Gesundheit und Erziehung
Deutscher Verein für Schulgesundheitspflegö
- * V-
• > V,V >, li> "S^ ^ > 1
IN-ERSrnrOFAUCB^j^^
— 7 vir. •.^» -
— ^ ^ /{f» ^
> .<■- -"i^ '^^v > <,«r. ; :
. . fjs 'il' ȟ^ ^ t
; . «■ > .
XtV. {ff^^ fK^ v-, ^ -.«t
^ .f^' »V " '
.1. .> '<.- • :^ . 1 .
• '^'^^u-^-^'ü-jT. -^^^«'^ 41/ --.-,ir,^r>^-3V^ ^"SHHBEI^ n'^-^^'^-iT/^^'.^
. — — y<l» - -
•> ' • • 0' " • • —
Digitized by Google
ZEITSCHRIFT
FÜR
SCHÜLGESÜNDHEITSPFLEGE.
Bägbükdet von Db. L. KOTELMANN.
VOM,
FR09B860B DB. FEL ERISMAMN IN ZOfilCH.
SIEBZEHNTEB BAND.
1904.
Kit 8 AbbiMangea im Text
«
« ^ KIT EINER BSILAOE:
DEß SCHULARZT.
ÜHTBS BBSONBXBBE MiTWIBKinfO
TON fiOFBAT Da. P. SCHUBERT IN NÜBNBEBG
BEDIOIEBT VON
PBOFfissoR DB. FK. EßiSMANN in zübich. .
UND LEIPZIG,
VEBIiAG VON LEOPOLD VOSS.
1^4.
üigiiized by Google
YarlagsanstaU unJ Druckerei Actien Geselisolutft
(f ono. J. P. Eicbter) in flambarg.
Zeitschrift für Sclialgesnndheitspflege.
rnhalt
Seit«
Dr. ScHMiD-MoN'yARü. Nekrolog von Dr. Fr. Erismann'. Mit Porträt .... 1
Original abhandluDgep.
Nene Untersuchungen über Scbnlbficherdrnck. Von K. Bolleb. Oberlehrer
m Darmstadt 7
Der Stundenplan in hygienischer Beleuchtung. Von D. Hierunymu.s, Rektor
in Leer 14
Tamballen. Von Dr. med. Rammklt in Halle a. 8 83
Bemerkungen zu vorstehendem Aufaatz des üerrn Dr. Ra.mmklt. Von
Dr. ScHMin-MoxyARD. (f) 85
Ein Fortachritt auf dem Gebiete der Schulhygiene in Norwegen. Von
Dr. med. C. Heme in Hamar ....... ." " 86
Eine staatliche Untersuchung der bei Schulkindern in Holland vorkommenden
adenoiden Vegetationen Von Dr. M. C. MoiTTo.s-Haag 89
Ein Fall, der lehrt, wie notwendig genaue ärztliche Untersurhang der
Kinder in Schulen und Anstalten ist. Von Karl Bai. uriax - Wien,
Hauptlehrer an der n.-ö. LandeH-Taubstummenanatalt 91
Zor Frage der Desinfektion entliehener Bücher. Von Dr. BaxpA-Berlin . . 94
Notwendigkeit und Wirksamkeit des Arztes in der Hilfsschule. Von
Franz Frexzel Leiter dei- städtischen Hilfsschule zu Stolp i. Pom.
Mit drei Abbildungen im Text 97
Die deutsche Städteausstellung in Dre»den 1903 und die Schulhygiene.
Von H. GRAUPNKR-Dresden "...TT 209
Wo und wie soll die Tafel im Klassenraum augettracht werden? Von
Dr. Q H. SiKVKKiNQ, Fhysikus und Stadtarzt in Hamburg 241
über die Hautkrankheiten der Schule. Von Dr. Alfred Lkwandow.ski,
Schularzt in Berlin 296
Zur Statistik der Nervosität bei Lehrern. Von Dr. Ralf WiCHMAys.
Nervenarzt in Dad Harzburg. (Fortsetzung von 19fl!j.)
IL Beitrag. 304
in. Beitrag (Schlufe) 543. 713
Einij^e Bemerkungen zum I. internationalen Kongref« für Schulhygiene
in Nürnberg. Von Dr. F. Erismaxn, Vorstand des GesundheitsweaenB
der Stadt Zürich ■. 361
Der Aachener Sammelverein „Habana" e. V., und seine Bestrebungen zum
Beaten armer Schulkinder. Von A^lknsis ~ 386
a*
IV
Seif
Einige bemerkenawerteErgebniwe von 8oholkinderae88 und -wäguDgen.
Von Dr. Samosch, Schularzt in Breslau 389
Wie kann die unterrichtlicbe Behandlung abnormer Kinder die Prophylaxe
der Nerven- und Geisteakrankheitep unterstützen? (Vortrag, gehalten
am I- internationalen Kongrefa für Schulhygiene in Nürnberg.) Von
Dr. ÜKINRICH STADELMAWN-WÜrzburg 463
Zur Frage der aexueUen Aufklärung. Von Dr. Albkrt Flaolh in Moinesti
(Rumänien) 471
Zur Aoswahl der ITerienkoloniat^n. Von Dr. med. Axmakit, Schularzt in
Uber die einfachste Methode der Sehprüfung bei Lernanfängern. Von
Dr. C. Hamburgkr, Schularzt in Berlin. (Nach einem in der Ver-
einigung Berliner Schulärzte gehaltenen V^ortrag.) Mit vier Abbildungen
im Text " 7 " . 7 485
Alkohol und Schule. Vortrag, gehalten auf dem I. internationalen Kongrefa
für Schulhypfiene Yom 4. bia 9. April 1904 zu Nürnberg von Dr. Max
Blitstein-N ürnberg f ......... ~ 535
Kine äatheaiomctriBche Untersuchung. Von Dr. H. Adsersen, Schularzt in
Kopenhagen 640
Uber aaa Schülerfrühstück, mit besonderer Berücksichtigung der in der
Stadt Padua bestehenden Einrichtungen. Von Dr. C. Towzio, Schularzt
der Stadt Padua 605
Zur Frage der sexuellen Aufklärung. Von Dr. med. Therese Qppler,
Scbulärztin in Breslau 7 T 629
Die V. Jahresversammlung der schweizerischen Gesellschaft für Schul-
gesundheitspflege am 11. und 12. Juni in Bern. Von Dr. A. Krakt-
Zürich ■■■■■■■ 679
Die ländlichen Volksschulen des Bezirksamtes Kaiserslautern in hygienischer
Beziehung. Statistische Darstellung von Dr. Isidor DREYFjss-KaisBra-
lautam , " " fifla. 7fiO
Die Gefährdung der Kinder dnrrh krankhaft veranlagte und sittlich defekte
Aufaiohtaperaonen. Von Dr. Thbodob Heller, Direktor der Erziehungs-
anatalt Wien-Grinzing .♦«•'•♦ • « « » • 759
Mafs der Lehrpensen und Lehrziele an höheren Unterrichtaanatalten. Von
' Dr. med. Th. Bknda, Nervenarzt in Berlin . . . . . . . • . ■ 770. 859
Schulhygienische Erwägungen. Referat, erstattet hei der Besprechung der
itelorm des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichtes auf der
Naturforscheryersammlung in Breslau am 22. September 1904. Von
Prof. Dr. G. Lklhlscher, Regieruugs- und Medizinalrat in Meiningen 843
Die Schulbank in den üilfaklassen für Schwachbelahigte. Von Dr. J. MoaEB-
Mannheim 853
Ans Versammlangen und Vereinen.
Die derzeitigen Einflüsse auf unser Schul- und Vereinstumen. Vortrag,
gehalten an der Jahresversammlung des Schweiz. Tumlehrervereins
in Bern am 3. u. 4. Okt. 1903 von Turnlehrer WiDJiER-Bern 29
Geschlechtertrennung oder Geschlechtervereinigung im Schulunterrichte.
Von J. Heüsser, Sokundarlehrer in Zürich. (Autoreferat) 120
Gemeinsamer Unterricht beider Geschlechter. Von Frau Dr. med. J. HiL-
yiKER-ScHMLD-Zürich, (Autoreferat) 126
Die Schulbesichtigungen der Kreisärzte. (Von der Versammlung der
Medizinalbeamten des Keg.-ßez. Liegnitz) 128
Die künstliche Beleuchtung der Schulsäle. Von Dr. med. I^BSTivGhOoln.
(Autoreferat) 244
Die Hausarbeit in der Elementarschule im Zusammenhang mit der Zu«
lassungsprüfung für das Gymnasium und die Eealschule. Mitget. von
Dr. med. MouTox-Haag 246
Seit«
Normen für TageaHcbteijifall in Schalen. Vortrag, gebaltep auf T intern.
KoDgrefa für Schulhygiene in Nürnberg. Von Prof. Dr. M. Ghubbr-
Mnnchen. (Aatoreferät) 319
Midchentamen in den Volksschalen. Leitsätze za einem Vortrag von
ü. WiTTE-Elberfeld an der XIX. Hauptveraanunlung dea KheiniBühca
Turnlehrer-Vercina ... ~ 326
Die Förderung der körperlichen Erziehung durch die Stadtverwaltnngen
und die entsprechende AuBgestaltung der öffentlichen Erholungsatätten.
Vortrag, gehalten von Prof. Dr. Koch vor dem Verein für ünentliche
Gesundheitspflege im Herzogtum Braunschweig. . TT 403
Erste Konferenz zur J:''ürsorge für i:)chwacb9innige in Oeterreicb 404
Zwangaerziehupg verwahrloster Kinder in Osterreich 405
Schule und Zannpflege. Autoreferat eines Vortrages, gehalten in der
Jahresversammlung des Schweiz. Vereins für Schulgesundheitapfleg«
am 12. Juni 1904 in Bern von Dr. Eduard FKTacHKRi.N-Pem . . . . . .7. 490
Der VI. allgemeine Lehrertag in Budapest. Mitget. von Dir. E. Bayr-
Wien ..■ : 494
Alkohol und Schule. Vom V. achweiz. Abetinententag am 12. Juli 1904
~ m Bern ° 555
über Wesen und Bedeutung der experimentellen Didaktik. Aus einem Vortrag
TTV V 7 ^
von Dr. W. Lay, Seminarlehrar in Karlsruhe, gehalten am Kongrefs
für experimentelle Psychologie in Giei'sen (18.- 21. April 1904) . . . . . . 557
Protokoll der für den Bau des iSchulhauaes in der Kernstrafsc in Züricli
ernannten Schulhausbaukommission 634
Volks- und Schulbäder in liolland. Mitg. von Dr. med. MouTox-Haag . . . 642
Arbeit und Erholung an den höheren Lehranstalten. Vortrag von Dr. Dokrk-
BF.KGER - München in der Sitzung des Ärztl. Vereins München voojl
t>5 Mai , 719
Waldschule und Schulerholungsstätten . . • • • • • » • 798
Die Gesundheitspflege in der Volksschule. Aua den Verhandlungen der
niederösterreichischeu Landeslehrerkonferenz 7 800
Ein Wort zum deutschen Mädchenturnen. Vortrag des Turninspektors
BöTTCHER-ttannover auf der allgemeinen Turnlehrerversammlung in
Quedlinburg am 20. Mai 1904 . . . .7 800
Über Gesundheitsschädigungen in den Mittelschulen. Vortrag von Kari!
GRASsMA.vy-München in der Sitzung des ärztlichen Vereins München
vom '25. Mai 1!>04. Mitget. von GÖrz-München 879
Das Mannheimer Sonderklassensystem vor einem medizinischen Forum.
Von Dr. med. Xuuwio Maxw ~ 881
Kleinere Mitteilungen.
Seit«
Indirektes Bogenlicht oder balbdiffusea Gasglühliobt für Ertiehungs- und
Unterrichtaanstalten " 30
Alkohol und Leistungsfähigkeit der Turner 32
Was kann die Schule in der Bekämpfung des Alkohols tun? 32
Schülerinnen- Wanderungen 33
Der Kinisterialerlars betreffend die Normalbeatimmnngen über die Be-
ichaffenheit der Hefte für Schulkinder 34 '
Schwiramanterricht fSr Volkstchüler 34
Ein scholhygienischer Kursus für Direktoren und Lehrer höherer Lehr-
anstalten 36
Das Wachstum Berliner Kinder während der Schuljahre 35
Schularzt und Berufswahl
Zahnpflege in der Schule 36
Scbuizahnärzte in Innsbruck 36
Dm Geradesitzen der Schüler beim Schreiben 36
VI
Bliti
87
■ ^1 TT 1 fVA \^ T*Ck1 /I A n
37
Dift FfthirrkftitflftbteilunD'en in der Volksschule
132
136
Wir» ♦£>/> r» n 1 a^»h - n vfri ö r» 1 ß/^ Vi PT JvnnrrTArii Mitorot vf>Tl Wrnt 1 )r AyVT. Hi^RTKI
136
UnterBuchungen über die Bezienungen der Haarfarl>e zur üeiBtestätiffkeit.
137
Zur Verhütung der Weiterverbreitung der Tuberkulose in den öffentlichen
137
138
189
139
Snr(7H für hedürftifö Schölpr in Zürich
139
1»9
140
In welchem Lebensalter soll der Eintritt in die Volksschule erfolgen?....
141
143
M^i £i II r\ t /~vn 1 a tiit* 1 .01 VinBorr/i n ii v~i fT
143
Das neue dänische Schulgesetz. Mitget. von Prof. Dr. Aiei, Hkrtei......
144
144
145
rSeaingter ötraterials nei Verurteilung von ocnuiKinaern in vveiraar
145
Der schädliche Einflufs des Alkoholgenusses auf die Leistungsfähigkeit der
146
.S( ^ P1 1 Y 1 1 rt A v
147
"T?8
Schulhygienisches aus den Niederlanden, Mitjj;et, von Dr. med. Moütok-
149
149
1 II a 1 '*-T*a n 11 1
149
149
K 1 o 1 Ti 1 n ri ä V* i\ o tt.*a ri PO ti of o 1 f in y iiv*i/^n
B — ^
150
151
LifftiolstriMi als Ersatz der staubbindenden Fufsbodenöle
151
Zwpi Minutpn-Tnrnen . . . .....
152
152
X- ■ i , jjT^ 1 ; . - D
152
llinisterial Verordnung, betr. die Vermehrung der körperlichen Übungen in
24 S
249
249
Der Gi'sundheitszustand des Lehrpersonals der Volks- und Mittelschulen . .
250
251
_ ■ . , S B B
251
Untersuchung von 200 Schulbüchern vom sanitären Standpunkte aas ....
■ . _ , _ ^
252
252
Gleichmäfsige Ausbildung der Hände. Mitget. von Dir. E. BAVR-Wien . .
252
258
Über die körperliche Erziehung unserer Schuljugend. Mitget. von Dr. med.
254
Die hygieni.Hche Einrichtung der höheren Schulen in Mülhausen i. E
327
32»
Besondere Leibesübungen für engbrüstige und skoliotieche Kinder in Leipiig 35W
330
830
380
m — 7 ^ ^ v-r. 1 — : 1 ; ■ — I
381
381
VII
FortbilduDgaschalBwang für Mädchen 331
Jupt'ndspiele in Metz 332
Gewicbtaveränderungen im Verlaaf dea Scharlacha. Mitget. von Dr. Hopr-
Dresden 332
Mehr freie Plätze in den Städten für Jugend und Volk 332
ZusammeplepuDg der Sommer- und Herbstferien 333
Die Zähne der Schulknaberi in Halle 333
Speisung bedürftiger Schulkinder im Winter 1903 04 in Kaiserslautern.
Mitget. von Dr. ScHuKiHKR-Kaiserslautern 407
Speisung und Kleidung bedürftiger Schulkinder in Zürich im Scho^jahre
— nmm .ttttt i09
Schüleruutersuchungen in Stuttgart 409
Alkohol und Schule 410
Unentgeltliche Benutznng der Volksbäder für arme Schulkinder. Mitget.
von Dir. E. BAYR-VVien 410
Benutzung der SchulbrausehSdcr in Nfimbeiy 410
OesundheitsBcbädlicbe Schullokale 4lT
Förderung der Impfung durch die Lehrer 411
Kiiiderpchutz in England 411
Sorge für das körperliche (redeihen der Jugend 4ll
Auatührung dew Kinderscliutzgesetzes in Hamburg 4l2
GesundheiteverhältniBse der Scbulkinder in den Wiener öffentlichen Volks-
und Bürgerschulen 412
Peköstigung von Schulkindern im Kreise Blalmedy 41B
E'.n neues Schulhausliauprogramm für Hamburg.. 413
' 1 7Ki n 1 . . ^
Turntracht für Alädchen und Frauen 41u
Sonderklaseen für Schwerhörige • • « • « 416
liutterabende neben den P^lteniabenden 415
Angeborene Wortblindheit. Mitget. von Dr. med. MotTTON-Haag 496
Soziale Bedeutung des Kindergartens 497
Ferienkolonien in Berlin 4ÜB
Karenz des Schulhesuchea nach akuten Infektionskrankheiten 499
Die Jugendspiele des gemeinnützigen Vereins in Dresden 500
Praktischer Wert der Ertnüduiigani'sgungen &00
Speisung armer Schulkiniii r und Ferienkolonien in Stettin 500
Svhnlbäder im Kreise Arns bnrg 501
Snflgfg der Jugendspiele auf die Herztätigkeit 501
Züchtigungsrecht der Lehrer wieder eingeführt 501
Solbäder für akrophulöse Kinder unbemittelter Eltern 502
Geteilter oder ungeteilter Unterricht. • • ♦ • •
Traurige Verhältnisse der Schulkinder der Budapester Arbeiter 503
Maugelhafto turneriacbe Vorbereitung der Lehrerinnen 659
Statistik der Herliner Gemcindesuhulen 660
Einscbränkung der HauBaufgaben 660
Veraorgung bedürftiger Schulkinder mit Nahrung und Kleidung im Kanton
Bern 562
Über die Abstinenz in der Jugend..........
Das Reinbalten der Schulen in Holland. Mitget. von Dr. med. ModtoiT
Haag ■ . ■ ■ 662
Hygiene des Sehvermögena in den Schulen von Mexiko.. 668
Zusammenstellung der Scbülerselhstmorde STS
Arztliche Untersuchung der in den Jahren 1901 und 1902 ins schulpflichtige
Alter gelangten Kinder 644
Fürsorge für bedürftige Schulkinder im Kanton Zürich im Jahre 1903 . . . 644
Ferienspiele in Berlin 645
Jugendspiele in Strafsburg i. E 646
Förderung dea Jugendwandtrns in Berlin H47
Auü'enuntersucbungeii an Scliulkituli'rn in Tübingen 647
Obligatorium der I^adepflicht für Schulkinder .. 64b
Zahnverhältnisse der Schüler in Keichenberg ^Böhmen) t>48
d by Google
VIII
Seif
Wachstam der Gymnasiasten. Mitget. von Dir. E. BAYR-Wien 649
Prüfung der körperlichen LeistüngBfähigkeit der Jungmannecbaft 650
Koedukation in den öflFentlichea Schulen Anaerikas 650"
Alkoholmifabrauch dnrch Schüler 650
Turnen und Wachstum 651
GeaundheitaverhältnisBC der Pariser Yolkaschiiler. Mitget, von Dr. Sueyekikü-
Haml)urg 651
Gesandheitaverhältnisae der Berliner Gemeindeachulkinder 651
Zahnärztliche Untersuchungen in Seesen am Harz 722
Über Schulzahnklinik und Schule in Strafaburg i. E 722
Erhebungen in der Schule betr. Typhus 723
Alkoholgenufs unter den Derlioer Schulkindern 724
Samariterdienst für Schulen 721
Wandern als Alittel der Jugendbildung 725
Obligatorium der Schulspiele 726
Über das urniachc Kind 726
Luftverteilungstilter für Ventilation von Schulzimmem 727
Weiche Fufaböden sind für SchuUimmer in hygienischer und techniacher
Richtung geeignet?. . ". . 727
(Temeinsame Erziehung der Geschlechter auf dem Internat. Frauenkongrels
in Berlin 802
Nutzen der Scbulbransebäder 802
Vermehrte Kinderarbeit in der Landwirtschaft in WestpreuTsen 803
NachTnittttgsunterncht für die höheren Lehranstalten. Mitget. von Fritz
EcKARm-Dresdeu ♦ 803
BedeutoDg der Abgchnppun^periode für die Weiterverbreitung bei Maaern 805
Antialkoholisches Flugblatt für die Schule 806
GesundheitspÜego in den Hilfsschulen 806
Einflul's der sozialen Zustände auf die geistige Entwicklung der Kinder.. 807
KörperbcBchaffenhcit der Schulkinder in Chemnitz 807
Die Charlottenburger Waldschule 807
Gesundheitsverhältnisse der Leii)ziger Schulkinder 808
Erziebungspolitik der Städteverwaltungon 8()8
Schulnahrung und Schulkleidung zu Amsterdam. Mitget. von Dr. med.
MouTON-Haag " " 809
BaulTcLe VerbesBerung der ländlichen Schulhäuser BÖS
Häufigkeit der Sprachstörungen bei Schülern 883
Sicherheit-smarsrirgeln für Schulen gegen Krankheitaübertragungen durc-h
den Speichel der Schüler . 884
Störungen des Schulbetriebes durch den Strafsenlärm 885
Zahnärztliche Untersuchung der Volksscbuikiüder in Augsburg 885
Linterrichtszeit für Fortbildungsschulen Bb5
Schülerfrühstück in den russischen Volksschulen 886
Allgemein verbindlicher Spielnachmittag für Knaben- und Mädchenschulen 886
Spielplätze für die Kinder. 887
Gemüindesclmle für schwerhörige Kinder in Berlin 888
Keinigung der Schulräume durch Kinder 888
Untersuchung von EpilepsiePällen in den Schulen zu s'Gravenhage und
Scheveningen. Mitget. von l)r. med. Moi TON-llaag .TT 888
Tagesgeschichtllcbes.
Mit
Turnunterricht in der Volksschule 37
Verteuerung der Eisenbahnfahrpreise bei Schülerfahrten 38
Er^te Hilfeleistung^ bei Unglücksfällen in Schulen 39
Handarbeitsunterricht für Schwachsinnige 39
Hessisches Qrganisationskomitee für den L internationalen Kongrefa für
Schulhygiene in Nürnberg. Mitget. von K. RoLLER-Darmstadt T7 153
d by Google
IX
Balis
Keine warmen Schulpantoffeln in Aachen. Mitget. von Aquensis 153
EryiebtinfrBanstalt für verwahrloste Mädchen in Basel 153
Kinfacht MotT- oder HolzHchuhe für die Kinder der Volksschule 153
Zugunsten der Steilschnft 154
Bäder für Gemeindeschülcr in Berlin 154
Gesundheitliche Fürsorge für die Schulkinder in den Volksschulen Bayern» 154
Verein zur Förderung der Jugend* und Volksspiele 156
Anstrich der Wände und Fufsböden in Schulzimmern 156
Arztliche Aufsicht hei der Berliner Taubstummenanstalt 155
Walderholungsatätte für schwächliche Kinder 155
Untersuchungen über Gröfae und Gewicht der Schüler 1^
Vereinigung für SchnIgesuodbeitBpflege in Hamburg 156
Fürsorge für ynne Schulkinder in Düsseldorf 156
Reinhaltung der Turnhallen 167
Zahnuntersuchungen hei Suhulkindern in Meiningen 157
Wandtafeln mit Gesundheitsregelu in Darmstadt 157
Dr. Alexaxdkr SriKs.s f 167
Schul- und hygienische Ausstellung in Königaberg i. Pr. Mitget. von
Dr. RAPKH-KÖnigsberg i. Pr. . . . ° 7. . . . .TT 168
Schulhygienische Ausstellung in Nürnberg 169
Die Lehrer gegen den Alkohol 159
Dir Berliner Schulpavillons 159
Kars zur Heranbildung von Lehrkräften an Spezialklassen und Erziehungs-
anstalteu für schwachainnigo Kinder 160
Sommerpflege für Volksscliüler in Hamburg 161
Zum Schütz der Schulkinder gegen Erkältungen IGl
Holzschuhe für Schulkinder 161
Verein für Schulgesundheitspflege in Lübeck 161
Der Sport in den bayerischen 3IittelschuleD. » > « 161
Hauptversammlung des Zentralausschusaea für Volks- und Jugendspiele m
Deutschland. Mitget. von E. v. SciiKycKKXDORFP-Qörlitz. .......... . 255
Die V. Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellaohaft ffir Schul-
gesundheitspflege 256
ünterrichtskura in Schulhygiene •••••• '^'^^
Heranziehung der Lehrer zur Ausführung dea Kinderschutzgeaetzes in
Hessen . 7 266
Gemeinsame Erziehung 257
Teilnahme der Kreisärzte an den Kreislehrerkoüferenzen 257
Hygiene der Mädchenschulen 267
Augenuntersuchungen in den höhi'ren Lehranstalten 258
Reinhaltung der Schulhäuser 258
UnterBuchung der hygienischen Einrichtungen sämtlicher höheren Schulen
in Freufsen . . . . ." 7 269
Lebrerhildiingskurs für Knabcnhandarheit in Biel 334
Deutscher Vgrein für öffentliche Gesundheitspflege . . . .. .. •• ■ • • •• 334
Die V. Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für SchuT^
gesundbeiUpflege in l^er" ''" '
Hoseum für pädagogische Hygiene in Padua. Mitget. von Kwald Paul-
Padua. 336
Reinhaltung der Schulzimmer in Berlin 335
Ungeteilte Schulzeit 335
Aoftreten ansteckender Krankheiten in den Familien der in Schulbäusern
wohnenden Schuldiener 336
Notwendigkeit der Fürsorge für dürftige Schulkinder 336
(ieaxmdbeitliche Bedeutung des Schulturnens im Vergleich zu Sport 336
Einträchtiges Zusammenarbeiten von Schularzt und Lehrer.. ..T |i36
Fürsorge für Spielplätze und Schulsanatorien in Charlottenburg 337
Verein für Schnlgegundheitspflege in Stuttgart 3S7
ünterrochong der Zähne bei Schulkindern in Weimar... 337
Verein für Körperpflege in Schule und Haoe in Elberfeld 8äV
d by Google
z
I
Sohulhjgiene-Aaastellung in Berlin . ■ • • • 388
Keinigen der Schulzimmer durch die Kinder 338
Antiquafeindlicbkeit. in Winterthur (Schweiz) 389
Deatichcr Verein für Knabenbapdarbeit. Mitget. von E. v. Schexckkw-
DoRPK-GörliU " T 416
FufsbodeDÜlanBtrich in den höheren Schulen Hannovers 417
Schulaanatorium für ('harlottenburg 417
Untersuchung der Schulkinder in Tübingen 417
Kampf gegeu^ die Vereine mit Trinkzwang in den höheren (Mittel-) Schulen 417
Milch zum Frühstück für Gymnaaiaaten in Neuruppin 417
Erziehung der Schuljugend zur Hygiene 418
Elementarer hygieniacber Unterricht in den Schulen 418
Lesestücke in Schulbüchern über die Alkuholfrage . . 418
Kinderarbeitskoutrolle durch die Lehrer 418
Schweizerische Anstalt für schwachsinnige Taubstunitiie 418
tjchüleruntersuchungen in Stuttgart . . . 419
Alkoholhaltige Getränke und Schalkinder in Wien. Mitget. von Dir!
K. BAYit-Wien 419
Errichtung einer Schulküche in Kiel 419
Einflufs dea StoubölanatrioheB auf den Fufsboden. Mitget. von Dir. E. Bayr-
" Wien 420
Korsettragen bei Schulmädchen 420
Tremor hystericus (hysterisches Zittern) in einer Baseler Schule 421
Kinderuntprsuchungen für die Ferienkolonien in Stettin 603
Schwimmunterricht tür Bezirkeschüler in Leipzig 604
Schulärztliche Untersuchungen von Neueintretenden in Dreaden 604
Solbadkuren für Schulkinder in Cannstatt 504
Gegen die Staubentwicklung in den Schulen 604
Tucbpantoffeln in den Schulen von Trier... 5^
Körperliche Übungen an höheren Lehranstalten 606
Waldschulhaus in Charlottenburg 606
Gesetz über die Verpflichtung zum Besuche ländlicher Fortbildungsschulen
in Hessen-Nassau 607
Die Stadtkolonie Waltcrshof des Hamburger Vereins für Ferienwolilfahrts-
bestrebungen 507
Haosaufgaben in dea Elementarschulen. Mitget. von Dr. med. Moitok-
Haag 507
Neuordnung de« Stundenplanes in Leyden. Mitget. von Dr. med. Moütok-
Haag . 507
Einschränkung der Schulzeit. Mitget. von Dr. med. Moirroy-Haag 66?
Das Korsett in der Schule 565
Schulranzen, keine Schultasoben 565
Badekuren utid Schule 665
Haftpflicht dea Lehrer» für brutale Überachreitung dea ZüchtigungBrechtea 566
internationales Archiv für Schulhygiene " .." 668
<"b. Versammlung l)eutscher Naturforscher und Arzte in Breslau 664
Erö9"nung der Charloltenhurger Waldschule 664
Reinigung der Scbuistuben. 7 665^
Hausaufgaben 656
Organisation des Schülerfrühstücks in den höheren Schulen von Zürich .. 657
Gegen den Heitritt der Gymuasiasten zu Ful'sballklubs 668
Miiabrauch des Zilchtigungsrechtes der Lehrer 729
Teuer erkauftes Tageslicht für eine Schule 729
üniversitätavorlesLingen über Schulhygiene in Wien 730
Ungeteilter Unterricht . . 730
Reinhaltung der Schulzimm»'r in Düsseldorf 730
Wichtigkeit und Notwendigkeit des Volksbadewesens 731
Zahnärztliche Untersuchutig der Schulkinder in Cannstatt 731
Verhalten dea Lehrpersonals [)oi Unfällen von Schulkindern 731
Kinderarbeit im Haushalt und in der Landwirtschaft 732
XI
Schtilapielplätze in Berlin 810
y ersuche mit dem Mannheimer SoDdcrklasBeaayatem 811
Milchkur für Schulkinder in Solingen 811
Körperliche Züchtigung in einer Volkagchale de« Kantone Zorieb 811
D&8 Mannheimer SonderklaBsensystem 811
Verhalten dea Lehrperaonals bei Unrällen 812
Versorgung der V^olksschulkindfr mit warmer Furshekleidang 812
Milchfrühstück für Schulkinder in Hannover 8I4?
Zwei Tafeln üher die lieiheaübungen . 813
Beseitigung der Prügelatrnfe in den Schulen . . . 813
1j herbürdung der Schulkinder durch geweibliche Xebenbcflchäftigung .... 813
Gegen die Reinigung der KlasBenzimmer durch Schulkinder........ 813
Schulausfliige ......... Slj
Alküholgenufa von Schulkindern 814
Antialkoholigcher Unterricht in der Schule 814
Geeuudheitspflegü in den Pariaer Schulen 8B9
Verabreicbüiig »Ikoboliacher (ieträukc an Schulkioder 81K)
Hyigiene alt Lehrgegen»t»nd in den bayerischen Scholen 890
Obligatoriacher Gesundheitäunterricht in allen iitTent liehen Schulen England» 890
Gesundheitsschädliche V^ergnügen der Schulkinder .... 891
Reinigung und Ordnung der Schulraume in Hannover 891
Da« 25jäbrige Jubiläum der Berliner Ferienkolonieo 891
Aufgaben der Schulärzte für die öft'entliche Hygione 892
Hygienische Winke für die Schuljugend in Dordrecht. Mitget. von Dr. med.
MocTONilaag ° 893
Amtliche Verfügungen.
8«it«
Mafsnahmen gegen die Verbreitung des Keuchhustens durch Kindergärten.
Erlar» des sächs». Ministeriums des Innern vom 2. Juui 1903 au die
Kreishauptmannschaften 40
Durchfuhrung der Mafsregeln gegen Tuberkulose in den Schulen. Rund-
echreiben der k. k. uiederusterrtiicbischeu Staltbalterei vom 15. Dez.
1903, Z. 110310, an alle politischen Unterbehörden 162
Bekämpfung der Tuberkulose in Wien 163
Förderung der Impfung durch die Schale in Wien 164
Belehrung über ZahnpHege in den Volkaschulen Wien» 1(>4
Teilnahme der Kreisärzte an den Kreislehrerkonferenzen 165. 259
Eriafa der Miniater der Medizinal-.\ngelegenheiten, dea Innern und für
Handel und Gewerbe, betreffend die Verwendung farbiger Kreiden zu
Unterrichtezwecken, vom 5. November 1903 (Preulsen). 166
llafsnahmen gegen die Wetterverbreitung der Tuberkulose durch die
" .Schule (in Wien) ..... . 166
Empfehlung der Broschüren über die Gesun'lheitspnege der Schuljugend
von Dr. Len RitROKUsTBis. Kreisschreiben des Be»..Schulratea von
Wien ■ 269
Erlafs (des preufa. Ministeriums) vom 9. .\pril 1901. betreflend Schliefsung
von Schulen beim Auabruch einer Epidemie .. 339
Ausfertigung amtsärztlicher Zeugnisse lür Lehrpersonen an öffentlichen
Volks- und Bürgerschalen. Erlafs der k. k. Statthalterei in Böhmen
vom 3. Juli 1903, Z. 10406 praes., an alle unterstehenden Bezirks-
hanptroannsohaften 340
Erlafs vom 18. April 1904, betreffend Ergebnisse der Versuche mit den
als Fufsbodenanatrich empfohlenen Ölpräparaten (Preulsen) 421
Lüftung der Schulräumlicbkeiten (Wiener Magistrat)... 423
AnachiMrong eines Verbandschrankea in den atädtiacben Schulen von
Hannover 424
XII
Wegleitnn^, betreffend Handhabnng der Verordnang fiber Scholaosachlttfa
hei aiiateckenden Krankheiten, erlaagea vom GeBundheitsninte der Stadt
Zürich 508
Beschränkung der Hausaufgaben in den Wiener Schulen 50^
Kinderarl)eit in gewerblichen Betrieben (FrcurB. Kultuaministerium uaw ) . 510
KreisBühreiben der Erziehungsdircktion de8 Kantons Zürich an die Schul-
' behörden und die Lehrerschaft der Primarschule, betreffend die Unter-
Buchung der in daa schulpflichtige Alter eingetretenen Kinder auf das
Vorhandensein geistiger und körperlicher (iebrechen 567
Freikarten für den Besuch der städtischen Volkahäder in Wien. Mitget.
von Dir. K. HAYR-Wian , fifift
Förderung des Schwimmens durch die Schule in Öater reich. Erlafa des
Ministers fflr Kultus und Unterricht vom 24. März 1904 an alle Landes-
schulräte und die Stadthalterei in Tripist 658
Organiaation der Gesundheitspflege in den Gemeindeschulen der Stadt
St. Gallen vom 29. April 1904 • •.• : • :
Erlafo vom 26. Septeinber 1904. betr. die gmundheitliohe Beaufsichtigung
der ErTiehungannstalten seitens der Kreisärzte (Preufsen) .^14
Dauelwind Lage der Ferien für die Volksschulen (Preufscn) 893
Fiegutachtung von Schulhausbauplänen durch das OberamtsphyBikat. Erlafs
den Kgl. Württeml). Ministeriutna des Innern vom 19. August 1!>04 an
die Kgl. Stadtdirektion Stuttgart und die Kgl. Uberämter 895
Literatur.
Besprechungen.
^ Seit«
Johannes Berninokr, Ziele und Aufgaben der modernen Schul- und Volks-
hygienc. Winke und Ratschläge für Lehrer, Schulärzte und £ltem.
Von Th, ALT8CHür.-Prag . 40
Jahrbuch der Schwei zorischen Gesellschaft für Sohnlgesundheitspflege.
III. Jahrgang 1902. Von Dr. Facl Scüi'iiF.RT-Nürnbcrg 42
Joseph Trumpf, Gesundheitspflege im Kindesalter. II. Teil: Körper- und
Qeistespflege im schulpflichtigen Alter. Von Dr. KRAFT-Zürich 44
Die Rezensionen des Herrn Dr. Krapt. Von Dr. Baür, Seminarartt 44
Antwort an Herrn Dr. Bxvii. Von Dr. KRAFT-Zürich 45
Heixhich STAUKi.MAxy. Schulen für nervenkranke Kinder. Von Dr. Mosbs-
Mannheim 1 67
W. DiKCKs, Von der Vererbung und ihre Bedeutung fiir die Pädagogik.
Von Dr. KtiAKT-Zürich ir>8
Hkkmann KiilDku, Körperpflege durch Wasseranwendung. Von Dr. Bikcher-
»ENNKR-Zürich .T7 169
R. Wkumeu, Enzyklopädisches Handbuch der Schulhygiene. Von Dr.
K. ERi.sM.\yN-Züricn 171
JoH. loL, n. Bericht über die Tätigkeit der städtischen Bezirksärzte in
Brünn als Schulärzte. Von Dr. KHAt^r-Zürich 172
C. A. Wai.do. Regulation of Athletica — What next? Von Oberlehrer
Kaki. UoLLER-Darmstadt 174
AüQ. FoREL, Hygiene der Nerven und des Geistes im gesunden und kranken
Zustande. Von Prof. Dr. Bi.KULER-Zürich 175
H. Oppenheim, Die ersten Zeichen der Nervosität des Kindesalter». Von
Dr. HAMBUHOER-Hreslau 2fi0
Rai-v Wu'HMANN, Die Neurasthenie und ihre Behandlung. Von Dr. Mosf.s-
Mannheim . 7 2H1
H. Cohn und Rübencami«, Wie sollen Bücher und Zeitaohriften gedruckt
werden? Von Dr. NEUBüRCER-Nürnberg 262
Otto Sicherer, Hygiene des Auges im gesunden und kranken Zustande.
Von Dr. A. STsiOER-Zürich 264
xni
Seite
KovRAD AoAHD, Gesets, betr. Kinderarbeit in ffewerblichen Betrieben vom
3. März 1903. Ausführliche Erläuterungen und Vorschläge *ar Dnrcfa-
Lbo Bürgerstbin und Auo. Netolitzky, Handbuch der Schalhygiene. Von
341
Feri). Hükppe, Körperübungen und Alkoholismus. Von Dr. KRAPT-Zürich
344
Walter Walker, Die neuesten Bestrebungen und Erfahrungen auf den»
426
(iebiete der Erziehung der Schwachen. Von Fr. Frknzkl-SIoIp i. P.
J. M. Geiqer- Förster, Die geschlechtlichen Verirrungen während der
428
Otto Grennks, Norgea Laererforening. Sundhedsstatistik for Norske Folke-
skoicr (Oesnndheitsstatistik norwegischer \' olksschulen). Von h. Burobr-
429
Rldolf Haüo, Hygiene des Ohres in\ gesunden und kranken Zustande.
429
Bibliothek der Qesandheitspfiege. Verlag von Ernst Heinrich Moritz in
Stuttgart
1. C. A. Ewald, Hygiene des Magens, des Darms, der Leber und
der Niere im gesunden und kranken Zustande.
2. Herm. Eichhokst, Hygiene des Herzens im gesunden und
kranken Zustande.
511
WiLH. V\ iLK£, Nervosität und Neurasthenie und deren Heilung. Von
512
Erriehliclie Knabenhandarbeit. (Denkschrift.) Von E. OKRTLi-Zürich ....
513
L. Ppeifker, Begeln für die Pflege von Mutter und Kind. III. Teil:
Regeln für das Spielalter (2—7). IV. Teil: Regehi für das Schulalter
613
D. Steoemann, Heilung des Stotterus, für jedermann verständlich. Von
Dr. KAPEMAN'N-Königsberg . . .
513
Alb. Siebmann, Stotternde Kinder. Von Dr. KAPEMANN-Königsberg
514
ÜKsiNG, Die Schulbankfrage. Von U. Wipp-Zürich.
570
JoH. Mi-LLER, Untersuchungen über die Einrichtung ländlicher Volksschulen
mit mehrsitzigen und zweisitzigen Subsellien. Von Ii. W IPF-Zürich . .
571
81CKINOEB, Preufaisches oder badisohes Schulturnen. Von J. Pawel- Wien .
571
Uax Gri'ber, Hygiene des Oeschlechtslebens, dargestellt für Männer. Von
571
Gustav Kabrhkl, Fr. Velich u. A. Hraba, Die Lüftung und Heizung der
669
Albert Flachs, Kleines Lehrbuch der Hygiene, Von Dr. Silbbrschmiüt-
660
Alexander Benkstbin, Die Reinigung der Schulzimmer. Von Dr. Fickkr-
661
Berlin
KoNRAD Stetter, Quer durch die Schulbankfrage. Von Dr. FiCKER-Berlin
GGl
Th. Ziehen. Die Geisteskrankheiten des Kindesalters mit besonderer Be-
rücksichtigung des schulpflichtigen Alters. Von Prof. BtEULEB-Zürich 661
Wolf Hecubh, Uber Walderholungsstätten für kranke Kinder mit be-
661
sonderer Bexnicksichtigung der Tuberkulösen. Von Dr. KRAFT-Zurich. .
M. Birchee-Bennkr, Kurze Grundzüge der Ernährungstherapie auf Grund
736
Obobo Liehe, Die studierende Jugend und die Alkoholfrage. Von Dr.
736
MöHKEMöLLER, Geistesstörung und Verbrechen im Kindesalter. Von Prof.
815
Max ßoLLAG, Zum Kampfe gegen die Langenschwindsucht. Von Dr. Silber-
815
Fravz Kem^.ny, Pädagogische Bausteine. Gegenwart und Zukunft der
816
Franz Frenzel, Ist die Psychopathologie auch ein Gegenstand der Päda-
817
r -dby Google
XIV
Ha\^ Sück, Wie kommen wir in der Schulbank frage vorwärts? Von
Tl. \Vn'i--Ziirit;h 818
A. Damaschkb. Alkohol und Volksschule. Der Lehrer und die soziale
FrapR Von W. WEiss-Zürich ■ - • ; - > ;
Jahoslav Ki.oart, Ober akute Exantheme. Von Dr. KRArr-Zürich aSC
Makiannk Uainisch, Aufwand und Erfolp . . der Mittelschule vom IStand-
[tunktp der Mutter. Von Dr. Ida Hii.FiKgR-Ziirich 898
Bibliographie.
46. 176. 265. 430. 573. 786. 900.
Verzeichnis der Mitarbeiter im Jahre 1904 XV
Sachregister 917
Namenregiater 928
Yerzeicliuis der Mitarbeiter,
welebe im Jahn 1904 Beitrüge geliefert haben.
Adsbrsbm, H., Dr. med., Sohul»rzt in Kopenhagen.
Altscbci^ Tu., Dr. med., k. k. SuuUttrmk in Png.
Agonnia in Amdifliit
AzHAHii, Dr. med., Sehnlmt in Brltart.
Bat DRiAN, K., Hauptlehrer a. d. n.-o. Landes-TaubitooiOMnuittelt in Wim.
Bagb, A., Dr. med., SL<minnrRr7t in Schwäb.'QiafindL
Batr. Emaüvkl, Schuldircktiir in Wien
Bknoa^ Dr. med., Nervenarzt lu Berlin.
BucHSB-Bnmn, Dr. med. in Zf riolt.
Blsuub, Prot, Dr. med. in Ziridi.
Bumnm, U., Dr. med. in Nürnberg.
BcBOSRSTBiif, L.. Prof. in Wien.
CoMXEKDA, H., RealscliMWirektnr in Linz.
Drktftss, FsTüon. Dr. med. in Kaisenlauiem.
SidtaABiii, Fmtx., in Dresden.
baaxAVii, Prof. Dr., Stndtral in Zttricb.
Ewald, Paitl, in Pidnn.
Fetschbbis, E., Dr. med. in Born.
Flachs, Ai.bkrt, Dr. med. in Moineati (RamSnien).
Fwzish, Franz, Leiter der Btidt. Hilteobnle tOr ■ohwaohuonige Kinder sn
Stolp i. P.
Graopkek, üi^RM., L«hrer in Dresden.
Gmonnn, IL , Prof. Dr. in Hfinehen.
Baxbubobb, C. Dr. med. in Breden,
bmn, C, Dr. med. in Hamar.
Hw.T.TO Tb., Dr., Direktor der Erziehungnastelt Wien<Grinsing.
Hebtbl, Axr.r., Prof. Dr. in Kopenhagen.
Hbtsseb, J., Sekundarlohrer in Zürich.
Hikboktmus, D., Kvktor iu Leer.
HiLnxrai'SflEDfii», Ida, Dr. med, in Zirieh.
Btan, B., Dr. med., PrivetdoMiit in Zfirieh.
Hopf, Dr. med. in Dreeden.
Digitized by Google
XVI
HomvoiR, R., Dr. med. in Zarioh.
KaMMaXK, Dr. med., Privatdoseot in Königtbttg.
Kraft, A., Dr. med., Schularzt in Zürich«
Laübi, Dr. med., Ohrenarzt in Zürich.
Lkubusohbr, G., Prof. Dr., Regierungs- und Medizinalrat in Meiningen.
Lbwakoowski, A., Dr. med., Schalarzt in Beriin.
KoBn, J., Dr. med. in Kannhdm.
MouTOH, J. H. C.f Dr. med. im Haag.
NBDBUBasR. Dr. med. in Nfimberg.
NussBAUM, H. Chr., Professor am Polyteohnikom in HannOTer.
Obrtli. E., Priinarlehrer in Zürich.
Opplrr, Thkrese, Dr. med., Schnlärztin in Berlin.
pAWKL, J., Prof., Universitätsturulehrcr in Wien.
PBdifHKa, Dr. med* in Cöln.
RAuiaLT, Dr* med. in Halle a. S.
Eafkc, Dr. med. in K5mgaberg i. Pr.
RoLLSB, K., Oberlehrer in Darmstadt.
Sahoscb, Dr. med., Schularzt in Breslau.
ScHBNCKBNDORFF, E. VON, Keichstagsabpcordiieter in Görlitz.
ScHMiD-MoNNARD, Dr. med. f, Kinderarzt in Halle a. S.
ScHRKiBBB, Dr. med. in Kaiseralaatern.
SoHUBBBT, P., Dr. med., Aogen« und Ohfeatrst in NSmbeig.
Sbtbkuio, G. H.» Dr. med., Phjsikiii und Stadtarat in Hambnig.
SiLBKBaCBMiD«, Dt. med., Privatdozent in Zürich.
Stadelhann, Hob., Dr. med. in Würzburg.
Stkiorr, A., Dr med , Augenarzt in Zürich.
ToKzia, C, Dr III» I., Schularzt in Padua.
Wbiss, W., Sekuadariehrer in Zürich.
WiCBMAiTK, R., Dr. med., HerreBarst in Bed Harsbnrg.
WiPF, Hob., Primariehrer in Zttrioh.
Digitized by Google
Der Sehilant.
Inhalt.
OriginalabliftndlnngeB.
8«it«
{ 1. 49
35. 179
Dii Schularztwesen in Deutfichland. Boricht fiber die Ei'^'pbnissn einer 66. 269
Umfrage bei den gröfserea istädtea äm deuUcbea Heiobea. Von l 135. 615
Dr. PAnL SoHvnvf^Nfiniberg. (Fortietnuig nad SeUnft) 186. 66B
201, 739
24Ö. 908
Zur Fng9 der Mandontenachang d«r Sohnlkinder. Von Dr. Cmmbk»
Brach, SobuUrst in Frankfurt a. M : 91. 647
Schulärztliche Unterweisang der Kinder in a!)<?emeiner OeeundheitB-
pflege. Von Dr. IlELL-Schleawig OJ. 348
Dia vier ersten Jahre schalärztUcher üntersnchttiigwi in Stadt and
Bezirk Cannstatt. Von Medi^inalrat Dr. Blezinoer 105. 433
Über den Zweck der ärztlichea L^Suhulautsicbt. Eeferat, gehalten am
Zn. internationalen KoDfiTefs fär Hygiene and Demographie in
Brilase! !fX)3 Von Dr. Er\kst MnsxY-PtiriB. CUhprsrtzt nich dem
Originalariikel in den Annaks dltygtene j^ubi.^ Oktober liK)3, von
Dr. AuoB FBoH'Beriin) 166. 676
Die Schularztfrage in Münch en. Referat im Ärztliohen Bwiriurersin
München, erstattet von Dr. £. DoBfuntKOGSB 168. 588
Dm ente Trienniam ichalSrstlicbea Dienstes in Breslau. Von Stadtant
Dr. OmwntB 921. 819
Kleinere H itt ei lange n.
8«it«
Kampf um den Schularzt in Jena 21. S9
Jthresbericht über den schulür^Llichen Überwachungsdienst an den
Volksschulen zu Breslau für das Schuljahr 1902 22. 70
Bericht über die Tätipkoit der Schulärzte in Chemnitz 24. 72
Die Scbularztfrage in der II. Sitzung des Deutschen Medizinalbeamten»
▼ereios 61. 196
Schulärztlicher Dienst in Bromberg. Mitget. Ton Dr, Ärr-TFix .... 52. 196
Schttlarztbehcht au Bautzen über die Jahre 1901/03. Mitget. von
Dr. NiOK&av, SoholanEt 68. 197
xvn. b
Digitized by Google
XTm
städtische Schulärzte in St. Gallen f)3. 197
Die Be»oba£fang besonderer Amtnimmer för die Schalärxte ......... 56. 199
SofanUtfstetelle in Wflmendorf bei Berlin 65. 199
Sohalärzte in HaiDz. Hitget. von Philipp Km» Oberlfllirer 55 199
Die Anstellang besonderer Sobnlangenäncte 56. 200
Schulärzte an höheren Lefanuutalten 85. 289
Keine Schalärzte in BiaeoMb 85. 289
Schularzt in Meerane 86, 289
gohularzt m Ems 86. 289
Arztliche Überwachung der ittdtlicben BündeiuuMtalt n Bailin 85. 289
Schulärgte für Mittelschulen 86. 889
Jahresberichte der Stadtaobuiämte su Charlotieoburg über ihre Tätig-
keit im flehotjabr 1900/08. Httget von Dr. A. FkAimiBUBftia-
Nurnber? 86. 290
Sdiulbericht der deutschen evangelischen FriTatvolkssohule in Prag
(Sobnlant Dr. B. Ts»). Mitget von Dr. A. FsaimimintesB-
Nümber« 87. 291
Bericht über die Tätigkeit des Schularztes Dr. Kaoa in Dresden .... 96. 86^
Di« Sebnlbygiene in Leipzig im Jabre 1909. Mitget ▼on Dr. A.
FRAKKBNBüROER-Nürnberp: 98. 864
Die Schularztfrage im Ärztlichen BezirlUTerein in München. Von Dr.
Hvoo 8vnirffSL]>*Hindw« 100. 866
{130. 4&8
195. 678
S99. 887
EommoDaler Konflikt in Bunzlau bez. Schularztfrage 131. 459
Uber Anstellung von Schulärzten im Königreich Sachsen 131. 459
Anstellung von Schulärsten in Braunschweig 131. 459
Anstellung eines Sohulantee in Sobwibitoh-Gmfind 132. 460
Schulärzte in Österreich 132, 460
Berufsacbularzt oder Schularzt im Nebeoamte? JUitget. vou Sohulrat
Dr. SiCKXKVBft-HanDheim 133. 461
Untersachunp von Schnlrfkraten 13d. 4ßii
Bericht des Stadtphy^ikuu m Brünn über die schulärztliche Tätigkeit
der städtischen Besirksärzte m der Zeit wem September 1901 th
März 1902 und iihpr die Ergebnisse der vorq^enommenen schul-
ärztlichen Untersuchungen von Dr. Iol, Stadtphysikus. Mitget.
von Dr. NzuBCBOKB-Nfimberg 184^ 469
Die Tätigkeit der St-ktiou ungarischer Schulärzte und Gesundheitslebrer
in den Jahren 1900—1902. Mitget. von Dr. W. Gbubbsioh, Assistent
am hyg. Institnt in Budapeat. . 143. 632
Die Si'htilnrztfrape in Dresden. Mitget. von Dr. Hopp*Drcsrloa . , ,, , . 143. 523
£khulärzte in HuUand. Mitget von Dr. med. MouTOx-Haag. 146. 626
Ob«r die Sebttltrstfrafte auf dem I. intenwtioDalen Kougrofs f8r Bobol«
hygiene in NiirMlcrg _ ,,, .,,,,.147. 527
Schulärzte an einem Mä4obealyzeam in Österreich 149. 529
SebnÜrtte in Wien 149. 669
Ergebnisst' von schulärztlicher Tätigkeit in Friedrichshagen 149. 529
Bürgermeister Lueobb über die Einführung der Schulärzte in Wien . 195. 678
Sdinlarst in Hannheim 196. 678
Über die ärztliche Schulaufsicht im Orofthtnogtam Oldrabofg 215. 753
Die Schularztfrage in Breslau 215. 758
Erfolge des schulärztlicheu Dienstes 216 754
Die Schularztfrage in Paderlwru , 217. 755
Die Schular2tfr«<r»> in Karlsruhe 217. 755
Über die Schuiarziliage 917. 755
Über Schularzttätigkeit nnd ewi»]« BygimM 217. 755
Sobnlinte in PnnlaMi 240. 888
Digitized by Google
XIX
Literarisobe Bespreehnngen.
8«tto
A. Sruss, Die Tätigkeit der städtischen Schalänte zu Frankfart a. M. im
BMbniingsjahr 1902/03. Von Dr. A. FBAKKBMBCRGER-Nürnberg. hl* SOI
Faul Bloch, Zwei Jahre Schularzt in Batibor. Von Dr. A. FBANixir-
BTTBOER-Nürnberg 58. 202
Fl. CüHTZ, Oesamtberioht über die Tätigkeit der Sdmlinte (in Wies-
bttdm) im Jahn 1902/08. Von Dr. A. FBAnnsrnmesB-Nfinibflig 66. a03
Dienstordnungen fftr Sehulärste.
DieostordnuDg für die Schalärzte an den Bürgerschulen zu Braun-
schweig 25. 73
Dienstanweisung f&r die Schulärste der Stadt Mains... 60. 204
Dienstanwei^imof für den Schularzt der Stadt Meemne 63. 207
Dienstordnung iür die Schulärzte in Stettin 88. 292
Dienstanweisong für die Schulärzte nnd für die SohoUeitar und Sobnl-
lehrer der sämtlichen Schulpti ßpr Stsdt Ryhnik 102. 358
Dinutordnang fär den Schularzt der Stadt Mannheim 150. 530
DwuAardmmg fBr die Sehnlinte der Gemeinde Wihaandotf. IM. 688
DieDstanvveifiunf^ für die Schulärzte der Volksschulen Hl WoflDf 196. •)74
Die Schuiarztdienatordnung \ron Schmargendort 218. 756
Anweisang für die Förderang der Qesundbiitepflege in dm G«inaind*>
flobnien dor Stodt Bnad«iibnzg tuK \ 840
b*
Digitized by LiOOgle
Yerzeiclmis der Mitarbeiter,
welche im Jahn 1904 Beiträge geliefert haben.
Aü08TET?r, Dr. med., SaaitäUrat und Schularzt in Bromberg.
BuKziütiBK, Dr. med., Medisinairat in Cannstatt.
Cabut-Bbaos, Dr. med., Sdbolant in Fnnkfort «. M .
DoBKRBBMBR, B.* ^* med. in Xfindien.
F^AarcnncRGER. A., Dr. med. in Nfllnibei|f.
OBBnnwio«t W., Dr. med., Aaeiatent nm H^. lutitat m Bodipest.
Hrll, Dr. med. in Srb]p?wig.
Hopf, Dr. med. in Dresden.
Keil, Philipp, Oberlehrer in Mainz.
MosHT, B.., Dr. med. in Paris.
XooTOir, J. X. Ct Br. med. im Heeg.
NsunraiiBB, Dr. med. in Nfimbeig.
NnuiiAini, Dr. med.. Schularzt in Bautzen.
Obbbbckb, Dr. med., Stadtar?.t in BresUtt.
Propb, Alicb, Dr. ni'^rl in Berlin.
Schobert, P., Dt. me ! . Au^en- und OhreuarBt in Nürnberg.
SlOKiNOBR, Dr., Schuirat lu Mannheim.
SnamrcLD, Huoo, Dr. med. in Xtfiiehen.
Uiyitized by Google
Intfdinft für Sil|iil(|eftttiii!ieito|i|lege.
XVIL Jaiii-gaDg. 1904. No. 1.
Dr. Belmiid-Moaiiard f.
Nekrolog
Ton
Fb. Ebisuann.
Das frühzeitige Hinsobeiden dieses Mannes, der ein langjähriger
und treuer Mitarbeiter der Zeitschrift für Schnhjcsundheitspflege war,
bat gewifs in don weitesten Kreisen, vorab aber bei allen denen,
welchen das körperliche und <^eistige Wohl unserer jungen Generation
am Herzen liegt, das tielste Bedauern hervorgerufen. Sein Tod hat
in diB Reihe der Schulhygieniker eine empfindliche Lücke gerissen.
In seiner Eigenschaft als Kinderarzt war 8cijmid - ^Ionnahd ganz
besonders befähigt, !nif dem Gebiete der Schnigesundheitspflege
fruchtbringend '/u nrbeiten, und seine natürliche Begabung, ver-
bunden mit Fleifs und Ausdauer, machte ihn zu einem selbständigen
und geachteten Forscher, dessen Arbeiten und Anschauungen überall
mit groiser Aufmerksamkeit und regem Interesse entgegengenommen
wurden.
Es fehlt uns das Material, um hier der Leistungen Sgbm.-H.8
Auf dem Gebiete der Kinderheilkunde zu gedenken, dessen aber,
was er für die Sohulhygiene getan bat, soll zur Ebrung seines An-
denkens kuzx Erwähnung getan werden.
SoTieL wir ans der uns suginglicben Literatur erseben können,
bat SoBic.*M. seine sebulbygieniscben Forsebungen im Jabre 1894
begonnen mit einer Arbeit über die kOr perliebe Entwicklung
der Ferienkoloniekinder. Es waren dies Beobaobtungen an
1000 flalleBcben Ferienkolonisten, deren Resultate Schm.^M. zu
einem Vortrage auf der 65. Versammlung deutsober Naturfoiaober
und Ärate in Nürnberg benutzte, in welebem er naebwies, dafs bei
dreiwOebentlicbem Ferienaufentbalie die Kolonisten etwa um ein
B«li«]g*ra»4lMit^a«g«. XVIL X
Digitized by Google
2
Jahr au Körpergewicht und Atmungs^rölse zunehmen. Dasselbe
Thema berührt auch eine in der Zt Itschrift für Kranknipllegi: erfolgte
Pultlikation ü ber k l i matisclie Erholungskuren, insbesondere
über den Einflufs der Ferienkolouien auf kranke Kinder.
Als Teilresultat einer ausgedehnten Untersuchung über die
Gesundheitsverhftltuisse der 20000 Volksschulkinder der Stadt Halle
machte Schm.-M. im Jahre 1895 im Hallesohen Lehrervereiu Mit-
teilaogen über den Gesandhei tszustand der Sohülerinnea
in der Mädchenbürgerschule zu Halle s. S., aus welchen
namentlich der Einflufs des Geschlechts, der Jahreszeiten (Wittemngt*
Verhältnisse) und der häuslichen Verhältnisse auf die Erkrankangs*
hänfigkeit der Schulkinder hervorgeht. — Ans derselben Zeit stammt
auch die im Jahrb. für Kinderheilkunde veröffentlichte Arbeit ttber
den Einflnfs der Jahreszeit nnd der Sohnle anf das
Wachstum der Kinder, die der Gegeoatand eines Vortrages
ScHM.-M.s anf der Versammlang dentacher Natnrfoisoher und irste
in Wien gewesen war, nnd in einem kleinen Anisatae Uber
„Gewichts- nnd Längenznnahme bei Kindern^ (Zeitst^rift
f. Schidgesundhcitjip/it 1896) kommt Schu.-M. anf diese interessanten
Untersnohungen zurück, welche bekanntlich ergaben, dals die Ge-
wichtszunahme der Kinder vom Ende des zweiten Lebensjahres an
periodisch vor sich geht, derart, dafs sie fast aussohlierslicb in der
zweiten tiahreshälfte stattfindet, während in der ersten Jahres-
hälite normalerweise ein Stillstand beobachtet wird ; dagegen
fällt nach den Untersuchungen Schm.-Ms. in die Periodo der
stärksten Gewichtsxunahme die geringste Zunahme der Körper-
länge (iiiimentlich Septenibei' bis Januar), wübreud das bedeutendste
Längeuwacbstuiu mit der Zeit der mittelstarken Gewichtszunahme
(Juli und Au^nist) zusammenfällt. ScuM. - M. zieht hieraus
die Schlufsfolgeruiiü:, dals im wesentlichen die k«)rperliche Hnt-
wicklung des Kindes ihren Gang gehe unabhängig von der Schule,
soweit es sich um hygienisch einwandfreie Sohulgebäude und weder
schwächliche, noch geistig überbürdete Kinder handle, und dalk als
Ursache für die periodischen Schwankungen in der Körpergewichts-
zunähme in letzter Instanz die Witteraog verantwortlich zu machen
sei. Auch wer diese Anschauungen nicht in vollem Umfange teilt,
muls doch die ihnen zugrunde liegenden Untersuchungen als be-
deutsam anerkennen.
Die Resultate seiner Forschungen über die chronische
Rrinkliohkeit in unseren mittleren und höheren Schulen
üigitized by Google
3
{Zeitschrift f. Schulgesundheitsp/l., 1897) hat Schm.-M. zum Gegen-
stand eines eingehenden Berichts am XII. internationalen medizini-
schen Kongrefs zu Moskau im August 1897 gemacht. Diese Arbeit,
welcher Untersuchungen an 5100 Knaben und 3200 Mädchen zu-
gründe lagen, reiht sich würdig den ihr auf diesem Gebiete voraus-
gegangenen Forschungen von Axel Hkhtkl (Dänemark) und Axkl
Key (Schweden) an. Sie hat von neuem bewiesen, dafs die chronische
Kränklichkeit unter den Schulkindern eine sehr bedeuteude ist, dafs
sie in höherem Grade bei den Mädchen auftritt als bei den Knaben,
1»
Digitized by Google
4
dafs die Zahl der dirouisch krJiiikliehen sich im Laufe der Schul-
jahre vermehrt, so dafs durcbschuittlich mehr kränkliche Kwi lerdie
Schale verlassen als liineinkoramen, und dafs die rhronisc lic Kränk-
lichkeit nicht nur Haud in Hand geht mit der Arln it-la^t und mit
ungünstiger Verteilung der Aileit, sondern auch mit Verkürzung
der Schlafdauer und mit Steigerung der freiwilligen Überarbeit der
Schüler (Mnsikstnnden u. dgl ). Die Beobachtung SruM -M.s, dafs
die Kränklichkeit in Schulen mit Nanhmittagsunterrtcht gnifser sei
al<> in Schulen mit ungeteiltem Unterricht, ist schon oft in ganz
ungerechtfertigter Weise verallgemeinert und gegen den Nachmittags-
unterricht überhaupt ins Feld geführt worden. Diejenigen, welche
das tun, beachten nicht, dafa Sohm.-M. einerseits Schiller mit Nach-
mittagsunterricht und ohne viel Körperbewegung (städtische
Mittelschulen) und anderseits solche ohne Kachmittagsunterriobt und
mit viel Bewegungsspielen (FRANCKEsche Stiftungen) vor sich
hatte, dafs also hier auch die Fmge der körperlichen Übungen mit-
spielt und dafs somit die Beobachtungen Schm.-M.b in dieser Riebtang
nicht zugunsten des ungeteilten Onterricbts tlberhaupt herbeigesogen
werden können.
Auch mit der Frage der Nervosität der Schulkinder beschäftigte
eich 8cHM.-M., und er benutete die 70. Versammlung deutscher
Naturforscher und Ärzte zu Düsseldorf zu einem Vortrage Uber
Entstehung und Verhütung nervöser Zuetftode bei
Schülern höherer Lehranstalten (Zeitsthrifk f. SMlgesmA-
heitspfi., 1899). Es sollte festgestellt werden, ob und in welchem
Umfange Nervöse auf unseren Schulen, namentlich den höheren,
existieren« und inwieweit die Sehuleinricbtuugen daran Anteil haben.
Die Antwort lautet nicht sehr beruhigend. Schm.-M. bestätigt die
schon früher von Nestbboff in Hoskau konstatierte Tatsache, dals
es auf allen Schulen eine Anzahl nervöser Schulkinder gibt, dab
diese Zahl auf den höheren Schulen bedeutend anwuchst, und dafs
sogar auf einzelnen höheren Schulen mehr als die Httlfte der Schüler
nervöse ZnslAnde aufweist. Es wird diese Erscheinung im wesent-
lichen darauf zurQckgeführt, dals tatsächlich an vielen höheren
Schulen eine ünzweckmftlkigkeit des Ijebrplans oder eine objektive
Überbttrdung des Schttlermaterials existiert, die in hohem Halse die
Aufmerksamkeit der Pädagogen und der Ärzte ertbrdert. Rücksicht-
nahme auf die körperliche Entwicklung der Rinder, Einschränkung
des Unter richtostoffes und Entlastung des Lehrplanes sind die Mittel,
welche der steigenden Nervosität der Schulkinder Halt gebieten sollen.
Digitized by Google
ö
In demselben Süme sind anoh die „Thesen' snr Schul reform
und Dnterrichtshygiene" gehalten, welehe Schm.-M. suiemmen
mit Dr. G. HsBBBRiCB-Manohen in der 17. Abteilung der 7L Ver-
nmlnng dentsofaer Natnrforaoher nnd Izste in Uttnohen vertrat
[ZtHiekrifl f. SchMißesundheitspfl», 1899). Anoh sie sielen ab auf
BeaeitigtiDg der vielerorts in hohem Grade bestehenden Überbflrdnng
nnd auf Vermeidung gesundheitlicher Sohftdiguugea der Scbttler. Es
wird Herabsetsung der Unterriehtssiele, Besohfftnknng und Verein*
fiehnog des Unterrichtsstoffes, Einschränkung der Unterriehtraeit»
BrleichteruDg der Abitarientenprüfiing mw. verlangt; auch werden
Maüsnahmen zur Beseitigung dor in ausgedehntem Mafso vorhandenen
tberbürdung der Lehrer getordert. Dieser letztere Gegenstand
wurde daun von Schm.-M. in einer besonderen Abhandlung über
die Überbtirdung der Lehrer au höheren Lehranstalteu
[ZeiUirhriß f. Schulgcsnndheitsp/L, 1899) näher ausgeführt. Die
Fnrderuiiu:*'n gipfehi iu dem Verlangen nach Herabsetzung der
Pflichlstundenzahl der Lehrer und Festsetzung einer .Normal- uod
iUiimal-Schülerzahl für die einzelnen Klassenstufeu.
Für jemanden, der sich soviel mit den Gesundheitsstörungen
der Schulkinder beschäftigt hatte wie Schm.-M., lag es nahe, auch
der Frage der geistigen Minderwertigkeit seine Aufmerksamkeit zu
Sehenken. Zu diesem Zwecke unterwarf Schm.-M. die 126 Kinder
an der Halleschen Hilfsschule unter Beihilfe des Lehrpersonals und
einiger Spezialärzte einer besonderen Untersuchung, deren Resultate
er in einer Abhandlung ttber die Ursachen der Minderbegabuog
Ton Sehulkindern IZeUgekrift f. StMgesmähäUpfl., 1900) nieder-
l«gte. Er wies u. a. nach, dals unter den sehwaohbefilhigten Kindern
dieser Hil&sehule sich ein auffSsllend hoher Frozenteats (90%)
loleher mit mangelhaftem Hörrermfigen und beinahe ebensoTiele
(80V«) mit drflsigen Nasenrachenwacherungen befimden. Sein Vor*
schlag ging dahin, es mflchte der Versuch gemacht werden, durch
operative Beseitigung der Wucherungen fttr das gesamte Wesen nnd
Ina SU einem gewissen G-rade auch für die geistige Leistnngsfilhigkeit
der minderbegabten Kinder ftholiche Erfolge zu erzielen, wie dies
den geistig normalen schon erreicht worden war. Dafs dieser
Versuch in zwei Fällen, in denen die operative Be.seitiguug der
Nasenrachenwucherungen vorgenommeu wuide, wirklich gelang, zeigte
ScHM.-M. in einer späteren jMItteilnng über die Hebung der
seelischen und g e istigeu Fiih i i]:kei ten bei m in d erb ega bt en
Schulkindern {Zeüschrift f. ScliuUfCdundheiispfl.f 1901). Ein der
Digitized by Google
6
Arbmt beigog^benes Bild der Kinder vor und nach der Operation
seigt dentlioli, um wieyiel Terständnisreicher der O-eeichtsansdraek
beider Kinder naeh der Operation, niobt zum mindesten infolge der
Besserung des Horvermtfgens, geworden ist.
Es verdient noeh erwähnt tu werden, dafe 8chm.-H. eine ge*
luDgene Znsammenfassung seiner Anschauungen Aber Schulhygiene,
die sich vielfach auf persönliche Br&hningen statzfen, in einem
Bttchlein Uber Sobulgesundheitspflege gab, das er vor einigen
Jahren in Gemeinschaft mit Schuldirektor R. Schmidt verfafst hat.
Aus diesen kurzen Andeutungen über die Tätigkeit Schm.-M.3
im Reieiche der Schulgesundheitspflofro geht hervor, duls der \'er-
blichene auf diesem Gebiete viel gearbeitet und in der kurzen Spanne
Zeit von zehn Jahren unijeTnein viel geleistet hat, und dais wir ihm
manche Anregung verdanken. Fest in seinen Überzeugungen, war
er, soweit wir in der Lage sind, dies V>piirt ilon zu können, raäfsig
in seinem Auftreten und auch von denjenigen, welcbp seine An-
schauungen nicht teilteu, geachtet als wissenschaftlicher Korscher und
als Persönlichkeit. Allem modernen Strebertum abhold, hatte er
nur die Wissenschaft und die Verwendung derselben im Interesse
der körperlichen und geistigen Entwicklung der Jugend im Auge.
£r hat den innigen Dank nicht nur seiner Kampfgenossen, sondern
auch der Schulkinder und ihrer Eltern reichlich verdient. Ehre sei
seinem Andenken, friede seiner Asche 1
Uiyitized by Google
7
•rtgtiiililil^iiiibliiitieii.
Nene Untersuchungen über Scholbücherdruek.
Von
K. Roller,
OlMrlehrer in Darmtiadt.
Rs echeint keirsem Zweifel unterworfen, dafs anhaltende Arbeit
in der Nnhp. namentlich bei vorgebeugtem Knpfe und bei schlechter
Beleuchtung, Kurzsichtigkeit erzeugt und vermehrt.^ Alle Momente,
welche die Naharbeit begünstigen, können für das Auge, insbesondere
im jugendlichen Alter, verhfingnisvoll werden. Zu diesen Momenten
gehdrt auch der schlechte Druck der Bücher und Zeitungen» wo-
rüber der bekannte Ophthalmologe v. Aklt ecbon im Jahre 1865
geklagt hat.' Später waren es hanpiaflohlich die zahlreiehen Unter-
suchungen der Soholkinderangen, welehe die Beieohtignng dieser
Klagen y. Arltb besttttigten, indem sie zeigten, dala unter dem Ein-
flneee der Kaharbeit in Sehule und Hana die Aniahl der kuizsioh-
tigen Schulkinder annimmt und der Grad der Kurzeichtigkeit steigt.
Bbbxakh Oohn hat bei Gelegenheit seiner ersten, berühmt gewor-
denen UnterBuchuDgen der Augen von lOdOO Schulkindem darauf
hingewiesen, dafs namentlich anf Kealaohulen und Gymnasien der
kleine Druck der Schulbücher die Menge der Knrsssiohtigen enorm
steigere. Zehn Jahre später ist von Jatal die Frage des Bücher-
dmoks wissenschaftlich behandelt worden. Sodann hat Cohn anf
der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte im Jahre 1880
bereits Mindestmafse für die DruckgröJse angegeben, und iu seinem
bekannten Werke über die Hygiene des Auges die Forderungen,
welche an den Bücherdruck vom hygienisclieu Standpunkte aus ge-
stellt werden müssen, nach allen HichtuDgeu hin beleuchtet.^
Am 25. Februar 1902 hielt Cohn im Verein für Schul-
hygiene in Berlin einen Vortrag über den Druck der Berliner
' H. CoEx, Lehrinush der Hygiene des ÄMges, 1892. S. 296.
« Ibidem. S. 471.
' Ibidem. S. 471-488.
Digitized by Google
8
Schulbücher, wobei er eine neue einfache Methode der Dnickprüfung
zeigte.' Wenige Tage nach diesem Vortrage beschloT«; die Her-
iiner Schuldeputation, dafs von nun an nur Schulbücher /.u-
gelassen werden sollten, welche den vom Vortragenden angegebenen
typographischen Gröfsen entspräq^en. Am 12. März 1902 wies
Cohn in der Sitzung der hygienischen Sektion zu Breslau auf
die schlechten Druckverhältnisse der Breslauer Schulbücher hio. von
denen er nur 18 als gut gedruckt vorfand.* Auch in einer bcBon-
deren Schrift: «^^^^ müssen Bücher und Zeitschriften ge«
druckt werden", hat Cohn seine dicebezüglichen Forderangen
ansf&hrlich dargestellt.
Die Grundsätze nun, die für den Buchdruck mafsgebend gC'
worden sind, sind knra folgende: Das Papier soll rein weifs, von
glatter, aber nicht gl&nsender Oberfläche und so dick sein, dafe der
Drack der andern Seite nicht darohachimmert oder sogar plastiach
sich abhebt Der Druck geschehe mit tiefaohwaneer Dniekerschwftne,
unter möglichst gleiohmifsiger Verteilung des Farbstoffes. Die Lee«
barkeit der Schrift ist bedingt dnioh die G-rOfse der Buchstaben ,
durch den Abstand der einseinen Teile deiselben Ton einander,
durch die Ap pro che, d. h. den Zwisohenranm zwischen swei Buch-
staben eines Wortes, durch den Durchschufs, d. h. die Ent>
femung der nicht ftbetragenden Buchstaben zweier Zeilen von
einander, durch die Länge der Zeilen und die Form der Buch-
staben. Fttr die ersten Seiten der Schulfibel soll die Höhe der
kleinen, nicht ttberragenden Buchstaben 3 — 4 mm betragen. Diese
Gr06e muls allmihlich abnehmen, so dafo für die im sweiten Schul'
jähre an benntienden Sobnlbttdher Buchstaben Ton 2 mm Hohe Ver-
wendung findoD. In den mittleren Klassen ist eine Buohstabengiölse
Ton 1,75 mm, in den oberen eine solche von 1,60 — 1,75 mm not-
weudig. Der Dmck mu& hinreichend dick sein. Die Strichelemente
sollen eine Dicke von weoigstens 0,25 — 0,3 mm haben. Der Ab-
stand zwischen den einzelnen senkrechten Strichen des Buchstubens
soll doppelt so grofs sein als die Dicke der Striche. Die Miudest-
gröfse der Approche darf nicht unter 0,5 mm herabgehen, damit die
einzelnen Buchstaben sich deutlich von einander abheben. Der
Durchschufs mufs minde.sten.s 2,5 mm betragen. Es wird dadurch
das Übergehen vom Ende einer Zeile zum Anfang der nächsten er-
• Diese ZcUschr. 1902. S. 331.
' Diese ZeiUehr. 1902. S. 332.
Digitized by Google
9
leichtert. Als grüfste Zeilenlttnge sind höchstens 10 cm zulässig. Eine
grö&ere Länge erfordert eine bedeutendere Arbeit der Augenmuskeln
und, wo diese nicht ausreioht» eine anstrengende regelm&Tsige Bewegung
d«e Kopfes. Ein breiter weifser Rand miifs zu beiden Seiten dee
Drackes (auch oben und unten) vorhanden aein, so dafs dieser sich
wirksam abhebt. Lateinische Buebsiaben zu lesen ist leichter für
die Augen als das Lesen deatsober Buchstaben von glMoher Gröfse.
Wo deutsche Buchstabenformen zur Verwendung kommen, ist auf
onen möglichst fetten und scharfkantigen Dmck und auf Vermei-
dnog aller überflfissigen Sohnörkel zu sehen. Namentlich mttfete
such eine mühelos zu nnterseheidende Form der leioht wia verweob-
•ehideD finohstaben, wie »n" und «ll*, «C* und «e*, zur Verwendung
kommen. Anf Karton nnd AÜanton, wo sehon die hnnten Farben
allein sohttdlieb anf das Ange wirken, ist eine Besehrftnkung des
Detaib dnrobans erforderlieh. In Beehenbfiohem mflasen die Zahlen
aoBreiehend gro& gedmckt, Dorohschnfe nnd Approche in milgUohstor
Bieite hergestellt nnd die Zahlenhreiten so ttbersiohtlioh angeordnet
«erden, dafs die Aufgaben achnell nnd ohne Anstreognng der Augen
zu lesen sind.^ Aneh die Seitenl&nge darf nicht eine bestimmte
Grenze abersdireiton, da der Druck sonst an ÜheniohtUohkeit ver-
liert Beim Brlemen einer Spraohe mit neuen Buohstabeui wie heim
Ghrieehifiohen nnd Hehrftisohen, sind fOr den Anfang grOisere Buch*
ilaben zu wfthlen.
Soweit die Voisehriften fflr den Bfleherdmck.
Wie ich vorhin erwähnt hahe^ hat Professor flEBMAim Cohn
venduedentUoh Sohnlbtteher in hezug anf ihren Druck entsprechenden
ITtttetsnehungen unterzogen nnd nun neuerdings einen Apparat et^
fondoD, der heim Prüfen des Bttoherdruckes das mtthsame tfessen
mit dem Millimetermalsstabe voHst&odig unnötig maoht. Dieser
Druckmesser besteht aus einem Karton von der Gröfse einer groisen
Visiteukarte. iu dem sich eine quadratische Öffnung befindet, deren
Seite 1 cm lantf ist. Die Seiten des Quiidrates sind in Millimeter
uad halbe Milluui;ter abgeteilt, und auf der Karte ist eine schrilt-
liche Gebrauchsanweisung^ folp;enden AV^^rtlautes angegeben : Durch
diese 1 qcm gröfse Öffnung durleu uicht mehr ui« zwei Zeilen sichtbar
seio, wenn ein Buch deo Forderungen der Augenhygiene entsprechen
?f>!l. Die Höhe des „n** mufs mindestens 1,5 mm, die Entfernung
d&d „n" von dem darunter stehenden kleinen Buchstaben mufs
' Otto Jaxks, Schulhygiene, IL Aufl. S. 169-171.
Digitized by Google
10
mindestens 2^5 mm, und die Dicke der Buchstaben mufs 0^3 mm
betrageD. Hätte man bei der HerstoUmig des Druckmessers der
LiDgSseite des Kartons die Länge von 10 cm gogeben, so hätte man
auch einen Malsstab für die Zeilenlflnge. Dr. Paul Sohubbbt sn
Kambeig fügt za den anf dem CoBmohen Dniokmesser enthaltenen
Voisohriften noch hinsa, dafs anoh die Druokdiohtigkeit, d. b.
die Zahl der BnohstabeOt die auf den Qnadratoentimeter kommen,
berttcksichtigt werden müsse« nnd wflnsehte als Maximnm 15 Bneh-
Stäben fbr das Qnadrat.* Sohubbbt sieht also anoh noch die
Approohe nnd den Abstand zwischen den einaelnen senkrechten
Strichen des Buchstabens bei dem Quadrate in Betracht, und swar
meiner Ansioht nach ganz mit Recht. Man hat wohl gegen Schubbbt
eingewendet, daüs diese Zahl, je nach dem die Worte lang oder
kurz seien, schwankend sei. Man braucht ja aber nur die quadra-
tische Öffnuüg des ('oiiNscbeii Druckmessers über ein Wort zu legen,
das mindestens 1 cm lan^ ist uud die Zahl der lesbaren Buchstaben
dieses Wortes zu verdoppeln ; erhält nimi dauu mnlir als 15 Buch-
sLabeD, 80 ist die Druckdichte zu grofs. Man könnte hier?egen noch
vorbringen, dafs die eiuzeinen Bucbstabeu auch wieder in bezug auf
ihre Gitifsp ditferierten, indessen nehmen die kleinen Buchstaben
fast alle denselben Raum ein, d. h. .sie bestehen fast alle aus zwei
{Strichen oder umfassen den Raum von zwei solchen; „f' .,1"
„t*' bestehen allerdings nur aus einem Strich, dafür aber „w" und
^m*^ aus dreien. Man muTs natilrlich, um die Druckdichte zu be-
stimmen, den Druckmesser über verschiedene Wörter legen* Nicht
ganz einfach ist es, mit dem Druckmesser die Dicke der einzelnen
Buchstabenstriohe zu bestimmen, viel leichter liefse sich dies bewerk-
stelligen wenn man senkrecht auf eine nicht- in Millimeter abgeteilte
Seite des Quadrates einen Strich von 0,3 mm Dicke zeichnete, durch
den sich beim Anlegen an den betreffenden Buchstaben leicht be-
stimmen liefae, ob das Bnehstabenelement die erforderliche Dicke
besitzt oder eine grflfsere oder geringere,
Ausgehend von den Forderungen Hbrmann Cohns habe ich mit
dem GouNschen Druckmesser Bücher von sieben Darmstadter Schulen»
1 Volksschule, 2 Mittelschulen und 4 höheren Lehranstalten, in bezug
auf ihren Druck untersucht und habe dieselben in drei Klassen ein-
geteilt; mit I bezeichnete ich diejenigen Bücher, die in jeder Hin-
sieht den Vorschriften Cohks entsprechen, mit II diejenigen, welche
* Diese Zett^chi: 19Ü2. S. 331.
Digitized by Google
11
ihnen nur toilweue, und mit III diejenigeo, die ihnen gar nioht
entsprechen.
Die Reffultate. welche ich in den Volks- und Mittelaoholen er*
hi^t, sind in foigeoder Tabelle znaammengefafst:
I n III
Stadtknabeiuehnle I (sämtliehe Klassen) 45,45Vo 9,09 Vo 45.46%
Knahenmitteleohnle (3 Klassen) . . . 42,9 Vo 0 % 57,1 %
Midchenmittelaohnle (2 Klaseen) ... 30 Vo 10 V» 60 V»
Ganz ;iiul('[> noch ge:»talten sich die Pi(t/.eiiL>'itl/.e bei den
höhei eu LehrauülaiteD, die ich in gröiseren Details hier wiedergebe :
Viktoriaschnle (Höhere Midohensohnle). Untenueht seohs
Klassen:
a) Lehrerinnen«Seminar.
T
n
III
Klasse 1 . . .
7,14^0
42,86 ^'0
50 Vo
7,15 Vo
28.57 Vo
64,2^ Vo
6.B7 7o
26,67 Vo
66,66 Vo
b) Schule.
Klasse 7 . . .
OVo
50 Vo
50 Vo
4
0 7o
40 Vo
60%
n 2 . . ,
OVo
18 Vo
82 Vo
Neaes Gymnasinm. Unteisncht sechs Klassen.
I
II
UI
Sexta
. 20 %
20 Vo
60 Vo
. isasva
54,55 Vo
27,27 Vo
. 31,25 Vo
87.5 Vo
31,25 Vo
Untersekunda . .
. 26,67 Vo
26.67 Vo
46,66 Vo
Unterprima . . .
. 21.06 Vo
26,32 Vo
52.62 Vo
Oberprima . . .
. 23,81 Vo
33,33 Vo
42,36 Vo
Healgymnasium.
Untersucht
sieben Klassen.
I
U
III
Erste Vorschulklasse 25
0 Vo
75 Vo
Sfvta ......
. 16.67%
16,67 Vo
Vo
. 0 Vo
28,57 Vo
71,43 Vo
. 10 Vo
20 Vo
70 Vo
Obprtertia ....
. 9.09 ^ 0
36,36 %
ra 55 Vo
Obersekunda . .
. 21,43 Vo
.35.71 %
Uaterprima . . .
, 0 Vo
37 Vo
63 Vo
Digitized by Google
19
Oberreaischule. Untersucht sämtliche Klassen.
I ir III
Sexta 9,1% 18,2 7o 72,V Vo
Quinta 0 % 23,1 7o 70,9%
Quarta 5,6% 27,8% 66,7%
Untertertia . . . JO % 20 % 70 Vo
Obertertia . . . 5,0 % 27,8 7o 66,7 %
Untersekunda , 0 % 50 % ÖO 7o
ObersekoDda . . 0 % 62,2 Vo 47,8 7o
Unterprima . . 0 % 42.1 Vo 57,9 7*
Oberprima ... 4,8 Vo 38,1 7o 57,1 7o
I II ni
3,49 7o 34,3ö7o 62,16 7o
Für die Viktoriaaebnle hätten!
wir demnaob durobsobnittlioli/
Fttr's Nene Gymnasinm . . 23,507o 33,06<';o 43,44 Vo
F«r'8 Bealgymnasinm ... 11.74V« 24,90Vo 63,36 7o
Fflr die Oberreahehnle . . . 3,87Vo 33,267o 62,87 Vo
Für sämtliche höheren Lehranstalten im DarohschDitt
I Ii III
10,60 7« 31,39 70 57,96 7o
tTnter Anbrik II (Bücher, die nur teilweise den Drnck-
voraehriften entsprechen) habe ieh eine Anzahl Blicher gerechnet,
die eich snsammensetsen ans Text, Wörterbuch nad Anmerkungen;
da aber die beiden letstercD bei den in Betracht kommenden Bttchem
mit dem Texte ein untrennbares Ganze sind, so habe ich die mit
Nr. m zu bezeichnenden Anmerkungen und IVörterbttcber und den
mit Nr. I zu bezeichnenden Text mit der Durcbsohnittsziffer II ▼er-
sehen, also mit dem Prädikate: .nur teilweise den Druck*
▼OTSchriften entsprechend.^
Wie man sieht, haben wir die günstigsten Verhältnisse am
Neuen Gymnasium mit 23,50 7o einwandfreier Bäoher. Dieser
bessere Prozentsatz ist den neneren lateinischen und gnechisohen
Klassikerausgabeu von Frey tag, Perthes und Teubner zozuschreiben,
die vollständig vorschriftsmäfsig angefertigt sind.
Bei der Untersuchung der Schulbücher habe ich nicht etwa die
urältesten Ausgaben dieser zugrunde gelegt, souderu ich habe die
Bücher betrachtet, wie sie mir von den Schülern gereicht wurden,
ja, ich habe eine ganze Menge von Büchern direkt in der Buch-
handlung mir neu vorlegen lassen.
Digitized by Google
RlUB mOokto ioh noob erwähnen, daüs anfeer den Schul büobeni
noch eine gaoze Meoge tob Bachern in die Hände der Sohttler
kommen, die mit Beziehung auf den Drook ebenfalls nichts weniger
als einwandfrei sind; ich meine hier Bunächst die UnterhaltaDgS-
lektfire jeglicher Art, ferner die fremdspraehliehen Dikttonärey die
KoDTexBatiooslexika usw.
Was aoUen wir nun tan, angeeiohta aoloh trostloser Dmok«
yerkttltnissOp die sieb nicht nur in Daimstadt, sondern in gans Dentseb-
Ismd, ja noch weit Uber seine Grensen binans wiederfinden. Kann
der einselne Lebier etwas dagegen ansricbtenf Gans gewifi, in ein-
seinen EftUen, wo es sich nm die Answabl fremdspraohlicber Lektttre
bandelt; hier können wir denjenigen Verlegern den Vorzug geben,
die ▼orsebriftsniftfeig gedruckte Bfleber anfertigen lassen. Auch, wo
es sich um die Neueinführung von Bachem handelt, wird ab und
zu etwas von der Konferenz der betreffenden Anstalt geschehen
koDüeu, wenn sie bei den für die Eintühiung ausscli [aufgebenden
Faktoren auch den Druck berücksichtigt, besonders wenn man zwischen
verschiedenen Lehrbüchern die Auswahl hat. Die Hauptaufgabe für
die Besseraug des Schulbücherdruckes wird indessen der Ober-
schulbehörde verbleiben; nur von ihrer Vermittlung wird
man sich grnfsen Erfolg versprechen dürfen. Wenn die
Behörde amtlich ihre Verfügungen über Schulbücher-
druck erlafst, werden sich auch die Verleger fügen, da es
sich bei dem Verkaufe der Schulbücher auch im kleinsten Staate
doch immer jährlich um Hunderte und Tausende von Exemplaren
hau 'Iplt und eine YOiBchriftsmttTsige Neuauflage sieb dann immer fttr
den Verleger rentieren wird.
Wir gelangen nun noch zur Frage, warum sind unsere
Scbnlbücber so soblecbt gedruckt? Wer trfigt sobald daran?
An Gründen fttr den kleinen Btteberdmok fehlt es natttriiob nicht,
nnd ich hatte Gelegenheit, mich hierüber bei Fachleuten zu erkundigen.
Neben technischen Gründen sind es wesentlich Sparsamkeits-
rfleksiehten, die den kleinen Druck bedingen (Ersparnis Ton
Papier, Druckerkosten, Autorengebübr der Verleger). Für sämtliche
Gründe gibt es aber doch keine Entschuldigung; alle können mit
dem nötigen und guten Willen der Verleger beseitigt werden, gibt
es doch schon einige Verlage, die bei ihren Bücherkatalogen direkt
die Angabe machen, dafs ihre Bücher nach den neuesten Forderungen
über Bücherdruck augefertigt sind die Neusprachliche Reform-
bibiiothek, verlegt von A. Hol'sberg, Leipzig).
üigiLized by Google
14
Ich habe nicht ohne Absicht gerade den jetzigen Zeitpunkt
gewählt, die traurigen V^erhiiltnisse unserer Schulbücher kund zu tun ;
ist doch, wie mir scheint, der AntrenbÜck L^'^komraen, wo sich mit
leichter Mühe jeglicher Mnnc,('l hosoitigeii iiei^je, da am 20. De/.ember
1902 von unserer Oberschuibehürde verfügt wurde, dafs in fünf
Jahren samtliche hessischen Ünterrichtsbüc he r mit der
neuen Orthographie versehen sein müssen.' Mit dieser Re-
form liefse sich die Jj'orderazig eines YorsohriftsmäDugea Draokes
leicht vereioigen.
* Ämiritl. d Orafikenoffi. Mmi»ierwm» d. hmem, Abteiliiiig iSr Sehvl-
angelegenfadton Tom 80. Detember 1903, betreffend die neue deot«d>e Beoht-
tehrMbang.
Der Stundenplan in hygienischer Belenchtong.
Von
D. Hieronymus,
Rektor in Leer.
Der Stundenplan ist die aus den Bestimmungen dei» Lührplans
sich ergebende äufsere Schulordnung; er ist gleichsam ein Wochen-
kalender des Unterriclits, die Tagesordnung der Schule. Die Autgabe
des Stundenplans besteht darin, die iin Lehrplan für die einzelnen
Fächer festgesetzten Unterrichtsstunden für Tag und Woche zweck-
mäfsij,' zu verteilen. Ein guter Stundenplan ist von aufscrordent-
licher Wichtigkeit für die gesamte Schularbeit, und seme Aufatellung
gehört 2U den bedeutsamsten Amtsarbeiten des Lehrers, wie er ander-
Betts, namentlich in vielklassigen und vielgegliederten Sohulanstalten,
eine der schwierigsten Aufgaben des SehuUeiters repräsentiert. Denn
ein Stnndenplan kann nicht etwa für ein ganzes Land genereller Art
sein, er mufs sich den örtlichen und besonderen Schulverhältnissen,
für welche er berechnet ist, anpassen. In einklassigen Schulen bildet
er fUr die Binaelabteilnngenp in mehrkiaasigen fttr die SchnUclusen
die wichtige und richtige Grundkge, vermittels welcher ein organisches
Digitized by Google
15
"NucVi-. Für- uud Miteinander der Scbularbeit, sowie der emzeluen
Lehrkrüite nich zweckrnaisig aufbauen kann. Di© Gesichtspunkte,
welche der Ausarbeitung eines Stundenplans zugrunde gele^
werden mäasen, sind mannigfachster Art. Unsere Abhandlung soll
die bjrgienisolien Richtlinien desselben in den Vordergmnd rücken.
Daüs die Gesundheitslehre in mafsgebliober Weise bei dem
Stundenplan zu Rate gezogen wird, ist eine Erscheinung der Neu-
seit Das Studium der Hygiene, beeonden aneh dasjenige der Schal*
hygiene» hat im letzten Jahraehnt einen fasolien nnd erfolgreiehen
AnfMsliwang an veraeiehnen. Wenn sieh bisher yonngsweise die
Bfgebniise dieses Studinma bei Sehnlbanten nnd bei der ftnfsem
Sdiuleinriobtnng anfserten, so ist die Zeit nicbt fem, in welober
aneb Lebrplan wie Stundenplan einer Kritik und Beriobtigang nach
den GrundsAtzen der Hygiene unterzogen werden. Die Scbulbygiene
der Neuzeit beabsiebtigt, auf Grund von Versnob en experimen-
teller Art die Tragfähigkeit des Jugendlieben Körpers und Geistes
m erfidiren. Sie leitet ans diesen Versuoben die hygieniseben Arbeit»-
gesetze ab, welche als Richtlinien in den Lehr- und Stundenplan
einzusetzen sind. Diese letzteren gedenken wir nun im einzelnen
etwas nJiher zu betrachten. Für den Stuudenplau lassen sich folgende
Gesichtspunkte aufstellen :
I. Lage und Dauer der Unterricbtszeiten,
n. Anordnung der Ontenicbtsftober,
in. Unterbreobungen des Unterrii^tB.
I. Lage und Dauer der Unterrichtszeiten.
Wann soll der Unterricht beginnen? Für die Anfangszeit
am Hoigen kommt die Schlafzeit des Kindes in Betracht. Nach
AxBii Kbt^ sind für das jugendliohe Alter folgende Scblafzeiten
notwendig :
Alter 7 — 9 Jahre: von 8 Uhr abends bis 7 Uhr morgens
n 10-11 „ „ y , e „ 7 „ „
» 12 — 13 „ n ^ n j» n'» »
„ 14 „ „ 9Vt« n » 7 „
Daraus ergibt sieb fittr Kinder bis au 10 Jahren eine Seblafzeit
Ton 11 Stunden, bis zu lÖ Jahren 10 bezw. 9 Vi Stunden. Zwisoben
Schulbygieniicbe Untersuchungen.
Digitized by Google
16
der Zeit des Aufstehens und des SohalanfaDgs muk mmdetkeaa eine
Stunde Zeit liegen, welche für das Anziehen, das Frühstück und
den Schulweg zur Verfügung steht. Von Bedeutung ist hier die
Länge des Schulwegs. Wenn er fui dim einzelne Kind nicht mehr
als 1 — 2 km beträgt, so ist der im allgemeinen gebräuchliche Unter-
richtsheginn um S Uhr morgens als richtig zu bezeichnen. Bei
Kindern der Oberstufe lälst sich ein Anfang im Sommer um 7 Uhr
rechtfertigen, wenn die nötige Schlafstuudenzahl durch früheres Zu-
bettgehen gewährleistet wird. Für den Winter kommen auch die
Li chtve rhultn isse in Betracht, in.<j(>fern es z\\ >^c1cn Si-houuag der
Augen uotwendit,' ist, dafs iu den Monaten N(MfMii:jer bis Anfang
Februar wegen des späteren Hellwerdens der Unterricht um dV«
beg^innt.
DieZab! der täglichen U nterri rhtsstunden ist behördlich
festgesetzt. Sie betragt nach den nl li^-Hineiueu Bestimmungen für die
Unterstufe 22, für die Mittelstufe 28. iür die Oberstufe 30— B2 Stunden.
Aus diesen Zahlen ergeben sich für die einzelnen Tage unter Berück-
sichtigung der beiden freien Nachmittage für die Unterstufe täglich
vier Stunden, für Mittel- und Oberstufe fünf bis sechs Stundeo.
Wenn von Seiten der Hygiene gegen die Stundenzahl für die vier
letzten Schuljahre nichts einzuwenden ist, so sieht sie fttr die beiden
ersten Schuljahre als Höchstmafs der Arbeitsleistung eine tägliche
Stundenzahl von drei, für das dritte und vierte Schuljahr vier Standen
als gesundheitlich richtig an. — Der neue Berliner Omndlebrplan
trägt diesem Gedanken dadurch in etwas Rechnung, dafs er für das
erste Schuljahr 20, fttr das zweite 22 und für das dritte 24 Stunden
festsetzt. Die Kttrznng gegenüber der Stundenzahl der allgemeinen
Bestimmungen ist in der Weise herbeigeführt, dalis eine Stande
Deutsoh und eine Stande Religion gestrieben sind. — Die £Vag«, ob
diese ÜDterricbtBstnnden in fortUnfender Reihenfolge oder dnrob
eine Mittagspaose nnterbroohen au erteilen sind, werden wir im dritten
Teil der Arbeit nntersnohen. Der tfigUohe Sohlnfs des Unter-
riehts wird abbüngig sein einerseits von dem Sohnlanfang am Mozgen,
anderseits von der Elxistens besw. der Daner der Mittagspause.
Jedenfalls darf der Nachmittagsnnterrioht nicht mehr als swei Stunden
ausmachen. Er schliefst in herkömmlicher Weise um 4 Öhr, ein
Zeitpunkt^ welcher nur in der Zeit der kurzen Tage wegen der
Lichtverhttltnisse einige Schwierigkeiten bereiten kann. £in Ministenal:
erlafs von 1893 empfiehlt deshalb, in dieser Zeit den Unterricht von
2' dVs Uhr ohne Pause in dreiviertelstttndlichen - Lektionen zu er-
üiymzed by Google
17
teilen, ein Vorschlag, der aas hygienischen Rüokfiiciiten nicht zu
billigen ist.
Eiue Frage wäre hier Doch zu erledie^en, nämlicli die Dauer
der Unterrichtseinheiten, besonders auch die der halbstün-
digen Lektionen auf der Unterstufe. Als Zeitdauer für die Unter-
richt«?f»inheit -wird gewöhnlich eine Stunde angenüinmen. Dieser
Zeitraum erscheint den H\ i^ienikern zu hing. Aus den I ntersuchungen
über den Verlauf der Ermüdung innerhalb einer ünternchtsstuude
hat sich ergeben, dafä bereits nach einer halben Stande gleich*
mifsiger Tätigkeit sich Ermüdangserscheinangen bemerkbar
maehen, welche andeuteD, dafa die übliche Unterrichtseinheit zu lang
ist. Nm^ diesen Untersuchungen sollte ihre Dauer in Mittel- and
Oherklaasen 45 bis 50 MinuteD, in Unterklassen aber nur 30 Minuten
betragen. Wenn der errteren Forderang im Stundenplan dnroh Lage
und Dauer der Pansen wohl Beohnung getragen werden kann, so
stehen noh bezQglioh der letzteren Theorie nnd Ftazis nicht gerade
frenndlich gegenflher. In neuester Zeit mehren sieh in Pftdagogen-
beisen die Stimmen gegen den balbetilndigen Unterrieht. Wohl
werden durch ihn die Pansen yennehrt, häufige Abwechslung ge-
hoten, Tum- nnd Spielgelegenheit gegeben, aber — der fortwfthrende
Weehsel in kurzen Zeiträumen raubt zuviel Zeit, verhindert
eingebende Besprechung und Übung, bedingt ttbermäfsige
Stoffkfirsaug and kann die Kinder zu Oberfificblicbkeit und Zer-
streutheit Teranlassen. Der neue Berliner Lebrplaa schreibt zwar
keine Halbstnnden vor, wohl aber läist er ihre Einrichtung zn, wenn
er bestimmt; „Es bleibt den einzelnen Schalen vorbehalten, in den
beiden uutersteu Klassen die üntenichtazeil m Religion, Auschauung,
Rechnen, G€^ang und Turnen auf halbe iSiuudea zu verteilen."
Loseres Erachtens läfst sich eine Übereinstimmung mit den hygieni-
scben Forderungen dadurch ermöglichen, dafs bei den Kleineu eine
Abwechslung" und Erholung nicht durch den häufigeren Wechsel des
lJnterrielit^L';»'g''nstnn(lps. sondern durch den Wechsel der üntemohts*
tätigkeiten innerhalb einer Stande herbeigeführt wird.
II. Anordnung der Unterrichtsfächer.
Für die Reihenfolge, in welcher die einzelnen ünterrichta-
^^ber in den Stundenplan einzustellen sind, kommt einerseits in
Betracht, welche geistige Anstrengung das betreflfende Fach von
dsm Kinde fordert, anderseits, wie es die körperlichen Organe
in Anspruch nimmt. Über die geistige wie körperliche Leistungs-
SekaIf«taBdfe«Itopfl«f». XVIL 2
18
fidiigirait des Kindt» hat die jttngBte Zeit eine prO&eie AnsaU von
UntersooEnngen gebracht, die nnter der Beieiobnnng „EnnfidnngB'
■MMongen* naammeDgefaftt sind. Ale herrorragend, weil jede in
eigener Riehiang sidi bewegend, nennen wir die VerBodie tob
Mosso, Grtbsbaoh nnd BTTBOBiisnmr. Das Mossosobe Versuchs-
instrument, der „Ergograph", untersucht die Leistungsfähigkeit der
motorischeu Nerven, wahrend der GuiESBACHsche „Tasterzirkel" die
Sensibilität der Eiuphüdungsnerven prüft. Beide, Mosso und Gilii.s-
BACH, gehen vou dem gleichartigen Gedanken aus, dafs der Grad
der geistigen Ermüdung sich an mechanischen Kraftäufserungen
der körperlichen Organe naoliweipen lasse. So iiulsert*', um ivif einen
Versuch Mossos hinzuweisen, der rerlite ZeiL,^etinger eines Knaben
am Ergographeu durch Auf- und Abbewegung:
morgens 8 übr eine Kraftleistung von 2,265 kg,
„ 9 « naoh einer Stande Rechnen 1,617 kg,
» 10 „ „ „ „ Geographie 1,646 kg,
„ 11 » „ „ „ Zeichnen 2,234 kg.
Aus dieser Tabelle ergibt sich nach Beohnen ein starker Fall
der Nervenenergie, nach Geographie eine geringe, naoh Zeiobnen
eine bedeutende Steigung derselben, wonaoh in beang anf die geistige
Anstrengung, die diese Fächer vernrsaoben, in entgegengesetzter
Richtung zu schliefsen ist.* — Die GniESBAOHaebe Metbode sucht
die Feinheit der Brnpfindungenerren dadnroli an erfoiaeben, dab
ein Taeterairkel gleiehzeitig mit beiden Spitaen die Hant berührt,
und dafs die Entfernung det beiden Spitaen fixiert wird, bei welcher
die BerOhmng als eine doppelte empfunden wird. Diese |,Empfin*
dnngakreise'' werden dureb Ermfldmtg TeigrOlsert, denn je mehr
BrmttdnngsBtoffB sieh in den Nerven ansammeln, nm so geringer
wird das Empfindnngsrermftgen. Danseh snoht nun Gbobbaoh anf
die Grade der melv oder minder fortgeschrittenen Erm&dnng an
soblielsen. Anoh hier sei ein Beispiel der betreffenden üntersnehttngen
angegeben. An der Stirn eines Sobttlere betrog der Dnrahmesser
des Ermüdungskreises:
morgens 7 Uhr 6 mm
„ S n nach einer Stunde G«?nnietrie .... 9 ^
n ^ 7) n n n Naturgeschichte 7 „
n 10 „ , „ „ Religion 6 „
II 11 I» 1. j» » Englisch 10 „
^ Homo, Die Ermüdnog. Leipzig, bei üirzel.
Digitized by Google
19
mcibmittags 2 Uhr nach dreistündi^r Mittagspause . . 7,5 mm
D ^ n n Stunde Natarl«lire 8
» * II « i» » Turnen 5 ,
» 5 » » » » Geogiaphie ... 6 «
Etine Vergröfsemng der EiinüduDg macht sich danach besonders
bei Geometrie, Euglisch und Naturlehre geltend, während bedeutsame
VerringeruDgen derselben bei Naturgeschichte, Religion, in der Mittaj2:s-
patLse und beim Turnen eintreten. — Mau rnulH /.ui^eben, d;vls du'se
aiecLauiscbe ünterauchuugs weise em absolutes Bild der Ermüdung
nicht geben kann. Es sprechen bei der geistigen Ermüdung noch
andere Momente mit, welche Ergngraph und Tasterzirkel nicht
berücksichtigen könnon, ?.. B. der augenbluklirho seelische Zu-
stand, die Aufmerksamkeit, die Energie des Willens, die
Gewöhnung. Darum kann man aber noch nicht ihi* an sich lich*
tigee Prinsip beatreiten. Die geistige Ermüdung ist nicht allein sn
messen an der Verminderung der Leistungsfubigkeit zn mechamaoher
Arbeit» denn Denken und mechanische Arbeit sind zweierlei; aber
es ist zu bedenken, dafii mit geistiger Arbeit auch körper-
liche Vorgänge in den Gehirnzellen verbunden sind, daTs»
rein mechanisch betrachtet, eine Ermüdung decaelben aie in ihren
Leiatmigeii nach QnantijlAt und Qualität herabBetst, was wiederum
dieselben Enoheiniugen in den anaßlhienden kOcperliohen Organen
rar Folge haben wird. Die ErmflduDgsnnaohe liegt eben in der
Geeamiheit des Organiemne. Ermttdnng ist die Folge eines Vor>
ganges chemischer Natnr, nnd macht sich sowohl in den Gehirn-
Zellen, Nerven nnd Nervenbahnen, wie in den Verdanungs-, Blnt-
nnd Kraftoigaoen (Muskeln) des Menschen bemerkbar. Darom sind
aueh diese meehaniachen Versuche als Bausteine äuJserst wertvoll,
nameotlioh dann, wenn ihre Resultate mit Versuchen anderer Art
harmonieren. Ich meine diejenigen von BünOBBSTBiN nnd Höppnbe.
Diese beziehen aieh auf die Anfertigung yon Bechenaufgaben
und Diktaten. Ihnen liegt der Gedanke zugrunde, dafs aus der
Qualität einer Arbeitsleistung auf den Grad der anzuwendenden
ijud angewendeten Arbeitsleistung geschlossen werden könne. Ein
Versuch ÜijKüersteins möge hier Platz finden.
Bei dem Proberechnen einer Scbuikla&se von 4 X 10 Minuten
wurden durchschaittlich von einem Schüler folgende Besultate erzielt:
auf je 100 Ziffern
8,01 Fehler
2*
l.geaehr. Ziffern m
Fehler 5,25
Korrekturen 2,28
Digitized by Google
20
2. geaolir. Ziffern 200
3.
4.
219
244
FeUer 7,97
» 12,41
« 14,56
Eonektnren 3,66
4,58
5.97
auf je 100Zi£foni
3.d78 Fehler
auf je 100 Ziffern
5,673 Fehler
auf je 100 Ziffern
5i982 Fehler
Diese Tabelle zeigt die Bewegung der Arbeitekraft innerhalb
einer Stande. Während die quantitative Leistung zunimmt, sinkt
die qualitative von der zweiten Arbeitsgruppe an; ein starker Fall
macht sich besonders bei der dritten bemerkbar (am Bohnellsten er-
sichtlich an der prozentuellen Berechnung in der letzten Spalte).
Die quantitative Steigerung bald nach dem Beginn der Arbeitsleistung
ist eine stets wiederkehrende typische Erscheinung und beruht wohl
auf der Einleiikuug der Geistessphäre iu dm geforderte Bahn, auf
Übung und Gewöhnung der gerade beanspruchten Geisteskräfte,
wie endlich aul der Energie des Willens.
Durch alle Untersuchungsmethoden sind dio Hygieniker zu der
wissenschaftlich erwiesenen Erkenntnis gekommen, dafs die Unter-
richtsfächer der Schule iu bezug auf ihre Inanspruchnahme der
Geisteskraft unter verschiedea© Schweregrade zu bringen sind. Be-
sonders auf Grund der GRiESBACHSchen Untersuchungen (s. o.) unter-
scheidet man deren fünf. Schwer sind die Fremdsprachen, Rechnen
und Raumlehre; schwer bis mittelschwer: Deutsch, Natnrlehre,
Geschichte; mittelschwer: Geographie; ni ittelsch w»^ i Iiis
leicht: Naturgeschichte, Religion; leicht: Zeichnen und Schreiben.
Aus dipspr (4raduierung ergehen sich nun die Hauptregeln für die
Keiheuiulge der Fächer im Stundenplan, uamiich die schweren
i^ächer nvi den Anfang oder eine Stunde nach demselben
zu legen, die mittelschweren bis leichten nach dem Grade ihrer
Abstufung folgen zu lassen, leichte zum Zwecke der spontanen
Wiederhfbung der Geisteskriifte zwischen schwere und schwerere
einzustellen. Hierbei ist noch zu beachten, dafs auch innerhalb
der einzelnen Hauptfacher einzelne Zweige derselben von verschiedener
Schwere sind, z. B. Katechismus anstrengender als biblische Ge-
sohiohte, Grammatik schwerer als Lesen. Ja, es darf nicht aus den
Augen gelassen werden, dafs auch der Charakter eines einzelnen
Lehrstücks und die Methode der Behandlung hier mitredet.
Einen Stundenplan nach hygienischen Gesiehtspunkten skizzierte
Sehulmt Schillbb in folgender Weise.
Digitiztxi by Google
21
1. Stunde: schriftliche Klassenarbeiten,
2. , Religion, Deutsch, Geschichte, Geographie,
^' J „ Mathematik, fremde Spraehen,
ö. „ JNaturkonde, Singen, Schreiben, Zeichnen.^
Nach unsern vorhin gefundenen Richtlinien wären die mathe-
matischen und fremdsprachlichen Fächer vor diejenigen der zwnit^n
Stunde zu setzen. Auch würden wir nnter keinen Umständen die
in den einzelnen Disziplinen sich ergebenden schriftlichen Klassen*
arbeiten in besondere Stunden verlegen. — Unsern Stundenplan
können wir jedoeh erst anfstellen, naehdem wir neben den Geeiehta-
pnnkt der geistigen Anstrengung einen andern, nioht minder wieh-
tigen in Betracht gesogen haben, nftmlioh die Inansprnehnahme
der körperlichen Organe.
Es wird in dem Gesamtonterrioht keine Stunde erteilt, in weloher
nicht der körperliche Organismua in seiner G^mtheit oder einzelne
Organe im besonderen in Ansprach genommen und dadurch enntldet
würden. In den UnierriohtspUnen früheier Zeiten &nd dieser Qc-
Bichtspnnkt gar keine BerOoksichtigung, und es ist ein hervorragendes
Verdienst der Hygieniker der letzten Jahrzehnte, dab bei dem
Unterricht und den Unterrichtseinrichtnngen besonders auch darauf
gesehen wird, wie man den Schüler nicht nur geistig weiter
zu bringen, sondern ihn auch körp erl ich gesund zu erhalten
bestrebt sein mufs, damit er uuterrichtsftlliig bleibe. Als Haupt-
regel ist hier aufzustellen, dafs sowobl der Körper als Ganzes, wie
auch jedes seiner Oro-aiie nur innerhalb der Grenzen seiner Leistuugs-
fäLi^'keit tätig sein kann und darf. Die Grenze darf aber nieht
erreicht werden, denn wie bei der geistigen Arbeitskraft, po kann
auch die körperlirhe Arbeitsleistung durch Übung, Interesse und
Wille über den natürlichen Kulmination spurtkt hinaus-
getrieben werden, wobei dann ein plötzlicher und nachhaltiger Zu-
sammenbruch leicht möglich ist» Der Gesamtunterricht stellt an
die Kürperhaltung Anforderungen, welche physische Kraft erfordern,
denn anch die sitzende Stellung ist keine Ruhelage für den Körper*
In allen Unterrichtsfächern ist eine so absolute Geradehaltung der
VVirbelsftnle, wie sie die Glesundheit erfordert, nlcbt immer durch-
ftthrbar, so beim Schreiben, Zeidinen und der Handarbeit. In allen
Unteniohtofttchem sind die höheren Sinne, Gesicht und Gehör, be-
* SoBtLLU» Der Stondenplaa. fieatbw dt Reiohsrd, Berlin.
82
atandig in Anapnioh genomm«!!. Hienra kommen nooh die besonderaQ
Anfoidernngen, welohe gewisse Unter rieKtefftoK er an einaelne
Organe des Körpers stellen: an fland und Auge beim Sehreiben,
Zeiohnen und der Handarbeit, an Ohr and Stimme beim Singen
und Lesen, an die Hnsknlatur der Gliedmalaen beim Tomen. Was
aar Selionmig dieser Oigaae dnrchaos, anoh in Btteksidit anf den
Stondenplan, an beobaobten ist, wollen wir an diesen FBohem kurz
aeigen. Schreib • and Zeichen standen dttrfen niobt nach der Tan-
stonde folgen, weil die Arme sehr angestrengt and die Haskeln
en^t sind. In Rücksidit anf die einsabaltende Körperlage, die
starke Inanspraohnabme der Augen, in den ersten Sobuljuhien anoh
in Bfloksieht aof die Ermfldong der £Umd- and Fingermnskeln,
müssen beim Sehreibea alle 15 Hinnten Unterbreohongen stattfinden,
in denen ein Hinlegen der Feder, Aairiehten des KOrpers, Auf-
schaaen der Aagen erfolgt. Dasselbe gilt bei dem Handarbeits-
Unterricht. In bezug anf Schreiben, Zeichnen, Lesen and Hand-
arbeit mnls noch bemerkt werden, dafs bei ihnen die allgemeinen
Beleuohtungs Verhältnisse von besonderer Wichtigkeit sind, dais ihnen
danach diejenigen Stunden zuzuweisen sind, die den hellsten Tages-
zeiten entsprechen. Die Singstunde darf niclit die erste, weder
nach der Mittagsmahlzeit, noch nach der Tuinstuiidt' sein, du bei
der Mittagsmuhl/.eit besonders dw. Hulsrauskulatui m Tätigkeit tritt
und beim Turnen miL der nicht zu vermeidenden Gesamterregung
des Körpers auch die Hals- und Stimmuskeln einen lebhaften, er-
hitzenden Bhitzustrom erfahren. Dieselbe Wirkung stellt sich beim
Singen in erauluem Malse ein. Darum ist auch aus diesem Grande
ein öfteres Pausieren in der Gasangsstunde durchaus geboten; gleich-
falls darf iu Hücksicht auf die erhitzten Stimrabllnder nicht in einem
kalten Raum gesungen werden. Schonung von Hals und Auge er-
fordern auch, dafs nicht länger als ;iO Minuten ununterbrochen ge-
lesen wird. — Das Turneu ist gewifs u^e» it:not, in Beziehung' auf
die Trsansprucbnahme der Geisteskratio eine Erholung und H(>liung
ln^rl ^-i/ufiiliren (wie aus der T;i!"^1Ip Seite 19 ersichtlich); ferner übt
es einen wohltuenden und staijl 'tnlou Einflufs auf Körper und
Nerven aus. Keine.swegs aber sollte man aufser acht lassen, daf?
auch beim Turnen Kraft gebraucht und verbraucht wird. Darum
darf die Turnstunde nicht die pr>te nach der Mittagsmahlzeit sein,
wo noch besonders die Verdauungsorgaue in anstrengender Tätigkeit
sich befinden. Sie in den andern Unterricht einzufügen, ist
hygienisch nicht nur unbedenklich, sondern in maucher Beziehung,
biyiiizoa by Google
23
wie vorher erwälint, vorteilhaft unter der Voraussetzung, dafs daa
Turnen in rationeller Weise betrieben wird nnd die Kinder nicht
überanstrengt werden. — Bei all diesen letzteren Erwägungen ist
die hohe Bedeutung des Wechsels innerhalb d er ü nterrichts-
stuuden in bezog" auf die Inanspruchnahme der einzelnen
Organe hervorgetreten. Keinesfalls darf man luin der Meinung sieh
hingeben, dafs in diesem Wechsel die Lösung der Ermüdungs-
frage zu suchen sei, denn die Abwechslung innerhalb der Muskel-
und Nerrengruppeu f&brt schlieislioh immer nur eiDe partielle Et'
holong herbei, iiMofero bei der Au&erdienetsetzung einer Gruppe
stets alsbald eine andere von neuem in Tätigkeit gesetzt wird. Auf
geistiges Gebiet übertragen, ist der Wechsel im Unterricht nur eine
Milderung der Vorstellungsmasse, keine Auslösung und Freimaohnng
der geistigen Kraft. In diesem Wechsel fortfahrend, wflxde man
bald anf den Punkt gindiehar geistiger oder ktlrperlieher Abspanniing
gelangen. Darom mnls hier ein nettes Moment in den ünternolitB-
plan eongefSgt werden» der die Aasspanunng nnd die seitweilige
Knhetage der Srftfte ennOgUehi Hiertther werden wir nns im
dritten Teil nnserer Arbeit verbreiten.
m. Die Unter breohnng des Unterriohts.
Wir unterscheiden drei Arten der Unterbrechung des
Unterrichts: 1. die Pausen zwischen den einzelnen Stunden.
2. beim geteilten Schulunterricht die Mittagspause, und 3. die Ferien.
Alle Pausen haben den Zweck, die geistijje und körperliche
Ehmttdnng zu beseitigen, die ^f(\sunkf>nen Kralle wieder zu heben
und auch die ftufseren Arbeitsliedmi^uni^'^eu zn verbessern, sei es
dnroh Lüftung des Klassenraums oder durch Befriedigung nulflerer
Stande
FehierprozeDtd ira
Derehtohnitt
Ohne Fehler
ohne Panie
nach einer
Pause
ohne Paoie
nach einer
Fanie
•/•
Sobäler
Sehfiler
8 Uhr
1
87
9 ,
1,13
31
10 ^
2,60
2.0
14
18
3,17
2,98
10
12
2 , (3at. Mittagsp.)
0,68
88
16
\:
1 a,2B
1 10
Digitized by Google
24
Bedflrfiiisae. Dab durah die Pauaen die Bimtdung meBr oder weniger
beeeitigt» die Kraft gehoben wiid, haben die Hygieniker gleiobfaUs
experimeoteU naehanweisen geraoht. Bs sei hier hingewieeen anf
die üntenmehtingen des Lehren Fudsdsech in Warabnig, die
derart angestellt wurden, dafi 50 Sehfller einer Kksse am Anfang
jeder Unterrichtastmide je aehn Ifinnten Diktat geeohrieben. Das
Ergebnis war das in yorstehender Tabelle (S. 23) niedergelegte.
Diese Tabelle beweist, dafs schon eine viertelstündige Farne die
darauf folgende Arbeitsleistung günstig beeinflufst, dafs eine drei-
stündige Mittagspause die Ermüdung fast völlig beseitigt, wobei
jedoch auffuUeiiii lu die Eischeiuung tritt, dafs die Erholung auf
Grund der Mittagspause nicht von nachhaltiger Dauer ist,
sondern schon nach einer Stunde einen mächtigen Ermudungssturz
zeigt. Die Pausen sind danach nicht zu entbehren, ungeachtet der
Zeitversäuninis, welche sie für sich in Anspruch nehmen. Die
letztere wird durch gröl'sere Intensivität der Arbeits-
leistung wieder ausgeglichen.
Von Bedeutung ist die Liinge der Pause. Die voUkouimenste
und beste Erholung ViaU^t dnr Schlaf; er ist die bedeutsamste
Arb€itspau'^*\ Wiihrend des.^elbeij weiden die Erraüdungsstoffe be-
seitigt. Die Gewebe erhalten das für die neue Tätigkeit notwendige
Ernährungsraaterial, im Körper wird S.iueistoff aufgespeichert, der
den Organ« 11 bf»im Wiederbeginn der Tätigkeit zugute kommt. Ein
ausreichender iSchiat ist deshalb, wie wir schon anfangs ausführten,
die notwendige Vorbedingung für normale Arbeitsleistnnj?. Aber wir
können auch der kürzeren Pausen zwischen den Unterrichtsstunden
nicht entbehren, wenngleich sie eine völlige Erholung nicht herbei-
führen. Darum mufs nach jeder Unterrichtsstunde eine Pause ein-
gescbaltet werden, die nach der Zahl derselben an Länge zuzu-
nehmen bat. In praxi sind fttr die Paoseniftnge die yersohiedensten
Vorschläge gemacht.
Einige derselben aeigt die folgende Tabelle:
Eisafs-
Lolhring.
Norwegen
Preufs.
Töchter-
Bohulen
Prof.
H. Cohn
Otto
Jamiib
VerbNar
Naoh 1. Stunde
6 Hin.
5 Hin..
10 Hin.
16 Min.
10 Min.
5 Min.
15 „
10 „
15 „
15 „
10 .
» ^- »
15 ,
20 „
10 „
30 .
SO »
16 n
n ^' n
20 .
10 „
16 n
15 n
20 „
» 5- »
10 „
Digitized by Google
25
Will man die Dauer der Pausen in einen Satz fassen, so liefse
sich sagen: Auf jede Unterrich tsstnnde entfallen zehn
Minuten Pause; die Gesamtheit der Pausen ist jedoch so
EU verteilen, dafe für die späteren Unterrichtsstunden
die Pausenlänge znnimmt. Beim geteilten Schulunterricht
dfiifen, da awei Anfangsstunden Torhanden sind, fünf Stunden für
die Berechnung in Aosatz kommen, und daraus folgt dann unsere
mit den drei eisten Spalten sieh deckende G^eaamtdaner von 50 Mi-
nuten. Die Pausen Iftnge bei Cohn und Jamkv halten wir aus
pftdagoglaohen Gründen für zu reiehlioh bemeeaen, aus hygieni-
schen Air nidbt nötig. In den Pansen dürfen weder Sohüler noeh
Lehrer arbeiten. Der pünktliche Beginn derselben und ihre richtige
Ausnutaung sind von grOfster Wichtigkeit. Auf diesen letzteren
Punkt näher einzugehenp erlaubt unser Thema nioht. — £ine etwss
lingere Erholung gestattet die Mittagspause, welche nach den
Forderungen der Hygiene mindestens drei Stunden dauern muÜ^,
wenn sie ihren Zweck erfollen sdl. Der BinfluA der in den nftchsten
zwei Stunden nach dem Essen sehr regen Verdauungstätigkeit lll&t
eine noch anderweite Inanspruchnahme der körperlichen und geistigen
Krälte nicht oder doch nur mit verringerter Tntensivität zu. Um
die Mittagspause dreht sich die Frage der ^i: e t e il t lu" oder „un-
geteilten'" Schulzeit, welche bei lehhaftei Auf- und Abbewegung
der Meinungen bis heute eine endgültige Erledigung nicht gefunden
hat. Si>wi)hl für als gegen die ungeteilte Schulzeit werden (Tründe
verschiede ii-tfr Art ins Feld geführt, von denen hier nur die auf
hygien i - <■ h o in Gebiete liegenden für uns in Frage kommen. Die
meiäten Hygieuiker erklären sich für die ungeteilte Scbnl/f^it aus
folgenden Gründen: Der doppelte Schulweg zur Mittagszeit übt bei
sommerlicher Hitze, bei winterlicher Kälte oder bei Hegenwetter oft
einen gesundheitshinderlichen Eioflufs aus. Die Erholung in der
^littagspause ist weder eine vollfitändige, noch eine dauernde, wie
die Tabelle auf Seite 19 lehrt. Bei ungeteilter Schulzeit kOnnen
alle Kinder zu regelmafsiger Stunde Mittag essen, was bei ge-
teiiter den weitabwohnenden Kindern nicht möglich ist. Die Ver-
dauungstätigkeit nach dem Essen wird alsdann durch nachfolgenden
Sohulunterricht nicht beeinträchtigt, noch auch heeinflufst sie die
späteren ünteirichtsstunden. Da nach der geforderten Stundenzahl
der Lehrplan täglich fünf Unterrichtsstunden zählt, so ist vom
hygienischen Standpunkt aus mn KacheiDander derselben (ohne
Mittagapauae) im allgemeinen zu fordern, wobei allerdings Be-
Digitized by Google
26
diüguug isr, dfifs die AnfeinaiKJertolg-e der Unlerrichtsfi&cher nach
liygien ischen (iesich tspuukteii ^M^trofien wird, und dafs
dio Pansen die richtige Lage und Lung'e haben.
Im allgemeinen bemerkt man ein Vorwartssi l ieiteLi zugunsten
des ungeteilten Unterrichts, welcher z. B. ui den iSttidten Berlin,
Königsberg und Hamburg allgemein eingeführt ist. Ein Ministerial-
erlafs von 1890 iäfst die Einführung zu. Da heifst es: „Liegen die
Verbältnisse so, dafs die Sohalwege sehr weite sind, dafs die Tätig-
keit der Familienhflupter und die Lebensgewohnheiten des Ortes die
Verlegung der Hauptmahlzeit auf eine spAiere Stande gestatten, so
ist im allgemeinen niohta di^fegen zu erinnern, wenn die Genehmi-
gung 2ur Verlegung des wissensobaftlioheii Unterrichts auf den Vor-
mittag erteilt wird/ Die Ablsbniingqgrflnde» welobe man biw und
da der ungeteilten Sehnlneit gegenüber geltend gemacht ba^ sind
grolstenieib soaialer Natur, dOrfen aber gleiebwobl niebt unter-
sobfttst werden.
Die Ferien. Der tttgtiobe Wecbsel Ton Arbeit und Pausen
kttnerer oder längerer Dauer gentigt niebt, vm die körpezlieben und
geistigen Kräfte bei normaler Kiaftleistung lu erb alte iL Soboa
die Einüabrung des Sonntags deutet darauf bin, dab eine auf Ungere
Zeitrftume bereebnete Rubepause notwendig ist, in der eine naeb-
baltige Gksundbeitsstärkung ermögliobt und ein bedeutender Kraft-
Vorrat gesammelt werden kann. Diese längeren Ruhepansen gewähren
die Ferien, deren Dauer und Lage behördlich festgesetzt sind. Auf
daa ganze Jahr eutfallen 10 — lOVs Wochen, die sich zum Teil um
um die kirchlichen Feste herunilegen, zum Teil iu die ^Sommermonate
hineinfallen. Die Hygiene fordert, dafs dieser letzte Rest von etwa
füuf bis sechs Wecben nicht zerstückelt wird, um gesundheitlich
nachhaltiger wirken zu können; auch mtHsien bo'/üt?lieb ihrer Lage
die klimatiscli H n Verhältnisse al le iu ausschlaggebend sein, indem
die heifseste Zeit des Jahres für sie in Betracht kommt. Für Deutsch-
land würden es die Monate Juli und August sein. Falls aber eine
Teilung in Sommer- und Herbstferien noch stattfindet, niufs die
Hauptperiode mindestens vier Wochen betragen. Aus hygienischen
nicht nur, sondern aucb aus sosialen und famili&ren Gründen
ist zu fordern, dafe die Ferien für alle Sobulen gleich lang
sind und innerhalb desselben Ortes auch gleiche Lage
haben. Der Ministerialerlais vom 2b. August 1898 gestattet den
Begierungen, die Anträge auf Gleichlegung der Ferien su ge-
nebmigen. Hofientliob ist die Zeit niebt mebr hm, wo die obige
Digitized by LiOOgle
S7
hpreclitigte Forderung eine allgomeiiiB und Tolikommene
£rfüllung gefanden hat.
Wir sind am Ende unserer Ausführungen, aus denen ersiohtUoh
ist, wie nannigfoolier Art die Forderungen sind, welche die
Hygiene an unsem Stundenplan itellt Man darf diese Fordemngen
nieht nnberttefceiohtigt laeaen, denn .je mehr wir uns unter den
gegenwärtigen eosialen VerhAltDiuen*', sagt Lssdveb, \ron dem
Natnnnstande entfernen, desto ungünstiger stellen sich die Ohanoen
ftr die Bewahrung der phjaisohen und psyohisohen Gesundheit*'.
Anoh der Stundenplan mnls ein Stttek der auf wissensohaftlichen
Gmndflitmn hemhenden Sehulgesundheitspflege darstellen, welche
nicht Krankheiten heilen, sondern denselhen vorbeugen und Tor-
banen will. Irt aber ein solcher Stundenplan Torhaaden, so ist die
selbstv-eistftndliohe und unabweislidie Forderung, dais Lehrer wie
Schaler ihm pünktlich nachleben, dann wird sein fordernder Einflufs
sowohl in der Art der Schularbeit, wie in denErfolgen unverkennbar sein.
Als Anhang lassen wir drei StundenpUme iulgeu für einfache
ScbulsjTSteme unter Annahme geteilter oder ungeteilter Unterrichts,
zeit Diese Pläne wollen natürlich nur die prinzipielle Durch-
führung; unserer vorstehenden Ausführungen zeigen, ohne gerade
jede einzelno Stunde auf ihren Platz festzunageln. So dürfte z. B.
Turnen mit gleichem Kecht in die zweite oder dritte Stunde gelegt
werden (s. S. 19). Aua manchen pädog-on^isch bedeutsamen Gründen
erachten wir die erste Stunde für Rel)Ln u am geeignetsten. Diese
Lage ist aber auch hygienisch zu rechtfertigen, wenn man beachtet,
daÜB die zweite Morgenstunde an geistiger Leistungskraft der ersten
£ut gleich kommt, sich also für die „schweren" Fächer durchaus
eignet. Wichtig aus pädagogiiohen Qrfinden ist anoh der Parailelis-
nras der Woohenhftifiteni
I. Ungeteilte Sehnlseit (Oberstofe).
Stande
Mont^
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabond
8 —
Kelig-ion
Reh'gion
Rechneu
Religion
Reli^on
Rechnen
9 — 9"
Becboen
Raumlehre
Naiurlehre
Rechnen
Kaumlehre
Natur-
geschichta
10 —10*
DratMh
DankBob
Anftats
Dentsoh
DeutMh
Diktat
11«- 11»
Schreiben
ZeiohiMn
Singen
Schreiben
Zeichnen
Singen
W»*— 1
Gwdiichto
Tnnieii
Geographie
Qeadiiohte
Tnrnea
Gec^gnphie
Bern. 5X10 Minuten = 50 Minuten Pause. Verteilung: 5, 10, 15, 20
IGaetea. Beim 7 UhivAnfang rückt jede Zeifbettinnittiig nm «Im ftonde vor«
4
Digitized by Google
28
8 - 8"
9—9*«
10 —10"
ll^^-ll"
II. Geteilte Schulzeit (Oberstufe).
I siehe oben
Qesohicbte jSiDgeii |Geographie|Q6Mluolit6 jSiQgen
• Naehmittag.
Geographie
2 -
2S0
Schreiben
Zieiohnen
ISchreiben
Zeichnen
4
Turiieu
Turoeu
Bern. Für den Naohmittag nur techoimhe FSoher. Naohmittagipai
90 Kinatea.
in. Geteilte Sohulseit (Uatentnfe).
8
- 8"
Rtfligion
Baligion
All'
schaaang
Bdigion
Belipoa
9
— 9"
Schreib-
lesen
Badinea
Rechnen
Schreib-
lesen
Beohnen
10
—10"
leben
Macbmittag.
2-2«
An-
schaanng
Beohnen
Schrei b-
leseu
Schrei h-
Schreib*
Schreib-
Schreib-
leten
lesen
leaen
leeen
Vt Singen
'/t Singen
V» Schreib.
irarneii
- !
'/» Schreib-
iromeik
leien
laien
Bern. Für dieses Alter anch die ente Pause 10 Minuten. 4 Stunden mit
4 X 10 = 40 Minuten Pause. Singen getdlt, nm swei einander folgende Sc]irei1>>
leseitundea an vermeiden.
Literatur.
0. Janke, Grundrifa der Schulhygiene. (Voss, Hamburg.)
Axel Kky, Schulhygienische Uatersuchuiigt'D. (Voss, Hamburg.)
Vorlesungen über Schulhygiene im Semester 1900/01 von Geh. Medizinal rat
Profeeser BoBiraR, Berlin.
dOk Orro Jaiocb, Berlin.
Limna» Pidagogisohet Leadlioii: «Der Stnndenjdaa''. (Plehler Wwe. & Sohn,
Wien.)
Zeitschrift für Schuhesunäkeitii^ege, red. von Prof. Dr. F. BBiaiuinr. (Voae,
Hamburg.)
Digitized by Google
29
7iu$ 9txfmminnitu nni Verettte».
Die derzeitigen Einflibse aai unser Schul- und Vereinstornei.
Vortrag, ^rehrilton an der Jahrpsversaramlung des Schweiz.
Turaiehrer verein s in Bern am 3. u. 4. Okt. 1903
vou Turnlehrer Widmeb-B ern.
Der Vortragende warf einleitend die Frage auf, was seit 25 Jahren,
da die erste Yerordnnng über die Erteihin^r von Ti!?-imnfcrricht beranskam,
geschehen sei, und gab zn, dai's der kantonalen Eigenart manches Gute
entsprossen, dal« man aber in dieser Periode doch nicht soweit gekommen
sei, wie man hoffen zu dürfen glaubte. £r will nicht auf das bereits
Emmgefie hinweiseD, sondern sieht einen Hanptwert der Veraisunlnngen
darin, sich jeweils Beehenschaft za geben ftber die nAchsten Ziele, und
Mittel und Wege zu weisen, diese zu erretdiai. Er deutet aof die hin-
sicbtlirh der Lehrkräfte und Kiinmlichkeiten mancherorts noch unzTireicheuden
Verhältnisse an den Seminanen hin, redet der Berticksielitigunp: des
Miidcheiitnmens an den Lcbrerbildun^^sanstnlten das Wort, will den Ge-
meinden durch Aufstellung yerschiedener Pläne billige, zweckentsprechende
Tomballen sichern nnd richtet endlich einen wannen Anfraf an die Tom-
lehrer, ach anch des YereinstomenB anzonehnien nnd hesonders dem noch
nicht ther das Anftmgsstadium hinausgekommenen Damenturnen ihre Unter-
statamg zokoounen sn lassen. Seine dieabeaflglichen Leitstttze hinten:
Thesen:
1. Das Vorhandensein nschteiliger Einflflsse anf unser Sehnl> nnd
Venlnstamen kann nicht bestritten werden. Denselben entgegenzntreten,
ist nicht allein Pflicht der zuständigen Behörden, sondern gehOrt anch zn
den Aufgaben des Scliweizerischen Turnlehrervereins.
2. Oip Krhebungen seitens der Eidg. Turnkommission über das Turnen
an den m ln\ eizeriscben Seminarieu sollten aulser hinreichenden Turu-
räumücnkeiten insbesondere einer genügenden Unterrichtszeit für dieses
Fadi nnd etaer rietbewnlkten Instruktion der Kandidaten durch geeignete
Lehrkrifte rufen.
3. Wo es nOtig erscheint, gelangt der Schweizerische Turnlehrerverein,
am seiner Fürsorge für die Gymnastik der weiblichen Jugend noch mehr
Nachdruck zu geben, mit dem Gesuch an die Erziehungsdirektionen der
Kantone, in ihren Lehrerseminaren dem Lehrfach des Mftdchentarueus
auch Kechnang zu tragen.
4. üm auch ftlr die Landschulen nach nnd nach einen Ittckenlosen
Tonimterrieht zn erreidi«i nnd bei dem Bau von Turnhallen den 6e-
m€dnden die finanziellen Opfer annehmbar zn machen, unternimmt der
Schweizerische Tnmlebrer?erein die geeigneten Schritte zur BeschafTung
nrtd VerrielfftltigTing von drei Bauplänen samt Kostenberechnung, entworfen
nach M&(^be der Terschiedenen Verhältnisse und Bedürfnisse.
üigiiized by Google
ao
5. Die Ftopaganda des SchwdzeiischeD Tnralehrenrar«!]» m GiUBdang
?oii LehiertornTereiDea In Bezirken und Gememdm ist nicht aUein auf die
planmärsige Förderung des SchuItorMlis gcriclitct: die theoretische and
praktische Weiterbildung; der Lehror h) sämtlichen Zweipen dos Tumfaches
soll auch dem Vereins- resp. dem Männer- und Damentarnea zugute
Icommen, d. h. der allgeoieioen Leibesübuog und Lcibe.spÜcge.
Der Referent befalste sich noch mit den ?om erzieherischen St&ud-
paolct ans als Anaartnns«! za baieielinraden FoftballwettlEllinpfeD mit
ihren gesandheitaschadUehen Folgen und ihrer LeidenaehafUicUnit, und
q»ncht zum Schlosse vom schwedischen Turnen, dessen Berflcksiditigang in
nn^crm Schuhnrnen er beschrfliikt wissen möchte. Die betreffenden Theten
waren leider niclit vorgedruckt, auch erlaubte die vorperückte Zeit keine
allseitige MeinunpsftnrseTQnor mehr, so dafs die zwei folgenden Leitsätze
nicht mehr durch die Steliunguahme der Versammlung erhärtet wurden,
nnd man die diesbesQglichen Beratungen aorficklegen mofiBte.
These 6. ,,In Erwlgong, dab der sportraftbige Betrieb des FUbbiD-
spieles die Jugenderziehung naditeOig zu beeinflussen yermag, erachtet es
die heutige Versammluntr als angezeigt, dafs man diesem sonst ?nten Be*
w^;ungsspiele für den Schulbetrieh die richtigen Scliranken setze."
These 7. „In Anbetracht, dafs alkustarke Betonung des schwedischen
Turnbetriebes in unserm Schulturnen hinsichtlich Wahl des Übungsstoffes
nnd der Gerftte Unsidieilieit nnd Yerwirrang sehaffen lourn, nnd nm den
Gemeinden die EfTsteUnngskosten einer genügenden GerfltefUismstang tsr
Turnhallen nidit unnötigerweise zu Tergröfsern, empfiehlt die heutige Ver-
sammlung den Lehrern des Turnens den Einbezug nur desjenigen Übungs-
stoffes, dessen Beliandlnng auch an den grhrAnrhhVhon Geräten möglich ist.''
{„JJmische 'lumetg,*'^ Kr. 46.)
AUiitere JlUUtlitttgeit.
Indirektes Bogenlicht oder halbdiff^ases Gasglfihlieht f&r fir-
liehnngs- ind UnterriehtsaiiBtaliei. In den Nummern 29 nnd 30 des
Jahrganges 1901 der „JAlMft* med* TFocftsnsdkr." wurden Gutachten des
königl. Generalarztes z. D. Dr. Segqel und des kOnigl üniversilätsprofesseis
Dr. EvERSBüSCH tlber die Bt'leuchtnngsanlngen in den Erziehung?;- nnd
Unterrichtsanstiilicn zum Alidruck gebracht, in welchen die Ansicht aus-
gesprochen ist, dafü die halbdiffuse Belenchtung mit GasglUhlicht der in-
direkten mit elektrischem Licht Torzuzichcn sei. Infolge dieser Gutachten
hatte sich damals das bayerische Staatsministerittm des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten dahin ausgesprodien, dafii im allgemeinen in den
ihm unterstellten Anstalten eine Bdeuditnng mit GasglUhlicht einzuführen
sei. Diese Angelctrciiheit führte zu neuen Untersuchungen, welche im Auf-
trage der Elektrizitäts-AktieageseUschaft, vormals Scbackert & Co. in
Dlgitized by LiOOgle
31
Kruberg, vorgenomiMn wurdfin und n eiiM TergleicbendeD Ontacliteo
te EMktrmogeDieiin £. W. LBBifAKH-BiOHiXB geHUirt haben («IftNidb.
med, WocÄmscÄr." 1903 Nr. 42).
Es %vurdcD hierbei folgende, von SBGQUi und ETBB8BÜ80H n-*
Bimmen pefafste Fordemnfrcn bRrücksichtifrt :
1. Die Lnftverdf I IiTiis liurch Sanerhtollentzng und Produkte der voll-
kommenen und imvoilkommeueu Yerbrennung der Leuclitstoä'e soll möglichst
gering seio.
2. Doieh die kUnatlielie Bdeoehtong dtrf keine wesentliehe T^pe-
ittanteigerang doreh die heilsen Yerbrennnngsgase nnd Wuieidftmpfe in
bdeachtetem Räume verursacht werden.
3. Die W8rmp<5trnh1nr);? der Lichtquellen (dunkle Sfrnhlen) raufs eine
möglichst gering- (in: auch müssen Lichtquellen, die riii'u grossen Glanz
besitzen oder durcii V orherrschen der kurzwelligen (chemiiichen) Strahlen
Blendung verursachen, dem Auge entrückt sein.
4. Ein ZndEen der Lichtquellen — abwecbaelnde Zu- nnd Abnahme
der Liebtintendtlt — darf nicht stattfinden, die Uchtqnene nmla flber^
bnopt von komtanter Intensität sein.
5. Neben genOgender Flächenhelligkeit drr Arbeitsplätze — 10 Meter-
kerren für gewöhnliche, In — 2.") Meterkerzen tüi feinere Arbeiten — soll
auch eine gute, nicht kontrastierende Kaumbeleuchtung bestehen und soll
tiUerhaapt eine gleichmäfsige Yerteüaug des Lichtes ohne störende Schatteu-
büdvng Toihanden sein.
6. fiiflia tritt noch die weitere Forderang, dab das kflnstliche Lieht,
bei möglichst grollMn Tonsagen in hygienischer Beviehnng, mdi^chst billig
sn stehen komme.
Lehmakn-Kicuter kommt nun auf Grund seiner vergleichenden
üntersnchiingeD, mit bezug auf obige Forderungen, zu folgenden Schlössen:
ad 1 und 2. Eine schädliche Veränderung der Luit ist bei elek-
trindiem Bogenlicht nicht vorbanden; es tritt keine wesentliche Temperatur-
erhlrtiong nnd k^ne Vermdirang des KoUenslnregehaltes ein. Bei Gas*
glohlicht ist dies alles in einem Halse der Fall, das bei weitem die er*
laubten Grenzen übersteigt. Danach ist die Auerbelenchtung in hygienischer
Hinsicht nnr dann statthaft, falls fQr eine sehr ergiebige Yentilations-
einrichtung gesorgt ist, was ^iich mit seiur erheblichen Anlage« und
Betriebskosten verbunden ist.
ad 3. Der Bedingung bezüglich Blendung ist bei diffuser Beleuchtung
tiMfhaiiiit Genüge getan, und zwar am meisten bei total diftaser Belenchtung.
INe OrOCse der Lichtmenge, welche das Ange bei halbdiibser
Beleuchtung treffen kann, hängt naturgemftA lediglich von dem £xtink-
tionstaktor des betreffenden Milchglasschirmes ab. Jedenfalls ist es nicht
aasgeschlossen, dafs die Wirkung der dirnkten Lichtstrahlen bei halbdifFuser
Belenchtung für manches Auge eine Krrcgung der Xetzhaut bewirkt, welche
eventuell schädlich sein kauu. Durch die geeignete Wahl des Milchglases
ist man jedoch in der Lage, diese Kendong des Angee m verringern«
ad 4. Ein Zocken der Lichtquellen ist b« sachgemftlser Ansfübnmg
der Anbigen sowohl an der Aasgangsstelle und den Znleitnngen, als anch
an der firtUcben Installation der beiden Lichtquellen ansgesohlossen.
32
ad 5. Die Flächenhelligkeit war an den Arbeitsplätzen, wie ans den
pbotometrisclieii Daten hervorgeht, eine mehr als genüp:endc, und die
Gleichmäfsigkeit auch beim Bopenlicht trotz der geringen Zahl der Licht-
quellen (2 gegen 14 beim Auerlicht) völlig aasreichend. — Ftlr das elek-
trisehe Bogenlicht spricht nocb die günstigere AsUielisclieWirkiuig der mit
ihm eneogten Beleochtang.
ad 6. Die Betriebskosten des Aoei1»diteB eind anfangs Ideiner als
die des Bopculichtes, prr. i,-hcn aber nach kur^pr Brenndauer — auch ohne
Benicksichtiijung der /üiuiflamme — diejenigen des Bngenlichtes. Bei
Berücksichtigung der Züudhamme — was bei öffentlichen Anstalten meistens
in Betracht kommt - sind die Kosten des Auerlichtes bedeutend grölser
wie die des BogenHchtes. Die eventuell kleinen Hefarkosten des Bogen'
lichtes können aber nicht in die Wagsclude faDen, da das Anerlicht in
hygienischer Beziehung grofse Nachteile besitzt.
Die Herren Segokl u?u1 E\ er^bfsctt, denen die« Hütachten vor-
gelegt wnrde, zogen am demselben folgende Schlufsfolgcrungeu :
Isacbdem gltnchmäfsigcs Brennen beim elektrischen Bogenlicht, wie die
Dr. LEHMAKK-RiCHTrauehen Untenmehimgen bew^ioi, nnd wie aneh sonst
gewShrleistet ersdieint, vorausgesetzt werden kann, tritt die rein indirdcte
Beleuchtung mittels Bogenlieht an erste SteUe. Seiner allgemeinen Anwen-
dung stehen nnr die höheren Kosten entgegen. Unter folgenden Verhölt-
ni<;seii ist jedoch für die Unterrichts- nnd Er/iehnnp?ansf alten der elek-
trischen Beleuchtung mittels indirektem Bogenliciits der Vorzug zu eeben:
1. wenn der elektrische Strom billig ist und andere ünterrichtszwecke
doMolben ohnedies erfordern, das Gas dagegen teuer ist, wenn
ferner noch keine Gasleitung gelegt oder die Zdeitnng hei weiter
Entfernung mit besonderen Kosten verbunden ist,
2. wenn die Unterrichts- oder Besch&ftignngssAle sehr hoch sind,
5 m und mehr Höhe haben,
3. wenn in Räumen, in denen Schaler oder Zöglinge sich mehrere
Standen nnonterbrochen aufhalten, Yentilationsrorrichtangen fehlen,
nnd die natflriiche Lflftmig nicht in genügender Weise anagefUirt
werden kann^
4. wenn die Rünmo zum An<5chauung«?- und Zeichenunterricht sowie
zur Beschäl Ii L'ung mit farbigen Gegenständen dienen.
Alkohol und LeiRtongsfahigkeit der Tnrner. Wie die „Ent-
haltsamkeit'' mitteüt, hatten sämtliche Mitglieder des Kieler Männerturn-
vereins, die sich im Jnli d> J. an dem Deutschen Tomfest in Nflmberg
am Wettamen beteiligten, seit don Febmar sich jeglicben Alkoholgenuases
enthalten. Sie legten anf diesen Punkt bedeutendes Gewicht und schrieben
ihm einen Teil ihrer Erfolge zu. Ähnliche«, wenn anch nicht in dem
Umfange, läfet sich von andern Turnern und Turnvereinen sagen. Es
verdient Beachtung, dafs auf dem Turnfeste in Nürnberg keine Stadt so
viele Preise errang wie Kiel.
Was kain die ScMe im der Bekfimpfang des Alkekels fnn?
war das Thema eines Vortrages, der von einem Lehrer an der Allgemeinen
Landeslehrerkonferenz des Fürstentums Schaumburg-Lippe im Sep-
tember d. J. gehalten wurde. {j,EHihalt8amkät''t September 1903.) Der
Digitized by Google
33
Toitng gipfelte darin» dafs die Lebrer sich mehr mit der Aftobolfrage
besehftftigen sollten, um im Kampfe mit dem Alkohol wirklich gerflatet za
sein. T>em konnte man gewifs nur zustimmen. Gegen die anfgestellten
Leitsiltzp (lafs der Alkohol schädlich wirke, dafs Kinder vor demselben
durchaus bewahrt bleibco inüfsten, dals es Pflicht jedes Lehrers sei, in
der Schule nicht aufdringlich, aber entschieden auf die Gefahren hiuzu-
weiaen, aoch auf die Eltero belehrend und aofklftrend einzuwirken, trat
kein Lehrer olEen anf ; es scbienen wohl alle darin ebodg m sein. Da
unternahm es im Yerlanf der Debatte F. Spibb, etwa folgende Worte an
die YersammhiDg zu richten: „Durch Polizeimabregeln nnd Belehrung läfst
sich pcwifs mancherlei erreichen. Aber ich meine, die Hauptsache: das-
lebendige Beispiel, sich des Alkohols ganz zu enthalten, fehlt noch zu viel.
Da- wäre ein Anstofs für jeden; da würde man fragen: „Warum tust Du
so V" Man ist dann in die Lage versetzt, aufzuklären. Ich würde den
geehrten KoBegen empfehlen, einmal ein halbes oder ganzes Jahr abstinent
SU leben I (Allgemeine Heitetkeitt) Es ist nicht nOtig, dals gleich alle
Menschen abstinent werden, aber es ist sehr ndtig, dals es mehr Enthalt-
same zum Anstofs ftlr viele gibt. Und wenn Sie, verehrte Kollegen, die
Knthalt^nmkeit nicht Ihrer selbst wegen anf '^i<')i nehmen — es würde
ihnen gewils nicht schlcrht bekommen — , so sulkea Sie es doch der Ge-
meinde wegen und für das Wohl des Landes tun können!'' Bezeichnend
ist, da& si^ auf diese Worte nnr ein schwaches Bravo vwnslmien liels.
Es ergriff danuif dn Pastor, der es aofiicfatig meint, das Wort: Was Ar
den Arbeiter der Scfanaps, das sei fttr den Borger das Bier, und wenn der
Arbeiter Tersompfe, so platze d&c ehrliche Bierphilister. In diesem Sinne
besTflf«?e er jeden Abstinenten, der es in Demut nnd Bescheidenheit sei.
Der Vorsitzende betonte: „Wie jede Meinunirsäiifscrung heute, so nehmen
vir auch die des vorletzten liedners als .Anregung dankbar anl ' Die
Heiterkeit war verschwunden, und man sollte denken, dafs mancher in seinem
Gewissen so gesehärft wnrde, dab es eine mramgängliche Notwendigiceit
for ibn geworden ist, sich in die Alkoholfrage zu vertiefen. Die FrOchte
werden langsam, aber sicher beratoeifen.
Schälerinnen-Wandemn^reD. Von Ferienwandemn^en der Knaben
liest man hiiuti^!:. selten da^regen von solchen der Müdchen, nnd doeli sind
derartige Wanvleriniijen den Mildchen, natürlich bei Beobachtung der nötigen
Vorsicht und des notwendigen Malshaltens, gewifs ebenso wohltuend wie
den Knaben. In den Beilagen zom letzten Jahresbericht der Frankfurter
•Zentrale Uta private Fürsorge" berichtet die Lehrerin Fränleüi G. HBHiniR^
XAKK Aber eine zehntSgige Wanderung, die sie in den Herbstferien mit
14, meist im Alter von neun bis elf Jahren stehenden Schülerinnen der
Len;vnr>chole durch den Spessart üntemomraen hat. Pnrch die Wanderung
i«:t nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Frische der Kinder
gi'stärkt, sowie das Anschauungsvermögen bereichert worden. Dnrch die
persönliche Anschauung erhielten die Kinder zahlreiche Begriffe, die weder
das beste Bild, noch das begeistertste Wort des Lehrers den Kindern ver-
mitteln können. Heisteos waren die jeweiligen Wandemngen Tagesfahrten
Ton wenigstens sechs Stunden, so daft es erst abends im Nachtquartier
richtiges «Mittagsbrot gab. Tagsüber mnlsten fdch die Mftdchen mit
Sckulgeanndheitopflfg«, XVtl. 8
Digitized by Google
34
einem eiBfacben aber krSftigeii Frllhstflck bognllgeo. Der Appetit der
Kinder war ansge7<'5('1rnet.
Die Gesnndlieit der Mädchen, von denen einige recht zart waren,
wurde erfreulicherweise gefördert. Abends vor dem Schlafengehen wurde
ein halbes ötündcheu dem Tagebuch gewidmet; gewissenhaft wurden die
Tageseilebnisse eingeschriebes. Einige Male erfreuten die Mftdeben die
Wirtsbansgiste mit Gesang nnd Yortrftgen nnd ernteten nicht wenig
Beifoll. Körperlich gekr&fügt, an Kenntnissen reicher, kamen die Mädchen
alle wohlbehalten wieder zu ihren Fitem zurück. Der Eindruck, den
dieser tagelange, innige rmpanp in uud mit der Natur auf ihr (lemut
gemacht hat, wird ihnen unvergelslich sein. Diese Tage sind in dem
Leben der SchOlerinnen wie auch ibrer Ptthrerin Lichtpnnkte, die nicbt
80 leicbt ttberatrablt werden IcOnnen. 0ie Kosten derTerpflegnag betrogen
durchschnittlich Mk. 1,45 tftglicb filr die Person, vom nocb die geringen
Kosten der Eisenbal3ri Icnm^TV
Der MiüisterialerlaTs, betrefff'nd die Normalbestimmnngeii Ober
die Beucha fTi'nheit der Hefte ffir Schiilkiuder, war jüngst Gegenstand
der Verliauuluageü m der Berliner „Vereinigung ftir Schulgesuodheitspöege".
Wie die r>Tägl. Bmäadum** beriehtet, bedanerte Rektor Jankb, dals nnr
Hefte in Hochqnartfonn zugelassen Bind, obgleich Grofimktavbefte mit
iliren ktlrzercn Zeilen roannigfadie VorzUge babon; ?or allem geben diese
Hefte, die diircli die Steilschriftbewegunfr sieh Börtrerreclit in den Schulon
erwoiben hahen, weniger Anlafs zn Vcrbiegungen der Wirbelsäule uud zu
schlechter Körperhaltung. Mehrfach ist von den Regierungen die Grund-
strichhöhe auf 4 mm festgesetzt, so dafs die Langbnchstaben eine Hobe
von 20 nm erbalten, die von den kleinen Fingern unserer Abc^Scbatzen
kaum dnrcbgefobrt verden kann. Eine GrOlse der Gmndstrkbe von 3 mm
sei ausreicheud. Femer wttnschte der Bedner für dentsebe und lateinische
Schrift die gleichen Gröfsenverhältnis<;e. Er bedanerte auch, dafs ftir die
Liniatur nur die blaue Farbe zugelassen ist, während die schwarze FaiUe
in hygienischer Beziehung wertvoller sei. — In der Besprechung wurde
noeb bervorgeboben, dab die Bestimmnngen in den einaeiiiea Regierungs-
bezirken so einsehneidende Abweiehangen anfireisen, dafo ftr jeden Bezirk
besondere Hefte angefertigt werden mBssen; dies sei nicht nur ein Naeh-
teil für die Fabrikanten und Händler, sondern auch die Güte der Hefte
müsse darunter leiden, ^voil INIassenherstellung aiiscreschlossen sei. Ks wurde
nicht nur eine Kevisujn der Hcstimraangen überhaupt für erforderlich ge-
halten, sondern vor allem auch gewünscht, dafs derartige Beslimmnngen
nicht von den einzelnen Regiemngen für ihre Bezirke, sondern von dem
Ministerium fttr den ganzen Staat erlassen wOrden.
SrliwimniDDl erriebt für Volksschiiler. Wie die „Bayer. LOtret-
etg.'^ (Nr. 28) mitteilt, genehmigte der Magistrat Mönchen im vergan-
genen Sommer, dem Antrage de?? Srhnlrates Dr. G. Kerschensteiner
gemäls, einen Beitrag von 750 Mark, um versuchsweise einen in den
Ferien im Mftnnerfreibade bezw. im MflUerschen Volksbade abzuhaltenden
Scbwimmknrs fDr 160 SchOler von 7. nnd 8. Klassen hiesiger Volks-
schulen einzurichten. Die Schfller wurden in 16 Riegen zu je 10 Knaben
«ingeteilt, die wöchentlich drei Lektionen erhielten. Je nach den gewonnenen
biyiiizcQ by GoOgle
35
Erfahrungen soll der SchwimmimtoTricht weiter ausgebaut werden, wie es
in tendüedenen StAdten in den letzten Jahren teils in feknltatiTer, teils
Obligatonscber Form bereits geschehen sei.
Fin schnlliyirienispher Knrsns flir Direktoren und Lehrer
höherer Lehranstalten liat auf Veranlassung des Ministers der geistlichea
n«;w. AnccleKenhcilen vor einigen Wochen in Posen in dem dortigen
neuen iiygienischeu Institut unter Leitung des Direktors desselben, Herrn
Medizlnalnt Professor Dr. Wsbhiokb, stattgeliinden. ^e wir der ,lDm^.
Sarhutffschm Ziff.* entnehmen, sind snr Teilnahme an demselben je fünf
Lehrer bezw. Direktoren ans den Provinzen Ostprcufsen, Westpreufsen und
Schlesien und elf aus der Provinz Posen durch die betreffenden Provinzial-
schnlkollegien ausersehen worden. Der Zweck dieses Kursus war der, der
beteiligten Lehrerschaft eine medizinisch-hygienische Yorbildunp: m eeben und
dadurch die Schulhygiene weiter zu fördern. An den Vormittagen fanden
von 9 — 12 Uhr Vorlesongen mit nachfolgendem Kolloqainm statt, und nach-
mittags Warden die stftdtisehen Anstalten (Schlachthof, Wasserwerk, das
neue Angnste Tiktoria-Gymnasinm, die Tnrahallen nsw.) nnd die Sehens*
wQrdigkeiten der Stadt besichtigt. Sämtlidie Knrsisten waren von der
Veranstnltnnp hoch befnetiifrt
Das Wachstum Berliuer Kinder während der Schuljahre be-
handelt E. Rietz im .,Arrh. f. Anfhrop." (N. F. 1. 1903). Der Ver-
fasser weist darauf hin, dals das abweichende Verhalten der kindlichen
Entwicklong an den wenigen Orten, an denen bisher Beobachtongen statt-
fsnden, ftlr weitere Kreise großes Interesse hat. Überall spricht sich
deutlich die Verzögernng in der Entwicklung der ärmeren
Kinder ans. Der Vergleich der Berliner Kinder mit andern deutschen
Spröfslingen zeitrt aber manche üntcrschicde. Die relativen (iewichte der
Bewohner der Keichshauptstadt sind gegen die der Hallenser und ganz
besonders der Gohliser Kinder kleiner. Die Differenz beträgt 3 bezw.
16 g per Zentimeter KOrperlftnge in den einzelnen Jahren; die Berliner
Kinder mOssen schlanker sein. Geradezu nntersetzt mOssen die Gohliser
Knaben wie Hftdchen sein, deren Quotienten sich zum Teil sogar ttber die
der Hamburger Gymnasiasten erhebt, welche ihrerseits wiederum recht
fretren die Berliner alKtecfion Zwischen der Saalfelder nnd Berliner Jugend
besteht, soweit es die Knaben betrifft, kein Unterschied, der Saalfelder
weibliche Nachwuchs scheint indessen wesentlich schlanker zu sein. Vor-
nehmlich wünscht Rletz Untersuchungen aus dem brandenbargischen Land-
kreise, da man dort nach E. Sohmidt nnd J. Rahxb eine körperlich
noch besser entwickelte Bevölkerung zu erwarten habe. Allerdings ist nach
der Ansicht des Verfassers der Satz von der körperlichen Überlegenheit
der Landleute vor den Stadtleuten zu allgemein gehalten und beruht auf
zu wenitr Krhebungen.
