan  «Aennon: 

68  trififl  hier  alles  das  zu,  was  oben  bei  Besprechung  der  Eiuzelversucha  gesagt  wurde. 
Die  Geschwindigkeit  der  Zehrung  und  die  für  die  stündlichen  Zehrungen  ermittelten 
Werte  entsprechen  ganz  den  Befunden  bei  Bac.  tiuorepcens  liquefacieuf.  Vergleicht 
man  die  Beziehungen  zwischen  Sauerstoffzeh rung  und  Baktcrienentwicklung,  so  findet 
man  denn  auch,  daß  Bacterium  coli,  t^lbät  wenn  eü  zu  Beginn  des  Versuchs  in  be- 
deutend grOfiwer  Zahl  als  der  Flaoreszenzbazillus  in  der  NIhrlusung  vertreten  ist, 
Ton  diesem  in  Iransr  Zeil  voUkoiniDeti  abennioliert  wird  und  die  BamntofMnuag 
haoptsleUIeh  dem  aidi  ftppig  entwickelndeii  BecUliis  fluoresoeos  liquefadens  sn- 
snsehniban  ist  In  den  geechloeeanen  Blaadien  macht  sieh  dieswr  hemmende  EinfloO 
des  Bao.  fluoseaeens  liquefaciana  bedeutend  MAxe  bemericbai  a]a  in  den  oflbnen,  mit 
Lnft  durchschüttelten  Knlhen.  Ztt  gleicher  Zeit  mit  oder  knis  mch  dem  völligen 
Verschwinden  des  Sauerstoffes  hat  auch  der  Bac.  fluoresoens  die  Maxiuialkeirazahl 
erreicht,  die  gut  mit  den  in  den  ReinkuUurvereuchen  erhaltenen  Werten  übereinstimmt. 
Abweichend  und  wohl  auf  das  Zusummenleben  mit  Bact.  coli  zurück- 
suführen  ist  das  weitere  Verhalten  des  Fluoreezenzbazi  Uns. 

Wahrend  z.  ß.  in  den  Verauclien  Nr.  6  u.  7  (Bac.  tiuor.  liquef.)  in  den  geschloBfenen 
Flaschen  die  Keinuahl  in  5  Stunden  von  14  MUlioam  auf  9,6  Millionen  bezw.  in 
7  Stunden  von  18  Millionen  anf  1  Million  einkt,  fiOlt  bei  gemeinsamer  Kaltnr  mit 
Baeterinm  coli  die  Zahl  der  Flnoreeaenabasnimi  ent  in  ISVt  Stunden  von  18  MilUonen 
auf  1  Million  besw.  In  17  Standen  von  IS  MUllonen  auf  2  MiHiooen,  ao  daft  man 

Ai%^  a  a.  XMMrl.  0««mlbailMati.  U.ZZZTm.  m> 


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—   824  — 


mg  Sccuersto/F  vrt. 
M 


o.      §      ^  ^ 


'S 


daraus  auf  eine  Begünstigung  des  Bacillus  fluorescens  liquefaciens  durch 
das  BAOterium  coli  sohliefien  müßte.    Ebenso  macht  uich  auch  in  den  offenen  Kolben 

ein  viel  langsameres  Absinken  der  Fluoreszenz- 
keime  bemerkbar  (vergi.  Tab.  12»  u  13a).  Diese 
BegünstigUQg  ist  vielleicht  dadurch  zu  erklären, 
dftQ  dnroh  das  BMteriam  coli  das  NihmMdiiiiD 
]d  «iner  fitar  Badlltu  flnoraaoenB  vorteilhaften 
Wein  hednflufit  wird.  Das  Baoterinm  coli  da* 
gegen  »ird,  wie  sobon  etwahnt»  aowobl  in 
den  geschlossenen  Flaschen  wie  in  den  offenen 
Kolben  in  seiner  Entwicklung  stark  gehemmt. 

Von  weiteren  Versuchen,  besonders  mit  so 
uäbrBtot^'armcii  Lösungen,  daß  in  ihnen,  ähnlich 
wie  in  den  benutzten  natürlichen  Wässern,  das  Er- 
reichen der  Maximalkeimzahl  lange  vor  dem  Ver- 
brandi  des  gssamtsn  Sanemofib  tu  erwarten  iirt, 
muffte  ans  iuSeien  Grttnden  snidehst  Abstand  ge- 

nun  audi  die  mi^[eleilten 
Versuche  niobt  völligen  AufiBcblttA  Qber  die  biologi- 
sehen  Vorginge  bei  der  Sauerstoffzehrung  zu  geben 
vermögen,  so  liaben  sie  doch  nicht  nur  bereite  be- 
kannte lieziebnnfroi)  zwischen  Sauerstoffzehrung  und 
Bflktericn\v?ii  li^tuin  bestätigt,  sondern  auch  eini^ie, 
nicht  uninteressante  neue  aufgedeckt.  In  den  fol- 
genden SsUuff rtlien  rind  disss  Bigebntiss  der  Aibni 
susarnmanfsstellt. 


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1 

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1 

1 

Kurrentafel  IS. 
Bac.  fluorescens  liquefacient 
4-  BeeL  eoH  in  f  ■ehlowsnw 

Flasche. 

Kunr    —-  Hi'lialt  »n  Unc  tiorr  K'  inuii. 
Karve  s  =  Uchalt  \n  BMt  coli  Keimen. 


IV.  SoliluflsAti«. 

1.  Der  in  den  natürlichen  Wässern  nach 
gewiesene  ungleichmäßige  Verlauf  der  Sauerstoff- 
rebrunfr,  wie  er  sich  henonders  dentlich  bei  Be 
lechnung  der  stündlichen  Zehrung  zu  erkennen  gibt 
hangt  ursiichlich  mit  der  Bakterienflora  zusammen 

S.  Dllreh  Keimvermebrung  wird  ein  An 
steigen,    durdi   Waobstnmihemmung  besw, 
durch  Znrflekgehen  der  Keimiabi  eine  Abnahme 
der  stttodliebsn  Zebrung  bedingt. 

8.  Die  GrdOe  der  SauerstofTzehrung  nach  Über- 
windung des  Latenzstadinms  ist  ein  Maß  fijr  die 
Konzentration  der  vnrf>aadenen,  durch  die  Bakterien 
abbaufähigen  Nähr^toOe. 

4.  In  künstlichen  Nährlösungen,  die  ge- 
geuUl>er   den   benutzten   Wässern    eine  ü)>pigere 


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—  826  — 


BiktttiMMiitwieldiing  gaaUttan,  wrliaft  du  dardi  BmOIon  Aimwcmmiib 

und  Bacterium  odi  bedingte  Sauerstoffzehrung  gleichmifiig.  Die  stündlloh«  Zehrung 
wächst  bis  zum  vollständigen  Verschwinden  des  Sauerstoffsi  entepnobend 
nimmt  die  Keimzahl  Btändig  su«  die  Generfttionedauer  ab. 

9S 


90 
SS 
80 

75 
70 

es 
so 

SS 

so 

9S 
SS 


30 
25 

"  10 

5 
0 


1 

1 

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1 

2 


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tu  fS0  rrs  »00  gtS  tSO  nS  S00  3t5  389  37S  ¥00  ¥ZS 

Stunden/ 


KurvetiUIel  ISa. 
Bacillee  flaoreece»  liqnefaeiens  +  Bactericun  eeli  im 
ICwTO  1  sQtlMlt  tt  Im.  flMff.  Kaiam.  KgneSs OAalt  m  BmI  mI 

5.  Daa  Saueratoffbedfirfni«  einer  in  dar  Bniwittklang  begriffenen  Knltor  von 
Baeillna  flaoreacena  liquefaeiens  flbertiifll  uoler  gldohen  Bediogungen  dasjenige 
voa  Baelerium  eoli  etwa  um  das  Sediafoci». 

6.  Der  sur  E r h a Itu n g  einer  tratliandenen  BakterienroeDge  erforderliche  Sauerstoff 
beträgt  bei  beiden  Bakterienarten  nur  etwa  Vio  des  zum  Anwuchs  notwendigen. 
Die  encrpisch  verlaufende  SauerstoffKehruntr,  wie  sie  sich  bei  FlaOwasserunter«uphungen 
durch  die  übüche  Methode  häufig  zu  erkennen  gibt,  wird  also  in  gaos  über.vii  L:« n  ietn 
MaAe  durch  das  Wachstum  (die  Vermehrung)  der  Baklerieu  und  nicht  durch  den 

28» 


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zur  Erhaltung  der  vorhandenen  BAkterienzahl  notweudigeu  Sauerstoff  bedbgt. 
Deutliche  Sauerstoffzehrung  eines  Wassers  ist  also  dm  Zeichen  fär  das  Vorbandeoeeio 
organischer  Stoffe  von  polcher  Art  und  in  solchen  Mengen,  daß  hierdurch  eine  Fort- 
pflanzung und  \  ermctirung  der  Bakterien  ermöglicht  wird.  Für  die  Beurteilung  der 
Infektionsgefahrlichkeit  eines  Flußwassers  ist  eine  solche  Feststellung  unter  Umatändea 
von  Bedeutung. 

7.  Die  nat«r  »nRerobeo  BedinfpinfMk  rintrelend«  Zebrung  gebundAaeB 
Saaeratoffs  (Rednklion^KtAfi«)  verlBnfl  wahtvoheiiilidi  qualitativ  und  qvaiitiUitiT 
Anden  «la  die  unter  aeroben  Bedingungen  etattfindende  Aoftelirung  gel5aten 
Saueretoffs. 

8.  Bei  gleichzeitiger  Bineaat  von  BacilluB  fluorescens  liqnefaciens  und  Bacterium 
coli  macht  sich  ein  Antagonismus  zwischen  beiden  Bakterien  in  der  Weise  geltend, 
daß  ein  starkeB  Zurückdrängen  des  Bacterium  coli  daroh  den  BaoiUas  flaoreeceni 
liquefacieus  stattfindet. 

Die  Arbeit  wurde  in  der  Zeit  von  Februar  bi»  Dezember  IdlO  im  hygienischen 
Labotatoiiiun  dee  KauerUdwn  Oanmdlieibiaiiites  angefertigt. 

Berlin,  im  Hin  1911. 


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Zur  Frage  des  VorkeMnene  vm  Bakterien  in  FlaMM  normaler 
ScMaclittiar«  und  ar  TedinHc  der  bakteriologieclien  Fleiechbasehau 

bei  NotecMaeMiiiigeii. 

<  .• 

Von 

Profemor  Dr.  Zwiek,  .  Dr.  Weichel,  .  . 

RagiMfuicmft  fMbenn  iriMüMbafUiclMm  IGlterlMitar 

iok  KtfwrUdMn  CSMundlititMnite. 


Der  bakt<  1  inloijipchen  FleiRchbeschau  haben  in  letzter  Zeit  die  beteiligten  Fach- 
kreise erhöhte  Aui'merkäainkeit  zugewandt.  Den  BestrebuDgen  auf  diesem  Gebiete 
liegt  die  AbriaU  nfninde,  ^  teduuieiMB  HOfemittdi  d«  FlehahlieeolMUi  nooh  mdu 
sa  vmoUlHmiiiiiiMi,  oin  dem  bd  der  AuefilMing  der  FMadkbeeohan  »bsugebendeo  Urteil 
in  gewieaeo  Füllen  eine  eriiShte  TreflUidieriieit  lU  verleihen.  Zu  dieeen  llUen  gehören 
die  aogenannten  Noteehladitii^gen,  d.  e.  Sefaleehtimgen  en  Tieren,  die  mit  eofawwen 
Erkrankaogen  belüftet  and.  Sie  bieten,  da  die  Erkrankungen,  die  zu  den  Not- 
Bchlachtungen  führen»  m  einem  großen  Teile  septiacher  oder  pyätnischer  Natur  sind,  sehr 
häufig  Anlaß  zu  den  sogenannten  FlelBchvergiftungen,  den  bekannten  Ma^f^eninfektionen 
de«  Men^if  hon  fUirr-h  Ent^^rititis  und  Parnf yphue-Bazilien.  Bei  der  Heurteiiung  von  Not- 
Bchlachtuiigen  sieht  sich  der  die  FleiHcli beschau  auaäbende  Tierarzt  vor  die  Aufgabe 
gestellt,  zu  eutöubeiden,  ob  das  Fleisch  des  notgeschlachtetea  Tieree  genufltaugiicb  ist 
oder  nicht.  Diese  ühitscbeidung  muß  in  Anbetracht  der  leichten  Zersetzlichkeit  des 
FImm^  notgeeehlachteter  Tiere  zeaeh  etfolgen.  Angeriohti  der  aokweren  Folgen,  die 
ane  der  Frdgnbe  loldien  FleiedMB  eniepringen  kennen,  iet  es  begreiflieb,  deü  ee  ali 
nntrai^fioh  erklirl  wird  in  den  Fillen,  in  denen  idne  Oepaetaagiibhkeit  idöbt  iweifeUoe 
feetetehi  Bei  dleeem  Vorgeben  iet  es  aber  keineewege  «ngeiobkMaent  ja  unTermetdlitdi, 
daß  Werte  vernichtet  werden,  die  SU  retten  wären,  wenn  in  jedem  Falle  mit  Sicherheit 
daa  Freisein  des  Fleisches  von  gesundheitsschädlichen  Keimen  gewährleistet  werden 
könnte.  Dieties  Ziel  zu  erreichen  ist  der  Zweck  der  bakteriologischen  Fleischbeschau. 
Sie  will  diirrh  methodifche  Untersuclumg  des  Fleipchp«  von  Tieren,  die  wppen  hp- 
stiromter  Krankheiten  notgeschlachtet  wurden  oder  die,  ohne  krank  gewenen  lu  «eui, 
bei  der  Schlachtung  beachtenswerte  Zufallabefunde  wie  nicht  abgekapselte  Abszesse, 
Nephritiden  usw.,  bieten,  auf  seinen  Keimgohalt  und  im  besonderen  auf  seinen  Gehalt 
an  pathogenen  Bakterien  die  Grundlage  für  eine  luferilaaige  nnd  aof^eiob  wirtadiaft- 
Hebe  FMaehbaeoban  hA  NotaoblaehtUQgnn  liefom. 


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—   S28  — 


Über  die  Zweckmäßigkeit  der  buktcriologiscben  Fleisch betehan  bei  gewissen  Not- 
schlnchtungen  kann  wohl  kaum  ein  Zweifel  bestehen.  Dagegen  ist  das  letzte  Wort 
darüber  nocli  nicht  gesprochen,  hiwieweit  aie  sich  in  der  Praxis  Inrchführeti  läßt,  und 
welchff^  Vfirfnhrcn  bei  ihrer  praktischen  Durchföhruug  am  bttitii  einzuschlagen  ist. 
Gerade  die  Methodik  der  bakteriologischen  Fleischbeschau  ist  in  letzter  Zeit  vielfach 
Gegenatand  d«r  BiÖrterangfewMMa.  B«idi«MrG«lefeiiheitmnOla«iehdMr  FngedMKaliD- 
gebftito  d«0  Fleiaebei  normaler  SdiladitUen»  nSber  gvtretan  worden,  da  die  LSaang  dieier 
Frage  erate  und  rnierlifilidie  Voraueaatsung  für  die  bakteriologiaelie  Beurteilung  daa 
Flataebaa  unter  patfaoloi^hen  VeririHtoiaaen  lat 

Bisher  war  die  Anaidit,  daß  das  Fleisch  normaler,  friacb  gaaoblachteter  Tiere 
bakterienfrei  sei,  die  maßgebende  in  der  Fleischbeschao.  Wofern  sich  Bakterien  im 
Fleisch  ^psunder  Schlachttiere  vorfanden,  wnrde  angenoinmen ,  daß  sie  durch  Ver- 
unreinigung beim  Schlachten  nachtrSglich  in  das  Fleisch  gelangt  seien.  Ihv  etwa  von 
außen  eingedrungenen  &ikterieQ  Hollen  nach  Angabe  verschiedener  Forscher  nur 
die  Äußerste  Randsone  des  Fleiscbstüokes  b«iiedeln,  seihet  wenn  ea  tiigekng  liegt 
(Gärtner,  Fftratar,  Preanlin,  Chlllia,  Harser),  während  in  dmr  Hefa  daa  Fieiaeh 
bakterieofrei  bMbe. 

Nemr^ga  hat  rioh  nun  Conrad!*)  mit  Unteranohnngni  ttbar  den  Keimgehalt 
d«a  Mnakelfleiacbes  und  anderer  Teile  normaler  S^ladittlere  befaßt  und  dabei  Er- 
gebnisse ensielt,  die  der  herrschenden  Aneicht  widersprechen.  Er  fand  niinilich  in 
162  Organtcilcn  von  150  gesunden  SoblacbUiereu  (Kilbern,  Jungrindem,  Kühen, 
Schweinen^  Bakterien  und  zwar 

in  der  Lel>er  unter  63  Proben  bei  42, 

„  „  Muskulatur  »  69  „  »18. 
»    „    Niere  ,19       „  ,6, 

„    „   Lunge  1»      5       „      „  4, 

,  den  Lynphdrfiaen  »4  «  »  1, 
,  der  Mila  .    11      «      ,  1. 

0  demHodeo  »      1      »      »    ~~  • 

In  der  überwiegenden  Zahl  der  Fille,  in  42,  in  denen  der  Baictarianbefund  «n 
poeitiver  war,  handelte  ee  sich  um  aoobe  Baktttien  —  Beet,  eoli,  Bact.  laetis  aerogenee, 
StreptoooceuB  acidi  lactici,  Bac.  meeent.,  Bac.  floorescens  non  liquefaeien«,  Diploooecaa 

pneumoniae  Friinkel  und  Bac.  snipestifer  — ,  in  den  übrigen  30  Fällen  wurden 
anaörobe  Bakterien  von  der  (iruppe  der  Butteraäurebazillen  gefunden.  Besondere 
Erwähnung  verdient  der  Nachweis  des  Bacillus  suipestifer  in  der  Tiefe  de«  unr-erlegten 
MuskelHeisches  zweier  Schweine  Howie  eines  Rindes,  ferner  in  der  Niere  eines  gesunden 
Scbweioee;  denn  ea  haiuMte  aieb  in  diesen  IHUen  um  Bakterien,  über  deren  Unadiid- 
iichkeit  für  den  Menadien  vorläufig  die  Annehten  nocb  nidat  abgaUärt  aind. 

Conrad!  aehlieOt  aua  aeinen  Befunden,  dai  in  Organen  von  Soblachttieren,  bei 
denen  aieb  durch  die  Fleiaefabeachaa  kaineriei  Krankheitsverdadit  ergab,  Bakterien, 


*)  Mflnchener  Medizinische  Wochenschrift  &6.  Jahrg.  Nr.  86,  &  1918  OOd  Zeilscbr.  f.  Fleuch- 
and  Hilchhjrgiene  19.  Jahrg. 


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—  899 


«Uvdingt  meisteas  in  sehr  apftrli«h«r  Zabl»  btent  v^^ftieMn  können,  nnd  daß  infolge- 
dessen «In  Nacliweis  von  Bakterien  in  uuzerlegtem  MuskelBeiech  der  Schlachttiere 
keineswegs  mehr  als  ein  Beweis  für  das  Vorliegen  einer  septischen  £rknnkung  dar 
Tiertf  angesehen  werden  dürfe. 

Die  von  früheren  Autoren  ß;ewonneneii,  ihw.  ichenden  UntersuchungsergebniaBe 
erklart  Conradi  mit  der  Uneulangiichkeit  der  von  ihnen  angewandten  Methoden. 
Weuu  nämlich  die  zur  bakleriologiacheu  Untersuchung  entnommenen  Proben  unmittei- 
bftr  auf  Nibrbdden  «nsgutriclMii  wördmi,  «ne  Aordditmog  der  etwa  im  Fleiei^e 
eofthalloien  Bekterien  also  Qoterlileibe,  ra  kfinnten  qp&diebe  Keime  der  Beobachtmig 
entgehen.  Zudem  eri  bei  ein«n  aoleben  Verfabfen  auf  den  Madiweie  von  AnaBrobiiem 
oidkt  fiedadit  genommen.  Deehalb  hat  Conradi  ein  Verfiibien  anagaarbeitet,  daa 
den  Zweck  verfolgt,  auch  vereinzelte  Keime,  sowohl  aerobe  ala  anaSrobe,  mit  Sidier* 
heb  im  Fleische  nachzuweisen.  Ganz  besondere  Sorgfalt  wandte  er  dar  Auaaehaltung 
von  akzessorischen,  nachträglich  auf  daa  Fleiacb  gelangenden  Keimen  SU.  Im  einaelnem 
ging  er  in  folgender  Weise  vor: 

Unmittelbar  aach  der  Tötung  der  SchlHchttiere  wurde  mit  einwandfrüen,  im  Ölbad  bei 
800*  G  steriHsiertsD  Instnimaioteii  ein  ea.  50  g  sehwaiMS  wHifelttriiügea  Oifsn-  oder  MoskelstOcik 
aus  dem  Kn 'nvrr  tiPraiippofchr-ttan,  '/i  ^  1  Minute  lang  in  hri(ir=^  nnf  200  *0  erhitzt«^?  Ol  (Jaffa- 
Seflainöl)  eingelegt  und  nun  entweder  in  eine  ^^figfi  Sablimatlübung  für  4  Stunden  uder,  wenn 
der  Vermnd  von  FldschsUliAen  swoeka  spaterer  bakterlelogtaeher  ünteranehnng  baabsicht^  war, 
für  die  Dauer  dee  Transinirt*!  in  0,2*l^\g»  Sublirnatlrtsimg  eingelegt.  Alsdann  wurde  daa  Fleisch- 
stflck  in  ein  steriles  Spitzglius  verbracht,  das  mit  Glawleckel  und  Kolophonium- WachsUlaong  ioft- 
dMit  venchloeMn  war,  und  hier  wlbrend  13-16  Standen  bei  87*  C  belaassn.  Ue  wettere  Ver- 
arbaitong  geschah  in  der  Weise,  daß  das  FtatafdiBtOck  mit  einem  iterilen  Masaer  halbiert,  der 
Kern  der  einen  Hälfte  in  flaasi^e  Nfthrgelatine  gebracht,  'lip  andere  Hälfte  auf  einer  Brillantpr'm- 
rikrinsaure- ,  auf  einer  Drigalaki  Connbii-  und  einer  Agar  l'luit«  auHgestrichen  wurde.  Aua  der 
santnlaa  Fsrtla  ifiMsr  HlUle  wurde  anAsnlem  nodi  Malaria]  illr  lUa  Unterandinng  im  hängenden 
Tropfen  nnd  sur  Anfertigung  eines  Gram-PrSparatea  entnommen. 

Der  Zweck  unserer  Untersuchungen  war  nun,  festnistellen,  ob  in  der  Tat  das 
mit  der  Conradischen  Methode  von  ihrem  Entdecker  erzielte  Ergebnis  allgemeine 
Gültigkeit  besitzt  und  fernerhin,  ob  nicht  andere,  einfachere  Verfahren  ebenso  zuver- 
lässige Ergebuibse  hei  der  bakteriologieohen  UnterBuchung  des  Fleisches  liefern  können. 

Daa  SU  onaeren  Unteianohnngen  benntite  Material  atammte  teüa  Ton  völlig  ge< 
aanden  Tieren,  teile  von  finnigen  oder  tobeilnilteen,  deren  Allgemeinbefinden  intra 
vitam  nicht  gealört  geweien  war;  auJIerdem  üuid  in  einigen  Fallen  awdi  Material  von 
Tieren  Verwendung,  die  infolge  von  UnglOekaftUen  (Beinbrttchen)  notgeaddaohlet 
worden  mien.  Gewöhnlich  worden  von  einem  Tier  gleichaeitig  mehrere  Proben  ent* 
nommen  und  zwar  meist  Rofort  nach  aeiner  Schlachtung  oder  innerhalb  der  nächsten 
2 — 6  darauffolgenden  Stunden  Insgesamt  untersuchten  wir  77  Organ-  nnd  MuBkel- 
prnhen  von  36  Rindern.  7  Schweinen,  außerdem  das  Knochenmark  von  5  Rindern, 
5  Kälbcru  und  3  Schweinen.  Die  Muskelproben  entstammten  der  Vorder  und  Hinter- 
extremität  (Mm.  bicepe  brachii,  biceps  femoris,  semitendinosus  und  quadriceps  femoriti), 
ferner  den  oberflächlichen  MuskeJschichten  am  Hals  und  Nacken.  Von  der  Leber 
wurde  gewölinlioh  der  Lobiia  candatna  auf  aeinen  Baktertengehalt  gepräft. 

Die  ITtttenmehong  jedee  einseinen  FleiadiatflelEa  wurde  nach  5  veraehiedenen 
Methoden  voigenommen. 


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—   380  — 


h\  erster  Unie  nacli  der  von  Conradi  ange|?ebenen  mit  der  Abändenn'g,  daß 
wir  zur  Kntnalime  der  Flcischjiroben  im  Schlachthaupe  nicht  im  Ölbad  sterilisierte, 
Bondürn,  um  den  Verhallnissen  in  der  Praxis  Reclinung  zu  traj^en,  "  rglliltig  gereinigte 
und  ia  der  üblichen  Weise  durch  Auskochen  Bterilieierte  Messer  und  Pinzetten  benutzten, 
floferi  muh  der  Bntiuüiine  wnfd«B  di«  fldwhiiiOlMn  owdi  dem  ^nige  Belnitte  «nl' 
feroten  LAbontorinm  verbncht  rnid  docl  genau  naeh  dem  von  Conradi  eingeecblagenen 
Verfahran  weitw  ▼erarbeitet. 

Die  sweifce  angewandte  Methode  war  dte  Förateraehe:  Paortgiolle  MaskebtCickie 
wtirden  in  reine  Tücher  oder  Pergamentpapier  verpackt  und  so  ins  Laboratorium  ver- 
bracht. Hier  wurden  sie  mehrmal.H  mit  einem  hh  zum  Glühen  erhitzten  Messer  ab- 
gebrannt, auf  die  ao  abgehratinte  Fläche  wurde  mit  einem  zweit**n  auBpeglüht^n  Messer 
in  verlikalf-r  Richtung  eingeschuitten,  von  dem  Vertikalsohnitt  ausgehend  wurden 
mehrere  Uonzontal-  und  Vertikalschuitte  angelegt,  alsdann  aus  der  Tiefe  das  Unter- 
suchungsmaterial  mit  ausgeglühten  Meeeem  entnommen  nnd  auf  venehiedenen  Nildr> 
baden  anageetridien. 

Bei  einer  dritten  und  Tierten  sum  Ver^eleh  herangesogenen  Methode  worden 
die  nach  der  entec  entnommenen  Fleuohptoben  eofoct  naeh  ihrer  Bntnabme  «ine 
halbe  Stunde  lang  in  1-prozentige  Sablimatldeung  gelegt,  in  Tücher  emgeechlagen, 
die  mit  Vt-prozentiger  SublimatlöBUDg  getränkt  waren  und  alsdann  in  Pergamentpapier 
verpackt.  Im  I,aboratorium  wurden  die  Fleischstücke  innüchst  mit  rolgbdienden 
Messern  abgebrannt  und  danach  mit  solchen  Messern  halbiert.  Mit  a<i?(Tep:1ühter  und 
wieder  abgekühlter  Schere  und  Pinzette  wurden  nunmehr  bohnengroüe  .Stücke  aus 
dem  Kerne  des  Stückes  herausgeschnitten  und  auf  eine  Agar-t  eine  Drigalski-Couradi- 
und  eine  Malachitgrünplatte  ausgeetriohen.  Weitere  etwa  hohnengrofieStlUdce  kannen  snr 
Anreieherang  in  BoniUon  und  in  veiflQarigttti»  hoehgeeddehtetea  Traubenaaekamgar. 
Bei  der  Tierten  Methode  wurde  inaofem  eine  Abindenmg  getroffen,  ale  die  StOeke 
erat  verarbeitet  wurden,  naobdem  de  bei  87*0  im  Brataebrank  wihrend  18  bii 
80  Standen  verweilt  hatten.  Dadurch  aoUte  eine  Anreteherung  der  in  den  Fleiedi- 
proben  enthaltenen  Bakterien  erzielt  werden. 

Endlich  wurde  als  fünftes  noch  folgendes  Vprfahren  einc^?ch!a^en  Würfel 
förmige  Stücke,  dereu  Seitenlänge  etwa  8  — 10  cm  betrug,  wurden  mii  Mejj«ern,  die 
in  kochendem  Wasser  sterilisiert  worden  waren,  vom  Schlachttier  entnommen,  alsdann 
je  nach  ibier  Gr68e  und  Konsietena  8—5  lUnuten  lang  in  kochendem  Wasser  ge- 
halten» hiennf  wihrend  6  Minuten  in  Vi*proaent^  SublimaUSsung  gdegt  und  in 
TOiebtt  TerpodEt»  die  mit  dieier  Lfiaung  befeuchtet  waren.  Im  Laboratorium  wurde 
die  Obeifliche  der  Wriachatflcke  mit  rot^tthenden  Kartoffelmeeaam  abgebrannt  und 
mit  solchen  Messern  halbiert.  Unter  Verwendung  einer  ausgeglühten  und  wieder  ab- 
gekühlten Pinzette  und  Schere  wurden  nunmehr  bobnengroOe  Stücke  aus  dem  Kerne 
herausgeschnitten  und  auf  eine  Agar-,  eine  Drigalski  Conradi-  sowie  eine  Malaohitgrün« 
platte  ausgeßtrirhf  n  Weitere  solche  Stücke  wurden  in  Bouillon,  andere,  um  die 
Möglichkeit  zur  iOntwicklung  von  Anaerobiern  zu  bieten,  in  flüssigen,  hochgeschichtetent 
1  -  prozentigen  Traubenzuckeragar  verbracht.  Dem  Bouillonröbrohen  wurde  nach  3*, 
6-  und  9-Btandigem  Verwdien  im  Brulnhrank  Ibtarial  aur  Untenudiung  im  liiagendso 


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—   331  — 

fmphn  «ntaomnMO  und  mit  2—8  öwo  j«  «ine  Afar-«  «ine  Oiisnleki-Oonndi-  und 
«ina  Ibhehitgifltiplatte  geimpft. 

Zur  Untenmdiang  des  Knochenmarks  auf  seinen  Bakteriengehalt  wurden  die 
Röhrenknochen  von  den  daran  haftenden  Weichteilen  l>efreit  und  die  substantia 

corticalig  biR  auf  eine  tlünne  Schicht  durchsägt  ;  alsdann  mirden  die  Knochen  an  der 
Sägestelle  pntzwpifrphrochpn  Xnf^h  vorherigem  Horgfiiltippm  Absengen  der  BruchHäche 
mit  der  Ga*»tiainnie  wurde  mit  einer  I'latinnadel  von  dem  Knochenmarke  Material  aus 
der  Tiefe  entnommen  und  oaob  der  zuletst  beachriebenen  Methode  bakteriologisch 
terubeitet. 

In  der  nneiiBtehenden  TebeBe  aind  die  WMieran  Binielheiten  der  angeetalltm 
Untoiiudini«  und  ilir  Brgebnie  laeemmengestellt 


Bezeichnung 

 - 

-  —  " 

oee  ocpiifwiieiw 

der  Fleiflchprobe  oder 

Zahl  der  anter- 

Ergebaii  der 

bakteriologischen 

<M  tkOipermUf  tob  dsni 

Boebton  Proben 

Untenuohong 

MS  Wmmebtmtik  steoinit 

Rind 

Hinterestremi  tat 

18 

— 

n 

e  n 

IS 

• 

Naolm 

10 

9 — ,  1 Ract.  coli  com 

monc.Staphjrlo- 

• 

Peoaemtukulatur 

8 

eoeeve  aatmu 

11.  lonpi^'BiiTinH  dorai 

1 

• 

HaJtimuükulatur 

1 

n 

HanmniM 

8 

m 

Labar 

6 

1      5  -I    1  „al  Bact.coU 

commane. 

1  oaal  BeeL  eoU 

<  <~  i  ,  mune  and 

btaphylococcos 

■ 

UUs 

4 

• 

Niere 

2 

■ 

Zungenmoflkalatur 

2 

Sebwein 

Hinterextremitat 

7 

Nacken  mnal<ulatttr 

l 

Leber 

8 

llili 

8 

S 

Wie  ens  dieser  Zusammenstellung  hervorgeht,  stimmt  unner  TTntcrRurhungs- 
ertfe^inis,  was  die  Häufigkeit  d<*8  VorkommmB  von  Bakterien  in  der  Leber  anbetrifü, 
Hill  lerajenigen  von  Conradi  überein  Unter  6  I/eberproben  erwiesen  sich  nämlich 
ö  baktt'rienhaltig.  Wesentlich  verschieden  von  dem  Co m  r a  i  ih chen  Befund 
fielen  dagegen  die  Ergebnisse  unserer  Untersuchungen  aub,  soweit 
•onstige  Organe  und  Muskulatur  in  Frage  kommen.  Nur  in  einer  von  den 
68  nnterenchten  Muekelproben,  und  awtr  in  einem  Stftek  toq  der  Naeiceii- 
mneknlntnr,  wurden  Bakterien  vom  KoH-Typne  gefandeii.  Wir  nehmen  atk, 


.  kj  i^  .  j  i.  y  Google 


^  832 


daß  in  dieaem  einen  Falle  die  Keime  nachträglich,  wahrecheialich  bei  dem  in 
unmittelbarem  Anschluß  an  das  Aueschlaehten  erfolgten  Abwaschen  des  Fltiaehm 
durch  daa  lockere  Bindegewebe  eingedrungen  sind. 

Auf  eine  andere  sehr  beachtenswerte  Möglichkeit  des  nachträglichen  Eindringens 
von  Bakterien  in  Organe  und  Muskulatur  von  Scblachttieren  haben  Lenlz')  und 
Amako')  aufmerksam  gemacht.  Bei  der  gewerbumäßigeu  Zerlegung  der  Schlachttiero 
weide  «of  die  weiehm  und  elaetiidMD  Organe  «n  Drook  aiugefibt  und  dabei  Fiflm^eit 
ans  den  GefiUJen  und  AoafttbrangBgllngen  au^gefwefit.  Sobald  der  Drude  naehlaaM, 
werde  mit  Behmota  untenniedite  FlflBsigkeit  «ingeeogen  und  bei  dieser  Gelegenheit 
könnten  mm  aneh  Bakterien  in  die  Organe  gelangen. 

Erwähnt  mag  noch  werden,  daß  drei  der  untcrpuchten  Fleischproben,  die  TOn 
drei  verschiedenen  Schweinen  stammten,  ebenso  wie  das  Knochenmark  der  zugehörigen 
Röhrenknochen  infoli^e  von  kurz  vor  der  Schlachtung  der  Tiere  entatandeneo  Knochen- 
brüchen blutig  infiltriert  w:ir. 

Die  fünf  verschiedenen  Untersucbungsmethoden,  nach  denen  jede 
einielne  Fleieobprobe  bakteriologisch  geprüft  wurde,  lieferten  durchweg 
fibereinatimmende  Srgebniaae.  Sie  kffanoi  daher  unter  der  Voraunetsung  ihrer 
«oigfiUtigen  Dorobfllhnmg  tbeoretieob  als  ^chwertig  beseichnet  werden,  dagagen 
nioht,  wenn  aie  unter  dem  Geetohtspunkte  der  Bedürfnisse  der  Präzis  bwirleili  werden. 
Denn  die  Plmxls  verlangt  von  einem  brauchbaren  Verfobren,  daß  es  nicht  nur  so* 
verlässig,  Bondern  auch  einfach  sei.  So  interessant  die  von  Conradi  angegebene 
Methode  auch  sein  mag,  m  ist  sie  doch  zu  kompliziert,  als  daß  sie  sich  zur  all- 
gemeinen Einführung  in  die  Praxis  eignete.  Wenn  es  sich  darum  handelt,  Vorschläge 
für  ein  jenen  Ansprüchen  genügendes  Verfahren  zu  machen,  so  würden  wir  dem 
von  uns  an  fünfter  Stelle  erwähnten  den  Vorzug  geben.  Die  bei  diesem 
Verfahren  geübte  Vorbereitung  der  Fleiaohataeke  aum  Zwecke  ihres  Ver- 
sandes und  Ihrer  spiteren  bakteriologisoben  Untersuchung  kann  ttberall, 
auch  auf  dem  platten  Lande,  leicht  durchgeführt  werden.  Das  Kochen  des 
Fleischstücks  während  2 — 6  Minnten  tötet,  wie  wir  uns  durch  Versuche  fiberaeugt 
haben,  die  der  Oberfläche  etwa  anhaftenden  Enteritis-  oder  Paratyphuskeime  ab  Und 
verhütet  damit  ihr  Eindringen  in  die  Tiefe.  Außerdem  bit-tet  dieses  Verfahren  wie 
das  Conrad ische  den  Vorteil,  dati  daß  Fleischstück  fester  wird  und  sich  leichter  ver 
arbeiten  läßt.  Das  Einlegen  und  Verpacken  in  Vd  prozcntige  SublimatlÖHung  schließt 
eine  nachträgliche  Infektion  des  Fleiscbstückee  aus,  die  weitere  Art  der  Vemrbeitung 
sidiert  auch  dsn  Nachweis  splrlidur  Keime  «nd  die  möglichBt  fsaohe  Gewinnung  des 
baktsriologisehan  BrgebnisseB.  Eine  Gefahr  nadi  der  Biditttng,  dafl  etwa  die  in  der 
Tiefe  der  Flcisebstflcke  vorhandenen  Keime^  deren  Nachweis  beabdohtigt  ist^  durch 
das  Kodien  awatSrt  weiden,  besteht  nicitt.  Nach  swri  Hfaraten  langem  Kochen  war 
bei  unseren  Versuchen  das  Innere  selbst  der  kleineren  Fleiachstüoke  noch  kalt  oder 
Itatte  durch  naohtjrfiglichee  Erwärmen  höchstena  eine  Temperatur  von  16-— 20^  G  «^ 


•)  Zentralbl.  f.  Hakt,  ii.«w.  1910;  Rcil.i^r.'  7.u  Abt.  I,  fM  47.  Kpferate  S.  177. 
*)  2;«it«cbriA  fOr  Hygiene  und  Infektionekrankheiten  1910,  Hd.  66,  S«  166. 


—   S33  — 


Nicht  GidJfon  Stack«  köDneo  ohne  Bedenken  6^6  Minuten  lang  gpkoeht  werden. 
Die  Dicke  der  obarfUehliehen,  dnieh  da«  Koclien  veroimobten  Geriiumogwchicbt  be> 
trägt  nach  so  langem  Kochen  nur  etwa  6 — 6  mm,  wUirend  der  Kern  des  Fleioch- 
stückes  eine  wesentliche  Temperaturerhöhung  noch  nicht  zeigt  und  sein  normales, 
frisch?^  Aussehen  bewahrt  hat.  Das  Muskelfleiaoh  gehört  bekanntlich  sa  den  schlechten 
Wärmeleitern. 

Eine  Nachprüfung  des  Conrad i sehen  VerfiilirenB  und  der  von  Conradi  ge- 
woonenen  Unterouchungsergebnisae  ist  auch  von  anderen  Seiten  vurgenoninien  worden. 
Dabei  wurden  Itils  fibeninatimnende,  teile  abwnohende  Befinde  wnelt.  Bierotie 
and  Machid«')  haben  54  Otgantdle  (Lange,  Leber,  Maakel,  Mila,  Niere,  Ben)  von 
7  geBonden  lUndem,  1  Kalb,  3  Schafen  und  1  Sdiweine  untenaeitt.  Sie  fanden 
anter  54  ateril  entnommenen  Proben  normaler  Organe  82  =  69,36  */o  kelmhaltig. 
Zu  ihren  Untersuchungen  diente  muh  Material  von  geschächteten  Tieren.  Bierotte 
und  Maohida  laaaen  ee  dahingestellt,  ob  nicht  vielleicht  das  Schächten  von  EinfluA 
auf  das  Vorkoramen  von  Keimen  im  Fleische  sei  Dies  trifTl  jedenfalls  für  die  Lungen 
ru  und  ist  für  andere  Organe  nicht  ausgesclilopsen  f)ie  Art  der  von  Bierotte  und 
Machida  in  den  geprüften  Fleischproben  gefundenen  Keime  (Bact.  coli,  ätrept. 
acidi  lactici,  Baci.  pnnctatum,  Bac.  meaentericus  vulg.,  Bac.  mycoides,  Diplococcus 
pneumoniae  Fränkel,  Micrococcus  acidi  lactici,  Bac  eubtilis,  Proteus  vulgaiu, 
Stapbylocoocus  p^ogenes  albus)  spricht,  wie  ei^Ofi  Amako  bemerkt  hat,  eher  ffir 
eine  Aufteu"  ala  für  eine  poeimortale  Infektion  de»  Fleiachee,  beoonder»  soweit 
Bae.  mjrooidet,  Rroteos  vulgiuriap  Bac  subtUie  nachgewieeen  wurden. 

Amako*)  fand  daa  Conrad iaehe  Ölbad  iwar  adur  geeignet  lur  Steriliiierung 
von  Instrumenten,  dagegen  konnten  hierdurch  von  außen  mit  Milzbrandkeimen  (Bazillen 
und  Sporen)  sowie  mit  Paratyphus-B-Bazillen  künstlich  infizierte  FleischstQcke  nicht 
keimfrei  gemacht  werden.  Nach  seiner  Ansicht  ist  es  daher  keineswegs  berechtigt, 
die  mittels  des  (Jonradischen  Verfahrens  im  Innern  von  Muskeln  und  Organen  frisch 
geschlachteter  Tiere  etwa  vorgefundenen  Bakterien  als  latente  im  Sinne  Conradis  zu 
bezeichnen.  Die  von  Amako  nach  der  Con radischeu  Versuchsanordnuog  geprüften 
Oigane  (Milz,  Niere,  Leber,  Muskel)  von  Rindern  erwiesen  nefa  au  einem  großen 
IVoaentsatae  (27—100  %)  bakterienhaltigi  trota  dieses  Befundes  möobte  er  aber  nicht 
auf  eine  intravitale  Infektion  der  bakterienbaltigen  Organe  sehlieHen,  vielmehr  die 
postmortale  für  keineewegi  ausgsaohloaaen  hatten.  In  dieser  Auffassung  wird  er 
beati^  durch  üntersuchungen,  die  er  mit  den  Organen  von  kleinen  Tieren  ^und, 
Kaninchen,  Meerschweinchen)  anstellte  und  wobei  sich  alle  untersnehtm  Organe 
keimfrei  erwiesen. 

Außerdem  hal>en  noch  Meßner'),  Horn*)  und  W.  Mfiller*)  sich  mit  der 
Frage  des  Bakteriengehalts  des  Fleisches  noimaler  Schlacbttiere  beschäftigt.  Meßner 


^  MOnchener  Medizinisehe  Wochenochrift  1910,  Nr.  12.  S.  637. 

*)  Zeitachrifl  für  Hy(;icne  nnd  Infektionskrankheiten  191€;  Bd.  06»  8.  166. 

»)  Tierärztliche«  Zentralblatt,  Jahrg.  1910,  Nr.  28—31. 

*)  Zeitschrift  fQr  Infektionekrankheiten  usw.  der  Haustiere  1910,  Bd.  8,  8.  424. 
•)  ZMilnlbL  f.  BakL  mw.,  L  Ali«.,  OiigUiala^  Bd.  B«,  8.  877. 


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—    3»4  — 


fand  in  dm  von  ihm  mtenaohtea  146  Flllen  du  Fleisch  frei  von  aeroben  KdnMn; 
.  das  Vorkommen  von  anaSroben  hat  er  nicht  berückeichtigt.  W.  MQller  dagogen 
konnte  in  46*'/n  der  untersuchten  Fälle  Jkkterien  (Streptococcus  und  Staphylococcufl 
pyogencB,  Rnc,  lactip  roc'encs)  nachweisen.  Nach  Horn,  der  das  Fleisch  von  Schlacht 
tieren  zu  versciut'  lei  H.i  Zeiten  (bis  zu  21  Tagen)  nach  der  Schlachtung:  untersuchte, 
kann  die  Muskulatur  gesunder  frisch  geschlachteter  Tiere  Bakterien  eiiihaiteti,  die 
jedoch  in  d«ff  Regel  nur  mit  Hilfe  eines  Anreichernngsverfahrena  nacfasuwtiaen  «lad. 
Bei  den  too  Horn  vorgefitndenen  BakterieB  handelte  ea  eich  am  KxA^km,  um  gram* 
negative  Stibchen,  am  Bao.  eabtilie  and  um  Stuidna.  Soiroht  in  den  ?on  Httller 
ab  in  den  von  Born  anleMnehtan  FiUen  ist  die  HSglichkeit,  da0  die  gefandcnen 
Bakterien  naoh  dem  Seblediten  de«  Tisfee  in  das  Fleiaoh  eingewandert  aind,  nieht 
sicher  ao^ieecbloBsen. 

Eng  verknüpft  mit  der  Methodik  der  hakteriolopiRchen  Fleischbeschaa  und  fQr 
sie  beptimmcnd  ist  die  Frage  des  Zustandekommens  von  Fleischvergiftungen.  Wenn 
wir  auch  im  Gegensätze  zu  ('onradi  den  ursächlichen  Zugammenhang  der  intravitalen 
Infektion  der  äcblachttiero  mit  den  sogenannten  Fleischvergiftungen  für  hinreichend 
eiwieoon  halten  ond  daher  nadi  wie  vor  «iU«  Anrifdit  vertreten,  dall  dieedben  Baktarien 
(Boteritii*,  PaiatjphuB-Bakterien)  sowohl  Erkrankungen  der  Sobladittiare  als  aoob  infolge 
dea  Chmnisea  das  Fleisdies  solcher  Tiere  Maaeenerknuiknngen  des  Henadwn,  die  ab 
Flosehvergiftangen  bamiduMt  wodan«  harvcnnfan,  so  verdient  doch  andereneita  die 
von  Conradi  *)  und  seinen  Mitarbeitern  Rommeler*)  und  Meyer')  betonte  postmortale 
Infektion  den  Fleischeft  als  Quelle  einer  Nahrungsmittelinfektion  des  Menschen  erhöhte 
Renchtnng.  Meyer  hat  nachgewiesen,  daß  Enteritis  und  Paratyph*ii=  R'*':tf"ien  in 
friecheg  Fleisch  von  geschlachteten  Heren  bei  gewöhnlicher  Zimmertemperatur  und 
mittlerem  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  während  24 — 48  Stunden  bis  in  eine  Tiefe 
von  11 — 14  oro  einrodringen  vermögen. 

Um  ona  über  die  Sdinalligkaii  des  Binwaehems  von  Enteritia-Bakterien  in  dss 
Fleiaeh  geanndar  Tiara  bei  mittlerem  Feochtigkritsgehali  der  Luft  and  varseUadenen 
Anfbewabrangptamperataian  lu  untsiriditsii,  atailten  wir  eine  Reihe  von  dieabesttglidien 
Venuchen  an.  Dabei  fanden  wir,  wie  schon  vorweg  bemerkt  werden  soll,  daA  die 
Menge  der  lur  Infektion  benutifen  Bakterien,  oh  1  Öse  oder  Vioo  Öse,  keinen  wesent- 
lichen FinfluO  auf  Am  schnellere  oder  langsamere  Eindringen  der  Bakterien  in  Fleisch- 
stücke  ausübt,  eine  Erfahrung,  die  auch  Meyer  machte. 

Wir  benutzten  zu  unsem  Versuchen  teils  faustgroße  Fleischstücke  von  er- 
wachsenen Rindern  und  jungen  Kälbern,  teils  ganze  Extremitätenabschnitte,  die 
laliteren  gani  beeondera  aar  Frafiing  der  Frage,  ob  nioht,  wie  als  wahrsebeinfidi 
ancanahmen  war,  die  Ergebnisse  verMbieden  aoefiillan,  wenn  man  das  eine  Mal  so, 
wie  es  Mayar  getan  hat,  die  Bakterien  auf  die  Sdunittflichen  firisdian  Fleisohes  anf- 
*streicht.  das  andere  Mal  auf  die  die  Muskeln  Ohersiehendan  Fuden.  Da  bei  Not- 
schlaehtongen  eine  Zarteilong  dea  Kadavers  meistens  erst  knne  Zeit  vor  dem  Ver- 

ZMtsdirift  für  Fldseh-  und  Ifilcbhj^eoe.  20.  Jahrg.  1910,  8.  SIT. 
*)  Zeitechrift  fflr  Fleiacb-  Qod  MUdbbyiieQ«,  90l  Jahig.,  Heft  4,  8.  ItS. 
*)  Ebenda  &.  180. 


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836  — 


kaufe  vorgeDommen  wird,  so  dürfteo  b«i  elwaiger  AuOeninfektion  die  Bakterien  weniger 
gönßtlife  Kintrittöpforten  finden.  Denn  am  Kadaver  trocknen  die  oberflächlichen 
Mu^kelflchichten  und  die  Fafszien  sehr  rasch  ein,  wodurch  fnr  das  Eindringen  von 
Bakterien  ein  nicht  zu  uuter«r'>>'it7ender  Widerstand  erwachst.  I>ie8ein  Umstand  haben 
wir  bei  unserer  Versuchsanordnung  Rechnung  getragen. 

Die  mit  Enteritia-Bekterien  an  einer  Seitenfläche  geimpften  Fleiechstücke  wurden 
in  aieriien  Oläaevu  rafbemhil  Be  irigto  tlofa,  dftS  ee  anf  dae  VemiebmBebiijt 
ohne  BioflnO  mr,  ob  man  die  mit  Bakterien  beetriobene  Fläche  naeh  oben  oder  nnten 
kehrte  oder  das  ganae  FleiicfaaUlok  in  Vrpraaentige  SahÜmatlfianng  legte,  ao  daß  nur 
ein  etwa  1  cm  hoher  Abaohnitt  mit  der  bestrichenen  Fiadie  von  der  nüaaigkMtt  unbe- 
rührt V)neb,  —  ob  also  im  ersteren  Falle  die  Bakterien  von  unten  naeh  oben  statt 
umgekehrt  wucherten,  und  ob  im  «weiten  Falle  dio  Bakterienwucherung  von  der  Seite 
her  vermieden  wurde.  Nach  verschiedenen  Zeitabscbuillen  entnahmen  wir  von  dem 
infizierten  J'leiechetück  Material  für  die  bakteriologische  Untersuchung.  Dies  geöcliüh 
in  der  Weise,  daß  die  der  infuierten  gegenüberliegende  Fläche  mit  rotglühendem 
KartoffeimeiMv  grflndUdi  abgebrannt  nnd  aladann,  von  ihr  ausgehend,  das  ganae 
MnakelatttA  mit  einem  awdten  rotg^Ohendeo  Meeaer  in  glattam  Sdinitte  halbiert 
worde.  Dnndi  Kontrollen  konnte  featgsatellt  venini»  dafi  hei  dieaer  ScdmittlBhning 
eine  Vereohleppnng  obarflldJiciier  Reime  durch  da«  Wasser  oder  anegepreOten 
Muskelsaft  in  die  liefe  nidlt  stattfindet;  die  ganze  Schnittfläche  wird  vielmehr  durch 
das  rotglühentle  Messer  abgesengt  und  sterilisiert.  Mitteln  ausgeglühter  Hakenpinzette 
und  FVherf*  wiirrlen  sodanT\  zunächst  in  weitester  Entfernung  von  der  Tnff'ktionFpforte 
und  weiterhin  in  verschiedenen  Abständen  von  ihr,  erbsengroße  Proben  entnommen, 
anf  eine  Drigalski-Conradi-  und  eine  Malachitgrünplatte  ausgestrichen  und  danach  in  ein 
Rührdien  mit  Bonfllwi  verbrwdit.  Bei  dieaer  V«anehaaao«dnnDg  ergab  aieii  mit 
liemUeber  Gleiohm»iKgkeH>  dall  die  Bnteiitia-Bokteiien  in  ein  von  Faaiien  und  grSOeiea 
Bindefowebeiflgen  freiea,  weidiee  HnskelatOok  nüt  friaeher,  fondiler  fldioittflidie 
inMfhalb  24  Stondmn  bei  16 — ^16*  0  und  mittlerem  Feo^tigkeitflgehalt  in  eine  Tiefe 
von  iVi — ^2Vi  om,  Innerhalb  48  Stunden  in  eine  solche  von  5  cm  eindringen.  Die 
Bakterien  waren  meistens  in  Reinkultur  nachzuweisen;  irgend  welche  makroskopische 
VfrüTtdervinpen  ließ  ein  derart  infizierten  F1f>i«fbplück  trotz  der  Bnktarienwucherung 
in  HtiiiüD]  Innern  nicht  erkennen.  Die  angestellten  Vernufhe  zeigen  demnach  in  Über- 
einstimmung mit  denjenigen  von  Meyer  und  von  Amako,  daß  Enteritis- Bakterien 
in  Fleisch  sehr  rasch  von  außen  hineincnwuchern  vermögen.  Allerdings  konnten 
vrir  doa  von  Meyer  inneriialb  der  angegebenen  Zeit  beobachtete  maximale  TieCMi« 
waehetnm  nicht  laetatellen.  In  dem  veraebiedenen  Wanergehalt  der  FleiaobetttdEe 
mOgMi  vielleiehi  die  Unteiaehiede  begründet  aein  oder  audk  in  der  b«  ihrem  Zer- 
legen angewandten  abweichenden  Methodik. 

Warden  in  den  Versachen  FleischBtücke  betratst,  die  von  Faszien  umgeben 
waren,  und  waren  diese  leicht  eingelrocktiet,  fo  erwies  sich  die  unterhalb  einer  Fassie 
gelegt-ne  .Muskelschicht  in  dem  bei  Zimmertemperatur  aufbewahrten  Fleischstück  selbst 
nach  S6  — 48  Stunden  noch  als  vollständig  .steril  Erst  nach  2-3  Tagen  wucherten, 
mit  beginnender  Erweichung  und  lx>ckeruug  des  FleischeH  und  ofienbar  auch  der  Faszie, 


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—   886  — 


die  Enteritli-Bakterien  dnrdi  dtote  hindnreh,  um  irioh  «odann  in  dar  «ngcfalMiMn 

Weide  za  vermehren. 

,  Geschah  die  Axifbewahnuig  der  infizierten  Fieischstücke  bei  einer  Temperatur 
von  37*  C,  8o  waren  die  Enteritis-Bazillen  nach  24  Stunden  4 — 6,  nach  4S  Stunden 
8  cm  tief  in  das  Fleisch  hioeingewucliert;  durch  die  Fassie  waren  die  Bakterien  bei 
dkinr  TWporatnr  mSxm  naeh  20—24  Standon  m  dfo  Muakalatur  emgedrungen.  Aus 
dkaen  VemMben  eigibt  ddi  demnuh  lelur  deatlicsh  dar  daa  BaktarianwachBtum 
iSidamda  EinfluB  dar  hfllmaii  Tamparatur. 

Ja  fasriaiifMa  FldjwhatOoka,  die  bei  SSniduaniktanapemtiir  auf bawahri  woidaD 
waren,  waren  die  EnteritiB-Bakterien  nach  5  Tagen  ungefähr  1  cm  tief  gewuchert. 
wShrend  das  von  einer  Fanie  übenogane  Fleiaeh  aelbet  unmittalbar  unter  der  Faaiie 
noch  Rteril  war. 

Unter  dem  Eindruck  dieser  Versuchsergebnisse  legten  wir  uns  die  Frage  vor, 
ob  nicht  vielleicht  durch  geeignete  Walil  des  Fleischst ückes  für  die  bakteriologische 
Untersuchang  bei  Noteohlaohtangen  eine  erhöhte  Sicherheit  geboten  werden  könnte, 
um  eine  inlitirttala  Infektioa  dea  Sobladittiena  von  einer  paataaorlalen  dea  Flaiaohea 
an  untembeiden.  Zidit  man  aunlebst  unaare  Veiaudie  an  Rat,  die  gaaeigt  heben, 
daJI  Ton  Pelden  fibenogenea  Fleieoh  nur  aobwer  Ar  eine  AuAeninfektion  lO^gUeh 
lai  und  weiterhin  in  Betvadit,  daß  ea  sich  bei  den  durch  intravitale  Kttteritisinfektion 
bedingten  Not«chlachtungen  zumeist  um  typische  Septikämien  handelt,  so  dürften  sich 
tum  Naohweiß  der  intravital  eingedrungenen  EnteritiB- Bakterien  liefer  gelegene  und 
von  Fiiezien  umgebene  Muskeln  —  worauf  Bugge')  schon  aufmerksam  gemacht  hat 
und  wie  dies  auch  die  Königl.  Sachs,  Kommission  für  das  Veterinärwesen  in  den  Vor- 
schriften für  die  Durclifuhrung  der  bakteriologischen  Fieii»chbeBcbau  anordnet — 

aowie  tiefer  gelegene  Fkiaohlymphdrflaen  und  beeoadem  asdi  dM  rote  Knoehenmerk 
dnr  Böbrenkoodien  am  beeten  eignen.  Wae  im  beioDdenn  nocb  die  Wabl  von 
Böhrenltnoeben  für  die  bakteriologische  Ünteianeliung  betrifft,  ao  beben  wir  bei 
VaiendMHi  mit  den  Knochen  too  infolge  tiner  Bnteritieinjfoktion  Terendeten  KRlbem 

feststellen  können,  daß  im  Knochenmark  fast  regelmäßig  auch  ohne  AnreiciheruagB» 
methode  die  ursächlichen  Bakterien  nachzuweisen  sind.  Andererseits  dringen  von 
außen  auf  Knochen  aufgestriohene  Fleischvergiftungserreger  nur  sehr  langsam  in  daa 
Knochenmark  ein.  In  dem  Marke  von  Knochen,  die  von  ihren  Weichteilen  entblößt  waren 
uud  bei  denen  das  Periost  entfernt  war,  konnten  wir  die  auf  den  Knoclien  und  die  Gelenk- 
flldmi  au^eatriehenen  Bnteritia-Bakterlen  ent  nadi  2—8  Tagen  antieflto.  SSn  ^eaer 
Zmt  war  daa  bti  den  Veraoehen  rar  Xontrolle  benutate  Fleiadi  bereite  volUEonmen  faul. 

Bei  Notaehlaciitungen  kann  inr  weeentlioben  Untentfitiung  dner  mO|^idiet  ein- 
wandfreien bakteviolegboben  neiadibeaehan  und  snr  Beenlwortniig  der  Frage,  ob  in- 
travitele  oder  postmortale  Infektion  vorliegt,  die  Untersuchung  der  Ljmpbdrflaen  und 
zwar  in  erster  T,inie  der  tiefer  gelegenen  Fleischlymphdrüsen  herangezogen  werden. 
Diese  sind  vor  einer  Außeninfektion  geeohtttst  und  liefern  anoh  noch  nach  einigen 
Tagen  ein  einwandfreies  Ergebnis. 

0  Bugge.  Zeitschrift  für  Fleiieb-  nnd  HilehbyBiene  190»,  8. 
^  Ebenda  &  l&l. 


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—   387  — 


SehluBsllze. 

1.  Unter  77  Ofgan-  und  HuakdpiolMn  gewdilacbteter  Riiid«r  und  8cbw«ine, 
von  denen  jede  nach  5  verachiedenen  Verfiahfen  untereucht  wurde,  erwieB(>n  sich  bei 
einer  alsbald  nach  der  Schlachtung  vorgenommenen  bakteriologischen  Untersuchung 
V)  Ti  Fällen  die  Probe  von  der  Leber,  in  1  Fall  die  Probe  von  der  Nackenmus kulatur 
bakterienhaltig.  lüe  ist  jedoch  nicht  anziiiieliuien ,  daß  die  gefundenen  Bakterien 
(Bact.  coli  couim.,  Staphylococc.  auretis)  in  die  Organe  während  des  Lebens  der 
SdibehUiere  eingedrungen  sind. 

S.  Du  von  Conrad!  für  die  iMktniolofbdM  Flti<di1wich«a  voiseMdilagena 
Verfthren  ist  für  die  BedOrfnbee  der  Pimzia  nioht  geeignet. 

t.  Zm  bekterkdogieolien  üntennchnng  des  Fleieches  bei  Noteeblaohtongsn  halten 
wir  folgendes  Verfahren  für  zweckmäßig. 

Möglichst  bald  nach  der  Notschlachtung  werden  aus  der  Stamraeamuskulatur, 
der  Vorder-  oder  ITintoreztremität  ungefähr  quadratische  Muekelstücke  mh  einer  Seiten- 
länge von  6 — 8  cm  aus  tiefer  gelegenen,  durch  Faszien  und  obertlachiichi  Muskel- 
lageu  geschOtzten  Muskeln  (M.  longissimus  dorsi,  M.  bicepa  brachii,  M.  biceps  femoris, 
M.  vastus,  M.  semiteadinosus)  mit  zuvor  durch  Auskochen  sterilisierten  Instrumenten 
berausgeschnltten.  Anfieidem  wird  dn  «4wa  «benao  groflee  StAek  Leber  und  dn  ent* 
•prediend  groAee  StOck  Milt  sowie  der  eiiie  oder  andere  Fleiaeblyrophknoten  (Lympho- 
pendula  sapraaoapulariB,  praefemoralie,  poplitea)  jfiQr  die  Unteranohnng  anegeirtblt. 

Im  flbrigen  hätte  die  bakteriologisdie  UntersadiQng  de«  Flaladiee  in  der  Welea 
so  geaeheben,  daß  würfelförmige  Stücke,  deren  Beitenlänge  etwa  6~-8  cm  betragt, 
mit  Messern,  die  in  kochendem  Wasser  sterilieiert  worden  sind,  vom  Schlaclittier  ent- 
nommen, alsdann  je  nach  ihrer  Große  und  KouBistenz  2  — Minuten  lang  in  kochendem 
WaBser  gehalten,  hierauf  während  5  Minuten  in  ^/2%ige  Sut>limatlösung  gelegt  und 
in  Tücher  verpackt  werden,  die  mit  dieser  Ixisung  befeuchtet  wurden.  Im  Laboratorium 
wird  dis  Obwflldke  der  FMsehsttlcks  mit  n>t|^flheoden  KsrtoAlmsBHcn  abgebrannt 
und  mit  aoldian  Meoaani  halbiert.  Unter  Verwendung  «ner  ausgeglübten  und  wieder 
abgekflhUen  Fimetta  und  Scbera  werden  bobnengroAe  Stfldce  ans  der  Mitte  deo  Flfliaeb- 
stAckea  heranageadhnitten  und  auf  eine  Agar*,  eine  Diigalaki^Confadi-,  sowie  eine 
Bfalschitgrün  Platte  ausgestrichen.  Weitere  solche  Stücke  werden  in  Bouillon,  andere, 
um  die  Möglichkeit  zur  Entwicklung  von  Anaerobiern  zu  bieten,  in  flüssigen,  hochge- 
schichteten, l"/oigen  TrauV)enzu^keragar  verbracht.  Dem  Bonillonrohrchei!  wird  nach 
3-,  6  und  98tündigein  Verweilen  im  Brutschrank  Material  zur  Utuersuchung  im  bnn- 
genden  Tropfen  entnommen;  ferner  werden  mit  2 — 3  Ösen  des  Bouillonröhrcheninhaite  je 
eine  Agar-,  eine  Drigaleki-Oonradi-  und  eine  Malachitgrün-Platte  geimpft  Die  weitere 
Untersuchung  der  etwa  auf  den  Platten  gewaohsenen  Kdonim  wird  m  der  bebumtan 
Weise  Torgenommeo. 


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Ober  die  Wirfciing  von  Serum  und  Leberextraktin  auf  Tiypinosomeii. 


Von 

Dr.  Kurt  Schern, 

frObemm  wii— aBch>mich«n  UUfsarbeiter  im  KaiMrlicben  GaeandbeitMait^ 
Leiter  der  UntamwhuiigMtetnn  Ar  uinialieeb«  Nmhnmge'  and  GeDnflmittel  im  KOaiglldieik 

PoUidprlaidlnD  m  BerUn. 


Di«  n»elifolg«iid«ii  VezanebeO  g«b«n  von  der  B«obacbtttiig  mn«,  d%ü 
unbeweglich  gewordene  Dourinetrypenosomen,  welche  sieb  im  R&ttenblat 
geniaeht  mit  Netrittmuttetlöeang  oder  in  phyeiologieoher  KoobeaU' 

I6sung  befanden,  ihre  ehemalige  Beweglichkeit  wieder  erlengten,  sobald 
etwas  frisches  Blut,  besw.  Serum  von  einer  euderen»  normalen  Ratio 
oder  vom  Pferd  hinasugegehen  wurde. 

Dieses  Phänomen  der  „Wiederbelebung"  konnte  ich  auch  oft  unter  dem  Mikroskop 
verfolgen,  wenn  ich  eine  Öse  Rattenblut,  daß  eben  unbeweglich  gewordene  Trypano 
»omeu  enthielt,  mit  einigen  Ösen  frischen  Serums  auf  dem  Deckgläschen  verrieb  und 
untenuohte.  Die  IVyiiBnoeomeB  wenl«ii  dann  bmibI  oioht  etwa  aofiart,  aondem  erat 
nach  Verlauf  einiger  —  (etwa  4  liia  8}  Minuten  wied«r  aehr  lebhaft  beweglidi. 
In  bcBondera  deutlidier  und  achöner  Weiae  tritt  dkae  Wirkung  dea  Sernma,  beaw. 
Blntaa  in  Sieehainang,  wenn  man  bei  Tiypencaomen  nadi  ilwer  Entnahme  aoe  dem 
Tierkörper  die  allmähliche  Abnahme  ihrer  BewagBchkeit  genau  verfolgt  und  etwa 
5  bis  10  Minuten,  nachdem  die  TiypanoaoBBCn  völlig  unbewei^ch  geworden  aind, 
Serum  bczw.  Blut  hinzupibt. 

Es  ist  dabei  zu  benierken,  daß  TrypanoBomen,  d:e  unlir  wt  glich  sind,  keineswegs 
tot  SU  sein  brauchen.  Die  Unbeweglicbkeit  und  der  lod  üer  Trypanosomen  Bind 
nicht  unbedingt  identisch,  wenn  audi  der  Baginn  daa  Abatarbena  duvclt  daa  Unbe- 
weg^k^werden  eingeleitet  wird*). 

Ba  aai  bier  auf  einige  Beobacbtnogen  bingewiaaan,  wekhe  iDr  die  Bwirteilnng 
der  Daner  der  Beweglichkeit,  wie-  überhaupt  der  Lebenaf&higkeit  der  Tiypanoeomep 
auOexhalb  daa  Tieikötpen  von  Bedeutung  sind. 


')  Die  Arbeiten  sind  im  Aaguat  1906  begonnen  wcu-dea  und  eiad  noch  nicht  abgeachloesen. 
Audi  an  Spirochäten  «lad  Veniiehe  in  Blinlieher  Welse  feetgeetoUt  worden,  die  augenblldclleh 
noch  fortgenetzt  werden. 

*)  Es  sei  daiaof  hingewieaen,  <iaa  sich  Beweglichkeit  ond  InfaktkieiUt  (Vinüeos)  nicht 

ealttprechen. 


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—    83»  — 


Bs  ieigt  mcb  b«i  Untevwadiaiigwi»  dall  di»  Dm»  der  B9w«gliohk«it  wie  «noh 

die  Lebenerähigksii  dar  TfypaiMMOmen  außerhalb  des  Tierkörpere  sehr  verschieden 
sein  kann.  Das  hingt  in  erster  Linie  davon  ab,  wihrwad  welchen  Stadiums  der 
Infektion  die  Parasiten  dem  Körper  entnommen  werden.  Ee  kommen  hinsichtlich 
der  DauT  H<^r  I.f'ipn'äf?ihigkeil,  rnmfntlicli  aber  der  Bpwegürlikpif  der  TrypnnoRomen 
außerhalb  des  Tierkorjiers  DUVeiem^n  von  Minuten  bis  m  mehreren  Stunden  vor. 
Trypanosomen,  welche  im  Beginn  der  Infektion  dem  infizierten  Organismus  entnommen 
werden,  zeichnen  sich  durch  eine  besondere  Widerstandsfähigkeit  aas.  Sie  können 
iKidi  mehrare  StnndeD  nach  dar  Bntnahme  ans  dam  K&rper,  wann  aia  bei  Zimmar- 
tomperatur  gsbaltan  werden,  gut  bawaglieh  adn.  Tiypanoeomen,  watcha  ans  dnam 
im  wular  fortgeaebrittanen  Infektiooaatadiam  b^findliohan  Qigaiiiamiia  atamman»  rind 
labiler,  wibrend  Paiaeiten,  die  «ner  infiaerten  Ratte  kozi  vor  deren  an  Tiypano- 
aooaiasis  erfolgendem  Tode  entnommen  werden,  sich  so  hinfällig  zeigen,  dafi  aie  meist 
nach  10  bis  15  Minuten,  manchmal  auch  schon  frttb«,  bei  Zimmertemperatur  ihre 
BewegHclikeit  eingebüßt  haben.  Diese  Erscheinung  zeigt  eine  gewisse  GcsetzraSflig- 
keit,  BO  daß  Bich  fast  regelmäßig  aus  dem  Verhalten  der  TrypanoHomen  in 
vitro  ein  Schluß  auf  den  Grad  der  Infektion  und  die  eventuelle  Lebens- 
dauer des  infizierten  Tieres  ziehen  läßt. 

Für  derartige  Versuche,  wie  sie  nachBtehond  von  mir  angestellt  sind,  ist  e« 
deshalb  nicht  gleichgiütip:  aus  welchen  .Stadien  der  Infektion  f]\p  mr  Vrrwendnng 
kommenden  Trypanosomen  stammen  Ich  habe  in  der  Regel  i  rypanosümen  von 
solchen  Ratten  verwendet,  deren  Tod  bald  zu  erwarten  war.  Jedenfalls  muß  man 
sieb  vor  der  Anstellung  derartiger  Versuche,  wie  sie  nachstehend  mitgeteilt  werden, 
um  vor  F^laohlOaBan  geaditttat  an  aain,  in  jedem  einaetnan  Falk  fibar  den  Grad  der 
Labllitit  der  lyypanoeoraen  genau  orientieren. 

Wahrscheinlich  werden  aucli  bei  Trypanoeomeniufektionen  anderer  Tiere  die  • 
PJi^Uaten  ein  entepreohendes  Verhalten  zeigen.  Doch  habe  ich  nach  dieser  Richtung 
kmne  weiteren  Brfthruogen  gesammelt.   Bei  der  Infektion  ganz  junger  Kaninehen 
machte  ich  snm  Tdl  etwaa  andere  Bedbaehtungen.    Warden  saugende,  etwa  8 — 5 
Tage  alte  Kanimdien  mit  grollen  Hangen  (1  bia  iVt  cem)  atarli  ttypanoeomenhaltigm 
n.utea  intrapeiitoneal  inildert,  ao  tritt  eine  akute  T^ypanoBomeninfektion  dee  Blatea  \ 
ähnlich  wie  bei  der  Ratte  auf.    An  den  Trypanosomen  dieses  Blutes,  das  ich  au 
Anapbylaxieversnchen  *)  verwendete,  machte  ich  zum  Teil  etwas  andere  Beobachtungen. 
Hat  das  trypanosomeninfizierte  Blut  junger  Kaninchen  ein  graurote«,  fast  miloliicrog 
Aussehen,  so  sind  die  Trypanosomen  in  diesem    milchigen"  Serum"  nach  der  Knt 
Dahme  meist  nur  wenig  beweglich.    Hat  'ia-  I'lut  und  Serum  der  jungen  Tiere  ein 
klares  Aussehen,  wie  bei  den  älteren  Tieren,  so  sind  die  Trypanosomen  sehr  gut 
beweglich.  Eine  bestimmte  Erklärung  für  dieaea  allerdings  nicht  in  allen  Fällen  aber 
aehr  oft  wa  beobaehtenda  niinomen  vermag  ich  vor  dar  Hxod  nicht  in  geben. 


*)  Ütj«r  diese  Versuche,  die  Herr  Gelieimrat  Ulilenhuth  und  ich  an|j«3«t43lit  haben,  werde 
kh  an  aadMar  Blalla  apltsr  berichten. 

AA.  4  mwa  amrihiiiMiii»  ai.mvm.  sa 


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Von  großem  Eintlnß  auf  die  Lebensfähigkeit  und  Beweglichkeit  der  Trypanoeomen 
ist  auch  di(5  Temperatur,  hei  der  sie  gehalten  werden.  Seihet  sehr  resistente  Trypano- 
somen werden  außerhalb  dee  Tierkörpers  bei  ^7°  viel  schneller  unbeweglich,  l  ei 
Zimmertemperatur.  Hält  man  derartige  Trypanosomen  im  Brutschrank  bei  3i "  und 
ninunt  naii  li«  im  Moment  dw  Untewflglichwarden»  «tu  d«D  Themioiteton  ImmaB, 
—  mau  darf  nioht  m  lange  warten,  da  bei  87*  dann  die  Ttjrpanoaomen  nach  ab* 
Bterben  —  so  kann  man  nadi  6  bia  15  Minuten  regebnaflig  beobachten,  daß  aio  im 
Zimmer  wieder  aufleben  und  lebbaft  beweg Uoh  werden. 

Quiz  ümBoh  lat  daa  Veriialten  der  Trypanoeomen  bei  niederen  Temperaturen 
a.  im  Bleeobrank.  Hier  ▼erliecen  die  Trjpanoeomen  in  der  Regel  «tet  naeb  lingerer 
Zdi  ihre  Beweglichkeit.  Werden  sie  dann  aus  dem  Biatchrank  in  das  Zimmer  ge- 
bracht, 80  werden  sie  ebenfalls  wieder  beweglich.  Demnach  läßt  sich  die  Labilitäts- 
grenze von  Try|)nnosonien  durch  Einwirkung  nlMorer  Temperaturen  herabdröcken. 
I>flß  .sich  Trypanosomeu  im  Eisecbrank  riemlich  lajige  lel'end  erhalten,  haben  Laveran 
und  Mesnil  (zitiert  nach  Kol  le  WasHermaiin)  mitgeteilt. 

rniir-  kehrt  können  resistente  Trypanosomen  nicht  etwa  dadurch  hinfalliger  ge- 
mactu  werden,  daß  sie  bis  zum  Moment  de»  Unbeweglichwerdena  im  Brutschrank  bei 
37  gehalten  werden.  Ursprünglich  Iwtte  ich  gehofil.  wenn  mir  zu  meinen  Versuchen 
kdne  labilen  Trypanosomen  nur  VerHlgung  standen,  die  Parasiten  dundi  Einwirken- 
lassen  von  Tompermtnien  von  S?**  in  dn  Stadium  der  Labililftt  sn  fttbren.  Es  bat 
tfoh  aber  gsasigt,  dall  die  resietenten  nur  bis  sum  Moment  des  Dnbewe^icfawerdemi 
bei  87'  gehaltenen  Trypanosomen,  nachdem  zu  ihnen  frisches  Serum,  besw.  Blut  ■ 
hinzugegeben  war,  meist  ihre  ursprüngliche  I^hbaftiu'kcit  wieder  erlangten,  wenn  sie 
weiterhin  hei  Zimmertemperatur  gehalten  wurden.  Sif>  Klicben  dann  fast  ebenso  lange 
beweglich,  wie  wenn  sie  gar  nicht  der  betreffenden  höheren  Temperatur  au.sgesetzt 
gewesen  wären.  Im  allgemeinen  läßt  sich  durch  Eingriffe  der  geschilderten  Art  auf 
die  Beweglichkeit  der  Trypanosomen  eine  Erhöhung  ihrer  Labilität  nicht  erreichen. 
Demnaoh  kann-  man  durch  Binwirkenlaesen  höherer  als  Zimmertempera- 
taren  während  einer  gewiseenZeit  die  Labilitfttegrense  der  Trypanosomen 
nioht  beliebig  nach  oben  verschieben. 

Wie  erwfthnt,  habe  idi  ifie  Versuche  anflni^ioh  mit  Dourtneirypanosomeii  aus- 
gefübrts  Später  konnte  ich  feststellen,  datt  audi  anf  Naganjitiypanosomen  das  8«i»m, 
bezw  Blut  dieselbe  Wirkung  ausübt.  Bei  den  nachstebend  mitgeteilten  Versuchen 
sind  deshalb  verschiedentlich  Dourine-  oder  NagaDatrypano«oraen  tnr  Verwendung 
gelangt,  je  iiac  hdem  im  I^aboratorium  gerade  Dourine-  oder  Naganatrypanoeomen  sur 
Verfügung  standen. 

Wie  pich  weiterhin  zeigte,  könnt«  die  „Wiederbelebung"  der  Trypanosomen 
dadurch  hescldeiuiigt  werden,  daÜ  nach  dem  Zusetzen  des  frischen  Blutes,  bexw. 
8erum.s  die  gemischte  Flüssigkeit  im  Iteagenzglaa  nicht  ruhig  stehen  gelassen,  sondern 
leicht  mit  der  Hand  geschüttelt  wurde.  Je  schneller  und  ausgiebiger  die 
Trypanosomen  mit  dem  frischen  Blut  oder  Serum  in  Berührung  gebracht 
werden,  um  so  schneller  leben  sie  wieder  auf. 


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—   841  — 


Fernerhin  konnte  auch  beobachtet  worden,  daß  TrjrpmiKMoman  lingor  l«))teii, 
w«nD  öfter  frisches  Blut  oder  Serum  hinzugefügt  wurde. 

Das  folgende  Protokoll  vennsdutttlicbt  einen  derartigen,  bei  Ziromertemp«ratur 
ausgeführten  V'ersuch. 

Vereneh  L 

Am  IT.  8.  lOOfl  wirtl  ccm  frisches,  in  Natriumzitrat  aurgefanKenes  Doorineratt(»n1>Iut  in 
ein  ReagentrOhrchen  gebracht  Die  Trypaooeonen  sind  nach  :i '/«  Stunden  fast  alle  im  Begriff, 
Qobeweglich  ta  wwim.  Nadt  4  StandeD  alnd  aiofitliehe  Trypanawmen  Dabeweirlich.  Oleieh'- 
zeitig  wird  ein  anderes  Reagonzröhrchen  mit  '/t  ccm  de»  gleichen  trypanoeomenhaltiKcn  Blutcf« 
Ixwchickt,  dazu  aber  sofort  '/t  'riachea,  normales  Rattenblut  hiiisngegeben.  Nacli  ^^ '/«  Stunden 
•iod  die  Trypanammen  noch  Hehr  lebhaft  bewe^rlich'  und  munter.  Nach  der  B'/t  ständigen 
BeobaehtunR!<7.eit  wird  aus  diesem  H^hrehen  \\  •  i  <ler  trypanoflomenhaltagen  Plflnai^keit  ent- 
nommen, in  Olli  andere»  Rflhrcln  ii  pipettiert  un<i  su  diesem  wiedernm  '/.,  rrm  normalefl  Ratten- 
biut  hinsugeiieUt.  Dm  liAbrchen  bleibt  2  Vt  Stunden  stehen,  dann  wird  ccm  FKiseigkeit  aua 
iboi  in  ein  anderM  Röbrcben  pipettiert  and  htersn     cem  nemalaa  Rattenltlni  gegeben.  In 

diewm  Rflhrcben  leben  die  Trypanoaomen  nnrh  narh  24  Shindpn,  aber  sie  sind  nllerdinir»  nur 
noch  schwach  beweglich.  Nachdem  zu  dieeen  wenig  beweglichen  Trypaooaomen  am  IH.  8.  lUUH, 
▼onnittagi  1  eom  frlacbee,  noroialee  Battanblvt  hinsngeaetst  worden  war,  leben  die  T^panoBomeo 
erneut  wieder  rinf  r.n  !  =-n  1  -i  munter  nnd  bewcv'liclv,  «i«  wenn  .sie  eben  einem  infizierten  Organin- 
mua  entnommen  wilren.  D«r  Veranch  ist  dann  in  derselben  Weise  bis  ram  19.  8.  1908  fortge- 
ffUiit  Verden.  An  19. 8. 1908  Mb  gegen  10  Qbr  lebten  die  TtTpanoaemen  noeb.  Der  Veraucb 
nollte  nm  dleae  Zeit  ana  tuAeMB  Grfiiiden  abgabrodien  werden. 

Durch  die  im  Vertuche  angewandte  Technik  gelang  ea,  die  Trypano* 
somen  ungefähr  50'/a  Stunden  Ungar  am  Leben  an  erhalten,  ala  in  dem 
KonlroUrdhrchen. 

Fflhrte  ich  den  Versuch  in  ähnlicher  Weise,  aber  nicht  bei  Zimmertemperatur* 
.condern  im  Brutschrank  bei  37°  aus,  so  zeigte  es  sich,  daß  bei  dieeer  Temperatur 
die  Trypanosomen  trotz  des  Zvifüg:ens  fris^^het)  Blutes  oder  Serums  in  kürzerer  Zeit 
unbeweglich  werden.  Auch  igt,  um  8ie  1/eweglich  zu  erhalten,  eine  viel  häufigpre 
Wiederholung  der  Blut-  bezw.  Serumgaben  erforderlich,  da  sich  anscheinend  die  Lebeiis- 
pnneeae  der  Trypanosomen  bei  87*  viel  enei^pacher  und  schneller  abspielen  als  hei 
Zimmertamperatur.  Baue  autfahriiche  fiesehreibang  cineB  derartigen  Versuches  gibt 
daa  naofastabeiide  Protokoll. 

Yeranoh  IL 

Am  18.  8.  n>08  werden  Rflhrchen  I  und  2  mit  je  1  com  Dourlnerattenblnt  In-Hrhlckt.  Karh 
VaatOndigem  Aufenthalt  im  Hrutschrank  Ijei  'M"  fhv\  die  Try]>anüi8omen  unbeweglich. 

In  Kohroben  3  wird  gleiduseitig  1  ccm  des  gleichen  trypanosomeuhaltigcn  Battenblutea 
and  S  Ccm  normale«,  rriaehea,  deflbrioiert««  Rattenblat  eingebracbt  Nach  Vt*tflndigeai  Anfent^ 
halt  bei  :J7*  sind  einige  <ler  Trypuiifj^nmen  unbewejjlicb,  die  anderen  lebend  und  beweglich.  Es 
wird  jetat  */>  ccm  friscbee,  normales,  defibriuierte«,  kurze  Zeil  bei  37**  gehallenea  Kattenbhit  bin- 
sofegeben.  Die  Trypaaioaonen  leben  aofoit  wieder  auf.  fiist  naehdem  daa  ROhrdiea  5  weiter- 
bin  wahrend  2'/,  Standen  bei  87*  gehalteB  worden  war,  tSad  aocb  in  Ihm  alle  Tkypanoamnao 
onbeweglich. 

Elionso  wie  defibriniertefi  Rnttenhlut  wirkt  —  worauf  ich  schon  hinwies  — 
auch  defibrinierteH  rterdeblut  auf  Trypanosomen.  Das  geht  aus  folgendem  bei 
Zimmertemperatur  angestellten  Versuch  hervor. 

23» 


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—    342  — 


Verhuoh  III. 

Am  20. 8. 1906  wird  V4  ccm  IXjomersttaoblul  ia  «in  BMgenzglw  pipettiert  and  dazn  werden 
angefilbr  alle  Vl«rtailetand«n  mittalf  antomstiieher  Tropfvorrichtong  3  Tropfen  frische«,  nonnalee 
Rattenbhit  —  im  ganzen  wird  auf  dieoo  Wei«e  das  Blut  von  drei  Ratten,  7.tL.  12  crin  —  ^ef^ben. 
Der  Versuch  int  von  2  Uhr  nachmittagü  bis  abend«  12  Uhr  ausgeführt  wor<lpu.  Vn\  12  l.'hr  Dai-!iti> 
waren  die  TrypanoHomen  sehr  lebhaft  bew^lich.  Wahrend  de»  Qbrigen  Teiles  der  Naclit  wurde 
frisches  Blut  nicht  mehr  hinntgMattt  Am  Sl-  R.  l*.x)8  fr4b  um  10  Ohr  sind  di»  Tryptammaott» 
achwach  bew<>Klirli.  Njidulcm  nm  11  Vhr  2  com  frischea,  defibriniertes  Pferdcblnt  rtiReffeben  war, 
erlangen  die  Tr\-pano<K>men  ihre  uraprüDgliche  Beweglichkeit  wieder.  Da  sie  aber  durch  die 
reldiHclMn  Blvls«ben  Mif  aina  groSa  FlBaalglnllaiDaoge  varteiH  waren  oimI  ihr  mlkfOBkopiaeliar 
Naebwaia  deabalb  nicht  mabr  in  jedem  Prftparat  gelang,  wurde  nunmehr  der  Versncb  al^brochen. 

Dft  mich  mit  dem  Pferdoblut  die  ^Wiederbelebung"  dor  TrypanoBomcn  ersielt 

werden  icomite,  so  iialira  if  Ii  Veranlassung,  eingebender  die  Sera,  bezw.  das  Blut  ver- 

Schiedeoer  Tiere  daraufhin  zu  untersuchen. 


Versuch  IV. 

Am  21.  8.  1908  werden  7  UeagenzrUhrchen  mit  je  *j^^ccm  Donrinerattenblut  beachickt.  Dia 
Reageiizglftser  werden  znnächat  ruhig  ntehen  gelassen,  bie  die  Trypanoflomen  onbawegKeh  werden. 
Die  Trypanosomen  waren  von  einer  hochinfizierten  Katte  entnommen,  infolgedessen  wurden  sie 
naclj  .tri  MiiitiU-n  langem  Stehen  unbewenH«  h.  In  (>  der  <;i)J*iclieii  wird  jetzt  je  com  ')*»fthri- 
niertes  Pferdeblut,  Eaelblat,  Ziegenblut,  ferner  frisches  Pferde-,  Eael-  and  Zi^ieneemm  liinzu- 
pipattiart.  Daa  dabenta  BöhralMB  diaoto  ala  Kontrolla  (<4ina  8aniinsiiaata)L  In  fkidiar  Waiaa 
wird  7^^  p  hr  n  1-ß  Rint  bezw.  Serum  im  stBMo  alab«nmal  hlntngafllgt»  Foigand»  Tkballa 
verauM:haulicht  den  Vereuch  teilweise. 

Tabelle  so 


10  Minuten  '  2r>  Mim  ten  1  39  meh  der 


nach  der 
Blot-  besv. 

Swtungabe  I 


nach  der  , 
Blvl-  bezw. 
SenuDgabel 


Blut-  bezw.  Serum- 
gäbe  I  hinrageeetzt 


1.  ■/,,  ccm 

+•/,< 

«m  PCardabtat 

I^ur^ne- 

if  i 

rattenblut 

\ 

2,  desgl. 

„  Esalblut 

3.  desgl. 

T  ^  « 

+v. 

4.  desgl. 

-fV. 

„  Pferdesernm 

&.  daagl. 

^-  . 
Ä  e  c 

+v. 

j,  Eeeteeram 

(i,  denul. 

„  Zieganaarnm 

7.  cleegl. 

Ii* 

.5  S  s 

eebr  lebhaft 
bewe^ich 


«ahr  laUiaft  i  -f ccm  FfardaUnt 


Viel*  TrypMi«. 
»omrn  lind  un- 


Put  »11«  Trv]!«' 
iitikomen  anbe. 


+v. 

n 

Eselblut 

f  V, 

H 

Ziegenblut 

+v. 

ff 

Pferdeeerum 

+'/. 

laalaamn 

+'/• 

Dar  Varsoch  wurde  in  dieeer  Weise  einige  Stunden  an  demselben  Tage  hindurch  fortgeeetst 
mit  dem  Erfolge,  daß  die  Trypanoaomen  in  allen  R4hrchen,  denen  Blut  bezw.  Serum  hinzuge- 
Hcty.t  war,  eine  gleichlaiitje  Zeit  bewes'Iii  li  blieben.  Am  22.  8.  1908  früh  um  8  Uhr  werden  noch- 
utals  in  die  G  It^ugeuzKltiser ,  in  denen  jetzt  die  Trypanosomen  nur  wenig  beweglich  »iad,  je 
y,  ccm  der  ent-^precheoden  FlOaeigkaiten  snpipattiart.  BSamaeh  werden  die  Trypanosomen  wieder 
sfhr  lebhaft  liewe^lich.  allerdings  sind  pie  infolge  der  Verteilunfr  nttf  die  ?r«ßere  FlOasigkeits- 
niengo  nur  bei  sehr  genauer  Uotersucliung  mehrerer  PrAparate  aufzufinden.  Da  die  Trypano- 
Mman  nur  noeh  vareimeU  gaAuMkn  werden,  wird  dar  Varaoeh  abgeteoehen. 

Aus  diesem  Versnob  folgt,  dAfi  die  Blatarten  beiw.  Sera,  welcbe  ver- 
wendet worden  waren,  auf  die  Trypanosomen  anscheinend  wobl  gleicb* 
mlftig  M wiederbelebend"  und  „lebe&sverlftngernd"  wirken. 


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848  — 


Versuch  V. 

Zu  dem  gleichen  Keetiltat  führte  ein  am  22.  8.  1908  in  ähnlicher  Weise,  ebenfalls  bei 
SiomMtenipentiir  aiugeflibftar  Vcnndi,  an  wslebtm  defibriniertas  HMDraetblat»  Schweioeblot, 
GftiiÄeblnt,  Hamnielserum,  Sehweineeeram  imfl  OaMPfmrnm  verwendet  wurde.  Der  Versuch  wird 
gegen  3  Ubr  nacbmiUagSj  aUi  die  Trypanoeonieu  im  Keageasglas  fast  vOlUg  tmbeweglich  sind, 
begoniMii  xmi  alle  lialb»  Stniuto  wM  */,  ecm  der  eatepreeheodea  FlOMii^teD  in  die  betreflbnden 
Reagenzröbrchen  pipettiert,  was  am  22.  R.  1908  zum  letzten  Mal  \ini  5  T'hr  nachmittags  >;eecliieht. 
Um  3  V«  Trypaaoeomen  im  KontrollrOhrcben,  in  dem  sie  lieh  in  der  entaprecbenden 

Menge  physiologischer  KodMalflOBong  betenden,  nDbewegUeh. 

In  allen  flbrigen  Rohrchen  waren  die  Trypanoeomen  nach  Zosatz  der  Sera  anfänglich 
gleichn»BBis^  TT^woglich.  Am  23.  8.  1908  früh  um  9  ühr  sind  sie  im  Schweineblut  bezw.  Schweine- 
senun,  im  Uammelbiat  bezw.  UamiuelBerum  wenig  beweglich,  dagegen  im  Gäiuteblul  bezw. 
Glaaeaeram  anftellend  lebhaft  bewegHdi.  Un  6  Uhr  nachmittags  des  gMcbeo  Tngee  werden  aie 
nur  noch  vereinzelt  im  Gänseblut,  Hanmelblut  und  Gänseeenim  sehr  Bchwac  h  beweglich  ppfiinr!f>n. 
Um  diese  Zeit  wird  nochmals  je  V«  ccm  von  den  entsprechenden  Flflseigkeiten  zu  den  Trypano- 
eomen in  dem  BShrdien  gegeben,  wonach  die  Paraaitea  ibre  oraprOnglidM  Beweglichkeit  wieder 
erlangen.  Am  24.  8.  1008  frflh  am  Vj  £^  Uhr  werden  im  Hammelblut  Trypanosomen  niclit  ge- 
funden, in  den  anderen  FlOssigkeiten,  besonders  im  Gtaseeemm  und  Gänseblot  sind  die  Trypano» 
ioaiein  bewegKdi.  Ihre  nrepranglidie  Bewef^ehheit  atollt  lidi  wieder  twdidem  neehmale 
Vi  ccm  der  verschiedenen  Flflssigkeiten  zu  den  Trypanoeomen  gegeben  war.  Die  Beobacbtnngen 
Hind  nicht  weiter  fiArtgesetst,  w^  der  Maebweia  der  TiTpenoeonien  nur  noch  trareinseli 
gelang '> 

Im  aUgenebim  leitigte  dieeer  Venndi  daeaelbe  Ergebota  wie  der  vontehend  gMchilderte. 


Verguch  IV. 


3u  Minuten 
nach  der 
Blut-  bexw. 
Seromgabell 

80  liinnten  nach  der 
Blat  bexw.  Senim- 
gäbe  n  hInMgeeetst 

rumgabe  III  i 

85  Minaten 
nach  der 

Blut  be/w. 
Serum- 
gabe ni 

70  Minaten  nadi  der 
Blut-  bezw.  Beram- 
gabe  UI  bungeaetst 

> 

HO  Minuten 
nach  der 
Serum- 
gabe IV 

sehr  lebhaft 
beweglich 

4-  Vi       Pf«f deblttt 

sehr  lebhaft 
beweglkh 

4-  7,  ccm  Pferdeblut 

sehr  lebhaft 
beweglieh 

» 

m 

H 

n 
» 

tmbew^ich 

+  V,  H  Eaelbtnt 
-{-  Vt    n  Ziegenblat 
-f-  V»    «  Pferdeserum 
-\-  V,   n  Eseleerum 
-j-Yi  m  Ziegenaerom 

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00 

M 

9 
JO 

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» 

n 
■» 

Vereach  VL 

+V}   n  EselUnt 
-f-Vt  Ziegenblat 
-f  Vi    "  Pferdeserimi 
+  Vi   ■•  Eseleerum 
-|-Vt  *  SUgensemm 

£ 

• 

« 

n 
m 

Ein  anderer  Versuch,  in  welchem  außer  den  bereits  untersachten,  noch  mehrere  andere 
Sera  hinoii  bthrh  ihrHf  Wirkung  auf  Trypanosomen  geprüft  wurden,  ist  am  2fi.  8  190H  bei  Zimmer- 
temperatur auugefulirt  worden.  Zu  je  Vm  Dourinerattenblut  wird  je  V,  (-'<:m  einee  beetimmten 
Berama  hinsngefOgt.  Die  folgende  Tabelle  veraaachanUcht  die  KiaaelheitcM  den  Venachai 


')  Ee  sei  bemerkt,  daß  diese  sowie  die  später  mit  I>ebcrbonillon  experimentell  festge-  ^' 
stellten  Tatsachen  für  ZOchtungsversuche  der  Trypanosomen  in  vitro  verwendet  worden  sind.  ^ 
Ebenso  ist  das  eigenartige  Verhalten  des  Ginseeemma  aum  Gogenstaad  weiterer  Uutenochongen 
geoBeeht  werden.  IHe  Unteienebongea  aind  noch  nicht  an  Emde  gofahrt 


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—   344  — 


'/„  ccm  Dourinerattenblat 

+1* 

g  2  a 

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1  ^ 
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4  Standen 
naeli  Beginn 
dee  VarendiB 

1» 

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n 

n 

n 

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n 

S  Stunden 
nach  Beginn 
dee  VeraiodiB 

« 

n 

IH  StiiiKlen 

iinhe- 

unbe- 

nnbe- 

an1>e 

iinbe 

unbe- 

unbe- 

unbo- 

nnbe- 

unbe 

un  be- 

nach BvKinn 
deeVenödie 

wdg- 
lieh 

weg- 
lich 

weg- 
lieh 

weg- 
Uch 

weg- 
lich 

weg- 
lich 

weg- 
lich 

weg- 
lieb 

weg- 
Uch 

weg- 

weg 
lieh 

Dl«  TtypttttOBOUiMi  kbtMi  iIbd  unter  d«im  Bu^nJ)  d«r  «nidiMn  Sm»  6V*  Btniiden 
lingtt  als  in  dem  Kontrattidhrdien. 

Auch  dieBer  Versuch  bestätigt  die  früheren  Beobachtungen  und>*igt 
ferner,  daO  auch  Ziegen  ,  Rinder,  Hühner-,  Kaninchen-  und  Affenserum 
„lebensverlängernd"  hozw.   „wiederbelebend"  auf  Trypanosomen  wirkt. 

Daß  »icli  Nngauatrypauoeomen  in  dieser  Beziehung  ebenso  verhalten  wie  Dourine- 
trypanosomen,  wu  ioh  bereits  enrihnte,  gebt  aus  folgendem  Versuch  hervor. 


Vera uch  VIL 

Zn  je  Vio  cciu  Naganatattenblttt  wird  an  26.    1908  je  Vt      Senun  vom  Bdiwehi,  KuuBiel, 
Rind,  PfM»  Hahn»  Eiel,  Kaoiadien,  AiTen,  von  der  Ziiga^  Gaai,  Batta  htomwaelit. 


Vi*  com  Naganarattenblut  -\-  '/i  ccm  Serum 

-  +  V 

vom 
Schwein  i 

vom 
Hammel 

von  der 
1  Ziege 

vom  Rind 

vom  Pferd 

von  der 
Gans 

vom  Huhn 

! 

vom 
Kaninchen  . 

! 

vom  Affen 

1 

^von  der  Ratte 

•  9 
--   E  «  • 

i  * 

S  i  £  « 

Stunden 
nach  Beginn 
dee  Vereacbs 

leb 
haft 
be- 
wegt. 

leb 
haft 
be- 
w^l. 

leb- 
haft 
be- 
wegt. 

leb 
haft 
be- 
wegt. 

leb 
haft 
be- 
wegl. 

leb 
haft 
be- 
wegl. 

leb 
haft 
be^ 
wegl. 

leb 
haft 
be- 
wegl. 

leb- 
haft 
be- 
wegt. 

leb- 
haft 

wegl. 

leb 
haft 
be- 
wegl. 

lebend 

l'/j  stunden 
nach  Beginn 
deaVareacha 

1» 

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M 

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n 

». 

« 

N 

n 

onbe- 
wag- 
Uch 

4  Sliindoti 

nach  Beginn 
das  Vanueha 

I» 

It 

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« 

n 

8  Stunden 
nach  Beginn 
dae  Vanrache 

n 

n 

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n 

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n 

M 

18  Stunden 

unbe- 

unbe- 

unbe 

nnl)e- 

Ulllre 

unbe 

unl>e 

unln- 

nnlii- 

unbe 

nach  iieginn 
des  Vwaache 

wog 

lieh 

weg- 
lich 

weg- 
lieh 

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lieh 

weg- 
lieh 

weg 
lieh 

]3L 

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lieh 

weg. 

weg. 

Uch 

weg 
lieh 

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—   846  — 


Wie  aus  der  ZuBammenetellung  ersichtlich  ist,  lebten  die  Napanatrypanoeotiien, 
denen  Serum  zupefn^t  war,  6Vs  Stunden  Hoger  als  die  in  der  Kochsalzkontrolle  be- 
findlichen Trypanosomen. 

Es  ergibt  sich,  daß  die  verwendeten  Sera  gleichmäGig  .lebensver- 
l&ngernd"  bezw.  wiederbelebend  für  Naganatrypanosomen  wirken. 

firwSbnt  mi  aodi,  daO  In  nnderen  Venndieii  H«]il«hensernm  diMdbaa  Bigen- 
selinften  aufwies. 

Bei  nUen  dieeen  Vefsudien.  «eloh«  noob  öfter  mit  geringen  Modifikationen  wieder- 
holt wurden,  liefi  sich  immer  wieder  festetallen,  daß  die  Biu^  oder  die  Serumarien 
sowohl  für  Dourine-  als  auch  tür  Naganatiypanoeotneo  alets  «ine  «wiederbeiebende" 

und  »lebensverlängernde"  Wirkung  atisöbten. 

Eh  war  die  Frage  zu  beantworten,  worauf  diese  Wirkung  beruhte. 

Um  bierüber  Klarheit  au  erhalten,  suchte  ich  zunächst  zn  ermitteln,  wie  «ich 
die  Verreibuugeo  verschiedener  Organe  in  dieser  Hinsicht  verhielten. 

Versuch  vm. 

Am  1.  9.  1Ö08  wurden  (Stückchen  —  im  ganzen  ungeftihr  immer  je  1  g  —  der  quer  ge- 
atnjftoB  KOrpennnkttlatitr,  der  Looge  und  Leber  eiaer  normalen  Ratte  in  etwa  0,a6,*/«iffer  NaCl- 

Löeun;;  im  Mörser  —  jedes  Organ  für  «ich  —  verrieV>ei:  ^'m  »üoeen  Or^'anemulsionen  werden 
ungefähr  je  Vm  ^cm  in  je  1  ROhrcheo  mit  je  Vio  "^'^^  Dourinemtrenlilut  susammeogebracht. 


*/„  ccra  Dourinerattenblul 

+  V«  «an 
Lengenbiei 

Leberbrei 

Mnkelbiel 

-f' /MCcmO,85»y,ige 
NaCl-LOsnng 

4ii  Minuten 
nach  Boginn 
de«  Versuchs 

lebend 

sehr  lebhaft 

beweglich 

lebend 

lebend 

1  Stunde  lö  .Min, 
narli  !>(>:inn 
des  Versuchs 

Iml  alle  Tr^pauo- 
aomon  unbeweglich, 
einipe  )!uckend 

fast  alle  Trypano- 
soinen  unbeweKlieh, 
einige  zuckend 

»ehr  wenig 

2  Stunden 
nach  Beginn 
des  Versocfaa 

unbeweglich 

■• 

unbeweglich 

unbewegUch 

4  Stnnden 

nach  Beginn 
des  VersucliB 

lekea« 

m 

4  Stunden  nach  Beginn  des  Versuches  waren  die  Trypanosomen  nur  tu  dem 
Leberbrei  lebend,  während  sie  bereits  2  Stunden  nach  Ansetzen  des  Versuches  itu 
Lungen-  und  Muskelbrei  und  tu  der  Kochsalzlösung  unbeweglich  waren. 

In  diesem  Tersucli  zeigte  sich  somit,  dafi  der  Leberbrei  Im  Gegena«ta 
nun  Lattgen-  umä  Hnakelbr«!  ebonfUla  eine  «nfAtttende,  aasgesprodiene  lebena- 
TerilogenMie  Wirkung  auf  Trypaaoaonien  «laftbte. 

Um  fealcuatdlen,  ob  bei  Organverreibungen  von  Kaninchen  etwas  Ahnlichee  su 
beobaditen  iat,  tmteiaachte  ich  dieee  und  benutite  in  dem  Vennch  Naganatrypanoeomen. 

Veranch  IX. 

Am  8.  9.  190U  werden  I  g  Lungo,  I  g  quergestreifte  K/irperniusknlatur,  1  g  I.eb4*r  von  einem 
normalen  Kaninchen  im  Mörser  in  je  10  com  0,Hr><*  „iger  NaCI  I^Oenai;  s  crriel>en.  Hiernach  wird  WQ 
jeder  Cmalsion  je  1  ccm  mit  *y„  ccm  Naganantttenblut  in  je  ]  K«H}^-nzröhrchen  gemischt 


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'/itoem  Kifuaimttralilat 

+  1  com 
Moikdbrai 

+  1«CID 

Lsberbnl 

•f*  1  «en> 
XiiiDfeiibrat 

+  1  ccm  0,85  "/»»K« 
fiaoi-iXieQng 

10  Minuten 
nach  liegiiin 
dM  Veranchs 

sehr  lebhaft 
bewiglkh 

«ehr  lebhaft 
bvwigiich 

sehr  lebhaft 
beweglkh 

sehr  lebhaft 
bew^lieh 

1  Stand«  10  Mi- 
nuten 
nach  Beginn 
dfls  Vernichs 

wenig  beweglich 

m 

wenig  beweglich 

die  Deieten^Tpe- 

noermen  unbeweg- 
lich, die  anderen 
lackend 

3  Stunden  10  Mi- 
DOten  nach  B«- 
ginn  d.  V«iiDcdii 

aaboweglieb 

lebhaft 
beweglich 

vnbewe^idi 

onbeweglieb 

Während  die  Trjrpanoeomen  2  Standen  nach  dem  Beginn  des  Versuches  nur 
noch  in^  Lcberbroi  lebbnft  bf^weglich  sind,  sind  sie  im  Muskel-  und  Longwibrei,  ebenso 
in  der  Kochsaizkonlrolie  utibeweglich. 

Auch  dieser  Versuch  lieferte  das  aufiailoiide  Ergebnis,  daß  der  Leber- 
brei gegenfiber  den  anderen  OrgtnTerreibuugea  eine  deutlich  ansfe- 
eproebene  lebensverlängernde  Hl^rknng  anettbte. 

Yeriaeli  Z. 

Zn  einen  ihnlioben  Versuch  wird  ein  normale«  Kaninchen  entblutet,  sein  8erum  doieh 
Zotitrifngieren  gewonnen.  Je  1  g  Leber,  1  g  Nitre,  1  g  Darmlymphkiioteu,  I  g 'ifhini  ]  TTt^r? 
muskel,  die  beidvu  .Wbenuioren,  die  beiden  Augenlinsen  dieeee  Tieres,  aui»erd«m  je  1  g  Fankreiu 
und  die  beiden  Nebennieren  eines  Sn  Bebwalneiieet  siasegangenen  Ferkeis  io  je  10  ocm  phyiBM- 
logischer  Kochsalzlösung  im  Mörser  zerrieben,  mit  Ausnatnne  der  beiden  Kaninchenlinsen  und 
Kaoiochenoebennieren,  welche  in  je  5  ccm  derselben  KochzaUlOsung  zerrieben  wurden.  Von 
dieeen  BmalsioBeD  wird  je  Vi«  <^  >nit  js  Vi*       NacsoamttenUnti  fanier  von  dem  «rbeHeneo 

Knninrhcnxenini  !  c-m  n  li'  * r-rn  i  dr---  ^'Irh-'i  rii 'RnUeobloteS  iflS  RsSgeiMglM  SBBSinflMBgBbfedll» 
D«r  Versuch  wird  bei  ZiaiDierteiup«ralur  auügefUhri. 


B 

Vi«  ccm  Nagnnantttenblat 

lä  ? : 

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nach  Beginn 
des  Versuchs 

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imch  B«giiiu 
des  Vefsacbs 

«nb»- 

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aiib*< 

nnb». 

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—  S47  — 


Demnach  waren  die  TrypsnoMMnen  ä  Btunden  nach  Beginn  des  Versuches  in 
der  Kochsalzkontrolle,  im  Nieren-,  Darmlympbknolen-,  Gehirn-,  Herzmuskel-,  Neben- 
nieren-, Aiigenlinseu-  nnd  Pankreaabrei  unbeweglich,  während  bic  im  Serum  und  im 
Leberbrei  pchr  lobhaft  beweglich  waren.  Es  sei  bemerkt,  daß  ein  cprinp;er  Unterschied 
zwischen  der  Kontrolle  und  den  Orgnnverreibungen  —  auBgenoiimien  I^ber  und 
Serum  <— ^  iiiBofern  bestand,  als  die  Trypauoeomen  in  den  Emuleioneu  besaer  be- 
weglich wann  als  in  der  Kochsalzlösung.  Diese  Tatsache  findet  wohl  daiin  ihn  Er 
kliniDff«  dafi  In  den  OrganvetfeibiuigeD  noeb  etwas  Berum  entiMUan  ist,  wetcbee  wSoe 
Wirkoag  entfaltot 

Im  übrigen  zeigt  auch  dieser  Vei anoh  wiederum,  dalt  nnr  dem  Serum 
und  der  Leber  eine  erbebliche  lebenaveriingernde  Wifkung  ankommt. 

Auffallend  ist,  daO  die  'rrj^panosoraen  in  dem  Herzmuskelbrei  verhältnismäfiig 
schnell  unbeweglich  werden.  Es  ist  das  aber  ein  Befund,  der  bei  Wiederholungen 
dieBBB  Versuches  nicht  wieder  erhoben  werden  und  somit  auch  nicht  niher  aafgeklirt 
werden  konnte. 

Efl  war  noch  fentzustellen,  welche  Wirkungen  dem  Knochenmark  und  der  Milz 
vom  Kaninchen  in  dieser  Hinsicht  zukamen. 

Versuch  XI. 

Am  11.  9.  1908  wird  ein  Veiaoeh  bei  ZimmerteiDperattur  ausgefahrt  Je  l  g  Kanioduo- 
knocbenmark  und  je  1  g  Kaoiocheninilz  werden  mit  je  10  ccm  o,*<r)*/oiKer  VpiCl  Tyiaun^  im  Mnreer 
lerrieben.   Von  diesen  EmolaioneD  wird  je  '/«  V»        Douriacratteublut  «isiiminen- 

gebiacht.  Wahtend  die  Titpsikwoiiisd  noeb  8  Standen  nscb  Bsgimi  «l«s  Vsasndiss  in  disssm 
R'^ihrchen  wenig  beweglich  und  nach  4  Standen  unbeweglich  «ind,  zeigen  Trypanosomen  in  eiDem 
KontrollröhrcheUj  in  welchem  7m  de«  gleichen  trypanoeomenbaltigen  Ratteoblutea  mit  Vt  ^^i" 
pbjsiologisdMr  KoebsdilasDng  vermisdit  wsten.  beieils  nach  S  Standen  kstos  BewegongB- 
eraebeinungen. 

Auch  in  diesem  Venoob  erklärt  sich  daa  längere  Beweglichbleiben  der  Trypano- 
eomen  in  den  Organemnlsionen  durch  den  Serumgehalt  der  zerrieber^en  ^V^sne. 

!n  anderen  Vcrsncbpn  fleren  ausführliche  Wiedergabe  Bich  wohl  erübrigen  dürfte, 
wurde  lernerhin  festgeateilt,  dali  der  Eieretock,  der  Eileiter,  der  Uterus  und  der  Hoden 
vom  Kaninchen  einen  nennenswerten,  lebensverlängemden  Einflufi  im  Vergleich  zur 
Leber  auf  Trypanosomen  nicht  ausübten. 

Ea  hatte  aieh  somit  bei  allen  bieherigen  Verauoben  ttberainatimmend 
ergaben,  daS  nur  dem  flemai  und  der  Leber  eine  eriiebllf&e  JMMunw» 
liagenie*  WiifcniK  fir  TrjnMBOiomen  ankommt 

V6f  die  waüiren  Arbeiten  auf  diesem  Gebiet  erschien  es  awedka  Gewinnung 
eines  ausgiebigen  Materials  wertvoll,  festzustellen,  ob  auch  die  Leber  grö0erer  Tiere, 
a,  B.  des  Rindes  in  einer  den  bisherigen  VeEBUohaergebniasen  entspreoheDden  Weise 
lebenaverlingemd  wirkte. 

Vsrsneh  ZII. 

Am  4. 9. 1906  wird  I  g  Rinderleber  fai  10  ccm  0k85*/*i8ar  NaCI-Lllsang  serrieben  und  hiemaeh 

]  Tpf  im  Eisfichrank  aufbewahrt.  Am  r>.  f>  l*>f>8  wird  '/»  ccm  der  T^beremulpion  mit  '',5  crm 
Naganarattenbiut  gemischt.  Zur  Kontrolle  wird  die  gleiche  Menge  des  tr/panoeomenhaltigen 
Rattenblalss  in  V«  ocm  pbystelfl^hsr  Koehsslilosang  fsbcaeht  In  ^sser  rind  die  Trypsoosomsn 


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—  848 


3  8tnnd«n  iiaoti  Ueginn  dw  Veraufhen,  dvr  bei  Zimmerteinperatur  ausgeftthrt  wird,  anb«w«8licb, 
wtthrend  sie  im  Kinderleborbrei  noch  nach  ä  Stundeu  lebhaft  beweglich  aind. 

Demnach  wiikt  «uch  die  Binderleber  ,|lebenBverlingernd".  Der  Ver* 

euch  hatte  aber  auch  sagleieb  das  Ergebnis  geseitigt,  daA  die  Leber  ihre 

.lebensverlftngerude*  Wirkung  w&hreod  eines  eintägigen  Anfenthaltes 

im  EisBchrunk  nicht  einbüßt. 

Nach  alledem  nimmt  die  Leber  und  daa  Serum  gegenüber  den  anderen 
von  mir  untcrsTichten  Organen  des  Körpers  bezüglich  ihrer  Wirkung  auf 
TrypanopumeTi  eine  Sonderetellung  ein.  E»  «.heiiicn  in  der  I.eher  Stotte  ent- 
hüllen zu  sein,  welche  auf  die  Trypanosomen  einen  mobilisiereudeu  und  lebens- 
verlängernden  Einfluß  auHÜben.  Ob  di^  Stoße  in  der  lieber  eutatehen  und  erst 
selcnndlür  in  das  filnt  ttbeiiielen  oder  ob  rie  v«m  Tomhenin  im  Snrum  enthalten  sind, 
möchte  ich  «unJUshst  dahingestellt  sein  lassm.  Jedenlalls  kommt  den  anderen»  von 
mir  antersuehten  Organen  im  allgemeinen  eine  erhebliche  lebensverlingarnde  Wirkung 
im  Vergleich  zur  Leber  nicht  zu.  Wenn  gel^ntlich  einmal  auch  andere  Organe 
einen  geringen  Einfluß  auf  die  Lebensdauer  der  Trypanosomen  ausüben,  eo  ist  das 
wohl,  wie  Bchon  erwähnt,  auf  den  jeweiligen  Serumgehalt  der  betreffenden  Orgui* 
verreibung  zurückzuführen. 

Versuelw  Ober  die  Natur  der  .^etensveriängemden"  iMtw.  „wIederiieMienden"  Stoffe. 

Um  ttber  die  Besdiaffenheit  der  auf  Trjrpanosomen  .lebensTsrlingemd*'  wirkenden 

Stoffe  näheren  Aufschluß  zu  gewinnen,  vei^uchte  ich  zunächst  festzustellen,  ob  dieee 
Sulislanzcn  der  T/eber  imd  des  Serums  vom  SauerstofTgehalt  des  Blutes  abhängig,  ob 

sie  hitxebeetSndig  sind,  ob  sie  das  Eintrocknen  ertragen,  ferner  ob  sif  einen  längeren 
Aufenthalt  im  Ei.sHchrank  überdauern  und  wie  eine  längere  Aufbewahrung  im  Brut- 
schrank bei  37°  auf  sie  einwirkt. 

Verteeb  Xm. 

E»  soll  hier  zunärtist  kurz  auf  oiiien  Verfluch  liingowioBon  worden,  den  ich  frilHor  r,l«  die 
anderen  Vetsache  von  dem  GodAuken  aosgebend  angeetellt  bab«,  daß  die  geringe,  tu  Senun 
vorhaadene  Mange  von  Saneratoff  von  EinfloB  auf  die  lebeoaverlSngenide  Wiiknag  dea  Semnia  war. 

E«  wird  in  ein  Itesgenxröhrchen,  in  dem  »ich  1  ccm  Dourinerattenblut  befindet,  reiner 
äauerstoif  aua  einer  Haueratoffboiube  geleitet»  ao  daß  das  Blut  lingere  Zeit  eine  helliote  Farbe 
bdin  Auftnthalt  Im  Zhnmer  beibehteti  Die  Trypanoeomen  waren  1  Stande  nach  B^jinn  daa 
VeranclMa  unbewwglich,  wahrend  Tryj'ano^ouicn.  sich  in  einem  untor  den  gewöhnlichen  Ke 
dingun^en  gehaltenen  Kontrollröhrchen  befanden,  nuch  ihre  Beweglichkeit  bewahrt  hatten. 
Eine  1el>on<iVGrlängerude  Wirkung  de«  Sauerstoffoa  konnte  nicht  erwiesen  werden.  Die  angewandte 
SaaervtufiBpaniiiuig  war  «ehr  boeli,  Vetsnicba  mit  geringeren  SaaetetoBipeanimgea  wurden  nkbt 
auagefttbrt. 

Veriueb  XIV. 

T'ni  <1ie  KoktostaViilititt  Jer  lebenaverlftnuerndcn  Stoffe  featzaatellen,  wird  am  ^.  9.  1008 
1  g  normaler  Kanincbenleber  in  etwaa  pbyeiologisdier  Kix-hsalzlnaung  5  Miauten  lang  aufgekocht, 
dann  im  MOraer  leiTieben  and  noch  aoviel  Kodiaalilflanng  migegaben,  daS  die  FlflmigkeitMmenge 
im  ganzen  10  ccm  betragt.  Von  dieser  Emnision  wird  '/lo  (^cm  mit '/„ccm  KaganaraUenblot  und 
aar  Kontrolle  ^J^^cem  U,85''/«iBB''&ochHal]!lfleung  mit  ■/„  ccm  von  demaelben  Rattenblut  gemiacbt 
AuBerdem  wird  aar  Kontrolle  von  derselben  normalen,  roben  Kaninchenleber  1  g  in  pbjrsiologiacber 


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-    849  - 


K<^liea1ztrtsunK  im  Mrtrser  ztrrielien.  Von  «liceer  Emulsion  wirxl  obenfallB  rcir»  mit  rrni 
TOD  dem  bereit«*  erwttlmten  NaganarattenbhU  biosugemtst.  D«r  Verauch  wird  hei  Zimmer- 
tempentur  «ugoflUhrt. 


Vio  ^■'^'n  Nnt'anarattenbhit 

-|-  Yw  ccm  rober 
Leberemahion 

-j-  Vi»  gekochter 
LeberemaMoo 

7i,  ccm  0,»H57«j8e«' 
Na01-La«iii9  (KoDtroll«) 

10  Minuten  nach 
B«glnD  d«0  Vcraueha 

1  Stunde  nach 
Beginn  des  Versuchs 

3  Stunden  nach 
Beginn  dee  Venocha 

Hehr  lebhaft 
be««fllch 

aebr  lebhaft 
bewflglidi 

M 

n 

aehr  lebhaft  beweglich 

die  infiHten  Trypanoaonien 
unbeweglich,  die  anderen 
•ehr  wenig  beiir«glieh 

Di«  roh«  und  die  gekodite  Leberemnlabn  wirkton  in  diesem  Venoeh  gieiduniiAig 
lebenBvwlängerod. 

Demnach  ist  ansttnehmen,  daß  die  fragiichen  Stoffe  in  der  Leber 

«koktoptahil"  sind. 

8tnud  der  „lebens verlängernde"  Stofi'  ries  Stiruni»  mit  ileiii  der  I.el)er  in  Be- 
ziehung, Bu  war  zu  erwarten,  daß  auch  die  betrefleadeu  Ötoti'e  des  'Serums  hitze- 
beutändig  sind. 

In  der  Taft  zeigte  ein  am  5.  9.  190S  angeetellier  <Hnantiei«nd«r  Vannoh,  dafi 
diee  der  Fall  ist. 

Versuch  XV. 

Am  7.  9.  1906  wurden  5  ocm  frimhee  Kaninehenaeram  R*Minaten  lang  sof  109*  «rhitat. 

Von  dem  geronneneu  Serum  wird  1  g  abgewogen  und  diesee  in  1  ccm  pbyeioIiigiHclicr  Koch- 
aaUlöeung  im  Mörser  verrieben.  Gleichzeitig'  wird  auch  Kaniocheoleber  gekocht  und  1  g  in  5  ccm 
pbyriologiMber  KoehMltUtouag,  auBerdeni  i  g  rohe  fCauinehenleber  in  ebensoviel  KocheetaiHfeong 

verrieben.  Hterant  wird  die  Wirkung  der  gt'kocliten  und  rohen  Leber.  el>enMo  des  erhitaten  tiad 

rohen  Sprnrn»  auf  Nagaimtrypanfwompr»  j»eprHfl,  intlein  je  1  rem  der  Kinulaion  bezw.  1  ccm  rohe« 
Serum  mit  je  7io        Naganarattenbiut  im  Heagenz-glas  bei  Zimmertemperatur  zuaammeugebracht 

In  den  Kontrollröbrchen,  in  denen  sich  die  Trypanoeomen  in  0,Kr5"'„iger  Kochaalzlösung  be- 
finden, sind  die  Trypaooaomen  nach  40  Minuten  unbeweglich,  wahrend  aie  in  den  ruhen  und 
gekoehtea  Oiginm  noch  nech  4  Standen  lebhaft  beweglich  eiad. 

Demnach  lind  die  j^lebenaverlängornden*  Stoffe  dee  Seruma  ebenfalls 
koktoetabil  und  sie  verhalten  eich  in  dieser  Besiehnng  ebenso  wie  die  der 
Leber.  Allerdings  muS  aar  Ersidung  eines  derartigen  Atisfalles  des  vorstohenden 
Versuches  stets  nur  die  Isste,  geronnene  Masse  des  Semms  verwendet  werden. 

yVaä  die  Haltbarkeit  der  Stoffe  anbelangt,  so  habe  ich  in  dieser  Riohtung  Ver- 
soche  bei  niederer  Temporatur  im  Bisscbrank  bei  ca.  6*^  angestellt. 

Veretteb  XVI. 

KaninebenorganeiBiiMonen  werden  roh  nnd  gekocht    je  1  g  Sobetans  in  10  ccm  9,65Veiger 

N'aCI  ]/)enng  —  verrieben  und  dann  4  Tage,  in  einotii  Falle  auch  Kaninclionsornm  7  Tage 
lang  im  Eiaecbrank  aufbewahrt.  Je  '/i  der  Emulsionen  werden  hiernach  mit  je  '(„  ccm 
NagMiarattenblat  gemiacht.  Die  Miachnngen  werden  bei  Zimmertemperatur  gehalten  und  die  in 
ihneo  vorhiadeneo  TtTpanceomeu  auf  ihre  Rew^iehkeit  von  Seit  so  Zrit  natemicht.  Wahrend 


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—   850  — 


die  TiTpaiiowNiMD,  die  sich  our  in  pU]r«>ologwcb«r  KoduMltlOeiing  zar  Kontndl«  b«fliulM«« 
8  Stondeii  nadi  Begiiin  dM  VownImb  vnbeweglich  atod,  tolwB  die  TrypanoMOMa  fn  den  im 

EiMcbTaok  aufbewKhrt  gewAoenfln,  roben  und  gekochten  I^beremulflionon  noch  10  Standen  nadk 
Beginn  dee  Versttchc«.  Länger  wurde  die  BeobarhtuuKHzeit  nicht  auH^edehnt.  In  den  Emulsionen 
der  anderen  Üri^aue  sind  die  Trypanosomen  :i  Stuii<k'n  nach  Beginn  des  Versuches  unbewechVh. 

Es  ergibt  sich  somit,  daß  die  3,  4  und  7  Tage  im  Eisachrank.  aul 
bewahrteo,  rohen  und  gekochten  Leber-  und  Serumemulsionen  die  „lebena- 
verlingernde*  Wirkung  ungeeohwftcht  entfalten  kennen. 

Die  Bmulsionen  der  anderen  Organe  —  auBgenommen  die  HMimuBkelemolsion, 
Ober  die  nodi  naohstehend  berklitei  wird  wirkieD  im  Veriiiltnii  aar  Leber  und 
SeromemuMon  auöb  naeh  melutlgigeai  Aufenthalte  im  Biflaehrank  weder  «lebena- 
verlingernd"  nodi  immoUliaieMcid  für  Tkypanoeomen. 

Nebenbei  sei  hier  bemerkt,  daO  die  in  dem  vorstebenden  VwBlieh  benutzte, 
8  Tage  auf  Eis  aufbewahrte  Kaninchenhenmuekelemuleion  auf  die  zugesetzten  Trypa- 
nosomen derartig  wirkte,  daß  sie  fa^t  momentan  unbeweglich  wurden.  Worauf  diese 
Wirkung  beruhte,  läßt  sich  nicht  bestimmt  sagen.  Ich  möchte  aber  annehmen,  daO 
Fäuluisvorgänge  in  diesem  Falle  alf»  l'ryache  der  eigenartigen  Wirkung  anzusehen 
sind.  Denn  die  Herzmuskelcmulsion  hatte  nach  VxStündigem  Sleheu  im  Zimmer  eine 
grüDgraorole  Farbe  angenommen,  waa  ebenao  wie  der  Oenmh  fftr  die  eiDgetratene 
Finbda  apracb.  Die  anderen  Qrgaaemabiooen  veiiaderten  wibrend  dee  fitdiena  im 
Zimmer  ihre  gewämlidie,  normale  Farbe  nicht 

Dafi  die  Leber  und  dae  Serum  anob  im  angetrockneten  Zuatand  ihre 
Wirkaamkeit  behalten,  lehrt  der  folgende  Verauch. 


Am  11  9.  1908  wird  etwaa  Pferdeaerum,  das  in  ganz  dünner  Schiebt  während 

5  Tage  auf  Petrieohalen  angetrocknet  war,  in  etwa  0.85  %  >ger  NaCl-T/ösung  verrieben 
und  d;\Tu  '  u)  fem  DourinenittenbUil  htnzupef<etzt.  Tn  dem  Kontrollröhrchen,  in  dem 
sich  '/lo  ccm  von  demselben  trypanobomenhaltigen  Blut  befand,  sind  die  Trypanosomen 
nach  2  Stunden  unbeweglich,  während  sie  in  dem  Röhrchen,  welches  daa  angetrocknete 
und  in  pliysiologischer  Kociisalzlösuug  verriebene  l'ferde^erum  enthielt,  beweglich  waren. 

Auch  Vcnodie  mit  wihrend  mehrarar  Tig»  angatmoknator  Leber  cdtigten  daa 
gleiefae  Reanltat^  hervorheben  mdohte  ich,  daß  die  Leber  in  ao  dttnner  Schicht  an- 
getrocknet war,  daß  aie  beim  Abnehmen  von  der  Petiiadiale  wie  Olaa  ntbraoh.  Auch 
die  inneraten  Schiebten  dea  getrockneten  Lebermatwiala  waren  abaolut  trocken. 

Der  Ausfall  dieser  Experimente  gab  Veranlasenng,  an  untersuchen,  ob  sich  die 
„lebensverlängernden"  Stoffe  in  Leber  und  Serum,  die  angetrocknet  und  hiernach 
lingere  SMt  aufbewahrt  waren,  erhalten  hatten. 


SSe  dieeem  Venocb  wiudeo  felgeade  Organe  Tarwendet: 

1.  Die  Leber  eine«  an  Schweinepest  verendeten  Ferkels  (Nr.  234),  welche  gut  cerkleioert, 

wKhrend  -18  Stunden  bf'i  .17^  in  ."ehr  ilflnner  Scliicht  aiiirotrocknot  und  hiernach  1  Jahr  6  MoBata 
vor  Licht  gm:hüti!l  in  einem  beb  rank  bei  Zimmertemperalor  aufbewahrt  worden  war. 


Verauch  XVIL 


Veraueh  XVm. 


—   861  — 


2.  Angetrocknetes  Rindenanun,  welche«  ca.  2  Jahre  alt  war. 

An^TPitrocknetes  ZieKenseram,  welche«  ca.  4  Jahre  a]t  war. 
4.  Angetrocknetee  Rindereerum  vom  1.  3,  1903. 
6.  AngelrodtiMttoii  PferdeaeniiD,  das  ca.  8  Jahre  alt  war. 

6.  Angctropknetes  Kaniplseniin,  welchem  ca.  4  .lahre  alt  war. 

7.  Angetrocknetes  8chweineserum,  das  ungeftlhr  4  Jahre  alt  war. 
a.  Ancatroeknetaa  OuniMlaeniiB,  das  ca.  4  Jahn  alt  war. 

Von  der  Leber  des  an  Schweinepest  erkrankt  ^we»<enen  Ferkels  wird  1  g  im  Mörser  zu 
einer  pulveriaierten  Maaae  verrieben  und  in  10  ocm  0^  V«ig^'  NaOl-Löanng  aufgeacbwemmt  Oieae 
Lebenaftebwemmiug  bleibt  6  Tage  im  ElaMhrank  stehen.  Eisniich  wird  die  FlOarigkeit,  da 
sie  Bauer  reagiert,  solange  mit  Normal kalilaoge  versetist,  his  sie  gegen  Ladunns  neutral  bis  leicht 
alkalisch  reagiert.  In  diesem  Zustand  wird  die  Leberaufachwemmang  zu  dem  in  der  nacbiolgenden 
Tabelle  wiederjfcgebeuen  Versuch  in  einer  Menge  von  */»  ccm  verwendet 

Von  den  angetrockneten  Sera  wird  je  1  g  für  aich  allein  im  MOiMff  lerrielMn  und  hiemach 
in  10f>f^ni  0,85*/,iger  NaCI  lAsung  aufgeschwemmt.  Die  Aufschwemmungen  bleiben  5  Tage  im 
EiüBchrank  stehen.  Das  uigetrocknete  Serum  bat  sich  nach  dieser  Zeit  nicht  gut  gelöst;  denn 
am  Boden  der  ReegennObrcben  flnden  rieb  di«  geqnollentn  Semmpartikel,  über  denen  die  faat 
vr.iHir  kiri-p  Knrh:^'ni7!n<;i-T:[7  steht  Vou  diesen  Sertimaubdi.wemmvngan  wild  Je  oem  XU  dem 
bei  Ziiiimerteiuperalur  auogefOhrten  Versuch  verwendet 

Je  Vis       DonilnemtleBblnt  werden  an  den  einaelnen  Flllaai^irilamengen  tiburagegebe». 


V,  ccm  aehwainepestftrkelleber  (iV.  J<ihr 
alt)  4-  Vm  Doarinerattenblut 

*/i  ccm  Rinderaemm  (2  Jahre  alt) 
+  'It^oem  Doorinentteinblut 


Vj  ccm  Ziegeiisernm  (4  Jahre  alt^ 

-j-  Vio  Dourinerattenhlut 

V,  ccm  Bindersernm  (vom  1. 3. 1U06) 
-f-  Vi«  ccm  Donrinerattanblut 

*/,  rem  Pferdeserum  (2  Jaiire  alt) 
-j-  7i  j  ccm  Dourinerattenblut 

'/t  ccm  Kamelserum  (4  Jahre  alt) 
'/i»  ''C™  Dourinerattenblut 
V,  crm  Schweineaenun  (4  Jahrs  alt) 
-f-  Vio  <^  Doorinemttenbint 

V-  ccm  0,85%  ige  NaCl  Löenng 
-f-  Vielem  Dourinerattenblnt 


Zu  Beginn 

de« 
Veranehe 


1  Stunde  Stunden  3»/,  Stunden 

nach  Beginn  nach  Beginn  1  nach  Begtuit 
dca  VeMncbal  de»  Veisndia  dea  Venneha 


Trypano- 
i<omen  sehr 
bowegUch 


Trypanosom, 
lebhaft 
beweglich 

TiTpenn- 


I  Trypsno- 

lieweglich 

bat  alle 

Trypanosom. 

unbeweglich, 

oinxplne 
»uckend 


Trypanosom, 
nnbewflglieh 


Trypano- 
somen 
unbeweglidi 


la  den  Flüssigkeiten,  welche  die  aDgetrodmeton  Sera  enthielten,  lehten  die 
Tiypan<Moin«n  nicht  Hager  üb  in  d«r  KcchMlskontrolle.  Nur  das  2  Jahre  alte 
Rindeiaeram  wiricte  etwas  lebenaveilingemd  fttr  die  Parariten.  Dagegen  Qbertehten 
die  Ttjpanoaomen,  wdche  eich  in  der  iVi  Jahre  lang  aufhewahrlen  and  hiernach  in 
phjaictogischer  Kochsalzlösung  aufgeschwemmten  lieber  eines  an  Schweinepest  erkrankt 
gewesenen  Ferkele  befanden,  die  der  Kocbsalzkontrolle  um  2'/«  Stunden. 

Die  lebenSTerUngernden  Stoffe  hatten  sich  während  einer  iVtjährigen 
Aafbewabrnngaseit  in  einer  getrockneten  Leher  erhalten. 


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—   863  — 


Die  Unwirkaumkeit  der  in  dvm  vumleheudeu  Verauclt  benuUUii  metnerr'  Jahre 
hindurch  im  angetrockneten  Zustand  aufbewahrten  Sera  ist  wahrscheinlich  (ifirnuf 
zurückzuführen,  daß  die  in  die  Koch.«alzlöPung  gebrachten  SeruinteilcheD  nur  auf- 
quollen, ohne  daß  aber  die  wirksamen  Stoii'e  in  Lösung  gingen. 

Die  weiteren  Versuche  über  die  Natur  der  lebens verlängernden  Stoffe  ert»treckten 
Bich  diranf,  feateusteilen,  wie  ein  längerer  Anfentheli  bei  87*  euf  sie  ^nwirkt. 

Versnrh  XIX- 

Am  12.  9. 1908  wird  1  com  von  einer  einen  Tag  laog  bei  Ii?"  im  Brutschrank  aof bewahrten 
sekoehten  KanJnebailebereiniibion,  I  eem  von  «fneoi  «Iimb  Tag  lang  bei  87*  ebemo  enflMwabrteB 

rohen  Kaninchenserum,  1  ccm  eiuer  4  Tage  lang  bei  87°  Hufl)ewahrt«n  gekochten  KuriaelMil- 
«erumemulHion,  1  ccm  eine«  4  Tage  hindurch  bei  M"  aufbewahrten  rohen  Kanincbenaerain  und 
1  ccm  einer  4  Tage  lang  bei  A'"  aufbewahrten  rohen  Kantuchenleberemulaion  mit  je  '/t»  ccm 
Dourinerattenblat  vermischt  Bei  der  Herstellung  (hener  Kmnlsionea  war  enprUagltcfa  ao  ver- 
fahren, (laß  je  1  g  Hubstanz  auf  10  ccm  physiologiwhe  Koph«!al7infnnjr  verrieben  wunien.  Die 
Aufbewahrung  aller  dieser  Sabataozen  bei  lil"  erfolgte  in  offenen  Rcagonxröiirchen.  Uiemacb 
verbreiteten  die  4  Thge  laog  bei  87*  eufbewehrten  SubttaniBn  eioeo  feeHgen  Geruch.  Die 
KauhiiB  war  am  weitealen  in  der  robee,  4  Tkge  bei  37*  aofbewebrten  KaninchenenraMon  fer- 
geschritten. 

Bar  Venmdi  werde  hei  ZieunertaDparator  anigeCnbrt. 


Vio  ccm  Uourinerattenblot 

■4"  1  ccm 
rohee 

-|-  1  ccm 
gekot-hter 
ICaDiocbea- 
ieber- 

emnlaion 
(1  Tagb.  37  "i 

-j-  1  ccin 
gekochter 
KaoincheD- 
aernm- 

emnlsion 
(4  Tage  h.  47  °) 

-f-  1  ccm 
rohes 

Kaninchen- 
aeruui 

(lTaceb.87«) 

.- 

1  cem 

roll  CT 
Kaninchen 

leber- 
emnlsion 
(4  Tage  b.  87») 

^    1  ccni 
0,»5  "y,  iger 
NaCl-LBeong 
(KoDttolle) 

(iTaf  b-S?"^ 

RliinHe  nach 

des  VerHUchs 

Stunden  nach 
Begiim 
dea  Versucho 

iVj  Stunden 
nach  ('eginn 
des  Versuche 

lebhaft 
bewsglieh 

» 

B 

lebhaft 
bawesUch 

n 

wenig 
bewaglieh 

<• 

vifUi  Tryi>a 

Il'KiÜlIllMl  IUI 

beweglich, 
die  anderen 

wenig 
bewegiieb 

liil-  llKMftCIl 

TryiiHiu) 
gunieu  unbe- 
weglich, an- 

diere  nur 
noebiDetaid 

aebr  wenig 
beweglich 

unbeweglich 

lebhaft 
beweglich 

wenig 
beweglich 

unbeweglich 

In  diesem  Versuch  wirkte  dm^  einen  Tag  bei  '67  "  aufbewalirtc  rohe  Knninclten 
Berum  und  ebenso  die  gekochte  I<eberemulsion,  welche  einen  Tag  bei  37  gehelten 
wer,  lebenavarlüngemd.  Sowohl  das  gekodite  ale  auch  des  rohe,  4  Tage  bei  87*  ge* 
beltene  Serum  wirlten  etwas  lähmend  auf  die  Trypanosomen.  Die  4  Tage  im  Brut- 
eefarank  Im  87*  aufbewahrte  rohe  Kaninchenleb«'  wirkt  aehon  nach  V«  Stunde  edir 
deutlich  schädigend  auf  die  TrypanoBomen,  so  daO  die  Ftonriten  bereite  */«  Stunden 
nach  Beginn  des  Versuches  völlig  unbeweglich  nind. 

Der  Ausfall  de?  vorstehenden  Verpticbes  kann  nur  so  erklftrt  werden, 
daß  die  4  Tage  dauernde,  nicht  Ptertle  A  vi  I  bt-Wiilirung  der  Orfianemulsionen 
und  des  Sernnis  tiei  beiden  dio  ietteubvcrlangemde  Wirkung  aufbebt. 

Diese  Ansicht  wird  auch  durch  den  folgenden  Versuch  gestützt. 


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—   858  ^ 


Versuch  XX. 


Am  15.  U  1^JU8  wild  «in  Vereudi,  wie  der  voihieheude,  bei  Ziumierlt^uiperuiur 
«O^fiilui.  Die  Eniulsionen  waren  in  diesem  Veranch  el>enao  hergestellt,  wie  in  dem 
vorigen,  es  warde  aucli  mit  dcnBeHjcn  Flüssigkeitsmeng^n  gearbeitet.  In  der  Emulflion 
der  rohen  Kaninchenlel)er,  die  4  Tage  bei  37"  gestanden  liattc,  wurnn  die  'i'rypano- 
.^lUTiHii  fast  momentan  nach  dem  Zusetzen  unbeweglich.  In  der  EuniLsion  d(^r  ge- 
iiociiitiu  Kaninchenleber,  die  4  Tage  bei  37°  gestanden  hatte,  werden  die  Trypano- 
Nmen  gleichzeitig  mit  denen  der  KödueltkonttoUe  nnbewegUeh. 

