Geschichte
des Safrans
(Crocus
sativus L. var
culta ...
Ernst Moriz
Kronfeld, Thomas
Franz ...
Chsniioal Übwy
Geschichte des Safrans
(Cmns satim L rar. culta aatBonaUs)
und seiner Cultur in Europa.
Von s
s
Dr. Phü. M. KßONFELD
♦
Vfrfftssf'r der «Monn[rrrij,!nc <1fr Gattuntr TyjplitL", .lor ..Hlütcnformeln" rtr..
liefeitzcr der fcilbcruen Medaille vou der Berliner Uartcnbau>Au88tuUang 1890,
de« AnerkeQQuiig!>-Diplouiit tou der Wiener laud- and forttwirtlwchaft-
llebra AttMtellvnK ete
NebBt '
' ULßlCH rETKAK'S Auleitung zum Safraubau
und einem Anhanfp:
Die äairanfälschuQgen
von Dr. T. F. HANAUSEK, Ic. k. Professor.
Mü 1 Tafel und 19 Textabbildungen»
WIEN 1892.
Verlag voo MOKITZ P£KL£S (I., Seiicrgasse 4).
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CNGU * SONN» K. »NO R. NBr-tUCHDIUCKlBU UNO N0F-LITH06MriE IN mUL
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VORWORT.
Ich übergebe hiemit eine botanisch - coltiir»
historipche Studie über den Safran der Oeffentlieh-
koit. Im ITohenlied und Iloinor vorkommend,
spirlt dprf<elbe seit doiii grauen Alterthuino eine "wich-
tige Kelle. Es \var daher anziehend, seinen Schick-
salen uachzugelieu und zu zeigen, ein wie wesent-
liches Capitel in dem noch ungeschriebenen Buche
nDie Pflanze and der Menseh** gerade unser Gewfirx,
Arznei- und iiSIU'beniittel ausmacbt. ^
Die unmittelbare Anregung, dem Gegenstände
nachzugehen, erhielt ich durch den traurigen Nieder-
gang' des SatVaiiV^niif'fl in Niederöeterreich, im Mittel-
alter der gefeiertsten < u! tu r statte! Material wuchs
allmälig so an, da.ss es sich seiltst zu dem vor-
liegenden Büchlein abrundete. Ulrich Petrak's
ehrwürdige Anleitung zum Safranbau wiederzugeben,
empfahl sieh ron selbst. Herr Prof. Dr. T. F. H a-
nausek hatte endlich die Freundlichkeit, ffir nein
Büchlein eine umfassende Darstellung der Safran-
Fälschungen auszuarbeiten.
Diesem Gelehrten, wie auch Herrn Dr. Hans
H e p- e r , Herausg-ober der „Phartnaceutipclipn Post"
und der „Zeitschrift für Nahruu<z:smittel-Unier»uchung,
Hygiene und Waarenkunde"^, welcher für die illu-
strative Ausstattung Opfer brachte, bin ich zu Dank
verpflichtet
W i e n , am 1. Mai 1892.
1*
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INHALT.
Seite
t. Der Safran-Crocus 7
2. Der Crocus bei den Aegyptern und Juden . 10
3. Der Croeas bei den Griechen und Bömem . 14
4. Der Crocus in althochdeutscher Zeit .... 25
5. Der Safran von 1100 bis bente (Italien,
Spanien, Frankreich, England, Schweiz,
Deutschland, Oesterreich) (mit einer Text-
abbildung) 31
t>. Petrak'ä Anleitung zum Safranbau (mit einer
Tafel) &2
7. Die Safranfalschungen von Dr. T. F. Ha-
nansek (mit 18 Textabbildungen) 6$
Geschichte des Safrans und seiner Cultur in
Europa.
Von Dr. If . Kroafeli.
I. Der 8afraii*Croeu8.
Unter Safran verstellt man bekannt-
lich die getrockneten, als Ge würz, F;'irbe- und
Arzneimittel verwendeten Blüthen - Xarl)en
der Sairanpflanze. Diese ist im Orient zu
HauBe, wird in Kaschmir und Kleinasien
ausgedehnt gebaut, seit der Römerherrschaft
aber auch in Italien^ seit der Araberherr-
schaft in Spanien und seit den Ereuzzügen
im südlichen Deutschland, sowie in Nieder-
österreich.
Man bezeichnete bisher diese echte
Safranplianze als Crocus sativus L. C h a-
pellier aber hält den gebauten Safran
für einen in der Zucht entstandenen Bastard.
Auch George Maw, dem wir das schönste
und neueste Werk über die Gattung Crocus
verdanken^ — es ist so kostbar, dass nur
die wenigsten ])ibliotheken über dasselbe
verfügen — tliiit eingehend dar, dass der
S a f r a n - C r o eil s ni i t ("^ r o c u s s a t i v u s
L. nicht identisch ist. Maw stützt
diese Ansicht wesentlich auf folgende drei
Thatsachen: 1. Die wilden Crocus -Arten
haben ein weit eingeengteres und kleineres
Verbreitungsgebiet als der Safran * Crocus,
welcher von England bis China gebaut wird.
2. Während der wilde Crocus so sehr ab-
^George M n w , .4 Monograph of the gmu9
Crom.?. London Dem Prachtwfrke ipt ein
Aiiliaiip: b<«.ipopebou, "wolcbf^r cino pfclobrte Abhaud-
luTijif Über die \Vr rt^r „Safran" und „Crociia** von
C. C. Lacaita enthält.
j
ändert; dass die einzelnen von Maw als
Spielarten (Varietäten) aufgefassten Formen
▼on verschiedenen Autoren fllr selbständige
Arten gehalten wurden , ist der Safran-
(^rocus in seinem ganzen grossen Anbau-
gebiete iiussei st i)eständig. 3. Ist der Safrau-
Crocus immer unfruchtbar und muss auf
vegetativem Wege — durch die Knollen ver-
mehrt werden. Diese gewichtigen Gründe
veranlassen Maw; den gebauten Safran-
Crocus für eine eigene üultorform anzusehen,
welche wahrscheinlich aus der Ki'euzung
wilder Formen des Crocus sativus L. hervor-
gegangen ist. Aus v(u-Rchiedenen Gründen
empfiehlt es sich, für deu Satran-Croeus einen
eigenen lateinischen Kamen zu gebrauchen.
Beim Zurückgehen auf die Literatur findet
man, dass schon L i n n ^ ^ den gebauten, im
Herbste blühenden Safran-Crocus als eigene
Varietät hinstellte. Der Safran-Crocus heisst
in der zweiten Ausgabe des Linne'schen
Systems, I., ]>. 50 : C r o c u s sativus v a r. «
a u t u m n a 1 i s. An dieser Bezeichnung isullte,
um weitere Verirrungen zu meiden, festgehal-
ten werden. M a w führt in seinem Werke fünf
wild vorkommende Varietäten des Crocus sati-
vus an, die er fortlaufend numerii*t, nämlich :
var. 1 Orsinii, var. 2 Cartwrightianus, var. 3
Haussknechtii^ var. 4 Elwesii, var. 5 Pallasii.
Diesen wilden Varietäten gegenüber ist unsere
Varietät autumnalis als cultivirt zu unter-
scheiden. Der 6a£rau - Crocus hat also zu
^ Synoii^'ina siud hiofür : Crocus officinalis a
autumnalis L. Sp. c. Murr. I., 83, Pers. Syn. T., 4 l ;
Crocus sativus C. B. P., 65 ; Crocus sativus var. et
autumnalis Allion. Ped., L, p. 84, Woodv. Med. Bot.,
tw 17, 6; Crocus sativus Berg Schmidt. Off. Gew. I.,
Tab, I d.
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— 9 —
heissen: Crocus sativus L. var« culta
autumnalis.
Die Grattung Crocus zählt mehr aU
60 Arten, welche vom Mittelmeergebiete aus-
strahlen. Es gibt darunter Frühlings- uud
Herbstblüthler, dann Arten mitweisser^ gelber,
orange, lila, violetter und blauer Blüthenfarbe.
Der Safran-Crocus hat immer
blass violette, dunkler gestreifte
Blumen, die wohl von Manchen
auch als blau bezeichnet werden.
Gerade an den Stätten griechischer und
römischer Cultur kommen wilde Crocus-Arten
vor (Griechenland; Kleinasien, Italien). Da
die Nachrichten, welche weit in die vor-
chrisiliche Zeit znrttckreichen, vom xqoxos
(griechisch) oder crocus (latein) ohne jede
nähere Bezeichnung sprechen, ist derzeit
die Bestimmung, ob es sich bei di u Alten
um den echten Safran-Crocus oder um eine
wilde Art handle, kaum mehr möglich. Mit
Bestimmtheit können wir nur den Crocus
vom Berge Tmolus, der bei Vergil (1. IftndL
Ged.) vorkommt als Crocus sativus L. var. 4 -
Elwesii Maw deuten, da eben die be-
zeichnete Varietät an der gedachten Stelle
vorkommt.^ Wenn also im folgenden Capitel
auf den Crocus hei den Alten eingegangen
wird, so kann damit eine bestimmte Crocus-
Art nur in ausnahm s weisen Fällen gemeint
sein. Von Wichtigkeit ist aber, dass wilde
Crocus-Arten in violetter, gelber und weisser
Farbe vorkommen. Manche Schwierigkeit,
die sich bisher den Commentatoren der alten
Schriftsteller er<!:ab, lasst sich durch Fest-,
haltung dieses Momentes beseitigen.
^ M a w , a. a. O.f p. 1 09.
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— 10 —
2. Der Crocus bei den Aegyptern und Juden.
Auf einer seiner ägyptischen Fahrten
entdeckte Georff Ubers im Winter 1872 .
bis 1873 einen sehr merkwürdigen Papyrus.
Den Inhalt desselben theilte er in einem
grossen zweibändigen Werke mit, welches
J 875 zu Leipzif,^ erschien. Wir haben in
diesem merkwürdigen Papyros Ebers das
älteste Buch tiber Ileilkmide vor uns, ein
medicinisches Corapendium oder Sammel-
werk; da? spätestens um 1550 vor Christi
Geburt niedergeschrieben ist, das aber in
seinen einzelnen Theilen verschiedenen mehr
oder weniger älteren Zeitepochen angehört.
Die ehrwürdige Papyrusrolle enthält Vor-
schreibungen, Recepte zur ßehandbiiig alier
möglichen innerlichen uud äusseren Krank-
heiten. Dies angedeutet;, liegt der ausser-
ordentliche Werth des Papyros Ebers für
die Geschichte der Medicin auf der Hand«
Es war daher ein glücklicher Gedanke^ dass
der Berliner Arzt Dr. H. Joachim eine
mit den nöthigen Erlänteiningen versehene,
* allgemein beniitzbare Ausgabe des ältesten
Arzneibuches veranstaltete.^
In diesem Papyrus finden wir nicht
weniger als dreissig Recepte, welche den
Crocus als Bestandtbeil auf^^eisen. Diese
Vorschriften empfehlen sich von selbst der
Beachtung; sehen wir doch in denselben
die Anfänge der medicinischen Crocus-Au-
wenduiig. Hellas liolte sieh seine ärzt-
liche Bildung von Aegypten. Die griechiseben
Aerzte des Alterthums brachten es zu hohem
1 IT. Joachim, Papyros Ehenf. Dan Sltcste
Bnch iilior 1 [oilknTidp. Aus dem Aofxyptischeu 2um
erstenmale vollständig übersetzt. Berlin 1890.
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I
— 11 —
Rtilitiie. Sie trugen gewiss zur Bekannt-
macliung der medicinischen Kräfte bei^
welche schon der Papyros Ebers dem Crocus
zuschreibt. Aus den dreissig von Joachim
mitgetheilten Recepten, die sich meist durch
vielerlei Bestandtheile auszeichnen — Vor-
läufer des famosen Theriak oder Mithridat!
— mögen einige herausgegriffen sein. Gegen
die uha-Erankheit (Verstopfung) wird unier
Anderem verordnet : mäke-Kom vom nehe-
PlatZ; Leinsanien (?), Cr ocus, sesqa-l'llanze,
Beeren von der abu-Pflanze, Kümmel,
Wachs, Ool, Baumöl, Milch. . . . neun Tage
damit aufstreichcn.^ Die ägyptische Bleich-
sucht auszutreiben^ muss man^ gleiche
Theile: Jehui-Frucht, Crocus, Frucht von
Terpentin-Pistaoie, ut'äit-Frucht, sdsä^Stttcke
zermahlen^ zerreiben umd vom Patienten mit
Honig einnehmen lassen.^ In dem Recepte:
Crocus in kühlem Wasser zerstossen, der
Person auf ihren Auofcnrand thun, um sie
sofort gesund zu machen-' — zeigt sich die
erste Anwendung des Crocus in der Augen-
heilkunde, einem Zweige deir praktischen
Medicin, welcher sich bis zur Stunde des
Safrans nicht begeben hat. Auch einzelne
Theile der Crocus-Pflanze werden verordnet,
so „Beeren" oder „Samen". Merkwürdig
ist, dass der Fapyros Ebers z w e i Crocus-
Sort en kennt: eine des Nordens oder des
Üelta und eine des Südens oder „des
Berges". Erstere Sorte wird in denKecepten
S. 55; 57; 144 verlangt, letztere im Recept
S. 67. Beide Crocus-Sorten — eine Zusammen-
1 J o a e h i m , a. a. O., S. 23.
s Ebenda, S. 38.
3 Ebenda, S. 88.
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— 12 —
Stellung mit welcher man besonders wirken
wollte — haben die Recepte S. 50^ 69^ 144.
Schon im ältesten nnd berühmtesten
Liebesge dichte der jüdischen Literatur, dem
Hohen Liede, dessen Abfassung um das
Jahr 800 vor Christi o^eschah, wird der
Safran erwähnt j und dies in bedeutungs-
vollem Zusammenhange. Zum Vergleiche
mit der Geliebten wird das Schönste und
Köstlichste herangezogen^ was der Erd-
kreis bietet Die Geliebte wird mit einem
heiTÜchen Garten verglichen, in welchem
.... Xarden mit S a f r a u^ Oassien und Zimmt,
mit allen Baumen des Libanon, Myrrhen
und Aloe. ... zu linden sind.*
Die althebräische Bezeichnung füi* Safran,
die wir an der erwähnten Stelle finden,
lautet = karkom. Wie Sa&an selbst
eine Gurbe des Orients ist, so auch diese
Bezeichnung, welche Griechen und Römer
aufnahmen : »qSxo^ — crocus. Nach H e h n -
mag das karkom in anderen seniiti.-.chen
Dialekten, z. B. in der S))i'acli(' dw Cilicicr,
lautlich anders, doch wesentlich ahnlich ge-
lautet haben. In CUicien befand sich nämlich
das Vorgebirge xmqvxos, auf welchem in einer
Thalniederung der beste Safran wuchs. Dies
bezeugt der gi*iechische Geograph und Rei-
sende Strabo *^, dessen Wirken in das Ende
des- ersten vorchristlichen Jahrhunderts fällt.
Desgleichen hebt P 1 i n i u s auf dessen
grosse Naturgeschichte noch des Ocfteren wird
7urüekcr^ kommen werden, den Saüran vom
1 Hohes Lied, 4,14.
2 Hehn, Knllurpßanzen und Hauathiere. 3. Aufl.
Berlin 1877, S. 227.
3 Strabo, 14, 5, 5.
« Plinius, BMi, not., 21^ 17.
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— 13 —
»
Berge „Gyricus^ in Cilioien als den besten
hervor. Der Herleitung des giiechischen
xQ6ieos von einem semitischen Worte steht
eine weit gezwuugenere entgegen, welche
— wegen der fädigen Safrannarben — xooxog
vom griechischen xQoxrj nehmen will. In dem
gelehrten philologischen Anhange zu Maw's
Crocus - Mon ographie , welcher L a o a i t a
zum Verfasser hat, wird übrigens eingehend
erörtert, dass die Aufklärung des Wortes
x^6xoc noch manche weitere Schwierigkeit
hat. Dies ist wesentlich durch den Um-
stand verursacht, dass der Saflor (Carthamus
tinctorius) und die Gelb würz (Curciiraa)
in verschiedenen alten Sprachen Namen
führten, welche mit Crocus verwechselt
werden können. Auch Safior — dieser Name
ist offenbar aus Safran gebildet — ist eine *
alte Culturpflanze des Mittelmeergebietes
Curcuma ein altbertihmtes Färbemittel und
Gewürz. Satlor heisst im Sanskrit kusunibha,
im Griechischen xvrjxo^', lateinisch onicus;
Gelb würz im Sanski'it haridra, im Arabischen
kurkum^ im Spätgriechischen xovqxovu, im
Lateinischen Curcuma. Alle diese Bezeich*
nungen klingen an *e6ieog — crocus nahe an^
weiter sind Safran, Saflor und Gtelbwurz
Färbemittel. Beide Momente deuten darauf
hin, dass die drei verschiedenen Dinge mit-
einander verwechselt wurden und demnach
bei der Deutung alter Citate grosse Vor-
sicht vonuöthen ist.
Während die Sprachen Europas sich
von der Bezeichnung Crocus fast allgemein
befreiten und Safran aufnahmen^ ist die-
^ Verfälschungen dej käuflichen Safrans mit
Saflorblttthen gehören noch heute an den hXufigen.
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— 14 —
selbe für Asien massgebend geblieben. Dies
thut die folgende ZusammenstellungLacai ta's
dar. Safran heisst:
hebräisch — karköm^
chaldäisch — kurkam^ kurkämä^
syrisch — kürkama,
armenisch — kbekhriim,
arabisch — kurkuin,
persisch — kurkum, karkurfl^
karkam, kumkum^,
im Sanskrit — kunkuma,
hindostanisch — kunkum^ kumkum,
kaschmirisch — kong^
im Tamil — kunkumam.
3. Der Crocus bei den Griechen und Römern.
H 0 m e r ' s Hias und Odyssee, sowie die
übrigen homerischen Epen stammen ungefähr
aus derselben Zeitepoche, wie das Hohe Lied.
Des vSafraiis gescliielit nun mehrfach iu der
Ilias und den anderen den Homeriden zu-
geschriebenen Gesängen Erwähnung. Die
Odyssee entbehrt merkwürdigerweise sowohl
des 3(Q6xog, als des atti*ibutiven Eigenschafts-
wortes xouxomnlog — safrangewandig, welches
der Eos beigegeben erscheint. Auf diese
Tliatsache, welche aUein deutlich zeigt, dass
der Homer der Ilias und Odyssee kaum
eine Person gewesen, seien Philologen
hingewiesen.
Was zunächst die Tliade a9langt, so
tritt der Safran in Gesellschaft von Lotos
und Hyakinthos auf (14, 347—349). Zeus
und Here umarmen sich in trauter Liebe
auf Gargaros Höhe:
1 Doch 8«11 Schabran in der fichirwanar
Provinz PcrsiVnf« wiedenim von S n f r a n seinen
Namen haben, (ßüam des Oriente, BerUa 1., S. 29.)
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15
Unten nun spross die heilige KrcV aufgrünende
Kräuter,
Lotos mit thauiger Blum' und K r o kos sammt
Hyakintliod,
Dichtgedrängt und weich, die empor vom Boden
sie trugen.
Sonst bietet der Achilles-Sang xgoxog nur in
der Zusammensetzung xQoxdTtBnkog, d.i. safras-
gewandig, mit safranfarbigem Gewände, wie
schon bemerkt als Schmuckwort der Eos,
die wir doch auch nach der heutigen Vor-
stellung als „rosige Morgenröthe** ansprechen
möchten. Voss übersetzt au den vier im
Sinne habenden Stellen^: ^Eos im Safran-
gewand' Bei H e 8 i 0 d , desisen Wirken
in's achte vorchristliche Jahrhundert ver-
legt wird, ist die Flussnymphe Telesto
safrange wandig. Bei Ale man, einem grie*
chischen Dichter aus dem achten vor-
christlichen Jahrhundert, sind die Musen alle
2 Wie im 14. Gesanoje der Ilias
Safran den Teppich bilden hilft für die Gr)tter-
gt^nieinschaft, so ziert er auch sonst den Schau-
]:)latz der Götteraventiuren in den homerischen
Hymnen, Proserpina wii'd geraubt;
Rosen sich pflückend and E r o k o s und liehliche
Veilchen — «
Da Pan mit den Nymphen tlber die Fluren
zieht, lässt der Dichter abermals:
— Hyakinthos und K r o k o s
Duftend sich drängen und biuh'n in verworrener
Fülle der Gräser.«
Im (Jeres-IIymnus (1771) wird das flatternde
Haar der sclionen Töchter des Keleos mit
Krokos verglichen :
'Homer, Utas S, 1 ; 19, 1; 23, 227 ; 24» m,
» n eh I, , n 'X. O., 8. 226.
* H ü III u r , iiyinn. in üerer. 6, älinlicb 425.
« Homer, Byma. in Pan. 25.
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I
— lÖ —
— doch um die Schulter?!
Flatterte rings das Haar, der Blume des Krokos
vergleichbar.
Zwar ist Hehn geneigt, das Mädchenliaar
an dieser Stelle unmittelbar als „krokiis-
farben" anzusehen; aber diese Deutung
scheint mir widersinnig. Denn wer den
Safran im Freien blühen sah, wird bemerken,
dass die freien, nach aufwärts gerichteten
Blnmenzipfel im leisen Windhauche zittern
oder flattern. Welch' hohsche Zneammen-
Stellung dieser sanft bewegten Blumenkelche
mit flatterndem Msdchenbaar! Der niedcr-
österreicliische Volksmund nennt die IHume
der dem Safran nächstverwandten Schwert-
lilie , die das Flattern freilich noch aus-
geprägter hat, geradezu „Fledermaus^, und
eine der Deutungen für Flieder stützt sich
auf die flatternde Rispe. ^ Weil es sich im
Ceres -Hymnus ausdrücklieh um flatterndes
Haar handelt, liegt somit die Annahme nahe,
dass der Vergleich auf flatternde, d. i. im
Winde schaukelnde Crocus-Blumen hinzielt.
Lacaita^ betont allerdings, dass Griechen-
land und Kleinasien gelbe, wenn man will
goldglänzende Crocus-Arten besitzen, mit
deren Blumenfarbe leuchtendes Blondhaar
wohl verglichen werden könnte« Dass
Sophokl es mit seinem xQwfccvy^^ x^ioxog
wirklich einen gelbblühenden Crocus im
Sinne hatte, unterliegt gar keinem Zweifel.
Oedipus auf Colonos, 681 :
Und in schönem Geringel blüht
Ewig unter des Himmel Thau Narkissos,
Der altheilige Kranz der zwei
Grossen Göttinnen; golden glänzt
K r o k o s ; nimmer versiegen die
Scliliimmerlosen Gewässer
» H ö f e r-Kronf eld« NStderWen^üMtdii» ^Uammmmu^
Wien 1889, 8. 32, 72.
* Bei Uaw, a. a. O.
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lässt sich hiefür in s Feld führen. Häufig wächst
in Griechuulaud der gelbsciiiiuuieriide Crocus
Olivit ri. Es ist nicht erst die sehr gekünstelte
Annahme nöthig, dass dein Dichter des
violetten Safran - Crocus gelbe Staubgefässe
vorschwebten! Hehn^ selbst führt zwei
Stellen an, welche sich fraglos auf eine
wilde gelbblühende Crocus -Art beziehen.
Euripides, Jon. 887:
Da erscliieust Du mit goldenem ilaar
Schimmernd, als ich zur Blumenzier
Sammelte mir in's Gewand
Goldleuchtende Krokusblfithen.
zeigt uns des Erechtheus Tochter Creusa
bei der idyllischeu lioschäftigung des Sam-
meins gelVx r Crocus, da sie der goldliaarige
Apoll überrascht ; ähnlich sammeln Europas
Gefährtinnen beim ZeusUberfall Grold-Crocus
(Moschus, L, 68).
Der Brauch, Gewebe mit Crocus^ be-
ziehungsweise den Narben von Crocus sativus
L, var. oulta autnmnalis gelb zu &rben, reicht
gleichfalls in die Zeit der griecliischen Classi-
cität zurück. Pin dar, der gi'iechische
Dichter des fünften vorchristlichen Säculuins,
lässt Jason das safranfarbige Gewand ab-
werfen, und Pindars Zeitgenosse Aeschjlos
schreibt dem Perserkönige Darius die safran-
gelbe Fussbekleidung (Eumaris) zu. Safran-
gelb war damals königliche Farbe; als
Königstochter war Antigenen der Erokos-
Mantel zugekommen, sie wirft ihn ab, als
sie der Mutter und der Brüder Tod ver-
zweiflungsvoll bcwegt.2 Auch medicinische
Anwendung fand Crocus in altgriechischer
Zeit. Die hippokratischen Schriften geben
1 Hohn, a. a. O. 8. 228.
> Weitere Nachweise über safrangefilrbte Kleider gibt
Hehn, a. a. 0., S. 225—226.