Schularzt und Bernfswahl. Die V^'ieuer Zeitsclirift „D/t- Zeif^
begründet die an manchen Orteo schon durchgeführte Forderung, es möge
den die Sdmle Terlassenden Kindern vom Schularzt auf Wunsch der Eltern
ein Rat Aber den zu ergreifenden Beruf erteilt werden, mit folgenden
Worten: Die Verordnung der niederOst erreich Ischen Statthalterei Ober die
Bskimpiiing der Tuberkulose, die am 1. Juli in Kraft getreten ist, enthalt
8«
Digitized by Google
36
auch eine Bestimmung, durch die „den Lehrhenea und Vorständen von
gewerblichen Unternebmungen empfohleo wird, neu eintretende Lehrlinge
und Jugendliebe Arbeiter von zweifelbaftem Geeoiidbeitsxofltand vor Eintritt
in die Arbeit Ärztlich untersuchen ro lassen, und zwar im Interesao der
Mitarbeiter, sowie im eigenen Interesse der betreffenden Hilfsarbeiter zum
Zwecke rechtzeitiger Entdecliung der tuberkiibi Disposition oder Er-
krankung». 7a\t Tuberkulo«?e disponierende Indiviauen sollen von Arbeiten
und Berufen ferngehalten werden, in welchen erfahrungsgemäß Tuberkulose
hftufig aaftritt.*' In dw zitierten Verordnung wird die Irzüiehe Unter-
sacbang blofe empfohlen, nicht aber «ae Pflicht gemacht. Wenn man
bedenkt, dafs nicht nur die Ausübung einzelner Handwerke, sondom dafo
auch eine Reihe bölierer BernfV. wie der Lobrbernf, die Entwicklung der
Tuberknlose fünlern, muls man zugeben, ilafs es un allgemeinen Interesse
liegt, sämtliche Kinder zur Zeit, da sie sich für einen Beruf entscheiden
sollen, vom Arzte untersuchen zu lassen. Oft könnten Menschen, die zur
Tuberkulose Disposition besitzent dadurch vor Erkrankung gescbfltzt werden,
da& man sie landwirtscbaftiiichen Berufen oder der Gärtnerei zuführt. Die
Unt^uchung der austretenden Schüler durch einen Schularzt behufs Fest-
stellnn^ ihres CifviHxnM'itsznstandes ist eine im Interesse der Jagend und
der Gesamtheit dringend notwendij;e Einftlhrun«^.
Zahnpflege iu der Schule. Dem Jahresbericht, welchen Professor
MnjiER in der 42. Jahresversanunlung des Zentralmnins deutscher Zahn>
Arste in Berlin erstattete, ist folgendes m entnehmen: Msssenuntersnchongen
an Schulkindern und an Soldaten haben gelehrt, dafs häufig die allgemeine
ErnitlinmiT nnter Zalm.-eliäden leidet. Man l)efi;innt, auch in Lehrerkreisen,
der Zabnpticcre der Schuljugend mehr Autnierksanikeit zuzuwemlen. Wirhriu
war die Kinrichtnng von Polikliniken zur Behaiullung armer zaiinivraniicr
Kinder; so ist z. B. in Strafeburg i. Ds. von Seiten der Stadtgemeiiide
eine Schulzahnklinik eirichtet worden, und auch in Darmstadt ist aas
öffentlichen Mitteln iQr Zahnbehandlung bei Schulkindern etwas geschdien.
In Berlin, wo es sich um 100000 Schulkinder handelt, kann eine uneut-
creltliehe Arbeitsleistung der an«;?issigen Zahniir/te nicht ilurcligeföhrt werden,
da man för jedes Schulkind im Durchschnitt eine Stunde zahnärztliche
Arbeitszeit rechnen müsse. Es wird empfohlen, iu Berlin besoldete Schal-
«hnftnte anzustellen.
Sehnlsahnlnte in InDBbniek. Auf Anregung des Gemeinderates
haben sich zwei Zahnärzte bereit erklärt, die Kinder der Ferienkolonien
in unentL'eltlielie zahnärztliche Behandlnii ' /n nehmen.
Wie das (Teradesitzen der Schüler beim Schreiben erzwungen
werden kann, beri« htet Realschuidirektor Lorenz in der „Beil. e. Schuld
Programm"^ der Guts-Mutiis-Realschule zu Quedlinburg (Ostern 19ü3).
Wenn nämlich die Jungen trotz aller Mahnungen und Vorstellnngen immer
wieder die elendeste Haltung annehmen und sich auf ihr Schreibheft hinab-
beugen, n wird ihnen ein einfacher Blechring — der sog. „ Geradezwinger "
— - von "Jü cm Gesamtdurchmesser und einwärts jrenoigtem Rande auf den
Kopf gelegt. Sowie nun der Schüler znr [zewohnten schlechten Haltung
zusammensinken will, fällt ihm der Blechring vom Kopfe. Zwei Bild-
aufhahmen aus der Tertia illustrieren die Wirkung dieser originellen Vor«
Digitized by Googl
37
ncfatimg, der wir allerdings nor eine geieüte Sympathie entgegenbringen
IcOnnen, weil wir es für richtiger halten, gegen die eigentlichen Ursachen
<)cr schlechten Schreibhaltnng Tonngehen als dieselbe nur qnnptomatiach
zu bekämpfen. (D. Red )
Bleistifte als Diphtherieverbreiter. Unter bezug auf die Notiz
in üeft VII dieser Zeitschr.^ S. ÖO'^, erhalten wir folgende Zuschrift von
Beakehnldirektor H. C0JCifBin>A-Lin2. .Ich kann als langjähriger Stadt-
ichnlinspektor bestätigen, dafe ancfa hier die Übertragung von Kinderkrank-
heiten durch Bleistifte, welche in der Schole gdassen wurden und von
Kind zu Kind gelangten, beobachtet wurde. Es wurde eine Abhilfe in
der Kichtunu gesucht und gefunden, dafs die Bleistifte in eigene Behälter,
jeder für sich, nach dem Gebrauche in der Schule gesteckt und aufbewahrt,
bei Erkrankungen aber konfisziert wurden. Jedem Kinde entsprach eine
Nnmner des Behilters, welche mit der Klassennummer des Kindes korre-
spondierte. Das hat sich sicher gnt bewahrt.* H. Comusnda.
Giftige Kraiddn« Amtlich wird in Rudolstadt zur Wamnng
daranf aufmerksam gemacht, daCs die auch in den dortigen Schulen in zu»
nehmenden Mafse zn T^uterrichtszwecken vcrv^endeten farbigen Kreiden
vielfach einen der menschlichen Gesundheit sphJldlichen Arsen- und Blei-
gebalt haben. Wenogleich diese farbigen Kreiden meistens mit einer
Papiemmhoilnng versehen sind, welche eine unmittelbare BertihniDg zn>
n&chst aaaschlielat, so schfttat dies doch nicht vor den schädlichen Wirkungen
dnrch Zerbröckeln nnd Zerstftnben der Kreideteüe, welche dnrch Kleider,
Hände nnd Finger leicht In den Mund gebracht werden können. Es wird
dc'^halb vor dem Gebrauch solcher farbigen (sog. dermatographischen)
Kreiden gewarnt, solange, als nicht von dm Fal)rikeD, die diese Kreiden
herstellen, die BOrgschaft giftfreier Fabrikatiion gegeben wird.
Ober d«ii Tinimtenielit ii der Vollugehile hat socImii der
Endebongsrat des Kantons Ztrich im y^AmU, SeMbiaUe'^ ein Kretabreiben
an die SchulbehOrden und die Lehrerschaft erlassen. Die Behörde weist
anf Grund der eidgenössischen Bestimmungen anf die Notwendigkeit hin,
die Turngeräte zu ergftn/en, wo sie nor]) nicht in voller Zahl vorhanden
sind. Verlangt wurden ein llanggerät (Klettergerüst oder Reck) und ein
Stöf7?erät (Stemmbalken oder Barren), ein Springel und Stäbe, dazu die
ertorderlichen bpielgeräte. Was die Turnplätze betrifft, wird darauf hin-
gewiesen, dnls eine Fliehe von B Quadratmeter Ar jeden Scbttler der
tahlreichsten TomUasse sich als nicht anareicbend erwiesen habe, dafs
vielmehr 10 — 12 Quadratmeter erforderlich seien; hierauf sollte bei der
X^imnlag«» von Tnrnplfltzcn geachtet werden. Was den Turnbetrieb betrifft,
SO wird verlangt, dals auch in den Gemeinden, die nicht im Besitze einer
38
Turnhalle sind, der Turnbetrieb im Winter nicht einzustellen sei, ond zwar
einerseits unter Hinweis auf die eidgenössischen BestinunimgeD, die ehi
Minimnm von 60 Tbmstunden im Jahr verlangen, anderseits in Anbetracht
der gesundheitlichen Aufgaben des Turnens überhaupt. Dabei macht der
Erziehnngsrat darauf anfmerksam, dals es sicli beim Turnunterrichte nicht
um bloise Ausbildung der körperlichen Kraft handle, sondern um ein Gtgen-
gewicbt zu der Ausbildung des Verstandes und des Gedächtnisses in den
ttbrigen Disziplinen, damit die Schnibildang eine hinnonische Ausgestaltung
des ganzen Menschen werde. Bei der Auswahl der Übungen und Grappiemng
derselben sei daher auf den Wert der letzteren nicht nur mit Bezog auf
ilii' Ivorpcrliche SL-Imlnng, sondern ebensosehr auf die Entwicklung der
inuern Ortrane ein ;ranz besonderes Augenmerk zn richten. Kbcnso hoch
wie als Mittel für ilic körperliche AusbiUluntj sei der Wert eiues ratioatllen
Tumbetriebes als l^rziehungsmittel an/uschlagen j die Bildung des Willens,
Förderung von Mut, Ausdauer und Entschlossenheit, wie der Pllnkttichkeit
und der Exaktit&t in der AusfQhmng der Bewegungen soU eine besondere
Aufgabe des Turnens sein. Sehr beachtensvert ist auch die Forderung
des Kreissclireibeus, dafs da. wo Tnrnhallen bestehen, der Turnunterricht
nur liei ungünstiger Witteruiii; in die.^ellien zu verlegen sei. Wenn die
W itterung es irgend erlaube, sollen die Übungen im Freien, in dtr gesunden,
kräftigenden Luft ausgefulirt werden ; das könne an schönen Tagen aadi im
Winterball]|jahre geschehen. Sodann wird darauf aufmerksam gemacht, dafo
der Turnunterricht für die Knaben und die Mädchen obligatorisches Unter-
richtsfach sei, dafs es also nicht angehe, die Mfldchen der Sekundancbole
ohne weiteres davon zn dispensieren.
Eine Verteuerung der Eiseubahufahrpreise bei Schülerfahrf eu
ist nach dem neuerdings in Kralt getretenen Tarif gegen die bisherige i-^r-
mftikigung zu Terzdehnen. Wfthrend nach dem Tarif vom 1. Oktober 1901
fflr Schttlerfahrten und Ferienkolonien bei einer Teilnehmerzahl von aeha
Personen in der III. Wagenklasse für das Kilometer 1,5 Pf. m zahlen
waren, wird nach dem Tarif vom 1. April 1902 bei einfacher Fahrt oder
bei Hin- und Rückfahrt der halbe Fahrpreis der gewöhnlichen Fahr-
karte berechnet. I'ei einfachen Fahrkarten bedeutet dies eine Erhöhung
um 0,5 l'l. für das Kilometer. Der Verein der Berliner Ferienkolonien,
der im vorigen Jahre allein der preufsischen EiseubahnTerwaltuig fftr
Transportkosten 17375 Mark bezahlte, hat sich an den Eisenbahnminister
mit dem Gesuche gewandt, die-* F.rlHdiung des Fahrpreises wieder rück-
gängig zu machen. {.,JL>natsschr. f. d. Turnwesen'^, H. 7.) Dasselbe
Kapitel behandelt auch Dr. G. Stoy in der ..VnsB. Xffj.", in welchem er
überhaupt einer Reihe von Klagen Ausdruck gibt über das geringe Ent-
gegenkommen, das die Staatseisenbahnverwaltung den SchOlerfabrten und
-ausflagen gegenfiber an den Tag legt. So murs z. B. die Anmeldung
der Schulorfahrt schriftlich und in der Begei 24 Stunden vor der Ab-
fahrt erfolgen — eine Forderung, die in zahlreichen, wenn nicht in der
Mehrzahl (hr Fälle, gar nicht durchführbar ist (Witterungsumschlnpc r.nd
d{,'l ). Sodann ist für eine Fahrt am Soiintaer die Frlan'junK von
Schulerfahrkarten selbst bei Anmeldung am Tage vorher nur selten, bei
kürzerer Anmeldefrist gar nicht erreichbar. Dies ist z. B. ibr Tom&hrten
biyiiizcQ by Google
39
?oiLi LehHingsabteiluntren s( hr fatal, nnd es cribt in solchen Fällen nnr
einen Ausweg: Ver£i«L;ht aul üL^saige VergUubtigung und Fahrt m der IV.
Wagaiklaflae mit Sonntagsfabikarteii, wo solche aasgegebon werden. AUer-
dingB and dann aBe Zikge, wdehe keiiie IV. Wagenklane fflhren, nicht
benutzbar — and das sind meist gerade die best* oder allein geeigneten.
Schliefslich klagt Stoy darQber, dafs neuerdings die Benntsnng von
Schnell züp;en für SchQlerfahrten nicht mehr gestattet wird.
Es wäre gewifs wünschenswert, dafs iii den augegebenen Fällen die
Staatseisenbahnverwaltuiig einsähe, dafs sie gewissen Pflichten der Allge-
meinheit gegenüber genügen und von fiskalischen Rücksichten abseben sollte.
UGeist und Körper'', Nr. 8.)
Fi? die ente Hilfeleistnvg hei UngULekflAllen in Schnlen ist
im allgemeinen überall noch wenig getan. Von der in Berlin beatehen-
den > Vereinigung für Schnlgesnndheitsi)Hege", die sich aus Tiehrern /n-
sammensetzt, wird angestrebt, dal's nicht nur in jeder Schule ein Kasten
mit ausreichenden Verbandstoffen, mit den notwendigsten Ar/.neien usw.
bereit gehalten, sondern auch die Keuutuis der ersten Hilfeleistung unter
der Lebrerschaft mehr Terbreltet werde. Die zweite Forderang wird non
wahrscheinlich in der nficbsten Zeit TerwirkUcht werden* Wie die Foss.
Ztg.'' mitteilt, wird In einem kleineren Kreise der Lehrerschaft geplant,
in dem kommenden Winterhalbjahr ans eigenen Mitteln einen Samahter^
knrsns f<ir Lehrer einzurichten.
Uaudarbeitsauterricht fflr Schwachsinnige. Uer „lYenfsischen
Schuhsig. ' entnehmen wir: Auf Veranlassung des ünterrichtsministers Dr.
Stttdt war kdrzlidi im greisen Sitzungssaale des Knltnsministerinms vom
Landesrersichernngsrat Hanbbn ans Kiel eine ganz eigenartige Ansstellong
▼eranstaltet worden. Znr Ansicht stand eine Sammhmg von Handarbeits-
gegenstinden — Weberei, Klöppelei nsw. — ans Anstalten fftr Tanb>
stumme, Blinde, Taubstumm-Blinde, Schwachsinnige und körperlich ver-
knlppehe Personen in Schweden und Finland. Die von den bedauerns-
werten Zöglingen und Pfleglingen dieser Anstalten ausgestellten Handarbeiten
sind mit vieler Sorgfalt, ja teilweise ebenso gut hergestellt, als ob sie von
▼ollsinnigen Arbeitern heirOhrten. Man mois ans der Anschannng dieser
Arbdten die Üherzengong gewinnen, daft man in den nördlichen Lftndem
Eniopas, so weit die ünterriclit^weiM ffir l'rr^onpn dieser Art in Betracht
kommt, Deut.schland um ein Wesentliches übertlügclt bat. Es wird in der
Tat Bewundernswertes geleistet; durch angemessenen Unterricht werden
Tansende von Personeo, die sonst dem Staate gänzlich zur T^ast fallen
würden, znr Arbeit erzogen und soweit gebracht, dafs sie sich fast gänzlich
seihst emihren können.
Aach hl Dentschland bricht sich flbrigens allmiblich die Ehislcht
Bahn, dals man nicht mehr wie bisher bei nicht vollsinnigen und schwach-
sinnigen oder Terkrflppelten Kindern den gröfseren Wert auf die theoretische
Erziehung, sondern auf die Ausbildunfr der HandgescliicUlichkeit legen sollte,
tur die auch bei den idiotischen Kindern oft noch eine gewisse Veran-
lagung zu finden ist. Den Anfang macht die Provinz Schleswig-Holstein,
deren Provinzialverwaltnng, auf Anregung des Landeshauptmanns der Provinz,
Herrn TOS Graba, den Herrn LandesTerskdienmgBrat Hansbh ans Kiel
Digitized by Google
40
vor zwei Jahren nach Schwoden und Füdaiid geschickt hat, damit er daa
Wcmh des Unterrichts der betreffenden Anstalten stndiere. In der von
Frau Geheimrat Seblio in Kiel errichteten Webeschale werden auf Kosten
der ProviDzialverwaltBOg Lehrerinnen für die Aosbildnng in Pflegoanstalten
vorbereitet. Tu der Provinfial- T»Hotenanstalt zu Schleswig wird der Unter-
richt beginnen und später auch in der Provinzial-Taubstummenanstalt auf-
genommen werden«
Mafanaiimeii gegen die Verbreitnn^ des Kenchhiuteia durch
Kindergärten.
Erlafs des sächs. Ministeriums des Innern vom 2. Jnni 1903
an die K rei sb auptm annschaften.
Mit Rücksicht darauf, dafs der Kcnchlm^tfii als eine in hohem Grade
ansteckende und auch gefährliche Krankheit au/utf In n ist, hat das Mini-
sterium des Koitus und utfentlicheu Unterrichts mi ^Einverständnisse mit
dem Hhiiaterinm dea Innern dirdi Verordnnng vom 8. Mai 1903 die m
tunlichster Verbtttnng ansteckender Krankheiten durch die Scholen in der
Verordnung vom B. Kovember 1882 vorgeschriebenen Malsregeln anch anf
den Keuchhosten ausgedehnt. Desgleichen hat das Ministerium des Innern
nach Gehör des Landes-Medizinal-Kolleginnis beschlossen, dafs in der Ver-
ordnnniK' an die Kreishauptmaiinschaften vom 13. Juni 1885 für den Fall
des Vorkommens von Masern, Scharlach, Pocken und Diphtheritis in Kinder-
bewahranstalten, Kindergärten und Kinderspielschulen Angeordnete auch
anf die Fftlle des Torkommena von Kenchhosten zn erstrecken, dergestalt^
dala die von der letztgenannten Krankheit befallen gewesenen Kinder erst
nach völliger Genesung, und wenn hierüber ein ärztliches Zeugnis nidit
vorgel€j|,^t werden kann, erst (iann, wenn die krampfartigen Hnstenanfälle auf-
gehört haben, zum Besuch dur betreifendeii Anstalt wieder zuzulassen sind.
i^JRechissprechg, u. Mediz. - Gesetzgeb. " , Nr. 21, 1903,)
iii£i aiu£.
B e s p r c c ii Uli g e n.
Johannes TIerninger. Ziele nnd Anf^aben der modernen Schnl-
nud Volkshygieue. Winke nnd liatscliläge für Lehrer, Schul-
ärzte und Eltern. Wieshudtü, Otto Nemnich, 1903.
Wenn ein Lehrer in einer 32jährigen Lehrtätigkeit seinem edlen
Bemfe mit ?ottem Verständnisse nachgekommen ist, vie dies bei Bbb-
NDfOEB der Fall ist, wenn dieser Lehrer dabei der Schulhygiene die
entsprechende Aufmerksamkeit zuteil werden liefs und die einschlägige
Literatur mit lobenswertem Kifer studiert hat, dann hat er ein Recht» ge-
Digitized by Google
41
bort zu werüeu, weim er ans seine Erfahrungen und seine Anschauungen
mitteilt. Berninoeb gehört zu jenen Lehrern, welche die Mitwirkung
der Ärzte bei der Gesimdheitspflege in der Schale als nutzbringend and
wOiHchentwert eraehten, ümi ist der Sciralant kein gefUrchteter ,Aiifteher*^,
lOBdem ^Frrand, Mitarbeiter and vertnuiter Ratgeber**.
In lebhaf^n, vielleicht stellenweise etwas grellen Farben Bebildert
der Verfasser die sehr ungünstigen Gesnndlicitsverhiiltnisso unserer Schul-
jugend ; er yibt uns aus seiner eigenen Beobachtung einige Beispiele an,
die allenliiifjs auf bchlechte Oesundheitsverhilltnisse seines iNIaterials
schlierseo lassen : die Schnlklasse, die Bebjningke zuletzt acht Jahre iührtc,
tJÜilte 22 Scbfilerinnen, deren OesnndheitBZQStand der Ver&ner doreb eine
geramDe Zeit genan bcobacbten konnte; anter diesen 22 Hfldchen befand
sich anch nicht eines, das dem gesamten Schulnnterricbte hätte danemd
beiwohnen können, ohne daran durch Kranksein verhindert worden m sein.
Unter 48 Mädchen, die im Jahre 1902/03 die III. Kla^^e besuchten, konnte
nnr eine t^rhulerin während des ganzen Schuljalires dem Klassenunterricht
ungestört beiwolmen, dagegen sind 887 tSchultage eingetragen, an denen
die Sdillleriaiien wegen Kranksdna die Schale nicht beendira konnten.
Die U. Klasse (7. Schn^abr) zählt 49 Sditaerinnen; in den ersten swölf
Scbolwocheo sind 147 durch Erkrankungen verorsacbte Scbnlversäumniase
eingetrageiu Ans den Ergebnissen der schidärstlichen Untersuchungen in
Wie sbaden und Dresden, sowie aus den summarisch berücksichtipten Er-
gebnissen ans andern Grofsst&dten schliefst der Verfasser, dafs in Deutsch-
land rund 6U% der bchüler so leidend sind, dafs sie besonderer Beach-
tung in der Schule und daneben unbedingt auch der ärztlichen Behandlung
bedürfen. Andi in den ländlichen 8dra)«i findet man, nach Bbbkdtobb,
keineswegs imnier günstige GesondheitsTerhältnisse der Scbltter. An der
Hand einiger statiistischer Daten beweist Bebninqeb „ziffernmiirsig" den
Wert der Gesundheitspflege. Als ,,die beiden ^Töfsten Feinde der Menscli-
heif* bezeichnet der Verfasser die Tuberkulose und den A Ikoholisnius;
au deren planmarsiper Bekämpfung niulk der Lehrer tat krallig mit wirken,
sowie tlbcrhaupt die Mitwirkung des Lehrers au der Forderung der Ge-
sondheitspflege neben nnd mit dem Ante notwendig und erspriefslich er-
scheint. Bebnikoeb skisziert die Form dieser Mitwirkung» wdehe doroh
Hinweise auf die Vorteile sanitärer £inrichtangen, durch geeignete Be-
lehrungen und durch Mitförderung ^charitativer Einrichtungen" erfolgen
kann : bei Erwähnung der Ferienkolonien stellt er die vernünftige Forde-
rung auf, dafs die Auswahl der Kinder nicht davon ablülDgig gemacht
werden sollte, ob die Eltern des Kindes so oder so viel Jahre ortsansässig
and, sondern nur von dem leidenden Zustand des Kindes.
Bbbminoer bespricht sodann die Schalpaosen, die Mittagspause, die
schädliche Wirkung des langen StiUesitsens, das Eintrittsalter, die Anfangs-
teit des täglichen Unterrichts, das Schlafbedürfnis Schüler, die Unter-
richtsdaucr, den Stundenplan und die Spiele — und widmet auch den
Atemübungen einige Worte. Für die Anweisung der Sitzplätze in der
Schule stellt er den Grundsatz aui, dal's die Plätze nicht von den Leistungen
der Schuler abhängig gemacht werden dürteu, und gibt den lUt, dals die
SMer recht oft, längstens alle 8 — 14 Tage, derart in den Bankreihen
üigiiized by Google
42
wechseln, üai:> dab eiiueliie Kiod beim Vorwärtäblickeu und Aoschaueii
abwediMlnd gehalten ist, bald geradeaus, bald mehr nach rechts oder
links verwIrts sa Beben, durch welche Methode BBBKiwasB gOnstige Be*
sultute für das jugendliche Ange und den „zarten Körper'^ erzielt haben
will; ob dieser Platzwechsel wirklich besondere gesandheitUdie Yortole in
sich schliefst, m^p;e dahingestellt bleiben.
Berninoiiü tritt schliefslich für eine aasreichcnde Vor- und Weiter-
bildung des Lehrers in hygienischen Kenntnissen ein.
ALTSCHUIi-PrSg.
Jahrbneh der Schweiienschen Qesellsetaft für Sehulfesiindheits-
pfleg:e. III. .Tahrgaag 1902. ZOrich, Konmiiflaioiisveriag von Zttrcher
& Farrer, 1902.
T>ic in vorliegender Form gebotene "Wiedcrpabe der an den Jahres-
versammlungen der jungkräftipen „Sdnveizerij^chen Gesellschaft für Schul-
gesundhcitspflege^ gehaltenen Vorträge hat sich in unserer Fachliteratar
schnell Bflrgerrecht erworben und gehört m den Dsrbietvogen, die amalir^
lieh mit groüsem Interesse entgegengenommen werden. Die ersten Seiten
des III. Bandes geben einen kurzen sllgemeinen Bericht Aber den Verlauf
der (liosnial in Basel tagenden Versammlung, dann folgen die offizielb n
Referate, und den Srlilnfs bildet eine literarische Besprechung. Nadi d« ui
eingehenden Bericlit, der in Kr. 9 und 10 des ^origen Jahrgangrs dicfier
Zeitschrift über Vorträge und Diskussionen des genannten Kongresses schon
erstattet worden ist, wflre eine nochmalige, geordnete Wiedergabe des In-
halts nidit am Platze. Nur einige Bemerkungen zn einzelnen Punkten
der Referate mOgen gestattet sein.
Prof. Albert Buhckhard nimmt in seinem Referat: „Die Be-
kämpfung der ansteekeiuien Krankheiten in der Schule'' eine sehr gem?tfsi?rte
Haltung ein und stellt den Grundsatz auf: Nicht was man alles tun könnte,
hat man zu formulieren, sondern was, weil praktisch durchftüirbar, den
meisten Erfolg verspricht. Das ist unbedingt zu billigen, doch dürften die
Grenzen des Erreichbaren anf vorliegendem Gebiete dnrch sUkibere Bei-
ziehnng der ScbnlftTZte vielleicht etwas welter gesteckt werden können,
als es vom Referenten geschehen ist. Rechtzeitiges Erkennen der akuten
Infektionskrankheiten sollte niclit grund-ät/.lirh dem Hausarzt überlassen
bleiben, da ein solcher iu sehr vieh-n l allen nicht zugezogen wird. Wenn
auch das aus Amerika cremeldete tau'liclie Besichtigen der Schulkinder durch
den Schularzt als kaum durchlühibur bezeichnet werden mols, so scheint
doch Beferent za wenig zn verlangen, wenn er sagt: der Schnlant
wird bei seinen sonstigen Besnchen anf die sknten Infektionskrank-
heiten ein wachsames Aoge haben, »weiter jedoch soll und kann man nicht
gehen", aufser dafs der Amtsarzt während einiger Zeit regelmüfsig Nach-
schau zu halten hat, „wenn sich in einer Klasse eine ern t liebere Epidemie
eingenistet bar'. In Deutscliland i>HeLrt man die Schulärzte zum Zweck
der Verimtuug epidemischer Erkrankungen weit ausgiebiger heranzuziehen.
Gesetzlich ist allerdings der Amtsarzt die zuständige Person, da jedoch
seine Zeit and Kraft in gröberen Stttdten nicht ausreicht, sind von selten
der GemeideTerwaltungen die Schulftrzte beauftragt, sofort beim Auftreten
Digitized by LiOOgle
43
ansteckendtT Krankheiten auf Huf in der Schule zu erscheinen, verdächtige
Küider Dach Mause zu schicken und die erfurderlicheu Melduugeu aa den
Amtsarzt zu erstatten. Ebenso gute Dienste leisten die Schtüllrzte bei
Begatachtang des Zeitpunktes, wann genesene Kinder ohne Gefahr der
Anateekong für ihre Mitschttler ivieder zum Seholbeaiich zogelassen werden
können. Bei den wichtigeren iDfektionskranklu iten wird ein schtdftrztliches
Zeugnis znr Bcilinp:unfr gemacht für den Wiedereintritt in die Schule, falls
haosärztliehe Zeugni- " nicht vorgelegt werden können. Die vom KctVreDten
für einitre Infektion^krauklieiten anfgestelUen Minima des Fernbleibens von
der Schule werden nianeheui Arzt etwas knapp bemessen erscheinen*
Überaus lehrreich ist die fflr Basel ans einem 19 jährigen Zeitranm
berechnete 8terblichkeitsstatiBtik des schnlpBichtigen Alters. Man erfahrt
daraus» dafs 27% aller Todesfälle anf die akuten Infektionskrankheiten
kommen, und 40 % auf Tuberkulose — eine erschreckend hohe Zahl, be-
sonders im Hinblick auf die in neuerer Zeit wiederholt peäufserte Ansicht,
daCs die Tuberkulose bei Schulkindern nicht liäutig beobachtet werde.
Endlich verdient hervorgehoben zu werden, was Referent über die
körperliche Erziehung und fiber die Erhöhung der Widerstandsfäliigkeit
des kindlichen Körpers gegen die Ansteckungsgefahr sagt.
Die Tortrfige von Br. SzEOBZST-Basel und Br. SKBIOBB-Zflrich aber
Zwedc und Methode der Augennntersucinnmen in den Volksschulen geben
ein wertvolles statistisches Material und knken die Anfmerksnnikeit aufs
neue auf die grofse Häutigkeit des Astigmatismus und auf die Wichtigkeit
der objektiven Feststellung desselben. Wenn der zweite Referent der
Ansicht ist, mau habe in früheren Jahrzehnten aller sicheren Auhaltspunkte
entbehrt, als man die Schule ohne weiteres far die Entstehung der Kurz-
sichtlgkett Terantwortlich machte, und man könne solche Anhaltspunkte nur
gewinnen durch eine Statistik des Refraktionszustandes der Augen vor
Eintritt des Kindes in die Schule, so mufs doch darauf hingewiesen werden,
dafs es noch einen zweiten Weg zur Erkenntnis auf diesem Gebiet gibt,
und dafs man diesen Weg zu begehen keineswegs vi rsilumt hat. Wenn
man die Augen Erwachsener gleichen Alters untersucht und je nach der
TOn diesen Augen geleisteten Nahearbeit, d. b. nach dem Bildungsgang der
Trflger, Gruppen bfldet, dann mnfs sidi zeigen, ob es eine ton Schul«
einflfissen unabhängige Myopie gibt, wie häufig sie ist, und ob mit den
AnFprQchen der S( hule an das Auge der Prozentsatz und Grad der Myopie
steigt. Bekanntlicli liesitzen wir derartiges Material in den Rekrutennnter-
snchnngen von TsciiEKMNa und Segoel. Ersterer wies schon 1883
nach, dafe bei Ilanern und Fiseliern nur 2%, bei Handwerkern mit grober
Arbeit 5%, bei solchen mit leiner Arbeit 11 bei Kaufleuten 16%,
bei Studenten 38% Karzdchtigkeit vorkommen, und Segoel fand bei
den bayrischen Soldaten ganz parallele Zahlenreihen. Sonüt war man
schon TOr 20 Jahren xu der Annahme berechtigt, dafs die von der Schul-
bildung unabhängige Myopie zwar existiert, aber höclistens 2 "/o his f) ^ 'o
beträgt, und dafs die weitaus überwiegende Zahl der Kurzsichtigen den
Zustand ihrer Augen dem Einflnfs der Sclinle zu verdanken hat.
Die Erfahrungen, welche man in Zürich mit der Voruntersuchung der
Scholeraugen duieh die Lehrer gemacht hat, waren nicht ennutigend,
Digitized by Google
44
ODd das wird jeder Faciimanii begreiflich finden. Man hftlt jetzt daran
fest, dais die Kinder durcli einen Arzt vorunteisucht und bei mangelhafter
Sehschärfe dem Augeuarzt zur genaueren Untcrsacbimg überwiesen
Verden. Unter ffinwds auf die jOngst in der hygieniscbeD Sektion In
Breslan gq»flogenen Yerhudliingen^ sei noeli bemerkt, da& nndi der bei-
gesogene Augenarzt seine Tätigkeit auf die Stellung der Diagnose nnd auf
allgemeine Ivaterteilnnjjr an die Eltern bosclinlnkt, die Rehandlnn? aber
nicht selbst übernimmt, sondern den Ph?ataogeü&rzten oder der Universit&ts-
pOliklinik zuweist.
Am Schluis berichtet Regiemngsrat liE£SE Uber die neueren Schul'
liAnser der Stadt Basd unter BeiAlgung zaiilreicfaer Gnuidriflse, Sitnations-
plAne, Ansichten nad Tabellen ton Primär-, Sekundär-, Tochter- nnd Real-
schulen. Dr. Paül ScHüBBBT-NlImberig.
Dr. med. Joseph Trümpp. Gesnndheitspflepje im Kiudesalter. Tl. Teil:
Körper- und Geistespflege im schnlpflii Ii tigeii Alter. Stutt-
gart, Ernst Heinrich Moritz, 1903. 10". 140 S. Geb. M I.—.
Die vorliegende Schrift bildet eine Ergänzung zom I. Teil, der die
SAnglingspflege und allgemeine Kinderpflege behandelte. Der Verfuaer
wendet sich in erster Linie an die Eltern, denen er eine Anlettang geben
will, wie sie das dem Säuglingsalter entwachsene und in das Schulleben
eintretende Kind gcsundheitsgeniäfs er/ielien könnten. Die etwa wtlnschpns-
werten Reformen der Schule behandelt er nebensftchlich, weil er dafür
hält, dafs es wiclitif^er sei, die Klteru über ihre Ptliehten den Kindern
gegeutlber auizuklüren, alh iu die so oft uiiberechtigteu Klagen über Mi£s-
stände in den Schalen einzostimmra.
Der Verfuser behandelt in fünf Teilen die in Betracht fallenden
Fragen. Im ersten Teil spricht er über die Schulpflicht, im zweiten
von der Körperpflege der Schulkinder, im dritten von der Erziehunpr,
im vierten von den Krankheiten des Schnlalters und im ftlnftcn von
der Pflege des kranken Kindes. Wir müssen uns versagen, auf den
in kompendiöser Form darge))otenen, mannigfaltigen Inhalt der Schrift des
Näheren einzutreten. Im allgemeinen kann man den Ansichten des Ver-
fassers beipflichten, nnd da sie in klarer, anqirediender Weise Yorg^ragen
werden, ist dem Bttchlein der Eingang in die Familie an wfinschen. Viele
Eltern werden niUzliche Winke finden und dieselben zum Segen der Kinder
praktisch verwerten können* Dr. KsAFi-Zdrich.
Die ReseDsioDen des Herrn Dr. Kraft. Von Dr. Baur, Seminararzt.
In Nr. 8 dieser Zeitschnft^ 1903, beschäftigt sich Herr Dr. Kbaft
mit meinen beiden Sehriftchen: „Lefare^raakheiten" nnd «Die Eimttdnngen
der Schfller in neuem Lichf. Ich bin weit entfernt, das Redit, an meinen
Schriften Kritik zu üben, irgend jemand zu verkümmern, mufs aber gegen
die kleinliche und IjöswilllLre Art, wie dies von Herrn Dr. K. aescliitdit,
doch enistlifli protestieren. Derselbe hat kein Recht, meinen Stil und
meine Schreibweise in der von ihm beliebten Weise zu korrigieren und
* Diese Zeitachr, Nr. 8, S. <i09/161.
Digitized by Googlg.
45
zu diesem Zweck beliebige Stellen aus dem Zusammenhang meiner Schriften
heransznreifseu. Aulser den ^vifierwärtigsten Tüftdcicn nnd Haarspaltereien
bezüglich einzelner von mir gebrauchfer Ausdrücke uud Bilder, wie sie als
Lizenzen in populär geiialtenen Abhaudiuogeu durchaus zulässig sind und
dem praktischen Erfolg einer Schrift durchaus keinen Eintrag tun,
meben Schriften auch noch keinen solchen hnchten, lälst er sich aber andi
bedenUiche Veiillschnngen des Sinnes meiner Worte beigeben. Weil ich
in meiner iweiten Abhandlung gesagt habe, die Ferien von 14 Tagen
liabpn keine wesentliche Frliolnng znstande gebracht resp. 7Tistande zu
brin^tn nötif? gehabt, veriiiii'-i Herr Dr. K. den logischen Schlufs, dals
FerioD überhaupt überflüssig sind. Wo bleibt da die Logik? Sind denn
Ferien für Lehrer sowohl als für Schüler nicht aus vielen andern Gründen
als von dem Gesichtsimnkt der Ermfldimg der Kinder dngeftthrt nnd
wikaschenswert, nnd wirken Ferien von liagerer Dauer nicht anders als
blofs zweiwöchige? Glaubt nicht anch Herr Dr. K., dafs mancher Faulpelz
in der Schnle sich nicht so anstrengte, dafs er Ferien Dutig gehabt hätte?
Wie ärmlich und falsch ist es, wenn Herr I)r, K. in dem Satze:
^Wiewohl ihre Tätigkeit auch im Ruhezustand eine fortwährende isf,
einen logischen Widerspruch aufdecken will. Als ob nicht anch in eniem
mhenden Organ Leben resp. Tätigkeit wflre? Dais der Methode bei
Untersochnngen aber Ermftdimgen der Schlüer Fehler anhaften nnd die
Resultate sonlchst nur akademisches Interesse beanspruchen, hat Herr
Dr, K. ans meiner Schrift selbst herausgelesen. Ehrlicherweise hätte er
dies zum Ausdruck bringen nnd anerkennen müssen, dafs auf den ge-
wonnenen Resnltfiteii, wie in der Zwischenzeit tatsächlich auch gescheheni
weitergebaut weiden könne.
Ich glaube diese Erklärung der Sache und meiner Person schuldig
zu sein, nm so mehr, als die Angriffe des Herrn Dr. K. in einer Zeit-
schrift erschienen sind, die in früherer Zeit mäne Bfitarbeit in anderem
Sinne gewürdigt hat, nnd Resensenten in den Lehrerzeitschriften, die doch
wolil auch n:if Stil und Grammatik "^ebon, mir das noch nie boten, was
Herr Dr. K. mir zo bieten für gut fand.
Antwort an Herrn Dr. Baar. Von Dr. KHAFi-Zürich.
Wie ans einer Einsendung in dieser ZeUst^fi hervorgeht, beschwert
sich Dr. BluR Uber die von mir an seinen Schiiften geflbte Kritik. In
erster Linie scheint es mir, dalk Dr. BaüR der Kritik doch nicht so vor-
urteilsfrei gegenübersteht, wie er glauben machen uill, sondern dafs er,
wi<» alle Sterblichen, die Schwäche hat, lieber gelobt als getadelt zu werden.
Ich verarge ihm das nicht, wahre mir aber trotzdem das Hecht, meiner
objektiven Ansicht Ausdruck zu geben, so, wie ich es im Interesse der
Sache fOr nötig erachte. In objektivem Sinne habe ich also anch die
Schriften Dr. Baub^s kritisiert. Eine böswillige Absicht lag mir durchaus
fem, sie setzt übrigens ein persönliches Motiv voraus, welches im vor-
hegenden Falle fehlt, weil mir der Verfasser persönlich unbekannt ist.
Dagegen darf ich mir ein Urteil über seine Schriften erlaul»en. weil ich sie
gelesen habe. Wenn dieses Urteil nicht in jeder Beziehung günstig aus-
fiel, liegt der Fehler nicht an mir, sondern am Verfasser selbst, dessen
Digitized by Google
46
Schriften nach meiner Ansicht sowohl nach Inhalt, als Stil der genOgenclen
Darcharbeit entbehren und den Verhältnissen nicht Rpchnanfr trogen, für
die sie bestimmt sind. Dr. Baur glaubt wohl selbst kaum, dafs die
populäre Schreibweise darin bestehe, seltsame Begriffe zu erfinden, unpassende
Yergleicho anzustellen, mit nnverstfiodlichen Satzperioden unklare Ideen
zn erwecken nnd damit dem Irrtnm Tttr nnd Tor zn Offnen; oder gar
materiell uDricbtige Behanptunuen vorzabringen. Gewi Ts wird er zageben,
dafs din populäre Schrt^ibweise einfaoli, klar nnd inli ilflich rieht i^r frchaltcn
werden rauis, wenn sie ihren Zweck der Verbreitung positiven Wissens in
weitere Kreise erfüllen soll. Dr. Baur wird aber diesen Anfordernnc^cn
nicht gerecht und das kritisiere ich. Gewifs ist es im ferneren richtig,
dafs es fanle Schlingel gibt, die keiner Ferien bedflrfen, oder sagen wir,
keiner Sehoimng tmd Erholung. Allein den Nachweis hierflir braneben wir
kaum zn erbringen. Untersuchnngen, wie sie Dr. D.aur gemacht hat, wollen
wissenschaftlich wertvoUe Beiträge zur ÜberbQrdaogsfrage liefern. Daran
denke man.
Dafs Rahe und Tätigkeit Kategorien sind, die sich gegenseitig aus-
schliefen, ist obne weiteres klar. Wenn teh dieses Beispiel erw&hnte,
geschah es, nm dem Verfasser zu zeigen, wie logisch unrichtig sogar seine
Schreibweise ist Ich hätte noch andere Beispiele anftthren können, aber
nicht aus angeborener Bosheit, sondern nur aus Rücksicht auf die Sache,
welehor der Verfasser selbst dienlich sein möchte. Wenn Dr. Bauji sich
auf die ujilde Beurteilunc: von anderer Seite beruft, so bedaure ich, liier-
aus nicht die Tiiicht ableiten zu müssen, dieselben Wege zu wandeln. Die
Kritik ist eben bfln^ keine Kritik. Wflrde sie ihre Aufgabe richtig er-
fassen, dann bliebe sehr vieles ungeschrieben nnd anderes würde besser
und grflndlicher ausgearbeitet, durchaus nicht zom Schaden der M^schheit,
auf die der S( hriftsteller immer etwas Bftcksif ht nohnien soll. Ich aner-
kenne vollauf den Fleifs des Verfassers, ich bestreite keine^wocrs. dafs er
mit grofsem Eifer seines Amtes waltet, aber das entbindet raicli nicht von
der Pflicht, zu tadeln, was tadelnswert ist. Wie bisher, werde ich auch
fernerhin ohne Ansehen der Person die Kritik in sachlicher Weise so führen,
wie ich es als Gewissenspflicht betrachte.
Bibliographie.
Die mit • bezeichneten Werke wurden der Redaktion zugesandt.
*Baür, Alfred, Dr. med. Die Hygiene des kranken Schulkindes. Für
SchulTorstflode, Lehrer und Schulbibliotheken. Mit Beitifigen von Ued.-
Rat Dr. Koch und Dr. Sohmib-Monrard. Hit SS76 Abbildgn. Stuttgart,
F. Enke, 1903. 685 S. M 14.—.
♦I^KcriER, Wolf, Arzt. Über Walderholungssi iUkn für hymlr Kinder
mit f)€s. Bcriirh^irhfigm^g der Tnherknlöscn. Mitteilungen über Er-
holungsstätlcu. 11. 1. Berlin, Hirselnvahl, 11103. 8". Ö2 S. Ji\ —.
Berkhan, Oswald. Die Stellung des Arztes an der Hilfsschule etc.
Ztschr. f. d. Behandig. Schwachsinniger u. Kpilcptiker. Okt. 1903.
*B0BirTBl6BR, J., Dr. Bi&horsdiriftm fibr &€8imde und Sranke jeder
Art. 4. verb. u. erweit. Aufl. Leipzig, H. Härtung A Sohn, 1904.
16* JH 2,—.
Dlgltized by Google
47
*ßuNQE, O. y.j Prof. Die Munehrnrnte Vnßki^teU im Irmm^ ihre
Kinder zu stiUm, Yortnig. 3. Term. Aufl. Mflnchen, E. B^inhaidt,
1903. 32 S
* — — — Wida- (Jen Alkohol. Ges. Reden u. Abhandluogen. Verl. d.
Schriitstelle d. Alkoholgegnerbundes P.ascl, 1903. Kl. 8®. 71 S. JH 0.20.
Bu&GASS, Dr. Über die BilfsmiUel mr Ennöglichung schuUfenuißen
Sckwimimmterrichis. Monatmebr. f. d. Tnrnweseo. Sept 1903.
*BirResB8niii, Leo, Dr. Zur häusUdim Gesmßieiüpfteffe der flcM-
jugtnd. Bemerknngen für die Eltern and die Pfleger Ton Kost/ög^ngen.
Wien. K. k. Schulbüolier- Verlag, 1904. S*». 14 S. 10 Heller.
*— — — Gesundhci (.-^regeln für Schüler und Schülerinnen. Wien,
K. k. Schulbücher- Verlag, 1904. 8^ 15 S. 10 Heller.
*C0HN, liKKM., Prof. Die Bedenken de:i Breslauer Stadtaretss g^en die
Anskühmg wm SdnulauffmärMien. Sep. - AMr. a. d. Wochenschr. f.
Therapie o. Hygiene d. Anges. Jahrg. VII, Nr. 6 n. 7.
GOMBB, A., Dr. Die NertotUäi des Kindes; 4 Yortr. Ant. Übersetzung
V Dr. med. Hbrbi. Faltin. Leipzig, H. Seemanns Machf. 8^. 194 S.
M 2.50.
I>«f Beleuchtungsanlagen in defi Ereiehungs- und UnierrichtsanstaUen.
Münchener Med. Wocheuschr., Nr. 42, 1903.
*Eloart, JAR08LAV, Dr. med. Über akute Exaniheme. Neue Methode
ihrer Prophylaxe, Leipzig, Veit & Comp., 1903. Gr. 8^ 168 S.
Jl 6.—.
^BllflOB, Dr. Vinspeciion de la respiration nasale ei de ^tnäe ä Vieole,
Journ. MM. de Brnxelles, No. 26, 2 Jaillct 1903.
*Fe8tschriß zur Eröffmnuf des Neuen Sehulhaiises der Sfadf Gursee.
Herausg. v. d. Gemeindevertretung von Gursee. Zürich, ürell Fttssli,
1903. ö«. 180 S.
^OKBi*, Avo., Prof. Hygiene der Nenm und des Geäl» im gesunden
md kranken Zustande. Stuttgart, E. H. Morita. Bibl. d. Gesondheitepfl.
Bd. 9. Kl. 8^ 282 S. M 3.
Gbattpvbr, Herm. Versuche mit dem neuen Geyschen QeradMUer
y,Sitz gerad^. Gesunde Jugend. III. Jahrg., Tl. 3/4.
*n.ArsMANN, JüL. Zeitgemäße Anforderungen^ welche beim Turnunter-
ric^Ue BU berücksichtigen sind. Freie Schul -Zeitung. XXX. Jahrg.,
Nr. 2 (10. Okt. 1903).
^JtMath der Sehweieerisc^ OestHsehaft fOr Sehulffesundkeitspflege.
I?. Jahrg.. 1903.
Paul Likcke, Dr. med. Ost u. Insp. A. TOOHBOHlfiD. Ref. Ober
die Schulbäder (techn. Einrichtiinpr, liyg. u. pftdatr. BfdeutunLf).
Otto T,aubi u. Scfiaetzkl. Zf/w/- f,rui Methode der Ohrenunier-
surhungcn in den Voik.-'ihulcn und Vorschläge zur Verhütung der
wichtigsten Ohrenkrankheiieti.
KslIiBB, BoBniT, Rektor. Der Stmideiyilan der mAkmiimMm
Gymnasien wm A^^MacAm Standpunkie aus heira^iet,
ZUBERB OHLER, W. Zitk, Einrichtungen und Erfolge der Land-
erziehungsheime.
Gtssl, Jul., Dr. Das neue Kmionachiulgehäiude m Schaffhausen,
Digitized by Google
48
ZOLLlNöER. Fr. Bericht über die IV, Jahresrermmmhing det aOff*
deutschen Vereins für Schulgesundheitspfiege in Bonn.
FuKRBK, W. Das Brimarsdmlhaus (xeisdtceid und die TurfüuUle
an der Aäknbn^^ t» WmterÜmr.
*Ebrr, Dr. Unt Anmua Bepart of ihe Medieai ^jßeer (Sdiool Board
for Lmdm), for tlie year ended March 1903. 4^ 26 S. Mit
graph. Darstellongen.
*Keaepelin, Emtl, Prof. über geistige Arbeit. 4. darchgeseliene Auti.
Jena. G. Fischer, 1908. Gr. 8". 32 S. M 0.60.
*LlCHTKNFELi, H., Dr. Anleitung eur Begutachtung de Nüiirwertes der
Ettal BrnnUer wnd dtr in öftmOiehm AnstaUm. Bonn, Fdedr. Cohen,
1903. Kl. 8^ 26 S. Ji 0.80.
*MlsiilMA, M., Prof. Tabellerl des Wachstums der Japanischen Kinder
(v. Neii^eboreDcn bis zum 15. Jahre). Sep.-Abdr. aus „Wachatnra der
Kinder in Japan". Tokio 1902.
Müller, P. Johs. Dan Schuleimmer. Vierteljahrssclir. über die Fort-
scbritte aof dem Gebiete der Ausstattung und Einrichtung der Schnl-
rinme, sowie des Lehmuttelweeeiis, mit besonderer BerQcksichtignng der
Fordenmgen der Schalbygiene. I. Jahrg., Nr. 1.
*Parlin, Cc. An ItlmtraiUm of tlie Menagenunt ofAOiktiiCB in a High
Srhnnl. The School Review. Nov. 190.5.
^Patkikios, Basile. Dr. La Tubercuiose en Qrtce. A?ec une carte.
Ath^jnes, 1003. Gr. 8°. 99 S.
RITSMAKN, E., Or. Üher Schi^fwiuhs md EnrMSichtigkcU. Scfaweuer
Bluter for Sehulgesandheitspflege. 1903, Nr. 6.
*SCHILLIKO, F., Dr. Die Gafkusfeinkrankhcii, iJtre Ursachen, Pathologie,
Biagm^ ' und Therapie, Leipzig» H. Härtung & Sohn, 1904. 8®.
85 s. iL \m.
*SCHNKiDEIi, J., Ur. med. Des Volkes Kraft und Srhonhcit. Für Er-
zieher, Lehrer, Eltern, Künstler und städtische Verwaltungen. Mit
III Abbildgn. Leipzig, Th. Thomas, 1903. Gr. 8^ 310 8. Brosch.
M 10.— ord., M 7.60 netto, JK 7.-- bar. Eleg. geb. Ji 11.60 ord.,
M 8.20 bar.
*Stadelmaxn, HeINR., Dr. Schulen fi'lr ner^'nilcmnlcc Kinder. Sanimlg.
V. Abbdig. a. d. Geb. d. pöd. Fsv» liol, u. l'hysiol. v. TH. ZiKöLEK u.
Th. Ziehen. VL ö. 8°. 31 8. M 0.75.
^BAVZ, a H., Dr. Der E&rper des Kindes fUr Jßttpm, Er^iOier^ Jrtie
tmd KünsiXer. Mit 187 in den Text gedr. Abbildgn. n. 2 Tafeln.
Stattgart, F. Enke, 1903. Gr. 8«. 250 S. M 10.—.
TBTKRArK, Tl. Die Schwnchbe fähig ten in der Voikssekule, Die Gesund*
heitswarte der 8chulc, 1903, "No. 11.
*Triplett, Norman, ä sludg of the faults of ChUdren. The Pedago-
gical Seminary, Vol. X., No. 2, 1903.
*Walrbr, Walvbe. Die neuesten Bestrebungen und Erfahrungen nut
dem Gebiete der Ersiehung der 8(kii>adien. Inaug,-Disfl. Zftricb, 1903.
Gr. 8^ 237 8.
Digitized by Googl
n. Jahrgang. 1904. No. 1.
•n9{KaUkl|iiii)lii«|eii.
Das Scliiilantweten in DeatsohlaiicL
Beriolit aber die Ergebnisse einer Umfrage bei den
grOfaeren StAdien des dentscben Reicbes.
Von
Dr. Paul SoHUBBET-Nümberg.
(ForlMtmng.)
Fast alle die znletet genannten Stttdte fElgen der Fragebeant*
wortnng die Bemerkung hinzu, dafs die speztalärztliobe Hilfe „naok
Bedarf", „soweit notwendig**, ^^anf Antrag*^ oder »naeb Ermeasen
des Sehnlarztes" in Anspmeb genommen wird.
Immer findet also eine Vorantersnchnng der Sinnesorgane statt,
auf Gtmnd deren die Auswahl der dem Spesialanst srnnsohiekenden
Kinder TOigenommen wird. An einseinen Orten, s. B. in Königs-
hatte, mag sie wohl nooh dnrefa die Lehrer erfolgen. In dieser
Hioflifllit sei anf die von Dr. Stiigbb^ berichteten, in Zflrioh ge-
maebten Erfahmngen hingewieaen, der die Vorantersnohnng dnreh
Lohzer bei den Sehnlnedingen als nnsnltogUoh bsseiehnet» so dals sie
dort nnnmehr dem Aasistenten das StMitarstes übertragen worden ist.
Damit soll nicht gesagt werden, daJb die Mithilfe des Lehrers
bei diessr Vonrntevsachang von der Hand an weiaen aei. Im Gagen-
teil, es ist sehr sn empfehlen, daiis der Lehrer einige Tage vor der
irstliehen Vorantersnchnng^ mit seinen Schulrekraten Übungen Tor*
nimmt, zu dem Zweck, deu Kiuiueu klar zu machen, was man von
* Diene ZeiUHthnfi Bd. XI, i>. 480, und Jahil/uch d^^r stJmeu^rudieH (Jeseii-
§ckaft für Schuigtaundiuüsp/leffe, III. Jabrg&ug, S. Gl und 66.
Dar ScholArst. II. 1
Digitized by Google
2
50
ilmen verlangt. Dadurch kann dem Schularzt sehr viel Zeit und
Mühe ej-spart werden. Die Vorprüfung selbst aber »ollte
sowohl hinsichtlich der Sehschärfe als der H or fiihigkeit
stets durch den Schularzt vorgenommen werden.
In den siichsischen Städten enthält die Rückseite des Gesund-
heitsscheines genaue Vorschriften über diese Vorprüfung, die auch
hier der Schularzt zn machen hat. Die Anweisung für die Hör-
prüfung lautet: „Für die Prüfung des Gehörs genügt eine Entferoung
• von 8 m, wenn der untersuchende Ar/t seine Flüsterstimme sehr
herabstimmt und das untersuchte Kind auf jedem Ohre einzeln geprüft
wild. Das Kind steht alsdann mit dem m nntennehenden Ohre
dem Aiste sagewandt und hAlt das andere selbst fast m Bei der
Wahl der zngeflttBterten Worte ist zu beachten, dab Zisohlante
leichter verstanden werden als andere. Gewöhnlich werden Zahlen
gewfthlt; unter diesen ist „sechs** am leichtesten, „fünf* und y^nenn*
am schlechtesten sn verstehen. Das Eesnltat wird in der Rubrik
„Zensur^ mit „gut" oder „mangelhaft^ beseiohnet. Die Zensor ^ig^t'*
erhalten nur jene Kinder, welche anf 8 m Entfernung auch die
sohwerverstindlichen Worte ohne Zisdilaute, wie ,|fQnf^ und „neun",
hören. Das HOrvermögen des rechten bezw. linken Ohres wird durch
die vorgesetzten Buchstaben r bezw. 1 unterschieden. Unter Be-
s-onderheiten sind Ührenfluls, Schmerzen u. a, zu erwähnen."
Für die Sehprüfung besteht folgende Vorschrift:
„Die Prüfung auf das Sehvermögen geschieht auf 6 m Ent-
fernung, unter Benutzung der ÄLBHAVuschen Tafeln, für jedes Auge
gesondert; es wird nur aut den Grud der ISehsScburtH bezw. Seh-
]ei>tung, nicht auf Knrzsichtigkeit, Weitsichtigkeit od» r Asiigiiiatis-
mus untersucht. Das Sehvermögen ist in der Rubrik ,,Zensur" njit
einem Bruche zu bezeichnen, in dessen Zähler G (d. i. die Entfernung
des geprüften Auges von der Tafel in Metern ausgedruckt) steht,
während in den Nenner die Zahl G.5, 9.7, 13, 16, 22.7, 32.5, 65
kommt, je nachdem das geprüfte Ange in 6 m Entfernung die kleinste
Buchstabenreihe der Tafel lesen oder nur die 8weit> hesw. dritt-
unterste Reihe usw. erkennen konnte, die ein normales Auge bereits
in 9.7 bezw. 13, 16 ra lesen soll. Das Sehvermögen des rechten
beaw. linken Auges wird durch die ▼orgesetsten Buchstaben r bezw. 1
gel^ennzeichnet. Liest z. B. in 6 m Entfernung das rechte Auge die
unterste Reihe, das linke Auge die zweitunteiste Beihe, so wird das
Resultat beseiohnet mit: r 1 V»*^* Abküisung unter Weglassung
der Dezimalstellen ist zulttssig. Bei guter Beleuchtung kdnnen die
üigitized by Google
51
3
Domalfliohtigen Kinder die nntante Aeihe erkennen. Erkennt ein
Kind nur die nnteraie fieihe niohti so kann ee als an der Grense
des Normalen siebend gelten und bianokt nieht als der ttrztliohen
Behandlung bed&rftig yenseiohnei sn werden. Die Kinder, welobe
die Bnohstaben nieht gelernt kaben, werden mit der Hakentafel
geprüft und erkalten in entsprechender Weise Zensuren mit dem
Zosatse: Haken. Unter Besonderkeiten sind Schielen, flomkaat-
flecke, BindekantentaflnduDgeu u. dgl. zn Terzetchnen.*
Die Bestimmung, nach welchen Regeln die Aaswahl der an
einen Spezialarzt zu verweisenden Kinder erfolgen soll, vermifst
man bei beiden Anweisungen, Doch ist aus dem Bericht von
Dr. Pötter ^ bekannt geworden, dafs in Leipzig jeder Fall von
Schwerhöriirkeit und jede Minderung der Sehscharfe auf V* Anlafa
gab, spezial istisrlic T iiter.-uehung zu empfehlen. Schul-Augen- oder
•Ohrenärzte bestehen m Leipzig nicht. In demselben Bericht wird
mitgeteilt, duls die Untersuchung der höheren Sinnesorgane einen Teil
der Hanptuntersuchung bildet, ja dala letztere FOL^ar mit der Prutung
der Ohren und Augen beginnt. Die Zeitdauer lür die Untersuchung
der Sinnesorgane durch den Schularzt wird bei einer Klasse roa
40 — 45 Kindern auf eine halbe bis dreiviertel Standen angegeben.
Da jedes Auge und jedes Ohr für sich untersacht wird, so setzt das
hei Kiodern in dem zarten Alter von 6 — 7 Jahren unbedingt eine
Torherige Einflhung durch den Lehrer vorans.
Die Dienstanweisung^ von Magdeburg und die gleichlautende
▼on Quedlinburg enthalten in § 3 folgende Bestimmungen:
„Beim GehGr hezeichnet agut'» wenn Flttstersprache über die
ganse Lange des Schnlaimmers, vschwaoh**, wenn dieselbe nur bis
lor Uitte, j^sohwerhörig", wenn sie nur in niohster Nftke ▼erstanden
wirf«
.Die SehfiKkigkeit ist su unterscheiden als .normal", Sehsch&rfe
gleieh 1, als »mittel* bei einer Sehschärfe bis su Vi imd als .nn*
genügend** bei einer Sehschärfe unter Vs* Au&er der Sehsckirfe ist
tseh der Brechungszustand und der Grad der Breohungsanomalie
ftiliiutellen."
Hier wird also vom Schularzt eine weit genauere UntersucLung
dtr Augen gefordert, die über den Kabmen einer Voruntersuchung
kinan?geht. Gleichwohl öieht dann der § 4 die Zuziehung von
Spezvaiurzten vor, wenn der Schularzt ein Augen- oder Ohrenieiden
' Diese ZäUtchriß 1902, S. 244 und 246.
Digitized by Google
4
52
findet, das ihm diesen Wunsch nahe legt. Die Kinder werdea in
solchem Fall durch den Schulvorstand dem hierfür bestimmteD
Spezialarzt überwie69D. Der § 2, Absatz 2 und 3, der soeben in
Kraft getretenen Brannschweiger Dienstordniing deckt sieh fast
wörtlich mit den soeben zitierten Stellen ans Mag debarg.
Mehr oder minder genaue Bestimmungen übrr die tlntennoban^
der Sinnesorgane durch den Schularzt, oder die Beisnehnng eines
Spezialaiztes finden sieh noch in den Dienstanweisungen von Aachen
(§ 4), Braunsobweig (§ 3), Halberstadt (§ 2)» Obliga (§ 2).
Aemsobeid (§ 1), ObereebOn weide (nnr ftr die Ineasaen der
fliUissobale) nnd St Job an n (§ 5). In Hagen flobreibt § 3 Tor,
dafo der al» Sobolaagenarrt angeetellte Speaialarat für gewObnlioh,
beeonders bei den Lemanftingem» die Angennntenmobung in allen
Stfleken selbst Tonsunebmen bat Nnr im Fall seiner Bebindemng
bat der Sobnlant die allgemeine Angenantersnobung zu maoben
nnd naeb Ermessen einaelne Falle lOr den Angenant asnrilidcva*
stellen.
Frankfurt a. O. nimmt eine nach zwei Richtungen abweichende
Stellung ein. Zunächst findet sich hier in § 1 e die Angabe,
dafe der Lehrer die Kinder mit nicht norüialem Seh-, Sprech- oder
Hörvermö^n „ausmustert", damit sie vom Schularzt genauer unter-
sucht Wiarden. Daun heifst es weiter: „Sofern die Störuus'en oder
Unregelmsllsiekeiten durch einfache durch du- EUorn selbst anwend-
bare Mittel gehoben oder ausgeglichen werden iconnen, z. B. Ent-
fernung von Ohrenschmaljr, i«t dies im Befund zu vermerken, des-
gleichen, ob das Tragen einer Brille, erent. weicher Art und Nummer
nötig ist." —
Die Durchbrechung des Grundsatzes, dais der Schularzt nichts
mit der Behandlung der Kinder zu tun hahen soll, findet hinsieht*
lieh der in den Dienst der Schule gestellten Spesialärxte nicht selten
statt, besondeis sngnnsten der Briilenbestimmung und der Zabn-
behandlung. Ob man das billigen soll, bleibe bier unerörtert.
In Frankfurt a. O. tritt aber die Ao^rdemng zur Bebandlnng
gewisser Übel sogar an den Scbnlarst im engeren Sinne beran.
In einem Falle ist die Obertragnng der Behandlung an den
Sobnlant nnd Sebnlaogenarst wobl beiecbtigt» nftmlieb beun Tiaobom,
dss aneb in der KOnigsberger Dienstsnweisnng (§ 8) ansdraoklieb
in diesem Sbne erwibnt ist. In Königsberg ist die Anstellung
yon Sobnlttrsten sogar eist sekundftr ans dem erspriefelieben Walten
der snr BekAmpfnng des Traoboms aufgestellten Ärste berrorgegangen.
üigitized by Google
53
5
In allen den bisher geniinnten Stüdten ist die eingangs erwähnte
TreDQung der Augen- nnd Ührenantersuchnng von der HauptuQter>
suchuDg nooh nicht eingeführt, sie geht sogar, wie erwiUuit, in
Lieipzig der allgemeinen Untersuchung des Kindes vonrns.
Inzwischen hat übet an einzelnen Orten die Erfahrung gelehrt,
dafs es nicht empfehlenswert ist, die PrflfdDg der Sinnesorgane kurze
Zeit naeh dem Schuleintritt Tonranehmen. In Frankfurt a. H.^
ist man aohon naeh dem ersten Jahr des schulärztlichen Wirkens m
der Oheraengong gekommen, da& sich die in den eisten Wochen
des Sohulhssnehes hei den Seh- nnd Höiprttfnngen gemachten An-
gaben als unanTeriiflsig erwiesen. Oamns entwickelte sich in dieser
Stadt die geschilderte Dreiteilnng der Untersnchnng, so dab
unmittelbar nach dem Schnleintritt snn&dhst eine oberflächliche all-
gemeine Besiohtiguiig stattfindet, der dann nach einigen Wochen
wenn die Kinder mit dem Sohnlleben ein wenig vertraut geworden
und nicht mehr so tngstlich sind, die genanere Untersnchnng des
gansen Körpers folgt, wihrend die Prflfbng Ton Auge und Ohr eisi
am Ende des ersten Semesters stattfindet.
Von den Dienstordnungen enthalt nur die von Posen eine An-
deutung', dai's die Augeu- und OhrenuntersucLuugen liLnuuszuscliieben
sind. Eä iielfst da in § 5 : „Die in dem § 1 u. 2 angeurduete (allgemeine)
TTntereuchnng ist nach Verlauf eines Zeitraumes von einem halben
bis zu einem Jahre zu wiederholpu, und der Schularzt hat hierbei
nanientlicb auf die Seh-, Gehör- und etwaigen Spreohstönmgen der
Ikjnder zn achten."
Klar und bestimmt ist das neue Prinzip erst in der jüngst um-
gearbeiteten Dienstordnung von Nürnberg ausgesprochen. Nach-
dem in § 4 gesagt ist, dais die Untersuchung auf Schalf^higkeit
unmittelbar nach Eintritt der Kinder in die Schule, die zweite, ein>
gehende Untersuchung bis aum Schlüsse des ersten Halbjahres au
erfolgen hat, heifst es dann weiter: ^Die dritte Untersnchnng
ist im Sommerhalbjahr vorzunehmen und bis zum Beginn der
8ommeiferien enm Abschluis zu bringen. Sie hat die Kinder auf
ihre Hör- und Sehftthigkeit zu prüfen. Über die bei derselben
wahrgenommenen Mlingel und Gebrechen ist von dem Schulantte in
dem GesnndheitBbogen ein kniaer Vermerk einautragen.*
Diesem Beispiel Nttrnbergs ist die jüngst in Kraft getretsne
> Gütige briefliche UitteiluDg des Stadtarzte« Herrn Geh. SaaitStt-Bat
Dr. Anass.
üigiiized by Google
6
Ö4
Schularztordnuiii,' der Naohbarstadt Fürth gefolgt, deren § 3 die
Bestimmung enthält; „Die zur Probe in die Schule aufgenommeueü
Kinder werden alsbald nach ihrem Eintritt untersucht; bei den
übrigen soll die allgemeine Untersuchung bis zum Beginn der Oster-
ferien beendet sein, während die Untersuchung auf Seh- und H(ir
fehler bei den Kindern des ersten Jahrgangs erst im Sommer erfolgt.*^
Prof. Herm. Cohn hat in seinem Vortrag: Warum müssea be-
sondere Schulau genärzte angestellt werden? (Woohenschrift für
Therapie und Hygiene des Anges, Jahrgang VI, No. ^3) gegen
dieses Hinausschieben der Augennntersuchung Stellung genommen
und darauf hingewiesen, dafs man aueh bei Analpbaheten, ja bei
wilden Völkern, deren Sprache man nicht kennt, mit Hilfe
der Hakentafeln reoht genaue Sekprüfnngen maoben kann. Dem
mnlii jedoob entgegengehalten werden, dab nicht die mangelliafte
Kenntnia der Bnebstaben Ursache com Hinanssohieben der Unter'
•nehnng bei den Schnlnenlingen bildet^ denn Sobriftseiehen sind
anoh am Ende des ersten Schuljahres bei den Kleinen noch nicht
gut Terwendhar, sondern die Schfichtemheit und genüge geistige
Reife der Kinder. Fnnktionsprftfnngen in so eartem Alter bleiben
immer eine grofae Geduldprobe. Der Proaentsata der Kinder, welche
auf Fragen eines fremden Arztes überhaupt keine Antwort geben
oder bei Iftngerem Untersuchen zu weinen beginnen, oder mit der
bequemen Antwort „ich seh's nicht" sich ahfiuden, obwohl sie bei
sch^irterem Aufmerken recht gut sehen würden, dieser Prozentsatz
mannt im Laufe einiger ^lonate unter dem Einfluis der Schuldisziplia
und geistigen Übung so erheblich ab, dafs es sich wohl empfiehlt,
zugunsten grofserer Zuverlässigkeit der Ergebnisse mit der l-*rüfuiig
der Sinnesorgaae bis zur zweiten Hälfte des ersten ächuljithres zu
warten.
Hier dürfte es auch geboten sein, zu der im genannten Vortrag
von Prof. Cohn aufgestellten Forderung von Schulaugenärzten
Stellung zu nehmen. Ich glaube, dafo man sich dabei sehr wohl
auf einer mittleren Linie einigen kann, wenigstens was jene zunächst
ins Auge zu fassenden Ziele betrifft, für deren Anerkennung durch
die mafsgebenden Behörden in absehbarer Zeit einige Aussieht besteht.
Dafe die Voruntersuchung nicht von den Lehrern gemacht
werden soll, daran ist unbedingt festsohalteo. Die Sache ist denn
doch nicht so einfach, als sie manchem erscheinen mag, und es gehört
sowohl iratliohe Vorbildung, als auch ein guter Teil Übung xu der-
artigen Untersuchungen, um sich vor groben Irrtttmem au sohütsen»
Digitized by Google
55
7
ist aber kein Grund ersichtlich, weshalb dieae Voranter-
SQohang nioht Yon den Sohulärzten voigenommen werden sollte,
ganz ebeneo, wie man Lnnge nnd Herz von ihnen nntereuohen läfst.
Bei den Sinnesorganen wird allerdings nicht das Auge und Ohr
aelbet, sondern nnr die Funktion nntersacbt, nnd awar für jedes
Auge und Ohr getrennt. Auch wenn man darauf bestehen woUte,
dais die Sehprflfung nach Oohns Fordemng im Freien ausgeführt
weiden soll, wttie der Schularsi damit su betrauen. Eine solche
Ersehwemis der Voranteisnohung ist aber für schalftrztliehe Zwecke
nicht erforderlieh.
Zwei Ghriinde kann man anführen flür die Prttfdng der Sehschftrfe
im Freien: die grOfteren Entfernungen » die dabei su Gebote stehen,
und die bessere Beleuchtung; beides hat die Wirkuug, bessere Seh-
aehftrfen, als die bisher mit „normal" oder „S » 1 " beceichneten fest'
stellen in kdnnen. Von diesen swei Yersuchsbedingungea ist die
grOfeere Entfernung der ProbAtafeln darobans entbehrlich, da man
sie durch entsprechende Verkleinerung der Probebuchstaben oder
Hakenzeichen ersetzea kaun. Man kann chiiiii auch im Zimmer
unter Umständen doppelte und dreifache Sehsciiarfe finden, wenn
die Beleuchtung ausreicht. Es bleibt der Vorzug hellerer Beleuch-
tnn^ im Freien, und Cohn mu(;lit die gewifs beachtenswerte Be-
in'-ikun?, es sei wichtig, eine etwn v(H-}i!ind«^n(^ Sehschflrfe von ^'/e
unler freiem Himmel festzustellen, um bei spateren Lntersuchnngeu
schon aus dem Sinken auf Ve, also auf leu Stand, den man als
Tolle Sehschärfe zu bezeichnen pflegt, die Erkenntnis zu schiipfen,
dais das Auge Schaden gelitten hat. Das kann aber ganz ebenso
gut auch bei der bisher tlbliohen Untersuchung im Zimmer festge-
atellt werden, da man auch im Zimmer bei Verwendung kleinerer
Sehproben eine Sehschärfe yon und später eine Abnahme auf
Vi erkennen kann, wenn man seine Untersuchung darauf einrichtet.
Denn es kommt nicht so sehr das absolute Mala von Beleuchtungs>
Intensität der Sebproben an, als darauf, dafs die su vergleichenden
Sehprafnngen stets unter gleichen Bedingungen stattfinden. Wir
wissen ja aus den Untersuchungen von ühthof^ u. a., dals die Seh-
* V, Oräfes Archiv, 32. 1, S. 190: Bei Steifrerung geringer Beteuchtunfj^s-
infensitäten findet ein verhältnismäfHig sehr schnelles Anwachsen der üeh-
»r^y.irfe statt, jensHit». 4 Mftfrkcrzpn peht (Ih-^ Sr'hvt.'rmng'en nur noch Ifttigssm
IQ die Höbt', und l»t;i lmult Beleuclituiiysiiitensitiit von ."33 Meterkerzen war für
N.« Aage der Uöbeputikt der Sehschä fe erreicht, so dafs eine weitere Steige-
raog der Intesrftit die Sebtdilrfe uielit a^ir so ilefgem vermoehte.
Uiyitized by Google
8
56
schärte nicht im gleichen Verhältnis mit der Helligkeit der heleuoli-
teten Fläche wächst, sondern jenseits gewiaaer Grenzen annähernd
gleich bleibt, wenigstens so weit das für die ärztliche Praxis er-
forderliche Malis von Genauigkeit in Betracht kommt. Beim Ohr
liegen die Verhältnisse ungünstiger, weil wir nur das Prütungsmittei
der Flustersjinu'he in der Schule verwenden können, und weil
Flüsiersprache vom normalen Ohr bis 25 ra gehört wird. So
grofse Räume stehen in der Schule nie zur Yerftignng, es wäre
also für die Hörprüfung der Kinder noch weit wichtiger, sie im Freien
vorzunehmen. Die Sehprüfung im Freien ist mehr von wissea-
schaftlichem als von praktisobem Wert, würde aber erfoiderliobea-
f&ÜB ebenfalls vom Schularzt ansgefiihrt werden können.
Bis dahin ist demnach der Spezialarzt entbehrlioh. Für die
Kinder mit minderwertiger Seh- und Hörf^higkeit^ auch wenn sie
sich nur einseitig findet» muls allerdings die genauere Untersuohnii^
durch den Augen- und Ohrenarzt gefordert werden. Die oben ge-
gebene Übersicht über das VorgeheD der einzelnen Städte hat ge-
zeigt, dafs dies in sehr yerschiedener und leider recht oft in «nsa*
reiohender Weise geschieht. Wenn man sich darauf beschränken
wollte, die mangelhafte Funktion in den Geenndheitssohein einzu-
tragen, so wftre die Mühe der VonmtaanMiolivng Teneliwendtt &
mah mindeeteos den filtern sngleiofa mit der soihrifUiehen Mitteilung'
Uber den Befund die Aii£Fordenmg geeohiokt werden, das Kind Ton
einem Spesialarat nntersaehen und behandeln an lassen. Dies geschieht
ja anoh bei jeder anderen vom Sohnlant gefandenen Brkranknng, nnd
ee liegt gewib niobt minder im Interesse des Kindes nnd der filtern»
ein Hers- oder Iningenleiden beim Aist ihres Vertranens behandeln
an lassen, als fiftr sachverständige Verordnung einer Brille m sorgen.
Die Gefahr, dafa der schnlirstliohe Rat seitsns der filtern nicht be-
folgt wird| und daUb die ßefragung eines Hans- oder Spenalaratea
nnterbleibt, liegt allerdings TOr, aber sie ist bei Angen- nnd Ohren-
leiden nicht gröiser als bei andern KxankbeitBinstSnden. Man
kann dem Rat etwas mehr Naohdmek geben, wenn die Kinder nach
einiger Zeit gefragt werden, ob sie beim Arat waren, und wenn
erforderlichenfalls eine sweite Uahnnng gesehiokt wird. Die
Schwierigkeit Air ünbemiitelte nnentgeltlidie ärstliohe Hilfe an
finden, ist bei allgemeinen Erkrankungen und bei Leiden der Snnes^
Organe gleich grois, oder richtiger gesagt, gleich gering. Wo weder
Ka^n noch Armenpflege zur Zahlung herangezogen werden können,
wird trotzdem an keinem Ort dm ilumauität der Ärzte versagen.
Digiiiztxi by Google
57
9
Eine der Schulbehörde bezw. der Oremeinde obliegende
Pflicht, die Schulkinder auf ihre Kosten nicht nur unter-
suchen, sondern huoh an allen gefnndenen Krankheiten
behandeln su lassen, kann weder gesetzlich noch ethisch
begründet werden, ebenf^n wenig ein Bei^t, Zwangsmafsregeln
gegen die Eltern nach der Richtung anzuwenden, dafs sie die in der
Schule festgestollten Krankheiten aueh wirklioh von einem Arat
behandeln lassen.
Man wflrde aber den bei Angen- nnd Ohrenleiden obwaltenden
besonderen VerbiltnisBen an wenig Reehnung tnigen, wenn die Über-
weisung an den Spesialafst den Absobluia des sohnlflrstlioheii Ver-
fthiens bilden sollte. Die Beaiehnngen der einaelnen Krankheiten
mm Sohnlleben sind Teisdiieden gestaltet, und mehr als eine Btlok*
ttsbt ist hierbei an beobaehten. So ist a. B. bei Kindern, die mit
emem Hersleiden behaftet sind, die Sohnle nnr xnsofem intereeriert,
sb ne von dem Leiden Kenntnis haben mnls, nm nieht etwa beim
Tnniin durch gewisse Übungen dem Kinde Schaden zuzufügen ; ein
Aniafii, sich um die Einzelheiten der hausärztlichen Untersuohungs-
ergebnisse und Bebuudlung zu kümmern, heäteht iui' die Schul-
behörde in solchem Falle nicht. Bei den hühereu Sinnesorganen ist
dai iuteresse der Schulbehörde ein weitergehendes, weil schlecht hörende
oder schwachsichtige Kinder im Leruen behindert sind, so dafs es
sich nicht mehr nusschliefslich um das kurperliclio Wfihl des Kindes,
Bondem auch um seine geistige Ausbildung hau deit. in einer dritten
K^-ihe von Fällen Ist die Schule sogar genötigt, sioh pnergisnb um die
EnilVfi) ung der Kinder aus der Schule und sogar um ihre Behand-
lung 2a kümmern, weil Ansteckung der Mitschüler droht. Daher
fordert und überwaeht die Soholbehörde z. B. bei der sogenannten
ägyptischen Angenentaändung und hei Ungeziefer die Behandlung
das Übels ^md kann seibat Poiizeihilfe behufs Zwangsbehandlnng
IS Hilfe rufen.
Man darf also den Kranlcheiten der Schulkinder gegenüber nioht
«DMn einkeitUehen und gmndsfttaliohen Standpunkt einnehmen,
Madam mnib den Verbftltniasen im einseloen gereeht an werden
machen. Bei den Krankkeiten der l^nnesoigane liegt nun die
Sisbe so, dafa eine Rüokänisemng des Spesialantes Uber die Art
dti Leidens, nnd die beim ünterrioht darauf au nehmende Efloksiobt
donhaus notwendig ist.
Es daif nioht anlser aokt gelassen werden, dab bei den andeven
Msa Tom Soknlarat das kranke Organ selbst nntersnokt.
üigiiized by Google
10
58
nnd eine, wenn auch nur allgpmeine Diagnose gestellt wird. Bei
den angedeuteten Voruntersuchungen von Auge und Ohr wird
aber nicht das Organ selbst, sondern nur seine Funktion
vom Srliuiarzt unter^^ncht, dieser kann daher auch, wie Cohn
sehr riciitig hervorhebt, keine Diagnose stellen, sondern nur sairf^n,
dafs hier etwas nicht in Ordnung ist, und sein „videaut consules*"
hinzufügen. Diese Diagnof^e und ihre Konsequenzen sind aber beim
Auge sowohl wie beim Ohr für den Schul betrieb weitaus wichtiger
wie bei jedem andern Organ, weil die höheren Sinnesorgane die
Pforte bilden, durch welche Lehre und Unterricht dem Kinde zu-
geführt werden. Es irt für den Betrieb und Erfolg des Unterrichts
Ton grofser Bedentang, oh das bei der Vornntersuohnog gefandene
schlechte SehTermOgen dnroh eine Brille zur Norm anfgeheesert
werden kann, oder ob eine nnheilbare Schwaohsiohtigkeit» s. B.
dnrch flomhantflecke Torliegt, die einen bevorsngten Bankplais
nnd mancherlei BUoksicht beim Unterricht fordert Ebenso ist es filr
den Lehrerfolg wichtig, an erfahren, da& in dem einen Falle hei
Tnbenkatarrh die Schwerhörigkeit vorabergehend beseitigt, aber mit
einiger Wahrscheinlichkeit seitweise sieb wieder einstellen wird, im
anderen Ealle durch chronische Hittelohr«»itemng das HOrrermOgen
dauernd anf ein geringes, beim ünterridit stets an berflcksiehtigendeB
Mals herabgedrückt ist.
Es liegt also bei den Leiden der höheren Sinnesorgane nicht
nur das rein gesundheitliche Interesse vor, sonderii iiucli m weit
höherem Grade wie bei allen anderen Krankheiten ein pädago-
gisches, ein ,,8chul Interesse", weil von der Beseitigung, und
in gewissem Sinne schon von der Feststellung dieser Leiden zum
guten Teil der Erfolg des Unterrichts abhängt. Die Forderung
Cohns, dafs sich die Schule nicht mit den Ergebnissen der vom
Schularzt betätigten Voruntersuchung des Auge«? begnügen dürfe,
dafs ihr daran liegen müsse, die genauere Diagnose zu erfahren,
diese Forderung ist sachlich durchaus begründet. Die Schule hat
allen Anla£9, das Untersuohnngsergebnis in Erfahrung zu
bringen nnd an berücksichtigen. Es dürfte daher nicht unbillig
erscheinen, wenn eine Ergänjiung der Schularzteinrichtungen ange-
strebt wird, dahingehend, dafs die Sohulbehörde für eine Bericht-
erstattung der Spezialarzte über ihre an den zugewiesenen Kindern
erhobenen Befunde in irgend einer Weise Sorge trügt» sei es nun,
dals sie einige Schnl-Augen- nnd -OhrenKizte anstellt nnd besoldet,
welche alle an unbemittelten Kindern nötig werdenden spesialflnt-
Digitized by Google
59
11
liehen Untersuchungen vorzunehmen haben und darüber Bericht er-
statten müssen, sei es, dafs sie mit allen ortsansAssigen Spezialärzten,
die sich hierzu bereit erklären, einen Vertrag abschliefst, in der
Form, dafs den Eltern die Wühl unter diesen Ärzten freisteht, und
dafs die Behörde für knixe und bündige Befnndsoheine ein kleines
fionomr entrichtet.
Es wttide «tob dabei immer nur am die Kinder armer Eltern
haodeln, die Bemittelten müssen fttr ünteisnobnng nnd Befandai^ein
selbst soigen. Bei der Armenpraxis wird es sieb dann von selbst
ergeben, dafs die dnreb üntersoebang gefbndene Brille dem Kinde
auch gleiob verordnet und aus irgendwelcben verfügbaren Mitteln der
Armenpflege oder wobltätiger Stiftungen vermittelt wird. Man mufs aueb
lüeiin OoHM reebt geben, dafe es ein Unding wftre, eine seitraubende
Astigmatismusbestimmung nur fUr die Eintragung in die ScbulUste
SU maeben und nicbt gleich aueb das BriUenrezept zu scbreiben.
Bin Konflikt mit dem Hausarzt steht hier nicbt su beitobten. Im
allgemeinen aber, und insbesondere bei zablungsftbigen Familien,
mufs an dem Grundsatz festgehalten werden, da(s der Schularzt
— und dies gilt auch für den schulärztlich wirkenden SpeziaLuzt —
nur für die Hygiene, aber nicht für die Behandlung der
Kinder zu mr^en hat. Die neue Beiliner Schularztordnung sagt
(in § 10) sogai iiusdrücklich, dafs die ärztliche BehandluDg der unter-
suchten Kinder den Schulärzten nicht gestattet ist.
Man kann sehr wohl aus Gründen der allirerneiuen Volkswohl-
fahrt auch eine weitgehende Obsorge für Behandlung kranker Schul-
kinder befürwurten. Dies mufs aber vom Schiilartzweseu getrennt
und als das behandelt werden, was es ist, als ein Stück so-
cialer Wohlfahrtseinrichtung, wobei dann noch manche andre Er-
wägung Platz zu greifen hätte, die nur im Einvernehmen mit den
Ärzten zum Abschlufs gebracht werden könnte. Ein allgemeineB
Brillen verordnen aber, wie es Herm. Cohn dem Schulaugenmt zur
Pflicht machen will, sprengt den Rahmen des Sobularztwesens und
mub abgelehnt werden.
Im Ansobluls an die Sinnesorgane seien noch die sehulärzi-
lieben Ustersuehungen der oberen Luftwege und der
Zähne hon besproeben. Die rbinologisobe Untetsucbung gehört in
das Arbeitsgebiet des Ohrenantes, so dals hierüber niobts weiter zu
ssgwn ist.
Besfiglicib der Ztthne führen die Gesundbeitsscheine in der über-
wi^l^den Mehrheit keine besondere Bubrik, doch enthalten hat alle
Uiyitized by Google
12
60
eine Spalte fttr „Hund", meist gemeinsam mit „Spraohe und Nase".
Eine Aufforderang zn besonderer Berücksichtigung der Zfihne kann
dann nicht gerade erblickt werden, so wünschenswert dies wäre. Den
Formularen von Bromberg, Ebersbacii, Danzig und flaunu
fehlt seibat die Rubrik „Mund".
Ausdrücklich erwähnt sind die Zähne in den Gesundheitsscheinen
von Bonn, T5r(>slau, Coburg, Erfurt und Grofslichterfeld e,
sowie in den unter sich übereinsiimmeuden Formularen der säch-
sischen Städte. Diese letzteren führen auf der Rückseite ihr*»r
Formulare folgende Erläuterung: „Die Untersuchung der Zalme
geschieht durch Besichtigung. Das Gesamtergebnis wird ebenfalls
mit den Zensoren 1, 2, 3 wiedergegeben. Unter Besonderheiten sind
zu verzeichnen rbaohitisohe, qrphilitische Zähne.** — Kagdebnrg
hat die Bestimmung hierttber in der Dienstordnung gegeben, weiche
in § 3 d sagt: »Das Gebils ist als „schlecht" bei mehr als 2 kranken,
als ^schadhaft" bis zu 2 kranken, und bei gesunden Zähnen als «gnt*^
au bezeichnen. — Atu den Fragebogen ergibt sieh, dals spezial-
ärztliohe Unteisnohnngen der 'Zfthne in Darmstadt, Erfurt»
Offenbaoh und Osnahrtlch stattfinden. Im PeraonalTeraeiehnis
der SohnlMiate ist nnr in Offenbaeh ein Zahnarzt ansdrfleklieh
angefahrt.
Die Sehnbahnkliniken, die in letster Zeit in Strafshnrg nnd
Offenbaeh errichtet worden sind, bilden einen Obergang Ton
sohnlftratlioher Einnohtong anr Poliklinik, stehen aber entsehieden
der letsteren näher. Hier gilt dasselbe, was oben Ton der Brillen-
Verordnung durch den Augenazat gesagt wurde.
Der groüm Nutzen der Sohulaahnkliniken nicht nur für das
kranke Organ, sondern auch für die allgemeine Gesundheit, deren
Abhängigkeit von der Beschaffenheit der Zähne in mehrfacher Hin-
sicht si'hv erheb! ist, kanu gar keinem Zweifel unterliegen. Ein
Zusammeuhuug der Zuhnleiden mit il< m Schulbetrieb ist aber kaum
vorhanden und deshalb eine Ausnuliinestellung im Vergleich zu andern
Krunklieiten nicht geboten. Ihe Schulzahnkliniken dürften daher
nur insofern, als eine Untersuchung der Kinder betätigt wird,
als ein Zweig des Schnlarztwesens betrachtet werden. Die zahn-
ärztlicho Behandlung der Schulkmder in diesen Instituten ist aber
etwas anderes und gehört in das Gebidt sozialer Wohllahitseiurich*
tungen, wie jede andere Poliklinik.
Digitized by Google
61
13
2. Cutersuchang der Kinder in den späteren Sokuljahren.
Dunih die allgmneme und grttndliehe Unteisaehiuig aller nen-
emtretonden Kinder und dnreh die Anlegung eines Ghenndbeits-
bogsne filr jedes Kind ist die tJberwaehang des körperlichen Be-
findens der Sohfiler fflr die ganse Sehnlseit Torberetiet und auf eine
siehere Basis gestellt. Jede spfttere Untarsnohang findet in der ge-
•nndheitliolien Skisse, die im Personalbogen enttuüten ist, den
Grandiifb des Kflipermstandes, den sie dnieh HinznfUgung neuer
IHnsellieiten sn rerrollstflndigen oder umzugestalten berufen ist,
bis am Ende der Scbnlzeit, und zugleich am Abschluis der kind-
lichen Körperentwicklung-, ein abgerundetes Bild des leibliolien
Wachsens und Gedeihens vor Augen liegt.
Durch die Lei der Erstuntersuchung getroffene Auswahl von „Über-
wacbungsschülern " , die bei jedem ärztlichen Schulbesuch zur Be-
si< htizung vorzuführen sind, i>t S ir?e ^^etragen, dafs im späteren
SchuUeüeu die ge,^uiidheitliche UberwachuuL'^ sich ^an?; vorzugsweise
jenen Kindern zuwendet, die ihrer am meisten beLlürfen. Tn
gewissen ZeitnbscliTiUten sind aber Wiederliolungen der genauen
und allgemeinen Lutersudiung aller Schulkinder in den späteren
Schuljahren erforderlich, Uber deren Häufigkeit sich allerdings feste
Kegeln noch niokt herausgebildet haben. Eine groise Ansahl von
Städten, darunter viele mit Yorzüglichen hygienischen Einrichtungen,
baben sich über die Wiederholung der grtlndliohen Untersuchung
aller Schüler noch Entsohiiefsung vorbehalten, und das darf angesichts
der Neuheit der allgemeinen Schülerunteisuehungen nicht über-
raschen. Diese Dinge sind nooh im Weiden; noch in keiner Stadt
Deutoeblands sind die suerst als Sobulrekruten untersnebten Kinder
sehon durob das ganse Sebulleben bindurebgegangen, und daher
werden noob Jabie vergeben, bis die Erfabmng sieb gefestigt haben
wird und gmndsAtsUebe Bestimmungen aufgestellt werden können.
Das Beispiel einiger amerikanisoher Stldte, wo der Scbularst
tftglieb alle Kinder einer Dntersuobung oder Besiehtigung untendebt,
wird in Deutwbland keine Naebabmung finden.
Halt man sieb für Deutsobland an die obeo gemaebte Ein-
teilung in Gemeinden mit rudimentttren sobulirztlieben Einrieb»
tungen und in solche nach Wiesbadener Muster, wobei als wesent-
liches Merkmal die gründliche Untersuchung aller Schulneulinge
zu gelten hat, so soll /.unächst die letztgenannte Gruppe besprochen
werden. Dafs Tiele Städte dieser Qruppe Uber die Wiederholung
Digitized by Google
14
62
der uligemeinen Untersuchung in den späteren Schuljahren zurzeit
keinerlei Bestimmungen getrotFen hahen, wurde schon erwühüt.
Eine Reihe meist kleinerer Stiidte ordnet in jedem Schuljahr
zwei solche Untersuchungen aller Kinder an. Es sind: Bottorp^
Dülken, Elmshorn, Giefsen, Halberstadt, Hameln, Inster-
bnrg, Ohligs und Wald. Halle, das nur für seine Hilfsschule
einen Schularzt angestellt hat, läfst seine Schwachbegabten Kinder
▼ierteljährlich untersuohen. — Einmal in jedem Soholjahre k^^sen
folgende Städte eine allgemeine Untersuchung vornehmen: Apolda,
Bielefeld, Borbeok, Brandenburg, Bischmisheim, Britss»
Chemnits, Friedriohshagen, Herford, Lobberich, Mains,
Nienburg, Pankow und Rybnik. Einen besonderen Weg bat
Charlotten bürg eingeschlagen, um allmählich zu einer jährlichen
Unteisnohnng aller Schüler zu gelangen. Es hat in § 2 Anm. 1
angeordnet: „Im ersten Jahre bleibt die Untersuchung beaohrftnfct
auf die in die 7. (unterste) Klasse aufgenommenen Kinder; demnttohst
eind die in die 7. und 6. Klaase stattfindenden Aufnahmen unter-
Buchnngspfliehtig; im dritten Jahre do. für 7„ 6. und 5. Klasse u. s. f.,
bis naoh sieben Jahren in der gansen Sohule die Unteisuehuug
durobgefUhrt ist. Dadurch tritt auch die Heransiehung der Lehrer
zur Ausfilhrung der Untersuchungen nur allmählich ein."
Fär eine Beihe Ton Städten war auch hierbei das Beispiel
Wiesbadens ma&gebend, welches eine Wiederholung der allge-
meinen Untersuchungen im S., 5., und 8. Schuljahre ▼omehmen
lälst Bs sind dies die Gemeinden: Braunschweig, Cassel,
Kolmar, Kottbus, Darmstadt Stadt (im Landgebiet wird dies
nicht gefordert) und Offenbaeh. Ifttlhausen i. Eis. verfilgt in
g 3, dab die genannte Untersuchung alle awei Jahre wiederholt
werden soll, also im 5., 5. und 7. Schuljahr.
Eine aweimalige Wiederholung im Laufe der Schulseit findet
statt in Dtlren (4. und 5. Schuljahr), Stolberg (im 4. und 7. Schul-
jähr) and in Flensburg (bei Mädchen im 3., bei Knaben im 4. Schul-
jahr, bei beiden im lotsten Schuljahr.
Nur dnmal lassen im späteren Schnlleben untersuchen: Zittau
im 3., Hagen im 4., Ebersbaoh im ö. Schuljahr. Diese späteren
Untersuchungen werden in Wiesbaden und den seinem Beispiel
folgenden Städten nach folgender Anweisung Yollzogen (§ 2 der
Wiesbadener Ordnung):
„Es ist hierbei besonders zu beachten und m dem Gesundheits-
schein zu bemerken, ob und in welcher Weise früher bemerkte Er-
Digitized by Google
63
15
knnkniigen sich geändert haben. Die Gesamt-Konstitution
und deren Aaderong ist in jedem Falle anznge^m Über die8e
Untersuchung spftterer Jahrgnnge ist je ein besonderer Bericht ans»
soatelien nnd dem ftltesteii Sobnlanst einzureichen."
Dnter den Bpfttem UnterBachungen der Kinder nimmt die des
letsten Schuljahres eine besondere Stellnog ein, da auf Grund
denelben im Zusammenhalt mit den flbrigen Eiintnigungen des Gre-
smidheitBfloheines ein Bat fftr die Berufswahl erteilt werden kann
und soll. Diese besonders für Ejoaben flbeians wichtige und nieht
selten Iftr das spfttere Wohl und Wehe entscheidende Obliegenheit
des Schularztes ist ebenso schwierig wie TerantwortnngsToU und setst
beim Ant einige Er&hmng und Kenntnis des Erwerbslebens Toraus.
Ei ist daher au begrfllsen, dais sich eine kleine SpezialUteratur heraus-
subilden beginni welche die Berofsarten mit Rflcksicht auf die körper-
lichen und g^esnndheitlichen Ansprüche sondert.^ Der schulärztliche
Rat wird nuturiich nur auf Befragen seitens der Angehungeu beim
Schulaustritt des Kindes erteilt und wird in den meisten Fällen in
der Beurteilung der dem Arzte gemachten Vorschläge bestehen.
EieeTie Vorschläge zu machen wird der Schularzt bei irewissen Ge-
br( i heil und Kranklieitsnnlagen veraiiluisL sein, der» u Eigenart auf
bestmimte Berulsarten hinweist. Wie fast aui uilen Gebieten des
Schularztwesens, so hat auch hier Wiesbaden für die übrigen
deutschen Städte die AoregUDg gegeben durch folgenden Satz in § 2
der Dienstordnung :
„. . . . Es ist er w ü nscht, dafs nach Untersuchung der zur Eni«
lassung kommenden Schüler des 8. .Jahrganges ein abschliefseudes
Urteil über die G-esamtent wicklung des Kindes während
seiner Sehulseit in seinen Gesundheitsschein eingetragen werde«
und swar unter Berttcksichtigung der während jener Zeit
stattgehabten nennenswerten Erkrankungen, welche Ton
dem Klaasenlehrer au notieren sind."
Obwohl hier von einer Raterteilung bei der Berufswahl
noch nicht gesprochen wird, so ist dooh die Grundlage hierfür mit dem
•beekliebenden Urteil über den KOrpersustand des Kindes gegeben.
Diese Bestimmung ist in mehrere Dieostordnungen übergegangen,
<o s. 6. auch in die jüngste deiselben, in die am 30. Oktober d. J.
genehmigte Schularztordnung Ton Braunsehweig.
* Wegweiser für die Berufewahl von Prof Tu. So^smi ri i 1 1>, Edqab Jaffb
und JoHAXjiKS Saubr, Hamburg 1902. Agentur dea Kauhmi Hauses.
Digitized by Google
16
64
Ausdrückliche Anordnung über Berufswabl ist nur in wenigen
Dienstanweisun c^pü enthalten, die noch genannt werden sollen. Da
aber die fortlaufende Untersuchung der Schulkinder während des
ganzen Schullebena zu einer solchen Raterteilung geradezu dräSjgptt
80 wurde in den Fragebogen auch hierüber Auskunft eibeten.
Von vornherein sind die Bedingungen hierfür überall dort ge-
geben, wo im letzten Schuljahr eiue allgemeine Untersuchung aller
Kinder stattfindet. In dieser Hinsiebt kann auf das oben gegebene
Verzeichnis hingewiesen werden, auf die Gemeinden, die alljährlich
untersuchen lassen, und auf jene» die dies für das 7. oder 8. Schul*
jähr fordern.
Ausdrücklich bejaht wurde die Frage, ob Baterteiiang für die
Berufswahl erfolgt, in folgenden StAdten:
Chemnitz („steht im Ermessen des Schularztes"), Coburgs
(„nur bei Blnaben"), Kottbus, Darmstadt, Erfurt, Frank-
furt a. M., Gera („teilweise"), St. Johann („in einseinen Fällen*^),
Meiningen, Offenbach, Posen, Quedlinburg, Batibor,
(^gelegentlich, wenn erforderlich"), Sohle ewig. Dazu kommen noch
folgende, durch besondere Verfügungen gekennzeichnete Städte:
In Stettin lautet der Schlulssatz des § 3 der I>ienstordnnng:
,»Den abgehenden Kindern ist anf ihren Wnnsdh ArztUeher Bat
in bezng auf die Wahl ihres Berufes su erteilen.*
In Nürnberg bestimmt § 9 der neuen Dienstordnnng, dab dar
Sobnlarst die Knaben in dem letssten Vierteljahre wot der Ent-
lassung aus der Werktagflschnle anf Wunsch der Eltern einer
genauen üniersuehnng an unterstellen hat, nm ihnen auf
Grund derselben beadglieh der Wahl eines Bernfes geeignet«
Batsohlftge an erteilen.
Fürth hat dafttr den § 7:
«Fflr die unter „flrstlioher Überwaehung" stehenden Kinder»
welche die Volksschide Tcrlassen, soll in den Gkenndheitsseliein
ein Gesamtnrteil ttber die gesundheitliche Entwicklung eingetragen
werden ; gegebenenfalls ist durch Vermittlung der Schnlbehitode den
Eltem Bat au erteilen, iOr welche Berufe ein Kind nach seiner
kürperlicheo EntwieUnng sich gar nicht oder weniger gut eignet^
Nohen den groben G^eralmnstemngen aller Schulkinder geht
die stflndige Überwachung derselben in der Sprechstunde einher, die
in den meisten Städten im Schulbaus abgehalten werden mub und be-
sonders die als kränklich erkannten und anf dem Ghanndheitsseheui mit
dem Vermerk : fpÄrstliche Kontrolle" gekennzeichneten benicksiohtigt.
1. kjui^ijd by Google
65
17
In der vorwiesbadener Zeit diente der Besach des Schularztes
im Scbalgebäiide vorwiegend der Aufsicht über ReiiilicLkeit, Lüftung,
fleizuDg, Iciirz, der Hygiene der Sohnliftame, und die Kinder fanden
dabei nur nebenher Beachtung, wenn etwas AvffiftUiges an einem
Ton ihnen bemerkt wurde. Dnroh das sinnceiohe System der Üb«^
waehongssohfller erlangte der äntliohe Beeuoh im Sohnlhans eine
erhöhte Bedeutung, und die Hygiene des Kindes erhielt auoh hier
ihren Pinta ebenbfbrtig neben der des Sohulgebfludes.
Die Wiesbadener Ordnung gibt in ihrem § 3 fttr diese Sprech-
stunde eine klare und genaue Anweisung, die Ton einer greisen
Beihe von Städten teils wörtliöh, teils in ihren wesentliohen Be-
stimmungen angenommen worden ist. Sie lautet mit einigen uner-
hebliehen Klirsungen:
,Alle 14 Tage hftlt der Schularzt an ebem mit dem Sohul-
leiter ve rabredeten Tage in der Schule Sprechstunde ab. Hierzu
ist dem Arzt ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen. . . . Die
erste Hälfte der Sprechs tun do dient zu einem je 10- lö AIi-
nuten dauernden Besuche von 2 bis b Klassen während des
U nteri c ht s.
Jede Klasse soll, wenn möglich, zweimal während
eines H a 1 h j ji Ii r»^ s besucht werden. Dabei werden Bftmtlicbe
Kinder Piner Äuisereu Revision unterzogen; bei besonderen, zu so-
f irti^rei l^esprechung geeigneten Beobachtungen wird vom Lehrer
Auskuntt gefordert und ilim solche auf Verlangen erteilt.
En^cheinen hierbei einzelne Kinder einer genaueren Untersuchung
bedürftig, so ist diese nachher in dem ftrztliohen Sprechzimmer vor-
mnebmen.
Gleichzeitig dienen diese Besuche auch zur Revision der
Schal loka Ii täten und deren Einrichtung, sowie zur Kontrolle über
Ventüation, Heizung, körperlicbe Haltung der Schulkinder etc. Aus
pidagogisohen Rücksichten wird Tom Arxte erwartet» dals er hierbei
jedes Blolssteilen eines Lehrers vor seiner Klasse in taktvoller
Weise vermeidet.
... In der sweiten Hälfte der Sprechstunde sind etwa erfor-
derliehe genauere Untersuchungen vorsunehmen.
Auoh sind hierbei Kinder ans anderen, an dem Tage
sieht besuchten Klassen dem Arzte zuzuführen, letztere je-
4oeh nur in wirklich dringenden Fftllen, hesondera hei
Viaidscht auf ansteckende ESrkrankungen.
Die Gesundheitsscheine sftmtlieher zur Untersuchung
Ow 8«h«tank tL 8
üigiiized by Google
18
66
kommenden Kinder sind vom Lelirer dem Arzte vorzulegen.
Der Lelirer hat, wenn irgend angängig, bei dar ärztUoken ünter-
Buchung zugegen zu sein.
Ftlr Benachriohtignng der übrigen Klassen nnd Zuführung
der betreffenden Kiadw m sorgen ist Sache des Schulleiters.
(Laufzettel, der tags zuvor zirkuliert, auf dem die Lehrer bemerkeiit
ob nnd wie riele Kinder ärztliche Untersuchung bedürfen).
Ersdieint ärztliche Behandlung notwendig, so sind die Elter a
hiervon zn benachrichtigen. Denselben bleibt die Wahl des Arztes
überlassen, doch dürfte sieh der Hinweis auf erforderliche spOEia-
listische Behandlung in geeigneten Fällen empfehlen. Bei
älteren Kindern kann dies mflndlioh gesehehen. Bei Erfolg-
losigkeit einer solchen Mahnung, sowie bei jüngeren Kindern sind
die gedrnokteu Mitteilungen ansznfüillen. Es hat dies jedoch nur bei
ernsten, wichtigen Erkranknngoi zn gesohehen« wo das Interesse
des Kindes oder der Sehnle ein enetgisohes Voigeben erfordert.
Bei Ansf&Unng der betreffenden Fonnnlaie ist jede Härte, Sohroff-
hett des Ausdrucks zn vermeiden."
Diese Bestimmiuig der Wiesbadener Ordnung ist TOn Ein«
floJs gewesen auf folgende Städte:
Aachen» Apolda, Benneckenstein, Bonn, Braun-
scbweig, Britz, Cassel, Charlottenburg, Chemnitz,
Darmstadt (Stadt), Dflren, Erfurt, Falkenstein, Flensburg,
Forst, Friedenau, Fürth, Grofsliehterfelde, Hameln»
Ilmenau, Insterburg, Königsberg, Kottbus, Königs-
hfltte, Liebtenberg, Magdeburg, Mülhausen, Posen,
Quedlinburg, Reiniekendorf, Steglitz, St. Johann, Stol-
berg, Trier, Weimar, Zeitz.
Aus den Dienstordnungen ist nioht immer ni eisehen, wie oft
im Jahr jede Klasse bssneht werden mulk. Meist ist nur der
Turnus für die im Scbulbaus abzubaltende Sprechstunde an-
gegeben, mit dem Hinzufügen, wie viele Klassen in jeder Sprech-
stunde bmcbt werden sollen, In den Städten, welche sich eng an
die Wiesbadener Vorschrift halten und die dort angegeben©
Zweiteilung in den Besuch einzelner Klassen und die eigentliche,
allen Schülern des ganzen Scbulhauses zugangliche Sprechstunde durch-
führen, findet die Sprechstunde alle 14 Tage bis 3 Wochen statt.
Andere Städte fordern nur alle Viertel- oder Halbjahre einen
Besuch, wobei dann eine eigentliche Sprechstunde überhaupt fort-
/.u fallen pflegt, und uur ein kursorischer Besuch der Ellassen statt-
biyiiizcQ by Google
67
19
findet. In vielen f'ftUen ist es dem Sohnlant fiberlaasen, wie er
die Beanehe einrioktet, und nur eine UindeBtiahl der Beraonen
einer Jeden Klasae im Jahre ist Voraehriflk,
Uber die hierbei stattfindende Bevision des SohuIgebftTides mit
Zubehör wird gesondert beriehtet werden» snn&ohst soll nur yon der
mit diesen Besnohen Terbnndenen gesondheitliehen Übenraehnng
der Kinder die Bede sein. Im einseinen henracben wohl anf keinem
Gebiete des Sohulwesens grOfsere Abweiohnngen in den einzelnen
Stftdten, als anf dem des Sprecbstondtinbetriebes. Nur das wesent»
liebste soll in nai&folgendem erwftbnt werden.
Unverkennbar werden eine Beibe von einschränkenden Bestim-
mungen von der Sorge diktiert, es könne diese enge Berührung
zwiscben Lehrer und Schularzt zu unliebsamen Reibungen führen.
kSo ist in F ulke Übte lu uud Fraiikfurt a. M. der Besnch der
CnterrichtsrÄume seitens des Schularztes während des Unterrichts
an die Erlaubnis des Rektors gebunden. Da.s gleiche gilt von
Leipzig, allerdintjs mit dem Beifüu'-fMi, dafs der Rektor den Zutritt
nur aii^ bt-somlei en (Gründen verweigern darf. Auffallend ist in
die>er Dienstorüuuug die knappe Form, mit der die Überwachung
der Knntrollschüler besprochen wird ; der Schularzt hat sie „auch
ieruer im Auge zu behalten, die.se Tätigkeit ist auf die Schulräume
beschränkt." Das ist alles, was man als Anordnung einer ärztlichen
Sprechstunde deuten kann. Berlin äulsert sich in seiner neuen
Dienstordnung in § 7b kars;, aber doch im Wiesbadener Sinne.
Überwaohongsscheine, d. h. Gesundheitsbogen, werden in Berlin,
wie sebon erwähnt, nur fOr die ärztlicher Kontrolle bedürftigen
Kinder ausgestellt. Das Gleiche gilt für Posen und Trier.
Mülhausen hat in § 4 folgende Bestimmungen: Zweck des
alle 4 Wochen stattfindenden Klassenbesnehee ,»ist die Beobachtung
der Kinder und der Lehraimmer mit ihren Einrichtiingen während
des Ünterriohts, der wftbrend der Anwesenheit des
Arstes in der Klasse nicht nnterbroehen werden dsrf, . .
Während des Anfenthalts des Arstes in der Klasse
findet weder eine Untersnehnng von Kindern, noch ein
Befragen derselben oder des Lehrers statt. Anskflnlte
jeglicher Art, Besprechungen swisohen Lehrerpersonal und Arst»
sowie Vorschlage des letsteren sind der Sprechstunde yorbebalten.*
Eine gans ihnliohe Bestimmung besitst die Dimtordnung yon
Eolmar.
Insterburg hat in § 2 das gleiche Ziel im Auge: »Etwa
2*
Digitized by Google
20
68
entdeckte Uflngel sind, soweit sie von der Sclmle selbst beseitigt
werden können, jedoch nieht in Gegenwart der Schulkinder,
snr Spnohe sn hringen; ebenso Königsberg in § 3. In Aachen
wnrde dnroh Verfügung der kgl. Regiening vom 20. April 1901
der Sehnlarztordnnng folgendes beigeffigt: „Die . • . vorgesehene
Besichtigung der Schnliflnme, sowie gelegentliche Sohulbesuehe
werden sweekmlüsig anCserhalb der Unterrichtszeit vorgenommeD.»
Die dem Klassenhesnch folgende Untersnchnng einselner Kinder
in einem gesonderten Zimmer hat sich nicht allein auf die Über-
wachungsschüler zu entreoken, sondern anf alle andern, fttr deren
Untersuchung nach Ansicht des Lehrers oder Sehnlarstea ein be-
sonderer Grund vorliegt. In Oöln ist auch der wahrscheinlich
niclit allzu hiinfi^'H Fall ins Auge gefafst, dafs ein Kind sich frei-
willig zur Untersuctiung durch den Schularzt meldet Dafs die
Mitteilung an die Elteru über erforderliche llrztliehe Behandlung
mit aller ScUonuug erfolgen soll, wird in manchen Dienstordnungen
ausdrücklich hervori^elioben. Andrerseits <rAit nmn an einzelnen
Orten auch mit Nachdruck vor, um die Eltern zu veranlassen,
diesen Rat auch wirklich zu befolgen. So lautet z. B. § ö der
Dienstordnung in Hagen.
„§ 5. Die Schulärzte haben sich durch nochmaligen Resuch
nach etwa 14 Tagen zu überzeugten, dafs die Anordnuntron, welche
sie bezüglich erforderlicher ärztlicher Behandlun^^ getroüeu haben,
befolgt werden. Falls dies nicht geschieht, ein Eingreifen aber im
Interesse des Kindes oder der Schule dringend geboten ist, so ist
dem ersten Bürgermeister zur weiteren Veranlassung Kenntnis zu
geben. Auch ist besondere Pflegebedürftigkeit einselner Kinder,
sofern die Eltern nicht Abhilfe sehaffen k<lnnen oder wollen, zur
Anxeige su bringen.**
Dabei ist allerdings nicht einsnsehen, welche Zwangsmafsre^eln
dem Bllrgermeister für die Durchführung des schulärztlichen Kates
zur VerfUgung stehen konnten. Das Qesets gibt keine an die
Hand. Weniger drohend, aber erreichbaren Zielen anstrebend, ist
die Bestimmung in § 7 der Dienstordnung von Trier:
„Fttr Kinder, deren Sltem Armennnterstatsung erhalten, sind
wegen der flrstUehen Behandlung durch den Schulant Antiflge bei
der Armendeputation au stelten.**
Hierbei zeigt es sich wieder, wie sweckmftlsig es wäre, wenn
das Amt des Schnlarates, wo es sich einrichten kfet, Tom Armen-
arzt des Distrikts bekleidet würde.
Digitized by LiOOgle
69
21
MühlhauBeil sagt in § 6: »Wenn trotz wiederholter Er*
mahnnBgen eine ärztliche Behandlung des Kii^des unterbleibt, so ist
beim Bfirgermeieter Behandlong des Kindee im stttdtieoben Kranken-
buse zu beantragen."
Neben den Spreobstanden im Schuibause ist an manchen
Orlen die Möglichkeit geboten, Schnlkinder dem Atxt in seine
PriTatspreobstnnde an schicken; als solche sind zu nennen: Brom-
berg, Crefeld, Dortmund, Elmshorn, Essen, Flensburg,
Insterbnrg, Königsberg, llülheim a. d. Ruhr, Nürnberg,
Seböneberg und Stolberg.
Erwähnenswert ist endlich die Verpflichtung des Sohnlarztes,
bei DnglOcksfiÜlen die erste Hilfe zn leisten. Dies wird gefordert
io den Dienstordnungen yon: Aachen, Berlin („in dringenden
Fällen"), Dresden, Falkeostein, Frankfurt a. O., Gera,
Görlitz, Grunewald, Leipzig, Mainz und Stettin.
Man konnte diese Verpflichtung wohl uU selbstverständlich
betrachten, wenn nicht ein Fall, der vor kurzem die allgemeine
Aufmerk.'^amkeit auf sich lenkte, bewiesen biltte, dafs die ausdrückliche
Erwähnung in der Dienstordnung doch erforderlich ist.
(Fortsetzang folgt.)
ftUinect iUitttiiungeii.
Ikr in Jena entbrannte Kampf nm den Scbnlarzt findet in der
Fresse leMiaftc Resprechnng. In dem Orfsstatut für Refjelunpr des Sclml-
wztwesens in Jena waren u. a. Strafen gepen Poltern festgesetzt, welche
sich den schnlärztliclien Anorduungen nicht ftipen wollten. Das Cirofs-
benoglich weimarische Kultusministerium versagte hierzu seine Genehmigung
mit der BegrOndoog, der persönlteben Gesondbeitspflege der Schalkinder sei
in do" Afolksgesetzgebinig keine Erwflhniing getan, daher sei die Errichtnog
eines Ortsgesetzes, durch welches Eltern anter Bestimmnug einer
Polizeistrafe verpflichtet werden sollen, ihre Kinder durch Scholftrzte
Batersuchen zu lassen, auspesr-Mossen.
Der Bescheid der RegiuruDi? ist bedauerlich. Nach Zeitungsberichten
hat eine hervorragende hygienische Autorität darauf geantwortet: nach An-
■cbaaimg der Regierung existierten die Kinder nur als GefSlse, in die
BUH möglichst Tiel Wissenastoff hineintricfaterD mflsse, nicbt aber als Körper,
die der gesnndbeitlicben FOrsorge bedürften; in dem Schalgesetz sei dem-
nach für Gesundheitspflege kein Raum. Man möge nach Sachsen-Meiningen
bücken, wo die Schulärzte staatlich fflr alle Schulen des Landes angestellt
Kien. Der Schulvor?tand beschlols, OhcrlirnT'-f ritioister Singeu solle bei
der Regierung beantragen, dais in die Voiksschuigesetzgebung Bestimmungen
Digitized by Google
22
70
ntifL^f^nommcn werden, die den OemeüideD das Bechi gebeo, derartige Orts*
Statute zu schaffeo.
Dem Jahresbericht öber schuljirzt liehen Überwachnii|s^dienst
an deu Volksschiüen zu Breslau für das Schuljahr 1902, crätattet
von Stadtant Dr. Obbbeokb, entnehmen wir folgendes:
0le Beziehnngen zwischen Ärzten und Lehrern gaben keinen Anlafe
zur Beschwerde, und auch mit den £lteni machte man angenehme Er-
fobrongen. 97,7% der an die Eltern gerichteten Fragebogen ftir Lern-
anftnger wurden i,'nt boaiitwortet. Auf Gmnd der iu den ersten WocVien
des Schulbesuchs angestelltrn l'rüfnn'j der Schulreife muTsteo 2,7% der
Kinder anf ein Jahr ziirück^a-stellt werden.
Bei der Ansu alil der Cberwachungsschüler ist eine nene und wichtige
Einrichtung getroffen worden, indem man sie in zwei Gruppen teilte, in
solche, welche wegen eines unheilbaren Gebrechens dauernde Berflcksicbtigung
befan Unterricht finden mttssen («ScbnlinTaUdai**), nnd in hdlbare Kranke
mit labilem gesundheitlichen Gleichgewicht. Erstere werden nur in einer
Klassenliste behufs Berücksichtigung beim Unterricht übersichtlich zusammen-
gestellt, nehmen aber nicht an der alle zwei Monate stattfindenden Be-
sichtigung der eigentlichen Überwaehungsschüler teil, so dafs eine Ent-
lastnnf; des Schularztes stattfindet.' Die Sehuhlrzte haben alle zwei Mo-
nate einen Bericht an den Stadtarzt zu liefern, so dafs dieser für die
Beratungen der SchnldepBtation, denen er als Mitglied betwohnt» stets ge-
nügend nnterrlchtet ist
Jede Neuauflage eines Schnlbnches mnls der Sdraldepntatioii befaofo
Begntachtung des Druckes vorgelegt werden.
Das hygienische Institut der Universität nimmt Prüfunpen des Tages-
lichteinfalles in den Schulen vor; schlecht belirlstptn Plätze werden aus-
geschaltet nnd die Zaid der Schüler dieser Klassen entsjirecliend vermiudert.
Die Stadt verwendet lOüO Mark für Erteilung vou Massensch wimm-
nnterricht an Schülern, nach einer Methode des Breskuer Turnlelirers
Bbobig, die es möglich madit, 80 Schüler zugleich an einem Apparat im
Schwknmen erfolgreich za nnterrichten.
So enthält der Bericht anf \vmigen Seiten viel Bemerkenswertes nnd
Gutes. Ans den anschließenden Tabellen seien folgende Aoszttge mit-
geteilt.
L Lernanfänger
Knaben | Mädchen
Zahl der Untersuchten
Davon normal (in Prozenten):
XSrperbstt, anormal
Konstitution, anonnal
SehTennfigen und chronitohe Augenkrankheiten, anormal
flönrermSgen und ohroniiohe Ohwmkrankheiten, anormal
Mund, Rachen und Nasenhöhle
4031
37,4
7.4
17.8
9,8
2,8
6,6
19,8
9,8
3,3
^,4
3646
41,9
* Teigl. Samosch, Prinzipien bei der Auswahl der
SdMemtt, Nr. 4 n. 6.
Digitized by Google
71
23
L Lernftiifänger
Sprache, anormal
Hautkraakbeiten nod Parasiten, anormal
Brust und Baach, anormal
biwieklongsfehler (Brudi vm.), anormal
K«rv«u7at«m, snormal«
KlifttaiiatMid, gat
» iDittol
schlecht
Geütige Beschaffenheit, normal
« f, sarückgeblieben
„ „ angeborener Defekt
II. Überwuchungsschüler.
a) Kmoh Indiyidnaii.
OeMuntsahl der Kinder: 25430 Knaben, 24828 Middhen
Davon fib er wacht: 1546 „ 1891 „
In Prozenten: 6% „ 7,6 ,
b) Nach Symptomeneruppen
(»biolato Zahlen).
Knaben
Uädchen
57
8.5
v*a'
S ß
6 1
ß 7
60
a/|V
99
09
Ol4
45,ß
45,2
48,1
47,9
r.,3
7,1
94,1
96,7
6,8
4,2
0,02
0,05
Adenoide Yefetationen
Asthma, bronchiales
Aogenkranklieiten (entsöndliche) :
Bind' Haut
202
666
S
154
Hornhaut 160
Idd
Trachom
79
1
5
8
Btaienbeiehwerden (eskl. Bett-
nassen)
Chorea minor 99
Drüsenanscbwellungeu (unter der
iolseren Haut) 247
^ilejMÜe 25
OdMiga Sohwiohe 190
Qvienherknnlrangen :
eotzflndliehe 4
FolgeKOstandeCAnkyloseusw.) 16
Hörrermöpfen (herabgesetztes)... 365
Bgf(p;elenksverrenkang (angebo-
rene) 7
Hautkrankheiten (chronische) . . . 277
Htttpeneiten:
Kopflänw 91
Kzitae 6
219
18
497
8
Haaensohaite mid WoUkraehen. . 5
Herzfehler (otfamaeher) 61
Hysterie 8
Katarrh der oberen Luftwege
(chronischer') » ,
Knochenerkrankungen:
entsündliohe
Fotgeinitibide lYerMnuniui»
gm niw.
Kropf
Lähmungen 16
Leistenbraoh 54
Lungenspitzenkatarrh 115
Lungentuberkulose (diffuse) 16
Hagendarmkat&rrh (chronischer) 1
Nabelbraoh Sl
Nyetagmoe 6
Ohrenflab
Ozaena
Bachitia
Schielen
Schiefhals (muskulär)
Schreibkrampf
SehTermögen (herabgesetztes)...
Sorophnlona uni?eiia1ii 190
Stottern, Stammeln 141
Summa — 6182
I « • * . • •
9
66
233
9
3
881
24
72
Bi riclit über die Tätigkeit der Scliulärzle in Chemnitz, ersuttet
vom ersten Schularzt Herrn Dr. med. Alicke, omfafst das erste und zweite
Arbeitäjahr der Schnlftrzte in CbemnibE, und iwar die Scbi4jabre 1901/02
ood 1902/03. Im ersten Jabr werden anlier Lemanfängem ancb alle
alteren Kinder nntersncht Die gefundenen Krkrankungsformen sind, naeh
Prozenten der nntersncbten Kinder berechnet, folgende:
Lernanfinger
Hilfs-
L' 1 ^ U U f * Tl
rv itiSAC LI
Scli liler-
.Tahrfjtin^''
1;H)1 02
1 ...
T :i Ii Tl/h t\ i>
^ Ji)01, ()2
1 M T" £ f II Tl (T
[| 1 1 1 tl 1 J
1 901. 02
Abaolule Zahl tler
üiitersucliUjQ
Knaben
1 2277
2375
112
18268
II äd dien
1 8290
2460
115
141S7
27;ki&
tiumma
1 4567
482Ö
227
Aligemaiue
KÖrperbeachaffeziheit
|gnt
813
25,4
7.9_
16,8
mittel . . .
&^ 1
69,1
83,7
73.8
BCbieoht .
6.1
5.6
9,9
5.2
6,1
2,2
11,8
3^
4.0
2,8
8,4
1
3.2
5,8 ' 2,f;
1 18,0
lü,&
27,8
Anomalien an
IM
10,6
7,0
j lö»5
4,2
9.1
3,y
Augeu l
8.8
8,8
7.0
10.2
?
Übreaerkraakougen u. üörminderaag.
a,u
21.Ü
4.4
Wucherungen im Naaenracbenrattm
12,7
Ii?,«;
29.0
14,7
1.9
?
6.0
14,2
Anämie, Chlorose, äkropbaloae .....
IU,2
11.6
16,4
14,2
1.1
IJ
9J
0,8
12,0 1 12,1
47,5
46
Digitizecl by C». ■
73
25
Dazn wird im Bericht bpmfikt: Die Longenkrankheiten bilden zum
gröfstcn Teilf» f^infache oder subacute Luftröhrenkatarrhe, der Anteil an
Lungeutuberkulose ist verschwindend klein. Die Spalte „HcrzaiKiinalien'*
nmtafst aUe Stüruugen der Herziuoktion, davon «kommt nur etwa der sechste
Teil auf ausgeprägte Klappenfehler, üörst^ningen werden als häutiger
irorbanden Teirnntet, da manches anr zeitweise Y<»inmdeite Gehdr bei ein-
nafiger üntersnchong als normal gelten kann. Die Zahl der zur ärztlichen
Überwachung bestimmten Kinder stieg bei den Lernanfängern in manchen
Schalen bis auf 33 — Ekelerregenden oder ansteckenden Hautkranken
mir.le der Sohnlbesnch nntersaprt, nach gemessener Frist wurde zwangs-
weise Behantllnn?, in einzelnen Fällen Krankenhansbehandlung verftipt.
Znr Bekiiniiifiin^' der Infektionskrankheiten waren eine grofse Au7abl
von Haas- und Klassenbesuchen erlorderlich. Sehliefslich wird das Ue-
danem ausgesprochen, dais die Benatzung des SchoIbranBebades nieht im
Terhiltnis atand an der grofsen Wohltat, welche diese Einrichtong für die
Kinder darstellt.
Ditnflorbnun^en für «ädjuiär^te.
IKclirtordiiuig für die Sehilinte an des ßfirgttnchilen
BU BnuiBBcliwelg«
TMe Schulärzte werden vom Schnlvorstande im Einverstantirussc mit
dem biadLmagistrate nach Auiioruiig des Stadtar/.tcs zur Mitwirkung bei
Haadhabnng der Schulgesundheitspfiege angenommen. Dieselben haben in
den ihnen vom Stadtarzte angewiesenen Scholen den Gesnndheitsznstand
der Schulkinder nach Halsgabe der nadiatehenden Yoraehriften za flber-
waehen:
§ 1 . Der Schularzt hat die neu eintretenden Schulkinder im Schul-
gcliaude unter Beisein des Schnlinspektors und des Klassenlehrers bezw.
der Klassenlehrerin
1. in den ersten acht Tagen des Schuljahres einer äufseren Besichtigung
behufs Ermittlung von fibertragbaren Krankheiten und Ungeziefer
m nnterziehen;
2. in den ersten 4 — 6 Schnlwochen anf Ihre KOrperbeschaifenheit nnd
ihren Gesnndheitsznstand genau zu untersuchen, um festzostellen, ob
dieselben enif r danemden ärztlichen Überwachung oder besonderen
Berücksichtigung beim Unterrichte (z. B. Ausschliefsnnp: vom Unter-
ricbt in einzelnen Fächern, wie Turnen und Gesang, oder Beschränkung
in der Teilnahiue am Unterricht, Anweisung eines besonderen Sitz-
platzes wegen Gesichts- oder Gehörfehler usw.) bedürfen.
'Wird ein Irztliehes Zeugnis ab«r die KOiperbeschaffanheit nnd den
tamdbeitszuatand des Kindes beigebracht, so kann die schnlftrztliche
Digitized by Google
26
74
Untersuchung auf Antrag der Eltern oder deren Stellvertreter unterbleiben.
Vordrucke fttr ärzüicbe Zeugnisse (Formular 1] werden von den Schul-
dienem naenl^eltlicli verabfolgt.
§ 2. Ober jedes vntarsadite Kind ist da „OesnndhettsscheiB'* so
führen, der ein Bestandteil der das Kind während seiner ^ozea Scholseit
begleitenden Personalakte bildet (Formular 2).
Erscheint das Kind einer ständigen ärztlichen ^^»orwachung bedflrftig,
so ist dnrcli den Schulinspoktor auf Anordnnng des Soliolarztes der Ver-
merkt Ar/tliche Überwachung" auf der ersten Seite der Personalakte obeu
rechts zu machen. Bei der ersten Uotersuchung hat der Schularzt die
Spalte des Oesandbeitsscbeines „Allgemeine körperliche Beschaffenbeit'' ans-
aafUlen, und zwar naeh den Gattangen »gnt, mittel, scUecht*. Das Weit
«gut'' ist nnr bei vollkommen tadellosem Gesundheitsznstande, „scbledit*
nur bei ausgesprochenen Krankheitsanlagen oder langsam verlaufenden Er-
krankungen zu schreibf^n Die anderen Spalten des Gesundheitsscheine?
werden ^uur dann ausgeiullt, wenn irgend etwas Ungewöhnliches za ver-
zeichnen ist. Hierbei bleibt zu beacliteo:
1. „Die allgemeine geistige Beschaffenheit" wird nach der Unterseheiduog
„regelrecht, zurückgeblieben, feblerbaft*' bezeichnet Als «fehlerliaft'
sind di^ienigen Kinder zn bezeichnen, deren geistige Minderwertig-
keit sie zum Besuche einer Schnle nnfilbig macht, nnd als „znrftck-
geblieben" diejenigen, deren geistiger Zustand auf den Unterricht in
der Tlilfsscliulc hinweist, weil sie /wnr unterriditsfäliiR sind, jedoch
an dem Unterricht in der unteren Bürgerschule nicht mit Eriolg
teilnehmen können.
2. „Das Sehvermögen" ist zu unterscheiden als „regelrecht", Sehschärfe
S=sl, als „mittel" bei einer Sehschärfe bis zu Vx, und als „un-
genügend** bei einer Sehschärfe unter Vt> Aniser der Sehachflrfe
ist auch der BrecbangBostand: regelrecht, kurz- oder weitsichtig,
und der Grad der Brechungsabweichnng festzustellen.
3. Bei dem „Hörvermögen" bezeichnet „gut", wenn Flüstersprache
über die ganze Länge des Schnl/immers, ,,schwach", wenn dieselbe
bis zur Mitte, „schwerhörig'', wenn sie nur in nächster Nähe ver-
standen wird.
4. Die M^ähne" sind als „schlecht" bei mehr als zwei kranken, als
«schadhaft** bis zn zwei kranken, als „gut" bei gesunden Zlhaen
zujbezeichnen.
Ö. Bei Untersuchung der „Mund- und Nasenhöhle, Sprache" sind ganz
besonders zu bezeichnen: Geschwüre des Mundes, greise Mandehi
und adenoide Wuchcmngcn.
6. Die Untersnchun^en auf „Ilautkrankboitpu. Parasiten, Brustwerkzeuge
und sonstitrcs" scliliefsen sich am zuLckmafsigsten sogleich an die
Früt'uDg der „allgemeinen kürperlicheu Beschaffenheit" (Spalte 1) au.
Bei Spalte 7 ist vor allem auf Scabies nnd Pediculosis zu achten.
Fflr die Untersuchung des Herzens genUgt es, die HerztAne an Sipilse
und Grundlage schnell abzuhören, um etwaige Klappenfehler zu finden.
Eine Untersuchung der Langen erfolgt ebenso wie die dee HerMM
in jedem Falle.
Digitized by Google
75
27
7. Bei den »tirsächlichen Verhältnissen" bandelt es sich um hiiuslicho
Verhältnisse, welche fttr die Gesamtbeurteilung des Kindes von .Be-
deutung sind, z. B. Abstammung von schwindsOchtigcu, geistes-
kranken, tanbatnmmai Eltani, Alkoholismus, Epilepsie, grolse
Ammt Q. dgl.
8. In welchen Richtmigeii .ftrstliclie Behandlimg erfoTderlich*' ist, wird
in Spalte 10 eingetragen behufs Mitteilung an die Eltern. Der
Erfolcr wird bei spSiteren Besuchen der Schale durch den Schalarzt
in Spalte 11 verzeichnet,
§ 3. In derselben Weise, wie für die Untersuchung neu eingetretener
Schulkinder vorgeschrieben ist, hat der Schularzt sämtliche Schulkinder des
drittSD, fftnften and letzten Jahrgangs zu untersuchen. Diese Untcrsuchongen
liad im Monat Oktober oder November vommehmen.
Es ist hierbei besonders m beachten and in dem Gesnndbeitsscheine
ru Tennerken, ob und in welcher Weise früher bemerkte Erkrankungen
sich geändert haben. Die Gesamt-Leibesbeschaffenheit and deren Ändorong
ist in jedem Falle anzugeben
Es ist erwtlnscht, dafs nach Untersuchung der zur Entlassung kom-
DOideu Kinder des letzten Jahrgani?s ein abschliefsendes Urteil Ober die
Gesamtentwicklung des Kindes während seiner Schulzeit in seinen Gesund-
heitsidi^n eingetragen werde, nnd zwar anter Berflcksicbtigung der wJUirend
jener Zeit stattgehabten nennenswerten EikranJrangen, die von dem Klassen'
Muer in die letzte Spalte einzutragen tfnd.
Alle 14 Tage hält der Schularzt an eünem mit dem Schnlinspektor
verabredet pn Tage während der Unterrichtszeit eine Sprechstunde ab, zu
der ihm die mit dem Vermerk „Ärztliche Überwachong" versehenen Scheine
torzulegen sind.
Der erste Teil der Sprechstunde dient zu einem Besuche von mehreren
Klasseo wakreod des üntenriebts, and zwar in Beglettong desSchalinspektocs.
Jede Klasse soll, wenn möglich, zweimal während eines Hslbjahrs besocht
worden. Bei diesen Besachen werden sftmtliche Kinder einer iofseren Be-
seitigung ontenogen; bei besonderen, zu sofortiger Besprechung geeigneten
Beobachtnrgen wird von dem Klassenlehrer Auskunft gefordert und ihm
solche auf Verlaniren erteilt. Erscheinen hierbei einzelne Kinder einer
genaueren Untersuciuing bedürftig, so ist diese nachher in dem ärztlichen
Sprechzimmer voniunehmen.
In dem zweiten Teile der Sprechstnnde sind etwa erforderliche
gauHMfo Untersodrangen einzdner Kinder in einem dem Arzte bierza zar
Verfiigang so stellenden Zimmer Toizanefaraeii, sowdt angingig, in Gegen-
«ut des Scbulinspektors, falls Mädchen in Frage kommen, in Anwesenheit
fiser Lehrerin. Auch sind hierbei Kinder aus anderen, an dem Tnge nicht
bedachten Klassen in dringenden Fällen, besonders bei dem Verdacht auf
ansteckende ivraokheiteu, dem Schularzt vorzuführen. Sollten sicii bei der
Untersuchung der Kinder solche an den Augen oder Ohren oder Nasen-
«neherungen leidende finden, deren Leiden der nntersochende Arzt durch
eisen Spezialntzt des weiteren festgestellt zn sehen wflnscht, so sind diese
darch den Schnhorstand dem dalttr bestimmten besonderen Arzte namhaft
n machen. Dieser teflt dann dem Schnlinspektor mit, wann er die be-
28
76
tretfcndeii KiiKkr in seinera Hause nntersuclicn wi)], nnd PT^terer sorgt
dafür, (lafs sie zu der festgesetzten Stuude zu der Untersuchung gehen.
Die ärzlicthe Hehandlung erkrankter Kjnder ist, abgesehen von der ersten
Hilfe in Notfilllen, eicht Sache des Scbolarztes. Erscheint demselhen eine
Behandlnng notwendigf so werden die Eltern oder deitu Stellvertreter
dnrcli den Schulinspektor hiervon schriftlich (Fonunlar d nnd hezw. For-
mular 4) benachrichtigt.
In der Sprerh<;tnnde hat der Schularzt auf Ansuchen des öchul-
inspektors zu luMiutaililen.
1. üb eine uacligesucbte Befreiung von einzelnen Unterrichtsfächern TOm
firztlicben Standpunkte zo empfehlen ist;
2. ob ein Kind wegen Schwächlichkeit von der Benntsnng der Schul-
liüder aus/nscliliefsen ist:
3. ob ftlr ein Kind wpüoti SHiwaolisiuns die Aufnahme in die Hilfs-
schule oder wegen Stotterus die Zidassnn^ /u einem Siirachheilkurse
in Aussicht zu nehmen ist, oder ol) ein schwächliches Kind dem Verein
für Ferienkolonien zur Berücksichtigung enjplohlen werden soll j
4. ob ein Kind wegen Fallsodit zeitweise vom Unterricht aus-
zuschließen ist
§ 6. Aulser den regeliDäfsip^^u tJutersuchungen hat der Schularzt,
wenn er von dem Schalvorstaude dazu aufgefordert wird, aufserordentliehc
Untersucli!in?« n und Begutachtungen vorzunehmen, um, falls die Eltern kein
anderweites genügendes urztlieljes Zeu^'nis beibringen, festzustellen, ob eine
Schulversäumnis gerechtfertigt ist, ob eine ansteckende oder ekelerregende
Krankheit bei einem Kinde vorliegt, ob Kinder, welche an ansteckenden
Krankheiten gelitten haben» ohne Geffthrdong der MitschQler zum Scfanlbesnch
wieder zugelassen werden können.
Wenn diese Untersuchungen in der Schule nicht stattfinden können,
so «oll der Schularzt verpflichtet sein, sie im Hanse der Eltern oder in
seiner Sprechstunde vorzunehmen.
§ (>, Bei dem Aultreten einer ausleckenden Ivraukheit in der Schule
hat der Schularzt die letztere häufiger zu besuchen, namentlich auch, um
darauf zu achten, daß von der Krankheit ergriffene oder derselben ver-
dachtige Kinder frühzeitig ans der Schnle entfernt werden. Die Aus-
schliefsung eines Kindes vom Schulbesuche wegen ansteckender Krankheit
erfolgt durch den Sehulinspektor.
P"r Scilular/t ist aufscrdem verpflichtet, die zu seiner Kenntnis kom-
menden Fälle von Hield«pflichtigeu ansteckenden Erkrankungen, unter Be-
nutzung der vorgeschriebenen Formulare, bei Herzoglicher Polizeidirektion
anznmeldra.
§ 7. Ein Recht zu selbständigen Anweisungen an den Schnlinspektor,
das Lehrerpersonal oder den Schuldiger steht dem Schularzte nicht zu.
Glaubt er, daf?. den von ihm in hezug auf die Behaudlunpr der Kinder
gemachten Vorschlägen nicht in genii M r Weise Rechnung getragen wird,
so hat er seine darant luvrinliche Jieschwcnle durch den Stadtarzt an den
Schulvorstaud zu richteu. In dringlichen Füllen macht er daneben Anzeige
bei dem Schnidirektor.
§ 8. Der Schularzt führt über die amUiehen Vorkommnisse ein
17
29
Titrebodi und hält Aber jede ihm anvcrtrailta Schule ein ÄktenstOdr,
welches einen leichten ÜberMick über alle in gesnndheitliclier Bezichun;^
x\ichti?pn Vcrhültnisse der Ss'hule ermöglicht. Dasselbe ist beim Rücktritte
<i>> Scliiilarztes behufs der Weitergabe an dessen Nachfolger dem Stadt-
arzte auszuhändigen.
§ 9. Bfassemu^enttdiiingem der SchulkiDder zum Zwecke der Lösung
gesDodheitlicher oder rein wissenscliAftlieher Fragen dflrfen Tom Schnlarzto
wie von anderen Änten nnr mit Znetimmong des Scknhorstaedes tot-
genommen werden.
§ 10. Der Schularzt hat bis spätestens den 15. Mai über seine
Tätigkeit in dem aVtjf laufenen Schuljahre einen schriftlichen Bericht A*'m
Stadtarzte einzureiciien. Der letztere wird diese Einzelberichte mit einem
korzen, übersichtlichen Gesamtberichte alsbald dem Schalvorstande der
Bttigerschnlen vorlegen.
Der Jahresbericht des Stadtarztes wird Tom SchelTorstande in Abschrift
dem Herzoglichen Stadtphysikns mitgeteilt
§ 11. Behufs Erreichung eines gleichartigen nnd mfiglichst zweck*
mäf>igpn Vorgehens wird der Stadtarzt die Schulärzte zu gemeinsamen Be-
«]>rechnogen versammeln, zu denen der Stadtphysikns unter Angabe das
Gegenstandes der Besprechung einzuladen ist.
§ 12. Die Schulärzte haben die Verpflichtnng, dem Herzoglichen
Stadtphysikns bei Erhebungen, welche derselbe bei Seuchengefalir über die
gesondheitlicben Yerhftltnisse der Schnle anstellt, auf Eisncben ihre dies-
bezAglichen Beobachtniigen mitsnteilen und ihm die erforderliche Aasknnft
jederzeit zu geben.
§ 13. Will der Schularzt anfserbalb der Schulferien auf länger als
eine Woche die Stadt verlassen, oder ist er durch Krankheit oder andere
onabwendbare Gründe an der Wahnichniung seiner Obliegenheiten ver-
hindert, so hat er durch den Stadtar/t den Schnivorstand rechtzeitig hier-
Ton zu benachrichtigen und für kostenlose Vertretung zu sorgen.
§ 14. Der Schnlanl bezieht für seine Mtthewaltnng eine bei seiner
Anoshme zn Tereinbarende Vergtttnng} die ?ierte|jftlirHch nachträglich dem-
selben ans der BOrgerscbulkaftse ausgezahlt wird.
§ 15. Die Annahme des Schularztes erfolgt auf unbestimmte Z«t
mit (lern jedem Teile zustehenden Redit*^ der vierteljährlichen KflndiiriHH'.
J^ollte der Schular/.t die Krfülhing sc jm i Dienstobliegenheiten gröblich ver-
Däcliläsäigen, so kann der Schulvorstaud das Vertragsverhältnis sofort
wflösen.
Die vorstehende, im EinTemehmen des Stadtmagistrats hierselbst Ton
SBs beschlossene IHenstordonng ist Tom Herzoglichen Kossistoriom, soweit
erforderlich, gendimigt worden.
Brannschweig, den 30. Oktober 1903.
Der Schulvoratand der stildtischen Bürgerschulen.
W. POCKELS.
30
78
Fonnidar 1.
IntlickM Zeugnis*
Käme:
Schule : Wohnung :
Allgemeiuu körperliche
Betchaffenheit
AllKt'Tneine gei^tTge
Beschaffenheit
SeliTermögen
Hörvermögen
ZiUiiie
Mundhöhle.
NMenbdhle»
Sprache
HantknuDikheitm und
Schmarotzer
Bruetorgaue und
aonatigas
UnaoUidie Varbaltniw«
Ist ärztliche Behandlunt,'
ert'orderhch und warum?
BrauASchweig, den — 190.
praktiaeliet Afit.
Anmarkmig: Bia Herren Ante werden gebeten, den Vordraok mSp^M
genau auszufüllen.
Die erste Spalte „Allgemeine Leibesbeschaffenheit" ist stets
antsnfollen, and swar naoh den OaUnniren „gut", „mittel", „»chledit'i
bezw. in Klammer Chlorose, Tuberkulose usw., die fibligen Spilt*
nur bei vorhandenen Krankheifserscheinnnpen.
£ine nähere Augube der Kraukheitserscheiuuiigcu in Spslt*
«Besondere Bemerkungen " i»t besonders dann geboten, wenn Schul-
Versäumnisse oder besondere Berflekuohtigong dea Kii*dw bw dwa
Unterrichte in Frage kommen.
Digitized by CopgI(
79
31
FomiiUr 2.
PeTMialakte
fBr
Sohn Tochter de ~
«nter Aniudit roa
TOfgislnldttt"—
fto^enommen in die KUmm der tmtereti mittttren Bfiigendittlft
• 1 . ....... ,
Venetet in die J« KltMe Ift
Vmatat in dio t? KImm 19
Veteetit in die > Klane 19.
Versetet in die *r Klasse- 19
Versetzt in die *« KiaMe 19
Versetzt in die *• Elaste 19
Vanelit in die ^ Klaate 19
Übergegangen
auf die if untere mitrlore Bürgerschule Hilfsschule 19 ^Klasse
•nf die — untere mittlere Bürgerschule Hilfsschule 19 Klasse
auf die untere mittlere Bürgerschule Hiiisschule 19 Klasse
auf die — i« untere mittlere Bürgerschule Uilfsschule 19 ^ Klasse
tof die-- -22 untere mittlere Bürgersobnle HiliMdinle... 19 t£ KUiee
tnf die untere mittlere Bilrgenchale Hilfiaolinle- 19 is KImm
SchalgelderlaJs (ob Vi| Vi, und seit wann?)
Wegen unentschuldigter SchulTersauumis angezeigt:
Besondere Bemerkur „^n (Fallsucht, Mangel an VoUsinnigkeit, polizeiliche
Kaidregeln, strafrechtliche Verfügungen):
Abgegangen 19 aus der Klasse der unteren
Buttieren Bürgerschule Hilfsschule nach .
Digitizeci by Google
32
80
a
= 1
s *
E •
ra
e
a
SS
OB
e
• Ü *
= a .
« M
S
P
P
JS 2 «>
V H »-
S •* J3
m » 1
Iii
8 ^ •
S 9 •
— — o
2 "> -=
B 3
SS.
.s A
u o —
3 OQ
00
Iba
a a .
'S -Sä
u •
e «*
CS—»
Ii
E«
— u
<:2
V
.2 •
Ol A
.s «
ES
« w
Uli
a
&
S
u
a
ja
»
B
3
«
u
a
cn
Sa
■ü 2
3 O
« S
3
a
3
•
c
-t «
£ ö
C CO
3
b
OQ
b
b «
a c
3 3
— b
a|
N U
»s b
a
_ ^ ag
'c
■a
c
81
33
Fonnolar 3.
MitteUuf.
Die vom SdrolvorataiMle «ageoTdiiete flchulAiitlidi« Unter-
SQClniBg Ihres Kindes
bat ergebeo, difo daasellie an
leidet.
Für die Gestmdheit Ihres üiudes und fOr das Interesse der
Schule ist deshalb
dringend wUnecheiiswert.
Brannsohweig, den
An
hierselbst.
Schulinapektor.
Kefflstnisiialiiiie beacMaigt;
Dm Scholant. IL
biyitizuQ by GoOgle
34
82
Foniralar 4.
Bd der gt«ttg«haMeii Üntennchang Ibrea Kindel
hat sich auf dem Kopfe desselben Ungeziefer gefunden. I)a durch
dieses leicht schwere Erkrankungen verursacht werden, und es aulser-
dem aut andere Peräoneo übertragen werden kann, so ist im
Interesse Ihres Kindes» Ihrer Familie sowie der Schiüe eine grflnd-
liehe Kor dringend gehoten.
Sollten Sie es nicht vorziehen, Ihren Haasarzt dieserhalb m
fragen, so empfehlen wir Ihnen folgende Behandlnngsweise:
Man trflnkt alle Haare nnd dlo Kopfhaut mit Ir» ^ Sabadyll-
Essig, bedeckt den Kopf uud die Haare mit gewöhnlicher
Watte und schliefst beides mit einem Tache sorgfältig. Die
FUlsni^dt darf Augen nnd Ohren nicht benetzen. Diese
Bededcong bleibt 15 Standen liegen. Haare nnd Kopf bant
werden naeh Abasbme derselben mit warmem Seifenwasser
gewaschen, abgetrocknet and mit reinem Fett (Pro7cnceöl|
salzfreiem Schmalz) eingerieben. Schliefslich werden die Haare
gekämmt und geordnet. Nacli Ablanf von drei Tagen wird
täglich einmal mit einem engen Kamme gekämmt und dabei
aufgeachtet, ob sich noch lebendes Ungeziefer vorfindet. Ist
letzteres der FaU; so mni^ das Mittel nochmals in gleicher
Weise angewandt werden. Die Hisse nimmt man noch
wochenlang walir, doch shid dieselben abgestorben. Ton Zeit
zu Zeit mufs durch Kämmen mit engem Kamm immer wieder
festgestellt werden, ob die Kopfhaut frei von Ungeziefer ist.
Sollte eine neue Untersuchung nach 8 — 14 Tagen erRcben,
dals der Kopf Ihres Kindes noch nicht entsprechend gereinigt ist,
SO wird zwangsweise Belnigong des Kindes an znst&ndiger Stele
beantragt werden.
Braanschweig, den
SehoUaapekior.
Kenntnisnahme bescheinigt:
An
hierselbst.
Digitized by Google
lYIL Jahrgang. 1904. No. 2 u. 3.
•rtftiitlali||aii>liiii|eii.
TomhalieiL
Von
Dr. med. Rammblt
in HaUe «. S.
Mit allen, die sich in und aufser dem Beruf mit der Kräftigung
und Stählung der Kinder, besonders mit der normalen Entwicklung
der Jagend besohäftigeoi rftume ich dem systematischen Tarnen ab
£niehnng<3- und Kräftigungsmittel einen sehr wichtigen und bevor-
zuglen Platz ein. Es ist TO beklagen, dals in den Sohnlen mit
Rücksioht anf andere Lslirftoher wOohentUoh kaum mehr als drei
Standen gegeben werden können.
Bei der Termehrton LtmgentAtigkeit findet natntgemftis auoh ein
grSfoerer Yerbraneh an Sauerstoff statt ; es ist deshalb dnrohans nötig,
dab die eingeatmete Lnft einen normalen Sanezatoffgehalt hat» femer
aber mögUohst keim- nnd staubfrei ist. Demnaeh wird man darauf
SU aohten haben, dafs die Turntthungen im Freien, wenn
möglich sogar aufserhalb des Weichhildes der Stadt
statt fi n den.
Das Turueu m geschlossenen Räumen, in den Turnhallen, muJs
oüch Möglichkeit gemieden werden, denn es kommen manche Mo-
mente m Betracht, die gesundheitlich sehr wichtig sind.
Bei gröl'ßeren Lehranstalten ist den ganzen Vormittag hindurch,
Ton 7 bis 12 Ühr, bezw. von 8 bis 1 Uhr, die Turnhalle von den
einzelnen K1*m**» besetzt. Selbst wenn die Turnhallen grofs sind,
ist einerseits der Sauerstoffverbrauch, anderseits die Ausdünstung
der erwärmten Körper so gewaltig, dafo trots minutenlanger Lflftung
SchalgwaiidtadUyiit«^ ZVIL 4
Digitlzcü by Google
84
zwischen den eiuxelueu Stunden die Luft nicht mehr als gut be-
zeichnet werden kann.
Weit wichtiger aber als dies ist die A uf wirbel u n g von
Staub, der in grolaen Mengen durch Mund und Nase in die Lutt-
löhre und Lunge aufgenommen wird. Das tägliche feuchte Auf-
waschen des Fufsbodens nützt nicht viel, wenn fünf Stunden hinter«
einander der Boden von 80 bis 100 oder mehr Füfsen bearbeitet wird.
Es liegt gewifs die Gefahr vor, dafs hierbei nicht nur Staabteilchen^
sondern mit diesen auch alle möglichen Knuikheitserreger in den
Körper gelangen. Wieviel Staub und Schmuts eisgeatmet wird»
kann man häufig an der aohwansen Farbe des ansigeihastoten Aua-
wurfea und auBgesohnaubten Nasensolileims erkennen.
Das Turnen in Hallen bietet aber noeh eine andere Gefahr, und
zwar die der Erkältung» und manche Eltern werden mir aua der
Brfiüumng, die sie mit den eigenen Kindern gemaAkt haben» reeht geben.
Eifrige Turner erhitien aick bekanntliek aehr leickt, bekommen
feuehie Haut und feuckte Wäaehe. Sie yerlaaaen in diesem Zustand
die Halle, um sick — wenigstens käufig — entweder starken und.
kalten Winden aussusetsen oder, wenn die Turnstunde nieht am
Ende der Sokulstunden liegt, sick in der Ellasse ruhig kinsusetMn
und die feuchte Wfisohe am eigenen Leibe trocknen zu lassen. In
beiden Fällen sind grolse Gefahren für alle möglichen Erkältungs>
krankheiteu vorhanden.
Auch dos Umkleiden der Schüler in eleu Vorhallen bietet in
dieser Hinsicht manches Bedenken, da diese bekanntlich meist un-
geheizt sind, während in den Turnhallen selbst geheizt ist.
Mit einem Wort will ich hei dieser Gelp(?enheit auch auf die
Zeit kommen, in welche die Turnstunden fallea.
Man glaubt, es läge im Interesse der geisticpn und körperlichen
Erholung", wenn die Turnstunden zwischen die übrigen Stunden
hineingelegt würden. Die gute Absicht wird dabei aber zweifellos
verfehlt, da, wie mir ein Schulmann bestätigte, manche Kinder nach
dem Turnen tatsächlich körperlich mttdo sind und dem Unterricht
nidit gehörig folgen können, andere wieder zu manchen Dingen,
z. B. zum Schreiben und Zeiohnen, wegen Unmke in den Arm* und
Handmuskeln unfähig sind.
Mit der Einrichtung von Turnhallen hat man im Interesse der
Jugend die beste Absicht gehabt; jedoch müssen wir zugeben, dals
manoke schwere Ge&kr für die Gesundheit unserer Kinder damit
▼erkunden ist
Digitized by Google
8&
#
loh rtunme dem bei, was mir vor knraem ein Tunl^rer einer
iKdieran Ldbimnsftalt aagte: »Das Tnznen kann anch im Winter im
Freien geübt werden; wenn man TnmliaUen banen will, so wftre
es wfineehenswert, dalb dieselben in der Art der Feldscheunen kon-
fltniiert würden mit einem gesohloasenea Schuppen für die Geräte.**
Bei ganz ungünstiger Witterung sollen die Turnstunden lieber aus-
fallen, bei Eis hingegen das Schlittschuhlaufen für das Turnen ein-
treten.
BmMckxagvn, ra ▼ontehmidtm Avftati dü H«rii Dr. RAKHBU.
Von
Dr. SgbviihHoiiiiabd. (f)
Naoh einer Unterbaltong mit Hem Dr. R&hiibut, in der wir
bedaoerteo, daft im Winter an Tagen, wo Gelegenheit zum Sohtitt-
sehnhlaofen oder Spaziergängen gegeben sei, in gesohloBsenen Turn-
hallen Tnmstonden Teranstaltet werden, bofilbe ich eigentlich, dafs er
sehlie&en würde mit den Worten: „Fort mit den Turnhallen^ hinaus
ins Freie 1" schon damit über deren hygienischen Wert und allfaii-
sige Nachteile eine Besprechung für und wider angeregt würde.
Ich meinesteils mufs bekennen, dafs ich unter allen Umständen
ein groiöer Freund des obligatorischen Turnen« in der Schule bin
und den Unterricht darum für äuiserst v. iclitiir ;iuch in f»r/ieherischer
Hinsicht halte. Nur bedauere ich, daDs unser Lehrpian niciit mehr
als drei Stunden dafür übrig läfst.
Die Angst vor dem Staub, die in einer neuen halleschen Mittel*
schale bereits zn einem Siadtverordnetenbesohlufs der Wiederabreilsnng
des rauhen Besenpntaes der Turnhallensaaldecke trotz ihrer anmutenden
dekoratiTen Wirknng, trots der Hiibe des Tnmsaales und trots beste^
liOftong gefilhrt hatte, teile ich niohi Anoh wird naoh meben Er^
kandigongen bei Sehttlem nnseres hallesoben stttdtisohen G^ymnasinms
die dortige Turnhalle sehr sanber gehalten, nnd so viel ieh anf Volks*
und Hittelsdhnlen gesehen habe, ist es hier ebenso. Selbst der Stanh
der beim Bookspringen nnd sonstigen Übungen yerwendeten Eissen
wirbelt wohl etwas auf, steigt aber nicht bis zu Mnnd nnd Nase
hoch und belästigt nicht die Atmungsorgane. Immerhin aber scheint
4»
86
mir, es sei die körperllohe Bewegung in £reier Luft vorzuziehieD« und
halt» ieh darauf hinzielende Anordnongea und AnalflhniDgen IHr
entrebenswert. Meines Eraohtens wftre es wttnsehensweit» wenn m
sieh dnraltfUizen lielsei im Winter nnd Sommer nnr bei nngfinstigem»
stark legneiisehem Welter und anfgeweiebtev JEInr die TnnibaUsn m
benntoen, im fibrigen aber die Sob&ler binans ins I^ie sa treiben.
Sin FortsobriU anf dem Gebiete der Scholbygiene
in NorwegML
Ton
Br. med. 0. Hbhib
in Hamar.
Sobon längst besitzt man in Norwegen mehr oder weniger um-
fassende Regeln für JEteinbaltung und Lüftung der Sobuliokale,
besonders in den Städten und grö£seren Unterrichtsanstalten. Diese
Bestimmnngen sind jedoch nicht aligemein, sondern haben, da sie
▼on den Ortliehen Behörden erlassen sind, nnr beschrttnhfo Geltnng;
Hx die grolse Annahl von Landsohnlen waren bis jetet keine der-
artigen Regeln Torhanden.
Hierin ist nnn eine wichtige inderung eingetreten. Das G^esete
▼om 7. Juni 190S enthielt nämlich n. a. auch: »Bestimmnngen rflok-
siehtlich der Beinhaltung usw. der Sehnllokale'', welche fftr alle
Schulen des Landes gtiltig sind, eben weil sie sich auf die Autorität
des Getetzea stützeu.
Wie mau sehen wird, enthalten diese Bestimmungen das Mini-
mum dessen, was gefordert werden kann.
Es versteht sich von selbst, dals für grüfseie Schulaulagen und
in den Stedten detailliertere und eingehendere Vorschriften betreüeud
der äuiseren Hygiene der Schule nötig sind, aber als allgemeine
Norm, besonders fttr Landschulen, mtissen die nun zum Gesetz er
hobenen Bestimmnngen mit Freude begrttliBt werden, und ihre Durch-
führung wird gewüs gnte Früohto tragen, sowohl fiOr die Sehttler
als für die Lehrer.
Die niehste Yeranlassnng anm £rla£i der erwähnten allgemeinen
Begebu bildete das Inktafttieten des norwegischen Tuberknlosegesetaes
Digiii^uü L^y Google
87
▼om 1. Janvar 1902. Mit Bentg auf dieiea GMeti war €8 nOtig»
YdrbflfiigiiiigniMisng«!!! gegen die Verbreitang dieser Krankheit,
spesiell aaeh lOr die Scholen, Tonraeehraiben.
Daa Geeeta vom 7. Jnni 1902 lautet folgendennafiMu:
Beatimmnngen Aber Reinhaltung der Schulen, mit
Bezug auf § 11 des Gesetzes rom 8. Mai 1900, betreffs
besonderer Yeranstaituiijgöu gegen tuberkulöse Krank-
heit en.
§1. Es ist verboten, auf die Foisbiklen der SohuLzimmer oder
der (jrauge zu spucken.
§ 2. Spucknäpfe in Schulzimmern und Gängen sollen immer
entweder etwas Wasser, Sand, feuchte Sägespäne oder Torfmall,
gehackten Waoholder- oder Fichten nadeln enthalten. Sie sollen
tttgUdi gereinigt werden, und ihr Inhalt soll entweder verbrannt
oder in Kloaken, Gruben, au den Strand während der Flut, oder in
«in Erdloch entleert werden.
§ 8. Sowohl Lehrer ala Sohttler sollen ein Taeohentaeh oder
eine Hand Tor dem Munde halten, wenn sie husten. Wie man sich
gegenftber Ton Sohttlem oder ttberhaupt scfaulberechtigten Kindern,
die an Tuberkulose mit Auswurf leiden, Teihalten soll, wird in jedem
eiuselnen Falle von der Ortlioheu Gesundheitakommission beeümmt
§ 4. In jeder Pause sollen die Sohulaimmer wenigstens w&hrend
fünf, und nach beendigter Schulzeit wenigstens 15 Minuten lang
gelüftet werden, ain besten mittels Durchzug, insofern das Wetter
denselben gestattet.
Wenn die Schulzimraer mit zentraler Luftheizung oder mit
mechamscheii Ventilationsvorricbtungen versehen sind, kann die ört-
liche Gesundheitskommiasion Abftnderungen von dieser Yorsohrift
gestatten.
§ 5. Venülationskanftle — sowohl für die Luftzufuhr als für
die Abluft — sollen wenigstens einmal im Jahre gereinigt werden.
Sie sollen auleerdem hAufig untersucht und jede Verstopfung sogleich
gehoben werden.