Im  rohen  KMtnebeneeram,  des  4  Tege  bei  87*  gehalten  worden  wir,  sind  die 
TrypemMoman  iwur  über  8  Stunden  gut  beweglidi,  eber  nidit  m>  lange  wie  im 
frieohen  Serum, 

In  der  Emulnon  des  gekochten  Kaninchenserums,  die  7  Tage  bei  37  "  gestanden 
hatte,  werden  die  Trypanowmen  eb«iBO  schnell  nnbeweglich,  wie  in  der  Koclmalt' 

kontrolle 

Auch  in  diesem  Versuch  war  die  lebensverlängernde  Wirkung  in  den  faulen 
Substanzen  aufgehüben.  Die  faule  I^l>er  liiOt  die  Trypanosomen  sehr  schnell  unbe- 
weglich werden. 

Nach  diesen  Versuchen  bebt  die  Fiulnis  die  «lebenaverllngernde" 
Wirkung  auf.   Faule  Organe  wirken  immobilisierend  auf  Trypanosomen. 
BesOgliefa  der  sdiAdigenden  Wiiknng  von  fauler  Leber  auf  Trypanosomen  hat 

neuerdingä  Jaffi'-  in  einer  den  obigen  Versuchsergebnisaen  enfspieohenden  Wdse  im 
Zentralblatt  für  Bakteriologie  (Bd.  55,  S.  519)  berichtet. 

Daß  nicht  der  tüngere  Aufenthalt  bei  37"  allein,  sondern  nur  die  Fäulnis  die 
Ursache  für  die  Aufhebung  der  lebensverlängernden  Wirkung  der  untersuchten  Organe 
ist,  geht  aus  folgendem  Versuch  hervor. 


Am  ir>.  9.  1908  wird  1  k  einer  7.erru  l  in.rn,  noniifllen  RAftenleber  in  10  ccm  0,8'»*/»ig»r 
NaClL<isaag  in  ei  Dem  gut  geachlomenen  lleagenzrobrchcn  5  Minuten  lang  aufgekocht.  Die 
EnniWon  wbd  htenmf  vom  II».  9. 1O08  bis  som  M.  9. 1906  iei  BnitMlinnik  bei  87*  «nler  iterilen 
Kautelen  aufbewahrt.  An  24.  9.  1908  wird  Vi  ccm  der  BmaMon  mit  Vu  ccm  Donilneiettenblnt 
sommroengebracht. 

Die  Trypanosomen  leben  in  dieser  lA>»ung  uouh  5  Stunden  nach  Ausetzen  des 
Versuches,  während  sie  in  einer  gleichzeitig  angesetzten  Kochsalzkontrolle  1  Stunde 
.  nach  dem  Ansetaen  des  Versuches  unbeweglich  sind.  Der  Versuch  ist  bei  Zimmer^ 
temperatur  ansgeföhrt  worden. 

Demnach  schidigt  ein  neuntftgiger  Aufenthalt  bei  87*  den  „wieder- 
belebenden"  besw.  „lebenaverlingernden*  Körper  nicht. 

Aus  den  bisherigen  Versuchen  über  die  Natur  der  «lebensverlängern- 
den"  Stoffe  ergibt  sich  r.usHmmenfaasend: 

1.  daß  sie  koktostabil  sind, 

2.  daß  sie  gegen  Eintrocknen  widerstand-sfähig  sind. 

3.  daO  sie  im  Eisschrank  und  bei  37°  längere  Zeit  haltbar  sind, 
i.  daß  ihre  Wirkung  durch  Finlniavorgänge  unterdruckt  wird. 


Versuch  ZXI. 


—  m  — 


Vertuehe  Uber  die  Wirkung  beelfmrter,  in  der  Leker  uud  f«  Serum  vorkonmienier 

SubiliHien  auf  Trypneeomeii. 

Durch  weiten  Versuche  suchte  ych  festzustellen,  auf  welclicn  Stoffen  der  Leber 
und  des  Serums  die  vorstehend  heschriebene  Wirkung  beruht.  Deshalb  wurde  ge- 
prüft, ob  einer  der  bekannten  I^ber  oder  Senimstoife  auf  die  TrypaaoMmen  ähnlich 
wirkt,  wie  die  frische  Leber  und  das  frische  Serum. 

Es  wurden  taurocholsaures  Natrium,  glykocholeaures  N.iirium,  Traubenzucker, 
Glykogen  und  Hipp^rsätire  für  die  Versuche  benutzt.  Naheliegend  war  die  Verniutung, 
dti  beeonden  des  tenrodioliMire  Natrium  an  der  beediriel»enen  Wiikong  der  Leber 
und  dei  Serame  einen  Anteil  halte,  da  Neufetd  und  Prowasek  (Arbeiten  ana  dem 
Kaiserlichen  GeaundheitBamte  Bd.  36)  eine  Ihnliehe  Wirkung  dicees  Köipera  hti 
Htthnmpirochiten  geaehen  hatten,  eobald  das  Sals  entepreohend  Terdünnt  war.  Zum 
Verfkidi  wurde  ein  aus  einer  Leber  durch  ßehandlung  mit  physiologischer  Kochaali* 
Msung  gewonnener  Exlrnkt,  der  zwecks  Konservierung  durch  Kochen  steriliaiert  war, 
tu  den  Unterblieb  Hilgen  herangezogen. 

In  stärkeren  KonÄentrationen  wirkte  (\&!^  taurochols.iure  und  glykocholsaure 
Natrium  hämolysierend  und  auf  die  Trypanosomen  abtötend,  in  schwächeren  wirkte 
ea  nicht  lebeusverlängerad.  Setate  man  i.  B.  au  I  QOro  0,85%iger  NaCl-Löeung  soviel 
laufOohalaauiaB  (beaw.  glykoohotmurea)  Natrium  hintu,  wie  die  Spitae  einer  geraden 
Flatinnadel  au  tragen  varmag,  so  wirkte  ee  faat  momentan  auf  daa  sugefttgte  tiTpa* 
noaomenbaltige  Rattenblut  hftmolytiech  und  abtötend  für  die  Tzypanoeomen. 

Bei  den  folgenden  Versuchen  werden  deshalb  genau  quantitati?  abgeatufle  Kon« 
sentratioiien  ?on  Losungen  dee  taucooholaauren  Natriuma  banotct. 

Vereoeb  XXII. 

Von  daer  10*/,leea  Ukmg  tMttocbolMiuren  NatrianM  werden  Verdflanvagm  mit  phTahv 

logUcher  KochaalslOonng  im  Verhältnis  1:100,  1  1000,  IlöOOO,  1:10000,  1:20000,  1:100000 
hetgsateUt  Von  dieMD  Verdaaoangen  wird  je  %  ccm  mit  */m  Dourinerattenblnt  gemischt, 
•b  Kontrolle  wird  tin  Bohrchea  nit  '/t  c^m  physiologiseher  KoohMÜtlflrang  nnd  «cm  yüu 
dem  gleichen  trypaaoeomenhaltigt':t  läittenblut  beechickt.  Der  Versuch  wird,  da  die  Trypanosomen 
noch  sehr  lebenskräftig  sind  aod  von  einer  nicht  laoge  iafiiieftea  Ratte  itammen,  bei  87  *  im 
Brotachrank  ausgeftlhrt. 


Verdünnongeii 

Angeeetxt 

Beftmd 

Beftmd 

Betend 

der  lO'l^igBD  taarochol- 

um  1  Uhr 

am  8  Uhr 

am  4  übt 

lanren  VatrinmUiBQaB 

Bittl«B 

am  2  Dhr 

1  :  100 

leben 

hamolytiiert,  Trypano- 
eouen  nnbeweglieh 

1:1000 

1» 

lebett 

die  meisten  Trypnno- 

onbewegltcb 

Bomen  anbeweglich, 

die  aDderea  sackend 

1 : 5000 

n 

w 

• 

1:10000 

w 

N 

■ 

1 : 20  000 

m 

Jl 

1  :  lOU  000 

» 

n 

unbeweglich 

0>85*/,iKe  NaOl-LOeung 

M 

• 

n 

allein 

Leberextfakt 

H 

m 

leben 

leben 

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m  — 


Id  der  Kochealzkootrolle  waren  die  Trypanoeomen  etwas  eher  unbeweglieb  ala 
in  einzelnen  VerdünnuAgen  des  tavirochohauren  Xafriiims.  Es  zeigte  sich  aber,  daß 
das  taurochol'^finre  Natrium  im  Vergleich  zum  Leberextrakl  nicht  wie  dienen  lehens- 
verlängernd  wirkte.  Denn  im  Leberextrakt  lebten  die  Trypanosomen  viel  länger  als 
in  den  Taurocbol&äureverdüimuugen. 

Versuch  XXIII. 

ESn  «tgenartigea  ÜMOttafc  Mitigt»  «in  udanr  VcNodi.  In  Ibm  aolll*  nrsprflnglicSi  Iwfc- 
<.'eät«Ilt  werden,  ob  eine  bestimmte  VerdOnnang  des  tauroch  nl  sau  reo  Hfltriama  gibt,  b«i  dir 
nur  die  BlntkOrpeicheo,  aber  oiebt  die  Trypanoeomen  aafgelOst  werden.  Entaprecbend  dieser 
AMeht  war  aadi  ^  Tenwduanordnnng  gewählt.  Über  die  gestellte  Frage  biaehta  der  Var> 
such  keine  Klarfaeit,  «r  ist  aber  mit  RQcksicht  auf  die  Vnrkaag,  welche  da*  tanrocboleanre  Natrium 
aal  die  Trypanoeomen  aasübte,  bemerkenswert. 

Das  ftlr  dieeen  Versuch  geslecl(te  Ziei  ge»taitete  ee,  mit  Trypuiosomen  in  diesem  Faile  ra 
arbeiten,  die  infolg»  BMmm  wlliread  45  HOBntcm  bei  37  <>  and  dameeh  wlbnind  lVt>tandigeB 
Stehens  bei  Ziiiimortemperatur  vollkommen  unbeweglich  waren  nnd  von  denen  angcnnrntneri 
wurde,  daü  sie  ihr  Leben  eio^bOBt  bJUten.  lofolgedee^wn  wurde  hei  dem  Versuch  anch  nicht 
gepmft,  wi»  fSr  «in»  Wlrkong  frUebee  Semm  aof  dt»  Trypanoeomen  entfoltet».  Di»  Terweodeten 
Trypanoeomen  stnmmton  von  einer  im  Anfang  einor  Dnnrineinfektior  Rtohenden  Ratte.  Von  einer 
lO^aigeo  Losung  taarocholeauren  Natriums  werden  Verdflonungen  mit  0,ä5%iger  LOeung  im 
Verfaaltal«  1 : 100,  1 : 900,  1 :800,  1 : 400,  1 : BOO  bergeeteUt  Zu  j»  >/«  ocm  dieser  VerdOnnnngen 
werden  je  Y,,  CCm  Rattenblut  Jiinzujienetzt,  in  dorn  sich  die  unl>eweKliL'ben  Trypanosomen  be 
finden.  Der  Versacb  wird  bei  Zimmertemperatur  aosgeftlbrt  und  ist  in  der  sacblolgeoden  Tabelle 


Verdünnungen 

der  10*/«  igen 
taorocbolHHiien 

Beginn  dee  V«i»iMiliee 

20  Miauten  naeb  Beginn 

80  Minnten  naeb 

nm     10  übr  abend« 

dee  V«nntebee 

Beginn  d«e  Vetenehe« 

Katrioinlfleiing 

1:100 

TrypenoeonwB  sind 

'bypaneeomeii  sind  beweglicb 

Trypanoeomen  eind 

unbeweglich 

unbeweglidi 

1 :200 

» 

1 : 300 

» 

IVypanoeomen  sind  schwach 

» 

beweglich 

1:400 

m 

TiTpaiioionMii  aind  eebr 

enwedi  bewei^ieb 

1:600 

m 

einzelne  IkypenoBoiaen  filbrea 

» 

xnckende  B»w»gnngBB  am,  ebne 

«leb  dabei  von  dar  8teito  sa 

bewegen,  die  anderen  Trypeno- 

flomen  Dind  unbewegll<Äi 

In  dickem  Versuch  lebten  die  vollkommen  unbeweglichen  Trypanosomen,  von 
<knen  angenommen  wurde,  daß  sie  tut  waren,  nach  Zusatz  das  taurocholsaureu  Natriums 
foT  «in»  gutt-  kan«  Zeit  aof,  Alkrdinge  wsr  die  Wbkung  im  Vergleidt  wa  der  des 
Seranw  und  LelmextxafctM  in  früheren  Vasncbon  nur  dne  TorOberg^end»,  »an 
kSnnte  wohl  ng»n  .»stimnllereiid»''.  Dieser  BelUnd  konnte  in  ParaUele  gtsetet  «rarden 
mit  dem  Ton  Neufeld  und  Provasek  (a.  a.  O.)  eriiobenen,  nach  weldmn  taurodiol- 
saurc'  \  itriiirn  uf  bewegliche  Trypanosomen  —  oolche  verwendeten  die  Autoren 
in  ihrem  Versuche  —  Btimalieread  wirkt. 

Nach  diesen  beiden  Versuchen  kann  man  annehmen    daß  dem  tan- 

rocliolsauren  ^'atrium  in  bestimmten  Verdünnungen  eine  gewisse  lebens* 
s.  d.  biHd.  OMUttsteMla.  Bi.  ZZXVDL  34 


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—   366  — 


anregend«  Wirkung  für  Trypanoeomen  zukommt.  Bei  Wiederholungen  dar 
Versuche  zeigten  sich  die  gleichen  T^öaxingen  des  beaaohn«^  gaUensaniaii  Salaes  den 
l^panosomen  gegenüber  als  vollkommen  neutral 

Versuche  mit  Traubenzucker  und  Glykogeij  ergaben  ebenfalls  kein  eindeutigee 
Resultat.  In  den  meisteu  dieser  Experimente  war  die  Wirkung  de»  Traubenzuckers 
und  des  Glykogens  eine  vollkommen  indifierento,  nur  in  zwei  Venacben  wozdmi  «r^ 
wIliiMiwweito  RMultat«  «ndelt»  wMm  nAcbfSolgsnd  mitgstoiU  ir«id«ii. 

In  einer  Tranbeosadcer-KodieabUleung  wwmi  die  Tiypanoiomeii  IV«  Stande 
ling^  bewegtieh,  in  einer  Qlykogen-KodMalsanfiehireanmvng  ebenikOs  IV4  Stande 
Hoger  gut  bewei^iicli,  ele  die  in  der  physiologischen  KoohMddfisnng  cur  Kontrolle 
befindlichen  Tiypanosomen.   Die  Vmstiehe  wurden  bei  Zimmertempentar  aa«gaßÜbit. 

In  einem  anderen  Fnll  waten  die  in  Glykogen  befindlichen  Trjfpanosomen  noch 
23  Vt  Stunden  nach  Ansetzen  det^  Versuches  wenig  bewiglich,  während  die  Trypanoflomen 
noch  über  24  Stunden  hinaus;  in  einem  mit  physiologischer  Koch.«ftlzioeung  herge- 
stellten Leberextrakt  sehr  l)eweglich  waren.  lu  der  KochsaizkontroUe  waren  die 
Trypanosomen  Vt  Stunde  nadi  AneelMn  dee  Venoefaee  unbewei^ioh. 

Ich  veieuobte  euch,  daroh  Eombin«tion  mebreiw  in  der  Leber  Torkommender 
Subetanien  eine  „lebensverlingernde"  Wirkung  fOr  T^ypenoeomen  m  eniel«n.  80 
norde  s.  B.  Olykofen  mit  Traubeniucker  und  mit  teurooholeaurem  Nntrinm  gemiediL 
Derartige  Mischungen  wirkten  niemale  in  gleicher  oder  ahnlieh  eUfttioter  Weiee 
«lehenn verlängernd"  für  die  Trypanosomen  wie  die  Leber  selbst. 

Hippur^äure  wirkte  in  stärkeren  Kon^ontrntioncn  für  die  Trypanosomen  fast 
momentan  immobilisierend,  in  schwächeren  Konzentrationen  war  .«ie  ohne  Einfluß. 

'  Es  haben  somit  diese  Untersucliungen  einen  l)estimmteu  Hinweis 
darauf,  ob  einer  der  bekannten  Stoffe  der  Leber  und  welcher  die  .lebens- 
verllngernde"  Wirkung  fttr  Trypauoeomen  Auaflbt,  niebt  geliefert  Immer- 
hin iat  bemeikMiewert,  daß  gelegentlieb  einnud  du  teuroeholeaure  Natrium,  des 
GlykofMi  und  dar  Traubenindeer  dnen  »lebenBenregeoden"  ISnfluA  auf  TiTpetioeomen 
aueCttMn,  der  aber  nieht  immer  in  den  Venuehen  konatatiert  werden  konnte. 

Versuche  zur  Isolierung  der  ..lebensverlängernden"  Stofe  auf  chemischem  Wege. 

Die  Verbuche  mit  den  vorstellend  erwähnten,  bekannten  ötoffei^  t^T  T  eber  hatten, 
was  deren  Wirknamkcit  auf  'Frypanosomen  anbelangt,  eindeutige  iiesuitate  nicht  er- 
gaben, üeshalb  suchte  ich  einen  Einblick  darüber  zu  gewinnen,  ob  die  „lebeosver- 
längernden"  Stoflb  alkq}iolUialieh  und  auf  diemiaeiiem  Wege  zu  iaolieren  eind. 

Von  einer  Bindeileber,  die  von  dnem  im  Kaiaerlioli«!  Oeanndhaitaamte  wegen 
Tuberkuloae  getöteten  Rind  stammte,  wurden  nni  Pfund  im  Fleiaebwolf  aermahlen. 
Der  Leberbrei  wurde  mit  etwaa  mehr  als  mit  dem  ^ohen  Volumen  Alkohd.  (96%) 
«etaetct  und  gut  durchgemi-^ht.  Hiemaob  wurde  der  alkoholiache  Leberbiei  mfigllcbst 
imter  Verhinderung  des  Luftzutrittes  einen  Tag  bei  Zimmertemperatur  dem  Schüttel- 
apparat überlassen,  dann  2 — 3  Tage  in  den  Brutf^chrank  hei  .'?7"  peatcllt.  Während 
des  Aufenlhaltca  im  Brutschrank  wird  der  Leberbrei  öfter  durchgeschüttelt.  Dann 
wird  die  Masse  durch  ein  Papieriilter  filtriert,  das  klare  Fiitrat  in  ganz  dünnar 


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—  «57  — 


iSchiehi  in  groAe  Petriaohitai  ausgegoeaui  und  diaie  «wden  hMKnaeb  in  einen  enf 
dngeatellten  Bratsehnnk  geetelli  Naeh  24  Stunden  ist  die  FlOiBiglnit  wdonatet 
und  es  befindet  akb  enf  dem  Boden  der  Schale  eine  aus  einer  alhen,  harten,  gelben 
Ua  dnnkelbrannMi  Maaae  beatahende  flducht,  die  einen  an  Liebiga  FUiachaztaakt 
«rinnernden  Oenieb  beritat  Dieae  wild  abgekiatafc  nnd  naeb  Anf  lörang  in  physio- 
logischer  Kochsalzlösung  au  den  weiteren  Versuchen  mweadet.  —  Es  sei  hier  nebenbei 
bemerkt,  daß  ich  mir  auf  ähnliche  Weise  auch  aus  dem  Serum  einen  Extrakt  her- 
stellte,  der  im  großen  und  ganzen  dicpelben  Eigenschaften  aufwies  wie  der  T/eberextrakt. 
Der  Rückstand,  den  man  hei  der  öerumextraktion  gewinnt,  ist  aber  sehr  gering,  so  daß 
sich  die  Darstellung  den  „  lebennverlängeroden "  Körpers  aus  dem  Serum  nicht  empfiehlt. 

Von  dem  Rückatand  des  alkoholischen  Extraktes  der  Leber  wurden  bestimmte 
Mengao  in  physiologischer  KocbaalilQanng  unter  Sririnnen  in  der  Geaflamme  gelöst. 
IKe  LSaungen  worden  mtweder  dordh  Kociien  oder  durolt  ttogeren  Aufenthalt  im 
etrSmenden  Dampf  atarOirfert.  Eine  Auaaeheidnng  üaaA  hierbei  nidit  atait  Ea 
«wden  dann  beaUmmte  Mengen  dieaer  aterilen  BztrakÜdaangen  in  quantitativen  Ab- 
stnfttngwi  mit  trypanosomeubaltigem  Blut  gemiaeht  Dieee  Lfieungen  wirkten  gegen- 
über d&u  tva  Kontrolle  in  physiologischer  Koobaaldfianng  gehaltenen  Trypanosomen 
niemals  lehensverlängernd.  Die  stärksten  und  stärkeren  Konzentrationen  des  Extraktes 
ließen  die  Trypanosomen  fast  momentan  unbeweglich  werden  und  imr-h  kurzer  Zeit 
waren  in  den  betreffenden  Reagenznlbrchen  Trypanosomen  überhaupt  nicht  mehr 
nachweisbar.    Das  nachstehende  Protokoll  gibt  einen  derartigen  Versuch  wieder. 

Vereach  XXIY. 

Der  Venndi  wird  bei  Zliaaieitsaiperetar  aaegefllhrt  Bi  wird  Vt  ff  ^  Reiben,  sUien 

Kxtrakfmftpse  fpewonnen  aus  der  Leber  rinpp  -n  Schweinepont  vrrpnriftrn  Forkeli?)  in  5  «'cin 
physiotogiscber  Kocbsalzlösang  unter  £rhiuen  gelöst.  1  ccm  die»««  Extrakiea  wird  mit  ccin 
Donriiienitienblnt  Tennieebl  Die  TrypanoBomen  riad  nieh  10  Mlnnteii  nnbew^di.  Bs  bilden 
»icli  Anftreibungen  un<l  Blas<>n  in  ihren  Körpern,  teilweise  beobachtet  man  Agglomeration. 
%  Stooden  nach  Ansetzen  dee  Versqcbes  eind  TTypanoftomenlpihor  nicht  oaebr  nachweisbar. 
Zer  Kontrolle  wird  1  oem  phj-siologiseber  KoehsalzlOeung  mit  ccm  von  demselben  trypano- 
SODSDhaltigen  Rattenblut  beschickt.  10  Minuten  nach  Ansetzen  des  Versuche«  leben  'lie  Trvpa 
noATiTnpn,       Stuudc  spAter  aind  sie  nnl>eweKlich.    Irgnndweldie  DsgeoerationB-  oder  Serfalls- 

ersclieinungen  bemerkt  man  nicht  an  ibrpn  Iyeit>orn. 

Eh  lag  nahe,  diese  Wirkung  des  alkoholit-chen  Extraktes  auf  den  ßebalt  an 
galleoäaurun  Salzen  zurückzuführen,  die  wie  Neufeld  und  Prowazek  (a.  a.  O.) 
zueivt  seigten,  trypauoaid  und  trypanolytiaefa  wirken  kdnnen. 

fnh  untanroebte  abw  anch  die  Reaktion  dea  in  der  KochaaiilOeung  befindlichen 
gel9eten  Extiaktea  mit  Ladtmuapapiw.  Es  aeigte  aioh,  daß  dieae  aiemlidi  atark  aauer 
war.  Dft  ee  sehr  wohl  maglich  erediien,  daft  in  der  sauren  Reaktion  die  Uraacbe  der 
indifferenten  bis  ttypanoadden  Eigenadiaft  des  Extraktea  beruhte,  ao  wurde  die  Lösung 
mit  Normalkalilauge  so  lange  versetzt,  bis  sie  gegen  T^ackmuspapier  neutral  bis  leicht 
alkalipch  reagierte.  Es  wurden  nun  Reagenzröhreben  mit  je  i  ccm  physiologischer 
Koch'^ilzlösung  und  mit  fallenden  Mengen  de«  neutralisierten  bezw.  alkalisierten 
Extraktes  beschickt  und  zu  diesen  Mischungen  trypanosomenhaltigCB  Rattenblut  hin- 
iQgesetati    Derartige  Versuche  sind  sehr  oft  angestellt  worden.    Dabei  konnte  man 

24* 


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~  368  — 


beobwshton,  daO  die  neatnlkiArte  Läamg  des  AlkoholextitkteB  in  physlolofl^edier 
Kodmlslfisung  in  tülAefen  KomeDtiAtloneik  die  TiTpanMomen  onbew^idi  nuidkt, 
in  tchwächeren  aber  nicht  nur  lebeneverllngernd  wirkt,  sondern  mneh 
den  frischen  Leberextrakt  in  dieser  Wirkung  erheblich  übertrifft. 

Der  Ausfall  dieser  Versuche  lieferte  somit  den  Beweis,  daß  tatsäch- 
lich durch  Alkoholextraktion  die  Jebensverläugernden"  Stoffe  der  Leber 
in  konzentrierter  Form  erhalten  werden  können. 

Daß  die  in  verdünntem  Alkohol  löslichen  Stoflfe  mindestens  iVs  Jahre  lang  bei 
Aufbewahrung  im  fflnuner  lialtiMur  rind,  haben  wetten  Vttsudie  von  mir  «tgelMii. 

Die  dentüchiten  Anflsdülge  bei  Anwendniig  dee  Extraktee  wurden  errdeht» 
wenn  1  g  dee  trockenen  Bxttaktes  in  10  eem  phyaiokgiadier  Kofilieablösnng  anfgelfiet, 
die  LöBUttg  leicht  alkaliaiert  und  dann  1  cem  mit  9  com  p]ijnoik)giBdier  Kodisals* 
lösung  verdünnt  wird.  Die  „lebensverlängernde  Kraft"  der  Extrakte  verschiedener 
Lebern  schwankt  naturgemäß;  ep  kommt  vor,  daß  der  Extrakt  einer  T^her  intensiver 
wirkt  als  der  «"iner  anderen.  Derartige  Schwankungen  sind  nichts  Außergewöhnlichem. 
Bei  den  meiHUm  von  mir  unternucliten  I.eljtirextrakteu  habe  ich  jedoch  daa  otwn  mit- 
geteilte MiBchuQgsveihältniei  als  das  optimale  für  die  Entfaltung  der  „lehensveriän- 
gernden"  Wirkung  gefunden.  Weoentlidie  Unteneehiede  bei  den  Extnüctea  der  einielnen 
Lehern  veiachiedener  Tiere  habe  idi  bis  jetet  nidit  beobachten  kftnnen. 

Da0  tateiohlioh  die  »lebeneTerlftngecnden"  Stoffe  in  den  TerdfinntMi  Alkohol 
ttbergegangen  sind,  geht  anch  darane  hervor«  daO  bei  aneieiehender  Bahandtnng  der 
Rfkdntand  der  Tjeber  im  allgemeinen  auf  die  T^ypenoeomen  keine  besondere  Wirkung 
mehr  entfaltet;  nur  in  seltenen  Fällen  kann  er  gelegentlich  nodi  einen  geringen  £inflnfi 
anf  die  ParoHiten  ausühen. 

Es  schien  von  luteresse,  festzustellen,  wie  der  Extrakt  nicht  nur  in  Verbindung 
mit  physiologischer  Kochsalzlösucg,  sondern  auch  mit  Pferdeserum  wirkt. 

Versuch  XXV. 


1  g  der  feattiD,  trcH'kQen  ExtiaktlUMHe  wirtl  in  10  ccm  0,8.5  %iger  NaCI  Lfiaung  onter  Er- 
wärmen in  der  FUmme  geläsL  Hienulf  wird  neutnlisiert.  Mit  di«Min  Extndct  wird  der  nach- 
EolgnidA  Venodk  bei  37*  im  Brntaebmik  aageiteilt. 


äofort 
naeh 

Ansetzen 

den 
Versuch  (• 

Nach 
*/,ftrm- 
diisem 

AMfeD^ 

halt 

bei  37" 

Nach 

stän- 
digem 
Aafent- 

halt 
bei  a?» 

Naeh 

5«/,  stän- 
digem 
Aaftnt- 

halt 
bei  37» 

Naeh 

8'/,ftün 
digem 
Auflent^ 

halt 
bei  37" 

Nach 
liV'.BtOn- 
digem 
Atäsnt- 

halt 
bei  37« 

'     com  Extrakt 
ccm  0,85  ige 
MaCILöBung 

1  +  0,05  cciu 
1  rattenblnt 

sehr  leb- 
haft be- 
weglich 

beweg- 
lich 

anbeweg- 

lieh 

V,,  ccm  Extrakt 
7,,  ccm  Pfnde- 

l-f  0.06  ocm 
}  Doorine- 

1  rattenblnt 

• 

sehr  lab- 
haft be- 
weglich 

sehr  leb- 
haft b» 

weglich 

sehr  leb- 
haft be- 
weglich 

bewag- 

Ueh 

nnhe- 
weglicli 

oen  PlerdeeentBi 

1  -j-  0,05  ccm 
1  ratt^'nbliit 

beweg- 
lieh 

tmbeweg- 
Heb 

ccm  physiologische 
NsCl- Losung 

j  -\-  11,05  ccm 
1  Doorine- 
J  rattenblut 

» 

u  n  beweg- 
Ueh 

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—   8»0  — 

Während  die  Trypanosomen,  welche  eich  in  einer  Mischung  von  Extrakt  und 
Pferdeeerum  befanden,  erst  nach  10 V4  stöndigem  Aufenthalt  bei  37**  unbeweglich 
werden,  sind  die  TrypanoBOtuen  In  der  Extraktlcochsalzlöäuug  und  im  Pferdeaerum 
allein  schon  nach  3  Vtstündigem  Aufenthalt  bei  87**  unbeweglich. 

Die  mit  verdünntem  Alkohol  extrahierten  Leberstoffe  wirken  in  Ver- 
bindunf  mit  Pford«»«ram  st&rker  lebeniTerlängernd  als  für  aioh  allein. 
Anob  di«  Wirkung  des  Pferdeaeruni«  ist  meist  sobwftchsr. 

Im  Ansehlnfl  sn  diese  T/n.t«MndMmgen  wnide  eneh  CntgestaUt,  dafi  Lebeipxtrakt 
gemieoht  mit  der  in  den  Laboratorien  gebiinoblieben  NSbrboQiUon  mehr  lebensTer- 
längemd  wirkte  als  Extraktkochaalzlöfungen  oder  Bouillon  allein.  Dabei  muß  hervor- 
gehoben werden,  daß  zuweilen  schon  Bouillon  allein ,  besonderfl  aber  Leberbouillon 
eine  erhebliche  „lebens verlängernde"  Wirkung  entfalten  kann.  Das  tritt  iir-rinders 
hervor,  wenn  man  in  dieser  Hinsicht  nebeneinander  Leberbouillon  und  Leberextrakt  |.nift. 
Es  ist  auch  häufig  zu  beobachten,  daß  nur  ein  geringer  Unterßcbied  zwischen  dem  Extrakt 
und  der  Bouillon  aus  der  Leber  bezüglich  ihrer  Wirkung  aof  Trypanosomen  beetebt 

Bs  tvar  dasnik  die  vosausgegangenen  üntenocbimgea  cinwandsfrei  festgestellt, 
da0  die  »lebensferiingernden*'  Stoffe  dnnih. Alkohol  «ns  der^Leber  nnd  dem  Serum 
in  den  verdflnntan  Alkebid  tibergehen.  Es  wurde  vanueht»  die  irirksamen  Suhstanaen 
aus  diesen  Alkoholextrakten  zu  isolieren. 

Zunächst  wurden  die  unmittelbar  in  ÄÜier  Idslichen  Sobstanaen  (Lipoide  wie 
Lecithin,  Fette  usw.V  auB  dem  Extrakt  gewonnen. 

Von  einem  alkobolifclien  Rtnderleberextrakt  werden  nach  Verdunsten  des  Alkohols 
von  dem  Rückstand  ungefähr  5  g  im  Mörser  unter  fortwährendem  Zugeben  einer  zehn- 
pruzenligeu  äodalösung  verrieben,  im  ganzen  werden  30  cciii  Sodalösung  gebraucht. 
Za  dieser  Flfissigkeit  wird  eine  ihr  glelclie  Menge  von  Alber  zugegosaen  nnd  hieniacb 
gnt  dnrcbgesohfittelt.  Der  Äther  wird  in  eine  Behale  abgegossen.  Auf  diese  Weise 
wird  der  sodahaltige  Eztmkk  dreimal  binteminander  mit  Äther  bebandelt,  der  Äther 
jedesmal  wieder  in  die  Sehale  gqpMSsn.  Nach  Veiflfiohtignng  des  Äthers  bleiben  anf  dem 
Boden  der  Schale  geringe  Substanzmengen  turfick,  die  in  4  ccm  physiologischer  Kochsalz- 
lösung emulgiert  wurden.  Mit  dieser  fimulrion  wild  der  naohfolgende  Versnob  angesteUL 

Veraoeh  XXVI. 

*/,D  fem  der  Einuleion  werden  mit  -'|„  ccm  Doiirinemausebliit  vermischt.  Die  Mifichang 
•iebt  aehr  bald  graugrünlkh  aus.  Nach  einatOndiger  BeobachtuoiaMit  bei  ZimmeirtaiDperatar 
äaA  die  IkypaaoMMnea  anbewaglich,  aber  ab  eicsotOmlidie,  Am!  anberllRrbens  Getdlds  im  mikre- 
äkopjadiain  I^tparat  sidltfaer.  Im  den  entsprechenden  KontrdMIirichen  mit  phyalologiBcbar  Keeb, 
aaldoanng  aind  die  Trypanosomen  nnrh  oinsttlDdiger  Beobachtun^zeit  «olir  wenig  beweglich. 

Demnach  wirken  die  lipoidartigen  Snb^tanzda  in  der  angewandten  Konzentration 
auf  die  Trypanosomen  nicht  iel)eiit5veriajigernd. 

Naeh  diaaet  Ansfttherung  der  andaalWlisehen  Lüsnng  des  Alkobolleberextraktes 
wird  die  ttbrigbleibemte  LQsung  mit  veidfinnter  Salisiure  neutralisiert»  in  einer  Schale 
bM  bis  zur  Trockenheit  «ngedunstet  Ein  Teil  (Vt  g)  dieses  RQokstandes  wird 
in  5  ccm  physioloi^sdier  Koohsalsldsuog  aufgenommen  und  tiesfiglich  seiner  Wirkung 
anf  Trypanosom«!  in  dem  nachfolgenden  Venuch  geprüft;  der  Rest  des  Rftckstandes 
wild  q^tsr  weiter  wrarbeitet 


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—  MO 


VerBuch  XXVTI. 

*iijf  ocm  von  dsut  auflgetttlierton  i/eberaztrakt  werden  mit  '/j«  ocm  lloarineuiftuitobiut  ge- 
inlflehL  Die  lOsebaag  sMht  dankelroC  am.  l  Stund*  naeh  dem  AtiMtien  dM  Verancliw  riiid 

die  Trvpaiiosfirnen  »ehr  lebhaft  beweglich,  nach  dreistündi^jor  Beobachtungszeit  sind  fast  HÄrui- 
liebe  Trypauoeomea  anbeweglich,  einige  wenig  beweglich.  In  der  eatopiecbenden  Kochealzkon- 
trolle  ibid  dte  TrjpuumomMa  nadi  eiiHr  dtaMadligm  Beobaehtunipwlt  nnr  nooh  wenig  beweglich. 

Bs  hftt  also  in  dieiem  Versuch  der  von  lipoidarligen  Subetansen 

befreite  Leberextrakt  in  der  angewandten  Konteniretion  lebeneferlingernd 

gewirkt  Demnach  hängt  diese  Wirkung  dea  Extraktes  wahrecheinlieh 
nioht  mit  den  ätherlöslichen  Snbstansen  sneammen.  Den  letzteren  kommt 
eine  Beeinüosettng  der  Trypanosomen  im  Sinne  einer  LebenaverlAngerang 

^  nicht  zu. 

Es  war  ferner  die  Wirkung  der  FettsÄlireJi,  welche  in  dem  Extrakt  vürhandon 
waren,  auf  Trypanosomen  zu  prüfen.  Zu  diesem  Zweck  mußten  die  Säuren  aus  dem 
Extrakt  mö^idist  rein  dargestellt  werden. 

Der  in  sodaatkalisoiier  L6anng  ansgeftthsirte,  dann  nentraUaieite  and  dngedunatete 
Leberextamkt  (siebe  oben)  wird  in  KoduaUAniag  wieder  gelöst,  sehwadi  angesinert 
nnd  mit  rsichUeben  Hengen  von  Jlthsr  nntsr  kriftigero  Umschattsln  dreimal  extrahiert. 

Die  ätherischen  Extrakte  werden  jeweils  in  eine  Schale  abgegossen  und  zusammen 
verdunstet.  Dieser  Extrakt,  der  Fettsäuren  und  ähnUche  bei  saurer  Reaktion  in  den 
Äther  übergehende  Substanzen  enthält,  wird  in  2  ccm  physiologischer  Kochealslösong 
emulgiert  und  diei?e  Lösung  auf  ihre  Wirkung  für  Trypanoaomen  geprüft. 

Die  extrahierte  wässerige  Flüsäigkeit  wird  neutralisiert  und  dann  auf  einer  Schale 
bei  56  angetrocknet.  Nach  dem  Trocknen  wird  Vi  g  davon  in  6  ccm  phyaiologiBcber 
Kodksalsldsang  aufgenonimsn  und  bd  dem  folgenden  Versueh  varwendeL 

Versacb  XXVHL 

Es  werden  in  dtceetn  Versoeh 

1.  der  Äthereztrakt  bei  saurer  Reaktion  (Äthereztrakt  I  vergl.  Tabelle), 
8.  der  oeotnliaierte  and  von  lipoldartigea  und  bei  «aoMer  Reaktion  in  den  Äther  ttber 
gehenden  Stoffini  befreite  Bfl^atand  (vergl.  Tabelle  Bflekstand) 

biiisiclitlich  <ior  Wirkung  auf  Tryi>anoaomen  geprüft  Dar  Veneeli  wild  bei  Zimnartenperatar 
anegefObrt.  Das  Mabeie  ist  aus  der  Tabelle  ezncbtlieh. 


Sofort  nach  Beginn 
daa  Venoctia 

Nach  einatOndiger 
Beobechtwi^mit 

*/,o  Cfin  .Ühurextrakt  I 
'l~  Vii  Doarinemauseblut 

♦/„  ocm  ROckMtatiii 
Vi«  ^^^"^  Dourineuituaeblal 

•/(.ccm  U,»5*/«ige  NaCI  Ltwung 
-\-  *f„  ccm  Doariaemaaaeblai 

Die  T.iifiunK'  liellt  sidi  Huf 
und  ist  f*ijilter  etwas  littiiio- 
ivsiiTt.  Bliitkörjierclii'n 

finden  aich  noch,  Trypano- 
aomen  tiad  wenig  bewaflidi. 

Dte  LuMiuitf  int  graurot. 
Die  Blutkurperi'hen  sind 
eckig,  die  Trypanosomen 
sind  beweglich 

TrypanoBumen  sind 
iMwegücli 

Trypanosomen  sind  nicht 
mehr  nachweisbar.  Die 
Blutkörperchen  sind  venin 
dert,  X.  T.  sind  nur  Stromata 
an  aebea 

die  Trypanooonicn  »ind  fast 

alle  unbeweglich,  die 
anderen  sehr  wenig  beweg- 
lich 

« 

Hiernach  haben  weder  die  »chwach  i<auer  rcugicrendo  Lösung  des  AtlterextrakteB 
noch  der  Rückstand  im  Verglich  mit  der  KodwaldiontroUe  mne  Wirkung  gezeigt. 


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—  sei  ~ 

Wiederholungen  dieees  Experimente«  zeitigten  stets  dasselbe  Ergebnb. 

Nur  in  einem  Versuche  wurde  eine  perin?e  „lebensverlängemde"  Wirkung  des 
Aüierr  xtrakteB  und  eine  stärkere  bei  dem  Ruckstand  festgestellt  Das  diesbszägliohe 
TrotokoU  8oU  deshalb  hier  wiedergaben  werden. 

Vsrsacb  XXCL 

Der  2  V.  s;  betragende  Hflck^tand  dee  wiUtton^n,  atkoholiacben  Aunugea  aus  einer  Schweine- 
leber wird  mit  etwa  15  ccm  lO^J^igu,  auf  ungefähr  30°  erwärmter  Sodalaoga  im  MAiMr  lemeben, 
drsfanl  mit  leieblichen  Mnieii  tob  Ifbsr  «Ktrahiert  und  Uenaf  bli  lur  Weht  *»i««Mi*fc— 
WiwHh»  mit  verdünnter  BrtisiBW  Tereetet  8  cem  davoo  werden  für  den  uafemi  wetfebnetoo 
VeiMieh  aufbewahrt. 

Der  Reut  wird  schwach  angeeftaert»  mehrfach  mit  Ätlter  oxtrahierl  und  der  Äthereztrakt 
nach  dem  VerdttBStSB  des  Äthers  ebanao  vis  die  wieder  schwach  alkalisieite,  ilHMilH)  lAmag 
anf  ihre  Wirkiinp  gcgenülior  Tryp»nr«omon  ODtersdcJit,  indem  ji«  0,4  be«w.  0,1;  0,07;  0,01  ccm 
mit  soviel  physiologischer  KocbsalslOsang  versetzt  werden,  daS  Oberall  '/i  ccm  FlQsslgkeitemeoge 
fssulliairte.  Zu  den  TMirigkatten  wwdau  je  0^15  eom  DoutliMhliit  «insr  Batto  hiaraiasslMin. 


Der  Terandi  wird  bat  ZbnoMrtsmpw 

•tnr  «mgifnhfi  «od  am  1  Uhr  mittags 

wUB^DWlMlIe 

Alkoholischer  wässeriger  Schweine- 
lebeiwAlnAt  nadi  AMttbenmg  bei 

sodaalkaligcher  ReaktiiiD  (befreit 
von  lipoidartigen  Sabstanxen) 

Befand  am 
%  SUbr  mitiaBi 

Beftmd  am 
8  Uhr  nadinitttac» 

Befand  am 
5Ubr  nachnritlap 

1.  M 

a         n  n? 
4.  0,04 

6.  Ofit 

Trypanosomen 
aiad  uobewegUch 

TrypanoHdinon 
sind  sehr  lebhaft 
bovegUeh 

• 

m 

Trypanosomen 
werden  nicht  im 
PrOparat  gaseben 

Trypanowimen 
•iod  sehr  lebliaft 
baweüilUflb 

m 

TrypaiMiaomen 
aiaia  bawaglich 

^^VjrpanosomWQ^ 

Trypanosomen 
sind  sehr  lebhaft 
bawaglieh 

1  r  >  j)i&u(>rfijnieu 

sind  beweglich 

Trypanoeomen 

Verden  nidit  im 
Präparat  gesehen 

» 

WlaseHger  Rflckstand  nach 
cweiBiaUgBir  Ätherextiakti«» 

C  M 

7.  04 

8>  0.07 
9,  0,04 

10.  0,01 

Kontrulle  TrypHiinflomon 
in  O,H570iger  KochsalilOsong 

OH  worden  Trypa- 
iiottomen  nicht  im 
Präparat  gasahan 

TiTpaiMMNmMii 
ataid  uttbawagHeh 

" 

Trypanosomen 
sind  »ehr  wenig 
beweglich 

Tr\  panoMinnen 
sind  lehhailt 
bewagUeb 

Trypanosomen 
sind  unbeweglich 

Trypaooeomen 
nnd  anbewegUch 

TrypanoRoiiien 
sind  sehr  weiiif; 
beweglich 

Try  |iari<>«ininen 
sind  beweglich 

Trypaaesömen 
weMen  nicht  im 
Priparat  gasahan 

n 

einielne  Trypano- 
Hoineii  ziirkoiid, 

die  anderen 
onhawaglfeh 

TrypaiioHoinoii 
sind  sehr  wenig 
bawagtich 

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—   3W2  — 


fn  diesem  Versuch  wirkte  alao  die  höchste  Verdünnung  des  bei  den  zweimaligen 
Ätherextraktionen  gebliebenen  wässerigen  RürkM{rtnf?ry  f^hva»  lebenKverlängernd,  wenn 
auch  nicht  so  stark  wie  vor  der  Atherextraktion  bei  eauerer  Reaktion. 

Die  Ergebnisse  der  in  diesem  Abschnitt  vorgeführten  Versuche  laE^seu 
sich  dahin  imaiDiiiftiiliiMAn,  dafi  w«d6T  die  lipoidartigen  SubstaDzen  des 
wäBserig-alkohoUsohen  Lebereztraklea  noch  die  bei  aanrer  Reaktion  aus 
den  LeberextTakt  isolierten  Sabatancen  auf  Trypanosomen  einen  lebensrer- 
läogernden  Einflnß  ausüben.  Diese  Wirkung  kommt,  Ton  einem  Falle 
(Versuch  XXX)  abgesehen  nur  dem  Zusammenwirken  der  bei  saurer  Reaktion 
in  Äther  löeliehen  und  nioht  löslichen  Substansen  an. 

Versuche  über  das  Veriiatten  der  lebensverlängernden  Stoflb  des  Serums  und  der 

Labsr  von  trypanosomenkrankso  TIsim 

Die  naeiwlehend  mitgetflUtsik  Vetfudie  beiMsen  M  mit  der  Frage,  wie  sieh 
daa  Seram  und  Lehwraxtiakte  von  mit  Trypanoeomen  in&ierten  Raiten  an  venohie- 
denan  Zeiten  des  Erankheitemlaufes  hindohtlidi  der  gssobUderten  Wiikung  Terballen. 

ZnoBohst  sudile  ich  fBetsastellen,  ob  rieh  aueh  in  der  Lsber  und  im  Serum 
einer  an  Trypanosomiasia  leidenden  oder  dann  gestorbenen  Ratte  die  lebensTerlflogeniden 
Stoffe  nachweisen  lassen. 

Zu  diesem  Zweck  wurden  systematisch  Serum  und  Leberextrakte  von  Ratten 
untersucht,  die  sich  im  Anfang,  in  der  Mitte  und  am  Ende  der  Infektion  befanden. 
Auch  wurden  I^berextrakte  von  Ratten  kurt  nacli  ihrem  an  einer  Trypanosomiasis 
erfolgten  exitus  bezüglich  ihrer  Wirkung  geprüft.  Zunächst  wurde  folgender  Versuch 
ausgeführt. 

Veraaeh  XXX. 

Am   IT)  9.  1908  wird  ©ine  Ratte,  welche  sehr  viele  Doiirinetrypanosomen  in  ihrem  Blut 
«ufweiat,  getötet.  1  g  ihrer  Leber  wird  in  physiologischer  KocbsalzlOeung  verrieben,  diese  Emul- 
eloa  gekoelift  und  nocbmale  iain  »erriebea.  %  eem  dieser  EmaMoD  wird  mit  */i« 
lattenblut  gemischt. 

Zar  Kontrolle  wird  1  g  normaler  Rattenleber  ebenfalls  in  10  ccm  physiologiacher  Kochsals- 
UMaog  verrieben.  Mit  Vi  ccm  dieeer  Emalsion  werden  '/i«  cc»^  de«  gleichen  Dourinerattenblnte« 
gemischt.    Der  Venoch  wird  bei  Zimmertemperatur  ausgeführt. 

Die  TrypaoMNUBaa  bleilMn  in  beidan  Rölueheii  glaidilange  Zsit  am  Leben,  ein  Untendiied 
ergibt  sich  nicht, 

Es  hat  nach  dieaem  Vereueh  die  Leber,  welehe  von  einer  mitDourine 
infisierten  Ratte  Stammte,  in  gleicher  Weise  wie  eine  normale  Ratten- 
leher  „lebensverlingernd"  gewirkt 

Zn  dem  folgenden  Versuch  wurde  dai  Serum  dner  Ratte  benutzt,  bei  der  die 
Infektion  sdion  weiter  fortgesduritten  war,  als  in  dem  vontehend  mitgetMlten  Fall. 

Varsneh  XXXI. 

Am  15.  9.  1908  wird  eine  Ratte,  welche  seit  5  Tagen  mit  Dourine  infiziert  war  und  zahl- 
reiche TrypAnoeooMui  im  Biate  iiatte,  entblutet,  daa  Blut  wird  tentrifogiert  und  daa  Seram  auf 

Kit«  aufbewahrt. 

Gleichzeitig  wird  eine  nonuilft,  gsaeode  Batte  eatblatet,  du  Sanua  abeDfallB  aantriAigiert 

and  aiiT  Eis  aufbewahrt. 

Am  16.  S).  1SM)8  wird  mit  dte«ua  beiden  äera  folgender  Versuch  b«i  Zimmertemperatur  aaegefdhrt 


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—  m  — 


*/«  Stauden  nacli        2'/«  SUuden  nach 
B«8lmi  dfl«  Vwimiebs  |  Beginn  des  Vwaoehe 

3'/«  Stenden  nach 
Ansetaan  des  Tenoeb» 

y,  ccm  Dourineserum 
■f  '/ttCCBD  Donrinenittonblut 

V,  ecm  normalds  Serum 
7|«  ccm  Doorinerattenblat 

lebend 

wenig  beweglich,  teil- 
waiie  igBlonitriert') 

tobflnd 

unbeweglich 
weaig  beweg  lieb 

In  diesem  Fall  hat  das  Sorum  der  doiirineknokeii  Ratte  nicht  in  deraellMiii 
Weise  lebenBverlängernd  gewirkt,  wie  das  Sexum  des  normakft  Tieres.  AUecdings  «sr 

der  rutpr^^f  hied  nicht  sehr  erheblich. 

Diese  Beobachtung  gab  VeranlaReung,  den  Kinfliiß  des  Sertime  einer  trypano- 
tioiiienkranken,  kuns  vor  dem  Tode  stehenden  Ratte  auf  Trypanosomen  zu  prüfen. 
AuÜerdem  sollten  in  diesem  Versuch  zur  i£mciuug  eines  deutlichen  Ausschlagra  be- 
Sooden  Isbale  Tiypsiioionien  vermiidst  imdm. 

Versach  XXXH. 

Am  17.  9. 1908  wiid  bei  ffimmeztempentiur  folgend«  Vennoh  sngssstst.  Voo 

eiDer  seit  6  Tagen  mit  Donrine  infisierten.  sehr  schwer  kranken,  kurz  vor  dem  Tode 
stehenden  Ratte  wird  das  Serum  nach  dem  Entbluten  durch  Zentrifugieren  gewonnen. 

Dieses,  sowie  ein  normales  Rattenserum  und  Dourinetrypanosomen  enthnltendes  Blut, 
welches  von  einer  seit  7  Tagen  mit  Dourine  infizierten  und  kun  vor  dem  Tode 
stehenden  Ratte  stammte,  werden  verwendet. 


20  Minuten  nach 
BflgioD  des  Vflcsuchs 

2  Stunden  nach 
Beginn  dee  Venmcbs 

:i  Stunden  nach 
B^inn  dee  Varsacbs 

y,  ccm  Dourinesemm 
-      ccm  Dourinerattenblut 

cciu  DormaleH  Serum 
^^/fOem  Dourinerattenblut 

y,eein  035 7, ige  NaCI- 
Usong  (Kontrolle) 
+  V«  eem  Doarinemttesblat 

unbeweglich 

Hehr  lebhaft 
nnbewa^b 

beweglich 

uoliewcglich 

Es  waren  sonach  die  Trypaiioi^onieu  in  dem  Dourineaerum  und  in  der  Koch- 
Salzlösung  bereits  2Ü  Minuten  uach  Beginn  dus  Verbuche»  unbeweglich,  während  die 
lalnlsn  Trypanosomen  in  dem  normalen  Serum  noch  2  Standen  nach  Ansetsen  des 
Vetsuehss  ihre  Bewegliehksit  bswshrt  bstten. 

Ber  ^lebetuTeriingemde^  Stoff  isl  im  Sersm  tob  BtMm,  dlo  liodignidiK 
»  oiBor  DowrlnelnfektioM  leidon,  MA  mohr  oaeliweislMr. 

Allerdings  wird  man,  am  stets  so  deatl&ilie  Differenien,  wie  in  vontebendem 
Versuch  zu  sfldelen,  immer  mit  Swum  von  hoehinnsierten  Ratten  ond  mit  sehr 
labilen  Ttypsnosomea  arbeiten  müssen. 

*)  IMe  Agglomenitloin  siebt  man  deotlkh  makroskopisch.   Die  Trypanosomen  dnd  Ober 

der  zn  Boden  gesunkenen  Srdirht  der  roten  Bhitkfirpcrchen  in  Form  von  „Wölkchen"  zoaammen- 
geballt  Im  normalen  Sertun  sieht  man  dieee  Wölckclien  nicht,  sondern  die  Trypanosomen  ü^goa 
in  glatter  flehidit  aoegebraitet  Aber  den  BhitkOrpefdien. 


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—   864  — 


Nachdcin  «otnit  festgestellt  war,  daß  das  Penim  totkranker  Dourinerattpn  nicht 
mehr  „lebeDsverläDgemd"  wirkt,  prüft«  ich  die  Leber  solcher  Tiere  oaoh  der  gleichen 
Richtung  hin. 

Früher  war  bereite  mitgeteilt  worden,  dafi  die  „lebeasverläogemden"  Stoffe 
koktoatelta.  itiod  tmd  einen  mehrtägigen  Aufenthalt  im  Brutschrank  bei  37"  vertragen. 

Deshalb  konnte  In  dem  f(^geod«n  VertiMb  mit  gekoohfar  und  in  der  «nriOintaD 
Wdte  aofbewnhrter  Leber  gearbeitet  werden. 

Versnob  XXXTTT. 

1  g  der  Leber  einer  ediwer  erkrankt  geweaenen  Donrinraatte  wird  am  15.  9. 1906 
in  10  oem  pbjaiQlo^aebar  KodbaalslSanng  vurieben«  darnach  in  einem  venchloeaenen 
Beageniglaa  kurs  aufgekocht  und  bis  som  24.  9. 1906  im  Bmtadwank  bei  37  steril 
anfbewabri   Am  24.  9. 1908  bietet  diaae  Emulsion  keinerlei  Anseiohen  von  Fialnia. 

Außerdem  war  am  16.  9.  1908  In  derselben  Weiae  1  g  einer  normalen  Batten- 

leber  in  10  com  physiologischer  Kochflnizlösung  aufgekocht  und  ebenfalls  big  zum 
24.  9.  1908  Btcri!  bei  37°  aufbewahrt  worden.  Auoh  diese  Bmnl^liOtam  24.  9. 1908 
Anzeichen  von  Fäulnis  nicht  erkennen. 

Am  24.  9.  1908  wild  mit  diesen  Bmnlsionen  der  folgende  Venmoh  hti  Zimmer^ 
tempezatur  ausgeführt. 


1  Stunde  nach 

2  Standen  nach 

9  Btonden  nach 

p^nlnn  Vanadis 

Beginn  ^lee  VeisiMsbe 

%9aa  Doorioeleber 

wraig  beweglich 

unbeweglich 

Vt  con  noRBaJe  Leber 
4-  V,«  cemlkNtrbMratteinblat 

sehr  lebhaft 
bewflfHeb 

sehr  lebhaft 
beweglich 

beweglich 

V,  ccm  0,85     ige  NaCl- 
liüsniig  (KÖntroUe) 

onbeweglieb 

Wilnmid  die  Trypanosomen  in  der  Koobealikontrolle  1  Stande  und  in  dar 
Donrineleber  2  Stunden  naeb  Beginn  des  Verattcbes  unbewei^cth  sind,  saigan  ai«  in 
dar  nonnalsn  Lsiiear  nodk  5  Slnndem  noch  Anaatsan  des  Versooliss  deatlidie  Bswagongs- 
endheinongen* 

Ei  konunt  demnadi  der  Lebftr  efaMur  schwer  knakea,  mdi  DonrfiM  in» 
fixierten  Ratte  sieht  eine  gleich  etarke  ^lehenirerlftosenide«  Wlitong  sn,  irte 
der  Leber  einer  nomalen  Bette. 

Da  es  sieb  besfiglich  des  Schwindens  der  trypsnosomananregenden  Wirkung  das 
Berums  bei  trypanoeomenkranken  Tieren  insofern  um  einen  spezifischen  Vorgang  hätte 

handeln  können,  als  das  Seram  der  infizierten  Tiere  gegen  Ende  «^fr  Krnnkheit  vielleicht 
nur  auf  die  die  Infektion  bedingende  Trypanosomen art  keinen  Kmüuü  mehr  auszu- 
üben vermochte,  dagegeu  anderen  Trypanosomenarten  gegenüber  diese  Fähigkeit  be- 
wahrt halt«,  so  wurden  folgende  Versuche  unternommen. 


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—  866 


Versuch  XXXIV. 

Am  24.  9.  1908  wird  je  1  Ratte  mit  Vio  ccm  Dourinerattenblut  hezw.  mit  Vio  ocm 
Naganarattenbliit  intr;!]  iJtaneal  injiziert.  Am  26.  9.  1908  abends  leben  noch  beide 
Tiere.  Am  27.  9.  lyOö  Irah  werden  sie  beide  tot  aufgefunden,  Totenstarre  ist  vor- 
banden.  An  den  Leichen  sind  Anzeichen  von  FäuIniB  nicht  bemerkbar.  Die  Lebern 
werden,  jede  für  sich,  mit  physiologiflcber  Kochsalzlösung  im  Verhiiltni»  1:10  ver- 
nelMii,  ktin  aufgekocht,  nochmals  verrieben  und  noobmala  km  aufgekocht.  Die 
B^aUon«!!  w«rd«n  loa  mm  SS.  9. 1908  steril  auf  "Bis  aofbemlut. 

Zur  Kontrolle  wird  eine  am  25.  9. 1908  ebenso  hergestellte  und  bis  zum  28. 9. 1908 
«nf  Bis  anfbewahrle  Lsberemulikm  von  einer  ttormalfln  Ratte  verwendet. 

Außerdem  waren  am  26.  9.  1908  2  Ratten,  die  eine  mit  Va  ccm  Dourineratteu 
blnt,  «Ke  andeN  mit  Vt  aam  Naganarattmldiit  infldart  wbtdn.  Daa  Btnt  diaiw  baubo 
Tiare  wird  su  dem  am  38.  0.  1906  UA.  ffimmarlamiMratiir  anageltthrten  Venodi 


Vi  oem  Jewrinalebear 
-{-     ^'cm  DoeriiMWttenblttt 

y,  ccm  normale  Leber 

I  7,oCCm  Dourinerattenblut 

V,  ccm  0,85  7«  ige  NaCl- 
LOsung  (Kontrolle) 
+  Dourinerattenblut 

7j  ccm  Donrineleber 


-HV, 

*/,  ccm  normale  I.el>er 
-{-  '/i^ccm  Na|;»iuu-att«nblat 

V,  ccm  O^BjVoifle  NaQ* 

T/Jenng  (Kontrolle) 
\  Vio  ccm  NaganarattmblQt 

ccm  Naganaleber 
ccm  Kaganaxatteablnt 

7,  ccm  Naganaleber 
'/i,  oem  Doorineratteablnt 


1  Stunde  nach 
Beginn  de«  Venrachs 

»ehr  beweglieh 


unbeweglich 
Hahr  beweglich 


fiMt  alles  anbew^Ucb. 
einige  wenig  bewegUeh 

■ehr  bewagUeh 


1'/«  Stunden  nacb        IV4  Stunden  nach 
Beginn  dea  Venmob«   Beginn  des  Vermiche 


fsit  aUea 
twbeweglich 

sehr  bewegUeb 


selir  wenig  beweglich 

•ehr  bewegUeh 

rinige  Trypanoeomen 
sodsend,  die  anderen 
nnbew^ich 

fast  alle«  nabewegilidi» 
einige  Ti^panoeomen 
sehr  wenig  beweglicb 

nnbewef^ieh 


onbeweglich 
aehr  beweglich 


fast  alle» 


onbewcgUdi 


Somit  wirkte  die  Leber  einer  an  Dourine  verendeten  Ratte  weder  für  Dourine- 
trypanosocu;.!  Moch  für  Naganatrypanosomen  und  die  Leber  einer  an  Nagaua  einge- 
gangenen RaUe  weder  für  NagaoatrypauotKimen  noch  für  Dourinelrypan<Momen  lebens- 
▼erlängernd,  wohingegen  die  normale  Leber  für  beide  Trypanosomenarteii  detttlioh  ihre 
lebMiBverliiigenide  Wirkung  entfaltete. 

Diese  Beobachtungen  werden  weiterhin  durch  einen  am  2.  10.  1908,  ebenso 
dnrob  «Inaa  am  13. 10.  1906  anegefiihrten  Versadk  beeUUigt  Daa  Proti^l  daa  latBt> 
gmannten  Vamicliea  Tacanaehaulidit  diese  Tatsadwü  besondan  daatlkdi  nmi  aoll  des- 
halb bier  kan  wiedergegeben  «eideD. 


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—  866  — 


Versach  XXXV. 


Zwei  TM  ^'I«>iclier  Zeit  und  in  .lerselben  Weise  mit  Xagana  besw.  mit  Dourine  infiiiert«  Ratten 
werden  io  extremia  entblutet  und  ihr  Hlut  zu  dam  VersucU  verwendet,  in  dem  wiederum  die 
in  der  Oblichen  Welae  beigeeteltten  Ennlidonen  von  „Doariii«leb«t*,  «NafaaslAbcr*  und 
.normaler  Leber*  zur  Unterancbong  gelangen. 


Vi  eem  Dourinelel>er  -f  *f„  cem  Donrioentteoblut 

V,  ocm  Dourineleber  -f       ccm  Naganarattenblut 
V,  ccm  Naganaleber  ccm  Nsgaoablut 

Vi  oem  Naganideber  -f-  'A*  ^cm  Donrineblat 

V,  rem  phvBi')!.  NaC!  Lfiannp  |  rem  Di mrineblut 
Vi  ccm  ptiydiol.  Koclisalzlösang  -|-  *l%t<xo\  Naganablut 
Vi  een  normtle  Leber  -(-  */ii  vcm  Doorineblnt 

7g  ccm  normale  Lober  -|-  7»  ccm  Nagauablui 


Vi  Stunden  nai  li 
Beginn  äm  Veieocha 


imbeiraglidi 


nehr  lebhaA 
bewegUcfa 


:\  stunden  nach 
Beginn  de«  Vermeb« 


sehr  lebhaft 
beweglich 


Auch  dieMr  V«niidi  IQhrte  Kimit  wa  dcmMlben  Bigebnis  wi«  di«  Mibmm  in 
dieser  Richtung  angestetltm. 

In  der  L«»b(>r  der  an  Donrine  Terertflotcn  Rattou  sind  wodrr  für  Donrine- 
tr>paiiotjomen  noch  für  Naganatrypanosomeu  die  in  der  ndi malen  Leber  vor- 
handenen ^lebensTerläng:ernden"  Bluffe  uachweisbar.  itlnt^precbend  verhält  aich 
die  Leber  vun  au  Nagaua  Terendeten  Ratten. 

Nack  aUm  iUmm  Yeraaehsergebiiiaaen  Ußt  sieh  wmmmmhmumA  sagen, 
dift  die  »lebeiMTirläBgenideB*^  Stoffe  wlhread  ebier  Tryp«ioBem«iilnfUktton 
aHmilillch  alnehnetty  so,  dall  sie  «bi  ISade  der  Knnklielt  Im  Senm  ftbev- 
IttMpt  ideht  mehr.  In  der  Leber  Dar  aoch  In  geriogeü  Meile  Mclnrelabar  abid. 


Verauohe  Ober  den  Einfluß  der  Behandlung  trypanoaameninfizierter  Tfere  HÜ  Labar- 
ajttrakt  auf  den  Veriauf  der  TrypaiMMOHMninfektion. 

Wie  in  den  vorstehenden  Kapiteln  ttwibnt  war,  wirkt  der  Leberextrakt  in 
koDseDirierter  Form  in  vitro  auf  die  Trypanosomen  schädigend  «in.  Es  schien  dea- 
hfxlh  nicht  ohne  Interesse  m  sein,  einen  Einblick  zu  gewinnen,  ob  der  Verlauf  einer 
1  rvpauoBomeninfektion  in  irgend  einer  Weise  durch  Injektionea  von  Lebereztrakt  in 
den  infizierten  Org^anismus  beeintluOt  werden  könnte. 

iu»  wurden  deshalb  Mäuse,  Ratten  und  JCaninchen,  die  uiit  Trypanosomen 
infitiert  waren,  mit  großen  Dosen  von  Leberextrakt  wiederbolt  «nbbntan  behanddt,  in 
der  Abmchi,  dadurch  einen  sobidigenden  länflull  adf  die  Tiypanoeomeu  aanttflben. 

SSn  groOea,  aahr  aehwer  an  Dourine  arkfanktee  Kanineben  erhilt  ae  innerhalb 
8  Tagen  in  (  Dosen  18  oem  Sdiweindeboeztrakt  (Verdannung  1 : 10).  Die  Behand- 
lung hatte  keinen  Erfolg.  Das  Tier  starb  8  Tage  nach  der  letzten  Injektion.  Auch 
bei  hochinfizierten  Mäueen  und  Ratten  wurde  durch  Extraktinjektion  nicn:)al8  eine 
Besserung  erzielt.  In  den  meisten  Fällen  hatte  es  vielmehr  den  .\nschein,  daß  die 
Einspritzung  des  Extraktes  aut  die  Trypanosomen  anregend  und  somit  infektions 
befördernd  wirkte. 


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—   367  — 


VeiTOche,  die  Anentberapie  der  TiTpMoaomlain  durch  Ltgdctionen  von  Lalmr- 
eztnkt  xQ  onteivtQtseik,  hah&a  m  dndeatjgnt  Erf«1>iuB8wi  biaher  nodi  nicht  geführt. 

Wohl  aber  ««igte  es  sich  bei  diesen  Bxpeiisaenten,  daß  das  Serum 
hochinfizierter,  trypanoBomenkrftnker  Ratten,  welches  im  Reagensglaee 

bereitB  keinerlei  „leben« verläntjerndc"  Wirkung  auf  Trypanosomen  aus- 
übte, infolge  der  Atoxylbehandlung  diese  Fübigkeit  einige  Zeit  später 
wieder-  rl  angt  hatte.  Ks  sind  in  dieser  Hinsicht  eine  lieihe  von  Beobachtungen 
gemacht  worden,  die  alle  ein  und  dasselbe  Resultat  z^eitigten.  Nachstehend  »ei  ein 
Protokoll  eine«  derartigen  Versuches,  bei  welchem  die  Erscheinung  besonders  deatlidi 
hervortnl,  mitgeteilt. 

Versuch  XXX  VI 

Einer  hochinfizierten  Dourineratte,  deren  Tod  in  wenigen  Stunden  zu  erwarten  stand,  wird 
8enun  ans  dem  Sdiwaai  md  der  Sehenkalvene  «atDommen  (Bernm  IX  Hiemaeh  erhUt  die  Ratte 
2  ccm  einer  3 '/«igen  AtoxylI»suiiu  subkutAn  injiziert  Ai  :  nflcfisten  Tage  früh  sind  nur  noch 
vareiaaeile  TrypanosoowD  in  ihrem  Blute  aacbweiabar.  Eh  wird  dem  Tiere  jetat  ooclunala  Semm 
ma§  dem  Schwans  nnd  der  Sehenkelvene  entDommm  (8«mm  II).  Di«  Hatte  wird  naeh  dieeer 
Atoxylbehandlung  in  der  Folgezeit  frei  von  Tiypanoeomen. 

Je  ccm  der  beiden  Sera  werden  mit  je  einem  Tropfen  Doarinerattenblut  einer  anderen 
•ehr  iiochinfizierteu  lutte  (labile  Trypanoeomen)  in  Kapillaren  zusammengebracht  Zur  Kontrolle 
wild  da  Tropfen  trypanosoniMihalt^ien  Blotea  mit  V|»  ccm  QßÜ  *Uigßt  NaOl-LOnaff  gamioebt 
Der  Versuch  wird  bei  Zimmertemperatur  ausgeführt. 


V,  Stand«  naeh 

Beginn  des  Versuclis 

2  Standen  nach 

Beginn  dee  Versuchs 

S  Standen  noch 

B^nn  dea  Veranchs 

ccm  Seram  I 
+  1  InpfMi  Douriaeblut 

*/L.octD  Benunll 

+  1  Tropfen  Eteurineblut 

•/„ccm  0,85 7, ige  NaCl 

LOflung 
4-  1  TNpfen  Itenrinnblot 

unbeweglich.  (Makro- 

skopincli  11.  iiiikro- 
ekopiocii  agglunieriert) 

sehr  lebhaft 

beweglich 

unbeweglich.  (Nicht 
agglomeriert) 

beweglich 

onbeweglld) 

Die  TrypanowHuen  blieben  sonach  in  dem  nach  der  Atozylii^ktiOD  im  Stadium 
der  HeOtiDg  entiKNEnmeneii  Seram  II  iVt  Stunden  Unger  beweglidi  nie  in  der  Kodi- 
aalskontrolle  und  in  dem  auf  d«r  Htfhe  der  Lifeklion  entnommeuMi  Senim. 

Infolg«  der  AtoxylbehaBdlnng  tritt  die  „lebeuBTerlRngernde*'  Wirkung 
des  Serums,  auch  wenn  sie  infolge  der  Infektion  bereits  völlig  geschwunden 
war^  nieder  deutlich  in  Erscheinung.  Zu  betonen  ist  dabei  allerdings,  daß  daB 
Serum  der  infizierten  Tiere  die^e  Fähigkeit  tiicht  sofort  nach  der  Atoxyleinspritsung, 
sondern  erst  einige  Zeit  später,  wenn  sich  das  Tier  bereit«  im  Stadium  der  Heilung 
befindet,  wiedererlangt. 

Die  Afbeit  ist  im  Labontorium  de»  Herrn  Qeheammt  Ftof.  Dr.  Uhlenbuth 
angefertigt  wotden.   Abgeecbloeeen:  September  1910. 


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Ist  das  durch  Endlaugen  aus  Chlorkaliumfabriken  verunrehiigto  Waswr 

filr  Haustiere  geeundheitsschädlich? 


Von 

Dr.  med.  Tet  €.  TItze, 
Bvgiffinuigmt  und  Mitgli«d  dM  KuMvUcbeo  OeBondheitwunatea. 

Chlorkaliumfabrikeia  und  ähnliebe  gewttrblidie  Anlagen  leiten  die  bei  d«r  V«r> 
arbeiiung  der  Rohsalze  entstehenden  staric  salzhaltigen  Abwässer,  die  sogenannten 
End-  oder  Ablaugen,  gewöhnlich  in  die  öffentlichen  WeMMrllttfe,  wodurch  diese  uit- 
weise  erheblich  versalzen  werden. 

Die  bei  der  Carnallitverarhcitung  eui^iieiienden  Endlaugen  aus  den  ChlorlcAlium- 
fabriken  enthalten  neben  kleineren  Mengen  von  Kuliuin,  Natrium  und  Schwefelsiure 
nementlidk  Chlonnagfiediim. 

Bd  Odegtnheit  der  Bntetfcnng  ehue  Outaehfeiu  durdi  den  ReiduhOenindheitaMit 
über  die  Veiaalfung  mn  Wippor  nnd  Unatrat  dtuch  Sndkogen  traa  Chkikalioni' 
&biiken,  d«»  durch  die  Herren  Beckurti,  A.  Orth  uid  Spitt« '}  bearbeitet  winden 
ist,  trat  an  die  Veterinärabteilung  des  Kaleedichen  Gesundheitsamtes  die  Aufgabe 
heran,  durch  Versuche  festzustellen,  ob  in  der  gednchten  Weise  versalzenes  Wasser,  wenn 
es  zum  Tränken  von  Haustieren  benut:^t  wird,  dpfpn  Ofpnndheit  brr-ntnirhtiiien  kann. 

Ver8Ucheergebui8Re.  die  zur  Beantw  rmi  i:  In  ier  Frage  herangezogen  werden 
könnten,  liegen  bis  jetzt  nur  in  geringer  Anzahl  vor. 

Künnemenu')  berichtet  über  Verencbe  an  swei  acht  Wodian  altao  Seh  weinen, 
an  einem  Bamnoel  und  einem  Ffeide  mit  cUormagneBiumhaltjgw  liildi  (Sdiweine), 
öUoimagnedttmbaltieer  WeiaeoUfloe  (Hammel)  nnd  chlwmagnerinmhaltjgam  Trink- 
waaaer  (Pferd). 

Den  Schweinen  wurden  zunSdiat  tigliidi' je  2  g  Chlormagnesium  in  2  I  Mager- 
milch, der  etwas  Schrot  beigemengt  war,  auf  einmal  verabreicht.  Die  Schweine 
nahmen  das  chlornaagnesiumhaltip;e  Futter,  das  14  Tage  gereicht  wurde,  gern  und  ver- 
aehrten es  schnell.  Krankheitaerscheiuungen  traten  bei  keinem  Tiere  auf.  Vom 
15.  Tage  an  wurde  die  Menge  Chlormagneaium  in  dem  Futter  alle  zwei  Tage  ver- 
(lopt>elt.  Bis  zur  Verabreichung  von  täglich  16  g  pro  Schwein  veraehrlen  die  Tiere 
daa  Futter  aehndl  und  dioe  Anatuid.  Die  nlohet  hSbun  Gabe  beatand  ana  20  g 


')  Arb.  aiiH  dorn  K:iiwrl.  GemtudheitBamte  im.  Bd.  1911,  1.  Heft,  &  1^184. 
*}  Journal  fOr  Xiaadwurtschaft,  1907.   Vertag  Paul  Farey,  Berlin. 


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—    36Ö  — 


ChlormagiMniim  pro  Schwein.  AIb  diese  dem  Futter  beigemengt  ward«,  wdgton  die 
Sehweine  zum  entonnel  weniger  große  Frefiloat  Des  Futter  wurde  zwar  genommen, 
aber  sehr  langiam  tind  erst  nacb  Vcrlaxif  eines  ImlVypn  Tnppa  vollständig  aufgezehrt. 
Bei  der  Verabreichung  '!er  gleiclien  Menge  Chlormagneeium  am  darauf  folgenden 
Tage  war  die  Freßlust  noch  geringer;  da«  mit  der  grüßten  Menge  Chlorraagneaium 
versetzte  Futter  wurde  ttelbet  im  Veriaule  emee  ganzen  iages  uiciit  melir  vollständig 
anfgenomineii.  Dabei  eaigttti  die  Sehweine  die  f^eidie  MnntacMt  wie  vordem  und 
fseBeQ  Fatter  ebne  Zaeiti  tod  ChlormagneeiaiD  ^«rig.  Die  BntieeniDgen  der  beUen 
VenniohBtiere  edgten  während  der  dreiwSehigen  VeiBoebedaner  keine  Abweiobnngett 
von  der  Nenn.  Beide  Behweine  beben  neh  »udi  wihvend  d«a  Veienebe  gnt  entwiekelt 
Der  Hammel  erbielt  das  Chlormagnelium  in  einem  Kleientrank.  Die  rar  Ver* 
abreichuDg  bestimmte  Menge  Chlormagnesium  wurde  in  Vi  I  Wasser  gelöst,  und  letzteres 
mit  V»  kg  Weizenkleie  zu  einem  sf^hlnfTen  Brei  angerßhrt.  Zunächst  bekam  das  Tier 
drei  Tage  latig  täglich  ö  g  Chlormagnesium.  Da  es  die«ie  Chlormagneeiummenge  in 
der  dargebotenen  Form  gern  fraß,  erhielt  ea  während  weiterer  drei  Tage  je  10  g, 
sodann  acht  Tage  lang  je  20  g  und  im  Ansdiluß  hieran  drei  Tage  lang  je  40  g. 
Ale  nun  weiterhin  80  g  Olilonnagnesinm  der  Kleie  zugemisdit  wurden,  verwirigerte 
der  Heinniel  die  Anfnabine  des  Futtere.  Am  folgenden  Tage  wurden  deebalb  nur 
dO  g  gegeben,  die  der  Hammel  in  dem  Kleientrank  icdmell  vereehrte.  Nedi  dreitSgiger 
Voiabreichung  tod  je  60  g  wurde  noohmala  ein  Veretudi  mit  80  g  Cflilomnagneeiiim 
gemacht,  indeeeen  mit  dem  gleichen  Mißerfolg  wie  zuvor.  Wihrend  der  ganien  Ver> 
euchfldaucr  zeigte  der  Hammel  niemals  GeaundheitBstöningen. 

Das  Pferd,  das  Künnemann  hf\  '•■nv.f^m  Versuche  benutzte,  rrhiflt  zunächst 
acht  Tage  lang  täglich  20  g  Chlormagnelium  abwechselnd  im  Trinkwasser  und  im 
Gemische  mit  Weizenschalen.  Während  dieser  Zeit  traten  keine  Störungen  im  All- 
gemeinbefinden dee  Pferdes  herw.  Danuf  wurden  dem  TUnkwaeser  ;ö  ,)  40  g  Chlor' 
magneonm  ingeeetxt.  Daa  Pferd  nahm  dae  Waeeer  nur  ungern  und  aOgemd  auf  und 
leerte  den  Iäm«r  eret  im  Verlaufe  einee  Tagee.  Bei  einer  wiederliolten  Verabroichung 
von  40  g  Oiliormagn«eiQm  im  Trinkwaeeer  erigte  daa  Pferd  die  gleiohe  Abneigung  gegen 
deeeen  Aufnehme  wie  am  Tege  suTor.  Aneh  dae  KMenfatter,  dem  40  g  Chlormagnesium 
zugesetzt  waren,  verzehrte  es  nur  langsam  und  ohne  rechten  Appetit.  Nunmehr  erhielt 
das  Tti  r  in  Latwergenform  zunächst  zwei  Tage  hintereinander  je  .50  g,  dann  je  100  g, 
weit€rlii]j  zOO  g  und  n.ich  weitereu  zwei  Tagen  400  g  Chlormagnesium.  Krankheits- 
er"-  f.'  i Hungen  traten  hiernach  niclit  auf.  Alg  dann  aber  die  Menge  von  800  g 
Chioraiagneeium  gegeben  wurde,  zeigte  sich  das  Pferd  abends  krank.  Es  traten 
Stürungea  der  Hentätigkeit  auf,  der  Pnk  erfidgte  38  mal  in  der  Minute,  war  ungleich- 
miflig  und  uniegebnlfiig;  bftufig  blieb  der  dritte  Schlag  ane  odw  war  nur  inllent 
aehwaeh  fu  Ablen.  Der  Kot  war  breiig  bia  wieeerig;  femer  beetand  Appetitmangel. 
Biet  am  aeehaten  Tage  naeb  Varabreiöhang  der  800  g  Cadormagneeium  leigte  eich 
dae  Pferd  wieder  vollkommen  munter. 

Da  die  Versuche  Künnemanns  an  einer  kleinen  Anzahl  von  Tieren  und  nur 
kurze  Zeit  hindurch  angestellt  worden  sind,  da  ferne'-  rlurch  die  Verfütterunc:  des 
reinen  Salzes  den  natürlichen  Verhältnissen,  wie  sie  bei  der  Verwendung  versalzenen 


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'  870 


FIuOwasMfB  gageben  sind,  zu  wenig  Rechnung  getragen  worden  ist,  kann  aus  den 
Versuchen  auf  die  UnBchädlielikeit  versalzenen  Fltißwappers  als  Trankwasser  für  HauB- 
tiere  nicht  geschloesen  werden.  Künnemann  f^clbst  bemerkt,  daXt  seine  Versuche 
nicht  bis  zu  einer  erschöpfenden  Beantwortung  der  Frage  geführt  werden  konnten 
und  lediglicii  gewisse  Anhaltspunkte  für  eine  gutachtliche  Beurteilung  der  Versalzung 
voa  WaM«r  dunsh  Endhiigai  xu  geben  vemfigein. 

Bgene  Untartuehuiigeik 

Die  Venadie  sind  so  Bohafen  und  GinMm  ansgefShit  woiden. 

A.  Versuche  an  Schi^lt  ii. 

Angeblich  werden  in  den  in  Betracht  kommenden  Gegenden  nm  ijäuägBten 
Schafe  durch  die  Aufnahme  von  versalzenem  Tränkwasser  geschädigt.  Deshalb  sind 
zu  unser»  Versuchen  zunäciist  Schafe,  insgesamt  acht,  und  zwar  sechs  Hammel  und 
»rei  weiblich«  Ti«r«  (Nr.  7  und  9)  im  Altar  Ton  je  IVi  Jabrai  (RemtxndUetkreiisan^ 
benutft  norden.  Bin  nenntae  Sdiel,  daa  fllv  die  Vetandlie  angekaoA  «oiden  war, 
mnßto  attegeaclneden  irardnni,  da  ei  wihrand  der  Venodie  an  der  sog.  Dvabkxenkheit» 
bedingt  dordi  daa  Sdimarotiarttun  des  Coenurus  Mrebralis  erbankto  und  daran  in- 
gmnde  ging.  Es  war  das  ursprüngliche  Verauchaichaf  Nr.  8. 

Bevor  mit  den  eigentliclien  Versuchen  begonnen  wurde,  ist  in  einem  Vorversuche, 
der  vom  24.  Juli  bis  21.  August  1908  wähH'',  daa  Verhalten  der  Tiere  hinsichtlich 
ihrer  Freßlust  und  Fntterverwertung  geprüft  worden.  Die  Schafe  wurden  ständig  im 
Freien  gehalten,  jedee  Tier  in  einer  besonderen  Bucht,  und  ausschließlich  mit  Wiesen* 
heu  mittlerer  Qualität  gefüttert,  wovon  aie  tigUoh  im  Durohaohnitt  '/«— 1  kg  frafian. 
Waaaer  «uide  tl^lieh  in  der  Menge  von  1,6—3  1  an^gjanommen.  Dia  Menge  dea  auf- 
genommenen  Futters  und  Oetdnka  wurde  in  der  Weiae  featgeatelU,  daA  die  nidit  auf- 
genommenen  Beate  dea  mgawogenen  und  lugemaaaanen  Fnttora  und  Getalnb  aoweit 
m(fglich  lorflckgewogen  und  surQickgemessen  wurden. 

Dan  Verhalten  den  Körpergewichte  der  Schafe  während  der  Periode  vom  24.  Juli 
1908  bis  21.  Augtiai  1808  ist  aus  der  nachstehenden  Tabelle  1  zu  eiaehen. 

Tabelle  1.  (VorverBUch.) 


Tag  der 
Wttgung 

Nr.  1 

Nr.  2 

Nr.  3 

Nr.  4 

Nr.  S 

Nr.  6 

Nr.  7 

Nr.  8 

Hammel 

Hammel 

Hammel 

Hammel 

Hammel 

Hammel 

weiblich 

weiblich 

Gewicht  in  kg 

24.  Juli  190H 

32,5 

29.0 

.34,0 

31,0 

30.(1 

30,0 

34,5 

27,5 

29.   •  19Q8 

31.0 

30.0 

36,0 

33.0 

30,0 

32,0 

32,5 

20,0 

8.Augnstl»08 

;i3,o 

89.0 

87,Ä 

86.0 

32.0 

31,5 

32.5 

28.0 

8.     „  1908 

26,0 

38,0 

3.i,Ü 

33,0 

32,0 

;w.o 

29.5 

Vi.      „  1908 

33,0 

88,0 

:i8,o 

3:>,o 

32.5 

33,0 

3:1,0 

29.0 

18.     „  1908 

32,5 

80.0 

37.0 

31,0 
88.0 

34,5 

33,0 

89.0 

Sl.     »  190B 

38,0 

81.0 

84,5 

HO 

88^ 

88,6 

28.0 

Auf  Grund  des  Ergebnisses  des  Vorversuches  wurden  die  acht  Scliafe  in  der 
Weise  in  Gruppen  geteilt,  daß  in  die  Gruppe  der  Kontrolletiei«  (Gruppe  I)  drei  Schafe 


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871  — 


<rpnoinmcn  wurden,  von  (Jenen  da-s  eine  (Nr.  7)  eine  üewichUabnahme  um  2  kg,  das 
iwcite  (Nr  1)  eine  Gewichtszunahme  um  0,ß  kg  und  das  dritte  (Nr.  2)  eine  solche 
um  2,0  kg  aufwies.  Die  durchschnitthche  tägliche  QewichLszunahme  der  Kontroll- 
gruppe  betrug  0,018  kg,  auf  das  «nMliie  Tier  berechnet  0,006  kg.  In  die  Gruppe 
der  mit  echmdi  vevaakenem  (60''igem)  Wester  sa  Mlnkenden  Sohafe  (Gruppe  II) 
wurden  drei  Tiere  genonaineD,  von  denen  das  eine  (Nr.  9)  «ibrend  dee  Vorvanmehee 
eine  Gewiehtacnnahine  nm  0,6  kg,  daa  amite  (Kr.  5)  um  2,0  kg  und  dae  dritte  (Mr.  4) 
um  8,0  kg  gezeigt  hatte.  Die  durchHchnittliohe  tägliche  Gewichtszunahme  der  Grufipe  II 
lietrug  0,196  kg,  auf  das  einzelne  Tier  berechnet  0,066  kg.  In  die  Oroppe,  die  mit 
stark  verpalzenMii  (600°igeni)  Wae.ner  getränkt  wurde  (Gruppe  III),  kamfin  «wei  Schafe, 
von  denen  das  eine  (Nr.  3)  während  des  Vorversuches  um  2,6  kg,  das  zweite  (Nr.  6) 
um  8,0  kg  zugenommen  hatte.  Hier  betrug  denmach  die  durchschnittliche  tägliche 
Gewichtszunahme  0.195  kg,  auf  das  einzelne  Tier  berechnet  0,097ö  kg. 

Die  Einteilung  der  Bohafe  in  Gruppen  wtuda  in  der  Weiie  vorgenommen,  dafl 
nli  VenoehetieTO,  d.  h.  ata  Tiere,  die  mit  aehwadi  und  atark  venalaenem  Waaier  ge 
trinkt  werden  sollten,  nur  aokbe  Sdbafe  aaagewihlt  worden,  die  wXhiend  des  Vor- 
veiaooha  eine  Gewiehlaaunabma  aufsuweisen  hatten.  Die  Venudwtieire  wurden  femw 
so  m  Gruppen  lusanniengaetellt ,  dnß  die  durchschnittliche  Gewiohtsnmdime  der 
Gruppen  nicht  zu  stark  von  einander  abwicli.  Bei  dieser  Art  der  Zusammenstellung 
der  Tiere  zu  Versuchsgruppen  war  zu  erwarten,  daß  Get?undheit.s3chädigungen,  die 
sich  in  Gewichtsabnahmen  äußern,  am  ehesten  deutlich  in  Erscheinung  treten  würden. 
Rin  nennenswerter  Unterschied  in  den  Gewichtszunahmen  ist,  wenn  alle  drei  druppen 
(Kontrolle-  und  Versubbetiere)  ins  Auge  gefaßt  werden,  nur  dadurch  zustande  ge- 
kommen, dafl  Sdiaf  7  (Gruppe  I)  aua  einer  niobt  ftatstellbaren  Uraaebe  anftog^cb 
abmagerte  und  sidi  erst  qiftter,  aber  vollkommen,  erholte  (vei^.  die  Gewiöhtstebellen). 

Ditt  Tiere  der  Grappe  I  (KontvoUegnippe),  die  die  Sehalii  1,  3  und  7  omfaflte, 
wurden  mit  Leitungswasser  getränkt,  daa  naeb  der  im  Hygienischen  Laboratorium 
de«  Kaiserh'chen  Gesundheitsamtes  vorgenommenen  Untersuchung  eine  Gesamthärte 
von  8,8«  hatte:  Calciumhiirte  =  8»,  Magnesiumhärte  =  0,8",  Chlor  =  19  mg  im  Liter. 

Die  Tiere  der  Gruppen  II  und  III  (Versnchstiergruppen)  erhielten  (lau  gleiche 
LeitungöwaHser  mit  einem  Zusatz  von  Endlaugen,  die,  wie  Hchon  angedeutet,  in  .solchen 
Mengen  beigefügt  wurden,  daO  eine  Verhärtung  (Magnesiumhärte)  um  60°  (Gruppe  II) 
und  «ne  Verkirtung  um  600*  (Gruppe  III)  resultierte.  Die  in  dem  Leitnngnrasser 
vorhandene,  gröfltentells  traneitoiische,  geriage  Kalkbärto  konnte  vemaohlinngt  vrerden. 

Die  sehr  aterke  Verhärtung  des  Waasers  um  600*  fOr  die  Gruppe  III  iat  gewühlt 
worden,  um  gagabeoenfalla  deutliche  Aosscfalige  in  den  Vemuobsergebniasm  lu  er- 
hallen. Eine  Härte  des  Wassers  von  60o  entspricht  den  wirklichen  Verhältnissen, 
da  z.  B.  eine  Versalzung  des  Wipperwasaeis  in  dieser  StSrke  sehr  häufig  vorkommt 
und  sogar  überschritten  wird. 

Die  zur  Verfügung  stehende  Endlauge  enthielt,  wie  die  in  dem  Hygienischen 

Laboratorium  des  Kaiserlichen  GeHundheitsumt^s   ausgeführte  Untersuchung  ergab, 

811  g  Chlor,  2,72  g  Schwefelsäure  (SO4).  70,1  g  Magnesium  in  1  1.    Das  q)Mi6sche 

Gewidit  dar  IBndlaiige  betrug  bei  16*  C  1,299.    Ans  dieser  Bndlange  wurden 
ibk  «.  d.  Mwa.  OiwMiiiiiMrti.  M.zxxvnL  S5 


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—  87« 


die  beiden  Arten  von  verhärtetem  Tränkwaaser  (60*^'  und  600°)  in  der  Weise  her- 
gestellt, daß  je  3,7  und  37  ccm  Endlauge  zu  1  1  I^itungswaeser  zugefügt  wurden. 

Das  um  60°  verhärtete  Wasser  hatte  einen  leicht  bitter-salzigen  Geechtnack,  dm 
vm  900^  vtrhitleto  sehinMikte  itaric  salzig-biUar. 

Die  Grappe  II  nmfallte  die  Schafe  Nr.  4,  6  and  9,  die  Gruppe  III  die  Schafe 
Kr.  8  und  6.  Daa  dritte»  Gmppe  in  lageteiH  geweeene  Schaf  iai  wlhieod  dea  Ver- 
BudiB  an  der  DidiknuliklMil  eingepngen  (S.  870). 

Am  24.  August  1908  begannen  die  eigentlichen  Versuche. 

Während  der  ersten  Versuchszeit,  vom  24.  Ängtut  bis  81.  Oktober  1908,  haben 
die  einzelnen  Tiere  folgende  Wasflermengen  aufgenommen: 


LeituDgswawer 

Um  «0*  TwbMstes 

Wasser 

Dm  600*  ver- 
hftrtetee  Wamir 

Tier  1 

Tier  2 

Ii«r  7 

Tfar  4 

Tier  9 

Tier  8  Tiir  6 

GesMDkneage  litsr  1»  69  Tlig«B 
DnrehaobiiittUeh  Uftar  pro  Tat 

110,4 
13 

117,0 
1,7 

117,5 
1,7 

imjä 

116,6 

1.7 

115,1 
1.7 

92,2 
1,3 

8M 

1.9 

Zwiaehen  dea  KoDtrolktieran  und  den  Tieren,  die  um  60*  verhaitetea  Waaeer 

erhielten,  bestand  hinsichtlich  der  von  ihnen  aufgenommenen  Wassermenge  kein 
Unterschied.  Dagegen  tranken  die  beiden  Hammel  Nr.  3  und  6  das  Wasser,  da^  wm 
000°  verhörtet  war,  langeainer  und  nahmen  auch  um  V4  weniger  auf  als  die 
übrigen  Tiere. 

Gesundheitsstörungen  wurden  während  der  Versuchsdauer  bei  keinem  der  Tiere 
beobachtet,  auch  nicht  bei  den  beiden  Hammeln,  die  um  600**  verhärtetes  Wasser 
«hielten.   Der  Kot  hatte  ateta  nonnale  Konaiatent  und  Befldiaflbnheit. 

Daa  Verhalten  der  Kdrpergewiehte  der  Vetanohetiere  irt  in  Tabelle  2  amamnuo- 
gealeUi 

Tabelle  2. 


LeltongBwaaser 

Um*  60» 

▼erbtrtotae  Wa 

Um  tiOU° 

verblrtet«« 

Tier  1 

Tier  2  |   Tier  7 

Tier  4 

Tier  6 

Ber  9 

Tiw  8 

Ti«r  6 

dm  Wlttuiif! 

.s 

u 

i 
9 

•  2 

1 

*  ■  "i-e  1  ^ 
o      ^  et  c 

DJS 

'* 

"S-g 

'S 

n 

'5 
« 

t.  » 

u 

'S 

^  c 
5-5 

0 
kg 

.  « 

kg 

c 

s  ja 
S3  < 

« 
kg 

0 
kg 

« 

C 

kg 

■  Q 

s  .a 

V 

kg 

:v..,0 

28,5    —  .S3,.'> 

;44,0 

31,0 

29,0 

34,0 

30,0 

r*.  itopt. 

.M,0 

29,6  +  1.0  32,0 

-  1,5 

;v2,o 

-  2.OI  «0,0 

-1.0 

27.5 

82,0 

-2,0 

28,0 

Ii».  n 

190S 

:!I,ß 

—  3.4 

29,0  -j-  0,r,'  :»2,tt 

-  0,9 

32,0 

-  1.4  2U,Ö 

-1,5 

27,5 

—  ]."> 

31,4 

—  2,H  25,0 

-  .-.,0 

SR.  n 

ma 

:jy,o 

-  2,0 

;U,a  -f2,H  85,4 -j-  1,11 

35.2 

+  ai,3 

0,3  29,5  4-0,5 

35,8,+  1,3  2«,1 

-3.9 

(».Oktober  19Wt 

»9.7 

-2,3 

»1,01-1-2,5  »5,5; -1-2.0 

3.l..'> 

-0,5' 81,0  ±0 

99,4  +  0,4 

37,5f+8,5' 80,8 +  0,11 

17.  « 

1!H)S 

—  1,0  :t-J,H  -}-  4,;5  M,r> 

1  4,0 

•«,!► 

4-0,9  :ii,."> 

-i-  0,.-. 

+  1.5 

:»2..". 

-  l.-' 

2tJ..> 

—  :\,:> 

•27.  „ 

1U08 

—  l,Oi  fiH,.'i  -|-  ft.O  h:,."»  -j-4,0 

H2,0;+  Ji.o 

:{!.(; 

-  0,4  i  2a,tt 

^  Beioeein  aof  des  Asfangagewidit  am  90.  Angost  1908. 


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—  87S  — 


Zu  BegioQ  des  VcreuchB  ttigtao  «Ue  Tiere  außer  Nr.  2  ein«  Qewichtsabnahme, 
die  auf  die  sehr  nasse  Witterung  gegen  Ende  des  Monat«  Auguet  und  im  Anfang 

des  Nfoniils  September  zurück  geführt  werden  muß.  Nachdem  iiiimlich  gepr-n  Mitt« 
September  trockeneres  Wetter  eingetreten  war,  ging  das  Gewicht  aller  Tiere  in  die  Höhe. 

finde  Oktober  zeigte  sich  folgendes  Ergebnis: 

Verglichen  mit  ihrem  Anfangsgewicht  am  36.  August  1908,  hatten  die  beiden 
Kontrolletiere  Nr.  7  und  2  um  4  und  6  kg  zugenommen,  Nr.  1  dagegen  um  1  ki'  j^Ii- 
genommen  Die  chirchschnittliche  tägliche  Gewichtszunahme  der  ganzen  Gruppe  I 
betrug  0,12B  kg,  auf  das  einzelne  Tier  berechnet  0,042  kg. 

Die  drei  Tiere  der  Gruppe  II,  die  um  60"  verhärtetes  Wapppr  erhalten  hatten, 
waren  im  Gewichte  gestiegen,  allerdings  nicht  erheblich  (0,6  bis  3.U  kg).  Die  liuicl)- 
schnittliche  tägliche  Gewichtszunahme  der  ganzen  Gruppe  II  betrug  0,095  kg,  auf  das 
«mein«  Tier  beredinet  0,082  Itg. 

Die  beiden  mit  Wasser  von  600  Härtegraden  getränkten  Hammel  der  Grupi)e  HI 
hatten  in  ihrem  Körpergewicht  abganomoMn:  Xr.  B  nur  um  0,4  kg,  17r.  6  dagegen 
am  4,4  kg.  In  dieser  Gruppe  III  aeigte  aidi  eine  durobidmitttiobe  tilglidie  Gewiobte- 
abnähme  um  0,078  kg,  auf  das  eioadne  Tier  berechnet  um  0,089  kg. 

Die  DurebabbnittHwhleii  d«r  Zu«  oder  Abnahme  dea  KSrperg^iobla,  die  fSr  das 
«niefaie  Her  jeder  Gruppe  angegeben  aind,  laaaen  ridi  nun  mit  den  «ntaprechenden 
Zahlen  des  Vorvenuchs,  aber  auch  unter  einander,  veigleidien,  da  die  dundiachmtt' 
liehen  Anfangsgewichte  der  Tiere  der  einielnen  Gruppen  nur  wenig  von  einander 
abwichen.   Der  Vergleich  ergibt  folgendes: 

Die  durchschnittlichen  täglichen  Gewicbtsveränderungen  wahrend  des  Vorversiicha 
und  des  Veraocbs  in  der  Zeit  vom  24.  August  bis  27.  Oktober  1908  betragen  bei 


Gruppe  L 

Gruppe  II. 

Gruppe  III. 

KontroHetiere 

eo*Tier» 

600*-'nflre 

VorversTich 

+  0,00ti  kg 

-f-Ü.üüä  kg 

-f  ü,0'J7ö  kg 

(alle  GniiqpeD  wbattan  LritimgswsaMir) 

VenachoMit  vom  84.  Aogost  bis  S7.  Okt  1908 

+  0,042  „ 

+0^0112  , 

-0,080  . 

IMeee  Gewichtem*  und  -abnahmeo 

faedenton  an 

eich  noch  kein  aufTallendee 

und  eindeutigei  unterschiedliches  Verhalten  der  Tiere  der 

drei  Gruppen. 

I>urch»ehnittfl- 

zahlen,  die  aus  dem  Verhalten  einer  kleinen  Zahl  von  VersuchHtieren  berechnet 
werden,  tasfäen  fsicli  nicht  als  Ht'weifimitlel  anführen,  solange  sio!i  dii-  Zahlen  innerhalb 
physiologischer  (In*nz«^n  hcwctfpn.  In  un8ßru  Versuchen  waron  die  t^nterpchicdc  in 
der  liewegung  des  Körpergewichts  bei  den  einsrelnen  Tien^n  licrselben  (Jruppe  tciluHw 
erheblicher  als  die  der  mittleren  (iewichl«£aldeü  bei  deu  Tieren  der  veri»chiedeneii 
Gruppen. 

Die  Versuche  wurden  daher  fortgesetzt,  und  die  Schafe  wurden  auch  in  der 
FolgMeit,  und  swar  bii  nun  28.  Deeember  1008,  im  Freien  gehalten,  um  gleichseitig 

9B* 


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—  S74 


die  migfinatigen  klimatiRchen  KInflfitw  auf  si«  einwirken  zu  lassen;  denn  es  war  nicht 
onefesohlonen,  daü  hierbei  atugespradMoen  Untendiiede  im  VerhaUea  der  dni 
Gfoppen  sich  bemerkbar  maditen. 

Um  fiNtzuBtellen,  ob  etwa  unt«r  dem  Einfluß  der  Verabreichung  des  Balzigen 
TränkwasRcrs  Verilnderangen  dee  Blute«  nnftreten  im  Sinne  der  Änderung  des  Hämo- 
globingehaltes  und  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen,  wurden  während  der  zweiten 
Versuchsperiode  auch  Bestimmungen  des  Hämoglobingehaltes  nach  Gower-Sahli  und 
der  Blutkörpercbenzahi  mittels  der  Thoaia-Zeiflt>chen  Zählkammer  (später  in  der 
MbdififaUioii  nabh  Bfirker)  vorgenomuMii.  Die  notantoMtidiUDgeD  tuA  der  ständige 
MitttfaeHer,  Heir  Dr.  HflUer  (Hy^eniicto  Labontorium  dee  Kaiaeriiebeii  Genindlmto- 
amtee),  auegefShftk 

Bd  der  eniea  UntemiehaDg,  die  am  34.  and  26.  Nofember  TorgenommeD 
worden  UA,  worden  niobt  nnerbebliobe  Untenohiede  in  dem  Veriialten  der  Tiere  der 
dm  Gruppen  gefbndett.    So  betrog  im  Mittel  der  rdative  Himoglobingehalt  der 

Gruppe  I  72,  der  der  Gruppe  II  61  und  der  der  Gruppe  ITT  50.  Die  Zahl  der  roten 
Blutkörperchen  in  t  cmm  helief  sich  bei  den  Tieren  der  Gruppe  I  auf  11  Millionen, 
liei  denen  der  Gruppe  II  nnf  10  Miüinnf^n  und  bei  denr^n  de-  Cnippo  TTI  auf  7  MilHnnen. 
Die  späteren  BlutunterHUciiungen  haben  aber  weniger  eindeutige  Krgeboisse  gelielert, 
wie  auB  Tabelle  3  ereichtlich  ist. 


Tabelle  8.  Mittelwerte  ans  den  Blntnnterenehongeo. 


Tag  der  UntomidiunK 

Himogtobinitebelt 

blutkorpercheo  im  cbmm: 
HiUtonwi 

KoDtroU- 

„60'- 

Kontroll- 

tier« 

Tiere" 

Tiere" 

Uere 

Tiere" 

Tiere" 

a4.— 28.  Nownber  190»  .... 

72 

«1 

50 

11 

T 

14.— It).  rH'zen)l>er  l!t08  ... 

5»; 

40 

10 

8 

:M.  Dez.  lyOö  bis  2.  Januar  I90!i 

5G 

55 

45 

10 

8 

I.5.— 14.  .Tanuar  lim  ')  

51 

90 

9 

a 

1,— a.  Febrw  1909«)  (ohne  Tier  2) 

47 

44 

8 

7 

V.— 10.  M«n  1909^  (ohne  Her  2  n.  6) 

45 

48 

• 

- 

8 

Bestimmte  Schlüs.«e  lafisen  Bich  demnach  aus  den  Ergebniwen  der  Blutunter- 

auchnngen  nicht  ziehen. 

Die  kalte  U)id  nasse  Witterung,  die  ^regen  Ende  Novemher  herrschte,  war  für 
die  im  Freien  gehaltenen  Tiere  nachteilig,  so  daß  eine  erhebliche  Gewichts.ibnnhme 
auch  bei  den  Kontrolletieren  auftrat  (vergl.  Tabelle  4).  Daneben  zeigte  sich  eine 
Abnahme  dee  Hämoglobingebaite». 

>)  29.  Detember  bin  12  lanaar  erhalten  alle  Tier»  MtengBiw— w  in  Steil,  von  da  la 

4  Tiere  Leitungawaaser  und  4  Tiere  ,.r>0(» "  WaaMr**. 
*)  Her  2  wurde  am  17.  Januar  getötet. 
^  Der  6  erhalt  seit  3.  Februar  1909  gewOlmlichM  Waaier. 


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—   376  — 


Tabelle  4. 


Kontrolletiflv» 

VQ  *  IMvB 

600«- 

Tiere 

(«8) 

(kg) 

Nr.  1 

Nr.  2 

Nr.  7 

Nr.  4 

Nr.  5 

Nr.  9 

Nr.  3 

Nr.  6 

2.  Nowmbw 

34,0 

32,5 

39,0 

35,0 

31,5 

30,8 

7- 

33^ 

33,0 

38,5 

35,0 

31,6 

31,5 

34,7 

273 

12. 

89,8 

883 

39,5 

34,75 

31,5 

29,5 

36,5 

28,5 

17. 

33.5 

33,0 

38,5 

31,5 

ni,5 

39,5 

30,5 

7.  Dez«mb«r 

30,0 

29,0 

32,0 

80.0 

25,5 

25,5 

81,0 

24,5 

l». 

80.6 

99,5 

Mfi 

89.0 

97,0 

983 

883 

983 

17. 

80,0 

29,8 

33,5 

32,5 

27,0 

26,8 

33,0 

28,3 

2a.  » 

S3,3 

24,5 

25,0 

98^ 

»1,0 

92,5 

96,6 

213 

24,8 

24,7 

25.0 

94,96 

88,9 

993 

96^0 

9036 

Anm.:  Vom  17.  November  bis  7.  Deiember  wurden  die  Schafe,  weil  ihr  WH  algta 
Bagn  dmtduiiBt  mr*  nicht  flnrafni. 


IMe  aoht  HMninel  wurden  daher  em  28.  Deiember  1908  in  einen  geheisten,  «if 

einer  Temperatur  von  ungefähr  18**  C  gehaltenen  Stell  gebracht  und  ohne  AusniJinie 
bis  zum  12.  Januar  1909  mit  gewöhnlichem  Leitungswaeser  getränkt.  Während  dieser 
Zeit  haben  sich  alle  llern  raHch  wieder  erholt  und  durchweg  an  Gewicht  zugenommen, 
wie  aus  nachfolgender  Zusammenstellung  ersichtlich  ist; 

Kontrolletier«  (kg)  60 "  Tiere  (kg)  600° -Tiere  (kg) 
Nr.  1  Nr.  2  Nr.  7      Nr.  4    Nr.  5  Nr.  9        Nr.  3     Nr.  6 

Wigung  am  28.  Uesember  l»Ub      24,8    24,7    25,0       24,95    23,9    993  20^ 
•       •  19.Jatmar     1909     973  88.0   863      9?3     973   96.0        »3  983 

+9,7+13+13    +936  +8,1+8,7       +43  +  536 

Ein  Blick  auf  die  Zusammenstellung  lehrt  gleichzeitig,  daß  »>ei  den  Veryachs- 
tieren  die  diirchBchnittliche  Gewichtszunahme  größer  war,  als  bei  den  Kontrolletieren, 
und  daß  diejenige  bei  den  600 "^-Tieren  erheblicher  war  als  bei  den  60° -Tieren. 

Am  12.  Januar  sind  die  Vergliche  erneut  aufgenommen,  und  die  Tiere  stt  dieoem 
Zweclte  in  si*ei  Gruppen  nen  eingeteilt  worden.  0ie  eine  Gruppe  aoUte  mit  Lutonga- 
maeer,  die  andere  mit  um  800*  verhlxtetem  Warner  getrinkt  w«rden. 

Daa  TWnlcBn  nüt  Waaaer,  das  um  90*  varhlrtet  war,  fiel  jetet  fort,  weil  nach 
den  gemachten  ISrfabrangen  dentliche  Anenshllge  davon  nidit  lu  erwarten  warm,  und 
auOerdem  die  bfloebrinkten  Raumverhlltniase  die  Teilttug  der  Tiere  in  drei  Gruppen 
nicht  zuließen. 

Die  V'erteilunp  der  Tiere  auf  die  beiden  Gruppen  wurde  in  der  Weise  vor- 
genommen, daß  xwei  von  den  früheren  KoiUrolletierpn  (Nr.  2  und  7)  auch  in  dem 
nttueu  Versuch  Kontrolletiere  blieben,  also  mii  lA-hnn^sw  tsser  getränkt  wurden.  Zu 
ihnen  kamen  ale  weitere  Kontrolletiere  Hamniei  Nr.  ö  (frulier  mit  um  60°  verhärtetem 
Wasser  getränkt)  und  Hammel  Nr.  3  (frOher  mit  um  600"  verhärtetem  Waawr  ge- 
Makt).  Die  fibrigan  Tiere,  dlmlich  die  Sohafe  Nr.  1,  4,  6  und  9  bekanum  Waaaer, 
daa  um  000*  verhirtet  war.  Nr.  1  war  in  dem  ernten  VenuobaabBcbnitte  Kontrolle- 


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—   376  — 


tiar,  Nr.  4  and  9  wuen  60*«Ti«re  and  Nr.  6  «in  (KX>*-Tier  geweeen.    Letetera»  Ti«r 

ifll  also  am  längsten  nait  um  600"  verhärtetem  Wasser  getränkt  worden. 

KontrolletiiT  Nr.  2  wurde  am  18.  .Januar  J90'J  geschlachtet,  weil  es  in  der  Zahl 
der  roten  Blutkörperchen  unci  im  Ilämoglobingehall  hint<?r  den  übrigen  Kontrolle- 
tieren  etwas  zurückblieb,  ratholopinche  Veränderuugen  lielkio  sich  nach  der  Schlachtung 
jedoch  nicht  nachweisen,  auch  wurden  keine  krankmachenden  Paraeiten  gefunden. 

Bei  dem  Anfeathatt  in  dem  wannen  StaUe  bliel»  dar  Analiag  das  Körpei^ewicbta 
b«i  allen  Tieren  andi  nadi  Wiederaufnahme  dea  IMakvenadu  beatehen.  Ea  war 
aber  jetat  doch  nnverkenabftr,  da0  die  Schafe,  die  mit  um  600*  verhirtetem 
Wnaaer  getränkt  worden,  im  K5rpergewioht  gegenfiber  den  Kontrolle- 
tieren aurüokblieben  (idehe  Tabdle  6). 


Tabelle  5. 


Tag 

d«r  Wlgnog 

Kontrolletiere 

(kg) 

tMW'  lier»  ■ 
(kg) 

Tier  2 

Tier  3 

Tier  5 

Tier  7 

Tier  1 

Tier  4 

Tier  6 

Tier  9 

12.Jaao*r  190« 

26.0 

29,0 

27,0 

26,0 

27,5 

27,0 

26,0 

26,0 

la     •  1909 

31.0') 

32,0 

29,5 

27,5 

;w,o 

29,9 

28,5 

27,5 

28.     ,  1009 

^4,5 

32,0 

29.0 

31,0 

29,0 

29,0 

28,5 

28.     „  1909 

36,0 

35,0 

30,5 

31,0 

31,0 

30,0 

:M),0 

2.  Febr.  1909 

37,0 

37,0 

33,0 

30,85 

:i3.0 

30,6*) 

30.5 

9.     »  1909 

37.0 

40,0 

3;^,0 

31/» 

34.5 

30,5 

81.0 

15.     »  1909 

38,0 

40,5 

3:^,5 

32,0 

35,0 

31,5 

32,0 

20.     „  1909 

37.8 

40.6 

34,1 

32,0 

35,3 

32.3 

32.5 

9S.    ,  1909 

87.6 

40v5 

84^ 

81.6 

85,0 

88,0 

9ifi 

älUn  1909 

.^7,6 

40.5 

.^4.5 

31,8 

35,0 

32,5 

32,5 

7.     •  1909 

38,0 

41.0 

35.0 

32,0 

36,0 

32,7 

32,7 

19.     «  1909 

41.5 

41.8 

35.5 

IT  MÜR 

38.0 

IT.  Hkn 

86,5 

84,0 

88.6 

20.     «  1900 

42.5 

42.0 

36,6 

33,5 

36,3 

35,3 

(4,(1 

Es  haben  also,  wenn  von  dem  am  17  Januar  wegen  des  auffallenden  Blut- 
Befundes  getöteten  Schafe  Nr  2  abgesehen  wird,  die  Oewiehtsznnaliunen  bis  zum 
2.  Februar  1909  betragen  im  Mniel  bei  den  600"  Tieren  4,6  kg,  bei  den  Kontrolle- 
tieren  dagegen  8,3  kg,  die  Gewichtszunahmen  bis,  zum  Schluß  der  Versuche,  wenn 
von  dem  ▼om  2.  Febmar  an  mit  gewöhnlichem  Leituug»wai»«er  getrilnkten  Schafe  Nr.  6 
abgesehen  wird,  bei  den  600*-Tiei«D  7,8  kg,  bei  den  E^ntrolletieTen  dagegen  13,0  kg, 
daa  iat  ein  Dnteisobied  von  40*/o  sn  nngonaten  der  Sobafi»,  die  am  600*  forUMetea 
Waaaer  ala  GetrSnk  erhalten  haben. 

Die  BOC'-Tiere  Nr.  1,  4  und  9,  die  im  Gegensätze  zu  dem  derselben  Versuclis- 
gruppe  Angehörigen  Tiere  Nr.  6  wibrend  der  letaten  Verancbaperiode  dauernd  mit 

*)  Nr.  2  ward«  am  17.  Janmr  geadibehtet,  weO  ee  in  der  Zahl  4er  roten  BlatUtoperclien 

und  im  Tifininciohin^reh.ilt  hinter  den  übrigen  Kontrolletieren  etwaa  anrllekblieb.  FMhotogbdie 
Veränderungen  ließen  aicb  nicht  uachweisen. 

*)  Nr.  6  erhielt  vom  3.  Februar  an  bis  lam  SebhJ  dae  Venudiai  gawtiiallebai  Leitons»- 
waoser,  worauf  die  bcHlehendo  Abnahme  der  Zahl  dar  toten  BlotkOrpeidieD  und  des  Himogiebin- 
gohaltee  wieder  einer  Zanabme  Fiats  nwicbte. 


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—   377  — 


ttber  600*  hirtnn  Waiaar  getrSnkt  «onlBU  aind,  seigten  doo  ftst  danornde  Aboabme 
ihre«  Hamo^obingaliallaB,  «ihrand  «ine  Abnahm«  der  ZaU  der  roten  filnttSipercilMci 
weniger  «Aennbar  war,  wie  naolietehende  ZmammenateUtnig  eeigt: 


Nr. 

Bektiver  BEmoKlobingehiüt 

Zahl  der  roten  filotkörpercban 
im  cbmu  in  UHHomb 

13.  Janosr 

2.  Fsbrw 

».  llln 

18.  Jamtsr 

i.  Pehraer 

9.  Man 

1 

55 

4b 

41 

9 

B 

8 

4 

48 

48 

48 

8 

7  . 

7 

0 

54 

46 

47 

9 

8 

9 

Während  des  gnnzon  Vcreuchee  vom  24.  Anglist  1908  bis  17.  März  rJ09  hat 
kein  Tier  ausgenprocheue  Kiaakbeitaencheinungen  gezeigt,  ^'ar  bei  Tier  üi.  6  fiel 
die  AbmagerUDg  auf. 

Am  17.  März  1909  wurden  die  Schafe  Nr.  7  aus  der  KontroUegroppe  und  die 
Schafe  Nr.  6  und  8  aus  der  Vprsuchagrupp«,  din  wahrend  fler  letzten  Versuchsperiode 
um  600"  verhärtetes  Wasser  erhalten  hatten,  geschlaciitet  und  obduitiert.  Die  Tiere 
waren  in  mäßig  gutem  Nährzustaode.  Patbologisohe  Veiinderungen  wurden  nicht 
vorgefbndra.  NamentUeh  fehlten  entiflndlidie  Siwdiefainngen  an  der  Sefalwnhant  des 
Verdauungekanalii.  Krankmachende  Paiaeiten,  deren  Vorfaandenaein  vieUeicbt  das 
abweichende  Verhalten  der  Vemieha*  und  Konlnllctiere  hitte  erkliren  können,  wann 
auch  nicht  nachiawdsen.  Nur  bei  dem  H*mi»i*i  Hr.  6  waren  im  Lebergewebe  tmter 
der  I^eberkapsel  12  etwa  hanfkorngroOe,  grauweiße  Herde  vorhanden,  die  auf  eine 
frühere  Parasiteneinwanderung  zurückgeführt  werden  konnten ;  denn  man  findet  nicht 
selten  in  der  Leber  des  Schafes  gleich  aussehende  Herde  als  Überbleibsel  eingewanderter 
Fara.siten  (Cysticercim  tenuicoUis).  Jedenfnlle  stehen  diese  Herde  mit  der  Verabreichung 
des  ge.^alzenen  Wa8,-.er.-^  in  keinem  ursächlichen  Zusammenhange  und  waren  auch  für 
die  Gesundheit  des  damit  behafteten  Tieres  Tollkooinien  belanglos. 

V<m  der  Tötung  der  übrigen,  einen  völlig  geannden  Eändroek  machenden  Schafe 
wnide  Abstand  genommen,  weil  von  der  Obduktion  dieser  Tiere  nach  dem  Seblachtp 
befunde  bei  den  Tieren  Kr.  6,  7  und  9  k«n  abweichender  Befund  zu  erwarten  war. 

Aue  den  bei  Schafen  nngeetellten  Tiinkversndien  lassen  sidi  folgende  Ergebniese 
ableiten: 

1.  Die  mit  Wasaer,  das  dnrdi  Znsats  von  l^laugen  ans  CShlorkaliumfabriken 
um  60*  verhärtet  war,  monatelang  getrinkten  Gkdiafe  sdgteo  keine  naebwdebaren 

Gesundheitsstörungen.  Bi»  veibielten  sich  gpms  wie  die  KontroUetiere,  die  mit  ge* 

wohnlichem  Leitungswasser  getränkt  wurden. 

2.  Bei  anhaltender  Tränkunp  mit  Wasser,  dm  durch  Zusatz  von  Endlaugen  am 
Chlorkaliumfabriken  um  1500°  verhärtet  war,  blieben  die  Schafe  gegenüber  den 
KontroUetieien  im  Gewicht  nicht  unerheblich  zurück.  Eines  derselben  zeigte  deutliche 
Zeichen  von  Abmagerung.  Anscheinend  wird  auch  die  Blutbeschuti'euheit  in  dem 
Sinne  nngfinalig  beeinfluAt,  dal  rin  ffinkm  dee  üfömogiobingehaHe  Antritt.  IXxih 
bedarf  dieser  Punkt  noch  weiterer  Kodbprüfung.   Femer  ist  dae  um  $00*  verhärtete 


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—    378  — 


WMi«r  von  den  Schafint  nur  nngem  und  in  garingsrer  Menge  mufgenomiiien  wotdea 
als  gewöbnlioheB  LeitaogBwaaMr. 

B.  Versuche  an  Ginsen. 

Als  Ergänzung  tn  den  an  Schafen  auppeführten  Triinkversucheu  wurden  später 
auch  üoiche  an  Gäueen  angestellt,  eiumal,  weil  im  Gebiete  der  in  Betracht  kouimeudeu 
FJOaae,  id»  Wipper  und  Unstrut,  ausgedtimte  Giaaeiooht  tielrkbeD  wird»  dioB  aber 
ftodi,  weU  <B  immerhin  mfiglich  «er,  defi  Waüergeflagel  gegenaber  der  Aufnabme 
versalxenen  Waaeeis  eich  enden  verhilt,  empfindlicher  ist  «b  Sobefo. 

Verwendet  «nrdni  16  Ginee  üb  Alter  von  ft  bia  6  Monaten,  Dotdi  eme  Be- 
obachtUDgszeit  vom  1  August  1910  bis  16.  AQgtiat  1910  wurde  zuniehat  festgestellt, 
dafi  die  Tiere  keinerlei  KrankheitBerscheinungeu  bekundeten  und  das  vorgesetzte  Futter 
und  Getränk  (Iveitungswasser)  gut  aufnahmen  Vom  6.  AoguBt  an  worden  die  Oänae 
alte  acht  Tage  su  der  gleichen  Tageszeit  L't 

Die  eigentlichen  Versuche  sind  am  lö.  August  begonnen  worden. 

Die  15  Gänse  wurden  in  drei  Gruppen  zu  je  fttnf  Tieren  in  folgender  Weise 
eingeteilt: 

1.  Kontrolletiere  (Gruppe  I)  mit  den  GMnaen  Nr.  1  bia  6.  Daa  DniebachnittB- 
gewioht  einee  üerea  dieaer  Gnppe  betrag  am  9.  Anguat  3,16  kg  tuid  wn  12.  Angoat 
8,6  kg. 

2.  Gänse  mit  den  Nummern  6  bis  10,  die  ßO'iges  Wasser  vorgesetzt  erhielten 
(Gruppe  II).  Das  Durchschnittegewichl  einea  "ünerea  dieaer  Qrappe  betrug  am  5.  Angoat 
3,02  kg  und  am  12.  August  3,44  kg. 

S  GänH«,  die  600 °ig^  Wasser  erhielten  (Nr.  11  bis  15)  (Gnjp|w  III).  Bei  diesen 
Tieren  betrug  das  Durchschnittsgeincht  eines  Tieres  am  5.  Augußt  kg  uud  am 
12.  August  3,58  kg. 

Die  Tiere  worden  bia  snm  11.  No?ember  1910  in  kleinen  Bn<diten  atlodig  im 
Freien  gebaltan.  Jede  Gruppe  j[5  Gime)  erhidt  vom  1.  Angoat  an  tagKoh  1  kg  ge- 
kodite  KartoflUn,  0,6  kg  Hafer  und  0,76  kg  Gerate  ala  Futter.   Die  tägUdie  Hato^ 

ration  wurde  vom  9.  September,  die  tägliche  Gerstenration  vom  13.  Oktober  ab  auf 
je  1  kg  erhöht,  weil  die  Tiere  daß  anfänglich  gereichte  Körnerfutter  restlos  verzehrten. 
Die  gekocht^^n  KartolTeln  sind  vtm  den  Gänsen  weniger  gern  aufgenommen  worden, 
weshalb  die  täglich  gereichte  Menge  nicht  erhöht  zu  werden  brauchte.  Die  Ernährung 
geschah  absichtlich  mit  einem  Gemische  von  wenigen  und  ihrer  Znsammeusetzutig 
naob  uemlioh  gleidimafligen  Futtermitteln,  om  in  dieser  Hinaicbt  für  die  VersucbB' 
und  die  Kontiollei^nBe  eine  mö^idute  Obereinatimmnng  an  aehaflbn. 

Fflr  jede  Gruppe  atand  «n  Waaeerkfibcl  aar  Verfügung,  der  16  1  faftte  und 
tiglicb  friedi  gefüllt  wurde.  Wie  ^iel  Waraer  die  einidnen  Ginaegrappen  getrunken 
haben,  läßt  sich  dem  Gewicht  nach  xahlenmäßig  genau  nicht  angeben,  da  die  Tiere 
das  W:uiBer  gleichseitig  ala  Badewaeaer  benutalen  uud  beim  Baden  aelur  viel  Waaier 
ven^priizten. 

Am  dem  eigenlüinlichen  Verhalten,  dsR  die  Ganse  der  Gruppe  TIT  beim  Trinken 
zeigten,  ist  zu  scblieöen,  daß  ihnen  der  stark  salzige  Geschmack  des  um  600 ver- 


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879 


biiteten  Wmmtb  auffiel.  Die  Oiiua  tranken  innioliflt  nur  «raoig  von  dam  W«Mr. 
tnten  dum  von  dem  WaMecgeOft»  xuritek,  BOhüUelten  doh  und  wsrttten  einige  Zeit, 
bii  lie  von  neuem  Wasser  aufaahmen.  Sie  schränkten  aber  nicht,  wie  die  Schafe, 
ihn  Waeseraafnahme  überhaupt  ein,  sondern  nahmen  im  Gegenteil  bedeutend  mehr 
Wastier  auf  als  die  Gäune  der  Gruppen  I  und  II,  fraßen  jedoch  zu  Beginn  des  Ver> 
sucbs  erheblich  weniger  als  die  Gänse  der  Gruppen  I  und  II. 

Ana  18.  AuiriiHt,  also  bereit»  am  dritten  Versuchötage ,  zeigten  alle  Gänse  der 
Gruppe  III  starken  Durchfall,  tranken  viel,  machten  einen  müden,  schläfrigen 
Eindruck  und  ließen  die  Köpfe  hängen.  Am  19.  August  vormittags  starb  die 
Gnna  TSt.  16.   JH»  Sektion  des  Tieres  lieferte  folgenden  Befund: 

Der  Eadhiver  irt  mlBig  gat  geollirt  Der  IfigeB  enihllt  nnr  etwM  Gram,  Band  and  einige 
Kieseluieine.  Auf  der  Darmschleimhaal  findet  sich  ein  dicker,  gelblicher  Scbleimbelag,  der  zam 
Teil  blutig  gßtBthi  ist.  Die  Darmschleimhaat  ist  geachwoUen  and  tiefrot  gefirbt.  An  der  Trachea, 
den  "Laagm  and  dem  Herzen  keine  Veränderungen.  Die  Leber  Ut  brenn  mit  einem  Stich  ins 
Gelbe ;  die  Gallenblase  ist  mäßig  geftUlt.  An  den  beiden  graubranneB,  von  den  r™f—  Mb  nmi 
Kreuzbein  reichenden,  etwa  lu  rw.  langen  Nieren  k<  ino  Verftriderongen. 

Drei  Agarröhrchen  wurden  mit  Herzblut  beHchickt;  sie  blieben  ateril. 

Die  filkiigen  vier  kranken  Gänse  der  Gruppe  III  erhielten  vom  Morgen  des 
19.  August  ao  irieder  reinee  Leituniewessar;  troledem  atttben  nooh  awei  weitere 
Ginie  QHt.  11  und  18)  em  90.  und  33.  August  en  aohiraier  DenneDtsflndung. 

Sektionabefand  bei  der  Gans  Nr.  11;  Der  Kadaver  tat  mlHf  gnt  genährt.  Der  Magen 
enthält  etwa«  Kömerfotter.  Im  Darm  findet  sieh ,  seiner  Abstammung  nach  nicht  erkennbar, 
w«i«a«riger  Futterbrei.  Die  Darmachleimbaat  ist  geech  wollen  und  gerötet,  in  ihr  sind  zahlreiche 
punkte  and  iaekenlonnlge  Blntongea  von  venohiedeBer  GrOle  vorbanden.  An  der  iraoliee,  den 
Longen,  dem  Herzen,  <>r  T  (her  und  den  Nieren  keine  Verladeningen.  In  awel  Ansstridi- 
priparaten  aas  dem  Hwzblut  kein  aoUaUander  Befand. 

Diel  Agureinebsin  wanton  mit  Benblnt  golmpft.  Naeh  48  Atnadea  neigten  eldi  im  Be- 
reich des  Itnpffftrichs  vereinzelte,  runde,  gloicl::[i3D:^.'  aassehende,  irisierende  Kolonien  von  feinen 
Kurzatabchen.  Da  die  mikroskopische  Betrachtung  mit  Sicherheit  ergab»  dafi  ee  sich  weder  am 
OeSOgeldiolafabeMerien,  nedi  am  Bakterien  der  KbU-Typbnsgruppe  handelte,  werde  von  der 
weiteren  Bentimmung  dieser  Bakterienart  Abstand  genommen,  zamal  ee  bei  Darmentzflndongen 
bAufig  ist»  daß  vereinseile  Keime  vom  Dann  aoe  in  die  Blotbehn  eindringen  nnd  so  «inen  su- 
ftUlgen  Bhitbefond  bilden. 

Die  Gans  Nr.  18  hatte  neben  Thirchfall  erhebliche  Atemnot  gezeigt  Ennc  vor  dem  Tode 
lag  das  Tier  auf  der  Brust  mit  erhobenem  Kopfe  und  war  teilnahmlos  gegen  seine  ümgebunp:. 
Die  Atmung  geschah  anffallead  aagestreugt  mit  rhytmischem  leichten  Offnen  und  Schliefleo  den 
Schnabels.  Bei  der  Sektion  finden  sich  beide  Langen,  beeonden  stark  an  den  etompfen  Bladetn, 
dnrchse>7t  von  zahlreichen  liirNokorngroßen,  zentral  verkftsten,  ffe5b!ich-^oen  Knötchen. 

Auüerdem  ist  die  linke  Lange  in  ihrer  Gesamtheit  rot,  derb  and  luftleer  (üepatisation). 
Die  redtte  Longe  Ist  in  ihren  rttekanwirte  «slegeaeB  TUk»  hepetiriert  DIeae  Vertaderoag  et^ 
streckte  -'icV  rn  dem  scharfen  Rande  der  rechten  Lunge.  Die  ttntMe  Bllfle  der  rechten 
Lunge  ist  zum  größten  Teil  lufthaltig,  zum  Teil  eniphysematOs. 

Dan  in  den  Longen  gefnndenen  KaOteben  Ifanliebe,  nur  derbere  KnAfeidien  von  geibUcii- 
prauer  Farbe  und  lineenförmiK  platt  ffedrikkter  Form  mit  weißer,  fast  dn  r.  1  sii  htiger  Randzone 
und  gelblichem  trObem  Zentrum  finden  sich  in  großer  Zahl  an  der  Pleura  des  Brustbeins  und  in 
den  Fleuroperitonealsepten  der  vorderen  swel  Drittel  der  KOiperliflhle  nnd  swar  im  al^emeiaea 
ia  den  vorderen  Abschnitten  reichlicher,  als  in  den  hinteren. 

Mikroskopisch  lassen  sich  in  den  Knötchen  Pilzfaden  nachweisen,  aus  denen  auf  erstarrtem 
Rinder-  tmd  Glyzerinrinderserum  Kolonien  von  Aspergillus  glaucns  wachsen  (Pnenmonomykose). 

Der  Darm  ist  in  seiner  ganzen  Iitage  stark  entzQndet,  die  Darmschleimhaat  geschwollen, 
la  dem  Anfanpteiile  dee  Darmea  in  etwa  einer  Spanne  Liage  ial  der  dflanflOesige  Derminhalt 


—   380  — 


giüiiBchwarz  gefärbt.  Die  geschwollene  DarmHchleiiuhaut  i«t  dort  blaiisehwarz.  Im  weitervn 
Verlsofe  des  Darmkaoal«  wird  der  Du-minbalt  eiu  mehr  dicker,  gelber,  fest  anh»ilead«r  <^;h^i>iTn- 
Die  DarmmhMmhtiit  M  hier  gMchwoUeD  und  iKMlirot  gefärbt;  ia  ibr  flDdu  ndi  vmdüadHM 
punktförmige  Blutungen.   Im  Enddarm  iat  dj«  Rotftrbang  am  schwielMteti,  im  fibrigsn  ist  ahtt 

auch  hier  die  8chlpimhaHt  gos'chwoHon. 

Im  Herzblut  laa**eu  sich  wp<ier  mikroskopiticb  noch  durch  Agarkultnr  Bakterieu  nacliweigen. 

Da  von  den  beiden  anderen  Gruppen  von  Gänsen,  die  gewöhnliches  Leitungs- 
vaner  and  um  60'  T«rhirt«let  Wmmt  bekun»,  liei  ghiehar  Haltnag  und  FQttenmg 
k«n  Tier  erkrankte,  so  ist  als  sicher  aninsefaen,  daS  die  Darmentsändong  bei  den 
fünf  600*- Tieren  ledi^eh  auf  den  GenoA  des  Saliwaaaen  iaraGkinahxe&,  und  dall 
die  bei  Qans  IS  featgestellto  Lungenvetinderung  ein  nifUliger  Befand  gewesen  iet 

Während  die  GSnee,  die  um  600*  verhärtetea  Wasser  erhalten  hatten,  vom 
\9  August  :in  wieder  reines  LeituDgswaMMT  erhielton,  wurden  die  Gänee  der  Gioppe  U 
mit  60°igftn  A\'HS8er  weiter  getränkt 

Die  von  der  Gruppe  III  (600'  Gänse)  übrig  (gebliebenen  beiden  Tiere  (Nr.  12 
und  i4),  wurden  um  27.  August  auf  die  Gruppen  I  und  II  verteilt.  Nr.  14  wurde  zu 
den  Emtrdletieien  der  Gruppe  I,  Nr.  12  zu  den  Versuchstieren  der  Gruppe  II  gesetzt. 
Bald«  Ginae  waren  inawiaehen  von  ihrer  Erkrankung  wieder  vMlig  genesen. 

IMe  so  veratSrkte  Gruppe  II  erhidi  Üb  zum  26.  September  1910,  alao  40  Tage 
bindurob,  ala  Gelrink  Laitnngawaaser,  daa  um  60*  wbtatet  war.  Hierbei  seigten  die 
Tiere  weder  in  der  Futter*  und  Wasseraufnahme  noch  in  der  Bewegung  des  Kfliper- 
gewichts  noch  in  ihrem  anoatigen  Verhalten  irgend  etwaa  AoffittUgee  gegenafaer  den 
Kontroüctieren. 

Die  Kontrolletierc  (Nr.  1,  2,  3.  4,  5  und  14)  wurden  nun  vom  27.  September  bis 
zum  26.  Oktober  1910  mit  Wasser,  das  um  1(X)°  verliärtet  war,  getränkt,  wogegen  die 
Versuchstiere  Nr.  6,  7,  8,  9.  10  und  12  zur  Kontrolle  I^itungswasser  bekameu.  Dieser 
Wedbsal  in  beiden  Gruppen  wurde  vorgenommen,  weil  ee  möglich  war,  dafi  bei  einer 
langsam  erfolgenden  Steigerung  der  Salsgaben  bei  den  Günera  rioh  attmihlioh  eine 
geringere  Empfindlichkeit  gegen  dieee  ausbilden  konnte,  die  daa  Venudisefgebnis  sa 
trüben  geeignet  war. 

Vom  25.  Oktober  bis  zum  8.  November  erhielten  die  nunmehrigen  VeraufdiatlSPS 
Nr  1,  2,  3,  4,  5  und  14  Wasser,  daa  um  200",  vom  8.  bis  zum  22.  November  solches, 
das  um  300°,  vom  22.  November  bie  zum  6.  Dezember  solches,  das  um  400**,  und 
endlich  vom  6.  bis  30.  Dezeinher  solches,  das  um  500"  verhärtet  war. 

Am  11.  November  sind  die  Gänse  der  ungünstigen  Witterung  wegen  dauernd  in 
einem  geheizten  Stalle  untergebracht  wollen.  AuffaUend  war  hierbei,  daß  zu  Anfang 
der  Stallhaltung  alle  Gftnse  sehr  wenig  fmOen. 

Am  30.  Desember  1910  iat  noohmala  eine  Umatdlung  der  Ginse  vorgmiommen 
worden.  Die  Gftnse  Nr.  1,  3,  S,  4,  6  und  14  eridettfla  von  jettt  an  ala  Kontrolletiere 
reines  Leitungswasser,  während  die  Gänse  Nr.  6,  7,  8,  9,  10  und  12  bis  zum  11.  Januar 
1911  um  500°  verhärtetes  Wasser  und  vom  11.  Januar  an  bis  18.  Januar  1911  um 
600"  verhärtetes  WasHei-  bekamen    Damit  war  der  Tränkversueh  hei  den  Gänsen  beendet. 

Während  der  ganzen  Dauer  der  zweiten  Versuchsperiode,  die  am  27.  August 
begann,  zeigten  die  Versuchsgänse  in  ihrem  Aügemeinbetinden  keine  erheblichen 


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—   381  — 


Starnngflii;  «ll^rdinga  war  ihn  FreOlvat,  ab  am  400*  varhärtotM  Waner  gecdcfat 
WDide,  in  den  ersten  fünf  Tagen  geringer»  als  die  der  Kontrottetiere.  Dann 
zeigte  sich  aber  in  der  Futteraufnahme  kein  Unterschied  mehr.  Leidw  konnte  wegwn 
Aua^hens  der  Endlauge,  die  zum  Versalzen  des  TränkwasBers  der  GSnse  benutzt 
wurde,  inm  Scfalanse  der  Versuche  nicht  wieder  die  schidliche  Gxenie  erreicbt 
werden. 

Die  Gewichtsaunahiuen  gestalteten  sich  in  den  einzelnen  Zeitabischnitten  wie  folgt: 

Die  6  Kontrollegänse  Nr.  1,  2,  3,  4,  5  und  14  der  Gruppe  I  zeigten  in  der  Zeit 
vom  19.  Augtist  1910  bis  zum  23.  September  1910  eine  durchschnittliche  tägliche  Ge- 
wiehtssonabme  von  27,6  g  pro  Tier,  während  die  60*-6iiiae  Nr.  6,  7,  8,  9,  10  und  12 
(Orappe     eine  solche  von  21  g  aufwiesen. 

Als  Ueratif  die  Umstellnng  der  Tiere  stak^[efanden  hatte,  nach  der  die  bis* 
herigen  Kontnlleginse  (Groppe  l)  um  100*  vwsalsenes  Wasser,  die  Usheitgeo  Ver- 
urhsgänse  (Gruppe  II)  zur  Kontrolle  reines  Lsitungswasser  erhieltMft  (ver|^  8.  880), 
haben  die  nunmehrigen  sechs  Kontrollegänse  (Gruppe  IT)  vom  80.  September  1910  Ussum 
21.  Oktober  1910  eine  durchschnittliche  tägliche  Gewichtszunahme  von  26,6  g  pro  Tier, 
die  minmehrigeti  Vf  rauchngänee  (Gruppe  I)  dapep^en  eine  solche  von  22,7  g  aufgewie.een 

Vom  25.  Okiober  1910  bi.s  zum  8.  November  1910  erhielt,  wie  schon  angegeben. 
Gmppe  I  um  200^  verhärtetes  Wasser  und  dann  bis  zum  22.  November  1910  um 
300®  verhärtetes  Wasser.  Die  Tiere  der  Gruppe  II  bekamen  weiterhin  reines  I/eitungs- 
wasser  als  Getränk  (vergl.  S.  380).  Bei  den  jetzigen  seoba  Kontralleginsen  (Gruppe  II) 
ist  vom  28.  Oktober  1910  bis  srnn  18.  November  1910  eme  mittkre  tägliche  Gewiehts- 
abnabme  von  25  g  pro  Her  ftstsnsteUen  gewesm,  während  sie  bei  den  Veisndisglnsen 
nnr  2,4  g  betrug. 

Als  die  Gänse  der  Gruppe  I  vom  28.  November  1910  bis  snm  6.  Deaember  1910 
om  400"  und  dann  bis  zum  30.  Dezember  1910  um  600*  verhärtete»  Wasser  bekamen, 
während  die  Tiptp.  der  Gruppe  TT  weiter  mit  T/eitungswasser  getränkt  wurden,  haben 
die  sechs  Kontrollegänse  (Gruppe  II)  vom  25.  November  1010  1)1«  zum  30.  Prr'pmbpr 
1910  täglich  pro  Tier  im  Mittel  um  10,8  g,  die  Vereuchegiinse  um  15,6  g  abgenommen. 

