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Full text of "Geschichte des Safrans Crocus sativus L. var. culta autumnalis und seiner Cultur in Europa"

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Geschichte 
des Safrans 
(Crocus 
sativus L. var 



culta ... 





Ernst Moriz 
Kronfeld, Thomas 
Franz ... 



Chsniioal Übwy 



Geschichte des Safrans 

(Cmns satim L rar. culta aatBonaUs) 

und seiner Cultur in Europa. 



Von s 

s 

Dr. Phü. M. KßONFELD 

♦ 

Vfrfftssf'r der «Monn[rrrij,!nc <1fr Gattuntr TyjplitL", .lor ..Hlütcnformeln" rtr.. 
liefeitzcr der fcilbcruen Medaille vou der Berliner Uartcnbau>Au88tuUang 1890, 
de« AnerkeQQuiig!>-Diplouiit tou der Wiener laud- and forttwirtlwchaft- 

llebra AttMtellvnK ete 

NebBt ' 

' ULßlCH rETKAK'S Auleitung zum Safraubau 

und einem Anhanfp: 

Die äairanfälschuQgen 
von Dr. T. F. HANAUSEK, Ic. k. Professor. 



Mü 1 Tafel und 19 Textabbildungen» 



WIEN 1892. 

Verlag voo MOKITZ P£KL£S (I., Seiicrgasse 4). 



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CNGU * SONN» K. »NO R. NBr-tUCHDIUCKlBU UNO N0F-LITH06MriE IN mUL 



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VORWORT. 



Ich übergebe hiemit eine botanisch - coltiir» 
historipche Studie über den Safran der Oeffentlieh- 

koit. Im ITohenlied und Iloinor vorkommend, 

spirlt dprf<elbe seit doiii grauen Alterthuino eine "wich- 
tige Kelle. Es \var daher anziehend, seinen Schick- 
salen uachzugelieu und zu zeigen, ein wie wesent- 
liches Capitel in dem noch ungeschriebenen Buche 
nDie Pflanze and der Menseh** gerade unser Gewfirx, 
Arznei- und iiSIU'beniittel ausmacbt. ^ 

Die unmittelbare Anregung, dem Gegenstände 
nachzugehen, erhielt ich durch den traurigen Nieder- 
gang' des SatVaiiV^niif'fl in Niederöeterreich, im Mittel- 
alter der gefeiertsten < u! tu r statte! Material wuchs 
allmälig so an, da.ss es sich seiltst zu dem vor- 
liegenden Büchlein abrundete. Ulrich Petrak's 
ehrwürdige Anleitung zum Safranbau wiederzugeben, 
empfahl sieh ron selbst. Herr Prof. Dr. T. F. H a- 
nausek hatte endlich die Freundlichkeit, ffir nein 
Büchlein eine umfassende Darstellung der Safran- 
Fälschungen auszuarbeiten. 

Diesem Gelehrten, wie auch Herrn Dr. Hans 
H e p- e r , Herausg-ober der „Phartnaceutipclipn Post" 
und der „Zeitschrift für Nahruu<z:smittel-Unier»uchung, 
Hygiene und Waarenkunde"^, welcher für die illu- 
strative Ausstattung Opfer brachte, bin ich zu Dank 
verpflichtet 

W i e n , am 1. Mai 1892. 



1* 



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INHALT. 



Seite 

t. Der Safran-Crocus 7 

2. Der Crocus bei den Aegyptern und Juden . 10 

3. Der Croeas bei den Griechen und Bömem . 14 

4. Der Crocus in althochdeutscher Zeit .... 25 

5. Der Safran von 1100 bis bente (Italien, 
Spanien, Frankreich, England, Schweiz, 
Deutschland, Oesterreich) (mit einer Text- 
abbildung) 31 

t>. Petrak'ä Anleitung zum Safranbau (mit einer 
Tafel) &2 

7. Die Safranfalschungen von Dr. T. F. Ha- 
nansek (mit 18 Textabbildungen) 6$ 



Geschichte des Safrans und seiner Cultur in 

Europa. 

Von Dr. If . Kroafeli. 

I. Der 8afraii*Croeu8. 

Unter Safran verstellt man bekannt- 
lich die getrockneten, als Ge würz, F;'irbe- und 
Arzneimittel verwendeten Blüthen - Xarl)en 
der Sairanpflanze. Diese ist im Orient zu 
HauBe, wird in Kaschmir und Kleinasien 
ausgedehnt gebaut, seit der Römerherrschaft 
aber auch in Italien^ seit der Araberherr- 
schaft in Spanien und seit den Ereuzzügen 
im südlichen Deutschland, sowie in Nieder- 
österreich. 

Man bezeichnete bisher diese echte 
Safranplianze als Crocus sativus L. C h a- 
pellier aber hält den gebauten Safran 
für einen in der Zucht entstandenen Bastard. 
Auch George Maw, dem wir das schönste 
und neueste Werk über die Gattung Crocus 
verdanken^ — es ist so kostbar, dass nur 
die wenigsten ])ibliotheken über dasselbe 
verfügen — tliiit eingehend dar, dass der 
S a f r a n - C r o eil s ni i t ("^ r o c u s s a t i v u s 
L. nicht identisch ist. Maw stützt 
diese Ansicht wesentlich auf folgende drei 
Thatsachen: 1. Die wilden Crocus -Arten 
haben ein weit eingeengteres und kleineres 
Verbreitungsgebiet als der Safran * Crocus, 
welcher von England bis China gebaut wird. 
2. Während der wilde Crocus so sehr ab- 

^George M n w , .4 Monograph of the gmu9 
Crom.?. London Dem Prachtwfrke ipt ein 

Aiiliaiip: b<«.ipopebou, "wolcbf^r cino pfclobrte Abhaud- 
luTijif Über die \Vr rt^r „Safran" und „Crociia** von 
C. C. Lacaita enthält. 

j 



ändert; dass die einzelnen von Maw als 
Spielarten (Varietäten) aufgefassten Formen 
▼on verschiedenen Autoren fllr selbständige 

Arten gehalten wurden , ist der Safran- 
(^rocus in seinem ganzen grossen Anbau- 
gebiete iiussei st i)eständig. 3. Ist der Safrau- 
Crocus immer unfruchtbar und muss auf 
vegetativem Wege — durch die Knollen ver- 
mehrt werden. Diese gewichtigen Gründe 
veranlassen Maw; den gebauten Safran- 
Crocus für eine eigene üultorform anzusehen, 
welche wahrscheinlich aus der Ki'euzung 
wilder Formen des Crocus sativus L. hervor- 
gegangen ist. Aus v(u-Rchiedenen Gründen 
empfiehlt es sich, für deu Satran-Croeus einen 
eigenen lateinischen Kamen zu gebrauchen. 
Beim Zurückgehen auf die Literatur findet 
man, dass schon L i n n ^ ^ den gebauten, im 
Herbste blühenden Safran-Crocus als eigene 
Varietät hinstellte. Der Safran-Crocus heisst 
in der zweiten Ausgabe des Linne'schen 
Systems, I., ]>. 50 : C r o c u s sativus v a r. « 
a u t u m n a 1 i s. An dieser Bezeichnung isullte, 
um weitere Verirrungen zu meiden, festgehal- 
ten werden. M a w führt in seinem Werke fünf 
wild vorkommende Varietäten des Crocus sati- 
vus an, die er fortlaufend numerii*t, nämlich : 
var. 1 Orsinii, var. 2 Cartwrightianus, var. 3 
Haussknechtii^ var. 4 Elwesii, var. 5 Pallasii. 
Diesen wilden Varietäten gegenüber ist unsere 
Varietät autumnalis als cultivirt zu unter- 
scheiden. Der 6a£rau - Crocus hat also zu 



^ Synoii^'ina siud hiofür : Crocus officinalis a 
autumnalis L. Sp. c. Murr. I., 83, Pers. Syn. T., 4 l ; 
Crocus sativus C. B. P., 65 ; Crocus sativus var. et 
autumnalis Allion. Ped., L, p. 84, Woodv. Med. Bot., 
tw 17, 6; Crocus sativus Berg Schmidt. Off. Gew. I., 
Tab, I d. 



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— 9 — 



heissen: Crocus sativus L. var« culta 

autumnalis. 

Die Grattung Crocus zählt mehr aU 
60 Arten, welche vom Mittelmeergebiete aus- 
strahlen. Es gibt darunter Frühlings- uud 
Herbstblüthler, dann Arten mitweisser^ gelber, 
orange, lila, violetter und blauer Blüthenfarbe. 
Der Safran-Crocus hat immer 
blass violette, dunkler gestreifte 
Blumen, die wohl von Manchen 
auch als blau bezeichnet werden. 
Gerade an den Stätten griechischer und 
römischer Cultur kommen wilde Crocus-Arten 
vor (Griechenland; Kleinasien, Italien). Da 
die Nachrichten, welche weit in die vor- 
chrisiliche Zeit znrttckreichen, vom xqoxos 
(griechisch) oder crocus (latein) ohne jede 
nähere Bezeichnung sprechen, ist derzeit 
die Bestimmung, ob es sich bei di u Alten 
um den echten Safran-Crocus oder um eine 
wilde Art handle, kaum mehr möglich. Mit 
Bestimmtheit können wir nur den Crocus 
vom Berge Tmolus, der bei Vergil (1. IftndL 
Ged.) vorkommt als Crocus sativus L. var. 4 - 
Elwesii Maw deuten, da eben die be- 
zeichnete Varietät an der gedachten Stelle 
vorkommt.^ Wenn also im folgenden Capitel 
auf den Crocus hei den Alten eingegangen 
wird, so kann damit eine bestimmte Crocus- 
Art nur in ausnahm s weisen Fällen gemeint 
sein. Von Wichtigkeit ist aber, dass wilde 
Crocus-Arten in violetter, gelber und weisser 
Farbe vorkommen. Manche Schwierigkeit, 
die sich bisher den Commentatoren der alten 
Schriftsteller er<!:ab, lasst sich durch Fest-, 
haltung dieses Momentes beseitigen. 

^ M a w , a. a. O.f p. 1 09. 



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— 10 — 



2. Der Crocus bei den Aegyptern und Juden. 

Auf einer seiner ägyptischen Fahrten 
entdeckte Georff Ubers im Winter 1872 . 
bis 1873 einen sehr merkwürdigen Papyrus. 
Den Inhalt desselben theilte er in einem 
grossen zweibändigen Werke mit, welches 
J 875 zu Leipzif,^ erschien. Wir haben in 
diesem merkwürdigen Papyros Ebers das 
älteste Buch tiber Ileilkmide vor uns, ein 
medicinisches Corapendium oder Sammel- 
werk; da? spätestens um 1550 vor Christi 
Geburt niedergeschrieben ist, das aber in 
seinen einzelnen Theilen verschiedenen mehr 
oder weniger älteren Zeitepochen angehört. 
Die ehrwürdige Papyrusrolle enthält Vor- 
schreibungen, Recepte zur ßehandbiiig alier 
möglichen innerlichen uud äusseren Krank- 
heiten. Dies angedeutet;, liegt der ausser- 
ordentliche Werth des Papyros Ebers für 
die Geschichte der Medicin auf der Hand« 
Es war daher ein glücklicher Gedanke^ dass 
der Berliner Arzt Dr. H. Joachim eine 
mit den nöthigen Erlänteiningen versehene, 
* allgemein beniitzbare Ausgabe des ältesten 
Arzneibuches veranstaltete.^ 

In diesem Papyrus finden wir nicht 
weniger als dreissig Recepte, welche den 
Crocus als Bestandtbeil auf^^eisen. Diese 
Vorschriften empfehlen sich von selbst der 

Beachtung; sehen wir doch in denselben 

die Anfänge der medicinischen Crocus-Au- 
wenduiig. Hellas liolte sieh seine ärzt- 
liche Bildung von Aegypten. Die griechiseben 
Aerzte des Alterthums brachten es zu hohem 



1 IT. Joachim, Papyros Ehenf. Dan Sltcste 
Bnch iilior 1 [oilknTidp. Aus dem Aofxyptischeu 2um 
erstenmale vollständig übersetzt. Berlin 1890. 



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I 



— 11 — 

Rtilitiie. Sie trugen gewiss zur Bekannt- 

macliung der medicinischen Kräfte bei^ 
welche schon der Papyros Ebers dem Crocus 
zuschreibt. Aus den dreissig von Joachim 
mitgetheilten Recepten, die sich meist durch 
vielerlei Bestandtheile auszeichnen — Vor- 
läufer des famosen Theriak oder Mithridat! 
— mögen einige herausgegriffen sein. Gegen 
die uha-Erankheit (Verstopfung) wird unier 
Anderem verordnet : mäke-Kom vom nehe- 
PlatZ; Leinsanien (?), Cr ocus, sesqa-l'llanze, 
Beeren von der abu-Pflanze, Kümmel, 
Wachs, Ool, Baumöl, Milch. . . . neun Tage 
damit aufstreichcn.^ Die ägyptische Bleich- 
sucht auszutreiben^ muss man^ gleiche 
Theile: Jehui-Frucht, Crocus, Frucht von 
Terpentin-Pistaoie, ut'äit-Frucht, sdsä^Stttcke 
zermahlen^ zerreiben umd vom Patienten mit 
Honig einnehmen lassen.^ In dem Recepte: 
Crocus in kühlem Wasser zerstossen, der 
Person auf ihren Auofcnrand thun, um sie 
sofort gesund zu machen-' — zeigt sich die 
erste Anwendung des Crocus in der Augen- 
heilkunde, einem Zweige deir praktischen 
Medicin, welcher sich bis zur Stunde des 
Safrans nicht begeben hat. Auch einzelne 
Theile der Crocus-Pflanze werden verordnet, 
so „Beeren" oder „Samen". Merkwürdig 
ist, dass der Fapyros Ebers z w e i Crocus- 
Sort en kennt: eine des Nordens oder des 
Üelta und eine des Südens oder „des 
Berges". Erstere Sorte wird in denKecepten 
S. 55; 57; 144 verlangt, letztere im Recept 
S. 67. Beide Crocus-Sorten — eine Zusammen- 



1 J o a e h i m , a. a. O., S. 23. 
s Ebenda, S. 38. 
3 Ebenda, S. 88. 



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— 12 — 

Stellung mit welcher man besonders wirken 
wollte — haben die Recepte S. 50^ 69^ 144. 
Schon im ältesten nnd berühmtesten 

Liebesge dichte der jüdischen Literatur, dem 
Hohen Liede, dessen Abfassung um das 
Jahr 800 vor Christi o^eschah, wird der 
Safran erwähnt j und dies in bedeutungs- 
vollem Zusammenhange. Zum Vergleiche 
mit der Geliebten wird das Schönste und 
Köstlichste herangezogen^ was der Erd- 
kreis bietet Die Geliebte wird mit einem 
heiTÜchen Garten verglichen, in welchem 
.... Xarden mit S a f r a u^ Oassien und Zimmt, 
mit allen Baumen des Libanon, Myrrhen 
und Aloe. ... zu linden sind.* 

Die althebräische Bezeichnung füi* Safran, 
die wir an der erwähnten Stelle finden, 
lautet = karkom. Wie Sa&an selbst 

eine Gurbe des Orients ist, so auch diese 
Bezeichnung, welche Griechen und Römer 
aufnahmen : »qSxo^ — crocus. Nach H e h n - 
mag das karkom in anderen seniiti.-.chen 
Dialekten, z. B. in der S))i'acli(' dw Cilicicr, 
lautlich anders, doch wesentlich ahnlich ge- 
lautet haben. In CUicien befand sich nämlich 
das Vorgebirge xmqvxos, auf welchem in einer 
Thalniederung der beste Safran wuchs. Dies 
bezeugt der gi*iechische Geograph und Rei- 
sende Strabo *^, dessen Wirken in das Ende 
des- ersten vorchristlichen Jahrhunderts fällt. 
Desgleichen hebt P 1 i n i u s auf dessen 
grosse Naturgeschichte noch des Ocfteren wird 
7urüekcr^ kommen werden, den Saüran vom 

1 Hohes Lied, 4,14. 

2 Hehn, Knllurpßanzen und Hauathiere. 3. Aufl. 
Berlin 1877, S. 227. 

3 Strabo, 14, 5, 5. 

« Plinius, BMi, not., 21^ 17. 



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— 13 — 

» 

Berge „Gyricus^ in Cilioien als den besten 
hervor. Der Herleitung des giiechischen 
xQ6ieos von einem semitischen Worte steht 

eine weit gezwuugenere entgegen, welche 
— wegen der fädigen Safrannarben — xooxog 
vom griechischen xQoxrj nehmen will. In dem 
gelehrten philologischen Anhange zu Maw's 
Crocus - Mon ographie , welcher L a o a i t a 
zum Verfasser hat, wird übrigens eingehend 
erörtert, dass die Aufklärung des Wortes 
x^6xoc noch manche weitere Schwierigkeit 
hat. Dies ist wesentlich durch den Um- 
stand verursacht, dass der Saflor (Carthamus 
tinctorius) und die Gelb würz (Curciiraa) 
in verschiedenen alten Sprachen Namen 
führten, welche mit Crocus verwechselt 
werden können. Auch Safior — dieser Name 
ist offenbar aus Safran gebildet — ist eine * 
alte Culturpflanze des Mittelmeergebietes 
Curcuma ein altbertihmtes Färbemittel und 
Gewürz. Satlor heisst im Sanskrit kusunibha, 
im Griechischen xvrjxo^', lateinisch onicus; 
Gelb würz im Sanski'it haridra, im Arabischen 
kurkum^ im Spätgriechischen xovqxovu, im 
Lateinischen Curcuma. Alle diese Bezeich* 
nungen klingen an *e6ieog — crocus nahe an^ 
weiter sind Safran, Saflor und Gtelbwurz 
Färbemittel. Beide Momente deuten darauf 
hin, dass die drei verschiedenen Dinge mit- 
einander verwechselt wurden und demnach 
bei der Deutung alter Citate grosse Vor- 
sicht vonuöthen ist. 

Während die Sprachen Europas sich 
von der Bezeichnung Crocus fast allgemein 
befreiten und Safran aufnahmen^ ist die- 

^ Verfälschungen dej käuflichen Safrans mit 
Saflorblttthen gehören noch heute an den hXufigen. 



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— 14 — 

selbe für Asien massgebend geblieben. Dies 
thut die folgende ZusammenstellungLacai ta's 
dar. Safran heisst: 

hebräisch — karköm^ 
chaldäisch — kurkam^ kurkämä^ 
syrisch — kürkama, 

armenisch — kbekhriim, 
arabisch — kurkuin, 

persisch — kurkum, karkurfl^ 

karkam, kumkum^, 
im Sanskrit — kunkuma, 
hindostanisch — kunkum^ kumkum, 
kaschmirisch — kong^ 
im Tamil — kunkumam. 

3. Der Crocus bei den Griechen und Römern. 

H 0 m e r ' s Hias und Odyssee, sowie die 

übrigen homerischen Epen stammen ungefähr 
aus derselben Zeitepoche, wie das Hohe Lied. 
Des vSafraiis gescliielit nun mehrfach iu der 
Ilias und den anderen den Homeriden zu- 
geschriebenen Gesängen Erwähnung. Die 
Odyssee entbehrt merkwürdigerweise sowohl 
des 3(Q6xog, als des atti*ibutiven Eigenschafts- 
wortes xouxomnlog — safrangewandig, welches 
der Eos beigegeben erscheint. Auf diese 
Tliatsache, welche aUein deutlich zeigt, dass 
der Homer der Ilias und Odyssee kaum 
eine Person gewesen, seien Philologen 
hingewiesen. 

Was zunächst die Tliade a9langt, so 
tritt der Safran in Gesellschaft von Lotos 
und Hyakinthos auf (14, 347—349). Zeus 
und Here umarmen sich in trauter Liebe 
auf Gargaros Höhe: 

1 Doch 8«11 Schabran in der fichirwanar 

Provinz PcrsiVnf« wiedenim von S n f r a n seinen 
Namen haben, (ßüam des Oriente, BerUa 1., S. 29.) 



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15 



Unten nun spross die heilige KrcV aufgrünende 

Kräuter, 

Lotos mit thauiger Blum' und K r o kos sammt 

Hyakintliod, 

Dichtgedrängt und weich, die empor vom Boden 

sie trugen. 

Sonst bietet der Achilles-Sang xgoxog nur in 
der Zusammensetzung xQoxdTtBnkog, d.i. safras- 
gewandig, mit safranfarbigem Gewände, wie 
schon bemerkt als Schmuckwort der Eos, 
die wir doch auch nach der heutigen Vor- 
stellung als „rosige Morgenröthe** ansprechen 
möchten. Voss übersetzt au den vier im 
Sinne habenden Stellen^: ^Eos im Safran- 
gewand' Bei H e 8 i 0 d , desisen Wirken 
in's achte vorchristliche Jahrhundert ver- 
legt wird, ist die Flussnymphe Telesto 
safrange wandig. Bei Ale man, einem grie* 
chischen Dichter aus dem achten vor- 
christlichen Jahrhundert, sind die Musen alle 
2 Wie im 14. Gesanoje der Ilias 
Safran den Teppich bilden hilft für die Gr)tter- 
gt^nieinschaft, so ziert er auch sonst den Schau- 
]:)latz der Götteraventiuren in den homerischen 
Hymnen, Proserpina wii'd geraubt; 

Rosen sich pflückend and E r o k o s und liehliche 

Veilchen — « 

Da Pan mit den Nymphen tlber die Fluren 
zieht, lässt der Dichter abermals: 

— Hyakinthos und K r o k o s 
Duftend sich drängen und biuh'n in verworrener 

Fülle der Gräser.« 

Im (Jeres-IIymnus (1771) wird das flatternde 
Haar der sclionen Töchter des Keleos mit 
Krokos verglichen : 

'Homer, Utas S, 1 ; 19, 1; 23, 227 ; 24» m, 

» n eh I, , n 'X. O., 8. 226. 

* H ü III u r , iiyinn. in üerer. 6, älinlicb 425. 

« Homer, Byma. in Pan. 25. 



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I 



— lÖ — 

— doch um die Schulter?! 
Flatterte rings das Haar, der Blume des Krokos 

vergleichbar. 

Zwar ist Hehn geneigt, das Mädchenliaar 
an dieser Stelle unmittelbar als „krokiis- 
farben" anzusehen; aber diese Deutung 
scheint mir widersinnig. Denn wer den 
Safran im Freien blühen sah, wird bemerken, 
dass die freien, nach aufwärts gerichteten 
Blnmenzipfel im leisen Windhauche zittern 
oder flattern. Welch' hohsche Zneammen- 
Stellung dieser sanft bewegten Blumenkelche 
mit flatterndem Msdchenbaar! Der niedcr- 
österreicliische Volksmund nennt die IHume 
der dem Safran nächstverwandten Schwert- 
lilie , die das Flattern freilich noch aus- 
geprägter hat, geradezu „Fledermaus^, und 
eine der Deutungen für Flieder stützt sich 
auf die flatternde Rispe. ^ Weil es sich im 
Ceres -Hymnus ausdrücklieh um flatterndes 
Haar handelt, liegt somit die Annahme nahe, 
dass der Vergleich auf flatternde, d. i. im 
Winde schaukelnde Crocus-Blumen hinzielt. 
Lacaita^ betont allerdings, dass Griechen- 
land und Kleinasien gelbe, wenn man will 
goldglänzende Crocus-Arten besitzen, mit 
deren Blumenfarbe leuchtendes Blondhaar 
wohl verglichen werden könnte« Dass 
Sophokl es mit seinem xQwfccvy^^ x^ioxog 
wirklich einen gelbblühenden Crocus im 
Sinne hatte, unterliegt gar keinem Zweifel. 

Oedipus auf Colonos, 681 : 

Und in schönem Geringel blüht 

Ewig unter des Himmel Thau Narkissos, 

Der altheilige Kranz der zwei 

Grossen Göttinnen; golden glänzt 

K r o k o s ; nimmer versiegen die 

Scliliimmerlosen Gewässer 

» H ö f e r-Kronf eld« NStderWen^üMtdii» ^Uammmmu^ 
Wien 1889, 8. 32, 72. 

* Bei Uaw, a. a. O. 



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lässt sich hiefür in s Feld führen. Häufig wächst 
in Griechuulaud der gelbsciiiiuuieriide Crocus 
Olivit ri. Es ist nicht erst die sehr gekünstelte 
Annahme nöthig, dass dein Dichter des 
violetten Safran - Crocus gelbe Staubgefässe 
vorschwebten! Hehn^ selbst führt zwei 
Stellen an, welche sich fraglos auf eine 
wilde gelbblühende Crocus -Art beziehen. 
Euripides, Jon. 887: 

Da erscliieust Du mit goldenem ilaar 
Schimmernd, als ich zur Blumenzier 
Sammelte mir in's Gewand 
Goldleuchtende Krokusblfithen. 

zeigt uns des Erechtheus Tochter Creusa 
bei der idyllischeu lioschäftigung des Sam- 
meins gelVx r Crocus, da sie der goldliaarige 
Apoll überrascht ; ähnlich sammeln Europas 
Gefährtinnen beim ZeusUberfall Grold-Crocus 
(Moschus, L, 68). 

Der Brauch, Gewebe mit Crocus^ be- 
ziehungsweise den Narben von Crocus sativus 
L, var. oulta autnmnalis gelb zu &rben, reicht 
gleichfalls in die Zeit der griecliischen Classi- 
cität zurück. Pin dar, der gi'iechische 
Dichter des fünften vorchristlichen Säculuins, 
lässt Jason das safranfarbige Gewand ab- 
werfen, und Pindars Zeitgenosse Aeschjlos 
schreibt dem Perserkönige Darius die safran- 
gelbe Fussbekleidung (Eumaris) zu. Safran- 
gelb war damals königliche Farbe; als 
Königstochter war Antigenen der Erokos- 
Mantel zugekommen, sie wirft ihn ab, als 
sie der Mutter und der Brüder Tod ver- 
zweiflungsvoll bcwegt.2 Auch medicinische 
Anwendung fand Crocus in altgriechischer 
Zeit. Die hippokratischen Schriften geben 

1 Hohn, a. a. O. 8. 228. 

> Weitere Nachweise über safrangefilrbte Kleider gibt 
Hehn, a. a. 0., S. 225—226. 