§ 6. Die Fußboden der S<diulatmmer sollen tSglich mit nassen
Lappen, Bfizsten oder Sohwabem gereinigt werden. Fensterbretter,
Sehulbftnke, Wandtafeln und andere luTentarstllcke sollen tigliek
mit nassen Lappen abgewischt werden. Wenigstens einmal in der
Wodbe müssen die FtüsbOden der Sohulaimmer und der Gktaige samt
üsm Inventar mit Seife oder Soda und Wasser gewsaohen werden.
Wsnigstens einmal im Jahre — Tor dem Beginne der Schule im
88
Herbste — müssea auch Decken uud Wände abgewaschen werden.
Gegipste oder getünohte Decken, die das Waachen nicht ertragen,
sollen wenigstens einmal im Jahre geweilat weiden. Spalten in den
FuTsböden, worin Staub und Sohmuta sieh sammeln kann, sollen
Terkittet oder auf andere Weise gedichtet werden. MögliohenfalU
aollen die FnüsbOden der Schnlaimmer mit öl&rbe angeetriehen oder
mit ZjeinOl getriUiki werden.
Bei den EingangatOren dee Sohnlgebftndes soll immer eine Tfir-
matte oder ein Folasohraper angebraclit sein.
§ 7. Gerftte, die hei der BeiniguDg henntst word«i sind,
müssen nach dem jedeamaligen Oebranohe soig<ig reingespOlt
werden.
§ 8. Scliulzimmer dürfen m der Regel zu öffentlichen Sitzungen
oder Versammlungen nicht benutzt werden. Geschieht dies dennoch,
8u sull Jjis Zimmer, bevor es üIs T'nterricht'sraum wieder verwendet
wird, jedesmal sorgfiElItig gelultet und ii'uikbodeii und Inventar ge-
reinigt werden.
§ 9. In den Schnlaborten naul's strengste Keiolicbkeit beob-
aohtet werden. Gruben oder andere Behälter sollen so oft geleert
werden, dais Überfüllung nicht stattfindet, und es soll durch Bei-
mischen von Torfmull, Sägespftnen, Erde, Asche oder dgl. dafiOr
gesorgt werden, dafs sich kein flbler Gkrm^ entwickelt.
§ 10. Die Anftieht Aber die Dnrchfahmng der obengenannten
Beetimmnogen Uber Lüftung nnd Bttnigang wird fflr jede einaelne
Sohnle Ton den betreffenden SchnlbebOrden angeordnet.
§ 11. Findet die GesnndheitBkommission» dals ein Schnllokal
wegen ÜberfllUnng oder wegen Fenehtigkeit, Unreinlichkeiii mangel*
hafter Beleuchtung oder ungenügenden Luftwechsels für die Gesund-
heit der Kinder schädlich ist, so kann sie den betreffenden Schul-
behördeu befehlen, die vorgeiuudenen Mängel zu beseitigen ; sie ist
ermächtigt, den Gebrauch des Lokales zu verbieten, bis Abhilfe ge-
troffen ist.
§ 12. Ein Exemplar dieser Regeln soll in jeder Schule an-
geschlagen werden.
biyilizüü by GoOglc
89
Xllie Btaatliche Untersucliuiig der bei Schalkindern in Holland
Yorkommeuden adenoiden Vegetationen.
Von
Dr. M. C. MoDTON-liaag.
Der Minister des Innern hat den Zentralen Gesundlieitsrat
beauftragt, eine Untersuchung darüber zu veranstalten, in welchem
Umfange adenoide Vegetationen in dem Oavum pbaryngo-nasale (Nasen-
rachenraum) bei Kindern yorkommen. Da in Holland noch keine ärzt-
Ucbe Sehulaa£ncht besteht, wie sie in Denteohland, in der Schweiz, in
Ungazn vaw. in vielen Städten und sogar auf dem Lande, von Sehul-
ärzten an^gettbt wird, hat der Zentrale Geenndheitsrat, anoh anf
Venmlaasimg des Prof. Gm in Amatefdam, dieses ansgesetehneten
Kenneis der in Bede stehenden Krankheit» heaohlossen, bei dieser
Untenuehnng die Hilfe der Lehrer in Anspniöh sn nehmen. Hit
Beoht meinte nflmlieh Prof. Gute, dab die Lehrer bei genügender
Kenntnis nnd mit etwas gntem Willen dasn wohl imstande sein
werden, denn die Symptome bei an adenoiden Vegetationen Leidenden
sind gewöhnlich so deutlich, dafs sie oft von Laien, wenn dieselben
einiges Verständnis dafür haben, leicht erkannt werden können.
Nebenbei führen wir hier die vornehmsten Symptome an:
1. Störungen beim Atmen: das Atmen durch die Nase ist be-
schwert, (l:ils der Mund otien gehalten wird,
2. Störungen beim Sprechen: die Stimme erhält einen Nasal-
kiang, weil die Verstopfang der JSase die reine Aussprache ver-
bindert.
3. Störungen des Gehörs durch Anschwellnng der Tuba Eustachii:
ia der Weise kOnnen Ohiensohmersen, Ohrensansen, Schwerhörigkeit
usw. entstehen.
4. Störungen in der Funktion des Gehirns: die von.Gim
tiso genannte Aprosezia nasalis, anf die wir kttrslioh (in dieser Zeit-
mkrifi, 1908, Kr. 1) in Veranlassnng eines Artikels des Ptof. Gun
die Anfinerksamkeit gelenkt haben.
Die ünteisaehnng sollte im Monat September stattfinden, nnd
lind in diesem Zweeke den Lehrsm folgende Schriften sngesohiekt
worden:
Digitized by Google
a) Ein von dem Gesundheitsrat angefertigter Auszug einer Ton
Prof. Gute entworfenen Skizze der krftnkliohenAbweichiingaiit
um den Xiehrem die nötige Sachkenntnis zu verleihen.
b) Ein Ton dioBera Bat entworfener Fragebogen, weldier tod
dem Xiebrer anageflttllt und dem Bat znrttekgeeandt ^werden
mn&.
Diesen Fragebogen lassen wir hier folgen:
MiiBter-FraiSttbogMU
(SB, NiobtiatnlbiidM ist ta ■traiabeB.)
Provinz —
Gemeinde
Schale
Hanpüehrer ,
Klasse -
Klassenlehrer . ^
üane des Sidiülers
Yomame (aasgeschrieben) .
^ männlich
Geschlecht — ..~ — .
weiblich
Gebnrta^Datiun und -Jahr
immer
1. Sitzt der Patient in der Schule mit offenem Hnnde? < mitonter
l nicht
{immer
mitunter
nidiC
{Reebnen \ sehr, etwas, mebt
Gesdiichte > , * •
HolUndiscb ß
n 9 9
immer
4. Hat seine Sprache einen NasalMang? 1 mitunter
l nicht
{nicht
immer
mitanter
6. Ist er schwerhörig?
{oft
mitonter
nicht
8. Haben Sie in Ihror Sclmle noch Brttder oder Schwestem dies«
Schülers, für die ein Fragebogen ansgefdUt ist?
Wenn ja, welche ist die Nunmer des betreileoden Bogens?^
Digitized by Google,
91
Za glttoher Zeit bat Fh»f Ovyk eise Sldsze <lW dia Knink-
beitBeyroptome in toto mit einigen Beilagen verOfibitliobt (bei
P. ran Rossen in AmsterdaTn) und zwar zugunsten jener Lehrer
uDii Eltern, welche nähere Erklärung verlangea.
Dieser Skizze entnahmen wir obenstehende Einzelheiten. Auf
das Resoitat der Enquete werden wir später zurückkommen.
Ein Ml» der Idirt^ wie notwendiiT genAue iratliclie Unter-
indnmg der Kinder in Schulen und Anstalten ist.
Ton
Kabl BATiDBTAW-'Wien,
HanpUelirer an dar n.*5. Landet-TaubiinmmeiuuMtalt
Immer mebr brieht dob die berechtigte Ansobammg Babn, daft
der Sebtilarzt einen beilbringenden Faktor in den Mafsnabmen znr
kerperlioben and geistigen Fdrdemng nnserer Jngend bedeutet, wes-
halb schon an manchen Orten Ärzte zu Wächtern über die Gesnndheit
der Schulkiuder bestellt wurden. Ist die Institution des Schularztes
schon an öffentlichen wie privaten Schulen als eine segeubringende
Einrichtung zu bezeichnen, so wird sie bei geschlossenen lostituten
oder sogenannten Internaten zur unbedingten Notwendigkeit.
Der Verfasser dio?pr Zeilen hat im Doppelhefte 3/4 des XIII.
Jahrganges 1903 der von Dr. Hermann GuTZMANN-Beriin heraus-
gegebenen Medigmisch-pädagogiscJien Monatsschrift für die gesamte
Sgirackkeükunde in seinem Aufsatze: «Die Mitwirkung der Ärzte hei
der Tauhstummenbildung" darauf hingewiesen und näher ausgeführt,
dais bei^ielsweise in Tanbatommenanstelten die Wirksamkeit des
Hauaarstee allein niobt genttgt» eondem dafo Tielmebr, besondere bei
der Endebimg siebt ▼ollBtnniger Kinder^ Spesialante znr Mitwirkung
bei der LOrang der Bildnngsanfgabe beiangezogen werden sollen» wo
immer dies nur tnnlicb ist In dem beceiobneten Artikel wurde
tpesiell tax Taubetummeneiistalten die Wichtigkeit der Mitwirkung
dm Obrenantee, dee Spesialieten tta Mund-, Nasen-, Baeben- und
KeUkopfknmkbeiten. des Augen- und Zabnarstes betont und erOrtort.
Solange nämlich nicht Ärzte für ihre besondere Tätigkeit als
Sdinlärzte, Institutsärzte fdr Taubstummeaanstalteo, Hilfsächuieu usw.
92
durch eigene Knne gründlieh TOigebUdet werden, ut die Znzaie-
lielrang der Sperialiaten oft nnenibehrHoh. In einielnen Fdlen,
80 bei operaÜTen Eingriffen, wird anf die Kunst des SperiilmteB
natttrüoli immer gebaut werden mtaeen. Im aUgemeinen aber wird
der diuoh einen besonderen Kurs für seine speaielle Berafirtfttigkeit
an jSkthnlen nnd Anstalten dieser oder jener Art yorbereitete Haus-
arzt binreiohend Gewähr bieten, dafs in jeder flinsicbt gesdhehet
was dnreb ärztliehe Kunst yerhütet nnd geheilt werden kann.
Der Anfang zar Yorbildnng der Hans- oder AnstaltsUite ftlr
ihre spezielle Wirksamkeit ist bereits gemacht So hat das FreoTsische
Knltnsministerinm im Jahre 1900 verfügt, dafs Ärzte, die an einem
Taubstammeninstitute beschäftigt sind, zu einem dreiwöchentlichen
Bildung^skurse einberufen wei den, dei alljuhrlicli ;iu der Königlichen
Taubatuüimenaustalt zu Berlin abgehalten wird. Auch Bayern sorgt
in ähnlicher Weise durch einen Kars an dem Königlichen Taub-
stammeninstitute zu München.
Im nachfolgenden soll nur ganz nllgpinpin an einem besonderen
Falle gt/.eiß't werden, wie notwendig tiiue bpeziale ärztliche Unter-
weisung durch solche Kurse für Hausärzte einerseits ist, wie auch
andf>rsoits eine wachsame Kontrolle über den Gesundheitszustand
einer gröfseren Zahl in einem gemeinsamen Heim untergebrachter
Kinder unbedingt geboten ersoheint und nnanterbrochen ansgeftbt
werden soll.
In einer mir bekannten Anstalt — Name und Ort tun nichts
snr Sache, da der Zweck dieser Zeilen nicht ist, Kritik zu üben,
sondern die firfohrnng des einen Falles der Allgemeinheit zunutze
SU maehen — zeigte sieh eines Tages bei einem Mädchen eine leichte
AngenentsUndnng, ein sogenanntes urotes Ange*^. Das Kind wnrde
nntersnoht nnd, da sich die EntsOndnng nach einigen Tagen nooh
nicht gebessert hatte, in spitalfirztliche Behandlung abgegeben. Kadh
einiger Zeit kam das Mftdcben in die Anstalt aurflok, die fint>
sttndnngserscheinung war geschwunden. Doch siehe, mehrere
Wochen danach aeigte sich bei demselben Kttdohen abermals eine
Angenerkrankung, die als die sogenannte ÄgyptischeAugenentsOndang
oder Trachom erkannt wurde. Eine sofort angestellte genaue
spezialärstliohe Untersuchung aller Zöglinge eigab, dals eine gröISwte
Zahl derselben bereits auch erkrankt war und eine Anzahl traehom-
verdächtig erschien. Natürlich muCate der Unterricht in allen
Klassen sistiert werden, du man die gesunden Schüler m ihre
Heimat eutliel's, um sie der Ansteckungsgefahr zu entziehen. An-
Digitized by Google
98
oidnnngen der Bebdrden soigten dafDr, clafo selbst diese gesnaden
Kinder in amtsfinfliober Überwaebmig Terblieben, um einer event
Venohleppnng Yorrabeugen. Die traobomTerdäcbtigen Kinder
btisben, isoliert Ton den erkrankten, die Torgesobriebene Zeit nnter
ärztlicher Überwachting in der Anstalt. Die Erkrankten wurden
einer aug^uaiztlichen Bebacdiaug unterworfen. So ward aus der
ünterrichtsanstalt ein Spital. Monate werden vergehen, ehe das
Trachom bei allen davon Befallenen i^eschwuudeii sinn wird. Und
da erst Monate nach der Ausheilung des letzten Krankheitsfalles
die Kontumazfrist endet, kann der Unterricht der Erkrankten erst
dann wieder beginnen. Die Gesundgebliebenen werden, örtlich voll*
stflndig TOn den Erkrankten getrennt, in ihrem weiteren Bildnngs-
gftoge keine Einbufse erleiden. Leicht lälst sich aber ermessen«
welche Nachteile eine solche Epidemie den Erkrankten bringen
wild, bsi denen der Unterrioht solange ansgesetst Verden
Und welebe Opfer an Geld müssen gebracht werden, bis wieder
Oidnimg und Gesnndnng eintrittl Disse nnd fibnllobe Gedanken
wie die weitsren Sdhlnlsfolgerongen, die sich jedem von selbst er-
gsbsD, mOgen hier nnerCrtert bleiben. So weitgebend aneb soleh
nnsngenebme Er&brungen in ibren Folgen sein können, kann doeb
niemandem die Verantwortung anfgebttrdet werden. Selbstredend
btben alle Faktoren in vollster Pflichterfüllung gehandelt, um das
einmal entdeckte Übel zu bekämpfen. Aus der bösen Erialiiung
aber ergibt sich die weise Lehre, wie wichtig und wertvoll spezial-
ärztliche üniersuchungen und Ul)erwachuugen — nicht nur hin-
sichtlich des Gesiobtssitines, Tündern z. B. auch betreffs des Zu-
standes der Lungen der Kinder — in geschlossenen Anstalten vor
üllem sind. Die in Mitleidenschaft gezogene Anstalt wird in Zukunft
zur Yerbütong Abnliober Vorkommnisse ihre fürsorglicben Ein«
liditangen noeb vermebren. Möchten dies aber auch diejenigen tun,
4ie durch ein gütiges Geschick vor ähnlichem Unsegen bis jetzt
vmdiont geblieben sind! Zum Zwecke dieser Wamnng allein
Gnaden disse Zeilen der Vertfffentliebnng zngefObrt. II Ocbten aber
neb Eriabrangen ahnliober Art» die an anderen Orten gemacbt
vndtn nnd werden, der öfifentliobkeit an Nntis nnd Frommen der
AIlgMaeukbeit bekannt gegeben werden I Dann erfabzen nnd arbeiten
^ «einer ffir alle, alle fiBr einen", wie es der Zweck der meoscib-
bdun GeselUohaft erfordert!
Für den Nicbtarzt sei hier noch beigefügt, dafs sich das
Trachum an den Schleimhäuten der Innenseite der Augenlider in
Digitized by Google
94
Form Tou Grieis und Köraoheo wmgt; aber moht jede Art Griefii ist
solioii TnusliomI Das Erkennen desselben ist natttriicb Ssehe dss
Angenantos. Das Tiaohom yenusaobt, wenigstens in seinen An*
ftngen, keine Schmelzen. Wie gefthrlieb aber diese EntsOndnug
weiden kann, nnd wie notwendig daher ihre fiehandinng ist* msg
ans der hier wiedelgegebenen «Belehrung fiOür Tiaohomkranke" (ans
einem Wiener Spitale stammend) gefolgert werden.
»Das Trachom (die Igyptisohe AngenentsAndnog) ist eine an-
steckende Krankheit, welche dnnsh YemaohlHssignng snr Blindheit
fahren kann.
Ein Traohomkranker kann seine Angehörigen, aUe seine
Wohnungsgenossen mit dieser Krankheit anstecken. Die Über-
tragung der Krankheit geschieht sehr leicht durch Handtücher,
Taschentücher, Waschbecken, Waschw ;isser nnd durcli alle anderen
Dinge, welche mit dem kranken Auge in Berührung gekommen sind.
Es muls daher der Kranke alle diese Gegenstände eigens fär
sich hahen und nicht mit anderen Personen gemeinschaftlich ge-
brauchen ! I
Ist bereits jemand von den Angehörigen oder Wohnnnp-sp;onoss6tt
erkrankt, so soll möglichst bald ein Augenarzt befragt werden."
Mögen diese belehrenden und die vorhergehenden wenigen
warnenden Worte einzelne und Gemeinschaften vor den Folgen der
hier zur Sprache gebrachten Gefahr bewahren, indem sie jedermann
ermahnen, keine Einnchtnng aniser Ange zu lassen, welche die
eigene Gesundheit nnd die nnseier Jngend vor allem an schfitsen
geeignet istl
Zar Frage der DeriDfeMoii eatlielieiier Bttefaer.
Von
Dr. BsNDA-Berlin.
Die Ohertragbarkeit ansteckender Krankheiten durch Gehraucbs*
gegenstände ist seit langem bekannt nnd hat zu gesetsliehen Ve^
hfitnngsma®eln geftthrt Jedoch ist ein Gegenstand, der besonders
viel yott Hand zu fland geht und gerade nel&ch in Krankenstabea
zu finden ist, noch wenig in bezng auf seine Anstecknngsfthigkeit
beachtet worden: das entliehene Buch, ob dasselbe nun einer
95
Ijnhbibliothelc, einer Yolke- oder einer SolilÜerbibUofliek entstoinnie»
Gegenwärtig bflgiuni man anoh dieser Frage Intereese sosnwenden;
und Bwar iet England darin ▼onDgegangen, VerhUtangsmalfiregelii
eiasnfUifen; Tereinzelt besltien auch St&dte darauf beattgliche Ver^
«ndnangeii ; im allgemeinen befindet aieb die Saebe jedooh nobb im
Stadium der Yersnebe.
Das Vorgehen in England ist folgendes: Jede ansteckende
Krankheit raufs dort der Polizei gemeldet werden ; diese benach-
richtigt die BibliotheksverwaltuDgen, und weua ein Bnch in ein
Haus ausgeliehen war, wo ansteckende Krankheiten gemeldet sind,
so wird dasselbe einer Desinfektion mit Formalin unterzogen
(AscHBOTT, Volksbibliothek und Volksleaeballe, eine kommunale Ver-
anataltung, 1Ö96).
In Ungarn sind Untersuchungen auf Betreiben des Landes«
▼eraina für Hygiene in Budapest durch Kraubs angestellt worden.
r)er8elbe hat festgestellt, d ifa in viel gebraaobten Büchern sieb
sablxeiobe Infektionssioffe finden; er sobliigt vor, die Bttober durch
rtrftmenden Waaserdampf an desinfiaieren, was in einem geeigneten
A|iparai ebne Beaobädignng derselben dnrehanfflbren ist (ZeiU^.
/. ]^0. u, J^ifManOBirmikh,, Bd. 37, S. 241).
Li tUeser ZeUadmß (Jahrgang 190S) ist ein Beriebt des
Joum. of Amme* Med» Assoe,, Nr. 16, wiedergegeben, woaaeb in
Bnffido Ton Beamten des Gesandheitsrats die Desinfektion der
Schulbücher Torgenommen wird, und zwar ebenfalls mit Formalin-
In Wien ist im Juni v. J. eine amtliche Verfügung erschienen,
durch welche die städtischen Bezirksärzte angewiesen werden, die
Schulrequisiten derjern<:;en Schüler, welche ansteckf^nde Krankheiten
durchgonKici-t lullten, entweder, wenn die Parteien damit einverstanden
sind, zu vernichten oder einer Desio^aktion durch Formalin zu
anterziehen.
In Dentschland hat bereits im Jabre 1897 Lion für seine
Fromotionsarbeit Untersuobnngen darüber angestellt, ob gehraoobte
Bftober lebensfähige Keime ansteckender Krankheiten enthalten, nnd
bat eine grobe Annbl aolober Keime in Leibbibliotheksbttobeam
nnd auf Fkpietgeld gefunden. Er gibt an, da6 er dnrob Formalin-
dftmpfe eine vollkommen siobere Sterilisation berbeigefObrt habe.
In Berlin bat anf Anregung der Berliner Stadtrerwaltang das
KltnigL Institut filr Infektionskraiikbeiten Venraobe aber die An-
stsokangafidiigkeit gebranebter Blleber angestellt. Die Beaultate der
Digitizeu Lj oOOgle
96
UDtoxBaohnngeii liegen in der eben erschienenen Schrift des Dr. Mi-
TirLESOü: „Beitrage snr Ätiologie der Tuberkaloee* yor.
Dr. II. hat zwei Beilieii ron Biloheni ans Volksbibliotheken, imd
zwar nur anf Tnberkelbaxillen nnterBneht; die erste Reibe bestand
ans Baebeni, die awet Jabie nnd damnter in Gebianctb waren.
Von den Tierm, die mit den in diesen Bflobem gefnndenen Keimen
geimpft wurden, erkrankte keines an Tnberkalose. Die aweite Beihe
▼on Bflebem war drei bis sechs Jahre in G^branoh; yon dea
geimpften Tieren erkrankte ca. ein Drittel an Tuberkulose. Dr. M.
schliefst daraus, dafs sich die Tuberkelb;izillen wohl nur auf dem
feuchten Schmutz viel und jahrelaug gebrauchter Bücher haltent
während reinliche Rücher einen schlechten Nährboden abgeben.
Jedoch glaubt er, dafs auch Ifetztcre, wenn sie aus der Hand
eines Tuberkulosen schnell in andere Hündo kinifn, die An-
steckung übertragen können. Er empfiehlt zur Verhütung einer
Infektion insbesondere die Ausmerzung besohmntster Büeber, des
Anbringen Ton Plakaten in den Bibliotheken, worin auhnerksam
gemacht wird auf die Gefahr, beim Umdrehen der Bifttter den
Finger zu belecken, da hierbei die Bazillen auf dem nftchsten Wege
in den Mnnd gelangen, nnd sodann auf die Notwendigkeit, nach
dem Lesen sieh die Hflnde zu waschen etc. Anck er empfiehlt die
Desinfektion dnrob Formalin; jedoch mflJsten die Bttoher tagelang
den Formalindämpfen ansgeaetst bleiben.
Dieee VorsicbtsmaÜNregelDL sollten ganz besonders anf onsoe
Schfilerbibliotheken Anwendung finden. Sollte auch die Gk&kr
einer Übertragung der Tnberknlose, wie Prof. BsRBiira im Vereb
für innere Medizin unlängst erklärt hat, mindestens sehr über-
schätzt werden, so besteht doch eine solche für die akuten Infektions-
krunkheiten, speziell für Scharlach und Diphtheritis (Pocken
kommen ja bei uns f,» Im kl ich er weise nicht mehr in Betracht). Ebenso
wie es zweifellos festgestellt ist, dafs durch Spielsachen eine Infektion
stattfinden kann, so dürfte es wohl keinem Zweifel unterliefien, dali
durch Bücher eine solche möglieh ist, vielleicht in erhöhtem Mafse,
da der Infektionsstoff hier von Luft und Licht abgeschlossen ist
Und zwar sind di^ Ohancen der Übertragung in Schülerbibliotheken
am gröfsten, da das Lesepubliknm hier ans Kindern besteht. Daher
sind die Ma(sregeln nir Verhfltnng der Infektion hier doppelt geboten:
Entfemnng beschrnntster Bficber, Belehrung der Schtller dnrok
Plakate, event. dnroh IHnkleben einer Anweisung in die Bficher
selbst. Sobald die geeignetste Art der Desinfektion Ton BQcheni
..lyui^ud by Googl(
97
MgMtelli sein wird — vnd das Berliner Kttratorinm der VoOdb-
UUieihekea nnd Lesehallen beeohftftigt tkk gegenwftriig sehr ein<
gehend mit dieser Frage — , sollte dieselbe so bidd als mOglieh anoh
in unseren Sehfilerbihliotbeken An&ahme finden. Auch würde es
»eh sehr empfehlen, wenn eine spezielle Desinfektion der Sobnl-
bücher und Hefte, wie sie in Wieu angeordnet ist, auch bei uns
eingeführt würde. Gerade in der Rekonvaleszenz benutzen die
Kinder ihre Schulrequisiten. Die allgemeine Desinfektion der
Wohnung reicht aber für die Bücher nicht aus, die, wie oben er-
wähnt, einer ganz besonderen Behandlung bedürfen, um gründlich
rtenlisiert zu sein.
Notwendigkeit und Wiriuamkeit des Arstes in der Hil£BScliiile*
Von
Franz Frenzel,
Leiter der itädtisohen Hilfaichnle sa Stolp i. Pom.
Uit drei AbbUdungen im Text.
Der Erlais des pieslbisohenKnltnsministerinms Tom 6. April 1901
— U. HL A. 2606 — wfinsoht far die Hil£saobn]e firstliebe liit-
wirknng bei der Aufnahme nnd Entlassung der Schüler.
Damit spricht er sngleieb die Notwendigkeit emes Schularztes für
die Hilfsschule aus, ohne jedoch sonst weit4»r auf die Funktionen
wnes solchen emgeheu oder seine Arbeils^^e biete näiier bestimmen zu
wollen. Die Institution des Schularztes iur die Hilfsschule wird nun
wohl allgemein anerkannt und auch durchgeführt werden, allein es
scheinen in der Rf^grenzung des ümfanges und in der Kegel ung
der schularztlichen Tätigkeit noch manche eigentümliche Auffassungen
zu bestehen und Terschiedene Unklarheiten zu herrschen» so dafs es
geboten ersolieint, die Schularztfrage für die Hilfsschule einer £r-
örUmng immer wieder y.u nntersieben, besonders auch deshalb, weil
eine Reihe wichtiger Unterfragen noch immer der Lösung harrt.
Wamm bedarf gerade die Hil&sohnle so notwendig eines Schnl-
•Btcsf Diese Frage deckt sich mit der allgemeinen Sebnlarztlrage»
vsd ihre Beantwortong wird nns um so leichter fallen, als die Kot-
wcndigkeli des Schularztes im allgemeinen nnd prinzipiell angegeben
wsiden mnis. Unser Sobttlennaterial, das nicht nnr in geistiger
Digrtized by Google
98
Beziehung, sondern auch in körperlicher BeschaflFenheit von der Norm
abweichend geartet ist, bedai-f einfach des Arztes ebenso dringead
wie des Pädagogen. Allein falsch wäre es, zu behaupten, dafs unsere
Sohttler lauter Kranke in der landläufigen Bedeutung des Wortes
seien. Der Augenschein lehrt im Gegenteil, dafs viele von ihnen sieh
dnroh blUhende Gresoodheit und körperliche TadelloeigkeLt aufleeiobmiD
und nur in ihren Gehimfnnktionen Mängel anfweiaen* Der weitaaa
grOlste Teil der Hilfesofanlx^ttler jedooh kann als kOiperlioh anonntl,
ja, als körperlich krankhaft beieiohnet werden. Bei genauer Beob-
aohtung lassen sich eine ganse Beihe anormaler besw. krankhalter
Eraoheinungen in ihrer KOrperkonatitution erkennen, die gewOholiek
selbst von Laien hemerkt werden. Im ganzen Mit bei diesen Kindeni
die eigenartige, wenig Energie bekundende Körperhaltung auf, die
in allgemeiner Muskelsoh wache, grudueli und individuell natürlieii
sehr verschieden, ihre Ursache hat. Der Gang ist bei vielen wan-
kend, schleppend und oft mehr ( ilei weniger unsicher. Die Beine
zeigen sich bei manchen eingebogtui, der Körper wird übermäßig
nach vorwärts gebeugt, der K^pf sitzt mitunter haltlos. Nicht selten
besteht ein ganz bedeutender Grad von Ungeschicklichkeit und On-
Sicherheit in allen ihren Bewegungen; einige zeigen eine allgemeine
Unruhe (Agilität) in ihrem Verhalten, andere dagegen erscheinen
stumpf und apathisoh. Einzelne Individuen sind auch teilweise
gelähmt und mit verschiedenen Miisbildungen und Eutartungsfehlem
behaftet J>er Gesiohtsausdmok ersoheint in msnohen Fällen geisV
los, das Ange matt, stierend oder unsioher. Die Geeiohtsfiurbe ist
häufig ungesund, bleich und unrein. Die Stirn seigt sich oft niedrig,
die Schläfenbeine wie eingedrackt und das Hinterhaupt abgeplattet
Andere anormale Sohädelformen sind in groto Menge wahrsunehmsa.
Bei vielen lassen die Sinne yersehiedene De&kte erkennen; Seh*
eohwäehe, Schwerhörigkeit, herabgesetztes Gefühl usw. sind oft m
ünden. Manche weisen Wachstumshemraungen und mangelhaften
Ernährungszustand auf; Spuren bösartiger KiaiikheUeu, j;i selbst
Krankheitskoime verschiedener Art sind nicht selten vorhanden. Mau
könnte des weiteieii noch mehr derartige anormale oder krankhafte
Ers<?heinungen in körperlicher Rpziehnn? hei diesen Kinderrj auf-
zählen, so mannigfach und reichhaltig sind sie bei ihnen vertreten.
Allein schon der Hinweis auf die bisher aufgezählten krankhaften
Symptome dürfte genügen, um die Notwendigkeit und das Bedürfnis
▼on Schttlärsten fär die Schüler der Hilfsschule hinreichend bs-
grUndei au sehen.
Digiii^cü L^y Google
99
Beispiele Sntiieher Wahnehmiisgeii ftW die Verbraitnng
kOrperlieher Qebreclieti bei eehwachBinnigen Kindern mögen
m^ne Toistehenden Sdhildenmgen bestfttigen. Br Oasbsl in Berlin
hat en ca. 180 Kindern TTntennohnngen yorgenommen; von dieeen
Beigten 88 kOrperliehe HüUbtldungen, rhaehitisch waren 56, un-
genügende Sehsobärfe batten 11, AbBcbwäcbnüg des Gehörs 20,
felilerbaftes Gebifs 33, Hindernisse iii der Zs'asenaimung 51 und
Spracbfehler 43. Dr. DoLL in Karlsruhe hat bei 72 Schillern der
dortigen Hilfsschule folgende Mängel vorgefunden : Behinderung der
jÜHasenatmung bei 17, minderwertiges Sehvermügen l ei 45, Schwer-
hörigkeit hei 14, Störungen der Sprache bei 13, Ahnormitaten des
Ganges uud der sonstigen koordinierten MuskeibeweguDgen bei 10
und ausgesprochene psychopathische bezw. neuropathiscbe Belafitnog
bei 8 Kindern. Auch Dr. Laqubr in Frankfurt a. M. weifs über
abnliohe WahmebmaDgen aus der Frankfurter Hilfsschule zu he-
ricbten. Es sei noch bemerkt, dafs ein bedeutender Prozentsatz der
Hilfsscbulsobüler im Körpergewicht, Knoobenban, in der Körperl&nge
nnd Mnskelbildnng weit hinter dem DnrbhBchnitt znrftokbleibt. Mit
Beeht können diese Kinder dämm anoh als körperlioh-minderwertige
Geschöpfe bexeiehnet werden.
Nidit minder grolii ist die Zahl der anormalen seelischen
Efseheinnngen bei den Sobttlem der Hilünohnle. Viele zeigen eine
mangelhafte Anffsssnng der Anftendinge ; die Wshmehmnng erseheint
behindert, flflobtig oder einseitig. Vom Aufmerken, Beobachten, Ver-
gleichen, Überlegen und Urteilen kann oft wenig verspürt werden.
Die Sprache erfolgt in einigen Fallen schwerfiillig, in anderen papa-
geienartig plapperhaft, nicht selten sind S[>mchstöningen, Sprach-
mängel, ja seihst Sprachlosigkeit vorhanden Zu diesen Erscheinungen
treten noch oft Krärapfy, Rewufstseiusstürungen, nächtliches Auf-
schrecken, Bettnässen, Wutanfiillo, Zerstörungstrieb, Sarameltrieb,
Stehlsucht, Neigung zur Verlibung von Grausamkeiten, Pyromanie,
Tencbiedene Perversitäten nnd sexuelle Verirrungen hinsa. £s bandelt
sioh bei diesen Individuen in seelischer Beziehung geradezu nm eine
llannigÜBdtigkeit und Vielgestaltigkeit der Zustfinde und Erscheinungen»
wie sie sieh alle kanm scbildem lassen. Eine äulserst bunte Muster-
karte aller nnr denkbaren Kombinationen nnd Möglichkeiten geben
die Schiller der fiUfssohule in ihrer Seelenyer&asnng ab. Bbenso
▼efschiedenaitig nnd mannigfech sind die Formen nnd Grade der
Bcbwachen Begabung ; man findet kanm swei Lidividnen nnter ihnen,
die sich einander anoh nnr ähnlich in ihren Seelensniagen wllren.
0«hnlgeaaadhiitopa«g«b XVIL 5
Digrtizeij Ly <jOOgIe
100
Nach dippfjn Darlegungen mufs es selbstverständlicli erscheluen,
dafs die Hilisschule des Ar/^tos ebenso dringend wu; des Päda-
gogen bedarf j es kann Sick m der Jb'oige also nur darum handeln,
welche Mafsnahmea der Arzt bei der Ersiehnng und Unterweisoxig
der Hilfsschulschaler zn treffen hat, bezw. welches seine Funktiooen
in der Hilfsschule sein werden. Yoransschickend sei gleich bemerkt,
daXs die Hilfsschale in erster Linie eine Erziehnngs- und Unterrichts-
anstalt iai^ mithin eine pttdagogiaohe und keine sanitftre Binrioktiuig
faedentei Daher palst für sie anek keine äntUohe Leitung, Beanf-
fliehtigang oder Kontrolle. Es wftfde deshalb mflUg ersoheinen,
weitere Erhebungen in dieser Beaiehnng ansnstellen; die Greos-
zegnliening awisehen dem pädagogischen nnd ärztlichen Arbeitsgebiete
in der Hilfsschule kann auch nicht derart roigenommen werden, dab
sich eines um das andere nicht zn kümmen hätte. „Der Arzt mnia
rielmehr bei seinen medizinischen und diätischen Yerordniingen
pädagogisch, der Er/iehei und Lehrer im Sinne wahrer Heilkunst
verfahren; beide muaaen. also nach einem gemeinschaftlichen Plane
arbeiten." Nur aus einer geraeinsamen, im Sinne dieser Forderung
ausgeführten W irksamkeit wird sich allmabiich eine wissenschaftliche
Zusammen s{( Illing der für die Erziehung und Bildung der Hilfsschul-
soh&ler nötigen Maisnabmen und Grundsätze gewinnen lassen.
Nach den allgemeinen Dienstanweisungen für Schulärzte sollen
die Aufgaben der Schulhygiene gewöhnlich folgende Funkte umfassen:
1. Die Hygiene der ä ufseren Bedingungen des SchnUebens,
des Scbulgebäudes, der Scbulausstattung, der Lehrmittel usw.
2. Die Hygiene des Unterrichts.
8. Die Hygiene des Schal ers.
Auf diese Punkte dflrfte sich auch die Tätigkeit nnd Wirksam-
keit des Schularztes in der flilfaschule erstreüken; allerdings wird
seine Betätigung hier sich wesentlich anders gestalten mässen ab an
den ttbrigen Schnlanstalien. Während er an den gewöhnlichen Schulen
die Anordnungen in hygienischer Besiehung einfach mit den Forde-
mngen einer rationellen Schulhygiene in Einklang bringen wird,
kann er seine Mafsnahmen an der Hilfsschule, wenn er hier erfolg-
reicb wirken will, uicbt ohne Rücksicbtnahme auf ihre Eigentümlich-
keiten treffen. Die Hilfsscbule ist eine Sonderanstalt mit be-
sonderer Organisation und mit besonderen Erziehungs- und Unterrichtß-
mafsnabmen. Wie sich aus der allgemeinen Pfidfigogik allmählich
die Hilfssrbnlpädagogik mit ihren modifizierten Crrunds&tzen, welche
durch die Eigenart des Sohülermaterials bedingt werden, heraus^
. ly j^ud by Google
101
bildete^ so wird sich aucli aus der aUgetueinen Schulhygiene eine
besondere Hygiene, die der HUfsaohalen und fthnliehen Anstalten,
eniwiekeln müssen, welche den hier bestehenden anormalen Verbttlt-
moMD, Umständen, ErsoheinnngeD und Situationen Rechnung m
tragen haben wird. Wenn wir einer individuellen Behandlung
in der Medizin nnd Pädagogik im allgemeinen das Wort reden, ao
Warden wir nieht nmhin kOnnen, anoh auf dem Gebiete der Hi]&-
aoihnlbestiebnngen in allen Dingen weitgehende Individnaliaiermig
sor GMinng kommen zn lassen.
Es gilt ak oelbfltverBtttndlich, dafe die Hilfiaohnle ein eigenes
Sohnlhans oder wenigstens besondere Bftome in einem Soholhanse
beaitsen mUlste, zu welehen aneh alle erforderliehen Nebenränme nnd
Nebenanlagen, ein Spielplatz und ein Schulgarten gehören sollten.
Allein die vvülsö Sparsamkeit mancher städtischen Behördeu Lat
nicht selten für die Hilfsschule kleine, dumpfe Zimmer überwiesen,
oft in ausrangierten Volksschulgebaudeu oder in Mietshäusern, die
manchmal an chronischem Licht- und Luftraan^el leiden. Dafs
solche Zustände im Interesse einer gedeihlichen Öchuliiygieue ver-
urteilt werden müssen, liegt auf der Hand. Unsere Schüler mit
ihren mannigfachen körperlichen Mängeln brauchen zu ihrer Ent*
Wicklung mehr Idoht nnd Lnft als gesunde Eünder. i>er Schaden,
welcher ihnen ans nngflnstigen Wohnungs- oder unzulänglichen
SohnlTerhältniflsen erwächst, ist in der Tat recht beträchtlich und
viel grdber, als man sn glanben m^nt. So hedttrfen sohwaehbegabte
Kinder intensiver Sinnesreianngsiiy wenn diese nachhaltig wirken
sollen. Wenn nnn <* B. die Ijichtverhältnisse der Sdinlaimmer nn*
günstige sind, so werden alle Schttler, die an Sehschwache leiden,
miToUkommene lachteindrlioke empfingen nnd dämm dauernd nn-
ToUständige Wahmehmnngen machen. Dieser Znstand wttrde ftlr
die Folge einen bedeutenden Ausfall yon Wahmehmnngen fttr eine
ganze Gruppe von Kindern bedeuten, welche dadurch natui^emäis
in ihrer ireisügeu Entwicklung arg geschädigt würden. Ebenso läfst
68 sich erklären, dafs der Aufenthalt in dumpfen Bäumen für diese
Kinder mit ihrer oft gescliwacliteii Korperkonstitution von den nach-
teiligsten Folgen für ihr Allgemeinbefinden begleitet sein wird.
Bei der Anlage von Schulgebftuden sind die nächste Um-
gebung und die sonstigen lokalen Verhältnisse des Bauplatzes
einer eingehenden Prüfung zn unterziehen. Das Gebäude darf auf
keinen iUl da errichtet werden, wo sich Fabriken mit hohen Schloten
befinden oder Indnstriegebftnde liegen, welche yiel Lärm Temrsachen.
102
So iat mir bekannt, dafs eine Hilfsschule in der Nähe einer Fisch-
rftncherei liegt; der Rnucli aus der Räucheranstalt belästigt oft
Schüler und Lehrer in unaogfMJohmer Weise. Dafs dabei iungeükraoke
Kinder arg geschädigt werden, erscheint gewifs. Der Bauplatz soll
auch die Möglichkeit der Anlage eines bequenien Spielplatzes und
eines ausreichenden Schulgartens bieten. Die Zweckmälsigkeit
einer geeigneten Vorbildung der Schwachbegabten Kinder für pnk- '
tiflohe Betätigungen, nunentUoh die Anleitung im Gartenbau, wird
immer mehr erkannt und gewürdigt; daher ist es nötig, den SohQlem
aohon wflhrend der Sehulzeit Gelegenheit nnd Anleitung zu prak*
tisohen Beeohftftignngen sn bieten. Aue dieaem Grande mofis in dem
Banpkn des SehnlgebindeB anoh die Einriohtong von Sehfller«
werkBtfttten vorgesehen werden. Wüneobenswert wftre ee femer,
wenn jede Hilfinohnle einen Spi eisaal bekäme, in welchem nieht
nnr etwaige Spiele abgehalten weiden könnten» sondern in dem anoh
die öffentlichen Feierlichkeiten (Weihnaohtsbeseherung« Kaisergeborts-
iagsfeier, Elternabende usw.) stattfinden könnten. Endlich müiste
jede Hilfsschule auch ihre eigene Badeeinrichtung besitzen, damit
siQ unabhängig von anderen Schulanstalten ihren Schülern die Wohl-
tat zweckmässiger Bäder gewähren könnte. Es wirkt nichts störender,
als wenn beim Baden Hindernu^sp oder Schwierigkeiten zu umgehen
sind, die in der Re^el dann entstehen, wenn fremde Badestätten
besucht werden müssen.
j
Die Hilfsschule soll zwecks Vermeidung weiter Schulwege zen-
trale Lage im Sohulorte bekommen. In grofsen Städten würde es
sich empfehlen, in den rersohiedensten Stadtteilen kleinere Systeme
TOn JBilüaschttlen einzurichten, um nach Möglichkeit weite Schulwege
an Terkürzen. Es liegt auch im Interesse einer besseren Übersicht,
wenn die Einsohnlnngsbezirke der HilÜBBohnle nicht an greise Unr
ftnge anfweisen. Bei kleineren Schnlbezirken läfst sich auch viel
eher eine eisprieMiche Verbindung «wischen Sohnle nnd Hans nnter*
halten als bei sehr ausgedehnten. Uit der Dnrohfilhrnng dieser
Foidernngen würden die berüchtigten Schnlkasemen als Hilisschnl-
gebände dnrohans nicht angebracht erscheinen, es kämen nelmehr
ein&che, im PaTÜlonstil gehaltene Hänsohen in Betracht Damit
möchte man dem Ideal eines zweckroäfsigen Schulhauses für schwach-
be£;riljte Kinder mehrere Schritte naher kommen; die Kilföschule
könnte dann auch leichter als bei einem grofsen System den Cha-
rakter einer Familien s ch u le wahren, welche Einrichtung am vor-
teilhaftesten liir ihre minderwertigen Kinder geeignet zu sein scheint.
Digiii^uü L^y Google
103
Bei der Ausstattung der Schulzimmer sind mancherlei Gesichts-
punkte in hygienischer Beziehung zu beachten. Vor allen Dingen
sollen die Sabsellien so beschaffen sein, d&ls sie der körperlichen
Hg; I.
Pnltbinkohen (SettemiiiichtX
Pir. 1. Flg. t.
Falib&nkoken (Vorderunoht). Paltbinkohan (Bfloksmtoht).
Beschaffenheit und den vielfachen Konstitutionsmängeln der flilfs-
Bchulschüler entsprechen. Am besten dürften sich für die Hilfsschule
die nebenbei abgebildeten Pultbänkchen eignen, die in verschiedenen
Digitized by Google
104
GboA^n, daa KörpergröHmi der Sdhfller eDtspreohend, lieig<eitellt
werden können. Die Anfttellnng denelben ist leieht sn Imdhaben;
eie bat eteii so za gesohelien, dafe dabei den IndiTidnalitBien der
Sdilller sweekmilUg Eechnnag getragen weide. SohwerhOrige nnd
kurzsichtige Kinder erhalten ihre Plätae in den Tordersten Reiben.
Bei Benutzung der Pnltbänkchen bekommt jeder Schüler seinen iso*
Herten Platz, er ist leicht zu erreichen, gut zu tibersehen und sitzt
äufserst bequem und zweckmäfsig. In Fallen, in denen schwere
körperliche Defekte vorliegen, sind besondere Sitzeinnchtungeu zu
treffen, die natürlich nach ärztlicher Vorschrift hergestellt werden
müssen.
Rezu<;Hch der anderen Scbuluteusilien sei folgendes bemerkt.
Das Lehrerpult kann m der Hilfsschule entbehrt werden; dafür
ist ein Tisch mit ziemlich grofser Platte hinzustellen, die genügend
Raum bietet, um manche Schüler mich am Tische mit einzelnen
Übungen bei beständiger Kontrolle seitens des Lehrers beschäftiG^en
zu können. Die Schultafel muXs auf einem vollbeleuchteten Platz
stehen, sie soll tief schwarz sein, nicht glänzen, deutliche Liniaturen
aufweisen, möglichst in der Ktthe der Schüler eich befinden und
nicht zu boch oder za niedrig angebracbt aein. Eine Was ob-
toilette darf in keiner Schulklasse fehlen.
Besondere Sorgfalt ist der Auswahl der Ansobannnge-
mittel EU widmen. Es soll bei dem Anschauungsmaterial weniger
auf die Feinheit, als vielmehr auf die Deutliobkeit nnd Handgreif*
liobkeit deaseiben Gewicht gelegt werden. Von allem Gierten nnd
nnnOtigem Beiwerk igt ▼olletlndig abznseben. Daber nnd nament-
liob TOn AnBobanngsbildern nnr solobe ansznwfiblen, die banpt-
sBoblieh Einaeldaistellnngen in gehöriger Deutliobkeit bieten. Gruppen-
bilder, die in ibrer AuafttbruDg mebiere Situationen umtaaeen, müssen
atets die sweokmftlsige Grdlse und ObersiebtUobkeit anfweiaen. Die
fiil&adbule als Beobaobtnnge- und Erfabnmgaaobule bedarf «nee
reiobbal^igen Yeranaebauliobunge- und ünterriebtamaferiala, dieaea
aoU jedoeb nibbt nur in bezug auf seine Zweokmftfsigkeit und Not-
wendigkeit, aondem auob Ton bygieniaoben Geaiebtapunkten aoa
geprOft werden, um alle Mi(8griffi zum Schaden der Sobfiler zu ver-
meiden, fia kann z. B. beim Gebrauche kleiner Schriftzeichen (Buch-
staben) leiebt der Fall eintreten, dafs schwachsichtige Schüler durch
■die Benutzung solcher Buchstaben direkt zur Kurzsichtigkeit und
weiteren Schwächung ihres Sehvermögens gebracht werden. Das
wäre eine unvurzeihliche Unvorsichtigkeit, welche fQr diese armen
Digitizeci by Google
105
Gescliöpfe, die ja sohoa duroh Uire Geistesschwäche und sonstige
MiDd«rw6itigkeit hart genug gestraft sind, die TerbttognisToUsten
Folgen naoh sieh sieben wfirde. "Wie ecbeinbar gering aneb manebe
AnlMnee nnd Umstände nns TOTkommen mdgen, nm eo nnbeÜToUer
können ne fOr dieee Sobüler werden, wenn sie in bjgieniaober Be-
nebnng niebt die gebOrige Kritik Ton antoritativer Seite er&bren.
Wenn Febler nnd Yezatö&e gegen die Hygiene in anderen Scbnlen
gemacbt werden, so sind deren Wirkungen lange niebt so folgen-
sebwer wie in der Hilfssohnle. Es mufs deshalb hier auch den
geringsten Sachen Beachtung und sorgfältige Erwäguog ge^ckenkt
werden.
Die hygienische Prüfung bei der Wahl der Lehrmittel für
die Hilfst« bule wird sich im allgemeinen auf folgende Punkte er-
strecken müssen:
1. Auf di« BeschaÜenheit der Schulbücher bezüglich ihres
Druckes, Bilderschmuckes, Papiers und ihrer Handlichkeit.
2. Auf die Güte des Schreib- und Zeichenmaterials hin-
sichtlich der Farbe, der Liniatur und des Gebrauchs. Hierher gehört
ftTjoh die Prüfung der Schreib- und Zeiohengeräte in bezug auf
Zweckmäfsigkeit und bequeme Handhabung (Schiefertafel nnd Gri£bl
sind tonliebst rom Gtobrancb ansanseblie&en).
3. Anf die Zweokmftfngkeit der Yeranscbanlicbnngsniittel
(Anebbannngsobjekte, Bilder nnd Karten). Je gröber der Hafintab
der einseinen Darstellvngen ist, je dentliober die Farben sieb Ton-
einander abbeben, nnd je weniger die einzelnen Bilder, Tafete,
Karten nsw. mit Stoff aberladen sind, desto ToUkommener werden
sie ihren Zweck fOr die Hilfsscbnle erfüllen.
4. Auf die Brauchbarkeit und Einrichtung der Turngeräte,
der Han d werkszeuge imd der sonstigeu Schul geräte hinsichtlich
ih-rer zweckentsprechenden Anfertigung, Gröfse und Üruuehbarkeit.
Es werden heutzutage so viele Lehr- und Tjern mittel auf den
Markt gebracht, dafs es kaum möglich ist, einen Überblick über die
wichtigsten Erscheinungen und ErzouL'nifSft findiger Köpfe 7m ge-
winnen. Daher erscheint es angebracht, mit gröfstpr 8orgfalt die
AnbietuDgen einer Frütung, besonders vom hygienischen Standpunkte
aus, zu unterziebeui solange nicht eine Zentralstelle dafdr Sorge
tragt, daXs nnr wirklieb einwandfreie Darstellungen zur Empfeblong
gelangen. — So wurde mir neuUcb ein umständlicher Rechenapparai
mit sehr warmen Empfehlungen zur begataobtlioben Frobeanwendnng
Ubeiaandt, der allen möglicben Zwecken, niebt nnr dem der band*
Digitizeu Lj oOOgle
106
greif liehen Veranschauliohung des Recbnens in der Hilfsschnl© dienen
kann. Dazu ist seine Httndli;i.bung sn soh^\ f rfiilhg und zeitraubend, dafs
dämm wohl em jeder Pädagoge auf semeu Gebrauch verzichten wird.
An dieser Stelle mag noch eine Eemerkting über die Avis-
schmückung der Klassenzimmer mit Bildern folgen. Ein Schnl-
zimmer, das mit Bildern geschmückt ist, deren Auswahl natürlich
mit besonderer Umsicht und Sorgfalt erfolgen mnfls, maoht stets einen
aDgsiiehmen, freundlichen Eindruck, besonders aber auf geistes-
schwache Kinder, die beim Anblicke von Bildern oft ganz entzückt
sind. BilderBehmnok, Sanberkeit und gute Ansstattongs^fcOoke machen
die Sohvlittnme lieimisoh, so dais die Sobfller sieh woM nnd gehoben
in ihnen iBhlen. Dieses ist besondeis bei der Ansstattnng der Hilft-
sohnle sn beaehten.
Die Hygiene des ünteiriohts nrnfiiTst die hygienisehe Begut-
achtung nnd Begelnng des Lehr- und Stundenplans» die
hygienische Betraehtung der Lehrmethode und die hygie-
nische Erwägung unterrichtlicher und erziehlicher Mafs-
nahmen, welche im Zusammenhang mit dem gesamten Unternehtä-
betriebe stehen.
Die hygienische Begutachtung des Lehrplans hat besonders
darauf Gewicht zu leg'en, dafs das physische Moment bei di r Aus-
bildung der Hilfsschulschüler in entsprechender Weise zw seinem
Rechte komme. Davon ausgehend, dafs das Schwachbegabte Kmd
auch eine Verbindung von Leib und Seele ist, wobei beide mehr
oder weniger anormal geartet sind, müssen wir seine harmonische
Ausbildung anerstreben, damit nicht auf Kosten der einen Biohtnng
die uidere Einbufse erleide.
Der Lehrplan der flilluohule wird in Berttcksiehtigung der
Bigensrt der sdhwaohbegnbten Sohlller manohe Abweichungen tou
den Lehrplflnen anderer Schulen yerfolgen und manche Freiheiten
in der Bewegung und Stoffbearbeitnng gestatten müssen. Wenn uns
die Köglichkeit gegeben wftre, der Fftdagogik die Psychologie, in
unserem Falle auch einselne Ergebnisse der Psychiatrie» so sugnuide
legen su können, d&fe uns die Seele eines jeden Schulen wie ein
offenes Buch Torläge, dann liefse dch ein passender Lehrplan ftir
unsere Schüler konstruieren; allerdings möchte er für alle Fälle doch
nicht ausreichen, da eben die Erscheinungen der schwachen Begabung
zu vielgestaltig und ihre Formen graduell sehr verschieden geartet
sind. Daher halt es auch so unendlich schwer, einen einigernouUisen
zusagenden Lehrplan für die HüCasohule zu gewinnen.
. ly j^ud by Google
107
Die ärztliche Mitwirkung liei der AufstelluDg- des LehrpUns für
die Hilfsschule wird hauptsachlich psychiatrische und hygienische
Gesichtspunkte in Erwägung zu ziehen haben. Die Erhebungen
sollen das Schülermaterial, die Stoffanswahl und dieStoff-
anordnung umfassen, aber anoh die Stoff menge beaoliten, um
die Sohüler Tor Belashmg n bewahren, ferner müssen sie die
Stirke und Gruppierung der Unterrichtsabteilangen erw<geo,
nm eine individiieUe Behandlung zu ermöglichen, nnd die ünier-
riehtadaner abmeasen, um Ennfldnngen vonabengen.
Auf die Beepreehnng des Sehfllermaterials kommen wir bei der
Hygiene des Sohfllers noch gans apesiell anrOek, wir wollen nns
daher den anderen Fragen des Lehrplaos anwenden, sunflohst der
Stoiniswahl nnd der stoff liehen Anordnung. — Da es yollständig
aoBgesohlossen ersoheint, daib unsere Sohüler einst durch Geistesarbeit
ihr Brot rerdienen worden, so ist bei der Stoffauswahl m erster
Linie den Bedürfnissen des praktischen Lebens Rechnung zu tragen.
Es miissen also sorgfältig Stoffe ausgeschlossen werden, die lediglich
der formalen Bildung dienen. Wenn man im allgemeinen einer tun-
lichen Beschränkung des Unterrichtsstoftes das Wort redet, so hat
diese Forderung- für die Hilfsschule eine noch, weit gröfsere Berechtigung
als für die Volksschule. Alle Stoffe würeu bei uns auf em ganz bescheidenes
Malis za reduzieren. Ihre Anordnung ist so zu treffen, dals dabei
fiücksicht auf den natürlichen Entwicklungsgang der Kinder genommen
wird. Die Erziehung der Schwachbegabten hat zunächst die Rege-
liug mid Bildung ihrer individuellen Lebens* und Tätigkeitstriebe
im Auge zu behalten und zu pflsgen. Welohe Maisnahmen am
btstsa SU Miesem Zweeke Yorsusshen sind, darttber soll der Arst
gsmsinflem mit dem Pädagogen beraten. Der Arst wird üBr die-
•elbea die wiehtigsten Biohtlinien su beseiehnen Termdgen, da er
dsieh seine FrAfungen und TJnteisuohungen der Sohttler ja au einer
gtssnen Kenntnis ihrer körperlichen und seelischen Mangel gelangt
vL El dOrfte ihm auch die Einwirkung der der Qeistessohwäehe
ngnmde liegenden etwaigen Krankheiten auf die Intelligenz der
Schüler nicht verborgen sein; er küunte daher am besten bestimmen,
welche Seiten die Bildung beioiiders zu entwickeln, zu schonen usw.
bätte. Der Arzt wird sein Gutachten auch darüber abzugeben haben,
deiche Mafenahraen im Lehj-plan zur Behandlung der Sprachgebrechen
Uüd der Sprach^ürungen vorzusehen sind. In jedem Eaile aber ist
»ein Hat über den Turaunterricht einzuholen. Es würde überhaupt
Torteühaft sein, den Arzt zu den Beratungen bei der Aufstellung
Digitized by Google
108
des Lehrplans zuzuziehen ; die Ei wuguugen dabei werden so manche
Punkte berühren, die anoh sicher im Interesse des Arztes liegen
dürften. Alle die Einzelheiten, ^volche bei dieser Gelegenheit zur
Besprechung kdnimen werden, hülsen eich unmöglich hier wieder-
geben; JpileiitVdls aber wird die Hinzuziehung eines Arztes zu dieser
Arbeit befruchtend und anregend wirken und oft Besultate zeitigen,
deren Wert nicht unterschätzt werden darf.
Y)[\. dem Arzte die ganze Schwerfiilli?keit der Schwachbegabten
Kinder nicht nur m körperlicher Beziehung, sondern auch in geistiger
Hinsicht bekannt ist, so wird er selbstverständlich für eine schwache
Besetzung der KlaBsen hesw. der Untecnchtsabteilungen stimmeo.
Wenn der Pädagoge nur allein fdr eine geringe Sohttiensahl spräche,
so könnte es leicht den Anschein erwecken, als wenn er sich das
Leben mit wenigen Kindern leicht machen wollte. Die Unterstützung
in dieaer Fordenmg von Seiten des Anstes wird aber derartige Yer-
siniungen gar nicht aufkommen lassen; seine Ansichten werden als
nwü^bend gelten nnd BilUgnng finden. Im allgemeinen dürften die
Ärzte unaeie besten Fttrspreelier und Förderer anf dem Gebiete der
Hil&sohnlbestrebnngen wttdenp wenn sie mehr als bisher der gansen
HilÜBsehnlbewegnng Interesse nnd Beaohtang schenken wollten. Wir
wflrden ihnen dafttr sicher Ton ganaem Hersen dankbar sein.
Bs wird ferner Sache des Arstes sein, seine Meinung Aber die
Länge der einzelnen Unterriohtslektionen nnd über die Zeitdauer
der täglichen Unterrichtsaeiten . abaugeben. Yenohiedene Untay
suchungen und P^fhngen aber die Ermüdbarkeit der Schüler haben
ergeben, da6 oft sohon im Verlaufe eioer Unterrichtsstunde sich er-
hebliche Ermfldnngserscheinungen bei ihnen zeigen, die im weiteren
Unterrichte desto auffillliger werden, je mehr die Schüler mit wissen-
schaftlichen Lehrstnnden bedacht werden. Der Schularzt, welcher
am besten wissen mufs, was bei den geistesschwachen Kindern am
leichtesten Eiuiutlung hervorrufen und die geistige Frische beein-
trächtigen kann, hat deshalb eine relativ allgekürzte TJnterrichtsdauer
für die Hilfsschule zu empfehlen. Mit vielen Unterrichtsstunden und
langer Unterrichtszeit lilfst sich bei diesen Kindern durchaus nicht
mehr erroichen. als in eui'-r Iteseliei Jenen Anaahl von iStuuden und
in euirr ;ibgekürzten Unterrit lit- eil, wenn dabei zweckmäüsig die
ErmüduiiL^^ der Kinder vermieden und pin entsprechender Wechsel
zwischen geistiger Tätigkeit und körperlicher Erholung beobachtet wird.
Ärztliche Beratung soll auch bei der Aufstellung des Stunden-
plans eingeholt meiden; der Arst mag für die Aufeinanderfolge der
109
Lerirsturi(]f>n, für ihre Zeitdauer und für die Erholungspausen Vor-
8chi&ge geben. Auch ist er darüber 7u hören, wann und wie oft
die Unterrichtsstunden diirrh KurperiiliuiiL^piK Spiele, Beschiiftigungen,
Bewegungen im Freien usw. unterbrochen werden können. Die
körperlichen Übungen gelten als ein wichtiger Erziehungsfaktor unter
den Bilduugsmitteln für Schwachbegabte, sie sind dämm auch in
zwMkiiiAlfliger Weise xa kultivieren, über ihre Anordnung, Aus-
fnlmiig und EinfÖgnog in den Lektionsplan soll der Arst Vor*
Schriften geben, die von den Endehcurn beachtet werden müssen. Am
besten ftlr diese Zwecke wäre es, wenn der Arzt von Zeit zu Zeit
der Aiufibimg der körperlichen Bewegungen, Spiele usw. beiwohnen
möchte; er kannte dann seine Wahrnehmungen besflgUoh ihree hy-
gienischen Wertes leep. üuer hygienieehen ZweokmälkigkeH nnd
Biehtigkeit prüfen nnd in einer gememtamen Konfeiens begrftndete
TonoUige für die Abindening besw. Andexegeotaltnng jener MaA>
nahmen nnieibreiten.
Bei der Aufeinanderfolge der Lehratnnden aoll beachtet
werden, dala die praktimh nnd experimentell als die am anetren-
gendsten erkannten Lelirgegensttnde auf die drei ersten Stunden
gelegt werden. Der Ant bitte also zu prtlfen, welche XJnterriehts-
flleher die grOJMe Ermfidung verorsaehen nnd danaoh die Reihenfolge
mit EinTesatlndnifl dea Lehrera derart an bestimmen, daCs die am
meiBten anstrengenden GegensfAnde dann snr Behandlung kftmen,
wenn die SehOler am frischesten wären usw. Fftcher, welche die
körperliche Betätigung der Schüler in Anspruch nehmen, sind nicht
aufeinander zu legen, z. B. soll Schreiben nicht auf Zeichnen, Turnen
Dicht auf Handarbeiten, ISmgen nicht auf Turnen folgen u^w. Es
erscheint hinianglich einleuchtend., dafs eine solche Aufeinanderfolge
hygienisch falsch wäre. Ebenso unrichtii,' wurde es sein, wenn z. B.
die Turnstunde so erteilt wurdn, d il^j sie, ai;^fatt zu erfrischen, er-
müden mochte. Schon dipse Andeutungen lassen erkeunen, dnfs der
Arzt bei der Aufstellung des Stundenplans manche GeaichLspunkte
m erwägen hat, um den an eine rationelle hygif^nische Stunden-
Tert*^i[an2: gestellten Forderungen entsprechend nachkommen zu
können, in gleicher Weise wird er umsichtig bei der Bemessung
der einzelnen Lektionsdauer zuwege gehen müssen. Wenn
sieh schon fast allgemein der Ruf erhebt, die Lektionastanden kürzer
als eine Stunde (etwa 45 Minuten lang) zu hemessen, so liegt in der
Hil£Mohule geradesn ein swingeades Bedürfnis aar DurchfühiUng
-disser Fordemng - vor. Die geistessohwaoheii Kindear mit ihrer ge»
Digitized by Google
110
ringttk WUlenMnezgie, ibrem geMihwfiohteii AuBiusiingsveniiAgeii und
ibrar weohselndeii Anfmerksamkeitsfthigkeii können unmöglich Iftnger
als normale Schüler ihr Interesse und ihre Hingabe dem Unterrichte
widmen. Daher darf bei ihneu dio LektioDsdauer auch nicht auf
eine Stande ausgedehnt werden. 30 - 4; > Minuten werden für eine
Lektion voll nnd ganz gentisten. Eleu so unsinnig — wie pchon an-
gedeutet — wäre es, ihnen viele Unternchts.stunden aufzuhalten ; die
Unterstufe dürfte höchstens 18 — 20, dio Mittelstufe 20—22 und die
Oberstufe 22 — 26 Stunden wöchentlich erhalten. Auf eine weitere
Begründung dieser Forderung können wir ?erzichten, weil die Schnl-
hjgieniker schon wiederholt sich für eine Verringerung der
wöchentlichen Schulstunden für alle Schulanstalten im hygieniMhen
Interesse aller Schüler ausgesprochen haben.
Der Stondenplan darf anoh nioht zu früh am Hoigea den
ünteiriehi ansetsen; ieh Iwlte als den geeignetsten Zeitpunkt Iftr den
Beginn des Unteniehts 8 Uhr frOli, sowohl für den Sommer als
anok für den Winter. Wenn für irgendwelehe Kinder ao^giebig»
Soklafensseit erforderliök ist| dann ist sie es für unsere geistes-
sobwaoihen Sohfller. Es sind wiederholt Er&hrnngen gemaebt worden,
dals bei früherem Sehulan&og die Sehüler sieh nioht friseh genug
seigten, sondern von körperlicher Schlaffheit und geistiger Trigheit
wie befallen erschienen. Wie ein früher Schulanfang für die Hilfs-
schule sich nicht eiguet, so wenig kann für sie auch eine lang aus-
gedehnte Unterrichtszeit la Betracht krnrinien. Der Unterricht dürfte
höchstens vier Stunden des Yormittag.s umfassen (H — 12 Uhr); nm
Naohmittoge könnten einzelne Stunden auch gegeben werden, es
wäre aber mindestens eine Pause von 2 — -3 Stunden zwischen Vor-
und Nachmittagsunterricht zu legeu. Am Nachmittage sollten nur
wesentlich solche Fficher gelehrt werden, die geistig wenig anstrengen,
die also mehr technischer oder mechauiaoher Natur wären. In dieser
Zeit könnten auch die so überaus wichtigen Schalspaaieigänge statt»
finden, welehe nicht nur der Erholung zu dienen, sondern auch zur
Bereiohenuig der Wahrnehmungen nnd Erfahrangen der Schüler
beiantiagen haben. Endlich wird es Saehe des Antes sein, die Lage
und Zeitdauer der Erholungspausen awisohen den TTnterriohts-
stunden in geeigneter Weise an bestimmen. Naeh dem Vorgang»
anderer Sehnlanstalien sollen auoh für die Hilfssohnle Ptosen Ton
sehn Minuten nnd eine mittlere von 15—20 Minuten gegeben werden.
Die Pausen sind bei günstiger Witterung im Freien (ohne Spielzwang)
zuzubringen. Wenn hier im einzelnen hygienische Richtlinien bis auf
Digiii^uü L^y Google
III
Kleinigkeiten gesreben werden, so soll deren VerwirkUohung natQrlich
stete unter BeruckaicLugung der sonstigen örtliclien nnd einschlägigen
Verhältnisse und Umstände geschehen. Wo diese Vorsehlflge nicht
durchführbar erscheinen, können im Sinne dieser Ausfuhnmgeii modi*
fixierte Mafsnahmen 7,iir Anwenden^ gelangen.
Die hyt^iHiiiäcbe Betrachtung der Lehrmethode setzt deren
eingehende Kenntnis voraus; allein daruu wird es in den Ärzte-
kreisen noch vielfach fehlen. Fleifsige pildagogische Studien und
öfteres Hospitieren in den verschiedensten Schulanstalten wären des-
halb den Schulärzten dringend anzuraten, wenn sie ihre Aufgaben
in sohulhygienischer Beziehung auch nach dieser Seite hin erfdllen
sollen. Es würden dazu bei der Mitbetätigung der Ärzte an dem
Ausbau der Methode sicher manche meihodisehe Vorteile beaonden
für den Hilfsschulunterricht erschlossen werden, die nne ein gntes
Stllek auf dem Gebiete der Sehwaehunnigenbildnng vorwärts bringen
möchten. So will iok hier nur einer ISrnuigenBehafit in dieaer Be-
ziehung Eirwfthnnng ton, die unsere gm» Attfmerkaamkeit yerdieni
Dr. StADZLMAHv in Wflnbniig liat einen beaeliienawerten methodo«
kgiaolien Beitrag ma Behandlung des defekten erkennenden Sehens bei
geiBtessehwaohen Kindern geliefert, worftber er in der »FsjfMthM^
Nemnifogischtn Wodmadtrift" (Nt. 38, Jahrgang 1903) ansAihrlioh
benehtot. Er hatte bei üntersuefanngen wahrgenommen» dab bei
manchen idiotisehen Eaodem das erkennende Sehen in der Ebene
nieht ohne weiterss ersielt werden Ironnte. Er stollto deshalb mit
ihnen nnter Beobaohtnng eines bestimmten Gianges SehyeiBaohe mit
dem Stereoskop auf besonders hergestellte Stereoekopbilder an, wo-
dnrdi der gewflnsehte Erfolg herbeigefithrt wurde. Die betreffenden
Kinder lernten daoach das Sehen in der yorhin nicht gekonnten Art
und Weise. Dieee Methode der Behandlung eröffnet uns Perspek-
tiven von weitgehender Tragweite ; ihre BedeutuLg liegt nicht nur
in der BehaudimiL: ,. einzelner psychischer Verrichtungen, sondern
insbesondere in dem Einflüsse, den diese ^lethode auf das psychisch-
assoziative Leben des schwachsinnigen Kindes auszuüben vermag".
,Mit dem Grade der ^föglichkeit der erfolgreichen Behandlung der
Assoziationsschwiiche oder Aasozintionshemmung wächst die Möglich-
keit, Urteile zu bilden, und zwar uk ht nur formale Urteile, wie sie
die Erziehung zum erkennenden Sehen herrorbringt, sondern auch
Urteile, die sich auf das Inhaltliche des sinnlich erkannten Objekts
beziehen" usw.
Dieses Beispiel zeigt deutlioh» welohe Vorteile in methodischer
112
Beraehnsg die Hitwirkniig der Into ftof don GMniete d«r Seliwaob-
aumigeiibildiiiig uns endelea wllrde. Soviel steht Mun wa erwartmi,
dafe der Ant, weleher das GeOUk der Seele dieser IndiTidiieii kennt,
enoh geeignete Mittel und Wege ftx die Methode einer sweokmllaigen
Einwirkung auf dieeelbe oft wird angeben können. Jedoeh mfiCrt»
er Interesse dafür bekunden und mit größter Hingabe und Geduld
an die Lösung seiner Aufgaben herantreten. Die Beachtung dieser
Sache in dem angeduuLeten Sinne verspricht lohnende Erfolge.
Xun wollen wir noch kurz die sonstigen *; rz i e hl i clie a uud
Unterricht 1 ichen Mafsnahmen des Unternchtsbetriebes erwähnen,
welche eventuell einer hygienischen Begutachtung zu unterziehen
wären. Sie beziehen sich auf die Einrichtungen, welche getroffen werden
können, inn eine geeiguete Aljweclislung im l'nterrichte heibei/;utüiiren,
damit die Schüler nicht etwa einer einseitigen körperlichen oder
geistigen Ermüdung ausgesetzt werdou, auf die Körperhaltung, auf
das Gebiet der Bestrafungen usw. Ks erscheint wohl selbstverstfind-
lich, dais der Erzieher bei einiger Erfahrung in diesen Punkten das
Richtige sicher treffen wird ; allein besser dürfte er dabei fahren,
wenn er in zweifelhaften Fällen Rttokspraohe mit dem Ante nehmen
möchte. Es soll damit keineswegs gossgt sein, dals er mit jeder
Kleinigkeit zu dem Arzte renne, sondern nur, wenn zwingende Mo-
mente vorliegen, die ihm eine gewisse Unsicherheit bereiten nnd
seinen Entschluis schwankend machen. Es gibt eben auf unserem
Gebiete eigentümliohe Vorkommnisse, die eine Bntsefaeidang oft
sohwer snstande kommen lassen ; in solohen FftUen ist ee ansniaten,
die Angelegenheit im Kollegenkreise oder mit dem Arzte m be-
spreohen. So war mir s. B. seit einiger Zeit die sehleehte Haltung
elnaelner Sohfller beim Sitsen mit rom aof den Tiseh gelegten Hflnden
an^efiillen; ioh braohte diesen Mangel gelegentlieh snr Spraohe nnd
erhielt vom Arate den Kat, die Hflnde abweofaselnd, einmal Tom anf
den Tisoh, das andere Mal hinten an die Stieklehne stfttien an lassen.
Seitdem dieser Wechsel beobaohtet wird, ist die Haltong der SohOler
im gansen eine bessere geworden.
Es wird aneh Saohe des Arztes sein, Andeutungen fftr die Stizke
und das Tempo der Unterrichtssprache zu geben. In manchen Schulen
herrscht eine entsetzliche Sprache, die vom sprachhygienischen Stand-
punkte aus verurteilt werden mufs ; es wird entweder zu leise, schnell
und ßchnatterhaft, oder zu. laut, kreischend und muniitoü gesprochen.
Filr uns dürfte mittlere Stärke, deutliche Lautbilduug und zweck-
m&isige Gliederung in allen sprachlichen Leistungen am besten an-
Digitizeci by Google
113
gebraclit sein. Der schwachliürendeii Kinder wegen mufs der Lehrer
die Laute scharf artikuliert und mit ausgeprägter Mundstellung
bilden; diese Sprechweise erleichtert die Auffassung der Sprache in
solchen Fullen nicht unwesentlich.
Es liegt in der Natur der Sache, dafs der Erziehyr lu zweifel-
haften Fällen auch den Rat des Arztes bezüglich etwaiger Be-
strafungen einholen wird. Unsere Hilfsschulen eind SchulanstalfceD,
deshalb muls uns auch das Beoht zugestanden werden, dieselben
Hilfsmittel hier wie dort anwenden zu können, natürlich sollen sie stets
indiridnell modifiziert und mit gröister Umsicht und Überlegung ge-
lumdkabt werden. Beim Auftreten perverssr Eiseheinnngen werden
Stnfen niebt angebiaobt sein, dann wird es dem Arst obliegeni
swsbkmälsige Belehmngen nnd entspreobende Bebandlnngsmethoden
dem Pädagogen sn beseiohnen. Bei richtiger Anf&ssnng soleher
lifingel nnd ihrsr TetstBndnisyoUen Bedandlnng kusen sidi, wie ver-
Bchiedene Er&hnmgen es bestätigen, günstige Erfolge erzielen.
Bezüglich der Hygiene der Sebfller wird die Snstliche Tätig-
keit und Mitwirkung sich auf folgende Punkte beziehen, resp. bei
folgenden Aulässen m Ausprucli zu nelimeu sem :
1. Bei der Auswahl der Schüler für die Hilfsschule.
2. Zur Feststellung der körperlichen Mängel, insbesondere
der Sinnesdeiekte (Status praesens).
.S. Bei sich zeigender niangelhafter Körperentwicklung oder
iCrankheit der Schüler.
4. Beim Auftreten von Perversitäten, Erregungszuständen»
Beelens törnngen oder anderen pathologischen Erschei-
nungen.
5. Bei der Feststellung der Zurechnungsfähigkeit, der
milit&risolien Branchbarkeit nnd der Wahl einer geeigneten
Beru&art«
Die An 8 wähl der Sehfller für die Hil&sohnle dürfte gewöhnlich
in folgender Weise ToUzogen werden. Die einseinen Klassenlehrer
sohlagen ans ihren Klassen geeignete Sehfller znr An&ahme fiBr die
Hil&schnle yor. Die Sektoren nehmen die Vorsohläge entgegen nnd
mitonehen die Sehfller einer Torlftnfigen PrOfung, in welcher un-
geeignete bereits zurückgewiesen werden. Die ansgewflUten Kinder
werden hierauf einer Kommission, die aus den beteiligten Rektoren
der Gemeindeschulen, den jeweilig die Schüler in Vorschlag brin-
genden Klassenlehrern, dem HilfsschuUeiter und dem flilfsschularzt
besteht, vorgestellt und bezüglich ihres körperlichen und seelischen
Digitized by Google
114
i
Befindens einer FMlünng nnd einer Untennohung unterworfen. Hier-
bei ist in jedem Ealle streng indiTidnell ni yer&hren. Anf Gmnd
der gewonnenen Ergebnisse erfolgt ein entsprsobender Vomshlsg, der
dnrob ein kurzes Gntacbten, welches vom Arzt und Hilfesehnlleiter
abgefafst wird, zu motivieren ist. Während bei diesen Prüfungen
die Pädagogen mehr diLs Fehlen gewisser Kenntnisse und Fertigkeitea
beachten werden, soll der Arzt som Augenmerk auf die gesamte
Erscheinung der psychopathischen Minderwertigkeit richten und die
Schüler vom psychiatrischen Standpunkte aus beurteilen. Seine
Prüfung hat sich darum im allgemeinen auf die Betätigung der Auf-
merksamkeit, auf die AuifasbungsiahigkHit, auf die Möglichkeit der
assoziativen V'erknüpfung des Aufgenominenen, auf die Unbestandii,^-
keit in der intellektuellen Betätigung, aut die körperliche rnbeholfea-
heit, auf etwa vorhandene Mängel in den Sinnesfnnktiouen usw. zu
erstrecken. Der Pädagoge soll ihn hierbei nach Bedürfnis und Mög-
lichkeit unterstützen. Bei einiger Übung sind derartige Defekte und
Symptome leicht zu erkennen ; wenn mehrere ihrer Art zusammen-
treffen, so ist sicher sohwaohe Begabung yorhanden. Freilich wird
der Arzt bei einer einzigen Untersuchung sein Urteil nooh niobt
bestimmt formulieren ktonen, das soll erst dann gesobehen, wenn
vorher eine genaue persönliohe und Familien-Anamnese über das
betreffende Kind erhoben ist, und wenn im Anschlüsse daran die
Hanptnntersnebnng stattgelnnden bat. Es wflrde sieb eupfeblea,
diese erst dann Tozamnebmen, wenn die SehQler sebon einige Zeit
die Hilftschnle besnebt haben. Der Lehrer dürfte dann in der Loge
sein, dem Arste wichtige Handhaben nnd yersoihiedene BeobaobtnngeiL
für die Biobtang seiner Prüfungen nnd Untersnobnngen zu nnter*
breiten. Die Uitwirkung des Pidagogen kann hierbei Tom Arzte
nicht entbehrt werden, wenn seine üniersncbungen nieht nnnati
aufgehalten oder in falsche Biehtnngen geleitet werden sollen. Dar
Lehrer, welcher die Totalität des psychischen Verhaltens nnd das
ganze Gebabren der Schüler genau kennt, kann dem Arzte die Arbeit
wesentlich erleichtem und manche Aufschlüsse Aber die körperliche
und seelische Verfassung der Schüler geben. In der Regel verzichten
die Arzte auch, nicht auf die pädagogische Mitwirkung in dieser
Angelegenheit; im beiderseitigen Interesse aber wäre eb zu wünschen,
dafs noch mehr als bisher ein Zusammenarbeiten beider stattfinden
möchte.
Bei der Hauptuutersuchung, deren Ergebnisse auf einem
Fragebogen naoh dem folgenden Schema bemerkt werdeu sollen, wäre
üigiiized by Google
115
»
deshalb stets der Lehrer zuzuziehen; er würde danu am anschau-
lichsten ein Bild von der körperlichen Verfassung seiner Schüler
erhalten und kouiite, dem Rechnung tragend, am besten die geeig-
netsten Behfirsdlungsrnarbnahmen im Unterrichte treffen. Der erste
Teil des Fragebogens ist vom Lehrer nfich ß&okspraohe mit d6a
Eltern aoszufUlleu, der zweite vom Arzte.
Fragebogen der HilllBMiiiile ,
Ntme dflB Kindes: geb.
Selm (Toohter) d Konfeeeion:
Wclehe Sehlde bat das Kind Torher besoeht?
I. Teil.
1. Welche Ton den folgenden Krankheiten hat das Kind über-
standen? Masern, Scharlach, Diphtherie, Keuchhusten, englische
Krankheit, Zahnkrampfe, GehimenteUndnng, Ohienkrankheiten,
Augenkrankheiten
2. An welchen anderen Krankheiten hat es sonst noch gelitten? ....
3. In welchem Alter stand das Kind bei der Erkrankung?
4. Sind Nachteile tob den gehabten Krankheiten entstanden, lesp.
welehe?
5. Ist das Kind damals ftiatUeh behandelt worden, Ton wem nnd
mit welchem Erfolg? ; .
6. Welches ist die mntmafsliehe Ürsaehe der schwachen Be-
gabung?
7. Wie zeigt sich das Kind zu Hause in seinem Betragen und in
seiner Anstellung zu häuslichen Verrichtungen?
8. Welche Eigentümlichkeiten, Fehler usw. fallen an ihm be-
sonders nuf?
9. Etwaige ATig:iliea über die kürperliche und geistige Entwicklung
(Gehen, Sprechen usw.) aus der vor«chnlpflichtigeii Zeit?
10. Mitteilungen über sonstige gravierende Kreignisse ans dem
Kindesleben:
IL Teil
11. a) Ist das Kind kurzsichtig?
l>) ^ „ „ farbenblind?
c) „ „ „ schielend?
d) , „ „ sonst augenkrank?
12. a) Ist es ächwerböng ? *
b) Leidet es an Ohrenflulia?
Sc)ialgMaadk«ito|iflege. XVIL 6
Digiiizeü by Google
116
1$. $) Wi« ist sein« spraobliehe Entwieklung?
b) Stottert ee» oder liat «s aonatig« SpfBohatOrtmgen oder Spiaob-
iDftDgel? *
14. Ist «8 langenkraiik?» •
16. D n henkrank?
16. Hat M Fehler im Hiude, an den ZähDen, in der Baekenhöhle
oder Nase?
17. Jet ee mit Brtistsohflden, Sckiefwuehs usw. behaftet?
18. Weist es Entartnngefehler aaff •
19. Wie ist der Qebraaoh der Glieder (Rechts- oder LinkshfiDdig-
keit)?. . .
20. Leidet es an Hautkraukbeiteii ?
21. Sind Residuen überstandener Krankheiteu vorhanden?
22. Ist es dem Alter entsprechend körperlich entwickelt oder zorttck-
geblieben?
23. Klagt es über Kopfschmerzen? ..
24. ist es epileptisch, nervös, aufgeregt usw.?
26. Wie ist der Gesundheitszustand znr Zeit der Untersuchung?
26. Ist ärztliche Behandlung erforderlich bezw. warum?
Dieser Frugebogen soll dem Sc hü 1er -Personal buche, das
vom Lehrer fortlaufend geführt wird, beigefügt werden; er bildet die
Grundlage für epftter eintretende Kontroll- und Ergänzungsunter-
Buchungen. Die mit irgendwelchen GesundheitsstOmogen behafteten
Schüler sind möglichst bald in ärztliche Behandlung eu geben; es
igt dann aber auch darauf zu achten, dafs die angeordnetoi ICaie*
nahmen nach Möglichkeit durchgeführt werden. Nachlässige Eltern
sind anedrfleklieh nnd energisch anzuhalten, die ärztlichen Ratschläge
nntor allen Umstinden an befolgen. Es eei noeh bemerkt, dafii
Bchwaehbegabte Kinder im allgemeinen schwer an nntennohen aindi
der Arzt wird mit einer Untennohnng oft au keinem handgreiflichen
Besnltate gelangen und kein genanee nnd umfaaaendes Bild in jedem
Falle gewinnen. Daher dttrfte eine Eigflnzongsantersnehnng unter
eolohen Umständen geboten erseheinen. In diesem Fdle wird et
FAioht des Lehrers sein, wiederum den Arst Ton allen Wahr-
nehmungen fiber den rorliegenden Fall in Kenntnis su setsen; es
konnte auf diese Weise mehr Klarheit Aber gewisse problematische
Naturen unter den Schwachbegabten erlangt werden; die gewonnenen
Aufschlüsse würden sicher auch zur Bereicherung^ der Erfahrungen
auf dem Gebiete des SchwachsinnigeubilJuiiErswesens dienen und
wertvolle Richthuieu für ratiunelle Behuudiuu^äuiaij3uuiimeu abgeben.
üigiiized by Google
117
Es liegt auf der Hand, dafs das GeBamtbefinden der Sebttler
vonZeit zu Zeit ärztlich kontrolliert werde. Bei nngenflgMider
KotperentwiekliiDg wird der Ant VorsehUlge für eine geeignete
Körperpflege mwslien mllnen. Soweit als mfiglieh soll die Hilfs-
Bohiüe in Torltegenden Not&Uen selbst lELr eine bessere Pflege Sorge
tragen. Es sind deshalb für die Schüler der Hil&sobnle Sinriflli-
tongen soi Verabfolgang warmen Frflbstlkln usw. in treffen und
Ferirakolonten usw. rorzüseben. Die Answahl der Schüler für diese
VergünstigtiDgen ist dem Arzte zu überlassen. Dem Leiter gröfserer
Bilfi->obuIea mürste eigentlich das Recht zuBteheu, ärztliche Kon«
gültatioD jeder;^eit — besonders wenn er sie für zweckmälsig und er-
forderlich erachtet — in Anspruch nehmen zu kouuen. Krankhaft
verdächtige Schüler sollten möglichst gleich dem Arzte vorg-efitellt
werden, welcher sie zu iiuterauclien und die nötigen Schritte zu einer
etwaigen Behandlung in die Wege zu leiten hätte. Bei Beohachtting
ones solchen Vorgehens würde sicher viel Segen nicht nur für die
kranken Schüler, sondern auch für die ganze Schalanstalt erwachsen,
80 dafs manches Übel verhütet und manche Krankheit nnd Kiank-
hnlsepidemie schon im Keime eretiokt werden konnte.
Die Gtoistessohwiehe hat mitunter andere pathologisohe
Ersehe innn gen im Grefolge; psjohogene StOmngen, Hysterie, Neu-
losn, Irresein, Erregnngsznsttade, veischiedene Perversitäten nsw»
nnd ibie Komplikationen. Eigentlidh sollten mit derartigen Krank-
bsitosostlnden behaftete Schüler von dem Besnehe der Hilfisohnle
aa^gMohloaaen werden, besonders in dem Falle, wenn ihre Leiden
ndi vorherrschend als solche Störungen erweisen. Treten sie da«
g^n als vorübisrgeheude Begleiterscheinungen der schwachen Be-
gabung auf, so darf den betreffenden Kindern der Besuch der Hilfs-
schule wohl nicht geweigert werden, in dieaen Fällen aber erscheint
ärztliche Behandlung notwendig und mufs dringend verlangt werden;
denn nur eiu Arzt, der ausgedehnte psychiatrische Kenntnisse und
klinische Erfahrangen besitzt, kann die Behandlung dieser Zustände
sacbgemafs in die Wege leiten. Der Hilfsschullehrer lernt mit der
Zeit derartige Störungen nnd Krankheiten wohl auch kennen, allein
ihoen wirksam entgegenzutreten, vermag er nteht, weil daan unbe-
difigt medizinisches Wissen erforderlich ist.
Eis iet sohon vorher bemerkt worden, dals der Lehrer über jeden
Moiehien Sohüler der Hilfssohule ein Personalbuoh zu führen hat.
n welchem fortlaufend von Halbjahr au Halbjahr Nottaen über die
gültige und kdrperliohe Entwioklung bemerkt werden sollen. Dak
6»
Digitized by Google
118
di«0d Etnanclimiogwi fllr gewiaw ZwmIw einen grolsen Wert be*
sitzen werden, lenoktet ohne weiteres ein. SelbstTerstandlicli ist bei
der Pübrong der Personalbüoher stets der Arzt hinzuziehen; es mti£3
daher für ihn ein Platz in dem Personalbuche frei bleiben: Ärzt-
liche Bemerkungen. Hier kommen uichi nur die ärztlichen Wahr-
nehmungen über die körperliche Entwicklung, über Krankheiten usw.
znr Auf^eichnung, sondern auch psychiatrische Gutachten, Beob-
achtungen nsw. Bei der Entlassung dpr Schüler sollen vom Arzt
und Lehrer Erbebungen über ihre Zureohnungsfähigkeit an-
gestellt werden, das Urteil darüber ist in den Personalbuohern zn
bemerken und von beiden zu unterschreiben. Der ^Lmgel au ge
nauer persönlicher Kenntnis eines minderwertigen Menschen hat oft
zn seiner falschen Beurteilung geführt. Das Personalbuch aber er-
acbeint geeignet, diesem Mangel abzuhelfen und solche Individaen
▼or mancherlei Schädigungen auch im späteren Leben zu bewahren.
Ea müfste nur hei zweifelhaften Vorkommnissen das Penonalbnch
des betraffenden Schwachbegabten zur Eiosioht der Richter Yorgeleg;t
werden. In nnaeier Zeit der sozialen Fürsorge und der Humanität
dürften diese Anregungen freundliche Beachtung und Aufmerksamkeit
finden, namentlich da es sieh darum handelt, gewisse IndiTidnen vor
Nachteilen an schützen, die ihnen ans &lacher ßenrteUnng oder
Unkenntnis ihrer seelischen Verfassung entstehen konnten.
Es sind in letster 2eit Ton MilttttrbehOrden auch Klagen über
die geringe Anstelligkeit mancher Kekratea gefilbrt worden,
deren UnznlüngHchkeit tum Militärdienste nicht selten sa Torsohrifts-
widriger Behandlung seitens mancher Vorgesetsten geführt bat
Wie Erhebungen in einaeinen Füllen erwiesen haben, hat es sich
bei migen Mannschaften nicht um büaen Willen, sondern um geistige
Hinderwertigkeit gehandelt. Es bliebe deshalb dringend au wünschen
übrig, dafii die in Hil&sehulen über die Schüler gefttbrtea Peztonal-
bücher den Mtlitttrbehörden bei den Aushebungen lur Einsieht ror*
gelegt würden. Deshalb wären Vermerke über die militärische
Brauchbarkeit der austretenden Zöglinge in den Personal büchem
vom Arzt und Lehrer gleichfalls zu machen, Ihre Abiaüijuug würde
in erster Linie Sache des Arztes sein, der in dieser Angelegenheit
ja am besten Bescheid wissen dürfte. Vor wie vielen Verwicklungen
und Schädigungen mancher Art möchten dann die Schwachbegabten
bewahrt bleiben.
Endlich wird es Pdioht des Arztes sein, den Eltern achwach-
begabter Kondor Vorsohläge für deren Berufswahl au machen.
Digitized by Google
Der Arzt, welcher den Geisteszustand der Sohüler und ihre körp«r-
lidM fieeohafhiibeit kennt, wiid am ehesten in der Lage sein, den
Elteni den Beaten Bat in dieaer Angelegenheit gehen an können,
ÜB eiaeheint einlenohtend, dala ein ungeeigneter Beruf ein an Geiat
oft aaeh an KOrper sohwaehea Kind aehnell angninde riehten
kaan; daher ist fther die Bemfig- heaw. Erwerhsart solcher Kinder
aaeh reiflieher ÜberleguDg mit grA&ter Vorsieht zn entscheiden. Bei
den firwiguDgen dartther mfifsten namentlich individnelle (Gesichts-
punkte gebührend Berflcksiobtigung finden.
Zur weiteren Betätigung seines Interesses auf dem Gebiete der
SchwaclisiDDigenfürsorge bietet sich dem Arzte noch Gelegenheit m
den Fürsorge vereinen der Fl i Iis schulen, welche den aus der
Schale entlassenen Schwachbegabten Unterstützung und Beistand
aufaerhalb angedeihen lassen wollen. In den Hilfsachul vereinen
kann der Arzt infolge seiner allgemeinen Vertrauensstellung zum
gro£sen 8egen für die ins Leben tretenden Zöglinge wirken sowohl
durch direkte Betätigung, als anoh dnrch Belehrungen über den
Wert und die Bedeutung der Sohwachsinnigenbildung. Er würde
damit der ganzen Sache sicher wichtige Dienste leisten und unend-
lich viel zur Aufklämng flher die Vorurteile beitrageni welche noch
viel&eh im Pnhliknm gegen die HilÜBSohnlbeatrehnngen beatehen.
Oft bedarf ea nnr einiger Anregungen, um eine Sache in FluÜB au
bringen; um nun eben diese Anregungen zn gehen und daa Allge-
Buinintsceflse f&r die Hilftschule zu wecken, ist die Mitwirkung der
ixite ftr unsere Bestrebungen unbedingt notwendig.
Dia ntigkeit des Arztes wird nach allem in der HiliMiule
<be weitgehende und mannigfache sein. Die Hilfissohule rer-
langt zu ihrem Blühen und Gedeihen eine wohlverstandene medi-
«inisch-päd a go gisch e Wirksamkeit, die nur dann bieh er-
freulich gestalten kann, wenn Arzt und Pädagoge sich einander in
die Hände arbeiten.
Wie von den Hilfa«chu)lehrern vielfach und rait Recht eine be-
sondere berufliche Ausbildung verlangt wird, in derselben Weise
Wäre aie yon den Hilfäschulärzten zu fordern. Die Notwendigkeit
einer speziellen Vorbildung der Ärzte für ihren schuUrztlichen Beruf
i£t z. B. auf dem verwandten Gebiete der Tsuhstummenbildung an-
erkannt und auch bereits durchgeführt worden. So bestehen in
Preolsen seit 1900 Ausbildungskurae an der Königl. Taubstnmmen-
tDstalt an Berlin fttr Ärzte, welche an Taubstummenanstalten be-
lohflfiigt sind. Auch in München sind an der Königl. Taubstummen-
Digitized by Google
120
aastalt ftbnlicbe Enrae ins Leben gernfen worden. Die Belebmngen
am&asen die Bcbnläratliobe Tätigkeit im allgemeineo, das Taob-
Btammenbildungswesen, die obrenftratliobe und laryngologisobe Tätig-
keit« die PbyBtologie nnd Psycbologie der Spracbe und das Oebiet
der SpiBcbstßntngen. HiS liegt daram aabei ancb (Ittr das Gebiet
der Sobwaobainnigenbildung speziaUwisienaebaftlicb gebildete
Ärste sn verlangen, snmal unser Gebiet in Eigenart und ümfiing
keineswegs dem Gebiete der Tatibstammenbilduog naobsteht.
Kaum auf irgend einem anderen Gebiete des Emehungswesens
durfLe eine gegenseitige Er^MtnzuDg von Arzt und Päda-
i^oere so notwendig uud unerlaislich sein, wie auf dem Gebiet© der
Scliwachsinnigenbildung. Ärztliche Kunst und Wissenschaft im Ver-
ein mit pRda£rogischer Theorie und Praxis haben hier wichti2:e
Rettungsarbeiten zu leisten und Luhe soziale Aufgaben /u ertiliieu,
deren gedeihliche Lösung im Interesse der gesamten menscbUoben
Geeeilschalten liegen dürfte.
QMehleolitertrMunuig oder Oescbleehtemfilnlgiuig
Im Behiilaiiterriolite.
Von
J. Heüsser,
Sekandarldirer in Zürich.
(Aatoreferat.)
In ibrer Jabiesrersamnilung vom 6. November 1903 bOrte die
Pestaloszi'GeseURebaft in Zttriob awei Vortrüge über dsa genannte
Tbeaa an. Beide Befocenten, Sekmidarlebrer J. HsmBB und Frau
Dr. med. Hilfikbr-Schmid, steben anf dem Boden der Zusammen-
erziebnng, der Koedukation. Sie hatten sieb in der Weise in die
Arbeit geteilt, dals der erstgenannte Referent hauptsächlich über die
Geschlechtertrennung als geschichtliche Erscheinung, über die tat-
söehlichen Verhältnisse der Gegenwart und über die Koedukation
vom allgemein pädagogischen, sowie sittlichen und auch schultecb-
rii'chen Standpunkt*» aus sprac h, *\ iihrend Frau Dr. Hilfikeb in
ihren Ausiühruugen sich besonders über die Befähigung der beiden
121
G«8obIeohter, über die allgemeine Bildung durcli die Volks- nnd
Mittelsehiile nnd ftber die beraf Uohe Bildaxig yerbraiteto.
Seine erste Frage: Haben in der Yergangenbeit pftde-
gogisohe oder ökonomische oder religios-konfessionelle
SrwAguDgea die GesohleehtertrennnDg berbeigefübrtt
hseatwortet der Referent an Hand der atadtsflrcberiseben Scbnl-
gwehiebte, die mit derjenigen anderer sohweizerisoher nnd denfsoher
Städte yiel Gemeinsames hat, dahin, dafs von einer grundsätzlichen
LöauDg dieser Frage weder nach der einen, noch nach der anderen
Seite hin gesprochen werden kann. Auf der Stufe der „Haus-
aehnlen'* und der „deut«tchen Schulen", den Vorläufern der iptzi^eQ
Volksschuien, herrachlH in dioser Hinsieht '^rrriTse Regellosigkeit.
Bald waren die Gesohl echter im I ntrrri- hto getrennt, bald vereinigt;
bald waren die Lehrkräfte „Lehrmeister", bald „Lehrfrauen", je
Dachdem praktisohe Erwägungen das eine oder das andere als zweck-
ms feiger erscheinen liefsen. Eist in viel späterer Zeit fafste dann
das Syptern der Ge^^chlechtertrennung auf dem Boden der Altstadt
Zörich festen Fuis, und dieser Stadtteil, während in den übrigen
KniseD der Stadt die beiden Gtesebleehter in der Volkssobnle Ter-
einigt sind, ist bis hente dabei yerblieben.
Znr Beantwortung der aweiten F^age: Welches sind die
tatsfteliHoben Verh<nisse der Gegenwart? bat der Bels-
rant, soweit es neh nm Verbftltnisse der Schweiz handelt, ein intei>
MBsntes statistisches Haterial ansammengestellt, das in der Schweise-
riieben Scbulstatistik yom Jahre 1894/95 von Dr. jnr. Albbbt
fliTBER und in den Jahrbüchern des Unterrichts wesens der Schweiz
Tom gleichen Verfasser enthalten ist. Die Resultate der diedfälligen
Untersuchungen sind folgende :
Von den 25 Schulgesetzgebuogen der schweizerischen Kantone
.«[rpchfin sich 9 über die Frage der Geschlechtertrennung auf der
Stufe der öffentlichen Primarschule gar nicht aus; die anderen 15
stellen bald die getrennten, bald die gemischten Klassen mehr oder
wsDiger in den Vordergrund. Untersagt sind die gemischten Klassen
aiigeods. Diesen vielgestaltigen, gesetslichen Grmndlagen entsprechen
dum auch die faktischen Zustände.
Jn allen Gemeinwessn der Schweis, die nur einer Lehrkraft
bedflifeo, werden dis beiden Gssehlechter nnbedeoklioh im Unter-
riebts Tcreinigt.
Ton den Gemeinwesen mit mehreren Lehrkräften sind es gana
bssondeis die Stftdte nnd Städtchen der ganzen Schweis, sowie in
Digitizeci Ly ^oogle
122
den meisten katliolischen Kantonen und in (einigen Kantonen der
"Weeteohweiz auch die gröfseren Laadgemeiuden, welche die Ge-
scblechtertrennuiig eiugeführt haben. Wenn aber ökonomische Vor-
teile winken, wie z. B. Verschiebung der KriHerung neuer Lehr-
stellen, werden auch hier unbedenklich gemischte Klassen er-
richtet. Es sind also weder pädagogische, noch religiös-
konfessionelle Grründe, noch Einflüsse der Tradition stark
genug, die GresohleohtertrennuDg konsequent darohsu-
f&hren.
Fast aussohliefslich gemischte Klassen treffen wir in den Land-
gemeinden der Kantone Zünoh, Bern, Lnzern, Glams, Solothnm,
Baeelland, Sohaffhanaett, Appenzell a. Eh., St Gallen, Graubündea,
Anrgan, Thurgaa wid Waadt Von den schweizerischen Städten
und stadtähnlichen Gemeinwesen haben folgende das System der
gemiaoliten Klassen ganz oder doch vorwiegend durchgeführt: Zürich
(augenommen die Altstadt), Winterthur, Bern, Thnn, Burgdorf,
Snnee, Mnrten, Glaroa, Oltan, Heriean, Borsohaoh, Bappenwil, Ohnr,
Baden, BiBohofitell, Franenfeld, B«z, Vilieneuve, ATenohes, Giandsen,
Monden naw.
Die Seknndanehnlen ▼eisen «hnliche Verh<niaee anf wie die
Primaiselinlen. Zu den kantonalen Mittelschulen mit Anachlnls an
das akademisohe Stadium haben die Mädchen nur Zutritt in Winter-
thnr (Gymnasium), Soloihum (pädagogische Abteilung und flandels-
sehule), St. Gallen (Gymnasium). Von den schweiserisohen Lehreiy
bildungsanstalten sind es nur diejenigen in Kfllsnaeht (Zflricb),
Solothnm (pädagogische Abteilung), Mariaberg (St. Gallen), Neuohfttel
(Ecole normale), die auch den Madchen geöffnet sind.
Die Fortbildungs- und Berufsschulen (Techniken, Handels-
schulen usw.) zeigen, was die Zusammeuerziehung anbetriflft, ein sehr
buntes Bild. Wenn wir die Bestände der einzelnen Klatjäeu uud
Kurse tiberblicken, so springt besonders in die Augen, daHs da, wo
beide Geschlechter das gleiche Ziel 2u erreichen trachten, sie auch
im Unterrichte vereinigt sind. Dafs an den schweizerischen Hoch-
schulen an sif^mtli< hfii Fidtultäten, die theologische ausct nommen,
Damen als immatrikulierte Studierende die Vorlesungen besuchen,
ist bekannt. Als besonders bemerkensw^ert darf hervorgehoben werflen,
dafs z. B. im Wintersemester 190 L an den medizinischen Fakultäten
in Bern, Genf und Lausanne die Zahl der weiblichen Studierenden
die der männlichen überwogen hatte. Auch an einzelnen Abtei-
lungen des sohweuerischen Folyteohniknms (Schule für Pharmaseuten
Digitized by Googl
123
üüii für Fachlehrer naturwissenschaftlicher Richtang) liegt eine
JÜfiiiiere Zahl Damen ihren Stadien aU reguläre Studierende ob.
In den Nachharstaaten führen zurzeit die Frauen einen ener-
gisohen und sielbewalsten Kampf um Anerkennung der Mädchen als
Sdifilerinnen der auf die Hochschulen vorhereitenden Mittelaobnlen
ud dar Hoohflehnlen eelber. Ihren fiemfihnngen Ist es aneh ge-
Imgen« dn nnd dort einige Erfolge m erringen. Selir Tiel Ueibt
üuien indessen nocih za tnn flbrig. Eine gnns ellgemeine Eitohei-
neag anf allen Sohnlstnfen ist die Koednkation dagegen in Däne-
mark, Finnland, Skandinanen nnd in den Yeieinigten Staaten
Notdamwikas.
In der Beantworinng der Frage: Machen pädagogische
Grfinde die Trennung der Geschlechter im Schulunter-
richte notwendiL:? gehen die Ansichten der Gelehrten und der
Laien stark auseiuauder. Als schwerwiegender Grund gegen die Koedu-
kation wird das Vorhandensein grofser psychischer und phyöischer
Versi'luedeoheiten der beiden Gesclilechter ins Feld geführt. Allein
als feststehend Icann nur anerkannt werden, dafs die Mädchen sich
körperlich und geistig rascher entwickeln als die Knaben, und dafs
bei ihnen das Gefühlslehen vorherrscht, während bei den Knahen
das verstandesmilfsige Vorteilen stärker ist. Gröfser aber als die
Verschiedenheit der beiden Geschlechter ist das Gemeinsame. Dazu
kommt, daÜB da, wo die beiden Geschleohter Divergenzen aufweisen,
dieie eioh eiginzen. Es ist eine Erfabmngstataaobe, dals im gemein-
MBsn Yerkebr die beiderseitigen Tugenden eher gestärkt nnd die
leÜeraeitigen Sehwäehen eher snrflekgedrSogt weMen, nnd dais die
Hädehen in unseren Sehnlklassen einen ganz besonderen Einflnfs auf
die Knaben ausüben. Viele Mädchen zeigen nicht nur in ihren
körperlichen Eigentfimliohkeiten und ICerkmalen, stmderii aueh in
ikier geistigen und gemfttlioben Veranlagung yiel mehr Überein-
ftimmung mit ihren Vätern als mit ihren Müttern, und umgekehrt
J?l«ichen viele Kuaben weit mehr ihrer Mutter als dem Vater. Diese
Takaehen weisen aber darauf hin, dafs auch vom psychologischen
Stand])iinkte aus Knaben und Mädchen zusammen zu erziehen sind.
(4egeu die Koedukation wird zuweileu die sittliche Gefahr aus-
gespielt. Diese wird aber bei getrennter Erziehung eher gröfser als
kleiner, und die Männer vom Fach und von der Wissenschaft tiuden,
dafs die Gemeinschaft in der Schule eine Heizabsohwäohung bedeute,
wahrend die künstliche Scheidung den Drang nach Terbotenem
Genuis eher stärke. Vielfach herrscht zu grolse Furcht Yor den so-
Digrtized by Google
124
genannten SchuUiebsobaften. Dieses schüchterne, naive, meist ge-
heimnisvoll bewahrte Schwärmen ist eine Erscheinung, die kommt
und geht» Wo sie aber dauerhaft wird nnd zimi Traualtar führt,
werden wir sie nioht tadeln wollen. Vom pädagogischen Standpunkte
aus müssen wir aber sagen, dafs dieae psychologische Erscheinung
für den Unterricht wertvoll ist; denn es werden Knaben sich hüten,
sioh bei der Schularbeit Blöfsen vor den Mftdohen sn geben nnd
umgekehrt. Dasu kommt, dais durch das gewohnte Znsammensein
manche Gefehr abgewendet wird, die denen droh^ wehshe sieht in
einer gemischten Khuse anfgewaohsen sind. Der Redner stelit den
Behauptungen von der „sitttiehen Ge&hr" die gegenteiligen, gnten
Ei&hrungen seiner bald dreifirigjährigen Schultitigkeit gegenüber
nnd konstatiert, dafb es wesentlich nicht Mitsehlller, sondern sittlidi
▼erdorhene Erwachsene sbd, die gelegentlich unter dw Jugend
eine verheerende Wirkung austtben.
Ein weiterer Einwsnd gegen die Znsammenerziehung tou Knaben
und Hftdbhen geht dahin, dab auf der Stufe der Mittelschule die
Gesundheit der Iffidchen unter der gleichzeitigen Schularbeit mit den
Knaben leide. Besonders scharfen Ausdruck fand diese Stimmung
im ilarü dieses Jahres im preufsiscben Herrenhause, wo unter an-
derem erklärt wurde, die moderne Madchenerziehung sei eine Ver-
gewaltigung, wenn man den Mödchen die gleichen geistigen und
leiblichen Anstrenguiigen zuninte wie den Knaben; sie sei eine Ver-
sündigung an der Natur des Weibes, enir* (4pfahr für die nationale
OesuTidhdit Doch stehen die^^en Behauptungen die Erfahrungen
gegenüber, dif> ni;in anderwärts gemacht hat. Der Vortrogonde ver-
weist hierbei auf die Gesamtschule von Rektor Palmoreen in
Stockholm, eine Schule, die ganz auf der Grundlage des Familien-
lebens aufgebaut ist. Sie umfafst ein Realgymnasium und eine Ober-
realschule und ist vom Staate unterstfitzt und vollberechtigt. Die
ca. 300 Schaler und Schttlerinnen werden in 12 Klassen von Lehrern
und Lehrerinnen unterrichtet. Neben den wissenschaftlichen Fächern
weist der Lehrplan auch körperliche Arbeit auf. Bei Schulfpiorn,
wie im Unterrichte sitzen Knaben und Mädchen in bunter Reihe.
Trotzdem ist die Disziplin gut und wird mit Leichtigkeit gebandhabt
Der tJmgangston wird als änlseist angenehm gerahmt. Vom Stand-
punkte der Koedukation aus kann dieae Schule als ein Ideal
angesehen werden. Soweit köonen wir nioht gehen; es ist anoh
nicht nötig. Wir erkennen aber daraus neuerdings, dab wir auf
dem rechten sind, wenn wir auf den Primär- nnd Sekundär-
125
Mbnlen fbr Knabm und Maddidii den gleieben und gemeinsamen
Lehrplan haben» abgesehen von dem ünterricbt in den Hand- und
Haiisarbeiten, und wenn wir den Unterricht au derselben Klasse,
wenigsteoB bis zum zurückgelegten 14. Altersjabre, möglichst in eine
Haod legen.
Die pessimistische Auffassung, von der vorbin die Rede war,
dürfte, aurh anf unsere Verhältnisse angewandt, etwas für sielt hal)on.
Man kennt ja die Klagen über ÜberaDstrengung an unseren Mittel-
schalen. Aber das mufs doch geeagt werden, dafa die Überbürdung
Dicht danms entstanden ist, dafs am Gymnasium die alten Sprachen
mit einem ÜbermäDs von Stunden bedacht sind, nnd daia an der
lodostriesohule die mathematisohe Richtung eine aufserordentlioh
feiehliebe Stondensahl beanspiudit» — nicht die Untemohtsgegen*
atibide an sich haben die OberhOrdnng geseitigt, sondern der Um-
stand, dab in einer Ansah! Ton Fttohem Stoff nnd Methode der
Hoehschnle riemlioh unvermittelt anf die Mittelschnle flbertragen
worden sind. Wenn man auch ftr die Schiller der Hittelsehulen
die ttt dieeee Alter passende Methode llberall anwenden wird, dann
weiden anch die Klagen Aber Oberbflrdung verstummen, nnd dann
werden wir auch die Mftdohen die Mittelschulen besuchen lassen
können, ohne dafs wir dadurch ihre Gesundheit irgendwie gefährden.
Für die Koedukation spricht auch der Umstand, dafs namentlich auf
den höheren Stufen sremischte Klassen dazu angetan sind, manchi»s
Wort des Unmuts oder des Zorns etwas zu mildern; der Lehrer wird
sich in Gegeuwart beider Geschlechter etwas mehr disziplinieren,
aIs wenn er nur ein Geschlecht vor sich hätte. Und für die stu-
dierenden Jünglinge wird es von Wert sein, wenn sie schon früher
jahrelang neben Mädchen unterrichtet worden sind: sie werden dann
auf der Hocheohule ihre Kolleginnen und die Franen überhaupt
mit etwaa anderen Angen betrachten, als dies aarseit etwa noch
gesohiehi
Von den Vorteilen der Geschleehtertrennnng in sohnltechniacher
Hinsicht nennen wir: grOfsere fVeiheit in der Gestaltung der Stunden -
pltne, leichtere Freihaltnng ron Nachmittagen fttr die Mftdchen,
Entbehrlidhmaehnng besonderer Arbeitssobulsimmer; aUein diese Vor-
tsUe werden niemals yon so groCter Bedeutung sein wie die Vorteile
der Zusammeuerziehung.
Immer schwieriger werden die Existenzbedingungen für die
alleinstehende Frau. Die natürliche Folge ist, dafs die Frauen
immer mehr in die Berufe der Männer eindringen, diesen Konkurrenz
Digitized by Google
bereiten müssen. Das ist nun emmai die Entwicklung der gegen-
wärtigeil GeseUsohaft^ and wir werden sie nicht leicht ändern können.
Bageg«!! werden wir Terlaagen, dais f&r gleioha Bernfsarten deik
beiden Geschlechtern auch gemeinflame Bildnngswege offen iteheii»
Wir werden die ZneammerziehiiDg toh Knaben und Mädchen anoh
in den hdheren Jngendjabren nnbedenklioh dovoihfillirttn kOnnen«
wenn die fSniehnag von Anfiuig an, aowoM in der Familie wie in
der Sohnlei daranf anigehf^ die Jugend niobt nur an sittlich
gnten, eondem gaaa besonders anob an sittliob starken Charak»
teren an enieben.
Qimtiniaiiier milmicht hMm Ctoielilecliter,
Von
BVan Dr. med. J. HiLFiKEB-ScHMio-Züricb.
(▲atorefimi.)
Als HaupUrgument gegen die gemeinsame Erziehung beider
Gesohlechter wird die verschiedene Beanlagung angeführt; doch
ist nicht festgestellt, wie grois die Daturgemäfse Verschiedenheit ist»
Sicher kann die Erziehung sie beeinflussen, in dem Sinne drif^ ge*
trennte Erziehung die Gegensfttae vergröfsern, gemeinsame Ersiebaog
dieselben mild«m wird, ohne natürliobe UnterBcbieda aussurotten.
iESne an grofse Difoenz ist niobt im Interesse beider Gesobleobter,
da sie leicht an gegenseitiger Verstftndnislosigkeit führt; unser»
beutigen Zustände lassen in dieser Besiebung viel au wanseben
flbrig.
Naob aller ErfSsbrung ist die Teisobiedene intellektuelle Ver^
anlagung auf der Stufe der Yolkssebule durebans kein Hinderata
fftr gemeinsame Erziehung. Es wird jedoch der Handarbeitsunter-
ru'l j (Irr .Mfidchcn aits störend geltend gemacht, inuu gluubt, besonders
von weiblicher Seite, nicht genug Gewicht auf diese Ausbildung
lep-en yn können. Demgegenüber ist zu betonen, dafs der Hand-
fertiL^ki'iisiiDterricht für die Knaben das nOtige Gleichgewicht her-
stellen würde und für diese nicht minder nützlich wilre. Im übrigen
ist aber zu warnen vor einer Unterschätzung der allge-
meinen Bildung zugunsten praktischer Kenntnisse und
Digiii^uü L^y Google
4
127
Pertigkeiten bei den Hidehen. Aneh fttr diejenigen nnter
iluiao, die aofort ans der YolkgaolLitle ine praktisdie Leben treten,
«md allgemeine Kenntnisse YOn bflohsteni Wwt*
Von nnserem Standpunkte ans fast nooh wiehtiger als der ge-
neinsBnie Unterridit in der Primanohnle ist derjenige auf der
Sdnudarscbnlstofe, da erst in diesem Alter ein kameradsebsftlioher
Verkehr, gegenseitiges Verständnis Airs spätere Leben angebahnt
wird. Sittliche Gefahren 8ind nicht zu fürchten, sondern eher das
Gegenteil; durch die Unhefangenlieit des Verkehrs wird viel nn-
Daiürliche Schwärmerei vermieden. £s kann da auf die Erfahrungen
in Finnland verwiesen werden. (L. Haohann in der Hernie de
morale socmh\ März 1899.)
Wenn nndeiseit.s die mehr schonungsbedürftige Gesundheit der
Mädchen gelteud gemacht wird, so dürfte die nattlrliche, beste Abhilfe
in einer Entlastung der Mittelsohnlen gesucht werden, da aneh
£s Sjiaben ttberbürdet sind. Mit der weiblichen Leistungsfähigkeit
irt es 80 gar schlimm nicht bestelltt wie zahlreiche Publikationen es
darsustelien lieben ; anoh für bleiefasfieihtige jni^ Mädchen ist siel-
hewnlstss Arbeiten oft riel weniger geftbrlidi, als der besehftitigte
Ufl&iggang der „boberen Toohtsr**.
Nnr ein Akt der Gerechtigkeit ist es« wenn bente, nachdem die
Bocbschnle ibre Tore den Franen geöffnet bat, anob die Gymnasien
Kftdeben aninebmen, da doch Glymnasialbildnng als beste Vorberei-
tang Atr die UniTersitat gilt. Bs beben die Franen aber gegen ein
anderes sich mit allen Mitteln zu wehren, d. i. die immer wieder
vorgeschlagene Gründung weiblicher Universitäten. Solange den
Fraueu genügende Intelligenz zum Studium nicht unbestritten zu-
erkannt wird, werden diejenigen nie für voll gelten, die ihre Bildung
einer weiblichen Hochscliuiü danken. Für gemischte Hochschulen
haben sich übrigens die Professoren der schweizerischen Universitäten
auf eine bezügliche Anfrage ziemlich einmütig ausgesprochen.
Zuerst und besonders eifrig kämpfen die Vertreterinnen der
Frauenhewegung für gemeinsame Erziehung der Geschlechter. Sie
ho&Q dadurch niobt nnr den Mlldchen bessere Bildimgamöglichkeiten
sn ersdiliefsen, sondern tot allem ein besseres Verständnis beider
Gesebleobter flUr einander zu erzielen nnd anf diese Weise das gegen-
seitige VerbKltnis» also namentlich aoch das Familienleben, zu heben
ud sn yeredeln.
Digitized by Google
128
IM« SeMbesicbtigaDgen der KreuAnie.
(Von der Versammlung der M cd i zi nal be amteo des
Reg. -Bez. Liegnitz.)
Der Referent, Geb. Med.-Kat Ivieisarzt Dr. KuHLER-Landeshut, der
über seine Beobachtungen in Landgemeinden vortragen will, gibt als Ein-
leitnng einen gesclüchtlicbeii Überblick über diejemgen Bestrebungen für
die Sehlde in gesondheitliclier Beaielrang, wdelie der EänfBhriuig einer
kreiBlntliclien BeanfsicIitigoQg voransgegaiigen sind. Er weist auf das rege
Interesse hin, welches in der neueren Zeit für die Öffentliche Gesondheits-
pflege erwacht sei und sich, der Bedeutung des Gegenstandes angemessen,
der Schule mit einer ppwissen Vorliebe zugewandt habe. Pfidn^ogen, Ärzte,
Architekten seien in Wetteifer mit einander getreten, die Schulgesundheits-
pfiege zu fördern und Untersnchungen anzustellen, auf welche Weise die
anfgelnndenen Sehiden te Scbnl? erhIltnisBe beseitigt oder Termiedett
«erden könnten. Kntien hfttten snnftchst die groitoi Stfldte gesogen,
welche bessernde Hand an veraltete Schuleinricbtnngen gelegt hfttten. Ancib
der Staat habe durch vereinzelte Erlasse nnd Verfügungen diese Be-
st rpbnngen zn fördern gesucht und dadurch bezeugt, dafs er es für seine
Aufgabe hake, in einer harmonischen Entwicklung der geistigen und körper-
lichen Anlagen die Jugend zum Dienste des Vaterlandes zu erziehen und
Schftdlicbkeiten von ihr fem zu halten, welche mangelhafte Scbnleiniicb-
tongen anf die Gesondheit des Undlieben Oiganismos aosnUlben vennOgen.
Diese Erlasse und Verfügungen haben jedodi nicht vermocht, die
Übelständc der Schulräumlichkeiten und ihrer Ausstattung zu beseitigen.
Die Wittiii 1 ii-keit der Gemeinden und die ünmöglichkfit, d;is Alte sofort
aufznc't bpn und Neues an die Stelle zu setzen, seien nicht zu überwindende
Schwierigkeiten gewesen. Von grofser Bedeutung für die Förderung der
Gesnndheitspfiege sei die von dem deutschen Verein für öffentliche Ge-
sondbeitspflege im Jahre 1875 an den Herrn Minister der geistlichen,
Unterrichte- nnd Medisiaslaagelegenbeiten gerichtete Petition geworden,
in der betont wurde, dafs die Scbnle in ihrer Einrichtung wie in ihrem
Betriebe in mannigfaltisrer "Weise die Gesundheit der Schüler benachteilifrc
nnd dafs es Pflicht de^ St.Tafos sei, diese «rbfldlichen Kinuirkungen durcli
Einführung einer sanitai'3i>üii/.eilichen Überwachung der Sclmle zu beseitigen.
Das Verlangen nach einem Schulgesetze, welches die gesamten Schul-
veriiflltniase ordne, sei bis jetzt nicht erfüllt worden. Indes seien für die
Scbnle nach ihren banlicben, gesondbeltlichen nnd BetriebeveriiAltnissen so
feste und fa^^t allgemein als gültig angenommene Grundsätze aufgestellt nnd
zum Teil durch den Ministcrialerlafs vom 15. November 189t) ftir länd-
liche Schuibauten im Bereirhe des ganzen Staates zur Norm erhoben
worden, dafs es mö^'li(•ll sei — bereite Mittel tiberall vorausgesetzt —
fast ideale Schulverhällnisse zu schaffen, welche die sanitätspolizcilicUe
Überwachung wesentlich erieicbtern wQrdeo. —
Anf Grand des Kreisarztgesetses sei dem Kreisarzt die Beanlsichtignng
der Schule zur Pflicht gemacht, nnd die Grenzen und Aufgaben dieser
Obliegenheit in den 74 — 97 der Dienstanweisung festgestellt worden*
129
Nach eingehender ErörtcrnnL/ der im § 94 in hezne? anf die Schul-
besicbtigimgen pesteilten Forderuugen und unter Hinweis auf die im For-
mular IX der Dicnstanweisunf? zu beantwortenden Fragen, a^'^ !m n
berrorgebe, dals der Kreisarzt die Grundbatze der Schulhygiene aul die
bastdieaden SehnlTerhSltoine aimwenden, Abwdcfaiugeii Ton dem ein für
aHenil ab notwendig oder als wllnschensweit Beseidmeten feetzostdlen
vid Vorschlage nur Beseitigung voigefnndener UUntftnde an machen habe,
betont Referent, dafs danach dem Kreisarzte bezQglich der Schulen eine
nmfangreiche, dankenswerte, aber zeitraubende Tätifrkeit zur Pflicht gemacht
worden ist. Snil sie gewissenhaft, der Wichtigkeit des Gegenstandes an-
gemessen sorgfältig, in vollem Umfange getibt werden, so nimmt sie in
grossen Städten Tage, lu uiilUeren Städten und grO&eren Dorfgemeinden
■it nehiklassigen Schalen mindestens einen Tag und in Dörfern mittlerer
Gröfte viele Stunden In Anspruch, ein Zeitranm, der nicht geringer wird,
«Min die Besiditigong der Sehnten sweier böiachbarten Ideinen D(»f-
lemeinden an einem Tage vorgenommen wird, zumal in den meisten Schalen
sof dem Lande der Unterricht vormittags und nachmittags erteilt wird
and der Gesiindhüitsznstaiifl sflnitlicher Schtller festgestellt werden soll.
Trotz dieser umtassemlcM unil zeitraubenden Tätigkeit schreibt § 94
der DieDstanweisnng vor, dals die Scliulbesichtigung, falls sie nicht ge-
legentlich sonstiger Dienstgeschäfte erfolgt, mit den allgemeinen Orts*
Mehtigungen in verbinden ist Anderweitige DIenstgescbifte des Kreis»
SRtes, s. B. Ermittlangea bei epidemiseiier Ansbratnng einer Krankheit,
gerichtsärztliehe Gescliftfte, Obduktions- oder ExplorattODStermine, örtliche
Cotersnchangen eines sanitären Übelstandes sind aber anmöglich als solche
aazusehen, vor oder nach deren Krh^ligung noch die Besichtigung von
Schalen erfnlpen kfinnte, ganz nbp^t seiien davon, dafs der Landrat, der
KreisschuliDspektor — bei Fortbilduügs- und Fachschulen der Vorsitzende
des Scbolvor&tjindes — rechtzeitig vorher zu benachrichtigen sind.
Auch mit Ortsbesichtigungen lassen sieh die Besichtigungen der Scholen
skfat verbinden. Beide Besichtigungen sind wichtige, gleichwertige loeis-
irztlicbe Verrichtungen and nehmen, wenn sie nicht oberflächlich, sondern
im vollen Umfange gewissenhaft ausgeführt werden, viel Zeit in Anspmdi.
Id Städten und gröfseren Dorfgemeinden mit mehrklassi^en Volks- und
anderen Schulen ist es dah^^r nnraoglich, an die Ort.shesiclitmung die Schul-
besicbtigung oder an die 6( Imlbesichtiguug die ürt^sheMchtigung anzu-
Khliefseo, wenn der Aufenthalt au diesen Orten nicht über (üebühr und
TennOgen ausgedehnt werden soU. Anch flir Besichtigungen von awei
bemebbaiten Ideinen Dorfgemebiden mit Halbtagschnlen ergibt sich dieselbe
Sebwierigkeit. Dazu kommt noch, dab Ortsbesichtigongen zweckmfilsig
aar in der besseren Jnhreszdt, im Frühling, Sommer und Herbst vorge-
nommen werden können, während die Besichtigung der Schalen anch im
Winter stattfinden soll.
Utn alle diese Schwierigkeiten zu beseitigen und eine erfolgreiche
Scliulbcsicbtigung zu ermöglichen, schlägt Referent deshalb vor, dafs § 94
der Dienstanweisung dahin abgeändert wird:
«Der Kreisarzt bat alljährlich dem Herrn Begittungspräsidenten, wie
dim bei den Ortsbesicbtignngen geschieht, die Schoden namhaft xn machen.
180
welche er im Laufe des Jahres zu besichtigen gedenkt, und dazu sich die
GeneliiniqTing zu erbitten; die Besichtigung der Schulen ist nicht gelegent-
lich anderer Bienstgeschäfte, auch nicht in Verbindung mit den Orts-
besichtigungen anszufOhren.*
Referent beapilcbt hienuif die Gmndaltze, toü denen ddi der KreiurBt
bei seineoi Bericht an die KOniglicbe Regierung ober die erfolgten Schill«
besichtiguDgen und bei seinen Yorschlftgen zur Abstellung der Torgefundeneu
Mifsstände leiten lassen soll. Fr weist daranf hin, dafs die gesundlieits-
sdiftdlichen Einflüsse der Schulen ihren Ursprung entweder im Scholhause
selbst und seinen Einrichtungen, oder in dem Betriebe der Schulen, in
der Art und Durchfabrung des Unterrichts, haben. Diese Gesicbttpunkte
mnb der Kreiaarzt bei der Schalbesicbtigung stets berackaichtigen ond anf
Grand des Ergebnisses das vorgeBchriebene Formular in vollem TTmfuge
ausfflllen, um ein genaues Bild von der Beschaffenheit der beflicbtigten
Schnle zn geben Tn df^m Begleitberichfe sind dann die vorgefnndenen
Mifsstände sämtlich hervorzuheben, die Vorschläge zu ibrer Beseitigung
aber auf das >.ül wendigste zu beschränken. Überall ^*bt es noch Schulen,
die nicht den primitivsten Anforderungen der Schulgesundheitspäege ent-
sprechen; Antr&gc, diese Schulen za besdtigen nnd an ihre Stelle sofort
neue, den Anforderongen der Hygiene entspreehende m errichten, werden
aber Ton Tornberein als anssicbtalos zu bezeichnen sein, da die wirtschaft-
liche Lage der Landbevölkemnpr nnd die lieistungsfiihigkeit der Bau-
pflichtigen einerseits, die Beitragslasten des Staates anderseits mit solchen
Forderungen nicht in Kinklang zu bringen sind.
Gleichwohl ist das, was durch die kreisär/.tlicho Besichtigung der
Schulen erreicht werden kann, keineswegs nnerbeblieb; Mftngd der Hei-
snngs- nnd LflitnngsTorrichtnngen, der Farsorge filr die richtige Temperator,
des Anstrichs der Wände, der Becke nnd des Folabodens im Schulzimmer,
der Staubbeseitigung, der Wasserversorgung, der Abortanlagen, der Turn-
geräte, des Tnrn- und Spielplatzes, der Reinlichkeit der Schulkinder, der
Absooderung der Kranken von den Gesunden usw. werden ohne Schwierig-
keit abzustellen nnd als im Rahmen des Notwendigen liegend zn bezeichnen
sein. Dem Referenten ist es anch gewöhnlich gelungen, mit Hilfe eines
kleinen Nachdruckes der AnisichtsbebOrde die Seholvofstftnde rar Be-
seitigung solcher ObelstSnde zu bewegen; dagegen sind ihm bisher die
Fl&ne von Schulneubauten in seinem Kreise nicht zur hygienischen Prflfung
vorjrelpc't. ol)wohl eine solche im § 95 der Dienstanweisung vorgeschrieben,
und die Ucachtung dieser Vorschrift im Interesse dpr T^aupflichtigen sicher-
lich angezeigt ist. Dann würden auch Mifsgriäe, wie in seinem Kreise,
nicht vorkommen können, wo sich ein neues Schulgebäude schon nach
swei Jahren als erweiterungsbedarftig erwiesen habe, und ein anderes anf
einer sumpfigen Wiese in der N&he eines Teiches erbaut sei.
Referent weist weiterhin auf die dem Krmsarzt ans § 96 der Dienst-
anweisung erwachsende Pflicht hin, darüber zn wachen, dafs die zur Ver-
hlltung der Übertragung ansteckender Krankheiten durch die Schulen ge-
gebenen Vorschriften 14 des liegul. vom 8. August 1835, § 16 des
Reichsseuchengesetzes vom 30. Juni 1900, sowie Min -Erlasse vom 14. Joli
1884, 20. Hai 1898 nnd 26. Angnst 1903) beachtet weiden.
1dl
yerfaUimgen gegen diese BestimmuDgen hat Referent nnr iiuolem sa
rflgen gehabt, als Kinder, welche an Scharlach, BMeiA oder Masem erkrankt
gewesen waren, früher zum Schalbesnch wieder zügelas55en wurden, als der
normale Ivrankbeitsverlauf erfüllt oder durch ärztliclies Zeugnis die Än-
steckuagsfähigkeit als erloschen anzusehen war. Nach seiner Ansiebt sollte
bei jeder Verbreitung dieser Krankheit den Vorstehern oder Leitern der
Sdnleii die Beetimniang ober die '^edenolaesong der erkruikt geweeenea
Scbflkr beeoDdere in Eriimeniog gebracht werden. Überiiaapt ad ea
druigend za empfehlen, dab die Kreisärzte mehr als Usher mit den Iiehieni
Fflhlnog oehmen, sich an den KreislehrerkonfeceiUEeii beteUigen und hier
Vorträge übrr hyjrienische Fragen halten.
Im Anschluis an § 97 der Dienstanweisung, in weichem dvin Kreis-
arzte die Anregung und Unterstützung gemeinnütziger Bestrebungen auf
icholbygienischem Gebiete zur Pflicht gemacht wird, erwähnt Referent, daia
er im Jahre 1888 einen Verein zur Enicbtong and Unterhaltiuig einea
Kaabeaheito in der Stadt Landesfant ioa Leben gerafiBD halte, In dem 46
um Sehttier, welche an&er der ünterrichtaxdt aich aelbat flberlaaaen sein
vflrden, beschäftigt werden, teils durch Anfertignng ihrer Sdudarb^ten»
teils mit Holzschnitzerei und Brandmalereien; während der besseren Jahres-
zeit finden Rewecningsspiele und Spaziergänge unter Leitung der Lehrer
statt. Der erzielte günstige Erfolg des Kuabenhorts sei nicht zu unter-
sdi4tzen und ermutige zu weiterer Unterhaltung derartiger gemeinnfltziger
Ustemehmen.
Beforent iiabt we&a» Anaflttmmgen in folgende eecha LeiCaitxe m-
VMHiaBHBCMB •
1. Bie Besichtigung der Schnlen ist in der vorgeaduiebeoen Weise,
gelegeoth'ch anderer Dienstgeschäfte oder in Verbindoog mit den Orts*
baaichtignngen, für den Kreisarzt nicht an«,fi\hrbar.
2. Der Kreisarzt hat, wie dies hoA den Ortsbesichtigungen geschieht,
fbr ftlnf Jahre einen Plan der Schulbesichtigungen aufzustellen und am
Anfang jeden Jahres die Schulen, welche er im Laufe des Jahres zu be-
richtigen gedenkt, der Königlichen Begiemng namhaft m machen nnd sich
Im die Genehmigung zu erbitten.
3. Bei den Voiacblägen zur Abänderung vorgefundener Mifsstände bat
er sich auf das unumgänglich Notwendige zu beschränken» weü aUea Aber
in Mafs hinausgehende sicli nicht verwirkliehen läfst.
4. Bei Errichtung von Neubauten oder Erweiterungsbauten, von
Bebolen liegt es im Interesse der Bauptlichtigen, dafs die Pläne nebst
B^chreibungen dem Kreisante rar bygiemäciieu jkViiiuüg vorgelegt werden.
5. Znr TerhAtnng der Übertragung von Infisktionakrankheiten darch
üt Scholen dnd bei Anabmeh einer Epidemie dw SchnlforstSode beiw.
die Schulleiter besondera an die §§ 1, 2, 3 und 4 des Miniaterialeilaasea
fom 14. Juli 1884 zu «riDneni; die Schliebang der Scholen iat nicht
ohne drinc:ende Not zu veranlassen.
Der Korreferent, Med.-Kat Dr. Erdneh Görlitz, der sich über seine
in ^röfseren und mittleren Stildten, im besoinieton in Görlitz bezw. Jaoer
gemachten Beobaclituugen vorwi^end ausläfst, slimnit den Ausführungen
dm Beferenten tmd insbesondere aeinen Leitsätzen bei Er hUt ebenso
Digrtized by Google
132
wie dieser die Besichtigungen von Schalen zusammen mit der Ortsbcsich-
tignng in gröfsereu Landgemeinden und in den Städten an einem Ta^Tü für
nnansfuhrbar und verlangt deshalb gleiclifaiis, däh bei Begiim eiueü jeden
Jahres auüser dein bereits vorgeschriebenen OrtibeiiehtiguDgsplan, noofa be»
Sooden «Sa Seliiilbeeiclitigimgsplaii filr die lanfende Jalir an die soatiiidige
▼oigeseMe Behörde etntueiclieB
Bei den Vorschlagen zur Abänderong vorgefiindener MÜsttftnde in den
alten Schalen soll der Kreisarzt namentlich in dcnjenic:en Städten, in
welchen der Hygiene in der Schule bereits seit einigen Jahren eine aus-
schlaggebende Stellung eingeräumt wird, Schulneubauten beätinmiungsgemäls
anfgefQhrt und bei den Schnleinrichtnngen stets das leibliche Wohl der
Kinder im Auge behalten wird, sich auf das nnnmgftnglieh Notwendige
beeclm&ken, die Finanzlage der Stadt bemdcsichtigen, wefl eout hart^
nteldge Opposition gesebaffen irird. In einigen Städten Beines EreiBee
sind bereits Bransebäder eingeriditet, Rettigbftnke beschafft, es ist fdr
gute Belenchtoagt wie f&r Erwftnnong der Zimmer durch Zentrelniederdrock-
Dampfheiznng gesorgt.
In Görlitz werden am 1. April 1904 Schulärzte angestellt werden.
Bei den vom Korreferenten in Görlitz vorgeuommenen Schalrevisionen
Vkurde nameuliich bei deü Mädchen wiederholt eine gehäufte Anzahl hodi-
gradig Kansichtiger angetrotfon imd hierfklr Ton einseinen Lehrern der m
firtth begonnene nnd za lange Zelt — je iwel Stunden hintereinander —
ansgedehnte Strick- and sonstige Handfertigkeitsunterricht ursächlich an-
geschuldigt Erfrealich sei die Tatsache, daÜB die Mädchen des letzten
Jahrgangs in einzelnen Schulen theoretisehen Tind praktischen Koch-
imterricht erhalten, daiä sie fleilsig tarnen und sich an Jagendspielen be-
teiligen dürfen.
Auch darin stimmt der Korreferent dem Vuiredner bei, daTä vor
Einrichtong von Neu- beiw. Erweftemngdianten too Scholen die Ein-
reichang der BaapUne an den Rreisarst zur Profoog Tom hygie-
msehen Standpunkte Tortetlhaft ist Desgleichen sollte den Lehrern der
Ministerialerlals Tom 14. Jnli 1884, betreffend Anweisung zur Ver-
hütung der Übertragung ansteckender Kr ank Ii eiten dnrch
die Schale, wiederholt ins Gedächtnis zurückgerufen werden.
(^Zeüachr. f, Meditinalbeami0% 1904, Nr. 3.)
AUUtre MiiUHunstn.
Die FähigkeltsabteiloDgen in der VoUisschiile. Es ist schon
lange kein Geheimnis mehr und die Abgangsstatistik der Volksscholen lehrt
es mit erschreckender Dentlicbkeit, daß» Ton dei^jenigen Sehfllem, die aD-
jlhilich nach YoUendug ihrer Schulpflicht aor Entlassnng kmmnen, eine
QbergroüBe Zahl nicht mm natHrlidten AbseUala der regdmftlsigen Ana-
. ly j^ud by Google
183
bildang gelangt, d. h. nicht nach der individaellen BildaDgsfftbigkeit erzogea
worden ist Beispielshalber baben in niarlottenbiirc fsiebensfufioje Gemeinde-
schnleo) in den Jahren 1899 und 1900 nur 50 "/o der entlassenen Kinder
die oberste Klassenstafe erreicht; die Hälfte der Kinder hatte also wahrend
der gesetzlichen Schalpflicht zwei- und melirmai zurückgesetzt werden
wmmu Li Beilin ferner sind in den Jahren 1896 bfe 1899 anr 617o
dff Kinder nndi ebgelealiBner Scbolpflidit in die oberste Eitsae gelangt,
«iewehl damals das Sdinl^stem nur sechsstnfig war und dnb^ die ein-
und zweimal Repetierenden noch in der Zahl der zur obersten Klasse ge»
langten einbegriffen sind. In Berlin hatten also zwei Ffinftcl allrr in jenen
Jahren zur Entlassung gekommenen Schüler drei- und mclirnuil Schiffbruch
gelitten nnd waren mit einer verstümmelten, durchaus unzulänglichen Schul-
büdaug ms praktische Leben getreten. Ähuiicb, zum Teil noch schiiinuier,
ticgea die VeiliittniMe in anderen Stadtscholen, von den wenig gegliederten
Laadidinien isani ra seliwejgen. Selbst aolebe Schideo, die im Rufe sieben,
za den besten zn gehören, seigen gaax onznlänglicbe FörderangaeigebniBae»
b der Leipziger Schulstatistik vom Jahre 1901 wird nachdrflcklich daranf
hiagewicsen, dafs in den dortigen Bezirkssrhuleii fast jede Klasse mit
ZBrOckgeblichcuen aus zwei, drei, vier, fünf, ja secdis vorausgegangenen
JthrgÄngen beiaätet ist. Solche Zustände kommen einer Bankerotterklärung
der bisherigen Schnlorganisation bedenklich nahe. Und was sind die Ur-
MdwB dieses offenbaren Milserfolges? Es sind deren eine ganze Reihe:
bsdigespaante Lehniele, die eine intensive Dnrebarbeitnng der Vnterricfata-
Me niebt solaasen, ÜberfllUnng der JOassen, binliger Anfentiialta- oder
Schalwechsel, Kinderarbeit, nnd vor allem ein innerer Grund, die allzu«
groüe Verschiedenheit in der BUdnngslähigkeit der die Yolbsschnle bo-
fischenden ScbtÜer.
Die Volksschule darf nicht wie die höheren Schulen minder fähige
Schäler zurückweisen oder abschieben, sondern mufs alle Kinder, die nicht
sof privatem Wege die gesetzlich geforderte Elementaransbildnng erhalten,
ssfajhawn md iDr die Dauer der ScbnlpAiebt bebalten, nnd sie soll alle
Haiaeen der FOrdeningsftbigiteit gleicbalteriger Kinder, der beflUiigtsten
ine der beschränktesten Köpfe, im Massennnterricht nach einem Plane, mit
der ileicheD Methode, nach dem gleichen Lehrziele hinführen. Die Be>
hdrden schärfen es freilich den Lehrern immer und immer wieder ein, sich
doch ja auch der Schwachen anzunehmen. Das ist besser gesagt als getan,
her Massenunterricht ist seiner Natur nach nur dann fruchtbar, wenn die
AofQahme- und Arbeitsfähigkeit der zu einer Unterrichtsgemeinscbaft vei^
«totgtea Individnen lieine allsngrolsen Untencbiede aufweist Wenn die
Vstascbiede bierin zn betricbtliGb sind — nnd sie sind es bei den in der
VsOniebole wahllos snsamniengewürfelten Individnen — , so befindet sich auch
der geschickteste Lehrer einer nnlAsbaren Aufgabe gegenflber. Widmet er
sich mit Geduld den Schwachen, nm sie mitzubriugen, dann fühlen sich
die Befähigteren gelangweilt, treiben Allotria nnd kommen um das Beste
io der Scbuler/iehung, mit ganzer Kraft arbeiten zu lernen; die Schwachen
Iber werden Uber Gebühr angestrengt und werden nervös, im günstigsten
FiUe cnreichen eii|zehie ?on ihnen toAerliefa das Elassensiel, nm dann im
HAsfeen Jalire am so sicherer wieder absnfallenf die meisten von ihnen
7*
Digitizeu Ly ^oogle
184
aber verlieren, da sie sich ihrer üondftii^ichkeit bewn&t werden, aUe
Lernfreude, die Schule wird ihnen mehr und mehr ein Ort des Schreckens,
dem sie sich mit allen Mitteln, dtirch I.uf? nnd Trutr, zn entziehen suchen.
Pafst aber der Lehrer seinen Unterricht den Fähigeren an — und das ist
die Regel, ohne daTs dem Lehrer daraus ein Vorwarf gemacht werden
kann dann bleiben die Schwachen maiBenhaft aaf StredE» liegen,
Yerbnmmeln und bilden filr die Jttngeren AUersUaaaen, m denen sie ein-
gewiesen werden, durch Ihr schlechtes Beispiel eine stete Gefahr, wie jeder,
der auf der Schulbank gesessen, aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
Und doch ha^if^n die Schwachen, die das Gesetz in die Schale zwingt,
genau dasselbe Anrecht, nach Mafsgabe ihres LeistunKsvermögens tm
ArbeitstQchtigkeit und Arbeitsfrendigkeit erzogen zu werden. Ja, die Ge-
meinschaft handelt im eigensten Interesse, wenn sie auch die schwadien
Erlfte im Volkskörper rar Entwidklwig bringt» damit auch diese spSter
erwerbend das NationalTemOgen mehren helfen, anstatt als TrageniditM
ein Schmarotzerleben zu ftlhren und sich in den Armenhinsem nnd Ge-
ftngnissen auf Kosten der Gomeinsrhaft nntorhaUen m lassen.
Freilich läfst sich die ideale Forderung „der Unterricht soll jedem
Individuum angepafst sein" in der öffentlichen Schale, die Massen auszu-
bilden hat, nicht erfüllen. Was jedoch nicht fftr jeden einzelnen Schiller
mOglicb ist, lilht sich wenigstens fttr eine Vielheit von Scbfllen, die in
besng aof In^vidielle LeistnngsfUiigkeit einander nahe stehen, ins Werk
setzen. Nur durch Einrichtung getrennter Wege lassen sich in der obliga-
torischen Volksschule, die alle Grade der Leistungsfähigkeit aufnehmen
mufs, die beiden an sich ßcgensätzlichen Forderungen erfüllen, einerseits:
dafs vom Individuum nicht mehr verlansTt \\erde, als es nach den natür-
lichen Vorbedingungen leisten kann (hygienische Forderung), anderäciiä:
daEb dss Indiridimm, das reidi begabte wie das schwach begabte, in der
Sehnle lernen soll, mit dem Anfgebot der ganaen Kraft ra arbeiten (|>lda-
gOgische Forderung).
Mitten in der Verwirklichung dieses befruchtenden Reformgedankcns
ist die Volksschule in Mannheim begriffen, die zur Zeit gegen ÜOOOO
Schüler nmfafst (vgl. die Jahresberichte des Stadtschulamtes fUr 1901/02
und 1902/03). Zufolge einer Denkschrift dra Schulleiters, des Stadtschnl-
lata Dr. SicnvaBB, in der durch die ZUFem der Abgangsstatistik der
letzten Jahnehnte die Mifserfolge der Uniformienmg bei der KlassenbOdaiy
handgreiflich nachgewiesen worden sind, wurde dank der schulfrenniflieben
Gesinnung der städtischen Behörde mit dem .\ufbau eines Sonderklassen-
systems begonnen, das zu dem Hanptkla<5?en?ystem parallel läuft nnd Hilfs-
kiassen för geistig zurückRotilir bene Kioder, sowie Wiederliolunp- und
Abschlulsklassen für schwach befähigte und unregelmäfsig geförderte Kinder
nmfa&t Gem&fs dem Grundsatz: „je ungünstiger die physische und
pajcbische Beschaffenheit des Erriefanngsobjektes ist, desto ffttnstiger rallseso
die Endehnngsbedingungen sem", erfreuen sidi die genannten Sonderklassen
einer geringeren Kopfstärke, und werden von erfahrencii, für die Behand-
lung schwacher Rinder besonders geeigneten Lehrern pefflhrt, die möglichst
mit ihren Schutzbefohlenen von Klasse r.n Klasse cnipor^t eigen und durch
einm sinnreich eingerichteten Stundenplan in der Lage sind, ihrer Klasse,
Digitized by Google
185
die in dne sehwlGliere ood in eine beisero Abteflong cerMlt^ iD dnigen
Stunden getrennten Unterricht (GmppeDiinterricbt) m erteilen. Anfserdem
nehmen die Zöglinge der Sonderklassen, damit sich ihre Leistungsfähigkeit
mch nach der physischen Seite bebe, in bevorzugtem Mafse an dpn in der
Schale hrstehenLleD WohlfahrtseinrichtuDgeu teil — an dem unentgeltlichen
warmeu Frühstück m den Wintennonaten, dem Scbnlbraosebad, den Ferien-
kolMtai, den Kinderliorteii ntw.
IMe ErfidirongeDi die bislang ndt der von der slanüieheii ünteixidita^
bcbOrde gntgeheiftenen Einrichting der Sondeiklaaseii gemadit iranleo,
sind nach den Torliegendea emtlieheii lupektUmsbericbtea eebr er-
freuliche.
Der groisherzogliche Kreisschulinspektor äufeert sich in seinem Prüfungs-
bescheid auf Grund eigener Wahrnehmungen folgendennafsen : „War bei
Einrichtung dieser Sonderklassen entgegengehalten worden, d&k sich die
IB ihnen xniammengefalsten schwachen Rinder nnhehaglich, gedrückt ftlhlen
■ttfileo, nnd dab ihnea die gegenseitige Aoeifemog nod geistige Aoregimg
abgdie, ao haben vir dem gegenüber hier die Eriahmog gemacht, dala
■dl die Kinder, dnrch die ihnen in eEfaOhtem ICalse snigewendete Aufin ork*
samkeit nnd Teilnahme des Lehrers angeregt, ermutigt nnd gehoben ftthlen
nnd infolgedessen Aufmerksamkeit nnd freudigen Kifer an den Tag legen,
nnd das Geftthl haben, dafs sie hier etwas leisten, etwas gelten, ein glttck-
hcbes Gefühl, das sie in früheren Klassen nicht erlangen konten.** Auch
' die Eltern bezeugea ihre volle Zuiriedenheit mit der Zuweisung ihrer
Xiader (948 im Bchoyahr 1902/03] in die SonderUtmen, trotadem dieae
Zaneiauig hi der Begel einen weiteren Schnlweg erfordert, dA die Sonder-
Uaamn nur in wenigen, zur Einrichtnng von Sammelklassen gOnatig ge*
Itgenen Schulhftusern nntei^ebracht werden können.
Auf dem deutschen Städtetag in Dresden wurde vor kurzem vom
Oberbürgermeister AdicKES in Frankfurt mit erfreulicher Bestimmtheit
ausgesprochen, dafs die soziale Reformarbeit in dem Sinoe, die wirtscliaft-
hch Schwachen zu stützen und den Mifsstftnden auf sozialem Gebiete zu
itenem, eine der Tomehmstcn Aufgaben der deutschen StadtverwaltnngeB
Mi. Knn, die groHMdlisehen TeUnsdnlen bieten ein reichea Fdd sor
Betätigung aolcfaer Befonnarbeit, nnd dieae eracfaeint so verfaeUtangavell,
dafs sie nach dem Prinzip der vorbeugenden Hilfe im Kampfe gegen die
physische, geistige, gesellschafüiche und wirtschaftliche Verelendung eines
grofsen Teils der künftifren Bürger das wirksamste Mittel, die conditio sine
qua non einer besseren Zukunft schaffen würde: eine rationelle Jugend-
erziehung, eine ökonomische Ausbildung nnd Nutzbarmachung aUer im
ToUnkörper vorhandenen Kräfte. Für die Bedeutsamkeit der in Frage
stdiendcn Schal* nnd Unterrichtarefom ist die Tatsache bezeichnend, dalk
fie Leitung dea I. internationalen Kongreeaaa Ütar Sdnlbjrgienei der Oatera
1904 in Ktlmberg tagen wird, eine besondere Al teUung fQr Einriehtnng
10B Sonderklassen für schwache und anormale Kinder in Aussicht genommen
liat. Es steht zu erwarten nnd wird aufs freudigste begrrtfst werden, dafe
der Stadtschulrat Dr. Sickinqeb, dessen bahnbrechende T&tigkeit aut diesem
hochwichtigen Gebiete mehr und mehr die Beachtung und den Beifall der
henrorragendsten Schulmänner des ixi- und Auslandes gefunden hat, auf
Digrtized by Google
186
diesen Kongrafi GelegeiiMt netameii wird, sefaie Ideen und BeBtretangeB
den zastAndigst€& Benrteflero penOnHeh darzalegen.
So viel ist sicher: Wenn die Volksschule, insonderheit die grofs-
städtisrho Volksschale, mehr und mehr das werden soll, was ihr Name
besagt, eine Schule des Volkes, der Schwachen ( bfnsogut wie der Starken,
SO muüs in ihr das Prinzip der Differenziemng das herrschende werden.
(Ans der „Köln. Ztg.")
Anm. d. Bed. Wir haben m» entBeUoeaeD, den obcnnkeheiiden Anftnti
der ^MJSin. Ziff.* bemahe voUsMadig wiedenagel>eo, weil er in kaner,
lyOndiger Weise eine der brennendsten nnd aadi TOm hygienischen Stand-
punkte ans als hochwichtig zn bezeichnenden Fragen der Volksschule be-
hündflt. Hoffentlich wird der bevor<;tehf>nde KoQgnsiB in Nflmbeig weitere
Aufitlärung in dieser Angelegenheit brinL':en,
Cfe^en die Trennung der Schuler uacb ihrer Befähi^ng bat
sichj nach einer Mitteilung der „Fädag. Ref.'* (Nr. 44), der Charlotten-
burger Lehrerverein mit flberwflitigender Bfehrfaeit aosgesproehen. Dnrcfa
aina Anfinge der amdtischen SchalbehOide an einer Meinang>Ba0Naniiig
über diese Frage TefanlaGrt, legte er seine Ansieht in folgenden Sitaen
nieder:
A. Fine Srhcidnng derjenigen Schüler und Schnlerinnen, welche nach
Absondenuig der Schüler und Schülerinnen für die Hilfsschule der Ge-
meindesclmle verbleiben, in begabtere und WfniL'er beftlhiij;te und ein dera-
entspreoheod eingerichtetes doppeltes Schulsj^Lem mit erweitertem und
beechrinktem Lehiplan hält der Lehrerrerein nicht Ihr ratsam.
B. Damit die grolae Hehnahl der Kinder das Ziel der ersten Elane
erreiche, empfehlen wir heaflglich der Organisation folgende Maßnahmen:
1. Die Einschulung darf erst nach vollendetem 6. Leben^ahre erfolgen«
Bei derselben sind körperlich schwache Kinder in noch grf^fserem TTrafRn^
als bisher zurückzustellen. 2. Es ist das achtklassige Schn]-y>tem einzu-
führen. 3. Die Schülerzahl einer Klasse darf die Zahl 40 nicht über-
steigen. 4. Die Stundenzahl für die drei unteren Klassen ist gegen die
bisherige berabzosetzen.
C. BeaOglich des Lehtplana empfiehlt der Lehrerverein die Anlebnnng
an den Beiliner Omndlehiplan mit einigen Abftnderangen.
D. Schüler, welche dnrch ungünstige Terhültoisse zurückgeblieben sind,
aber wahrscheinlich das Ziel der Klasse erreichen können, erhalten in dnn
Hauptfächern Ergänzungsnntorricht. Die Stnndrn werden von dem Klassen-
lehrer erteilt und sind dieseiTi als Pflichtstunden anzurechnen.
Ein teehniBCh - hygienischer Kongrefs für die skandinavischen
Länder wurde vom 24. — 27. Juni 1903 in Kopenhagen abgehalten. Nach
dem Prognunme sollten die Demonstrationen von teehmsehen nnd hygie-
nischen Anlagen nnd Einriditnngen die Hauptsache sein, die Vortrige eine
mehr untergeordnete Rolle spielen. Unter den zwdlf Sektionen war aidi
eine besonders ftlr Schulhygiene. Die für den Kongrefs gewählte Zeit war
jedoch gerade für diepe Sektion eine nnp'lncklirhe, da die Schulen von
ihren Jahrcsprüftingen ganz in Ansprach geiiorniiien waren; es war deshalb
die Teün^lime des Lehrpersniials am Kongresse eine recht geringe. Neben
den Demonstrationen von Schulen, SchulkUchen und einer neuen grolisen,
üiyilizüü by GoOglc
187
sdhr flchönea komnnnalen Schwimmsiwtilt flr Küftbeii und lÜddiMi, «nnlaii
MgeBde Vorträge gehalten: Prof. PAUOSBO-HeMBgfbrs : Die physische
Era>hnng der Schuljugend. Prof. Hkrtel -Kopenhagen : Die Gesamtschule
m hygienischer Beziehung. Dr. Ingekslev Rauders: Besondere Forde-
rungen betreffend Belenchtung der Klassenzimmer. Dr. 0TiuM-Kopenhagen:
ßoUes die Schftler in den Knahenscbnlen anf Farbenblindheit untersucht
«ote? — lOt dem Kongrefs war auch eine hygienische Ansstellung
ferinnideB. (MHget. t. Fkof. Dr. Axel Hbbtbii.)
ÜHtenneliiuigMi Iber üb Biikhngei i6r Ihaflkfke sw
Oeistestätigkeit in den Schulen von Lille beben, wie die „Sirafsb.
Post'' mitteilt, zu eigentümlichen Feststellungen geführt. Es zeichnen sich
iiamli li die Knaben mit nufsbraunen Haaren in der YortrajTsklasse am
meisfen aus, während die blondhaarigen Mädchen ihre Aufgaben am besten
lernen. Die nuis braunhaarigen Knaben und die blonden Mädchen sind die
besten Rechner, aber im Stile sind sie unbedeutend. Die schwarzhaarigen
Killdtr beider GeeeUeebter TerfDgen Aber eine lebheite TorBidlungskraft
ead sdureibeB eineo ÜesselodeB Stil; sie bedtsen Bewii^iGhkeit md ür-
q»rangliehkeit, kurz sie eracbeinen im Ytfigleidi mit den Braunhaarigen
and Blonden als die geborenen Stilisten. Die „Truth'^ bemerkt dazu
n. a : Man darf wohl behaupten, dafs die nufsbraunen Buben und die
blonden Mädchen vlamländisches Blut in ihren Adrrn haben. Ihr Gehirn
wird nicht plötzlich mit Blut gefüllt, wenn sie aufstehen, nm etwas ▼or-
zatragen, und deshalb bleiben bie Meister ihrer Spreche erkzeuge. Mit
ihm Werte, sie kenCrollieren eidi stiiidig; Die dnnbdbaarigen Kinder
ilimiBeD wabracbeiBlieb Ton te Kelten, d. k. Gnlliem tb. Wenn de nur
dem Augenblick den Mond balten könnten, so frUrden sie sieb besinnen
können. Die rothaarigen Buben nnd Mädchen an den LUler Schulen
schneiden in jeder Beziebnng am schlechtesten nb, selbst in (!Psnndhcit-
licber Hinsicht. Die schwarzhaarigen Knaben sind übrigens auch gestlnder
als die nulsbraunen oder blcmden und mehr fflr Lob oder Tadel empfängUcb
als die anderen.
Zir Yerhtttng WelterverbTOttaBg der Tib«iM«M ia
ta CimtliehM Ldmuiitaltei FnnkMielM hit des frensosiaclie Unter-
ricfctsminiBteriQm folgende Yorsobriften erlenen. (Mitteihing von ]>IBU-
nOKNÄ im ^Ges.-Ingenieur" , Nr. 29.)
1 . In allen öffentlichen und privaten Alumnaten und Pensionsanstalten
sind Gesnndheitsüsten zu lühren, in welche Gewicht, Gr^sfse nnd Brust-
umfang der Zöglinge eingetragen werden sollen. Diese Angaben .sind drei-
monatlich aufzunehmen und die Listen durch den Anstaltsarzt aufznbewahr^.
Aoch alle Krankheiten sind zu verzeichnen.
2. Id allen Räomen simflieber Unterrichtsanstalten sind belebreode
Hdnte Aber bygieniecbe Yorscfariften, nenMnIlicli Aber die rar Teriifttaing
der Tuberkulose nötigen Mafsnahmen auszuhän<Tc n
Gleichzeitig hat d^ Unterrichtsminister allen SchuWorständen eine In-
struktion zugehen lassen, welrhe Mafsnahmen zur Tuberkulosebekämpfung
TOTBchreibt, die sieb 1. auf die Unterriobtarftume, 2. auf die Sehtüer gelbst
bezi^en.
Die aui die E^ume bezüglichen Vorschriften erstrecken sich bis in
Digitizeu Ly ^oogle
198
die Details aaf die Gebäude, das Mauerwerk, die Fulsbuden, das Mobiliar,
auf infektionsyerdftchtige Bücher, auf Lüftung, Reinigung und DesiafekLion,
auiserdem in den Internaten iaf SpeisesAle, ScUftfrtame, TofleltoB, Bider
und Aborte.
Die Vonefariften fftr das Personal Teriangen Untersnchnng und Fern-
beltoog von tuberkulösen Lehrern, Dienstboten imd Scbfliem. Sobald die
oben bezeichneten Gcsandheitsli?ten die mangelhafte Entwicklang eines
Schülers ergeben, ist derselbe genau zu untersuchen und die Familie zu
beDachricbtigen. Diese Vorschriften sind iu Paris bereits in Kraft und
scheint damit ihre Dnrchftlhrbarkeit erwiesen.
Bie FInorge fir SebwicbbeflUiigte nimmt erfreulicherweise einen
Immer gröberen Umfang an. In einer Beilie ?on Stttdten sind Hilfegdndeii
fflr schwachbefähigte Kinder eingerichtet worden, um ihnen im besonderen
Untcrriphte das notwendige "Wissen für das l eben ?n vermitteln \im\ auch
Bie zu nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellscliaft heranzubilden. In
der Erkenntnis, dafs di^e Kinder namentlich in praktischer Richtung der
besoudereu Anleitung uud Fürsorge aucii nach der Schulzeit noch im hohen
Gnde bedOifen, ist man nadi einer MitteUnng des „^erl TagehV*^ in
Breelan dazn übergegangen, eine Arbmtslehrl^olome ftr eehnlenüiaaene
schwach befähigte Knaben, insbesondere für ehemalige Hilfsschnlzöglingo,
einzurichten. Die für die körperliche und geistige Entwicklung dieser
Knaben günstigste Beschäftigung ist die Gartenarbeit. Die Zöglinge er-
halten daher durch einen eigens zu diesem Zwecke angestellten älteren
Gärtner Unterricht in allen praktischen Garteuarbeiten, einschliefslicb der
Anfertigung von Strohmatten nnd Frflhbeethisten. Sie lernen die ein^
achligjgen Arbeiten nicht nur bei der praktischen Bewirtsehaftnng des der
Kolonie «ir Verfügung stehenden Gartengmndstlicks kennen nnd ansflihren,
sondern üben anch diese Arbeiten systematisch auf einem hierfür reser-
vierten, nicht bebauten Teile des Gartens, dem sogenannten Übungsfelde.
