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Heft 18.
IV. Jahrgang.
Zeitschrift
Ende September 1905
Mitteleuropäischen Motorwagen -Vereins
M 1 Hf ru i .: P l • r ', r - V i »Iff II-Vlf Ii»,
fftirrttn durch tlcn
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Organ für die gesamten Interessen des Motorwagen- und Motorbuotwesens.
Alleinige Annahme von Anzeigen h«i den Annniiccitexpedilionen von August Scherl, (1. m. b. H. und Daube & Co.,
Zimmerst««« 37/41, sowie in deren Filialen: Breslau, Schweidnitzerslrasse Ecke Carlsstrasse I; Cassel, Olxre Kö
O. m. b. H„ Berlin 5W 12,
plrasse 27; Dresden, See-
strasse 1 ; Elberfeld, Herzogslrasse 38; Frankfurt I. M., Kaiscrstrassc 10; Hamburg, Alter Wall 7fr. Hannover, Oeorgslrassc :>>>: K6ln a. Rh.,
Hohestrassc 148/150; Leipzig, Pctersstrassc IQ'-; Magdeburg, llrcifeu-eg 181: München, Kaufingerslras.se 25 (Domfreiheil); Hamberg, Ka.MTstrasse.
Ecke Fleischhrückc ; Stuttgart, Königslrassc II Wien I., Graben 2S.
Inhalts- Ve rzelchnls.
Milte
lu Ji({i.eilSme.-. L .or
Preiunucbreiben nr Erlangung «ine« Gi
fTir Kraftwagen
Winke beim Ankauf eines inudeincn .\uli.mobil-Toureii«rageos
Die ErschRtterungen bei Automohilraoloren
Drahtspeichcnrldcr für Motorwagen
Versuchsfahrten mit der Malnrdraisjiie Ton Harth auf den tiave-
riichen SlaalMkcnbabnen
423
424
42M
4:i<,
«31
Zwei nvucio Typen dei X. A. G 438
Winke für den Absatl von Motorfahrzeugen und -Booten in ver-
schiedenen Ländern 439
Kreigeiuroeben 44<)
Vrreinmachri. hten 441
Kin'.alung imn Vortrag im 16. Oktober 441
Mitteilungen aus dci Indusliic 441
zur Erlangung
Das im Januar d. J. in Heft 2 der Zeitschrift ven.lTent-
lichte Preisausschreiben bat insofern eine Abänderung erfahren,
als der daselbst vorgesehene Teimin für die Einsendung der
Prüfungsgcgenständc vom 1. Oktober 19ÜÖ endgültig auf den
31. März 1906
hinausgeschoben worden ist
Im übrigen bleibt das Preisausschreiben, welches auch
weiterhin bei der Geschäftsstelle des Vereins, Berlin W , l.ink-
strasse 24, an Interessenten unentgeltlich aligegeben wird, un-
verändert.
l>ie Mitteilung hiervon ist bereits allen Interessenten, deren
Adresse bei der Geschäftsstelle bekannt ist und allen denjenigen
Zeitungen des In- und Auslandes, welchen seinerzeit Mitteilung
\on dem Preisausschreiben gemacht wurden war, direkt zu-
gegangen.
Preisausschreiben
Geschwindigkeitsmessers für Kraftwagen.
Zu vorstehender Bekanntgabe wird bemerkt, dass die Be-
dingungen des Preisausschreibens von dem die Aufgabe des
Preisgerichts bildenden rein idealen Gesichtspunkte ausgingen,
einen erreichbar am besten geeigneten Automobil-Geschwindig-
keitsmesser zu ermitteln und Anregung zur Erfindung und Aus-
führung derartiger Vorrichtungen zu verbreiten. Xur ein solches
Ergebnis hätte für den Automohilintercsscntcn Weit und für die
Behörden war es natürlich der ausschlaggebende Beweggrund,
sich an der Eiirdcrung und I lurchführung dieser Veranstaltung
zu beteiligen. Iis sind deswegen in den Bedingungen den Kon-
strukteuren möglichst wenig Beschränkungen auferlegt; es sind
nur die Mmdcstanfordcrungcn.die an einen solchen Apparat ge-
stellt werden, festgelegt, und im übrigen ist den Erfindern freie
Hand gelassen Uzüglich der Mittel, die gestellte Aulgabe zu li>sen.
I>ie in den Bedingungen gebotene Zeit von Ende Januar
bis. 1. Oktober d. J. erschien an sich genügend, aber es erwies
sich dieselbe aus dem Grunde als zu kurz hemeüseu, dass weit
über jedes Erwarten hinaus sich fortgesetzt bis in die letzte
Zeit Bewerber in fast allen Ländern und Weltteilen meldeten,
die erst allmählich und verspätet Kenntnis von dem IVeisaus-
schreiben erhielten. Es liefen fortgesetzt Zuschriften in grosser
Zahl ein, welche auf das dringendste um Gewährung einer
Nachfrist baten, da die noch zur V erfügung stehende Zeit nicht
ausreiche für die Herstellung und 1 lurchprufimg eines ln-tricbs-
fertigen Modells. Es befanden sich darunter Bewerbungen, die
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1905. Heft 18
durchaus ticlgrcifendc Beachtung erheischten, wenn dci hier
eingangs nochmals besonders betonte Zweck der Veranstaltung
gesichert werden sollte.
F.ioe länzelgewährung von Nachfristen konnte selhstrolend
nicht in Frage kumuicn, es war nur eine allgemeine Ablehnung
oder allgemeine Fristverlängerung möglich. Je nutter der Termin
heranrückte, um so mehr häuften sich die Gesuche selbst von
Bewerbern, die schon fest gemeldet und die Zulassurigsgebühr
bezahlt hatten. Im Kreise der als Preisrichter bestimmten Ver-
treter der Ministerien, Behörden und Vereine entzog man sich
nicht der Erkenntnis, dass mit einer Hinausschiebung de*
Termins, zumal bei der schon so weit vorgerückten Zeit,
mancherlei Unzuträglichkeilcn dir einzelne Hewerbcr verknüpft
sein würden. Es dürften dies im allgemeinen weniger Be-
werber sein, welche erst durch das Pteisausschreilven angeregt
wurden, als solche, die sich schon seit längerer Zeit mit der
Herstellung solcher Geschwindigkeitsmesser liefasst haben ufid
sich daher mit mehr oder weniger bereit» bekannten Konsiruk-
tioaen beteiligt haben würden. Schliesslich entschieden sich
die für die Durchführung der Veranstaltung verantwortlichen
' 'rgane in Berücksichtigung dos vorherrschenden Wertes der
Sache für eine Hinausschiebung des Einlieferterinins. Hierfür
wäre an sich und nach dem Umfange der vorgetragenen
Wünsche wohl eine Verlängerung der Frist bis zum Ende des
Jahres ausreichend gewesen. Es hatte aber dann mit den
Prüfungen mitten in der schlechten Jahreszeit begonnen werden
müssen, und bei der verhältnismässig grossen Zahl der Apparate
hätten sich die Prüfungen weit in den Sommer hineingezogen,
so dass nicht alle Apparate in dieser Beziehung unter einiger-
nijssen gleichen Wiftcrungs- und Tempcratiirverhältnissen hätten
geprüft werden können. Deswegen cr.-chien es zweckmässiger,
den Termin gleich und endgültig bis zum ;tl. März PKK. hinaus-
zuschieben.
Der hier zuletzt gedachte Umstand dürfte nach Massgabe
der sofort nach Bekanntgabe der Terminsveränderung bekundeten
Zusiimmun» von solchen Bewerbern, welche ihre definitiven
Anmeldungen und zum Teil schon ihre Apparate eingereicht
hatten, auch denjenigen Interessenten die llinausschichung sym-
pathischer erscheinen lassen, welche sich im übrigen durch die-
selbe in ihren Dispositionen beeinträchtigt finden.
Winl<e beim Ankauf eines modernen Automobil-Tourenwagens.
Vuilrag de» Herrn Direktor Krnit Valentin in >fcr Aulomot>illrchniscben Gesellschaft am 22. Scptembei l'*05.
Solche Winke, wie <ler Herr Vottragende gehen wollte,
setzen bei den» Hörer die Kenntnis der allgemeiner geteilten
bezüglichen Anschauungen voraus und bringen im wesentlichen
immer nur die Anschauungen des Katgebers zum Ausdruck.
Gleichviel, ob man sich diese Anschauungen in allen einzelnen
Punkten zu eigen macht oder nur hie und da den einen oder
anderen Wink zur Beherzigung vermerkt, man fühlt sich dein
Katgebcr zu Dank verpachtet, und das besonders dann, wenn
der Kai auf eigenen praktischen Erfahrungen beruht, an deren
Nutzbarmachung teilzunehmen der Vortragende durch seine Mit-
teilungen gestattet.
Herrn Valentin stehen Itckanntiich eigene Erfahrungen in
reichem Matse zur Verfügung. Er ist einer der Katgeber, die
selbst Wagen gebaut und getahren haben, Seine Ausführungen
gipfelten nicht in einem grosszügigen Vortrage, sondern wurden
mehr in Form einer gutlaunigen, schlichten und das einzelne
betrachtenden Plauderei geboten,
Die sich anschliessende Besprechung blieb nur in ganz
losem, fast verschwindendem Zusammenhang mit den von Herrn
Valentin bebandelten Punkten.
Ileir Schwenke machte zunächst wertvolle und inter-
essante Mitteilungen über den von ihm konstruierten Vierrädet-
antrieb. Er ist zurzeit mit der Ausführung eines Auftrages zur
Herstellung eines solchen Wagens beschäftigt.
Herr Wcnkcl machte auf Anregung Mitteilung über die
auf der Ausstellung vertretenen Wenkclmohilr und über das
Reibradgetriebe im allgemeinen
Herr Vorreitet besprach Elektromobilen neuerer Kon-
struktion.
Herr Conrad und andere berührten im Hinblick auf die
Ausstellung den gegenwärtigen Stand und die Bestrebungen der
Motorrädertechnik und bi ssen Anregungen zu Aeusscrungcrt über
Zweitaktmotoren einfließen, die von anderen Seilen mchrl.n ii
aufgenommen wurden
Den Valentin'sehen Vortrag geben wir hier nach dem uns
vom V ortragenden liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellten
Konzept vollständig:
Vortrag.
,lm engen Kreis verengert sich der Sinn, es wachst der
Mensch mit seinen höheitn Zwecken!"
So rief schon vor mehr denn HtO Jahren Deutschlands
grössfer Dichter aus, während wir heute mit einem gewissen
Lächeln auf die Fortschritte jener Zeit zurückblicken. Früher
war die in einem T.igesausllug crrcichb.ne Umgegend einer
Stadt in einem Radius von 10 km eingeschlossen, da ja
ausser Schusters Kappen, 'lern atigeborenen Verkehrsmittel,
nur noch Wagen und Pferd zur Verfügung stand. Die Eisen-
bahn konnte fnt den Nahverkehr eigentlich insofern wenig
ändern, als meistens in anderen als den allergrösstcn Städten
kaum mehr als ein Eisenbahnstrang, also nach zwei bestimm-
ten Richtungen hin, den Bürgern zur Verfügung steht. Der
erste riesenhafte Fortschritt wurde hierin durch die Erfindung
des Fahrrades gemacht, wodurch mit einem Schlage die Ent-
fernungen für die Tagestouren bis auf mindestens 2ä km er-
weitert wurden. Die Poesie der Eand-trasse erwachte von
neuein; die Chausseen, die seil Erfindung der Eisenbahn ziem-
lich vereinsamt waren, belebten sich wieder. Der Sport,
der Tourismus erwachte in voller Blüte und brachte dies neue
Verkehrsmittel zu einer ungeahnten Beliebtheit.
Doch da, nachdem gewissermassen der Radfahrer wie
ein Erforscher eines fremden Erdteiles die Schonheilen seines
eigenen lindes ausgekundschaftet hatte, fing es an, ihn zu er-
müden, immer allein. Wind und Wetter ausgesetzt, die Reize
der Natur zu gemessen: ei war auch älter geworden, halte sich
verheiratet, und seine bessere llältte verlangte auch ihr Recht,
und wollte ihn am Sonn- und Feiertag nicht mehr allein fort-
las-eii.
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lieft 18. mV
Zeitschrift des Mitteleuropäische» Motorwagen Vereins.
425
l ).i erfolgte die Lrfindung des Automobils, jenes Fahrzeuges,
auf das jeder wirkliche Tourist gewartet hatte, das es ihm er-
möglichte, ohne Bequemlichkeiten, die er auf dem Fahrrade
stets vermissen musslc aufzugeben, die weitesten Touren zu-
sammen mit seiner Familie zu machen, unabhängig von Wind
und Wetter, unabhängig vi tili Fahrplan, unabhängig vom
Schienenweg der Fascnbahn. her Tourismus ist in ein neues
Stadium getreten, der Kreis der l 'nigegend jeder Stadt hat sich
so erweitert, dass ein Kreis in den anderen übcrgreill; die
Schranken sind gefallen, ganz Deutschland, ganz lüiropa, die
ganze Welt, soweit überhaupt nur gepflastetle Strassen vothanden
sind, gehören dem Autler, er ist erhaben über Raum um! Zeit.
Das Automobil wird unserem Jahrhundert den Stempel auf-
prägen. Während das vorige Jahrhundert unter der Herrschaft
der Kiscnhahn, der Schiene stand, sind wir in die F.manzipalio»
von der Schiene eingetreten, und ohne ein Prophet zu sein,
kann nun schon jetzt vorhersagen, dass bisher erst der Aufing
des Autlerwesens gelegt ist, und dass dieses neue Vcikchrs-
miltel in ähnli her Wei-e wie s. Z. die F'leklrizität in der;
nächsten Jahren sich in ungeahnter \Vci<e entwickeln wird.
Während nun die Pioniere der neuen Sache natürlicher-
weise die Ingenieure waren, gilt dieser Zustand jetzt als über-
wunden; das Automobil ist Allgemeingut geworden.
Ich glaube daher, dass es nicht uninteressant sein diirlte,
in kurzen l'mrisscn diejenigen Gesichtspunkte zu erörtern,
welche der Käufer eines modeinen Toarcnwagens besonder» zu
beachten hat Ich will absichtlich nur diejenigen Wagen mich
heute aben I interessieren lassen, welche als richtige Touren-
wagen aufzufassen sind, Wagen, mit denen man l«i möglichst
grossem Komfort eine Durehschnittsgefchwindiglo il in der
Stunde von ca. :tS km oder von etwa '.'"Ü km pro 1 ig er-
reichen kann. Wenn diese Kilometerangabe auf den ersten
Augenblick vielleicht etwas niedrig erscheint, so wird mir doch
jeder wirkliche Automobilist, der grössere Touren bereits gc-
macht hat, recht geben, wenn ich behaupte, dass es nur mit
einem vorzüglichen Wagen möglich ist, dauernd eine effektive
Durchschnittsgeschwindigkeit in dieser Höhe zu erreichen.
I'm zunächst von den Karosserien zu .spreche», so sind
wir gezwungen, der Maschine unseren Tribut zu zahlen,
und der Tourist ka»n die Wünsche, die er gern erfüllt sehen
möchte, nicht erreichen, sondern muss auf vieles zugunsten der
Maschine verzichten. Immerhin haben wir, wie die letzten
Ausstellungen gezeigt haben, hierin enorme Fortschritte ge-
macht. Die früher üblichen, dem alten Wagenhau entnommenen
Vis-A vis- und Dos-,'i-dos-Formen sind vollständig verschwunden,
um ganz neuen und dem neuen Verkehrsmittel eigentümlichen
Formen Platz zu machen. Für Reisende, die fa.st immer allein
oder höchstens mit einem Chautfeur zu fahren genötigt sind,
möchte ich raten, eine zweisitzige Karosserie mit getrennte»
Sitzen und einem möglichst langen freien Raum hinter de»
Sitzen zu nehmen. Wenn die getrennten Sitze auch einige
Schwierigkeiten beim Einsteigen gewähren, so ist doch das
Fahren auf die Dauer nicht so ermüdend, und ausserdem kommt
der Hegleiter nicht so leicht in das Gehege des Fahrers, und
Sie werden mir wohl alle recht geben, dass es nichts I "nan-
genebmeres gibt, als wenn man beim Lenke» des Fahrzeuges,
bei jeder Unebenheit des Hodens durch das Schaukeln des
Wagens von seinem N'achbar eine» Sloss bekommt. Als un-
bedingt erforderlich erweist sich ein Verdeck, «las entweder aus
Leder oder besser aus Segelluch umklappi.ai eiliger lebtet
sein muss. Iis ist wünschenswert, hinten sowohl wie auch vorn
eine Scheibe aus Glimmer anzubringen; vorn, damit dein Führer
nicht der Regen gegen die Brillengläser schlagen,
damit man die Strasse in beiden Richtungen überblicke»
Praktisch ist übrigens, sich den hinteren Teil des Wagens, der
für die Aufnahme der Kolter dient, von vornherein so einrichten
zu lassen, dass die Kotier genau passen, damit das lästige An-
u»d Abschnüren fortfallt.