2 



— 18 — 

zwei Crocu>-Uecepte an, von welchen das- 
jenige mitgetbeilt sei , welches uns den 
Crocus als Augenmittel vorführt ^ : Gegen 
feuchte Augen ; Ebenholz eine Drachme, ge- 
branntes Pulver 9 Obolen (48 gr), reibe es 
im Mörser, Safran 3 Ob.; reibe es zu 
feinem Pulver, giesse eine Cotyle (0*27 1) 
süssen Wein darauf u. s. w.^ 

Bei den Römern war der Crocus zuerst 
sciilichter Lan diente Freund. Das erste von 
Vergil's iaiullichen Gedichten weist den 
Landmann darauf hin, d^s jeder Boden, 
]( der Himmelsstrich andere Producte hat; 
Vers 50—59: 

Docli iiiclit öDiilte mit Eisen ein unbekanntes 

Gefilde, 

Eh' du die Wind' achtsam und die ändernde Weise 

des Himmels 
Auslernst, auch die geerbte Natur und Pflege 

der Oerter: 

Was dir jeglicher Boden prewährt, was jeglicher 

wciirort. 

Hier steigt üppig die Saat, dort heben sich glück- 
liche Trauhen, 
Anderswo prangt Baumfrucht, dort grünt unge- 

heissen die Grasung. 
Schauest du nicht, dir sendet des S a f r a n s Düfte 

der Tmolus, 

India Elfenbein und den Weibrauch zarte Sabäer. 

Der Tmolus, den Vergil hier als Crocus- 
Berg schildert, erhebt sich östlich von 
Smyrna in Kleinasien ; es lässt sich ans dorn 
heutigen reicheu Vorkommen des wilden 
Crocus sativus L, var. 4. Elwesii Maw 
schliesseU; dass Vergil an diesen dachte.^ 
Ovid in seiner sinnigen Art erzählt ein 
Blumenmärchen vom Crocus^ einem Jünglinge 

* Vergl. Cap. 2. 

*Hirschbei*^, Aegypten, ^esdtfcMZIeAe ShuUen einea 

Augenarzf*^^. T.cipzi^^ Isi'O. S. <i2. 

* VcrgL Cap. 1 uad Maw a. a. 0., S. 169. 



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— 19 — 



der sich in das Mädchea Smilax verliebte 
und dann — zum ewigen Gedächtniss — 

in die würzhafte Safranblume umgewandelt 
wurde. (Metam. IV, 283; Fasti 227). 

Doch zu wcIcIhm- Holle ward die Rlnnie 
in der tippigeu Ivaiserzeit heran c^ezn£!;en ! 
Freilich, die Anfänge hiefür zeigen sieh 
schon in der Zeit der freien Republik. Der 
unserer Nase eben nicht sehr angenehme 
Safrangeruch scheint damals favorisirt worden 
zu sein. Denn die Scene im Theater wurde 
mit Safranessenz besprengt; Lucretius 2^ 410 : 

Die mit cilicischem C r o c u s besprengte Bühne. 

Der eigenartige Brauch ward so heimisch, 

dass das Sprichwort erstand: „Fabula peram- 
biilat crociim", wo crocus als Theil fttr's 
rianze, nämlich für die Bühne genommen 
ist. Nach Salin st fand Metellus Pin«? zu 
Ehren ein Gastmahl statt, bei welchem der 
Bod< n mit Crociis bestreut ward. Vollends 
zur Kaiserzeit flössen die Statuen im Theater 
von Crocussafit, wie Lticanus erzählt 
Hadrian (Ael. Spart. 1 9) veranlasste, dass 
die Bühne bei Trajans Empfange von Safran 
und anderen Parfümen triefte. Helio- 
gabalus, „der verkörperte On'»'iit auf dem 
römischen Thron" (Hehn), badete in safran- 
gewürzten Teichen, seine Gäste bettete er 
auf Polster mit Crocusblättern. Bei dem 
berühmten Gastmahl des Trimalchio, welches 
Petronins schildert, wurden die Gäste 
bei jedem Gange mit Crocus-Salben bis auf 
die Knochen durchnässt. Plinius* be- 
richtet, dass Safran auch Getränken, namcnt- 
licli süssem Weine als Würze zns^esetzt und 
( V'>r nc;pii1v in das Theater gestreut wurde. 

*■ Plinina, a.ft. O, 

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— 20 — 



Bei dieser Zunahme des Bedarfes konnte 
es nicht fehlen, dass die Crocuszucht von 
umsichtigexi römischüii Wirthen in die Hand 
genommen wurde. In dem Vergil zuge- 
schriebenen G-ediohte „Culex" („Die Mücke") 
heisst es von einem Garten, V, 397: 

Alles Violengeschleclit ist hier, und die spartische 

Myrthe, 

Auch hier Hyacinthus, und hier die Cilicierblume 

des 8afraus. 

Varro (1, 35, 1) gibt praktische Anweisungen 
zurPflanzuug der Lilie und des Crocus. Aber 
selbst im ersten nachchristlichen Jahrhundert 
muss die Safrancultur noch immer mehr Sache 
emsiger Gärtner gewesen, nicht etwa im 
Grossen auf freien Feldern betrieben worden 
sein. Columella, der landwirthschaftUche 
Schriftsteller dieser Zeit, hebt eigens die 
Gärten Borns hervor,, in welchen neben 
Myrrhe und Cassie Crocus blühte (De re 
rust. 3, 8, 4). AusführHcher ergeht sich 
Plinius^ über den Safranbau. Der wilde 
Safran sei der beste, deich empfehle sich 
nicht sein Anbau auf italischen Aeckern, 
da er dieselben zu sehr aussauge. Man 
baue ihn durch Zwiebeln. Der breitere, 
grössere und mehr glänzende Gartensafran 
sei schwächer, arte überall aus, und sei 
selbst zu Cyrene, wo sonst immer die besten 
Blüthen wachsen, nicht immer fruchtbar. 
Im höchsten Ansehen stehe der cilicische, 
und hier namentlich der auf dem Berge 
Cyricus wachsende; dann folge der lycische, 
olympische und centuripinische in Sicilien. 
Andere gäben dem phlegräischen den zweiten 
Bang. Nichts werde so sehr verfälscht als 
der Safran. Der echte müsse, in der Hand 

> Pliuius: a. a. O. 



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— 21 — 



gehalten, rauschen^ als wenn er zerbräche: 

denn (l(*r feuchte, welcher diesen Zustand 
einer Kiinstelei verdanke, gäbe heim Drücken 
nach. Eine and(!ro Prohc bestehe darin, i 
dass er, in s (Besicht gehalten, Haut und 
Augen beissen müsse. Unter den Arten des 
angebauten Safrans komme eine allgemein 
beliebte vor, welche ihrer Farbe wegen die 
weissbunte g nannt werde. Die cyrenftische 
habe den Fehler, dunkler zu sein als alle 
übrigen Arten und schnell zu verwelk» n. 
Diejenige Sorte sei allemal die beste, welclir 
am meisten Fett und kurze l'adeu hat, am 
schlechtesten aber die, welche nach Schimmel 
rieche. Nach Mucianus versetze man in ^ 
Lycien den Safran im siebenten oder achten 
Jahre in gepflügtes Land und verhindere 
so das Ausarten. Zu Kränzen wurde er 
nirgends genommen, denn seine (Blumen-) 
Blätter seien schmal. Die Blüthe breche 
beim Untergange des Siebengestirnes^ hervor, 
halte sich aber nur wenige Tage. Zur Zeit 
des kürzesten Tages stehe er in voller Kraft, 
werde dann eingesammelt und im Schatten, 
am besten an einem kalten Orte, getrocknet 
Die fleischige Wurzel bleibe länger als bei 
anderen Gewächsen kräftig. Durch Treten 
und Reiben werde sie besser^ und dem Ver- 
derben schon nahe, erhole sie sich dadurch 
wieder; daher ihr bester Standort Pfade 
seien. 

Dioskorides aus Anazarbus in Kili- 
kien, Arzt und Naturforscher des ersten 
nachchristlichen Jahrhunderts, ist bekanntlich 

bis in die Neuzeit auf medicinischcm Gebiete 
Autorität ixt'wesen. Im Gefolge der rümiÄ^eheu 

> Piejadeu, Sterngruppe im Stier. 



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Eriegsheere durchreiste er viele Länder und 
schrieb eine Arzneimittel-Lehre {De materia 
medica) in sechs Büchern. Das 25. und 

2ü. (Jjipitel des ersten Buches ist dem Croeus 
gewidmet.^ Wie Strahn und Pliniuö 
(vergl. S. 11) rühmt Dioi>korides den eorveai- 
sclien Croeus als den besten. Ihm zunächst 
stehe der Ijcische. Minder wie dieser sei der 
ätolische und ganz zu verwerfen der cyre- 
näische, sowie sicilische. Für den Arznei- 
gebrauch sei der corycäische am empfehlens- 
werthesten ; Verfälschungen desselben kämen 
mit Hefe und Crocoma^ma-Abfällen (s. u.) 
vor, durch Silbergiättu inid Besprengen mit 
Wein mache man ihn schwerer. Diese bald 
2000 Jahre alte Nachricht lehrt, wie weit die 
Sairanverfiilschung zurücki-eicht. Heutzutage 
ist nach T. F. Hanausek- der Safran des 
Kleinhandels fast immer verfklscht. Er wird 
seines Farbstoffes mit Alkohol beraubt, 
dai'auf mit Karmin oder Anilinroth gefärbt 
und unter echten gemischt. Auffallend gelbe 
Waare ontlialt Safrairi»;riffol („Feiniuell") 
beigemengt. Am häufigsten werden die 
Narben mit den Blüthen der Ringelblume 
(Calendula officinalis), welche mit Üampeche- 
holz oder Anilin roth gefärbt werden, dann 
mit Blüthen des schon erwähnten Saflors 
(Carthamus tinctorius), endlich mit Blüthen - 
theilen anderer Crocus-Arten und sogar mit 
fein zerfasertem Räuchertleiseh verfäl seilt. 
Beinieni^i Hilgen anorganischer Snlistanzen 
I6mirgejpuiver, Kalk, Gips, Baryt mit Honig, 
Syrup und Gclycerin) sind für den spanischen 



* Dem folif enden Uegt MatthloIi*B Aussabcf, Leyden 
1554, zu Grunde. 

* T. F, Ii a n a US e k : Die Kahrnngs' und Ueiiusamitfel 
am dm J^omenrelcAe. Kamel 18S4, S. 276» Vorgl. aitdi Cap. 7. 



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— 23 — 



Safran c^eradezu charakteristisch. Auch 
Blätter eines Riedgrases (Carox), mit Safran- 
tinctur gefärbt, kamen als iSairan in den 
Handel. Weiten- Verfälschungen sind Cur- 
cumapulver, fein zerschnittene Knoblauch- 
und Schnittlauchwurzeln etc. Zum be- 
trügerischen Schwermachen der Waare wird 
Glyceinn^ Kreide und Honi^* verwendet. — 
Was die incdiclnischen Kräfte des Crocus 
anbelangt, so sind dos Dioskoridrs 
Bemerkungen um so wichtiger, als sie für die 
ganze l^'olgezeit massgebend blieben. Thessa- 
lus habe den Safran blos des G-eruches 
wegen geschätzt. Andere behaupteten, 
3 Drachmen Crocus, mit Wasser eingenommen, 
wirkten tödlich. Gewiss sei, dass Crocus 
zeitige, die Verdauung fördere und deu 
Harn treibe. Mit süssem Wein getrunken, 
vermindere Crocus die Fülle des Leibes und 
heile Katan'he des Auges, wofern man 
dieselben mit Safran behandle, der in 
Frauenmilch aufgelöst ist. In Salben- und 
Pflasterform sei Crocus heilsam für Gebreste 
bei Frauen und Männern. Rothlauf weiche 
der Crocus-Iiehandlung. Endlich dürfe Crocus 
in Mitteln für das Ohr nicht fehlen. Diosko- 
rides kennt auch ein zusammengesetztes 
Salbenpräparat, Crocomagma, iu welchem 
Safran die Hauptrolle spielt 

Bei einer Iviickschau auf die grosse 
vorchristliche Kpoche linden wir, dass in 
derselben der Crocus als Färbeiüittel, 
Gewürz und Aroma, d. i. Parfüm, im Ge- 
brauche stand. 

Im üppigen Rom wurde diu Anwendung 
als Duftmittel die hauptsächliche. Es wurde 
damit eine orientalische Sitte aufgenommen, 



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— 24 — 



denn c^crade im Orient sind die berühmtef^ten 
Aromata oder Wohlgerüche aus dem Pflanzen- 
reiche zu Hause. Der Orient gibt uns auch 
die l^rklärung für den nach unseren Be- 
griffen übertriebenen Gebrauch der Aromata.^ 
Für die Bewohner heisser Zonen sind sie in 
der That von grösserer Bedeutung als für die 
Nordländer. Die Erzählungen der „Tausend 
und Eine Nacht'* , die Berichte neuerer 
Keisendcii geben uns ein<^n BegrüT, welch 
ver.«chwc'uderischen Gebrauch die Orientalen 
von Käucherungen^ wohlriechenden Wässern 
zu Waschungen, sowie zur Bereitung der 
Speisen machten und noch in der G-egen- 
wart machen. Die durch die Sonnenwärme 
hervorgerufene bedeutende Ausdünstung 
seines Körpers zwingt den Ox'ientalen förm- 
lich, nach den Wolilgerüchen zu langen. 
Was den Meiisolion an gen e Inn war, musste 
nach altem Glauben auch die G r>tter erfreuen. 
Daher der ausgedehnte Gebrauch der Aro- 
mata zu Opferzwecken; die Räucherschalcj 
welcher sich der christliche Cult noch heute 
bedient; hat eine lange Geschichte. Endlich 
schätzte man die Aromata als heilsame, 
die Luft von Ansteckungsstoffen reinigende 
Mittel. Pinta rch^ sagt von ihnen : Wegen 
ihres angenehmen erfrischenden Duustcs 
wird nicht allein die Luft veründert ; der 
von ihnen getroffene Körper wird auch zum 
Genüsse des Schlafes geschickter gemacht. 
Die Sorgen, welche den Tag über bedrückten, 
werden (durch die Aromata) zerstreut, ja 
auch die Einbildungskraft wird gleich einem 
Spiegel geglättet." 

*■ Veri^l. R. Sigismund, Die Aromata in ihrer Btdtu, 
ttmg für Jl!' U<)wn, Sitten des AUerthum-t. Leipzig 1884. 
* Plutarcli, Moralia, Isis et Oairis. 



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— 25 — 



Der Glaube, dass die pflnnzlichoa Aro- 
mata die Bchädlichen Krankheitostoffe oder 
MiaBmen der Luft entfernen , ist bis zur 
Stunde aufrechtgehalten. Als der bayerische 

Schulmeister Schmeltzl im Jahre 1548 
nach Wien kam; sah er: 

In den gassen und ringen 

Ettlich hundert Fewer prinnen. 

Von kranwitholz^ Weyrauch darzu. 

Damit der lufft sich rayni^^en thu. 

Kiefcrnadels})rit wird heutigen Tages 
als sanitäre Wohlthat für das Krankenzimmer 
geboten, und der aromatische Eucalyptus 
Australiens wird als 7, Fieberheilbaum ^ zur 
Anpflanzung in Fiebergegenden empfohlen. 
Selbst Juvenal's^ satirische Aeusserung: 
^ Schon am Morgen gibt Crispinus Amomum* 
duft vuii sieh, so viel al.- kaum zweiLeichen- 
beg«nngnisse ausliauclien", kininte — mutatis 
mutandis — auf manchen modernen Stutzer 
angewendet werden. 

4. Der Crocus in althochdeutscher Zeit. 
Die Stunnwogen der Vr)lkerwanderung 
rissen das weltbeherrschende römische üeich 
fort. Roms stolzer Adler sank mit ge- 
brochenen Schwingen zu Boden. Die Ger« 
manen traten das Erbe Italiens an. Sömischer 
Gartenbau wurde auf deutscher Flur geübt. 
Der deutsche Bauern garten zeigt sich uns 
noch lieute in einem Bilde, welches an jene 
Urzeit gemahnt.^ Es ist dies eine Folge des 
Festhaltens an dem Althergebrachten, das 
immer ein charakteristischer Zug des Land- 
mannes war. In einem eigenen Gesetze, 

* WaHiholder. Auf Schmeltzl wird noch unten 
S1irüc1\ g< ' 0 1 n in t ' n . 

* Juvenal, Satirae» 

* Vergl. A. K e r n e r , Die Flora der Bautmgärttai in 
DeattMand. Sehr^ßm dea zootoff.'^oian» Vertim in Wien 1856. 



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— je- 
dem Capitulare de viUis aus dem Jahre 812^ 
bestimmte Karl derGrosse die Pflanzen, 
welche jeder Bauer in seinem Garten he^en 

müsse. Er liess sich bei der Auswahl der- 
selben durch die Beuedictiner leiten^ wolclie 
ihi'e Kenntni.'^se theils aus den Scliriften 
römischer Autoren, wie des Columeila, 
schöpften^ theils den römischen Garten, den 
sie aus eigener Anschauung kannten, unter 
den rauheren Himmel Deutschlands zu ver- 
pflanzen suchten. Daher kamen zu uns 
manche mediterrane Gewächse , wie der 
Mutterküiunicl (Cuiuinum Cyniinum L.) und 
die Coloquiute (Oucumis ('olocynthis L.), 
welche im nördlichen Klima gar niclit ge- 
deihen konnten. Andere aber, wie die i^'rauen- 
minze (Tanacetum Balsamita L.), der Salbei 
(Salvia offieinalis L.) und die Raute (Ruta 
graveolens L.), haben sich bis auf den heutigen 
Tag im deutschen Bauerngarten erhalten. 
Dass dieser nur eineErneueruncc des römischen 
Gartens ist, zeigt sich auch in den Namen 
mancher Gewächse. So ist Salbei'^ offenbar 
aus Salvia, .,liaute^* aus Kuta ji^eworden; 
^Kosmarin^ ist ganz das iateinisclie Rosma- 
rinus, und selbst das völlig deutsch klin- 
gende „Lattich^ hat in Lactuca seinen Vor- 
gänger. Der lebende Volksmund sucht sich 
allerdings manche alte Namen völlig anzu- 
bequemen ; auf dinse Weise wurde in Levi- 
sticum „Liebstückl^ hineingedeutet. Es kihinte 
auch eine Stelle des V e r g i 1 zugesprochenen 
Gedichtes: „Das JMörser^^ericbt" (Morsetum), 
welches das Gärtchen eines armen Römers 
aus der Kaiserzeit schildert, mit einigen 
Aenderungen auf jeden deutschen Bauern- 
garten angewendet werden. Besonders be- 
zeichnend sind die Verse 72—78: 



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— 27 — 

Hier war Kohl, hier muthig die Arm' ausstreckender 

>fanp:nld ; 

Hier weitwuchernder Ampfer und heilsatiH Salven 

und Alant ; 

Hier die süssliche Möhr' und buschichte Häupter 

des Lauches; 

Hier auch grünt einschläfernd der Mohn mit kalter 

Betäubung ; 

Auch der Salat, der labend die edleren Schmäuse 

beschliesset ; 
Häutig sprosst auch empor der gezackt ab wurzelnde 

Kettich ; 

Und schwer hieng an der Kanke mit breitem Bauche 

der Kürbis. 

Die Einführung des Sairanbaues nach 
Deutschland in den ersten nachchristliclinn 
Jahrhunderten ist nicht bezeugt. Auch fehlt 
die Pflanze in Earl's Capitulare. Möglicher- 
weise nahmen die Benedictinermönche von 
vorneherein Abstand, ein südliches Gewächs 
auf die deutschen Getilde zu versetzen, 
welches selbst in Italien nur mühsam zu 
bauen war.^ Oder aber widerstrebte es den 
einfachen Mönchen, die Deutschen mit einem 
Naturerzeugniss bekannt zu machen, welches 
den Römern ein Behelf zum raiflnirtesten 
Luxus geworden war? Sei dem wie immer: 
der Name Crocus ging in's Althochdeutsche 
über. 

K. Gr. Gr a f f ' s Alihochdeut scher Sprach- 
schatz — ein Deukmal deutschen Gebdirten- 
fleisses, wie es deren nur wenige gibt- — ist 
nach dieser Richtung eine schätzenswerthe 
Quelle. Nach diesem Werke (IV., S.592, 593) 
lautete Crocus im neunten bis zwölften Jaihr- 
hundert: ohruogun, croc, crugo^ cr&go, krögo^ 

' Vcr^d. Cap. 3. 

' Das sechsbändige Werk, dem der YerfaHser sein 
Leben gewidmet hat, fährt ftUe Wörter an, welche in den 
ulttlentselien llaiKlschriften Ton d4r Kömcrzeit bis in's Ende 
des elften Jahrhunderts enthalten sind; es erschien 1834—1842 
tu BerUn« 



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I 



28 — 

kruago. Doch auch chrnop^faro, cruogfarwi 
für satVanfarbig kommt in der Aristotelcs- 
Uebersetznnfi^ aus dem zehnten bis elften 
Jahrhundert vor, Avelche der Codex von 
St. Galleu aufweist.^ Die von crocus her- 
genommene Bezeichnung für Safran war 
also in althochdeutscher Zeit die massgebende. 
Sie verschwand schon mit dem Eintritte der 
mittelhochdeutschen Zeit. Alle enropäiftchen 
Sprachen und Dialocte mit Ausnahmt' des 
( riüischen der Hochschotten (croch — crocus) 
haben die, wie noch gezeigt werden soll, 
vorerst arabische Bezeichnung Safran über- 
nommen. Das Italienische hat allerdings 
— neben ZaflPerano — Croco, grogo und 
gruogo. Die Sprachen Asiens^ in welchem 
die Bezeichnung Crocus ursprünglich zu Hause 
ist, sind derselben treugeblieben. (Cap, 2.) 

^law's - I^einühungen um die Gescliiclite 
des Crocus vi iHLmken wir die Angabe, dass 
die Pflanze als Heilmittel in angelsächsischen 
Büchern aus dem zehnten Jahrhundert vor- 
kommt. Hier begegnen wir dem Worte 
S a f f r 0 n , welches uns darauf hinleitet, dass 
der Name der Dro|e, wie wohl auch ihre 
arzneiliche yerw:endung von den Arabern 
nach England kam. Denn diese hatten sich 
seit der Schlacht von Xeres de la Frontera 
in Spanien festgesetzt^ und war daselbst ein 
eigenes Kalifat begründet worden. J^'reunde 
der Künste und Wissenschaften, führten die 
Araber auch den asiatischen Safran in Spanien 
ein. Spanien hatte nachweislich schon im 
zehnten Jahrhundert blühende Safranculturen, 
Von Italien abgesehen, war die pyrenäische 

* Fritzcl und Je|$en, Die deutschen ro'Ä.vMia»«»;« dci- 

i^^aM5«n(Hannovcr 1^*82), fähren «brozo"undjjrn^o" aU althoch- 
deutscli«; X;inieii dos Crocus »n. Dies ist gewis« irrfchämlicll. 
^ * Maw, a. a. U., S. G3, 



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— 29 — 

■ 

Halbinsel die erste Heimstätte der orienta- 
lischen Pflanze. Ibn el Äwwäm, ein in 

Spanien ansässie^er Araber, gab bereits eine 
genaue Auwtißuii^ für den Safraabaii. 80 
kann es nicht Wunder nehmen, dass die 
arabische Bezeichnung^ für den Safran : 
za'ferän oder sahafaran von ganz 
Europa angenommen wurde, ja selbst bei 
einigen Völkern Asiens zu finden ist, die mit 
den Arabern zur Zeit ihrer Weltherrschaft 
in Berührung kamen. Lacaita^ verdanken 
wir die folgende lehrreiche Zusammenstellung. 
Safran heisst : 

arabisch — za'ferän 

persisch — za'ferän 

hindostanisch — za'ferän 

malayisch — säfarän 

türkisch — za'ferän, safrän 

mittelalterlich-griechisch — zapharas, zaphi'äs, 

zaphora 

neugriechisch — saphrani 

russisch — shaiiran 

serbisch — shavran 

polnisch — szafran 

iUyriBch - gafran, Safran, 

xufran 

ungarisch — safi-any 

rumänisch — safrann 

mittelalterlich-lateinisch — zafaranum, zafra- 

num, zaframen 

italienisch — zafferanO|Zafirone 

spanisch — azafran 

portugiesisch — a9afra9 

catalaunisch — safrd 

franzüsiseh — safran, safiran 

bretonisch — sairon 



1 £benUa, Auiian^;. 



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— 30 



deutsch — Safran, saflran 

dänisch — 6a£Eran 

schwedisch — safrau 

englisch — saffron 

altenglisch — saffi*on^ safroun^ 

saffornc. 

Der verführerische Eiufiuss des Gleicli- 
klan<?(\=; besrimint die Volksctvinoloirie, Wr»rt(*r 
fremder Zunge für die eigene zurechtzulegen 
und umzudeuten. Oben ist schon einiger 
Pflanzennamen gedacht, die Solches offen- 
baren. Namentlich unterliegen Arzneimittel* 
namen dem Schicksale der Umdeutune und 
Anbeqiiemung an die deutsche Zunge.^ Aus 
dem Elixir Staughtons ist so ^Stockdumm", 
aus dem Groulard'schen Weisser „ Kulilatsclieu- 
wasser" geworden. Ungucntum (Salbe) wurde 
zu „Umwandt", ünguentuni ncapolitanum zu 
„Umgewandter Napoleon". Aloe soccotrina 
wurde „ AUwise Kathrine'^, Sassafras „Katzen- 
iras"^ Sarsaparilla gar ^Sass da und hat a 
Briir auf**, Oxycroceumpflaster „Recruten-** 
und ^Executionspflaster** getauft. Die Um- 
deutung des arabischen za'feran — Safran 
ist über Anfange und Versuche nicht hinaus- 
gekounnen. Solche Aenderunf^en in der 
VolksetvMiolof^ic sind das mittelhochdeutsche 
sati'avt, safiiat, saffrath, Schaffner und gar 
seydfarw (Seidenfarbe)." Ein Versuch der 
Umdeutung liegt auch in dem dialectlich- 
niederösterreichischen safrigon.^ Die übrigen 
mittelhochdeutschen Formen sind: saifaran, 
saffaren, safferain^ safferen, safferon, soflraen 
und sutfran^ herrschend aber saftVan, safran 
und safran. Letztere Formen sind auch für 

1 J. Holfcrt, Zur Ettjmoloqie der volhithümlicht» Arsnei' 
mittdiinmen. I'karm. Post. Wien 1891. S. 879. 

* Prltzül und Jessen, a. a. O. 

* Höfer-Kronfeld, a. a. O., 8. 31. 



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- 31 — 



das jetzige Deutsch massgebend geblieben; 
Safran rait einem f ist das Gewiihnliclie, 
doch kommt auch bei Musterschriftstellern 
Saflfran vor. 