Dnrch einen solchen, auf die Individualität des einzelnen streng Rücksicht
nehmenden Unterricht sollen Knaben, deren Ausbildung für einen prak-
tischen Beruf auf Grand ihrer geringen geistigen Befähigung anter gewöhn-
liehen TerhBltnissen, zum Beispiel bei Hindwerksmeistem, nieht möglich
wäre, für des praktische Leben braachbar gemacht nnd ihnen die Hftg-
lichkeit geboten werden, durch eine Uirm Kräften und Fähigkeiten ent-
sprechende Arbeit unter hest^ndif^er Fürsorge nnd Vermittelun? der Kolonie
ihren Unterhalt als Gartenarbeiter zu erwerben. Um den Knaben anch
für den Winter einen Krwerbszweig an die Hand za geben, wird eine
Korbmacherwerkstätte der Kolonie eingerichtet, wo die Knaben Unterricht
in der Stnhlflechterei nnd den eioftidisten Zweigen der Korhmadierei er^
halten sollen. Der Unterrieht in den praktischen Arbeiten ist mit einem
Fortbildnngsunterricht im Rechnen, Lesen, Schreiben nsw. verbanden,
dessen StofTr nach dem GIUDd:^at'/,e „Aus dem Leben für das Leben" aus-
gewählt werden, um die Knalien auch in die wichtigsten Lebenj^vrrhfiltnisse
einzTiführen. Es wäre zu wiinsclien, dafs eine ähnliche l^üriOr^e auch in
Gcälall von HaubhalLs- und Koch^chuieu lur die ächwuchäiuiugeu Mädchen
geschaffen werden, von denen nnsflUige als Fabrikmldchen körperlich nnd
monlisch ngrondo gehen.
. ijui. u i.y Google
139
Alkoholgennfs bei Schulkindern in Tiifiringen. Ein erschreckendes
Bild Yon dem Umfange des Alkoliolgennsses bei den Kindern der Volks-
schnlen in Gera gibt der Bericht des dortigen Schularztes über seine
Tätigkeit im Schuljahre 1902/03. Die Untersuchung erstreckte sich auf
515 ivQubeu und 554 Mädchen aus zwei oberen, zwei mittleren und zwei
uteren Klaasen. Von diesen hatten nur 4 Knaben nnd 8 Mädchen Qber^
hoft nodi keinen Alkohol genoieen. Sehnnpe hatten 2Ö0 Knaben nnd
S70 mdefaen, Wein 235 Knaben und 257 HSddien getrunken. Bier
tunken tiglich 109 Knaben und 130 Mädchen. Die Körperkonstitntion
war bei 65 Knaben und 87 Mädchen gut, bei 325 Knaben nnd 406
Mftdchen mittel, bei 127 Knaben und 61 Mädchen schlecht. Die Kinder
mit schlechter Körperkonstitution fanden sich in der Mehrzahl in der
7. Klasse, also im 1. Schul- und 7. Leben^ahre, und zwar bei Knaben
mehr als bei Mädchen.
SckilreiMi in ZWeb. Wie whr dem «IVwAufc. <L ZmlrMmtpfi,'
«tnefanwo, beteOlgten sieb an den leCzlJIbiigeii ScbnIreiMn der m., VL
imd Mir. Primär- und der II. nnd III. Sekundarklasse 6095 Schfiler
■it 269 Lehrern und 573 weiteren Begleitera. Nicht teilgenommen
haku 740 Schüler. Zu den Kosten von zusammen 22636,15 Frcs.
hatte die btadt 3823,32 Frcs, l>eizutragen. Den Keisoheitrag be-
lahlten voll 4300, teilweise 1531 Schaler, die übrigen 264 konnten ganz
onentgeltiich mitreisen. An den Schulreisen der höheren Schulen and der
PWtlonihänaer beteiligten sich 380 Schüler, 26 Lehrer nnd 3 wtilere
Begleiter. Von den Koeten im Betrage von 3132,50 F^. hatte die
8tadt 566,15 Frcs. za flberaehmen. Insgeuunl nahmen an den Sebnireisen
6475 Sefatiler, 295 Lehrer, 576 weitere Begleiter teil, zusammen 7346
Personen. Die Gesamtansgabe, welche der Stadt für die Schohreisen er-
luchs, beträgt 4389,47 Frcs.
Serge für bedfirftige Schfiler in Zfirich. Im Winter 1902 auf
1903 haben sich 2309 Scliaiiiinder an den Speisungen mit Schfllersuppen
beteiligt (12% der gesamten Schtllerzahl). Es wurden unter sie 153867
Bortiooen Snppe nnd 53754 Zulagen, bestehend in Bindfleiacfa, Woral,
Sera oder Käse abgegeben. Hie dadurch vemraaebten Auslagen beUefen
ikh anf 26100 Frcs.
Die Zentralschulpflege hat an die Lehrer nnd Schulabwarte die Ein-
Mnnrr ertrehPH lassen, ihr Augenmerk anf die Kinder zu richten,
die mit Klciilern and Wäsche, namentlich aber mit Schuh-
werk mangelhaft ausgerüstet sind, damit sie mit den nötigen
Kleiduugsbtückeu versehen werden können. Ks wird der dringende Wunsch
aosgesprochen, dab die Lehrer diese Bestrebungen ^kaam untsfstotien,
leO man hier, wie die Erfthrung aeigt, mit der Tatsache reebnen mnlh,
dtft manche bedtlrftige Eltern aus irgend einem Grande — nicht sehen
tu Unkenntnis oder Gleichgültigkeit — keine Unterstützung beanspruchen,
ekgleich ihre Erwerbsverhältnisse ihnen ein Recht darauf frohen.
Anmeldnnis^ ansteckender Krankheiten in den Kindergärten.
Die Zentralschulpflege vun Zürich verlangt von den Kin ierf^artiierinnen,
sie sollen darauf halten, dafs die Schul verääiminiiyse unter Angabe des
Gnmdes entschuldigt werden. Insbesondere solle, damit der äUftBigea
Dlgrtizeij Ly <jOOgle
140
Terbreilung ansteckender Krankheiten rechtzeitig vorgebeugt werden könne»
bei Abwesenheit wegen Erkrankung stets auch die Art dr>r Krankheit an-
gegeben werden. Zur Ergänzung dieses Postulates verfügte der Schal-
Torstand, dalk die Kindergärtnerinnen nicht nur in den einzelnen Fällen
ansteckender Krankheiten die übliche Anzeige erstatten, sondern daneben
aSwOchentUch tn Hand eines FomelareB filier den Knokenbestand und
die Alt der Erknnknngen in den Kindeifirten rapportieren soUeD. DIeee
Anordnungen sind von den Kindergärtnerinnen begrOfst worden.
Mit Bezug auf die Abschafftang der fiansanfgaben ftber d«!
Sonntag stpllt Herr Prof. JAQÜET-Basel foliroiide Tliesen anT welche hl
einer Eingabe dem Erzichungsdepartement and der Scbuls>'&ode des Kant4}]i8
Basel Stadt mitgeteilt wurden:
1. Das wirksamste Mittel zur iiekämptung der unter der Schuljugend
verbfeiteCen Kränklichkeit ist eine möglichst voUstindige Ansnatnug der
dem Kinde mr Erhoiong besdmmten Zeit Insbesondere ist der striktsn
Beobaditimg des Sonntags als eines Ruhetages eine hervorragende Bedea-
tong zunmessen. Der Sonntag der Schuljugend darf nicht durch Haai-
anfgaben verkürzt werden, wie dies noch vielfach geschieht. Zu die^-f'rn
Behuf ist die Aufmerksamkeit der Srhnlbehörden nnf die'^en Punkt zu
lenken und die iJitte an dieselben zu richten, es mochten dje auf den
Montag berechneten Hausaufgaben auf ein Minimum reduziert werden.
2, Von ebenso grofiser Bedeotong ist die Schlafdaner des Kindes.
£s stellt fest, dals ein grolser Ftosentsats der schulpflichtigen Kinder eine
dnrcbsehnittlieh bedeutend konere Schlafdaner hat, als dem Alter des be-
treffenden Kindes normalerweise entspricht Es wiie von Interesee, eine
auf breiter Grundlage angelegte Enquete vorzunehmen zur Bestimmung der
Sclilafdancr der Kinder in den verschiedenen Klassen. Um aber mif die
eigentliche Ursache des zn kurzen Schlales zu kommen, müfste man dabei
zu ermitteln suchen, wieviel Zeit das Kind auf die Schulaufgaben ver-
wendet, wieviel auf Privatunterricht, und ob noch andere Beschäftigungen
in den sdmlMen Standen in Betracht kommen. Die FiDe, in weldien
der nngenogende Schlaf nicht dareh den einen oder anderen dieser drn
Faktoren ztt erUBren vftre, mflftten anf Kosten der mangelnden Fürsorge
der filtern gesetzt werden, und es würde sich dann herausstellen, ob nicht
eine Pe1ehnin<? der Eltern über diesen wichtigen Punkt in der GesnndheiU-
pflege des Kindes am Platze wäre.
Die Ansbentnng der Jn^end in Hessen. In verschiedenen Kreisen
des Grofsherzogtums Uessen, besonders in den ackerbautreibenden, fmden
dermalen, von kompetenter Seite ausgebend, statistische Erhebnngea Aber
die gewerblichen und landwirtschaiUicben Nebenbeschäftigungen der Volks-
schuljagend statt Die Besoltate der noch keineswegs abgesddosaenea
Erhebungen geben, wie das „N. Hess. Volksbl,'^ mitteilt, jetzt schon ein
kaum gealintes düsteres Bild von den Znständen, die auf diesem Gebiete
noch herrschen. In mnnrhen Fällen, besonders aiirh in den gröfsten
Städten, ist die Ausbeuiun? der .lugend in der Irühen Morgenstunde (durch
das Austragen von Backwaren usw.), sowie spät in der Nacht (durch das
Zeitangsaastragen, Kolportieren usw.) eine derartige, dals für die Gesund»
heit der Kinder and deren geistige Aud»ildnng schwere Gefahren bestshsn.
Digiii^uü L^y Google
Ul
Aber aoch auf dem Lands werden die Kmder oft durch schmn Uadwirt-
sefaaftliche Arbeiten überaus stark belastet. Uber das nHirtewesen'* warde
sogar schon im hessischen Landtag bittere Klage geftUirt. Wenn die mala-
<?eb€nden Kreise in dieser Hinsicht Wandel schaffen wollten, würde eine
gute Tat in sozialer, hygienischer und pädagogischer Hinsirht geschehen.
Ii frelchem Lebensalter soll der Eintritt in die Volkssclinle
friUgtl? Bekunflleli Bttimiien Uer dte Forderoagen der Pldagogen und
jfite ▼MImIi nidit mit den Wteudien der JQten llbertin. Ersten halten
elmg an den Grundsätze fest, die Kinder erst dann in die Schale anf-
zonehmen, wenn sie das sechste Lebenswahr zurückgelegt haben und körperlidi
aad geistig genUi^^end entwickelt shad; letztere diilncren oft auf eine mfVg-
hchst frühzeitige Zulassung zum Schnlbesnche. An Orten, wo keine Kinder-
gärten besteben, bildet der Wunsch nach einer besseren Beaufsichtigung
Qüd Beschäftigung der Kinder den Anlafs hierzn, meistens aber und be-
«■dn nnf dem Lande gebt des Beetreben mehr dahin, die Kinder wieder
■OgBcliBt bdd ans der Sebnle hennsnikringeii, um ele im Handialte, in
der Lndwirtaebalt oder im Gewerbe zur Hitiibeit verwenden sn ktanen.
In Bayern ist die Fklge nach dem Beginn des schnlpfliehtigen Alters
in neuester Zeit akut geworden und hnt sowohl die Ärztekammern als die
Bigierung h^chäftigt. Bis for kurzem galt dort in dieser Bczichnng die
1l Verordnung vom 26. April 1B82, welche folgenderroalisen lautete:
„Die Aufnahme in die Werktagsschule erfolgt zu Anfang des
Schuljahres für alle Knaben und MAdchen, welche bei gehöriger Ent-
wicklung der geistigen ond kOcperUcben Kilfte zn diesem Zeitpunkte
des sechste Lebensjahr zurückgelegt haben. Unter der gleichen TorauS"
setsnng ist die Aufnahme in den Landschulen, dann in jenen Stadtp
schulen, in welchen das Schuljahr mit dem Wintersemester beginnt, den
Knaben und Mädchen auch dann 7n jrewähren, wenn sie das sechste
Lebensjahr noch im Laufe des Kalenderjahres, in dem die Aufnahrae
erfolgen soll, zurücklegen. Ebenso ist bei obiger Voraussetzung die
Atttnahme iu den Sladtscliulen, m welchen das Schuljahr mit dem
Semmersemeeler beginnt, jenen Knaben ond Mftddien sn gestatten,
weiche das sechste Lebemjahr innerbalb der daranffolgenden drei Monate
nrSsklegen werden. Marktscbulen sind den Stadtschnlen gleich zu
achten, insofern sie nicht seither als Landschulen behandelt worden sind.*
FQr die Stadtschulen betrug also, ob das Schiiljahr im Winter oder
Sommer begann, das Mindestalter bei geliöriKcr körperlicher und geistiger
Eatwicklung ftlnf Jahre nenn Monate. In jenen Landschulen dagegen, die
adt dem Sorninersemester das Schuljahr begannen, konnte der Eintritt in
4k Sebnle schon bei einem jüngeren Alter erfolgen, nnd es war sogar
■Oglieb, dals ein im Deicmber geborenes Kind bei seinem nach Ostern
iMtfndenden Sebnldntritte nnr ein Alter m fiBnf Jalvcn vier Monaten
bstte. Ton dieser Eflnnbnis wnrde anf dem Lande recht viel Gebrauch
gemacht, und so kam es, da& nicht gar selten geistig und körperlich un-
entwickelte Kinder zu ihrem eigenen Schaden und zum Schaden eines
g^eihlichen Unterrichts in der Schule mitgeschleppt werden mufeten. Es
war dies um so eher möglich, als für die Beurteilung der „gehörigen
Entwicklung der geistigen nnd körperlichen Kräfte mcbt die Beiziehung
142
eines ärztlichen Sachverständigen erforderlich war, vielmeiir die ADsicht
des Lehrers oder Scbulinspektors penügte; nur im Regierungsbezirke
Unterfrauken war oeben dem Gutachten des Lehrers ein amts&rztlicbes
Zeugnis ?orgeschrieben.
In Erkenntois dieser SehldigtiDg haben, wie Dr. C. Bbokbb in der
^MOmek, med, Wwsh&Mdtt.'^ (No. 12) berichtet» Im Jalife 1899 slintliche
bayerischen ÄrzteliainmMB, mit Ausnahme der nnterfirftnkiscben, deo Antrag
an die Staatsregierang gestellt, dafs Kinder nnter fünf Jahren nenn Mo-
naten gar nicht, und solche von ftinf Jahren nenn Moneten ab bis zam
schulpflichtigen Alter von sechs Jahren nur dann in die Schule aof-
geaoiamen werden, wenn die genUgeodc körperliche und geistige Entwicklung^
durch ein ärztliches Zeugnis komitatiert ist. Der Antrag der Ärztekammera
wurde dem k. Stattuninlitertom des Imiem fbr Kirdtea* mid Sehnl-
asgelegeaheiten mr msliBdigen WUrdignng angeleitet Als Beicbeid hieranf
erschien die k. Yerordnnng vom 4. Jnm 1903» die Bich Aber den Beginn
der Schulpflicht folgendermafsen ausspricht:
.,I>ic Aufnahme in die Werktagsschule erfolgt mit Beginn des
Schuljahres für alle Kinder, welche an diesem Zeitpnnkte das sechste
Lebensjahr zurückgelegt haben und geistig und kuiperlich genügend
entwickelt sind. Die Kreisregiening ist befugt, nach Einvernahme des
Kreiscfaolarchates nad des Landrstes ftr ibren Begierangsbedrk oder
für Tefle desselbeD zu sestattea, dab die Aofnabme miter der Voraus^
Setzung geaflgender geistiger nnd kOiperiicher Entwlddang aneb aoleben
Kindern gewährt werde, welche das sechste Lebenqjabr noch vor Ablauf
des Kaleadeijahres oder inneriialb eines Idlneren Zeitabschnittes soll-
enden."
Generell ist demnach zwar an der übereinstimmenden Fordemntf der
Lehrer und Ärzte festgehalten, vor vollendetem sechsten Jahre die Kinder
niebt in die Schule aufzunehmen, jedoch sind die einzelnen Kreisregieningen
ermicbtigt, je nach Belieben und fiedfirfois strenger oder milder Torsa-
gehen nnd ngar in demselben Umfinge wie bisher, ja, für die StadtMhnlen
in einem weiteren als zuvor, Ausnahmebestimmungen zu treffen« Sie beben
zuvor lediglich das Kreiscbolarchat und den Landrat einzuvemehmen, nnd
letzterer wird wahrscheinlich zumeist die Wünsolie der ländlichen Be-
völkrrnncr zur Geltang zu bringen suchen, mit Rücksicht auf welche von
der allgemeinen strengen Durchführung des Prinzipos noch abgesehen
worden ist. Im Regierungsbezirke der Piklz huldigen Gemeinde- und
ScholbehOnlen, wie aacb der Landrat, strsogerea Cteandsllien bezflglidi
der Scbnladbabme, im diesrbeiniiGhen Bsjera wird es mit Antaabme
der gröfseren Städte möglicherweiBe im wesentlichen bei den bisherigen
YerhflltDissen bleiben. Die Kreisregierungen werden bei ihren Anordnungen
nicht nur von wirtschaftlichen nm! pfidacofrischen Erwa?riingen sich leiten
lassen, sondern auch die Forderungen der St liulliygiene bei ücksichtigen
müssen. Stehen die bayerischen Ärztekammern noch auf dem gleichen
Standpunkte wie im Jaiire 1899, so dürfte es angezeigt sein, dais sie in
diesem Jahre, wo für längere Zeit eine Nenregelnng der VeriilllBisia ler-
genoflunen wird, nochmals in eingebender Begrflndang nnd an Hand der
Erftbrangen aof die kOiperlicJun nnd geistigen Nachteile eines an frfüian
. k) i^ .o uy Google
Iis
Scholbe^nrhes hinweisen und, jede bei ihrer zastÄndigen Kreisregiernng,
die Anträge vom Jahre 18i<9 wiederholt vorletrcn. Da der Landrat regel-
mäfsig erst mehrere Wo< hea nach der Är/tekiiinnn rsit/niit; einln ruten wird,
bleibt Zeit genug, die B^hlQsse der Ärzt^kuiumem auch dem Landrate
ab lofoniiatioi tiir Kemitiüt so bringen.
KM«nehiii ii VerftiiiictM Sttnln« Die KlnderailMit im
Staate New York bat durch eine neue Go t/LreboDg eine wesentliche Ein-
schränkung erfahren. Das nenestc Heft des „Luhour BuUetin'* registriert
folgende Verbessernnfren : Da? nene Bcbolgesetz vt rfütrt den obligatorischen
SchnllK ^uch bis zum 14. Lebensjahre, das bisherige Gesetz nur bis zum
cwüilteü. Ferienarbeiten für Kinder von 12 bis 14 Jahren, die frflher
nnr in den FnbfiUtetrieben nntersagt waren, sind nun ebeofi^Us verboten
in den Handelsbetrieben der Grofih und Hittfllittdte. Den sUdtitehea
Gesundheitsämtern wird durch das nene Oeseti das Bedit gegelMn, weitere
Einschränkungen der Beschäftigung yon Kindern zu Laufgängerdiensten in
Boreaus, Handelsbetrieben nnd On^st wirtschaften dnrcb/uführen. Femer
dürfen Mädchen unter 16 und Knaben unter 10 Jahren zum Zeitungs-
verkauf in den Stralsen der Grofsstlldte nicht verwendet werden, la den
andern Städten ist die Erlaubnis der SchnlbebOrde einzuholen, wenn
Knaben von 10 bis 14 Jabren snm Yerlnnf von Zeitnngen verwendsi
werden aeilen. Die llaxinwlaibeitsieit von Kindern anter 16 Jahren darf
neun Stunden pro Tag nicht Oberscbreiten. Der Ufflgebnng des Gesetna
dnrrh die Eltern, welche das Alter ihrer Kinder Tielfach zu hoch an-
geben, ist dadurch ein Kiegei voro'eschobea, da& in Zukunft die Schul-
bchörde darüber gehört werden mulis. Gleichfalls ein Fortschritt ist in
Qnebeck (Kanada) zu verzeichnen. Hier ist durch Gesetz das Schutzalter
der in nicht gefäbrliefaen Gewerbe- nnd Fahrikbetrieben besdiiftigten
Knaben von 12 anf 13 Jahre erhobt werden. Das Scfantsalter in gefthr-
ficfaen Betrieben betrSgt 16 Jahre ftor Knaben und 18 Jahre für lUdclien;
in ni( ht l'( fälirlicben ßetricbrn dürfui Middion noT im Alter von ttber
14 Jahren beschäftigt werden.
Eine Kolonie Iftr Leibeserfiehnng: als Erholungsst litte für gesunde
lieoscheo, um gesunde Muäkeikräitc zu üUirken und das körperliche Wohl-
belbide& an siohem, projektieit Architekt HnvAini WiBLB-BeiUn. Naeh
DATinaomr (,i>. med. Bretaä*, 1902, Ko. 18) soll dieselbe in der Nlhe
der Grofsstadt in einer parknrtigen Ungebnng und in Verbindung mit ana»
gedehnten Wasserflächen errichtet werden. Der Entwurf zu dem Haupt-
prl aade i«=t in der dent'^chen Bauzeitung erschienen und zeigt ein wirkungs-
villes Änr>ercs. Vorbei aa den Wandelhallen gelangt man durch
Lmpfangsräume zu Tumsälen und weiter zu einer Festhalle (fOr Kon-
gresse n. 8. w.). Letitere ist umgeben von Wandelgängen, die an den
PIltM Ar Knft- nnd Bingspfele fthren; Aber diesen PlUaen shid hiagende
Oirten, nnter ihnen römische Bäder gedacht. Weiter ist ein Bnhesaal
vergesehen, der durch Umgänge mit den Luft- und Sonnenbädern und
dem Freibassin verbunden ist, welche wieder Promenaden umgeben. Ein
See gibt Gelegenheit zum Rudern; grofse Turo-, Reit- und Spielplätze
ermöglichen LeibesUbnogen aller Art; im Park mit seinen schattigen
Lanbengängen liegen femer ein Theater, Hörsäle, Re^anrants, Markt- und
Digitized by Google
144
KaafhaUen «nd Hotels flir füejcnigen, die hier länger weilen wollen. So
ist dns Gan^e als fin "Walhall für I.eibesscbnlung gedacht, welches auf die
uenzeitiicbeii Bestrebungen das „mens sana in COipore sano^ der AiteA
wieder zu Ehren bringen soll.
Das rnme diiiiehe Seknlgtaeti. Mit dem neuen Qeaeise vom
Jalire 1908 ut in Dloemirk etne ToHstliidige Beform des hOherai Schul-
wesens angeleitet worden. Dasselbe ist jetzt so geordnet, dals die Kinder
mit dem zurückgelegten 11. Jahre, nach bestandener Prflfnng, in die
Mittelschule eintreten können. Die Fordfrnngen sind so gestellt, dafs
tüchtige Schtller ans der Volksschnle anfgenommen werden können; sie
umfassen hauptsächlich : die Muttersprache, Schreiben, Rechnen, Erzählungen
ins der vaterländischen Geschichte, ein wenig Geographie und Natoritunde,.
a]»er keine fremde Sprache. Die Mittetachide hat vier eii^jihrige Klaeseik
nnd wird mit einem Examen, nach vollendetem 16. Lebenqjidire, abg^
ichlossen (MitteUchnlexnmen). Diejenigen, die eine weitere Ausbildung-
wün«ohen, können in eine einjährige Realklasse eintreten, die ihieneili-
mit einem besonderen Examen — Realexameu — abschlielst.
Das bestandene Mittelschulexamen berechtigt zum Eintritt in»
Gymnasium. Das letztere hat auch vier eiig&hrige Klassen und schlieist
mit dem Stndenteneznmen ab. Das Gymnasium hat dni parallele
Linien, aBe mit Uutenieht in der dentaehen, fransOaisehen und engUaobei.
Spnudie: 1. eine klassisch-sprachliche Linie, die zugleich Latein
und Grierhiscb hat, 2. eine nensprachli che Linie mit Latein, aber ohne
Griechisch; 5. eine mat hematisch-natiirwissenschattliche Linie,,
ohne Latein und Grieciiisch. Alle drei Linien berechtigen zur Fort-
setzuüg des Studiums au der Universität.
Der Eintritt in die Staatsschulen sieht offen fBr Knaben und mdcbeot
die gans gleich gestellt sind, und aollen die Knaben in der Hitlelschule-
Sl0jd habeUi während für die Hftdchen m diesen Klassen weiMiche Hand«»
arbeit, eventuell Haushaltungsunterricht vorgeschrieben ist. Die Gesamt-
schule (Coodncation) für Knalrn nnd Mädchen ist somit in Dänemark
offiziell gut L^ iic! Isen. Die gesamte wocheDtiiche Schularbeit — Gesang,
Turnen, Slfijd und weibliche Handarbeit ausgenommen — darf 30 Stunden
stt 60 Minuten oder eine entsprechende Ansahl Standen von hflnerer
Dauer uicbt ttbersteigen. Die tägliche Arbeitsseit (die in Dflnemaxk nicht
aof Yor^ und Nachmittag Tertsat ist) soll als Bogel 6 Stunden mit da-
swiichenliegenden Pausen betragen.
Der Lehrplan und die Examenforderungen für die Mittelschule und
das Gymnasium sollen später durch königliche ADordcnng fixiert werden.
Ferien und Freitage dürfen als Regel nicht 63 Wochentage in einem.
Jahre flbeischreiten. Nach dem neuen Gesetze kann also ein lünd, wennt
es die Torgescfaiiebenen Ftfifungen besteht, direkt aus der Yolksscbule ini
die Mittelschule und aus dieser in das Gymnasium übergeben* Speiidlo
bygieoische Yorschriften sfaid im Gesetze nicht aufgenommen.
(Mitgeteilt von Prof. Axei. Hertel.)
Die Schulbäder in flalle beschäftigten unlängst, wie die ^Saak-Ztg.**
mitteilt, die städtische Gesundheitskommission, weil gegen die Nützlichkeit
derselben Bedenken vorgebracht wurden, welche auch aus Lehrerkreisen.
Digitized by Google
14&
und sogtr von selten «toai totes UntMiUltziing fanden. Es hicfs: 1. Dia
Kinder ppien FrkültnnEron ausgesetzt, namentlich im Winter; 2. eine Über-
tragung anstpckeader Krankheiten könne stattfinden; 3. die Kindpr würden
an Bedürfnisse ai, wohnt, die sie in ihrem späteren Leben nicht liefnedigen
konnten, und 4. die Landbevölkerang habe derartige Schalbäder auch nicht
and sei trotzdem gesund. Der Beferent der Gesnndheitskommission fahrte
Ml, dalii adteiis SebulTemillimg die weitgeheadBten Tocdefatmiab*
ngdB getroiBii woideii seieD, nm ErkSlCmigen der Schiller umIi dem
Baden Torzabeogen; er irondete sich auch gegen die anderen vorgebraehteii
Bedenken, erklärte es aber als wtlnschenswert, dafs bei Anlegung neuer
Schulbäder besondere An- und AnsklciderJtumc vor?'e<?ehen würden. Gejjen-
wärtig seien diese Räume von dem Baderaume nicht getrennt. Schliefslich
stellte der JEteferent noch die Frage zur Diskussion, ob im Sommer die
Sduilb&der zogonsten der FluTsbäder eingestellt werden sollen. An
Uennf folgenden Debatte vertraten fest äUe Mitglieder dftr KommisikNi
die Anndit, diJs die Sdndblder toq grobem hygieniidien und enidie-
rischeo Werte nnd die TOinebraditen Bedenken aobegrflndet sind. Nament-
lich sprach sich Prof. Frankel entschieden dabin aus, die Benatznng der
Schiübäder sei im Sommer wie im Winter energisch durchzuff^hren ; einerseits
seien die Bäder in der Saale wegen der Verunreinigung der Saale nicht
ibsoltJt uribedenkliob, Anderseits fehle leider der Stadt Halle eine Sommer
vie Winter geuüüete Bade- und Schwimmau^Lait. — Die Gesundheits-
komisBioB beseUoH^ der SehnlTerwaltnng mitsQteilen, dafii die gegen die
ScUnnder eriiobenen Bedenken gftazKch ungerechtfertigt aeien, dafii es
ikh aber empfehle, bei Nenbanteii besondere An- vnd AnsUeiderttnne
malegon.
Belehmng über FraTienkleidtin^ in der Schnle. Gelegentlich des
Tom Dr. HcGO Klein, Frauenarzt in \N icn, am 20. Mai 1903 im Verein der
,österr. Gesellschaft fnr Gesundheitspflege" gehaltenen Vortrages „Über die
i^raaenkleidnng ?om Standpunkte der Hygiene" regte Direktor Emanuel
Bim so, daÜB in die Lesebücher der Volksschule LesestOcke aufgenommen
wdea, weiche sieb mü der Hygiene der Eleidnng beschäftigen, femer
in der Bfirgerschnle bei den Belehmngen Uber den menacUiehen
Körper and dessen Pflege diese besonders für Mädchen so wichtige Frage
(«owobl znna Besten ihrer eigenen Entwicklung als auch fflr ibre künftige
Wirksamkeit in der Familie) eine eingehende Würdigung erfahre und durch
Tabellen anschaulich erläntert werde. {i^Monatsschr. f. ümmdheH^ffege" ,
St. 9 u. 10, 1903.)
Bedingter Straferia fs bei Vemrteiliuig von Schiülundern iu
Wiiaif; Die TahftngniavoDen Wixlcongen der GeOngnisstnfe snf Schnl-
Usder haben, irie wir der «m. Reform^ (Nr. 39) entnehmen, dem
Staatsroinisteriom des Orofahenogtoms Weimar Veranlassung /u der fol-
genden bemerkenswerten Yerftlgnng gegeben : „Wie bereits auf der Bezirks-
scbuliDspektoren-Konferenz vom 17. Juni d. J. besprochen worden ist,
^rkt die Verbtlfsung gerichtlich verhängter Freiheitsstrafen an! Schulkinder
nach den gemachten Erfahrnnpen hänfis? nicht nur nicht ! es^ernd, sondern
geradezu moralisch schädigend, u. a. aucii nach der Kichtuug hin, dafs sie
M dem noch nicht gefestigten Charakter des Kindes dessen Ehiigeflibl
Digrtized by Google
146
Irirht ab^tnmpft. Dcr.irti^e mnmlisclie Schädigungen werden namentlich
dana eintreten, wenu die Straftat, die sich das Kind hat zu schulden
kommen lassen, nur jugendlichem Leichtsinn, nicht sittlicher Verderbtheit
eübprungüu ist. £s ist daher wüuschensweit, dafe iu solchen Fällen auch
von leiten der Sdinle nnter gewissenhafter "Mtang aller einschlagenden
VerhiltniBse erwogen werde, ob etwa dnrdi Anminig der Chiade des
Iiandesherm ein, wenn nicht gänzlicher, so doch wenigstens bedingter
Straferlafs erwirtt werden könne, welche darin besteht, dafs die Voll-
streckung der Strafe zunächst bis zu einem bestimmten, je nach der Schwere
des B'alles länger oder kürzer zu bemessenden Zeitpunkt ausgesetzt wird
und schlieislich ganz in Wegfall kommt, wenn bis zu diesem Zeitpunkt
eine weitefo reehtskrftftige YerorteOnng des Olieltitefe zn einer Freflieits-
fltrafe nicht stattgefunden hat. Und diese fttanorgeode Mitwirknng der
Schale wird in den dazn geeigneten FAllen besonders dann zn empfielden
sein, wenn, wie dies wohl öfter vorzukommen pflegt, der Gnadenweg tod
den zunächst dazu Berufenen, den Eltern, VormOndem oder sonstigen
Pflegern der betreffenden Schulkinder, ans Unketmtnis der einschlagenden
Bestimmungen oder auch aus Gleichgültigkeit gegen das sittliche Wohl
ihrer Pflegebefohlenen, ans Unbeholfeoheit oder ans Bequemlichkeit nicht
beschritten werden soUe. Benifen in diesem Sinn m wirlien sind in erster
Linie die Lehrer, und cwar dadnrch, dafs de in den sich Ihrer Über-
zeugung nadi hierzu eignenden Fällen den Eltern usw. Anregung znr
Einreichnnf? eines Gnafien^esuches geben, erforderlichenfalls bei dessen
Abfassung ihre Hille Iciiieu und den Weg weisen, auf welchem es dem
Landesherm zu übermitteln ist; ferner der Sciml vorstand und der Orts-
schnlaufseher dadurch, dal^ sie dem Gnadengesuch, soweit sie hierzu nach
emster nnd gewissenhafter Prflfting in der Lage sind, ihr FQrwort bei-
fllgen oder, wenn die Elteni nsw. ein Gnadengesuch einnireiehen unter-
lassen sollten, selbst die Begnadigung nachsuchen. Kommt die Beftlrwortong
eines Gnadcnc:esnches in Betracht, "^o wird dabei ausznsprpcben sein, ob
sich der Fall zur gänzlichen oder nur bedingten Begnadigung eignet und
welche Umstände für einen landesherrlichen Gnadenakt sprei hen. Wir
Yeranlaaseu die Herren Bezirksschulinspektoreu, die Lehrerschaft sowie die
ScholvorBtinde und OrtisebalaniBefaer ihrer Beziite bei sich daiUetender
Gelegoiheit im Shme des Torstehenden zn belehren und an TerstBodigeQ
und sie daranf hinzuweisen, dafs die an den Landesherm m ridilenden
Gnadengesuche bei denjenigen Behörden zur Weiterbeförderung eingereicht
werden, denen die Vollstreckung der Strafe obliegt, demnach, wenn die
Strafe durch ein Amtsgericht ausp:esprochen worden ist, bei diesem, wenn
aber die Verurteilung durch ein Landgericht erfolgt, hei der zuständigen
StaatsanwaHsehaft. Einem anf der erwähnten BesdrhsBchnlinspektoren-
Konferans gsinfterten Wnnseh gemftft haben wir i^eiehseitig das Groat-
herzog^iche Sächsische Staatsministerinm, Departement der Jnstiz, ersucht,
die zuständigen GerichtsbehOrdeo mit Weisung dahin an Terpehen, dafs sie
den SchnlbehOrden von der erfolgten Verurtoilnno; pine«; Schulkindes recht-
zeitig, jedenfalls aber vor dem Strafvollzug Kenntnis gel in"
Der schädliche Einflnfs des Alkoholgennsses auf die Leistangs-
llUgkeit der Schnlkinder erhellt deutlich aus folgenden Zahlen, die
Digitized by Google
147
«iMT in Holland darchgefOhrten Eaqaete entstammen. Von den Schfllem,
wdcbe alkoholische Getrftnk« regelmAfsig, gelegentlieh, oder nie
geue(8en, gehdren za den
besten mittelniäfsigen schlechten
regelmäfsig 14,7% 40,0% 45,3 7o
gelegentlich 23.6 7» 52,8 Vo 23,6 %
nie 34,6 Vo 48,8% 16,6%
(„Die EtUhaUaamkeU", Juli 1903.)
Erspaniigge im Sebvlwmn in Zflrich. Infolge der stftodig
wachsenden Ausgaben im Schulwesen hatte mit Besddnfs vom 22. Härz
1902 der Grofse Stadtrat den Stadtrat eingeladen, 2n nntennchen und
darüber beförderlich Bericht zu erstatttu, ob nicht unter Berücksichtifnmg
von § 25 des Gesetzes betrcfit nd die VoÜtsschnle die Beanspruchung der
stüultischen Lehrer bis auf 32 wöchentliche Stunden in Aussicht zu nehmen
fld, ud ol> nielit weitere Maisnahmen zor Erzielong von Ersparnissen im
Seholweien mögSlch seien. Der Stadtrat beantragt, ?on einer Erhöhung
der Pflichtstnnden auf 82 abanadieii. Die Anträge der groiastadträtlicheii
Koou&ission lauteten u. a.:
1. Der Stadtrat wird eingeladen, a) einen Versuch zu machen mit
dem System der Übertragung von je drei Elementarabteilungen an zwei
Lehrer, bezw. Lehrerinnen, b) die Frage zu prüfen, ob nicht wieder zum
Zweiklassensystem zurückgekehrt werden soll.
2. Von der Erhöhung der Pflichtstundenzahl der Primarlehrer bis auf
32 wird raizeit Umgang genommen.
Der Befeient der Kommission, Dr. Bibbbogxi^ fahrte folgendes ans:
Stadtrat und Zentralschidpflege lehnten den Antrag 1 a) auf Übertragimg
Ton drei Elementarabteilungen an zwei Lehrer ab -, sie sei wohl in einzelnen
Städten eingeführt und erziele etliche EIrsparnisse, aber die Nachteile
ieiea tiberwiegend, namentlich in pädagogischer Beziehimg mit Durch-
brecboog des Klassenlehrersysteins. Die Kommission fand aber, wenn doch
ebmal gespart werden müsse und Basel mit diesem System sich zurecht
fiode, so dflrfte man Ar einmal die pädagogischen Nachteile in den Kauf
MhnsD. Die erste Elementarklasae wäre von diesem Yersnch ausgenommen.
Wenn dabei für die onterste Sebolstofe die Wochenstundenzahl von 22
snf 20 Stunden herabgesetzt werden mnft^ so ist das kein UDglflck. So
die Ansicht der Mehrheit der Kommission. Der Kcferpnt selber war immer
<J*r persönlichen Ansicht, dafs das junge Kind nur von einem Lelirer
naterrichtet, dieser Versuch also nicht gemacht werden sollte.
la bezug aui 1 b), Rückkehr zum Zweiklassensystem, mulste sich die
Koamrission sagen, da& es der Stadt ZUrich leider «if Jahre hinans nicht
■üfM sein werde, die StBrke der Sehnlabteilnngen berahzomindem. Wir
laben jetzt 148 Abteilangen mit bis 55 Scbfllem, 223 mit mehr, bis 65
Schalem. Das Zw eiklassen^stem hat sicher seine Nachteile, namentlich
iß städtischen Schulen, es wäre aber unter gegebenen Verhältnissen das
vielleicht xweckmärsigste nnd von pädagogischer Seite am meisten zu empteb-
lade Auskuuttsmittel.
Die Frage der Paralielisation nach Fähigkeiten hat die Kummission
lidit behandelt, weU dieselbe Tor dem Eiziehnngsrat zom Entacheide steht.
SehalgvttuidheiispfleK«. X9tL g
148
Betreffend die Beanepmehniig der Arbeitaidt des Lehrers echlieftt
Bich die Kemniiflsion dem Stedtrtt und der Zentralsehnlpflege eo, sie
würdigt dorchaas die grofse BeanspmchuDg des städtischen Lehren. Allei^
dings entgeht ihr dabei nicht die Anomalie, dafs die Seknndarlehrer obne
innem Grand, aber anf Grand der Vprliältnisse meist stärker beansprncht
sind als die Primarlehrer. Die Kommission opponiert anch nicht Regen
Extravergfltang, wenn es sich herausstellen sollte, dafs die Elemeutarlehrer
bei dem vorgeschlagenen Versach stärker herangezogen werden sollten.
Die Konuniseion kenn aicb aber denken, dab nun einmal m einer andern
Organisation kommen konnte, deshalb sagt sie im Antrag 2 ,xnrzeit*. Im
allgemeinen werden unsere Behörden gnt ton, wo immer möglich, pein-
lichste Kontrolle und Sparsamkeit walten zu lassen, damit nicht eine all-
fallige Unzufriodenheitsexplosion des Volkes an der Schule sich rärben
könnte, wir wir alle es nicht ivtSnschen. Nach «ewalteter Di<;knssion wurde
Antra? la von der Komnii>si()[i /urürkgezogen ; 1 h wurde vom Rate an-
genommen. Dagegen wurde Autrag 2 der Kommission verworieu uud mit
Mehrheit die PfllehtstondenzaU der Lehrer im Wftirfmmn m 30 anl 32
Stunden aagesetrt.
Frai^teg«! flr ISelnlreknitoi. Hierober hat Direktor E. Baxb
der SchulTerwaltnng in Wien folgende Anregung zugestellt.
Es bedarf wohl keiner weiteren Erörternng, dafs die Eltern ihr? <;ech5-
jahripfen Kinder, die sie zur Aufnahme in dir Scbnle bringen, nach all
ihren Eigenschaften besser kennen als die Lehrkraft, der sie nun überleben
werden. Es lohnt sich der Mühe, wenn die Eltern bei der Auiuahme
ersucht werden, bezQglich ihrer Kinder all das anzugeben, was ftr die
Sehnle ?on Wichtigkeit ist Da dies aber Zeit erfordert, so wftre es wohl
iTflnschenswert, wenn die ültern vor der Einschreibnng einen Fragebogen
erhielten, den sie mit aller Gewissenhaftigkeit auszof&Ilen hätten. Ein
solcher Fragebogen könnte folgerte Rubriken enthalten:
1. \amp (!rs Kindes. 2. Näme der Eltern (Angabe der Todesursache
im Ablebenslalle des Vaters oder der Mutter). 3. Name ihrer Stellver-
treter (bei Kindern, welche nicht bei den Eltern wohnen), 4. BescliafLigung
der Eltern oder deren Stellvertreter. 5. Wohnung der Eltern oder deren
StellTertreter. 6. Überstandene Krankheiten des Kindes nnd zwar welche?
1, Hat eine dieser flberstandenen Krankheiten Folgen nach sich gezogen?
8. Angaben Ober den Gesundheitsznstand des Kindes. 9. Sieht, hört das
Kind gut? 10. Geschieht die Atmung hauptsächlich durch Nase oder
Mund? II. Besit;^t dn«; Kind schadhafte Zähne? 12. Worauf wäre bei
dem Kinde etwa besonders Rdcksicht zu nehmen? a) in körperlicher Hin-
sicht, b) in geistiger Hinsicht. 13. Angabe der Impfungsdaten. 14. An-
gabe bezüglich des Genusses geistiger Getränke (Bier, Wein, Rum im lee).
15. Etwaige Angabe des Vonnnnd-BesteUmigsdekretee (Name, Besdiftftigung,
Wohnnng des Vormnndes, Datnm des Bestellnngsdekretes, behördliche Zahl
des ßestellnngsdckretes). Bei Schülern, welche bereits die Schule besucht
haben, noch: 16. Welche Schule hat das Kind bisher besucht? 17. Welche
Kins<:pn hat es wiederholt, etwaige Ursache? 18. Unterschrift der Eltern
oder deren Stellvertreter.
Digitized by Google
149
SebnlliY^'eiiisebes ans den Niederlanden. In der letztjährigen
an^-fmemeD VersammliiDg der ^Nederlandsch Onderwüzen Genootachap''
wurden u. a. folgende Beschlflsse gefafst:
1. Die N. 0. G. als Fachverein wird beauftragt, eine Kommission zu
ernennen, mit der Anfgabe, das Kinderstadium in Holland zu leiten.
2. Oie GeDenüTenroltiing wird beanftngt, im Lvofe des Jihm eine
■OgSchat prtaise Antwort zu geben anf die Frage: Welehea ist die «m
meisten wttnsehbare Regelung der Schnlzeiten mit Besag tnf die Zahl der
Stunden, die Daner der Pansen nod der Ferien.
Beide Yorschlftge worden angenommen
(Mit^ret. von Dr. med. MouTOx-Haag.)
Als Norm einer andanernden t^g^lichen Oehirnarbeit werden in
der medizinischen Zeitschrift „liusskt^ Wratsch"^ ani Gruod physiologischen
Batflomateriab 8—4 Standen beceidmet Eine Steigerung dieser Zeitdauer
»One dem OeUni und dem ganzen Organismus schaden^ und es ist nach
der Gedankenarbeit von 3 — 4 Standen nidit möfj^ich, noch ein Mehr an
derartiger Arbeit an demselben Tage zu leisten, falls für den folgenden
Tas: sich nicht Übcrmüdnng und Arbeitsnnföhigkeit heranpstellcn soll.
Daraus folgt, dafs ein Lehrer bei 22 — 27 wöchentlichen Untcirichtsstunden
(S:aadenzahl für die vier unteren Klassen der russischen Mut* Ischnlen) vom
Schäler nur Klassenarbeit verlangen darf, aber aof häusliche Arbeit für die
SAale, falls sie keine rein mechanische ist, besonders also anf die Lösung
MllieBiatfBcher Aufgaben, anf Answendiglemen, anf Aulsitse usw. Ter-
nchtoi rnnÜB. Die Forderung, das Gehirn erst 8—4 Standen in der Klasse
md dann ebensovide oder gar mehr Stnnden zn Hause anzustrengen, ist
eine Gewalttätigkeit gegen das Kinder- oder Jünglicgshirn, die, im Laufe
einer gewissen Zeit fortgesetzt, nntwenrlitr 7m. krankhaften Kr^^rhpinungen
in Form von Apathie, Faulheit, CTcdaDkenlosigkeit iuhren mui's. Werden
iSaer Scbolarbeiten für das Haus aufgegeben, so kann man keine ordent-
Bebe Aufmerksamkeit und Sittsamkeit in der Klasse verlangen.
(Es liegt gewilk viel Richtiges in diesen AnsfÜhrungen, aber dne ge-
iiM Abstnfnng in der QuantitU der Geistesarbeit nadi den Altersstufen
lird doch zalissig oder Tielmebr notwendig sein. D. R.)
Die Grannlosei welche vor einigen Jahren in manchen Gegenden,
^e<onders in Ostprenf^^en und Schlesien, heftig auftrat und zahlreiche Schul-
k:ij4er betiel, scheint jetzt im allgemeinen dem Erlöschen nahe zu sein.
Vou Seiten der Reichsregierung wurden die einzelnen Schulgemeinden mit
Geldmitteln unterstützt, um der bösartigen und hartnäckigen Angenkrank-
Ut mit vollem Kaehdrock entgegentreten an kOnnen. Bnrcb die An*
itdhnig von Schulftrzten war dies denn auch mOgHcb, und zwar in dem
üabe^ daft viele, stark von der Krankheit befallen gewesene Schulverbände
ToUständig von der Granulöse befreit sind. Es ist Hoffnung vorhanden,
Doch im Laufe des Winters weitere Schnlgemeinden wieder TOilat&ndig
aitnlfähig zu machen.
Rückgratyerkrfimmnng nnd Schnle, Wie die ^Irankf. Zig.^
mitteilt, hielt vor kurzem Prof. VoLPius-Heidelberg im Frankfurter Verein
Hjgiene einen Vortrag über Bflckgratrerkrttnmmngen und Deformation
BUenwirbel. Der Redner wies auf Grand von statistischem Material
Digitized by Google
160
aidi« dafr tateScUich die sdfUefae TerkrOniBniiit der WirbeltSide, die
„Skoliosis'* in der Jagend, in ursächlichem Zosammenbang mit dem Leben
in der Schule steht Sie beruht znm Teil auf dem überwiegenden Gehrauch
des rechten Armes, ist femer eine Folge der schrägen Schreibart und der
verkehrten Lage der Hefte. Selten ist sie angeboren; bisweilen ist sie
eine Folge der „englischen Krankheit**. In vorgescbritteoeu Jahren sind
etwa 20% der Skoliose auf die englische Krankheit znrflckxnftbieii,
wihrend 80Vo der GewOhmiiig an eine veiketarte Sitzweiie za erUSien
sind. Je giOlser die Zahl der Sebn^ahre, um so grölser auch die ZaU
der RflckgratveiMmnmngen. Bis zu 50% der Schüler und Schülerinnen
einiger Schulen waren an Skoliose erkrankt In einer höheren Mädchen-
schule VMirden sogar 71 festgestellt Zum Schlufs gab der Redner noch
einige praktische Kalschläge zur Verhütung oder wenigstens Verminderung
der gefährlicheu Krankheit. Da die schräge Schrift eine verkehrte Haltung
bedingt, sollte nnr allein die bis vor 100 Jähren übliche Steitaehrift ein*
gefthrt werden. Femer ist anf die Lage des Heftes zu achten, ün-
genügende Bdenditiing des Schulraums zwingt zn einem nachteiligen Vor-
beugen des Körpers. Länger als vier Stunden TTnterricht hintereinander
— natürlich getrennt durch Pausen — sollten nichJ r^tliaUfü werden.
An den Schlufs des täglichen Unterrichts gehört eine Turnstunde. Nicht
zum letzten ist eine den hygienischen Anforderungen entsprechende Schul-
bank zn wählen« Weitere Bedingungen nur Prophylaxe sind : Beschxinknng
der hftndkheu Aulgaben, ermöglicht durch eine ,|ganz erhebliche Herab-
setzong der Schülerzahl in den einzelnen Klassen", und reichlicher Auf-
enthalt der Schuler im Freien. Der Vortrag» der durch Zdchnnngen er-
lAutert wurde, fand lebhaften Beifall,
Kleinkinderbewahranstalleu iu Ztirich. Dem letzten (73.) Jahres-
bericht über die drei Anstalten entnehmen wir folgendes:
Zweck der Bewahranatalten ist bekanntlieh, kleine Kinder, die sksh
noch nicht selbst flberlassen werden dflrfen, in den freien Stunden, wo
keine Schule ist und die Eltern abwesend sind, unter Schutz und Anikicht
Erwachsener bringen zu können. Sie werden während dieser Versorge np-s-
zeit mit allerlei leichten Arbeiten betätigt. Im Berichtsjahre waren 207
Knider in den drei Anstalten ständig untergebracht. Nach dem Bericht
h< sich die Besucherzahl fast immer stabil. Angeregt wird, die Kleinen
jeweilen gleich zu Anfang des neuen Schuljahres und nicht erst im Sp&t*
jähr oder gar erst gegen Weihnachten in die Anstalten zu bringen.
Die Einnahmen an freiwilligen Beiträgen des PnUikums, an Legaten,
Schulgddem, Mietzinsen und Verschiedenem beliefen sich auf 107451 Fr. 02
(inkl. Saldovortrag der vorhergehenden Rechnung 100070 Fr. 47). Die
Ausgaben erreichen die Höhe von 10152 Fr. 85. Die Abrechnung erzeigt
einen Rücksclilag von 1600 Fr., indem der Fonds von 98898 Fr. 17 im
Jahre 1901 herabging auf 97278 Fr. 17 per 31. Oktober 1902.
Die drei Hinser, in denen die drei Bewahranstalten sich befinden,
dnd Eigentum der betreffenden Gesellschaft.
Cber die Beeinflassnng des Zirknlationssystens dirch die
Schnlexamina sind von Dr. J. Putermaxn in Sosnowice experimentelle
Untersachungen augestellt und in der „>Fte». med. Wochmsckr.^ (Kr. 6,
Digitized by Google
161
1904) veröffentlicht worden. Der Autor konstatiert anf Gmnd derselboi
die nicht unwichtige Tatsache, dafs bei Schfll rn der höheren Klassen die
Steigerung der Pnlsfreqnenz und des BIutLlnickes vor dem Examen ver-
hAltnism^sig viel häufiger lät als bei Schülern der unteren Klassen, und
difii fenwr bei entereii der Blutdrock nadi dem Examen hlnfiger ge-
Heigert Uieb, nihrend bei Scfafllern der onteren Klauen der Blntdrofik
beinahe immer nach dem Examen einen grOiaereu oder geringeren Abfall
anfmes. Bei SchOlern der höheren Klaaaen war also der Ein*
flnfs des Schulexamens anf Puls frcqne nz und Blutdruck ein
mächtigerer und (wenigstens mit Bezug auf den Blutdruck) an-
dauernderer als bei den Schtllern der unteren Klassen. Der
Autor lugt bei, dafs die leichte Erregbarkeit der Zentren, welche die Blut-
liilndatiim be^flnssen, and die Langsamkeit der Bückkehr zum normalen
Zostande bei den ScbQlem der höheren Klassen auf eine StOmng der
Foaktion des Nervensystems hinweisen.
GehSrnntersachnngen bei Schnlrekrnten. In seinem Aufsatz über
die Pflece des Gehörs in der Schule („Die Krankenpfl.*^ U, H.3, 1902/03)
erhebt I)r. J. Brühl u. a. folgende Forderungen:
1. Alle neu einzuschulenden Kinder sind in zweckm&Osiger Weise einer
Hürpruiung zu unterziehen.
2. Die als schwerhörig erkannten Kinder mttssen zur Feststellung der
Ursache und des Grades der SchwcrbOrigkeit dem Arzt flberwtesoi werden.
TJalmlbare SchwerbOrige (lante Sprache unter einem halben lleter bei er-
worbener, unter 2 Meter bei angeborener Taubheit) mflasen einen geson-
derten Unterrif ht hekommcn.
Li^nolsli ou als Ersatz der staubbindeiiden Fnfsbodenöle. Durch
dieses ilirt( 1 sollen nach Bachmann, Kreisarzt in liarburfr. die Nachteile
(1er slaobbindenden Fufsbodenölc vermieden werden {y^Gesundheit^ , 1903,
Kr. 23). Das Präparat bestellt aus Holzsägemeiil, das mit Ölen und
fbtasigen Paraffinen imprägniert ist nnd einen Znsatz reinen Terpentins in
geiingw Henge enthalt Dieser Znsatz geschieht, nm gleichaeitig sehad-
Hcbe Stoffe nnd Gase, die sich durch Zereetanng ftulnisfähiger Substanzen
im Fn&boden bilden, unschädlich zu machen. Aach Desinfektionsmittel
sollen znr Tenucbtong bakterieller Krankheitserreger betgemeagt werden
könoen.
Die Anwendung der Lignolstren geschieht naih Bachmann in der
Weise, dais das Präparat mit der Hand über die Bodentläche ausgc:»treat
SBd ttseh mehrstandigmn Liegen ausgekehrt fdrd. Wahrend der Bnhetdt
dm Prftparates anf dem Fn&boden sieh niedersenkende Stanbteilehen
«Oden sofort gebunden; beim Kehren sollen die am Boden sdion vor dem
Aostrenen haftenden Partikel ebenfalls mit hinweggenommen werden, nnd
anlserdem bleibt nach dem Fe^en eine äufserst dünne, gleichmäfsig verteilte
Schicht des Öles auf dem Fufsboden zurtlck, welche ftir kurze Zeit die
Vorteile ih r slaubbindenden Öle ohne deren Nncli teile bieten soll, nämlich
dea fernsten Staub bis zur nächsten Reinigung am Fufsboden festzuhalten.
IHs aosgekehrte Streu wird verbrannt. Bei zweimal wöchentlicher Aa-
«sadnog soll sich das Pr¶t noeh bedeutend billiger stellen als eine
tehnd mt Jahz« wiederholte Behandlung der Fu&böden mit den behannten
Digiiizixi by CüOgle
152
Btanbbladenden Olen (DasflesB, Deolaehes Fabbodenoi, Florida). Die ba-
deatende Arbeiteenpunis bei Yerwendmig der letzteren Priperate ist woU
hierbei nnberttdcsichtigt geUieben. Die Erfahrung wird lehren, inwieweit
die Hoffnungen, welche Bacumaxn auf sein Präparat setzt, sich bewähren.
Zwei Miuuten-Tnrnen. Wie die „D. T.-Ztg.'' (Nr. 40, 1903) mit-
teilt, wird seit einiger Zeit in doii Klemeutarscliulen New Yorks während
der Unterrichtsstunden ein dreimal täclich wiederholtos „Zwei Miniiten-
Turuen'^ Yorgenommen, am schlechter iiaitung der Kinder nach laiigem
Sitiea in der Seliiile vonabragea. Es daaert, ivie der Name aagt, nur
swei Minuten nnd besteht ans den einiacliBten Freittbongen, wie: straife
Grnndstellgag, wiederholtem tiefen Atemholen, Rumpfbeogen Tor- nnd rOdi-
wirts, Arme hoch und seitwärts heben und senken, Kniebengen usw. Nach
dem Urteil des dem Schulrat beigegebenen Direktors ftlr das Turnwcscn
sollen sich diese Übungen trotz der kurzen darauf verwendeten Zeit als
sehr wohltätig erwiesen haben. Von vielen deutschen Volksschullehrem
wird dieses namentlidi bei kleineren Schalem sehr bewährte Mittel —
wenn auch ohne behördliche Einftlhrung — schon lange in Anwendung
gebracht.
Die flaflpiieki der Lelirer in WtrtteMber^. Die fbr alle Lehrer
eberans wichtige Frage einer Regelung der aus ihrer amtlichen Tätigfc^
resultierenden Haftpflicht hat in Württemberg eine staatliche Erledigung
gefunden, und zwar in der Weise, dafs der Lehrer von der stets drohenden
Gefahr eines Haftpflichtanspnulies befreit wird, ohne ihn etwa sorglos und
gleichgültig zu machen. Artikel 202 des württembergischen AusfQhrungs-
geäetzcs zum Bürgerlichen Gesetzbuch bestimmt nämlich, dafs die Haftung
ftr die Handlungen seiner Beamten, denen die Ansäbung der Cffentlicben
Gewalt anvertrant ist, der Staat tlbemimmt Em Erters des Koltnsnunisters
bestimmt, dab diese Wohltat aoch uuf die Lehrer aasgedehnt wird. Somit
kann ein Verletzter Ansprüche auf Schadenersatz nur an den Staat stellen.
Dieser hat sich aher das Recht vorbehalten, Rocrre^nnsprüche gegen die
Beamten nur dann geltend zu machen wenn ihnen grobes Verschulden
nachgewiesen wird. Durch diese Einschränkung werden die Personen zu
dauernder Vorsicht gemahnt.
Muieeieiiiike fSr Sehvlkiiider. in österreidi, z. B. im Bieaen-
geUige, sind Sebnlkinder, welche anf Schaeeschnhen snr Scbnle kommen,
Iftngst keine Seltenheit mehr. Wie die j^Schwm. BL f, Gmindhtspfl,'
berichten, gab der Hohenelber Verein deutscher Skifahrer, wie alljährlich,
auch heuer wieder an mehreren 5>chnlcn dos Kiesen<,'ehirgcs eine Anzahl
von Schneeschuhen zur Verteilung an Schulkinder ab. Die Schuljugend
wird dadurch in die Lage versetzt, den Schulbesuch auch im Winter bei
starkem Schneefall fortzusetzen, was früher nicht möglich war. £s sei
possierlich anzusehen, wenn Tor Schnlbeginn die kleinen ABC-Schützen
zom Schnlhanse herangesanst kommen nnd nach Scblnis des Unterrichtes
anf ihren Schneeacbnhen wieder davonstiebea. Manche der ffinder haben
es schon zu grofser Gewandtheit gebracht und üben ihre Knnststttckdiaiy
wie plötzliches Stehenbleiben in voller Fahrt, Überspringen TOn Binder*
niflsen, Weit^ nnd Hochsprung, mit Leichtigkeit.
. ly j^cLj L^y Google
Das Hessische Organisationskomitee für den I. internationalen
KoQgrefs für Sfhnlhygiene in Nürnberg. Einer Aufforderung des De ut-
schen Haupt k orn ite es zum I.internationalenKonffrefs eiiUprechend,
hat sich Im Dezember 1^03 la Hessen ein Organisa uoDskomitee für
dioeo Koagnfk geUld«t. Die TMi^eit der OiganiaaüeiiBkooiitees in des
toitadieii Bundesstaaten ist in der Wdse fixiert, dafii eie in ihrem Ari>eitB-
gebiet die Teilnahme am Kongreb dnrcb briefliche Anffordemngen, dnreh
Aafrufe in den Faehzeitscbriften and dvrdi MitteUoQgen an die Tagespresse
wecken, Gesuche an die RegiernnsTon und kommunalen Behörden um
ibordminff offizieller Vertreter und um Beschickung df^r mit dem Kongrefs
Tirhundrnen schulhygieiüscliea Ausstellung richteu und Fachmänner aus
ärzüichcD, pädagogischen und technischen Kreisen zur Übernahme von Vor-
trägen lieruiiieiwa sollen. Das Hessische Organitasionslcomitee setzt
sich ans 42 Kitgliedem» Ärzten, Pädagogen, Technilcern and
Stidtevertretern aus allen Tnlen des Landes zusammen. DenYaisits
fUiien die Herren Geb. ObennedizinalratBr. med. Neidhabt und Gymnasial-
direktor Dr. FoEBACH ; die Schriftführung liegt in den Händen der Herren
Oberlehrer BoLLEB and Kreisschulinspektor Dr. Ltttus, sämtlich in
Dannstadt. (Mitget. von K. ROLLER-Darmstadt.)
Keine warmen Schulpantoffelu in Aachen. Dem Beispiele des
Amsterdamer Komitees zor BeschafiFong Yon Schnlpantoffcln (cfr. Nr. 8 dieser
ZäMrift^ wollte der Aaehener 8animel?erein »Habaaa'', ein Terdn zur
XJntsnt&tiang armer SehaUander obne üntersehied der Konfettion, folgen,
indem der Vorstand in einer seiner letzte Sitzungen den Betrag von
300 Mark bewilligt hat, um davon dicke FiIzpanto£feln zu beschaffen und
dieselben — die behördliche Genehmigung vorausgesetzt — einzelnen Schul-
systemen zu einem Versuche zu überweisen. Man hoffte, damit so günstige
Bärfahmngen zu machen, dafs bald keinem Schulkiade mit nassen Föfsen
die Wohltat der gesundheitsfördernden, warmen Paotoffeln während des
üaterricfata Yorenthalten zn werden brancbe. Diese Erwartungen wurden
Intter getftnscbt, da die znstftndige städtische Behörde sich abiebnend ver-
bidt Die „Konfessionslosigkeit'* der Schnlpantoffein dflrlte hier eine
fttale Rolle gespielt haben. fMitget. von Aquensis.)
Eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Madchen soll in Basel
errichtet werden. Der Regieruagsrat hat kürzlich dtn Grofsen Rat um
Geaebraiffung der vorgelegten Pläne und um Bewilligung des erforderlichen
Kredites von 147000 Frcs. ersucht. Die Anstalt soll vorlauüg ^ur Aui-
ashme m SO Kindern eingerichtet werden.
Bfadteke Stoff- oder HolBSolmho für 4i« Kinder der Volkseekile
vOniclit nadi einer Iflitteilnng der „Hagener Ztg^ die k. Regierung
Bftsseldorf anf Oemeindekosten. Dieselben. sollen in den Schalen anf-
Digitized by Google
bewahrt und von denjeni^on "Kindern !)H nas'^or "Wittenincr im Sdinlbaiico
petrapen werden, welche mit tlnrrlniärstrn Schuhen und Strünii>fen an-
koiniiien. Ein zweites Paar Strömple müssen die Kinder selbst milbriDcren,
und die Eltern werden dazu gerne bereit sein, wenn Bie wissen, dafs die
Kinder die darchii&&te FdkbekleidtiD^ ablegen nnd dorch trockene enetsen
können. Die Selmhe bleiben selbetredend Ejgentnni der Scbnle and werden
jedesmal nach Schlafe des Unterricbts an den bestinimtenPlats saiflckgebraeht.
Sollte der Wunsch der Recrierung in fäfllllung gehen, so würden manche
Krankheiten, welche sich die Kinder namentlich in Landschulen durcli das
stille Sitzen bei nassen und kalten FQfsen sehr leirht zuziehen, verhütet
werden. Es liegt an der Gemeinde seihst, ob dit Anregung nur ein
frommer Wunsch bleibt oder nicht ^ im Uinblick auf die Kinder, namentlich
der Armen, wäre die Yerwirldidiung desselben sehr geboten nnd angebracht.
Für die Gemeinde ist es nor dne etnmallge Aaslage.
Zvguuf ei der Stelliekiifl spradi sich jttaiget, wie man ans aas
medisiniachen Kreisen mitteilt, Geb. Medizinalrat Prȣ. Dr. Hoffa in
einer seiner klinischen Yorlesnngen über Skoliose ans. Er wies darauf
hin, dafs die Zahl der skoliotischen Schnlkindpr eine sehr gro^e sei, dafs
sehr viele Kinder die Wirbelsiiuleverkrümmung erst in der Sclmle erwerben
nnd dafs als \'orbeugungsmafsregel die Steilschrift von gröiiilem Nutzen sei.
Die Schrägschrift müsse aus der Schule verschwinden.
BIder lllr GemeindeMkBler in Berlii. IHe atsdüsehe Schol*
depntation macht darch Bandverfllgnng an die Bekftoren der Gemeinde*
schulen bekannt, dals die neuen, für das Ealendeijalir 1904 geltenden Be*
rechtigungskarten für Gemeindcschnlkinder zur Benutzung der Schwimmballen
nnd Brausebäder in den fünf städtischen Volksliadean^^talten nnentgeltlich
in Empfang genommen werden können. Bei Vorlegung der Karten werden
den Schulkindeni in den Badeanstalten Schwimm- und Brausebäder zu dem
ennäfäigten Preise von 10 bezw. 5 Pfg. verabfolgt. Gleichzeitig macht
die st&dtisdie Sdraldepatation daranf aufmerksam, da& bei Verteilung dieser
Berechtignngskarten — im Gegensatz za den Freikarten fOr Fkdsb&der —
die Frage der Bedflrftigkeit der Schttler oder Sebfllerinnen nicht sn prüfen
ist, vielmehr allen Gemeindeschulkindem ohne weiteres Berecbtigongskarten
Zü den Volksbadenn'^ta]ton verahfo1f:'t \verr!fn.
Gesundheitliche Fürsorge für die Schnlkinder in den Volks-
schulen Bayerns. Die Distrikts- und LokalschulinspeUtioucn sind be-
kanntlich angewiesen, für Kmaer, die aus fremden Orten zur Schule kommen
nnd wflbrend der Mittagzeit am Sitze der Schule verbleiben mflssen, wo-
möglich eine Yeranstaltnng za treffen, dafs sie dort eine Sappe erhalten
können. Wie nnn ans den Yerhandlaneen Aber die ordentlichen Scbal-
Tisitationen und aus den amtsärztlichen Jabresberichtca herforgdit) be-
schränken sich die in dieser Hinsicht getroffenen Einrichtungen auf vcr-
haltnisinüfsig wenige Sclmlorte, obwohl das Bedürfnis hierfür vielfach vor-
handen ist. Den mafsgebenden Bchürden wurde daher, wie die „Münch,
Zig." mitteilt, neuerdings dringend nahegelegt, die Dnrchftlhning der er-
wähnten Bestimmungen tunlichst zn fördern. In erster Linie ist an die
Bereithaltong von Beis-, Gries- nnd sonstigen Schleimsappen za denken,
die anch ohne Fleisch sehr nahrhaft eingekocht werden können. Ein
. kiui.cd by Google
165
weiterer Gegenstand, der die Fflnorge der Schulbehörden erheischt, ist die
Bereitstcllnng trockener Fufsbekleidung für die mit durclinäfsten Schuhen
znr Schule kommenden Kinder. Soweit Kinder armer Eltern in Frage
kommen, ist die Mitwirkung der Lokalschulkasson usw. oder etwa vor-
handener Wohltätigkeitsvereine in Anspruch zu nehmen.
Ein Verein zur FSrdemiig der Jngend- und Yolksspiele ist
admgBt in Barmen gegrflndet worden. In einer ersten Versammlang
legte Tnnüelirer A. Edelhovf die Ziele nnd An^jaben eines soldicn
Yereios des genaueren dar. Zuvörderst seien ins Ange zu fassen geregelte
Schfllerspiele für die Barmer Yolksscholen. Sodann gelte es, die eigent-
hchen Yolksspiele, vor allem für die schulentlassene Juckend, allmählich
einzuführen. E. wies hierbei auf die Frage der Gewinnung geeigneter
Spielplätze hin, eine Frage, die bei der Lage der Stadt Barmen in dem
langgestreckten engen Wuppertal gar nicht so leicht zu lösen ist. Als
dne Haaptanüsabe des T^das beseidmete der Befmit endlieh die Yer-
SBstaltnng Ton Ferienspielen, wobei er anl das Bespiel der Stftdte Krefeld
Süd Bonn hinwies („Körper und Geist", Nr. 7, 1903.)
Ober den Anstrieh der wftnde nnd FnÜBbttdeA in Selmlxunneni
ist in mehreren Regir ninjrsbezirken ktirzlich eine Verfügung erla«;!??!! worden,
in der angeordnet wird, bei dem vorgeschriebenen Olfarbenaustrich der
Wände eine möglichst helle blaue Farbe zu verwenden, da die in vielen
Fallen, iiameuLlich bei Erneuerung des Anstrichs gebrauchte duuklü Farbe
«f die UehtTerbftltaJsBe der Klassen ungünstig einwirkt. Ferner soll be-
Mhlet werden, dals die FnlbbOden der Schnldnimer stets nnr mit FirniB
nd nieht, wie es oft gescbieht, mit Ölfarbe oder einem Zusatz von Öl-
farbe zum Firnis gestrichen werden, da durch die Ölfarbe ein luftdichter
AbscWnfs herbeigeführt wird und so ein Yerdunsten der beim Aufwischen
der Dielen etwa eindringenden Feuchtigkeit verhindert and die Schwanun-
bildimg begünstigt wird.
Die ärztlicbe Aufsicht bei der Berliner Taubstummenanstalt
HUafÜhren hat, wie wir dem „Berh T^hh'^ entnehmen, die städtische
fldnIdnNitatlon vor kurzem beschlossen.
WalderiiahugBfltltte für aehwicUiche Kinder« Die BtmtA-
dnokratische Fraktion der Stadtverordnetenversammlung von Spandaa
bat nach einer Nachricht der „Berl. Ztg."" folgenden Beschltifsantrag ein-
gebracht: Die Versammlung beschließt, den Magistrat am Einbringung einer
Vorlage zu ersuchen, weli he die Schaffung einer Walderholungsstätte für
die der kürperiichen Stüikuug bedürftigen Kinder und für die in der Re-
konvaleszenz begriffenen Mitglieder hiesiger Krankenkassen vorsieht.
Uitenaeknngen ilMr GiQfiw lad Gewicht der SektUer wmrde»,
Iis das »Berl. TagM,* mitteilt, anf Anordnung des kOnigl. Provinzid-
KindkDllegiams mit Genehmigung des Kultosministeia kflnlich in allen
liOheren Schulen Berlins von den Turnlehrern vorgraommen. Die Mes-
songen haben den Zweck, Anhaltspunkte dafür zu p:ewinnen, inwieweit die
geistige Entwicklung der Schüler mit der körperlichen Hand in Hand geht.
Es bat sich nämlich herausgestellt, dafs die in der Schule zurückbleibenden
Kioder im Verhältnis zu ihren Altersgenossen, die m höheren Klassen
dtna, dnrchschnittlieh aneh kfliperlidi die unentwickelteren sind. Beob-
166
aditangeo dieser Art hat Dr. F, A. 80HMiJ>T-Boim in dSfaer ZHiatMft
TerOffe&tndit In Berlin kam ni gleidber Zeit der praktische Arzt Dr. BxBTi
auf Grnnd eigener Messungen zn den gleichen Ergebnissen. Seine Unter-
sncbnngen erstreckten sieb auf 5134 Kinder im Alter der Scbulpflicbt aus
drei Gymnasien, vier Gemeindeschnlen und einer böheren Mädchen schule.
Bei der gleichen Zahlenreihe von Kindern wohlhabender und ärmerer
Klassen fällt der grofsc Unterschied in licr Eiitwickhing zugunsten der
Kinder besser situierter Eltern auf. Knaben wie Mädchen der böheren
Sebnlen sind dnrchschnitliich um 5 bis 6 Zentimeter gröfter nnd S bis
6 Kilogramm schwerer als ihre Altersgenossen in den Gemeindescholen; der
mittlere Brustumfang dagegen bat sich bei Gymnasien nnd Gemeindeachiilen
als nahezu gleich herausgestellt Beim Vergleich des Entwicklungsstandes
der Knaben nnd Mädchen besser gestellter Klassen untereinander ist be-
merkenswert, dafs, während vom 7. bis 11. Lebensjahre die Kinder an-
nähernd gleich grofs und schwer sind, vom 11. bis 14. Jahre die Mädchen
infolge schnelleren Wacliätums die Knaben an GrOfse sowohl wie au Gewicht
überholen. Ißt dem 15. Jahre flherflSgeln die Knaben wiederom die
Mädchen. Anch bei den Khidem der ärmeren Volksschichten findet sich
ein analoges Verhältnis, und ist wohl die zeitlich verschiedene, bei den Mädchen
^wa drei Jahre frtlher als bei den Knaben eioaetxende Pnbertäteentwick-
lung als Grund fflr iiip-;ps ungleiche Wachstum anzusehen. Diese Unter»
suchuogcn haben für die oberste Scbulbehürde don Anlafs gegeben, der
Frage des Parallelismus /.wischen körperlicher und geistiger Entwicklung
der Kinder auf Grund einer möglichst umfangreichen Statistik näher zu
treten.
Eine V«reiDigang für Seknlgenuidheitspflega ist im Januar in
Hamburg gebfldel worden. Damen und Herren ans venchiedenen Berofii-
klassen, zumeist Lehrer und Ärzte, haben sich zosammengetan, um Fragen
der Schulgesundheitspflege nach wohl vorbereiteten Vorträgen von Refe-
renten nnd Korreferenten eingehend zu besprechen. Die daraus sich bil-
denden Ergebnisse sollen, möglichst in Form von Eingaben an die Be-
hörden, dazu dienen, diese zur Besserung der vielfach noch in Hamburg
bestehenden Mängel auf scbulhygienischem Gebiet anzuregen. Die Ver-
einigung soll ?orUUifig einen ganz zwanglosen Charakter haben nnd aneb
nicht an bestdiende Vereine sich anlehnen.
Der Ffirsorge fQr arme Schulkinder hat sich nach der y,JkfU
munder Ztg."" unlängst die Regierung in Dttsseldorf angenommen,
indem sie in einer Verftlgung darauf hinwies, dafs in zahlreichen
Schulen des Bezirkes die bewährte Einrichtung besteht, für auswärtige
Övhulkiüder, welche in der schlechten Jahreszeit mit durchnäfster Fnfs-
bekleidung in der Schule ankommen, einfache Holz- oder weiche Stoff-
schnhe bereit gehalten werden. Dnreh diese können die Kinder die nassen
Schuhe ersetzen. Die Schuhe sind entweder auf Kosten der Gemeinde
beschallt, oder von einzelnen VlTobltätem, gemeinnfltsigen Vereinen und dergl-
geschenkt worden. Ein zweites Paar Strumpfe zum Wediseln bringen die
Kinder mit. Da diese Einrichtung zweifellos Schutz gegen Gesundheits-
schädigungen der Schüler bietet und durcli sie anch rine ungestörtere
TeiloAbme am Unterriebt ermöglicht wird, so werden die Herren Landräte,
. kiui^cd by Googl
167
0b«rUig»nBti8ter, Erato- und Lokatodmlinipaktoveii und Rektoren eraucbt,
«1 aDet Orten, wo dnieh die mebr oder weniger weiten Scbnlwege ilin*
liehe Ge&hren fbr die Schulkinder entstehen, dahin zn wirken, dafii dnrdi
Bescheftog einer hinreichenden Zahl einfacher Schuhe, die in besonderen
Holzgestellen anf bewahrt werden, den Kindern die Möglichkeit geboten
wird, ihre auf dem Schulwege durchniklste Folsbekleidang durch trockene
zu ei^etzen.
Reinhaltung der Turnhalleo. Nach einer Meldnng der ^Köln.
Zig* sind von der Regierung die einzelnen Schnlanstalten angewiesen
werden. Aber die Reinigung nnd Lflftong der Turnhallen, sowie Aber die
AUegong der Kleider nnd Ttmscbnhe in einem besonderen Vorranm usw.
Berieht m erstatten und die etwaigen HSngel und Wünsche su ihrer Ab-
Bldhing anzugeben.
Zahnniitersnchnu°:eii bei SclinlkinderD. Wie die Tagesblfitter
mitteilen, haben die Stadtverordneten in Meiningen für Untersuchung der
ZAhne samtlicber Scliulkinder einen grOfseren Betrag bewilligt.
Wandtafeln mit tieHUudheitsregeln sind von der Schulbehürde iu
Darm Stadt in die Klassenzimmer der dortigen stldtisehen Schulen TerteQt
uarden. Biese Regeln sollen durch die Lehrer besprochen und der Re*
acbtuDg der Schaler eindringlich empfohlen werden. Dadnrdi, da(s die
Tifebi den Schülern täglich vor Augen bleiben, dflrfte dieser praktischen
Klßregel ein reicbbaltiger Erfolg gesichert werden.
0r. Alexander Spiess f. Schon wieder betrauern wir den Tod
eines Mannes, der auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege im
allgemeinen und der Schulhygiene im besonderen Bemerkenswertes geleistet
and lidi manche Verdienste erworben bat. Beinahe 40 Jahre hat er, in
tnaer Hingebung an seine Vaterstadt Frankiert a. M., seine TStigkeit dem
Mcdisinal- nnd GesnndheitBwesen derselben gewidmet nnd energisch an der
Beoigaoisation des kommunalen Sanitätswesens im Beginn der 80 er Jahre
mitgearbeitet. Diese Reorganisation schlofs in sich auch die Kreierung
der Stelle eines Stadtarztes als öffentlichen Gesundhcit-beamten, und der
erste Inhaber dieses wichtigen Amt» s wurde A. SpiessS; er blieb auch
Sttdtant von Frankfurt a. M. bis zu semem allzu früh erfolgten Tode. In
dieser Stellung hat sich Spiebs lebhait betätigt. Davon legen Zeugnis ab
die von ihm verOlfentlichten Jahreaberiehte Aber die Verwaltung
4es Hediniaalwesens der Stadt Frankfurt a. M., sowie andere
FnUikatioaen, unter denen wohl an erster Stelle za nennen ist ein 327
Seiten nmlassendes, mit zahlreichen Abbildungen ausgestattetes Werk:
Die hygi^» ni«;chen Einrichtun iron von Frankfurt a. M. (1888),
an dessen Bearbeitiiii<7 sich nnrh die Stadtbauräte Beumke und LiNDLEY
kleiligten. Erwähnenswert biüd auch seine neueren Arbeiten: Meteoro-
logische Verhältnisse und Bevölkerungsstatistik in Frank-
furt a.]C. fOr das Jahr 1901, und (jm Verein mit Gsandhomkb):
Das Offentliehe Sanitätswesen in Frankfort a. M. 1901.
Schon seit dem Beginne seiner Tätigkeit als Stadtarzt hatte sich
Spiess auch mit dem Schulwesen zu beschäftigen nnd war ihm die ärzt-
liche tJberwarhiin^:: der Schulen anvertraut. Nicht zum wenitr^^ten seinen
Amtrengongen ist es zu verdanken, wenn Frankfurt im Frti^jahr 1899
Digitizeu Ly ^oogle
das Institut der Schulärzte einführte, deren Tätigkeit durch den Stadtarzt
als Vorsitzcmlen überwacht und einheitlich geregelt wurde. Diese Verhältnisse
hat Si^jtsb in seinem in der y,Dmisrh. Vierteljahr: sdo'. f. off . Gesundheifspfl."
(XXXI. Bd. H. 2) Teröffentlichten Aufsatze: btadtarzt und Schularzt
niedergelegt. Schon frflher hatte er an demselben Orte einen trefflichen
Anfints: Zur praktiBchen Lösang der Snbselliea frage (1. c. XYII.
S. 285 ff.) gdiefert Als Ältester SchnUnt betrachtete er es ab eine
wesentliche Aufgabe, den Lehrer fOr die Institotion zo gewinnen nnd ihn
(nach seinem eigenen Ausdrucke) ^keineswegs als einen Feind, vielmehr
als eine Stcitze und einen Ratgeber" anzusehen.
Mit dem Jahre 1879 ist Spiess in die Redaktion der Deutschen
Vierieliahrsschr. f. öff\ Gesundheit^ /l. eini^etreten, an der er sich neben
FiNKELNBÜEG, ÜÖTTISHEIM, HlBöCH, HOBÄECHT, A. W. UOFMAKN»
Y. Pbttenkofbb, Generalarzt Roth, Yabbbmtbapp, Wassebfuhb nnd
Oberbflrgenneister v. Winter betätigte. Alle diese Mftnner haben nns
mit der Zeit verlassm, die Namen der tibrigen Heraasgeber der Viertel-
jahrsschrift haben gewechselt, nur Spiess ist geblieben, nnd wir finden
seinen Namen noch auf dem 1. Hefte des Jahres 1904. Nun ist auch er
von uns gegangen, über seinen Verlust kann uns nur das Bewufstsein
trösten, dafs auch jetzt die Vierteljahrssclnilt sieb in ttlchtigen Händen
befindet. Kuhmeud soll hier noch der vou SPLEää miL grofsem Fleilise
ftr die l^erteJJabrsschrili jt weilen zosammengestentenVeraeichnisse der
Den erschienenen Schriften Ober Öffentliche Cresnndheitspflege
ErwAhnong getan werden.
Einen grofsen Teil seiner Zeit und Arbeitskraft hat Spibbb den Ge-
schnfton dps Dcutsclien Vereins U)r r)ffentliche Gcsundheitspflepe gewidmet,
der ihn unmittelbar nach seiner Gründung im Jahre 1873 zu seinem
ständigen Sekretilr ernannte. Dieser Verein hat Spiess viel zu verdanken.
Die wichtigen Vorarbeiten für die Versammlungen des Vereins, die Zu-
sammenstellung und Drocklegong der eingehenden Protokolle derselben
waren Spiess anheimgegeben. Mit nnsichtbarer, bescheidener Hand und
seltener organisatorischer Begabung leitete er gleichsam hinter den Knlisaen
das Getriebe dieses Vereins, und es war eine wofalverdiente Ebre, wenn
ihm der Verein bei Gelegenheit seiner 25. Jahresversammlung und wieder-
um bei Gelegenheit seines 30jährigen Prstoliens seinen tiefgefühlten Dank
aussprach. Für den V^erein wird Spiebs beinahe unersetzlich sein. Wir
alle aber, die wir ihn gekannt und ihn in seinem stillen Wirken gesehen
haben, werden ihn in treuem Andenken bewahren. (D. Red.)
Sehil- «nd hygieniseh« Anastellnig m Königsberg i. Vi. Ans
Anlab der Bentschen Lehrerversammlnng, die in den Pfingsttagen 1904
zu Königsberg i. Pr. tagt, findet daselbst in der Zeit vom 20. Mai bis
5. Juni eine Schul- und hygienische Ausstellung statt, an deren Spitze der
Direktor des dortif^en hygienischen Universitäts-Instituts Prof. Dr. Pfeiffer
steht. Zum ersten Male soll den Vertretern des über 100000 Mitglieder
zählenden Deutsclien T.ehrcrvcreins auf einer Ausstellung die Schulhypiene
besonders nahe geführt werden, und es wäre zu wünschen, dafs dieselbe
recht zahhreich besclüd[t würde; denn nnr dann, wenn es nns gelingt, die
weitesten Kreise der Lehrerschaft ittr die Fordemngen der Schulhygiene
. ly j^ud by Google
159
m interasieren, mir dam fcöDneii wir auf diesem Gebiete entsehieden
weiter kommen. Arzt und Lehrer mQssen sich hier eben zur gegenseitigen
UDterstfltzang die Hand reichen. Besonders sind dartun zur Beschickung
der Ansstellnng alle diejenigen Institute und Firmen eingeladen, die borpits
in Nürnberg ausstellen. Beide Ausstellnngen kollidieren nicht. Anmel-
dongen sind bis zum 1. April an den Vorsitzenden des Ortskomitees
Dr. Rapke, Unterhaberberg 12a, zu richten, der auch weitere AuskunlL
gerne erteilt. Die Aosstellmig findet im Park nnd in der Feefballe des
KOnigsbeiger Tiergartens statt. Platzgebfllir wird nicht eiliobeB. In betreff
der freien Rtlckfracht ist das Komitee bei der Eisenbahnbehörde Torstdlig
giv<Hrdeii. Mit der Ansstellang sollen belehrende Vorträge verknflpft
werden, Anmeldungen ancli von auswärtigen Gelehrten nnd Ärzten werden
data gerne entgegen genommen.
(Mitg. V. Dr. RAPKE-Königsberg i. Pr.)
Schnlhygienische Aasstelloiig in ^ürüberg. Mit dem vom 4.
Ins 9. April 1904 in Hflmberg tagenden Internationalen Kongrefo für
Bdnilliygiene wird ancli eine AussteUnng silmtlicher in dieses Gebiet fallender
GtgCDstftnde Tnzbnnden, an welcher bereits zahlteicbe Anmeldnngen ein-
gdaofen sind. Die Ausstellung wird, um dem allgemeineD Interesse,
welches sich in weiten Kreisen für dieselbe zeigt, entget?enzukommen, vor-
aossichtlich ^chon vor der Tagung des Kongresses errifTnrt nnd einige Tage
danach erst geschlossen werden. Als Ausstellnngsgegenstünde kommen
unter anderen z. B. in Betracht: Pläne und Modelle von Schulgebäudcu
nk Nebengebäuden und Einrichtungen, Abhandlungen über die Grundlagen
der ScknlhanaanslUimDgen samt Umgebnng, Abhaadlnngen nnd Darstellung
titer dsn Sehnlbetrieb im allgemeinen nnd in Sonderschnlen, Aber
die Unterrichtsmittel, über die Erziehung der Kinder in der Schule und
im Haus; alle Arten Einrichtungsgegenstände und Unterrichtsmittel, ins-
besondere wissenschaftliche Instrumente, LehrbOcber, Schulbücher, Zeit-
schriften, Wandtafeln, Schreib- und Zeichenmaterialien usw., Apparate für
die Untersuchung der Kinder und für körperliche Erziehung, sowie Turn-
geräte usw.
Di« Lehrer gegei den Alkehel. Eine Yersammlnng der Lehrer
des Amtes Aarwangen (Kanton Bern), erklärte es, nach einer Mitteilung
der Tagesblätter, als Pflicht jedes Erziehers, die Alkoholfrage gewissenhaft
zn studieren, die Jugend im Geiste der Enthaltsamkeit zu erziehen. Die
Schnllesebücher sollen bei Neuauflage in diesem Sinne revidiert, und in
den Lehrerseminarien solle der Bedeutung des Alkoholismus für das Volks-
leben die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Die Berliuer Schalpavillous, NO., Ecke der OUvaer uud Thorner
Stnlse, unweit des Friedricbsluiins, sind, wie der „Wegweiaer f, LdtT'
wüMO' (X. Nr. 4) mitteilt, bereits in Gebrandi. Sie wurden mit 15 Klassen
besetzt und bflden die jüngste (265.) Gemeindeschule in Berlin. Am
1. Oktober war dort der Boden noch mit Lauben und Gartenfrüchten be-
deckt ; ietzt erheben «^ich auf dem 8000 Gev.-Mtr. grofsen Grundstück
acht utii zwei urofso Schulhöfe gruppierte Pavillons, die einen freundliclien
Aüblick bieten. Es sind zerlegbare Gebäude, die doppelte Wände und
doppelte Fuüsböden mit dazwischen ruhenden Luftschichten haben. Der
160
nntere Fufsboden hat noch einen Asphaltpappcnüberzug oder eine Kork-
schiebt erhaltüu. Jeder Pavilloo enthält zwei Kiassenräume, die durch
eiMD Yommiii vad ein Lduranimiiur ?ob emander getrennt sind. Jede
Xlaaae hat 7 (6) große Doppelfeoiter mit derflber liegendes Klappfenstern.
Es rind helle, freandliche Räume. In jedem KUnsenximmer stehen svei
eiserne FQllöfen, die mit Kokes oder Prefskohlen geheizt werden and fttr
eine gleichmllfsigc Erwärmung sorgen. Zweisitzige Bänke sind in jeder
Klasse in drei GrAr<^en vorbanden ; die Tische der Oberklasse sind nach
mit Lesepnlton versriien.
Ein Kurs £Qr Ueraubildnng von Lehrkräften an Spezialklassen
und Erziehimgsanstalteii ffir schwachsinnige Rinder soll auf Anre-
gung der im lelsleii Sommer in Lasern abgehaltenen IV. Schweiseiisdien
Konferens Ittr das Idiotenweaen im Lanfe dieses Jahres in Ztlrich einge-
richtet «erden. Beztiglich der Organisation des Kones ist folgendes fest-
gesetzt:
1. Der Kurs dauert acht Wochen nnd beginnt mit dem Anfang des^
Schuljahres 1904/05 der städtischen Schulen.
2. In den Kurs werden im ganzen 15 — 20 Teflnehmer (Lehrer ind
Lehrerinnen) aufgenommen, welche an äpezialklasseu oder Anstalten für
schwachsinnige Küider tätig sind oder beabsichtigen, sich der Unterweisung
solcher Kinder sn widmen.
3* Fflr die Aufnahme sind erforderlich : a) der Besits eines kantonalen.
Leliipatentes, b) die Absol?iening einer mindestens zweijährigen Schal-
praxis, c) die für die ünterweisting schwachbet-'abter Kindor notwendigen
Qualitikatiunen, bestätigt durch ein EmpfehlungsschreibeA der Schoibehorde
des letzten Wirkungskreises.
4. Die Anmeldung zum Besuche des Kursus geschieht bis zum
15. Fehntar 1904 bei der Erxiehongsdirektion des betreffenden KantoDS^
welche die Kamen der Lehrer, die sie znr Teilnahme empfiehlt, der Er-
ziehangsdirektion des Kantons Zürich einberichtet.
5. Die Kosten des Kurses Übernehmen der Kanton nnd die Stadt
Zürich, sowie die Zentralkonunissioa der Schweizerischen gemeinnfltzigen
Gesellschaft gemeinsani.
6. Das Unterrichtsprogramni umfafst: a) Anatomie and Physiologie
des Kervensystems, Uimpatlioiogie mit besonderer Berflcksichtigung der
Idiotie, mit Krankenvorstellung nnd Demonstrationen ?on Präparaten,
b) Lautphysiologie nsw.; Wesen nnd Geschichte des Tanbstnmmen- nnd
äindennnterrichts. c) Wesen der Sprachgebreeben, ihre Behandlang mit.
besonderer Berttchsichtigai^p des Stottems und Stammeins, durchgefohrt in
zwei kurzen Heilkursen, d) Methodische Besprechungen: Lehrplan der
Spezia1kbs?en, einzelne Schulfächcr. e) Gymnastische Übungen mit schwach-
sinnigeu lündern. f) Einzelne Vorträge, betreffend das Leben und die
Erziehung anormaler Kinder (z. B. KüiUerieliler, Organisation der Spezial-
klassen und Anstalten, psychopathische Minderwertigkeiten usw.). g) Ex-
perimentelle. Vorfilhrnngen ans dem Gebiete der Faychologie. h] Hand-
arbeit, theoretische nnd praktische EinftUmmg in die verschiedenen Zweige
des Handarbeitsunterrichts bei schwachen Kicdei n. i) Skizzieraides Zeichen,
k) Praxis in den Spezialanstalten von Zürich, Xaalratammenanstalt ZOricb,
. ly j^ud by Google
161
Anstalt Regensberg, Anstalt Hottingen. I) fioBBche in aaderai Spezial-
und Hilfsklassen, Anstalten usw.
7. Die Praxis in den Spezialklassen uod Spezialanstalten wird auf die
Tormittage verlegt; die Teilnehmer wohnen gruppenweise dem Unterrichte
Im! uid vennohw skdi dabei sdbat in der Ertfläang des Unterrichtes.
Der tbeoretiaehe Tefl d« Kurses (yortritge nnd Übungen) wird aaf die
Kichmittage verlegt.
8. Die TeUnebner erbelten am Scblnsse einen Ausweis Aber den
Besnch des Korse«!.
Sommerpflege für Volksschiiler iu Hamburg. Wie die Hambnrjyer
BläJter nntteilen, stehen der Allgemeinen Armenanstalt und dem Spezial-
f(mds fOr das Jahr 1904 im ganzen 1685 Plätze zur Verfagung, damnter
600 in den Ferienirolonien, 325 in Oldesloe, 225 auf Dnhnen, 200 in
Wsltersbof, 60 in Lüneburg nsw. AoAerdem bat die .Vereinigung sor
EniittelQng Ton uentgeltliebem LandaofentbaH föx YoJJascbiaer'' nocb
Tlitse fdr 488 Mädchen, so dafs aus jeder Mädchen- Volkssdude etwn
sieben Kinder für die Vereinigung berflcksichtigt werden können. Es
empfiehlt sieb, die Anmeldungen möglichst rerhtzeitig zu machen. In be-
soodereii Fällen wird den erholungsbedtkrftigen Kindern auch ein Teil der
aoligea Ausrüstung gewährt.
Zun Schatz der SchaÜunder gegen Erkftltnngen hat, nach einer
MeUBog der Tagesblfttter, die Begiernng in Dflsseidorf bei den 6e-
neiadeii die Einftbning einer empfeblenswerten gesondb^eben Ifal^regel
angeregt. Danach sollen in den Volksscbnlen auf Gemeindekosten ein&cbe
Stoff- oder üolzschuhe bereit gehalten werden, die solchen Kindern aar
VerfOr'Tin? stehen, die mit durchnfifster Fufsbekleidung nnkommen. Fin
zweites, trockenes Paar Strümpfe müssen dip Kinder selbst nnthnugen, und
die Eltern werden diese gerne hergeben, wenn sie wissen, tials die Kinder
ihre nassen Schuhe ablegen nnd durch trockene ersetzen können.
Htlisekllb« fllr Schvlklader. Der Stadtrat von Hilden bat nn-
llopt besdilosseD, 860 Baar Hobnehnbe anansebaffen, welche in den
Sdiiihtt anfbewabrt und den Kindern im SchnUiaDSe sarTerfilgang stehen
tollen, welche mit dnrchnäfster Fufsbekleidnng ankommen. Hierdarcb
»llen Erkältungen nnd Krankheiten, welche das Stillesitzen in der Schale
■it nassen and kalten Fü£sen leicht zur Folge hat, verhütet werden.
Ein Verein für Schalgesnndbeitspflege ist kürzlich in Lübeck
gegründet worden. Zo diesem Zwecke hatten sich mehrere Herren im
Büdersaale der GemeinnOtzigea Tätigkeit eingefunden. Nachdem Herr
OMehrer Dr. Hotfmahn nnd Herr Dr. Likdb sieb sebr wann Klr die
Sidis anageaprocben batten, wurde die Grttndnng des Vereins bescblosseo.
h den Vorstand worden gewäblt die Herren Obedebrer Dr. Nagel,
Br. 0. Hoffmann, Dr. Pault, Dr. med. Linde, Wex, Hauptlebrer
Strak ERJAHN nnd Cha&les Colbman. Die vorgelegten Satzungen worden
feoebmigt.
Der Sport in den bayerischen Hittelschnlen. Böses Blut macht
lieb Mekiangen der Tagesblätter eine auf ein Gutachten des obersten
Sdnbates vom königl. bayeriacben Staatsministerinm itlr die Mitteüscbnlen
«hsMae V«rerdnnng, wonaeb die Pflege dea Sports offiziell von der Scbnle
162
in die Hand genommen werden mnfs. Es ist nicht nur den Schülern Ge»
legeoheit zu geben znm SchiKimmen, Schlittschuhlaafen, Rudern und zn
Spielen im Freien, sondern es sind diese Vergnflgungea von der Schnle
aus zu organisieren und durch Lehrer zu überwachen. Aach diejenij^en
Lehrar, welche dafitr halten, dafe den Sehülein mehr als bis jetit Gelegen-
faeit ra körperlicher Bewegung gegeben werden mnb, sind zum gr5feten
Teil mit dem Erlale nicht einverstanden» eowohl nm der Schfller willen
als anch im eigenen Interesse. Sie b^üljsen es mit IVende, dafs den
Schülern die Mi^L^lichkeit zu mis^'icbigen Sportübungen Terschafft werden
soll, indem man ihnen von der Schule aus Anregung dazu gibt und alles
Nötige zur Verfügung stellt. Die Verordnung geht aber weiter. l>ie
Spiele sollen klassenweise veranstaltet werden, an bestimmte Standen (na-
tOrlich flberzählige) gebonden sein and es soll immer ein Lehrer snr Auf-
sicht dabei sein. Damit trermCgen sich Lehrer nnd Schiller ganz und gar
nicht zn befrennden. ünd es ist Idar, dab durch diese Bevonnondimg
den Schfllem die Freude am Spielen geraubt und sie von den Spielplätsen
fem gehalten werden. Aber auch fflr die Lehrer ist die Verordnung in
ihrer gegenwärtigen Form nicht annehmbar, weil hierdurch dieselben uii-
verhältnismäfsig belastet werden. Allerdings sollen nach Möglichkeit
nur Freiwillige zu der Leitung der Sportübuugen herange>
Zügeu werden, aber es wird hinzugeiügt, dafs dieser Punkt kflnfüg in
der Qualifikation der Lehrer sa ber&cfcsicbtigen ist. Dies hat bei den
Lehrern berechtigte Entrostung erregt; sie empfinden diese Art des Vor-
gehens sls einen unmoralischen Druck. Tide, die an ftr sidi gerne mit-
getan bitten, sind dadurch zurQckgeschreckt worden, weil sie nicht in den
Ruf der Streberei kommen wollen. Wer also künftig gut qualifiziert werden
will, mnfs Interesse für den Sport haben, oder wr nif^stcns erheucheln und
sich melden. Die Verordnung sollte auch in diesem l'unkt abgeändert werden.
;%iBUii^i ttcrfngitiigeii.
Durchführung der Mafsregelu gegen Tuberkulose
in den Sehnlen.
Rundschreiben der k. k. niederösterreichi sch en Statthalterei
vom lö. Dezember 1^03, Z. 110310,
an alle politischen ünierbehOrden.
Durch die im Landesgesetz- und Verordnungsblatte für Niederi^sterreich
unter Nr. 98 verlautbarte Verordnung des k. k. n. <>. Landesschulrates
vom 23. November 1903, Z. 6941, wurden für die Schulen analoge Be-
stimmungen getroffen, wie sie in der Statthalterei - Verordnung vom
12. Mai 1903, L. 0. Bl. Nr. 86, behufe Kindftmmnng der Tuberkulose
enthalten sind.
163
Die amtsintliebeii Organe haben sieh daher anch init dem Inhalte
der Taberkalosen-YerordnoDg fikr die Scholen genaa vertrant za machen
nnd bei den sanitären Revisionen auf die Eiiilialtung der betreffenden Be-
stimmungen zn nclitfn, eventuell das Nötige zu veraulassen, am deren
fiefolgnng zu siciieiü.
Mit Beziehung auf den hierämtlicben Erlafs vom 11. Mai 1903,
Z. 45795, wird augeordnet, dals in dem Ergänzongsberichte Lit. R. zum
Jilirewinilttabericfate der Aktion inr TnbetkolosenbelcftmpfuDg ein besonderer
ibadmitt bei Bespreehnag der MdctLOnBkranfcheiten gewidmet nnd ins-
taoodere eingehend berichtet wird, in welcher Weise die Darchftthmng
der Tnberknlosen- Verordnung erfolgt und wie die Befolgung der betreffenden
Bestimmungen überwacht worden ist, sowie welche Wahrnehmungen bei
den sanitären Revisionen und bei sonst sich darbietenden Gelegenheiten in
flüeser Hinsicht gemacht wurden.
Der Erlal^ ergehl an alle Bezirkshauptmauuschaften, an den Wiener
Ibgistnt, Abteünng X, an die magistralischen Berirhsftmter in Wien nnd
•a die Stadtrtte in Wiener-Henetadt nnd Waidhofen a. d. Tbba.
(«2>. österr, Sarniätawesm", Nr. 63, 1903.)
Bekämpfung der labarkiilaae.
Bttirksschulrat der k. k. Reichshanptr
und Residenzstadt Wien. Wien, am 9. Not. 1903.
G. Z. 10279.
An sämtliche Schulleitungen.
Der Bezirksschulrat der Stadt Wien hat tlber Ersuchen des Wiener
MagiitnteB die Zostimmnng erteilt, dafo die von demselben den Sdral*
kitaagen sngemittelten Plakate, betreffend das Verbot des freien Ans-
spnckens in den Schulränmen, in den Gingen nnd Vestibfllen der stAdtisehen
Schiügebftttde angebracht werden.
HiPTTon wird die Schulleitung im Nachhange zum hä. Erlasse vom
24. Oktober 1903, Z. 2100, mit dem Auftrage in Kenntnis gesetzt, die
Schulkinder in geeigneter Weise auf die nachteiligen Folgen »ier wider-
«ärtij^eu Unsitte des offenen Ausspuckens aufmerksam zu noachen, damit
rie nr Überzeugung gelangen, daüs ein anf den Boden entleertes Spntnm
nter Umstftnden eine bedevtende Gefahr für ihre eigene Gesnndbeit bilde.
Gleichadtig wird bemerkt, dals die in dieser Knndmadiung nor-
mierten Straf bestimmnngen sich selbstyerstftndlich nur anf Erwachsene
bf-^iflien können, nnd dafs die schulpflichtigen Kinder, sofeme sie das
Verbot Qbertreten, ledicrHch der Di^zipHnnrfipwalt der Schule unterstellt sind.
Der Vorsitz ende - S teil Vertreter,
(gez.) Gdgleb.
Plakat: Warnungl (Zur Abwehr der Tuberkulose.) Das freie
iaispncken in den Schnlrftmneo ist strengstens Torboten. Znwider-
lüsdelade werden nach der llinist-Verordnnng Tom 30. September 1857,
B. G. Bl. Nr. 198, mit Geldstrafe Ton 2 bis 200 Kronen oder mit Arrest
Ton 6 Stunden bis 14 Tagen bestraft. Verordnung des k. k. n. 0. Statt-
iMlteis vom 12. Mai 1903, h. G. Bl. Kr. 36.
SebalgMaadheitopflege. XVIL 9
Digitized by Google
164
VMerug der laptag iireli ito Sekile im Wi«i«
Ortsscholrat des VI. Oemeinde-Beiirkes.
Zahl 2294. Wieo, am 23. Kot. 1908.
Fdrdenmg der Impfoog.
SchnlleittiDg !
Der Bezirksschulrat der Stadt Wien hat mit Dekret vom 24. Okt. 1. J.,
Z. 7155, anher bekannt gegeben, dafs der k. k. n. ö. Landesschulrat mit
dem Erlasse vom 21. August 1903| Z. 757/11, die möglichste Förderung
der Impfung angeordnet hat.
Hierron werden Herr Schulleiter mit dem Eraadieii in Kenntaia
gesetzt, der Impfong die in Ihrem WirkoDgakreiae mögliche Fördenmg
angedeihen an lassen.
Der Tonitaende. (gea.) Schabex.
Mehnuig ib«r Zahipfleg« in den Yelkieehilei,
BeairksBChnlral der k. k. Keichabanpt-
und Residenzstadt Wien. Wien, am 16. Dea. 1903,
G. Z. 7596.
Zahnpflege für unbemittelte Schulkinder.
An sämtliche Schulleitnngeu.
Aus dem im Sinne des Min.-Erl. vom 14. Februar 1Ü02, Z. 49 409
ex 1901, beantworteten Fragebogen Uber die hinsichtüch der öffentlichen
Zahnpflege bestehenden Yerhiltniaae hat daa Hiniatariom dea Innern ent*
Bommen, dab von einem grofieo T^e der BerOIkemng die Wiehtii^t
einer regelmäfsigen rationellen Mund- und Zahnpflege fBr die Erhaltung
der Gesundheit und der Nutzen der rechtzeitigen InanqirQchnahme einer
fachkundigen za!in?tr7tlinhon Hilfe bei Zahnerkrankungeo noch nicht ge-
bührend gewürdigt ^vil^I Man bej^'nücrt sich in weiten Volksscliichten
damit, schmerzende krunko Zähne ausziehen zu lassen, und unterläfst es,
bei beginnenden Zahnerkrankuugen die zahnärztliche Behandlung auizusuchen.
Diese Vernachlässigung führt häutig zu bleibenden und oft entatellenden
Defekten der Zahngebilde nnd aieht auch in vielen Fällen dadurch Ge-
anndhdtastOmngen nach ^ch, dab die Verdannng nnd Emähmng hilolge
der mangelhaft gewordenen B^nntätigkeit leidet, und dafs die erkranktes
hohlen Zähne und Zahnreste geeignete Schlupfwinkel abgeben» in denen
sich Infektionskeime ansammeln und wachem können.
Diese übelstände in der Volksgesundheitsptiege wtlrden sich ver-
mindern, wenn die 1 rkciiutnis allgemein zum Durchbruche käme, wie
wichtig die l'Üege der Reinlichkeit des Maudes ist, um dem Schadhaft*
werden der Zähne TOranbeugen, wie notwendig die rechtzeitige Inanspmch*
nähme aahnärztlicher Hilfe bei Zahnerkranknngea iat, nm aehmenhaften
Zahnleiden nnd dem Termeidbaren Verlnate der Zähne ndt allen Uenas
ftr die Gesundheit entstehenden Nachteilen zu entgehen; wie segensreich
endlicli solche öffentliche Einrichtungen wirken mufsten, durch welche man
auch den unbemittelten Kreisen der Bevölkerung und insbesondere dem
jugendlichen Teile derselben, die Möglichkeit bieten Würde, sich erforder«
liehen Falles zahnärztlich behandeln zu lassen.
Digitized by ÜüOgl
Biervon wifd die Schnlleitiiiig nfftlge Eltanas des k. k. n. ö. L.-8elL-]L
Tom 10. Sq)tember 1903, Z. 49/11, mit dem Auftrage in Kenntnis goBOtit,
den Schnlkindern alljährlich mindestens einmal den Wert einer regel-
mi^en Zahnpflege in gemeinverständlicher Weise dnrch die Schnl personeil
erläatem zu lassen, and darauf hinzuwirken, dafs in der Schale die Vor-
pahme einer regelmäfsigen und sorgfältigen Mund- und Zahnreinigung nach-
drücklich empfohlen, nnd dem Verstäuduisse der Jagend nahegebracht
«erde, wfe nifditeilig das HcUwerden und Verderben der Zähne filr Ge-
mdheit md WoUbefinden der eiimbieB weiden kum, imd wie uMdich
nd Botwesdif es erseheiiit, begiinieBde ZahnachldeB rechtimtig, das ist
Doch ehe sich Scbmenen eingestellt haben, dnrdi zaimäniüdie Bdumdlnog
koeiligeii bq lassen.
Vom Bezirksschulrate der Sti^dt Wien.
Der Vorsitzende-Stellvertreter.
(gez.) GUGLER.
(Mitget. von Dir. E. BAYB-Wien.)
leiluakme der Kreisärite an den Kreialekrerkonferenxen.
Aaf den Kreiskooferensen der Lehrpersonen werden häufig Ange-
legenheiten znr Beratong komraeD, die &kt die Kreis&rste Ton amtlichem
Interesse sind.
Um den letzteren Gelt L^cnheit zu geben, an diesen Beratungen teil-
nebmen zn können, wülkn sie von jetzt ab dem Kreisärzte ihres Bezirkes
icditzeitig Ort nnd Stunde jeder Kreiskonferenz nnter gleichzeitiger Über-
mdang des TageaordiraDg mitteflen.
Gäla, den 7. Ainrfl 1902.
KäoigUelie Regiemng, Abteilang fflr Kiieben- und Sehalweseo.
(Unterschrift.)
Ao den Herrn Kreisschaliospektor zn . . .
B. 2809.
{^Mimst'Bl f. Medü,- u. med. Unterrichts-AngeUgenh.'', 1908, Nr. 22.)
^rlals der Minister der Medizinal-An«:ele/!^enheiteiJ, des Innern nnd
llr Handel und fiewerbe, betreffend die Verwendung farbiger
Kreiden lxl Unterrichtszwecken, vom 5. liovember liK)3.
Za Unterrichtszwecken, z. B. beim Entwerfen von Zeichnungen anf
Wandtafeln, werden zuweilen farbif^e Kreiden verwendet. Neuere Unter-
SBcbangeu haben ergeben, dais derartige Kreiden sehr oft einen der mensch»
beiieD Gesundheit schädlichen Arsen- und Bleigehalt haben.
Das G^etz vom 8. Juli 1887, betreffend die Yer\s'enduQg gesund*
InitmdiidUeher Fmben bei der Herstellmig von Nahrungsmitteln, Oennis-
■tttdn nnd GehranehsgegensCändea (Beidia-GeseUU. 8. 277) wiid nidit
■asr eine ansreSchende Handhabe bieten, nm der Venvendnng von Arsen
nd Blei in Farbkreiden entgegenzutreten, da es im § 8 wohl den Verkehr
mit arsenhaltigen „Schreibmaterialien", nicht aber den Bleigehalt derselben
od den Verkehr mit »Zeiehenmaterialien" regelt Bis zn einer späteren
9»
Digitized by Google
Revision des Gesetzes ist daher im Wege öffentlicher Warnnngcn dem
Gebrauche von arseii- und bleihaltigen Farbkreiden entgegen zu treten.
Ew. Hochwohlgeboren ersuchen wir ergebenst, dementsprechend eine
Bekanntmachung gefiUligst zu erlassen und auch im Bezirke befindliche
Fabriken, welche sich mit der HenteUnng derartiger Kreiden befassen,
■ocb hesondere anf die gemachten Wahmelimmigeii hinniweisen.
Berlin, den 5. November 1903.
Der Minister der geistlichen, Der Minister
UnterriditB- mä Medizinal- des
Angelegenheiten. Lmem.
Im Anftrage. In Vertretung.
FÖBSTBB, y. KiTzma.
Der Minister
für Handel und Cßwerbe.
In Vertretung.
Lohmann.
All die Herren Kegierungspräsidenten und
den Herrn Polizeipräsidenten in Berlin.
H. d. g. A. IL 8860.
H. d. J. Ha 8483.
M. f. G. Hb 9238.
(„mti»t*Bl f, Mediß,' w. mtd. VtUemOiia'AHjfeUgeiih^, 1903, Kr. 21.)
lUSMkmeä geKMi die Weitenrerbreituig der TtberkiÜMe
dnieh die Seliile.
SeärksBehnlrBt der k. k. Beiduhaupt*
nnd Beeidenzstadt Wien. Wien, am 12. Febmar 1904.
Q. Z. 1050.
An sömtlirhe Schulleitungen.
Verordnung des k. k. niederösterreichischeu Landesschulrates
vom 23. November 1903, Z. 6941.
Zur Verhinderung der Weitervcrbreitung der Tuberkulose durch die
Schnle werden auf Gmnd des § 2 des Gesetzes vom 30. April 1870,
B.-6.-BL Kr. 68, nachstehende Bestimmungen getroffen:
1. Das freie Ausspucken ist im ganzen Schulhanse verboten.
2. Dieses Verbot ist an geeigneten, leicht sichtbaren Stellen im Srhnl-
hause anzuschlagen. Pic Einhaltung desselben ist von der Leitung der
Schule in Verbindung mit dem Lehrkörper strenge zu tiberwachen.
3. In jedem Klassenzimmer, sowie auf den Gängen und auf Treppen-
absKtseo ist die entsprediende Zahl Ton SpndaUtpfen ansobringen, die mit
Wasser zn fallen sind.
Die Beseitigung des Sputums aus denselben hat in unschidlicher
Weise zu erfolgen. Die Spncknäpfe sind regelmäfsig zn entleeren and
durch Wasserspülung zu reinigen. Wenn eine weitere mechanische Rei-
nigung notwendjL' sein sollte, ist dieselbe unter Verwendong einer zwei-
prozentigen LyäoUosung vorzunehmen.
Digitized by Google
167
4. Die FnCsböden der Scbulzimmer, Treppen and Gänge sind Ug^idi
lach Schlafe der Schale sorgfältig, and zwar darch feuchtes Wischen za
reinigen und wjihrend des Schaljahres wenigstens fünfmal, nach Bedürfnis
auch öfters grüudlich anf/n waschen. Wo toolicb] sind die Fo&böden
jedoch mit Stanböl einzulassen.
ö. Die über die Beachtaug der physischen Entwicklung der Schul-
knder, aowlfi Uber deren Reinlichkeit bestehenden Vorschriften sind beim
Ilntenidite streogitene einzohalten. Namentlich beim Tom- uid Gesangs-
mtenridite sind die Kinder vor zn froher nnd Tor zd greiser Anstrengong,
«evie TOT allen Terderblicben Einflüssen zu hflten nnd ist jeder hnnk-
haiten Disposition ein besonderes Augenmerk zu widmen.
Besondere Beachtung verdienen Kinder, die zur Erioraniaing der Re»
i^iratiOQsorgane hinneigen.
6. Bei der Verteilung der SchulkiDder auf die einzelnen Klassen und
ParallelabteiluDgen ist strenge darauf zu achten, dafs jedem Kinde der
Torgeschriebene Luftraum gesichert wird.
7. Die Erricbtnng von Schnlbftdem wird empfohlen* Wo solche
nidit bestehen, ist das Ealtbaden nnd Schwimmen im Sonuner von sdten
der Schale mit allen Mitteln zu fördern.
8. Die landesfflrstlicben Bezirksärzte und die ibnen gleichgestellten
Amt^är^te sind berechtigt, periodi'^Lho ReTisionen in den Scholen aach
vliu^end der Unterrichtszeit Torzanehmen.
KnEUfAivSBoa m. pw
Hierron wird die Schulleitung zufolge Erlasses des k. k. n.*<V. L.-
Sdu-IL vom 1. Fehmar 1904 ad Z 6941 mit dem Anftrage in Kenntnis
meist, die bezIlgUdien Anordnungen, soweit sie in ihren Wirknngskeis
ttks, genanestens durchzuftlhren, bezw. deren Durchfahrung zu llbwwacheii*
Vom Bezirksschulräte der Stadt Wien.
Der Vorsitzende-Stellvertreter:
(Gez.) GuoLEB.
Besprechungen.
Dr. Heinbtcr Stadelmann. Schalen f&r nervenkranke Kinder.
Sammlung von Abbaudlgn. a. d. Gebiete der pädagogischen Psychologie
sud Physiologie, von Th. Zibgleb und Th. Zibhbii. VI. Bd., 6. Heft.
31 S.
In der.jtlngsten Zeit wurden die pidagogischen nnd Srztlichen Kreise
wiederholt auf die Gefahren aufmerksam gemacht, denen die nervenkranken
Kinder inmitten »ii ^ Vollbetriebes der allgemeinen Schule ausgesetzt sind,
Kiner cmenten, bt hr präzisen und sachverständigen Schilderung dieser Gfr-
fahren ist der erste Teil der vorliegenden Schrift gewidmet, während im
Digitized by Google
168
zweiten Teü der komplette Gnindrifs eines den ahnnTTncn körpfrlichen und
geistigen Vcihaltnissen der Nervösen aiinTpafsten h^rziehungs- und TJnter-
richtssy>teras gezeichnet wird Man kann keineafalls wissenschaftlich präg-
naoter und stüniLi:>ch klarer diese wichtigen schulhygienischeD Probleme
belMBdelii, aiU es auf den paar Seiten dieser Arbeit gesdiehea ist Die
Schrift eafhUt also ssehr, sls ihr Umfang fermntea läbt, aber fielleicht
weniger, als ihr Titel verspricht. Denn wenn auch die Notwendigkeit der
Errichtung eigener Schulen und die Anwendung eigener didaktischer Me-
thoden für nervöse Schulkinder überzeugend nachgewiesen ist, so wird wohl
mancher Leser, be'^onders ein Schulmann, eine detailliertere Darlegung
darüber erwarten, wie sich der Verfasser die äaisere, organisatorische £in-
lichtnng derartiger „Schulen Ar nerrenkranke Kinder" deolrt. Die Schule
iBr ner?enkr&nke Kinder boH mit einer Heilanstalt Tohnnden sein. Es ist
leider nicht zn erwarten, dab derartige kostspielige Institnte ftlr die All-
gemeinheit in absehbarer Zeit eingerichtet werden könnten; es kann sich
höchstens um die Errichtung privater, nur wohlhabenden Kreisen zöfiSnplifher
Sclnilanstaltca bandeln. Es geschieht sicher nicht in einer Anwandlung von
Lokalpatnotiämus, wenn ich hier daraui hinweise, daTs in dem Sonder-
klasseosystem der Mannheimer Volksschule ftlr nervöse Kinder die Möglich-
keit einer individnalisierenden, hygieniscb dnwandfreien Behandinng in der
Sdmle geschaffen ist
Die STADELMAKNsche Schrift wird die Frage der Sondethehandlnog
nervöser Kinder aufs neue in Flufs brinnen, und sie ist wegen ihrer oben-
genannten Vorzüge wohl geeignet, Ärzten und Lehrern, die sich für dieses
Problem interessiereui reiche Anregung zu geben.
Dr. MosES-Maonheim.
W. D1BOK8. VoB der Ymn^ntfi lud ihrer Bedtntug Ar die
Päda^gik. Pädagogische Abhandlungen von W. Babtholomäus. Neue
Folge. XI. Bd., üeft 2 Hetanichs Bnchhandlnng (Hago Anders), Biele-
feld 8«, 19 S. M. Ü.ÖO.
Der Verfasser tritt ein auf die Theorie der Vererbung, insbesondere auf
die Anschauung Wei^maki^s. Bekanntlich stellt letzterer den Satz auf, dais
das Keimplasma der Träger der Vererbung sei, übet Verflndernngen neb sehr
wenig sngflnglich zeige. Darauf herahe die Artbestindigkeit; deshalb konnten
noch indifidnelle Veränderungen nur selten das Keiraplssma im Sinne neuer
Yererbungstendenzen beeinfiussen; die Vererbung erworbener Eigenschaften
ffiflsse bezweifelt werden. Zur Erklärung der Art Umwandlungen sei die
geschlechtliche Fortpflanzung herbeizuziehen, welche durch Kreuzung
verschiedener individueller Tendenzen zur Varietftt führe and so die Um-
wandlung der Arten bedinge. Doch wird von anderen Seiten sehr richtig
darauf hingewiesen, dab die WxmifAiixsche Theorie die Vererbung er^
worbeuer Eigenschaften nicht auss^lielse, und dals man jedeofidls fiir den
Prozefs der Artumwandlung verschiedene Ursachen verantwortlich machen
müsse, so eben auch die Vererbung individuell erworbener Ficrensrhaften
und Vcriinderungen. Der Verfasser teilt diese Ansicht und stützt darauf
seine jiädaKounschen Grundsätze, die zum Teil in der Pädagot^ik längst
anerkannt sind und uut den Bebtiebungeu der praktiächeu üygiene im
. ij i^.u i.y Google
169
Znsammenhane stellen. Richtig ist es ancb, dafs v-*ir auf die Psyche des
Kindes am besten eiowirkeu können, wenn wir übcihaupt Psycb. logen sind,
nnd dafs der Lehrer das sein sollte. Richtig ist es, dals er das Geistes-
leben des Kindes besser begreift and beeinflussen kann, wenn er in per-
•ftoUcbe Besiebangen mit den Erzeugern der Schiller tritt und ihre hkns-
Ikh» YflrUltiiiflBe studiert, was leider inner weniger als Aufgabe des
FidagDgen betraditet wird. Sehr liA konnte dadnreb ftr die lebenden
and nkflnftigm Gnerationen genfitzt werden.
Der Verfasser erwähnt schließlich die moderne pädagogische Theorie
von den kfilt n r bi st o ri sc h e n Stufen, welche sich auf den Satz stützt,
dais die Ontogenese nur eiae Rekapitulation der PliylloL^enese, d. h. die
Entwicklun;.' des em/elaea Individuams eine abgekürzte Wiederholung der
Sununeseiilwickluug sei. Diesem biogenetischen Gesetze bleiit Yachnyer
das psychogenetisefae an die Seile, welches dahin geht, dab die geistige
Eatwicklmg des einielneo nensehliehen Indiridnnms die Indtarbistorischen
Stoliui der ganzen Menschheit wiederiiolen mllsse. Anf das ptdagcgische
Gebiet llbertiagen, meint er damit, die Erziehungsgeschichte des Einzel-
individaums mtlsse den kulturhistorichen Stufen der Menschheit parallel
gehen. Diese allzu systematische und deshalb unnatürliche Auffassung ist,
soweit der Kern der Sache erfafst wird, nicht neu, denn wenn wir sagen
wollen, die Erziehung des Kindes habe beim Einfachen zu beginnen und
sum Zusammengesetzten fortzuschreiten, so ist damit blofs ein alter päda-
gogischer Gnmdsala ausgesprochen, der wahr Ist, weil er in der natürlichen
Entwieldang des kindlichen Geistes seinen xwingenden Grund hat. Übri-
gens ist er selbst In seiner m^ eingekleideten Form schon von Kant,
Lessino, Goethe nnd anderen ausgesprochen worden. Der Verfasser will
trotzdem der Idee nicht jeden Wert absprechen, weil sie wenipstena dazu
beigetragen habe, der Erzicliuni^ einen tortschreitenden Unterrichtsstoff zu
geben, den ea nur noch zu sichteu gelte.
Das Schriftchen ist nicht uninteressant, wenn es auch kaum den
Erwartungen entspricht, die der Titel herausfordert.
Dr. EBAST-Zftrich.
Prof. Dr. HsBHANN Riedeb. Körperpflege darch Wasseranwendang.
München, Bibliothek dar Q^smdheiUpfkffe, Bd. 18. Verkg Moritz,
Stuttgart 190.S. M 2—.
Das kurz und klar gefalste Buch zeichnet sich durch eine malsyolle
tmd einleuchtende Darstellung der Wasserwirkungen auf den mit einer
wundervollen Warmereguiaüou begabten menschlichen Kürper aus. Mit
wadisendBm Interesse wird der nichtAntliche Leser, den Gedankengange
ftigend, ein tielsres TerstAndnis fftr diese Art KOrperi^e gewinnen nnd
Minen Glanben an die Weisheit der Vorginge nnd Einrichtungen nnseres
Leibes mit dauerndem Vorteile Tennehren; ist es doch selbst fOr den
sachkundigen Arzt ein Genn(s, der wohldurchdachten BmpEBschen Dar-
Itellnug zu fo],o;eD.
Wer an der zuviel versprechenden, im Leben Enttäuschung bringenden
Kkeipp- und Natnrheilkunde > Litteratur kernen Geschmack mehr finden
kann, der wird hier in der durch wissenschaftliche Prtlfung gelftnterten
üiyiiized by Google
170
Wasserpflege die tipfinnere Wahrheit finden, die Wahrheit, dals, wie
RiEDER zn Beginn äuisert, „d^ Wasser zweifellos ein wiciitiges Mittel
zur Erhaltung und Kräftigung unserer Gesundheit — des kostbarsten Gutes,
Eäne genäm rnnstergütige Danlelliing Buden im dritten Absehiiitt
die Yorginge der Wärmeregulation und des Stoffwedisds, der Kampf des
Organismns zar Aufrecht erhaltunf^ seiner Temperatur gcpcn niedrige Tempe-
ruren mittels Steigerung der Wrirmcerzeugung durch vermehrte Zersetzung
von Nahrongsstofifen, durcli erhöhte Urgantätigkeit (Muskelarbeit) — chemische
Wunuer^ulation — , gegen hohe Temperaturen mittels Leitung und Strab-
long der Wirme mid Wimerrerdanfitnog dmdi die Hiat, in der Net «ndi
dnrdi flüssigen Schweift — physOodisehe Wirmeregolatlon — , and endlieb
mittels der knnstlichen Begnlation, die durch Wobnnng, Heizung, EUeidmig
nacli Mafsgabe der Wärme- und Kälteempfindnngen zustande kommt.
Dieser Einblick in den Zusaramf^nhnng zwischen Energieumsetznngen
(StoflFwechsel) und äufseren Einflüssen belahigt den Leser, die eingreifende
Wirkung von Wärmeentzug oder Wärmezufuhr durch das Wasser, die
Übung des regulatorischen Apparates — ^Abhärtung*' — zu verstehen.
Im weiteren erfolgt dann die DusteUmig der einseinen Wasser-
anwendnngen und ihrer gesondheittichen Bedentnng, nntefstfltsi dnrch eine
Reihe guter AbUldnngen. Anch hier kann der Beforent den KiEDEBschen
Angaben im grop-en und ganzen zustimmen, wenn er anch da und dort
eine Abänderung für wtlnschen^wert hielte. So läfst sich die Empfehlung
von Alkohol vor den Anwendungen bei blutarmen Personen nach dem
heutigen Stande des Wissens wohl nicht mehr rechtfertigen. Ein Wechsel
der Stammnmsehlfige bei fieberhaften Erltranlrangen der Kinder, sobald
Erwirmnng eingetreten ist, verdient wohl nach praktiseher Erfahmng, wie
nndi mfolgc der mehr and mekt dnrdidringenden Auffassung des Fiebers
als zwcckmilfvigen Ileilvorganges nnr sehr beschränkte Empfehlung, da
gerade das längere Dunsten der Fiebernden im Stammumschlage von be-
sonders woiiltHtiger Wirkung ist. Die Abweichungeu in der Technik des
Halbbudeä und der Gaozeinpackung von der WiNTEBNiTZschen Vorschrift
sind entschieden nicht sachgem&i^e Yerbeasenmgen. Bei der Einpackong
mnlii überall, wo Bant anf Hant an liegen kflme, eise fenchte Leinwand-
läge eini^elegt werden. Die rege, sielbewnlste Bearbeitung der Haat, wie
sie das Halbbad begleiten soll, kommt weder in der Textdarstellnng, noch
in der Abbildung durch die lässige Stellung des Badedien^rs zum richtigen
Ausdruck. Docii ich rede von Kleinigkeiten, in dem Wuns fie, dafs nur
das ßeste dem Volke geboten werden möge. Summa summarum bleibt
dieses RmsKsche Bach das beste» was die Litcrator bis hento dem
Kichtarzte Aber Körperpflege dnrch Waaseranwendnng so bieten hat.
Fnr den Schulhygieniker interessant sind die Abhandinngen Aber das
Baden der Schulkinder im Freien nntor Leitung der Lehrer (8. 131),
sowie dnK Knpitel über die Sclmlbrausebäder (S 165—169).
Keiner aber wird deu liihalt des Büchleins ohne einen wertvollen
Gewinn für seine Gesundheitspflege und eine beherzigenswerte Anleitung
zu weiserer Lebensführung in sich aufnehmen.
Dr. BiBOHBa-BBHxnai, ZOrieh.
Digitized by Google
171
B. Wbhmbe» EaeykltpidlieliM HuidVieh der Midliygiene. I. Ab-
teOmg. ÜAter Mitarbeit von Professor bei der technischen Hochschcde
zn Charlottenburg- Berlin F. W. Büsing (Berlin-Friedenau) für Bau-
hygiene, Professor Dr. pbil. Hermann Kroltjck (Berlin) fflr Pädagogik
und Tieler anderer hervorragender Fnchmflüiter. Wien, A. Pichler's Wwe.
& Sohn. 400 Seiten mit 134 Abbild., Mk. 10.—.
Neben den alles umfassenden UandwürterbUchern treten in neuerer
Zeit immer mehr und mehr die enzjklopAdisehen Handbttcher einzelner
BpenalgoUete der Wiaaeosehaft auf. Und es geschieht dies niebt ohne
flDie gewisse iimere Beradilagaiig. Diese Sammelwerke grölsereii oder
Ideioeven ümfanges geben die Möglichkeit, dafs einzelne Fragen innerhalb
einer gewissen Disziplin von Persönlichkeiten bearbeitet werden, die sich
mit denselben mehr oder weniger speziell befafst haben, was seinerseits
die iie\vahr einer allseitigen und erfindlichen Behandlung bietet. Es ent-
stehen auf diese Weise im Raiiinen eines solchen Handwörterbuches wenig-
stens über die wichtigeren Fragen kleine Monographien, die dem Leser
Bahr willkoBunea sind. Ton grofsem Werte ist diese enzyklopädische Art
dff Bearbdtmig des Stolfos namentlich mm Nachschlagen, wenn man sidi
UMh Aber den Stand emzehier Fragen oder Aber deren Literator orien-
tieren will. Kotwendige Yoraussetzuigen fOr das Gelingen eines solchen
Werkes sind erstens eine umsichtige Bedaktion und iweitens ein grösserer
Stab tüchticer ^Mitarbeiter.
In Wehmebs enzyklopädischem Handbuch der Schulhygiene, dessen
erster Teil unlängst erschienen ist, sind diese beiden Bedingungen erfflllti
and ist es deshalb dem Herausgeber gelungen, seiner nicht gerade leichten
Aslgabe In erfreidieher Weise gerecht sa werden. Dem Arzt, dem Lehrer»
im TerwaHnogsbeamten ist hier Gelegenheit geboten, in Iniizer, bflndiger
Fenn dasjenige zu erfahren, was sich nach dem gegenwärtigen Stande der
Wissenschaft über die einzelnen Fragen aus dem Gebiete der Schulhygiene
sagen läüst. lnterc?"^rint sind namentlich die Schilderungen dessen, was in
den einzelnen Ländern auf diesem Gebiete geschehen ist: unseres Wissens
war eine derartij?e Znsammenstellunf? bis jetzt nirgends voiiian leii. Wert-
voll sind auch zum grofsen Teile die dem Texte beigegebeneu liluätrationeu.
Dieses dnrehans günstige Urteil Uber das Torliegende Werk soll uns
iidit abhalten, hier, ohne ins Detail zn gehen, einige allgemeine Be-
mnkungen zn machen, die sich nns btim Stodiom desselben ataHsedrftngt
kbea.
Tu erster Linie ist hervorzuheben, dafs die einzelnen Fragen, mit
PPT^rr r^yf (jgjj Umfang der Dnrstellunp:, nicht immer ihrer Bedeutung ent-
sprechend behandelt sind. In dieser Richtung hat uns z. B. der Abschnitt
«Beleuchtung" nicht befriedigt; dasselbe gilt von der Ablumdlung über die
sKorzsichtigkeit" ; „Heizung"* und „Lüftung" fehlen ganz. Anderseits sind
im Aboehnitten „Idiotie*', „Idiolenanstalten* nnd »ImbesBlität* snsanuhen
17 Seiten gewidmet; das ist sn lUH, namentUcfa wenn man berodmichtigt,
daCs daneben- noch eine hfihsche Abhandlnng Aber ^Hilfsschulen'* Tor^
banden ist. Einige Fragen bitten ohne Schaden kttiser behandelt, event.
weh weggelassen werden können ; wir verweisen hier anf die Worte
iCholera'', ^Desinfektion'', .epidemischer Kopfgenickkrampf'', .Lepra"
Digrtized by Google
172
u. dergl. Man darf eben nicht vergessen, da& es sich hier nicht um ein
Wörterbuch der Hygiene ftberhaopt, sondern aar um eiii sotebes der
ficholhygieoe bandelt.
Aüch mit Bezog auf die Literaturan naben haben die Autcren nicht
gleiches Recht geübt. Während z. B. dcu Abb&adlungeu vun ii. KuoIjL.ick
sehr vollstäiidige, oft bebialie ertdiOpfend« LfteratoriMfidite beigegeben
sind, fehlen dieselben in den von Prof. Soivz bearbeltelen Absebnitten
&st ganz; andere Antoren bringen bald die literatnr, bald lamn aie sie
weg. Diese Ungleichheit der Behandhing wirkt etwas störend. Vom
Standpunkte des Lesers aus mufs man in einem enzyklopädischen Hand-
bnrh Tnöjrüchst vollständige Angaben über die wichtigsten Literaturerze us?-
nisse unbedingt wünschen. Dieselben sind ein wesentlicher Bestandteil
eines Nachschlagewerkes. Es scheint uns, dafs, wenn bei Abfassung des
II. Teiles des vorliegenden Werkes, oder bei einer event. zweiten Auflage,
diese zwei aUgemeinen Bemerkungen berflekaichtigt würden, das emjklo-
pidisehe Haadbndi nmr gewinnen konnte. EBiSKAim-Zflrich.
Dr. JoH. loL. II. Bericht über die Tätigkeit der stSdtiscben
Bezirksärzte iu Brünn als Schulirzte für die Zeit vom 1. März
1902 bis I.März 1903. Brünn 1903. Verla« des Gemeinderates der
Landeshauptstadt Brunn. Gr. 8*^, 62 S.
Der Bericht äufsert sich zuerst über die Tätigkeit bezüglich der
Hygiene der Schul bauten und geht ein auf die Reinigung, Belichtung,
kttnstliehe Belenchtong, Loftnng, Einriehtnng des Sehnlbanses. Yerfiuser
ist der Ansiebt, dafs diese Fragen in richtiger Weise nnr dnreh ein ein-
ntttiges Zosanunengehen von Lehrer, Techniker und Schulmann gelöst
werden können. Er gibt einige Anregungen, die der Beachtung wert sind.
Wünschbar wäre täglirlie frr ü ndli c h e Fe inigun g de r Srhnlrännie.
Ua diese Forderung einer uiic;ebührlichen Belastung der Abwarte (Haus-
diener) gleichkommen würde, soll die Arbeit einem Reinigungsinstitnte für
alle Schulen übertragen werden. — Allzu ausgedehnten Versuchen aui dem
GebieCe des Schnlbanlnresens ist der Verfasser abhold; er wünscht eine
richtig an sgef Ohrte Normalbank in entsprecbmiden 6r56en, die
danemd beibdialten werden solle. Beiflglich der LOftnng er&bren wir
nichts Neues. Es wird einer gründlichen Ventilation das Wort geredet
und als beste Ventilation das Öffnen der Fenster nach dem Unterrichte
bezeichnet. Gewünscht wird vcrmelirte Einführung der Schnlbftder nnd
indirekte künstliche Beleuchtung der Schulräume.
Die Hygiene des Schulkindes wird nach verschiedenen Rich-
tungen in Obacht genommen. Durch Ministerialerlafs für Kultus und Uoter-
licht Tom 8. Februar 19Q2, Z. 3961, werden die Lehrer aufgefordert,
die Kinder anf die Qefabren des Alkobolgennsses aofineiksam an
machen. Bei der Auswahl des Lehrstoffes soll auf Bücher Bflcksicht ge-
nommen werden, welche die Bekämpfung des Alkoholismus zum Ziel haben.
Den Zweck der Bestimmungen hält der Verfasser für richtitr; er bpbnnptet
indessen, dafs Kinder mit Folgeübeln nach Alkoholgennlis in den Brünaer
Schulen nie angetroffen worden seien.
Der Kampf gegen die Tuberkulose wird durch den £rlais des
Digitized by Google
173
k. k. Ifinisterioms des Innern ?om 14. Juli 1902, Z. 29 949, anl^eMmimMi.
Auf Gnmd desselben wurden den Lehrern und Schul Verwaltungsorganen der
StaJt Rrüna verschiedene Anleitungen gegeben über das Verfahren, das
L'eeiL'Det sei, einer Übertragnnf^ der Krankheit vorzubeugen. Leichtfalsliche
Darstellungen über die zweckmälsigste Art des Schutzes werden in allen
B&omen an deutlich sichtbaren Stellen angebracht Mit Wasser gefüllte
fipoekoipfe wurden in den Schulen eingeführt; nie werden tflgUdi ia den
Abot entlBtrt, mit LysollOsiiDg deeinfiriert und gut gewascIieiL
Die Pflege anner und erboluiigsbedttrftiger Kinder wird aicht
mmcUissigt Die Sektion „Brünn" des mähr.-schles. Sudetenvereins ent-
feitet mit üntcr^tüt:^ung der Gemeinde und Privater eine reiche Tätirjkeit.
Ak li.rholnn^'!^station dient das ..iJi Uiinerheim" im Badeott Grofe-üUersdorf.
Der Erfolt; der Ferienifuren ist sehr gut. Im Jahre 1902 wurden
162 Kuabeu und 163 Mädchen für je einen Mouat in der Ferienkolonie
utergebracbt; die Gemeinde versorgte tuberkulös erkrankte Kinder in dem
SMlMMpis bei Tfiflit mit günstigem Erfolg. Sowold die Aflgemeiakoiirti*
tatioo wie das Leiden worden in TorteiUinfter Weise beebfln&t.
Die In fcktionskrankheiten werden bekämpft durch Nachschau in
ikkole und Haus, Schulausschluls und Desinfektion der Schulrftnmlichkeiten.
Alljährlich dreimal, in den Weihnachts-, Oster- nnd Hauptferien, werden
sämtliche Räume aller Brüimer Schulen desinfiziert. Der Erfolg' ist nicht
immer ein bofricfliL'Cudcr Vor EintUhrung der Schulärzte hat dt r Stadt-
physikiis eiue gemeiuverstäudliche tabellarische DarstelluDg der Vorer-
sdieinangen ondAnseidieD ansleckeiider Krankheiten entworfen, den Leitern,
SAfilem nnd Lehrern flbeigehen nnd in aUen Klassen aahringen lassen.
Die Untersnehnng der Sehnlkinder erstreckt sieh auf Mes-
sangen und Wftgnngen, welche Sache der Lehrer sind. Das erhobene
Material ist ans verscliiedenen Gründen nicht einwandsfrei. Von 1 3 868
Schulkindern wurden 13712 oder 98,88 " o bezüglich der allgemeinen
Körperkonstitution untersucht. Dieselbe war bei:
9643 = 69,59 7o got,
4060 = 29,64 7o mittel,
119 = 0,87 7e schledit
Anf Omnd der inUichen Untersnchungen nnd der TerstSndigang mit
4m Eltem hat üngesider nnd grdlsere ünreinlichkeit bei den Schülern
merklich nachgelassen. EUie sachverständige hygienische Schulaofmebt
scheint somit aneh in dieser Richtun?^ nicht ohne Nnt/.en zu sein.
Die Untersuchung der Augen ucdUhreu, sowie die Prüfung
der Hei 1 igkeits- und Beleuchtuiigsverhältnisse in den Schul-
kltssen wurden dem städtisclien Bezirksarzt Dr. Kjj. BüiJiiitKü übeitr^en,
mfcker ansÜBhrlich Bericht erstattet. In seinen allgemeinen Erwägungen
Mt er de« Sali anf, ea mllsae bei den Untersodiungen daa fibliche
SdNna dar Maasannntaraacfanngen an/gegeben werden. Die Untersodrangen
nOlsten Mailafbeit werden, sich der klinischen üntersndiang nähern und
tonnten nur dann praktisch fruchtbringend verwertet werden. Insbesondere
^rde man sich dann nicht mit nllf?emeinen Anweisnngcn an die Lehrer
begQQgen, sondern unter Umständen die £ltern direkt oder indirekt
•dsreh den Lehrer anf die Notwendigkeit einer ärztlichen Behandlung hin-
Digrtized by Google
weisen und ihnen anch Ratschläge für eine verntinftige Lebensführung in»
eigenen Hanshalte mit auf den Weg geben künoeii. Bei der Untersuchung
zeigten sich als nicht norraalsichtig 24,8% Mädchen, 20,47t» Kuaben. Es
folgen interessante Ausftlhmngen Uber die einzelnen Krankheitsformen and
die ÜFBachen denelbeo, die wir hier nicht wiedeigeben können. Doch
sollen einige pnktiscli wichtige Punkte heranagegriffen werden.
Unter den mit Ho rnhautentxfln düngen und entzflndlichen Pro-
zessen Behafteten befinden sich 9,2Vo Mädchen (30,5% aller nicht normal-
Birbtifcn) und 7,6% (37,7% nllcr nicht normalsichti,i,'en) Knaben. Der Ver-
fasser sagt, diese Leiden haben als Hauptursache dumpfe, feuchte, finstere
Wohnnngen, schlechte Isahrung, verbunden sehr oft mit tuberkulüser oder
skrofblOaer Anlage. Es iind also die sozialen UiJkverhBltnisse an diesen,
einen groben Proientsati der Schüler betreffenden Kninkheiten schuld.
Das geht auch herror aus einem Vergleich zwischen einer MftdcheavoUn-
schule (I), die nur von Kindern ollihabender Eltern besQcht wird, nnd
einer Volksschale (II), deren ScbUler sich aas der amen Be?Olkening
rekratieren.
I ir
Hornhauttrübuogen 0,37© 9 7»
Entsflndnngen l«9Vo 5%
Total 2,2% UVe
Hier mnls die soziale FSraorge der Gemeinde eintreten dorch Be-
Ueiduog, Speisung, Herstellung gesunder und billiger Wohnungen.
An den Brfinner Schulen wurden armen, bedürftigen Sdifllem BriUen
anf Kosten der Gemeinde verabfolf^t, und zwar bisher 238 Brillen!
Die Ohrenuntersuchu Ilgen ergaben 4,3 7o schlecht hörende
M&dchen und 5,3 7o Knaben. lu allen Fällen, wo der Krankheitsfall es
erfordert, werden den Kindern die zur Besserung der Krankheit nötigen
EBlibmittel anf Gemeindekoaten Teral»folgt (Ohrenspritzen, desinfizierende
und desodorierende Mittel).
Die Berichterstattung tlber die Prfi fangen der Helligkeit nnd
lielenchtnnp: enthält beachtenswerte Anro^rrmcon und Beobachtungen.
Wir wollen nur rrv-^iliT^en, dafs der Verfasser die Anzahl der in eine
Klasse aufzunehmen hM! Schüler nicht nach dem vorhandenen
Bauromafse der Schuizimmer, sondern nach der Zahl der
Torhandenen guten Arbeitzplfttse bestinmen will.
Den Schlaft des Berichts bildet die Beechreibong der Kronprins
Badolf-Knaben- Volks- und Bflrgerschale. Die Schritt kennzeichnet sich ala
ehie fleilbige Arbeit, die anf unser Interesse Anspruch erheben darf.
Dr. KBAFT-ZOrich.
C. A. Waldo (Pordae University, Lafayette, Ind). BeguUtion «f
AthletleB — Wliai Naxt? The School Review (a Joomai of
Second&ry Edocatioa edited by the School of Education of the University
of Chicago) Volume XI, No. 5. Uay, 1903, pag. 305—316. S^ Preia der
Einzelntimmer 20 Cents.
Wie Vfrfa -^er berichtet, drangen die Fulsbaüwt lt spiele zwischen den
einzelnen Hochschulen (intercoUegiatQ) nngef&hr um das Jahr ISUO vom
üigitized by Google
176
OMm der Yereinigten Staaten her nach dem mittleren Westen und
schwaDgen sich in knrzer Zeit zu einer derartigen Höhe und Pflege empor,
dafs sie schliefslicli eher den Hochschulen znm Nachteile als zum Nutzen
[rereichten, insofern sie nämlich den eigentlichen Zweck dieser, die wissen-
scliaftliche Arbeit, L^in/lich in den Hintergrund clioben nnd eine Menge
TOD minderwertigem btudentenmaterial der Universität zuführten, das
kdigUcb des Sportes (Athletics) halber Yon dieser angezogen wurde. Diese
IGfiBtäade erregten schließlich den Unwillen der Tenntwortlichen Hodi*
sdndbehOfden, und in den 9()er Jahren stellten diese die allgemeine
Forderung anif, daüs jeglicher sportliche Professionalismus von der Hoch-
schule fernzubleiben habe. Verfasser weist nach, wie wenig sich in dieser
Beriehnnff die Wünsche der Universitfltsprofessoren bis jetzt erfüllt habeo,
und bezugnehmend auf ihre Bestrebungen verlangt er in gleichem Sinne
eine gänzliche Reform des Sportwesens an den Universitäten. Der Sport
dürfe nidit der Hauptzweck des Universitätsbesuches sein, sondern nur
aebenbei berAcksichtigt werden. Richtig gepflegt, helfe er dasn, einem
ilBiken Geiste auch einen wideistandsfilhigen Körper sa geben. Wie das
Fußballspiel in den Vereinigten Staaten bis jetzt betrieben worden sei
(Anwendung bezaUter Spieler ond Efaipanker), sei es eines Studenten
•nw&rdig
Als nachzuahmcndps Beispiel emptiehlt Verfasser den amerikanischen
Stodenten die Sportpüege an den englischen Universitäten in Oxford
uüd Cambridge. Oberlehrer Karl Rui.LEü.-i>armätudt.
Prot Dr. Aüaugi Fobbl. Hy^ene der Nemn lud des Oeiites
Ia gegnodtn ud krankea Zvataide* SibUoih^ der QemiäheU»-
pfiege, Band 9. StQttgart, Ernst Heinrich Moritz. 282 Seiten, it. 3.00.
Ein Buch von Forel ist immer klar und konsequent und geistreich.
Das Torliegende berührt dnzn noch einen Gegenstand von höchstem Inter-
esse. Verfasser gibt als Einleitung einen kurzen Abrifs der Psychologie
und Anatomie des Nervensystems, das Verhältnis der Seele zum Gehirn,
aad der Physiologie des Nervensystems nebst der Keim- und Stammes-
fMcbidile. Diese Kapitel dienen indes nidit Uob der Neugierde des
Lveis oder dem Scbmnck des Boches, sondern sie bilden die Gnmdlage,
ans der der HanptteO des Baches lieranswftehst. folgt eine knne
Charakterisierung der Krankheiten des Nervensystems und ihrer Ufsachen,
ffOnnf erst die eigentliche Hygiene abgehandelt wird.
Der Autor konnte seineu Uauptteil um so kürzer fas=!en, als er sich
mit kleinen Tröstungs- und Palliativmitteln niclit abgibt. In groCsen,
prägnanten Zügen setzt er auseinander, was mau zu tun hat, um den einzelnen
«ie unsere ganze Rasse vor der immer unheimlicher drohenden nervösen De*
geaerafion an sicbem, ohne dabei die Znknnlt des Geschlechtes so dllster
a mslen, wie es vielen Dekadenzpropheten znrzeit beliebt. Aber wenn er
goten Bat gibt, so verlangt er von den Menschen auch etwas — manche
werden sagen, zn viel ; fQr Schwächlinge ist aber das Bu h nicht geschrieben.
Wer zu schwach ist, für seine e;</ene nnd der Menschen HelNmg etwas
M opfern, der mag als unnütz untergehen.
Wie sich Fouel die Erziehung einer nerveukrättigeren Generation
biyilizüü by GoOgle
176
denkti üttirt er an dem Bckfiel der Landerziehnogsheime aas. Der
Lehrpr ünd Erziohpr ^rird nhpr auch sonnst verstreut eine Mentre von Tat-
sachen and Folgrrun(i:eii tltiden, die ihn zum Nachdenken und Nachfolgen
ermuntern. Wenn dalui die jetzifje Methode, namentlich des Mittelschtil-
onterrichtes, nicht besonderä gut wegkümmt — nm so schlimmer für sie.
Die Erfahmogen des Referenten mOssen dem Verfasser dorofaaos recht geben.
Qendesn genial int die Formnlitmng der EbefUilgkeft in liygiMiiwiiflr
Hinsieiit FoBBL sagt darftber Seite 225:
„Wir müssen die Menscliheit In nngefilhr zwei HUften teilen, eine
obere, sozial brauchbarere, gesundere oder glücklichere, und eine untere,
soT-ial nnhranrlibnrere, weniger gesunde oder nnglücklichere. Ziehen wir
zvvis()iei] beiden eine mittlere Durchschnittslinie, so knunrn wir folgenden
Satz aufstellen: "Wer selbst, mitsamt seiner Aszen ieii/, un/wei Ifutig zur
oberen Hallte gehurt, bat die Pflicht, sich kräftig m vermehren; wer
ebenso nuweideiitig nr unteren Hüfte gehört, beeonden wer mit benag
anf kOiperlicfae Gebrechen, OeisteflatOrong, Yerbrecfaen nnd Nerrenlomnklieit
ein verfehlter, nnglflcIcUeher nnd social sdildHdier Keneeh ist, sollte ge-
halten sdn, resp. als soziale Pflicht betmebten, nnter allen Bedingungen
die Erzengung von Kindern zu vermeiden, ganz besonders, wenn seine
Gebrochen individuell ausgesprochen und in seiner Aszendenz deutlich
familiär erblich sind; wer endlich anf der mittleren Durchschnittslinie
steht, soll sehen, mäfsig in der Vermtlirung seiner Art zu bleiben."
Ein Register für die Fachausdrucke wird nicht nur weniger Gebildeten
sehr angenehm sdn. Prof. Dr. BiiBD£iBA-Zflrich*BnigholiiL
Bibliographie.
Die mit * beieiehneteik Werlte wurden der Bedaletion sogesandt.
*Ännalt d'igiene sperimmtale. E Diretti Dal Proi. Angeld Celli. Vol.
Xin (Nr. 8). Fase. IV. 1903. Gr. 8®. S. 499—850.
*Baur, ALfRED, Dr. med. Hygienischer TaschenaÜas für Haus und
8Me, 26 Tnfeln mit eritatendem Teit Wiesbtden, 0. Nemnicfa,
1903. Kl. 8^ Geb. M 1.50.
*BbiuI8TB01I, Johh A., Pr(*f. Ä New 7}gpe of Erffogngpih, with a Dk*
eiutkm of Ergographic Experimcntaüon. Sep. - Abdr. n. d. Ameikin
Jonrn of P^ychology Vol XTV. Jnly-Sept. 1903.
*Berir}i( über die Verhandlungen fhr Zürcher Schulsynode von 1903.
Geschäftsbericht der Ereiehmgsdirektion pro 1902. Kl. 8^ 128 n.
119 S.
BuRKHABB, Ph. JHt kIhfperUefte Erndmng der weiblichen Jugend, Die
Gesondheitswarte der Schnle. I. Jahrg., 1903, Nr. 12.
*C0HK, V., Dr. med. ScMfirirlKdl« Mrfi^nmgem mä TTMefte. 8ep.-
Abdr. a. d. Monatsschr. f. S. Medizin. Bd. I, 1904.
*Die Lüftung und Hdjtung der Schulen. Drei Vorträge, geh. i. d. Jahres-
vers, d. Klubs f öfi. Gesdhtspfl. in Prag von Kabrhel, Gust., Prof,
Vklioh, Fr., lag., und Hraba, A., BflrgerscbuUehrer. Wien, J. Saiar,
1904. Gr. 8^ 78 8. Kr. 2.00; JM. 1.80.
biyilizüü by GoOglc
177
EmmuiAOB, H. BOraMm^m über da» Zid md die MeAode dee
TkmmlemäU». MonatHCbr. f. d. TDrnwMen. 22. Jalirf .» H. 2, 1903.
•Fraknkel, M , Dr. med. Anatomische Vorträge für das Staatsexamei^
II. T.: Splanchnologie. 2. Bd. Vortr. 6 — 13. Leipsig» H. iüurtiiBg
& Sohn, 1903. Kl. 8°. 187 8 2 00.
♦Hancock, John, A. The Observation of Schooi Ckiidren. Tlie Pedü-
ROjrical Seminary. Vol. VIII, Nr. 3, Sept. 1901.
HüüMANN, Aüö., Turmüspektor. Tane- und Twrnkuml in ütren Be-
ekhm^ muSmamditr, Körper n. Qeiat Nr. 17 n. 18, 1903.
♦HniTRlGSR, Cabl, Prof. Mjodierm mMrOMNiMe TiXhuMOMmer auf
dm Lande. Mit 6 Taf. Sond.-Abdr. a. d. (ktenr. Wocheisdir. f. d.
«ff. Bandienst. H. 50, 1903.
. — ^ Moderne amerikanische Volks srhulhäuser in Städten. Mit 2 Taf.
SoDd.-Abdr. a. d. Österr. Worhensrhr. f d öff. Baudienst. H. 44, 1903.
• Amsi&rdamer Schulbau (cn. Mit 2 Taf. Sond.-Abdr. a. d.
Österr. Wochenschr. f. d. öff. Baudienst. H. 78, 1903.
* — • Derg^tiger Stmd des VoUcssckuihausbaues in den versdkiedmm
LMem, 8cp.-Abdr, a. Nmnmenn daa XXUI. Jahig. d. Fa«bbl. tJ>vc
Bantediaiker'*.
♦JUkrattaicAf (JI.) des Deutschen Vereins £ur Pflege von Ji^eHd^^idm im
Prag. 1902—1903. Prag. 8». 15 S.
*Jahre''h^rirht über die Fortachritte und Lmtungen auf dem Gebiete der
Hygiene. D. Vierteijahrsschr. f. öff. (Tcsundhtspfi. Suppl., 19. Jahrg.
6er. Aber 1901. Braonschweig, F. Vieweg & Sohn, 1903. Gr.
6öO S. JK 12.00.
*lIOlOlfOLLKB, Dr. med. Qeisiessiöruti^ und Ferftrecfta» im SMes-
dUar. Samnilg. Abbdign. a. d. Geb. d. pädag. Psychol. v. Fbjriol.
VL 6. Berlin, Bantber A Beicbud, 1903. 8^ 108 8. Ji 2.80.
XOLUR, Paul Job. Über den Wert der B^nffe: Plusdisiang, Nuß-
disfanz und Mmuadistang. Das Scbulzimmer. I. Jahrg., Nr. 1, 1903.
*Oebbbckb, Dr. med. Jahresbericht über den schulärztlichen Über-
wachunfjfsdiensi an den Volksschulen zu Breslau für das Jahr 1902,
8«. 40 S.
PauIiSSN, F&lEDß., Arch. Frtnzipien beim Bau von Schuütäusem. Das
Sdralbaoa. T. Jahrg., Nr. II, 1908.
*8AmRE, A., Sdralinapektor. LeUfaden der und C^iemie mU
Berücksichtigung der Wnmdogie und der Ztkre wm Meneng. In
2 Korsen bearbeiteL 27. verb. u. verm. Auflage. Brannschweig,
Fr. Vieweg <& Sohn, 1904. Hit 289 Fig. im Text. Gr. 8^ 258 8.
Geb. M 1.50.
bCHMiDT, F. A., Dr. med. Über Erholungsstätten für Jugend und Volk,
Körper u. Geist. Xil. Jahrg., Nr. 19, 1903.
*8CR0MBUBG, W. Die Tuberkulose. Mit 1 Tafel und 8 Fig. im Text
Att Katar und Geisteawalt. Leipzig, B. G. Teobner, 1903. Kl. 8^
139 8. Geb. M IM.
^Schotten, M. C , Dr. med. Sur les miihodes de Mensuration de la
fatigue cto lee Meere, Eztrait dea Aicbivea de Pbyaiologio* X. II,
1903.
Digitized by Google
178
*SiEBKRT, Frtedr., Dr. med. Ein Buch für Eltern. I. Den Müttern
het anreifender Töchter, Mflncben, SeiU & Schauer, 1903. KL 8^.
128 S.
— — J£in Buch für Eltern. Ii. JJen Vätern heranreifender Söhfte.
Mlliich€ii, Seite & Schaner, 1903. KL 8^ 120 8.
Souls Ashah Mat, The SdaUon Ae Sdiod mtd CoUege h MUe
BetM. The 8chool Beview. YoL 11, Nvnb. 10, 1903.
^STADBUIAKN, Heinr., Dr. med. Methodologischer Beitrag mr Be-
handlung des defekten erkennenden Gehens hei der IdioUe, S(Mid.-AiNir.
a. d. Psych. -neurolog. Wochenschr. 1903, Kr. 33.
♦Steinhardt, Tqnaz, Di mrd. Tuberhdose und Schule. Sep. - Abdr.
a. d. Zeitschr. f. Tubtikulose u. Heilstatteowesen. Bd. V, H. 3, 1904.
SCCK, Hans, Lehrer. Der rechte Weg Mur Lösung der Schuibankfrage.
Fldag. Beforo. Kr. 46, 1903.
Wie kommen inder StkiUbamkflrage voneärte? Dm Sehol-
Zimmer. I. Jahrg., Nr. 2, 1903.
*ne Journal of Mental Pathology. Vol. V, Nr. 1. New York, 1903.
*ToNZiG, Clemente, Dr. med. Sulla refezionc scolastica con speciale
riguardo a queUa del cotnune di Fadom. 1903. lostituto d'igieae delU
Ker^ia Universitä di Padova. Gr. 8*. 66 S.
* Wai\'i£:awska Yll-klasowa Szkola Ilandlowa. (Jaliresber. d. VU-klassigen
Handelsschde in Warschau.) 1901—1902. Warschau 1903. Gr. 8®.
357 8. mit Plftnen n. Tabellen.
WBI88, Wen. Was wfüen die modernen Lemd-JBrMiaiimgMme? Sehweit.
Pftdagog. Ztschr. XIII. Jahr^^., H. IV.
*WlCHMANN, Ralf, Dr. med. Die Neurasthenie und ihre Behandlung.
Kin RatF^cber für Nervenkranke. Mit 9 Abbildgn. 3. verb. Aufl.
Berlin, Otto Salle, 1904. Kl. 8«. 187 S. M 2 —.
*Zander, R., Prüf. Dr. Vom Neri^enftysfem, sriwm Hau und .-t^/it/ lit-
deutung für Leib und Seele im gesufuicn und kranken Zustande. Mit
27 Fig. im Test. Ans Hatiir mid Oeiategwett 48. Bdekn. Leipzig,
B. G. Tenboer, 1903. Kl. 8^ 151 8. Ji 1.25.
*ZiBBBir, Th., Prof. Dr. Die QtutedtrünKheillm des Emdesalters, mU
besonderer Berücksichtigung des schulpflichtigen Alters. Sammig. a. d.
Geb. d. pädag. Psychol. n. Physiol. VII, 1. Berlin, Benther & Beichard,
1904. 8^ 94 S. M 2.00.
üiyitizca by GoOgle
n. Jalirgang. 1904. No. 2 ii. 3.
Bat 8elȟarslweM& in DeutMUaad.
B«riolit aber die Ergebnisse einer Umfrage bei den
grOfseren Städten des deatschen Heiobes.
Dr. Faul SOHUBEBT-Nürnberg.
(Vortaatinaig.}
Einen der wichtigsten Absishnitte der gesnndheitUehen Über-
Tiduing der Sehalkinder bilden die Hafsregeln snr Ter*
bfitnng des ümsiohgreifens akuter Infektionskrank-
heiten. Hier fand das Schnlaratwesen» als es sieh in Deutsoh-
laod Eingang ▼erschafft hatte, schon festen Boden vor, da
in dieser Richtung überall der Staat durch Vorechriften gesorgt
hatte, deien ausführendes Organ die Amtsärzte waren uiid
selbstverständlich auch nach Einführung der von den Gemein-
den ;iDi,'estellten Schulärzte LreMinben sind. Auf diesem Geliiete
sind al^o die Schnifirzte in noch höherem Grude fils iJonst den
Amtsärzten subordiniert, haben vielfach m ihrem Auftrag oder in
ihrer Vertretung zu handeln und, wo ihnen selbständige Aufgaben
gntellt sind, in allen wichtigeren Angelegeoheiten an den Amtsaiat
n beriohteii.
Gerade diese dnich das Gesetz den Amtsärzten übertragenen
Befognisse sind es anch, im Verein mit ihren Obliegenheiten bei
der banpolizeiliehen Beanfeiehtigang der Sohnlhaoser, welche in
lUsn grüGwren Städten direkt oder indirekt den Amtsarst an die
Spitse des Sehnlaratwesens stellen und ihn snm Obmann der Sehnl-
inte ganz besondeis geeignet eisoheinen lassen.