Am  30.  Dezember  hat  wieder  eine  Umstellung  der  Gänse  stattgefunden.  Der 
Gmppe  I  gebdrteo  nunmehr  die  Kontrollegänse  an,  während  Gruppe  II  bis  zum 
11.  Januar  1911  nm  500**  und  dann  bis  18.  Jsniur  nm  600*  verfiirtetM  Nasser  «- 
hielt.  Hiernach  haben  die  nunmehrigen  ^mtroUsglDse  (Gruppe  I)  vom  80.  Deaember 
1910  bis  ram  19.  Januar  1911  tägticfa  pro  Tier  Im  Büttel  um  18,8  g,  die  Versnofas- 
glnse  (Gruppe  II)  in  derselben  Zeit  um  2  g  abgenommen. 

Eine  Übersicht  über  die  Gewichtsveihiltni.''8e  sämtlicher  Gänse  gibt  Tabelle  6. 

Am  19.  Januar  1911  f«ind  die  Gänse  Nr.  1  und  7,  und  am  25.  Januar  1911  die 
Gänpe  Nr.  9  und  14  geschlachtet  worden.  Nr.  1  und  9  waren  männliche,  Nr.  7  und  14 
weibliche  Tiere.  Alle  vier  Gänne  l)ol'anden  eich  in  mäßig  gutem  NährzUKtande. 
Krankhafte  Veränderungen  irgend  welcher  Art  ließen  sich  bei  der  Untersuchung  nach 
der  Schlachtung  nicht  nachweisen. 

Ans  den  Wagungen  der  Versod»-  und  Kontrollegänse  während  der  Dauer  der 
Versuche  vom  19.  August  1910  bis  sum  19.  Januar  1911  geht  hervor,  daO  die  Ver- 


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Tftbell«  6.   Gewiohtotabell«  d«r  Ginie. 


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1910 

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1910 

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1910 

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1910 

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1910 

4,67 

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1910 

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1910 

1  4,83 

1910 

4,47 

1910 

4,19 

1910 

4,14 

1910 

4,1« 

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4,47 

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4,64 

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5,17 

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1  5,59 

5,60 

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4,65 

4,8 

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4,57 

4,51 

1  4,56 

4,24 

4,35 

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5,04 

5,18 

4,94 

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3,04 

5 

4,67 

4,67 

4.7 

4,44 

4,7 

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16.12. 

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23.12. 

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19.1- 

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1910 

1  4,025 

1910 

4.075 

1911 

4,07 

1911 

4,05 

1911 

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1  4.67 

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—    383  — 


•odiBtien  in  d«ii  «taten  V«nnieh«iMriod«ii  (19.  Auga«l  bis  28.  September  und  80.  Sep- 
tember bis  21.  Oktober)  weniger  gut  zagenominen  haben  als  die  Kontrolletiere.  Die 
durchschnittlichen  Gewichtezanahmen  betrugen  in  den  beiden  angeführten  Perioden  bei 
den  Vereuchetieren  für  clae  Stück  21  g  (■^egcnfibcr  27,6  g  hei  den  Kontrollcticren)  und 
22,7  g  (gegenüber  25,6  g).  Dieses  Verhältnis  bUeb  aber  nicht  konfiUmt;  denn  in  den 
weiteren  Versuch sperioden  (25.  Oktober  bis  22.  Noveml)er,  22,  November  bis  30.  De- 
zember, 30.  Dezember  bis  18.  Januar),  in  deueu  eine  Gewichtaabualitne  sowohl  bei  den 
VeflBQcb«*,  «le  «och  bei  den  KonüoUetieien  «nlmt,  mno  die  dutelMehuittlieben  G«- 
wiobteabnahmen  bei  den  Venuehalieren  Ittr  dee  Stttofc  mm  Tdt  günstiger,  d.  b.  geringer, 
■Ii  bei  den  Kootrolletieren  (7,4  g  gegenüber  25  g,  16,6  g  gegenüber  10,8  g,  2  g  gegen* 
über  18,8  g).  Hin  kann  abo  nldkt  aagen,  daß  die  gnadiilderte  Art  der  Verabreieliung 
von  Endlangen  mit  dem  Tränk\va8.«er  in  allmählich  steigender  Konzentration 
bei  Gängen  einen  Einfluß  auf  das  Körpergewicht  ausgeübt  hätte.  Sehr  auffällig  war, 
(lad  die  Gänse,  die  zuvor  srbwächer  durch  Endlaugen  verhnrtete»  Wasser  erhalten 
hatten,  daa  um  600°  verhärtete  sieben  Tage  lang  aufgenommen  haben,  ohne  Krank- 
hettaerscheinungen  zu  zeigen.  Es  muß  angenommen  werden,  daß  dieses  Verhalten, 
daa  ▼oo  dem  der  nnTermittelt  mit  600^  hartem  Wasser  getränkten  Gänse  so 
vdllig  ftbwidi,  duich  die  aUmäUicbe  Gewöhnmig  der  Tiere  an  dae  meatiene  Waaeer 
gans  oder  jedenfnlle  im  vreeentlidben  vemnaolit  wordwa  ist  Koben  der  GewShnnng 
kdnnte  hacbatena  nocb  daa  höhme  Alter  der  Ginne  —  die  Tiere  waren  inswiedmi 
▼ier  Monate  älter  geirorden  —  «af  ihre  eiriiölite  WiderstandafUiigkeit  gegenüber  der 
starken  Versalzung  dcB  Triinkwassers  mit  von  Einfluß  gewesen  sein. 

Das  Geearotergebnis  der  vorstehend  geschilderten  Trinkversttche  an  Gänsen  läflt 
sich  in  folgenden  Sätzen  ziieammenfassen 

1.  Die  mit  Wasser,  rlas  (iurrb  Kndlangen  aus  (■blorküliuinfabriken  in  allmählich 
zunehmender  Konzentration  und  zwar  um  60^,  100°,  200",  400"  und  600°  ver- 
hlrtot  war,  getränkten  Ginae  leigteQ  Imne  GeeondheitaBtBningen  und  vulilelten  sieh 
in  ihrer  Gewiohtasanahme  and  -abnähme  im  wesentlichen  wie  die  Kontiolletiere,  die 
gewübnlidbee  Leitangswasser  eriiielton. 

2.  Bei  der  unrermitielt  erfolgten  Verabreichung  von  Wassw,  das  vm  600* 
verhirtet  war,  zeigten  sich  adion  am  dritten  Tage  bei  den  fünf  sn  dem  Versuoho 
dienenden  Gänsen  Erscheinungen  einer  schworen,  aknt  verlanfenden  OarmoiteOndaag, 
an  der  drei  Tiere  Ftnrhen. 

3.  Bei  al  I  m.'ih  Ii  eher  Steigerung  de?  Endlaugengehalts  in  dem  Tränkwasser 
bis  zu  einer  Verhärtung  um  600"  kann  die  unter  2.  angegebene  Schädigung  aus- 
bleiben. Denn  Gänse,  die  zuvor  mit  Waaser  von  steigender  Verhärtung  getränkt 
worden  waren,  nahmwi  Wasser,  das  nm  600*  Torhirtet  worden  war,  sieben  Tage  lang 
in  derselben  Menge  wie  gewöhnlidies  Leitangswaaser  und  seigtsn  biemadi  keine 
KrsafcheitBmsehsinmigen.  Es  ist  ansunehmen,  dafi  die  ailndUiliehe  Gowfthnnng  an 
das  durch  End  laugen  versalzene  Wasser,  vielleicht  in  Verbindung  mit  dem  höheren 
Altar  der  Tier«,  die  erhöhte  WidetatandsOhigkeit  bedingt  hat. 


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BakterlologiMhe  BefMe  bei  UnteraiwIiHngen  dmkranker  Kinder. 

Von 

Br.  nei.  W«  Bimpan» 

frlllMnn  wi— Mchrillieb—  HaterMtar  im  Zainri.  Gamsdlwilaaittta. 


Auf  Anregung  von  Herrn  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr.  Uhleohuth  wurden  von  mir 
Stühle  magendarm  kranker  Säuglinge  und  Kinder  der  ereten  Lebensjahre  auf  Krank- 
heitserreger untersucht. 

Zu  den  Untonnehungwi  wnnle  dn  UaterÜBl  dar  Prof.  NeiimannM3i«n  Kiaäa- 
Poliklinik  und  Säoi^gisflinoigasteUe  von  Hecrn  Piof.  Dr.  Naumann  mr  Vfl^ 
fOgung  geatallt.  Watgahand«ta  Untantfltnmg  fand  ich  andi  dwoh  «fia  Heneo 
DD.  Japba  und  Miehaelia;  den  genanntan  Henan  aei  auch  an  diaaar  Stdla  bestcai 
gedankt. 

Mit  den  Untersuchungen  sollte  eine  bakteriologische  Bearbeitung  der  Dann- 
katarrhe der  Säuglinge,  besonden«  der  in  den  Sommer  fallenden  Erkrankungen  in 
Angriff  genommen  werden.  Da  anzunehmen  war,  daß  die  Erkrankungen,  ftoweit  eie 
bakteriellen  Ur»prungä  waren,  in  ihrer  Ätiologie  zeitliche  Verpchiedcnheiten  zeigen 
würden,  m  war  beabsichtigt  die  Untersuchungen  über  längere  Zeiträume  auszudehneo. 
AnAar  dem  pidiklunadMii  Material  aoUta  aueb  das  dnea  gröHaian  Kinderfarankenhannw 
heiangeiogan  werden,  da  hier  mebr  Fille  achirarerer  Dannerkrankmigen  tax  Bedhaeb- 
tnng  kommen«  ala  in  ainw  PoliUinik. 

Infolg»  iaAerar  Unatinde  habm  die  von  mir  begonninan  Untnawslinngan  lüdit 
in  der  healMicbtigten  Weise  durchgeführt  und  abgeschlossen  werden  klünnen.  Li^ni 
auch  auf  epidemiologischem  Gebiet  keine  abaohließenden  Ergebnisse  vor»  ao  döifteo 
doch  einige  bakteriologische  Beobachtungen  von  Interepfle  «pin. 

Dip  T'nterBuchungen  begannen  im  April  1910  und  wurden  bis  September  'ie'?- 
Heiben  Jalires  durchgeführt.  Die  Stühle  wurden  don  Kindern  wahrend  der  polikli- 
nischen Sprechstunde  mit  einem  sterilen  Ctummirübrchcu  eiitnumiuen,  nur  ein  geringer 
Teil  dea  Untemiohungsmatariala  wurde  von  den  Angehörigen  eingeacbidct.  Die  IMe^ 
auchung  erstredete  eidi  anf  5  Bln^xroben  und  209  Stahle  von  136  Kindern.  Aufa^ 
dem  kamen  noch  Stflhie  von  9  Pemonen  ana  der  Umgebung  von  kranken  KiadMi 
»nr  Unteveudiung. 

Es  wurde  besonderer  Wert  darauf  gelegt,  daß  die  Stühle  in  möglichst 
fnaohem  Znatande  aur  Verarbeiiang  kamen.  Jeder  Stahl  wurde  in  phirskrio* 


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—   885  — 


giacher  Kochsablöaang  aufgeschwemmt  und  ee  wurde  genau  auf  schleimige  Beimen- 
gungen und  Schleimfetzen  geachtet.  Von  der  AufFchwpTnmung  wurden  Kulturen  auf 
Malachi^rünplatten  und  Conradi  Drigalskiplatten  angelegt.  Erstcre  wurden  nach 
24  Stnnden  Aufenthalt  bei  37  °  in  bekannter  Weise  abgeschwemmt  und  weiter  ver- 
arbeitet. Bei  einer  größeren  Anzahl  von  Stühlen  kam  auch  der  Dieudonue-Nähr> 
bod«i  rar  Anwendung,  dooh  irard«a  Vibrionen  nielit  n«cbgewie8«n. 

Di«  Beitiinmiing  der  Reaktion  und  die  Unteraacliiing  eines  Gram-Prftpenttee 
SD  jedem  Stahl  föbrte  tu  keinem  beaonderen  Brgebnu. 

Von  den  136  Kindern  wenn  122  nugMudannkzank  oder  befanden  alofa  in  der 
Genesung. 

Die  lüiniaohen  Diagnosen  waren: 

DyftpepBie,  Nähr<ichiden,  Deoompoeitio,  akuter  und  obronischer  Hegen»  und 
Darmkatarrh,  Ruhr  usw. 

Die  bakteriologische  Unterwichung  stellte  nun  bei  einem  Kinde  Ruhrbazillcn 
(Typus- Flexner)  bei  neun  Kindern  Bazillen  der  raralyphua-Gürtner-Gruppe 
feet  In  8  "/o  der  nnteranehten  Fille  vnrden  aIbo  beltannie  Erreger  von 
Darmerlcrankungen  nachgewiesen. 

Im  folgenden  BoUen  coecat  die  Befunde  von  BaoUen  der  Par&t^btts  B-OArtner« 
Qruppe*  dann  die  von  Ruhrbasilleu  und  von  Kolibanllen,  die  mit  Flexner-Senun 
agi^ntinierten,  besprochen  werden. 

I.  Befunde  von  Badlien  der  Paratyphus  B-GArtner-Gruppa. 

Die  Zugehörigkeit  der  Bazillen  zur  Paratyphus  Gärtner-Gruppe  wurde  fest- 
gestellt durch  ilir  Verhalten  auf  Agar,  Bouillon,  Traubenzucker  Bouillon,  Bar^ökow  I,  II, 
Löffl er  Lösung  i,  II,  Lackmunmolkc,  Milch  Mannit-,  Maltose  ,  Saccharose -LöBUUg 
nach  Hetscb.    Indolbildung  fand  bei  kemutn  der  Stämme  ptutt. 

Zur  serologischen  Prüfung  standen  folgende  Paratyphus-  und  Gärtner- 
Sera  zur  Verfügung: 

1.  Hogcfaolera'Bsetserum  Titer  1 :  30000. 

2.  Eselserum  Titer  1  : 6000,  heigestellt  durch  Vorbehandlung  suersi  mit 
Sebweimpeetbesillen  dann  mit  einem  menedienpathogenen  Faiatyphns  B-8bunm  R. 

8.  PantTphns  B-Kaninebeniemm  Titer  1 : 10000  heigestellt  mit  m«iscben* 
pathogenem  Paratyphus  B  Stamm  H. 

4.  Gärtner -Kaninchenserum  Titer  1  :  2O0OO. 
6.  Paratyphu."*  A  Kaninchenserum  Titer  1  :  5000. 

Aus  den  Stühlen  von  neun  Kindern  wurden  nun  13  Stämme  gezüchtet,  die 
kulturell  und  serologisch  ihre  Zugehörigkeit  zur  Paratyphus  Gärtner -Gruppe  erwiesen. 
Das  Wissenswerte  über  die  Herkunft  der  Stämme  ist  folgendes: 
1.  E.  H.,  Stamm  Kr.  109. 

Klinische  Diagnose:  Dysenterie.  Die  Mutter  hatte  einige  Tage  vor  der  Erknuikong 
«low  KindeH  Durolifftll  Kchaht.  Die  UnterHuchungen  de»  Kindes  am  2.1.  5.  (blutiger  HchlciniBtahl), 
25.  5.  (grOngelblicher  scbieiDiiger  8tulil),  30.  ä.  (brauner  weicher  Stuhl)  waren  negativ.  Erst  am  3.  6. 
Itaiden  eieh  mU  IfaJadiitgrSBaDreichening  nrai  Fara^pboi  B-Kdonien.  Eine  waitne  Untar* 
BBchwng  am  4. 7.  war  nesttiv. 


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—  886  ^ 


S.  K.  8.,  10  Monate  alt,  8tamm  Nr.  73,  Iii). 

Klinisch«  Diagnoa«!  nknf  ErntbmnfMtOraiif.  Matter  und  «im  Bchw««t«r 

falMin  eine  Woche  zuvor  Ii  u  r ch  f  al  1  k'ehabt. 

Am  6.  5.  wird  aus  grün-brAanücham  weichen  Stahl  Stamm  73,  am  6.  6.  aiu  braonem 
yniAm  Stahl  Stunm  119  giesfiditat 

3.  U.,  Stamm  139. 

Klinische  DiagDoe«:  Dye«ot«ri«.  Am  S7.  6.  wird  m»  blottgem  «chMinicro  Stohl 
Stamm  139  gezOduwt 

Graber-Widal  am  6.  7.  £ndo  der  zweiten  ErkraalUglwoelM  für  FmlTpIliai  B-fltlBlM 

de«  lAb'^nxtnriitmi»,  fflr  «♦.•^rnm  139  und  für  Gftrtner-Stamm  mtffAy, 

4.  J.,  U  Monate  alt,  Stamm  163,  177,  180. 

Kliniaeb«  DiAgn«»*«:  Dyaentcrl«.  Enrter  BeAnd  «n  B.  7.  aw  UallfMii  SdiMnatnU, 

zweiter  Bofnnd  am  22.  7.  ans  (j^rOnem  schleimigen  Stuhl,  dritter  Befund  am  25.  7.  au«  jrrnnem 
Hchleimigen  StohL  Es  bestand  einige  Tage  Fieber.  Graber-Widal  am  4.  8.  fQr  Stamm  lt>3 
poaitiv  (ß.  imtaD  TUmII«  TJi. 

5.  EL,*8aalgenoB8e  von  Nr.  t,  stnmm  >"'r.  17R,  187. 

Klinieebe  Diagnose;  Dysenterie.  Erster  Befand  am  22.  7.,  «weiter  am  25.  7.  aus 
grümm  eebleiniigeB  Btahl.  Am  21.  7.  «rkcaakt«  daa  Kind  mit  dOtuwin,  «twa«  Mntlgana  Stahl 

ohne  Fieber. 

Graber-Widal  am  4.  8.  (Ende  der  aw«it«n  Woche)  negativ. 

6.  W.,  SUnt^  Vt.  1S4. 

Seit  dr«l  Woahan  Bat ehfall  Itoaittvar  Baibnd  aaa  SB.  7.  «m  gellMDi  w«1«1mi  Stahl 
gesAchtet 

7.  E.  J.,  Stamm  Nr.  197. 

Stamm  197  ans  hellgelb-waidisB  Stahl  gaallehtet.  Seit  viar  Wodm  DnrchfalL 

8.  M.,  Stamm  Nr.  'J17 

Befand  am  ü.  \).  uuä  grüuhch-schleimigem  «ehr  faecalentem  Stahl. 
Salt  Anfang  8ep«anib«r  Dnrobfall.  Grnb«r<Wid«)  oati  II.  9.  ftr  FantiTphaa  B  (Imhottr 
toriameatamm)  i.  d.  V  i :  loo  schwach  poaitfv. 

9.  Z.,  Stamm  Nr.  218. 

BaCottd  am  6. 9.  aoa  grtaUch  aeblaiialgani  StaU. 

Di»  nenn  Fill«  verliefen  kliniedi  Mdit,  sechs  hatten  aehleiniige  StttUe,  bei  vier 
Kindsm  war  dar  Sdilalm  blutig.  Von  den  nean  mien  vateo  alao  aeefaa  Uiniach  als 
Rohr  zu  diagnoetizieren. 

Bei  vier  FäUen  (Nr.  8,  4,  6.  8)  lieO  eich  die  AnsteUiiDg  der  Gr uber-Widal- 

8chen  Reaktion  ermöglichen.  Die  Reaktion  wnr  bei  zwei  Kindern  (Nr.  3,  ri)  Ende  der 
zweiten  ErkrankuDgswoche  negativ,  bei  zwei  (Nr.  4,  8)  in  der  vierten  Erkmnknnga- 
woche,  bezw.  Anfang  der  zweiten,  poeitiv;  in  letzterem  Falle  allerdings  nur  schwach. 

Der  Fall  6  war  Saalgenoeae  von  Fall  4,  von  diesem  offenbar  in6ziert  und  er- 
krankte unter  gleioheo  ralnflfanlioheii  Biadieinnngeik  wie  Fall  4.  Da  b«  diesem 
durch  den  Ornber-Widal  uadigewieeeD  ist,  daß  die  von  ihm  aosgeeebiedenen  Fva- 
tjpbae  B'Baaillen  die  Uraadie  der  Infektion  waren  und  das  Serum  von  FUl  4  auch 
die  Paratyphuebazillen  von  Fall  6  ag^atinierte,  so  darf  angenommen  werden,  dafl 
auch  bei  Fall  6  die  Ruhrerecheinungen  auf  Paratyphus  B-Infektion  zurückzuführen  sind. 

Der  negjUive  Ausfall  der  Gruber-Widalschcn  Reaktion  boi  Fall  3  und  5  spricht 
nicht  gegen  das  Vorliegen  einer  Paratyphus  ] nfektion ,  da  unter  Umst&nden  der 
Gruber  Widal  überhaupt  nicht  oder  erst  npäter  aufzutreten  braucht 

£s  hat  somit  den  Anschein,  ais  ob  eine  Paratyphus  B-Infektion  mit 
einhergehe nden  Rubrersoheinnngen  bei  den  Kindern  der  ersten  Lebens* 
jähre  in  Berlin  nicht  selten  iet.  Auffällig  ist  jedoob«  da8  die  Parat jphus- 


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—  887  — 


bftsilittn,  lelbsi  aiib  den  lehUimigeii  Beimengungen,  nur  selten  in  gröAeren 
Mengen  oder  ger  in  Reinknltnr  gefnnden  wurden,  wie  es  bei  den  Fern' 
typhns-Infektionen  Erwachsener  so  hiufig  der  Fell  ist  Bs  eM<^eiiit  deber 

erwünscht,  durch  Untenndinngen  einer  grilfieren  Zahl  derartiger  Krankheitsfälle  und 
ausgedehnte  Kontrolhmter^^Tiohungen  an  gesunden  Säuglingen  die  Ätiologie  dieser 

Affelctionen  weiterbin  aufzuklaren.  Die  erkrankten  Kinder  waren  sämtlich  kiinstlioli 
erti<ihrt,  in  der  Umgebung  von  2  Kindern  lieAen  sich  vorhergegftngene  Darmerkran- 
kungen nachweinen. 

Zwei  Pereonen  in  der  T^mgebung  de«  Kindes  S,  Fall  2,  hatten  im  Stuhl  itiagglu- 
tinalile  zur  Paratyphus- Giiitn er- Gruppe  gehörige  Bazillen.  Der  eine  1  rager  war 
acht  Tage  vorher  an  Durchfall  erkrankt  gewesen.  Es  wurden  verhältai »müßig 
häufig  in  der  Umgebung  darmkranker  Kinder  abgelaufene  Darmerkrankun- 
gen festgestellt  mid  es  eimih^t  suf  Grand  der  Erfehrungeu  bei  Typhus,  Paratyphus 
nnd  Bahr  die  Annehme  bneebtigt«  dsü  hier  in  einer  grofien  Zahl  von  FHllen  ein 
nniehneher  Ztuemmenhang  bestand. 


Tabelle  I. 


I.fd. 

Nr, 

e  8 

3  e 
f  1 

"5  ^ 

<S>  m  S 

Er>elserum 
'  Hogcboleim 

VsHW 

Esciaeram  1 
maltivalant 
Ttter  ViM»  ' 

Kanineheiv 

«enuii  Farn 
lypiiuü  H 
Titer  »/,«,. 

Kaninchen* 
Mernni  Pfera- 

typhii«  H 
Titer  V»o«o 

Kaninchen- 

Gartupf 
Titer  '/„^ 

1 

109 

1 

20000  + 

5000  ± 

1000  +  + 

2 

73 

2 

2000  ± 

5000  ± 

100  — 

3 

119 

2 

4000  + 

6000  ± 

100  + 

4 

139 

8 

4000  ± 

5000  i 

4000  + 

aooo  -j 

6 

lea 

20000  + 

5000± 

2000± 

50U± 

6 

177 

100  + 

500  •!■ 

100  — 

8000± 

7 

186 

500  ± 

1000  ± 

500  -i 

4000  ± 

8 

178 

20000  + 

&000± 

2000± 
(nach  84  ■> 

1  :  10000+) 

2000  + 

J00± 

9 

187 

5 

^000  + 

500  ± 
(nach  24  >> 
1 :  10000  +} 

_ 

500  ± 

10 

1S4 

6 

20000  + 

5000± 

II 

197 

7 

4000  + 

5000  ± 

4000  + 

500  i 

12 

217 

8 

SO 000  + 

i  5000* 

100  — 

VA 

218 

9 

5000± 

100  + 

In  Tabelle  I  ist  angegeben,  wie  hoch  die  einielnen  Stäinme  mit  den  venohiedenen 
Seren  der  FsratyphuB-GArtner^Grappe  bei  swdstttndiger  Beobaehtungsieit  anlnü- 
nierteo. 

Aus  der  Tabdie  leien  loent  hervoigehoben  die  Stimme  7S,  119  nnd  197. 

Gemelmam  ist  ihnen,  dafi  sie  mit  Hogeholeta-Serum  Vsoooo  nur  bis  Vnm  hssw. 
'/««•o  egg^ntiniert  wurden,  dsß  sie  dsgegen  mit  dem  multivalenian  Paratyphus  B- 
Semm  bis  sur  Titsrgvenie  agB^Q^injorten.  Der  Stamm  197  wurde  aueb  dnrdi  ein 


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rarntyphus  R  Sornm  R,  ein«  rnil  eincin  menschenpatliopen«  n  Paratyphus  B  Stumm  R 
hergestellt  war,  bis  fast  zur  Tilergreiizf  agglutiniert.  Her  Schluß,  daß  hier  vielleicht 
Ditl'erenzierungen  infolge  der  Herkunft  der  zur  Imtnunisieruog  benutzten  Stämme  gegeben 
sein  und  der  M«iuchen-Paratyphu8  B-Stamn)  197  d«tlnlb  ldi]«cbt  mit  d«in  H(^hol«i»- 
Serum  aggluünierte,  «ira  falsch,  da  aodererBdto  der  «na  dnem  paraftyphuakranken 
Menachen  gesttebtete  Stamm  R  bis  aur  TStergmixe  nil  dem  Hogdiolera  -  Savurn 
Agglutination  aeigte. 

Fanier  aei  der  Stamm  1S9  hervorgehoben.  Er  erreidite  mit  dem  Hogebolera- 
und  dem  Gartner*8eram  i'/wam)  Titer  von  '/«ooo  bia  Vmm  und  agglutiniert  nnr  mit 
dem  multivalenten  Paratyphus  BBerura  und  dem  mit  einem  menschenpathogenen 
Stamm  R  hergestellten  Serum  bis  zur  Titerj^renze.  Bei  Prüfung  nur  mit  ITogcholera- 
Sernm  und  mit  (iärtner  Serum  liätl«  man  also  zi'-eif'^lhaft  tteiu  können,  ob  es  sich 
um  einen  Paratyphus  B-  oder  Gürtner-Stamin  ii  ni  lle. 

Diese  Beobachtungen  zeigen,  daß  zur  Beurteilung,  oh  ein  Stamm  der  Para- 
typhus B(iruppe  schwer  agglutinabel  »ei  oder  nicht,  die  Prüfung  mit  einem  Serum 
unter  Umständen  nicht  genügt,  sondern  daß  dazu  die  Verwendung  mehrerer  Seren 
imd  iwar  aolcher.  die  mit  venehiedenen  Stimmen  hergeetellt  abid,  notwendig  ist,  und 
daO  gewiiae  friaeh  geaflehtete  Paratyphus  B-Stimme  agglutinatoriaeh  achon 
Oberginge  an  der  Girtnergruppe  seigen  können. 

Die  bekannten  Unteranehungen  von  Sobernheim  und  Seligmann')  haben  das 
Auftreten  dieser  Überging»  fOr  lingere  Zeit  fortgesfiiditete  Stimme  der  PaimtyplMis* 
Girtner-Gruppe  erwiesen. 

Der  AnlaO  zu  den  Untersuchungen  von  Sobernheim  und  Seligmann  war  der 
Umstand,  daß  bei  einer  Hackfleisch -Vergiftung  vom  Kgl.  Institut  für  Infektionskrank- 
heiten Paratypbusbazillen ,  vom  Städtischen  Unter^iuchtingoamt  in  Berlin  dagegen 
Girtnerbazillen  in  den  Stühlen  der  Erkrankten  gefunden  wurden. 

Bipher  Ingen  Reoltachttingen  an  paratyphu.«kranken  MeiiHelien,  die  den  Ül)ergang 
der  Paratypliuä  B-Bazillen  vom  Paratyphustyp  zum  (iärtnertyp  wahrscheinlich  machten, 
nicht  vor.  Bei  dem  Fall  4  konnte  icii  nun  auch,  nachdem  die  erste  Unter- 
suchung Paratyphua  B*BMillen  ergeben  hatte,  bei  weiteren  ünterauebnn- 
gen  in  der  Rekonvalessena  Basitlen  nachweisen,  die  nicht  mit  Paratyphua  B* 
Serum,  aondern  mit  Girtner-Sernm  hoch,  wenn  auch  nicht  bia  aur  Titer* 
grense,  agglutinierten.  Bs  sind  dies  die  Stimme  177  und  186  in  der  TVibelleL 
Sie  aggluttnieren  nur  schwach  mit  einem  Hogcholerfr  und  einem  mit  einem  menschen» 
pnthogenten  Stamm  hergestellten  Paratyphus  B  Serum  ganz  im  Gegeneati  zu  dem  ersten 
au»  (lern  Stuhl  desselben  Patienten  während  der  JLrankheit  gezüchteten  Paratyphus 
B-Stamm  163. 

Der  Einwand,  daß  es  sich  um  eine  Mi^chinfektion  handeln  könne,  kann  gemacht 
werden,  er  erscheint  aber  nach  den  Beobachtungen  von  Sobernheim  und  Öelig- 
mann  nicht  mehr  unbedingt  berechtigt. 


^  ZeÜKlirift  L  ImmonifaisfoiaehoDg  naw.  Or.  ßd.  6.  MUk  fiL  8,  8b 


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'  889  — 


Fxporiinentoll  oxakt  läßt  f?ich  vorläufig  diese  Frage  iiiclit  enl^chpiden.  Stülzan 
kann  man  dio»«  Auffassungen  nur  durch  Herbeischaffung  von  Material  von  ähnliehdn 
Beobachtungen. 

Icli  möcht«  hier  norhTn;ils  auf  frühere  Boobftchtnnfjen  von  mir  hinweisen,  daß 
nämiich  in  der  Rokonv  il---/^ uz  von  I'aralypluiskranken  und  in  ihrer  geRunden  üm- 
gebuDg  nicht  eelten  Puraiyphusstämnie  gefuiiiltin  wurden,  die  nicht  m^hr  mit  Para- 
typbn»  B>Berttin  aggiutinierten.  Es  kann  sich  auch  hier  um  Befunde  geliaiideit  hal>en, 
wie  aie  bei  FaU  4  erhoben  vwden.  Sine  AgglntinetiOD  dieser  Stämme  mit  Girtner- 
seram  wurde  vor  drri  Jahren  bsi  ihier  BeiDBflehtnng  nlobt  vorgenommen*). 

Eine  weitere  Beobechtong,  daO  in  einer  Wurat»  nach  deren  Genufi  ein  Soldet 
nnter  FleiflcbvwrgifuingMncheinangen  arkranlcte  und  als  Pftretyphus-  infisiert  durdi 
Basitlenneohwas  und  Oruber-Wideleoher  Reaktion  festgestdU  wurde,  sieh  nnr 
GärtnerbasiUen  fanden,  geh&rt  anoh  hierher*).  Man  wird  unter  diesen  Umständen 
sefalecht  agglutinierende  oder  nicht  agglutinierende  Fteatyphmwtämme  aueh  mit  Gärtner 
seram  ta  prüfen  haben. 


Tabelle  II.    Agglutinationsprüfung  des  Serum  J.  Fall  4. 


Hsriranft 
de*  Stimme 


Patient  J 
FaU  4 


FMisol  H 
PaU  5 


I«aboratorium8- 
ätamme 


Bewiehnung 
des 


m 

177 
186 


178 
187 


FkratiTphi»  B  H. 

Tjphtw,  Psra- 
^jrphua  A,  Girtoer 


Venlünnung  «les  Serom 


1 : 50      I      1 :  lOO      ?      1 :  200 


+ 
0 
0 


+ 

0 
0 


+ 


+ 

+ 


0 
0 


1  : 1000 

+ 
0 

0 


+ 


(nach  24  *>  -f-) 
± 


(nach  24i>  +)(naob  H*>  +)(BMh  +) 


Der  Gruber-Widal  des  Kindes  J.  (Nr.  4)  beweist,  daß  eine  Infektion  mit  rara- 
typhosbasiUen  B  vorgelegen  hat  (Tab.  II).  Der  aue  dem  Stuhl  des  Flatienten  gezüchtete 
Paratyphus  B-Stamm  Nr.  168  wird  bis  snr  Verdannung  1  :  1000  agglntinieri  Gldch- 
falls  hoch  aggluliniert  werden  die  Stämme  178,  187  des  Saalgenossen  H.  (Nr.  5). 

Keine  Agglutination  zeigen  nach  2  Standen  die  oben  be^ioohenen,  dem  Gärt- 
ner!^ BUgsharigen  Stämme  177  und  186.  Aohaltspuokte  f&r  Annahme  einer  Misch- 
Infektion  mit  GärtnerbasiUen,  die  aueh  klinisch  unwaluedieinUoh  war,  hat  auch 
die  Untemidinng  des  Gruber-Widal  nicht  ergeben. 


*)  Rimpan,  ]>i0kas8ioQabemerkuug  zum  Vortrage  voo  Sobernbeim.  Tagong  des  tr. 
Ver.  fOr  Mikxob.  Berlin  1910  0.  t  Beki  1910  Bef.  Bd.  47. 

^  Binpao,  V1ej«divei8iftaiigB*E^ideDaie  in  fit  Johann.  KÜn.  Jahrbneb.  Bd.  ZXII 
Seite  68fr  Amn. 

86* 


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—  890  — 

Nach  2  Stnndcn  war  auch  dvr  T.alioraloriumBStamm  H,  ans  einem  pai'atyphus- 
krankeu  Meiiflchen  gezüchtet,  niciit  agglutiniert.  Agglutination  trat  erat  nach 
34  Kunden  auf. 

Da  dieser  Stamm  mit  dem  Hogoliolera- Berum  »ch  gut  agglutinabel  erwies,  die 
Bcblechte  Agglutination  mit  dam  FMiantMi  Nr.  4-8enim  also  auf  eine  dem  Stamm  H 
eigentümlich«  aohwere  Agglutimlrflitftt  niöht  «nftekniflihnn  war,  wurde  rar  weitefen 
Prfifang  eb  Kamnohen  mit  dam  Stamm  H  immaniaiert.  Sein  Sennn  hai  lllr  den 
Stamm  H  den  Titar  Vimoo  die  Btlmnw  168«  178  und  187,  anlutinierte  ea  aber  naoh 
2  StundMi  nur  bis  Vtooo  besw.  V500  (Tab.  I).  Man  nmOte  also  annehmen,  daß  die 
übereinj«tiDimung  iro  liezeptorenbau  der  Paratyphus  ß- Stämme  H  einerseits  und  163, 
178,  187  luulerertiC'its  eine  nicht  Bchr  große  war.  Dür  pkiche  Verhalten  der  Stämme  163, 
178,  187  dein  Serum  des  Patienten  Nr.  4  und  dem  Kuninchenserum  Paratyphus  H 
gegenüber,  elützt  auch  die  Annahme,  daß  Patient  4  und  5  durch  den  gleichen  Para- 
typhus B  Stamm  infiziert  Bind. 

Im  Hinblick  auf  das  Versagen  des  LaborationbhUiumee  H  bei  der  (Jruher- 
Widuliwhen  Reaktiuu  wird  es  unter  ähnlichen  Umätandeu  eu  empfehlen  »ein,  die 

BeolNiohttingaMit  «nf  34  Standen  «oanidehnen  and  eich  nielit  auf  die  Prüfung  mit 
einem  Faim^phua  6-Stamro  ra  baacbtinl^an,  aondern  wie  auch  bei  der  Typfausdia- 
gnoee,  mebrece^  am  beaten  darunter  ein«i  Stamm  d«a  Patientni  selber,  aur  Aggluti- 
nation havanmnalMn. 

Im  Aniehlufl  hieran  aaiea  noch  awei  Beobachtungen  angefabrt,  die  mit  Hilft» 
einee  Serama  gemadit  wurden,  daa  fuu  Herrn  Dr.  Schern  durdi  Immuuiaierang 

eines  Kaninchens  mit  einem  aus  Schabefleisch  gezüchteten,  verachiedenen  Paralyphua 
B  Seris  gcgeniil>er  inagglutinablen  Paratyphus  B  Stamm  hcrgeatellt  war.  I">lesea  Serum 
aggUitinierte  den  Stamm  18  (Schern)  hh  V4000.  eine  früher  beatandeue  AgglutinationB- 
fähigkeit  für  den  Paratyphus  B  Stamm  H  war  verschwunden. 

Es  wurden  nun  in  dem  grün-pelblichen,  Schleim  fetze  ti  enthaltenden  PtnVi!  eines 
Brustkindes,  da«  seit  «wei  Tagen  krank  war,  Bazillen  gefunden,  die  nur  mit  dem 
Serum  18  (Schern)  bis  zur  Titergrenze  apglu linierten.  Dieser  Stamm  Nr.  65  ver 
hielt  sich  kulturell  sehr  ähnlich  wie  Paratyphus,  er  besaß  aber  nur  geringe  Beweg- 
lichkeit. Die  Kolonien  waren  auf  dam  Drigalski-Gonradiachen  Nihrboden  etwaa 
weißlich,  also  nidit  gana  typiaeh  fQr  Paratyphus  gewaebsen. 

Peratyphuafthnliohe  Stimme  laaaen  eich  alao  auch  bei  darmkranken 
Säuglingen  nacbweiaen. 

Aua  dem  Stuhl  einea  anderen  ant  drei  Tagen  an  Durdifell  erkrankten  ^uglings 
wurden  KoHbasiUen  geiücbtet,  die  mit  dem  Serum  18  (Sehern)  bia  aur  Titergrsiue 
agglutinierten.  Kontrollen  mit  Normal-Kaninchen-  und  Paratyphua  B-Serum  waren 
nsgativ. 

Ba  gibt  also  auch  Koli'Stftmme,  die  den  paratyphuaihnlieben  Stimmen 
agglutioatoriach  sehr  nahe  atehen. 


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—   S91  — 


Tabelle  HI. 


c 
1 

2 
3 

Name 

Klioisehe 
DiagnoM 

Erotbroog 

AuMebra 
des  SUiblM 

Uoter- 
«acbnnge 
Daten  und 
Beftind 

Bemerkaagen 

R.  M. 

fDtoxfkatioo 

VmÜe, 
dann 
EiveiAmUcb 

4.  4.  gelb 
Schleimfetzen 

6.  4.  braun 

Sch  leim  fetzen 

6.4.  gnln  brauti 
Scbleimfetsen 

13.4.  gelbbreiig 
SeblehnfMien 

4.  4.  Koli- 
Üexner 

6.4.  — 

fi.  4.  KoH- 
flexner 

18.4.  — 

Stamm  6. 

.Stamm  18  (nur  mit  Hilfe 
der  lfaiaehitgrflnpiat(e)L 

Sch.  J. 

Sch.  Frau 

Mutter 
Ton  Nr.  2 

DecoiD* 
poeitio 

KiweiOmilch 
und  Bmat 

später  Milcb 
und  Hafer- 
eebleliti 

4.  4.  normal 
Schleimfetzen 

6.  4.  normal 

25  •  liellgelh- 
breiig 

■\.  (>.  hellgelb- 
breiig 

4.  4.  Koli- 

tlexnor 

6.  4.  Koli- 
fleiaier 

25.6.  ^ 

3.«.  — 

Stamm  3  (nur  mit  Hilfe 
der  MalachitgrflD plattet 

Stamm  15  nur  agglut 
KeUfleuer  gemmeen. 

Keine  Kolidezner-Baz., 
keine  mit  Berum  Koli- 
flexnerd  acgletbi.  Koli. 

gesund 
vor  1  Jebi- 
•NteBtthr" 

luniDtl 

27.5.  — 

8.  6.  Koli- 
flexner 

20. 6.  — 

Stamm  lOB  Taieinialt. 

4 

H.  E. 

(frülier  nicht 
krank 
«ewN«) 

Brust 

nurmal 

6.  4.  KoU^ 

Stamm  iti. 

M.  W. 

abgelrafMier 

Mehlntthr- 
•cbaden,  am 
U.  4»erneat 

DoidifMI 

EiweiflmUch 

6.  4.  normal 

0.4.iioni»l 

11.  4.  breiig- 
grQnlicb 

18.4.KeIbbreiig 
(Scbleiinfetien) 
nonnal 

6.4.  — 

a4.  — 

11.4.  — 

18.  4.  Koli- 
flexner 

89.4.— 741.- 
1.7.  — 

Stamm  44^ 

ü 

K. 

ebgeUnileBe 

chroaiache 
EroAbranga- 
tUtxatg 

FliaehiB 

hellgelb 
flebleimfetieii 

11. 4.  lebmbr- 
big  weich 

8.4.  — 

11.  4.  KoU- 
flezner 

Stamm  IM. 

7 

B. 

DarcMall 

liruat 

25.  6,  bem- 
Htointjelb 
achleimig 

25.  5.^oli-^ 

Stamm  89. 

II.  Befbnde  von  Kollbuillen,  dte  mN  RuhrMrum  (Flexner)  aggiutinfaran 

(KolM«ximrliazllleii). 

Bei  «HDMD  iVi  Jabre  alten  Kinde  B  wurden  Flezner-Rnhrbaiillen  nach- 
gewieaen.  Am  1.  6.  wurden  die  Ruhrbasillen  aus  achleimigem,  graiigelbliebem  nhr 
fllkalentav  Stahl,  am  7.  6.  aaa  blntig*BobIeimlgem  Stuhl  geafiohtei    Der  Oraber* 


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—    392  — 


Widal  war  am  12.  6.  für  den  L«boi»torittiil»*FleziMr*8tMam  imd  d«n  dgencn  Stamm 

Bi  i.  d.  V.  1 : 100  stark  positiv. 

DngefEhr  Vs  von  den  KolibaullMi  auf  der  Drigalski  Conradi  Platte  aggluti- 
nierten  b«i  der  Untersuchung  am  1.6.  und  7.  6.  bei  der  orientierenden  Agglutinntion 
i.  d.  V.  1  : 100  mit  Flexncr-Ruhrserum.  Auf  Agar  .sbgeiinpft  hatten  diese  Kolonien 
am  folgenden  Tage  diese  Agglutinationsfähigkeit  verloren. 

Die  bekannten  Untersuchungen  von  Kuhn,  Gildemeiöter  und  Woithe';  über 
das  Auftreteti  von  Kolibazilien  und  Kokken,  die  mit  Flexnemihr  äerum  agglutinieren, 
in  den  Stühlen  von  „  Y"  Ruhrkranken  and  Bekonvaleteanten  und  bd  Penonen  in  der  Um» 
gebuDg  von  Buhrknukeo,  gaben  die  Anregung,  attob  bei  dem  vorHegenden  Material 
anf  deraiiiga  Eotibaiillen  in  achten. 

IKe  Agi^utinationitthiglceit  der  KoUbadllen  mit  Flenenerum  war  nur  eine 
Torftbeigeliaide,  aie  wurde  von  den  obigen  Autoren  mit  der  Rubrinfektion  dea  Orga- 
nismuB  in  Znaammenham  gebracht  und  all  »ParaggjlDtinAtion''  beandinei  Der  Rine 
halber  werden  im  fi>lgenden  KoUbaiiUen,  die  nuit  Fleaineraerttm  aggltttiniena,  »Kofi- 
flAxnerhazillen"  genannt  werden. 

Eingehender  geprüft  Bind  9  derartige  Stämme,  die  aus  den  Siflblen  von  7  Per- 
sonen —  6  Kinder  1  Erwachsene  —  gezüchtet  wurden. 

Aus  Tabelle  TU,  die  die  näheren  Angaben  enthält,  int  ersichÜioll,  da0  MininiiA 
RtthrerF?cheinungen  bei  keinem  der  Kinder  nachzuweisen  waren. 

Nur  in  einem  Falle,  Nr.  2,  ließ  sieh  ein  Zut^ammenhang  mit  Ruhr  fest^t^^Ilen. 
Alfl  bei  dioRem  Kinde  zweimal  Koliüexnerhazilien  gefunden  waren,  wurde  der  .Mutter 
mit  Bestunmiiioit  gesagt,  daß  das  Kind  früher  ruhrkrank  gewesen  mi  oder  in  der 
Familie  ein  RuhrfaU  vorgekommen  sein  mußte.  Die  Mutter  gab  dann  zu,  daß  si« 
ein  Jahr  wanx  an  «roter  Ruhr*  gelitten  habe  und  in  intliidMr  Bebandlong  gewesen  sei. 

Bai  den  fifarigen  6  Fullen  liefi  sich  kein  Znsammenhang  mit  RohrerkiankuDgen 
nadiwaieen,  Koltorell  <TOi4Uelten  aidi  riUntKehe  9  Stimme  wie  Bact.  coli.  Bine  goringe 
OfirflUiigkmt  gagenflber  dem  IVanbentudEer  wurde  niobt  beobaobtet  6  der  Stimme 
und  swar  Nr.  8,  8,  15,  46.  108  von  den  4  Patienten  1,  2,  8,  5  wurden  auf  ihr  Vev- 
baUra  gegenüber  Robrmcker  geprftft 

Sic  vermochten  sämtliob  Saccharose  nicht  zu  zersetzen,  sie  werden  demnach  der 
ß  Reihe  oach  Smith*)  zuzuz&hlen  sein.  Die  Prüfung  der  Agglutination  mit  Flexner- 
Berum  geschah  makroskopi.ich  unter  Uupen Vergrößerung,  nach  2 stündigem  Aufenthalt 
der  AufHchwemmuiig  im  Brutt^chrank  bei  37**.  Vielfach  wurde  das  Agglutinoakop  von 
Kuhn  W'oilhe  zur  Kontrolle  benutzt. 

Es  wurden  stet«  Kontrollen  mit  Normal kaninchenBerum  angesetzt,  Piiintlithe 
Stämme  sind  auch  mit  Typhus-,  Paratyphus  B-  uud  Gärtnenierum  geprüft  wordeu,  mit 
«Uesen  Seren  ging  die  Agglutination  niemals  bis  1 :  SCO.  Der  Grentwerk  war  duroh- 
edinittlieh  die  Verdünnung  1 : 100. 


')  Ariwiton  aiit»  dem  KaiHorüclien  n<\i-iuiil)if'ilf<amto  ItUl,  R<1.  TU,  Heft  2 

*)  Eicbericb  und  Pfanndler,  Dact.  coli  comm.  KoUe-Waaeerm.  Bd.  Ii,  &  350. 


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—    S93  — 


Tftbsll«  IV. 


Koliflaxser- 
SUmm 

Normal 
Kan.-Serum 

100 

1000 

5000 

10  ODO 

100 

500 

1^  

8 

++  + 

+  4- 

+ 

0 

0 

0 

UntmraduiDg  0.  4. 

(20.  6.  üntan.  negativ) 

a 

+  +  + 

+ 

0 

0 

+ 

0 

Untamidniiig  9.  A- 

16 

+  +  + 

+++ 

0 

0 

0 

» 

15 

+  4-  + 

-}-  +  + 

0 

0 

0 

0 

(am  20.  6.*1  :  2000  -f) 

46 

++ 

0 

++ 

± 

Untenacbong  SO.  4. 

80 

+  +  + 

+ 

0 

0 

0 

0 

FlmMrBahr 

++  + 

+  + 

+ 

0 

0 

0 

Untonodiiuf  9. 4 

Tabelle  V. 


Stamm 

1 :100 

1  1:600 

1 

1  :  1000 

 - -        ■  ■_    -_  r. 

1  : 2000 

-=_-^  ^  — — .  V 

Flexneräenun 

 — 

+ 

-1- 

0 

KoHflexaer  84SeniiB 

+ 

+ 

a 

8000  brense 

^urmal-Kaj»ncben-beniin 

-1- 

0 

0 

0 

FlexnerSenim 

+ 

4- 

+ 

+ 

8 

Küiiflexuer  3-Scram 

0 

0 

0 

0 

Normal-K«nincb«n-8«rom 

0 

0 

0 

0 

F]«xner-8eram 

4- 

+ 

4- 

+ 

16 

Koliflexner  3-H«rum 

0 

0 

0 

0 

Nonnal'Kaoinefaen-Seran» 

0 

0 

0 

0 

Flexnor-Serum 

+ 

+ 

+ 

+ 

16 

Koliflexner  a  Semm 

0 

0 

0 

0 

Normal  Eaninchen-8eram 

0 

0 

0 

0 

Flexnef-Üenun 

+ 

+ 

+ 

+ 

80 

Kflttflncnei*  S'Sefiiiii 

+ 

+ 

+ 

+ 

SonBil'KaniiNiheii-Siiniin 

± 

* 

0 

0 

Flexner'deniin 

+ 

+ 

+ 

+ 

46 

Kolillexnor  3-Serum 

0 

0 

0 

0 

Normal-KaDincben-äerttm 

0 

0 

0 

0 

Ftamerfieniiii 

+ 

+ 

+ 

8900  Trense 

89 

Kolill«KiMr  B-Serum 

+ 

+ 

+ 

1- 

8000  Grenze 

Nonnal-Kimracbeii^SeniiD 

0 

0 

0 

0 

Flexner  Serum 

+ 

+ 

+ 

106 

Koliflexner  ;^  Herum 

-1- 

0 

0^ 

0 

Noniial*KaaiDCbeD<Sero]ii 

1 

0 

0 

0 

0 

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stamm 

Serum 

1:100 

1:500 

1:1000 

1:2000 

FlexDer-Serui» 

+ 

+ 

6000  iLwM 

Flflzner 

Koimexner  ^Smuid 

+ 

+ 

4000  ilfawiiM 

NomiftUEMiliMlMii^raia 

± 

0 

0 

0 

118 

FlexnerSeram 
Koliflexner  8-8anim 

lloinnil-KMiiiidMii^Knm 

+ 
+ 

+ 
+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

4000  Grenz« 
0 

Die  frisch  aue  dem  Stuhl  gezüchteten  ätämme  wurden  als  Agarkuitureu  im  Eig- 
idinnk  Aufbevalitt  und  vvm  dkion  OrigioftlkultaiiaD  wnrdt  fttr  die  Folge  ffir  jede 
aplts»  Agglntiiimtion  frinb  Abgetupft. 

Sb  lollt»  hiensit  dem  von  Kuhn,  QUdemeister  und  Woitbe  beobaehteten 
SebwiDden  der  Fengglutiiifttioii  bei  Mhifigem  Überimpfen  Toigwbeugt  «erden. 

HSi  irotde  «af  dkee  Wdae  meh  erreieht,  defi  die  snr  Agglutination  benutsten 
Koli-Elexner-Stibnnie  aidi  wUirand  3  MboAte  «gglutinatoffLnb  nngeflUtr  glmdi  vithielteo. 

Die  Koli-Fleame^SUhnnle  agglutiniertmi  mit  dem  nexoeieerom  Vmm  in  «Im 
Veidfinnungen  iwteohen  1000  und  6000  (s.  Tabelle  IV  nnd  V). 

Se  wurden  non  mit  dem  KoIiflexner'Btamm  8,  der  die  geringrte  Puagglutinetion 

mit  dem  Flexneraerum  zeigte,  in  der  Zeit  vom  14.  5. — 3.  6.  swei  Kaninchen  immu* 
niaiert  und  swar  dae  eine  mit  lebenden  fiaiUlen,  daa  ander»  mit  abgetfiteteo,  beide, 

intravenös. 

Das  Serum  des  mit  lebenden  Bazillen  vorbehandelten  Kaninchen»  hatte  für  den 
Stamm  einen  Agglutinationstiter  '/^ooo.  für  den  Flexneretamra  Vsooo.  daa  Sorum  des 
anderen  Kiinincheiifl  für  Stamm  3  einen  Titer  '/noot,  für  Fle.xner  Viooo  («■  Tabelle  V). 
Gleichzeitig  war  ein  anderes  Kaninchen  mit  dem  Fiexoer-LaboratoriuniBstamm  immui* 
Stert.  Daa  Berum  dieeea  Tieres  besafi  den  Titer  Vmoo  für  Fieiner,  Vtooo  für  Stamm  8. 
Die  Titer  fOr  Stamm  8  und  Flezner  atehen  bei  den  8  Tieien  stets  ungefUir  im  Ve^ 
hiltnis  1 : 8. 

Bfit  dem  Kolifleznnr  8  Semm  (Titer  Vmm)  agglutinierten  nur  die  Stimme  80, 
89,  also  Kolifleznsr-Stimme  von  Putienten,  die  mit  dem  Tritger  des  Stammes  8  nicbt 

im  Zusammenhang  standen.  Dagegen  agglutinierten  mit  dieBem  Serum  weder  der 
Stamm  15,   der  2  Tage  später  als  Stamm  3  aus  dem  Stuhl  desRelhen 

Patienten  gezüchtet  war,  nor^h  Stamm  108,  deflpen  Träger  in  engster  Be- 
Ziehung  zvi  dem  Triiger  de.n  Stummes     stand  (ö.  Tabelle  III  und  V). 

K»  wäre  meines  KrachtenH  nicht  auf  lallend  gewesen,  wenn  sämtliche  Kolitlexner- 
Stämme  von  dem  Serum  Kulitlcxner  3  apglutiniert  würden,  denn  diese  sowohl  wie 
Uaü  KoliHexner  ä-B«ruui  besitzen  Flexnerkotnpoueuteii.  Das  Auflalleude  ist,  dafi 
die  Stimme,  die  durcb  Flexnerserum  agglutiniert  werden,  Ton  einem 


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—  S96  — 

Bdruin,  das  seinerseitg  Flexoerbasillen  Agglutioierte,  unbeeinflußt  gelassen 
werden.  Vielleicht  treten  im  Koliflcxnerserwm  3,  {)estimnit<  ii  KoliUexnerstämmen 
gegenOber,  Hemmungen  ein,  die  die  Flexaerkomponente  des  öerums  nicht  zur  Wirk* 
samkeit  kommen  laRg«>n. 

Kuhn,  Gildemeister  und  Woithe  nehmen  an,  daß  ihre  Befunde  der  Paragglu- 
tiuatioQ  bei  „Y"  Ruhrkranken  auf  einen  inneren  Zusammenhang  zwischen  Paraggluti- 
utioitt  und  BnhrinfektioQ  deuten.  Die  obigen  Untersuchungen  können  in  dieser  Frage 
nuf  ab  Ifftterial  dienen,  eine  SteUungnabme  ksien  eie  nidit  in. 

Auf  jeden  Fell  edieinen  bei  dieeer  interessenlen  Frage  die  Verhlltnisee  rsdii 
kompluiert  in  liegen  nnd  die  Deutung,  ob  bd  einem  Kofiflemer  Bu«gglutination  oder 
Hilagglntination  vorli^  im  einadnen  Fall  oft  unmfiglich.  Als  Beisinel  bierfOr  diene 
der  in  Tabelle  V  angeführte  KoUstamm  118.  Er  wurde  gexüchtet  aus  dem  normalen 
Stuhl  eines  11jährigen  MfidchenR,  der  Schwester  des  in  Tabelle  I  anpl&brtett,  als 
pamtTphoskrank  nachgewiesenen  Säugling  S.  (Fall  2). 

Der  KoHstamm  118  wurde  isoliert,  da  er  bei  der  Probeagglutination  mit  dem 

Serum  Koliflexner  3  stark  a^glu linierte.  Bei  weiterer  Prüfung  wurde  festgestellt,  daO 
er  mit  dem  Serum  Koliflezuer  3  (Titer  VstMs)  bis  Vmo«  noch  stark,  mit  Flexuerserum 

bis  Vöoo  agglutinierte. 

Die  Trägerin  dieses  Stammes  118  hatte  allerdings  kurz  vorher  Durchfall  gehabt, 
ibr  Bruder  war  aber  offenbar  piinityphusinfiziert. 

Ob  nun  bei  dem  Stamm  118  bezüglich  seiner  Agglutination  mit  Fiexner  Serum 
eine  Fkjragglntination  geringeren  Qtades  oder  eine  Mitaggluttnati<Hi  vorlag,  hat  aioh 
vMii  mehr  wsiter  prflfen  laeeen,  da  der  Stamm  überhaupt  inag^utfnabd  wuid«. 


Tabelle  Vt 


Besetehnang 

ImmimiBiert 

mit  .  , .  . 

Agglutinationa- 
titer  des  Serum 
am  3.  6. 

AgglotinationHtiter  der  am  7.  0.  im  Kot  (efOndeo 

Koli- Bazillen 

KonDat-Kan.- 

fflr  Flexner-  1  Kolißexuer 
Senim  '/«m    S-Ssnun  Ttt.  Vmm 

JSsalneben 
Iran 

Flexner-Buhr 
abgetötet 

14.  5. 
23.  ö. 

Fiexner-Bac. 
1:4000 
Koliflexner-Bac. 
1:2000 

nach  3^ 
SOM± 

nach  24^ 
7000  + 

nach  2l> 
100- 

nach  24l> 
100  — 

nach  9i> 
100  — 

nach  S4h 
100  — 

Kanincben 
weif 

Koliflexner  B 
abgetötet 
14.  S. 
83.  5. 

Flexner-Bac. 
1:4000 
KoUflener-Bao. 
l:aOQO 

tiacli  2*> 
1000  + 

nach  Ml> 
90W4' 

nacJi  2^ 
100- 

naeb  84^ 

100— 

nach  2^" 
100- 

nach  S4k 
100— 

Kaninchen 
Bcbwarz 

KolUfozner  3 

lebend 
14.  5. 
24.  5. 

FI•xne^Bac. 

I  .  2001;. 

Koliäexner-Bac. 
1:4000 

nach  Sl» 

1000  : 

nach  24h 
SOQO  + 

»ach  2>> 

100  — 

oadi  24  >> 
100— 

naeh  9l> 

100  - 
.     nach  34l> 
100- 

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—   896  ^ 


Kaniiutlion- 
Mtaniin 

Koliüexuer 
8-8oroin 

Paratypluia  A 
Serum  '/,^ 

l'aratyphuB  B 
SaniiD  (E8«l; 

Nanatl- 

100 

400 

1000  2<'00 

100 

1000 

100 

500 

lOOO 

100 

500 

1000 

100 

m 

1 

2 

4 
5 
« 

7 

5 
6 

.115 

am 

273 
993 

Weifl 
«.DalwUeVI 

+ 

t- 

1000 

+ 

{n: 

1( 

+ 
1  Q  W< 

+ 

I- 

m  -j- 

+  1  + 

-I- 

»ciiea  ^a2<M 
M)*)  f+) 

-f-  1 

+  1  + 

■    1  -h 
Wochen 

2000*) 
+  j  + 

± 
0 

0 

± 
II 

0 

0 
0 

0 

u 
0 
0 

0 

(1 
U 
0 
0 

0 

0 

u 

0 

0 

0 

ü 

0 
0 

+ 

-1- 

+ 

+ 
+ 

■ 

* 

+ 

0 
i 

0 
0 
• 
0 

0 

0 
0 

1) 
0 

f 

0 
0 

Aiiagebend  tod  dem  Gedanken,  daO  die  Encheinung  der  Paragglutinaüon  vid« 
Imdit  auoh  tu  mH  FI»nerb«dU«n  immaniciarteii  Tieren  m  beobachten  eein  kAmte. 
wurden  die  KolibatiUen  der  drd  Kanindien,  die  mit  Fkatner-Rahr  nnd  dem  KoBflemiar- 
Stamm  S  vorbehandelt  waren,  aerologieob  geprfift*). 

Wie  Tabelle  6  Migt,  hatten  sSinfliche  8  Tiere  KoUbaiÜlen,  die  vom  FlemnaeraiB 
beeinfluOt  wurden. 

Da  die  Tiere  unbehandelt  nicht  untersucht  waren,  wurden  Tiere  «ur  Untersuchung 
genommen  die  VifFtimmt  einer  Ruhriufektion  nicht  ausgesetzt  gewesen  waren.  Am 
10.  6.  wurden  daher  10  KBnincheo  des  Vorr&tästallee  und  am  17.  6.  5  aua  den  Vor- 
räten der  Syphilisabteiluug  untereuoht,  ferner  am  6.  7.  ein  Kaninchen  993,  das  mit 
TyphuabazUlen  infiziert  war. 

Von  den  am  10. 6.  nntmnditen  Tieren  hatten  8  Ti«ra,  Nr.  1  and  2  der  Tabelle  VH, 
von  den  am  17.  6.  ontemiehten  8  Tieren  EolibaaUen  (Nr.  3—5),  die  domb  FUamn^ 
aenun  beeinfloSt  wurden;  die  BeeinfluHnng  aohwankte  awiacihen  den  Vardfinnnngen 
400—8800. 

Die  Stämme  8,  4,  5,  7  der  TabeOe  VII  wurden  auch  mit  Famtyphna  E>8eram 
geprüft  und  leigten  auch  mit  diesem  ausgeapcochene  Beeinflussung. 

Bei  zwei  von  den  Kaninchenkolistümmen  Nr.  2  und  6  der  Tabelle  VIT  wurde 
versucht  eine  Abschwächung  der  Beeinflussung  festzustellen.  Die  Stämme  WUldca 
mebrnial.H  ahgeimpft  und  bei  Zimracrtomporatur  aufbewahrt. 

Der  eine  Stamm,  Nr.  2  der  Tabelle  VII  wurde  um  26.  7.  nur  noch  in  der  Ver- 
dünnung 1  : 1000  deutlich,  1 : 2000  lohwacb,  der  Stamm  6  der  Tabelle  VII  am  14. 7. 
gleielifaUi  in  der  Verdfinmmg  1000  dentUch,  in  der  Veirdttnnung  1 : 2000  eohwaeh  tob 
Flexnenemm  beeinflnfit  Naoh  4—6  Woeben  war  alao  anoohttnend  eine  Abaohwiohiing 
der  Binwhrliung  dea  Plexnerwraoia  eingetreten. 

')  Ähnliche  Vemicbe  sind  bereits  von  Kuhn,  Gildemeister  und  Woithe  im  AaschlaS 
an  die  von  ihnen  beriehtelen  Belonde  aber  „Iteegg^otinilioB*  aavgeAihrt  wotdea.  (ßUta  4ie 
fidKHida  libüt) 


Hin*  Google 


—   397  ~ 


Unter  dar  Eintrukung  d«ft  FlatneiMrains  tttA  dentikli«  IBiifdMiiUIdiinft 
die  maknwkopiach  mid  mit  dmr  Lupe  JMobt  fiMtlmstelleii  wur»  auf.  Dies«  Aggla* 

tinationiiDterBchied  aich  aber  von  der  Agglatination  dar  au^  dem  Menschen 
gezüchteten  Flexner-  und  Kolifleznerstämmen  dadurch,  daß  die  Agglu- 
tituition  in  höheren  Verdönnun ^on  «ich  meistens  durch  kräftiges  Schütteln 
beseitigen  ließ,  um  nach  längerer  Zeit  wieder  aufzutreten. 

Die  Agglutiiiotiori  in  der  Verdünnung  1:100  bis  1000  ließ  eich  aber 
bei  den  Stämmen  2  und  6  der  Tabelle        nicht  beseitigen. 

Ferner  zeigten  diaie  KolibadUm  andi  dn»  anfflUBge  Beainfliunmg  dnrob  Flua* 
typhoa-Baelennm  (Hogdiolera),  anob  hier  worden  Titer  Ina  1 : 1000  arrriebk  Somit 
miterNlieiden  rieb  teilweiae  diese  Kmincheokolistimme  dodk  ireeenlUcli  von  den  von 
Kuhn  und  Wöitlie  in  meneehlieh«!  FlMoae  gefundenen  parag^ntioiemiden  fitimmeo. 

Weitere  Untersuchungen  durah  Gewinnung  von  agglutinierenden  Seren  mit  Hilfe 
dieser  Eanindkenicolistämme  müssen  zeigen,  ob  ee  sieb  um  typisobe  AgglolütatioD 
oder  nm  qMAtane  Agglutination  bandelt. 

III.  Zur  Frage  der  ,,Paral(olibazillen". 

Zum  Schluß  möchle  ich  hier  noch,  im  Anschluß  an  die  ohi'v  heHprochcnen 
Studien  über  die  KoHbazillen  eine  Heobaohlung  V>ezüglich  Parakoliba/iUen  anfügen. 

Mir  Btand  em  von  Dr.  Meinicke-Uageu  i.  W.  gütigst  überlaaseuer  Parakolistamm 
aur  Verfügung.  Dieser  Stamm  ist  v<m  Meinielce  und  Neuhaue*)  nlfaer  boadirieben 
anlüfilieb  einer  dnid»  dieesn  Stamm  veranlaßten  unter  dem  Bilde  akuter  septiseher 
E^Bobeinungen  verlaufenden  lödlidMu  Brioankung.  Der  Stamm  Patakoli  Hagen  ist  ein 
Kolistamm,  der  aus  Tranbenzuclter  kein  Gaa  au  bilden  vermag. 

Mit  ihm  identieoh  iat  offenbar  ein  von  Ldffler  und  ein  von  Schütze^  ge* 
züchteter  Kolistamm.  Letzterer  hatte  auch  zu  einer  tödlich  verlaufenden  septischen 
Erkrankung  Anlaß  gegeben.  Diese  Infektion  ist  wahxacheinlich  auf  den  Geuuft  von 
Sdunken  zurückzuführen. 

Es  wurde  mit  diesem  rarakolistamm  Hagen  ein  KaniDcbenserum  hergestellt,  das 
den  Aggluünationstiter  1  :  16000  hatte. 

Da  der  von  Schütze  beschriebene  Fall  offenbar  nach  dem  GenuO  nicht  ein- 
wandfreien Sdiinkena  erkrankt  war,  war  es  nidii  unwahieebeinlioh,  dafi  derartige  KoU« 
basiUeo  in  nrnnudem  Sobwsin  vorhanden  waren,  ents|nediend  den  BeAund«!  von 
Baiillen  der  Fkratyphnsgroppe  im  Darm  normaler  Schweine  (vgl.  Ubtenbuth  und  asine 
Ifitarbeitsr). 

Von  9  untsrenditen  Schweinen  hatten  3  Tiere  Kolibazillen  im  Darm,  die  mit 
dem  Parakoliseram  agglutinierten.  2  Stämme  gingen  bis  aar  Tltergrenie  Vm«s»»  der 
dritte  Stamm  nur  ni?  loofK). 

Kontrollen  mit  normalem  Kaninchensernni,  Flexner.  Paratyphus,  Typbus  und 
Gärtnerserum  waren  höchstens  bis  sur  Verdünnung  1  :  100  positiv. 


■)  M«liz.  Klinik  1909.  Nr.  G. 
^  Medb.  mkaSk  im,  Nr.  84. 


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—    398  — 


Das  AufföUige  nun  war,  daß  diele  KolivliniiiM,  die  auf  Qrund  der  Agglutination 
mit  dem  ParakoUserum  als  Parakoli  ansusprechen  waren,  sich  kuHureli  wie  das  gewöhn« 
liehe  Koli  verliielten,  flic  bildeten  auB  Traubensacker,  Mannit,  Maltoee  unter  aterker 
Sänrebildung  reichlich  Gas. 

Auf  Grund  der  Agglutinationsprüfung  ist  anzunehmen,  daß  der  i^arakoli  Hagen 
ein  iu  seinem  Vergär  vermögen  Zuckerarteo  gegenüber  veränderter  Kolistanim  isl  und 
dafi  dieae  KolinuM  mit  unabgeaidiiiiobtain  Vergärungsvertnögen  bei  Bduraiaeo  sieht 
selten  vorkommi 

Die  Anffaeanng,  man  könne  dnroh  Immaniaierong  mit  einem  Kofi* 
aiamm  in  der  Begel  nur  Sera  erhalten,  die  auf  den  aur  Immaniaierung 

benittaten  Stamm  spezifisch  einwirken,  ist  auf  Qrund  obiger  Beobaeh- 
tnngen  jedenlalla  allgemein  gefaßt  nioht  richtig. 


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Nachtrag  zu  der  Arbeit') 

•Über  bakteriologische  Beobachtungen  bei  Irren-Ruhr  insbesondere  Uber 
die  Erscheinung  der  Paragglutination." 

Von 


Dr.  Woltlie, 

Kg).  bftyeriMhem  Obetant»  frflber  kommsiidiert  tum  KaiMriioheii  Gaanndtioitwinto. 

Im  Anschluß  an  die  von  uns  vertretene  Auffassung,  nach  der  zwischen  der 
Aggluünierbarkeit  von  Colibazillen  und  Kokken  durch  Ruhrsera  und  ihrer  Herkunft 
TOD  Ruhiknuikon  ein  innerer  Znnmmenliang  besteht,  beben  wir  ve^ 
enefal,  eacperitnentell  im  TierkArper  «pareggintinierende''  CoHetimme  tu  enengen.  Wenn 
eneh  die  poeitiTen  Ergebniese  dieew  Uogere  Zeit  bindorcb  fortgeeetsten  Venrache 
verhältnismäßig  gering  sind,  so  Mei  es  uns  mit  Rücksicht  auf  die  in  letzter  Zeit  sich 
hüufenden  Beobachtungen  über  weitere  auffallende  Agglutinationen  (Sobernheim  und 
Seligroann,  Ilaendcl  und  nilderiuMPter)  gfstrittof.  kurz  darüber  7.11  horicbfpn. 

Die  Ver^iicti»'  wurden  von  uns  bereits  bald  nach  unserer  ersten  VorönVntlicliini^'*) 
öher  don  Gegenstand  begonnen,  haben  aber  melirfarbe  Unterbrechungen  erfuhren. 
Inswischen  ial  von  Hiinpau  (in  der  vorstehenden  Arbeit  ä.  384)  über  ähnliche  Ver- 
■ticbe  berichtet  wotden. 

Die  Sdiwierigkni  der  Venniehe  liegt  bMonden  denn,  defi  deh  die  BedingnogMi« 
unter  denen  nach  nnaemr  Ansicht  die  Eigensebeft  der  Psregglntinetioo  erworben  wird, 
begrrifUeberweiee  im  Tierexperiment  nicht  direkt  neehshmen  Isssen. 

Die  Versuche  wurden  durchweg  an  Kaninchen  ausgeföhrt  Es  wurde  zunächst 
venncht,  Colibazillen  durch  Einspritzen  in  die  Blutbahn  von  Kaninchen,  die  mit 
Flexnerbazillen  immunisiert  waren,  allmählich  Rezeptoren  für  die  A^gliitininf  des 
Ruhrserums  anMisücbten.     Es  wurden  6  Kaninchen  mit  lebenden  und  6  mit  ab- 


Arbeiten  ans  dem  KetaerlieheB  OMmMUMitaamte^  Bd.  81,  Heft  8,  1911. 

*)  Vgl.  Kuhn  und  Woitlio,  Mitteilungen  ül>er  bakteriologiMhe  Befumle  bei  Rnhrf Allen , 
Deutsche  miritararxtl.  Zeitschrift  190»,  Kuhn  und  Woitbe,  Über  eigeoertife  bekteriolo^aßhe 
£«fun<ie  bei  Kuhrkranken,  Med.  Klinik  1909. 


I^.  Pli.  Kahn, 


Dr.  E.  Glldemetstor, 

Kgl.  pieuOiHchem  Stabearst,  kommandiert  nun 
Kaiaerlicben  Oesnudheitaamte, 


Ohcri^tabmrzt  beim  Kommando  der  Schntx- 
Uuppea  Im  Beicbekolonialainti  tMuriaobt  mm 
KilsirildMa  OiaenilhettSMnte. 


ond 


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—  400  — 


getöteten  Flexnerbazillen  iminunifliert,  so  daü  ein  Agf;lulinationi*  TiU.!r  vou  ö— 8000 
erreicht  wurde.  Den  ersteren  wurde  ein  aus  dem  Darmmhuli  eines  gebunden  Menschen 
atamflMndtr  CbliitMiiiBi  dw  bei  nhlniolwD  Fkfifangm  in  dw  VenUnnnuf  von  Vio 
weder  im  N«»nB«Ikaninalieitaerain,  nodi  im  FleacnerkaninclieiuMrum  eine  BeeinflosBttug 
genigl  hatte,  in  Bteigenden  Meißen  in  die  Btutbahn  gebradii  Die  Beliendlnng 
dauerte  8  mal  je  «nen  Tkg,  «nmal  2,  einmal  2V«,  einmal  hat  8  und  einmal  4  Wodieo. 
Sie  wurde  solange  fortgMelit,  bis  die  Tiere  verendeten.  Die  aUB  den  Oqpmen  ge- 
wonnenen Colibakterien  wurden  durch  ein  mit  ihrem  Aosgangflstamm  liergestelltee 
spezißsch  npglutinierendes  Serum  identifiziert 

In  dem  Tier,  dag  fa»t  3  Wochen  behandelt  war,  wurden  Stämme  vorgefunden, 
die  im  Flexuerserum,  aber  auch  in  einem  an  sich  stark  agghiUnierenden  Normal- 
kaniochenserum  bis  zur  Verdünnung  von  V»m  maJiroskopisch  deutlich  agglutiniert 
wurden.  Duroib  TersoMedene  andere  Kanindieneeia  wurden  dieie  Stimme  weniger 
agglutiniert.  Die  aua  den  übrigen  Tieren  gewonnenen  Stimme  aeiglen,  wenn  eie  von 
der  Platte  abgenommen  wurden,  mehrfach  «ine  sehwaidie  Agglutination  in  der  Ve^ 
dQnnung  Vio.  nach  Weiterimpf ung  auf  Agarröhrchen  verschwand  dieses  Vermögen 
wieder.  Dies  letztere  Ergebnis  erhielten  wir  bei  vier  Norraalkaninchen,  die  in  gleicher 
Weise  mit  dem  Colistamni  behandelt  wurden.  Die  aggUi linierbaren  Stämme  nus  dem 
drei  Wochen  lang  behandelten  Tier  behielten  bei  mehrfachen  Verimpfungen  auf  Agar 
die  Rigetmcirnft,  in  Fiexner-  und  Normalserum  beeinflußt  zu  werden;  jedoch  waren 
später  nur  Verdünnungen  bis  Vao  wirksam. 

Ein  derartiger  Stamm  wurde  nun  aar  Behandlung  der  oben  erwibnten  6  mit 
abgetöteten  FlexnerbasiUen  immnniaierten  Tiere  benntit  Dabei  wurde  der  au«  dem 
entii^iaierten  Tier  gesQohtet»  Stamm  ins  niehste  liineingeediiokt  uaf.;  in  keinem 
Falle  trat  hti  den  Fmaagen  durch  dieee  6  Tiere  eine  agglnttnatoriadie  Änderung  unseree 
Colirtammee  tutage. 

Bs  ist  also  in  einem  dieser  Versuche  eine  gewisse  Agglutinabilität  eines  Coli- 
bakterinni*)  erreicht  worden,  jedoch  annihemd  ebeneo  atark  gegen  Normalaerum, 
wie  gegen  FicxnerBemm. 

lu  keinem  Falle  war  bei  der  Gewinnung  der  Stämme  aus  den  verendeten 
Kaninchen  ein  Anhaltspunkt  gegeben,  wie  lange  sich  die  einzelnen  Stämme  im 
Kaninohenköffper  befunden  hatten,  ob  «ie  von  einer  der  ersten  oder  von  einer  der 
letaten  fiinqwltaung  lierrtthrten.  Femer  bleibt  zu  «rwigen,  ob  der  von  una  au  dieaen 
Veraudieo  gewlblte  Ooliatamm  lur  Erwerbung  paragglutinirnnder  Eigenadiaften  be- 
eondeiB  gee^et  war.  Ünaere  Wahl  war  deshalb  auf  ihn  gefaUen,  weil  er  im  Normal* 
serum  wie  in  Flexnerserum  selbst  bei  Vio  nicht  agglutiniert  wurde.  Wir  haben  nun* 
mehr  mit  einem  Colistamra.  der  frülier  das  Philnomen  der  ParnggUitination  mit  Fiexner- 
Fcrnm  frp7(>\^x,  es  jetzt  aber  vollständig  eingebiißt  hat,  analoge  Versuche  eingeleitet. 
Falls  sie  positiv  ausfallen,  wird  darüber  berichtet  werden. 

Weiterbin  haben  wir,  von  der  Erwägung  ausgehend,  dafi  sich  möglicherweise  auch 
in  dem  Darmlohatt  von  Tieren,  die  gegen  Flexnemihr  immnniaiert  sind,  paraggluti* 
nierende  Oolibakterien  finden,  «wei  lange  Zeit  lundnreh  mit  abgirtfiteten  Ruhr 
knltnna  behandelte  BSmI  und  »wei  SnhrKaninohen  in  diewr  BkbtQOg  untetaiMlit 


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—  401  — 


Bei  einem  der  letzteren  fanden  wir  einmal  einsD  ColiBtamm,  der  im  Flexnersenini 
(Titer  Vsr.  i )  ^i«  7UT  Verdünnung  von  V«oo  und  in  dem  oben  erwähnten  im  nllgemeincn 
stark  agglutinierenden  Normalkanineheni^erum  ebenso  weit  agglutiniert  wurde.  Bei 
einer  zweiten  IJnterRiichung  wurden  nur  Stämme  gefunden,  die  kaum  durch  Uuhrseriim 
beeluflußt  wurden.  Bei  dem  anderen  Ruhr  Kaninchen  fanden  sieb  bei  zweimaliger  Unter- 
•nehnng  neben  nidit  aggtutiniAiniideii  «ahlreichA  Ooltatftmme^  die  bii  «ir  VerdflnnuDg 
V(ne  durch  Flexnenerom,  aber  nicht  durob  Nomaiaerum  agglatioiert  wurden. 

Zw  Kontrolle  wurde  der  Kot  von  18  unbehandelteD  Kaninoben  anteiaaebt. 
16  dieier  Tiere  wieaeo  Cblibakterien  anf^  die  weder  durdb  Ftezaerlmmuneenim,  noch 
durch  Normakernm  in  der  Verdünnung  1  :  100  agglutiniert  wurden.  Aui  einem 
Kanineben  wurden  Colibakterien  isoliert,  die  Agglatinatioa  durch  Flexner  lmmunserum 
Vioo  makrot<kopi<'oh  zpieten.  Der  Kot  von  2  Tieren  dagee^n  ptithielt  Colibakterien, 
die  bei  ^^ooo  deutUch,  und  bei  ''«ofto  schwache  Agglutination  mit  Klexner-Immunserum 
(Titer  1:5000)  erkennen  ließen,  und  die  ihirch  Normaleeruin  bei  '/km,  nicbt  beeinflußt 
wurden.  Ahnliche  Befunde  teilt  Rimpau  (a  a.  O.)  mit.  Ein  mit  einem  unserer 
lets^nannten  CoUalimme  hergeBtaUlea  agglutit^enndea  KatuntliMMeram,  das  den 
homologen  Stamm  bii  1 : 6000  beeinflnfite,  agglntinierte  FleixnerbaiUten  bei  Vm  dentüch, 
bei  ViM  nur  noch  adiwach.  Hierbei  ick  lu  berOckaiobtigen,  daß  Fleznerbaiillen  in 
dem  Serum  dea  inmiuniaierten  Kanin^^ena  vor  der  Behandlung  in  glddier  Höhe 
Agglutination  aufwieaen. 

Durch  das  Vorkommen  solcher  Stämme  bei  Kaninchen  wird  die  von  uns  für  die 
paragglutinierenden  CoIisUimme  bei  Menschen  gegebene  Deutung  u.  E.  nicht  beein- 
trächtigt. Wir  haben  zahlreiche  Kontrolluntcrsuchungen,  in  jüngster  Zeit  wiederum 
bei  etwa  60  Personen,  die  nicht  an  Huhr  erkrankt  waren,  vorgenommeu  und  keine 
paragglutinierenden  Stämme  gefunden. 

Femer  sprechen  das  reichliche,  z.  T.  ausschließliche  Vorkommen  der  abnormen 
OoUBtftmme  bei  rubtknnken  Heneclien,  daa  gleichzeitige  Vorhandeniein  von  paragglu- 
tinierenden Koklten  im  Falle  Sieg«  die  analogen  Befunde  von  Dural  und  Sohorer 
bei  Kinderrabr,  von  Lents,  v.  Drigalakl  und  Prigge  bei  Typhus  und  Faratyphua*) 
dagegien»  datt  ea  ei«li  um  Znfallabefunde  handelt  fliin  von  Rimpau  beobaditeier 
Fall  (a.  a.  0.  S.  892)  zeigt,  daß  der  Befund  von  derartigen  paragglutinierenden  Stimmen 
gelegentlich  in  diagnoatiacher  Uioaioht  wertvolle  Anhaltqionlcte  geben  kann. 

'/  V'ergl.  unsere  Arbeit  im  Band  31,  Heft  2  der  Arbeiten  aua  dem  Kaieerlichen  Gesund- 
heitaamtt,  &  411  und  419. 


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Ober  den  Nachweit  ven  KokoenuBM  in  Mter  unl  Schwelneschaiali. 


Von 

Br.  Edurt  Poleiuke^ 
TaehniidMiD  Bat  im  KtÜNflicbea  OwondlMitHunto. 


L  ClntaNuiig. 

G«schid)tlioh  wt  fiber  den  vorliegend  Gegenstand  kun  su  erw&hnen,  daß  Ver> 
flUaehnngMi  der  Butter  und  des  Sdiwebeeebmaltes  mit  Palmfettea  (Kokoaiii6feti). 
sobon  Mit  linforer  Zeit  vocgekommen  sind.  Die  BatterTerflUeoiiungen  Iwtten  in 
den  Jahten  1902/OB  einen  genz  bedeutenden  Umfmg  aDgenommen,  indeeien  konnten 

nach  den  damals  bekannten  rntpreuchungsmethoden  seihst  gröbere  Zuefttse  der 
genannten  Fette  zur  Bmter  und  Schmalz  nicht  sicher  nachgewiesen  werden. 
Dieser  Umstand  veranlaßte  eine  Anzalil  von  I.nndvvirt^cliaftskammern  im  Verein 
mit  ihn  AUe??ten  der  Kaufmannschaft  in  Berlin,  für  die  Ausarlteituug  einer 
Methmie  zur  schnellen,  sicheren  und  wenig  kostspieligen  Ermittelung  dieser  Ver- 
fälschungen ein  Preisausschreiben  ergehen  zu  lassen,  das  im  Deutschen  Reichsanzeiger 
vom  15.  Pftbratr  1904  Ttiftfibnttioht  wurde.  Ale  Frdjie  wurden  ausgesetit:  8000  M. 
ttr  Bhnittdäng  eines  Ver&hreni  lur  Feetotellang  von  Palmfetten  in  der  Butter. 
1000  M.  fflr  Ermittelung  einea  Verfahrene  anr  Feetalellung  von  Palmfetten  in  Sdiweine» 
achmalz.  2000  If.  für  Ermittelung  einei  Verfahrene  sur  Feetatellong  von  Sdiweine- 
schmalz  in  Butter.  Der  Preisbewerb  wurde  tnabeeondere  an  folgende  Bedingungen 
gekniipfl:  Die  ermittelte  Tlntersiichungsmethode  muß  in  größeren,  geeignet  eingerich- 
teten chemischen  Laboratorien  in  einem  Tage  ausgeführt  werden  können  und  darf 
bei  einem  sicheren  Nachweis  von  schon  16%  des  Fremdfetlee  nicht  mehr  als  6  M. 
Kostenaufwand  verursachen. 

Nack  einer  MitteUnng  der  Landwirtachafiekammer  für  die  Provini  Brandenburg') 
hat  die  Freiigeiichtsk<nDmi8Bion  mit  Zustimmung  aimilieher  am  Pkeiaanaaofardben  be- 
tMligter  Korporationen  am  7.  Oktober  1909  beeohloewn,  die  für  die  Erteilung  von 
Preisen  verfilgbare  Summe  von  4000  M.  an  Dr.  Fendler,  Steglita  und  Dr.  Erich 
Ewers,  Magdeburg,  für  ihre  eingereichten  Arbeiten  und  die  darin  mitgeteilten  Ve^ 
fahren  zu  gleichen  Teilen  (je  2000  M.)  z»  verteilen. 

Ober  den  Nachweis  von  Kokosfett  in  Butter  sind  schon  vor  dem  Jahre  1904 


*)  Zeitschr.  f.  Off.  Chemie  1910,  8. 131. 


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4(»  — 


TOn  A.  Reychler*),  Wauters*),  F.  H.  van  Leent*)  und  andom  ForRchorn  Methoden 
veröffentlicht  worden,  nach  denen  dns  Vorhandensein  von  Kokosfett  in  Hotter  an  der 
Menge  flf^r  fl  u  >iti['eQ,  im  wäaaerigen  Destillate  gelöeteu  oud  aogelöetea  Fettfläuren 
erkannt  werden  soll. 

Zu  gleichem  Zweck  und  auf  gleicher  Grundlage  aufbauend,  habe  auch  ich  im 
Jftbre  1904  ,Eiue  neue  Methode  rar  Bestimniung  des  Kokoenufifettee  in  der  Batter**) 
verSffentiioht,  in  der  ich  nigleidi  auf  die  den  Methoden  d«r  oben  genannten  drei 
Attt<wen  «nbaftenden  Mlnfel  htngewieeen  habe.  Znr  -Nadiprafting  de»  Bwertsohen 
und  Fendieradten  Verfthtens  habe  ich  nun  neoadingp  «ne  grfifiera  Annht  rein«r 
Btttterprobot  und  Gemisobe  dranlben  mit  10%  Kokoenufifett  aowohl  nach  dieaen 
beiden  Verfahren  als  auch  gleichzeitig  nach  meinem  Verfahren  untersticht. 

In  nachstehender  Abhandlung  sollen  die  nach  dieaen  drei  Verfahren  erhaltenen 
Verauchaergebniaae  mitmnander  verglichen  werden. 

II.  Die  zur  Untersuchung  verwendeten  Butterproben. 

Bei  der  Wahl  der  zu  den  Versucbeii  verwendeten  Biitterproben  ist  abBiclitlicli 
eine  größere  An /.ah  1  vun  Trüben  mit  möglichst  niedrigen  und  hoiien  Reichert-Meißl- 
Zahlen  berücksichtigt  worden,  weil  an  derartigen  Proben  am  siohereten  die  Znver- 
liaaigkeit  der  in  Rede  atehendeb  Methoden  faeurtoilt  weiden  kann.  Ferner  wurden 
aowohl  vom  April  und  Hai  ala  andi  vom  Oktober  und  Noveoib»  dea  Jahrea  1910 
henrtamniend«  Bottetproben  ala  Unt»r»n«linng«mateiial  verwendet^  wodnndi  gleiohiaitig 
die  Unteraduede,  weldie  Butter  bdannüioh  im  Frftbjabr  und  Herbat  aufweiat,  be- 
rücksichtigt worden  sind. 

über  die  Herkunft  der  untersuchten  Butterproben,  die  SU  einem  Zweifel  an  ihrer 
Reinheit  keinen  Anlaß  geben,  ist  Folgeades  zu  beachten: 

1.  Apfil-  und  Mal-Batter. 

Die  Pkoben  Nr.  1»  2  und  8*)  waren  holUndiaebe  StaatakontroUbutter  mit 

hohen  Reichert  Meifliachen  ZaUen,  die  mir  durch  Vermiitelung  des  Herrn 
Dr.  Fritsßche  in  Cleve  von  Herrn  van  Gulick  in  Grevenhagen.  Direktor  der  Butter- 
kontrollstation im  Haag,  eingesandt  wurden.  Gleicher  Herkunft  waren  die  Butter* 
proben  Nr.  4  bis  9  mit  niedrigen  ReichertMeißlschen  Zahlen. 

Die  Proben  Nr.  10—14  erhielt  ich  von  Herrn  Dr.  Siegfeld  vom  Milchwirl- 
Hchaftlichen  Institut  in  üumeln  a.  W. 

Probe  Nr.  15  wurde  in  einer  Berliner  Bntterhandlung  (Vereinigte  Pommeracbe  • 
Meienian)  und  Pkobe  Nr.  16  von  dar  Berliner  Mdikatai  Botle  anfange  Mai  1910 
angekauft. 

0  Bull.  (Je  I«  Soc  Chitn.   Paria  IWM,  JG,  142. 

*)  Rev.  internal,  de«  falHiflcat.  190 1,  U,  89/94.  Zeitacbr.  f.  Unters,  der  Nahmngs*  and 
Oeaafiinittel  oew.  1902,  S.  222. 

•)  Chetiii.Hcli  Wf^^kt'larl  1!u»V  I  K 

*)  Arb.  a.  d.  Kaiaerl.  UcsuaUhcitiiamte  ]t>U4.    Bd.  XX,  Heft  3,  8.  ö45  ü. 

^  Die  Uer  aidlialllhrtaii  Nanugsera  ontspraeliea  der  laoleDden  Naininer  der  Batterprobea 

in  den  Tabellen  B,  C  und  D  dieser  Abbaodlaag. 

AA.  a.  d.  KaiMul.  0«na4h«itMunt«.  Bd.  XZXVm,  87 


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—  404  — 


Probe  Nr.  17  wurde  anfangs  April  l^lü  und  Probe  Nr.  18  anfangs  Mai  1910 
von  dpr  Molkfrioiflohnlp  Brehna  boi  Halle  a.  S.  belogen.  Die  Proben  Nr.  19 — 21  über- 
finndtc  mir  Herr  ]>r.  F ri tBche-Cleve.  Hiervon  waren  Nr.  19  als  Bauerabatter  and 
Nr.  20  und  21  ab  Molkereibntter  dortiger  Gegend  bezeichnet. 

Probe  Nr.  22  war  eine  von  Herrn  Dr.  Fischer- Bentheim  eingesandte  Gulsbutter 
uod  Nr.  S3  w«r  «nfiuigB  April  1910  angekaiifle  Bntter  bMtor  Qnalitit  d«r  Holkerei 
Bolto-BarMn. 

t.  OldolNV»  Hnd  KoiFeni%«r>BMtto. 
Von  diesen  11  BnItexpiolMa  tvann: 

Probe  Nr.  84  «ogekinifte  Meiereibatter  von  tinbekannter  Herkunft. 
IKe  Proben  Nr.  25  nnd  86  emd  von  der  MblkerelBebale  ^hn»  b.  Helle  und 
dfo  Proben  Nr.  87  nnd  88  durch  Vermittdung  dee  Herrn  Dr.  Fritgeobe-Gleve  von 

der  Molkerei  Magdeburg  bezogen  worden.  Die  Proben  Nr.  29  —  31  flberließ  mir  Herr 
Dr.  Frits sehe -Cleve.   Hiervon  stammen  die  Proben  Nr.  29  und  30  von  der  Molkerei 

Griethausen  bei  Cleve  und  Nr.  Sl  von  der  I -ehr  Molkerei  BoO  im  AÜjjäu  her.  Die 
Proben  Nr.  32 — 34  waren  wieder  holländische,  unter  Staatskontrolle  hergestellte  Butter» 
eingesandt  von  Herrn  van  Gul  ick -Grevenhagen. 

S.  Ilten  Batleiinbea« 

AnOer  den  vorstehend  bexelchneten  34  frischen  Butterproben  sind  noch  dio 
folgenden  7  älteren  ButterprobttD  untersucht  worden,  die  zum  Teil  jahrelang  im 
Bisschrank  aufbewahrt  worden  wann»  eich  aber  in  Farbe  und  Geruch  noch  nemlich 

gut  erhalten  hatten. 

Von  diesen  älteren  Hutterproben  waren; 

die  Proben  Nr.  36  bis  39  seinerseit  von  Herrn  Dr.  Fritzsche-Cleve  als  Guts- 
huttor  dortiger  Gegend  ebgeeaudt  worden.  Die  Proben  Nr.  40—48  waren  mir  Ton 
Herrn  Dr.  Sieg feld -Hameln  flberiaaeen.  Dieee  dfd  Proben  atammen  von  einem  TOn 
Dr.  Siegfeld  in  den  Jahren  1904/6  atugefllhrten  FQtterungeTMiaefa  von  Ktthen  mit 
Zudmiflbenabftllen  her*). 

UL  NachprOfluiB  dei  Verfahren  ven  £wers')u 

Das  Ewersschc  Verfahren  beruht  darauf,  daff  die  hochmolekularen  Fettsäuren 
»lurch  die  Schwerlöslichkeit  ihrer  Magnesium  pake  zunftchet  von  den  mittel-  und  niedrig- 
molekularen Fettsänren  aVff? 'liipd^n  werdon,  worauf  die  mittelroolekularen  Fett- 
säuren wiederum  von  den  luedrigmolekularen  durch  ein  Ausschttttelungsverfahrea 
mit  Petroläther,  in  dem  die  letzteren  leicht  löslich  sind,  getrennt  werden.  Durch 
Titration  der  aua  dem  wieeerfgen  Rflokatand  dnreh  Deetillation  mit  Waeeerdämpfen 
flbergehendem  Fetteinren  und  der  im  PetroUUher  gelöetea  Fettaluren  eihiH  man  awei 
OrfiOenwerte,  die  nadt  Ewere  b«  Batterltett  eine  demlieh  konitante  Dtfibreni  liefern. 
Da  nun  die  Fettefturen  aue  den  IfieSohen  Magnesinmialien  dea  Kokoefettae  im  Qefeo* 

^)  Zeitflchr.  f.  üntermchun^r  der  NnhmogB-  aad  Q«Dilimittel  1907,  18»  &  610. 
*)  Zeitflcbr.  t  öffentl.  Chemie  1910,  ä.  181. 


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405  — 


nts  SQ  d«Mn  d«r  Butter  fut  voHiOndlg  dnvdk  PetnditlMr  tamiiihhn  cind,  m  muff 
sieh  nach  Ewers  der  Zueati  .von  Kokosfett  la  Butt«'  dnrah  «ine  Bmiedrigang  der 
Differenz  bemerkbar  machen. 

Nach  der  von  Ewers  gegebenen  Vorschrift  werden  5  g  Butterfett  mit  20  ccm 
einer  etwa  IV*  normalen,  alkoholischen  Kalilauge  (20  ccm  =  60  ccm  V»  normaler 
Sfture)  von  etwa  70  Vol.-"/o  Alkoholgehalt  auf  dem  Wasserhade  in  üblicher  Wtsitje  verseift. 
Nachdem  dann  durch  Zurücktitrieren  des  fibemdifiBsigen  Alkalis  mit  Vt  normaler 
Schwefelsiure  die  VeneifttngBialil  des  FMtse  fsetgsstellt  worden  ist.  wird  der  Alkohol 
•OS  der  Seifenttsong  veijegt  und  der  Rttdntand  mit  etwa  180  eem  Wasser  in  einen 
250  com-Kolben  geepalt.  Die  «af  SO*  »bgekahlte  Lflsong  wild  raniahet  mit  50  com 
dner  etwa  Vi  normalen  Magneeiumsulfstldsaag  (61,5  g  BfgSO«  -\-  7  HtO :  1  1  Wasser) 
Tersetst,  dann  bis  zur  Marke  mit  Wasser  aufgefüllt  und  durch  kräftiges  Scbfittein 
gut  gemischt.  Von  diesem  Oemiech  werden  200  ccm  Flüssigkeit  mit  Hilfe  einer 
Säugpumpe  abfiltriert.  Das  klare  Filtrat  wird  in  einem  Hcheidetrichter  von  ca.  1  1 
Inhalt  mit  10  ccm  Vi  normaler  Schwefelsäure  angesäuert  und  dann  zweimal  mit  je 
50  ccm  und  einmal  mit  25  ccm  leicht  siedendem  Petroläther  ausgeechättelt,  wobei 
die  Flfiasigksitsn  im  Soheidetriehter  duroli  100,  76  resp.  50  Sefaflilelachlüge  ge- 
mischt werden.  Die  so  erhaltenen  PetroUUberlOsQngen  werden  in  einem  iweilen 
Soheidetriditer  von  gleidier  QrBOe  vereinigt  und  dann  sweimal  mit  je  40  com,  nnd 
dnmal  mit  20  com  Wasser  gewaschen.  Hit  den  «vten  40  com  Waediwswsr  wird 
vorher  der  entleerte  erste  Scheidetrichter  nachgeepQlt.  Von  der  mit  Petroläther  miS' 
geschüttelten  wässerigen  Flüssigkeit,  deren  Volumen  mit  Einschluß  dea  VVaachwasuers 
310  ccm  betragen  Boll,  werden  a-i«  einfni  750  ccm  fassenden  Erlenm' yfrkolHen  nach 
Zusatz  von  1  com  verdünnfi  r  -^ehwetelsäure  (1  -|-  3)  und  einigen  Biruösteinstuckchen 
durch  Erhitzung  aul  emem  Drahtnetz  250  ccm  abdestilliert.  Diese  Destillation  dauert 
etwn  1  Stunde.  Das  Dsstilkt  wird  unter  Znasts  von  0,5  com  Phenolphthaleinlaeung 
mit  Vis  nonnaier  KslUange  titriert  Die  m  dieser  Titration  verhraudile  Anssht 
Knbiksentimeler  Vm  normaler  Lauge  heasiebnet  Ewers  ala  Dsatilkt^Magnesium-Zaiil 
(D.M.Z.). 

In  gleicher  Weise  wird  die  Ansaht  Kubikzentimeter  Vio  normaler  Kalilauge  er> 

mittelt,  die  nach  Zusatz  von  50  ccm  neutralem  50%igem  Alkohol  zum  Neutralisier«! 
der  Fettsäuren  erforderlich  ist,  die  in  der  t'«»wa<iohenen  Petrol8therlö«ung  sich  befinden. 
Die  Anzahl  der  hierfür  verbrauchten  Kubikzentimeter  Vio  normaler  Kalilauge  Btellt 
die  .Petrolätber-Magnesium  Zahl"  (=  P.M.Z.)  dar.  Von  diesen  Zahlen  werden  die  bei 
einem  blinden  Versuch  erhaltenen  entsprechenden  Werte  in  Abzug  gebracht.  Die 
Summe  der  D.BI.Z.  nnd  P.1I.Z.  wird  ale  •Gesamt*MagneeIum<Zahl''  (s  G.M.Z.) 
nSBwionneii. 

Ans  der  D.MJL  minus  der  P.1I.Z.  ergibt  eidi  die  naoh  Ewers  Ahr  die  Bsurlsilnug 

der  Butter  maßgebende  „Differenz". 

Die  von  Ewers  bei  reiner  Butter  beobachtete  „Dififeren?,"  bewegte  sich  iimer- 
halb  der  GrenMahlen  10 — 12.  Die  Destillat-Magnefdum  Zahlen  belrugen  17,8—20,8; 
die  Petrülät>i^r  Magneeium  Zalilen  7,7—10,1  und  die  (leitamt-MagueBium  Zableii  25,5 
bis  30,4.    Diese  Zahlen  selbst  waren  schwaukend  und  abhängig  von  der  Hohe  der 


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VerseifuDg8-Zahl«B  (225,2—232,5)  und  der  Reiobtrt-MeiOl-ZahleD  (26,4—30,4),  wihrend 
die  „Differetu"  von  10 — 12  nach  EwerB  konstant  bleiben  soll.  Mit  Rücksicht  darauf, 
daß  ein  Zusats  von  10"/o  Kokosfett  die  „Differenz"  bereitp  \un  *»twft  3  5  erniedrigt, 
nnd  unter  Belassung  eines  gewissen  Spielraums  bat  Ewers  für  reine  Butter  als  unterste 
Grenze  die  „Differenz  9"  aafgestellt.  Wird  diese  Zahl  bei  einem  Butterfette  unter- 
schritten, so  soll  eine  Fälschung  desselben  mit  Pahnfett  vorliegen. 

KMb  cli«i«ni  V«rfUit«d  Kdtan  duteli  di«  Behandlimg  d«r  n«iitnliBB«rtni»  «na 
5  g  Bttttorfttt  h«t8aitellteii  SeUeniaraog  mit  50  oetn  MtgoMdiimralfatieraDg  die  Fett- 
a&aren  mit  hShenm  Molekalaigeirieht  all  unlfiaEohe  MaguMiumeaifa  anagdMlt  weiden 
und  die  HagnerianiNbe  der  Fetteiliren  mit  niediigenni  If (deknlergewioht  gelöel  bleiben. 

Um  diese  Annahme  nachzuprüfen,  wurden  Vereudie  mit  den  hier  in  Frage 
stehenden  Säuren:  Myristin  ,  Laurin-,  Caprin-,  Capiyl-,  Capron-  und  Buttersäure  in  der 
Weise  ausgeführt,  daß  wiigperige  mit  Alkalilauge  neutralisierte  Lösungen  von  etwa 
0,16 — 0,25  g  dieser  Säuren  im  übrigen  unter  genau  deneelben  Bedingungen  wie  die  nach 
der  oben  angegebenen  Vorschrift  aus  Butterfett  erhaltenen  Öeifenlösungen  mit  50  ccni 
MagneeiumeoMkUfleung  bebmddt  wurden.  IHe  MoM  eriultaoen  ErgebniMW  rfnd  in 
neefaBtehender  l^bdle  A  veneiehneL 


Tabelle  A. 


Bexeicbaottg 
der  aaoie 


Myriatinnaare 
LanriBflinre 
Caprinalore 

Caprylpfttire 
Caproiuflure 

(q,H«o,) 

Botleraiure 


Anpe 
wandte 
Menge 

der 
Sftare 


0,204  g 


0,199 


0,151 


0,150 


0,160 


0^  . 


Verhilten 

der  II  eilt  rali  vier- 
ten Fett*.aur«- 

lösungen 
auf  Zusatz  von 
50  ccm  Magne- 
«iumauUi^ 
iManf 

ttlarke  Failuug 


deagl. 


nach  Vt  ßtnnde 
aeh  wache 
FAlInng 

LOeang  bleibt 
klar 


Verfaaltan  der  von  den  imllMiieheii  HagMiiatn. 
HitaeB  abiltrierteD  LOeaiiB  (ßM  oen) 


Auf  ZoaatK 

von  10  ccm 

gScbwefelaftar» 


Losung  bleibt 
Umt 


eebwecbe 
TMbnnf 

•taike  FaUang 


starke  Trftbimg 


IXtoong  bleibt 
klar 


Gebalt 

der  Petrolatlier 
löBung 


etwa  1«/« 
dar  angewandten 
Saure 


der  angewandten 


etwa  a9,3V, 
deraogewaadten 
Stare 


Gehalt 
doH  wftttKtritron 

Deslillate*! 
(250  ccm)  an 
FMtaAme 

0%  der  aog»' 
wandten  Bi 

8Vo  deegU 
deranoewaodtan 
Saute 

etwa  77,6% 
der  angewandte 
Star» 

etwa  6^7* 
deraagewaaidien 
Saet« 

etwa  Hh,»;";^ 
deraogewandten 
Sitau« 

etwa  07a  Tifi^U 
der  ai^ewandteD  der  angewandten 


Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  daß  nach  der  Behandlung  der  neutralisierten 

Lösungen  der  vorgenannt*^ti  Siiuren  mit  Mngnesiurosulfat  in  der  abfiltrierten  wässerigen 
lyOBUiig  auüer  geringen  Mengen  voti  Myri.stinyäure  (l"/o)  und  Laurinsäure  (8"/«)  die 
gesamte  Caprin-  Capryl-  Cnpron-  und  Buttersäure  enthalten  sind. 


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—   407  — 

Fanwr  Migt  dtewr  V«iiiiofa,  d«A  bei  dar  Bebaadlniig  dai  irliwrit«D  Filtnto  mU 
P«tioUtther  unter  BarflAadrtignng,  daS  aoitatt  d«8  gMamtmi  Filtntas  nur  KX)  «en, 

somit  nur  Ve  der  ur^prangUchen  Menge  FettaftQi«  angewandt  wurden,  die  Caprinsäiin 
vollständig,  die  CaprylsAure  grÖßtenteilB,  Capronnüure  etwa  zur  Hälfte  und  keine  Butter- 

phnre  von  dem  Petroliither  gelöst  werden,  während  sich  im  Destillat  die  Bultersäure 
vollständig,  die  Capronsäure  etwa  zur  üälfte,  die  Caprylsäure  our  in  geringer  Menge 
und  keine  Caprinsäure  vorfindet. 

Die  nachöleiiende  Tabelle  B  enthiilt  nun  die  genau  nach  dem  Ewersecheti  Ver- 
fahren ausgeführten  Unterauchungsergebni.sse  für  die  vorher  genannten  42  Butterproben. 

Aus  uuc.h8tehenden  UnterBUchungsergebni.ssen  (Tabelle  R,  8.  408)  geht  hervor,  daß 
die  von  Ewers  bei  reiner  Butter  als  konstant  angenommene  „Dififerenz"  10 — 12  bei 
mehreren  Batterproben  mit  böherm  und  niedrigereD  Vennfuiiigp»  md  ReieheirtrMeifll- 
Zahlen,  ab  aie  Svers  votlagen,  gant  «ibeUidi  Uber-  und  untencbritleD  worden  iat 
Den  •Diflbrenaen''  der  Ftohen  Nr.  6  mid  Nr.  86  infolge  mQAte  die  Ewer  siebe 
,Diflta<en»  10—18"  auf  8,9— U,8  eriNiteri  «erden,  wodnrcb  m  an  Wert  erhebUcb 
verlieren  wfirde.  Denn  die  Spalte  8  der  Tabelle  B  zeigt,  daß  in  den  mit  10%  Kokoe- 
fett  gefälschten  Butterproben  Nr.  1,  2,  4,  5  und  6  diese  Fälschung  durch  das  Verfahren 
von  Ewers  nicht  nachgewiesen  wird,  weil  die  von  Ewers  flir  reine  Butter  atlf^e^^tellte 
unterste  Diflercnz  9  bei  diesen  Proben  nicht  unterschritten  ist.  .'^nderseila  zeigeu  die 
reinen  Butterprobeu  Nr.  23,  2ö  und  26  mit  verhältnismäßig  hohen  Reichert- Meißl- 
Zablen  eine  kleinere  Differens  als  9,  würden  also  nach  dem  Bwersechen  Verfahren 
als  ferflUsbht  la  benzteilen  sdn. 

Wihrend  der  Dracklegung  dieser  Arbeit  erschien  in  der  „Zeitsduift  lÜr  Untar- 
SQChang  der  Nabrungs-  and  OenoBmlttel  eowie  (SelManohsgegenatiade'*  1911,  Sl,  8.  696 
eine  Arbeit  von  C.  Amber ger  betitelt:  „Die  Benrteilung  des  Batterfettes  aof  Gnmd 
des  Eweraaitfieii  Yerlduena".  Am  berger  bat  insbesondere  den  BinfluA  der  Laktation 

und  der  Fütterung  der  Kühe  auf  die  Ewerssche  Differens  untersucht  und  kommt  in 
Ubereinstimmung  mit  meinen  Unterauchungsergebnissen  zu  dem  Schluß:  „auch  die 

Magnesiummethode  von  Ewers  ist  meines  Krachtens  noch  weit  davon  entfernt  ,in 
einfacher  Weise  bereit*!  einen  Paimfettzuaatz  von  nur  10%  in  jedem  Kalle  zu  ent 
decken'  und  ,einen  Zusatz  von  10%  Palmfett  in  Butterfett  auf  einfache,  leicht  aas- 
luhrbare  Weise  sicher  uachiuweisen*  *. 

IV.  NachprDfUng  des  Verfilirens  von  Pendler. 

Fendler  hat  zum  Nachweis  von  Kokosfett  zwei  Verfahren  auegearbeitet.  Das 
eine  Verfahren  (A)  beraht  anf  der  yersebiedMien  LOsliehkmt  der  nadi  Bestimmmig 
der  Reiebert-HeUU-Zähl  im  Destillation^ben  snrttekbleibetiden  tind  mit  FelroUUher 
sn  iaolierenden  Fettslnren  in  60  yolumproaentigem  Alkohol.  Die  im  KokosÜKtt  banpt- 
sichliob  vorkommenden  mohtflüdbitigen  Pettsliiren,  die  lanrin*  nnd  Myrlstinsiars. 
leichnen  sudk  durch  ihre  leichte  T/)slichkeit  in  60%igem  Alkohol  auB,  hingegen  sind 
die  in  Butter  und  Schweine^hmalz  enthaltenen  Fettaftoten,  die  Palmitio»,  Stearin-  and 
Olaianb  in  diesem  Alkohol  eohwerer  löeUoh. 


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—  408  — 


Tabelle  B.   UntersocIinngsergebiiiBiie  nach  der  Methode  von  Ewer». 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

Muinmer 

der 
Better- 
proben 

■ 

Ver 
zaIiI 

Meifll'Ze}!! 

Gesamt- 
Magtieüiuui 
Zahl 

Destillat 

MagneHium- 
Zahl 
DJd.Z. 

Petrolftther 
Magneaiam 
Zahl 
P.M.Z. 

„Ditterens" 

- 

Buttorfett 
4-  10*/. 

KokcMifett 

„inneteos 

Frieehe  Bntter,  vom  April  nod  Hei  1910. 

1 

296;) 

80,1 

09  A 

81,4 

7,b 

13.8 

9,2 

2 

227  .:i 

30,9 

30,6 

Q  'I 

14,0 

9.7 

a 

227^ 

31,0 

oO,b 

21,4 

ü  o 

12,2 

7,2 

4 

eis,6 

22,7 

88^ 

ilfi 

4J» 

18.0 

9,6 

r. 

2  IM 

23,4 

22,3 

18,3 

4,0 

14,3 

9,3 

6 

21ii,4 

mmgV 

21,9 

17.9 

4,0 

13,9 

9.6 

1 

280,1 

94,0 

18^8 

6,9 

18,6 

83 

8 

217,5 

•l-lM 

22,0 

16,3 

'  ,7 

10,6 

C.9 

9 

218,8 

22,9 

24,4 

16,6 

5,8 

103 

73 

10 

2:n,9 

813 

81,0 

21,0 

10,0 

113 

— 

11 

231,0 

30,0 

30,8 

20,8 

10,Ü 

10.8 

— 

12 

22a,0 

29,7 

30,5 

21.0 

9,5 

113 

— 

VA 

230,0 

20.9 

29,1 

20,9 

8,9 

113 

— 

14 

239^ 

30,4 

29,9 

21,2 

8.7 

12,5 

— 

lü 

229,(5 

27," 

25,9 

18,3 

7,6 

10,7 

\R 
lU 

230,8 

27,6 

26,5 

18,3 

8,2 

10.1 

17 

280,8 

28,5 

27,6 

19,4 

'4 

11.2 

18 

328,0 

26.4 

2(5,1 

1H,7 

/.4 

11,3 

19 

231^ 

31,4 

32,3 

22,4 

9,9 

12,5 

20 

288^ 

81,5 

81,» 

8M 

10,1 

11,3 

21 

31,8 

31,5 

21,5 

10,0 

11,5 

22 

220,0 

22,7 

22,8 

17,1 

5,2 

113 

28 

988.1 

99,9 

30,8 

19,8 

10,7 

83 

Prleehe  Butter,  Tom  Okiober  and  Kovember  1014K 

24 

929.0 

28,6 

2U 

16,0 

M 

10,6 

— 

25 

31,2 

31,9 

20,2 

11,7 

83 

— 

26 

235^ 

80,5 

30,7 

19,7 

11,0 

8,7 

97 

Sf 

284/i 

81.2 

81,8 

90*4 

103 

93 

28 

234,0 

30,4 

29,7 

19,5 

10.2 

9,3 

222,8 

24,8 

38,4 

17,0 

M 

10,6 

292,0 

24,1 

38,0 

16,7 

63 

103 

1  

31 

224, 

2H,S 

25,3 

18,0 

7.3 

10,7 

32 

219,0 

22,4 

20,7 

15,5 

5,2 

103 

■ 

33 

217.3 

21,6 

19,9 

14,8 

M 

9,7 

84 

917,2 

214 

19.4 

I4»6 

43 

93 

Alte  BntterproboD. 

35 

22.'>,0 

27,7 

25,7 

19,3 

6,4 

12,9 

3« 

218,7 

23,0 

23,3 

17.5 

Ö3 

11.7 

37 

21. '1,8 

22,6 

20;i 

16,9 

8,1 

10,1 

38 

216,0 

22,3 

22,3 

16,6 

5.7 

10,9 

39 

219,5 

22,5 

23,8 

17,8 

6,0 

11,8 

40 

240,3 

3.'i,0 

34,2 

20,3 

13,'.» 

6,4 

41 

«43 

31,6 

33,0 

20,0 

13,0 

7.0 

49 

250.0 

88,1 

88,0 

16,1 

73 

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~  409  ^ 

Dm  sweite  Vwfahna  (B),  das  im  aUfenwtnMi  nach  Fendler  nur  rar  Bestätigung 
eines  beim  ersten  Verfahren  (A)  «riialtienen  positiven  Ergebnisses  henumisielien  ist, 
grnnd«t  neb  auf  die  Ve rsdkiede&heit  der  Siedepuakte  der  aus  den  Fettsäuren  eines 

Fettes  gewonnenen  Athyloster.  Die  Siedepunkte  dieser  Fettaäureitth^esler  strigen  mit 
der  Ansaht  ihrer  Kohienstofiktome. 

faUbnm  A. 

Fendler  besUmmt  sunftchst  in  5  g  Butterfett  nach  der  in  den  „V«reinbarungen 
pp."  Heft  1  8.  86  gegelienen  Vorschrift  die  Beichert-HeUU-Zabl.  Alsdann  Verden  von 

dem  mit  50  ccra  Pelroläther  behandelten  DeetilUtionsrückstand  25  ccm,  also  die  Hälfte 
der  Petrolätherlösung  in  einem  Stehkolben  von  etwa  200  ccm  Inhalt  mit  10  g  neu- 

<r:!lom,  gepulvertem  und  getrocknetem  Rin)s.''tetn  vernetzt,  worauf  die  Mas.He  (iurch 
Erwärmen  und  AuBblasen  bis  zur  vollstanditren  Entfernung  des  Petroläthers  ausge- 
trocknet wird.  Der  erkaltete  TrockenrückHtnnd  wird  mit  RO  ccm  Alkohol  vom  ßpez. 
Gewicht  U,B12<i  (bei  15^')  d  Minuten  laug  geschüttelt  und  darnach  1  Stunde  lang  unter 

häufigem  ümsdittttaln  in  «Sn  Wasserbad  von  15°  gestellt  Darauf  wird  die  LOsung 
durch  ein  trocknes  Filter  filtriert.  In  10  ecm  des  Filtrats  wird  nadi  Titration  mit 
Vis  normaler  Kalllange  die  Menge  der  in  Alkohol  Mslidien  Sänie  bestimmt.  Die  ver- 
brancbtttk  Kubiksentimeter  Lauge,  mit  10  mu1ti|rfixiar(,  geben  die  Menge  der  in  5  g 

Butterfett  vorhandenen,  in  dem  wässerigen  Alkohol  lösUolien  Fettsäurai  an.  Fendler 

bat  bei  seinen  Versuchen  bei  reinen  Buttcrfetten  Zahlen  von  40  bis  etwn  50  erhalten. 

Obgleich  sich  eine  besfimmto  Grenze  nach  oben,  wie  auch  Fendler  zu^iht  orst  bei 
liusreichenden  Krfahruugeti  leslsetzcn  lassen  wird,  glaubt  er  doch,  daß  eine  Butter 
mit  der  Zahl  60  oder  mehr  beatimml  als  gefälscht  anzusehen  ist. 

Terfialiien  B. 

Dies  Verfahren  ist,  wie  schon  oben  angedeutet,  auf  die  verschiedenen  Siedepunkte 
der  Fettt'äure  Äthylester  gegründet,  von  denen  die  hier  in  Betracht  kommenden  Ester 
foi^^ude  Siedepunkte  haben: 

Buttersäure-Äthylester     .    .    .  119,9* 


Capronsäure- 
Caprylsänre- 
Oaprinsäure- 
LanrinBäure- 
Myiistinsäure- 


167,0» 

m  • 

246  • 

295  • 


Nach  Fendler  muO  „bei  der  fraktionierten  Destillation  der  aus  einem  Feite 
erhaltenen  Äthylester  die  etwa  zwischen  240  und  300*  liegende  Fraktion  um  so  reich- 
licher au^ifallen,  je  mehr  Laurin-  tmd  Mj/iistinsänreglyseride,  d.  h.  je  mehr  Kokosöl 
das  Fett  enthielt". 

Zur  Gewinnung  der  Ätbylester  werden  8ö  g  geschmolzenes  Butterfett  verwendet, 
läne  Wiederholung  der  Angaben  Fendlers  fiber  die  partieUe  Vecwafnog  des  Fettes, 
die  fraktionierte  Dsetillation  der  Fettsänrsäthylester  und  die  Binselheiten  der  AnsfElhrung 
der  Destillation  dOrfte  sich  hier  erflbrigen;  idi  vertfeiBe  daher  auf  die  Fendlersohe 
Oijginalarbeit 


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—   410  — 

Die  bei  der  fniktiooierteo  Deatilletion  der  FetteinnUIirleeter  aber  Bottor  e^ 
halten«  Antalil  Kubikzentimeter,  die  innerhalb  eines  gewissen  Zeitraums  bei  der 
Temperatur  von  190  bi^  300*  bei  genau  regulierter  Flamme  übergehen,  beieichnet 
Fendler  als  „DeBtülatzahl*  . 

Bei  66  reinen  Bntterprohen,  die  von  Fendler  nach  seinem  Verfahren  untersucht 
wurden,  schwankte  die  Deetillatuihi  zwischen  2,6  und  G,l.  Durch  den  Zusatx  von 
Kokosfett  wird  nach  Fendler  die  DestiUatsahl  folgendermaßen  erhöht: 

Gehalt  an  Kokosfett  10  —  16  —  20  —  25  —  30% 

Mittlem  BrhQhung  der  Deetillataabl  3,4—  6,2—  7,7-10,2—18,1 

Hat  dea  Veifahreu  A  eine  höhere  „Lftdichkninahl"  der  nidktflftchtigen  Fettr 
■ittien  als  60  engeben  und  nähert  die  „DeetUlatsahr*  (Verfkbren  B)  aioh  der  Zahl  6,0 
oder  fibmtoigt  diese,  eo  glaubt  Fendler  eine  VerfUediung  der  Butler  ndlKol^oBfotl 
aonehmeo  an  können. 


Tabelle  C.  Versuchaergebniase  naeh  den  Fendleraeben  Verfahren  A  and  B. 


Vertahmi  A 


a 

=  O 


S 

3 


.  9 


Kolcliert- 
Moißl 
Zahl 


An/.alil  vcrliranchtor 
rx-m        norm.  Kali 
lallte  zur  Sftttiinin^; 
der  in  60  vol.  7, 

Alkohol  geUtotea  wob 
&g  FettgawoDBanaa 
Vstuaarea 


|Biiltor4i«*/« 
I  RokMMt 


Yvt  B 


1  I 


Reicliert- 
Meil»! 
/alil 


Verfahren  A 

Anzahl  verbrauchter 
'ccrn       norm.  Kali 
lau^i     1  ■  "-ittigung 

der  lu  60  vol.  7» 
Alkohol  gsUalniauA 
ögFett 


Ver£  B 


1  ^ 


Friflcbe  Butler  von  den  Monaten 

April  und  Mai  1910 


1 

m.i 

[  4Ö.0 

1  70.Ü 

s 

80,9 

48,2 

68,5 

8 

:»l.ü 

4<i,:* 

4 

^,7 

aü,ö 

47,0 

6 

83.4 

29.8 

47.2 

ü 

4ü,0 

7 

25.4 

4!.,2 

8 

54,11 

9 

22,9 

84,0 

55.9 

II) 

»1,8 

r>."),7  —  ."jtij.'i 

11 

80,0 

07,4-1)8,0 

18 

29,7 

53/1-54,2 

!:4 

21),;* 

*i2,fi 

14 

aü,4 

51,7 

15 

27,7 

^.1-64,6 

It) 

27. <; 

(>2, 1— <>:i.(i 

17 

2ö,ö 

ti4,Ü— 64,0 

18 

26,4 

50,7—51,0 

III 

r.u.d 

2U 

»1,5 

21 

813 

56,0-553 

2"J 

;ir.,4 

M 

29,9 

6(i,4— eC,7 

87,a 

>  s 


5 
a 


S 
8 


Frfaefae  Bottar  too  dea  Ifonaten 

Oktolter  und  November  1910 


tu 

'I6,i> 

85 

81,2 

80,0-81,9 

26 

■SO,.". 

70,0-80,0 

27 

31,2 

70,0—74,0 

2» 

H0,4 

74,0-76.0 

2;i 

24.8 

42,0-4;J,0 

4,2—  4,5 

HO 

24,1 

:5i»,0  — 40,0 

:^,H—  4,0 

•  tl 

2<;,s 

4.!,0— 43,5 

.'»,.")—  5,8 

-■I2 

22,4 

35.0-853 

H,4 

21,0 

;J5,0-;C).5 

a,5 

:i4 

21,1 

:}:?.o— :m.o 

2,!!* 

Alt 

ButtorprobeQ 

27,7 

4a,4 

28,0 

»7,0 

ß0,l 

:i: 

■22,i; 

.58.0 

•6H 

22,  i 

■m;,:> 

89 

22,.^ 

;j:.,8 

.".".J.U 

40 

85,0 

70,6 

II 

:i].ti 

71,4 

42 

7i,7  [ 

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—    411  — 


Bei  genauer  AufOhraiig  der  F«ndlenchen  Vorgehriften  Inbe  idi  nun  naoh 
den  beiden  Fendlerschen  Verfahren  A  und  B  die  in  vweteheoder  Tkbelle  C  ver- 
leicfaneten  Ergebnisse  erhalten. 

Bei  der  DcFttillntinn  der  Ester  oaob  Verlabran  B  wurde  ein  MMeingdrabineto  mit 
36  Manchen  auf  1  (jcm  verwendet. 

Nach  den  Angaben  von  Fcndler  Hullen  eich,  wie  schon  oben  erwähnt,  bei  reiner 
Butter  nach  dem  Verlaiiren  A  (Spalte  3  in  vorstehender  Tabelle)  die  Zablenwerte 
•wiaehen  40—60  bewegen,  bn  Zablenwerten  aber  60  «oU  die  Butter  als  mit  Kokos- 
fett verfttaoht  angesehen  werden. 

Aua  TabeBe  C  geht  hervor,  datt  bei  den  verliegenden  fiiacben  Bntterpiüben  Oroni* 
•aUen  wn  88,7->81  (veigl.  Vera.  Nr.  6  und  25)  erhalten  wurden.  Hiemue,  wie  andi 
ans  den  Zahlen  der  Spalte  4  ergibt  Bich,  daß  nach  dem  Fendlerschen  Verfahren  ein 
Zusatz  von  10 "/o  Kokosfett  zur  Butter  nicht  immer  nachweisbar  ist  und  anderseits 
unzweifelhaft  reine  Butler  unter  Umständen  eines  solchen  Zusatzes  verdächtig  erscheinen 
würde.  Es  hi  zwar  nicht  durch  Versuche  feslgeslellt  worden,  aber  an  der  Hand  der 
erhaltenen  Zahlen  zu  berechnen,  daß  auf  Grund  der  von  mir  gefundenen  Grenzzahlen 
bis  zur  Höhe  von  81  selbst  Zusätze  von  15—20%  Kokosfett  in  einigen  Buttersorten 
mit  niedrigen  Beiohert-lltiAI-Zahlen  niohi  nacbgewieeen  miden  kannten. 

Audi  da»  Verfahren  B  gab  bei  der  Naebprfifnng  dar  Herbatbntter  von  den  bdden 
bekannten  Mdkereieo  Brehna  b.  Halle  und  Magdeburg  (Nr.  36  bia  38)  weit  grttBere 
Ifengen  an  Ester-Deatillat  als  6,1  ocm,  wie  sie  Fcndler  für  reine  Butter  als  oberste 
Grense  angibt.  Den  bei  diesen  4  Prolin  reiner  Butter  erhaltenen  E^ter-Destillaten 
von  9—11  com  infolg»  mttllten  diese  Butterproben  mit  15— 20%  Kc^oefett  ge* 
fälscht  »ein. 

Aus  diesen  Versuchen  peht  somit  hervor,  daß  die  beiden  FendlcrBchen  Ver- 
lahren,  ebenso  wie  das  Ewerssche  Verfahren  als  ein  sicherer  Nachweis  von  Kokos- 
fett in  Bntter  nicht  angesehen  werden  kdnnen. 

V.  UirteraiiohuiiQSirgabiiisM  nacli  PolonikM  Verfahren. 

Nach  meinem  (a.  a.  O.)  genau  vorgeschriebenen  Destillationsverfahren  werden  die 
Reichert- Meißl  Zahl  und  die  bei  ihrer  Bestimmung  übergebenden,  in  \\'asser  unlöslichen 
flüchtigen  Fettsäuren  der  Butter  ermittelt.  Bei  reiner  Butter  stehen  diene  beiden 
flüchtigen  Fettsäurepruppen  insofern  in  Beziehung  zueinander,  als  niedrigen  Ileichert- 
Meißl  Zahlen  geringere  und  }inheren  Reichert-Meißl  Znhlen  größere  Mengen  ungelöster 
fllüchtiger  Fettsäuren  entsprechen. 

Duicfa  den  Zusata  von  Kokosfett  wird  die  Belohert-lIsiltl-Zahl  der  Butter  er- 
niedrigt, die  Heng»  der  ungelösten,  flflobtigsn  Store  (neue  Buttetsahl  —  n.  B.Z.  oder 
FMenske-Zabl  —  P.Z.)  aber  so  bedeutend  erhöht,  daO  schon  10%  Kokosfett  in 
Butter  oadigewiesen  waiden  können. 

Wegen  der  fftr  reine  Butter  als  höchstzulissig  antusehenden  neuen  BiTtter-Zahlen 
?erweiee  ich  auf  die  in  meiner  Arbeit  gegebene  Tabelle  B  (a.  a.  0.  S.  563). 

Im  Anschluß  an  die  wenig  befriedigenden  ErgebniHse  der  Nachprüfung  der  Ver- 
fahren von  Ewers  und  Fendler  lasse  ich  nunmehr  in  der  folgenden  Tabelle  D 


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—   412  — 

(S.  413)  die  nnch  meinem  Verfahren  gefuDdenen  ErgebnisM  folgen,  die  bei  den  gleichen 
39  Proben^)  reiner  Bnitor  und  den  uii  107»  Kokoofett  veisetsten  Proben, erhalten 
wurden. 

Die  Rrgebnieee  bei  den  Buiierprnben  Nr.  35 — 39  sind  früheren  UnterBuchuQgea 
entnommen,  nla  die  Butter  noch  friscfi  war. 

Die  Werte  iu  Spalte  ü  der  nachstehenden  Tabelle  D  eeigen,  daß  in  den  Butter- 
proben  IXr.  l<-^89  der  Senats  von  10  Vo  Kolooefell  xweifi^oa  mi^geirieBen  worden  iit. 

Von  Ewer»  und  Pendler  ist  mein  Verfahren  iwar  erwähnt,  aber  angeblidi 
nicht  naehgeprüfl  worden.  Anderaeita  jedoeb  liegen  seit  der  Veröffontltohong  meioer 
Abhandlung  aua  den  vorfloeaenwi  7  Jahrm  eo  tthlrriehe  Kachprttfungen  and  Kritiken 
daraber  rar,  daß  znrwit  wohl  ein  objekUvea  Urteil  Qber  den  Wert  dee  Ver&hrena  ab- 
gegeben werden  kann. 

Dnrnftch  knnn  als  festgestellt  gelten,  daß  sich  bei  dem  Verfahren  zwnr  vereinzelte 
Mängel  heraupgeptellt  haben,  daß  es  pich  yonat  aber  als  dxjrclinue  brauchbar  erwieseo 
hat  und  allgeaieine  Anwenduntr  findet.  UinBichtlich  der  Ausführung  des  Verfahrens 
h&l  W.  Arnold*)  in  anerkennenswerter  Weise  etatt  des  anfangs  von  mir  benutsten 
Diahtnetaee  einen  mit  einem  kreisrunden  Auwohnitt  von  6,5  ccm  Durchmeeeer  ver- 
lehenen  Asbeatteiler  und  die  Erhilsung  dea  DeaUUailonelEdbene  mit  direkter  Flamme 
eingeführt.  Femer  iat  durch  den  Votachlag  von  Fritaache*}  die  Menge  und  der 
Feinhcite^ad  de*  au  verwendenden  BimNteiopulvera  genauer  ger^lt  worden,  wodnich 
eine  gleichmiiligere  DeaUUation  eraielt  wird.  Andweeite  iat  bezflgUch  der  nach  meinem 
Verfahren  erhaltenen  Ergebnisse  darauf  hingewief^en  wwden,  daB  die  in  Spalte  2  meiner 
Tabelle  B  (a.  a.  ().  S.  553)  aufgestellten,  mit  den  Reichert- Meißl-Zahlen  korrespondierenden 
Polenske  Zahlen  manchmal  zwar  unter-  und  überschritten  werden;  auf  Grund  meiner 
weiteren  VerHUcbe  kommt  diesen  geringen  Abweichungen  eine  den  Wert  des  Ver- 
fahrens beeinträchtigende  Bedeutung  indessen  nicht  zu.  Dies  um  so  weniger,  alä  die 
Zahlen  der  Spalte  3  in  genannter  Tabelle  B  die  maßgebenden  sind  und  bei  leiner 
Bntter  bSdiatena  erreicht  und  hei  mit  Kokosfett  gefllnhter  Butter  überadirttten  werden. 
Die  von  den  Zahlen  der  Spalte  8  in  dieaer  Tabelle  B  gana  vereinaait  beobaditeten  ab> 
weichenden  Bigebniaae  aind  faat  auflaehlieOlich  auf  mlohe  Butter  aurikAsufUiren,  die 
von  Kflben  wihrend  einw  abnormen  FGttemngapeiiode  mit  Kokoskuchen  und  besooden 
mit  Zudcerrfiben  Abfüllen  herstammte,  wie  diea  a.  B.  bei  den  Butterprahen  Nr.  40~42 
in  vorliegenden  Tabellen  der  Fall  war. 

Daß  eine  mäßige,  landeBÜhliche  Rübenfütterung  der  Kühe  keinen  erheblich  nach- 
teiligen KinHuß  auf  die  Poleniske-Zahlen,  wohl  aber  einen  solchen  auf  die  Ewerssche 
„Üiflerena"*)  und  auf  die  von  Pendler  aufgestellten  Grenszahlen  ausüben  küiiiile. 
aeigen  die  Butterproben  der  Magdeburger  Molkerei  (vergl.  Nr.  27  und  28  der  Tabellen  B, 


')  Bei  den  Proben  Nr.  40,  41  and  42,  die  nach  der  Fütterung  von  Kühen  mit  abnonnen 
Mengen  von  ZockenQbea-Abiillen  erhalten  wurden,  Iat  der  Naebwels  von  Kokosfett  sadi  aadi 
meinem  Verfahren  nicht  tn^^lich. 

Zeitscbr.  L  Unters,  d.  Nabrungs  und  Gcoufimittel  lt)07,  Ii,  S.  150. 
()  Zei(sehr.  f.  Vntwm.  d.  NahmoiS'  und  OenntmiUel  1906,  15^  8.  IM. 
Veiffl.  Amberger  a.  a.  O. 


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418  — 


Tftbelte  D.   VeraudisergebDisBe  nach  dem  Verfuhren  ron  PoUnske. 


1 

9  i 

8 

4 

5 

8 

Laufenile 
Ntiintner 

der 
Botter- 
probe 

Reine  Botter 

Butter  +  10*/t  KokomitlMett 

Die  hflehetinlitaalge 

Zahl  fflr  reine  Butter 
int  l>et  den  m.  Kokoa- 
fett  wraOechlni 

fUitterproben  (iber- 
schritten etwa  um: 

Reiohert- 
MeiOlZahl 

Ueichert- 
Meiäl-Zahl 

FotoMke-Zeht 

Frische  Bntter  von  den  Monaten  April  and  Mai  1910 

1 

'AU  It  ' 

2  ä 

27  B 

3  4 

-1-0  7 

-j—  U,  f 

2 

äO  9 

2.7 

28,5 

3,8 

-t-  0  9 

3 

31,0 

3  1 

28,9 

4  1 

-f-  0  6 

4 

22,7 

1  1 

21.2 

2.2 

-1-0  3 

5 

23,4 

1,2 

21,9 

2,3 

4-0,3 

6 

9afi 

1.0 

21,2 

2,2 

+  0,3 

7 

25,4 

1.3 

23,7 

2,7 

+  0,5 

8 

22^ 

21,7 

2,6 

+  0,6 

9 

82,9 

1.8 

81.7 

83 

+  03 

10 

3.1 

29,5 

•«,2 

+  0,7 

11 

30,0 

2,8 

28.2 

3,6 

+  03 

18 

89,7 

M 

87.9 

8,8 

+03 

18 

99.9 

2,5 

28,1 

3.6 

+  0,6 

14 

80.4 

8.8 

28,7 

4.0 

+  13 

16 

27,7 

8.5 

86,8 

83 

+0.7 

IG 

27.6 

8.4 

26,2 

3.2 

+  0,7 

1  ( 

28,5 

2,7 

26,8 

3.5 

+  13 

IS 

98.4 

1,9 

84,6 

3,0 

+  0,7 

IV 

31,4 

2,9 

29,5 

4,2 

+  0,7 

SSV 

31,5 

8,4 

29,7 

4,2 

+  0,7 

Ol 

31,8 

8,4 

29,8 

4.2 

+  0,7 

im 

22,7 

1,5 

21,1 

2.5 

+03 

Od 
W 

29,0 

27,3 

4,4 

+  13 

Frische  Butter  von  den  Monaton  Oktober  und  November  191U 

U 

98,5 

1  1.8 

883 

1  9.« 

+  0,5 

25 

31,2 

4.0 

29,6 

5,5 

+  23 

S6 

80,5 

33 

28,8 

5,0 

+  13 

<|T 
MI 

81,2 

3,8 

29,4 

5,1 

+  13 

2ö 

30,4 

3,6 

27,H 

4,4 

+  1,7 

24,8 

1.8 

23,5 

3,2 

+  13 

oU 

24,1 

1,7 

22,4 

3,0 

+  03 

••51 

26,8 

2,0 

24.7 

8,2 

+  03 

o2 

22,4 

1.5 

21,2 

3,0 

+  13 

21,6 

20,6 

2,8 

+  03 

84 

81.1 

U 

19,9 

8,7 

+  03 

Alte  Btttterproben 

85 

27,7 

2,0 

28,0 

8.0 

+03 

38 

23,0 

1,5 

21,9 

2,5 

+  03 

87 

22,6 

1.4 

21,6 

2,4 

+  0,4 

38 

223 

1.3 

21,0 

2,4 

+  0,5  - 

39 

22/. 

1.5 

21,4 

2,3 

+  03 

40 

85,0 

6,4 

41 

31,6 

5,1 

48 

34.5 

6.2 

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C  und  D).  Denn  nach  einer  mir  vom  31.  Oktober  1910  vorHep;enden  Mitteilung  des 
Herrn  Dr.  Fritzsche-Cleve  hatte  das  Futter  der  Kühe,  von  denen  diese  Butter  her- 
stammte, folgende  Zugammensetzuag: 

25  PAind  Sfilwnblätlw 

40    „  RfibenscbnilMl 
ff    „  H«n 

6    „     Kimftlatter  (Kl«lft,  BfdniiA-  und  BAmmraU- 
Bhl). 


VI.  Über  den  Nachweis  von  Kokosfett  im  Schweineschmalz. 

Hinflichtlich  des  leicht  zu  erbringenden  Nachweises  dieser  Fälschung  kann  ich 
mich  Iran  auf  den  Hinweia  auf  die  in  meiner  froheren  Arbelt  ,,Btne  neue  Meibode 
rar  Beatlmmtang  dee  Kokoeniifireltee  in  der  Butter"  ^  gemachten  Angaben,  beamiden 
auf  die  dort  anfgeetdita  Tabelle  B  beachrinken,  aut  der  berforgebt,  dafi  die  Beioheii> 
IfeifilZahl  dea  reinen  Sehweineschmaliee  von  etwa  0,4  und  deaaen  Polenake-ZabI  ron 
etwa  0,6  schon  durch  einen  Zusats  von  10%  Kokosfett  zum  Schweineschmalz  auf 
2,0  bezw.  1,9  erhöht  werden.  Zahlen  von  dleaerHöhe  aind  in  reinem  Schweineechmali 
biaber  niemals  beobachtet  worden. 

Auf  Grund  vorstehender  Erörterungen  komme  ich  *u  dem  jranz  objektiven  Er^;»ibniK, 
daß  mein  Verfahren  zum  Nachweis  von  Kokosfett  in  Butter  und  Schweineschmalz 
sicherere  Ergebnisse  liefert,  als  die  Verfahren  von  Ewers  und  Fendler  und  daß  ihm 
ein  niohi  nnweaentlieher  Anteil  an  dem  aeit  seiner  VerSi^tlicfauDg  beobachteten 
Rfldcgange  der  BatterfUadinogen  mit  Falmfetten  niöbt  abeQqireoben  aein  dürfte. 

Berlin,  Chemiaohes  Laboratorium  dea  Kaiaerlichen  Oeaundheitaamtee  Febmar  1911 . 


^  Arbeiten  aas  dm  Kaiasrlldin  G«aaiidhiiininto  1904»  Bd.  ZZ«  8»  &  866. 


Endo  des  B.  Heftes. 
Abgescblossen  am  Q.  November  lUU. 