5. Der Safran von 1 100 bis heute. 

Hehn äu^sscrt beiläufig, dass die Safran- 
eultur durch die Araber in Europa Ver- 
breitung fand. Dies ist jedoch nur für 
Spanien nachgewiesen (S. 27) und schon für 
das nahe Frankreich und England kaum an- 
zunehmen. Mehrfache Sagen verweisen uns 
darauf^ dass der Safran von den Kreuz- 
fahrern aus dem Orient heimgebracht 
wurde. Die früheste diesbezügliche Angabe 
behauptet, dass ein Ritter von Piauheneck. 
lX\)b vom Kreuzzuge heimkehi'eud, den Safran 
nach Niederösterreich gebracht habe.^ Die 
englische Tradition lässt einen Pilger unter 
Eduard III. (1327—1377) eine Safranzwiebel 
in einem hohlen Wanderstabe aus dem ge- 
lobten Lande nach Oomwall bringen. Auch 
die ersten Eier des Seidenspinners sollen iii 
ausgehöhlten St<">cken von Asien nach Europa 
gelanG:t s".in. An ji^lerSage ist etwas Wahres^ 
zumal mit Bezug auf die Begebenheit selbst; 
die Personen freilich, welche genannt werden, 
sind am wenigsten sicher. Man darf es als 
Thatsache hinstellen, dass wir den Kreuz- 
zügen die mitteleuropäische Safrancultur zu 
verdanken haben. Wenn die höfische Poesie 
und das christliche Ilitterthum in Folge der 
Kreuzzüge aufblühten, wenn hierin schon 
allein die grosse enlturhistorische Bedeutung 
jener wechselvollen Fahrten ausgesprochen 
ist^ so mag für den Culturhistorik^r auch 
der Safran eine Erinnerung des mittelalter- 

* Endlicher, Die Medieinal-Fßanzen. Wien 1842, S. 65, 



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32 — 



liehen Verkehres zwischen Europa und dem 
südwestlichen Asien sein. 

Für das Uebrige^ was in diesem Capitel 
mitzutheilen ist, dürfte es sich empfehlen, 
die einzelnen Länder Europas getrennt von 
einander in's Auge zu fassen. 

Italien. Italien ist dcrjeni<?e Tlieil 
Europas, in welchem Safran schon zur Zeit 
der römischen Cäsaren, also seit bald 2000 
Jahren in üultur steht (Oap. 3.) Namentlich 
das Abruzzengebiet ist in den letzten Jahr- 
hunderten die Anbaustätte des italienischen 
Safrans gewesen. Aquila war im Mittelalter 
und noch im sechzehnten Jahrliaiidert der 
grösste Safraumarkt der Apenninon - Halb- 
insel.^ Durante in seinem Ihrhaiio (Aus- 
gabe 1636, S. 152) gibt den Safranbau auch 
für Umbrien an. Im jpünfzehnten Jahrhundert 
war toscani scher und „mumpherer" Safran 
— wahrscheinlich vom Monte Velino — in 
denAbruzzen bekannt^ Ueber den gegen- 
wärtigen Stand des Safranbaues in Italien 
gibt H. G r 0 V e s bei M a w Aufschluss. 
Merkwürdig ist die Vorli(;bc der Mailänder 
für den Safran. ^Der Safran^* — schreibt 
Mantegazza'^ — „versetzt schon mit 
seinem Namen und seiner Farbe allein das 
Herz jedes Mailänders in Wonne, und vor 
diesem G-enussmittel erhebt sich ein tiefer^ 
tiefer Seufzer aus seinem speckigen und 
glänzenden Wanst, und wonnestrahlend ruft 
er aus : Mailand über Alles I Jeder Italiener 
hat ein s'rosses Vaterland, und dieses ist das 
gemeiiisame Vaterland Aller: Italien; aber 

1 HfiUmann, mdteumen i» MiUdtdUr, 1^ S. 73. 

* G 6 e r i ng, Sandd und IndmMt SUM Batet» BaMl 
1886, 8. 237. 

* Mantogazza, Hygiene da Qetchmadce, Eöuigäberg 
(ohne JahressaliT), & 70« 



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- 33 — 



ein jeder von ihnen hat ein kleines warmes 
Plätzchen in seinem Herzen, wo die Liebe 
zu dem engem Vaterlande glüht An diesem 

engeren Vaterlande hängt wohl Keiner mit 
mehr Liebe und Leidenschaft als der Mai- 
länder. Er ist eine Schnecke, die den Dom 
zum G-ehäusc, eine Auster, die den Dom zur 
Felsbank hat, und Safranduft erfüllt seine 
Küchen, Safran ist sein Lieblingsgewürz.^ 
Man wird hieduroh an die Bedeutung er- 
innert^ die der Crocus in der Kttche des 
klassischen Rom hatte. Nach Ooelius 
A p i c i u 8 bereitete man eine Speisencompo- 
sition damit, die man ,,Oonditum paradoxum" 
nannte. Man schätzte am Safi'an Geruch 
und Farbe und würzte und fäi'bte damit die ' 
Saucen. Da aber die Börner unsere Speise- 
gab ein nicht kannten, so griffen sie kühn 
und ungenirt mit den Fingern in die Tunke 
und yerschafften sich so, quasi nebenbei, ihre 
schwefelgelben Glacehandschuhe, die wir 
heutzutage für theueres Geld kaufen uiüssen,^ 
— Für den \V eltmarkt kommt der italienische 
Safran nicht in Rechnung. Die getrockneten 
Narben desselben sind blass von Aussehen, 
aber reich an Farbstoff. 

Spanien. Infolge seiner Besetzung 
durch die Araber hatte Spanien schon im 
zehnten nachchristlichen Jahrhundert aus- 
gebreiteten Safranbau. ( Vergl. Cap. 4.) Die 
Safranplantagen (Azafranal) befinden sich 
derzeit in l'eruel, Cuenca, Ciudad Keal, 
Toledo, Albacete und Valencia (im Ganzen 
in 300 Üi'tschaften). Valencia ist das Oentrum 
des spanischen Safranhandels. Es werden 
jährlich 30.000-80.000 kg producirt^ Spanien 

» Stolzlssi, P.B., Dtr Safran, PÄam.Pö«a888, Nr. 10—17. 
* Hanau Sek, a. a. O., 8. 275. 

3 



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- 34 — 



steht somit unter den safranbaaeDden Län- 
dern an erster Stelle. Zweifellos sind die 

klimatischen Verhältnisse der iberischenPIalb- 
insel für den Safran günstiger als die des 
übrigen Europa. Wenn der spanische Safran 
auch der Quantität nach der erste auf dem 
W eltmarkt ist, so rangirt er qualitativ an dritter 
Stelle, nämlich nach dem österreichischen 
— der freilich bald nur mehr der Geschichte 
angehören wird — und nach dem fran- 
zösischen; nur die Engländer schätzen den 
spanischen wSafran höher als den französischen. 
Besonders häufig ist der Alicante-Safran ver- 
fälscht. Der Gewichtserhöhung wegen wird 
der Crocus hispauicus nicht selten eingefettet. 
Aus Spanien kamen in den Jahren 1879 bis 
1881 nach Frankreich 66.073, 125.966, be- 
ziehungsweise 67.234 kg Safran. Der Preis 
des spanischen Safrans stieg seit der reichen 
Ernte im Jahre 1 874 bedeutend an ; er be- 
trug 1S74 53— 5G, 1S75 82—76, 1876 80—77, 
1877 78 — 91 Frcs. pro Kilogramm. 

Wie aus dem nachstehenden Diagramm 
ersichtlich, ging der Preis des spanischen 




Fig. l 



Safrans, der fltr den Weltmarkt bestimmend 
ist, bis 18S0 in die Höhe, um dann wieder 



1 

Dioiti^ed bv G» ^ 



•l 



— 36 — 

bedeutend abzufallen (1884), allmalig an- 
zuwachsen, bis 18S8, um von da ab so 
rapid herunterzugehen, dass derzeit eine 
seltene Baisse in den Safran preisen wahr- 
zunehmen ist. Ziemlich parallel mit der 
Preisbeweguug der besseren Qualitäten 
(obere Curve) gin^ jene der minderen Waare 
(untei-e CurveV Wahrend Spanien in der 
Safranproduction die erste Stelle einnimmt, 
liegt der Vertrieb und ^^*^kauf des Artikels 
meist in französischen Händen. Frankreich 
— über dessen eigene Safianerzeugung 
noch unten nähere Nachweise gegeben 
werden — fahrt im Durchi-^chnitte pro Jahr 
180.000 kg Safran aus, wovon nur etwa der 
achtzehnte Theil im Lande selbst wächst. 
Deutschland bezieht zum grössten Theile 
spanischen Safran unter französischem Namen 
von französischen Märkten. Demnach richten 
sich die Preise nach den Aufstellungen letz- 
terer. Auch das Diagramm über die Preisbe- 
wegung des Safrans seit 1875 rührt von einer 
französischen Fii ina ( L. Thiercelin & C harrier 
in Pithiviers-en-Gatinais, Loiret) her. 

Frankreich. Wir gehen, wenn wir 
die rege Betheiligang Frankreichs an den 
Kreuzzügen beriicksiciitiß;cn, kaum fehl, wenn 
wir annehnieii, dass die Safi'ancultur von den 
heimkehrenden Rittern ans dem Orient nach 
Frankreich kam. Die französische Satran- 
cultur hat Gasparin^ ausführlich be- 
schrieben : sie wird in den Districten Pithi- 
viers (Gatinais, Den. Loiret), Oi*ange und 
Carpentras (Dep. Vaucluse) ausgiebig ge- 
trieben. Die unter dem Namen französischer 
Safran (Crocus gallicus oder Crocus Galinais) 

' Oour$ dfagHtaturt, IV. 

3* 

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— 36 — 



in den Handt^l koiameudc Sorte ist, weo:en 
der an den gelben GriÖela (Jb'eininelle) 
sitzenden purpurbraunen Narben, zweifarbig.^ 
Auserlesene und von den Öriffelenden be- 
freite Waare geht auch alB österreichischer 
Safran. Quantitativ bewegt sich die jährliche 
Safranproduction Frankreichs um 10.000 kg; 
sie rangirt also — mit beträchtlichem Ab- 
stände — nach derjenigen Spaniens. Quali- 
tativ wird Crocus gallicus höher geschätzt 
als Crocus hispanicus. Den sehr bedeutenden 
französischen Safranhandel illustriren die 
folgenden Zahlen: 

1879 1880 1881 

Einfuhr . . 67.661 kg 127J93 kg 77.668 kg 
Ausfuhr . . 59.379 ^ 56.102 » 59.030 

Der Preis des französische Safrans betrug: 

1874 60—65, 1S75 92—82, 1876 S4'-S'5; 
1877 82—95 Frcs. pro Kilogramm. 

England. Die Sa^e, nach welcher 
unter Eduard III. der Safranbau in England 
Eingang fand, weist darauf hin, dass heim- 
kehrende Kreuzfahrer die Gabe des Orients 
mitbrachten^ wenngleich dieselbe schon vorher 
als Arzneidroge bekannt war. (Vergl. Cap. 4.) 
Der Dichter Tussers in seinen „Fire 
luiiidred pointes of Good llusbaudrie'', einem 
ländlichen Lehrgedicht aus dem Jahre 1575, 
hat (gewiss schon englische Safranculturen 
g'c>ie]i(.'n : 

Pare S a f f r o n betweene the two S. Maries daies 
or set OY go sliift it, that knowest the waies 
wliat yeere 8ha 1 1 doo it Onoore protit to yeeld?; 
. tlie fourth in (Tarden, iliv. tliii d in the feeld. 

R a p h a c 1 II o 1 i n s h e d , ^velcher nach 
M a w Tussers Zeitgenosse war, gibt eine 
genaue Anw eisung {iXv den Safranbau in Eng- 

^ Hanaitsek, a. a. O. 

* Hanansek, a. a. O., 8. 278. 



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— 37 — 



land. In Shakespe are's (1564—1616) 
„ Wintermärchen" heisst es Act 4, Scene 2: 

I must have s a f f r o n , to colour the warden pies 
(Ich muss Safran haben, zum Färben der Apfel- 
kuchen). 

In „Ende gut, Alles gut" desselben Dichters 
sagt (Act 4, Scene 5) Lafen zur Grüfin : „ Your 
son was misled with a snipttaffata fellow 
there ; whose villainous s a f f r o n woxiid have 
made all the unbaked and doughv youth 
of a nation in his colour^ (Ener Sohn wurde 
dort von einem taftgeschnitzten Kerl ver- 
führt, dessen niederträchtiger Krausen- Safran 
Avohl diu ganze unausgebackene teigige Jugend 
einer Nation hätte färben können). Der Safran 
wurde also in der Küche verwendet und 
diente weichliehen Gecken. Die alte Stadt 
Saffron-Waldon in der Grafschaft Essex hat 
gewiss vom Safranbau den Namen. Ein eng- 
lisches Nationalgebfick flir Weihnachten, 
SafTron cake, erinnert an die vordera aus- 
gedehnte Verwendung, welehe unsere Droge 
in der Küche fand. Derzeit wird englischer 
Safran um Cambridge in der Grafschaft 
Essex gebaut. Für den Welthandel ist er 
belanglos. Aeltere pharmacentische Bücher 
unterschieden neben dem Crocus gallicus, 
hispanicus u. s. w. einen Crocus anglicus, der 
sich durch besondere Trockenheit und die 
mit derselben zusammenhängende Zcneib- 
barkeit auszeichnen sollte. 

Schweiz. Dieses Land bildet den 
Uebergang zu den deutschsprachigen Ge- 
bieten. Verhfiltnissmässig zeitig istSafranbau 
und Safranhandel für die Schweiz bezeugt^ 
Gegen das Ende des vierzehnten Jahr- 
hunderts befanden sich allenthalben im 

* G e c r i D g , a. a. ü., S. 237—240. 

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— 3S — 



Qiiellgeljicte des Rheins Safranculturcn. Die 
von Basel bautea vielfach den eiuträglicheu 
Safran. Der Rath dieser Stadt sah sich 1420 
zu einem Erlasse gegen die Verfälschung 
der Droge (Beimengung von Staub- und 
Blumenblättern y Griänzen mit Baumöl) be- 
stimmt Jede Art Fälsch ang war bei l Mk. 
Silber verptint ; man sollte den Safran sauber 
ans den Blumen nehmen, ihn nicht tränken, 
salben, in geschmierte Säcke thun u. s. w. 
Von 1473 ab verschwinden die Baseler 
Safranculturcn wegen des hohen Zolles. Die 
Krämer der Stadt nannten sich schon 1394 
^Die G-esellschaft zum SaiEran"; ihr Hof hatte 
dasselbe Attribut. Die derzeitige Safran- 
production der Schweiz hat auf dem Welt- 
märkte nichts zu sagen. At linlieh den Mai- 
ländern favorisiren die Bewohner des Berner 
Oberlandes den Safran als Gewürz; der 
kleine Bezirk verwendet alljährlich für die 
Droge 12.000—30.000 Pres. 

Deutschland Nur Sttddeutschlands 
klimatische Verhältnisse gestatten den Anbau 
des Safrans. V. v. Scheffel widmet ihm 
ein anmuthiges Gedicht: 

Grocus, Spross^ des Morgenlandes, 
Seltener Gast auf Schwabens Flor, 
Zeuj^iiiss ewi^ jungen Friedens 
Und uraher Weltciiltur: 
Wo itzt Flocken niederwirbeln 
Auf (He 'wnhidurclibliimte Au'. 
Pfiaiizte einst ihr Safrangärtlein 
Eine kluixe Kiimerfrau. 

Saft dem Siipplein ilirer Küche, 
Herzarznei für böse Sucht, 
Dunkler Locken Wolilgerüche 
Zog sie aus der edlen Frucht. 
Und im ADliauch dieser Blume 
Schritt sie, wenn der Frühling nah', 
Opfernd zu dem Ilelligthame 
Der Diana Abnoba. 



— 39 — 



JDass die Gattin manches römischen 
Beamten auf deutscher Flur den italienischen 
Crocus betreute, mag in den ersten nach- 
christlichen Jahrhunderten vorg^ekommen 
sein. Jleiniisch wurde jedoch die Pflanze 
nicht. Beweis liiefür ist, dass sie in Karls 
Capitulare (Ca]). 4) aus dem achten Jahr- 
hunderte fehlt. In Gottfrieds v. Strass- 
burg „Tristan" lesen wir bei der Beschrei- 
bung des Hündchens Peticria 

ein Site röter danue grau 

diu ander gel wer dan safrltn. 

Auch die Stelle dieses vom Ende des zwölften 
Jahrhunderts stammenden Gedichtes zeigt 
nur^ dass Gottfried die Safran färbe 
bekannt war, wie dies schon in althoch- 
deutscher Zeit statt hatte. Noch Kon r ad 
von Megonberg in seinem ehrwürdigen 
^Buch der Natur**, dessen Abfassung 1349 
bis 13r>l geschah, gedenkt mit keinem Worte 
des df'utschen Safranbaues^ obwohl er über 
den ai'zneilichen Werth der Droge ausführ- 
lich spricht. (S. unten.) Doch ist Megen- 
berg die Safranfarbe wohl bekannt. Die 
männliche Blüthe des „wunderlichen paum^^ 
schildert er: „sein pluom ist sd schoen ge- 
schicket als ain weintraub und ist gevar als 
Safran^, das harte Holz des „roetelpauiu'* 
ist ,,gel saiii der saffrun^, das Staubgefass- 
bündel der CentifoHe gleichfalls „2^el sara 
der saflrän." Bei alledem ist die Annahme 
gestattet, dass die von den Kreuzzügen nach 
Deutschland Zurückkehrenden den Safranbau 
einführten. Um die Mitte des sechzehnten 
Jahrhunderts wurde der Safran in der Rhein- 
f^e^cnd, wohl auch in Bayern gebaut^ wo 

* Bldniu commnnif 



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— 40 — 



noch heute Safrangärten bestehen. In seinem 
1546 zu Strassburg erschienenen „Kreuter- 
Bttch^ sagt Book ausdrücklich : ^ Wolan die 
Deutsohen haben den Saffi*an auoh gelernt 

pflantzen Der Rhemstrom kennt diese 

wurtz auch darauss sich etliche erziehen. 
Nit fern von der statt Landaw ^ bei dem 
Berckhauss Newcasteii ligt ein dorff llfttss- 
lieim genannt, desgleichen im Wormser 
Gaw, vnd auff der Pärinunen; würt der 
Saffran hefftig vnd mit Fleiss 
gepflantzet • . Dass nebstdem viel 
Safran eingeführt wurde, ist keine Frage^ 
war er doch in der deutschen Apotheke und 
Küche von damals gar sehr begehi't. Was 
die arzneiliche Vorschreibung anlangt, knüpft 
sie zumal an Dioskorides an, dessen 
Crocus - Capitel schon mitgetheilt wurde. 
Megenberg widmet in seinem ^Buch der 
Natur*^ ^ das 25. Capitel gänzlich der arznei- 
lichen Besprechung des Safrans; dieselbe 
lautet: ^Crocus haizt saffirän. Daz ist ain 
gar wolsmeckendez kraut und haizt sein 
pluom auch zu latein crocus und ist liaiz 
und trucken ebennianzicleich. Der saffran 
hat die kraft zu kr eftigen und zu Sterken 
und dar umb ist er guot wider des niagen 
krankhait und wider des menschen ämaht, 
diu zu latein synoopis haizt, und wider die 
augenroete, diu von pluot kttmt oder von 
colera. man schol den safirän hitzen in ainem 
sclierben und scholl in dann pulvern und 
daz pulver mischen mit vaiztem wazzer, daz 
entsleuzt und erwaicht den leip und ist 
auch guot zuo den Sachen, diu vorgenant 
sind^ aber man schol in den läuten nit gebeU; 



> In Pfeiffer*« Anagabe. Stuttgart 1861, 8. S92. 



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— 41 — 

die haiz und trucken sind und die zu latein 
colerici haizent; wan die macht er unlustig 
und pringt in Wüllen, wer aber diu äugen 
dft mit erznein well, der temper den pulver 
mit ainem weisen ains ais und tunk ain 
paumwoll dar ein und leg die in diu äugen. 
.... wenn man saflran in wein trinkt, so 
macht er trunken und macht die läut vil 
lachent, also daz sie niht vizzent, dar umb, 
daz er daz herz sterkt und froeleioh macht, 
ez sprechend auch etleich; wenn man in 
trinke daz er etswenn sö froeleich mach; 
daz der mensch in fräuden sterb. etleich 
sprechent auch, daz der saffirdn dem milz 
guot sei und daz er die unkäusch erweck, 
erpringt auch daz harmwazzer. ez sprechent 
auch etleich, wenn man in in Trank geh, 
so fürder er die gepurt auz der muoter und 
daz er die muoter in der frawea entsliez, 
wenn si hert sei worden und sich zesamen 
hab gezogen.^ Wir fügen der Megen- 
berg'schen Stelle die Aeusserung des Adam 
Lonioer in seinem Kräuterbuche (1573) 
an; er sagt Folgendes von „KrafFt und 
Wiirckiing*' des Safrans : „Safran in der Speis 
genossen , macht einen langen Athem, und 
benimmt das Keuchen. Welche fast dämpfig 
seyn in der Brust, und Geschwtlr drinnen 
haben, sollen Safran brauchen, er hilft Safran 
bringt Unlust zu essen, und stärket doch den 
Magen mit seiner Hitze. Ist gut dem Milz, 
bringt Begierde zur Unkeuschheit , macht 
wohl harnen, und ein gut Geblüt. Safran auf 
einmal zwey oder dre.y Quintlein getrunken 
ist tödtlich." Noch erklärlicher wird die 
ausgedehnte Verwendung des Sa&ans, wenn 
man bedenkt; dass er „in der kuchen grossen 
rum^ hatte. Bartholomäus Carrichter^ 



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I 

I 

- 42 — 

dem Leibarzte Kaiser Maximilian II. (1527 

bis 1576) wird ein Tractätlein unter dem 
Titel ^Der Tentschen ISpeiskammer'^ ziige- ^ 
sclirk'l)en ; in demselben heisst es: „es weiss 
zwar menniglich, das Sati'ran ein köstliche 
liebliche Specerey ist, doch vbertrifft je einer 
den andern, das schafft, er wird vngleich 
bey den Kauffleuten halten, wird offtermals 
ssu feucht eingethan. Mir gefeilt der Teutsch 
Safran , der frisch vnd doch wol ti-ocken 
eingetliaii ist worden, am besten, daun er 
i^ibt von sich ein lieblichen geruch, von 
färben vnd geschmack reichlich vnd gut, ist 
jetzunder in allen Uerreaküchen gemein . • . 
Es wird aber Saffran wie andere Specerey, 
fuich zum vberfiuss verthan, es müssen alle 
Trachten mit Saffran oder Wfirtz abbereit 
. seyn, der Koch will nicht anrichten, er habe 
dann den PfefFersack an der hand, darein 
greifFt er ohn alles dawren, lienckt und 
schmiert etwan meli]' au das Fürtuch, dann 
die notturfft der Speisen erfordern." Sehr 
beliebt war eine Mischung unter dem Namen 
„Speiswurz", in welcher drei Loth Safran 
auf ein Pfund anderer Gewürze enthalten 
waren. ^ Das goldene Zeitalter des Safrans 
als Küchengewttrz ist nun längst vorüber. 
Andere Zeiten, andere Sitten. Einstmals 
durften nebst Safran Rr'< marin, Raute und 
Salbei in der deutschen Küche nicht fehlen. 
— Obgleich der gegenwärtig produeirte 
bayerische Safran (Orocus bavaricus; dem 
französischen in Nichts nachsteht, macht er 
doch eine so geringe Menge aus, dass er 
für den Aussenhandel ohne Belang ist. 



^ 6 e e r i n g , n. a. 0., S. 240. 



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43 — 



Oesterreich. Mag auch Safran in 
verscliieduneu Theilen der österreichisch- 
imf]^ari.sch(ju MoDarchie o:el)aut worden sein^ 
uihI jn^i'l)aut sein, so scheint doch nur Nieder- 
öäterreich berücksichtigenswerth, welches bis 
vor Kurzem die beste europäische Sorte, den 
berühmten G r 0 c u 8 austriacus, erzeugte. 
Der Sage nach brachte ein Ritter von Rauhen- 
eck im Jahre 1 198 den Safran aus dem Kreu«- 
zuge in das niederösterreichische Kronlaiid. 
Mit romantischer Ausschmückung wird an- 
gegeben, dass Hitter W alther von Mer- 
kenstein der Dame seines Herzens, Huld a 
von Hauhenstein, den Safran als das 
angenehmste und nützlichste Geschenk des 
Orients verehrte.^ Sei dem wie immer: 
Miedei*ö8terreich hatte von den Kreuzziigon 
an den Ruhm, unter allen deutschen Q-auen 
den besten Safran zu bauen. Grill parzer 
Ifisst mit Recht, Rudolf von Habsburg ge<,^en- 
über, den Safran als das Attribut Nieder- 
österreichs rühmen: 

Schaut rings umher, wohin der Blick sich wendet 
Lacht'8 wie dem Bräiiliii^am die Braut entgegen. 
Mit hellem VVieseno^rün und Saateni^old, 
Von Lein und Safran gelb und blau gestickt, 
Ton Blumen süss durchwÜrzt und edlem Kraut, 
Schweift es in breitgestreckten Tfaälern hin — 

Freilich begeht der Dichter einen sach- 
lichen Irrthum, wenn er den Safran — und 
hier kann wohl nur der gebaute in's Auge 
ge&88t sein — erstlich mit dem Lein gleich- 
zeitig blühen^ zweitens aher ihn gelb sein 



> Dies irUt besonders vom sildHelien Tirol. Wie ander- 
wärt«;, wo ihm ilas Klima zusagt, ist der Safran um Bozen 
verwildert. (II a u s lu a n n , Ff'>ra von Tirol, 1852, S. 857.) 

* M. Hermann, Alt- tavi Neu- Wien, S. 213. 