Schwieriger nun sind die Bedingungen für grössere Wagen
zu erfüllen. Da -lie Besitzer derselben meistens bedeutend
höhere Ansprüche stellen und auch einen Wagen haben wollen,
der nicht nur für die I.andstrassc, sondern zu gleicher Zeit für
den Stadtverkehr möglichst praktisch und brauchbar ist, wird
zunächst, wie jetzt allgemein üblich, ein Doppcl-Phaclon mit
seitlichem Kinstieg gewählt. Ks empfiehlt sich, namentlich im
Sommer, ebenfalls ein Verdeck anbringen zu lassen, das im
zusammengeklappte» Zustand über den hinteren Silz heraus-
sieht. Das Verdeck hat dann einen doppelten Wert, einmal
bei Regen den Wagen /u schlicssc», dann bei staubiger Chaussee
den von den Hinterrädern aufgewirbelten Stach niederzuhalten.
Auch hier wieder empfehle ich die vorderen Sitre gelrennt,
dagegen hinten eine möglichst geräumige ltank, damit ev. drei
Personen sitzen können. Linen Fehler hat man ja bisher über-
haupt noch nicht Inseitigen können, der allen diesen Karosserien
anhaftet, nämlich, dass der t haulfeur eigentlich den besten und
geräumigsten Platz des ganzen Wagens innehat. Hier sollte
man sehen, Verbesserung zu schallen, da es ja doch auch
äusserst störend ist, dass der Chauffeur durch seine» bevor-
zugten Sitz in der I.age ist. jedes tiesprach mit anzuhören.
Schwieriger gestaltet sich die Wahl der Karosserie, wenn
dieselbe im Winter oder Stadlgebrauch ganz geschlossen sein
Soll, und keine der Iiisher gefundenen Formen kann als eine
gute Lösung betrachtet werden. Man nimmt nämlich entweder
die sogenannte Limousine-Form, bei der die Hinterwand und
das Dach stets vollständig fest bleibt, während an den Seiten
und vorn herutiterlassbare Scheiben aogehtacht sind. Diese
Form hat den Vorteil, dass sie einen schnellen und guten Schul/
bietet, aber immerhin namentlich dadurch, dass die Aussicht
nach hinten und nach den Seiten sehr beengt ist, lange nicht
den Gcnuss der Fahrt im offenen Wagen bietet Die andere
Form ist die des sogenannten l.andaulcts, bei welcher die
Vorder wand des Wagens feststehen bleibt und die Hinterwand
sich herunterklappen lässt. Obwohl diese Form in der Aus-
führung billiger ist, wie die der Limousine, erscheint sie mir
insofern für die Landstrasse als durchaus unbrauchbar, als der
Staub durch das Vakuum, welches sich hinler der Vorderwand
bildet, mit einer solcher. Vehemenz eingesogen wird, dass be-
reits nach wenigen Kilometern das Innere des Wagens ftngcr-
hoch davon bedeckt ist. Heide Systeme haben also ganz enorme
Nachteile, und die Wagenbauer sollten unermüdlich darauf hin-
streben, etwas anderes, wirklich Brauchbares zu finden, damit
man auf der Landstrasse staubfrei und bei schönem Wetter
ollen ohne jegliche Beengung, bei Rege» oder in der Stadl
vollständig geschlossen fahren kann, aber so, dass diese Umände-
rung in wenigen Minuten und von nur einer Person bewerk-
stelligt werden kann.
Für die Lackierung. die ia im übrigen vollkommen
Geschmacksache ist, dürtte sich das sogenannte Automobil-
rot als das Praktischste erwiesen haben, da zu grelle Farben zu
len ii-, schmutzen ;m>\ zu dimkie Farbe-, m leicht unansehnlich
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42*
Zeilschrift des Mitteleuropäischen Motor wagen Vereins.
1905. Heft 18
werden. Ih'e Polsterung soll, wenn möglich, ganz glatt und
nicht puffig sein, da sich in de» l allen und Vertiefungen der
Knopfe Wasser und Staub ansammelt und die Polster bald ver-
derben. Die Kissen empfehle irh als Federkissen mit einem
Rahmen und nicht als lose Rosshaarkisscn herzustellen, da die
letzteren in bald ihre Fasson verlieren. Als Stoff für die
Polster verwende man womöglich auch anlonvibilMt und nur
allerfcinstes Leder, die künstliehen Leder laben d. «ch bisher,
soweit mir bekannt ist, die Haltbarkeit des Nalurleders nicht
erreicht. Wünschenswert ist es, dass in den Polstern einige
Taschen und Klappen an(jcliracltl sind, damit man Karten usw.
leicht unterbringen kann.
Bezüglich der Chassis möchte ich z-.mäVhst besonders bei
den billigen Wagen raten, aufzupassen, da die Industrie, wie ja
sehi in in unserem Verein im vorigen Jahre zur Genüge klar-
gelegt worden ist. das Problem des billigen Wagens bisher
noch nicht Reibst hat Ks gibt gewisse Teile am Wagen, wie
Achsen. Steuerung, liremsen usw.. bei denen sich einfach nichts
sparen lässl. Ob ein billiger oder teurer Wagen, ist gleich-
gültig, man verlangt und muss verlangen, wenn anders man
sein Leben lieb hat, dass diese Teile aus dem Kesten her-
gestellt werden, was es überhaupt gibt, und in der Ausführung
derartig exakt sind, dass ein Versagen auf .Irr Strecke nicht
vorkommen kann. Man wird daher das Problem des billigen
Wagens immer mehr durch Massenfabrikation, also Verbilligung
in der Herstellung, als durch Fortlassen unnötig erscheinender
Teile und Verschlechterung des verwandten Material« zu losen
suchen, Gcpresstc Stahl-Chassis sind wohl jetzt so allgemein
eingeführt, dass mit wenigen Ausnahmen andere nur seilen auf
dem Markt erscheinen.
Ich möchte übrigens noch kurz auf das Ri .hr-Cli.issis
eingeben, welches ausser dem gepressten Stahl noch ah und
IU zur Anwendung kommt. I >as Rohr-Chassis hat aber einige
ohne weiteres einleuchtende Nachteile, indem z. H. sowohl
alle Verbindungen wie auch die etwa gewünschten Verstärkungen
an ein/einen Stellen nur durch I-Ötung möglich sind 1 'as
Löten ist eine Kunst, die in sachgemäße. Weise nur von den
allerersten Fabriken und Spezialisten ausgeführt werden kann;
al>cr selbst dann sinj Brüche an den Lötstellen nicht unmöglich,
hin weilerer Nachteil ist, dass wenn man spater etwas Beson-
deres an dem Chassis anbringen will, sei es ein F.xtratritt oder
die Befestigung für irgend einen Katden, Laternen oder dcrgl.,
man stets gezwungen ist. ein kompliziertes, scheltcnartiges Stück
herzustellen, weil das nachträgliche Anbohren des Rohres äusserst
gefahrlich und keineswegs ratsam ist. Lin weiterer Nachteil
des Kohr-Chassis ist der, dass die Karosserie gewissernwssen
nur in einer schwachen Linie auf dem Rahmen aufliegt, wahrend
l>ci dem gepressten Chassis sich eine beliebig breite Fläche als
Auflage bietet
l>ie Rader, die am besten aus amerikanischem Hickury-
h.-lz hergestellt werden, das aber vollständig trocken sein muss,
laufen auf Kugeln oder sogenannten P.itcntlmchscn. Ks hisst
sich wuhl heute nicht mehr leugnen, dass die Anwendung der
Kugellager immer mehr in Aufnahme kommt, und wir scheinen
dem Zeitpunkt nicht :r,ehr lern ;ru sein, wo man von einem
gaten Wagen verlangt, dass sämtliche lagei auf Kugeln lauten.
I >ic Bedenken, die bisher vorgelegen haben, dass man /. B.
gerade bei den Vorderrädern furchtet, es könne beim Biuch
einer Kugel ein C -gluck passieren, .sind wohl hauptsächlich
ins-. lern ::wU mehi stichhaltig, als d;c Kugeln jetzt -• mi/ - glich
| von den Spezialf.ibrikco geliefert werden, dass Brüche zu den
grösslen Sellenbeiten gehören.
Für die Federn empfehlen sich folgende Dimensionen,
die man nach den neuesten Erfahrungen wühl ohne weiteres
als erprobt und gut betrachten kann:
Vordcrfedern 0.H 1 m lang, 4Ü— 'M mm breit,
I Unterledern 0,')— 1.2.". m lang, 40— "ö mm breit.
Man hat namentlich in letzter Zeit wieder Versuche ge-
macht, die glatten Hintctlcdern entweder durch Doppelelliptik
oder durch Anbringung einer fünften Oueffeder zu verbessern.
Ich glaube aber nicht, dass sich dies auf die 1 >auer halten wird,
da die Abfederung bei vorzüglich ausgewähltem Material, richtiger
Fänge und Montage durch die geraden Federn als vollständig
genügend angesehen werden kann, so dass durch die anderen
Able.Iernngsarteii zunächsteineVerteuerung eintritt, aber auch dann
andere Schwierigkeiten hinzutreten. Bei Anwendung von Doppcl-
elliptikfedera ruht das Chassis hinten nur auf einem Punkt an
jeder Fe«ler, wodurch unangenehme Spannungen im Rahmen
entstehen. Bei der Ouerfeder ist derselbe Nachteil, und als
fernerer Nachteil der Verlust an dem freien Raum unterhalb
des Chassis, den man zum Anbringen des Bcnzinkastens oder
Werkzeugkastens usw. vorzüglich gebrauchen kann.
Besonders soll der Tourist bei Auswahl seines Wagens
; a d die Bremsen achten, da von denselben, namentlich in ge-
birgigen Gegenden, das Leben des Fahrers und der Insassen
abhängt. 1 iie Bremsen sind übrigens nicht dazu da, um den
Wageu dauernd aufzuhalten, oder ein selbsttätiges Herunter-
rutschen beim Süllstehen zu verhüten, sondern die Bremse darf
gewissermassen nur momentan angewandt werden, und ist daher
| imstande, je nach dem F.imcssen des Fahrers entweder sanft
i oder auch mit einem Ruck den Wagen zum Stillstand zu
1 bringen. Die noch so vielfach unter den Laien herrschende
Ansicht, dass man hei langen Talfahrten mit permanent an-
gezogener Bremse fahren soll, ist vollständig irrig und fühtt nur
1 zu Komplikationen, wie Wasserkühlung der Bremsen etc., die
sich als vollständig übetllüssig erwiesen haben. Beim Anhalten
hergab empfiehlt es sich, einen Gang einzuschalten, und beim
Anhalten bergauf die Bergstütze herunterzulassen. In den Bcrg-
stützen wird entschieden noch sehr viel gesündigt; dieselben
werden in vielen Fällen an der unrichtigen Stelle angebracht
und durchaus falsch dimensioniert. L)ie richtige Bergstütze
rauss imstande sein, den Wagen, selbst mit schwerer Karosserie
und voll beladen, auf den grössten Steigungen sicher zu halten,
ohne den Rahmen in .schädlicher Weise auf Verbiegung zu be-
anspruchen. In der Kegel sind die beiden Bremsen derartig
angebracht, dass die eine gleich hinter dem Getriebe, also vor
| dem Differential, die andere dagegen auf die beiden Hinterräder
| wirkt. Man findet vielfach, ta, ich möchte sagen, last immer
die Ausführung, dass die Fussbremse, die auf das I »itferential
wirkt, zu gleicher Zeit auskuppelt, eine Komplikation, die ich
für unnötig halte, und durch welche man mehr oder weniger
toten Gang in dem Bremspedal erhalt. Vorzuziehen ist die
früher am Panhard- und anderen Wagen gebrauchliche Aus-
führung, die Handhierrise mit der Kupplung zu verbinden, weil
im Falle der Not und beim Ziehen der Handbiernse es aller-
dings vorki cnmen kann, dass man die Kupplung auszutreten ver-
gessen würde. Es muss als selbstverständlich betrachtet werden
und ist bei allen neueren Wagen ausgeführt, dass die Bremsen
aul die Hinterräder derartig konstruiert sind, duss sich die Zug-
kr.ri aul -Ii.- U-.deu Bremsen ausgleicht,
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Heft 16. 1905
427
Die Steuerung wird bei neueren Wagen so durchaus sach-
gemäß ausgeführt, dass man sich hierauf -ganz vorlassen kann.
Wichtig ist allerdings, dass man bei den sogenannten
Schneckenrad-Steuerungen darauf achtet, d.us die Schnecke
nient, wie es vielfach geschiebt, Mos* mit Schraube und Bolzen
an der Spindel befestigt wird, sondern dass zur Entlastung der
Schraube ein Keil oder eine Eiofräsung vorhanden ist Abraten
möchte ich ferner von der Ausführung, die man noch so häufig
angewandt sieht, dass nämlich die Kugelgelenke frei nach unten
durchhauten, so dass beim Lockerwerden der Federn die Gleil-
backen leicht herunterfallen können. Es liegt absolut kein
Grund für diese Ausführung vor, man kaon die Kugeln ebenso-
gut nach den Seiten herausstehen lassen.
Vorzüglich bewährt hat sieh bei der Verbindungsstangc,
welche die beiden Vorderräder verbindet, eine am Decauvtllc-
wagen sichtbare Konstruktion, bei welcher die Holzen in kugel-
förmigen Lagern ruhen und so beim Schwingen der Verbindungs-
stauge nicht mehr einer permanenten Reibung ausgesetzt sind,
sondern mit Leichtigkeit der immerwährenden Auf- uud Ab-
wartsbewegung folgen können.
Als vorzüglich möchte ich bei der Gelegenheit die Be-
strebungen, die in letzter Zeil auftauchen, erwähnen, den Dreh-
punkt der Vorderräder soweit wie möglich in die \iittc des
Rades zu verlegen, um ein leichteres Steuern zu ermöglichen.
Die auf der vorigen Ausstellung gezeigte Konstruktion der
Wagenachsen-Fabrik in Pankow dürfte sich daher wohl bald
einbürgern.
Es liegt mir fern, hier an dieser Stelle in die I >etails der
Motor- und Gctiicbc-Konstruklion eimugehen, da dies |a Dinge
sind, die dem gewöhnlichen Touristen eigentlich ferner liegen,
und die er ja nur bei v» Iständiger Demontage des Wagens
kontrollieren kann Er muss sich wohl hierbei mehr oder
weniger vollständig auf das verlassen, was diejenige Fabrik, für
wrlche er >icn entschlossen hat, für richtig hält.
Grundlegend aber für ihn ist zunächst die Frage, soll er
einen Cardan- oder etneü Kettenwagen nehmen. Während man
in beinahe allen anderen konstruktiven Elementen im Auto-
mobilbau schon zu einer bestimmten Entscheidung gekommen
ist. gehen hierüber noch die Ansichten gaoz ausserordentlich
auseinander. Ohne nun meine individuelle Ansicht Ihnen auf-
oktroyieren zu wollen, muss ich aus eigener Erfahrung sagen,
dass ich einen K.-ftenwagen für grosse Tourenfahrten absolut
vorziehe, und ich mochte auch behaupten, dass der (",irdan-
Anlrich sich mehr und mehr das Gebiet des Stadtwagens auf
vorzüglichem t'llaster oder tanz kleiner leichter Wagen von
weniger wie IL'l'S erobern wird. Ein Bruch in der Card an-
Achse ist eine tödliche l'anne, während beim Rcissen icr
Kette iu den meisten Fällen ein Eisatz der /errUsenen Glieder
in ueciigen Minuten ausführbar ist. Sicher ist auch, dass man
mit einem l 'ardannagen aut unbekannten Chausseen öder in
< legenden, wo sich viele Schlaglöcbet befinden, bedeuten I vor-
sichtiger fahren rr.i.ss wie mit einem Kcllenwagen. denn der
edelste Teil des Wagens, der Antrieb auf die Hinteirader, liegt
ja doch ungct.deit, einzig und allein beschützt durch die Pneu-
matiks direkt auf der Hinterachse. Hat man sich nun zu
einem Cardanwagen entschieden, so soll man wenigstens darauf
achten, dass die llinterbrücke möglichst stabil und die Cardan-
Gelenke möglichst geometrisch genau konstruiert sind. Man
begegnet noch vielfach, selbst bei französischen Wagen aus
den allerersten Fabriken, Cardan -Gelenken, die mit einem
Bolzen, mit Splint und Scheibe zusammengesteckt sind, was
durchaus verwerflich ist; es gehört selbstverständlich ein gut
gesichertes Gewinde, Mutter uod Splint an diese Stelle.