2
— 18 —
zwei Crocu>-Uecepte an, von welchen das-
jenige mitgetbeilt sei , welches uns den
Crocus als Augenmittel vorführt ^ : Gegen
feuchte Augen ; Ebenholz eine Drachme, ge-
branntes Pulver 9 Obolen (48 gr), reibe es
im Mörser, Safran 3 Ob.; reibe es zu
feinem Pulver, giesse eine Cotyle (0*27 1)
süssen Wein darauf u. s. w.^
Bei den Römern war der Crocus zuerst
sciilichter Lan diente Freund. Das erste von
Vergil's iaiullichen Gedichten weist den
Landmann darauf hin, d^s jeder Boden,
]( der Himmelsstrich andere Producte hat;
Vers 50—59:
Docli iiiclit öDiilte mit Eisen ein unbekanntes
Gefilde,
Eh' du die Wind' achtsam und die ändernde Weise
des Himmels
Auslernst, auch die geerbte Natur und Pflege
der Oerter:
Was dir jeglicher Boden prewährt, was jeglicher
wciirort.
Hier steigt üppig die Saat, dort heben sich glück-
liche Trauhen,
Anderswo prangt Baumfrucht, dort grünt unge-
heissen die Grasung.
Schauest du nicht, dir sendet des S a f r a n s Düfte
der Tmolus,
India Elfenbein und den Weibrauch zarte Sabäer.
Der Tmolus, den Vergil hier als Crocus-
Berg schildert, erhebt sich östlich von
Smyrna in Kleinasien ; es lässt sich ans dorn
heutigen reicheu Vorkommen des wilden
Crocus sativus L, var. 4. Elwesii Maw
schliesseU; dass Vergil an diesen dachte.^
Ovid in seiner sinnigen Art erzählt ein
Blumenmärchen vom Crocus^ einem Jünglinge
* Vergl. Cap. 2.
*Hirschbei*^, Aegypten, ^esdtfcMZIeAe ShuUen einea
Augenarzf*^^. T.cipzi^^ Isi'O. S. <i2.
* VcrgL Cap. 1 uad Maw a. a. 0., S. 169.
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— 19 —
der sich in das Mädchea Smilax verliebte
und dann — zum ewigen Gedächtniss —
in die würzhafte Safranblume umgewandelt
wurde. (Metam. IV, 283; Fasti 227).
Doch zu wcIcIhm- Holle ward die Rlnnie
in der tippigeu Ivaiserzeit heran c^ezn£!;en !
Freilich, die Anfänge hiefür zeigen sieh
schon in der Zeit der freien Republik. Der
unserer Nase eben nicht sehr angenehme
Safrangeruch scheint damals favorisirt worden
zu sein. Denn die Scene im Theater wurde
mit Safranessenz besprengt; Lucretius 2^ 410 :
Die mit cilicischem C r o c u s besprengte Bühne.
Der eigenartige Brauch ward so heimisch,
dass das Sprichwort erstand: „Fabula peram-
biilat crociim", wo crocus als Theil fttr's
rianze, nämlich für die Bühne genommen
ist. Nach Salin st fand Metellus Pin«? zu
Ehren ein Gastmahl statt, bei welchem der
Bod< n mit Crociis bestreut ward. Vollends
zur Kaiserzeit flössen die Statuen im Theater
von Crocussafit, wie Lticanus erzählt
Hadrian (Ael. Spart. 1 9) veranlasste, dass
die Bühne bei Trajans Empfange von Safran
und anderen Parfümen triefte. Helio-
gabalus, „der verkörperte On'»'iit auf dem
römischen Thron" (Hehn), badete in safran-
gewürzten Teichen, seine Gäste bettete er
auf Polster mit Crocusblättern. Bei dem
berühmten Gastmahl des Trimalchio, welches
Petronins schildert, wurden die Gäste
bei jedem Gange mit Crocus-Salben bis auf
die Knochen durchnässt. Plinius* be-
richtet, dass Safran auch Getränken, namcnt-
licli süssem Weine als Würze zns^esetzt und
( V'>r nc;pii1v in das Theater gestreut wurde.
*■ Plinina, a.ft. O,
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— 20 —
Bei dieser Zunahme des Bedarfes konnte
es nicht fehlen, dass die Crocuszucht von
umsichtigexi römischüii Wirthen in die Hand
genommen wurde. In dem Vergil zuge-
schriebenen G-ediohte „Culex" („Die Mücke")
heisst es von einem Garten, V, 397:
Alles Violengeschleclit ist hier, und die spartische
Myrthe,
Auch hier Hyacinthus, und hier die Cilicierblume
des 8afraus.
Varro (1, 35, 1) gibt praktische Anweisungen
zurPflanzuug der Lilie und des Crocus. Aber
selbst im ersten nachchristlichen Jahrhundert
muss die Safrancultur noch immer mehr Sache
emsiger Gärtner gewesen, nicht etwa im
Grossen auf freien Feldern betrieben worden
sein. Columella, der landwirthschaftUche
Schriftsteller dieser Zeit, hebt eigens die
Gärten Borns hervor,, in welchen neben
Myrrhe und Cassie Crocus blühte (De re
rust. 3, 8, 4). AusführHcher ergeht sich
Plinius^ über den Safranbau. Der wilde
Safran sei der beste, deich empfehle sich
nicht sein Anbau auf italischen Aeckern,
da er dieselben zu sehr aussauge. Man
baue ihn durch Zwiebeln. Der breitere,
grössere und mehr glänzende Gartensafran
sei schwächer, arte überall aus, und sei
selbst zu Cyrene, wo sonst immer die besten
Blüthen wachsen, nicht immer fruchtbar.
Im höchsten Ansehen stehe der cilicische,
und hier namentlich der auf dem Berge
Cyricus wachsende; dann folge der lycische,
olympische und centuripinische in Sicilien.
Andere gäben dem phlegräischen den zweiten
Bang. Nichts werde so sehr verfälscht als
der Safran. Der echte müsse, in der Hand
> Pliuius: a. a. O.
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— 21 —
gehalten, rauschen^ als wenn er zerbräche:
denn (l(*r feuchte, welcher diesen Zustand
einer Kiinstelei verdanke, gäbe heim Drücken
nach. Eine and(!ro Prohc bestehe darin, i
dass er, in s (Besicht gehalten, Haut und
Augen beissen müsse. Unter den Arten des
angebauten Safrans komme eine allgemein
beliebte vor, welche ihrer Farbe wegen die
weissbunte g nannt werde. Die cyrenftische
habe den Fehler, dunkler zu sein als alle
übrigen Arten und schnell zu verwelk» n.
Diejenige Sorte sei allemal die beste, welclir
am meisten Fett und kurze l'adeu hat, am
schlechtesten aber die, welche nach Schimmel
rieche. Nach Mucianus versetze man in ^
Lycien den Safran im siebenten oder achten
Jahre in gepflügtes Land und verhindere
so das Ausarten. Zu Kränzen wurde er
nirgends genommen, denn seine (Blumen-)
Blätter seien schmal. Die Blüthe breche
beim Untergange des Siebengestirnes^ hervor,
halte sich aber nur wenige Tage. Zur Zeit
des kürzesten Tages stehe er in voller Kraft,
werde dann eingesammelt und im Schatten,
am besten an einem kalten Orte, getrocknet
Die fleischige Wurzel bleibe länger als bei
anderen Gewächsen kräftig. Durch Treten
und Reiben werde sie besser^ und dem Ver-
derben schon nahe, erhole sie sich dadurch
wieder; daher ihr bester Standort Pfade
seien.
Dioskorides aus Anazarbus in Kili-
kien, Arzt und Naturforscher des ersten
nachchristlichen Jahrhunderts, ist bekanntlich
bis in die Neuzeit auf medicinischcm Gebiete
Autorität ixt'wesen. Im Gefolge der rümiÄ^eheu
> Piejadeu, Sterngruppe im Stier.
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Eriegsheere durchreiste er viele Länder und
schrieb eine Arzneimittel-Lehre {De materia
medica) in sechs Büchern. Das 25. und
2ü. (Jjipitel des ersten Buches ist dem Croeus
gewidmet.^ Wie Strahn und Pliniuö
(vergl. S. 11) rühmt Dioi>korides den eorveai-
sclien Croeus als den besten. Ihm zunächst
stehe der Ijcische. Minder wie dieser sei der
ätolische und ganz zu verwerfen der cyre-
näische, sowie sicilische. Für den Arznei-
gebrauch sei der corycäische am empfehlens-
werthesten ; Verfälschungen desselben kämen
mit Hefe und Crocoma^ma-Abfällen (s. u.)
vor, durch Silbergiättu inid Besprengen mit
Wein mache man ihn schwerer. Diese bald
2000 Jahre alte Nachricht lehrt, wie weit die
Sairanverfiilschung zurücki-eicht. Heutzutage
ist nach T. F. Hanausek- der Safran des
Kleinhandels fast immer verfklscht. Er wird
seines Farbstoffes mit Alkohol beraubt,
dai'auf mit Karmin oder Anilinroth gefärbt
und unter echten gemischt. Auffallend gelbe
Waare ontlialt Safrairi»;riffol („Feiniuell")
beigemengt. Am häufigsten werden die
Narben mit den Blüthen der Ringelblume
(Calendula officinalis), welche mit Üampeche-
holz oder Anilin roth gefärbt werden, dann
mit Blüthen des schon erwähnten Saflors
(Carthamus tinctorius), endlich mit Blüthen -
theilen anderer Crocus-Arten und sogar mit
fein zerfasertem Räuchertleiseh verfäl seilt.
Beinieni^i Hilgen anorganischer Snlistanzen
I6mirgejpuiver, Kalk, Gips, Baryt mit Honig,
Syrup und Gclycerin) sind für den spanischen
* Dem folif enden Uegt MatthloIi*B Aussabcf, Leyden
1554, zu Grunde.
* T. F, Ii a n a US e k : Die Kahrnngs' und Ueiiusamitfel
am dm J^omenrelcAe. Kamel 18S4, S. 276» Vorgl. aitdi Cap. 7.
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— 23 —
Safran c^eradezu charakteristisch. Auch
Blätter eines Riedgrases (Carox), mit Safran-
tinctur gefärbt, kamen als iSairan in den
Handel. Weiten- Verfälschungen sind Cur-
cumapulver, fein zerschnittene Knoblauch-
und Schnittlauchwurzeln etc. Zum be-
trügerischen Schwermachen der Waare wird
Glyceinn^ Kreide und Honi^* verwendet. —
Was die incdiclnischen Kräfte des Crocus
anbelangt, so sind dos Dioskoridrs
Bemerkungen um so wichtiger, als sie für die
ganze l^'olgezeit massgebend blieben. Thessa-
lus habe den Safran blos des G-eruches
wegen geschätzt. Andere behaupteten,
3 Drachmen Crocus, mit Wasser eingenommen,
wirkten tödlich. Gewiss sei, dass Crocus
zeitige, die Verdauung fördere und deu
Harn treibe. Mit süssem Wein getrunken,
vermindere Crocus die Fülle des Leibes und
heile Katan'he des Auges, wofern man
dieselben mit Safran behandle, der in
Frauenmilch aufgelöst ist. In Salben- und
Pflasterform sei Crocus heilsam für Gebreste
bei Frauen und Männern. Rothlauf weiche
der Crocus-Iiehandlung. Endlich dürfe Crocus
in Mitteln für das Ohr nicht fehlen. Diosko-
rides kennt auch ein zusammengesetztes
Salbenpräparat, Crocomagma, iu welchem
Safran die Hauptrolle spielt
Bei einer Iviickschau auf die grosse
vorchristliche Kpoche linden wir, dass in
derselben der Crocus als Färbeiüittel,
Gewürz und Aroma, d. i. Parfüm, im Ge-
brauche stand.
Im üppigen Rom wurde diu Anwendung
als Duftmittel die hauptsächliche. Es wurde
damit eine orientalische Sitte aufgenommen,
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— 24 —
denn c^crade im Orient sind die berühmtef^ten
Aromata oder Wohlgerüche aus dem Pflanzen-
reiche zu Hause. Der Orient gibt uns auch
die l^rklärung für den nach unseren Be-
griffen übertriebenen Gebrauch der Aromata.^
Für die Bewohner heisser Zonen sind sie in
der That von grösserer Bedeutung als für die
Nordländer. Die Erzählungen der „Tausend
und Eine Nacht'* , die Berichte neuerer
Keisendcii geben uns ein<^n BegrüT, welch
ver.«chwc'uderischen Gebrauch die Orientalen
von Käucherungen^ wohlriechenden Wässern
zu Waschungen, sowie zur Bereitung der
Speisen machten und noch in der G-egen-
wart machen. Die durch die Sonnenwärme
hervorgerufene bedeutende Ausdünstung
seines Körpers zwingt den Ox'ientalen förm-
lich, nach den Wolilgerüchen zu langen.
Was den Meiisolion an gen e Inn war, musste
nach altem Glauben auch die G r>tter erfreuen.
Daher der ausgedehnte Gebrauch der Aro-
mata zu Opferzwecken; die Räucherschalcj
welcher sich der christliche Cult noch heute
bedient; hat eine lange Geschichte. Endlich
schätzte man die Aromata als heilsame,
die Luft von Ansteckungsstoffen reinigende
Mittel. Pinta rch^ sagt von ihnen : Wegen
ihres angenehmen erfrischenden Duustcs
wird nicht allein die Luft veründert ; der
von ihnen getroffene Körper wird auch zum
Genüsse des Schlafes geschickter gemacht.
Die Sorgen, welche den Tag über bedrückten,
werden (durch die Aromata) zerstreut, ja
auch die Einbildungskraft wird gleich einem
Spiegel geglättet."
*■ Veri^l. R. Sigismund, Die Aromata in ihrer Btdtu,
ttmg für Jl!' U<)wn, Sitten des AUerthum-t. Leipzig 1884.
* Plutarcli, Moralia, Isis et Oairis.
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— 25 —
Der Glaube, dass die pflnnzlichoa Aro-
mata die Bchädlichen Krankheitostoffe oder
MiaBmen der Luft entfernen , ist bis zur
Stunde aufrechtgehalten. Als der bayerische
Schulmeister Schmeltzl im Jahre 1548
nach Wien kam; sah er:
In den gassen und ringen
Ettlich hundert Fewer prinnen.
Von kranwitholz^ Weyrauch darzu.
Damit der lufft sich rayni^^en thu.
Kiefcrnadels})rit wird heutigen Tages
als sanitäre Wohlthat für das Krankenzimmer
geboten, und der aromatische Eucalyptus
Australiens wird als 7, Fieberheilbaum ^ zur
Anpflanzung in Fiebergegenden empfohlen.
Selbst Juvenal's^ satirische Aeusserung:
^ Schon am Morgen gibt Crispinus Amomum*
duft vuii sieh, so viel al.- kaum zweiLeichen-
beg«nngnisse ausliauclien", kininte — mutatis
mutandis — auf manchen modernen Stutzer
angewendet werden.
4. Der Crocus in althochdeutscher Zeit.
Die Stunnwogen der Vr)lkerwanderung
rissen das weltbeherrschende römische üeich
fort. Roms stolzer Adler sank mit ge-
brochenen Schwingen zu Boden. Die Ger«
manen traten das Erbe Italiens an. Sömischer
Gartenbau wurde auf deutscher Flur geübt.
Der deutsche Bauern garten zeigt sich uns
noch lieute in einem Bilde, welches an jene
Urzeit gemahnt.^ Es ist dies eine Folge des
Festhaltens an dem Althergebrachten, das
immer ein charakteristischer Zug des Land-
mannes war. In einem eigenen Gesetze,
* WaHiholder. Auf Schmeltzl wird noch unten
S1irüc1\ g< ' 0 1 n in t ' n .
* Juvenal, Satirae»
* Vergl. A. K e r n e r , Die Flora der Bautmgärttai in
DeattMand. Sehr^ßm dea zootoff.'^oian» Vertim in Wien 1856.
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— je-
dem Capitulare de viUis aus dem Jahre 812^
bestimmte Karl derGrosse die Pflanzen,
welche jeder Bauer in seinem Garten he^en
müsse. Er liess sich bei der Auswahl der-
selben durch die Beuedictiner leiten^ wolclie
ihi'e Kenntni.'^se theils aus den Scliriften
römischer Autoren, wie des Columeila,
schöpften^ theils den römischen Garten, den
sie aus eigener Anschauung kannten, unter
den rauheren Himmel Deutschlands zu ver-
pflanzen suchten. Daher kamen zu uns
manche mediterrane Gewächse , wie der
Mutterküiunicl (Cuiuinum Cyniinum L.) und
die Coloquiute (Oucumis ('olocynthis L.),
welche im nördlichen Klima gar niclit ge-
deihen konnten. Andere aber, wie die i^'rauen-
minze (Tanacetum Balsamita L.), der Salbei
(Salvia offieinalis L.) und die Raute (Ruta
graveolens L.), haben sich bis auf den heutigen
Tag im deutschen Bauerngarten erhalten.
Dass dieser nur eineErneueruncc des römischen
Gartens ist, zeigt sich auch in den Namen
mancher Gewächse. So ist Salbei'^ offenbar
aus Salvia, .,liaute^* aus Kuta ji^eworden;
^Kosmarin^ ist ganz das iateinisclie Rosma-
rinus, und selbst das völlig deutsch klin-
gende „Lattich^ hat in Lactuca seinen Vor-
gänger. Der lebende Volksmund sucht sich
allerdings manche alte Namen völlig anzu-
bequemen ; auf dinse Weise wurde in Levi-
sticum „Liebstückl^ hineingedeutet. Es kihinte
auch eine Stelle des V e r g i 1 zugesprochenen
Gedichtes: „Das JMörser^^ericbt" (Morsetum),
welches das Gärtchen eines armen Römers
aus der Kaiserzeit schildert, mit einigen
Aenderungen auf jeden deutschen Bauern-
garten angewendet werden. Besonders be-
zeichnend sind die Verse 72—78:
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— 27 —
Hier war Kohl, hier muthig die Arm' ausstreckender
>fanp:nld ;
Hier weitwuchernder Ampfer und heilsatiH Salven
und Alant ;
Hier die süssliche Möhr' und buschichte Häupter
des Lauches;
Hier auch grünt einschläfernd der Mohn mit kalter
Betäubung ;
Auch der Salat, der labend die edleren Schmäuse
beschliesset ;
Häutig sprosst auch empor der gezackt ab wurzelnde
Kettich ;
Und schwer hieng an der Kanke mit breitem Bauche
der Kürbis.
Die Einführung des Sairanbaues nach
Deutschland in den ersten nachchristliclinn
Jahrhunderten ist nicht bezeugt. Auch fehlt
die Pflanze in Earl's Capitulare. Möglicher-
weise nahmen die Benedictinermönche von
vorneherein Abstand, ein südliches Gewächs
auf die deutschen Getilde zu versetzen,
welches selbst in Italien nur mühsam zu
bauen war.^ Oder aber widerstrebte es den
einfachen Mönchen, die Deutschen mit einem
Naturerzeugniss bekannt zu machen, welches
den Römern ein Behelf zum raiflnirtesten
Luxus geworden war? Sei dem wie immer:
der Name Crocus ging in's Althochdeutsche
über.
K. Gr. Gr a f f ' s Alihochdeut scher Sprach-
schatz — ein Deukmal deutschen Gebdirten-
fleisses, wie es deren nur wenige gibt- — ist
nach dieser Richtung eine schätzenswerthe
Quelle. Nach diesem Werke (IV., S.592, 593)
lautete Crocus im neunten bis zwölften Jaihr-
hundert: ohruogun, croc, crugo^ cr&go, krögo^
' Vcr^d. Cap. 3.
' Das sechsbändige Werk, dem der YerfaHser sein
Leben gewidmet hat, fährt ftUe Wörter an, welche in den
ulttlentselien llaiKlschriften Ton d4r Kömcrzeit bis in's Ende
des elften Jahrhunderts enthalten sind; es erschien 1834—1842
tu BerUn«
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I
28 —
kruago. Doch auch chrnop^faro, cruogfarwi
für satVanfarbig kommt in der Aristotelcs-
Uebersetznnfi^ aus dem zehnten bis elften
Jahrhundert vor, Avelche der Codex von
St. Galleu aufweist.^ Die von crocus her-
genommene Bezeichnung für Safran war
also in althochdeutscher Zeit die massgebende.
Sie verschwand schon mit dem Eintritte der
mittelhochdeutschen Zeit. Alle enropäiftchen
Sprachen und Dialocte mit Ausnahmt' des
( riüischen der Hochschotten (croch — crocus)
haben die, wie noch gezeigt werden soll,
vorerst arabische Bezeichnung Safran über-
nommen. Das Italienische hat allerdings
— neben ZaflPerano — Croco, grogo und
gruogo. Die Sprachen Asiens^ in welchem
die Bezeichnung Crocus ursprünglich zu Hause
ist, sind derselben treugeblieben. (Cap, 2.)
^law's - I^einühungen um die Gescliiclite
des Crocus vi iHLmken wir die Angabe, dass
die Pflanze als Heilmittel in angelsächsischen
Büchern aus dem zehnten Jahrhundert vor-
kommt. Hier begegnen wir dem Worte
S a f f r 0 n , welches uns darauf hinleitet, dass
der Name der Dro|e, wie wohl auch ihre
arzneiliche yerw:endung von den Arabern
nach England kam. Denn diese hatten sich
seit der Schlacht von Xeres de la Frontera
in Spanien festgesetzt^ und war daselbst ein
eigenes Kalifat begründet worden. J^'reunde
der Künste und Wissenschaften, führten die
Araber auch den asiatischen Safran in Spanien
ein. Spanien hatte nachweislich schon im
zehnten Jahrhundert blühende Safranculturen,
Von Italien abgesehen, war die pyrenäische
* Fritzcl und Je|$en, Die deutschen ro'Ä.vMia»«»;« dci-
i^^aM5«n(Hannovcr 1^*82), fähren «brozo"undjjrn^o" aU althoch-
deutscli«; X;inieii dos Crocus »n. Dies ist gewis« irrfchämlicll.
^ * Maw, a. a. U., S. G3,
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— 29 —
■
Halbinsel die erste Heimstätte der orienta-
lischen Pflanze. Ibn el Äwwäm, ein in
Spanien ansässie^er Araber, gab bereits eine
genaue Auwtißuii^ für den Safraabaii. 80
kann es nicht Wunder nehmen, dass die
arabische Bezeichnung^ für den Safran :
za'ferän oder sahafaran von ganz
Europa angenommen wurde, ja selbst bei
einigen Völkern Asiens zu finden ist, die mit
den Arabern zur Zeit ihrer Weltherrschaft
in Berührung kamen. Lacaita^ verdanken
wir die folgende lehrreiche Zusammenstellung.
Safran heisst :
arabisch — za'ferän
persisch — za'ferän
hindostanisch — za'ferän
malayisch — säfarän
türkisch — za'ferän, safrän
mittelalterlich-griechisch — zapharas, zaphi'äs,
zaphora
neugriechisch — saphrani
russisch — shaiiran
serbisch — shavran
polnisch — szafran
iUyriBch - gafran, Safran,
xufran
ungarisch — safi-any
rumänisch — safrann
mittelalterlich-lateinisch — zafaranum, zafra-
num, zaframen
italienisch — zafferanO|Zafirone
spanisch — azafran
portugiesisch — a9afra9
catalaunisch — safrd
franzüsiseh — safran, safiran
bretonisch — sairon
1 £benUa, Auiian^;.
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— 30
deutsch — Safran, saflran
dänisch — 6a£Eran
schwedisch — safrau
englisch — saffron
altenglisch — saffi*on^ safroun^
saffornc.
Der verführerische Eiufiuss des Gleicli-
klan<?(\=; besrimint die Volksctvinoloirie, Wr»rt(*r
fremder Zunge für die eigene zurechtzulegen
und umzudeuten. Oben ist schon einiger
Pflanzennamen gedacht, die Solches offen-
baren. Namentlich unterliegen Arzneimittel*
namen dem Schicksale der Umdeutune und
Anbeqiiemung an die deutsche Zunge.^ Aus
dem Elixir Staughtons ist so ^Stockdumm",
aus dem Groulard'schen Weisser „ Kulilatsclieu-
wasser" geworden. Ungucntum (Salbe) wurde
zu „Umwandt", ünguentuni ncapolitanum zu
„Umgewandter Napoleon". Aloe soccotrina
wurde „ AUwise Kathrine'^, Sassafras „Katzen-
iras"^ Sarsaparilla gar ^Sass da und hat a
Briir auf**, Oxycroceumpflaster „Recruten-**
und ^Executionspflaster** getauft. Die Um-
deutung des arabischen za'feran — Safran
ist über Anfange und Versuche nicht hinaus-
gekounnen. Solche Aenderunf^en in der
VolksetvMiolof^ic sind das mittelhochdeutsche
sati'avt, safiiat, saffrath, Schaffner und gar
seydfarw (Seidenfarbe)." Ein Versuch der
Umdeutung liegt auch in dem dialectlich-
niederösterreichischen safrigon.^ Die übrigen
mittelhochdeutschen Formen sind: saifaran,
saffaren, safferain^ safferen, safferon, soflraen
und sutfran^ herrschend aber saftVan, safran
und safran. Letztere Formen sind auch für
1 J. Holfcrt, Zur Ettjmoloqie der volhithümlicht» Arsnei'
mittdiinmen. I'karm. Post. Wien 1891. S. 879.
* Prltzül und Jessen, a. a. O.
* Höfer-Kronfeld, a. a. O., 8. 31.
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- 31 —
das jetzige Deutsch massgebend geblieben;
Safran rait einem f ist das Gewiihnliclie,
doch kommt auch bei Musterschriftstellern
Saflfran vor.