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über  Bau  und  Vermehrung  von  Babesia  canis  im  Blute  des  Hundes. 


VOD 

Professor  Dr.  A.  Sehuberg,  ,  Dr.  £.  Eeicbenow, 

RegiMiiQfBnit  wiaMOKhaftlkfaem  HilterlMi(»r 


im  Kidwriieh«!!  Q««itodh«ito«inteb 
Mit  1  T«fel  (Tafel  II)  und  S  Teztilgurai. 


BntoHung. 

AbgeMlwn  von  der  bedeutenden  Rolle,  die  die  PiiopUnnen  in  wirtaetaiUidier 
Hinncht  als  Krankeitflerreger  spielen,  rind  sie  auch  vom  iriasenaehafUiehen  Stand- 
punkte aas  von  groO«m  Interesse  wegen  der  Stellung,  die  ihnen  bei  dem  Venuch  tat 
Aufstellung  eines  natürlichen  Systems  der  Blutpacasiten  von  manchen  Seiten  angewiesen 
worden  ist. 

Scbaudinn  (1904).  der  durch  seine  Tnterpuchungen  an  dem  Hniteridium  uml 
dem  Leukozytozoon  des  Steinkauzes  (Athene  uoctua)  zu  einer  ganz  neuen  Auffassung 
von  der  Stamroeegeeobiobte  der  Blutprotozoen  gelangt  war.  vermutete  auf  Grand  von 
PApanten  Webers,  daft  Ahnlieh  wie  bei  Halteridium  aodi  bm  Baberia  ein  Trypano- 
somenstadium  in  die  BntwieUnng  eingesctialtet  sei.  Ferner  glaubte  er  andi  bei 
Babesia  canis  sin  dem  Blq[>hsroplasten  der  Tiypanasoaien  enteprediendes  Gebilde  neben 
dem  Kerne  nnchgewip»on  zu  haben.  Der  Au£Gusung  Hohaudinns  schloß  sich 
Lühe  (1906)  bei  seiner  Bearbeitung  der  ßlutprotoxoen  in  Menses  Handbuch  der 
Tropenkrankheiten  an  und  ptrllte  die  Babesien  als  vermittelnde  Formen  zwischen  die 
Trypanosomen  und  die  inlrazelhilären  Hiutfchinarotzer.  Im  weiteren  Ausbau  diese« 
Gedankenganges  gelangte  llartmanu  (1U07,  IdlOj  zur  Auftiitellung  seiner  Flagellaten- 
Ordnung  der  Biuucleaten,  zu  der  er  auch  die  Malariaparasiten  rechnete.  Auch  hier 
spielen  die  Babesien  als  angenommene  Obergangsformem  eine  grofie  Rolle. 

Andeiseits  bat  die  altere,  gleiobMIs  von  Sohandinn  (1899)  stammende  Auf- 

fsssuttg;  daS  die  Plasmodien  auf  die  Ooecidien  snifickinftthren  sind,  in  neoestsr  2sit 

«ns  wessntüche  Stötxe  erfahren  durch  die  Erkenntnis,  daO  die  umfangtticfaste  Gruppe 

der  Blntprotoaoen       die  Ilämogregarinen  —  tatsächlich  nichts  anderes  als  in  Blutp 

Icörperchen  sebmarotzende  C'occidien  darstellt  (vgl.  Reichenow   1910,  Ilartmann 

und  rMiaf:n«!  1910.  Robertson  1910),    Es  er.'icheiiit  (hilier  eine  Prüfung  angebracht, 

inuu  \se;t  hei  solchen  als  Cbergaiigü formen  angenommenen  Parasiten,  wie  den  Rahesien, 

die  Annahme  einer  Trypanoaoraenverwandtschaft  durch  ihre  Morphologie  und  durch 
Alb.  a.  d.  IbiMii  OaModhailMiile.  Bd.  ZXXVOL  28 


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das,  wa?  über  ihre  Entwicklung  bf^Vnnnt  ist,  gerechtfertigt  wird.  Die  Voraussetzung 
einer  solchen  Verwandtschaft  hat  zur  Beechreibuog  einer  großen  Mannigfaltigkeit  von 
Formen  geführt,  die  alle  als  Flagellatenstadien  der  Bahesien  angesprochen  werden, 
und  diese  vielen  Stadien  sind  ein  aprecbeadea  Beispiel  für  die  Ciefuhr,  die  darin  liegt, 
wann  man  out  «imr  fOfg^Jten  Ifemtiiig  an  ein»  (Jotenndiang  herantritt. 

Das  AnilnAMi  von  FlagallaieDlbnnen,  sowie  die  KemverliSltniise  der  fiabesien 
Uldeten  somit  den  Hanptgegenstaad  tmieNs  Inteveases. 

Zur  FjiEdarttng  einer  weiteten  fttr  die  Keantnis  der  Baheaien  vichtigen  Frage, 
uätnlich  der  nach  den  im  Überträger  auftretenden  Entwicklungsformen,  haben  wir 
bisher  nichts  beitragen  können,  da  eine  l'^ntersuchung  nach  dieser  Richtung  nur  an 
einem  Orte  erfolgreich  durchgeführt  werden  kann,  an  dem  die  in  Betracht  kommenden 
Zeckenarteu  heimisch  n'md. 

Wir  haben  in  der  vorliegenden  Arbeit  die  außerordenttich  umhmgreiche  Literatur 
über  Babesien  nur  soweit  erwAbnty  als  es  der  von  ma  bdiandelte  Gegenstand  erfor* 
derte;  ein  sehr  eingahendee  fidiriftanverMiobniB  findet  eidi  bei  Chriatophere  (1907). 

An  dnsm  Teil  der  Untotsnchiingen  Aber  Babeaia  eanls  hat  auch  Herr  Dr.  Grosse* 
Allermann,  der  Torflbergehend  im  Kaisedioben  Geeandbeiteamte  titig  war,  mitge- 
wirkt. Beine  Beteiligung  entrsokt  lioh  hauptsüchüch  auf  die  Frage  der  Flagellaten' 
formen  und  des  Einflusses  der  Staupe  auf  die  Virulenz  der  Babesien,  während  insbe- 
Bonderp  die  Hnterpuchungen  über  den  Teilungsvorgang  und  die  d^mit  zusammenhän- 
genden Kemveränderungen  nach  seinem  Scheiden  aus  dem  Amte  ausgeführt  wurden. 

Tediollt. 

Um  bei  der  Untettuehung  der  KemTerhiltniaae  au  einwandfreien  Krgebnimen 
so  gelangen,  war  ea  natürUdi  notwendig,  mit  der  lohen  Uetbode  der  HenteUnng  von 
Trookenansstridieo  an  bredien,  mit  der  steh  fast  alle  biaherigen  tJnteraneher  begnfigt 
haben. 

Unmittelbar  nach  Herstellung  des  Ausstriches  wurde  der  Objektträger  auf  «n 
bis  sum  Rande  mit  Sublimat-Alkohol  (nach  Schaudinn)  gefülltes  Uhrschälchen  ge- 
deckt. Die  Fixierungefliissigkeit  wurde  teils  kalt,  teil»  erwärmt  angewandt;  doch  war 
ein  Unterschied  in  der  Wirkung  nicht  festzustellen.  Nach  AuswaFoheri  in  Jodalkohol 
und  Überführung  in  70%  Alkohol  und  Wasser  wurde  mitGiemeas  FurbstofT gefärbt. 
INe  Weiterbdiandlang  geediah  naob  der  von  Sehuberg  bereits  mehrfach  (1909,  1910} 
verOfienllifditen  Hbdillkation  der  Giemsailrbung  durch  Entwiaaerung  in  Aieton  und 
Obsrtragnng  in  Xylol,  worauf  dar  Sinadklufi  in  Kanadabalsam  nfolgte. 

Diese  in  gans  ibnlidier  Weise  andi  von  Giemaa  sdbat  (11)09)  onabhlngig  von 
Bohnberg  angegebene  Modifikation  ist  der  Trockennietbode  so  aufierordentlich  über- 
legen, daß  es  sehr  zu  wünschen  wäre,  sie  würde  allgemein  angewandt«  damit  die 
gchnn  «o  riesengroße  Zahl  mangeUiafter  Abhildnngen  von  filutprotonen  nicht  immer 
weiter  vermehrt  wird. 

Natürlich  darf  man  sich  auch  auf  dieäe  Methode  nicht  allein  verlasfieu,  da  häußg 
Elinzelheiten  infolge  der  starken  Überfarbung,  die  sich  auch  durch  die  Differenzierung 
mit  Aastoo  nieht  völlig  auigleiofaen  liOt,  fibertiieben  nnd  adiematiBiert  eraeheineo. 


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-   All  - 


ybn  d«  rar  Kontralle  ingewindtan  HBmatoiyKnfltotmigen  (Heidenhain«  Weigert, 

Delafield)  gab  dfe  Firlnuig  mit  Dalefielda  Hinuktoxylin  die  besten  Ergebnime. 
J)er  Farbstoff  wirkte  auf  Vjo  vwdOnnt  einen  oder  swei  Tage  lang  ein,  und  hierraf . 
norde  mit  einem  Gemisch  von  saUaaurem  Alkohol  und  Glyzerin  differenxiart. 

Znr  Färbung  friechen.  paraflitenhaltigen  Blutes  unter  dem  Deckglaee,  sog.  „Vital- 
färbnnp"  wurde  eine  Jjösung  von  etwas  Methylenblau  in  phyRiol.  Kochsalzlösung  ver- 
wandt, indeni  ein  Tropfeu  der  Lösuntf  mit  einem  Tropfen  Blut  gemischt  wurde.  Die 
Parasiten  färben  sich  immer  erst  nach  längerer  Zeit,  weoa  sie  abzusterben  beginnen. 
Man  kann  alao  von  einer  MVitalförbung"  nicht  gut  sprechen  und  darf  auf  die  Farbunga- 
bilder  keinen  grollen  Wert  lagen.  Sehr  bnmdibar  aber  iit  die  ItetlMidet  um  fdidi 
aebnell  Bild  von  der  Stirin  der  Infektion  m  geben«  da  sich  die  Parasiten  sehr 
lebliaft  blau  fibbeo, 

Ovganstflclte  infisierter  Hunde  worden  g^iehfalls  mit  Sohandinns  Gemiseh  (mit 
«n  paar  Tropfen  Eüseeeig^  fizierL  kaxAk  die  FlilMing  der  Pennten  in  dm  Baralfin> 
eobidtten  gelang  am  besten  naeh  den  beiden  oben  angegeboien  Methoden. 

Zur  Beobaohttmg  der  Bewegungen  der  lebenden  Peraeiten  wurde  das  Hikrodmp 
in  einem  heiihaien  Sehrenk  bei  etwa  88**  C  nntergelwaeht. 

Dia  Beeinflussung  der  Virulenz  durcli  das  Atter  des  Stumnes  und  durcii  Staupe 

des  Hundes. 

Oer  so  anseien  Untereudiongen  verwandte  Babestastamm  leigte  sieh  im  Anfi^oge 
ziemlich  stsik  virulent,  so  dafl  bei  fortgeeetster  Weiterimpfung  aof  jnnge  Hunde  die 
Erkrankung  meist  einen  akuten  Verlauf  nahm  und  die  Tiere  am  8.  oder  4.  Tage 
nach  der  Infektion  eingingen.  Die  T 'ntcrsnchnnppn  mnCtcn  aus  änCerrn  Gründen 
niehrtach  für  längere  Zeit  unterbrochen  werden,  und  e«  gelang  in  der  Folgezeit  immer 
schwerer,  den  Stamm  von  g^alzenen  Hunden  wieder  zu  einiger  Virulenz  zu  bringen. 
Die  Hunde  zeigten  schließlich  auiler  vorübergehenden  Temperatiirateigerong  am  3.  oder 
i.  Tftge  kaum  nooli  irgend  eine  Reaktion ,  ond  der  Parssitenbefnnd  blieb  Infierst 
spMieb.  Anob  ein  im  Institnt  fübr  Infektionekmnkhelten  forffesOebteter  Stamm,  der 
uns  von  Heim  Pkofenor  Sehilling  frenndtiohst  sur  Verfügung  gestslit  wnids  and 
der  sebr  wahiselMinlidi  nnprttnglicii  der  i^eidie,  wie  der  von  nns  vcurhsr  benntrte. 
war,  zeigte  ^eichfalls  eine  sehr  geringe  Virulenz.  Unter  dieser  geringen  Virulenz  hatte 
aoch  Bumann  (1910)  bei  seinen  kürzlich  veröffentlichten  therapeutischen  Vereuohen 
zu  leiden.  Er  versnohte  vergehUob,  die  Viralen*  durch  Paeeage  durch  selir  jnnge 
Hunde  za  steigern. 

Die  üllnKihliche  Virulenzabnahme  eine«  alten  Babesiastammes  steht  in  auffallendem 
G^ensatz  zu  den  Erfahrungen,  die  man  bei  den  verschiedenen  S&ugetiertrypaoosomen 
in  dieser  Bssishong  gemaoht  hat  Sie  bewdst,  datt  die  Babeaien  die  Aussöhaltang 
dee  bei  der  natttrUdien  Ottertragong  notwendigen  sweiten  Wirtes  auf  die  Dauer  nkht 
in  der  g^eieben  Wdae  vertragen,  wie  die  Trypanosomen.  Hit  dieeer  TetsBohe  steht 
anch  die  Bsobeditnng  Cbristophers  (1907)  im  lOnklengi  daft  durah  Zedceo  inflsierte 
Hunde  viel  sohweier  erkrankten  als  mit  parasitenbsltigem  Unte  geimpfts.  Bsi  all* 

98^ 


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418  — 


einiger  Berücksichtigang  der  Parasiten  sah  1,  die  in  beldm  Filleo  den  Hunden  dn- 
verleibt  wifd,  mflflte  man  gerade  das  Gegenteil  erwarten. 

Ein  weiterer  Punkt,  der  die  Virulenz  der  Babesien  erheblich  beeinflußt,  sei  an 
dieser  Stelle  gleichfalls  erwähnt.  In  seiner  oben  erwiihnten  Arbeit  gibt  B'jmnnn  an, 
daß  er,  um  die  Virulenz  des  BabeaienetanirDes  zu  steigern,  den  Stamm  auch  durch 
staupekrauke  Hunde  geschickt  habe.  Das  Ergebni«  war  jedoch  ein  entgegengesetztes: 
die  mraleni  nahm  ab.   Die  gleioboi  Befunde  baben  anch  wir  erbeben  können. 

Unaere  Beobaehtm^pm  nach  dieaer  Ri«btnng  eniieekten  aieh  auf  lOnf  Hunde. 
Ein  mit  PiroplaamoBe  geimpfter  Hund  (Nr.  26)  ging  unvermutol  drei  Tage  nach  der 
Impfung  an  Staupe  «id.  Die  FiraplaanuMe  hatte  eidi  niir  aebwadi  «ntwiokelt.  IGl 
Herz-  und  Nierenblut  dieses  Hundes  wurde  dn  neuer  (Kr.  2^  gesund  autaehender 
Hund  infiziert.  Dieser  starb  nach  acht  Tagen  an  Staupe,  die  anscbetnend  bei  der 
Impfung  von  Hund  26  auf  ihn  übertrai?en  worden  war.  Erechcinunpon  von  Piroplas- 
mose oder  Babesien  im  Blute  koniuen  überhaupt  nicht  nachgewiesen  werden.  Die 
Hunde  28  und  29  waren  bereits  an  Staupe  erkrankt,  als  sie  mit  Babc&ia  haltigem 
Blut  Dicht  staupekranker  Hunde  geimpft  wurden.  Hund  28  ging  nach  vier,  Hund  29 
nach  drei  Tagen  ein,  obne  Kreobeinungen  von  Piraplasmoae  gezeigt  zu  haben.  Bei 
einer  apUeren  Vemudiareihe  wurde  noch  ein  fttnfter  Staupehnnd  mit  Babeeien  infiiiert 
(Nr.  46).  IMeeer  Hund,  dessen  Temperatur  fast  dauernd  iwisoben  40  und  41* 
schwankte,  zeigte  zwar  am  4.  Tage  dne  leichte  BrhÖbuDg  der  FSeberlnirve  bis  auf 
41,4",  doch  ließen  sich  keine  Parasiten  im  Blute  feststellen.  Bs  gdang  jedodi,  mit 
dem  Blute  dieses  Hundes  eine  Infektion  bei  einem  anderen  hervorzurufen. 

Die  obigen  Befunde  stellen  feet,  daÜ  t-ine  Abnahme  der  Virulenz  dea  ßabesla- 
stammcH:  nicht  er«t  bei  einer  Piissage  durch  mehrere  sUiupekranke  Hunde  erfolgt, 
sondern  daß  iu  jedem  Einzelfalle  eine  vorhandene  äiaupe  die  Piroplasmose 
nicht  cur  Entfaltung  kommen  Iftfit. 

Im  AnB«)blul}  bienm  ist  der  Befand  von  Fh.  nnd  S.  Kuhn  (1911)  hemauheben, 
daO  Hunde,  die  nach  übers tandener  Staupe  mit  Pferdesterba  geimpft  werden,  in 
der  |^o0en  Mebnahl  der  FWe  am  lioben  bleiben,  wShrend  aonat  der  gtSOte  Teil  dar 
mit  Pfeideslerbe  inflsierten  Hunde  eingebt  (Zahlenangaben  s.  a.  a.  0.). 

Verteilung  der  Parasiten  im  Blute.  Phagozytose. 

Der  geringe  Parasitenbefuud  bei  den  letzten  von  uns  in  Versuch  genommenen 
Hunden  hatte  den  einen  Vorzug,  daß  er  besonders  deutlich  zum  Ausdruck  brachte,  in 
welcher  Weise  die  Parasiten  im  Blute  des  Wirtstieree  vertdlt  sind.  Bs  ist  in  der  lit»* 
ratnr  mehrfach,  iusbeaondex«  von  Kinosbita  (1907)  erwihnt,  daS  Babesia  canis  sieh 
beoonders  sahlreidi  in  den  Kapillaren  sowohl  der  Haut,  als  der  inneren  Oigane 
findet  Kinosbita  fand  die  Infektion  am  sttrkiten  in  Niere,  Leber  und  Hila.  Audi 
wir  haben  besonders  in  der  Niere  große  Parasilenmasaen  beobnditet  (veiyl.  Textlig:  Q, 
desgleichen  auch  in  den  Kapillaren  der  Lunge. 

Sehr  auffallend  ist  der  große  rjiraHitenreichtum  in  den  peripheren  Kapillaren 
im  Verhältniß  zu  der  Zahl  in  den  größeren  Geiaßen.  Macht  man  während  dee  ersten 
Fieberanfailes  eines  geimpften  Hundes  einen  kleinen  Einschnitt  ins  Ohr,  so  kann  der 


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—    419  — 


erste  hervorquellende  Tropfen  große  Massen  von  Parasiten  enthalten,  so  daß  man  in 
jedena  Ge8icht«feldc  mehrere  bemerkt,  während  man  schon  im  zweiten  Tropfen  nur 
nach  langem  Suchen  vereinzelte  Babesien  nachweisen  kann. 

In  dem  frischen  Präparat  von  einem  solchen  ersten  Tropfen  beobachtet  man 
vielfach,  daß  die  Blutkörperchen  zu  pfropfartigen  Gebilden  zusammengeballt  sind. 
Diese  Zusammenklumpungen  stellen  ohne  Zweifel  eine  Art  „Ausguß"  von  Blutkapillaren 
dar,  die  durch  die  Anbäufimg  von  Blutkörperchen  verstopft  worden  sind.    An  den 


Fig.  L   Ausstrich  aaa  der  Niere.   Starke  Infektion. 


Klumpen  fällt  besonders  auf,  daß  ein  großer,  oft  der  größte  Teil  der  zusammen- 
hängenden Blutkörperchen  mit  Babesien  infiziert  ist.  Sehr  deutlich  kommt  die  Tat- 
sache bei  Methylenblauzusatz  zur  Anschauung  (vergl.  S.  417).  Aus  diesem  Befunde 
geht  hervor,  daß  bei  Piroplasmose-kranken  Hunden  die  Blutkörperchen  dazu  neigen, 
aneinander  haften  zu  bleiben.  Bei  der  auf  solche  Weise  in  den  Kapillaren  erzielten 
Verstopfung  ist  es  nicht  verwunderlich,  daß  infolge  der  weiteren  Vermehrung  der  fest- 
gehaltenen Parasiten  bald  die  Mehrzahl  der  diesen  Pfropf  bildenden  Blutkörperchen 
infiziert  erscheint. 

Um  bei  dieser  Verteilung  der  Parasiten  trotz  der  schwachen  Allgemeininfektion 
eine  größere  Zahl  brauchbarer  Präparate  zu  erhalten,  machten  wir  Einschnitte  an  ver- 
schiedenen Stellen  des  Ohres  und  entnahmen  jedesmal  den  ersten  Tropfen.  Dies  Ver- 
fahren führte  sehr  häufig  nicht  zu  dem  gewünschten  Ziele,  da  durch  das  Befassen  und 
Pressen  des  Ohres  eine  erhöhte  Blutzufuhr  l>ewirkt  wurde,  die  jedenfalls  die  Ballen 
von  Blutkörperchen  aus  den  Kapillaren  hernusschwemrote. 

Neuerdings  hat  auch  Na  ttan  -  Larrier  (1911)  die  Erscheinung  der  „Auto- 
agglutination "  der  roten  Blutkörperchen,  die  auch  bei  anderen  Protozoenkrankheiten 


—   420  — 


bekannt  iat,  bat  Hundepiroplasmose  beobachtet  Bemerkenswert  aus  seinen  aystenuitiadi 
auf  diese  Frage  gerichteten  Versuchen  ist,  dafi  die  Autosgglutination  schon  beginnt, 
bevor  die  Piroplasmen  selbst  im  Blut  aufgefunden  werden.  Von  10  untersachten  Fällen 
wurde  die  Erscheinung  in  fünf  Fällen  24  Stunden,  in  einem  48  Stunden  vor  dem  Auftreten 
der  Parasiten  im  Blute  beobachtet.  Hierüber  stehen  uns  eigene  Erfahrungen  nicht 
zu  Gebote,  da  wir  auf  den  Beginn  der  Erscheinung  nicht  besonders  geachtet  ^aben. 
Bamarkt  mnfi  jedoch  weiden,  dafi  daa  Unt  ana  veiadiiadanen  Tdlan  dea  Kfirpen  aidi 
▼erschieden  ra  veibalten  scheint  In  einem  Falle  wenigstens,  in  wdohem  die  kuUh 
agl^ntination  dar  roten  Blutkfiirpereihen  in  Ümn  ana  dam  Obre  entnommenen  Fiipanta 
besonders  dentlicfa  war,  war  de  in  dem  Henblnt»  dea  bald  daranf  gaUttaten  TIana 
gar  nicht  wahrzunehmen. 

Eine  Erscheinung,  auf  die  in  der  Literatur  der  Piroplasmose  sehr  wenig  hingewiesen 
worden  ist,  ist  die  Phagozytose.  Melirere  Forscher  geben  an,  daß  mit  fortschreitender 
Infektion  eine  starlie  Vermehrung  der  Leukozyten  einhergeht.  Christophers  (1907) 
stellt  fest,  da£  es  sich  im  wesentlichen  um  eine  starke  Steigerung  der  Zalil  der  großen 
Manonnkhiran  handelt,  ein  BaAind,  den  andi  wir  eibab«  konnten.  Dieee  Bfononn- 
Ueiran  gelten  ab  die  Leokoqpten,  die  grMere  Zellen  vnd  Zelltittmmer  ibreia  KSipar 
dnvariaiban,  wihrand  den  Lankoqrlan  mit  poljmofpham  Kenia  (aog.  «polTnaklaln* 
Lankoqrtan)  die  Aufnahme  von  Bakterien  sofilli 

Christophers  erwähnt  gans  kors,  dafi  er  T^ukozyten  beobachtet  hat,  die  mehr 
oder  >tiranigar  veränderte  Parasiten  enthielten,  geht  jedoch  nicht  näher  auf  eine  Be- 
schreibung dieser  Befunde  ein.  Was  aber  bei  der  Phagozytose 
im  Hundeblut  das  Bemerkenswerteste  ist,  ist  der  Umstand,  daß 
die  Mononukleären  nicht  nur  freie  Parasiten,  sondern  die  ganzen 
infizierten  Blutkörperchen  in  aieh  aufnehmen  (Teztfig.  II). 
Nattall  und  Graham  Smith  (1906/1906)  fShiea  diea  als  ge- 
legantlidiea  Befimd  an  md  geben  davon  andtk  einige  Abbüdnngao. 

Gana  kCtanliob,  aiat  naoh  Abaobhia  nnaenr  Arbeit,  barioh- 
teten  Levaditi  und  Nattsn-Larrier  (1911),  daß  sie  bei  Piro* 
plasmose-k ranken  Hunden,  die  mit  Arsenobenzol  behandelt  wurden, 
von  der  dritten  Stunde  an  nach  Einverleibung  des  Mittels,  in 
n^'me^nfi^erter      »H^D  Präparaten  zahlreiche  Macrophagen  gefunden  hätten,  die  Para- 
Erythrozyten  in       siten  aufgenommen  hatten.    In  der  Diskussion  zu  ihrem  Vortrag 
tren^Lenkozften.      erwähnten  Laveran  und  Mesnil,  daß  sie  die  gleichen  Erschei- 
nungen von  Fhagosytose  aneh  ohne  BbwiAong  einea  HaOmitlela 
beobachtet  bitten,  sobald  die  Parasiten  aus  dem  Blute  au  verschwinden  begannen. 
Laveran  führt  dabei  an,  dafi  niobt  nur  Paiantan,  eonden  andi  mit  Faraaitan  beaatate 
Blatkörperofaen  von  den  Riagoqrtsii  aufgenommen  wfirden. 

In  den  von  uns  beobachteten  Fällen  fand  die  Aufnahme  von  Blutkörperchen  in 
80  großem  Maßstabe  statt,  daß  man  daneben  die  viel  aalteneren  freien  Faiasitein  im 
Plaama  der  Phagozyten  kaum  feststellen  konnte. 

Um  die  Bilder  der  Phagozytose  in  größerer  Anzahl  zu  Gesicht  zu  bekommen, 
muß  man  den  Rand  des  Präparates,  an  dem  die  Kante  des  Deckglases  bei  der  Her* 


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atoilung  des  Ausstriebes  abgehoben  worden  ist,  durchmustern,  Man  kuui  dort  xahl* 
nidis  Leukozyten  beobachteOt  die  bis  zu  fünf  und  sechs  noch  kaum  veränderte  Erythro- 
zyten mit  den  Tarasiten  darin  enthnlten,  während  »ich  in  ADderen  Leukozytea  allA 
btufen  der  Verdauung  solcher  Bhitkurperchen  vorfinden. 

Dieses  radikale  Vorgehen  der  I'hagozyteii  ira  Kampfe  gegen  die  intraglobolären 
Parasiten  ist  vielleicht  auf  die  Piroplasmose  beschränkt,  sicher  ist  es  nicht  von  allg«- 
meiner  GQItl|^t  So  kmuite  «inw  von  am  (Reiehonov  1910)  ImI  d«r  Himo- 
gngarineniDfektton  von  8chÜdkriM«b  festttdton,  dtft  die  Leukotyten  nur  ^  fr«ion 
SUdun  dor  Fteuiton  «ngraifon.  NiemalB  war  hier  die  Anfiiahiiie  infiiierter  Btat» 
kdrperohen  sa  beobachten. 

Die  morphologischen  Veränderungen  von  Babesia  canis  bei  Wachstum  und  Teilung 

Das  Heranwachsen  der  Parasiten  im  Blutkörperchen,  der  Teilunpsvor^ania:  und 
die  Infektion  neuer  Blutkörperchen  sind  von  Nuttall  und  Graham-Smith  (1905, 
1906,  1907)  durch  sehr  eingehende  Beobachtungen  des  lebenden  Objektes  bei  Körper- 
temperator  fieetgeatellt  worden.  Wir  kdunen  die  Angaben  dieser  Forscher,  soweit  de 
afeh  aof  ihre  Beofaadiinngan  am  lebenden  Otgekt  boalehen,  im  weaenflichen  beatitigen. 
Alle  anderen  Unterendier,  die  aicli  aof  die  Anflinanderrnhuiig  von  Stadien  konaer- 
vierten  Materials  beschrinkt  haben,  sind  mehr  oder  weniger  brtflmeni  unterworfen 
gewesen. 

Nach  Nuttall  nnd  Graham-Smith  geschieht  die  Injektion  der  Blutkörper  durch 
bimforraige  Parasiten,  die  mit  dem  stumpfen  Ende  voran  eindringen,  während  das 
spitze  Ende  heftige  Bewegungen  ausfuhrt.  Der  Vorgang  ist  also  der  gleiche,  wie  er 
von  den  Merozoiten  der  Malariaparasiten  und  der  Coccidien  bekannt  ist  (Schaudinn 
1900,  1903).  Der  eingedrungene  Parasit  nimmt  eine  ovale  Gestalt  an  und  bildet  eine 
dentliobe,  große  ,  Vakuole "  aua.  Er  wäehak  etwa»  heran  und  gelU  dann  in  ein 
amOboidaa  Stadium  Aber«  in  welohem  er  aehr  lebbalte  Beweguageo  anaftthrl.  Oieaar 
Teil  der  Sntwieklnog  der  Babesia  atimmi  ftat  vfilUg  mit  den  VotgiagMt  bens  Hemn- 
waduMn  daa  Tsnian»Sobiaontent  wie  sie  Sohandinn  (llMt)  beadnieben  hat^  übsnin, 
nur  daO  beim  Tertiana-Pamsiten  schon  der  jmge  Sobisont  schwache  amöboide  Be- 
wegungen aueführt  (verg).  die  Obereinatimmnng  von  Sohaadinna  Fig.  47—60  mit 
unseren  Fig.  4  u.  5). 

Die  amöboide  Form  von  Babeeiu  teilt  sich  in  einer  äußerst  charakteristischen 
Weise.  Es  werden  alle  Pseudopodien  eingezogen,  wj  daß  ein  unregelmäßig  abgerun- 
detee  Gebilde  entsteht,  hierauf  bilden  sich  siemlich  dkhi  nebeneinander  zwei  knospen- 
arti^  HVcker,  die  nach  und  nach  an  GrOOe  xanebraen  (Fig.  16^17).  Sohon  aslir 
firtth  madit  eich  liemefkbar,  daA  die  beiden  VotwülbongsB  nur  daroh  einen  aslir  engen 
Hab  mit  der  Haaptmasse  in  Verirfndnng  stehen  (Fig.  18— 19X  Dieaer  enge  Hab. 
der  dem  Teilungsvorgang  bei  Babesia  sdne  Eigenart  gibt,  bleibt  dauernd  bestehen, 
wilirend  die  beiden  Toehterstücke  immer  rrößer  werden  und  der  mütterliche  Antsü 
immer  msbr  ausammensebrampft  (Fig.  20).   Schließlich  sind  die  TochterzeUen  nur 

>)  Ea  sei  nocbnaala  ausdrQcklich  bSDSifct,  dal  eUe  Angaben  nach  gafitebtea  Frlpsiatan 
sich  «of  fenehte  AasstHdie  bedehao. 


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noch  durch  die  beideu  Halsstücke  initeinunder  verbunden  (Fig.  21,  22).  Wenn  sie 
Bich  voneinander  trennen,  bleibt  die  Verjüngung  dauernd  «rhaltoo  und  «o  entatehflD 
die  bekiiniiltn  Rirnformen  der  Babesiii  {Fig.  23,  24). 

VjH  muß  dieser  Stelle  auf  die  Frage  eingegangen  werden,  ob  Babeaia  caui»  ihren 
äitz  im  Innern  der  Blutkörperchen  oder  ao  deren  AuOeufläche  bat.  Die 
meiBten  Deu«fen  Untemicher  neigen  tu  der  Aneicht^  delt  alle  Stadien  intrakorpuekullr 
Wien.  Dagegen  vertritt  Lübe  (1906)  die  ApfiflMBung,  daß  die  Bimformen  im  Innern, 
die  amöboiden  Formen  an  der  Aullenaeite  der  Erythroqrteii  «chmarotaen.  Wir  haben 
Grund,  diese  Annahme  filr  die  richtige  zu  halten. 

Die  jüngsten  Formen,  die  eben  ein  Blutkörperchen  befallen  haben,  liegen  alle^ 
dinpfi  wohl  sicher  in^'-rhalb  der  Wirtszelle.  Dafür  spricht  die  Beobacbtnnp  von 
Nuttali  und  Graham  Smith,  daß  eich  der  freie  birnn3rmige  Parasit  mit  großer  An- 
Btrengung  und  heftigen  Bewegungen  in  die  Zelle  hineinV>ohrt.  Ein  solcher  Kraftauf- 
wand würe  unverständlich,  wenn  der  Parasit  auf  der  Obertlkche  liegen  bliebe.  Wenn 
die  Babeeia  dann  etiraa  herangewachaen  iat  and  in  das  amöboide  Stadium  fibergeht, 
scheint  eie  aus  dem  Zdlinnem  beransnikriedMii. 

Beobachtet  man  unter  einem  im  Heiasefarank  atehendmi  Milcroekop  eine  lebende 
amdboide  Form,  eo  ist  man  überra»oht  von  der  großen  Behendigkeit,  mit  der  die 
Bewegungen  ausgeführt  werden  Der  Pantfiit  fließt  ebenso  lebhaft  hin  und  her,  wie 
irgend  eine  f^tark  bewegliclK'  Wassenimöbe.  Mit  der  größten  Leichtigkeit  werden 
Pseudopodien  ausgestreckt  und  andere  eingezogen;  keine  Spur  eine.'j  zu  überwindenden 
Widerstandes  ist  zu  beobachten.  Daliei  zeigt  Bich  da*;  Blutkörperchen  völlig  unbeein- 
flußt, nichts  von  einer  Strunmugsersciieinung  oder  sonstigen  Beeinträchtigung  an  einer 
Stelle,  die  der  Faraait  soeben  verlaasen  hat,  iat  su  bemerlten.  Zielit  man  noch  inm 
Veii^eloh  heran  die  trage  und  mtthsame  Vorwärtsbewegung  eines  in  ein  Blatkörpevehen 
eingedrungttien  Meiratoiten  des  Tertianaparaaiten  oder  dner  HSmogrcgMiM  (Sehaudinn 
1908,  Reichenow  1910),  so  wird  se  uns  ohne  weiteres  klar,  daß  die  amöbaide  Form 
nicht  innerhalb  des  Blutkörperchens  liegen  kann. 

Auch  bei  den  Malariaparasiten  ist  es  bekanntlich  eine  alte  Streitfrage,  ob  sie 
intra-  oder  extra  globulär  gelagert  sind.  Vielleicht  dürfen  wir  auch  liier  annehmen, 
daß  die  jungen  schsvacli  und  träge  beweglichen  Schizontcn  im  Innern,  die  älteren, 
sehr  lebhaft  beweglichen  an  der  Oberfläche  der  Krythrocyten  schmarotzen. 

Die  Bimformen  von  Babeeia  canis  liegen  mit  Bestimmtheit  im  Innern  der  Blut- 
körpen^en.  Daiauf  weist  niebt  nur  ihre  Bewegungslosigkeit  hin,  sowie  die  strenge 
Beibehaltung  ihrer  dtarakteristisdien  Form  fttr  lingere  Zeit,  sondern  das  seigen  vor 
allem  die  Beobachtungen  von  Nuttel  und  Graham  Smith  Aber  die  Vorginge  bei 
der  Auswanderung  der  Parasiten  aus  ihrer  Wirtszelle.  Hierbei  geht  fast  immer  das 
Blutkörperchen  zugrunde.  Gelegentlich  ließ  sieb  auch  beobachten,  daß  der  aus* 
wandernde  Parasit  f^ich  durch  eine  enge  Öffnung  in  der  HfUle  des  Blutkörperobens 
hindurchzwängen  mußte. 

Wenn  die  amöboiden  Formen  außerhalb,  die  unmittelbar  au»  ihnen  hervorgehenden 
Bimformen  im  Innern  der  Erythrocyten  liegen,  so  muß  die  Einwanderung  notwendig 
wihrend  der  Teilung  geschehen.    Li  diesem  Vorgänge  liegt  der  Sdilfissei  Ar  dfo 


—    423  — 


«ig«iiirtifNi  Bild«r,  du  wir  bei  der  Teilung  von  Babena  oanis  finden.  Wenn  wir 
dieie  Bilder  pbyrikiilbch  verstehen  wolleD,  so  müesen  wir  uns  denken,  dnO  ^ich  der 
Körper  des  Parasiten  bei  der  Teilung  durch  «wei  enge  Öffnungen  einer  widerstands- 
fähigen Membran  hindurchzvrnngt.  Nehmen  wir  m\n  an,  daß  sich  die  beiden  Vor- 
wölbun^rfn  des  Parasiten  in  das  Innere  des  Blutkörperchens  hineinbohren  und 
bei  fortflchreileiider  Teilung  das  übrige  Pla.>^ma  allmählich  liinterliernießt,  so  haben 
wir  gleichseitig  für  den  eigenartigen  Teilungs Vorgang  uud  für  die  verschiedene  Lage 
der  unöboiden  ond  bimfitoigen  Babesien  eine  Eiklirung  gefanden.  Um  diese  An- 
nslime  andi  durch  die  Beobaditung  sichenasteUen,  bedarf  ee  umfangreidier  Unter* 
sudiungen  am  lebenden  Objekt,  Untnsudiungen,  die  «dr  leider  mit  unserem  wenig 
Timientan  Material  nidit  mehr  ansfnhisn  konnten. 

Die  Z&hl  der  in  einem  Binlköipevchen  lebenden  ffirnformen  betrügt  2,  4,  8  oder 
16.  Mehr  als  16  Parasiten  konnten  wir  nie  beobachten.  Nur  sehr  selten  ßnden  wir 
eine  andere  Zahl,  die  wir  dann  wohl  auf  eine  Doppelinfektion  zurückführen  mü«sen. 
Manche  l'ntersucher  geben  mehr  ole  16  ala  Hüchatzahl  an,  so  Nuttall  und  Graham- 
Smith  (1905)  bis  zu  21. 

Die  fast  regelmäßig  vorhandene  Verdoppelung  der  Zahl  weist  darauf  hin,  duü 
für  gewöhnlich  alle  in  einem  Blutkörperchen  zu  beobachtendeo  Parasiten  von  einem 
einsigen  ihren  Ursprung  nehmen.  Das  geht  noch  deutiieher  ans  der  Tatsadie  hervor, 
dall  alle  Pansiten  in  einem  Blutl^irpeichen,  aueb  wenn  sie  sieh  in  Teilung  befinden, 
fiut  genau  das  i^idie  Stadium  leigen  (vergl.  Fig.  25,  28,  29).  Selten  aeigt  sich  hier 
bei  eine  Uniigslmifli^t  (TsslAg.  III,«^. 

Die  Kmformen,  die  aus  der  ersten  Teilung  henrorgegang^n  sind,  nehmen  wieder 
eine  amöboide  Gestalt  an,  bevor  sie  sich  zn  erneuter  Teilung  anschicken.  Zu  dieser 
Zeit  wandern  f?ie  vermutlich  wieder  auf  die  Außenfieite  des  Blutkörperchens,  denn  die 
Bilder  dieser  zweiten  Teilung  entsprechen  völlig  denen  der  ersten.  Derselbe  Vorgang 
wiederholt  sich  bei  der  weiteren  Vermehrung  (FiR  25—29). 

Nuttall  uud  Graham  Smilh  sind  der  irrigen  Ansicht,  daß  die  bimförmigeu 
Bdberien  etat»  das  nntkörperchen  verlassen  und  ein  neues  infidefen.  Das  Vor- 
handensein einer  gröfleren  Zahl  von  Parasiten  in  dnem  BtuUclifperehen  erklären  sie 
rieh  auf  versohiedene  Weise.  Bänmal  durch  MdirfivibinfektiDn.  Wir  haben  bereits 
darauf  hingewiesen,  daO  blemuf  solohe  Bilder  snrfleksufihreo  sind,  bei  denen  die 
Parasiten  eines  Brythrozyten  sich  auf  verschiedenen  EntwioUungsstadien  befinden. 

Femer  nehmen  die  genannten  Forscher  an,  daO  noch  junge  amöboide  Formen 
sich  in  zwei  kleine  runde  f'nr-isiten  teilen  können,  die  heranwachsen  und  dann  auf 
die  gewöhnliche  Weise  je  zwei  Birnen  au.«  sich  hcrvorgelien  lassen.  Diesen  abweichenden 
Teüungsvorgang  konnten  Nuttail  und  (Jrahain  Smith  jedoch  nicht  mit  Sicherheit 
am  lebenden  Objekt  verfolgen.  Wir  selbät  halien  keine  ßilder  gesehen,  die  mit 
einiger  WahtaebeiDlicbkeit  ffir  einen  solchen  Vorgang  sprechen. 

SeblieOlich  haben  die  beiden  Untersuober  beobachtet,  daß  eine  Teilung  sur 
l^eidiseitigen  Bildung  von  vier  Bimlbrmen  fuhren  kann.  Von  Christophers  wird 
dieser  Befbnd  bestätigt.  In  unseren  Präparaten  finden  sich  solche  Tdlongsbilder 
nicht   Es  mufi  auch  darauf  hingewiesen  werd«i,  daß  eine  tsUweise  Oberefaiander- 


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lagwuDg  iweier  in  Teilnog  b«!griff6Dar  Babenan  laidit  lueh  ditaar  lUcIitiiiig  ine  AHunn 
kann.  Imm««hm  iat  es  nicht  undenkbar,  cUifi  bei  starker  ViEokmi  dk  Var 
mehrung  eo  schnell  vor  aicb  gehen  känn,  daß  die  Tochterzellen  sich  wieder  teilen, 
noch  etie  sie  Rieh  vonMnuider  getiannt  liaban,  so  daß  das  amöboide  Stadiam  völlig 

übersprungen  wird. 

Abgeselieii  von  den  erwähnten  Abweichungen  Bchemen  andere  Teilungsvorpänge 
bei  Babesia  cani»  nicht  vorzukommen.  Wenn  Cbristophers  drei  verschiedene, 
Brainl  und  Hindia  sogar  aacha  vanehiedena  Wtktm  der  Teilung  beschreiben,  so 
baruhi  daa  teib  auf  einer  irrtttmliehen  Aneinanderrelbnng  d«r  Teilnngabilder»  taila 
daianf,  dafi  Konatprodakte,  die  dnrch  die  HerstsUung  trockener  Ansetri^  vertiraaeht 
eind»  als  Teilungeetadien  gedevtot  «üdea.  Kbenao  ist  ancb  die  Venmlkrang  doreh 
Knospong,  die  Kinoshita  (1907)  beschreibt,  darauf  zurück  zu  führen,  daß  der  Halsteil 
der  knoapenartigen  Vorwölbungen  bei  der  Anteocknang  des  Pripar«tes  durobgerissen  ist. 

Die  cytologischen  Verhältnisse  bei  Babesia  canls. 

Das  Plasma  der  Babesien  ist  sehr  fein  alveolär  gebaut.  Fast  immer  zeigt  eich 
in  ihm  eine,  gelegentlich  auch  zwei  (Fig.  10}  beilere  Stellen,  die  gewöhnlich  als 
Vakttoleii  angesprochen  werden.  Beaonders  groA  und  deutlicb  aind  dieae  »Vaknelen*' 
bei  den  jungen  intrakcipuakuliren  Formen  an  beobachten,  die  wir  beteita  oben  mit 
den  «RingCwmen''  der  Ifalariapaiadleii  vergüdieD  Iwben  (Flg.  4.  6).  Auf  Ttoctoi- 
Präparaten  erscheinen  auch  die  jungen  Bahesien  „ringförmig",  in  feucht  komeervlntem 
Material  aber  zeigt  fäsb  diaeer  hellere  Teil  fast  immer  deutlich  von  einigen  zarten 
Plasmafäden  durchzogen,  ein  Beweis,  daß  der  Parasit  hier  nicht  (hirchbohrt,  sondern 
nur  protoplaamaärmer  ist.  Ob  es  sich  hier  jedoch  tatsächlich  um  eine  Vakuole 
oder  vielleicht  um  einen  nur  eiiiHeitig;  von  dem  Parasiten  begrenzten  Hohlraum  handelt, 
müsaen  wir  dahiogeätelU  sein  lasBen,  ebenso  wie  dies  auch  Schauüinn  (190S)  für  das 
entopreebende  Gebilde  dea  TertSanapanaiten  tut  ffine  dritte  Mligliobkeil  wftre,  dai 
ee  flioli  nur  um  eine  flachen  und  eomit  darobaichtigere  Stelle  dee  Faraaiten  handelt. 

Sieber  Ist,  dat  dieae  »Vakuole''  ni^t  ala  ein  Beatandteil  dee  Keniea  ni  be- 
trachten  ist  Hienn  könnten  aoldie  Bilder  wie  Fig.  1. 2, 6,  86  u.  a.  Ycrf&hren,  bei  denen 
des  Cbromatin  mitten  in  dem  hellen  Hohlraum  liegt.  Zahlreiche  Figuren  (4,  5,  9,  16) 
zeigen  jedoch,  daß  die  chromatische  Substanz  deutlich  auDerlialb  dee.'.elben  gelegen  ist. 
Es  scheinen  hier  die  gleichen  Verhältnisse  vorzuliegen,  wie  bei  dem  jungen  Malaria- 
schizonten,  deseen  „Vakuole"  gleichfalls  dem  Kerne  meist  dicht  angelagert  ist,  was 
Schau dinn  mit  den  StutTwechselverhältnissen  in  Beziehung  bringt. 

Der  Kern  der  Babesien  stellt  Mch  bei  der  großen  Mehrcahl  sowohl  der  amöboideo 
wie  der  Bimfoctnen  ala  ein  einheitUchea,  mndea,  bomogenee  CbrmnatingebUde  dar. 
Ob  ^n  Bobmaler  beller  Hof,  der  auf  manchen  Bildern  angedeutet  ist  (Fig.  5,  11, 16), 
gleidifaUa  ata  regdmifiiger  Baatandteil  dea  Kemea  antnapieRben  iat,  li0t  aicb  bei  der 
Kleinheit  dee  Objektes  nicht  entscheiden. 

Sehr  eigenartige  Umwandlungen  gehen  mit  dem  Kern  während  der  Teilung  vor 
sieh.  Bei  den  erwachsenen  amöboiden  Formen  zeigt  sich  die  erste  Veränderung  darin, 
daß  der  bisher  ziemlich  kreisrunde  Chronuttinkörper  eine  ovale,  mehr  oder  weniger 


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kogBvMkta  GesUlt  «nidmmt  In  di«wiii  ItttggMtnekton  Kerne  seigfc  aidi  niHiinter 
edion  «iiM  Unngeliiillti^eit  imolnni,  wh  der  Mne  Fbl  erhebtioh  ehromatinnidier 
incheint,  al»  der  andere  (Fig.  7,  8).  Die  beiden  Pole  «reidben  nun  weiter  eueeinander, 
so  dafi  zunächst  der  Kern  die  Form  einer  8  annimmt  (Fig.  10,  11)  und  schließlich  zwei 

getrennte  chromatische  Gebilde  vorhanden  Bind  (Fig.  12 — 15),  die  manchmal  noch, 
wenn  sie  schon  xiemlich  weit  auspinnndergerückt  sind,  durch  einen  «ehr  feinen, 
sich  chromatisch  ftrbenden  Faden  mit-  lunnder  verbunden  sind  (Fig.  14).  Dieser  Vorgang 
bietet  völlig  das  Bild  einer  direkten  Kernteilung  dar;  ob  es  sich  hier  aber  überhaupt  um 
eine  Kernteilung  handelt,  werden  wir  später  zu  untersuchen  haben.  Die  beiden 
BQnnMbr  In  der  Zelle  «orbendeneo  roten  Gebilde  ktfoneo  anfeags  einender  im  Aue- 
eelMn  vQOig  gleidien  (F^  18);  in  tndeieo  FUlen  sind  aie  von  Anfang  an  deafÜeh 
veiaohMden,  «nlweder  nur  in  der  StiAe  der  Fbbbarkeit  (Fig.  15)  oder  aueh  beiflglidi 
der  GriUle  (Wif.  U).  In  Fkftpaiaten,  die  mit  DeUfielda  Hlmetoiyliii  gefirbi  dnd« 
kommt  die  VendiiedeniMit  der  beiden  Gebilde  im  allgemeinen  deaUiober  snm  Ain- 
dmck  (Textfigur  III,  a— o). 

In  den  Fällen,  in  denen  man  die  beiden  Kernteile  nach  Größe  und  Färbung  unter 
sobeiden  kann,  beobachtet  man,  daß  der  kleinere  und  blaasere  gewöhnlich  der  Oberfläche 


Fig.  Iii.  VenduedeiM  'leiliingMtadian  nadi  Firbuug  mit  OeUOelda  Hamatoi^lin. 


der  Zelle  ijielir  genähert  ist,  u.  U.  ihr  unmittelbar  anliegt.  J^de«  der  t)eidt'n  (rcliildi; 
teilt  sieb  nun  noch  einmal,  und  zwar  das  der  Oberfläche  genäherte  regeimäliig  früher 
(Fig.  16,  17,  25,  29).  Während  dieser  Zeit,  d.  h.  auf  dem  Stadium,  auf  dem  drei  rote 
KBmer  In  der  ZeÜe  vorhanden  eind,  beginnt  die  oben  beeebriebene  Vonrillbang  der 
beiden  knoq»enart%en  GeUlde  und  in  jede  Knoepe  rttdci  ein  TeUatlUA  des  soeret 
geteilten  roten  Eomee  (Flg.  16, 17,  26,  29).  Wahrend  die  Plasmateilung  fortechr^tet, 
hat  dch  aoob  daa  xwette  Korn  geteilt  (Flg.  18,  19)  und  die  beideii  TeUettteke  wandern 
gkWUb  je  in  eine  Teilhälfte  der  Zelle  (Fig.  20). 

So  ergibt  sich,  daß  die  beiden  aus  der  Teilung  hervorgehenden  Bimforroen 
reg("!mäOic:,  Folanp:f'  sie  noch  miteinander  verbunden  Bind  ixs-ei  mit  (Jiemsa  sich  rot 
rärhriitle  Kürner  besitien  (Fig.  21,  22).  Hier  macht  eich  aber  der  Unterschied  zwischen 
den  beideu  Gebilden  meist  schon  mit  grünerer  Deutlichkeit  bemerkbar.  Das  eine  Korn 
scheint  bereits  an  Größe  zuzunehmen,  während  das  andere  immer  blasser  und  kleiner 
wird  (Fig.  21).  Aach  bei  eben  von  einandv  getrennten  Todttanallen  laaaen  ddi 
noch  Sparen  dieaea  zweiten  Pfinktcheos  nacfawdaen.  Später  aber  ist  ee  TölUg 
vHaohwnodeo  nnd  die  große  Maaae  der  biinfifrmigen  Babeaien  leigt  immer  nnr  ein 


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—   426  — 

«tnkigei,  deotliehee  Caummatiikgebüde  (Fig.  38,  24>  26,  Twtfig.  III,  «).  BuMf  die 

GiemsafärbuDg  veranschaulicht  die  Delafieldfärbung  das  aUmihlicfae  Verschwinden  (Text* 
figurllla— c).  Ob  der  letzte  Rest  schließlich  in  die  Hauptmasse  zurückkehrt,  konnten 
wir  nicht  unterscheiden;  irgendwelche  tiarauf  hindeutende  Bilder  lieOen  eich  nicht  finden. 

Ks  wurde  bereits  liaruuf  liingewiesen ,  daß  die  frei  im  Serum  befindlichen 
Parasiten  Birnformen  sind,  die  uuch  beendeter  Teilung  ihre  Wirtszellen  verlastien 
haben,  um  neue  Blutkörperchen  zu  befallen.  Im  fixierten  Präparat  (Fig.  1,  2)  kommt 
ihn  BimMogaBtalt  nieht  nulut  so  deuilioli  ntm  Aiisdraok.  Sie  haben  lieh  angen- 
Mheinliob  bei  der  KooaerTienisg  etwas  verkürzt,  da  sie  nieht  wie  die  intraglobtiUimi 
Foimen  durch  den  KSrper  der  Wirbnelle  in  ihrer  Gestalt  gewissemaOen  swangaweise 
feetgdialten  werden.  Eine  weitere  EigeDtundidikeit  der  freien  Formen  besteht  dann, 
daß  sie  erheblich  lebhafter  gefärbt  erscheinen,  als  die  von  Blutkörperchen  umschlossenen. 
Auel)  riiristophers  weist  darauf  hin.  Diese  Erscheinung  beruht  wohl  nieht  allein 
auf  der  leichteren  Färbbarkuit  infolge  der  freien  Lat;e,  sondern  ca  ist  zu  vermuten, 
daß  die  intracellulären  Kornicn  ziemlicli  ntark  abgeHacht  sind,  während  die  freien 
einen  kreisförmigen  Querschnitt  besitzen  und  somit  also  eine  gröflere  Dicke  haben. 

Diaae  freien  FaiaaltMi  haben  onn  in  der  Mebnahl  der  Fille  aia  Ken  nar  ein 
diromatiBobes  Gebilde:  seltener  (Fig.  1)  ist  noch  ein  aweilea,  blasseiea  nachsuweiBen. 
Die  Herkunft  der  freien  Form«!  und  die  oben  erörterten  Kemverhlltnisse  raadiea 
diesen  Befand  oboe  weiteres  verstlndlidi. 

Auf  eine  Deutung  der  cigentümlidien  Kernveränderungen  im  Zusammenhang 
mit  der  Teilung  gehen  wir  am  Schluß  unserer  Arbeit  bei  der  Erörterung  der  systema- 
tischen Stellung  der  Piroplasmcn  ein;  an  dieser  Stelle  sei  nur  noch  eine  Vergicirhung 
mit  deii  Angaben  anderer  Uutersucher  über  die  Kcrnverhültnisse  bei  Babesia  canis 
angefügt. 

Seitdem  Schaudinn  (1904)  das  Vorhandensein  eines  als  Blepharoplaat  au 
deulenden  damoaiäadMa  Gebildas  bei  Babesia  eanis  angegebm  hatte,  haben  wnbl 
alle  Ufttersndier,  die  auf  die  (Ttologiseben  Befunde  ab«rbaapt  eingegangen  sind,  das 
gelegenüiobe  Vorkommen  einer  sweit«ii  «kemarUgen"  Kldung  beobachtet. 

Auf  «Hoe  Kritik  der  näheren  Angaben  aller  Forscher  einzugehen,  würde  zu  weit 
luhren  nnd  kaum  von  Nutzen  sein.  Mit  Ausnahme  von  Breinl  und  Hindle  (1908) 
haben  sie  alle  die  gleiche  Methode  der  Giempafärbung  nach  Trockenfixierung  ange- 
wandt, fli^^  je  nach  der  Schnelligkeit  de?  Eintrocknens  größere  oder  geringere  Zer- 
fließungHcrscheinungen  am  Kernapj)arat  liervorruft.  Ks  genügt,  diese  Tatsache  an 
einem  Beispiel  festzustellen,  indem  wir  die  vollständigste  Darstellung  der  Kem- 
verhlltnisse, die  von  Nnttall  nnd  Graham-Smith  (1907)  herrührende,  der  anöb  die 
von  Cbristophers  (1907)  gegebene  sehr  ihnlich  ist,  mit  unseren  Befunden  ve^ 
gleichen.  Anf  die  Angaben  von  Breinl  und  Hindle  haben  wir  dann  noch  besonders 
einsugehen. 

Nuttall  tmd  Graham  Smith  finden  bei  vielen  Parasiten  neben  einen  dichten, 
dunkel  gefärbten  Chromatinkorn  noch  eine  hell  gefärbte,  unregelmäßig  gestaltete, 
lockere  Chromatinmasse.  In  seltenen  Fällen  haben  sie  an  deren  Stelle  einen  kleinen 
punktförmigen  Chromatinkörper  beobachtet  und  kommen  selbst  zu  dem  Ergebnis; 


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—    427  — 

•In  BBMiy  eues  it  imiiib  to  npnseni  13m  loota  chfornfttiii  in  »  oondMiied  fonn.? 
D«r  letetgenaonto  Beflmd  iit  mtfirlidi  d«r  «^ologUeh  riehti«»;  die  kekera  GhroiuAtin* 

moSBe,  die  in  feuchten  Präparaten  nie  zu  finden  ist,  stellt  das  oben  beschriebene 
blaenere  Korn  in  zerflossenem  Zustande  dar.  Bei  den  Fällen,  bei  denen  dieses  Korn 
auch  in  Trockenpräparaten  als  kleine  rundliches  Gebilde  erscheint,  handelt  es  sich 
wolil  um  solche  Parasiten,  in  denen  das  zweite  Korn  schon  wieder  nahe  am  Ver- 
schwinden i&t  und  sich  infolge  seiner  geringen  Masse  nicht  über  einen  größeren  Raum 
verteilen  kann. 

Die  Kemveiiaderongeii  bei  der  Teilung  etnd  uedi  Nnttall  und  Orabftm- 
Smith  folgende:  Aue  der  tunäofaet  einheitlieiien  Cbromatinmasee  widist  ein  cluom«* 
tieefaer  Faden  herans,  der  am  Bnde  eine  knopifönnige  Veidiektmg  tiigt  Dieeer  Faden 
qtaltet  mdn  nnd  jeder  Teil  tritt  mit  eeinem  ▼erdickten  Ende  in  eine  der  Zellknoepen 

hinein  Bei  fortschreitender  Teilung  rückt  die  Hauptmasse  dee  Gbromatins  bis  cur 
Gabelungßstelle  nach.  Hier  teilt  sie  sich  gleichfalls,  und  jede  Hälfte  rückt  in  je  eine 
Tochterzelle  nach.  Inzwischen  hat  der  vordere  Kernbestandteil  (der  chromatische 
Faden  mit  seiner  knopfförmigen  Endverdiukung)  sicli  mehr  diffus  aufgehreitet.  Wenn 
die  Birnform  in  ein  neues  Blutkörperchen  eingedrungen  ist  und  sich  dort  abgerundet 
hat,  kehrt  dieser  Teil  in  die  IJuu]itaia»t)«  des  Kernes  zurück. 

Wie  die  difltaee  Verteilung  xualande  kinnmt,  liaben  wir  beraite  erklKrt.  Die 
Angabe,  daO  dieeer  Kembestandteil  eist  nach  Inftktion  einee  neuen  Blutkörperehene 
▼ereobwindet,  findet  ihre  E^klftrang  in  d«r  bereits  dargestdllMi  Tatsache,  daO  eine 
Bimform  sieh  noch  anf  dem  .doppelkeniigen*  Stadium  befinden  kann,  wenn  aie  frei 
wird  und  in  eine  neue  Wirtszelle  eindringt.  Dieser  Fall  ist  aber  eine  Ausnahme  und 
nicht  die  Regel,  wie  überhaupt  die  Anschauung  von  Nuttall  und  Graham -Smith, 
dBÜ  die  Birnformen  .stet«  die  Zelle  verLissen,  irrig  ist. 

Der  von  den  genannten  ForBchorn  Ijeschriebcne  chromatische  Faden  kann  nicht 
die  sehr  feine  Verbindung  darstellen,  die  man  gelegentlieli  zwischen  den  beiden  Kern- 
teilea  nachweisen  kann  (.vergl.  8.  425).  Wäre  diese  infolge  sehr  starker  überlarbung 
XU  einem  eo  plumpen  Gebilde  geworden,  so  mflflte  ja  aueh  die  am  Snde  aufintsende 
Verdickung  entsprediend  fiberfirbt  erscheinen.  IMeee  ist  aber  vM  anscheinbarer,  als 
das  ihr  bei  feuchter  Koneenisrang  entepreohende  Gebilde.  Somit  ist  auch  dieser 
Faden  als  Mne  ZerfließangseBBebduung  anfto&ssen.  DaO  das  Zerfliefien  vorwiegend 
in  der  Richtung  nach  der  Hauptmasse  des  Kernes  zu  erfolgt,  beweist,  daß  eine  für 
FlQssi^eiten  leicht  passierbare  vorgebildete  Bahn  zwieohen  den  beiden  Teilen  des 
Kernapparates  besteht,  eine  Beobachtung,  die,  wie  wir  sehen  werden,  fiir  die  Deutung 
der  Kernverhältnisse  von  Wichtigkeit  ist. 

Breinl  und  Hindi  e,  die  bei  ihrer  Unten=uchung  efne  feuchte  Kons,  rvierungs- 
metiiode  angewandt  iiabeu,  geben  neben  cylologiäcli  richtigen  Teilungsbildern  (z.  B.  ihre 
Fig.  2,  3,  9  und  19)  auch  solche,  bei  denen  die  einzelnen  Teile  des  Kemapparates 
dmdi  kiifUge  Vfkdtn  miteinander  verbunden  sind.  Die  ErkUrung  hi«rfttr  ist  wohl 
in  allen  Fill«  darin  sn  Anden,  dafi  die  genannten  Foiech«r  nicht  immer  scharf 
swisehen-  feneht  und  trodbeu  konservierten  Teilen  ihrer  Prgparate  untersdiieden  liAlMn. 
AmHk  die.  gvoDle  Geinhwindigkeit  bei  Herstellnng  der  FriipaTate  Icann  nicht  verhindern, 


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—   428  — 

• 

dtft  ^Dige  Teile  des  Auaatriches ,  iusbesondere  die  Randstellen,  schon  vor  der  Be- 
rührung der  KonservierungsflQseigkeit  eingetrocknet  sind.  Solche  Teilungsbilder,  wie 
Figur  7  u.  8  (a.  a.  0.)  i.  B.  werden  nur  durch  zwei  zusammengeflosBene  Birnfortnen 
vorgetäuscht,  und  eine  „Ringform",  wie  die  io  Uirer  Fig.  21  abgebildete,  i'mdet  sich  nur 
an  eingetrockneten  Stellen  der  Präparate. 

FlaoellttonfbniMn. 

Wenn  wir  uns  ctor  Ertrlerung  dM  Vorkommens  begeillelter  StMUen  lowenden, 
10  dflrfen  wir  uns  nicht  raf  BnbeaiA  cnnia  besebiiaken.  Dft  die  einender  tmäA  ihn- 
liehen  Babesien  aogenseheiDlieh  eine  einheitliebe  Gruppe  Ulden,  lo  wflrde  der  sicliere 

Nachweis  von  Flagellatenformen  bei  einer  Art  deren  Auftreten  auch  für  die  endenn 
wabracheinlieh  machen  und  überhaupt  fUT  die  ^yrtematieobe  Stellung  der  giUiMn 
Gruppe  von  größter  Bedeutung  sein. 

Scbaudinn  (1904)  vermutete  scineraeit,  dsß  echte  Trypanosomen  in  den  Ent- 
wicklungsgang der  Babesia  gehörten.  Eine  solche  /Zusammengehörigkeit  glaubte 
Miynyima  (1907)  nachgewieeen  n  heben.  In  leinen  BouiUofiltnkineii  von  Thi&iin 
pwrv»  (Piroplaaroa  pemun)  treten  leblrtiehe  gi«Be  TTjrpenoeonien  auf,  die  er  im  Unte 
d«r  Rinder  niemale  gefonden  liatte..  Von  dm  Bindern,  die  mit  eoklien  Eultar* 
^fgt"**t**  geimpft  wurden,  trat  bei  iweien  dne  Lttfektion  mit  Thelleija  parva  anf. 
Inxwischen  liat  Martini  (1909)  duroh  AuHOlialtnng  der  Theileria  einwandfrei  fest- 
gestellt, daO  diese  mit  dem  Trypanoeom  nichts  t\\  tun  hat  und  daß  letzteres  im 
Rinderblute  so  .«elten  ist,  daß  es  nur  durch  die  Knltnr  nachgewiesen  werden  kann. 

Ar;-clif  iiit  II  1  gleichfalls  echte  Flagelluttjn,  die  aber  mit  Trypanosomen  nicht  die 
geringste  Ähnlichkeit  besitzen,  sind  die  meist  zweigeißeligen  Formen,  die  Breinl  und 
Hindle  (190ä/09)  bei  Babesia  cenie  beobachtet  haben.  Sie  sind  in  ihrem  cytologischen 
Bau  den  Bebeeien  m  nnihnUoh  und  die  Obergangslnlder  lind  eo  wenig  übeweogend. 
daO  die  Zugehdrii^t  m  der  Babesia  reobt  iweifelhaft  endmnt;  umio  iwnfelhaftert 
ale  von  den  teblfeidben  üntersoebem  niobt  «n  «nnger  Abnlidie  Stedien  beohodilet  bak 

Während  bei  diesen  Flagellaten  der  Necbweif«  fehlt,  daß  sie  zu  den  Babesien 
irgend  welche  Besiehungen  haben,  sind  von  anderen  Forschern  Parasiten  beschrieben 
worden  bei  denen  es  eich  sicher  um  Babesien  iiandelt,  bei  denen  Jedoeh  die  FJageilaten- 
nalur  ungewiß  ist. 

Die  von  Kinoshita  (1907)  in  seinen  Figuren  41  und  43  abgebildeten  Formen 
sind  ohne  Zweifel  bei  der  Herstellung  des  Ausstriches  entstandene  Kunstprodukte,  auf 
die  wir  nicht  niher  nnsagehen  biauchen. 

Mehrere  Foteelier  (Nattall  und  Orabam^Smitb,  Chrietophers)  haben  andi 
am  lebenden  Objekt  bimfOnnige  Fsianten  mit  geifielaitigem  bewegliahem  Aidiaog 
gesehen.  Diese  Gebilde  hab«ii  auch  wir  mehrfach  beobachten  kitemen.  la  gant 
frischen  Präparaten  finden  sie  sich  selten,  h&u6ger  in  solchen ,  die  schon  eine  oder 
mehrere  Stunden  vorher  angefertigt  worden  sind  oder  denen  zwecks  „ Vitalfarbung" 
der  Pnrafiten  Methylenblau  zugesetzt  ist.  Der  Faden  sitzt  am  zugespitzten  Ende  des 
birnformigen  Pamsiten.  Da  durch  die  Beobachtungen  von  Nuttall  und  Graham- 
Smith  über  die  Fortbewegung  der  freien  Parasiten  und  ihr  Eindringen  m  Biutkurper- 


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—   429  — 


ohmi  f«stgwt«llt  UA,  däü  du  Btawpfo  End«  das  Vord«raiid«  H  «>  »itik  die  ,6«ilhl* 
«Im  am  Hinterende,  einer  bei  einem  eingeiOeligen  Flegellaten  ungeiröbnliehen  Stelle. 
Der  Fortoatz  ist  von  sehr  verschiedener  Liloge,  er  kann  viel  kürzer  oder  mehr  alg 

doppelt  80  lang  als  der  Parasit  sein.  Ebenso  vert-chieden  igt  auch  die  Beweglichkeit 
des  Faden.«;  bei  n-niv  hen  Parasiten  bewegt  er  sich  gamicht,  bei  manchen  wif^der  sehr 
lebhaft,  wobei  der  ganze  Parasit  in  eine  zitternde  Bewegung  gerät,  ohne  -'ich  jedoch 
aktiv  von  der  ät«lle  zu  bewegen.  Bei  mit  Methylenblau  „vital"  gefärbten  Zellea  ist 
die  Beiregaag  in  der  Regel  lebhafter,  «ie  dauert  nooh  fort,  wenn  der  Parasit  schon 
giRnt  blau  gefibrbt,  alao  tklhw  abgeetorben  ist 

Ana  all  dem  Gesagten  gdit  hervor,  daß  ea  sich  bei  dem  fraglidten  Gebilde  oioht 
um  eine  GeiÜel  handeln  kann.  Wahrsdieinlich  haben  wir  hier  einen  Schlnroftden, 
wie  es  aaeh  dem  Hinterende  freier  Cooddien  nicht  selten  arailat,  oder  einen  Flaema« 
Fe«t  dea  verlassenen  und  aerstörten  Blutkörperchen.'^  vor  un.s.  Die  häufig  su  be- 
obachtende zitternde  Bewegung  wird  anscheinend  durch  cliemische  Vorgänge  bewirkt. 

In  kon.servierten  und  z-  fürbten  Aunstrichen  seheinen  diese  Fäden  meist  schlecht 
sichtbar  zu  sein,  doch  werden  sie  von  Bowliill  und  Le  Doux  (1904)  für  Babesia 
caois  und  von  Bowhill  (19Üö)  für  die  Babesia  des  Pferdes  beschrieben. 

Hiermit  wären  die  Gelnlde,  die  ernsthaft  als  Flagetlatenstadien  der  Babesien  in 
Betracht  kommen  konnten,  enoböpft:  aaf  solche  fadenartigen  Gebilde,  wie  sie  a.  B. 
Holmes  (190ft/09)  besehreibt,  gehen  wir  nieht  weiter  ein,  da  na  offenbar  mit  den 
Babeeieo  niohts  au  tun  haben. 

Die  Entwicklung  von  Babesia  canis  außerhalb  des  Hundekörpers. 

f^ber  d.as  Verhalten  der  Babesien  außerlialb  des  Hundes  sind  unsere  Kenntnisse 
nof-b  rinßpfordentlich  dürftig.  Verschiedene  Forscher  haben  vergeblich  versucht, 
Babesien  m  kultivieren  [J.ignicrcH  (IHOO),  Kleine  (1906),  N uttall  (1908),  Marzi- 
no  wsky  (lÜOy),  Deseler  (lülU)  u.  aj.  Auch  wir  haben  %u  Beginn  unserer  Unter- 
BUchuQgeo  derartige  Versuche  vorgenommen,  haben  aber  ebenso  wenig  Erfolg  gehabt, 
wie  nnsere  Vorgänger.   Bs  ist  daher  awedelos,  auf  diese  Veianobe  nSher  dnaagehm. 

Wenn  manche  Forseher  Kultur  und  Eulturformen  d«r  Babeden  i^pech«n, 
so  mOssen  diese  Beseiolinungen  snrQckgewiesen  werden;  von  einer  Kultur  kann  man 
nur  aprechen,  wenn  eine  Vermehrung  der  Parasiten  festsusteUen  ist,  Dafi  man  die 
Babesien  längere  Zeit  hindurch  im  Reagenzrohr  nachweism  kann,  spielt  dabei  keine 
Rolle,  da  sie  sich  bekanntlich  auch  in  defibriniertem  Blut  auf  Eis  wochenlang  halten. 
T.ipn^'  rr>«  (1900)  glaul)tf>  r-vrir  eine  Vr-rmehrung  von  Babesia  bigcmina  in  defibrinier- 
tem Blut  beobachtet  7.U  [ial)en,  doch  wei.st  Nuttall  (1908)  darauf  hin,  daß  die  fort- 
schreitende Auflösung  der  Erythrozyten  den  Anschein  erweckt,  als  wenn  die  Parasiten 
aahlreicher  geworden  wXren. 

Eine  grolle  Rolle  als  vermutete  Bntwidclungsformen  dw  veisehiedenett  Babitsia' 
srten  spielen  die  sueist  von  Robert  Koch  (1906)  in  Zecken,  dann  von  Kleine  (1906), 
Harsinowsky  (1909),  Martini  (1909)  u.  a.  bei  Kulturvenuchen  bsobaehteten  stern- 
förmigen PsTssiten.  Fflr  eine  Brklirung  dieser  Formen  sdheinen  uns  die  Unter- 
suehungen  Nutialls  (1908)  einen  Fingerseig  su  geben.   Br  misobte  das  paiadtsn- 


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—  430  — 


baltige  Blut  mit  Salzlösungen  von  voacihiedenem  Prozentgehalt  und  gerade  bei  ZuBiti 
fler  schwächsten  (0,6*'/oigen)  Ixisung  wurden  die  strahlip;eti  Formpt\  am  häufigsten 
gefunden.  Dnn  U'gt  den  Gedanken  nahe,  daß  diese  Gebilde  nur  auf  Veränderungen 
der  osmotischen  \'erhältiusee  zurückzuführen  Bind  und  daß  die  langen  ätrablen  in 
einem  bypotoniachen  Medium  entateben. 

K»  irt  in  vermtitMi,  daO  di«ie  8t«»l8rniig»a  PatMiten  «ndi  daan,  wenn  ei«  in  Zeekm 
«nftreten,  nicht  die  normalen  Entwioklungeitadien,  aondern  gerade  diejenige  Peraeiten 
daratelbn,  die  ridi  nicht  weiter  entwick^  nnd  sugrond«  gehen.  Ancb  Chriatopberc« 
der  dUe  Entwicklung  ?on  Bebeein  eanie  in  der  Zecke  bidier  im  fprttndlidialen  unter- 
Bucht  hat,  bezweifelt,  daß  diese  Parasiten  in  den  EntwicUungSgang  hinein  gtfiSvni, 
ebenso  hält  Hart  mann  (190!»)  sie  für  Degenerationsformen. 

Als  Entwicklungsstadiov  «üp  in  den  Zecken  auftreten,  werden  übereinatimmend 
von  Koch  (1906)  und  von  ünniier  0^11)  Toileria  parva,  von  Marzinowsky  und 
Bielitzer  (1909)  für  Babeaia  equi  und  von  Cbri»tophert$  (lil07)  für  Babesia  cauis 
wurmformige  Poraeiten  beechrieben,  die  anecbeinend  frei  bewegUcbeu  CooddieD  recht 
ähnlich  eind.  Dieae  Fennen  werden  von  meihraran  Foiadiarn  ala  «Ookinaten*  he- 
aeichnek  Fttr  eine  solche  Benennung  fehlt  vwliofig  nodi  jede  Bereditigung,  da  die 
Entatehung  der  Wnnnformen  aue  einem  Befmohtungarorgaag  nicht  bewieaen  nnd  noch 
nicht  Mnmal  wahisdieinlidi  gemacht  ist. 

Was  sonst  noch  von  den  verschiedenen  Untereuchern  als  Entwicklungsstadien  in 
der  Zecke  beschrielicn  wordfii  ist,  ist  so  iinsichpr,  daO  wir  vorläufig  nicht  ver- 
werten können,  mit  Ansnahnie  der  Befunde  ChriHlophere  über  die  Entwicklung  von 
Babe.«ia  canif.  ('liMwioplier.s  fand,  daÜ  gewisse  farasiten  in  der  Zecke  stark  heran- 
wachsen und  in  zablruiclie  Spuren  zerfallen,  die  wiederum  zur  Bildung  einer  großen 
Amahl  Sporomitm  Ähren.  Wdiebe  Sehlflaae  aich  aua  dieeen  Angaben  stehen 
laeam,  darauf  wird  im  totsten  Abechnitt  nlher  einsngehen  aein. 

Die  vwwaiKKscbafUiGhen  Beiiehungen  der  Babesien. 

Bereite  in  der  Einleitung  haben  wir  darauf  hingewiesen,  daO  die  Babesien  in 

Hartmanns  Flagellatenordnung  der  „Binucleaten'  ein  wichtiges  Bindeglied  zwischen 
den  Trypanosomen  und  den  Plasmodien  darstellen.  Zu  dieser  Auffassung  gelangt 
Hartmann  deshalb,  weil  er  einorseitß  tJaa  gelegentliche  Vorkommen  von  Flagellaten- 
forroen  bei  den  Babesien  für  erwiesen  hält,  andereraeits  anuiranit,  dali  aucli  bei  den 
geiOelloeen  Formen  daa  Vorhandeneein  eines  „Blepbaroplasten"  in  der  Regel  nach- 
mweieen  iat 

In  dnem  beeonderen  Abaebnitte  haben  wir  bereite  geiaigt,  dafl  ein  einwandÜMer 
Nadiweia  von  Flageliataiformen  bidier  noch  keineewege  erbracht  worden  iat»  daß  im 
Gegenteil  der  Uroetand,  daß  nahezu  jeder  Forscher  andere  Gebilde  gefunden  und  in 
dicoem  Sinne  gedeutet  hat,  das  Vorkommeu  solcher  Formen  recht  unwahracheiolich  macht. 

Wir  kommen  zur  Frage  des  Blcpharoplasten.  Da,=;  Vorhandensein  eines  solchen 
Gebildeis  ist  nur  erklilrlidi,  wenn  an  irgend  einer  Stelle  des  Entwicklungakreieea  eines 
Organigmus  Flagellatenformen  als  normale  Entwieklungsstadien  auftreten.  Solange  wir 
ein  solches  Vorkommen  nicht  sicher  gestellt  haben,  sind  wir  nicht  berechtigt,  irgendein 


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—   4SI  — 


sich  chromatUch  (Erbendes  Korn  in  der  Zelle  als  „Blepharoplast"  anzaspreohen.  Die 
Annahme  eines  stets  funktionslosen  ..Blepharoplasten"  würde  die  Übertragnne  de«  bei 
vielzelligen  Organismen  geläufigen  Hegrill'eK  der  „rudimentären  Organe"  auf  die  einzelne 
Zelle  be<leutea,  wan  vor  allem  in  dem  vorliegenden  Falle  ganz  besonders  zwingender 
Beweise  bedürfte. 

Welche  Umstände  sprechen  nun  l>ei  dem  Gebilde,  dessen  Entstehung  aus  der 
Auiptchromatinmasse  wir  oben  eingebend  beschrieben  haben,  für  seine  Blepharoplast- 
N«tar?  Die  Talaaioihe,  dfttt  «s  am  d«m  Kwa»  rtammt,  wSie  dnnit  vorrinbar»  der 
UfMtaa^  d«fi  es  nur  wAluwad  der  Teilniq;  eichtbKr  wird,  IM  Mboo  weniger  erkUilidi. 
Der  Bkpharoplaat  der  TrypusMomoi  —  nur  nlelit  der  dm  sweigeüMigen  Tiypeiio- 
plasmea  —  lat  erheblidi  kleiner  als  der  Kern,  der  „fimktiodsloM  Blepharoplast"  bei 
Babesi.i  int  im  Anfang  melBt  nicht  durch  seine  GröOe  von  dem  Kerne  zu  unter- 
scheiden. Der  Blepharoplast  nimmt  insbesondere  den  Giemsafarhstoff  viel  lebhafter 
auf,  :dK  der  Kern;  <las  fraglic^f  rjebilde  bei  Babesia  ist  gerade  durch  seine  blassere 
Färbung  von  der  Hauptmasse  dvs  Chromatins  am  besten  zu  unterscheiden.  Bei  fort- 
schreitender Teilung  der  Zeile  wird  das  Gebilde  immer  icteiner  und  blasser,  bis  es  die 
Gieiiae  dee  Slchtbuen  eneieht;  ein  V«rli«iten,  das  bei  einem  Blepharoplaaten  vöifig 
nneiUftrlldi  ist. 

Wenn  wir  nach  bekamkten  Zellgebilden  Umechan  halten,  die  ÜhnltelM  Eigen- 
8oi»flen  anfvMBen,  wie  die  in  Frage  stehende  Bildung  bei  &ibeei»  eanii,  eo  dringt 
aidi  die  Yermulnng  anf,  die  wir  mit  einigem  Vorbehalt  amapreehen,  dafl  wir  ea 
hier  mit  einem  nnkleolenartigen  Gebilde  au  tan  haben.    Bdion  die  meist 

blassere  Färbung  weist  darauf  hin.  Ein  Nukleolus,  dessen  Rolle  als  Bildungsstätte  für 
die  chromatische  Substanz  des  Kernes  vielfach  nachgewiesen  ist,  pflegt  häufig  kurz 
vor  der  Teilung,  aho  in  der  Zeit  des  lebhaftesten  K'-m  Wachstums,  eine  starke  Zunahme 
<ler  (irnQc  und  der  Färltbarkeit  zu  erfahren.  Diese  Zunahme  ist  vielleicht  der  An- 
laL»,  uaß  der  Xukleolus  bei  Bubesia  cauis  aus  der  ihn  vorher  umhüllenden  Chromatin- 
masäe  herausrückt.  Dail  er  sich  hierbei  ziemlich  weit  entfernen  kann,  ist  der  einzige 
sdiwicrige  Punkt  dee  HSrkl&ruugsveiaabhea;  denn  wenn  aadi  NuUeolna  oder  Gbijoeom 
dem  CShromaUn  hSofig  nur  gans  obeiflleUich  anliegen,  so  wird  doch  ein  vfiU^^ 
Heranstretsn  aus  dem  Kerne  nur  bei  •multiplen*  TeUnngen  beeohiieben.  Di» 
Tvennnng  vom  Kern  ist  aber  vielleicht  nur  eine  scheinbare;  wie  schon  früher  bemerkt, 
können  wir  bei  der  Kleinheit  des  Objektes  über  das  Vorhandensein  eines  achromati- 
schen Kernanteils  nichts  sicheres  aussaia^en.  Eh  int  mügiich,  daß  °ich  bei  der 
«nheinbaren  Trennung  von  Chromatin  und  Nukleolus  nur  um  einen  sehr  lang  gestreckten 
Kern  handelt.  Der  gelegentlich  zu  beobachtende  feine  Faden  zwischen  beiden  Ge- 
bilden weist  ja  auch  auf  sehr  enge  Besiehungeu  zwischen  ihnen  hin,  und  der  Umstand, 
datt  bei'Tlookenpräparaten  der  „Nnkleoliia''  mit  Vorliebe  in  der  Riehtoiqe  vmdtk  dem 
Gbromatinkinmpen  sn  serflieJIt»  beweist,  da0  xwisdien  beiden  Gebilden  «ne  hesandora 
Struktur  vorhanden  ist 

Di«  aUmihliche  Abnahme  an  Grolle  und  Färbbarkeit  nach  erfolgter  Teilung 
vertilgt  eich  gleidifalls  got  mit  der  Natur  eines  Nukleolus. 

AAw  a.  4.  XdMri.  OMMdbrihuiti),  B4.  XZXVm.  29 


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—   482  — 


Eine  sichere  Grundlage  fär  die  Feststellung  der  systematischen  Stellung 
einer  Protozoengnippe  bildet  nur  die  Kenntnis  des  ganxen  Entwicklungskreises,  ins- 
besondere  der  Art  und  Weise,  wie  sich  die  geschlechtlichen  Vorgänge  abspielen.  Da 
wir  über  den  letztgenannten  Punkt  noch  gar  nichts  wissen,  sind  die  einzigen  An- 
gaben, die  wir  hier  heranxiehen  können,  die  von  Christophers  Qber  die  Bildung  von 
Spodrao  und  Sporowiten  in  der  Zecke.  Chrislopher«  Belbtt  weiet  auf  die  Ober» 
einetioinMing  eeiner  Befunde  mit  entopceobenden  BniwiddungiBBtadien  der  Helacia< 
peremten  hin.  Wir  können  UmnfOgen,  defi  ench  meadie  Himogregerinen  sehr 
ihnlidie  Verbältnisse  bei  der  Sporogonie  «nfweisen,  i.  B.  das  von  Miller  (1908) 
entwicklungsgeschichtlich  untersuchte  Hepatosoon  perniciosum.  Dotch  diese  Äbnücfakeit 
würden  sich  Beziehungen  der  Bahesien  m  den  Coccidien  ergeben. 

Eine  weiterp  Beziehung  könnten  wir  darin  erblicken,  daO  Theilerin  parva  nach 
den  Untersuchungen  von  Gonder  (191  i)  zwei  Arten  der  Schizogonie  besitzt,  deren 
erste  zur  Ausbreitung  im  Körper  des  Kindes  und  deren  zweite  zur  Auebildung  ge- 
BoblechtUch  differennerter  Formen  fäbrt.  IMe  gleiche  Vewdiiedepbeit  «cbeint  «neb 
bri  den  Blnt-CiMoidien  (Hftmofregarinen)  edir  Tcrbreitel  m  aein;  eiebor  gestellt  ist  sie 
bie  jetat  bei  Heemogregarina  stepanowi  (Reiehenow  1910)  und  bei  H.  nieome 
(Roberteon  1910). 

Schliefilicb  aei  nodi  duraraf  bingewieaen,  defi  aach  bei  mandhen  HSmogregarinen, 

bei  den  in  der  Gattung  Lankesterella  zn^ammengefaßten  Fonnen,  anOer  dem  als 
Kern  gedeuteten  Chromntingebilde  häufig  noch  ein  zweites  chromatischep  Korn  be- 
objiclitet  wird,  das  nicht  eeiten  von  dum  anderen  ziemlich  entfernt  liepf  Die^ea  Korn 
wurde  geradeso  wie  das  ihm  ähnliche  Gebilde  bei  Babesia  von  manchen  Furüchem, 
insbesondere  von  Harimann  und  seinen  Schülern  [vergl.  Seitz(1910)]  als  Blepl»n»> 
plast  erkUk  nnd  Hartmann  (1910)  trennt  eoger  auf  Grand  dieew  Deutung  die 
Lankeeterdlen  völlig  von  den  übrigen  mnogregarinen  —  doen  Cooeidiennalnr  be- 
wieeen  ist  —  ab  und  «teilt  Ale  lo  Miner  Fl^gellatenordnang  der  Knncleaten. 

Natürlidi  raeben  die  hier  aufgeführten  Vergleichungspunkte  noch  lange  nicht 
«HB,  um  eine  Verwandtschaft  der  Bahesien  mit  den  Coccidien  als  festgestellt  zu 
erachten;  immerhin  scheinen  uns  nach  dem  heutigen  Stande  unserer  Kenntnipse  för 
die  Annahme  einer  solchen  Verwaudtachaft  mehr  Gründe  zu  sprechen,  als  für  die 
Einreibung  der  Babeeien  in  die  Ordnung  der  Binudeaten. 


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Tafdflirkliraiig. 

8Rmt)icbe  Figaren  rind  mit  dem  AbbdedwiB  ZMbamsipmt  bei  ObJ.  Agoeh.  S  mm  oad 

Comp.  Ük.  18  gexeichnet. 

FlrtNug;  Bdmbeirge  lIodUHmtkn  dar  Qiemiallrbaag. 

Fijr.  1  11.  2.    Frpii^  hirnförniif^e  ParEfliten, 

Fig.  3.    £b«Q  in  eiu  Blutkörperchen  eingedrungener  bimfurmig«r  Paraüit. 
Flg.  4  II.  6.  Jvag»,  wabiedietelkih  iiodi  tatrakorpuBlndlre  WaehatamaCormen. 

Fig.  G— 9.    Amöboide  Fnrmen. 

Fig.  10—15.  Vorbereitung  zur  Teilung:  vermaUkhe  Trennung  dee  «BinnenkOrpera"  von 
der  Gbromattnmaaae. 

Fig.  16  u.  17.  Ba^u  dar  Zailtalfamg;  dar  «BlaiMokttrpair*  gatatl^  dla  dhrnmaHnmmaa  ia 

Teiloof. 

Fig.  18—29.  Fortachreitende  Teilung;  ein  »KnnankOrper"  und  eine  Cliromatfaunaase  wandern 
ja  tn  eine  Teilhälfte  )iinein. 

Fig.  23  u.  2'l     Zv. rl  :4i5.^  pitHT  Tt»ilur>e  bfirvnnr«};angene  Bimformen. 

Fig.  25.  Gleichzeitige  Teilung  voa  zwei  Puruaiten  in  einem  Blutkörperchen;  vorUUift  wie 
dla  atata  Tailong. 

Fig.  36.    Vier  Biniformpn  rfbildat 

Fig.  27—29,  Qleicliäeitige  TeiloQg  TOD  vier  Parasiten  in  einem  BlntkOrpercben ;  Terilaft 
wia  dia  fMibatan  TaUmtaau 


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Bettran  zur  Frage  der  fiMtigkett  der  RManaUnlisalze; 

Von 

Dr.  med.  Fr.  Franz, 
«UiuiifBiii  MiUvbettar  im  KaiaerL  <3«Bttiidl»ita«mto. 

ElnleHniig. 

Wihreiid  die  Tltio0jMiii&iii«  (Rhodanwanontoff,  BbodanwaaianlofliAnfe),  CR  •  SH, 
«tob  M  Iftnganv  Anfbawihraiig  aowi«  beamdera  bai  Binvirirong  von  MiueralBäuren 
in  BlanaKue  und  PwrthioqyanBäure  sereetst,  sind  ihre  AlkaUsalze,  die  Rhodanalkalim 
(Kalium-,  Natriam-,  Atnmoniumrbodanid),  die  aus  den  entsprechenden  Verbindungen 
der  Blausäure  durch  Einwirkung  von  Schwefe!  hergestellt  worden,  durch  eine  grofie 
Beständigkeit  nis  solche  und  in  Lösung  ausgezeichnet  und  bilden  die  ursprQnglichen 
Blauaäureverbiiiduiigcn,  wenigsteDS  auf  einfache  Weise,  nicht  zurück;  unter  gewissen 
Versuchabedingungen,  wie  beim  Erwärmen  mit  Salpetersäure  oder  Salzsäure  sowie  bei 
Einwillninc  von  WaMttatoflbuperoxyd,  vermögen  ito  abar  Blanriiira  «i  antirickaln. 
In  WaiMV  und  Alkohol  rind  dw  Bhodanide  leieht  iSdioh,  nnd  ihn  Ldsungan  nicBn 
«ine  nontialo  odar  aahr  adiwaeb  alkaliaoha  Beaktioa. 

Dia  Fiag»  betflglich  doa  Giadaa  dw  GiftiiMt  dar  Bhodanida  hat  in  latatof  Z«lt 
an  praktisoher  Bedeutung  gewonnen,  da  die  Rbodanalkalien ,  inabeaoadafa  daa 
Amaaomumrhodanid,  in  der  Berufs-  und  Amateurphotographie  eine  ausgedehnte  Ver- 
wendung (Tonbäder)  linden  und  das  Natriamealz  neuerdings  ärztlich  verordn^'t  wird '). 
So  hat  Pauli')  tägliche  Gaben  bis  zu  1  g  angewendet,  um  eine  sedative  Wirkung 
bei  Nervösen  und  organisch  Nervenkranken  zu  erzielen  und  bei  Erkrankuiigeu  mit 
erhöhtem  Blutdruck  (Arteriosklerose,  Aorteninsufhzietu,  chronische  Nierenentzündung) 
den  Blntdraok  hanbanietaen.  Bentley  nnd  la  Roy empfeUan  Natrimnrliodaaid 
hA  ArtarioaUaroea  nnd  Hamateinea  in  Doaen  ton  hfiohatena  0,06  g  bei  ainer  V«r- 

^  In  £.  Mercks  Jahresbericht  Ober  Neoernngen  aof  den  Gebieten  der  Pharmakotberapie 
naA  Vbmnatmi»,  IMO,  M.  Jabif.  Man  1911,  Dannatadti  8.  am  wird  daiaiifhtngawia— b,  dal  daa  tbofB» 

peatiflche  Inlerense  für  das  Natriarnrhodauicl  zuzunehmen  ncheine  und  daß  die  Unsicherheit, 
waleba  in  besag  aof  die  Giftigkeit  oder  Ungiftigkeit  der  Rbodaiualae  in  der  Litarator  herrscht»  fOx 
ihre  Verwendong  ein  hlndanidaa  Moment  sat 

*)  Über  lonanviikBBfm  nnd  ihre  thaiapaatiaolw  Varwaadaag.  llOncli.  mad.  Woehanaehr. 
1908,  I,  S.  153. 

^  New  York  medical  Journal  1908,  EL,  S.  210,  ziLiert  nach  Mercks  Jahreabericbt  für 
190B|  88.  Jalugv  8. 98».  (Bataal  in  Ihanfattk  Monaldi.  1909.  fk  608.) 


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dunnung  von  1:40000,  und  ZoIt:\n*)  bat  e«  mit  Erfolg  bei  den  lanzinierenden 
Schmerzen  der  Tabiker,  bei  hartnäckiger  Migräne  and  sympatbiirchen  Neurosen  in 
Dosen  von  0,2 — 0,25  g  verwendet*).  Von  Pauli  und  Pal')  sollen  noch  höhere  Dosen 
(0,5 — 3  g  pro  Tag)  zur  Behandlung  der  Arteriosklerose  angewendet  worden  sein. 

Wenn  auch  in  der  Fachliteratur  eine  Anzahl  von  Tierversuchen  mit  den  Rhodan- 
nlsen  aowie  BeobaditoDgen  an  Meniehen  vorliegeD,  w>  haben  rie  in  eichenn  Scblflaaen 
hinaiobtUdi  dw  BeuxteSnng  der  Gift^^t  der  Bbodudde  bisher  nieht  gefftbrC  Diese 
isl  veradueden  beantwortet  wordm«  je  naobdem  man  sieb  auf  tbeoretiscfae  Brwiguogen 
oder  auf  Veianche,  die  Qberdiee  nicbt  dorcbweg  methodisch  einwandfrei  sind,  etQtste. 
Eine  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Liteniturangaben  bis  zum  Jahre  1002  findet 
sich  hv'i  Villain*).  Bei  ne.sprechung  der  eigenen  Ver8UchBtTgcbnig«c  wird  auf  einige 
d^r  in  Hetracht  kommenden  Arbeiten  noch  näher  eingeganRon  worden;  zunächst  nollen 
kurz  die  in  f  i  x  k  il  igischen  Handbüchern  vorhandenen  Angaben  über  die  Giftigkeit 
der  Khodansaize  augeführt  werden,  um  zu  zeigen,  wie  verschieden  die  Auffassung 
der  Faebgetehrten  bierftber  bisber  gewesen  ist  Auf  Grund  der  WIdenprflcbe  unter 
den  verschiedenen  VerauchaanstsUeni  war  KunkeP)  der  Mdnung,  daß  die  Frage 
noch  nicht  geklirt  sei;  auf  alle  Fllle  sei  aber  der  Grad  der  Giftigkeit  der  Bhodan- 
salie  ein  wesentlich  niedrigerer  als  der  der  BlausAnre.  Naoh  Kobert*),  der  einen 
tödlich  verlaufenen  angeblichen  Vergiftungsfall  nach  0,3  g  Ammoniumrbodanid  (siebe 
spiter)  beschreibt,  und  nach  Jaksch^)  sind  die  Rhodansalie  als  Gifte  anzusehen, 
wahrend  Lewin **)  und  Vibert^)  »ie  für  ungiftig  oder  nur  sehr  wenig  giftig  erklären. 
Auch  Krben*'')  hält  ihre  Giftigkeit  nur  für  gerinpr. 

In  Frage  kommt,  ob  die  Rhodausalze  im  vveseollichen  nur  ^Salswirkuogen* 
entfalten  oder  durch  Zerlegung  unter  den  Verhältnissen  des  Organismus  Blausäure 
abspalten  künnen,  oder  ob  rtwa  das  unieiselste  MolcikQI,  daa  Rbodanion,  «ine  spenfi* 
aebe  CHftwirknng  bssital 

Da  eine  syetema tische  Unterauobnng  der  Rhodansalae  vom  loadkotogiseben 
Standpunkt  ans  noob  nicht  vorhanden  ist,  so  sind  im  pbysiologisch-pharmako- 
logischen  Laboratorium  dea  Kaiserlichen  Gesundheitsamtes  Versuche  in  grfifierer 
Zahl  mit  Kalium-,  Natrium-  und  A mmoniumrliodanid  an  Kaninchen  und 
Meerschweinchen  sowie  an  Hunden  und  Katzen  angestellt  worden,  wobei  Lösungen 

*)  Bndapehli  Orvosi  üjüa^'  inO!>.  Nr.  30,  zit5ert  nacl)  Mc  rcks  Jahroflbericlit  für  1009,  S.  2.h!K 
^  In  Mercks  Jahresbericht  findet  steh  daiu  die  Anmerkung:  «So  hohe  Dosen  erheischen 
Vovricht* 

*)  Archiviu  per  le  malaltie  di  cuore,  dei  vaai  e  del  Mogoe.  Bofdigbeis  1910^  Nr.  1,  8.97( 
sitiert  nach  Mercks  Jahresbericht  fttr  1910,  S.  :)2;i. 

*)  Ober  das  Vorkommen  und  den  Nachweis  dm  Rhodens  im  Meoachen-  und  TierkOrper 
und  Mine  t«>xikuio^iR(  ho  und  pliarmakdlogiMdie  Bedeotong.  Diss.  PteHmrg  1906,  6.4011.  (Aoe 

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*)  Handbuch  der  Toxikologie  Bd.  1,     öl2.  Iö99. 

<)  Lehrbodi  der  Intoxikationen  Bd.  9,  9.  Anfl.  190«^  S.  991. 

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der  gMiuuitsn  Sab«  den  VenuolietienD  in  den  Magen,  dw  Unterbautiellgewebe, 
in  eine  Vene  oder  in  den  Mastdarm  eingeführt  wurden,  und  zwar  in  großen  Mengen, 
die  gestatten,  lieb  ein  Urteil  fibtt  die  etwaige  Giftigkeit  des  verwendeten  Salsee 
za  bilden. 

I.  Venuehe  wH  Kaliuii^  Natrium'f  Ämnonlumrhodaiiid  an  Kaninchen  und 

Zu  den  Venneben  an  Kanineben  dienten  mittdgroile  Tiere,  die,  wie  es  im 
Laboratorium  ftbUdi  let,  voiber  24  Standen  lang  kein  Futter  erhalten  batten.  Das 
zu  den  Versuchen  verwendete  KaUumrbodanid  wurde  in  wäf'seriger  6*  oder  8'/oiger 
T^sun^  mittels  Schlundsonde  u\  dm  Magen  eingebraobk  Eine  ZuiMimnMinateUung  der 
ausgeführten  Veraucbe  iet  ia  Tabelle  A  enthalten. 


Tabelle  A.   Varauobe  an  Kaninebea.   BfaifQbning  wHnniger  Löningen 
Tcm  Kaliurnrhodanid  mittels  Bdiltuidsoiide  in  dm  llageo. 


Gewicht 

Eingeführte  Heng» 

KSiVUfllVU 

Kaliurnrhodanid 

IrHUuD 

* 

3  S 

Ergebnis 

1  B 

Tiere« 
S 

ins- 

pro 

gebenea 

gesatnt 
S 

kg  Tier 

Losung 

Vo 

1 

2000 

1 

4 

Tod  nach  4  Tagen,  in  Opisthotonua- 
Stellung  aulgefunden.  Am  H.  Tage  Entleerung 
lilnthaltiger  Kotballen.  Sektionsbefund :  Magen- 
schleimbaat  mit  Ätsatellen,  Schorfen  und  Blut- 
ponktiD. 

1900 

1 

4 

Tod  nach  2';',— 3  Tagen,  in  OpisUiotoniM- 
Stellung  aufgefunden.    Sektionsbefnod:  Im 

CBr<iiutei1  und  an  der  groCen  Kurvatur  dea 
Mageutt  Ätzatellen  mit  Schorfen  und  Blutungen. 
Harn  eiweißhaltig. 

a 

8400 

1^ 

0.<P 

G 

Tod  nach  16  Stand«]»  27  Min.  in  teUniachen 

Krämpfen  mit  in  den  Naelran  geschlagenem 
Kopf.  Sektionsbefund:  Magengrnnd  stark 
hyperflmiscb  mit  vereinaelten  Blotongen  und 
ÄU'r<teiien.   HwB  «twB  Vt%*  £lwelS  (sach 

Eebuchj. 

4 

8S00 

2 

0.87 

8 

Tod  UHch  Ü  Stunden  47  Min.   im  Zustand 

aentraler  I jüimang.  Zn  Beginn  der  Vecgiftnng 
Streclckrlinpfe.  SektionabefvodtMageiwehleim- 

haut  Ht;irk  liyperämisch  tiiil  ausgedehnten 
BluuitiKi'u  und  Atzstellen.  Harn  '/,"/«•  Kiweiß 
(nach  Esbach). 

5 

2200 

8 

0,01 

8 

Tod  nach  6  Stunden  H  Min.  Sektionabefuid: 

Ätsstellen  und  Blutungen  in  der  Hagensehlelm- 
hent,  beaooden  im  PylomateiL  Hani  oliae 

\ 

EiwetO. 

Die  verabfolgten  Mengen  betrugen  1 — 2  g,  entsprechend  0,5 — 0,9  g  jiro  kg 
Körpergewicht.  Sämtliche  Versuchd  verliefen  tödlicli.  Der  GiftigkeitBgrad  nahm  mit 
der  Menge  des  veral »reichten  ivalmmrhodanids  zu,  und  zwar  starben  die  Kaninchen  nach 

1  g  Kaliumibodanid  nadi  2Va— 4  Tagen, 
1,5  g        •  «   16Vt  Standen. 

2  g       n         »  e-ev*  .  . 


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438 


Das  VergiflUDgsbild  war  etwas  verschieden,  je  naohdem  die  VecgiftaiDg  innerbalb 
einiger  Stunden  verlief  oder  sich  über  Tage  hinzog.    Im  entami  Felle  traten  sehr 

bald  typische  letani.Hche  Krämpfe  auf,  ohne  oder  mit  gering  aiiflgeprägter  Steigerung 
der  ReflcxciTcgbarkeit,  und  der  Tod  erfolgte  an  zentraler  Lälunuiig.  Über  den  Ablauf 
d«r  Vergütung  gibt  nachstehendes  Protokoll  xum  Versuch  4  Aufschluß: 

Verasch  4.  8  Uhr  88  KinotSD  Vormittage.  Eingabe  von  2  g  Kaliamrhodanid  in  den 
Magon.  Daa  Tier  zeigt  darnach  eimeliie  Streckkrilinpfe.  '\  Uhr  10  Minuten  nachmittaga  betragt 
die  Körpertemperatur  35^**.  Das  Kaninchen  liegt  platt  auf  der  Seit«,  streckt  kranipfliaft  und 
zitternd  die  Hinterbeine  nach  hinten  und  macht  Ruderbeweguiigen  mit  den  Vorderpfot«a.  Der 
Kopf  iat  in  den  Nacken  geschlagen.  Keine  Reflexeteigening.  Das  Tier  kann  zunächst  noch  aaf 
dem  Bauch  mit  abgeetreckten  Hinterbeinen  hocken  f?illt  aber  schließlich  auf  die  Seit«*.  Beim 
Versuch,  die  Hinterbeine  zu  beugen,  ist  ein  aurker  Wideratand  zu  überwinden,  und  sofort 
denn!  erfolgt  eine  faem^hallle  Btcedmag.  Ohne  Bsechleniügeng  der  Atmimg  aad  ohne  Krampf 
tritt  im  Zustande  zentraler  Lihmnng  der  Tod  ein.  Der  Hombaatwflex  erlischt  um  8  TThr  94  Hin.; 
es  erfolgen  darnach  noch  vier  achnappcnile  Maalbeweguogen. 

Bei  der  langsamer  verlaufenden  Vergiftung  nach  1  g  Kalimnrhodanid  verweigerten 
die  Kaninchen  die  Futteraufnahme,  so  daß  sie  erheblich  an  Körpergewicht  abnahmen. 
Die  auch  bei  ihnen  beoljachteten  mehr  oder  minder  ausgeprägten  tetanischea  Krämpfe 
«tettten  rieh  ecst  Ungpn  Zeit  nach  der  Eingabe  deir  BhodAiiBaliUSBung  ein.  Der  Tod 
etfdgte  bei  dienn  "nenn,  eowie  hti  dem  Kanindiflii»  du  1,5  g  Kaliqmriiodanid 
halten  hatte,  in  KrampbteUung. 

Bei  allen  E«niiieh«n  hfttte  der  nonnalenreiw  lest»  kugdige  Kot  eine  breiige 
Beaohaffenheit  angenommen;  von  Kaninchen  1  wurde  am  dritten  Tage  Blut  mit  dem 
Kot  entleert.  Bei  Kaninchen  2,  3  und  5  konnte  Eiweiß  (Ins  zu  '/;%o  nach  Esbach) 
im  Harn  nachgewieaen  werden.  Die  Sektion  der  Kaninchen  ergab,  daß  in  allen 
Fallen  die  Schleimhaut  des  Magens  mehr  oder  minder  hochgradig  entzündet  und  ver- 
litzt  war.  Neben  stark  byperämischen  Stellen  fanden  sich  kleinere  und  größere 
Blutergüsse  und  SubBtansverluste,  die  bei  spätem  ISittntt  des  Todes  tsflfrdM  mit 
Bdsatt  bedeekt  wsiea.  Bin  BinfluA  der  Verschiedenheit  der  Konsentrsticm  der  «d« 
g^cebenen  LOsangeo  innerlulb  des  untenlichten  Gebiets  war  an  dem  snstomiseben 
Befond  der  Ifagsnaehleimhaut  nieht  sa  «dnaneD. 

Bei  den  Versuchen  an  Heersohweinchen  kamen  daa  Kalium-,  Natrium*  und 
Ammoniurorhodanid  aur  Anwendang,  die  gleiohMls  in  wässeriger  lifieuog  mittels 
Schlundflonde  eingegeben  wurden. 

Die  drei  Rhodanide  zeigten  da.s  gleiche  Wirkungbbild  und  die  gleiche  Wirkungs 
fitÄrke.  Auch  hier  wai'eu  die  UnterBcliiede  in  der  Konzentration  der  Lösungen  innerhalb 
dea  uulersuchten  Gebiets  ohne  EinÜuß.  Die  Meertichweinchen  starben  nach  0,8  g 
Rhodanials  pro  1000  g  Körpergewieiit  mäi  4Vi— 5V«  Stunden;  auch  Gaben  von  0,6  g 
führten  noch  innerhalb  einss  Tages  »im  Tode  dw  Tiere,  so  dall  also  die  tOdUdken 
Dosen  etwm  dieselben  sind  wie  b«  Kaninchen.  Die  yergUtungseiadieinungen  ent- 
spradiea  g^eicfaldls  den  Beobadttungen  an  KaniDchen«  indem  auch  bei  den  Meer- 
sehweinchen  ausgeprägte  tetanische  Krämpfe  eintraten.  Zum  Unterschied  von  den 
Kaninchen  konnte  aber  bei  den  Meerschweinchen  durchgängig  eine  merkliche  Steigerung 
der  Reflexerregbarkeit  festgestellt  werden.  Der  Tod  trat  iu  allen  Fällen  im  Stceck- 
krampf  ein« 


—   -139  — 


Tftbelle  B.  Versuche  au  Meereob weinchen.  Binfähning  wiewiigpr  Lösangen 
von  Kalium-,  HatHuui-  und  A.mmoDiQiiirhod»nid  mitteb  Schluadeonde  in  den 

Magen. 


4| 

Gewicht 
dee 

EiDgefflhrto  Menge 
der 

Rhodaaverbindong 

Kouien- 

tration 
dereiDge- 

Ergebnii 

c  1 

Ti«rM 

im- 

gesamt 

pro 

kg  Tier 

gebenen 
LAsung 

8 

7. 

6 
7 


K  ftl  inm  r  bodenid. 


1 

570 

0,5 

0,88 

8,5 

Tod  nach  et  w a  T)' S(  n n «1  r r    t  t  :v  fjrrfnr.'lrr' 

2 

770 

0,62 

Oß 

8 

Nach  !•/, 'Stunden  iletlexsteigernuj;,  .Slreckkrönipfe 

beim  Anfassen.    Nach  4  Standen  starke  te- 

tauiaciie  KrKmpfe  nUl  OpistboUNiaa.  Tod 
nach  4  Stnndeii  87  Mfniiieii  im  Btoeck- 

krampf. 

8 

650 

0,5 

0,77 

2,3 

Nach  7*L  Stunden  geeteigerte  Roflexerr^barkeit, 
telaoHcbe  Bewogangsn,  Tod  n*eb  Tftg. 

4 

740 

0,6 

03 

8 

5 

570 

0.3S 

0,6 

1.75 

03 

2 

410 

0» 

03 

135 

Katrltamrhodanid. 

Nacli  HO  Minuten  Strerkkrflrapfe  beim  Anfassen, 
nach  */«  Stondea  anhaltaud«  Strackkrftiupfe. 
Tod  nach  4  Standen  15  Minuten. 
Tod  aech  Vt'^1  ^<^8  BtenkiamptatflllnnK. 

Ab  Boninm  rhodantd. 

Nach    -10  Minnton    heim    Anfassen  tetanische 
8trepknnp*n.  Totl  nach  5  Standen  15  Min. 
yuch  -J  Stundf-D  gesteigerte  Reflexemj^Mnkelt. 
Tod  im  Boflexkrampf  beim  AnfMMa  naeh 
5  Stunden  88  Minuten 


Die  anatomischen  Befunde  bei  den  Versuchen  an  Kaninchen  legten  die  Ver- 
mutung nahe,  daß  es  eich  hei  der  Verpift^ing  von  Kaninchen  und  Meerschweinchen 
durch  innerliche  Eingabe  von  Rhodan8alzlo«nngen  im  wesentlichen  um  die  Folge- 
erscheinungen einer  starken  Magenverätzung  iiandeln  könnte.  Da  etwaige  allgemeine 
Wirkungen  bei  Einspritcung  des  Natriumsalzes  in  die  Blutbahn  in  verstärktem  Maße 
in  die  Bnoheinnng  traten  mußten,  lo  wurde  nadistehender  Venooh  auegefohrt» 

Versaeh.  XanJndieii«  9600  g  eehwer»  in  leiebter  PawMebydnarfcoee.  Unke  Art  eeiotie 


mit  dwn  Qadeefaen  BlntweUeBisfarettier,  teebte 
In  der  BQntte  ^  üatriamrhodinidKlaBng  (13*/tis> 


mit  der  Blnluf  bOietle  verimnden. 


10«-10M 

1. 

Einlauf  8i 

Bern 

pio  Minute 

34 

xm  i 

nagM 

10«»— 10»" 

2. 

n 

1 

6 

m 

n 

10»— 10»^ 

a. 

» 

2 

19 

n 

» 

10 

n 

10"-11» 

4. 

n 

a 

n 

» 

n 

16 

» 

* 

11^  -  11'" 

ö. 

W 

4 

m 

SO 

« 

ll'»-ll>» 

6. 

n 

5 

« 

90 

n 

» 

7. 

n 

5 

n 

50 

m 

• 

& 

• 

8 

» 

■> 

88 

n 

ii«*-ii« 

9. 

32 

Innerhalb  1  Stunde  liefen  ein  186 ocm  »3g  Natriamrbodanid. 


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—    440  — 


Sodmo  ward«  di«  ^  NAtrimnrboduidlOsnng  «netst  durch  «ine  ^^LOaanf  (B^9V»^l)  oihI 
die  IntnvMMiM  InjakMon  aadi  12  UinatMi  fnrtgMetet. 

il**-i  J>    10.  Einlraf  4  ocm  pfO  Hhiiite  «  SO  eem  ioflgsBUDt 

12» -12"   11.       „      5    „     „        „      =  7.1  „ 
12»-J2"  12.       »      ü    „     ,        „      ^  18  , 
Dm  13**  tritt  pUttilleh  Hemtillfland  ein;  darnach  «hiig»  tdinappead«  AtoDiAg«. 

Ks  liefen  in  den  l  t /t. n  -21  Miiuiton  ein  113  cvm  —  '  i-  ^  Natt:iimrlMi.!anid,  insgesamt  sin«! 
innerhalb  '.)"  .Minuten  eingelaufen  'J'JU  ccm  öaizlösunK,  in  denen  (ijeih.sl  «arfn  i>,ü  g:  Natrinmrhodanid. 

Während  der  Dauer  de»  Versuches  bis  zum  Tode  zeigte  das  Kauinchen  keinerlei 
BndmnuDgen,  dw  «of  eim  apanfiidM  Giftwtikaiv  hindmitatan;  imliflMMiidtn  zeigte 
der  Blutdrack  keinerlei  Steigemng.  Oberiiaupt  worden  der  Kreialeuf  and  dfo  Atamng 
in  kmner  Weiio  duinkterietiedi  beeinfluAt.  Ursache  des  Todes  war  die  groOe  Menge 
SalaUSaung  (etwa  V»  de«  KörpergewiohtsX  di«  in  iVs  Stunde  in  die  Blntbahn  de«  Tiere« 
eingespritzt  wurde.  0er  Verlauf  üeses  Versuches  erinnert  in  gewisser  Hinsicht  an 
das  Verhalten  einer  anderen  Tbioverbindnng,  des  Natriumtbiosulfats,  das  bei  Ein- 
spritzung in  die  Blutbahn  gegenüber  dem  Natriumpulfil  einen  bemerkenswert  hohen 
Grad  von  Ungiftigkeit  zeigt').  Ein  Einfluß  auf  den  Kreislauf  bleibt  auch  bei  inner- 
licher Einverleibung  einer  voraus^ichUich  tudlichen  Dosis  Kaliumriiodanid  beim  Kanin- 
chen aus,  wie  aus  einem  weiteren  Versuch  hervorgeht,  bei  dem  einem  2600  g  schweren 
Kanindien  3  g  in  lOVeiger  Ldenng  in  den  Magen  eingefShrt  worden;  die  S  Stunden 
nach  der  Eingabe  begtmnene  und  4  Vi  Standen  lang  fiartgeeetate  Beobaehtnng  der  mit 
dem  Gadmhen  BlntweUenedveiber  geseichneten  BlutdraddEorve  He0  keinerlei  Beaander* 
heiten  erkennen. 

Im  Vergleich  zu  anderen  Balzen  macht  sich  die  Ätzwirkung  bei  den  Rhodan- 
alkalisalzen  besonders  stark  bemerkbar,  da  hier  Bchon  bei  verhriUnisiHüßig  schwacher 
Konzentration  (2%)  Mengen  von  etwji  0  F)  g  pro  kg  Kaninchen  oder  Meerschweinchen 
innerlich  gegeben  /.um  Tode  führ«'n,  wahrend  nach  Verffuohen,  die  im  pharmakologi8chen 
Laboratorium  gelegentlich  anderer  Untersuclunigcn  angestellt  wurden,  von  Kochsalz 
oder  Salpeter  etwa  2,5  g  pro  kg  in  T.SVoiger  Lösung  daitt  erforderlich  aind.  Da 
Kaninohen  und  Meetachweindben  infolge  ihm  dflnneit  nnd  verhUtniamlAig  wenig 
widerstandeffthigen  Magenwand  gegen  Saltwirkung  aehr  empfindliob  «ind  and  aaBerdem 
nicht  erbreehen  kfimiaa,  ao  la««en  die  Srgebniaae  d«  an  dicaan  l^ien  angeatditen 
Versuche  eine  VerdlgeuMinerang  nidbl  au.  E«  maUlm  dedialb  «ooh  Vetiudie  an 
Hunden  und  Kataen  wtgtsnommuk  werden. 

II.  Versuche  mit  Kalium-  und  Ammoniumrhodanid  an  Munden  und  Katzen, 
a)  Liiifuhrung  von  iihodaiisaizlüHuni^cu  iii  den  Magen. 

Bei  Hunden  und  Katzen  äußerte  sich  die  Wirknnp  der  Hhodansalze  bei  Ein- 
führung in  den  Magen  anders  al.s  liei  Kaninchen  und  Mcert^chwcinchen.  Die  Ver- 
suche an  Hunden  wurden  in  der  Weise  angestellt,  dafi  jedesmal  zwei  Geschwistertiere 

')  Rost  nnd  Frans,  Veigleiehende  Unteraaehang  der  pbannakoIogiiGhen  Wirfcongen 

der  or^ani^r);  p-ebundenen  Bchweflijjen  Spuren  and  des  nentralen  HcbwaAlgMHiren  Natrinma. 
Arbeiten  auB  dem  Kaiserlichen  Geaundbeitsamt«  1904,  Bd.  21,  364. 


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—  iil  — 


von  gteiebem  Gewidit,  etwa  S  kg,  dietelben  Dosmi  Kaliunilioduiid,  kt  Waaset  oder 
MUdi  gelest)  «rhielten  und  sww  nmiebtt  ateteigeod  Meogen  von  2,0,  1,0,  0,8  nnd 
0»^  8  (V«iiBuch  1—8).  Vier  Monate  wjgii»  müden  luxditnab  an  den  nfaiBdwn  Tienn, 
deren  K(>rp6rgewicht  inzwischen  auf  etwa  6  hczw.  7,5  kg  gestlegen  war.  Gaben  von 
3,0,  2,0,  1,0  and  0.6  g  gepiüft  (Vennefa  9—18). 


Tabelle  C.   Vertnehe  an  Hunden.  Binftthning  von  Ldsungen  von  Kalium* 
rhodanid  in  Miloh  oder  Waaeer  mittele  Bchlnndeoode  in  den  Magen. 


Einge- 

Eoiucen- 

Ver. 

Protokoll 

Gewicht 

führte 

tration 

RQChfl 

Dunimur 

fies 

FölUTUiigs- 

Menge 

ik-r  einge- 

Ergeheii 

nammer 

dM  Uuodett 

Hundea 

zuMtand 

Kalinni- 

ui  Ittel 

Kebenen 

rhodenid 

LOvnng 

s 

8 

Hand  160 

2800 

nftcbtern 

8 

Milch 

6 

Erbrechen  oeeh 

Stund«. 

»  161 

SBOO 

n 

2 

6 

OMgl. 

»  150 

8000 

fefottait 

1 

n 

8,5 

Erbrechen  nach 

etw»  Vt  Stunde. 

»  161 

2950 

n 

1 

» 

8,5 

deegi. 

•  160 

8950 

lOOft^m  Milch 

0,8 

4 

ohne  Wirkung. 

:  j 

• 

vurher 

.  161 

MOO 

100  ccm  Milch 

0,8 

4 

dei^l. 

•  1 

vorher 

„  150 

gefüttert 

0,5 

2,5 

desgl. 

.  151 

8950 

» 

0.5 

: 

8,6 

deei^. 

Dieeelbeu  Hunde  4  Monate  »pKter 

1 

Hand  150 

6650 

iiQchteru 

3 

Milch 

» 

Erbrechen  nach  15 

Minuten. 

•  i&l 

7550 

» 

8 

• 

3 

Erbrechen  gleich 

1 

deranf. 

n  160 

6350 

gefuttert 

8 

n 

8 

Erbrechen  nach 

"  ( 

etwa  Vi  Stande. 

IS  \ 

n  161 

7160 

1» 

8 

n 

3 

deogl. 

.  160 

6000 

it 

1 

if 

» 

£rbreehen  neeh 

"( 

etw»  Vt^^**"*^' 

14  1 

,  151 

7600 

1 

if 

1 

desgl. 

15  . 

.  150 

5900 

vorher  mit 

1 

Waaaer 

50 

aUrkes  Erbrechen 

1 

Milch 

gleich  danml. 

gsMttart 

i 

•  151 

750U 

1 

w 

50 

Erbrechen  nach 

kaum  3  MinntaD. 

..  151 

GOOO 

geltttteri 

0,5 

t, 

0,5 

ohne  Wirkung. 

»  15Ü 

7Ö0Ü 

0,5 

0,5 

deagl. 

Wie  aus  Tabelle  C  hervorgeht,  trat  gleiihmäßig  bei  beiden  Hunden  nacb  Ein- 
gabe 1 — LüsuDgen  mit  einem  Gehalt  von  3,  2  und  1  g  Ktiüuiurhudaiu<i  im 
Verlauf  bte  n  einer  halben  Btnnde  ArbteobeD  «in  und  swar  unabhängig  davon,  ob 
de  Toifaer  gefreeeen  hatten  oder  nidit,  eowie  von  dem  betrüditlidben  C^ewiehtaDn(e^ 
edded  in  der  »pfttaren  Vereudbereihe  gegenüber  der  ment  auegeftthrlen.  Mengen  von 
0,5  nnd  0,8  g  wurden  von  den  Hunden  reaktioneloe  vertragen*  Bü  Eingabe  einer 


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—   442  — 


50  Vo  igen  wässerigen  Lösung  mit  1  g  Kaliumrhodanid  erfolgte  dw  BSrbrechen  gleich 
hinterher  und  in  größerer  Heftigkeit  als  bei  den  achw&chen  Lörangen.  Ala  denaelben 
Hunden  je  3  g  Kaliumrhodanid  mit  dem  Futter  vermischt  vorgesetzt  mirden,  fraßen 
sie  nur  etwa  die  Hälfte  des  Futters  auf,  und  ungefähr  2  Stunden  später  Btollte  sich 
bei  beiden  gleicbfalle  Erbrechen  ein,  Ana  eich  l  IS  Stunden  nach  der  Fütterung 
mehrmalig  wiederholte.  In  keinem  der  zohireicheu  Versuche  traten  allgemeine  Ver- 
giftungsttcwlidiniDgn  auf,  und  dto  Hand*  mmi  nidh  dem  Aufhfiiai  dm  BrIwMiMnf 
sehr  bald  wieder  munter  und  firefflnetig.  —  Ober  länger»  Zeit  dob  eiebeokende 
FaUemngiiveMiicbe  mit  Rbodanealien  eannfabren»  lag  fttr  die  tozibolo|^a«^  Pififmig 
der  Bhodanalkalieii  und  bei  dem  Bigebme  der  sfilter  an  beidbreibeoden  Verancdw 
anderer  Autoren  kdne  Veraalaasung  vor. 

Da  die  Mengen,  die  von  den  Hunden  ohne  Erbrechen  vertragen  wurden  und 
somit  in  die  Säftemasse  gelangen  konnten,  nur  klein  waren  (0,5  u.  0,8  g),  so  wurde 
versucht  durch  Verwendung  von  verdüoutem  Alkohol  als  Lösungsmittel  die  Besorptioos- 
geschwindigkeit  des  Rhodansalzes  zu  erhöben. 


Tabelle  D.    Versuche  an  Hunden,  EinflUmuig  von  Löeungen  von  Ammonium- 
rbodanid  in  VftmBt  oder  Milch  unter  Zusatx  von  abaolutem  Alkohol 

mittels  Schlundsonde  in  den  Magen. 


Ver 
sooba- 
nnnmor 

Trotokoli 
Dutumer 
dea  Hundee 

Gewicht 

dm 
Hondea 

kR 

Flltteningä' 

Eingef. 
Menge 
Anktno- 

uiurn- 
rfaodanid 
8 

LOenngs 
mittel 

Konzen- 
tration 
der  einge- 
gebenen 
Lösung 

7. 

Ergeboie 

Hund  153 
-  154 

6.5 
6,7 

nOchtem 

» 

3 

3 

je  90  ccni 
Wasser 
-J-  lOccm 
Alk.RbfloI. 

3 
3 

Erbreeben  nach 
weiüg.  M inttteo. 

desgl. 

• 

»  153 
„  154 

6,5 
5.7 

vorher  mit 
Milch 
gefattert 

n 

;$ 

3 

je  9üccm 

Milch 
-1-  lOccm 
Alk.abt<ol. 

' 

A 

Erbreeben  nach 
6  Minnleo. 

de^gl.  nach  10  Mio. 

6 

6 

.  15a 

.  154 

5,7 

gefattert 
• 

• 

8 

je  90  com 
Wa<wor 

+  1(1  com 
Alk.abijol. 

2 
2 

ohne  Wirkung, 
deml. 

7 

I,  153 

ß,d 

nachtem 

je  9Ü  ccm 
Wasser 

8 

daagi. 

8 

•  154 

5*7 

-(  lOccm 
Alk.abaol. 

S 

Erbrechen  nach 
55  Minuten. 

9 
10 

„  153 
•  154 

6,4 
5,6 

• 

- 

2 

1  ' 

je  90  ccra 

Milch 
-j-lOccm 
Alk.ab«)L 

s 

2 

ohne  Wirkung. 
desgL 

Wie  Taholh^  D  zeigt,  gelang  es  in  der  Tat.  wenn  zu  90  ccm  der  mit  Wasser 
oder  Milch  hergesteliten  Liöeuug  von  Ammoniumrhodaiüd  10  ocm  abeoluter  AllLohol 


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—    443  — 


tofisaM  «ludm,  die  ohm  Brbveeheii  v«rtr«geM  Heng»  «if  2  g  Bhodaanls  in  &%igMr 
KMMntntioD  sa  ateigern.  Nur  «anul  trat  bei  den  Veisnoben  mit  Eiogabe  von  2  g 
der  Ammoniumverbindung  bei  einem  Himd  (Versuch  8)  ErbredMUi  du  und  zwar  erat 
nach  eitler  Stunde.    Irgendwelche  Vergiftungeenebeuiiiiigni  Winden  ftUCb  bei  diesen 

Versuchen  nicht  beobachtet. 

Katzen,  bei  deneu  nur  wässerige  l.iOsvmgen  oder  Lösungen  in  IVIilch  zur  An- 
wendung kamen,  erbrachen,  wie  sich  aus  Tabelle  K  ergibt,  wenn  die  Dosis  von  1  g 
Kalinrnrhodanid  überschritten  wurde. 

Tabelle  E.    Versuche  an  Katzen.    Einftihrang  von  Löpnngen  von  Kalium- 


rhodanid  in  Wasser  oder  Milch  mittels  Schlundsoude  iu  den  Magen. 


Eioge- 

Konien- 

Vm>. 

such»- 

irruiuKoii- 

Gowicbt 

fahrte 

Lfleungs- 

traUoD 

nummer 

der 

FtttterangB- 

Menge 

der  einge- 

ErgebDia 

1 

mmiDaier 

dar  Katae 

Kalium- 

mittol 

gebenen 

K 

rhodanid 

K 

I/iaang 
% 

1 

KaUe  1 

1170 

nflcbtero 

1 

VVattser 

1  i 

ohne  Wirkung. 

S 

.  s 

1360 

gflMttert 

2 

n 

Erbrechen  naeh 

3  Ston'len. 

a 

.  1 

1275 

nQditeru 

a 

12 

Erbrochen  narh  et 
wa  Vt  i^timde. 
Tod  aua  anderor 
Uraacbe  zwiach. 
2  Vi  o.  8  Tagen. 

4 

»  8 

1600 

gefüttert 

3 

0 

12 

ErbredieB  mdi  ei- 
nigen Minuten. 

6 

»  * 

(mittel- 
groS) 

» 

A 

jr 

12 

Erbrechen  nach  la 
MlnntMi. 

6 

1780 

m 

S 

Miieh 

4.96 

Erbreeben  nach  18 

Blinaten. 

7 

n  2 

18M 

I* 

8 

■ 

8 

Erbrechen  gldeh  n. 
Eingabe. 

8 

m  4 

(mittel- 

• 

3 

G 

Erbrechen  gleieh  n. 

♦ 

Eingabe  (die  sehr 

angebftrdg.Katse 
Htirbt  5  Minuten 
nach  der  Eingie- 
Uun^  inf.  8tran> 
gnlation  b.  Fest- 
balten). 

Sie  vertrugen  also  ein  \m mg  mehr  als  Munde,  bei  denen  die  Grenzdosie  in  den 
gleicbarügen  Versuchen  bei  (J,8  g  lag.  Bei  den  Erbrechen  erregenden  Gaben  liatte 
die  Konzentration  der  Lösung,  die  zwischen  3  und  127o  tich wankte,  keinen  Einfluü 
iof  die  SdmelUgMt  dM  BÜDtritti  der  Wirkung.  In  einifen  Fallen  erfolgte  die  Er- 
bvedMO  gMob  nnob  der  ffinfDlming  der  Laeang,  in  anderen  erei  V4  Ue  V«  Stande 
qpiler.  IrgendwelelM  Sjoptome,  die  auf  eine  fMorptive  (aUgemeine)  Gifliriilcang  dea 
Kalimnrhodanids  hindeateten,  waiden  nidit  mhigSDommen.  Der  Tod  der  Kalie  Mr.  1 
in  Versuch  8  kann,  da  gleichzeitig  eine  nicht  erklärbare  Lähnrang  der  einen  Flöte 
eingetreten  war,  nicht  auf  das  eingegebene  Kalinrnrhodanid  zurOckgefQhrt  werden, 
fiel  der  Sektion  fand  sich  im  Magen  im  Kardiateil  an  der  großen  Kurvatur  eine  mit 


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—   444  — 


blutigem  Schorf  bedeckte  Verätzung  der  Schleimhaut  von  der  Größe  eines  Markstückee 
Hnd  eine  zweite  etwas  kleinere  im  Pylorustftil.  Wie  stark  ätzend  die  Rhndansalze  auf 
die  Magenschleimhaut  auch  beim  Fleipchfrepser  wirken,  wenn  nicht  durch  Erbrechen 
ihre  schleunige  Entfernung  aus  dem  Magtit  erfolgt,  ilas  zei|2;t  abgesehen  von  dem  ebeo 
erwuhuten  SektioQsbefuud  bei  der  Katze  Nr.  1  der  Versuch  8.  Bei  der  hier  ver- 
mndstan  KfttM  Nr.  4  wnidw  bd  der  Sektion  in  d«r  MagwndilMmhaut  große  SubcUm- 
verliMte  und  nUreiehe  Blntanatritte  bei  tUo-ker  HypetftmiA  der  nnvonebrten  8«^kiiD- 
bratparüen  gofundtn,  und  die  Gefäß«  d«i  Doodamtme  Inten  infolge  stailcer  FttÜnng 
mit  Blni  »ehr  deu(U.<di  berror.  Bei  ^eieni  Tiwr,  «ekshea  mfo%e  Ikelit^ng  nor  wenig 
erbrochen  hatte,  waren  gewissermaßen  die  Verhältnisse  wie  bei  der  pharmakologisch 
viel  geübten  Unterbindung  des  Ösophagus  eingetreten:  Die  At/.wirkungen  konnten  hier 
besonders  deutlich  zur  Geltung  kommen.  Die  Katzen  Nr.  2  und  3  wurden,  nachdem 
sie  gleichfalls  3  Kaliumrhodanid  erhalten  hatten,  am  Tage  nach  dem  Versuch  mit  Chlore 
form  getötet.  Bei  beiden  Tieren,  die  stark  crbrociien  hatten,  wurden  im  Magen  und 
Darm  keinerlei  Anzeichen  von  Bntifinduug  wahrgenommen. 

b)  BlBfBbnuiigr  TOB  ittedaBflalBlIfanugen  bei  Hunden  fm  xeetnni. 

AnAer  den  bialier  beeehriebenen  Vennidien  wurden  noch  eolebe  angestellt^  bei 
denen  die  Bhocbtnials  Hunden  in  den  Meatdarm  eingefltbrt  wurde.  Die  LOeungen 
wurden  mittele  eines  etwa  25  cm  weit  eingeführten  Darmrohres  einlaufen  gelassen; 
durch  geeignet«  Vorsichtsmaßregeln  (Abklemmen  und  Befestigen  des  im  Darm  be- 
lasseneu Rohres  mit  Gazebinden  usw.)  wurde  dafür  Sorge  getragen,  daß  die  Lösungen 
längere  Zeit,  zum  tiünde^iten  10  Minuten,  im  Darra  verblieben.  Eine  Übersicht  über 
diese  Versuche  ist  in  Tabelle  F  gegeben. 


Tabelle  F,   Versuche  an  Hunden.   Binfiibmng  wisseriger  Ldeangen  von 

Kaliumrhodanid  per  rectum. 


1  E 

i  i 

Protokoll- 
Dumtner 
iles  Höndes 

Gewicht 
des  Uanik» 

g 

Ringefahrte 
Menge 
Kalium- 
rhedeoid 
S 

Konsen- 
tration Jer 
eingeführten 
Lifiailg 

Ergebnis 

1 

Hand  Nr.  155 

5700 

1 

5 

Ohne  WirkmiK 

2 

.    »  i&a 

5850 

& 

7 

Keine  Vergiftungaerachewungeo«  Er- 

brerhen.  Mattigkeit 

8 

»     .  154 

6850 

5 

10 

Keüie  VeigiftaiigwvschetniiQfeti,  Er- 

breeben. 

EtwA  10—16  IGnuten  nach  dem  Binlauf  traten  heftige  Darmbewegungen  nuf, 

wodurch  ein  Teil  der  I./äsung  zusammen  mit  flüssigem  Kot  wieder  herauagapmltt 
wurde.  Im  Versuch  1  mit  1  g  Kaliumrhodanid  wurden  keinerlei  Vergiftungssymptome 
noch  Störungen  im  Befinden  oder  in  der  Preßlust  bemerkt.  In  den  beiden  Versuchen 
mit  5  g  kam  ea  als  Folge  der  durrh  die  Rhodansalzlösung  hervorgerufenen  Darm- 
reizung zur  Entleerung  von  breiigem  und  üüäsigetu  Kot,  dem  bei  Hund  153  (Ver- 
such 2)  Blut  beigemischt  war;  auch  erbrachen  beide  Hunde  mehrmals.    Beide  Hunde 


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—   446  — 


mren  emige  Stunden  lang  nwtt,  erholten  sich  aber  bald  wieder  Tollkommen.  Allge- 
meine VergiftuDgaeneheimiQgen  koonlen  nnch  bei  di«6er  Versttcbaanordnang  nicht 
festgestellt  werden. 

e)  EiimpfltniBK  von  RkodaiianliUisniigeM  mttst  die  Hmt  uiid  in  die  Blutbnhn 

bei  Huden. 

Sablmtikne  Injektion  von  1  g  Kalinmrhodanid  in  wiaMiriger  LOnng  bei  8  Hnnden 
hatte,  wie  die  in  Tabelle  Q  «ttfgefSlurten  Veienobe  leigen,  gleiobfallB  keinerlei  toziscfae 
Symptome  snr  Folge. 


Tabelle  G.  Verenche  an  Hunden.  Elnspritraug  wlsieriger  Lösungen 
▼on  Kalinmrhodanid  tinter  die  Hanl. 


Protnkiilt 

Eingespritzte 

Konten- 

(ratian  der 

1  £ 
>  o 

DU  mm  er 
ilett  lluades 

de«  Uuade« 
g 

Kalium 
rhodenld 
9 

eingespritz 
ten  Lösung 

% 

Ergebnis 

1 

Hand  Nr.  IM 

5700 

1 

50 

Keine  VergiftiingserscIieinunKen, 
Abszeflbildung  an  der  Injektioos- 
fltelle. 

2 

„     „  150 

6200 

1 

2 

Keioe  VerRiflnngseriieheiouilgeo. 

:( 

„    «  ir.i 

7H()0 

1 

o 

Desgl. 

Während  aber  die  Ein8|>iitzung  2Voigw  Lösungen  auch  lokal  reaktionslos  ver- 
tragen wurde,  trat  nach  der  50%  igen  Ixisung  an  der  InjektionaateUe  ein  gesehwöriger 

Gewebszerfall  ein,  so  daß  der  Hund  getötet  werden  mußte. 

Auch  durch  intravenöse  Injektion  von  Natriumrhodanid  in  Menge  von  0,25 — 5  g 
ließen  Bich  hei  Huudeii  keine  Vergiftuugsorticheinungen  hervorrufen.  Eine  Zueamoien- 
Htellung  dieser  Versuche  findet  sich  in  Tabelle  H. 


Tabelle  H.    Versuche  an  Hunden.    Einspritzung  wässeriger  L(iBungen 
von  Natriumrhodanid  in  die  Blutbahn* 


^§ 

Fiotokoll- 
nnminer 
des  Hondee 

Gowirht 
d«a  Huuüea 

SSttgsapritete 

Menge 
Natrium- 
rhodanid 
K 

Konzentration 
der 

eingespritzten 
I><ianng 

Ergebnis 

1 

Hund  Nr.  151 

etwa  8  kg 

0,2.1 

25 

Ohne  Wirkung. 

2 

n       ..  läl 

»      ^  n 

0.5 

60 

desgl. 

a 

m      V  150 

0,5 

50 

desgl. 

4 

„  » 

1 

35 

d«agi. 

™     »  i«>o 

.    0  . 

5 

10 

desgl. 

(Injektion  in  C'liloro- 

form-Narkoae) 

IKe  Binepritinng  wurde  bei  den  Verfluchen  1—4  (0,26 — 1  g)  in  eine  Unter- 

scbenkelvene  vorgenommen;  in  Versuch  6  war  der  Hund  mit  Chloroform  schwach 
betSnbt,  und  die  verhältnismäßig  große  Menge  von  6  g  Natriumrhodanid  in  60  oem 
Waner  wurde  innerhalb  2  Minuten  in  eine  Drosseliwne  einlaufen  gelaasen. 


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—  446 


Sowohl  bei  Kaninchen  und  Meerschwei  ü che ti  als  auch  bei  Hunden  und  Katzen 
wurden  wiederholt  epektroskopische  Untersuchuugen  des  Blute?  vorgenommen,  doch 
ließen  sich  Abweichungen  vom  normalen  Spektralbild  in  keinem  Falle,  auffinden. 