Bezüglich des Getriebes möchle ich auch nur eigentlich
das erwähnen, was dem Touristen von aussen sichtbar ist. und
was ei bei äusserer Betrachtung des Wagens ohne weiteres er-
kennen kann. Zunächst möchte ich eigentlich davor warnen,
die Güte eines Wagens, wie es noch so vielfach geschieht, nach
der Anzahl der vorhandenen Gänge zu beurteilen, Im Gegen-
teil wird mir jeder Fahrer, der einen Wagen mit drei Ge-
schwindigkeiten an einem Hebel und dann einen solchen mit
vier Geschwindigkeiten mit sogenannter Seilcnschaltueg ge-
fahren hat, recht geben, wenn ich sage, die in Frankreich jetzt
so beliebte Art, selbst die grössten Wagen nur mit drei Ge-
schwindigkeiten, die direkt in gerader Linie durchgeschaltet
werden können, zu machen, ist derartig viel einfacher, billiger
und handlicher, dass man, wenn der Motor, w ie es ja bei einem
guten Tourenwagen vorausgesellt werden muss, nur einiger-
massen in weiteren Grenzen regulierbar ist, nicht einsieht,
warum man Ton den komplizierten Wech&elgelrieben-Hebel-
schaltungcn bei vier Geschwindigkeiten nicht abgeht. Tadeln
möchte ich noch an vielen Wagen, und hierin sollten die
Touristen beim Ankaut des Wagens sehr streng sein, dass die
Schall- und Bremshebel in vielen Fällen derartig unhe.|uem an-
gebracht wie auch konstruiert sind, dass man beim eiligen
Schalten häutig Gefahr läuft, sich entweder den Ellenbogen zu
stossen oder sich den Finger zwischen dem Sperrgrifl und dem
Handhebel zu klemmen. Vorzuziehen ist die Anordnung, wie
sie von Adler und anderen Fabriken angewandt wild, das« der
SpcrrgritT sich im Innern des Hebels befindet, so dass ein
Klemmen unmöglich ist.
Die so ausserordentlich viel diskutierten Fragen bezüglich
des Motors, ob ein Zwei- oder Vierzylinder, ob Magnet- oder
Akkumulatorenzündung, ob Kühlung durch Bienenkorb- oder
Schlangenkühlei, durch lermosyphon oder Pumtic, ob Antrieb
des Ventilators durch das Schwungrad oder einen besonderen
Riemen, ob die Saugventile in den Zylindern oder an den
Seiten, kurzum, alle diese rciu konstruktiv technischen Details
sollte der Käufer unbedingt dem Konstruktem überlassen, da
wohl in fast allen Fällen anzunehmen ist, dass die Erfahrungen,
die der Käufer mit dem einen oder anderen System hat,
weniger mit der betreffenden Konstruktion selbst zusammen-
hängen, als vielmehr von sonstigen, hiervon unabhängigen Zu-
fälligkeiten gesammelt wurden. Alle diese Fragen sind wohl
hauptsächlich deshalb bisher endgültig nicht in der einen oder
anderen Weise entschieden worden, weil jedes System seine
Vor- und Nachteile hat, und es wohl auch in den meisten
Fallen reine Geschmackssache des Konstrukteurs ist.
Bestellung eine« Sachverständigen in Deutschland lür
die lapanlsfhea Stnatselienbebnen Die japanische Kotierung
h»t den Königlich l'i eustitcheo fiebeimen Itaural Hermann
Kunisrh.'lttcl <n lki.m als Saeuveratändigeu in Dem* bland Ifii die
Herr Kumuli-Uel wii.i in die»« Cigejistbaft kBufüg Ii« Deutstti-
land die Aufgabe der Auskunft*- und Kalsetteihing tuwic der Mit-
wiikuiig he« der Abnahme vun .ionischen lüsenbahnmaierialirn «>i
erfüllen haben, die bisher .fem lechui sehen SaclivcrstSridigen der japa-
uif hert KegieiitDg in London ziigi-urieu'n war.
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428
Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen- Vereins.
1905. Hett 18
Die 6rschütterungen bei Automobilmotoren,
technische Studie Uber das Entstehen und die Grösse derselben.
Von Zivit-logenieur Th. Lehmbeck, Friedenau-Berlin.
Es ist eine sehr schwierige Aufgabe für den Techniker,
weniger technisch gebildeten Laien an Hand von Zeich-
nungen Aufklärung über gewisse Arbeitsvorgänge in» Automohil-
motor zu geben, weil technische und mathematische Zeichnungen
von diesem schwer verstanden werden. Ich habe mich daher be-
müht, nachstehenden Aufsatz möglichst für alle Leser vcrsländ-
lich zu macheu, damit die Nutzanwendungen aus demselben
allgemeiner gezogen und beachtet werden können. Wenn man
als Sachverstandiger beim Ankauf eines Motorwagens zu Rate
gezogen wird, bekommt man häufig Allsichten und Meinungen
zu hören, die erkennen lassen, das» selbst Fachleute noch sehr
oft über die Entstehung der Erschütterungen des Motors und
über die Beseitigung derselben im unklaren sind. Die Mehr-
zahl der Kauflustigen hat die Absicht, einen gebrauchten Motor-
wagen zu kaufen, der mögliehst billig sein soll und dabei die
Vorzüge des modernen Vierzylinders besitzen muss. Meistens
winl ein Wagen mit einem zweizylindrigr.n Motor verlangt,
„denn ein einzylindriger ruaeht so sl.nke Erschütterungen". Von
diesem Standpunkte aus betrachtet, sind daher .die einzylindrigen
Moloren oder Wagen von der Bes'chtigung «> ij .-c> aufge-
schlossen. Von der Voraussetzung ausgehend, dass Vergleiche
mit anderen Motoren am besten verstanden weiden, wenn
man für alle die gleichen Verhältnisse wählt, stelle ich meinen
Betrachtungen nachstehende.Konsti uktionsbcdingungen voiasi :
Kolbendurehmcsscr: '>.'» mm.
KolbeuUacbe: 7<>,SH -icm.
Kolbenhub: 130 min.
Kolbengewicht: 1,5 kg.
Pleuelstangerilänge: 4,5tnal KurM.
Plcuclstangenge wicht: 1,8 kg.
Kompression: 4,5 Atm.
Tourenzahl KHK) pro Min.
Kolbengcsch windigkeit: 4,33 m pro Sek.
Danach würde der
Einzylinder-Motor ; 4,5 l'S., der
Zweizylinder-Motor: '» l'S , der
Drcizyhnder-Motor: 13,5 PS. und der
Vierzylinder-Motor 18 PS. leisten.
Einzylindrige Motoren dieser Grösse werden meistens mit
eingekapselten Schwungrädern, die mit angegossenen Gegen-
gewichten versehen sind (Fig. 1), gebaut. Diese Bauart stammt
von Daimler, wurde spater von Dion-Bouton übernommen und
berindet sich in der Mehrzahl. Line andere Bauart ist die nach
Fig. 2 mit aussen liegendem Schwungrade und an den Kurbeln
befestigten Gegengewichten. In der Fig. 3 ist ein ebensolcher
Motor, jedoch mit Gegengewichten im seitlichen Schwungrade,
dargestellt. 1 >icse drei Hauarten repräsentieren den 1-jnzylinder,
wie er heute je nach seiner Herkunft in den kleinen Wagen
eingebaut ist.
Sehr oft wiid behauptet, das» die Erschütterungen durch
die Explosionen entstehen, dieses ist aber nicht der Fall, denn
die Klaft dei Kxplnskm druckt sowohl auf die Kolbennberiläcbc,
als auch gleichzeitig gegen deu Zylimleibodcn oder den Zylinder-
deckel. Der Druck pllan/t sich daher in gerader Richtung,
einerseits durch die Pleuelstange, andererseits durch deü Zylinder
und das Gehäuse, nach den Ijgcni hin fort,
was in der Fig. 4 durch die Pfeile angedeutet
ist Es kann sieh daher eine Stosswirkung
nicht bcmcikb.ii machen, wenn der Motor
im tadellosen Zustande ist, d. h. wenn die
diversen Lagerschalen niclit ausgelaufen und
fest angezogen sind. Wie aus den ein-
gezcichelen Pfeilen hervotgeht, haben wir
es hier mit Druck und Gegendruck zu tun,
Kräfte, die sich im Innern des Motors aus-
gleichen, ohne eine sichtbare Grösse anzu-
nehmen.
Anders verhält es sich dagegen mit den Wirkungen der
hin- und hergehenden Massen, die sich aus dem Gewichte des
Kolbens und dem grössten Teile der Pleuelstange zusammen-
I setzen.
Fi ö . X
Ein aller Lehrsatz aus der Physik lautet r Krafl ist gleich
Masse mal Beschleunigung", d. b. wir müssen auf die „Masse"
eine „Kraft" wirken lassen, wenn wir dieselbe in den Zustand
der Bewegung in der Richtung der „Kraft" versetzen wollen.
Hierbei wird die Masse aus dem Beharrungszustaade in den
„Hcscblcunigungszustand" versetzt. Will man dagegrn den Zu-
stand der Beschleunigung wieder aufheben, also die Masse
wieder in den Zustand der Ruhe kommen lassen, dann tnuss
man eine entgegengesetzt wirkende Kraft aut die Masse wirken
lassen, damit die Beschleunigung wieder vorzögert wird, wie es
z. B. beim Bremsen des Wagens der Fall ist.
Weil diese Kräfte zur Beschleunigung, bezw. zur Ver-
zögerung der Beschleunigung dienen, nennt man dieselben die
.Bcschlcunigungskräfte". Denken wir uns den Kolben in seinem
oberen Totpunkte stehend und die Kurbelwelle wird gedreht,
dann muss die Kurbelwelle die Pleuelstange und deu an ihr
befestigten Kolben nach unten ziehen. Hierzu ist anfangs eine
grössere Kraft erforderlich, um den Behairungszusland (den
Zustand der Ruhe) zu beseitigen. Nach und nach wird der
r Masse* (Kolben und Pleuelstange) aber eine Beschleunigung
erteilt, die nach der Mitte des Hubes hin immer giösser wird.
Nahe der Mitte des Hubes ist kein Zug in der Kurbel mehr er-
forderlich, denn hier wird die Beschleunigung gleich null, um
dann gleich wieder in den Zustand der Verzögerung überzu-
geben. Hierbei hat der Kolben da» Bestreben, an der Pleuelstange
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TT
Heft 18. 1905. Zeitschrift dos Mitteleuropäischen Motorwagen- Vereins. 429
vorbei zu Wegen, die Kurbel übt also einen Gegendruck auf
die Pleuelstange aus,
Bei den hohen Tourenzahlen unserer Automobilmolorcn
geht die Beschleunigung sowohl, lll auch die Verzögerung der-
selben, mit grosser Geschwindigkeit vor sich, denn im unteren
Totpunkte muss die Beschleunigung wieder vollständig verzögert
sein, weil der Kotben seine Bewegung umkehrt und wieder
nach oben geht. Er muss dann wieder nach >>ben beschleunigt
werden usw.
Wie gioss die Beschleunigungskräfte selbst bei ganz ge-
ringer Masse werden können, erkennt man am besten an einer
abgeschossenen Flinteokugel, die trotz ibns geringen Gewichtes
eine fabelhafte Durchschlagskraft besitzt. Diese Durchschlags-
kraft ist nichts weiter als eine Verzögerung der Beschleunigung,
das Aufheben der lebendigen Kraft.
Die Grosse der Beschleunigung*- und der Verzögcrungs-
kräftc in den hin und her gehenden Mar-sen eines Motors kann
man ganz genau vorher berechnen, sie sind einander gleich,
wenn die Pleuelstange unendlich lang sein könnte, da die Pleuel-
stange aber meistens nur 4,5 mal so lang als wie die Kurbel ist,
so muss dieses Verhältnis mit in Rechnung gestellt warfen.
Lassen wir diesen Einlluss der endlichen IJinge der Pleuel-
stange vorlaufig au» dem Spiele, dann ist die Grösse der Be-
schleunigungskräfte gleich
•XX)
In dieser Formel bedeutet
G = Gewicht Kolben plus Pleuelstange, also 3,3 kg
r Kutlielradius also 0,065 m
n = Tourentahl gleich 1000.
Setzen wir diese Werte in die Rechnung ein, dann er-
halten wir folgende Zusammensetzung unserer Formel
3,3 ■ 0,065 -1000 000
Diese Zahl muss bei einem Verhältnis von Pleuelstangen-
lange zum Kurbelradius von 4,5 zu 1 oder 0,222, je nach der
Kurbelstellung, mit einem kleinen Dezimalbruch multipliziert
werden, der nach der Formel von Kadinger
cos. a + 0,222 cos. 2 a
berechnet wird.
Nach dieser Formel erhalten wir als Multiplikator für den
oberen Totpunkt = 1,222 und für den
unteren Tolpunkt = 0,778,
Demnach betragen die Beschlcunigungskräftc im
oberen Totpunkte 238,35 - 1,222 = 'J*n kg und im
unteren Totpunkte 238,35 ■ 0,778 = 185 kg.
Da die Beschleunigungskräfte mit jeder Winkelverschiebuog
der Kurbelwelle zu- bezw abnehmen, so erhält man für die
einzelnen Kurbelstelluiigen Kräfte, wie sie in der Fig. 5 zeich-
nerisch dargestellt sind. In dieser Zeichnung haben wir uns
die Linie a h als den Weg des Kolbens zu denken, und zwar
ist a der obere und * der untere Totpunkt, während die Senk-
rechte c — ii die llubmittc bezeichnet. Die aut dar Linie ti — I
aufgetragenen Isenkrediten sind die Schnittpunkte dei Kurbel-
winkel mit dem Klljbelradius, und die ausgezogenen Strecken
sind genau nach der Radingerscheu Formel ausgemessen. Ihre
verschiedenen Längen zeigen daher genau das Kräfteverhältnis
□n. Line Verbindung der verschiedenen Hohen stellt eine
Kurve dar, die mit /— «? bezeichnet ist. Denken wir uns den
Mittelpunkt des Kreises als die Mitte der Kurbelwelle, dann
sehen wir, wie sich die Kräfte verschieden auf die beiden Hub-
hälften verteilen. Wir sehen aber auch ferner, dass die Bc-
scbleunigungskrälte im oberen Totpunkte bei a—1 gegen die
im unteren Totpunkte bei f> — 2 um das Stück 2-3 grösser
sind. Durch die Schraffierung weiden die Kräfte noch deut-
licher vor Augen geführt. Während die Kurve 1—2 die Grösse
der Beschleunigungskräfte auf dem geraden Kurbelwege zeigt,
führt uns die Fig. <> die Beschleunigungskräfte in bezug auf den
Für. 6.
Kurbelkreis vor. Ek-r mittlere Kreis ist der Kurbclwcg, und die
einzelnen Schnittpunkte sind die verschiedenen Kurbelwinkel
von 15 zu 15 Grad, auf diesen sind die verschiedenen Kräfte,
berechnet nach obiger Formel, aufgetragen.
Bei der Betrachtung der b'ig 5 haben wir bereits die Be-
obachtung von der ungleichen Verteilung der Kräfte auf die
einzelnen I lubstcllungcn machen können, viel deutlicher treten
diese Ungleichheiten aber in der Fig. b hervor. Wir bemerken,
wie die Kräfte im oberen Totpunkte bei o am grössten sind,
und wie sie nach der Hubmitte bei m zu immer mehr ab-
nehmen, bis sie kurz vor m gleich null werden. Hierauf folgt
plötzlich ein Ucbcrgang und ein Anwachsen der Verzögcrungs-
krätte nach dem unteren Totpunkte u hin.
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1905. Helt 18
ungskräfte, welche in einer Sekunde
Minute 66 mal zwischen den Werten
usw. schwanken, sind die Ursachen
.^cts de> Wagens. Ihre Differenz beträgt in
_ j>atle, wn eine möglichst leichte Pleuelstange und ein
ebensolcher Kolben in die Rechnung gestellt wurden, immer
noch lOi» kg. Hui einem Kolbcndurchmesser von 95 mm hat
man ni W. bisher noch keinen Kolben herstellen können,
welcher leichter als 1,5 kg ist, und mit der geteilten Pleuel-
stange im Gewichte von 1,8 kg verhält es sich ebenso, so dass
obige Rechnung für die neuesten Motoren zutreffend ist.
Dagegen befinden sich noch sehr viele Motoren im Be-
triebe, die ein Gewicht von f> kg für Kolben und Pleuel-
stange und noch darüber aufweisen. Welche ungesunden
Verhältnisse durch solche grossen Gewichte und deren Be-
schleunigung hervorgerufen werden, möge nachstehend erläutert
werden. Vorher soll jedoch noch etwas über die Kompression
gesagt werden, weil auch der Arbeit, welche zu ihrer Ueber-
windung notwendig ist, schuld an den Erschütterungen gegeben
wird. Der Vetlauf des Komprcssionshube.s ist in der Figur 7
pro
Ki«r. 7
dargestellt. Die Kurbel dreht sich in der Richtung des Pfeiles,
von it nach c, a c ist also der Kolbenhub, oder wenn man
will, das Hubvolumen. Das Stück, welches über c hinaus
punktiert Urningen ist, zeigt die Grösse des Kompressionsraumes
an. Die Zahlen 1, 2. 3, I und /,5 zeigen an. wie hoch das
Gemisch komprimiert ist, wenn der Kolben auf seinem Wege
die punktierten Stellungen eingenommen hat. Senkrecht auf a—c
sind zwei Linien aufgetragen, die von 4 zu 4 mm eingeteilt sind
Jede w «gerechte Linie über <i — c bedeutet eine Atm. Kompression
oder eiuen Druck von I kg auf 1 <|cm Kolbcnlläche. Der
Hub von 130 mm ist zw ecks besserer l 'ebereinstiiiimung mit
der Winkclstellung des Kuibelkreises in 12 gleiche Teile ge-
teilt, so dass der Weg u>n einer Senkrechten zur anderen gleich
1D,H min beträgt. Mit dem Vorschieben des Kolbens von a nach c
wächst bekanntlich der Druck der komprimierten Gase, was
durch das F:n/eichricn der Kurve a—b gekennzeichnet ist. Die
Hohe von c nacht zeigt also an. das* auf dem Kolben ein Druck
von 4 5 kg pro ■juadrat/entimetcr ruht, wenn derselbe die Stellung
bei c erreicht bat. Dasselbe, was unter Benutzung der Figur 4
von der Wirkung und Verteilung der Kxpk.sionsdrücke gesagt
wurde, trifft selbstverständlich auch auf den Arbeitsvorgang bei
de: Kompression zu. I iruck und Gegendruck Hinten stets ihren
Ausgleich im Mi torenkorper selbst, und es kann daher von einer
Wirkung der K:aft, nach aussen bin, keine Rede sein.