5. Der Safran von 1 100 bis heute.
Hehn äu^sscrt beiläufig, dass die Safran-
eultur durch die Araber in Europa Ver-
breitung fand. Dies ist jedoch nur für
Spanien nachgewiesen (S. 27) und schon für
das nahe Frankreich und England kaum an-
zunehmen. Mehrfache Sagen verweisen uns
darauf^ dass der Safran von den Kreuz-
fahrern aus dem Orient heimgebracht
wurde. Die früheste diesbezügliche Angabe
behauptet, dass ein Ritter von Piauheneck.
lX\)b vom Kreuzzuge heimkehi'eud, den Safran
nach Niederösterreich gebracht habe.^ Die
englische Tradition lässt einen Pilger unter
Eduard III. (1327—1377) eine Safranzwiebel
in einem hohlen Wanderstabe aus dem ge-
lobten Lande nach Oomwall bringen. Auch
die ersten Eier des Seidenspinners sollen iii
ausgehöhlten St<">cken von Asien nach Europa
gelanG:t s".in. An ji^lerSage ist etwas Wahres^
zumal mit Bezug auf die Begebenheit selbst;
die Personen freilich, welche genannt werden,
sind am wenigsten sicher. Man darf es als
Thatsache hinstellen, dass wir den Kreuz-
zügen die mitteleuropäische Safrancultur zu
verdanken haben. Wenn die höfische Poesie
und das christliche Ilitterthum in Folge der
Kreuzzüge aufblühten, wenn hierin schon
allein die grosse enlturhistorische Bedeutung
jener wechselvollen Fahrten ausgesprochen
ist^ so mag für den Culturhistorik^r auch
der Safran eine Erinnerung des mittelalter-
* Endlicher, Die Medieinal-Fßanzen. Wien 1842, S. 65,
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32 —
liehen Verkehres zwischen Europa und dem
südwestlichen Asien sein.
Für das Uebrige^ was in diesem Capitel
mitzutheilen ist, dürfte es sich empfehlen,
die einzelnen Länder Europas getrennt von
einander in's Auge zu fassen.
Italien. Italien ist dcrjeni<?e Tlieil
Europas, in welchem Safran schon zur Zeit
der römischen Cäsaren, also seit bald 2000
Jahren in üultur steht (Oap. 3.) Namentlich
das Abruzzengebiet ist in den letzten Jahr-
hunderten die Anbaustätte des italienischen
Safrans gewesen. Aquila war im Mittelalter
und noch im sechzehnten Jahrliaiidert der
grösste Safraumarkt der Apenninon - Halb-
insel.^ Durante in seinem Ihrhaiio (Aus-
gabe 1636, S. 152) gibt den Safranbau auch
für Umbrien an. Im jpünfzehnten Jahrhundert
war toscani scher und „mumpherer" Safran
— wahrscheinlich vom Monte Velino — in
denAbruzzen bekannt^ Ueber den gegen-
wärtigen Stand des Safranbaues in Italien
gibt H. G r 0 V e s bei M a w Aufschluss.
Merkwürdig ist die Vorli(;bc der Mailänder
für den Safran. ^Der Safran^* — schreibt
Mantegazza'^ — „versetzt schon mit
seinem Namen und seiner Farbe allein das
Herz jedes Mailänders in Wonne, und vor
diesem G-enussmittel erhebt sich ein tiefer^
tiefer Seufzer aus seinem speckigen und
glänzenden Wanst, und wonnestrahlend ruft
er aus : Mailand über Alles I Jeder Italiener
hat ein s'rosses Vaterland, und dieses ist das
gemeiiisame Vaterland Aller: Italien; aber
1 HfiUmann, mdteumen i» MiUdtdUr, 1^ S. 73.
* G 6 e r i ng, Sandd und IndmMt SUM Batet» BaMl
1886, 8. 237.
* Mantogazza, Hygiene da Qetchmadce, Eöuigäberg
(ohne JahressaliT), & 70«
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- 33 —
ein jeder von ihnen hat ein kleines warmes
Plätzchen in seinem Herzen, wo die Liebe
zu dem engem Vaterlande glüht An diesem
engeren Vaterlande hängt wohl Keiner mit
mehr Liebe und Leidenschaft als der Mai-
länder. Er ist eine Schnecke, die den Dom
zum G-ehäusc, eine Auster, die den Dom zur
Felsbank hat, und Safranduft erfüllt seine
Küchen, Safran ist sein Lieblingsgewürz.^
Man wird hieduroh an die Bedeutung er-
innert^ die der Crocus in der Kttche des
klassischen Rom hatte. Nach Ooelius
A p i c i u 8 bereitete man eine Speisencompo-
sition damit, die man ,,Oonditum paradoxum"
nannte. Man schätzte am Safi'an Geruch
und Farbe und würzte und fäi'bte damit die '
Saucen. Da aber die Börner unsere Speise-
gab ein nicht kannten, so griffen sie kühn
und ungenirt mit den Fingern in die Tunke
und yerschafften sich so, quasi nebenbei, ihre
schwefelgelben Glacehandschuhe, die wir
heutzutage für theueres Geld kaufen uiüssen,^
— Für den \V eltmarkt kommt der italienische
Safran nicht in Rechnung. Die getrockneten
Narben desselben sind blass von Aussehen,
aber reich an Farbstoff.
Spanien. Infolge seiner Besetzung
durch die Araber hatte Spanien schon im
zehnten nachchristlichen Jahrhundert aus-
gebreiteten Safranbau. ( Vergl. Cap. 4.) Die
Safranplantagen (Azafranal) befinden sich
derzeit in l'eruel, Cuenca, Ciudad Keal,
Toledo, Albacete und Valencia (im Ganzen
in 300 Üi'tschaften). Valencia ist das Oentrum
des spanischen Safranhandels. Es werden
jährlich 30.000-80.000 kg producirt^ Spanien
» Stolzlssi, P.B., Dtr Safran, PÄam.Pö«a888, Nr. 10—17.
* Hanau Sek, a. a. O., 8. 275.
3
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- 34 —
steht somit unter den safranbaaeDden Län-
dern an erster Stelle. Zweifellos sind die
klimatischen Verhältnisse der iberischenPIalb-
insel für den Safran günstiger als die des
übrigen Europa. Wenn der spanische Safran
auch der Quantität nach der erste auf dem
W eltmarkt ist, so rangirt er qualitativ an dritter
Stelle, nämlich nach dem österreichischen
— der freilich bald nur mehr der Geschichte
angehören wird — und nach dem fran-
zösischen; nur die Engländer schätzen den
spanischen wSafran höher als den französischen.
Besonders häufig ist der Alicante-Safran ver-
fälscht. Der Gewichtserhöhung wegen wird
der Crocus hispauicus nicht selten eingefettet.
Aus Spanien kamen in den Jahren 1879 bis
1881 nach Frankreich 66.073, 125.966, be-
ziehungsweise 67.234 kg Safran. Der Preis
des spanischen Safrans stieg seit der reichen
Ernte im Jahre 1 874 bedeutend an ; er be-
trug 1S74 53— 5G, 1S75 82—76, 1876 80—77,
1877 78 — 91 Frcs. pro Kilogramm.
Wie aus dem nachstehenden Diagramm
ersichtlich, ging der Preis des spanischen
Fig. l
Safrans, der fltr den Weltmarkt bestimmend
ist, bis 18S0 in die Höhe, um dann wieder
1
Dioiti^ed bv G» ^
•l
— 36 —
bedeutend abzufallen (1884), allmalig an-
zuwachsen, bis 18S8, um von da ab so
rapid herunterzugehen, dass derzeit eine
seltene Baisse in den Safran preisen wahr-
zunehmen ist. Ziemlich parallel mit der
Preisbeweguug der besseren Qualitäten
(obere Curve) gin^ jene der minderen Waare
(untei-e CurveV Wahrend Spanien in der
Safranproduction die erste Stelle einnimmt,
liegt der Vertrieb und ^^*^kauf des Artikels
meist in französischen Händen. Frankreich
— über dessen eigene Safianerzeugung
noch unten nähere Nachweise gegeben
werden — fahrt im Durchi-^chnitte pro Jahr
180.000 kg Safran aus, wovon nur etwa der
achtzehnte Theil im Lande selbst wächst.
Deutschland bezieht zum grössten Theile
spanischen Safran unter französischem Namen
von französischen Märkten. Demnach richten
sich die Preise nach den Aufstellungen letz-
terer. Auch das Diagramm über die Preisbe-
wegung des Safrans seit 1875 rührt von einer
französischen Fii ina ( L. Thiercelin & C harrier
in Pithiviers-en-Gatinais, Loiret) her.
Frankreich. Wir gehen, wenn wir
die rege Betheiligang Frankreichs an den
Kreuzzügen beriicksiciitiß;cn, kaum fehl, wenn
wir annehnieii, dass die Safi'ancultur von den
heimkehrenden Rittern ans dem Orient nach
Frankreich kam. Die französische Satran-
cultur hat Gasparin^ ausführlich be-
schrieben : sie wird in den Districten Pithi-
viers (Gatinais, Den. Loiret), Oi*ange und
Carpentras (Dep. Vaucluse) ausgiebig ge-
trieben. Die unter dem Namen französischer
Safran (Crocus gallicus oder Crocus Galinais)
' Oour$ dfagHtaturt, IV.
3*
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— 36 —
in den Handt^l koiameudc Sorte ist, weo:en
der an den gelben GriÖela (Jb'eininelle)
sitzenden purpurbraunen Narben, zweifarbig.^
Auserlesene und von den Öriffelenden be-
freite Waare geht auch alB österreichischer
Safran. Quantitativ bewegt sich die jährliche
Safranproduction Frankreichs um 10.000 kg;
sie rangirt also — mit beträchtlichem Ab-
stände — nach derjenigen Spaniens. Quali-
tativ wird Crocus gallicus höher geschätzt
als Crocus hispanicus. Den sehr bedeutenden
französischen Safranhandel illustriren die
folgenden Zahlen:
1879 1880 1881
Einfuhr . . 67.661 kg 127J93 kg 77.668 kg
Ausfuhr . . 59.379 ^ 56.102 » 59.030
Der Preis des französische Safrans betrug:
1874 60—65, 1S75 92—82, 1876 S4'-S'5;
1877 82—95 Frcs. pro Kilogramm.
England. Die Sa^e, nach welcher
unter Eduard III. der Safranbau in England
Eingang fand, weist darauf hin, dass heim-
kehrende Kreuzfahrer die Gabe des Orients
mitbrachten^ wenngleich dieselbe schon vorher
als Arzneidroge bekannt war. (Vergl. Cap. 4.)
Der Dichter Tussers in seinen „Fire
luiiidred pointes of Good llusbaudrie'', einem
ländlichen Lehrgedicht aus dem Jahre 1575,
hat (gewiss schon englische Safranculturen
g'c>ie]i(.'n :
Pare S a f f r o n betweene the two S. Maries daies
or set OY go sliift it, that knowest the waies
wliat yeere 8ha 1 1 doo it Onoore protit to yeeld?;
. tlie fourth in (Tarden, iliv. tliii d in the feeld.
R a p h a c 1 II o 1 i n s h e d , ^velcher nach
M a w Tussers Zeitgenosse war, gibt eine
genaue Anw eisung {iXv den Safranbau in Eng-
^ Hanaitsek, a. a. O.
* Hanansek, a. a. O., 8. 278.
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— 37 —
land. In Shakespe are's (1564—1616)
„ Wintermärchen" heisst es Act 4, Scene 2:
I must have s a f f r o n , to colour the warden pies
(Ich muss Safran haben, zum Färben der Apfel-
kuchen).
In „Ende gut, Alles gut" desselben Dichters
sagt (Act 4, Scene 5) Lafen zur Grüfin : „ Your
son was misled with a snipttaffata fellow
there ; whose villainous s a f f r o n woxiid have
made all the unbaked and doughv youth
of a nation in his colour^ (Ener Sohn wurde
dort von einem taftgeschnitzten Kerl ver-
führt, dessen niederträchtiger Krausen- Safran
Avohl diu ganze unausgebackene teigige Jugend
einer Nation hätte färben können). Der Safran
wurde also in der Küche verwendet und
diente weichliehen Gecken. Die alte Stadt
Saffron-Waldon in der Grafschaft Essex hat
gewiss vom Safranbau den Namen. Ein eng-
lisches Nationalgebfick flir Weihnachten,
SafTron cake, erinnert an die vordera aus-
gedehnte Verwendung, welehe unsere Droge
in der Küche fand. Derzeit wird englischer
Safran um Cambridge in der Grafschaft
Essex gebaut. Für den Welthandel ist er
belanglos. Aeltere pharmacentische Bücher
unterschieden neben dem Crocus gallicus,
hispanicus u. s. w. einen Crocus anglicus, der
sich durch besondere Trockenheit und die
mit derselben zusammenhängende Zcneib-
barkeit auszeichnen sollte.
Schweiz. Dieses Land bildet den
Uebergang zu den deutschsprachigen Ge-
bieten. Verhfiltnissmässig zeitig istSafranbau
und Safranhandel für die Schweiz bezeugt^
Gegen das Ende des vierzehnten Jahr-
hunderts befanden sich allenthalben im
* G e c r i D g , a. a. ü., S. 237—240.
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— 3S —
Qiiellgeljicte des Rheins Safranculturcn. Die
von Basel bautea vielfach den eiuträglicheu
Safran. Der Rath dieser Stadt sah sich 1420
zu einem Erlasse gegen die Verfälschung
der Droge (Beimengung von Staub- und
Blumenblättern y Griänzen mit Baumöl) be-
stimmt Jede Art Fälsch ang war bei l Mk.
Silber verptint ; man sollte den Safran sauber
ans den Blumen nehmen, ihn nicht tränken,
salben, in geschmierte Säcke thun u. s. w.
Von 1473 ab verschwinden die Baseler
Safranculturcn wegen des hohen Zolles. Die
Krämer der Stadt nannten sich schon 1394
^Die G-esellschaft zum SaiEran"; ihr Hof hatte
dasselbe Attribut. Die derzeitige Safran-
production der Schweiz hat auf dem Welt-
märkte nichts zu sagen. At linlieh den Mai-
ländern favorisiren die Bewohner des Berner
Oberlandes den Safran als Gewürz; der
kleine Bezirk verwendet alljährlich für die
Droge 12.000—30.000 Pres.
Deutschland Nur Sttddeutschlands
klimatische Verhältnisse gestatten den Anbau
des Safrans. V. v. Scheffel widmet ihm
ein anmuthiges Gedicht:
Grocus, Spross^ des Morgenlandes,
Seltener Gast auf Schwabens Flor,
Zeuj^iiiss ewi^ jungen Friedens
Und uraher Weltciiltur:
Wo itzt Flocken niederwirbeln
Auf (He 'wnhidurclibliimte Au'.
Pfiaiizte einst ihr Safrangärtlein
Eine kluixe Kiimerfrau.
Saft dem Siipplein ilirer Küche,
Herzarznei für böse Sucht,
Dunkler Locken Wolilgerüche
Zog sie aus der edlen Frucht.
Und im ADliauch dieser Blume
Schritt sie, wenn der Frühling nah',
Opfernd zu dem Ilelligthame
Der Diana Abnoba.
— 39 —
JDass die Gattin manches römischen
Beamten auf deutscher Flur den italienischen
Crocus betreute, mag in den ersten nach-
christlichen Jahrhunderten vorg^ekommen
sein. Jleiniisch wurde jedoch die Pflanze
nicht. Beweis liiefür ist, dass sie in Karls
Capitulare (Ca]). 4) aus dem achten Jahr-
hunderte fehlt. In Gottfrieds v. Strass-
burg „Tristan" lesen wir bei der Beschrei-
bung des Hündchens Peticria
ein Site röter danue grau
diu ander gel wer dan safrltn.
Auch die Stelle dieses vom Ende des zwölften
Jahrhunderts stammenden Gedichtes zeigt
nur^ dass Gottfried die Safran färbe
bekannt war, wie dies schon in althoch-
deutscher Zeit statt hatte. Noch Kon r ad
von Megonberg in seinem ehrwürdigen
^Buch der Natur**, dessen Abfassung 1349
bis 13r>l geschah, gedenkt mit keinem Worte
des df'utschen Safranbaues^ obwohl er über
den ai'zneilichen Werth der Droge ausführ-
lich spricht. (S. unten.) Doch ist Megen-
berg die Safranfarbe wohl bekannt. Die
männliche Blüthe des „wunderlichen paum^^
schildert er: „sein pluom ist sd schoen ge-
schicket als ain weintraub und ist gevar als
Safran^, das harte Holz des „roetelpauiu'*
ist ,,gel saiii der saffrun^, das Staubgefass-
bündel der CentifoHe gleichfalls „2^el sara
der saflrän." Bei alledem ist die Annahme
gestattet, dass die von den Kreuzzügen nach
Deutschland Zurückkehrenden den Safranbau
einführten. Um die Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts wurde der Safran in der Rhein-
f^e^cnd, wohl auch in Bayern gebaut^ wo
* Bldniu commnnif
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— 40 —
noch heute Safrangärten bestehen. In seinem
1546 zu Strassburg erschienenen „Kreuter-
Bttch^ sagt Book ausdrücklich : ^ Wolan die
Deutsohen haben den Saffi*an auoh gelernt
pflantzen Der Rhemstrom kennt diese
wurtz auch darauss sich etliche erziehen.
Nit fern von der statt Landaw ^ bei dem
Berckhauss Newcasteii ligt ein dorff llfttss-
lieim genannt, desgleichen im Wormser
Gaw, vnd auff der Pärinunen; würt der
Saffran hefftig vnd mit Fleiss
gepflantzet • . Dass nebstdem viel
Safran eingeführt wurde, ist keine Frage^
war er doch in der deutschen Apotheke und
Küche von damals gar sehr begehi't. Was
die arzneiliche Vorschreibung anlangt, knüpft
sie zumal an Dioskorides an, dessen
Crocus - Capitel schon mitgetheilt wurde.
Megenberg widmet in seinem ^Buch der
Natur*^ ^ das 25. Capitel gänzlich der arznei-
lichen Besprechung des Safrans; dieselbe
lautet: ^Crocus haizt saffirän. Daz ist ain
gar wolsmeckendez kraut und haizt sein
pluom auch zu latein crocus und ist liaiz
und trucken ebennianzicleich. Der saffran
hat die kraft zu kr eftigen und zu Sterken
und dar umb ist er guot wider des niagen
krankhait und wider des menschen ämaht,
diu zu latein synoopis haizt, und wider die
augenroete, diu von pluot kttmt oder von
colera. man schol den safirän hitzen in ainem
sclierben und scholl in dann pulvern und
daz pulver mischen mit vaiztem wazzer, daz
entsleuzt und erwaicht den leip und ist
auch guot zuo den Sachen, diu vorgenant
sind^ aber man schol in den läuten nit gebeU;
> In Pfeiffer*« Anagabe. Stuttgart 1861, 8. S92.
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— 41 —
die haiz und trucken sind und die zu latein
colerici haizent; wan die macht er unlustig
und pringt in Wüllen, wer aber diu äugen
dft mit erznein well, der temper den pulver
mit ainem weisen ains ais und tunk ain
paumwoll dar ein und leg die in diu äugen.
.... wenn man saflran in wein trinkt, so
macht er trunken und macht die läut vil
lachent, also daz sie niht vizzent, dar umb,
daz er daz herz sterkt und froeleioh macht,
ez sprechend auch etleich; wenn man in
trinke daz er etswenn sö froeleich mach;
daz der mensch in fräuden sterb. etleich
sprechent auch, daz der saffirdn dem milz
guot sei und daz er die unkäusch erweck,
erpringt auch daz harmwazzer. ez sprechent
auch etleich, wenn man in in Trank geh,
so fürder er die gepurt auz der muoter und
daz er die muoter in der frawea entsliez,
wenn si hert sei worden und sich zesamen
hab gezogen.^ Wir fügen der Megen-
berg'schen Stelle die Aeusserung des Adam
Lonioer in seinem Kräuterbuche (1573)
an; er sagt Folgendes von „KrafFt und
Wiirckiing*' des Safrans : „Safran in der Speis
genossen , macht einen langen Athem, und
benimmt das Keuchen. Welche fast dämpfig
seyn in der Brust, und Geschwtlr drinnen
haben, sollen Safran brauchen, er hilft Safran
bringt Unlust zu essen, und stärket doch den
Magen mit seiner Hitze. Ist gut dem Milz,
bringt Begierde zur Unkeuschheit , macht
wohl harnen, und ein gut Geblüt. Safran auf
einmal zwey oder dre.y Quintlein getrunken
ist tödtlich." Noch erklärlicher wird die
ausgedehnte Verwendung des Sa&ans, wenn
man bedenkt; dass er „in der kuchen grossen
rum^ hatte. Bartholomäus Carrichter^
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I
I
- 42 —
dem Leibarzte Kaiser Maximilian II. (1527
bis 1576) wird ein Tractätlein unter dem
Titel ^Der Tentschen ISpeiskammer'^ ziige- ^
sclirk'l)en ; in demselben heisst es: „es weiss
zwar menniglich, das Sati'ran ein köstliche
liebliche Specerey ist, doch vbertrifft je einer
den andern, das schafft, er wird vngleich
bey den Kauffleuten halten, wird offtermals
ssu feucht eingethan. Mir gefeilt der Teutsch
Safran , der frisch vnd doch wol ti-ocken
eingetliaii ist worden, am besten, daun er
i^ibt von sich ein lieblichen geruch, von
färben vnd geschmack reichlich vnd gut, ist
jetzunder in allen Uerreaküchen gemein . • .
Es wird aber Saffran wie andere Specerey,
fuich zum vberfiuss verthan, es müssen alle
Trachten mit Saffran oder Wfirtz abbereit
. seyn, der Koch will nicht anrichten, er habe
dann den PfefFersack an der hand, darein
greifFt er ohn alles dawren, lienckt und
schmiert etwan meli]' au das Fürtuch, dann
die notturfft der Speisen erfordern." Sehr
beliebt war eine Mischung unter dem Namen
„Speiswurz", in welcher drei Loth Safran
auf ein Pfund anderer Gewürze enthalten
waren. ^ Das goldene Zeitalter des Safrans
als Küchengewttrz ist nun längst vorüber.
Andere Zeiten, andere Sitten. Einstmals
durften nebst Safran Rr'< marin, Raute und
Salbei in der deutschen Küche nicht fehlen.
— Obgleich der gegenwärtig produeirte
bayerische Safran (Orocus bavaricus; dem
französischen in Nichts nachsteht, macht er
doch eine so geringe Menge aus, dass er
für den Aussenhandel ohne Belang ist.
^ 6 e e r i n g , n. a. 0., S. 240.
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43 —
Oesterreich. Mag auch Safran in
verscliieduneu Theilen der österreichisch-
imf]^ari.sch(ju MoDarchie o:el)aut worden sein^
uihI jn^i'l)aut sein, so scheint doch nur Nieder-
öäterreich berücksichtigenswerth, welches bis
vor Kurzem die beste europäische Sorte, den
berühmten G r 0 c u 8 austriacus, erzeugte.
Der Sage nach brachte ein Ritter von Rauhen-
eck im Jahre 1 198 den Safran aus dem Kreu«-
zuge in das niederösterreichische Kronlaiid.
Mit romantischer Ausschmückung wird an-
gegeben, dass Hitter W alther von Mer-
kenstein der Dame seines Herzens, Huld a
von Hauhenstein, den Safran als das
angenehmste und nützlichste Geschenk des
Orients verehrte.^ Sei dem wie immer:
Miedei*ö8terreich hatte von den Kreuzziigon
an den Ruhm, unter allen deutschen Q-auen
den besten Safran zu bauen. Grill parzer
Ifisst mit Recht, Rudolf von Habsburg ge<,^en-
über, den Safran als das Attribut Nieder-
österreichs rühmen:
Schaut rings umher, wohin der Blick sich wendet
Lacht'8 wie dem Bräiiliii^am die Braut entgegen.
Mit hellem VVieseno^rün und Saateni^old,
Von Lein und Safran gelb und blau gestickt,
Ton Blumen süss durchwÜrzt und edlem Kraut,
Schweift es in breitgestreckten Tfaälern hin —
Freilich begeht der Dichter einen sach-
lichen Irrthum, wenn er den Safran — und
hier kann wohl nur der gebaute in's Auge
ge&88t sein — erstlich mit dem Lein gleich-
zeitig blühen^ zweitens aher ihn gelb sein
> Dies irUt besonders vom sildHelien Tirol. Wie ander-
wärt«;, wo ihm ilas Klima zusagt, ist der Safran um Bozen
verwildert. (II a u s lu a n n , Ff'>ra von Tirol, 1852, S. 857.)
* M. Hermann, Alt- tavi Neu- Wien, S. 213.