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44 



läBst Offenbar schwebte Grillparzer die 

durch die Narben bedingte Gelbfärbung vor, . 
wenn nicht das Süpliokleisclie /ovoavyrjs xooxogy 
das aus dem Munde eines Griechen wohl- 
motivirt war.^ Auch in Maw's grosser 
Crocus-Monographie findet sich (S. 61), an- 
langend den Crocus austriaeus, ein arger 
Fehler. Maw gibt nämlich an, dass ein 
Stephan von Hausen, geboren zu Nürn- 
berg, die ersten Safranknollen im Jahre 
1579 von Belgrad nach Wien brachte, 
last zwei Jahrhunderte vorher 
ist der Safranbau in Nieder Öster- 
reich urkundlich bezeugt 1409 
bis 1 465 wurde in den Gärten um die Stadt 
Korneuburg bei Wien häufig Safran gebaut^ 
Im Jahre 1423 verkauft der Chormeister von 
St. Stephan^ Caspar Wildhaber, ein Haus und 
einen Safrangarten vor dem „Widmertor** 
in Wien. ^ Anno 1425 wird für dieselbe 
Localitiit ein Safrangarteu angegeben.* Im 
Jahre 1445 schenkte Oria della Scala^ Ge- 
malin des Grafen von Pretta, der ans Venedig 
vertrieben war, den Augustinermönchen 
^Bauiri-, Wein- und Safrangärten" unterhalb 
der Wiener St. Paulskirche; noch am An- 
fange dieses Jahrhunderts war die Gegend 
unter dem Namen ^die wälschen Gärten'' 
bekannt. Ueberhaupt hatten die Wiener 
Bürger auf dem Grunde, wo jetzt die volk- 
reiche Vorstadt St. Ulrich steht, ansgrodehnte 
Safrangärten. Dieser Safran oau im Stadt- 
banne, welcher bis in das Ende des sieb- 

* Verfiel. Cap. 1 and 3. — Grillparz er trieb bekanntlich 

initEiferhellenistische stnr'ipn ; mefirere Seiner nnsterblichen 
Werke sind Früchte üerselbeu. 

* ßim«r <r. 7«r. f. Tjandetft, tf, Ified.'Oett. 1884, 8. 193. 

» Ebenda 1871, 8. 240. 

* Horuiayr, QtschicMe Wiens, III.. 1., 165. IL, 1., 
Urk. XC. 

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• 



- 45 — 

zehnten Jahrhunderts reicht, erinnert an 
jenen, welchen wir schon fbr Basel verzeich- 
neten. Um die Mitte des sechzehnten Jahr- 
hunderts war der niederösterreichische Safran 

eine berühmte Specialität des Kronlandes. 
1546 schreibt Bock in seinem „Kreuter- 
Buch": „würt jetzund der Deutsch Oester- 
reichisch Safiran , so vrab die statt Wien 
wachst, vber den Orientischen, mittägi- 
schen und andern gepreiset. ^ Kicht minder 
bezeichnend ist Schmeltzl's^ Aeusse* 
rung : 

o Österreich! 
Wo ma^ man finden dein gelelch? 

Kein landt mir nie pass gfallen hat» 
Du hast den mit der that ! \ 
l>er peat Saffran in aller Welt 
Wachst neben traid, wein aufF dem velt. 

Der erschreckende Miedergang der öster- 
reichischen Safrancultur geht schon aus der 
Gegenüberstellung der Ortschaften Nieder- 
österreichs hervor, in welchen er einst ge- 
trieben wurde, und der Gegenden, welche 
sich noch jetzt mit Safranbau beschäftigen. 

Safranbauende Ortschaften Niederöster- 
reiehs : 

einst jetzt 
fBierbaum 

*Burgschleintz 

Hern ^!«t ein 
fHilpersdorf bei 

Traisniauer 
fllollenstein 

*Httrm Hürm 
fKönigsbrunn 
Korneuburg 

f Krems 

^fLooBdorf Loosdorf 

* Wolfgang äclimeltzl, nLobspruch der Stat 
Wien«. 184«, V: 45-50. 



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• 



— 46 — 

einst jetzt 
♦fMais^iau Maissau 
fMatzleinsdorf 
«Melk 

Mfinichhofen Münichhofen 

*tXeu8tift b.Kii chberg Neuatift 
fOber-Absdorf 
*0berp1ar!k 

Parisdorf Parisdorf 
*Kavel8bach Raveisbach 
tSchünbUhel 
«Schrattenthal 
*3chweinbartb 
*Sirning 
*Tullnerfeld 

Wien 

Niederösterreich hat zwei nach dem 
Safran benannte Ortschaften : Saffen bei 

Scheibbs und Safrat bei Amstetten, die an 
sich die dereinstige Bedeutung des Safran- 
baues darthuD. 

In den mit einem * bezeichneten Ort- 
schaften wurde der Safran noch am Ende 
des achtzehnten Jahrhunderts gebaut. Zeuge 
hiefür ist U. Petrak, welcher 1797 auf 
Anordnung der Landesregierung eine ökono« 
mische Safranschrift herausgab, auf die wir 
noch im Cap. 6 zurückkommen werden.^ Von 

1 Der Titel des 1792 in erster, 1797 in zweiter Ausgabe 
erschienenen BHcblvln« lautet yollständig; : f, Praktischer 

Untt rri( ht den Tiictki ü.vti'nricher Safran zu bauen — Allen 
Gäterbt'Sitzern und Oekonotnen, Yorzüglich jenen, welche 
ans einer geringen Anzahl Gmndstlleke grossen Nutzen 
zii hen wollen, gewidmet — Mit tiem p^eiiiahlten Bilde des 
ganzen Anbaues Auf Anordnung einer 1(. k.N. O. Landes- 
regierung.'^ Die noch hente für jeden Safran bauerbeaehtens- 
••.vertlie I'iihlic.itiofi ^iiif^ ;itis * liu r I >i;nksclirift hervor, wi-h'lie 
der Verwalter Much der Maisssauer Herrschaft der nieder- 
Sftterreichlsehen Regierung schon frOher yorgelegt hatte ; 
mu di»; Erforschung der Safrankrankheiten hatte «ich dt;r 
Botaniker v. Jacquin bemiiht. Petrak's Büchlein ist so 
gnt wie Tersehollen; TOr gerade 40 Jahren hat Senoner in 
den Alihamll. d. natiirf. Oes. zu finrlitz einen durch Druck- 
fehler vcrstümmulten Abdruck desselben veranlasst. Nebst 
Pi trak's Poblication sind folgende Altere Arbeiten über den 
Crocus auKtriactis nt-iHKtnswerth : 1. T>atif h .T. B. A.. !> •tertatio 
mediea de usn et abxitn Croci austriaci, 4^ Vlennae 1732; 
2. Wagner, Der Wiener So/ran in Sajforn, 8*. MAnchen 1*^; 

Uefrt:r dm Snfrtmba» In Ifitder^OeefemMt, Vatert, BlälUr, 
Wien ISOS, 8. 255. 



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— 47 



Ravelsbach hebt der Gewährsmann hervor, 
dass in der Umgebung der Pfarre nicht weniger 
als fünfundzwanzig Ortschaften 1797 noch 

Safranbau trieben : „aus einer hiesigen pfarr- 
lichen Urkunde lässt sich abnehmen, diiss 
derselbe vor 30(J Jahren hier häutiger ge- 
pflanzt wui'de/ Königsl)runn betreffend, 
schreibt Weiskern^: ^ Man hält den Safran, 
der in dieser Gegend wächst, für den besten 
in Oesterreich." Jetzt ist dortselbst keine 
Safranblume zu sehen. Noch in der Mitte 
unseres Jahrhunderts wurde in den mit 
einem f bezeichneten Ortschaften Safran 
gepflanzt.^ Mit dem Aufgeben der Culturen 
nahm selbstverständh'ch auch die Safrjin- 
production Oesterreichs stetig ab. Zu Ende 
des Mittel alters; kommt Safran öfters als 
kirchliche Abgabe vor; eigene Zollsatzungen 
der Märkte lassen auf die in Verkehr ge-* 
brachte Menge der Droge schliessen. Um 
1460 testirt die Witwe eines Messners: „zu 
llilff, stewr und furdrung zu ainem Kelich 
in das Kloster der Chorherr u zu vSt. Pölten 
einen silbernen pecher, der da hat 14 lot 
oder dapey vnd l pfund Saüran.^^ Noch 
1643 wird einem Hörigen des Prämonstra- 
tenserstiftcs Schlögl gestattet, seine Abgaben 
per 15 fl. mit Safran zu bezahlen.^ Für den 
Handel mit Safran ordnet eine St. Pöltener 
Urkunde aus dem Jahre 1465 an*: „auch 
von dem Saffi an soll aiu gast von ainem 
phunt Saffran geben iiij d (Denare oder 
Silberpfennige) und der Kau£fer ainn phening. 



> Weiskern F. W., Topoipramhi» von Nieder - OettmnUh, 

Wien 17G0— 1770. I., S. 3i2. 

» V 0 r g 1 . N u i 1 r e i c h , Flora von Nieder-Oesterreich 1 859, S. 176. 
» Btätttr <f. Vtr. f. Laude^sk, «. Nicdet-Outerr, 1876, 6. 22, 

Ebenda 1885, ä. 470. 
* Ebenda 1876, & 368. 



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In dem Jarmarkt kaufft in aber ain Burger 
80 geit der gast vier phening und der Burger 
nichts, kaufft in aber ain gast von ainem 
Burger, so geit der Gast von dem Pfunt 
Saffran 1 d imd der Burger niclits." Die 
Korneuburger Zollsatzungen, gleichfalls 
vom fünfzehnten Jahrhundert, bestimmen 
als Abgabe von 1 Pfund Safran 12 Silber« 

Sfennige.^ Krems war noch in den letzten 
ahren der Hittelpunkt des niederöster- 
reichischen Safranhandels. Auf dem Simoni* 
markte (28. October) wurde der Safran aus- 
geboten. Bis zum Jahre 1776 wurde jedes 
Pfund vom Stadtraagistrat in Krems vor- 
läutig gewogen und vom Pfund ein Loth 
Waggebühr abgenommen. Dies mag Viele 
bewogen haben^ ihren Safran lieber zu Hause 
an Unterhändler abzugeben. Gleichwohl be- 
trug der Absatz auf dem Kremser Markte 
durchschnittlich 15 Centner oder 840*09 kg. 
Als aber im Jahre 1776 die Wag.Grcbiihr 
durch eine kaiserliche Verordnung auf zwei 
Pfennige herabgesetzt wurde, erfolgt-.e schon 
im gleichen Jahre ein Safranausgebot von 
80 Centnern oder 4480*48 kg.^ Noch im Jahre 
1807 betrug die Safranausfuhr Niederöster- 
reichs 6901 Pfund oder 3854 kg, von 1812 
bis 1816 exportirte Wien 4157*5 Pfiind oder 
2328 2 kg.« 1877 betrug die Safranausbeute 
Niederösterreichs nur mehr 35 kg !* Sie ist 
also gegenüber den jährlichen 10.000 kg 
Crocus gallicus und SO— 100.000 kg Crocus 
hispanicus — zum Nullpunkt herabgesunken» 
Mit dem Rarwerden des echten niederOster- 

* Ebenda 1881, 8. 409. 

* Petrftk, «. a. O«, 8. 56. 

* Kees, Darttelümg de$ Fahril»' und Oewerlei»e»ens, I., 
1819, s. m. 

* Han«U8«k, a. a. O.» 8. 278, 



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reichiRchen Safran.^ ist sein Preis in die Höhe 
geg<in,i>;( 11. liu Jalire 1775 galt das Pfund 
nur 16 fl. 2t kr.; 1795 stieg es auf 56 -64 fl. 
Der Durchschnittspreis betrug zu Ende des 
vorigen Jahrhunderts 25 fl. pro Pfund. ^ 
Gegenwärtig ist ein Kilogiamm ftsterrei- 
chischen Safrans, wie solcher in der land- 
und forstwirthsc haftlichen Ausstellung zu 
Wiea (1800) zu sehen war, mit 120 fl. be- 
werthet, was 67 fl. 20 kr. ]>ro Pfund ent- 
sprechen würde. Zum Vero;ltjiche dit^no^ dass 
sich der Kaufwerth eines Pfundes ii^afran für 
den Markt von Klosterneuburg bei Wien 
in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahr- 
hunderts durchschnittlich auf 15 fl. 5 kr. 
stellte. Nach den damaligen Preisen ent- 
sprach dies 13 5 Mctzen Kornes. Zu gleicher 
Zeit kostete ein Pfund Pfefler 2 ii. ÜG kr." 
Gemäss d(r besonderen Herkuuft unter- 
schied mau Donausafran (Neustift, rullner- 
feld), Ravelsbacher und Loosdorfer Safran. 
Was den Crocus austriacus zu dem meiste 
begehrten^ von der Pharmacopoea Austriaca 
allein verlangten machte, war seine besondere 
Beinheit. Er war die Prima - Qualität im 
Handel und bestand in der That nur aus 
den Narben, welche ihm eine gleich massige, 
tief purpurbranne Farbe gaben : sein Ge- 
nich war betäubend stark. Den (Julminations- 
purikt der medicinischen Safrananwendung in 
Oesterreich bezeichnet das Dispensatorium 
pharmaceut. austriaco-vimense^ aus der. Zeit 
der Kaiserin Maria Theresia, herausgegeben 
im Jahre 1770. In diesem reichhaltigen und 
sonderbaren Dispensatorium, mit seinen um- 
fangreichen und mehrerentheils uuappetit- 

* Petrak, «. a. ()., S. 

* Blätkr d. V*ir. /. Landeiik, von Nuder-Cksterr. 1869, 8. 160. 

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liehen Receptformen; kommt der österreichi- 
sche Safran über vierzigmal vor und er- 
scheint als typische Farbe für ihm- ähnlich 

sehende Mineralprä parate, als: Omens Maitis, 
Crocus Veneris, Crocus Mctallormii etc.^ 

Von selbst stellt sich die Frage, welche 
Ursachen den Untergang dov niederöster- 
reichischen Safrancultur bewirkten, „eines 
der beträchtlichstea Zweige des National- 
gewinnes" (Petrak). Man wird dieser Frage 
nicht mit der Bemerkung ausweichen 
können, dass der Safran in Küclie und 
Apotheke keine Holle mehr spiele: die 
beste Crocus-Soi'te — und das ist eben der 
Crocus austriacus — fände zweifellos auch 
heute Absatz. Am 28. October 1891 war 
in der Sitzung der niederösterreichischen 
Handelskammer von der Sairan*Misere Nie- 
derösterreichs die Rede. Kaufmann Breza 
(Krems) wies darauf hin, dass die Safran- 
ptiauzungen in Niederösterreicli iin Niedei'- 
gange be^g^n'tlrn sind und dass, wenn nicht 
von n]assij;('l)ender Seite eine p^rnndllelie 
Untersuchung und Unterstützung durchge- 
filhit wu*d| dieses Landesproduct gar nicht 
mehr gepflegt werden dürfte^ und zwar in 
Folge der starken Concurrenz Spaniens und 
Frankreichs ; aus welchen Ländern grosse 
Mengen dieses Products bei einem verhält- 
nissmässig geringen Eingangszoll und zu 
Preisen auf den österreichischen Markt ge- 
langen, welche gegen die Preise für ein- 
heimisches Product enorm differiren. Hin- 
gegen bemerkte Kammerrath Vollhofer, dass 
unter den bestehenden Oonsurations- und 
Preisverhältnissen Hilfe fttr diese üultuT; 

1 Stolsissi, a. a. O. 



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— 51 — 

selbst wenn der Einfuhrzoll im Verhältnisse 

zu dem Werth e des Artikels erhöht werden 
würde, kaum in<)ii;lich sein dürfte. Dem nieder- 
öRterreichiselicii SafranUaii haben jedoch nicht 
allein die Handelsverhältnisse ein Hinderniss 
gesetzt. Ihm steht ein gewaltigerer Factor im 
Wege: die fortschreitende Abnahme unserer 
Jahrestemperatur, welche von den Oekonomen 
Niederösterreichs ebenso behauptet; als sie 
von gelehrter Seite bestritten wird. Oerade 
der Safran, welcher sich in Niederösterreich 
von vorneherein an der äussersteu Grenze 
der ( hilturmöfifliclikeit befand, musste selbst 
von einer minimalen Temperaturversehiebung 
betroffen werden; und der Untergang des 
heimischen Safranbaues scheint eine fjolche 
unmittelbar zu beweisen. Die mittlere Blüthe- 
zeit des niederösterreichischen Safrans ist 
für die Wiener Lage der 6. October, für 
1 Grad Breitezunahme um 3*8, für 1 Grad 
Längenzunahme um 0*4 Tage verzögert 
(Fritsch^). So spät im Jahre, wo ohnedies 
schon wech!='elnde Herbstwetter der 

Landwirthschaft im Wege steht, blühend, 
kann der Safran leicht Opfer einer sehr 
geringen Temperaturabnahme geworden sein. 
In Italien und Spanien, selbst noch in 
Frankreich und England befand sich der 
Safran vom Beginne an unter weit günsti- 
geren Auspicien, als jene sind, welche I^ieder- 
österreichs cnntinentales Klima nn'tsich bringt. 
Kurz zusamtnengefasst: dem nie d e rö s t e r- 
r eichischen Safranbau auf freiem 
Felde hat das niederösterreichi- 
sche Klima eine Grenze gesetzt. 
Ein nationalökonomisch wichtiger Culturzweig 



*• mSUer d, Ver, f. Landein Iftedet'OeMterr, 1866, 8* 183. 

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ist hiemit vernichtet, und es bleibt nichts 
Anderes übrig, als den Safranbau in solchen 
Theilen der Monarchie einzurichten ^ die 
klimatisch günstiger liegen als Niederöster- 
reich. In diesem Siune hat K e c s 8 ^ schon 
1824 Dalmatien vorgeschlagen; Südtirol, wo 
der Safran-Crocns verwildert ist. das siidliche 
Istrien und Ungarn, Kroatien und Slavonien, 
vielleicht auch einzelne T heile Bosniens 
könnten neuen Boden abgeben für den alt- 
berühmten Orocus austriacus. Möge dieser 
Vorschlag an massgebender Stelle Beachtung 
finden ! 

6. Petrak's Anleitung zur Cultur und Gewinnung des 

Safrans. 

(Hiezu die Tafel.) 

Der „praktische Unterricht den nieder- 
österreichischen Safran zu bauen^^^ welchen 
vor bald hundert Jahren der Benedictiner 
Ulrich Petrak schrieb, wird Jedem nützlich 

sein, der in Mitteleuropa die Safranzucht 
— sei es zum Vergnügen, sei es zu geschäl'ts- 
mässigeni Betric^be — aufnolmion mrtclite. 
Aus diesem Grunde theilen wir im J?'oigenden 
den Inhalt des nahezu verschollenen Büch- 
leins, mit der Wortftihrung des Originals, 
jedoch auszugsweise mit. Zur ausgiebigen 
Erläuterung alles dessen, was den Safran, 
seine Cultur und Gewinnung anlangt, werden 
die Abbildungen der vorne eingeführten Tafel 
dienen; selbe wurde nach l'etrak's ..geraaliltem 
Bilde des ganzen Anbaues^ photozinko- 
graphisch hergestellt. 

Zum Safranbau dient jeder für den Körnerbau 
t a 11 1 i c h e Grund. Die meisten Safrancrärten 
V»est( liPii ans Lehm, mit einer schuhhohen Damm- 

' Keeas, a. a. 0., Anhang* 
X » Vergl. Cap. 6, 



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erde bedeckt ; jene, deren Grund aus leichteren, 
mageren, theils fotti^-pn, theils mit groben Schollen 
vermengten Forden besteht, sind nicht so vor- 
theilhaft, kiiiinen aber grossen Nutzen l)rini]fen. 
wenn sie gehörig bearbeitet werden. Es ist aber 
Jedem zu rathen, auf jeden Fall dem Safran den 
besten Grund anzuweisen, da er den Weizen an 
Ertrag zuverlässig dreimal überwiegt. In Hinsicht 
der läge ist zu bemerken : Es darf diese nicht 
zu nahe an einem Walde sein, damit das Safran- 
land nicht zu sehr beschattet werde ; an keiner 
15erghöhe, wo es allen Winden ausjre<?ptzt wäre ; 
an keinem starken Abhänge, wo der liegen das 
Erdreich abspülen könnte ; — die Lage muss 
ziemlich hell und sonnig, nicht zu hoch und nicht 
zu nass sein. Der Safran gedeiht vorzüglich, wo 
der Weinstoek zur Keife kommt; dessen un- 
geachtet kommt er auch in Itälteren Gegenden mit 
Vortheil fort, denn er kann mehr Kälte ertragen 
als die Weinrebe, ohne Schaden zu erleiden. Die 
Safranz wiebeln überwintern, wenn auch nur mit 
H Zoll loekerer Erde bedeckt, sogar bei 10^ Küite. 
Nur wenn die Kalte ausserordentlich, und den 
Bäumen, kleinen und grossen, nachtheilig ist, 
wenn die Erde nicht mit Schnee bedeckt ist, dann 
sind die Folgen von undenklichem Nachtheil. 

Der Safran vollendet in Niederösterreich seine 
Bliithe in der letzten Woche des Septembers und 
der ersten W«>«1h» des Octobers. Der weiteste 
Spielraum der Ülüthezeit ist vom 15. 8ei)tember 
bis Anfangs November, je nachdem die Witterung 
mehr oder weniger günstig ist. (Veigl. Cap. ö.^ Der 
Safran muss gegen die mitternächtlichen Winde 
geschützt, oder doch in ein gegen Mittag offenes 
Feld gebaut werden. Wir sehen in Oesterreich 
gewöhnlich ein Gebirge gegen Norden, so z. B. 
ist die Gegend um Losdorf westwärts gegen Molk 
von der nördlichen Ber-j-kette, neben welcher die 
Donau läuft, gedeckt. Die Gegend um Ravelsbach 
wird gegen Nord und Nordost vom M.mhaits- 
berg geschützt u. s. f. Die beste Gegend, iur den 
Safranbau scheint Jene zu sein, wo öftere Nebel 
herrschen, z. B. in langen mässig breiten Thälem, 
von Flüssen oder Bächen iur li^. Ii Mitten ; in 
nebeligen Jahren drängt eine Blume die andere. 
Tni wasserreichen Oberösterreich, wo grosse 
Strecken mit Kloo bebaut sind, welcher auch 



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— $4 — 



feuchte Witterung liebt, dürfte der Safran liuteii 
Fortgang liudwn, und e?* wäre von fj:ru>>em 
Nutzen, wenn damit Versuclie angestellt \s iiiden. 
Im Allgemeinen sollte der Safran in Ländern ge- 

Sfianzt werden, wo kein Weinbau stattfindet, denn 
as Sprichwort : ^Wenn der Safran mostein hört, 
kommen seine Blumen*, bewährt sich sehr oft; 
bei diesem Umstände vernachlässigen die Hauer 
den Safran, um sicli ^'äTizÜeli der Woiiilosp und 
den Weingarten-Arbeiten zu widmen, und inlnl:,^'- 
dessen ^vird eine unziililige Menge Safranblumeu 
zu dieser Zeit weggeworfen. 

Die Zubereitung des Grundes zum 
Safranland ähnelt jener eines Gartenbeetes nnd 
wird auf dreierlei Arten erzielt : a) Man gräbt 
mit der Grabschaufel, dem Grabscheit oder Spaten, 
im Herbst das bestimmte Stück Land schaufeltief» 
d. i. 0 — 10 Zoll tief, um, benihrt es im Frühjahre, 
wenn es im Winter nicht geschah, mit Diiii^pr, 
breitet diesen so viel als möglieh irleichntassig aus 
und haut ihn ein, vermengt niimlich mittelst der 
Haue den Dünger 4—5 Zoll tief mit der Erde. 
Die hiezu dienliche Haue ist das beim Weinbau 
übliche Werkzeug. (Fig. 0 und P der Tafel.) Das 
Kisen ist wie bei einer Grabschaufel oben breit, 
unten zugespitzt, der hölzerne Stiel aber wird 
nicht der Länirc nach, sondern in einem spitzigen 
Winkel daran befestigt. Das Eisen ist von a — 6 
iro NN (ähnlich 11 Zoll lang, von r—d 8 Zoll breit, 
iler hölzerne Stiel («— c) 1^2 Schuh lang, etwas ge-" 
krümmt, oben bei a vierkantig, sonst rund und 
1 V4 Zoll diclL ; der Winkel, welchen das Eisen mit 
dem Stiele macht, misst 35 Grad, die zwei Ecken 
•vn-ilen Tlalmenflioi^en genannt. Das Safranland 
I i-. 1; sei OHIK. Wenn man im Herbste bei 
1 K icc.acn H umzugraben anfängt, so 1 »leibt bei 
O II am Lnde ein Schaufelschlag, d. i. eine Art 
1*' u r c h ü. Der Hnncr fängt nun bei a an, stellt 
sich mit dem (jesu hlo gegen a, haut in die Erde, 
die ihm auf der Haue sammt dem ausgebreiteten 
Dünger liegen bleibt ; diese leert er in die Furche 
OH 2i,h und so einbauend und ableerend bewegt 
er sich rücklings gegen 6. Es ist begreiflich, dass 
der Dünger, der oben lag, durcli die Ableerung 
zu Unterst kommt oder doch mit der Krde ver- 
mischt uird, und dass von a bis h durch das Ixv 
ständige gleich tiefe Einbauen eine neue Eurcbe 



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entsteht. Bei fi kehrt sich der Hauer mit dem 
Gesichte gegen c und leert, indem er sieh rücklinj^s 
^egen d bewegt, die aufgehackte Erde in die 
Furche ba ab. Die neu entstandene Fnrclio rd 
füllt er auf die nämliche Art von 1ms /' an 
und fährt so bis zu Ende fort. Weil ge- 
machte Furche wieder mit Erde ausgefüllt wird, 
so erhalten wir ein ebenes Land bis auf die 
letzte Furche bei IK^ die man oiTeii lässt. 
Nach eingebautem Dünger läsat man das Land 
bis zwischen halben Juni und Ende Juli un- 
berührt, wo es dann theils zur Vertilgung des 
Unkrantc, fli^ils znr Anflockerun;:: der Erde 
neuerdings unigcliaut \\ '\v(\ ; da wird aber bei I K 
angefangen, wo die Eun he gelassen worden, und 
diese angefüllt. Drei bis vier Tage vor dem Ein- 
legen der Safranzwiebel, nämlich zwischen dem 
24. August und 8. September oder um die Bauzeit 
der Winterfrucht, putzt man das Land, d. i. man 
zieht es mit dem Kechen (Harke) klein durch und 
ebnet es so, dass es einem einzigen Gartenbeete 
gleich sieht, h) Mnn ackert im Herbste das Land 
etwas tiefer und enger als gewöhnlich; im Früh- 
jahr ackert man den Dünger ein, doch etwas 
seichter, zwischen Pfingsten und Jaenl)i wird das 
Land nochmals geackert und alsdann gut geeggt. 
Wenn aber bei anhaltender Bffrre durch Ackern 
zu grosse Erdschollen zu befürchten sind, so wird 
der Safrangarten zum letztenmale nicht geackert, 
sondern mit dem (^rabscheit umgegraben oder 
umgebaut und alle Erdklumpen klein zerstochen. 
Drei bi< vier Tage vor dem Einlegen w ird das 
Ganze geputzt, nämlich wie bei der ersten Methode 
klein und eben gerecht, c) Die dritte Metliode, 
das Safranland zuzubereiten, besteht in Folgendem : 
Sobald der zum Safran bestimmte Platz, vor der 
Ernte, sei es Weizen, Boggen oder Hafer befreit 
ist, wird er allsogleich sammt den ^>toppeln durch 
den Pflug umgestürzt. Hinter dem Pfluge geht 
ein Tagewerker, der mit einem hölzernen Schlegel 
alle Erdsehollen zersehlägt; nach dem Ackern 
wird geeggt, drei Tage vor dem Safraneinlegen ge- 
putzt und noch den nämlichen Herbst mit Zwiebeln 
belegt j der Dünger wird erst beim Legen dazu- 
gegeben. — Die erste Methode wird von den 
Meisten befolgt, welche den Safran selbst bauen ; 
die zweite wird von Solchen angewendet, die 



— 5t) — 



giössere Bauplätze und eij^ene i'ferde besitzen ; 
die Ititzte erfordert das beste Erdreich und den 
besten kleinsten Dünger, z, B. Scbafdtinger ; man 
erspart dabei mehrere Auslagen und kommt dabei 
um ein ganzes Jahr früher zum Safran. 