Wir haben die Uvschleanigungskrätte lür den oberen Tot-
punkt *u 2V1 und tur .Jen unteren mit ls">kg ermittelt. Die
Fig. a.
Kolbenflächc beträgt 70,88 qcm, folglich betragen
Vuadratzentimcter Fläche
im oberen Totpunkte - 4,11 kg und
im unteren Totpunkte - 2,61 kg.
Vergleichen
wir daher dicKom-
pressionskurve mit
der Deschleuni-
gungskurvc, dann
erhalten wir das
Diagramm, Fig. 8.
Die Bcschlcuni-
gungskurve /- -2
liegt also mit ihrer
ohcrenHälfteinner-
halb der Kom-
pressionskurvc a-6.
Wie gTOss der
schädliche Einfluss
der Beschlcuni-
gungskräfle bei
einem zu grossen
Gewichte too
Pleuelstange und
Kolben werden
kann, sehen wir an
dem l »iagramm,
Figur 9. In dieser
Figur ist a—h die
Kompressions-
kurve und 12
die Beschleuni-
guogskurve bei
einem Gewicht von
3,3 kg der Masse
und bei 1 OOOTouren
pro Minute, wäh-
rend u o die
Bcschleunigungs-
kurvc bei einem
Gewichte von 6 kg
darstellt. In diesem
Kalle betragen die
Beschleunigungs-
kräfte im oberen
Totpunkte 7,45 kg
und im unteren
4,4t. kg pro Oua-
dratzentimeter Kol-
benflächc. Dieses
ungesunde Verhält-
nis tritt noch deut-
licher hervor, wenn
wir uns den Ar-
beitsvorgang im
Motor nach der
Figur )<> vorstellen.
Hierin ist ij — c der Fiir. 10-
Kolbenweg oder Hub, a * ist die Kotnpressiooskurve und 6, *,
bis ä—a der Arbeitshub, .1. h. die durch die Kxplosion geleistete
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Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Verein«.
Arbeit wird durch die Flüche bezeichnet, welche durch die Linien
a — b — 6 X — ä — a begrenzt wird; während durch d der Punkt be-
zeichnet wird, wo das AuspuAventil sich zu öffnen beginnt,
derart, dass d-a—e den Auspuffhub darstellt. Wir sehen hier
gleichzeitig, dass der Druck der entweichenden Case bei d noch
zirka 3,5 Atm. beträgt. Damit der scharfe Knall, der sich bei d
bemerkbar machen würde, gemildert wird, wendet man bekannt-
lieh den Auspufltopf an. 1 — ä ist die normale Bescbleunigungs-
kurve bei 3,3 kg Gewicht, während 3—4 die Beschleunigungs-
kurve bei einem Gewicht von 6 kg vorführt. Sehr oft wird nun
die normale Tourenzahl von 1000 pro Minute weit überschritten,
und so zeigt z. Ii. die Figur 1 1 das ungesunde Verhältnis, welches
Fi«. Ii.
entsteht, wenn die Tourenzahl auf 1500 gebracht wird. In diesem
Falle betragen die llcschleunigungskräftc bei 3,3 kg bereits 5,85
und 9,24 kg und bei 6 kg sogar 10,7 und 16,81 kg pro Ouadral-
zcntimcler Kolbcnfläche, was durch die Kurven / — 2 und 3 — 4
gekennzeichnet ist. Die Hescbleunigungskräfte betragen bei
3,3 kg Gewicht, bei 1500 Touren pro Minute
im oberen Totpunkte 655,29 kg und
im unteren Totpunkte 417,21 kg,
während dieselben bei i» kg Gewicht bereits
im oberen Totpunkte 1 191,45 kg und
im unteren Totpunkte 758,55 kg betragen.
Bei solchen Gewichten und Tourenzahlen sind die Pleuel-
stangen und die Schrauben der Plcuelstaogcnköpfe bereits an
der Grenze ihrer Haltbarkeit bezw. zulassigen Belastung an-
gelangt, und eine weitere Steigerung der Tourenzahl kann das
plötzliche Zcrrcisscn der Pleuelstange usw. zur Folge haben, I
wodurch der Motor voltständig demoliert werden kann. Solche ,
Fälle sind durchaus nicht so selten, weshalb man immer darauf I
achten soll, dass der Regulator gut funktioniert. Durch obige l
Beispiele dürfte das Wesen der Rescbleuniguogskräfte genügend
gekennzeichnet sein, wodurch das weitere Verständnis für die
nachfolgenden Ausführungen erleichtert wird.
Wir haben gesehen, dass bei unserem Motor bei
1000 Touren bereits eine Differenz von 106 kg zwischen den
Beschleunigungskräftcn im oberen und im unteren Totpunkte
besteht. Diese Differenz kann man nicht beseitigen, wohl aber
kann man das Schwungrad -oder besser die Kurbel soweit aus-
balancieren, bis die freien Kräfte, welche die Erschütterungen
hervorrufen, möglichst klein werden. Hierzu benutzt man die
Fliehkräfte.
Die Fliehkraft, auch wohl Zentrifugalkraft genannt, tritt
in jedem rotierenden Körper auf und sie hat das Bestreben, die
rotierende schwingende Masse von dem Rotationsmittclpunkt in
tangentialer Richtung zu entfernen. Ihre Wirkung wird in
weitestem Masse bei der Zentrifuge angewandt. Ihr entgegen
wirkt nur die Festigkeit des Materials. Bei dieser Gelegenheit
weise ich auf die sogenannten Explosionen von Schwungrädern
und Schleifsleinen hin, die nur durch die Fliehkraft hervor-
gerufen werden. Damit ein Vergleich zwischen Beschleunigungs-
kraft und Fliehkraft möglich ist, mögen nachstehend die fünf
Gesetze Ton der Fliehkraft eingeschaltet werden, diese lauten:
1. Die Fliehkraft ist proportional der Masse (m).
2. Sie ist bei gleicher Umlaufszeit (t) proportional dem
Radius (r).
3. Sie ist bei gleichem Radius umgekehrt proportional dem
Quadrate der Umlaufsieit.
4. Sie ist bei gleichem Radius direkt proportional dem Qua-
drate der peripherischen Geschwindigkeit.
5. Sic ist bei gleicher peripherischer Geschwindigkeit um-
gekehrt proportional dem Radius.
Diese Gesetze muss man sich immer vor Augen halten,
wenn man eine Anwendung von der Fliehkraft machen will,
wie wir es z. B. zur Verminderung der Bcschlcunigungskraft-
wirkung tun wollen.
Solange die Masse gleichmässig im Schwungrad verteilt
ist, kann die Fliehkraft keine Wirkung nach aussen hin äussern,
sie macht sich aber sofort bemerkbar, wenn eine Masse ein-
seitig im Schwungrad befestigt ist. Eine solche einseitig be-
festigte Masse ist z. II. die Kurbel und der Kurbelzapfcn (sowie
der Kopf der Pleuelstange, soweit er an der Rotation ted-
nimmt). Dieser Masse gegenüber bringt man im Kurbclradius
ein gleiches Gewicht an, wodurch die einseitige Wirkung be-
seitigt wild.
Handelt es sich darum, die Erschütterungen eines Motors
zu beseitigen, dann heisst es gewöhnlich, das Schwungrad ist
nicht gegen das Gewicht des Kolbens und der Pleuelstange
ausbalanciert, und es wird dann ein Gegengewicht augebracht,
welches dem Gewichte der bin- und hergehenden Masse rlie
Wage hält. Dieses Gewicht würde also in unserem Falle 3,3 kg
betragen. Schlägt man diesen Weg ein, dann treten die Er-
schütterungen noch viel stärker aut, statt beseitigt zu sein. Es
wird also einfach nach der Faust gearbeitet, statt die Nutz-
anwendung aus den obigen fünf Gesetzen von der Fliehkraft zu
ziehen. Um das Verhältnis der Kräfte klarzulegen, wollen wir
dieselben nach der Formel von der Fliehkraft berechnen. Diese
wichtige Formel lautet:
F 4,024 • ^
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nOÖ. Heft 18
In unserem Falle ist also: r - 0,065,
m - 3,3,
t» - -0,003*124,
weil die Kurbel bei 1000 Touren pro Minute einmal in 0,0b02Sek.
roticrl. Demnach lautet unser Fxempcl
Die Bcschlcunigungskräftc betragen im «jberen Totpunkte
291 kg, ihnen gegenüber wirken ilie Fliehkräfte mit 22o kg,
so dass ilie ersteren mit 65 kg überwiegen. Im unteren Tot-
punkte betragen die Bcschleunigungskräfte 185 kg, ilcncn wieder
226 kg Fliehkräfte gegenüberstehen, so dass in diesem Falle
die Fliehkräfte mit 4t kg überwiegen. Betrachten wir uns die
Figur t>, dann sehen wir, dass die Besebleunigmigskräfle nahe
der llubmittc gleich null sind, an diesen Stellen würden wir
also freie Fliehkräfte erhalten, die mit ihrer vollen Grosse, d. s.
22d kg seitlich auf die Lager des Motors und durch das Gehäuse
hindurch, auf den Rahmen wirken, wodurch starke seitliche
Schwingungen entstehen. In-dcr Praxis hilft man sich, indem
man ausser dem Gewichte, welches zur Aufhehung der Flieh-
kräfte, die durch die Kurbel und das Auge der Pleuelstange
entstehen, angebracht wurde, noch ein Gegengewicht anbringt,
welches entweder 0,7781 des Gewichtes der hin und hergehenden
Massen oder in anderen Fällen da» Gewicht de* Kolbens plus
Va des Pleuelstangcngewichles, beträgt. Im ersten Falle würde
man also ein Gegengewicht anzubringen haben, welches
0,778] 3,3 2,57 kg wiegt. Die Fliehkraft ist dann ir> allen
Kurhclstellungcn so gross, als wie die Beschleunigungskraft im
unleren Totpunkte, beträgt also in unserem Falle 185 kg. Die
Bcschleunigungskräfte nach unten werden dadurch ausgeglichen,
wogegen wir nach oben noch Ireic Kräfte von 10t» kg behalten.
Bringt man dagegen ein Gegengewicht an, welches das
Gewicht des Kolbens plus der Pleuelstange besitzt, dann er-
Kol benge wicht 1,5 kg •+•
V, Pleuelstange 0,6 .
2,1 kg
Uiernich berechnet sich die Fliehkraft zu
0,065 • 2.1
F 4,024
0,003624
151 kg.
Fig. 12.
I lemnach
verbleiben als
freie Kriifte nach
ölten ?H — 151
140 kg und
nach unten 185
minus 151 34
kg, ihre Diffe-
renz beträgt aber
immer noch
106 kg. Be-
nutzen wir da-
her das Dia-
gramm der
freien Kräfte
nach Figur *>,
und zeichnen
wir die errech-
neten Flieh-
kräfte ein, dann
erhalten wir die
Figur 12. In
dieser Figur ist der mittlere Kreis der Kurbelwcg. L'm diesen
sind die, nach allen Richtungen hin gleichen Fliehkräfte ein-
gezeichnet. Rechts und links sind ilie freien Fliehkräfte in der
Richtung ihrer Wirkung gestrichelt, während die übrig bleibenden
freien Bcschleunigungskräfte geschwärzt sind. Durch diese
Zcichenmauier tritt das Verhältnis zwischen Fliehkraft und lie-
schlcnnigiingskraft leicht verständlich vor Augen. Würden wir
den zweiten Kreis um soviel vergrössern, bis das geschwärzte
untere Stück der Bescbleunigurtgskräftc innerhalb desselben fällt,
dann würden wir das Verhältnis erhalten, welches ciotritt, wenn
das Gegengewicht 2,57 kg betragen würde, wie vorher berechnet.
Man sieht aus diesem Beispiel recht deutlich, dass es unmöglich
ist, bei einem einzylindrigen Molor die freien Kräfte zu be-
seitigen; wie ungesund aber die Verhältnisse werden, wenn man
als Gegengewicht ebenfalls 3,3 kg in den Kurbelkreis letf, er-
kennt man aus der Tatsache, dass in diesem Falle die Flieh-
kraft sich sowohl nach unten als auch nach den beiden Seilen
hin sehr heftig bemerkbar machen würde, wobei man sich nur
den äusseren Kreis entsprechend vergrosserl zu denken hat.
Sehen wir uns nun einmal den einzylindrigen Molor nach
der Bauart Fig. / in Figur 13 an. dann sehen wir, dass die freien
-»nag
Fig. 13. Fig 14. Fig. 13.
licschleuniguo^skräfte durch die Mitte des Motors gehen, während
ihnen entgegen, in derselben Richtung die Fliehkräfte der Gegen-
gewichte wirken, so kommen wir zu dem Schlüsse, dass ein
solcher Motor nur in gerader Richluo« auf und ab schwingen
kann. I tiese Kräfte können den verhältnismässig lckbUn Motor
mit seinem L'ebvrbau, der Haube, den Kühler und den ver-
hältnismässig leichten Wagenkasten schon in bedeutende
Schwingungen versetzen. Diese Schwingungen nehmen, wenn
der Wagen still sieht und der Motor nicht schnell läuft, eine
recht sichtbare Grösse an, sie machen sich aber beim fahrenden
Wagen weniger bemerkbar, weil mit der schnelleren Touren-
zahl die Zeit immer geringer wird, welche zur Sichtbarmachung
der Schwingungen nötig ist. Anscheinend verschwinden die
F.rschüttcrungcn, dieses kommt aber daher, weil der Wagen
selbst durch die Erhöhungen der Fahrbahn beschleunigt wird,
wozu coch die Beschleunigung kommt, die der Wagen durch
die KraA des Motors in horizontaler Richtung erfährt. Die
senkrechten Schwingungen mit der Kraft von 106 kg und die
wagerechten von 151 kg bleiben immer bei der angenommenen
Tourenzahl von 1000 pro Min. bestehen. Dasselbe ist der Fall,
wenn das Gegengewicht an den Kurbeln, wie in Figur 14 be-
festigt ist. Wenn man dagegen das Gegengewicht in den) seit-
lich ungeordneten Sehwutigradc, Figur 15, befestigt, dann kommt
noch als freies Kippmoment die Kraft hinzu, welche aus dem
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Heft I*. 190Ö.
Abstand der beiden Kräfte, der ISeschleuniguugskraft und det
Fliehkraft im Schwungrad, enlstcht.
Die in der Zylindermitte wirkenden Kräfte von 106 kg
haben das Bestreben, den Motor nach der Scbwungradseitc hin
zu kippen. Die Kräfte, welche durch die freien Momente her-
vorgerufen werden, sind recht deutlich an dem heftigen Zittern
der Steuersäule zu erkennen.
Betrachten wir im Gegensatz j U dem einzylindrigen Motor
die mehrzvlindrigen, so findet man zunächst Motoren mit zwei
gleichgerichteten Kurbeln, Figur 16. Solche wurden früher noch
zu.
Km. ih. Ki K . i".
nai Ii obiger Berechnung abgewogen, dann bleiben als Ircic Kräfte
nach oben 27'' kg und nach unten 67 kg übrig.
Neueie Motoren sind mit um lbOGrud versetzten Kurbeln,
Figur 19, versehco. Hierdurch wird das Diebmoment ungleich-
mäßig, weil eine volle Umdrehung der Motorciiwelle ohne Kraft-
impids erfolgt. Die freien Kräfte betragen wieder 2*>l und
1S5 kg, ihre Differenz von 106 kg macht sich alter gleichzeitig
wieder als Kippmoment bcrtierkb.i', dessen Uc!>elarm gleich der
Mittenentfernung beider Zylinder ist. Heftige Zitierungen z. lt. der
Fis». 1<>. Kig. I".
viel gebaut. Dort, wo keinerlei Ausgleich durch Fliehkräfte
angestrebt wurde, erhalten die treien ßcschleunigungskräfte die
doppelte Grösse als bei einem einzylindrigen Motor, sie be-
tragen demnach im oberen Totpunkte \A2 kn, während sie im
unteren 370 kg betragen, Figur 1". Ihre Differenz ist also 212 kg.
Die Bauart mit gleichgerichteten Kurbeln hat ein sehr
günstiges Drehmoment zurtnlge, weil sich hier die F.xplosionerr
von Tour zu Tour folgen, und man bringt daher häufig an den
Kurbeln Gegengewichte an, Figur 13. Sind diese Gegengewichte
t
Steuersäule sind die Begleiterscheinungen. Dieses Zittern de r
Steuersäule macht sich so stark bemerkbar, dass der Arm bald
erlahmt, wenn man das Handrad längere Zeit festhält und der
Wagen steht. Auch hier macht man wieder zur Verminderung
der Hrscbüttcrungen und des Kippmomentes von der Fliehkraft
Gebrauch, indem man die Kurbeln mit Gegcngewicblen versieht,
Figur 20.