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44
läBst Offenbar schwebte Grillparzer die
durch die Narben bedingte Gelbfärbung vor, .
wenn nicht das Süpliokleisclie /ovoavyrjs xooxogy
das aus dem Munde eines Griechen wohl-
motivirt war.^ Auch in Maw's grosser
Crocus-Monographie findet sich (S. 61), an-
langend den Crocus austriaeus, ein arger
Fehler. Maw gibt nämlich an, dass ein
Stephan von Hausen, geboren zu Nürn-
berg, die ersten Safranknollen im Jahre
1579 von Belgrad nach Wien brachte,
last zwei Jahrhunderte vorher
ist der Safranbau in Nieder Öster-
reich urkundlich bezeugt 1409
bis 1 465 wurde in den Gärten um die Stadt
Korneuburg bei Wien häufig Safran gebaut^
Im Jahre 1423 verkauft der Chormeister von
St. Stephan^ Caspar Wildhaber, ein Haus und
einen Safrangarten vor dem „Widmertor**
in Wien. ^ Anno 1425 wird für dieselbe
Localitiit ein Safrangarteu angegeben.* Im
Jahre 1445 schenkte Oria della Scala^ Ge-
malin des Grafen von Pretta, der ans Venedig
vertrieben war, den Augustinermönchen
^Bauiri-, Wein- und Safrangärten" unterhalb
der Wiener St. Paulskirche; noch am An-
fange dieses Jahrhunderts war die Gegend
unter dem Namen ^die wälschen Gärten''
bekannt. Ueberhaupt hatten die Wiener
Bürger auf dem Grunde, wo jetzt die volk-
reiche Vorstadt St. Ulrich steht, ansgrodehnte
Safrangärten. Dieser Safran oau im Stadt-
banne, welcher bis in das Ende des sieb-
* Verfiel. Cap. 1 and 3. — Grillparz er trieb bekanntlich
initEiferhellenistische stnr'ipn ; mefirere Seiner nnsterblichen
Werke sind Früchte üerselbeu.
* ßim«r <r. 7«r. f. Tjandetft, tf, Ified.'Oett. 1884, 8. 193.
» Ebenda 1871, 8. 240.
* Horuiayr, QtschicMe Wiens, III.. 1., 165. IL, 1.,
Urk. XC.
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•
- 45 —
zehnten Jahrhunderts reicht, erinnert an
jenen, welchen wir schon fbr Basel verzeich-
neten. Um die Mitte des sechzehnten Jahr-
hunderts war der niederösterreichische Safran
eine berühmte Specialität des Kronlandes.
1546 schreibt Bock in seinem „Kreuter-
Buch": „würt jetzund der Deutsch Oester-
reichisch Safiran , so vrab die statt Wien
wachst, vber den Orientischen, mittägi-
schen und andern gepreiset. ^ Kicht minder
bezeichnend ist Schmeltzl's^ Aeusse*
rung :
o Österreich!
Wo ma^ man finden dein gelelch?
Kein landt mir nie pass gfallen hat»
Du hast den mit der that ! \
l>er peat Saffran in aller Welt
Wachst neben traid, wein aufF dem velt.
Der erschreckende Miedergang der öster-
reichischen Safrancultur geht schon aus der
Gegenüberstellung der Ortschaften Nieder-
österreichs hervor, in welchen er einst ge-
trieben wurde, und der Gegenden, welche
sich noch jetzt mit Safranbau beschäftigen.
Safranbauende Ortschaften Niederöster-
reiehs :
einst jetzt
fBierbaum
*Burgschleintz
Hern ^!«t ein
fHilpersdorf bei
Traisniauer
fllollenstein
*Httrm Hürm
fKönigsbrunn
Korneuburg
f Krems
^fLooBdorf Loosdorf
* Wolfgang äclimeltzl, nLobspruch der Stat
Wien«. 184«, V: 45-50.
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•
— 46 —
einst jetzt
♦fMais^iau Maissau
fMatzleinsdorf
«Melk
Mfinichhofen Münichhofen
*tXeu8tift b.Kii chberg Neuatift
fOber-Absdorf
*0berp1ar!k
Parisdorf Parisdorf
*Kavel8bach Raveisbach
tSchünbUhel
«Schrattenthal
*3chweinbartb
*Sirning
*Tullnerfeld
Wien
Niederösterreich hat zwei nach dem
Safran benannte Ortschaften : Saffen bei
Scheibbs und Safrat bei Amstetten, die an
sich die dereinstige Bedeutung des Safran-
baues darthuD.
In den mit einem * bezeichneten Ort-
schaften wurde der Safran noch am Ende
des achtzehnten Jahrhunderts gebaut. Zeuge
hiefür ist U. Petrak, welcher 1797 auf
Anordnung der Landesregierung eine ökono«
mische Safranschrift herausgab, auf die wir
noch im Cap. 6 zurückkommen werden.^ Von
1 Der Titel des 1792 in erster, 1797 in zweiter Ausgabe
erschienenen BHcblvln« lautet yollständig; : f, Praktischer
Untt rri( ht den Tiictki ü.vti'nricher Safran zu bauen — Allen
Gäterbt'Sitzern und Oekonotnen, Yorzüglich jenen, welche
ans einer geringen Anzahl Gmndstlleke grossen Nutzen
zii hen wollen, gewidmet — Mit tiem p^eiiiahlten Bilde des
ganzen Anbaues Auf Anordnung einer 1(. k.N. O. Landes-
regierung.'^ Die noch hente für jeden Safran bauerbeaehtens-
••.vertlie I'iihlic.itiofi ^iiif^ ;itis * liu r I >i;nksclirift hervor, wi-h'lie
der Verwalter Much der Maisssauer Herrschaft der nieder-
Sftterreichlsehen Regierung schon frOher yorgelegt hatte ;
mu di»; Erforschung der Safrankrankheiten hatte «ich dt;r
Botaniker v. Jacquin bemiiht. Petrak's Büchlein ist so
gnt wie Tersehollen; TOr gerade 40 Jahren hat Senoner in
den Alihamll. d. natiirf. Oes. zu finrlitz einen durch Druck-
fehler vcrstümmulten Abdruck desselben veranlasst. Nebst
Pi trak's Poblication sind folgende Altere Arbeiten über den
Crocus auKtriactis nt-iHKtnswerth : 1. T>atif h .T. B. A.. !> •tertatio
mediea de usn et abxitn Croci austriaci, 4^ Vlennae 1732;
2. Wagner, Der Wiener So/ran in Sajforn, 8*. MAnchen 1*^;
Uefrt:r dm Snfrtmba» In Ifitder^OeefemMt, Vatert, BlälUr,
Wien ISOS, 8. 255.
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— 47
Ravelsbach hebt der Gewährsmann hervor,
dass in der Umgebung der Pfarre nicht weniger
als fünfundzwanzig Ortschaften 1797 noch
Safranbau trieben : „aus einer hiesigen pfarr-
lichen Urkunde lässt sich abnehmen, diiss
derselbe vor 30(J Jahren hier häutiger ge-
pflanzt wui'de/ Königsl)runn betreffend,
schreibt Weiskern^: ^ Man hält den Safran,
der in dieser Gegend wächst, für den besten
in Oesterreich." Jetzt ist dortselbst keine
Safranblume zu sehen. Noch in der Mitte
unseres Jahrhunderts wurde in den mit
einem f bezeichneten Ortschaften Safran
gepflanzt.^ Mit dem Aufgeben der Culturen
nahm selbstverständh'ch auch die Safrjin-
production Oesterreichs stetig ab. Zu Ende
des Mittel alters; kommt Safran öfters als
kirchliche Abgabe vor; eigene Zollsatzungen
der Märkte lassen auf die in Verkehr ge-*
brachte Menge der Droge schliessen. Um
1460 testirt die Witwe eines Messners: „zu
llilff, stewr und furdrung zu ainem Kelich
in das Kloster der Chorherr u zu vSt. Pölten
einen silbernen pecher, der da hat 14 lot
oder dapey vnd l pfund Saüran.^^ Noch
1643 wird einem Hörigen des Prämonstra-
tenserstiftcs Schlögl gestattet, seine Abgaben
per 15 fl. mit Safran zu bezahlen.^ Für den
Handel mit Safran ordnet eine St. Pöltener
Urkunde aus dem Jahre 1465 an*: „auch
von dem Saffi an soll aiu gast von ainem
phunt Saffran geben iiij d (Denare oder
Silberpfennige) und der Kau£fer ainn phening.
> Weiskern F. W., Topoipramhi» von Nieder - OettmnUh,
Wien 17G0— 1770. I., S. 3i2.
» V 0 r g 1 . N u i 1 r e i c h , Flora von Nieder-Oesterreich 1 859, S. 176.
» Btätttr <f. Vtr. f. Laude^sk, «. Nicdet-Outerr, 1876, 6. 22,
Ebenda 1885, ä. 470.
* Ebenda 1876, & 368.
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4
— 48 —
In dem Jarmarkt kaufft in aber ain Burger
80 geit der gast vier phening und der Burger
nichts, kaufft in aber ain gast von ainem
Burger, so geit der Gast von dem Pfunt
Saffran 1 d imd der Burger niclits." Die
Korneuburger Zollsatzungen, gleichfalls
vom fünfzehnten Jahrhundert, bestimmen
als Abgabe von 1 Pfund Safran 12 Silber«
Sfennige.^ Krems war noch in den letzten
ahren der Hittelpunkt des niederöster-
reichischen Safranhandels. Auf dem Simoni*
markte (28. October) wurde der Safran aus-
geboten. Bis zum Jahre 1776 wurde jedes
Pfund vom Stadtraagistrat in Krems vor-
läutig gewogen und vom Pfund ein Loth
Waggebühr abgenommen. Dies mag Viele
bewogen haben^ ihren Safran lieber zu Hause
an Unterhändler abzugeben. Gleichwohl be-
trug der Absatz auf dem Kremser Markte
durchschnittlich 15 Centner oder 840*09 kg.
Als aber im Jahre 1776 die Wag.Grcbiihr
durch eine kaiserliche Verordnung auf zwei
Pfennige herabgesetzt wurde, erfolgt-.e schon
im gleichen Jahre ein Safranausgebot von
80 Centnern oder 4480*48 kg.^ Noch im Jahre
1807 betrug die Safranausfuhr Niederöster-
reichs 6901 Pfund oder 3854 kg, von 1812
bis 1816 exportirte Wien 4157*5 Pfiind oder
2328 2 kg.« 1877 betrug die Safranausbeute
Niederösterreichs nur mehr 35 kg !* Sie ist
also gegenüber den jährlichen 10.000 kg
Crocus gallicus und SO— 100.000 kg Crocus
hispanicus — zum Nullpunkt herabgesunken»
Mit dem Rarwerden des echten niederOster-
* Ebenda 1881, 8. 409.
* Petrftk, «. a. O«, 8. 56.
* Kees, Darttelümg de$ Fahril»' und Oewerlei»e»ens, I.,
1819, s. m.
* Han«U8«k, a. a. O.» 8. 278,
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— 49 —
reichiRchen Safran.^ ist sein Preis in die Höhe
geg<in,i>;( 11. liu Jalire 1775 galt das Pfund
nur 16 fl. 2t kr.; 1795 stieg es auf 56 -64 fl.
Der Durchschnittspreis betrug zu Ende des
vorigen Jahrhunderts 25 fl. pro Pfund. ^
Gegenwärtig ist ein Kilogiamm ftsterrei-
chischen Safrans, wie solcher in der land-
und forstwirthsc haftlichen Ausstellung zu
Wiea (1800) zu sehen war, mit 120 fl. be-
werthet, was 67 fl. 20 kr. ]>ro Pfund ent-
sprechen würde. Zum Vero;ltjiche dit^no^ dass
sich der Kaufwerth eines Pfundes ii^afran für
den Markt von Klosterneuburg bei Wien
in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahr-
hunderts durchschnittlich auf 15 fl. 5 kr.
stellte. Nach den damaligen Preisen ent-
sprach dies 13 5 Mctzen Kornes. Zu gleicher
Zeit kostete ein Pfund Pfefler 2 ii. ÜG kr."
Gemäss d(r besonderen Herkuuft unter-
schied mau Donausafran (Neustift, rullner-
feld), Ravelsbacher und Loosdorfer Safran.
Was den Crocus austriacus zu dem meiste
begehrten^ von der Pharmacopoea Austriaca
allein verlangten machte, war seine besondere
Beinheit. Er war die Prima - Qualität im
Handel und bestand in der That nur aus
den Narben, welche ihm eine gleich massige,
tief purpurbranne Farbe gaben : sein Ge-
nich war betäubend stark. Den (Julminations-
purikt der medicinischen Safrananwendung in
Oesterreich bezeichnet das Dispensatorium
pharmaceut. austriaco-vimense^ aus der. Zeit
der Kaiserin Maria Theresia, herausgegeben
im Jahre 1770. In diesem reichhaltigen und
sonderbaren Dispensatorium, mit seinen um-
fangreichen und mehrerentheils uuappetit-
* Petrak, «. a. ()., S.
* Blätkr d. V*ir. /. Landeiik, von Nuder-Cksterr. 1869, 8. 160.
4
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- 50 —
liehen Receptformen; kommt der österreichi-
sche Safran über vierzigmal vor und er-
scheint als typische Farbe für ihm- ähnlich
sehende Mineralprä parate, als: Omens Maitis,
Crocus Veneris, Crocus Mctallormii etc.^
Von selbst stellt sich die Frage, welche
Ursachen den Untergang dov niederöster-
reichischen Safrancultur bewirkten, „eines
der beträchtlichstea Zweige des National-
gewinnes" (Petrak). Man wird dieser Frage
nicht mit der Bemerkung ausweichen
können, dass der Safran in Küclie und
Apotheke keine Holle mehr spiele: die
beste Crocus-Soi'te — und das ist eben der
Crocus austriacus — fände zweifellos auch
heute Absatz. Am 28. October 1891 war
in der Sitzung der niederösterreichischen
Handelskammer von der Sairan*Misere Nie-
derösterreichs die Rede. Kaufmann Breza
(Krems) wies darauf hin, dass die Safran-
ptiauzungen in Niederösterreicli iin Niedei'-
gange be^g^n'tlrn sind und dass, wenn nicht
von n]assij;('l)ender Seite eine p^rnndllelie
Untersuchung und Unterstützung durchge-
filhit wu*d| dieses Landesproduct gar nicht
mehr gepflegt werden dürfte^ und zwar in
Folge der starken Concurrenz Spaniens und
Frankreichs ; aus welchen Ländern grosse
Mengen dieses Products bei einem verhält-
nissmässig geringen Eingangszoll und zu
Preisen auf den österreichischen Markt ge-
langen, welche gegen die Preise für ein-
heimisches Product enorm differiren. Hin-
gegen bemerkte Kammerrath Vollhofer, dass
unter den bestehenden Oonsurations- und
Preisverhältnissen Hilfe fttr diese üultuT;
1 Stolsissi, a. a. O.
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— 51 —
selbst wenn der Einfuhrzoll im Verhältnisse
zu dem Werth e des Artikels erhöht werden
würde, kaum in<)ii;lich sein dürfte. Dem nieder-
öRterreichiselicii SafranUaii haben jedoch nicht
allein die Handelsverhältnisse ein Hinderniss
gesetzt. Ihm steht ein gewaltigerer Factor im
Wege: die fortschreitende Abnahme unserer
Jahrestemperatur, welche von den Oekonomen
Niederösterreichs ebenso behauptet; als sie
von gelehrter Seite bestritten wird. Oerade
der Safran, welcher sich in Niederösterreich
von vorneherein an der äussersteu Grenze
der ( hilturmöfifliclikeit befand, musste selbst
von einer minimalen Temperaturversehiebung
betroffen werden; und der Untergang des
heimischen Safranbaues scheint eine fjolche
unmittelbar zu beweisen. Die mittlere Blüthe-
zeit des niederösterreichischen Safrans ist
für die Wiener Lage der 6. October, für
1 Grad Breitezunahme um 3*8, für 1 Grad
Längenzunahme um 0*4 Tage verzögert
(Fritsch^). So spät im Jahre, wo ohnedies
schon wech!='elnde Herbstwetter der
Landwirthschaft im Wege steht, blühend,
kann der Safran leicht Opfer einer sehr
geringen Temperaturabnahme geworden sein.
In Italien und Spanien, selbst noch in
Frankreich und England befand sich der
Safran vom Beginne an unter weit günsti-
geren Auspicien, als jene sind, welche I^ieder-
österreichs cnntinentales Klima nn'tsich bringt.
Kurz zusamtnengefasst: dem nie d e rö s t e r-
r eichischen Safranbau auf freiem
Felde hat das niederösterreichi-
sche Klima eine Grenze gesetzt.
Ein nationalökonomisch wichtiger Culturzweig
*• mSUer d, Ver, f. Landein Iftedet'OeMterr, 1866, 8* 183.
4»
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— 52 —
ist hiemit vernichtet, und es bleibt nichts
Anderes übrig, als den Safranbau in solchen
Theilen der Monarchie einzurichten ^ die
klimatisch günstiger liegen als Niederöster-
reich. In diesem Siune hat K e c s 8 ^ schon
1824 Dalmatien vorgeschlagen; Südtirol, wo
der Safran-Crocns verwildert ist. das siidliche
Istrien und Ungarn, Kroatien und Slavonien,
vielleicht auch einzelne T heile Bosniens
könnten neuen Boden abgeben für den alt-
berühmten Orocus austriacus. Möge dieser
Vorschlag an massgebender Stelle Beachtung
finden !
6. Petrak's Anleitung zur Cultur und Gewinnung des
Safrans.
(Hiezu die Tafel.)
Der „praktische Unterricht den nieder-
österreichischen Safran zu bauen^^^ welchen
vor bald hundert Jahren der Benedictiner
Ulrich Petrak schrieb, wird Jedem nützlich
sein, der in Mitteleuropa die Safranzucht
— sei es zum Vergnügen, sei es zu geschäl'ts-
mässigeni Betric^be — aufnolmion mrtclite.
Aus diesem Grunde theilen wir im J?'oigenden
den Inhalt des nahezu verschollenen Büch-
leins, mit der Wortftihrung des Originals,
jedoch auszugsweise mit. Zur ausgiebigen
Erläuterung alles dessen, was den Safran,
seine Cultur und Gewinnung anlangt, werden
die Abbildungen der vorne eingeführten Tafel
dienen; selbe wurde nach l'etrak's ..geraaliltem
Bilde des ganzen Anbaues^ photozinko-
graphisch hergestellt.
Zum Safranbau dient jeder für den Körnerbau
t a 11 1 i c h e Grund. Die meisten Safrancrärten
V»est( liPii ans Lehm, mit einer schuhhohen Damm-
' Keeas, a. a. 0., Anhang*
X » Vergl. Cap. 6,
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— 53 —
erde bedeckt ; jene, deren Grund aus leichteren,
mageren, theils fotti^-pn, theils mit groben Schollen
vermengten Forden besteht, sind nicht so vor-
theilhaft, kiiiinen aber grossen Nutzen l)rini]fen.
wenn sie gehörig bearbeitet werden. Es ist aber
Jedem zu rathen, auf jeden Fall dem Safran den
besten Grund anzuweisen, da er den Weizen an
Ertrag zuverlässig dreimal überwiegt. In Hinsicht
der läge ist zu bemerken : Es darf diese nicht
zu nahe an einem Walde sein, damit das Safran-
land nicht zu sehr beschattet werde ; an keiner
15erghöhe, wo es allen Winden ausjre<?ptzt wäre ;
an keinem starken Abhänge, wo der liegen das
Erdreich abspülen könnte ; — die Lage muss
ziemlich hell und sonnig, nicht zu hoch und nicht
zu nass sein. Der Safran gedeiht vorzüglich, wo
der Weinstoek zur Keife kommt; dessen un-
geachtet kommt er auch in Itälteren Gegenden mit
Vortheil fort, denn er kann mehr Kälte ertragen
als die Weinrebe, ohne Schaden zu erleiden. Die
Safranz wiebeln überwintern, wenn auch nur mit
H Zoll loekerer Erde bedeckt, sogar bei 10^ Küite.
Nur wenn die Kalte ausserordentlich, und den
Bäumen, kleinen und grossen, nachtheilig ist,
wenn die Erde nicht mit Schnee bedeckt ist, dann
sind die Folgen von undenklichem Nachtheil.
Der Safran vollendet in Niederösterreich seine
Bliithe in der letzten Woche des Septembers und
der ersten W«>«1h» des Octobers. Der weiteste
Spielraum der Ülüthezeit ist vom 15. 8ei)tember
bis Anfangs November, je nachdem die Witterung
mehr oder weniger günstig ist. (Veigl. Cap. ö.^ Der
Safran muss gegen die mitternächtlichen Winde
geschützt, oder doch in ein gegen Mittag offenes
Feld gebaut werden. Wir sehen in Oesterreich
gewöhnlich ein Gebirge gegen Norden, so z. B.
ist die Gegend um Losdorf westwärts gegen Molk
von der nördlichen Ber-j-kette, neben welcher die
Donau läuft, gedeckt. Die Gegend um Ravelsbach
wird gegen Nord und Nordost vom M.mhaits-
berg geschützt u. s. f. Die beste Gegend, iur den
Safranbau scheint Jene zu sein, wo öftere Nebel
herrschen, z. B. in langen mässig breiten Thälem,
von Flüssen oder Bächen iur li^. Ii Mitten ; in
nebeligen Jahren drängt eine Blume die andere.
Tni wasserreichen Oberösterreich, wo grosse
Strecken mit Kloo bebaut sind, welcher auch
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— $4 —
feuchte Witterung liebt, dürfte der Safran liuteii
Fortgang liudwn, und e?* wäre von fj:ru>>em
Nutzen, wenn damit Versuclie angestellt \s iiiden.
Im Allgemeinen sollte der Safran in Ländern ge-
Sfianzt werden, wo kein Weinbau stattfindet, denn
as Sprichwort : ^Wenn der Safran mostein hört,
kommen seine Blumen*, bewährt sich sehr oft;
bei diesem Umstände vernachlässigen die Hauer
den Safran, um sicli ^'äTizÜeli der Woiiilosp und
den Weingarten-Arbeiten zu widmen, und inlnl:,^'-
dessen ^vird eine unziililige Menge Safranblumeu
zu dieser Zeit weggeworfen.
Die Zubereitung des Grundes zum
Safranland ähnelt jener eines Gartenbeetes nnd
wird auf dreierlei Arten erzielt : a) Man gräbt
mit der Grabschaufel, dem Grabscheit oder Spaten,
im Herbst das bestimmte Stück Land schaufeltief»
d. i. 0 — 10 Zoll tief, um, benihrt es im Frühjahre,
wenn es im Winter nicht geschah, mit Diiii^pr,
breitet diesen so viel als möglieh irleichntassig aus
und haut ihn ein, vermengt niimlich mittelst der
Haue den Dünger 4—5 Zoll tief mit der Erde.
Die hiezu dienliche Haue ist das beim Weinbau
übliche Werkzeug. (Fig. 0 und P der Tafel.) Das
Kisen ist wie bei einer Grabschaufel oben breit,
unten zugespitzt, der hölzerne Stiel aber wird
nicht der Länirc nach, sondern in einem spitzigen
Winkel daran befestigt. Das Eisen ist von a — 6
iro NN (ähnlich 11 Zoll lang, von r—d 8 Zoll breit,
iler hölzerne Stiel («— c) 1^2 Schuh lang, etwas ge-"
krümmt, oben bei a vierkantig, sonst rund und
1 V4 Zoll diclL ; der Winkel, welchen das Eisen mit
dem Stiele macht, misst 35 Grad, die zwei Ecken
•vn-ilen Tlalmenflioi^en genannt. Das Safranland
I i-. 1; sei OHIK. Wenn man im Herbste bei
1 K icc.acn H umzugraben anfängt, so 1 »leibt bei
O II am Lnde ein Schaufelschlag, d. i. eine Art
1*' u r c h ü. Der Hnncr fängt nun bei a an, stellt
sich mit dem (jesu hlo gegen a, haut in die Erde,
die ihm auf der Haue sammt dem ausgebreiteten
Dünger liegen bleibt ; diese leert er in die Furche
OH 2i,h und so einbauend und ableerend bewegt
er sich rücklings gegen 6. Es ist begreiflich, dass
der Dünger, der oben lag, durcli die Ableerung
zu Unterst kommt oder doch mit der Krde ver-
mischt uird, und dass von a bis h durch das Ixv
ständige gleich tiefe Einbauen eine neue Eurcbe
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entsteht. Bei fi kehrt sich der Hauer mit dem
Gesichte gegen c und leert, indem er sieh rücklinj^s
^egen d bewegt, die aufgehackte Erde in die
Furche ba ab. Die neu entstandene Fnrclio rd
füllt er auf die nämliche Art von 1ms /' an
und fährt so bis zu Ende fort. Weil ge-
machte Furche wieder mit Erde ausgefüllt wird,
so erhalten wir ein ebenes Land bis auf die
letzte Furche bei IK^ die man oiTeii lässt.
Nach eingebautem Dünger läsat man das Land
bis zwischen halben Juni und Ende Juli un-
berührt, wo es dann theils zur Vertilgung des
Unkrantc, fli^ils znr Anflockerun;:: der Erde
neuerdings unigcliaut \\ '\v(\ ; da wird aber bei I K
angefangen, wo die Eun he gelassen worden, und
diese angefüllt. Drei bis vier Tage vor dem Ein-
legen der Safranzwiebel, nämlich zwischen dem
24. August und 8. September oder um die Bauzeit
der Winterfrucht, putzt man das Land, d. i. man
zieht es mit dem Kechen (Harke) klein durch und
ebnet es so, dass es einem einzigen Gartenbeete
gleich sieht, h) Mnn ackert im Herbste das Land
etwas tiefer und enger als gewöhnlich; im Früh-
jahr ackert man den Dünger ein, doch etwas
seichter, zwischen Pfingsten und Jaenl)i wird das
Land nochmals geackert und alsdann gut geeggt.
Wenn aber bei anhaltender Bffrre durch Ackern
zu grosse Erdschollen zu befürchten sind, so wird
der Safrangarten zum letztenmale nicht geackert,
sondern mit dem (^rabscheit umgegraben oder
umgebaut und alle Erdklumpen klein zerstochen.