Gegenüber  dem  eindeutigen  Ergebnis  der  im  vorstehenden  beschriebenen  toxi- 
kologischen Versuche  bedürfen  die  in  der  Literatur  lünsichtlich  der  toxikologischen 
Beurteilung  der  lüiodanalkalisalze  vorhatideneu  Widersprüche  der  Autklärung.  Diese 
Angaben  sind  teils  darauf  zurückzuführen,  daß  Schlüsse  aus  einer  zu  kleinen  Zahl 
von  Ymnidien  gezogen  worden  aind,  tnls  danuif,  doA  man  aieh  allein  aof  Tenndke 
an  ]^inehen  geatUbt  Itat»  die,  wie  die  geaohilderten  Vetaudie  von  neuem  leigen, 
niobt  ohne  weiterea  auf  die  V«rhMltniaBe  beim  Menschen  fiberttagen  werden  können, 
oder  danuif,  daß  man  die  Wirkangwtärke  and  Oiflig^eii  der  Bbodanade  ganz  im  all- 
gemdnen  aus  Versuchen  tnit  Einspritzung  hochkonzentrierter  I^sungen  in  die  Blutbahn 
von  Tieren  abgeleitet  hat.  So  Bind  die  ausführlichen  Vei-suche  mit  intravenöser  Ein- 
spritzunf;  10  hezw.  2ü%iger  Natriunuhodanidlüsungen  von  raschki-^'),  ;iuf  die  in 
neuerer  Zeit  vielfach  das  Urteil  über  die  Giftigkeit  der  RhodanRalze  ge^lulzt  worden 
ist,  nur  von  wibs«nschaftlichem  Interesse.  Bei  einem  großen  Kuuinclien  sah  er  nach 
intsavenfleer  Injektion  von  0,6  g  Natriumrhodaaid  in  107oiger  Losung  (6  ocm)  nach 
einer  Stunde  unter  Steigerang  der  Reflexerregbarkeit  Streottrimpfe  mit  Hnakeldtlem 
anftreten,  die  im  weiterm  Yerianf  aonobmen  und  am  iweiten  Tage  den  Tod  des 
Tierea  in  geetreckter  Oiperbaltnng  herbeiführten.  Bai  Hunden  beobaohtete  PaaehkiB 
nach  Einspritzung  von  1  g  Natrinmibodanid  in  SOVaiger  l^^ng  (5  com)  «ine  längere 
Zeit  anhaltende  Blutdrucksteigerung,  und  er  gibt  an,  dafi  es  ihm  gelang,  nach  Zufuhr 
genügender  Mengen  Stillstand  des  Herzens  bei  bis  zum  Tode  des  Tieres  erhöhtem 
Blutdruck  zu  erzielen.  Der  von  uns  angestellte  und  im  vorstehenden  bereits  be- 
schriebene VeriBUch  mit  Einspritzung  einer  Natriumrhodanidlosung  in  die  Blutbahrt 
eines  Kaninchens,  wobei  erheblich  größere  Mengeu  Hhodansalz  1^6,6  g  bis  zum  Tode 
d«B  Tierea)  aber  in  ediwlohman  Komentratlonen  (1,6  und  3,2 Ve)  und  bei  laqgawner, 
im  einialnen  genau  angegeben«  JBänlauftaeit  eingetfihrt  wurdMi,  veilief  ohne  jede 
Anaeiehen  von  Kiftmpfen  und  ohne  dall  eine  Änderung  im  Bltttdradi  eintrat;  ebeneo 
blieb,  wie  bereits  erwähnt,  der  Blutdruck  unbeeinflußt  bei  einem  vom  Magen  ana 
mit  einer  tOdiudien  Ooaia  Kalimnrhodanid  veigiftaten  Kaninchan. 

Soweit  Versuche  mit  Angabe  ron  Zahlen  in  Betrabht  kommen,  aoheint  nur 
Albert')  tödliche  Wirkungen  nach  Einverleibung  von  Rhodansalzen  beobachtet  tn 
haben.  Kaninchen  gingen  nach  Einführung  von  2  g  Kaliuinrhodanid  in  den  Magen 
unter  starker  Abrnnpening  innerhalb  einer  Woche  zugrunde.  Diesn  Gabe  von  2  g 
pro  Tier  dürfte  luigelalir  mit  der  von  uns  gefundenen  tödlichen  Dosis  von  0,5  g 
pro  kg  Tier  übereinstimmen,    im  übrigen  zeigen  die  Untersuchimgen  von  Poliuk''), 


')  Über  die  Wirkung  dm  Bbodannatrioms  aal  den  tierieehen  Otgmlanina.  llidiibdaeli« 
Jafarbflahor  1886,  &  680. 

^  Tht  sulpbo  cyanide  of  potnssium  in  saliva.    The  Lancot  IBI96,  II,  S.  494. 

Über  (las  Schicksal  der  Rliudaaat«  im  tieriscbea  Ofgaaiinu».    Beitiag»  aar  (htm. 
Phyaiai  «od  FlathoU  1902,  Bd.  2,  S.  429. 


—    447  - 


Etliuger  untl  Treupel')  powie  von  De  Sousta*).  daß  bei  Hunden  nach  einmaliger 
Einführung  mihnt  recht  beträchtlicher  Mengen  von  Kliodanalkalisalzcn  in  den  Magen, 
unter  die  BamA  oder  io  die  Bltillwbii  ebeneowenig  Gifbvirkungen  auftreten,  wie 
Edinget  tund  Treupel  bei  iriederbolter  Zaftihr  Uefner  Uengen  an  Hunden  und  auch 
an  Kaninchen  flokbie  haben  featetdlen  k^fnnen.  IHe  letstgenannten  Foisdier  biaditen 
Kanindien  monatelang  sublmtan  und  innerlieh  iSgiidie  Mengen  von  0,1  g  Natrinm- 
rhodanid  und  Hunden  wochenlang  mit  dem  Futter  täglich  1  p  des.selben  Salzes  bei. 
Pollak  spritzte  Mengen  von  0,22  bezw.  0,5  g  Nutriumrhodanid  Kaninchen  im  Gewicht 
von  1,4  hexw.  1,7  kg  unter  die  Haut,  führte  einem  Hund  von  9  kg  1  «  in  den  Magen 
ein  und  injizierte  Dosen  von  1 — 1,44  g  Kaliumrhodanid  mul  0.5  g  Animoniiimrhodanid 
6,ü— 8,y  kg  üchweren  Hunden  subkutan.  De  Souza  endlich  bmciite  Mengen  von 
2,5—5  g  Natriurnrhodanid  Hunden  von  6,4 — 14,9  kg  Körpergewicht  mit  dem  Futter 
bei  und  epritate  60  ccm  einer  6*/«igen  Natriunrhodanidlteung  (=  2,5  g  Sek)  einem 
S,6  kg  acbweian  und  100  oem  derselben  LQeung  einem  doppelt  eo  eehweren  Hund  in 
die  filuibohn  ein. 

Die  von  yencbiedenen  Autoren  an  Fröschen  ausgeführten  Versuche  können 
als  Grundlage  für  die  toxikologische  Beurteilung  der  Rhodflnealze  außer  Betracht 
bleiben,  da  ihre  Ergebiiig.«e  unter  sich  in  Widerspruch  «stehen.  E?  .«ind  allerdings 
bisweilen  auch  krampfartige  Wirkungen  be.'^chrieben  worden,  diese  sind  aber  aus  den 
Versuchen  an  Meerftchweinchen  und  Kaninchen  liinreicli»jn<i  bekannt.  Auch  haben 
die  Froechverguche  die  Frage  nach  dem  Wehen  der  Giftigkeit  der  Uhodanide  nach 
keiner  Biditung  hin  geklirl 

Auch  die  eineidilflgigen  Verenohe  und  fieobaehtnngen  an  Uen sehen  lassen 
erkennen,  dall  die  Rhodanalkalisalie  nicht  su  den  eigenüiehen  Giften  gerechnet  werden 
dflrfem.  So  hat  Bruylante')  mehrmale  lU  Vennchssweoken  0,1— 0,2  g  Ammonium- 
rhodanid  ohne  üble  Folgen  gegeben  und  Edinger  und  Treupel  haben  täglich  Mengen 
von  0,1 — 0,6  g  Natriurnrhodanid,  Villain*),  Hausmann')  und  A.  Mayer^)  sogar 
Tage^dosen  von  1  g  dipöcp  Snlzpf?  ihren  Versuchspersonen  verabreicht,  ohnt»  daß  irgend- 
welche Störungen  wiiln-genomnien  wurden;  nur  in  ganz,  vereinzelten  Fällen  wurde  iiher 
ein  leichten  Brennen  im  Magen  geklagt.  Auch  rauli'),  der,  wie  eingangd  erwähnt, 
Mengen  bis  su  1  g  pro  Tag  zu  therapeutischen  Zwecken  verabfolgte,  hat  selbst  nach 
monatelangar  Verordnung  keinerlei  Beschwerden  beobachtei.    Pollak*)  hat  bei 

')  ünterHiichuQgen  ftber  Rhodanverbindangen.  Uftoeh.  med.  Woofaenichr.  L  Uitteti.  1900, 

I,  S.  717.   U.  MitteiU  1901,  II,  8.  iril5. 

■)  On  the  eliiDinatioo  o(  ■ulphocyanates  front  the  blood,  ind  thelr  eupposed  formatlon  in 

the  aalivary  glanÜH.    The  juumal  of  phyi^iology  1U06/07.    Bd.  :C>,  .S.  3;i2. 

*)  Origine  «le  l'acide  suUocyanique  dane  l  organiam«  aoimal.  Boll,  de  l'aoad.  loyale  de 
iD^dtcine  de  Belgiqne.  1888.   4.  Folge,  Bd.  2,  S.  147. 

*)  A.  a.  O. 

Über  die  B«einüiisBDng  der  Azidität  den  Haine»  dordt  Bhodanverbindungan.  Deotacb. 
Areh.  f.  klin.  Med.  1902,  Bd.  74,  S.  2U7. 

*)  thier  den  EinfluS  twm  Rbodaaverbiodoiigia  »nf  d«n  StoffwvcbMl.  Ebenda  1904, 
Bd.  79.  8.  104. 

^  A.  a.  0.  • 

^  A.  O. 

Alk  «.  d.  lUtoMl.  OcniribeilMttto.  UL  XXXVUU  -m 


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^  448  — 

einem  Selbgtvereucb  soger  die  Menge  von  2,2  g  eingenommen,  ohne  irgendwie  zu 
etkimken. 

Bs  finden  lidi  jedoch  in  der  Litentur  andi  einige  inm  Teil  iOdlidi  vwianfeae 
VergJftnnfiaUe  venneriii.  So  eoll  nadi  einer  Angabe  von  Robert')  eine  Fnn  nad» 
Einnahme  von  0,8  g  AininolumniliodaiHd  wter  Krimpfen  und  Slei^keit  der  Arm- 

und  Kiefermuskehi  nach  28  Stenden  geatorben  sein.  Dn  eine  nHhere  Beschreibung 
fehlt,  80  muß  es  unentschieden  bleiben,  ob  hier  das  Rhodansalz  wirklich  den  Tod 
verureacht  hat.  Mit  den  pxperinr.eiitellen  Feststellungen  und  den  sonstigen  Erfahrungen 
über  die  Wirkung  der  Rhodanide,  insbesondere  auch  mit  dem  neiierdingH  von  Adler*) 
veröffeiitliciiten  Fall,  ist  der  genannt«  Fall  aber  nicht  in  Einklang  zu  bringen.  Bei 
der  von  Adler  beschriebenen  Vergiftung  hatte  ein  24 jähriger  Mann  eine  Löeang  von 
80  g  Ammoninmiliodanid  in  900  com  Woeeer  getranken.  'Nadi  V«  Sinnde  atellte 
aioh  Bktneeben  ein,  daa  iidi  6  Stenden  apHfer,  nachdem  der  Mann  inswisdien  ge- 
acUaftn  halle,  wiedeMte.  Bei  der  nunmehr  folgenden  inUiähen  Bebandfauig  wnide, 
da  der  Patient  eine  UagenspQlung  nicht  dulden  wollte,  dqrch  ein  Brechmittel  (Kupfer- 
Bulfat)  für  eine  weitere  Entleerung  des  Magena  geaorgt.  Während  einer  14tigigen 
Beobachtungsdauer  in  der  Klinik  traten  keine  wesentHchen  Krankheitserscheinungen 
auf;  insbesondere  war  die  Herztätigkeit  und  der  Puls  sU'ts  normal.  Im  Harn  konnte 
Rhodan  qualitativ  12  Tage  lang  nachgewiesen  werden,  während  die  Stuhlentleerungen 
stets  frei  davou  befunden  wurden.  £b  ist  noch  zu  erwähnen,  daß  der  Patient  angab, 
vom  Tige  nad»  der  Vergiftung  ah  etwa  swd  Tige  lang  die  Farbe  aeines  eigeiien 
Kttipere  nnd  anderer  Fnaonen  ookergdb  gesehen  »i  hahen;  die  daraufhin  torganommene 
genane  FnnktionaprOftuig  d«r  Augen  aeigte  aber  fDUkonmen  normale  Verhittniaae. 
In  einem  weiteren  Fall,  fiber  den  Leaeer*)  berichtet  nnd  bei  dem  ee  mch  um  den 
Selbstmord  einea  68jihrigen  Mannes  handelte,  trat  nach  10  Stunden  der  Tod  ein. 
Die  in  Bier  eingenommene  Menge  Kaliumrhodanid  ist  nicht  bekannt.  Bei  der  Sektion 
fanden  sich  in  der  Schleimhaut  des  Magengrunde»  Hlutaustritte  und  Atmungen,  die 
bis  zur  MuBknlaris  in  die  Tiefe  gingen;  in  der  Gegend  de»  Pförtners  erwies  sich  die 
Schleimhaut  aiä  .nlark  geschwollen  und  teilwei.te  blutig  infiltriert. 

Ißt  dar  Tataaohe,  dal  rina  Abspaltung  von  BUmiiiire  im  Organianraa  nicht 
be«>baebtat  wird,  ethnmen  die  neueren  FeateteUnngen  von  Pollak*),  wonach  die 
Rhodaaalkaliealie  —  entgegen  den  Angaben  von  Brnylanli*)  und  Lang^  —  Im 
wetendichen  nnangegrilfon  den  tieriioiien  und  menaehliehen  Orgaoiimu«  duvohlaufto, 
flberein>   In  bidoglaoher  Hineieht  iat  ee  interewant,  dafi  der  Kfiiper  aua  der  anfier- 


'}  A.  a.  O. 

*)  Über  VefgUVung  mit  Bbodaaaiamoniam.    Deutaeb.  Aich,  t  klin.  Med.  1911,  Bd.  102, 
S.  606.  (RalBiai  Aber  einen  gMuhlaalaiidMi  Voiteeg  in  dar  HOndi.  mid.  WoebeBieht.  IMOb  II, 

8.  lesi.) 

*)  über  die  Verteilung  eiaiger  Gifte  im  tneDBchlichen  Kürper.    Viertel jahnwchr.  f.  g«r. 
Med.  o.  offlutt.  aeoititeweeen.  18M»  8.  Polfe,  Bd.  le,  &  97. 
•)  A  .  a.  0  * 
•)  A.  a.  O. 

*)  Ober  die  Umwaadlang  dea  AaeV>ntt3rUft  nnd  aebier  Homok>gen  tu  ThrkOtper.  Aldi. 
L  e^er  Patbol.  md  Plnnioak.  1894»  Bd.H  S.M7. 


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—   449  — 


wdeDtlichen  Beständigkeit  der  Rhodanverbindungen  Natxen  zieht,  indem  er  bei  Ver- 
giflunjj  mit  Blausäure  oder  Nilrilen  einen  Teil  dieser  höchst  giftigen  St/ifT<?  durch 
Überführung  in  HhiMlaiiidr  unwirksam  macht.  Auch  ist  durch  die  schwere  Angreif- 
barkeit der  Rhodanverbindungen  im  Organismus  dafür  geborgt,  daii  die  uoriualerweiae  * 
im  Speichel  des  Menaohen  vorhandenen  kleinen  Mengen,  die  durch  den  Eiweißatoff- 
wwbael  gebildet  wawton,  ohne  jeden  SohadMk  für  den  MeDechen  aiiid. 

Das  Brgebnia  mnernr  im  vontebesdeD  beaebriebenoo  toziiEologiBobein  Vewnohe 
mit  noh  folgendoniMlten  iomuiiiimii  tmna:  Dl«  BliodanaU»]i»Als«  b*b«n  b«i 
den  niitenuoh(«n  Ti«rftrl«n  WMdn  sin«  «uf  Abi|>Altons  von  BUutftur* 
noch  auf  das  Rhodanion  fu  beziehende  Wirkung  ausgeübt.  Im  weeent- 
liehen  lassen  sich  die  zur  Beobachtung  gelangten  Erscheinungen  anf 
„Salzwirkung"  zurückführen.  Die  Khodanide  können  dfther  nicht  als 
Gifte  im  eigentlichen  Sinne  bezeichnet  werden. 


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Untersuchungen  über  die  Wirkung  brandsporenhaltigen  Futters 
auf  die  Gesundheit  der  Haustiere. 

Von 

PMif«Mor  Dr.  Zwtck,  Dr.  Fischer,  Winkler'), 

RflgkmUlgmt  Kgl.  Sachs.  Stnh'<vf>!«'r!ii^r.  Kgl.  Slcha.  S>nbsve»erintr, 

im  früher  komniaudiurt  zum  kommAndiuri  xuiu 

Kiiinrticiian  G«mndlMllHunte^    KiüMrttdicin  GemBdheitMmt«.    KaiMiUelMa  GMondlMitiiMDt». 

B»  ist  ein«  namentlich  in  Imdwirteehaftlichen  Kreisen  weit  verbrettele  Anaiehti 

daß  der  (>enu0  von  Futter,  das  mit  Brandsporen  behaftet  iet^  die  Gesundheit  untrerer 
Haustiere  zu  schädigen  vermöge.  Eine  Reihe  von  Beobachtungen  au8  der  Praxis  scheint 
diese  Ansicht  zu  erhärten.  Der  wisgensclKiflliehfti  Untersuchung  hat  sie  aber  nicht 
Stand  halten  können;  denn  die  ;in  größeren  Haustieren  anpestellten  Pütterungf- versuche 
haben  i'iiät  ausnahmellos  ergeben,  daß  das  braudtiporen haltige  Futter  ohne  Nachteil  er- 
tragen wurde.  Nun  läßt  sich  zwar  einwenden,  daß  solche  Versuche  in  ui  geringer 
Zahl  vorgenommen  worden  eeien,  um  hewetBkiiftig  tu  eein.  Andeiefseita  ist  eher  zu 
beaobten,  daß  die  in  der  literatnr  niedergelegten  BeolnMdittingen  von  angeblidien 
BrandflfKwenvergiftungen  bei  Hauetiefen  nicht  einwandfrei  eind;  denn  in  allen  Flllen 
vermißt  man  die  schlüssige  Beweieftthrnng  und  namentlieh  den  hinreichenden  Anaschloß 
anderer  Ursachen.  Auffällig  ist  auch  die  in  der  Praxis  beobachtete  angebliche  Un- 
gleichartigkeit  der  Wirkung  doe  ItrEinilsporenhaltigen  Futters.  Recht  ziihlrcich  sind 
nämlich  die  Mitteilungen  aus  der  Praxis,  wonach  dus  an  Tiere  eine.s  Bestaiuies  ver 
abreichte  hrandpilzbe.-ietzte  Futter  dip  schwer*»  Erkrankung  einen  Toilee  der  StaUiue!u«8en 
nach  sich  gezogen  haben  soll,  während  der  andere  vollständig  verschont  blieb.  Hei 
diesem  l^ande  der  Erfahrung  ond  WieaeneehAft  Ironnte  die  Frage,  ob  d«r  Genuß 
brandpikbefallenen  Futteia  die  Gesundheit  unserer  Haualiere  su  beeintrlcbtigen  vermöge, 
kdneswege  als  endgültig  gelftit  betrachtet  werden.  Es  bedurfte  dam  vielmehr  noch  weiterer 
expeximentdter  Untenuchungeo,  von  denen  allein  eine  Entadieidung  m  erwarten  war. 

Die  Zahl  der  bekannten  ßrandpilte  ist  eine  recht  große;  prakttsch  kommen  in- 
desaen  als  Schmarotzer  an  Futterpflanzen  nur  in  Betracht: 

1.  Gattung  Tilletifl  {T.  tritici  Wint  ;  T  laevie  Kühn). 

2.  Gattung  Ustilago  (ö.  hordei '  F'cry  )  Kell.  ©tSw.);  (U.  tritici  (Pers.)  Jensen); 
(U.  avenae  (Fers.)  Jensen);  (V.  laevis  (Kell,  et  Sw.)  Magnus);  U.  nuda  (Jens.) 
Kell  et  Sw.;  (U.  maydis  (DC.)  Tul). 

3.  Gattung  Urocystis  (U.  ooouita  (Walb.)  Rabenh.). 

')  Stabeveterinftr  Wiakler  ist  nach  Ablauf  dos  Knmmandoe  von  t>tiibevet«riuAr  Dr.  Fisclier 
■o  dessen  Stalte  fStieien. 


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Von  dieseu  Brandpilzen  gilt  allgemein  TUletia  tritici,  der  Stein-,  Öchmier-  oder  Stink* 
bnnd  alt  d«r  mUdUflliito;  «r  baftUt  vomahmlieb  Waimi.  Dinkd,  .BinlEiHni  und 
Brnmer.  IMe  mit  TUletia  tritioi  infliierteii  KSrnor  der  genannten  Getreidearten  m- 
■chalnen  breiter,  kfiner,  baoobiger  und  leichter  alt  die  gesunden.  Ihre  graubranne, 
loioiht  aerdrfli^hare  Sehala  enthilt  an  Stelle  von  weißem  Mehl  eine  schwane,  anfangs 
e<dimierige,  später  trockene,  eigentümlich  nach  Heringslake  riechende  Masse,  die  Brand- 
Stören.  Sie  gelangen  beim  Mahlen  des  Getreides  in  Mehl  and  Kleie,  haften  auch  der 
Spreu  lind  dem  Stroh  an  und  werden  mit  diesen  Futtermitteln  von  unseren  Hans» 
tieren  aufgenommen. 

Nach  den  einschlä^gen  Mit'- ilungen  in  der  Literatur  noUen  Pferde,  Binder,  Schafe, 
Ziegen  und  Schweine  für  die  Brandpilzvergiftnng  empfänglich  sein. 

Als  Folgen  der  Aufnahme  von  Futter,  das  die  Sporen  von  Tilletia  ttitid  enthält, 
Warden  KranUiwtsersaheinungnk  msnnigfaoher  Art  angegeben.  Verhiltnismifiig  häußg 
wird  Qber  Beisnngs^  und  Botsandungssustinde  der  VerdauungBOtgana  berichtet.  Die 
aogeblieb  infolge  Oenussss  von  brandspoianhaltigem  Futter  erkrankten  Tiere  sollen 
verminderte  Frefflust  oder  gleich  -ffon  Anfang  en  ToUstindige  AppeUtlosigkeit  geseigt 
haben.  In  einem  von  Köpke  mitgeteilten  Falle  traten  Kühr  -leich  nach  der  Auf- 
nahme brandsporenhaltigen  Futters  von  der  Krippe  zurOck,  schüttelten  die  Köpfe, 
8<^bw?\nktcn  hin  und  her  und  brachen  plötzH'li  zusammen.  Ober  vorübergehendes 
stärkt  -  Aufblähen  wird  öfters,  andererBeits  aber  auch  über  Einfallen  der  Flanken,  .«o- 
genannte  i'au8enle«re,  berichtet.  Schmerzen  im  Hinterleibe,  die  durch  Druck  auf  die 
Baucbwandung  erheblich  gesteigert  werden  konnten,  veraolaßten  nach  Weißkopfs 
Hitteilungen  die  Ti«re  su  lautem  StiOineD.  PUHsliohe,  heftige»  von  BrilUen  begleitete 
Kolikanflüle  hat  Eekmeyer  bei  Rindern  wahrgenommen,  die  brandqkorenhaltiges 
Fatler  gsfrsesen  hatten.  Innige  TierSnte  stellten  als  Vm^tungsmoheinungen  unter* 
dräokto  RuminatioB  und  Fmstaltik  fest,  andere  beriebten  Aber  venSii^rten«  zuweikn 
mit  DrftDgen  (Tenesmus)  einhergehenden  .^bganfr  von  hartem,  trockenem,  mit  Scbleim 
überzogenem  Kot,  wieder  andere  sahen  auf  anfängliche  Verstopfung  Durchfall  folgen 
oder  verzeichneten  das  .Auftreten  lioftiger  Diarrhöen  gleich  zu  Beginn  der  Erkrankung, 
die  auf  die  Aufnahme  lirandi^porenhaltigen  Futtere  y.nrückgefübri  wurde  Endlich  wird 
über  zahlreiche  Fälle  von  angeblicher  Brandpilzvergiftung  berichtet,  in  denen  der  Ver- 
dauungsapparat  überhaupt  keine  Störungen  erkennen  ließ.  Neben  Iveie Wirkungen  auf 
die  Sdileimhant  des  Verdaunngsapparates  sollen  die  Brandpilie  nach  den  in  der 
Literatur  niedergelegten  fieobachtungen  ?or  allem  eine  Uhmende  Wirkung  auf  daa 
Bc^lingsentrum  und  das  Rfickenraark  ausflben.  Die  nach  Oenull  brandsporenhaltigen 
Futters  erkranktsn  Tiere  sollen  infolge  einer  Lihmung  des  Sohlnndkopfes  und  des 
Bdilundes  SpeiehelflnD  seigen  nod  anhaltende  Kaubewegungen  ausführen;  sie  sollen 
das  vorgelegte  Futter  ergreifen  und  imter  reichlicher  Speichelabsonderung  kauen,  er- 
folglose Schluckbewegungen  ausführen  und  endlich  den  Bissen  wieder  aus  dem  Maule 
fallen  lassen. 

Herele  und  Kogl  beschreiben  als  Vergiftungs*i:r.«cheinungen  andauernde  Kau- 
und  Ruminationsbewegungen,  ohne  daß  bei  den  Tieren  ein  Futterbissen  im  Maule  war. 
Als  Weilers  Vergiftungäsymptome  werden  Unsicherfamt  in  der  Bewegung  bei  viatfaeh 


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—    462  — 


vflffig  freier  Pqndie  angegeben,  eowie  SohwXche,  Söhmuiken  nnd  Teunoeln  bnm  Oelben, 
Zneunmenbreehen  und  Dmfrilen,  turnt  emgedehnte  motodfiehe  nnd  Mtuible  Lihmaiifan, 

infolge  deren  die  Tiere  bewegungn-,  hilb*  und  teilnahmslos  am  Boden  liegen  blieben. 
In  der  B^el  sollen  diese  Bracbeinungen  mit  einer  Schwäche  der  Nachband  beginnen, 
und  daran  anschließend  soll  zunächst  eine  Paralyse  der  Hinterextremitäten  und  später 
dee  ganzen  Körpers  eintreten.  Im  Zusanimcnhanc»  mit  diesen  Lähniungserflchetnnngen 
bind  auch  ZwangahaJtangen  eintelner  Körperteile,  wie  Dorsalflexion  des  Kopfes,  seit- 
liche Verdrehung  dt«  Halses  und  Verkrümmung  des  Rückens  gesehen  worden,  ferner 
wniden  Iftiekelineknngeii  an  varaehiedenen  KfirpetMleii  und  ZUmekiiiieeheii,  endHeh 
allfameUie  Apathie  und  «affaUend  raaidie  Abmagerung  beobadhtet. 

Temperatar,  Poll-  nnd  Atemfreqneni  «erden  in  veieehiedenen  FiUen  ala  toH* 
•ündig  normal  angegeben,  in  endeien  eoU  Iteber  bis  zu  41®  C,  freqaenter  Puls  mit 
pochendem  Herzschlag  und  DyspnoS  bestanden  haben.  In  vereinzelten  F&llen 
wird  über  tracheales  Rasseln,  Husten,  Schwellung  der  Augenlider,  Tränenfluß  und 
Mydriasis,  Harndmng  tnid  Polyurie,  ScheidenausHuß  und  unterdrückte  MilcliHekretion 
als  Erscheinungen  der  Brandpilzvergiftung  berichtet  Mehrfach  wurde  bei  trächtigen 
Tieren  als  Folge  der  in  Rede  stehenden  Vei^iftung  Abortus  angegeben. 

Naeh  den  voriiegenden  BaadueibQngan  eoUen  die  Bnodirilmrgiftungen  in  der 
Regel  plöldidi  eowie  meietene  b«d  mehreren  Tieren  gleicbMitig  eintreten  and  ent- 
weder mit  dem  Tode  oder  mit  Genaaung  «odigen.  DieSnnUieitedener  aoU  in  eimelnen 
aehweren,  tödlich  verhmftnden  FBUen  nur  einen  Tag  betragen  haben;  hlofiger  wurde 
jedoch  der  tödliche  Ausgang  erst  nach  zwei  bis  twtttf  Tagen  beobachtet.  Bei  Erkrankun- 
gen, die  nicht  tödlich  verliefen,  nahm  die  Genesung  vielfach  längere  Zeit  in  Anspruch. 

Die  Sektion  von  angeblich  an  Brandpilzvergiftung  eingegangenen  Tieren  liefertp 
besouderB  in  den  Fällen,  in  denen  während  des  Ivobens  nur  nervöse  Erscheinungen 
hervorgetreten  waren,  einen  wenig  cnarakteriatiRcheu  oder  völlig  negativen  Befund. 

Im  Olwigen  fand  sich  verhältnismäßig  bäuhg  eine  Erkrankung  der  Schleimhaut 
dee  Digeationa-  und  Seq^tionsapparatee,  die  aicb  in  ^ner  Entsflndnug  dar  Hanl-, 
Raidien^,  8olilund>,  Naeens  KehUiopf%  T^Mdieol«  nfad  Bnmdiialadilmmhaut  an  erkennen 
gab.  ÖAera  irarden  Blutungen  nnd  Broaionen  in  der  Sehleimhaut  dee  Labmegene 
iMObaohtet.  Der  Darminbalt  war  in  einem  Teile  der  Fälle  dünnflüssig,  wässerig  oder 
blutig  und  sehr  übelriechend.  Neben  Rötung  und  Schwellung  der  Oarmschleimbaut 
wurde  auch  eine  rußige  Verf&rbung  der  Dünndarmschleimhaut  ( Aalhaut")  pefunden 
Als  Befunde  an  der  Scheide  werden  Rötung  sowie  kleine  Erosionen  ihrer  Schleimhaut 
veneichnet. 

Von  weiteren  Ergebnissen  der  Sektion  wären  nach  den  Angaben  der  Literatur 
lu  erwihnen  dne  atarke  Injektion  der  Oehim-  und  RflekenmaringefiUie,  aerSae  Doieh- 
trlnknng  der  wdHen  nnd  granen  Subwtana,  branmote  Verftibong  der  Bfuekuhitar, 
Blutungen  unter  dem  Bpikard,  Henhypertrophie,  tr&be  Schwellung  nnd  Verfettung  der 
grofien  Köiperparendiyme,  dfinnflflaeige  Beachaffenheit  und  ediwanrote  FSrbung  des 
Blutee,  bhattigee  Thmaendat  in  der  Bauchhöhle,  Lungenhyperämie,  LungenSdera  nnd 
T.ungenemphyt^em.  Wie  Berndt  mitteilt,  sollen  in  einem  Falle  Tillettaeporen  awA  «ine 
eitrige  Bronchitis  beim  Schweine  hervorgerufen  haben. 


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Di»  UMittSD  in  der  LitNMinr  venoohnelen  Bnndinlsvei^ftungea  irardan  vaS 
Tülatia  trilifli  sarttekfallUut:  in  dnidiwn  FUlen  «ind  Uirtilasc»  Owbo^  IlBiQAgfi  mafdii 
und  UtiQacv  longitaima  ato  l^rogw  bwtiaehtetor  Brknnkangen  beiddinet  wotdan. 

Wi«  ans  dar  mitgatailtan  Übaiaidit  flbar  dia  in  dar  litaratnr  alt  «Brandf^* 

vergiftuDgen"  g«deutaten  Krankhailafllle  hervorgeht,  entbehrt  das  Krankheits-  und 
S«ktioDsbild  der  Einheitlichkeit.  In  dem  einen  Falle  sind  Anzeichen  einer  hoch- 
gradigen Magen-  und  Därmen tztindunt'  zugegen  gewesen,  während  eolche  im  anderen 
vollständig  fehlten.  Bald  sollen  Brun<iHiporen  .liähmungserscheinungen  des  Zentral- 
nervensystems, bald  Kontraktionen  des  UteruR  auBzultmen  imstande  gewesen  sein. 
Einmal  soll  die  Krankheil  einen  sehr  raschen  und  tieberhaften  Verlauf  genommen 
habao,  wShiand  aia  aiali  daa  andara  Ifol  anf  mabiara  Tagt  aratraalia  bei  ToUatin- 
digem  Fahlen  «on  HabaranKihainiiDgen.  Diaea  Venoliiadanbwt  in  Krankbaito'  und 
damantapradiand  anoh  im  Bektionebilda  aoiria  die  TalMoha,  dafl  sdion  aebr  hiufig 
naditpeialicb  Brandaporan  antlialtaodaa  Futter  ohne  jegliohan  Naahteil  an  Hauatlai« 
verlottert  worden  ist,  waran  dazu  angetan,  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  Deutung 
der  als  Jkandpilzvergiftung"  beieiobnelen  KrankheitefftUe  aufkommen  zu  lassen  und 
?ab.cn  die  Veranla«Bung,  dafi  Ftttterungaranrndka  mit  Brandaporen  cur  Klärung  der 
Sachlage  ungesteilt  wurden. 

Der  erste,  der  solche  Versuche  auRführte,  war  Pusch  Dieser  verfütterte  Weizen, 
der  sehr  viele  Brandsporen  enthielt,  an  zwei  aite  i'ferde,  zwei  Rinder,  vier  Schafe, 
iwat  Ziegen,  zwei  Sohwdne,  einen  Hund,  iwai  Kanindien,  awei  weiAe  IdlUiae,  vier 
Hfihner  und  awei  Sperlinge. 

Die  eine  der  VoauehBaiegen  Puaoha  verweigerte  leltwdae  die  Fntterauftaabme, 
nahm  viel  Wawar  in  aicb  und  eatate  ftbelriedienden,  weieben  Kot  ab.  Der  Nihr- 
luatand  des  Tieres  verminderte  sich  erheblich.  Bei  einem  der  Versuchsschafe  wurden 
die  nämlichen  Krankheiteerscheinungen  beobachtet.  Auch  daa  eine  der  beiden  Ver- 
snchspferde  entleerte  vorübergehend  übelriechenden  Kot 

Die  von  Pusch  in  seinen  Versuchen  lienutzten  weißen  Mäuse  verendeten  wenige 
Tagt  I  i  h  Beginn  des  Vei-suches  an  einer  blutigen  Magen- DarmeDtsöndung,  ebenso 
ein  Huhn  und  die  beiden  Sperlinge. 

Pnach  rieht  ana  irfnen  Tmuahm  den  Sdihit,  daO  Pferde,  Binder,  Bdiafe,  Ziegen 
und  Schweine  lingere  Zeit  hindurch  ferhiltniKpifiig  eehr  grofle  Mengen  brandigen 
Materiaia  ohne  nennenawerte  Naditeila  aufnehmen  kfinnen.  Den  bei  einer  Ziege,  einem 
Schafe  und  einem  Pferde  beobaditelen  KrankfaeitBeiaoheinungen  mifit  Puaeh  keine 
areeentliche  Bedeutung  bei.  Er  hält  auf  Grund  seiner  Versuche  die  Brandsporen  nioht 
ffir  ao  giftig,  wie  dies-  von  anderer  Seite  geeohieht,  da  sonst  alle  seine  Verenohatiere 
bitten  erkranken  und  zugrunde  gehen  müssen 

Weiterhin  .stellte  lausch  nocli  Versuche  bei  trächtigen  Tieren,  einem  Schaf,  einer 
Ziege,  /.wei  KaniiH  heu  und  sechs  Meerschweinchen  an;  von  den  Meerechweinohen 
haben  fünf  abortiert. 

Puaeh  hUt  ee  auf  Grund  diema  Vemiehaergebniasee  fUr  nicht  ausgeschlossen, 
dafi  Brandaporen  Abortua  hervorrufen  ktonen,  lumal  da  die  tu  aeinen  Vetaudien  be- 
nuteten  Brandaporen  aua  einer  Wirtadiaft  atamroten,  wo  unter  96  KQhen  6  abortiert  halten. 


454  — 


Albrecht  verfütterte  gletchfalle  Brandweiieamaterial  an  triebtige  Tiere,  und 
zwar  an  «in  träditigea  Sehaf  und  fiiof  tiiebtige  Ziegen.   Ana  aeinen  Venoehen  Intet 

er  den  SchluO  ab,  daß  selbst  viel  grttßere  Mengen  von  Brandweizen,  als  eie  unter  den 
gewähnlicheo  Verhältnisuen  aufgenommen  werden,  bei  den  kleinen  Wiederhioern  weder 
Abortus  noch  sonstijje  Störungen  ihre«  GesunflbeitJ^zuetandes  her!)eifübren. 

V.  Tubeuf  verabreichte  einer  Taube  während  der  Dauer  von  aciit  Tagen  aus- 
scblieOüch  Brandsporf n ;  sie  zeigte  während  dieser  5^it  keinerlei  (ieanndheitsslöningeii 
Ein  Kind,  zu  dettßen  Fulter  Wcizeu-Steinbrandäporen  beigemengt  wurden,  reagierte 
innSdiet  nidit,  bei  Wiederholung  des  Vemidiee  Boll  ee  etwas  IKanliöe  geieigt  haben. 

Später  atdlte  Tubeuf  noch  w^tere  FatCerungeTeraudie  an,  hauptaichlieb  aar 
LSsuDg  der  Frage,  ob  BnuMlqwren,  die  den  Dannkanal  dee  lUndea  paariert  haben, 
unverniinderte  Keimfibigkeit  beeitaen.  Zwei  Rinder  erhielten  je  10  g  Brandaporen, 
ein  Bulle  100  g  reines  Weizen-Steinbrandpulver;  an  rin  Pferd  und  einen  Bullen  wurden 
an  zwei  Tagen  je  50  g  Steinbrand-,  30  g  Haferbrand-  und  30  g  Panicum-  bezw.  Se- 
tariabrandpulver  verfüttert,  ohne  ikß  eine  OeaundheitsHtfirung  eintrat.  Endlich  er- 
gaben Versuclio,  die  v.  Tubeuf  iuiHtellte,  daß  die  Verfütterung  von  Steinbrand  atloh 
bei  dem  GeQügei  und  den  kleinen  Nagetieren  keine  Scliädigung  hervorruft. 

Appel  und  Koeke  haben  Versuche  mit  Sporen  dee  Steinbrandee  bei  vier 
Schweinen,  iwei  Hfihnem  und  einer  Taube  angestellt.  SimtUobe  Tiere  ertragen  grofle 
Mragen  Steinbrandaporeo  ohne  irgend  wdohe  Sdbidlgung.  Die  Autoren  kommen  au 
dem  Ergebnis,  daß  in  Fällen  einer  ungflnsUgea  Futterwirkung  der  Xadkweia  d«a  Vor- 
handeneeina  von  BnmdqKnen  nicht  ala  genflgende  BrkUbrnng  f3r  die  Schädlichkeit  einea 
solchen  Futters  angesehen  werden  kann. 

Obwohl  Pirh  nun  aus  diesen  Versuchen  Schlüsse  auf  eine  sclmdliche  Wirkung 
der  Brandsporen  nicht  ziehen  lassen,  i^o  t-preclien  i-ie  doch  andererseits  nicht  un- 
l>edingt  dagegen.  Namentlich  läßt  s^icli  aus  den  von  i'usch  mitgeteilten  Versuchen 
die  völlige  Uuscbädlicbkeit  brandsporeuhaltigen  Futtert»  nicht  ohne  weiteres  ableiten; 
denn  bei  venchiedenen  Verauchatieran  hatten  aiob  Xiaolidnnngen  einea  Ilagen-  und 
DarmkatarriieB  und  bm  IfeeveehweindieD  Abortus  elngeatelli. 

Der  Verband  landwirtsebaltlidier  Venmohastationen  im  Deutsdien  Reioh  hat  in 
seiner  XXIV.  Haoptvnaammhing,  die  in  Dresden  staltgefimden  bat,  über  die  Begut- 
achtung des  Befundes  von  Brandsporen  in  Klde  verhandelt.  Hierbei  wurden  die 
hinlier  mit  Brand^po^en  angestellten  Fütterungsversuche  als  nicht  aasreichend  und 
einwandfrei  bezeichnet.  Der  vom  Bericliterstatter  über  diese  Frage  in  jener  Versamm- 
lung gestellte  Antrag:  .Sohingc  die  Brandpilzsporeu-Ciefahr  durch  weitere  Versuche 
mit  gröliereu  Viehbeständen  noch  nicht  hinreichend  geklärt  iet,  ist  auch  noch  weiter 
auf  die  ev.  Schädlichkeit  derselben  im  Sinne  des  Wünburger  BeBcblosses  *)  hinzu 
weisen*  wurde  von  der  Versammlung  angenommen. 

Dieser  Bescblufl  gab  den  AnUfi  au  erneuten  Unterandiungsn  fiber  die  Frage  der 
Scbidliöhkeit  der  Verfüitterung  von  Sporen  dea  Steinbrandea. 

*)  Dieser  lkl^'chlu^  lautet:  „Ergibt  die  mikroskopische  Unteraucbang  einer  Kleie,  daß 
Brunilpilic.s|ioren  iit«  hr  sih  v  ereinMlt  vork<MBDMtt,  ao  ist  der  Ebisender  dsrulf  aad  ant  die  er. 
Schädlichkeit  denelben  aufmerksam  za  naehen.* 


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m  — 


Sie  wnrdflo  wm  KuMrliohen  CrMimdlMitiamte  in  GemfliDiolwft  mii  d«r  Kalwr* 
lieben  Bi<dogi«eheii  Aiutatt  för  Luid*  imd  Fbntwirlsohftft,  im  tmooderen  unter  Hit* 
Wirkung  des  Herrn  R^erungsmts  Dr.  Appel  eusg^hrt.  Den  Venaoben  ist  fotgender 
Veienebeplan  sugronde  gelegt  weiden: 

1  Zu  den  Verflachen  werden  als  Versuchstiere  je  8  gleichaltrige  Juiigrinder« 
Schafe  und  Zi^en  bennlst;  ebenm  viele  gleichaltrige  Tiere  TOn  jeder  Gattung  dienen 
alB  Kontrolltiere. 

2.  Dem  eigentlichen  Versuclie  geht  ein  Vorvereucb  tofmu,  während  dessen  die 
Tiere  Futter  ohne  Brandsporou  erhalten. 

Nach  Beendigung  des  Vorversuches  werden  die  Tiere  nach  der  Art  der  Futter- 
Verwertung  in  Gruppen  bo  eingeteilt,  daß  die  Kontnlltiergruppen  mit  den  Venndhe» 
tiergmppen  lunBiditlieh  der  Ottte  der  Potterverwertong  ktuteapondieren. 

3.  Jedee  Veteaebarind  erbUt  sanlohet  tiglieh  mit  dem  Futter  100  g«  jedea 
Versuchsschaf  und  jede  VerBttobasiQge  60  g  firandaporen.  Diese  Ifrage  kann  im  Ver- 
laufe des  Versuchea  gMteigert  werden,  da  bei  der  zunächst  verfügbaren  Gesarotmenge 
von  35  kg  Brandsporenmaterial  und  einer  auf  6  \\'ochen  t>erechQeten  Vecauchadauer 
auf  ein  Tier  täglich  c\w.  Menge  von  92  g  Brandeporon  entlällt. 

4.  Täglich  hat  eine  tierärztliche  Untersuchung  ilcr  Versuchstiere  auf  ihren 
Gesundheitssustand  zu  erfolgen;  auch  ist  dm  Gewicht  sämtlicher  Versuchstiere  in 
aehttägigen  Zeitabatibiden  lu  gleicher  Tageoeit  featiuatallen. 

6.  Die  mit  Brandaporen  gefBtterten  Tiere  wecdeo  naoib  Abadilufi  des  Venudiea 
getfttet  anm  Zwecke  der  Feelatellung,  ob  etwa  Schädigungen  ihrer  Organe  ala  Folgan 
der  BrandepetenverfOtterang  eingetreten  aind. 

Eine  Änderung  des  Versuchsplanen  war  gleich  bei  Beginn  des  Versuches  nicht 
lU  umgehen  insofern,  als  es  nicht  möglich  war,  völlig  gleichaltrige  Ziegen  zu  bekommen, 
es  mußten  deshalb  Ziegen  su  dem  Versuche  benutat  werden,  deren  Aller  awiachen 
1 — 2  Jahren  schwankte. 

Femer  ist  zu  erwähnen,  daß  außer  den  ursprünglich  zur  Verfügung  blühenden 
35  kg  noch  weitere  ca.  23  kg  Brandsporenmaterial  beschafft  werden  konnten,  so  daß 
inegeaamt  ea.  68  kg  in  den  Vwiuehen  Vtvwendung  &nden. 

Der  Vorveraudi  eratreekte  aidi  bei  den  Bindern  und  Sdiafen  auf  die  Zeit  vom 
10.  Hai  fau  aum  14.  Juni,  alao  auf  36  Tage;  bei  den  Ziegen,  die  apiter  eingeatellt 
wurden,  dauerte  der  Vorversuch  vom  24.  Mai  bis  zum  14.  Juni,  also  22  Tage. 

An  Futter  erhielt  jedes  Rind  durchschnittlich  pro  Tag  3  kg  Heu  und  8  kg  Haler- 
stroh, außerdem  je  kg  Kleie  und  Gerslenschrot.  Den  Schafen  nnd  Ziegen  wurden 
pro  Tag  und  Kopf  je  Vs  kg  Heu  und  Haferstroh,  außerdem  Vi  kg  Kleie  venilireicht. 

Außer  der  ISgüch  vorgenommenen  tierärztlichen  rnternuchung,  der  täglichen 
FuBlslellung  der  Kurpertemperatureu  und  der  in  achttägigen  Zwisciienruumen  erfolgenden 
Aufnahme  der  Körpergewidite  dnd  mittele  der  Bttrkeracben  Zlhlkammer  Blutkörper- 
chen-Zibbingen  bei  almtliehen  Tieren  Miagef&hrt  und  mit  Hilfe  dee  Sahli-Goweraecheu 
Klmoglobinoineten  der  Httmoglobingebalt  beatimmt  worden  («|^.  Tab.  I). 

Wihrend  der  Vorvenudiaperiode  traten  bei  den  Bindern  Nr.  V  und  Hr.  VI 
KFankbeltaeiedieinungen  auf.  Daa  Bind  Nr.  V  fiel  eobon  bei  eeiner  Einatellnng  dnroh 


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—    466  — 


Tabelle  1.    Ergebnis  der  BestiiuinuDg  der  Zahl  der  roleo  Blut- 


A.  Binder 

B. 

1 

Zeit  der 

Zahl  der 
roten  Bhit' 

kOrperchen 
in  1  cbmtu 

Hämo- 
globin- 

Zeit  der 

Zahl  der 
rotaa  Blnt- 

körperchen 
in  1  cbmm 

Hämo- 
globin 

» 

% 

'V 
$^ 

25 

Zeit  der 

Zahl  der 
rotan  Bhit- 
kOrperchen 
in  1  chmm 

HauMh 

globin 

8 

1.  Unter 
euchang 

gehalt 
nach 

Gowere 

2.  Unter 
sucbung 

gehalt 
nach 
Gowera 

1.  Unter- 
snchung 

gehalt 
nach 

Gower  8 

I 

ia.5.09 

10956000 

4. 6.09 

11340000 

55 

I 

14.5.09 

699B000 

42 

U 

n 

10964000 

49 

n 

10000000 

60 

II 

n 

6200  0(K) 

50 

m 

" 

10076000 

r.7 

n 

11064000 

55 

III 

15.5.09 

7528000 

49 

IV 

10872000 

60 

K 

11312000 

60 

rv 

M 

10020000 

48 

V 

14.5.09 

10004000 

50 

1» 

16686000 

55 

V 

8460000 

4» 

VI 

* 

L887S0O0 

00 

isaaoooo 

59 

VI 

7868000 

49 

Im  Dnrohachnitt: 

Im 

1.  UntmuQfatiqg: 

2.  ÜDtewiiclntDK: 

1.  Uotereachanfr: 

a)  SS«h1  dnr 

roten  Blutkörper- 

a 

)  Zahl  der  roten  Blatkdrper- 

a)  Zahl  der  roten  BlnUtOrpardimi 

eben 

in  1  ebmm : 

chea  in  1  cbmm: 

in  1  cbmm: 

11117000 

11980000 

7751000 

b)  Ria 

loglobfngdi 

alt: 

b)  Httmoglobingabalt: 

b)  HKmoglobingehalt: 

60 

67 

48 

•ein  ^skMes,  gMMbibtM  HiaiUiid  und  wäm  g«ripg«'  Preihist  avf.  la  der  Folge- 
zeit stellte  sich  bei  ihm  heftiger  Daidlliül  ein,  midi  versagte  es  die  Futleraufnahme 
fast  vollständig,  die  PansetUiitigkeit  war  naheiu  gans  unterdrückt,  die  linke  Flanken 
gegend  infnlcr  fiapanwimmliing  im  P;ui-pn  aufgetrieU»>ii  Beitn  Betasten  des  Hinter- 
leibes äußertf  dag  Tier  heftigen  Schmerz,  der  Kot  war  Kehr  übelriechend  und  wurde 
immer  dünnflüMiger.  Die  Inneotemperatur  des  Rindes  bewegte  »ich  zwischen  37,9 
und  89.9*  C.  Die  Zehl  der  Pnlee  betrug  duiehoehtiittlieh  70.  die  der  AtomsOge  24. 
Die  KnakbeiteenobdnongeD  dauerten  vom  10.  H«i  bie  snm  8.  Juni.  Dm  Kdrper 
gewicht  dee  Tieree'  war  in  dieeer  Zeit  von  U8  kg  anf  lttl,6  kg  rarQokgegeng^n. 

Bei  Beginn  dee  «jgentliehen  VeianolieB  ww  dae  Tier  wieder  hergeetaltt,  und  die 
Beeaerung  hielt  auob  wfthrend  der  ganzen  Versuchsdauer  an. 

Das  Befinden  des  Rindes  Nr.  VI  erfuhr  gleichfalls  eine  vorübergehende  St^irunp. 
Die  Ernrheinungen  waren  im  wesentlichen  die  gleichen  wie  bei  Kind  Nr.  \' .  nur  gering 
gradiger  und  von  kürzerer  Dauer  (vom  12.  bis  einschließlich  21.  Mai).  Am  14.  .luni 
wurde  der  Vorversnch  abgeschlofit^en.  In  seinem  Verlaufe  hat  auOer  den  beiden  gv 
nannten  Rindern  keines  der  übrigen  Versuchstiere  Krankbeitserscbeinangen  gezeigt. 
Die  Zahl  der  Pnlae  und  AtenKsOge  lowie  die  Temperatur  liaben  rieh  bd  den  Tieren 
•tele  auf  nrnmaler  Dunhedmittsböbe  erhalten.  Die  sweimaUge  ZlUnng  der  Vbxtr 
kOrpeniien  und  die  Beatimmung  dea  Hlmogtobingahaltaa  lieferten  bei  den  Rindwu 
und  Schafen  Sigebnisse,  die  der  Durdiiohnittsnorm  entsprechen  (vgl.  Tab.  I).  Kur 
bei  dem  vor  dem  Versuch  krank  gewesenen  Rind  Nr.  V  lieferte  die  zweite  Unter- 
tuohnng  «ine  weaentUobe  Erhöhung  der  Zahl  der  roten  filulkörperohen  im  Vwgleiobe 


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~   467  — 


körperchen  und  dee  HftmoglobiogebalteB  während  des  VerBuch«». 


C.  Ziegen 

Zrii  der 
Unter- 
■ncbong 

Zahl  .1er 
rot«D  Blut- 
korpercbea 
in  1  ebm« 

HlUno 
globin- 
gehalt 
nach 
Oowere 

Nr.  de«  Tieres  1 

Zeit  der 
I.Unter- 
sochong 

7nhl  Her 
roten  Blut- 
kOilMclim 
in  1  obnin 

ÜAmo- 
gloliin- 

KehaU 
nach 
Oowere 

Zeit  der 

2.  T'nter- 

eocbuog 

Zeh!  der 

roten  Blut- 
körperchen 
in  1  ebaun 

IlAmo- 
gloUn- 
gebalt 
nach 
Oow«r« 

3. «.  ciö 

10500000 

48 

I 

27.5.00 

18480000 

46 

5. 6. 09 

14944000 

i» 

9484000 

47 

n 

14M00QO 

65 

If 

14580000 

56 

84B0000 

h'i 

m 

12100000 

»7 

n 

12628000 

88 

» 

lOaiBDOO 

4Ü 

IV 

2d.5.0d 

1.'>2(U000 

45 

n 

18556000 

46 

6172000 

1  40 

V 

n 

16124000 

1 

n 

15040000 

45 

98U0M 

49 

VI 

Ii 

168»e09 

1  « 

14M400» 

Darohsehoitl: 

2.  rntersnchung: 


1.  l'ntersuchuBg 


Im  Dorchacbnitt: 

2.  Untermicfaang: 


B)  Zahl  der  ral«B  BlafkOirp«r> 
dien  in  1  cbmn: 
0468000 
b)  HMoBogleUiifahBlt: 
48 


s)  Zahl  dwr  raten  BlntMi|Mrehen 

in  1  cbmoi: 
14714000 

b) 

46 


in  1  climrn 
14045000 
b)  HimeglebinfehBlt: 
4« 


mit  der  ersten  Zählung.  Die  Vermehrung  fiel  mBammen  mit  dem  Zeitpunkte  der 
BMMnmg  hl  dem  Beflnden  des  Time. 

Fttr  die  AbwaidraogeD,  dw  in  Bemg  auf  die  Znh)  der  roten  BluAftperdien  und 
den  Himoglolnngefanlt  des  Blntee  h»  den  Ziefen  «toh  ergeben  haben,  liSt  eieh  nn- 
genrongen  eine  Brkitrong  in  dem  Umstände  fiodm,  daS  die  Tfere  ▼ersehiidenen 
Altera  waren  und  ein  Teil  von  ihnen  in  iaktation  stand.  Bei  «nem  und  demeelben 
Tioe  waren  die  Schwankungen  nur  geringe. 

Die  Tab  !  [  fS.  458)  gibt  Auskunft  über  die  prosentuellp  newl<4i«s7.u-  oder  -abnähme, 
die  jedea  einzelne  Tier  während  der  Vorversuchsperiode  erfahren  hat. 

Aus  der  Tab.  III  (8.  469)  sind  die  bei  den  Wägungen  während  der  V^orverauchti- 
periode  ermittelten  Gewichte  uud  aus  den  Tafeln  IV^VI  (8.  460  u.  461)  die  Gewicht»- 
verbllt&iflee  der  su  dem  Versndien  benntsten  dtei  Tiergruppen  (Rinder,  Schafe,  Ziegen) 
m  enehen.  IMe  in  den  Knr? en  veneiohneten  Oewiehtsiablen  entspfechen  dem  Geesmt- 
gewidite  der  sn  den  «imeinen  Omppen  gdiOiigen  Tiere. 

Fttr  den  eigenilidhra  Venudi  wuidoi  die  Tiere  unter  dem  Geaiditqionkte  der 
Fatterververtung  in  Gruppen  so  eingeteilt,  daß  die  Tiere  der  Kontrolltiergruppen  mit 
den  Tieren  der  Versuchstiergruppen  hinsichtlich  der  F'ähigkeit  der  Futterverwertut^g 
möglichRt  nbereinslimniien  Die  nähere  GruppieniMtr  'l'-r  Tiere  ist  aus  der  Tabelle  V II 
(S.  461)  zu  erseheij.  Bei  den  Ziegen  war  es  nicht  moglicij,  hinsichtürh  ihrtT  Futlerver- 
wertung  ganz  übereinstimmende  Tiere  iu  die  beiden  Gruppen  zu  l)riu^en.  Bei  tliegerUn- 
mugiichlteit  wurden  der  Versuchstiergruppe  in  der  Hauptsache  die  besHereu  Futter- 
Terwwter  zugeteilt,  weil  hierbei  eine  dnreh  Störung  der  Fatterrerwertung  sich  lolkf  nde 


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-    468  — 


Tabell«  II.  TAbelUrUcbe  Obersiobt  der  Geviebtasu-  (-f-)  oder  -«bnabme  (H 
der  Versucbstiar«,  in  Prosenten  berechnet. 


tiattnof 

der 
llere 

Kr.  dM 
HerM 

I*roientual('  Gewiclit«- 
zu-(4-)  oder  -Bl>iiahme(— ), 
vom  AnfmgggeiHcbt 
berechnet 

Art  der  Futter- 
vwrweiUtog 

Bemerkungen 

Sind 

n 
n 

f» 

I 

II 

III 

IV 

V 
VI 

[  2<),<)0  „ 
+  15,59  , 
f  11.««  « 

+  4,54  , 

gilt 

mitteltnftOig 

weniger  gut 

II  n 

1  wer  vom  10.  5.  bin  2.  6. 
1   an  Magendarcnkaterrb 
'  efKniDKi 
r  war  vom  14.  5.  bU  21. 6. 

\  geringgradif;  an  Dnrm. 
1       katarrU  erkrankt 

8ch*f 

n 
* 

a 
n 

I 

II 

llt 

III 

IV 
V 
VI 

+   1.49  7. 
+  12,42  „ 

+   4.ÖÖ  „ 
+  12,31  , 
+ 18,76  „ 

weniger  got 
gut 

rt 

weniger  gnt 
gut 
1» 

• 

« 

I 

II 
III 

IV 
V 
VI 

f  20,00  ",  0 
-r  5,26 
1            +  15.27  .. 

'               +    7,1«  n 

—  4^61  1* 

gut 
weniger  gnt 

gtit 

weniger  gnt 
got 

j  Milchtieie 

■cbidigende  Wirkung  der  Verftttteruug  iNrandeporenhaltigeu  Materialee  leichter  erkenn* 
bar  werden  moAte  ala  bei  einer  anderen  Art  der  Ompinernng  der  Tiere. 

Dm  Brudiporsniiiiaterial,  dai  aue  faat  reinem  Brandweiaen  bestand,  wurde  den 
Tieren  in  geadbroletem  Zustande  venbrsiebt.  Jedes  der  drsi  Versaebsrinder  erhielt 

zunächst  täglich  neben  der  sdion  angegebenen  Puttonation  100  g,  jedes  Sobaf  und 
jede  Ziege  bO  g  Brandsporen.  Wahrend  der  vier  ersten  Veranehstage  wurden  die 
Brandsporen  trocken  auf  Heu  vprahreiclit  BH  dieser  Füttemng!«wei«»c  zeigte  e?  sich 
aber,  daß  der  überwiegende  Teil  <!er  Brandsporeii  in  die  Krippe  fiel  und  zum  Teil 
für  die  Fntteruup  verloren  ol>wohl  der  in  die  Krippe  gefallene  Teil  nach  Be 

«ndiguug  dt»r  Ileuaufuahuiü  den  Tieren  luit  dem  Cietrtinke  vorgesetzt  wurde.  Um 
die  völlige  Aufnahme  der  ganzen  Tagesration  der  Brandsperm  in  siidiMm,  wurden  sie 
vom  6.  Veisnohstage  th  auiecbUetflieh  im  Getrftnke  verabreiöhi  Hierbd  ergab 
sieh«  daH  die  Tiere  die  Brandsporsn  sehr  gern  und  vollstindig  anfioshmen,  ja  sof^ 
die  in  den  Tiiniceimem  verbliebenen  Reste  soigfthig  auslsdElen.  Es  mag  sehon  jelit 
erwähnt  werden,  daß  keines  der  Versuchstiere  jemalp  Widerwillen  pegen  die  Aufnabme 
der  Steinbrandsporen  äuflerte;  einige  der  Ziegen  (Ziege  U  und  IV)  fr&fleu  das  reine 


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459  — 


Tabelle  III.  GowichtB-TabeUe. 
A.  ftiodar. 


I. 

IL 

ni. 

IV.  VI. 

F. 

lt.  5.  «114,5  kg 

19.  .5.=  122,5  „ 

20.5.  =  127  „ 
2. 6.  =  1-29  ,. 
9. 6.  =  184  „ 

14.6.  B 197^  , 

l9.S.=  tt»,Skg 
19.  S.  =  134,5  „ 
26.5.  =  122,5  „ 
2.6.^130  „ 
9.6.  =  131  „ 
24.0. '=3i#5  M 

1215.»  10»  u\ 
19  5  .  =  117,6, 
26. 5.  ==119,5  „ 
2. 6.  =  128.6  , 
9.6.  =  122,5  , 
14.0.=  186  a 

18.5.=  98,5  kg 
19.  5.      107,5  , 

36.5.  =  106,5  „ 
9.6.  -  W6,5  „ 
9.6.^115  „ 

14.6.  =  ttO  n 

12.6.—  n  kg 

19.  5.  =  8(1,5  „ 

26.5.  =  79,5  „ 
2.8.—  7H,n  „ 
9.6.=  79,5  „ 

14.6.  =  80,5, 

19.5.  =  118  hs 

19. 5.  ^  m,5  „ 
26.5.  =-=  103,5  „ 
2.6.  =  109  , 
9. 6.  =  109  , 

SM    M             s  tta 

i*.0,  =  116  N 

21. 6.  =  1.%  „ 
ab.ö.  =  142  p 

5. 7.  »147^  n 
12.  7.  =  152,5  „ 

19. 7.  =  157^  „ 
86. 7.  »169.5  „ 

2.8.  =  162,5  „ 
9.8.-167^, 

21.6.^132  , 

38.6.  =' Hl  „ 

12. 7.  ^  149,5  „ 

19.1.  •»ua  ., 

96.7.  =  ISi  n 

2.8.  =  155  „ 
9.8.  =  158 , 

21.6.-^120  „ 

28. 6.  =  132  » 

5.7.  =' 186  „ 

12. 7.  =  140  „ 
19.7.— 144  , 
26. 7.  =  148.5  „ 

2.8.  =  14«  „ 
8.8.  =  15Ü  „ 

21.6.  =  114  „ 

38.6.  ^11»  „ 

5.7.  =  198  , 

12.  7.  -  127  „ 

19. 7.  =  131  n 

96.7.  =  18»  , 

2.8.  -186  , 
9.8.^148  n 

21.6.  -  82,1  „ 

28.6.  »  88  „ 

5.7.  »  98  „ 

12.7.  =  95  . 
19.7.—  98  „ 
26.7.=  99,5  „ 

2.8.  ^102  „ 
9.8.=  107,6 

216      123  , 

28. 6.  129  , 

s.i.^m  n 

12. 7.  =  137  » 
19.7.^139  n 
26.7.  =  149  . 

2.«.  =  /44  „ 
1  9.8.  =  1594» 

B.  ächftfeu 


II. 

IIL 

,v.  1 

I. 

V.  i 

VI. 

12.6. 

—  88 

kg 

13*5.  =f  99  kg 

12.6.  =s  84,4  kg 

i3.S.  =  88^tig 

12.5.  — 82.6  kg 

19.5.^89  kg 

19.  5. 

=  35 

t> 

19.  5.^  31  „ 

19.  5.  =  35,5 

19.  5.^88  n 

19.  5.  =  34,3  „ 

19.  5.  =  334  w 

26.6. 

—  83 

N 

26. 5.=^  89  „ 

26.6. =sa 

26.  5.  =  31  „ 

^  5.  =s  88  „ 

36.  S.^34  „ 

8.6. 

s88 

tf 

2. 6.  *™  86  „ 

2.  6.  -  33,5  „ 

2. 6.  =  TO  „ 

9. 6.  ^  35,S  „ 

9. 6. 

--  34,4 

9.6.^33  „ 

9. 6.  =  ;J3.7 

n 

9.  ff.  =  31,4  „ 

9. 6.  =  :^.".,r,  „ 

9.  6.  =  34,5  , 

14.6. 

=  87,1 

- 

14.6.^89 

14.&=«=36 

14.«.=  J4  * 

14. «.SS 86,5  , 

14. 6.  =  J8  , 

21.6. 

=  3.5,3 

0 

21.  6.     33,9  „ 

21.(5.  =  3<i,5 

n 

21.  6.  =  35,6  „ 

21. 6.  =  37,6  „ 

31.  6.     37,1  „ 

28.6. 

«37,9 

■ 

28.6.  =i  83^  „ 

28.  6.  =  39,2 

26. 6.  =  3*^  n 

28. 6.  —  37,6  » 

28. 6.  =  39^  „ 

ö.  7. 

=  39,7 

• 

5.7.  =  84^  n 

6. 7.  =  88,1 

'n 

5.7.-J7,«» 

6.7.  =  48.6  . 

5.7.  =  88,7  n 

12.7. 

=  4(1 

12.  7.     36^  „ 

12.  7.  -  39 

1» 

13.  7.  -  38,2  „ 

12.  7.  =  42,5  „ 

12. 7  .^41  „ 

19,7. 

=  41 

- 

19. 7.  =  3€^  „ 

19.  7.  =40 

II 

19.  7.  =  39  n 

19. 7.-42  „ 

19.  7.  =  4Ö,J  , 

26.7. 

=  4» 

W 

^96.7.  =  87,7  „ 

96. 7.  =  40,9 

N 

96.7.^  40jt  n 

86.7.-42.4  « 

M.  7.  SS  11,7  « 

2. 

-  4.'i.r. 

2.  S.     39,2  .. 

2.  8.  10,7 

n 

2.8.     .7.'y,5  „ 

2. 8.  =  42,7  „ 

2  8.     40,6  n 

9.8. 

-42,1 

il 

1  9.8.  =  37  „ 

9.8.  =  41 

9  H.  -  39^  , 

0-8.  =  41.8  , 

9.8.  =  43  , 

C.  Ziagen. 


I. 

71. 

II.  (Hilehtier) 

UI.  (MUthlitr) 

IV.  (Milchtier)  | 

V. 

86.6. 

—  80  kg 

98.8.=  t7fihg 

86.5.  — 88 

96.5.  =  S74kt\ 

'  p. 

86.6.«  l»Akg  \ 

96.5. 

95,7  kg 

2. 6. 

=  23,5  r 

2.  6.  =  21  „ 

2.  6.  =  40 

n 

3.  6.  =--33  „ 

2.  6.  =  22,5  „ 

2.6. 

26.5  ,. 

9.6. 

--22.2  „ 

*.«.=  18,7  „ 

9. «.  =  »9,5 

9. 6.  =  98,4  ,  , 

9. 6.  =  19,7  ,  , 

9.6. 

3*J9n 

14.6. 

=  24  „ 

14.6.^19  „ 

14. 6.  =  40 

» 

14.  6.  —  31.7  „ 

14.6.-20,9  „  1 

14.6. 

94  n 

21.6. 

=  25.0  „ 

21.6.=  19,7  „ 

21.6.  =-37,8 

n 

31.  6.  =  2ti,ä  „ 

21.6.  -  20,8  „  ] 

21.  6. 

34,8  „ 

22.6. 

29.«.— „ 

28.  6.  =36,7 

28.  6.^29j9n  '  88. 6.  =  22.4  » 

88.6. 

95,4  „ 

5.  7. 

-  26,7  „ 

5.  7.  =  30,1  „ 

5.  7.  -  40 

4.7.     34  „ 

7.  =  22,9  ,  1 

5.  7. 

27,2  „ 

12.  7. 

=  27.5  . 

12.  7.  =  2/  . 

12.  7.  =  40,3 

tt 

18.  7.  =-  32,5  „ 

12.  7.  =  24    »  i 

19.7. 

37,3  „ 

19.7. 

18. 7. -804» 

12.7.  =  89b8 

w 

19.7.=^  81 A  • 

I9.7.  =  88,8,.  1 

19.7. 

87.7. 

26  7. 

-  27,1  „ 

26.  7.  =  20.7  „ 

20.  7.  39,8 

f* 

26.  7.  -  31  „ 

26.  7.  =  24.2  „  ! 

26.  7. 

26.7  ,. 

2.8. 

=  27  „ 

3. 8.  =  31,3  „ 

2. 8.  =  38 

n 

3. 8.  =  39,7  „ 

2. 8.  =  23,0  „  1 

3.8. 

36,4  „ 

9.8. 

-90,8  , 

».A»M,8  . 

9. 8. -«87 

9. 8.    40,8  , 

9.8.  =  8%fi.  1 

9.8. 

86^. 

Am.:  OawlUKeh«  Dnck  »  TttiMkiti««.  KuMhr  s  K«iilnlld««L 


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—  4eo  — 

Tabelle  IV.  Ge wie btssch «rank angen  der  Binder  wftbrend  des 
3T0 


SSO 


SSO 


sto 


M90 


12.  V.        1ä.  V:  26.V.       2. VI.        $.VZ  1V.W.09 


/ 

Gruppe  der  Versuchstiere, 
p      „  KoDtroUtiei». 


Tabelle  V.  QewichleechwaDknngeii  der  SebaflB  während  des 

Torvemndies. 


tfS 


'WS 


-wo 


BS 


90 


12.V.       t9.V.       26.V:      2.TT.        9.VZ.  1U.VT.09 


1  A 

1 

( 

,  ..  , 

/  / 

X  / 

\ ) 

/ 

V 

♦ 

Gruppe  der  Versuchrtiere. 
.  Kontrolltiera. 


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—   461  » 


Brandsporenmatcrial  auch  in  trookenem  Zustande  aus  der  Hand.    Von  den  Rindarn 
nahmen  2  (Rind  1  und  Ii)  die  Brandnporen  ebenfalls  während  einiger  Tage  in  trockenem 
Zustande  auf,  vexBcbmähten  sie  aber  später,  wenn  sie  in  dieser  Form  gereicht  wurden. 
Vom  Sil  Juni  bb  6.  JnU,  alw 


Tübelle  VI.  Oe  w  ich  t?<"rh  ivankungen 
der  Ziegen  während  de«  VorTeraadiea. 


iS  Tig»  Undiirah,  wurden  den  8  V«r 
mdhsrindem  tli^ioh  je  100  g,  den 
Bebafen  und  Zlegn  ti^ieh  je  60  g 

Brandsporen  venbielcht.  Vom  7 . — 27. 
Juli  wurde  für  die  drei  Versuchs- 
linder  die  tägliche  BrandHporencaenge 
von  je  100  g  auf  ie  200  g  gesteigert 
und  auch  den  Scijaien  und  Ziegen  das 
Doppelte  der  bishehgeo  Menge,  also 
je  100  g  Bnndsporan  gegeben.  Vom 
28.  Jvli  Üb  6.  Avgnet,  dem  Tkige  de« 
VannehwbaehlaMB,  etbielt  jede«  Rind 
tigüofa  400  g,  jedee  Sebef  «nd  jede 
Ziege  200  g  de«  Weiwneteinbnuid* 
materiales. 

Ihn  festiiustellen,  ob  etwa  Brand- 
Sporen,  W'-nn  «lie  verstäubt  und  mit 
der  AtniUiigteluit  von  den  Tieren  eingeatmet  werden  oder  in  ihre  Augen  gelangen, 
Reizungaeracheinungen  auf  den  Schleimhäuten  der  Nase  und  der  Augen  auslöeen, 
milden  mifelelflt  einer  Rebeoepritie  in  anmittelboier  Nike  einei  jeden  Blndee  m  djrei  auf- 
einanderfolgenden Tagen  100  g  Bnndsporen  ventlnbt;  in  deraelben  Weiee  wurde  bei 

Tabelle  VIl.    Sinteihing  der  Tiere  in  Gruppen  unter  dem  Uesichts* 

punkte  der  Futterverwertung. 


90 


SS 


80 


75 


70 


7 

V" 

•  Gmppe  der 


A.  Binder 


Venacihalieie 

(iewichtssQ-  (-{-)  oder 
,  .abnahm« 

Omriektuu"  (-f  )  <Nfar 
■«M»w(-) 

I 

+  20,08  V, 

II 

+  90.00  *u 

m 

■V  15.59  „ 

17 

VI 

+  4^  - 

V 

4-  M», 

B.  Schafe 

V 

71 

n 

Iii 

IV 

I 

+  14», 

Ziegen 

I 

+  30.00 

IV  (Milchtier) 

-f   7,18  , 

71 

ir  (M.kLtier) 

+   5,26  p 

Aom,:  OewAbalieber  üiwk  k  VwsBcbittcn;.    Kuraiv  =  KonUoUtMtnu 


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den  Ziegen  und  Schr\fen  verfahren,  nur  mit  dfin  Unterschiede,  daß  8tntt  100  -nnr 
50  g  Brandgporen  benutzt  wurden.  An  zwei  weiteren  Tagen  wurden  die  Brandsporen 
in  die  Iiideäcke  der  Versuchstiere  eingestäubt  und  durch  Massieren  in  innige  Be- 
rührung mit  d«r  AQg«niohl«iiiihftQli  gebracht.  Femer  sind  mit  dner  Kanüle  Brand* 
Sporen  in  die  Naaenginge  dngebfanen  worden.  Aher  wader  anf  die  eine  nodi  andere 
Weile  iat  es  gelungen,  bei  den  Veranehetkren  eine  reaktive  Bnafindung  dnr  Bdtlom- 
haut  der  Nase  oder  der  Augen  au  eraeugen. 

Aus  der  nadifolgenden  Zusiammenstellung  iat  die  Art  und  Weise  der  Verwendung 
der  Brandsporen  und  die  bei  den  Versuchstieren  verwandte  Menge  eraichUioh. 

£b  wurden  an  Biandsporen  verabreicht: 

a)  An  Rinder: 

vom  15. — 18.  Jnni  je  100  g  mit  Heu  und  im  Oetiinke  =  400  g  für  jedea  Rind, 
vom  19. «^Sl.  Juni  Inltalationen;  aufgenommene  Menge  unbeatinmt» 
vom  22. — 2ft.  Juni  eingerieben  in  Naaen-  und  Augenadilftimhftute;  Menge  unbeatimmt, 
vom  84.  Juni  Ue  6.  JuU  je  100  g  im  Getrihike  =  1800  g  fttr  jedea  Rind. 

vom  7  —27  Juli  für  je  200  g  im  Getränke  =  4200  g  für  jede«  Rind. 

vom  28.  JuU  bia  5.  Auguat  je  400  g  im  Qetrinke  =  3600  g  für  jedes  Rind. 

b)  An  Schafe  und  Ziegen: 

vom  15. — 18.  Juni  je  50  g  mit  Heu  und  im  Getränke  =  2ÜÜ  g  für  jedes  Schnf 

und  jede  Ziege, 
vom  19.^21.  Juni  Inlialatbnen:  aufgenommene  Menge  unbeetimmt, 
vom  22.-28.  Juni  eingerieben  in  Nasen*  und  Augeosobleimbänte;  Menge  unbeaümmt, 
vom  24.  Jnni  bii  ft.  Juli  je  50  g  im  Getränke  —  850  g  für  jedea  Sehnf  und 

jede  Zie^re. 

vorn  7.    27.  Juli  je  100  g  im  Getränke  =  2100  g  für  jedes  Schaf  und  jede  Ziege, 
vom  28.  Juli  bis  5.  Auguat  je  200  g  im  Getränke  =  1800  g  für  jedes  Schaf  und 
jede  Ziege. 

Somit  hat  jedes  Rind  während  der  ö2tiigigeu  Versucbsdauer  9500  g, 
jedes  Schaf  und  jede  Ziege  4750  g  Brandsporen  aufgenommen.  Insgesamt 
wurden  an  dl«  9  Veranohatiere  57  kg  Brandsporen  Torftttterl. 

Wührend  der  gansen  Venuobsseit  wurden  die  Tiece  aocgflUtigst  ttberwaeht  und 
tiglieh  anf  ihren  Oeaundheitssustend  untemicht.  Bei  keinem  von  ihnen  konnte  auch 
nur  der  geringste  naditeilige  Einflufi  d«r  BiaodsporenfQtterung  nachgewiesen  worden. 
Der  Puls,  die  innere  Körpertemperatur,  die  Atmung  hielten  sich  innerhalb  der  gleichen 
Grenzen  wie  während  des  Vorversaches.  Selbst  das  Rind  VI,  das  vor  dem  Versuch 
an  einem  akuten  Magen-  und  Darmk^tarrh  erkrankt  gewesen  war.  blieb  anhaltend  pe.'sund 

Die  gute  Futteraufnahme  kommt  in  der  stetig  fortschreitenden  Zunahme  der 
Körpergewichte  der  Versuchstiere  —  abgej^ehen  von  der  Ziege  II,  auf  die  wir  später  noch 
zurückkommen  werden  —  zum  Ausdruck;  die  Körpergewicbtezunahme  der  Versuchs- 
tiere hielt  im  wesentlichen  gleichen  Schritt  mit  dw  der  Kfmtrolltim«.  über  das  ab- 
aolute  Körpergewicht  imd  die  Ver&nderongen,  die  ea  bd  d«i  sinadnen  Heren  w&hrond 


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—  468  ^ 


der  Versuchadauer  erfahren  hat,  gibt  die  Tabelle  III  Auskunft  Dif  Kurven  der 
Tabellen  VIII— X  (S.  464  u.  4ß5)a€igeii  die  Gewichtefichwankungen  der  drei  Tiergruppen 
—  die  iiewi("hte  der  einzelnen  Tiere  innerhalb  einer  Gruppe  wurden  wie  in  den 
Tafeln  IV' — VI  zusammengezählt  —  während  des  Fütterungsversuches  mit  Brandaponn. 

Die  pronntiule  Körporgewiohtaniiiahm«  wihrand  der  VeimidiMbMier  betrog 
fftr  die 

Verenehirlnder:  Kontrollrinder: 

Rtod    I   +  21.H27o  WcbA  II:  -  17,41»/, 

,    UI:  +  20,02  \  «    IV:  +  aO.OüV, 

,   VI:  +  88,54  •/•  n     W:  +  7»MV. 


II  +  7B,W  lasMnnMtt:  +  76,66  % 

dansbwbiiiMUdi:  4-  3^13  V,  dnidiMhiütfllGh:  +  3^66*/« 

VerfiiichfiHohafe:  Kontrollechate; 

.S4-haf  II:  -f  ia,4H%  Schaf    I:  -f  ir,;,9% 

„    IV:  -f  ia,»ü7,  „    ni:  -f  lö.t>H7, 

n    V:  -h  14,6a •/•  -   VI:  4-  W.58% 


«uamman:  4~  41,89*/,  sosammen:  -j-  41,75  % 

darehaebaitUieli:  +  13,96%  durahKdinittUcb:  +  13»9S*/, 

Vereocbsxiegcn:  KontrollsleKen: 

Ztege    I:  -1-11.67%  Ziege  III:  -  4,78«; 

„     U;  -    7.50»/.  «       V:  +  u;>H% 

n    IV:  +  12^%  „     VI:  +  11,58  7, 


icusaromen:  {  7o  zaHaoiiuen:  -f-  10,4.1 7o 

dundiMbiiitUich: -I-  5,54  7,         dorcbacboittlidi:  +  6^V* 

Adb  dieeer  ZniammenstelluDg  ergibt  mcb,  d$A  die  Venoefaeiiiider  in  Bemg  evf 
die  inoirattuile  KSrpergewiobteniiMhine  den  KootroHtiraen  nieht  nacbetonden,  imideni 
letetoie  aoger  nm  ein  Geringea  ttbertrafen,  waa  dadurdi  au  eckliren  aein  dliifle,  daS 
bei  dw  Tieren  der  Veiaudietiwgnippe  ecbon  wihrend  dee  Vorvenncba  die  Futter- 
Terwertung  etwas  beeaer  war,  als  bei  den  Tieren  der  Kontrolltiergruppe  (vgl.  Tab.  HS). 

Bei  den  Ziegen  und  Schafen  zeigt  sich  eine  fast  völlige  Übereinstimniung 
hinsichtlich  der  Futterverwertung  für  die  Kontroll  und  Vereuolistiergruppe.  Die 
der  letzteren  augehürige  Ziege  II  hat  während  der  Versuchsdauer  eine  Gewichtsabnahme 
von  7,öO  %  erfahren.  Diese  Gewicbteabnahiue  kann  niclil  auf  die  Brandsporenfütterung 
anrflokgeffibrt  werden,  da  weder  an  dem  lebenden,  nm^i  am  toten  Tum  irgend  welohe 
EjrankbeitaetBotbeinaDgen  naebweiabarwaren,  und  da  auch  daaKörpergewiefat  der  Kontnil- 
deip  m  tun  4,78  %  nirdekgegangen  lai  Bine  awangloee  Erklkning  ittr  die  Gewiebta* 
abnabme  der  beiden  Ziegen  gibt  der  Vmatand,  ixM  äe  aldi  in  der  Laktation  befanden, 
nnd  daß  die  Zieg»  n  mdir  MUdi  gab,  als  die  Ziege  III.  Dieae  beiden  Siegen  wann 
sadoB  die  ilteeten  unter  den  6  zu  den  Veraucben  benntsten  Tieren;  alle  übrigen 
Ziegen  waren  noch  im  Wachstum  begriffen. 

Wie  wahrend  des  Vorversuches,  so  sind  auch  im  Verlaufe  dee  Brandsporen- 
Fütterungüveraucbcs  bei  aämtliciien  Versuchs  ■  und  KuutrolUieren  Hämoglobin- 
bestimmungen und  Zählungen  der  roten  Blutkörperchen  in  der  bereits  angegebenen 
WeiM  vorgenommen  worden.    Die  «rate  derartige  tlntecBnchnng  fand  wlbnnd  der 

Arbw  a.  d.  XMmiL  OaaudMIiMaliL  Bd.  ZZXVm.  3| 


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viert*»n  Woclie  1';  FüttprunR^svcrHuches  und  die  zweite  unmittelbar  nach  seiner  Be- 
endi^uiik'  -üiti.  ihe  Befunde  sind  aus  der  Tabelle  XI  (S.  46<)  u.  467)  ersichtlich.  Vergleicht 
man  cii«'  am  Fuße  der  Tabelle  angegebenen,  aus  beideti  Utiteräuchuugen  gewonnenen 
Darohschnitts werte  bei  den  VerauchBtieren  mit  den  entsprechenden  Werten  bei  den 
KontrolltieNn,  so  ergeben  nch  innarhalb  der  «Mehwn  lleigaitQngon  nur  geringgradige 
Sdiwaiikungen,  die  duTeh  individuelle  Venöhiedenheiteii  und  die  bei  den  angemuidten 


Tabelle  VIII.    Gewicbts^^ch wankun^en  der  Rinder  während  des 

Tonaelies  mit  BnaAwfiwea, 


^•'•^      l'i.  17. 


m.    i2.Yn.   i9.m.   Mm:^  s.m  Amnat 


930 


t30 


9fO 


390 


370 


350 


330 


1 



I 

1 

. — — 

/ 

^^^^ 

— 



^ — 1 

'  ' 



1  

1 

■  Qnppe  der  Veraachatlen. 
I»      it  KontmUtiera. 


UntemidimigBinethoden  möi^diMi  Felder  eitilrt  weideo  kSnneo.  Die  ZaUen  der 
«Klan  UnteMiiobnngeD  atimmeo  bei  iftnitliohen  Verauobe-  und  Kontrolltieren  mit 
denen  der  zweiten  aonühernd  Qberein.  Jedenfalls  kann  aus  den  ▼orhandenen  kleinen 
Unterschieden  kein  Rückschluß  auf  einen  nacbteUigen  Einfluß  der  BnuidipoienfiitteniDK 

bei  den  Versuciistieren  gezogen  worden. 

Nach  Beendigung  des  Versuches  wurden  sämtliche  Vcrsuclisliere  geschlachtet 
und  im  geschlachteten  Zustand  einer  eingehenden  Untersucuuug  uuterzogen.  Dabei 
konnten  bei  keinem  Tiere  und  an  keinem  Organe  irgend  webdM  Veiindernngen  for- 
gefonden  werden.  Da  es  nidits  andeies  alt  die  Wiedergabe  de» 


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—   466  — 


Tabelle  IX.    Oewiehtaaehwanknngen  der  Scbafe  wAhrend  dee  Fftttomnga- 

TorBnche«  mit  Bnuidsporei. 

^ff    Vt.YT.      21,VC     ZS.VL     5.m.     fS.Vir.    l9.Vtt.    26,Vtt.     2,vm.  9.Vm.09 


130 


120 


W5 


■tao 


r — 

... 

-■ 
> 

 ^ 

h— 

/ 

„ 

!  i 

I 

! 

'  Gruppe  der  Versuchatiere. 
„       «  KoatroUtier«. 


Tabelle  X.  Gewichtaechwankungen  der  Ziegen  wfihrend  des  Fllttonui|^ 

Teraai&es  mit  Bnn^poren. 

^  'Ht.w,   a.w.   ZX.W.    J.isz    fz.vB:  f».vn.   2ß.vn.   2.Tm.  9lVblo9 


95 


90 


85 


SO 


75 


70 


. 

V — 

■ 

■  Gruppe  der  Vetsncbetiere. 
^     „  Konta«ntieie. 


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Tabelle  XI.    Ergebnis  der  Beatimmung  der  Zahl  der  roten  Blut- 

Versuches  mit 


A.  Biltder 

B. 

Nr.  des 

Zahl  der 

HiDM>> 

Nr.  des 

Z(M  der 

TT  m 

Hämo- 

Nr. des 

Zahl  der 

Veiw 

roten  filnt 

globin- 

Kon- 

ratm  SM^ 

globin' 

Ver 

roten  Blnt- 

Klobin- 

nicfafl- 

knrperchen 

gebalt 
nach 

tnO- 

gthall 
naeh 

Huchs- 

kOrperchen 

gebalt 
mdi 

io  1  cbmm 

Gowers 

tieres 

in  1  ebmtn 

 ,  

Oowers 

tieres 

in  1  cbmm 

Gowers 

1.  UateniMihT 

BBg:  8.  7.  00. 

h    .diu  'i.  ^    V       T  'E= 

1.  Ua 

tesrndranc: 

I 

11648000 

00 

// 

96*4000 

55 

II 

9010000 

III 

j  1  (nmooo 

66 

[V 

IV 

10164  000 

VI 

101120Ü0 

ß7 

V 

ii  000 000 

6ü 

V 

8828 OOO 

55 

2.  Untersuchaag:  Jl.  7.  0». 

2.  Untersuchung: 

I 

loaooooo 

56 

II 

$913000 

8i 

II 

eoesooo  i  so 

m 

10104000 

68 

IV 

11792000 

61 

rv 

10750000 

54 

VI 

10876000 

m 

V 

llOiOOOO 

60 

V 

1  90O4OOO 

55 

Im  Durchschnitt: 

Im 

Versuchstiere 

Konlroütiere 

Versuchstiere 

«,)  Zahl  der  roten  Blatkörper- 

a)  Zahl  der  rokn  Blalkörptr- 

a)  Zahl  der  roten  Blntkörp«r> 

chen  in  1  cbmm: 

ehm  in  1  ebmm  : 

eben  in  I  cbnim; 

10568000 

10806000 

!)  h;500«o 

b)  Htmoglobiiigahilt: 

b)  HttmoglobingeliAll: 

«» 

89 

64 

Auol:  OiiW^tbalidier  Dntck  b  Vcniulntiw«.  Kurriv  K««troUti«i<B. 


nomaler  Tiere  wäre,  »o  wollen  wir  von  einer  näheren  Beschreibung  abseilen  und  ntir 
erwähnen,  daß  wir  bei  swei  Versaehssohafen  dne  leichte  achiefergraue  Verfärbung 
der  Danaschleimhaut,  sonst  aber  nicht  die  geringste  Veränderung  feetetcllcn  konnten. 
Zur  Kontrolle  war  auch  einfp  von  den  Kontrollschafen  geschlachtet  worden.  Der 
Sektionöbefuiid  bei  Hfn  VerbU(.höi^chftfen  stimmte  —  abgeifehon  von  der  Verfärbung 
der  Darmschleimhaut  —  mit  dem  des  KontroUechafes  völlig  iibereiu.  Die  Verfärbung 
der  DnmsoMoimhaQt  koimte  im  übrigen  «loh  bei  Kontfollsduifen  naobgewiesan  werden, 
di»  auf  dem  Berliner  Sddaobthofo  geeoblaehlet  worden  sind,  oo  daS  dieeem  Befonde 
eine  Bedentung  nidki  beigemeeeen  wefden  kann. 

Es  sei  nodt  angoKUvl,  dall  die  BrondsiMmn  ?or  der  Veisuöhaanstdlnng  von 
Herrn  Regiemngarat  Dr.  Appel  auf  ihre  Keimfilhigkeit  geprdft  worden  sind  und  eich 
alB  keimfähig  erwiesen  haben.  Dies  traf,  wie  weitere  Versuche  zeigten,  nicht  m  füt 
diejenigen  Brandsporen,  die  im  Kot  von  Versiich.itieren  nupgewhieden  wurden. 

Das  Ergebnis  unserer  Versuche  geht  also  dahin,  daß  selbst  außer- 
gewöhnlich große  Mengen  von  Brandsporen,  während  längerer  Zeit  an 
Rinder,  Schafe  und  Ziegen  verfüttert,  nicht  imstande  waren,  die  Gesund- 
beit  dieser  Tiere  su  sehldigen. 


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—   467  — 


körpercben  und  Ues  Hämoglobiagehaltes  während  des  Fütterungs- 
Brandsporen. 


Schaf 


Ar.  il** 

zähl  <hr 

Km- 

roten  Blut- 

Mi- 

Uämo- 
gtetm- 

geJiall 
nach 


10.  7.  09. 


Dnrehacbnitt 

KtHÜfoUtiere 

a)  Zahl  der  roten  IH^OtärptT' 
oben  H»  Itbmm: 
lOlMOOO 
h)  BämDgUhingAaU: 

5i 


C.  Ziegen 


Nr.  den 

Zahl  der  | 

Ver- 

roten  Blut- 

aocbe- 

kOiperebea 

ÜMve 

in  lebmn 

1 

Hämo- 
gloUn- 
gclialt 
nach 
Gowere 


Xr.  ift-g' 
Kon- 


Zahl  <l,r  Hämo- 
gehaU 


roten  Hlut- 


iroU-  körpfrdun 


j  Oowert 


I.  Uotoraachung:  12. 


oy. 


/// 

99240f)0  ■ 

65 

1 

16786009 

54 

VI  16312000 

45 

I 

,  10908000 

52 

I! 

15696 OOU 

65 

III      IS  736000 

42 

IV 

8mm 

S2 

IV 

14040000 

45 

V       16416000  , 

dr 

80.  7. 

2 

Unt««uchang:  29.  7.  09 

/// 

[  9872000 

\  nsoiooo 

S& 

I 

16728000 

54 

VI  16824000 

45 

t 

u 

j  16608000 

1  66 

III  \  ißsaooo  \ 

46 

IV 

9680000 

85 

IV 

14056000 

43 

V    amooo  ] 

46 

Im  Dorcheehnitt: 


«)  Zalil  der  roten  BlutkOrpei'- 
clien  in  1  obmm: 
16611000 
b)  HimegloUngriiilt: 
Sl 


ZoMirottlicr« 


a)  Zahl  der  roten  BluOOrpcr^ 

18938000 

b)  MätHOglobingdkUt: 
45 


Für  den  Fall  des  Auftretens  einer  Erkrankung  unbekannter  Natur  bei  Haus- 
tieren und  des  gleichzeitigen  Naohwewes  von  Brandsporen  im  Futter  der  erkrankten 
Tiere  bereditigt  deshalb,  wie  andi  am  unaeren  «eiteren  Vemwben  hervorgeht,  dae 
Zmammentreftwi  dieier  beiden  VovkomninlMe  nidit  tu  der  Annahme,  daS  die  Knand- 
iporen  die  Unache  der  Erktanlning  leien. 


Nach  Abschluß  1er  mitgeteilten  Untersnchunfren  wurden  wir  von  dem  Direktor 
der  Kaiserlichen  Biologischen  Anstalt  für  Land-  und  Forst wirtöchaft,  Herrn  Geh. 
RegieruDgBral  Professor  Dr.  Behrens,  in  sehr  dankenswerter  Webe  auf  zwei  kürzhch 
in  nmiMlier  Sprache  enohienene  Afbeiien  anfmerkMun  gemacht,  in  denen  B.  Th. 
LiakuD  Aber  a^ne  FQtterangevermdie  mit  Brandapoten  bei  kleinen  Venndhatiffiren 
beriebtet.  Heim  Geh.  Regiernngnat  Dr.  H orits  wo  d«r  KaiierliehMi  Biologiachen 
Anetalt  für  Land«  und  Forstwirtschaft  verdanken  wir  einen  Anemg  ana  dieeen  Arbelton 
in  deutscher  Ubersetzung,  dem  die  nachfolgenden  Angaben  entornnmen  sind. 

Tm  Jahre  1908  hat  Li." kun  geine  ersten  Fütterungsverpuche  mit  T^stilago  maydis 
an  12  Heißen  Mäusen  angestellt.  Die  Märtse  erhielten  Brot,  dem  10 S|Kirpn  des 
Maisbraudes  beigemengt  waren.    Viele  dieser  Mäuse  starben,  und  in  ihren  Organen 


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—   468  — 


üuuleu  sich  BrandsporeD.  Die  bei  der  Sektion  ermittelten  Veränderangen  bestanden 
im  wesentlichen  in  einer  Hyperämie  des  Verdauungstraktuf^,  der  Lungen,  Nieren,  defl 
Gehirnes,  sowif^  in  einer  (hmkleii  oder  grauen  Fiirhung  der  Schleimhaut  des  Nfaeens 
und  DarmeH.  Aus  utsiueu  Verauehen  zieht  I^iekun  den  Schluß,  daß  Hraud- 
bporen  unbedingt  schädlich  seien  und  dali  sie  vom  Darmkanal  aus  in  die 
YerBohiedeD^n  Organe  «insudriiig«&  vermögen. 

Um  den  eeiiien  Venradkurgebniasen  gegenfiber  geftafkntea  soUraiohen  Zweifidn 
SU  begegnen,  stellte  Llsknn  histologisdie  Untersudrangen  an  den  OiganeD  der  mit 
Brsndsporeo  gslutterten  weifien  Minse  «n.  Bm  mikroekopiBolMr  PMfung  sfchlreidier 
Schnitte  vom  Darme  der  Versuchstiere  fand  er  nnr  selten  die  Sdileimhaut  gans  un- 
versehrt. Meistens  sollen  sehr  schwere  Veränderungen  zugegen  gewesen  Min,  die  afadl 
in  einem  Zerfall  der  Zellen,  in  Ansammlung  von  weißen  Rhitkörperchen  sowie  in  ver- 
mehrter Schleimsekretion  zu  erkennen  gaben  und  sogar  den  Charakter  diphtherischen 
Gewebszerfalls  an  sich  trugen. 

Liaknn  schUderi  noch  eine  Reihe  weiterer  pathologisch-anatomischer  Biider,  so 
s.  B.,  wie  eine  Spore  von  Uslilsgo  majdis  swisdien  die  Oarmsotten  eines  Meer- 
schweinchens eingedrungen  ist  and  nn  ihrem  Bits  rar  Kldung  einer  Höhle  sowie  sor 
Reisong  und  Verletiang  der  Dannwand  gef&hrt  hat  Ferner  berichtet  er  Aber  Ver- 
Btopfongeß  und  Erweitemngfn  von  BlntgefUlMi  der  Leber  und  Lungen,  die  nadi  seinen 
Angaben  durch  Spören  Terorasobt  wurden.  Die  in  die  Blutbahn  eingedrungenen 
Brandniporen  können  nach  Liskiin  im  ganzen  Organismus  verbreitet  werden  und  hei 
ihrem  Diirchbruoh  durch  die  zarten  Wandungen  der  Kapiiiaren  Bhitungeu  veranlassen. 

Die  schädliche  Wirkung  der  Braudsporen  kuuunt  nach  Ansicht  des  russischen 
Forschers  in  erster  Linie  auf  mechanischem  Wege  zustande,  wozu  die  Sporen  durch 
ihre  bookeiige  and  geranselte  Oberfläche  befähigt  sein  sdlsn.  Weit«-hin  ist  es  nadi 
Liskun  nicht  ausgesdhloesen,  dsB  die  Brandeporon  Qiftslolfo  enthalten  und  dadurdi 
anch  eine  giftige  Wirkung  zn  entfalten  vermfigen  oder  daß  sie  durch  Verleteung  der 
Darmsdileimhaut  Bintrittspforten  sdiaffen  fSr  Gifte  «der  eohftdliobe  Bakterien,  die  im 
Darme  vorhanden  sind. 

In  seiner  zweiten  Arbeit,  in  der  Liskun  das  Ergebnis  seiner  an  Meerschweinchen 
und  Kaninchen  angestellten  experimentellen  Untersuchungen  mitteilt,  weist  er  zunächst 
darauf  hin,  daß  es  notwendig  sei,  die  Wirkung  der  Brandsporen  systematisch  zu  unter- 
suchen unter  Berücksichtigung  der  verächiedenen  Tierarten  und  des  Alters,  Geschlechts, 
der  Träohtigkeit,  des  jeweiligen  Gesundheits-  und  Ernährungszustandes  der  Versuchs- 
tiere und  unter  Verwendung  venchiedener  Mengen  von  Brandsporen. 

Zu  seinen  weiteren  Fütterongsveisndien  mit  Tiüetia  tritici  aerUeinerte  er  tunichst 
die  brandigen  WMasnkfim«r  in  einem  Mdrser,  lie0  sie  aledann  ein  «ngmascbigee  Sieb 
passieren  und  wog  sie  in  völlig  reinem  Zustand  ab.  Jedes  Meerschweinchen  erhielt 
S  g,  jedes  Kaninchen  10  g;  die  Brandsporen  wurden  den  Tieren  susammen  mH  Uöhien 
verabreicht.  Die  Meerschweinchen  nahmen  dieges  Futter  gern  auf,  dagegen  mußte  es 
den  Kaninchen  mit  der  SchUmdponde  in  Form  einer  AutVchwemmung  in  Wasser  künstlich 
beigebraclit  werden.  Die  Meerächvveinciieu  ließen  im  Anschluß  an  die  Brandsporen 
fülterung  nictit  die  geringste  Gesundheitsstörung  erkennen.    Auch  nach  der  Toiuug 


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—  m  — 


«Mmn  «n  ibnea  ufier  «imr  «ohiefeivrMMii  Twfirbimg  der  Mng«ii*  und  DainuolilMD* 

baut  keine  VeränderuDgen  fesUuBtellen.  Dagegen  starb  eines  von  den  Vanmohi- 
kaninchen,  jedoch,  wie  sich  nachträglich  herausstellte,  nicht  infolge  der  Brandsporen- 
fBtlernntr,  sondern  an  Coccidiope  Demnach  waren  dif  Sporen  von  Tilletia  tritici  nicht 
im«tan  1u  gewesen,  bei  ihrer  Verfütterung  ao  Meerschweinchen  und  Kaninoben  eine 
Erkrankung  hervorzurufen. 

Die  mit  Sporen  von  UstUago  maydia  bei  denselben  Tierarten  angestellten 
FftttarangBVwiiiAhe  halton  daa  |^«ielie  IBrgebuu. 

Lisknn  bal  b«i  wiDen  VanadMo  »udi  die  V«riiUtoiaw  bartoknebtigC»  wie  sie 
ndk  bei  der  Verwendung  bmttdq[M»enlulfigen  Meblee  mr  Bermtong  von  Brot  ergeben. 
Die  Sporen  wurden,  naehdem  de  genebt  worden  waren,  mit  reinem  Wcammeihl  in 
Brot  verbacken,  und  zwar  wurden  einem  kg  Mehl  125  g  Sporen  beigemischt  Dieses 
Brot  wurde  an  Meerscliweinchen  verfüttert.  Die  zu  den  Versuchen  l)enutzten  Tiere 
erhielten  in  t?cr  er^t^n  Hälft«  den  Versuches  täglich  je  30  g  Heu,  20  g  Mohren  und 
20  g  sporenhaiugea  lirot;  in  der  zweiten  Hälfte  des  Versuches  wurden  je  weitere  lÜ  g 
Heu  und  Brot  beigefügt.  Den  Kaniocheo  aind  täglich  je  120  g  Heu,  40  g  Möhren 
nnd  100  g  sporenhaltiges  Brot  verabreioht  worden.  Ale  die  Tiere  an»  Ende  dea 
Veieuobea  getfitet  wurden,  fand  deh  bei  ibnen  nur  eine  dunkalgrane  Verfibrbnng  der 
Dannaeblflimbautk  eonet  keine  Verinderong. 

Die  Organe  der  Teradiiedenen  Veianebatieva,  darunter  aueh  diejenigen  «on  weiJlen 
Uineen.  unterzog  Liaknn  der  mikroskopischen  Prüfung,  in  erster  Linie,  um  zu  er- 
fahren, ob  die  Sporen  vom  Verdauungskanal  aus  in  das  Gewebe  der  verschiedenen 
Organe  eingedrungen  waren.  In  der  Tat  ließen  sich.  wi«>  T.iskun  hervorhebt,  die 
Sporen  in  verschiedenen  Organen  nachweisen.  Bei  Durchsicht  der  frischen  Organ- 
und  Blutpräparate  fanden  pich  stein  viele  Sporen  im  Gesichtsfelde.  Die  Sporen 
dringen  nach  Liäkun  sehr  schnell  in  den  Organismus  ein,  um  ihn  nur  iaugsam  wieder 
an  vatlaaaen. 

Aufier  den  bereita  in  seiner  «raten  Arbeit  mi^eteilten  Verlndemngm,  die  von 
den  Sporen  enengt  werden  sollen,  erwihnt  Liaknn  no«^  eine  Vergröflemng  der  Lynph- 
drOaen,  mandunal  um  daa  7 — Sfadie,  eudi  Blulongen,  sogar  von  bedeutendem 
Umfange,  femer  Zell*  und  Oewebadegeneration«!,  beaondera  in  der  Hih  und  in  den 

Nebennieren. 

Das  Gesamtergebnis  der  I.  i  g k u  n  soh en  Versuche  geht  dahin,  daß  die 
Brandsporen,  wenn  sie  auch  einen  äuLierlich  nicht  erkennbaren  Einfluß 
auf  die  Versuchstiere  ausüben,  trotzdem  schädlich  sind.  Er  hält  die  Be- 
kämpfung der  Brandpilze  für  geboten,  nicht  nur  im  Hinblick  anf  die 
duroh  eie  bedingte  Verringerung  der  Getreideernte,  sondern  auch  wegen 
der  Gefahr,  die  der  Volksgeaundheit  drohe,  de  es  keineawega  ausge- 
aohloaeen  aei,  daB  die  Sporen  im  Körper  dea  Henaohen  Gewebaverftn- 
derungen  hervorrufen. 

Die  von  Liekun  mitgeteilten  UntersuchungBei^tebnisse  forderten  wegen  der  großen 
Tragweite  der  aus  ihnen  getopenen  Schlußfolgerungen  tn  einer  Nachprüfung  auf. 
Wir  Btelltea  zu  diesem  Zwecke  Fütterungavereuche  mit  den  Sporen  von  Tilletia  tritid 


—    470  — 


bei  kleinen  Verandiatieren  an.  Von  der  Verwendung  miSec  Miue  atlien  wir  ab, 
da  dieae  Tiere,  wie  wir  «na  Br&hning  wiaaen,  adkini  gegpo  eine  geiingfltg^a  Inderang 

der  gewohnten  Ernährungsweise  sehr  empfindlich  sind  und  verenden,  ohne  daß  sidi 
daraus  ein  Schluß  auf  eine  spezifische  schädliche  Wirkung  des  verabreichten  Futters 
ziehen  ließe.  Kaninchen  Bchienen  zu  unseren  Zwecken  weniger  geeignet  wfil  sff 
vielfach  mit  Coccidiose  behuftot  sind,  und  etwaige  im  Darme  vorhandene,  durch 
Coccidien  verursachte  Gewebsdefekte  den  mit  dem  Futter  aufgenommenen  Brand- 
sporen  als  Einlrittapforte  dienen  und  damit  Anlaß  zu  Trugschlüssen  geben  konnten. 
ZwednnilOigar  iat  naeb  unBeier  Anaidit  die  Verwendung  von  Rieten  and  ttaamdiwainciien. 

I.  Futterungsversuche  mit  Brandsporen, 
a)  An  Batten. 

5  Hatten  wurden  zunächst  25  Tage  lang  täglich  mit  je  2  g,  alsdann  weitoo 
P>0  Tage  hindurch  täglich  mit  jt_'  3  g  fast  reinen  brandeporenhaltigen  Materials  frc- 
füttert.  Das  Material  wurde  zueret  im  Mörser  zerrieben  und  alsdann  in  jf  1  5  g  auf- 
geweichtem Hundekuchen  verabreicht.  Die  Tiere  fraßen  das  ihnen  vorgesetztL  Futter 
stets  gern  und  auch  volletändig  auf;  zuweilen  erhielten  die  Versuchstiere  etwas  Runkel- 
rüben als  Futterzulage.  6  KontroUtiere  bekamen  daa  gleiche  Futter  wie  die  Versuchs- 
tiere, jedo<^  an  Stelle  der  Brandaporen  Hafer,  und  iwar  jedee  3—4  g  im  Tage. 

\irairend  der  76tigigen  Verauehadauer  hat  von  den  Versucbaratten  jede  etwa 
SOO  g  —  aho  mehr  ale  ihr  etgenea  Gewicht  —  an  Brandaporen  aufgenommen.  Daa 
Befinden  der  Tiere  war  wShrend  der  ganaen  Zeit  atets  ein  gatea;  ee  waion  niemala 
Zeichen  ejner  Geanndheitsstörung  lu  bemerken,  die  auf  den  Oairafl  der  Brandaporen 
hätten  zurückgeführt  werden  können. 

Während  de?  Versuches  hatte  eine  mit  Brandaporen  gefütterte  Ratte  —  und 
zwar  zweimal  innerhalb  der  Versuchszeit  —  je  vier  gut  entwickelte  Junge  geboren. 
Die  weitere  Entwicklung  der  Jungen  des  ersten  Würfen  konnte  niclit  beobachtet  werden 
da  sie  am  zweiten  und  dritten  Tage  nach  der  Geburt  von  den  anderen  Versuchsratte» 
ao^efraaaen  wurden.  Von  den  vier  Jungen  des  sweiten  Wurfea  haben  eioh  drei  Tier» 
—  daa  letale  wurde  Termntlioh  ebenfbUa  gefreaaen  —  eehr  gni  entwlekelt  und  aind 
gaaund  geblieben. 

Von  den  6  mit  A»ndapoven  gefütterten  Ratten  wurde  die  eaate  am  47.  Tage 

dea  Verauchee,  nachdem  sie  iuqiaaamt  116  g  Brandaporen  erhalten  hatte,  die  aweite, 

dritte  und  vierte  am  75.  Tage  nach  Aufnahme  von  200  g  Brandaporen  getötet;  die 
fünfte  lUtte  war  das  Muttertier,  dieses  blieb  der  .Jungen  wegen  am  lieben.  Bei  der 
jodearaal  unmittelbar  nacli  dem  Tode  der  Tiere  vorgenommenen  Obduktion  konnten 
an  den  Organen  der  Hauchiiöhle  keine  pathologischen,  durch  Brandsporen  verureachU; 
Veränderuiigeu  nacligewiebeu  werden.  In  der  I^ber  von  zwei  Tieren  fanden  sich  kleine, 
stecknadelkopfgroße,  gelbe  Knötchen,  die  sich  bei  der  mikioakopischen  Untoeucbong 
ala  Exemplare  dea  Pyatieeiona  Cuoiolari»  erwieeen.  Der  Verdaoungakanal  enthielt  in 
allen  Füllen  mifiige  Mengen  auffallend  dunlden,  aelbat  aebwanen  Futtere;  nach  aeiner 
ISntfemung  aeigte  die  Schleimhaut  sunaehat  aowohl  im  liegen  ab  auch  im  Danne  an 


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471  — 


nel«ii  Btellao  eine  mehr  oder  weniger  donkelbnume  Verfirbuns.  Dieee  war  thn  mar 
«ine  obeillldiliohe;  denn  unter  der  Binwirluiiig  dae  Wanerstrahles  IMen  ideh  die 
bnumen  Putikel  von  der  Oberfläche  dei  Darmea  wshDeU  ab,  und  ned»  S4BiÜDdiger 
Waeaeiipaiuag  hatte  die  Sdileiüihiuit  des  gamen  Magwi»  und  Damkanales  ein  hell- 
graues Aussehen  angenommen. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  des  Inhaltes  aus  Magen,  Dickdarm  und 
Enddarm,  nuf'reschwemmt  in  phvRinlof^iHcher  Kochsalzlösung,  konnten  fast  immer 
große  Mengen  vollständig  unveränderter  Brandsporen  ^fiinden  werden. 

An  den  Organen  der  Brusthöhle  waren  wesenüichü  Veränderungen  nur  bei  einem 
Tiere,  das  schon  in  der  letzten  Zeit  Atembeschwerden  gezeigt  hatte,  zu  sehen;  in  der 
leohten  Lange  dieeer  Ratte  fiuid  rieh  anOer  einäefaien  ptmktförmigen  Btutongea  ein 
«a.  hanf  komgroOer,  eltmigw  Brweidinngsherd.  Bei  einer  anderen  Batte  konnte  eben- 
fiüls  in  der  lediten  Lange  mn  kaum  erbeengBofier,  gelblioh-weUle«,  demlidi  derber 
Herd  feetgeetellt  werden.  Audi  bei  einem  der  Kontrolltiere  waren  naoih  dar  TMung 
beide  Lungen  von  harten,  reichlich  hireAomgrBfien  Knoten  durchsetzt. 

Die  sofort  im  Anschluß  an  die  Tötung  vorgenommene  mikroskopische  Untersuchung 
fies  Bintps  und  der  verschiedenen  Organe  (Lunge,  Leber,  Milz,  Nieren,  Lymphdrüsen, 
Herz-  und  Körpermusknlntiir,  Gehirn),  und  zwar,  soweit  es  sich  um  festes  Gewebe 
handelte,  in  Form  von  Zupf-  und  QnetBchpriiparaten  Ruf  ihren  (behalt  an  Brand(s|»oren 
verlief  vollständig  negativ.  Auch  in  den  bei  der  Obduktion  als  pathologisch  verändert 
befimdenen  Lungenabeohnitten  konnten  troti  eingehender  Untecendrang  einer  ganzen 
EMhe  geflbbter  und  ungeflrbter  Prlparate  nur  BakterieD  (Diplo*  und  Streptokoidcen), 
dagegen  iieine  Bnindapoieo  naobgewieaen  werden. 

Anllerdem  wurden  noch  von  den  einaeben  Organen  einee  jeden  Tieraa  aalilraiohe 
Schnitte  zur  genaueren  histologischen  Untemnbung  angefertigt.  Zu  dieaem  Zwecke 
wurden  die  in  kleine  Stücke  zerlegten  Organe  erst  in  einer  Mischung  von  einem  Teü 
Eisessig  und  drei  Teilen  ubHolutern  Alkohol  gehärtet  und  aledann  in  tote  in  HRinnlniin 
gefärbt.  Die  Organstückchen  wurden  nach  entsprechender  Vorbehandlung  in  I'ai  affin 
eingebettet;  die  Dicke  der  angefertigten  Schnitte  betrug  6 — 8 /i.  Die  Schnitte  wurden 
mit  ii;o<<jm  nachgefärbt. 

In  Hunderten  von  Sdmitten,  die  von  den  versehiedenen  Organen  angefertigt 
wurden  t  konnte  indeaaen  keine  einzige  Brandspore  gefunden  wnden,  aelbat  in  den 
vom  Darme  angefertigten  waren  Sporen  nicht  naohweidMur.  Auch  Ueien  aieh  patho- 
logiaeh-anatomiaehe  Vevinderungen,  die  etwA  auf  die  VerfÜttemng  der  Brandaporen 
hüten  zurückgefflbrt  werden  können,  in  den  Sobnit^iriipttraten  der  veraduedeoen 
Organe,  den  Darm  und  leuie  Soblmmhaut  aUAA  anogenomm«»,  nidit  feetatellen. 

b)  Au  Meerschweinchen. 

Von  den  mit  BranUsporen  gefütterten  5  Meerschweinchen  orhielt  jedes  Thi?«' 
lang  2  g,  alsdann  während  50  Tagen  3  g  und  echließlich  noch  30  Tage  lang  4  g  Braud- 
aporen,  oo  daß  die  Tiere  inneriialb  der  106  Tage  je  ca.  320  g  —  alao  zum  Teil  mebr 
ala  ihr  eigenea  Gewicht  an  Brandaporen  aufgenommen  hatten.  Die  Sporen  waren 
«naammen  mit  etwaa  Weizen  verabreicht  worden,  femer  bekamen  die  Tiere  je 


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—    472  — 


80  g  RunktttriltMii  and  80  g  Ben.  Den  KoolioUtieno  wurde  an  SM»  dm  BnaA- 
•porainMterklB  «a.  4  g  Hafer  pro  Kopf  gegeben.  Die  Versuchstiere  nahmen  während 
der  ganzen  Zeil  das  RranJ^^porenfutter  gnt  auf.  Das  Befinden  der  Versuchstiere  zeigte 
keinerlei  Störungen,  die  auf  den  GenuA  der  Brandapocen  hätten  surftckgeföhrt  werden 

können. 

Die  Obduktion  der  am  Ende  des  Ven^uciief  getöteten  Meerschweinchen  ergah 
keine  krankhaften  Veränderungen  der  Organe.  Die  mit  dem  brau  nach  warzen  Inhalt« 
bedeckte  Sdileimhaut  des  Verdauungskanalea  lieA  aidi  lebr  leicht  reinigen  und  gewann 
danach  ^n  blafigranes  Aimehen;  niigenda  waren  eotattndlidie  EiaobdirangnD  oder 
gar  Defekte  wahrnehmbar. 

In  d«D  von  allen  Organen  angefertigten  Qnetoidi-  und  Znpfpriparaten  konnten 
ebenso  wenig  wie  im  Blute  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  Brandsporen  ge* 
funden  werden;  sie  waren  nur  wieder  im  Darminhalt  in  mehr  oder  weniger  gyoAen 
Mengen  nachweisbar. 

In  derselben  Weise,  wie  dies  bei  den  Ratten  geschah,  wurden  aucli  von  allen 
Organen  der  getöteten  Meerschweinchen  Schnittpräparate  hergestellt.  Die  mikroekopische 
Untersuchung  einer  sehr  großen  Anzahl  (mehrerer  Hundert)  der  angefertigten  Schnitte 
lieferte  wieder  ein  doxehauB  negatives  Ergebnis.  In  kdnem  Priparate,  aneh  nicht  in 
den  fom  Magen  and  Darmkanal  angefertigten,  konnten  Brandsporen  nadigewieeen 
werden» 

Auf  Ornnd  unserer  Fütterungsversuche   mit  reiehlichem  Brand* 

sporenmaterial  an  Ratten  und  Meerschweinchen  können  wir  daher  die 

T.iHkunschen  Beobachtungen  nicht  h p«t fi t i fT»»n  Denn  bei  der  Obduktion  der 
Tiere,  die  auch  während  der  Versuchsdauer  keinerlei  Krankheitserscheinungen  gezeigt 
iiatten.  fanden  sich  an  keinem  Organe  Veränderungen,  die  auf  die  Einwanderung  der 
Brandsporen  hätten  schließen  lassen  können.  Der  makroHkopiiH:h  volktAndig  negative 
Befund  wurde  donh  die  mikfoskopiiBohe  Untenuchung  des  Blates  und  dar  Organe 
bestätigt 

VieUdobt  sind  die  Brandsponnbeftmde  Lisknna  in  den  Organen  seiner  Verracbs' 
tiers  dnnh  einen  Zu&U  sn  erkllren.  In  Laboratorien,  in  denen  mit  Brandsporen 
gearbeitet  wird,  ist  bei  der  Herstellung  von  Scihnittpräparaten  für  die  histologisolie 
Untersuchung  größte  Vorsiclit  zu  üben,  um  das  nachträgliche  Hineingelan^en  von 
Brandsporen  in  die  Schnitte  zu  vermeiden.  Wir  haben  selbst  feststellen  können  daß 
in  einer  uuHtn  r  Kanada  Halsamprohen  Brandsporen  enthalten  waren  und  durch  deren 
Verwendung  in  Präparate  gelangten.  In  diesen  Fällen  lagen  die  8poren  aber  niclit 
in,  sondern  auf  dem  Oewebe  und  nicht  nur  innerhalb,  sondern  auch  außerhalb 
der  Qewebssdmitte.  An  «inaebien  Stellen  war  die  Entsdieidang  schwer,  ob  die  Brand- 
wpoma  auf  oder  in  dem  Gewebe  lagen,  und  es  ist  nidit  an^;eedilossen,  daß  Tlnselrangen 
dardi  naditH^lieh  in  Sohnittprtparate  gelangte  Bporea  vorkommen. 

Um  die  Wirkung  von  Brandaporen  sn  studieren,  die  künBtlich  in  die 
Organparenchyme  von  Tieren  gebracht  wurden,  haben  wir  Ratten,  Meer- 
schweineben und  Kaninchen  in  physiologiKcher  Kocbsalzlösunp  anfgeBchwemrate  Bruno 
Sporen  in  eine  Herzkammer  oder  iu  eine  Obrvene  eingespritzt.    Das  Impfmaterial 


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—    47»  — 


wttide  in  der  Weise  hergeetoUt»  daff  10  Oeen  Bnndeporeii  in  1  ecm  pbynologiedber 
Koobealslösiinf  Aafgeeehweinttii  und  dieae  eehwenbiaane  Emulsion  sur  Enifemung 

gvober  Be(!!tandteil«  duidi  Geitt  filtriert  wurde.  Von  dieser  Anfedswemmung  ist  als- 
dann eine  Menge  von  1  com  in  eine  Heisluunmer  oder  Obrvene  der  Versnobeliere 
eingeq[Hrit>(  worden. 

2.  Intrakardiale  Einspritzung  von  Brandsiwren. 
a)  Bei  Ratten. 

Die  etwas  gewaltsame  Art  der  Einverleibung  der  Brandsporen  in  das  Herz  wurde 

von  den  meisten  Versuchstieren  «ehr  gut  ertrajren.  Die  5  Mutlen,  hei  denen  die  iutra- 
knrdiiilc  Injektion  gut  gelang,  erholten  sich  nach  dem  Eingiifl  sehr  bald  und  blieben 
uuch  in  der  Folgezeit  völlig  munter. 

Am  10.  Tage  nach  der  intrakardialen  ßtuüpritzung  wurde  sämtlichen  Tieren 
Blut  entnommen  und  mikroskopisch  auf  die  Anwesenheit  von  Brandspoien  untersucht. 
Ei  war  jedoch  nicht  möglich,  im  Blute  der  Tiere  Brandsporso  oder  deren  Zerfalle- 
produltte  nacbsuwetien. 

Am  20.  Tsjie  nsoh  der  Binspritiung  wurde  eine  Rette  getittet  und  geoMi  unter^ 
sucht.  Makroefcopiseh  waren  an  den  Organen  keine  pethologiseh-anatomisdien  Ve^ 
Inderungen  su  bemerken.  Bei  der  nukroBkoinBcben  Untersuobnng  fanden  siob  weder 
im  Blute,  noch  im  Darminhnlt,  noch,  abgesehen  von  der  Lunge,  in  den  zahlreichen 

Zupf-  und  Quetsch  Präparaten,  die  aus  Teilen  der  eiri/.elnen  Organe  angefertigt  wurden, 
Sporen     In  den  aus  Lungenmnterial  angefertigten  Quetschpräparaten  weren  dagegen 

außeroriientlich  zahlreiche,  voliRtändip  unveränderte  Hrandspnren  zu  sehen. 

Kiri  zweites  Versuchstiur  wurde  am  70.  Tage  nach  der  Tniektion  von  Brand- 
sporen getötet  und  untersucht  Bei  der  Obduktion  wiir  an  ktnuem  Or^^ane  irgend 
welche  krankhafte  Veränderung  nnclizuwoisen.  Bei  diesem  Tiere  wurden  wieder  sehr 
gut  eriialtene  und  auch  sshlreiehe  Brandsporen  in  den  Lungen  gefunden;  die  Pnen- 
ehyme  aller  anderen  Organe  war  ebenso  wie  dae  Blut  brandsporenfiei. 

Die  8  fibrigen  Ratten,  denen  Brandspoien  in  das  Hers  gespiitst  worden  waren, 
wurden  am  80.  Tage  nach  der  Injektion  getötet  und  untersncht.  Aucb  die  Unter- 
suchung dieser  Tiere  ergab  einen  vollständig  negativen  makroskopischen  ObduktionSp 
befund.  Durcli  die  inikruskopiftcli"  rntersucliung  war  dagegen  folgendes  festzustellen: 
Während  sicli  bei  zwei  Pieren  wieder  mir  in  den  Lungen  —  sonHt  in  k»>!nfni  Organe  — 
Brandsporen  fanden ,  enthielt  die  dritte  Ratte  auch  in  anderen  Organen,  nämlich 
in  der  Leber,  in  der  Milz,  in  den  Nieren  und  im  Herzmuskel  ziemlich  viele 
nud  gut  eriialtene  Brandeporsn.  Im  Blute  warni  bei  keinem  Versuchstiere  Brand 
Sporen  nsdisuwdsen. 

Bs  ist  ansunshmen.  dall  die  &andsporai  ausschliefilich  in  die  Lungen  gelangten, 
wenn  die  Binspritiung  in  die  rechte  Henkammer  «rftdgte,  in  alle  Organe  dagegen, 
wenn  bei  der  Injektion  die  linke  Herzkammer  getroffen  wurde.  Die  Ablagerung  der 
Brandsporen  in  den  Lungen  ist  durch  die  Größe  der  Brandsporen  einerseits,  die  Weile 
der  iCapUlaren  anderereeits  begründet.    l>iach  Angabe  von  Appel  sind  die  Brand- 


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Sporen  16— 20|»  gtoß,  «fthrend  die  W«ite  dw  Kapillaron  siriioben  4  und  18  fi 
RChwaitkt  (Baum). 

Der  zunächst  durch  Untersuchung  von  Quet«chpräparat«n  bei  den  letzten  drei 
Tieren  gefiihrte  Xachwoie  des  Vorhandenseins  von  Bnindfporen  in  «len  Organparen- 
chymen  wurde  durch  liie  mikroskopische  Untersuchung  von  Schnittpräpnratetiperion 
bestätigt.  In  allen  Organen,  in  denen  auf  die  erstgenannte  Art  Sporen  getundeii 
worden  waren,  wurden  sie  auch  in  den  gefärbten  Schnittpräparaten  angetroffen. 

.Die  Lungen,  die  in  yier  Fitlen  »UHcbliefiln^r,  im  fttnften  Falle  vorwiegender 
Bits  der  Brandiporen  waren,  enthielten  aie  im  InterBtitinro,  teils  nor  wreinaeli  und 
serstreut  über  das  ganie  Lungengewebe,  mchi  aelten  aber  aueh  in  baufenweiaer  Zn* 
«ammenlagening  innerhalb  der  klaneren  BlntgefiUie  and  der  Kapillaren.  Sie  hatten 
hier  AnlaG  zu  multiplen  Embolien  und  zur  Bildung  von  submiliaren  Knötchen  ge- 
geben. Diese  KiK'jtcIicn  bestanden.  :iV>ge8ehen  von  den  darin  enthaltenen  Hrandfporen, 
aUK  einer  großen  Zahl  dicht  gedrängt  beieinander  lie^'onder  Zellen,  deren  (Jrenzkon- 
luren  eich  vielfach  nicht  scharf  abhoben,  so  daß  t*ic  insgesamt  wie  eine  einheitliche 
Masse  erschienen.  Kerner  waren  in  den  Knötchen  Zellen  von  polyedri^cher  Form  und 
nüt  hellem,  diromatinarmem,  bliaelienfarmigem  Kern  (epithdioide  Zellen),  vertreten. 
Sehr  bttoflg  finden  ndi  RieMneeUen,  die  meiBtoi»  den  ^andiporm  unmittelbar  an- 
lagen; da  und  dort  aebien  ee,  ale  ob  die  Brandeporen  ins  Innere  der  Bieeensellen  auf« 
fmommen  worden  wien. 

In  weit  geringerer  Zahl  ale  in  den  Lungen  trafen  wir  die  Brandsporen  in  den 
vom  Herzmuskel,  von  der  Leber,  der  Milz  und  den  Nieren  angefertigten  Schnitten, 
soweit  sie  sich  überhaupt  in  diefion  Organen  nachweisen  ließen.  Dtee  war,  wie  schon 
erwähnt,  nur  bei  einer  intrakardial  geiuipften  Ratte  der  Fall. 

Von  den  ächiiitten  durch  den  HerzuiUt<kol  enthielten  einige  die  Brandsporen  in 
reihenförmiger  Anordnung.  Sie  lagen  dicht  zusammengedrängt  und  hatten  das  Lumen 
der  Kapillaren,  in  die  sie  eing^bUwsen  waren,  verstopft.  Am  Stce  der  Bkmndsporen 
waren  die  Kai^llaren  ausgebnohtet  und  die  benadibaiten  Muskelfaaem  aoseinander- 
gedringt  sowie  ttilweiae  lerfallen.  An  Btelle  des  Muskelgewebes  war  ein  Gewebe 
getreten,  das  aus  einer  faserigen  Grundsubstanz  und  spindelförmigen  Zellen  beetand. 

In  der  Mik  fanden  sich  die  Brandsporen  über  das  ganse  Qewebe  serstareut  vor, 
und  zwar  mciptenp  einzeln  liesend  Da,  wo  die  Rrandsporen  zu  mehreren  beisammen- 
lagen, hatte  »ich  um  sie  ein  Wall  von  dichtgelagerten  Kundzellen  gebildet.  In  der 
Umgebung  einzeln  liegender  Hrandsporen  oder  ihrer  Reste  konnte  dagegen  nur  eine 
geringe  Uewebsreaktiun  in  Form  einer  Auhammlung  weniger  Rundzelleu  wahrgenommen 
werden. 

Die  Schnitte  durch  die  Leber  enthielten  die  Brandt^ren  gleiohfalls  nur  in  apir- 
licber  Zahl.  In  ihrer  nlchsten  Umgebung  fand  sich  ein  Krans  von  Rieeen-  und  Rund- 
seilen,  an  die  eiob  nach  aufien  spindelförmige  Fibroplaeten  und  eine  ftserige  Grund- 
substanz ansoblofl. 

fn  den  Schnitten  durch  die  Nieren  waren  wiederum  nur  vereinzelte  Brandsporen 
nnchzii weinen  Sie  fanden  pich  hanptpächlich  in  der  Rindenschtrht  und  mehrfach 
innerhalb  der  GlomeruU.    in  der  Nähe  der  Brandsporen  lagen  meiatens  niu:  einige 


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«{dthelioide  Zellen,  im  flbrigen  war  in  den  Fraparaten  keine  OewebsverHnderang  am 
Sitae  der  Brandsporeii  festeasteUen. 

Aus  diesem  Befunde  ergibt  sich,  dafl  die  durch  die  Blulbahn  dem 
Tierkörper  zugeführten  Brandsporen  in  den  verschiedenen  Organen  eine 
Gewebsreaktion  auslösten  von  der  Art,  wie  man  .nie  bei  der  Anwesenheit 
von  aseptischen  Fremtlkörpern  zu  selien  pilefrt.  und  die  in  (Jestalt  einer 
Zellanhäufung  und  Biudege webüproduktion  zum  Aufdruck  kommt.  Eine 
spezifiaehe  Bohftdliche  Wirkung  dagegen  vermögen  nach  den  erhobenen 
Befunden  die  im  Gewebe  befindlichen  Brandaporen  nieh(  anscuOben. 

b)  IM  HeeiaehwetBeken* 

Ebenso  wie  bei  Ratten,  wuiden  bei  Meendiweinchen  Injektionen  mit  Brandapoien 
in  die  Blntbahn  vorgenommen.  Bin  Heenchweinchen  erhielt  Vt  oem,  diei  weiteren 
wurde  1  oem  der  f^akäum.  Brandsporenaufscbwemmang,  wie  aie  für  die  Injektion  bei 
den  Ratten  verwendet  worden  war,  in  eine  Herzkammer  eingoepritzt.   Wie  die  Ratten, 

PO  überstanden  auch  die  MccrBchweinchen  den  schweren  Eingriff  der  intrakardialen 
Injektion  von  brnndsporenlialtiger  Kochsalzlösung  gut;  sie  blieben  während  der  ganzen 
Versuchedauer  vollständig  gesund. 

Drei  Meerschweinchen  wurden  21  Tage  nach  der  Einspritzung  getötet  und  unter- 
sucht. Durch  die  Obduktion  konnten  makroskopisch  an  ihren  Organen  keine  krank- 
hflüen  Veränderungen  festgestellt  werden.  Die  mikroskopisohe  Untersnobung  vider 
von  den  veiaehiedeneQ  Organen  angefertigter  Zupf-  und  Qnetachpräparate  fährte  zum 
Nachwaiae  lafahfeiober,  gut  erhaltener  Brandaporen  in  allen  Puendiymen,  beeonden 
aber  in  den  Lungen  und  im  Henrnuakel. 

Daa  4.  —  waibliehe  —  Meenehwetnehen  wurde  in  aohttttgigen  ZwiBoiiemftamen 
gewogen ;  wihreod  es  am  Tage  der  Einspritzung  ein  Gewicht  von  nur  280  g  hatte, 
betrug  dieiea  70  Tage  efritter  524  g,  das  Tier  hatte  also  in  der  angegebenen  Zeit  um 
fast  300  g  zugenommen  Weitere  Gcwichtsfeststcllungen  wurden  unterlassen,  da  dan 
Meerschweinchen  gedeckt  und  tragt^nd  wurde.  Auch  wahrend  der  Triichtigkeit  zeigte 
da.s  Tier  niemals  irgeud  welche  Störungen  seiner  (ieaundheit,  ging  aber  aui  122.  Tage 
nach  der  Einspritzung  beim  Geburtsakt  zugrunde.  Bei  der  Obduktion  des  sehr  Jetten 
Tieres  worden  In  d«r  Gebärmutter  4  auegetragene,  adir  stark  entwickelte  Junge  ge- 
funden, von  denen  daa  erste  infolge  seiner  anßerordentliohen  Qröfie  nieht  hatte  ge- 
boren werden  JtSnnen. 

An  den  Organen  dieses  Meereebwsinöhene  waren,  abgeaeben  von  den  durah  eine 
Gebinnutterentiflndung  bedingten  krankbaften  Veränderungen,  Abwelehungen  niebt 
in  finden.  Diese  Gebärmutterentzünduug  ist  nicht  al«  eine  Wirkung  der  ßrandsporen 
amnsehen.  Es  ergibt  sich  dies  schon  daraoe,  daß  bei  der  mikroskopiachen  Unter- 
suchung zahlreicher  Quetfichpräparate  nur  in  den  T.ungen  gut  erhaltene,  mmt  aber  in 
keinem  Organe  Brandeporen  nachgewiesen  werden  konnten.  Der  Iii  biologische  Befund 
war  im  übrigen  derselbe,  wie  er  an  den  Lungen  der  intrakardial  geiuipften  Riitten 
erhoben  werden  konnte. 


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e)  Bei  K— tofllmi. 

Da,  wie  aus  den  Angaben  einiger  Autoren  hervorgeht,  nach  der  Verfüttemiig 
von  Brniulsporen  bei  kleinen  trächtigen  Tieren  nuch  Abortus  eingetreten  t^ein  soll, 
eo  «iirhfpt^  wi»-  festzustellen,  ob  etwa  bei  trächtigen  Kaninchen  durch  Einspritzung 
von  Hrnndsporen  in  die  Blutbahn  Abortus  »Tzeugt  werden  könne.  Zwei  in  der  Mitte 
der  Trächtigkeit  behudhche  Kaninchen  erhielten  je  1  ccni  brandüporenhaltiger  physio- 
lofpBchar  Kbohnlilfieaiig  dinreh  m»  Ohrrene  m  die  BliitlMlui  eini^etipriut  Um  Tk» 
ttbmtendm  den  BStngriff  ohn«  Sohaden,  de  tragen  notnuil  ftua  nnd  bmcbten  lebent* 
fthige  Junge  sar  Welt.  Etnes  der  beiden  Keninehoi  ÜnD  eeine  Jnngen  am  «nrten 
und  nieiten  Tige  nach  der  Geburt  enf^  die  de»  cweiteu  entwickelten  eieh  dagegen 
eebr  gut. 

Das  Ergebnis  dieeer  an  Kaninchen  angestellten  Versuche  geht  also  dahin,  daO 
durch  di^  Kin'^j>rit?unp'  von  Rrandsporen  in  die  Blutbahn  bei  Kaninchen  ebenso  wenig 
wie  bei  Ideerscb weineben  Abortus  erzeugt  werden  kann. 

iNlrttlitndcale  und  intraperitoneale  Eimprfbuag  von  Brandtfioren. 

Um  endlicih  nooh  Anftdilnll  darflber  an  erhalten,  ob  etwa  in  Kdrperhittilen  ein- 
geepiitate  Bnodaporen  adiidlieh  au  wirken  vermögen,  wurde  bei  MeeiaehweindMn 
die  wiederholt  «rwihnte  nrandapoceoanuldon  in  die  Bruet-  und  Bauchhöhle  ein- 
geepzitat. 

Bei  4  Meerschweinchen  wurde  mne  Injektion  von  Kandeporenaufiohwemmung 
in  die  rechte  Brusthöhle  vorgenonoraen.  Abgesehen  von  einer  nur  kurze  Zeit  an- 
haltenden Atembeechleuniguüg  ertrugen  die  Tiere  die  Injektion  sehr  gut;  sie  Mlgteu 
auch  bei  der  weiterf»n  Beobachtung  keine  Knmkbeitserscheinunpen. 

Am  10.  Tage  nach  der  Einspritzung  wurden  die  Meerschweinchen  getutet.  Bei 
der  Ob^drtiQn  konnte  fotgcndee  feitgeateilt  werden:  IHe  Bfaisüdhatellen  waren  b« 
allen  Tieren  deutlich  M  erkennen  und  selgten  in  der  Umgebung  dee  8tiohkanalee 
aehwadirote  fflintungen  und  in  der  Entwicklung  begriffenea  Narhengewebe  von  gelblich* 
rotem  Auaaehen.  Bei  einem  HeendiweinehMi  war  an  einer  etwa  stedkoadelkopfgniSen 
Stelle  die  Lunge  mit  der  Rippenwend  durch  ediwieligea  Narbengewebe  von  ptanwdlier 
Farbe  verwachsen ;  im  übrigen  wies  das  Lungenparenchym  keine  pathologisch-anatomi- 
schen Veränderuntren  auf  Bei  einem  zweiten  Meerschweinchen  waren  beide  Lungen 
durch  zarte  Bindegewebsfasern  mit  dem  Herzbeutel  verwachsen.  Rpi  den  beiden 
anderen  Meerschweinchen  war  der  Befund  an  den  Organen  der  Bruaiituhle  und  auch 
sonst  vollständig  negativ. 

IMe  Unlenuehung  der  Brufltbdblen-  und  Hetd)entelflttaaigkeit,  dee  Lnngengewebea 
und  dee  Heixmuakde  auf  Brandaporen  verlief  ergebniahw;  dagegen  fanden  aie  eich 
in  groOen  Mengen  und  gut  erhalten  In  den  in  der  Umgebung  der  Einaticbetelle 
liegenden  oberen  Bruetwandlymphdrusen.  üieae  LymphdrOaen  wann  vergrößert  und 
Hellen  schon  makroakopiach  an  ihrem  braun-gelben  Auaaehen  erkennen,  daß  aie  Brand- 
Bporen  enthielten. 

Bei  3  MeerBcbweiriciifn  wurde  gchliefllich  eine  intra{)eritoneale  Einspritzung 
von  2  com  der  Braudsporenaufschwemmung,  bei  2  anderen  von  3  ccm  dieser  Emolsion 


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▼orgenomineii.  Die  Injektion  wurde  von  den  Tieren  ohne  jede  dtönrng  ihree  AUgemein- 
befindens  ertragen.    Die  beiden  Meerschweinchen,  denen  8  com  der  Brandeporenaof- 

Fchwemrnni^g  injiziert  worden  waren,  wurden  am  3.  Tage,  die  3  anderen  am  10.  Tage 
nach  der  Eiimpritsung  getötet  und  untersucht. 

Bei  den  «uerBt  getöteten  beiden  Meerschweinchen  war  die  EinstichBtelle  durch 
eine  rosarote  Verfärbung  der  Bauchwaud  und  vereinzelte  eubperitoueale,  punktförmige 
Blutungen  gekenmeidin^  An  der  Bnidifeltadte  des  StichlMnalee  find  ridi  dn  etwa 
atocknadelkopfgroOer,  eohwanbnnner,  von  einer  dttnnmi  Kirnet  nmgebener  Knoten, 
daaeon  Inhalt  hei  du  mikroakopiBoben  Untenndiiuig  fast  nnr  aua  Brandaporen  he- 
atand.  Soldie  Knoten  hafteten  hei  dieaem  Meenohweindien  an  venohiedenen  Sielten 
dem  da  und  dort  von  kleinen  Blutungen  durchsetzten  parietalen  Bauchfell  an  und 
waren  such  im  Netze  eingeechloseen;  bei  dem  zweiten  Meerschweinchen  fanden  sie 
eich  dagegen  auenahnißlos  und  zahlreich  im  Netz,  entlang  seiner  Anheftunjjsetelle  an 
der  grollen  Krümmung  des  Magens.  Bei  di^^em  M'^prarlnvpinolien  fanden  sich  auch 
noch  in  der  BauchhöhlenÜÜBBigkeit  vereimcelie  l'.r am  inj  oren  vor.  D\o  Organe  der 
Bauchhöhle  aber  zeigten  keine  krankhaften  Veräuderungen  und  eutiiielten  auch  keine 
Brandaporen. 

Bei  den  drd  am  10.  Tage  nach  der  L^oktfam  getöteten  Heersehweindien  worden 
nur  aa  der  BinelichateUe  etmt  etheengroße  Knoten,  die  dem  Baucfafell  fest  avfinflen 
nnd  von  einer  gtanweiflen  Kapael  umgehen  waren,  gefnnd«k.  Mit  dieaem  Bmndaporen- 
knoten  war  bei  dem  einen  Meersohweindien  dn  DOnndamuibeehnitt  dnrdi  gdblfch- 
weiHe  Kadegewebsfasem  verbunden.  Die  Organe  der  BaachhAfale  waren  andi  hei 
dieeen  Tieren  vollständig  unverändert. 