DOTfiekolars«. IL 4
Digitized by Google
86
180
Diese VerliAltDisse kommen in den Dienstofdniiagen der dent-
achen Städte in mehiÜMber Hinnehi mm Anedmek. Vor allem
darin, da& die meisten Solinlantordnnngen ttber die VerbUtang der
aknten InfektionakiankheiteD gar keine oder nnr dttrftige Anden-
tnngen enthalten. Hon darf darane gewib nieht aohlielMn, dab an
diesen Orten alles dem Amtsarst überlassen nnd anf die Hilfe
der Schulärzte bei Überwachung und Verhütung der Epidemien
verzichtet wini. Offenbar bleibt es dort, wo die Dienstordnung
der Schulärzte nichts über diesen Gegenstand enthält, den An Ord-
nungen der Amtsärzte oder der Behörde überhaupt vorbehalten,
die Schulärzte mit Aufträgen in diesem Sinne zu versehen. Hin
und wieder sind der Scbulnrztordnung im Anbone; Auszüj^e au3
all meinen obrigketlliehen Schulverordnungen beigelügt, weiche sich
mit diesem Gegenstande bofn'ssen, wie z. ß. in Leipzig die §§ 3,
7 und 16 der „Schulordnini:,' , in ßeichenbach ein AnhatiL'^ von
11 Paragraphen. Crimmi tschau verweist in § 9 auf den 5. ach-
trag snr Lokalsohulordnung, der aber nicht reproduziert ist
Aber auch in jenen Dienstordnungen, welche die vom Schul-
arzt bei der Prophylaxe der akuten Infektionskrankheiten zu leisten-
den Dienste mehr oder weniger nusfuhrlich regeln, ist sehr häufig
angeordnet, daia dem Amtsärzte Meldung zu erstatten, dafs seine
Anordnung zu er&agen oder deren AusfOhruDg zu ttberwaohen ist.
Ansdraeklich weisen einige Stfldte darauf hin, dafs der Amtsarzt
hier allein znstftndig ist. So heilst es in § 5 der Aachener
Dienstordnung: ,Die behordliohen Vorsehriften über das beim Auf-
treten ansteckender Krankheiten an beobaehiende Verfahren bleiben
unbertthrt.'' Der § 6 der Sehularztordnnng in Magdeburg schliefst,
nachdem die Überwachung der Ausführung der Ministefialerlasse
▼om 14. Juli 1884 nnd vom 20. Mai 1898 dem Schularzt ttber-
trsgen worden ist, mit dem Sata: ^Im ttbrigen haben die Sehul-
ftrzte sich jeder Anordnung zu enthalten, die nach den vorgenannten
Ministerialerlassen dem Kreisarzt vorbehalten sind." Dieser Satz
kehrt wörtlich in § 6 der Dienstordnung von Quedlinburg und
in § 9 der von St. Joli irni ;i d 8 iir wieder.
Wie bei jeder Epidemiebekainpfurjg, so ist auch gegenüber den
in der Schule vorkommenden akuten Infektionskiaukheiten eine
möglichst umfassende und frühzeitige Meldung das
erste Erfordernis und die Gi undbedingung für den Erfolg der zu
treffenden Maf)*re*jeln Hierliei sind zwei Stufen zu unterscheiden-
4ie Meldung der Eitern an den Lehrer und die Meldung
Digitized by Google
181
3?
des Lehrers au den Schularzt. Uozweckmüisig ifit es, noch
eine dritte Stufe einzuschalten, und die Meldung Tom Lehrer an
den Anfe erst durch die Hände des Sobulleitem (Rektors) gehen zu
laMii, wie es £. B. in Berlin, Bonn, Chemnitz, Falkenstein und
Leipng Toi^gesebrieben ist. Dadurch geht kostbare Zeit verloren.
Das Wiehtigste, aber anoh am sohweisten streng Durobza-
fthrende ist die Meldepflicht der Eltern. Da manehe Infektionen
knokbeitea schon im Inkubationsstadiiim anstecken, so rnnb mit
der HSgliohkeit gerechnet werden, dals ein Kind am ersten Tage
der manifesten Erkrankung, aneh wenn die Eltern es sofort vom
SebnlbesDch anrflckbalten, das Gift schon ausgestreut hai Die
Bitern müssen also verpflichtet werden, bei der Krankmeldung des
Kindes sofort uucli die Art der Erkrankung anzugeben, wenn mög-
lich mit Beilegung einer hausiirztlichen Bestätigung, die durch kurze
nod bequeme Formulare, welche die Scbulbehörde austeilt, möglichst
erleichtert werden soll. "Wo keine ärztliche PiebaudluLig statt-
gefnnden hat, wäre der Schularzt zur Feststellung der Diagnose zu
entsenden, üuv auf diesem Wege kann es gelingen, die ersten
Herde schwerer Infektionskrankheiten rechtzeitig zu ermittehoi
und der Ausbreitung entgegen zn arbeiten.' Dafs die Ärzte diese
Mühe gern auf sich nehmen würden, ist nicht zu bezweifeln. In
ÜUraberg ist die Anregung zur Regelung eines solchen Meldewesens
»gar Tom Ärztlichen Bezirksverein selbst ausgegangen, dessen Au-
ing snrzeit bei der SchulbehCrde der Erledigung entgegensieht.
Die Schularztordnungen enthalten Aber die Meldepflicht der
Kliem sehr wenig, und es trägt dazu yielleicbt auch der formale
Grand bei, dals diese Bestimmungen keine Obliegenheit des Sohnl-
mtes bilden, und daher als nicht geeignet zur Aufnahme in dessen
LicDstordauiig betrachtet werden. Dennoch wäre die Bekanntgabe
8olcber Bestimmungen sehr am Platze, und es mula als ein Vorzug
der Falke n Steiner Dienstordnung bezeichnet werden, dafs sie hierüber
im ersten Abschnitt des § 6 folgende genauere Mitteilungen macht:
„Eitern und Erzieher von Schulkindern sind verpflichtet, den
Klassenlehrern der Schulkinder, deren Erziehung ihnen obliegt, An-
lage zu erstatten:
1. wenn ein solches Schulkind nach der Erklärung des be*
handelnden Arztes an Masern, Keuchhusten, Scharlach,
' Vei^. SnivRABDT, Zur Prophjlaze der SohalcpMaaiieB. JHue ZdtMdur^
190O. 8. 1 bit 11.
4*
Digitized by Google
88 182
epidemiadlier Genieksfam, Ziegenpeter, Spitipooken oder
epidemiseher Avgenbmdehaiitentsttndiing erkxaokt iet,
2. wenn ein solches Sobnlkind, ohne flnstliob bebandelt za
werden, erkrankt ist, und wenn nicht ausgeschlossen ist,
dafa Pocken, Masern, Scharlach, Diphtheritis, Keuchhusten,
epidemische Genickstarre. Ziegenpeter, Spitzpocken oder
epidemische Augenbindehautentzündung vculiegt,
3. wenn in ihrer von Schulkindern mit be\\ohnten Wohnung
eine andere Person, ohne ärztlich behandelt zu werden, er*
krankt ist, und wenn nicht ausgeeohloasen ist, da£s Seharleoh,
Diphtheritis oder Pocken vorliegen.
Die Klassenlehrer sind Terpfliehtet, wenn Schulkinder länger
als Ewei Tage die Sobole Teraäamen, ohne dala von ELtem oder
siebem angezeigt wird, woran die Sebnlktnder erkrankt eind, in ge<
eigneter Weise — nur niefat dnreb Sobnlkinder — feststellen sa
lassen, ob die SobuUdnder an einer der im eisten Absätze nater
Ziffer 2 benannten Krankbeiten erkrankt sind.**
Sonst findet siöb nwt noeb in der Bbersbaeber tind fast gleiob*
lautend in der Leipziger Dienstordnung in dem erwähnten An-
hang eioe einschlägige Verordnung mitgeteilt. Letztere lautet:
„Die Eltern und Erzieher erkrankter Schulkinder sind ver-
pflichtet, womöglich schon bei der Anzeige des Weghleihens weg-en
Krankheit, spätestens aber am dritten Tage der Veraäumms die Art
der Krankheit anzugeben. Ist diese Anzeige nicht erfolgt, so haböü
die betreiteuden Klassenlehrer sofort von den Angehörigen der er*
krankten Kinder Auskunft über die Art der Erkrankung zu Ter*
langen. Schulkinder sind zu dieser Auskunftseinholung nicht za
benutsen. Wird mit derselben ein Schulaufwärter beauftragti so
bat dieser jeden direkten Verkebr mit den erkrankten Kindern an
venneiden.**
Ans dem Feblen dersrtiger Bestimmnngeu in allen anderen
dentsoben SobnUrztordnnngen darf natOrlieb niobt gesoblossen wer^
den, da& ein strengeres Meldewesen an anderen Orten fiberbaupt
niebt eingefithrt ist. Jedenfiedls aber bleibt in diesem Punkte noch
vieles zu wünschen.
Die Lehrer haben die Meldung an den Schularzt zu
betätigen, und zwar in den oben genannten Städten durch
Vermittlung des Rektors oder Schulinspektoi», an anderen Orten,
z. ß. in Fürth, Gera, Görlitz, Mülhausen, Nürnberg, unmittelbar.
Die meisten Dienstordnungen enthalten darüber keine Bestimmungen,
Digitized by Google
183
39
80 dafs man wohl annehmen darf, die Meldung erfolge daselbet idobt
an den Schularzt, sondern an den Amtsarzt.
Meldepflichiig sind in den wenigen Städten, deren Schularzt-
ordunng kierüher AnÜBcblols gibt (z. B. Chenmitz, fiberebaoh nnd
LeiptigX folgende akute Infektionflkrankheiten: Maaeni, Soharlaob,
Diphtherie, KenoUrasten, Hnmps, Blattern, Steinblattem, epidemiwhe
Genieketarre und epidemische Angenentsttndnng. Nfimbeig sohlielat
au dieser fieihe Mnmps aus, fügt aber Boteln und Typhns hinan,
lo ffirth sind an melden: Haaem, Soharlaoh, Diphtherie, Keoob-
hasten, Pocken und Genickstarre.
Der Kreis des Meldewesens wird geschlossen durch den Bericht
des Sübularztea au den Amtsarzt und, insofern es sich um eine im
Anftrag der Sohulbehörde ausgeführte Untersnchung einzelner oder
ganzer Klassen handelt, durch Rücköufserurss; an die Schulbehörde.
Sehr dürftig ist dann weiterhin die Auskunft, welche die
Dienstordnungen auf die Frage geben, was der Schularzt zu tun
bat, nachdem ihm eine Meldung zugegangen ist. Handelt es sieh
nur nm den Verdacht einer aknten Infektionskrankheit, so hat er
natflriiak das betrefifende Kind su untersuchen, falls ein hansärzt-
liehes Zeugnis nicht beigebraebt werden kann (Ohemnita, Ebeis-
btcih, Fttrtb. Leipzig, Beiehenbaoh usw.).
üntersuchnngen aller Kinder der Klasse, aus der ein
Krankheitsfall gemeldet wurde, wird nur in wenigen SohnU
interdnungen gefordert Kolmar und Mtllhausea haben darüber
folgende gleichlautende Bestimmung:
„Wenn in einer Klasse mindestens zwei Fälle derselben an-
stMkenden Krankheit gleichzeitig vorkommen, so sind auf Anzeige
de.s Lehrers sofort sämtliche Kmder der Klasse vom Schularzt
darauf zu untersuchen, ob sie mit der betreffenden Krankheit be-
haftet sind. In jeder folgeiidtin Woche, in welcher eitio Zunahme
der Krankheitsfülle eintritt, ist mindestens eine neue l'iitersuchung
Toizunehmen. Auch ist dem Lehrer in bezug auf die ihm bei an-
steckenden Krankheiten zufallenden Anordnungen seitens des Schul-
arztes in jeder Hinsicht hilfreiche Hand zu leisten.
Nlimbeig forderte in seiner alteren Dienstordnung, dals bei
jtdsm aus einer Klasse gemeldeten Fall einer akuten Infektions-
biakheit sofort die ganae Klasse auf krankheitSTerdflohtige FAlle
uiisnueht werden mnfite. Die den Schullraten hieraus erwaohsende
Arbeit war eine sehr groibe. Bei den Torhandenen 607 Volkssohul-
khiMn mit 31086 Kindern wurden im Beriohiqalire 1901/02 allein
Digitized by Google
40
184
infolge angemeldotor akater InfektioiiakiBnUieiten 601 Klüsen mit
28547 Eindem nnteisiioht, d. h. 75,7 7o aller Sohulkinder. In
den städtisclien Mittelschulen mit 49 Klassen und 1876 Sohülern
uüd Scliülerinnen wurden aus gleichem Grund 34 Klassen mit
1168 Kindern untersucht, d, h. 62,3% aller Kmdei , uud m den
Kindergäileü und K inderbe wahranstalten mit 575 Kindern uarden
1468 UrtersitL'Limgeu vorgenommen, so dais die meisten Kinder zwei'
bis dreimal untersucht wurden.
Die Zahl der auf diesem Wege gefundenen frischen fälle von
akuten Infektionskrankheiten war gering und staiKl rncht im Ver>
kiltnis zu der aufgewendeten Arbeit. Es wurde daher bei der
Umgestaltung der Sohularztordnoog im Jahre 1903 die BestimmuDg
folgendermafsen getroffen:
«Beim Auftreten Ton Hasem, Soharlaob, Diphtherie und Typhus
in den stttdtisohen und privaten Sohulen wie in den Kinderhewahr-
anstalten und Kindergürten ist von dem Lehrer heaw. von der
Leitung der Anstalt dem Sohularste Meldung zu erstatten, und
•war sehen dann, wenn nur ein Fall einer derartigen Erkrankung
Torgekommen ist. Der Schularzt ist verpflichtet, auf Grund einer
solchen Meldung sich uliue Verzug an Ort und Stelle zu begeben,
die saiiitiichen anwesenden Kinder in der fraglichen Klasse oder
Anstalt einer Untersuchung zu unterziehen und über deren Ergebnis
alsbald unmittelbar au den Kgl. Bezirksarzt zu berichten. Dieser
wird je nach dem an^pzeiijten Befund bei der Di&triktspoli/.ol-
behörde entsprechenden Antrag, z. B. auf zeitweise Schliefsung der
betreffenden Schulklasse, stellen. Bei diesen Untersuchungen ist
der Schularzt befugt, solche Kinder, bei welchen er das Vor-
handensein einer ansteckenden Krankheit oder verdächtiger Ersohei*
nungen wahrnimmt, sofort aus dem Unterrichte nach Hause au ent-
lassen.
Bei dem Aufbeten von Steinhlattem, Bftteln und Keuohhusten
ist nur dann von dem Lehrer Anseige zu erstatten und von dem
Schularzte in der ohen angegebenen Weise Nachschau au halten,
wenn kurz nacheinander oder miteinander gehiufta £!ftUe dieser
Krankheiten vorkommen.
Das AuiUöLeu von Genickkrampf ist in jedem einzelnen Falle
von dem Lehrer zur Anzeige zu bringen.
Kinder, welche eine der in Absatz 1 , 2 und 3 geuannten
Krankheiten durchgemacht haben, dürfen nach den Ministcrial-
entschlieÜBungen vom 15. Februar 1844, 16. Jannar 1867 and
Digitizixi by LiOOgle
41
S. JuDi 1875 zum Besuch der Schule erst dann 'bieder zugelassen
werden, wenn durch ein ärztliches Zeugnis bestätigt wird, daDs die
Wiederaufnahme in die Schule ohne Gefährdung der anderen Kinder
erfolgen kann. Nach der Kegiemngs-Entschliefsung vom 22. Märs
1903 hat das Zeugnis im Falle von Scharlach die vollständige Be-
endigung der Abaohu|»ptiDg am ganzen Körper, im Fall von Kenoh-
IrasteD das Aufhören der krampfhaften Hnstenanftlle an bestätigen.
Dieses Zeognis ist, wenn ein anderes antlidies Zeugnis nicht vor-
gelegt werden kann, Ton dem Schularzt aussnstellen.''
Krankbefhndene Kinder werden selhstreEstandlieh naoh Hanae
geschiekt. Kiassensehlufs wegen gehflulton Auftretens akuter
Infektionskrankheiten ist überall Sache des Amtsarztes, doch sind
in einigen Dieustanweisungeü AnLultspunkte daiür gegeben, in
welchem Falle der Schularzt diese Mafsregel beim Ämtaarzt bean-
tragen soll. Die sächsischen Städte Chemnitz, Crimmitschau,
Leipzig, Reichenbach usd Zwick sind die einzig;en, welche
hienu bindende Vorschniteo geben. £s heilst in allen diesen Dienst-
ordnungen übereinstimmend:
»Der Schularzt hat die Verpflichtung, in jedem Falle, wo an
gleicher Zeit oder kurz hintereinander in einer Klasae drei
Scharlach- oder Diphtheriefälle vorkommen, oder wo andere an*
Usekende Krankheiten, insbesondere Masern, gehftuft oder bösartig
snftnten, sohleunigat beim Stadtbeairksarzt Sohliefinmg nnd Dss-
iii£dttion der betreffenden Klasse au beantragen.**
In den brandenbnrgisehen Städten Friedenan, Grorsliohter-
fei de und SohOneberg enthalt die Schnlantordnnng die mehr all*
gemein gehaltene Bestimmung:
„Der Schularzt hat zur Verhütung der Verbreitung anstecken-
der Krankheiten durch die Schule die Verpflichtung, in
dringenden Fällen Schlielsung und Desiuiektion der betreffenden
Klasse bei der Schuldeputation zu beantragen.**
In Nürnberg lügt der § 11 der schulärztlichen Verpflichtung,
Aber den Befund der Klassenuntersuchungen an den Kgl. Bezirks-
ant zu berichten, die eben zitierte Bemerkung hinzu: „da/s dieser
ja nach Befund Antrag auf KlasBensohluls stellen wird."
Sonst ist, abgesehen von kurzen Bemerkungen in Gera nnd
£bersbaeh, keine Vorschrift über Sehlie6ang der Klassen in den
Seknlsfatordnnngen enthalten.
Hit der Anordnung der Klaasenseblieftong yerbinden die ge-
siDntsn Dienstordnungen die Anweisung aur Desinfektion der
Digitized by Google
42
m
Klassen. Sebr zwedkmttisig, aber «nsoheiaend alleinstehend ist das
Vorgehen von Ebersbaeb, welches naeb § 14 den Familien der an
PoekeD, Soharlaob oder Diphtherie erkrankten Kinder ein Flugblatt
mit Terhaltangsma®eln sEostellt» deren AnsfBbmng Ton der Ge*
meinde Verwaltung überwacht werden soll. Der Anbang der Dienst*
ordüuBg ttiiU den Wortlaut dieser Flugschrift mit, wie folgt:
„Ilm die Verschleppung und Weiterverbreitiing der Krnnkhpit
Ihres Kindes ZU verhindern, gibt ini Einvernehmen mit der König-
lichen Amtshauptmannschaft zu Löbau die (^emeiudeverwaltung von
Ebersbaob Ihnen folgende Anordnungen zur Erfüllung:
A. Das kranke Kind iat Ton anderen Kindern m<}glichst abzu>
sperren und soll für sich allein eigenes Wsscbbecken und fiandiuob,
«genes Efs- und Trinkgescbirr, eigene and besonders yerwahrte
Löffel, Gabel nnd Messer erhalten.
B. Fremde Kinder nnd fremde Erwaehsene sind als Bsendher
vor der Gtenesnng nioht cnsnlassen. Die Eltern, Geschwister nnd
sonstigen Zimmeigenossen haben bis m seiner Genesnng den Ver-
kehr mit den anderen Hausbewohnern, soweit möglich, ni unter-
brechen nnd die Zimmer der Haasgenossen ohne zwingende GrUnde
nicht zu betreten.
C. Auswurf jeder Art, Eiter und Auäleeiungeu , insbesondere
das Spritz- und Gurgelwai?±5er und die aus dem Glaszylinder des
Inhalatiuusapparates abtropfende Mundflüssigkeit sind in besonderen
Gefäfsen, keinesfalls in dem Familienwaschbecken, zu sammeln, mit
siedendem Wasser zu übergiefsen und in die Grube zu schütten.
D. Nach Yollendeter Genesung, bei Scharlach Tinch beendeter
Abschnppang, hei Diphtherie 2 — 3 Wochen nach Abetofsung der
BeUlge bezw. (bei Group) Freiwerden der Atmung sind das Kranken-
simmer selbst nnd die in ihm befindlichen Gegenstände, namentlich
such die benniste Leib- nnd BettwSschei sowie Tasohentficher ton-
liebst nach Anweisung des behandelnden Anttee einer gründlichen
Desinfektion an nnterwerfen. Die Desinfektion des Kranken-
simmeis hat in der Weise au geschehen, dais dasselbe mit Seife
nnd Soda wie an den Feiertagen grSndlich gescheuert und dann in
ihm Formalbpastillen in ausreichender Menge zum Verdampfen ge-
bracht werden.
E. Die Desinfektion der gebrauchten Leib- nnd Bettwäsche,
sowie der Taschentücher, welche stets in einem besonderen Kasten
oder Sack aufzubewahren sind, geschieht am einfachsten durch ge-
Digitized by Google
187
48
hörigM Avfikoohen in einer Lösung von Sebmier- oder sohwaner
Sei^B, Ton einem PAmd auf 17 liter Wasser.
F. Das Bettatroh iat za yerbiennen oder auf den Dflngerliaiifen
la tun. Wenn die Inletts nickt gewaschen and die Federn nidit
gereinigt werden, so sind die Betten wiederholt an klopfen nnd an
sonnen besw. Woeken kindnrek an die Luft an hängen.
0. Das Hülzgestell dee Ton dem Kranken benniaten Kanapees
oder Bettes ist mit Schmierseifenlösung abzuwaschen. Die von dem
Kranken benutzten Polsterkissen und ]\I;itrat/.eu sind luoixliclisl lauge
zu ilurcblufiöQ bezw. zu besonueii und wiederholt auszuklopfen.
H. "Wertlose, mit dem kranken Kmde in wiederholter enger
Berulrnng gewesene Dinge, wie alte Puppen, ausgeschriebene Hefte
und anderes ähnliches mehr, sind zu verbrennen.
J. Die im Gebrauche befindlichen Schulsacben des Kindes,
Tasche bezw. Tornister, Tafeln, Bücher, Hefte, Federkasten u. a. m.
«ind bei Gelegenkeit der Desinfektion des Krankenzimmers mit
Formal in dämpfen sorgMtig zu desinfizieren.
K. Die Bestimmnngen der §§ 6, 7, 8, 11, 13, 15 nnd 16,
welche umstehend beigefligt sind, sind streng zu befolgen.
L. Bndlieh ist das Kind emt dann zur Schule zn schicken,
wenn es mehrere Jlale gebadet nnd am ganzen Körper abgeseift
VQide nnd seine sämtlichen Kleider mit Seife gewaschen, bes. bei
Gefahr des Verderbens eines solchen dnroh Waschen, desinfiziert
worden sind."
Die Wiederzulassune: genesener Schüler zum Schulbesuch ist
im allgeuieiuen an ein hausarztliehes, oder wenn solches fehlt, an
dag scbulftrztliche Zeugnifs gebunden.
Leipzig verfügt: „Schüler, welche an Pocken, Scharlach oder
Diphtherie gelitten haben, dürfen in der Regel erst nach 6 Wochen,
bei Masern erst nach 4 Wochen vom Tage der Erkrankung znm
Schulbesuche wieder zugelassen werden. Wenn ausnahmsweise
frohere Zulassung gewansoht wird, ohne dab darüber ein Zeugnis
des behandelnden Arztes beigebxaeht wird, hat der Sohnlaizt auf
Bmioken des Direktors die Untersuchung des betreffenden Kindes
iwnmehmen."
Gleichlautend ist die Bestimmung in Beichenbaeh.
In Chemnitz ist hinzugefügt:
»Bei Diphtherie ist aufserdem die Wiederzulassung stets von
dor Beibringung eiuer Bescheinigung der städtischen Diphtherie-
Digitized by Google
44
188
tmtersucL ungsstatiüu über vürhandene Bazillenfreibeit abhängig
zu machen (Von dem untersuchenden Schularzt) ist nötigen-
fklls auch die UntersuchuDg auf Bazillen Freiheit zu vermitteln."
Ebersbach hat noch den besonderen Fall einer Meinungs-
Terschiedenheit zwischen Haus- und Schularzt vorgesehen:
„Der Direktor hat vor der Wiederzulassung der Kinder zum
Unterricht das hausärztliche Zeugnis dem Schuhirzi zur Gegen-
zeichnung vorzulegen. Bei hierbei auftretender Meinungsverschie-
denheit zwischen Haus und Schularzt hat der Direktor unverweiit
die Entscheidung daroh den kgl. Bezirksarzt herbeizufuhren."
Nürnberg verweiat auf die in Bayern geltenden oben zitierten
gesetzlichen Bestimmungen (Ministerial-EntschlielsangenTom 15. Febr.
1844, 16. Januar 1867 und 8. Juni 1875, naoh welchen ein
flrztlichea Zengnils darüber gefordert wird, dafs die Wieder-
aufnahme in die Sohnle ohne Gefilhrdnng der anderen Kinder er-
folgen kann.
Ein Pankt, Aber den unter den Klinikern keine vollkommene Ober-
einstimmang hemcht, ist der Anssehlnfs gesunder Kinder vom
Sohnlbesnoh, wenn in ihrer Familie FftUe yon ahnten Infektions-
krankheiten auftreten. Angesehene Faehmftnner rertreten den Stand*
pnnkt, dab man mit dieser Malsregel nur die Kinder von der
Sohule weg auf die Ghuse weist, wo sie im Verkehr mit Spiel*
genossen die Infektion zu vermitteln reichlich Gelegenheit haben,
wenn man an der Übertragung des Krankheitsstoffes durch Gesunde
festhalten will. Demgegenüber wird wohl mit Recht dumuf hin-
gewiesen, dajfe es doch eine ungleich günstigere Vorbedingung für
die Übertragung ist, wenn man die Kmder Schulter an Schulter
mit Altersgenossen im engen Schulsaal ^ ielö Stunden im Tage ver-
weilen Ittfst, und dafs besonders das lukubatiunsstadium der no -li
für gesund geltenden, aber von ihren kranken Angehörigen scbüu
infizierten Kmder zu fürchten ist, ein Stadium, welches die Krank-
heit für Lehrer und Schularzt noch nicht erkennbar macht und
doch naohgewiesenermaisen schon die Möglichkeit der Weiterüber-
tragung der nooh gar nicht aum Ausbrach gelangten Krankheit in
sieh birgt.
In den Dienstordnungen tritt, soweit dieser Punkt erwfthnt ist,
übereinstimmend die Auffassung zutage, dafs bei den schwereren
Infektionskrankheiten, nlbnlieh bei Pocken» Diphtherie und
Scharlach, die gesunden Kinder erkrankter Familien Tom Schul-
besuch awssusehliefeen sind.
Digitized by Google
189
45
Leipzlf* unterscheidet in § 10, f. und g., das Vorgohen bei
den genanntoQ drei schwerea lafektioxiskracklieiteD Yon dem bei
anderen leichteren ErkrankongeD:
»g) Gesunde Kinder, in deren Wohnung Pocken, Soharlaoh
oder Diphtherie anftreteo, sind gleichfalls bis ma Genesung aller
Erkrankten, in der fi>egel aeohs Wochen lang Tom Beginn der letzten
fiiknnknng an gereclinet, Tom Sohnlbesnohe anflgeeohloaaen.
fklb jedoeh dnroh ein Zeugnis des bebandelnden Arstes be*
lishentUch des Sdialarztos die völlige Absonderang der erkrankten
PeiBon bestätigt oder die letstere ins Krankenhaus yerbraoht wurde,
oder &Us die gesund gebliebenen Kinder ans der Wohnung entfernt
weiden, dürfen die letzteren die Schule dann wieder besuchen, wenn
sie während einer 14 Tage vom Beginn der Absonderung dauernden
Frist selbst gesund geblieben sind.
h) Gesunde Kinder, in deren Wohnung sonstige ansteckende
Krankheiten auftreten, dtlrfeu die Schule weiterbesuchen, falls nicht
imdrücklich vom Bezirksarzt etwas anderes bestimmt wird.*
In dem Anhang zur Leipziger Schuiarztordnung § t I^r. 7 ist
Doehmals hervorgehoben:
„Bei dem Auftreten von Schariachfieber, Diphtheritis und Pocken
ia der Familie oder Wohnung yon Schulkindern sind letztere bis
nr Genesung aller Erkrankten vom Schulbesuch auszasohlielsen.
Atunahmen hierron sind nur auf Grund eines ttiztlioken Zeugnisses
nt gestatten. Darftber, ob gesunde Kinder, in deren Familien oder
Wohnungen sonstige ansteckende Krankheiten auftreten, Tom
Stholbesoeh fernzuhalten seien, ist» soweit nieht in dieser Hinsieht
vom Bats auf Antrag des Stadtbezirksaiztes allgemeine Anovdnnngen
«ksien worden sind, im etnselnen Fall nach GMiör des Sohularstes
IQ besohl iefsen.**
Reichenbach hat in der Dienstauweisung und im Auhaug
Törtlicb dieselben Bestimmungen wie Leipzig.
Chemnitz fügt der mit Leipzig gleichlautenden Verfügung in
der Dienstordnung noch den Satz hinzu, dafs im Fall von Diphtherie
die Bazillen freiheit durch die städtische Diphtherieuntersnohungs-
iUtion festgestellt werden muls.
Falkenstein bestimmt nur kurz, dafs ein ärztliches Genesungs-
seognis der erkrankten Familienglieder beigebraoht werden muü», eine
£iiensfmt wird nioht gefordert.
Am eingehendsten besohftftigt sioh mit dieser Frage die Dienst-
flrinuDg Yon Ebers baeh. Hier lautet § 8:
46
190
„§ 8. Gesunde Schüler, in deren Wohnungen Erkrankungen
an Pocken, Masern, Scharlach oder Diphtherie auftreten, eind his
zur Genesung aller Erkrankten solange wie diese, in der Regel
sechs Woehen, bei Masern Tier Wochen, vom Beginn der letzten
Erkxmnknng an gerechnet, yom Schnlbesnob anflcuBoblieilMn.
Wenn jedooh die Erkrankten ansnabmaweisa nach Vorlegung
eines bans- bezw. aobnlBiztUoben Zeugnisses vor Ablauf dieser als
Begel aufgestellten Frist zum ünterricbt wieder zugelassen weiden,
so dflrfen auob die Gesunden aus dieser Wobnung yon dem gleieben
Zeitpunkte an die Sebule wieder besuchen.
Falls weiter durch ein Zeugnis des Schnlar/ies die völlige
Isolierung der erkrankten Person befeLaugt, o lnr die letztere m das
Krankenhaus geschafft wurde, oder die gesund gebliebenen Schul-
kinder aus der Wohnung entfernt wurden, dürfen die letzteren die
Schule wieder besuchen, aber erst dann, wenn sie während einer vom
Beginn der Isolierung laufenden, 14 Tage andauernden Frist selbst
gesund geblieben sind.
Femer dürfen gesunde Schüler, in deren Wohnungen Er-
kranknngen au Diphtherie auftreten, die Schule wieder besuchen,
wenn sie dem Direktor durch ein bausflrztliehes Zeug;ni8 nach-
weisen , daüs seit der ToUstandigen Abstofsung der Belage, bei
Croup seit dem Tölligen Freiwerden der Atmung, beides bei dem
zuletzt Erkrankten, vier Wochen verflossen sind, und wenn sie
gleichzeitig eine Bescheinigung von Seiten der Gemeindeverwaltung
darflber beibringen, dafo die in § 14 TOi^gescbriebene Desinfektion
ausgeftihrt worden ist.
Endlich dürfen bei leichter, ohne Scharlachfälle einhergehender
Ma8erue|;idemie gesunde Schuler, in deren Wohnung Masern auf-
treten, wieder am Unterrichte teilnehmen, wenn sie durch ein hauf>-
bezw schulärztliches Zeugnis dem Direktor nachweisen, dais seit der
vollendeten Genesung der Erkrankten mindestens 14 Tage ver-
strichen sind.
Schüler der ersten drei Schuljahre, in deren Wohnungen Keuch-
husten auftritt, sind vom Unterrichte drei Wochen fernzuhalten, ge-
rechnet vom Tage der Feststellung der Krankheit als solober durch
den Haus- oder Sobularzt.
G^esunde Sdhttler, in deren Wobnungen sonstige ansted^nde
Krankheiten auftreten, dttrfen die Schule weiter beaueben, wenn
durob den Schularzt niobt ausdrttdklicb des Gegenfeil bestimmt
wurde.
biyilizüü by GoOglc
191
47
Als WoliDQDg im Sinne doa g 8 gilt eine mit Tenohloesenem
yonMÜ Tenehene, von der Familie bewohnte Zimmerflnchi Fehlt
der Terschliefsbare Vorsaa! , so gilt bei mehrstöckigen Gebäuden als
Wohnung das Stockwerk und bei den nur aus eine tu Ei d i^^eschosse
bestehenden Hausern als Wohnnng das ganze Haus. Bei nachweis-
licher Vernachlässigung — siehe Vorsieh tsmafsregeln des § 14, Aa-
bang 6 B — der gegen die Weiterverbreitung der Krankheit äuge-
ordneten Malisnahmen Ton Seiten der Hausbewohner, hat der Schul-
iizt das Recht bezw. die Pßioht, jedes Haas als Wohnung im Sinne
d« § 8 zu erklären."
Endlich ist noch Grofslichterfelde snnennenidas in Art. 16
d«ii Schinissatz enthält, dafs ein är?iliches Zeugnis an fordern ist
Jta den Fall, dais in der Familie dee Eindee eine ansteekende
Kmkheit hemeht oder gehemeht hat^.
Alle anderen Dienstordnungen lassen diese F^age nnherflhrt
Grondsatzlidh gleiehznstellen sind ansih die Vorsiohtsmalkregeln,
wslshe hei Erkrankung des Lehrers oder irgendweleher
fievohner des Sohnlhanses gegen Verschleppung akuter Infek-
tioDskrankheiten zu treffen sind, mit sinngemälser Anwendung auf
den vorliegenden Fall.
Chemnitz, Leipzig, Falkenstein, Reichenbacb und
Ebersbach stellen den Fall, wenn beim Lehrer selbst oder in
dessen Wohnung eine ansteckende Krankheit auftritt, vollkommen
auf eine Stufe mit Erkrankungen in der Familie eines Schulkindes,
und knüpfen den Wiedereintritt des Lehreis in die Sohule an die
gleichen Bedingungen.
Wenn im Schnlhause selbst akute Infektionskrankheiten auf-
tratso, so kann die an treffisnde Ma®el doch wohl nur im Sohlnia
im ünteirichts bestehen « obwohl dies in den Sohularatordnungsii
Uflht ausdrttoklieh ausgesproohen ist. Es lautet TieUnehr die Be-
daunung in Leipzig, Ohemnits, Grimmitsehau, Ebershaoh»
Bsishenbaoh und Z wiekau mehr allgemein:
«Treten bei Bewohnern des Sehulhauses anateokende Krank-
botsn auf, so hat der Schularzt im Einvernehmen mit dem von
ibm sofort zu beaaehnchtigenden Beziiksarzt die erforderlichen Mafs*
regeln zu treffen."
In Fürth sagt § 10 im Scblufssntz:
.Tritt bei Bewohnern des Schuihauses eme ansteckende Krank-
heit auf, so trifft der Schularzt die nämlichen Feststellungen (wie
bei £ikrankang eines Schulkindes).
Digitized by Google
48
192
In den flbrigon Solralarztordnungen sind nur dttiftig» Be-
merknogen Uber du Vorgehen bei Infektionsknuikheiien gegeben.
12 mal findet sieh die BeBtimmnng, dab krankhettorerdAcbtige
Kinder nntefsnoht werden BoUen, 13 mal, daia bei ESpidemien
an^rordentliebe Ktassenbeeoobe seitens des Sobnlarstos sn maolien
sind, in einer Reibe von Fällen wird beides verlangt. Dann wild
hier nnd da anf die Verpflichtung des Schularztes hingewiesen, TOr-
kommende Erk] :inkungpn dieser Art an deu Amtsarzt, an die Schul-
behürde oder au dtui Bürgermeister zu melden, die (vom AmUsarzt ?)
angeordneten llafsregeln zu überwachen, die Desinfektion zu
beaufsichtigen. Krankheits- nnd Genesunf^szengnisse oder Gut-
achten auszustellen. Alle diese Anordnuni^pii sind nur als einge-
streute Bemerkuneren, ohne niihere AusfüLi umi^hu , gegeben. In 18
Stödten fehlt ein Hinweis auf epidemische Erkrankungen gänzlich.
Demnach wäre in den Scbularztordnungen der sächsischen
Städte, mit Ansoabme von Dresden, die ausfübrliobste Behandlung
dieser Frage sa finden. Hinsichtlich der strengen ünterauchung
aller Kinder einer Klasse beim Auftreten einzelner Fälle von akuten
Infektionskmnkheiten scheint Nürnberg obenan zu stehen. Doch
darf, wie erwähnt, ans dem Fehlen der Vorschrift in der Schnlarat-
ordnung nicht auf den Mangel solcher Mafsregeln geschlossen wer»
den, da kierllber wobl oft gesonderte Bestimmungen getroffen sind,
die in die Dienstordnung nicht aufgenommen sind.
Im Anschlnis an die akuten Infektionskrankbeiten sei
noch der ebroniseken gedacht, vor allem der Tuberkulose, die
eine größere BerQcksichtiguug verdient, als ihr durchgehend zu teil
wird. Die Sohulinspektion der Amtshauptmannschaft Dresden-
Altstadt hat unter dem 4. Januar 1901 folgendes Bundschreibeo
ergehen lassen, das im Anhang zur Scbnlarztordnung von Löbtau,
einem seit 1. Jannar 1903 eingemeindeten Vorort Dresdens, veröffent-
licht ist:
„Die Wahrnehmangen, welche fiber die Ausbreitung der Tuber-
kulose unter der Bevölkerung geniücbt worden sind, habeu die
Staatsregierung veranlagt, anf weitere , zur Bekämpfung dieser
Krankheit zu treffende \ üikehruugen bedacht zu sein. Da insbe-
sondere die Lehrerschaft bei der Durchführung der Mafsregeln ?:ur
Bekämpfung der Tnl)erkuh)se viel mithelfen kann, so hat das König-
liche Ministerium des Kultus und uüentlichen Unterrichts, einer An-
regung des Ministeriums des Innern folgend, eine Anzahl JSxemplare
Digitized by Googl
193
49
dtt im Eaiaerlioben Omndheitaamte bearbeitofon Titberknlose»
Merkblattes erworben und herabgelangen lassen.
Dem Aufsengenannten wird beifolgend ein solches Druckexemplar
mit der Anweisung zugefertigt, dafür zu sorgen, dafs nicht blofs
jeder Lehrer der Schule mit dem Inhalte dieses Druekexempliirs
sich selbst bekannt macht und auch sich bekannt erhalte, sondern
auch zu seinem Teile mit bei der Durchführung der Ma£9regein zur
Bekftmpfung der Tuberkulöse beitrage."
Die auf dem Gebiet« der Infektionskrankheiten sehr beachtena-
verte DieDStnrdnung von Ebersbach ist auch hier wieder zu
senoen mit dem Sebluilttatz ihres § 6:
,iOb and unter weloben Yormobtsmafinegebi an LnDgentuber-
kuloM leidende Kinder am Unterriebte teilnehmen dttrfen, ist TOn
Fall SU Fall auf Antrag des Klassenlebren dnrob den Sobnlant
festeustellen.*'
Als dritte Stadt ist zu nennen: Gera mit Absats XIV der
Dienstordnung :
„Jedes Jahr einmal hat der Schularzt die Schuldiener sowie
die in der Schule wohnenden Fnniihenmitglieder desselben auf an-
steckende Krankheiten, besonders Tuberkulose, zu untersuchen."
Endlich ist noch Stettin mit seinem § 5 zu erwähnen; denn
man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man die don Schulärzten da-
selbst auferlegte Verpflichtung, beim Besuch der Klassen auch den
Gesundheitszustand der Lehrpersonen zu beobaobten und erforder*
Uohenfalls der Schul deputation Anzeige zu erstatten, als vorzugs-
weise gegen die Tuberkulose gerichtet ansieht. Leider hat bekanntlich
Regierung dieser Bestimmung die Genehmigung versagt, so dals in
Stettin snraeit der ganze sobnlltrztliobe Dienst in Frage gestellt ist
Von aoderen Formen cibroniscber Inf(Ationskran)cbeiten, Unge-
siefer inbegriffen» ist scbon an einer froheren Stelle die Hede
^vesen, insbesondere bei ESrwftlinnng der Qemeinden, welche die
Bsueintretenden Kinder eigens bieranf nntersnehen lassen. Coln
Iftlst sogar nach Beginn eines jeden Halbjabrs sftmtlicbe Klassen
dorch die Schulärzte auf ^Krätze, Grind, granulöse Augenentzündung
oder sonstige Krankheit" untersuchen (§ ö der Dienstordnung).
Neben diesen rein hygienischen Auf£;:aben, die durch Unter-
suchung einzelner Schulkinder seitens des Schularztes gelost werden
müssen, und zu deuen noch die Befreiung von einzelnen Unterrichts-
fitehem sowie die Auswahl für Ferienkolonien zu rechnen ist, sind
Digitized by Google
60
Qooh einige andere sn nennen, bei welchen neben den genindlieH*
Hoben aneh pftdagogisohe Bftoksiohten walten, in einigen
Punkten aogar in den Voideignind rttbken.
Dabin gebOrt vor allem die Hilfe dea Sobnlarztea bei Ans*
wabl der Kinder fttr die Sonderklaeaen: HilfiMobnlen-
filr Sebwaebbegabte, für Siottorerkniae, fiftr Tanbatnmmen-, Blinden-
nnd KrUppelacbnlen. Hierbei wild eine ansgiebigere Inanapmob-
nabme der Spesialfirste anf die Daner niebt umgangen werden
können. Mit ROoknebt anf die Aprosexia nasaUa (Störung der
Lernfähigkeit dnrcb behinderte Naaenatmung) sind schon jetst
rbinologische Untersnohnngen bei den Zöglingen der Hilfsschnlen
üblich. Doch wäre es eine Tjberschatzung dieses einen ulio-
logischen Momentes, weon man dann die häufigste Ursache des
noch erziehungsfähigen Schwachsinns mittleren Grades suchen
wollte. Die Mehrzahl dieser Kinder gehört in das Arbeits-
gebiet dey Nervenarztes , dessen Tätigkeit für die Hilfsschulen ganz
alliz^emein in ADs])ruc]i gpaommen werden sollte Der Taubsturampn-
unterricht ist durch die bahnbrenlieiideu I nteisuchnngen von BrzoLD
auf neue Wege geleitet. Es gilt, mit Hilfe der koutinuierlicheu
Tonreibe jene Kinder zu ermitteln, die noob genägende fiörreate
aufweisen, vm in die sogenannten Hörklassen Terwiesen zu we^
den, wo neben dem Ableseunterrioht auch der TJntenicbfc vom Ohr
aus gepflegt wird. Auch hier ist der Spezialarzt unentbebrlieh.
Steigt man noch eine Stufe tiefer auf der Skala der körperlichen
und geistigen Minderwertigkeit, so gelangt man zu den Heil- und
Veaorgnngsanstalten fttr Elpil^tisobe, für Sobwaebsinnige hObersn
GrradeSj f)ir Idioten und Blödsinnige. Auob bier nebmen einige Stildte
die Hilfe des Scbularztes bei der Auawabl der ZOgUnge in Anapmeh.
Damit sollte dann aber die Grenze gezogen sein fttr die Arbeit
des Sobnlarstea. Was darttber binausgeht, bat mit Hygiene wenig
mebr au tun und liegt auf ganz anderem Gebiet Fast alle Scbol«
bebOrden yerwenden den Schularzt zur Feststellung, ob eine Sehul-
▼ersäumnis dureb Krankbeit gerechtfertigt ist, in jenen Fallen, wo
ein hausärztliches Zeugnis nicht beigebracht werden kann und Ver-
dacht auf sogenanntes Schwänzen der Schule besteht. Es liegt für
die Schulbehörde sehr nahe, sich hierzu de^ Scbularztes zu bedienen.
Wenn man aber die Wahrung der gesundheitlichen Interessen des
Schälk Ludea als Aufgabe des Schularztes ansieht, so g-ehört dieses
Is^ebenamt nicht in seinen Bereich; es trägt mehr einen polizeilichen
Charakter.
Digitized by Google
196
51
Nooh wmter abseits von dem soliOneii und idealen Bm£ des
Sehnlaistes liegt, was man in Breslau nnd in den sSohsisehen
Sttdfen Ang^nstnsbnrg , Falkenstein, Leipzig, Meifsen,
Zittau und Zwickau, und nach dem Entwürfe der nocli mciit
rechtskräftigen Dienstordnung neuerdings auch in Mannheim von
ihm Terlangt. Hier soll der Arzt Kinder untersuchen, wenn über
Lehrer wegen angeblich übermälsiger Züchtigung der Schulkinder
Beschwerde geführt wird oder gar, wie allerdings nur in einer
«nzigen deutschen Ötadt, in Zittau, gefordert wird:
,iwenn aolehe Zttohtigmigen anf Anordnung des Schnlaossohasses
TOTZunehmen sind.**
Das Kapitel der kOrperliohen Strafen ist so heikel und leidig,
aneh in der Schule, dalii man gat täte, den Sohnlaist dabei gans
ans dem Spiele an lassen.
(FortietsttDg Iblgt»)
Mitinttt Miiitiinuitn.
Die SAhilantfrage in der n. Sitzoof Am deitsehei Medizinal«
beantesyereins. Zuerst sprach Dr. Tjaden - Bremen Aber die Yer-
hOtong der Verbreitung ansteckender Kranklieiten durch die Schulen. Er
fthrte ans, dals der Scholbesnch erkrankter Kinder die Hauptquelle für
die Verbreitung ansteckender Krankheiten durch die Schule sei. Diese
Art der Weiterverbrcitung komme sicher bei Diphtherie, Scharlach, Masern,
KtscMimten, Mumps, Böteln, Windpocken wid ansteckenden Angeakmak-
beitm vor ; im hohen Grade wahrBehendidi sei die Terbreitaig von Tiober-
tadose uid l^ptras^ Weniger In Betracht koiune die Überfaraguig dieser
Krankheiten dnrcb gesunde Zwischenträger, z. B. durch die Geschwister
der Erkrankten, wfihrcnd der Staub infizierter Schulzimmer wieder eine
gef&brlichc Ansteckungsqnelle bilde. Dementsprechend seien zur Verhütnng
der Weiterverbreitung ansteckender Krankheiten zunächst die erkrankten
Kinder und Lehrer vom Schul b« Jülich fernzuhalten. Es sei richtig, sie nicht
eher wieder zuzulassen, bis bakteriologische Untersuchungen, z. B. des
BachsDsddeims bd Diphtherie, ergeben hätten, da& sie frei von Infekttons-
toisisn seien. Diese UntersoebnngeB seien in bskteriologisehsn ünter-
nehSQgMUlstalten, die in genügender Zahl errichtet werden nUftten, vor-
jonetimen. — Zar Beseitigung der Gefahr der Tuberkuloseflbertragong seien
l4hrer nnd Schüler mit offener Kehlkopf- und Lungentuberkulose durchaus
votn Unterricht und vom Schulljcsuch auszuschliefsen. Die Beseitigung des
Schiil&taubes sei durch die gröCste Sauberkeit, feuchte Abwaschung nnd
Der SebnUnt. IL 6
Digiiizixi by CüOgle
52
196
anch durch Verwendnng der stanbbindenden Fufsbodenöle m erstrebec.
Eine Aasschliefsung der Geschwister erkrankter Kinder brauche nicht zu
erfolgen, wenn das kranke Kind in ein Krankenhaus geschaüt, die Woliuung
desinfiziert sei und die Untersuchung der gesunden Kinder das Nicbt-
vurhandenätim von Infektionskeimen ergeben habe. Der SchlnCs der Schale
B«i mir in AnnnihiiMfUleii bei Epidemien empfoblenswert.
Prof. Dr. Lbdbubohsb, fiegierong»- and MediiinalTat in Mdningen»
fBhrte ans, dals die Einrichtnng der Sc halft rite von besonderer Bedeu-
tung für die Bekämpfung chronischer Krankheiten sei. Bei alniten Infek*
tionskrankbeiten könne die Einricbtnnc: der Schnlitr^tp nicht von einschnei-
dender Wirkung sein, da die Schulürzte immer nur m relativ ^rofsen
Zwischenräumen die Schüler sehen konnten. Ganz besonders würden die
Schulärzte gegen die Tuberkulose wirken können. Die Verbreitung dieser
Krankheit anter den Scholkindem sei zwar gering. Doch trete sieher die
in der Sdinle erworbene Aneteeknng in vielen FftUen erst naeh der Schol-
xeit in Erscfaeinang, wenn acbwttchende Momente, lehwere Arbeit som
Beispiel, die Widerstandsloaft des EOrpers herabgesetzt haben. Es sei
nicht nnwahrscheüilieh, dafii manche Ansteckung der in der Pubertätszeit
an Tuberkulose Verstorbenen auf eine Schulinfektion zurückgeführt werden
mflssp. Deshalb sei das Fernhalten tuberkulöser Kinder, besonders aber
anch tuberkulöser Lehrer, die während des Spreche ns fortwährend mit
Xuberkelbaziilen beladene feine Speicheltröpfchen versprühten, von grofser
Wichtigkeit. Wesontlich würden die SchnlArzte dnrch hygienisch vorge-
bildete Lehrer anteratotit werden kennen. Es sei wflnaehenswert, daft
den Lehrern anf dem Semhiar and aof der Hocbschole hygienische Unter-
weisnng erteilt werde.
An der lebhaften Besprechung, die ^\rh an die Vorträge anschloCs,
beteilic^ten sich ScHHAKAMPF-DUsscMorf, I^niiNTRAOER-Düsseldorf, HocHE-
Hem Clingen, KiBDEL-Lübeck, OfiüBEOKE-Breslaa ond £ng£LBB£Cht-
Braun schweig.
Schalär£t]ieher Dienst in Bromberg. Über die schulärztliche
Untersnchnng der höheren Sinnesorgane in Bremberg berichtet der dortige
Schalant, Sanitittsrat Dr. AUGSTBDr, dei sogleich Aogenarzt Ist» folgendes:
Bromberg besitzt 16 stftdtische Schalen, die etwa 600Ü Kinder amfassen.
Seit fttnf Jahren hat Dr. Aüostein jede Schale zweimal im Jebre anf
nrannlo^^e ünter^ncht. — Seit Oktober v. J. ist er zugleich erster und zur-
zeit alleiniger Schular/t tur die 12 städtischen Volksschulen. Die vier
höheren städtischen Schulen: Realschule, höhere Töchterschule, Bürger-
schule und mittlere Töchterschule haben keinen Schularzt. Die beiden
königl. Gymnasien haben weder Schalarzt noch Granoloseontersnchong. —
Das Honorar ibr GranaloseonterBaehnng beträgt pro Schale and Jahr
40 Hark, also im gansen 640 Mark; ftr die schnlftrzffiche Tfttlgkett
500 Mark ffirs Jahr. Die Behandlung der an Orannlose krank gefandenen
Kinder in den 12 Volksschulen hatte Dr. AüOSTEIN bis vor zwei Jahren
ohne be«^ondere Besoldung übernommen. Seit zwei Jahren bezieht er als
ArmenaiiL'Püar/^t 200 Mark fürs Jahr. Da die granulosekranken Kinder
der \'oik>st liukn mit geringen Ausnahmen zur Arnieupraxis zn rechnen
smd, so ist in diesem Honorar zugleich ein Entgelt für diese Behandlung
Digitizixi by Google
197
63
gignben. Bei CMegeDheii d«r GranvlOMQiitemclniiig nad BOUtiger 9»-
liebtigaiignii der Tolksieinileii wird Jedes schledit sehende Kiod «efgefoidert,
sich tn melden ; alsdann erfolgt genaue Untersnchnng in der Sprechstande,
ebenso bei jeder ZnweisTing durch den Rektor der Schule. Schwerere Fr-
krankonpen können auf Änti-ag in die Privat-Augenklinik aufgenommen
werden, wie es auch bei anderen armen Augen kranken geschieht. Zu
diesem Zweck hat der ProYinziallandtag in dankenswertester Weise
6000 Haik pro Jahr zur Terfügang gestellt In den gans seltenen F&Ilen,
w> diese Mittel nicht snerekliteii. ist stets dar Hagistnt der 8Cidt Brom-
bog in aneAenneaswertester Weise eingetreten.
Bsim Schaleintritt findet nur eine allgemeine Üntersadning stiti» und
Sffsr durch die Armenärzte der Stadt.
Im Laufe des Jahres wird mindefjtens zweimal bei der Grannlos^
Botersuchung gefragt, wer über «schlechtes Sehen zu klagen habe.
Jedes Kind, das sicli meldet, wird in der Sprechstunde des Schularztes
(Angeaarzteä) untersucht; ebenso wird durch den Kektor jedes Kind dahin
gsidiiekt, bei don der Lehrer Yerdiebt auf nngenttgendes Sehvennögen hat
Brillen und Hedikiniente xahft, iro die Mittel fehlen, die Stadt
liader reicher Lente dnd in den Yolkssehnlen nicht Torbaaden.
Der Schularzt (Augenarzt] untersucht die Ohren bei jedon verdäch-
tigen Kinde, die Behandlung wird den ArmenJtr^ten zTipewiesen. Die An-
^telinng eines Spezialar/tes, die schon wegen der so häufig notwendigen
Operation der Kachenmandel dringend notwendig ist, wurde in Aussicht
gesommen. (Mitg. v. Dr. Augstein.)
SeliilarzlherielLt ans Bantzen fiber die Jahre 1901/03. Die
Bnidon der Sehnlgebiode fBhrte m einer Reibe von Beaastandnngen, die
iadis nnr Ton Ortücheni Interesse sind.
Die Untersuchung der Neulinge ergab folgendes:
1. Im Jahre 19G1 waren bei 480 nntersucbten Kindern 320 Aus-
ttdhiogen zu machen, d. h. 66%. Dnvon sind zu nennen : 101 mal Skro-
folose, 91 mal Rhachitis, 93 mal Sebsf h wache, 62 mal Schwerhörigkeit,
63 mal Wirbelsäulenverkrflmmnneen. f»()nia! horhcradige nintarmut.
2. Im Jahre 1902 wurden an 460 untersuchten Kindern 352 Aus-
rteSnngen gemacht, die 249 Schulkinder betrafen, d. h. 80 Vo Ansslel-
hsgeo, die sich der Hauptsache nach wie folgt yerteflen: 88 mal Skro-
fidose, 69 mal Rhadiitis, 74 mal Schschwäche, 45 mal Schwerhörigkeit,
42 mal ROckgratsverkrQmmungen, 38 mal Animie, 2 mal l^beikolose,
ämal Herzfehler, 27 mal Sprachstörungen usw.
3. Im Jahre 1903 vRirden 463 Kinder untersucht, mit 540 Aua-
fttlhiDgen (!) die 237 Kinder betrafen. Davon sind /n erwähnen: 186 mal
Skrofulöse, 65 mal Rhachitis, 85 mal Sebschwäche, 39 mal Schwerhörigkeit,
SOmal WirbelsäuleuTerkrtlmmungen, 46 mal Blutarmut, 1 mal Tuberkulose,
4 all Herzfehler nnd 12 mal Sprachstömngen.
(Mitg. von Schularzt Dr. Nbümauh.)
Stidtisehe SehvllKte in St. Gallen, Den gemeldeten Antrag des
stkdtischen Schulrates an die Schulgemeinde, ^m l. Mal 1904 an wenig-
stens zwei Schulärzte mit einem Minimalgehalte von je 1000 Fres per
Jahr aczusteUen, begleitet ein begrtlndeades Gutachten, dem hier das
5»
Digitized by Gopgle
54
198
"Wösentlicbste entnommen werden mag. Es betont zrinnehst die Verpflich-
tong der Schule, dalür zu soi pen, dafs die ihr aavertrauteo Kinder während
des Unterrichtes aa ihrem körperlichen und geistigen Wohlbefinden iiemen
Schaden leiden und verweiBt darauf, dafs mit dieser gesondheitspolizeilicben
Obsorge in Tiden StiUlteo des In- und Auslandes — so in der Schweii
in Zflrieb/ Lnzeni, Basel, Lansanne, Chanzdefonds, Loele, Genf — eigens
daflir besoldete Inte in ihrer NebentfttigMt betranft seien. Die ErfiiA-
ruigen, welche in an an den genannten Orten mit dieser Einrichtung machte,
sprechen fUr die VorzOge derselben. St. Gallen nahm diesbeztiglich bisher
eine abwartende Stellung ein and konnte dies, dn in den Bezirks- nnd
Gemciodescbnlbehörden Ärzte safscn. die sich der Obsorge für die körper-
liche Wohlfahrt der Schulkinder freiwillig-: unterzogen (Augen Untersuchungen
der in die ersten Kla&seu eintretenden Kinder, Untersuchungen der Gehör-
Bchirfe nnd des allgemeioen Kürpenustaodes, Aoswabl der Kinder ftr dis
Bpesialklaasen nnd Ferienkolonien). „Alldn*, führt das Gutachten wOrÜicih
fort, ,die wachsende Schfaenahl, die dnfeh dieselbe bedingte femelirte
Arbeit md das Bestreben, diese Uotersnchongen rc^elmafsig fortgesetzt zu
sehen, welch letzteres bei dem gegenwärtigen Modus nicht gewährleistet
ist — es ist ja nicht sicher, dafs die Gemeinde ?tetpfort Ärzte in den
Schnlrat wählen wird, oder wenn ja, dafs sich dieselben stets fttr diese
Arbeit finden lassen — haben in Verbindung mit einer Anregung ans
Kreisen der Bflrgerschaft den Schulrat nach reiflicher Beratung veranlag
Duiflii die Anstellnng von Schnlinten yorznscblageD*"
Fflr die bygifloische Überwachung der Schule im Sinne dieser neuen
Institution ist voilftafig folgendes Programm aufgestdlt worden:
a) Untersuchung sämtlicher neu in die Schule tretender Kinder nut
Bezug auf ihren Gesundheitszustand. Die Untersuchung der Augen
und Ohren hat eine eingehende zu sein, während sich die übrige
Untersuchung auf eine ullt^emeine Beurteilung des Kürperzustandes
zu beschränken bat. Von alliällig kuustatierten Gebrechen soll
den EHem Hitteilaog gemaebt werden.
b) Untefsncihung der Kinder beim Verlassen der Ptrimaiscfaule, um lu
konstatoen, wie sidi bersita b«m Sdinleintritt Yodiandene Ge-
brechen gelindert» oder ob während der Scholzeit neue entstanden
sind.
c) Kontrolle der Kinder wie der hygienischen Verliftltnisse in den
Schullokalen während des Unterrichtes.
d) VorbeuguugsmalsregelQ gegen die Ausbreitung ansteckender Krank>
heilen.
e) Teihiahnie an der AuswuU der Kinder Ar die Klassen der Sckwudi-
begabten und der Ferienkolonien.
f ) Yeranstaltnng von Vortragen, welehe daa Gebiet der l^gieue be-
schlagen, fttr die liehrefwhaft.
* Diese Acf^abe stimmt für Zürich, nicht. Hier vereieht vorderhand auB-
schliefslicb der AssiBteot des StadtsrstM die Funktionen eine» Sohulantet.
(Anm. d. üed.)
Digitized by Google
199
65
g) * Begnteditaiig der Pllne fta nem Scbolhaiisbiiitflii oder nmiiMBeiide
Renovation schon Torbandener.
h) R^elmärsige Inspektionen der Schnlliäaser.
i) Mitwirkung bei Aufstelluncr <^er Stnndenplttne,
k) Berichterstattung an den Schulrat.
Die neoen Scbalärzte würden auf Beginn des Schuljahres 1904/05
ibre Wirksamkeit za beginnen haben. Eine vom Schulrat zu bestellende
MhaDmieiiiidie Eomndssioii irtirde dM Bindeglied iwiaeheo ieneni «ad dm
Sdidlnten. Das Gvtacbtea beoierkt noch: „Yon einer Itebaodlimg er-
kraskter Sdndkiiider dorch den Scbnlarzt von amtswegen haben wir ana*
ditcklich Umgang genommen, da es nicht Sache der Schale sein kann, anf
diesem Wege eine Art unfntfreltlirhe Krankenpflege einznfflhren. Ks w(5rde
dieselbe den für die Autgabe der Schule bestimmtrn Uaiimeü weit über-
schreiten und sie ihren eigentlichen Aufgaben euttremUen, abgesehen davon,
dais ihre finanzielle Tragweite eine sehr bedentnngsvoUe sein wOrde."
Oer wohlbegrüodete Antrag des Schnlrates ist lebhaft za begrtUsen.
Die aene In8titnti(ni irfrd berufen aein, segensreieh an wirken.
M Betdiatos bwondeNr Antuinw flr die Mulinte
aaeb einer Mitteilung der Tagesblätter, in Berliner Ärztekreisen an-
geregt worden. Gegenwärtig sind in den Schalen Berlins solche Amts-
nmmer noch nicht vorhanden. Soll die ärztliche Untersuchung der Schul-
kinder im Schulhause selber ausgeführt werden, so mufs das in der Aula,
im Konferenz- oder Lehrerzimmer oder auch in einem gewölmlichen Klassen-
zinuner geschehen. Manche der Schulärzte glauben, damit auäkummen zu
kteaen. Andere finden, daJk daa an Hilntftaden fflbrt, und aieben es
iaher vor, die an nnteraocbenden Kinder mit den EUern nach tbrer Prl? at-
vohnong za beatdien. £a bat sieh aber ergeben, daß anch daa flir den
Arzt wie ftlr die Eltern nicht frei von Unbequemlichkeiten iat. Überdies
ist die Befürchtung aufgetaucht, dafs bei dem Verfahren, die Schulkinder
io die Wohnun? rn bestellen, dem Sehtihrzte anrh nor}i mancher andere
Patient aus den Familien der uiitcrsuchten Kinder zugetührt werden könnte.
h Charlottenburg sind die Schulärzte angewiesen, die Kinder nur im
Sdaulbaose za antersucben. Allerdings stehen den Charlottenborger Schal-
inten in den Scibnigebinden die beaonderen Anitazimmer aar Verfflgang,
^ ven einem Teile der Irstesebaft nnn anch fttr Berlhi ala wttnsehena-
vert bezeiehnet werden, weil die Untersuchnag der Sinder aieh in Bolchen
BiSBien leichter and besser ansführen lasse.
Scbnlarztstelle in Wilmersdorf bei Berlin. Von der Gemeinde-
vertretung sind 2000 Mark tiir Schularztzwecke in den Etat eingestellt
WOTdeo. Zum Schularzt wurde Dr. Ebekt ernannt.
Scbuliirzte iii Maine. Die etwa 8500 Kinder züblende Volksschule
ia Haina ist in zehn Bezirke eingeteilt, üDr welche ftnf Schalärzte, die
lafar Mitberatnng dea Kreiaaratea nnd dreier Ärzte des Stadtverordneten-
koOeginms atehen, ernannt worden aind.
Ein aof die schulärztliche Fürsorge bezfiglicber Beaehlnb dea 8ehnl-
nmtandes vom Juni 1903 lautet folgendermafscn:
i. Kurzsichtige Kinder erhalten Brillen aos städtischen Mitteln, wenn
die Eltern aolserstand hierzu sind.
Digitized by Google
C6
200
2. Ist Gefahr im Verzuge für die Gesundheit des Kindes uüd weigern
sich die Eltern einen Arzt zu Rate zu zieheiii ao ist Bencht an
den ibcbulvorstand einzasenden.
3. Die Aaswahl der FerienkolonisteD erfolgt durch den Schnlant
(Mitget joa FhhiIPP Kbel, Obarlebrer.)
Die Autelliig besoBdtwr SAilaigrainto.^ In der »Jtowafcw*r.
f, 80». Mediäin.'*. (Nr. 3) referiert Haeseleu tiber die Yenammlnn der
hygienischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft vom 26. Apri] 1 903,
in welcher Prof. H. Cohn an Hand des ersten „Jahresberichtes tiber den
schulärztlichen Überwachungsdienst in den Volksschalen zu Breslau für das
Schuljalir 1901, herausgegeben von Stadtarzt Dr. Oebbecke** die An-
stellung besonderer Schulaugenärzte eingehend zu begründen suchte.
Die AetiteUangen Gomit belieben deb t«ili auf das geflbte YerfdirBn,
teils auf flinzebie UnndlngUcbkdtea der AasfnhnugibeBtiiBminigea (Dienst-
anweianng, Anfikahmenntanadiiuigsbogen, SWgebogen an die Elten, Übei^
nadmagibogen, Bericbterstattong).
Für eine gründliche Augendiagnose gelegentlich der Aufnahmennter-
suctmng gehuren nach Cohn allein 10 — 11-^ IVIinnten. Gerade die Iletrak-
tionsbestiiiimuDKon, auf welche der gröfste Akzent zu legen ist, eriordern
viel Zeit und Übung und las&en sich überhaupt olme Augenspiegel und
Brillenkasten nicht aosfdhren. Im Bericht war ans anormaler Sehleistnng
aal Kyopie gescUosaen. Will man sich anf UnterandioDg der Sehachliii»
beschränken, so genügt die leicht und schnell ansnifthrende Prafnng mittsb
CiOHNs „Hakentifelchen*'. Dann sollte aber auch die FrageetsDong im
Anfnahmebogen nicht lauten: „ kurzsichtig, schwachsichtig etc.", sondera
.normale Sehleistung oder nicht FCbenso wire im Fragebogen an die
Kltem nur zu fragen: Sieht das Kind schlecht?
Eine Daner von in der Regel 10 Minuten tdr die moiiaüichen Klassen-
beäuche während des Unterrichta ist bei weitem zu gering, um äicb tiber
Haltung, Seh- and GebOFrtAnmgen, Lafttieachaffenbeit, Temperator, Qoalitlt
des InTentars, der Idcbtvefbinge, der Sabseiliea and der FiataheUigittit
orientieren zn kOnuen. In dem wrUegendea nunmarischen Berieht be-
mftngelt Cohn auch das Fehlen von zwei wichtigen Abteilungen in der
alphabetischen Klassifikation- t'hersichtigkeit und Astigmatismns. Von der
Art und H:iutiL,keit der Ausführung der RevisioD der Raumwinkel- und
PhotoinetcTMiüssiinLri'ii, <lor Lieht- und Temperaturtit Stimmungen, der Buch-
druck- und der SubseilieBpnilung ist Vortragender gleichfalls nicht be-
friedigt Sein Resum^ geht deshalb dahin, dals es den allgemeinen
flchnlAntea
1. an der nötigen bedentenden Zeit,
2. an den nötigen Instrumenten,
3. an der Übung im Augenspiegeln
fehlt, und sich deshalb die Anstellung besonderer Schulaugenärzte enq»felikt
über deren spezielle Tätigkeit sirh Cohn eiagehender verbreitet.
In der anschliefsenden Diskus-ion \vi]r:!c von einigen Schulärzten be-
aonders in prinzipieller Hinsicht daiaui hmgewieäeu, daiä das praktische
* 8. dim MUOtrift, 1903, 8. 881.
Digitized by Google
101
67
Ziel des srhul hygienische q YerwaltuiiKsdienstes zu allervörderst in der
Feststellnng eioer Erkrankung oder einer krankhaften Anlage b^teht,
Dichi aber in der Aafstellong einer wisseiuchafLlichen Statistik. Beschränkt
ach der Schularzt, i. e. der allgemetaiea Praktiker, auf Prüfung der Seh-
fdiiife» die, wie Oomr adbst zugibt, fttr fba leicht aufBhriMur iat, lo liat
aft Bekmitgelie des Beeoltiti an die Elteni die Selnile ilmr pniflqrlak-
tiMfaen Aufgabe genflgt. Dann mag auf Veranlassung der ADgehOrigm der
Hausarzt oder Spezialist Refraktion etc. behufs Brillenbestimmung ein*
gebeodst nntersuchen, mit Zahilfenahme seines Instrumentarinmi und dee
aOAigea Zeitaufwandes gegen entsprecheDile Gecrenleistung.
Die Beherrschung der Untersucbungsmethoden für die oben ange-
fi]iirten schuUi^gieniäclieu Prliiungsobjekte wird der Praktiker leicht er-
«criwi klftaneD. Um eine lidiere Gaiaatle für vravtroUe, eimraadsfreie
ÜBtaaudiangeB Miteaa der deefgafertea SdiuUnte m Iiabea, ]^Onaten ja
ibeidies die nBa(«gel»endeD Behörden eines entspreebendca <3^alifitaitioaB«
ncbweiB vom Bewerber veriaagea.
fitttarifd^e ^efpredfungen.
Dr A Spifss Die Tätigkeit der stÄdtisehen Schnlärate zu Pranlt-
fuH a, M. im Kechnun/ETsjahr 1902/03. S.-A Bd. XLVI der
Jahresberichte über das Medizinal wesen usw. der Stadt Frankfurt a. M.
im Berichtsjahre (1. April 1902 bis 31. März 1903) waren 14 Schul-
ärzte in 34 Schulen mit rund 24850 Kindern tätig. Der Bericht hebt
das gute Yerhaltoit der Sdiollrste zu den Belrtonm und Lehrern, sowie
das bd den Eltern immer wachsende VentAadais flir die Schnlant^
Mebtnag herfor, welebem nur wenige Klagen (bei Anaeinandersetzungen
te naagelnde BeinHehkdt der Kinder) gegenflbersteben. Aneh das Yer*
llilDis zu den Hausärzten war stets ungetrübt.
Eine Besserung der Haltnnfr der Schüler wird erwühnt, welfhe zum
Teil der Einführung des „ Adlerbücherhalters zum anderen Teil einer
oenen Verfügung der SchuldeputiUion über die Haltung beim Schreiben und
Lesen zugeschrieben wird.
Die Entn&teranehnagen wurden nunmehr abwdehend Tom frnheren
Odninch ao Torgenommen, dab in dea ersten Tagea nach Aufnahme nur
eine allgemeine Besichtigung erfolgte, während die genauere Uatersnchnng
ÄusffllluDg der Gesandheitsscheine im Laufe der beiden ersten Monate
des Scnu sten, die Prflfung der Sinnesorgane gegen Ende des Semesters
stau hatte.
Znr Erstuntersuchung kamen .HT08 Kinder, von welchen nur bei 8!
(1901 bei 14, 1900 bei 26) Kindern die schulärztliche Untersuchung
Weigert nnd durch hausarstUehe ersetit wurde.
Die KoaatitationssenBnr «gut« wurde 86,9 Ve der Khider (39,2 Ve
Digiiizixi by CüOgle
58
202
der Knaben, 34,77* derMftdcfaeD), die Z^r »mittel« 57,27o (55,6%
EnabeD, 68,7% Uldfili«i)» die Zeonr „MiUeefat* 5,9% (5,2*/« Kntben,
6,6% Midehen) eiCeat
Die Dnrcbschnittsgröfse der anfgeDOmmeneD Xisder war 112,6 cm^
sowohl bei Knaben als bei Mädchon.
Das Durchschnittsgewicbt betrug 20,2 kg bei den Knaben, 20,1 kg
bei den Mädchen.
Zur ÜberwacliUüg iu bezog auf Ünlektionskrankbeiten war wenig Vef»
aataasang, da mit Aonalmie von Maseni keine InfekUnnakimMieit iCiifeer
auftrat.
Dagegen wird sehr stark Aber die Ungezieferplage geklagt In einer
Scfaole wnrden 50°/o der nenanfgenommenen Mflddien bei der Entonter»
sacbnnpr mit Ungeziefer behaftet auf^efimden.
Die Beaut?.uug der Bchnlbäder liefs in einigen Schulen zu wünschen flbrig.
Die Schulärzte beschäftigten sieb/ in gemeinschaftlichen Besprechungen
mit dem Stadtarzt, namentlich mit der Frage des Verhaltens gegenflber
tnberknlOsen Kindern, mit der Fdrderang der Benntsong der Bebnlfaldery
sowie mit der Unterweisuig der sns der Schule anstrelendeD Knaben in
der ersten Hflfeleistnng bei Unütilen. In einer Schule irnrde ein koner
Ünterrichtsknrsns darüber vom Schnlarzt gehalten ,
Die Alkoholfrage fand ebenfalls Br liandluDg ; ein greifbares Resultat,
ein ^vie errofser Teil der Kinder an r» m Imäfsigen Alkobolcennfs gewöimt
ist, wurde mclit erhalten. Dr. A. i:.EANK£2{üüüaEü-iSüruberg.
Dr. Paul Bloch. Zir<i JaJm Sehnlant ii Balili«r. Deotsche
Gemeinde-Zeitnng, 1903, Nr. 51.
Zur Widerlegung eines von Dr. DuifSTRET in gleicher Zeitschrift,
Nr. 43/44, ersrbienencn Artikels: „Ein Jahr Schnlarzt in Bathcnow",
worin die Ansicht vertreten ist, dafs in Mittelstädten regelmälsige schul-
ärztliche Untersuchungen nicht nötig, soudern flberflflssig, und nur auf
Wunsch der Scbulbebörden, Lehrer oder Eltern oder bei Epidemien ans-
soilUiren seien, vertritt Yerf. auf Grand semer Wahmehmnngen nnd sefanl*
Intlichen Untersoehnngen mit Hecht den Standponkt, da& nur durch regel-
mäfsige Untersnchongen ein erspriefslicbes Ergebnis der schulärztlicher
Tätigkeit zu erwarten ist, und 7n diesem Behufe regelmäCsige Besuche allen
S^c hiilklassen und banfieere reiri Imäfsige Sprechstunden zur Vorfübnmg
kranker oder krankheiUverdaciitiger Schüler stattfinden müssen.
Die Einzelheiten des Aufsatzes decken äicli mit den heute allseitig
gemaehten Eriahnmgen nnd anfgesteUten Grandsätsen. Eiaielne Beispiele
belegen den Nntsen reselmäblger sebnlintlieher Untersnehnng. Den
Anfang hQden die ziffemmafsi^ Ergebnisse der üntecMMibung und Beob-
achtung von 1744 Ratiborer Volksschnlknaben (ftUr die Mädchen [1496}
ist ein zweiter Schnlarzt angestellt). Dr. A. FAANKSNBUBGfiB-Iifttnibeig.
Dr. F&. CuMTz. Oesami bericht über die Tätigkeit der Sehnlilrite
im Jabre 1902/03. Wiesbaden, JuU 1U03.
Es waren seehs Scbolärste tätig, deren Wbken sieh im bekannten
vorgeschriebenen Rahmen bewegte. In ihren gemeinsamen Konferenzen
Digitized by Google
203
bcgatachteten die Scbniftrzte die Einfühning von Gesirndheitstafeln, welche
in allen Klassen, Turnsälen usw. aufgehängt wurden. Ein MuäLer ist dem
Bmcht beigedruckt Femer wurde die VerLeilung der Schritt: „Wie
eiUit HMD sieh . gesnnd mid orb^tsfUiig?* tpd Prof. Kaxoji mid
Dr. SGHBLLBRBmo an die AUtaxienten der stftdtisdieii Seliideii begnt-
achtet. Dagegen erschien die Yerfeiltnig der vorgeschlagenen Broschttren
Aber die Gefahren des Alkohols wegen des filr Kinder unvcfstiUidUehen
lahaltes und der übertriebenen Abbildungen ungeeignet.
Die Teilnahme an den Schnlbädern seitens der Kinder schwankt
zwischen 37,0% (Mädchenschule) und 77,8% (gemischte Schule). Es
wird gehofft, daCs mit der jetzt angeregten Einftthrong von Einzekellen-
bidem eine zahlreichere Benutzung erreicht werde.
Ten ansteckenden Efioankimgen traten Maseni nnd SchaHadi in fer^
niffter ZaU anf.
Die Aufnahmeuntersuchniigen erstreckten sich auf 1401 Kinder
(416 der Mittelschulen, 985 der Volksschulen). Nur ganz Tereinselt
waren Kinder dnrch haasftrzUicbe Zeugnisse Ton der Dntersacfaong in der
Schule befreit.
Bei der Untersucliung der Gesamtkonstitntion wurden gefunden:
Mittelschulen Volksschulen
gate: 46,47o 88,77©
(ASfi Knaben, 48,6 Hadeben) (36,4 Enabni» 40,7 mdohen)
mUM: 51,2% 55J7o
(54,a Knaben, 48J MAdehen) (59,8 Knaben, 52,1 Hftdehen)
Kklscbte: 2,4% 5,6 7o
(2,1 Knaben, 2,6 Mädchen) (3,8 Knaben, 7,2 Madchen).
Die Zahlen der ermittelten Erkrankongsformen betrugen 42,3 und
76 Vo (81,3 Kaaben, 71,1 Mädchen).
Unter den Erkrankungen stehen voran Blutarmut, Skrofulöse und
Shadntis.
In dcB Spreebstvnden betrug bei einer SebflleRahl Ton 2210 Hittel->
schal- und 6759 Volksschulkindem die Zahl der vorgeführten Ertarankungai
3,1 bezw. 6,9%. Unter besonderer ärztlicher Überwachung standen 4Vo
der Kinrier, Sämtlirhe Krtrehni^sc der A7ifn;ihTne- wie der Nachnnter-
sochungen des dritten und fünften Jahrganges sind in Tabellen zusammen'
gebellt
Aniser der schon erwähnten Gesundbeitätafel findet sich im Anhang
Boch- das Schema der Mitteilung an die Angehörigen bei der Schul-
MÜanong sehwfteldicber Kinder, welches in eopf^lenswerter Weise lieineii
Bst Uber die Berdhwahl ert^t, sondern' nur unter Mitteiinng des Ge^
»dhtitsliBfalfin snr Elnhohmg toClichen Rates auffordert.
Dr. A. FsAffiOENBUBOVi-Nflnibeig.
Digiiizixi by CüOgle
60
204
DUti^iitiiittnBtn für ;d(^ttlär}tt.
IMftiftanwelsnig filr die SehnUlnte der Stadt Miiu.
(Genehmigt durah BescUafe der StadtverordnetenTeiMaindogg vem
11. Mftrz 1903.)
§ 1. Die von der Stadt M ainx dir die Tolksscbnlen emeniten Sdmlinte
eoUen die Berater des Schulvorstandes und der Lehrer in allen die
Gesondheitspflege der ScbOler ionerbalh des SchiUbetnebes betreffeodeB
Fragen sein.
Ihre regelmftfeige Tätigkeit erstreckt sich auf die hygienischen Ver-
hältnisse des Schulhauses, die Feststellung und Überwachung des Gesund-
heitszustandes der Schulkinder und die Begutachtung der in Gebrauch be-
findliehen Lehrmittel in Beziehung aaf Ihre sanitäre ZolAssigkeit.
Anfserdem sind sie verpflichtet, besondere Begntaehtnngen, die ihaeo
von Grofeh. Bürgermeisterei oder dem Scholvorstand Aber Fragen ans den
Gebiete der Schulgesundheitslehre Übertragen werden, zu erledigoi.
§ Die Schulärzte sind verpflichtet, sich mit dem Bau und der
inneren Kinnchtung des ihrer Überwachung ül ertragenen Schnlhanses genaa
vertraut zu macheu, also mit fler I.a^e, der <Trüfse, dem Hainninhalt, der
Belichtung, Heizung, Luttuüg uud Keuihaltung der einzeluen Klassenzimmer;
mit der Verteilung der Terscbiedenon Altersklassen iuneriudb des Schal-
banaes, mit der ZaU der Schiller in den einaebien Klassen, der Gröfin der
Bodenflftehe und des Lnftravms filr die einzelnen Scbttter nnd die ver-
schieden ri VltersUassen; mit der Beschaffenheit der Snbsellien nnd ihrer
richtigen Verteilung; mit dem Znstande der Gänge und Treppenhäuser,
der Turnhallen, der Schulbäder, der Wascheinrichtungen, der Trinkwasser-
versorgung, der üeizungs- and Lüftungsanlagen, dem Scbolhofe und den
Abortanlap:en.
Gemeinsam mit dem zuständigen Oberlehrei- (Liaaptlehrer) und dem
stidtiscben Banamt beben sie darüber an wachen, dafii die saaitlren Ela-
ricbtnngen des Schnihansea ordnongsgemfils instand gehalten nnd iweck-
entsprechend benutzt werden.
Gemeinsam mit dem Oberlehrer (Hauptlehrer) und den Klassenlehrera
haben die Schulärzte darauf tu achten, da(s die Slcholsftle nnd alle Kdbea-
rftome vorschriftsmärsig gereinigt werden.
An der alljährlich durch das städtische iiauamt stattfindenden Be*
sichtigung der Schul häuser haben die Schulärzte teilzunehmen nnd hierbei
etwaige Vorschläge Uber baaliche Änderungen vorzubringen und an be-
gründen.
§ 3. Mindestens einmal in jedem SchnQahre ist der körperliche SSn-
irtand aller Schulkinder zu untersuchen, deijenige der neu Eingetretenen
möglichst bald nach Beginn des Schn^ahres, nnd der Befund in eine Zähl-
karte einzutragen.
Digitizod by GoOgle
205
61
Durch die Untersuchung soll festgestellt werden, welche ursächlicheu
Momente für gefundene Erkrankungen der Kinder in Betracht kommen,
and welche Mafäoabmeji seitens der Schule im Interesse des erkraukteo
Kind« od«r sdiMr Mitschfller getroffon weriflB loUeii (TeQnthiM aa Ferien-
kdoiioi, SollMdlnir, warmem FrUbBtOck, Kinderiiort; Wahl das geelgiielen
Scbidplataaa, Befreinng lon einzelnen UDtenicbtafitehani; Benachriditigiiiig
der Eltern Ober die gefundene Krankheit; dauernde ärztliche Überwadmng,
Empfehlting ärztlicher oder spezialärztlicber BehandloDg, AafdeckoDg Ton
Ansteckungsgefahr, geworblicho Kinderarbeit).
Die Untersuch angen ünden in Gegenwart des Lehrers, bei M&dchen
in Gegenwart einer Lehrerin statt.
Die Zählkarten aind in den betreffenden Klauen in einem dauerhaften
OnucUag aobnbewahren und bleiben, solange sie nicht ton dem Sehiü*
vofslsnd oder dem Schnlant eingeloidert werdaa, ia der Sdnde.
Bei dem Übertritt eines Kindes itt eine andere städtische Volksschule
wird die Zählkarte dem zuständigen Oberlehrer (HanpUalirer] flbersandt»
bei dem Austritt aus der Schule dem Schnlvorstand.
§ 4. Alle 14 Tage hält der Schularzt in jedem der ihm über-
trSfCDen Schulbezirke Sprechstunden ab; in der einen Woche soll die
Knabenschule, in der juacbstlolgenden die Mädchenschule besucht werden.
Tag und Stunde sind mit dem zuständigen Oberlehrer (Hanptlehrer) zu
Tviteeta. WUnaebt der Arrt an einem anderen als dem Terahredeten
Tage die Sebnle m beeocben, so ist das mindestens drei Tage vorher dem
Oberlehrer (Hauptlehrer) mitzuteilen.
In der Sprechstunde sind dem Schularzt diejenigen Kinder zur Unter-
socbnng vorzustellen, deren körperlicher oder c»eistiger Zustand bei den
Lehrern Bedenken erregt, aufserdem diejenigen Kinder, die der Arzt als
der zeitweiligen oder dauernden Übt rwacliung bedürftig bezeichnet hat.
Um die Zuführung der Kinder zu sichern, lä(st der zust&udige Ober-
Mnr (Haoptlehrer) am Tag vor der intUcben Sprecbstaude in sSmtlidien
Usmeo einen Lan&ettel nmgehen, in welchem die Lehrer bemerken, ob
und welche Kinder der ärztlichen Untersuchung bedürfen.
§ 5. Bei Unglflcksfällen in der Schule ist der Schularzt verpflichtet»
die erste Hilfe zu leisten, dagegen ist forthnfende är/.tliclic llehandlung
erkrankter Schulkinder nicht Sache des Schularztes. Erscheint eine solche
fortlaufende ärztliche Behandlung notwendig, so sind die Eltern hiervon zu
benachrichtigen; die Wahl des Arztes bleibt ihnen überlassen. In geeigneten
Fallen wird die Benachrichtnng der Eltern durch gedruckte Mitteilungen
sifdgen. Die Znsendnng der Mitteilung an die Eltern erfolgt doreh den
mttndigen Oberlehrer (Haoptlehrer).
§ 6. Die Schulärzte haben im Einvernehmen mit dem zuständigen
Oberlehrer (Haoptlehrer) die einzelnen Klassen auch während der Unter-
richtsstunden zu besuchen, und zwar zu Terschiedenen Tageszeiten, dureh-
«dinutlirh jede Klasse zweimal in jedem Halbjahr. Hierbei hat sich der
Schular/t von dem Zustand des Schulsaales, der Handhabung der Heizung
ssd Ltiftungj der Verteilung der Sitzplätze, der Körperhaltung, der Kein-
Idünit and dem Aussehen der Kinder sn oberzeagen. Bd besonderen,
n wiMtiger Besprecihnng geeigneten Beohariitnngen wird der Lehrer vm
Digitized by Google
62
S06
Anskonft ersucht nnd auf Verlangen demselben eine solche erteilt; er-
scheinen einzelne Kmder einer genaueren Untersnchnng bedürftig, so ist
sie in der nächsten ärztlichen Spreolistiiiule vorzunehmen.
§ 7. Sobald ansteckende KranklieiLeu unter den Schulkindern auf-
treten, haben die SebnUnte tnf die Mafenahmen gegen Wdteryerbreitnng
dendben ihre iyoftoerksainhdt m richten «nd sich in diesem Zwceice mit
Qro&h. EreisgesuDdheitsamt ios Benehmen m setzen; erfordeElidieniallB
sind die alArker betroffonen Klaessn in kaaam Zwiachenrtnmen in be-
sichtigen.
§ 8. Durch den Schalvorstand kann der Schularzt beauftragt werden
zn begutachten:
1. ob Schnlversäumnis eines Kindes gerechtfertigt ist oder ob nach*
gesuchte Befreiung von einem oder mehreren Unterrichtsgegen-
stftnden Tom inUichen Standpunkt ans geboten eraeheint; beides,
wenn kmn gentgendea SnOiches Zengnia beigebtmcfat wird,
2. ob ein Kind in die Schule für Schwachbefähigte zn versetzen ist,
§ 9. Die Schnl&rzte haben allmonatlich mit Ausnahme der Herbat-
Tinrl Osterfericn eine jjoTDPincame Besprechung abzuhalten, in denen «=i"e
über ihre Tätigkeit berichten, ihre Erfahrungen gegenseitig austauschea
nnd die Vorschläge, welche zur Förderung der Gesundheitspflege in der
Schule gemacht werden sollen, zur Erörterung bringen. Den Vorsitz führt
der BflrgermeiBter oder der Ton ihm ernannte Stdlvertreter; Kjnladmigen
m den Sitzongen erhalten regehnftlsig nnd haben beratende Stimme: Ver*
treter des Schalvorstandea nnd das Kreisgeanndheitsamt.
§ 10. Ober aUe üntersuchnngen und Begutachtungen, sowie Ol>er
die gemeinsamen Besprechungen haben die Schulärzte Tagebuch zn führen
nnd bis zum lf> Mai jeden Jahres Ober das abgelauiene Schii^ahr der
Bürgermeisterei schnttlichen Bericht zu erstatten.
In» übrigen wird grofser Wert darauf gelegt, dafs die Schulärzte die
zuständigen Oberlehrer (üauptlehrer) und Klassenlehrer über ihre Wahr«
nehnnugen nnd Vorschlage mOgliehst eingdieiid nnterrichten; es stellt iluien
jedoch nicht das Recht in, den Lehren oder Schnldienem aelbetiadige
Anweisungen zn erteilen, vielmehr haben sie alle Anträge, die über die
FVrsorge fbr ein erkraidrtea Kind hinansgehen, an den ScholToretand m
richten.
Das Tagebuch der Schulärzte und das Protokollbuch der j^cTneni^amen
Besprechungen ist Eigentum der Stadt und geht im Falle des Kücktritta
eines Schularztes auf dessen Nachfolger über.
§ 11. Die Schulärzte sind verpflichtet, sich gegenseitig ohne Yer^
gfttnng zn vertreten.
Will ein Schularzt anfkerhalb der Schnlferien Iflnger als eine Woche
die Stadt verlassen, so hat er hiervon mindestens acht Tage vor seinem
Weggang der Bürgermeisterei Mitteilung zu machen. Das Gleiche hat zn
geschehen, wenn ein Schularzt auf längere Zeit dorcb Kranlüieit verliindert
wird, seinen Dienst zu versehen.
Die VertreiuDg eines abwesenden oder erkrankten Scbulaiztes soll von
den übrigen Schulärzteu übernommen werden.
§ 12. Die Stadtverordneten' Versammlung ernennt naeh Anhörung des
Digitized by Google
i07
68
Scfaolforetandes nnd des SchidaiuaGhiiaBes ftr je swei zDMnuneiigehOrige
fidinlbezirke einen Schnlarzt auf die Dauer von drei Jahren; Wiederwahl
ist zaisssig. Der Stadt und den Schulärzten steht das fiecht fiertd-
jUiriicher Kflndignng zu.
§ 1 3. Die Schnlärzte erhalten für ihre Tätigkeit eine Vergütung von
j&iuljch 800 Mark, zahlbar postnumerando in vierteljfthrUchen TeUbetrfigea.
Mainz, den 20. Mftrz 1903.
Grolhh. Bflfgermeisterei :
jDr. Gassnbb, Oberbfligemeister.
Dieastanweisiuig für den SeJuilant der Stadt Meeruie.
(Mitgeteflt Tom Stadtnt von Meerane.)
§ 1. In InteresBe der Ocsundheit der die Ideeigen Yolkssebiden be-
enelMiiden Kinder wird vom Stadtnt m Meerane nach gntaebtUeheni Qe-
bflie des Schulaiuschnsses ein Schularzt angeetellt.
Die Anstellnngsverhältnisse und die Funktionen dee Schularztes werden
durch die nachfolgenden Vorschriften geregelt,
§ 2. Der Sdinlnrzt wird vom Stadtrat gewählt und Terpflicbtet.
Seine AnstellimEr gescliieht anf nnbestimmte Zeit unter Vorbehalt einer
halbj&hrigen, beiden Teüen fieiätebeüdeu Klindigung.
§ 3. Für seine Mttbewaltaogen eibtlt der ScbnJant ein von den
ittdtlsehen Körperschaft«! festsasteUeDdes jihiliciies Honorar. Das Honorar
ist in halbjährlichen Nachzahlungen Yon der Stadthanptkasse m erbeben;
«I betrSgt bis auf weiteres 200 Mark*
§ 4. Der Schularzt führt — unbeschadet der dem Köniplichen
Beiirksarzt zustehenden Schnll^giene — die ärztliche Aolsicht ttber die
hiesigen Volksschulen.
§ 5. Die ärztliche Aufsicht umfafet folgende Verpflichtungen:
1. Die Baulichkeiten und Einrichtungen der Schulen sind in halb-
jlfarlicberWiederkelir nnter Beobachtong von § 17 letster Absats
der Seboloidnnoff an nntersachen.
2. Der GesundheÜanistand der in die Schulen nen eintretenden
Kinder ist innerhalb der ersten sechs Monate vom Eintritt an
unter BerUcksichtiprnnp der vom Lehrer jyemarhten Wahrnehmungen
daraufhin zu prüfen, ob die körperliche oder geistige Beschaffen-
heit eine besondere BerUcksirbtigung beim Unterricht erfordert.
3. Die bei der ersten Untersuchung nicht uurinal gesund befundenen
Kinder sind von Zeit zn Zeit, spätestens naeh einem Jaloo, er-
nent zn untersuchen.
4. Über das ErgdMs der Untersnebongen in 1 — 8 ist dem Sebol*
aiisschtifs zu berichten.
5. Auf Antrag des Schulleiters oder der Schalbehörden hat der
Schularzt auch einzelne Schnliunder zn nntersachen* Dies liat
insbesondere zn geschehen:
Digitized by Google
64
208
a) ntrFeststflUiiog aostedEonder <Nler dcdemgaider Kn^^
I) wenn e« rieh um Befreiungen Tom Untonieht Air Hagere
ZMt handelt;
c) bei Überschrtituncrcn des ZOchtignngsrechtes ;
d) zur Prüfung der niclit durch ärztliches Zeupis bolpcrten un-
glaubhaften Entschuldigungen Ton SchulTersäumnissen wegen
Krankheit.
§ 6. Der Schalarzt ist veipflichtet, aaf Antrag des Sdinlleiters, ein^
Lebrers oder einer Lehrerin eimeben Schidkindem hei UnftUen oder
plOtsUch auftretenden ernsten Eifcranknngen die erste Hüleldsfeang an ge-
wihren«
§ 7. Auf Verlangen hat sich der Schalarzt Aber SchQ]g!etandheit8-
fragcn den Schalbehördm gutachtlich zu jlnfsern.
§ 8. Alle mit der Schule nnd ihren Einrichtniipen in Zusammenhang
stehenden hvLnenischen Bestrebungen hat der Schularzt zu verfolgen ond
durch Stellung entsprechender Antiage zu fördern.
§ 9. Der Sdnlant hat das BecM, Wünsche, Antrilge ond Be-
schwerden bei den BchnlbehOrden ond den Schntleitem aaxnbringea. Der
selbständigen Anweisung an die Direktoren nnd Lehrer, sowie an die Be-
diensteten der Schule soll sich der Scholanst enthalten.
§ 10. Die bei Aastthang schulärztlicher Praxis notwendig werdenden
Zeugnisse sind ?om Schularzt unentgeltlich auszustellen.
§ 11. Im Falle der Verhinderung hat der Schularzt ftlr Vertretang
zu sorgen. Dauert die Vertretung länger als 14 Tage (die Schulferien
aosgenommen), so ist der Vertreter dem Stadtrat anzuzeigen.
Meerane, den 24. NoTember 1903.
Der Stadtrat
L. 8. (gel.) Dr. KtLS.
Digilized by Google
Jfitfdtrifl fit Sd|til$(fitii)il|(itiqi|leiie.
IVH. Jahrgang. 1904. No. 4
•vijliftaiali^ftft^iiiiiieii«
Die Dentsdie Städteftnsstellnnir in Dresden 1903
and die Schuliiygiene.
Von
Hermann G&AüfNi:.ji-DreädejD.
1. SehnlgebSnde.
Wer sich auch nur ganz flüchtig einen Überblick Aber den
limitigen EntwieklnngsBtand des deutschen Städteweeens anf der
Aasstellnng in Dresden yerschafift bat, dem iai offenbar geworden,
d&(8 der knltmelle FoHschritt in nnseren Tagen Tor allem naoh der
bygieniaehen Soiie bin eifblgi Besonders deniliöh aeigto diea die
AUnlnng Schulwesen, in welcher die Sohnlgesondheitspflege eine
bflsonden hervoiragende Bolle spielte. Zablieiehe dentsehe Städte
laben an denelbcm teilgenommen mit PlMnen nnd Dmeksaehen,
Fbotographien neuerer Sohnlhaiisbauien» Hodellen, graphischen
Dmtellnngen aller Art. Am umfangreichsten war wohl die sohal-
kygieniscbe Ausstelluug der Stadt Dresden, die "vod Prof. Dr. Nowack
and dem Yei fasser bearbeitet und im Raum 26 untergebracht war.
Einzelbeitriige hatten verschiedene Mitglieder der Abteilung: für
Schuigegundheitspflege des Dresdner Lehrervereins, Lehrerin M. Hasse,
Ijebrer LoFi>fANN und Lehrer Schanze, geliefert. Aufserdem ist aber
m der ganzen ächulabteilung und in anderen Hallen manches zu
inden gewesen, was dem Scbnlhygieniker von Interesse sein mufe.
Vorliegende Arbeit will nun, ohne indes Anspruch auf Voll*
stindigkeii zu erheben, die wiohtigsten Qegenstftnde einer kurzen
Btsprtehnsg miteniehen.
Die Zeichnungen nnd Modelle Tersnsbhanliohten schon
meist wahre Praohl^binde« die in ihrer Anlage nun Teil
Digitized by Google
210
gans typifloh« Foimen wigten; so die Soholen yon Mflndieii, wo
die Sohulgebaude naoh Fnohbüs und Hoohbdbbs Angaben so an
die Stiabeneoken gebant weiden, dab an jeder StnüiM ein Flügel
liegt und die Eeke dnreh die niedrigere Tnmballe au^fiUli wird.
Manche PIftne waren deslialb mfereieant, weil dnioh eie irgendeine
besondere Schwierigkeit, wie sie dem Baumeister der Groisstadt ge-
nugsam begegnen, in befriedigender WeiüO gelöst wurde. Würzburg
z. ß. hat in schöner Weise gezeigt, wie man in einem engbebanten
Stadtviertel für eme Volksschule doob genug Luft und Luht s( luitlnn
kann, indem es den Klosterstil anwandte, die Gebäude also an drei
Seiten um den Hof hermnlegte. Bamberg wuiate geschickt den
neben der Schule liegenden Friedhof den Angen der Schüler zu
verbergen. Was dnioh die Orientierung der Gebäude nicht in
erreichen war, wurde eiietat dnreh rationelle Anordnung der üntor-
riehtarftnme. £8 waren fiut nur Kaeemenbauten aui^geBtellt, Toa
denen flbrigene weitoQS die meieten sehen dnrah die Anordnnng
und Form der Fenster die besondere Zweckbestimmnng des Gehftndes
erkennen lielben. Allerdings war dies nicht überall der Fall, und
neben allaobreiten Fensterpfeilem begegnete man hier und da noeh
der Verwendung Ton Bogöifenetem (Liegnitz, Seminarllbungsschule ;
Elberfeld, Realgymnasium; Cöln, neue Volksschulhäuser; Halle,
Mittel- und Volksschule); am meisten fiel ni dieser Beziehung der
im Modell dargestellte Entwurf einer Gemeindeduppekcliule in Berlin
auf, dessen Fassade sehr groise Abrunde zwischen den einzelnen
Fenstern zeigte, so dafs der Zweifei, ob man es hier wirklich mit
einer Schule zu tun habe, wohl berechtigt war. Ebenso auffallend
war, daüs manche von den im Laufe der letzten Jahre erbauten
Schulhäusern ganz oder fast ganz durchgehende zentrale Korridore
besitzen. Dies ist der Fall in München, Weimar (2. Bürgerschule),
Leipzig (IV. Bealaohule), Stralsburg (Volksschule und höhere Mftd-
ehensohnle), Planen (Volksschnle), Magdehnrg ( Volkssohnle), HannoTsr
(stidtiflohe Handelaschnle, Bflrgersohnle), Wiesbaden (Volkssohnle),
Cassel (Volksschule), Barmen (Volksschnle, EgL Bangewerkschale),
Stuttgart (Vorstadtsohnle) etc. Es ist dies nm so anffidlender, als
andere Sohnlgebande, in denselben Stttdten, mit seitliohen Korridor-
anlagen, die ja als die ffStr ein Schulhaus eweekmäfeigsten anerkaont
werden müssen, versehen sind. Schade war auch, dafs manche
Städte (Erfurt, Bremen, flildesheim u. a.) sich nur mit der Aus-
stellung von Fassaden begnügt hatten; dieselben mögen für den
Architekten interessant sein, aber dem SohulhygieniiLer bieten sie,
Digitized by Google
211
etwa mit Ananahme der Fenstergnippienmg, sebr wenig. Oft konnte
nun nicht einmal erkennen, ob die Schulen Spielplätze haben
oder nicht.
Interessant ist die Suigfalt, die man der Abortuniage zuzu-
wenden scheint. Mainz legt diese Anatalteu auf den Hof und ver-
bindet sie mit dem Haupfgebäude durch einen überdeckten Gnn^.
Breslau, Leipzig, Stralsburg, Worms bringen diesen Verbmdungsgang
nur m einzelnen Schulen an; Barmen, Bielefeld, Danzig, Düsseldorf«
Caeael halten ihn überhaupt nicht für notwendig. Augsbnig, Dresden,
HannoTer, NOraberg» Plauen, Stuti^arti Wiesbaden bauen die Aborte
in das Gebäude ein und wüaen sie zum Teil leokt gMokiekt ansn-
biingan. Das Einbaaon iat natttrlieh nur dort an empfehlan, wo
SdiwemnikBDaliaatioii yorhanden ist» da es andeni&Us nnendlieho
Sohwierigkfiten maohon wllido, ftr allo Zeiten und Verkiltniwo ca
Tabindeni, data aioh gasige Zenetzungsprodnkto der Ab&Uatofle der
Sehnlliift beimoDgon. AnderaoitB darf niobt Torbolilt werden» dab
die an&erlialb des Gebftndes liegenden Aborte eebwer an beisen
sind, wodurch nicht nur im Winter die Behaglichkeit, sondern auch
d;e Reinlichkeit leidet. Aulserdem ist der Weg zu solchen Aborten
oft weit und beim Maugel an bedeckten (Timmen bei Wind und
Wetter oder grülser Kälte nicbt ohne Unbequemlichkeit uüd Gefahr
fär die (Tesundheit zurückzulegen, ganz abgesehen von der Jüngeren
Entblöfsung grolser KörperÜächen bei Temperaturen, die oft weit
unter KuU liegen. Ein ausländischer Schulinspektor suohte miob
ba einer Unterhaltnng über diesen Gegenstand mit der Versicherung
m benibigon, dals er schon froh wäre, wenn flberhanpt in den ibm
«nteistellten Sohnlea ttberall Aborte eingerichtet wftien, oder dio
TQibmdeneo aaob wirklieb von den Sobfllern benfltat würden; für
iDiB sin soblodbter Tn»tl
Äbnlioho Untendhiede, wie bei den Aborten, finden sieb aneb
in der Anlage der Tnrn ballen. Bannen, Berlin, Breslau, Danzig,
Dresden, HOrde, Leipzig (10. Besirkasobnle), Mainz, Stralsburg,
Ulm, Worms verlegen sie auf den Hof; die Kinder müssen also
auch bei Unwetter und Prost über den Schulhof ihren Weg nehmen,
acihst wenn sie durch die körperlichen Übungen erhitzt sind — von
dem Schmutz, der in die Hallen getragen wird, ganz abgesehen,
iianiH und Worms haben Memgsteuh erneu Verbuidung'^i^^aiig ange-
bracht; auch Leipzig in seinem Königin Carola-Gymnasium. Augs-
burg, Barmen, Cassel, Hannover, München, Magdeburg, Nürnberg,
Planen, Stattgart» Wiesbaden (Höhere Mädohenschnle) bringen die
Digitized by ÜOOgle
218
TuDhaUe mit dan Haue ia imniittollMn y«iliindiiiig, laflsea sie
flnlflerlieh als ScmdariNm erkemieii, wm s. B. Mflnoheii und OnmH^
oder yersobmelzen di^en Ranm aticli äuDserlioli ganis mit d^m
Hauptgebäude, wie Haüüover und Bielefeld. In noch engere \er-
bindimg mit dem Hauptgebände hat Breslau die Turnhalle in einer
Volksschule gebracht, indem dieselbe in die Mitte eingebaut ist, und
nm sie hemm die Vorsäle wie Gtilerien liegen, von denen dann die
Eingänge in die Klassenzimmer führen. Die Turnhalle ist mit
einem Glasdach versehen, und darüber befindet sieb ein Lichthof.
Wia diese Bauart die Luftverhaltniaee beeinflolBt, und ob nicht der
Lärm beim Turnen die Arbeit in den Klassen stört, entzieht sich
meinem Urteil. NaohahmaiiBwert anch für andere Sohulhäuser sind
die Wandelgänge im Freien bei der Höheren TOehtenobnle an
Wiesbaden und bat dar NibalnngeneehTda an Wonna» weleba ermQg*
liehen, dab die Kinder anob bei nngOnttigam Wetter flieh solange
dort ergehen können, bia die TClanenaimmer in den Panaen dnioh-
lOftei smd.
Viel Wert legt man in neuerer Zeit anf die maleritohe
Ausgestaltung der Schulen, insbesondere der Teile, mit denen
das Kmd viel m Berührung kommt Treppenaufgäuge und Vorsäle,
die weiten Eingangspforten der Berliner, Dresdner, Münchner,
Stralfiburger, Hallenser u. a. Schulen erfreuen sich starker künst-
lerischer Betonung,' Durch besondere Farbenfreudigkeit zeichnet
sich die letztgenannte Stadt aus. Die Gemeinden sind offenbar
bemühtj den Schfllem ihre Arbeitsstätten nicht nur anm gesunden,
Bondem auch znm angenehmen Aufenthalt zu machen; sie haben
gebroehen mit der Zeit, wo das Schulhaus einem Kloster, einer
Kaaarae oder einem Armenhanse glioh. An Stelle dea ftbertriebenen
Ernstes nnd düsteren Sinnes ist die Frende am SohOnen, die heitere
IjebensanfPassnng getreten, das natttrliehsto Lebenselement dar Kinder,
eine Haaptfordemng der Pädagogik nnd der Hygiene. Der Sohmnek
der Wtlnde mit kflnstlerisbhen Bildern trügt wesenüioh hieran bei
Die SohnloL sind eingeriehtet für 14—40 Klessen, die Klassen-
zimmer zeigen meist die Abmessung 9X^X4 m. Nürnberg hatte
einen Plan einer yierklassigen Schulbaracke ausgestellt, die
Mk. 35000 gekostet hat, und deren diese Stadt sieben besitzt. In
Dresden werden Baracken nur als Interimsbauten betrachtet, was sie
ja eigentlich auch sind. Sie lassen sieh schnell und leicht von einem
Stadtteil zum anderen schallen und ersparen so das vorübergehende
Überfüllen ¥on Soholhäusern oder das Einmieten von Klassen in
Digitized by Google
213
vqgMigiMld Fiivatbaiuer. Auf der AuBMliing waren nrei Syateme
rartretoa, das von Bittmaister Döokbb kominiiarta Sltaia, m Ken*
bMfboitiuig ▼on dar Sirma Gbbibtovh St ümiAOK an^gaetallta,
md das neuere BBüHUBaohe SyaCem. IHe Wände beetehan bei
aus Bwai oder diei Sehiektany awkoben denen sieh
Laftiinme befinden. Fttr die iobeie Bedeeknng denelben iet bier
wie dort Holz rerwendet, in Form horizontal gelegener, sohüppen-
artig übereinandergefügton Planken, die das leichte Ablaufen des
Regenwaaaers ermöglichen. Die [imeufläche der Wände dagegen ist
bei beiden Systemen yerschiedon konstruiert. Crbistoph & ünma( k
verwenden dazu die DörKKuschen Pappeplatten, die eine voll-
kommen glatte OberHäcbe diirstellen und in Holzrahmen gearbeitet
sind, damit sie sioh nicht werfen können; bei den BRÜMifSBSchen
Baracken dagegen besteht die Innenfläche aus vertikalstehenden
Holzplanken. Elin weiterer wesentlicher Unterschied besteht in der
Dachkonstruktion: während die BnuMMERschen Baracken eine flaidie
Zimmerdeeke nnd dardber ein gewOkoUohes Daoh beeitaen, ist an
der Btiacke von Ohbistobh & Uniiagk ein doppeltes Daok angebradit,
10 daft biar ein im Winter an sehliebender, im Sommer der Yen-
tOation dienender Lnftnom entitebi Sowohl die Wand- als anoh
die Daebkonstmktion seheint nns angonsien des PaTÜlons Yoa
OBniiora & U11MA.OK sa spreohen; fieinbaltnng nnd Warmbaltung
sind dnrch die inwendig glatten Wände und das Doppeldach mehr
gesiciiert alb bei der BRÜMMEüscliön Konstruktion. Beide Systeme
beatzen ansschlierslich links.seitige Beleuchtung.
Bei Betrachtung der meisten Modelle und Pläne konnte man
erkennen, daft im allgemeinen für Tageslicht hinlänglich gesorgt
i?t. Bei einer ganzen Reihe von Schulen war festzustellen, dafs die
gesamte £*ensterfläohe (mit Rahmen) ca. ein Viertel des Fufsbodens
beträgt, waa also auf günstige Beleuchtungsverhältnisse schliefsen
lilst. Die Glasfläche in den Dresdner Nenbauten^ beträgt auch rund
fis Fflnftel der BodenflAohe. Von den symmetrisch anf die Fassade
ittteflten kleinen Fenstern hat man sohon reeht hftnfig Abstand
gmommen nnd die Fenster naeh dem Inehtbedarf im Innern an^
adsst oder in Gmppen ansammengeBOgen (s. übrigens die weiter
oben angebraohten Bemerkungen). Die Berliner Qemeindeschnle
as der Gkensstrafte, die Nibelnngensehnle in Worms n. a. zeigen
' Dretden wollte seine neuen ächulbaaten als AiusieUangsobjekte betrachtet
wiuen
üiyiliZüQ by Google
214
änfserlich deutlich, was für Räume hinter den Maiirrn lief!^en, ein
Zeichen dafür, dafs man — imd gewüs mit Recht — die bygieniBchen
und pnktisohen Bedtlrfnisse hier höher gestellt hat als die äalser*
liehe Symmetrie. Überhaupt spricht aus den heutigen Bauten viel
mehr Selhstbewafstsein als sns früheren; man fragt viel mehr»
wie man aioh wohl im flaxue fühlt, als danach, was etwa die
Leute diauften dam sagen werden. Die Belenohtungsflächen
sind allerdings niobt selten dnroh Tiele Rahmen in reeht kleine
Fleokehen aerrissen, was die Liohtwirknng nnd die Stimmung
aalserordentlioh nngOnstig beelnflnilit. Sineo weeentliehen Fort-
sofaritt seheint mir Stumpfs i^Beformsohiebefenster* (W. Bibl,
Itsehoe) an bedeuten. Die obere nnd untere Hfllfte des Fensteis
lassen sieh einseln yertikal versobiebenp wobei yersteekte Gtewiobte
in jeder Stellung dem Fensterrahmen das Oleichgewiebt haiton. Die
Abdichtung und Verhütung des Verqueliens der Bahmen wird da-
durch erzielt, dafs Führung und Dichtung voneinander unabhängig
sind. Das Uuterfenster steht lotrecht unter dem oberen, nicht wie
beim ulten Schiebefenster hinter demselben. Jeder Teil kann um
die untere Leiste nach innen gelegt werden, so dafs die Reinigung
beider Seiten vom Fuf^hf rlpn aus geschieht, also jeder Unglücksfall
und jt^ilcs uuLtnjueniti Aui^lieben der Flügel vermieden wird. Bei
24 cm Anschlagstiefe ist auch das Doppelfenster äufserst einfach
anzubringen. Da die beiden Teile in jeder Höhe stehen bleiben,
ist ein rationelles Lüften sehr leicht, ohne dafs breite Flügel ins
Zimmer ragen. Sehr wertvoll, besonders für Turnhallen, ist die
Möglichkeit, das ganze Fenster nach Zurückziehen des Fensterbrettes
in die Mauer verschwinden zu lassen. Der Preis ist nicht wesentliob
hoher als fttr ein gewöhnliches gutes Fenster. — Auf ähnlichem»
wenn auch weniger radikalem Prinzip, beruht das Fenster „fiVauen-
sohuta" von Ebnst IfÜLiiBA-Dresden. Bei ihm Iftlst sieh der oberste
Teil durob eine Handhabe an der linken Seite mittels Drahtseil senk«
recht auf- und abbewegen. Bei dem Doppelfenster ist auch fbr
den ftu6eren Flflgel eine Handhabe rechte angebraeht. Der obere
Teil des Fensteis kann also anr Lnftaufnhr verwendet werden. Beim
Putssen werden die unteren Flflgel geOffiiet und der oberste Teil
ToUends herabgezogen, so da& aueb hier ein Hinaufeteigen unnötig
wird. Dieses Fenster ist eingeführt in Lahmanhb Sanatorium auf
dem Weiben Hirseb.
Ein sehr einfach konstruiertes doppeltes Ventilationskasten-
feuster" hatte MuLFLNUKE-Dreäden ausgestellt; es hat viel Ähnlichkeit
üigitized by Google
315
mit dem von VirzTHüMscIieii. Dnroh einen Drtloker wird die obere
Sobcibe des inneiea Fensten oben nach innen nnd die Aulaere unten
naeh anfisen geOfinet; der ganse Meobanisnras besiebt ans einem
•obiig gestellten sweiarmigen Hebel swiaoben beiden Fenstern. ^
HssKiuirN-DlIsseldoif bewegt den oberen Fensterflflgel sehr einfach
ämeh ein in ein Bohr eingeschlossenes DrahfseiL Die übrigen ans-
gflsielltan Fenster nnd Feosteiaiellet ecaohienen mir sa kompliziert,
nnd haben wohl infolgedessen manehe von ihnen sohon während
der Aosstellnng ihren Dienst versagt.
Wie die Beleuchtung gemessen werden kann, wurde dem
Besucher in der Dresdner Abteilung: vorgeführt. Der Wissen-
ichaftler bedient sich der dort ausgestellten beiden WKBEiüiclieQ
Apparate, des grofson Photoraeters und des Raumwinkelme^sers, die
TOD Schmidt & HÄNSCH-Berlin zur Verfügung gestellt waren. Der
Praktiker, dem ee meist nur darauf ankommt, feetsnstellen, ob ein
Platz hygienisch genügend beleuchtet ist oder nicht, mufs Apparate
fordern, die einfacher zu handhaben sind; denn nnr dadurch, dais
die Photometrie mögHehst popnlftr wird, kann sie erst ihren wahren
gmiDdheitliehen Wert erhalten. Damm war anf einem Statif der
Helligkeiisprüfer fOr Arbeitsplfttse von Prot Hbbk. Cohn so anf-
gtttiUt, dais der Besncher sieh sehr leioht über das Frinsip belehren
konnte, aneb wenn er die beiliegenden knrsen Srlftnterongen nicht
geleeen bitte;' Cohk hüst bekanntlioh bei seinen Prttfiingen vier*
•lellige Ziffern lesen und s'^hfttzt, nachdem er ein, zwei oder drei
Rauchgläser vorgesetzt hat, welche nur 10%, 5% und 1% des
Lichtes durchlassen, nach der Leseleistung die Brauchbarkeit des
Platzes. Unbequem ist, dafs bei jeder Untersuchung zwei Personen
nötig sind, die eine zum Lesen, dip andere zum Kontrollieren. —
Baarat WiNGEN-Bonn, der sich um die Popularisierung der Photo-
metrie groDse A^erdienste erworben hat, gab zuerst das photo-
ehemische Verfahren an. Nach diesem Verfahren biaohte ioh eine
D&rstellung der Lichtverteilung in einem Klassenzimmer während
Sehreibens. Ich hatte gewöhnliches Aristonpapier auf alle Plätze
toflgelegt nnd eine Stunde belichtet. Die je nach der IdchtBtllrke
gu» rerschieden gebrannten Papiere waren in einen Grondrifs ein-
gtklebt nnd die photometrisch ^Bstgestellten Meterkenensahlen hinan-
{•(bgt worden. Die FIfitse zeigten in der Beleuehtong eine Ter-
«luedenheit Ton 50—400 Meterkersen, was dnrch die Fttpiere sehr
iBh(!in zum Ansdmck kam.
Herr Baurat Winöen hatte uns für die Ausstellung gütigst
Digitized by Google
216
einige vorzüglich ausgeführte Tafeln überlassen, die ganz ähnhehe
Vorbältnisse zeigten. Aufserdem lehrten sie den Beschauer, dafs daa
gewöhnliche Aristonpapier die Lichtverteilnog in einem Zimmer
ebenso klar zur Darstellung bringet, wie das Rhodaminpapier, bei
welchem die chemische Wirkung auch der optischen entspricht, indem
das Maximum der obemisohen Emptindlicbkeit in der Nähe der Linie
D des Spektrums, also der Natriamlinie, liflgt. — Ganz besonders tot-
teiihaft kt die Liohtprüfung mit WnroEUB Helligkeitsprüfer,
der 8ohon Uber Jahieefrist in den Dresdner Sehnleix yerwendet wird.
Br beetebt aus einem Kasten (10X20X20 om), in welobem eine
Bensialampe als Mafeflamme brennt Die Höhe derselben wird dttrob
ein Fensterehen Yon aolsen bis rar Marke 10, 20, 30, 40 oder 50
eingestellt. Wenn das gesobeben ist, wird ein Blittoben im Innern
mit soviel Heterkeraen beleuöbtet, ak die Flammenspitie anieigt
Dieses heleucbtete Blftttoben ist dnroh ein rotes Oknlar yon autai
sichtbar, und kann mit einem durch das AuCBenlicht belenobteten
Blätteben direkt verglichen werden. Mit aufaerordentl icher Ge-
schwindigkeit läfst sich so z. B. die Linie in einem Ziramer fest-
stellen, wo die T;iges])fdeiiclitui]^^ gerade zehn Meterkerzen beträgt;
die weiter nach innen iiogendeii Arbeitöpiätze sind zu verwerfen, die
naob dem Fenster zu liegenden sind noch genügend belichtet. Der
Helligkeitsprüfer ist bei Helligkeiten von 10 — öO Meterkerzen su
verwenden und ist so bequem su handhaben, dals er jedem Sobularzt,
Direktor und Lehrer Bngttnglioh sein müfste, damit unhygienisob
belenohtete Plätse umgangen werden. Wo das nieht möglieh ist,
haben die Kinder, welebe auf sohleohten PlfitMn sitaen, reoht oft
au weehseln mit denen, die gut belenohtete inne haben. Durah
mOgliöhst geringe Besetaung soleher Zimmer und Verlegong dss
Unterrichtss in die hellste Tagesseit läfst sieh aueh einige Abhilfe
Scheffau. Msn konnte glauben, die subjektiTe Helligkeitsempfindung
könnte zur Beurteilung der Belenefatnngsintensität yon Aibeitsplfttzen
genügen. Dem ist jedoch nicht so, denn unser Auge ist viel zu
plump, als dafs mau sich beim Abmessen des Lichtes auf dusselbe ver-
lassen konnte; man ahnt nie den grofsen Unterschied zwischen den
besten und schlechiestea Plätzen, der bei meinen Prütungea ungeikbi
das zehnfache betrnn".
Neuerdings bat Wingen seinen Helligkeitsprüfer in einer abge-
änderten Form veröffentlicht. Bei dieser werden die verschiedenen
Helligkeiten auf dem Mafsblättchen im Innern nieht durch Ver-
giOAerung oder Verkleinerung der Maisflamme eraeugt, sondern duroh
Digitized by Google
217
Indanmg des ElevatioDswiiikela. Bekanntlich wird ein Blatt nm
so besser beleuchtet» je aenkreehter die Lichtstrahlen auffaUeii, Durch
«tuen Hebel kann man ron anben das Ifabblftttdben so Btellan, dab
SB TOii der Bennnflamme mit einer gewieeen Eeraenstirke belenohtet
wild» die am Kasten aoben abmleeen ist Es ist ohne Zweifel ein
grober Vorteil, dals man nioht an der Lampe hemmsndrehen hrandht.
— Der Breis des Apparates betrftgt Mk. 80. — In der Dresdener
AUeUnng erschien snm ersten Male ein Photometer Ton Wm&mx
Tor der Offentlickeit, welches eine exakte Messung von 1 — 1000
Meterkerzen zuläTst, also für unsere Zwecke völlig genügt. Auch
mit ihm küun jeder Srbiilarzt, Direktor und Lehrer ohne weiteres
arLeiL۟, denn es ist von sehr emiaclier Konstruktion. Ais Maislicht
ist die HEFXEi:hinipe verwendet, die (unem woilsen Schirm im Photo-
meierkopf verschieden genähert werden kann, wodurch die Hellig-
keiten auf dem Blatte verursacht werden, welche man in Meterkerzen
anf dem Sehlitten abliest Durch eine Öffnung im Photometerkopfe
kann man ohne LüMMBBrBBODHüKsohes Prisma durch ein Okular
ein auiserlialh des Apparates liegendes Blatt sehen. Das Bild im-
Okolsr seigt dann swei nebeneinander liegende Halbkreisep welche
vogliehen werden. Die HnnraBkerie wird solange yenohoben, bis
Iwde flalbkieise gleidihell sind. Von 10 — 100 Ifeterkersen ist die
fielli^eit des Platses direkt sblesbar. Von 1—10 nnd Ton 100—1000
Heterkeneen aber lAfiit man dnioh ein Torgesehobenes fiauchglas im
mten Fall nur 10 ^/o des Lichtes von der HEFKEEflamme, im letzteren
Falle ab er von dem zu messenden Lichte durch, indem man dann
die abgeladene Ziflfer durch 10 dividiert oder mit 10 multipliziert,
erhält nmn die tatsächlichie Kerzeuzahl. (Temessen werden auch
wieder nur die roten Stralilen. Der Apparat i.st sehr handlich, seine
Grßfse beträgt 28X13X22 cm und der Preis Mk. 120. Die Firma
F&iiz THiESSEN-Berlin fertigt die beiden WiNOENSchen Apparate
u. — A. KRÜss-Hamburg hat auch einen neuen Apparat zur Messung
derFlAchenhelligkeit von 1— -1000 Meterkerzen konstruiert, der aber
etwas gröfser und sebwerer und, da er den LüiDfEB-BRODHüNschen
Wai£d im Fboiometerkopf bat» aoob teurer ist; er kostet Mk. 280.
Dis Frinsip und die Terwendung ist gans so wie bei Winoths
Huiiometer.
Hit Wdtobns HeUigkeitsprOlbr hatte FrL M. Hasbb den Ein-
flnfs festgestellt, den die yersobiedenen Vorhangstoffe
Attf die Beleuohtung eines Zimmers TOn 8X7 m ausübten,
Vtd auf einer Tafel in der Weise veranschaulicht, dals der
Digitized by Google
218
Grundrifi^ <les Zimmers zwölfraal nebeneinander gezeichnet und dnrch
verseil i Pf] iu;e FurbeTi die Verteilung des Lichtes unter d<^n verschiedenen
Verhältnissen zur Darstellung gebracht war. Neben jeden (iruudrils
war die in Frage kommende Vorhangprobe geklebt Die Ergebnisse
waren folgende:
Fenster offon OVo uDhygienisoh beleaohtete Pi&tae
1 Fenster gesohlossen 10% „ n »
Doppelfenster c^'^f^hlossen . . 26% « 9 n
1 Fenster mit Tüllgardine. . . 84% „ « »
Weifses, reines Rouleau 607o » » n
Woilses, sehmntsiges Boulean 63% » » •*
Dftnner, gelber Sohnlvorhang
(neue Sohnion) 60% „ 0 «
QnxL und sohwars goBtroiftes
Sohulronleati 70 » « »
Dicker Lotnensolralvorliang
(alte Sohnlon) 81% „ ^ «
Jalousie geseblossen 97% „ «
Mit Staunen rnnfste es jeden Besnoher der Ausstellung erfüllen,
welche Massen künstlichen Lichtes man heute für billiges Greld
zu beschaffen vermag. Einen breiten Raum nahm das Gasglüblicht
ein, das für Schulen von hoher Bedeutung ist. Eine Art desselben
ist das Millennium Ii cht, dessen grölserer Effekt durch Erhukuug
des Gasdruckes erzeugt wird. Rs ist unwendbar in allen Lichtstärken
zwischen 100 — 1 800 Meterkerzen per Bumhicp und Stunde, und soll
dem gewöhnlichen Grasglühlicht gegenüber mit einer (TH'^nrsparnis von
50 " '0 arbeiten. Die Kosten sollen um 60- 70 ^/o weniger betragen aU
bei dem elektrischen Bogen» und 90% weniger als beim elektrischen
Giübiiohts. Unbequem kann unter Umständen die Notwendigkeit der
Haltung eines Motors sein, der das Gas unter erhöhten Druck zu
bringen hat. — Ein anderes Gasglühlicht ist das Kitson licht,
dessen Erzeugung darauf beruht, dals Petroleum- oder Spiritusgas
unter genflgendem Druck mit Luft so reichlich ▼onnisoht wird, dafis
in einem fiunsonbronner eine ToUstAndigo Vorbionnung eintritt, duroh
welche der Qllihstrumpf orhltat wird. Der Preis beträgt per 1000
Moterkenen und Stunde vier Pfennig. Soloh billige Liohtquollen
wären fiftr Einrichtung indirekter Beleuchtung recht Torteilhaft, aber
die Lampen maohen zuneit noeh ein so störendes Qoräusch, da& ihr
Gobrauoh im Sohulzimmer ausgeschlossen ersoheint. Aulserdom habe
ich, wenn auoh nur oborfliohlich, hoobaohtet, dab die Temporatur
üigitized by Google
219
dff mngebenden Luft nicht iiiiwe0«atlioh erhobt wird. Der Kohlen«
MnniwBohB im Zimmer wird antergeordDet sein, da niir sehr wenig
Fitroleam rerbrannt wird. — Die Aoetylen^Indnetrie in Bheinau-
Mannbeim brachte sehr floböne Lenobtproben ihres Gasee. Dasselbe
bat nnbediDgt den Vorteil, dafs es überall erzeugt werden kann —
66 soll auch bedeutend billiger sein als Leuchtg^as — , nur besteht
noch allenthalben die Furcht vor der Explosionsgefahr, welche übri-
geas bei dnn neupii einfachen Aee(\ lenapparaten ganz beseitigt Fein
soll. — Die Dresdner Schulen sind mit direkter (xasf'luhlicht-
beleucbtung eingerichtet. In der 2. Bezirksschule z. B. beträgt die
Helligkeit auf den Plätzen der Klassenzimmer 30 — 40 Meterkerzen,
im Zeichen saa! und im Nadel arbeitssaal 40 — ()0 Meterkerzen. Das
GoHSsche Mindestmafs von 10 Meterkerzen, selbst das ERiSMANi^sche
vea 25 für feinere Arbeiten ist also hier weit flbertroffen. Trots der
fnlun liohtmengen nnd der ftoi^erBt geschickten Verteilnng der
Luopen sind aber beim Schreiben stttrende Schattenbildnngen nicht
m nmgehen, dnreh welche das Licht anf den Arbeitsplätzen wilh-
md der Arbeit nicht selten nm 60 — 60% Tcrmindert wird. Abhilfe
kum da nnr die indirekte Belenobtung schaffen» die ßniSMANN
swt Jahrzehnten fordert. Die Lichtmengen in der 2. Bezirksschule
wiirden voliauf reichen, denn nach Hammerl genügt eine Auer-
lampe für 8 c(nj nach Bukgekstetn für 10 qm, nach Prattssnttz
für 12 qm RrMipntlüobe, um diffuse Beleuchtung zu schaffen. In
der betreÖonilr'i: Dresdner Schule kommt aber schon auf 7,7 qra
Auerlampe, im Nadelarbeitssaal und im Zeichensaal gar schon
iof 5,0 qm Bodenfiäche. Und wenn DABaELOS für 40 obm Raum.
MD» Anerlampe fordert, so stehen dem in den Dresdner Klassen-
ammem 30,8 obm, in den Sttlen f&r Zeichnen und Nadeiarbeiten
gsr nur 22,2 cbm gegenüber.
Zar Meesiing der Leuchtkraft Ton Lampen war in der Dresdner
Alitoilnng ein sehr einfach Yon HuosBBHOFF-Leipzig konstmierter
Appsiat an sehen, der anf Btjkbenb Fettfleckprinsip bemht. Durch
ivei Spiegel wird das Bild von der Lichtquelle einerseits nnd ron
dir Mafokerse anderseits anf den Fettfleck geworfen nnd die Eni-
fennmg der Idchtqnellen zum Fettfleck solange geändert, bis er
tenchwunden ist. Die Lichtstärkeu entsprechen dann den Quadraten
der Entfernungen.
In die Heizun^s- und Lüftungseinrichtungen der Schulen
Waren auf der Ausstellung nur wenige Einblicke nioglicli. Von
Dftnustadt und Mainz waren diesbezügliche Zeichnungen beigebracht
Digitized by Google
worden. DreedeTi bat in seinen neuen Schulbauten das g'emisohte
System l)ampfniederdnick- und Warmluftheizung angewendet. Als
Beispiel diene wieder die 2. Bezirkssohule. Dort werden die Zimmer
mit Niederdruck dampf vorgewärmt, und wenn die Kinder anweeend
sind, wird die Wärrae mit d«r VentilationBloft sngeführt. Waren in
den alten Schulen die Luftyorwftnnekammem und ZufQhmngsgänge
80 eng, daCs noh der Heizer nur mit Unbequemlichkeit hinduroh
bewegen konnte^ so dmohsirdnit heute die Lnft im KeUergeeohoeB
gnt belenohtete, weite Hallen, die mit abwaBehbaren Winden Ter
sehen sind nnd mit Wasser ansgespritst werden können. Ans diesen
Ränmen, in denen die Luft Wflrme nnd Fenohtigkeit anfnimmt^
wild sie in jedes Klassensimmer dnxeh einen besondeien Schacht
mittels Lookheiaung emporgefflhrt. Ante dieser Sohaehtlttftnng
werden nach jeder Untsniehtsstnnde anf ein gegebenes Zeiehen je
naek der Temperator wflhiend einiger Hinuten alle Tfiien und
Fenster geOflhet, so dafs mit einem Male sflmiliohe Zimmer mit
Frischluft erfüllt werden. Verschiedentlich ausgesprochenen Ver-
mutungen entgegen, Uiiiaaeii wir auy unsereu iantjrjabrigeu Erfahrimgen
heraus bezeugen, dafs der Zuglüftung keine EikältuogBeikraükungen
zur Last gelegt werden können, und darum auch keine Beschwerden
von Reiten der Elteru eirigegant^'fiii sind. Lehrer und Schüler befin-
den sich bei dieser Art Lüftung äulHerst wohl; individualisiert muik
natürlich bei den einzelnen Sehnlhiiusem iind Schulz imroern auch
werden. — Die Wärraezuführung in der 2. Bezirksschule m Dresden
geschiebt durch eine kleine Fernheizung, die noch zwei andere
Schulen mitrersorgt. — Von den Industriellen war eine ganze An-
zahl Heizungseinriohtungen ausgestellt worden, die weniger prinzipielle
als vielmehr konstruktive Neuheiten bedeuteten, somit mehr für den
Heizungstechniker von Interesse waren.
Von den Ausstellung^genständen aus dem Qebieta der Ven-
tilation sei Dr. Möllebs staubdiohtes Luftfilter erwShnt» welohee
aus 10 — 12 Falten eines barchentflhnliohen Stoffes besieht. Die
durch die tiefen Falten gewonnene grofse Oberfläche verringert den
Widerstand, welohen das Filter der Luft darbietet, aulserordentMeh.
— Die Firma BsBGXAini, Elektrintftts- Werke in Berlin, hat eine
Anzahl eldEtrisohe ZimmerrentUatoren in Betrieb gezeigt, die je naislk
der gewihlten GrOlse in einer Ißnute 15, SO und 50 obm Luft direkt
ins Freie flüiren bei einem StiomTerbfaudi Ton 0,18, 0,24, 0,4 Am*
pöre und 220 Volt .Spannung. In wenigen Minuten ist also ein
Raum durohlültet Der kleine, elegant ausgeführte transportable
Digitized by Google
821
Apptni kann i. B. im SomnMr ant «ffine Fmtor geatollt und wie
j«de GlaUampe an die elelcbisehe Leitung aogesohloaBen werden.
Fflr KumUHftimg 1»iit die Finna elekttieehe HoehdraokTentilatoTOn.
— Ein Ventilator mit Pederbetrieb, „Triumph", war von Veit-
Frankfurt a. M. in vier verachiedenen (Trülseu geliefert. Die Leistungs-
fthigsten lanfefn 2^/« — -3 Stunden, machen 500 Umdrehungen in der
Minute und befürdern 150 — 200 obm Luft in der Stunde, also für
Schnlzwecke viel zu wenig', ganz abgesehen von dem Sinken der
Leistung durch die unausbieibiiohe Lähmung der iTeder. Der Preis
betrftgt 85 Mark pro Stück.
Wie die zu- und abflieiaeoden Luftmengen gemetten werden,
var in der Dresdner Abtttlnng dnroh Aufstellung eines sehr em-
pfindlichen A nemo meiere angedeutet. In der Maschinenhalle hatte
die Firma GxoBa BobbimOiiIiBB • Dresden als ihre SpesiaUtftt eine
gltnss Anaahl solober Instrumente ausgsetelli, Flflgehad-, Sohalen-
knus- und Pendelanemometer. Letiteres gibt die Stftrka der Luft-
•Mmung dureh den Anssehlag einer sein empfindUeh anfgeklngten
Afamdninmplatte an einem Gkadbogen an. Fflr die Werte des Aua-
■ddsges ist eine Tabelle beigegeben.
Über die Notwendigkeit und Wirkung künstlicher Ventilation
gab die Dresdner Abteilung auch dem Laien Auskunft. In zwei
Mensaren wurden dem Beschauer Vergleichs mäfsig gezeigt die Menge
der Koblensäurp in 1 hl Luft und ihr Verhältnis zum Pettk^koi kh-
Ichpn Maximum, die sich iira Ende der prsten T^nterrichtsfätuiide in
emem alten und in einem modernen Schulzimmer betindet. Das
ilto Schulzimmer bietet 2,5 obm Raum per Kopf, keine ktlnstliohe,
ein Viertel natürliche Lüftung, das moderne dagegen 5,4 obm Kaum
und yiermaligen Luftwechsel. 11 — 12 jährige Knaben erhöhen im alten
Bohiüsimmer den Eohlensänregehalt bei gewöhnliehem Unterrioht in
jidsm Hektoliter Luft auf 466 oem, beim Singen sogar anf 685 oom;
m entsteht ako ein CO, -Gehalt der Luft von 4»56Voo und 5,85 Vo».
Im modernen Sehulaimmer bringen die Knaben den KohlensKure-
gilnlt gerade aufii FjuTHMKoransofae Maximum (1,0Vm)i die gleiek-
iltrigen lbd4s]ien dagegen bleiben bei 0,8 ^/oo. Auf den Hektoliter
Luft kommen also bei Knaben 100 ocm und bei Mädchen 81 ccm
CO,. — Em anderer Standzylinder zeigte die Laftverunreinigung
durch Kohlensäure der verschiedenen Lampen von der elektrischen
Glühlampe bis zum kleinen Petroleumfiiiohbrenner. Die Grölsen
waren rechnerisch aus den Untersuchungen von Ektsmanv, "Renk
vnd BiBisoHSL gewonnen. — Wie man den Jiohiensäuregehait der
Digiiizeü by Google
222
Luft feststellt, war veraosohaaliclit dnroh eine Anzahl Apparate.
Der Geübte benutzt die Gerftte der PETTBNXOFBBSohen Titriennetbod«,
oder arbeitet mit dem Bosbkthal • OHLMÖLLSBaobeii Apparat» den
fiuG£B8B0FF>Leip2ig Mwc VecflOgaiig gestellt hatte. Daidi das mit
Phenolplitaleiii gerOtete Alkali werden gemessene lüiftmengeii so
lange Ikindnroh gesogen, bis es entfitabt ist. Da man dnroh die
SO em hohe FlOssigkeitsoftnle die inderong der Färbung beobaohtsti
so ist an<di die leiseste Rötung noch als solche zu erkennen, zumal
man die Alkalisäule mit einer danebeu betindiichen gleichen Wasser-
säule zu vergleichen hat. — Für die Hand deb Ungeübten bleibt
das WoLPEKTPohe Carbacidometer da?« beste und bequemste Mittel,
den Kuhiensauregehali annähernd iostzuJ>teiien, wenn auch die geringe
Menge von 2 ccm V5o%iger Normallösung einen oft recht im
Zweifel darüber l&lüst, ob nooh ein roter Schimmer da ist
oder nicht.
Eine noch zu lösende Aufgabe bleibt, dem Laien ein Hilfsmittel
an die Hand zu geben, wodnroh er jederzeit feststellen kann, ob die
im Verkanfe befindliohen Losungen anch den Anfoidemngen nooh
entapreohen, denn davon ist das Ergebnis natttrlioh in alleierst«
Linie abhttngig.
In den Dresdner Schulen wird der Apparat mit gutem Erfolg
angewendet, wenn anoh oft nur au dem Zwecke, diejenigen Zimmer
aufzudecken, in welchen genauere Bestimmungen vermittelst der
PETTENKOFKBschen Methode als wünschenswert erocbeinen.
Gegen hohe Verunreinigung der Luft ist eine intensive V entilation
zwar ein radikales Mittel, dieselbe hat aber im kalten Winter eine nicht
zu untei-schätzende Unannehmlichkeit im Gefolge, die Herabsetzung
des Wassergehaltes der Zimmerluft. Dals kalte Luft viel weniger
Wasserdampf bis zur vollen Sättigung aufzunehmen vermag als
warme, hatte ich auf einer Ti^el durch Keagensgläser mit den be-
treffenden Flüssigkeitsmengen veranschaulicht, welche sich bei ver-
schiedenen Temperaturen und Verhiltnissen in 1 cbm Luft befinden.
Bei —10^ und voller Sättigung enthalt 1 obm Luft 2,3 g Waaur»
bei H-20^ also bei Zimmertemperatur, 17,2 g. Ein drittss Glss
enthielt die hjgienisoh geforderten 60 Vo relative Feuehtigkeit btt
Zinmierwftrme, also 10,32 g absolute Feuohtigkeit, und aeigte dss
Sattigungsdefiiit von 6,88 g sehr ansohaulieh. Da die Feuohtigkeit
der Zimmerluft verändert wird durch das von den Sohttlem ans-
geatmete Wasser, so waren iu einem vierten Glase die durchschnitt»
licheu Wassermengen zu sehen, welche unter mittleren Yerhaiiüiaäea
üiyilizüü by Google
223
in einer Stande ttD iwftlQfllingw Embo (38 ^) und ein Mfldohcn
im gUiobem Gewicht (33 g] en die Luft abgibt
Diese eeeben angeffihrteo TatBaoben bette ich übertragen auf
die Lnft eines modernen Scbulzimmers von 216 obm Raum, bei
Tiermaligem Luftweolisel, emer Schülerzahl von 140 ca. zwultjähri-
gei Kuabeu, bei 60 Vo relativer Feuchtigkeit, einer Anfsentemperatur
von — 10° und einer Zimmertoinpeiatur von -}-20^. Eine Zehn-
literfliische ialdte die gesamte Wasöermen2:e, welche unter den ge-
nanDten Verhältnissen in der Luft des äohulzimmers sich befindet:
1,1 Liter bringt die Luft von aoDsen mit, 1,4 Liter atmen die Kinder
ans, und 6,3 Liter mnia der Lnft des Klassenzimmers in jeder
Stande zngesetit werden, um auf eine relatiye Feuchtigkeit von
60% SU kommen. Würden diese 6,3 Liter wegbleiben, so wtLre
nur anf eine dnrehaehnittliebe lelatiYe JPenelitigkeit Ton 17 Ve en
nbhnen«
In den neuen Dreidener Sebnlen enebt man diesem in greÜMn
Stttigungadefisit an begegnen, indem man in den fleianngeanlegen
fliber den Bllbien flaobe Wiaaerbeoken anbringt, oder die Lnftkam-
mem aof eebr bequeme Weise nnter Wasser setst. Die Firma
ScKtppEL-Chemnitz hatte in der Industriehalle eine im Gang befind-
liche Pnleiouä-LüÜungsanlage ausgebtellt, weiche die Luft zugleich
befeuchtet (nach Wunsch bis 95°/« r. F.). Bei grofeer Hitze wird
die Luft durch Walser gekühlt.
Die Befeuchtung der Zimmerluft kann auch durch Roden-
ST(K?Ks- Dresden „Humidophor" geschehen. Im Innern eines ele*
ganten Kastens, der unten mit Wasser gefüllt ist, befinden sich eine
grofre Anaahl senkrechter Rohren ans einem Stoff, der dem Lino>
Iramnntergrund ähnelt und Ton Waaser dnrehdrongen ist. Über die
Leistongaftbigkeit war niobts aiffemmälkiges za erfahren. Eine bei«
lügende Bioeehflre hob neben den hygienisoben Vorteilen die greise
BiBpainie an Kohlen hervor* Ein Apparat flGlr Zimmer bis 50 obm
Bann kostet Hk 40, bis an 75 obm Mk. 50, bis lOOebm Mk.65.
Fttr Sehnlen sind Zentrdanlagen naoh Spesialoffiorte an besieben.
Jedenfalls ist es bei Sehnlen rationell, dasselbe Prinsip an Terwen-
den, aber die Luft zu befeuchten, ehe sie in das Zimmer tritt.
Zum Messen der Luftfeuchtigkeit hatte Rodenstock - Dresden
das „Humidumeter" auf den Markt gebracht, eine neue Modifikation
des Haarhygrometers, welches aber sofort die absolute Feuchtigkeit
akulesen gestattet, also die Zahl der Gramm Wasser in 1 cbm Luft.
In der Dresdner sohulhygieuischen Abteilung waren auch eine An-
Digitized by Gopgle
224
nhl Hygrometer auifeetellt, n. e. Lamfbbchsb Eolymeter, ein UeiiM
Tesehmihygrometer ftr Lifp«]ctDieA ete.
Bin taonderar Übelstand iet der Staub in der Sohnlloft, n
deasen qoantitatiTer FettsteUimg wir noeb keine bequeme Hethede
haben. Wir haben, der flbliohen Wdee folgend, den Bakteriengehalt
der Luft als Mafsstab benutzt. Die ausgesetzten PETBischen Schalen
waren mit iSährstoff Heiden beschickt, auf dem nicht cur Wasser-,
sondern auch Luftbakterieri sfhr reichlich wuchern. Die in der
X. Bürgerschule gemachten Aufnahmen haben den Besucher gelehrt,
dafs in 1 gr friBchen Schulstaubes 30 Millionen entwicklungsfähige
Keime sich hoden können. Von einem Quadratzentimeter einer
aohmatzigen Sehiefertafel hatte ioh 1496 und von einem Qoadmt»
aentimeter einer schmntaigea Leiebneheeke 1210 Bakterien nr
fiintwicklnng gebracht.
Bei den folgenden Yereoohen waren die Plattsn fünf Minatea
geOffiiei In dieser Zeit whlngen noh nieder:
in einem gut gepflegten Wohnaimmer 15 Keimt
im Klaeaensimmer:
Tor dem ünteirieht 28 «
bei mhigem Unterrieht (Sehieiben) 800 •
bei lebhaftem Unterricht (Kopfireohnen) 558 ,
in der Turnhiille:
vor dem Turnen Ö7 ,
bei ruhigem Turnen 630 ^
bei wildem SjuiuLren mit Matten 7380 ^
beim Turnen im l^'reien:
bei fenchtem Sohnlbof 56 n
hei staubigem Schnlhof nnd Wind 6978 «
beim Kehren der Klassenzimmer:
mit feuchten Sflgespttnen nnd Luftdnrohang 800 «
ohne fitageepine nnd ohne Dniehzng 11790 »
mit Sägespänen nnd ohne Dnrehsng 8400 «
Weloh gefldirliehe Stanbfitaiger Vorhinge sind, seigten swet
Platten, die vor allem des Interesse der Damen erweokten. 8is
waren bssflet in der Nflhe des Fenstern in einem Zeiehensasl. In
den ersten fbnf Minuten hatten sieh 83 Keime niedergesetzt, naob-
dem ich aber durch Öffnen des Fensters mittels Zugluft die aiD
oberen Teil des Fensters angebrachten braunen WolllatubrequinB
leicht bewegt hatte, setzten sich 2340 Keime nieder. Andere Flutten
zeigten den grolsen Unterschied im Baktenengehalt von emem Tropfen
Digitized by Google
225
nuMm WaaserleitiingswaflMr, reinem Waeehwuser und lehmutzigem
Wasohwaner ane dem Seholwasohbeoken, sowie auch ans dem Sohener-
eimer beim Aufwischen der Dielen. Diese Untersuchungen werden
zurzeit unter Leitung des Herrn Professor Dr. jSuwack noch
fortgesetzt.
"Wie aus den Ziftern beim Turnen im Freien zu ersehen ist,
stfigt der ßakteriengehait auch dort oft zu ganz enormer [fohe an.
Um derartige Übelstände abzustellen, hat Prof. Dr. Bucun£B in
München eine ölige Masse erfunden, das Asphaltin, womit er die
FnJswege und Strafsen bearbeitet. Während der AuaBtoUnng war
«n Teil der LennMraise als Probestrecke besprengt worden, und
twar mit sehr gOnatigem Erfolg. Der Stanb fiel heim Smpozni&eii
dttreh ein Gk&hrt gans aohwer wieder an Boden, als hfttte sieh aein
ipenfimhea Gewieht weeentlieh erhöht Das Tiefbanamt an Dreeden
fiber seine Beobabhtiingen em sehr gttnatigea Gntaehten abgegeben.
M ^nbe^ dieaea Mittel ist geeignet, anf dem Sehnlhof oder Spiel«
pitia eine ahnliohe BoUe zu spielen, wie die FnlshodenOle in den
Zimmern — mindestens müfste einmal die Probe gemacht werden.
Im allgemeinen muis nach den ausliegenden Druckschriften fest-
gestellt werden, dafe die Reinigung der Srhulräume durchaus noch
nicht auf der wünschbnren Hobe sieht; nur wenige Städte (z. B.
Worms) ordnen die tugiiche Reinigung an. Einer gröfseren Rein-
lichkeit trägt der von HüLSMANN-Preiburg (B.) ausgestellte Reform*
spucknapf Rechnung. Er wird an oder in der Wand in Brust-
höhe angebracht, ist mit Wasserspülung und selbsttätigem Schluis
eingerichtet. Er bedentet einen groisen Fortsehritt ans Gründen der
BsiiiHchkeit nnd Sdkünheit.
IL SükiiUiiBstattaig.
Halle hatte ein kleines Modell eines Sehnlsimmera aufteilt»
iu besetat war mit Befctigb&nken mit tiefdnnkelbbraem Anstrieh.
Winn sieh nneh über den Gtesehmaek nicht streiten Iftfst, so wissen
w doch anderseits, dafs solch eine Farbe nur ungefähr 6%, ein
helleres Gelb dagegen 40 Vu des auffallenden Lichtes reflektiert. Man
k<5nnte also von einer Lichtversch Wendung reden , auch wenn Fenster-
Qüü ßodentiai'lie in einem sehr günstigen Verlndtnis zu einander
stehen, und das von den Biinken zurückgeworfene Lioht für die Platz-
heUigkeit nicht wesentlich ins Gewicht fällt.
In der Dresdner Abteilung befand sieh ein reizendes Modell
«aer von Lehrer LomuKN erfundenen nnd von Liokboth A Oo.-
BcMgwuMtapflflg«. XVIL 11
Digitized by Google
226
Dresden kaiuiniierteii Bank filr gebreohliolie Kinder. Das Obamk-
teristisohe dieser Bank ist die gfOlsimdgliehe Vemtellbarkeit aller
Teile, welehe den oft sehr Teraohobenen Proportionen der gebrseh-
liehen Kinder angepa&t werden können. Die Feststellung gesobieht
dnrob eingelassene Hnttom. Die Bank ist an yerwenden fOr die
kleinsten, wie für die g:rftfsten Kinder, und zwar nur für je eines.
Selbstverständlich sind iiir jede Schule nur wenig^e solcher Bänke
notwendig, nm die Gebrechlichen zweckmfifsie; darauf unterzubrio^eD.
Die Lehne kann nooh mit einem gepolsterten Lederkissen versehen
werden.
Die Firma Lickuoth hatte auch noch eine Anzahl Bänke in
der Indostrieballe aufgestellt, unter anderen auch die in Dresden
eingeführten Klappsitzblinke mit dem Patent Christa. Dieses besteht
darin, dab durch türangelähnliche Stfloke die Bänke untereinander
80 rerbnnden werden» dafe sie siob stOrsen nnd sehr leicht aus-
wechseln lassen. Kaoh dieser Biobtnng bat neuerdings anob die
Bsmobank eine Verbesserung ei&bren, die in der Beseitigung der
am Boden angesobianbten Leitsoihiene bestebt; sie ist ersetzt worden
dnreb eine Weobselsobiene, d. b. je awei kurse Sebienenstdeke
greifen weobselweise ftbeieinander und werden dnrob Klemmschrauben
susammengehalten. Die Bankreihe ist infolgedessen nicht mebr fest,
sondern kann beliebig gerückt, vergröfsert und verkleinert werden.
Die DöCKEBsche Schulbiuucke war mit RETTiGbäuken ausge-
stattet in verschiedener Abänderung, je nach dem Nebenzweck. Aus
den vielen Abbildungen und Plttnen von Schulzimraern aus allen
Teilen Deutschlands war ersichtlich, welch weite Verbreitung dieses
System gegenwärtig genieist. Originell und wirklich empfehlenswert
ist hier die Umlegevorrichtung; die übrige Konstruktion der Bank
bietet der Kritik mancherlei Anhaltspunkte; feste Prinzipien liegen
derselben, wie uns scheinen will, nicbt sugrunde.
Dieselbe Finna (P. Jobs. MülIiBB & Go.-Berltn) batte eine sshr
bequeme Bank mit weit aurflokgebogener Lebne, die „Kngelsobatnier^
bank*'» ausgestellt. TJngflnstig ist ibre Befestigung durob Sobrauben
am Boden, ebenso die au gro&e Differenz. Wttbiend die meistsn
Bfinke ein Verbftltnis der Sitsböbe zum Pulte wie 100 : 162 bis 165
batten, betmg es bei diesem Gterät 100: 171,5.
Hannover hat sein eigenes Banksystem, da5t SpELLMANXSchö.
Der Sitz ist fest, die Tischplatte aber ohne jedes Geräusch ver-
schiebbar mit dem Vorteil, dafs sie in jeder Stellung stehen bleibt.
Die Kinder sitzen gewühnlioh in Piusdistauz, nur beim »Schreiben
Digitized by Google
227
wird eine Minnsdistanz hergestellt; beim Hin einschieben der Tisoh*
platte wird das Tintenfafs verdeckt. Die Lebue besteht aii.s drei
homoDtalen Leisten, die mit Intervallen, und swar etwas rekliniert»
über einander aogebraoht sind. Sie ist bequem zum Anlehnen des
Rttekena, wttrde aber anoih der Kronslendengegend eine willkommene
Stfltse bieten bei Steilsolmft. Naoh dem Berieht des Heim &bsbnlrat
Dr. Wbhbhahn^ hat man g;nte Erfahrungen mit dieser Form gemacht
FoHBUABH & Havss iu Fhmkenthal hatten ihre Tentellbare
UniTeraal-NormalflohnlbBnk mit geiftnschlosem Pendelsits ausgestellt»
Fflr gröfeere Sohulorganismen ist die Bank unnötig, da kann die
Auswahl fester Bänke nach der Körpergruise der Schüler erfolgen.
Das Yerstelltu ist unbequem, die Bank ist schwer und bietet viel
Ablagerun ?8pl ätze für Staub.
Schulbänke verschiedener Konstruktion waren in der Bkimmi u-
scben B:ir:ii ke von den Vereinigten Scuttlbankfabrikkn ausgestellt.
Frout machen müssen Pädagogik und Hygiene gegen eine dieser
Bänke, bei welcher die Plusdistanz beim Aufstehen durch Vorhoch-
e^hiehen der Tischplatte mittels vier wackeliger Hebel erfolgte.
gehört eine wahre Virtnositftt der Sohfller dasn, ohne Kraoh diese
Tätigkeit zu yolhsiehen.
Seit2 • Wflrzhorg brachte eine neue Bankkonstrnlction, wohl
kaum aber eine Verbessernng. fir stellt sie auf einen Holskasten
und Torbindet diesen duroh einen Gummiatreifen mit dem Boden.
Der Sita klappt von selbst empor. Unter dem Site befindet moh ein
Kasten ftlr den Banaen. llir machte die Bank den Bindmok, als
ob sie, entgegen der Versicherung des Fabrikanten, der Reinigung
recht wesentliche Hindernisse bereite. — iiadikal verfälirt da Zahn
in Berlin. Er legt in seinem System I den Roden ganz frei und
hancrt die Sitze und Tische wie Coupds an beiden Seiten an einen
dicken Balken, der hinten und vorn durch je einen Rock gestützt
ist. Sehr zustimmen mufs man dem Restreben, so wenig wie mö^-
lich komplizierte Bankteiie zu schaffen, denn durch langjährige
Beobachtung and bakteriologische Versuche habe ich mich überzeu-
gen mClssen, dafs der Bakteri engehalt der Schul luft vielmehr von der
Reinlichkeit der Kleider und Bankteile abhängig ist, als vom Fnfs-
bodenatanb. Letsterer Iftbt sich durch Staub<^l binden, in kompli«
lierten Bankieilen ist ihm schwer beiznkommen. Ein sehr grofser
> Das Volks6cliiilwe8«u der Küaigi. Huupt und iieäidtiuzstadt üauuover.
Von Dr. A. WamuAav. Hannover, 1908.
11*
Digitized by Google
22S
Mangel bei Zahns Bank ist die DnmOglicbkeit, die einaselnea Bftnke
aaszaw6<dL8elD, sie den Körpergröfsen der Kinder anzupassen; and
ob die gaase Sache nach und nach nicht so locker wird, dale ein
nnrabiger Oeist die ganae Bankreihe mobil maobt^ bleibt abznwaiten.
Bei System II bat jeder Sita awei dflnne Beine erbalten» der bintwre
(dem Sebtiler annaobaÜiegende) Teil der Tiacfaplatte kann beim Leeen
und beim An&ieben empozgeUappt werden.
JSin Obektaad, der eiob bei fast allen B&nken findet» die sa
steile Lebne» ist bei der 2iAHNbank in der Potena yertreten ; denn ein
ZnracUegen des OberkttrperB mit ünterstatsnng dnreb die Lehne ist
hier niebt möglich, dmsdbe wird nmmterbnMiien in der anfrechteii
Stellung erhalten.
Charakteristisch für die Übertreibungen, die sich die Schulbank-
konstrukteuiü lu ihren Reklamen nicht selteu zu schulden kommea
lassen, ist folgende Anpreisung, die Zahn seinen Bänken zu teil
werden läfst:
1. Einfache, praktische I>auart.
2. Roste Haltung der Kinder beim T.ohc n und Schreiben.
3. Keine Seitenteile, Schwellen, noch sonstige Erhöhungen.
Alles frei und offen ; daher gründlichste und schnellste Rei-
nigung des FuJsbodens möglich» ohne dals ein Iftfitiges Um-
legen der Bänke nötig ist.
4. Bequemes und schnelles Ein- und Austreten des Kindes.
5. Kein Schiefstehen der Kinder beim Anfiruf, da keine £r-
hühung vorhanden.
6. Grölate Dauerfthigkeii.
7. Billigster Preis.
8. Klassen mit Zahns Sohnlbttnken gewihren einen besonde»
fienndlichen Eindrock.
Der letate Pnnkt naSk insofern ohne weiteres augestanden wer>
den, weil Zahf den schwanen Anstrich der IMschplatte, wie ftbiigens
manche andeie Konstmktenxe aneb, rermeidet.
Fflr das Zeichnen hatte Zahn awei anberordentÜch ein&ohe
Zeichentische geliefert: „Multiplex*^ vnd „Bi^brm*, die flieh der
Zustimmung jedes Pädagogen und Hygienikers erfirenen dürften.
Beide sind mit leicht verstellbaren Tischplatten und Modellhaltern
ausgestattet. (Mk. 42.) - — Ein verstellbares Zeichenpult zum Auf-
legen auf den Tisch hatten Lickroth & Co. -Dresden gebracht. Durch
derartige Einrieb tun (]ren wird der sohlechten Körperhaltung beim
Zeichnen sehr entgegengearbeitet.
Digitizeo üy ^^oogle
229
In welcher Zahl die einzelnen Banknnmmern in den
Dresdner Sehnlen anzn^^ch äffen und wie sie anf die ein-
zelnen Klassen an verteilen sind, damit sie den Gr&Isen der
Sclitller entspieohen, habe ich in Ghemeinsohaft mit Heim Lehier
LomiAxiH und Frftnlein Hasbb anf Gmnd der Hiohaelis 1902 vom
Urarreffehi naoh einheitUehen Gmndsäteen Teranstalteten Messnng
m 67000 Schnlkindem festgestellt. Die genaneren Ergebnisse
sollen nidistens in dieser ZeiMrifl als besondere Arbeit erseheinen.
In der Ansstollnng waren folgende Wadbstnmsgesetze ülnsttatiT znr
Bsretellnng gebracht:
1. Iii den I?uiu:erscbulen (Mk. 48 Schulgeld) sind die Schüler
der Unterklassen um ein Jahreswachstutn gröfser als in den
ßezirksschülen (Mk. 7,20 Schuigeid). Die Diile renz ^■e^T■l^-
gert Rieh, je älter die Kinder werden, bis zur Hälfte einen
J ahreswachstums.
2. Die dnrchsohiüttiiohe Grölae der Kinder ist nm so geringer»
je öfter sie ntsen geblieben sind.
3. ]>ie gröisten normalen Kinder des ersten Schaljahres sind
grölser, als die kleinsten des achten Sohaljahres.
4. Die Knallen sind hei der An&ahme nngefiüir 1 em giüber
als die IClldcihen; im vierten Sohnljahr ist die Differenz ans-
gegliehen, im aohtsn SohnljahT haben die Mfidohen einen
Vorsprung Ton der Hilfle eines Jahreswaehstams eneicht.
Sehr praktisoih ist es, wenn man die GhfOlsengruppen der Sohttler»
Ar welohe die einzelnen Banknnmmem bestimmt sind, gleich an den
MelBstfiuder anzeichnet, so dafs nach drei bis vier Minuten jedem
Schuler der Klasse die ihm pubseade Bank zugewiesen ist. Auf der
Anstellung hatte ich diese Einzeichnung in die Mefeskala gemacht,
die uns Direktor von LATsOF.-Müncheu nebst verschiedenen hoch-
intere'^sruiteu Tatein mit Waohstamsknrven gütigst zur Verfügung
gestellt hatte.
Für Schulen, welche mit Bänken alter Abmessung und Mischung
MDgeriohtet sind, empfiehlt es sieh, eine Kompromifstabelle herans-
zurechnen, so dafii dooh jedes Zimmer mit den denkbar passendsten
Banknommem versehen wird. Wie dabei die Grofaengruppen, welehe
die eusslnen Nummern besetaes, gana anders sind, zeigte sieh am
Heftsttader der IL Bttigeisehnle.
Aber anoh die beste Bank nnd die zweekmftfsigste
Vsfteilnng leisten nooh lange keine Gewähr ffir gute
Körperhaltung. Diese ist das Anliegen jedes Lehren; denn es
Digiiizixi by CüOgle
280 «
gibt eicher keine Arbeit, bni der der Lehrer gröfsere MiCserfolge
anfsuwdiaett hätte, als im Kampf gegen die ecblechte Körperhaltung.