Die Safranzwiebeln — in Niederöster- 
reich „Kiele** — sind g^ewöhnlich von der Grösse 
einer Hasel- bis wälschen Nuss (Fi^. II, X. XI ; 
IIL VI ; Vll.) Sie sind mit zthii bis zwölf weichen 
ziiuüietrarbenen bastähnliclien Häutchen, die oben 
um die Stengelknospe in dünnen Fäden endigen, 
ganz eingehüllt, doch so, dass nnr etwa drei 
fläutchen von unten bis lunauf reichen, die übrigen 
unter diesen aufwihts stufenweise anfangen und 
immer kürzer und feiner werden. (In den Fig. H 
m, VI, VII, X, XI unterlialb a.) 

DiP V e r m e h r u n g des Safrans jreschieht 
nur durch die Z\vi<'luMn, man hat noch kein Bei- 
spiel, dass eine Blume bis zum Samen gediehen 
wäre. (Vergl. Cap. 1.) Jede Zwiebel bringt binnen 
einem halben Janre, nämlich vom Herbste bis zu 
Ende des Frühlings, einen oder zwei, auch drei 
bis vier neue junge Kiele ; der Mutterkiel aber 
geht binnen dieser Zeit jährllrli zu Grunde und 
man gewahrt von ilira nichts als eini^'e ^rrobore 
schw;ir/)n aune Häute, die Bollen, uiul eine ein- 
gesf Imniipfte, harte, flaclin Masse, das Plattel, 
worauf die inneren ganz geformten Kiele gleichsam 
sitzen. iFig. Vll.j Bevor die Kiele in die Erde 
gelegt werden, müssen sie von allen Unreinigkeiten, 
wie Staub, Erdklösschen, den alten Häuten vom 
Mutterkiele, dem Plattel u. s. f., gesäubert wei Im. 
Ungeputzte Kiele sind die in den Figuren II, III, 
X, XI, (geputzte die in den Figuren VI und VI! 
darL'^e^telUen. Bei diesen letztcveTi sieht man 
unten keine VVurzelfasern mehr, \\t il sie mit dem 
Plättchen zugleich entfernt wurden. Die von 
Insecten angefressenen, gefaulten, von ihren Häuten 
bis an das weisse Fleisch zu sehr entblössten 
Kiele werden als unnütz weggeworfen; diese 
Arbeit heisst das Kiellösen. Sie wird gewöhnlich 
im Juli bis Ende August und meistens von Kindern 
vorgenommen. Die Kiele in grossen Eeutern zu 
säubern, ist iiieht ein])fehlenswcrth. Je reiner die 
Zwiebeln gesäubert und sortirt werden, d^sto 
sicherer ist eine reichliche Ernte zu hotVeu und 
desto weniger sind Krankheiten zu befürchten. 



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— 57 — 



Die Kiele müssen an einem trockenen luftigen 
Orte, drei bis vier Zoll hoch aufgeschichtet, auf* 
bewahrt werdpi). 

Zur Bauzeit der Winterfrucht werden die Kiele 
in Koinsäcken oder Butten auf das Feld gebracht ; 
zum Le^en benötliigt man eine Haue und eine 
Futterschwinge oder stroliene Backschiissel. Der 
Hauer stellt sich bei a (Fig. I) so an, dass ihm 
das £nde des Ackers G-H zur Linken liegt; er 
haut 8 Zoll tief in die Erde und wirft diese links 
in die Furche. Da die Haue spitzig zuläuft, so 
entsteht durch das Einbauen eine dem lateinischen V 
ähnliche Vertiefini<r. wo sich unten die zwei Erd- 
wände gegen einander neigen. Damit besonders 
au der linken Wand die Erde nicht herabrolle, 
sondern schräg stehen bleibe, gibt ihr der Hauer 
mit der äusseren Fläche der Haue, sobald er sie 
von der Ableerung zurückgezogen hat, einen 
kleinen Schlag, wodurch sie gleichsam geglättet 
wird. So haut er ebenso tief, während er sich 
rücklings bewegt, das zweite, dritte, viertemal 
n. s, f. in gerader Linie ein und wiederholt jedesmal 
den kleinen Schlag von der linken Wand, dadurch 
entsteht eine gleichlaufende Furche a U und an 
der linken Seite eine schrägstehende Erdwand. 
Kaum ist der Hauer mit der Furche ein paar 
Schritte weit, so kommt der Leger mit den Kielen, 
legt einen um den andern 6 Zoll tief und 3 Zoll 
weit von einander an der linken Erdwand an, 
drückt ihn sanft in die Wand hinein, damit er 
zur Hälfte darin stecken bleibe. Da die Fnrclie 
gleich tief, die Erdwand gleich hoch ist, so können 
die Kiele auch leicht in einer geraden Linie an 
die Wand gedrückt werden; da diese nur 6 Zoll 
tief eingelegt werden, die Furche aber 8 Zoll tief 
ist, so bleiben noch 2 Zoll lockere Erde unter den 
gelegten Zwiebeln ; diese lockere Erde dient dazu, 
dass die Kiele ihre dünnen Wurzeln desto leichter 
schlagen können. Zu beobachten ist auch beim 
Legen, dass das obere Ende der Zwiebel geracb* auf- 
wärts stehe (Fig.VI, VII,1X), damit die junge Ptlanze 
gerade durch die Erde brechen kann. Nach voll- 
endeter erster Furche fängt der Hauer nicht bei 
e, sondern bei d an, haut ebenso tief ein oder 
nimmt von der rechten Wand einen Theil der 
Erde hinweg und legt ihn von der linken Wand 
an, macht zugleich durch den Oben beschriebenen 



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— 58 • 



Schlaga die angelegte Erde 8cbrä»r5»telie!id, wodurch 
die dort befind liehen Kiele bedeckt werden und 
eine neue zum Legen taugliche Furche de ent- 
steht. Durch das Anlegen der Erde an die Kiele 
werden diese nicht bewegt, weil diese beim Legen 
von der Wand gedrückt werden, und da der 
Mauer von der rechten Wand nur etwa 3 Zoll 
breit Erde hinwoprniTnmt, um sie auf die dort be- 
tindlichon Kiele air/.iilogen, so kommen die Kiele 
der /.weiten Furche auch nur 3 Zoll weit von 
iliMPii zu liegen; der Leger belegt die zweite 
l urelie auf die vorhin beschriebene Art und so 
die 3., 4. u. 8. f.; hiermit liegen die Kiele sowohl 
der Länge als der Breite nach 3 Zoll weit ent- 
fernt« unter einer 0 Zoll hohen Erddecke, auf 
einer 2 Zoll hohen lockeren Erdunterlage. In der 
Eile ist es nicht immer möglich, ebensoviel Erde 
von der rechten Wand wegzimelimoTi. nis Tinthii^ 
ist, um die Furchen ab, d r. etc. aiiszunUlen, 
maiu liiiial wird deren zu viel, luant hiyal zu wenig 
sein, infolgedessen Kihöhungen oder Vertiefungen 
entstehen. Diese muss der Hauer allsogleich mit 
der Haue ebnen, damit es keines späteren lieber- 
rechens bedürfe. Nach dem Legen darf kein Fuss 
mehr in's Safranland gesetzt werden." Die Kiele 
dürfen nicht über 3 Zoll weit auseinander liegen, 
damit man auf ein bestiuimtes Land deren soviel 
als nuiglicli le;;en kiunie, dürfen alter aucli nicht 
näher sein, damit selbige zu ilirer \'ern)elii-ung 
den nöthigen liauui tinden. Die Kiide müssen alle 
gleich tief liegen, damit beim Umhauen der Erde 
im künftigen Jahre dieselben nicht durchgehauen 
oder beschädigt werden. Wenn zwei bis drei oder 
mehrere Hauer da sind, so hat jeder seinen eigenen 
Leger hinter sich. Der zweite Hauer beginnt die 
zweite Furche, sobald der erste T>eger soweit vor- 
gerückt ist, dass sie siidi iiirlit ge;;-eiiseitii;' hindern 
— sein Leger folgt naeh ; der dritte Hauer und 
sein Leger bestellen die dritte Furehe und wenn 
der erste zu Ende ist, so fängt er die vierte Furche 
an — auf diese Weise geht die Arbeit genau und 
schnell von statten. 

Wenn das Safranland nach der Methode e) zu- 
bereitet ist, so wird der Dünger von dem Leger 
über den Acker ausgebreitet; da der Dünger gut 
verrottet und klein ist, so wird er beim Umhauen 
leicht mit der Erde vermengt und nichts oder sehr 



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— so- 
wenig kommt davon unmittelbar an die Kiele, 

was man zu vermeiden hat, um <lie Verfaulunf? zu 
hindern. Viele pHoirt^n in Jede Finrlic, wenn 
die Kiele schon «Mui^^drirt sind, den Diiuj^er ein- 
zustreuen und daiiu er^t mit Krde zu bedecken 
Diese Methode zeigt sich aber uiizw eckmässig, da, 
wie bekannt, ein jedes Zwiebel;;e\väch8 in Be- 
rührung mit dem Dttnger sehr leicht in FSulniss 
llbergebt. Der so bereitete Acker bleibt nun in 
Buhe, bis die Safranblumen sichtbar werden. Cm 
den Acker herum wird ein kleiner Graben gezogen, 
theils um die übermä?«?«iireii Kejreui^nsse abzuführen, 
theils um die Mäusr und Maulwürfe fern zu halten. 

Damit die Safraii^ürten vom Vieli, welclies 
im Herbste allgemein auf die Stoppelfelder ge- 
trieben wird, niclit zertreten oder durchwühlt 
werden, mOasen sie binnen drei Wochen mit einem 
Zaune umgeben werden ; dieser dient auch, um 
im Winter die Hasen entfernt zu halten, die nach 
dem Safrankraute sehr gierig sind. Zur Ein- 
zKunuTipr bedient man si<*h irewohnlich alter Wein- 
steckeu', welclim zur urüsseren Befestigunir nllf 
Klafter weit ein stärkerer Pfahl — Ileftsteckeii 
genannt — 5 bis (i Schuh hoch beigegeben 
wird. Jedes Stück wird zwei bis drei Querriuger 
von einander fest in die Erde getrieben und zur 
genaueren Verbindung und Haltung an zwei 
Leisten, die oben und unten angelegt werden, 
mittelst Strobbinden befestigt. Um leichter in den 
Safrangarten zu i: (langen, la'sst man ein paar 
Schuli weit den Zaun nur 1 Schuh hodi und 
verlegt die obere Oelfnung durch Weiurttecken, 
die man kreuzweise zwischen die Seitenpfähle 
steckt. Fig. XI \ veranschaulicht die sogeartete 
Einhegung (wie sie sich in Niederösterreicb bis 
auf den heutigen Tag erhalten hat). Einen Zaun 
aus Brettern zu verfertigen, ist zwecklos, denn 
er würde zu viel Unkosten verursachen, da er alle 
drei bis vier Jahre abgenommen und anderswo 
errichtet wird : dann werden infolire solchen 
dicliten Zaunes die Sounenstrableu uud der Luftzug 
abgehalten. 

Sobald der Kiel in die Erde gelegt wird, 
dringen aus seinem oberen Theile, aus den Seiten, 
zuweilen von unten mehrere weisse knospenartige 

* ütiitzpfähle der Reben, die „zum Verbrennen noch 
«u gut siad"*. 



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- 60 



Keime (in Niederösterreich ^Zapfen" genannt), die 
sich in weissi^^elbe Röhn'hen verlängern und 
binnen drei bis vier Wochen bis an die Ober- 
fläche der Erde reichen. „Die Zapfen kommen 
awischeu Tag und Erde.'* (Fig. X.) Bei b in Fig. Ii 
sehen wir das Wachsthum vorgeschritten j binnen 
drei Wochen erhebt sich der Stengel bis d d Zu- 
gleich treibt der Kiel aus seinem unteren Theile 
zarte weisse 5 Zoll lange Wurzelfasern, meistens 
schräge in der Erde. (Fig. II, III.) Knapp an dem 
Kiele, wo ein Kdhrchen herauswächst, zei^j^en sich 
nnidliche Kvhöliun.i^^en oder Knüllchen, welche zu 
neuen Kielen werden. (Fig. VIII.) Die durch- 
sichtigen Häute halten gleich einer Scheide die 
grünen Blätter beisammen, bis sie sich trennen. 
(Fig. II ec die Scheide, ee die Blätter.) Zwischen 
den Blättern tritt die I^lumenknospe in Form 
eines spröden Röhrchens hervor. (Fig. II //) Die 
Blume enthalt drei Staubgefässe (Pollenblätter) 
mit gelben spitzen Beuteln (Fig. IV c) ; zwischen 
denselben belindet sich ein zarter gelber Griffel 
mit drei rotheu Narben oder „Zünglein" 
(Fig. IV d.) Diese sind ^frech und fett", über 
einen Zoll lang, zusammengerollt, oben trichter- 
förmig erweitert, gezähnt und an dem oberen 
Bande wie mit Gold bedeckt; die Gemeinschaft 
der Narben gibt den Safran. (Fig. V.) Ein 
Kiel hat oft zwanzig Keime, wovon aber die 
wenigsten sich ausbilden, sondern die meisten aus 
Mangel an Saft wieder einschrum])fen und am 
Kiele braune Flecke hinterlassen. (Fig. IX.) Am 
gewöhnlichsten geräth der oben aus der Mitte des 
Kieles hervorbrechende Keim, den man Hauptkeim 
nennen darf. (Fig. IX a.) Ist der Kiel klein, so 
bleibt nur der Hauptkeim, der den Saffc aus einem 
so kleinen Umkreis ganz an sich zieht, und die 
Seitenkeime schrumpfen ein ; ein so kleiner Kiel 
treibt auch nur eine schwache liöhre, die drei bis vier 
grüne Blätter ohne Blumen enthält. Ist der Kiel 
von mittlerer Grösse, so trägt er oben drei bis vier 
kräftige Nebenkeime, deren jeder in sieben bis acht 

früne Blätter und in eine Blume tibergeht; die Seiten- 
eime schrumpfen auch gewöhnlich ein. Ist aber der 
Kiel sehr gross, so treibt er oben und seitwärts 
dicke Keime, gibt sechs bis sieben Röhrchen, aber bei 
dieser Menge bleiben die meisten schwach und ohne 
Blumen. Aus der Beschreibung des ersten Safran- 



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— 61 — 



triebes kann man entneliinen, dass 1. die erste 
Safranernte, wo kaum der dritte Kiel Blumen 
treibt, klein ausfällt und man mehr vom zweiten 
Triebe zu hoffen habe ; 2. dass die Kiele mittlerer 
Grösse bei der ersten Ernte die voridü^lichsten 
Bind, 3. dass die grossen Kiele in Betreff der Kiel- 
vermelimng: den Vorzug verdienen. Deswegen 
sind aber die kleineren Kiele auch nicht zu ver- 
achten, da sie beim zweiten Triebe gleich viel 
BlUthen liefern können, als die anderen. Regen und 
Sonnenschein bejj^ünstigt die erste Safrniienite. 

Die S a f r a n b 1 u m e n wachsen rat^clier als dio 
grünen Blätter — sie sind IViilier sichtbar und 
lassen sich leicht allein pflücken. Um mit Leich- 
tigkeit und Geschwindigkeit auszupflücken und 
dabei nicht die Zwiebeln in der Erde unnöthiger- 
weise zu erschüttern, wendet man einen eigenen 
Handgriff an : Man fasst nämlich mit dem Daumen, 
Zeige- und Mitteltinger die Blume bei ihrem 
K()hrchen, das oft noch in der Erde steckt, und 
macht, statt zu kneipen oder iLCi\ircn sich zu 
ziehen, einen kleinen Druck senkrecht in die 
Erde ; auf diese Art springt das Röhrchen von 
selbst ab und die Blume bleibt in der hohlen Hand. 
Die beste Zeit zum Pflücken ist früh Morgens, 
wenn die Blume noch geschlossen ist und in Form 
eines Kegels über die Erde steht (in dieser Gestalt 
„Wutzel genannt"). Zu dieser Zeit ist das Fäserchen 
leichter zu fassen ; der Safran, noch durch die 
Blumenblätter von der Snmic beschützt, ist 
frischer, fetter und von höherer Farbe. Bleibt 
der Safran in der offenen Blume dtMi Sonnen- 
strahlen ausgesetzt, so ist er wohl ^ut, aber 
etwas magerer. Die Blumen werden in Körbchen 
(Fig. XIU) gesammelt und in Butten oder 
grossen Kürben nach Hause getragen, in einer 
kühlen Kammer auf alten Tüchern, Stroh-, oder 
BiriscTiTnatten ansj}festreut, big man Zeit hat, die 
J^arbeu auszulösen. Man pflückt täglich, Sonn- 
und Feiertage nicht aust,^enonimen. Der Flor 
dauert zwei bis drei Wochen, manchmal auch nur 
vier bis fünf Ta^c, je nachdem die Witterung 
günstig ist,* 



* Auf die Sfifrnir rnte hat folj^onder liirherliche AIkt- 
fflaube Bczu^: „tiei der Safranernte dürfen sich keine 
Personen weibliciien Oeselileelitet betheiligen, weil sonst 
Gernch und Farbe dsf anter leiden.** (Stolsissi, a. a. 0.) 



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— 62 - 



S a f r a n 1 ö s e n ist jene Manipulation, durch 
welche die drei Narben von dem Griffel losgebracht 
und ans der Blame herausgenommen werden. Der 
Löser muss trachten, da»8 die Narben aneinander 
hängen bleiben (Fig. V), dass der ^Bock*» ^anz sei 
und dass von dem gelben Griffel nichts odor sehr 
wenig an den Narben hängen bleibe. Auf (liei=?p 
Art wird der Safran, wvnn er gedörrt ist, ki.-uis. 
fiauinig und anfgedimson, und da er ohne Bei- 
mischung ist, so stellt er im Preise hölier. Um 
gut und geschwinde zu lösen, wendet man fol- 
genden Kunstgriff an : Kan trachte die drei Narben 
bei ihren änssersten Enden mit dem Daumen und 
Zeigefinger der rechten Hand zusammenzufassen 
und drehe sie seitwärts, damit sie alle r.uirleich 
zwischen deiil'lumenblättern horansschlüpfen ; knnm 
sieht mnu in dieser Lage die Stelle, an welcher sie 
sich zti trenueu anfani^en. so zwirkt man an seihen 
mit der linken Hau*!, mit welcher mau die Bhime 
hält, den Griffel ab und der Safran bleibt in der 
rechten. Die Blumen, welche Morgens eingesammelt 
werden, mUssen, wenn möglich, am nämlichen 
Tage noch gelöst werden. Manchmal ist es nicht 
möglich, so viele Löser zu finden, um an einem 
Tage fertig zu werden, und daher gehen manche 
Hauferi Blumen in Fäulniss über. Sind die Blumen 
jedoeh trocken nach Hause gebraci»t und au 
einem kiililen luftigen Orte dünn auseinander ge- 
streut worden, so erhalten sie sich manchmal drei 
bis vier Tage. Die Hausfrau ladet gewöhnlicli aus 
der Nachbarschaft Jung nnd Alt auf den Abend 
ein, schilttet einen Theil der Blumen anf den 
Tisch, versieht jeden Leger mit einem Teller, 
einer Schale u. dgl., worin der gelöste Safran gelegt 
wird — sammelt diesen rund herum in ein grösseres 
Geschirr, bewahret ihn über Naeht in einer 
trockenen Kammer nnd bringt neue Blumen mm 
Vorsehein. Gewöhnlich hat eine Blume nur 
drei Narben, doch wachsen zuweilen zwei Blumen 
in eine zusammen S wo dann vier bis fünf, auch 
sechs Narben gefunden werden. 

Am folgenden Tag ist die Hausfrau beschäf* 
tigt, den ausgelösten Safran zu dörren, ohne 
welches er in einigen Tagen verfaulen würde. An 



» OlTenbnr ist bier die Ersdieimmg des Verwachsen« 
zweier liliitUea CSynautbie) gemeiuU 



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— 63 ~ 



einem beliebiiren Platze de^ Heerdes wird eine 
schwache Gluth auf^^elegt drei Stiicivchen Ziegei 
werden in ein Dreieck henungestellt, und darauf 
ein Sieb ans Bosaliaaren, ge\(rö1iiilich ein Mehlsieb 
gestürzt. Die Ziegeltrtimroer sind 3 Zoll, der Reif 
des Siebes 6 Zoll hoch. Uiemit steht der Boden des 
umgekehrten Siebes 9 Zoll von der Glutli entfernt. 
Auf das Sieb wird ein Häufchen Safran ^?elegt 
lind mit einer Gänsefeder glpichmäs!=ji.2: anf5 2;Tbreitct ; 
dies wiederholt man zwei- bis dreimal, bis dt^r 
Safran vollkommen f^eddrrt ist. Während des 
Dörrens steigt ein kleiner Kauch empor, der nicht 
beachtenswerth ist; wird dieser aber zu stark, so 
mnss die Gluth vermindert werden. Je langsamer 
das Dörren vor sieh geht, desto schöner w ird die 
Farbe des Safrans ; eine jähe oder rauchende Gluth 
hingei^en schwär/t oder verdirbt ihn ^ränzliili. 

Der Safran wird von der Dörre wei; nninittelbar 
in eine Srdiaclitel i^ethan und gut bedeckt, damit 
sein Geiuch so viel als möglich nicht verfliege; 
eingedrückt aber darf er augenblicklich nicht 
werden, sonst bricht und bröselt er sich; nach 
einigen Stunden, wenn das in ihm verborgene Fett 
hervordringt, wird er geschmeidig, dann erst lässt 
er sich zum Auf behalt ohne Schaden so stark 
man will zusnmmendriieken. 

Zur l;inii;ereii A u f b w a Ii r u n g sorire man 
für ein trockenes und w ohlseliliessendes Gefäss, 
um seine Ausdünstung zu verhüten; z. H. einen 
giasirten Topf mit einer trockenen Schweiusblase 
verbunden, oder mit einem ebenfalls giasirten 
Deckel bedeckt, deren Fugen mit gutem Mehlbrei 
verpappt werden; oder eine zinnerne oder eine 
hölzerne Büchse mit passenden Deckeln oder 
Blasen versehen; — zur längeren Ann)ewalirung 
bildet sit li kein günstigerer Ort als auf einem 
luftigen Schüttboden im lioggen oder noch besser 
im Weizen. 