Drei bi< vier Tage vor dem Einlegen w ird das
Ganze geputzt, nämlich wie bei der ersten Methode
klein und eben gerecht, c) Die dritte Metliode,
das Safranland zuzubereiten, besteht in Folgendem :
Sobald der zum Safran bestimmte Platz, vor der
Ernte, sei es Weizen, Boggen oder Hafer befreit
ist, wird er allsogleich sammt den ^>toppeln durch
den Pflug umgestürzt. Hinter dem Pfluge geht
ein Tagewerker, der mit einem hölzernen Schlegel
alle Erdsehollen zersehlägt; nach dem Ackern
wird geeggt, drei Tage vor dem Safraneinlegen ge-
putzt und noch den nämlichen Herbst mit Zwiebeln
belegt j der Dünger wird erst beim Legen dazu-
gegeben. — Die erste Methode wird von den
Meisten befolgt, welche den Safran selbst bauen ;
die zweite wird von Solchen angewendet, die
— 5t) —
giössere Bauplätze und eij^ene i'ferde besitzen ;
die Ititzte erfordert das beste Erdreich und den
besten kleinsten Dünger, z, B. Scbafdtinger ; man
erspart dabei mehrere Auslagen und kommt dabei
um ein ganzes Jahr früher zum Safran.
Die Safranzwiebeln — in Niederöster-
reich „Kiele** — sind g^ewöhnlich von der Grösse
einer Hasel- bis wälschen Nuss (Fi^. II, X. XI ;
IIL VI ; Vll.) Sie sind mit zthii bis zwölf weichen
ziiuüietrarbenen bastähnliclien Häutchen, die oben
um die Stengelknospe in dünnen Fäden endigen,
ganz eingehüllt, doch so, dass nnr etwa drei
fläutchen von unten bis lunauf reichen, die übrigen
unter diesen aufwihts stufenweise anfangen und
immer kürzer und feiner werden. (In den Fig. H
m, VI, VII, X, XI unterlialb a.)
DiP V e r m e h r u n g des Safrans jreschieht
nur durch die Z\vi<'luMn, man hat noch kein Bei-
spiel, dass eine Blume bis zum Samen gediehen
wäre. (Vergl. Cap. 1.) Jede Zwiebel bringt binnen
einem halben Janre, nämlich vom Herbste bis zu
Ende des Frühlings, einen oder zwei, auch drei
bis vier neue junge Kiele ; der Mutterkiel aber
geht binnen dieser Zeit jährllrli zu Grunde und
man gewahrt von ilira nichts als eini^'e ^rrobore
schw;ir/)n aune Häute, die Bollen, uiul eine ein-
gesf Imniipfte, harte, flaclin Masse, das Plattel,
worauf die inneren ganz geformten Kiele gleichsam
sitzen. iFig. Vll.j Bevor die Kiele in die Erde
gelegt werden, müssen sie von allen Unreinigkeiten,
wie Staub, Erdklösschen, den alten Häuten vom
Mutterkiele, dem Plattel u. s. f., gesäubert wei Im.
Ungeputzte Kiele sind die in den Figuren II, III,
X, XI, (geputzte die in den Figuren VI und VI!
darL'^e^telUen. Bei diesen letztcveTi sieht man
unten keine VVurzelfasern mehr, \\t il sie mit dem
Plättchen zugleich entfernt wurden. Die von
Insecten angefressenen, gefaulten, von ihren Häuten
bis an das weisse Fleisch zu sehr entblössten
Kiele werden als unnütz weggeworfen; diese
Arbeit heisst das Kiellösen. Sie wird gewöhnlich
im Juli bis Ende August und meistens von Kindern
vorgenommen. Die Kiele in grossen Eeutern zu
säubern, ist iiieht ein])fehlenswcrth. Je reiner die
Zwiebeln gesäubert und sortirt werden, d^sto
sicherer ist eine reichliche Ernte zu hotVeu und
desto weniger sind Krankheiten zu befürchten.
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— 57 —
Die Kiele müssen an einem trockenen luftigen
Orte, drei bis vier Zoll hoch aufgeschichtet, auf*
bewahrt werdpi).
Zur Bauzeit der Winterfrucht werden die Kiele
in Koinsäcken oder Butten auf das Feld gebracht ;
zum Le^en benötliigt man eine Haue und eine
Futterschwinge oder stroliene Backschiissel. Der
Hauer stellt sich bei a (Fig. I) so an, dass ihm
das £nde des Ackers G-H zur Linken liegt; er
haut 8 Zoll tief in die Erde und wirft diese links
in die Furche. Da die Haue spitzig zuläuft, so
entsteht durch das Einbauen eine dem lateinischen V
ähnliche Vertiefini<r. wo sich unten die zwei Erd-
wände gegen einander neigen. Damit besonders
au der linken Wand die Erde nicht herabrolle,
sondern schräg stehen bleibe, gibt ihr der Hauer
mit der äusseren Fläche der Haue, sobald er sie
von der Ableerung zurückgezogen hat, einen
kleinen Schlag, wodurch sie gleichsam geglättet
wird. So haut er ebenso tief, während er sich
rücklings bewegt, das zweite, dritte, viertemal
n. s, f. in gerader Linie ein und wiederholt jedesmal
den kleinen Schlag von der linken Wand, dadurch
entsteht eine gleichlaufende Furche a U und an
der linken Seite eine schrägstehende Erdwand.
Kaum ist der Hauer mit der Furche ein paar
Schritte weit, so kommt der Leger mit den Kielen,
legt einen um den andern 6 Zoll tief und 3 Zoll
weit von einander an der linken Erdwand an,
drückt ihn sanft in die Wand hinein, damit er
zur Hälfte darin stecken bleibe. Da die Fnrclie
gleich tief, die Erdwand gleich hoch ist, so können
die Kiele auch leicht in einer geraden Linie an
die Wand gedrückt werden; da diese nur 6 Zoll
tief eingelegt werden, die Furche aber 8 Zoll tief
ist, so bleiben noch 2 Zoll lockere Erde unter den
gelegten Zwiebeln ; diese lockere Erde dient dazu,
dass die Kiele ihre dünnen Wurzeln desto leichter
schlagen können. Zu beobachten ist auch beim
Legen, dass das obere Ende der Zwiebel geracb* auf-
wärts stehe (Fig.VI, VII,1X), damit die junge Ptlanze
gerade durch die Erde brechen kann. Nach voll-
endeter erster Furche fängt der Hauer nicht bei
e, sondern bei d an, haut ebenso tief ein oder
nimmt von der rechten Wand einen Theil der
Erde hinweg und legt ihn von der linken Wand
an, macht zugleich durch den Oben beschriebenen
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— 58 •
Schlaga die angelegte Erde 8cbrä»r5»telie!id, wodurch
die dort befind liehen Kiele bedeckt werden und
eine neue zum Legen taugliche Furche de ent-
steht. Durch das Anlegen der Erde an die Kiele
werden diese nicht bewegt, weil diese beim Legen
von der Wand gedrückt werden, und da der
Mauer von der rechten Wand nur etwa 3 Zoll
breit Erde hinwoprniTnmt, um sie auf die dort be-
tindlichon Kiele air/.iilogen, so kommen die Kiele
der /.weiten Furche auch nur 3 Zoll weit von
iliMPii zu liegen; der Leger belegt die zweite
l urelie auf die vorhin beschriebene Art und so
die 3., 4. u. 8. f.; hiermit liegen die Kiele sowohl
der Länge als der Breite nach 3 Zoll weit ent-
fernt« unter einer 0 Zoll hohen Erddecke, auf
einer 2 Zoll hohen lockeren Erdunterlage. In der
Eile ist es nicht immer möglich, ebensoviel Erde
von der rechten Wand wegzimelimoTi. nis Tinthii^
ist, um die Furchen ab, d r. etc. aiiszunUlen,
maiu liiiial wird deren zu viel, luant hiyal zu wenig
sein, infolgedessen Kihöhungen oder Vertiefungen
entstehen. Diese muss der Hauer allsogleich mit
der Haue ebnen, damit es keines späteren lieber-
rechens bedürfe. Nach dem Legen darf kein Fuss
mehr in's Safranland gesetzt werden." Die Kiele
dürfen nicht über 3 Zoll weit auseinander liegen,
damit man auf ein bestiuimtes Land deren soviel
als nuiglicli le;;en kiunie, dürfen alter aucli nicht
näher sein, damit selbige zu ilirer \'ern)elii-ung
den nöthigen liauui tinden. Die Kiide müssen alle
gleich tief liegen, damit beim Umhauen der Erde
im künftigen Jahre dieselben nicht durchgehauen
oder beschädigt werden. Wenn zwei bis drei oder
mehrere Hauer da sind, so hat jeder seinen eigenen
Leger hinter sich. Der zweite Hauer beginnt die
zweite Furche, sobald der erste T>eger soweit vor-
gerückt ist, dass sie siidi iiirlit ge;;-eiiseitii;' hindern
— sein Leger folgt naeh ; der dritte Hauer und
sein Leger bestellen die dritte Furehe und wenn
der erste zu Ende ist, so fängt er die vierte Furche
an — auf diese Weise geht die Arbeit genau und
schnell von statten.
Wenn das Safranland nach der Methode e) zu-
bereitet ist, so wird der Dünger von dem Leger
über den Acker ausgebreitet; da der Dünger gut
verrottet und klein ist, so wird er beim Umhauen
leicht mit der Erde vermengt und nichts oder sehr
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— so-
wenig kommt davon unmittelbar an die Kiele,
was man zu vermeiden hat, um <lie Verfaulunf? zu
hindern. Viele pHoirt^n in Jede Finrlic, wenn
die Kiele schon «Mui^^drirt sind, den Diiuj^er ein-
zustreuen und daiiu er^t mit Krde zu bedecken
Diese Methode zeigt sich aber uiizw eckmässig, da,
wie bekannt, ein jedes Zwiebel;;e\väch8 in Be-
rührung mit dem Dttnger sehr leicht in FSulniss
llbergebt. Der so bereitete Acker bleibt nun in
Buhe, bis die Safranblumen sichtbar werden. Cm
den Acker herum wird ein kleiner Graben gezogen,
theils um die übermä?«?«iireii Kejreui^nsse abzuführen,
theils um die Mäusr und Maulwürfe fern zu halten.
Damit die Safraii^ürten vom Vieli, welclies
im Herbste allgemein auf die Stoppelfelder ge-
trieben wird, niclit zertreten oder durchwühlt
werden, mOasen sie binnen drei Wochen mit einem
Zaune umgeben werden ; dieser dient auch, um
im Winter die Hasen entfernt zu halten, die nach
dem Safrankraute sehr gierig sind. Zur Ein-
zKunuTipr bedient man si<*h irewohnlich alter Wein-
steckeu', welclim zur urüsseren Befestigunir nllf
Klafter weit ein stärkerer Pfahl — Ileftsteckeii
genannt — 5 bis (i Schuh hoch beigegeben
wird. Jedes Stück wird zwei bis drei Querriuger
von einander fest in die Erde getrieben und zur
genaueren Verbindung und Haltung an zwei
Leisten, die oben und unten angelegt werden,
mittelst Strobbinden befestigt. Um leichter in den
Safrangarten zu i: (langen, la'sst man ein paar
Schuli weit den Zaun nur 1 Schuh hodi und
verlegt die obere Oelfnung durch Weiurttecken,
die man kreuzweise zwischen die Seitenpfähle
steckt. Fig. XI \ veranschaulicht die sogeartete
Einhegung (wie sie sich in Niederösterreicb bis
auf den heutigen Tag erhalten hat). Einen Zaun
aus Brettern zu verfertigen, ist zwecklos, denn
er würde zu viel Unkosten verursachen, da er alle
drei bis vier Jahre abgenommen und anderswo
errichtet wird : dann werden infolire solchen
dicliten Zaunes die Sounenstrableu uud der Luftzug
abgehalten.
Sobald der Kiel in die Erde gelegt wird,
dringen aus seinem oberen Theile, aus den Seiten,
zuweilen von unten mehrere weisse knospenartige
* ütiitzpfähle der Reben, die „zum Verbrennen noch
«u gut siad"*.
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- 60
Keime (in Niederösterreich ^Zapfen" genannt), die
sich in weissi^^elbe Röhn'hen verlängern und
binnen drei bis vier Wochen bis an die Ober-
fläche der Erde reichen. „Die Zapfen kommen
awischeu Tag und Erde.'* (Fig. X.) Bei b in Fig. Ii
sehen wir das Wachsthum vorgeschritten j binnen
drei Wochen erhebt sich der Stengel bis d d Zu-
gleich treibt der Kiel aus seinem unteren Theile
zarte weisse 5 Zoll lange Wurzelfasern, meistens
schräge in der Erde. (Fig. II, III.) Knapp an dem
Kiele, wo ein Kdhrchen herauswächst, zei^j^en sich
nnidliche Kvhöliun.i^^en oder Knüllchen, welche zu
neuen Kielen werden. (Fig. VIII.) Die durch-
sichtigen Häute halten gleich einer Scheide die
grünen Blätter beisammen, bis sie sich trennen.
(Fig. II ec die Scheide, ee die Blätter.) Zwischen
den Blättern tritt die I^lumenknospe in Form
eines spröden Röhrchens hervor. (Fig. II //) Die
Blume enthalt drei Staubgefässe (Pollenblätter)
mit gelben spitzen Beuteln (Fig. IV c) ; zwischen
denselben belindet sich ein zarter gelber Griffel
mit drei rotheu Narben oder „Zünglein"
(Fig. IV d.) Diese sind ^frech und fett", über
einen Zoll lang, zusammengerollt, oben trichter-
förmig erweitert, gezähnt und an dem oberen
Bande wie mit Gold bedeckt; die Gemeinschaft
der Narben gibt den Safran. (Fig. V.) Ein
Kiel hat oft zwanzig Keime, wovon aber die
wenigsten sich ausbilden, sondern die meisten aus
Mangel an Saft wieder einschrum])fen und am
Kiele braune Flecke hinterlassen. (Fig. IX.) Am
gewöhnlichsten geräth der oben aus der Mitte des
Kieles hervorbrechende Keim, den man Hauptkeim
nennen darf. (Fig. IX a.) Ist der Kiel klein, so
bleibt nur der Hauptkeim, der den Saffc aus einem
so kleinen Umkreis ganz an sich zieht, und die
Seitenkeime schrumpfen ein ; ein so kleiner Kiel
treibt auch nur eine schwache liöhre, die drei bis vier
grüne Blätter ohne Blumen enthält. Ist der Kiel
von mittlerer Grösse, so trägt er oben drei bis vier
kräftige Nebenkeime, deren jeder in sieben bis acht
früne Blätter und in eine Blume tibergeht; die Seiten-
eime schrumpfen auch gewöhnlich ein. Ist aber der
Kiel sehr gross, so treibt er oben und seitwärts
dicke Keime, gibt sechs bis sieben Röhrchen, aber bei
dieser Menge bleiben die meisten schwach und ohne
Blumen. Aus der Beschreibung des ersten Safran-
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— 61 —
triebes kann man entneliinen, dass 1. die erste
Safranernte, wo kaum der dritte Kiel Blumen
treibt, klein ausfällt und man mehr vom zweiten
Triebe zu hoffen habe ; 2. dass die Kiele mittlerer
Grösse bei der ersten Ernte die voridü^lichsten
Bind, 3. dass die grossen Kiele in Betreff der Kiel-
vermelimng: den Vorzug verdienen. Deswegen
sind aber die kleineren Kiele auch nicht zu ver-
achten, da sie beim zweiten Triebe gleich viel
BlUthen liefern können, als die anderen. Regen und
Sonnenschein bejj^ünstigt die erste Safrniienite.
Die S a f r a n b 1 u m e n wachsen rat^clier als dio
grünen Blätter — sie sind IViilier sichtbar und
lassen sich leicht allein pflücken. Um mit Leich-
tigkeit und Geschwindigkeit auszupflücken und
dabei nicht die Zwiebeln in der Erde unnöthiger-
weise zu erschüttern, wendet man einen eigenen
Handgriff an : Man fasst nämlich mit dem Daumen,
Zeige- und Mitteltinger die Blume bei ihrem
K()hrchen, das oft noch in der Erde steckt, und
macht, statt zu kneipen oder iLCi\ircn sich zu
ziehen, einen kleinen Druck senkrecht in die
Erde ; auf diese Art springt das Röhrchen von
selbst ab und die Blume bleibt in der hohlen Hand.
Die beste Zeit zum Pflücken ist früh Morgens,
wenn die Blume noch geschlossen ist und in Form
eines Kegels über die Erde steht (in dieser Gestalt
„Wutzel genannt"). Zu dieser Zeit ist das Fäserchen
leichter zu fassen ; der Safran, noch durch die
Blumenblätter von der Snmic beschützt, ist
frischer, fetter und von höherer Farbe. Bleibt
der Safran in der offenen Blume dtMi Sonnen-
strahlen ausgesetzt, so ist er wohl ^ut, aber
etwas magerer. Die Blumen werden in Körbchen
(Fig. XIU) gesammelt und in Butten oder
grossen Kürben nach Hause getragen, in einer
kühlen Kammer auf alten Tüchern, Stroh-, oder
BiriscTiTnatten ansj}festreut, big man Zeit hat, die
J^arbeu auszulösen. Man pflückt täglich, Sonn-
und Feiertage nicht aust,^enonimen. Der Flor
dauert zwei bis drei Wochen, manchmal auch nur
vier bis fünf Ta^c, je nachdem die Witterung
günstig ist,*
* Auf die Sfifrnir rnte hat folj^onder liirherliche AIkt-
fflaube Bczu^: „tiei der Safranernte dürfen sich keine
Personen weibliciien Oeselileelitet betheiligen, weil sonst
Gernch und Farbe dsf anter leiden.** (Stolsissi, a. a. 0.)
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— 62 -
S a f r a n 1 ö s e n ist jene Manipulation, durch
welche die drei Narben von dem Griffel losgebracht
und ans der Blame herausgenommen werden. Der
Löser muss trachten, da»8 die Narben aneinander
hängen bleiben (Fig. V), dass der ^Bock*» ^anz sei
und dass von dem gelben Griffel nichts odor sehr
wenig an den Narben hängen bleibe. Auf (liei=?p
Art wird der Safran, wvnn er gedörrt ist, ki.-uis.
fiauinig und anfgedimson, und da er ohne Bei-
mischung ist, so stellt er im Preise hölier. Um
gut und geschwinde zu lösen, wendet man fol-
genden Kunstgriff an : Kan trachte die drei Narben
bei ihren änssersten Enden mit dem Daumen und
Zeigefinger der rechten Hand zusammenzufassen
und drehe sie seitwärts, damit sie alle r.uirleich
zwischen deiil'lumenblättern horansschlüpfen ; knnm
sieht mnu in dieser Lage die Stelle, an welcher sie
sich zti trenueu anfani^en. so zwirkt man an seihen
mit der linken Hau*!, mit welcher mau die Bhime
hält, den Griffel ab und der Safran bleibt in der
rechten. Die Blumen, welche Morgens eingesammelt
werden, mUssen, wenn möglich, am nämlichen
Tage noch gelöst werden. Manchmal ist es nicht
möglich, so viele Löser zu finden, um an einem
Tage fertig zu werden, und daher gehen manche
Hauferi Blumen in Fäulniss über. Sind die Blumen
jedoeh trocken nach Hause gebraci»t und au
einem kiililen luftigen Orte dünn auseinander ge-
streut worden, so erhalten sie sich manchmal drei
bis vier Tage. Die Hausfrau ladet gewöhnlicli aus
der Nachbarschaft Jung nnd Alt auf den Abend
ein, schilttet einen Theil der Blumen anf den
Tisch, versieht jeden Leger mit einem Teller,
einer Schale u. dgl., worin der gelöste Safran gelegt
wird — sammelt diesen rund herum in ein grösseres
Geschirr, bewahret ihn über Naeht in einer
trockenen Kammer nnd bringt neue Blumen mm
Vorsehein. Gewöhnlich hat eine Blume nur
drei Narben, doch wachsen zuweilen zwei Blumen
in eine zusammen S wo dann vier bis fünf, auch
sechs Narben gefunden werden.
Am folgenden Tag ist die Hausfrau beschäf*
tigt, den ausgelösten Safran zu dörren, ohne
welches er in einigen Tagen verfaulen würde. An
» OlTenbnr ist bier die Ersdieimmg des Verwachsen«
zweier liliitUea CSynautbie) gemeiuU
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— 63 ~
einem beliebiiren Platze de^ Heerdes wird eine
schwache Gluth auf^^elegt drei Stiicivchen Ziegei
werden in ein Dreieck henungestellt, und darauf
ein Sieb ans Bosaliaaren, ge\(rö1iiilich ein Mehlsieb
gestürzt. Die Ziegeltrtimroer sind 3 Zoll, der Reif
des Siebes 6 Zoll hoch. Uiemit steht der Boden des
umgekehrten Siebes 9 Zoll von der Glutli entfernt.
Auf das Sieb wird ein Häufchen Safran ^?elegt
lind mit einer Gänsefeder glpichmäs!=ji.2: anf5 2;Tbreitct ;
dies wiederholt man zwei- bis dreimal, bis dt^r
Safran vollkommen f^eddrrt ist. Während des
Dörrens steigt ein kleiner Kauch empor, der nicht
beachtenswerth ist; wird dieser aber zu stark, so
mnss die Gluth vermindert werden. Je langsamer
das Dörren vor sieh geht, desto schöner w ird die
Farbe des Safrans ; eine jähe oder rauchende Gluth
hingei^en schwär/t oder verdirbt ihn ^ränzliili.
Der Safran wird von der Dörre wei; nninittelbar
in eine Srdiaclitel i^ethan und gut bedeckt, damit
sein Geiuch so viel als möglich nicht verfliege;
eingedrückt aber darf er augenblicklich nicht
werden, sonst bricht und bröselt er sich; nach
einigen Stunden, wenn das in ihm verborgene Fett
hervordringt, wird er geschmeidig, dann erst lässt
er sich zum Auf behalt ohne Schaden so stark
man will zusnmmendriieken.
Zur l;inii;ereii A u f b w a Ii r u n g sorire man
für ein trockenes und w ohlseliliessendes Gefäss,
um seine Ausdünstung zu verhüten; z. H. einen
giasirten Topf mit einer trockenen Schweiusblase
verbunden, oder mit einem ebenfalls giasirten
Deckel bedeckt, deren Fugen mit gutem Mehlbrei
verpappt werden; oder eine zinnerne oder eine
hölzerne Büchse mit passenden Deckeln oder
Blasen versehen; — zur längeren Ann)ewalirung
bildet sit li kein günstigerer Ort als auf einem
luftigen Schüttboden im lioggen oder noch besser
im Weizen.
Nach vollendeter Arbeit im ersten Jahre ist
ferner die weitere Behandlung des
Safrangartens, der in Niederösterreich nur
zwei, sonst auch' drei und vier Jahre an einem
und demselben Orte besteht, zu beachten. Nachdem
die BhiriHMT eingesammelt sind, lässt man die
grünen Salranblätter den Herbst, Winter und Früh-
jahr hindurch ruhig fortvvachsen. Den Garten mit
Stroh, Reisig u. dgl. zu bedecken, ist nicht rathsam,
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— b4 —
denn hiedurch linden die Mäuse einen Zuilaehtsort;
der Schnee gibt eine hinlhn gliche Deeke. Die
erste Arbeit besteht darin, die Safranblätter
(„Säger**, Fig. XV, A B), sobald sie zii welken an-
fangen, w«i8 im halben April, manchmal erst
Anf*an«rs Mni vorfjillt, abzumähen und als Füt-
terung dem irnulvieh zu geben. Im Monate Juli
ist der SatVaugarteii i^^nnz mit Unkraut Uberzogen,
welches zu vertilgen i\ud zugleich das Erdreich
aufzulockern als zweite Arbeit anzusehen ist.
Das Erdreich wird nftmlich bis anf die Lage der
Safrankiele umgebaut, die Vorsicht aber ge-
braucht, dass sie ja nicht beschädigt werden.
Wenn bei zu nasser Witterung das Unkraut gegen
Knde Soptember, wo man schon Blumen erwartet,
zu sehr üborliand iiclimen sollte, so mnss dieses
mit den Händen ausgerauft werden, um den hervor-
sprossenden Blumen keinen Schaden zuzufügen.
Das Knöllchen, welches sich beim ersten Trieb
an den Mutterkiel angesetzt hat und woraus
schon im Frühjahre ein Röhrchen mit oder ohne
Blumen im Herbste gewachsen ist, schwillt die
übrige Zeit des Herbstes hindurch, so auch im
Winter, wenn dieser nicht zu streng, und im Früh-
jalir immer stärker an, und wächst bis zu rtiii^sten
zu einem neuen vollkommenen Kiel, welcher in
Niederiisterreich „Kindel**, sonst Setzling heisst.