22£_
JL
H5-
l i«. 2l> Fi«. 21.
Nach den Gesetzen von der Kraft werden die Lrschütlc-
rurigen auf den Wagenkasten übertragen, und je nach dem
Gewicht des Kastens ist ihre sichtbare Grösse verschieden.
Um das gute Drehmoment des Zweizylinders mit gleich-
gerichteten Kurbeln auszunützen, wurde der „Kompensations-
motor" konstruiert. Hier sind rechts utxl links die leiden Arbeits-
zylinder angeordnet, zwischen denen sich ein dritter Zylinder
bclindet, der nur als I idming für einen Kolben, Ton gleichem
Gewichte, als .las der beiden Arbeitskolbcn, dient. I >ie mittlere
Kurbel Ist ^egen die beiden anderen um 180° versetzt, Fig. 21.
Hier betrafen die Beschlrunigung«krältc wieder ~$2 kg im
oberen und 370 kj; im unteren Totpunkte, ihre Ditferenz be-
trägt also immer noch 212 kg, die sich nicht beseitigen läfst;
ein Kippmoment ist dagegen nicht mehr vorhanden, mithin ist
bis aut den Fortfall det seitlichen Kräfte in der Wirkung keine
Verbesserung gegenüber der Bauart nach Fig. 18 erreicht.
Von den) „Kompensmotor" bis zum Drnizylindcr ist nur
ein kurzer Schritt. Bei diesem wird ein vollkommener Aus-
gleich der freien Kralle erreicht, wie es ja auch in der Spcrial-
arbeit des Herrn v. l...w in Xu. 3 dieser Zeitschr. rechnerisch
bewieser» wurde. Bei dem Drei/ylind.-rmotor, I i«. 22. sind die
Ki«. 22.
Kurl>eln um 120° zueinander versetzt. Zum Beweise des voll-
ständigen Ausgleichs der Kräfte möge wieder da» Kräfte-
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i
7
w. Wit sehen dasselbe in Her Fig. 23
izylinder bezogen, vorgeführt Zu be-
Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen Vereins.
1905. Heft 18
Fi«. 23.
weisen ist, dass .lie Hescblrmi.giwgskräfte in der oberen Ilub-
hälltc gleich den Verzftgmmß»lwäftcn in der unteren Ihbhälftc
sind. Zu diesem Zwecke ist .fei Kurbelkreis mit 12 einzelnen
kleinen Kreisen, die «lie Kurbeln vorstellen sollen, verschen.
Die Kurbel 1 steht auf <J, Kurbel 2 auf litt und Kurbel 3 auf
240». Weitergehend steht die Kurtiel I auf 30, Kurbel II auf
1Ö0 und Kmbcl III auf 270" Nun folgt die Stellung A auf
60, /Y auf IX» und C auf 300» wählend räch einer vierte!
WellenumdreLuog «lie Kuibel «r auf 90, Kurbel * auf 210 und
Kurbel r aul 330° siel.t Die einzelnen Kurbehvinkci fiml über
die Kurbelstellungcn hinaus durch punktierte Linien verlängert,
bis zur Kurve der Ucsciilcunigungskräflc, derart, da« die Griese
dieser Kräfte durch einen kleinen l'leil begrenzt wird. Sind
die Hcschleui.igungskriifte gegeneinander ausgeglichen, dann muss
die Strecke über 1 gleich den Strecken über 2 plus 3 sein,
. . - I * - i » II >. Hl n >
n . H n - - ~ A . C
stimmen, lieber die Grosse der jeweiligen Kräfte in den ver-
schie«lenen Kolbenstcllungen gibt die Fig. 24 Aufklärung, man
erkennt aber auch gleichzeitig, dass die freien Momente infolge
der Mittenabstände und der Differenz der einzelnen Kräfte zu-
einander sehr gross werden.
Trotz der guten Eigenschaften des dreizylindrigen Motors
stellen sich seiner Einführung bedeutende Schwierigkeilen in den
Weg, denn die Bearbeitung z. B. der Kurbelwelle ist bedeutend
schwieriger, als wie bei einem vierzylindrigen Motor, so dass
er kaum erheblich billiger als wie ein solcher sein würde.
Ferner sprich! aber auch die Mode ein Wort mit, und so kommt
es denn, dass in Frankreich noch viele solcher Motoren in den
Fabriken lagern, die zum Teil jetzt erst in Verkebrsautotnobile
eingebaut werden.
l'ntcr den vierzylindrigen Motoren findet man drei ver-
schiedene Bauarten. Kinc veraltete sehen wir in der Figur 25,
wo die erste und die dritte, sowie die zweite und die vierte
Kurbel gleichgerichtet sind. Die Bcscblcunigungskräite haben
hier eine Glosse von 582 im oberen und 37o kg im unteren
Totpunkte, ferner ist noch ein Kippmoment vorhanden, welches
«äco Motor einmal nach hinten und das aodete Mal nach vorn
überzukippen versucht. Eine andere Bauart ist die, nach Fig. 26,
3:
Fi*. 24.
Vergleicht mau diese Yerh.vtnissc miteinander, dann findet
man, dass Zeichnung und Berechnung miteinander überein-
Fi*. 2b
welche durch das Aneinander** (zen von zwei Zweizylindern
nach der Hauart Figur lt> gebildet wird. Die wechselnden
freien Kräfte von jS2 bezw. 370 kg rufen wieder doppelt so
grosse Erschütterungen hervor, als beim Zweizylinder, Figur 19,
und demzufolge ist auch das Kippmoment wieder doppelt so
gross. Die biffeieuz der Kräfte lässt sich zeichnerisch durch
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Heft 18. I90Ö
Jas Diagramm Figur 27 darstellen. Hier sind zwei Beschleu-
nigungskurvea von Motoren mit gegeneinander versetzten Kurbeln
dargestellt.
Hie. 2"
Die neuesten Vierzylinder sind mit Kurbeln versehen, von
denen die erste und die vierte und die zweite und dritte gleich-
gerichtet sind, Figur 2S. Diese Bauart rult die wenigsten Kr-
schültcrungen hervor, wenn auch die Differenz der freien Kräfte
immer noch 212 kg beträgt, freie Momente sind nicht vorhanden.
Wir haben gesehen, dass sich die freien Kräfte, ausge-
nommen liei dem dreizylindrigert Motor, nicht beseitigen lassen.
«J3
Man wird nun fragen, woher kommt es. dass man die Er-
schütterungen bei den verschiedenen Motoren verschieden stark
bemerkt. Zunächst hat natürlich das Gewicht der auf- und ab-
gehenden Masse, welches bei allen Motoren verschieden ist, den
griissten Einlluss. Dann kommt das Gewicht des Wagenober-
baues, je grossei dasselbe ist, umso geringer wird die Bewegung
desselben, dcon es soll erst durch die freien Kräfte gehoben
werden. Ferner kommt es oft vor, dass die in Bewegung ver-
setzten Massen nicht gleiche Gewichte haben, so kann z. H. ein
Kolben nachträglich ersetzt worden sein usw.
Handelt es sich darum, die Frschültetungen eines Wagens
zu vermindern, dann muss man vor allen Dingen wissen, wie
die Kurbelwelle konstruiert ist und ob alle Pleuelstangen und
Kolben gleich schwer sind. Wir hjbcn den lünfluss der ver-
schiedenen Kurbelwellenkonstruktinncn, die im (lebrauche sind,
kennen gelernt und müssen evcntl. eine andere Kurbelwelle ein-
setzen, worauf dann ein Umstellen der Steuerung erfolgen muss.
Mitunter kann man schon genügende Besserung erreichen, wenn
man das Schwungrad besser . auswuchtet Ks befinden sich
Motoren im Betriebe, die Krstlingsfabrikatc erster Fabriken sind
und demnach Mängel aufweisen, die heute nicht mehr vor-
kommen können oder dürfen. Man ist einerseits durch lang-
wierige Versuche und andererseits durch Berechnung heute an
das Ziel gelangt, und eine Verbesserung des Motors, in mecha-
nischer Beziehung, ist kaum möglich.
Wenn man daher die Arbeiten, welche zur Verminderung
der Krschütterungen bei alten Moloren dienen sollen, zielbewusst
vornimmt, dann wird man seinem Motor noch manche Unart
abgewöhnen honnen, <lic ihm heute noch anhaftet.
Stellt man auf Grund dieses Aufsatzes seine weiteren Be-
trachtungen an, dann kommt man zu dem Schlüsse, dass es
einen absolut erschütterungsfreien Betrieb mit Kiplosionsmotoren
nicht gibt und auch niemals mit Motoren, bei denen schwingende
Massen angewandt werden, geben wird. Ferner siebt man aber
auch, dass der einzylindrige Motor noch lange nicht so starke
Krsch ütterungen hervorruft, als wie der zweizylindrige, solange
seine Abmessungen in entsprechenden Grenzen gehalten werden.
Dort, wo der schwache einzylindrige Motor die ihm zugemutete
Arbeit noch verrichten kann, liegt keine Veranlassung vor, zu
dem mchrzylindrigen überzugehen, freilich dürfte als Grenze für
den Kinzylinder eine Leistung von <>— 8 I"S. gellen.
Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen Vereins.
Technikum Strelltz In Mecklenburg, Fachschule für Auio- t
mobilwesen, Abt Cbauffeur-Kurse.
Nach dem auch schon jetzt in den Anfängen nicht ganz erfolg-
losem Vorgehen des Technikums Asckaffenburg, Aber welches wir
Heft 6 Seile 151 berichteten, nehmen immer mehr technische Lehr-
anstalten die Heranbildung von Aulomobilfahrcrn in ihr Programm auf
Man darf die Bedeutung solcher Cntettlchlskutse nicht überschütten.
Wir sind nicht der Meinung, dass junge Leute ohne genügend praktische
Vorkenntnisse in einem fntcnicbtskiirsus Ton vier Wochen auch nur
technisch soweit herangebildet werden, dass ihnen die Führung und
Behandlung eines Automobils übertragen werden kann. Für diejenigen,
welche solche Vorkenntnisse haben, wird der Kursus m>ch besonders
verkflr«! Immer mehr bricht sich ja aber bei Behörden wie bei Privaten
die TJebcrreuguog Baho, dass der Schwerpunkt für die yualiflkaiioD als
Chauffeur viel weniger auf technischem Gebiete liegt, als dass hierfür die
sittliche und körperliche Hefäbigung in Krage kommt. Per normale (Tuutteur
sollte eigentlich gelernter Schlosser, Mechaniker oder dergleichen sein.
Jahre hindurch in AiituniobilwerksMlten gearbeitet und dabei Gelegenheit
geboten haben, auch ein Urteil über seinen Charakter, «eine Zuver-
lässigkeit und so weiter iu gewinnen. Kioem solchen Mann konnte man
event. ein Befähigungsicugnis ausstellen, aber der sich immer mehr
steigernde Bedarf an I-eulen zur Bedienung und zum Fahren von Auto-
mobilen im Dienste Privater ist au« derart geschulten Elementen nirht
genügend zu decken. Ea' linden dabei oder vielmehr müssen in grosser
Zahl Leute für diesen Dienst auch Verwendung rinden, welche in bezu«
die in diesen Beziehungen den zu stellenden Anforderungen genügen,
aber in technischer Beziehung mangels cinigermassen zureichender
Kenntnisse unfähig sind. Schliesslich beliehen sich alle Klagen (Iber
die Chauffeure auf die erttgcdaehlcn Elemente, die mangels zuverlässiger
Leute mit technischen Kenntnissen vurläulig eingeste! t werden müssen.
Diesem Mangel wenigstens allmählich etwas entgegen zu wirken, sind
die gedachten Fachschulen immerhin geeignet, weil man es im allge-
meinen vorziehen wird, abzuwarten, bis ein zuverlässiger Mensch sich
in der Technik vervollkommnet, als umgekehrt abzuwarten, bis eiu
Urhniscfa befähigter, aber unzuverlässiger Meosch zuverlässig wird. Mit
jedem gewonnen Anwärter der etsteren Speries wird erwünschlerwcisc
einer der anderen Spezies entbehrlich, und in diesem Sinne verdienen
Unternehmen wie in Aschaoenburg und in Strelitr allgemeineres Interesse
und Forderung, zumal ja auch mit ihrer allmählichen Vi-rbesserung aus
den Anfingen zu rechnen ist. Diese anzustehende Verbesserung wird
sich in erster Linie in der Rkbtung zu bewegen haben, von de» Schülern
vorläufig einige geeignete Vorbildung zu verlangen und die diesbezüg-
lichen Anforderungen allmählich zu steigern.
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436
Zeitschrift des Mitteleuropäischrtl Motorwagen-Vereins.
lOOf,. Heft 18
Drahtspeichenräder für Motorwagen.
Während als allgemeine Regel Rill, dass fiir grossere
Motor« agen nur hölzerne Kader verwendet werden, erregte es
ein gewisses Aufsehen, dass Mr. Kdge bei dem Gordon Bennelt-
Ausseheidungsreonen auf «1er Insel Man seinen Napier-Wagen
mit Drahtspeichenrädern versehen hatte, l.s war natürlich an-
zunehmen, da>s Mr. Edgc solche Räder nicht ohne vorher-
gehende Versuche gewählt hatte, durch welche die höhere
Widei sl.niJsfäuigkcit der DrahLspcichenräder erwiesen war, und
das wird jetzt durch einen Brief bestätigt, den die Zeitschrift
„The Cycle and Motor Cycle Tra der* von dem Itesitzer des
Wagens erhielt Der Brief lautet im Auszüge folgcndcrmassen:
Viele Leute haben .sich gewundert, dass mein seebs-
zylindriger Napier-Wagen Stahlräder anstatt der gewöhnlichen
Holzrädcr hatte, aber ich denke, mein Vorgehen wird Ihnen
erklärlich werden, wenn Sie den folgenden Bericht über die
sorgfältigen Versuche durchlesen, die ich bezüglich der relativen
Haltbarkeit von Stahl- und Hol/rädern anstellen licss.
Kie äussere Erscheinung spricht freilich mehr für Holz-
rädcr, auch sind diese leichter zu reinigen, aher nachdem ich
auch für meioen Tourenwagen Drahtspeichenräder habe an-
fertigen lassen, gehe ich darauf aus, mit Hilfe genauer Versuche
auf der Strasse rem wisscnschaltlichen Standpunkte aus fest-
zustellen, ob das Drabtspcichenrad für Motorwagen sicherer ist
als das Holzrad.
Die hölzernen Kader, die wir zum Vergleich mit den
l>rahtspeichenrädern heranzogen, waren außergewöhnlich sorg-
fältig hergestellt und viel besser als die im Durchschnitt für
Motorwagen angewandten.
Was Reparaturen betrifft, so bin ich der Ansicht, dass
diese bei Drahtspeichenrädern leichter auszuführen sind,
sonders nach einem Unfall auf der Strasse.
Die Versuche fanden in folgender Weise statt; Das Holzrad
war auf einer Spindel befestigt und in eine Denison-Vcrsu. hs-
maschine gespannt. Ein Riemen wurde angebracht, und nun
wurden gegen den die Strasse berührenden Teil des Kadcs
Stesse in einer der Achse parallelen Linie und in der Stür/ung
des Rales » nlgcgengesetzter Richtung ausgeführt; der Stoss
sollte also nach Möglichkeit seine Kraft gegen die äussere Seite
des Rades zur Ccliung bringen, wie es der Fall ist, wenn der
Wagen schnell um eine Ecke läuft. Die Resultate wann
folgende :
S«o.,tr»It . A.«.nkHckluh.
422 Pfund 0,1S Zoll
795 0,4h .
1316 , 1,08 .
1670 „ \fit, ,
1733 „ 1,92 „
Hei 1733 Hund bekam eine Speiche einen leichten Knie k,
der allmählich stärker wurde, als man die Stosskraft nach und
nach bis 1*06 I'fund steigerte; die bleibende Verbiegung
betrug jetzt 0,26 Zoll. Als man mit der Steigerung der Stoss-
krafl bis 1*40 I'fund fortfuhr brachen zwei andere Speichen,
und es war klar, dass das Ra i keine weiteren si.irkeien Stossc
aushalten könnte. Hie Stoßkraft winde dann auf lmn> I'fund
herabgesetzt uuJ allmählich bis 1628 Pfund erhöht, wo weitere
Brüche stattfanden. Bei nochmaligem Beginu mit 10ÜO Pfund
und Steigerung bis 1400 Pinnd dehnten si«h die Brüche nicht
weiter aus,
Ich will nun diese Resultate mit denen bei Drahträdern
vergleichen, die im Januar geprüft worden waren. Diese Draht-
räder (Vorderräder) wogen 27,5 Pfund, die Holzrädcr 29 Pfund,
also 5,"i mehr. Das liolzrad brach in den Speichen bei
H40 Ifund Druck, als es in der Richtung in Anspruch ge-
nommen wurde, in der es die grösste Widerstandsfähigkeit hc-
sitzt, nämlich in der seiner St'irzung entgegengesetzten Richtung.