Diese  Versnohp  zoip^on,  dnO  die  intrnprritoTT'nl  oder  intrathorakal  eingespritzten 
Brandsporen  lür  »icii  allem  Krankheileerscheinuugen  bei  MeprHchw«ini-l)eii  niclit  hervor- 
zurufen vermögen.   Die  durch  die  einverleibten  Brandsfioren  an  Korper  der  Versuch» 
tiere  ausgelöste  Reaktion  war  vielmehr  eine  rein  örtliche  und  übereinstimmend  mit 
derjenigeu,  wie  ale  durch  tmjpÜBiAi»  Fremdkörper  hervorgerufen  wird. 

8€liluBsitze. 

1.  Die  an  S  Rindern,  8  Sohftfon  und  8  Ziegen  mit  Brandeporen  an- 
geatellten  Pfitterungaver^uche,  hp\  donen  jedes  Rind  während  derftStIgigen 

Versuchsdauer  insgesamt  9600  g,  jedes  Schaf  und  jede  Ziege  4750  g  reines 
Brandsporenm!<teria1  erhielt,  haben  keinen  Anhaltspunkt  für  die  Annahme 

einer  echadlu  hen  Wirkung  der  ßrandsporen  ergeben. 

Khennr. wenig  wie  die  Aufnahme  der  Sporen  mit  dem  Futter  hat  sich 
die  luhalation  und  die  Aufnahme  in  den  Lidsack  bei  Kindern  als  nach- 
teilig gezeigt. 

S.  Auoh  von  kleinen  Verauohatieren  (Ratten  nnd  Meerachweinohen) 
wnrdon  die  mit  dem  Futter  in  groAen  Mengen  verabreichten  Brand- 
aporen während  einer  Zeit  von  76  Tagen  (Ratten)  und  106  Tagen  (Meer- 
sohwoi neben)  gnt  ertragen;  sie  verantafiten  l>ei  diesen  Tieren  keinerlei 
Goanndheitastörung. 


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3.  AbortuH  wurde  bei  träclitigen  Ratten  Im  Anschlufi  an  die  Brand- 
■porenfütterung  nicht  beobiichtet. 

4.  Bei  der  Obduktion  der  luit  Brandaporen  gefütterten  kleinen  Ver- 
suchetiere konnten  makroakoplsoh  krankhafte  Veränderung««  an  d«n 
Organen,  die  auf  die  Fütterung  der  Brandsporen  hätten  sarfiekgefflhrt 
werden  können,  niekt  feetgeatellt  werden. 

5.  Die  mikroskopisohe  Unteranchnng  der  Qaetaehpriparate  sowie 
sahlreioher  Schnittpräparate  von  allen  Organen  der  zu  den  Ftitterungs- 
verauohen  benutzten  Versnobstiere  auf  das  Vorhandensein  von  Brand- 
aporen war  völlig  negativ. 

Die  von  Lißkun  auf  Grund  «einer  an  kleinen  Versuchstieren  an- 
gpgtellten  Fütterung^  versuche  behauptete  schädliche  Wirkung  von 
Braadsporen  hat  durch  unsere  Untersuchungen  keine  Bestätigung  erfahren. 

6.  Selbst  die  Binspritsung  grofier  Mengen  von  Brandsporen  in  die 
Blutbahn  rief  bei  Ratten,  Heerscbweincben  und  Kaninehen  keine 
Krankbeitsersoheinnngen  hervor,  die  dureb  die  Anwesenheit  von  Brand- 
sporen  veianlaHt  worden  sein  könnten.  Die  Versuchstiere  blieben  nach 
der  Einspritzung  am  Leben  und  völlig  gesund.  Dasselbe  war  auch  der 
Fall  bei  Meerschweinchen,  denen  die  Brandsporen  in  die  Bmst-  oder 
Bauchhöhle  einverleibt  worden  waren. 

7.  Abortus  trat  bei  einem  trächtigen  Meerschwemciien  und  zwei 
trächtigen  Kanincheu  nach  der  Einspritzung  der  Brandsporen  in  die 
Blutbahn  nicht  ein. 

8.  Bei  der  Obduktion  kleiner  Versuchstiere,  denen  Brandsporen 
intrakardial  eingespritst  worden  waren,  konnten  makroskopische  Ver- 
änderungen nicht  festgeetellt  werden;  durch  die  mikroskopische  Unter- 
suchung dagegen  wurden  meistens  nur  in  den  Langen,  seltener  in  allen 
Organen  mehr  oder  weniger  sahlreiobe  Brandsporen  selbst  noch  nach 
133  Tagen  nachgewiesen. 

9  Bei  der  künstlichen  Einverleibung  von  Brandsporen  auf  dem 
Wege  der  Blutbahn,  in  die  Brust  oder  Bauchhöhle  der  Versuchstiere 
haben  die  Brandsporen  eine  Gewebsreaktion  ausgelöst,  wie  sie  bei  der 
Anwesenheit  von  aseptischen  Fremdkörpern  im  Gewebe  beobachtet  wird. 
Eine  spesifische  schädliche  Wirkung  der  Brandsporen  konnte  nicht  fest- 
gestellt werden. 

Nach  AbschluO  unserer  Untersuchungen  eind  von  Puech,  Iloneamp  und  Zimmer- 
mann, sowie  von  Schounert  und  Lötpch  die  Ergebnisse  von  Versuchen,  die  sich 
gleicbfalts  mit  der  Frage  der  Schädlichkeit  der  Brandsporen  für  Tiere  beschättigen, 
mitgeteilt  worden. 

Die  von  Pusch  angestellten  Veisuche  erstreckten  sieh  auf  8  KÜber  und  4  Ziegen. 
Die  Kälber  waren  1,  8  und  5  Vi  Umiate  alt  und  erhielten  nach  und  nach  gesteigerte 


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Bnmdfporenmcngcn  (Tillctia  laevis  und  Tilletia  tritici)  von  60 — 240  g  und  250 — 1000  g 
an  einem  Tage.  Den  4  Ziegen  wurden  wochenweise  steigend  täglich  60,  120,  240, 
alsdann  bis  zur  13.  Woche  480  g  Hrandsporenfutter  vcrnbreicht.  Auch  zwei  hoch- 
tT:i<,unde  Ziegen  bekamen  Brandsporenmaterial  mit  dem  Futt«r,  die  eine  t)78Ü  g  inner- 
halb 4,  die  andere  sogar  12  720  g  innerhalb  H  Wochen.  DaB  Brandäporenfutter  wurde 
Ton  sämtlichen  Versuchstieren  anstandslos  verzehrt.  I>er  Gesundheitszustand  der  Tiere 
blieb  trat«  d«r  gnjAen  H«iig«ii  brandq^ühaltigon  FaHm  dmiemd  gut  Verwerfen 
lat  bei  den  tngeiMleD  Ziegen  ninbt  eingetreten. 

Bei  den  vom  Honcamp  imd  ZimmetmAnn  ea  der  lendwirteebafIliolMin  Vemiobe- 
Rtfttkm  in  Roetook  engeeteDtai  Vermohen  wurde  verschiedenee  Ffitteningsmaterial 
benutzt.  Das  Material  I  war  Getreideabfall,  der  in  der  Hauptsache  aus  Kleie  und 
Spelzen  bestand;  es  enthielt  neben  geringen  Mengen  Plugbrand  große  Mengen  Stein- 
brnndsporen  (Tilletia  tricti  m<]  Tilletin  laevis)  und  roch  sehr  stark  nach  Trimetliylamin. 
Das  Material  II  war  (xetreideausputz  und  Getreideabfall;  en  wies  viel  Flugbrand  und 
verhältnismäßig  geringe  Mengen  von  Steinbrandsporen  auf.  Bei  der  Materialprobe  Iii 
handelte  es  sich  um  stark  steinbraodhaltigen  Weisen.  Sämtliche  drei  Haterialproben, 
die  in  den  lUtternngevenadmi  verwendet  wurden,  enthielteik  naehweialidi  kiimfthige 
Bkandsponii. 

Honeamp  und  Zimmermann  eteUten  in  eiater  linie  Venndie  ea  Seiiweinen  an. 

Ein  drei  Jahre  altes ,  trächtiges  Schwein  erhielt  tlgUoh  Vt  leg  der  Probe  I  und 
V«  kg  der  Probe  II  mit  seinem  Futter.  Schon  am  nächsten  Tage  war  der  bis  dahin 
gut  geballte  Kot  dünn  und  enthielt  sehr  viele  Brandsporen.  Am  vierten  Taee  nach 
Beginn  der  Brandsporenfütterung  wart"  die  Sau  12  Ferkel,  und  zwar  8 — 9  Tage  vor 
Ablauf  der  TrÄchtigkeit»r.e!t.  4  Ferkel  gingen  nchon  am  ersten  Tage  nach  der  Geburt 
ein;  die  übrigen  8  waren  normal  ausgebildet  und  entwickelten  äich  gut  weiter,  mit 
Auanahma  eines  Ferkele,  dae  an  MKiftmpfen*  etarK  IS  Tage  nach  Beginn  der  Stand* 
eporenflittening  sdgla  daa  VenndiaBdiwefn  etarhoi  DQrohfkll  und  vennind«1e  Frefl- 
luet  Dieee  Verdaimngastönmgen  venehwanden  nadi  einigen  Tagen  trotz  der  weiteren 
Verfatterung  der  Brandeporen  voUatindjg.  Die  Brand^rnnftttterung  wurde  in  dw 
angegebenen  Weise  vom  1.  November  bis  4.  Deiember  doichgpfiUirt,  ohne  daß  das 
Mutter.iohwein  oder  die  Ferkel  irgend  welchen  Schaden  genommen  hiitten  Nach 
dieser  Zeit  bekam  das  Schwein  noch  längere  Zeit  hindurcli  täglich  V»  kg  der  l'robe  ITT, 

Kin  4  Monate  altea  Schwein,  das  von  der  erwähnten  Zucht  stammte,  erlöelt 
neben  seinem  Grundfutter  je  Vi  kg  der  Brandsporen  enthaltenden  Materialproben  I 
und  lU,  und  zwar  von  der  ersten  etwa  4  Wodien,  von  der  sweiten  etwa  8  Wochen 
laog.   WOirend  der  genaen  Daner  dea  FOtternngevenuefaee  blieb  das  Tier  gesund. 

Weitere  Fllttemngsveranehe  wurden  mit  «ner  Kuh,  einem  PfHde,  swei  fiammdn, 
mit  Kaninchen»  Hfihnem  und  Tauben  angestellt. 

Eine  Kuh  erhielt  8  Tage  lang  tä^^ich  */«  itg  Brandetanb  und  blieb  stet«  gesund. 

Ein  Pferd,  das  während  etwa  eines  Monats  insgenunt  48  kg  der  Probe  lU  er* 
halten  hatte,  war  stets  gesund  geblieben. 

Zwei  dreijäitrige  Hammel  bekamen  9  Tage  lang   —   hei  dreimaliger  tiiglicher 

FüUerung  —  täglich  je  50  g  Brandstaub.    An  den  Tieren  war  keinerlei  Störung  des 
Aik*.*.  WM.  nwwiilniiMili.  BlXXXVm.  SB 


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AligemeiT.hf^flndene  zu  rrkeuoen;  Toräb«^ehend  liatto  der  Kot  ein«  etwas  weichen 
Beechaßenheit  augenonimeu. 

Interewe  beansprachen  noch  die  Fütterungs versuche,  die  an  zwei  *U  Jahre  alten 
Kuinoben  angMtelH  wurden.  Diese  Tiere  waren  am  26.  und  27.  Janoar  bel^ 
worden.  Sie  eiMelten  am  5.,  6.  ond  7.  Fehntn  ein  Fatter  vorgesetzt,  dn  «na 
60  g  firandatanb  (Probe  I),  60  g  Boggemobiot  imd  100  g  Weiienbrand  (Mw  m) 
beeland.  Die  Tiere  ftmflen  das  Fniter,  wenn  and»  aofaiigi  ungern.  Vom  9.— 16.  Febraar 
fraß  sogar  Jedee  Tier  «glich  60  g  Brandstaub,  60  g  Rogganscbrot  und  50  g  Brand- 
Weizen  ohne  Widerwillen.  Vom  15,  Februar  an  verzehrte  jedee  Tier  täglich  nur 
120  g  der  Mischung.  An  den  >>eiden  darauffolgenden  Tagen  verweigerte  das  eine 
Kaninchen  die  Futteraufnahme  gänzlich,  am  nächsten  Tage  nalini  es  sein  Futter  nur 
unvollständig  auf.  Da  auch  das  zweite  Kaninchen  eine  verminderte  Freiilutst  zeigte, 
w>  wurde  die  tägliche  Gabe  auf  90  g  (30  g  BrandBiauij,  30  g  Roggenschrot,  30  g  Brand- 
weilen}  bembgeeetst  Aehl  Tage  vor  AUanf  der  Tragezeit,  die  am  98.  Febroar  Ihr 
Shide  endehen  eolUe,  kminte  nadi  den  Angaben  von  Honoamp  nnd  Zimmermann 
feetgeBtellt  weiden,  daS  beide  Kanineben  nicht  mehr  tragend  wann.  Die  Anloeen 
nahmen  deshalb  an,  ^  die  Tiwe  linntieb  frOhuitig  verwwfen  haben. 

Am  23.  Februar  worden  die  Kaninchen  von  neuem  belegt  In  der  ganzen 
Zwischenzeit  war  das  erwähnte  Futter  eteta  restlos  verzehrt  worden.  Am  22.  Mär? 
verweigerte  das  eine  Kanincheu  eein  Futter  am  Tr^h  darauf  bracht«  es  elf  Junge 
zur  Welt.  Am  2.  Tage  nach  der  Geburt  «teliU;  sich  bei  dem  Tier  starker  Dun^fall 
ein;  am  nächsten  Tage  verendete  es.  Als  vermutliche  Todesitrsacbe  des  Kaninchens 
wurden  I^geowftamir  aogeaafaen,  —  Da*  andere  Katünohen  warf  in  der  Madit  vom 
26.^26.  Mine  9  Jonge:  4  Stflek  waren  normal,  6  kflmmetlidi  entwidraH;  von  den 
letaleren  gingen  im  Lanfi»  dar  naohatcn  Tage  4  Stack  dn;  die  fibrigen  entwkkdten 
»idi  noimd. 

In  einem  weiteren  Fütterungsversuch  eriiidten  4  Kaninchen  eine  nicht  näher 
angegebene  Menge  Hteinbrandhaltiger  Körner  von  „Strubes  Squarehead -Weizen"  nnd 
vom  2 — 12  •^rpt'^mber  solche  von  .  Frifdrichnwerther  begrannten  Bergweizen\  Die 
Brundsporeii  wuren  im  hohen  Grade  keimtaiug.  Ir^ttd  welche  GesundhettMtörungen 
konnten  bei  den  Tieren  nicht  beobachtet  worden. 

Honeamp  und  Zimmermann  stellten  endlich  noch  Veraucbe  mit  einem  Hahne 
nnd  swd  Tanban  an. 

Der  Hahn  hat  wihxend  dner  etwa  drdmonatigen  Versiidineit  ungefihr  8,76  kg 
Brandweinn  ohne  jede  GeaandlwitHtfining  au^enommen. 

Die  beiden  Tauben,  von  denen  die  eine  sn  Beginn  dea  Venraohoa  anigewadiaai^ 
die  andere  gerade  flügge  war,  bdounen  in  der  Zeit  vom  6. — 23.  September  tlglidi 
zusammen  100  g  Brundweizen  (Ifaterialprobe  III).  Die  Tiere  btieban  wihiend  der 
ganzen  Versuciisdauer  gesund. 

Aus  ihren  Nernuclieii  schließen  Honcamp  und  Zimmermann,  „daß  im 
allgemeinen  die  Verfütterung  von  Brandsporen  nicht  schädlich  gewirkt  hat,  trotz  der 
teüwdee  siemlioh  erheblichen  Menge  Iwandhaltigen  Materiala  und  der  in  verechiedeQeD 
•   Fillen  woohenlangen  Verfatterang".  Jedoch  will  e»  den  VemdiianatdlerD  aoheinen, 


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«ab  ob  man  nicht  w»  ohne  wuteres  eUrk  bnndhaltigas  Fntteir  imtitr  allen  Unutänden 
für  nPBcMdlich  erklären  kann".  Namentlich  tragen  sie  Bedenken  gegen  die  Ver- 
fütterung  solchen  Materials  an  tragende  Tiere  oder  an  loklM,  die  an  und  fOr  sich  an 
Darmerkranktingen  leiden 

Auf  die  vom  Verbände  landwirtschaftlicher  Versuchsetationen  im  Deutschen  Reiche 
gegebene  Anregung  aind  auch  im  Physiologischen  Institut  der  Tierärztlichen  Hoch- 
adinltt  in  Dresden  von  Scheanert  und  Lötsoh  Fütterungsversuche  mit  Brandsporen 
bsi  Schweinen  ausgeführt  «ordm.  Vecf&ttert  wurde  suaammen  mit  einem  aas  HUeb, 
gskoohtso  Eartoffdn  und  Weisen  bestehenden  Ginndfuiter  brandsporenhaltiger  Staube 
der  ftat  nur  aus  Spcmn  vtm  TQlstia  laevis  und  Tülelia  tritiei  bestand.  Von  den 
fünf  zu  den  Vevsudien  benutzten  Schweinen  di<-t)ten  zwei  als  Kontrolltiere.  Die 
Biandaporensalage  war  eine  verschiedene  und  wurde  je  nach  der  Größe  des  Schweines 
periodenweise  vermehrt  Schwein  I  erhielt  während  der  Versuchpdiiuer  '2.  Juli  l>is 
12.  Oktober  1909)  von  tiiglich  100  auf  1600  g  gesteigerte  Brandsporenmengeu.  Bei 
Schwein  TI  bewegten  sicli  die  Tage^niengen  an  Brandsporen  z\vi.«cben  70  nnd  1000  g 
und  bei  Schwein  Iii  zwischen  60  und  600  g.  Trotzdem  die  Tiere  wähi-end  der 
Versndbsdaner  auAeratdentlieb  grolle  Mengen  ton  Brandiqioren  aufgenommen  hatten, 
war  eine  Gsiundhsitsschädigang  bd  ihnen  nicht  sa  beobachten  gewseen.  Zwar  traft 
▼orflbe^ehend  bei  allen  3  Versuebssohweinen  ein  ni«endes  Ekiem  sin,  es  lieft  sidb 
jedoch  ein  ursiehlioher  Zusammenhang  dieses  Hautexanthems  mit  der  Brandsponn- 
fnttening  einwandsfirei  uieht  erkennen,  obwohl  die  Kootrolltiere  diese  HautlEninkheit 
nicht  zugezogen  hatten 

Zur  Prüfung  der  Frage,  ob  vielleicht  eine  Reizung  der  Darmschleimhaut  eine 
schädliche  Wirkung  der  Brandsjjoren  b^güut'tige,  erhielleu  die  VefMUcliNtiere  an  einem 
Tage  zweimalige  Gaben  von  Glaubersalz  und  Kalomel.  Daraufhin  stellte  sich  l>oi 
ihnen  ein  ziemlich  heftiger  Durchfall  ein;  trotsdem  war  aber  eioe  eobädliohe  Wirkuug 
des  Brandsporenfhtteia  nidit  festsustellen. 

In  einer  sweiten  Versnebsr^be  wurden  .Brandbutten*  an  junge,  wadiiende 
Schweine  verfüttert  und  anschliefiend  daran  die  Wirkung  eines  ^idueltig  und 
wAhrend  llngerer  Zeit  verabreichten  Abführmittels  studiert.  Trotz  sehr  großer  Gaben 
von  Brandsporen  (bis  zu  300  g  an  einem  Tage)  und  sehr  starker  Darmreizung  durch 
Glaubersalz  war  bei  den  5  Wochen  alten  \'cr8uch8schweinen  irgend  welche  Schädigung 
infolge  der  Brandsporenfütteruug  nicht  zu  beobachten. 

Endlich  haben  Schounert  und  Lütsch  noch  Versuchu  mit  einem  trächtigen 
Schweine  augeetellt.  Dieses  erhielt  währeud  einer  38  tägigcn  Vei-suchsdauer  ebenfalla 
sehr  gsoOe  Mengen  (insgesamt  S6  kg)  Biandweisen.  Das  Tier  brachte  aber  nadi 
normaler  Tragessit  voll  entwickelte  Jnnge  sur  Welt,  die  sieh  trets  weiterer  Brand- 
weisenfltttwung  au  das  Muttertier  gut  entwickelten. 

Soheanert  und  Lötsch  ziehen  aus  ihren  Versuchen  den  Schluß,  daß  bei  der 
von  ihnen  gewählten  Versuchsanordnung  (gute  StallverhältniHse  und  Pflege,  tadeUosss 
Beifutter)  die  Vcrfütterung  brandiger  Futtermittel  an  Schweine  unschädlich  pei. 

Die  VerHuchsergebniH.se  von  Sehennert  und  Lötsch  bestätigen  somit  die  von 
uns  an  Rindern,  Schalen  und  Ziegen  gewonueneu  lioBultate.    Bei  den  Scheunert- 


88* 


—  482  — 


Lötschschen  VeiBuchen  ist  zu  beachten,  daß  die  VenuohMohwouM  ungafamue  Mengen 
von  Brandsporen  mit  dem  Futter  erhalten  haben. 

Die  Versuche  von  Honcamp  und  Zimmermann  haben  zwar  gleichfalls  „im 
allgemeinen"  die  Unschädlichkeit  von  Brandsporen  erwiesen  Die  Versuchsansteller 
raachen  jedoch  einen  gewissen  Vorhelialt  insoweit,  als  trächtige  und  an  Verdauungs- 
störung leidende  Tiere  in  Betracht,  kommen.  Diese  Einschränkung  findet  allerdings 
bei  ukheror  Prüfung  ihrer  Versuche  keine  hinreichende  Stütze.  Denn  dm  bei  den 
bndea  Vennobikaninohen  angeblich  dngetteiene  Verwerfen  ist  —  rnfBrn  nicfat  bei 
der  FeetateUnng  der  Trfiditigkeii  flberiuuqpt  ein  Irrtum  Torkam,  waa  bei  dem  Febho 
jeglioher  Anhaltspunkte  fllr  ein  tataiehlidi  etlblgtefl  Verwerfen  aehr  «ahraoheinlidi 
iit  —  bei  dieaer  Tiergattnng,  wie  uneere  Beobaditmigen  an  mner  grofien  Zald  von 
Zuchtkaninchen  lehren,  ebenso  wie  die  kümmerliche  Entwicklung  einzelner  Tiere  einaa 
Wurfes,  ein  nicht  allzu  «elten  beobachtetes  Vorkommnis.  Der  im  Anscbluseie  an  die 
Geburt  eingetretenf  Tofi  pines  Kaninchen"  knnn  erst  recht  nicht  auf  die  BnuiHsporen- 
fütterung  zurückgeiniirt  werden,  da  der  (lebärakt  auch  unter  an  i'^ien  Verhälinisfien 
nicht  selten  zu  tödlicher  Erkrankung  des  Muttertieres  führt  Uoucamp  und  Zimmer- 
mann nehmen  übrigens  selbst  nicht  an,  daß  das  letztgenannte  Kaninchen  infolge  der 
Bnndaporenltttterung  atarb,  glanben  vielmehr,  dafi  Lungenwttimeir  den  Tod  des  TSeaee 
vfivanlaSt  luiben. 

Daß  selbst  in  den  Fitten,  wo  eine  Damuceismig  bestand  oder  besteht»  ein  sehid- 
lieher  BänflnO  der  firandsporenfiitterang  lieb  nidit  geltend  madit,  geht  sowohl  ans 
nnsMon  Vensodien,  wie  aneh  aus  deiyeimgen  von  Puaoh,  sowie  von  Seheunort  imd 
Ltttoeh  hervor. 

Durch  alle  in  netterer  Zeit  angestellten  Verswehe  dürfte  der  Beweis 

für  die  Unschädlichkeit  der  mit  dem  Futter  von  Haustieren  aafgenommenen 
Brandsporen  erbracht  sein.  Denn  bei  diesen  Versuchen  wurde  brand- 
sporenhaltigep  Material  in  Mengen  verabreicht,  wie  sie  unter  natürlichen 
Verhältnissen  wohl  kaum  in  Frage  kommen.  Wer  jetzt  nocli  an  der  Un- 
schädlichkeit des  brandsporenhaltigen  Futters  zweifeln  zu  sollen  glaubt, 
dürfte  den  einwandfreien  Beweis  für  die  Schädlichkeit  brandsporenhal- 
tigen Futters  su  erbringen  haben. 


Utarater* 

1.  AdaD(0en.).  raralytiMlie  Brknnikuogea  bei  Rladeni.  Woeheneehi-.f.Tierheilk.tLVlaltt. 
JabrK.  1»,  1874,  Nr.  4H,  S.  ;i-7~3Ä 

2.  Adam  (jua.),  Vergiaanj;  von  Wiederkauern  durch  Tilletia  Gariea.  Wocbeoachr.  f. 
Tierheilk.  u.  Viehs.  Jahrg.  20,  1876,  Nr.  43,  8.  362— 3ft4  und  8.  309—^74. 

X  A 1 1  >  r  i-  c  h  t  (Brouiberg),  Vergiftungen  dureb  Stioktmud  dee  Waiaana  bei  Rindvieh.  Nene 
I*ndwirt«chBftl.  Zeituu»;,  Jahrg.  17,  1868,  S.  28U— 292. 

4.  AI  brecht  (München),  Mitteilungen  über  kieine  Versaclie  au  trHcliligen  Haustieren. 
Jahieaber.  d.  Kflnitl.  Tiertistt.  Hoehwdmle  ia  Httncben  1894/86,  &  «7— 79: 

'  l^ernelbe.  Ktn  FnttemngBverraoli  mit  bnadigem  Mais.  Wocbenwhr.  L  Tierheilk.  n. 
Viehs,  Jahrg.  46,  1Ö02,  Nr.  8,  8.  ö6— 89. 


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—   488  — 


6.  Appel  und  Koske,  Verwiir' f>  nVi'->  Hio  Wirknnir  einiger  als  schfldlicli  verdllchtiK«r 
KattenniUel.    Arb.  a.  d.  KtÜMri.  Biol.  Ansialt  i.  Land-  u.  Foretwirluchafl,  Bd.  5.  1907,  Hoft  7, 

8. 801— aas. 

7.  Bacitin,  Vergiftung  von  5  Fallen  dareh  gccoMmn  BoggSD.  WodMoacbr.  L  Iierb«ilk« 
0.  Viehs.  Jahrg.  24,  ItttW,  Nr.  ^  &  182—183. 

ft.  Bflriohl  «ber  dm  VetaffnlnraMn  im  Roaignieh  SaehMO  f.  d.  J.  188».  Jabi«.  84,  IBÜU»  8. 88. 
9.  Berndt,  Bronchitis  supporHti  .  n  hri  oinem  Schweine,  verareacbt  darch  die  Sporen  Tfln 
Tilleti»  CariM.   Wochenschr.  f.  Tierbeilk.  a.  Vieliz.  Jahr«.  24,  1880,  Nr.  11.  8.  79--80. 

10.  Bertach«.  LmdwlttMlMflUdia  Tlanadit  Kr.  174»  1885;  dttarl  nadi  Daminaao(ll). 

11.  Dammann.  Dia  <J«aa]idb«itaiia«fa  dar  iMidwIrtaefaaftllelMn  Haualagetiflra!.  DT.  Anfl., 
1902,  6.  478—488. 

IS.  Dlaekerhof  f ,  Spesklla  Fttbologie  md  Tliarapie,  Bd.  2.  1908. 

13.  Eckmayar.  Brandpilivargiftimg.  Woohanadir.  f.  TiMliailk.  a.  Viel».  Jahrg.  3Gv  1891, 
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14.  Franuk,  Jahresber.  d.  Konigl.  Z«iitial>TiaraniMiBdiole  München  186i)/70,  8.  22. 

15.  Friedberger  und  FrOhner,  Labrba^  dar  apaaialian  Fatlioloigia  md  nwirapie  dar 
Haustiere.    Vn.  Aafl.,  Bd.  I,  1908.  8.  191—195. 

1«.  Fröhner,  Lehrbuch  dar  Toxikologie  ftlr  TieriUnete.  1901,  ä.  308—311. 

17.  Gerlseh,  Wirknng  daa  Wataanbraiidaa  nt  Irrende  KlUw.  Magaa.  t  d.  g«a.  Ilarhailk., 
Jahrg.  7,  1841.  S.  214—217. 

18.  Derselbe,  Handbuch  der  gerichtlichen  Herheilkunde.  1872,  S.  8H4— «W. 

19.  Groamann,  Vaterlnarlaa.  1890,  Nr.  10^  aitiart  nach  DamiaaBB  (U). 

20.  üaRelbai  )i,  .^bnrtns  bei  Kaben  naeh  dem  Oeiwaaa  TDD  tTfltUago  Uatdia.  Ifagaa.  (. 
d.  gea.  TierheUk.,  Jahrg.  26,  1880.  8.  211-212. 

Sl.  Haabner,  Die  Geanndbeitopflege  der  laadirirtacliaftHeben  Hanatlara.  Draaden  1881, 
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22.  Berel e,  Piliveigiftang  beim  Bindvieh.  Wocbenacbr.  f.  Tierboilk.  u.  Viehz.  Jahrg.  22, 
1878,  Nr.  22,  8.  2SS-235. 

2:i.  Hobenleitner,  VeigUtoag dweh  Waiaambnudpili.  Wixteeiiacbr.  f.  Ttofaeilk.  n.  Vteha. 
Jahrg.  34,  1890,  S.  222-223. 

24.  Honcamp  und  Zimmermann,  Untermicbongen  aber  daa  Verhalten  Ton  BrandapefW 
im  Tierkorper  und  in  Stallangan.  ZantralU.  1  BaktttiOlogie^  Itoaaiteiik,  n.  IntektionakraiiklMileD. 
IL  Abt,  Bd.  28.  8.  590— «07. 

25.  Uatyra  und  Marek,  tipesieile  Pathologie  und  Therapie  der  Uaunliere.  HL  Aull.,  191Ü, 
Band  9,  S.  189. 

26.  Klimnoer,  Ve(erinBrhy(?iene.   Berlin  tfWS,  8.  204  — 22.H. 

27.  Koch,  Vergiftung  durch  Tilletia  Cariea?  Wochenochr.  t  TierheUk.  u.  Viehz.  J;ihrg.  21, 
1877.  8.  S5-99. 

2S  Kflg] .  Vergiftug  doxch  TQlatia  Cariea.  Woohenaehr.  t  Tiarheilk.  a.  Vieha,  Jahig.  41, 

1897,  Nr.  21.  8.  200. 

99.  Kdpke,  Vergiftung  dnrdi  Sohillgraa,  «elcliea  BrandpOae  eofliielt.  Hitt.  a.  d.  Tiertratl. 
Praxis  im  Prenß.  Staat.  1876,  S.  112  und  1878  S.  137. 

30.  Liakon,  Wirkiuig  der  Brandsporen  auf  Tiere.  Arb.  d.  patbol.  aaat.  Labor,  d.  Kaiaarl. 
Inat  t  exper.  HediEin.  8t  Fetanborg  1908  (nuaiach). 

31.  Mackb,  Pilsvergiftungan  bai  FArdan und Ündviab.  Wocbanadir.  t  Titrliailk.  o. Viebi. 
Jahrg.  ;i4,  1890,  Nr.  43,  8.  390. 

.32.  Martin,  Vergiftung  durch  Stroh  von  brandigem  Hafer.  Wochenachr.  f.  Tierbeilk.  u. 
Vieha.  Jahrg.  34,  1880.  Mr.  43,  S  hj  ;. 

a"l.  Mitteilungen  a.  d  amtl  Velermär-Sanit  It;  hcrichten.    Berichtojahr  18^R/8H  uri<l  1>»8«>'90 

34.  Neidhardt,  Vergiftung  durch  Wei^unbrandpUz.  Zeitachr.  f.  Tierm«Miisin  u.  vergl. 
Püthel.  Bd.  16,  1809,  Halt  8/4,  9. 801. 

35.  Pusch,  Ist  Tilletiii  Cariep  itnutande.  Erkranknngren  '"»ei  nnseren  Hauatieren  hen'or- 
suniiien  und  verliereu  die  Sporen  dnrch  den  VerdauungaprozeÜ  ihre  Keimkraft?  Zeitachr.  f. 
llaniMdla.  «.  v«fgi.  Pttthol.  Bd.  19«  1898»  BMt  bft»  8. 881—404. 

36.  Deraelbe,  Soodeiabdniek  «ob  daaLandwirtadiafÜidmDVerniehaBtiakien^ 
&  366-80«. 


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—   484  — 


37.  Racker,  Ein  Fall  von  Wawiiin«iiit«r^ninlilieit.  Wochcjucbr.  (.  'fierheilk.  u.  Vieiit. 
Jahi«.  45,  1901,  Nr.  51,  &  «Ol— «03. 

H8.  Scbeonert  und  Lötsoh,  F'ntterungBveraucbe  mit  Tilletia.  Z«itiehr.  f.  InbktkMIikr., 
ftWMitire  Krankh.  u.  Uyg.  d.  UftQsUere,  1.  Bd.,  a./4.  HoCt,  1911,  ä.  177« 

30.  Schlegel,  Bericht  Aber  die  Tttintkdt  dee  tierfajgienifleben  loetittits  der  üntverritll 
Fraltlllit  I.  Br.  in  .l.  ii  Jahren  U>06  und  1907.    Zeitschr.  f.  Tiermediz.  Bd.  12,  V,m,  S.  .»07. 

40.  V.  Tubeuf,  Bedeutung  der  Brand-  und  Uu«tpil7.6  im  Futter  fOr  die  Geeundfaieil  der 
Hauatiere.    FUhlinga  landwirtacbaftl.  Zeitanx  Jahrg.  53.  l!H)-i,  S.  467. 

41.  Derselbe,  Studien  Ober  Brandkrankheiten  de«  Getreidee  Qiid  ihre  BeklmpAmg.  Arb. 
S.  d  Biül.  AmtixU  f.  Land-  u.  Forwtwirtiichaft.  II.  Bd..  1!K)2,  S.  17<l. 

42.  Vernflenllichungen  a.  d.  Jabree  Vet.- Berichten  d.  beamtet.  Tter&nctc  l'reuUeoe  f.  d.  J.  umK). 
n.lWl,  Btvthi  1«01,  8. 10. 

43.  Togel,  Tod  durch  Bnudt^lie  bei  Pfetdcn.  Bepart.  L  Tierheitk.  Jahtf.  4Q,  187V» 
&  137— ISl. 

44.  WankmOller,  Woebeneehr.  f.  Tierhellk.  a.  Vieh».  Jahr?,  tt,  1884»  B.  318,  litfart  neefa 

Panimatin  fH- 

45.  Weiskopf,  Vergiftangea  durch  lllleUa  Garie«.  Wochenedtr.  f.  Tierheilk.  u.  Vieh*. 
Jahif.  88^  1888,  8.  889^-386. 


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ZQßlityng  von  Tuberkolliazillen  aus  Sputum  mit  HIIb  der  Uhtenhuthscheii 
Antifunnlnmethode  unter  Venrandung  von  EiernfthrMMen. 

VOD 

Dr.  Sehoeobnrg^ 
KOnicL  Stcbi.  Obwant»  komniadtot 


Bb  dilzfto  wohl  ktineni  Zmifel  nntarliegen,  dall  daa  von  Uhle&huth-XyUDder 
aogegsben«  Antifeiinui'VwMnran  cor  Anreidiennig  von  TabariEdbasiUen  am  dem 
^patnm  aUe  «ndaran  Hathodan  fibartrifft.  Vor  allam  badeatungiTolI  bai  dam  Anti* 
f«niiin-V«rfiihi«n  iat  der  UmataiM^  dafi  daa  Aotifoniim,  wilbfand  et  alle  moi^JehMi 
or^aniRchea  Snbatanzen,  wie  Schleim,  Kot,  Haut,  Haare,  Keratin  und  Cbitia  in  kuiaar 
Zeit  hin  Hilf  knum  »ichtban  Baata  Auflöat«  Wacba  und  «aohaartig«  Snbatanien  ao  gut 
wie  nicht  beeiuilaßt. 

Durch  diese  Eigenschaft  des  Antiformins  werden  die  päurefe!?ten  Bakterien,  da 
sie  Fettwachsbülleii  Ijesitzen,  weder  wie  ander<>  Bakteriin  aufgelöst,  noch,  hui 
geeigneten  Verdünnungen  des  Antiformins,  überhaupt  geächkdigt.  EHe  Resiatenz  säure- 
fester Bakterien  geht  sogar  so  weit,  daß  sie  in  konzentrierten  Mischungen  (50  %)  noch 
nadi  6  Btandan  labenafftbig  bleiben. 

Die  Tabeikelbaiilkn  UuMo  aloh  dahar  mit  Hilfe  dea  Antiformina  kkbt  aueh  ana 
atark  vanmminigtem  Sputum  iaoliaran  und,  auf  lUBagande  Nihrböden  cebmebty  in  Reln- 
knltor  attoibtein. 

Die  Zfiobtung  der  Taberkelbaiillan  dixekt  aua  Sputum,  eine  bislang  aebr  «cliwierige 
und  vielen  MiAufolgen  nuagaaetite  Aufgabe,  wurde  damit  gaw  weeeotUdi  erleiolttert. 

Aber  selbst  Uhlenhuth  unr!  Keraten  hatten  liei  ihren  Versuchen  immernoch  einen 
gewissen  Prosentsata  von  Fehlsoblägen  (ca  30  "fa)  zu  verzeichnen. 

Einer  Anregung  von  Herrn  Oeheimrat  Uhlenhuth  folgend,  liabc  ich  versucht, 
nach  dem  Vorgänge  von  Brown  nnd  Smith  durch  Verwendung  von  vielleicht  noch 
günstigeren  Nährböden,  als  es  das  Glyzerin  Seruiu  ist,  die  Metbode  noch  sicherer  su 
gestalten. 

iiaben  meine  Versuche  auch,  wie  ^leicli  hier  voniu~L--"-' Im  kt  >ei,  hinnichtlich 
der  Zahl  der  positiven  Erfolge  keinen  weeentlichen  Fortsciiriii  gcbriichl,  indem  auch 
ich  20  %  Versager  hatte,  so  gebm  aia  dodi  eine  GranAage  für  die  Bewertmig  von 


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—   486  — 


zwoi  Arten  von  Eiornährhöden  ab,  di«'  als  Ersatz  für  die  nicht  immer  leicht  tu 
beschafleuden  Serum-  Itezw.  Glyzerin-Seruro  Nährbüden  empfohlen  worden  sind. 

Einige  kMnere  ModifikatioDea  der  Vorbereitong  des  Impfmaterials,  wie  z.  B.  Abettunpfaag 
4»  mhmthMa  Rerta  das  Alkalia  durah  Btonanaate  d.  IL  fBhrtMi  aidil  m  ^«motbawn  lit§A> 
maaan,  «Mdian»  ich  «•  hier  llbaiiabai. 

Die  von  Uhlenhtitb-Ktraten  angagaibeiie  M«lliodiet  daran  idi  miob  xur  V(»> 
behandlnng  dm  ImpfmaterialB  bedimt  habe,  ist  kann  fidgeade: 

Mnn  nimmt  in  einen  Meßzylinder  SO — 80  oem  Sputum,  füllt  bis  raf  85  oem 

mit  deatilliertem  Wasser  auf  und  setzt  15  coro  reines  Antiformin  hinzu,  so  daß  eine 
15  °/fl  Mischling  entsteht.  Ist  weniger  Sputum  vorhanden,  so  stelle  man  die  Lösung 
so  her,  daß  Sputum  -f-  Aqua destillata  -\-  Autiformin  eine  I5%iifi  Antiforminmiachuog 

ausmachen. 

Eigentlich  soll,  .soweit  das  a\ch  ermöglichen  laßt,  das  Sputum  möghchst  steril 
gewonneo  werden,  d.  h.  der  Patient  soll  sich  vor  dem  Hubten  den  Mund  mit  eiuem 
Deainfiüen»  apGlen,  daa  Sputoin  aoU  in  sterile,  trodcene  GefilAe  entleert  weiden  new. 
Ich  habe  gar  keine  Ifattregebi  derart  treffen  hunen,  sondern  das  Sputum,  so  wie  es 
gerade  anfgefiuigeD  war  {also  bftnfig  mit  Leitungswasser  vermengt),  Twarheitst  und 
trotsdem  gute  Resultate  ernelt. 

War  daa  Sputum  mit  viel  Wasen  vermengt»  so  habe  idi  dies  teilweise  abgegossen 
und  dann  hei  Henstellung  des  Antiformingemisches  entsprechend  weniger  deetOliertes 
Waaser  zugesetst,  ao  daA  immer  eine  16^20  %ige  Antiforminmisohwng  entstand. 

Das  Gemisch  go0  ich  in  große  Erlenmeyer-Kolben  mit  breitem  Boden,  in  denen 
man  die  Homogenisierung  gut  beobachten  kann.  Unter  gelegentlichem  Umschütteln 
Ueß  ich  die  Mifichung  1 — 2  Stunden,  je  nach  Homogenisierung  des  Sputumf.  hei 
Zimmertemperatur  stehen.  Darauf  füllt«  ich  »In?  Gemi.'ich  in  Zentrifugenröbrchen  mit 
abgerundetem  Boden  und  sentrifugierte  Vs  Stunde  auf  einer  gewöhnlichen  Wasser- 
xentrifuge,  goß  die  Antiforminlösung  vom  Bodensatz  ab,  setzte  sterile  physiologische 
Koobsalilöeung  zu  und  rtthrte  dann  den  Bodensata  mit  einer  Plalinnadd  auf.  Naob 
Vt  stfindigem  Zentriftigieren  wird  der  Bodensats,  naobdem  die  KodiaaklBaung  ab- 
gehebert  ist,  auf  NiUirböden  verrieboi. 

Als  NährbödMi  babe  idi  neben  dem  gebtihudilicfaen  Olyaarinserum  aueh  Bier- 
nfthrböden  benntxt 

In  Tlie  Journal  of  Uedioal  Haseareb  vom  Juni  1910  beriebtni  Brown  und 
Smith  Aber  sehr  gflnstige  Bifolge  mit  dem  von  Dorset  ang^beom  Biemahrboden. 
Bs  gelang  ihnen,  aus  35  Sputis,  in  denen  Tuberkelbazillen  mikroskofriseh  nach- 

gewiesen  waren,  33  Reinkulturen,  also  in  94%,  zu  erzielen.    Die  beiden  Versager 

der  tuberkelbazill^nhalti?»^!  Sputa  wurden  ein  zweite«"  Mal  verarbeitet  und  an«  dem 
einen  eine  Reinkultur  gewonnen.  Das  zweite  enthielt  mikroskopisch  keine  Tuberkel- 
hastillen  mehr  und  die  Züchtung  war  negativ.  Ferner  glückte  es  den  Autoren,  aus 
15  Sputiti,  die  von  Patienten  stammten,   die  nur  gelegenthch  Bazillen  ausschieden, 

und  in  denen  sie  bei  der  mikroekopisäien  Untsrauebung  keine  TuberkelbaBillen  geAuden 
hatten,  viermal  Beinkttlturan  hemisteileii,  d.  h.  in  27*/». 


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—   487  — 


Die  Autoren  b«dieiiton  mch  einer  15  %i||eii  Aotiforminmischung,  ließen  das  Anti- 
formin  1  Stunde  eimfirluii,  Mntrifiigierteii  und  wnecben  draiin&l  da«  Sedinwiit  mit 

destilliertem  Wasser. 

AuB  ihren  Wrpiichen  ziehen  Brown  und  Smith  den  Schluß,  daß  es  leichter 
geling,  Tuberkel biizüien  aus  dem  Sputum  auf  „Dorsel"  zu  züchten,  ale  auf  Blut- 
serum oder  Glyzeriuagar.  Die  Verfaraer  füliren  die  Unterschiede  dee  Wachstums  auf 
den  verschiedenen  Nährböden  darauf  zurück,  daß  das  Antiformin  die  Tuberlielbasilleu 
in  gewiaaem  Gnd*  adiidige;  ihn  SinreftBtjgkdt  w«rd«  auch  vtmiiidart  dmob  B«* 
«inflnaning  d«r  WaohehflUni.  Nun  seien  in  den  KiranlbrbOden,  dagegen  nicht  im 
Sernm  nnd  Oljieriiiagar,  belrllehtlieha  Ifoofm  von  Locäthin  vorbanden  und  Lecithin 
begflneUg»  daa  Wadiatttm  der  Taberken»aiillen. 

Entaunlidi  iet  die  kune  Zeit,  in  der  da«  Waofaitam  der  TaberkdbMillen  auf 
den  Doraatadum  ISemUubOden  fliditW  wurde,  nimlusli  naeii  9—13  tVigen. 

Die  Herstellung  Ir??  Dorsetechen  Nährboden  ist  folponde  \nrh  Affr,pn  der  ^itorilUierteQ 
Eierschalen  (s.  q.)  wird  das  Eiweifi  und  Eigelb  (mit  Hilfe  von  Gla8i>«rleD)  durcbeiuaoüer  gemieeht 
and  fliarilifliertas  deatOHstte»  Wasser  in  dar  Manga  trau  26  VdomaapniaaDt  logafllgt.  Dm  Oe- 
m]»ch  wird  in  Hniirchon  i  .  fniit  und  im  nUtt'.prn nikoignlailor  bei  85*  C  mm  EiilaifeB  gabncht 

und  in  :^  Tagen  je  2— M  .Stunden  bei  Hf» "  pU-i  ih-^icrt. 

Die  Erfahrungen,  die  ich  u:i(  dem  Dorsetöchen  Nährboden  gemocht,  sollen 
später  im  Vergleich  zu  den  anderen  besprochen  werden. 

Daß  Tuberkelbazilleo  auf  Nährböden  mit  Eigelbzusatz  vorzüglich  wachsen,  ist 
bereite  i.  J.  1896  von  Capaldi  (Zentralbl.  f.  Bakteriol.,  B.  20,  S.  800)  mitgeteilt 
worden.  Der  Autor  veiflfiesigte  gewdhnüeben  Agar,  aetita  einige  önn  atoril  ent^ 
nommenes  Bigelb  binin  und  UeB  wieder' entarten,  eine  naofabeiige  Sterilisation  fand 
mdit  itatt.  Er  erhielt  auf  dieaem  Nlhrboden  and  ebenso  bei  Zuaats  von  Ledthin 
(aus  V&giSh  gewonnan)  m  Agar  flppiges  Wacbatnm  v<hi  Tnberkelbarillen. 

In  Nr.  24  der  Hygianiadien  Boodeohao  von  Jahre  1907  gibt  Lubenan  neben 
BSgell»dUirbflden  für  Oiphtheriebazillen  auch  solche  fär  Tuberkelbazillen  an.  Die  besten 
Resultate  gewann  er  mit  einem  Näbriloden,  der  su  gleichen  Teilen  auä  Eigelb  und 
3%iger  Glyzerinbouillon  (mit  Poda  gegen  I>ackmu8  neutralisiert)  bestand,  demnnch 
lVi*/o  Glj^erin  enthielt.  Lubenau  erprobte  die  Eigelbnnhrhöden  an  Reinkulturen 
von  Tuberkelbazillen,  die  er  auf  3  "/o  Glyzerinagar  gezüchtet  hatte.  Auf  Eigell) 
Glyzeriubouillon-Nährbödeu  gebracht,  erhielt  er  Hchon  nach  30 — 60  Stunden  makio- 
skopisehee  Waobatnm  und  nach  7— tl  Tagen  üppigen  Belag. 

Lubenau  hebt  hervor,  daß  man  auf  Eierröhrchen  viel  bequemer  und  rascher 
ergiebige  Bmten  von  TnberkdbasiDKi  eildelte,  als  mit  6l3rMM!inho«dIlan*SQliwimm- 
kultoren. 

Dia  Heiatelloog  de«  von  Lobenao  aageflebeDmi  Klbrbodena  ist  fblganda: 

Die  Eierschalen  werden  in  heißein  '^eifenwasser  abgewa«cben,  hierauf  in  eine  ^ctiAle  mit 
Alkohol  gelegt,  am  die  Seife  absu^Sleo,  sodann  in  eine  trockene  Petrischale  gebracht  und  der 
Qodi  anbafteade  Alkohol  abgebtaant  Hit  «inam  sterilen  Messer  sehligt  man  LOeber  in  die 
Eipola  and  ISCt  snaMdiat  daa  Kiweifi  ablaufen.   Hierauf  wird  dns  Abtlußloch  mit  einer  Pinsette 

erweitert  tnm  AblaMsen  des  zAben  Eigelbs.  Mengt  »ich  etwas  Eiweiß  dem  Eigelb  bei,  so  schadet 
daa  nicht«.   Da»  Eigelb  wird  in  einem  sterilen  Qefltfie  aufgefangen  und  mit  lUlfe  von  sterilen 


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4Ä8  — 

Olaaperlen  ooeigiscb  durcbgMchQttelt.  Erat  dann  wird  Bouillon  xageaeUt  und  dnreb  krftfügw 
Sehflttobi  ««naboht   Alt  Bootlhm  wird  gawOlnilieli»,  llltrlavto^  ilwi1iN«rte,  mit  S«/«  GlTsetin 

vernetzte  FleischwMserbouilloD  verwendet,  die  mit  8od«  neutralisiert  ist.  Diese  Bouillon  wird  7.u 
gleichen  Teilen  mit  Eigelb  vermengt.  Da  ein  K  «tw»  16—40  ccm  Eigelb  enthalt,  mOaaen  xu 
100       BottiHoo  5—6  Eier  Terwendet  werden. 

Die  Eigelb<Boaillon-MiBchung  wird  in  Kohrchen  abgefDlIt.  die  im  Senunapparat  bei  85  bic 
tlO*  zniii  Eratarrcn  p«brai'ht  werden,  indem  man  wie  an  3  Tagen  je  2-3  Stundon  erhitet.  üm 
li^inirucknen  der  Uohrehen  tu  veruieiden,  empfiehlt  es  sich  in  den  tierawerstarrungaapparat  eine 
ofliaa«  Sefaal«  mit  WMwr  aiiiaiMtalkKi. 

Mit  dieam  beidmi  JBSemihrbödMi,  dam  Liib«ii»ii*  und  DorsatBoliMi,  wia  iofa 
sie  der  Kfine  halber  beieiohnaii  m'tohte,  haba  ioh  aus  10  DMh  der  Antiforminmethode 
behandelten  Sputis  Reinkulturen  zu  erzielen  versucht  nnd  8  mal  ein  poeitivee  ErgebniB 

erhalten.  Gleichzeitig  habe  ich  mich  des  gebräuchlichen  Olyzeriu-SerumH  bedient  und 
also  für  jedes  Sputum  6  Glyzerin  Seruni  Röhrrhen  6  Lubenau  (Eigelb -j- 3 "/o ige  Glyzerin- 
bouiUon)  und  6  Dorsel  (Eiweiß  -|-  Eigelb  -\-  destill.  Wasser)  an5'«'legt.  Die  Einzel- 
heiten der  Versucbsergebnisae  sind  aus  den  am  Schlueae  der  Mitteilung  betindlichen 
Taballen  1—12  «i  enahan. 

Di«  Sputa  stammton  t(hi  t«nehiedaD«ii  Mantan  und  antliiallan  toila  vial«  toUa 
nur  wenige  TtoberkelbaallCT.  Die  mikraakopiadi«  Unlenuehung  geachah  ym  und  nadi 
d«r  AnfaMherang  mit  AutUbrmin. 

8  ^Nita  enfhietten  viel  TaberkalbaciUeii:  S  Sputa  mltfig  vtal  und  4  wenig. 
Ans  dieaan  4  Sputia  mit  wetdg  Tnbailnlbaaillen  gelang  aweima!  die  Zaehtung  von 

Tuberkolbaxillen  auf  keinem  der  8  Nälirböden.  Bei  einem  Sputum  (Tab.  11)  versagte 
imr  das  GlyMnu-Semm,  während  auf  den  beiden  Biernftbrböden  gutee  Wechatom 
ersielt  wurde. 

Was  die  Zahl  der  pcsitiven  Röhrchpn  bei  den  einzelnen  Versuchen  anbetrifft, 
80  überwog  die  Zahl  der  pc«iüven  (Ilyzenn-Serum- Röhrchen  nnr  einmal,  die  Zahl  der 
positiven  „Lubouau"  3  mal;  einmal  waren  Serum  und  Lubenau  gleich;  3  mal  wies 
„Dorset"  die  meisten  poeitiven  Röhrchen  auf.  3  mal  waren  sämtliche  6  angelegten 
Lubenau 'Btthnhen  poaitiv.  dagegen  alle  6  Doraeteoben  nur  einmal.  Von  den 
6  SemmrSbrohen  wann  i  mal  je  i  poaitiT. 

MakvodBOpiaeiMa  aiehtbarea  deutlichea  Waebatnm  tmi  bei  den  fiernmrSbiehen 
durahadmittlibh  nach  etw»  81  Tagen,  bei  .Lubenau"  naeh  etwa  16—17  Tagen,  b^ 
,Doraet"  neob  etwa  30  Tagen  ant  Daa  Brkennen  des  Wadiatum»  und  aeine  aiohere 
Feststellung  i«t  bei  dem  Dorset^chen  Nährhoden  ungleich  schwerer  ala  bei  den  anderen, 
da  die  Kolonien  Behr  klein  und  wenig  erhaben  gind. 

Bei  Sputum  2  (Tabelle  2),  das  nur  wenig  Tuberkelbazillen  enthielt,  trat  bei 
allen  Kulturen  das  Wachf-tnm  crhfbli'^h  später  auf,  bei  ,,  I  nbenau"  nach  28  Tagen, 
hei  Serum  und  .,  Dorset"  or-t  n^ich  44  Tagen;  allerdings  hatte  ich  die  Rohrchen 
6  Tage  nicht  angesehen,  eo  tiaß  d-jM  Wachstum  vielleicht  doch  einige  Tage  früher 
aufgetreten  war.  Bei  dieser  Serie  traten  auf  allen  3  Mährböden  nur  ganz  vereinzelte, 
auf  «Lubenau*  aber  aebr  üppige  Kolonien  auf. 

Obeifaaupt  untenebied  aicb  aucb  eonat  daa  WadMtum  auf  den  vetsehiedenen 
NXhibÜden  gana  weeentliob  Toneinandar.    Wibiend  auf  «Lubenau*  die  Kolonimi 


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—  4W  — 


mehr  vereinzelt  und  meist  sehr  üppig  wuchsen,  zeigten  die  auf  „Dorset"  ein  mehr 
difiusea,  wenig  erhabenes  Wachstum.  Die  Dorp  et  sehen  Nährböden  wiesen  zwar  mehr, 
aber  kleine,  oft  kaum  wahrrT-liniliare,  im  Vergleich  zu  den  Lubun auschen  dürftige 
Kolonien  auf.  In  einem  Falle  (iah.  2),  wo  das  Wachstum  »ebr  spät  auftrat,  erreichten 
die  aar  wrainxelt  gewacksenen  Kolonien  auf  .Lubenau"  die  GröAe  etwa  eine« 
ApfelkioniB,  «in«n  Dnvehmener  von  einigen  mm.  IH»  Kolonion  frarm  Itreit  aufiitieiid 
und  borkig,  too  gelbbcwuier  Farbe;  ato  wurdoD  dmch  Maoncliwemohoiumpflmg  ab 
achte  Tabarkelbaailleii  AetigiBlellt. 

Im  aUganDdiMD  gaben  die  Lvbenaneobeo  NlbrbOdea  so  viel  Tnberkalba^Uen, 
dall  man  aar  Oewinnong  gvoBer  Mengen  auf  Bouillon-Zaehtung  fernehten  konnte. 

Das  Wachstum  boviner  Tuberkelbasillen  habe  iöh  nidit  auiprobiert*  Wenn  diese  auf 
Lubenau  ebenso  üppig  waobaen,  wie  die  humanen,  könnte  man  leicht  auf  den 
Luhe  Ti  HU  sehen  Biecnihrböden  die  s.  B.  för  Bindeiimpfungen  erforderliohen  groAen 

Mengen  gewinnen. 

Einen  groCon  Nachteil  weisen  beide  Eiernährböden  inpofern  auf,  als  es  mir 
auch  bei  Weiteriiupfung  a\if  denselben  Nährböden  nicht  gelungen  ist,  von  ihnen 
BouiUon-Schwimmkulturen  anzulegen.  Es  war  mir  nicht  möglich,  mit  dem  Platin- 
spatel  zuaanunenhängende  Kolonien  abzuheben,  ohne  Teile  vom  Nährboden  mitzunehmen, 
wahrend  diea  bekanntUolk  von  dem  SeniaarBhndMn  ana  laicht  gelingt.  Die  Oberfliehe 
dtt  eiBtaxrtiii  EienUUirbOden  iat  nicht  bo  tdbSa  fßM  wie  die  des  entarrten  Semms. 
Die  Kolonien  sind  mit  dem  Nihrboden  inniger  verwachsen. 

Das  Obeiimpfen  von  einem  Böhrehen  auf  ein  sweitas  der  Rieben  Art,  ebenao 
von  einem  Nihrboden  auf  einen  anderen  gdang  anstandaloe  (Thb.  4).  Andi  da  aeigte 

sich  das  rascheste  Wachstum  auf  ,  Lnbenau "  und  swar  adion  am  dritten  Tage  nach 
der  Beechickung  der  Röhrchen.    Auch  war  das  Wachstum  auf  „Lubenatt"  ein  eehr 

üppiges,  ß.\)oj  mehr  in  einzelnen  Kolonien,  und  nicht  bo  flächenhaft,  wie  man  heim 
.zweiten"  Röhrchen  gern  hat  und  auf  Serum  leiclif  erzielt.  Das  von  Serum  und 
„Lubenau"  abgenommene  Material  verhielt  sich  aui  anderen  Nährboden  ungefähr 
gleich.  Dagegen  blieb  das  von  Dorsel  sehen  Nährböden  entnommene  Material  hinter 
den  anderen  an  8«^ne]ligkeit  des  Wachstums  und  Üppigkeit  lurOek. 

Wae  die  Veruiireiuiguug  reep.  VerÜügaiguug  der  Nährböden  anbetrifft,  so  wurden 
von  den  8erQm*B$fardien  und  den  Labenanaehen  die  gleiche  Ansah!  unbianchbar, 
von  den  Dorsetsohen  R5hndien  wsaentUeh  mehr.  Von  den  in  den  TsbeUen  enge* 
gebenen  «rwiesen  sich  im  gansen  je  12  Serum-  und  Labenau*BjSurchen  aia  ve^ 
unreinigt  oder  veEflflsaigti  von  dna  Dorsetaehen  Bfihidien  aber  38.  Während  bei 
den  Olyzerinserum -Röhrchen  die  Veninreinigung  oder  VerllÜBsigung  sehr  bald  auftrat, 
erlebte  ich  es  bei  den  Eieraährböden,  daß  oft  eret  nach  Wochen,  als  schon  üppige 
Kolonien  von  Tuberkelbazillen  aufgetreten  wnren,  Veninreinigung  mit  fremden  Keimen 
sichtbar  wurden  Verunreinigungen  tmgeott neter  jjositiver  Serumröhrohen  habe  ich 
nur  einmal  (Tal».  1)  beobachtet,  bei  positiven  Eierniihrböden  oft. 

Zur  BeurteilDug  der  Frage,  ob  sich  £iernährbödeu  besser  als  Glyzerinserum  zur 
Zttohtong  von  Tuberkelbasillen,  die  nur  in  geringer  AasaU  im  l^atum  vorluHiden 


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—  490  - 


sind,  l)6wS]ireD,  stand  mir  nur  wenig  Material  zur  Verfügung.  Ich  habe  4  Sputa«  die 
nur  uhr  wenig  Tuherkelbaaillen  enthielten  (Tab.  2,  6,  8,  12),  verarbeitet  und  zwei- 
mal ein  positives  Resultat  erzielt  (Tal>.  2  und  6).  Von  24  Seruniröhrchen,  für  jedes 
Sputum  6,  wiesen  7,  von  24  „Lubenau"  iJ  und  von  24  „Doraet"  5  Röbrchen 
Wachatum  auf.  Wenn  es  auch  nur  2  Versuche  sind,  so  erscheint  mir  auch  hier  die 
GQte  der  NKhrböden  dnidi  die  Abstufungen  5  (Doraet),  7  (Serum),  9  (Labenftu) 
gekemiidobnet  la  sein. 

Binen  fibemMobenden  Erfolg  hstte  Herr  Oberant  Dr.  Linde  mann  mit  dem 
»Lubenan "-Nährboden.  Er  impfte  mit  Uüi  einei  mit  Lnponnaterial  injiriarten 
Meerechweinobene  je  8  Gl.>8enim-,  Lnbenau-  and  Doreet-NibrbÖden.  Naob  etwa 
4  Wochen  hatte  er  aUain  auf  Lubenao  5—6  «niebM,  Üpirif  gewaehiene  Kotoniem 
erhalten  (e.  Tab.  10). 

Zusammenfassung : 

Die  Eieroäbrböden  eignen  eiob  sur  Züchtung  und  Kultivierung  der  Tuberkel- 
basillen.  Der  von  I.ubenau  angegebene  Eigelb -GlyzerinbouiUon-Nibrboden  iat  dem 
Dorsetflchen  Eigelb-,  Eiweiß ,  destilliertem  Waaser- Nährboden  vonnsiehen. 

Vor  dem  erstarrten  Glyzerineerum  hat  der  RLttbenau"-  und  aum  Teil  auch 

der  DorBetscbe  Nährboden  manche  Vonilge: 

1.  Einfachheit  der  UerBtellung,  vor  allem  auch  bequemere  Erlangung  dea 

Materials  (Eil); 

3.  aohnelleres  Wachstum; 
8.  flppignee  Wachstum} 

4.  mehr  einzelne  Kolonien  (vielleicht  mit  Vorteil  lur  laoUerung  vm  bovinem 
und  humanem  Typna  aus  Mischkalturen  an  benutsen); 

5.  weniger  Versager. 

Nachteile  sind  gegenüber  den  Serumröhrchen: 

1.  Leiobtere  Vwunminignng; 

2.  »zweite"  Riftrcheii  leigen  su  wenig  luaammenhftngende  Kolonien; 

3.  Anlegen  von  BouiUon-Sdiwimmknlturen  anm6glidi; 

4.  Undurobaiohtigkait. 


Literatur. 

1.  r,tihf>naii,  Ki^^olbnährbOden.    Hjfpen.  Randerhan  l'M)l.  Nr.  21 

2.  Brown  and  8mitb,  CuIüvattOD  o{  Tubercle  BaciUi.     Journal  o(  Medu^l  Hesearch, 
Jons  1910. 

a.  Uhlenhath-Kersteii.  Zntacbr.  t  expar.  PatboL  u.  Ttierap.  1M9. 


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—    491  — 


T»belU  1. 


Datmo 

MptoMtecial  | 

NIhrlMdMk  1 

Zahl  d«r 

RObMllM 

du.  u. 

M«Dachlichw  Sputum, 
dM  Ttele  Tab«ric«lb»- 
nllen  enthalt.  15 '/.ige 
Antifonmainiscluuig ; 
fliHnil^B  Bnwirlnuig 

S«ram  1 

'  1 

17.  12.  uucli  kaiii  Wachstum; 

SO.  \i.  4  Bohieb.  -|-;  1  Twnnreinigt; 

1  kein  Wachstum; 
2».  12.  4  Kühfch.        1  Teruareinigti 

1  kaia  Wiehatnm; 
C    L  H  Robrch.  +  -f-;  1  poritfvw 

veronreioigt; 
17.   1.  8  Bttbrcb. -{--f 2  Tsrunr.; 
1  ktin  Wactutom. 

s».  11.  1 

1 

dMg). 

13.  12.  noch  kein  Wadntnin; 

17.  12.  2  IU)hrch.  -|-?;  1  veraBfeiiiigt; 

2  kttu  Wacbstam; 
SO.  18.  2  Bohtdi.  +:  1  ««raBrdnIiit: 

2  kein  WRchstuin; 
2d.  12.  2  Rohrcb.  -f-;  3  Röhrch.  be- 

gbuMBd.  WadwIaiB; 
«.    l.  -l  Röhrch.  -f-  +  .  2  Röhrch.  -}-; 
17.   1.  4  Röhrch.  ++i  1  poeitivM 

Tttonniidaii;  1  von  Anfang 

•D  veranMinigt. 

Lnbanau 

19.  19.  Boeh  Im^i»  Waflhflliim- 

17.  18.  4  R^ihrch    -f-;    8  bafbUMOd. 

Wachstum; 
80.  18.  5  RAtareh.  +-(-:  1  4-; 

2«.  12.  ß       „       +4- ; 

[  17.  1.  e    n  +++. 

Tabelle  2. 

Datum 

NAbibodeD 

U  6    u  1 1  a  t 

ao.  11. 

Spatum  A,  waig  Tu- 

b>'-r',:fllli.i7!Ut'n,  2 stan- 
dige Ein  Wirkung  «iner 

6 

88.  18.  noch  kain  Waehatniu; 

6.    1.  kein WachHtuiir.  1  verunreinigt; 
1  la.    1.  2  Rührcb.  + ;  3  kein  WacbtUun; 

1".    1.  wie  am  H.  1; 
1   a.   2.  2  ROhrch.  +  +;  8  Röhrch.  4-; 
]             1  TainnTeinigt ; 

UO.  11. 

desgl. 

Doriset 

6 

28.  12.  auch  kein  Waebat.;  1  verunr.; 

8"     1.      »         r>              »      »  l  » 

18.    1.  4  RAhrch.        1  veninroinigt ; 
17.   1.  8      M      4~>  1  poiiit.  verunr.; 
1  von  Atäung  tn  twvm. 

ao.  11. 

Lnbvnsa 

G 

88.  11.  8  RUhreb.  -f; 

I  6.    1.  6       »         t  -f; 

«  i  l  17.  1.  e    ,     +  + 


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—   492  — 


TaboUe  tt. 


D«tum 

NAhrboden 

ZaU  der 
Rttbicbeo 

Keaultat 

14.  1. 

.Meaachl.  Sputum,  ca. 
l&'/tiKO  Antiformin- 
inuchuug,  Einwirkung 
1  Stunde  (roftflig  viel 
TubrnkellMBllaii) 

Glyzerin- 
Samm 

6 

17. 1.  Kein  Wiadutun:  2  Tenuneiiügt: 

28,  1.      »                n            9  n 

ao.  1.  1  R<Hireh.  +?:  3  » 

2.2.2       ,       -f.;  3 
5.2.  2       ,        i 3 
16.8.  B      ,  ++;8 

1  koin  WachetnTTi. 

14.  1. 

deagl. 

Lubenau 

6 

17. 1.  Kein  Waehatum;  4  verunreinigt; 

35»  1.  2  RObrcb.  -\-f:  4 

SR.  1.  2      „      + ;  1  KAhrch.  -j-  ond 
verunreinigt ;  'i  yHttig  Tenuw.; 

30. 1.  wie  am  28.  1.; 
8.3.  1             1  +:  4  veranr.} 
5.2.  1  +  +  +;  1  -h;  4  „ 

15.  2.  1  -f  4-  +.  1  f  1  ■*  • 

14.  1. 

dMgl. 

Dortet 

• 

17. 1.  Kein  Waefaatwn:  8  tentnieliiigt; 

2.1.  l  .     .,           „8  « 
28. 1.  2  RObrcb.  +7; 

80. 1.  2      «  +; 

2.2.  2      .       4-1  1  Rahfoh.  +?; 
6.2.  1      +  ;  2  +; 
VA.  2.  1  -{-;  2  poeitive  veraureiuigti 

18.2.  1  +?  1^  ver«or.»d»fOo2pari6ve. 

Tabelle  4. 

Datam 

Impfiuaterial 

NihrbodM 

Zabl  der 
Rabreben 

BeauUei 

1».  1. 

Material  eines  Sernm 
rohrehni  vom  98. 11. 

A.  äeram 

B,  Labeaaa 
0.  Donet 

je  2 

21.1.  A.  Kain  Wachetom ;  B.  2  ; 

C.  1  -r?; 

2:1  1.  A.  1  4-,  B.  1  +-\-,  1  f;  0.  1  f  ?. 
25.  1.  A.  1  +  ^,  1        B.  1  +  4--i-, 

4.2.  A.        +,  1  f ;  B.  I    1    !-  -i-, 
1           C.  1  4-.  1  v«ruiu.; 

15.2.  A.1++.  l  +;  a  1  +4-  + 

ii«t  verunreinigt. 

19.  1. 

Material  eines  Lubenau- 
Kobrcbens  vom  29. 11. 

A,  Serum 
fi.  Lubeuan 
C.  Dwwt 

je  2 

1 

21.  1.  A.  2        H  2  4-i  C.  1  4-; 
25.1.  A.  2  4--  B.  2  4-4-;  C.  1  4-. 
4.2.  A.  1  4-,  1  vmiMmgL:  B.24-4-; 

C,   1  4- 

IS.  1. 

Material  eines  Dorsel-  ^ 
R4$biebeiM  vom  29.  IL 

A.  tieruin  . 

B.  Labenaa 
OL  Donst 

je  2 

1 

21.  i.A.  Kein  Wacbatam,  B.  1  4-, 
0.  1  +7; 

25.  1.  A.  1  4-  (wenig).  B.  2  +;  C.  I  +; 
30. 1.  A.  24-;  B.  2  4-;  C.  1  4-; 
4. 2.  A.  24-:  B.  2  4-;  C.  l-f;  1  w 

unreinigt; 
9.2.  A.  2  4-i  B.  1  4-;  1  positivee  vcr 
unreinigt;  C.  beide  vemnr. 

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—    493  — 


Datom 

Impfmateria) 

Hlhrboden 

Zahl  der 

Beanltat 

1.  2. 

Meneclil.  Sputum,  c». 
lS%i8«  Antitomfai- 
niiechiing,  Kinwirkung 
2  Stauden  (mABig  viel 
TnberkelbuiUeii) 

iülyseriu- 
Sarain 

0 

lü.  2.  Kein  Wachstum.  2  ROhrch.  ver 
«laalgt; 

17.  2.  4  +; 
SS.  2.  4  -f : 
«7.  2.  8  +  +:  1  +; 

6.  3.  4  -L  -L. 

1.  2. 

deagL 

Lnbanaa 

. 

10.  S.  Kein  Wadutom; 

15.  2.  2  +  ;  4  kein  Wachstum; 

28.2.  1  ++;  1  +;  3  kein  Wacbatuin, 

1  verunreinigt; 
«7,2.  1  ++;  1  +;  2  varaBninigti 
A.a  1+4-'  1  +i  2  VWVBr.;  9  k«in 

Wachalom. 

1.  2. 

daigl. 

Doraat 

6 

17.2.  2-1-: 

23.2.  2-j-  (wenig);  2  verunr.;  2  kein 
WiMdwtiiiD; 

25.  2.  3       2  verunr. ;  1  kein  Wachst.; 
e  a.  2-f  4-;  1  +;  ä  verunr.;  1  kein 
Wadiatnm. 

Tabelle  6. 

Datain 

Impbnalerial 

NUirbodan 

Zahl  der 
RObrchen 

Raaultat 

3.  8. 

Menechlicbes  Sputum, 
15  */•  ige  Antiformin- 
miachuug,  2  8tQndiKe 
EbirMnniiK(vord.  An- 

reicheninf?  ■'♦•hr  wenig 
Tu  ber  kel  baiillen) 

1  ;  1 

Qlyserin-  j  9 

SerniD  | 

■ 
> 

1 

1 

20. 2  4-'^?  (Lopanbatmditiiiis): 

22.  X  2  -h  ?  • 
24.  3.  1  +;  1  +?; 
28.  8.  2  +; 
4. 4.  2  -|-  +  (einieln);  l  -|- ;  1  verunr.; 

1  verflQsfligt,  1  Salzbaut; 
24. 4.  2++;  1  vnniir.;  1  Tarflttaaigt 

8.  8. 

daagl. 

Lubenau 

20.  3.  1       4  +  V  (Lupel); 
22.  a  8  +;  1 4-7: 
24.  3.  :i  j  :  H  kein  Wachstum; 
26.  ü.  H      <^  kein  Wachstum; 
4.  4.  2  4*  4*  (vmteMlta  ColeoianV 
91.4»  2  -  -j- .  I  -}- ;  ■>  kein  \>acnBfuni, 

die  positiven:  vereinzelte  sehr 

flppige  KolooiaD. 

8  8. 

dMgl. 

Doraet 

2<!.  ;i.  »-f :  1  -i-7; 
1.4.  1  +;  3  vartitirrini^;  2  kata 

Wachstum ; 
24.4.  1      (dflrftig);  4  veruarainigt: 

1  kein  Wachstum. 

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—   494  — 


Tabelle  7. 


Datum 

ImpfniRtorial 

Nahrkioden 

Zahl  der 

Robreben 

Resultat 

4.  3. 

MenadiL  Spotnni, 

iri°/|,i^!e  Antiforiiiin- 
tniachung,  2Htttndige 
Einwirkung  (sehr  viel 
TnberkelbulUen) 

Olyierln- 
Berum 

e 

90.3.  S+> 

24.  3.  2  -f  + ;  2  + :  1  4  ? ;  kein Wschit; 
26. 3.  4  4- -H;  1  -f;  1  gelshaat; 

1.4.  r>  -r-f  4-- 

4f  a. 

Lnbenaii 

< 

90.8.  5  +; 

24.  3.  5  -j-  -\-: 

26.».  1  4-  +  -I-;  4  4-+;  1  4-?; 

i.-«.  I  +H-+S  4  -H-:  i  + 

4. 4.  8  -h+i  1  +;  9  posttiTS  Veras» 

reinigt 

4.  A. 

dwgi. 

Doreel 

« 

20.  3.  3  +  ? 

24.  3.  5  4-:  i  veranreiDigt; 
1  4  3  4-3 
4. 4.  3  3 

Tabelle  8. 

DMom 

Nlhrboden 

Zahl  der 
Röhrcbeu 

Bsseltst 

II.  8. 

Menschl.  Spntnm,  ca. 
l-'>%ige  Antiforoiin- 
miaclraiig,  1  Stands 
Einwirkg.  (sehr  wenig 
Tuberkelbazillen) 

äerutn 

« 

beobachtel  bis  2-1.  4: 

5  kein  Wachstum;  1  veräüMsigl. 

11.  8. 

desgl. 

Lnbensn 

6 

20.  3.  bei  3  begitineiul.  Wacbetnm?? 
2ü.  3.  kein  Wacbstom; 
24. 4.  . 

lt.  a. 

desgl. 

Dorsel 

« 

SO.  8.  bei  1  beginnend.  Wsehstiun?? 

26.  3.  kein  WiMbstom; 

24. 4.    w          „        2  veranreinigt. 

Tabelle  9. 

Ikitnm 

Impfknslerisl 

nahrboden 

Z«bl  der 
Köbrcheo 

Besnltst 

8».  4. 

Mensch!.  Sputum, 
i^y^ige  Antiformiii- 
ralaebmig,  iVteMnd. 

Einwirkung  (mäßig 
viel  TQberkelbaciUwD) 

Glj'Eerin- 
Sernm 

6 

11.  ■'>.  kein  Wsehstun; 

13.5.  4  4-; 
19.  5.  4  H-  4- ; 
26.     4  +4-4-; 

1.6.  2  4-  +  +  +;  2  +  +  +is»tw*- 

haut. 

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^   496  — 


■  Ikttan  - 

-    ;  ImpfkoKtarfad 

Nlhrbodm 

Zahl  der 
RDhrcben 

TU.  4. 

Meosobliob.  Spntooii 
16V«iSB  ABtifonoln- 
niiBchung,  ! '/jStftndigp 
üinwirkung  (mäßig 
vielTutawkelbuinBii) 

Lob«nau 

(> 

1 

,  11.  &.  5)  4-;  3  4"  ^ 
18.6.  8  +  +;  8+; 
19.  f..  6  -i--f;  ! 
26.  6.  tt-j--f  *» 

90«  C  1  Itfltirehen,  twaek«  Waltaryar 

impruDg  gedtfnat»  tat  am  80. 
veraoraiDigi; 

1.  (j.  1 a + + a + 

M.  4. 

Donat 

6 

18.ft.6+; 

98. 6.  6  -f : 
1.  6.  6  "1". 

Tiihellc  10. 
(Versuch  von  Dr.  Lindemano.) 


Dattun 

Impftaiatarial 

Nthrbodan 

Zahl  dar 
ROhrchan 

RaaaUat 

SO.  8. 

Material  entnommen 
von  Milx  eines  am 
16. 9.  nil  Lapuanato* 

rial  geimpften  Meer 
schweincheiia 

Sorain 

9 

kalD  Wachatma. 

90.  8. 

deagl. 

Gly«eriu- 
Semtn 

2 

kein  Wachstum. 

~M.  a. 

daiCl. 

Lobaa&a 

9 

18. 6.  5— G  einzelne»  Oppif  gewaehaena 

Kolonien. 

80.  a. 

desgl. 

Dorsel    |  2 
Tabelle  11. 

kein  Wachalum. 

Datam 

Impfmaterial 

Nährboden 

Zahl  der 

Rohrchen 

Reeultat 

10.  7. 

Manaehl.  Spotom  nit 

viel  Tatterkelbazillen, 
l&*/eiS^  Antiformin 
mtaobnnir»  SatOndige 
RinwirkuDg 

Glyjwrin- 
Seram 

S2.  7.  kefo  Wadwtann; 

'  •        ft  n 

ai.  7.  ao«h  kein  Wactaatom. 

I«L  7. 

daagl. 

LnbeDan 

6 

99.7.  8  b^innend.  WacliHiuin?  1  ver- 
anreinigt  aeit  1*2.  7.; 

25.  7.  a  beginnend.  Wacliatum? 

26.  7.  l  +;  8  +7 

2».  7.  4  4-; 
31.  7.  4 

10.  7. 

dai«l. 

Doraat 

6 

92. 7.  8  begInnenL  Wachatum? 

95.7.  4  +;  1  +? 
96.7.  5  +; 

99.7.  5  |-  (schwidier  ak  E>nbanan); 
81. 7.  G  -f  (viele  Koloi^,  doch  wenig 
Qppi^ 

Aikw  *.  d.  KaiMtl.  acaBodheitaamte.  Bd.  XXXVIIL 


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Tftbelle  12. 


Impfmitoriat 

NihtlMdea 

Zahl  der 
Bohieben 

Beanltftt 

81.  7. 

MeoBchlichefl  Spntum 
inftaalir  wenig  Tnber- 
kelbasillen.  l5*/a>g« 
Aotiforminmiflchung, 
1  stand.  Einwirkung 

Glyzerin 
SemiD 

e 

bi«  0.  9.  kein  Wacbatum. 

ai.  7. 

desgl. 

Labeoau 

• 

bia  a  9.  kein  Waebatom. 

2t.  7. 

da«gl. 

DorMt 

1  • 

bla  d.  9.  kein  WadwUmi. 

Das  Veterinärwesen  einschlieBlich  einiger  verwandter  Gebiete  in  Belgien. 


Nach  Berichten   des  landwirtschaftlichen  Raohverstnndigen  Dr.  Frost,   früher  beim 
Kawerlicbeo  Konsulat  in  Brü(i»el,  und  nach  anderen  Quellen, 


Inhalt:  I.  Veterinärbebörden  und  tierftrztlichea  l'erüoual.  A.  OrgutUfttion  de«  «jaUieh«!)  Vet«ri- 
■UwMVk  B.  nntartlidM  BnAmtmwtalteB;  tloIntlkilMr  VatavUM;  Avrtbnog  i»  Ti«MI< 
kande;  geprüfte  Tierircte.  V.  Beamtete  Tierilrste ;  Oreanhafion  des  Veterinllrdienslei.  D.  TiL'rürxtliehe 
OnDckoutroUc.  —  II.  Der  TiebbeütanU  in  Itelgien.  A.  Zahl  der  Tiere.  B.  YerhiltniB  de»  Vieh* 
kttttadM  rar  BetSIltwvet  imi  tor  IMeafllcilw  d«  Laaiee.  G.  ffnpMdillcfce  Tiemim.  D.  TM- 
venrertaDg.  K.  Viehversichcriiiis.  —  TIT.  Viphvt^rtelir.  A.  Viehhandel  tm  Inlande.  B.  Au-sfuTir  iiml 
BestinUBMigsUiider.  Viebbeförderniig  auf  Eiseabahnen  und  Schilfen.  D.  Beufaiehtifiuig  der  Vieh- 
■irkte,  4er  Qntetllle  and  SffliatHciie«  FferdeieluuMii.  —  IV.  Beklnpdmg  der  Vlelieeiiohttt. 
A.  AbW('TirniaBr''>:dn  i,'pg»'ii  ilif  Einsi  {ileppung  von  Vi(_'tis<!iii-Iicii  an«  dem  Au.tljiiile.  B.  Bekämpfung 
der  ViehaeBchea  Im  Inlande.  a)  AUgemeiDet,  Aiueigepf licht,  Enleehidigong;  b)  Sliafbettiromongiw; 
^  LM«  der  VteheenelM«;  d)  AIlgMiDelBfl  lUgehnig  der  OeenndlieHepollsel  der  Htwli««;  e)  Beeondere 
Vorschriften  fllr  einxeloc  Seuchen;  f>  Statistische  Auj^ben  Uber  einielne  Senchen;  g)  Bekünipfimir 
der  Toberfcnloiie  unter  den  Riidem;  k)  ViehseachenentacbidigMK  WU  der  StMtakMW:  I.  bei  Rote, 
Ijenfeieeiche,  Schafpocken,  Tollmt  Vmt  lUoderpest ;  2.  bd  ICMread  md  Unieblniiid;  S.  bei  T^ber* 
külosc  der  Rinder;  4.  bei  Tuberknlose  der  Schwein«;  i>  ZuummenfaBaiing.  C.  Zustandekoramen  der 
Viehaeiiehenstatistik.  D.  Unschädliche  Beseitigung  der  Kadarer;  Abde<rkereiwesen.  —  V.  Schlacht- 
vieh- und  Fleiachbeachan.  A.  Organisation  der  Schlaehtvieh •  und  Fleischbeachan ;  gesetslicb« 
Ornndh^en;  SehtechtUnnr.  B.  TerfhhiM  mit  beeiistandetem  TMielie.  C.  Venninf  mt  Fleiieh 
iiml  Fleiüchvfrbranch;  Vieh-  und  Fleischpreisi*.  D.  Verhotf  nnJ  Bf»ehrinkungen  der  Ein-  nnJ 
üarcbfnhr  von  Fleisch,  Fett  und  Erzeognissea  aus  Fleisch  und  Fett.  K.  Kxportiichlichtercien;  Fieiaeh- 
muAibf.  P.  TrieMiwuNlini.   8tM(llebe  fleUeditvIehf enichenuw, 


Das  Veterinärwesen  in  Belgien  untersteht  der  „Adminietration  de  rAgricuIture", 
einer  Abteilung  den  „Minietfere  de  l'Int^rieur  et  de  l  AgricuHure".  Eine  der  drei 
Direktionen  der  landwirtRchnftliehen  Verwaltung  umfnOt  drts  Vetcrinärweeen  und  die 
landwirtschaftliche  Tierzucht.  Ihr  Arbeitsgebiet  erBtrcckt  sich  imtbesondere  auf  das 
tierärxtlicbe  Unterrichtawesen,  den  Unterricht  im  Huf  l>eschlage,  die  Gesund heit«polizei 
der  Haustiere,  die  Entscbädiguug  bei  Viehverlasten  durch  Seuchwi,  den  Veterintf' 
dienii.  die  gerichtliche  Veterialrmedisin  und  di«  Verbassaniiig  dar  HanatianaMtn. 

Di»  Sehlachtviah-  und  FImadibeaehau  uoteniaht  einer  anderen  AbteUong  daa 
Minlaterinnw  de«  Innern  und  der  l^ndwirtsehaft,  nimlich  der  i^Adminialmtion  dn 
Service  de  santö  et  de  Thygitoe*. 


bearbritel  durch 


Regiarungant  Weliri«« 
Wtified  des  KaisarlidMn  GaanodhaitBaaitB. 


I.  Veterinärbehörden  und  tierärztliches  Personal. 


iL  IhiKBBiMMion  des  «ntlielien  TeterinSnreaens. 


33* 


—    498  — 


In  der  Z«ntr«lbdi5rde  ist  ein  Tiennt  als  .^peeteur  VMAdittix»  gin^el'  tttigi 

dem  ein  HilfeioBpektor  beigegeben  ist. 

Über  das  Land  verteilt  sind  16  VeterialriMpektoren  (Begterangs^  oder  beamtet« 
Tieräntte)  and  9  Hüfeinspektoren  tätig. 

B.  Tierürztlielie  Uiiflungsaiistaltcn.  Tierärztlicher  Unterricht.   Ausübung  der 

Ttorhemnuide.  Gevrift»  TferRnte. 

Zur  Auabildimg  von  lieriintea  beeteht  eine  etaatUohe  Tierintlidie  awhsdiiilo 
in  BrtM,  die  im  Jahie  1883  gegrOadei  and  1886  Tentaadicht  weisen  iat.  Seit 
Augnat  1910  irt  die  Tierlfttliehe  Ho^ichvle  in  BrOaeel^Ctiregheix)  in  neuen,  allen 
Anfoidertingen  der  heutigen  Wieeeniohaft  entepredienden  Rftamen  nnteigebndit. 

Der  Untentieht  in  der  TierheÜkonda  und  die  Ausfllrang  dieier  Wiseeneoliaft  aind 
geregelt  durcb  das  Geaeta  vom  4.  April  1890*)»  das  duidi  das  Geaeti  vom  28.  Hai 
1906')  einige  Abänderangen  erftthren  hat 

Für  die  Aufnahme  in  die  Btaatliche  Tierärztliche  Hochschule  ist  ein  Zeugnis 
darüber  erforderlich,  dafl  der  Ncueintretonde  Kandidat  der  NaturwiBscnpchaft  ist.  Bis 
zum  Jahre  1890  bildeten  die  Naturwiseenschaften  (  iüi'n  Teil  der  au  der  Hochscluile 
gelehrteu  Fächer,  i^cildem  wird  ihre  Kenntni.«  aU  Vorbedingung  für  die  Aufnahme 
verlangt.  Um  da«  Diplom  ala  Kandidat  der  Naturwisseuschuiien  zu  criaiigeu,  sind 
die  Aheolviemng  von  aed»  Klaseen  eines  humanietiacben  Oyrnmudtona  (jmSt  Griecthisidi 
und  Lat^}  und  swd  Jahio  Univeesttitestudlnm  erbcdeilioh. 

Zum  B^amen  als  Veterinitlcandidat  vrivd  nur  angelassen,  wer  heieits  Kandidat 
dar  Natunriasensohsflen  ist  Dem  Veterintoexsmen  mnfi  daajenige  ala  Velarinirkandidat 
vocanegahen.  Es  kann  sieh  jedennann  den  FrQflingen  nnterverfen,  gleicfagflitig  wo 
nnd  in  wddier  Weise  er  seine  Studien  gemacht  hat. 

För  jede  Frafung  dnd  jährlich  zwd  Tembie  fesigetetat.  Die  Prttfüngen  (Ar  dio 
Grade  der  Kandidaten  und  der  Tierärzte  umfassen  den  gesamten  UntmichtestofT 
Jede  Prüfung  besteht  aus  einem  theor"ti«''hen  und  einem  praktischen  Tül.  Die 
Regierung  stellt  die  Fächer,  in  denen  zu  prüfen  ist,  für  jede  Prüfung  fest. 

Die  theoretischen  Prüfungen  sind  mündlich;  jedoch  können  die  Kandidaten  bei 
ihrer  Anmeldung  darum  nachsuchen,  schriftlich  und  mündlich  geprüft  zu  werden. 

Nach  jeder  Prüfung  hält  die  PrüfungskommiReion  eine  Beratung  ab  über  die 
Zulassung  und  Ueu  Raug  der  Kandidaten.  Über  die  Beratung  wird  ein  PrütokoU  auf- 
genommen, das  alsbald  veröffentlicht  wird.  Der  Betrag  der  Prüfungsgebühren  wird 
duieh  £5ni|^che  Verordnung  hestimmt. 

BfA  nnbeftiedigenden  Leistungen  spridkt  die  Kommission  Znrfiokweisung  oder 
Wiederholung  aus.  Kandidalm,  die  die  PMihng  an  wiederlMien  taaben,  künnen  tkSi 
nur  mit  minnterielUer  Eriaubnia  im  ^etohen  FMfnngstermine  dem  Summen  unter* 
wecfen.  Zurflokgefriesene  Kandidaten  kSnnen  «dh  im  gltdehen  Tsimine  nicht  melir 
pffüfen  h«sn. 


')  Verdffcmtl.  d,  KaiaerL  Gwundbeitaamtii  im>,  8.  70D.  —  *)  Desgl.  lim,  6.  IQ20. 


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—  499 


Bei  Vermeidung  der  Ungültigkeit  durf  niemand  als  Mitglied  der  PhiftingB» 
konaiuiRsion  hei  der  Prüfung  von  Verwandten  bis  ins  vierte  Glied  tcilnebmen. 

Der  An  der  Tierärztliclien  Iloclischule  erteilte  Unterricht  ii:uüißt  nachstehende  Fächer: 

Beschreibende,  systematische  uod  vergleichende  Auutonne  der  Hauetiere;  (opo- 
grapbiselM  Analomie;  allgemun«  und  apesidle  Hfetologie;  PhyBiologie  einwbliefflicth 
limlnyologi«,  phy^fariogiflche  EspeiliiieDtal^PIqnik  nnd  Cberaia;  Bztemur;  Amdmittel- 
lähi»  und  AnuMverofdnuiigBhihiie,  Tliampi»  «inidilieAlieh  Lehn  der  AmMiwIrkung; 
pathologiBdM  Anatomi«;  allgamaineFttlKdogi«  eimcblidlUoh  BakterioloipA  ond  Panaitm- 
kunde,  medizinische  Pathologie,  chirurgische  Pathologie;  Tierzuobtlehre,  Hygiene  und 
Grundzöge  der  Landwirtfichaftslehre ;  Veterinärpolizei,  gerichtliche  Tiermedizin,  TlandelH 
gesetzgebung  nnd  Oebührenordnung;  Toxikologie  einschließlich  cheroische  Analyse  in 
Anwendung  auf  die  Klinik;  Hufbeocblagslebre;  Operatiomlelire;  Odburtshilfe;  Klinik; 
Beschau  von  Lebensrailtelu  animalischer  Herkunft. 

Die  Stadiendaner  beträgt  mindestens  drei  Jahre. 

Durch  KöoigKolie  Yarocdnungen  werden  geragelt: 

Die  Einiolnng  des  Untarriehta  und  der  Knne,  die  Verwattung  und  die  Unter- 
ridstsgebobren. 

Zar  FortbDdung  und  Aufinunlening  der  Tierirate  aind  naoikBte1|,ende  Ifittel 
▼orgeaehen: 

Es  kann  ein  ReiBcstipendium  von  4000  F^raak  jährlich  von  der  Regierung  auf 
Grund  eines  Wettbewerbes,  dessen  Bedingungen  nnd  Inhalt  sie  festsetzt,  an  einen 
belgischen,  mindestens  seit  drei  Jahren  approbierten  Tierarzt  vergeben  werden. 

Ferner  werden  die  Regierungsticriirzte  aus  der  Zahl  derjenigen  Tierärzte,  die  ihre 
Fachprütuug  mit  Auäzeichnung  be»tauden  bab«n,  aui^gewälilt. 

Die  Regierung  kann  jährliclie  Unteiatfitaungoi  gewiluen  an  TieiSnle,  die  aloh 
ferpfliehten,  ocb  an  einer  ihnen  angewieaenen  Stelle  niedemdaaaen,  oder  In  einem 
beatimmten  Umkreia  kranke  Um»  nadi  einer  beaondera  featgeietaten  Taxe  su  behandeln. 

Zu  tieribntiidien  Amtavenidttungen  wird  nur  zngelaaien,  wer  nach  den  Vor* 
aobiiften  diesen  Goset?:«»  Tiemrst  geworden  ist,  ebenao  darf  niemand  anders  die  Tier- 
heilknnde  im  Königreiche  Belgien  ausüben.  Ausnahmsweise  kann  die  Regierung 
Personen  mit  einem  im  Ausland  erworbenen  Approbationasohein  aar  Ausübung  tier- 
Sntlicher  Praxi»  zulagnen. 

Die  liegierung  kann  die  Ausübung  der  Veterinärmedizin  Personen  verbieten,  die 
wegen  Kriminalverbrechens  oder  wegen  Diebstahla,  Gaimerei,  Betrugs  oder  SitUichkeits- 
TerbredienB  beetiaft  eind. 

Zur  Ausübung  der  Tierbeilkunde  mttsaen  die  Tleriiite  und  die  aua  IHlharar 
ZeÜ  noch  voihandenen  Kursohmiede')  ihren  Iteditstitel,  auf  Grund  deesen  de  ihre 


')  Pen  Titel  „Kursrhinifd"'  fmarcclial  vi-tt'rinaire^  haben  in  lUjlnieu  diejenigen  Personen 
wimlteo,  die,  ohne  im  Beeitxe  einer  Approbation  zu  Min,  3  Jahre  vor  der  VerOflentUcbong  dea 
GeaetM*  vom  tl.  Jani  1850  aber  die  Ansabang  der  llennoelkatide  die  Tieriieilkonde  augettbt 
und  spftteeteoB  2  Jahre  nach  der  VeröffentlichunK  (Ht  so«  fiesc  tzee  «lurt  h  eine  \  or  einer  besoRileren 
Kommieaion  abgelegte  pimktische  PrUAing  genOgeode  KenotnieM  der  Tierheilkooda  nacbgewieaea 
haben.  Bkide  1900  waien  In  Belgiea  nodi  A  Komtoiede  voAaadia. 


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600  — 


Tätigkeit  ausüben,  durch  die  Mcdiziiialkotumission  der  Provios,  in  der  sie  moh.  auf- 
halten, bei  StrafvtirmeidUiig  Ijeglaubigen  hissen. 

Im  Laufe  den  Monatü  Jatniar  jedea  Jahren  wird  eine  Linte  der  in  den  eioieloen 
Provinzen  uusüiäsigeD  TitTürzte  und  Kurscbnaiedo  vernffentlicht. 

Tierärzte  und  Kurscbmiede  sind  eriniichtigt,  auf  Verlangen  der  Tierbeflitzer 
AtsmieD  tu  vwrabrelohen  unter  der  Bedingung,  daß  sie  solche  nur  für  die  in  ihrer 
Behandlung  befindUfiben  Tiere  abgeben,  da0  die  keine  offisne  Apotheke  halten,  «od 
daO  eie  tieh  den  gMetclichen  Beetimmnngen  Aber  Qifte  und  «naminengeeetste  Anneien 
untanvetfen. 

Vom  LaodwirtadiaftnniDieter  wird  bestimmt,  welche  Anneimittel,  Inalniinente 
und  Apparate  die  Tieiinle  und  die  Kureohmiede  in  ihren  DispeneiefanitaUen  ballen ; 
desgleichen  wdcbe  chemieehen  und  pharmaietttiedien  Fritparate  sie  ?om  Apotheker 

beriehen  müssen. 

Die  Tierärzte  und  Kurschroiede  müssen  die  Vorschriften  (Rezepte) ,  die  sie  an- 
fertigen oder  anwenden  lawen,  in  ein  dazu  beetinimtes  VerzeichniB  eintnipen.  Nelwn 
jeder  Vorschrift  ist  Name  und  Wohnort  des  Tiereigentümers  zu  vertnerkei!. 

Die  Überwachung  und  Revision  der  Dispensieranstalteii  von  l'ierärzlen  und  Kur 
Hchmieden  sind  den  Medizinaliiouimissionen  der  Provinzen  anvertraut  und  vollziehen 
sieb  nach  bestimmten  Vorschriften. 

Die  KvmAupM»  dirftn  Tiere,  die  mit  anateekanden  Ktankheilen  behaftet  dnd, 
nicht  bebandeln,  auch  dfirfen  aie  keine  größeren  Operationen  vornehmen. 

Personen,  die  mit  Fktenten  ven^en,  gewerbemftSig  die  Kaatration  von  Haiuk 
tieren  fomehmen,  werden  nicht  als  die  Veterinlnaedirin  autabend  angesehen. 

Alle  drei  Jahre  hat  die  Regierung  den  geeelsgebenden  Kanmmrn  einen  Beriebt 
über  den  Stand  des  tierärztlichen  Unteirichtsweaens  vonnilegen* 

Bezüglich  der  Verwaltung  und  des  Unterrichts  an  der  staatlicheu  Tier- 
ärztlichen Hochschule  in  Brüssel  nind  unter  dem  18.  Januar  und  6.  Auguat  1906 
Königliche  Verordnungen  erlassen  worden. 

Danach  umfaßt  der  Unterricht  außer  den  im  (Jesetze  vom  4.  April  1890  (vergl. 
S.  498}  genannten  achern  noch  einen  fakultativen  Kursus  in  flamländischer  Terminologie 
und  einen  Beitkunma. 

Die  Dauer  des  Btndinms  iet  auf  Tier  Jahre  featgeeetsL  Fttr  die  Studierenden, 
die  vor  dem  Jahre  190Af07  mit  ihrem  Studium  begmuMn  Imben,  blieb  die  Studien- 
seit  auf  dbben  Semester  beaehiflnkt. 

Aualänder,  die  die  staatliche  Tierärztliche  Hochschule  besuchen  und  ein  Diplom 
erlangen  wollen,  müssen  beglaubigte  Zeugnie«e  beibringen,  daO  sie  im  Besitze  der 
natiirwihHenschaftlir'het\  Kenntnisse  (Phvpik  rhi^niir,  Botanik,  Zoologie)  sind,  die  den 
durch  das  belgische  Uesetz  vorgeschriebenen  ent»|)rechen.  Om  zu  dem  medizinischen 
Unterrichte  zugelassen  zu  werden,  müssen  sie  sich  mit  Erfolg  der  vorgeschriebenen 
Prüfung  als  Veterinär-Kandidaten  unterworfen  haben. 

Das  Penonal  der  Schule  umfaßt: 
den  IHrelitor  und  demen  Steilvertreter  (^fessoren),  ferner  adit  ordentUebe  oder  aufler* 


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—   501  — 


ordcntliclie  Profeesoren ,  sechs  AssiKtenten ,  einen  Recluier,  einen  DirektorialsekretSr, 
eiaeu  Bibliothekar  und  dtc  entsprechende  Anzahl  von  Unterbeamten,  '^'^nintgr  einen 
Hufschmied  und  einen  Gärtner. 

Der  Direktor,  Bein  Stellvertreter  und  die  übrigen  Profeasoren  bilden  dou 
, Akademischen  Senat"  unter  dem  Voreitz  des  Direktors.  An  den  Ritiunpen  dieses 
Seuatfi  nehmen  auch  die  Aseisteuteu  mit  beratender  Stimme  teil.  Der  Akademische 
Snut  InAnt  ikh  wa  dm  dm  Untmrldiit  «qpiMiidsii  Tril  d«t  JtSmMMn  towie  wa 
Fngan,  die  ihm  d«r  Luidwirttdiafltnniiiistor  odor  der  IHroktor  der  Hocbecbole 
vorkgpn. 

Dis  Slndiei^ahr  i»t  in  swei  Sematter  ebgetdlt,  und  die  StodimmdMi  w«rd«i 
in  vier  Abtoüasgan»  für  di»  dar  ünterriohtssloff  in  elMnwviel  Gruppen  «ingetmlt  iai, 
nntanicbtei.  J«d«  der  vier  Abteiltingm  mB&lll  •in«i  thMwaliMdMa  und  «Inan  prakti- 
schen Teil.  Ein  Reitkursus  zu  60  Stunden  wird  den  Studierenden  der  dritten  Ab- 
teilung erteilt.  Die  Auslagen  für  diesen  Kursus  bis  tu  60  Frank  für  den  einzelnen 
Studierenden  werden  von  dieBem  erhoben  und  sind  bei  der  Einsohraibong  ni 
bezahlen. 

Die  Zahl  der  Studierenden  an  der  ataatlichen  Tieräntlichen  Hochsohale  m 
Brüssel  belief  sich  in  den  Jahren 

1902/U3  auf  146       '         1907/08   auf  14H 


1903/04  „150        :         lyOH/ÜS)  141 

lWi/0&  .103 

1905/06  ^  15S 

lU0«/07  •  147 


11)09/10  124 

1910/11  116 


ia  den  Jahren  Kandidaten 
190&  27 

1906   88 

1907    26 

1908    38 

1909    87 


Dari  Diplom  als  Tierarzt  hal>ct»  in  Brüssel  erworben: 

in  den  Jahren  Kandidaten 

1900    30 

1901  30 

1902   .  81 

1903  24 

1904    41 

Die  geprQfien  Tierircte  htlbm  den  Titel  »inidedB  vAtteinain  «grM".  Kaeh 
der  Zählung  von  1905  waren  in  Belgien  in  ganzen  568  Tleiiiite  fWhaoden,  die  aieb 
wie  folgt  auf  die  Prorimen  verteilt«ii: 

Antwerpen  34,  Brahant  106,  Westflandern  49,  Ostflandem  53,  Hannegnu  186» 
Lttttioh  81,  Umbiiig  28,  Lnzembuqc  24,  Namor  52. 

Im  Jahre  1909  belief  lieh  die  GeaamtaaU  der  Tiavintte  auf 648  und  im  Jahre  1910 

Mi  667. 

€.  Beunlef»  Tiertnte,  OrgaiiMtieB  dee  Veterinlrdieiutas. 

Die  unter  Alisehnitt  A  erwähnten  16  Veterinftrinapektoran  und  9  Hllfaveterinär* 
inapektoran  sind  foigaiidannalen  Aber  daa  Ijand  verteilt: 


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—  602  ^ 


Vetnialtt- 
.  imprtotoim 

Hülmtefiiilr- 

WwtflMMl«rn  .   .  . 

3 

.■1  ■ 

UBifflaadani 

,  2 

1 

Antwerpen     ,  , 

2 

1 

2 

2 

1 

Brabont  .  . 

.            1  . 

8 

•  a  ■  ■ 

X 

1 

1 

Luxemburg    .  . 

2 

Jtider  dieser  beamteton  Tierarzt«  hat  cinun  genau  begreuzleD  Dieustbezirk.  Ihre 
Vorbildung,  Ausbildung  und  Prüfung  iät  dieselbe,  wie  die  aller  belgischen  Tierärzte. 

Der  Veterinärdiejast  ist  .  geregelt  durch  die  Königliche  Verordnung  Tom 
iO.'0ewbei;  1890 abgeiodert  datcih  KöoigUäh«  Veroidniiiig  vom  10.  Dezeinber  i9U. 

Je  nacli  Brfiwdenaia  .ktaneD  fttr  dne  vom  lOnister  su  b«rtimnMiMk  Zeit  i»b«i  den 
Vftt«rinWatp«ktoi«n  HiIf»-V«tariiilriiiipelctoMti  xu  denn  UDtemtataniig  eniMiDt  iMtdcD. 

Die  übrigen  lleribite  nehmen  in  unbeschränkter  Zahl  an  der  AusfÜbnuig  du 
Gesetse  und  Verordnungen  über  die  GceundbeitspoUiei  der  Haustiere  teil. 

Die  Veterinäriupjwkforen  werden  vom  König  ernannt.  Der  Minieter  ernennt  die 
Hilfs-  Veterioärinspektoreu  und  die  übrigen  Tieränte  und  beetimmt  Wohnort  und  Amts- 
bezirk der  Veterinärinspektoren. 

Die  Gehälter  der  Veterinärinspektoreu  uind  folgendermaßen  festgesetzt: 

UllMhetgtlialt        Iflttelsrfialt  UotMgriMn 
Impektor  I.  Klane      5500  6000  6500  Fr. 

II.      „         4000  4500  5000  „ 

Dio  TTöhc  de8  GelmllR  stei^  vom  Mindest'  aam  filittelgehalt  und  vom  Mittel- 
zum  HöchatgebiUt  nach  3  und  H  Dienstjahren. 

Der  Inspektor  II.  Klas^*  der  mindestens  3  Jalirc  lang  sein  Höchstgehalt  be- 
zogen hat,  kann  zum  Inspektor  I.  Klasse  ernatmt  werden.  Hiervon  kann  im  Interesse 
des  Dienateii  oder  wodq  es  lieh  darum  handelt,  besondere  DisBBlleistiingeit  xn  bs- 
lohnen,  abgewidieii  vevdeo. 

Die  Gehllter  der  Hüft-Vetoriniriiispektonui  sind  in  der  Weise  fesCgesetH,  dafi 
da«  Ifindeotgehalt  8000,  das  Mittelgebalt  3400  und  das  H5ofasi«ehalt  880Q  Fr.  beliisi 
Die  Steigerung  erfolgt  nach  8  und  6  Jahren. 

Hilfs  VeterinärinFipektoren  können  frühestens  nadi  ^jfthriger  Tätigkeit  snln^k- 
toren  ernannt  werden. 

Das  Gehalt  des  der  Zentralbehörde  zugeteilten  Veleriuärinspektors  wird  mit  seiner 
ivnienuung  festgesetzt. 

Aufist  dem  Gelialte  bedeben  die  Veterinärinspektoren  Beiae'  und  BuMsukoilsD, 
deren  Höbe  durch  den  Hinisler  festgesetst  idrd. 

Den  VeterinSrinspsktpren  ist  die  AnsQbimg  tierfttttUoher  Ptaxis  oder  iifsnd  siim 
anderen  besaUten  oder  anbesahlten  Gewerbes  verboten. 


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—    503  — 


Sie  dürfen  ohne  Genehmigung  tks  Ministers  kein  WnhlmanJat  annehmen  und 
keine  Art  von  TTfindel  betreiben,  pei  ob  per»>önlich,  sei  ee  unter  dem  Namen  ihrer 
Frau  oder  irp;end  »  iner  anderen  Zwischenperson. 

.  Die  iiüiB  V  etenuarmspektoren  dürfen  uerarxtliche  i'raxis  ausüben;  sie  bezieben 
kam  Gehalt,  erhaltem  tkm  Bdsdnitati  nieh  «intm  vom  Mli^tar  ütkgmUbuk  Tirifo. 

CS»  fibrigeo  Tiaiinle  «rhaltaa  ab  BntaelildiguDg  fOr  ihn  Dieoato  «inen  Betrag, 
4«MMi  )B61i«  Tiartcliiltflicih  davoh  d«a  Mitdatar  antaptaehand  dar  Art  mid  Dauer  ihrer 
BatittgiiDg  im  fififontüchaii  VaterinftnUanate  baB9«Bia&  irird. 

Der  Miniatar,  die  Gouverneure  der  Provinzen,  die  ArrondisBemeniH  KonimiHsare  und 
die  Bnrgermeieter  haben,  abgesehen  von  den  durch  den  vorliegenden  Erlaß  getroffenen 
Beschränkungen,  das  Recht,  die  Veterinär-  aikd  Hilfe -Veteria&rinapektoren  und  die 
Tieränte  um  Hat  zu  fragen. 

Auch  von  den  Vorstehern  der  Zollbehörde  und  der  Bahnhöfe  können  sie  als 
Sachverständige  zugez(^en  werden,  wenn  es  sich  um  die  Erkrankung  von  cur  Binfolir 
baatimmten  Heran  handelt. 

Die  Valerinir  und  Hilfa-VeteiinSrinspelttovan  haben  and«re  lieriixta  nur  in 
dringenden  FUlen  anr  Untavattttinng  haranausictban. 

Die  Veterinärinepektoren  uberwaehen  in  dem  ganien  Bereich  ihres  Amtabarirlcea 
den  Gesundheitszustand  der  Haustiere  und  die  AuafBhrung  der  behördlieb  angeordneten 
Vnterinärpolizeilicheil  ^faOnah^}en. 

Sie  bericbten  dem  vorgeordneten  Minister  in  bestimmten  Zeiträumen  über  die 
in  ihrem  Amtsbezirke  festgestelltea  Seuchen  und  ühernenden  ihm  die  in  einem  Gesamt- 
berichte zusammengefaßten  Jahresberichte  der  Tierärzte. 

Sie  aind  Tergifliditet,  aiofa  jeweila  an  Ort  und  Stalb  au  begeben,  wann  ea  aieh 
um  den  Auabruob  von  Rindeipaat»  Lungenaendie,  Bofi  oder  Votisemmxh»  iundeli; 
aie  baantiagan  b«m  Bfligermeiater  die  Tfitung  dar  Tiare,  die  an  Rindarpaai  oder 
Lunganaenehe  erkrankt  sind,  oder  die  an  Rota,  Bockenaenebe  oder  ToQirnt  leiden. 
FanMr  adilagen  sie  dem  Minister  die  Tötung  derjenigen  Tiere  vor,  die  des  Botiee, 
der  Rinderpest  oder  der  Lungenseuche  verdächtig  sind. 

Sie  benachrichti^'en  r>  rner  den  Präsidenten  der  proviorialen  OeeundheitekommieBion 
vom  Ausbruch  von  Seuchen. 

Die  Veterinärinspektoren  haben  von  Zeit  £U  Zeil,  unvorhergesehen  und  bo  oft 
sie  es  für  nötig  halten,  die  im  üfientlichen  Verkehre  verwendeten  Pferde,  wie  die  der 
StraSenbahnen,  Fnhrbaltereien  und  der  Poat»  sn  bealcbtigon. 

Sie  kontrolfiwen  die  geordnete  Inatandlialtang  dw  Qnarantänaanataltan. 

Sie  aoigen  dafür,  dafi  Pferde-  und  Viehmirkte  aowie  alle  maAtahnlidien  Ver- 
anstaltungen mit  soldien  Tieren  genügend  überwacbt  werden. 

Sie  kontrollieren  auf  den  Bahnhöfen  die  Reinigung  der  Wagen,  Gerätschaften 
und  anderen  Gegenstande,  die  zur  Boförderunp  von  Pferden  und  anderen  Tieren 
gedient  haben;  sie  überwnrfifn  den  Get-uiidheitsdici -t  in  den  Häfen  sowie  jeden 
anderen  im  Interesse  der  üt&undhdtspolizci  über  die  ilauauere  eingerichteten  Dienst. 

Sie  beaufsichtigen  die  Ausführung  der  zur  Regelung  daä  Fleischhandels  ergangenen 
Votadniften  und  alle  die  Fldadibeaebau  angebenden  Bestimmungen.  Insbesondere 


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._   904  — 

habet)  sie  diu  Schlachlhäuper  und  Scblachtstätteii,  fiTiior  ntich  die  Abdeckereien  zu 
böftufsichtigeri.    Sclilif^Dlirh   haben   eie  auch  an  der  HausUen-tatitiiik  tTiiijuarbi'i'ifn. 

Die  V^elerinärinspektorcii  hnben  dnn  Recht,  im  canzen  Bereich  itires  Amtsbezirkes 
Nachforschungen  anzustellen  uiui  Anklagen,  diu  bis  zum  Bewehre  ded  Gegenteils  su 
BMht  iMstohen,  wa  «hebeiip  man  gegen  di»  Vonduriftia  dM  G«8«tMS  von  30,  DsMttber 
1882  und  vom  4.  Augast  1890*)  Aber  di«  FllachnDg  von  Lebeotnittdo  vwatoieD  «ricd. 

Die  AnUagMi  Bind  •pätastais  iniMirliAlb  drai«r  Tage  dem  SlaatsMiweltia  ftbemiittdii. 

Die  BefttgDieae  dee  de»  ZtntralbehSnle  ingeteilten  Veteiiiiinnapektai«  dnd  durch 
eine  Sonderverfugung  feetgeeetti 

Die  Hilfs-Veteriuärinspektoren  richten  eich  bei  ihrer  Dienataus&bling  nach  dm 
Weisungen  der  Veterinär] nspektoren,  denen  sie  unleretellt  find. 

In  Vertretung  der  letzteren  dürfen  eie  zwar  Protokolle  aufueiimen,  aber  sie 
dürfen  ilire  Anklageschriften  nicht  eher  dem  Gericht  übergeben,  als  bis  sie  dem 
Veterinftrinepektor  darüber  berichtet  haben. 

In  jedem  Felle  mQssen  die  Hübinepektoren  deo  VeteriDirin8pektore&  Ober  das 
Eig^nis  ihrer  anntUoheD  Tltigfceit  MitteiluDg  madien. 

Die  flbcigen  Tierirtte  nnd  verpfllohtetk  den  VeterinirinqMktoren  oder  derui 
Stdlvertretern  auf  Anfragen  Auskunft  zu  erteilen. 

Sie  haben  innerhalb  24  Stunden  dem  Bürgermeister  der  Gemeinde  und  dem 
Veterinärinspektor  die  Tiere,  die  eie  bei  Ausübung  ihres  Berufs  als  eeuchcnkrank 
oder  seuchenverdächtig  befunden  hnben,  anzuzeigen.  Gleichzeitig  fordern  sie  den 
Bürgermeister  auf,  vorläufige  Maßnahmen  zu  treffen,  die  je  nach  den  Umständen  in  der 
Beschlagnahme  oder  Abspernuig  der  eeuolienkranken  oder  -verdächtigen  Tiere  bestehen. 

Die  Tittinte  mOssen  naefa  entepreobender  Auffbrdwang  die  seodMokranken 
Tiere  aafsndien  and  der  BehOnk^  dte  ihnen  den  Anfbrag  «ctdit  hat,  fibw  Ihren 
Befand  solort  scbrifUieih  berichten. 

Aufierdem  haben  sie  jeweils  einen  Gesamtberidit  «n  den  Veterinftrinspeklor  so 
senden,  unter  Angabe  der  Gesamtubl  der  Tiere  dfle  betroffimen  Bestaodea  nnd  der 
Zahl  der  vermiitlieh  erkrankten  Tiere. 

Auch  die  als  Schlachthofdirektoren  oder  -inspektore?)  tätigen  Tierärzte  sind  bei 
AuHübung  ihres  PicnsiteH  den  Vorschriften  der  Königlichen  Verordnung  vom 
10.  Dezember  1890  unterworfen. 

Die  Tierinte  müssen  beim  BArgcmeister  die  Schlaebtong  vmi  Tieren  beaattageo, 
die  an  einer  der  im  KÖnigUdien  Briaft  vom  SIO.  November  1888  genaonteii  flendimi 
(Rots,  Longenseuehe,  Podnneeuche,  Tirftinit,  Binderpeat)  erkrankt  sind. 

In  allen  FSlien  treffen  sie  hi  Oberelnstimmang  mit  dem  BfirgemMister  die  not^ 
wendigen  Uaßnahmen,  um  für  die  Dauer  von  5  Tagen  einzelne  Teile  der  KAdaver»  an 
denen  die  Merkmale  der  Seuche,  wegen  der  das  Tier  geschlachtet  wurde,  am  besten  zu  er- 
kennen sind,  für  eine  etw.iige  Besichtigung  durch  den  Veteriiiiirinspektor  aufzubewahren. 

Außer  den  schon  erwähnten  Berichten  senden  die  Tierärzte  am  Ende  jedes 
Jahres  dem  Veterinärinspektor  einen  Bericht  über  die  von  ihnen  beobachteten  Seucheu- 
flUte  cnd  die  Tatsachen,  deren  Kenntnli  im  Interesse  dea  Dwoates  nnd  der  Veterinir* 
«issenschalt  ihrer  Meinung  nadi  fDr  die  Begierang  v<m  Wichtigkeit  ist. 

*)  VcröffenU.  dos  Kaiserl.  GeeundheitsaniUs  ItiiM,  6.  719. 


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—  606  — 


Tierante,  die  ihren  DitoBt  aufgeben  wollen,  haben  den  Mioister  mindcHlens 
einen  Monat  vorher  davon  su  bennclirichtigen  Sie  sind  bei  Sinfe  der  Abberofang 
verpflichtet,  ihren  Dienst  während  des  bezeichneten  Zeitratioif«  weiteriufOhren. 

Sobald  der  Bürgernieislcr  von  detn  Vorhandensein  oder  dein  V^crdacht  einer 
Seuche  durcl>  die  Mitteilung  des  Eigentümers  oder  Viehhalter«  oder  auf  irgend  einem 
anderen  Wege  Kenntnis  erhält,  hat  er  sofort  den  in  der  betreli'endeü  Gemeinde  an- 
eSMigen  Tienust  nnuiiBheii,  um  dm  Fall  an  tmtemichett  und  die  notwendigen  veterinlr- 
potiaeilioben  HaAnabmen  au  iN&sa. 

Wenn  in  der  Gemeinde  kein  Tierarat  wohnt,  ao  beruft  der  BflrferoMister  den« 
jcNUgea  nerarzt,  der  dem  Orte,  an  dem  «ich  daa  Tier  befindet,  am  näcbsten  wobnl 

Ein  und  dasselbe  Tier  darf,  wenn  es  an  einer  Seuche  erkrankt  ist  oder  einer 
solchen  verdiiclitig  erscheint,  vom  Tienuzt  nur  einmal  auf  Stajitskoslen  untersucht 
werden.  Die  Bürgermeister  dürfen  den  Tierarzt  zu  keinem  zweiten  Besuch  oder  zu 
einer  anderen  Verrichtung  uuffordprn  außer  auf  den  Vorschlag  d«?  Veterinürinspektors. 

Vor  Antritt  ihrer  Tätigkeit  werden  die  Uilf3  Velcria.annapektoreu  und  sonstigen 
Tiertnt^  dw  dieaer  Pflioht  nodi  nicht  genQgt  haben,  dnndi  den  Gouvenieur  cän 
Anondiaaementa'Komniiaear  nwh  dem  Geaetie  ßr  die  öffentiitdien  Beamten  vereidigt. 

Die  Veterinirinapektoxen,  deren  Stellvertreter  und  die  eonatigem  Iteränte  kSnnen  mit 
folgenden  Dianplinaralrafen  belegt  wnden :  Varweu,  laitwetae  Amtaentliebung,  Abberofting, 

Die  Verfügung  der  zeitweisen  Amtsenthebung  eines  Veterinärinspektors  spricht 
gleichzeitig  aus,  ob  dieee  Mafiregel  mit  völliger  oder  teilweiaer  Sntaiehong  dea  Ge- 
halts  verbunden  i^t. 

Die  Disziplinaratrafcn  werden  durch  den  Miiiister  verhängt,  abgesehen  von  der 
Abberufung  eines  Veterinärinspektors,  die  durch  Königlichen  ErUiß  erfolgen  muß. 
hk  jedem  Falle  iat  der  Betreffende  wosAn»  an  hären. 

Die  VeterinaiinapektMen,  ibre  Stellvertreter  eowie  die  Ueränte  dürfen  unter 
keinem  Vorwand  ein  Honorar  für  «nen  Dienet  fordern,  der  ihnen  Anrecht  auf 
BntechXdigong  aus  der  Staatakaaee  gibt 

In  Gegenden,  die  nicht  über  genügende  Mittel  verfügen,  kann  den  Tierärzten  aus 
dem  Etat  des  Landwirtschaftsministeriums  ein  jährlicher  und  zeitweiser  Zuschuß  bewilligt 
werden,  abgesehen  von  der  durch  Provinz  oder  Gemeinden  gezahlten  £nt8cbidigung. 

Tierärzte,  die  diesen  Zuschuß  erhalten,  müssen 

1.  bei  Aufforderung  durch  die  ()rtsl)ehürde  die  Tiere  der  auf  der  Arweoliste 
atebenden  Peraonen  koeteofrei  behandeln; 

8.  m  gunaten  der  Landwirte,  die  keine  Peraonab  oder  Grundateuer  befahlen, 
ihr  Honorar  auf  1  F^.  ermiOigen,  bei  fiaaudien  am  Wohnort  oder  in  Landgemeinden 
auf  2  km  Umkreia  som  Wohnort,  und  auf  1,60  Fr.  bei  Entfernung  von  anaammen 
6  km  Hin-  und  Rückweg  für  Behandlung  eines  oder  mehrerer  Tiere. 

Die  Veterinirinapektoren  können  nötigenfalls  durch  den  Minister  oder  deg^cn 
Beauftragten  zusammenl>erufen  werden,  um  ihre  Meinung  über  Angelegenheiten  bin- 
sichtlich   der  Tierseuchen,   der  Velerinilrixjli/.ei  oder  der  FleiHclibeachau  zu  äußern. 

Auch  andere  Personen  können  gelegentlich  zur  Teilnahme  an  diesen  Zusammen- 
künften  berufen  werden. 


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—   606  — 


D.  Tierärztliche  <treiizl(ontrolle. 

Ein  tierärztlicher  Grenzdienet  ist  eingerichtet  in  den  Häfen  zu  Antwerpen,  Gent. 
Brügge,  Seebrügge  und  Ostende.  Ferner  bestehen  «n  der  Landgrenze  94  KontioU«teUen. 

II.  Oer  Viehbestand  in  BeloienO* 
A.  Zahl  der  Ttove. 

Naob  der  Viehsihtnng  vom  Jehie  1909  waiwi  in  Belgien  an  Pferden,  Bindern 


und  Schweinen  vovbniideti: 
Fferde,  und  zwar 

Hengste  von     Jahren  und  älter    .  2980 

Hengste  von  1  bi«  3  Jahren  .    .    .  5066 

Hengstfohlen  unter  1  Jahr         .    .  16524 

Stuten  von  3  Jahren  und  älter  .    .  108088 

Stnten  ^  1  bis  8  JeJuen  .   .   .  27879 

StntiblileD  unter  1  Jelir   ....  16084 

Wallache  von  8  Jahren  and  ilter  .  49918 

Waüacbe  von  1  bis  8  Jahrm  .  .  19278 
Pferde  b  landwIrtsehafUiohem  Betrieb 

insgesamt  846212 

Binder,  und  zwar 

Zuchtetiere  (Bullen)   20758 

junge  Stiere   '27  259 

Milchkühe   089125 

Stärken  .270480 

Zugochsen   81697 

Mastvieh   78696 

junge  Oohaen   70988 

Kilber  jftnger  als  1  Jahr  .   .   .   .  899826 

Binder  insgesamt  1788828 

Schweine,  und  swar 

Eber    3558 

Zuchteauen   123629 

Maptschweiue   419156 

Ferkel  von  2  bis  6  Monaten     .    .  284997 

Ferkel  jünger  als  2  Monate  .    .    .  215179 


Schweine  insgesamt  1046619 
Eine  Zätilung  der  Schafe  wnd  Ziegen  hat  in  Belgien  letztmals  im  Jahre  18S5 
stattgefunden.   Danach  waren  insgesamt  vorhanden: 

Sebalb   286722 

Zkgm   257669 

Dr.  Froet,  Agrarverfiueung  uod  Laadwirtectiaft  in  fielgien,  Berlin  iU09. 


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—  507 


Die  Zahl  der  in  Belgien  ausschliallieh  twt  Lftndwirtaelimfl  mwendeteD  Pfonle 
ist  Mit  1895  in  Zunahme  b«griffeii. 
Miuk  sftUto  im  Jahre 


1895  .  . 

.  216199 

Pfeide 

im 

landwirtschaftlichen  Betriebe 

1900  .  . 

.    24] 663 

1« 

n 

1901  .  . 

.  244752 

tt 

Ii 

1903  .  . 

.  246881 

»1 

II 

• 

II  n 

190S  .  . 

.  248508 

n 

•1 

♦»  M 

1904  .  . 

.  945781 

»i 

ti 

i>  ti 

1906  .  . 

.  845218 

n 

*f 

»»  ♦» 

Die  TCnohtedeiMrtigvn  Bodm«  und  WirtoohaftBVQrlilltiiiaM  de«  LMides  bfingen 
«•  mit  «ich,  da8  die  Pferdelialtimg  am  st&rkHten  ist  in  Mittelbelgien,  erheblich  geringw 
im  gebirgigen  Süden  und  am  scbirächsten  im  sandigen  Niedcrbelgien.  Uber  die 
Stärke  der  Pferdchaltitng  in  den  einselaen  Landeateiien  nach  der  Zählung  von  1905 
gibt  nachstehende  Tabelle  AufschlaO. 


Proviu 

Hengst« 

Stuten 

WaUache 

ebiM 

dklMUoh  der  Fohlen 

AntwMpra 

678 

9194 

7385 

17257 

Bfabant  .  . 

4160 

28992 

8690 

86742 

Weetflandem 

8147 

15779 

11484 

30360 

Ostflandern  . 

1854 

15025 

8582 

25461 

Hennegatt 

5663 

30518 

10:i81 

46562 

Löttich     .  . 

2379 

12906 

6718 

22002 

Limburg  .  . 

1465 

10617 

4771 

16853 

Luxemburg  . 

1617 

14800 

5424 

21841 

Namor.   .  . 

8681 

88667 

5906 

88134 

Belgien    .  . 

24524 

161497 

69191 

255812 

lu  den  Provinzen  Brabant,  \Ve«lilaudern,  Hennegau  und  Nnmur  werden  die 
meiaton  laadirirtnbaftlidMni  Aibeitepferdo  geballen,  die  genannten  Landaetdfe  Ulden 
daher  anefa  den  Hanptaita  der  belgiidum  Pferdecncht. 

B.  Vnfcntnia  des  TiehWntandea  tur  BeTSlkenuig  maä  tau  Bedenfllehe  des  Lradea. 

Nadi  der  Zlhlnng  vom  31.  Deiember  1904  betief  aieh  die  Binirohnenabl 
Belgienaanf  7074910. 

Die  Geeamtdicfae  des  Landes  umfaÜt  8945508  ha. 
Hiervon  waren  im  Jahre  1895 

in  landwirtschaftlicher  Nutzung  .    .    .    1  81 8  156  ha  =  63  % 
in  forstwirtschafUicher  Nutzung  .    .    .      521495  ,,  =  18% 
in  Gebrauch  als  Garten  und  Park   .    .       67419  „  =  2% 
Kulturtliiche  den  Landen    J  407070  ha  =  83  % 
Der  RßBi  von  17%  entfällt  auf  üd  und  Unland,  Wasser,  Eisenbahnen, 
Städte,  Dörfer  usw. 


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—   608  — 


Auf  100  BinwofaiMr  entfidlen 

Pferde.    ...  3,8 

Rinder     .    .    .  25,3 

Schweine  .  14^ 
Auf  100  ha  der  Gesamtfläche  in  Belgien  kommet) 

Pferde ....  8,3 

Rinder    ...  60,7 

Sebweioe  .  .  .  85,5 
Auf  100  ha  der  in  rein  Inndwirtsehaftiieher  Noteang  befindlichen  Fiiob«  entfellen 

Pferde.   .   .   .  13,4 

Rinder     .    .    .  98,5 

Schwein«  .    .   .  67,6 

C.  HftopliMilehfl  TievnHn». 

Pferde. 

Das  belgische  Pferd  ist  ein  krüftigen,  ^cliweres,  gut  gebautes  und  leistungs- 
fähiges Zugpferd,  das  sich  hauptsächlich  zur  langgamen  Fortbewegung  schwerer  Lasten 
eignet.  (Schrittpferd.) 

Die  ans  frflberer  SSeit  stammende  .Untendiddang  der  beigjeehen  Pferde  in 
FlimiedM»«,  Brabanter-,  Oondn»'  und  ArdeDnerpferde  bat  beute  Ihre  Bareditignng  in- 
sofern verloren,  als  es  besonders  abpgrensle  Zuditgebiete  mit  eigensra  Zucbtdel  fBr 
die  genannten  Sclilägc  niclit  mehr  gibt.  In  ganz  Belgien  züchtet  man  vielmehr  nach 
nahezu  einheitlichem  Ziele.  Das  heutige  belgische  Pferd  läßt  nur  hinsichtlich  seines 
Körpergewichl.t  einige  Unlersdiiede  erkennen,  die  dnrch  die  verschiedene  Herkunft 
bedingt  sind.  Hiernach  gibt  es  ,, große  Belgier"  und  ,. kleine  Belgier".  Die  von 
früher  her  noch  gebräuchlichen  landechnftlichen  Namen  niiid  lediglich  Handelsmarken. 

Das  Zuchtgfll>iet  des  „großen  belgischen  Pferdes"  umfaßt  ganz  Belgien  mit 
Ansnahme  der  Ardennengegend.  Die  sdiwersten  Belgier  sQcbtet  man  in  den  Provinian 
Brabant  und  Hennegaa.  Audi  das  in  der  Landeebaft  Oondros  gufiditete  Pferd  ist 
heute  ein  dem  Brabanter  durebaus  gleichartiges,  Bcbwersa  Pferd.  Bbemo  hat  aidi  das 
in  Flandern  gezüchtete  „flämische  Pferd",  da.s  frQher  einen  besonderen,  dem  „V!tlMen- 
pferde"  verwandten  Schlag  bildete,  dnrch  Kreusnng  mit  „Brabantern"  dem  „grollen 
Bdgier"  sehr  genähert. 

Das  ,, kleine  belgische"  oder  ,.  A  rdennerpferd"  wird  in  der  Provinz 
Luxemburg  und  in  kleinen  Teilen  der  Provinzen  Lüttich  und  Namur  gezogen.  Der 
Ardeuner  ist  ein  für  das  Gebirge  ausgezeichnet  passendes  Arbeitstier,  das  auch  als  gängiges 
OmnibuHpfcrd  gescfafttst  wird  ond  die  Bespannung  fttr  die  belgiseho  Feldartillerie  eteUt 

Seit  1886  beeidit  eine  gans  Belgien  umfassende  Vereinigong  der  PfordesQdkter, 
die  Sod6t6  „Le  ehenl  de  trait  belgs**.  Die  Geselbehafk,  der  lfi09  etwa  1200  Mit- 
glieder angebfirten,  bat  Ihren  Sitz  in  firässel  und  bezweckt  die  Förderung  und  Ver- 
besserung dee  belgischen  Zugpferdef<.  Sie  gibt  ein  Pferdestammbuch  heraus,  das 
früher  große  und  kleine  belgische  Pferde  unterschied,  seit  1890  aher  nur  eine  eindge 
belgische  Pferderasse  anerkennt. 


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~  509 


Rinder. 

Itan  Bflatnbangan  der  aait  1891  baeteheiideii  ,ßociiM  nttionele  poarramtiJoimtioii 
dee  moM  bovinee  en  Belgiiiu«"  ist  ee  gelangen,  du  frOber  unlieetlniiBbue  Qemisoli 
betgiicher  Viehienen  neeh  Gruppen  m  ordnen.  Denedi  unterMhddet  nurn  heule 

1.  namlwhee  Vieh, 

2.  Belgisches  Vidi, 
8.  Condrozvieh, 

4    Vieh  des  Landes  von  Herve, 

5.  Ardennenvieb, 

6.  Cainpinevieh. 

Dan  (luiikelrute,  bisweilen  rotbunte,  in  Formen  und  Eigenschaften  ziemlich  ein- 
heitlich ausgeglichene  flämische  Vieh  ist  über  den  Süden  der  Provinz  Weetflandern 
verbreitet  üb  ist  als  Milch*  und  Mastvieh  gleich  gut  geeignet  und  unterscheidet  aich 
durch  die  Vererbongstreue  seiner  Sigenediaflen  vorteilhaft  von  «Uett  übrigen  belgiiehen 
Vieheehllgen.  Ale  mittlere  Hildileielnng  der  fIXmisehen  Kuh  rechnet  man  jlhriieh 
8000  bie  8800  kg  mit  8,7  %  Fettgehalt. 

Das  belgtiolM  Vieh,  die  sogenannte  „Raoe  blene",  ist  hervorgegangen  atw  «nem 
mit  vid  holländischem  Blute  gemiaohten  einhelmlecben  Vieh,  das  man  später  mit 
Shorthornvieh  gekreuzt  hat.  Dieses  blaugraue  Vieh  wird  in  ganz  Mittelbelgien 
gezüchtet,  allerdingH  neben  vielem  anderen  Vieh  von  allerhand  Herkunft  und  Eigen- 
schaften. Das  blaue  Vieii  inl  groß  und  kräftig,  seine  Milchleistung  und  Mastfähigkeit 
werden  gerühmt. 

Bei  den  fibrigen  vier  ViehschlSgen  iet  von  einer  audi  nur  einigermaßen  be* 
Btdienden  Gleidnutigkeit  der  Tiere  toieeit  nicht  die  Rede.  Die  Hervorhebung  dieser 
Sehlife  hatte  aaaeheinend  aonldiei  nur  den  Zweck,  der  Zodit  gr&fierer  Beiirke  eine 
einbdtiidie  Biobtnng  su  wdsen. 

El  gibt  schwarz-,  rot-  und  hlaubnntei  Condrozvieh,  dem  meist  nichts  weiter 
gemeinsam  ist  als  eine  starke  Mischung  mit  englischem  Shorthomblut.  Gegenüber 
seiner  Mastfähigkeit  tritt  die  Milchleietnnfr  zurück. 

Im  Lande  von  Hervf,  wo  zum  nberwiogenden  Teile  reine  Weidewirtschaft 
betrieben  wird,  züchtete  man  früher  allgemein  ein  rotes  oder  rotbuntes,  kräftiges, 
mastfäbiges  Milchtier.  Später  führte  man  schwarzweiOea  Friesenvieh  aus  Holland  ein, 
nnd  in  daa  aeit  1884  beatehende  Herdbuch  von  Vervien  «eiden  nur  aohwanbunte 
Tiere  eingetragen. 

Daa  Ardennenvieh  hat  keinerlei  einhdtilche  Hassemerknuüe.  Im  aUgemeineii 

iet  ee  dn  kleines,  wenig  milch-  und  fleiscbergiebiges  Tier,  das  vielfach  zur  Arbeit 
verwendet  ivild.  Wie  die  meisten  belgischen  Schläge  ist  es  aus  einheimiacbem  Vieh 
darcb  Kreuzung  mit  hollitndif^chen  und  englischen  Rassen  entstanden. 

Da«  Campinevieh  ist  ein  leichtes  anspruchsloses  Vieh  ohne  jede  Einheil  in 
Form  und  Farbe.  Es  wird  vielfach  aus  den  Sandböden  des  südlichen  Teiles  der 
Niederlande  eingeführt.  Zur  Mästung  ist  es  nicht  geeignet,  liefert  aber  «inen  hohen 
Mihdiartnig. 


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—   510  - 


..Di*  balgiMdten  Sohwune  aind  £asb  auBittliiiislpfl  Kreazangsprodmlcte  tqo  «n- 
heimischen  Landsdiwdnen  mit  «ingefölirleii  Baflsra,  inebcMmden  mit  «ngUieheft 

Yoffkehireschweinen. 

Um  den  finheimiHchen  8cliweinebestntid  ;nis  s'.c)]  gelbst  heraus  zn  ^-erbeesern, 
setzte  die  Regioruiig  im  Jahre  1899  die  „Commissioii  pour  l  amtlioratiuu  des  races 
porcines"  ein,  deren  Tätigkeit  auf  Hebung  der  belgischen  Scbweinesucht  durcti  regel- 
m&ttige  Anastdlnngen  wad  Frimüerungen  gerichtet  ist  und  mtSii  dl«  Orttndtuig  von 
ZacfatTeieinan  fördert  sowie  die  Hemiiflgabe  eines  betgisehen  SohweindieidlMMlis 
eratrabt. 

D.  Viehverwertunic. 

Die  einheitlich  im  ganzen  I^nnde  betriebene  Zucht  des  belgischen  Pferdes 
bildet  bei  der  allgemeinen  Nachfrage  nach  solchen  Tieren  ein  einträgliche»  Gewerbe. 

Bei  der  Rindviehhaltung  »«pielt  die  Gewinnung  des  für  die  Bodenkultur  des 
Landes  noiwendigen  Stalldfingen  eine  Haoptiolle.  Zur  beBondeitn  tf  Odkleiatnng  iit 
cwar  das  belgiidie  Vidi  im  allgemeineii  nicht  geeignet,  gleiobwohl  ist  die  Mileh- 
gefrinDnng,  auf  die  sich  «in  Ober  das  ganae  Land  Yerbmtetss  Meiern-  und  Hotkeiel- 
weeen  aufbaut,  von  groOer  Bedeutung.  Auch  die  Viehmistang  tritt  in  erheblichem 
Mafie  hervor,  entsprechend  dem  in  dem  diohlbevttlkerten  Lande  bedeutende  Ve^ 
bnmohe  von  Rind-  und  Kalbfleisch. 

Die  Schweinezucht  Belgiens  produziert  Scliweinefleisch  voniehmlich  für  den 
einheimischen  Markt  und  ist  nur  mit  großer  Anstrengung  imstande,  den  jährlicli 
Bteigenden  Bedarl'  zu  decken.  Vielfach  besteht  Arbeitsteilung  der  Art,  daß  die  kleinen 
Beeitaer  Soliwftine  lüefaten,  «Ahrflnd  die  grOfiaren  Laadwirte  aidi  melir  auf 
SdiwwüinnKstnng  veilegen.  ^  Besonden  liervoisuheben  ist  der  Handel  mit  Sdtinkin 
in  den  Ard«nn«n. 

IHe  Geflägelhaltung  spielt  in  Belgien  mna  rsefat  arhebliejM  Bdio  and  bat 
sieh  dureh  die  Lieferung  der  «Mechelner  Poularden*  auch  im  Ausland  einen  Ruf 
werben. 

Schließlich  hat  noch  die  Kaninch- nzuclit  für  Belgien  Bedeutung.  Zucht  und 
Mast  wird  meist  von  Arbeitern  oder  Kleuiliauern  betrieben  Kaninchenfleisch  wird 
allenthalben  im  Inland  gegesHen,  bildet  aber  auch  einen  Ausfuhrartikel,  insbesondere 
nach  Qroftbritaonien. 