(Fig. Vlll.) Solange die Setzlinge klein sind,
nehmen sie ihre Nahrung anmittelbar aus dem
Mntterkiele, den sie soinsagen ganz aufsangen
und von welchem um Pfingsten nichts als eine
eingetrocknete Masse — das Platte! — vorli niden
ist. Von oben ziehen sie ihre Nahrung durcli die
BIi(tt(M' an siel? Wenn daher im Friilijahre die Dürre
lange anhält, bleiben die Setzlinge klein und die
meisten gehen wohl auch zu Grunde ; ist liini;etren
die Witterung günstig, nämlich Sonnenschein mit
Hegen und lauen Nebeln abwechselnd, dann
wachsen nicht nur aus den grossen Kielen mehrere,
sondern aus den kleinen weit grössere. In
ihrer vollkommenen Ausbildung erhalten die
Setzlinge auch ihre eigenen Feberhäute, in
welche sich der unterste Theil der durchsielitigen
Einhüllungshäutchen und ihrer vormaligen grün-
lichen Blätter verwandelt und nach dieser Um-
wandlung nicht mehr zum lebendigen Theile der
Zwiebel gehört; daher dann die Sagerspitzen
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— 65 —
welken und wir aus diesem Zeichen auf die voll-
kommene Ausbildiiiis: des neuen Kieles zuverlässig
schliessen dürfen und den Sai^er abmähen. Wenn
die neuen Kiele in der Erde liegen bleiben, was
das zweite Jahr wirklich geschieht, so schlagen
sie bald auch ihre eigenen kleinen Wurzeln seit-
wärts. Sofern also AlleB gut von statten gegangen
ist, so liegen jetzt ganz neue wohlanagewachsene,
bewurzelte und um zwei- bis dreimal mehr Safran-
zwiebeln, als im ersten Jahre, im nämlichen Garten,
deren jede zwei bis drei Blumen hervorzubringen
im Stande ist. Wer die Safranzwiebel auf den
dritten Blumentrieb lassen will, was von Einigen
befolgt wird, hat im dritten Jahre nichts Anderes
zu thun, als was von der Pflanze des Safrangartens
nach dem ersten Triebe gesagt worden. Die
Bauern sind der Meinung, dass nach dem zweiten
Blumentriebe die Kiele, wenn sie länger in der
Erde blieben^ leicht brandig und leicht erfrieren
würden ; — dies ist irrig, mehrere Erfahrungen
bezeugten, dass Zwiebeln, die fünf bis sechs auch
acht Jahre in der Erde unberührt lagen und jähr-
lich Blumen trugen, so gut erhalten waren, wie
die anderen, welche nur ein paar Jahre unter
der Erde waren. Wenn die Safrankiele durch
zwei bis drei oder vier Jahre auf dem näm-
lichen Platze ihre Blumen zollten, werden sie
ausgegraben, ausgenommen. Der Zeitpunkt dazu
ist zu Ptin festen, wenn d:ts im Herbste an-
gesetzte Kuöllehen so weit gediehen, dass es
einen neuen vollkommenen Kiel gebildet hat. Um
diese Zeit also, wenn die Sager schon abgemäht,
die Kiele ihr vollkommenes Waobsthum erreicht
— ganz eingezogen — haben, gräbt man sie
folgendermassen aus: Der erste Arbeifer nimmt
mit der Haue das Erdreich bis auf die Kielenlage
weg; der zweite gräbt aucli mit der Haue nur so
tief unter den Kielen, um diese nicht zu beschädigen,
fasst die Kiele sammt der Erde auf und lässt sie
fast auf den nämlichen Platz fallen; durch das
Fallen bricht das mit Kielen vermengte Erdreich
auseinander und sie liegen zerstreut umher; mit
den Hauenfliegen werden sie so weit als möglich
hinweu:geschoiM 1 damit sie sieh mehr von der
Erde ablösen, sichtbarer werden und dem ferneren
Unterbauen nicht melir im Wepre seien ; — die
erste Handlung heisst mau Abräumen, die zweite
5
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66
Aufwerfen. Die Kinder sammeln die Zwiebeln auf
kleine Haufen oder in Backschüsseln; sie werden
sodann alsogleich in Haferr entern von dem
gröberen Schmutze gereinigt, dann in Sacken aaf
einen luftigen Ort gebracht und nach Bequemlich-
keit gelöst.
Die E int h eilung der Safranländer
hängt Ton der Willkür des Gutsbesitzers ab, ob
er den nämlichen Platz auf den 2., 3. oder 4.
Blumentrieb liegen lassen will. Lässt er die Kiele
nur zweimal treiben, so hat er nur zwei Ab-
theilnn^^en ; geschähe es dreimal, dann sind drei
xVbtheilungen etc. Man wählt sich auf einem Joch
Acker ein Stück Land A, l, B. zu 2ü() Quadrat-
klafter, und belegt es mit Safranzwiebelu ; das
zweite Jahr belegt man gleich daneben ein
gleich grosses Stück B — man hat also
zwei gleich grosse Stücke Landes AB\ im
dritten Jahre wird A herausgenommen und auf
den an B grenzenden Platz O verlegt — da hat
man wieder zwei Stücke B C — eines immer auf
den ersten, das andere auf den zweiten Trieb. Der
Zaun wird bei A abgerissen und damit C ein-
gezäunt, so rückt mau den Garten auf dem Joch
Acker fort. Ist man nach acht Jahren an das Ende
des Joches gekommen, so fängt man wieder von
vorne bei A oder noch besser auf einem zweiten
Joch Acker an. Das Stück, wo zu Pfingsten die
Kiele ausgegraben werden, kann im September
mit W( i/cn bebaut werden, der pchön gedeiht.
Die l-'igur eines solchen Safran LrartonR ist ein
längliches ParalleloA'ramm, z. B. 5 — 6 — 7 Klafter
breit und 30— 4u— 5ü Klafter lang. Der Umfang
ist freilich grösser als bei einem regelmässigen
Viereck, der Zaun also länger und mit mehr
Kosten verbunden; diese Form hat aber den
Vorzug, weil im Winter zwischen zwei nahen
Zaunwänden der Schnee sich leichter verfängt und
lie2;*en bleibt. Die Grösse eines solchen Gartens
ist nach der Anzahl Leute einzuricliten, die mau
zum 8atVanlüsen beuöthigt. Je mehr mau Lüser
erhalten kann, desto grösser kann mau den
Safranbau ausdehnen; manchmal ergibt sich aber
doch der Fall, dass die Anzahl der Ldser nicht
nach der Grösse des Gartens im Verhältniss stehen
darf, denn z. B. zu Zeiten schiessen auf 200 Quadrat-
klafter so viele Blumen auf, dass 24 Menschen in
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— 67 —
einem Ta^e nicht im Stande sind, sie auszulösen ;
ein anderpsinni Vu'dniT man auf 200 Quadratklafter
nicht mehr als das Haus-P^Mwonn]. wonn nämlich
der Flor drei bis vier Wochen lortdauert.
Das Kfndvieh, die Schate, Zielen, Hirsche,
Rehe und Hasen stellen dem Grase nach, die
Schweine den Zwiebeln; der Urin der Hasen aoU
die^ Kiele verderben. Die Mänse zernagen die
Zwiebeln ; von den Häuten bauen sie sich Xoster.
Die Maulwürfe fressen wohl nicht die Zwiebeln,
bringen sie aber in Unordnung, bedecken mit der
aufgeworfenen Erde den ^ai^or, iiifoli^odossen
dieser verfault und »iie Zwiebeln verderben.
Bisher sind uns drei K r ;i n k Ii e.i t e n bekannt,
welchen die Safran kiele nnterlie;;en. a) Die erste
besteht in einer Fäulniss, die, ohne selbst an der
äusseren Haut bemerlsbar zu sein, sich an den
Körper der Kiele selbst ansetzt und diese nach
und nach ganz in eine Art Fäulniss versetzt.
Beim Kiellösen endeckt man diese Kranklieit,
sobald sieh ein Ki^-l weicher fühlen lässt, den
man sodann ohne Weiteres wegwirft. Ist die
Fäulniss noch nicht zu weit eingedrungen, so
reinigt man den Kiel durch einen Druck. Kin
„rübenförmiger** Auswuch^(Fig. XII a a), der sich
meist unterwärts ansetzt um an den die meiste
Nahrung der Zwiebel so verschwendet wird, dass
diese endlich selbst ganz verzehrt wird.* Diese
Krankheit findet sich hier auch selten vor und
kann beim Kiellnsen nueh gänzlich beseitigt
werden, c) Eine sehr gefährliclie, durcli einen
Pilz — Rhizoctonia crocorum der heutigen Autoren
— verursachte Seuche. (Fig. XI.) Der Pilz bildet
mehrere abgesonderte Knollen von llaselnuss-
grösse, die dem Kiele anliegen oder in dessen
Nähe erscheinen. Ans den Knollen laufen viele
* Die iSufranzwicbcl eint) unterirdische Achse
(Stammi^ebilfle). Mituntei- sireekt sieh diesotbe über Gebühr,
wodin-("li (lio von Tctrak als rniM i;fnniiij;-cr Auswuehs be-
zeichnete Krselieinun;; zu Ötaude kumnit. Analoges beub-
tiebtete Voss (0«/err. S. ZUf. 1886, 8. 82—85, Pi|?. 1—4) und
K o r n h u l> e r (ebenen. S. 140) bei Li nr()juni vcrninn. Als
gruitse Seltenheit küiuuit die 8treck.un^ der Zwiebelacbse
in Form eines federki«1(11<*keii, die Zwiebel nach unten
förmlich diirflnvnfltsiMidcn Fort<;;tt7t;s von nirlireren Ccnti-
meteru Länge, auch bei (ralanthus nivalis vor. Unter den
Tausenden Exemplaren des SchneegrlSckebens ans dem
Wiener Pratcr, die icli in den letzten zwan/is: Jahren in
Uäuden hatte, beubachtete ich diese Erscheinung nur
einmal; Andentungen hiczu sind häufig.
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68 —
veilcheiifiirhige, wollige feine Fäden (Myceliem Hieils
von Pinera Kuollon zum andorn, theils umwinden
dieselben astartig die Schale des Kieles, dann
dring^en sie zwischen die Lasre der Schale zur
Zwiebel selbst und tüdteu sie. Aus einer so um-
strickten Zwiebel, als dem Mittelpunkt und Wohn-
sitze der Seuche, verbreitet sich das^Uebel kreis*
förmig und schnell auf die umliegenden Kiele und
tödtet einen nach dem andern. Eine solche
Zwiebel oder nur eine Schaufel voll Erde aus
einem kranken Felde kann in einem gesunden
Garten gleiches Unheil anrichten. In Niederöster-
reich heisst diese Krankheit Brand, Ausstand.
Mau erkennt dieses üebel, wt nn sich kahle runde
Plätze im Safrangarten vortinden, in den Zwiebeln
bemerkt man schwarze Löcher, als wenn sie mit
Eienruss bestaubt wHren, oder man ündet sie
gleichsam ausgebrannt.
Das Mittel, welches angewendet wird, um
diesen Verheernn2:en vorznlMMi-^fMi. besteht nach
D u h a m e in finem schuht ieieii »Kraben, welchen
man um die kranken Zwiebel zieht und die aus-
^cliobene Erde auf dem kranken Platz indessen
anhäuft. Einige graben die umliegenden gesunden
Kiele aus. Das B<^ste ist, nach der Aushebungszeit
der J^wiebel den Garten, er sei in dem zweiten oder
dritten Flor, in einen andern weit entlegenen frischen
Grund zu ver'eq-en. Es wurden mr^hrere Ky(\-
vermischuiiuen vorirenoniiiien, wie mit Kalk, Asche,
Oy|).s, Mergel u. dgl., man könnte aber keine be-
st! miiiten Muthmassungen ziehen, welche Erde die
Krankheit gänzlich beseitigen könne. — Sein
Augenmerk muss man beim Legen der Kiele darauf
haben, dass diese genau von allen Unreinigkeiten
ges.äubert und dass Jene mit dem kleinsten Makel,
Beschädigung etc. gänzlich beseitigt werden, so
ancli, dass ein Icranker Grund durch viele Jalire
oder wenn inöirlifMi gar nicht luehr zum Safranbau
verwendet werde.
7. Die Safranfälschungen.
Von Ihr. T. F« Hftnaasek.
Die reine Handelswaare bestellt
aus den (;iuzeluen oder auch noch mit dem
» D u h n ni c 1 bespricht in Ac€ui» de scienc, ITis, S. 6'>,
140, dann F u u r g c r o i x in AeatL de» tekne, 1782, 8. In, b:*,
die Krankheiten der 8afranswiebeL
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— 69 —
gelben Griifelende verbundenen Narben des
Crocus sativus (s.Cap. 1)^ deren Fadenform^
gleichmässig purpurbraune Farbe und matter
Glanz dem geübttn Auge schon ohne weitere
Hilfsmittel gestatten, echten Safran zu er-
kennen. Die einzelne Safrannarbe (Fig. \, A)
Fig. l (nach V o g 1).
A. Crocus: Die drei Nnrben unten noch mit
einem Stück des Grift'els im Zusammeniian*^e, zwei-
mal vergrössert.
B. BlUthc von C' a 1 e d d u 1 u o f f i c i n a 1 i s.
C. Bllitbe von C a r t Ii a m ii s t i n c t o r i u s, ©in-
uudeiuhalbiuai vergrössert.
stellt einen 2 — 3 cm i a n g e n an einem (dem
freien, oberen) Ende trichterartig er-
wciterten Faden dar, der im frischen Zu-
stande röhrenfürniig ist und einen fein ge-
kerbten, auf der louenseitc kurz gesclilitztcn
Saum (das trichterartig erweiterte Ende) von
3 — 4 mm Breite besitzt Auch an der in
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70 —
warmem Wasser erweichten Waare lässt
sich dieser Bau leicht nachweisen. Gegen
das Licht gehalten erscheint der im trockenen
Zustande vielfach hin- und hergebogene
oder geknickte Faden prachtvoll rubinroth
mit gelb gesäumtem Rande. Der eigoutliüni-
liche, fast betäubend starke Geruch und
der scharfe und gewürzhaft bittere Ge-
schmack sind Kennzeichen der echten Waare.
Beim Kauen wird der Speichel orangegelb
gefärbt
Fig. 2 (nach J. M o e 1 1 e r).
Ein Stückchen der Safrannavbe in der Flächen-
ansicht, Papillen, g Spiral «refasse, ejp Oberhaut.
Vergr. 300.
Mit'nitcr haften den Narben auch
Pollenkür uer (Fig. 3, P) an.
Das mikroskopische Bild der
Narbe ist ein sehr einfaches. Eine cuti-
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71
cnlarisirte Oberhaut (Fig. 2, ep) mit vier-
seitigen , längsgestreckten dünnwandigen
Zellen, deren Aussenraembran in der Zellen-
mitte papillös vorgestiilpt ist, deckt ein ein-
förmiges Parenchyni. Der gekerbte Saum
ist von zarten cylindripcben Papillen (Fig. 2,
p) gebildet. Das Parenchym setzt sich aus
ebenfalls dünnwandigen, längsgestreckten
Fi^?. 3 mach J. M o o 1 1 e r).
Safran. Der K.'iiid der Safraiinarbc im Quer-
schnitt; ep die Oherliaut beiderseits, ;/ ein (iefiiss-
bündel, c die abgelöste Cuticula; i^ein Pollenkorn.
Zellen zusammen^ zwischen denen dicho-
tomisch verzweigte Spiroidenbündel (Fig. 3,^)
verlaufen* Der Inbalt der Parenchyrnzellen
(Fig. 3) ist an feinen Schnitten in Oestalt
rother Klümpchen wahrzunehmen, die sich
mit gelber Farbe in Wasser s(jf"nrt lösen ;
in Alkohol und Alkalien geht die Lösung
dieses Farbstoffes viel langsamer vor sich.^
Nach H. M o 1 i s c sieht man an frischen
Narben von Crocus vernus, y,dass der
* A. V o gr 1, Cammeniaf zur »UbenUn Atugabe der Oegferr,
Fharmaropne, II. Bd., 1892, S. 1.12.
* GrunäriM einer Histochemitt der nflanzUcJten Gtmustnitlel,
1891, 8. 57.
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FarbstoiY im Zellsaft aufö^elr^st vorkommt
und denselben gleichmiissig orange tingirt.
£s macht zwar oft den Eindruck, als ob
auch das Plasma ge&rbt wäre, allein an
dünnen I namentUcli etwas gequetschten
Schnitten erweisen sich Plasma, wo es in
etwas dickerer Schichte vorliegt, und Kern
iarljlos. Xacli dem Absterben der xsarbe
hört diese räumliche Sonderniiu: des Farb-
stoffes in der Zelle anf und dieser tritt dann
in's Plasma und in die Wand ein. In vielen
Safrannarben finden sich zahlreiche Zellen
mit braunrothem, körnigem Inhalte vor,
welcher in Wasser und Aether unlöslich, in
Alkohol aber löslich ist. Diese Zellen fallen
ihrer duftklen Farbe wegen schon mit der
Lupe auf.^
J. Moeller^ hat gefunden, dass die
Cuticula (Fig. 3, c) nur in sehr losem
Zusammenhange (in der trockenen Waare)
mit der Oberhaut steht. An Schnitten er-
scheint die Cuticula als eine „glashelle
streifige Membran'^ von der Obermtut oft
losgelöst und man kann sie auch von der
erweichten Narbe mit der Nadel leicht ab-
schaben. Vereinzelt steht die Beobachtung
desselben Autors, dass nach Behandlung
mit vSchwefelsäure spärliche feine Krvstall-
nadein (Gyps) anschiessen, „obwohl vorher
keine Oxalatkrystalle erkennbar waren*^.^
Die Löslichkeitsverhältnisse des rothen
Zellinhaltes sind schon oben angemerkt
worden. Besonders bemerkenswerth aber er-
scheint sein Verhalten in Schwefelsäure und
Salpetersäure. Setzt man einem KSchnitte
Schwefelsäure hinzU; so ändert sich die
* Mikro$knpü Nahrmff»' und aMmmÜta, 1886, 8* SO.
* Ebenda, 8. 60.
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— 73 —
•
rothe Farbe rasch in Blaa und Blassviolett^;
es ist aber gar nicht nöthig, einen Schnitt
anzufertigen, indem jedes Narbenfragment
mit concentrirter Schwefelsäure betupft, sich
sofort mit einer tiefblauen L()sung umgibt,
die alsbald violett und schliesslich braun
vvird.^ Salpetcrsc^nre 7erstört den Farbstoff
bei vorübergehender blauer Färbung eben-
falls bis zur Bräunung.
Das angeführte chemische Verhalten
charakterisirt den wichtigsten Inhaltsstoff
des Safrans, das Safrangel Crocin
oder Polychroit (C44 H^^ O^g), das nach
C a s p e r ( ICar Book of Pharniac. 188 1 , cit.
nach Mo eller, Realencyläopädie , VIII.,
S. 679— Sl) zu 5-21) bis 6-997o im Safran
enthalten ist Das Färbevermögen dieses
Körpers ist ein ausserordentlich grosser^
was daraus erhellt, dass ein Theil Safran
200.000 Theile Wasser auch im durchfallen-
den Lichte noch deutlich gefärbt erseheinen
lässt^; dass ferner 0*001 gi* Safran mit 3 1
Wasser noch eine schön gelb gefärbte
Flüssigkeit gibt.*
I^o!)fir den Farbstoff und die übrigen
Inhaltöstoffe hat R. Kayser^ eine sehr
werthvolle Untersuchung ver(>ffentlicht, welche
manche strittige Frage ireklärt und beant-
wortet hat Er hält den Z u c k e r^ der nebst
C r 0 c e t i n aus dem Crocin durch Spaltung
mittelst Salzsäure erhalten wm'de, fttr eine
eigene Zuekeruit^ die als Crocose be-
zeichnet wird.
' T. F. H a n a u s 0 k, Die Naknmg»' und QenumniUA au$
dtm Fthnizei.reiche, 18S4, Ö. 274.
» M 0 1 i 8 C h, 1. C, S. 56.
» T. F. II ft n a n s e k, 1. c, S. 2T4, und Hager, Hamd-
buch der piuirmur. Praxis, Etm'dnziw^shiuid S. 377.
♦ A. V o K I, 1. c., 8. 134.
^ Uuber im Safran vorhandene SabsUnsen, Ber, der
ehem. GeatUach.^ XVII, 22, 28 (1884).
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Ferner fand Kayser im Safran einen
Bitterstoff, das P i c r o c i' o c i n oder 8af ran-
bitter, das durch Extrahiruno^ mit Aether
in Gestalt farbloser, bitterschineckender
prismatischer Krystalle gewonnen werden
kann ; es ist als ein G 1 y c ö s i d aufzufassen, •
indem es dnrch Behandlung mit Bleiessig,
Kalk- oder Barjtwasser in Zucker und in
ein ätherisches Oel gespalten wird , das
wieder mit dem dritten wichtigsten
Inhaltsstoffe des Safrans, mit dem
ätherischen S a f r a n ö 1 identisch zu
sein scheint. Das ätherische Safrauöl ist
ein Tcrpen von der Formel C^o
bedingt den bekannten Geruch des Gewürzes.
Die allgemeine chemische Analyse (haupt«
sächlich nach König) hat folgende Mengen
der Substanzen ergeben: Wasser 9— lö^o?
StickstofTsubstanz 10 — 12-/q, ätherisches Oel
0-6— iVo, Fett über 37o, Zucker 14— 15-3'^/o,
sonstige stickstofffreie Stoffe circa 447,, : der
Aschegehalt kann von 4*3 — S^o steigen;
ein Plus (als 87o) weist auf eine Fälschung.
Stärke und Gerbstoffe fehlen. Als
regelmässiger Bestandtheil des Safrans ist
von E. Schmidt (und von Biel) Alu-
mini u m (O*] 15 — 0*2837r,) gefunden wordco.
Wie aus dem Vorangehenden ersehen
werden mag, so bietet die liistMlngrisclie
Beschaffenheit des Safrans in Folge ihrer
Einförmigkeit keine ausgesprochen typischen
Leitelemente, die insbesondere für die
mikroskopische Untersuchung des gepulverten
Safrans verwendet werden könnten ; es muss
also eine derartige Unterauchung, wenn sie
echten Safran betiilft^ gewisserinassen einen
negativen Befund ergeben, insoweit nämlieli
das Fehlen specifischer Gewebearten, z. B.
Digitized
75 —
dor Skleretden^ Xylembestandtheile^ mehr-
zeUiffer Haare, oder das Fehlen gewisser
Inhaltsstoffey wie der Stärke, Gerbstoffe,
Kalkoxalatki'vstalle ftlr die Abwesenheit
von Surrogaten, somit für die richtige Be-
schaffenheit des Safran pulvers spricht. Genau
dasselbe' 8})rieht auch Mo eller in der
Realeucyklopädie (Vill. Bd., 1 890) mit folgen-
den Worten aus (S. 682) : „ Das Gewebe des
Safrans ist so zart, besitzt so gar keine
widerstandsfähigen Elemente von ' aus»
geprJigter Form, dass sein Palver als rein
raeist indirect aus der Abwesenheit charak-
teristischer Gewebsreste zu erkennen sein
wird. Nun können aber zur Fälschung zer-
schnittene Bluuienhlätter, zarte Wurzeln
u. dgL verwendet worden sein, deren Ge-
webe ebenfalls aus wenig charakteristischen
Elementen aufgebaut ist. In diesen Fällen
kann das eigenthümliche Verhalten der Farb-
stoffe als Wegweiser dienen.^
Es wird also die mikrochemische
Untersuchung, vorzugsweise mit Scliwefel-
säure, deren Reaction auf das Safrangelb
in der so charakteristischen Blaufäi'bung
sich äussert, den werth vollsten Anhalts-
punkt gewähren, sie sotzt uns in Stand,
das kleinste Safranpartikelohen von fremden
Gewebestücken auf das Schärfste unter-
scheiden zu können. Für die mikroskopische
Untersuchung hat diese P'arbrcaction noch
deshalb einen bedeutungsvollen Werth, weil
sie eine Sonderung der Partikel ermöglicht
und die Arbeit wesentlich vereinfacht. Und
wie nothwendig solche präcise Unter-
scheidung ist, falls nicht schon die makro-
skopische Prüfung fremde Gewebekörper in
der Handelswaare feststellte, beweisen die
Digiti/ea by CoOgle
76 -
unglaublich häufigen Fälschungen, denen
dieses ]vn>tbare Gewürz seit alter Zeit unter-
worfen isti
In dem letzten Decennium hat aber die
Ausdehnung der Safran- Verfälschungen eine
geradezu enorme Grösse en-eicbt, sowohl in
Bezug auf die grosse Mannigfaltigkeit der
zur Fälschung verwendeten MaterieUi als
auch auf die Quantitäten^ die eine im Dunkel
der Unlauterkeit arbeitende Industrie auf
den Markt geworfen hat. Einipre hier
folgende Berichte mögen diese Worte be-
kräftigen.
Von 140 Safranproben^ die Kayser^
in NOmberg zu untersuchen Gelegenheit
hatte, waren J 1 4, also 827o verfälscht. Die
Proben bestanden aus 1 27 Mustern gepulverten
Safrans, einer z.ur Fälschung besonders ge-
eignet sich erweisenden Waare. Bei 37 Proben
wurde gänzlicher Mangel echter Waare
constatirt^ die übrigen enthielten Calen-
dula, andere vegetabilische Beimengungen
und erhebliche Mengen eines Steinkohlen*
farbstoffeSy und mehrere Beschwerungsmittel^
wie Baryum- und Caiciumsulfat ; auch der
nielit gepulverte Safran war mit den Siil-
faten und Glucosesyrup beschwert.
Bietsch und Coreit^ fanden unter
79 Proben gepulverten Safrans 49 ver-
fälscht; davon war 31 Proben Carthamus
beigemischt; 3 enthielten Blüthentlieiie un-
bekannter Abstammung, 4 Sandelholz, 2 ein
* VergL Cap. 3 dieser Abhandlung, ferner T. F.