Ein symmetrisch, ohne Stützung, gebautes Drahtrad hielt
2025 i'fund Druck aus, das sind über 10 '., mehr als das Holz-
rad, während die grösste Widerstandsfähigkeit eines gestürzten
1 >rahtrades auf Grund einer Reihe von Versuchen auf 2400 Pfund
geschätzt wurde, also 30, 1 mehr als beim Holzrad.
Die zu den Versuchen benutzten Drahträder waren über-
dies in den Nahen unnötig schwer konstruiert, sie hätten
zweifellos Kund leichter sein können, ohne dass man an
ilie kritische (Frenze gekommen wäre, und dann würde ihr Ge-
wicht, nur 24,5 Pfund betragen haben.
Die Präge der Reparatur muss, wie schon erwähnt, gleich-
falls zugun-ten der Drahträder beantwortet werden, denn der
Hrsatz einer Drahtspeiche nach einem Bruch ist auf der Land-
strassc wohl auszuführen.
Ich möchte nun infolge dieser Versuche nicht etwa be-
haupten, dass I irabträder zweifellos besser sind als Holzrädcr,
das wird sich ia Briden; aber das scheint mir sieber, dass die
stattgehabten Versuche für die Motorwagenbesitzer einige Be-
deutung haben, und ich würde mich über jede Mitteilung und
über jeden Versuch freuen, der zwischen Draht- und Holz-
rädem angestellt wird; der Gegenstand ist gewiss von Bedeutung.
S. V. Edgc.
Leber die Einzelheiten dieser Kader an dem Napicr- Wagen,
dem einzigeu, der beim englischen Gordon Bennett- Aus-
scheidungsrennen mit Drahträdern ausgerüstet war, gibt Autooar
noch einige Mitteilungen. Zunächst möge erwähnt werden, dass,
wenn auch der Napier-Wagen beim Rennen einen Lnfall erlitt,
dieser doch nicht auf einen Defekt an den Rädern zurückzu-
führen ist Das System •lieser Radkonstruktion ist von Mr. John
Plugh von der Kudge-Whitwotth-GeselNchatl Ltd. erdacht und
erst eingeführt, nachdem die Gesellschaft seit 1902 fortlaufende
Versuche angestellt hat.' In jenem Jahre ist der Gesellschaft
ein Patent erteilt bezüglich der Durchltolirung der Nabcn-
llans hen in einer Richtung, welche gestattet, die Speichen am
Kopiende nur um einen Winkel von 4">» zu biegen, anstatt um
90°. Es hatte sieb nämlich herausgestellt, dass bei einem
solchen Verfahren die Widerstandsfähigkeit des Drahtes am
Speichenkopf 90*.'„ derjenigen des geraden Drahtes beträgt,
während sie bei dem um 90* gebogenen Drahte nur 75*;, er-
reicht. Bei den vielfachen Versuchen fand man auch, dass die
bisher allseitig anerkannte Theorie, wonach die Speichen in
einer solchen Richtung laufen müssen, dass sie auf den Be-
rührungspunkt des Radreifens mit dem Erdboden treffen, un-
richtig ist. Es w urde vielmehr wiederholt festgestellt, dass die-
jenigen Kader die besten Resultate ergeben, bei denen die
Speichen ungefähr auf 0,1 des R.idreifemluicbuiesscrs aultreffen.
Die Abbildungen zeigen ein Hinterrad ohne Sturzung mit Brems-
trommel, welch letztere mit der Nabe ein Stück bild t, die
Speichen sind weit auseinandergcstcllt. Das Vorderrad ist stark
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Hell IS. 1905.
gestürzt, um ilic- größtmögliche Widerstandsfähigkeit gegen
Verbiegen beim Kurvenfahren oder Anlaufen an Bordschwellen
zu erreichen.
Das haben die Versuche jedenfalls crgcltcn, das^ die nach
diesem System gebauten Drahträder leichter und doch kr.iftiger
als llolzräder sind. (S. Fig. 1 u. 2.)
Es muss nun darauf hingewiesen werden, dass der Xapier-
W;igen des Mr. Kdge nicht der einzige grosse Wagen ist, der 1 iraht-
speieben hat. Die Darracq-Wageo, deren einer im französischen
Ausscheidungsrennen für Gordon ßennett, und zwar als leichterer.
Fig. L
mitlief, während ein .inderer am Beshill-Bergrennen teilnahm,
hatten ebenfalls Drahtlichen, und ausserdem baut die eng-
lische Firma Lanchester Ton Anbeginn an alle ihre Wagen mit
I •rahlspeichen. Der Lanchester- Wagen hat übrigens, nebenbei
bemerkt, noch eine andere Eigentümlichkeit, er ist der einzige
englische Wagen, der einen luftgekühlten Motor führt; in
Amerika gibt es bekanntlich eine recht grosse Zahl von Fa-
briken, die I.ultkühlung bei grossen M< Hören verwenden.
Unzwcitclhaft ist aus den Versuchen mit Edgcs Napicr-
Wagen, mit den Darracqs und Laocheiten zu ersehen, dass für
den Gebrauch von Holzrädern bei grösseren Wagen keine
zwingende Notwendigkeit vorliegt, und <la-s wohl in Erwägung
zu ziehen ist, ob nicht auch Metalliäder in irgend einer Form
vorteilhaft zu verwenden sind. Es brauchen ja nicht geiade
Hader mit 1 •lahtspeichcn zu sein, wenn diese bei grossen Wagen
dem Beschauer zu winzig und zu wenig massiv erscheinen;
man kann ja auch solche mit hohlen Metallspeichen nehmen,
die auch M'hon im Gebrauch sind und den Vorteil haben, dass
sie sieb dem Auge wie Holzspcictien darstellen; und dabei ist
ihre Haltbarkeit wohl zweifellos gnisser als die von Holz-
speichen, aber freilich haben sie den Nachteil, dass Hcschädi-
gungen, Hrüchc, auf der Stelle nicht zu reparieren sind.
Noch möchten wir ein Mctallrad erwähnen, das wir schon
in lieft 1 dieses Jahrganges der Zeitschrift besprochen haben,
es ist das Scheibenrad. Das hat nun vielleicht für empfindsame
Fig. 2.
Augen den Nachteil, dass es zu massiv aussieht und dem Wagen
etwas Schwerfälliges und l'lumpcs gibt, aber es gewährt auch
unl e-lreilbare Vorteile: es ist sehr leicht und herptem zu reinigen,
was besonder! bei solchen Wagen günMig ist, die viel aul
schmutzigen Strassen zu fahren genötigt sind, und dann hat es
bei gleichem Gewicht eine viel grössere Widerstandsfähigkeit
als ein Rad mit hölzernen Speichen.
1 lurchblättert man die illustrierten Fachzeitschriften, so
stösst man doch zuweiten auf Wagen mit Scheibenrädern, und
das kann man in Verbindung mit den Besprechungen der
Napier-, Dsrreoq* und I.anchesler-Vcrsuche wohl dabin deuten,
dass sich die allgemeine Aufmerksamkeit mehr als bisher auf
Metallräder lenkt.
Versuchsfahrten mit der Motordraisine voo Barth auf
den bayerischen Staatselaeobahnen. Auch die bayerische Siaals-
eiseutialm bat den Motordraisinea ihr Interesse zugewandt und mit
einer von U. Barth in Nürnberg hergestellten Draisine Versuchsfahrten
angestellt. Nach einem Beriebt in der Zeitung des Vereins deutscher
Eisenbahnverwaltuugen wendet Haith zwei voneinander vollständig
unabhängige, luftgekühlte, mit Magnetzündung versebene Moloren an,
so dass der Dclrieh im Kalle des Vcisagens des einen mit dem andern
weitergeführt werden kann. Die Draisine bat vom drei .Sitzpliiue. wo-
von der eine umklappbar ist, so dass auch die Sltecke nach rückwärts
beubachtet werden kann. Hinter diesen Sitzen beim len sich zwei Sattel-
sitte, unter denen sieb die Moloren mit den Ucbettiagungsmcchanismeu,
je einem Behaltet für Hemm und Oel und den entsprechenden Be-
dienungshebeln befinden. Das Gewicht der unbesetzten Diaüiue be-
tragt 3UU kg, so das> sie an den seitlich angebrachten Griffen
von zwei Mann aus den Schienen gehoben weiden kann. Die Draisine
nimmt Steigungen von I : 40 mit 1.", km Geschwindigkeit, in der Ebene
erreicht sie 30 km in der Stunde, eine Schnelligkeit, die für den Zweck
der Draisine völlig genügt. In beiden HrennslnfTbehältcrn befinden
sieb 12 I Benzin. Die Draisine kostet bei «Inf Sitzplätzen 2200 M.
Die Kader, die anfangs mit Gummiaullageii versehen waten, wurden
später durch Slablradcr crsetzl, was leichteren Lauf zur Folge hatte
Hei den Versuchsfahrten wurde die I.okalbahnstrcckc Ober-
I hausen— Weiden. 21,7 km lang, mit Huchstsieiguageo 1:54 mit fünf
Mann Besatzung hin und zurück in 2 Stunden 1*. Minuten bei einem
Benzinverbrauch von 0 1. die l.oknlbabnslreckc Roth — (irrding. 22 km,
die seht bergig und lang anhaltende Steigungen, meist 1 : 40, besilzt,
mit vollbesetzter Draisine bei Schnee und Regen bin und zuiflck in
i 2 Stunden .'tl Minuten bei 71 Benzinverbrauch zurückgelegt Die Ver-
I sucbsfahrlcn werden als vollkommen gelungen bezeichnet.
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7
/
Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins.
1905. Heft 18
03
j«> Personen
durchquerte kürzlich
die HauplsUas«en
von Berlin. Kl hu-
delte sich um eine
Probefahlt der
Neuen Automobil-
Gesellschaft, die
den für das Ausland
bestimmten Omnibus
auf diese Weise den
Finwohncrn Her
KeichshauplsLvtt vor-
lühite. Wohl all-
gemein wuide be-
dauert, dass Bcrlio
auf diesem Cicbietc
gegenüber anderen
Gfossstädteu, wie
Paris. London und
Brüssel, noch immer
turtickslchl. Oer
Omnibus, den wir
im Bilde Totführen,
wü d von einem
Vieiiylinder-Motor von 24/26 HP. getrieben; die Vorderrad«! sind
mit einfacher, die Hintenader mit doppelter Gummibereifung ver-
sehen Die Masimalgeschwindigkeil betlägt 25 km in der Stunde.
Der Omnibim hat 16 Sitzplätze und vier Stehplätze, sowie 14 — 16
Imperial sitae. Bekanntlich linden derartige Fahrzeuge in erster Linie
in London, aber auch in anderen Grossstädlen in umfangreichem
Masse Verwendung und erfreuen sich wegen ihrer Leistungsfähig-
keit und Betriebssicherheit allseitiger Beliebtheit des Publikums.
Zwei neuere Typen der N. A. G.
1 f
1 *M f M .JH.HI
Der Milchwagen der N. A. 0 , dessen Abbildung wir in
untenstehender Figur bringen . ist ein neuer Verlreler der Motor-
lastwagen von der Type I. I. deren Oberbau besonders für Milch-
Iransport eingerichtet wurde. Im eigentlichen Wagenkasten werden
volle Kannen geladen, während auf dem leichlgcwolbtem Verdeck
leere Kannen Platx rinden: selbstverständlich ist diese Bauart des
Wagenkastens auch für den Transport Ton Marktwaren oder von
sonstigen Lasten geeignet Eingebaut ist ein 8/** PS. - Zweiaylinder-
Motor. der mit Spiritus
und Betuin betrieben
wird, da der Vergaser
mit beiden Betriebs-
stoffen funktioniert.
Die Bereifung ist
Vollgummi : die Fuss-
pedale sind, um Ab-
lutschen etf. iu ver-
meiden, durch einen
einfachen Qucitapfeo
gebildet (s. Abb.). Die
zu transportierende
XuUlast des Wagens
ist 1500 kg, seine
Höchstgeschwindigkeit
ra. 18 km-Sld. Bereits
auf der Ausstellung der
D. Landw. Ges. in
München wurde der
Wagen vorgefühlt und
ist auch iu den Haupt-
ptüfuiigen bei Quedlin-
burg am 25. bis 30.
September gemeldet
worden.
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Heft 18. 1905.
Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins.
439
Winl<e für den Absatz von /Motorfahrzeugen und «Booten in verschiedenen bündern.
Nach behördlicher Bcrkhtt rstattunn fKonsularhorichlel.
| auf Kautscbukreifcn för Elektromobile, am letztere herstellen und deren
I Verwendung mehr verbreiten m krönen. Gerade jetzt konnte ein gutes.
, starkes und doch billige« Elektromobil für aller haad praktische Zwecke
anf den spanischen Markt gebracht und rechtzeitig gut eingebürgert
werden können.
Mittel.« königlichen Dekret? vom M. Joni d. ). wurde dei spanische
Minister des Innern ei mächtig), durch die Gencraldircktion fftr Post und
Telegraphen cineo Konkuts ausschreiben™ lassen, um dieHricfanshebiingen
in Madrid sowie den diesbezüglichen Verkehl zwischen dem Hauplpost.imtc,
den Filialen und den Eisenbahnstationen durch Automobile besorgen zu
lassen. Oer bclieffendr t'ntcroehnwr soll für diesen Dienst einen Mas.mat-
bctiag roD UOO0O Pesetas jährlich etbalten. Der Kootrakt soll auf
lOJabie auten Bis zur Stunde ist noch nichlbezannt, ob fibcrhaupl aus-
ländische Aiilnmobilc hierbei in Betracht .weiden kommen können. Es
scheint jedoch, dass die nationale Indusliie diesem Bedaife noch nicht
gewachsen ist. Man weiss auch nicht, was fflr eine Betriebsrat! in
Aussicht gcuoDinien wurde, obwohl man vermutet, dsss es sich nach
dem Pariser Muster um Elektromobile handeln werde, da bei den an-
deren die Feucrsgcfahr giössei ist. An diese momentane Unmöglichkeit,
den fraglichen Itcdarf im Lande selbst zu decken, knüpft man in
Madrider Fachkreisen Itiniciluogcu über die gnlc Rentabilität einer
mit ca. 10 Millionen Pesetas Kapital in Spanien zu errichtenden Auto-
niobüfahrik. welche den zweifellos bald und bedeutend anwachsenden
Bedarf für allerhaod zivile und militärische Zwecke zu decken berufen
sein wflrde. Man verhehlt sich dabei keineswegs, dass die allgemeinen
Unkosten bei einer in grossem Massslabe arbeitenden Aulomobilfabrik
sehr hohe sein müsslen |ri<> 150 000 - 200 «00 Peseta»), glaubt aber,
da» Spanien in den nächsten 25 Jahren einige tausend Automobile
bcuütigeu würde, und spneht sich entschieden gegen die gegenwärtige
Tendenz zur Errichtung kleiner Wejkslältcn aus, deren Gefahrte not-
gedrungen teuer zu sieben kommen müssen. Kin derartiges Etablisse-
ment wurde beispielsweise jüogst in Pucito de Santa Maria (Provini
Cjdiz) durch einen Her in Anglada ins [.eben geiufeu und soll angeb-
lich nur spanisches Material verarbeiten; dies dflifte jedoch nicht
duicbfiilirhar sein, da bekanntlich im Automohilbau u a auch Chrom-,
Ma^oesiam- und XickeUlaUe vei »endet weiden, die in Spanien nicht
erzeugt weiden. Schon die namhaften Auftiäge, die im Laufe der Zeit
seitens des Staates zur Vergebung gelangen durften, machen diese An-
gelegenheit näherer Heachtung wert.
China.
Der englische Konsul in Wuchow achreibt: Eine englische Ge-
sellschaft fflr Dampfbootc halte angekündigt, das» sie ein Mutoibuot
zwischen Wucbow und Nanning in Betrieb setzen würde. leb höre
jetzt, das.« das Bout keinen Erfolg gehabt hat. Dasselbe war in Hong-
kong nach den Entwürfen der Besitzer gebaut, der Motor aus Fngland
importiert, es konnte aber nicht mehi als vier Kuutcn Fahrt leisten.
Auf dem Westfliissc li.ihen abet Aiit»tnobilh.,otc ohne Zweifel eine
Zukunft. Eine Persönlichkeit, die die HandeUvcrhältnissc genau kennt,
sagt mir. dass ein doitbin paiscnd.-s Itoot von HO - 4.0 ToDOeo min-
destens eine Geschwindigkeit von zehn Kuoten haben muis bei einem
Tiefgang Ton diet Fuss. Ks ist wesentlich, lüg! dieser Herr hinzu,
dass das Hool aus Holz gcfeiligt ist. auch
teilungen haben, denn infolge der zahlreichen
oft l'nfillc vor.
Spanien.