E.  TiehTersichemg* 
Pferdeversicherung.  . 

Die  Pferdeversichenn^g  ist  in  Belgien  gut  organisiert  und  bildet  «In  wesentlidies 

Förderungsmittel  für  die  Pferdezucht  des  Landes. 

Nach  dem  für  das  .Tahr  1907  herausgegebenen  ,, Bulletin  de  rAgricultur**"  fühlte  man 
1906  in  l^lgien  li>9  genoH.«en?phaftlich  eingericlitete  Pferdeversiclif i >.iieen  mit  17535 
aktiven  Mitgliedern  und  33333  versicherten  Stuten,  Wallachen  uud  Kohlen.  Der  ver- 
sicherte Wert  ilie.ser  Pferde  betrug  insgesamt  22870000  JC;  für  880  während  des  Jahres 


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—  511  — 


1906  ToqsakMDDMii»  TodcBflOle  mw.  sind  288600  JC  an  Bntaddhütangeii  geMhlt 

worden;  die  Verwaltungskosten  beliefen  Bich  auf 14800«^,  die  Vpr=icherun^prämien  auf 
W1800  ^^C  und  an  Vermögen  hatten  die  Genospenschaften  am  Jahresechlasi^e  246310  JC- 
Die  genoBsenschaftlichen  Pferdeversicherungen  nmfaHKen  in  der  Regel  mir  ein 
Durt,  f  Thirecken  sich  zuweilen  aber  auch  auf  aaehrere  Diirfer.  Ihre  Mitgliederzahl 
»chwaukt  zwischen  30  und  oOO,  die  ^^hl  ihrer  versicherten  Pferde  zwischen  40 
und  400.  In  d«r  Bagal  imdan  mir  kodwirtflobafUich  benattt«  einhoinusolia  I^wda 
angenommen  nun  Bfindettweite  von  240  JC  und  tum  Höchstwerte  von  900  bia 

.  Dia  Vanwhaning  «laliaekt  tklk  atif  Tbdesfall  odar  irdUicB  ArtMitranftbigkail 
dar  Tkra. 

Von  den  Versicherungsnehmern  wird  ein  Eintrittsgeld  erhoben,  das  1  bis  4  </^, 
vielfach  auch  1  %  des  Vereioli^runRswerts  beträgt  An  ifibrliphen  Prämien  sind 
gewöhnlich  !'/•  "/o  zu  entrichten.  Die  Schadenvergütung  beträgt  66V«  bis  70'/e- 
Der  Wert  der  versicherten  Tiere  wird  jährlich  einmal  abgeschätzt. 

Die  Pferdeversicherungs-Genoaseoschaftea  einer  Provim  können  sich  zu  ainar 
Rttakvnafeharungsgeealladiaft  anaammaiueiiliaDan. 

Dar  Staat  ooteratfitat  die  ganoMentehafUicha  PfordaTaiaidianing,  indam  ar  für 
jadaa  av^nommaaa  Pfard  2«40  JC  baisteaert  und  anlterdem  ainan  Jlbrlieban  Beitrag 
von  20  JC  zu  den  Verwaltungskosten  leistet.  Außerdem  txigt  der  Staat  einen  T^l 
der  Rückversicherung,  indem  er  den  zu  einer  Rückversichernngsgesellschaft  vereinigten 
genossenschaftlichen  Pferdeversicherungen  einer  Provinz  als  Staatsbeitrag  eine  Geld 
summe  zufließen  läßt,  die  ebenHO  lioch  i»t  wie  die  von  den  (lenonsenschaften  au  ihre 
Zentrale  abgelieferten  Beiträge  (gewöhnlich  V/t^/o  der  PrämieneinnahmeX  die  Höhe 
von  1200  JC  für  die  einzelne  Provinz  aber  nicht  übersteigen  darf. 

Dia  riaban  bealehandaa  R&okvenddiarungBgeeettBdiaftan  umftiflteii  1905  rasMaman 
148  VarddMtmigMgepiwMnaebaftap  mit  27673  vanicbarteD  Ffardan. 

Bei  jador  CUIig  werdenden  Sdiadanvergütung  beiahlen  die  GenoaeeuMbaft  und 
die  RückvacaichaningigaadlBehaft  ja  V»  dea  varaiehartan  Wartaa  an  das  batraUbnda 
Ifitgtied. 

Für  die  meist  sehr  hochwertigen  TTengste  bestehen  in  sechs  Provinzen  besonder» 
Versicherungen,  die  an  eine  das  ganze  Lrfind  tunfasaende  staatlich  unterstützte  Rück- 
TOreicherungagesellschalt  a.n geschlossen  sind. 

Die  sechs  Hengatversicherungen  zaliit«n  1906  zusammen  523  aktive  Mitglieder  und 
vanddwrtao  687  Hengata  an  ainam  Warta  ran  1821000  JC;  die  Zaiil  dar  im  Lanfa 
daa  Jabiaa  1906  fXUigen  BntiöhidigangHi  batmg  16  in  ainar  Warthöb«  von  21400 
die  VanralttmgBkottan  batragan  auaamman  1680  «n^.  dia  Summe  dar  aingeaafaltan 
Prämien  beliaf  aioh  aof  29700  JC  und  das  VarmSgan  im  Vacsidiarungan  auaamman 
am  Ende  daa  Jahne  auf  60600  Jg. 

Rind  vieh  versieb  erunp. 

Wie  für  die  i'ferdeveröiclierung  bestellen  in  Üelgien  auch  für  Rindviehverpicherung 

kleine  genoesenscbaftliche  Vereinigungen.    LHis  Vieh  größerer  Besitzer  gehört  diesen 
Iii  ■  II  rrfiiii  BimiiintiiMiii  aazzmiL  M 


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—   612  — 


Vereinen  In  der  Regel  nicht  an,  sondern  irird  eoiipedw  in  BelbitTevridisniiig  gmioimiiiMi 
oder  bei  auBlindiaohen  GesellachaflMii  venichttt. 

Im  Jahre  1905  gab  ^  !n  Belgien  960  genoseenschaftlicbe  Viehversicherungen 
mit  86983  Mitgliedern  ünd  249273  versicherten  Tieren  im  Werte  von  68724000  Jt. 
Die  Gesamtprännie  hierfür  belief  sich  auf  549000  Von  den  6852  Schadenfällen 

dea  Jahres  ISO-")  übernahm  der  Stant  die  Entechädiguiig  in  963  Fallen.  Aus  dem 
Yerkaufe  des  noch  verwertbaren  Fleisches  wurde  ein  Brlös  von  342000  JC  erzielt, 
und  der  von  den  y«nioh«rangeD  b«nh1te  SebadenAiMti  betrag  649000  JL*  Die  Ver- 
mdtaofldEoaten  Ofeiefaten  «ine  BBbe  von  inogeumt  83000  und  «n  Jehwoeeblnaw 
verblieb  in  den  eineeinen  Keeem  mn  OeeobafkettberadmO  von  nnammai  661600  Jt. 

Ale  den  mittleran  Beetand  efaier  gidtteren  Antahl  bel^idier  Viebvesaiobenmgi- 
venine  darf  man  eine  UUgliedenahl  von  115  Baoeni  mit  soaemmen  260  Kfiiien  an- 
nehmen, tmd  swar  von  85  Bawnn  oder  Arbeitern  mit  je  einer  Kuh,  von  40  mit  je 
swd,  von  S5  mit  je  drei,  von  8  mit  je  vier  and  von  7  mit  je  fttnf  Kfiben. 

Ein  Teil  der  Versicherungen  erhebt  feststehende  Prämien  von  2  bis  5  «/^  für 

ein  Stück  Groflvieh  und  gewährt  eine  Entschädigung  von  SO  bis  160  Jt,  wobei  dem 
Versicherten  die  etwaige  Verwertung  des  noch  verwendbaren  Fleisches  überlassen  bleibt. 

Bei  anderen  Vereinen  beBtehen  drei  Vergicherungsklaßsen  in  verschiedener  Wert- 
höhe, nach  denen  die  Prämien  erhoben  und  die  Entschädigungsbeträge  bemessen  werden. 

Endlich  gibt  es  Versichern ngs vereine,  in  denen  man  die  llere  nach  ihrem  Werte 
schätzt  und  die  Prämien  sowie  die  Entschädigungssummen  im  Verhältnis  zu  den  ge- 
schätzten  Werten  festeetxt.  Das  Scb&txen  geschieht  gewöhnlich  durch  eine  Kommission 
von  Vertmnemmlnnem;  ala  Pkimie  weiden  1  bie  8%  des  Wertae  bereehnet  und  ala 
BntachAdigang  meiet  iwei  Drittel  des  Wertes  entattet 

Die  Venifihenmg  entredU  rieh  nur  auf  TodeafaU  oder  notwendig  werdende 
Sdilaolitang.  Veiliiale  dnrdt  Brandaebaden  oder  dnieh  Seoohen,  flir  die  der  Btaat 
Bntaohidigong  Idatel,  adidden  ana.    Daa  vevwettbaie  Fleuoh  geaddaditeter  Tiere 

wird  entweder  dem  Versicherten  überieasen  oder  zum  VorteQ  dee  VenÜcherungsvereins 
verkauft,  der  dementsprechend  die  an  den  VeraiobemngRnebnier  «u  leietende  ISsA- 
achitdigungSBurnniP  regelt. 

Auch  die  genossenschaftlichen  Viebversicherungsvereine  haben  sich  vielfach  zn 
größeren  Rückversicherungsverbanden  zusammengeschloesen.  im  Jahre  1906  gab  ee  12 
solcher  Vorblade  mit  anaammen  675  angeaeUoeaenen  Ttalivmnoliarangmninen,  in  denen 
inagaaamt  174907  Stttofc  Vieh  veiaiobert  wann.  Der  Btaat  gewihrt  ebenao  wie  bei 
der  Pf<ndeifidnenioberang  jedem  Verband  eine  den  eingeiahUan  BUdtveraioheningB- 
piimien  (IVt  bie  4Vo  dee  vetalefaertem  Wertea)  ^eiobe  Snmme,  die  jedooh  1800  Yt. 
(tlr  die  Provinz  nicht  übersteiglll  darf.  Im  Jahre  1905  betrugen  die  Einnahmen  der 
belgischen  Viehrückversicherungiverbinde  125000  JC  Pfftmien,  aSOOO  JC  Provinaial- 
und  70200  ..4t  Staatszuachuß. 

An  Beihilfen  zur  Schadenvercrütung,  die  gewöhnlich  30  bis  33*/o  dt  verlorenen 
Wertes  beträgt,  wurden  1905  gewuiirt  199600  Ji;  die  Verwaltungskosteu  der  Kück- 
veieicheningsverbiiide  beltefen  afah  in  dem  gMannten  Jahre  aitf  960O  J^. 


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—   618  — 

8o]iweineTeraibIi«rung. 

fm  Jalin  1906  dblt«  man  39  kleine  VersicheruDg^geaellschaften  gegen  Schweine- 
vefflMle.  Bd  Tril  davon  bat  aidi  in  einer  ROdcvnaidierDng  mit  dem  Sitae  in  Brügg« 
suBBrnmenfetaa,  die  ebenso  eingerichtet  Jet  wie  die  RQokvenioberangen  Ar  Pferde  nnd 
Rinder  nnd  ebenftlle  etMttüohe  Unteietfltning  eriiKlt 

Ziegen  vereieb  ernn  g. 

In  zahlreichen  Dörfern  bestehen  örtliche  ZiegODfenidieningen  mit  100  bii 
200  Mitgliedern.  In  Flandern  sShlte  man  1$K)6  etwa  190  aoleher  Dorfvereichemngi- 
(r<^no8nenBcbaften.  Die  ZiegcnTcrsichcrangavereioe  sind  m  swei  pioviniialen  Rfick* 
versioberangen  rasammengeschlosaen. 

Mi.  Vidiverkalir'). 

A.  TieUiMdel  In  binwie. 

Oer  Markthandel  mit  Pffarden  venetcbnete  im  Jahre  1906  einen  Umeati  von 
nind  74800  Pfeiden  mit  einem  Werte  von  etira  43  Millionen  Mark.  An  lUndem 
wurden  in  der  gleicben  Zeit  467  586  Stück  nuf  den  Marirt  gebraeht,  dnd  der  Anftiieb 

an  Schweinen  und  Perkein  Itetru^  etwa  757  ÜOÜ  Stück 

Diese  der  Marktstatislik  entnommenen  Zahien  gehen  jedorh  kein  Rild  von  dem 
Gesamtumfaiige  des  auch  außerhalh  der  M&rkte  äich  vollziehenden  Vieiihandela. 
Hierüber  lasaeo  sich  Angaben  nur  echatzungsweise  machen.  Man  darf  aber  aa- 
nebmen,  dafi  etwa  die  Sttlfbe  dea  gansen  lielgiedien  Pferdebeatandee  aUjäbrlicb  den 
Beeitaer  «ecbaelt«  d.  b  133600  Pferde  im  Werte  von  etwa  «7  MflUoneo  Mark.  Nimmt 
man  femer  sobXlrangeweiee  an,  dafi  etwa  *U  dei  gesamten  belgiadien  Rindviebetapda 
jihrlich  verlmnit  werden,  so  «nfaipridkt  diee  einem  ümsata  von  1078000  Rindern  im 
Werte  von  etwa  227  Millionen  Maik.  Ebenso  greift  man  bezüglich  des  Schweine- 
handelt! wohl  nicht  zu  hoch,  wenn  man  den  Ge^^aintjahresumsata  auf  1500000  Schweine 
und  Ferkel  im  Werte  von  etwa  56  Millionen  Mark  schützt. 

Als  haupt*<iich1ichsle  Pferderoiirkto  pind  zu  nennen  diejenigen  in  Neuscbateau, 
St.  Hubert,  Arlon,  B!u*togne,  Ciney,  Jlinciie,  Fhourout  und  Brüjrge 

Der  Marktverkehr  mit  Kindvieh  verzeichnete  bei  einem  Gesamtauflrieb  von 
467580  Stück  im  Jahre  1905-}  einen  ITmsatz  von 

27967  Bullen   .    .    ,    tn  einem  Miiteipreise  von  316       für  das  Stück 
47903  Ochsen      .    .    ,      „  .         •    842  „    „     „  . 

138778  Milehkahen    .    »     .  .         ,   398  ,    „    ,  , 

66681  jungen  Oebaen  •  »149,,«» 

104698  flliikm     ....  ,         .    140  ...  , 

93786  KSIbem    ....  .  .83.... 


')  Dr.  Prot« t,  AgrarverfaMiiig  nnd  Luid wirtdchalt  in  Belgien,  Berlio  1909.  —  *)  Bulletin 

de  rAgricaltore  liüHi. 

84* 


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Die  mittlttMi  PMin  für  das  KQo^miD  Lebend-  und  Schbditfewicht 
bedeatenditen  bdgiiolien  Muktortan  betnigMi  im  Jahn  1906^) 


an  dan 


Ittr  Ochsen  .... 

,  Biiüen  .... 
.  Kiihe  uud  Stärken 
m  i^illber   •    •   «  • 


Lebend-Gewicht 
0,56  bis  0,76  JC 
0,44   .  0,68  , 
0.55   „  0,72  „ 
0»76   ,  1.00  . 


Schlacht^Gewicht 
1,07  biß  1,34  JC 
0.96   „    1.17  „ 
1.04  .  1,28  „ 
1,04  .  1,60  . 


B.  AneAdir  vaA  BegfliiimwgwUiMler« 


i 

kaa  Ba1|^  n 

In  dan 

ainaaln 

an  Jabzan  aoi 

Igenbr 

t: 

im 

1902 

1903 

1904 

1905 

190Ö J 

1907 

1908 

1909 

1910 

Pftid«  (enraehsana)    .  . 

19  97« 

22  369 

23  943 

25  209 

26  615 

26  264 

24  246 

23  405 

25  749 

30  990 

„    (Fohlen)  .... 

1  914 

2  580 

2  608 

2  449 

301G 

2  402 

2  309 

2  607 

2  605 

3  586 

Rinder  ond  Flliaen  .   .  . 

82 

«5 

12ü 

«0 

97 

182 

75 

90 

132 

279 

7 

19 

14 

7 

25 

1U4| 

..6 

114 

281 

IM 

Schafe  

12 

1 

4 

2 



31 

88 

10 

9 

21 

20 

62 

59 

SdiweiiM  

68 

40 

GO 

ÜO 

SM 

sael 

8S7 

886 

8S1 

1  S61 

Als  Bestimmunp^land  für  die  belgische  Viehauefuhr  ist  in  erHter  Linie  Deutach- 
land zu  noimen,  da»  faet  den  ganzen  belgischen  Pferdeexport  aufuimmt.  Eine  geringe 
Anzahl  von  Pferden  geht  nach  den  Niederlanden,  Frankreich  und  anderen  Ländern. 

Di»  Aiuftihr  tn  Rindern,  fiohafim  und  fldhminan  aiu  Belgien  iat  bedeotongrioa. 


C.  Viehbeförderun^  auf  Eiflpnbnhnen  und  Sekiffen. 

Desinfektion. 

Die  Reinigung  und  Desinfektion  der  Eisenbahnwagen  und  SchifTc,  die  zur  Be- 
förderung von  Vieh  gedient  haben,  sowie  der  Gegenstände,  die  dabei  mit  den  Tieren 
in  Berühruug  gekommen  sind,  hat  zu  geschelien  gemäU  §  15  (Artikel  54  bis  57)  der 
Kutugiicbon  Verordnung  vom  20.  8ept«mb«r  1883. 

Stille,  Bnobten  nnd  BefOfdernngnnittel,  die  rar  Anliudim«  eeaohenkranker  oder 
-Terdiehtiger  Tfave  gedient  beben,  ebeneo  Gerfttadufttt»  nnd  eonalige  Gegenatiade, 
die  bei  «oldien  Tleten  banntet  wniden,  letater»  eoweit  eie  niobt  naeh  den  beetebendee 
Voiaehriften  tu  vemiöbten  eind,  müasen  nacb  den  ▼om  Landwirteobafkaminister  er- 
bwaenen  Vorschriften  gereinigt  und  desinfiziert  werden. 

Die  Reinigung  und  Desinfektion  der  Eisenbahnwagen,  die  zur  Beförderung  von 
Wiederkauern,  Pferdeti,  Esdn,  Maultieren  und  Mauleseln  {?odicnt  haben,  und  der 
üerätecliaften  und  sonntigen  der  Kisenbahnverwaltting  gehörigen  (regenstände.  die  mit 
diesen  Tieren  in  Berührung  gewesen  sind,  geschieht  nach  den  vom  I^andwirtsob&l't«- 
nnd  Eisenbahinnfniflter  erlaaaenen  VoraebriAen. 

>)  Annuair«  uUtiatique  de  la  Belgique  1907. 


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—   615  — 


Ifiiwlbm  B«tiin»aiism  findoD  AnwndwngmfBiwpbdinweBP^  GegniBtind»  usw., 

die  nach  einem  Tnuu|Mirte  iolcher  Tiere  ins  Inland  zurückkehren,  es  sei  denn,  daß  dia 
Behörde  die  Überzeugung  bat,  daß  die  Dwinfektion  io  dem  Luide  ansnicheiid  grOnd- 
lich  erfolgt  ist,  aus  dem  die  Wagen  \i9w.  zimlckkommen. 

Die  Reinigung  und  Desinfektion  der  Eisenbahnwagen,  Oerätechaften  und  Gegen- 
Btaiide  muß  unter  Aufsicht  der  hima  vom  LandwirtschaftsminiBter  bestellten  Tierärzte 
erfolgen;  diese  richten  sich  bei  ihrer  Aufsicht  nach  den  Bestimmungen  der  erwähnten 
Voxachnften  und  oadi  den  Ar  dieeen  Dienst  in  Frage  kommenden  Anwetemgen. 

Die  sa  Viebffaoqporten  gebnnobten  Sehiffe  eowie  die  an  Bold  oder  bei  Eln- 
oder  Aonehifiting  mit  den  Tieren  in  Berftbnmg  gekommenen  Gerittedbeften  und 
Gei^neUnde  mfiieen  gemäß  den  fttr  die  Derinfektiim  von  ffieenbahnmgen  erlamenen 
Bestimmungen  gereinigt  and  desinfiziert  werden.  Die  Kosten  hieflllr  sind  Ton  den 
Reedern  oder  Eigentümern  der  Schiffe  zu  tragen. 

Die  Miiiiptennlvnordnungen  vom  2^.  Septem Vifr  1HH3  und  vom  30.  Dexerribpr  1890, 
betr.  die  Desinfektion  von  ViehtranHporltii  ;iuf  nUaimen  und  Kleinbahnen,  nehen 
bestimmte  Stationen  vor,  auf  denen  die  lieinigung  und  Deeinfektion  der  im  Inland 
mwmdeten  und  notigenfidls  aocb  die  der  «0»  dem  Andand  MurftcUcommenden  Vieh> 
tmnsportwagen  vonanebmen  ist  Die  Wagen  weiden  unmittelbar  naeb  dem  Entladen 
oder  naob  der  BAddtnnft  nach  Bellen  duieh  Beaettelung  kenntiieb  gemaoht  tmd  sur 
niebatan  Derinftklionsstation  geleitei 

Die  Desinfektionsarbeiten  rind  während  der  Tagesstunden  auszuführen.  Die 
amtetier&rztliche  Überwachung  der  Desinfektion  geschieht  in  der  Weise,  daß  der 
Veterinjlrinspektrvr  mindestem!  zweimal  im  Monat  jede  seiner  Kontrolle  unterstehende 
Desinfektionä^mätalt  besichtigt;  über  das  Ergebnis  seiner  fiesicbtigung  bat  er  dem 
Ministerium  vierteljährlich  zu  berichten. 

Die  Desinfektion  umfaßt  die  Reinigung  und  die  eigenUiche  Desiufektlou.  Für 
diese  k&nnen  wablweiae  naobatehende  Mittel  vwwendet  werden: 

1.  Ansipebige  Besteablong  mit  Wasseidsmpf ;  von  disaem  Mittel,  das  mit  oder  ohne 
Znaata  fon  Deainfektionamitteln  angewendet  werden  kann,  ist,  soweit  es  die  Umstiade 
gestsAten,  Gebrauch  zu  macben; 

2.  Gründliches  Waschen  mit  beiOer  Sodalange; 
8.   Waschen  mit  Chlorkalkmilch; 

4.    Waschen  mit  2  bis  S'^/uigcr  Karbolsäurelösting. 

Die  Desinfektion  hat  innerhalb  B  Stunden  nach  dem  Entladen  oder  der  Ankunft 
au  der  Deeinfektionsstation  zu  erfolgen.  Vor  neuer  Beladung  sind  die  Wagen  aus- 
rricbend  sn  troeknen  und  sii  lOften. 

Werden  bdm  Entladen  kranke  oder  verdiebtige  Tiere  gefunden,  so  Bind  sie  bia 
sur  weiteren  Anordnung  dea  beamteten  Tienntes  abmsondem.  Kadaver  yon  TisTMii 
die  während  des  Tran^Ktrte  verendet  sind,  verbleiben  im  Wagen  bis  sur  amtelier- 
teUidMii  Festetdlnng  der  Todaaureacbe,  «nf  Qtnnd  deven  dann  die  weiteren  An- 

etdonngen  erfolgen. 

Die  aus  den  Wagen  entfernft  r:  Stoffe,  Streu.  Dunpf^r,  Fntt;«rre6te  uSW.  sind  lagen* 
WOB«  mit  einer  4  bis  5  cm  dicken  Schicht  Äbtkalk  su  bedecken. 


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~   516  — 


Runpen  und  Buchten,  die  bei  der  Ver»  und  BotUdnng  tod  TSeien  betraten 
wurden,  aind  su  reinigeu  utid  heim.  Henacbeo  von  Seudien  auf  Anweiaung  d«e  Amte- 
tienustee  so  desinfizieren. 

Über  die  Vornahmt!  der  Desinfektion  von  Eiscnbahnviehwapen  sind  an  den 
betreffenden  Stntionea  Listen  zu  führen  uns  denen  Tag  und  Stunde  des  Beginns  und 
der  Beentligim^  der  Deeiuftktion  jedes  eiiizelnen  Waj^enH  erflichtlich  sein  müssen. 

Die  Eieenbahiiverwaltungen  bind  eriuac-hügt,  iür  die  Desinfektion  eines  jeden 
Wegen«  eine  Taxe«  bis  su  3  Fr.,  anf  Kleinbahnen  bie  lu  1,35  Fr.,  m  erheben. 

D.  Beau&iohtiguvg  der  Viehmarkte,  der  UaatstUle  uaA  «ffeatUoheu  PferdeeehaiwB. 

Die  amtetieräntlicbe  Überwachung  der  Viehmiiride  und  Gastställe  sowie  der 
Pferdeschauen  und  der  öffentlichen  Betriebe,  in  denen  eine  größere  Anzahl  von  Pferden 
verwendet  wird,  ist  geregelt  durcli  die  Paragraphen  8  und  9  fArtikel  17  hm  29)  der 
Königüclien  V'erordnung  vom  20.  Seplembcr  1883.  Zur  Sichersteiiung  der  amU<lier- 
arztliciieu  Marktüberwachung  haben  die  Ortäbehörden  dem  beamteten  Tierarzt  jährlich 
ein  Veraeichnis  der  auf  ihrem  Gebiete  stattfindenden  Märkte  zu  übermitteln.  Die 
Koelen  der  tierintlidiMi  Übenrachung  werden  von  den  Qemdnden  getn^en,  in  denen 
die  MBrkte  »tattfinden.  An  jedem  Uarktort  muO  dn  geeigneter  Raum  aur  Abeondeniog 
kranker  oder  verdiohtiger  Tiere  Torgeaefaen  aein.  Anlage  und  Binriebtung  der  Ilirkte 
und  Gaetetälle  müssen  den  aor  Verhütung  etwaiger  Seuchenverbreitong  notwendig  er* 
scheinenden  Bedingungen  entsprechen.  Märkte,  die  diesen  Anfordemngen  nicht  ge- 
niigen, kann  der  Landwirt-schnftBrninister  verbieten;  auch  kann  er  ungeeignete  Gast- 
Ställe  schließeu  lassen.  Femer  ist  er  berechtigt,  die  Abhaltung  von  Viebmärkten  zu 
untersagen,  wenn  die  Ortsbehörde  nicht  für  entsprechende  veterinärpolizeilicbe  Über- 
waahung  Sorge  getragen  hat,  und  wenn  der  Ausbruch  einer  ansteckenden  Seuche  zu 
be Afohten  iat.  In  dieeem  Falle  kann  aioh  daa  Marktverbol  auf  alle  oder  auf  beetimmta 
Tierarten  eratrecken.  Kranke  oder  verdiditlge  Ttere  aind  eofort  vom  Markte  lu  ent* 
fernen  und  abmaondem.  Tiere»  die  mit  Bota,  Luogenaeuche,  PookeDaeuobe,  Tollwut 
oder  Milzbrand  behaftet  befunden  werden,  t^'md  alahald  an  tSten.  Sind  die  Tiere  nur 
als  Beuchen  verdächtig  anzusehen,  so  kann  der  BQigermeister  auf  Antrag  des  lSgen> 
tümers  oder  des  Viehhalters  ihre  Tötnng  anordnen.  Beim  Transport  der  Tiere  zur 
Schlncht«tiif !e  hat  (Ue  Ortsbehorde  Maßnahmen  zu  treffen,  die  eine  Übertragung  der 
Seuche  auf  andere  Tiere  verhüten.  Wird  eine  .Seuche  oder  der  Seuchenverdacht  fest- 
gestellt bei  eiuem  von  auüerimlb  des  Marktortt»  oder  der  Provinz  stammenden  Tiere, 
ao  hat  d«r  Bflrgermeiater  Idervon  eofort  d«n  Goavemeur  Anseige  au  madien,  der  dann 
die  Anordnung  entapreohender  HaOnahmeo  am  Herknnflaort  der  Tien  veranlalk.  Der 
beamtete  Tierarat  liat  nadi  SeblnJi  dnea  jeden  von  ihm  heauehtain  Ifarktaa  dem  fififg^r 
meiater  und  dem  Gouverneur  zu  berichten. 

Auch  die  zeitweiligen  Pferd escbauen,  für  die  Tiere  mehrerer  Besitzer  zu  andern 
als  Verkaufi^zwecken  zusammengebracht  werden,  unterliegen  ähnlich  wie  die  Märkte 
der  tierSrztlicheii  Oherw.nclning.  Bei  bestehendem  Marktverbote  lialien  die  Hiirgermeister 
darauf  zu  achten,  daß  an  den  .Marktorten  keinerlei  marktühiiliche  Vn  iii-tiiltun^  s\aU- 
üiidel.    Die  Veierinäriuspektoren  haben  von  Zeit  zu  Zeit  und  so  ofl  me  es  £ur  er- 


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—  «17  — 


finderlkh  balteii,  die  FfodA  von  Pferdebdin-  snd  OmnibwBeMllioiultoD,  Treidel- 
betrieben, Fubrhaltereien  usw.  zu  besichtigon.   Sobald  in  einem  dem  öffentUchen  Yet- 

kehre  dienenden  Betriebe  mehr  als  50  Pferde  gehalten  werden,  ist  der  Eigentümer  ver- 
pfltchtft,  einen  von  l>esoaderpm  Personal  bedienteo  StaUraum  zur  Abflonderung 
roUkxaixker  oder  rotzverdächtiger  Plerde  einturichten. 

Für  die  geeundbeitäpolizeiUche  Beaufsichtigung  der  Schlachiviehmärkte 
trt  unter  dam  24.  Oktober  1898^)  «lue  Veiordnoog  erlaasen  worden.  DwMh  rnttnan 
SdblacbttSBra»  die  in  eioem  dffentlioh«»  oder  privaleii  Sebladithans  «inoa  «nderan  ab 
defl  Bfarictorts  gewohluchtet  werden  sollen,  nadi  SeblaO  dee  Ifarktoe  mit  einem  Brand- 
seidhon  venehMi  wwden.  IX«  w  gekennielelnwlen  Tieire  dürfen  nadi  Orten  im  Um* 
kreis  von  20  km  vom  Harktoirt  sn  Fuß  nach  der  Schlacbtetätte  getrietien  werden,  sonst 
sind  sie  am  Marktort  oder  an  der  nächsten  Eisenbahnstation  zu  verladen.  Das 
Bürgermeisteramt  dee  BeetiraTnunpHortH  ist  von  der  Ankunft  der  Tiere  verständigen. 
Die  auf  Schlachtviehrnärkten  unverkauft  gebliebenen  Tiere  sind  ebenfallB  zu  kenn- 
seiebnen.  Sie  dürfen  nur  am  gleichen  Marktort  erneut  som  Verkaufe  gebracht  werden. 

IV.  BekanpfUng  dtr  ViehMuchen. 
Ju  Abiraliim«lE«8«üi  g«gMi  die  Kliaelileppuiff  t«b  HelimMhen  üb  den  AnBlande. 

Die  Regierung  ist  auf  Grund  des  Geeetzee  vom  30.  Dezember  1882*)  über  die 
Gesundheitspolizei  der  Haustiere  ermächtigt,  durch  Königliche  Verordnung  diejenigen 
Maßnahmen  z«  treffen,  die  bei  Befürchtung  Her  Einschleppung  von  Viehseuchen  aus 
dem  Ausland  .in  den  Landeegrenzen  zur  Regelung  dee  Viebbandels  mit  dem  Ausland 
notwendig  erscheinen. 

Dementsprechend  sieht  die  Königliche  Verordnung  vom  20.  September  1883  in 
den  §§  18  nnd  14  (Artikel  44  bie  58}  neebetohende  Baetimmungen  vor  fibei  die  ISn- 
nod  Durdiibhr  von  Vieh,  tIeriMdien  Robeteffisn  und  Braengniaeen  eowie  von  gift-' 
fimgenden  Qegenettnden. 

Der  Wortlaut  der  Artikel  45,  46  und  47  der  fenenntoo  Kfoiglicben  Verardniing 
i«l  durch  Königliche  Verordnoof  vom  27.  Mai  1899*)  abgeändert  worden. 

Dnnifch  ist  die  Ein-  und  Dundifahr  eeuolienkraaker  oder  aeachenverdäohtiger 
Tiere  verboten. 

Die  Einfuhr  von  Rinderu,  Schafen,  Ziegen  und  Schweinen  ist  nur  über 
die  von  dem  Minister  für  Landwirtschaft  und  öffentliche  Arbeiten  im  hlinverständnisse 
mtt  den  Fbianiminleter  beeondert  beetimmten  Zoll*  und  NebenioUlmtor  en  den  den 
feelgeeetston  Tagen  und  Stunden  geetettet. 

tMe  BSnfnlff  derf  nur  unter  der  Bedingung  erfdgeo,  defi  die  Tiere  aofort  bei 
der  GreniObeieebreitnng  einer  geiundbeitqM^ladliohen  Vntenuohnng  uitoiogen  nnd 
dabei  für  gesund  befunden  werden.  Die  Koeten  der  Untennudinng  eind  von  den 
Hünfidueoden  sn  tragen. 

*)  VerOffentl.  d.  Kalwrl.  Oesundheitaamt«  IHDO,  S.  9.  —  *)  Recneil  dee  Ulla  «t  rtgtoOMati 

rektiffl  k  la  police  nanitaire  dee  «nimatix  domcntiqui-H,  au  fonds  d'agriculture  et  an  serrioe  rÜbh- 
noMin.   Braxelle«  p.  13.  —  ^  Veröffentl.  d.  KaiserL  GeauodbeitMints  18&8,  6.  566. 


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—   518  ~ 


Der  MintHtfflr  für  Landwirtschafl  und  öffentliche  Arbeiten  kann  verfügen,  daß 
gewisse  Tiergattungen  nach  erfolgter  geeundbeitspolizeilicher  UnterBachung  in  besoodera 
(InzTi  f^etroffenen  Einrichtungen  anf  Kosten  und  Gefahr  dar  BinfÜhMndan  auiar 
V^uarantäae  von  höchstens  10  Tagen  unterworfen  werden. 

In  schweren  Füllen  von  Verseuchung  d&a  Auslandes  kann  der  Minister  für  Land- 
wirtschaft usw.  die  Ein-  and  Durchfuhr  gewisser  Tiergattungen,  ihrer  Teile,  von  Stall« 
nbchAr  ddcI  Beförderungsroittdn  vwbieten.  In  dem  betroflfiuMii  Gnnsbeiixk  ist  «b- 
daiin  äu  YwUhr  mit  «Uen  dieflan  (legeiiitliidaii  antspradMod  «infeaflluiiikt 

Wenn  «in  Her  bei  der  linfabr  mit  «umt  aiiBtaekMideo  KrankhMt  bebaftat  be- 
Amden  wird  oder  einer  solchen  vaidlohtig  ersdieint,  so  hat  der  mit  der  gesundheits- 
poliaeilichen  Kontrolle  betraute  Tierarzt  durch  Vemiittlung  des  Vorstehers  des  ZoW- 
amts  den  Einführenden  oder  den  Begleiter  lur  unverzüglichen  Rückbeförderung  Hp« 
TierpH  powif  aller  in  demselben  Eisenbahnwagen  l^efindlichen  Tiere  nach  dem  Herkunft^- 
land  auizufordem.  Die  Maßregel  kann  auch  auf  alle  mit  demselben  Zu(;e  ange- 
kommenen Tiere  ausgedehnt  werden,  wenn  sie  von  ein  und  demselben  Markte  oder 
von  «in  und  damselban  Vanandf  od«r  Umladeplatia  harkomman. 

Wird  di«aer  Aoffofdenmg  von  dam  IBiofilhrandan  oder  dem  B«gleilar  niciit  Ftolga 
gdeiilat  odev  dia  Zurllokttahma  im  Harkunftalanda  Tarwaigarl»  ao  «arden  dia  Tiara 
auf  Koeten  de«  Einfttbrenden  unter  Sperre  gehalten.  Here,  die  mit  Rotz,  Lungen- 
eandia,  FodmiMeuche,  Tollwut  oder  Rinderpeat  beliaftet  erscheinen,  sind  ohne  Ent- 
schädigung von  dem  Eigentümer  oder  in  dessen  Abwesenheit  auf  Betreiben  der 
Lokalbehörde  sobald  als  in  \cr1ir-h,  spätetiteus  aber  innerhalb  dreier  Tage,  abzuschlachten. 

Tiere,  die  für  den  Tran8ithande1  ohne  Umladung  mit  der  Eisenbahn  eiageföhrt 
werden,  sind  keiner  besonderen  Kontrolle  unterworfen. 

Die  auf  dem  WaiMnr«ga  Ar  den  Durohfiihrbandel  od«r  fSat  den  Konanm  ein- 
gafObzten  Tieva  werden  im  AnkonftdiafiBn  einer  GesimdheitalEontRilla  wilarwodrfoi; 
'  AuAardam  und  diaaa  Tiara»  «bgeaehen  von  den  unmittalbar  lor  Pttrabfobr  beBtimmten, 
einer  Qniinntiiie  tmtarwarfan,  daran  Daner  dw  Landwirtaebaflimiiiialar  ftataetek 

Dia  auf  dem  Landweg  im  unmittelbaren  Durchgangsverkehr  eingeführten  Ti«te, 
ebenso  die  aus  dem  Innern  des  T.andes  kommenden  und  für  die  Ausfuhr  zu  Wasser 
bestimmten  Tiere  dürfen  nur  ausgeführt  worden,  wenn  sie  hei  ihrr-r  Ankunft  im  Hafen 
seuchenfrei  befunden  worden  sind.  Der  I^andwirtschafteminister  erlaßt  die  zur  Aus- 
fuhrung dieses  Artikels  erforderlichen  Beetimmungen. 

Kinfnbr  von  Bind  am,  Behafan  und  Sab  weinen  ana  fibaraaeiieben  Lindern. 

Binder,  Sdiafa  und  Sdiweine  ana  übereeeiRobett  Lindem  dürfen  nnr  Ober  die 
Häfen  von  Antwerpen,  Gent  oder  Oatende  eingefVbrt  werden. 

Die  Tiere  sind  in  den  Schlachthäusern  ilieser  Städte  oder  in  den  bebÖrdfich 
genehmigten  Schliehtereien  in  der  Nähe  des  UafetiR  abzuschlachten. 

Sie  müssen  vom  Orte  der  AuBschififung  nach  den  genannten  Anstalten  auf 

Wagen  befordert  und  dort  innerhalb  dreier  Tage  geschlachtet  werden. 

Tiere  anderer  Uerkuntt  von  der  gleichen  Gattung,  die  Über  die  g^auuten 
Häfen  kommen,  werden  wie  jene  behandelt. 


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—    519  — 


.  .  Ausoobmen  von  diesen  fiMtimmungen  können  nur  mit  GenebmignDg  dee  Land- 
irirtsdiaftHminiHters  und  wenn  es  sich  um  Zuchttiere  der  in  Absatz  1  genannten 
Gattungen  handelt,  gemacht  werden.  Außerdem  kann  der  I.andwirtgchaftaminister 
die  Einfuhr  von  Schafen  aus  bestimmten  Herkunftsorten  und  unter  gewissen  Be- 
dingungen erlauben. 

Der  Minister  für  Landwirtschaft  und  für  öffentliche  Arbeiten  ifl  mit  der  Aus 
fiihruDg  der  die  Einfuhr  von  Tieren  aus  dem  Ausland  regelnden  Verordnungen  betraut 
(Königliche  Verordnungen  vom  22.  Januar  1897^),  vom  30.  Män  1903')  sowie  vom 
7.  and  8.  Jmü  1911)*). 

Dflr  LandwiitMliaftnuinitter  buriehiMt  die  Häfen,  Ober  weldie  die  Ein*  imd 
^oeAilur,  -vom  Thnn  rtatttoden  darf  sowie  die  Tierarten,  die  einer  tierinllidken 
Kontrolle  in  nntenvevfta  nnd. : , 

Kadi  einer  hiemi  ergangenen  BOniaterialvwnnrdnung  vom  25.  September  188'8, 
betreilend  die  ÜberwaoIitiDg  dar  Bin-  nnd  Anafobr  von  Vieh,  ist  In  jedem  der  fBr 
den  internationalen  Verkehr  zugelassenen  Häfen  die  veteriniirpolizeiliche  Überwachung 
dee  Viehes  einem  vom  Landwirtschaftflmini.iterium  hierzu  Itesonders  ernannten  Tierarzt 
onterstellt.  Sie  erstreckt  "ich  nnf  die  UnterBUclning^  der  Tiere  vor  der  VerpchifTung 
und  vor  oder  während  der  Auh*ichiti"ung,  auf  die  liesichtigung  der  Schiffe  und  der 
sur  Unterbringung  der  Tiere  beslimmten  lüiume  sowie  auf  die  Kontrolle  der  Den- 
Infektion  der  SehifTe,  die  xur  Viehbeförderung  verwandt  worden  sfnd.  '  •  .  < 

'  Die  Kadaver  von  Tieren,  die  auf  dem  Seetransporte  verendet  sind,  dürfen  nicht 
in  einen  Fluß  oder  Kanal  geworfen  werden;  iltre  Ai»aidil£fung  ist  nqr  nadb  vot- 
IwfifBr  Unterendmog  durdk  den  lUenvetotinlr  nffiteig.'  dieaer  mr  fllefaening 
der  Diagnoee  eine  Obduktion  für  notwendig,  so  iat  eie  an  geeigneter  Stelle  und 
mit  aller, aar  Vwfafltnng  etwaiger  Seoohenmbreitiing  nötigen  Vonieht  aoaiafmireii. 
Naob  -dem  Ergebnie  ^eaer  Untersuchung  hat  der  Veterinär  die  erforderlichen 
MnCnahmon  zu  treflfon;  inzwischen  sind  sämtliche  Tiere  der  betreflenden  Ladung 
als  ?€tirh  n verdächtig  an  Boid  oder  an  einer  eonat  geeigneten  8teUe  unter  Sperre 
zu  halten. 

Die  Hei  der  Ausschiffung  yorgeechriebene  tierärztliche  Untcrsu  hunp  der  Tiere 
liann  stattfiii  i* n  nn  Bord,  während  den.  Entladen«  oder  in  Ijewoaders  hierzu  ein- 
gerichteten Buchten.  Die  Untersuchungen  v(»r  ^r  Verschiflung  der  Tiere  haben  auf 
dem  Kai  oder  in  dep  vorgenannten  Buchten  zu  geschehen.  Sämtliche  Untersuchungen 
liaben  bei  Tlageaticfat  atatUufinden.  Die  Unternebmdt  haben  die  HafenTeteiinIre  vom 
Ii|ntrefibn  der  Viehtranaportaehiflb  lu  benadiriditigen  und  ihnmi  die  nv  UiiteiBtiehung 
der  Tiere  erforderlichen  Hannaehaften  und  HSfonittal  snr  Verfügung  au  atellei}.  Die 
Ortepoliieibehörde  bat  hei  jeder  derartigen  Untereuefanog  mitaowirlnvn. 

Die  OemeindebdiSiden,  in  deren  Beiirke  die  genannten, Hifon  liegen,  müaeen 
für  Binriditong  von  AuaachifltangBplfttien  und  EieenbahnTerlad^igAellen  nit  allen  lOr 


>)  Verv)ffiBoftl.  d.  Kaiaeri.  Gwaadbaitaamto  1897,  &  287.  —  ^  Dm^.  190»,  8. 455.  -  f)^  Desgl. 

19U,  Ö.  80Ö. 


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—  6Ü0 


da»  Ausladung  der  Ti«re  notwandlgeii  Vorriebttiogmi  Sorge  tragen.  AuOerdem  mOnen 
sie  sur  Verfögang  der  Bpedileure  Gebftude  und  die  nötigen  Absperreinrichtungen 
bereitettillen ,  um  die  KoDtrolle  der  Tten  Ml  erleiohteni  und  sie  nfiligenCeUe  in 

Quarantäne  uebmen  zu  können. 

Wenn  die  Befürchtung  der  Einschleppung  einer  Seuche  besieht,  die  in  unmittel- 
barer Nähe  der  Grenzen  herrscht,  so  bestimmt  der  Bürgermeister  der  betreffenden 
Gemeinde  nach  Übereinkunft  mit  dem  zuständigen  Veterinärinspelstor  oder  dessen 
Stellvertreter  die  für  notwendig  erachteten  Beschränkungen  für  den  Handel  mit  Vieh 
im  Umheniahen  und  Ar  den  IVaneport  von  Gegenständen,  die  nie  IMger  von  Seooben* 
keimen  lur  Verbreitung  der  Seoohe  beitnigen  können. 

Der  BOigermeieler  untmtohtet  den  Veterinärinapektor  von  eelnen  MnSnelmen; 
dieser  benachriclitigt  davon  den  LandwiHeoliafteminiater,  der  endgültig»  Beetimmnngen 
trifft  und,  «ofom  «•  ihm  nötig  eraebeint»  eine  ZlUang  dee  Viehee  in  den  bedrohten 
Gemeinden  anordnet 

Mafiregeln  gegen  die  Einechloppnng  der  Tuberkulose  aua  dem 

Auslände. 

In  der  Königlichen  Verordnung  über  die  Rrknmpfung  f?'*r  RindertuberkuloBe 
vom  10.  Au^upt  1897^)  (vergl.  S.  537)  sind  Bestimmungen  enthalten  über  die  auf) 
dem  Aufiland  zur  Einiuhr  gelnngenden  Rinder. 

Pnniirli  '.vcnieii  TUT  Ahwphr  der  Tuherkuloseeinschleppung  alle  von  außerhalb 
kommenden  iünder  bei  ihrem  b^mtritt  in  das  l.«nd  auf  Kosten  dee  Kinfuhrenden 
onteiandit  und  mit  emem  Kemneidien  vemehen.  Die  Tieio  werden  vor  der  Unter- 
andrang  aoegeladeo. 

Werden  Tiere,  die  tu  Waaser  oder  au  I^ande  eingefttbrt  werden  aoUen»  an  der 
Gzenie  als  mit  Tuberkuloae  bdiaftet  oder  dieaer  Kranklidt  verdiebtig  l»efunden,  ao 
aind  aio  naob  Anbringung  «nea  bleibenden  Knuueichena  in  daa  Hericunftaland  surQck- 
anwoiaen.  Wird  die  Zur&ofcnahme  verweigert»  ao  aind  die  Tiere  abfuaondem  und 
apStaatena  binnen  dreier  Tage  abanaidilaofaten. 

Der  Hiniater  kann  die  Einfuhr  von  Rindern  aus  einem  Lande,  in  dem  die 

Tuberkulose  herrscht,  verbieten  oder  anordnen,  daU  die  Tiere  auf  Kosten  und  Gefahr 

der  Einführenden  der  Tuberkulinprobe  unterworfen  werden  Mit  Tieren,  die  bei  der 
I'robe  aIr  krank  befunden  werden,  oder  die  auf  die  Tuberkulinimpfung  reagiert  haben, 
wird  »ü  verfahren,  wie  mit  den  an  der  Grenze  zurückgewieKenen. 

Werden  Tiere,  die  zurückgewiesen  und  in  das  ITerkunft^lanci  wieder  zurück- 
gebracht  wonien  waren,  erneut  in  Belgien  eingeführt,  so  verfügt  der  Minister  ihre 
Abechlacbtung.  Ebenso  kann  er  gans  allgemein  die  Schlachtung  solcher  Tiere  an- 
ordnen, wenn  in  dem  Herkunfbalande  keine  vrirkaamon  Maftiabmen  getrofifon  aind, 
nm  ihre  Wiaderrinftihr  nacb  Belgien  sn  veriiindwn. 


>)  VertOlMlL  d.  Kaiierl.  GeMüdlieilaanili  1696,  &  53. 


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—   521  ~ 


Dm  Einfuhr  von  PfMden  tat  durch  dia  KAnii^SdM  VOTordnmag  vom 
14.  März  1897')  so  gerogdt,  dal  alle  cur  Binfulir  nach  Belgien  beatimmlen  Pfento'J 

auf  Konten  der  Importeure  zu  unterauchen  sind. 

Die  Zollämter  über  ^vclche  die  Fünfuhr  erfolgen  darf,  und  die  Tage  und  Stunden, 
an  denen  d!i  Zoll^tellra  geötVnet  huuI,  werden  vom  Minister  für  Landwirtschaft  usw. 
iQ  überemstimmung  mit  dem  Finanxminister  bezeiuhnol. 

Ka  tur  Schlachtaag  beetimmteo  Eiabafer  werden  nur  dann  in  das  Land  ein» 
gelwwen,  wenn  aie  von  &ankheiteni  die  der  lOniater  näher  beieidhnet,  frei  aind. 
Wenn  die  dngefBhrteo  Tiere  den  Voiedirifbeo  nicbt  entifnedien,  ao  werden  aie,  üklla 
ihm  Wiederaaafnbr  dntorfaleibit»  getötet  und  ebne  Sefaadeneraate  unrahftdlicb  beaeitigt*). 

Die  zur  Schlachtung  beatiminten  Einhufer  sind  mit  einer  metallenen  Marke  zu  * 
versehen.    Sie  dürfen  nur  unmittelbar  in  ein  öffentliches  Schlachthaus  oder  in  eine 
Priv8t8chläditerei  übergefiihrt  werden,  woselbet  sie  bis  zur  Schlachtung  abgesondert 
l)h  li  eii  ruüKeeu.    Die  Schlachtung  hat  spätestens  acht  Tage  nach  Ankunft  der  Tiere 
zu  erfolgen. 

Pferde,  die  nicht  zur  Schlachtung  bestimmt,  ihrer  Herkanfl  nach  aber  d«a 
SotieB  oder  der  Anateckung  mit  Boti  vetdXchtig  sind,  ebenen  Pforde  von  geringem  Werte 
aind  nach  ihnr  Binfohr  der  Malleinprobe  an  unterwerfen.  Zu  dieaem  Zwecke  aind 
aie  auf  Koatan  der  Einführenden  wihrend  miodeetena  dreier  Tage  an  der  Grenae 

unter  Beobachtung  tn  stellen. 

Die  als  rotzkrank  erkannten  oder  auf  Grund  der  Malleineinspritzung  nach  MaO- 
g;i}>«>  der  charakteristiBchen  Reaktion  als  rotzig  anzusehenden  Pferde  sind  ohne  Ent- 
schädigung auf  Anordnung  des  Bürgermeisters  der  (irenzgemeinde,  über  die  sie  ein- 
geführt werden  sollten,  binnen  dreier  Tage  zu  tüten. 

Die  zur  unmittelbaren  Durchfuhr  eingeführten  Pferde  sind  deu  in  dieser  Ver- 
ecdnoog  vorgeeehenen  Haftegeln  nicht  unterworfen. 

Nack  dem  lu  der  voratehenden  Königlidien  Verordnung  ergangenen  Hiniaterial- 
erlaaae  vom  28^.  Juni  1897*)  und  der  Bekanntmachung  dee  Miniatera  fir  Land- 
wirtschaft vom  22.  Februar  1910*)  iat  die  Ein-  und  Durchfuhr  von  Pferden  nurfiber 
beatimmte  Häfen  nnd  Zollstellen  und  unter  besonderen  Bedingungen  gestattet 

Die  BeBtimniungen  dieser  Verurdiiungen  kommen  nicht  zur  Anwendung: 

a)  bei  Arbeit«   und  Dionstpferdcn  usw.  im  Grenzverkehre; 

b)  bei  Zug  und  Reitpferden  usw.  der  Landwirte,  Gewerbetreibenden,  Ileinenden, 
Kutscher,  Schiffahrt«-  und  Postfuhrunternehmer,  ebouso  bei  Stuten,  die  den  im  Grenz- 
gebiet aufgeateOten  Zuditbengaten  aum  Decken  lugefflhrt  werdMi; 

c)  bei  Rennpferden  oder  andwen  su  aportUchen  Veranataltungen  in  daa  Land 
gabnchian  Pferden. 

^  VerHffentl.  d.  Kaiserl.  Gesuadbertaamtfl  1897,  S.  4i:3.  —  *)  Die  Bestimmungen  der 
Königlichen  Verordnung  vom  14.  Marz  1897  sind  durch  die  Königliche  Vorordnnng  vom 
20.  April  1903  —  Veröffentl.  d.  KaiR«^rl.  Gesund heitaamta  1903,  S.  68G  —  fi1r  anwendber  etklari 
worden  aaf  alle  einbnfi^n  Haustiere  (Pferde,  Esel,  Maulesel  und  Maultier«). 

^  Abänderung  genaE  der  KHiii^  Veronlautif  votn  4.  Aoput  1910  —  VsvOllMitl.  d. 
KaiaerL  Geanndheitgamb«  mo,  8.  UM. 

*)  VerOffenU.  d.  KaiserL  üesundheitsamts  1897,  S.  715.  —  *)  Deagl.  1910,  S.  535.  . 


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—   522  — 


Gleiohwohl  können  auch  die  unter  a  bis  c  genannten  Pferde  der  gesundheitlichen 
Untersuchung  unterworfen  werden,  sobald  der  Tierarzt  oder  der  V<natelier  der  ZoU- 
stelle  oder  der  Eisenbahn  das  Vorhandensain  von  Rotz  vermutet. 

(Jeniiiß  Veronhiutig  de.«  MiniHters  des  Innern  und  der  Landwirlschafi  vom 
4.  August  1910')  zur  Königlichen  Verordnung  gleichen  Datums  (s.  o.)  werden  als 
Krankheiten,  von  denen  die  zur  Einfuhr  zugelassenen  Einhufer  frei  sein  müssen,  an- 
geadken:  1.  Sdiwefe  Erkrankungen,  2.  Krankheiten,  die  twar  nicht  aobirar,  «rahlaber 
bartnl^ig  sind,  iri»  Binde,  auagebreitete  Flechte,  ElefontiaalB,  Feaselgeeohwobt, 
WaMeimoht  der  Gliedmallen,  eitrige  Geleokentiöndaiig,  Wideiristldden,  Abaiewe. 
Phlegmone,  ausgebreitete  Geschwülste  usw.  Wenn  die  mit  den  erwihnten  Leiden 
behafteten  Tiere  nicht  wieder  in  ihr  Herkunftsland  ausgeführt  werden,  so  werden  sie 
in  eine  tu  diesem  Zwecke  bestimmte  Abdeckerei  gebracht  und  getötet.  Das  Fleiach 
wird  denaturiert  und  ohne  Schadenersatzleistung  unschädlich  beseitigt. 

Die  Einfuhr  und  Durchfuhr  von  Wiederkäuern  und  Schweineu  aus 
Deutschland  und  Luxemburg  ist  verboten  durch  Verordnung  des  Landwirtschafts- 
ministers vom  1.  Mai  1894^).  Ausnahmen  sind  zugelaHuen  durch  die  Bekanntmachung 
Twn  11.  Januar  1911*). 

Im  übrigen  gdten  für  die  Viebdnfuhr  im  weaentUdien  naehatehende  Be- 
atimmungen, 

Mikübkühe  ond  tragende  Fftiaen  dürfen  eingeHibrt  werden  gegen  8  Fr.  Einfuhr- 
zoll pro  100  kg  nach  lOtägiger  Quarantäne  an  der  Grenze  und  negativ  Terlaufener 

Tuberkulinimpfung.  Von  den  14  Quarantänestationen  des  Landes  Hegen  11  an  der 
niederlündiBchen  und  3  an  der  franzöBisclien  Grenze.  Die  Impfung  mit  Tuberkulin 
geschieht  am  2.  oder  3.  Tage  nach  Ankunft  der  Tiere.  Reagierende  Tiere  werden 
durch  Ohrdchnitt  gekennzeichnet  und  auf  Kosten  des  Einfülirendea  über  die  Grenze 
mrückgeschickt.  Tiere,  die  nicht  reagiert  baben,  erhalten  eine  Obrmarke  mit  laufender 
Nummer,  dem  Namen  der  Quarantäneetation  und  dem  Datum  dar  Binfiibr.  Wied 
bri  apiteier,  jedocb  frOheatena  aedia  Monate  nach  der  Einfabr  erfolgender  Schlachtung 
daa  Vorhandensein  der  Taberkolme  feetgseteUt,  ao  hat  der  Beaitaer  daa  Tiere«  Anspruch 
auf  staatliche  Enttehädigung. 

Schlachtvieh  darf  eingeführt  werden  unter  der  Bedingung,  daß  es  sofort  einem 
ächlachtbof  zugeführt  wird.  Her  KinfuhrzoJl  beträgt  pro  100  kg  für  fette  O^h^en 
und  fette  Kälber  5  und  für  fette  Kulie  3  Fr.  Die  Einfuhr  darf  an  den  Hauptgrenx- 
stationen  zweimal  wöchentlich  stattßuden.  Die  Tiere  werden  an  der  Grenze  auf 
klioisch  erkennbare  Krankheiten  untersucht,  mit  einer  Datum  und  Namen  der  Grens« 
ätation  tragenden  Ohrmarke  veraelien  und  in  geadilcaaenen  läaenbahnwagen  nach  dam 
Sohlaobthof  weiterbefördert.  Krank  befundene  Tiere  werden  auf  Koaten  dea  Ein- 
führenden an  der  Grenie  smflAkgeaandt.  .  ' 

Zuchttiere  dürfen  mit  beaonderer  miniaterieller  IMaubnla  eingeführt  werden. 
Für  Magervieh  aind  die  Grenien  geachUMsen. 


>)  Ver.tiiiiitl  d.  Kaiaeri.  Gesondhaitaamle  mo.  &  1134  -  *)  Deegl.  18SM,  8.  355.  - 

*)  Ueögi.  ml,  6.  ITA.  ... 


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—  623  — 


Durch  Edniglidk»  V«nwdnmig  vom  6.  Angmt  1900')  tnid  BfiluaterialerlaA  hiena 
vom  90.  AttgtU«  19000  iai  liwtiiDBit,  daß  «IIm  in  das  Land  eingefQbrte  Rindvieh 
am  linken  Ohre  mit  einer  Messingmarke  versehen  sein  muü.  Es  ist  verbotflo,  die  Er- 
kennungsmarke den  lebenden  Tierpn  ahzunohraen  oder  die  Aufschrift  ?a\  verwifmhen. 

Die  F'Ipischbescbauer  haben  darauf  zu  achten,  daß  die  Marken  bei  der  Unter- 
BQChang  abgelöst  werden.  Diese  Marken  sind  in  geeigneter  Verpackung  von  3  zu 
3  Monaten  dem  Minister  einzusenden.  Handelt  es  ^iich  um  die  AbBclilachtuiig  oder 
BeMutandniif  «ines  Stilekfla  Vi«h,  ittr  das  EnUwhädigung  aus  dar  Staatlkaaaa  galriatat 
wird,  so  riad  die  Zeiahen  der  Ohrmarke  in  daa  Ueostbaeh  und  die  Untenuebange- 
beeohain^iiing  dea  tierirstüchen  StehTentlndigan  «dnsutragen. 

Die  EinAluenden  haben  hei  der  Vornahme  der  MarUarang  Hilfa  in  leiaten. 

Die  von  Aiulindeni  naeh  Bellen  aof  die  Weide  gebrachten  Tiere  ktonen  von 
der  Markierung  au8genommen  werden. 

Zur  Abwehr  der  mit  der  Geflügoleinfuhr  verbundenen  Gefahr  der  Einf<chleppung 
von  Geflügelseuchen  ist  in  der  Königlichen  Verordnung  vom  29.  August  1901*)  vor- 
geschrieben, daß  die  Einfuhr  von  Hühnern  (Hähnen,  Hennen,  jungen  Hähnen, 
Junghennen  und  Köchlein)  im  allgemeinen  nur  über  bestimmte  Zollämter  statt- 
finden darf,  im  übrigen  aber  auch  sonst  gegen  Voneigung  regelraditw  Harknnfla- 
anair^  erfolgen  kann.  IMe  HOhner  kSmien  auf  Koeten  der  Bioftthrenden  einer 
Qnarantlne  unterworfen  werden.  Der  T4indwirtadialtaminister  kann  die  Bin-  und 
Durchfuhr  von  Hühnern  untersagen. 

Die  Einfuhr  von  Geflügel  ßndet  an  den  vom  Landwirtschaftsminister  feei- 
gesetzten  Tagen  und  Stunden  und  zu  den  von  ihm  bestimmten  Gelnihren  »tatt. 

Das  Geflügel  int  eret  dann  zur  Einfuhr  zuzulassen,  wenn  es  vou  dem  beamteten 
Tierarzt  untersucht  urul  frei  von  anstfckendeu  Krankheiten  (Diphtherie,  ansteckendem 
Nasenkatarrh  oder  Cholera)  befunden  worden  ist. 

'Hai  der  beamtete  Timnt  eine  der  vorgenannten  Kranidiaiten  an  dem  cur  Ein* 
fidir  beatimmten  Geflügel  featgeatellti  ao  werden  auf  Anrndnung  dea  Stationawiatelieri 
oder  dee  ZoUinapektora  aofbrk  nach  dem  Vraprungalande  aurttekhefiirdert:  a)  die  «- 
krankten  Tiere,  b)  Tiere,  die  sich  in  demselben  Korbe,  demselben  Kifig  oder 
sonstigen  Behältnis  befanden,  c)  Tiere,  die  derselben  Sendung  angehörten  oder 
sich  in  demse!1»en  Wagen  V»efanden.  Die  Rücksendung  unterbleibt,  wenn  der  Emp- 
fänger die  sofortige  Tötung  aller  vorbezeichneten  Tiere  vorzieht. 

Die  nach  der  Tötung  vom  beamteten  Tierarzt  als  zum  fienuHBe  für  Menschen  un- 
geeignet befundenen  Tiere  werden  in  Gegenwart  der  Ürtspolizeibehörde  unschädlich 
beaeitigt  (verbrannt).  Die  Bahiltniaae  weiden  desinfiiierl  mul  dann  dem  Empfänger 
xugeatdlt  Diejenigen  Krankheiten,  die  das  eingeführte  Oeflügel  fttr  den  Genuß  un- 
tauglidi  maehMi,  werden  durch  Ministerialverfttgung  bekannt  gegeben. 

Wenn  der  Beteiligt»  das  Vorliegwi  «inw  ansteckenden  Krankheit  und  die  Not- 
Wendii^Mi  der  angeordneten  Malinahmen  bestreitet,  so  kann  er  aof  seine  Kosten 
einen  sweiten  geprüften  Tieratst  sur  Begutachtung  heranziehen.    Bei  Meinunga- 

■)  VerOSentl.  d.  Kalaerl.  Gesandheitaamt«  1900,  S.  970.  —  *)  Desgl.  lüOl,  S.  1154. 


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—   524  — 


verechiedenheiten  benachrichtigt  der  Kontrolltierant  unvmligUch  d«n  Veterinir- 
Inspektor.    Das  Gutachten  des  letzteren  ist  entscheideiul 

Die  Bestimmungen  dieser  Verordnung  finden  keine  Anwendung  auf  die  un- 
mittelbare Durclifuhr  von  Geflügel  mit  der  Eisenbahn  ohne  Umladung. 

G«mäfi  Bekanntmachung  des  Landwirtfichaftsminiatera  vom  22.  liebruar  li^lO*) 
ist  die  Binftihr  GeflOgel  auf  d«m  Seeweg  aber  die  Hiftn  von  Antwerpen,  Gent, 
OsteDde,  Unm  auf  d«ii  SiMobahn»  nnd  Landweg  an  bailimmtaD  Tigni  and  Stunden 
Ober  bestimmte  Zolbtellen  und  unter  besonderen  Bedingungen  gestattet 

B.  Bflktnplug  der  Tlehaeueheii  im  Inlaadn. 
a)  Allgemeines.   Anseigepflieht.  Bntschftdigung. 

Die  Seuchenbekämpfung  in  Belgien  geadiieht  auf  Orund  des  Qesetses  vom 
80.  Deiember  18B2  Uber  die  Gesundheitspoliaei  dsr  Haustiere.  Danadi  ist  die 
Re^erang  ennSehtigt,  die  beim  Hensehen  anstedtender  TIetlaankbeiiten  im  biland 
nStig  endieinenden  HaOnabmen  durch  Königliche  Venidnung  vorzuschreiben. 

Jedem  Eigentümer,  dessen  Pferde  oder  Rinder  getötet  oder  dessen  Futtmatttel 
oder  andere  Gegenstände  auf  Anordnung  der  zuständigen  Behörde  zur  Verhinderung 
der  Weiterverbi-eitung  einer  Seuche  vernichtet  worden  sind,  kann  von  StaatHwegen 
eine  Entschädigung  zugebilligt  werden.  Eine  Königliche  Verordnuog  regelt  die  Höhe 
dieser  Entschädigung  sowie  die  Formalitäten  und  Bedingungen,  unter  denen  ihre  Aus* 
sablnng  erfolgt. 

Der  Minister  des  Innsrn  bmn  dsn  Bsamten  dw  Zoll-,  SteuW'  und  Porstverwsltung, 
den  Offiiieren  und  Untavoffiiiersn  der  Armee  nnd  audi  andoen  pHSonen  das  Reotit 

einräumen,  im  ganzen  Lande  Nachforschungen  anzustellen  und  dundi  Anklage,  die  bis 
zur  Erweisung  des  Gegenteils  zu  Recht  besteht,  Zuwiderliandlungen  gegen  die  Be- 
stimmungen dcf^  vnrli'p^cndcn  Gesetzes  festzustellen.  Diese  Änklsgen  sind  innerhalb 
dreier  Tage  dem  Staatsanwälte  zu  übermitteln. 

Alle  3  Jahre  soll  ein  Bericht  über  die  Au»führiing  dieses  Gesetzes  und  über  den 
Qesnndheitszustand  der  Hsnatiere  durch  die  Regierung  den  Kammern  vorgelegt  werden. 

b)  Strafbestimmungen. 

Von  bssonderer  fiedeuiung  fQr  die  Seudienbekämpfung  sind  die  in  den  Artikeln  319 

bis  321  des  „Code  p^nal"  vom  8.  Juni  1867  enthaltenen  Strafbestimmungen. 

Mit  Gefängnis  von  8  Tagen  bis  2  Monaten  und  mit  Geldstrafe  von  26  bis  200  Fr. 
wird  bestraft,  wer  Vieh,  «las  einer  der  von  der  Regierung  als  ansteckend  bezeichneten 
Krankheiten  verdächtig  ist,  im  Besitz  oder  in  Pflege  liat  und  nicht  sofort  dem 
Bürgermeister  der  Gemeinde,  in  der  es  sich  befindet,  Auzeige  erstattet,  oder  wer 
solehes  Vieh,  noch  bevor  der  BQTgsrmeister  auf  die  Ansdge  hin  eingreift,  nkdit  ab- 
gesondert hält 

Mit  Gefängnis  von  3  bis  6  Monaten  und  einer  Qeldstiafe  von  ÜOO  bis  fiOO  Fr. 
wird  bestraft,  wer  dem  bebOrdüdien  Verbot  entgegen  seudienkrankes  odev  aageotedrtes 

<)  VerMbntl.  <L  Keiaerl.  GeaandtaeUssmte  1910»  &  5B6. 


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626 


Vieh  mit  anderem  Vieh  in  Berührung  gebracht  hat.    Ist  hierdurch  ein  Seuchen- 

anffbrnch  unter  dem  anderen  Vieh  erfolgt,  so  wird,  derjenige  der  dem  Verbote  zuwider- 
gplinTiili  It  hat,  mit  Gefängnis  von  6  Monaten  bis  '6  Jübren  und  mit  einer  Geldstrafe 
von  iUU  bis  äOOO  Fr.  bestraft 

e)  Liste  der  Viebsenelien. 

Ala  ansLecliende  Kranlcheiten,  die  gemäß  Artikel  319  bis  621  des  Stratgeaetz- 
buete  vom  8.  Juni  1807  la  Übwmtaqgw  dar  Vidiieiioiimgeeetxgebang  Anlaß  geben 
Udimwi,  werden  dudi  Königliche  Verordnung  vom  16.  Sqilenibev  1888  folgende 
beeriehnet: 

1.  Bei  den  BSnhafem  (Pferd.  Bed,  Ifaultier,  Hauleiel)  der  Rots: 

2.  bei  den  Wiederkäuern  die  Kinderpeat  und  die  Mnul-  und  Klauenseache; 

3.  bei  den  Rindern  die  Lungenseuche; 

4.  bei  den  Schafen  die  Scbafpocken,  die  bösartige  Klauenentzündung 
und  die  Räude; 

5.  bei  den  Schweiueu  dio  Maul   und  K.iaueuseuche; 

6.  bei  allen  Säugetieren  die  Tollwut  und  der  MiUbrand. 

d)  Allgemeine  Regelung  der  Gesandbeitepollsei  der  Hanstiere. 

Durch  Künigliche  Verordnung  vom  20.  September  1883  sind  zur  Bekämpfung 
ansteckender  Tierkrankheiten  im  Inland  nachstehende  Maßnahmen  getroffen. 

1.  Begriffsbestimmung  für  ansteckende  Krankheiten,  kranke,  aenehen- 
verdächtige  und  ansteckungsverdächtige  Tiere. 

Die  Bentimmungen  diese«  allgemeinen  Vcrwaltungsreglements  beziehen  sich  auf 
die  gemäß  Artikr!  ;^19  <l«>q  8trnrfTe:;r>t7*Mich''  als  aufsteckend  bezeichneten  Krankheiten. 

Im  Sinnt"  der   \  <  irlie^em. len   \'enn-iliiuijg  gelten: 

1,  als  se u c hen k rn nk  Tiere,  die  während  d^  Lebens  oder  nach  öflhung  des 
Kadavers  Erscheitmngen  zeigen,  die  nach  dem  neuesten  Stande  der  Wisseoscbaft  das 
Vorhandensein  der  Krankheit  unzweifelhaft  erscheinen  lassen; 

2,  als  Seuchen  verdächtig  Tiere,  die  Erscheinungen  oder  Veränderungen  auf- 
«daen,  die  den  Verdacht  des  Vorhandenseins  der  Krankheit  erwecken; 

3,  als  anateckungf« verdächtig: 

a.)  bei  Rotz  Pfenit'  (Esel,  Maultier«'  oder  Mault^sel  i ,  die  inlolge  Zusammen- 
8oiua  im  gleichen  SlaUe  oder  bei  der  Arbeit  durch  Gegenstände  infiziert  sein  können, 
die  Yon  einem  rotzkrenken  Tiere  heietemmen  oder  von  dieaem  benntat  worden  aind; 

b)  bei  Maul-  und  Klauenseuche  Wiederkäuer  und  Schweine,  die  mit  einem 
an  dleaar  Knnütheit  leidenden  Tiere  anaammen  im  Stalle,  tut  deieelben  Weide  oder 
aonat  auaanraieii  geweaen  aind; 

c)  bei  Lunge naenehe  Rinder,  die  in  Stalle  oder  «nf  der  Weide  nit  einem 
an  dieaar  Krankheit  leidenden  Tiere  auaammen  geweaen  aind; 


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—  5«6  — 


d)  bei  Schafpocken,  Räude  oder  bösartiger  KlaaenenttQndung  Schafe 
einer  Tlerde,  von  der  ein  Tier  krnnk  ist  oder  sieb  an  einem  Orte  beftioden  haL,  an 
dem  eine  der  genannten  Krankheiten  herrscht; 

e)  bei  Tollwut  Tiere,  die  von  einem  wutkranken  Tiere  gebissen  wurden  oder 
mit  ihm  sanmmen  umhergelaufen  sind. 

2.  Seuchenkranke  oder  seachenverdächtige  Tiere.  Anseiga. 

Vorbeugnngsmafl  nahmen. 

Jeder,  der  Vieh  besitzt  oder  htit,  hat  beim  Auftreten  aandMnviididitigar 
Erscheinunpen  bei  den  Tioren  oder  wenn  diese  mit  kranken  Tieren  zusammen  gewesen 
Bind,  sofort  dem  Hiirj^ermeistcr  der  (letneinde,  in  der  eich  die  Tiere  l>erinden,  Mit 
teilung  zu  machen.     Dieselbe  Verptiichtung  ist  den  praktischen  Tierärzten  und 
Veterinarbeamten  auferlegt. 

Die  all  vevdldilJg  besddmelaii  Tteia  sind  von  dem  Bigentämer  oder  Viehhallar 
aueh  sdioQ  vor  dem  Eingrdfen  des  BOrgerodste»  abgesperrt  «i  hilteD. 

Sobald  der  BUigermeisler  von  dem  Vorhaadenaejn  oder  dam  Verdaelit  «ner 
Seuche  Kenntnis  «rbült,  hat  er  sofort  den  suitindigna  beamteten  Tleimnt  rar  Untw> 
Buchung  des  Tieres  zuzuziehen. 

Wenn  in  der  Gemeinde  kein  Tierarzt  ansässig  ist,  oder  wenn  dort  mehrere 
Tierärzte  wohnen,  so  Vionift  d^r  Bürgermeister  den  dem  Ort<',  an  dem  sich  das  Tier 
bcündet,  zunächst  wohnenden.  Dabei  hat  der  behandelnde  Tierarzt  wenn  mögliob 
den  Vorzug.  •  " 

Der  durch  den  BOrgermeister  berafene  Tierarst  hat  sofort  schrifUicb  über  seinen 
Befand  wa  bwiditen  und  die  vorliufig  gebotenen  SpemnaSnahmein  nt  beantragen. 

Ttere^  denen  anf  der  Weide  ein  besonderer  Flati  ngewisoea  iriid,  dfirfen  dorthin 
nnr  anf  den  vom  Bttigermeister  beieiehnetsn  Wegen  geführt  weiden. 

Der  Tierarzt  Sendet  gleichseitig  einen  Bericht  an  äen  Veterinlrhi^ktor  des  be> 
tnffiBnden  Bezirkes. 

Der  Minirter  ordnet  die  fflr  einen  besonders  abgegrenzten  Bezirk  erforderlichen 
MftÜniilimen  an.  Eine  Herde,  zu  der  Tiere  gehören,  die  als  krank  oder  krankheits- 
verdächtig  bezeichnet  sind,  darf  nur  auf  Grund  eines  vom  Bürgermeister  ausgestellten 
Zeugnisses  und  mit  besonderer  Erlaubnis  des  Veterinärinspektors  auf  die  Weide  ge- 
bindit  werden. 

Z\vangfit5tung;. 

Die  Tütung  kann  im  öH'entlichen  Interesse  behördUcheiseits  angeordnet  werden 
bei  folgenden  Heueden  (und  TierenV 

1.  Rotz  (i'ierdu,  Ksci,  Maultiere  und  Maulesel), 

3.  Lungensencbe  (Rinder), 
8.  Scfaafpoeksn  (Sefaafo). 

4.  ToUwnt  (alle  Siageliere), 

6.  Rinderpest  (alle  Wiederkäuer)'). 

^  Femer  bei  TnbericnkNM  durdi  KOBigUehe  Venitdmmg  vom  10.  Angnst  1»87.  vgl.  8.  SK, 


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—   627  — 


Tten,  die  an  «inar  d«ir  beieiohDelen  Krankhuim  ImdMi,  mflawn  wfofi  in 
Gegmmit  «intts  Polizeibeunten  getötet  werden,  nachdem  der  ESgentQmer  oder  Vieb- 
halter  durch  schriftliche  Mitteilung  der  vom  Landwirtecbeftmipiiter  oder  Bürgenneitter 

Unteneichneten  Verfügung  Kenntnis  erlialteii  hat. 

Die  vom  BürgeroieiBter  zu  erlassende  Verfügung  der  Tötung  stützt  eich  auf  dal 
Urteil  des  Vettjriuarinflpektors  oder  dm  stellvertretenden  heamteten  Tierarztes. 

Unter  Umatänden  küuueu  aeucheukrunke  Tiere  in  wistienscbafllichem  Interesse 
•der  IQ  Lehnweeken  in  den  KrankenttiUlen  der  etaatlidieii  Tieiflntlidien  Hoohachnle 
so  BrOaiel  nntergebiaeht  mrden. 

Wenn  der  Bigentainer  eineo  Tleiee,  deeeen  Schlacbinog  at^rdnet  ist«  du 
Vorii^gen  einer  msteokenden  Kmnkhek  berianitet,  lo  kenn  er  einen  sweiten  Tietant 
tnr  Abgabe  eines  aweitm  Gutachtens  zuziehen  laasen. 

Bei  Meinungsverschiedenlieit  bezeichnet  der  Gouverneur  (Oberpräsident)  einen 
dritten  Tierant,  nämlich  den  Veterinäriospektor  des  BesirkeB,  deeeen  Urteil  auMchlag- 
gebend  ist.  • 

4.  Malleinimpfung. 

Der  LandwirtscbafteminiBter  kann  die  Malleiuimpfung  anordnen 

a)  bei  Tieren,  die  rotzverdächtig  erscheinen ; 

b)  bei  Tieren,  die  mit  rotzkraaken  oder  -verdächtigen  im  gleichen  Stalle  gestanden 

oder  mit  ihnen  gemeinsam  gearbeitet  haben; 

o)  bei  Haien  I  die  aioh  in  einem  Betriebe  befinden  oder  lidi  dort  vor  weniger 
ab  46  Tagen  beftndan,  wo  Roti  gehenseht  bat. 

Die  PMfnng  mit  Ifallein  geaebiebt  anf  Staatskosten. 

Der  Landwirtschaftsminister  kann  auf  Bericht  des  Bezirkstierinspektors  die  Tötung 
von  Tieren  anofdnen,  die  auf  Qrund  der  MaUeinprüfnog  als  rotskrank  oder  -verdichtig 

eisobeinen. 

Die  Tötung  ipt  nrKiglichst  im  Einverständnis-se  mit  dem  Eigentümer  anzuordueo. 

Wenn  bei  einem  lelienden  oder  geschlachteten  Tiere  itotz  oder  Wurm  festgestellt 
ist,  so  muß  der  Eigentttmer  oder  sein  Vertreter  innerhalb  f&nf  Tagen  danach  dem 
Tiararat  oder  VelwinSrinipektor  die  Herkunft  des  Tieres  mitteilen. 

5.   Kranke,  gestorbene  oder  getötete  Tiere. 

Jeder  Eigentümer  oder  Tierhalt<>r  ist  verpflichtet,  inncrlialb  '24  Stunden  dem 
Biirgermeifäter  Anzeige  zu  erstatten,  wenn  Tiere,  die  an  einer  während  ihres  Lehens* 
nicht  erkannten  Seuche  zugrunde  gehen  oder,  abget^^hen  von  den  auf  Grund  dieses 
Erlasses  erfolgten  Schlachtungen,  bei  der  Öffnung  des  Kadavers  oder  bei  der  Schlachtung 
aaoehenkrank  oder  verdiebtig  «ladieinen.  Dieselbe  Verpfliobtung  liegt  ob  den  be- 
handelnden TisBlxaten,  Sdklachtliansdirdktoren  und  Fldsebem. 

6.  Anzeigen-Register. 

In  jeder  Gfuneinde  werden  zwei  Register  geführt,  devsa  Muster  vom  I>andwirt- 

Bchaftsrainister  vorgeschrieben  wird,  und  die  zur  Eintragung  der  auf  Qrund  dieser 
Verordnung  erstatteten  Anzeigen  in  seitlicher  Reihenfolge  dienen. 

▲rfa.  k.  d.  lUtowL  OwvadlMttMMtt.  ■i.ZZXVm.  35 


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7.  Bnttoliftdigaiig. 

Bm«  Bntflohldlgtmg  «ihilt  j«i«r  ViehMtiar  na  SlMtnragen  fOr  Tier»,  die  auf 
Anordming  der  xaetiUidigni  BelaOrde  im  Intereeee  der  öflenCliöhen  Geaandheitqiflege 
wegen  einer  der  in  dieeem  Erlaese  bezeichneten  Seuchen  getötet  wurden. 

Kin  Königlicher  Bhriaü  regelt  die  Höhe  dieser  Entschädigung  sowie  die  FonilB>- 

lit&ten  und  Bedingungen,  unter  denen  ihre  Auszahlung  erfolgt. 

Die  EntBchädigunK  wird  nicht  befahlt  im  Falle  von  Zuwiderhandlangen  gegen 
die  Bestimmungen  der  vorliegenden  Verordnung  oder  gegen  die  dazu  erlasBenen 
AoilQlDaDgivoiMliiilkeD. 

8.  Rinderpest. 

Alle  bei  BefQrchtung  der  Einschleppung  oder  beim  Ausbruch  der  Rinderpeet 
SU  treffenden  Mafioahmen  werden  dnrcb  besondere  Verordnungen  ger^lL 

9.  Transport  eines  unter  Sperre  gestellten  Tieres. 

Bin  unter  Sperre  gestelltes  Tier  kann  aus  dem  SpengeMet  entfernt  werden: 

1.  weon  ee  akh  nm  die  Vornahme  der  in  dieaem  Brlasse  voigeaehenen  Sdtlaehtnng 
handelt; 

2.  wenn  der  flSgentOmar  odor  Viehhaltar  arinen  Wohnaits  weobselt. 

In  dtsasm  Falle  darf  der  Transport  nur  auf  Grund  besonderer  Brmichtigung 

des  Gouverneurs  stattfinden,  der  den  Gouverneur  des  Bestimmungsorts  von  dem 
Sechverhalt  unterrichtet,  falls  das  Tier  nach  einer  anderen  Provini  verbracht  wird. 

Die  Ortsbehörde  hat  Vorsichtamaßnahmen  gegen  eine  mit  diesem  Transport 
etwa  verbundene  Gefahr  der  Seuchen  Verbreitung  zu  treffen. 

10.  Verl^auf  nnd  Verwertung  des  Flaiaohea. 

Das  Pleitoh  der  Tieie,  die  an  Binderpsst,  Rots,  Fbekem,  Milsbrand  oder  Tollwut 
geatorben  oder  wegen  einer  dieser  Krankheiten  gesehlaohtet  nnd,  darf  ab  mensohliehes 
Nahrungsmittel  nicht  verwendet  werden;  dieeea  Verbot  erstredet  sidi  auch  aof  das 
Fkiseb  und  die  Hileh  toUwntverdiohtiger  Tiere. 

11.   Ausführung  der  Tutiing. 

Die  im  öffentlichen  Interesse  augeordnete  Tötung  von  Tiereu  geschieht,  soweit 
es  die  örtUchen  Verhältoiase  gestatten,  an  Ort  und  Stelle;  sonst  wird  das  Tier  unter 
Bsaehtnng  aller  gebotenen  Vorsicht  naoh  einem  vom  Bfirgermelatar  bsaslehneten 
Orte  gebraditk 

Wann  der  Kadaver  «inea  an  Ort  and  Stelle  getdtaten  Tieraa  nicht  ebsaMia  ver^ 
graben  oder  vernichtet  werden  kann,  so  erfolgt  sein  Transport  unter  denadhtn  V<N^ 
sichtamaflnahmen  wie  der  eines  lebenden  aeuohenkranken  Tieres. 

Kübtentragung. 

Die  Kosten  der  Schlachtung,  Vernichtung  der  Kadaver,  des  Transports,  der 
Quarantäne,  Absperrung,  Desinfektion  uowie  alle  andern  bei  Ausführung  der  Be- 


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—  580  ^ 


Btimmuugen  dieser  Verordnung  entet^enden  Kosten  sind  duruh  die  Eigentümer  der 
TS«ra  m  tragen. 

Falls  dieM)  sidi  wdifeni  den  Anordntmgan  d«r  Obrif^i  naohsukomineii,  wefdok 
dto  •ntRiHnebaiid«n  Maflnahmep  dardi  die  Ortobehfiide  nni  anf  Eoalen  de«  Tinr« 
Mgsntümen  ausgeführt. 

Die  Kosten  dieser  Mafloabimn  aind  gagebenanfalia  von  der  OrtabdiArde  wie 
dimkle  Steoern  einnuiehen. 

13.  Obligatorische  Untersuchung. 

Jeder  Tiarhalter  ist  verpflichtet,  seiue  Tiere.  StUle  und  andere  der  fienutsung 
durch  die  nere  dieneude  OrUichkdlen  jederseit  von  den  durch  die  sustlndige  Behfirde 
hinin  tagahedit  beanftragten  Beamten  unteiaudiMi  sn  lassen. 

14    Besondere  Maßnahmen. 

Beuchen-  und  ansteck  ii  ngsverdiichtige  Tiere.     Dauer  dea  Verdachts. 

Ein  seuchenverdächtigeH  i'ier  int  nictit  eher  uIb  gesund  anxuaehen,  als  bis  nach 
dem  Verschwinden  der  letzten  Krankheitserscheinungen  verflossen  sind: 

a)  60  Tage  bei  Rotz  und  Luogenseuohe; 

b)  81  Tage  bei  Räude,  Pocken  und  bteartiger  Klanenentsttndung; 
e)  16  Tags  bri  Haul*  und  Elauenoeuohe; 

d)  10        b«  Tollwut  und  Mibbmnd. 

Bin  der  Ansteckung  verdächtiges  Tier  wird  als  gesund  Itetrachtet,  wenn  seit  dem 
letzten  Zusammensein  mit  einem  kranken  Tien,  ohne  dafi  sieb  bei  ihm  verdichtige 
Erscheinungen  gezeigt  haben,  verflossen  sind: 

a)  45  Tage  bei  Htyiz  und  Lungenseuche; 

b)  21  Tage  bei  Kiiude  und  bösartiger  Kiauenentsundung; 

c)  16  Tage  bei  Maul-  und  Klauenseuche; 

d)  10  Tage  bei  Milabrand  und  Bocken. 

16.   Absperrung  von  Weiden. 

Die  Krn)ächfip;nnp  zur  Benutzung  von  Wiesen  und  Weiden,  in  denen  Seuchen- 
verdächtige  Tiere  abge.sperrt  g<»hR!ten  worden  sind ,  darf  für  andere  Tiere  vom 
Bürgermeister  erst  nach  Verlauf  von  45  Tagen  bei  Kotz  und  Lungenseuche,  von 
81  Tagen  hei  Hanl-  imd  Klanenseuclie,  Bßlsbnind,  Boekenf  böaartiger  KlanenentsBndung 
und  Binde  erteilt  weiden. 

Die  Benutanng  vwn  Weiden,  die  durch  MUsbraudsporen  veraeneht  aind,  kann 
verboten  werden. 

Die  Dauw  dieses  Verbots  wird  durch  den  Gouverneur  auf  Vorschlag  des  Veterinäx<> 
inspektua  featgeselst. 

16.  Wiederbesetsung  von  Stilleo. 

Die  WiedM-besetaoug  von  OrtUchkettco,  in  denen  mob  seuchenkranke  Tfere  be> 

fbnden  haben,  darf  vom  BBigermdeter  erst  10  Tage  na<di  dem  Veisohwinden  des 

ktttsn  Krankhdtafalla  und  nach  Ausfnhrung  der  Dsdnfektion  erlaubt  wwden. 

86^ 


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580  — 


17.  Verbot  Ton  Mlrkten.  Spermng  ▼«rseuoliter  Oogenden  usw. 

Dw  Goavemenr  kann  den  HuideteferiMhr  Wiederkinem  und  Sdnrainen 
verbietaD,  wenn  neh  die  Lnngeiieeuehe,  die  Po<^eii,  die  Ibnl-  und  Klanenieiwihe  oder 
die  BSnde  in  einwn  Orte  «mlneitea  oder  wenn  die  Auebnitnng  dieser  Senohen  infolge 

der  Nähe  verseuchter  Ställe  oder  der  Zahl  der  Seiidienlierde  zu  bdfQrcbten  ist 

T'iiter  denselben  Verhrdtnipj'en  kann  der  Gouverneur  die  Märkte  nnd  da,«»  sonstige 
Zusammenbringen  von  Wiederkäuern  und  ScIi weinen  unffTti^nn  Tn  größeren  Ort- 
schaften kann  dieses  Verbot  auf  einen  Teil  dtr  Orte  lieschrttukt  werden;  lö  Tage  nach 
Erlöschen  des  letzten  KrankheitefaliB  kann  es  wieder  aufgehoben  werden.  Wenn  die 
Attibreituog  einer  Benehe  die  Antrandung  gleicher  UaOnehmen  in  mehreren  Gemdnden 
erfordert»  bo  werden  de  duroh  den  Lmdwirteebaftsminister  oder  den  Goaverneur  d«r 
Provina  vorgesdirielMn  und  ortBflblieh  bdtannt  gemeoht. 

Dabd  kann  angeordnei  wetdoi,  dafi  di»  Weiden  und  sonatlgon  IJndeieien,  die 
StraÜen  und  Wege,  aof  denen  der  Viehverkebr  verboten  iat,  duroh  Tafeln  und  Auf« 
eehriftm  kenntlich  gemacht  weiden. 

18.  SenchenveTdaehtige  Tiere.   Verkauf.    Verwendung  xur  Arbeit. 

Tiere,  die  der  Lungenseache  oder  des  Rotzes  verdächtig  sind,  dürfen  weder  ver- 
kauft, nodi  snm  Verkauf  angeboten,  nodi  auf  filTenttidie  Viehmirkte  gebradkt,  nodi 
in  FferdeetäUen  und  Heriwrgen  untergelwacht  werden,  ee  sei  denn,  daO  45  Tage  aeit 
der  BerlihruQg  mit  kranken  Tieren  vorigen  eind  und  die  verdMobtigen  Tiere  Reibet 
wihrend  dieeer  Zeit  keinerlei  Brachetnungen  der  Krankheit  gezeigt  haben. 

Hit  Zustimmung  des  VeterinSrinapektors  oder  dessen  St^vertrsters  dürfen  die 
Seuchen  verdächtigen  Tiere  öffentliche  Wege  betreten,  wenn  dies  aus  wirtschaftlichen 
Gründen  zur  Arbeitsleistung  notwendig  ist  An  TiUngenseuche  erkrankte  Tiere  dürfen 
unter  besonderen  Bedingungen  zur  Schlachtung  verkauft  werden. 

19.  Vereinbarungen  mit  der  HilitäibehSrde. 

Die  Vereinbarungen  cwtoehen  der  HilitKr-  und  Zlriibehftrde  liber  treterinär* 
poliaeiiidie  Uafinahmen  bei  Tieren,  die  cum  Dienate  odtt  aar  Verproviantierung  der 
Tmjqpen  dienen,  werden  durob  den  Landwirtaehafto-  und  Kiiegominitter  gemainaam 
geiraffm. 

e)  Besondere  Voraohriften  fttr  einaelne  Seuehen. 

In  der  Kflnigliohen  Verordnung  vom  90.  Septembw  1888  sind  anlier  allgemeinen 
Bestimmungen  noch  Sonderbeetimmungen  Über  die  Bekämpfung  der  Lungeoaeuehe, 
dee  Milsbrandea  und  der  Tbllwnt  enthalten. 

I.  Lungenseuche. 
Verbreitung. 

Schon  zu  Beginn  des  neunzehnten  Jahrhunderts  verursachte  die  Lungenseueh« 
unter  den  Rindviehbeständen  Belgiens  erhebliche  Verluste.  In  den  Jahren  1882  bis 
1887  sind  daselbet  5152  kranke  und  461  verdächtige  Tiere  geschlachtet  worden.  Die 


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—  «31  — 


Seuche  konnte  allmählich  getilgt  werden.  In  den  Jahren  1890  bjB  1896  ist  sie  von 
898  Fällen  auf  2  zurückgegangea.  SMt  1897  ist  die  LungeoMUobe  in  Belgien  er- 
loBchen. 

Seucbenverdäohtige  Tiere.    Verkauf.  Transport. 

An  Lungmisenche  erkrankte  Tiere  dürfen  zur  Schlachtung  verkauft  werden  un(f>r 
der  Bfriintjung,  daß  sie  an  Ort  und  Stelle  geachlachtet  oder  unmittelbar  in  ein  Schlacht 
hauh  gebracht  werden,  wo  nie  abgesperrt  werden  und  innerhalb  24  Stunden  nach 
der  Ankunft  geschlachtet  sein  milaeen. 

D«r  Bürgermoister  IriA  die  «cfofderiidien  liifiiuihBiMi,  dainit  eim  G«£ilir  dt» 
SeoelMiiverbraitttng  Twmieden  wird,  gemiA  den  biwflber  vom  LandwirtBchaltsmuiister 
dtuA  BrUfi  vom  25.  Seplember  1883  «rg«iigeiMii  Vonehriften, 

Verwertung  des  Fleisches. 

Drt«  Fleisch  der  vier  Viertel  de«  Tierkorj)era  einschließlich  der  Nieren  und  der 
Zunge  von  Rindern,  die  wegen  Verdachts  der  Lungenseuche  oder  nach  Pestatellung 
der  Seuche  geschlachtet  worden  sind,  dürfen  mit  Zustimmung  des  zuständigen  Veterinär- 
inspektors  in  den  Verkehr  gebracht  werden.  Die  Entfernung  des  Fieiscbea  dieser  Tiere 
«OS  dem  Scihlachiluitts  darf  aber  eiet  nach  völligem  Brkatten  geiichehea.  Die  Sohlaehi' 
aMOle»  anler  Teig  «od  Hrat»  eiiid  i«  veroiehten*). 

Wird  die  Lungemenche  bei  einem  Tiere  feelgeitflllt,  des  ohne  bdiftrdlldie  Au- 
Ordnung  in  einem  unter  der  Aafeidit  eines  Tierarztes  stehenden  Sdlledilhaus  ge- 
schlachtet wurde,  so  bestimmt  dieser,  ob  das  Fleisch  des  Tieree  ele  mensohliohes 
Nahrungsmittel  freigegeben  weiden  aoU  oder  nicht. 

Quarantäne  ftlr  Mastvieh. 

An  Orten  und  in  Betrieben,  wo  die  Lungenneuche  ständig  herrscht,  darf  kein 
Rind  in  die  für  Mastvieh  biftimmtsii  Anatalten  und  Statte  eingeHellt  und  ndt  den 
datin  beflndlieben  TÜereD  sasammengebrMdit  werden»  das  nicht  vorhw  in  einem  ab> 
gesonderten  nnd  von  besonderem  Peraonal  bedienten  Baume  16  Tsge  in  Quarantine 
gestanden  hat. 

Der  Landwirtschaflsminister  bezeichnet  die  Ortschaften,  auf  wdche  die  entr 
spredMUideo  Mafloalunen  Anwendong  finden. 

Verseuchte  Orte.    Transporte.  Zeugnisse. 

An  Orten,  wo  die  IvungenHeuche  dunernd  herrscht,  kann  der  Landwirtschafts- 
miuister  anordnen,  daß  die  von  dort  kommenden  und  für  den  Handel  bestimmten 
Rinder  auf  Bahnhofe  und  Verbwlsplttie  nur  mit  tieribstüdien  Zeugnissen  angelassen 
werden  dttrfen,  in  denen  beseheinigt  ist,  daß  die  Tiere  keine  Brsdielnungen  der 

1}  Nach  dem  Ministerialerlasae  vom  28.  April  1891  über  den  Verkehr  mit  FleiBch,  Anhang  B, 
abseSodert  durch  die  Brleve  vom  98.  Joli  1804  ond  90.  September  1890  (beide  ia  Obsvrinsliiimittng 

mit  der  KöniRliclieD  Veronlnin:c  v u  'i  IVVrnar  1891)  i«t  die  iinschädliolie  Reseitigtinp  der  Orgnne 
wie  Herz,  Leber,  Nieren  in  jedeui  Fallt»  vurtseeohrieben.  Dagegen  können  Talt;,  Haut,  Kopf  (ein- 
schHeMidi  Zunge)  zur  menedilicheD  Nsbnrag  verwendet  weiden. 


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68S  — 


Lungenseuche  haben  uud  daß  sie  seit  mindeetens  45  Tagen  nicht  mit  Tieren  zusammen 
gekoinnieu  sind,  die  mit  diesei-  Seuche  behaftet  oder  ihr  verdächtig  waren.    Auch  in 
eioer  benachbarten  Gemeinde  dürfen  sie  zum  freien  Verkehre  nur  auf  Grund  eines 
Zengnittefl)  da»  dem  Bürgermewter  der  Gemeinde  Tonulegen  ist,  zugelaasen  «eiden. 

Die  BeBtimmung,  dtfl  die  Uwe  mindeitens  46  Taf»  Undnnsh  mit  ktuken  oder 
verdidifigeD  nicht  zueMumengekommen  enn  dttrfvD,  wird  niclit  aDgeweodet  bei  Tieren, 
die  nach  Angabe  des  Tierantes  vor  mindestens  2  Monaten  mit  Erfolg  der  Sdratsimpfong 
gegen  Lungeneeuche  untenrorfen  worden  sind. 

Die  angeführten  Beptiranninpen  können  auch  auf  Orte  Anwendung  finden,  an  denen 
Maul-  und  K!anen»eiH-ht\  Riiude,  Pockpp  oder  hönarlige  KlRueueotsündung  herrschen. 
Alsdann  wird  der  Zeitraum  von  45  Tagen  auf  21  Tage  für  Räude  und  Klauenentzündung, 
auf  15  Tage  für  Maul-  uud  Klauenseuche  und  auf  10  Tage  für  Pocken  herabgesetzt. 

Die  genannten  Beatimmnngen  finden  keine  Anwendung  auf  Magervieh,  das  von  . 
Miriiten  der  beceidineten  Q^nd  kommt  und  von  dort  nodi  an  eelben  Tage  wieder 
weiter  bdttrdert  wird. 

Lungenaeaohe-Impfung. 

Die  Lttngenaeuchdmpfiing  nach  Wiltema  wurde  im  Jahre  1885  als  V<nlwiigangi< 
mittel  gegm  die  Lungeneeadbe  TorlKafig  verendiBweiM  sur  Sammlung  von  llSrfahrungen 
eingeftthrt  Sie  darf  nach  den  hierflher  ergangenen  Vinaohiiften  nur  dtindi  den  vom 

Landwirtschafteminieter  dexa  besonders  beetimmten  Tierarzt  nach  den  von  ersterem 
erteilten  Weisungen  vorgenommen  werden.  Für  ein  Tier,  das  infolge  einer  Impfunj? 
eingeht,  wird  eine  Enj^chiidigung  von  'fx  seine?«  Wertet»,  hrir}t«tf-n«  aber  von  450  Fr.,  aus 
Staatsmittehi  gewährt.  Maßgebend  t'ür  den  Umfang  Ii  i  Auatuhrung  der  Lungenseuche- 
Impfung,  deren  örtlichen  Anwendungsbereich  der  Ijandwirtschaftsminister  von  fall  au 
Fall  beatimmt,  ist  die  NolweDdigkeit,  eineranta  die  flintadiidigungsaafweiidangoii  in 
den  Qrenien  der  verfagbaren  Mittel  lo  halten,  anderannte  die  Wirkung  der  Impfung 
unter  Bedingungen  au  beobachten,  die  «ine  GeHhrdung  des  GeaundheileiaetBQdee  dee 
aofleriuilb  dea  Venncliebecriohe  bleibenden  Viehee  «uaaeblieOen.  Die  VcnuaietsungeD 
ftlr  die  AuefObrung  der  Lungeneeucheimpfung  werden  im  allgemeinen  als  gegeben  an- 
gesehen, wenn  infolge  der  Ausdehnung  der  Seuche  in  einem  Orte  oder  wegen  der 
Befürchtung:  der  l^eiiclionau'jhreitung  in  einer  Gemeinde  mit  großem  VichbeßUmde  die 
Zulassung  de«  Viel  a  if  üfltjntliche  Wege  oder  die  Ahhaltinis:  von  Viehmärkten 
oder  sonatigen  Viehzuaammentreibungen  verboten  wird.  (Königliche  Verordnung  vom 
SS.  August  1885')  und  ministerieller  Immediatbericht  dazu  vom  gleichen  Tage.) 

2.  MIzbraad  nd  RaasaMraad. 

Verbreitung. 

Der  Milsbrand  ist  in  eimtlkdiett  Frovinsen  verbreitei  In  den  Jahren  1900  l«s 
1905  hat  er  etwas  an  Verbreitung  ingenomment  indem  er  von  418  BrknnknnglfiUlen 

auf  755  gestiegen  ist.  Von  da  an  ist  wieder  eine  Ahnahme  eingetreten,  bo  daß  im 
Jahre  1909  davon  betrofifen  waren  564  Tiero,  darunter  8  Pferde,  550  Rinder,  2  Schweine 

^  Beeoeil  des  lois  et  rtf  lemente  telstUS  4  Is  PeNoe  ssnitsire  et&  Broxelles  IflOe^  p.  IST. 


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638  - 


tnid  4  Sehfti».  Im  Jalira  1910  wann  an  dar  Sandte  arknnkt  654  Tiara,  und  «war 

12  Pferde,  635  Rinder,  4  Schweine  und  3  Schafo. 

Auch  der  Rauschhrand  kommt  regelmäOig  in  allen  Provinzen  vor.  Im  Jahre  1905 
waren  davon  301  Rinder  und  1  Pferd  betroffen.  In  den  folgenden  Jahren  werden 
als  an  Rauscbbrand  erkraukt  angegeben  276,  299  und  274  Rinder  Im  Jahre  1909 
sind  244  Tiere  als  an  Rauschbrand  erkrankt  gemeldet  worden,  und  zwar  241  Rinder, 
2  Schweine,  1  Schaf.  Im  Jahre  1910  waren  nach  der  amtlichen  MUteilnng  1  Pferd 
und  881  Rin^  an  d«r  Senobe  eilnrankt. 

Aligemeines   Verbot   der   unbeaufsichtigten    Entfornunp   von  Kadavern. 

Wenn  in  einem  oder  mehreren  Geh(3ften  eine»  Ort^  Milzbrand  vorkommt,  so 
kann  die  Behörde  die  unbeaufsichtigte  Entfernung  von  Pferde-,  Binder-,  Schaf-  und 
Schweinakadavern  ana  der  Gemeinde  verbieten. 

Diaiea  Varboi  kann  aioli  fibar  einan  Teil  oder  fibar  das  ganze  CtoUai  dnar  Ort- 
achaft  eiatnaken. 

Be  gUt  al«  aufgehoben  Iß  Tage  nach  dem  BrlQeohen  daa  letalen  Krankbdts&lk. 

Sohatsimpfnng  gegen  Milzbrand  oder  Ranschbrand. 
Die  Impfung  als  Vorbeugungsmittel  gegen  Milzbrand  oder  Rauschbrand  geechieht 
auf  Antrag  und  Ge&br  der  fieiiUar.  Der  Tiarant  kann  die  Iftr  MUibcand  oder 
Banachbcand  eriMderli^dien  Impfifloffli  kostenftei  von  der  Rei^arung  erludtan,  aber  ohne 
Ohemahme  einer  Verantworttidiktf  t  aaUena  dar  lelataran  Ar  die  Güte  dar  ümpfttolfo 
nnd  das  Ergebnis  der  Impfungen.  (UinieterieiUer  BunderlaS  vom  8.  Jnm  1884  und 
6.  Jnni  1892').) 

3.  Tollwut. 

Verbreitung. 

Die  Tollwut  hat  in  Belgien  in  fünf  Jahren  von  1904  bis  1908  erheblich  an 
Verbreitung  zugenommen.  Am  Ptärksten  verbreitet  war  sie  1907,  wo  237  Tiere, 
darunter  22ö  Hunde,  5  Kalzeu,  3  Emhui'er,  3  liinder,  1  Schwein  daran  eriurankl 
waren.  Im  Jabra  1904  waren  88  Hunde  und  2  Katien  von  der  Beudia  belroflbn. 
Innerhalb  der  genannten  8  Jahra  lind  inagaBamt  587  Tiara»  und  awar  498  Hunden 
16  Kataen»  16  Binder,  11  Einhufer  nnd  1  flchwetn  an  Tollwut  erkrankt.  Auüeidam 
lind  in  dieaar  Zeit  wegen  ToUwutverdaditB  getötet  worden  410  Hunde,  42  Katien, 
2  Rinder  nnd  1  Ziege.  Im  Jahre  1909  sind  40  Tiere  und  zwar  37  Hunde,  1  Katze 
und  2  Rinder  erkrankt  und  auflerdera  als  wutverdächtig  getötet  worden  57  Hunde, 
2  Katzen  und  1  Rind.  Fiir  Jahr  1910  sind  116  Tiere  als  an  Tollwut  erkrankt 
gemeldet  worden,  und  zwar  iu4  Hunde,  3  Katzen,  S  Rinder  und  1  Schaf;  aulierdem 
wurden  als  wutverdäcbtig  getötet  23ö  Hunde,  5  Katzen,  I  Iliud,  2  Ziegen  und 
2  Sdiwatna;  fetnar  iat  1  Hund  untw  wutverd&chtigen  Biadieinungen  verendet. 

Bekämpfung. 

Gegen  die  Verbreitung  der  Tollwut  sind  durch  Königliche  Verordnimg  vom 
29.  Oktober  1908*)  entsprechende  Mafiregeln  getroffen. 

^  YerOffiBtL  d.  KaiNii  GenmdheitMinte  1861^  S.S76  »  ^  Deegl-  1909,  &  139. 


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684  — 


Danach  mlüfigen  alle  Hunda,  die  sich  auf  öflFenÜichen  Wegen  oder  Plätzen  be- 
finden oder  die  auf  dem  Tvande  umherlaufen,  jederzeit  eine  um  den  ti&ls  befeetigte 
Marke  tragen.  Auf  ihr  luuß  der  Wohnort  des  BigeotQmere  und  eine  Nummer  zu 
erkenneD  sein,  so  daß  Name  und  Wohnort  des  EigentämerB  mit  Hilfe  eineB  von  den 
GtomeiiMleii  ni  IttbnndeD  Register!  in  «rmittoln  Bind. 

Die  Mark«  wird  ron  der  Gemeindevermltniig  geUefert;  eie  mnß  einem  der  vom 
Minister  genehmigten  Miuter  eateprecben. 

Die  Hunde  von  Zigeunern  und  nmheniehenden  Händlern  mfleeen  jedeneit  mit 
Maulkörben  versehen  sein,  angekettet  oder  an  der  Leine  gehalten  werden. 

Die  Verpflichtung,  wonach  die  Hunde  die  vorgeschriebene  Marke  tragen  müssen, 
findet  keine  Anwendung  auf  Jagdhunde  während  sie  zur  Jagd  im  Buschwerk  verwendet 
werden,  i^ofern  sie  ein  besonderea  Merkmai  haben,  das  über  den  Namen  ihres  Besitzers 
keinen  Zweifel  zulaßt. 

Der  Bentser  ein««  Tiens,  das  an  Toilmit  erkrankt  ist  oder  das  Eiadisiniingen 
leigt,  die  den  Verdacht  auf  Tollwut  erireoken,  ist  veipfliöbtet,  ee  einsuspenren  nnd 
dm.  fiflifsruMister  d«s  Qrtee  sofort  Araeigs  su  erstatten. 

Sobald  ein  Fall  von  Tollwut  oder  ToUwutverdaoht  gemeldet  ist,  hat  die  Orts» 
Polizeibehörde  unverzQgli<^  einen  beamteten  Tierarzt  zu  benadtricbtigen  und  festxu- 
stellen,   ob  noch  andere  Tiere  vorhanden  sind,  deren  Ansteckung;  wahrscheinlich  ist. 

Öteili  der  beamtete  Tierarzt  einen  Fall  von  Tollwut  oder  Tollwutverdaelit  fest, 
so  hat  er  hier  von  unverzüglich  den  Bürgermeister  und  den  Vetehnärinspektor  zu  be- 
nachrichtigen. 

Jedes  TIsr,  das  Eisofadnungen  von  Tollwut  laigt,  mufl  vom  dw  Ortspoliaei- 
behSrde  oder  unter  deren  Aufsieht  eingesperrt  gehalten  werden,  bis  der  vom  Bflrger 
meister  sugeiogene  beamtete  Tierarst  die  Freilassung  anordnet. 

Bs  kami  suf  der  Stelle  getötet  werden,  wenn  seine  IBrgrsifung  unmfif^idi  oder 

gefährlich  ist. 

Jedes  Tier,  da«  (iIb  tollwutkrank  erkatnit  ht,  80II  sofort  getötet  werden;  ebenso 
ist  mit  denjenigen  Tieren  zu  verfahren,  die  mit  einem  toliwutkranken  Tiere  in  Be* 
rührung  kamen. 

Sobald  ein  Tollwuliaii  oder  ein  Verdachtsfall  in  einer  Gemeinde  festgestellt 
ist,  hat  der  Bfligennelrt«  die  Binwohner  sofort  durch  Plakate  hiervon  in  Kenntnis 
SU  setaeo« 

Gleiehaeitig  bat  er  den  Bflrgenneistem  der  in  einem  Umkreis  von  10  km  ge> 
legenen  Gemeinden,  sn  rechnen  vom  Mittelpunkte  der  Gemeinden,  und  ebenso  dem 

Gouverneur  der  Provinz  auf  dem  schnellsten  Wege  Mitteilung  zu  machen. 

Die  Bürgermeister  der  benachbarten  Gemeinden  machen  auf  diese  Nachricht  hin 
schleunig  durch  Plakate  bekannt,  dafl  die  Tollwut  in  der  betreffenden  Gemeinde 
festgestellt  worden  ist. 

Wenn  der  Umkreis  von  10  km  Ortschaften  benachbarter  Provinzen  eioschließt^ 
so  gibt  der  Gouverneur  seinen  Koliken  hiervon  Kenntnis. 


Von  dem  Augenblicke  der  S&talOMbm  Bekanntmaehung  an  mfissen  alle  Hunde 
in  den  benax^ricbtigten  Gemeinden,  die  auf  fiffentUehen  Wegen  oder  Flitasn  oder 


—    536  — 


im  Pdid  nmberlftnfen,  mit  Maulkörben  versehen  sein,  die  darch  einen  starken  Rtoman 
am  Halsband«  befestigt  aind,  nud  die  eiaem  der  vom  Miniater  genehmigten  Muster 

entsprechen. 

Die^e  Maßregel  bleibt  '6  Monate  hindurch  nach  FtäU>tellung  und  VerÖfiTentUcbung 
des  letiten  Falles  von  Tollwut  oder  Tollwutverdacht  in  Kraft. 

Oer  Maalkorbzwang  findet  keine  Anwendung  auf  Jagd-  und  Hirtenbunde 
(Bat  die  Zdt»  in  der  sie  ni  diesem  Zwedce  verwendet  werden.  Dasselbe  gilt  fttr  die 
Hunde  der  Zoll-,  Fbliaei-,  Font-,  Feld-  und  Jagdscbutsbeamten  O^usats  durch  KOnig- 
liehe  Verordnung  vom  80.  Apiil  1911)'). 

Der  Gouverneur  der  IVovina  ist  ermächtigt,  bei  Naehlisslgkeit  der  Bflrgermeister 
bezüglich  der  Veröffentlichungen  einisugreifen  und  bekannt  zu  niacbeo,  daS  ein  Fall 
von  Tollwut  oder  Tollwutverdacht  festgestellt  int  und  daß  Miuilkorhzwang  besteht. 

Sind  mehrere  Fälle  in  demselben  Gebiete  festgestellt,  80  kann  der  Gouvemeiur 
das  »Sperrgebiet  auf  20  km  im  l'mkreis  ausdehnen. 

Der  Gouverneur  benachrichtigt  vün  seiner  Entschließung  unverzüglich  die  Bürger- 
meiater  der  im  Umkrsia  von  20  km  gelegenen  Gemeinden.  Sehliellt  diese  Zone  OiV 
Schäften  beoaehbarter  Frovinsen  ein,  so  selat  der  Gouverneur  hiervon  eeine  Kollegen 
in  Kenntnis.  Diese  haben  sn  entsdimden,  ob  es  notwendig  ist»  den  Maidkorbswang 
iBr  die  Hunde  in  diesen  Ortschaften  ansuordnen. 

Die  öffentliche  Bekanntmachung  der  Anordnungen  der  Gouverneure  geschieht 
durch  die  nUrgermeister,  im  UnterlaMungsüslle  durch  die  Gouverneure  und  auf  iCoeten 
der  Gemeinde. 

Sobald  die  [,a)?e  benonders  gefHhrlich  erscheint,  kann  der  Minister  den  Maulkorb- 
zwang in  einem  von  ihm  bezeichuetou  Gebiet  anordnen. 

Der  H aulkodbswang  bleibt  in  dem  mBBotudebenea  Oebtote  Ua  lur  Miederauf- 
hebung der  betrslTenden  Anordnung  bestshen. 

Die  VerOffentHebmig  der  ministeriellen  Anordnungen  gesidiieht  in  allen  Gemeinden 
dee  Sperrgebiets  durch  ^  BOigerrodster,  im  Unterlassungsfälle  durch  den  Gouverneur 

und  auf  Kosten  der  Gemeinde. 

Hunde,  die  auf  öfTentliclien  Wegen,  Plätzen  oder  auf  dem  Felde  ohne  die  vor- 
geschriebene Marke  oder  ohne  vorschriftamäfligen  Maulkorb  betroffen  werden,  sind 
einzufangen. 

Ist  da«  Einlangen  der  Hunde  unmöglich  oder  gefährlich,  so  sollen  sie  auf  der 
Stelle  getötet  werden. 

Eingefangene  Hunde  rind  3  Tage  hindurch  einsuaperren  und,  wenn  rie  insmsdiett 
nicht  surOc^veiriangt  werden,  au  tdten. 

Der  Bigentttooer  kann  seinen  Hund  erst  nach  Entrichtung  der  Fanggebflbr  und 
des  Stallgeldes  wiedererlangen. 

In  allen  Fällen  wird  auf  Kosten  des  EigentümerB  ein  Protokoll  aufgenommen. 

Der  KleinvcrkiUif  und  das  Feiihnitpn  zum  Verkauf  von  Man'k" tV.pd,  die  nicht 
vollkommen  einem  der  vom  Minister  genehmigten  Muster  entsprechen,  ist  verboten. 


')  Veröffentl.  d.  Kaiaerl.  Gesoodbeitsamts  1911,  £i.  743. 


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686  — 


Hie  Ortspolizei,  die  Gendarmerie,  die  Zoll  und  Foretbeamten ,  die  Staats-, 
Provinzial-  und  Gemeinde  StraOenwarte  und  die  Jagdbüter  sind  besuftragt,  die  Aua- 
fUhrung  dieser  Verordnung  zu  überwachen. 

Zuwiderbaadlungen  gegeu  die  Bestimmungen  dieser  Verordnung  werdeu  nach 
MaltgalM  dM  GmoIms  tom  SO.  Dranaber  1883  beBtnÜ 

Üb<r  di6  B«kftmpfang  der  Tollwut  in  den  Qrenabesirken  haben  die 
Eainrlidi  Dentwhe  nnd  die  Könii^eh  Belgiebhe  Regierang  «m  SO.  September  und 
28.  Oktober  1910^)  dn  AUcommen  getroffen,  wone«li  bei  FeeUtelluiig  Moee  Fellei  oder 
Verdadite&Us  von  Tollwut  in  Gemeinden,  die  an  der  Grenze  oder  weniger  als  10  km 
davon  entfernt  gelegen  sind,  die  Bürgermeister  dieser  Gemeinden  die  Bürgermeister 
jeder  Cicmeinde  des  Nachbarlandes  zu  benachricbtigen  haben,  die  weniger  als  10  km 
TOD  der  Grenze  ihrer  Gemeiude  entfernt  ist. 

f)  StAtietiaehe  Angeben  Aber  dee  Vorkommen  von  Rotx,  Maul-  und  Kleuen' 
aeuohe,  Bebefpooken,  Sohefräude  und  böeertiger  Klauenenlxflndung  der 

Sobafe. 

Besüglich  des  Vorkommens  der  Abrigen  in  der  Königlicben  Verordnung  vom 

15.  September  1883  (vgl.  S.  525)  genannten  ansteckenden  Krankheiten  der  Hausticrc 
ist  der  belgischen  Viebaeucbenstatistik  für  die  fUnf  Jahre  1906  bie  1810  naobstebeades 
SU  entnehmen. 

Der  Rotz  der  Pferde  tritt  andauernd,  wenn  auch  nicht  in  besonders  erheblichem 
Umfang,  auf.  Die  Zahl  der  als  an  Rotz  erkrankt  gemeldeten  Tiere  belief  sich  1905 
auf  49,  in  den  folgenden  Jahm  auf  44,  46,  18,  1909  anf  27  nnd  1910  anf  IS.  Dabei 
nnd  niobt  einbegriflen  die  al^iUoh  in  Behlaohthiuiera  und  in  den  BSnfnhrbifen 
bd  eingefllbrten  Pferden  ermittelten  RotafÜUe.  Besondem  hooh  war  die  Zabl  diee«r  FlUe 
im  Jabre  1906,  wo  in  ScblachUtftosem  98  und  in  den  Hftfen  von  Gent  9  und  von  Ant- 
werpen 4  Rotzfälle  festgestellt  worden  sind.  Im  Jahre  1909  wurden  in  Schlacht- 
häupcrn  40  Pferde  rotzig  befunden,  darunter  27,  die  aus  Großbritannien  eingeführt 
worden  waren.  Im  .Jahre  1910  wurden  rutzkrank  befunden  in  .^ciilachthäu.eern 
20  Pferde,  darunter  15  englischer  Herkunft;  außerdem  verendete  1  rotzkrankes  Pferd 
im  Hafen  von  Gent. 

Auch  die  Maul-  nnd  Klanenaeuche  hat  in  den  leCstan  Jabrai  in  watkx  oder 
weniger  erheblieher  Verbreitung  in  Belgien  gebenrscbt.  Im  Jabre  1906  waren  davon 
betroffen  68  Rinder;  in  den  folgenden  Jabren  7  198  und  18606  Klauentiere;  1908 
tind  147  Rinder  und  Sdiweine  ala  erkrankt  gemeldet,  und  im  Jahre  liK)9  beRef  sich 
die  Gesamtzahl  der  als  an  Manb  und  Klauenseuche  erkrankt  angegebenen  Rinder, 
Schafe,  Schweine  und  Ziegen  auf  438.  Für  dea  Jabr  1910  sind  ala  erkrankt  gemeldet 
worden  2ß  Rinder  und  4  Schweine. 

über  da«  Auftreten  der  Scbafpocken  ist  seit  über  25  Jahren  in  Belgien  nicbte 
bekannt  geworden. 

Die  Sehafrlude  kommt  «war  vor,  wird  aber  in  verbältuismäfiig  engen  Grenzen 
gehalten.   Im  Jahre  1906  wurden  ale  mit  Rinde  behafket  nur  6  Tiere  gemeldet.  In 

^  VerOflena  d.  Kaiaerl.  Qesnadheitsamts  1911,  Ü.  4. 


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—   587  — 


den  folgenden  Jahren  waren  es  243,  247  und  50  Tiere,  im  Jahre  1809  wieder  862 

und  im  Jahre  1910  nur  8  Tiere. 

Über  das  Vorkommen  der  bösartigen  Klnueiientzündung  der  Schafe  ist 
in  den  Jahren  190Ö  bis  1907  nicht»  mitgeteilt;  1908  i&i  1  Schaf  als  erkrankt  angegeben; 
1909  waren  neefa  den  amtlichen  Ausweisen  847  und  1910  wieder  nur  51  Schafe  von  der 
Krankheit  betroffen. 

K)  Beklmpfnng  der  Tuberkuloee  unter  den  Rindern. 

Die  fiekftnipfang  der  Rindertnberkuloee  gesdiiefat  auf  Grand  der  Königlkben 
YMOfdnung  vom  10.  Angnai  1897'). 

Danach  müssen  Rinder,  die  an  Tuberkulose  erkrankt  oder  der  Krankheit  ver- 
düchtig  sind,  abgesondert  gehalten  werden,  und  ihre  Verioflening  darf  nur  nnter  den 
in  der  Verordnung  festgesetzten  Bedingungen  erfolgen. 

Als  mit  Tuberkulose  behaftet  werden  angesehetir  1 .  Rinder,  die  lebend  sicliere 
klinigche  Erscheinungen  oder  nach  der  Tötung  die  anatomischen  Veränderungen  der 
Seuche  aufweisen;  2.  Rinder,  die  bei  der  Tuberkulinprobe  typisch  reagiert  haben. 

AU  der  Tnberkuloee  verdlchtig  werden  angesehm  Rinder,  die  Uiniaohe  B^ 
»cbeinQngen  «eigen»  die  das  Voriiandensein  der  Krankheit  Tttmuten  lassen. 

Wegen  der  Hafirsgeln  besflgKeb  der  ans  dem  Ausland  sur  Binfobr  gelangenden 
Tiere  vergl.  S.  520. 

Von  den  zur  Bekämpfung  der  Tuberkuloie  in  Inland  getroffenen  Maßnahmen 

sind  folgende  hervorzuheben. 

Von  der  Tuberkulinimpfung  darf  nur  in  den  vom  Minister  zugelassenen  Fällen 
Gebrauch  gemacht  werden. 

Die  Einfuhr  und  der  Vertrieb  von  Tuberkulin  uua  dem  Autilaud  obenso  wie  die 
Versendung  und  der  Vertrieb  des  Impfstoib  im  Innern  dee  Landes  dflifen  nur  mit  be- 
sonderer mlnistetielter  Erlaubnis  stattfinden. 

Die  Bekämpfung  der  Tuberkulose  setst  an  drei  veisohiedttien  Steilem  ein,  einmal 
bei  dem  Nachweis  der  Tuberkolose  bei  Schlaohtvieb  durdi  die  Fleischbeschau,  dann 
bei  der  Tuberkulosefeststellung  an  lebenden  Tieren  iiuf  Qrund  klinischer  Eisoheinuugen 
StDScbUeßlich  der  Tuberkulinprobe  bei  klinisch  verdächtigen  Tieren  und  drittens  bei 
der  auf  Antrag  der  Tierbegit/er  erfolgenden  Tuberkulinimpfung  ganzer  Bestände  tat 
allmählichen  Auf-mer/ung  der  reagierenden  Tiere, 

1.  Vou  jedem  TuberkuloMebefund  bei  Schiachttieren  haben  die  Tierärzte  den 

Vetsiinifinqiektor  sn  benachrichtigen.  Der  Besita»  eines  taborkuUs  belbndeneii 
SddadHüerss  ist  verpflidktet,  genaue  Angaben  tiber  Herkunft  und  Benutsungaart  des 
TiersB  su  machen.  Daraufhin  kann  der  VeterinXrinspektor  alle  Nutsungsiinder  im 
Stalle  dea  betieAnden  Bsaitsers  tieritrstlich  auf  klinisehe  Tubeiknk»esracheinnngen 

untersuchen  lassen. 

2.  Klinisch  tuberkulös  oder  verdächtig  befundene  Tiere  sind  von  den  Tierärzten 
dem  Veterinärinspektor  ansuseigen  und  sofort  tunlichst  absusondem.  Jedes  von  einem 

^  VesWfcnH.  d.  KsJssrL  flsiiiiwlliellssiiils  189^  8. 58. 


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—  m  — 


Tierarzt  als  kliobch  tuberkulös  gemeldet«  Tier  ist  innerhalb  8  Tagen  vom  Veterinär- 
inepektor  zu  untersuchen  und  nach  Bestätigung  der  Diagnose  hinnen  wtiiteren  8  Tagen 
jiltzuHchlBchten.  Die  klinisch  ak  der  Tuherkulose  verdächtig  bezeichneten  Tiere  köiHinn 
der  Tuberkulinprobe  unterworfen  werden  und  sind,  sofern  sie  auf  Tuberkulin  regieren, 
ebenfall«  innerhalb  8  Tagen  zu  schlachten. 

8.  Auf  Antrag  eines  jeden  TlerbesitMfB  kftnn  deeeen  Binderbeitmd  mit  Ab- 
nahme der  rar  Mast  au^estelUen  Tiere  einer  PrBfang  mit  Taberknlin  unterworfen 
werden.  Der  Beeitnr  mufi  aber  beitiimmten  Anfofdernng^n  bineiehtlieh  der  Ab- 
eonderung  der  Tiere  und  der  Blalldesinfektion  entepreohen  und  sich  verpflichten,  die 
rengierenden  Tiere  ausschlieOlich  zur  Schlachtung  zu  veräußern.  Eine  etwaige  Weiter- 
benutzung von  Tieren,  die  reagiert  haben,  ist  an  die  Bedingung  geknöpft,  daß  sich 
der  Besiizör  beeondercn  Vorffcliriften  bezüglich  der  Fütterung  und  Absonderung  der 
Tiere  sowie  der  Stalldesinfektion  und  Neueinstellung  gesunder  Tiere  unterwirft.  So- 
lange die  auf  Tuberkulin  reagierenden  Tiere  keine  klinischen  Erscheinungen  der 
Taberkoloee  aeigen,  iat  ihre  AbschlachUrag  bebOtdliclierBeits  an  «na  betümmte 
Frist  nieht  gebunden. 

h)  Viebaeaehen'Bntechadigung  aue  der  Staatikaese. 

1.  Bei  Rotz,  laingeneeuche,  Schafpocken,  Tollwut  und  Rinderpeet. 

Nach  dum  „Reglement  ooordoiine" ,  ealhattend  die  Königlichen  Verordntmgpn 
vom  26.  September  1883  bis  22.  November  1900,  wird  Entschädigung  aus  der  Staatb 
kirne  für  die  auf  Anordnung  der  zuständigen  Behörde  im  Interesse  der  öffentlichen 
Gesundheitspflege  getöteten  Tiere  besabli  (Wegen  der  8euoben,  bei  denen  die  Zwangs« 
tfitiing  Torgeadien  ist,  vergt.  die  Bestimmungen  des  KönigUeben  Erlassea  vom 
90.  September  1888  unter  »Zwangsttttong*  S.  628). 

Um  Anspruch  auf  die  Entsdiidignng  su  liaben,  muJt  d«r  Bigentfimer  dea  ge> 
töteten  Tiere«  nachweisen: 

Ii  '  diiß  die  Tötung  auf  Anordnung  einer  Behörde  und  auf  Grund  eines  tierärzt- 
lichen Zeugnisses  über  die  Feststellung  der  betreflenden  Seuche  vorgenommen  worden  ist; 

b)  daß  der  Kadaver  des  Tieres,  sofern  dessen  Verwertung  nach  der  Königlichen 
Verordnung  vom  31.  Dezember  1900  verboten  ist,  vollständig  der  Abdeckerei  über- 
geben worden  ist; 

c)  daß  iffie  T6tung  in  Gegenwart  eines  Poliseibeamten  atattgeAmden  hat,  und 
da8  dw  Ort.  wo  sieh  das  kranke  Tier  befunden  lutt,  sofort  nach  Weisung  des  Tier» 

avstes  gereinigt  und  desinfiziert  worden  ist; 

d)  daß  der  Wert  des  Tieres  auf  Kosten  des  Eigentümers  durch  zwei  von  der 

Ortsbehörde  ernannte  und  vereidigte  SachverBtändigc  festgcBtcllt  worden  iüt; 

dnß  der  Besitzer  nach  dein  Auftreten  der  Seuche  sofort  Anzeige  erstattet  und 
daß  er  sofort  beim  Auftreten  (Jer  Seuche  einen  Tierarzt  zugezogen  hat; 

f)  daß  die  getöteten  Pferde  während  mindtwlenä  45  Tage,  Kinder,  Schafe,  Ziegen 

und  Bohwrine  wlbrend  mindertens  eines  Monats  innerhalb  des  T^andes  geaund  in  seinem 
Besitse  gewesen  sind. 


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Dk  UDttr  e  und  f  geoaimten  Bedingungen  fallen  bei  Fallen  rtm  Tollwut  und 

von  l4Uk|[MkMlliBlM'TMldA0llt  lbft> 

Die  Beiitoer  müssen  die  Fkpiere  und  Zleugnine  bfloduffbui,  axa  denen  erhellt, 

daß  die  vorstehenden  Bedingunpen  erfüllt  siiul. 

Außerdem  müssen  Besitzer,  die  eine  KnUschädiguiig  für  ein  Pferd  fordpm,  das  »In 
ausschließlich  für  die  Landwirtscliaft  dienend  bezeichnet  ist,  eine  Bescheinigi:ng  des  StetiPr- 
erhebers  darüber  beibringen,  in  welchen  Berufsarten  sie  als  steuerpflichtig  einge8chnel>en 
sind.  Wenn  der  Fordernde  aosachUeOlich  Laadirirt  kt,  fillt  dieee  Beetimnnnig  fort. 

Der  Bigentttiner  einei  Tieree,  dae  in  den  KrenkenstBllen  dw  etaatlidiNi  T^e^ 
andiciien  Hocheohnle  gehelien  wird,  enetat  bei  Odtendmacliong  eines  BntecbldigongR- 
«napmelia  die  genannten  Nadiweienngen  dnndi  eine  Beeeheiniganig  dea  Direkfane  der 
Hochschule  auf  Bericht  des  Professors  oder  Repetitoi»  der  Klinik.  Diese  Bescheinigung 
gibt  die  Art  der  Seuche  an,  deren  Vorhandensein  festgestellt  wurde,  sowie  den  Wert 
dee  Tieres  und  bestätigt,  daß  es  im  Interesse  der  Wiseenaohaft  und  Studien  lag,  die 
TStnng  nicht  zu  vollziehen. 

Die  Höhe  der  Eutsctaadigung  l>eträgt: 

Ein  Drittel  des  Wertes  bei  Rindern,  Sobafen,  Ziegen,  Schweinen,  Pferden  und 
anderen  Binhnfem,  die  anasdiließliöh  in  der  Landwürtsdiaft  Verwendnng  finden;  ein 
PQnftel  des  Wertee  dagegen  bei  Pferden  und  anderen  Biabofem,  die  in  einem  anderen 
Betriebe  verwendet  werden.  Jedodi  darf  die  EntscbSdigang  in  keuiem  Falle  folgende 

Beträge  übersteigen: 

300  Fr.  für  ein  ausseht iettlicb  in  der  Landwirtschaft  benutates  Pferd; 

200  Fr   für  ein  Rind; 

180  Fr.  für  ein  nicht  landwirtschaftlich  benutates  Pferd,  für  ein  Maultier  oder 
einen  Maulesel; 
50  Fr.  für  einen  Esel; 

10  Fr.  jfttr  ein  Schaf,  dne  Ziege  oder  ein  Schwein. 
Der  HSohstbelmg  der  Eoisdiadigung  fSt  ein  Rind,  dae  m  einem  indoetriellen 
Unternehmen,  wie  Arannerei,  Zoekerfabrik  und  dergi.  gebdrt,  ist  anf  100  Fr.  festgeaetat 
Das  BGttel  der  Schätzung  durch  die  Sachverständigen  und  den  Tierarat  oder  den 

Veterinirinspektor  bildet  die  Grundlage  für  die  Wertbestimmung  dea  getöteten  Tieres. 
Der  Landwirtschaftsminister  kann  jedoch  die  Höhe  der  Entschädigung  nach  erneuter 
Feststellung  im  richtigen  ,Ver)iilltni8  sum  Werte  der  Tiere  herabsetxen,  wena  die 
Schätzung  übertrieben  erscheint. 

Keine  Entschädigung  wird  be<iahlt  für  Rinder,  die  wegen  liUngenseuclie  getötet 
werden  imd  deren  Fleisch  für  den  Koneom  freigegeben  wird,  eofom  diese  Hera  in 
industriellen  Bettieben  gemietet  worden. 

Die  Bntsobidigong  bei  der  Tötong  von  aeuehenverdiditigen  Tieten  ist  anf  den 
ludben  Wert  der  Tiere  festgesstst  ffie  darf  jedodi  bei  Bindern  die  Summe  von 
800  Fr.  nicht  überschreiten. 

Für  Pferde,  bei  denen  nach  der  Tötung  wegen  Rotz  diese  Seuche  nicht  festgestellt 
werden  kann,  wird  ebenfalls  nur  der  halbe  Wert  entschädigt.  Im  übrigen  ist  die 
Entschädigung  bei  Rotz  in  der  Weise  festgesetzt,  daü  bezahlt  wird: 


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-   MO  — 


die  HUfte  des  Wertes  i&r  dn  Pferd  (Esel,  MtolUer  oder  Maulesel),  das  ab 
seaebflokrank  oder  senehenveidlchtig  auf  Qruod  der  ftMldnimpftiiiK  getötet  wurde; 

ein  Drittel  des  Wertes  fHr  tan  aosseliUeinieh  in  der  Lendwirteohaft  benntstce 
Pferd  (Ese!,  Maultier  oder  Maalesel),  dns  auf  Grund  klinischer  Diagnose  getötet  w\)r«.le; 

eil)  Fünftel  den  Wert«»  fQr  jedes  nicht  iHndwirtechaftlich  benutzte  Pferd  (Eeel, 
Maultier  oder  Maulesel)»  das  auf  Qrqnd  klinieoher  Diagnose  getötet  wurde. 

S.  Bei  Milsbrand  und  Bausohbrand. 

Naob  der  KOniglicbeD  Verordnung  vom  IS.  September  1894  wird  eine  Bntp 
sdiMdigang  ans  der  Staatskasse  betaUt  fdr  Rind«r.  die  an  llilsbrand  oder  Banseh- 
brand  verendet  oder  wegen  dieser  Seuohen  geeohlacbtet  worden  sind. 

Diese  Entschädigung  wird  ausgezahlt  nach  Untersuchnog  des  Falles  durch  den 
VeteriDärinspektor  und  nach  Vorlage  der  erforderlichen  Ausweise.  Um  Anapnuli  auf 
die  Entschädigung  zu  haben,  muß  der  Eigentümer  des  Tieres  vorlegen: 

1.  Die  Bescheinigung  eines  Tierarztes  oder  FleiHchheschauers  mit  Angabe  des 
Alter»  uuü  Wertes  des  Tit-reä  und  mit  der  BescheiniguDg,  dafl  das  ganse  Tier  für 
unbrauchbar  erklärt  worden  ist; 

2.  Bine  Besoheinigung  der  Ortsbebürde,  daS  d«>  ^nie  Kadaver  den  Ymf- 
sduiftoD  gemitt  nnsohidlioh  beeeit^  w«»den  ist. 

BMm  Rauaehbrand  wird  der  Kadaver  entweder  in  einer  Grabe  verbrannt  oder 
tti^nieObar  gemaoht  und  mlSgUchst  innerhalb  12  Stunden  naofa  der  tierirztUdhen 
Untersuchung  zur  Vernichtung  nach  einer  amtlich  anerkannten  Abdeckerei  gebradit 
Der  Tierarzt  ril)erb-endct  in  derscihen  Zeit  dein  Veterinärinspektor  die  krankhaft  ver- 
änderten Teile,  die  seine  Diagnose  bestätigen. 

Beim  Milzbrand  wird  lier  Kadaver  zwei  Tage  lang  nach  der  Unt' n^uchung  d^ 
Tierarztes  zur  Verfügung  den  VeterinärinB|>ektor8  oder  deaeen  Stellvertreters  gehalten. 

Beim  Rausohbiand  und  beim  Hilabrand  benadmcbtigt  der  Tiemrat  den  ^lapAftor 
sofort  durch  l^legramm.  Diese  Benadiridittgung  wird  am  selben  Tage  durch  Über 
Sendung  einer  Dienstkarte  bestitigt 

Bei  völliger  Vemidktung  des  Kadavers  durch  Feuer  in  der  Grube  betrigt  die 
Entschädigung  ein  Drittel  des  Wertes  der  Tiere,  darf  jedoeh  die  Summe  von  125  Fr. 
nicht  übersclireiten  für  ein  Tier,  du.s  wenigstens  1'/.  Jahre  alt  ist»  oder  die  Hälfte 
dieser  Summe  für  ein  Tier,  da»<  jünger  als  l'/j  Jahre  ist. 

Der  Wert  der  Tiere  wird  durch  den  Tierarzt  festgesetzt.  Er  ist  nötigenfalls  xu 
berichtigen  durch  den  Veterinürinspektor  oder  dessen  Stellvertreter. 

Die  Entschädigung  ist  um  20  und  10  Fr.  höher,  je  naofa  dem  AHsv  des  Haies, 
wenn  der  Kadaver  nidit  in  einer  Grube  verbrannt,  sondern  an  eine  staatlittb  ansr* 
kannte  Abdeckerei  cur  Verniditnng  abgeliefert  wird. 

Werden  llilsbrand  oder  Bauiehbrand  nicht  feetgeateUt,  so  fkllt  die  KnlMhidi- 
gong  fort.  Für  die  mit  dem  Kadaver  Terniohtete  Haut  wird  jedoeb  eine  ihrem  Werte 
entsprechende  Entschädigung  gewährt. 

Die  Entschädigung  kann  auf  Antrag  des  Veterinnrinspekton*  «olohen  Benttzern 
verweigert  werden,  deren  Rinder  sich  auf  Höfen  und  in  Wirtschafttihetrieben  beündea, 


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—   641  — 


in  d«iwD  der  MOsbrand  wiederholt  »ullritt,  obne  daA  die  BetiUer  dmch  den  Tinent 
die  Sehnttbipfattf  haben  Toraehmen  Ummd. 

Die  Schutzimpfung  muO  in  Oegennrart  des  VeterinärinspektorB  oder  seines  Stell 
Vertretern  nach  deren  Angaben  und  binnen  einea  von  iiinan  xu  bestimmenden  Zeit- 
raumB  stattßndon 

Der  Veterinärinepektor  führt  über  diese  Schutzimpfungen  ein  besonderes  Ver- 
zeichnis. 