Uanausek's Artikel über Vo r fälschuni^en in der
UtaUmyklopädte von G e i s 8 l e r - M 0 e 11 e r, Bd. X, 8. 273.
* Jiw. iüttni. doi jal»if. 1889, nach Zuit^chr, f, N.-U. u. Hg,
1880, 8. 170.
* Jmirn. d. Pharm» et atlm., 17, 1888, S. 301—304.
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anderes Rothholz, 1 enthielt Curcumai 1 ein
fettes Oel.
Edwin Johannson^ constatirte in
einer Handelswaare SP/n ^^n-lciumcarbonat
und Zucker. Musculus und Klein hatten
ähnliche Beobachtuufj^en gemacht.- In Däne-
mark^ wurde Safrun <]:('fuudeu, der beim
Behandeln mit Wasser 72^0 Gewicht
verlor und mit Kreide beschwert war.
C. Hartwich^ beschreibt einen Safran,
der reichlich Griffel und gelb gefärbte,
1 cm lange, aus Stücken des Perigons und
den Staubgefässen des (Jrucus sativus be-
stehende Partikel enthielt.
G. H a r 1 i n fand mit Kalk beschwerte
und rothge&rbte Grashälmchen^ Arthur
Meyer^, dem wir eine interessante Zu-
sammenstellunf]^ über Safran fälsclumgeu ver-
danken, entsprechend präparirte Stengel
und Blätter einer monocotylen Pflanze
(Carex ?).
Eine sehr umfangreiche Fälschung hat
C. Berntrop in Amsterdam aufgedeckt^
über welche ioh^ ausfQhrlich berichtet habe.
Das Surrogat bestand aus Wiek c n k e i ni-
lingen, die mit einem Azofarbstoff gefärbt
und mit ßaryumsulfat beschwert waren.
Der aus dem Wiener Handel
stammende Safran^ in den Jahren 1888 bis
1891 untersucht^ enthielt vorzugsweise Calen-
dula^ eine Probe Wickenkeimlinge, mehrere
* Fharm. ZeittcJtr. f. liiissland
* Journal Pharm. (V Almce-Lorrai fi>-, Mai 1875.
* Gustav L 0 t z e in Pharmao uH-^ Tidende 1880, Nr. 7.
* CJu-m. Ztg. und D.-Am. Apoth. Zhf. 1S8»j, 3, 84.
* PharmaccrUischts IlanddaUaU, 3. Jalir;?., S. 353.
* Joun.al de Pharm, d' AUace-Lorrainr 1S80, S. 121 — 123,
' Z'itschr.f. N-U. und Jlyg. 1SS>, Nr. 1 un l
* Vergl. auch Xevinuy, Die Nahruiigs- und Genuss-
mittel Wiens In ZeitMhr, /. lk\.U, vnd Egg, 1887, 8. 3*
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— 78 —
Proben die Narlien des Mais. Auch der
echte Safran sah häniig schwarzbraun ans.
Gewichts vermehruDg mit Baryum.-ulfVit
beobachtete Ed. FerrancU in Lvon, eine
solche mit verschiedenen Salzen Adrian^
und Holmesl Adrian fand Safran, der
einen alkalisch reagirenden Anfguss gab
und 26*4 7o Asche hinterliess; letztere ent-
hielt Kaliumcarbanat {8*625Vo)> Natrium-
sulfat (4*9(55'y^), >satriumcarbonat (7-415%)
und es Hessen sich fol^^ende Beimcugun irr'n
in der echten Wa ire feststellen : Borax
13-997o, Glaubersalz 1 1*285 Kalium-
Verbindungen 10096Vö Kochsalz 0-117%
und Ammoniumnitrat 3'1427o*
Vielfältig wird aber die Anwendung
des Dinitrokresolkaliuras oder Natriums als
eines Safransurrogates berichtet, so von
J o h a n n s o n (1. c.) von Wey 1*, und
Gerlach'' und Anderen; auch der Giftig-
keit desselben wird Erwähnung gethan.
P. Apery und A. Läfaki^ bewiesen
die FülscQungen des Safrans in Constan-
tinopel mit Feminell (mit Eosin gefärbt! und
mit ^Faisnarben ; k tzleres Surrogat hat auch
Apollunatüs jL^cfundeu. Ueber ein Carex-
8 \\ r r o 2^ a t berichtet K i r d b c y^, über
Piment- Zusatz und Zwiebelschalen im
Safran (Algier) C o 1 1 a r d o f'', der auch das
längst verschollene Safranf^lschungsmittel^ die
* Rtx\ ititrruat. r/ef fahif., Oclubci" IS89.
2 Jonruaf >k' Pharm, tt de Chim. iSKf».
» Kmm. Jonrn. and Tran.«. 1880, III., nach Vierteyahlt-»
Schrift von II i 1 « t; r 18Sf», L, S. 34.
* Ueber Safransnno^ate und erlaubte Farben, Berliner
Bttiekte 1887, XX., 8. 28.?0.
« Xdt&ihr, /. ang, Ckem, 18S8, I, S. 2i'0.
" ^t«. medieo-j^aarma^xitique nach Zeifsehr, f, N^^U, «. B,
im, 8. 130.
' PImrm, Journ. attd Traiiaacl^ S. 337,
* Re», intern, du faU, 1S91, 6, 4.
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Fleischfasern (vom Schweinefleisch) wieder
iu einer 1 laudelswaare entdeckt haben wilH.
Algierischer Safrcan instand nach
P o s s e t o- aus Martiusc^elb und Tropaeolin
000 Nr. 2 mit etwas Crocia. Fälschungen
und Gewichts Vermehrungen des Safrans
wiurden noch vielfach constatirt von Maisch
^1885), von Herz, Nie der Stadt {Arch.
der Pharmacie 1887), Brand es; Hart,
C 0 tt 0 n u. A. ; eine Ziisanimt nstellung der-
selben int in der Di oi listen- Zeit awj 1890,
Nr. 21, enthalten, W(> auch eine systematische
Souderung in drei Gruppen: l. Auffärbung
nach der Extrahirung echten Safrans, 2. Be-
netzung mit Honig, Syi'up und Beschwerung,
3. fremde Päanzentheile, gegeben wird. Eine
solche Gruppirung hat auch früher Arthur
Meyer (1. c.) versucht, deren Eintheilungs-
princip aber nach meinem Dafiirhalten die
Einreihung der verschiedenen Verfälschungs-
fälle nicht hinlänglich präcis durchführen
lässt. Die kSairansurrogate kann man nach
Arthur Meyer in drei Gruppen theilen,
deren erste diejenigen Surrogate nnifasst,
welche aus Pflanzentheilen bestehen, die dem
Safran ähnlich sind, deren zweite die zur
directen Beschwerung des sonst reinen
Safrans benutzten Substanzen einscliliesst,
während die letzte von den Surrop:aten ge-
bildet wird, die aus besonders hergerieliteten,
noch künstlich beschwerten safranähniichen
Dingen bestehen. Mich dünkt, dass die erste
und dritte Gruppe nur schwierig auseinander-
gelialten werden können, wie folgende Bei*
spiele erweisen mögen. Zur ersten Gruppe
1 Union pham» 1891, 8. 294, nach ZtiUchr, /. ^.-(T. «• B,
1891, a 166.
> ZeiUdiT,/. X-Z7. «. U. 1S91, S. 45.
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80 —
rechnet M e y er die Fleischfaser, die Calen-
dula, Carthamus, gefärbte Narben von Crocus
vernus; zur dritten Ghnippc die gefärbten
G-rashalme^ Carexstengel ; es würden auch
die neuerdings c^efundcnen Wickenkeinilinge
und Maisuarl)en hieherorehören ; doch kann
man behaupten , das.s alle angezogenen
Muster sairanahnlich sind, wenn sie eine
entsprechende j?'ärbung erhalten haben.
Dagegen erscheint die tibersichtliche
Grruppirung der Safranfälschungen, wie sie
oben nach der Drogüteii-Zeitung angegeben
und wie sie J. Mo eil er* in vorzüglicher
Art in Anwendung c^ebracht, als eine
naturgemässe und auch praktisch gut ver-
wei'thbarr.
Wir unterscheiden demnach drei Gruppen
von Fälschungen, die allerdings unterein-
ander wieder Oombinationen zuhssen:
1. Extrahirung des echten Safrans und
Auffärbung.
2. Beschwerung des echten Safrans.
3. Fremde Pflanzentheile ohne und mit
Färbung und Beschwerung.
1. Entfärbung des echten Safrans.
Nicht selten findet man aus dem Kleinhandel
stammenden Safran, der durch eine schwarz-
braune Färbung auffällt^ ; wird ein so aus-
sehendes Partikel in Wasser gelegt, so ist
von dem «grossen Ffirbeverm* »o^en der un-
Versehrten echten Waare nicht?^ wahrzu-
nehmen; der Safran ist seines Farbstoffes
beraubt worden ; aber nicht immer zeigt ein
^ Güisslcr-Moellcr, RcoUncyklopädU der Ph jirmacie,
Bd. VIII (18<»0), Artikel Safiran, 8. 679-684,
- Icli besitzt; inelirerc aus dem Wiener Handel stam"
mende Probtin eines solchen schwärzlichen Safrans und ver-
muthe, dass die £xtraction onter Anwendung Ton warmem
Wasser erfolgt sei.
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— Sl —
beraubter Safran ein schwärzliches Aussehen,
er kann nocli unauffällig roth erscheinen
und doch nur wenig FarbstofT mehr besitzen.
Die mikroskopische Untersuchung der be-
raubten Narben liefert den sichersten Nach-
weis dieser Fälschung; die intensiv roth-
Selben Farbstoffklumpen fehlen, häufig ist
as ganze Gewebe gleichmässig gelblich;
die Schwefelsäureprobe ftllt negativ aus oder
tritt so schwach auf, dass die Extrahirung
sicher nachgewiesen erscheint.
A. K r e m el^ enipliehlt zum Nachweise
einer theilweise erfolgten Extrahirung des
Farbstoffes folgendes Verfahren : „Man extra-
hirt solche Proben zuerst mit Chloroform^
wodurch wachs- und harzartige Körper, viel-
leicht auch Safranbitter entfernt werden und
extrahirt dann mit 90percent]gem Alkohol^
welcher den Farbstoff, Zucker uud Salze
aufnimmt. Zu diesen Extractionen verwende
man jedocli nie mehr als höchstens 1 gr
Substanz, da man selbst bei dieser geringen
Menge und gutem Extraction sapparate tage-
lang extrahiren muss." Unverfälschter Öster-
reichischer und französischer Safran gaben
folgende Mengen:
Ssterr. franz.
0/ 0/
10 10
Wassergehalt 9 -20 13-07
Asche 5-13 3-(>9(BacblBoUebi»6-9)
Kückstand der Chlore-
formextraction 10 40 Ö 74
Rückstand der Alivoliol-
extraction 49* 15 65 *51
(Vergleichenntendie Angaben von K nutze, S. 85.)
Um das Färbeverniögeu des Safrans
zu prüfen, hat Procter^ eine einfache
1 Pharm. Pott 1887, S. 142—143.
2 ritarm, Jovm. and Tra>wac<. 1 880, citirt nach J. Mo eller
Lii li^akncyklopädie, Bd. VIII., S. 681—682.
6
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— 62 —
Methode angeocebeu: „Die Probe wird zu-
nächst mit Aether geschüttelt^ um eich von
der Abwesenheit der Anib'nfarben zu über-
zeugen; dann wird eine gewogene Menge
(0'06 gr) mit kleinen Mengen ( 7 5) Alkohol
und Wässer abwechselnd bis zur Erschöpfung
ausgezogen. Die Flüssigkeit wird auf 60 ccm
frebracht und entspricht jetzt bei echtem
8atrau einer Lösung von 0 S4 gr Kalium-
< bicbromat in 60 ccm Wasser. Genauer kann
der Farbwerth jedoch erat bei grosser Ver-
dünnung erkannt werden^ weshalb man einen
gemessenen Theil der erhaltenen Tinctur
mit einer bestimmten reichlichen Menge Was-
sers verdünnt und in gleichweiten Reagtüs-
gläsern vergleicht. Die NDrniallüsungen aus
echtem Safran oder iius Kaliumbichromat
sind haltbar, können daher vorräthig ge-
halten werden."
Extrahirter Safran wird meistens mit
entsprechenden Farbstoffen auf-
gefärbt; was mit dem freien Auge zumeist
nicht zu erkennen ist Auch die mikro*
skopische Untersuchung kann unter Um-
ständeu nicht ein vollständig verlässliclies
Urtheil zulassen, wenn die protoplasniatischcn
Inhaltsstoffc die FarbstulTlösung reiclilicli
aufgespeichert haben. Der chemische Nach-
weis fremder Farbstoffe ist aber meist leicht
durchführbar und l^isst auch häufig die
Determinirung des Farbstoffes selbst zu.
(Siehe auch Beschwerung, S. 84.)
Die Farbstoffe der Calendula (Ringel-
blume), Carthamus (Safior , des Cam-
pecheholzes werden durcli Eisenchlorid-
lösung sofort in auffallend dunkle Nuancen
übergeführt; der bafranfarbstotf bleibt un-
verändert
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— 83 —
Besonders bäiiüg werden T h e e r f a r b-
stoffe angewendet, wie Aurantia,
Vi ctopiaor ange, Naphtolgelb oder
Martiusj^elb, Corallin, Roccellin,
p i k r i 11 s a u r c s Natron^ u. A.
Kocht man eine A u r a n t i a 1 ö s u n ^
mit Zinnehioiür, so wird die gelbe Losung
dunkelrothbraun.
Victoriao ränge ( Jaime anglais,
Safransurrogat) istDinitrokresol-
kali (oder die entsprechende Ammon-Ver-
bindun^^) ; es ist in Petroleum^itber löslich,
löst sieh iu Schwefelsäure mit weingelber
Farbe; vergl. oben 8. 78.
Naphtol^c^lb (Dinitronaphtol - Natrun,
resp. -Kalk, Martiusgelbj gibt in Kalilauge
einen flockigen Orangerothen Niederschlag
und ferbt Seide und Wolle gelb. (Da es ab-
russt^ so ist es in der Färbetechnik durch
seine Sulfosllure, das sog. Naphtolgelb S
verdrängt worden; daher dürfte letzteres
nur im lir zu der Safranfärbuug verwendet
werden.)
r. (> r a 1 1 i n wird durch Alkalien roth,
durch Säuren gelb gefärbt.
Roccellin, Sulfonatriumroc-
cellin^ Rouge soluble färbt Wolle bei
Gegenwart von Weinsäure roth^ nicht gelb.
Binitrophenoinatrium wurde eben-
falls als Safranfarbmittel beobachtet; der
giftige Körper kann in der Weise nach-
gewiesen worden, „dass eine mit dem Safi-an-
auszug e-efiirbte und mit Schwefelsäure bei
gelinder Wärme behandelte Wolle nicht blau
ge&rbt wird, nachdem ihr Wasser zugesetzt
und mit A mmon neutralisirt wird''.^
* Kreme 1, 1. c , 8. 142.
» C fi z e n (; u V e Rt L i n o s s l e r, ./oura. de Pharm, et de
Chimit: IfcSö, s. Jitulencyklav., Vlll., S. 682.
6*
Digiti/eü by CoOgle
Dass auch Fuchsin zur Rothfärbimg
extrahirten Safrans verwendet wird, findet
sich mehrfach in der Literatur angegeben*^
In neuerer Zeit scheint man von der Ver-
wendung desselben abgekommeu zu sein.
Es ist hier zu bemerken, dass die an-
geführten Farbstoffe selbstverständlich auch
zur Färbung der in der dritten üruppe be-
sprochenen Safransurrogate gebraucht werden
und diese letzteren daher auch auf die Natur
des Fiurbstoffes untersucht werden müssen*
2. Die zweite Gruppe umfasst die
Beschwer ungsmittel, die häufig auch
in Verbindung mit den Safransurrogaten in
Anwendung: koinuipn.
Zur Beschwerunp: werden hauptsächlich
Bary um Sulfat (Baryt), Calciumsulfat
(Gypspulver) und Kreide verwendet;
ausserdem hat man Borax, Natriumsulfat,
Kaliumtartrat , Kochsalz , Ammoniumnitrat
(siehe oben die Angaben von Adrian) ge-
funden. Die Mineral])ulver werden auf Safran
(oder auf die Surrogate) gestreut nnd mit
diesem geschüttelt, nachdem man letzterer»
mit Honig, Syrup, fettem Gele, Glycerin-,
angeblich auch Gelatine augefeuchtet hat.
Legt man eine beschwerte Waare in 7i' isses
Wasser, so löst sich in den meisten Fällen
das Mineralpulver ab und bildet ein Sediment,
das nun chemisch analysirt werden kann.
Die mit J^)aryt gefärl)ten Proben, die mir zu
Gebote stehen, zeigen das Beschworungs-
pulver selbst roth gefärbt.
Wird das Wasser abgedampft, so erhält
man die auch etwa vorhandenen in Lösung
cT-en^an Irenen Salze. .
* 1. 1) Ii Mi a n n (Tomsk), Pharm. Z. /. Riisslamd 18S9,
Nr, ly, fand CalendubihUithen mit Fuchsin g-efärbt.
»Xledursladt, Arcuio der Pharm. 1687, S. 73.
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— 85 —
Beschwerten Safraxi erkennt man meist
Kchoii mit freiein Auge ; di(^ Oberfläche der
Fäden sieht rauh oder auch Rchiinerij;' und
klebrig aiip, das Pa]>ier wird duroli den Klebe-
stoff geteuchtei;, beziehungsweise gei«tt(t,
was echter Safran Diemals vermag ; Moeller^
hebt mit Recht diese Eigenschaft hervor.
Nebst der Bestimmung des Sediments
wird man selbstverstftndlicb eine genaue
Aschebostiramung machen.
In einer Mon()<^iaphie über Safran von
G. K u n t z wird der Asch e gehalt
reinen Safrans auf nicht getrocknete Sub-
stanz berechnet als zwischen 4*8 und 6'97o
liegend angegeben.
Die Asche reinen Safrans ist rein
weiss, höchstens grauweiss^ die der Calen-
dula intensiv grün (von dem Mangangehalt),
die des Saflors roth braun gefärbt
Aschegeluilt iiud Löslichkeit der Asche
in Wasser und Salzsaure gibt folgende Tabelle
(K u n t 7 cl .'in !
Calen-
dula
(Asche-
gehalt
Saflor
(Asche-
f^ehalt
Tu Wasser lösliche Ii
ßestandtheile . . 59*007q
InSalzsänrelöslielie '
ßestandtheile .... 28-597o
Unlöslicher Rfick-!j
51- 50%
24 • oi>^7o
33 -280/0
Stand ;j 12-40% ; 23*800/o j 22*^\%
Ii !l
» M o e 1 1 0 r, n ah vcyklopüdu, VI IL, S. 6*^3, und (lerselbo
Autor in W e i d i n £ o r*8 Waarmltxikon (herausgeKeben von
T. F. Hanansek), 8. 688.
' Chtm. - pharmak'igit. Sfiulit-u iibtr äU Safran»Scrtm
liatuieis, Dissertation. Erlangen 1880.
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— 86 -
Es sind also bei den Surrogaten die
in Wasser Ic^slichen Bestandtheile in ge-
ringerer, der unlösliche Rückstand natur*
gemäss in grösserer Menge vorhanden.
Nach Kuntze sind auch die Aether-
und Alkoholextractionen zu bestimmen.
Aether löst bei einer Extractionsdauer von
24—36 Stunden 3*5— 14-47o> Alkohol 46-8—
52*4 7o* l^i® Bestandtheile der Asche (auf
100 Theile Reinasche bezogen) der drei
Drogen sind in folgender Zusammenstellung
enthalten :
o ® :
t£ S <
.si 1
1, 1
Saflor
Safran
3 • 95!
6-14
8*54
8 -941
4-91
1-89
j 31-29
— ; 28-61
— » 6-35
1; Spur« 1
■
\'4f
' 8-35
0-37
1
1
1
0*52
1
1
In Wasser
löslich
H0SO4
er
K
Na
In Wasser unlöslich, in
Salzsäure löslich H3PO4.
Safran ist demnach nicht nur sehr
kalireich, sondern enthält auch die grösste
Menge Phosphorsäure; er ist dagegen arm
an Chlor.
Holmes (I. c.) gibt für Safran, der
mit löslichen Nitraten beschwert ist, als
Kennzeichen an, dass er auf dem Platin-
blech wie Zündpapier entflammt, und dass
seine Asche zusammenfliesst , während die
des natürlichen Safrans die Gestalt der
Narbe beibehält ; ausserdem ist der Wasser-
gehalt höher (bis 15'137o)-
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- 87 —
3. Die Fälschung des Safrans
mit ähnlichen oder ähnlich ge-
machten Pflanzentheilen wird
gegenwärtig in grossem Massstabe geübt.
Safran in toto erscheint im Kleinhandel fast
immer nur zu — ans echter Waare zu-
sammengesetzt, das Uebrige besteht aus werth*
losen Sun*ogaten, die von dem geübten Auge
zumeist 8ofoi*t oder wenigstens nach dem
Erweichen in Wasser als solche erkannt
werden können ; denn kein einziges Safran-
Surrogat (die wohl nur höchst selten vor-
kommenden Narben von Crocus vcrnus,
Intens ausgenommen) hat eine ausgesprochene
Aehnlichkeit mit der echten Safrannarbe.
^Angesichts der charakteristischen, von
der aller Fälschungsmittel höchst verschie-
denen Form der Safrannarben", sagt J.
Mop 11er nicht gerade hr)fh"cli . aber sehr
zuti'elfend und der Wahrln it entsprechend^
^müsste man sich wundern, dass der
Safran thatsächlich so häufig ge-
fälscht wird, hätte man nicht auf
anderen Gebieten so vielfältige
Beweise für die Indolenz der Co n-
s u m e n t e n."
In der Literatur finden sich zahlreiche
Angaben über fremde PHanzentheilC; die zu
Safran beigemischt gefunden worden sind;
ich nenne die der Länge nach zer-
schnittenen Blüthen des Granatbaumes,
der Blüthen der spanischen Golddistel
(Scülymus hispanicus) und der Pfingstrose
(P a e 0 n i a ; nach J a n d o u s), die K n o b>
lauch- und Schnit tl auch würzei-
chen nach Gehe^; die Grasblätter (Bran*
* UasukUhcricht, September 1S81.
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— 88 —
des), die Car ex-Halme (nach A. Meyer,
1. c, xmd A. Vogl, Commentar^ S. 134), die
Algenfädennach Kanoldt^ die Staub-
f&den und Narben anderer Crocus-Arten,
die Perigontheile des Safrans; alle diese
Korper sind aber wohl nur vereinzelt und
selten beobachtet worden ; hingegen sind die
Blüthen der Calendula, der Saflor,
die Wickenkeimlinge und die Mais-
narben in der Gegenwart am häufigsten
als Safransurrogate aufgefunden worden;
Auch im gepulverten Safran
wurden diese Körper nachgewiesen, ausser-
dem noch Curcumapulver, rothes Sandel-
Ii o Iz^ gcp. P i m e n t, Paprika u. A.
Eine reichlich mit Safrangriffeln
versetzte Waare erscheint zweifarbig, indem
die Narben roth^ die Griffel gelb sind.
Letztere wurden früher alsFeminell be-
zeichnet und sollen sogar ein selbstständi^er
Handelsgegenstand gewesen sein. Bei der
gegenwärtig so vollkommen entwickelten
Färbepraxis dürfte eine zweifäi'bisre Waare
im Handel überhaupt nicht mehr vorkuramen.
W^as jetzt als Feminell bezeichnet
wird, besteht aus den künstlich roth
gefärbten Blüthen der Singel-
blume (Calendula oificinalis), dem billigsten
und in Wien am häufigsten vorkommenden
Safrans uriogat. Es ist schon makroskopisch
nach dem Erweichen in Wasser leicht zu
erkennen.
Die Blüthen der Ringelblumen^
sind in Scheibenblüthen und R a n d-
blüthen zu unterscheiden ; letztere bilden
^ Cit. nach J. M o c 11 er, Mikroskopie, 8. 67.
* Vergl. Moeller, Mikroskopie, 8. 66, uud T. P.
Hanausek in Dammer*« Lextkon, 8. 794.
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— 89 —
das Safraii8un*ogat. Sie besitzen eine etwa
2*5 cm lange orangegelbe zungenfbrmige
Blnmenkrone (Fig. i,B)^ deren Zunge vier
Rippen besitzt und in drei Ziihnchen endet ;
der röhrenförmige Basistheil ist mit feinen
Fig. 4. Ringelblnme, Calendula. (Nach T. F.
Hanausek.)
ep Oberhaut der Zungenblfithe, ha Haare, po Pollen-
kom, /Farbstofftropfen.