Ueber die in Spanien vorhandenen Motorfahrzeuge und die lieh
im Lande entwickelnde Anlomobilindustrie bat der österrekhiseb-
ungarische Konaul in Madrid einen Bericht erstattet, der folgende
positive Angaben enthält:
Wenn auch in Madrid augenblicklich kaum mehr als 30O Motor-
fahrzeuge vorhanden sind, so ist dueb zu konstatieren, da» diese Zahl
■ich ziemlich schnell erhoben wird, denn allein im Mai des laufenden
30 neue Automobile bestellt worden. Meist sind es mit
liiebene Fahlzeuge, aber einen gewinen Vorzug gentessen
für den Stadigebrauch elektrische Wagen. Die leichten 12 pfeidigen
Fanbard-Wageo sind am stärksten vertreten, da jedoch das nördlich
von Madrid gelegene Gelände ziemlich bfigrlig ist und starke Steigungen
aufweist, so genügen die 12 pferdigen Motoren nicht, und die Besitzer
haben sich stärkere, meist 24 pferdige Maschinen zugelegt; aber aurh
einige 40pfcidige sind vorhanden. Ausser Panhard sind noch die
Marken de Dion, Serpollet, Mors. Renault, Dietrich und einige andere
vertreten; elektrische Fahrzeuge bat fast ausschliesslich Krieger ge-
liefert; zwei sind von Gallina, deren eins dem Konig gehört, Sehr
viele Fahrzeuge dienen dem Sport, doch sind in Madrid und l'mgcgcnd
100 Automobile für Waientransport in Gebrauch. Verschiedene
icnen für den
Iflx weitere Ausflüge. Man sprach
I Warentransport
lie aber jetzt
behoben zu sein scheinen, denn es ist davon die Rede, dass sich eine
Gesellschaft zum Betrieb des Mictwagonvcrkebrs bilden wird. F.inc
eigentliche Anlomobilindustrie ist nur in geringem 1,'mfaoge vor-
banden, besonders hervorzuheben ist die Fabrica de Aulomöviles
Hispano-Suira in Barcelona, die monatlich fünf Fahrzeuge fertigstellt.
Da aber die fremden Fahrzeuge infolge des hoben Guldagius und
Zolles sehr teuer weiden, so hat sich die genannte Gesellschaft ent-
schlossen, ihre Fabrikation so umzugestalten, dass sie monatlich zehn
Fahrzeuge erzengen kann: sie will dazu ibr Kapital auf 4 2 SO 000 Pesetas
erhöhen. Die Absicht gehl dahin, die ein heim iseben Fahrzeuge be-
deutend billiger zu liefern, als die ausländischen Fabriken dies imstande
sind. Es wird sieb dann ja zeigen, ab diese billigeren Wagen be-
zuglich der Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit mit den ausländischen
konkurrieren können.
Fflr die Beförderung der Korrespondenz auf dem Lande lauten
die amtlichen Ausschreibungen bereits seil einiger Zeit nicht mehr
wie früher, auf .vierrädrigen Wagen" allein, sondern stets auf .vier-
rädrigen Wagen oder Automobil". Eine Firma in Bilbao ist im Be-
griffe, einen Automobtlverkehr für Personeo und Frachten zwischen
Haro und Eicaray (Provinz Logrono) einzurichten. Achnlicbe Projekte
beslcben in mehreren anderen Gegenden Spaniens.
Das Elcklromobil findet man in Spanien nur als elegantes Ge-
fahr! der Reichen. Mao gibt sieh viele Mühe, Elektromobile für den
städtischen sowie für den interurhaoen Personen- und Frachtenverkehr
einzuführen, doch sind die ausländischen Wagen zu fein und zu teuer.
Man ist daher besucht, sie im Inlande herzustellen. Des Wagen, die
Räder, die elektrischen Teile, wie Dynamo, Licht, Uilung etc könnten
in Spanien leicht erzeugt werden. Em Haupthindernis bilden aber
welche wohl auf viele Jahre hinaus in Spanien nicht
Man fordert daher eine starke Zullreduklion
Adressbuck dar Automobil-, Motoren- und Pahrrad-
Industrle. 5. Ausgab« 1906. Wie uns der Verlng dieses Werkes:
.Deutseher Automobil-Verlag F. Walloch", Berlin SW. 61. mitteilt, wird
mit den Vorarbeiten für die 5. Ausgabe PtOb schon jetzt begonnen,
da das Adrcssbiteb in der kommenden Ausgabe auch die bisher darin
nicht vertictene Fahrrad-Industrie und Nebenbrancben behandeln witd.
Iii Anbetrarbt der grossen Wichtigkeit, welche ein möglichst
vollkommenes Fach-Adressbucb für die vorgenannten Branchen hat.
un i der grossen Schwierigkeiten, »eiche andererseits die Beschaffung
zuvei lässigen Adtcsienmaiciuls bei eilet, ersucht uns der Verlag, unsere
geschützten Leser darauf aufmerksam zu macheu, dass die Eintragung
aller Firmen der Automobil-, .\Ii>b>r- und Falirrad-Industrie sowie aller
in Frage kommenden Nebenbranchen vollständig kostenlos erfolgt.
Diejenigen Interessenten, welchen noch keinen Fragebogen erhalten
haben, wollen solche gefälligst in eigenem Interesse bebufs kostenloser
Aufnahme vom Verlage emiordern.
Digr
440
Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen- Vereins.
1905. Hefi 18
Freigesprochen.
Kin für alle Herliner Autotnobilfahrer interessantes
Erkenntnis fällte am 8. September das Künigl. Schöffen-
gericht in Potsdam.
Unser Mitglied Herr X. hatte das Unglück, am
1. Juni d. J. die Königstrasse iri Wannsee mit seinem
Automobil passieren zu müssen, und erhielt prompt, in
diesem Falle sogar schon am 17. Juni, sein Strafmandat
in Höhe von Mk. 10.—.
In der Nähe des Restaurants Reichsadler, an einer
Stelle, welche anfangs Gefälle zeigt., dann aber wieder
langsam ansteigt, beoliachtete der üendarm H. das Fahr-
zeug und will nach den Ausführungen in dem uns vor-
liegenden Gerichtserkenntnis vom 20. September mit
seiner Uhr festgestellt haben, dass der Angeklagte eine
Strecke von 1000 Metern, die der Zeuge vorher aus
gemessen hatte, die ersten *>O0 Meter beigab in
58 Sekunden, mithin mit einer Geschwindigkeit von
31 km in der Stunde, die letzten 500 Meter in h*S Se-
kunden, also mit einer Geschwindigkeit von 2t> km in
der Stunde fuhr.
Wegen der dieserhalb vom Amtsvorsicher in Wann-
see verfügten Strafe von 10 Mark hatte der Angeklagte
rechtzeitig gerichtliche Entscheidung beantragt. Das Ge-
richt kam auf Grund der Bekundungen des hinzugezo-
genen gerichtlichen Sachverständigen Z. zu einem frei-
sprechenden Erkenntnis und legte die Kosten der Staats-
kasse auf.
Der Sachverständige Z. hatte sich über die mit dem
betreffenden Wagen erreichbaren Geschwindigkeiten, also
über Momente zu äussern, welche sich speziell auf den
Einzelfall bezogen und nicht von allgemeinem Interesse
sind. Aber wichtig für die Allgemeinheit ist der folgende
Satz, welchen wir wörtlich dem Urteil entnehmen:
.Der Sachverständige erklärt es ferner für ganz
unmöglich, dass der Gendarm aut einer Strecke von
einem Kilometer, wenn er in der Mitte steht, infolge des
spitzen Gesichtswinkels genau leststellen könne, wann
sich der Wagen am Anfang und wann am Ende der
beobachteten Strecke befunden habe, auch sei hierzu
eine gewöhnliche Taschenuhr, wie der Gendaim sie bei
seiner Beobachtung benutzt habe, nicht ausreichend.
Ferner kommt in Betracht, dass eioe kleine Zeit-
differenz, die bei derartiger Berechnung auf so kurzer
Strecke unvermeidlich sei. auf die volle Stunde berechnet,
von grosser Bedeutung sei und ein von der Wirklichkeit
wesentlich abweichendes Resultat ergebe."
Die hier hervorgehobenen einfach logischen Aus-
lührungen dürflen auf ausnahmslose Zustimmung, auch
auf die der Aufsichtsorgane, rechnen können, und wir
möchten wünschen, dass dieselben die weiteste Ver-
breitung finden. Ohne dem einzelnen Beamten zu nahe
treten zu wollen, der in der L'eberzeugung handelt,
nicht mehr zu tun. als seine Pflicht von ihm verlangt,
muss man doch der Einsicht der Vorgesetzten und Strafe
verfügenden Instanzen gegenüber es immer wieder be-
dauernd aussprechen, dass derErlass von Strafverfügungen
an einzelnen Punkten vor den Toren Berlins und
besonders in Wannsee tatsächlich als ein Notstand er-
scheint, demgegenüber es fast besser wäre, wenn das
Automobillahreu ganz verboten würde. Niemand wird
den wilden Fahrer in Schutz nehmen, der durch über-
mässig schnelles Fahren innerhalb der Ortschaften andere
und sich selbst gefährdet. Aber es könnte doch nun
heute wirklieb jedermann, und besonders in und bei
Herlin. sich nachgerade klar über, die ausserordentliche
Bedeutung des Motorwagenwesens sein und erkennen,
dass alle, die sich jetzt im Stadium der Entwickelung
dem Automobilfahren, gleichviel mit wieviel Lust und
wieviel Leid, widmen, einer grossen, immer mehr fort-
schreitenden, der Gesamtheit zugute kommenden Sache
dienen. Einer grossen Sache gegenüber erscheint eiti
Uebermass von. wir sagen nicht Anzeigen, sondern von
Strafverfügungen wenig proportional.
Die oben wiedergegebenen schlichten Ausführungen
tles Sachverständigen erscheinen so naheliegend, dass
sie der Aufmerksamkeit keiner strafverfügenden Instanz
entgehen sollten, und man irrt ganz bestimmt nicht in
der Meinung, dass die weitaus meisten Anzeigen unter
den Voraussetzungen erfolgen, die der Sachverständige
treffend dargestellt hat.
Nur nicht die Ausnahme als die Regel behandeln
und das Kind mit dem Bade ausschütten. o < m
Di« Eröffnung der Leipziger Motorfabrxeug- etc. Au*.
Stellung (*>. bi« 15. Oktober) findet am l-'teitag, den 6, Oktober,
präzise 1 Uhr, in dei Albcrthsllc de* Krystall-I'alasles Halt Im An-
trbluss daran Festessen (Dejeuner diiiaioirc) m Ebreu Seiner Eizellen;
des Heim Slaatsministers von Melzsch als Vertreter S, M. des Königs,
der Mitglieder des Ehrenpräsidium*. Kbren-Komitces und der Ehren-
gäste im (jlockensaal.
Der Besuch S. M. des Königs am Sonnabend, den T. Oktober,
erfolgt gegen 12 I : hr.
Des weiteren teilt man uns mit :
.Die diesmalige Leipziger Ausstellung im Krysiall-Palatl,
deren Wichtigkeit nicht nur für den aut ci weitet icu Absais be-
dachten Verkäufer, sondern auch für den günstige Abschlüsse suchenden
Kaufer unbestritten dasteht, hat ihren Termin ffir die Abhaltung in
diesem Jahre um ca. 2 Wochen früher als Bonst. d, h. in den Anfaug Ok-
tober gelegt. Infolge des neutiatcn und internationalen C baraklers dicsei
Spczial- Ausstellungen, die nur Verkaufszwecken dienen und zur An-
bahnung nener und Befestigung alter geschäftlicher Beziehungen un-
gemein viel beitragen und hervotiagcnde Geschäft sabschlilsse gezeitigt
haben, erweitert sieb der Kreis sott.. hl der ausstellenden als auch dei
einkaufenden Firmen von Jahr zu Jahr mehr und mehr. Erwähnt ver-
dient auch tu werden, dass einige gewerbliche ausländische Korpo-
rationen die Ausstellungsleitung von dei Absendung von Delegierten
zwecks Studium dieser leipziger Spezialrcäiklc in Kenntnis gesetzt
haben. Die Au&stclluugsleituog richtet an alle Führer von Motorfahr-
zeugen die diingende Bitte, sieh bei ihien Fabilcn eines votsirlititfen
Fahren« in massigem Tempo zu belleinigrn. um eisteiiN so Ii dei tciupciäit'ii
ministeriellen Befreiung von der Verordnung Tum 3. April 1901 würdig
zu erweisen, und sodann dem vernünftig gebBiidbahten Autcmobilismns
Sympathie ziiioftlhieu und das Motoifabizcng popuUr lu macheu."
T'eber die m ao -ao Oktober la Frankfurt «. M. etattv
(ladende Automobil- and Eabrrad-AuMtellunf; wird uns mitge-
teilt, dass dieselbe zweifellos ihre Votgasgcrin bei weitem übertreffen
wird. Alle mit der liianche verbundenen Industrien werden duich die
bedeutendsten Firmen veilreten nein. Es weiden auf der Ausstellung
nicht nur fertige, gebrauchsfähig« oder im Itelricb befindliche Fahrzeuge
Torgeluhrl, sondern es wird auch die gauze Eotslehungswcisc der
Wagen und einzelnen Teile vom Rohmaterial bis zu dem bearbeitetet)
Weikstuck in anschaulichster Weise gezeigt, wodurch den Besuchern
ein »eltener IJnblick in die Arbeitsweise und Fmingcnsrhaflcn einer
durchaus modernen Industrie ermöglicht wird
Die Ausstellet selbst scheuen keine Kosten, sieb in der Durch-
führung dessen zu übertreffen und durch vornehme dekorative Rahmen
ihre h'rzciiguisse- zur (.ieltung zu bringen
Besondere Beachtung erfahrt die Ausstellung duich die Fabriken
selbst. Ks liegen der Ausstellung beicits mehrere Ersuche von Fabriken
1 vor. ibieiu t'ctsonal Zutritt zu ermäßigten Preisen zu gewähren. Es
dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass diesem trsueben entsprochen
wird, da den im Fache tätigen Beamten und Ai heitern hierdurch eine
ausseigewehniiclie Gelegenheit zur Beieicherung und Vertiefung ihrer
technischen Kenntnisse gegeben ist, wodurch der deutschen ludtlsitu-
ein grosser LUcnst erwiesen wird. Je reichlicher die technischen Kennt-
nisse nuscier Beamten sind, ufi so Ivisiuiigsbliiget ist die deutsche
Industrie.
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fielt 18. 1%5.
Zeilschrilt de» Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins.
441
/Mitteleuropäischer /Wotorwagen-Verein. 6. V.
Aufnahmen:
M. AbrahamMhn, Dipl.- Ingenieur. Beriin. 1 IX. Oj v.
Or. Biaawltz. Rittergutsbesitzer. Siathta. «>. IX. 05 V.
«her, Berlin, tl. IX. (>5. V.
ir, Direktor. NtMlHSa«. 4. IX. 05. V.
Erwin Hubach, Rittergutsbesitzer. ScMm Birglau. s. IX. 05. V.
Ernsl Heitmann, Kaufmann. Barlin 6. IX. 05. V.
Paul Kaempl, Litciat, Charlattaabarg. 9. IX. 05. v.
Gutta* Kabrl, Fabrikbesitzer. Brandenburg. H. IX. 05, V.
Hermann Maarker. Kaufmann. Chartottenburg. 4 IX. 05. V.
Hana Nanmaaa, Kauiroano. Lübbenau. 5 IX. 05. V.
4 Prügel, Kaufmann und lngenicite. KreiunrUhle. 2. IX. 05. V.
Neuanmelduncen
lar »rilHnfzbrlkat.orv Ber
Wobst, Apotheken»» .
/Lfi,
6 m b H.
Wilhelm Goldberg. Duisburg.
6. A. Gnsler. Kaufmann. Hamburg.
Hamann Kindt, Inh der Gubener Mm kwetke.
KraftfahrzaugwarkaG m.b. H., Branientrurg a. H.
Krefalder Stahlwerk Krafala.
C. Riedel, Kaufman.t. Berlin.
Albert Roaenhala, Barlin.
Odo Rothschild, tlurl. ier. tochn.. Berlin.
Freiherr Speck v.» Sternbtng, LlUaehena.
Frita Steffen«, Mitinhaber der Moloiwagen-Ve-
tricb«-Ges. m. Ii. II..
V.igt
Ha. Conström.
Conström.
Conström.
F.d. Pellrer
Conström.
Coniir&m.
CoustrAm.
Conström.
Conström.
CoDSUüm.
Krosl Neul
Coiuin'm.
F. Schallgc.
Einladung.
Montag, den 16. Oktober 1905
Vortragssaal im KolonUl-Museum, Alt-Moabit i (am Lehrter Bahnhof).
Uin H Uhr: Vortrag des Herrn Ingenieur Max R Zechlin üher das Thema:
Welches ist die geeignete Karosserieform für eine Berliner Kraftdroschke ?
Mit Lichtbildern.
Der resident A. Graf von Talleyraad-Pcrigofd
Zuverlässigkeit der PolymObll-WagM. Aul d*r Zuvcr-
lissigkcitsfabrl Bremen— Hannover— Bremen am 13. August d. J. bat
da« l'olrmubil sieb votltefllich bewahrt, indem e« »ich den eisten
Preis, „die goldene Medaille*, holle. Aber auch bei langer Benutzung
und grossen Fahnen bat das I'olymobil dir Prüfung glänzend bestanden.