Nach vollendeter Arbeit im ersten Jahre ist 
ferner die weitere Behandlung des 
Safrangartens, der in Niederösterreich nur 
zwei, sonst auch' drei und vier Jahre an einem 
und demselben Orte besteht, zu beachten. Nachdem 
die BhiriHMT eingesammelt sind, lässt man die 
grünen Salranblätter den Herbst, Winter und Früh- 
jahr hindurch ruhig fortvvachsen. Den Garten mit 
Stroh, Reisig u. dgl. zu bedecken, ist nicht rathsam, 



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— b4 — 



denn hiedurch linden die Mäuse einen Zuilaehtsort; 
der Schnee gibt eine hinlhn gliche Deeke. Die 
erste Arbeit besteht darin, die Safranblätter 
(„Säger**, Fig. XV, A B), sobald sie zii welken an- 
fangen, w«i8 im halben April, manchmal erst 
Anf*an«rs Mni vorfjillt, abzumähen und als Füt- 
terung dem irnulvieh zu geben. Im Monate Juli 
ist der SatVaugarteii i^^nnz mit Unkraut Uberzogen, 
welches zu vertilgen i\ud zugleich das Erdreich 
aufzulockern als zweite Arbeit anzusehen ist. 
Das Erdreich wird nftmlich bis anf die Lage der 
Safrankiele umgebaut, die Vorsicht aber ge- 
braucht, dass sie ja nicht beschädigt werden. 
Wenn bei zu nasser Witterung das Unkraut gegen 
Knde Soptember, wo man schon Blumen erwartet, 
zu sehr üborliand iiclimen sollte, so mnss dieses 
mit den Händen ausgerauft werden, um den hervor- 
sprossenden Blumen keinen Schaden zuzufügen. 
Das Knöllchen, welches sich beim ersten Trieb 
an den Mutterkiel angesetzt hat und woraus 
schon im Frühjahre ein Röhrchen mit oder ohne 
Blumen im Herbste gewachsen ist, schwillt die 
übrige Zeit des Herbstes hindurch, so auch im 
Winter, wenn dieser nicht zu streng, und im Früh- 
jalir immer stärker an, und wächst bis zu rtiii^sten 
zu einem neuen vollkommenen Kiel, welcher in 
Niederiisterreich „Kindel**, sonst Setzling heisst. 
(Fig. Vlll.) Solange die Setzlinge klein sind, 
nehmen sie ihre Nahrung anmittelbar aus dem 
Mntterkiele, den sie soinsagen ganz aufsangen 
und von welchem um Pfingsten nichts als eine 
eingetrocknete Masse — das Platte! — vorli niden 
ist. Von oben ziehen sie ihre Nahrung durcli die 
BIi(tt(M' an siel? Wenn daher im Friilijahre die Dürre 
lange anhält, bleiben die Setzlinge klein und die 
meisten gehen wohl auch zu Grunde ; ist liini;etren 
die Witterung günstig, nämlich Sonnenschein mit 
Hegen und lauen Nebeln abwechselnd, dann 
wachsen nicht nur aus den grossen Kielen mehrere, 
sondern aus den kleinen weit grössere. In 
ihrer vollkommenen Ausbildung erhalten die 
Setzlinge auch ihre eigenen Feberhäute, in 
welche sich der unterste Theil der durchsielitigen 
Einhüllungshäutchen und ihrer vormaligen grün- 
lichen Blätter verwandelt und nach dieser Um- 
wandlung nicht mehr zum lebendigen Theile der 
Zwiebel gehört; daher dann die Sagerspitzen 



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— 65 — 



welken und wir aus diesem Zeichen auf die voll- 
kommene Ausbildiiiis: des neuen Kieles zuverlässig 
schliessen dürfen und den Sai^er abmähen. Wenn 
die neuen Kiele in der Erde liegen bleiben, was 
das zweite Jahr wirklich geschieht, so schlagen 
sie bald auch ihre eigenen kleinen Wurzeln seit- 
wärts. Sofern also AlleB gut von statten gegangen 
ist, so liegen jetzt ganz neue wohlanagewachsene, 
bewurzelte und um zwei- bis dreimal mehr Safran- 
zwiebeln, als im ersten Jahre, im nämlichen Garten, 
deren jede zwei bis drei Blumen hervorzubringen 
im Stande ist. Wer die Safranzwiebel auf den 
dritten Blumentrieb lassen will, was von Einigen 
befolgt wird, hat im dritten Jahre nichts Anderes 
zu thun, als was von der Pflanze des Safrangartens 
nach dem ersten Triebe gesagt worden. Die 
Bauern sind der Meinung, dass nach dem zweiten 
Blumentriebe die Kiele, wenn sie länger in der 
Erde blieben^ leicht brandig und leicht erfrieren 
würden ; — dies ist irrig, mehrere Erfahrungen 
bezeugten, dass Zwiebeln, die fünf bis sechs auch 
acht Jahre in der Erde unberührt lagen und jähr- 
lich Blumen trugen, so gut erhalten waren, wie 
die anderen, welche nur ein paar Jahre unter 
der Erde waren. Wenn die Safrankiele durch 
zwei bis drei oder vier Jahre auf dem näm- 
lichen Platze ihre Blumen zollten, werden sie 
ausgegraben, ausgenommen. Der Zeitpunkt dazu 
ist zu Ptin festen, wenn d:ts im Herbste an- 
gesetzte Kuöllehen so weit gediehen, dass es 
einen neuen vollkommenen Kiel gebildet hat. Um 
diese Zeit also, wenn die Sager schon abgemäht, 
die Kiele ihr vollkommenes Waobsthum erreicht 
— ganz eingezogen — haben, gräbt man sie 
folgendermassen aus: Der erste Arbeifer nimmt 
mit der Haue das Erdreich bis auf die Kielenlage 
weg; der zweite gräbt aucli mit der Haue nur so 
tief unter den Kielen, um diese nicht zu beschädigen, 
fasst die Kiele sammt der Erde auf und lässt sie 
fast auf den nämlichen Platz fallen; durch das 
Fallen bricht das mit Kielen vermengte Erdreich 
auseinander und sie liegen zerstreut umher; mit 
den Hauenfliegen werden sie so weit als möglich 
hinweu:geschoiM 1 damit sie sieh mehr von der 
Erde ablösen, sichtbarer werden und dem ferneren 
Unterbauen nicht melir im Wepre seien ; — die 
erste Handlung heisst mau Abräumen, die zweite 

5 



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66 



Aufwerfen. Die Kinder sammeln die Zwiebeln auf 
kleine Haufen oder in Backschüsseln; sie werden 
sodann alsogleich in Haferr entern von dem 
gröberen Schmutze gereinigt, dann in Sacken aaf 
einen luftigen Ort gebracht und nach Bequemlich- 
keit gelöst. 

Die E int h eilung der Safranländer 
hängt Ton der Willkür des Gutsbesitzers ab, ob 
er den nämlichen Platz auf den 2., 3. oder 4. 
Blumentrieb liegen lassen will. Lässt er die Kiele 
nur zweimal treiben, so hat er nur zwei Ab- 
theilnn^^en ; geschähe es dreimal, dann sind drei 
xVbtheilungen etc. Man wählt sich auf einem Joch 
Acker ein Stück Land A, l, B. zu 2ü() Quadrat- 
klafter, und belegt es mit Safranzwiebelu ; das 
zweite Jahr belegt man gleich daneben ein 
gleich grosses Stück B — man hat also 
zwei gleich grosse Stücke Landes AB\ im 
dritten Jahre wird A herausgenommen und auf 
den an B grenzenden Platz O verlegt — da hat 
man wieder zwei Stücke B C — eines immer auf 
den ersten, das andere auf den zweiten Trieb. Der 
Zaun wird bei A abgerissen und damit C ein- 
gezäunt, so rückt mau den Garten auf dem Joch 
Acker fort. Ist man nach acht Jahren an das Ende 
des Joches gekommen, so fängt man wieder von 
vorne bei A oder noch besser auf einem zweiten 
Joch Acker an. Das Stück, wo zu Pfingsten die 
Kiele ausgegraben werden, kann im September 
mit W( i/cn bebaut werden, der pchön gedeiht. 
Die l-'igur eines solchen Safran LrartonR ist ein 
längliches ParalleloA'ramm, z. B. 5 — 6 — 7 Klafter 
breit und 30— 4u— 5ü Klafter lang. Der Umfang 
ist freilich grösser als bei einem regelmässigen 
Viereck, der Zaun also länger und mit mehr 
Kosten verbunden; diese Form hat aber den 
Vorzug, weil im Winter zwischen zwei nahen 
Zaunwänden der Schnee sich leichter verfängt und 
lie2;*en bleibt. Die Grösse eines solchen Gartens 
ist nach der Anzahl Leute einzuricliten, die mau 
zum 8atVanlüsen beuöthigt. Je mehr mau Lüser 
erhalten kann, desto grösser kann mau den 
Safranbau ausdehnen; manchmal ergibt sich aber 
doch der Fall, dass die Anzahl der Ldser nicht 
nach der Grösse des Gartens im Verhältniss stehen 
darf, denn z. B. zu Zeiten schiessen auf 200 Quadrat- 
klafter so viele Blumen auf, dass 24 Menschen in 



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— 67 — 



einem Ta^e nicht im Stande sind, sie auszulösen ; 
ein anderpsinni Vu'dniT man auf 200 Quadratklafter 
nicht mehr als das Haus-P^Mwonn]. wonn nämlich 
der Flor drei bis vier Wochen lortdauert. 

Das Kfndvieh, die Schate, Zielen, Hirsche, 
Rehe und Hasen stellen dem Grase nach, die 
Schweine den Zwiebeln; der Urin der Hasen aoU 
die^ Kiele verderben. Die Mänse zernagen die 
Zwiebeln ; von den Häuten bauen sie sich Xoster. 
Die Maulwürfe fressen wohl nicht die Zwiebeln, 
bringen sie aber in Unordnung, bedecken mit der 
aufgeworfenen Erde den ^ai^or, iiifoli^odossen 
dieser verfault und »iie Zwiebeln verderben. 

Bisher sind uns drei K r ;i n k Ii e.i t e n bekannt, 
welchen die Safran kiele nnterlie;;en. a) Die erste 
besteht in einer Fäulniss, die, ohne selbst an der 
äusseren Haut bemerlsbar zu sein, sich an den 
Körper der Kiele selbst ansetzt und diese nach 
und nach ganz in eine Art Fäulniss versetzt. 
Beim Kiellösen endeckt man diese Kranklieit, 
sobald sieh ein Ki^-l weicher fühlen lässt, den 
man sodann ohne Weiteres wegwirft. Ist die 
Fäulniss noch nicht zu weit eingedrungen, so 
reinigt man den Kiel durch einen Druck. Kin 
„rübenförmiger** Auswuch^(Fig. XII a a), der sich 
meist unterwärts ansetzt um an den die meiste 
Nahrung der Zwiebel so verschwendet wird, dass 
diese endlich selbst ganz verzehrt wird.* Diese 
Krankheit findet sich hier auch selten vor und 
kann beim Kiellnsen nueh gänzlich beseitigt 
werden, c) Eine sehr gefährliclie, durcli einen 
Pilz — Rhizoctonia crocorum der heutigen Autoren 
— verursachte Seuche. (Fig. XI.) Der Pilz bildet 
mehrere abgesonderte Knollen von llaselnuss- 
grösse, die dem Kiele anliegen oder in dessen 
Nähe erscheinen. Ans den Knollen laufen viele 

* Die iSufranzwicbcl eint) unterirdische Achse 

(Stammi^ebilfle). Mituntei- sireekt sieh diesotbe über Gebühr, 

wodin-("li (lio von Tctrak als rniM i;fnniiij;-cr Auswuehs be- 
zeichnete Krselieinun;; zu Ötaude kumnit. Analoges beub- 
tiebtete Voss (0«/err. S. ZUf. 1886, 8. 82—85, Pi|?. 1—4) und 
K o r n h u l> e r (ebenen. S. 140) bei Li nr()juni vcrninn. Als 
gruitse Seltenheit küiuuit die 8treck.un^ der Zwiebelacbse 
in Form eines federki«1(11<*keii, die Zwiebel nach unten 
förmlich diirflnvnfltsiMidcn Fort<;;tt7t;s von nirlireren Ccnti- 
meteru Länge, auch bei (ralanthus nivalis vor. Unter den 
Tausenden Exemplaren des SchneegrlSckebens ans dem 
Wiener Pratcr, die icli in den letzten zwan/is: Jahren in 
Uäuden hatte, beubachtete ich diese Erscheinung nur 
einmal; Andentungen hiczu sind häufig. 



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68 — 



veilcheiifiirhige, wollige feine Fäden (Myceliem Hieils 
von Pinera Kuollon zum andorn, theils umwinden 
dieselben astartig die Schale des Kieles, dann 
dring^en sie zwischen die Lasre der Schale zur 
Zwiebel selbst und tüdteu sie. Aus einer so um- 
strickten Zwiebel, als dem Mittelpunkt und Wohn- 
sitze der Seuche, verbreitet sich das^Uebel kreis* 
förmig und schnell auf die umliegenden Kiele und 
tödtet einen nach dem andern. Eine solche 
Zwiebel oder nur eine Schaufel voll Erde aus 
einem kranken Felde kann in einem gesunden 
Garten gleiches Unheil anrichten. In Niederöster- 
reich heisst diese Krankheit Brand, Ausstand. 
Mau erkennt dieses üebel, wt nn sich kahle runde 
Plätze im Safrangarten vortinden, in den Zwiebeln 
bemerkt man schwarze Löcher, als wenn sie mit 
Eienruss bestaubt wHren, oder man ündet sie 
gleichsam ausgebrannt. 

Das Mittel, welches angewendet wird, um 
diesen Verheernn2:en vorznlMMi-^fMi. besteht nach 
D u h a m e in finem schuht ieieii »Kraben, welchen 
man um die kranken Zwiebel zieht und die aus- 
^cliobene Erde auf dem kranken Platz indessen 
anhäuft. Einige graben die umliegenden gesunden 
Kiele aus. Das B<^ste ist, nach der Aushebungszeit 
der J^wiebel den Garten, er sei in dem zweiten oder 
dritten Flor, in einen andern weit entlegenen frischen 
Grund zu ver'eq-en. Es wurden mr^hrere Ky(\- 
vermischuiiuen vorirenoniiiien, wie mit Kalk, Asche, 
Oy|).s, Mergel u. dgl., man könnte aber keine be- 
st! miiiten Muthmassungen ziehen, welche Erde die 
Krankheit gänzlich beseitigen könne. — Sein 
Augenmerk muss man beim Legen der Kiele darauf 
haben, dass diese genau von allen Unreinigkeiten 
ges.äubert und dass Jene mit dem kleinsten Makel, 
Beschädigung etc. gänzlich beseitigt werden, so 
ancli, dass ein Icranker Grund durch viele Jalire 
oder wenn inöirlifMi gar nicht luehr zum Safranbau 
verwendet werde. 

7. Die Safranfälschungen. 

Von Ihr. T. F« Hftnaasek. 

Die reine Handelswaare bestellt 

aus den (;iuzeluen oder auch noch mit dem 

» D u h n ni c 1 bespricht in Ac€ui» de scienc, ITis, S. 6'>, 
140, dann F u u r g c r o i x in AeatL de» tekne, 1782, 8. In, b:*, 
die Krankheiten der 8afranswiebeL 



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— 69 — 



gelben Griifelende verbundenen Narben des 
Crocus sativus (s.Cap. 1)^ deren Fadenform^ 
gleichmässig purpurbraune Farbe und matter 

Glanz dem geübttn Auge schon ohne weitere 
Hilfsmittel gestatten, echten Safran zu er- 
kennen. Die einzelne Safrannarbe (Fig. \, A) 




Fig. l (nach V o g 1). 

A. Crocus: Die drei Nnrben unten noch mit 
einem Stück des Grift'els im Zusammeniian*^e, zwei- 
mal vergrössert. 

B. BlUthc von C' a 1 e d d u 1 u o f f i c i n a 1 i s. 

C. Bllitbe von C a r t Ii a m ii s t i n c t o r i u s, ©in- 

uudeiuhalbiuai vergrössert. 

stellt einen 2 — 3 cm i a n g e n an einem (dem 
freien, oberen) Ende trichterartig er- 

wciterten Faden dar, der im frischen Zu- 
stande röhrenfürniig ist und einen fein ge- 
kerbten, auf der louenseitc kurz gesclilitztcn 
Saum (das trichterartig erweiterte Ende) von 
3 — 4 mm Breite besitzt Auch an der in 



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70 — 



warmem Wasser erweichten Waare lässt 
sich dieser Bau leicht nachweisen. Gegen 
das Licht gehalten erscheint der im trockenen 

Zustande vielfach hin- und hergebogene 
oder geknickte Faden prachtvoll rubinroth 
mit gelb gesäumtem Rande. Der eigoutliüni- 
liche, fast betäubend starke Geruch und 
der scharfe und gewürzhaft bittere Ge- 
schmack sind Kennzeichen der echten Waare. 
Beim Kauen wird der Speichel orangegelb 
gefärbt 




Fig. 2 (nach J. M o e 1 1 e r). 

Ein Stückchen der Safrannavbe in der Flächen- 
ansicht, Papillen, g Spiral «refasse, ejp Oberhaut. 

Vergr. 300. 

Mit'nitcr haften den Narben auch 
Pollenkür uer (Fig. 3, P) an. 

Das mikroskopische Bild der 
Narbe ist ein sehr einfaches. Eine cuti- 



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71 



cnlarisirte Oberhaut (Fig. 2, ep) mit vier- 
seitigen , längsgestreckten dünnwandigen 

Zellen, deren Aussenraembran in der Zellen- 
mitte papillös vorgestiilpt ist, deckt ein ein- 
förmiges Parenchyni. Der gekerbte Saum 
ist von zarten cylindripcben Papillen (Fig. 2, 
p) gebildet. Das Parenchym setzt sich aus 
ebenfalls dünnwandigen, längsgestreckten 




Fi^?. 3 mach J. M o o 1 1 e r). 

Safran. Der K.'iiid der Safraiinarbc im Quer- 
schnitt; ep die Oherliaut beiderseits, ;/ ein (iefiiss- 
bündel, c die abgelöste Cuticula; i^ein Pollenkorn. 

Zellen zusammen^ zwischen denen dicho- 
tomisch verzweigte Spiroidenbündel (Fig. 3,^) 
verlaufen* Der Inbalt der Parenchyrnzellen 
(Fig. 3) ist an feinen Schnitten in Oestalt 

rother Klümpchen wahrzunehmen, die sich 
mit gelber Farbe in Wasser s(jf"nrt lösen ; 
in Alkohol und Alkalien geht die Lösung 
dieses Farbstoffes viel langsamer vor sich.^ 
Nach H. M o 1 i s c sieht man an frischen 
Narben von Crocus vernus, y,dass der 

* A. V o gr 1, Cammeniaf zur »UbenUn Atugabe der Oegferr, 

Fharmaropne, II. Bd., 1892, S. 1.12. 

* GrunäriM einer Histochemitt der nflanzUcJten Gtmustnitlel, 
1891, 8. 57. 

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FarbstoiY im Zellsaft aufö^elr^st vorkommt 
und denselben gleichmiissig orange tingirt. 
£s macht zwar oft den Eindruck, als ob 
auch das Plasma ge&rbt wäre, allein an 
dünnen I namentUcli etwas gequetschten 
Schnitten erweisen sich Plasma, wo es in 
etwas dickerer Schichte vorliegt, und Kern 
iarljlos. Xacli dem Absterben der xsarbe 
hört diese räumliche Sonderniiu: des Farb- 
stoffes in der Zelle anf und dieser tritt dann 
in's Plasma und in die Wand ein. In vielen 
Safrannarben finden sich zahlreiche Zellen 
mit braunrothem, körnigem Inhalte vor, 
welcher in Wasser und Aether unlöslich, in 
Alkohol aber löslich ist. Diese Zellen fallen 
ihrer duftklen Farbe wegen schon mit der 
Lupe auf.^ 

J. Moeller^ hat gefunden, dass die 
Cuticula (Fig. 3, c) nur in sehr losem 
Zusammenhange (in der trockenen Waare) 
mit der Oberhaut steht. An Schnitten er- 
scheint die Cuticula als eine „glashelle 
streifige Membran'^ von der Obermtut oft 
losgelöst und man kann sie auch von der 
erweichten Narbe mit der Nadel leicht ab- 
schaben. Vereinzelt steht die Beobachtung 
desselben Autors, dass nach Behandlung 
mit vSchwefelsäure spärliche feine Krvstall- 
nadein (Gyps) anschiessen, „obwohl vorher 
keine Oxalatkrystalle erkennbar waren*^.^ 

Die Löslichkeitsverhältnisse des rothen 

Zellinhaltes sind schon oben angemerkt 
worden. Besonders bemerkenswerth aber er- 
scheint sein Verhalten in Schwefelsäure und 
Salpetersäure. Setzt man einem KSchnitte 
Schwefelsäure hinzU; so ändert sich die 

* Mikro$knpü Nahrmff»' und aMmmÜta, 1886, 8* SO. 

* Ebenda, 8. 60. 



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— 73 — 
• 

rothe Farbe rasch in Blaa und Blassviolett^; 
es ist aber gar nicht nöthig, einen Schnitt 
anzufertigen, indem jedes Narbenfragment 

mit concentrirter Schwefelsäure betupft, sich 
sofort mit einer tiefblauen L()sung umgibt, 
die alsbald violett und schliesslich braun 
vvird.^ Salpetcrsc^nre 7erstört den Farbstoff 
bei vorübergehender blauer Färbung eben- 
falls bis zur Bräunung. 

Das angeführte chemische Verhalten 
charakterisirt den wichtigsten Inhaltsstoff 
des Safrans, das Safrangel Crocin 
oder Polychroit (C44 H^^ O^g), das nach 
C a s p e r ( ICar Book of Pharniac. 188 1 , cit. 
nach Mo eller, Realencyläopädie , VIII., 
S. 679— Sl) zu 5-21) bis 6-997o im Safran 
enthalten ist Das Färbevermögen dieses 
Körpers ist ein ausserordentlich grosser^ 
was daraus erhellt, dass ein Theil Safran 
200.000 Theile Wasser auch im durchfallen- 
den Lichte noch deutlich gefärbt erseheinen 
lässt^; dass ferner 0*001 gi* Safran mit 3 1 
Wasser noch eine schön gelb gefärbte 
Flüssigkeit gibt.* 

I^o!)fir den Farbstoff und die übrigen 
Inhaltöstoffe hat R. Kayser^ eine sehr 
werthvolle Untersuchung ver(>ffentlicht, welche 
manche strittige Frage ireklärt und beant- 
wortet hat Er hält den Z u c k e r^ der nebst 
C r 0 c e t i n aus dem Crocin durch Spaltung 
mittelst Salzsäure erhalten wm'de, fttr eine 
eigene Zuekeruit^ die als Crocose be- 
zeichnet wird. 

' T. F. H a n a u s 0 k, Die Naknmg»' und QenumniUA au$ 

dtm Fthnizei.reiche, 18S4, Ö. 274. 
» M 0 1 i 8 C h, 1. C, S. 56. 

» T. F. II ft n a n s e k, 1. c, S. 2T4, und Hager, Hamd- 
buch der piuirmur. Praxis, Etm'dnziw^shiuid S. 377. 
♦ A. V o K I, 1. c., 8. 134. 

^ Uuber im Safran vorhandene SabsUnsen, Ber, der 
ehem. GeatUach.^ XVII, 22, 28 (1884). 



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Ferner fand Kayser im Safran einen 
Bitterstoff, das P i c r o c i' o c i n oder 8af ran- 
bitter, das durch Extrahiruno^ mit Aether 
in Gestalt farbloser, bitterschineckender 
prismatischer Krystalle gewonnen werden 
kann ; es ist als ein G 1 y c ö s i d aufzufassen, • 
indem es dnrch Behandlung mit Bleiessig, 
Kalk- oder Barjtwasser in Zucker und in 
ein ätherisches Oel gespalten wird , das 
wieder mit dem dritten wichtigsten 
Inhaltsstoffe des Safrans, mit dem 
ätherischen S a f r a n ö 1 identisch zu 
sein scheint. Das ätherische Safrauöl ist 
ein Tcrpen von der Formel C^o 
bedingt den bekannten Geruch des Gewürzes. 

Die allgemeine chemische Analyse (haupt« 
sächlich nach König) hat folgende Mengen 
der Substanzen ergeben: Wasser 9— lö^o? 
StickstofTsubstanz 10 — 12-/q, ätherisches Oel 
0-6— iVo, Fett über 37o, Zucker 14— 15-3'^/o, 
sonstige stickstofffreie Stoffe circa 447,, : der 
Aschegehalt kann von 4*3 — S^o steigen; 
ein Plus (als 87o) weist auf eine Fälschung. 
Stärke und Gerbstoffe fehlen. Als 
regelmässiger Bestandtheil des Safrans ist 
von E. Schmidt (und von Biel) Alu- 
mini u m (O*] 15 — 0*2837r,) gefunden wordco. 

Wie aus dem Vorangehenden ersehen 
werden mag, so bietet die liistMlngrisclie 
Beschaffenheit des Safrans in Folge ihrer 
Einförmigkeit keine ausgesprochen typischen 
Leitelemente, die insbesondere für die 
mikroskopische Untersuchung des gepulverten 
Safrans verwendet werden könnten ; es muss 
also eine derartige Unterauchung, wenn sie 
echten Safran betiilft^ gewisserinassen einen 
negativen Befund ergeben, insoweit nämlieli 
das Fehlen specifischer Gewebearten, z. B. 



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75 — 



dor Skleretden^ Xylembestandtheile^ mehr- 
zeUiffer Haare, oder das Fehlen gewisser 
Inhaltsstoffey wie der Stärke, Gerbstoffe, 

Kalkoxalatki'vstalle ftlr die Abwesenheit 
von Surrogaten, somit für die richtige Be- 
schaffenheit des Safran pulvers spricht. Genau 
dasselbe' 8})rieht auch Mo eller in der 
Realeucyklopädie (Vill. Bd., 1 890) mit folgen- 
den Worten aus (S. 682) : „ Das Gewebe des 
Safrans ist so zart, besitzt so gar keine 
widerstandsfähigen Elemente von ' aus» 
geprJigter Form, dass sein Palver als rein 
raeist indirect aus der Abwesenheit charak- 
teristischer Gewebsreste zu erkennen sein 
wird. Nun können aber zur Fälschung zer- 
schnittene Bluuienhlätter, zarte Wurzeln 
u. dgL verwendet worden sein, deren Ge- 
webe ebenfalls aus wenig charakteristischen 
Elementen aufgebaut ist. In diesen Fällen 
kann das eigenthümliche Verhalten der Farb- 
stoffe als Wegweiser dienen.^ 

Es wird also die mikrochemische 
Untersuchung, vorzugsweise mit Scliwefel- 
säure, deren Reaction auf das Safrangelb 
in der so charakteristischen Blaufäi'bung 
sich äussert, den werth vollsten Anhalts- 
punkt gewähren, sie sotzt uns in Stand, 
das kleinste Safranpartikelohen von fremden 
Gewebestücken auf das Schärfste unter- 
scheiden zu können. Für die mikroskopische 
Untersuchung hat diese P'arbrcaction noch 
deshalb einen bedeutungsvollen Werth, weil 
sie eine Sonderung der Partikel ermöglicht 
und die Arbeit wesentlich vereinfacht. Und 
wie nothwendig solche präcise Unter- 
scheidung ist, falls nicht schon die makro- 
skopische Prüfung fremde Gewebekörper in 
der Handelswaare feststellte, beweisen die 



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76 - 



unglaublich häufigen Fälschungen, denen 
dieses ]vn>tbare Gewürz seit alter Zeit unter- 
worfen isti 

In dem letzten Decennium hat aber die 
Ausdehnung der Safran- Verfälschungen eine 
geradezu enorme Grösse en-eicbt, sowohl in 
Bezug auf die grosse Mannigfaltigkeit der 
zur Fälschung verwendeten MaterieUi als 
auch auf die Quantitäten^ die eine im Dunkel 
der Unlauterkeit arbeitende Industrie auf 
den Markt geworfen hat. Einipre hier 
folgende Berichte mögen diese Worte be- 
kräftigen. 

Von 140 Safranproben^ die Kayser^ 
in NOmberg zu untersuchen Gelegenheit 

hatte, waren J 1 4, also 827o verfälscht. Die 
Proben bestanden aus 1 27 Mustern gepulverten 
Safrans, einer z.ur Fälschung besonders ge- 
eignet sich erweisenden Waare. Bei 37 Proben 
wurde gänzlicher Mangel echter Waare 
constatirt^ die übrigen enthielten Calen- 
dula, andere vegetabilische Beimengungen 
und erhebliche Mengen eines Steinkohlen* 
farbstoffeSy und mehrere Beschwerungsmittel^ 
wie Baryum- und Caiciumsulfat ; auch der 
nielit gepulverte Safran war mit den Siil- 
faten und Glucosesyrup beschwert. 

Bietsch und Coreit^ fanden unter 
79 Proben gepulverten Safrans 49 ver- 
fälscht; davon war 31 Proben Carthamus 
beigemischt; 3 enthielten Blüthentlieiie un- 
bekannter Abstammung, 4 Sandelholz, 2 ein 

* VergL Cap. 3 dieser Abhandlung, ferner T. F. 
Uanausek's Artikel über Vo r fälschuni^en in der 
UtaUmyklopädte von G e i s 8 l e r - M 0 e 11 e r, Bd. X, 8. 273. 