Häi'chen bedeckt, häutig hafteu der Krone
dreiseitig rundliche, dreiporige und scharf-
stachelige Pollenkörner (Fig. 4, po) an, die
aus den Äntheren der frachtbaren trichter-
— 90 —
förmigen Seheibepblüthen stammen. Die an-
fegebenen Eigenschaften lassen sicli mit der
inpe feststellen ; die mikroskopiselie Ünter*
sacnnng^ die für gepulverte Waare iinerläss-
lich ist, lässt die Bestandtheile der Calendula-
blüthen sicher erkennen. Als wichtigste
Merkmale sind die Oberhautzellen
und die Haare der basalen Partien zu
bezeichnen. Die vorwiegond liingsgestreckten,
theils rechteckigen^ theils rhombischen Ober-
hautzellen (Fig 4, e p) besitzen eine durch
eine feine^ aber nichtsdestoweniger sehr
scharfe LängsstreifuDg ausgezeichnete Cuti-
cula. Die Haare sind grosstentheils aus
zwei Zellreihen zusammengesetzt (Fig. 4, h a),
die Zellen sind meist leer, zerknittert,
einzelne, zumal an der Spitze, führen einen
krümmligen, gelblichen Inhalt. Die Oberhaut-
zellen enthalten gelbe Massen, nach M o e 1 1 e r
Oeltropfen, in denen der Farbsto£P gelöst
ist (Fig. 4, /.)
Der Saflor, die Blüthe von Car-
t h a ni u s t i n c t o r i u s ( Fig. 1 , (7) wird
auch heute noch als ein Far1)niaterial ver- .
wendet. In der Handels waare ist der un-
brauchbare, in Wasser lösliche gelbe Farb-
stoff ausgewaschen : der rothe Farbstoff, als
im Wasser unlöslich (Carthamin), bleibt
zurück und bedingt die Verwendbarkeit
des Saflors« Die einzelnen Blüthen sehen
also schon ihrer Farbe wegen dem Safran
ähnlich. In Wasser erweicht, kann mau
ihren abweichenden Bau aber sofort er-
kennen ; eine 2*5 cm Icann^e fadenfiirmige
Blumenröhre spaltet sich in tilnf linienförmige,
circa 0 6 cm lange Zähnchen, zwischen
welchen die gelbe Antherenröhre und der
Ghriffel hervorsieht. Die anhaftenden Pollen-
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— 91 —
körner (Fig. 5 III.; po) sind randlichi drei-
porigy mit warziger (nicht stacheliger) Ober-
IL
i
Fig. 5. Saflor. (Nach T. F. H a n a u s e k.j
I. Gewebeelemente der Blumenkrone : ep Oberbaut
mit Papillen pa, 9ch Schlänobe, g Spiroiden.
IL Antberenröhre : ^ Oberbaut, p manerförmiges
Parenchym.
IIL Pollenkörner.
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— 92 —
fläche und messen in Wasser 50 — 70^«
Auch die histologischen Eigenschaften geben
guten AufscHuss. Die Oberhaut besitzt
langgestreckte Zellen, die mitunter einen
welleulinig verlaufenden Contour haben (Fig. 5
IL, ep)j viele Zellen erstrecken sich zu koni-
schen haarähnlichen Papillen (p a) und durch
die Oberhaut schimmern undurchsichtige,
circa 27 /* breite , braune Harzschläuche
(Fig. 5; 8ch) durch. In Kalilauge erscheinen
alle Zellen gl ichmässig gelbbraun, Tropfen-
bildungen (wie bei Calendula) kommen
nicht vor. Der Grriffel sieht am Narbenende
fast zottig aus, indem die Zellen zu haar-
artigen Papillen umgewandelt sind : die
Antherenröhre zeigt langgestreckte, häufig
porös verdickte Epidermiszellen (Fig. 5 II.,
ep*) und ein mauerförmiges, gelbbraunes un-
durchsichtiges Parenchym. (Fig. 5 IL, p.)
Ein modernes
Fälschungsmittel
des Safrans bilden
die Wickenkeira-
linge^, die mit Eosin
und einem Azofarb-
stoff gefärbt und mit
Baryumsulfat be-
schwert sind. Sie bil-
den starre, grobe,
braunrothe , ober-
flächlich rauhe,
gleichdieke Fäden,
die, inWasser gelegt,
dieses roth färben,
das Bescliwerungs-
pulver absetzen, und
Fig. 6.
Safransnrrogat:
Wickenkeimlinge:
A Stück mit linsenförmi-
gem Köi-per (Keimblatt).
B Endstück mit Blattbil-
dungen (Plumula). Liipen-
bilder.
* Bielio meitte auslViIii-lichc Abliaiidhing lu Zeiüchr,
/• N,'U* «. Hg, 1888» Nr. 2 und 3.
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— 93 —
nun als zarte orangerothe, mitunter mit einem
Knoten versehene^ längsstreifige Fäden er-
scheinen. (Fig. 6.) Die Knoten erweisen sich
(wenn sie nicht locale Anhaufungen des Be-
schwerungsmittels sind) als lieste der Cotyle-
Fig. 7.
Abstammung wie 6. : Querschnitt durch das Keim-
blatt, p Oberhaut, p* Parencbvm, I Intercellular-
räume, mi Stärkekdmer.
donen (Fig. 6 A und 7), in denen noch Stärke-
körner (Fig. 7 am) von dem bekannten Le-
guminosentypus enthalten sind. Die Gewebe
der Wicken keimlinge erlauben eine aus-
reichende Determinii*ung; die aus lang-
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— 94 —
gestreckten Oberhaiitzellen gebildete Epider-
mis (Fig. 8) besitzt längliche SpaltöfFnungen
(Fig 8, sp) j keulige Drüsen (Fig. 8, d)
und einzellige gerade Haare (Fig. 8, h) ;
das Grundgewebe führt lange, fast schlauch-
artige Parenchymzellen (Fig. 9), das central
sp
Fig. 8.
Abstammung wie r>. : Oberhaut : E Epidermiszellen,
sp Spaltöffnungen, d Oberhautdrüsen, /* einzelliges
spitzes Haar, h' Insertionsstelle eines abgefallenen
Haares.
gelegene Gefassbündel, Ring-, Spiral- und
Tüpfelgefässe (Fig. 10); isolirto Bastbündel
sind von Krystallkaramfaser Zeilen (mit
grossen Einzelkrystallen von Kalkoxalat)
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— 95 —
begleitet (Fig. U). Querschnitte der Fäden
zeigen einen sehr unregelmässigen Contour
TB t r
Fig. 10.
Abstammung wie 6. :
Aus dem Gefassbündel
des Fadens (Xylemtheil)
r, 8 King- und Spiriil-
gefässe, ty v Tüpfel-
gefässe.
m
Fig. 9.
Abstammung wie 6.:
P schlaucbartige, faltige
Parencliyro Zellen der
rüden.
irrf,
B
Fig. 11.
Abstammung wie 6. : Ein
sehr kleines, isolirt. Bast-
biindel nahe der Spitze ;
B Bastfasern, kv Oxalat-
krystalle in Krystall-
kammerfaserzellen.
und grosse Gewebelücken. (Fig. 12 1 und II
und Fig. 13.)
Digitiz
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I
— 96 —
Als neuestes Fälschungsmittel des
Safrans (in toto) sind die Maisnarben
Fig. 12.
Abstammun'^ wie ß.: Qnersclinitt der Fäden in circa
lOOfaeher Veri^rüsserunj,^ lialbschematisch: I. Quer-
schnitt mit kleinen, II. mit sehr f^rossen Lücken,
B isolirtes J^astbUndel ( ver*?!. Fig. 1 1;, PParencliym,
i Lücken, centrales Gefässbündel (vergl. Fig. 10).
(Maisgriffel von Zea Mais) zu bezeichnen,
die entsprechend gefärbt mit dem vorher
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— 97
beschriebenen Surrogat, grosse Aehnlichkeit
besitzen. Auch sie sind durch die mikro-
skopische UutersuchuDg leicht zu erkennen.
Fig. 13.
xVbbtaiüiuunjj wie 6. : Quersclmitt eines Surrogat-
fadens in 40ümaliger \>rgrö3serung : Ji) Epidermis,
d Oberhantdrttsen, «i> Spaltöffnang, B isolirtes-sub-
epidermoidalesBastbttndel, PParencbym, i Lücken,
X Holztbeil des centralen GefässbUndels, Fh Bast-
tbeil desselben mit Bastf^iseiii und cambialer
Partie C.
Ich lasse hier eine Beschreibung derselben
von A. VogP folgen: „Unter der Lupe er-
* Commmtar xur akbenten Atugah« der M«rr, PharmaecpOe II.,
6. 116.
7
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— 93 —
scheint jeder Griffel flachgedrückt mit
etwas eingesunkeuen Breit- luid abgerundeten
Schmalseiten, an der Oberfläche, besonders
im oberen Theile, mit circa 0'4 bis 0 8 mm
langen^ schief aufgerichteten Zotten besetzt
Von einer einfachen^ aus axial gestreckten^
schmalen glattwandigen^ nach Aussen stärker
verdickten und etwas gewölbten Zellen ge*
bildeten Oberhaut umgeben, liegt ein
ziemlich ^ieicliförmiges Gewebe aus axial
langgestreckten (0*S mm), am Querschnitte
geriindeteu (circa 28 a), dünnwandigen farb-
losen Zellen mit horizontalen oder wenig
geneigten Querwänden. In diesem Grund-
gewebe verlaufen zwei den Schmalseiten
sehr genäherte^ am Querschnitte fast kreis-
runde, aus wenigen engen Spiralgefslssen
und reichlichem, sehr engzelligem Carabi-
form zusammengesetzte Gefässbündel. Die
Zotten sind vielzellig, etwa schief pyramidal
und stumpf gezahnt durch vorspringende
Zellenden. Der Inhalt der Epidermiszellen
färbt sich mit Kalilauge gelb bis bi'aungelb ;
(Jhlorzinkjod bewirkt unmittelbare Blau-
färbung slimmtlicher Zellmembranen (auch
der Zotten) bis auf die Cuticularschichten
der Epidermis und die Cuticula." Die Mais-
narben enthalten bekanntlich eine faihlose
krystalhsirbare Säure und ein gelbes fettes
üel, nebst Zucker, Harz etc.
Die beigefügte Fig. 14 zeigt die aus
stark axial gestreckten Zellen gebildete
Oberhaut {ep), welcher die stumpf ge-
zahnten Zotten au&itzen; die Länge der-
selbe ist sehi* verschieden, man kann im
Allgemeinen lange vielzellige (z) und kurze,
nur aus 3 — 4 Zellen zusammengesetzte
Trichome unterscheiden. An dem trockenen
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— 99 —
M a i s r i f f e 1 ' Mais-
narbeo . Kia Stück der
Oberhaut c?> in der T.änsrs-
arisicht, Z eine grosse
Pyramidenzotte , « efn
kurze Zotte.
Fig. 14 (Origioal).
7*
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— 100 —
Objecte ist die Art der Insertion dieser
Trichome nur sehr unvollkommen zu be-
obachten. Als Leitelemente spielen
diese Zotten behufs Dcterminirung der
Maisnarben die erste Rolle,
t
Fig. 15 (Original).
Schui ttlaucli Wurzel ^Alliiim schoenoprasuin)
Partie eiiins über das Oentrum binaiisgehenden
QuerschuiLies : ep Oberhaut, bei i Ausatzstelle
eines Warzelbaares, ,qr parenchymatisches Grund-
gewebe mit Intercelialaren, Q einziges axial ge-
legenes Gefässbündel mit dem centralen grossen
Gefäss nnd den viel kleineren Spiroiden np.
Zur Erkennung der Schnittlauch-
wür zeichen (A lliuin schoenoprasum) eignet
sich am besten der Querschnitt der-
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— 101 —
selben. Einen solchen zeigt Fig. 15. Der
Querschnitt erscheint nahezu kreisrund, in
der Mitte desselben liegt e i n einziges
concentrischcs äefässbündel^ dessen Gefäss-
theil im Centrum ein grosses Tüpfelgefäss
(a) und mehrere das letztere umgebende
viel kleinere Spiralgefässe (sp) besitzt. Das
Fehlen von isolirten Bastbündeln, sowie der
Oxalatkrystalle lässt dieses Surrogat von
den Wickenkeimlingen auf das 13estiiniiire.^u-
unterscheiden. Das von der Oberhaut ge-
deckte Grundgewebe ist in der ersten
peripherisch en Schichte meist aus düuu>
wandigen Parenchymzellen (Fig. 1 5, gr') ge-
bildet ; die folgenden Schichten zeigen häufig
einen coUenchymatischen Charakter {gr),
wie wohl auch Intercellularen auftreten. In
der Längsansicht (Fig. 1 6) erscheinen
die Oberhautzellen axial stark gestreckt
(Fig. 16, eingestreut finden sich kurze
Wurzelhaare (t/j); die Pareuehymzellen des
Grundgewebes sind ebenfalls axial gestreckt,
136—260 lang, 30—50 // breit (Fig. 16, ^r,
und Fig. 15, gr\ in ziemlich lockerem Ver-
bände* Der Durchmesser des grossen cen-
tralen Tüpfelgefesses (Fig. 15 und 16, a)
misst 27 — 40 der der schmalen Spiroiden
{s p) 14 — \1 u. Aus dem Fehlen specihscli
cbarakterisirter Leitelemente ist zu ersehen,
dass für dieses SuiTOgat hauptsächlieh die
Anordnung der Gewebe diagnostisch werth-
voll ist, wie sie sich aus dem Querschnitte
des Surrogates ergibt.
Hingigen sind die aus den Stengeln
und Blättern riedgrasartiger nianzen
* Vergl. 1> 0 B a r y, Vcgdationsorgane. 8. 362. Die Wurzeln
der Kiichenzwiobcl (AUium cepa) besitsen radial gebaute
Gefässbündel. (De Bary, 1. b. 371.)
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— 102 —
bestehenden Sorrogatftden des Safrans un-
schwer an dem charakteristisch gebauten
S c h n i 1 1 1 a u c h w u r z e 1. T.ängsansicht der
Oberhaut ep mit einem VVurzelliaar n?, gr (Jniiid-
gewebe, G Partie aus dem Gefiissbiiiidel, a grosses,
centrales Tüpfelgefäss, sp Spiroiden.
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t03 —
Oberhautgewebe zu erkennen. Zweifelsohne
können hiezii nur Cyperaceen mit schmalen^
fadlichen Blättern verweinlet werden, wie
z. B. C a r e X a 1 b a. Fast alle C a r e x-
Blätter sind ausgezeiclmet durch die rand-
ständigen, starren, spitzen, nach einer Seite
gerichteten Borsten (Fig. l); die Epi-
Fig. 17 (Original).
Oberhaut des Blattes einer Gare x-Art (Carex
all)a\ / T^nridborsten, e]> 0)>erhautzellen, st .Spalt-
ölfuungeu mit den Spaltöttniingszellen *p und den
Nebenzellen n.
dermis ist aus langgestreckten Zellen ge-
bildet, deren Längsränder einen wellenförmi-
gen Verlauf zeigen, während die Querwände
meist gerade sind. (Fig. 17, ep.) Ferner
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— 104
sind die schmalen eigenthümlich »gebauten
Spaltöffnungsapp arate (Fig. 17,8t)
für die Diagnose brauchbar. Die Spalt-
öffnungen bestellen aiis zwei sehr scmnalen
Zellen (Fig. 17, sp), deren jede bis auf zwei
kleine polarsüindige, also nicht zusammen-
hängende Luminapartien vollständig ver-
dickt ist; sie werden von zwei ebenso
pchmalen, etwas halbmondförmig gekrümmten
Nebenzellen (Fig. 17, v) umgürtet; die
Spaltöffnungen liegen in Längsreihen« Das
durch die Oberhaut schimmernde Blatt-
mesophyll besteht aus kleinzelligem,
chlorophyllhaltigein, lückenreichem Paren-
chym, die Gefässbündel fühi'en reichlich
Bastfasern.
A
Fig. 18 A.
Gewebe der C u r c u m a , G i 1 b w u r z (nach J.
M o e 1 1 e r). A. Querschnitt aus der Rinde des
Wurzelstockes, K Kork, p Parencliyni mit Kleister-
ballen gefüllt, h eine Uelzelle, g einige schief durch-
scliDitteue Gefässröliren.
Im gepulverten Safran finden
sich nebst den schon angeftihrten chemischen
und vegetabilischen Körpern noch mancherlei
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pulverige Substanzen^ deren DetermtniruDg
dem f]feübten Untersucher wohl zumeist ge-
lingen wird. Eine solche ißt beispielsweise
das C u r c u ra a p u 1 V e r, dessen Gewebe-
partikel und Inhaltskorper im Mikroskope
erkannt werden können. Auffällig ist die
Korkschichte (Fig. 18, ^ und B) und der
meist formlose Inhalt der Parenchjmzellen
(Fig. 18; A, p), der mit Jod sich tiefblau Okrhi
xmd verkleisterte
Stärke darstellt ; ^
durch den Cur-
cumafarbstoff (Cur-
cumin) sind sowohl
diese als auch die
Zellwändc gelb ge-
färbt und das Cur-
cumin gibt Gelegen-
heit, auch chemisch
die Anwesenheit der
Curcuma im Safran-
pulver nachzuwei-
sen, wozu B i c t s c h
und C 0 r e i 1 (1. c.)
folgendes Verfahren
empfehlen : Man
übergiesst ein auf Filtrirpapier gebrachtes
Häufchen des Pulvers mit Chloroform oder
Aether und bringt auf den dadurch ent-
standenen gelblichen Fleck nach Verdunsten
der Lösungsflüssigkeit etwas Borax und
Salzsäure; der Fleck wird sofort braanroth
gefärbt; wenn Curcuma vorhanden ist^ bei
reinem Safran bleibt er gelb.
Vielfältig findet man im Sa&anpulver
auch rothes Sandelholz. Die Elemente
desselben^ Holzfasern, Gefässstilckc mit ge-
tüpfelten Wänden^ das Plolzparenchjm mit
Fig. 18 B.
Kork in der Flächen-
ansicht.
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— t06 —
den Ozalatkrystallen (Fi^. 19 I., IL); machen
die Bestimmung dieses Surrogates leicht.
Ebenso sind die Gewebebestandtheile
<les Piments und des spanischen Pfeffers
(Paprika) so charakteristisch, dass ihr Nach-
weis keiner Schwierigkeit nnterliegt. Schon
die Inhaltskörper dieser Droguen zeigen in
Ii kr hp
Fig. 19.
rartikel aus gepulvertem, rothem Sandelholz.
I. Gewebestttck in radialer Ansicht : m Marlcstrahl-
zelten, U Holzfasern (Libriform), A^i Holzparenchym,
A9* Oxalatkrystalle, g Gefässe.
II. Gewebestück in tangentialer Ansicht, Bezeich-
nung wie bei L
ihren Löslichkeitsverhältnissen ein sehr
verschiedenes Verhalten. Farbstoff
des Safrans ist unlöslich in fettem Oel,
löslich in Wasser; gerade umgekehrt veiv
hält sich der Farbstoff des Paprikas^ und
der Farbstoff des Saflors und aes Sandel-
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— 107 —
holzcs ipt weder in Wasser, noch in fettem
Oele l^j^licli. Jn Kali- oder Natronlauore
lösen sich die F'arbstofFe des Safrans und
Saäors mit gelber Fiurbe; der Farbstoff des
Sandelbolzes mit purpurrotbf der des Pa*
prika mit gelbbrauner Farbe/ (J. Moeller.)
S a f r a n m a 1 1 a ist A u r a n t i a g e I b,
chemischer Safran das schon genannte
IJinitrokresolkali. Unter derselben Be-
zeichnung (auch „Safransurrogat'*) kam
früher ein Product in den Handel, das nach
Hager* aus 4Theilcn Weizenmehl, 2Theilen
guten Safrans, 2 Theilen gepulverter Our«
cuma^ 1 Theile gepulverten rothen Sandel-*
holze s, Zimmt- und Pimentpulver und wahr-
scheinlich auch Paprika zusammengesetzt
war; diese Tnc-redienzien wurden mit Wasser
und Weingeist zu einem Teig gcrüiirt, zu
Kuchen ausgewalzt^ getrocknet und schliess-
lich gepulvert.
Das schon seit Sebastian Brant's
„Narrenschiff^ bekannte Fälschungsmittel; die
Fleischf aser, ist in neuer Zeit nicht
beobachtet worden ; nur Cotta rdot in
Gran will Fleischfasern im Safiau gefunden
haben ; wie er es aber nachzuweisen verstand,
dass die Fasern von S c h w i n e f 1 e i s c h
herrühren, ist leider nicht angegeben ; die
quergestreiften Muskelfasern unserer Haus-
tiiiere sind bekanntlich mikroskopisch von
einander nicht zu unterscheiden.
Im Cäplande^ benützt man an Stelle des
echten Safrans die ähnlich riechenden und
wahrscheinlich denselben Farbstoff enthalten-
den getrockneten Blüthen eines Scrophularia-
ceenstrauches; Lyperia crocea Eckt.
* Erg^änzung^band, S. 376.
* A. V 0 g 1, C&mmentar, S. 134»
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— 108 —
(Lyperia atropurpurea Benth.), deren schief-
röhrige mit fünfflpaltigem flachen Saume ver*
seheue Blumcnkroue grosse blasige Haut-
drüsen besitzt. Die ßchwurzbrauncii Bliithen
färben das Wasser rasch tiefgelb bis gelbbraun.
Die reichhaltige Literatur ttber Ver-
fälschungen des Safrans vollständig wieder-
zugeben, ist schon mit Rtlcksicht auf den
Raum nicht gut möglich. Doch war ich
bemüht; tlvu wichtigsten Erscheinungen auf
diesem Gebiete gerecht zu werden und dem
Bilde, welelies die Surrogatindustrie eines
einzigen (Jewürzes umtasst, eine solche voll-
ständige Ausführung zu verleihen , dass
es dem Forscher und dem Laien zugleich
das bietet, was der eine oder der andere
billigerweise verlangen kann. Es sei mir
nun noch gestattet, einige allgemeine Be-
merkungen Jai'ciu zu knüpfen, deren Inhalt
meinem Aufsatze „Verfälschungen" in der
Bealencyklopädif^ entnommen ist, und denen
ich auch in dem Congresse der Nahrungs-
mittel-Chemiker und -Mikroskopiker^ Aus-
druck verliehen habe.
„Alle Qebiete des menschlichen Ver-
kehres, sowohl geistigen wie materiellen
Inhaltes, unterliegen absichtlichen und zu-
fälligen Täuschungen, von denen jene als
besonders bemerk enswerth hervorgehoben
werden .solh'.n, i ie von dem Sprachgebrauche
als „Verfälschungen" bezeichnet werden,
denn diese haben eine wahrlich universelle
Verbreitung e)*langt, sie sind so alt, als es
einen Verkehr der Menschen untereinander,
einen Handel gibt, sie sind nicht gebunden
an Stamm, Nation oder Land, nicht an
» Realennßlopudie, Bd. X, S. 27^ ff.
» ßeridd utui steuogr. Protokoll t'tc l&^l, 8. 8 und 9.
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— 109
Cultur, Civilisation oder Ursprttnglichkeit^
allen Zeiten und allen Völkern ist die
UebcTvortheilung nicht fremd gebliebüii ; mit
dcjn „Tauschen" ist auch das „Tcänschcn"
Hand in Hand creg^augen, und v.ie die
wissenscliattUcbeu ii^rkenntnisse in der
Gegenwart auf ungeahnte Höhen fort-
geschritten sind, so hat auch die Technik
der fälschenden; täuschenden Operationen
eine staunenswerthe Ausbildung erlangt.
Auf dieser Entwicklung fusst dann auch
selbstverständlich eine ausserordentliche Ver-
vielfältigung der VerfälstchnuLcen, und be-
rücksichtigt man die mannigfachen, theils
lauteren, theils schon einigerniassen bedenk-
liehen Praktiken, die eine Veredlung, Ver-
besserung oder Vermehrung des Handels-
productes bezwecken, so leuchtet ein, dass
die Grenzen zwischen den noch zu gestatten-
den Veränderungen ur\d den unerlaubten
Substitutionen u. A. verwischt werden und
die präcise Definition, die eine gesetzliche
Handhabe bietet, sehr erschweren."
Um nun die Schwierigkeiten bei der
Beurtheilung der Fälschungen einigcrmassen
zu beheben, dürfte es sich empfehlen,
Kategorien^ aufzustellen, die etwa
folgendermassen zu charakterisiren wären :
Erste Kategorie: Verwendung giftiger
Stoße zu Nahrun gs- und (jrenii.ssmitteln,
überhaupt zu jenen Artikeln, welche einen
directen Einfluss auf das menschliche Leben
ausüben. Z weite Kategorie: Theilweise
ex'folgter oder vollständiger Ersatz durch —
für den betreffenden Zweck — werthlose
* Die .insführliphon Bcgründnogfen siehe in dem er-
erwähnti:n Aufsätze Note 43, ferner niu^h isi Z'^Hyrhr. f. A'.-T.
u. Ug, 1690, Mr. 3; Zur NaUrungs- uud Ucnuissmittclkimdä.
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— HO —
Körper. Dritte Kategorie: Theilweise
erfolgter oder vollständiger Ersatz durch
Stoffe desselben Charakters (derselben Ab-
stammung), aber von qualitativ und quanti-
tativ geringerem Werthe.
Die weitaus meisten Safranfälschungen
gehören der zweiten KatetT^orie an, sie ge-
schehen ja doch nur mit iStoti'en, die das Safran-
Gewürz ganz und gar nicht ersetzen können,
wenn von der Farbwirkung abgesehen wird.
Der extrahirte Safran, sowie der im
Allhange angeführte C a p s a f r a n würde
( wenn letzterei- liei uns als t?eliter Safr^m zum
Verkaufe käme) der dritten V^erfälschuugs-
kategorie zugezählt werden müssen.
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Digitizedty Goo ,;K
Digitized by Goo