Ei seien hier aua den vorzüglichen Zeugnissen um einige heraus-
gegriffen. 5u schreibt ein Amlsiicliter X unterm 22. August : „Narlidem
ich auf meiner dicsjrdtrigen Fei ieul eise Ciber 1000 km im Polyroubil
zurückgelegt habe, kann ich Ihnen über das Fabrikat nur meine höchste
Aneikenniing aussprechen. Defekte irgendwelcher All am Motor,
am üeliiebe oder an den Reifen habe ich fibeil.aupl nicht
Der Motor hat von Anfang bis zn Ende seine Schuldigkeit
lief am Schlüsse der Fahrt ebensogut wie zu Anfang
zaglich in die Federung, die auch auf schlechten Strassen ein lebhaftes
Tempo gestaltet-" Ein Pulymobil-Besitzer in Oester teich tchieibt
.Ks freut mich. Ihnen mitteilen tu können, das« ich mit dem yelicfeiten
I'i.tyruobil 8 HP. ausserordentlich gute Kifahrungeu gemacht habe,
Ich habe mit ihm nunmehr, ohne jeden Defekt, Dbei 3U00 km zurück-
gelegt.* Ein Dritter berichtet: „Ihr I'olymobil bat als tadellos funktio-
nierendes Fahrzeug all unsere Erwartungen bei weitem übei trollen.
Fi bat hei grötstmöglichcr Belastung alle Steigungen glatt und ohne
Schwierigkeiten überwunden und bat sich auch sein Mechanismus auf
mit starkem Verkehr als sehr leicht handlich und sicher wirkend
i - Klne »ndei* Meldung sagt: .bis jetzt habe ich nnn schon
jede Störung :t0O0 km zurückgelegt, und bin ich
So liesseu sich noch viele Zeugnisse dafür
botirinccn. dass das Polyraobil bei Zuiucklcgitng grosserer Strecken
ohne die geringsten Defekte stets den Beweis höchster Leistungsfähig-
keit erbringt und sich daher mit Reehl die Gunst des Publikum« in
immer höherem Masse xichert. •
Aachener Stahlwaraa-Fabrlk, Aktlen-Oeaellathnlt A«f
der die«jihii»;cu Leipziger Ausstellung wild der Ffland dei
Firma eine besonder» reichhaltige Auswahl ihrer ro-
sebiedenen Fabiikale liielcn. Es werden die verschiedensten Motortyiien,
: von dem kleinen 3 pferdigen Fabrradmotor au bis zum 24pferdigen
Automobilmotor, ausgestellt. — Der Fafnir-r'abrradmotor ist wohl nach-
gerade tlbetall bekannt. Eine ganze Reibe erster F'abrradfabriken ver-
wenden zu ihren Motorrädern ausschliesslich dieses Fabrikat. — Reehl
anschaulich sind die zusammengestellten Garnituren zum Itau kleiner
Wagen- In erster Linie ist es der kleine Zweizylinder- Fafnir-Molor
mn b PS. mit Getriebe für drei Geschwindigkeiten und Kettenachse,
welcher besondere Aufmerksamkeit erregen durfte Diese Garnitur
dient zum Bau kleiner Wagen (Omniniouitc), die bitiig sind und doch
allen modernen Anforderungen entsprechen. Es haben sich auch bereits
verschiedene Fabnadfabriken entschlossen, den Bau kleiner Wagen mit
diesen Garnituren aufzunehmen, ein Artikel, der auch für den
mubilbändler grosse» Nutzen bringt. — Analog mit diese
motor ist der Vierzylinder-Fatnir- Motor konstruiert, der ebenfalls mit
Gelriebe etc. als komplette Garnitur ausgestellt ist.
Neuerdings hat die Firma den Bau von Bootamolmen In der
Stärke von ca. !t— 15 l'S In grossem Umfange aufgenommen, und die
ausgestellten Maschinen der verschiedenen Grössen tauten in Kon-
struktion und Ausfllbiuna ci kennen, dass die .Fafnir'-Matke auch auf
diesem Geblrle ihr Ansehen w»hrcu wird.
Für alle klciueren Gewerbetreibenden haben die ferner ausge-
stellten ortsfesten Motuicn von I und 4 PS. grosses Interesse, weil
damit vielen ein Mittel gegeben wird, um ihren Betrieb rationeller ein-
zurichten und teuere Handarbeit durch billigere Maschinenarbeit tu
ersetzen. Ans den zahlreichen und begeisterten Zeugnissen Uber diese
Motoren ist deutlich ersichtlich, daas sie einem Bedürfnis abhelfen.
Versäume also kein Auastellungsbesacher. sich den interessanten
.Fafnir--Sland anzusehen.
Die Oalwerk« Stem-Sonnnborn A.-O.. Hamburg, die
Fabrikanten der bekannten:
Ossag-Automobll-Oele und -Fette
bähen, wie wir hören, auf der Weltausatcllung in I.ntticb ,<U höchate
den:
erhallen Gewi*»
dieser Firma'
Grand-Pris
beste Beweis für die hohe l.eiMungsl-ihigkeit
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Zeitschrift de» Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins.
1905. Heft 18
Ein sener Erfolg da« Adler-Tourenrades. Am 3. September
hielt der Gau 7 (Schaar iwald) de« Deutscheu Radfabrer-Bundea unter
anderen sportlichen Veranstaltungen eine Krefuahrt Ober ISS km ab.
bei der alle Teilnehmer unter äusserst stürmischem Winde zu leiden
hatten, Herr Anton Maulbetscb aus Freiburg, auf Adler 4 PS. 2 Zjl.,
durcheilte die Strecke, trol- eines ernsthaften I'neumaiikdefcktes, in
der knnen Zeit von 3 Sei 17 Min. und errang aomit gegen bedeutende
Konkurrent den I. Prci«. Diese ganz vnntlglicbe Leistung einer
regulären Adler - Tourenmascbine, die ja bekanntlich aus allen
grösseren Wctlkampfen stets mit den höchsten Lorbeeren herrorging,
müge von neuem als grundlegender Beweis dafür gelten, dass man in
den Motorradern der Adler-Fahrradwerke Torm. Heinrich Kleyer,
Frankfurt ». M , ein Fabrikat verkörpert rindet, daa infolg« unerreichter
Schnelligkeit und Tülliger Itetriebssicheiheit als wirklich etst-
klassiges Fabukal ru betrachten ist.
Das Adler-Motorrad feiert also in aeiner gewöhnlichen tuuren-
massigrn Ausfahrung. wie es auch laltachlirh an daa in Frage kommende
Publikum jedeui'it tum Verkaufe gelangt, fortgesetzt Triumphe, die in
der Sporlgeschichte der Besamten Motorrad-Industrie einzig dastehen.
Dal Automobil im Dienste der Zeitung. Die in Paris
erscheinende europaische Ausgabe des New Yorker Herald hat einen
Automobildienst zwischen Paris und dem bekannten Se«bade Dieppe
eingerichtet. Der Vorteil besteht daiin, dass die Morgenausgabe der
Zeitung um volle fünf Stunden früher in die I lande der Leser gelangt
als bei der bisherigen Beförderung per Eisenbahn. Leber die Be-
reifung dieses Automobil» schreibt der New Yorker Herald:
-4. August.
Die Helticbssicheihcit des Fahrieuges. soweit die Keifen in
Frage kommen, wuide der Coulinenlat-Caoulihjuc- und Gutla-Percha-
Compagnie anvertraut, welche ihre bekannten Reifen mit flacher Ifnaf
fliche licfei te. Die Haltbarkeit der Reifen wird von vielen Personen
eifrig heobachlet,
25. August.
.... F-in Wort hinsichtlich der Keifen. Wie bereits gestern
berii-httt, lief das Fahrzeug auf Continenlal-Pneumatika. Eine bessere
Wahl konnte man nicht nerton. Die vier Decken kamen in voll-
kommenem Zustande an und da» (jummi wai kaum aufgeritzt. Der
Wagenführer lagte, er wei le die gleiche Strecke auch morgen aof den
Keifen zurücklegen, denn selbst neue Reifen könnten nicht besser halten.
26. August.
Die Conlinental-Reifen (ea sind noch die von gestern) haben
sich gllnteud bewahrt, und nach des Wagenführers Schltzung haben
sie noch eine Lebensdauer von mindestens 50O Kilometern. Nicht ein
Augenblick Verzögerung wurde durch die Reifen verursacht.
In Frankreich fand in der vergangenen Woche eine Touristen-
fahrt für Automobile, genannt .Pokal der Pyrenäen* Ober die lange
Strecke von 1300 Kilometern statt. Es war erfreulich zu sehen, dass
bei diesem unter khrlichen Bedingungen wie die Herkomcr-Konkurrenz
in Deutschland veranstalteten Wettbewerb ein deutsches Keifenfabrikat
besonders erfolgreich war. Von 53 klassierten Wagen hatten 21 Con-
tinenial-liereifung, darunter die siegreichen Wagen der drei haupt-
sächlichsten Kategorien. Die dritte Kategorie gewann Belleville, die
vieite Ballot und die fünfte Richer auf Continental-Pneumatik.
Lea Sports, die bekannte französische Fachzeitschrift, schreibt
hierzu: «In diesem Wettbewerb, wo es sich darum bandelte, wirkliebe
Touristen-Reifen unter Wagen mit sehr schweren Karosserien auszu-
probieren, gewann der Continental-Pneumatik drei Kategorien, ein
Erfolg, wie ihn kein konkurrierender Pneumatik zu verzeichnen hat.
Auch der Pokal für Regelmissigkeit wurde auf diesem Keifenfabrikat
gewonnen, ein Sieg, der für die Pneumatiks um so bedeutsamer ist,
als diese, rasch und widerstandsfähig zugleich, auf dem gebirgigen
Teirain eine grosse Ucgelroassigkcit der Gangart der Wagen gewähr-
leisten mnssten. In Verbindung mit der I lerkomer-Trophäe darf sich
die Conlinenlal-Caoulchouc-Compagnie dieses schönen Erfolges freuen.*
AutrimoMl- Ausstellung vom jo. bl* ao. Oktober rooj
In Prankfurt a. M. Die innere allgemeine Dekoration der grossen
' dreischiftigen Ausstellungshalle wird eine Sehenswürdigkeit allerersten
I Ranges werden. Dieselbe ist in hochmodernem (Darmslldter) Stil.
I der sich bekanntlich an den ägyptischen und assyrischen Stil anlehnt,
gedacht und wird in durchaus vornehmem Charakter gehalten werden.
Als Grundion ist Orange- und Mauvc-Stimmung mit Applikationen vor-
gesehen, die mit goldenen und silbernen Schnfiten bekleidet sind und mit
grossen vergoldeten Wapfien abschliessen. Grosse Felder in schweren
Gold- und Silberstoffen werden das (tanze zur vollen Geltung bringen.
Im übrigen wird die Art der Dekoration bahnbrechend wirken
auf die Scbtnückung grosser Festhalten, und ist es mit Freuden zu be-
grüssen. dass m in nunmehr hierbei auch den Künstler mit seinen
Intentionen mitreden Mast.
Präzisions-
Konstruktive
Ausarbeitung
und Erstausfüh- /
rung von Maschi-
nen aller Art.
Ausprobiert! ng
und Prüfung der-
selben auf ihre
Lastangsfähtgkch
und Verwertung
der geschaffenen
Neuerungen auf
dem Wege des
Patent- oder
Lizenzverkaufes, oder durch
Fabrikalion, falls diese er-
forderlich sein sollte.
Masehinenbau
Vielpoliger magnet-
elektrischer Zünd-
apparat fUr
Kerzenzündung.
Sofortige» Ar-ipnogen ti*i
Motors io folgt (Tower
Utetulllt dei ZDxd-
Unken». Ureooilere Eis-
«teilen g mmä Twenaee.1
de* ZOodapperatea vom
Motor unabhängig and
gr6*tte Stiberneit 4er
fttoveeg 4 «res Uebet-
■cUagea OMtirerer Funken
wlsxeod de« Eiplodoc*-
bebea Kein« icbleif enden
Teile ».vij-r.nl des tat>r-
maJen I i mg«, daher aai-b
nsa mths all die HUfte
geringere* Kra/tbeadarf a)i
bei alte« anderen
Setternen. Anwendbarkeit de*
Appar atei fflr Eis- und Mehr-
-rylinder-Moloren ohne Jegliche
Aeerdernsg.
Marter »tahen m Dl «orte«.
• Ltiiiuen »erde* »ereisen -
4
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Heft 18. 1905.
Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwaj»en- Vereins.
443
Automobil- und Fahrrad-Ausstellung
U«t«r dem Protektorat Ihrer Kttiilgliehen
Hoheit Prinzessin Friedrich Ktrl von Hessen.
Frankfurt a. M. 1905
vom 20. bis 29. Oktober
AUTOMOBIL- u FAHRRAD
AUSSTELLUNG
FRANKFURT m 1805
MM 20.-2B.Okr.kar.
veranstaltet von dem
Verein Deutscher [Tlororfahrzeug • industrieller,
dem Frankfurter Automobil. Club, dem Deutschen
Automobil ■ Club und dem Verein Deutscher
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Dieser Nummer liegen bei:
ein Piospekt dei Puma Franz Vehlen. Verlagsbuchhandlung,
Berlin W. 8, brlr eilend .liaaf, I)» Recht (Im Automobil«*, und
ein Prospekt des Him.i 6. Schönleld « Verlagsbuchhandlung,
Leipzig, wuiauf vrii hietduich kM'SimdeiH hinweisen.
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Leipzig, September 190o.
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Soeben erschien:
Das Automobil
~< und seine Behandlung
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179 Seiten mit 70 Jllustrationen im Text.
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Wenn man sich nach Werken über Autotnobilindustrie und verwandte Gebiete in der Literatur
umsieht, so ist man überrascht darüber, daß schon recht viel über diese Materie geschrieben
worden ist.
Dennoch muß die Frage, ob ein „Bedürfnis" vorlag, ein Buch herauszugeben, wie das
Küstersche, bejaht werden!
Wir wollen nicht darauf hinweisen, daß sich auch unter der Automobil -Literatur viele
Bücher befinden, die besser ungeschrieben geblieben wären, sondern nur die Tatsache fest-
stellen, daß die Autoren entweder von einem zu hohen wissenschaftlichen Standpunkte aus
ihr Thema behandelt haben oder aber in das Gegenteil verfielen und für Leute schrieben,
denen jegliche Kenntnis der einfachsten Grundlagen der Technik fehlt.
Schwer ist es, ein Werk zu liefern - und ein solches fehlte bisher in der Literatur — ,
das sowohl den Laien mit der Konstruktion und Behandlung des Automobils sowie mit
den Betriebsstörungen und deren Hebung vertraut macht, als auch dem Fachmann ein aus-
gezeichnetes Hand- und Milfsbuch bietet.
Und diese Lücke auszufüllen ist das Küstersche Buch berufen!
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Der Name des Verfassers, der ja als Fachschriftsteller bekannt ist, gibt Garantie dafür,
daß es sich um ein sportlich und sachlich gleich gediegenes Buch handelt, und enthält das
Werk folgende Kapitel:
Einleitung.
I. Einzelhelten des modernen Motorwagens: A. Die Kraftquelle
(der Motor); 1. Der Viertakt, 2. Gasgemisch -Zu- und Ab- Leitung,
3. Zündslromkreislauf. 4. Kühlwasserkreislauf. 5. Einzelteile des
Motors. 8. Die Kraftübertragung (das Getriebe), C. Das Unter-
gestell (.Chassis*). D. Carosserie.
II. Abweichungen vom Beschriebenen: A. Die Kraftquelle; I. Der
Arbeitstakt. 2. Gasgcmischzuleitung, 3. ZundstromkreJslauf, 4. Kühl-
wasserkreislauf. 5. Einzelteile des Motors, B. Die Kraftübertragung.
C Untergestell.
III. Behandlung des Automobils: A. Einleitende Bemerkungen.
B. Schmierung. C Kühlung. D. Betriebsstoff. E. Vergasung.
F. Zündung. O. Behandlung der Getriebe. H. Bremsen. J. All-
gemeines Uber Behandlung. K. Motorstärke und Betriebsstoff-
Verbrauch. L. Wie kann man Benzin explosionssicher lagern?
IV. Fahrkunst: Andrehen des Motors, Fahrt-Beginn, Schnelleres Kahren.
Gleiten (Schleudern). Begegnung mit Fuhrwerken, UnvorschrifU-
mäflig fahrende Fuhrwerke, Beleuchtung und BremsfJhlgkeit.
V. Betriebsstörungen: A. Am Motor; I. Zündungs- Störungen, 2. Ver-
gasung und Ventile, 3. Kühlung, 4. Triebteile. B. Störungen an
der Kraftübertragung.
Anhang: Elektromobil, Dampfwagen.
Wir glauben bestimmt, daß weitgehendstes
Interesse für die Neuerscheinung vorliegt, und bitten
wir Bestellungen an die nächste Buchhandlung zu
richten; event. wende man sich an die unterzeichnete
Verlagsbuchhandlung.
Hochachtungsvoll
G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung.
Bmtl» - Au «gleich dir beiden Hinterräder.
Bestell-Zettel.
Auszuschneiden und in offenem Kuvert mit der Aufschrift „Bücher-
zettel" für 3 Pf. Porto zu versenden.
n
Der Unterzeichnete bestellt hiermit bei der Ruchhandlung von
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Küster, Julius, Das Automobil und
seine Behandlung.
Hochelegant in Leinen gebunden. — Preis M. 2.50
(Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung, Leipzig. Lindenstr. 2)
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