Die  AnqvQohe  auf  Entiohidigung  mUeaen  qtftteetena  16  Tage  naeh  Verioat 
einee  Tieres  bei  dem  Veteiiairinapektor  des  Beeirkea  eingereidil  weiden,  in  dem  daa 
Tier  verendet  oder  gaaddeditet  wardan  iaL 

S.  Bai  Tnbarkttloae  der  Rinder. 

Nach  dem  Königlichen  Erlasse  über  die  Bd^mpfung  der  Rindertuberkulose  vom 
10.  August  1897  *)  (vergl.  S.  537)  ist  die  Entschädigungsfrage  bei  der  Tuberkulose  der 
Rinder  versehieden  geregelt,  je  nachdem  es  sich  um  Schlachttier«,  klinisch  tuberknlöKe 
oder  tuberkuIoBeverdächlige  Einzeltiere  oder  um  gonse  Bestände  handelt,  in  denen 
die  Tuberkuloi^e  unter  Anwendung  von  Tuberkulin  getilgt  werden  soll. 

Für  tuberkulöse  Schlachttiere,  deren  Fleisch  als  völlig  ungeeignet  zum  Genosse 
fttr  Menschen  befnnden  worden  iat,  werden  50  V»  des  Flaisohwerts  (Wertes  der 
4  Viertel)  TWfQtet  lal  daa  Fleisdi  gau  oder  teitwaise  snm  Genuasa  tau^^iah,  so 
wird  eine  Bntsebidignng  nicht  gelmslet. 

Bei  der  Entachädigung  für  Tiere,  die  als  klinisch  tuberkulds  oder  ver- 
dächtig  der  TuberkuUnpiobe  mit  positivem  Ergebnis  unterworfen  und  danadi  aof 
obrigkeitliche  Anordnung  geschlachtet  werden,  wird  nntersohieden,  ob  es  sich  am 
Zuchtvieh  oder  um  andere  Rindviehstücke  bandelt. 

Für  Zuchtkühe  und  tr/iKende  Färsen  werden  70%  des  zur  Zeit  der  Schlachtung 
bestehenden  Wertes  (im  iiuch»tbetrage  von  420  Fr.)  vergütet,  wenn  das  Fleisch  wegen 
Taberkolose  aam  Genasse  fClr  Mensdien  als  völlig  ungeciguet  erlülrt  wird.  Iat  disa 
nidit  dar  Fall,  so  batrigt  die  Bntsehid^img  nur  25%  desselben  Wertes  bia  snm 
HQdistbetrag»  von  160  Fr. 

Fflr  andere  Rinder  werden  nnter  den  f^eiohen  Voraussetsnngen  50*/«  und 
Ä6%  des  Wertes  der  4  Viertel  der  goi^chladiiteten  Here  vergütet. 

Bei  der  Sanierung  Ranzel  Bestände  anf  Grund  des  Ergebnispea  der  Ttiberkulin- 
prüfnntr  beträgt  die  Knt.'^cliiidigung  für  Zuchtkidie  un<l  tragende  Filrsen,  die  auf  die 
Tuberkulineinspritzung  reagiert  l»aben  und  auf  Antrag  des  Besitzers  gegchlachtet 
werden,  70  7o  des  Wertes  der  4  Viertel,  falls  das  Fleisch  der  Tiere  infolge  der 
IHiberknlose  snm  Genuasa  fQr  HI enaehan  ^HXÜg  nntanglid»  iat.  bt  dagegen  daa  Fleisch 
sinn  Qeniiase  geeignet,  eo  werden  nur  15%  dieaea  Wertaa  Tssgütet,  Ffir  andere 
Tiere  bettigt  die  Entachidigung  60%  <ka  Fleiadiwerts,  wenn  daa  Fleiach  aum 
Gennsse  als  vaUig  angedgoet  liefunden  wiid.  Dagegen  entAUt  jede  Bntsehidigung, 
wran  daa  Bleisch  aum  GsDuaae  frngegeben  wird. 


>)  VwaOenU.  (L  KaiserL  GesimdbeitaamU  S.  &a. 


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—  642 


4.  Bei  Taberknlose  der  Schweine. 

Dareh  KSoigOdi«  Verordnniig  vom  28.  August  1897*)  wiid  fftr  Sefaweioe,  die 

sich  nach  der  Sdilachtung  derart  ah  mit  Tuberkulose  behaftet  erweiaen,  datf  ihr 
Fleisch  vollstiindig  beseitigt  werden  muß,  Entschädigung  aus  der  Staatskasse  geleistet. 

Die  KntBchiidigung  beträgt  die  Hälfte  des  Srlilnr-htwerts  der  Tiere. 

Der  Tierbesitzer  hat  zur  Begründung  »eines  An&})rnche8  vorsulegeu: 

1.  Eine  Beächeirngung  des  zuätäudigeo  Tierarzteb  über  die  Richtigkeit  des  an- 
gegebenen Schlachtwerta  sowie  darüber,  dsß  das  Fleisch  als  völlig  zum  Verbrauche 
nngeeignei  befanden  worden  ist; 

2.  doe  Bescheinigung  der  Ortsbehörde  darttber,  dsA  des  Fldsdi  nnsdiidUch 
beseitigt  worden  ist; 

3.  einen  Nadiwsis  dsrOber,  daC  das  Tier  im  foland  geboren  und  aufgesogen 
ist,  und  daß  er  es  seit  mindestens  30  Ta^n  besittt. 

Jeder  a1«  f achrerständiger  zugezogene  Tierarzt,  der  das  Vorhandensein  von 
Tuberkulose  bei  einem  Scli  weine  feststelit,  bat  unverzikglich  den  beamteten  Tierarst 
hiervon  in  Kenntnis  zu  setzen. 

i)  Znsatnmenfassang. 

Die  TsterinXrpdiseiliehen  Mailnahmen  haben  insofSsm  so  gttnstigen  Bigebnttwna 
geiihrt,  als  ee  damit  gelungen  ist,  die  Lungensencfae  vollstindig  su  tilgen  und  auch 
die  Maul*  and  Klanensendae,  den  Müsbrand  und  die  Scbafriude  «rheblidi  ein- 
sadimmeii. 

An  Entsehiidigun^en  für  Verluste  infolge  von  Viehseuchen  wurden  ans  der 
Staats kaHHe  eriiebliche  Suniiuen  bezahlt. 

Über  die  Art  und  den  Umfang  der  Entschädigungen  geben  die  nachstehenden 
Übersichten')  (S.  543  bis  545)  Auskunft 

V.  Zustandekommen  der  Viehsenohenstatistilt. 

Nachrichten  über  den  Ötund  und  die  Bewegung  von  Viehseuchen  in  Belgien 
werden  vom  Ministerium  für  Landwirtschaft  und  öflfentUohe  Arbeiten  halbmoDatUch 
in  dem  „Bulletin  du  sarvioe  de  la  polioe  sanitaii«  des  animaux  domestiquec**  ter* 
Mbntlicht. 

Die  Grundlagen  dieasr  Viehaeuchenstatistik  bilden  die  Obersichten,  die  die 

Veterinärinspektoren  viermal  im  Monat  über  die  in  ihren  Bezirken  festgestellten 
Seuchen  einsenden.  Zur  Aufstellung  dieser  Übersichten  benutasen  die  Veterinärinspek 
toren  die  ihnen  von  den  übrigen  Tierärzten  auf  Dienstkarten  zugehenden  Nachrichten 
sowie  ihre  eigenen  Feststellungen.  Aus  diesen  Wochennachweisungen  der  Veterinär- 
inspektoren werden  im  Landwirtscbaftsministerium  die  halbmonatlichen  Ausweise 
zusammengestellt. 


■)  Ver^>frentl.  d.  Kaiser).  Gemndheltsamttt  1808,  S.  118.  -  ^  Minhrtire  de  rint^rieor  et  de 
1  ARriculture.    Notke  «or  r^ooBOoiie  mrsle  et  l'oiisanisatioii  adninistrstive  de  ragricaltoi». 

iiiuxellea  lUlO. 


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548 


1.  Kntsebkdignngen  fttv  Tiere,  die  wegen  Lungensevclie,  Sehafpoeken, 

Tollwut,  Rinderpest  oder  Rotz  auf  Anordnung  der  zuständigen  Behörde 
im  Intereeee  der  öffentlichen  Gesundheitspflege  getötet  wurden. 


Uruoda&tM  fflr  die  EotMbadignngsIaütang. 


Seacben 

Hobe  der  BirtigMtdiginig 

V,  des  WertM 

V,  dee  Wertes 

V,  dea  Wertea 

LnogeoMUche 

SdMfpocken 

Tollwot 

Bei  Biodera,  Schafen,  Zie- 
gen, Schweinen,  Pferden  and 
anderen  Einhufern,  die  au»- 
schlielilich  in  der  I>andwirt 
Schaft  Verwendong  finden. 

H(Schatbettig  der  Bat- 
Hchadigong 

Pferd  :)00  Kr  Schaf  I 
Rind  aOO  „    Ziege  [lOFr. 
EmI     50  „    Schwein  | 

Vor  ein  Kind  in  niiiu.--ri 
elleu)  BelhtiLKs  (Urenner«), 
Brauerei)  100  Fr. ;  ebenda  bei 
Langenaenche  für  Maatrin- 
der, deren  Floiach  mm  Ver- 
bnuiebe  fteige^ben  wird, 
kehw  EntidÄdigang. 

Bei  Pfbrdeo  und  an- 
deren Einhufern,  die  in 
ir^^nd    einem  anderen 

(au(»erlaudwirtacbafi- 
lidien)  Betriebe  vemen- 
(!et  werden. 
HOchatbetrag  der  Knt- 
idildignig 

Pferd  1 

Maultier  |  180  Fr. 

Bei  Tieren ,  die 
wegen  Seucbenvei^ 
daohta  fetotet  wer 

d«iQ. 

(H<HdMtbeln«bei 

Rindeim  800  Fr.) 

b)  Boll 

FOr  aoiMchließUch  in  der 
Landwirtachaft  benutzte  Ein- 
hufer, «?ie  auf  Grund  klini- 
scher i>iagnaee  getötet  wur- 
den. 

Fflr  aofierlandwirt- 
scbafUicb  bennttte  Ein- 
hufer,  die  auf  Onind 
kliniecber  Diagnoae  ge- 
tMflt  wurden» 

FOr  Einhufer,  die  ala 
seuchenkrank  oder 
»fui  henverdilchtij^ 
auf  irrund  der  Mal 
MaimpiftinggetOtet 

Nieeh  foniaUnden  GmndeKtMn  rind  in  den  Jslwen  1900  bin  1908  HnniUem 
wegen  enate^ender  Kinakhelteai,  außer  IGlsbiand  nnd  Taberkoloee»  geUftet  und  wie 
folgt  eotaohidigt  worden. 


Pferde 

Binder 

mit  auttteckenden 
Krankheiten  behaftet 

•la  roll* 

Mit  an- 
steckenden 
KreakheileB 

befaeftet 

Ziagen 
ond 

Sunme  dar 

Jehre 

im  landwirt- 
•chaftlichen 
Betriebe 

im  gewerb- 
lichen 
Betriebe 

TCvdiehtig 

Sebafe 

benhlton 
Sataeba-. 
dfgnmeii 

n. 

Ent- 
tWrhtldi- 

Zahl 

Ent- 
achAdi 
gung 

Fr. 

Zahl 

Eul 
Schädi- 
gung 
Fr. 

Zahl 

i-.ut- 
achidi' 
gong 

Fr. 

Eni 
schJtdi- 
goiig 

Fr. 

1900 

7 

1841 

28 

3126 

36 

17  161 

I 

165 

2 

20 

91889 

1901 

5 

1290 

12 

1366 

7 

2  729 

Tj  385 

1002 

14 

1685 

45 

17  976 

19  861 

too» 

1 

5G0 

18 

1974 

16 

6  842 

' 



9S89 

1904 

2 

166 

II 

1079 

51 

15  482 

16  727 

1905 

2 

791 

16 

1619 

29 

13  915 

8 

1296 

17  601 

1906 

.1 

1466 

15 

1783 

22 

8  836 

1 

10 

12  095 

1907 

1 

200 

6 

795 

33 

11  412 

2 

316 

2 

20 

12  743  . 

■  1908 

1 

<iO 

ir. 

&m 

896» 

Alb.  ft.  d.  KaimiL  UcaunabeitMOitc.   ttd.  XXXVUL 


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—    544  — 


2.  EntBchädigungen  für  Rinder,  die  au  Milzbrand  oder  Rauschbrand  ver- 
endet  oder  wegen  dieser  Seuchen  getötet  worden  sind. 


Seuche 

Hob«  der  Entoch&digang 

Lediglich  Ent8Cliidi(qaff 
dee  Hautwertee 

V,  des  Wertes 

Aber  •/§  de«  Wertea 

lUlsbnnd  oder 
BsQsehbnuid 

Bei  VeruichlUDg  dos 
Tieree  durch  Faner  in 
einer  Grube. 

Uodiatbelrag:  i2ö  Fr. 
fSr  TiM«  Aber  Stirn 
lind    fj2   Vt.    fOr  Tk-rö 
unter  1'/,  Jahren. 

Bei  ÄblioferuDg  dee 
Kadavera  in  eine  amt- 
lich anerkannte  Ah 
deckerei  ist  die  Ent- 
Bcbldigong  um  90  oder 
10  Fr. ,  je  nadi  dem 
Alter  des  Tieres,  hoher. 

Wenn  Mikbrand  (Akt 
RauBchbrand  nicht  feet- 
gostelU  werden,  '.^'ird 
lediglich  der  Haulwert 
vergOtet 

Nach  diesen  Bestimmungen  sind  in  den  Jahren  I90ü  bis  1908  verendete 
oder  getötete  Rinder,  bei  denen  Milzbrand  festgestellt  wurde,  wie  folgt  entschädigt 
worden. 


Jahn 

Zahl  der  Tiere 

Gezahlte  Ent 
achftdigungen 

Fr. 

Jahre 

Zahl  der  Tiere 

Gezahlte  Ent 
achadigoQgeu 
FT. 

1900 

824 

79  009 

1905 

1079 

101654 

1901 

891 

82  001 

1906 

928 

85  861 

1902 

792 

75  509 

1807 

997 

95  130 

190:? 

746 

70  017 

190B 

8M 

78307 

1M)4 

916 

87  590 

(Zu  3.)   NflAh  diesen  Grundsätcen  eind  in  den  Jahren  1900  bis  1908  für  tubex- 


Taberkuhtoe 
SeUaelittiere 

KUsiseh  taberkulOse  Ki 

■dar,  anf  bebArdl.  Aaetdanng  gssehli 

lefatet 

Jahre 

Fleisch  völlig  un- 
tauglich. Entech. 
60%  des  Wertea 
der  4  Viertel 

Zuchtvieh. 
Fleisch  völlig  un 
tau^ich.  Entscb. 
70%  des  Wertes 

Zuchtvieh. 
Fleisch  verwert 
bar.  Entacb. 
96*/o  des  Wertes 

Anderes  Vieh. 

Flpisch  völlig  un- 
tauglich. Entach. 
50%  des  Wertes 
der  4  Viertel 

Anderas  Vieh. 

Fleisch  verwert- 
bar: 25%  des 

Wertes  der 
4  N'iertel 

Zahl  der 

pCHohl. 
Tiere 

Ens 
schftdi- 
1  gungtn 

Zahl 
der 
Tiero 

Ent- 

8i-hKdi- 
gungen 

Zahl 

<!or 
Tiere 

Ent 

flchiUli- 
gungen 

Zahl 
(lor 
Tiere 

Eiu 
fichädi- 
gungea 

Zahl 
der 
Tier« 

Ent 
schftdi- 
gungen 

1900 
1901 
1909 

1903 
1904 
1905 
1906 
1907 
1908 

4083 
8977 
8714 

3157 
3191 

3535 
3370 
3379 
3732 

557  4-2(\ 
617  1H3 
486  498 
400  7H5 
377  341 
389  819 
391  156 
413  889 
447  306 

2852 
2152 
1475 
836 
656 
545 
521 
450 
505 

612  .^31 
44H  439 
294  975 
185  723 
156  146 
128  »55 

119  451 
108  076 

120  153 

758 
734 
788 
(U3 
726 
829 
824 
665 
702 

67  076 
61  525 
60548 
56  134 
66  673 
73038 
75  051 
63  441 
66  766 

222 
285 
232 
238 
S70 
670 
556 
531 
717 

24  077 
39277 
99088 

21  647 
52325 
59105 
48  758 
47  559 
64  830 

138 
186 
165 

185 
371 
614 
670 
563 
735 

10  928 
9  909 

10  997 

11  416 
21501 
36  339 
42  899 
35  836 
45  420 

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.  646 


3.  Entschädigungen  bei  Rindertuberkulose. 


a)  JEntscbidigung  für 
tttbetknUM  BdüMlitliaM 

b)  EnlMlildignii»  lOr  VbMh  tabev> 

knlfle  bpfnnrlcne  nntl  auf  behördliche 
Aoorduuug  geschlachtete  Rinder 

c)  Entschadigting  bei 
Saniening  gaoMr  Bestlodft 

60%  dü  FMidiwerte«, 

d.  h.  der  4  Viertel,  sofern 
das  Fleisch  als  eumweuscli 
tiohen  Genasae  völlig  im 
?e«igQ«t  beAmden  woideo 
ist. 

1.  Für  Zuchtvieh  (Zuchtkahe  nnd 
tragende  Fttrsen)  70  '/o  wirklichen 
Werti^»,  wenn  das  Fleisch  wegen  Taber- 
kaloee  als  völlig  mgeeignet  beCaadfln 
wird  (H.k-hstbetrag  420  Fr.). 

2ö<y»  des  wirklichen  Wertes,  wenn 
das  Pleiseli  noeb  TSrwwtlMU'  (Blichst- 
betraj?  1.50  Fr.). 

2.  FOr  anderes  Vieh ;  50  */«  oder  2&  */, 
des  Wttrtee  der  4  Viertel  unter  deneelbcm 
VeiHMiiifiiiiiaiiii  wie  oben. 

1.  Für  Ziirhtvieli:  TO"/» 
des  Wertee  der  4  Viertel, 
wenn  das  F'teisch  wegen 
Tuberkulose  völlig  nntaag- 
lieb  ist. 

ir>  7,  des  Wertes  der 
4  Viert«!,  wenn  das Fleiseh 
noch  verwertbar  ist. 

2.  Für  anderes  Vieh: 
50  V,  dee  Wertes  der  4 
Viertel  oder  0*/«  anter 
denselben  Vor  suasuUiunMB 
wie  nntsr  1. 

4.  BntaobAdigttngen  ffir  SehwaiDetubetknloB«. 
IM»  BntMbadltan«  bebtict  60     das  Seblaebtwetls  dar  TIsmu 


Jahre 

Zahl  der  geschlachteten  und  wegen  Tuberknloee 
anschAdlieh  beeeitigten  Schweine 

Gesahlte 
EntscbAdigungen 
Fr. 

1900 

884 

1Ö569 

1001 

»2 

164SB 

1902 

908 

17  067 

1908 

986 

12594 

1M4 

966 

19980 

190,'') 

34» 

10107 

1906 

841 

17448 

1907 

877 

90684 

1M8 

611 

96919 

kalOM  lUnder  Hhsfaohldigungen  in  nadiatehend  bearfehnetem  Umfang  »uerkannt  worden. 


TtabairknUis  befondene  auf  Verlangen  des  Besitaere 
gesehlaehtato  Tiara 

Gesamt- 
betrag der 
Ent- 
schsdigungen 
im  Jahre 

Zuchtvieh. 
Fleisch  TOUig  on- 
tangUcb.  Kntach. 

70  7o  des  Wertes 
der  4  Viertel 

Zuchtvieh. 
Fleisch  verweri* 
bar:  16*/,  dee 

Wertes  der 
4  Viertel 

Andere«  Vieh. 
Fleisch  völlig'  un- 
tangUch:  r<ü 
des  Wertee  der 
4  Viertel 

Oeaanat- 

/Hill  iler 
Schiach- 
tnagen 
im  Jahrs 

Mittel- 

der  lint 
schadi- 

Jahre 

Zahl 

der 
Tiere 

Ent 
Schild  i 
gongen 

Zaiil 

lier 
Tiere 

Ent- 

Hchädi- 
gangen 

Zahl 
der 
Tiere 

Ent 

srliildi 
gungen 

¥t. 

snng 

Vt. 

286 

48  234 

2164 

116  12Ü 

16 

3646 

10  269 

3  196  476 

141.00 

1900 

165 

32899 

2044 

111502 

7 

1246 

9  439 

2803124 

127^1 

1901 

84 

16948 

1188 

87074 

8 

904 

7688 

9190786 

190^89 

1008 

24 

4  428 

544 

33  901 

1 

416 

5  628 

1622  992 

126,91 

1903 

1» 

3960 

asi 

19001 

4 

1144 

5858 

1564469 

117,19 

IflM 

99 

6899 

441 

94447 

6 

1978 

6608 

1891644 

108^ 

1906 

33 

5  356 

761 

44  925 

11 

2548 

Ö74Ü 

1  866  946 

108,04 

1006 

68 

11988 

1108 

67  245 

3 

504 

6  761 

1962  714 

110,67 

1907 

86 

18849 

1868 

83433 

11 

8094 

7640 

9856  ISO 

107,88 

1906 

8«* 


üiyuizeü  by  Google 


54« 


Gleichzeitig  mit  der  letzten  WocheoöberBicbt  im  Monat  reichen  die  Veterinär- 
inspektoren dem  Minister  für  Landwirtschaft  und  öffentliche  Arbeiten  einen  MonatB- 
hericht  mit  täglichen  Eintragungen  über  ihre  dienstliche  Tätigkeit  ein  AnOerdem 
sind  sie  verptlicht«t.  den  Minister  über  beeouder»  wichtige  Vorkommnisse  auf  veteri- 
närem  Gebiete  zu  unterrichten. 

Auf  Orand  dar  g^umtMi  Naebmimuifni  «iid  vom  ftßnistiiriaro  fOr  L«ndinrt> 
wdkift  und  öHtoUiclie  Arbeiten  ein  Jahraeberiebi  timinnmigefltellt  („Rapport  gininl 
rar  1a  iMdke  atnitaiw  des  aainnux  domeetiquea")  der  sieh  im  ernten  Teile  mit  Ver* 
weltongimefiDebmen  und  im  sweitan  Teile  mit  dem  GeBondheitüiietMide  der  Heoe- 
tie»  befaßt. 

D.  UnBcbädliche  Beneitifi^unK'  der  RadaTer.   Abdeckerei  wesen. 

Sine  Neuregelung  des  Abdeckereiweben»  ist  durch  die  Königliche  Verordnung 
vom  Sl.  Dezember  1900')  erfolgt. 

Danadi  sind  die  Kadaver  Ton  Tieren,  die  an  Milsbrand,  Rots»  ToUmit  oder 
Schafpodken  Tereodeten  oder  vegen  dieBsr  deaöhen  getfitet  worden  sind,  «dlstBndig 
in  vemiebten.  BrfioJgt  die  Vemiohtimg  dundi  Vergraben,  so  ist  die  Bant  vorher  mit 
Einschnitten  zu  versehen. 

Handelt  es  sich  um  die  Kadaver  von  Tieren,  die  mit  einer  anderen  »n'^tecken* 
den  Krankheit  behaftet  gewesen  sind,  so  kann,  die  Haut  nach  vorheniget  Deainlsktion 
verwertet  werden. 

Die  Vernichtung  der  Kadaver  hat  durch  Vergraben,  durch  Auwendung  ohemischer 
Mittel  oder  durch  Hitze  zu  geschehen. 

Der  BSigwneister  bestimmt  anf  Vorschlag  des  VeteiinSrinspektora  oder  des 
aonaligpn  TSenistea  die  Art  der  Vemidtiang,  4fie  ihm  unter  den  gagebenen  Umstlndok 
und  unter  Berttokslchtigung  der  ^rttidien  Verhfiltnime  am  sweekmißigsten  emehrnnt; 
er  ordnet  auch  die  erforderlidian  Vondohtamallregaln  an  und  flbarwaeht  deren  Darob- 
fOhrottg. 

Der  Verscharrungsplatz  des  Kadavers  eines  mit  einer  ansteckenden  Krankheit 
behafteten  Tiere«  soll,  soweit  tunlich,  wenigstens  50  m  von  jedem  öffentlichen  Wege, 
Stalle  oder  sonstigen  Orte  eniierut  sein,  wo  Tiere  sich  befinden,  die  geeig;net  sind, 
die  äeuche  zu  verbreiten.  Dieser  Ort  ist  möglichst  auf  einem  vom  Eigentümer  des 
kranken  Tieres  bewirtschafteten  Gelände  tu  wälilen.  Falls  der  Eigentümer  keinen  in 
diesem  Zwecks  geeigneten  Flals  bemtst,  hesUmmi  die  Gemeindeverwaltung  einen 
anderen  OrL 

Das  Vergraben  'bat  so  tief  su  gwöheheo,  daß  der  KadAver  oder  seine  Teile, 
nachdem  die  Grube  geschlossen  ist,  von  einer  1^  m  dicken  Erdschicht  bedeckt  wird. 
Di»  einmal  gefüllten  Gruben  dürfen  nur  mit  Ermächtigung  der  Behörde  geöffnet 

werden;  diese  Ernaiichtigung  darf  frühostent  9  Jahre  nach  der  Verscharrong  erteilt 
werden.    Wenn  es  sich  darum  bandelt,  die  btsHtrittcne  Natur  einer  Seuche  iirtf"h?:ti 
prüfen,  kann  der  Gouveroetu;  ausnahmsweise  die  Ausgrabung  eines  Kadavers  an- 
ordnen. 

'*)  Ver^eiitl.  d.  Kuserl.  Oemmdheitaaiuts  ISOl  &  689. 


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547  — 


Dk  y«nilditmig  von  I^Avam  wodMokmilEer  TU««  duob  Bitw  Icmid  tliueb 
V«fbr0iin«n  odor  dundi  Koolien  nnter  mindcstn»  6  AtmoBphinn  Drude  getdielMn.  Oer 
lliniBtnc  triflt  idttiMe  BMlimmnogMi  Aber  die  Auefllhrang  dieear  Ali  der  VemUditiiiig. 

Die  Yernichtuog  von  KadjiToni  woolienkAnker  Tiere  durch  Kochen  oder  cho- 
misehe  ITittel  darf  nur  mit  Oondimignng  der  zuständigen  BekANle  und  nttr  in  hier- 
in irmächtigten  Abdockoreien  vorgenommen  werden. 

Durch  dieselbe  Verordnung  lind  di^  Rf»<tinninunf?en  der  allgemeinen  V>rwaltungs- 
ordn\iuK  über  die  Geenndheitspolizei  dei  If  iustiero  und  diejeniRen,  die  wich  auf  die 
Gewährung  vou  Enteohädigungeu  aus  St&atRmitteln  auf  Gruud  der  Tötuug  oder  Be- 
Khlagnahnw  von  Tienn  bedehen,  wie  folgt  festgeaetst  iiord«i: 

1.  Der  Lendwirtadi^tenilnäefear  let  «nniehligt,  diejenigen  T«Ue  de«  Lemdes  m 
beseidinen,  in  denen  «e  untenegt  eoin  aoU,  von  einem  beetimmten  Zeitpunkt  ab  di» 
Kadftver  ran  Tkena  m  vetgnbeii,  die  tvegen  nadntehandar  l&ankfaeitio  ah  lur  Ver 
Wertung  unpeeipnet  befundpn  worden  frind: 

A.  Rotz  beim  Pferde,  Esel,  Maultiere  and  Maukeel; 

B.  Lungendeuche  beim  Rindvieh; 

C.  Rinderpest  bei  den  Wiederkäuern; 

D.  Tuberkulose  beim  Kindvieh; 

i  •    B.  Miisbrand  heim  Rinde,  Pferde  und  Schafe; 

F.  P^onaeneba  beim  Sobafa. 
Hit  Brmiohtigang  dee  Ministaca  ki6nnen  die  Beslimmangeo  dieaer  Verordnung 
anch  nnf  andere  Krankheiten  soag^ehnt  werden. 

2.  Der  Bürgermeister  einer  Gemeinde,  aus  der  ein  zur  Vernichtung  bestimmter 
Kadaver  eines  seucbenk ranken  Tieree  abgeholt  werden  soll,  hat  den  Abdeckereionter- 
nahmer  «nf  deppen  Kos>ten  telegraphisch  zu  benachrichtigen. 

3.  i)ie  in  Finge  kommenden  Kadaver  sind  mit  einer  desinfizierenden  Flüssig- 
keit zu  übergießen,  zu  beschlagnahmen,  fortzuschafleu  und  in  den  vom  Minister  be- 
stimm teo  Abdeckereien  nach  Maßgabe  der  hierfür  erlassenen  Vorschriften  kostenfrei 
m  veniidb^tan. 

4.  Wenn  die  Eigentümer  die  Kadaver  d«o  Abdeokerainnteniehniani  nicht  voll- 
atin^g  abUefem,  so  wird  ihnen  kein»  ataatlicha  Bntsdildigang  gawibrt. 

läne  Ausnahme  von  dieser  Bestimmnng  wird  jedoch  gemacht,  wenn  es  sich  um 
die  Haut  von  Tieren  handelt,  die  mit  einer  anderen  ansteckenden  Krankheit  als  Ifib* 
brand,  Rotz,  Tollwut  oder  Schafpocken  behaftet  tiind,  sowie  von  Rindern,  die 
wegen  Tuberkulose  völlig  heanstAndet  wurden.  Derartige  Haute  fallen  den  Abdeckerei- 
Unternehmern  nur  auf  Grund  besondrrer  Vereinbarung  mit  den  Interesseuten  zu. 

5.  Das  Vergraben  der  Kadaver,  von  denen  im  vorstehenden  die  Rede  ist,  muß 
innerhalb  der  vom  lOniiter  vorgeschrfelMnan  Zeit  fiaolidm.  Jed«  Obertretnng  dieaMr 
Anordnung  ist  eofort  dem  beamteten  Tierant  durch  den  inatindigan  Bürgurmdster 
SU  melden.   Dar  beamtete  Tierarst  gibt  die  ITeldnng  an  den  Ifiniiter  weiter. 

..6.  Der  Abdeckereinntemehmer,  dem  di«  Abholung  des  Kadavers  obliegt,  hat 
dem  Baaitzer  oder  dem  Bürgermeister  eino  Bescheinigung  anssubindigen,  die  einer 
Sil  diesem  Zwecke  angelegten  liste  entnommen  ist 


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—   548  — 


D«r  Bfiigormdilar  «engt  dalftr,  daA  die  nadi  Nr.  8  vmgtmixäs^MO»  Dwutiiii»- 
rang  da  Kadaven  im  ADgenUioke  Miner  AUiduiig  voirgeDQiniiMii  wiid. 

7.  Der  Abdeckereiunternohmer  ist  verpflichtet,  dem  BArgermeister  und  dem 
beamteten  Tierarst  des  Bezirkes  jede  Hinterziehung  eines  zu  vernichtenden  Kadavevs 
oder  eincB  Teiles  von  einem  solchen  anznzcigen;  deowl eichen  hat  er  Anreige  tn  er- 
statten, wena  ein  IJesitzer  sich  weigert,  den  Kadaver  der  Abdeckerei  abzuliefern. 
Femer  bat  er  das  Gewicht  von  Kadavern  tuberkulöser  Tiere,  die  in  Beiner  Anstalt 
vernichtet  werden  und  aus  Staatsmitteln  entschädigt  werden  sollen,  feetzustelleu. 

Die  Abiriegung  bat  mittdB  einer  aelbatregiitikrendea  antomatiadieii  Wage  sn 
geeciMben.  Der  Wiegeschain  ist  »ur  Varbindmag  mit  dem  SntaebidBgimgRgeeaehe  dem 
beamteten  TSerant  deqenigen  Benrkee  anarahindigen,  in  dem  die  Bennhlagnalmie 
erfolgte. 

6.  Skrafbeetimmni^n  för  die  Übertretang  der  einaelnen  Voraohrilteii. 

V.  Schlachtvieh-  und  FlaiscMMtebtn. 

A.  Orgauisation  der  boltlaoiitvieh-  und  FleisohbeseluM*    GesetsUohe  tiruudlagen. 

SeMaehtlAiifler. 

Durch  das  Gesetz  über  die  Fälschung  von  Lebensmitteln  vom  4.  August 
1890'}  wird  die  Regierung  amidbt^  den  Handel  ndt  Nalinmgpmittdn  IBr  llanaofaen 
und  Tiere  m  ftbemaehen,  nad  avar  unter  den  Gedehtapunkten  der  Sflenflidien  Ge* 
enodiieilapflege  und  der  Vtthfltnng  «oo  Betrfigerrien  nnd  FJUnhungen.  Der  Eneidkmig 
dieeer  Zweeke  dienen:  1.  die  Übermwhnng  der  Hemlellnng  oder  der  Zubereitung  von 
sam  Verkauf  bestimmten  Nabrangnnitteln  und  2.  daa  Verbot  der  Venrandnng  von 
eebidlichen  Stoffen  oder  Gegenständen  hierbei. 

Fleisch  darf  iiiTr  verkauft  oder  feilgeboten  werden,  wenn  ee  uatersucbt  und  aU 
Jjahruogsmittel  geeignet  befunden  worden  ist. 

Bei  frischem  Fleische  muß  sich  die  UnterBuchung  hauptsächlich  auf  die  inneren 
Organe  der  Sohlaobttiere  erBteeoken.  ffierfilr  kuaa  eine  Gebühr  eriiobea  worden, 
deren  Höhe  von  der  Regierung  boBtimmt  wird« 

Die  Bärgenneieter  nad  die  Beamten  der  Regierung  Bind  befugt,  alle  Bftume,  in 
denen  Lebenamitlel  und  AraneSmittel  veAmift  werden,  wibrend  dar  GeaohlftflBtnnden 
zu  betreten,  desgleichen  Xobenräume,  die  dem  Publikum  nicht  zugängig  sind.  Auch 
dürfen  sie  zu  jeder  Zeit  Bftnme,  in  denen  snm  Verkauf  beetimmte  Nahrangamittel 
liexgestellt  werden,  betreten. 

Zuwiderhandlungen  gegen  gesetzliche  Bestimmungen  werden  protokollarisch  fest- 
geetellt  und  mit  1  bi&  25  Fr.  sowie  mit  Haft  von  1  bis  7  Tagen  oder  einer  dieser  beiden 
Strafen  bestraft.  Im  Wiederholungsfälle  inneilwlb  aweier  Jahre  wird  die  Strafe  ver- 
doppelt. ,  Wer  daa  Betreten  der  vorgenannten  Räume  niolit  geetatlet  oder  die  Be* 
aiolitigling  der  XabmngBmittel  odev  die  Entnahme  von  Proben  dnnah  Begjornngebeamte 
venra^ert»  wird  mit  einer  GeldBtmfe  von  IM)  bis  200  Vt,  iMiegt.  hu  Wiederhalangp> 


*)  VeiOfienU.  d.  Kaiaeri.  GeaandheitMunta  1690,  B,  719. 


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54.9  — 


M  iiuMrhalb  smim  Jaloe  kun  dfe  Stnfe  bis  anf  600  1^.  «rlidht  od«r  doroh  Haft 

von  8  Tagen  bis  2  Monaten  verschärft  werden. 

Die  Aufsicht  über  die  FleiachbcBchau  ist  den  beamteten  Tierärzten  (Veto- 
riaärinspektoren)  übertragen  nach  der  Königlichen  Verordnung  über  den  Veterinär- 
dienst  vom  10.  Dezember  1890*)  (vergl.  S.  502).  Dieselbe  Verordnung  enthält  nach- 
stehende, die  Schlacht  und  Fleischbeschau  betreffende  fieetimuiuagen. 

Die  Veterinärinspektorea  haben  die  Aosführaog  der  xur  Regelung  dm  Fkifloit 
haodeb  ergangenMi  VonwhidfleD  and  namentlich  dar  dia  FlaiiQbbfladiaa  aagAhandan 
BtattnuBiiiigen  sa  llbavwadien.  Jbitbeaondera  haben  sie  andi  die  ScMaohthäiuar  nnd 
SöblaAhtatitttoD  la  baanfnefatigen.  Dia  VaterinflrinBpektoren  habm  da*  Beoht,  im 
gansen  Bereich  ihres  Amtsbezirkes  Nachforschungen  anmateUen  und  Anklagen,  die  bis 
zum  Beweise  des  Gegenteils  zu  Recht  bestehen,  zu  erbeben,  wenn  gegen  die  Vor- 
schriften des  Gesetzes  vom  4.  August  1890,  soweit  sie  den  Fleischhandel  betreffen, 
verstoßen  wird  Die  Anklagen  sind  späteeteos  innerhalb  dreier  Tage  dem  Staate- 
anwalte  zu  übermitteln. 

Die  Ausübung  der  Fleischbeschau  ist  geregelt  durch  Königliche  Verordnung 
vom  23.  März  1^01^)  und  die  dazu  erlassenen  Au8führuug»beBtiinmuugen  und  be- 
aondaran  Ifinjafendalverfügungeo. 

Dia  Untanmohong  dar  im  Kfioigreiohe  geeahladiteten  Tiare  findet,  sofam  ihr 
Flfllach  nur  aUgemeinan  Kmihrang  hastimmt  iat,  nach  der  Sdilaohtong  etaH  Dia 
Fleiflobbeadiaaei  wwdan  in  dar  Begsl  Ton  dem  Gemeinderato  mit  Gandunigang  dea 
HDnisters  ernannt.  Dar«  Amt  von  Sachverständigen  darf  nur  Tierärzten  fiberingen 
werden.  Das  Amt  des  Fleiachbeschauers  iet  unvereinbar  mit  dem  Gewerbe  des 
FleificherB,  WurBthiindlors,  ViehhünHlprs^  Hufschmieds  oder  Händlers  mit  Getrünkpii. 
Die  Beschau  hat  möglichst  bald  nacli  der  Schlachtung  zu  geschehen.  Bis  zur  Beschau 
müssen  die  Eingeweide  aufbewahrt  werden;  einzelne  müssen  in  uatürliohem  Zusammen- 
hange mit  dioi  Tiare  bleiban.  Bina  Unteranebung  der  IHara  dam  SeUaditeB 
kann  von  den  Gemdnden  angeordnet  werden. 

Dae  in  daa  Königreich  eingeführte  Fleiseh  unterliegt  einer  Dnterauohung  durah 
die  Oranatiaribit«  oder  die  wtun  Minister  beatalUan  Baaehanar. 

Über  die  Kennzeichnung  des  zum  Genüsse  tauglich  befundenen  Fleisches  sowie 
die  Denaturierung  und  unschädliche  Beseitigung  dea  ala  Nahrungamittel  untangUahen 
Fkisches  sind  allgemeine  Beetimmunget^  erlasi^en. 

Zur  Deckung  der  Untersuchungskonten  liönnen  die  Gemeinden  Gebühren  erheben, 
deren  Höhe  durch  den  Gemeinderat  mit  Zustimmung  des  Königs  bestimmt  wird. 

Von  einer  Gemeinde  zur  anderen  darf  Fleisch  nur  in  gestempelten  Stucken  var- 
braobt  «erdan.  IHe  Gamaindan  dfitfen  ehigeftthrtea  Fldadi  einer  aweitan  Untennidiiing 
ontetfieban»  Ober  im  IVaneport  dea  aar  Bteriliaatioo  bestimmten  FleiiöheB  aowie 
ftbar  den  Varkanf  fon  Pleiaah  gettan  baaondare  VotaebriftMi.  SViaehaa  Flaiaoh  tod 
Einhufern  darf  nur  in  Läden  verkauft  werden,  die  in  groOen  Baebataben  dia  Auf* 
Bchiift  tragen:  ,fioucliaria  cfaavalina"  oder  „PaardanbaenhoaTCr^*. 

^  VerOffentl.  d.  Kaiaerl.  Gcaondbeitaamta  1891,  &  668.  —  ^  Desgl.  1901, -&  715. 


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-   6S0  — 


Gemäß  MiniBterialverfügung  über  die  Fleisohbeschaa  vom  31.  März 
1901  *)  sind  in  bestinunten  Fällen  die  Anmeldungen  zur  Schlachtung  an  den  tier- 
äretUchen  Sachverständigen  und  nar  ausimhmsweise  an  den  nichttierärztlicheü  Fleisch- 
besobauer  m  riohteo.  In  «inar  Anlage  »ind  zu  der  Ministerial Verfügung  diejenigen 
FÜk»  aufgeführt,  in  dmm  da«  Fleisch  tat  geeundheitoKbidUoh  erklirt  weiden  niuA. 

In  einer  anderem  Anlage  lind  die  KnnkheltMi  der  Schladittiere  beachriebw>,  bei 
deren  Vorkonuneo  die  Zusi^ang  des  ÜerintUdien  8eeh?eiatlodigen  etete  eribrdeilidi 
i«t  Über  «üe  Art,  Fonn,  Gr60e  and  Anbringung  der  SUmpel  an  dem  aam  Qeniww 
tougUoh  befundenen  FIei>K;he  gelten  die  in  einer  weiteren  Anlage  enthaltenen  Vor 
echriften.  In  Belgien  geschlachtete  Schweine,  deren  Fleiech  zur  Ausfuhr  bestimmt  ist, 
unterliegen  der  Fleischbeschau  nach  besonderen  Bestimnumpen  Aber  die  Entfernung 
der  Brust-  und  Baucheingeweide  und  über  die  Art  der  Stempelung. 

Zur  Durchfuhr  durch  Belgien  bestimmtes  Fleisch  unterliegt  der  Beschau  nicht. 

Eine  Prüfungsordnung  für  Fleischbeschauer  ist  erlassen  durch  Ministerial 
.  Verfügung  vom  31.  Mars  1901').    Danach  müBsen  Personen,  die  nicht  als  Tierärzte 
approbiert  lind»  eine  ÜMoretiadie  nnd  praktiedi«  Mfitng  in  neelurteliMid  beeeiehneten 
Gegenetänden  abgelegt  haben: 

1.  Sinaebligige  geaetdiefae  Vbcacfarifteo. 

2.  Beetimmung  dea  Signalements  der  SoUndittiere. 

3.  Benennung  und  Lage  der  Körpergegenden  und  der  Organe. 

4.  Zeichen  der  Gesundheit  oder  Knnldkeit  der  Sohlaohttiare  im  Laben  und 
nach  der  Sohlacbtung. 

5.  Eigentümlichkeiten  des  frischen  Fleisches  und  vpruchiedener  Zubireitungen 
des  Fleisches,  von  denen  seine  Tauguchkeit  oder  Uutaugiichkeit  zum  menschlichen 
Genwe  abhängig  ist. 

6.  Kenntnis  deijenigen  Fille,  in  deHen  ein  tieirirstlieher  fiadkventtndjger  in* 
gelogen  werden  muß. 

Die  IVfifang  darf  niolit  linger  ab  swei  Standen  daaem.  Sie  findet  vor  einer 
Kommiaeion  statte  die  zusammengesetzt  ist  atis  je  einem  vom  Landwirtsehafta* 
ministerium  und  der  Regierung  bezeidineten  Veterinärinspektor  und  einem  vom 
Minister  ernannten  andern  Tierärzte 

Über  die  Errichtung  und  Benutzung  von  Schlach tliausern  L>ebtehen  keine 
besonderen  VorscbrUten.  Die  belgisohe  Regierung  hat  jedoch  durch  ein  Preisaus- 
adualbm  einiga  Fline  ittr  Schhehthofanlagen  gesammelt,  von  denen  sie  «iar  ver^ 
sdiiedene  je  naeb  der  GiBAe  der  Gemeinde,  in  der  das  Behladhfliaas  eiriohtet  werden 
BoU,  el«  sweeknilHg  empfiehlt. 

Die  Geeamtsahl  der  im  Jahre  1909  in  Belgien  ToriiandeD  gewesenen  fidfontUdien 
Sohlachth&user  betrug  94. 

Schlacht-  und  Schlachthofgebühren  dürfen  nach  dem  Gesetze  vom 
81.  Jnh  18H9  nur  in  solcher  Höbe  erhoben  werden,  daß  sie  einer  den  geleisteten 
Diensten  angemessenen  Entschädigung  entsprechen. 


>)  Vertd^tL  d.  Kaiwri. 


IMI,  B.  717.  '  *)  DesgL  1901.  &  790. 


—    Wl  — 


B.  Yerfaluniii  mit  beansUmdeteui  Fleische. 

Zum  tnenechlicben  Qenuaae  untaugliches  (uDgefiund«»)  Fleisch  wird  in  der  Regel 
in  einer  der  hierzu  Ptaatlioh  emnächtigten  Abdeckereien  vernichtet.  Angaben  Öber 
die  Menge  des  jährlich  untjcbädiich  beseitigten  Fleisches  liegen  nicht  vor. 

Tn  besonderen  durch  MiniBterialerlaß  bestimmten  Fällen  Icann  Fleisrb  nach  vor- 
hcrgejjaugener  Sterilisnlion  zum  Genüsse  zugelaBsen  werden.  Das  zur  Sterilination 
bestimmte  Fleisch  darf  2ur  Ausführung  der  Sterilisation  nur  in  eine  hierzu  beäonders 
eingerichtete  Anlage  verbracht  werden;  es  muß  mit  einer  Bescheinigung  des  Fleisch- 
bonbaiMii  veneh«»  bmh,  «u  dam  der  Ort  der  Herkunft  und  der  BeetimmanK  sowie  die 
Art  und  Uenge  dei  FleiMhee  bervoigelit  DieM  Beeeheinignng  'muti  äem  Fleiadi- 
besdumer  alsbald  sorüdcgeBohidct  werden,  nadidera  ne  mit  einer  BmpfiulgsiMililiguQg 
dee  mit  der  Überwaftbimg  der  Sterili«i«n»stalt  beaniteaKten  Tienntea  veieahen 
worden  iaL 

Im  Jahre  1907  worden  an  14  Orten  mit  Sterilisationseinriohtungen  219699  kg 
Fleiaoh  itariliaiert.  gegen  184248  kg  und  147954  kg  in  den  beiden  Vogaluen. 

€.  Venorgung  mit  Fleiseh  und  FieieobTerbrauoh.   Vieh-  und  Flcischpreitie. 

Die  belgische  Revölkenujg  verzehrt  hauptsächlich  Rind-  und  Kalbfleiijcli. 
Auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  Ijelief  sich  der  Fleischverbrauch  im  Jnhrc  1904  auf 
21,1  kg  Rind-  und  8,1)  kg  Kalbtlei.'^ch.  Nach  Mitteilung  des  IjandwirtschaftsminiBteritims 
in  Brüssel  »ind  1904  in  Schlachthauf»em  geschlachtet  worden  S9731S  Rinder  und 
30Ö89Ö  Kälber,  außerdem  sind  noch  42125  iimder  und  Kälber  außerhalb  der 
Sohlaohttiliner  geeohladitet  woiden. 

Den  überwiegenden  Teil  seines  Fleisch bedarfs  deckt  Belgien  aus  dem  jährlichen 
Naobwndii  mom  Viehbeatandei.  Dar  aadare  Teil  mnl  dagegen  dntoh  Kinftihr 
beaebaflH  werden.  Im  Jahn  1906  worden  54916  Sinder  ein-  ond  nor  ISS  *  at»^ 
geffthrt. 

Über  den  Umiang  und  die  Heilninftaüader  der  VlehriDflibr  von  1905  gibt  die 
nadiatehende  Tabelle*)  Auakonft. 


Herfconftaland 

Voli 
jUirige 

.*tiere 

Stiere 

Voll- 
jihrice 

Ochsen 

Jutige 
Ochßoa 

KObe 

Starken 

Kaibor 

Zn 
«ammea 

Deataehland  .... 

70 

91 

Niederlan'le  .... 

44 

10  07S 

19  700 

9996 

&80f> 

4fl  374 

Frankreich  .... 

660 

48 

Vereinigte  Staaten  von 

Amerika  .  . 

•J.M7 

2  188 

1  700 

.\udere  Länder   .    .  . 

6 

1 

38 

5 

59 

Ziosanmeo 

7156 

48 

12263 

20  431 

9466 

,«889 

64916 

■)  TaMerui  ^'/tiprui  du  coiiuiierre  avi^r  les  pays  ftniigeia  de  190«,  an*  Br.  Froat,  Agiar* 
verfaoauag  uad  iiaadffirtscbaCt  in  Belgien  S.  414. 


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Über  den  Umfang  und  die  HerkuDftdliidQr  der  Vidieinfuhr  im  Jahre  1910 
du  ,T»blMa  genecal  do  commerce  ftvee  lee  paje  AtrangefB"  folgende  2»blen  ao: 


HerkanflaUMd 

VoU- 
jlhrige 

Stiere 

Junge 
Stiere 

VolU 

jahrige 

Ochsen 

Junge 
Ochaen 

KQhe 

SUrken 

Ktlber 

■ammen 

Dmttaehlud  .... 

Nietirrland©        ,    .  . 

4  874 

1 
61 

74M 

21  210 

17  427 

7 112 

1 

5^341 

1 

1333 

1334 

40B 

791 

1878 

8071 

Vereinigte  Staaten  von 

11-1 

114 

Aadan  LühaIlt  .   .  . 

19 

403 

- 

Davon  zvir  Abechlach- 
tang  in  Belgien  und 
Wiederauüfahr 
dM  IleiadiM  .  .  . 

5409 
45 

«a 

8688 
147 

169 

84460 

76 

17488 

38 

714S 

«418 
889 

Die  Einfahr  verteilt  sich  auf  Fettvieh,  Magervieh  nowie  Zvicht-  und  Milchvieh 
zu  etwa  je  eixtem  Drittel.  Mehr  als  neun  Zehntel  der  geaatiitea  belgischen  Rinder- 
«infuhr  Uefo»  die  Niederlande. 

Der  jibrfiolM  VeriMmadi  an  SchweiDefleiaeb  l«l  füx  den  Kopf  der  Bofäkerung 
anf  18,6  kg  anametien.  Von  den  geiamten  SdiweinebeeUlnden  des  Laodee  dieneo 
etwa  96  Vo  nr  eigeneii  FModivenoigiing  und  nur  etwa  4  %  wwden  ale  8diweiiie> 
fldeob  auigeftthrk  Die  Einftibr  von  Schweinefleiaeb  iel  gering.  1906  eind  aua  dem 
Ausland  37  Schweine  und  156  kg  Schweinefleificb  eingeführt  worden.  Im  Jahre  1910 
betrug  die  Binfnhr  174  Schweine  und  422838  kg  Sehweinefleieoh. 

Die  Einfuhr  von  anderem  Soblaoblfleieob  «b  Sidiwiinefleiieh  atellto  eteh  1910 
auf  121828  kg.  ^ 


Davon  entfdten  auf 

Groibritannien 

Frankreich 
die  Niederlande 
Dänemark     .  , 
andere  Länder  , 


67tl8  kg 
6640  , 

43944  „ 
3419  „ 
212  . 


Der  Verbrauch  an  Schaffleisch  ist  erheblich.  Uro  ihm  zu  genügen,  müssen 
nahem  viermal  Rovic-1  Schafe  eingeführt  weiden  als  das  Land  eelbet  bervorbriogi. 
Im  Jahre  1905  wurden  eingeführt  aus 

DeutHchland  .    .  .  22110  Sdiafe  und  21614  I^mmer 

den  Niederlanden  .  42041      .       ,     29221  , 

Argentinien        .  .  40567      »        »        —  « 

anderen  lÄndern  8710      „        „       3615  „ 

zusammen  113428  Schafe  und  ö44öU  Lammer. 


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—  56S  - 

Im  J«bT«  1910  wurden  eingeführt  wm 

DentadÜMid  ...  1161  Schafe  und  7100  Limmw 

dm  NiedolaDdeii  .  50004  »  ,81986  , 

DincmaA    .   .  .  6480  m  »  —  » 

Luxemburg   ...       —  „  „  3668  « 

Argentinien  .   .   .  87069  w  •  —  • 

Uruguay   ....  18289  •  ,  —  * 

anderen  lindem  2045  ,  „  12  39 

tusamoien  114U98  Schafe  und  42  992  Lämmer 
(darunter  580  l^^hafe  tmt  Abachlachtung  und  Wiederausfuhr  dei?  Fleisches). 

Eine  sonstige  Ausfuhr  von  Schafen  und  von  Scbaffleisch  findet  so  gut  wie 
nicht  statt. 

Die  miltleren  Preise  fttr  Rindvieh  werden  ffir  dae  Kilognmm  Lebend*  und 
fiddeditgevi^t  von  den  bedeutendaten  belgieoben  Ifarktwten  im  Jahre  1908')  wie 
folgt  angegeben 

bei  Oohaen  ....  für  da«  kg  Lehendgewicht  0,56  Ue  0.76  J& 
n  SÜeran  »  0,44  „  0,68  „ 

,   Kühen  und  Stärken     .     ,   .  „  0,55  „  0,72  „ 

„    Kälbern  ,  0,76  ,  1,00  „ 

bei  Ochsen    ....   für  (ian  kg  Schlachtgewicht  1,07  ,.  1,34  « 

,  Stieren   ,  0,96  „  1,17  „ 

n  Kfihen  und  Stlifcen    „    »    „  •  1,04  „  1,28  . 

•  Kilbem  .......  .  1.04  .  1.60  . 

Die  mitilefen  FMachprriee  im  Jahre  1909  belrageD 

bei  Oehaen   .   .   .   .   fBr  d«e  kg  Lebendgewiobt  0.69  JC 
.  Stieren  «  0,59  . 

,  Kilben  und  Btirken    ...  .  0,68  , 

•  Kilbem  •  0,90  „ 
.  Hammeln    ......            .  0,62  . 

und 

bei  Ochsen    ....   für  «iaK  kg  Schlachtgewicht  1.20  ^ 
.  Stieren  .  1,14, 

•  Kflhen  undSlirken    .    „    ,  .  1,19  . 

•  Kilbem   .  .  1,47  , 

.  Hammeln    ......  .  1,88  • 

Die  Preise  für  Schweine  betrugen  1905  auf  den  bedeutendwen  belgiachra 
Hirkten  0,70  bia  0,88  ^  fOr  1  kg  Übend-  und  0.94  bis  1.46 .4^  IQr  1  kg  SeMaeht* 
gewloht. 

Im  Jahre  1909  kostete  das  Kilognmm  Lebend-  im  Mittel  0,86  und  daa  Kilogramm 
Schlacbtgewichi  1,16  JC. 

1)  Annuaire  statiatique  de  I«  Belglqoe  1M7,  aiM  Dr.  Froel,  AgnmfftMBanf  and  Land 
«trtediatt  in  Balgleii  &  413. 


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554 


Üb«r  dift  Fnunoticrang  Mehm  kabse  bemaderra  VoiMbriAen.  8!«  kommt 
in  der  R^l  ziemlich  wilUc&rUoh  naoh  d«ai  ErmeMen  der  .Msrktbeunten  nutft&de. 

Einige  landwirtäcliaftliohe  Fachzeitungen  versuchen  jedoch  durch  Nennung  von  NiedrigHt-, 
Mittel  und  Höchatpreieen  ein  gerechteres  Bild  ttber  die  Ptaidaee  «nf  den  Viehmirkten 

SU  geben. 

Der  Verbrauch  an  Pfcrdcfleinch  ist  nicht  unerheblich.  Von  den  im  Jahre  1910 
□ach  Belgien  eingeführten  48872  Pferden  waren  22658  Stück,  fuet  au8«chlie01ich  aut> 
Großbritannien  stammend,  ni  SohlMhtewedmn  bestimmt  geweeen. 

B*  Terbole  nnd  Beaebiinkmgeii  der  Bfai-  «ad  Dafehftdir  tob  Fleiseb,  Fett  vad 

Kneugidnen  am  FieiMk  uad  Fett, 

Die  Einfuhr  von  frischem  Fleische  darf  naoh  dem  Gesetae  vom  18.  Jnni  1887, 

hetreffend  den  Einfuhrzoll  auf  Tiere  und  Fleisch,  nur  in  ganzen  oder  halben  Tier* 
körpem  oder  in  Vierteln  und  unter  der  Bedingung  stattfinden,  dsA  die  Lunge  eich 
noch  damit  im  natürlichen  Zusammenhange  befindet.  Auagenommen  von  diesen  Be* 
eobränkungen  i^^t  frisches  Hammelfleisch  durch  Gesetz  vom  30.  Januar  1892 '). 

Ferner  iüt  durch  Gesetz,  betretend  die  Abänderung  der  Vorschriften  über  den 
Handel  mit  Fleisch,  vom  30.  Dezember  1895*)  bestimmt,  daß  frisches  Fleisch  von 
Pferden,  Eeehi,  ICauIesetn  und  Maultieren  nur  sur  Einfuhr  sogelsssen  «erden  darf, 
wenn  die  Atmungsorgsae  im  natflilichen  Zuaammenhenge  beigebracht  werdeo.  Die 
fiinfiihr  von  derwtigem  Fleisohe  in  mbereitetem  oder  konserTiertem  ZuBtand  ist  Tcrboten. 

In  Gemeinden,  die  eine  zweite  Untersuchung  für  frisches  oder  zuberaiteCas  Fleisch 
von  Tieren,  die  in  einem  öffentlichen,  unter  der  Aufsicht  eines  Tiersntee  etefafloden 
Schlachthsm!*  (geschlachtet  worden  sind,  einrichten,  kann  die  Regierung  diese  neue 
Untergucli uiig  Beschränkungen  unterwerfen,  die  sie  zum  Schutze  der  Freiheit  de« 
Handeis  fur  notwendig  hält. 

Für  il&a  iu  das  Königreich  eingeführte  Fleisch  kann  eine  Gebühr  erhoben  werden, 
deren  Hohe  von  der  Regierang  festgeeetrt  wird. 

Durch  HinisterinlTerordnung  Ober  die  Einfuhr  Ton  Fleloeb  new.  vom 
31.  Hlrs  1901  ist  vorgeadoieben,  daO  die  fttr  die  Einfuhr  von  Pferden  und  anderen 
Ibuatiwren  sU  bestimmten  Zeiten  geöffneten  Zoll-  und  Nebenzollämter  zu  den  gleichen 
Zeiten  auch  Tur  die  Einfuhr  von  Fleisch,  Fett  und  Pleiechteilen  von  Schlachtvieh  ge- 
öffnet sind.  Die  Untersuchung  dieser  Lebensmittel  geschieht  durch  die  beamteton 
Tieränto,  denen  auch  die  Untersuchung  der  lebenden  Tiere  obliegt.  . 

R.  Rxportsehlächtereien.  Fleisohausfuhr. 

Abgesehen  von  einem  in  Brügge  bestehenden  Hnternehmeu  geringen  Umfanges, 
sind  Exportticbliichtereien  in  Belgien  nicht  vorhanden. 

fiezüglich  der  in  Belgien  g^hlachteten  Schweine,  deren  Fleisch  zur  Anafubr 
bestimmt  ist,  sind  in  der  bernto  erwähnten  EonigUohen  Verordnung  über  die  Fleisch- 
beechau  vom  28.  MSrs  1901  beeondere  Beetimmungen  enthalten.   Danach  kann  von 

0  VecOffeDtL  d.  Kaiaerl.  Qemiodheitamts  1892,  S.  216.  —  *)  Dmgi.  lim,  S.  838. 


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—  565  ^ 

dar  BOfiBt  1m1  Sdilacihtvieb  bttttlienden  Verpflichtung,  dfo  Bmitieingeweide  in  natür- 
lichem Zasammenhange  sa  belassen,  bei  Schweioeiit  dte  rar  Aasfuhr  bestimmt  und 
unter  den  vom  Minister  vorgeschriebenen  Bedingungen  geschlachtPt  sind,  abgesehen 
werden.  Wer  solclie.s  Fleisch  ausführen  will,  hat  hiervon  den  Fleisch beachauer  der 
Geraeittde  und  den  zuständigen  h«amte(«n  Tierarzt  zu  l)enachrichtigen. 

Die  betredeudeo  Personen  haben  ein  Register  2U  führen,  iii  das  sie  vur  der 
Sdihfllitung  die  Ztlil  dir  Tiara,  die  aie  Mbladiteii  wwie  den  Nemen  de«  VeiUnfiMri 
eintragen  mfiaien.  Dieses  Regia ter  muH  doidi  den  Pleischbeechener  bei  jedem  Be- 
suche gegenfeenebnet  weiden. 

Bis  rar  Ankunft  dee  Baaebnaen  nnd  die  geschlachteten  Tiere  an  numerierten 
Hnken  aufzuhängen.  Die  Organe  der  Brusthöhle  sind  neben  den  Tieren  oder  an  ent- 
sprechend numerierten  Haken  aufzuliängen.  Die  Eingeweide  der  Bauclihöhle  werden 
im  ganzen  herausgenommen,  aber  in  ihren  natürlichen  Verbiudnn<:^f n  erhalten. 

Wenn  der  Schlächter  eine  Krankheitserscheinung  oder  eine  Abweichung,  die  liaa 
Vorbandeoseio  einer  Krankheit  vermuten  liißt,  bei  einem  Schlacbtatück  feststellt,  so 
mätma.  die  Organe  der  ^oatiielile  im  natfirikdien  Znaammenlitfkge  mit  dem  Tiare 
veibldben  und  die  Baudidngeweide  in  dnun  besonderen  Bebülter  aufbewahrt  werden. 

Von  dem  Beaehaner  als  nun  Geooaae  Ar  Menachen  tan^eb  befnndene  Tiere 
werden'  «m  Itfiaael  abgeatempelt 

Naeb  der  Anaftthratatiatik  gingen  im  Jahre  1906  an  Sdiweinofldseb  ans 
Beigten  naidi 

Großbritannien  ....    2262184  kg 

Deutschland  Jül  Ü77  „ 

■■  Frankreich   7Ü5S8  „ 

Luxemburg   6559  „ 

anderen  Ländern   .   .    .         588  „ 

2441646  kg 

F.  TMlMenwAn«.  Staatliehe  8oiiaehtTlehT«Mleb«nui9. 

r 

flSne  Unteianehung  der  geaehladuMep  Sohwwne  auf  Tiielun«!  findet  in  Belgien 
nicht  etajjtt.   Audt  eine  ataatlieli»  Sohläebtvialiveraioliening  ist  nicht  eingeriebtet. 


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Ober  den  Gehalt  dee  Wurttfetlie  der  Danerwuret  an  fkreier  Slwa 


Von 

diiii  t  TMfamiohen  IUI  Dr.  Ed,  Pol«Btk<^ 
■ItiidigMi  Mitebeil»  im 


All  ErglbaniDg  m  der  Venudnimg  des  MhfreiMriMdMn  Bnndcants  betr.  ^  Bn- 
ftibxaeiMlungen  von  Fleieoh  uid  Fleiedhiraien  vom  29.  Janiuur  1900  (VerOObofl.  d. 
Keieeii.  Geenndheitaamtos  1909,  S.  BSV)  faet  dae  achweiaeriache  LandiMdkftfta- 

departement  durch  eine  VcrfuErnnp-  vom  16.  November  1909  (VerOibntl.  d.  Kaiserl. 
Gesundheiteanites  1909,  S.  1437)  bestimmt,  daß  Datierwurst  von  der  Einfuhr  in  die 
Schweiz  zurückzuweisen  ist,  wenn  das  Wuratfett  pinpn  höheren  Säuregrad  als  12  hat. 

Die  Tatsache,  daß  das  Wurstlell  eiiiwaucifreier  Dauerwurst  oftmaln  einen  höheren 
Sauregrad  ai»  12  zeigt,  ist  allgemein  bekannt.  Gleichwohl  nahm  daa  Kaiserl.  Geaund- 
britaamt  infolge  der  genannten  ediweiseriachen  Verfügung  Veranlaaeung,  eine  Reihe 
von  fijsbhen  WüntoD,  die  als  Danenrant  für  die  Avtflibr,  inabeeoodere  nadi  der 
Sdnms  bestimmt  vraren,  anf  den  Siiiiesabalt  des  Wnistfetlas  in  nntemadien,  vm 
feetaneleUen,  wie  boob  cGeier  miter  Urostinden  steigen  kann. 

Es  gelangten  die  folgenden  10  Wurstproben  zur  UntetsiMhnng»  die  von 
guten  Wniatfiabriken  in  Thüringen  and  Branniobweig  belogen  wann. 

I.  Von  der  Firmn  A. 

Probe  Nr.  1  Salamiwurst  iu  Blase 
»      •  2        «        im  Fettdann 
,      »8  Zervelatmuat  im  Rindodann 


aingaaandt  am  16.  Februar  1910. 


m      n  *        w  Fattdarm 

IMeae  4  Wttnie  waren  naeb  den  Angaben  der  Firma  Ifitta  Deiember  1909  ans 
pfinut  auigesehntem  Fieiedi,  bestem  Qewfirs  und  fkisofaem  RfldMnapeek  gefertigt. 


n.  Von  der  Firma  B. 
Probe  Nr.  5  SaUmiworst  in  Blase 

„       „7  Zervelatwuräl  im  Fctidarm 

INeae  4  Wttiate  waren  naeb  Angabe  am  16.  und  2S.  Deiember  1909  ans 
V*  Rind-,  Vi  Sehwdnefleiich  und  fast  nur  ans  Radcenfett  angefertigt 


«ingeaandt  am  16.  Febroar  1910. 


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—  Wi- 


lli. Von  der  Firma  C. 

Pirobe  Nr.  9  Salamiwurst     |  .         .        «  «  . 

,„  „  ,  [  eingMMidt am  19. Deaembcr  1909. 

„       „10  Zerverutwurat  J 

Beide  Würßte  waren  nach  Angabe  der  Pinna '4  Wochen  alt  und  enthielten  aus- 
scbiielilich  RückeafeU.  Das  2U  den  Würsten  verirendete  Fleisch  war  nicht  nälier  be- 
zeichnet. 

Zur  SäQfebettimmung  vuide  das  aus  etwa  30  g  von  jeder  Wunt  mit  Waeser 
TOD  100*  «ufBMdimolMfift  und  filtriert»  Fett  verwendet  Bie  üntereiicliwig  der 
Wünte  find  am  17.  Februar  1910,  20.  Slai  1910,  6.  Oktober  1910,  3.  Febraar  1911, 
20.  Mai  1911  und  16.  September  1911  atatt.  Die  Ergabmue  aind  in  der  Qntflo 
Ibügenden  Tabelle  zusammengeetellt. 

Außer  dem  mit  heißem  Wasser  ansgeecbmoUenen  Fett  wurde  auch  einmal,  am 
17.  Februar  1910  flas  nach  Soxhlet  1  Stunde  lang  mit  Äther  ausgezogene  Fett 
untersucht  (vergl.  Öpaite  10  der  Tabelle).  Dieses  Fett  hatte  fast  in  allen  Fällen  einen 
höheren  Säuregrad,  als  das  mit  heiOem  W^anper  abge^chmolzene,  zu  gleicher  Zeit  unter- 
suchte Fett.  Als  maßgebend  für  den  Säuregrad  ist  das  mit  heißem  Wasser  aus- 
g)eflohmoliene  Fett  angenommen  worden. 

Am  17.  Februar  1910,  äbo  etwa  1—3  Monate  mwb  Hentellong  der  Wflrste, 
hattm  S  VI»  den  10  Wnntfetten  (Nr.  S,  7  und  8)  einen  fiiwegnd  von  16,0,  16,9 
und  16,4,  demnach  einen  höberas  Slnragrad  ai»  12. 

Nach  einer  etwa  3  Monate  längeren  Lagerung  im  Kellerraum  des  Gesundheits- 
amtes, also  bei  einem  Alter  der  Würste  von  4 — 5  Monaten,  hatte  da^«  Wuretfett  aller 
10  Wurst«  den  Säuregrad  von  12  schon  erheblich  üher'tif'ffpn  und  an  den  späteren 
üntenauchungsterniinen  zeigte  sich  eine  stetige  Zuimlime  de«  Säuregehalts  im  Fett, 
so  daß  er  bei  der  letzten  Untersuchung  am  16.  September  1911,  also  in  den  fast 
VU  Jahre  alten  Witntan,  auf  68—88  Sluragmde  gestiegen  war. 

Ober  den  Infieren  Znatand  der  Wflrate  iet  fo]gend«a  an  bMoerken:  Im 
Lanfe  der  Zeit  batlen  die  meialen  Wanlo  dnroh  Waeaerverluat  an  Hlrte  weaentlidi 
angenommen.  Eine  Ananahme  faiervom  machten  die  ZervelatwOnl»  im  Fettdarm,  die 
sich  noch  bis  zum  Schluß  der  Untpr'^Tiphung  ziemlich  weich  erhalten  hatten.  Femer 
hatten  sich  fast  alle  Würste,  mit  Ausnahme  der  beiden  Zervelatwürste  Nr.  ä  and  7, 
am  Schluß   Irr  l^ntersnchnns'  starb  prau  verfärbt,  besonders  die  Salamiw^rsfe, 

Anderseits  aber  konnte  durch  mehrere  voneinander  unabhängige  Beobachter 
festgestellt  werden,  daß  noch  am  5.  Oktober  1910  die  etwa  lü  Monate  alten  Würste, 
trota  der  hoben  Säuregrade  dea  Wuntfettea  von  81,2  bis  51,7,  in  Farbe,  Geruch 
und  Geeehmaek  eidi  gut  erhalten  hatten,  worana  hervorgeht,  daO  bd  einem  erheb- 
lieh hSheren  SAnragrad  dea  Wnrelfettea  ala  13  die  Wäret  deodoeh  tadeiloa  aefai  kann, 
wenn  rie  nur  aauber  und  ana  einwandfteiem  Material  heigeatellt  worden  iat.  Anefa 
am  2.  Februnr  1911  waren  die  Würste  nach  Geruch  und  Geschmack  noch  als  ge- 
nießbar zu  bezeichnen.  Darnach  nidimen  sie  im  Aussehen,  Geruch  und  Geschmack 
an  Genußwert  in  steigendem  MaOe  ab,  ohne  daß  man  die  Ware  jedoch  echUeßlicfa 
als  untauglich  für  den  menschlichen  Genuß  hätte  bexeichnen  können. 


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658  — 

V&Q  man  in  neuerer  Zeit  auch  in  der  Scbireiz  zu  dieser  Ansicht  gelangt  ist, 
geht  aus  folgender  Mitteilung  aus  dem  Laboratorium  des  sehweizericchen  Gesundheita- 
iuntes  hervor:  .,Vm  Anhaltsptmkte  zur  Beurteilung  des  Verdorbeni<eins  von  Wurst- 
vvartiu  zu  erhalten,  wurden  nehm  Salami  uud  Salametti  auch  einige  aniiere  gangbar»» 
Wurstaorten  zur  Untersuchung  herangezogen  und  in  der  Ätberfettlösung  der  Sauregrad 
beetfnuiit.  Dk  Zahl«ii  lufttn  äuoih  bei  anvndotbaner  Wtre  innnfaalb  «ehr  wd,tar 
QreiiseD,  so  dafi  man  den  Sftnregrad  dee  FeUes  nur  in  gm»  «Ktnmen  FiUea  wird 
tnr  Bewrtdliing  henrntiaben  kttnnen.*  (Mitteil.  d.  Gebiet  der  Lebenemiflelunter- 
miehun^  und  Hygiene,  VevOflbntL  d.  Schwds.  Geanndbeitannitee  1910,  Bd.  1,  S.  156). 


•UntersuchuagsergebiiiHHe  nber  die  Zunahme  des  Siluregrades  dcp  Wurst- 
fettes  von  10  Dauerwürsten  bei  der  Aufbewahrung  der  Würste. 


*  .  1 

2 

8. 

4      1      B   .  1      8      1  7 

8  . 

• 

10 

Z«it 

Sinragrade; 

■ 

Wontooite 

Fabri- 
kant 

der  Her- 
Htelluug 

a)  aiit  hMÜ 

mm  Waaa 

er  ansfM 

1      l>)  Ulli 

oganas'Fatt  l^^i; 

WOrwte 

17.2.  10 

20.5.  10 

Uiitersnriit  am ; 
5.  10.  U)    -2  2  1 1  UiL6.ll 

15.0.11 

17. 2. 10 

'  1.  Salami 
iA  BlMe 

A. 

Mitte 

9,9 

95j2 

41,5 

45,2 

46,9 

58,0 

tl,8 

S.  Syami 

im  Fett>iarin 

M 

16,0 

82.9 

47,7 

52,4 

7-1,0 

■ 

14,6 

H.  Zervalat 
i.  Bimbdann 

1* 

» 

8.7 

26,4 

4U^ 

69,6 

a,8 

4.  Zenrelat 
im  FiMtdarm 

10,6 

28,6 

47.1 

59,4 

68,2 

75,0 

.'6.  Salami 
in  Blaxo 

H. 

73 

28,5 

'42,0 

76.7 

9.2 

ti  <lef^;l. 

n 

-»M 

52,1 

80,7 

70,0 

- 

7.  Zervelat 
im  Fotulartii 

16. 12. 09 

15,8 

30,7 

51,7 

63,9 

70.6 

80,0 

17",5 

n 

15,4 

-'s,4 

711,0 

1»,7  - 

f».  Baiami 

Itf.  11.09 

17,li 

81,2 

86,1 

41.8 

71,0 

7,6 

10.  Zervalat 

» 

9.7 

28,7 

45,2 

54/1 

«1,4 

72,9 

103 

Berlin ,  Chettüaches  Laboratorium  de»  Kai&eri.  Gesuudheitaamtes,  September  1911 . 


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über  ein  Verfahren  zur  Unterscheidung  von  sterilisiertem  und  von  nicht 

sterilisiertem  KnochenmehL 


Von 

dem  t  TeohniBob«n  Bat  Dr*  Ed.  Pokuke, 
▼orauligem  gHiMlIgiiin  Mitarbeiter  im  Kideeriiobea  (Seemidheltaftint«. 

Das  Rohmaterial  für  Knochenmehl  bMtebt  wm  Knochen  geschlachteter  odeat 
vemadeter  Tiere.  Das  Knochenmehl  wird  wegen  seines  hohen  Gehaita  an  Calduin* 
phosphat  ala  wertvolles  Düngemittel  in  beträchtlicher  Menge  besonders  aus  Indien, 
aber  auch  aus  Rußland  und  einigen  andern  Herkunftsländern  nach  Deutschland  ein- 
geführt. Auch  im  Deutschtiii  Reich  wird  Knochenmehl  fabrikmäßig  hergestellt,  aber 
die  Einfuhr  übertrifft  die  Ausfuhr  um  mehr  als  das  Doppelte. 

Um  du  KnoöheniiMh]  sniMm  Zweck»  ala  Dfingemittet  «atapndiend  banoiiditeii, 
ist  «ine  magKehet  feine  ZerUemaimg  der  Knochen  notwendig.  Infolge  ilmr  Zähigkeit 
aber  aelien  die  Knochen  im  natfirlioben  Zuetande  der  Umwmdlmig  in  ein  jB»iaae 
Pulver  in  Mühlen  und  Stempfwerken  großen  Widerstand  entgegen.  Diese  Zähigkeit 
g^t  jedoch  verloren,  wenn  man  die  Knochen  stark  erhitzt,  ind<'tn  man  gie  dem  Druck 
gespannter  Wasgerdämpfe  aussetzt.  Dieses  Verfi\hren  wird  deshalb  auch  allgemein  in 
den  Knochenmehlfabriken  angewandt,  wobei  Temperaturen  bia  144"  C  zur  Anwendung 
kommen. 

Der  Herstellung  des  Knucheninehls  geht  in  Deutschland  meistens  zuerst  eine 
Hbtfrttnng  «nd  «bom  «Ine  BnÜeimnng  der  Knochen  voran«.  Hmdaroli  wird  gewöhalidi 
nicht  nor  mne  SteriUistioin  der  Knochen  «sidt»  aondem  es  werden  i^eichieitig  auch 
Knochenöl  nnd  Knodi«aleim  (Gelatine)  ah  Nebenprodukte  gewonnen^). 

AoAer  der  Verwendung  ala  DGngemittel  wild  daa  Knochenmehl  in  beachrinktem 
Umfange  anch  als  Futtermittel  für  Tiere,  namentlich  für  Schweine,  Geflügel  nnd 
Flache,  verwendet  und  bildet  einen  Postandtoil  vieler  Sorten  von  Hundekuchen. 

Bei  ungenügend  sterilisiertem  oder  überhaupt  tiicht  sleriliHiertein  Knochenmehl, 
wie  es  zuweilen  im  Ilaiide!  vorkommt,  liegt  die  Gefahr  vor,  daß  es  pathogeue  Bakterien, 
in  erster  Linie  Milzbraudbazillen  und  Milzbrandsporen,  enthalten  kann.  Ober  mut- 
mafflkba  Venehleppung  daa  IfUdnandea  dnnh  Knodkenmohl  liegen  mehrere  Literatur* 
angaben  vor*). 

Veigl.  Mutfpratta  Chemie:  Ensyklopttdiechea  Handbuch  der  Techniachen  Ohemie  von 
F.  Stohmann  nnd  B.  Kerl,  4.  Aufl.,  Bd.  D.  B.  996,  1869  und  Bd.  V,  B.  30,  1896.  ■ 

*;  Vergl.  Jahmabarielito  Uber  die  VerbieitBDg  tob  Tfeiaeoehatk  im  Da«taelie&  Rekh. 
1887  and  1890. 

AA>    i.  KiÜMri.  OtmndhinnipA».  ti.  XXIVIIL  37 


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Wenn  auch  in  fliesen  Mitteilungen  der  eichere  Beweis  darüber  fehlt,  daß  in  dem 
betreffenden  Knochenmehl  «nsteckungsfähige  MilsrKrfinHk^^imp  vorhfindea  wareu,  80  eind 
dofh  neuerdings  im  Laboratorium  der  Veterinärabteilung  deH  < "iinilheitgamtes  in  einer 
auH  Indien  unter  amtlichem  Verschluß  bezogenen  Probe  nicht  stenliBierten  Knochen- 
mahU  totsidißdi  vinikiito  I01d)nttd«n«gtr  nadifawitMn  worden. 

Dareb  dtewn  Befand  und  doidi  die  TMsadie,  d«A  iieh  auf  dem  Markte  bSo^fer 
euch  nklit  eCeriliaiarlee  KnoeliMimehl  ela  AndeJemre  befindeii,  woide  des  Geennd- 
heitsemt  veranlaßt,  nach  einer  Metbede  lo  fornAtUt  <Ua  ea  geelattat,  ateriUaierlea 
Knochenmehl  von  nidtt  etorilisiertem  zu  unterscheiden. 

Zunächst  mu0te  man  hierbei  annehmen,  daß  der  Keimgehalt  des  steriUsierten 
Knochenniehla  im  Vergleich  zu  dem  de«  nicht  st^rilif ierten  auffallend  niedrig  sein 
müsse  und  daher  durch  eine  Ijnkteriologische  Untereuchvnig  eine  Entscheidung  der 
aufgeworfenen  Frage  herbeigeführt  werden  könne.  Die  ezperimeutelle  Prüfung  führte 
jedoch  so  dem  Ergebnis,  daß  sieb  auf  dieeem  Wege  ein  ebwandfreier  Unterschied 
nidit  feBletellen  1101,  denn  anch  der  Keimtahalt  des  sterilisierten  Knoelienmehls  war 
wohl  infolge  naohtiiglicber  Veranrnnigong  bei  der  Verpadkong  und  I^gmaxg  in 
Süoken  ^demlidi  hooh. 

Nunmehr  wurde  versucht,  die  Frage  auf  chemischem  Wege  zu  lösen. 

Im  Hinbück  darauf,  daß  durch  die  Sterilisation  dae  in  den  Knochen  vorhandene 
Eiweiß  gerinnt  und  in  diesem  Zuntande  in  kaltem  Wasser  unlöslich  ist,  lag  die  Mög- 
lichkeit einer  ÜMtcrscheidung  von  sterilisiertem  und  nicht  sterilisiertem  Knochenmehl 
insofern  vor,  ah  das  in  letzterem  vorhandene,  nicht  geronnene  Eiweiß  durch  Aus- 
laugen mit  kaltem  Waaeer  in  Lösung  und  zum  Nechweia  zu  bringen  sein  mußte. 

In  der  Tat  hat  aiöb  diese  Vermutnng  bestitigt,  und  es  ist  möglich  gewesen, 
bei  d«i  in  nadislebender  Tabelle  «enei4^nelea  Knodientnehlen  nait  Hilfe  des  Nadi- 
weises  der  Abwesenheit  oder  Anwesenheit  von  Biweifi  in  den  mit  kaltem  Wesser 
hergestellten  AuslaugnngsflQsslg^eiten  die  sterilisierten  von  den  nicht  sterilieierten 
Knochenmehlen  deutlich  zu  unterscheiden.  Nach  dem  von  mir  eingeschlagenen  Ver- 
fahren werden  10  g  Knochenmehl  mit  30  ccm  kaltem  Wasser  unter  Öfterem  Durcli 
srhiittelii  '24  Stunden  lang  ausgelaugt,  dann  wird  die  FlÜ8*)igkeit  klar  aV>fiItricrt.  Da« 
anfangs  zuweilen  trübe  ablaufende  Filtrat  wirti  ho  oft  auf  da«  Filter  zurückgegossen, 
bis  es  klar  abläuft.  .  Alsdann  werden  etwa  10  ccm  dee  Fütrats  in  einem  Probierrührcben 
mit  swei  Tropfen  konsentrierter  Bsrigalure  anges&nert  und  bis  som  Sieden  eriütsii 
darauf  wird  das  Giasohen  etwa  Va  Stunde  lang.in  ein  Waaserbod  von  etwa  95"  ge- 
alellt.  Entsteht  hierbei  eine  sieh  flwddg  suaammetibaUeiide  Abndieidnng,  die  ndi  am 
fioden  des  GMsehens  absetatt  dann  war  üweiA  im  wHaserigen  Ausrag  vorhanden  nnd 
dsf!  Knochenmehl  nicht  sterilisiert.  Bleibt  dagegen  die  angesäuerte  Flüssigkeit  beim 
Stehenlassen  im  heißen  Wanserlmd  klar,  oder  entsteht  nur  eine  geringe,  nicht  flockige 
Trübung,  die  nicli  erxt  nach  mehreren  Stunden  als  feinkörnige  Si!l>«r'in 7  nhBetzt,  dann  war 
Eiweiß  im  wibiserieen  Auszug  nicht  vorhrmden  und  es  liegt  sterilitiürteH  K  m  i^h^nmehl  vor, 

Durch  die  mit  der  erhaltenen  tlockigen  Abscheidung  in  jedem  Kall  nusgeführle 
Reaktion  mit  Hillonsehem  Reagens  und  die  Maretreaktion  wurde  nachgewiesen,  dafi 
es  sieh  sweifelkM  um  Siweifi  Jiandelte.  Die  Filtrate  von  den  unfersuehten  10  Proben 


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_  561  — 


Knodiennidil  hfttteii  aftmtUoh  «io«  nentimle  KMiktioo.  Di«««  B«diiigiiiig  mu0  bei  dem 
gMohüderieD  Verfahren  allerdings  auch  voraoBgesetzt  werden.  Denn  w«nn  einerseits 
geronnenee  Eiweiß  in  alkalischen  Flüssigkeiten  löslich  ist,  ao  kann  andererBcite  in 
Wasper  gelüsles  Eiweiß  durcli  ^l^■irhfnll«  in  T/i<^nng  gebende  Säuieu  wieder  ausgefällt 
werden  und  dadurch  für   len  Nachwein  vt-rloreQ  gehen. 

Ferner  tioll  uocii  darauf  hingewiesen  werden,  daß  durcli  das  angegebene  Verüaturen 
lediglich  dar  Beweis  dsfOr  «rlwsobt  «M,  dsO  bei  itarilisierlem  Xnoohminslil  die 
Knodten  dner  Tempentnr  von  mindssteDS  70*.  der  OerinmiiigstaDipemtar  d«s  ES- 
ipciO««,  Mi«ges«tit  «offden  ebd.  Indessen  dfirfte  smsanstim«i  sein,  daO  die  ale 
steriliiierfe  beseiolinele  HisndelBiren^  sof«ni  aie  kein  in  keltern  Wiia8«r  Uielidi««  EiwelA 
enthält,  in  Wirklichkeit  so  hohen  Teropereturen  ausgesetsl  worden  ist,  daß  eine  voll- 
ständige Befreiung  der  Knochen  von  pathogenen  Keimen  erreicht  worden  ist.  Immerhin 
würde  es  eich  jedoch  empfehlen  von  Zeit  zu  Zeit  Stichproben  solcher  Knochenmehle 
bakteriologisch  auf  Milibranderreger  zu  untersuchen. 

Von  den  in  nacbatehender  Tabelle  aufgeführten  Knochenmehlen  stammen  drei 
Proben  aus  Indien,  tww  Proben  ans  Rußland  und  f&nf  Proben  waren  im  Gesondhslte- 
amte  liergssieüt  wotdsn.  Von  diesen  fünf  Frob«i  war  die  HetsteUangpark  der  Pkobeo  9 
und  1(>  dem  die  PrQfling  aosfOhrendeo  Analytiker  nioht  bekannt;  auf  Grand  der 
AnalTBe  konnte  sin  riditigse  Urteil  darflber  abgsfsben  werden,  ob  die  Knoehen 
itetilisiert  worden  waren  oder  nicht. 


In  der  nachfolgenden  Tabelle  emd  die  Ergiebniese  von  10  ontorracbteii  Knochen- 
mehlpfoben  xnsammengeeteUt. 


Lfd.  Nr. 

AeieichnunK  und  Herkunft 
der  Probea 

über  die 
BeecfaaSeabeit 
der  PtobeB 

Anairtispher 
Befand 

ErKebiiis  der 
der 

llntersuchoiig. 
Das  Knoohen- 
mehi  war 

1 

Bobes  Knoebennehl  ans  Indien 

Hiebt  «teriliaieri 

starker  floeUger 

nicht  steriliaiart 

• 

Bodeosats 

2 

Knoobenmehl  ans  Indien 

■tarilislert 

«Kbwache  Trübung 

sterilisiert 

8 

m            •  • 

t 

•tartor^Q^Uger 

nksht  sterilisiert 

4 

,,  RoMand 

Bterilisierfc 

klar 

sterilisiert 

Handelsware 

9 

Knocheiuiiehl  aas  Rolllaiid 

Ii 

sehwidie  Trftbaog 

n 

Handelsware 

6 

Im  Gesnndbeitaamte  aus  getrockneten, 

nicht  eterilkiert 

starker  flockiger 
Bodensati 

nicht  sterilisiert 

triadien  Knochen  herKestfllltes 

Knochenmehl 

7 

In  Geeandbeitsarate  aas  mit  Wasrar 

steHliafeil 

«ehwadift  TrSbvng 

sterilisieii 

aoagekocbten  Knochan  beigeetelltaa 

Knodieomebl 

8 

Iin  fif  -i  ndlieitaanitf  aus  bei  100* 

« 

fiat  klar 

• 

Btorihsierten  Knochen  hergestelltem 

Knochenmehl 

9 

Im  (TMondheitaaiDla  ans  2  Monate 

? 

starker  ßockigar 

nicht  sterilisiert 

lang  getrodnotenKttodieii  heriestelltee 

Bodeosats 

Knocbeomebl 

10 

desgl. 

f 

klar 

sterilisiert 

Berlin,  Gb«mieeh«s  Laboratorium  d«B  Kaiserl.  Gesnndheitsamtos,  November  1911. 

  87* 


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Freies  Alkali  in  Mineraiwässern. 


Dr.  Friedrich  Auerbach, 
RafiMiiiigRii  im  KainrlielieB  GMUMÜMilMmt 

Di«  BogenMumtoD  ,«lkftli*eh«n*'  Uineralqnelleii  vwdaokmi  bekuuitlieb  ibnn 

Namen  nicht  etwa  einer  alkalischen  Reaktion  ihres  Wanen,  aondarn  dem  Umstände, 
daß  ein  wesentlicher  Teil  der  darin  gelösten  Stoffe  aus  kohlwMMiren  Salseu  der  AI* 
kalien  (vor  allem  Natriumhytlroearbonat  NaHCO.i)  beflteht,  die  wegen  der  schwachen 
SRnrenatur  der  Kohlensäure  in  ilhnlicher  \\'eise  wie  freie."  Alkati  starke  Säuren  ubxu- 
stumpfen  vermögen.  Diese  Wässer  enthalten  in  der  Regel  daneben  freies  Koblen- 
dioxyd  und  reagieren  daher  gegen  die  gebräuchlichen  Indikatoren,  Phenolphthalein 
oder  Lecknnn,  muer.  flSnt  wenn  dntdi  fl^winaen  die  freie  Köhlensinre  anegetrieben 
wofden  iat,  wobei  gtefebieitig  maiat  ein  der  Hydrocarbonate  unter  Kohlendioxyd* 
enlbindung  in  Garbouato  übergeht  (in  alter  Anedraoheweise:  ein  Teil  der  halbgebun' 
denen  Kohlenainve  entweicht),  kann  durch  die  hydrolytische  Einwirkung  dee  Waaeen 
auf  die  kohlensauren  Salze  eine  alkalieche  Reaktion  sich  zeigen. 

Nur  solche  Quellwässer,  in  denen  freie«  Kohlendioxyd  in  analytiscli  nachweis- 
barer Menge  nicht  enthalten  ist,  können  von  vornherein  alkalisch  reagieren.  Sie  ent- 
halten dann  in  der  Regel  Carbonate  neben  H\  Jrücarbunaten  und  im  Gleichgewicht 
mit  diesen  etwas  freies  Alkali.  De&sen  Menge  ibt  aber  in  den  natürlichen  Wässern, 
Ton  beeonderen  Auanahineailen  abg^eehen,  ateto  eo  gering,  da0  et  «ich  wobl  durdi 
Färbung  von  Indikatoren  venlt,  nicht  aber  im  Gange  der  quantitalivwi  Analjie  he- 
etimmen  liOt.  Man  kfinnte  daher  bei  der  Wiedergabe  der  Analyae  einee  ooichen 
natfirlicben  Waeaen  das  freie  Alkali  gans  unberfl<Aikbtigt  lasaeo,  ebenio  wie  man 
a.  B.  bei  der  Analyse  einer  Sodalösung  sich  damit  begnügt,  den  Qehalt  an  Natrium- 
cnrbonat  anzugeben,  ohne  darauf  hinzuweisen,  daß  ein  kleiner  Bruchteil  davon 
durch  hydrolytische  Spaltung  in  freie  Natronlauge  und  Nntrittmhydrocarbonat  zerfallen 
ist.  Indessen  ist  m  gerade  bei  den  Mineral  wässern,  wo  man  alle,  auch  nur  in  kleinen 
Mengen  vorhandenen  Bestandteile  mit  möglichster  Genauigkeit  zu  ermitteln  strebt, 
▼on  Interesse,  auoh  fiber  d«i  Gehalt  an  etwa  ?oibaadaneni  frd^n  Alkali  RedieiHehaft 
tu  geben.  Den  Weg  daau  leigt  die  pbysikalieohe  Chemie,  die  die  Konientratioa  toq 
OH'-Ion  in  wäsaerigen  LSeungan  teils  nadi  veiachiedenMi  Meäioden  (kol<Hrimettiaidi, 
elektrometriwib,  reaktionekbetiech)  unmittelbar  su  bestimmen,  teils  durch  Redmung 


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—    Ö63  — 


auB  den  Gleichgewichtan  der  soopt  in  der  Löeung  vorhandenen  Btoffb  atwnlnlaD  tr- 
laubt.  Während  die  eretereo  Verfahren  basondera  für  solche  LöBungen  Anwendung 
finden,  die  von  der  Neutralität  nur  niißprordentlich  wenig  abweichen  (so  z.  B.  für  die 
Säfte  des  menschlichen  und  tierischen  Körpers),  ist  für  Mineralwässer  die  Bereohnung 
aus  der  Analyse  vorzusiehen. 

Auf  diese  Weise  ist  denn  auch  im  „Deut«cheu  Bäderbuch"  *)  von  E.  Ilintz 
und  L.  Orttohut  die  RatMlitnmg  des  CMialte«  an  OH'-I<m,  d.  h.  an  fraitm  Alkali, 
für  alle  dligenigeii  Hineralwtoer  dimhgsjMbrt  worden,  die  Carbonate,  aber  keine 
freie  KohlensSure  enüialten  und  die  mefot  m  den  Gvappen  der  „einfacben  kalten 
Quellen"  oder  der  „einfachen  warnen  (Indien**  gehSren. 

FieUicb  roußte  für  dieae  Bnedinung  auBnahmsweise  der  Grundsatz  verlassen 
werden,  dofl  die  für  die  Ztisammensetzung  eines  MineralwaBi^crfi  mitgeteilten  Zahlen* 
werte  eine  möglichst  vorauseetzuiigKlose  und  hypothe.senfreie  Wiedergabe  des  tateäch- 
lieben  Analywenbefvindet*  sein  sollen,  ein  Grundsatz,  der  im  öhrigen  gerade  in  der 
„ Ionen tabelle"  viel  weitergehend  befolgt  wird,  als  bei  jeder  anderen  Art  der  Dar- 
staUnng  von  Waneranalysen  *).  Aber  ee  bOeb  keb  andenr  Weg, .  wenn  man  nwbt 
auf  die  Beraduicbtigung  der  doch  tetelchlicb  Torbandenen  Alkalität  gans  vwncbten 
wollte,  und  man  muHte  licb  nur  bewußt  bleiben,  daH  die  so  beceobnelen  Zahlen,  im 
Gegensata  an  den  iiehefgeetellton  ran  aoafytiichen  Befunden,  dureh  Fortaehritie  in 
der  Kenntnis  der  Gleiobgewichtsverhältnisse  in  wisserigen  Lösungen  änderangebedfirftig 
werden  können.    Ein  solcher  Fortschritt  ist  nun  inzwischen  eingetreten. 

Die  Gmndkge  der  Berechnung  de?  freien  Alkalis  ist  in  der  Einleitu'tt:  7Aini 
MriiRoheii  Bäderbuehe  von  Hintz  und  Grünhiit  in  dem  Abschnitt  „hesoiidere 
ünmdttätze  für  die  Dar»teliung  der  chemischen  Anaiyaenergebnisse"  auf  S.  LVII  und 
LVIH  ausführlich  erörtert  worden.  Es  sei  daher  hier  nur  daran  erinnert,  dafl  die 
Konstante  dea  Olelöbgewidtfea  der  hydrolytischen  Spaltung  von  Soda: 

NüflOOi  4-  UtO     NaHOOk  +  NaOH 

odw  in  lonenschreib weise : 

OQi"  +  HtO     BW  +  OH' 
dabei  die  Uanptrolle  spielt,    fieieichnet  man  diese  Konstante: 

{HCW]'[OH^] 
{CO*"J  ' 

wo  die  in  ed^ige  Klammem  geaetiien  Formeln  die  Komentrationen  der  entapredienden 
lonenarlen,  auq(edrttckt  in  Millimol  auf  1  kg')  bedeuten  aolien,  mit  k,  ferner  mit  C 
die  analytiflch  gefundene  Geeamtkohleuaftnre,  ebenlaU«  in  HilUmol  auf  1  kg,  schliefi- 

lieh  mit  d  die  in  mg-Äqnivalenten  auf  1  kg  ausgedrückte  Summe  der  analytisch  ge- 
fundenen, aar  Bindung  der  Kohlensaure  oder  als  freies  Alkali  verfügbaren  Basen  (in 

*)  Deatsehe«  Baderboch,  beatbritet  onter  Mitwirkong  dea  Katserlicbca  Oesondhettssafit««. 

Lüpsig,  1907. 

*)  Vgl.  Fr.  Auerbach,  Die  Mineralwas«iunmaiy»«a  im  I>eHt«chen  Baderbncb.  Baineolog. 
ZI«.  18,  Nr.  11  (1907). 

Per  Unterschied  swiadMD  1  kg  nnd  1  Litar  MiDecalwssMr  kommt  flir  diese  Bechaongsn 
nicht  in  Betracht. 


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—   564  ^ 


lonenauadrtickHweise:  die  Summe  d«r  für  HCO,/  TO,"  tind  OII'  verfügbaren  Kütioncn. 
ÄqoiTaleute}i  so  ergibt  sich  für  die  KouzenU'ationcn  iler  drei  fraglichen  Bestandteile: 
[CO,"]  =  V*  (d  4-  k)  —  Vf  V(dl^k)*  —  4C'(d"-l  CJ 
[ÜW"]  =  C  —  (COs'l 
[OH']  =  d  -  C  -  [CO»"). 

Für  die  Hydrolysenkonntante  k  hatten  Hintz  und  (iriinhut  nach  dem  damaligen 
Staude  der  Kenntnisse  die  Zahl  0,8  benutzt.  Vor  kurzem  ist  nun  vom  Verfasser  in 
Oemeiniohaft  mit  H.  Piok')  gezeigt  wad«D,  Mit  dnndi  «Jgan«  Vettacii«,  taila  dnteh 
•ine  kriUeebe  Nmifa«raduiung  d«r  JLlteran,  datt  die  Hjdndjee  der  koMeiuuoien  Alkalien 
bialiMr  «eaentlieh  so  liooh  angenommen  worden  iet  und  daA  nadi  dem  Eigabniaae 
mehrerer  unabhängiger  Metlnden  mit  groHer  Wahnoheinliobkieit  die  KonMante  k  bei 
18*  (in  Millimol  berechnet)  nur  zu  rund  O  l  mzusetien  ist  ICit  der  Temperatur  ist 
dieee  Konstante  veränderlich,  die  Hydrolyse  nimmt  —  wegen  der  wachsenden  Tonen- 
Spaltung  de8  WasBer«  —  mit  »teigender  Temperatur  lu.  K<?  wird  sich  daher  empfehlen. 
diefi  auch  bei  den  hiur  betrachteten  Rechnungen  zu  berücksichtigen  und  in  der  oben  an- 
geführten Gleichung 

bei  10«  k  =  0.0& 
bei  18«  k  =  0.1 
bei  26*  k  =  0,2 
bei  85*  k  =  0,4 

an  aetwQ.  Führt  man  die  Reohnang  mit  dieeen  Abloderungni  durch,  ao  ergeben 
aidi  in  den  betre^den  Qaellwiaaem  erhebtieh  geringere  Mengen  iwien  Alkalia  ala 
!ni  Deutschen  Eäderbuche  veneidinet  iit.  Als  Beispiele  seien  hier  die  Eigebniaae  Rkr 
einige  Quellen  mitgeteilt. 


Kai  iiKen  l>ad,  KaioseiK)aeUe  (Bilderbuch  S.  14) 
Temperatur:  8,0 '         k  =^  0,05 


In  1  kg 

Grunm 

MiUimol 
bisher  angenommen 

Hydrocarbonat-Ion  (HOO^'} 
Carbonat-ion  (CO, ") 
HTdroofMoti  (OH*) 

0,084 
0,365 

o,flon 

0,56 
4,4i 
0,40 

1,70 
3,27 
1.54 

Warm  braue, 

Temperatur:  26,7*        k  ^  0,2 

AniQiBianqaelle  (Blderbuch  8. 84) 

In  1  kg 

Gramm 

MiUimol 

MiUimol 
biaber  aagenommeo 

Hydmcarbonat-Ion  (HOO^') 

CarHonat  Inn  fC(\  "' 
Hydroxyl  lon  (OH'j 

0,1810 

0.0409 
0,0011 

2447 
0«672 

9,875 

0,544 
0,191 

^  Fr.  Aeerbaeb  und  H.  Pick, 

Arbeilen  e.  d. 

KiiMTl.  GeeuD 

dbaimmt  Mb  Mi  (I91L> 

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—  566 


ThsrsBdl,  SUkniaBqMlle  (ßkMiaA  B.  ST6) 

Tempentar:  9^  *        k  as  O,0ft 


Iii  i  kg 

Qrunm 

MiUimol 

MIHimftl 

Hydrocmrboiat.IOD  (HCO,') 

0,0097 

0,159 

OarboDat  loo  (CO,") 

0,0493 

0,821 

HydcozyMoa  (OHO 

0,858 

0,048 

In  floldMD  Mineral wiwam«  dio  finie  Kohknafton  in  moUiehor,  mnn  audi 

kleiner  Menge  enthalten,  kann  die  Hydrolyse  der  kohlensauren  Salze  vollständig  ver- 
nachläeeigt  werden.  Freies  Alkali  ist  nicht  dnrin  enthalten.  Auch  die  Carbotiat«; 
«piVlen  in  diesen  I/isungen  neben  den  Hydrocarbonaten  keine  RoHe  A ücrdinp---  int 
bei  sehr  tX>^  :iriiip;i  \\  äh-sern  der  Retrag  an  ('Os"-Ion  auf  Grund  der  neuen  Werte  der 
UydrolysenkonBtAQto  und  der  damit  zuaamwenhängenden  sogenannten  zweiten  Ditwo- 
riatfamikoostante  der  Kobleosäure  etwas  bdb«r  aoiimdiliMn  al»  bidur.  In  dam  wn 
Hinte  und  Orttnlint  (S.  LVII)  ah  Beiapid  gewiUton,  estramen  Fall  der  Kaller 
Ftiediidi-Qaelle  lu  Offenbadi,  bei  der  von  der  Qeaamtkdhleortnre  nur  eiwa  6  %  ata 
freiee  GQt  forhanden  aind,  würde  die  nene  Beobnnng  folgendte  ergeben: 


In  1  kg 

Gramm 

HUUno] 

im  Bl 

MiUimol 
tderimch  angegeben 

Hydrocarbonat-Ion  (HCO^') 

2,057 

m,ii 

38,04 

Oubaiiafe>Ion  (CO,") 

0^0066 

041 

Fieiai  Kohleadkvyd  (CCg 

0,0871 

1.96 

137 

Die  Vernachlässigung  dos  CUj"  Geliiille.H  orsclieuil  danach  noch  immer  bflaiigiort. 

Schließlich  sei  noch  darauf  hingewiesen ,  daß  die  —  ebenfalls  nur  auf  recliue- 
riaehem  Wege  mögliche  —  Verteilung  des  analytisch  gefandeneo  SchwefeliraBoeiatoffil  in 
Schwefelquellen  auf  freien  und  gebundenen  SchweMwaiaerstoff  (d.  h.  auf  Hs8  und 
HS^-Ion)*}»  vie  ale  im  Deutaehen  fiäderbuohe  dnrohgefUhii  ht,  durch  die  neuen  Kon« 
«tnnlenwerte  nicht  beeinfluSt  wird. 

<)  Vgl.  Fr.  Auerbaeb,  ZlKbr.  f.  phyaik.  Cbem.  4»,  217(1904);  ihaneelog.  Ztg.  16^  Nr.tt 
1804):  Deatsebee  Biderboeb  8.  tVlU. 

Berlin,  Cliemiaebea  Jjaboratorium  des  Kaiierl.  Geanndheitaamta,  November  1911. 


Ende  clea  4.  ileftea. 
AbgeecbloMea  an  82.  Febroar  1818. 


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Drude  7on  S.  Bnchbiiidar  in  Nanni|»ptn. 


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Q-^J  ARBEITEN. 


AI»  DBM 


KAISERLICHEN  GESUNDHEITSAMTE. 


(Bdhefks  «n  "dm  VtHMfimtliehnag^  d«t  IbiMvHeben  G««iiocl1i^tMiD4i«.) 


ACHTUNDDREIS8IG8TER  BAND. 

VIERTES  (SCHLÜSS  )HEFT, 
MIT  1  TAFEL. 


BERLIN. 

▼BRLAG  VON  JULIUS  8PRINQEB. 

ms. 

(Aaagegebon  im  Mirs  1913.) 


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Inhalts-Verzeichnis. 


Ober  Bau  und  VermehraBg  von  TiHbeeia  canis  im  Btnte  den  Hnnde».  Von  Professor  Dr. 
A.  Sch  r.V)(;rg,  Regieningsrnt ,  nnd  Dr.  K.  ReictK'now,  wiBsenncliaft).  HilfBarheiter  iui  KaiHerl. 
(iesundheitsomte.   (Hierzu  Tafel  iL)   .  415 

Baitrtg  «or  *PrAg«  d«r  Giftigkeit  der  Bhoden»lkslisRlse.  Von  Dr.  »ed.  Pr.  Frani,  «MiidlgeiD 

Mitarbeiter  in  Kiiseri.  OeaandlieitMunte  436 

Uölorenchnn^cn  Ober  die  Wirkunp  hrftnd'jpor«Hibal ligeu  Kutters  auf  die  Oeanndhelt  der 
iiaai«tiere.  Von  Professor  Ur.  Zwick,  Regierunganit,  Dr.  Fincher,  Köoigl.  SAchs.  8tabe- 
vetetiaftr,  CrOher  kenMOMidieTi  sam  KidierL  OeeundheiteeiDte,  and  Wlnkler,  Ktfoigi.  Sleln. 

Staheveterinär,  kommandiert  tum  KatBerl.  Geaondheiteamte   '460 

KAchtuug  von  Tuberkelbaxillen  aaa  Sputum  mit  Hilfe  der  Ublenliuthachen  Antiformin' 
mcthode  unter  Verwendung  von  Eierofthrböden.  Voo  Dr.  Sehoenbttrg,  Königl.  Sacba. 
Oberent,  ktnnmendlert  nun  Eidierl.  Geenndbeitaunte  486 

Das  Vetf  ri  narwonen  f>  i  n  t  h  1  i  p  ßli  ch  einiger  vprwandter  Oebifte  in  üelcien  Nach  Herichten 
dca  landwirtfchaftlichen  KacbvcrvtAndigen  Dr.  Froat,  frUber  beim  Kaiaerlidien  Konsulat  in  BrOaml, 
und  naeli  anderen  Quellen  bearbeitet  daroh  Regieroagemt  Webfle,  Mitglied  dee  KdierL  Geeaod* 
beilsamtei^  407 

Über  den  Gehalt  de.s  W urs^tfetteB  der  Dauerwurst  an  freier  Säure.    Von  Dr.  IM  Poleniike, 

f  iechniRC'hein  Knt,  vorntaligem  at&ndigen  .Mitarljeiter  im  Kaiaerl.  Gesundlieitaamte  .'»fi6 

Ober  ein  Verfahren  aar  Untersch«idiing  von  ateriliaiertein  nnd  von  ni«ht  «ieriliaiftrtel» 
Knoclienmehl.  Von  Dr.  Kd.  Polennk«,  f  IMbniacbeDi  Knt»  vormaligem  etindigen Mitarbeitar 
im  Kni:4(<rl.  Geftundheitaamte   r>59 

Freieii  Alkali  in  Mineral wilaaern.  Von  Dr.  Friedrich  Auerbach,  Itegierungsrat  im  KaiserL 
Geaandbeitaaml»    .'  


V«d«g  von  -Jallvs  8f  liager  in  BerUa. 


Die  groteren  wiaaeiwcliaflliohen  Arbellen  n.  s.  w.  noa  dam  Kaiaerlieben  GcmmdhetUmnle 

nnter  dem  Titel: 

Arbeiten  aus  dem  Kaiserlichen  Gesundheitsamte 

in  iwengkMen  Bellen,  «eldi«  au'  Binden  vm  M-40  Rqv»n  Mbke  vereinigt  weiden. 

Bin  Jetft  lind  89  Binde  erechieaeiu  —  AnsRlIirlicbe  InbaltivmekibniM«  ateben  auf  Wonidi  aur 
VcKfBfnng» 


KhiunddrclßigMtor  Band.  —  Mit  10  TafMn  tind  .\HbtIdiinrrcn  im  Tfxtc.  —  Preis  M  34,40. 

I.  Bericht  Uber  dU  Ttdrkell  dir  aar         itubMu-ft,  laataanatart  mm  Kgi.  laiUtut  *.  t)t.  Ph.  Kahs.  Dr.  OMdanitlatar  «. 

Srforielianff  dar  Behlafkrankheli  I       nir  fnrckltoadiraakliMtMi.   Mit  ft  Tahln.  Dr.  Wotth«,    Ob«  bkkl#t<ei«(1«elM  B*- 

In  Jkhr«  IfOOj'OT  Rseh  Otlafr  j  ka  cot-  '       fror.  Dr.  F.  Klata«  «nd  [>r.  M  Taut«,  obacMuncm  bal  IrrwHaiir,  luhaanvdM« 

■  ■r.'trn  K  <■  m  m  I  s«l  o  n.    EralaltH  von          I  i  Hn/i:ng:cn    lu    kjiiiu<  tn    I  r>  iitnofomaa-  tkber  dl*  RrvelMiiinaaia  eirl'teaai''elaaMoeb 

Lj  .  I'.  K  »r  b    Ka'.wrL  Wifkltchar  Gt^•llnl!T          '-t  i  I n..  t.  itt:  l\  W.  Cloofkf  SlNflaa  V  fnt* 

Kii.  Dr.  M.  Hr    k.  K,-t    PnuQ   rtn'fK,,.      i,   I'i  of.  Dj    A.  P  c  h  n  b  t  r «  u.  Dt.  P  Ii.  K  n  Ii »,  im  Autflbfial^ 
lle)f:ii;ru'^k'»ral  :ui  K»i.*rl. '»oi»un<lhoil-*iiinli^,           CNj;  kl:o  i-tirrtr«i;unir  toii  Kr»nkU»lt.n  diw^ü 

Dt.  f.  Klaiaa,  K|L  i'reaB.  rntaunt  iio<l        atobainlaelM  Machaada  liMakiaii.  UTall. 

WtmmmK  mt  am»  a. 


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Verli^  von  Jallos  Springer  in  Berila, 


2weiuad4rel8l|r8t«r  Band.  —  Mit  8  Tafeln  und  Abbildungen  im  Text«?.  —  Prel«  M  SSyM. 


k  Di.  a  ftfi 


I  Dr.  JR.  K 


-tili 


1.  Prof  IV.  TL  L»ot«rborn,  Berich''  f^'*"- 
dt*  bgehnlsK«  (J«r  «.  Lloloitftclieti  t  n  -r- 
tuebmog  dM  Ob«rrbatu  u«r  der  Vincke 
BaMl-IUlni  (rooi  l6.bUSa.NoT«a>li«r  lti07>. 

*.  rraC  Dr.  H.  Martion,  Bailckt  tb«r  di< 
Sntcbain«  dar  tooi  lt.  Norwnbtr  Ua  7.  Da- 
laab«  IMf  autaniiTtia  6.  Mologtooh« 
Pn<«r»«iclittnr  i1«<  Khalna  aof  der  litr»ek« 

«.  Or.  vr.  Karp  and  Dr.  P.  WBhIcr.  Zur 
KiioMMa  dif  tifciftjwaii  taliw  rnifB  atarn. 
IT.  MbHiMMv:  Ohar  «•  Varblndioiiao 


Vt.  W.  Karp  Mid  Or.  P.  WCklar,  Zu 
K—Wlt4«ti>gliiiwii>— IHfMia«. ' 
▼.AMäiiil«lV>abarMUMMllitaM-AMM«a  . 
■ad  MtaMlaalNraflic«  Hora. 
r>r.  W.  Lanra.  Oliar  den  Gahalt  dar  Uan- 
il«l«B«tallne  an  KliwcfUcar  Uaia. 

ProL  Dr.  Ublaobuth  and  Dr.  Xjrlandari 
UBienachunnaa  ttbar  UMMtmi«*.  atatak- 
(•rl«E*4iriSMMat  OaMttllMWMiL  Mll 

1  Tulei. 

Dr.  J.  Fl  ah«.    Cb«r    drn   Nuehwrli  <t>n 
gilrkaatrap  im  llonl«;  uad  m  fnicJiiuiflMk 
Dr.  B.  Boit.  Dr.  Fr.  Praai  asd  Dr.  & 
tialia,  Balirifa  inr  PlioM«raplila  4ar 
Sai|«kdtMI|OT|i  dar 


TaKlüi>Hla  4ar 


10.  K(c«i>ai>«a  dar  antllohan  Waia- 
•l»ttatlb  B«ri«MtjRlir  IMT/ltM» 
Tan  L   W«bMttftNiaalM  IMtnMfeMfaa. 

Rhi'fHtanii.  Von  Dr.  A.  Onmbar.  Ha- 
riclit«  dar  t}Dl«p>uehiui)r'>«na^ak<ii,  walrht 
nil  dar  Aufllbmoc  d«r  walnslaMMJaelMii 
UaltTiacbanfan  b«lraat  (lad.  iraaaiiimlt  im 
Kalaarl.  QatandbaltaaaiUk  —  Tail  IL  " 
I       itatMiaelM  Dolcrtucbuairaa. 

bHatllftaa  Oateftnebaafutallca^  ( 
KaiaerL  Oatuadbaiuanla. 

11.  Dr.  B.  Tromaiidor rr,  Ober  blalnKl>ctia 
'        JälwalSiilffeTünxlWtinir  I>c1  ftutlen  und  MitofaiK 

jl^.  Dr.  R,  TroniiiiK<l<>r  rr,    Ü^or  lainTtnBi« 

h|Pgii>ipa^rert  ^«iMcb4M-  und  Bind««* 


DfiiuiinlBigrtar  Bm«.  -  Mit  9  TUUo  uod  AbbUdnngiHi  im  Ttst«.  -  Pnii  M  IMQt. 


Dr.  K.  Balehaaow,  Unlan 
H«aaialo«oc««i*  plaTialli  tuJbm 
«kcr  Mdara  Pt««dlttaB.  11  tt  t 
nwMaatcoral.  flMdtai  MartfaTlnano- 

■om<a«li  <ter  Kxten  mit  BafBatllaltllyiBC 
der  ClKirtratriini;  unte.-  aalflrtMMk  VarhUl- 
aiwca  luid  dar  Jmmtialllt. 
Dr.  F.  Aodrajaw,  Übar  da«  Vatbalttn  raa 
Normal-  and  InunnaaMlmliilnaB  bat  Abtor)>- 
tlon  an«  PlUaMiMI  Wtd  Mv  IrWlM 
nH  braoodanr  BicMulMliaag  4ar  B«^ 
acfllattadB«. 

Dr.StrSa«,  nia  fNw<l»HW|  OM  Tlltlllllllll 

auf  (taa  S<rhw«tn, 

Ür.  W.  LiDur  n.  Dr.  K.  fo|ip»,  Chor  <lfn 
Ktndol  daa  Mtkitofl«  aaf  dia  iiallbarkait  daa 


«.  Pref.  Dr.  BpJtl«  r.  Dr.  A.  MOn«r,  p<i- 
trNf«  »BT  Fr«ce  de»  \V»ch«tunn  i-u  1  ,1.-r 
(JVBntttatfvpn  B<'«tlainjrini:  wn  Dakr«-  i  r,  m 
lirr  ObMftiirhfi  vnn  Näliitiii:»ti.  V1!t  1  l  a  .1 
T.  ftut,  Dr.  CbUii  Ii«  tb  u.  ßi.  1'.  MuUar, 
Cbar  «ipann<«ntallt  RaainabaBajrrMUa  aalt 
baioBdarar  BarilclulchUininf  dar  tnpfkyphl- 
Da  daa  Hodana.  Hit  1  Tafbtn. 
t,  Prot  nr.  A.0cbabarK  n.  I)r.  V.  Multar, 
Bm  Saamr  Hr  GaiaaluM  *aii  8aa(»ama. 
%  Vt»  K.  B«k«  Oft  bf«*«li  Bft«t«f 


10. 

11. 
lt. 

13. 

U. 


Prar.Dr.7.»lck  o. Dr. Weich al. Zar FiW«  'U. 
daa  Varfconmana  *<m  aavcaannian  Ftaiatlk*  ' 
raniinooiraatTfgarn  In  PBkalHciachwaren. 
Dr.   Wollha.    Ober  aiaa  aaaa  Ait  von  10. 

Kaaf  aiu^ta*f«st&]len    fUr  b«liti?rfoloj;tarlw 
Zwacke. 

Prof.  Dr.  ühUnlioth  und  DrM  1«  ulfit  fa  1 ,  H. 
Raaa  UmrrauobaaRaa  Otwrdk'  «uolo^lKhen 

(Piphthtrl«     avium)    uuil    (•rAHci.'liK.c  kwi 
(Kpithrllnma  c«nl«;,-k>«ijiiii.  {1. 
Dr.  Maataarel.   BaHr«ca  sur  lUMtaia 


Dr.   H.  Bohlt 
Danlnfekilon  Infi«!« 
•igiuif  Packttnir. 

Dr.  P.  ABdraJaw,  tMaraocImmaB  libar 
dia  bakivrialla  Flora  da«  Hanualdaiuu  aaf  I 
ilaa  Vorkonuaaii  ron  Baklartaai  dar  no«- 
CliolprafTttpp^ 

Dr.  i>.  Aadrajaw.  Ober  «aa  Varballan 
Toa  AatttSrpwa  M  dar  rBMllM  te«h 

KicaalfBr. 

Dt.  R.  Seharn,  Obar  daa  Varl^allen  *rr- 
achladanar  Stiaa»  daa  Badllaa  |>arat7- 
ptoias  &  «M  4m  BaaUtaa  «watiMla 
OIrtaar  In  AnMn» 


Pr.  Brtaknarf  Obar  Naebnataraiiohuneaa 
W  Paraouaa,  dia  vor  Jahraa  Typhaa  dtnm- 
tamaebt  uaban. 

Dr.  A.  HBlIar,  Obar  dl«  HnncJibarkalt 
<t^  Sfatrlotn  taurrctiollcuni  tli  Zuntt 
IUI»  L  ö  f  ( 1 «  r  »cb«ii  Malachli^Inacur. 
I'imL  0{.  R.  Lauterbord.  UaricJtt  tihar 
dia  Bisabnlaa«  dar  T.  blaloalacbM  UMar^ 
•ucbniiK  da«  Obarrhaiaa  aof  dar  Htraeka 
lUaal-Mabn  vom  tl.  I.  b(<  4.  ?.  I9mi. 
Pro<  Dr.  Maraaoo.  Barleht  üb«;  /i«  Kt^ 
pabMliaa  dar  7.  bialaciacban  Oatanaehuns 


b«n«r. 


17. 


IM. 


it. 

76. 
17. 


Or.  A.  B«k«l>«tjra,  Oh«r 
« 


Ml  IT.  I.  W*  t.  II.  IfOfc 

Or.  E.  Hallar,  ne  ErhShoBf  dar  Da». 

inraktlonakrmn  <trr  rib«iii>la  dineb  Zoattl  «MI 
Maren  (Pt>anoala:,  Krcaoloxaiaturat. 
Or.  C  Titaa  bmI  Or  A.  Watehai.  Un- 
tartuohoatan  Ibar  di«  Külbarrahr.  L  Mit» 
lailanf. 

i'rof.  Dr.  A.  Srhiibrrir  un.l  Dr.  P.  MaB- 
taafal.  8aiicr<(lüri«  au»  nentMh  OtlaMhfc 
[>r.  Ed.  Polvnslic,  n«trair 
lM«tinuDaBii  in  Nahrancamlilclib 
rrA  Da  0.  Maafald,  Obar  4m 
4ar  Hm— t-  —d  tBiMiiiBB  aar  dte  Pha««- 
«ftoia. 

nat  Ur.  K.  Kaafald  nt..1  Dr.  Wollha, 
übar  alakUira  ChatamaUubMaa,  loabaaso- 


'tk  tkklt  OlUaMaUtar. 

1 
i 


▼tarmdinIBIiitBr  BmI.  -  Mit  AbbiMaogsn  in  Ttet».  »  Pnto  M  17,811. 


1.  Dr.  rr.  rrana.  Dto  In  DaaMalM  Bilfli*  '  a. 

«Blmn«  dar  Jakra  inT— IM»  uMMi  ■ 

   ^  .   . 

I 


10. 


F.  ]l««r«14  %■  Dr.  Kaaadal» 
  4w  KiMt  ■  ■ 


14^ 


I  «II 

7.  r»r.  Ilaandal  Ofti!  T>r.  Wolth«,  V«r- 
irlalclienda  Uiilcnucliun^rf n  Iriicli  laoUeili'r 
C^oi«'aitlln>Itl•  mit  ttUcrsn  r'hoVrB-  un.l 
Kl  Tor.Kultoien. 

t.  Dr.  flttBaai  Ontamabaagan  Obar  dia 
BMmIb  dar  BaaMMkaa  (Bjrpodanna  brnto 
Da  aaa4        Vm       BakbnpAm«  d« 


VraC  or.  Spitta  wd  Dr.  B.  Mali«,  Bai- 

li«ir«  nrr  Fra««  d<T  OdaandbaltawIltllllA 

kalt  offanor  Knkffaurr  Iwl  Ihrrr' 
lUBi  Aattrockntn  VMi  ücabMiaab 

Dr.  J.   M  «  y  <  r ,  BaoMÜhn 
FamoBt«  dar  .MUch. 

Dr.  K.  SIcffanharan  B.  Dr.  W.  Wide 
Maaai  Obat  Woltawa«wlaaii>(ekiJoii  mii 


IIL 


Dr.  A.  MBlIar,  Obar  dia   , 

von  Elralb  ntl  MailiiU,  Atli^  ItapgrK 
Ia«l>rop]rl.  vnd  Aaifialkobol. 

Dr.  K.  Poppa,  Zur  FraK«  drr  Cbartrayaiig 
*ao  Kfaokbaiuanacaini  darch  Htthaaraiar.  |fi 


1«. 

to. 


u. 

r.  De.  A.  Mailar,  tW  d«n  RinlInO  d»  r.e 
bata  dar  Oalalina  an  achwrfl.ccr  ftüur«  an! 
Ikra  Yaiaraadkarkclt  la  dar  kaklarial««b(k«i  ^  )*• 


FnT.  Dr.  Dhieahmb  a.  Oto  V.  XalMr, 
AUcaaiaia-  eypMiia  b«i  KaalackaiMd  AAa 

n>Mi  IntraTcaSaar  Inpfun«. 

Dr.  M.  PlalBaar,  übar  dia  AbhUnrlRkatl 
drr   gauaratojhakjgg^  BjMariteha^  WlMai 

t«ut[>«jatu.-. 

Dr.   A.  Walehai,    übar  d£r   K!  «r  ik 
*en  Kornial«  aaf  Baktanan,  aiu  du  Uiupi»» 
dar  FMacbTvriclflaLJuac.  rri,'  r. 
Fml  Dr.   F.  Kanfald,    Waltare  Unter 
tnehanean  Dbrr  dl«  Wertbratlauunnf  dea 
Genickatarreaat  uma. 

Dr.  &  Oasaraiaaa,  Obar  dl«  BedaMaai 

'    -  ■  -  ■  *    ~lr  dia  iBianniaib 


Amt  Dr.  F.  Baafald  aad  Dr.  Baandol. 
Waltar«  OawiaaelmB(«a  dkar  PaauaMkak' 
kan-Ueilaank.  UL  ititiaOaaB»  Obar  V«r» 
kanaK-o  und  Bodaatai^  aljpliakaf  Tailalll^ 
taa  daa  Pnaamokokkn. 
Dr.  E.  Boal)  Kooimva  dato  aehncniir 
aaaran  NaMna  auBar  aalnrlrkooKai»  nucU 
apcslflaeh«  W.rkuoxvn  aafdi  n  ElwajBunuala 
daa  Hund««  ni7 

Prof.  l>r.  H.  B»  V  ,  i:x|i<clDiantana  B«Itr«r« 
zur  InrekttoD  u  i  I'r;.  jianoaooia  K8n>b<rnM.' 
and  «ar  HaUun«  ilmt  maBaat.lkkaa  Trypa- 


71. 


Dr.  B.  Baal  a.  Dkk  tr.  Jtfraa,  Obar  dto 

WIHcBtigro  dar  aebw»ri!r«n  f<>iar«  »nf  daa 

■bariabanda  WannblUla.bary, 

Pioe.  Dr.  Zwick  o.  Dr.  Waiobel,  Bäk- 


iMiMha 

ratar  dar  Maalliia  aam  daa  Rlndaa  adt  !»• 
aoadetar  BatlUkatchtdcBa«  dar  BeMUliaan 
von  ■otranannten  FIalacl>Tar)Tlftanir>a(ngani 
an  ilor  Kiilttahany  dar  Krankht^t. 
Dr.  K.  Beck  o.  Dr.  Pb.  BtcgmUllar, 
Ober  die  I.S«llchkelt  von  BletaullM  und 
IHatakfaiM  <Qr  akh,  ID  Geoiiarba»  und  la 
fmm  MaOlfaiban  m  vardttnMrr  SaluHans 

«•wta  Obar  da»  ai«teh|«arkkt  «w  Citraawi 


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Verlag  von  Jalias  SpilBger  in  Berlin. 


Fßnfnnddroißifrster  Rand. 


Brcikniit«    dar   ■mtltchea  W«ln- 
■  tatltllk.     Bariohlijahr    IM(/1M*.  i 
TMI  I.    W«iiuUUi<l(cli«  OnttnucbmiR«!. 
Etelelun«.    Von  Dr.  A.  OSnthar.    0«-  | 
rMMa  dar  Uiit«mehnnc«miMUtt4>ii ,  welrlM 
mit  der  Aotfflhrutur  <I«t  WBlnirt«Jä»ti»«1»«o 

rl.  0«MBtlh«it«aait».  —  Tdl  IL  M<Mt-  , 


Preis  M  16,40. 

i-ii,  i.'«'»nimfll 


Im  KuImtI.  a««andtirlt»iini« 
Prof.  Dr.  Omeii,  VarglaldieiMla  Vuiaacha 
Aber  d«a  nanritakiHi  Im  «iigmckartu 
und  r««aelt«ltai  WaMM  d«  Jakrganira  IfM  . 

au»  dem  Walnhanfvhlat  PnuikM«    !•  Ml^  : 

tallun(    ilei    I.anJvrirUchalUMm   ^flli  < 

V«Maekwtati«ii  in  Wiinb««.  j 


Prof.  I>r.  Ilalanke  o.  i'rof.  I>r.  Kraft 
Vrnrlalcbanda  Varaaeh«  Ibar  dan  tMmn- 
rUdUrBB*  In  wigranickartaa  aod  raasakartw 
Walnan  dai  Jthri^Dira  l<Kia  aai  dam  Wal^ 
banirabl«!  <lrr  Pf«lt-  1.  Mlttatloi«  d» 
Ijindwirtiirhkntfclven  Krela-VartBchHtiiltaa 
nn  i  I  ITcriilii  l>en  Untainurhonirunatalt  ttt 
MahraHK»-  and  UaattOniUal  (■  Bfiy«. 


—  UH  9  Tkbhi  und  AbbüduBfen  im  TtKte.  —  Prrit  ■  üß^ 


U  Trtt  th.Tmlek  o.  Dr.  riMhar.  tMtr- 
MMkancan  Aber  die  BaaaHRMMfe*.  L  Hit- 
ttUan«.    KU  I  Tafel. 

t,  WabTla,  r>»i  Vetrrla>r»«Mn  («iOMMM*- 
Ueh  ainliar  earwandlar  CaMaM)  fa  Oro^ 
hrtUaoian  und  Irland.  Nach  Bertchlan  de* 
tandwirtavIiarUichaD  SachrerMiiidlirea  bei 
der  KaiMTi  Botacbafl  In  London  Dr. 
akalwelU 

>.  Ur.  LladamkUB,  ObarTropine  und  npaa> 

■Im  \m  DlphlfcwlaiinmanMri<m. 
4.  Dr.  CTitia  «ad  Dr.  A.  Wriclial,  Dal- 
(njl  lar  Biforwlranji  dar  Bndtol  der  Sehafa. 
i.  Dfk  K.  8  l«f  ra  nh  airon>  Un<enuchiiiik-t'n 
Mar  dsa  BalMaTaitilgiinciailu^  »Livci- 
•mMiw*.  '  ^ 
■.  Dr.  IC.8taffa«kana  «iBbPaal  Aa- 


d  r «  I  e  w  ,  Uilli 
bn-ki.'  I  vnii  MjI 
kürpatn  In  Blulecala.' 
y.  PtoTawor  Dr.  R.  Lautarborn,  BarttM 
tbar  dl«  Ei««lialaaa  dw  ü.  biotoglaaliM  Da» 


tmnrbunir  den  Obarrl.elni  «of  <l«r  Streck« 
lianel  -M«lr./  (,  W»  !■",  Jol!  ll'O''). 

;  tm.   Or.   M.   UariitPn,    Barlrlit  Dl^r 
41a  diakolMa -dar  •.  bMoftacliaii  Uiitcr- 
•OBbanc  dw  lÜMlna  aar  dar  Strack«  Maiiu 
CoMani  rooi  IB.  ble  n.  Jnll  IMS. 
».  I>r.  K  Polouaka  u.  Dr.O.KSpka,  Obar 

dl«  He>tlniniiin|c  rou  Sal|>eler  In  neinclk 
lif.  Dr.  K    llallar,  Wtuihe  ttbar  ili«  aot- 
>       wiekinlictbcniinuiden    uni  keliiitSlandan 
I       ülceinchirt-n  der  fielen  aeliwaflUan  BKara, 
dar  »etiwcrii{u<"en  Stii»  and  aliurar  kon- 
pliIFt  Vcibiiidiinirrn  der  »rUmtfli^m  SEot« 
11.  n.'.  E   l' n  IC  e  r  ui  a  II  n .  ^^>er  die  t-V«iicti«n 

dar  dmUi leiten  PikeaaokukkaDiiaimuiltiU. 
It.  Or.'  H.  Oltron.  BaliBiailiaatta  a«  den 
Sa-  an«  fidMM  tm  ▼«inaiwabakla« 
mit  HFlfe  dar  Mllieiwil 
iia.  Dr.  J.  Meyec.  SarKMlili«!««' 
aioutlad«. 

Id.  fnt  Dr.  Zwiek  a.  Dr.'Zallar,  Oail«r> 
•adkOBgin  Ok«r  dl*  MCMianaU  raaadawat 


I  ■ 
IT. 


IS. 
I«. 

1.. 


Dr.  E.  ItalUr  a.  Tl.:  W.  Rtnipan,  Var- 

■  ni  Iii  I)!)' r  A^•(•iIi^tlf  vöii  Tyi  SnuhaiiUaa  lat 
(Vl-ai.  I.  Ariiveiidunir  mn  llehi^en- 

■  iih-'lUiiiI  iiii.|'r>i<liik.len  drr  MeltiM'o.';''. 

«Mai  ° Siim^'l^^l'^*  Wlrkfum  d«« 


Dr.  U.  Oatdt  flkar 

Flrbalw  de«  TobakelhaHIIaa, 
darar  BerficktichtSroox  llirar 
dla4nio>.ti(*rhen  f<(  drutuntr. 
Or.  Bar  T I  .'i .    ■  n  .  Ober  du  fiäniolftle^e 
Verballan  roa  Ctaolara-  und  El  Tni  'llliaaiaii 
Or.  A.  MllUr.  OMt  «to  anMM«Ma 
.(•MMfeataar  Tmtrtif  aar  SaMkoar  tak- 
•arlall  Tancbmaliter  Wilnwr. 
PraC  Dr.  UbUnti n ( li,   Ür.   Kandel  a. 
Dr.'  K>  Btaffanhataa.  Kj^arioaBiaUa 


1  ThM 


8iebenanddreiBIrst«r  Band.  —  Mit  Abbildungen  im  Texte.  —  Preis  H 

Bericht  Ober  iJip  unter  finAnzif^llcr  Beihilfe  <1es  Deutschen  Reiches  während  der  Jahre 
1905—1900  in  r.utüvia  und  Bre.Hliui  ausKufOhrton  Arlmiti-n  r.ur  KrforscbunR  dor  Syphilid. 
KrsiAitet  von  Ur.  A.  Neiaser,  o.  Profei^sor  an  der  Uuiveraitat  Bresliio,  Geh.  MedisinalrAt. 


Aehtnnddr»>initr*itt'r  Band.  — 

1.  OHMbten  d«a  KaLcha-UaauaUhettaraU,  bau, 
dtoTi 


Heft  1.    -  Mit  1  Tafel  und  Abbildiinj»en  im  Texte.  —  Prid-»  M  «,40. 

:       Rat    PtA.    Dr.   Baekait*.    Mitbarlcbt-  aar  Fn«a. 
'      aiaiaHari  Oak.  BMb-lta.  .„ 

Uta.  XU  iTkM, 


Mr<  <Mb  te-ltal  Pnrf.  Ur.  Orth, 
a.  JUgAUt  n«rDr.»BiUa.  10t 
Olk  C.  Tita«  »  Bto  wa4eaAaae 


MreMUgntef  Ani.  -  Heft  8.  -  Vnto  E  dr-* 


Dr.  Biaaekar,  Obar  «tadt«  naaara  Daa- 

laraktSonamhlat  (fUmiM,  MotMeld  KT 

and  Hnalnol). 

Dr.  Rd.  Palaaaka,  Ballil«a  «am  Nach- 
wela  der  BenzociüQra  lo  Kabmair*-  und 

GsnlilifHitlelll. 

De.  Poppa  und  Dr.  Polanak«,  P.reeiml 
'    ~  ~  «aaBfMtlam  baOlüaaM 

t  aa«  ebawladtan  Naek' 
«ad  Aiaaa  la  OSata* 


d.  lliiiS.0IUaB»1*l«r.  Wirkaac  «M  AaM. 
fcrariu  aaf  Baklarlan,  Toxin«  ««raebtedaa« 

Hatkonfl,  lola  Rtalkaiperdken  und  Semai. 
ElwelB 

&.  l'brr  dia  Wlrkiinx  ron  Itealiifekllonamiltaln 
In  K«niUt«o  A^ottitiaKen  und  die  Dauer  dar 
■.cbanarihlrkelt  ton  Typhuahaidlen  In  Ab- 
ortirruban.  Klolaitnny.  —  |.  Abbaadlaaf 
von  Or.  Naumaan  and  Or.  Kadabarb. 

—  U.  Abkaadlawb  Vau  Or.  ejraaeakk 

—  ilLAUaMlM  r«iOi.riaalMfk 


Or.  K.  SdliarB  ■.  Dib  ■.  Dold,  BriMn 
«BT  Praca  dar  ■idwmdtatona  dar  TabwkÜ- 
baiMlen  neliil  tIatcTaDebn«|(«n  Bbar  akara- 
feale  S(Ut<eb<  a  im  Waaaer. 
Prof  Dr.  Naufeld  a.  Dr.  Haendal, 
Ober  den  Zu-amreeDhanic  veo  Uailwtrt  aMI 
AniUoxInireluilt  da«  DIphibarleMrama. 
Dr.  Lladonaaaa,  Bcliraf  «or  Ka 
der  PDaBMkakkMMaktian. 
Oi.Fr.A«*rba«b  a.  Ofcil.riak.OlaJ 
'  lUfMOfciMi— iwM 


A^tmddreifilvster  Baad.  —  Heft  8.  —  Preis  6,—, 


Vtxit.  Or.  Naarald  u.  Dr.  Dold.  Beiiiäg« 
■or  Kaaatnl«  dar  Tabarkutoaa-ObaiampSnd- 


Dr.  O.  KSpke,  Cber  da«  Voikonmeo  «aa 
Ar«an  In  Spvi««(elatlna. 
I>r.  A.  MBIIar.  Di«  Alth(i>||l«k«it  du  Var- 
iBafM  itar  Sanr.i<i«fr<ebrOT|C  In  aallltllclMa 
Wbaain  um)  k'i-i.ü  .-haalMBwUaii^aaaaat 

Baktartenwaviulaat. 

tttU  Dt.  Swiak  a.       Walakal,  Zar 


Kraife  d«.  Vrirkiiir.m.-n»  Ti.n  Hakterlan 
Flakacba  nonm  .     s  Macblliai«  nnd 
Twlialkdar  b»i,t.Ti 

M  IhtKblacbtungeu. 

toa»*  aal** mil i ükTkiw  lüf' 
aomea. 

Dr.  C.  TItaa.  I«t  da«  dui.  h  Cndlun^-en  an« 
CblerkaUnmbbrikaa  Tarniualnl(rt«  Wa«««r 

tf 


Dr.  W.  Biayaa«  nnVlrr  r.^oiriaebe  B«faada 
bei  UManaabaafaa  daraikranker  Undar. 
9t  Or.  Kaka,  Dr.  Oild«m«l*i«r  a.  Dr. 
Woltb«,  VaekM«  an  dar  Arbatt  .Cbar 

bakletlataglaGba 
Hahr,  iaabaaondara  I 

Pata.alotlnation." 
t,  Dr.  IM.  rnlenilLC^    I  Ute  daa  Nacfawal* 
Ton  KokcaaaltfaU  la  Battar 


ReuuidnUHvitflr  Ba^.  -  Pnla  Mlf^a 


Rrgebalaaa  dar  amtllcban  Wein- 
atalUtia.    Barlehtajahrm»/ t»l«. 

Biahiamr.  V<m  Dr.  Adatf  Otatbar.  — 

B^rietite  der  Ijttteraurbiin^'ianstaüen,  wetcb« 

mit    -Ifir   Auinihniri;:    der  w«lnn(«ti»tlfletien 

UntoriaebaiHcaa  baMaal  «lad.  QaaaiaiBalt  In 
"  I  — TMIU. 


•tatlitnirtie  ünleriiuchunwon.  Utriihle  der 
baMII«laa  Cnterwichaniruti'l'.en,  reaanmell 
ha  KilMtl.  Oe«andb«ltaamie. 
Prof  Or.  Omela,  Vaeaucbe  and  tToter- 
•Kl  hungwi  itir  Krf»r»f  Initir  drs  Siurerflek- 
panirr.  ini  \\'e(n&  M  Iteiinti;;  i'.«t  [,Kad* 
wMaetafU.  Kreiavaiaaeliaaiatian  la  WBn- 
baiiw 


I'rof.  Dr.  Halanka  o.  )tj<,  Krng. 
Vatglalcbanda  Vanoch«  Ober  daa  Sliar*- 
lOekcaa«  la  aatateekartao  und  i 
Walaa«  daa  Jahiaani«  I1)0>  »n«  da«  < 
banL-eb:et  der  Pfkl«.  —  II.  M'tleflna«  d«r 
Lan  I«  iiUcliafUIcban  Krel>rer»uc)>MlatiaD 
uad  UffaoUkbaa  DataiaachuapaaaiaU  ftr 


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