Das kann nur der ¥oll aosftthlen, der Tag £üi Tag mit den Schalem
arbeitet. Gbt- Dresden hat einen Geradehalter ,,8itae geradl"
konstruiert, der ans einer KlemmBohranbe, einem anfreohten und
einem wagreehten Stab besteht Mit der Sokianbe läist sieh der
aufireehte Stab an jedem Tisoh anbringen. Darob eine dnrohbobrte
Kogel am oberen Ende wird der dflnne wagreohte Stab gesteckt
Dieser gibt dem Schüler die Arbeitsdistans an, die Kinder haben
also den Ap|»arat gar nicht ssn berühren. Als Stiltse ist er wegen
seiner sehr geringen Stabilitftt nicht zn benntzen. Nach dreiviertel-
jährigen systematischen Versuchen* mit regelmäfsiger Feststellung
der Arbeitsdistanz konnte ich den hoben Wert dieses einfachen
Mittels beweisen. Für je zwölf Kinder genügt nach meiner Eilub-
rung ein Apparat, um ihnen ohne viel Rederei ein gutes Sitzen
anzuer/ieben. (Mi'iJ.KKH-PRÖiJELHAL's-Dresden, Mk. 2). — Siegeh-
Borna hat ebeut'alls eiueu neuen Geradehalter ge.schaüeu, bei dem
über jede Schulter des Schulers von hinten ein Bügel greift. Auf
dem Rücken sind sie vereinigt iiud hängen an einem Bande, das
man nach Art eines Hosenträgers verlängern oder verkürzen kann.
Das freie Ende des Bandes wird an die hintere Bank- oder Stuhl-
lehne befestigt. Dieser Geradehalter berührt also den Körper des
Kindes, gibt ihm das lästige GefOhl des Angehttngtseins, schränkt
es in seiner Bewegungsfreiheit ein.
Beim Lesen erfolgt eine starke Annäherung ans Buch nicht
selten wegen des schlechten Bnohdrackes. Oohns einfacher Zeilen-
zähler, der anch in der Dresdner Abteilung zu finden war, ist ein
bequemes Hil&mittel, den Druck an£ seine GrOfse sn prüfen. Dnreh
eine Öffimng von einem 1 qcm dtlifen nicht mehr als zwei Zeilen
sichtbar sein, wenn das Buch den Forderangen der Angenhygiene
entsprechen soll. — Eine wesentliche Entlastung lEbr die Augen
bietet ein ein&cher und natnigemftiber Sohreibduktns, wie ihn
Chemnitz ausgestellt hatte; derselbe verdient weiteste Yerbreitung,
lU. DnUrrielitsbetrieli.
Hannover wollte durch eine Anzahl Hefte den Nachweis er-
bringen, dafs et> zweckmäfsig sei, die Schüler von Anfang an statt
' Vor^!. GRAtTXETi: Versnche mit dem neuen nFvaplion Oendehalter ^Sitae
geradl'' Gesunde Jugend, Vm, Heft III a. lY. ä. ö.
Digitized by Google
231
auf die Schiefertafel ms Heft schreiben zu lassen. In Dresden
ist diese Gepflogenheit fast allgemein ; keiner, der sie erprobt hat,
greift zur Schiefertafel znrück. Neben der gröfseren Elastizit&t Ton
Feder and Papier, der leichteren F&hmng des Sohreibwerkzenges,
der grölseren Lesbarkeit der Schrift soheinen mir awei Momenfo
iMsonders wichtig: 1. Die Sohiefertafel biigt dadurab eine gro&e
QMa in aioh, dalb ae die SohOler anm Daran%iieken und Weg*
wiiohen mit den Fingern verleitet. Die Kinder wischen einander
anf den Tafeln nnd belecken den Finger; eine g^nseitige Infizie*
niDg ist hierbei nicht ausgeschlossen, anmal ich von einer Sohiefer-
iafel i486 Keime anf jedem Qnadratzentimeter gezüchtet habe. Im
Hefte dagegen haben die Kinder jeden Tag eine tadellos saubere
Seite. 2. Jede Tafel verleidet von Anfang an zum Vielschreiben.
Die Benutzung des Heftes über schrünkt die ?'<'hriftlichen Arin iteu
wesentlich ein. Dabei wird bei der srifortii^en Anwendung uea Heltes
da^i Schreiben genau so gut und besser gelernt; es wird eben mehr
mit Sinn und Verstand geschrieben. Papier für 30 Pfennig reicht
fär das erste Schuljahr vollkommen ans. Wie man aioh unter diesen
Umständen noch mit der Erfindung allerhand nener Schxeibtafeln
abmühen mag, ist mir unhegr^flich.
Einen Fortschritt in, besag anf Angenhygiene bedentet anch der
moderne Zeichennnter rieht, wenn er so betrieben wird, wie
der Ton Königsberg ansgestellte Lehrplan aeigte. Statt die Schttler
ttnodenlang an einigen Linien henimhantieren an lassen, bis sie
tadlich ertraglich gerade sind, wenn das Papier nicht eher durch*
ndiert ist, Iftfet der moderne Zeichennnterricht einfache Gehranoha-
gei^enstände, Blumen etc, skizzenhaft so oft und so lange flüchtig
hinwerfen, bis die hiezu nötigen Bewegungen vollbtändig in der Hand
sitzen, bis sie sozusagen automatisch werden.
Der Ausbildung des Auges nnd der Hand dient auch die
Knabenhandarbeit, die aufserdera den piaktit*cheu Sinn von
Jugend auf fördern soll. Dresden, Darmstadt, Hildesheim, Leipzig,
Straüsburg, Ulm und Worms hatten Schalerarbeiten ausgestellt Das
FsisCHsche Institut in Freibeig, gewifs die ftlteste Einrichtung dieser
Alt (seit 1814), hatte auch einen Lehrgang gezeigt. In Worms ist
dieser Zweig obligatorisch in den Volksschulen eingeführt. Lehrer
HiLLSDOHF'Darmstadt Iftlst den Uandfertigkeitsnnterhcht nnr soweit
gelten, als er die anderen Unterrichtsfktoher nntersttttst und ergftnst
Stmftbnig Tcrtritt den anderen Pol; dort soll der Schiller sich dnrch
diese Arbeiten anf einen bestimmten Beruf vorbereiten. Wnnder-
Digitized by Google
232
BohOne Photographien, welche die Knaben bei der Arbeit darstellten,
hatten Dresden, Leipzig, Munclien und iiildesheim gebracht. Die
letztere St^idt hat ein besonderes Hans für diesen Unterricht; er
findet nicht wie in den meisten anderen Städten im KelIerge8cho£s
der iSchulgebitude statt. Der Handfertigkeitssaal ist keine Werk=itätte,
sondern ein ünterriohtszimmer ; es sind darum auch dieselben hygieoi'-
schen Anfoideruiigen !in ihn zu stellen.
Eine ^anze Anzahl Arbeiten war ausgestellt, bei deren Anfertigung
der ächüier Feile, Raspel, Drehbank und Sandpapier benutzen mulste.
Die Hygiene muis sich gegen demtige staubbildende Erziehungs-
mittel wenden. Tai grofson ganzen kann sie natürlich dieses Grebiet
mit Freuden begrtlfsen, da durch die intensivste Form des Anaohauens,
durch das Bilden, das rein gedächtnismälisige Arbeiten sehr verringert
wird. An einem selbstgebauten einfachen Appaiai lernt der Schttler
natftrlioh hTmdertmal mehr und Inditer, al$ wenn ihm der Ijehier
stundenlang mit den apitsfindigsten Maschinen Torezperimentiert
Ilm jeden Preis Uare und lebendige Ansohairangea sdia&n I Das
ist der Bnf der heatigen Pidsgogik, nnd damit ist sie sngleieh
Hygiene. Hat man froher den naturkundlichen Unter rieht oft
hinter halbverUehten Fenstern gehalten, ohne Anschanungsgegenstand
und ohne BUd, so aeigen eine Menge Bilder den heutigen Unterricht
im Freien oder im Miulgarten (Breelan, Dresden, Hannover, Mfln-
ohen, Leipzig). Dresden hat &8t bei jeder Schule auch einen Schul-
garten, im ganzen 42. In Breslau bekommen 500 bis 600 Schüler
der Oberklassen je ein Stück L:u:d von 6—7,5 qm Fläche, d;is sie
unter Leitung eines sachkundigen Lehrers zu bebauen haben. Solcher
Gartenbaustationen hat diese Stadt vier in einer Gesanit;M((fse von
6082 qm in den verschiedenen Stadtteilen gt lngtiu. Ändere Schüler
werden in der Obstzucht im botanischen Garten unterrichtet; 3700
Kinder erhalten RIumh'u zur Pflei^e nach Hause, Ulm lieh wie auch
in Hannover, Dresden und Krturt. Bei der im Herbste stattfinden-
den Ausstellung der Pfleglinge wird gewöhnlich ein Schulfest abge-
halten. Aus wie vielen armseligen Pflänaohen haben die Kinder
wahrend des Sommers Praohtexemplare geeogen, und wie innerlich
sie dabei mit ihrem Werk verwachsen sind, konnte ich oft ans den
geradezu herzlichen Lebensbesohreibungen ihrer Pflegebefohlenen
heianalesen. Hat das Kind anoh nnr eine einaige Pflanae vom Samen
his znr Fmohtreife mit Interesse gepflegt nnd heohaohtet, so hat es
für seine Person natOrlieh mehr gewonnen als durch 10 oder 15
trookene Botanikstonden.
Digitized by Google
283
„Mehr erleben, weniger dozieren'', ist auch der leitende Gbnond-
Mtz, der znr Einfahrung des Koch- und Hanshaltungsanter'
richtes geführt hat Zwei hervorragende Industriestädte Saehsens,
Fknen und Grimmitaohau, liaben fttr ihre IfAdohen, deren Matter
msist industriell beeehfiftigt eind, besondere Hanshaltattgsaelinten mit
FnUkani eingeriehtei Angebnrg, Barmen, Bieslan, Ohemnits,
Dannstadt, Dresden, Koln, MainB, München, Kambei^, Worms u. «.
haben die Koehaohnlen mit den Yolhaaehnlen verbunden, wenn aneh
hier nnd da nnr TerBnohsweise. Es ist sieher eine sehr sweekmftfeige
Art, den Schülerinnen als den zukünftigen Hausfrauen und Müttern
die Lehren einer vernüiiiligen Haushaltungs- uad Ernahrungskunde
in so anschauiicher und lebendiger Weise zu übermitteln. Wie
manches Mädchen wird hier zum ersten Male emea klaren Begriö'
Ton Küchenreinlichkeit bekommen! In ßreebni, Darmstndt und
Dresden gibt es auch haus wirtschaftliche Fortbildungsschule a für
Bchnlentiaseene Midohen. Die ;ill<^emeine Einführung der Mädchen-
fortbildungssohnle wird uns anoh auf diesem Gebiete wieder ein Stück
Tonr&rts bringen.
Wie sehr immer mehr die Grasnndheitslehre dnreh die Qesnnd-
heitspflege TerwirUioht wird« seigten die Leibesflbnngen der Sohnl-
jqgeod. Im KOmgreioh Sachsen ist das Tomen für alle Knaben-
and Midchensehnlen seit 1873 gesetalich angeordnet; dämm ist ss
kna Wnnder, wenn gerade sttohsisohe Stttdte es ▼orfohrten. Leipsig
lütte. Photographien nnd Dresden Mntoskope ausgestellt, welehe den
Besucher über den Betrieb des Turnens orientierten. Turnhallen
waren viel abgebildet. Mit Üecht erregte Aufsehen die Daretellung
des Trockenschwimmens, der Vorübungen des iu Dresden eingeführ-
ten liuetitiieUlicbon Sch w immunterrichtes für Bezirksschülf^r. Der
biesii^e TTimlp»hrerverein bnt diesen Zweig zum Massnmnterricht
w^ebaut und einen genauen, systematisch - methodischen Plan der
Tor- und Schwimmttbangen ausgearbeitet. In den fünf Jahren des
Bestehens haben von 2400 in die Listen eingetragenen Knaben 18B0
mit gutem Erfolg geübt, d. h. sie durchschwammen bei der Prflfimg
die 28 m lange Probestredie frei, 346 schwammen über 14 m nnd
Im 270, d. i. 11,2%, wurde ein nngOnstiges Resultat eraielt. Die
8lidt tcigt Mk. 800 von den Kosten. Die Knaben haben hin-
nkthend Gelegenheit, das firlemte ansawenden nnd an üben, denn
im Sommer stehen ihnen tflglieh die filnf stftdtischen Blbbftder cur
hörn Verfügung, im 'Wintor werden Bademarken «un Beenoh der
Volksbäder abgegeben. Dieser Weg ist der sicherste, unser Volk
Digitized by Google
234
wieder ans Wasser zu gewöhnen. — Mehr als das Schwimmen sind
Sohulbäder in den deiitsohen Städten eingeführt. Anf der Ans*
stellnn::^ waren Darstellungen solcher Bftder TOn Angsboi^,
Bielefeld, Dannsiadt» Frankfurt, Manchen n. a. vorhanden; anlsw-
dem war ans den Flttnen und der Literatur m ersehen, dafa anoh
Barmen, Brauneehweig, Oassel, Dnisbnrg, Iffainx, Koln, SohOne-
herg, Stuttgart, Wflrzburg a. a. Mlehe Anstalten eingerichtet haben.
Cassel hat sein Schulbad unter die Turnhalle gebaut In Manchen
waren im Jahre 1901/02 in 26 Anstalten 800000 Bilder abgegeben
worden, eine PrachtleistuDg. Die Zahl der badenden Schfller in
den einzelnen Schulen schwankte swisohen 50 — ^90%. .In den 18
Schulbfidem Hannoyers wurden im gleichen Jahre 298394 Bäder
an 65,6% der gesamten Sohülerzahl Terabreichi In Worms baden
7(3% der Kinder. In Breslau kostet der Unterhalt eines jeden der
13 Schulbudei jahrlich. 200 Mark. Von den Zellbüdem schemt
man allentbalbRn abgekommen zu sein; trotzdem hatten noch einige
Firmen solche ausgestellt.
Das schönste Schulbad, das icb je goseben habe, befindet sich
in der zweiten Bezirksschule y.n Dresden. Ankleide- und Baderaum
bilden ein Ganze.s; die Aufsicht>]iprson steht wie auf einer Kommando-
hrünke zwischen beiden Riiumen und kann von hier aus die ganze
Schar leicht übersr^hon und die Waäserverh&itnisse regeln. Das Aua-
und Ankleiden erfolgt in Einzeizellen.
Die Fürsorge für das körperliche Wohl ist zurzeit auch an dem
überall sich regenden Bestreben zu erkennen, der Jugend Gelegen-
heit zu Bewegungsspielen im Freien zu schaffen. In Dresden
hat sich seit 19 Jahren der Gemeinnützige Verein als der VeraD-
stalter der Jugendspiele trefflich bewährt. Anf -vier Plotaai q^ieltea
im Sommer 1902 über 18000 Knaben und 36000 Madohen. Die
Stadt stellt die Plätze zur Verfügung und unterstützt das Unter-
nehmen mit Mk. 1200 jährlich. Au&erdem werden in einer Ansalil
Schulen an freien Nachmittagen Spiele veranstaltet. Der Yerein
Yolkswohl Terfolgt einen ähnlichen Zweck durch die Schüler-
fahrten in den Heidepark. Der letztere ist ein Teil der grofben
Dresdner Heide. ZwOif WaldrcTiere mit ünterknnftshütten und
Blockhäusern nehmen die ca. ISOO Knaben und Mädchen auf, die
wöchentlich zweimal, in den Ferien öfter, mit Dampfschiff oder
elektri<^eh<»r Babn aus der inneren Stadt hinaus gebracht werden.
Eine giiil.se Photographie zeig^te uns die Eltern, wie sie sich vor
der Wirtschaft unter den Kiefern au preiswerten Speisen und Ge-
Digitized by Google
235
Mnken labeii und neh dabd Bellwt bedienoi. Ihre kleinsten tpielen
im Boden, die grOlkeran wissen sie drüben nnf einem der Spielpl&Use
unter secliknndiger Anisiohi. Biin anderes Bild gönnte nns einen
Blick ins Nfttnrtheater mitten im Walde. Bäume nnd Sträncher
bilden die Kalissen. Die Zuschauer, Erwachsene wie Kinder, Männer
wie Frauen, sitzen auf den amphitheatraliticli angeordneten einfachen
flolzbanken und lauschen einem heimatlichen oder vaterländia« Inn
Volksstück, das von Schülern mit Eifer dargestellt wird. Ein anderes
Bild zeigte uns, wie die Knaben und Mädchen, welche dem Schtiler-
chur der Ib. Bezirksschule angehören, ihren Eltern und Verwandten
den l^atnrgennls durch Gteaang erhöhen. Wer jemals die Massen
dt hinenszieken sah, dem mnijs der Glaube an die Zukunft gestärkt
worden sein, und sei er der griesgräm igsf(^ Pessimist. — München
belehrte den Beechaner, wie gleiohmäüsig die 24 Spielplätze mit
135000 qm Flftohe über den Plan der Stadt ansgebreitet sind. Es
ttellt der Jngend die Sohnlhöfe znm Spiel zur VerlOgnng. 1902
wnnle 20000 mal von Kindern von dieser Gelegenheit Gebrauch
gemacht; 1890 spielten nur 4000. Die GrODse der Sohnlspielplfttce
lehwankt awisohen 860 qm nnd 5200 qm; daneben existieren fttnf
öffentliche Jugendspielplätze, teilweise in der Nähe von Söhnten. Die
Groise des Spielplatzes in Oberwiesenfeld beträgt 41200 qm, der-
jenige am Schyrenplatz 19 200 qm.
In Breslau spielten 1902 41 700 Kiuder. Während des Winters
bietet Dresdtn Jen Kindern in der ganzen Stadt zerstreut Eis-
bahnen zur uuentgeltliciien rMnutzung. Aufserdem werden in
vielen Anstalten die Schuihöfe zu Eisbahnen umgewandelt, wobei die
obligatorischen Tamstnnden groJsenteils zum Eislauf verwendet
werden, ähnlieh wie im Sommer zum Baden in der Elbe. Gerade
durch die direkte Veranlassung wird bei manchem Saumseligen der
Bewegnngstrieb erst geweckt Breslau lieferte im Jahre 1902/03
leinen Sehnlkindem 25000 Freikarten fOr Eisbahnen, sn benutzen
YOehentlioh an swei Nachmittagen» nnd 8500 Berechtignngskarten,
velehe dem Sohfller mit fünf Pfennig Zuschlag den Besnoh der
Eisbahnen ermOgliehen.
Ffir kränkliche, arme Kinder hat man in vielen Städten Ferien-
kolonien eingerichtet. In Dresden hat sie der G^meinntltzige
Verein in den Händen, die Stadt gibt selbstverständlich namhafte
Beträge dazu. 1902 wurden 1387 Schwächlinge aufs Land geschickt,
davon genossen 290 Winterpflege; 1901 waren es nur 1130 Kinder
in 31 Kolonien. Ein Teil wird uutergebraoht im Genesungsheim,
Digitized by Google
236
ein anderer im Joseph Bondihau«?. Eine Anzahl reizender Bilder gab
Kunde von dem fröhlichen Treiben an diesen Orten. Tlngeföhr
250 Kinder werden auXserdem von Dresdner Greschkitshäusern in
Sommerfrischen gebracht, 72 arme Wesen fanden Erholnns^ im Seebad
Norderney. — München hat im Jahre 1902 in 14 Kolonien 660,
flannover 246, Breslau 409, Leipzig 700 kränkliche Kinder in
Sommeipflege gesohiokt
Immer mehr gewinnt in den deutschen Städten die Sitte Raum,
armen Kindern Frühstück oder Mittagsbrot zu liefern. In
Breslau wurden 1901/02 III 568 Portionen Frtthstöok abgegeben, das
dort der Schuldiener bereitet; in fiannover genossen im gleielien
Jahre 1000 Blinder diese Wohltat and 104 warmes Mittagsbrot, in
Dresden müden 1903 daroh drei Vereine 114000 Portionen warmes
Mitt&gsbrot nnentgeltlioh an arme Sehalkinder geliefert
Der abnormen fiinder nimmt sioh die moderne Sohnlhygiene
mit gans besonderer Liebe an. AUerorto sind darum Hilfssehalen
für Sohwaohbeffthigte entstanden. Breslaa hat deren nenn anf
das ganze Stadtgebiet yerteilt, in denen 236 Knaben und 190 Mftd-
ehen nniwriehtet weiden. Die Sefafllenahl soll 20 in einer Erlasse
nicht flbersteigen; ausgewählt werden nur solche Kinder, die zwei
Jahre ohne jeden Erfolg die Unterklasse der Volksschule besucht
haben. Emen ähnlichen Modus hat man m Dresden eingeführt, wo
in den neun Klassen der drei Hilfsschulen 149 Kind^ i unterrichtet
werden. Hannover hat in zwei Hilfs'^f liulen 262 Kmder unter-
gebracht. Von den bis jetzt entlassenen Zöglingen mulsten 7ö %
als völlig, 15% als annähernd und nur 10% als unzureichend oder
gar nicht erwerbsfähig bezf ic^huet werden Aus den Zitfern Hannovers
geht hervor, dals man dort nicht so streng bei der Auswahl verfährt,
ak in Breslau, Dresden und Leipzig. Die letztere Stadt hat eine
Nachhilfesohnle mit 174 Schülern. Diese Anstalt hatte am umfang*
reichsten ausgestellt: Photographien, die den Betrieb darstellten,
Lehrmittel, Kurven über allerhand Verhältnisse. Hochinteressant
war das Photographiealbum, wehdiea Auskunft über die Entwicklung
des Gesichtsausdrucks in den verschiedenen £pochen jedes SohttlsfS
gibt. Die sehr ausführliche Tabelle fiber den Gtesnndheitmstand
gab Knnde, da& Ton den Sohfilem 92 Vo mit körperHehen Leiden
behaftet sind (in der VoUcBabhnle sind es nngefilhr 50 Vo); 34% litten
an behinderter Naeenatmnng, 32 nn Spraehfehlem, 24% an Blnt*
armnt. Da viele Sohttler einen weiten Sohnlweg haben» bleiben sie
Aber Mittag in der Anstalt nnd weiden dort gespeist; zum Frtthstllek
üigitized by Google
237
«rird Ifiloh in Hasehen ymbreieht. Die Kostea tragen zam Teil
die Kinder, zum anderen TeU tat dies die priTate und ftfoitliolie
WohltiUigkeit.
Beoht ausführlich hat die Berliner Blindenaustalt gezeigt,
wie sie durch die anderen Sinne den Gesichtsinn zu ersetzen sucht,
um in der Seele de^ Zöglings ein möglichst vollständiges Bild von
der Aufsen w eit ent-stchen zu lassen, und die Unglücklichen, zimi Teil
wenigstens, auf eignue Füfse zu stellen. Die Laien besonders gerieten
in berechtigtes Erstaunen über die umfangreiche Literatur in der
BBAiLLEschen Punktschrift, über die Modelle von Pferden, Brücken
Dampfschiffen usw., welche durch das Betasten dem ZOgling klare
Vonteilnngen schaffen. Wie klar die Blinden sich Formen vorza-
stoUen vermögen, bewiesen die Ton ihnen modellierten Belielkarten
md andere Naturobjekte. Von der Gesohioklicbkeit ibrer Hände
kgfeen die weiblioben Handarbeiten, die Korbmaeherei, Stoblfleobterei
und Bttotenbinderei ein beradtee Zeugnis ab.
Die Sebnlarstfrage stebt bente im Kittelpunkt des schul-
hygiemsehen Interesses; darauf deuteten die aablreieb aufgestellten
Diemfordnungen fftr SobnUbrzte hin, bei denen mehr oder weniger
die Wiesbadener als Muster gedient hat. Rrei'lau hat die Ergebnisse
seiner Untersuchungen in einer besonderen Druckschrift niedergelegt,
doch war dort ein Mangel an Einheitlichkeit nicht zu verkennen.
Die Ergel)ni.-iSH der ersten allgeuieiuen sobnl ärztlichen Untersuchungen
der 1902 neu autgeiiommenen Bezirksschüier zu Dresden wareo von
Lehrer G. Schanze' statistisch zusammengestellt worden. Ich suchte
in die kalte Statistik etwas Gefühl zu bringen, indem ich die Ziffern
in die Fl&obe unureohnete. Die einaelnen Krankheiten waren in
Gestalt von gemalten SandsteinklOtsen au einem Kreuze zusammen-
gMtsUt» das grell sieh abhob Tom klaren blauen Himmel, der die
Zahl der Gesunden yersinnbildHohte. Die Zahl der Kranken betrug
50%. Auf einem Stadtplan ron Dresden bnwhte iob durch die
Litensittt der Farbe die Häufigkeit der Erkrankungen in den ein-
üben Stadtteilen mm Ausdruck. Ton den 1028 Sehulrekruten,
die im Kerne der Altstadt wohnten, waren 78,4 7o als krank befunden
' worden, von den 1170 Elindem aus der in der zweiten Zone liegenden
Stadtteilen waren es 64,3% und von den 777 Kmderu der äufsersten
' 6. ScBAVsa: Dieligehnisse der ersten allgemeiucn Bchalirttliohen ünter-
nchongen der Elementarsdiaiw in den Dreidnttr BesirkMohnlen eto. Oumd$
Jfi9^ 1908, H. 1, 8. ia£
Digitized by Google
238
Vorstädte waren es nur 28,5% (Plaueo, Löbtau, Cotta waren
damals noch nicht einverleibt). Dresden-Neustadt ist ganz anders
angelegt, «ach dort sind in den änfsersten Vororten von den öH6
]^^ealing6D nur 30*/o, in der von Bezirl^^s^cbülem dicht bewohnten
Leipziger Vorstadt von 696 Kindern 64,4" und in der von Bezirks-
schülern dünn bevölkerten inneren Neustadt und Antonstadt von
738 Kindern nur 28,1 7o als krank befanden worden. Ich will übrigens
xkioht behanptm, dafs die Ton mir aufgedeckten Verhältnisse über jeden
Zweifel erliaben seien; es sind noch wiederholte KaehprOfnngen
weiterer Untersnohnngseigebnisse hier, wie anch in anderen Orten
nötig, am dnrdians sichere Anschannngen m gewinnen Aber die
Wechselwirkung yon sosialer Stellung, Wohnungsrerhiltnissen jl dgL
einerseits and Krinkliohkeit andeiseits. Die Untersachongen, aof
welche sich obige Ziffern stfltsen, haben nach den gleichen Ghrund-
sätsen stattgefnnden, welche die Schnlftrate anter Leitung des Herrn
Obermedirinaliat Dr. Nxbdivbb anfgestellt haben. Wenn ein Sehnt
arzt in versohiedenen Kreisen au untersuchen hatte, so stimmten
seine Ergebnisse überein mit dem Durchschnitt des Kreises. — Für
Schuliirzte und Lehrer wird es nun Pflicht, auf Mittel und Wege
zu sinnen, wie die Ergebnisse der schulärztlichen Untersuchungen
für die Schüler zweckmaisig ausgenutzt werden können. Heilungs-
gelegfMilieiten Ti;i)>>-en geschufTen werden auch für Unbemittelte; in
Die>(lnD sind mhvn herrlii lie Anfänge da, d<»nn im Jahre 1902
wurden in den vier Kinderpolikliniken 13624 Kinder behandelt.
Es müssen nun auch einmal d i e Erkrankungen besonders hervor-
gehoben werden, auf die der Lehrer Rücksicht zu nehmen hat,
gegenüber denjenigen, welche mehr indifferent sind. Der Lehrer
braucht Klarheit darüber, an welche Schüler er kalten Blutes mit
all seinen Forderungen herantreten kann, und welche Rücksicht er
anderen angedeihen lassen mnis. Schulhygiene und Fttdagogik haben
hier ein weites Arbeitsgebiet vor sich.
In Strabburg hat man ange^gen, die Ztthne aller Schulkinder
jilhrlich einmal vom SchnUahnarst untersuchen und bedürftige
in der Schukahnfiratlichen Poliklinik auch behandeln au lassen. Die
Bilder und Drucksachen dieser Anstalt waren in der AusstelluDg m
sehen. Im ersten Halbjahr des Bestehens wurden 8341 Kinder yom
Schukahnarat untersucht. Tflglich werden 40 — 60 Schiller Ton ihrem
Lehrer im Ekssenverbande in die schulaahnärrtliche Poliklinik ge-
geführt Alle Eltern werden vom Zustande der Zfthne ihrer Kinder
in Kenntnis gesetst und Teranlalst, sie behandeln au lassen. 1296
Digitized by Google
239
Kinder sind io der Poliklinik behandelt worden. 95 Vo aller Kinder
htben kranke Zähne. — In Dannstadt hat der Verein hessiscber Zäbn-
liito ebeofaUs eine flokbe Anfliait eniohtet und Bilder und Dmek*
ndken auf der AnttteUimg ausgelegt Dort wird den SehQlem
Gelegenheit geboten, an aebnlfreien Naohmittagen dch nnentgeltlioh
behandelB m laaseD, ilinlieh irie es in Dresden ist. wo schon seit
den nennziger Jahren zahnftstliohe Kinderpolikliniken bestehen, nnd
vo 1902 z. B. 1103 Kinder nnentgeltlioh behandelt wurden. Viele
Besucher, auch Scbnlhygieniker, sah ich bedenklich das Haupt
schütteln beim Anblicke der Ausstellungsgegenstände der Strafsbnrger
schulzahnärztlichen Poliklinik; sie waren der Meinung, diese Anstalt
bedeute einen Sciiuis über das Ziel hmauä, die Aufgaben der Schule
wüHen durch sie verschoben. Wenn man aber bedf^nki, hils wir seit
^ Jahren die Zahnpflege nicht blol's lehren, sondern auch mit allem
Nachdruck darauf halten, und wenn trotzdem die Tatsache besteht,
dafs fast alle Kinder heute noch sohlechte Zähne haben, so ist der
Miiserfolg des bisherigen Vorgehens so deutlich konatatiert, dafs man
den Städten eehr dankbar sein mnls, die einmal einen anderen Weg
▼ennehen, nm snm Ziele ra gelangen.
In einem Punkte ist in den dentsciben Schulen noch viel an
bsvarn, das ist die Sohlllersahl der einseinen Klassen. Dresden
hat als Höohstsahi in den Bürgersohizlen 40, in den Bezirkssohnlen
60 Kinder. Der tatsächliche Bestand ist aber durchschnittlich in
den Bärgersohulen 33, in den Bezirksschulen 41. Die anderen
sftchsischen Städte weisen ähnliche Verhältnisse auf. Was sagt niaa
aber, wenn manche deutsche Stadt die Klassenzimmer mit 80 Sitz-
plätzen einrichtet, sehr riele mit 72 und nur ganz wenige mit 60?
Ich habe früher (relegenheit gehabt, in starken Klassen zu arbeiten,
»it Jahren habe ich ungefähr 80 Kinder in der Klasse und raulste
allerdings die Überzeugung gewinnen, daüs in vollen Klassen neun
Zehntel aller hygienischen und pädagogischen Bestrebungen sohdne
Bedensarten bleiben. An Stelle des viel gerühmten Individualisierens
tritt Herdenbehandlong ; der Lehrer muls zum Unteroffizier werden;
snd das ist Tielleioht noch das Günstigste. Hat er s. B. Zeit, sieh
im die Sohreibhaltnng an kfimmem? Kann er die Ergebnisse der
tdralAntlichen üntersuchnngen anoh nnr einigermafsen sweckmäfsig
aanrntsen? Liebevolle Hingabe an den Einseinen yerlangt man,
VC anf das Kind in jeder Stande nnr eine halbe Minute ünterrichts-
wtt kommt? Ist es en verwundern, dab nnter solchen Umständen
^ Rate als Disziplinmiitel immerhin eine noch recht weite Yer*
Digitized by Google
240
breitoDg hat? Man denke sich 72 neu eingetretene JEilemeDtariBten
beisammen, die hilflos in jeder Beziehung den Lehrer so oft brauchen l
B«i solchen Verhältnissen ist es munöglioh, dafs der Lehrer dem Schüler
innttUeh nahe tritt und schon geffthlsmäfsig seine kleinen Grebresten
erkennt* Das gemüiroUe Yeisenken in die einzelne ELindesnatur ist
mir mindestens ebenso wertroU als alle Methodik nnd Sohnibygiene.
ZiffemmSlsig Iftftt sieb das freilich nicht nachweisen, gefilbli mab
man ee babeiL — Allerdings, Geld kostet die Verminderang der
Eüassenstlirkep aber ich wollte lieber anf einige Lelustnnden ftlr die
Kinder, anf Praebtfossaden, anf eine ganze Anzahl hygienischer nnd
pädagogischer Pflisterchen Temchien, um das eine sn eneidken :
kleine Klassen. Hier hat die Sohnlhjgiene einmsetsen, der Ant
hat den Pädagogen zu unterstützen, dann darf TOr allem in kemem
Lebi bucb der Schulhygiene mehr die Zahl 70 als zulässig bezeichnet
werden.
Hoffentlich bietet die nächste Städteausstellung in diesem
Puiikli^ (Mu erfreulicheres Bild. Die Anzeichen der Besserung sind
schon deutlich zu erkennen. So hatte Worms 1887/88 eine durch-
schnittliche Klassenstärke von 81, diese ist aber 1901/02 schon auf
56 herabgesunken. Breslau hatte 1880 anf dor Unterstufe im
Durchschnitt 79, im Jahre 1901 aber nur 5B iunder in einer
Klasse.
Seit 1899 sind auf allen Stufen die Maximalziffem, die nur um
fünf überschritten werden dürfen, für die Oberstufe auf 50, für die
Mittelstofe auf 60, für die Unterstufe auf 70 festgesetzt worden;
frtther waren anf jeder Stufe sehn Kinder mehr znlttssig.
Die erste deutsche Städteansstellnng, die im ganzen als ein
dnrehans wohlgelnngenes Experiment angesehsn werden ma^ bot
fttr den Sohnlbygieniker eine reiche Zahl er&enlidier Talaaehen.
Eine sptttere Ansstellnng würde dnroh eine grttlsere Planmftlsigkeii auf
nnserem Gebiete wesentlich gewinnen. Qans ▼onttglioh bewflhrten
sich die offiraellen Fohmngen, die ftlr jede Abteilnng mehrmals
wöchentlich stattfimden; sie Tcrdienen Nachahmung. — üm die
Entwicklung der Schnlhygiene zu beschlennigen, wiie es meines
Erachtens von Vorteil, wenn die dentsohen Städte dte einscLuen
theoretisch wohlerwogenen Zeitfordeningen, mit Berücksichtigung der
natürlichen Verhältnisse untereinander zum ganz gründlichen Aus-
probieren verteilten. Jede Stadt hätte die Verpflichtung der gewissen-
haftesten Berichterstattung über die gemachten Erfahrungen. Diese
dürften aber nicht nur Tom grünen Tisch herab, sondern vor allem
Digitized by Google
241
aodi «HB dem Leben heraus sam Aasdrack gebraeht werdea. Dabei
mflftte gana klar hervortreieB, ob eioh die Einftihrang der betreffenden
Srnriehtnng als notwendig, wünschenswert oder anz\s ec kmalsig er-
weist. Unter diesen Umstanden würden sich die Berichterstatter,
von der groltieü Verantwortlichkeit durchdmngfen, Tielmehr, als dies
oft jetzt gesohiebt, bemuhen, objektiir zu urteilen.
Wo ui4 wto mU dfo TalU imKlaiiairaiimi aiig»1mditwird«iT^
Von
Dr. G. H. SnrxKiNo,
Fliynkos und Stedtmt in HiMnIraig.
Bei den Ton mir im Sommer 1903 yoigenommenen amtlichen
fittiohtigangen der simtliolien VolkaMhnlen meinee Stadtbeairks fiel
m mir auf, dafe sehr häufig die SteUnng der Stand- oder Wandtafel
«ae fishlerhafto war. Znmal in den ilteien Sehnlea mit beeohrftnkten
Bivmliohkeiten ergaben nefa daraus filr die Kinder nioht nneilieb-
liche Seh&digungen. Mir aoheint deshalb ein HeinnngsaiiBtansoh
tiMT diese, Lehrer und irste gleiehermalsen berührende !EVage wohl
ttigebraobt.
Alles was über die Schultafelfrage in dieser Zeitschrift ge-
schrieben ist, befafst sich mehr mit dem Materiell und dem Anstrich
derselben. „Nur vorübergehend wird einmal erwähnt, dals die
Wandtafel nicht so stehen soll, dafs die Augen der Kmder
geblendet werden." (Ref. Felix, Sorget für die Gesundheit der
Schüler! Berün ISei.*) Ein andermal heiDst es : Um die Wandtafel
in die richtige Stellung zum Ange des Schülers zn bringen,
empfehlen sich freie ßahmenstfinder, welche der darin um eine
Afihae sieh bewegenden Wandtafel jede beliebige Stellung zu geben
pitstten. Es lassen sieh filr diesen Zweek entspreehende Ein-
' Wir gebea deo Auaführangen des Verfassers gerne Aaum, weil sie ja
«iav noA wenig berfihrten Frage gewiaae Anfang geben. MMetiell find
«ir niH dem tob Dr. SnraKiKe gemaohten Voradhlage niebt emverttendan,
«ail vir bei der von ihm gewüiuditan SteUeng der Taüal eine engenfigande
Bdmcbiang derselben furch teu. (D. Red.)
' Diese ZeUxhnji Bd. V, 1892, 8. 196.
ScbalgMaadbeitopflegv. XVIL 13
Digitized by Google
242
riolitnDgeD mittels einer einfiMshen geeigneten Meobanik aneb «n
loBtstehenden Wand ire£fon.<* (Qntaehten des k. k. Obeieten Sanitita-
rnfa nsw. 1891.') Radikal ist endlieh folgender Tonehlag: »Die
gebräachlichen Schiefertafeln müssen abg6S(^aflft werden, ebenso die
schwarzen Holztalela, welche sich an der den Schülern gegenüber-
liegenden Wand befinden und von emtiin Teil derselben nicht gut
und nur mit Anstrengung gesehen werden können. Es sind vielmehr
Tafeln an den drei Seiten des Zimmers vorzuziehen, noch mehr aber
jene beweglichen Tafeln , die na ch versc h i eden en R ichtun tren
geneigt werden können und in zahlreichen belgischen Schulen
in Gebrauch sind." (Aj«bini, Über die Hygiene dee Aogee in
den Schulen.')
Es ist gewifs nicht immer leicht, den richtigen Platz für die Tafel
m finden. Die Vorderwand der hiesigen Klassen ist sehr überlastet.
In filteren Schulen münden dort die Ventilationssebfiebte» die naner-
dings aweekmfiisiger in die mittlere Liingswand gelegt werden. Die
Innenecken sind durob die in den unteren Stoekwerken besonden
breiten Scbfiobte der Lnftbeiznng oder die HeiakOrper besetat. Bis
vor kurzem baute man noch, auf i>fidagogisehe Wflnsebe Rfiokaiebt
nehmend, eine Tür zur Nebenklasse in diese Wand ein. Dann
stehen dort Pult und Bücherschrunk, beide oft die Ventilations-
öÜ'ij Uligen unerwünscht verbauend. Ja, wo soll da noch ein Platz
für die Tafel sein, zumal da auch die nach innen schlagende
Kla^scntür im Wmkei dahinter wohl nndi dio Aufsleilung des drei-
eckigen Fapierkastens erlaubt, weiteres aber verbietet? Sehen wir
einstweilen einmal von der Wandtafel ganz ab und berücksichtigen
wir nur die Standtafel. Wir finden sie recht häufig neber^ der Tür
stehen trotz mangelhafter Beleuchtung, trotzdem sie da ein Verkehrs-
hindernis bildet, trotzdem die Gefahr des Herunterreilsens und der
Beschfidigung dureb die dahinter&ssende Tfir so nahe liegt Als
Gbund dafilr wird, abgesehen yon der oft gegebenen Unmöglichkeit,
sie durch Umstellen tou Schrank und Pult an die Fensterseite au
bringen, angegeben, dort blende sie die Kinder zu leicht Dafe die
Tafel aber trota matten Anstriche und selbst wenn sie in der Tflreoke
steht, blenden, und dafs es den an der Innenwand sitzenden zwei bis
drei ersten Schülern der vordersten drei bis vier Bänke unmöglich sein
kann, auf dem linken unteren Drittel der Tafel die Schrift zu er-
* Diese Zeitschrift Bd. IV, 1891, S. 651.
' Die$e ZeiUehrifi, Bd. lU, 1890, & 628.
Digitized by Google
i
243
kenneo. scheint wemgen Lehrern und LHlirerinoen bekannt zu s^iin und
kann ihnen doch Ipicht gezeigt werden, sobald sie ihre Augen in
die flöhe dpri^-nigen der betreffenden Schüler oder Schülerinnen
bringen. Erklärlich wird die Blendung durch einfache Überlegung
der optischen Gesetze des AufCallens und ZurackgeworfenwerdenB
der Lichtotrahlen. Duroh Hineinwerfen der Lichtstrahlen, auch
des diffusen matten Tageeliohts, in die Augen der Kinder blenden
die Tafeln, und zwmr können sie dieses deshalb hm, weil sie mit
ihrer Oberkante rftekwftrts geneigt und dabei dem Liebte
inge kehrt stehen. Sobald man nach beiden Richtungen ihre
ftsUnng llnderti hört die Blendung auf. Eisteres ist bei einigen
sesiren Standtafelmodellen möglich, welche es erlauben, in beliebiger
HdhedieTafel leieht Tornübergeneigtfestsustellen, letzteres
nr dadurch, dafs man die Tafel in die Fensterwandnisohe
oder weDigsieiiS iu die dieser zugehörigen iiallte der V'orderwand
einer Klasse bringt und sie etwas vom Licht abkehrt. Täte
man in der früheren Stellung letzteres allein, so wurden wieder die
am Fenster sitzenden Kinder der ersten zwei bis drei Runke da-
durch benachteiligt sein, dafs sie gezwungen würden, ihre Hälse und
Augen stark seitlich zu verdrehen, um unter sehr flachem Winkel
die Xafelschrift lesen zu können, und das würde besonders die
Augenmuskeln bald schädlich überanstrengen. Alle diese Schwierig-
kntto waohsen, sobald die Lange der Klassen ungenügend ist und
nur ein schmaler, in älteren Schulen kaum 1,6 m breiter Zwisohen-
mm swisoheo erster Bank und Wandtafel bleibt.
Nun wird eingewendet, an der Fensteissite sei das Lieht su
pell, und sobald die Kinder dauernd ins Helle sfllien, ermttdeten
ri«, würden sie sehlftfrig und unaufmerksam. Ober letsteres besitze
ieh keine Erfahrung und wftre für event. Mitteilung einsehlägiger
Beobachtuiji^^eii dankbar, ersteres halte ich für berechtigt, meine
»ber, dals das Zuzn lien der Vorhänge — ganz oder teilweise —
genügend vorbeugen konnte, und bei allzu geringer Tiefe der Ecke
die iatel etwas mphr in die .Mitte der Vorderwand gerückt weKinn
müfste. Damit komme ich aber auf den Punkt, der mir besonders
wichtig soheint, dafs nämUch schon beim Bauplan die Taiel-
Btellang insofern berücksichtigt werden müfste, alseine
genügend tiefe JB'ensternische und eine genügend lange
Klasse Tor ansehen isi Bei einer Durchschnittsbelegung von
ÖO Kindern messen die hiesigen Volksschulklassen in neueren Schulen
lieht unter 7»75 m Lftnge und 5,75 m Breite. Bei sieben Bank-
12»
Digitized by Google
244
reihen ni je im Dtuoheohnitt 0,75 m Tiefe bleibt dabei für einea
Gang hinter den Bankieihen aohon kein genfigender Hata. Wird
nnn gar» was sehr sn wAnaebeo ist, in abeehbarer Zeit anstatt der
aehweren yier- oder gar ftnfidtngen Blnke eine sweiritBiga eing•^^llhrt,
80 ma& die Breite der Bänme yergrOlflert, gleidhceitig aber aneh der
Länge etwai sngalegt Warden, damit man nieht in den Fehler dar
alten GMbinda aorOokveriUlt, und in den bnsen Klaawa die Tafeln
in dioht yor den Bankreiben stehen müMOD. Mit Becht weiden 2 m
als Mindestabstand angegeben.
Dal's die Bemerkungen über die ßlenduiig der 8taadt.afelii,
wenn iiuch m beaciiraüktem Ma&e, so doch jedenfalls anch auf die
Wand tafeln Anwendung finden, ist ohne weiteres verstkndlich.
Auch sie blenden nicht selten. Es ist in Hamburg eine bewe^Uclie
umkippbare Wandtafel neueren Modells im Gebrauch, welche auf
Holzleisten ruht, die keilförmig mit den breiten Keilenden
nach unten zu beiden Seiten senkrecht aufgerichtet sind. Lagen
die Keile anders herum, mit der Spitze nach unten, so wäre es
richtig. Werden nicht auch Bilder leicht vomübergeneigt aufgehängt,
nm sie ohne Blendung beeeer betrachten au kOnnen? Die Lehrer
and Lehrerinnen werden mir allerdings einwenden, sie könnten
auf einer vomübergenaigten Tafel nioht aobreiben. Ich bitte, ee
anf den Versuch ankommen an lassen, ee geht ganz gut. Am be-
quemsten allerdinga wftre, das gebe iah an, eine Tafel, dia in beide
Lagen gebmeht und bo bafeetigt werden könnte. lob bin ftbeizangt,
dab ee nnr dar Anregung bedarf, nm die Lidnstria aar Heratellnng
einea einfaohan prdLtiMhan MeabanismnB an yarenlaasen.
^UB fierfammlungcu unh Vereinen.
Dia kinstliche Beleochtang der Soknliäle.
Ans dnem Vortrage des Herrn Dr. med. PaoBaTiNa ia Cöla.
(Antoreferat.)
Trotz der gewaltigen Fortschritte, welehe die Beleochtangstechnik in
den letzten Jabraehntan gemacht hat, liegt die künstliche Beleaehtong der
Scbalrflnme dodi noch oft sehr im argen, und es wird ihr aocb flberall
viel zu wenig Beachtung geschenkt, obschon sie einen panz aufserordenilich
wichtigen Faktor in der Hygiene der Schaleraugen büdeL An eine
Digitized by Google
245
kflnstliche BelenchtOi^ gind vom bygienischen Standpunkte im allgemeinen
folcTPnde Anfordenin<ren m stellen: 1. Die T.nft der beleachteten Räume
soll mofrlichst wenig durch die Beleuchtung verändert werden; 2. die
Temperatur soll nur wenig oder gar nicht erhöht werden und die Wärme-
strahlung der BelenchtQDgskörper soll möglichst gering sein ; 3. eine Blendung
der Aogeu durch die Leuchtkorper mufs sorgfältigst vermieden werden ;
4. das Lkbt mnb ideUich Yorhanden, Ton konstanter Intenaitftt und
gfaidmiiftlg Terteflt sein. Da«i kommt dann noeh ein Pnnkt, der freilich anr
indirekt mit der Hygiene im Zasammenhang fltebt» dafs nämlich das Licht
M möglichst groleen goBondheitliGhen Vonflgen mOglichat billig am atdien
kommt.
Die Luftverderbnis durch kiiiisiliche Beleur!)t?ing kann nur dort
eintreten, wo das Licht durch einen Veri>rennung*!prozeis erzeugt wird : wo
ein solcher Prozefü nicht stattfindet, a. B. beim elektrischen Licht, kann
üdi £e Lnft nicht verändert werden. Nach neuen Untersuchnngen scheint
aber flherhaopt die LnftverderbniB dnrch kOnstUche Beleuchtung von Tie!
leriqgerer gesnndheitlicher Bedeutung m sein, als man firtther annahm;
inunerhin bt dafür zu sorgen, dala nicht Produkte einer unvollkommenen
Terbrenntmg sich der Lnft beimischen und dafs die Beleachtnngsmaterialien
BOglichst rein seien
Auch in bezug auf die Kriioiinng der Temperatur nnnmt das
elektrische Bogenlicht unter allen Beleuchtungsarten weitaus den ersten
Platz ein. Das Uberwiegen des sog. kalten Spektrums, also der blauen
lad violetten Strahlen, beim elektrischen Licht ist hier von ansschlaggebender
Bedeatnng. Biese Eigenschaft des elektrischen Bogenlichtes bildet fteUich
ssf der andern Seite einen grofsen Nachteil in beeng anf die Blendung
der Augen, denn diese wird gerade durch die letztgenannten, die chemisch
wirksamen Strahlen, im wesentlichen bedingt. Durch Schutzglocken kann
diese Blendung ja zum Teil verhindert weident jedoch tritt in diesem Falle
ein sehr großer Lichtverlust ein.
Weitaus am wichtigsten ist aber die Menge und die Verteilung
des Lichtes. Erst in der neueren Zeit haben wir durch zahlreiche Unter-
ndiimgen, nnter denen in enter Linie die von Prot Cohn in BreeAan
n nennen sind, sichere Grundlagen gewonnen, irie grob die Lichtmenge
loa mnft, die wir für unsere Arbeiten nötig haben. Es hat sich dabei
kcnosgestellt, dafs freilich gutes, diffuses Tageslicht erst durch 50 :^[rtcr-
ktrzen ersetzt werden kann, dafs wir aber ftlr gröbere Arbeiten mit 10
bis 15, ftlr feinere, wie z. B. Zeichnen, mit 2n Meterkerzen auskommen
können. Unter diese Forderung sollen wir aber nicht heruntergehen, wenn
wir nicht unsere Augen fiberanstrengeu und damit schädigen wollen. Aber
ao^ viel wichtiger wie eine hinreichende Menge Licht ist eine gute
VsfieQmig desselben. Die Beleuchtung eines Schulzimmers z. B. kann
vODig aosreiehend, sogar ansgeneichnec sein, soweit die Lichtmenge in
Büiaeht kommt, und doch kann das Licht auf den einzelnen Arbeits-
plUzen völlig ungenügend sein, sobald sich die Kinder hinsetzen und zu
8cbr«ben oder 7u zeichnen anfangen. Gerade da, wo eine grofse Licht-
men^e nötio; ht. entsteht dann durch dichte, störende Schatten ein grofser
Li^tmangel. Wie können wir diesem Übelstand am besten abhelfen?
Digitized by Google
246
Dadurch, dafs wir uns au die Natur auschlieCseD und das direkte Licht
in ein indirektes, difbaea Terwuideln. So werden wir die dichten
Bcbatten Tenneiden, denn aoldie entstehen nnr da, wo direktes licht
dordi nndnrehflichtige Körper auf seinem Wege aafgebalten wird. Wir
können aber auf sehr einfache Weise das direkte Licht in indirektes
verwandeln, indem wir die Lenchtkörper in einem gewissen Abstand
unter der Decke anbringen und das gesamte Licht durch grofse, un-
durchsichtige Metallschu*me an die Decke werfen, von wo dasselbe
nnregelmäfsig nach unten reflektiert wird; dann haben wir in dem
ganzen beleuchteten Ranme gleichrnftfeiges diffuses Licht ohne tiefe Schatten.
Dnrch Absorption geht freilich hierbei Ttel Licht Teiloren (40—60 %)i
nnd um diesen Verlust zn vermeiden, hat man Schinne verwendet, die
einen Tt'il des Lichtes durchlassen aber e<? stellen sich bei dieser geniischt-
in<lirekten Beleuchtung sofort wif lor mehr oder weniger dichte, störende
Schatten ein, so dafs eine rv'm indii elsN' l>1encht«ng am meisten zu emp-
fehlen ist. Und da wir für diese An der Beleuchtung sehr starke
Lichtquellen verwenden können, z. B. Bogenlampen, so ist auch trotz des
Lichtverlastes eine hinreichende Lichtmenge zn erzielen. Die Wifknng der
Lichtquellen kann noch durch verschiedene Mittel erhöht werden. Zunftchst
sind dieselben ziemlich nahe der Docke anzubringen ; dann ist diese letztere
und auch die Wände mattwf^ifs anzustreichen. Am besten eignet sich
hierzu ein einfacher, rauher Kalkanstrich; ein glänzend weifser Anstrich
mit Emailletarbeo empfiehlt sich wegen der damit verbundenen regelmässigen
KeHeküou des Lichtes nicht.
Bei richtiger Benutzung der angedeuteten YorschUge wird auch die
indirekte Beleuchtung nicht teurer wie die direkte, in manchen Fällen
sogar billiger. Und wenn auch der indirekten Beleuchtung heute noch
manche kleine Übelstände ankleben, so ist diese Beleuchtuagsart als die-
jenige der Zukunft fttr Schulen zu betrachten.
Die Hausarbeit iu der Elementarschnle im Znsamnienhnu? mit der
Zala88aügspriiAiiDg för das dtjnmasiam und die Uealschule.
Herr A. SüNiER, Lehrer am O^Tnoasinm in Gravenhage, hielt in
einer Versammlung des Vereins zur Vereinfachung der Prtifungen und des
Unterrichtes'' einen Vortrag Uber diesen Gegenstand. Zum besseren Ver-
ständnis muls vorausgeschickt werden, dafs iu Uolland die Kinder bis zu
ihrem 12. oder 13. Jahre in der Elementarschnle bleiben, um dann die
ZulassungsprOfhng filr das Oymnusium (mit secbsjihrigem Kursus) oder fBr
die Realschulen (mit drei- oder fünfjährigem Kursus) zu machen. Der Vor-
tragende behandelte nacheinander die folgenden Fragen:
1 . Ist die Hausarbeit ein unentbehrliches Hil&mittel fiir die Elementar^
schulen ?
2. Wenn es wahr ist, dafs die Zulassungsprüfung fUr Gymnasium und
Bealschule einen schädlichen Einflnüs auf die 6. und 7. Klasse der Ele-
mentsnchulen anstlbt, ist das dann nicht oft das Resultat einer übertriebenen
Digitizeci by Google
Furdit voü Seiten der Eltern, Schüler und Lehrer, wodurch das Interesse
der SchtUer geschädigt wird ?
3. Darf die Zalassungsprüfang aaiigehoben werden?
Hiiisichflicli der ersten Frage ftthrte des Bedner folgendes m: Dia
Hansarbeit aoU eine Wiederhdnng oder eine leickto Anwendnng dessen sein,
was tagsüber oder am Torhergegangenen Tage in der Scbnle gelehrt worden
ist Za einer allgemeinen Aufhebung der Haasarbeiten wird man nicht
leicht raten kennen. Si hülor, wcirhf' Tnist znm Lernen haben, kann
Dan doch vtirht zum Spielen zwingen, und ebensowenig: darf mrin die
schwachen bchuier abhalten, dui'ch die Arbeit zu Hause ihre Leistungen in
der Schale zn erhöhen. Anf jeden Fall ist eine Kontrolle in der Schule
wttoschenswert. Tatsächlich wird nach der Meinoog des Vortragenden in
der Schule wobl am 70Vo zn viel Hansarbeit anfgegebra. Besonders
tadelt er die schriftliche Hansarbeit Kinder, die nm 4 Uhr ans der Scbnle
kämmen nnd einige Minuten vor Vib Uhr sich schon wieder mit Haosarbelt
Imehiftigen mflssen, bedauert er von Herzen. Immerhin anerkennt Sunibb
den erzieherischen Einflufs der Hansarbeit; sie lehrt das Kind, eine Aufgabe
ZQ Kode bringen und selbständig xu arbeiten. Doch soll möglichst wenig
Haasarbeit autcreK'eben werden. Auch rät der Vortragende den Eltern
emstlich davon ub, die Haasarbeit ihrer Kinder nachzusehen. Geschieht
kbteres, so machen die Kinder ihre Arbeit möglichst rasch nnd flOebtig
aid lernen nichts dabei. Im ^teren Leben haben sie ja ancb keinen Papa
lod keine Mama, die ihnen die Hansarbeiten korrigieren. Als Beispiel
noTernttnftiger Belastung der Kinder dnrch Hansarbeiten erwähnt Sunieb,
da£9 innerhalb zwölf Tagen verlangt wurden : 20 französische Aufgaben,
elf oder zwölf Zeitwörter konjugieren, gröfstenteils hollf^mlisch und fran-
lösisch, sechs Lektionen nnd noch mehr. Untpr all lm ki einer Heiterkeit
flSlirt er folgende Musteraufgabe an, welche dem ivuide * mes seiner lie-
kauaten aufgegeben worden war: Eine Zahl mit soundsoviel Ziffern
TOT nnd hinter dem Dedmalstricfa in die dritte Potenz erheben, dividieren,
Bdt der gleichen Zahl mnltipUzieren, dann subtrahieren nnd dieselbe Zahl
wieder dazu addieren. Eine solche Hausarbeit wirkt nur verwirrend.
BciltgUch des ^faehnnterrichtes bonerkt der Vortragende, dafs die Kinder
m wenig sprechen nnd vortragen lernen. Wenn man ein Kind etwas fragt,
so wird es gleich schOchtem, weil es seinen Gedanken nicht gut formn-
lieren kann.
Zur zweiten Frage erkiari Sunieb, dafs die Anforderungen, welche
ID die Schüler fflr die ZulassangsprUfungen gestellt werden, oft unvernünftig
nnd. Eft kommt nach seiner Meinong mehr an anf schnellen Begreifen,
ib anf VielwisBen. Diesem Mangel kann anf andere Weise abgeholfen
werden. Znr Dlnstration verwies der Vortragende auf Proben, welche dem
Aaslande entnommen waren, und bei denen es sich herausstellte, dafs bei
ein und demselben Diktat in den ersten Schulstunden viel weniger Fehler
gemacht wunien. als wenn die Kinder ermüdet waren. In Tjehrerkreisen
weif? man, welche Erwartungen man mit Bezug aaf die ZulassungsprOfung
hegen darf.
Znm dritten Pnnkte behanptet Sukixb, dafit die Antwort anf die
fnfß: ,Wie Terhielt Mk der Knabe in der Elementanchnle?" bei der
Digiiizixi by CüOgle
248
Anfiialime In 671111108111111 oder Bedschiile den Ansaclilag geben sollte.
Hiertber matt man sieb bei der Elementarscbole erknndigen. Nur fftr
diejenigen Sefalüer, bezttglicb deren man keine Erlnmdigimgen einziehen
kann, oder bei denen das Resnltat ein zweifelhaftes ist, \^1lide der Vor-
tragende die Prüfuiif? beibehalten, jedoch mit ?erin^en Anfordernngen; wäre
die Angelepenheit dcrartlL' «geregelt, so konnte (h^r P'Jementanintrrricht in
den obersten Klassen seiner Aufgabe ganz anders gerecht werden.
In der Disknssion wurde von einem der Anwesenden bemerkt, er
erachte die Kinder, nachdem sie einen Tag in der iScbule verbracht haben,
beinahe nieht mehr fttr üBhig m Hanaarbeit; nnd es sei Tatsache, dals
die I4brer, welche am meisten pädagogisches Talent besitien, den Kindem
am wenigsten Hansarbeit aufgeben.
(Mitget. TO« Dr. med. MouroN-Haag.)
lUtnere iSlitteilunjen.
Eine MinislerialTerordnnn^, befrefl'end die Vermehrnng der
körperlichen Übuugea iu den Schnlanstalteu Bayerns, wurde, wie
„Körper ttnd Geist"" (6. Febr. 1904) mitteilen, am 17. Dezember 1908
erlassen. Dieselbe betont, dafs namentlich in der Veranstaltung von
Spielständen mit freiwilligem Besuch unter Beanfsichtiguug
mehr, als das bisher der Fall war, geschehen sollte. Es sei der be-
stimmte Wnasch nnd WiUe des k. Staatsministerinms, dafo an allen Mltfesl-
schnlen aof die geistige Erholnng der studierenden Jagend dnrch Ter-
anstaltung körperlicher Übungen anJaerhalb der eigentlichen Tnmstmiiden
nach Möglichkeit Bedacht genommen werde. Die Sorge hierfür wird den
Anstaltsvorstanden fihfrltnnden. Klassenweise Tumspiele sollen in ^^t-tcr
Linie iu Betracht kommen; aber auch zum Schwimmen, Schlittschulilrnlcn
usw. sollte je nach den örlUcheu Verhältnissen Gelegenheit unter Üeihilte
der Anstalten geboten werden. Abgesehen von den Tornlehrem, die in
erster Linie snr Leitong nnd Beanfirichtignng derartiger YeranstaltnngeD
berufen sind, wird anch von den übrigen Lehrern der Hittelsehnlen er-
wartet, daCi sie je nach Heignng nnd Befthignng ihre Mitwiiknng in bezng
anf diese wichtige Seite der Erziehung der ihnen anvertrauten .TuLrcod
nicht versagen werden. Zur Aufmunterung der Lehrer wird darauf hin-
gewiesen, dafs künftighin bei Feststellung der Qualifikation der beteiligten
Lehrer eine erspriefsliche Tätigkeit auf diesem Gebiete nicht aufser acht
gelassen werde. Schliefslich ergebt an die Anstaltsvorstande der Anftra?.
binnen vier Wochen näher zu berichten: 1. Ob und welche Einrichtungen
an der Anstalt zor Pflege yon Ttonspiden nnd anderen körperlichen
Übungen schon besteben, oder auf welche Weise derartige Einrichtungen
getroffen werden können; 2. welche Lehrer sich bisher der Sache beson-
ders angenommen haben; 3. ob die getroffenen Einrichtangen ausreidiend
Digitized by Google
249
endninen; 4. wie e^entaeU ein ansreicheiider Tarn- und Spielplalz besduffen
werden könnte usw
Übcr nerrdse Erscheinungen bei Kindern sprach vor kurzem
Professor A. PiCK aas Pra? in der „Wiener Gesellschaft für Psychiatrie
ond Newrolof?ie". Indem er auf das oft eigentümliche Seelen- uml Ge-
mütslebeu des Kindes, die ZwangsvorsteUungen, von welchen Kluder oft
behemcbt werden, die sogenannten Tiks bei Kindern, die pathologischen
TMmnereien der Kinder binwies ond betonte, daib der krankhafte Zosttuid
nkher Kinder oft nicht erkannt wird, nnd da(9 man eie prttgelty anstatt
sie zn heilen, erklärte er, dafs der Hansarzt prophylaktisch mit Hat und
Tat in der Familie mehr leisten könne als der beste Spezialarzt, der ja
erst L'eholt werde, wenn eine bestimmt zn charakterisierende Krankheit
aufgetreten sei.
Seinen Vortrag rcsuoiieread bemerkt Professor Pick (Bericht des
,Neum Wiener Tagblatt"), dafs nicht so sehr die Überbürdung in der
Scbnle, als gerade das Torschnipfliobtige Alter das nerrOse Kind herrorw
nft. In diesem Alter sei Vorsicht nnd Wachsamkeit geboten, aber man
dürfe darunter nicht das totale Abtöten des Sedenlebens verstehen. Das
krankhafte Träumen besteht darin, dafs der Tranroinhalt das Übergewicht
aber das wahre Seelenleben srewinnt. Man spricht vom nervOsen Zeit-
alter, ja man füe Blüte der Menschheit, die Phantasie, das Spiel, die
Isthetisfhen Regungen als krankhaft, als pathologisch hinstellen. Mit Un-
recht! Denn sonst wÄre der trockene Philister das Ideal des Menschen,
Bod wir hätten nur die traurige Aufgabe, Philister en masse zu züchten.
Jede Individnalitit mfl&te da im Keime erstickt werden, was ein gro&es
TJnglflck für die Gesellschaft wäre. Im Gegenteil I Das Gemftt, die
Phantasie, die aReizsamkeit" des Kindes müssen gefördert werden. Es
gebe eine „normale Nervosität*', ein entwickelteres Nervenleben, und diese
kostbare Eigenschaft sollen die Eltern pflecren, aber nicht abtöten. Pro-
fessor Pick trab schliefslich der Hoffnung Ausdruck, dafs durch die heutige
EDtwirkhin^r der Psychologie, durch die moderne Pädagogik und durch
(iie Lrlaiirungeu der medizinischen Wissenschaft das „Zeitalter der Nervo-
lillt* bald am Ende seiner Herrschaft angelangt sein werde.
Mgelslnife in der FertbUdnngBichiilel Unliebsame Erfirimmgen
nmlabten den Magistrat in Batibor, ftlr die gewerbliche Fortbildnngs-
tdnde der Stadt in einem Nachtrage zum Ortsstatot Strafbestimmuogen zn
^-^nnTilieren und der Stadtverordnetenversammlung zur Beschlufsfassnng zn
Uüterhreiteu. Es ist foli'endps beschlossen worden: „Ungehorsam, beharr-
liche Faulheit, wiederholte Unaufmerksamkeit, unsanhere und liederlirlic
AnfertiLnini? schriftlicher Arbeiten, unpassendes Benehmen und mut williL'-r-
Zerstuien von Sciiui- und Schülereigeutum kuiiu vom Klassenlehrer im
Wege der Sdralxoehl dnrdi körperliche ZOehtigung oder Aneststrafen bis
n sechs Standen bestraft werden. Die Arreststrafe wird in ehiem ver-
tchlossenen Klasseasimmer verbtlfst, wenn irgend angingig, wahrend der
trbeitsfreien Zeit; von ihrer Verhängong ist dem Lehrherm Nachricht zn
geben." Der Referent der Vorlage wollte hei besonders gefährlichen
SchtJlem die ktfrpeHiche Züchtigung vollzogen sehen durch den Schul-
dieaer oder einen Polizeibeamten. Bern widersprach der Bürgermeister
Digiiizeü by Google
2Ö0
mit der Erklänincr, dafs es nicht angängig sei, Polizeibeamte aia Buttel
für die Schule zu verwenden. Bcbliefslich einigte man sich, indem die
Yenasimlung den voig«8cUageii«ii „PoUzeibeiiiiteii' durch .»eine tndere
Person* enetxte. Ob «iii besonderer PrOgetaneieter angestellt werden soQ,
ist angenblicklich nodi nnentscbieden. Die verhängten Strafen sollen im
Scbnlzengnis eingetragen werden, was bei Lehrlingen von Innnngsmdstem
die Zurückstellung um ein halbes Jahr zur Folge haben kann.
Die ,,'Pädagop. Zfff.", der diese Mitteilung ent?iominen ist, tibt an
diesem aller Pädagogik und HomaniUkt Hohn sprechenden Bescblofs folgende
treffende Kritik:
Es mflsBen schwerwiegende Grflnde gewesen sein, die an dem einsig
in seiner Art dastehenden BescUnis gefBhrt liaben, der Prttgetstrafe in
der FortbildungBSdinle Raum zn geben. Aber aneh unter dieser Vorans-
setznnp bleibt er nnvcrständlich, weil seine Ansftlhrnnj? offenbar die er-
hofft f WirktiiifT ganzlich verff hlrii mtifs. Die Keibungen, di«^ «ich bei
jeder Neu« mi icbtung mit grulsier Siciierlioit einzustellen pflegen, dürfen
nicht kurzerhand zur Einführung von Maisuuiimen verleiten, die zu dem
Zwecke der ganaen ISInriehtnng im grellsten Widerspruche stehen. Die
Fortbildungsschule soll erziehen, sie soH also aof Geist und Gharaltter der
Jogend veredelnd wirken. Prügel haben aber noch niemand geistig reifer
gemacht oder in sittlicher Beziehung veredelt Die Grflnde für die be-
dauerliche Ungebühr dvr ^chüler können gan?; wo anders Hegen, als in
der besonderen Bo^!l( it der LehrünL'e in Ratibor.
Der Oesnndheitsznstand des Lehrpersouals der Volks- und
Mittelschaleil ist bekanntlich im allgemeinen ein unbefriedigender. Auf
der letzten Teraammlung deutscher Naturforscher und Irzte machte in der
Abteilung für Neuralgie und Psychiatrie Geh. 8an.-Kat Wiohhanv-
Harzburg hierzu bemerkenswerte Mitteilungen; besonders sind hiemach
die Erkrankungen nervöser Natur, sowie Nasen-, Ohren- und Rachen-
krankheiten zahlreich vertreten.* Von den ',]0b Lehrern und 782 Lohre-
rinnen, welche bei einer von ihm veranstalteten Enquete Auskunft erteilten,
waren nur 46 Lehrer und ca. 200 Lehrerinnen völlig gesund. Im ein-
aehien stellten sich diese Erkrankungen wie folgt:
Lehrer: Lehrerinnen:
Organische Heraleiden 3% 0,9%
Lungen 7 „ 11 •
Magen und Darm 14 „ 12 j,
Nase, Rachen, Ohr 23 „ 20 „
Infektionsl.t inkheiten 27 „ 20 „
Nervenkrankheiten 6^ » ^ »
Bleichsrnsht 0 » 42 .
Anderweitige Auddlnfke bestätigen diese Tatsache einer grolsen Mor-
bidität der Lehrer, besonders in den Grofsstädlen. Es eriiidten z. B. in
Berlin im Schuljahre 1900/01 Urlaub von 2744 Lehrern und Rektoren
604, von 1407 wissenschaftlichen Lehrerinnen 504, von 441 Fach- und
' S. liiernher die Ifitteilungen Wicsoujn» in äkm Mtekrift, 1903;
S. 626, 69Ö u. 776.
Digitized by Google
251
technischen Lehrerinnen 109. Bei 75 Lehrern, 77 wissenschaftlichen and
15 technischen Lrhrerinnen waren Neurasthenie und Nervosität als Krnnk-
heitsgmnd fe«tue trllt worden.* Tn Breslau mafsten im letzten Scliuljahrc
16 % der \ oikssc huUelirer und 27 % der liehrerinncn benrlaubt werden.*
b Leipzig mnistea im Scboljahre 1902/03 235 Lehrer uud Lelirerinuen
14,21 % der Gewuptzahl das Unteiriclit wegen Krankheit länger ala
aiae Woche aneeetzen. In 96 FflUen waren Erkrankungen der Atmnngs-
organe nnd in 61 F&Uen NervoBitftt die Ursache.' Aach aas anderen
SOdten sind ähnliche Tatsaclica bekannt. In Hamburg hat sich besonders
in den letzten Jahren das Hinsterben der Lehrer im besten Mannesalter
nnd die Pensionierung jüngerer Lehrkräfte — namentlich wegen nervöser
Krankheiten — bemerkbar pemacht (Pädafj. licform. 1904, Nr. 5).
Einen Autrag aul Abäuderau^ der Ferieuorduiiu^ in Hambarg
hat voriges Frat^^ Scbulsynode an die Oberschulbehörde gestellt;
derBdbe Terlangt: 1. eine Gldcblegnng aller Ferien an den Yotksdralen
■ik den Ferien an den höheren Sehnlen; 2. eine Verlängerung der Sommer-
feriea flir alle staatlichen Lehranstalten aof fünf Wochen.
Ans der Begrflndang, wie sie in der ^Fädag. Tie form" (1904, Nr. 5)
ceseben ist, hoben wir knrz folgendes hervor- Während die Volksschulen
mit den Feier- und Festtagen insgesamt nur 70 Ferientage haben, beträgt
die Gesamtzahl der schuUreieu Tage bei den höheren Schulen 77. In
fielen deutschen Städten beträgt die Zahl der Ferieutage an den \ olks-
sdnden 80 — 90 Tage (Nürnberg, Bremen, Danzig, Stuttgart, Weimar,
Königsberg, Halle, Berlin, Karlsmhe, Chailotlenbnrg, Schwerin, lCflnchen)|
ia anderen wenigstens 71 — 80 Tage. Bei einem nicht geringen Teile
der Bevölkerung, nämlich überall, wo Kinder denelben Familie teils die
YoULsachole, teils höhere Schulen besuchen, brin^^eu die ungleichen Ferien-
ordnnnffen ünzuträglichkeiten mit sich. Die Schulhygiene (s. n. a. den
Iksohlufs der UI. Jalircsversammlung des „.\llgejn Deutsciien Vereins für
Scliuiffpsundheitspflege in Weimar", 1902) verlangt eine normale i erienzeit
TOB 13 Wochen oder 91 Tagen im Jahre. Eine Bemessung der Sommer-
Mn anf rier Wochen ist nnznreichend, am dem Organismus der Schfller
du nötige Ausruhen zu gestatten nnd das durch das Schu^ahr zerstörte
Gleichgewicht in der geistigen nnd körperlichen Kraft wiederhermstellen.
Die groGsen Ferien sollten möglichst vollständig die heilseste Zeit des
Jahres umfassen. — Ein Gutachten des bekannten Schulhygienikers
Dr. ALTBOHUii in Prag unterstAtzt die Forderungen der Hamborger Schul-
lynode.
SchnlkinderspeisUDg. In den Grui ^tndten hat sich ein Übel, be-
sonders im Winter, bemerkbar gemacht Kiue groFse Anzahl von Schul-
Undern erhAlt weder warmes noch ansreichendeB Frilhstück. Deshalb
«ndea Einrichtungen ins Leben gerufen, durch welche den amen Kleinen
die uaentbehrlichste Horgennahrung gereicht und damit auch die Möglich*
keit in gedeihUeher Arbeit in der Schule gesehaffen wird. Auf diese
' Pddag. Ztg., 1903, Nr. 21.
* Fadag. Ztg., 1903. Nr. 43.
* Pädag. Ztg., 1903, Hr. 49.
Digitized by Google
252
Weise erhielten, wie die nSos. Prdxis^ (Nr. 19) mittpilt, im voricpn
Winter in Barmen 700, in Berlin 7000, in Braunsdiweig 250, in Hn-
laa 1100, in CbarloUeiiburg 300, in Cölu 8000, iu Dauzig 1525, m
Dortmimd 570, in Dflneldorf 1000, in Elborfeld 800, in lEmn 337, in
Fnnkfart a. M. 2100, in Hatte 2969, in Hambnrg 300, in Hannover
]000, in Kiel 500, in Königsberg 2100, in L ipzi^r 2200, in Mannheim
3000, in Posen 600, in Nürnberg 80 Kinder Frühstück. In Dresden,
München, ^fp»tin und ^Stnaf^bnrg wird an Stelle des Frühstücks Mittag-
essen gewaiirt. In Hamburg wird ebenfalls das Hauptgewiclit auf Ver-
abfolgung von Mittagbrot gelegt nnd hierfür jährlich ca. 28i>(H) Mark
aufgewendet. Aach in Braunschweig, Breslau, Cöln, Kiel, Posen und
Nfirnberg gibt es neben dem Frtlbflttlck noch Mittagbrot. — In Bredan,
Charlottenbnrg, Düsseldorf, Hatte, Uannheim nnd Magdeburg sind die
Frohsttlck8?erabreichnogen Öffentliche, in den flbrigen St&dten private Ein-
riclitiinticn; von letzteren erhalten jedoeh öffentliche TTnterstütznnj? (städti-
sche Subvention usw.) die P!.inrichtungen in Danzijj, Dortmund, Hamburg,
Hannover, Königsberg und Posen. In der Regel wird nur im Winter,
jedoch in Uanibuig, Cöln und liamiover auch im Sommer beköstigt. Die
Verabreichong findet unter Anikicfat der Lehrer zumeist in den Schulen,
in wenig Fallen aneb in Schweeterbeimen, Tolkskachen u. dgL statt.
üntennchnDg von 200 Selmlbfteheni tmi saiitSni Standpunkte
ans. Nach einer Verftflfentlichung in der „Russ. hyg. Jtundschau" (1903,
Nr. 9) hat A. Rammul russische, deutsche, fr;in/<'vij;che, estnisclic S Iiul-
bficber und Atlanten auf ihre hygienische Brauchbarkeit untersurlit und
gefunden, dafs von insgesamt 200 Büchern ntn* 22 = 1 1 ®/o vollkommen
genügend, 141 =70,5% nicht vollkommen genügend und 37 -— 18,ö**/o
ganz ungenügend varen. Es bandelte sieb fast immer in erster Linie —
besonders bei dentscben Bflcbem — am zn geringen DnrchschnCs, dann
aber auch um zu geringe Höhe dci l^ichstaben; ebenso war das Papier
zn beanstanden. Die unerfreulichen Ergebnisse decken sich ziemlich mit
don von anderen Autoren gefundenen. Vom Verfa^'^r'r wird deshalb der
WuDsch ausgesprochen, die mm Schulgebrauch emi)tohleneii Bücher uiöcii-
ten in sanitärer Hinsicht vorher einer Kontrolle unterzogen werden.
BettQtznng der Scbnlbrausebäder iu Berlin. „Die Jugendßtrsarge''
teOt mit da& im Jabre 1902 in Berlin 388056 Kinder (gegen 275 125 im
Yofjabre), und zwar 251284 Knaben und 136772 HIdeben, dIoBftderin
den Gemeindeschulen benutzt beben. Die Kosten des Betriebes beliefen
sich auf 29508 Mark ( f 81.3 Mark), wovon 9102 Mark auf Löhne,
656 ]\Iark auf Seife und Handtücher, 2936 Mark aof Wasser und
das übrige auf Heizmaterial kommen.
Gleiehmäl'sige Aasbildang der üände.' Die gleichmäfsige Aus-
bildung der rechten ivie der linken Hand ist besonders in En^^d mid
Amerika sebon seit längerem als ein wichtiges Fdnsip modener Eniehnng
erkannt worden. In England hat sich jetzt aber auch eine Geselladiaft gebüdet,
die diese Erkenntnis als Grundlage zn einem neuen pädagogischen System
benatzen und wirklich durchfahren will. Der Sekretär Johk Jaokson
> a hierüber diese Ze$tacfmftf 1903, S. 178.
üigiiized by Googl
253
NM die Ziele dieser nenen GeeeUsdiaft nSher «meiiieiider: Die gleich-
■Unge Geidiictdichkeit im Gebrauche beider H&nde — sagt er — wird
einer der gröfsten Fortschritte in der Erziehung sein, den man in den
letzten 'in Jahren gemacht hat. Die beiden Hiilften des Gebims arbeiten
onabbaagig. Die linke beherrscht die rechte Hand und die rerhte Hälft«
die linke. Bei richtiger Aosbildung kann jeder Mensch sogar zwei Dinge
zugleich tun, zuiu Beispiel zwei Terschiedene Briefe gleichzeitig schreiben.
ÜBMn GeeellMhift iriOI die Gesdiiddiclikeit im Gebrauche beider Hftnde
n einem weeenttidien Zage der Ernebnng machen; es ist aber natüilieh
nicht das Haoptsiel, dals mau swei Dinge sngleieh ton kann, sondern
m&a will dadurch die allgemeinen Fähigketten entwickeln. Getrennt aas«
gebildet, werden die Hälften des Gehirns and die Hände einen viel
höheren Stand der Entwicklung als jet/.t erreichen, und vereint gebraucht,
Herden die geistigen Kräfte sehr erhöht werden. Jackson hat Schreib-
befte für Schüler entworfen, deren Seiten wechselnd für die linke und die
redite Hund gebraucixt werden, iu vielen Schulen wird bereits in diesem
Ssae nnterrichtet Das mit der linken Hand Geschriebene war besonders
bsi sehr jongen Scbflleni eben so gut wie das mit der rechten Hand Ge-
«hrisbene. Das isigt, dife die Nalor beide Binde gleichmifing im Ge-
hmeb wissen niU. Die beidseitige Schrift ist steil, nicht schräg. Es
wird mit der rechten and der linken Hand in den Heften nicht gleich-
zeitig geschrieben, da das erste Ziel nur ist, beide Hände gleichmftlsig
aaszabUden. Wie die beiden Hirnlappen unabhängig ?on einander arbeiten,
leigen Arbeiten, die beide Hände gleichzeitig Terrichteten. Ein Mädchen
selirieb zum Beispiel zwei Briefe gleichzeitig, einen au ihre Mutter und
«nea gnm anderen an Ihren Yater. Oder sie sehreibi nüt einer Hand
aad leichnet oder rechnet mit der anderen. Das ist dnrehans niebts
Wnderbam, eiiclirt Jaoksok. Jeder kann das tan, es erscheint nnr
ingewöhnlich. Wenn jemand singt und sidb dain auf dem Klavier be»
pieitet, so ist das viel komplizierter. Chirurgen und Ärzte, die besonders
die körperliche und geistige Entwicklung wachsender Kinder .stndieren,
kbec immer wieder darauf hingewiesen, daüs die Annahme schlechter
Hiütang verhindert werden mufs; aber es ist eine schwere Aufgabe, die
einseitigen Neigungen rechtähäudiger ScbtÜer za aber|finden. Darcb die
Bddseltig^eit wird aber nicht nnr der K<hrper gleiehmilsig entwickelt,
Modem noch das Gehirn nnd alle anderen grofiwn Fonktionsaentreo.
Jackson glaabt, dab die Beidseitigkeit mehr dam ton wird, körperliche
Ungestaltetbeiten za verhindern als alle Körperbewegungen , nnd dab sie
ach dahin wirkt» die bereits erzeagten Unge'^tnUotheiten za verbessern»
(Mitget. von hir. E. BATB-Wien.)
Znrfickdrängen des Lesens nnd Schreibens im ersten Schul-
Jahre. Dos Bewnfstsein, dafs sowohl vom pädagogischen als vom hygie-
shehen Standpunkte aas eine Reform des Unterrichts im ersten Schaljahre
ngezeigt sei, scheint sieb aUmllich geltend m machen. Ein greifbarer
Tenndi hieran wurde, wie Endbib in den .2f. Bäknm* (XY. 2.) mitteilt,
ia neasster Zeit in Frankfurt a. M., au der LEusNEKschule, auf Ver^
ukssung ihres Rektors nnd mit Genebmignng der Schnlbehörde Tor*
genommen.
Digiiizixi by CüOgle
254
Im ersten halben Jahre nach der Aufnahme wird weder Le«en noch
Schreiben s:eübt, dagegen rifl Analysieren und Laatieren kleiner Sätze
und Wörter, die der Anschauungsnnterricht liefert. Daza malendes
Zeichnen, soviel dies möglich ist. In jeder Woche werden zwei
Ausflöge TOD geringerer AnsdehnuDg aatemonmieD, um Anadunmog Im
Freien sn Oben. Daneben werden OrimmBche Mftrcben and Heyeebe
Fabeln bebandelt; es wird tlglieh Spiel ond Gesang betrieben; ancli
die erkannten Vokale nnd sangbaren Konsonanten weiden gesanglich Tor-
geftthrt.
Erst im zweiten Schullialbjahre wird mit dem Vorführen der Buch-
staben, and zwar nur im Druck, begonnen; kein Schreiben, nur Lesen.
Bis Weihnachten hatten, wie im widersprochen berichtet wurde, alle Kinder
genügende, einzelne aber sehr gnte Fertigkeit im Lesen nach der Fibel
erlangt.
Das Schreiben begann erst nach den Weihnachtsferien,
tmd zwar sofort in das Heft, wobei die Resultate nach einwandfreien Be-
richten überraschend waren, denn -jf gen Ostern schrieben alle Kinder gnt,
teilweise sogar schön und fast lehlcrfrei. Einzelne kleine SRtze des An-
schauungsunterrichts vermocbtcu sie nach dem Gehür frei uiederzuächreiben
— dieselben Kinder, welche erst anfangs Januar zu schreiben angefangen
hatten.
IKe BelbnnbeBtrebangen ftlr den ünterridit im ersten Schuljahre, wie
sie hierbei zum Aasdmdc kommen, geben darauf av8| Lesen und Schreiben
zurftck/udrUngcn zugunsten des Anschaunngsunterrichtes, dem eine domi-
nierende Stellung t ingcrünnit wiid, sowohl im Schuizimnier wie im Freion.
Dem Lesen und Sclircibeu werden umfangreiche Übungen zur Schulung
der Sinne — der Eingangstüren zum Geistesleben — und der Sprach-
werkzenge Toraosgeschickt. Ein. solches Vorgehen erscheint psychologisch
nnd schnlhygienlsch berechtigt. Die Sitsseit der Seinen wird vermindert,
der Übergang vom freien, spielenden Kindeslebea snr ernsten Lernarbeit
erfolgt nicht so schroff, sondern allmählich-, das später auftretende Lesen
inul Schreiben läfst dem Kinde länger Zeit zuir Entwicklung und Kräftigung
des Kückens, was in dieser Lebensperiode schon Tiel wert ist : friT^io
Luft und reichliche Bewegung im Freien während der kleinen KxkuiMoüen
sind zuträglicher für die Kleinen als das schlechte Sitzen im Scliultisch
bei Fibeln nnd Sehreibheften. Dabei finden Heiteikeit mid Frohsinn,
Phantasie nod Gemflt die gebtthrende Pflege — lauter Yorteile, die bei
der jetzt allgemein üblichen Vorschrift des Unterrichtens im ersten Schul-
jahre grofsentcils fehlen. Von der Hyk'iene verdient diese moderne päda-
gogische Strömoog mit aller Aufmerksamkeit verfolgt nnd gefördert tu
werden.
Über die kUrperliche Erxiehnng nnserer Schuljugend wurde in
der am 5. Juli 1903 in Gravenhage abgehaltenen Yersammlnug der Ver-
einigung von Tnmlehrem in Holland von Herrn J. A. v. d. Boom ein
Vortrag gehalten. Er stellte ran&chst fest, da(s in den Schalen auf die
körperlichen Übungen zu wenig Gewicht gelegt wird. Mindestens IVt
Stunden mflf-tfai tflplich nach Ansicht des Vortragenden darauf verwandt
werden, um Leib und Seele gesund zu erhalten. — Auf diesen Vortrag
üigiiized by Google
255
folgte eine lingere Bespreehang, wofanf die folgenden YoncUage des
Vortragenden sngenoTnmcn wurden:
1. Die körperliche Kr/iehuDg muis neben der geistigen eine fort^
währende Sorge der lloLMcniiiiT sein.
2. Die z\M'\ oder drei halben Stunden pro Wociie, welche in einipren
Sdiolen dem Tunmuterridit gewidmet werden, sind für die körperliche
Eniehnng angenagend. Es sott mehr Zeit auf körperliche Übungen ver-
inndt werden. Die freien llittnocli- nnd Sonnabeiüd-Nsdunillage bleiben
Ar dis Spielen im Freien, unter Anfeiefat, bestinunt.
S. Unter Tarnen, im weitesten Sinne des Wortes, sollen die Tum-
QboDgen, Spiele (tnch die Spiele im i^reien) nnd Spasiergftnge verstanden
werden.
4. Der üntorricht in Leibesübungen kann, mit ROcksicht anf die
Einrichtungskosten, m verschiedene „Stnfen** verteilt werden, wodurch in
kleineren Städten nach ehaem beschränkten Plan, in greisen Städten da-
gegea nach einem ToUstAndigen Lehrplan getnmt werden kann.
(Mitget. von Or. med. HooroN-Haag.)
Die die^jährice HasptveTiaiiiiliiiig des ZeitnlaisgehuMS für
Yilks- und Jogendspiele ii DvntseUand wird vom 18. bis 21. Mai
in Qnedlinbnrg abgehalten, wo zn dieser Zeit (20. Mai) die EntiinUnng des
Gots Muths- Denkmals stattfinden soll. Ks gilt hier den Mann zu ehren,
der seit 1793 die leibliche Erziehung der Jugend begründet und in Halmen
hineingeienkt hat, die wir noch heute verfolgen. Gleichzeitig wird in
Qoedlinbnrg der Deutsche Tnrnlehrerverein, der die erste Anregung zur
Erriehtong des Gut Maths- Denkmals gab, seine Versammlangen abhalten,
flqseinsam mit dem Vorstande dieses Vereins nnd dem QnedUnbnrger Orts-
OKcliasse ist ein allgemeines Fest- nnd Versammlnngsprogramm
fttr den 18., 19., 20. nnd 21. Mai aufgestellt worden. So wird diesmal
Gelegenheit geboten werden, innerhalb des enger b^renzten und des-
b!b tibersichtlicheren Schulwesens einer dentscJicn Mittelstadt das
7M und den Aufbaa der preufsischen Turnlehrpläne in den Vorführungen
der Schüler und Schfllerinnen von Volks-, Mittel- und höheren Schulen
keaneu zu lernen und dabei zugleich die innige Verbindung von Turnen
ssd Jagendspiel zu beobachten. Aach die schulmä&ige Ausbildung im
Schwimmen soll vorgefftbrt werden. Endlich wird am Sonnabend, den
21. Mai, die weit langen Jahren hierin geflbte Gnts Moths-Bealschnle eine
Sehttlerwandernng in den Harz veranstalten, da die Ansbildang des
Tommarsches bekanntlich ebenfalls ein Guts Mnths* Gedanke gewesen ist.
Auch eine Reihe interessanter Vorträge wird den Festteihu-hmcm
geboten werden. Wir erw&huen u. a.: .Die Methode des Tarn-
Digitized by Google
256
nnterrichts, die Turnlehreraasbildaug und die Turninspek-
tion" vom Turuinspektor ScHMroK-Bannstadt; „Die Einfflhrung eines
obl i tratori s eben Spiel n achmi tt a^s an den höhereren Lehr-
aiistaiteu'' vou Professor llAYDT-Leipzig uud Professor Dr. KOHLRAUSCH-
HannoTer; „Ein Wort xu devtBchen Ifftdehentamen* von Tiini'>
impektor A. BoTTOHBii-HaanoTw; wischen Schule and Waffendienef^
TOD dem Stadtschalrat Dr. Kbbsohbmsteikeb Mfinchen. So Ift&t sich er-
warten, daCs die Freunde einer gesunden Jngcnderziehnng zahlreich nach
Quedlinburg kommen werden. Bei der beschränkten Anzahl der C-a^thofs-
qaartiere ist recht/eitinr- Armieldnng geboten, die spätestens bis zum 10. Mai
bei dem Rendauteu Henu tsraÖGGEL zu Quediinbarg zu erfolgen bat, Toa
dem aocb Spezialprogramme zu beziehen sind.
(Mitget. von E. v. ScHENCKENDOBFF-Görlitz.)
Die y. JabMT0TMiiBlug der SckweiieriMliei fieseUiehall
fir Sehilgemdleitspflege findet Sonnahend den 11. ond Sonntag den
12. Jnm 1904 in Bern statt Die TnktandeoUste weist folgende Vor-
trlge auf:
1. Die Selm Ibank frage. Ref. die Herren Prof. Dr. Gm ARD-Bern
und Lohrer Wti i -Zürich; 2. Die verschiedenen Messungsmethoden
der geistigen Ermüdung. Ref. Dr. Tu VAJsNOD-Bern; 3. Die
natürliche und kflnstliche Beleuchtung der Scbulzimmer. Ref.
Prof. Dr. F. ERiSMANN-Zürich und Prof. Dr. 0. KoTH-Zflrich; 4. Schale
nnd Zahnpflege. Bef. Zahnant Müi^lib - Wftdenswefl und Zahnant
Dr. FBTSCHBSBi-Bem.
ünterrichtakin ii Sehnlby^ene« Die AhteUnng Haarlem des
Niederlftndiwdien Lehrerrerbandes hat es unternommen, einen Kurs in
Schulhygiene ins Leben zn rufen. Hierbei wird banpts&chlich folgendes
behandelt werden:
A. Von Herrn Ajüriai«: Einiges über Beleuchtung, Heizung, Venti-
lation und den Nutzen körperlicher Übungen in der Schule. — B. V<m
Dr. A. N. DiNOER: 1. Kurze Erläuterung Uber den Bau und die Ver-
liditnog des Auges; 2. SehnlknnEBichtigkeit; 3. ^fgiene des Anges. —
C. Von Dr. W. 6. Hukf: GeisteBlirftfte, Yeraalagnng, Einflnfo der geistigen
Arbeit auf den Körper. Verteilung der Arbeit und Ruhe; Beschränkt-
heit. — D. Von Dr. L. C. Kebsberqen: 1. Allgemeine Behandlung der
ansteckenden Krankheiten. 2. Besondere Besprechung von: a) Masern,
b) Scharlachtieber, c) Rötehi, d) Diphtheritis, e) Kouchhusten, f) Kinder-
blattem, g) schwarze Blattern, h) Mumps, i) Tuberkulose, k) Skrophulose. —
E. Von C. W. J. WKbiEKMAN: Schulbank, Skoliose, Handschrift.
Aach in Nymegen wird auf Initiative der Abteilung des genannten
Vereins diesen Winter ein Kars abgehalten. Die unter A und E genannten
Fragen werden von Dr. Hükk hesprodien, die unter B genannten von
Dr. KiCOLAIf die unter C von Dr. Wiardi Beckmann, während Dr.
Sternererg über die infektiösen und nichtinfektiösen Schulkrankheiten und
den Alkohol sprechen wird (Mitget. von Dr. med. MourfiN Haag.)
Behufs Heranziehung der Lehrer zur Aasflihruug des Kinder-
schotz^esetzes in Bessen wurde unlängst durch Anweisung der Ministerial-
abteiluiig lür Schuiuugeiegenheiten angeordnet, dais die Lehrer alsbald fflr
üiyilizüü by Google
267
jede Schalklasse ein Verzeichnis der gewerbhch tätigen Schulkinder nach
•iMiii Torgesdniebflneii Fminlar «ifnistoilen haben, das in venehiedenen
Spiltaa den Tor> and Zunamen des Kindes, Tag nnd Jahr s^er Gebart,
Harne, Stand und Wohnort des gesetzlichen Vertreters, Name nnd Wohnnag
des Arbeitgebers, Art seines Betriehes, ßesch&ftignng des Kindes, ins-
besondere: I. in welcher Weise, 2. in welchen Standen, 3. wo? nnd
eidlich eine Spalte für „Bemerkungen" enthält.
Das Verzeichnis ist hei Hpirinn eines jeden Schuljahres und sodann
bei Beginn jedes Winterhalbjaiircs zu erneuern oder fortznf&hren. Die Ver-
seichnisse sollen auf Grand der von den Kindern bei versammelter Schale
genaefaten Angaben aufgestellt werden. Das Yerasiehnis iat der Anfdcbta*
bsbOrde auf Yeriangen zu übersenden oder zur Einsieht foraüegen. Die
Knissehnlkommiseieiien haben sich bei ihren Inspektionen nnd Yiritationen
^Tom an überseagen, dafs das Verzeichnis richtg geführt wird.
{..Snr P^aj-js«, 1904, Xm, Nr. 20.)
WeTneinsame Erziehiin*^. Im Landrscrziehungsheim Lauhec:ast soll
der praktische Versuch der gemeinsamen Erzieliung von Knaben und Mädchen
gemacht werden. Leiter des Ünternehmeus ist llerr Rektor a. D. HOFP-
lUÄK. Berlin W., Knrfftrstenstralse 145. Jägers Monaisbl.**^ Nr. 4.)
fiber die Mlialuiie Kreisänte aa d«i KrelBlekrakt if»-
lüMB bringt das ^ZmMbi. f. ä. gea. VnUrridUwmf. in Brtufim^
eine IGtteilnng, aas der hervorgeht, dab sich die Teilnahme als sehr
TweckmAlbig erwiesen hat. Im Sommer Torigen Jahres wies die königliche
Regieranir m C<">1n die Krei«5'^chn1in'^pektorcn an, dem 7n«;t j1ndi!7<^n Kreisarzte
Tffhtzeitig Oit und Stunde jeder Krei'^lphrrrknnferenz anzuzeigen und dieser
Anzeige die Tagesordnung der Konterenz beizufügen. Bestimmend für diese
Aoordnong war, dafs in den Lehrerkonferenzen hänfig Angelegenheiten be-
lalea werden, die ftlr die Kreisärzte von Interesse sind, und dafs es des»
isgea zweekmftlsig wire, den KreistaEten Gelegenheit rar Teilnafame an
dea Konferenzen an geben. Nach obereinstinunenden Berichten derKreia-
Mbdinspektoren hat aicfa die Anordnung der Regierang in Cöln dorcbana
bewfthrt. Die Kreisirzte haben die Gelegenheit benutzt» in den Lehrer-
kAiifpren7en VortrSo"? flher Gesnndheit<=pflege, Nahrungfsmittellehre, Be-
karüpfung der Irunksucht und der Tuberiiulosc u. n. !Tt. zu halten. Das
kt, wie festgesiellt wird, „eine allseitige Belehrung und Auregang der
Lehrpersonen in bezug auf die Gesundheitspflege zur Folge".
Ob«r die Hygiene der Mädchenschulen sprach unlängst Prof. Dr.
Wtchgbam, Direktor dea könig^. Lehrerinnenaeniinars in Berlin, w dem
Mgen Terein tllr SchidgeBnndheitspflege. Der Redner erinnerte znnBcfaat
darsD, dafs die Schttlerinnen gerade in Beriin riei zn wenig Bewegung
hätten. Da müsse die Schale einsetzen, nnd zwar, da sich eine Vermehrnng
dpT Turnstunden technisch nicht ermöglichen lasse, durch eine inten-
ävere Ansnnt/nng der Zeit, wie es das schwedische Turnen mit sich bringe.
Vor allem mülste ohne Korsett nnd im Tnrnanznge geturnt werden, ferner
tollten in jeder Woche Schulausilüge gemacht werden mit ErlaCs der Schnl-
vbeltea fftr den nächsten Tag, nnd Schnlreisen anf mehrere Tage könnte
nr das Wort gesprochen werden. Als ganz neues Mittel zum Zwecke dea
Ungeraa AnfenthalteB in irischer Lnft empfiüil der Vortragende ferner sog.,
Bck«]e«muidheltapaeg«b XVIL IS
Digitized by Google
268
den FeripTikolonien fthnliche Foripnsiedelangen, bei denen sich Schülerinnen
nnter Leitung während der Ferien in einem ländlichen Orte niederlassen.
Am Berliner königl. Lehrerinnenseminar sei im verflossenen Jahre ein
solcher Yersadi mit bestem Erfolge gemacht worden. In der Schnle selbst
aei in hygieniselier Beiieliiuig viel mm besBertn zn wenden dnreli Tonicht
in der pttdagogiaQlMn Bemtang des Ehrgeins der Selialerinnen, damit
diese nicht zuviel za Hanse arbeiten.
An^ennntersiichüDgen in den bSheren Lehranstalten. Im Auf-
trage des Kultusministers werden pegenwärtif? dnrrh den Direktor der TTni-
versitäts-Augenkliuik lu der Charit^, Prof. Dr. Gkekfi- , AiiL^cnuutersacbungen
bei den Schülern höherer Lehranstalten iu iieriiu ausgeiülirt. Zu diesem
Bebnf wnden gedmdite Fonnnlare tsdi von den ScfaQlem, nun Teil von
dem nntersneiienden Arzte ansgeAUt. Die Sebfller haben Fkigen an be>
antworten über ihr Alter, ob nnd seit wann sie ein Angenglaa tragen» ob
für immer oder nnr fÄr die Nähe oder für die Feme, von wem es Tei^
ordnet ist, von einem Arzt oder Optiker; endlich dartiber, ob Vater, Mutter
und Geschwister kurzsichtig sind. Der Arzt äulsert sich auf den Formu-
laren, sowohl für das rechte wie ftlr luike Auge, über folgendes: Seh-
schärfe, Brechzustaud des Auges (mit Ophthalmometer bestimmljj aulserer
Befand (besonders Eoi^juuktiva) ; innerer Beibnd; Bemerlmngen.
Beimbaltnig der SehilbiiMr. Die kdni^. Regierung in Liegnitt
hat an die Landr&te, Kreisärzte, Kreis- nnd Ortsschalinspektoren eine Ver-
fügung über die Reinhaltung der Schulh&user erlassen, in welcher ausgeführt
ist. dafs eine sorgfUtige Reinhaltung der Schulhäuser nicht nur im alleemein
gesundheitlichen, sondern auch im erziehlichen Interesse liegt. Als Miudr-^t-
iorderungen in jeder Schule sind u. a. durchzuführen : wöchentlich zweimal
sind alle Klassenzinmier, Flure, Treppen usw. feucht aufzuwischen oder
nadi reiddicber Anastrennng Ton fenchten Sägespänen, lencbtem Sand naw,
«nasokebren. WUireud jeder Ferien ist groÜM Reinigung zu balten. Die
Aborte sind nacb Bedarf mindestens monaftUob einmal mit Wasser und Seife
oder Soda zu scheuem, der erste oder Hauptlehrer ist verantwortlich und
hat durch entsprechende Anordnungen dafür zu sorgen, dafs die Aborte
stets sauber sind ; gerade in dieser Hinsicht soll die SchultL^ hesoiiders er-
zieherisch würken. Eine sehr erhebliche saniturc Verbesserung bedeutet es,
wenn die Fo&bOden geOlt nnd und die Wände bis zur Hftbe von etwa
V/t m mit haltbarem Ol- oder EmailleCubeoanstrlcb Terseben werden.
Wenn mebrere Fälle einer ansteckenden Krankheit in der Schulgememde
aar Kenntnis kommen, oder ein Schmutzwetter, ist die Reinigung an*
geme^en zn verstärken, cvcntutdl nach den Anordnungen des Kreisarztes
einzurichten. Der Lehrer (Hauptlehrer) bleibt dafür verantwortlich, dals
die Schnlranme stets ordentlich und sanber sind, und mufs nötigenfalls die
erforderliclu'Q Autrage bei dem Schulvorstaud oder dem Landratsamt stellen.
Auf eine gründüche LOftong der Scholräume in den Pansen, wie in der
sehnlfireien Zeit ist mit Strenge an halten; die so oft beliebte (M&inng eines
einzigen Fensterflü^rels genflgt nicht, üm ancb während der ünterricbtsaeit
für gehörige Lut^crneuerung sorgen zu können, ist die Anbringung von
Kippfenstern oder Glasjalon^ien in den oberen Fensterflnpeln, sowie von
Ventilationsöffnongen nach dem Scborostem (? l). Red.) dringend zu empiehlen
uiyiii^üd by Google
259
oder auDordnen. Wo es bisher ftblich ist, die grtt&eren SdndkiiMler snm
Auskehren and Staobwiscben heranzaziefaen, kann es auch ferner dabei ver-
bleiben, vorausji^esetzt, dafs der Lebrrr (Inbei die Aufsiebt führt und nur
Kinder über zehn Jahro dazu verwendet w* i den ; aus c^osnndbfitlichen Rfick-
sicbten iät aber die Anstellung erwachsener Personen jedenfalls vorzQzieheu.
Scheoern usw. darf von Schulkindern nicht verlangt werden.
Eine Untersuchaug der hygienischen fiinrichtangen sämtlicher
kttcrei Miltti il PrtilM ducfa SadiverBtlndige ist jom Knltos-
Biinister nns^ocdnet worden»
Teilnahme der Kreisärzte an den Kieislehrerkonfereuen.
Zum Erlab vom 15. JoU d. Js. UIU A. 2106.
Infolge nnserer Randferftgong vom 7. Aprfl t. J., B. 2800, haben
die Kreis&rzte unseres Bezirks mehrfach an den Kreislehrerkonferenzen
tnlgeiiommen und bei dieser Gelegenheit Vorträge belehrender Art gehalten.
Die Vorträge behandelten in der Hanptsadip Gpf«undheitspflege,
Nahmnizsiiiitt* Ih'lire, Bekämpfung der Trunksucht und der Tubcrknlose.
"Wie uns die betreffenden Kreisschulinspektoren übereinstimmend be-
richten, hat sich die Teilnahme der Kreisärzte an den Kreislehrer-
konferenzen als dnrchaas zweckmälsig erwiesen und eine allseitige Be-
lahnuig ond Anregung der Lehrpenonen in bemg anf die Gesnndheita-
pflege aar Folge gehabt.
Cftln, den 23. Aogost 1903.
Königliche Begiemng, Abteilung for Kirchen- und Sehalwesen.
(Unterschriften.)
An den Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts- und
Medizinal-Angelegenheiten in Berlin.
J.-Nr. B. 7900.
{„MitiisL'm. f. MeäStkuO- fi. med. ütUmk^AnffäegmheUm.'
im. Kr. 22.)
bpfeUnng der Brosebttren Iber die Clesandbeitspflege der Sebil-
jngend 0r. Lac Bargeratall.
Bezirksschulrat der k. k. Beichshanpt-
nnd Beddenzstadt Wien. Wien, am 12. Aprü 1904.
G. Z. 1211.
Prof. Lbo BiJit0BBBi!BiK: BroeehQren Uber Qeenndheitqiflege.
An sämtliche Schnlleitangen.
Die im k. k. Schnlbflebenrerlage in Wien erschienenen zwei, die
Gesundheitspflege der Schuljugend betreffenden, von Prof. Lko Büboebstein
Terfafstcn Broschüren enthalten sehr beherzigenswerte Winke in leicht faß-
licher Form und zwecknUUsiger Aoordnang, verdienen daher die weiteste
18*
Digitized by Google
260
Tert)r6itiiiig and wuden mit dem im Hiiiisteriil-YefordmmsBblatte Tom
16. Oktober 1903, Stack XX, Seite 558 ]mbliKierten Ministerialerlasae
Tom 24. September 1903, Z. 29098, der Lehrerschaft der Volks- und
Bürgerschülen, sowie den Lehrkörpern der Mittelseholen und Lehrer-
bildungsanstalten empfohlen.
Die eine dieser Schriften hat den Titel: „Gesnndheitsregeln ftlr
Schüler und Schtüerinnen" nnd bietet einen ftr dieselben nach Über-
schrdtang des sehnten Lebensjahres sehr Blitzliehen nnd wissenswerten
Lesestoff.
Die zweite Schrift fDhrt den Titel: „Zur häuslichen Gesundheitspflege
der Schuljugend" und ist zur Belehrnng der Eltern oder Kostgeber bestimmt.
Beide Schriften, deren jede nur 10 h kostet, eignen sich selbst-
verständlich in hervorrageuderweise auch fOr die Lehipersoneo behufs
entsprechender Unterweisung der Schu^ugend.
Über Auftrag des Ic, k. n.-tt. Landessebalrates Tom 8. Febrotr 1904,
Z. 68/II, werden die Schnlleitangen aufgefordert, fttr die Terbreitnng dieser
beiden Broscbflren in den Kreisen der Lehrer, Eltern und Schulkinder in
entsprechender Weise Sorge m tragen, wobei bemerkt wird, dafs bei ye^
teilung der Rroschflren zu vemieid(»n ist, dafs das fttr die Kitern und die
Pfleger von Kostzöglingen bestimmte Heft in die Hände der Kinder kommt,
und ?ou den betreffenden Lehrern darauf zu dringen sein wud, dafs
ihnen durch schriftliche EmpfaDgsbestätiguugen der Eltern oder ihier
StellTerti^eter anch die Naehweise Über die tatsfldiHehe Übergabe dieser
Scbrifteh erbracht werden.
Ein Exemplar der Im [ Im Broschflren wird in der Anlage (als £^ende
des k. k. Ministeriums ftkr Kultus und Unterricht) fibermittelt.
Bestellungen auf diese beiden Broschüren sind unmittelbar der Direktion
des k. k. Schnlbü( berverlags in Wien I., Scliwarzenbergstraise Ö, ein-
zusenden, woraul die rascheste Effektuierung eriblgen wird.
* Vom Bezirksschulräte der Stadt Wien.
Der Torsitsende-StellTertreter.
(gel.) GDaLiB.
(Mitget. Ton Dir. E. BATB^Wien.)
tiittaUt.
Besprechungen.
H. Oppenheim, Die ersten Zeichen der Nemaitlt des Kiidesftltan«
Berlin, 1904. Verlag von S. Karger.
Der Verfasser, der schon vor mehreren Jahren die Fra?e, inwieweit
die Erziehung zur Ausbildung und Bekämpfung der Nervosität beitragen
hnnn, in einem in dem gleichen Verlage TerOftentlicbten Tortrag, „Nerven-
leiden nnd Erziehung", erOrtert bat, stellt in der vorliegenden Arbeit in
allgemeinTerstandlieher Weise fOt Eltern, Lehrer nnd Eizieher fest, welche
Digitized by Google
361
Erscheinangen vom Ärztlichen Standpunkt ans als nervöse zu bezeichnen
sind. Unter ausdrücklicher Beschränkung auf das Gebiet der Neorasthenie,
der Hysterie nnd ihrer Mischformcü läfst er von vornherein das grolse
Gebiet der organischen Giehinikiaukiieiten and der Geistesstörungen ebenso
vnberlUftsiditigt, wie die Zostände angeborener Geistesschwäctie und psycho-
pattiischer Bfinderweriigkeit. Sein Thema bflden aom}t die eigestlidiai
Üenroeeii, anf deren liftofigeg VorkommeB im Eindesalier erst die medizi-
nischen Forschungen der letzten Jahrzehnte die Aofmerksanikeit gelenkt
haben. Wie nicht anders zu erwarten, hat 0. es verstanden, das in salz-
losen Einzelerscheinnngen vorliegende Material seinen inneren Beziehungen
nach derart zu pmppieren und die Bedeutung der einzelnen Symptome so
ins rechte Licht zu rücken, dais seine Darstellung auch den Laien über-
zeugen niulä, und mancher Pädagoge nach der Lektüre der kleinen Schrift
an eine Bevieion seines Urteils Aber Termeintlicbe Unarten oder schlechte
Angewolinheiten seiner Schüler gehen wird. Nach einer prägnanten Schil-
derang der Stimmnogsanomalien nnd der abnormen G^nmtsreaktioi^en finden
die halluzinatorischen Delirien, die Pseudoloda phantastica, das triebartige
Davonlaufen, die geistige ErschOpfbarkeit Erwähnung. An die ^98prechnng
der nervösen Schlafstörungen reiht sich die der Zwangsvorstellungen, der
fftr die Schule besonders wichtigen motorischen und psychomotorischen
Reizzuztände. Tragen doch diese letztgenannten infolge der mit ihnen
verbundenen Zerstreutheit und Unaufmerksamkeit häutig die Schuld, wenn
hei befähigten Kindern die Leistungen nnmeichend ansMen. In engem
Zasantmenhang hiennit stehen KrampfEoatftnde, Sprachstörungen, manche
Fonnen des Zitlema, wAliread Lfthmnngssymptome anf d^ Boden der
nenropathischen Diathese mehr in den Hintergrund treten. Eine grofse
Bedeutung kommt dagegen den im Bereiche des Blutkreisla^fapparats anf-
tretenden (vasomotorischen) Stöningen zu. Gesondert von den fibrigen
oenösen Rti')rungen am Verdauuugsapparat, die nach den Erscheinungen
ao den Empiiudungsnerven an die Keihe kommen, bespricht 0. das ner-
vöse Erbrechen. Und das mit vollem Kecht- kommt dieseni Symptom
Mch sehier Häofigkeit doch eine Bedeutung au, die tdne Qeraodiebung
•Dl der Zahl verwandter Beschverden erfordert, ganz abgesehen von des
n seiner Erklärung herangezogenen Momenten, dals man in ^igen neben-
sächlichen Punkten anderer Ansicht sein kann, als der Verfasser, ist bei
der Natur der zur Diskussion stehenden Dinge selbstverständlich und völlig
Wlangios. So teilt Referent niciit die fib'-iL'eiis mit grolser Zurückhaltung
aosfresprochene Meinung, dai's das Zähneknirschen im Schlaf vorwiegend
bei uervösen Kindern auftrete. Ref. hat es bei einer Anzalil sonst völlig
serfengesunder Rinder beobachtet und ist nicht geneigt, trotz des häutigen
aonosymptomatischen Anftretens der ländlichen Hysterie, diese Kinder
deivegen als nervOa za beseichaen. Dr. HAXBUBOBB^-Breslan.
Dr. med Ralf Wichmann, Die Nenrastheiüa und ihre Behandlnng,
Ein Ratgeber für Nervenkranke. 3. Auflage. Verlag TOn Otto Salle,
Berlin, 1904. 8«, 192 S. m 2,—.
Es kann einem ftlr Nervciikniuke hestimmteu Buche von ärztlicher
belle kein besseres Lob gespendet werden, als die Anerkennung, dais es
Digitizod by G<.jv.' .ic
262
jedwi gebildeten Patienten anbedenklich in die Hand gegeben werden
kann. Das vorliegende Werk enth&It eine reiche Fülle von Belehrungen
und Anweisongen, von denen einzelne sich anch auf die Hygiene unA
Patholo<rie des kindlichen Nervensystems bezielipn Bei der Besprechung
der Ursachen der Neurasthenie hat der \ertasser leeenheit, in herz-
erfrischenden Ausführungen die Erziehungsfehler zu brandmarken und das
System einer vemnnftgemäiseu Erziehong zu entwickeln. Anch scbnl-
hygienische Fragen werden da gestreift» so z. B. wird gegen den frfihen
Beginn des yormittagsnnterridits Stellung genommen. Der Yerfuser ist,
wenigstens für Kinder unter 14 Jahren, kein Anhänger des ungeteilten
Unterrichtes. Der ganze Abschnitt, der von den Ursachen der Neurasthenie
handelt, wird vou Lehrern und Erziehern nicht, ohne nachhaltigen Eindruck
zn hinterlassen, gelesen werden können. Dr. MosES-MAunheim.
Prof. H. Cohn und Dr. Rttbexcamp. Wie sollen Bfichep nnd Zeit-
schrifteu gedruckt werdeu? Brauaschweig, F. Vieweg Sohn, 1903.
Hit AbUldangen im Text md zdm Dmekprobetaleln. 8^, 112 S.
M, 2,00, geb. M. 2,80.
In dem Aber 100 Seiten starken, mit saUreichen Abbildungen und
Dmdqprobetafeln versehenen Bneh, das nicht nur für Ärzte nnd Hygieniker,
sondern anch für Lehrer, Verleger n. dgl. b^timmt ist, behandelt G. den
Stoff in einor anch fflr den Laien interessanten nnd ausfülirlichen ^Vei5e•.
von K. rilliit um das Kapitel her über Papier und Schwärze, vom tech-
nischen Standpunkte aus hehandelt. In den ersten Kapiteln bespricht C.
die von ihm schon vor 40 Jaliren zuerst festgestellte bedenkliche Zunahme
der Knrzsichtigkeit in den höheren Schulen nnd besonders in den höheren
Klassen, ein Besnltat, das seitdem von vielen anderen an Tanseoden tod
Schfllem bestitigt werden konnte; femer die Hand in Hand damit gehende
Ahnahme der Sehschärfe. Sodann weist C. in treffender Weise die von
manchen behauptete Bedeutungslosigkeit der Knrzsichtigkeit zurück, indem
er sowohl die Behinderung des einzelnen Tndividnunis durch diesen Zustand,
als auch dessen Gefahren für die Gesamtheit, namentlich für die Wehr-
haftigkeit des Heeres, ins richtige Licht setzt. Unter den mandierlei Ur-
sachen der Kurzsichtigkeit sei der Druck der Schul hücli er und Zeit-
schriften erst in den letzten 20 Jahren eingehender und wissenschalllich
nntersoeht worden, zuerst von Jayal, dann von Cohn, Adolf Wbbsb,
SoHHELLBB, Blasius, Sghübbbt nnd Figk, obwohl, wie ans den inter-
essanten gesdiichtiichen MitteOnngen des Yerfassen hervorgeht, schon 1746
der deutsche Kaiser Fbanz dxb Erste in einem Patent ober das Bttcher*
wesen Verleger nnd Drucker angehalten hatte, uSicb bei Vermeidung der
Kassation des Privilcgii eines guten weifsen Papiers nnd lesbaren Ruchsatzes
zu bedienen", und ferner sohnii der Philosoph Kant, sowie die Ärzte
Hufeland, Beer und Aült die Frage des Bdcherdruckes in seiner Be-
ziehung zum Auge behandelt hatten. Sodann werden die verschiedenen, für die
wissenschaftliche Beurteünng des Buchdruckes in Betracht kommenden Ma&e
besprochen, zonAehst die Grüfte der Bnehstaben, welche am besten am Bach*
Stäben „n' gemessen wird. Als geringste zaUlssige Höhe wird 1,6 mm,
sog. Korpasdmcfc, bezeichnet, für welche sich auch A. Wxbbb ansgesprochen
Digitizod by Cvjv.' .
263
kat; €8 lumdeli sich ja, wie C. mit Recht betont, nieht nm das b)ol86
Erkennen einor bpstimmten Schrift^öfse in einer gewissen Entfernung —
denn dafür mieten auch kleinere Buchstaben — , sondern um mühe-
loses, flielsendes, oft stundenlanges Lesen bei häufig schlechter
Belenchtnng in Schulen sowohl als zu Hause. Bei Buchstaben von über
2 mm Uöhe nimmt nach Webebs Y ersuchen die Keckheit des Lesens
nieder ab; in Fibeln mm Lesenlernen sollten die Bndutaben nicht nnt«r
4 mm hoch sein. 0ie Dicke der Buchstaben beiw. des ersten Grand-
Striches des n (mit Lope nnd Nonins za messen) soll nicht unter 0,25 nun
liiiken. Der sog. Durchschnfs oder Zeileoabitand soll nicht geringer als
2,5 mm sein, in der Regel sogar mehr betragen. Was die App röche
(Zwischenraum zwischen den einzelnen Buchstaben) un(i y<oi1cn länge an-
langt, so soll letztere nicht über lUU nim, noch besser nur UO mm be-
tragen mit höchstens 60 Buchstaben. Sehr wichtig ist auch die Buch-
alaben form: am meisten leserlich sind diejenigen Buchstaben, welche die
venigsten Schnörkel zeigen. Deshalb entscheidet sich C. auch in ein-
gdiender Beireisfflhning nnter Berficksiditigung too Ficks Yenmeben ftr
Eiafllhnuig der Antiqua; der lateinische Drack lese sieh leicht« als der
deutsche, aach mflisten unsere Schnlldnder acht Alphabete lernen; zudem
sei die Fraktnr, vie historische Studien leigten, gar keine „deutsche
Schrift", sondern stamme aus den von den Mönchen verschnörkelten
deutschen Buchstaben. Der von Schübebt 1892 eingeführte Begriff der
Druckdicht ig Ii ei t (Anzahl der auf einen Quadratzentimeter im Durch-
schnitt kommenden Buchstaben) sei auch sehr wichtig, doch in neuester Zeit
als Messung überflüssig geworden durch den von C. angegebenen Zeilen-
Uhler, ein in in einem Karton anagesclinittenes Loch too 1 qcm; nnr
wenn keine Spar mehr als zwei Zeilen im Loche sichtbar ist,
entspricht der Brock inGröfse nnd Durch sehn fs den oben als
hygienisch wünschenswert genannten Mafsen.
Leider entapricht das Ergebnis der Messung des Dmckes in Bttcheim
tnd ZeitnoL'pn, von denen C. eine grofse Reihe untersucht hat, keiiieswpf'^
diesem Erfordernis; speziell die ärztlichen, namentlich auch an^renfli /tliclien
Zeitschriften und Bücher, darunter auch solche über Hygiene, hleiljen weit
zarück, ja, sind sogar vielfach hygienisch weit schlechter als früher.
Musiknoten sollen nicht nnter 1,7 ö hoch, die vier Zwischenräume nicht
nter 7 mm sein; in gut gedruckten Koten dürfen nur sechs Notenzeilen
nf 1 qcm kommen. Das Papier soU nach Jatal leicht gelblich, nach
A. Wbbrb leicht grau sdn; G. dag^en und die anderen Autoren fordern
weiises, gleichmärsig und nicht unter 0,075 mm dickes Piq^er mit mög-
lichst wenig beigemengtem Holzstoff, satiniert, ohne Schattierung, sorfgum
getrocknet nnd ohne Glanz. Der Druck soll tief tintenschwarz sein.
Die Einzelheiten der Kapitel „Druckerschwärze" und „Auge**,
4Ui4k5taüS( her Druck, Papier und Schwärze vom technischen Standpunkte
[Dr. RÜBE^CAMi:'] ümd an sich zwar sehr intere^äant, ia^seu sich jedoch
sieht in K&rze wiedergeben.
Zun Schfaisse bespricht Ck>Hir Begierungsverttdnongen Aber den Druck
der Bieber; auch hier würde eine genauere Wiedergabe su weit führen.
Die Kommission für Schalgesundheit^ege in Homberg hatte 1882 und
Digitizod by G<.jv.' .ic
2öi
1898 Eingaben an die bayerische Begierang gemacht, Scfaulbficher usw.,
die dea CtoHHachen Fordeningeii nicbt eotaprechen — und viele blieben
weit dabinter snrftck — , za Teibieteii, beide Haie mit segatiTem Erfolg;
die von der Regierung gehegte Erwartung einer allmählichen Bessemag
ist nicht eiugetroten ; die Gutachten der beiden diesbezüglichen Regierungs-
reterenten, v. Vorr bezw. v Rothmund, werden von C. schlagend wider-
legt, ja letzteres „als ein trruisc!^ I ngltick für die Au;;enhypiene iler baye-
risüben Schulkinder" bezeichnet. Freilich ist Österreich zufolge einer
Yerordniiiig von T. Gaütsoh im Jibre t897, die audi Fetitdnick ( 1 ,25 mm)
inlftfiit, ooch acUimmer daran. Dagegen isl Ungarn, wie in anderen
schulhygieniscbo) Dingen, so auch hierin uns v n an : CzAKYä Vsrordnung,
1892, fordert entsprecheudcs Papier, Cicero (1,75 mm) -Druck für die
Elementar«, Garmoudbuchstaben für die höheren Schul eo, und Vcrmeidnog
von rctit-Komprefs. Dafs Cottxs Forderung: „Kort mit jedem Buch und
mit jeihT Zeitung, iu welchen mehr als zwei Zeilen im Quadratzentimeter
sichtbar iiiad!'' auch vom finanziellen Standpunkt des Druckers und Ver-
legers mOglicb ist, bat er an mehriicben Stellen dargetan. Ein reicbes
Litentorreneicbnis nnd sebn Dmckprobentafeln schlielsea die verdienstTolle
Schrift, weldier bester praktischer £rfolg am^ ui dieser Stelle gewünscht
sei. In si)flterer Auflage liefse sich wohl auch die Kurventafel, welche
übrigens in C.s Lehrbnch der TlTgienc des Auges viel lipsser wiedergegeben
ist, in einer augenhygienisch ein wandsfreieren Weist- anbringen.
Dr. MEüBUKOER-Nürnberg.
Dr. med. Ovto Sichbbeb. Hygieie des AmgtB im gesiudeB nid
kniken Zustande. SiblhOiek für OesunäkSiapfkge, Band 4. Stottr
gart, E. II. Moritz. Eleg. geb. M. 1.50.
Wir halten es für dnrchaus verdienstlich, wissenschaftliche Kenntnisse
zu poi»ularisieren. haui)t.sächlich auch auf dem Gebiete der Hygiene. Alles
aber han^'t dabei al) von tieni „Wie". Die Fnniening .,niclit zu viel und
nicht zu vveuig'' ial oft bchwer zu eilülieu uud setzt völliges Beherrschen
eines Gebietes vorans.
Bsam Durchlesen des Torliegenden Bttchleins haben wir diesen
strengen Mafsstab angelegt, nnd es hat ihn so gut ertragen, da& wir den
vortrefflichen Katgeber nur warm empfehlen können. Lehrer nnd gebildete
Laien i^'h-s Standes werden illr sich nnd ihre Kinder reiche Belehrung
darin hnden.
Bei einzelnen Fragen, die noch nicht durchaus übereinstimmend be-
antwortet werden, kann man freilich gelegentlich anderer Meinung sein als
der Verfsaser. Doch tut das dem Wert des Bflcbleins keinen Eintrag,
nnd wenn ich schnell einige Anssetsnngen anbringe, so geschieht es mehr,
nm zu zeigen, wie wenig eigentlich auszusetzen ist.
So lesen wir auf Seite 23, dafs der kleinste Sehwinkel eines normalen
Auges eine Minute betrage, während doch gleich naihlirr von doi)pelter
und dreifacher Sehschärfe gesprochen wird. Mit dieser u i u liti^en Formu-
lierung müssen wir einmal brecbeu. Mach den Krfuhruugun der letzten
10—30 Jahre wird man besser sagen, dafii der Sebwinkd eines normalen
Anges hd ch stens eine Hinnte, meistens nber nnr V* bis Vs Hinnten betrage*
Dlgitizeo üy ^^oogle
265
Mit der ohne Einptchränkunj; ausgesprorheneu Forderung, der Abstand
des Auges bei der Nahrarlteit soll niemaU kleiner als Met^r sein
(Seite 36), kaim man deu Lehrer in Verlegenheit bringen und dem Kinde
üorecht ton besw. ünmögliches varliogen. Es gibt eben Sehiehirfen und
ftgchnagwcthmtniMe, die diese Fordenug einfacb ilhuorisdi mecben.
^Die deutsche Schrift ist dem Auge nicht gefährlicher als die latei-
nische" (S. 39). So unwahrscheinlich die Richtigkeit dieses Ausspruches
TOD Tomherein ist, m wollen wir ihn U\r finmal pcltrn lassen. Was wir
in erster Linie mit aller Macht bekänipien soUeu, das ist die verderbliche ,
Doppelspnr igkeit , die uns die Zeit für NQtzlicheres, hauptsächlich für
Tiinien oder Uberhaupt körperliche Ausbildung, raubt. Also fort mit der
euwo der beiden Scbriftenl Da wir nmi tber fremder Sprachen nnd der
intenationalen Aniördenmges wegen die lateinische Schrift nicht entbehren
können, so weiche eben die sog. «deotsche''
.,r{e/ÜLrlieli des Alkohols kann man wolil «snjron, dafs eine Aufnahme
Ton 1 Liter Hier oder Liter Wein töglii li immer noch als eine mäl'sige
Alkohohneuge gelten kann" (S. 1U9)!! Da hat otienliar <ler Geniii«; loci
dem Yerfiasser die Feder geftüirt. Wir wünschen dem iiüchlein recht
Tisle Aoflagen nnd holEen nnd erwarten nur, dals sich diese Alkoholnienge
nit jeder nenen Anfinge erheblich ▼ermindere.
Dr. med. A. STmoiB-Zürich.
Bibliographie.
Di« mit * beBeiohneten Werke wurden der Redaktion angeeandt
*A£MM£K Fritz. Eine SchulepidettUe von Tremor hysterkus. luaug.-Diss.
Baad, 1893. Gr. 8^ 45 8.
^Annales de Ja liMati des Seime» de VUnhemU de Tcvkuee. Den-
xi^me S^rie, Tome V, 1903.
* Annali d'igihie sperimentale, e Dir. dal Prof. AüQLOLOlIilil. Vol. XIY
(N. S.). Fase. I, Anno 1904.
*Arrhivio di Oriopedin. Anno XXI. Fase. 1®. Milano, 1904.
*Ardiw für Bassen- und Geadischafls-Biologk. Berlin, 1904. 1. Jahrg.,
1. Heft, Jan. 1904.
^AmBOHT, SL, Dr. Über LmigensekinndBU^, Magdeborg, Faber, 1904.
8«. 30 8. 0,60.
*Bachmann, Dr. Lignolshcu, ein neues Mittel zur Tilgung des feinen
Stauhes in sesdilossenen K umien. T.eiii/.if^. F. Leineweber. 8®. 9 3.
i^f'P -Abdr. a. d. Zeit^^f In Gei^undheit, 1903, Nr. 23.
*1>1BH^% Georob U. Isatural Veniüation, Reprinted trom the „Building
News , March, 1904.
^BObOBiBrBunm, IL, Dr. med. Kmr»e OrwadtOge der Emähnm§B-
0ienipie auf Qnmd der Energi^-Spamn/mg der Nährmg, Berlin, Otto
Salle, 1908. 8<>. 60 S.
*BuNQE, 6. y. Alkohel»atms und Bennwralim, 8ep.-Abdr. a. Virch.
Arch. f. path. Anat. usw. 175. Bd., 1904.
*COHN, Herm., Prof. über die Notwendigkeit von Schut-Augcnärz^ n in
Breslau. Ein offener Brief an den hochl. Magistrat d. Stadt iircaiuu.
Uiyitized by Google
266
Sep.-Abdr. a. d. Wochenschr. f. Ther. o. Hyg. d. Anges. Jahrg. VII,
Nr. 17 u. 18.
♦Cohn, Herm., Prof. SchithiU'inmrste. Erwiderong. Sep.-Abdr.
a. d. liresl. Gemeinde-Bl., Nr. 8, i9ü4.
*Deliu8, Baarat. t)ler die Emrkktunig vm S^mlahortm^ Qtrm Betrieb
und ihre DeemfdsHon, Die QfisnndheitBWirte der Sehnle. n. Jahrg.,
1904, Nr. 3.
*DbBINO, Dr. Die Schtdbamkfirage. Erit. Erörtening des gegenwärtigea
Standes der Scbalbankfrage. Mit 24 AbbOdgn. Leipzig, F. I^einewebeTi
1904. Geh. M 1.20, geb. M 1.80.
*J)ic sfädtisrhe Schuleahnklinik m Sirafeburg im Elsaß md ihre TäUgkeU.
StniTsburg, 1904. 8^ 8 S.
Ehrio, Dr. Zur Srhulhankfrane. Gesundheit, 29. Jahrg.. 1904, Nr. 7.
*EiCH HORST, Prof. Das Uerz im gesunden und kranken Zustande. Bibl.
d. GesQBdbdtspfl., Bd. 11. Stattgart, E. H. MorSts, 1904. Kl. 8*.
94 S. Brosch. M 1.20, geb. JM 1.50.
*£WALD, Prof. Moffen, Dorm, i^fter, Niere im ffeeunden umd knmkm
Zusfande. Bibl. d. Gesondheitspfl., Bd. 10. Stuttgart, E. H. MoriU,
1904. Kl. 8^ 136 S. Brosch. M. 1.20, geb. Ji 1.50.
*F6ri:t. A. Stüdes mr Tnngihie srolalre. Paris. 1900. 8^. 309 S.
*Gkkloff, Dr. Die offniff^rhc (ie.^undheUspfJccie. mit bes. BerücksicbtifTung
der Verhältnisse iu den kleinereu Städten und auf dem Lande, üambiug
a. Leipzig, Leop. Voss, 1903. 8°. 100 S.
^Gesunde Jugend. IV. Jahrg., Heft 1/2, 1904,
F0R8TBR, Fbitk, Dr. Kmd wnd ÄOuiM. öff. Vortrag, geh. Im
Verein f. Volkehjgiene so I>re8den.
« Qelt 6/6. Leipzig v. Berlin, B. G. Teubner, 1904.
KBBSBBITTKR, Oskar, Dr. Die hauptsächlichsten Getrünke der Z6g-
1in_'e einer Berliner Realschule und ihr Wert für die Schüler.
Kalle, F., Prof. Beobachtongen tiber scbnlftrztliche Erfahnmgeo in
Wiesbaden.
Jaeoer, Alfred. Zur KLlorm der I .rilirMibun?en iu der Schule.
•GoTSCHLiCH, F., Reichenbach, Prof., Wulpekt, 11. Die Tagesli^
messung m SckideH. Mit 2 Abbildgn. im Text. Sep.-Abdr. a. d. Uin.
Jahrbneh, Xn. Bd., 1904. 8^ 48 S.
*6eibsbach, H. Der 8kmd der StM^^giene tu JOeiUeMmd. Vortr.,
geh. am 25. Sept. 1903 in der 75. Vers. D. Naturf. o. Ärzte in KiaNl.
Leipzig. F. W. Vogel. Gr. 8^ 96 S. M 1.50.
♦Gruber, Max, Prof. TTiigienc df^ Gesrhlechtslehens, dargestellt
Männer. Bihl. d. (iesuDdheitspH., Bd. 13. Stuttgart, £. H. MohU,
1904. Kl. 84 S. M 1.50.
*HEYDNEß, üEORQ. Die Scheidung der Schüler nach ihrer Begabung.
Ein Wort wider daä Mannheimer System SiCKlNaBHs. NOmberg,
F^. Koni, 1904. 8^. 15 S. Sep.-Abdr. a. d. k. bayer. 8ebnbtg<
^HnmiloSR, Carl, Prof. Die Velkeedmlhäitaer •» den vereMImm
Zämdem, HI. VollnechQlbiiuer in Frankreich. Mit 453 Abbildgn im
Text nnd 2 Tafdn. Stattgart, A. Bergstrlsaer, 1904. Qr. tt<^. 216 S.
Jü 12.00.
Digitized by Google
267
*Hygienhch€ Sektion der Schlesi sehen Gesellschaft in Breslau. Sitzung am
?n lan. 1904. Sep. -Abdr. a. d. Wochenschr. f. Tlier. n, Hyg. d.
Auges. Jahrg. VII, Nr. 19.
•JULIUSBURGBR, OTTO, Dr. Gegen dm Äfkohol GemeiDverständliche
Aofsätze. Mit einem Vorworte von Prof. A. Forkl. Berlin, Franz
Wunder, 1904. 8^ 88 S. M 1,00.
*jQumdi de I^skoMre^ publ. par le Dr. J. RmiRB. 1. Ann^e,
No. 2, Ami 1904. Ptois.
^UEKM, E., Lehrer. Beitrag mr Schulgesundheifspffege m der Elementar-
D. Gesundheitswarte d. Schule. II. Jahri?., 1904, Nr. 4.
•KoTTöEN, Dr., nnd Steinhaus, F., Dr. über lieinigung von SchiU-
Mimmern uml Anwefidung staubbindender FufshorJmßle, Centralbl. f.
allg. Gesundheitspfl. XXHI. Jahrg., 3/4. H., 1904.
*Kra/t und SchönJieit, Monatsschr. d. D. Vereins f. yerndnftige Leibeszucht.
4. Jahrg.. Febr. 1904. X 0.35.
*SaAVS» SlSQHUVD. KinäenarheH md ffeaetgUOter XMenehuU in ^ler-
reidh. Wiener ataatswissenseh. Stadien. V. Bd., 3. H. Wien v. Leipzig,
Franz Denticke. Gr. 8^ 203 8. M 4.20.
♦Laqüer, L., Dr. Die Aussonderung der Schwachsinnigen au< 'hvi höheren
Lehramialten. D. Gesundhcitswarte d. Schale. II. Jahrg., 19Ü4, Nr. 2.
*Xü8SBAU.M, II. Chr., Prof. Der gesundheitliche Wert niedrig tempe-
rierter Heizkörper für Srhuhimmer Sond.-Abdr. a. d Ges. Ingenieur.
*Maykh, Emil. Der Neubau des Königin Kathannenstt/ts in Stuttgart.
Mit 1 Titelbild u. 14 Abbildgn. im Text. Berlin, W. Emst & Sohn,
1903. Gr. 8^ 21 8.
*MOllbb, KabIi. Der Voriumer. Wegweiser ftr Tomwarte v. Yortomer
But einer ÜbnngsTerteüiing ftr drei Ttimstofro. 2. nenbearb. Anfl.
Leipzig, B. YoigtlAnder, 1904. Kl. 8^ 203 S. M 1.60.
*Ma«:ES, Julius, Dr. JOae Sonderklassensystem der Mannheimer Volks-
schule. Ein Beitrag zur Hygiene des Unterrichts. Nach einem nnf
dem I. intern. Kongr. f. Schulgesundheitspti. in Nürnberg geb. Vortr.
Mannheim, J. Bensheimcr, 1904. 8^ 70 S. M 0.80.
*MüLLBR, P. JOH. Untersw'hunyin iWcr die Einrichiunij iandlicher Volks-
schulen mit mehrsiijsigen und mit eweisitzigen Subsellien. Mit 28 Abbildgu.
im Test nnd 15 Steindmcktafebi. Charlotteuborg, 1904. 2^ 14 n. VUI 8.
*Pambi9, B. Der St^kfieudis der Xinder, L Die SkoHioee. For Irzte
und Laien. Dessau, H. Oesterwitz, 1902. Gr. 8^ 84 8. (Mit Aber
100 Abbildgn.) A 1.50.
•Patz AK, Jül. Vrac. Schule und SchiOerkrafl, Statistische Versuche über
die Arbeitsleistung an höhf^en Lehranstalten. Wien u. Leipzig,
A. Pichlers Wwe. & boha, 1^04. Mit 110 graph. Tatelo, Gr. 8'.
82 S. Geh. M 10,00, geb. M 11.00.
*Paul, GI'öTäV, Dr. Lehrbuch der Sotmtologie und Hygiene^ für Dyzeen
md verwandle Insmu, Wien, Franz Denticke, 1904. 8^ 175 S.
Geh« 2 Er. 30 b., geb. 2 Kr. 80 b.
?AiriiBiH, W. Dk JJnaußie» der Mißerfdife maerer hmlilgen 8eMe und
ihre Bekämpfung. £in Beitrag zur Frage der ParalleliBatieii naeb
Flhigkeiten. Pfldag. Befonn, Nr. 10, 1904.
268
*Reiüu, M., Dr. Die neuesten Schulbänke (russ.). Mit 4 Abbildgo.
St. Petersburg, Wolf, 1904. Kl. 8**. 35 8.
*BmiAirN, G. SdmoerhffHffef Ertauble mä Taubsiimme. 8. Aufl.
Leipzig, Th. Grieben, 1903. Kl. 8^ 64 S. JK 1.00.
^SOHMID, F., Dr. Der XI. internationale Kongreß für Hygiene und
jDernoffraphie in Brüssel 1903. Bericht za HftodeA des H. Schweix.
Bundesrates. Hern, 1904. Gr. S^. 87 S.
*ScHMrD, Fr., Dr. Gemndheitsivesm. H. 2: Öffenil. GesHndheiUj>!i< >i&
und SanHät{ipoli£ei (1. üälttc). Bibliographie d. Schweiz. Landeskunde.
Fase. Y. 8. Bern. K. J. Wyss, 1903.
*80HfrDBR, I>r. Dk ToßtmU in DmtsMmä und ihre BMn^flmg. Inshes.
f. lizto, Tierärzte ti. Verwaltungsbeamte. Hamburg n. Leipzig, Leop.
Voss, 1903. 8^ 112 S. mit 3 Karten.
*Schul€n und S<hulgesundheitspflege in Nürnberg. Festschr., d. I. intern.
Konjrrefs f. Schulhyg. in Nürnberg am 4. — 9. April 1904 gewidmet
vom Ortsausschufs. 1904. 4°. 187 S.
*SlCKiNGEB, A., Dr. Organisation grofser Volksschulkörper nach der
mUürlü^im Leistungsfähigkeit des JBndes, Tortr., geh. auf d. 1. intern.
Kongr. f. Schnlhyg. in Nflrnberg am 7. April 1904. Uannbeim,
J. Tlrnslioiraer, 1904. 8^ 85 S. 0.80.
^Sechzehnter Jnhrcshericht der Ferienkolonie Töss pro 1903. TflM,
>Valter <fe Gremiiiintrcr, 1904. 8^ 8 S.
*Über Schul?ieieufi{7''ff Gebr. EOKllNa, Aktiengesellsch., Körtingsdorl bei
Hannover. 2°. 22 S.
ÜLBIOH, A.. Dr. med. Die Epilepsie hei Kktdem im schuljpflichHgen JUer,
Schweiz. BL f. Schtdgesiudheitapil., Nr. 2, 1904.
*Ver9ffeniliehunffen der Deutschen Geselhchaft für VolksMdcr. II. Bd.,
3. u. 4. H. Berlin, A. Hirschwald, 1904. 8». 273—523 S.
*'Vierunddreifsigster Jahrcshcrichf des hjl. Landcs-Mcdirinal-Kollegiums
über das Medizinalwesen im Kgr. Sachsen auf d. Jätw 1902, Leipzig,
F. W. Vofrel, 1903 Gr. 8". ;J23 S.
*Wehmek, R., Dr. Enzyklopädisches UamlbucJi der Schuliiygiene. II. Abt.
Hit 805 Abbildgn. Wien n. Leipzig, A. Pichlera Wwe. A Sohn, 1904^
Gr. 8^ 8. 401—1055. Geh. M 15.00, das ganze Weric geh. M 25.00,
in Leinw. geb. M 27.00.
•Weyoandt, W., Dr. Verhütung der Geisteskrankheiten. Würzbarger
Abhdlgn. a. d. Ges. -Geb. d. prakt. Mcdiz. TV. Bd., 6, H. Warzborg,
A. Stuber, 1904. Gr. 8^. 31 S. M 0.75.
WlNQKN, A., Bauiat. Die verschiedenen Meihodm der Hell^keitsprüfung,
Gesnndlieits-Ingeniear, Nr. 10, 1904.
WmaOFP, H. W. Material fibr die OrgcmieeMm grofser VoOtauMeH
nach der natürUdim Leishü^fSlikigheU der Sinder, PAdag. Beform,
Nr. 16, 1904.
Digitized by Google
IL Jahrgang.
1904.
No.4.
Das Schularstwesea in Deutschland.
Bericht Uber die Ergebnieee einer Umfrage bei den
grdrseren Städten des deateoben Eeiebes.
Am Schlnfa des Absobnittes aber die individnelle Hygiene des
Seknlkindes ist eine allgemeine Gegenflberstellnng der beiden grolsen
enppen aohnündidier Oberwaehuog d«r Eiad« .m PhtM, ein«r
leiti der älteren, mebr obeiflfteblicben, die als Typus A bemicbnet
wsrden soll und sieb dnreb binfigere allgemeine Besiobtigung
ittsr Schüler kennzeichnet, und anderseits der nach dem Beispiele
Wiesbadens in Deutschlands Schulen eingeführten, T}|H18 B, welche
eme gründliche Untersuchung jedes einzelnen Schulkindes, ins-
W>ndere beim Eintritt in (Jlf Schule, vorschreibt.
Es wurde schon im uligemeinen Teil gesagt, dafs der Typus A
Usonders in Westfalen und Rheinland, dann aber auch in einigen
üMleien Bezirken verbreitet ist, dort auf alten Regierungs- nnd
Kreisverfägnngen beruht, gewöhnlich in deo Hftnden der Armen-,
DiBtrikts- oder PoUaeiftnBte li^ nnd ohne sebarfe Grenze Über-
Stege sn jener Form bygieniseber Sehnlanisiobt seigt, welobe dniob
^ neue Kreisantordnnng gesobaffen ist, nnd welche naob der ein-
fn^ gegebenen Begrifibestimmung in vorliegender Arbeit niebt
ndir mm Sohnlaratwesen im enireren Sinne gerechnet werden soll.
Von
Dr. Paul Schubebt- Nürnberg.
Der Schuiarst. II. g
Digitized by Google
66
270
A und B, und zwar liegen hier die YerliftltDiflse som Teil so wvmg
klar, dftfii sie tiotB aller bieianf geriehteten Sorg< niolit in jedem
Ealle sweifelloe festgestellt werden kennten. ESs kamen Wider-
sprüehe Tor swisehen den Angaben des Kreisanstee nnd der Frage-
bogenbeaniwortong duroh die Gemeinden, nnd da ee sieh dabei
meist um kleinere Orte handelt, welche eine Sehnlaistordnnng ent-
weder überhaupt niobt oder nur handschriftlich besitzen, so blieb
nur der Auaweg, bei der amtsärztlichen Aufsichtsbehörde des Re-
gierungsbezirkes Auskunft zu erbitten. Dieselbe wurde auch von
den Regierungs- und Medizinalräten, insbesondere ans den west-
lichen preufsischen Provinzen in liebenswürdigster und zum Teil
sehr ausführlicher Weise gewährt, in einem Fall (Trier) sogar durch
den KegieruDgspräsidenteu nach urüftisseuder amtlicher Bericht-
einforderung. Wenn dennoch auch dann in einzelnen Fftllen Wider-
sprüche bestehen zwischen den amtlichen Angaben und der von den
Gemeinden selbst durch Fragebogen oder Dienstordnung erteilten
Auskunft, so liegt dies zuweilen anscheinend an einer mangelnden
Rongmenz zwischen Auordnung und Ausführung. In einseinen
Fällen wenigstens findet sich die Bemerkung, dals die genaue Unter-
BuehuDg der Kinder, die in der Dienstordnung verlangt wird, nieht
Btreng dnrohgefilhrt werden konnte nnd dergleichen mehr.
Mit dieeem Vorbehalt ist die in Tabelle I gegebene Zusammen-
stellung der Typen A nnd B naeh ihrer geographischen
Verbreitung au betrachten. Bei Typus B ist zugleich eine Zahlung
der Schulärzte hinzugefügt; bei Gruppe A wurde davon abgeseheD,
weil in Tiden ländlichen Distrikten weder die Gemebden noch die
beteiligten ibste ziffemmfifsig festgestellt wcocden konnten. Im
PersonalTeneiohnis der Schulfliste, welches in den letstm Heften
dieser Zeitschrift verOffentlioht wurde, sind auch die Schulärzte des
Typus A aufgeführt, soweit sie aus den Fragebogen ersehen werden
konnten.
Wie die Tabelle zeigt, beschrankt sich die Verbreitung des
Typus A in Deutschland, von dem isolierten Senftenberg in der
Provinz Brandenburg abgesphen , auf zwei (Truppen, deren eine die
Weätprovinzen umfaist, und deren andere, klemere, im Königreich
Sachsen sich findet.
In dem alten Kulturlaude Rheinland und Westfalen, mit seinen
hochentwickelten Industriebezirken, besteht seit vielen Jahren eine
hygienische Obsorge für die Schulen, die sich in gewissem Grade
auch auf die Kinder erstreckt^ vor allem die Überwachung ansteckender
Digitizeci by Google
271
67
Tabelle I.
(veograpUsebe Yerteilmig der Sehnlirite in DeatsoUand.
Staaten,
betw. Proyinien
und
fi^eningibesirke
Typai A
(rudiinaatlr« Bin*
TypuB B
(Wiesbadener Art)
mit Angabe der Zahl
der Schulärzte
"1
iMarienwerder .
rBeriin
a
Frtakfort a. 0.
(Stettin . . ,
i{Stralioiid.
UMib ...
^ {Brombofj^ ■ < • •
6.
Breslau .
Liegnits .
Oppeln.,
Senftenberg
{Magdelmrg . . .
Merseburg ....
Erfurt
SLSehlMwig-Holsi.
iHildeaheim
{Stade
Osnabrfidc
Aurich . . . .
Lüneburg .
K5nigtbeig 10.
lutetbQig 2. . .
DMisig 18
Berlin 36, Charlottenburg
13, SchÖDeberg 6
BnmdMibargS, Bbertwnlde
2,0runewaldl, Friedenau
1, Gransee 1, Friedrichs-
hagen 1, Lichtenberg 3,
Neuweifsensee 1, Pan-
kow 1, Steglitz 1, Qrofs-
lichterfelde 4, Britz 1,
B«ini<^ndorf 2, Span-
d«a 1
Frankfurt 3, Forst 2. Cott
bu8 8
StetUn 12
Posen 8
Brombei^ 1 ............
Breslau 25
Görlitz 5
Königflhtitte 6, Batibor 9
Magdeburg 23, Quedlin-
burg 3
Halle 1, Zeitz 2
Erfurt 5, Nordhausen 2,
Benneokenitein 2
FlenalKurg 6^ BUnsbom 8,
Kiel2
Hannover 1, Ntonboig 1,
Hameln 2
Göttingen 2
OnMbrfldt 1
4
2
Summa U 229
68
S78
beiw. ProvioMn
Regierungsbezirke
Tjptts A
(rudimentäre Ein-
Typus B
(Wiesbadener Art)
mit Angabe der Zahl
der Schulärzte
^ ■* 3
'TS t, Ot
:* >»
10.
Münster .
Hinden
Arnsberg
fOti
U. I Wi
OmmI
f Cobleas ....
DfiiMldorf ..
IS.
GUn.
Trfor
Reckliughauseu Üuer
6, GroDMi
K r i n 1^ fj'p TT e rrlleo B©*
stimm uugeu
Alle SidiQMii det fie-
giemngsbezirks wer«
den einer regelmäfsi-
geu Keviaiou unter-
worfen
Rinteln
Kreis : ünterweatanndd-
kreis
In einzelnen Kreisen
distriktsärztliche Ke-
I vieion
Altenessen, Beeclc X i n fg,
Viersen, Oberiiausen
allgemeine Reviiion
durch die Armenärzte,
l)e<?oit(ier8 inMüiichen-
Gladbacb, Duisburg,
Solingen, Wetel
Überall zweimal jährlich
armenärsUiche JKevi-
sion
Qersweiler 1 , Saar-
bräoken, Brebach
V Enpen 4
13. Hobenzollern . .
n. Ktaigr. Baytm .
m. « Sntoen
Augustusburg. Meissen,
Riesa, Presdeu sum
Teil
IV. „ WOrttonbtrg '
V. GhzQt. Baden..
TrftDiport
JjütUup 2
Bielefeld 1, Herford 1 ...
Hagea 6
OMsel 6
Wiesbaden 7, Frankfurt am
Main 14
Essen 10, Borbeck 12,
Meiderich 6, Crefeld ä,
Lobberich 1, Dülken 4,
Miil heim a. Ruhr 2, Ohligs
7, Wald 2, Remscheid 11,
(Grafrath 1
229
2
%
Coln 18^ Bonn 8
Bischmisheim 1, Malitett-
Burbach 3,Riegelsberfi-2.
Trier 3, Saarlouis 1, Dil-
lingen (?), St Jolwnn 9
Aachen 11, Stolbeig 5,
DOren 8
Nfimberg 15, Ffirth 4...
Bautzen 1, Zittau 1, Chem-
nitz 9, Dresden 16 (zum
Teil), Freiberg 1, Leipzig
19, Crimmitschaa 1, Fel-
kenstein 1, Meerane 1,
Flauen 3, Reiobenbaoh 1,
Zwickau 8
fleUbronn 8
SoBuna 481
i^idui^cd by Google
273
69
bezw. ProN'inzen
Qud
Begiernngtbftfirke
TL tkqitMtMMi
TSLJIzgt Sachsen-
Tin. u. IX.
Z.lli|tOWMbiifl.
XL „ Brumtobwilg
Xn. Hiit tehiM-
HT. bii XXI. Hzgt
Altenbg. u. Anhalt,
FürstentSohwarz-
barg, Waldeck,
Lippe u. RmS I. L
XXIL Farttent
BMt J. L
nillb.XXV. Freie
Städte Hamburg,
Lübeck II. Bremen
UYl Elsafl-Utbr.
TypQi A
(radinmitim Bin-
Typus B
(Wiesbadener Art>
mit Angabe der Zahl
der Sohalärste
Tnueport I 461
Dannttadt 4, Ofl^baeb 6,
Alzei 1 , Giefsen 1 , Mainzo,
Worms 4, Worms Land 1
Apolda 2, Jena 1, Weimar 2,
Ilmenaa S
28
Btsoiuohiffdg 10 . .
« • • • ■ •
10
Alle Stadt- und Landge- 1
meioden 86 86
Coburg 1
Gen 1,
Eolmar 2, Strafsborg 3,
18
Summa
556
Krankheiteu zum Zweck hat und znm Teil von den R. liorden
der KHjrienintjsbezirke, zum andern Teil von jenen einzelner üjeise
Ulid Gemeinden iius^'-f^ht.
Im Regierungsbezirk Düsseldorf bestellt eine HegienrngBrer-
vom 1. Februar 187Ö, welche lautet:
„Mehrfache Vorkommnisse lassen es in sanitärpoliaeilichem Inter«
esse notwendig enohemen, dals die Volksaohiüen m jedem Halb-
jahr mindesteoB eimnal wegen dee Vorkommens ansteckender Enink<
Wtea (Kopfgrind, Erätae, granulöser Angenentzfindung usw.) ftrstlioh
Oer Bcholavst. IL 7
Digitized by Google
70
874
revidiert werden, wozu firflher allgemein die Armen&rxte seitens
der Gemeinden koniEaktlioh Terpfliehtet waren. Da wo letsteie
EinriehtoBg etwa nooh besteht, liegt einG^mnd snr Ändenmg sieht
Tor, wenn nnr darauf gehalten wird» dafs die ünteisnchnng in
jedem Halbjahr anoh mindestens einmal vorgenommen wird; in den
HbrigeD Gemeinden ist fortan Yon den OrtspoliaeibehOrden daf&r
Soige EU tragen, dals ftrstliohe Bevisionen dnreh praktisohe Ärzte
oder Hedisinalbeamte ausgeführt werden, wobei dann gleichseitig
unter Beachtung unserer Verfügung vom 14. April 1874 aueh auf
die sanitären Verhältnisse der ScbuUokale, der Subsellien u. dgl.
das Augenmerk zu richten ist. Die auf Grund der Revisionen an-
zuordnenden Mafsregeln sind zunächst im Ein vernehmen mit den
revidierenden Ärzten eventuell nach einzuholenden Gutachten des
kgl. Kreisphysikus auszuführen, während die von den Revisoren zu
erstattenden Berichte spätestens bis zum 1. März l>ezw. 1. September
jedes Jahres den kgl. LandratsUmtorn einzusenden sind. In den
im Frühjahr und Herbst zu erstattenden Sanitätsberichten der Kreis-
physiker erwarten wir sodann Mitteilungen über den Ausfall der
Bevisionen."
Dazu wird yon sachkundiger Seite bemerkt, dafe das Verfahren
nicht sehr wirksam war, und dafs vou den neuen kreisärztlichen
Bestimmungen mehr Erfolg hinsichtlich Abstellung der Mängel er-
wartet wird. Die Verfügung besteht indessen auch beute noch zu
Beoht| sofern sie nicht auf Antrag einzelner Bürgermeistereien in
Orten, welebe moderne scbnlärstUohe Einriohtnngen eingeführt haben,
ansdrfleklioh aufgehoben worden ist
Die für Bevisionen im Sinne dieser Begiemngsentsohlie&nng in
Gkbrauoh stehenden Formulare enthalten folgende Punkte:
Gesnndheitsanstand der Kinder:
a) sllgemeiner Bindmek (GMobts&rbe, Haltung, Belnlichkeit),
b) ansteekende Krankheiten,
1. Hautkrankheiten (Eksem, Erätze, Kop^nd etoi),
2. Ansteckende Augenkranklieiten,
3. Infektionskrankheiten (Diphtherie, Keuchhusten, Tuber-
kulose etc ),
4. Sonstige Krankheiten.
Die Wirkung dieser Regierangsverfügung läfst sich im Regierungs-
bezirke Düsseldorf darin vprfnls:en, dafs viele Gemeinden freiwiiiig
über die Grenzen d<-s (i efordoT-ten Inniinggegangen sin(i, ohne Schul-
ärzte im strengereu VV ortsinn, und ohne schul&ratiiohe Dienstordnung.
Digitized by Google
275
71
ÜB diaser Hiosiobt and iiaoli gfltiger Mitteilimg dte Heran Bflgienings-
vnd tfedinnalnts Dr. BIübbb nonnens
In den Städten Clere nnd Goch (Kreis Cleve), Beeck (Kreis
Rühron), iil unchen - Gladbach und Uerdingen (Kreis Krefeld)
finden vierte Ijäbrli che Untersnchun^en der Schulen statt, wobei fiuch.
auf den Gesundheitszustand besondere Rücksiebt geiionniipn wird.
Im Kreise Mors tiodet nur in den drei, unter einem Bürgermeister
stehenden Gemeinden Kheiuberg, Lund (?) und Ossenberg zwei-
mal im Jahre eine Einzeluntersnohung der Sohnlkinder statt, wenn
Anzeichen für eine Krankheit Torliegen. Der Gksundheitszustand
der Kinder wird femer genauer als bisher nntennefat in den Q«-
meiDden Steele, Knpferdreh nnd Werden nnd im Kreiae Rees.
Mitwirkung der Lelirer, insofern sie krankheitarerdftehtige Kinder
dem Sohnlarst znaohioken, iet Torbanden in Barmen, wo anob ein
Spesialarst ftlr Ohren, Nase nnd Hals augesogen wird, in Beeck,
Solingen-Stadt, Duisburg und einigen anderen Orten. Endlich
ist die grade im Regierungsbezirk Düsseldorf sehr häutige An-
stellung von Schulflr;^ten nach Tvpus B als eine erzieherische
Wirkung des Regierungsei lussea riuf dio Gemeiuden ajizuselien. Das
Verzeichnis weist 13 solcher Gemeinden mit insgesamt 04 Schul-
irzten auf. Letztere Zahl erkl&rt sich zum Teil daraus, dafs an
sbigen Orten sehr Tiele Ärzte zum schulärztlichen Dienst zugezogen
werden. So kommen z. B. in B orbeck auf einen Schularzt 12
Klassen, in Heideriob gleicbfiUls 12, in Ohligs 8, in Rem-
sebeid 16, in DtLlken 10 Klassen. Schliefsliob ist zu erwflbnen,
dab gerade im Bezirk Dttseeldorf die Überginge der Typen A nnd B
ahlreich nnd teilweise so nnmerkltoh sind, dals man a. B. in den
Stedten Orefeld, D niebarg nnd Essen Uber die Znteilnng im
Zweifel sein kann.
im Hegierungsbezirk Co In werden gleichfalls sämtliche Elemen-
tarschulen des Bezirks jährlich zweimal durch die Armenärzte revidiert.
Dabei wird darauf geachtet, ob ansteckende Krankheiten vorbanden
sind. Die hygienischen Verhältnisse der Schulen werden weniger be-
rücksichtigt.
Im Begiemngsbezirk Aachen bestehen noch alte diesbezügliche
Äoordnungen; sie werden aber durchaus nicht mehr beacbtetj nnd
Si smd hier nnr £ Schweiler nnd Cnpen zu nennen, die einen
flbeigangstypna darstellen.
Im B^emngsbezirk Gobienz besteben generelle Bestimmungen
nicht: jedobb sind in den Bfiigermeistereien Aden an, Kelberg
Digrtized by Google
72
276
und Kempenioli im Kreiae Adenau, und Avslar im Kmm
Wetslar die Dietrikteänte yerpfliohtet^ die Sohnlktnder aUjäbrliBh
ein- bis swelmal aaf ansfceokende Krankheiten an nnteisnehen.
Im Begienmgebeeirk Trier bestellen gleiebfalls keine geneteUen
Bestimmungen. Es werden in Prüm die Kinder vierteljährlich be-
sichtigt, m Saarbrücken halbjährlich, in Brebach ein- bis zwei-
mal im Jahr. Auch hier stehen einige Cfemeinden mit ihrer schul-
ärztlichen Einrichtung an der Grenze zwischen Typus A und ß.
Westfalen weist in den Regierungsbezirken Minden and
Münster einfache Verhältnisse auf. Generelle Bestimmungen be-
stehen in beiden nicht, Schulrevisionen nach Typus A scheinen in
Minden gans zu fehlen, im Bezirke Münster sind sie durch Eeok*
linghanaen (Stadt- nnd Landbesirk des BMses), in Gronan
(Kreis Ahaus) nnd in finer vertreten. Von den sohnlaratliehen
JBStnricihtnngen in Bner, sowie von der lant Eragebogen in Bottrop
stattfindenden genauen Ünterinobnng aller Ijeman&nger (Typus B)
sefaeint regierungsseitig uiohts bekannt zu sein.