* Jiw. iüttni. doi jal»if. 1889, nach Zuit^chr, f, N.-U. u. Hg, 
1880, 8. 170. 

* Jmirn. d. Pharm» et atlm., 17, 1888, S. 301—304. 



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anderes Rothholz, 1 enthielt Curcumai 1 ein 
fettes Oel. 

Edwin Johannson^ constatirte in 

einer Handelswaare SP/n ^^n-lciumcarbonat 
und Zucker. Musculus und Klein hatten 
ähnliche Beobachtuufj^en gemacht.- In Däne- 
mark^ wurde Safrun <]:('fuudeu, der beim 
Behandeln mit Wasser 72^0 Gewicht 
verlor und mit Kreide beschwert war. 

C. Hartwich^ beschreibt einen Safran, 

der reichlich Griffel und gelb gefärbte, 
1 cm lange, aus Stücken des Perigons und 
den Staubgefässen des (Jrucus sativus be- 
stehende Partikel enthielt. 

G. H a r 1 i n fand mit Kalk beschwerte 
und rothge&rbte Grashälmchen^ Arthur 
Meyer^, dem wir eine interessante Zu- 

sammenstellunf]^ über Safran fälsclumgeu ver- 
danken, entsprechend präparirte Stengel 
und Blätter einer monocotylen Pflanze 
(Carex ?). 

Eine sehr umfangreiche Fälschung hat 
C. Berntrop in Amsterdam aufgedeckt^ 
über welche ioh^ ausfQhrlich berichtet habe. 

Das Surrogat bestand aus Wiek c n k e i ni- 
lingen, die mit einem Azofarbstoff gefärbt 
und mit ßaryumsulfat beschwert waren. 

Der aus dem Wiener Handel 
stammende Safran^ in den Jahren 1888 bis 
1891 untersucht^ enthielt vorzugsweise Calen- 
dula^ eine Probe Wickenkeimlinge, mehrere 

* Fharm. ZeittcJtr. f. liiissland 

* Journal Pharm. (V Almce-Lorrai fi>-, Mai 1875. 

* Gustav L 0 t z e in Pharmao uH-^ Tidende 1880, Nr. 7. 

* CJu-m. Ztg. und D.-Am. Apoth. Zhf. 1S8»j, 3, 84. 

* PharmaccrUischts IlanddaUaU, 3. Jalir;?., S. 353. 

* Joun.al de Pharm, d' AUace-Lorrainr 1S80, S. 121 — 123, 
' Z'itschr.f. N-U. und Jlyg. 1SS>, Nr. 1 un l 

* Vergl. auch Xevinuy, Die Nahruiigs- und Genuss- 
mittel Wiens In ZeitMhr, /. lk\.U, vnd Egg, 1887, 8. 3* 



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— 78 — 

Proben die Narlien des Mais. Auch der 
echte Safran sah häniig schwarzbraun ans. 

Gewichts vermehruDg mit Baryum.-ulfVit 
beobachtete Ed. FerrancU in Lvon, eine 
solche mit verschiedenen Salzen Adrian^ 
und Holmesl Adrian fand Safran, der 
einen alkalisch reagirenden Anfguss gab 
und 26*4 7o Asche hinterliess; letztere ent- 
hielt Kaliumcarbanat {8*625Vo)> Natrium- 
sulfat (4*9(55'y^), >satriumcarbonat (7-415%) 
und es Hessen sich fol^^ende Beimcugun irr'n 
in der echten Wa ire feststellen : Borax 
13-997o, Glaubersalz 1 1*285 Kalium- 
Verbindungen 10096Vö Kochsalz 0-117% 
und Ammoniumnitrat 3'1427o* 

Vielfältig wird aber die Anwendung 
des Dinitrokresolkaliuras oder Natriums als 
eines Safransurrogates berichtet, so von 
J o h a n n s o n (1. c.) von Wey 1*, und 
Gerlach'' und Anderen; auch der Giftig- 
keit desselben wird Erwähnung gethan. 

P. Apery und A. Läfaki^ bewiesen 
die FülscQungen des Safrans in Constan- 

tinopel mit Feminell (mit Eosin gefärbt! und 
mit ^Faisnarben ; k tzleres Surrogat hat auch 
Apollunatüs jL^cfundeu. Ueber ein Carex- 
8 \\ r r o 2^ a t berichtet K i r d b c y^, über 
Piment- Zusatz und Zwiebelschalen im 
Safran (Algier) C o 1 1 a r d o f'', der auch das 
längst verschollene Safranf^lschungsmittel^ die 

* Rtx\ ititrruat. r/ef fahif., Oclubci" IS89. 
2 Jonruaf >k' Pharm, tt de Chim. iSKf». 

» Kmm. Jonrn. and Tran.«. 1880, III., nach Vierteyahlt-» 
Schrift von II i 1 « t; r 18Sf», L, S. 34. 

* Ueber Safransnno^ate und erlaubte Farben, Berliner 
Bttiekte 1887, XX., 8. 28.?0. 

« Xdt&ihr, /. ang, Ckem, 18S8, I, S. 2i'0. 
" ^t«. medieo-j^aarma^xitique nach Zeifsehr, f, N^^U, «. B, 
im, 8. 130. 

' PImrm, Journ. attd Traiiaacl^ S. 337, 

* Re», intern, du faU, 1S91, 6, 4. 



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Fleischfasern (vom Schweinefleisch) wieder 
iu einer 1 laudelswaare entdeckt haben wilH. 
Algierischer Safrcan instand nach 
P o s s e t o- aus Martiusc^elb und Tropaeolin 
000 Nr. 2 mit etwas Crocia. Fälschungen 
und Gewichts Vermehrungen des Safrans 
wiurden noch vielfach constatirt von Maisch 
^1885), von Herz, Nie der Stadt {Arch. 
der Pharmacie 1887), Brand es; Hart, 
C 0 tt 0 n u. A. ; eine Ziisanimt nstellung der- 
selben int in der Di oi listen- Zeit awj 1890, 
Nr. 21, enthalten, W(> auch eine systematische 
Souderung in drei Gruppen: l. Auffärbung 
nach der Extrahirung echten Safrans, 2. Be- 
netzung mit Honig, Syi'up und Beschwerung, 
3. fremde Päanzentheile, gegeben wird. Eine 
solche Gruppirung hat auch früher Arthur 
Meyer (1. c.) versucht, deren Eintheilungs- 
princip aber nach meinem Dafiirhalten die 
Einreihung der verschiedenen Verfälschungs- 
fälle nicht hinlänglich präcis durchführen 
lässt. Die kSairansurrogate kann man nach 
Arthur Meyer in drei Gruppen theilen, 
deren erste diejenigen Surrogate nnifasst, 
welche aus Pflanzentheilen bestehen, die dem 
Safran ähnlich sind, deren zweite die zur 
directen Beschwerung des sonst reinen 
Safrans benutzten Substanzen einscliliesst, 
während die letzte von den Surrop:aten ge- 
bildet wird, die aus besonders hergerieliteten, 
noch künstlich beschwerten safranähniichen 
Dingen bestehen. Mich dünkt, dass die erste 
und dritte Gruppe nur schwierig auseinander- 
gelialten werden können, wie folgende Bei* 
spiele erweisen mögen. Zur ersten Gruppe 

1 Union pham» 1891, 8. 294, nach ZtiUchr, /. ^.-(T. «• B, 

1891, a 166. 

> ZeiUdiT,/. X-Z7. «. U. 1S91, S. 45. 



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80 — 



rechnet M e y er die Fleischfaser, die Calen- 
dula, Carthamus, gefärbte Narben von Crocus 
vernus; zur dritten Ghnippc die gefärbten 
G-rashalme^ Carexstengel ; es würden auch 

die neuerdings c^efundcnen Wickenkeinilinge 
und Maisuarl)en hieherorehören ; doch kann 
man behaupten , das.s alle angezogenen 
Muster sairanahnlich sind, wenn sie eine 
entsprechende j?'ärbung erhalten haben. 

Dagegen erscheint die tibersichtliche 
Grruppirung der Safranfälschungen, wie sie 
oben nach der Drogüteii-Zeitung angegeben 
und wie sie J. Mo eil er* in vorzüglicher 
Art in Anwendung c^ebracht, als eine 
naturgemässe und auch praktisch gut ver- 
wei'thbarr. 

Wir unterscheiden demnach drei Gruppen 
von Fälschungen, die allerdings unterein- 
ander wieder Oombinationen zuhssen: 

1. Extrahirung des echten Safrans und 
Auffärbung. 

2. Beschwerung des echten Safrans. 

3. Fremde Pflanzentheile ohne und mit 
Färbung und Beschwerung. 

1. Entfärbung des echten Safrans. 
Nicht selten findet man aus dem Kleinhandel 
stammenden Safran, der durch eine schwarz- 
braune Färbung auffällt^ ; wird ein so aus- 
sehendes Partikel in Wasser gelegt, so ist 
von dem «grossen Ffirbeverm* »o^en der un- 
Versehrten echten Waare nicht?^ wahrzu- 
nehmen; der Safran ist seines Farbstoffes 
beraubt worden ; aber nicht immer zeigt ein 

^ Güisslcr-Moellcr, RcoUncyklopädU der Ph jirmacie, 
Bd. VIII (18<»0), Artikel Safiran, 8. 679-684, 

- Icli besitzt; inelirerc aus dem Wiener Handel stam" 
mende Probtin eines solchen schwärzlichen Safrans und ver- 
muthe, dass die £xtraction onter Anwendung Ton warmem 
Wasser erfolgt sei. 



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— Sl — 



beraubter Safran ein schwärzliches Aussehen, 
er kann nocli unauffällig roth erscheinen 
und doch nur wenig FarbstofT mehr besitzen. 
Die mikroskopische Untersuchung der be- 
raubten Narben liefert den sichersten Nach- 
weis dieser Fälschung; die intensiv roth- 

Selben Farbstoffklumpen fehlen, häufig ist 
as ganze Gewebe gleichmässig gelblich; 
die Schwefelsäureprobe ftllt negativ aus oder 
tritt so schwach auf, dass die Extrahirung 
sicher nachgewiesen erscheint. 

A. K r e m el^ enipliehlt zum Nachweise 
einer theilweise erfolgten Extrahirung des 
Farbstoffes folgendes Verfahren : „Man extra- 
hirt solche Proben zuerst mit Chloroform^ 
wodurch wachs- und harzartige Körper, viel- 
leicht auch Safranbitter entfernt werden und 
extrahirt dann mit 90percent]gem Alkohol^ 
welcher den Farbstoff, Zucker uud Salze 
aufnimmt. Zu diesen Extractionen verwende 
man jedocli nie mehr als höchstens 1 gr 
Substanz, da man selbst bei dieser geringen 
Menge und gutem Extraction sapparate tage- 
lang extrahiren muss." Unverfälschter Öster- 
reichischer und französischer Safran gaben 
folgende Mengen: 

Ssterr. franz. 

0/ 0/ 
10 10 

Wassergehalt 9 -20 13-07 

Asche 5-13 3-(>9(BacblBoUebi»6-9) 

Kückstand der Chlore- 

formextraction 10 40 Ö 74 

Rückstand der Alivoliol- 

extraction 49* 15 65 *51 

(Vergleichenntendie Angaben von K nutze, S. 85.) 

Um das Färbeverniögeu des Safrans 
zu prüfen, hat Procter^ eine einfache 

1 Pharm. Pott 1887, S. 142—143. 

2 ritarm, Jovm. and Tra>wac<. 1 880, citirt nach J. Mo eller 

Lii li^akncyklopädie, Bd. VIII., S. 681—682. 

6 



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— 62 — 



Methode angeocebeu: „Die Probe wird zu- 
nächst mit Aether geschüttelt^ um eich von 
der Abwesenheit der Anib'nfarben zu über- 
zeugen; dann wird eine gewogene Menge 
(0'06 gr) mit kleinen Mengen ( 7 5) Alkohol 
und Wässer abwechselnd bis zur Erschöpfung 
ausgezogen. Die Flüssigkeit wird auf 60 ccm 
frebracht und entspricht jetzt bei echtem 
8atrau einer Lösung von 0 S4 gr Kalium- 
< bicbromat in 60 ccm Wasser. Genauer kann 
der Farbwerth jedoch erat bei grosser Ver- 
dünnung erkannt werden^ weshalb man einen 
gemessenen Theil der erhaltenen Tinctur 
mit einer bestimmten reichlichen Menge Was- 
sers verdünnt und in gleichweiten Reagtüs- 
gläsern vergleicht. Die NDrniallüsungen aus 
echtem Safran oder iius Kaliumbichromat 
sind haltbar, können daher vorräthig ge- 
halten werden." 

Extrahirter Safran wird meistens mit 
entsprechenden Farbstoffen auf- 
gefärbt; was mit dem freien Auge zumeist 
nicht zu erkennen ist Auch die mikro* 
skopische Untersuchung kann unter Um- 
ständeu nicht ein vollständig verlässliclies 
Urtheil zulassen, wenn die protoplasniatischcn 
Inhaltsstoffc die FarbstulTlösung reiclilicli 
aufgespeichert haben. Der chemische Nach- 
weis fremder Farbstoffe ist aber meist leicht 
durchführbar und l^isst auch häufig die 
Determinirung des Farbstoffes selbst zu. 
(Siehe auch Beschwerung, S. 84.) 

Die Farbstoffe der Calendula (Ringel- 
blume), Carthamus (Safior , des Cam- 
pecheholzes werden durcli Eisenchlorid- 
lösung sofort in auffallend dunkle Nuancen 
übergeführt; der bafranfarbstotf bleibt un- 
verändert 



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— 83 — 

Besonders bäiiüg werden T h e e r f a r b- 
stoffe angewendet, wie Aurantia, 
Vi ctopiaor ange, Naphtolgelb oder 

Martiusj^elb, Corallin, Roccellin, 
p i k r i 11 s a u r c s Natron^ u. A. 

Kocht man eine A u r a n t i a 1 ö s u n ^ 
mit Zinnehioiür, so wird die gelbe Losung 
dunkelrothbraun. 

Victoriao ränge ( Jaime anglais, 
Safransurrogat) istDinitrokresol- 
kali (oder die entsprechende Ammon-Ver- 
bindun^^) ; es ist in Petroleum^itber löslich, 
löst sieh iu Schwefelsäure mit weingelber 
Farbe; vergl. oben 8. 78. 

Naphtol^c^lb (Dinitronaphtol - Natrun, 
resp. -Kalk, Martiusgelbj gibt in Kalilauge 
einen flockigen Orangerothen Niederschlag 
und ferbt Seide und Wolle gelb. (Da es ab- 
russt^ so ist es in der Färbetechnik durch 
seine Sulfosllure, das sog. Naphtolgelb S 
verdrängt worden; daher dürfte letzteres 
nur im lir zu der Safranfärbuug verwendet 
werden.) 

r. (> r a 1 1 i n wird durch Alkalien roth, 
durch Säuren gelb gefärbt. 

Roccellin, Sulfonatriumroc- 
cellin^ Rouge soluble färbt Wolle bei 
Gegenwart von Weinsäure roth^ nicht gelb. 

Binitrophenoinatrium wurde eben- 
falls als Safranfarbmittel beobachtet; der 
giftige Körper kann in der Weise nach- 
gewiesen worden, „dass eine mit dem Safi-an- 
auszug e-efiirbte und mit Schwefelsäure bei 
gelinder Wärme behandelte Wolle nicht blau 
ge&rbt wird, nachdem ihr Wasser zugesetzt 
und mit A mmon neutralisirt wird''.^ 

* Kreme 1, 1. c , 8. 142. 

» C fi z e n (; u V e Rt L i n o s s l e r, ./oura. de Pharm, et de 

Chimit: IfcSö, s. Jitulencyklav., Vlll., S. 682. 

6* 



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Dass auch Fuchsin zur Rothfärbimg 
extrahirten Safrans verwendet wird, findet 
sich mehrfach in der Literatur angegeben*^ 

In neuerer Zeit scheint man von der Ver- 
wendung desselben abgekommeu zu sein. 

Es ist hier zu bemerken, dass die an- 
geführten Farbstoffe selbstverständlich auch 
zur Färbung der in der dritten üruppe be- 
sprochenen Safransurrogate gebraucht werden 
und diese letzteren daher auch auf die Natur 
des Fiurbstoffes untersucht werden müssen* 

2. Die zweite Gruppe umfasst die 
Beschwer ungsmittel, die häufig auch 
in Verbindung mit den Safransurrogaten in 
Anwendung: koinuipn. 

Zur Beschwerunp: werden hauptsächlich 
Bary um Sulfat (Baryt), Calciumsulfat 
(Gypspulver) und Kreide verwendet; 
ausserdem hat man Borax, Natriumsulfat, 
Kaliumtartrat , Kochsalz , Ammoniumnitrat 
(siehe oben die Angaben von Adrian) ge- 
funden. Die Mineral])ulver werden auf Safran 
(oder auf die Surrogate) gestreut nnd mit 
diesem geschüttelt, nachdem man letzterer» 
mit Honig, Syrup, fettem Gele, Glycerin-, 
angeblich auch Gelatine augefeuchtet hat. 
Legt man eine beschwerte Waare in 7i' isses 
Wasser, so löst sich in den meisten Fällen 
das Mineralpulver ab und bildet ein Sediment, 
das nun chemisch analysirt werden kann. 
Die mit J^)aryt gefärl)ten Proben, die mir zu 
Gebote stehen, zeigen das Beschworungs- 
pulver selbst roth gefärbt. 

Wird das Wasser abgedampft, so erhält 
man die auch etwa vorhandenen in Lösung 
cT-en^an Irenen Salze. . 

* 1. 1) Ii Mi a n n (Tomsk), Pharm. Z. /. Riisslamd 18S9, 
Nr, ly, fand CalendubihUithen mit Fuchsin g-efärbt. 
»Xledursladt, Arcuio der Pharm. 1687, S. 73. 



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— 85 — 

Beschwerten Safraxi erkennt man meist 

Kchoii mit freiein Auge ; di(^ Oberfläche der 
Fäden sieht rauh oder auch Rchiinerij;' und 
klebrig aiip, das Pa]>ier wird duroli den Klebe- 
stoff geteuchtei;, beziehungsweise gei«tt(t, 
was echter Safran Diemals vermag ; Moeller^ 
hebt mit Recht diese Eigenschaft hervor. 

Nebst der Bestimmung des Sediments 
wird man selbstverstftndlicb eine genaue 
Aschebostiramung machen. 

In einer Mon()<^iaphie über Safran von 
G. K u n t z wird der Asch e gehalt 
reinen Safrans auf nicht getrocknete Sub- 
stanz berechnet als zwischen 4*8 und 6'97o 
liegend angegeben. 

Die Asche reinen Safrans ist rein 
weiss, höchstens grauweiss^ die der Calen- 
dula intensiv grün (von dem Mangangehalt), 
die des Saflors roth braun gefärbt 

Aschegeluilt iiud Löslichkeit der Asche 
in Wasser und Salzsaure gibt folgende Tabelle 
(K u n t 7 cl .'in ! 




Calen- 
dula 
(Asche- 
gehalt 



Saflor 

(Asche- 

f^ehalt 



Tu Wasser lösliche Ii 

ßestandtheile . . 59*007q 
InSalzsänrelöslielie ' 

ßestandtheile .... 28-597o 
Unlöslicher Rfick-!j 



51- 50% 

24 • oi>^7o 



33 -280/0 



Stand ;j 12-40% ; 23*800/o j 22*^\% 



Ii !l 

» M o e 1 1 0 r, n ah vcyklopüdu, VI IL, S. 6*^3, und (lerselbo 
Autor in W e i d i n £ o r*8 Waarmltxikon (herausgeKeben von 
T. F. Hanansek), 8. 688. 

' Chtm. - pharmak'igit. Sfiulit-u iibtr äU Safran»Scrtm 
liatuieis, Dissertation. Erlangen 1880. 



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— 86 - 



Es sind also bei den Surrogaten die 
in Wasser Ic^slichen Bestandtheile in ge- 
ringerer, der unlösliche Rückstand natur* 

gemäss in grösserer Menge vorhanden. 

Nach Kuntze sind auch die Aether- 
und Alkoholextractionen zu bestimmen. 
Aether löst bei einer Extractionsdauer von 
24—36 Stunden 3*5— 14-47o> Alkohol 46-8— 
52*4 7o* l^i® Bestandtheile der Asche (auf 
100 Theile Reinasche bezogen) der drei 
Drogen sind in folgender Zusammenstellung 
enthalten : 



o ® : 
t£ S < 

.si 1 

1, 1 


Saflor 


Safran 


3 • 95! 


6-14 


8*54 


8 -941 


4-91 


1-89 


j 31-29 


— ; 28-61 

— » 6-35 


1; Spur« 1 

■ 


\'4f 


' 8-35 


0-37 

1 
1 
1 


0*52 


1 

1 



In Wasser 
löslich 



H0SO4 

er 

K 

Na 



In Wasser unlöslich, in 
Salzsäure löslich H3PO4. 



Safran ist demnach nicht nur sehr 
kalireich, sondern enthält auch die grösste 
Menge Phosphorsäure; er ist dagegen arm 
an Chlor. 

Holmes (I. c.) gibt für Safran, der 

mit löslichen Nitraten beschwert ist, als 
Kennzeichen an, dass er auf dem Platin- 
blech wie Zündpapier entflammt, und dass 
seine Asche zusammenfliesst , während die 
des natürlichen Safrans die Gestalt der 
Narbe beibehält ; ausserdem ist der Wasser- 
gehalt höher (bis 15'137o)- 



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- 87 — 



3. Die Fälschung des Safrans 
mit ähnlichen oder ähnlich ge- 
machten Pflanzentheilen wird 
gegenwärtig in grossem Massstabe geübt. 
Safran in toto erscheint im Kleinhandel fast 
immer nur zu — ans echter Waare zu- 
sammengesetzt, das Uebrige besteht aus werth* 
losen Sun*ogaten, die von dem geübten Auge 
zumeist 8ofoi*t oder wenigstens nach dem 
Erweichen in Wasser als solche erkannt 
werden können ; denn kein einziges Safran- 
Surrogat (die wohl nur höchst selten vor- 
kommenden Narben von Crocus vcrnus, 
Intens ausgenommen) hat eine ausgesprochene 
Aehnlichkeit mit der echten Safrannarbe. 

^Angesichts der charakteristischen, von 

der aller Fälschungsmittel höchst verschie- 
denen Form der Safrannarben", sagt J. 
Mop 11er nicht gerade hr)fh"cli . aber sehr 
zuti'elfend und der Wahrln it entsprechend^ 
^müsste man sich wundern, dass der 
Safran thatsächlich so häufig ge- 
fälscht wird, hätte man nicht auf 
anderen Gebieten so vielfältige 
Beweise für die Indolenz der Co n- 
s u m e n t e n." 

In der Literatur finden sich zahlreiche 
Angaben über fremde PHanzentheilC; die zu 
Safran beigemischt gefunden worden sind; 
ich nenne die der Länge nach zer- 
schnittenen Blüthen des Granatbaumes, 
der Blüthen der spanischen Golddistel 
(Scülymus hispanicus) und der Pfingstrose 
(P a e 0 n i a ; nach J a n d o u s), die K n o b> 
lauch- und Schnit tl auch würzei- 
chen nach Gehe^; die Grasblätter (Bran* 

* UasukUhcricht, September 1S81. 

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— 88 — 



des), die Car ex-Halme (nach A. Meyer, 
1. c, xmd A. Vogl, Commentar^ S. 134), die 
Algenfädennach Kanoldt^ die Staub- 
f&den und Narben anderer Crocus-Arten, 
die Perigontheile des Safrans; alle diese 
Korper sind aber wohl nur vereinzelt und 
selten beobachtet worden ; hingegen sind die 
Blüthen der Calendula, der Saflor, 
die Wickenkeimlinge und die Mais- 
narben in der Gegenwart am häufigsten 
als Safransurrogate aufgefunden worden; 

Auch im gepulverten Safran 
wurden diese Körper nachgewiesen, ausser- 
dem noch Curcumapulver, rothes Sandel- 
Ii o Iz^ gcp. P i m e n t, Paprika u. A. 

Eine reichlich mit Safrangriffeln 
versetzte Waare erscheint zweifarbig, indem 
die Narben roth^ die Griffel gelb sind. 
Letztere wurden früher alsFeminell be- 
zeichnet und sollen sogar ein selbstständi^er 
Handelsgegenstand gewesen sein. Bei der 
gegenwärtig so vollkommen entwickelten 
Färbepraxis dürfte eine zweifäi'bisre Waare 
im Handel überhaupt nicht mehr vorkuramen. 

W^as jetzt als Feminell bezeichnet 
wird, besteht aus den künstlich roth 
gefärbten Blüthen der Singel- 
blume (Calendula oificinalis), dem billigsten 

und in Wien am häufigsten vorkommenden 
Safrans uriogat. Es ist schon makroskopisch 
nach dem Erweichen in Wasser leicht zu 
erkennen. 

Die Blüthen der Ringelblumen^ 
sind in Scheibenblüthen und R a n d- 
blüthen zu unterscheiden ; letztere bilden 

^ Cit. nach J. M o c 11 er, Mikroskopie, 8. 67. 
* Vergl. Moeller, Mikroskopie, 8. 66, uud T. P. 
Hanausek in Dammer*« Lextkon, 8. 794. 



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— 89 — 

das Safraii8un*ogat. Sie besitzen eine etwa 
2*5 cm lange orangegelbe zungenfbrmige 
Blnmenkrone (Fig. i,B)^ deren Zunge vier 

Rippen besitzt und in drei Ziihnchen endet ; 
der röhrenförmige Basistheil ist mit feinen 




Fig. 4. Ringelblnme, Calendula. (Nach T. F. 

Hanausek.) 

ep Oberhaut der Zungenblfithe, ha Haare, po Pollen- 
kom, /Farbstofftropfen. 