Arnsberg besitet eine allgemeine ärztliche Schulaufsicht, die
schon alt und generell geregelt ist. Die Ermittluag des Arztes er-
streckt sich dabei nur auf kranke Kinder, und nicht auf Schul-
fähigkeit und auf Innfende Untersuchung allnr Schulkiuder. Die
kreisärztliche ScbuIiiufMcht ist natürlich von dieser durch die Ge-
meinde veraniafsten ärztlichen Visitationen unabhängig, doch gehen
anoh die Berichte der letzteren durch die Hände des Kreisarztes.
Es wurde auf diese Arnsberger Verhältnisse schon im allgemeinen
Teil hingewiesen. Grade diese im Regiemngsbeairk Arnsberg herr-
sefaenden sohnlftratliehen Verhältnisse haben an manehem hart>
nfiokigen Irrtum Anlab gegeben, der sieh aneh jetst noeh in der
Faehliteratnr fortsdhleppt. £2s werden da als sohnlftratliefa versorgt
angegeben die Städte: Dortmund, Book um, Herne, Witten,
0-elsenkirohen, Bismarck, Sohalke, Wanne, Wattenseheid,
Ueckendorf, Ladensoheid, Hörde, Iserlohn, Siegen,
Schwelm, Laugerfeld u. a. m. An allen diesen Orten linden
aber nur allgemeine Besichtigunijen der Kinder statt, genauer Unter-
suchung werden nur die Krankh(iit<\ fritMclitiLrpn unterworfen; sie
geh()ren also alle zu Typus A. Im ganzen ilogierungsbezirk behndet
sieh nur eine Stadt mit VolUchniärzten, nämlich Hagen.
Aus den westlichen Provinzen kommt für Typus A nur noch
der Begiemngsbezirk Wiesbaden in Betracht, nnd swar im Unter*
Westerwald kr eis. Hier hat der Ijandrat in jüngster Zeit verflogt,
Digitizod by C<.jv.'^.
277
73
dab die aftmUiofa«ii Gemeinden aeinee Kreises sUjihrlioh yon
den EommiinalAnten, und wenn mOglidh, auch vom Knisanto revi-
diert werden, wobei aneh die Soholkinder einer ftrstübben ünter-
toehuog untenogen werden sollen.
Die sweite grOiaere Gruppe Ton sehtdlntUohen Einriehtongen
Dfteb dem Typus A befindet sieb im Königreich Sachsen. Herr
Geh. Medizinalrat Dr. Erdmann hatte die Güte, hierüber folgendes
mitzuteilen: „Im Jiilire 1892 hat das Kgl. sächs. Aiiuisterium auf einen
Antrag des siicbbiächen Medizmalkollegiums die Anstellung von be-
sonderen Schuliirzten empfohlen, glaubte aber von Entwerfung einer
aligemeinen Instruktion absehen zu solleu und die weitere Ent>
wieklung den Gemeinden je nach den Örtlichen VerhAltnissen Uber-
lassen zu können. Generelle Bestimmungen bestehen snrseit nicht,
imd aber wohl im Laufe dea nftohsten Jahres zn erwarten.
Bekanntliob waren die säobsisehen StAdte die eisten in Dentsob-
buid, welebe Sobnlttnte anstellten, alle aber folgten an jener Zeit
dem Tjrpns A, wie dies avob Nürnberg tat» das seinerseits als erste
Stadt dem sBebsischwi Beispiel naeheiferte.
Der dtireb Wiesbaden herbeigeführte Umschwung hat in-
zwischen die gröfseren Städte Sachsens veranlaüat^ ihre Schularzt-
ordnung nach diesem Muster umzugestalten (auch Nürnberg hat
dietf, Wie erwähnt, im Jahre 190'6 getan). Kiue Reihe kleinerer
söchsischer Städte ist aber noch der alten Art treu geblieben. Es .sind
dies, soweit ermittelt werden konnte, die Städte Augustusburg,
Meifsen und Riesa. Dresden befindet sieh im ÜheigangsstadiunL
In den Bezirksschulen woden alle Lemanf^nger nntersnobt, wfthrend
bei den BUrgersohulen nur diejenigen Kinder angesehen weiden,
vslebe der Xjebrer Toistellt.
Znm Soblnlb gibt Tabelle II eine Tergleiehende Znsammen-
iteUnng der aar Oberwaobnng der individuellen Hygiene des Eindee
dienenden Yorscbriften in den Städten mit Typus B.
Die unToUlEommeneren sebuliistlioben Einrichtnngen des Typus A
nid dabei auJser acht gelassen. Dennoch umfafst die Tabelle
Iii Städte, wobei die zahlreichen Gemeinden des Herzogtums
Sacbsen-MeiniDgen nur als eiue Nummer gezählt sind, ebenso die
Kreise mit durohgeftihrtem Srbular/Awesen im Grolsherzogtum Hessen.
Die Hinzufügung der ungetähreu Einwohnerzahl, sowie der einem
Schularzt unterstellten Klassen soll die Beurteilung der örtlichen
Verhältnisse erleichtern. Im übrigen erklärt sieh die Tabelle doroh
die beigefügten Anmerkungen selbst.
74
278
TOm»oii et ginH
1 Verwenduncr
kl
■•J
ide
□
a
(.
CO
0)
T3
c
tc
u
c
chu:
Spät
s
e
kl
»
a
D
c
o
.'s
'S
«1
CT
I I
c
c
3
j3
a
c
c
i«
c
ei
C
tc
c
a
;3
ä 3 ä ^
bc'-
o
3
Q.
3
et
ac
2 «
OJ ?
0/ Ol
IM
-II
a 0
a
fl « _
JJ
o 9 ~
5'H S 2 c
fJ .o © « —
y
d
o
S
03 rfl
es ee
C S
o o
E e
0 0
a
0
0
S p
a
0
MM
o o
a a
'S '8
0 0
-2-3
0 .M ^
'S t!
O ^
5
M igt 'JS^t
•»-• •»> ^ M
, « 0 0
C
• — es
C
ea « « flw 0 «k. «>.
CS od
0 0
pun
o
SS
bo
:ca
c8
U
es
2 1^
3
a y r
3
:cd
d
I
»- =
'S o
3
3
N t_ -3
0
3 *-
CJ 3
oa j3
3
Cd o
B
3 „
•i'i l!^^
0
0
1
0
*8
0
^ I
o
CO
C4
GM
CO
^ «0
CO
CO
I I
a^uSlQj^og aap .1 ^
I
§
"^' »ö ijft' l'- s3ki " ' oa o
Digitized by Google
m
75
J U
a
a
*S "S
o
0
p i
0 "
6*
:5-g
1^
TS u
c ^
'S
5-5
Vi
'S **
0 «
3., 5 «
V> 1 J U 1 II
H ^
.5.2 .di'
. ;s» —
«a o
i-'S 0
«oco
0 o ro
«oca
.§«
Soo
aa6
C
ee
gl «
o
0
•§ c •»*
8
'S
.H
1"« § 0
• J3 3 2
e« o ^ 0
* o
ö ja :CB
..2
:£
■'-%
!
.2*3 **
1
1-4
0 o -r fc
•s«!«^ sS
fi'S ^
§
8-S S
'i ^
0
.0
1 -
•S CS
08
0
m m
1
0
m m
0
a c
'S 'S
o o
'5
0
fe £5
* ^ fl ® 2J
i!. ® =' ü p a
da ^«-c^ea^a
SS "il^lli
a a
'5 '33
c a
d
'S
a
s
9
«OQ
CO «c
CO
ta CO
0» el
1 1
1
1
^ 1
IS 1 ^
CO
1 S
1 ^
l '
1 „
_J-
S 1
ea
1
»-4
CO C5
m
1-H 00 00
QO
n
s
So ^
8
ei
1
01 cö ^«A 4d
1:1 e
d
o
ü
1
a
N
d
CS
Q
i 3
Q
5 — ^« SS ^ ^
CM CM
Digitized by Google
76
280
c
3
c
Im
s
o
►
«0
c o
^ !
^ TS
6 .s
c
a>
rs
c
U
CO
CO S
M.
§ St
J L
1111
a
0
a ^ a
.9
s
a>
a
a
a
CS
— ü ;oS
M
C * «
— ^
4J
0
(3
o
0
0
2
0
0)
a
*8
0
J3
I .2
i i
0)
a
s
«
a
0
« « V
0)
0
.5 u B 3 CO ,3 -e
* —id. 5
.2 'S
■CS
•■=» ^:
•i -
0)
0
c e
t5
»3
I
c n
C ' ü
ce 3
j I p
. . 3
t3 I 3
ja
y
3
aaAnwran
paii
«S^ «»^ •
'S
'S
ja :s
1 -
JS ■ >
:«l ^
•"^ «
.0
9 e* 0 « .S «
». 1-
33
IS» 3 i:=*bd '
Tf(3 3
9
0
O
03 »•
8
Ol
0
0
4J
0
0
O
0
0
•8
a
0)
0
0
3
J3 ,« 3
'S
«3 U
^ ! mnuiiuij^
Ol o
5h
04
^ S 3
09
•o
^ t2
l- CM
o
O
1 l2
CM
"er
ao
sc
SM
trj'-uxiojios aap Ii
6
ä
a
a
B
«s
Q
^5«
3 * :3
-3
CT?
.5 ^
l> g
CO
3C
09
c3i
CO
Digitized by Google
881
77
0
s ^
2 »-^
.2 — f
Isi»
ja o
0
s
s
4>
a
0
0
U — •
ä a ü a
S M « 's
0 s e« O
«
a
9
0
0
4)
a
0
■s -
0
1
T
TT
1
S « « 'S 3 .2
- ^
«> « I ja
9 Jt O e 09 « ?2 :2
«
0
-3
1
« J
s
'4
I
ja
a
M a
«3a
JIS 1 "S
ja
««n »»^ Ä ««^
I
•3
0
1
ja
o
'S S
J3
O
I 53
ja
1
3
< €>
S.S
'o'ä0
1
«I i( 'S <t « CS
0
0
S «CS
cß •-
1
4
0
cn'S'
.9
s
0
J
k o a
^ ea J3 a
.♦3 J3 Jrf -r
S S S« 9 S
4
o
0« lO
lO CO
Ii i ^
s s s ;s
s I I 2 I
fe 2 fl« -e n ^ "
t -g ■ f
^ ® :2 30 • -
|j •-• l; I
- ^*
c
»
Digitized by Google
78
2ö2
Digitizixi by Google
79
C OB ^
e« c > öc -
» ca o jj ^
^ H c öS - -
5? -
o
» es E Ä -2
= ~ H 'S
CS ce g
•ri
Gl a
,•9 d
; 5 'S
s
M M
«H« 9pm ««rt
IIIIII
■2-Slo« 'S
•g
1
*^ *^ «»^
•8 „
» 6*
£ c a
». S a
f
- sä
!
•g.S3
Ii
I
:«•
0»
O
■ tZ
« la « *a « fb. « «
g
a
I I
I
8 S S
d es
j5 -a •§
22S S
3
S
•I
0 o d a o S
2 5 S 8 2
CS «i «S «B
o ö o ö
e««
^ \ ^ ^ 9 I
1
I l*-
"i.
.3
•
a
(M
CO Ol
I I
04
I I
8.0:
u
s .
:o-<
8^
:0
JS
CO
O
iO
.SP
„ g g o "a 1 S
•9 'Sje»|°a|'
s ^
•5 ja
a
m
Ol
S 9
^ — 3f
(£>
CO
12 =~
<7>
O «
00 00
Digitized by Google
80 2^
nemwoM m eJim I > ^ 11)1 1 t
Verwendung '
von
Spezialärzten
uein
nein
nein
l Augenarzt,
1 Zahnarzt
nein
nein
-§
0
Untersuchung der Kinder
in der späteren Schulzeit
Sprechstunden
beim
Xni
A r £ i
1 -4 1 -ft 1 -
'S
nein
nein
nein
alle
14 Tage
viertel-
jährlich
nein
nein
'8
a
allgemeine
genaue Unter-
suchung
aller Kinder
nach
Ermessen
des Arztes
nein
nach
Ermessen
des Arztes
üra 3., 0. und
8. Schuljahr
alljährlich
zweimal
am Schlufs
der Schulzeit
(Rat für dio
Berufswahl)
nein
a
o
u
u
ll
' 5
C
i.
o
3
1 "o
1 3
1 SD
3
"«
3
IC
ü
■»»
Ol
a
«a
pvn
^gelegent-
lich- 1
Messungen d.
Körpergröfse
u. (les örusl-
umfanges
ja
jährlich
aufschulärztl.
Anordnung
nein
beim Schul-
eintritt
nein
'1*1^«" ll
'm^ 1
f
o
>■
Unter-
suchung
nein
auf Schul-
reife
auf Schul-
reife
nein
nein
nein
uein
nein
Zahl
der Klassen
für jeden
, Schularzt ^
;S" ^ ^ 5 • S So
-
um (u UV IV
1 ! ?j § S 1
55
aiuai{u|||
1 1 l ä ^ 1 IS
■< CO
n S ^ ^ ^ ^ 1
«
'S
V
s
S
'i f i. i IHM *l 2
> — — ^
Digitized by Google
286
81
J I
c
9
I 1 M
«
S
0
8
Ol
c
o
«I
p
o
5
si
«»
a
'S
9
1) V
c a
a
•t cd
a
5 o
s
o
B
o »'S
• 'S
- s
o
«>
ja
8
s
's
«•
a
o
Ü
c
0
i
0
, CO
»p^ »»i^
•»^
m m
jShrlioh
et
nur die Über-
Bchüler
nein
aS
halbjährlich
jährlich
nein
nein
viertel-
jährlich
jährlich
1
o
a>
bc
0 0
S
nein
neiu
nein
nein
O
3
fl
nein
nein
1 neiu
lauf Sch
! reife
nein
nein
1
nein
a
§
CO ^lO
i
X
SS
1
eo
CSI
c«»
1
1
1
$ 1 i
o>
O
1
t—
CO
1
1
1
SS 1 1
oo
•0
iH
Ol
«0 v4 fM
M
mm
04
1
91
a
1
O
o o *
ö SP ® o o
a
2«
03 ^
'5 "E 'st
00 I 00*
0
•S
©
"s~ss — S W
Digitized by Google
82
1
•1
•«-»
4
«•
aofloq
CS
♦•^
U !> I
\ "2 pan
6£'
.- c
il V-
3>
a
^ 'S
a
.9
'BJSf
maanpH -III I
1^
«
c
3
9
0
s
OQ
8
•
0
'S
0
3> D:
Sa«
Ts
iinktit|yv||
^ w & d
•
0
es
o
Ol
CO
»paiuttSq» 0001 pn)
0
«««
B
2 ^ ^
5
Cm
OQ
Cä o
C
<u
TS
cd
«
£
o
•s
I
Digitized by Coo
287
88
Ainerking«! m Tkbelle IL
Die in der TabeDe mit * bezeichaeten Dienatordnongea haben im
Origiiial Torgelegen.
1. Alzey besitzt die toh der grofsherzoglich-bessischen Regierung
für Landgemeinden entworfene Dienstordnnti?.
2. Hottrop besitzt keine schulärztliche Dienstorduang.
3. Ira Landkreis Darmatadt sind nach fitltigcr Mitteilung des Grnfs-
herzoKÜch hessischen Ministeriums des Inneni für die Gememdeü
Arbeilgen, Eberstadt» Orieslieim, Ober-Ramstadt,
Rofsdorf und Pfungstadt mit snsammen 27645 Einwohnern
Schulärzte vorgesehen, die wahrscheinlich aus der Reihe der da-
selbst ansässigen praktischen Ärzte gewählt werden niQssen. Als
Dienstordnung wird die tod der R^eroag fOr Landgemeindoi
entworfene Dienstordnung in Betracht kommen fv/! Alaoy).
4. Eb er s w a 1 d e besitzt keine pednickte Dienstordnimg.
5. Forst besitzt nur mündliche Vereiubarung.
6. Die Einrichtung tritt in Görlitz 1904 in Kraft.
7. Herford hat nur mUndliche Abmachungen.
8. Die Schularatordnung in Lobberich ist gleich der von Dolkeo.
9. Haistatt- Bürbach besitzt keine gedruckte Dienstordnung.
10. Meiningen bat fOr alle Schulen des Landes Staatsscholflizte
angestellt; die 36 Schulärzte verteilen sich also auf alle gröfseren
Gemeinden des Herzogtum«;. Vergleiche das Personalverzeichnis
der Schulärzte unter „Meinin'-nr' ,
11. N euweissensee besitzt keine gedruckte Schnlarztordnang.
12. Nienburg besitzt nur mündliche "Vereinbamng.
13. Nord hausen berichtet: „Dienstordnung noch nicht erlassen.*
14. Oppenhelm (Oroliiherzogtum Hessen), hat ftr drei Städte des
Kreisee: Oppenheim, Nierstein und Bodenheim mit zu-
sammen 10387 Eänwohnem einen Schularzt angestellt.
16. Riegelsberg schreibt, dafs die Dienstordnung im wesentUchen
der Wiesbadener angepafst ist.
16. In Spandau besteht ein Provisoiium, die Dienstordnung ist noch
nicht erla'^'^^pn
17. In den Kreisen Offenbach, Worms und Mainz des Grofs-
herzogtums Hessen, sind aufser den Kreisstädten auch noch
alle Landgemeinden mit Schulärzten versehen, und zwar ist diese
Fonktion den Kreisassistensarzten flbertragen worden.
18. Wenn, wie in Alzey, genaue Angaben ttber die Zahl der Klassen
nicht zu erlangen waren, wurde sie annäherungsweise ans der
Zahl der Einwohner berechnet, derart, daft 11% der Einwohner
als im schulpflichtigen Alter stehend angenommen, und 50 Kinder
anf eine Klasse gerechnet wurden. Zum Zeichen, dafs die Zahl
nicht auf genauer Angabe beruht, sondern berechnet wurde, sind
in der Tabell*' die Buchstaben ^ca," beigefügt.
19. Bielefeld hat zunächst nur iur zwei Bürgerschulen Schulärzte
angestellt
Digitized by Google
2Sg
20. In Braun$chweig tritt die genehmigte Schnlantoidiiiuig 1904
in Kraft
21. In Berlin wenlrn bri der Yoruntersacfaiing nirht alle Kinder
dorn Srhiilarzt vorgeführt, sondern nur jene, deren Schultähigkeit
vom Schuiküiiimissionsvorsteher oder vom Rektor angezweifelt wird.
22. I*'Ur die Uatersuchung der Lernanfäoger sind auber dem Stadt-
physikiu noch fftnf «ädere Ante angatellt; danof benelit sieh
wahncheinlidi die Aagabei dab im DorGliscIiiutt selm KUsaes nf
einen Arzt kommen.
28. In Cbarlottenbarg wird jede im ersten Schuljahr nntersachto
Gmppe von Scholkindem auch in jedem folgenden Jahr onter-
sucht, so dafs nach sieben Jahren alle Kinder jährlich cor Unter*
snchung gelangen werden.
24. Die Insassen der Hilfsschule in Freiberg werden j&hrlich
untersucht.
25. Einen Gesundheitsbogen erhalten in Berlin nur die Überwachongl*
Schiller.
26. Wo in der Si»alte filr Wlgoagen and Kesaongen nichts NIhem
bemerkt wird, sind die Lehrer damit betraut.
27. In Dresden werden nur in den Bezirkssdiulen die Kinder naob
Wiesbadener Muster genau untersucht, in den Bürgerschulen be-
schränkt man sich anf die Untersochnng anscheinend kranker
Kinder.
28. In Freiberg finden Schädel messungen der Schwachbegabten
Kinder in den Uilfsschuien stall.
29. Eaaen legt Gesundheitsbogen nnr ftr Überwachungsschlfler la.
SO. Frankfurt a. 0. l&dBt diejenigen Kinder danemd flbenrsdiea,
welche beginnende WirbdferkrQmmnng aeigen, ferner die Stot-
ternden und die sehwacfabegabten Kinder (Hilfsschulen).
31. Halle und HannoTor haben nnr fttr die Hiltecholeo einea
Schularzt.
32. Herford hat nur für einige Scimlon einen Schularzt aageslelli
(„Stift" und „Berg" und Katholische Schule).
33. Halberstadt läfst nur die Konstitution „schlecht" vermerken.
34. Kiel besitzt einen Schularzt fOr die Hilfsschule und einen zweiten,
der bei der Eünverleibong der mit scfanlErztlidier Einrichlong
versehenen Vorstadt «Gaarden** mit llbemommen wurde. Di«
anderen Schalen sind noch ohne Schnlant.
35. Nenweissensee hat probeweise für eine Schale einen Schul-
arzt angestellt.
36. Spandau. Der Stadtarzt hat die schulärztliche Arbeit probe-
weise und uueutgeltlich zunächst an einer Schule übemonimcD.
87. Posen legt einen „Personalbogen" nur für Überwacbnngs-
schttler an.
38. Trier. Gesundheitsbogen wird nur für Überwachnngsschfller
angelegt.
Digitized by Google
289
flitittere JtUttilitit|(]i«
Sehalärzte an hSheren LehranBtalten. Mit dieser ! rage hat sich
im vorigen Jahre der Magistrat ?on Breslau beschäftigt. Er wandte sich
zanächät an den Stadtarzt Dr. Oebbegkb, der sich in seinem Gutachten
dafür aussprach. Der Magistrat wandte sich dann noch an die Ärzte-
kammer, beror diese xnaammentrat, mide die Rrage im Frühjahr in der
hjipemsehen Sektion ansftbrlidi besprochen nnd sehlieMeh von dieser die
Resolution aBgenommen: „Es ist notwendig, anch in höheren Schulen
ScfaolArzte anznstellen.'' In demselben Sinne sprach sich dann auch die
Äntekammer ans. Nunmehr aber hat, wie die „Schlei. Zfg.** mitteilt, die
städtische Gymnasial Deputation besciilossen, von der AnsteUang von Schol-
ien an hühereii Srliiilm abzusehen.
Reine Schulärzte iii Eisenach. Der Gemeiuderat dieser Stadt
hat mit grofser Minorität die Anstellung von Schulärzten abgelehnt.
Sebnlmril fi XaevaDt* FOr die Yolksschnlen dieser Stadt wnide
in Beginn des laufenden Jahres ein Schnhunt in der Person des Dr. med.
F&U8B angestellt. (Amtl. MitteUg.)
Sehllant in Ems. Es besteht in Ems die Absicht, bei der Be-
gieruDg zu Wiesbaden anf Errichtung eüier Schaldeputation mit dem
Bürgermeister als Vorstand hinzuwirken und zugleich einen Schularzt anzn-
itelleD, Die Stadt hat drei Volk^'sclinloD mit 900 bis 1000 Schülern.
Ärztliche Überwachung der städtischen Blindenanstalt zu Berlin.
Die Berliner Blindenschule hat bisher keineu Schularzt. Die Lücke soll
durch Anstellnng eines Arztes ausgefüllt werden, der künftig mehrmals im
Jthre die Zöglinge zu nntersochen hat. Aneh die Teflnehmer der Be<
Khiftigongsanatalt fBr Blinde werden von dem nntersnchenden Arzt be^
rtdoichtigt werden. Es handelt sich in Blindenschnle und Beschäftigungs-
iQStslt zusammen um rund 220 Personen. Bei der Untersuchung wird
besonder« f\nf etwaige Tuberkulose geachtet werden, damit der Verbreitung
tiner Krankheit unter den Blinden möglichst entgogenKctreten werden kann.
Scbalärzte für Mittelschulen. In Breslau fand in letzter Sitzung
der hygienischen Sektion der Schlesisclien Gesellschaft für vaterländische
Koltur die weitere Diskussion über den Bericht der Kommission für An-
Mtatg Toa ScbnlMen an höheren Lehranstalten stalt. Befermiien waren
Dr. Samosoh, Dr. Reich ond Prof. Dr. H. Cohn. Die von den Beferentea
nfgestellten Leitsfttze worden hi der folgenden Fassung angenommen.
1. Die Anstellung von Schulärzten für höhere Schalen ist notwendig mit
Rücksicht auf die Schulen und die Schüler; Gründe: a) Die längere Dauer
dp< Srhullebens und die intensivere geistige Arbeit in den höheren Schulen
legen die Möglichkeit eines uf^^nndheitsschädlichen Einflusses gerade hier
besonders nahe, b) Die hygienische Überwaclnnig seitens der Eltern ist
nicht immer in genUgeiKieni Mafse vorhanden, auch nicht immer ausführbar.
t] Statistische Untersuchung bat ergeben, dals der Gesundbeitsznatand in
De« Sehnlftrst IL ^
Digitized by Google
i90
höheren Schulen ebenfalls viel m wünschen fibrig Iftist. 2. Ohne Einzel-
untersuchungen und Beobachtungen der Scbtkler Iftfst sich der Einäufs der
Scbnlp auf den GesnndheitszustÄnd der Schüler nicht feststellen. 3. Die
Aulgaben der Schulärzte in den höheren Schulen sind im wesentlichen die-
selben wie in der YoUneehtde. 4. Die befriedigende Losung der Aufgaben
der SebvUiygiene auch in den böberen Sebnlen kann nur dmeb ZosarameB-
wirken von Schulärzten nnd hygienisch vorgebildeten Lebrem cneidit
werden. 5. Aach der Kampf gegen Tuberkulose, Alkoholismas nnd net'
?6se Erkrankungen gebOrt sn dflB Aufgaben der Schnlbygiene in den
höheren Schulen.
Jahresberichte der StadtgehnlSrete zu CbarlottenbErg Uber ihre
Tftti|;keit im Scbuljabr 1902/Oli. Dem Referenten lagen die Kiuzel-
berkbte der swolf Scbnlflrzte flur die 24 Gbarlottenbnrger Gemeindeiebnlen
Yor. Sie enthalten eine FflUe Yon Einaelbeobaobtnngen nnd Anregungen,
ebenso beweisend für die Liebe zu ihrem Ami nnd den Eifer, der die
Schulärzte beseelt, wie für den Nutzen der Scbularzteinrichtung nach den
verscliicdensten Richtungen. Leider sind aber di*> Berichte nicht nach
einheitlichen Gesichtspunkten abgefafst, nicht t mrn il die Tabe]l> n sind ganz
gleichartig. Die von den meisten Herren wolil zufolge persönlicher Ver-
einbarung benutzen Tabellen zur Aufnahme der bei den Untersuchuugeu
der Neaeingefichniten ansgefnndenen Mängel konnten vielleicht etwas sweck«
milaigcr gestsltet werden. So ersehwert die sefar reitrolle snbjdktiTe Ter-
scbiedenheit der Berichte ein kurzes allgemeines Beferat, jedoch lassen
sich einzelne gemeinsame Punkte and AnftchUlsse Ober die wichtigsten
Verhmtnisse herausholen.
Vielfach hervorgehoben wird das wachsende Verständnis der Eltern
für die Schularzteinrichtung, welches auch durch die in einzelnen Ta-
bellen aufgeführten hohen Zahlen der zu den Erstuntersuchuugen sich ein-
findsoden Eltern (60 — 70 Vo) bewiesen wird. Die von den Änlen gege-
benen Winke weiden meist dankbar angenommen md befolgt
Nur beztlglich der Scbulbäder, die vielfiuh erscfarscfcond wenig benutst
weiden, scheint noch recht wenig Verständnis m herrschen.
Nirht weniger erfreulich als das der Eltern ist das verständnisvolle
Entg( ti*'M kommen der Rektoren und Lehrer, welches in fast allen Bencliten
ausdrücklich festgestellt ist, nur in einem Falle wird von dem Rektor und
Lelirerkollegium eiuer Schule Gegenteiliges festgestellt.
Sind beafifl^tidi der Schnkrlnme, te Tentilation und Heisung, abge-
sehen ton kleinen Miftständen des Betriebes, keine erhebliehen Hiisstinde
vorbanden, so werden dagegen fast in allen Berichten schwere Klagen Uber
die Schalbänke erhoben. Sie sind vielfach alt, unhygienisch, meist nnr
in einpr Gröfse vorhanden, häufig: noch übersetzt. Daher wird schlechte
Ilaltung der Kinder gefunden, und daher kommt wohl auch die ungewöhn-
lich hohe Zahl der bei einer besonderen diesbezüglichen Untersuchung ge-
fundenen WirbelsÄuleoverkrUmmungeu j jedoch darf nicht uaterscblagen
werden, dth fa. ^nselnen Sefaolen indi sdHm bei den Nemnligenonuninen
relativ hohe Zahlen gefunden wurden.
Bei den Neueingescbnlten sind, wie auch anderwärts, die tadellosen,
gani gesunden Kinder selten. Die Zensur der allgemeinen Koosätution
Digitized by Google
87
[gtt, mittel, adtodit) er^bl bei den TendiiedeDe& Sdnden nicht übereiD-
rtbomende Verb<niszahlen ; das h^ncrt wohl Ton der verschiedenen änfseren
Lage der die einzelnen Schalen besuchenden Kinder ab; doch läfst sich
der durch die mehr oder weniger grolsen Anfordemngen des Zensors an-
scheinend veranlafsle Unterschied hier nicht verkennen.
Über eine grofse Zahl schwerer Haut- und Haarverunreinigungen klagt
nur ein Berichterstatter sehr stark, w&hrend die anderen zumeist bedeu-
tende Besserangen gegen froher feststdlen. Eine mr BehaadloDg Ton ün-
geziefer hinaosgegebeoe Anleitang findet von einzelnen Inten selbst Be-
■ingetaig.
In den Tabellen findet sich ein sehr reiches Einzelmaterial nieder-
gelegt, aber wie schon erw&hnt, leider nicht einheitlich verarbeitet. Darfiber
n beiiehten, entiiebt sich dem Rahmen dieses Referates.
(Mitget. Y. Dr. A. FRANKENBURGF^-Ntimberg.)
Bchnlberieht der Dentsehen evaD^elischen FrivatTelksscbnle
fal Prag (Schularzt Dr. E. Veit). Prag 1903. Der Bericht ist ein
erfreolicbes Beispiel, wie gerade an einer kleinen Schule (202 Kinder) die
lUi^eit eines BdndiKtei aieh erfreulich and segensreich gestalten kann,
•ad irie «rfirtgreicher die SehnhntinBtitation tieb beifibren wird, Je weniger
Kinder d^ elnzebien Sehnlant« mtenleben. So ist es dort mfigtich, da(b
bei Meldnng von Infektionskrankheiten dnrch 10 — 14 Tage täglich die
Besichtigung aller Schuler der betreffenden Klasse stattfindet. Nachahroens-
lert erscheint auch das Verfahren, wonach sobald ein Kind den zweiten
Tag ohne Anc'abe des Grandes fehlt, der Lehrer eine Rückantwort-
KorrespöiidcnzKarte mit folgendem Inhalt absendet: Der nnterzeichiiete
Lehrer bittet um postwendende Mitteilung, ob und woran der Schüler er-
liankt Ist Die hygienischen Terbiltnisse der Schote mfiasen als gnte
bmiehnel worden. Der MIndeBlInllraiim, wekher In den Klassen anf einen
fieftiler, tritt betragt 4,7 cbm In der L Ktosee; In den ftbrigen Elasaen
beträgt er 5,9 — 5,8—8,4 — 7,6 — 7 cbm. Nur in einer Klasse war fmi
äeben Plätzen freier Himmel nicht m sehen. Es sind Rettigbänke Tor>
lianden : täcrlirb crfolf^ nasse Reinirnrn^r. Über dir ein^eln^n UntersuchnngS-
efgebnisse s&mtlicher Schulkinder geben genaue Tabellen Aufschlufs.
In der 7. und b. Klasse (Mädchen) hielt der Schularzt im zweiten
Halbjahre wöchentlich eine Stunde Yoiträg über Gesuudlieitslehre. Anfser-
dem erörterte der Scholarzt in einer Lehrerkonferenz das Kapitel der
itaiten InfektlonsknuikheitSB.
Dir Bflftelift Iii hl adnen Etaidbafteii für SebnUnte wie bufbeeonden
lir DiNkiOMii md Lebrar (besonders Ton Prifittebnlen) sehr lehrreieb.
(miBit ?. Dr. A. FBAmcBMBUBSaBFNtiiiberg.)
8»
Digrtized by Google
88
292
WmuHm^ung fIr die Milinte is StottiB.
§ 1.
Die Aufgabe der Schulärzte besteht in der
a) hygienischen Überwauhuug sämtlicher Räume der städtischen Ge*
ineiiMle-, Mittel- and höheren Scholen, sowie der sagehörigen
Einrichtongen ;
b) üntenocbnng der in die GemeiBdesobalen neo enfennehmenden
Kinder und Überwachung der Kinder in den Oemeindesebalen ;
c) Beobachtung des GesnndheitBsosUuules des Lehipersonals and der
Scholdiener.
§ 2.
Zur Effoliung suiner Aufgaben hat der Schuhurzt mindestens kaib-
jabrlich einmal und aulserdem, wenn besondere FftUe es nötig machen,
die gesondheitlicheD Yerblltnisse der ihm aherwiesenoi SeholUiiser sa
anterwchen and etwaige Übelstlnde der Stadt-Sofanl-Depotatioa sor Anzeige
zn bringen. Diese Untersuchung erstreckt sich ▼omehnlkh auf die Reini-
gung, Beleuchtung, Lüftung und Heining der Blnmei anf die Klosett-
anlagen and die Wasserrersorgang.
§ 3.
Die Schulärzte haben die neu eintretenden Kinder auf ihren Ge-
sundheitszustand and ihre Körperbeschaffenheit za unteisochen, am feeU
XQStellen, ob sie einer daaemden äntUehen Oberwadrang oder besoaderar
BerOeksiGhtigong hiasiebtlich des Platzes, der Teilnahme an einnebieo
Fiebern oder dergl. bedOifen. Die Unteimdumg unterbleibt, wenn dies
Ton den Eltern oder Erziehern unter Beifflgung eines bestinunten, yoa
einem Arzte ausgefüllten Formular!? beantragt wird.
Über jedes untersuchte Kind ist ein dasselbe während seiner panzen
Schulzeit begleitender „Gesundheitsschein** auszufallen. Erscheint ein iviad
einer ständigen ärztlichen Überwachung bedürftig, so ist darttber der Yer-
meik „daoemde flrstlicbe Überwachong'' anf der eceten Sdte an madmiL
Die Spalte »aUgeraelne KArperbeschaifenbeit'' ist mit den MUkaten
gut — 1, mittel — 2 und schlecht = 3 ansiafällen, wobei gat dnen
tadellosen Znstand bezeichnet und schlecht nur bei ausgesprochenen
Krankbeit^anlagen, z. B starker Skrophuloae, hochgradiger Blatannut oder
chrouiächen Erkrankungen zu wählen ist.
Wägungen und Längemessungen, soweit der Arzt sie bei einzelnen
Kindern ffir erforderlich hält, werden von den Klassenlehrem Yorgenommeit.
Etwaige Mesanngen den Brnatamfiuiges» a. B. bei Verdaeht anl Longen-
krankbeit, sind aasscUielhlieb vom Arste aneiafllhren.
Untersuchungen, welche eine Entkleidung erfordern, mHasen bei
Mädchen in Gegenwart einer Lehreria oder der Mntter vorgenommen
werden.
Digitized by Google
m
89
Die Gesundheitsscbeine bleiben wie die Stammlisten in der Terwaltong
dar Schalen und werden mit diesen zusammen geführt.
Die Ge^nndbeitsscheine werden bei der Aufnahme der schulpflichtig
gewordenen Kinder angelegt. Von den zurzeit die Schule besuchenden
Schülern wählen die Lehrer alle ihnen irgendwie gesundheitlich verdächtigen
aas and überweisen sie den Schulärzten zur Untersuchnng.
Den abgebenden Kindern ist auf ihren Wnnsch ärztlicher Rat in Besag
laf die WaU Ihres Benifee ta erteUen.
§4.
Der Schalarzt hat alle sechs Monate einmal die simüichen Klassen
der ihm flberwiesenen Gemeindescbulen zn besochen und dabei aneh anf
den allgemeinen GesTindhoit^znstand der Kinder zu achten.
Aufserdem hat er alle vier Wochen und, wenn ansteckende Krank-
heiten auftreteU) noch häufiger, an bestimmt im Schulplan festgesetzten
Tagen Sprechstunden in der Schule ahziibalten. Im Bchinderungsfall hat
er einen anderen Termin festzusetzen, der äpäteäteuä drei läge vorher mit
dem SehnUeiter in veieinbareii ist
Hierbei sind
1. di^enigeB Kinder, anf deren Geanndhdtsschein der Vemerk
ndanemde ärztliche Überwachnng'* gemacht ist,
2. Kinder, die der Lehrer Ihm anf Gmnd besonderer Beobachtungen
zuführt,
3. jedoch nur in dringliehen Fällen, kranke Kinder ans anderen, an
jenem Tage nicht besuehten Klassen ihm zuzuluiircu.
Die Gesttudbeitsscheine der zu untersuchenden Kinder sind vor-
al^en.
Dto SniHche Behandlung erkrankter Schulkinder iat nicht Sache des
Sdnhastea. Eiachemt eine solche notwendig, ao sind die Eltern dnrch
den Lehrer mittels vorgedmckter Formulare zn benachrichtigen. Den
Eltern bleibt die Wahl des Arztes überlassen. Erforderlichenfalls ist
jedoch ein Hinweis auf etwa notwendig weidende Behandlung dnrch einen
Spezialaxzt zn machen.
§ 6.
Die Schulärzte sind verpflichtet, beim Besuch der Klassen auch den
Gesundheitsznstaüd des Leiiipeisouals zu beobachten uud erforderUcbenfalls
kt Stadt-Scbnl-Depntation Anzeige zn erstatten.
Eine Uatersochnng der Xiehiperaooen seilens des Schnlantes ifakdet
sieht statt
§ 6.
Die Schulärzte haben Kinder, welche aus Gesundheitsrücksichten vor-
zeitig ans der Scbnle entlassen werden wollen, zn nntersnchen nnd ihnen
darüber eine Besclieiiiicmng auszustellen.
Die Sehuliirzte hüben die Untersuchung der stotternden Kinder vor-
nmehmen und deu nötigen liat für ihre Behandlung zu erteilen;
sie nntersnchen die Kinder, deren Überführung in die Hilfisklassen für
Schwachsinnige von den Lehrern beantragt wird ;
sie nntenHt&tzeii das Komitee ÜBr die Ferienkolonien In der Auswahl
der Khider;
Digitizod by G<.jv.' .ic
90
294
sie prüfen die DispensatioEMM] Ton einzelnen Unterricbtsftchern, soweit
hypienische Gründe vorliecren; namentlich beim Tnrnnnt erriebt haben sie
darüber zu entscheiden, ob ein Kind jiftnziich oder nur teilweise dispensiert
werden soll, und au welcheo übuDgcu es teilnehineii kaim.
§ 7.
Zar Erreichnag eines möglichst gleicliartigen, zweckm&lsigen Vor»
gehens finden Tiertet^lhrtioh einmal gemeinsame Bespreebongeo der 8chn)-
Arzte mit einander statte ftr wetehe der von den Sehnltatea «ob ihrer
Mitte gewiUte Obmann die Einladung ergehen lllst nnd die Tagesordnong
bestimmt, und in der er den Vorsitz fahrt. — Der Stadtscbulrat ist zn
den Sit7iin7en einzuladen ond ftbrt, £^1« er enweaeod ist, den Yorsiti
und hat Stimmrecht.
§ «•
Alljährlich bis spätestens rum 1. Juli haben die SchnlärTte Aber ihre
Tfttigkeit im abgelaufenen Ver>sii]tungs.iahr einen schriftlichen Behebt aa
den Obmann einsnrelehen. Dieser legt die Einselberichte mit einem
Gesamtberichte bis zum 1. September der Stndt-Sohnl-Depatation vor.
Es ist dabei zn berOcksicbtigen:
a) ziffermifidge ZnemmensteDong der Ergebiiaae bei den An&ahroe-
nntcrsuchungen,
b) Zahl der abgehaltenen Sprechstunden beiw. der Antlichen Be-
snche in den Klassen,
cj Anzahl und Art der wichtigeren Krimuiiiungsiällei die in den
Schulsprechstunden ermittelt sind,
d) etwa erfolgte besondere ärztliche Anordnongeo, Befreiung von
Untenichtsstanden, BeechrAnkung in der Trilnabme am Tmm i. tu,
e) AastU der an die Eltern geeaadtea eehriftlleheB Mitteflugen,
f) AnzaU der danend vnter Antliclie Übenmohnng geatallH«
Kinder^
g) snmmarische Übersicht Aber die Beobachtungen bei Übenradnng
der SehuhrAume.
§ f
Es wird erwartet, dafs die Schulärzte bei ihren Feststellungen vor-
sichtig jedes Blolsstellen der Schulvirwaltung, sowie des Lehrpersonals Tor
den Sohnlkindem Termeiden, auch dürfen sie die in amtUcber EigeMchaft
gemachten Beobacfatnugeo nnr mit Geaebmigong der StadtMnd-Depilatioii
TerAffeiidiclieB*
§ 10.
Diese Dienstordnong findet auf die SpeaialAnte sinngeiiiAlae Anwendnng.
Stettin, den 26. MAis 1902.
Dar Magistrat,
(gez.) ÜAKEN. (gez.) BXTKL.
Digrtized by Google
Milirift fit Sd|]ilgeMeit0ii|lege.
XVII. Jaüi^ang. 1904. No. 5.
•rijiniiiiibl^tiibliitfe«.
über die Hautkrankheiten der Schule.
Von
Dr. Alfred Lewandowski,
Sohalarst in Berlin.^
Die Hautkrankheiten, welche das Kindesalter treffen, sirtrl im
allgemeinen nicht verschieden von denen des erwachsenen Menschen.
Immerhin gibt es Affektionen, welche nicht nur das Kinde<^a1ter
bevonngen, eondem auch durch einen besonderen Verhtuf eine Diffe«
raus zeigen gegenttber ihrem Auftreten bei Erwachsenen. Für unsere
Betnefatnng kommt als wesentlich hinm, dafe dnroh den Schnlhesneh
Nlbii, mit aeinem nahen Verkehr der Kinder nntereinander wahrend
lies ünterrichtee» im Spiele usw., aber anch sehen allein dnrch die
Animmlnng vieler Meneehen in einem Banme, Lnftrerechleohterung,
BiMhwening der Ansdtlnstnng, knrs Bedingungen gesehafi^ werden,
welche vorhandene Hautaffektionen ungünstig beeinflussen, vor allem
aber bei konstitutionellen Erkrankungen die individuelle Widerstands-
krafi herabsetzen.
Für den Schularzt scheint ja ein Gesichtspunkt der all gemeinen
Hygiene sich zunächst von selbst aufzudrängen, — das ist die
Möglichkeit der Infektion und die Bestrebungen zu ihrer Verhütung.
Man denkt vor allem dabei an die akuten Exantheme. Nun
sind aber ttber das sohnlteohnisohe Vorgehen bei diesen Erkrankungen
wohl ttberall sohon exakte Bestimmungen getrofEen, so daüs hier
dsiinf nicht weiter eingegangen an werden braucht. — Aulser den
* Nach einem nm 11 Dezember IbOö la der Freien Vereinigung Berliner
Schulärzte jrehaiUueu \\;rLrug.
bcbui^esDndbeiUpaege. XVIL 14
üigmzeü by CjOO^Ic
296
akuten ezanthematiBcheii lafektionskrankheiien käme von aiiBteokendeii
Krankheiten Her noch in Betracht: Erjthema mnlti forme nnd
nodosnm» Impetigo contagiosa, femer Scabies, PedicnlosiB
und die darch Trichophyton tonsurans henrorgemfene Kr-
kraukung. Die Erytheme, die wir unter die Gruppe der akuten
Infektionen rechnen müssen, und die in naher Beziehung zum Gelenk
rheuinatis stehen, g'eben wohl nur dann VeranhisF^iing' zum seliul-
ärztlicheu Fiinsrlu eiten, wenn sie epidemischen Charakter anaehnien
Dais solche Epidemien besonders in der Zeit der Witterungsurascblä^f-
Yorkommen, dürfte nicht besweifelt werden. Zu einem schul&nt-
liehen Eiingreifen wird wohl nnr bei sehr schweren Epidemieo
Veranlassang sein. Der Ansschlufs der erkrankten Schüler bat
selbstrerständlich schon im Interesse der übrigen Kinder bu erfolge».
Die Impetigo contagiosa, welche eine, wenn auch iolserlioh
nnerfrenlichCy so doch an sich harmlose nnd prognostisch gttnstige
Affektion ist, erfordert sonftchst eine etwas speziell dermatologische
Besprechung wegen ihrer Ähnlichkeit und leichten Verwechslnog
mit dem Ekzema impetiginosum. Es können Fälle eintreten, bei
denen man von einer mit Eiterbläscheu bedeckten Haut im Äugen-
blick nicht mit Sicherheit sap^on I. mu, ob man es mit einem Falle
von Impetigo contagiosa odtM von Ekzema impetiginosum zu tan hat.
Da kann nur die genetische Feststellung retten. Nun sind aber
die eitrig-impetiginösen Erscheinungen bei der Impetigo das Prim&re,
während sie beim Ekzem erst ein sekandftres, zu dem zuerst ent*
standenen Ekzem nach einigen Tagen hinsogetretenes Moment dar-
stellen; das Krankheitsbild an sich kann aber flberans ähnlich
werden. Man würde also an. recht falschen Schlüssen gelangen nach
der Seite der Obertragharkeit hin, wollte man Fülle von impetigi-
nOsem Ekzem als kontagiöae Erkrankungen deuten und danach seLne
Maisnahmen treffen. Es ist deshalb bei zweifelhaften Füllen die Er*
fbrsohung der Anamnese und der Entstehungsgeschichte der Er-
krankung auf das sorgfältigst« vorzunehmen.
Übrigens glaube ich nickt, daib schon einzelne Fälle von Impe
tigo contiiLnosH zu einem schuüirztlicben Eingreifen, wie Schlufs
eiii/elut : Klas^t'ii, \ t ranlassung geben würden. Die eiDzelneo Kinder
sollten allerdings schon aus ästhetischen Gründen bis zur Abheilung
aus der Schule bleiben. Bei gro/ser Ausdehnung der Erkrankung,
z. B. auf ein Drittel der Schulkinder, und bei Vorkommen mehrerer
Fülle in anderen Klassen, sollte die Frage des Schlusses der Haupt-
infektionsklasse erwogen werden.
Digitized by Googl
297
Ich hatte Gelegenheit, vor circa einem Jahre aus Anlafs einer
angeblichen Impetigoinfektion nach der gesetzlichen Pockenimpfung
eioe ganze Reihe von Schulen zu untersuchen und konnte trotz ver-
einzelter Fälle von Impetigo dem Kreisarzte, der sich amtlich dafür
interessierte, vollkommen beruhigende Auskunft geben und von irgend-
welehen Mafsnahmeii abraten. Die Sache TarHef dann auch in
kuier Zeit Yollkommen oKne Folgan. Bis m welohar Ausdehnung
ttbngena Impetigo Torkommen kanii» mQge folgendes Beispiel er-
Imient; 1896 erkrankten im Lehrerseminar su Pirna vwt Fünftel
der Insassen. Als G^nd wnrde der nnreinliehe Znstand dar ga-
meinsehaftliolian Wasehittnme ftstgestellt^ hinler denen sieh dumpfige,
ttoekige Gkbranohsgegenstttnde» wie Sehwttmma, Waschlappen, Zahn-
bünten nsw., rorgefunden hatten. Auch fand man Reste sobmntzigen
Wassers. Die Anstalt wurde auf mehrere Wüchon geachlübaen, um
eiaer gniudlicheu ileimgung unterzogen zu werden.
Ich komme iiun zur Scabies (Kratze). Hier ist strengstes und
schnelUtea Eingreifen des Schularztes dringend zu fordern; jedes
scabiöse oder scabiesyerdäohtige Kind ist sofort vom Unterricht aus-
fluohliaTsen und, soweit dies duroh £infln(s des Schularztes au ar-
reichen ist, in ärztliche Behandlung zu geben. £s ist ferner zu er-
forschen, ob in der Familie nooh andere Fälle vorhanden sind, und
dsB Kind nioht eher wieder nun Sohnlbesnoh sosnlassan, als bia
jeder hAnsUche Infektionsheid Termöhtet ist Um aber ein Ein-
gnüen des Sohnlarztes herbeisnftthien, ist das Lehrpereonal an-
nweiseu, jeden Fall, wo sieh «n aafMliges Eratsen bei einem Kinde
bemeikbar macht, dem Sobnlarat ansnzeigen. Nnr wenn diese
Anordnung strikte befolgt wird, wird es möglich sein, eine
Ausdehnung der Scabies zu verhiudem.
In gleicher Weise energisch ist bei der Pediculosis (Läuse-
saehtl vorzuj::ehen. In der Eritmeiimg vieler steht gewifa noch
der Streit, den unser Kollege jNeumann* im Jahre 1896 in der
Fr&ge der Läusasnoht in den Berliner Gemeindeschulen gehabt hat.
loh will daran erinnern, dafs er bei Mädchen zwischen 6 und 14
Jahren bis zu 44,8 % mit Läusen behaftet gefunden hat. Es ist
einleaehtend, dafs besonders die Mädchenschulen yon der Läusesucht
Inimgesneht weiden, nnd es besteht kein Zweifel, dab die Sohnle
die banptBBchliohste Gelegenheit mvt Yerbreitang der Ltase unter
deo Sebnlmidehen abgibt. loh habe zu der Zeit, als Ntokauk
' Diege Zeiiachr. 1396. Nr. 4, 7, 8.
14*
Digitized by Google
Bein« FfittMlimg maohfe» noch keine eigraen Er&bmiigea in den
Sohnlen maoken können, aeit über drei Jahren aber, seitdem ieh
also Gelegenheit hatte» darnnf sn achten, mniii ieh allerdings sagen,
da& mir nnr veroinaelte FUle nnd unter diesen nnr gani wenige
sehr schwerer Art an^gelülen sind. Ich lasse dahingestellt» ob
nnd in wie weit daa an den gAnstigeran Terhfiltniasen meines
Sehttlkreises liegt Poliklinisch habe ich dagegen weitaoa hfinfiger
Gelegenheit gehabt, Pediculosis bei Schnlmftdchen zn beobachten.
Es bestehen nun ganz bestimmte Vorschriften seitens der Gemeinde-
bebörden znhanden der Scbulrektoren, wie dabei zu Teriahrea ist,
und zwar sollen diejenigen Kinder, die mit Ungeziefer bebaftet, und
deren Reinigung nacb vuilieriger Aufforderung durcb den betreffenden
Eektnr seitens der An^^eli^irigen nicht erfolgt, an das städtische Ob-
dach lu der Frfvbelptrafse behufs Behandlung gewiesen werden. Wird
dieser Aufforderung nicht Folge geleistet, so sind die eintretenden
SchulYersäumnisse in der yorgeschriebenen Weise zum Zwecke der
Bestrafong nnnachsichtlich zur Anzeige zn bringen. Die lUktoren
besitzen gedmokte Formulare, welche sie den Kindern behnfe hftiis>
lieber Behandlung mitgeben. Die Behandlung besteht im wesent-
liehen in PetrolenmabTeibnngen abends Tor dem Schlafengehen nnd
in Abwaschen mit lanwatmen Sodawasser am nichsten Moigen,
dann Abtrocknnng nnd Einreibung mit BflboL Nach einer Viertel-
stunde soll dann das flaar mit einem Stanbkamm gut durch-
geksmmt werden. Diese Proaedur ist an drei hintereinander fol-
genden Tagen yonunehmen.'
Es wird von Interesse sein, wenn ich zum Vergleich den Modua
erwShne, den die Wiesbadener Sdhulverwaltung eingeführt hat. Es
wird dort an die Eltern eine längere Mitteilung gesandt oder gegeben,
welche 1. das Resultat der arztlichen Untersuchung, also die Kon-
statierang von Ungeziefer, 2. die Behandlung in ähnlicher Weise
wie bei uns, l^. aber — und das ist ein sehr wesentlicher Punkt —
eine Androhnng euthält, nach welcher die zwangsweise Reini-
gung des Jviiidf s beantragt werden wird, falls sich bei einer ?pM-
teren Untersuchung, nach ca. 8 — 14 Tagen, eine noch nicht ent-
sprechende Reinigung ergeben sollte. Für diesen Fall existieren
ärztliche Besoheinigungsformulare, welche die Tatsache der Erkrankung
enthalten und die Mitteilnng, dafs trots wiederholter Ani^orderung
* Über die BekSmpftmg der Llnsesnckt in den Zfiriolier Votkaioh«leii
siebe <fMM Z«»<^., 1908. S. 8i.
Digitized by Google
299
«ine genügende Reinigung nicht erfolgt ist und daSs die Gefahr der
Weitenrerbreitung beetoht. Der Schularzt beantragt mmmehr die
zwangsweise Überführung des Kindee in das Wiesbadener 8tftdtiBohe
Kiankenbana» behnfii Vornahme grOndlieher Beinigfiiiig. Diese Be-
aoheinigitiig geht sofort an die Folisei-Direktian, welehe das weitere
Temnlafot Man steht hieraus, dab die Wieahadener Verwaltang
den Lioaen noeh energischer an Leibe geht ale die Berliner. Ich
hsse ea dahingestellt, oh die poliMÜtohe Ph>mpiheit aneh hei ans
erwllnaeht ist. loh will hei dieser Gelegenheit die Bemerkung
nieht nnterdrfleken, da6 ich daa Ahaehneiden der Haare, welohes in
der Wiesbadener Verordnung bei starker Anhäufung als unbedingt
notwendig bezeichnet wird, doch für recht i^rauüain halte und glaube,
dals zunächst immer noch ein Versuch mit der Erhaltung der Haare
gemacht werden soll. Das Krankhoitslnld selbst ist nicht uninter-
essant wegen seiner Beziehungen zur Skrophulose. Wie auch schon
Nf-umann* erwähnt, iflt es zweifellos, dalis Kinder mit Ekzemen,
r)rüsen5?chwellun2^en am Biilsc und Niu-ken — I)irii:e, die aehr häufig
im Verlauf der Pediculosis zu konstatieren sind — häufig mit der
üiagnoee Skrophulose yersehen werden, während in WirkUohkeit es
sich um vemaohlisaigte Pediculosis handelt. Nur die allergenauests
Unteranehong auf Bäer kann dort vor recht empfindlichen Irrtümern
schützen. NEUXAmr weist mit Hecht daranf hin, dab oft solchen
Kindern Lehertran Terordnet wird, SeehAder vsw., wihiend die Iiavs ,
jahraoBf jahrein, Ton diesen Maßnahmen nnhertthrt, ihre yerderbliehe
Tätigkeit entwickelt lob darf mit dieser Bemerkung die Liose
terlasaen nnd nnr nooh daianf hinweisen, dab in den lotsten Jshren
die flänfigkeit der Erkrankungen naohgelasseii an hahen soheini
Die dnioh Pnlex und Oimez herroigemlsnen Afiektionen
werden ja wohl selten einen solohen Qrad annehmen, dab ein Bin-
greifen der Schule sich notwendig machen sollte; in extremen
Falleu Wird nach Analogie der bisherigen Besprechungen zu ver*
fahren ^in.
Dafe auch unter besonders g"ünsti^en Umständen die durch
Trichophyton tonsurans hervorgprafone Erkrankung — u.uU\r dem
Namen „Herpes tonsurans" bekannt — e[;idemischen Charakter an-
nehmen kann, m(^gen zuei Beispiele erläutern. Im Stettmer Waisen-
hans* erkrankten zwölf Knaben an Herpos tonsarana. Die Infektion
< L. 0.
« BsüBrmt in dmr Nemner 46 dsr Btrl »Km. Wod^khr, 1906.
Digitized by Google
300
wurde nach weislich durch einen Knaben verursacht, der die Krank*
heit eingeschleppt hatte. Prophylaktische Desinfektion der Gesunden
und iBoliemog der Erkrankten verhinderten weitere Ausbreitung.
Femer erkrankten, wie Dr. Webtheb/ Oberarzt am Stadtkranken-
bans Friedrichstadt, berichtet, 17 von SO Kindern eines dortigen
Internats an Triohophytosis tonsorans. Ich selbst habe eine derartige
Weiterrerbreitong yon Tiiobopbytosis niemals beobachtet; man et'
sieht aber ana den mitgeteilien Beispielen» wie wichtig unter Um-
standen eine frühzeitige Erkennung nnd Isolierung sein kann.
Die bishar besproohenen Affektionen, die wegen der Übertrag-
barkeit, also wegen eines allgemein hygienischen Genchtspnnktea,
unser schullteatliches Lifeiease erfordern, sind nun au trennen von
denen, die durch die indiTiduelle Hygiene des eiuzeben Kindes
eine besondere Sorgfidt seitens der Sohulorgane erheischen. Es
handelt sich hier zonftchst um die Skrophulose. loh mulk es mir
versagen, au dieser Stelle die sehr interessante Frage der Skrophulose
und ihrer Beziehung zur Tuberkulose zu erürteiu. Bekanntlich ^ibt
es Forscher, die eine distinkte Skrophulose leugnen und nur eine
Tuberkulose anerkennen wollen. Ich crebe nicht so weit, glaube
aber auch, dafs die Duip-nose Skrophulufee viel zu oft und aut Giuud
ungenügender Symptome geptollt wird. Ich darf nur an das vorhin
bei der Pediculosis Gesagte erinnern. Immerhin — und auf diesem
. Boden, glaube ich. können wir uns alle vorläufig einigen — gibt es
eine Reihe von Kindern, die eine gaas bestimmte Neigunj^ au Ekzemen
und JDrflsensohwellungen leigen, eine Disposition, die wir mit dem
Kamen der skrophulosen Diathese belegen wollen. In der Mebr-
sahl der FftUe haben wir es ja in der T^t in der Schule nicht
mehr mit floiiden SkxophulosefilUea au tun, — es handelt sich meist
um mehr oder minder stOrende Hesiduen abgelaufener Proaesse; doch
kommen auch schwerere Falle vor, die die Aufmerksamkeit des
Schularstee durchaus in Anspruch nehmen. Die Aufgaben, die da
unserer harren, sind recht schwierige, oft unlösbare; sie greifen tief
in das ganze soaiale Getriebe prolefarisehen QioMadtlebens ein, wie
es in der Wohnungsfrage seinen zentralsten nnd springendsten Punkt
findet. Und auch von dieser Seite aus mufs eine Lösung dieser
Frage in jedem einzelnen i\ille versucht weiueu.
Jeder Arzt, der viel skrophulöse Kinder gesehen hat, wird die
Erfahrung gemacht haben — von Augenärzten ist sie mir besonders
' Mwatsh. /; praki. DermatoL Band 36, Nr. 3, S. 36.
Digitized by Google
801
oft bestätigt worden — , dais skropbulöse VeränderuDgen die aller
Bonfltigen Behandlung trotzten, dnreh einfachen Wechsel in den all-
gemeinen hygieniaohen Beding;nngen, Klima, Pflege, Emfihnmg naw.,
eine ttbeneaehende Tendems zur Aneheilnng annehmen. Bei ekro-
phnloeen Blepharitiden war es mir manohmal gana heeonden auf-
feUendf
Eb erwadumi danaeh fikt den Soholant awei An4;aben. Bratena,
das betreffende Kind nicht einzuschulen resp. es auszu-
schulen, zweitens — uml das ist der schwierigste Teil der Aufgabe
— für Unterbrino"ung des Kindes in bessere hvgieniscbe
Verhältnisse Soii^e zu treg-en. Hier daiUeu die lüuuüigfachen
nnd segensreichen Wohitahrtsemrichtungen in die Bresche treten
und iem Arzte erlauben, Eltern die Müglichkeit der Vei-schickung
an die See oder aufs Land zu verschaffen, denen sonst jede Aussicht
dazu mangelt Dieae Wohltfttigkeitsyereinignngen haben im Laufe
der Zeit immer mehr an Bedeatnng gewonnen und weiden es
eieherlieb neeh weiter. Eis ist ja anoh sehen die Anregung gemacht
worden, eine Zentralisiemng aller dieser Fttrsorgebestrebnngen
in dem Sinne anmsireben, als dadnroh der Sohalarst in die Lage
Tenetat werden soll, in intimer Fühlung mit diesen Institntienen je
nach Lage des Falles sidi eine oder mehrere derselben fflr sein he*
soüderes Bedürfnis dienstbar /u raachen. Ich hoffe, dafs diese An-
regnng schon in kurzer Zeit zu einem greifbaren Resultate fuhren
wird.
Wenn nuu schon die Entfernung aus Schule und Hans bei
skrophulöeen Kindern erfreuliche Kesultate aufweist, so habe ich dies
noch mehr und, wenn ich so sagen darf, fast mit experimenteller
Exaktheit beobachten können bei Kindern mit Prurigo, deren Be-
trachtung ich mich jetzt zuwenden sHiehte.
Die Pmrigo ist eine nieht gar seltene Erkrankotig des kind*
liehen Alters und macht hftnfig der sicheren Erkennung Sehwierig-
keüeD durch das Vorhandensein konsekuttTer Ekzeme, welche die
Ssene hehemohen und den pruriginösen Ursprung yerdeeken. Die
F^go, in der Mehrzahl der Fälle häufig nicht beachtet und nicht
erkannt, nimmt ihren Ursprung in den ersten Lebensjahren und
begleitet, wie bekannt, oft den von ihr befallenen Menschen bis
zu seinem Tode unter recht qnftlenden Zuständen. Ich kann es mir
▼or einem Krei von Sachverständigen ersjntrpn, ein TUld d^r Pru-
rigo in ausführliclier Weise zu geben. Nur uuf einen Punkt möchte
ich hier aufmerksam machen. Es ist das die Tatsache, dais häufig
Digitized by Google
802
bei kleinen Kindern unerklärliche Urticariaeruptionen (Nessel-
fieber) beobachtet werden, die eben, als harmlose Urticaria gedeutet,
nicht besonders beachtet werden« Es kann eioli ja nnn in der Tel «n
bedentnngeloee ürtioaria handeln, aber häufig stellt eie den ersten Be-
ginn der Fnirigo dar, noeh lange vor dem etgentiiehen tjpisehen Pinirigo-
ezanthem. Nnn ist noeh folgendes an beachten. Diese Emptionen,
Ton denen ieh soeben sprach, nnd die gemeinhin mit dem Namen
Strophnlns bezeichnet werden, fiahren durchaus nicht immer zu der
späteren schwereren Erkrankuug Pruri^^o.' Es ist bekannt, diiis
das Strophulus oder, wie es Henocu nanate, Liehen Strophnlns, eine
überaus hiiufige Erkraukung des frühesten kindlichen Alters dar.-tdlt,
die, ohne Spuren zu hinterlassen, wieder verschwinden knnn. Datier
sind diejenigen Fälle, die wir bei schulpflichtigen Kindern zu
beobachten haben, kaum mehr als Strophnlns anzusehen, sondern
hier haben wir es wohl in der überwiegenden Mehrzahl der F&Ue
mit echter Prnrigo an ton. Wir sind dieser Affektion gegenflber
liemlioh machtlos; ich meine damit, unsere Ennst gibt uns kein
sogvnanntea ICttel an die Hand, nm sie an bekllmpfen. Aber wir
haben die Möglichkeit, dnroh sorgfältige Überwachung der Diftt^ yer»
nflnfiige und regelmäisige Hautpflege in Qestalt von allgemeinen
nnd lokalen Bädern^ durch Aufenthalt in guter Luft auf die all-
gemeine Konstitution einzuwirken, es wird dadurcli dua Leiden wohl
nicht beseitigt, aber doch in ertrilglichen Grenzen fjehalten.
Ich sprach vorhin von experiiaeiiteller Exaktheit in den Er-
fahrungen über die Behandlung pruriginöser Kinder. Diese Erfah-
rungen stammen ans dem Material der Oharite-Poliklinik. Es bandelt
sich da um eine Reihe von Schulkindern, bei denen zunächst der
Yennch einer günstigen Beeinflussung durch die eben erwähnten
Ratsehlilge unternommen und in besoheidenem MalSw erreicht wurde.
Eine wirkliehe Wendung bekam die Sache aber erst, als die Mög-
lichkeit entstand, durch einen mehnnonatliohen Aufenthalt in frischer
Luft, natOrlieh immer noeh unter recht bescheidenen soaialen Yer-
hftltnissen, andere hygienische Bedingungen für die kranken Kinder
zu schaffen. Die pruriginösen Erscheinungen, wie sie nodi kur«
vor der Abreise konstatiert wurden, sind nach Aussage der Eltern
in überraschend kurzer Zeit geschwunden. Eine Angabe, die wir
' loh darf dabei an «mea tehr intereatanCea Vortrag erinnern, du
BtASomco am 17. Oktober 18M in der Berliaer Hedirinitohen QeMlleohaft iber
dieie Bikreakimg gehattea hat
Digitized by Google
303
jft niehi prOfea konnten, die uns aber dnroh das ansgeseiehnete Avoh
sahen dar Kinder, speziell der Hant» sofort naeh der Bfiokkehr»
glaabbaft gemaolit wnrde. Was wir aber kontrollieren konnten nnd,
iob mnis es sagen, leider kontrollieren konnten, ist, dafs die
DiDge sich mit einem Schlage zum Nachteil änderten, sobald die
Ivinder auch nur einige Tage wieder in der gewohnten Umgebung
waren. Der Ausschlag, das Jucken, die Ekzeme kuinen wieder, die
Krflfte verfieieu, und auch nach wiederholter Verschickung
stets dasselbe Bild. Nun ist das gewifs rohe Empirie, für die
uns eine wissenschaftliehe Erklärung vorläufig fehlt; das darf uns
aber nicht abhalten, diese Erfahrungen sohulärztiich zu verwerten.
Damm sage ich, pruriginöse Kinder mtlssen aus Schale nnd
Haus entfernt und in andere klimatische Bedingungen
▼ersetst werden. Ich weifs wohl, dafe manohe Ärzte dem so-
goisnnten Luftwechsel* skeptisck gegenüberatehen — mir ging es
aneb so — t aber eben dieee Er&hrungen haben mir den Mut ge-
geben, dureh praktisches Handeln der wissenschaftlichen Erforschung
dieser Probleme voranzugehen. Also auch in solchen Fftllen mufs
der Versuch gemacht werden, die betreffenden Kiuder möglichst
lanee aus der Schule zu entfernen und sie in andere und b
hygienisch-klimatische Bedioc^^ungen zn bringen. Wir dürfen hoffen,
üafs auch hier der Fürsorge verein mit seinen vorhin erwähnten
wohltätigen Einrichtungen uns nützlich sein wird. Ich möchte
Dar ganz kurz die Bemerkung anschlieÜBen, dafs es auch schwere
Fälle vom Psoriasis geben kann, bei denen in ähnlicher Weise ein
Vefsaoh, durch ibidemng der allgemeinen Lebensbedingungen einen
Emfluls auf die Konstitution zu gewinnen, gemacht werden mul^.
Dies waren wohl die weeentlichstan Punkte^ in denen der Sobul-
trst bei Hautkrankheiten in Tätigkeit treten wird. Ea steht zu
hoffen, und wir haben weiter darauf hin zu arbeiten» daJk mit der
^fseren Entwicklung der Reinlichkeit in den unteren BevOlkerungs*
schicliteü, durch die Erweiterung des öü'eiiLhcheu ßadewesens — ich
erinnere nur an die segensreiche Tätigkeit des Vereins für VoLksbäder
— f'iue bessere Hautpflep-e und damit eiue Verminderung der Disposition
zu flauterkrankungen eintreten wird. Sicherlich wird dabei den Schul*
braoaebädem allmählich eine immer gröfsere Bedeutung zuMien.^
* Schon Blaschko (l. c.) rühmt den „vorzüglichen Erfolg" des LaftweohMU
•wdrficklich.
* Im Beriolitijalire 1901/08 mirdea in 90 Berliner OeneindasohnlaD 180788
Bidtr SB Knaben, 9484S an Mldcbea, mannen 276 1S5 Bider abgegeben.
804
Wie überhaupt das sehulärztlicbe Handeln gutes cur stiften
kann, wenn es Tom Lehrpenooal Terständnisvoll unterstützt wird,
80 trifft das in besonderer Weise für die hier geschilderten Er-
krankungen sn. Jeder Fall von Ausschlag, von Kratzen nsw. ist
▼om Lehrer sofort dem Sehnlarzt mitsnteilen. Bei ihm Hegt die
Entsoheidung, ob das Kind die Schule weiter besnohen darf, oder
was sonst Tom Standpunkt der Sohulhygiene an veranlassen ist
In dieser gemeinsamen Arbeit TOn Schule und Antt wird dann
hoffentlich nfttslicheB und erfolgreiches im Sinne der uns gestellten
Aufgaben gleistet werden.
Zar Statistik der Nervosität bei Lehrern.
II. Beitrag.^
Von
Dr. Ralf Wichmaxn',
Nervenarzt in Bad Harzbarg.
F. IHe nenrasthenischen Lehrer,
Bei Berücksichtigung Bämtlioher Fragen dee Fragebogens, be-
sonders Frage 7 und 16, in welchen Klagen fiber DenrOae resp.
neurasthenisohe Beschwerden yorgebraoht werden, ergibt sich unter
den 805 Lehrern die Zahl tou 230 Lehrern, welche Aber nerrfise
oder neurasthenisohe Beschwerden nach dem Examen bis in die
neueste Zeit hbein zu klagen haben. Von diesen haben 106 Lehier
= 46% aufter ihrer Neurasthenie noch andere Krankheiten der ▼e^
schiedensten Art, auch andere Kenrenkraukheiten gehabt; 124 Lehrsr
53 7o dagegen hatten keine anderen Krankheiten auiser neu-
rasthenisoh^nenriteen Beschwerden.
L Neurasthenisohe Lehrer mit anderen Krankheiten.
Diese 106 Lehrer teilen sich in folgende Gruppen :
a) Neurafthenipche Lehrer, welche aufserdem an anderen x^eiveo-
krankheiten leiden: 6 Lehrer.
' I. Beitrag t. diete JSeiUchnft, Bd. XVI, 1903, S. 626 ff.
Digitized by Google
3ü6
KemBthenisohe Lehm, welche a>iiieerdem an aknten Krankheiten
litten: 41 Lehrer.
f) Neuaatheniiehe Lehrer, welche anleeTdem an anderen ohronieohen
Krankheiten Utton: 59 Lehrer.
aj ^earasthenische Lehrer, welche auTserdem an anderen
Nervenkrankheiten leiden.
Hierher gehören 6 Lehrer, weldie anleer der Nearaethenie noeh
an anderen Nervenkrankheiten litten, nämlieh IGgrine 3 FftUe,
Fadaliel&hmnng 1 Fall, Trigeminuslflhmnng 1 Fall, Greniekkrampf
1 iVOl.
1. Der eine Migrflnekranke klagt Aber Henklopfen, AngstzntUUide,
Zwaogsgedanken nnd Eopfdnick. Er ist 7 Jahre im Schnidieaat, gibt
10 Staadeo Privatontenidit, nnterrichtet 65 Kinder; er hat den Unter-
richt noch niemals ans Geaandheltarflckaichten aaageaetst, ,,obwolil es oft
aötig gewesen wäre*^.
2. Der zweite Migränekranke hat aufserdem ein (wie sein Arzt sagt)
nervöses Majiecleiden. Er ist seit 36 Jahren im Sclinldienst tätig, gibt
kbiütü FrivatonterricUt, hat den Unterricht aas GesondheitsrUcksichten nie
ausgesetzt.
3. Der dritte Migränekranke leidet an TerdanBagsbescbwerden, ner-
T(i8ea, abnormen Empfindungen am Herzen nnd an Ordbelei. Er ist seit
30 Jahrea im Scholdienst, hat nnr aaf kurze Zeit den Unterricht anasetzen
mflssen. In diesem Falle datierte die MigriUie schon seit dem 15. Lebens-
jahre. In den beiden vorigen F&Uen entstand die Migr&ne spiter; einmal
litten auch die Geschwister daran.
4. In dem Fall von FacialislJlhmung traten Blntandrang nach dem
Koj't und Angstgefühl auf. Dieser Lehrer ist seif, 24 .Tahren im Schul-
di€Qät tätij?; er erteilt seit lö Jahren keinen l'n\;itiinleiTicht mehr, er
unterrichtet immer in derselben Klasse (Unter- und Mittelstufe drei Ab-
teilmigen zu gleicher Zelt) 70, im letzten Jahre 80 SebOler. Den Untere
licht hat er ans Gesondheitsrilcksichtea niemals aasgeeetzt.
5. Der FaU mit Gemckkrampf Idagt Aber Angst, beschleanigte Herz-
tätigkeit, Kopfdrnck, Kopfschmerz, Zittern der Hände. Er ist seit l8Vs
Jahren im Schuldienst; nnterrichtete früher 146, jetzt 6Ö — 7U Kinder;
gab früher 1 — 2 Stunden Privatunterricht taglich, jetzt keinen mehr. Er
hat ans Gesundheitsrücksichten (kn rnterricht ein Vierteljahr lang ausgesetzt,
Ci. Der Fall mit Trigeminusncnialgie klagt tiber Zwangsaedauken und
Kopfdrnck. Er ist seit lö Jahren im Schuldienst; gibt keinen Privat-
saterricbt; unterrichtet 60 — 70 Kinder; hat den Unterricht aus Gesund-
hätSTttcksicfaten noch nie ansgesetzt.
ß) Neurasthenische Lehrer, welche aufserdem an aknten
Krankheiten litten.
In 41 Fällen von den 106 Lehrern liegen aniser der Neurasthenie
noch aknte Krankheiten vor. Diese aknten resp. enbaknten Krank-
Digitized by Google
!
306
beiten dauerten verhsltnisrnftrsig kurze Zeit und standen aogeii'
seheinlicb mit der Neurasthenie in keiner Beziehung. leh babe auch
eine GolloidoyBte wegen der Operation und einen Bandwnnn weini
der Knr mit bierber gerechnet. Es bandelt sieb um folgend«
Affektionen:
Typhoa 4inal, gastrisches Fieber Inud, Laogenentzflndnng Tmil
Broncfaialkatanb Imat, Brost- und Bippenfellentzflndong 3 mal, Hsndd-
anscbwellung 1 mal, Diphtberitis (mit Stimmbandlähmung) 1 mal, Stimmbtad'
katarrb 1 mal, Stimmbandl&hmung 1 mal, Kopfrose 1 mal, Ruhr 1 msl,
Scharlach 1 mal. Influon/a Omal, Rlinddarmentzfindung 4 mal, Gelenkrheuma-
tismus 7 mal, Muskelrheumatismus 1 mal, rheumatische Kniccrolctik-^entztluiiuce
1 mal, Karbunkel 1 mal, Operation (wegen CoUoidcyste der Zunge) 1 mal,
Bandwurmkur 1 mal.
Diese 41 Leluer eikraukten an folgenden nervösen Beschwerden:
Angstzustäüde 18 mal = 4^^/o
Zwaugsgedanken 1 1 mal = 2t>"/o
Kopfdruck und -schmerz iJimai = 75%
Herzklopfen 23 mal = 56 Vo
Schlaflosigkeit Snial = 19%
Nervositit lOmal » 24%
Anfgeregtseui, Unruhe 5 mal = 12%
Blutandrang zam Kopf 2 mal
Gereiztheit 2 mal
Beängstigende Träume 2 mal
Augenflimmem 3 mal
Müdigkeit, Abspaimung 3 mal
Beklommenbeit 1 mal
Dyspepsie Imal
Gedftchtnissdkwfldie Imal
^UoznfnedeDheit'' Imal
Von diesen 41 Lehrern sind der Eonftesion naeb:
Protestanten 33
Katholiken 8
Israeliten —
Von ihnen sind 36, d. i. 87%, Terbelratet
Bs waren Nerven* oder Geisteskrankheiten:
bei dem Vater Imsl
„ der Matter 3mal
„ Geschwistern 8mal
Es waren von ihnen bis anm Lehrerexamen gesund: SOLebisr
^ 73%. Die Qbrigen 11 Lehrer litten vor dem Lehrerezamen an:
Xypbns Imal, LungeneDtzflodong Imal, Hals- und Brastbeschwsrdcs
Imal, Rheamatismns 3 msl, Obrlsidsn Imal, nerrOsem Herzklopfen Imal,
Kopfschmerzen 2 mal« Nasenbluten Imal, Knrzsichtigkeit Imal« Hsstea
Imal, Polhitionen Imal.
Digrtized by Google
307
Von diesen 11 Lebiem kommt bei 2 Lebiern Nerrosität in
dar Fluulie vor. Einmal bei der Mniter, einmnl bei Vater, Hntter
Tmd GeBobwisteni. Der eine dieser beiden Lebrer ist nnyerbeiratei.
Beide beben niebt für Angebörige zu sorgen. Der eine ist 9, der
andere 16 Jahre lang im Schuldienst tätig. Jeder von beiden unter-
richtet 60 Kinder. Der eine gibt 2. der andere 5 Privatstunden
pro Woche. Der eine bereitet sich IVa, der andere 1—2 Stunden
täglich auf die Schule vor. Der eine hat den Unterricht ans (TPsund-
beit'Tücksichten aussetzen müssen. Er litt als Kind schon an Kopf-
schmerzen, während seines Examens an Kopfschmerz and Magen-
beschwerden, erkrankte gleioh nach dem Examen an Gelenkrheumatismus
und iVs Jahre später an Lungen pntzündung. Er ist schliefslich an
Kopfimck, sebr bftnfigem Heizklopfea, ZwangSigedanken nnd Angst
cdnnkt. Der andere Uit als Kind an Hetsklopfen, erkrankte IVt
Jabre naeb dem Examen an ^^bns und ist spater an Hersklopfen
md Kopfdniok erkrankt.
Von den 11 Lebrem litten 3 oder 27% wBhtend dee Lebrer-
cnunens an nervösen Beschwerden. Von den ttbrigen 30 Lebrem
litten 2, d. i. 6" o, währeud des Examens an nervösen Beschwerden;
zusammen also von obigen 41 = 5 Lehrer oder 12"/o. Es haben von
den II Lehrern b oder 45 lur Angehörige zu sorgen oder zu sorgen
gehabt, von den übrigen 50 = 23 oder 76%« zusammen von 41 also
Üb oder 68 7o.
Bs sind im Sebnldienat tätig:
fon den 11 Lehrern tob den 30 Lehrern Jahre
1 0 1—6
2 2 5—10
1 4 10—15
2 9 lö— 20
0 7 20—25
1 2 25—30
2 6 30-35
2 0 40-45
Es erteilen Privatunterricht:
bis ZQ Stunden von den 1 1 Lehrern von den 30 Lehrern
2 2 1
4 2 3
6 2 2
8 0 3 •
Femer bis zu 24 Standen einer yon den 30 Lebrem. Je einer der
11 und der 30 Lebrer erteilt seinem eigenen Sohne Unterricht nnd ist
obeo inbegriffen.
Digitized by Google
308
Es unterrichten im Dorohsohnitt:
1 1 T aIimm
rvincier
u
1
i
Ofi an
— »»u
1
2
ty} — o\j
o
o
in
A
»
Q
9
Dv— lU
1
3
70— 80
1
1
• 80— 90
0
2
90—100
1
1
100—110
ü
1
120—130
Hierzu ist zu bemerken, dafs einzelne Lehrer im Beginn ihrer Lebr-
tfttigkeit weit mehr Kinder unterrichtet haben:
einer: in den 3 ersten Jshren dnrchschnittlicli 120 Schfller»
in den 3 folgenden Jahren dnrchschnittlich 135 Bdifller,
dann bis jetzt durchschnittlich 90 ;
einer: in den ersten 7 Dienstjahren 65 — 70,
in den zweiten 7 Dienstjahren 25 — 28;
einer: in den ersten Jahren höchste Zahl 84 Schüler,
jetzt Oberklassc mit 48, Unterklasse mit ;)4 (zweites Schuljahr);
einer: 9 Jahre lang 20 — 30 Schüler (eiuklassige Sciiuiej,
8 Jahre lang 80^100;
emer: an&mgs taglich in 2 Klassen 160 Schttter ein Jahr lang,
dann drei Jahre 140 täglich in 2 Klassen»
dann 80, 70, 60, jetzt 50;
einer: in den ersten b Jahren 80 SobttLer, zawellen 110 in einer
Klasse, später 50 ;
einer: in einer Klasse bis 80 Schiller; er unterrichtete auch in acht
Klassen mit 6 Lehrkräften und Ö05 Kindern, dartmter nur
60 deutscher Zange, so da£s anf einen Lehrer 101 Kinder
k(Mnnien;
einer: durchschnittlich einige 50. Er hat unterrichtet 98, 96, HO,
60, 50, 40 Kinder. Auf dem Lande und bei ungeteilter
Schulzeit 80 von 6 — 14 Jahren, znizeit in einer Gymnasial-
Vorklasse nur zwischen 18 und l^S.
Es verwenden täglich auf Schulvorbereitung und Korrekturen:
bis zu Standen von den 11 Lehrern von den 30 Lehrern
15 4
2 5 18
3 1 7
5 0 1
Bs würden dauemct ohne Übermfldnng nnterricliien kdnnen:
von den 11 Lehrern von den 30 Lehrern bis zu Stunden
1 0 2
2 4 3
1 1? 4
4 7 5
Digitized by Google
ao9
TOD den 11 Lehrern von den 30 Lehrern bis ta Standen
1 2 6
1 0 7
1 0 8
Die Ferien haben aus Gesundheitsrücksichten verlängert von den
11 Lehrern d. i. 27%, von den 30 Lehrern 17, d.i. 56 7o, und
3 Lehrer hätten es wohl nötig gehabt, aber ans Geldmangel nicht
getan. Den Unterricht haben wegen nervöser Beschwerden aussetzen
Dflssen Ton den 11 Lehrern 4 = 36%, und einer hatte es aniher^
im nötig gehabt; Ton den 30 Lehrern 16, d. i. 53%«
Ober die Zeit, wann sie an Ketrositat erkrankten, liegen bei
diesen 41 Lehrern folgende wenige Angaben vor.
Von den 11 gibt nur einer hierttber an, dals er 23 Jahre nach
dem Efacamen erkrankt ist. Von den 80 Lehrern geben 11 Lehrer
folgendes an:
1 Lehrer erkrankte 1 Jahr nach dem Examen
1 9
^» j» 9 n n n
Ji» » n
^» » ^^n»» n
1» »» l^i»»« n
Ij» u ti n n n
1 m
Der eme Lehrer, weicher im 1. Jahr nach dem Examen erkrankte,
ist, besser gesagt, sop^leich nacli dem Examen erkrankt. In den
übrigen 29 Fällen war entweder nichts angegeben, oder aus der An-
gabe der Zahl nicht mit Sicherheit zu ersehen, ob sich die Zahl anf
die Nerrotitftt oder anf die andere Krankheit besiehen sollte.
^) Nenrasthenisebe Lehrer, welche aufserdem an anderen
chronisehen Krankheiten litten.
Unter den 10(3 Lehrern mit anderen Krankheiten neben der
Neura&theuie befinden sich 59 Lf>h rer, welche aulser an Neurastiienie
an anderen chronischen K-iankheiten litten. Diese 59 Lehrer
u&d der Konfession nach:
Protestanten ÖO »
Katholiken 7
Israeliten 2
Von ihnen sind 46 verheiratet, d. i. 77%, darunter befindet
luh ein Witwer.
Digitized by Google
310
Nerven- oder Geisteskrankheiten waren unter ihnen vorhanden
in 14 Lehrerfamilien, d. i. 23%, namlicli:
beim Vater 4 mal (darunter ein Alkoholiker),
bei der Mutter 7 mal,
bei Geschwistern 5 mal (daninter ein Fall von Selbstmord mitgezählt).
Bis zu ihrem Lelirerexinnen waren von ihnen 45, d. i. 76%,
gesund. Vor dem Lehrerexamen hatten bereits Krankheiten über«
standen 14, d. i. 23 7o.
Erste Gruppe: Die 14 neurastheniaohen Lehrer« welche
aufserdem an anderen ohronisohen Krankheiten litten
und bereits vor dem Lehrerexamen Krankheiten über*
standou hatten.
Diese 14 Lehrer hatten vor ihrem £xamen gelitten an folgendeu
Krankheiten :
Kopfkongestion, Kopf web» Schwindel 2 mal
/wanjrsffedanken 1 mal
Angst/uaLände 1 mal
Lmigenaffektionen 3 mal
Nasen-, Bachen- und KeUkopfleiden 2nial
Herzklopfen Imal
Blntarroat, Nasenbluten, Schlaflosigkeit . . , 3 mal
Yerdanungsbeschwerden Imal
Pollutionen 1 mal
Bei diesen 14 Lehrern kommt in 4 Lehrerfamiüen Nerrositttt
*Tor, nämlich:
In Fall a mit Kopfweh und Schwindel war die Mutter nervös.
Dieser Lehrer erkrankte 13 Jahre nach dem Lehrerexamen an
Mittelohrkatarrh, welcher operativ behandelt wurde, worauf das „Be-
finden bei soigfidtiger Lebensweise besser geworden'' ist. Der be-
treffende Lehrer hat früher mttTsig gerauoht, nach der Operatiott aber
nieht mehr, obsohon er duroh das Niohtranohen wenig Linderang
seines Übels versptlrt hat. «Bier trinke ioh sehr mäfsig, es be-
kommt mir aber jedesmal recht gut Je weniger ich mich geistig
anstrenge, desto besser befinde ich mich.** Dieser Lehrer klagt jetzt
besonders über Kopfdruck. Das von seinem Ohrleiden herrührende
Sausen und Sin^^en im Kopfe stört ihn besonders nachts (Schlaf-
störung). Er ist seit 35 Jahren im Schuldienste; verheiratet; hat
früher 70, in den letzten 7 Jahren aber nur 35 Kinder unterrichtet.
Er gibt jetzt o Stunden Privatunterricht, hat früher mitunter 8 — 10
Privatstunden wöchentlich erteilt. Er ist ein Viertel Jahr lang aus
Gesundheitsrüoksiohten beurlaubt gewesen.
Digitized by Google
311
Fall b: Vater ist mitunter sehr enagt, dia Mutter laiolit Teisagt.
Dionr Lehrer leidet seit seiner Kindheit an Zwangsgedaaken, die
ihm das Leben unendlich erschwert haben. Atreh jetzt noch leidet
er düiuüLer, Er ist ieruer kurzsichtig. Er ist ^'e^hel^atet, hat fiir
seine zwei Brüder gesorgt. Er ist seit 21 Jahreu im Schuldienst,
bat 50 — 55 Kinder im Durohsehnitt untorrichtot and wenig Privat-
nnterricht gegeben.
Fall c: Die Matter leidet an chronischer Unterernährung. Eine
Sehwsster der Matter ist nenrtts. Die Giolseltom mütterlicherseits
wsrsn es aneoheinend aaoh. Dieser Lehrer litt an Schwäche der
Vcrdanmig und an Neigung an Erkaltungen. Iir ist seit 9 Jahren
im Sehnldienst nnd nnterriohtet dnrehsohnitttieb 53 Kinder. Er
nsohte Keblkopfkaterrb dnieh nnd eifcsankte spftter an Angstenstinden,
IHufigen Zwangsgedanken nnd naob jeder Überaostiengung an Kopf«
draek, Hersklopfen und sobieohtem Soblaf.
Fall d : Die Mutter hatte Tor der Geburt dieses Lehrers Typhus
d ist jetzt noch uei venkrank. In diesem Fail wurde früh, im
zphiiten Lebensjahre, onaniert. Lange Zeit Pollutionen. Der Be-
irettende ist 16 Jahre lang im Schuldienst und unterrichtet öO Kinder
durchschnittlich. Er erkrankte an An^rRtzuständen, Zwangsgedanken,
Kopfdruck und Herzklopfen, wodurch er öfters gezwni^n wurde,
den Onterricht aussnsetaen. Bei den übrigen 10 der 14 Lehrer ist
in der Familie keine nenrOse hereditäre Anlage Torhanden.
Von diesen 14 nenrastbenisehen Lehiem litten wflbrend des
Ldusiezanieiis 9 an nerrOsen Besobweiden, d. i 64%> nnd anfser-
dsm litt einer an Lnngeospitzenkatarrb wfibrend des Examens» aber
ttiskt an nerrteen Besebwerden. Dadnrdb erhöbt sieb der Pxossnt*
Mb Ton 64 anf 71% wftbrend des Examens kranker Lehrer unter
diesen 14. Es haben von den 14 neurasthenisohen Lehrern 7, d. i.
50Vo, für Angehörige zu sorgen reap. zu sorgeu gehabt. Diese
Ii Lehrer sind im Schuldienst angestellt :
1 — 5 Jahre lang 2 Lehrer
6-10 „ , 3 ,
10-15 , . 2 .
16-20 , , 4 .
20-28 , , 2 .
25-80 . , 1 .
Es erteilen von ihnen PriTatonterricbt:
bis zu 2 Standen pro Woche 2 Lehrer
»»4 „ „ j, ....,.,3 n
» n ^ w n ■ 2 1»
SckolfMiiBdhvttapfleg«. XVIL 15
812
ist fsa bamerken: Ein Lehrer, welcher jetzt 3 Standen
Frivmtnntenioht «rtoilt» gab früher bedeutend mehr, 8 — 10 Standen
wOehentiieh. Einer, weloher nnr 1 — 2 Standen wdohentlioh Privat-
nnterrioht erteilt, gibt an, er habe infeige eeinea Nervenleidens wenig
PtiTatimteErioht gegeben. Biner von denen, weLohe 4 Standen Privat*
anterri<dit pro Woche geben, gibt aoAerdem noch 2 Gkeangastnnden
in einem Geeangveretn. Femer gibt einer, welcher nnter obigen
nioht mit anfgesählt ist, an, er .erteile im allgememen keine Privat-
stunden, nur gelegentlich nnterriohte er in Stenographie, hauptsächlich
im Winterhalbjahr, etwa 2 Stunden. Gegenwärtig arbeit** er taglich
4 — 5 Stunden an seiner Vorbereitung für die MittelschollehrerprüfaDg,
aber nie bis zur Erschöpfnu?.
£s unterrichten im Durchschnitt die 14 neurasthenischen Lehrer:
20— 30 Kinder 2 Lehrer
50- 60 „ 5 ,
eo— 70 „ 1 „
70— 80 • 3 «
80-90 „ 1 „
90-100 „ 1 ,
100-110 „ 1 ,
Auf Korrektnren and Sohalvorbereitong verwenden tflgUoh von
den 14 Le)irem:
bis zn 1 Stande 1 Lehrttr
„ „ 2 Stnadea 8 »
4 9
Unter den beiden letzteren ist einer Rektor.
£& würden dauernd unterrichten können, ohne zu übermüden;
bis zu 3 Stondea 3 Lehrer
9 n ^ n J »
n p ^ n 2 „
Von den 14 neurasthenischen Lehrern haben 10, d. i. 71%, die
Ferien aus Gesundheitsrücksichten verlängern müssen. Den Unter-
richt haben von den 14 Lehrern 7, d. i. 50°/o, wegen nervöser Be-
schworrlfMi aussetzen müssen. jFemer hätte einer das Aussetzen des
Unterrichts nötig gehabt, und ein weiterer hat .,den Unterricht nicht
gerade ausgesetzt, ist nher wegen nervöser Kopfschmerzen untätig
gewesen". Rechnet man diese beiden mit, so erhöht sich der Prosent-
säte von 50 7o auf 64%.
Ich gebe nun eine Tabelle über dieee 14 Lehrer (S. 313). Sie
zei^ deren Eirkrankungen vor dem £zamen, Bodann die Krankheiten
Digitized by Google
313
a
'S
s
9
'S
ex o
s s
E o
« ±
Q O
i5 a
o
s .«
tx
a
«I
a
TS
5
4? -2
Ja
§•2
a
JMI
o
u a
S
^ je
3
CS
3 Jtf
13
N3 »
O
© = X 2
'SSM'*'
^ 3 •*< «
S
«
bö
s
-2 'S
08 ; ©
o
u
M
O
S
a
(10
a
3
I.:]
a
o
£
a
3
I
0
»«
tc
a
3
tc
u
0
ß
■ .a
'S
12
Ä. - 3 fi
n4 a
o 5
&0
« ^
r
bo
a
3
a
u ■ O
C O 3
I
CS
'S •*
3
s «
Iii
© «
»2 ©
o
o n k
5
«*
a
a
00 cw
<0 *-l
CO Ol
o
I O 'S eot*<0
Digitized by Google
314
1
nacb dem Examen, soweit es angebt, mit Angabe der Zeit ibrer
EiitbLehuDg, und schlielslich ilie bei Beautwortuüg der Frageu voi-
bandenen nervösen Bescbwerdeu.
Zweite Ghmppe: Die 45 nenraBtheniscben Lehrer, welche
anrserdem an anderen cbroniflchen Krankheiten litten,
aber bis zu ihrem Lehrerexamen gesund waren.
Ton diesen 45 nearasthenisehen Lehrern litten wfthrend des
Lehrerezamens 3 Lehrer an nervdsea Beschwerden, d. i. 6%. Von
den 45 Lehrern haben 30, d. i. 60 Vo, für Angehörige zn sorgen. Es
sind von deu 45 Lehrern im Schuldienst tiitig:
1— 5 Jahre 2 Lehrer
5—10
4
10—15
... 8
15—20
n • •
. .15
20—25
m • •
. . 5
25—30
.. 6
30-35
M • •
... 4
40—45
»1 • •
. . 1
EiS erteilen 19 von den 45 Lehrern, d. i. 42%, Privatunteniobt
nnd awar pro Woche:
bis zn 2 Standen 6 Lehrer
4 » 3 „
6 » 5 n
8 » • ' 1 »•
10 . 1 ,.
12 , l ,
16 1 ,
20 . ..... . 1 „
Hierzu ist su bemerken: Zwei dieser Lehrer nnterrichten des
eigenen Sohn mit I — 2 resp, 6 Stunden pro Woche. Ein Lehrer,
welcher jetzt eine Privatstunde wöchentlich erteilt, gab deren früher
3 — 1> wöchentlich Ein Lehrer erteilt die 4 Stunden in einer kauf-
männischen Fortbildungsschule. Ein anderer erteilt die erwähnten
ti Frivatstundeu nur im Winterhalbjahr. Die 12 Privatatunden
weiche der eine Lehrer erteilt, sind Kiavierstunden. Unter den
übrigen 2ü Lehrern, welche keine Privatstnnden erteilen, bedürfen
noch 5 einer Bemerkung. Einer dieser 5 unterrichtet seinen eigenen
Sohn, gibt aber keine Stundensahl an. Ein anderer hat früher
Privatotnnden gegeben, jetst aber nicht mehr: ^kum es nicht mehr**.
Ein dritter erteilt keinen FriTatunierricht, ist aber im Nebenamt
Kantor, Organist nnd Küster. Ein vierter erteilt auch keinen Privat-
nnterrieht, ist aber „mindestens 2 Standen taglich bei der Postagentnr
oiyiiizüd by Google
315
beschäftigt". £in fünfter echreibt: „Gtegenwärtig erteile ich keinen
Privatanterrickt; in den ersten 8 Jahren gab ich tägliok diiioh>
eeknittkoli 2, also wOehantlieh 6 SCnnden» un nieht binigam sa
mflasen, deim das Gabalt betrug jibrliab 540 Hark.*
Es nnterriobten im DavebiekDitt von den 45 Lsikrem:
30— 40 Kinder ....
. 2 Lehrer
40— 50
. 2 .
ÖO— 60
. 13 .
60— 70
. 10 ,
70— 80
. 10 .
80— 90
WJ • • • «
. 6 n
100—110
. 1 r.
Hierzu sind folgende Bemerkungen zn machen:
1. Ein Lehrer unterrichtet CO Kinder unter gemischt- sprach-
lichen Verhältnissen,
2. Ein Lehrer ^ibt 65 — 70 Kindern, seit einigen Jahren immer
75 Kindern Unterricht.
3. Dieser Lehrer hat 6 Jahre laug über 150, manchmal über
180 Kinder unter erbärmlichen räumlichen Verhältnissen allein
nnterrickten müssen. .,Iok fand bei den nächsten Vorgesetsten trotx
dessen kein Entgegenkommen, diesen Verhältnissen energisok zu
Leibe zu gehen, bis ich mir selbst gekolfen habe. Jetzt unterrichte
ick tKgliok auf einmal etwa 50 Kinder Tormittags, naekmittags vier-
mal je eine Stnnde etwa 70 Kinder.*
4. Ein Lebrer nnterricktet 60 Kinder in 5 Abteiinngen, alle
Jskigftnge in einer Klasso insammen; die Scbnle ist also eine ein-
klassige, so im Winter. Im Sommer in 2 Klassen, Oberklasse mit
3 Abteiinngen, Unterklasse mit 2 Abteilungen. Im Winter w0okent-
liok 32 Standen, im Sommer 30 Stunden Unterrioktsaeit.
5. Dieser Lehrer nnterricktete bis snm Jakre 1896 110 Kinder,
seitdem 70 Kinder.
6. Dieser Lehrer ist 15 Jahre im SchulüieühL Seit seiner
letzten Anstellung — seit '6 Jahren — unterrichtet er 102 Kinder;
in den 8 Jahren vorher B2 Kinder.
7. Ein Lehrer unterrichtet (lurcliprhnittlich 75 Kinder in 2 ver-
schiedenen Klassen ; in der ersten Kl!ts^;e die filtesten 5 Jahrgiin^'p
mit 45 Kindern, in der untersten Klasse die jüngsten 3 Jahrgänge
mit 30 Kindern.
8. Dieser Lehrer ist 18 Jahre lang im Sekuidienst tfttig. Kr
unterrichtete durchschnittUok 70 Kinder ; in den ersten Jakzen 45,
spftter 70, seit 5 Jahren nnterriektet er 9ö Kinder«
Digitized by Google
316
9. Dieser Lehrer ist 31 Jahre hin? im Schuldienst tätig. Die
eisten 6 Jahre hat er 120 Kinder uuternchtet, seitdem etwa 45.
10. Der Lehrer schreibt: „Als junger Lehrer auf dem Lande
hatte ich bei 32 Dienststunden aufser dem Kirchendienst während
2 Jahren die zweite KirohBohaUdasse mit etwa 90 und die dritte
mit mehr als 95 Schülern zn untemohten. Während der ersten
10 Jslire am hieeigen Orte botrag die DarchaohnittBaalil 60. Durch
Teilmig nach Gesohlaohtem ist die Zahl in der lllldolienmittolaebiile
auf 86 herantergegangen. Naeh dem neneaton Standenplan habe loh
in 10 EUaaaon m nnterrioliten/
11. Wfihiend der eisten 3 Dienatjabre nnterriobtete dieser Iiebrer
60, wllbrand der folgenden 10 Dienatjabze Aber 100 Sehfller von
8 Alteiasinfen, jeist 50.
12. Dieser Lehrer hatte im Jahre 1881/82 149 Kinder des
ersten Sohuljahrefi zu unterrichten, heute dagegen 50 Mädchen der
Mittelstufe.
13. Der Lehrer, welcher 29 Jahre im Schuldienst ist, unter-
richtete in den ersten 15 Dienstjahren ca. 25, später ca. 50 Kinder
dorohsohnittlich.
14. Dieser Lehrer hat in den ersten 10 Dienstjahren ca. 75 — 80,
seither ca. 50 — 55 Kinder durchschnittlich unterrichtet.
Es verwenden tfiglioh auf Schulvorbereitang nnd Korrektaren
Ton den 45 Lehrern:
bis SU 1 Stande. . . 13 Lehrer bis za 3 Stondea. . 8 Lehrer
2 Stunden. . 22 4 « .. 3 „
Es wftrden von ihnen danemd untemohten kOnnen, ohne zu
Obennttden:
bis zn 1 Stande'. . . 1 Lehrer bis zn 4 Stunden . . 17 Lehrer
2 Stunden . . 4 5 ... 9 „
3 ,..7, 6 ...6,1
Von diesen 45 neoiastbenisoben Lehrern haben 28, d. i 62%»
die Ferien ans QesnndbeitsrüelDBiehten rerlängert. Aii(berdem hatten
2 Lehrer dies nötig gehabt, es aber nicht getan. Wegen nerr^r
Beschwerden haben von den 45 Lehrern 19, d. i. 42%, den Unter-
richt üussetzeu müssen, und 5 weitere hätten dies uüLig gehabt,
haben es aber nicht getan.
Aus der nun folgenden Tabelle geht hervor, an w elchen Leiden
diese 45 Lehrer zunächst nach dem Examen uud nach wieviel Jahren
sie erkrankten, sowie an welchen nervösen Beschwerden sie zur Zeit
der Beantwortung der Anfrage litten.
Digitized by Google
S17
,§ I Zeit der Er-
g ' krankung Dach
's Ii dem Examen
Die 45 nearasthenitolieB Lehr«r
Art der Erkrankaiig nuih
jetzig« Uta
8
8
4
5
6
7
8
2
10
?
9
6Vt
IV.
11. 90
9
8
10
10
11
1
"
13
17
14
9
16
5
1 "
17
22
18
6
19
2
20
7
21
9» 17
221
8
S8|
11
24
7
HidbikAtwrli KopfbenonaMnlMit» Ki^dnudi,
Anfre^nf, Nerroiitit
n»l<;Ieideii Herzklopfen
Hallleiden Angst, Zwnng^rr'^r^Aiiken» Kopf»
druck, Herzkiopten
Halsleidon, Mandolaffektionj Absj annunp, Kopfdruck
Halfmohenkatarrh j Augstzustando, nenrö«e Aufregung
Halsleiilpn polypöeeWndie-
rucgen
chron. Halaentsüodung
Heltldaen, GnUeniteiakoKk
BeiMikeit
Kehlkopfaifektion
chron. KehlkopfkeUrrb
KehUrapIkntMTb
Rarheiikut h:t}i
£acbeu-Jieidkopi katarrh
chron. Rachen -Kehlkopf'
katarrh
chron. BechenkeUrrh
Naaen-Bachenkatarrh
Ntienleita
Nasen-Mnaoheleohwellung
Rachenkatarrh
Uagen
kfttarrh, Migtloe^ B&.
morrhoiden
Mittelohrentzündung, In
fluenza, Migräne
Bronohialketorrfa, Denn<
katarrh
ohron. Bronchialkatairh,
Influenza (zweimal)
Lungenepi t zenkatarrh
Angttnutände, Koplärook
nervöse Magenschmerzen, Angst-
gefühl, Eeraklopfen
Nenratthenie, Angst, Zwangs-
gedenken, Kopfiwndk
Kopfweh, Gediehteiiiohwiohe,
Herzklopfen
Kopfdruck
Kopfdruok, Henklopfen
j Angst, Zwannr-i^edaaken, Her^
klopfen, Koptdiuck
Abspannung^
hoohgrad. KerTenschwache, Kop^
dmek, Henklopfen, Schlaflosig-
keit, Aufregung
Angstzostände, KopWmek, Hen-
klopfen
Kopfdruck, KopfschmeiK, Nenreu*
zucken
Sohlal losigkeit, Neurasthenie,
Übermmung, Kopfsohmenen
NenroMtStjKopfdruok, HeriUopCin
Herzklopfen
Kopfsohmerz, iierzkluptuu, Öchiaf-
loiigkeit
Kopldm«k
Angst, Kopfdruck, ZwaD|[Bgedna-
ken, Erekttoaen, PoUutumen'
Nervontit
Angstzustände, Kopf druck, Herz-
Uopfen
Digitized by Google
318
Die 46 neurfttthenitelieii Lehrer
1 Laufende '.
1 Zelt der Er-
krankung nach
dem Examen
1
r
Art der Erkrankung nach
dem EzjunAn
jetsiges LaidMi
26
l 2V4. 4
21Vt
Liincjenkatarrh
Lungenkatarrh und -Ent-
Blnleigaib im Xnie
ZwangBgedanken, Eopfdmck, ner^
vös« Zuckungen
16Vt
36
IV»
imngtPipiteeniBiwtioii
üopßimek, ueruiopten
27
Vi
LnofubliMhenerweito-
rasK
hod^sdige Nervenschwache, St5*
ru ngo 1 i fl 1 ' r T ! - ' t ä t i gk eit,Zwaiigt<
gedankuii, Kupiiiruck
28
10
Henfehler, Luftröhren-
iwopiurucK| Angst, ^wangsgeoutn*
ken, Henklopfen
29
s
HanerwflitaninK und Herz*
Terfettuo^
ZwangsgedAiikeii,Kopfdruck,H«rs-
klopfen, BidkeDtoDmenen, MmI^
tigkeit
.'-50
Hen^hler
Angst, Kopfdruck, Herzklopfen
311
11
uerzKiappenieJuer
KopiarucK, jaenuuopieii
32
3
Bluthusten
Angstzustände
88
9
Rheumatismus, Kopt- lind
Herzleiden
Kopfrchmers, Hnrsklopfen
34
Mageuleiden, Zuckerkrank*
heit
Kopfdruck
35
i
Magen« Darmkatarrh
Nervosität, Müdigkeit,Ab8pannung
86
l
M aj^enleiden
Schlaflosigkeit
37
chron. Magenkatarrh,
Typhni
Kopl Benommenheit, Schwindel
88
13
diron. Dwmkaterrii
Kopfichmers
89
?
Oelbnoht, Zaokerknnkheit
Angst, Kopfdniek
40
;
uaiienvteinKoiiK
rierromtat
"i
Hämorrhoiden
Müdigkeit, Abgespanntheit, Schlaf-
longkeit
42
Vi
9, 10
Ruhr, Kehlkopfkatarrh
Nierensteine, eiternde
Mandelentzündung
Kopldraok, Hersklopfen
48
3
Ekzem
Angstzustände, Sohwächeeniptin-
düngen, Selbttanordgedanken,
Depression, Kopfoniok, Hen-
klopfen
44
1
Bksem, Keaohhiuten
nervöse neschwerdeD,Hersklopfeii,
Hasligkeit
45 1
3
Syphilis
Herzklopfen
(Fortietsnng folgt.)
Digitized by Google
31»
Normen Ar TftgesUehteiiiliill in Sehnlen.
Voriiag, gehalten auf dem IiiLernat. Kongrefs
für Schulhygiene in Ivürnberg
von
Prof. Dr. M. GBUBER-Mönohen.
(Autoreferat.)
Der Sehiilimtemeht an Volks* tind Hittelsehtileii soll soviel als
irgend möglich bei Tageslicht erteilt werden. Bei allen Arbeiten,
bei denen die Augen in Anspruch genommen werden, müssen alle
Arbeitsplätze so ausgiebig erhellt sein, dafs die Arbeit bei aufrechter
Körperhaltung und ohne Anstrfcuguug des AkkoimMLii ionsapparates
verrichtet werden kann. Da die Morgen- und die spateren Nach-
mittagsstundeu im Winter häufig zu dunkel sind, sollte im Winter
soTiel ab möglich alle Augennaharbeit auf die Zeit zwischen 10 Uhr
Tormittag« und 3 Uhr nachmittaga verlegt weiden. Mit Rücksicht
auf die weehselnden Wittarangarerhftltaiase sollte ttberdiea der
Stundenplan eine gewisse Bewegliobkeit besitaen. Wo es mDglioh
iit, sollte „Ob er Höht** (Liehtein&U dwch dieDeeke) angewendet
weiden. Dies geschieht am besten mit Hilfe des Pnlt- oder Shed-
daohes. Wo Oberlioht niohi anwendbar ist» mnfo das Lieht soviel
als mdglieh von links oben und Tome den Arbeitsplätzen zugeführt
werden. Dajä richtige Vorbild für die Sciiulzimmerbeleuchtiiiig ist
dauü die Beleuchtung dns Malerateliers. Die direkten Sonnen-
strahleii müdsen von den Schulplützen ferngehalten werden. JEs ist
daher am besten, die Schul zim m er nach Norden, Nordwesten,
Nordosten zu orientieren. Zur Abbiendung der Sonnenstrahlen
bei anderer Orientierung acheint sieh besser als Vorhänge das so-
^annte Ornamentglas zu eignen. Nach Mitteilung des Bezirks*
arztee Dr. v. Alafbero bewährt es sich in der Bealaehule in
Ladwigahafen a. Rh. Torsflglieh. Im Institate des Vortraganden ist
Or. EüDOiiP Scbheider mit Beobaohtangen darüber besebifibigt.
Digitized by Google
320
Vorhänge sind so zu befestigen, daC$ sie, hochgezogen, nichts von
der Glasflftohe verdecken, nod dab sie ebensogut von unten nach
oben als von oben nach unten gezogen werden kOnnen, so dafs es
möglieh ist, je nach Bedarf nur den oberen oder den mittleren oder
den unteren Teil de« Fensters za yerdecken.
Völlig gesichert ist die Tagesbeleuehtung eines Arbeitsplatses
nur dann, wenn er diffuses Tageslicht direkt erhftit, d. h. direkt vom
Himmelsgewölbe. Allerdings gibt es Arbeiisplätse, die, ohne un-
mittelbar Himmelslicht zu empfangen, fast immer genflgend erhellt
sind. Zur Sicherung der ausreichenden Tagesbeleuehtung ist eme
gewisse Hinimalgröfse des lichtspendenden Stückes Himmels-
gewölbe erforderlich. Zur Messung der Gröfse dieses Stflckes eignet
sich am besten der WEtnousche Raum wiukelraesser. Mit Hilfe
dieses Instrumentes hat Hekma^k Cohn das erforderliche Minimum
Hunmelsfläche auf üU (^uadratgrade festgesetzt. Der Vortragende
glaubt, dafs man vorläufig an dieser Gröfse festhalten dürfe. Sie
gilt unter der Voraussetzung, dals das Licht senkrecht einfällt. Je
schiefer das Licht einfällt, je kleiner der Ele vfitions winkel ist,
den die Lichtstrahlen mit der Horizontalen bilden, um so gröfser
muTs das liohtspendende Himmelsstück sein, oder, mit anderen Worten,
umsoweniger trügt die Flächeneinheit Himraelsiläche oder ein Raum-
winkelgrad zur Erhellung des Arbeitsplatzes bei. Daher muls
jedesnml bei der Messung des Raumwinkels auch der mittlere
Elevationawinkel gemessen und der beobachtete Raumwinkel auf den
mittleren £leyationswinkel von 90** reduziert werden.
Bei Neubauten von Schulen soll der reduzierte Raumwinkel
Ton 60 Quadratgraden als Uinimum des lichtspendenden Himmels-
Stückes für jeden AibeitspUtB zur Grundlage genemmen werden.
Wenn die erforderliehen Daten gegeben sind (Höhe des B'enste^
sturzss, Pultiiöhe. Zimmertiefe, Entfernung und Höhe des der Fen8te^
wand gegenüberliegenden Gebäudes, Daohneigung, Trakttiefs des*
j^elben usw.), ist es leicht, die Gröfse des Raumwinkels für jeden
einzelnen Platz vorauszuberechnen, bezw. das Schuihaus so zu bauen
und zu Stelleu, dafs jeder Platz einen genügend grofsen Kaum wiakel
bekommt. Fkanz v. Gkubeu hat bereits 1887 f'ormeln für die
erforderlichen Berechnungen augegeben. Der Vortragende zeigt, dals
die trigonometrische Bereohaang nooh einfacher gestaltet werden
könne.
In neuester Zeit hat Gotsculicu den Versuch gemacht, die
Esststellung der Tagesbeleuchtung eines Platzes dadurch zu Terein-
Digitized by Google
321
ftehoi, da& «r fiach dem Vorgänge toh Fobbbtbb nur zwei Winkel
mama läbt: den Öffnnngswinkel, d. h. den Winkel, den der
obtnfte nnd der unterste Grenzetmkl, in der Yertikalebene von der
Mitte des Arbeitsfeldes zum oberen und zum unteren Rande des
sichtbaren Himmelstückes gezogen, miteinander bilden, und den
gröüäten EleFatiouswiükel, d. h. den Winkel, den der oberste
Grenzstrahl mit den Horizontalen bildet. Als Minimum für den
Ofirningswinkel setzt Gotbchlich 4^, ala Minimuni für den gröiaten
ElevatioDSwinkel 27® fest.
Der Vortragende hat emetliobe Bedenken gegen diese Vor'
Schläge. Der Öffiinngewinkel von 4*^ genügt nur dann, wenn die
liehtBpendende Fläeiie eine gewieae Minimalbieite hat. Got80HLI0h
setit TOTans, dab diese gegenwirtig in allen Sohnlen gegeben sei.
Diese Vorauesetanng ist allzu optimistisoh. Es Iftfot sieh leieht
leigen, dab sie nnriohtig ist. ÄndeEseits ist der Öffiiiingswinkel
mit 4^ anoh wieder flherflltssig gro& bemessen, wenn der Breiten-
Winkel grob ist (breite Verglasnng der Fensterwand), und wenn das
Licht steil einfüllt. Die Forderung, dals der gruibte Elevatiuns-
winkel im Minimum 27^ betragen müsse, geht zu weit, wenn die
freie Lage des Schnlgebfiudes sichergestellt ist. iSie würde zu groisen
Schwierigkeiten tuhren in allen jenen Schulen, welche eine geringe
Zunmerböbe aufweisen, z. B. in jenen Preulsens, in welchen die
Sehnlzimmer nur die zugelassene Jlünimalhöbe von 3,20 m besitsen,
nnd daher der grölste Elevationswinkel des fensterfernsten Platzes
bei 6 m Tiefe höchstens 24® 31' 10'' mifst. Anderseits könnte
die Formnliening Gotsohuohs die Anfmerksamkeit davon ablenken,
wie wichtig ein möglichst groiser Elevationswinkel (gröber als 27^)
ülr die Sneiohnng genügender Tagesbeleuchtong in der Praxis ist.
Je steiler das Liieht einftlli, nm so kleiner darf der nnrednsierte
Baumwinkel d. h. hei gleiohbleihendem Breitenwtnkel der Öffirange-
winkel sein, um so geringer braucht daher der Abstand der Fenster-
wände des Schulgebftudes von den gegenüberliegenden Gebäuden
oder anderen den Hüii/ont begrenzenden Gebilden zu sein. In dicht
verbauten, rasch wachsenden Städten mit hohen Baugrundprei-^pir
ist dies von gröister ökonomischer Wichtigkeit. Der Vortragende
zeigt an Beispielen, wie ungeheuer viel an Baogmnd bezw. an freien
Fliehen nm das Sehnlgebände hemm dadnroh gespart werden kann,
dafs man den Fenstersturz ins Nivean der Zimmerdecke
legt und die Gesehofshöhe in den untersten Gesohossen des
^nlgebändes möglichst grofs macht. Wfthrend s. B. unter be-
Digitized by Google
322
stimmten Voraussetzungen bei 3,2 m Höhe des Fenstersturzes über
dem Foisboden des Erdgeschosses das Schulgebäade von eioem 20 m
hohen Hause 57,3 m weit abgerückt werden mala, wenn der schlechtest
beleuchtete Platz noch 60 Qnadratgrade Raumwinkel erhalten soll«
genügt bei 3,5 m Höhe ein Abstand von 49 m, bei 4,5 m Höhe ein
Abstand von 31,8 m, bei 5 m Zimmerhöhe ein solcher von 26,4 m.
Selb«t7entiDdholi darf aueh der ö&uogswiiikel um so kleiner sein,
je grOJaer der Breitenwinkel ist. IfOgliobst groÜBe Fenafcerhreite,
mögliehst Tollstttttdige Verglasnng des ohersten Teiles
der Fenster wand ist daher ein drittes wichtiges Bil&mittel, um
auf engem Platse Sohnlsimmer mit ausreichender Brhelliing sn
eraielen.
Wtthrend die Fenster so hoch als möglich hinaufreichen mössen,
ist anderseits dringend sn empfehlen, die Fensterhrflstnng hoch
zu legen; 1,50 m über den Fufsboden und höher. Man verhindert
daduicb Blenduag durcli seitlich ins Auge emltilleuueä Liicht und
verbessert die Wärmeökonomie des ScLuIzimmers, vermindert ins-
besondere erheblich seine Abkühlung durch Leituniij nud Strahiuug.
Die Forderung, dafs die Fenstertiache minde.'^teijs ein Fünftel der
Buiieuriiicbe des Schiilzimraers ausmachen müs.'^e. ist übertrieben, in'U-
die Lriige der Fenster die richtige ist. Der untere Toil der Fen&ier
trägt dann sehr wenig zur Beleuchtung bei. Dr. äcuN£iDjBft sfceUte
auch darüber neue Versuche an.
Selbstverständliche weitere i^ordernngen bezüglich der Anlage
der Fenster sind: Ausschluls von Bogenfenstern, fiinsetsen der
Fensterrahmen in die Leibung des Fensters soweit nach innen, dab
der obere Band des Rahmens das Himmelsfeld nicht Terkleinert,
Verwendung möglichst aartor Fenstsrkrense, Gestaltung des obersten
Teilee des Fenstern als KlappflOgel ohne Unterteilung, AhsohiAgen
der Fensterpfeiler nach innen, insofern dies konstruktlT bei schmälsten
Pfeilern noch möglich ist. JNeben der Erhöhung der GleschoJshöhe
der ÜnteigeBchosse des Schnlhauses, Verlegung des Fensterstursss
ins Nivean der Zimmerdecke und breiter Veiglasung des oberen
Teiles der Fensterwand, ist ein weiteres wichtiges Hilfemittel, um
an Fläcbenraum zu sparen, ohne der Schule das Tageslicht zu ver-
kümmern, das Hochiegen des Ful'sLudeus des untersten
Sohulgeschosses. Der Vortrai^ende zeigt an Beispielen, wieviel
Ersparnis uu Fläche zu er/n-Ien i.st, wenn man den Fuisboden des
tieist gelegenen Scbulzimmers statt ins Straisenniveau 0,5 m, 1 m»
2 m über dasselbe legt.
Digitized by Google
323
Wfthrend unter bestimmten Vorftnesetznngen das SelinUiaas von
dem gegenüberliegenden 20 m beben Gtebftnde um 50,2 m abgerfiebt
weiden molb, wenn der JiHiAibodea des tie&ten Sebulsimmergesobosses
im Stralsennirean liegt, genügt der Abstand von 49 m bei 0,5 m
Niveauunterschied, der von 47,8 ra bei 1 m und der von 45,5 m
bei 2 m Differenz. Die Erhöhung der Maaern um 2 m hat daher
ein© Ersparnis an Hon/oiitalabstaDd um 4,7 m ermöglicht. Es ist
lediglich Sache des Kalküls, was billiger zn stehen kommt.
Durch Hochlegen des Fufäbodens gewinnt man event. ein
Sonteirain, das sich gut für Scbulbäder und anderes venrendmi lälst.
Wenn man mit dem Hochlegen des Fufshodens des Schulzimmos weiter
gebt, kommt man endliob zu dem Vorsehlage, den F. Gbübka sebon
1887 gemaoht bat: in Sebnlgebftnden an engen Stralsen nnd Hofen
nnr die Obergesebosse fflr die Sobnle beaw. den Unter-
riebt sa Ter wenden, das oder die Ünteigeseboflse aber anderen
Ofienilioben Zwecken m widmen, die keine solche Licbtfalle fordern
wie der Schulunterricht, allenfalls auch die Untergeschosse zu ver-
mieten. Unter gewissen Voraussetzungen ist dieser Vorschlag
hygienisch unbedenklich. Unter uDgünstigen örtlichen Verhältnissen
ttt er nicht selten das einzige anwendbare Mittel, um allen
Sehnlzimmem genug Licht zu verschatien.
Der Vortragende weist schliefslich auf die Notwendigkeit in
unserem Klima bin, zu verbindem, dafs sich die Fenster mit Kon-
denaationswasser beseblagen bezw. einfrieren. Mittel dazu sind
Doppelfoostor, soigflliltige Abdiobtnng der Fugen der Innenfenster
tind An&tellnng Ton wassetansiebenden Stoffen, z. B. Gblorkalzinm
im Zwiscbenfensterranme.^
Auob bei sebon bestehenden Sobnlbanten ist es das Wiobtigste,
fsBteastellen, ob alle Arbeitsplfttee eine genügende Menge von direktem
Himmetslicbt bekommen. Neben dem Raum Winkelmesser wird man
dtzn vielleicht auch den von Gotsciilich angegebenen Spiegel-
sextanten zweckmafsig verwenden können.
Sobald mau findet, dafs die Funlerung von 50 Raumwinkel-
graden (reduziert) nicht für alle Plätze erfüllt ist, wird man zunächst
trachten müssen, durch bauliche Veränderungen (Höherlegen d^
f eosterstorzes, Verbreiterang der Fenster, Abschrägen der Fenster-
* Kacb einer Uitteilun« in der Diskaision hat sieh ia den Wfirtberger
Schalen doppelte Verglatang der einfachen Fenster vorsSglidi
Digitized by Google
324
pfeiler, Beseitigung der Fensterkreuze), oder durch Beseitigung der
den Licbteinfall beschränkenden Bäume und Gebttudeteile vor den
Fenstern, oder durch Befp^^tiq-img von Luxferpnamen vor den Fenstern
das erforderliche Himmelsfeld herbeumaoliaffeD.
Was aber soll gesohehen, wenn alle diese Hil&niittel nidit an*
wendbar oder nicht ausreichend smd? Die radikale Fordenmg
lautet : alle jene Arbeitsplfttie an sperren, welche nicht mindestens
50 RanmwinkelgTttde oder nach Goibohligb 4^ öl&iiuigswinkel bei
mindestens 21^ gröfster Eleyation besitsen. Diese Forderung ist
über bei den beutigen Verhältnissen undurchführbar. Es würden
an sehr vielen Orteu fast keine Schulen übrig bleiben, wenn man
alle solche Plätze sperren wollte. iSur allmählich wird man die
schlechten Schulen und Schulziniiuer ausmerzen können. Tn7,wi«phen
wird man nur solche Plätze sperren müssen, für welche tat^aehiich
nachgewiesen ist» dals sie dauernd oder häuüg unzureichend be-
leuchtet sind.
Man wird selbstvei^tändlich die tatsächlich vorhandene Platz-
helligkeit nur an jenen Pifttsea messen, welche, weil sie kein direktes
Himmelslicht empfangen oder von einem au kleinen Stttoke Bimmels-
gewölbe ans beleuchtet werden, von Tomherein verdächtig sind.
Zur Messung der Platshelligkeit empfiehlt der Vortragende das
• WBBBBSche Photometer oder direkte Leseproben. Die photochemi-
sehen Methoden unter Verwendung gewöhnlichen photographisehen
Papiers sind grundsätzlich verfehlt; die von Rucziczka in Angriff
genommene Vorwertung des ÄNDBEESENSchen Rhodamiupapiers mit
Äuraminfilter befiadet sich noch im kStadium des Versuches. Alle
billigeren Photometer sind zu ungenau. Auch das WEBERSche
Photometer ist speziell für die Messung des Tageslichtes kein ideales
Instrument. Jedenfalls ist es für eine allgemeinere Anwendung in
den Schulen zu teuer. Vielleicht wird in der Zukunft mit den
Plimmerphotometern mehr zu erreichen sein.
Alle Beobachtungen Uber TagesUchtmessung haben mit der
* Schwierigkeit au 8oha£bn, dais die Tsgeshelligkeit enorme Schwan-
kungen zeigt. Man bekommt immer nur Momentanwerte. Wenn
man aus ihnen sichere Schlösse ziehen will, mUsaen die Beobachtungen
sehr oft wiederholt werden, und zwar zu ungflnstigen Zeiten. Dazu
eignen sich am besten die Leseproben, die ja überhaupt die Grund-
lage aller Messungsmethoden bilden. Cohns Lichtprüfer stellt eine
wesentliche Verbesserung' der Leseproben dar, da er ein einheitliches
Beobachtungsobjeki liefert. Das Instrument \&Sat sich aber noch
Digitized by Google
w«seiitiioh «nfaoher und biUigor maelieD. Die dem OoHNBchen
Lirtnunente beig^beneD Bani^gUseT lusen sioli snr Aufstellung
einer Nonn nioht yerwerten. Die Leseproben können in versobiedener
Weise angestellt werden, entweder indem man die Sobulkinder nnter
Kontrolle leeen IftÜBt, oder indem der Lehrer oder der Sebnlant selbst
lesen und die Geschwindigkeit messen, mit der sie lesen. Übung
and Disposition spielen dabei eine sehr grofse Rolle, daher müssen
stets KontroIlmessQDgen an sehr gut beleuchteten Plätzen gemacht
werden.
An solchen Platzen, welche kein oder nioht genuL: Himraols-
licht empfangen, l&lst sich die Helligkeit steigern, indem man die
Lichtreflezion erhöht: durch weifsen Anstrich der Zimmerdecke,
bellgranen oder hellgrünen der Wände, durch bellen Anstrich der
gegenüberliegenden Gkbäude oder durch Anbringung von Reflektoren
Tor den Fenstern, wobei aber Blendung dnroh seiüicb ins Ange
ebdzingendee Liebt Tormieden werden mnls. Zweoikmftlsig ist es
aneh, an Flfttee mit Terbftltnismäfeig sebwaeber Belenobtnng Kinder
mit sehr liebtempfindliehen Angen sn setseni die aneb bei geringer
natzhelligkeit noch volle Sehschärfe anfweisen. Hebmamn Cohn
bat unter nenn Personen eine gefanden, welche noch bei 1,6 Meter-
kerzen (rot) volle Sehschärfe besafs, und fünf Personen, welchen drei
bis acht Meierkerzen genügten.
Mädchentarnen in den Volksschulen.
Leitsätze zu einem Vortrage von 0. Witte - Elberfeld
an der XIX. HanptTersammlTinir des Bheinischea Taralehrer-
Vereins.
I. Für die Hldcben der Yolksschnleni zamsl in den Grofestadten, ist
es nodi n&tiger sb iBr die Schülerinnen an höheren Mlldchonschulen, dalli
SM einen geregelten Turnunterricht in wOcbentlicli zwei Unterrichtsstunden
erhalten, und ist es wünschenswert, dals sie anOaerdem an zwei wöcbent*
Ikhen Spielstanden teilnehmen.
Tl. Es kommt beim Turnunterricht der Mädchen nicht in erster Linie
aat die Erzielnnir von Anmut und Zierlichkeit der Bewegungen oder die
AneigDaug bestimmter körperlicher Fertigkeiten, sondern auf Förderung der
Gesundheit, StSrkung der KöiperkrAftOi Ausbildung der körperlichen Ge-
windthelt, Scbirfong der Sinne, Hebung des Selbstvertrauens, Pflege des
Genuinsbrns und Gewöhnung an straffe Zucht an.
III. Von besonderer Wichtigkeit ÜDr den Madchentamunterricht in
Tolkischalen ist die Aasbildung der Bewegongsapparate, zumal der Rttcken-
3^6
und Bauchmuskeln, die AusbilcluD;^ des Brustkorbs, die Furdemog der
Blatbildong, sowie die Stärkung des Herzens und der Lunge.
IV. Besonders zu empiehlen sind daher ÜbuDgeo im Gehen, Laufen
und Springen, Freiübungen unter Bevorzugung der Rumpf beugeübungen,
Hangflbiingea an der sctarflgen imii wagerechten Leiter» Üboogen an den
SdiankeliiogeD und am Rnndlsnf.
y. Solange Tamatnnden für die IfAdcihen der Yolkasdinlen nicht ein-
gefUirt werden kdonen, dnd wenigstens regdnift&ige Spielstanden ftkr die-
selben einzurichten.
VI. In den Spielstonden sind die Lauf- nnd Ballspiele zu bevor-
zugen.
VIT. Ftlr den Betrieb des Mftdrhentnmens in den Oberkla^-Lii «Itr
Volksschulen ist die Benutzung von Turnhallca wünschenswert. Für den
Tnrmmterricbt der Mittel- und Unterklassen sind Tamhallen niclit erforder-
lich. Die Spiele sind stets anf geeigneten Pl&tzen abzuhalten.
Yin. Fflr die ErteÜang des Tnmunterricbta bei den Mädchen der
Yolksschnlen sind besonders Fachtnmlehrerinnen oder für Turnunterricht
mitausgebildete Klas^eDlehrerinnen za empfehlen. Es können jedoeh aaeh
Turnlehrer bezw. Kla'^<-f^u1«'lirer zur Verwendung kommen.
IX Wo weder Turn- noch Spielstunden eingerichtet werden können,
ist wenigstens für reichliclie Bewegun;; iler Mädchen in freier Luft und
gelegentliche Ausführung geeigneter Bewegungen während der Unterrichts-
stunden zu sorgen.
X. Sehr empfehlenswert ist die EinfUmmg der Midchenferieaspiele
mit MüehbekOstigong.
Die Besprechnng. die auf den Vortrag folgte« war mehr eine General-
dislnission. Es wnrdc vermiedra, auf die einzelnen Leitsätze einzugehen
und auch über sie abzustimmen, weil es schlielslich mehr auf eine Kund-
gehnnj? des Vereins in dieser Fracke ankam, als darauf, festztistellen, unter
weklien Gesichtspunkten die Erteil'iffT des Unterrichts zu erfolgen liabe.
Oberlehrer Dr. Bürgass, der sich neben Frl. Martha Thurm, Piovin-
zialseliultat Klewe und Geheimrat Rovenhaoen hauptsächlich an der
Beratung beteiligt hatte, beantragte folgende Entschliefsung, die auch zur
Annahme gelangte:
„Die 19. Hanpt?eT8ammlimg des Rheinischen Ttamlehrer-Vereins hllt
es im Hinblick auf die Wichtigkeit eines gesunden und starken Geschlechts
für dringend notwendig, dafs auch für die MAdchen der Volksschulen ein
pflichtgem&lser Unterricht in den Leibesübungen eingeführt wird.**
(„Monatssclir, /. d, Tumwesm'', 4. Heft. 1904.)
Digitized by Google
327
Die liygieiitaeke ISIiTicltmig to Mheren Sehnlen ii Hfllhnsen
übt nadi den Hitteaimgen, die hieraber das „Ärt^v f, öff. OtsmäkeU^fi,
m IS8,'Loihr,*^ macht, sehr Tieles zn vflnschen flbrig.
In der Oberrealschale gibt es mancbes zn beanstanden, Insbesondere
die FafsbödeD, die SnhsellieD, die Beleachtni^, die Vorhänge, die Heiz-
Toirichtunpen, die Abortanlagen, die Reinigung nnd die Stxirungen in der
Umpelmng. Die Fiifsböden aus Tannenholz sind mm Teil so rauh, dafs
iie beim Betreten absplittern. Zwischen den Dielen belinden sich klaffende
Spalten. Diese sind die Schlnpfwinkel von Jflikroorganismen aller Art.
In einer 3 m langen, an einzelnen Stellen 1 cm weiten FuTsbodenrille
wurden 175 g ans Eohlenstanb, Holzspänen, zertretener Kreide, Papier-
Kboitzein und Pferdemist bestehender Kehricht mit einem ganz betrftcht*
fidien Gehalt an Mikroben , unter denen sich anch pathogene befiuideii,
gesammelt.
Die natürliche und kflnstliche Beleuchtung ist vielfach ganz unzu-
reichend. In der ganzen Schule befinden sich grüno Vorhänge aus dichtem
Stoff, deren Luftdurchlässigkeit minimal ist. Die Heizvorrichtungen be-
stehen zum Teil in Öfen ältester Konstrukiiuu. Als Heizmaterial dienen
grohstückige Steinkohlen, deren Herbeischaffuug und Eiuiülluug viel Schmutz
md Stanb mit sich bringen. Ranch im Klassenzimmer gehört nicht za
den Seltenheiten y da das Ofenrohr oftmals mehrere Meter lang ist, wo-
dnch die Fenenmgsgase im Ofen nnd Bohre zurückgehalten werden nnd
U8 aDen Fugen derselben hervorquellen. Was die Ventilation der Schnl-
annner durch öffnen der Fenster anbelangt, so lassen sich dagegen
namentlich dnnn Einwände erheben, wenn die Fenster mangelhaft kon-
struiert sind und das Scbulgebäude in geräuschvoller Umgebung liegt.
Die Abortanlagen befinden sicli in der Nähe von Klassen, und ihr
Geruch dringt in diese ein. Die Zinuiiei wunde sind in den meisten
Klassen nicht abwaschbar. Die Garderobe wird vielfach in den Klassen
üfbenahrt Die Beinigung des Gebindes nnd der Klassen ist unzn-
Kidiend; dies hat namentlich darin seinen Gmnd, dala ea an Arbeits-
blftan fehlt. In einzelnen Klassen ist der Lnffknbns zu klein. Auf dem
finzen Gebäude befindet sich kein Blitzableiter. Fflr den Fall einer Panik,
wie sie schon zweimal durch Blitzschlag entstand, sind die Korridore und
die beiden Trepyjen, die aus Holz gpbant durch zwei Stockwerke führen,
viel zu eng, die eine ist 1 m, die aniierc 1,35 m breit. Die Zahl der
Schüler aber, welche diese Treppe benutzen, beläuft sich auf einige hundert.
In einigen Klassen lassen sich wegen des Dampftrams nnd der auf der
Stnbe Terkebrenden zahlreichen Fuhrwerke die Fenster während des
üotcnichts nieht Offnen, nnd selbst bei geschlossenen Fenstern wirkt der
Stnfiwnlinn noch höchst stOrend. Hinter dem Gebäude befindet sich euie
8«k»IC»Mndk«l««plles«. XVIL 16
Digitized by Google
328
Fabrik, deren SchoniBteiD bo niedrig ist, dafe bei bestimmter Windricbtong
dichte Wolken von Eohlendampf gegen einzdne Kkssenfenster geworfen
werden, so dafs dieselben, oline den Baach in das Innere der Zimmer
dringen za lassen, nicht u'cölfnet werden können. Auch die Schornsteine
anf den beiden zur Anstalt peliöremicn Werkstätten sind zn niedrig, QOd
ihre Kauclnvolken füllen liiiutig den Hoframn.
Im Gymnasium sind die natürlichen und künstlichen Liclit Verhält-
nisse zu rügen; es gibt dort Unterrichtsraume — einige sind Tielklassen —
in denen stets ein gemütliches Halbdunkel herrscht. Mau mufs sich
darüber am so mehr wnndem, als die Anstalt zu einer Zeit (1B81) erbaut
worden ist, in der Massennntersnchnngen tiber die Angen der Scbnlküider
boreits Toriagen, nnd in der schnlbygienische Vorschriften beim Keabau
▼on Schulgcbftnden allerorts berticksii hti?t wnrden. In einigen Klassen
des Gymnasiums ist, obwohl darin im Winter um halb 9 Uhr morgens
unterrichtet wird, krine, in anderen Klassen hörh^f mnnaelhafte GaN-
beleuchtung. KippHüirel sind in den FensttM-u nicht vorhandeu. und von
den Luftscheiben hiuküuüiercü viele nicht, lune Lüttung mittels der
Fenster ist in den nach der Neugasse gelegenen Klassen während des
Unterrichts des Stralscnlärms wegen kanm möglich. Die Innenwände der
Klassen sind tapeziert. Der mit grobem, zum Teil scharfkantigem Kies
belegte Sdinlhof ist so klein, dafs nur die Schaler der nnteren Klassen
bis znr Quarta znm Spielen zugelassen werden.
Gej^en den zu frflhen Beginn des Vomiitta^stiulerrichts spricht
sich ein Volk^->rlinllehrcr in der ..Znr/'chn- Post'' ( 1 *.M)4, Nr. 1^8) ans. Die
BcstimmnnG'en üher die Stundenpläne der '^tndtzüivherisehcu Primär- und
Sekundnrsciiule, datiert vom 13. März VM)-J. veriügen folu'endes:
..Der Vonnittagsunien ieht beginnt von anfangs Mai bis Mitte September
in der ersten bis dritten Primarklasse um 8 Uhr, in der vierten bis achten
Primarklasse nnd in der Seknndarsobnle um 7 Uhr. Soweit die wöchent-
liche Stundenzahl es znlftfst, wird fttr die vierte Primarklasse der Beghia
des Vormittagsunterrichts in den Sommermonaten ebenfalls anf 8 Uhr angesetzt
Ton Mitte September bis zum Schlüsse des Schuljahres beginnt der
Unterricht in der ersten bis dritten Primarklasse um 9 Uhr, soweit die
Zahl der vscu I f^ntürhen riiterrichtsstnnden nicht die Ansetzung anf 8 Vhr
erfordert; in der Zeil von ,'\littc November bis Mitte Februar beginnt
der Unterricht bei vier btunden um S'/s Uhr, bei drei Stunden um 9 Uhr.
Der Naohiiiittagsuuterricht setzt um "2 Uhr ein."
Der Beginn des Unterrichts um 7 Uhr morgens ist nach der Ansicht
des Verfassers, der sich auf eigene Erfahrungen stützt, zu frtlh, nnd zwar
nicht nur für PrimarschOler, sondern andi fttr die Sekundärschule. Nach
seinen Beobachtungen müssen hierbei unter stfidtischen Verhältnissen, wo
die Kinder nicht so frühzeitig ins Bett kommen wie auf dem Lande, die
Kleineu zu einer Zeit aufstehen, wo sie noch nicht ausgeschlafen haben
Die Fol^re dnvon ift. dfifs das noch nii lit völlig ausgeruhte Gehirn in der
Schule srin< !i I>iensf versagt. Als ein Elementarlehrer den Kindern in
der ersten Stunde erlaubte, tun zu dürfen, was sie wollten, wurde es bald
Still in der Klasse, uud ein Köpfchen nach liem anderen sank aut den Tisch
hinunter. Eine Umfrage darüber, wer am Morgen regelm&fsig oder nur
329
hier und da oder gar nie geweckt werden müsse, ergab nach den eigenen
Worten des Autors folgendes:
,Die ente Untersnchang datiert vom 21* Jaimar 1901; SchollMguui
um 8Vt, erste Klasse der Sekondarsdiiile. Von 17 MftdcheD mnlsteii sieh
14 jeden Morgen wecken lassen, von 19 Knaben nur 2. Im folgenden
Scboysbre fragte ich am 9. Jnli 1901 dieselben Schaler nochmals; Scbid-
beginn nm 7 Tlir. Bei den ^lädclien zeigten sich folgende Ergebnisse:
Von 17 mnfsten .sich 14 regelmlifsig, 1 nur hier und da und hlofs 2 gar
nie wecken lassen. Von 18 Knaben mulste mau 3 jeden Morgen wecken.
Eine dritte Enqoete, bei Scliulbcginn nm 8 Uhr, ergab am 23. September
1902 bei einer ersten Öekundarklasse lolgeudes: Von 1(> Mädchen lua^sen
iidi 8 immer wedum lassen, 5 jede Woche ein- bis xweimal and 3 gar
nie. Ton den 8 gehen 4 nm 8Vt Uhr, 3 nm 9 übr nnd 1 geht nm
9V4 Uhr zn Bett; von den 5 legen sich 2 nm 8Va Uhr* 2 nm 9 Uhr
sn Bett nnd nnr 1 gdit nm 9Vt Uhr schlafen; von den 3, welche sich
nie wecken lassen mtissen, ist bei zweien die Schlafenszeit um 8Vt Uhr,
bei einem um SV« Uhr. Bei den Knaben war das VerhÜtntB nn|psfiüir
gleich wie beim vorhergehenden Schulbeginn.'*
Zum Schlüsse schlägt der Autor eine systematische Beobachtung dieser
Verhaltnisse durch die Lehrer an verschiedenen Schulstnfen vor. Bei der
Beurteilung dieser Frage ist zu berücksichtigen, dafs seit Installation der
mhteienropJüsefaen Zeit f&r die Schwtiz die Zeitrecbnnng nm eine halhe
Stunde Terschoben wnrde, so dafe, wenn die Ultren 7 Uhr zeigen, es
eqieiitlieh erst Uhr ist, weshalb die Kinder, die nm 7 Uhr nach
■ittelenropäischer Zeit in der Schule sein müssen, genötigt sind, nach
SStronomi'^rher 7.p]t ^r}\on nm f)'/s Vhr nuf/ji'^tchm
He sondere Leibesübungen für engbrüstige uud skoliotische
Kiuder in Leipzig. Wie wir der ^Monatsschr. f. d. Tumwesen"' (2. Heft,
U**j4) entnehmen, werde aus der Mitte des Stadtverordnet^nkollegiums zu
Leipzig der Antrag an den Kat der Stadt gestellt: zu erwägen, ob die
von den ScbnlSrzten zn nntersuohenden, an Engbrüstigkeit Iddenden nnd
mter dem Yardachte erblicher Tnberkniose stehenden YoUtsschfller nicht
m besonderen, ihrem körperlichen Znstande entsprechenden Leibesfibnngen
liersnzuziehen seien. Daraufhin hat der gemischte Schulansschnis im Ein-
verständnis mit dem Rat folgende Bostimmnngen getroffen:
1 . Ein besonderer Turnnuterriclit an engbrüstige und tuberkulose-
U'rdachtige Kicd'^r -nl] eiiii'oführt werden, jedocl» nicht in besonderen
Turnstunden auf Kosten der Freizeit der Kinder, sondern in den Tum-
stnnden ihrer Klasse in einer Nebenriege, sotern überhaupt der tuU ein-
tritt, dai^s die Allgemeiuübuug der Klasse niciit geeignet ist, die betreffen-
den Kinder daran tdlndunen zn lassen.
2. Die Kinder sollen zn hftnfiger M^ederholnng der nweckdienlichen
Tmmbewegnngen in freier Zeit anlkerhalb der Tnmhalle in guter Lnft an-
gehalten und über tiefes Ein- nnd Ausatmen belehrt werden; Atemgymnastik
soll aach in den Singstunden getrieben werden.
3. Um die besonderen nebenunterrichtsbedü ritigen Schulkinder zu er-
mitteln, sollen die in die ftlnfte Schnlkla<?se i erstes Tiirojahr) eintretenden
Kinder mit entblöfstem Oberleibe vom Schularzte untersucht werden.
16»
Digitizod by G<.jv.' .ic
330
4. lu den erst€Q bis vierten Klassen werden die des Nebennnterrichts
bedflrftigen Schulkinder in der Weise ermittelt, dals Klassen- oder Tnm-
lehrar dem Schulärzte die Urnen als engbrüstig oder taberkolOs ersdmnen*
den Kinder znr Untersachnng bezeichnen.
Di« Finöri^e ffir sehwacbsinnige Kinder ii Bayeri bespricht
Dr. Wbtoandt in der J^A^lg. Zeitschr. f. PBjfMiirie^ (6. Heft, 60. Bd.).
Die Idiotenpflege in Bayern befindet sich fast ganz in den Händen religiöser
npno«?i^nsclial"ten, von denen 2295 Miotpii vfrjiflegt werden. Dals in
diesen Anstalten recht vieles vom Standpunkte des Arztes zu beanstanden
ist, betont W. auf Grund seiner Erfahrungen beim Besurhe zahlreicher
— auch nichtbayerischer — Anstalten. Er fand wenig Unterricht der
Bildungsfähigen, wenig Besdi&ftigungsYeEsnehe , geiegentHeh mangeihefte
Terhfltongsmafsregeln gegen Taberlnüoseaberiragang; Yerletxnngen nnd
Deknbitns waren nicht selten. In einer Ansiall gab es neben kOiperfieher
Zflchtignng Arreststrafen , in anderen gab der Geruch in den Scblaftilea
der unreinen Kranken Anlafs zu Klagen. Ans alledem geht hervor, dafs
eine intensivere ärztliche Elininrlnuig für die Anstalten nnd Ingatwfn viele
Vorteile bringen würde.
Oegen die modernen Massenschnlen, soweit es höhere Lehr-
anstalten (Mittelschulen) betrifft, spricht sich ein Aufsatz im j^Fädag.
Wochenbl."^ (30. Dez. 1903) aus. Nach dem Statistischen Jahrbuch gab
es 1902 im Deutschen Bdche 185 höhere Enabeaschnlen, die mehr als
500 Schiller anfmesen, nnd darunter sogar 16 mit mehr als 700 Sehflleni.
Die endeherisehe nnd unterrichtliche Wirksamkeit des Direktors einer
Massenanstalt ist in bedauerlichem Grade eingeengt nnd gelähmt — ein
Verhältnis, das sich mit Naturnotwendigkeit überall herausbilden mnfs,
mag die Persöidichkeit des Leiters noch so br lcntend sein. Nicht minder
ist aber auch die Entwicklung der Massenschuien vom Gesichtspunkte des
Lehrers aus zu beklagen. Von einem wirklich pLinm U'sigen, einheitlichen
Zusammenwirken der Lehrer, das zum Gedeiheu der Arbeit durciiaus not-
wendig ist, kann an Maasenanstalten nicht die Bede sein. Jeder geht
mehr oder weniger seinen Weg ftr sich und kttmmert sich nicht nm den
anderen. Der Wedisel ist im Eolleginm solcher Schalen das Besffndige;
alljährlich kommt man nnd geht man, und viele Herren bleiben sich tat-
sächlich ganz fremd. Dabei wird die Erledigung der amtlichen Geschäfte
(Monats- und Zensnrkonferen^en . Keifeprfilnngen USW.) immer schwieriger
und zehrt an fler Kiaft der Lehrei-,
Wie (las ciDheitliehe Leben des LthreikoUegiums au Massenanstalten
mehr und mehr schwindet, so ist es ähnlich bei der Schtil erschuft, für
die derartige Anstalten auch gesundheitlich nur ungünstig wirken. Tausend
und mehr Fttlse schleppen taguiglich ein ganz erkleddidies Quantum Schmvts
in das Oebftnde, besonders bei schlechtem Wetter, und die Reinigung der
Zimmer nnd Korridore liegt nur au oft im argen. Eine tägliche Reinigung,
wie sie nötig wäre, nnd wie sie in jeder anständigen Privatwohnnng voll-
zogen wird, ist hier nur sehr schwer dorchfOhrhary auch wenn die Geld-
mittel dazu vorhanden sind.
.logendspielplätze in Berlin. Wie die Tagesblätter berichten, be-
sclüols unlängst die Kommissi(m fflr Volks- und Jugendspiele des Berliner
üigiiized by Google
831
Vereins fnr VoHcshygienc, der -irlnilrTitlfissciien TnT«^nfl HprÜns und der
Vororte djiu riid die Möglichkeit zur körperliciien Erholung? und Kräftigung
m verschaöen. Es wurde angeregt, ztinSchst drei gro^o Spielplätze im
Norden, üsteu und Westen der Stadt für diese Zwecke iiuultar zu iuachen
und au das Generalkommando des Gardekorps, die Stadt Berlin und daä
liindwiTtacluiftsmiiiisteriiim dlMbeztkgUche Eingaben zu riekteiL Auf dieseii
Ptttieii ttHka den Fortbfldanpschlllern, jagendlichen Arbeitem obw. nnCer
saebgemflfier Leikang die Wohltalen geregelter Tnniqpiele nnd «nderer
Leibesübungen zu teil werden. Erholungsstätten, in denen alkoholfreie
Getränke verabreicht werden, sollen auch den Angehörigen der Spielenden
Gelegenheit gehen, sich an dem munteren Treiben zu erfreuen. Man
hofft, baldigst mit der Benntzung eines dieser Yolksspielpl&tze beginnen zu
k(>Dnen.
Zu der tranrigeu Lage der Hütekinder in 0§t-Elbien fuhrt die
,Kiim^, VoUegtff." ein Beispiel ans dem Kreise Wehlan an. Danach
mU ein aehnjäbriger Knabe barfnCB nnd anch sonst dlltfiig bekleidet, so
dab er tot FhMt dtlerte, noch das Tieh faaben hüten müssen. Von
b*/4 Uhr früh bis abends 7Vt Uhr müsse der Knabe im Dienst sein,
wofür er täglich sehn Pfennige und Essen erhalte. Doch trotz soldier
tielständc kann man immer noch nicht einsehen, dafs die Ausdehntmg
des Kinderschutzge^ptzes auf die ländlichen jugendlichen Arbeiter durchaus
notwendig sei. Sagte doch der Reichstagsabgeorduete BräSICKE Uber
diesen Punkt: ..Die Hütekinder auf dem Lande befinden sich bei dieser
Arbeit geistig uüd leiblich sehr wohl. Es wäre daher nicht nötig, da^
KiDderschntigesets anch aaf die Lsndwirtschaft aassndehnen.*'
Schilbiak ud RiekgfatoTürkrttHiiiingen. in einer Erwidening
isf die Amffnhmngen des Lehrus H. Suok über „Der rechte Weg in
dsrLOsnng der Schulbankfrage'' { .nidag. Ref^, Nr. 46, 1903) bemerkt
HoBEBBixiGBB {„Päduff. Ref.*^ , i%r. 47), dafs es unrichtig sei, die schlechte
Schreibbai tung des Schtilers und die Rückgratsverkriimmnngen nnr der
Konstruktion der Srhnlbank zuzuschreiben. Die RückgratsverkrümmnnLen
— sagt er — entstehen auf der besten Schulbank durch die unveniüuitig
luge Unterrichtszeit. Die hygienisch beste Schulbank, welche dem Körper
die grölste Stütze liefert nnd die gröCste Bewegungsfreiheit UUst, wird zur
bjgieniseh schlechtesten, wenn die Schüler bis sn einem Viecteltag hinter-
lissBder unansgesetct daraaf sitzen müssen. Wollten wir nach einer Bsnk
nehea, die alle Fehler ans der Schnlktasse beseitigt, denn kann die Scihnl-
IWDkfrage nie gelöst* und aaf den rechten Weg gebracht werden.
Fortbildnn^sohiilzwaiig für Mädchen. Wie die „Soe. Praxis^
fXr. 24) mitteilt, hat der „Landesverein preuisischer Volksschullehrerinnen"
dem pienfsischen Abgeordnetenhaus eine Petition tiberreicht, in welcher
der Wun^cli atisc'esyjrochen wird, es möchte die Möglichkeit des Fort-
bikiacgsscliulzwungeä auch lUr die Mädchen festgelegt werden. Die Bitt-
iMlecbacn bezieben tich dabei aaf den Torliegenden GesetMOtwnif, der
üs Terpfiichtaag mm Besuche ländlicher FortbUdnngpchnlen in Hessen-
Ktma für die Jüa^ge nrtsstatntsrisdi festnuteUen gestatten soll, nnd
weisen daianf Un, wie in den hessen-nassanischen kleinbftnerlichen Be*
tmbsa XaoB nnd Fraa für die LeistangsObigkeit der Wirtschaft von
Digrtized by Google
332
vuliic gk'iclicr BedeutunfT seien; (Uslialh müsse auch die Frau mit den
Fortscliritteu der lietriebsweise bekaimt gemacht werden. Daher seien die
ländlichen Fortbfldnngsselmleii in DAnemark n. a. beiden GescUecliteni
geOifiiet, nad bereits im Jabre 1899 sind die 50 Volkshochscbnlen und 40
Ackerbau schulen von 3491 Mftnnern und 2646 ^Mädchen besucht worden,
die sittliche IlebuDg durch eine solche Fortbildung dürfe anch der Fraa
nicht vorenthalten werdoTi
Jngendspiele in Metz. Die Si)ielbewegung macht auch in Elsafs-
Lothrincren Fortschritte. An der Spitze der gröfseren Städte inarscliiert
Metz, wo, wie „Körper und Geist" (Nr. 24) mitteilen, im vergangenen
Sommer nahezu 1000 Schflkr ans der Oberrealschule, dem Lyzenm, der
Mittel- und der Elementarschule sich freiwillig an den Spielen beteiligten.
Es wurde an den Sounabendnachmittagen gespielt, und zwar auf den den
Scholen vom Militftr znr Verfügung gestellten Übungspliltzen anter Aufsicht
von Spielleitern, welche von der Stadt für ihre Bemühungen ein an-
gemessenes Honorar erhielten. Die zu diesem Zweck in den Ausgabeetat
eingetragene Summe von 1200 Mark wird voraassichtlich bald erlioht
werden müssen.
Ober GewielitSTertadenuii^eii im Verlauf des Sciuurlaelig machen
Gaknieb nnd SabasI^anü IGtteilnngen in der „iVesse mM.*' (1904, Nr. 24).
Die Verfasser haben eine grofse Anzahl von Kindern hinsichtlich ihres
Körpergewichts bei Scharlacherkrankungen untersucht und sind zu dem
Ergebnis gekommen, dafs die Gewichtsverändernngen willircnd dieser Krank-
heit bestimmten Gesetzen folgen. "Während in den ersten IVt'i'Pii das Ge-
wicht Ldeich oder fast gleicli bleibt, tritt mit dem Aui^enblKK, wo d;is
ätarke Fieber auiailL, das heifät mit dem Moukent der Keukliou des Orga-
nismus, eine anfserordentliohe ilbaahme des Körpergewichts ein, die sich
anf mehrere Kilogramme zu belaufen pflegt. Wahrend der Daner der
absoluten Milchdiät bleibt der Scharlachkranke dann auf seinem Gewichts-
minimum, um sogleich mit Eintreten der gemischten Nahrung auf eine
Gewiclitsbrdio hinaufzukommen, die den anfänglichen Zustand der Körper-
schwere übersteigt (Mitg. v. Dr. IlnpF-Dresden )
Mehr freie Plätze in deu Släüteu für Jugend und Volk ver-
langt llUEPPE in der „Dfsch. med. 'WocJtenschr."' bei Besprechung des
neuesten pren&ischen Wohnungsgesetzentwurfes. Sehr wichtig — sagt H. —
ist die vorhergesehene Ausscheidung besonderer, von den Wohnstrafsen und
WohnTierteln getrennter, freier Plätze. In dieser Hinsicht mlUste das
Gesetz sehr scharfe BesÜmmnngen treffen, weil effahrungsgemftfs der
Wunsch vorliegt, wenn ein solcher Bezirk sieb spflter entwickelt, solche
Plüt/.c nacbtrUglieb wieder zu verbauen und ihrem Zwecke zu entziehen.
Was uns namentlich überall fehlt, nnd worin wir binter Enizland in
bedauerlicher Weise zurückstehen, das sind Plätze, aut denen die Jugend,
sowohl die schulpflichtige als andi die der Schule entwachsene, wirklich
spielen kami, richtige Tummelplätze, die der Yolksgesundnng dienen. In
Ländern, in denen bereits mehr als die Hälfte der ganzen Bevölkerung in
Städten wohnt, sind solche Plätze eine einfache Notwendigkeit für die
Erziehnn? einer kräftigen Generation, wenn die Stadt nicht das Grab der
Bevölkerung werden soll. Daneben bedarf man selbstverständlich schon
Digitized by Google
333
aas ästhetischen Gr Huden kleinerer SchmuckanlajreD und Parks zur blofsen
Erholung, eine Forderung, die unschwer mit der erstcren in Einklang ge-
bracht werden kann. Es wäre wtlnschenswert, dafs sieb unsere Gei^etz-
geber endlich einmal mehr mit der Frage beschäftigten, dafs die Besonder-
heilen des st&dtischen Lebens auch Besooderheiten fDr die gesandheitliche
KrifkigDDg und damit auch fttr die wirtschaftliche Leistangsfthigkeit der
städtischen BevOlkeroog verlangen. Der Ruf nach kr&ftigen Rekruten ver-
hallt im "Winde, wenn nicht bei der Jugend vorgesorgt wird.
Für die ZnsammeDlegnng der Hominer- nud Herbstferien plai-
dierte Dr. RöCHLiNo-Misdroy auf der XII. Jahresversammhini? df^'^ A T>.T>.
zu Dster 1903. Er führte aus, dafs vier oder Itint Wochen bomiuci-
ferien für die Jugend der hahcren bchulen zu einer rithticren Erholung
iiicht ausreicheii und fordert eine Verlängerung der Somnicifcrien bis auf
sieben Wochen, wo nötig nnter vollkommener Ausschaltung der Herbst-
ferieo, die ja doch in eine nngllnstige Jahreszeit fallen (i,S<Uneol, CetUraißtg.** ,
Nr. 47, 1903). Nach der Ansicht R.8 U&t sich diese Elnrichtong treffen
obiie YerUUigeniog der Gesamtferienzeit des Jahres auch da, wo die letz-
tere Dicht mehr tli elf Wochen betrügt. Es wird hierbei nicht verhehlt,
daCs diese Änderung sehr im Ii^teresse der Ilüder und Kursmst alten liegen
würde, denen hierdurch eine grofserc Freqnenz nm\ lanirer danenulcr
Anfenthalt der Familien gewülirlcistet werden kuunte. (Dieser Grund kann
Utilürlich ftlr den Schulhygieniker und fUr die Schnlverwaltnns'en bei
Lösung der Frage tlber die Verieiluag der iScIiuHeiieu nicht niuisgebenii
idn, ond es fragt sich doch sehr, ob nicht im Interesse der Kinder eine
sehr gleicbmafeige Verteilung, allerdings mit besonderer Berücksichtigung
der Oster- nnd Sommerferien, vorteilhafter ist, also eine Znsammendrfingnng
der Ferien anf die Sommerszeit. Unter ftinf Wochen sollten die Sommer-
teriea allerdings nicht herabgehen, und an dieser Forderung sollte fest-
gehalten werden, aber nicht zn Ungunsten irgendeiner der anderen Ferieu-
Perioden. D. Ked.)
Die Ziiliiie der Schnlkuabeu in Balle wurden, wie die Saale- Ztg.
mitteilt, im Jalire 1902 von Zahnärzten gepiütt. Die Untersuchungen be-
logen sich aui 4901 Knaben der städtischen Volksschulen. Die Statistik
ist ?om Leiter der Zentralstelle fttr Zahnhygiene, Herrn Dr. med. Rbhse
in Dresden, bearbeitet worden. Er schreibt: „Halle gehört za denjenigen
Städten, die ein mittelhartes Trinkwasser haben; aufserdem herrschen hier
jrüDstige Stillnngsverhältnisäc (durchschnittlich acht Monate). Immerbin
haben auch in Halle nur 4,8 % aller untersuchten Kinder tadellose Ge-
bi^v* 9.5.2 ^ '(1 waren mehr oder wenifrer erKrankt. Durchschnittlich
hatte jedes Kind 0,6 kranke Ziihne im Munde. Nor 9 Kinder hatten
iöäaüinien IT) Füilnnj?cn: fiir die Kriinliuni-' der Zähne war seitens der
Eltern so gut wie nichts gesclieheu. Ganz, besonders dcutlicli lieiseu »ich
hl HaQe die engen Beziehungen zwischen Stillung und Zahnerkranknngen
fcrtstdlen. Die sog. Hypoplasie der Zähne, d. h. EntwicUiingsstörung,
<Üe durch schlechte Ernährung im Sftuglingsalter bedingt ist, kommt nnr
bei 12,8% aller Kinder vor." — Die geringe Zahl der vorhandenen
ZahnfQlluQgen hat seinen Grund darin, dafs sich die Kinder der Volks-
schulen rekrutieren ans kleinen Handwerker-, . sowie ans Arbeiterkreisen,
Digltized by Google
834
denen Mittel für kostspielige Plomben niclit znr Verfnc'Tii^^' <;fp)ipn. Dieser
ITm-rnnd beweist iie dringendp Xotwendigkeit der Einrichtung von Volks-
zalmkilniken nsw., wie sie schoD iu maochea Städten, z. B. in iDarmstadt,
Stralsbarg usw., eingerichtet sind.