Häi'chen bedeckt, häutig hafteu der Krone 
dreiseitig rundliche, dreiporige und scharf- 
stachelige Pollenkörner (Fig. 4, po) an, die 
aus den Äntheren der frachtbaren trichter- 



— 90 — 

förmigen Seheibepblüthen stammen. Die an- 

fegebenen Eigenschaften lassen sicli mit der 
inpe feststellen ; die mikroskopiselie Ünter* 

sacnnng^ die für gepulverte Waare iinerläss- 
lich ist, lässt die Bestandtheile der Calendula- 
blüthen sicher erkennen. Als wichtigste 
Merkmale sind die Oberhautzellen 
und die Haare der basalen Partien zu 
bezeichnen. Die vorwiegond liingsgestreckten, 
theils rechteckigen^ theils rhombischen Ober- 
hautzellen (Fig 4, e p) besitzen eine durch 
eine feine^ aber nichtsdestoweniger sehr 
scharfe LängsstreifuDg ausgezeichnete Cuti- 
cula. Die Haare sind grosstentheils aus 
zwei Zellreihen zusammengesetzt (Fig. 4, h a), 
die Zellen sind meist leer, zerknittert, 
einzelne, zumal an der Spitze, führen einen 
krümmligen, gelblichen Inhalt. Die Oberhaut- 
zellen enthalten gelbe Massen, nach M o e 1 1 e r 
Oeltropfen, in denen der Farbsto£P gelöst 
ist (Fig. 4, /.) 

Der Saflor, die Blüthe von Car- 
t h a ni u s t i n c t o r i u s ( Fig. 1 , (7) wird 
auch heute noch als ein Far1)niaterial ver- . 
wendet. In der Handels waare ist der un- 
brauchbare, in Wasser lösliche gelbe Farb- 
stoff ausgewaschen : der rothe Farbstoff, als 
im Wasser unlöslich (Carthamin), bleibt 
zurück und bedingt die Verwendbarkeit 
des Saflors« Die einzelnen Blüthen sehen 
also schon ihrer Farbe wegen dem Safran 
ähnlich. In Wasser erweicht, kann mau 
ihren abweichenden Bau aber sofort er- 
kennen ; eine 2*5 cm Icann^e fadenfiirmige 
Blumenröhre spaltet sich in tilnf linienförmige, 
circa 0 6 cm lange Zähnchen, zwischen 
welchen die gelbe Antherenröhre und der 
Ghriffel hervorsieht. Die anhaftenden Pollen- 



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— 91 — 



körner (Fig. 5 III.; po) sind randlichi drei- 
porigy mit warziger (nicht stacheliger) Ober- 




IL 









i 




Fig. 5. Saflor. (Nach T. F. H a n a u s e k.j 
I. Gewebeelemente der Blumenkrone : ep Oberbaut 

mit Papillen pa, 9ch Schlänobe, g Spiroiden. 
IL Antberenröhre : ^ Oberbaut, p manerförmiges 

Parenchym. 
IIL Pollenkörner. 



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— 92 — 




fläche und messen in Wasser 50 — 70^« 
Auch die histologischen Eigenschaften geben 
guten AufscHuss. Die Oberhaut besitzt 

langgestreckte Zellen, die mitunter einen 
welleulinig verlaufenden Contour haben (Fig. 5 
IL, ep)j viele Zellen erstrecken sich zu koni- 
schen haarähnlichen Papillen (p a) und durch 
die Oberhaut schimmern undurchsichtige, 
circa 27 /* breite , braune Harzschläuche 
(Fig. 5; 8ch) durch. In Kalilauge erscheinen 
alle Zellen gl ichmässig gelbbraun, Tropfen- 
bildungen (wie bei Calendula) kommen 
nicht vor. Der Grriffel sieht am Narbenende 
fast zottig aus, indem die Zellen zu haar- 
artigen Papillen umgewandelt sind : die 
Antherenröhre zeigt langgestreckte, häufig 
porös verdickte Epidermiszellen (Fig. 5 II., 
ep*) und ein mauerförmiges, gelbbraunes un- 
durchsichtiges Parenchym. (Fig. 5 IL, p.) 

Ein modernes 
Fälschungsmittel 
des Safrans bilden 
die Wickenkeira- 
linge^, die mit Eosin 
und einem Azofarb- 
stoff gefärbt und mit 
Baryumsulfat be- 
schwert sind. Sie bil- 
den starre, grobe, 
braunrothe , ober- 

flächlich rauhe, 
gleichdieke Fäden, 
die, inWasser gelegt, 
dieses roth färben, 
das Bescliwerungs- 
pulver absetzen, und 




Fig. 6. 

Safransnrrogat: 
Wickenkeimlinge: 

A Stück mit linsenförmi- 
gem Köi-per (Keimblatt). 
B Endstück mit Blattbil- 
dungen (Plumula). Liipen- 
bilder. 



* Bielio meitte auslViIii-lichc Abliaiidhing lu Zeiüchr, 
/• N,'U* «. Hg, 1888» Nr. 2 und 3. 



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— 93 — 

nun als zarte orangerothe, mitunter mit einem 
Knoten versehene^ längsstreifige Fäden er- 
scheinen. (Fig. 6.) Die Knoten erweisen sich 

(wenn sie nicht locale Anhaufungen des Be- 
schwerungsmittels sind) als lieste der Cotyle- 




Fig. 7. 

Abstammung wie 6. : Querschnitt durch das Keim- 
blatt, p Oberhaut, p* Parencbvm, I Intercellular- 
räume, mi Stärkekdmer. 

donen (Fig. 6 A und 7), in denen noch Stärke- 
körner (Fig. 7 am) von dem bekannten Le- 
guminosentypus enthalten sind. Die Gewebe 
der Wicken keimlinge erlauben eine aus- 
reichende Determinii*ung; die aus lang- 



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— 94 — 



gestreckten Oberhaiitzellen gebildete Epider- 
mis (Fig. 8) besitzt längliche SpaltöfFnungen 
(Fig 8, sp) j keulige Drüsen (Fig. 8, d) 
und einzellige gerade Haare (Fig. 8, h) ; 
das Grundgewebe führt lange, fast schlauch- 
artige Parenchymzellen (Fig. 9), das central 




sp 




Fig. 8. 

Abstammung wie r>. : Oberhaut : E Epidermiszellen, 
sp Spaltöffnungen, d Oberhautdrüsen, /* einzelliges 
spitzes Haar, h' Insertionsstelle eines abgefallenen 

Haares. 

gelegene Gefassbündel, Ring-, Spiral- und 
Tüpfelgefässe (Fig. 10); isolirto Bastbündel 
sind von Krystallkaramfaser Zeilen (mit 
grossen Einzelkrystallen von Kalkoxalat) 



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— 95 — 



begleitet (Fig. U). Querschnitte der Fäden 
zeigen einen sehr unregelmässigen Contour 





TB t r 

Fig. 10. 

Abstammung wie 6. : 

Aus dem Gefassbündel 
des Fadens (Xylemtheil) 
r, 8 King- und Spiriil- 
gefässe, ty v Tüpfel- 
gefässe. 

m 



Fig. 9. 

Abstammung wie 6.: 
P schlaucbartige, faltige 
Parencliyro Zellen der 

rüden. 



irrf, 



B 

Fig. 11. 

Abstammung wie 6. : Ein 

sehr kleines, isolirt. Bast- 
biindel nahe der Spitze ; 
B Bastfasern, kv Oxalat- 
krystalle in Krystall- 
kammerfaserzellen. 




und grosse Gewebelücken. (Fig. 12 1 und II 
und Fig. 13.) 



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I 



— 96 — 

Als neuestes Fälschungsmittel des 
Safrans (in toto) sind die Maisnarben 




Fig. 12. 

Abstammun'^ wie ß.: Qnersclinitt der Fäden in circa 
lOOfaeher Veri^rüsserunj,^ lialbschematisch: I. Quer- 
schnitt mit kleinen, II. mit sehr f^rossen Lücken, 
B isolirtes J^astbUndel ( ver*?!. Fig. 1 1;, PParencliym, 
i Lücken, centrales Gefässbündel (vergl. Fig. 10). 

(Maisgriffel von Zea Mais) zu bezeichnen, 
die entsprechend gefärbt mit dem vorher 



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— 97 



beschriebenen Surrogat, grosse Aehnlichkeit 
besitzen. Auch sie sind durch die mikro- 
skopische UutersuchuDg leicht zu erkennen. 




Fig. 13. 



xVbbtaiüiuunjj wie 6. : Quersclmitt eines Surrogat- 
fadens in 40ümaliger \>rgrö3serung : Ji) Epidermis, 
d Oberhantdrttsen, «i> Spaltöffnang, B isolirtes-sub- 
epidermoidalesBastbttndel, PParencbym, i Lücken, 
X Holztbeil des centralen GefässbUndels, Fh Bast- 
tbeil desselben mit Bastf^iseiii und cambialer 

Partie C. 

Ich lasse hier eine Beschreibung derselben 

von A. VogP folgen: „Unter der Lupe er- 

* Commmtar xur akbenten Atugah« der M«rr, PharmaecpOe II., 
6. 116. 

7 



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— 93 — 



scheint jeder Griffel flachgedrückt mit 
etwas eingesunkeuen Breit- luid abgerundeten 
Schmalseiten, an der Oberfläche, besonders 
im oberen Theile, mit circa 0'4 bis 0 8 mm 
langen^ schief aufgerichteten Zotten besetzt 
Von einer einfachen^ aus axial gestreckten^ 
schmalen glattwandigen^ nach Aussen stärker 
verdickten und etwas gewölbten Zellen ge* 
bildeten Oberhaut umgeben, liegt ein 
ziemlich ^ieicliförmiges Gewebe aus axial 
langgestreckten (0*S mm), am Querschnitte 
geriindeteu (circa 28 a), dünnwandigen farb- 
losen Zellen mit horizontalen oder wenig 
geneigten Querwänden. In diesem Grund- 
gewebe verlaufen zwei den Schmalseiten 
sehr genäherte^ am Querschnitte fast kreis- 
runde, aus wenigen engen Spiralgefslssen 
und reichlichem, sehr engzelligem Carabi- 
form zusammengesetzte Gefässbündel. Die 
Zotten sind vielzellig, etwa schief pyramidal 
und stumpf gezahnt durch vorspringende 
Zellenden. Der Inhalt der Epidermiszellen 
färbt sich mit Kalilauge gelb bis bi'aungelb ; 
(Jhlorzinkjod bewirkt unmittelbare Blau- 
färbung slimmtlicher Zellmembranen (auch 
der Zotten) bis auf die Cuticularschichten 
der Epidermis und die Cuticula." Die Mais- 
narben enthalten bekanntlich eine faihlose 
krystalhsirbare Säure und ein gelbes fettes 
üel, nebst Zucker, Harz etc. 

Die beigefügte Fig. 14 zeigt die aus 
stark axial gestreckten Zellen gebildete 
Oberhaut {ep), welcher die stumpf ge- 
zahnten Zotten au&itzen; die Länge der- 
selbe ist sehi* verschieden, man kann im 
Allgemeinen lange vielzellige (z) und kurze, 
nur aus 3 — 4 Zellen zusammengesetzte 
Trichome unterscheiden. An dem trockenen 



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— 99 — 



M a i s r i f f e 1 ' Mais- 
narbeo . Kia Stück der 
Oberhaut c?> in der T.änsrs- 
arisicht, Z eine grosse 
Pyramidenzotte , « efn 
kurze Zotte. 




Fig. 14 (Origioal). 

7* 



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— 100 — 

Objecte ist die Art der Insertion dieser 
Trichome nur sehr unvollkommen zu be- 
obachten. Als Leitelemente spielen 
diese Zotten behufs Dcterminirung der 
Maisnarben die erste Rolle, 



t 




Fig. 15 (Original). 

Schui ttlaucli Wurzel ^Alliiim schoenoprasuin) 
Partie eiiins über das Oentrum binaiisgehenden 
QuerschuiLies : ep Oberhaut, bei i Ausatzstelle 
eines Warzelbaares, ,qr parenchymatisches Grund- 
gewebe mit Intercelialaren, Q einziges axial ge- 
legenes Gefässbündel mit dem centralen grossen 
Gefäss nnd den viel kleineren Spiroiden np. 

Zur Erkennung der Schnittlauch- 
wür zeichen (A lliuin schoenoprasum) eignet 
sich am besten der Querschnitt der- 



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— 101 — 



selben. Einen solchen zeigt Fig. 15. Der 
Querschnitt erscheint nahezu kreisrund, in 
der Mitte desselben liegt e i n einziges 
concentrischcs äefässbündel^ dessen Gefäss- 
theil im Centrum ein grosses Tüpfelgefäss 
(a) und mehrere das letztere umgebende 
viel kleinere Spiralgefässe (sp) besitzt. Das 
Fehlen von isolirten Bastbündeln, sowie der 
Oxalatkrystalle lässt dieses Surrogat von 
den Wickenkeimlingen auf das 13estiiniiire.^u- 
unterscheiden. Das von der Oberhaut ge- 
deckte Grundgewebe ist in der ersten 
peripherisch en Schichte meist aus düuu> 
wandigen Parenchymzellen (Fig. 1 5, gr') ge- 
bildet ; die folgenden Schichten zeigen häufig 
einen coUenchymatischen Charakter {gr), 
wie wohl auch Intercellularen auftreten. In 
der Längsansicht (Fig. 1 6) erscheinen 
die Oberhautzellen axial stark gestreckt 
(Fig. 16, eingestreut finden sich kurze 

Wurzelhaare (t/j); die Pareuehymzellen des 
Grundgewebes sind ebenfalls axial gestreckt, 
136—260 lang, 30—50 // breit (Fig. 16, ^r, 
und Fig. 15, gr\ in ziemlich lockerem Ver- 
bände* Der Durchmesser des grossen cen- 
tralen Tüpfelgefesses (Fig. 15 und 16, a) 
misst 27 — 40 der der schmalen Spiroiden 
{s p) 14 — \1 u. Aus dem Fehlen specihscli 
cbarakterisirter Leitelemente ist zu ersehen, 
dass für dieses SuiTOgat hauptsächlieh die 
Anordnung der Gewebe diagnostisch werth- 
voll ist, wie sie sich aus dem Querschnitte 
des Surrogates ergibt. 

Hingigen sind die aus den Stengeln 
und Blättern riedgrasartiger nianzen 

* Vergl. 1> 0 B a r y, Vcgdationsorgane. 8. 362. Die Wurzeln 
der Kiichenzwiobcl (AUium cepa) besitsen radial gebaute 
Gefässbündel. (De Bary, 1. b. 371.) 

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— 102 — 

bestehenden Sorrogatftden des Safrans un- 
schwer an dem charakteristisch gebauten 




S c h n i 1 1 1 a u c h w u r z e 1. T.ängsansicht der 
Oberhaut ep mit einem VVurzelliaar n?, gr (Jniiid- 
gewebe, G Partie aus dem Gefiissbiiiidel, a grosses, 
centrales Tüpfelgefäss, sp Spiroiden. 



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t03 — 



Oberhautgewebe zu erkennen. Zweifelsohne 

können hiezii nur Cyperaceen mit schmalen^ 
fadlichen Blättern verweinlet werden, wie 
z. B. C a r e X a 1 b a. Fast alle C a r e x- 
Blätter sind ausgezeiclmet durch die rand- 
ständigen, starren, spitzen, nach einer Seite 
gerichteten Borsten (Fig. l); die Epi- 




Fig. 17 (Original). 

Oberhaut des Blattes einer Gare x-Art (Carex 
all)a\ / T^nridborsten, e]> 0)>erhautzellen, st .Spalt- 
ölfuungeu mit den Spaltöttniingszellen *p und den 

Nebenzellen n. 

dermis ist aus langgestreckten Zellen ge- 
bildet, deren Längsränder einen wellenförmi- 
gen Verlauf zeigen, während die Querwände 
meist gerade sind. (Fig. 17, ep.) Ferner 



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— 104 



sind die schmalen eigenthümlich »gebauten 
Spaltöffnungsapp arate (Fig. 17,8t) 
für die Diagnose brauchbar. Die Spalt- 
öffnungen bestellen aiis zwei sehr scmnalen 

Zellen (Fig. 17, sp), deren jede bis auf zwei 
kleine polarsüindige, also nicht zusammen- 
hängende Luminapartien vollständig ver- 
dickt ist; sie werden von zwei ebenso 
pchmalen, etwas halbmondförmig gekrümmten 
Nebenzellen (Fig. 17, v) umgürtet; die 
Spaltöffnungen liegen in Längsreihen« Das 
durch die Oberhaut schimmernde Blatt- 
mesophyll besteht aus kleinzelligem, 
chlorophyllhaltigein, lückenreichem Paren- 
chym, die Gefässbündel fühi'en reichlich 
Bastfasern. 



A 




Fig. 18 A. 



Gewebe der C u r c u m a , G i 1 b w u r z (nach J. 
M o e 1 1 e r). A. Querschnitt aus der Rinde des 
Wurzelstockes, K Kork, p Parencliyni mit Kleister- 
ballen gefüllt, h eine Uelzelle, g einige schief durch- 
scliDitteue Gefässröliren. 

Im gepulverten Safran finden 
sich nebst den schon angeftihrten chemischen 
und vegetabilischen Körpern noch mancherlei 



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— 105 — 



pulverige Substanzen^ deren DetermtniruDg 

dem f]feübten Untersucher wohl zumeist ge- 
lingen wird. Eine solche ißt beispielsweise 
das C u r c u ra a p u 1 V e r, dessen Gewebe- 
partikel und Inhaltskorper im Mikroskope 
erkannt werden können. Auffällig ist die 
Korkschichte (Fig. 18, ^ und B) und der 
meist formlose Inhalt der Parenchjmzellen 
(Fig. 18; A, p), der mit Jod sich tiefblau Okrhi 
xmd verkleisterte 
Stärke darstellt ; ^ 
durch den Cur- 
cumafarbstoff (Cur- 
cumin) sind sowohl 
diese als auch die 
Zellwändc gelb ge- 
färbt und das Cur- 
cumin gibt Gelegen- 
heit, auch chemisch 
die Anwesenheit der 
Curcuma im Safran- 
pulver nachzuwei- 
sen, wozu B i c t s c h 
und C 0 r e i 1 (1. c.) 
folgendes Verfahren 
empfehlen : Man 
übergiesst ein auf Filtrirpapier gebrachtes 
Häufchen des Pulvers mit Chloroform oder 
Aether und bringt auf den dadurch ent- 
standenen gelblichen Fleck nach Verdunsten 
der Lösungsflüssigkeit etwas Borax und 
Salzsäure; der Fleck wird sofort braanroth 
gefärbt; wenn Curcuma vorhanden ist^ bei 
reinem Safran bleibt er gelb. 

Vielfältig findet man im Sa&anpulver 
auch rothes Sandelholz. Die Elemente 
desselben^ Holzfasern, Gefässstilckc mit ge- 
tüpfelten Wänden^ das Plolzparenchjm mit 




Fig. 18 B. 

Kork in der Flächen- 
ansicht. 



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— t06 — 

den Ozalatkrystallen (Fi^. 19 I., IL); machen 
die Bestimmung dieses Surrogates leicht. 

Ebenso sind die Gewebebestandtheile 
<les Piments und des spanischen Pfeffers 
(Paprika) so charakteristisch, dass ihr Nach- 
weis keiner Schwierigkeit nnterliegt. Schon 
die Inhaltskörper dieser Droguen zeigen in 



Ii kr hp 




Fig. 19. 

rartikel aus gepulvertem, rothem Sandelholz. 

I. Gewebestttck in radialer Ansicht : m Marlcstrahl- 
zelten, U Holzfasern (Libriform), A^i Holzparenchym, 

A9* Oxalatkrystalle, g Gefässe. 

II. Gewebestück in tangentialer Ansicht, Bezeich- 

nung wie bei L 

ihren Löslichkeitsverhältnissen ein sehr 
verschiedenes Verhalten. Farbstoff 
des Safrans ist unlöslich in fettem Oel, 
löslich in Wasser; gerade umgekehrt veiv 
hält sich der Farbstoff des Paprikas^ und 
der Farbstoff des Saflors und aes Sandel- 



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— 107 — 



holzcs ipt weder in Wasser, noch in fettem 
Oele l^j^licli. Jn Kali- oder Natronlauore 
lösen sich die F'arbstofFe des Safrans und 
Saäors mit gelber Fiurbe; der Farbstoff des 
Sandelbolzes mit purpurrotbf der des Pa* 
prika mit gelbbrauner Farbe/ (J. Moeller.) 

S a f r a n m a 1 1 a ist A u r a n t i a g e I b, 
chemischer Safran das schon genannte 
IJinitrokresolkali. Unter derselben Be- 
zeichnung (auch „Safransurrogat'*) kam 
früher ein Product in den Handel, das nach 
Hager* aus 4Theilcn Weizenmehl, 2Theilen 
guten Safrans, 2 Theilen gepulverter Our« 
cuma^ 1 Theile gepulverten rothen Sandel-* 
holze s, Zimmt- und Pimentpulver und wahr- 
scheinlich auch Paprika zusammengesetzt 
war; diese Tnc-redienzien wurden mit Wasser 
und Weingeist zu einem Teig gcrüiirt, zu 
Kuchen ausgewalzt^ getrocknet und schliess- 
lich gepulvert. 

Das schon seit Sebastian Brant's 
„Narrenschiff^ bekannte Fälschungsmittel; die 
Fleischf aser, ist in neuer Zeit nicht 
beobachtet worden ; nur Cotta rdot in 
Gran will Fleischfasern im Safiau gefunden 
haben ; wie er es aber nachzuweisen verstand, 
dass die Fasern von S c h w i n e f 1 e i s c h 
herrühren, ist leider nicht angegeben ; die 
quergestreiften Muskelfasern unserer Haus- 
tiiiere sind bekanntlich mikroskopisch von 
einander nicht zu unterscheiden. 

Im Cäplande^ benützt man an Stelle des 
echten Safrans die ähnlich riechenden und 
wahrscheinlich denselben Farbstoff enthalten- 
den getrockneten Blüthen eines Scrophularia- 
ceenstrauches; Lyperia crocea Eckt. 

* Erg^änzung^band, S. 376. 

* A. V 0 g 1, C&mmentar, S. 134» 

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(Lyperia atropurpurea Benth.), deren schief- 
röhrige mit fünfflpaltigem flachen Saume ver* 

seheue Blumcnkroue grosse blasige Haut- 
drüsen besitzt. Die ßchwurzbrauncii Bliithen 
färben das Wasser rasch tiefgelb bis gelbbraun. 

Die reichhaltige Literatur ttber Ver- 
fälschungen des Safrans vollständig wieder- 
zugeben, ist schon mit Rtlcksicht auf den 
Raum nicht gut möglich. Doch war ich 

bemüht; tlvu wichtigsten Erscheinungen auf 
diesem Gebiete gerecht zu werden und dem 
Bilde, welelies die Surrogatindustrie eines 
einzigen (Jewürzes umtasst, eine solche voll- 
ständige Ausführung zu verleihen , dass 
es dem Forscher und dem Laien zugleich 
das bietet, was der eine oder der andere 
billigerweise verlangen kann. Es sei mir 
nun noch gestattet, einige allgemeine Be- 
merkungen Jai'ciu zu knüpfen, deren Inhalt 
meinem Aufsatze „Verfälschungen" in der 
Bealencyklopädif^ entnommen ist, und denen 
ich auch in dem Congresse der Nahrungs- 
mittel-Chemiker und -Mikroskopiker^ Aus- 
druck verliehen habe. 

„Alle Qebiete des menschlichen Ver- 
kehres, sowohl geistigen wie materiellen 
Inhaltes, unterliegen absichtlichen und zu- 
fälligen Täuschungen, von denen jene als 
besonders bemerk enswerth hervorgehoben 
werden .solh'.n, i ie von dem Sprachgebrauche 
als „Verfälschungen" bezeichnet werden, 
denn diese haben eine wahrlich universelle 
Verbreitung e)*langt, sie sind so alt, als es 
einen Verkehr der Menschen untereinander, 
einen Handel gibt, sie sind nicht gebunden 
an Stamm, Nation oder Land, nicht an 

» Realennßlopudie, Bd. X, S. 27^ ff. 

» ßeridd utui steuogr. Protokoll t'tc l&^l, 8. 8 und 9. 

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Cultur, Civilisation oder Ursprttnglichkeit^ 
allen Zeiten und allen Völkern ist die 

UebcTvortheilung nicht fremd gebliebüii ; mit 
dcjn „Tauschen" ist auch das „Tcänschcn" 
Hand in Hand creg^augen, und v.ie die 
wissenscliattUcbeu ii^rkenntnisse in der 
Gegenwart auf ungeahnte Höhen fort- 
geschritten sind, so hat auch die Technik 
der fälschenden; täuschenden Operationen 
eine staunenswerthe Ausbildung erlangt. 
Auf dieser Entwicklung fusst dann auch 
selbstverständlich eine ausserordentliche Ver- 
vielfältigung der VerfälstchnuLcen, und be- 
rücksichtigt man die mannigfachen, theils 
lauteren, theils schon einigerniassen bedenk- 
liehen Praktiken, die eine Veredlung, Ver- 
besserung oder Vermehrung des Handels- 
productes bezwecken, so leuchtet ein, dass 
die Grenzen zwischen den noch zu gestatten- 
den Veränderungen ur\d den unerlaubten 
Substitutionen u. A. verwischt werden und 
die präcise Definition, die eine gesetzliche 
Handhabe bietet, sehr erschweren." 

Um nun die Schwierigkeiten bei der 
Beurtheilung der Fälschungen einigcrmassen 
zu beheben, dürfte es sich empfehlen, 

Kategorien^ aufzustellen, die etwa 
folgendermassen zu charakterisiren wären : 
Erste Kategorie: Verwendung giftiger 
Stoße zu Nahrun gs- und (jrenii.ssmitteln, 
überhaupt zu jenen Artikeln, welche einen 
directen Einfluss auf das menschliche Leben 
ausüben. Z weite Kategorie: Theilweise 
ex'folgter oder vollständiger Ersatz durch — 
für den betreffenden Zweck — werthlose 



* Die .insführliphon Bcgründnogfen siehe in dem er- 
erwähnti:n Aufsätze Note 43, ferner niu^h isi Z'^Hyrhr. f. A'.-T. 
u. Ug, 1690, Mr. 3; Zur NaUrungs- uud Ucnuissmittclkimdä. 




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Körper. Dritte Kategorie: Theilweise 
erfolgter oder vollständiger Ersatz durch 
Stoffe desselben Charakters (derselben Ab- 
stammung), aber von qualitativ und quanti- 
tativ geringerem Werthe. 

Die weitaus meisten Safranfälschungen 
gehören der zweiten KatetT^orie an, sie ge- 
schehen ja doch nur mit iStoti'en, die das Safran- 
Gewürz ganz und gar nicht ersetzen können, 
wenn von der Farbwirkung abgesehen wird. 

Der extrahirte Safran, sowie der im 
Allhange angeführte C a p s a f r a n würde 
( wenn letzterei- liei uns als t?eliter Safr^m zum 
Verkaufe käme) der dritten V^erfälschuugs- 
kategorie zugezählt werden müssen. 



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