Ein Lehrerbilduogskurs fiir Knabe nhaudarbeit in Biel (Schweiz)
wird vom 17. Juli bis 13. August d. .1. stattfinden. Derselbe wird ver-
anstaltet vom schweizerischen Verein zur Förderung des Handorbeitsunter-
liehtes Ar Knaben mit finansiener Untentatznng von selten des Bundes.
In dentscher nnd französischer Sprache wird der Unterricht eiteitt in
folgenden Fächern, von denen den Teihiebmern eines zur Auswahl freisteht:
1. Element arknrs. 2. Kartonnagenarbeiten; 3. Hobelbankarb eitea;
4. Kerb- und Flaclisrhnittarljeitcn ; 5. Modellierarbeiten; 6. Spezialkan
zur Anfertigung von Gegenständen für den Anschauungsunterricht.
Der Erziehunasrat des Kantons Zürich hat beschlossen, zur Ermog-
lichung des lie^uches dieses Kurses an 15 zürcherische Lelirer einen
Staatsbeitrag von je 75 Frs. auszurichten.
{„ÄmO. SdHM. d. Et ZärüA*', 1904, Kr. 5.)
DevUcher Yereln für Sffeitliehe OMudheitspfiege. Nach einer
lütteanng des stftndigen Sekretars Dr. PBÖBBTnra in KOln wird die dies-
jährige Jahresversammlung des Verdns in den Tagen vom 14. — 17. Sep-
tember zu Dan zig stattfinden, immittelbar vor der am 18. September
i>eginnenden Versammhin-' Deutscher Naturforscher und Ärzte in Rrpvlfin,
Folgende Verhau diu D IIS grrrfn stände sind in Aussiebt genommen:
1. Die Ruhr und ihre Bekanijd'ung.
2. Die Kältetechnik im Dienste der öffentlichen Gesundheitspflege.
3. Die hygienischen Anforderungen an zentrale Heizanlagen.
4. Die AosbUdnng nnd Organisation des Eiankenpflegepersonala.
5. Stadtische Klänudagen nnd ihre Rflckstande.
Die V. JahresTersammlnng der Schweiierisehei Gesellschaft
für Sehnl^esnndheitspfle^e findet Samstag nnd Sonntag, den 11. und
12. Jnni in Bern statt. In Aussiebt genommen sind folgende Traktaudeo:
1. Die Schul bank frage, a) Die liygienische Seite. Referent Prof.
Dr. GiRAHD-Bern. b) Die praktisch- päd ai^ni'ische Seite. Referent Lehrer
^VlPl• -Zürich. Korreferenten: Lehrer Güob- Erlenbach und Inspektor
HRNCHOZ-Lansanne.
2. Die Yerschiedenen Hessnngsmethoden der geistigen
Ermfldnng. Referent Dr. Th. VAKNOD-Bem.
3. Die natflrliche nnd die kOnstliche Beleuchtung der
Schulzimmer. Referent Prof. Dr. F. EsisHAHN-Zarich und Prof. Dr-
0. RoTH-Zfiricb. Korrreferent: Prof. Dr. EMiiEST-Bem.
Digitized by Google
386
4. S cb uU a nd Z ah n p flege. lUforent Zahnarzt HuLLBB-Wädenswil.
Korreferent: Zahnarzt Dr. FETSCHEiM-Bem.
Mit der Vcr«?ammlnng ist die Resichtipmng einer schulhygieniachen
Aosstellang und vor«chiedenpr neiierpr ScJinlhüuser verbuoden.
Ein Maseum für pädapo^^ische Hygiene in Padua. Prof. IJr.
A. Seraftni. Leiter des Kuingl. Hygiene-Institutes an der ünivorsitiit
Padaa, ist mit der Errichtung eines Museums für pädagogische Hygiene
besdiiftigt» für das er die AnteUmlime aUer Gutgniaiiteii erbittet und
aamentlich auch die Znseiidaog Ton Katalogen, Freiskaranten ond Mustern
aaidüAgiger Artikel willkommen heilst.
Dieses Moaeam hat besondere Bedeutung deshalbi weil mit kOnig<
liebem Erlafs in Italien ein Komplementarkars an der üniversitttt fOr ge-
prftfie T,p]»rer vorgeschrieben ist.
^i)i>ntlpr von ripirenstiinden. Schritten. Zeichnungen; Wnndtafeln usw..
emplangen direkt vom genannten verdienstvollen Hygieniker ein Dank-
schreiben. (Mitget. V. Ewald PAUL-Padua.)
Mit der Frage der Reinhaltnng der Sehiilzimmer hat sich nn-
liegst infolge einer ron der StadtferordneCenTersammlang ausgegangenen
Aaregvng der Hagistrat in Berlin besebftftigt. Er bat folgende Vor*
scbriiten gntgehei&en nnd ersucht die StadtverordneteuTemmmlung, sieb
damit einrerstanden zu erklären: «Die Fufsböden in sämtlichen Schulen
sind stets ausreichend mit Stauböl zu streichen. Tu sämtlichen Schulen
sind die ^'nfsböden dreimal wöchentlich durch trockenes Ausfegen grOnd-
lich zu reinigen. Die Banktische und I.ehrerpulte, sowie die Utensilien
tind Paneele sind tätlich feucht abzuwischen. Sämtliche Fenster sind
sechsmal im Jahre, also durchschnittlich alle acht Wochen zu putzen."
Die Schnidiener sollen fir Mefaileistungen eine angemessene Entschädigung
«rhalten.
FIr die Ulgttteilte Sekllseit petitionieren, wie die «Ktefer Zil^.*
nitteUt, diejenigen Eltern aus der weiteren ländlichen Umgebung Flens-
l)args, welche ihren Kindern einen höheren Bildungsgang zuwenden wollen
nn! bi^^rbei frenötigt sind, dieselben in Flensbarger Schulen 7.n schicken.
Jetzt mtissen diese Kinder durchweg mnrgens 6 Uhr ans dem Elternhause,
nm die Stationen und dann mit den Zul^od die Stadt /.n erreichen, und
kehren erst abends gegen G Uhr nach lliiu?>e zurück, Dafs kleiuere ivmder
bei diesen Strapazen Schaden leiden und gröfscre Knaben, welche ihre
sB&Bgreiehen Schularbeiten noch absoWieren sollen, weder genügende
Spiel- noch Erholungszeit haben, ist ohne weiteres ersichtlich. Auch in
der Stadt bricht sich die Erkenntnis mehr und mehr Bahn, dafs die un-
geteilte Schulzeit bei entsprechendem Unterrichtsplane ein groiser Fortschritt
is gesundheitlicher T^pzielnin^' i t.
Das Änftreteu auHteckeiidpr Krankheiten in den Familien der
ii Schnihäasern wobuendeu Schnidiener gefährdet die Schaler in
bobem Grade, da die mit der Reinisunc: betrauten Personen in Ansöbung
ibres Berufes die Kruuklieitskeime in sämtliche KluHsenräume hineintragen
können. Eine Isolierung der Kfanken tüh den ftbrigen Hausgenossen ist
Wi diesen Familien gewöhnlich nicht durobfiüirhar und ebensowenig die
sofort^e Auberdienststellung der Betreffenden. Eine Abwendung der Qefahr
i^yi u-cd by Google
336
liefse sich nur durch sofortige ( bei Inhruuir des KraDkeu ins Krankeu-
hans emiüglitheD. Ans diesem GruuJü wurde unlängst den Ortäbehörden
in Arnsberg empfohlen, die Schuldiener verantwortlich zu verpflichten,
dals sie eioer bezflglichen Anordnunfc der Schulbeliftrde un^esSniiit Folge
leisten. Als eotbebrlich wird diese Malsiiabme bei Masern erUftrt, da bler
jede Prophylaxis versagt.
Wie nltig dieFinorge für dürftige Scbulkiuder ist, zeigt folgender
Fall, der von der ^Hagener Ztg. ^ mitgeteilt wird. Aus Anlafs eines Olin-
machfsfalles in einer Schulklasse einer westßilisrhon Stadt, stellte der
Lehrer fest, dafs von 76 Schulkindern 19 vollständiir nüclitcrn zur Schule
gekommen waren, und /wnr 8 weil die Ekeru „kein Brot mehr* gebäht
hätten, 28 Kinder hatten noch keiucu Kaffee genossen.
Uber die gesnndJieitliche Bedeatang des Scbultnrueus in Ver«
l^teieh £11 Sport spnicb im Berliner Verein fflr Scbulgesondbeit^pilege
der städtiscbe Obertumwart Dr. Suckow. Wie wir dem ^Berl. Tagcbl.*^
entnehmen, führte Redner aus, dafs dem deutschen Turnen auf dem
Gebiet der körperlichen Ausbildung der erste Platz eingeräumt werden
ratlsse. Das schwedische Turnen eigne sirli für unsere deutschen Ver-
hältnisse nicht. Auch in gesundheitlicher Beziehung stünde es dem dt ut scheu
nach. Dies gehe daraus hervor, dafs in Schweden der Prozentsatz Met- an
ehroni-clion Krankheiten leiilenden Schiller viel größer sei nls hei uns.
Bei dtr Schilderung der (Julahren verachiedeuer Bewegungsspiele und
des Sports fOr die Atmuogsorgane nnd f&r das Herz hob Dr. Suckow
hervor, dafs nach Barlanftnmieren und nach Fn&ballspiel Herzerweiterungen
beobachtet werden konnten. Das Fofsballspiel sei aber auch noch in an-
derer Hinsicht bedenklich. Es wird viel zu leidenschaftlich betrieben,
schädigt den Schlaf, erzeugt eine reizbare Stimmung und setzt die Leistungs-
fähigkeit der S( liiile herab. Auch gegen das Radfahren hatte der Redner
Bedenken, elienso gegen dns Rndero, das von den Schillern ohne geDüL'eude
Aufsicht betrieben werde. Uiiekt zii verwerfen sei das sogenannte Kraft-
turnen. Aufser Turnen empfahl Dr. Suckow Schlittschutilaufen und
mäfsiges Schwimmen ohne Dauertauchen. Jedoch sei das Turnen durch
keine Sportobnng zu ersetzen. In dem spezifischen Sportland England
werde eine Zunahme der Herzkrankheiten beobachtet Dort sei auch eine
Kommission eingesetzt worden, die bereits konstatiert habe, dals die eng-
lischen Spiele nachteilig auf die Gesundheit einwirkten. Es sei daher die
Einführung des Turnens an Stelle des Sports befürwortet. In Preufsen
wende man dem Turnen seit der grofsen Schulkonferenz von 1895 or-
ireulicherweise eine erli^hte Aufmerksamkeit zu: ein praktischer EriolL' der
damals gepflogenen Beratungen wären die Ferienspide, deren Einrichtung
sich bisher ausgezeichnet bewährt hätte. Wünschenswert wäre die Ein-
setzung eines all[jährlicb stattfindenden Turntages, dem euie Konunissioa
von Ärzten und Turnlehrern angeboren mttlste, die das SchQlertttmen zu
kontrollieren hätten.
Cber das einträchtige ZnMinmenarbeiteii von Schnlarit und
Lehrer, besonders in den Uilfsklassen, sprach der Schularzt Dr. Nawbatzki
in der pädagogischen Kommission des Erziehungs- un<l Fflrsorgevereins für
geistig zuiUckgebliebene Kinder. Nicht was Arzt und Pädagogen trenne.
Digitized by Google
337
müsse betont werden, sondern was sie einifre; nur dann könnte das Wesen
des schwachsinnigen Kindes ganz erfalst werden, und könnten alle Hilfs-
mittel zur Anwendung kommen. Durch die ärztliche Feststellung und Be-
arteiiung der Leiden und organischen Mängel, der Vorgeschichte des
scbwacbsinnigen Kindes und der hygienischen Verh<iiisse im Elternhause
wflide dem Lehrer manch wichtiger Fingerzeig und Anfscblnls gegeben
aber gewisse, sich oft erst spftter zeigende Eigentttmlichkeiten der Kinder;
die fortlaufende Beobacfatoog des Pikdagogen dagegen liefere dem Arzte
aafserordeutiit h wertvolles Material für die ps^rchiatrische Benrteilang der
Fürsorge lür Spielplätze niid Schulsanalorieu iu Charlotten-
bül'p. Wie die „Voss. Zig." bcriclitet, soll nach einem Beschlüsse des
Kta!^ausschnsses der Macistrat ersnciit werden, recht/citiii; für Be.scljalTnng
vöü Spielpldtzen Sorge zu tragen, der der i^uirichtung von Schul-
isnatorien niher zn treten. Biese Sdiolsanatorien, die man nach dem
Master der beiden Berliner Kindeierholongsstätten Tom „Boten Krenz"*
in Gmnewäld errichten wiB, sollen die schwächlichen nnd mit dironisehen
Erinanlnmgen behafteten Kinder in der Zeit vom Mai bis Oktober ver-
ein«o. Dem Unterricht sollen nur wenige Standen des Tages gewidmet
«ein. dagegen will man die Kinder bei gntcr Bcköstii,nin? sich viel im
Walde nnd irischer Luft unter Aufsicht von Lebrom und Lebrexinuen, die
eütafaJls der Krholung bedürfen, bewegen lassen.
Ein Verein für Schulgesuudheitspflege hat sieh neuerdings in
Stnttgart gebildet. Der Einladung zur konstituierenden Versammlung
iiren Lehrer fast sämtlicher städtischer nnd anch auswärtiger Anstalten»
Lehrerinnen, eine Reihe Üorzte nnd Techniker, sowie mehrere Mitglieder
der borgerlichen Kollegien gefolgt, so dafs der «Stnttgarter Verein fttr
$chtilgesundheitspflege (Zweigverein des Allgemeinen Deutschen Vereins)"
sofort mit 40 Mitgliedern ms Lehen treten konnte. Der Verein bezweckt
die Verbesserung der gesnndheitliclien Verhältnisse in den Schulen, ins-
besondere die Verbreitung der Lehren der Gesundheits)»flofie. Um eine
möglichst breite Grundlage zu gewinnen, sind in den An^sdiuls nicht blofs
Ukcr und Lehrerinnen möglichst aller Schulgattungen und Vertreter
der ferschiedenen iu Betracht kommenden ärztlichen Disziplinen, sondern
loch Eltem gewählt worden. {^Sckwäh. Merkur,'')
Vitersachiiiig der Zähne bei Sehnlkiadern in Weimar. Um
^ Erlanbuis hierzu war Zahnarzt Dr. HÜLLEB beim Schul vorstände ein-
rpknmraen. Nach längerer Diskussion, in welcher die Schulrektoren erklärt
hatten, kein Bedenken gegen diese Untersuchung zu haben, falls dieselben
nicht während der Schulstunden voriicnommen würden, wurde beschlossen,
l>r. MÜLLER die Erlaubnis zu den Untersuchungen, auch wrihrend der
Schülsiundcn, zu erteilen. Dabei wurde dem Wunsche Ausdruck «gegeben,
die Eltern, deren Kinder iu*auke Zuhne aufweisen, von dem Ergebnis der
Ugtenodmng zu benadirichtigen.
Ein Verein für Körperpflege in Sdrale nnd Hans worde vor kurzem
in £1 berf e 1 d gegrOndet An der von Herren nnd Damen aller Stftnde zahlreich
l'^>n hten konstituierenden Versammlung sprach Oberlehrer Dr. Buroass tlber
<üe Bestrebungen des neu zu bildenden Vereins. Er wies darauf hin,
Digltized by Google
338
(iai8 sich die Bevölkerung in grofsen Städten immer mehr räumlich ein-
scliränken mOsse, in schlecht gelüfteten Wohn- und Schlafränmen hausen
mttsse, infolge ihrer Beschftitigang in Fabriken, Bureaus und Schreibstaben
venig körperiiehe Bewegung habe, nnd weil beute mebr als je das Wort:
„Zeit ist Geld** war Wahrheit geworden, sieb der Tiden Oftenflichen
Verkdusmittel bediene, anstatt zu Fufs zu gehen. In dieser Beziehung
wolle der neue Verein Wandel scliatfen; sein Ziel coho dahin, bei dem
immer nnnrlsittlicher werdenden Kampf ums Dasein die Krnft tnui (Gesund-
heit unseres Volkes, seine Leistnngsfiüiitrkeit, Berufs- und Lebenslreudigkeit
zu erhalten und zu fördern durch bciiaö'ung von Gelegenheiten zu täg*
liehen Leibesübungen, Stählung des Körpers darch fleifsiges Turnen, Baden,
Schwimmen, Badem, Eislanfen, Spielen im Freien. («EJ&er/*. Ztg.")
Mnlhygiene-Amlellug ta B«rilii, Ln stftdtiachen Sehohnnsenm
in der Stallschreiberstrabe 54 ist jetzt, wie wir der „Medie. Reform*
(Nr. 15) entnehmen, die vom Verein Berliner Scliulärzte veranstaltete Aus-
stellung eröffnet, die die für Vorträge aus dem Gebiete der Gesundheits-
pflege in Betracht kommenden Deraonstrationsmittel enthält. Die Aus-
stellung zerfallt in einzelne Abteilungen und umfafst hauptsächlich eine
greise Zahl graphischer Darstellongen and Abbildungen in Form von Wand-
tafeln. Die Mehrzahl ist in dem in Aassicht genommenen Zweck neo
hergestellt. Wir finden Tafeln über den Nährwert der billigsten Volks-
nahrungsmittel, Uber Heizung, Beleuchtung, Ventüiftion. Vergröfserte Photo*
graphien bringen den Sitz der Kinder auf verschiedenen Bänken zur An-
schauung. Nebrn rincr gröfseren Zahl von klriitrn Schulbankmodellen
ist die netieste aus den Zahnscheu Werkstätten stammende Berliner
Schulbank, die durch eine zweckmäfsige Vorrichtung die Benutzung, sowohl
mit Plus- als mit Minnsdistauz, ermöglicht, in natttrlicher Gröfse ausgestellt.
Die Bekämpfung der Meklaonskrankheiten, insbeeondere der Tnherknlose,
das Aoftreten aknter nnd chronischer Krankheiten in der Schale, die nn-
gnostigen Einwirkungen des Nachmittagsunterrichts werden dOTCh Diagramme,
Modelle und Apparate erläutert. Besonders vertreten ist die Bekämpfung
des Alkoholmifsbrauches und die erste Hilfe bei Unglücksfällen (Verband-
stoffe, Verl'nnd kästen, Wandtafeln. Diapositive). Die Ausstellung von
Projektionsapparaten und Diapositiven, sowie deren Beschaffung für das
städtische Schnlmosenm wird dazu ftthren, dafs die Projektion anch Ein-
gang in onsere Oemelndesehnlen findet Die Besnehszeit ist abends von
5 — ^7, Sonntags von 11—1 Uhr.
Uber das Reinigen der Schnlzimmer durch die Kinder spielt
sich nach einer Meldung der Tagesblätter in Grofs-Gaglow bei Cottboa
ein interessanter Streit ab. Nach alter Sitte gehört es dort zu den Ob-
liegenheiten der SchulmAdcben, wöchentlich zweimal die Reinigung der
Schulzimmer vorzunehmen. Bis vor kurzem waren alle Eltern damit ein-
verstanden. Jetzt jedoch haben einige Eltern, da bei dem Reinigen ein
Bflcken der Bfinke erforderlich ist, was bei den schwtcblichen MAdchen
oftmals Brostschmeneu znr Folge hatte, ihren Kindern diese Arbeit anter*
sagt. Aaf Grand einer ISeschwerde seitens des Lehrers beim Sehalvorstande
fand in diesen Tagen eine diesbezQgliche Schulvorstandssitzung statt, wobei
beschlossen wurde, es beim alten za belassen. Die sich sträubenden Eltern
Digitized by Google
339
worden ersucht, eine erwadiMse Person zu stellen» welche statt ihrer
Kinder das Kehren besorgt. Wenn nicht, so wfirdc auf ihre Kosten eine
«:oVbe Person gemietet werden. Die betreffenden Eltern verharren jedoch
au) jfircni fetandpnnkte, so dafs sie es auf eine gerichtliche Entscheidung
af]k(*rnrnt"Q lassen wollen. Derartige Observanzen bestehen noch an vielen
Doi tscLuien, und dürfte der vorliegende Fall zu ernsten i^rwäguugen Ver>
anlassoBg geben.
ABtifiaHailllllcfc idiehit man in Winter thnr (Sdiweiz) gestimmt
m sein. Wie die Tngeehlfttter melden hat das Schidhapitel Winterthnr
noliiigBl beim Endehnngarate des Kantons Zarieh beantragt, mit der Antaqna
in den unteren Klassen wieder nabsofahren" and zum ,,Teni1lnftigen''
Dentsch als erste nnd Hanptschrift aortckzukehren.
Brkfe T«m 9. April 1904, betreffend Sehliefsnog toi Schiü«!! bei
dem Aubmehe eiier BpideBie.
Bei der Beratung des Entwnrfes eines Ausführnngsgesetzes zu dem
Rtuii^ge ctz. betreffend die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten,
vom 30. Juni 1900, welcher zurzeit dem Landtage der Mousurchie zur
TerfassongamlUsigen Beschlnfinahme Torliegt, ist die Frage zur Sprache ge-
kommen, ob bezw. inwieweit bei dem Ansbroehe einer Epidemie die teü*
weise oder gänzliche ScUiefBimg von Scholen erfolgen solle.
Naeb § 14 des Regulative über die sanitätspolizeilichen Vorschriften
bei den am häufigsten vorkommenden ansteckenden Krankheiten vom
8. Angnst 1835 soll die gänzliche Schließung der Schulen nicht ohne
dringende Not erfolgen.
Gemäfs Absatz 2 des Kunderlasses meines Herrn Amtsvorp;ingers und
des Herrn Ministers des Innern, betreffend die Schlielsung der Scliulcn bei
ansteckenden Krankheiten, vom 14. Juli 1884 hat Ober die Schliefsung
einer Sehlde anf dem Lande nnd in Stidten, welche unter dem Landrate
stehen, der Landrat unter Zmddiung des Kieisphysikas, in Städten, welche
sieht unter einem Landrat stehen, der Polizeiverwalter des Ortes nach An-
hörung des Kreisphysikus und des Vorsitzenden der Schuldeputation zu
entscheiden.
In Absatz 2 des § 96 der Dienstanweisnnj für die Kreisärzte vom
28. März 1901 sind die Voraassetzungen, unter denen in der Regel Schol-
BchliefsungeD erfolgen sollen, näher dargelegt.
Es ist nun von verschiedeueo, uamentiick i>cliultechuischen Seiten
hervorgehoben worden, die Malsregel der Sdmhchliefeung sei nur sotten
geeipet, eine Epidemie ehiiuscbränkea, im Gegenteil trage sie zu einer
weiteren Ausbreitung der Seuche bd, weil die hei AusftU des Unterrichts
Digitized by Google
340
sich frei ergehenden Kinder auf den Spielplfttzen und bei Besocfaen in viel
innigero Berührung miteinander und mit Erkranltten kftmen, als wenn die
Schule nicht geschlossen wäre.
Von anderer Seite winl darauf liingewiesen, dafs si» h jenein nerlenken
dadurch wirksam abhelfen lasse, dafs in jedem Falle einer Schulsclili* Isung
die Kinder und deren Eltern in c^eeismeter Weise anf die Gefulucii hiu-
gewiesen \\1irdeu, welche Zusanimenküntte iler Siliüler in sich schliefsen.
Bei der "Wichtigkeit der l'rage ersuche ich Ew. Hochwolilgeboren
eigebenst, dieselbe gefölligst im Benehmen mit der Abtdlong für Kirchen-
und Schulangelegenheiten eingehend m prüfen und über den Umfang, in
welchem, und die Bedingungen, unter denen Ihres Erachtens Schulschliefsnngcn
wegen übertragbarer Krankheiten zweckmäTsig zu erfolgen haben, binnen
sechs Wochen an mich zu berichten.
(Unterschrift )
An die Herren liegierungäpräsideuten uud den HemiPolizeipräsidenten in Berlin.
Abschrift übersende ich Ew. Exzellenz ergebcnst zur gefälligen
Kenntnisnahme und mit dem Ersuchen, gefülligst die Berichte der Regie-
ruDgbprftsidenten gesammelt herznreicben und dieselben nach Anhömng des
ProTinzial-Medizinalkollegiums sowie des ProvinzialoSchulkoUegiums mit
Ihrer gutachtlichen ÄufsemDg zu versehen.
Der Vorlage Ihres Berichts will ich in drei Monaten entg^nsehen.
Berlin, den 9. April 1904.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und ^ledizinal-Angelegenheiteo.
In Vertretung. Wbveb.
An die Herren Oberpra-.i deuten.
M. 10 785" U IIIA.
(^Mmist-m. f. mdüfkMl-md meäie. ünterr.'Atigd.% 1904, ^•r. 9.)
Ansfertignng amtsäratUelier Zeiig;nj8se für Ltbrpemiiei
an Öffentlich«!! Velks» nnd BArgersehiilen«
Erlafs der k. k. Statthalterei in Bühmeu Tom 3. Juli 1903,
Z. 10406 praes.,
an alle unterstehenden Bezirkshauptmannscfaaften.
Mit dem Statihallcid-Zirkulaivi lasse vom oU. Sept. 1900, Z. 165.297,
wurde Aber Ersuchen des k. k. Landesscholrates für BtUimen der Statt-
balterei-Zirkularerlals vom 24. Sept. 1886, Z. 146.212 (Normal-Sammlg.
Nr. 379), in Erinnerung gebracht, zufolge welchem es den If. Amtsflnten
untersagt wurde, über privates I'rsurhcn Lehrpersonen öffentlicher Yolks-
und Bürgerschulen zu amtlicheu Zwecken ein amtsarztliches Zeugnis über
das Ergebnis einer vorgenommenen Untersuchung auszustellen oder ein
von einem andorcii Ar/te ausgestelltes Zen^^nis zu bestätigen. sie
nach dem vnisrlnili-^inui^i^cn Vorganire. ausnahmslos deu Aultnv-r ihres
Amtsvorstandes aul Unk isik hang der betrcüendcn Personen abzuwaitea
und über deren Ergebnis lediglich zu Händen der Behörde einen amtliches
Befund, erentuell ein amtliches Gutachten abzugeben haben.
Digitized by Google
341
Nichtsdestoweniger haben in letzter Zeit nach WabrnehmoDg des
k. k. Laadesschnlrates Amts&rzte den Lebrpersones zn dienstlichen Zwecken
TOD Privatärzten an'^i^cstellte Zeugnisse ohne voransgegangene persönliche
üntersncbuDg des Gesnchstellers bestätigt, statt anf Grund eigener Unter-
snchwnir der Betreffendon das Zcn^nis selbst ansznstellen und den vor-
geschriebenen Vortr.m!:: tiberliaii])t einzuhalten.
Da sich, laut der Mitteilung des k. k. LaiKle«;?chnlrates, die Fälle
in auffälligem Mafse häufen, in denen Volks- uiul Bürgerschullehrer bezw.
Lehrerinnen um Gewährung von Krankheitsurlanben bitten, so ist die Ver-
rnntong nicht unbegründet, dafs die Untersncbnng des Gesundheitszustandes
der nrlanhswerbenden Lehrpersonen nicht immer Torschriftsrnftlsig und
UberaU mit der gebotenen Genauigkeit stattfindet, bezw. da(s bei nach-
weislicher Krankheit Aber die Daner des unerlAfslidi notwendigen Urlaubes
weit hinausgegangen wird.
Da mm die bäiifisreTi Snpplieningen krankheitshalber beuilnubtfr Lelir-
personen an allgemeinen Volks- und Bürgerschulen wegen des in ein /einen
Schnlbe/irken herrschenden Lehrermangels nicht unbedeutende Scliwieiig-
keiteu verursachen, anderseits aber auch oft mit unverhaltaisniäi^ig grofsen
Korten für die Schulbezirkskassen verhandon sind, werden der Herr k. k.
Besirksiiauptmann Uber dringliches, abermaliges Ersuchen des k. k. Landes-
scfaulratea vom 21. Juni d. J., Z. 25282, aufgefordert, im Interesse eines
geregelten Schulunterrichts und wegen möglicher Hintanhaltung unnötiger
Auslagen, dieser Angelegenheit ein genaues Augenmerk zuzuwenden und
es dem If. Amtsarzte zur Pflicht zu machen» sich bei seinen im vor-
geschneheripn Wege zu stellenden Anträgen auf Beurlaubiin^j erlrrankter
Lehipeisonen an allgemeinen Volks- und Bürgerschulen stets auf das dem
Ergebnisse der persönlichen eigenen Untersuchung entsprechende unbedingt
nötige Mafs des Bedarfs zu beschränken.
Bei Eingaben, wo der Torschriftsmäfsige Vorgang offenbar aufseracht
gelassen» bezw. wo TOm Heirn k. k. Bezirksbauptmann kein Auftrag an
den zuständigen If. Amtsarzt zur personlichen Untersuchung des Gesuch*
stell ers vorausgegangen ist, sind geeignete Verfügungen zur Abstellung
solchen Mifsstandes sofort zu treffen, eventuell der Akt behufs weiterer
Veranlassung anher zu abennittein. („D.'Österr. Sanitäistvesen*" , Nr. 42.)
£ i i i; f a 1 u r.
Besprechungen.
KoxRAD Agatid. f!ef;ofz, betr. Kindererbeif in ji^ewerblieiieD Be-
trieben, vom I]0. Miirz 100^1. Ausführliche Erlantomn^on zum Gesetz
und ^ orsdilap:e /u seiner Durchfühnintr. Jena, Gustav Fischer.
Als 10. lieft (iei" Schriften der Gesellschaft für so/.iale Reform ist
die Arbeit des bekanuUn Rixdorfer Lehrers, des verdienstvollen Vorn
ktaipfers in allen Fragen des Kiudcrschutzes , erschienen. Dafs :^if m
bohem Grade den Ar/t, ganz besonders aber den Kinderarzt und de*
Digitized by Gu..- .ic
342
Schularzt interessiert, ist nicht zweifelhaft und tatsächlich bereits durch
den Abdrnck der Gesetzesbestimmnngen auf Seite 646, Heft 9, dieser
Zeitschrift anerkannt worden. Wie mancher Entwickluugsfehler im jugend-
lich Alter, wie nuiiclie fllscbUoh ala Sdndkniiklieit beseicboete StAnmg
des Befindens ist nicht den Anforderongen, die die Yolksschnle nn Geist
nnd Körper der Kinder stellt, zur Last zu legen, sondem den Ülier-
anstrenguDgen , leider auch häufig den Mifshandlungen, denen das Prole-
tarierkind im allzufrüh he^^innendcn Daseinskampfe ausgesetzt ist. Wie
der Geist eines durch einls)ni^;e und beschwerliche Arbeit ermüdeten Kindes
dem Unterrichte nicht zu folgen vermag und damit auch das Fortschreiten
frischerer Mitschüler verlangsamt oder gar aufliÄlt, so ist auch die Wider-
standsfftbigkeit des Körpers aufgebraucht, venn der stundenlange Aofenthalt
in stanhigen, schlecht Yentilierten Bäumen, stundenlanges Anstragen von
Zeitungen oder Backwaren bei Wind und Wetter, unzureichende Nacht*
und Sonntagsruhe einen ohnehin zarten Organismus zum Angriff nehmen.
Fino lohnende Aufgabe der Statistik wäre es, festzustellen, wie häufig
Kückgratverkrümmuug, Myopie, Tuberkulose bei enverbstfitigen Kindern
Torkommen im Vergleich zu ilircn in glücklicherer Lage betiiidlichen
Altersgenossen aus ähnlichen Bevülkerungsschichten! Die Wichtigkeit der
Mitwirkung der Sehnl&rzte hei der Durchfhhmng des am 1. Januar 1904
in Kraft getretenen Geseties erkennt Agahd selbst an. Auf Seite 125
sagt er: „Wo aber die lYage der Schulärzte zur praktischen Lösung ge-
diehen ist, da versteht es sich natürlich ganz von selbst, dafs der Schul-
arzt als Mitglied der SchuIbehOrtie wesentlich beteiligt ist. Aufgabe
wiederum des Lehrers wird rs st in, ihn auf Erscheinungen auimerk^ain
zu machen, die bei diesem oder jenem erwerbstÄtigeu Kinde eine be-
sondere Untersuchung erfordern. Mit Dank werden sicherlich die Schul-
flizte aller Orten solche Anregungen entgegennehmen, mit Freude werden
sie an die £rfiatung ihres durch das Oesetz erwdterten Pflichtenkreises
herangehen. Als Wegweiser auf diesem zum grofsen Teil neuen Gebiete
wird ihnen Aoahds Schrift dienen mit ihrer übersichtlichen Einteilung des
Stoffes, mit ihrer klaren, ausführlichen Erläuterung aller einschlägigen
juri^ti-f lion und natioiialükonomischen Definitionen. Dem zuerst im Zu-
saniiiKiüliange abgedruckten Wortlaut des Gesetzes folgt noch einmal
einzeln Paragraph für Paragraph, jeder ftlr sich besprochen und erkl&rt.
An geeigneten Stellen sind Beispiele ans der Praxis eingestreut und ver-
ansehauliehen die Anwendung der GesetiesYorseliriften auch denen, die
solchen Fragen bisher fern geblieben sind. Den letzten Abschnitt bilden
Vorschläge zur Durchführung des Gesetzes. Hier schöpft der Verfasser
nn« dem reichen "Born seiner Erfahrung. Kein Mittel infst er aus den
Augen, das zum Ziele führen kann, immer weitere Kreise sucht er für
die Teilnahme an den ihm am Herzen liegenden Bestrebungen zu ge-
winnen? Lin kühler Kopf und ein warmes Herz sprechen zu dem Leaer.
Wenn man die Schrift fortlegt, wundert man sich mit Agahd, nicht dab
das Gesetz erlassen wurde, sondem dals es nicht schon viel froher er-
lassen wurde. Hoffentlich wird dem Buch durch ausgedehnte VeibreitnQg
heschieden sein, den Seg^ zu stalten, der aus ihm rr.varii^en kann.
Dr. HAMBU&a£ii-Breslau.
Digitized by Google
Dr. Leo Bttbgekftein nnd Dr. AüöUST Netolitzkt. Handkieh 4«P
SchülhTpenc, Zweite, nin^earbeitetc Aafla^e. Gr. 8^ 997 8. Mit
3ÖU Abbüd. Jena, üust. Fischt r, 1902. Mk. 20.—.
Die anerkennende Auiuahine, welche die im Jahre 1895 erschienene
erste Auflage dieses Werkes mit voüem &echle gefiiiuiea hatte, Biachte
m wiitii kwier Zeit eine Neaanfl«ie niudieoswert. Es hat hierbei
■eht mir eine Verm^hriiMg des Teilee, Maden aneli eine «eitgeheade
Uamrbeitang deewlben, lehet Artialime oeaer AbKhBttte atittgeihndea.
WL bewnderMwertem Fleifse tat Dr. BuBOBBonr dae MafteriiA fftr die
von ihn ver&fsten Kapitel znsammeBgetragen and venurbeitet, and wem
aacb hier ood da einipe«! nnhenntzt geblieben ist, wa*? der KrwJlbnnng
wert gewesen wäre, so sind doch die Literaturangaben ungemein reich-
haltig, und läfst die ganze Anlage dieser Kapitel auf ein sehr gewissen-
haftes and sorgfältiges Qnellenstndinm schliersen, so dafs das Werk zu
einem ausgezeichneten Nachschlagebach geworden ist. Immerhin scheint
wm die Frage gerechtfertigt, ob es niclit im iBtereoie der YefMtng
dee Bscbee aSgUdi geweeen nire, eliae Sehaden ftr det lobilt «ad die
Bedeateng denelbea, seinen Uafing etwas m besclolnken. Mn aoBle
rieh hfliea, in einem Handbache Uber Schalhygiene allzn viele technische,
namentlich architektonische Details zn bringen. Wohl müssen die Fragen
über die Orient ieruni]: der Klassenzimmer, die gegenseitige Lage der ver-
schiedenen Räume, die Breite der Korridore, die Garderoben, Abtritte,
&holimgsräame, die GrOibC der Schulzimmer, die Gröfse und Anordnung
der Fenster, diu buÜbbüdeu usw. grundsätzlich und mit Berücksichtigong
der genaehten EifUtnmgen behandelt werden, «her dl» Efanelheiten der
Anfihnng nad der terhnisflhwi KomtRiktloii — therhiBH Dinge, die in
die Kompetenz des Architekten gehören, welcher seine Kiennhiisse Merflher
lidit eineB Hmdbuche der Hygiene, sondern techniKhen Fachschriften
eatnimii — sollten kürzer bebandelt werden. Ebenso hätten wir gern eine
mehr grundsätzliche Behiindlnng der Snbscllienfni?o j^esehen; dieselbe
hätte dem Leser die Orientierung anf diesem durch das geschäftliche
Element, das sich leider der Frage bemächtigt hat, Terdnnic^n Gebiete
wesentlich erleichtert.
Eine schöne Leistung Bubgebstsens ist der Abschnitt über die
Hygiene des Unterriehte, den der Verf. offenhar nit baBonderar Liehe
beariMitet hat lad aaf demer jaaicbpetatthlichalaFetadifrtmggeweaeniit.
Doch scheint er ins auch hier, beseelt Ton dam Wunsche, daa yoihandaae
Material möglichst voDst&ndig beizabringen, etwas zu weit gegaagea an
sein; durch eine weise Beschrftnknng in der Yerwendong der angezogenen
Untersachangsresultate hätte dieser Abschnitt an Übersichtlichkeit ge-
wonnen, um so mehr, als bei der zugestandenen ünvollkommenheit der bis
jetzt angewenrlcten üntersuchungsmetliöden die bei den ErmtiduD^^smessungen
^wonneuen Kesiütate bis zu einem gewissen Grade zufällige sind und zn
wsittragenden Schlüisen nicht TenraDdet werden dirian. — Dafr nn B.
ein Abeehnitt Aber die Hygiene dee Ldupeiaonala «djsMKMumi mvde,
iit nnr an begrfl&en.
Der von Dr. Netolitzky bearbeitete Teil des Baches enthält viel-
lieh Wiederiwlangen des von B. Gcaagteni die im HinhUdt anf die filr N.
8«hnlaMwidtolteia«a«* XVIL 17
Digitized by Google
ungünstige Einteilung des Stoffes zwischen den beiden Antoren , auch bei
grofser Vorsicht sich nicht immer vermeiden liefsen. Der Abschnitt über
„Krankheiten und Krankheitsznstände in ihren Besdehungen zar Schule''
hätte !b maBcber Hinsicht ohne Schaden fOr das Handbach kflrzer gefaaltea
irerden dflrfen, und der Verf. hfttte namentlicb nicbt Tergessen aollea, dab
ea sich in dem Kapitel öber InfektknuknakhefteB nur um die Bedehongen
dieser Krankheit zur Schale handeln konnte, nnd dafs der Arzt, dem
beim Anftrcten von Infektionskrankheiten in der Schnlc die wesentlichste
Rolle zukommt, seine Kenntnisse hierüber nicht aus einem Handbuch über
Schulhygiene holen wird. --^ Auch der Abschnitt Ober den Schularzt
befriedigt uns nur teilweise, und wir btätten es gerne gesehen, wenn z. B.
die Flage Uber die Aufgaben des Schularztes anf Grund des hieraber
TorhasdflOAD Materials etwas eingehender und mehr kritiadi behanddt
worden wire.
Mit dieser Kritik an dem bedeutenden Werke der beiden Wiener
Autoren haben wir nm finf einige allgemeine Gesiehtspunkte beschränkt,
und wir hoffen hierbei, weder von den Vertassem, noch von den Lesern
mifsverstanden zu werden. Wir wünschen dem vortreftlichen Bnche eine
möglichst grofse Yerbreitnng. Sein innerer W^ ist ein bleibender.
EBISMANN-Zflrieb.
HraPFB, Febd., Prof. KCrperitbingett md Alk^k^lims. Yortng,
gehalten in der ErOfimngssitznng des IX. intaniationalen Kongrefs gegen
den Alkoholismns am 16. April 1903 in BremeiL 8S 2t5 8. Hinch-
wald. Berlin 1903.
Das vorliegende Scbriftchen enveckt einen günstis^'en Eindruck durch
die objektive Art und Weise, mit der der Verfasser an den Gegenstand der
Behaadlmig herantritt Es war in der Tat kein nnglfleklicher Gedanke»
einem Yerlreter der Uftlsigkeit das Wort in dieser Angdegenbeit so über-
tragen, da ün Alkoholiflitalter den Absthnenten gar leicht der Vorwurf
tlbertriebener Behauptungen trifft. Der Verfasser begrflist es mit Recht,
daft man auch anf diesem Felde von der subjektiven Meinung zur stren-
geren wissenschaitiicheu Bearbeitung ubergebt und so am ehesten fe<;ten Boden
gewinnt. Er spielt an auf die Versuche Destr^es, Guilbaüts, KüAEPELrjrs
und OsEBETZKOWSKis, die ergographische Ermüdungsmessuugen vornahmen
und hiteiNi die Wirieang des Alkohols prtAoi. Ans diesen Yersodien sei soi
schlie&en, dafa der Alkohol daa Ermfldnngsgefflhl betinhe, also
wie eine Peitsche auf das crmOdete Pferd wirke. Da das Er-
mfldungsgeftthl ein wichtiger Regulator sei, könne nur genflgende Buhe zur
rechten Zeit den Körper vor dauernden Gefahren bewahren, und nur aus-
reichende l.m&hmng einen Ersatz ftlr tlio verlorene Kraft schaffen. Bei
mangelhafter Ernährung muis Alkohol unter derartigen Umständen
besonders schädlich wirken, weil hierbei das Eiweils schon au bich durch
die Arbeit starker bedroht ist
Aber diese Yersnciie berechtigen den Abstinenten nicht sn sUen
Folgemngen, die er aus ihnen zieht; als letster Antrieb, auf den Ruhe nn*
mittelbar folgt, schadet Alkohol ebensowenig wie der Peitschenhieb.
Husppfi ^anbt, dals viele Erscheinungen nach Alkoholgenais auf
Digitized by Google
345
dner Veränderung in der Blat?erteilung berahen, so insbesondere die
jfoskil- imd Gebinennttdiiiig. Überlunpt lütiiditet er es als einen grobm
FeUer, dab die GiftwirlnDig des AJkobols viel zu wenig in ihren Be-
tidnmgaD m den normden EmRlinugivofgftngeii nnd rar Awrimilation der
Nahnmgsstoffe in den Zellen bebandelt wnrde. Der Alkohol wii^ nicht
sofort anf alle Organe, sondern anf die einzelnen nach einander und je
nach der Keizbarkeit derselben in yerschiedenem Grade.
Gerade bei der PIcrztätigkeit ist darauf Bedacht zn neiimen, dafs der
Alkohol nicht blols auf die Nerven einwirkt, soDdern direkt auf das Herz.
Als Folgen dieser Einwirkung kennen wir Entzüudangen der Herzmoakolator
und Arteriosklerofle, die bei 25 Vo der Trinker vorkommt.
Der dnreh Yeradttelmig dea Nervensystema m atande gekommene fiin-
tnb dea Alkohola auf dielenigen Oigane, welche bei den Körpembungen
m Betracht kommen» mab sich bei solchen Übungen am meiBten zeigen,
bei welchen daa Nerfensystem in hervorragendem Melke beanapnu^t wird,
bei denen also mfiniielle Betätigung sich paaren mufs mit Aufmerksamkeit
oiiil Exaktität der AusfülirunG:. Als dernitit:e Tätigkeit bezeichnet man
Handfertigkeiten oder mechanische Arbeiten, die nicht Körpertlbungen mi
engeren Sinne sind. In der Tat haben Autoren bei solcher Tätigkeit eine
Zunahme von FeLlern nach Alkobolgenuls konstatiert. Wir können dem
TeriSuMT beipflichten, wenn er sagt, dab bei demjenigen Fertigkeiten, von
deren Anaflüming obendrein daa Sefaickeal Ton Mensehen abhängt, wie bei
der Ftthrong einea Bampfediifliea 6der efaier Lokomotive, der Alkoholgebraveh
unter Umstanden die schwersten Bedenken erwecke, dafs viele Znsammen-
stöfse von Schiffen und viele EisenbahnunilLlle sicher nur der Trunkenheit
des Personals znznschreiben seien Wir sind anch der Ansicht^ dafe das
Fahrpersonal auf Dampfschiffen und Eisenbahnen abstinent leben sollte, aber
verschwiegeii darf niclit werden, dafs ein ebenso hoher oder höherer
Prozentsatz derartiger Unfälle der Übeian^trenguiig des Personals im Dienste,
mangelhaftem Unterhalt des Fabrmaterials und Bahnkörpers zuzuschreiben
ist, weil die fiskalischen Interessen hoher ab die Sidierheit des Betriebes
gestellt werden. Der Staat ist gewib berechtigt Abstinenz in fordern,
aber damit nicht von der Pflicht entbanden, anderen tieferliegenden Übel-
attnden abzuhelfen.
Der Verfasser gebt nun ein anf die Frage der Zuträglichkeit des
Alkohols bei jenen Körperübungen im enL'eren Sinoc, wie sie an der
Sehnle, von Erwachsenen in Form von Turnen, Spielen und Sport geübt
werden. Er weist darauf hin, dafs die Beantwortung der Frage beeintiuist
wurde von dem wechselnden Urteil der öffentlichen Meinung, je nachdem
dieselbe im Alkohol ein aoAerordentlicfaea Skirknngsmittel oder efai Gift
sah; dann aneh von der schwankenden medizinischen Anschanong, die ea
soweit braehto, dalh in DeatadUand, Fhmkreich und Österreich bis vor
kama dea Kindern in den Schulpausen Alkohol als St&rkungsmittel emp-
fohlen wurde. «Es war und ist dies wohl das beste Mittel, nm
der gesnnden, sittlichen und körperlichen Ent\vKklui>g der
Kinder nachdrücklich entReeeiizutreteu." Das kontinentale Bil-
dongs&ystem mit seiner ausschlielslichen Sitzschnle, Unterdrückung der
Spielt&tigkeit, des Bewegungsdianges, der Übung m Ireier Natur, das dea
II*
üigitized by Google
I
94A
Schüler in dankeln Winkeln znsammenhält, leistet dem Alkobolgennfs
VorsrhnV), besonders wenn die Eltern der Ansicht sind, dafs Alkohol 8tftrke.
Mit der Erziehung hat der Alkohol aber nichts zn ton, er bleibe dem
Kinde fem, hat dasselbe Slärkuiif? nötig, dann ist Robe ond ausreicheode
Ernährung am pashendsten. Die Frage, ob für den Erwachsenen, der bei
uHwen Knbto YaMbiisseD eift BAitmttfed nicM lauMr eullMlirai könne,
AlkolMl Bfltilieh, «diidUeh oder indiffarant Mi, betnditet dv YeifMer
als nicht toidit lösbar. Er flhrt ein reiches Tatoachenmaterial vor, ivf
das wir hier nicht eintreten können, dem er anch nicht vollen Wert zor
Beorteilung beimifst, weil das subjektive Moment stark in Betracht komme.
Er begrüfst es deshalb, dai's in den letzten Jahren Versacbe gemacht
wnrden, die Frage in exakter Weise zu entscheiden. Es handelt sich am
die Feststellung, ob Alkohol als Ersatz für unzweifelhafte Nah-
niBgsstoffe dienen könne.
Da Alkohol keinen Stidntoff enthllt, kenn er direkt keinen SticMiff
vertreten, sondern nnr stiokstofffireie Stoffe (Fette, Kohlenhydrate]. Die
Frage spitzt sich also zn auf die eiweifssparende Eigenschaft des
Alkohols. Der Yerfas<»er weist hin auf die zahlreichtti Tersoche in dieser
ßichtung, als dem Ergebnis. Der Satz resultiert:
Der Alkohol ist wohl gelegentlich Nahrnngsmittel, aber
ein sehr minderwertiges.
Wir teilen diese Ansidit Hüsppbs, die nns physiulogiseh am rieh*
tigsten seheiflt; wir hslten ee anch fUr v%iftlilt, dem Alkohol tfaeoretiseb
den Ciberakter eines Nahrungsmittels abnuprechen, \ oil er mehr Gift als
Nahrungsmittel ist. Ob wir mit einem so beschaffenen Nahrungsmittel
Mifsbrauch trriben oder es überhaupt benutzen sollen, ist ja doch eine
ganz andere Frage. lu der Tat sagt denn auch Eue ppe:
,Die n&hrenden Eigenschaften des Alkohols sind individnell sehr
schwankend und stehen praktisch pekuniär so hinter denen der wirklichen
Nahrongsmittel anrück, dafs man von dieser MOgliGfabnt keinen Gebnndi
mfifhffn kenn."
Ohne im weiteren auf den reichen mateiieiUtti ^alt der Schrift ein*
zutreten, wollen wir noch den SchluCssata anführen, der als Resultat aos
der gewissenhaften Kritik liervorgeht :
^Ilalr man sich das alles vor Augen, so mufs man zur Erkenntnis
kommen, dals bei einem richtigen und vernünftigen Betrieb von Körper*
flbangen in Turnen, Sport und Spiel, Alkobolgennfs etwas Überflüssiges ist
Beim Betriebe der KQrperflliangen, sei es an hhi&en Qeenndheitsawecken
oder inr Befnedignng des Bewegnngsbedlirfnisses, aar allgem^en BMditi-
gung des Körpers oder zur Erzielung von Höehstleistongen ist deshalb
die beste Form der Mäfsigkeit die volle Abstinenz."
Die interessante Schrift kann zum Siodiom bestens empfohlen werden.
Dr. KfiAfT-ZOricb.
Digitized by Google
II. Jührgaug. 1904. No. 5.
«
Zur tag» der BfuidimteniMliiiiif der SeholUnder.
Tob
Dr. Cahbs-Bbaoh»
Söbidiiit in Fnnkftiii s. M*
In mMM inffliohen Übersieht Aber 6m Solinlifitweeen in Denteeh«
land' erUirt aioh Dr. Paul SoHDBBiix^NlIniVwg gegen dm Gebniiaii
nur dnes oder dinigsr weniger IiiBtrtiinettte zur Unndniilersiiohting
in der Schale, da die E^inigung derselben nach jedesmaligem Gebrauch
in der Schule selbst niemals mit derselben Gründliclikeit gencheben
könne wie im ärztlichen Sprechzimmer. „Uas Waschen des S[)atels
mit Borlösung, auch wenn hierzu nach jedem Gebrauch frische Lösudet
genommen wird, kann nicht für absolut sicher gelten, und wenn auch
die Gb£a]ir einer Übertragimg Ton Infektionsetoffen bei solchem Vor-
gehen nicht gerade sehr groDs ist, so kann sie doch nicht als ans-
gMehlcMwi bezeichnet werden, und es besteht die Möglichkeit, dals
tos dieser fiandhabnng eine Waffii Segen die SohflleninteieeohaDg
tWben|»t gesobmiedet weiden kttamte.**
ZweifelloB bestehen diese Bedenken m Beoht, und sie geben
iiflh Veraalseniiig, deb bei der Einftthnuig der sohnhuittioben Insti*
tation in I'^inkfiirt e. IL sn Oetsm 1890 die MeadspitsHbge in
ttser nnter dem YoeaitB des StedfcmteB Srase stat^efasdenen ge-
neinsamen Sitzung der Schulärzte einer eingehenden Erörterung
Unterzogen wurde. In Betracht kamen damals die bekannten Holz-
»pÄiei, die nach einmaligem Gebrauche wegzuwerfen sind, und von
^6n sich das Hundert auf etwa Mk. 0,ÖU stellt. ächUeÜBlioh einigte
' S. diese ZeUKkhß, 1908^ & 9ff.
D«r Sehalant. IL 9
Digitized by Google
92
348
man sioH auf den bei Laryngologen beliebten OzBBMAKSclien Zangen*
apaiel, der jedesmal nach der Benutsung über einer Spiritnaflamma
an^geglfiht wird. Da die Abkühinng an der dünnen Stenge des Instm-
menis innerhalb mehrerer Minuten vor stck geht, so genflgt die hier
ftr jede Schnle flbliohe Anaehaffang von vier Spateln aelbai bei
UaaBenuntemtobongen, wie me aUjilirlioh bei der Sohfileraufiiabnie
atettfinden. Vor dem An^glOheii apdlt man daa Inatmment in einer
mit WaaMr gefilUten Sehale ab, um aie von etwa anhaftenden Sp^ae-
reeten, Speichel, Schleim n. dgl. zn befineien.
Bei der Anfnahmennteieachiing kann dieee Prosednr wohl einer
der Mfltter anTertrant weiden, die ihren Kindern beim Ana- nnd
Ankleiden Hilfe leisten und zur Erhebung der Anamnese eigens
bestellt siud. Auf äolche Weise erwächst dem Schalarzt durch das
Deainfizieren der Spatel kein Zeitverlust.
Als Kuriosum vordient das Gerücht Erwähnung, welches einmal
in einer der mir zugewiesenen Schuleu auftauchte. Der Doktor,
hiefs es, fährt einem mit einem glühenden Eisen in den Mund. Dafa
die kleinen Schulrekruten infolge dieser Annahme williger ZOT Unter-
suohong gekommen wären, kann ich nicht behanpten.
SdholintUelie lliitarw«lfiiaff d«r Xindar ia allfimtliiir
Ctafondlialtiplkr«.
Von -
Dr. Hbui - Sohleewig*
Ihr habt eoch heute frflh doeh alle oidentlioh dae Qeatdit» den
Hak nnd die Hinde gewareehen nnd eneh kllbech gekämmtf
Oder wer mnft neih nodi von aeiaer Matter waicben und kämmen
laeeen?
Habt ihr aber auch beim Waschen der Hände eure Nägel
rein gemacht? Zeig du, du und du einmal her! Es gehört sich,
dafs ihr jedesmal, bevor ihr zur Schule geht, euch die Nägel reinigt.
Eure Mutter hat euch gewila gesagt : Schmutzige Nägel sehen hfifslich
aus. Das ist ganz richtig. Der Doktor sagt euch heute aber Es
sieht nicht nur häfslich aus, wenn ein Kind blau8chwarze Känder
unter den Fiugernägein hat; es ist mich recht uni^^eaund, denn in
dem Nageischmntz sind recht oft Kraakheitsstotie enthalten, die ia
dem Lnitstanb umherfliegen. Habt ihr nicht alle einmal geseheii.
Digitized by Google
549
93
wi« «in Sonneiutnhl durah «ine Bite» in «in Zimnwr Mit? Habt
ihr gMhsDf wie da nnalhlig Tiala klaanste Stlnhohwi in d«r erhaUten
Stahanlnft iimbanohwinan t Nnnl Dazin abd nioht soltan kleina
Tnlehan von HantadiUppehan solohar Kindar, dia Seharlaah gahabt
hahan, abar anah andara KiankhoitMtoflb. Beim VaimliraD des
Fttthfltlleks — Fingerlatsoher sind doch in dieser Klasse nicht mehr?
— , oder beim WiBchen der Mundwinkel während des Schlafes bringt
ihr dann solchen Krankbeitsstoff von dem FingernagelBchmntz in ench
hinein, nnd manches Kind ißt schon di^von krank geworden. Cranz
gewii5 aber ist, dafs Kinder mit stets schmntzigen Nägeln vial öfter
krank werden als solche, die sich fein sanbara l^Agel halten.
Ja, ich habe aber kainan Nagalreinigar, kein Taschenmesser,
kerne Schere 1 könnte einer von euek aageo. Seht herl Dieses
StQakahen eines abgehraantan Straiahkoliea» das iah hier geiada in
Moar Teaeha baba, kenn man gaaa gat als Nagalreiniger ga*
kanelieii. Ikr habt also keine Anaada; ein folahae Hobehen findet
ihr an Hanaa inunar, nnd maokt es aol Will ainar abar anf dem
Wnnschaattel n aeinam Gabnrtrtaga adar an WaibnaeliCan «n kleines
Oeeehenk anastreiaban nnd dalllr binsobraiben: ein Nagabrainiger
oder ein Taschenmesser, dann werde ich mich sehr freuen.
Der fast aberall in der Lnft umher fliegende Staub setzt sich
aber nioht blofs unter euren Nägeln fest, wenn ihr etwas Bestaubtes
anfalst. Er setzt sich auch in der Nase fest, dnroh die wir stets,
and im Munde, durch den wir beim Sprechen Lnft einatmen. Wo
aber Stanb sich abgelagert hat, da muTs er, das wüst ihr doch aila,
weggefegt werden. Damm gehört es sich, dafii ihr jadesmal, beror ihr
in die Schule geht, auch oidentliab dia Nasa sabnanbt Qrdant-
üeb wird dia Nasa abar nnr dann gereinigt, wenn man erst das eine,
dun daa andere Naaanloah anhält n^id den Lnffestrom krsftig dmeib
daa andara treibt Sabt beil lob maeha es aneb vor. ünd ibr
werdet nungein frob in Hanaa eist einmal anah dia Nase aabnanben.
wie ibr ea biaber getan babt, nnd dann so, wie iah es aneb banta
Torgemacht habe. Da werdet ihr sehen, dals hei der bante von euch
gelernten Art mehr au3 der Nase herauskommt. Daa könnt ihr auch
Vater und Mutter, die es etwa nicht glauben wollen, zeigen.
Ihr sollt aber auch in der Schule euer Taschentuch brauchen,
wenn euch die Nase kitr.elt oder juckt. Mit dem Finger dürft
ihr nioht in die Nase fahren, weil ihr ja dadurch leicht Krank-
heitsstoffe des Nagalschmutzes in enoh hineinbringt. Die Eondar anf
, dem Dorfe habt ibr wähl aobon einmal aiah ohna Taaahantnab ans-
94
360
schnauben gesehen ? Wenn sie einen Finger erat an das eine, dann
an das andere Nasenloch legen, reinigen «• ihm JNase grttndliflh.
Wir biOT in der Stadt kOmMft das nicht so machen wie die Baueou
j«D|^. Ihr mülst also stet^ euer Tasohentnoh mitbringen. Ist einer
^on onsh aohoD einmal auf dem Sohnlwege im Trabe nmgekelift^
weil er msrkfte, dnft er sein Tuehenloeh an fimse geiaasan hiMef
Beim Yeigeisen 4m Mhsttteks hM ibi^s gewi6 gelvi. Ish bitio
mtf flns^ dafr l]ur*e beim Idsgenlaneii das Tmohontnohee mm ebenso
maebi
Wer fon enoli gnt «n^^npilst bat, wiid mir nnn anoh sagwn
können, waram ihr eneh morgena den Mond aosspOlen «nd gurgeln
m«6l. Ihr eohstft daduroh manehen KmnkheiMetf nns Mnnd nnd
und sorgt dadnrdi für euer GksnndUeiben.
Ich will euch nun auch noch sagen, was gewils keiner von eucli
weils, dafa ihr durch ordentliches Aiisechiiauben, MuudausÄpulen und
Gurgeln nicht bloHs für die Stärkung nnd dab Gesundbleiben der
Nase, des Mundes und des Halses sorgt, sondern auoh für das (iesuad-
bieiben enrer Ohren, denn die stehen im Innern mit Nase und Hals
in enger VerbindaBg, und ihnen kommt die gründliche Beinigwig
auch Zügute.
Beim !Nägeireinigen möchte ich die Kinder, die einmal Aus-
schlag an der Hase eder im Gesicht bekommen, ,no<^ an besonderer
Gründlichkeit ermahnen. Denn das hAlsliohe Aussehen, die En^
Kündung nnd das Wehtnn des Ausschlage» kommt meiatens daher,
dafe das Sind beim Kratzen der juckenden Stellen etwM Kagel-
sehmnta in die wnnde flaut biingt. Wer Anwehlag bekommt, Itlat
skh abends die filsUin mit reinem öl betnpte nnd ist bssendotn
nehtmm anf die SenberkeH asiner Finger. Wer mit sebmntiigen
Fingern seinen Anesehlag kvetsl^ dar bekommt sebmenihnfte Bmi-
stbidnng, oft sogar Fieber, mok an Hanse bleiben, manekmal gar
an Bette. Br mnlb die Sofanle Tonlnmen, und wer oft ftklt» kana
niebi etwas Oidentiiehes in der (Bebnie lenen. JStwsa Tflehtigee
lernen wolH ihr eber deck woU eilet
Der Staub, der oft. wie ihr nun alle wifst, mit Krankheite-
stoffen vermischt ist, setst sich aber juanchmtil noch, tiefer ab als im
Halse. Er dringt zuweileu bis in die Laft röhre und die Longen.
Deswegen müfat ihr einige Male am Tage tiefer Luft holen
als ge \s' nhn lieh. Brust heraus 1 Schultern zurück! Recht in die
Höhe gereckt! Mund Eul Seht herl Wie der Bnistkorb sich hebt und.
wieder senkt. Ihr werdet mir eine Erende machen, wenn ihr heim
Digitized by Google
361
95
BegegDi&it «nf Waldapa«i»rgiqgtn Bokbe AtewQlmiigen naehnMlil
J)«r Iiafam wiid vieUeioht, wtttn ilir naob Ubigonm SohNibsa odar
Lern aoErtelwa «od den Bliok in dk Farne nehmen mSM, dabei
eaeh die hmU geaaigien Aternftbnngen eb lud m mit eneh toi^
MhnMa. So kilfiigea die tob eveh, die keine starken Longen
beben, die Atemwerkzenge ; wer yon euch krftftige Lungen hat, sorgt
dunit für das Kräftigbleiben, und ihr könnt euch durch Befolgen
meiner Ratschläge gewilk vor maBchem Katarrh bewahren.
Der recht oft mit Krankheitskeimen untermischte Staub schlftgt
j-ich aber snch auf eure Bekleidung nieder. Ein ordentlicher
Schüler muis jede Woche weui^stene einmal 8 eineo Anzug
ansklopfen und abbürsten.
Die Stiefel oder Sebnbe habt ibr bente früb gewlTs alle geputzt
Bebt ibr aber aneb Ton den Soblen, namentlieb diobt an den Ab-
ütM (bierl) den grObeteo, faatbafteodea Stfabeoaobmnls entfernt?
lA gUmbe mdit Wer an%eweicbte Wege m geben bat» dem bafiet
aoYiel Sebmata an den Soblen lea^ dab er ibn aiobt mit IIa an die
Bisenroate oder die FnlUbataer tot dem Sobnlgebttode bringen darf.
Ben mCÜJSt ibr sn Hanee mit der umgekehrten Bürste oder einem
Stückchen Bolz von den Absätzen und Sohlen abkratzen. Wer die
Schulstube mit ungereinigten Stiefelsohlen betritt, verliert im wumen
Zimmer, namentlich wenn er aufsteht, den trocken gewordenen
Stralsenschmutz, zermahlt ihn mit den Absätzen, so dafs er als feiner
Staub in der Stuben luft umherfliegt und beim Hersagen einer Auf-
gabe leicht Ton ihm oder seinen Naohbam eingeatmet wird. Pfuil
Mögt ihr daa? Ich nichtl Nun aber sagt mir nioht zu Hanae^ der
Boktoff Torlangt, dafs wir aneb die Soblen blank putzen sollen.
Knra Tor den KinderrergnUgen im Joni aebien mir eine War*
mmg vor dem Übermale im Kirseben*, Erdbeeren- und Kncbeneeaen,
aowie tot leioblicbem Trinken kalten Bninnenwaaaera bald naob dem
Obetgennaae aebr angebraebt Em Kind bebe iob in der lembe beim
Kiieebeneaaen beobeebtei Was meint ibr, wienel Steine ea von
seinen zwölf Kirschen ausgespuckt hat? Jedes Jahr werden Kinder
davon krank, bekommen Magen- oder Darmkatarrh, Fieber, Leibweh,
müssen zu Bette liegen und können die Schule nicht besuchen wegen
einer selbstverschul deten Krankheitl Wollt ihr auch so unver-
ständig sein? Im Winter sind Warnungen vor dem Ausspucken auf
dem Trottoir, Hinwerfen von Apfelsinenaobalen gegeben worden.
Wer bat Frostbeulen an Fingern oder Zehen? Wer will
wiawni wie er daa An^ningen verbaten kann oder wenigitooe die
96
362
scltmerzhafte Ciiitittiidang nach dem Aufbrechen, die ihn verhindert
am Stiefeltragen und so am Sehnlbesnoh? Ihr müSst die Häade im
Winter stets grandlieh abteooknent Ihr mllM enoh wenigstens ein-
mal wOahsntlioh die Fobe in Innwannem Ssifenwasaer baden nnd
enren Vater bei Frost» oder Tanwelter ent reaht bitten, dab er enoh
die Stiefel sdhnell heil maohen l&fiii Fenchtigkeit begOnstigt das
Erfideren.
Wer aber scihon anfgesprungene FM»benlen hat, der mnft nooh
fleUkiger baden nnd ein reines leinenes Läppchen nm die Wnnde
wickeln. Die Pnppenlappen, auf denen immer Stanb nnd Ünrsinig>
keit ist, dürft ihr dazu nicht nehmen! Die Mütter haben in ihrem
Schränke leinene SLückcben von Hemden, die nicht mehr auagebeasert
werden k^muen. Um ein solche bittet ihr die Mutter! Sonst könnt
ihr 2a mir kommen, da will ich euch etwas Kum Zubiuden ächenken.
Znr Reinlichkeit gehört es, dafs ihr früh, ehe ihr in die
Sohnle geht, euren Abtritt aufsucht. Dnrch Halten auf
regelmftisigeD Stuhlgang tut ihr etwas Grutes für euer Gleeuudbleiben.
Berieht Uber die Tätigkeit des Schularctes Dr. Kmg in Dresden
Den Bericht Aber meine schollntUdie Tätigkeit hn Jshre 1902, iralcheB
die Sdiriftldtang der Zw'todlr. f* SdUOgmmäheUtpß, wonseto, gebe ich
hierdmi^ in Fonn einer korien Übersicht. Sie bezieht sich auf vier
Bczirksschulen (gewöhnliche VoIksschnleD) und zwei Bürgerschulen mit über
6000 Kindern. Der weitaus gröfste Teil der ärztlichen Bemühnnofen ent-
fällt, ganz abgesehen tob der geringereü Zahl der BiLrgerscholeji, auf die
vier Bezirksschtüen.
Die Tätigkeit spaltet sich m drei Teile:
I. Die sUgesMinen Ssehea.
n. Die UatenmdioBg einiehier Kinder ohne BOcfcalcht anf die Klassen-
stufe, meistenteiis in der Sprechstunde der Wohnung des Sehalarztes ans-
gefOhrt, hbweilcn auch in der Schule oder in der clterlidien Wohnong.
m. Die Untersochaog der neu aofgenommeaeu Schüler.
L
Besnebe der Schnlen wegen aUgemeiner AagelegenheiteD, Konforeasen
mit Lehrern, Yewammfangen der SchnllRte beim StadtbsiiikBarzt oder auf
dem Bathans usw. wurden 71 mal vorgenommen, und zwar 9 mal wegen
der kosunisssrischen Bsgehnng der Schnlgrundstikcke nnd deren Vor-
Digitized by Google
36a
97
bereitung, 1 mal wecken TJntersachnng der znm Stotterbeilknrsus angemeldeten
Schüler, 1 mal bei der Prüfung derselben nach dem Stotterheilknrsus,
1 mal wegen des Verdachtes einer endemischen übertragbaren Augenentzün-
dong, mehrmals wegen sonstiger flhertrugbarer Krankheiten, wegen Beob-
achtung des Scliait.urueiiä, der Lüftung usw.
n. •
Der Birdte Pukt betraf 811 Kindtr Teisdiiedeiiitai Alten nnd,
dl manches Kind sich zwei- oder dreiaiil TontcUea rnnftte, 354 Eiiinl«
utersnchnngen. Die Ursachen waren folgende:
1. Zweifelhafte Aufnahmefähigkeit oder Versetznnt? in eine Nachhilfs-
klasse (Klasse für geistig Schwache) oder längere Beurlaubung wegen
Krankheit oder unentschuldigte Versäumnisse: 55 Sachen.
2. Fürsorge für Ausschlieisung übertragbarer Krankheiten. Hiervon
Mtüdlen auf Diphtherie (oder Verdacht derselben) 21 F&Ue, auf Scharlach-
fieber 14, auf Maaeni 8» auf KemUniateii 4, Yailoeilleii 4, ehnmiMli»
Hartwmchllge oder Impetigo coatagioea 11, and follilnillre Bindebant-
eatsQndung 1 FaU| in Summa: 63 Sachen.
3. Zweifel an der Fähigkeit oder Rätlichkeit der Teilnahme am
Scholtümen Die«; betr?if 30 Knaben (mit 33 UntemdimigeD) und 60
Uftdchen (mit 68 Untersuchungen).
4. Bezüglich der Teilnahme an anderen Spezialfächern (Nadelarbeit,
Zeichnen, Singen, Schreiben) oder wegen mehr oder weniger Entlastung
worden geprüft 67 Kinder (mit 85 Unt^nchungen). Hauptorsachen:
AagenfeUer, Neoroeen. Die Anadiaftmg Terofdaeter Brillen mnde liioflg
au einer milden Stiftmig Terralttelt.
5« Ente Hilfe bei in der Schnle vorgekommenen Teiletinngen
«urde gekittet 7 mal, and cwar wegen 2 beim Tarnen vorgekommenen
Kontosionen, bei 1 Kopfwunde durch Fall im Schnlhofe, 1 Extnüction
ebes frrofsen Holzsplitters aus dem Oberschenkel, einer Stanchnnp: bei Fall
im Hofe, 1 Armbnich ond 1 Kopfwunde, entstanden beim Eislaof im
Sehulhofe.
6. Wegen der Kevaccioation im zwölften Lebeu^ahre (welche nicht
im Sehttlanl aaageflUiTt wkd) wniden mir Yoigeetellt vier Kinder, nnd
«war 3 mal wegen nngewOlmlidier AwaeUlge and 1 mal wegen der F^e,
ob die Impfimg tanlieh sei.
7. Wegen Bedürftigkeit der TeOnahme an den Ferienkolonien (welche
hier von mehreren Vereinen geleitel werden), worden elf Kinder einer
Vccant ersuch nni? unterworfen.
8 >:ia Knabe wurde begataditet wegen angeblicher ttbemüUiBiger
^Ulchtigung.
9. Aus verschiedenen nicht besonders zu rubrizierenden Gründen
«Orden 22 Kinder untersucht, wobei es sich vorwiegend um Blasenachwftche,
SchwmliOrigkait» Badien- nnd Naaealeiden handelte.
m.
Die Untersuchung der Neulinge. Diese bezog sich auf 14 Klaaaei
der aatenten Stafe (hier 8. Klaaae genannt) mit dnrchachnittUch 47 Kindern
Digitized by Google
9d 3Ö4
und warde in der Zeit vom lo. Mai bis Anfang Jnli ansgeftthrt Sie
geschah im gewulialichen Klassesz immer iu der Regel bei teilweiaer, in
besonderen Fällen bei weiter gebender Entkleidung, and zwar in dieser
Weife MT bai den BenrknchnleB; bei den Kncben «nter HkhOfe te
Lehren, bei den lOdchen nater Beiataad der Lehmin, wtm eine eoldie
der KlacM vorstand, oder der^ran dei SefanldienerB oder Siterer Schal*
mldchen.
Eine Klasse erforderte mindestens zwei Standen Zeit, Die Resultate
wurden bei den als abnorm befundenen Kindern in ein Formular einpe-
tragen und notiert, ob und wann eine wiederholte Untersuchung ertolgea
Söll. Fehlende wurden später nachuntersucht
Wo eine Behaadhng angezeigt war, ging den Ettem eine Mltteavig
darüber zu, in der Regel auch mit dem Hinweis auf eine KrankekikaeBe
oder Poliklinilc.
Als Resultat der Untersuchung der Neulinge stellte sich folgendes
beiuns, wobei zu erwähnen ist, dtSs mftfsige Grade von Anilniie oder
mangelhafter hruiihrung nicht notiert» anch Wägnngen des Körpergewichtes
nicht gemacht wurden.
1. Allgemeine Unreife (offenbar Unreife waren schon
▼oiher ausgeschieden) 4 FiUe
2. Geistige Schwäche 3 ,
d. Hochgradige Schwäddicfakeit oder Anämie .... 13 ,
4. Augenkrankheiten
a) Verminderte Sehschärfe »
b) Homhantflüclvo und Hornhautentzündung ... 5 „
c) Conjunctivitis und Blepharitis 2 „
d) Star 2 n
5. OhrenleidflB aller Art ^1 «
6. Käsen- nad Bachenleidea 4 ^
7 Stottern oder bochgradiies StaannelB 5 ,
8. Kr^lmpfe 1 „
9. Chronische Hautkrankheiten, Kopfläose, groüser Schmutz
(Krät/p knm nicht vor) ^ n
10. AbüormituLen oder Krankheiten des Knochen&ystems,
wie hochgradige Rhaehitjs, ungewfthaliche Klehiheit,
Skoliose, Eyphoee, Caries, scUecht gebcilfte Fraktur,
steifer Finger, sieifos Handgelenk ....... 14 ,i
11. Chronischer und akuter LuftrOhrenkatarrh .... ^ «
12. Hcr/krnnkheiten, inkl. IlerzJ^dnv^lche n rlpl. , 13 ^
13. Abnormitäten der Leistengegend und einmal IJydrocele 9 ^
14. Zufällige einzelne Befnnde (em GaiTmendcfekt, eine
fieberhafte Angina, ein ^ ieUer ohne erkeiuibarc Ursache) 3 ^
M Sehilhygiei« Ift Mpiig Im Mat 1902. (Ana dem Baittfak
des Stadtbezirksüistes.) Ans deai sehr intereanaleB Beridit beheft wir
folgende allgemein wichtige Punkte, besonders Aber die Tätigkeit der
Schulärzte, welche im Jahre 1902 eine ebenso ersprießliche war als in
den Voijahren, heraus.
Von der nunmehr neu eingeführten Verpflichtung der Schulärzte,
Digitized by Google
a65
.99
BOBitlich miadestens einmal im SehidhiM aBwmnd zu sein, am die vom
Lehrer vorgeftihrten Kinder zti untersochen, wird henrorgehoben, dals sie
sich insbesondere für das Auffinden schwerer nervöser Leiden QAYierte
Epilepsie) und p-ychiscb abnormer Kinder sehr bewährt hat.
Aus der l> t i * chtignng des Schularztes, der jährlichen Begehung der
Schnlgnindstflckc durch Beamte des Hochbaues beizuwohnen, ist nun eine
Terptiickluug geworden, welche sich durch die dabei gebotene MdgUchkeit
der Betntragnng fon Abstelliiiig hygienieelwr Mängel (aiunieclmftljsige
Blake, ÖÜBn, Toriiftnge, Ifftngel dar Abortaidageii, LflftongaeiiiricfalQngen)
«bttfdls Btlfedieh erweist.
AlulBhflidier beschäftigt sich der Bericht mit der Frage genSgeider
Lnftemeaerang in den Klassen. Von Yersnchen mit Zuglüftaiig wurde
we^rPTi de<^ erwarteten Widerstände«^ der FamiHennn(Teböri?f^n ab?iee;ehen nnd
Dur beantragt, namentlich m den Schulen mit Zentralheizung, die Direktoren
und Lehrer mit den Heizungs- und LultuDLrsanlaijen genau bekannt m
machen, sowie den Hansmännem die bestehendcu Vürschritteu über Lüttuiii;
■ach dem Yor- ond Nedimittagsanterricht erneut genaoest einzuschärtea.
Id Jeder Kfame eoU niDdestens ein Klappfenster eingeführt werden. Bd
sDedem wird msBi wie der Benebterstatter anlUirt, eben doch auf die
strenge Kontrolle des Direktors ond m sUem die Unterstützung des Lchr-
personals selbst angewiesen bleiben, wenn erträ^idie Zustände geschaffen
«nd der in den Srhnlarztberichten „oft'' geklagte penetrante Qerach in den
Klaasenzimmorn vermieden werden soll.
Von Infektionskrankheiten wurden aus den Schulen insgesamt 2340
Fälle gemeldet, davon 1023 Masern, 490 Scharlach, 218 Diphtherie, die
Obrigen Keuchhusten, Spitzpocken nnd Ziegenpeter.
Die mAlUg schwere Hasemepidemie botVeranlassnng snm Scfalnsse von
fif Klassen; drei Klassen nrolsten wegen gehinfter FUle ifon Sehaitedi
nnd Diplitheiie geschlossen nnd desinfiziert werden. Es wird geklagt, daft
die meisten Audgen von Infektionskrankheiten zu splt an die zostindige
Mle gelangen, um erfolgreich der Weiterverbreitnng zu begegnen.
Die Hanpttätigkeit der Schulärzte bezog sirli auf die Untersuchung
der Neueingetretenen, deren hervorragende BedeutuDi:, l»esonders wenn sie
in Gegenwart der Angehörigen vollzogen werden kann, der Bericht erneut
hervorhebt. Von untersuchten Kindern wurden 8600 durch die
19 Sdinlirzte, 293 dnreh Privatärzte nntarsneht.
Es erhielten Ülr kOrpeitiche Beschaffenheit:
Zensor I: 56,2 Vo
, II: 40,3%
n m: 8,5%
Für geistige Beschaffenheit :
Zensur I: 72,5 7o
II: 22,0 7o
„ III: 5,5 7o
Von Krtnkheiten wurden festgestellt:
AngenkrsnMieiten bei 26,5%
Ohrenkrankheiten ,,11,6%
ScUeofate Zähne 56»9Vo
Digitized by Google
100
366
Adenoide Wachenugea .... bei 25,3%
Herzfehler ^ , ^ 3,0 %
Sl<oljo?en ^ 1,4%
Parasiteü und Uaatkranklieiteü . . 5,2 %
Yenehledeiie Schäden .... „ 8,9 7o
ibztUd» Behudliuig ofofderteii . „ 48,6
Für dinflEDde Überwaehuig in den iiidisten Jahren TO^^
600—700 Kinder.
Mit Recht fflhrt der Berichterststter ao, da(s das System einer größeren
Zahl von SchulärzteD, deren jedem nnr wenige Schulen zugeteilt sind, den
weniger Schulärzte oder gar eines einzii^'cn weit vorzuziehen ist.
Zum ersten Male im Berichtsjahre wurden 200 von den Schulärzten
ausgewählten Knaben von 12 — 13 Jahren unentgeltlicher Schwimmuüier-
rioht (vier Vorstunden in der Turnhalle, zehn Übungsstnnden im Wasser)
fldt sehr gnten Basidtile erteilt
Der Beinignag der SchnlaJinnier sind ebeniana weitere Aaafiüiningen
gewidmet. Da die Kosten far eine tlgUdie Beinigiing der 60 Leipziger
Volksschulen auf 100000 Mark (?) veranschlagt aiad, wird ea zonlehst bei
der derzeitigen wöchentlich zweimaligen Reinigung verbleiben«
In Fenenkolonien wurden 774 Kinder geschickt.
In der Hilfsschule für Schwachbef&higte wurden 260 Kinder unter-
richtet; neu eingeführt wurden besondere Heilkurse für Stammler und
Stotterer, mit deren Leitung zwei durch Gutzmahn vorgebildete Lehrer
betraut waren.
Der BerieM weist ans, dalb die Sdmlgeanndheitqpflege nad Sclialant-
einrichtong in Leipiig, welche schon lange in Blllte stehen, in weiterem
AufblOhen begriffen sind. Schon heute nehmen sie einen Stand ein,
welchem nahezukommen ftbr ?iele Städte ein des winkenden Preises wwtes
Ziel sein dürfte. ^ A. FRANKENBUHnT^R-Nürnherg.
Die Schnlarztfra^e im Ärztlichen Bezirksvereiu in Mfinchen,
von Dr. HuGO SxEBKFELO-MQnchen. Im März vorigen Jahres berichtete
ich, dals im Münchener Gemeindekollegium der Autrag auf Einführung voo
Schnlftrzten an den Mflnchener Volksschulen gestellt und „dem Magistrate
nur Würdigong fainllbergegeben worde** ; wie diese „Würdigung*^ ausgefallen,
ist bis jetst noch in tiefes Schweigen gehflUt; es soll zwar «in geheimer
Sitzung" bei der Etataberatnng eine Summe von 30000 Mark für die
Anstellung eines Stadtarztes und 26 Schulärzten in Anschlag gebracht
wordpTi sein, aber in die öffentliche Magistratssitznng ist der Antrag bis
jetzt nicht gelangt.
Der Ärztliche Bezirksverein wurde zwar um seine Meinung, trotz seines
dahin geäufserten Wunsches, nicht befragt, hat jedoch die FraKc trotzdem
auf die Tagesordnung gesellt, und ^^wai' sciiou im April vorigen Jahres,
und sollte (Scbreiber dieses war damals in Madrid beim Intematjonalen
Kongrefs) Herr Dr. Douibbbgbb das Beferat erstatten. Dureh Tordiing-
liche Aufgaben jedocb (Elnfbhmng der freien ArstwaU bd simtlidieB
Mttuchenei Krankenkassen) konnte erst iu der letzten Teiaammlung des
Bezirksvereins am 16. Mflrz die Frage zur Verhandlung kommen. Als
Korreferent wurde Herrn Dr. Döbmbkbqxb Herr Dr. Stjulnfsld beigegeben.
Dlgitized by Google
ä67
101
DoBNBEBOEB faCst nach einem historischen and kritischen ÜbarUiek
Uber die bisherigen Erfahrungen in der Schnlar7tfrRc:e seine A&flchatllUlgeD
io folgenden Thesen (mit Bezug ntif München) zusammen :
1. Die Aufstellung von Schulärzten in München hält der Ärztliche
Bezirksverein, wie er es schon im Jahre 1899 erklärte, nach den
bisherigen guten Erfahrungen in anderen Städten im Interesse der
heranwacbBeiideii Jugend fftr geboten, nnbeBchadet der Rechte uid
Pfliehten der Köiiigl. BeKirkeflizte.
9, Vor Emfthnmg der Institution befürwortet der ÄTZÜidie Besirks-
verein die im GemeindekoUegiiim beantragte Ernennung einer be-
ratenden Kommission von Abgeordneten des Staates^ der Stadt
und der oftiziellen är7tlichen Standesvertxetung.
3. Die Bewerbung um die neuen Schularztstellen soll sämtlichen
Mtinilieiier Ärzten ermöglicht werden, nnd die Auswahl durch die
genannte Kommission erfolgen.
Der Korreferent, Schreiber dieser Zeflen, eehlielkt rieh diesen Thesen
ToDkonunen an, will jedoeh heTor die Lutitntion dnreh den Magistrat
ias liSben gerufen wird, die Art nnd Weise der Anstellung, soirie die
Frage, welches System zu bevOROgen sei (amtliche Ärzte oder Schulärzte
im Nebenamte) geregelt wissen. Es sei auch mehr Gewicht darauf zu
legen, dals anf dem Verordnung« wefre einheitliche Vorschriften zum
Schutze vor Infektionskrankheiten für alle Milnchener Schulen
erlassen würden. Korreferent verspricht sich erst dann positiven Erfolg
von der Institution, wenigstens nach dieser Richtung, wenn sich die Schul-
inte zur Kontrolle der zur Verbesserung der Schulhygiene erlassenen Vor-
sekriften bezflglich Reinigung, Anzeigepflieht, Ansseblnft von der Sehlde,
nnd zor AnssteOang von Zeugnissen anf bestimmte Yerordnnngen stfltsen
kAnnen. Er beantragt daher als vierte These:
These 4. Die schulhygienische Aufsicht bezw. die schulärztliche Kon-
trolle ist für alle Schulen, Volks-, Privat- und Mittelschulen, besonders
^^as die Prophylaxe der Infektionskrankheiten betrifft, in gleicher Weise,
ood zwar auf dem Verordnungswege zu regeln.
Saint liebe Thesen (letztere mit einigen unwesentlichen Abänderungen)
wurden nach längerer Diskussion schlielslich nahezu emstimmig augenommeu,
ebenso nie der Antrag des Komfenntan: «Die Thesen dem MQnchener
Ksgistnt und GemeindekoUeginm, der Iiokalsehnlkommistion nnd dem
Obersten Sehnlrat snr Kenntnis sn bringen." Ferner fond der von dem
Vorsitzenden KaCH gestellte Antrag Annahme: „Der Verein solle eine
Kommission ernennen, welche sich mit der Schnlarztfrage zn beÜBSsen hat.**
Die Emennnng der Kommission soll spiter erfolgen.
Digitizod by G<.jv.' .ic
102
358
Diensfanweismigf*
f&r die Schalärzte uud iur die Schulleiter nud Schallehrer
der sämtlichea Sehilen der Stadt Kybnik.
I.
§ 1. Die Schulärzte haben den Gesundheitszustand der Schfller und
Scbfllerinnen der Schalen der Stadt Rybnik dauernd zu tiberwachen und
stehen den Leitern und Lehrern der Schule als ärztliche Berater zur Seite.
§ 2. Jedes neneingetretene Schulkind ist von dem Schulärzte mög-
lichst bald nach seinem Eintritt in die Schule zu uiitersachen. Auf Grund
dieser Untersuchung wird der vorgeschriebene Befundschein ausgeföllt,
welcher das Schulkind von Kla&se zu Klasse bis zur vollendeten Schulzeit
bef^tel mid denuelbea bei etwaigem Weehsd der Schale mitgegeben winL
§ 3. Jedes Schalkind wird einmal jährlich einer Kontrollnntersnchnng
nnterwoifea and die Yerändennigen, welche deb hierbei in dea köipeilidieK
Za&tänden und ir. den Gesundheitsverhältnissen herausgestellt linht n, wonieii
in demselben Befundschein-Formulare, in welchem der Befund der ersten
Unfersnchung vennerlct ist, and welches also hierbei Toigelegt sein ma&y
eiügeliii;j;en.
§ 4. Bei diesen laufenden Erstuntersuchungen, welche regelmäfsig
etwa im Mai jeden Jahres vorgenommen werden dürften, haben der Leiter
(die Leiterin) der Schale and der Klassenlehrer (die Lehrerin, resp. die
Indostrielehrerin) anwesend za sein, am hierbei ancb dem ScbalanCe ihre
Beohachtangen Aber Abnormitftten, weiche sie bis dahin an dem Kinde
wahrgenommen haben, mitzuteilen.
§ 6. Anlserdem hat der Schularzt jeden Monat einmal in der Schole,
und zwar in der Schulzeit, eine Sprechstunde anznberaomen und diese
Sprechstunde rcrhtzeitig vorher dem Leiter der Schule mitzuteilen. Zu
dieser Sprechstunde haben der Leiter (die Leiterin) der Schule und die
Klassenlehrer (Lehrerinnen) ihre Beobachtungen, welche sie an den qn, Kindern
gemacht haben, und was ihnen sonst au einzelnen Kindern aulgcialien ist,
dem Schalante mitzateileiL
§ 0. Femer hat der Schnlant anch diejenigen Scbolkinder in seiner
Wolinnng and Sprechstande an nntersachen, welche ihm Tom Leiter der
Schale wegen Verdachtes einer besonderen, neu wahrgenommenen Krankheit,
insonderheit wegen einer ansteckenden Haut-, Augen- oder inneren Krank-
heit zogeschickt werden. — Der Klassenlehrer (die Lehrerin) meldet dieses
* Diese vom Magistrat der Stadt Rybnik, Oberschlesien, gütigst zur Ver-
fügung geitellte DieuBtordnung zeigt in lehrreicher Weise, wie auch kiemer«
Stidta (7000 Einwohner) iloh dnroi klare und «infiMthe IKenstoidnangen gut
oigenitierte iohalfaitliche Buuiehtiingeii sa schaffen Termog ea.
Digrtized by Google
m
103
Kind dem Schulleiter (der Leiterin), welcher nnn die VorfÜhmag di6M8
Scholkindes ¥or den Schularzt in dieser Sprechstunde Terfü^.
^ 7. Je nach Lage des Falles nnd nach den Mitteilungen des
Scboiarzteä liat nun der bchiüiöiter (die Leiterin) au die Eltern resp. den
TormiBd odw n die PoHzflIMM« Anzeige za entatten vnä. MmM die
Torgedrnckten FormiUaie zn benutzen.
§ 8. Der Sclinknt hat aneb anf Antrag dea Sdndlelteit (der Leiterin)
SehaUdnder in ihrer Wohnung zu untersuchen, am, Ma die Elteni kein
anderweitiges gentigen des ärztliches Zeugnis beibiingen, featznateUea, ob die
Sdiolversäumnis gerechtfertigt ist.
§ 9. "Die ärztliche Behandlung erkrankter Srhnlkindcr ist nicht Sache
des Schularztes und er hat sich als solcher derselben durchaus zu enthalten.
Kommt das qu. Schulkind durch den Auftrag der Eltern, der Ariucii-
Terwaltung usw. in seine Behandlung als Hausarzt, Kommunalarmenarzt usw.,
to iat dies eine Sache f&r sich.
§ 10. Das weitere Gehiet der Tätigkeit des Schularztes betrifft die
Schulhygiene. Auch hier steht er den Leitern und Lehrern der Schulen
als medizinaltechnischer Sachverständiger beratend zur Seite und hat den-
selben in achulhygienischen Fragen die nOtige Auskunft zu erteilen.
§ 11. Jede Klasse ist jedes Jahr einmal einer hygienischen Besichti-
gung zu unterziehen und das Augenmerk auf die Heizung, Ventilation, Be-
leochtung, allgemeine Reinlichkeit und anf andere Einrichtungen der Klasse
an richten. Torgefondene Mängel nnd MiDHrtände sind mit dem Sehnlleiter
resp. der Leiterin dnfehzaspreciien nnd letzterer hat nOtIgeniUJa mit Yor-
seUigen zur Abstelhmg bei der Scholdepntation aobrifklicÄi vorstellig zn
werden,
§ 12. Einmal im Jahre ist die ganze Schulanlage — Haus, Hof,
Aborte, Pissoirs und sonstipre Nebengebäude — auf ihre hygienische Be-
schaffenheit unter Zuziehung des Schulleiters, sowie eines Baubeamten der
stÄdtischen \ e r waltung zu untersuchen. Über die vorgefundenen Mänpel
und Mifsstäude, die sicli hierbei ergeben, und über die zur Abstellung
dcmlben gemachten Torscblige ist ein knrzer, aber ernJiMender schrift-
lieber Beriebt Ton dieser Reririonskommlssion der ScboldeputatloB ein-
zarsidmB.
§ 13. Die Schulärzte haben sieb gegenadtig zn vertreten nnd, im
Falle beide zn gleicher Zeit beurlaubt resp. auf längere Zeit vennist sind,
so liaben sie der Schuldeputation einen Vertreter zu präsentieren.
§ 14. Die Scbolftrzte erhalten ihre Mtthewaltong ein Jabres-
geüalt, weiches ^ ,
Ryboik, den 11. Man 1899.
Der Magistrat.
GtTNTBEB..
Oer Schalant L
10
104
360
BeftiadaltMt
ftber d«i Uiferiitthei (nid wen litf^ atek g^iflügea) Ziitaad
dfls SehnlkttdoB..
Solm Tochter d.
aas
geboren den —
geimpft .
wiedergeimpft
eingetreten in die Schale am
Anmerkung. Dieser Kopf wird vom KlaMoniehrer besw. i»ehreria au«-
gefUlt.
Datum
und
Schuljahr
I.
Sohu^jahr
Datom
K6vpei*
bau, Ent-
wicklung
und Er-
nährung«-
zustand
OröCse
cm
Oe-
wiobt
(vom Kl«M«ii-
lehrer b«tw.
Lehrerin vor^
wee elnsv-
trAiren)
Brust-
Brust
Bauch
um-
Organe,
und
fang
Lungen,
Bauch-
Hers
organe
cm
Wirbel-
säule und
Glied-
mafse
Haut,
Haare,
Aus-
schlage,
beson-
ders
parasi*
täre
n.
Schuljahr
Datum
Datum
and
SoliQ^ahr
Aogea
and
Seh-
Boh&rfe
Ohren
und
Oehor
Mond,"
Raohen,
Nase,
Sprache
KOTM
Zusammen-
▼orgr«fundcncr
vom Xortnalen,
brutehcnrlor
Krnnklioiten
aud Krank-
halteaalacea
Auf f> I '!'■■ -f;r Be-
fiiiuli' 1 '<iuturkun^en
un ' ' ir chläge für die
Beiiaadliunir des 8chul-
kinden in der Schule:
Aatsschllernung o<ier
BeschrnnkuDg in ein-
««Ineo Fächern
ClumeB, Singva usw.).
Anwwimuir beaAsdam
SiUpUtia
.
BeiBar>
kangea
d«a
Lehren,
Mitteilun-
gen an
Eltern, Po-
IMenr.
T.
Schuljahr
Datum
II.
Soho^alir
Datum
Digitized by Google
M4rifl fb Si||Hl(eftiitii!teit0|i|lege.
ITU. Jahrgaog. 1904. No. 6.
Bnige BtiiMrkimgen inm enton btenatloiial«» XongreAi
f&r Sohnlhygiene in Nürnberg.
Dr. F. "Bkl-mann,
Vontand des 6eBandh«it«we«eiu der ätadt Zarioh.
Als im Laufe des vergaügeüen Jahres em von einem ^penna'
nenten internationalen Komitee** unterzeichneter Aufruf erschien,
der zum Zweck hatte, die Gründung internationaler Kongresse ftir
Schülhyg'iene ins Leben zti rufen und zugleich zum ersten derartigen
Kongrels, der in der Woohe nach Ostern des Jahree 1904 in
Nfimbeig stattfinden sollte, eininladen, mochten wohl in manchem
Zweifel an der Opportunität dieser Unternehmung ao&tofsen. Man
konnte noh mit Recht fragen, oh wirklich in Anbetracht der rela-
tifen BeeohiBnktheit des Gebietes der Sehnlbygiene nnd mit Bliek-
deht anf die in vielen Lttndem nnd Lendeeteilen mangelhefte Ent*
wieUnng der Oeeandbeitqpflcge der Sdinle es eieh em^bhle, den
vielen eehon beetehenden intemaiiomden Kongienen nook einen
neuen hinznsnfbgen. Man konnte, ohne rieh einer Keteerei sohnldig
TO machen, dafürhalten, es wäre vorderhand noch auf nationalem
Boden für die wissenschi^tliche und praktische Ausgestaltung der
Schulhygiene gerade genug zu tun, und man sollte sich wenigstens
über die wesentlichsten Fragen auf diesem Gebiete zuerst in kleine-
ren Kreisen einigen, bevor man eine internationale Aussprache über
ditaelben provoziere. SohlieDslioh konnte darauf hingewiesen werden,
dab eneh bisher auf den internationalen Kongressen für Hygiene
und Demographie eobnlhygienische Fragen behandelt worden waxen
nnd dab dieaer tfodne wohl Ittr die niohate Znknnfb nook geniigen
düille»
eetalfMsiAeMtpflef«. XVIL 18
362
Aber die Wür£el waren nnn einmal ge&llen. Die Unterzeichner
des Aufrufes wwnai entweder Hyjg;ieiiiker von Fach oder liervor-
ngeade Gelehrte und Sohnladbmer, die sieh ebhon Tielfeoh mit
Sdinlliygiene beeohftftigt hatten. Der Sirfolg dee tlnfamehmun»
aohien dueh die Teilnahme dieaer PeraOnliohkmton gealoheit» nnd
auoh f&r die Zweifler wnrde der ISntsehlniä, ihnen Heeifolge zn
leisten, nieht albrasdhwer.
Dab Kflmbezg als Eongrelbstadt erkoren wnzde, war nns^eitif^
ein gnter Wnrf. Und manchen Kongfelbbeeneher ans fem nnd nah
niuj^ wohl die an die „gute alte Zeit" im besten Sinne des Wortes er-
innerüde liebliche Eigenart des Stadtebiides der Heimat der ^Meister-
singer" ebensosehr angezogen haben, wie das lüteresse au den Ver-
handlungen des Kongresses, Wer Nürnberg kennen gelernt hat,
begreiit es, dafs die Nürnberg-er stulz sind auf ihre Stadt und d&£9
sie sogar den I^amen derselben mit einem besonderen Ausdruck und
offenbarem Gefühl aussprechen. Aber noch in einer anderen Be»
Ziehung war die Wahl Nürnbergs eine glückliche zu nennen. Die
Organisation eines internationalen Kongresses bedarf, namentlich
wenn die zur Verfügung stehende Zeit eine relatiY beschrankte ist
— wie das hier der Fall war — geradesu eines Elitekorps von
Leuten, die mit Liebe und Begeisterung sich ihrer schwierigen Auf«
gahe annehmen und gewillt sind, alles daran am setseUi um sie in
mOfl^iehst he&iedigender Weise au Iflsen. Und es darf unumwimden
angestanden werden ^ diese PefsOslioUceiten haben steh in NOm*
beug gefunden. Sie haben sieh in greiser Zshl ausammengefean,
Uflnner und S^uen, um dem Eongrefs durch eine mOgUehst aweek-
miHnge Organisation von Tomeheiein den Erfolg an sidhem, üm
ernst und wttrderoll au gestalten und augleieh den Fremden den
Aufenthalt in ihrer Heimatstadt lieb und angenehm sm machen.
Sie haben es verstanden, für geistige Nahrung zw sorgen, ohne dafs
das Gemüt dabei zu kurz gekommen wäre, und es soll keine
Schmeichelei, sondern nur eine berechtigte Anerkennung der ge-
leisteten Dienste sein, wenn wir allen denjenigen Einwohnern und
Einwohnerinnen von Nürnberg:, die sich au der Veranstaltung dee Kon-
gresses und den damit verbundenen gepellifjen Unterhaltungen beteilig
haben, an dieser Stelle ein bescheidenes Kränzlein winden. Ein gut Teil
dieses wohlverdienten Lobes darf der Generalsekretär des Kongiesaes»
Herr Dr. Sohitbebt, für sich in Anspruch nehmen. Denn auf
seine ßereitwilligkeit, die Hauptarbeit bei der Organisation des
Kongresses au übernehmen, und auf seine Arbeitskraft rechnete man
Digitized by Google
doch io entor Lbie, als besohlossen wurde, dm Koxsgrefii in Nttm-
beig aVsulialteii. Und ee mula hier gesagt werdan» dab Herr Kollege
ScflUBSBT mit gTofeer Hingelmng imd Opferfreudigkeit diese seliwere
Aufgabe durchgeführt hat. Der Generalsekretär, die eigentliche
Triebfeder einer derartigen Veranstaltung, ist sowohl während der
Vorbereitnngszeit als während des Kongresses selbst nicht auf Rosen
efLettet ; neben der beständij^en Sorge für alles hat er maiiclie, oft
unberechtigte Ansprüche der KoDgrelsteiloehmer zu erledigen, und
M gehört ein heiterer Charakter und viel natürlicher Humor dazu,
wenn so einem Generalsekretär nicht von Zeit zu Zeit der Mut
sinken oder die Gralle ttberlaufen soll. Dals Schubbbt dieeen Humor
hatte nnd ihn hia tarn Sode behielt, kam ihm aelbit und dem
EoDgreia aehr an atatten» Anoh den Miigliedem dea Kflmheiger
Oriskomiieea, den Yeranataltem nnd Leitern der Anatt^nng, an
damn Spitae Ingenieni Siohblkibl aioh befimd, aowie den lüt-
aibntem «n der intereBsanien nnd huhsdh ausgestatteten F<8twdiri£k
gebührt der aufrichtige Dank der KongreDsmitglieder.
Der äulserliche Erfolg dos Kongresses, wie er sich in der Zahl
der Teilnehmer und namentlich auch m der Beteiligung der ver-
schiecienen Länder und Erdteile ausdrückte, war ein sehr be-
deutender. Wohl niemand hatte von vornherein erwartet, dafs ein
Spezialkongreia auf scheinbar so beschränktem Gebiete eine derartige
Teilnahme von allen Seiten hervonufen werde. Wie der General-
aekretftr in der letzten Plenarsitzung kundgab, verteilte aich die Gre-
Moatmhl der 1247 £oiigielamitglieder anf die einaelnen enropäiBchen
and anlkerenzopliaeken Staaten folgendermaJBen : FrenlSran 144,
Bayern 356, tbiigea Dentsehland 121 (DentBehland im ganaen 621),
Belgien 9, Bnlgaiien 4, Chile 3, Dänemark 9, Bngland 48, Holland
öl, Japan 5, Italien 4, Knba 1, Luxemburg 3, Norwegen 2, öster-
leieh 322, Rumänien 3, Rulsland 60, Schweden 11, Sehweie 26,
Serbien i>, Spanien 15, Türkei 1, Ungarn 19, Uruguay 1, iSord-
amerika 11. Der intemalionaie Charakter des Kongresses tritt also
denthoh hervor. Es warpn aufserdem 181 Teilnehmerkarten und
82 Damenkarten (aul'ser denjenig^Gn Damen, welche ais TOilberechtigte
Mitglieder am Kongresse teilnahmen) ausgegeben.
Diese unerwartet grolse Beteiligung am Kongiease gibt zu er-
frenliohen Betrachtungen Anla£s. Sie zeigt uns, wie allgemein, wie weit
verbreitet das Interesse an der Schulhygiene gegenwärtig ist nnd wie
tief aUftberall das BewnlatBein Wnrael g«falat hat, dafe, wenn man Ton
«Schnlhygiene* spneht, es sich in der Tat nicht nnr nm die Hygiene
18»
Digitized by Google
864
Sinne bandelt, sondern dalB hier guu gralke
Fragen aiiltamolieii, dab der Begriff »SohnlliTgieiLe* aelir weit gefelät
werden mnls und dab eich hinter dieeer aonaagtn harmloeen Be>
seiefannng eines der grttfsten Probleme renieekt, welches die tfenseh-
heit TO lösen hat — das Problem, die ftnfseren Mittel der Br-
aieHnng nnd Heranbildung der Einderwelt so an ge-
stalten, dafs die möglichst gesunde, harmonische Ent-
wicklung des Körpers und des G-eistes beim einseinen
erreicht wird. Im Grunde genommen haben wir es also nicht
mehr nur mit einer Schulhygiene zu tun, sondern mit emer
Erziehnngshygiene, voo der die Schulhygiene im engeren Sinne
des "Wortes nur ein Teil ist; vorerst allerdings mit der Erziehungs-
hygiene derjenigen Altersstufen, welche die Volksschule oder die
höheren Lehranstalten besuchen. Schüchterne Anfinge m dieser
Richtung sind schon lang-e gemacht worden, nnd die Schulhygiene
hat wenigstens in den letzten Jahrzehnten die offenbare Tendenz
gehabt| über das Gebiet des Sohnlhanses und dessen, was im Schul-
hause Yorgeht, hinansangreifen, auch die sosialen Yerhälisiisse der
Schüler 2u berücksichtigen nnd das Leben und Treiben der Kinder
anlserhalb der Schnle in ihren Wirkungskreis einanbeziehen. Es
gsb indessen Stimmen genug, weleho diese weitergehenden Be-
strebungen der Schulhjgieniker miftbiUigtan und darauf hinwiesen,
dafii man sieh auf das Gebiet der Schule to beschittaksn habe. Bio
SohulTerwaltangen, die Lehrer und die Schuliiate hatten nur dafür
an sorgen, dab die Kinder in der Schule und durch die Schule
- an ihrer Gesundheit nicht SchadMi leiden, mit ihren soäslen Teiw
hsltnissen und ihrer Bisiehung aniser der Schule habe sich der
Schulhygieniker und habe man sich namentlich von Staats- oder
Gemeinde wegen nicht zu befassen.
Aber der Gedanke, dafs die Schule nicht auf diese "Weise vom
Leben getrennt werden könne und dals es unrichtig und ungenügend
sei, für das körperliche, geistige und sittliche Wohl des Kindes
nur zu sorgen, während und solange es sich im Schuihause befindet,
um es nachher gänzlich sieh selbst und seinem Schicksal zu über-
lassen^ hat sich mit elementarer Gewalt durchgebrochen. Die Über-
sengang, dals man das K^ind als Ganzes nehmen müsse und daia
die Bestrebungen, dem Kinde durch die Schule nicht nur eine ge-
wisse Bildung, sondern eine möglichst harmonische Entwicklung dea
Geistes und des Körpers zu sichern, ihren Zweck nur erreichen
können, wenn die Schule ihre eraieherische Einwirkung und ihren
Digitized by Google
865
wohltitigen Eiofldfl aucli auf das Kind und aeme VerlüUiniBBe
aafaerhalb der Soliiile anadeltiiie — dieae Übenaugong liat immer
weitere Kreise ei&lat und nah immer mehr und mabr aUgememe
GeltDDg Tenehafft. ünd anm groXaen Teile liegt die Be-
deatnng des L internationalen Kongreaaea fflr Sobnl-
gesnndheitspflege nach unserer Ansiobt darin, dafs er
diesen Gedanken sank tiouier t, dafs er ihm sozusagen
seinea offiziellen Stempel aufgedrückt hat.
Schon das Institut der FenenkolonieQ und Milchkuren für
Schulkinder, sowie die Fürsorge für SpeisunjS^ und KknduDg dürf-
tiger Schulkinder — Einrichtungen, die allerdings in erster Linie
der Friyaiinitiative ihr Entstehen verdanken, an denen sich aber
anch meistens die Gemeinden finanziell beteiligen — stellen sieb
als Bestrebongen fta das kOrperliobe Wohl der Kinder dar, an
denen Sebiile nnd Bltembans in gleieber Weise intereaBieri aind,
M denen der engere Begriff der Sobnlbygiene in den weiteren der
sosialen ^ygiene, in üirer Anwendung auf das SehnDdnd, Uber-
gebt Aneb die sebfiebtemen Anftage, die da nnd dort mit der
Einriebtnng yon Elternabenden noter Beteiligung des Lebrpersonals
gemacht worden smd, suchen emn im Interesse der Kiudererziehung
liegende Verbindung zwischen Schule und Familie. Vorträge, die
diesem Erweiterungsgehiete der SchulhTsnene nngehöreu, waren auf
dem Niirnherger Kongresse in der IX. Abteilung („Hygiene der
Schuljugend aufserhalb der Schule") zusammengefaDät und
fanden siob teilweise auch in der XI. Abteilung (»Allgemeines'^).
Beispielsweise fahre ich an: LzsiA von WoIiVBIng, Landwirtsobaft-
liehe gewerbliebe Kolonie anr Ausbildung nnd firsiebnng yon
Kindern naeb Eindeigrappen (FamiUensystem); Fran Proteor
KnrcnuMBG nnd Frl. Hblbnb Soxpbs, Die Bedentong sebol*
bygieoisoher Bastrabnngen fhr die Frauen und Ar die Familie;
W. HoLitEB^ Die Stellung der OfientUeben Gteaundbeitspflege snr
Sebule und aur Familie; Professor Max Breitxtng, Die Sebule als
sozialpolitischer Faktor; Dr. v. Forster, Volksbildung und Sohul-
gesundheitspflege; Dr. Flachs, Hygiene der weibhchen Kleidung;
Dr. E. Heimann, Hygiene des Auges im Elternhause; Dr. Weigl,
Frühstück der Schulkinder; Dr. Kraft, Die gesundheitlichen
Erfolge der Ferienkolonien; Schulinspektor Weiss und Lehrer
Bebninoeb, Üher Organisation von Elternabenden; Fb. ZoLLiNasB,
1^ Veranstaltung internationaler Ausstellungen und Einrichtnng
•isss flttndigen internationalen Bureaus für das gesamte Cnteniobte-
Digitized by Google
366
und Erziehungsweseu ; sodann die yersoliiedenen Y ortrüge über Alkohol
und Schule usw. usw.
Die Behandiimg dieser und ähnlioher Fragen auf einem sohal-
bygienischen Kongmae beorkimdAt iiiizwei£Blhaft daa fiedOifim der
KoDgreüsteilnehmer , üborsngreifen von dem engen Gebiete
der Schale auf das weitere Gebiet der Familie and der
allgemeinen LebensTerhftltnisse der Kinder aberhaapt,
and das Intenase, das diaaan Vorttigen entg^gengebraoht wnrde, iat
ein deatiioher JPingenseig dafilr, dab die Hygiene der Sehole in
diesir Biobtang, d. b. als eigentüobe Endebnng^ygiene, weiter ans-
gebant werden aoll. Dab biemit niebt nar der Sebole, aondem
aodb weiteren Kreisen, namentliob aber anoh dem Staat and der
Gemeinde, neaa Anfgaben erwaebsen, ist aelbatrerttflndlieh. Und
weder der Staat noch die Gemeinde, wenn sie eine Temfinftige
Sozialpolitik treiben wollen, dürfen sich diesen Aufgaben entzieben.
Die moderne Kulturentwicklung, mögen sich auch ünstere Machte
verschiedener Art — auf religiösem, politischem und wirtschaftlichem
Boden — derselben entgegenstemmeu , geht in dieser Richtung.
Die Individualität ringt nach möglichst freier Entfaltung, und Staat
und Gemeinde werden immer mehr dii/u gedrlins't, wenn auch oft
widerwillig und zögernd, diese Bestrebungen zu unterstützen. Es
bricht sich eben nach und nach die Überzeugung Bahn, dals trotz
der greisen G^genstttze, welche die verschiedenen Gesellschaftsklassen
trennen, eine gewiBSe Solidarität der Interessen insofern bestehe,
als der Organismus, den Staat und Gemeinde darstellen, sich am
besten dabei befindet, wenn die einzelnen Glieder sich in mateneller
and geistiger Beri^ang mOgliehat frei and angebemmt entfalten
and infelgedesaen ibre grOiktmögliehe LeistongaHüiigksit erlangen
kflnneii. Dam bedarf es aber beeonden gOnstiger YerbiltnisM ge-
rade la der Zeit, wo Sebole and Leben aaf das jagendUebe Indi-
vidonm mit aller Maebt einwirken, wo der Same filr die Zokanft
gelegt wird, wo KOrper and Geist im eigentlioben Sinne des Wortes
geformt werden. Za dieser Zeit tat eine anlserordentUebe Sorgfalt
und Fürsorge besonders not. Und diese Fürsorge verkörpert sich
in Gestalt der Er/iehungshygieue, an welcher Schule und Familie,
Staat und (iememde Hand in Hand mitwirken, gegenseitig einander
unterstützen sollen. So wird auch die Scliulhygiene zum Teile eines
grülaen Ganzen, von dem sie sich nicht streng absondern darf, wenn
sie ihre A\ifs;abe richtige erfüllen will. Und in dipsem Ömoe seheiut
auch der .Nürnberger i£oDgre£i die bchuihjgiene erfaüst und Ter-
Digitized by Google
gtanden m haben. Eb veidiaat diea nodunaU itihmend h«nrozgehob«n
m werden.
£me weitere bedeutsame Eneheioxing am Nürnberger Kongrels
ww die grolse TeUnshme, weloher eidh die Yerhandinngen der
lY. Abteilung — .Hygiene dee ünterriohis* — ei£renten. Es
ist btkumt, dde das Gebiet der TJntemebtshygiene der am meisten
nmstntteoe Teil der SdbnlgesnndbeitBpflege ist nnd dab anob die
Tätigkeit der Sebnlftrate in dieser Riehtnng am bftnfigsten anf
Widerstand von Seite der Pädagogen stöfst. Die Art nnd Metbode
des Unterrichts, sowie die AusarbeituDg der Stundenpläne, waren
von jeher von den Lehrern als ihre eigenste Arena betrachtet
worden, als ein (jebiet, auf welchem Arzt nnd Hygieniker niclits
dreinreden sollen, weil ihnen als I^iicht-Pädagogen die nötige Kom-
petenz hierzu fehle. Wenn man nnter «P&dagogie'^ nur die An-
weisung gewisser praktischer Erfahrungen im Unteniohisbetriebe
yerstebt, die jeder Lehrer im Laufe der Jabie maeh^ während sie
allerdings dem Ant nnd Hygieniker fehlen, so wfire es ja richtig,
dalii der lefstsse da, wo es sieh nm BenxteOmig der Art vnii Weise
des Untenielits, der Lehrpliae, der Lehrmittel usw. handelt, nioht
mitspreehen konnte nnd dieses I'eld gans dem Lehier als Pädagogen
apar eseellenee* überlassen mfllbte. Nun wird man aber diese ganse
Ansdianungsweise als eine veraltete bezeichnen dürfen nnd die Be*
hauptung wagen, dai's eine rationelle Schulung und Er-
ziehung des Kindes das Verständnis seiner physischen
Organisation, sowie seiner geistigen Aulag^en und Fähig-
keiten zur Voraussetzung hat. Wir wollen den "Wert einer
gewissen Erfahrung im Umgänge mit dem Kinde und in der Ein-
Wirkung anf dasselbe, wie sie der Lehrer bei seiner praktisohen Be-
tätigung in der Schule sich aneignet« nicht initerschätzen, aber was
die wissensohaftliohen Grandlegen der Pädagogie anbelangt, so
hat hier der Aist, TermOge seines ganzen Bildnngsgaaget, einen be-
dentenden Yomprong tot dem Lehrer, nnd dieser Umstsnd erlmeh-
tert ihm wesenÜiidi die richtige Benrteilnng des einaelnen Sandes
sIs BildnngBobjsikt nnd bewahrt ihn Tor manchen Fehlem, in welche
der Lehrer, namentlich aber der Fachlehrer — es sei ihm hieraus
keineswegs ein Vorwurf gemacht — im Unternchtäbetnebe verfallen
kann. Es ist deshalb natürlich, dafs die Ärzte, seit sie sich tlber-
haupt mit Schulhygiene beschäftigen, danach getrachtet haben, einen
gewissen Einflufs auf die Art und Weise des Unterrichtes zu g'e-
winnen. Die zahlreichen Unteisuohungen über den Zustand der
Digitized by Google
368
Sinnesorgane der Schulkinder, über ihre physisch© Entwicklung
während der Schulzeit, über ihre Gesundheitaverhältnisse überhaupt,
lieferten den Äzaten ein grofsartiges Matohai zum Verstiadnis des
körperlichen und geistigen Entwicklungsganges der Kinder im eohui-
Pflichtigen Alter. Und dieies reiche, mit ungeheurer Mühe ge-
sammelte Material gibt ihnen auch die Mögliohkeü nnd zugleich die
Benohtigiing, an sagen, wia dia Kinder in der Sehnle bahandalt
w€(tden mflssan, damit dieser Entwieklnng^ang mOg^ohst Bormal
sieh abwickle, nnd was fBr diejenigen Kinder gesohehes mtlese,
deren Kftrper durch angeborene oder anfiülige Momente gesohwieiit
ist oder deren geistige Anlagen nnd Leistongsfthigkttt ans diesem
oder jenem Gbcrnde herabgesetst sind. Hier die Fozderongen des
Arstes ansohOien nnd sein Wissen anf diesem Gkbiete im Litereese
der Schuljugend sn rerwerten, ist eine beilige Pflicht der Schnl-
verwaltungen und auch des Lehrpersonals. Leider haben diese
Organe die richtige Linie den bescheidenen Wuübcbeü der Arzte
gegenüber nicht überall und meht immer gefunden. Wie oft is,t es
vorgekommen, dafa das Verlangen der Ärzte, auch beim ünterrichts-
betriebe mitzuwirken, eni^n fjowissen Einflufs auf die Lehrmethoden
zu gewinnen, bei Festsetzung Her Tjehr- nnd Stundenpläne, der
Pausen, der Ferienordiningen , der Strafeii usw. mitzusprechen, als
unbefogte Einmischung in den Sohuibetrieb gekennzeichnet und zu-
rttc^newiesen wurde. Und welche, auf wisBenschaftliche Über-
aeugung gegründete Hartnäckigkeit und Übeneognngstrene der Äiste
gehörte dazu, um schliefslich die pädagogische Mauer, die ihnen
gegenüberstand, zu durchbrecheo und der Ansicht Gf^ltung zu ver«
schaflisn, dafe sie in der Tat bemfen seien, Hand in Hand mit den
Lebzem, also nicht als Gegner, sondern in fienndliohem nnd ein*
Uibhtigem Znsammenwirken mit denselben, eine grobe Aniahl von
Fangen anf dem Gebiete der Jngend-Sohnlnng nnd -Ersiehnng an
besriieiten nnd an lOsen.
Der Nlimbeiger Eongreb hat| wie gessgt, den Beweis geleistst,
dafo das Bewnürtsein TOn der Btchtigkeit dieser Stellnngnahme der
Arste jetst in der Tat snm Bnrchbmoh gekommen ist In der
IV. Abteilung des Kongresses — teilweise auch in der II. (»Hygiene
der Internate ) und in der III. („Schulhygienische Unter-
suchungsmethoden") — kamen diejenigen Referate und Vortrüge
zur Geltung, welche sich mit Fragen aus dem Gebiete der Unter-
richtshygiene befaisten. Beispiel? \veise nenne ich: Benba und
ScHWENBi Mais der Lehrpausen und Lehrziele an höheren Unter-
Digitized by Google
360
richtsanstalten; Hiktzicaxk und Schuytek, Vorzüge des ungeteilten
Untemclits : Axel Hertel, Koedukation in den höheren Schalen;
Endbis, Die Hygiene des Unterrichts in der Volkasohole; HsaasL,
Die SehnlftberbllrdiiDgefirage im Xiehto der modernen GeeellflolmftB-,
Femilien- und SehnWerliftltniaBe; Frakk, Znr Hygiene dee Unter-
liehto; Fbe/toeh« Über den Beginn der Sdhnlpflioht; Lay, Die Not-
wendigkeit didektiaeher fizperimente snr Erfonohnng natoigemftfter
Iiehr?eifd)ren o. a. m.
Dieee Vortrige worden teilweiee von listen, teilweiee ron
Pidagogen gehalten. Beide Elemente 1>eteiligten sieh mit gleioliem
BifiBr an der Dieknesion, nnd mit derselben Anfmerksamkeit nnd
demselben Interesse wurden von den Ärzten die Meinungen der
Schulmänner und von den letzteren die Ansichten der Arzte ange-
hört. Und wenn auch die Ansichten üher manches noch wesentlich
auseinandergingen, so ist das dnrehaus kein Unglück. Die Haupt-
sache ist, dafs diese i'ragen gemeinsam von Arzteu, Lehrern und
\ ertretern der Schulverwaltungen beraten worden sind und daid das
Eewul'stsem der Wichtigkeit nnd Notwendigkeit dieser gemeinsamen
Beratung allgemein von den Kongreisteilnehmern empfunden worden
ist Man wird es kaum als zu weit gehenden Optimismne betraohten,
wenn ich behaupte, dafs hierin die G-ewähr liege fflr eine
richtige Lösung auch der schwierigsten Fragen ans dem
Gebiete der Unterrichtabygiene in der Znknnft. Und
wie wiobtig und eehwierig ingleioli dieee Fragen aind, seigen
uns die Thesen an den Referaten der Henen Bbmda und
ScBWBND, Yon denen iob einige nach ihrem weeentliohen Inhalte
hier bringen wilL
yLitemationale Vereinbaningen — sagt Bbhda — Aber die
Lehniele aind wtlnaohenawert, da eine Einsdirlnhung denelben anf
daa bygieniaeh snlBaeige Mafa bei dem wachsenden Wettstreit der
Nationen nnr Ton einem gemeinsamen Vorgehen aller sinliaierten
Staaten zu erwarten ist.**
„Statistische Erhebungen über die geistige Leistungsfthigkeit
der Schüler sind notwendig, und zwar sowohl iii bezug auf die
Höhe, als auch auf die Art der Begabung. Dadurch würde erstens
der vago Begriff „Durobschnittsschüler'' em© sichere wissenschaft-
hche Grundlage erhalten, und zweitens ft^stgestellt werden, für welclie
L<>hrgegenstimde Begahung und Interesse vorhanden ist. Diejenigen
Fächer, die trotz intensiven Lehrbetriebes und guter Uutemchts-
methode ungenügende fiesnitate ergeben, für die alao Begabung und
Digitized by Google
370
Interesfie nicht vorhanden sind, müDaten ftla obligatoriaehe fallen ge*
laaeen resp. yerkürzt werden.**
»Die Abfloliafiimg des AbitnrientenezamenB ift ans hygieiuMhaii,
pfldagogisohen nnd psyehologisohen Grundfesten zn fordern."
„Die kOrpearliohe Ausbüdiuig mnb als gleiohbereohtigt mit
d«r geistigen betraehtet werden. . .
«Die Sohtile stellt hohe Anfbrderangen bil den IntelieH
das Gemtit lud an den K5iper des Schulen. Ein hivfiges Ihit-
spannen ist dringend notwendig. Bsahalb mnb der Sonntag Üftr den
Sohfller ein wirklielier Feiertag mn, nnd nicht wie gegenwiitig ein
halber oder ganaer Arbeitstag. Zn diesem Zweck dOiiSBii entsos am
Hontag keine Arbeiten fiUlig sein, mnÜB sweitens ffkt besondere Ar
beiten, wie Anfrfttze, Vorträge nsw. ein freier gegeben weideD,
wie dies in anderen Ländern bereits der Fall ist."
„. . . Es würde sich empfehlen in den höheren Klassen die
Schüler, die bicli einem gelehrten Beruf widmen wollen, im wesent^
Hohen die Lohrgegenstände selbst wählen zu lassen» zu denen sie
Begabunfi: und Interesse fühlen."
^Eine \'eniunderung der Lehrpensen an hölieif^n ( 'ntorrichts-
anstalten - - sagt Pi of. Dr. Scitwend — ersobeint im Interesse einer
ßntlastnng der Schüler dringend geboten."
„Diese Verminderung wird sich durch Beseitigung unnützen
Wissensstoffes eizeiohen lassen, ohne dafs die geistbildende Wirkong
des Unterriebts im geringsten beeinträchtigt würde.
Im einzelnen ergeben sieb folgende Forderungen:
a) Die Zahl der Prflfungen ist möglichst su beschränken, in-
sonderheit sollten ans allen FJrüfnngen diejenigen Fächer
gestrichen werden, die eine rsia gedttohtnismlftige Vorbs-
reitong erfordern.
b) In allen Fftchem ist streiig darauf an aehien, dab nieht
Dinge gefordert werden, die im weiteren Verlanf des ünts^
ricfats nicht Terwertet weiden.
e) In den historisehen Fäehem Iftlst sich dnieh Streichung
alles wissanaohaftlieh Unsicheren, alles für die Sehtier tJo-
Tentahdlißhen nnd Interesseloeen, alles dessen, was nieht
an sich wertvoll oder zum Verständnis der Gegenwart un-
entbebrlicli ist, endlich uiie^ä deaaen, was nicht dauernd vom
Gedächtnis festgehalten werden kann, eine ganz bedeutende
Vereinlaohung des Lehrpensums erzielen.
Der Unterricht in Gresobichte bat er&t in Tertia zu beginnen.
Digitized by Google
371
d) Im Sprachunterriobt ist alles systematifiche Emgehen
auf Spitsfindigkeiten der Grammatik und alles Emttben
seltener B^geb, Vokabeln, Bedewendongen nsw. m vev-
meiden.
e) In den mathematischen Fächern, und zwar in niederer
sowohl als in höherer Mathematik, ist alles dasjenige weg-
mlassen, was mit dem systematisohea Gang des I]nteniehts
nur in losem Zusammenhang steht Der Mathematitamter*
riebt ist mOgltehst spat aasnsetMii.
f) Der s^rstematisehe Untemcht in Beligion an OberUassen ist
sn beseitigen, der historisohe in den allgemeinen Gesehiohis-
nnterricht einnbesiehen."
Es ist klar, dals die Dnrehftihmng derartiger Grundaätse eine
Tollkommene Berolntion auf dem Gebiete des Sohnlbetriebee be-
denten würde, und dafs es noch manchen Kampf kosten wird, bis
die zentralen SelnilverwriUiingen sich euLschliefsen werden, solche
Reformen m die Praxis einzuführen, auch weim die Richtigkoit der-
selben von Ärzten nnd Pädagogen in ihrer Mehrzahl anerkannt sein
wird. Aber es ist, wie gesagt, von ungeheurer Wichtigkeit, dafs
derlei Fragen gememscliaftiicb von Ärzten und Schulmännern be-
raten werden, denn nur auf diese Weise kann der Weg für
die Anerkennung der Notwendigkeit einer U mgestaltung
des öffentlichen Erziehungs wesens anf neuer Grundlage
▼on Seiten der mafsgebenden Kreise angebahnt werden.
WeDn nnr von den Äraten Kritik an dem ^genwärtigen Unteniohts-
betriebe geftbt wird, so wird dies als Einseitigkeit empfunden, und
glaubt man darüber zor Tagesordnnng ftbeigeben zu dflrfen; wenn
aber Ärsto und Pftdagogen sieh in den Hauptpnnkten derSohnl-
lefofm anf hygieoisoher Gnmdlage einigen, so weiden auch die Tor-
aehtigsten Sohnlyerwaltnngen sieh diesem gemeinsamen Anatom
nieht anf die Daner widersetzen kennen. Dnd es mnls konsiatet
vsrdsn, dals am Eongrssse nioht nnr das Intenssa, sondern anoh
die Kritik am bestehendMi Sehnlwssen sehr lebhaft in die Enwhei-
noBg tmt Viel mag, wie Ftof. Dr. ZnooiB im r.Tag'* («Glosssn
mm 1. Inteniationalen Kongrefs fClr Scbnlgesnndbeitspflege'*) ausführt,
der Umstand dazu beigetrageu hnben, dafs in Nürnberg nicht nur
Männer und Jbrauen versittomelt waren, die mit der Schule irgend-
wie lim tl ich 7M tun haben, sondern auch nicht wenige, die ihre
Kinder in den (lymnasien und anderen hüiiereu Schulen sich nioht
wohl iühieu sehen. Diesem Umstand ist es nach der Ansieht ^iMifitiM
Digitized by Google
372
wenigstens teilweise zuzuschreiben, wenn den Referenten, die im
Lehrplan tiefgreifende VeiHnderangen forderten, mitTieiem
BeifiEill 7 u gestimmt wurde.
„Wenn sich non aber^ — sb^ Zimmer — „pine so allgemeine
Kritik an unserem Sefanlweten zeigt, und nicht bloia an demjenigen
DenfBohlands, sondern, soweit Ansiflnder zu Worte gekommen sind,
auch an dem der anderen Kulturländer, so zeigt das, daÜB unsere
höheren Sehukn — denn um diese handelt es sioh durchgängig —
den BedOrfiiissen der G^egenwart nioht mehr entspreehen. ünsere
Gymnasien sind ursprünglich Yorsohulen fÄr Gfolehrie gewesen, und
daraufhin nnd sie eingerichtet Je lunger je mehr sind sie aber die
allgemeinen Ausbildungsstatten für alle höheren Berufe geworden,
nnd dazu sind sie ihrer Natur nach nicht geeignet. Daher das Ver-
langen, auf der eineu iieite manche der ubliülien LehrstuiTe zu beseitigen,
auf der anderen Seite doch wieder das liestrehen, neues hinzuzufügen.
Auch neue Lehrmethoden werden »pfordert ; es herrscht offenbar
ganz allgemein die Überzeugung, daia uuber Schulwesen nicht mit
den psychischen Bedürfnissen der Schulkinder rechnet. Das Wort
ist nicht gefallen, aber der Sache nach ist es wiederholt zum Aus-
druck gebracht worden: wir brauchen eine entwickelnde Erziehung,
ein Erziehnngs- und Unterrichtswesen, das von dem Schüler nicht
fordert, sondern von ihm selbst gefordert wird. So war der Aus-
Spruch charakteristisch, dafs der Lehrstoff und irgendwie auch der
Lehrplan unter Mitwirkung der Schttler selbst festgestellt
werden mufs — eine unzweifelhaft richtige Forderung. Man hatte
f^ioh wohl kaum den Mut zu glauben, dafs noch Tiel von den Unter-
xiohtflgegenstSnden des G^ymnasiums flbrig bleiben wird, wenn man mit
den Knaben selber Ter]»ndebi wollte, weleher Unterricht fortfielen
soll und weleher nicht. Und doch konnte ich aus den von mir be-
gründeten Tochterheimen, die allerdings ftlr Mädchen im nachsehul*
Pflichtigen Alter bestimmt sind, eine ganze Falle von Beispielen
beibringen, wonach die Schfiler selbst ein sehr feines und richtiges
Gefühl liabeii für das, was sie im Unternclit brauchen. Ich. glaube
nicht, dafs bei solchen Verhandlungeu mit den Schulern der Lern-
stoff verringert werden würde. Bei Mädchen wenigstens gilt durchaus
das Umgekehrle, dafs man nämlich ihren Lerneifer dain])fpn und von
Seiten des Lehrers das weni2;er Wichtige beseitigen mufs, das die
Schülerinnen selbst gar nicht missen möchten. Das eine wird
sicherlich erreicht, wenn wir erst allgemein eine entwickelte Er-
ziehung haben nach den Forderungen eines CoMsznus und Fböbbii»
Digitized by Google
m
dsSa Dämlicli die Kinder mit Bcgeiftonmg lemn, mdImIi genug,
weil ihnen die Lemgegenstft&de aoiuBugwi tiegeoi und weil sie nicht
bbis FremdM av&cluMii mttean, flondem miLUA talig «ein d1lrf«n.
Hoffentlioh Alhren solche Ansspiaohen immer mehr ra der allgemeinett
Foiderang und dann aber auch aar Dnrohfthrang «iner wi^lioh
aataigamaben, weil entwiekelnden fiiaiehnDg. Und dalbr ist die
TatBftolie wichtig, dab iieh bei einem aoleheii Kongreß nioht bloJb die
Lehrer aoiaoimeiifindflii« eondeni aneh die Ante und nibht mm
mindeeten andi die Blteni, Ytter wie Matter."
Wir haben diese Worte Zimmbrs hier angeführt, weil «ie in
der Tut die am Xoügreis voriierröciieüde Stimmung in richtiger
Weise wiedergeben.
Biine dritte Serie von Fragen, \selc}iö dem Kongrefs sozusagen
ihren Stempel aufdrückten, wareu die iu der VIII. Abteilung
{-, Sonderscbul en behaudelten, und zwar stand hier im Mittel-
punkt des Interesses die von Mannheim aua angeregte Frage, was
naoh Einrichtung der Hüfsklassen oder Hilfsschulen für
sohwachbegabte Kinder mit denjenigen Schfllern zu ge-
•chehen habe, welche zu gut find fQr die Hilfsklaesen,
aber doch in den Normalklassen nioht recht fortkommen^
weil ihre Leistungsfähigkeit von Natur anc etwas redn*
siert iat oder seitweilig dnrch Krankheit n. dgL mehr
oder weniger gelitten hat, oder weil sie swar gnt begabt
sind, aber infolge von Trigheit und Arbeitsscheu nn-
genligendes leisten.
Diese Phige ist in der Fkazis des Sohnlwesens» wenn man sich
so ansdraeken darf, modenu Sie ist im Lanfis der letrten Jahre
vielerorts au%etaiicht, hat Lehrer, Äfste und Sohnlverwaltongen be-
schäftigt, und man hat sie auch schon in dieser oder jener Weise
zu lösen gesucht. Es ist ja an und für sich begreif lieb, dali der
Lehrer, wenn er sein Amt nicht schablonenhaft betreibt, das Be-
dürfnis empfinden muls, den schwächeren Schülern seiner Klasse
besondere Fürsorge angedeihen zu lassen, damit sie, wenigstens bin zu
emem gewissen (Jrado, mit den stärkeren, leistung-sfähigeren Kindern
Schntt halten künuen. Auch wird ja, vom erzieherischen und vom
hygienischen Standpunkt aus, und zwar mit üecht, vom Lehrer ver-
langt, dafs er im Unterricht und in seinen Forderungen die Lidi-
vidoalit&t der Kinder möglichst berücksichtige. Diesem Wunsohe
kann namentlich in der Volksschule, unter den gegenwärtigen Ver-
hältnissen, nnr in sehr geringem Ma&e oder gar nicht eatsprochen
Digitized by Google
874
werden, wegen der hohen Schülerzahl in den einzelnen TTlniwmn
Dem letzteren Umatande kimnte am rationellsten abgeholfen werden
duroH den Bau nener Schulbäoser und Anstellung einer grOlNreo
Zahl Ton Lehrara. ESs wird ja aneh in dieeer Biohtnng, Torsnga-
weise in den Städten, aelur viel getan, aber es kann selten irgendwo
dem Torbandenen BedQrfbisse in genügender Weise entsproelien
werden, weil die Befriedigung desselben, in Stadt und Land, anf
scbwer an llberwindende Hindemisse finansielkr Katar stoCrt. Fast
ttberall ist also die Sobftlenabl in den IQassen viel ra hooh, als daft
der Lebrer, ebne die leistangsfidiigeren Sobtller nngebflbrlieb an&a-
balten, den sobwieberen die nötige Anfinerksamkeit widmen, die
einzelnen Kinder ihrer Individualität entsprechend behandeln könnte.
Die unmittelbare Folge dieser Verhältnisse war dio grolse Zahl
der Zurückversetzten, der Repetenten, deijenigen, welche die Schule
verlassen mulaten, ohne nucli nur aiiuuhenid das Lehrziel erreicht
zu haben, T^nd die?e Zalil*^;i sind gröfser als man sich gewöhnlich
vorsteilt, teilweise ersclirerkeud <?rof3. Der 11. Jahrgang des ^Stüti-
sfisrJini Jahrhnchs deufsri/i r Siü<](c^ bringt eine iiufserst interp?'«ante
Darstellung der Cnterrichtserfolge'* der Volksschulen auf Grirnd
einer Erhebung, welche 44 der grüfsten deutschen Städte umfafst.
Dieses statistische Material bereobttgt zu dem Schlüsse, dafs in
den grofsen Volkssohulkörpern nicht einmal die Hälfte
aller Kinder innerhalb der gesetalichen Schulpflicht die
Sobnle regelreobt dnroblänft, und dafs über die H&lfte
aller Kinder ein-, swei-, drei- nnd mebrmal Sobiffbrnob
erleidet nnd mit einer Ter s tummelten nnd unanlftnglieben
Sobnlbildnng ins Leben binanstritt (Sickihgbb^).
Im Jabxe 1899, als Berlin noch das seebsstofige Sjstsm der
Volkssobnle besab, wobei die oberste (L) Klasse drei Tecsdbiedene
Jabigänge, Kinder im Alter von 11 — 14 Jabren, nmfiaCrte, darunter
solebe, die ein- nnd aweimsl bängen geblieben waren, batten von
den naob Absolviernng der Sobnlpfliebt entlassenen Kindern nur
61,5% die oberste Stnfs eireiobt; die übrigen hatten dies nicht
vermocht, weil sie drei- und raehrraal zurückversetzt worden waren.
Als dann durch Veriügung des preußischen Kultusministers aa
den Berliner Gemeindeschulen acht aufsteigende Jabresklassen ge-
bildet wurden, wobei die bis anhin in der obersten Klasse vereinigten
' Organisation ^ofscr Yolksschulkörper naoh der natfirlidMn Leistoag»
fiUugkeit der Kinder. Uannheim 1904, 8. 17.
Digitized by Google
875
drei Jahrgänge auf drei getrennte Klassenstufen verteilt wurden» er-
gab sich im Jahre 1902, dals von den 22137 nach Absolviemng
te Sobnlpflicht ins Leben tretenden Kindern nur 2221, d. h. 10 7o,
das noimale Schulziel erreicht hattoa; 9242 Kinder, d. h. 41,8 7*»
waren bis soi sweitobersten Klasse emporgestiegen, und 10674 Kinder
= 48,2 Vo, hatten nicht einmal die aweitoberete KlasM sn erreioben
Tennooht, weil sie zweimal nnd offeem znrttekgelaaien worden waren.
Ibnliehe, wenig trOttlicbe Er&hrangen mit Besag auf die
IJntemehiserfblge hatte man flberell gemaoht, nnd ee ist deshalb he-
greif lieh» dafo immer mehr nnd mehr der GManke enm Dnrehbmeh
kam, es mllSM etwas getan werden, nm anoh den weniger leisinngs»
fidugeren Volkasohnlkindem sn einem richtigen, hsrmonisohen Ah-
sefalnfii ihrer SdralUldong sn verhelfen. Zwei Mittel stsaden hier
snr Verfügung^: einmal eine gewisse Abänderung der Lebr-
pläne im Siuiie der Hedaktion ihres Umfanges, und sodauü
eine Herabsetzung der Kiassenf requenz oder doch wenigstens
eine Verminderung der Zahl der gleichzeitig von einem
Lehrer zu unterrichtenden Kinder. Dieser letztere Weg, als
der leicliteste, wurde mancherorts betreten und man suchte zunächst
den Schulbetrieb, zug-unsten der schwächeren Kinder, dadurch zu
erieichtera, dafa man für gewisse Standen, Damentlich m den Haupt-
fächern, die Klassen teilte und die beiden Hälften gesondert unter-
nohtete. Bei dieser Teilung der tnoa^n yerfuhr man in verschie-
densr Art: man teilte entweder rein mechanisch nach dem Alphabet,
oder nach den Arbeitspltttsen, oder wo Knaben und Mädchen sonst
gemeinsam nnterrichtet werden — nach den G^escblecbtem, oder
abermsn Temiehte innerhalb derselben Klsnnn eine teilweifle Trennung
nsflh den Fähigkeiten — besssr gesagt, nach der Leistnagsfidiigkeit
der Kinder, wobei dann fttr die sehwtteheie Hslfie eine etwelehe
Herabeetsnng des Lehrsieb ins Ange gefslst werden mnlste.
Aber diese Mabregeln sind bis jetzt nirgends Uber das Stadium des
Ventiehes — nnd «war eines sehr sehttehtemen — heransgekommen
nnd smd nirgends in einer Weise dnrcbgefOhrt worden, welche all-
gemein befriedigen kannte. Namentlich war es die Trennnng der
Klassen nach Ffthigkeitsgruppen, die schwere Bedenken erwedcte
bei allen denen, welche sich nicht von vornherein mit dem Gedanken
versöhnen konnten, dafs eine Reihe von Kmdem ohne weiteres dazu
verurteilt werden soll, als geistig minderwertig erkläit und nach
einem reduzierten Lehrplane unterrichtet zu werden.
Bei dieser Lage der Dinge war es leicht begreiflich, dais die
Digitized by Google
376
Vorträge der Herren Dr. Sickin(;ek, Schulrat m ifanDheim, und
Dr. J. Moses, Arzt ebenda-selbi^t, von emem grolseu Teile der
Kongrefsmitglieder mit Spannung' erwartet wurden und lebhaftes
Interesse hervorriefen, um so mehr, als man wufste, dafs die beiden
fierran, auf Grand selbst gemachter Rrfahrnngen, uwt» Oeeioktspunkte
in diflfler "Enge yertreten würden.
Herrn Dr. Sickinoeb gab d«r Koogrefs zweimal Gelegenheit,
Mine diesbezügUohen Ansohannngen za ▼ortroien: das ante Mal in
Fonn einer Eede an der «weiten FlenarTersammluDg, wo SunrnraBR
Aber «Die Organisation groXeer VolkaselinlkArper naeh
der natlirliohen Leietnugafftliigkeit der Kinder* epinohp
nnd aodann in einem, der VliL Abteilnng des Songreisfls Torge-
legten Beferaie Aber „Bas Sonder klasseneystem der Hann*
keimer Volkssebale**, in weldiee siob die Heuen SiOKDraBB und
MosBB teilten. Es ist bier niebt mOglieb, den Bibalt dieser inter-
esianten VortrAge wiederzugeben, nnd mnCi der Leier, der sieb ge-
nauer informieren will, auf die im Drucke erschienenen, wie oben
betitelten -Referate der beiden Herren verwiesen werden. Der Grund-
gedanke des von Sickingeu vorgoachlageaen und durch Dr. Moses
vom ärztlioh-hygienischen Standpunkte aus befürworteten Systemea
besteht darin, innerhalb der schon vorhandenen oder noch
zu schaffenden Paru r e llelklas senrah raen Elemente von
ähnlichem Befähigungsgrad mit Redacht zusammen zu
gruppieren und so die Br eitengiiederung grofäer Volks-
aobnlkOrper zur individuellen Natsbaxmachung der tot*
bandenen bedeutenden Differensen im geistigen Geprftge
gleichaltriger Kinder zu verwenden. Und zwar würde nach
der Ansicht Sickikgebs die achtstnfige Schule den individuellen
BedOrfiuasen der gleiehaltiigen Sebttlerelemente sebon in befriedi-
gendem Grade Bec^ang tragen, wenn sie Toisehen würde:
1. einen Bildnngsweg lUr die mittel- nnd besMrbeftbigten Kinder«
die den ganien Sebulknzsns ohne Anrfand dttreblanÜMi (Hanpt*
oder Normalklassen);
2. einen Bildnngsweg, den die nnter • mittelleistungsfahigen,
aber niebt abnorm sebwaehen SobAler, sowie die ans adseien GrOndetn
(Zvwendnng ans geringeren Sobnherblltnisaen, längere E^iankbeit nsw.)
anregelmafsig gef(5rderten Elemente zu beschreiten haben (Sonder-
oder F or d er klasson) ;
3. einen Bildungsweg für die knmkhaft schwadibegabten Kinder
(Hilfsklassen).
Digitized by Google
377
Hierbei ist, nach den Ansfilhniii^ii Siokinobbs, mit Bezog auf
die Hanpi» und Sonderklassen nicht an eine starre Zweiteilung ge*
daeht in dem Sinne, dab sinem Sinde» welehea onmal in eine
Sondetkbaae eingereilit werden muJaie, die Eflokkehr in dae Haupt-
Uanensyatem durohaua Teraagt aetn soll; im Gegenteil, es soll die
Mögliobkeit dsa Überganges, der individnellen Entwicklung der Emder
cotipreehend, in ToUem Ma&e gewflbrleistet bleiben, so dais namentlieh
Kinder, welohe aus iigendsinem anfiwren Gfande in ibier Leiatnngs-
iUiigkett ceitweilig redusiert und unter dem Mittel des f&r die
flanptklasse Geforderten zurückgeblieben sind, nach einem kürzeren
oder läDgeren Verbleiben in der Förderklasse, wenn sich ihre Leistungs-
fähigkeit infolge der ihnen hier gewidmeten besonderen Fürsorge
gehoben hat, wiederum m das System der Hauptklasaen übertreten
ki-niien. Aber auch denjenigen, welche in den Sonder- oder Förder-
kiassen während ihrer ferneren Scliulzeit \ erbleibeü, soll durch dieses
System, und namentlich durch die Orgauisaüon der soj^, Abschlufa-
kiassen für die oberen Schuljahre, em möglichst günstiger, zweok-
entspieobender AbsohltiDs ihrer Schulbildung garantiert werden. Den
ihm gemaobten nnd auf den ersten Anblick scheinbar gerechtfertigten
Vorwurf, dals bei diesem System einer mehr oder weniger gro&en
Anzahl von Kindern die Eirreiohung des allgemeinen, der Volksschule
gesteckten Zieles Terunmöglioht und somit in der Schule gewisser*
ma&en ungleiehea Beoht geschafien werde^ weist Siokikosb eneigiaoh
luflok. Er behauptet mit Naohdruck, dala im Gegeiiteil gerade
ein auf der Psychologie der differensierteu Mentohen-
aeele aufgebauter SehulkOrper als die yernunftmäfaige
Auslegung der für die obligatorisehe Yolkssohule er-
hobenen Forderung »Gleiohes Reoht für alle" eraoheine;
denn bei der natOrHohen Ungleichheit der Rinder, mit der die
Sohnle als gegebenem Faktor au rechnen hat, könne jenes „gleiche
Recht" nicht in der Gleichheit des Unterrichts bestehen, sondern
in der gleichen Möglichkeit far jedes Kind, muerliallj der gesetz-
lichen ScLulprticht die seiner natürlichen Lei8tnn«-;slii})igkeit ent-
eprecbende Ausbildung und Arbeitsbefähigung sich /-u ervv'erben.
Ub^r die Stellun<^ der Eltern zu der von Sickin(H';r vor-
geschlageneu KlassendifFerenzierung berichtete derselbe ungefähr fol-
gendes: Als zuerst im Jahre 189^ in Mannheim an die Durchführung
der Idee herangetreten wurde, war man auf Mifsverständnisse und
Widerstand von Tersohiedenen Seiten gefalst. Das Gegenteil trat ein.
Die Eltern erkannten bald, dala die Sonder- bezw. Förderklasae mit
SehidgMattdtoitopfleg». XVIL 19
Digitized by Google
378
ilirer besseren Fürsorge für das schwäeher begabte oder weniger
leutungafUiige Kind keine Deklassiemng sei. Sie hatten um so
weniger Gmnd snr TJnsnfriedeoheitr als sie sieh bald Ton den wohl*
tätigen Folgen dee Systems übeneugen konnten nnd bemerkten, da&
die Kinder anfingen, gern in die Sohnle an gehen nnd gnte Fort-
schiittte an machen.
üm den ZnhOiem einen Begriff an geben Ton dem quantitatiTen
Verblltnis der Kinder im Hanphlassensystem und in den FOrder-
klassen, erwihnte Siokikqsb, dab in Mannheim im kommenden
Sohnljabre in den Volkssobulen mit Sonderklassen von 15 100 Kindern
1447 oder 9,05% in Fürderklassen eingeschult sein werden; von den
348 Klassen seien 47 = 13"/o Forderklassen. Die Durchscliuitts-
kopfzahl der Scbüler in Haupt- und Förderklassen zusammen sei
43 — 44, in den fluuptklassen allein 45 — 46, m den Förderklassen
20 — 31. Durch die Vermehrung der Kmdorzahl in den Haupt-
klassen um 2 — 3 Köpfe sei also ohne besondere Kosten und Auf-
wendungen das System durohgeführt und die Bepetenten beseitigt
worden.
Dr. Moses ergänzte die Ansfdhmngen SiOKmaBBs hauptsächlich
dadurch, dafs er die hygienische nnd soaiale Bedentnng des
Systems darlegte. Das Sitzenbleiben — sagte er — hat seine groisezi
Nachteile; es erzengt bei den Kindern Langeweile, liiismnt, Ver-
bissenheit Eknlheit; anoh ftben die älteren, sitmngebliebanen Schiller
oft einen naohteiligen Einflnüi anf ihre jflngeran Kameraden ans. Im
Interaese der Ner?en- nnd Ftoyohohygiene liegt es, dab der Sehlller
mit einer ahgerondeten Sofanlbildnng ansgestattet werde; daSTerlangt
anoh die Fllnorge nm sein weiteieB Foiikommen, seine soaiBle Stellnng.
Gegenwärtig wül dieses Ziel ron der sehablonenhaft geleiteten Volke-
sohnle nicht eirsieht ; naeh dem Mannheimer System dagegen ist ea
möglich, jedem Kinde eine abgeschlossene Bildung an geben. Kobb»
warnte im ferneren dayor, sich bei der Benrteilnng dieses Systems von
falsch verstandenen demokratischen Gefühlen leiten zu lassen. Richtig
sei es ja, dafs die Schüler der Souderklasseo vor wiegend ärmeren
Familien entstammen; solange man aber nicht allgemein die sozialen
Yerhältiiisse dieser Familien beben könne, müsse man doch die Difie-
renzierung der Kinder nach ihrer Leistungsfähigkeit im Schulbetnebe
begrtifwn, weil hierbei jedes Kind, und nriiiieutlich das schwächere,
eine besonders eingehende Berücksichtigung semer IndividunlitÄt,
seiner physiologischen Eigentümlichkeiten finde und zn einem har-
monisohen Absohlnfo seiner SohnlbUdnng gebraoht werde. Es mdsse
Digitized by Google
879
aas dktMB Gkande das SondeitlnaaciMyitom ab eine hooblMdmitaaiDe
aodalhygiBiiiaoh« Siiiriehtiuig betnohtet warden.
Wie SioxDroBB in aabeni Sebhilhrort liameffcta, dttrfte fitlr dia
fianrlailimg der Frage, ob es sich nieht doch bei der Organisation
der Sonder- oder Förderklassen um eine ^Einrichtung für Arme"
handle, nicht unwichtig seiu die Steil ungnahme der Sozialdemokratie,
ünd hier sei zu bemerken, dafa die Vertreter der Mannheimer Soml-
demokiatie, die zuerst das System Siciongebs, weil es eine Art
Kasten- und Standesschule schafie, bekämpften, gegenwärtig die greise
Bedeutung desselben rückhaltalos artcrkennen. So habe der Reichstags-
abgeordnete DKEEf^BACii, Mitghed der Mannheimer Schulkommission,
auf eine Anfrage aus Basel, wie sich die Partei dazu stelle, erwidert:
„Die fUniiohtiiiiig iai dorohans zu billigen ; ea iat anznerkannan» da&
Sjnder mit geriDgarer Leistungsfkhigkait — und ^diaaa waida aa
immer geben — eine besondere Fttiaoiga arbalten.'*
Beide Referenten emteian den ungeteilten Beifall der nUiaichen
Zuhörerschaft Baa tamparamantToUa Anffeiaiaii SKnavaBBa^ dia
Tiala dar Übanangniig, w^aha aoa aainaii Wortan apraeh, ftbian ainaa
fraamiafattdan Einfliifr ana und gawamtan üim und aainar Tliaoria
dia Hanau dar EongraCrtailnalimar. Eein amatHaliar Widanpniah
warda Isni^ und dia DiBkuaaion acgah im aUgamainan dia Zaatimmung
dar ZühOvar mit da& Anaabammgan dar BaferantaD. Baaondaia ar-
fraoUalL war, dab »nah dia Sahvlmlimar in ihrer flbarwiagaadap
Mabiliait aiah sogmiatandarheaondaranFttrBoiga fülr wanigar lairtooga-
fiüüge Schulkinder durch eine beaondere Organisation dar Klaanmt-
differenzierung ansspraohen. Und es Hegt gewifs auch kein Ter*
nünftiger Grund vor, den Ideen Sickingeiis prinzipielle Opposition
in machen; sie sind einleuchtend imd klar, also auch annehmbar.
Dnraus folgt nun aber nicht, dafs man die Art und Weise, wie diese
Ideen in Mannheim zur Durchführung gelaugt sind, behufs An-
wendung an anderen Orten einfach kopieren kuune oder dürfe.
Durch ein derartiges Vorgehen wäre der Sache selbst nicht gedient,
und man liefe Gefahr, sie zu diskreditieren. Ea gibt verschiedene
Mittel nnd Wege, dia^thaozatiaohan Anaohanungen Sickinq-£Bs in die
Tnaaä nmsnsetzen, und man wird in jedem ainaalnan Falle
gnt tnn, aich zu fragen, welchen Weg man gahan solle,
and wia man sich den lokalen Yarhftltniaaan und dar
Organiaation daa Sahnlbetr iabaa am gegebenen Orta am
baatan anpaaaan kOnna. Tut man diea, ao wird man am wanigatan
inf Widantand atolton nad am ahastan auf Ibcfolg raohnan kf^nnan.
19*
Digitized by Google
380
leh wiedwhole nochmals, dab naoh udiiier petsönliolMii Austollt
die YOn Siokdtosb angeregte Frage ah der wiolitigste und bedeni-
samste Disknssionsgegenstand des Kongresses bezeichnet werden maJGs.
Aus diesem Gruude sollen die Thesen der beiden Referenten Öicking£R
und Moses bier im Wortlaute angeführt werden :
I. Die Befähigung der Kinder für die Unterrichtsarbeit ist in-
folge physiologischer, psych ologischer, pathologischer und suzKiler
Bedingtheiten derart verschieden, dafs es, wie die PromotionFstatistik
lehrt, unmöglich ist, die die obligatorische Volksschule besnchenden
Kinder innerhalb der gesetzlichen ScbulpÜlcbt nach einem Plane, durch
den gleichen Untemohtagaog, nach dem gleichen Lehrziel hinzuführen.
II. Damit vielmelir auoh die gp-ofse Zahl der Kinder mit dauernd
oder Torübergehend geringerer Arbeitsfähigkeit wfihrend des geeeti*
liehen Schulbesuchs ohne unhygienisohe Belastung die ihrer natür-
lichen Leifltangoftbigkeit entspreohende Ausbildnng erlangt, bedarf
08 fitbr sie besonderer podtgogisoher und bygieiUMber Miftmlmen,
die eine soigftltige Bertt^Uohtigung dee Einieliiidividaiuiie verbfirgen.
m. Die Gkihfller eines grOfteren VolkssohnlganseD sind m nia-
deetene drei Kaisgorien n groppieran: 1. in besser beftbigto, 2. in
minder beftbigto (nnter^mittelleistiingsflduge), 8. in sehr sehwscii
be&higte (schwaobsmnige).
Die Bildung besonderer Elassengemehisefaaften ftkr die drei
Kategorien darf aus pftdagogischen, ethischen und sozialen Gründen
nicht nach aulsen hervortreten, sondern kommt nur m der iimerea
Gliederung des Schulorganismus zur Durch fuhiung.
IV. Das System der Sonderklassen der Mannheimer
Volksschule, aufgebaut auf dem Prinzip der tdrruppierung der
Schüler naeh ihrer tatsächlicher! 1 .«'istungsfähigkeit, unter möglichster
Anlehnung an die bisherige (Te])flogenheit bei Versetzungen mnd
Rückver.sotzungen, erfüllt die Fordei-unL', die drei Schiilkategonen zu
besonderen Unterrichtsgruppen zusammenzufassen, ohne diese Sonder-
behandlung nach aufsen hin in die Erscheinung treten zu lassen.
V. An der Mannheimer Volksschule bestehen neben den Haupt-
klassen für besser befähigte, die, befreit Ton dem Hemmschuh der minder
leistangsf^higen Elemente, einen ihrer Anfiiahme* und Arbeits&higkeit
entsprechenden Unterricht erhalten können» folgende SonderUaasen:
1. für die minder befähigten nnd unregeknäbig gefiliderton Sohtlsr
.F0ideiidas8en*t und awar:
a) Wiederholnngsklaesen filr die unteren Sehnljahre^
b) Absohlnfsklassen filr die oberen Schuljahre.
Digitized by Google
3Ö1
Die Wiedel liüluügs und Al sohlufaklassen bilden zusammen zu
dem acht- bezw. sieben.stufigen System der Hauptkiassenreihe
eine sechs- bezw. fünt'stufige Parailelklassenreihe, in der bei
besohränktem StoÖ'aiismars ein Bfihnlmttfsig abgenmdeterBiidunga*
abschluifi herbeigeführt wird;
2. für die sehr sohwaoh bei^igfeen Sobttler HilfsklaiseB. Dieea
gleichen in ihrer Einrichtung im wesentlichen den an anderen
Orten bestehenden Hilfsklassen für geistig snrfiokgebliebeDe
Kinder, genieisen jedoch di^n gegenüber durch die als
Zwifloheiuitnfe emgeriehtsten Wiederholnngsklaseen den niobt m
nnteisohAiienden Vorteil snwlissigerer Auswahl nnd leuiihterer
BUflkreiseining des in Betraeiht kommenden Sohfllermaterials.
YL Diese Scmderkkusen erlraaen steh einer Beihe von Yer-
gOnstignngen, die eine bessere individuelle, padagogisohe und hygie-
niaehe Berfteksiohtigang der sohwaehen Kinder gewtthrleisten. Disee
Ysocgfinstigangen dnd:
1. eine geringere Sohülersahl (im Maximnm in Wiederholongs-
nnd Al^hlafsklassen 35, in Hilfsklassen 20),
2. erfahrene, für die Beiiaudiung sciiwadier Kinder besonders ge-
eignete Lehrkräfte i
3. Aufsteigen der Schüler mit dem bisherigen Klassenlehrer;
4. ein weniger nach Qualität als nach Quantität der Unterrichts-
stoffe modifizierter Lehrgang mit eutspreohender Unterrichts-
metliude ;
5. der sukzessive Abteilungsonterricht, durch den eine weitere
Gruppierung der Schiller in Unterrichtsabteilangen, also eine
erhöhte Individualisierung des ünterriohts, erreicht wird;
6. eine bevorzugte Berücksichtigung der Ijosassen der Sonderklassen
bei der Zugftnglichmaohung der der Gksamtsehule angegliederten
Wohlfahrtseinriehtnngen (Sehnlbider, warmes FrOhstllek, Ifittsg-
essen, Kinderhorte, Ferienkoloniso, Solbider nsw.).
Vn. Die Einriohtang der Sonderklassen hat sieh in hygie*
niseher Hinsieht ak besonders wertroll erwiesen:
1. fitr Kinder, die dnreh Krankheiten längere Zeit am Sehnl-
besneh gehindert waren (rorttbeigehender Anftntbalt in den
Sonderklassen);
2. für Kinder mit Seh- nnd HOrstArungen ;
3. fürsohleohtemährte, anftmische, nervöse, leicht ermüdbare Kinder.
VLCI. Das Sonderklassensystem gewälirt der Schulleitung die
dringend erwünschte Bewegungsfreiheit zu Versetzungen und Bück-
Digitized by Google
382
Versetzungen beim Eintritt von Besaenmg oder YenohlieeEfonuig in
der Leistungsfähigkeit der Kinder.
IX. Damit die pädagogischen und hygienischen Vorteile des
Sonderkiasseneystems allen derselben bedürftigen Kindern zugute
Icommen, ist für die Organe der Sohule die Mithilfe des Sckularztes
anerl&£iUoh.
Aulser den genannten hat der Kongfels noch sehr viel« wichtige
Fragen der Sehnl- nnd Erziehnngshygioae behandelt, so z. B. über
Bau nnd Einrichtung der Schulhftnser, Uber die Inter*
naie, ttber die BchnlhygieniseheiiUDteraaohungsmethodeik,
Aber die Koödnkation, über die sexuelle Aufklärung der
kersnwaehsenden Jugend, Uber Turnen und Jugend-
Spiele, Aber den ftratlioben Dienst in derSebule, Uber die
hygienische TJnterweisung der Lebrer und Sohttler, — aber
ick muls mir Temgen, alle diese GhgenstRnde hier su berfikren,
schon aus dem Grunde, weil ea mir nicht TcigOnnt war, den be-
treflSnden Beferatan und der Diakusrion Aber dieselben in emer
Weise su folgen, welche mir erlaubt hätte, einen um&sseuden, auf
eigener Anschauung berohenden Bericht zu erstatten. Überhaupt
dürfte eine sich auf alle AbteiluDgea und Keferatö beziehende Be-
richterstattung einem einzelnen absolut unmöglich sein, wenn er sich
nicht auf eine einfache Wiedergabe der in den Tagesblättern zahl-
reich erschienenen Bericbte beijch ranken will. Es hängt dies mit
der ganzen Organisation des Kongresses zusammen, die den zu be-
wältigenden Stoff, seiner Nntur nach, von vornherein in elf Abtei-
lungen unterbrachte, weiche dann allerdings auf dem Kongresse selbst
durch Zosammenziehnng der innerlich verwandten Abteilungen auf
die Zahl Ton sieben reduziert wurde. Ich kann es nicht unterlassen,
Uber diese Organisation des Kongresses einige Bemerkungen zn
machen, die vielleicht filr die Folge in Erwägung gesogen weiden
durften.
Ee gibt naob meinem Dafürhalten hinsichtlioh ihrer Au^be
swei Tenchiedene Arten Ton Kongrosocn. Die einen heben num
Zweck blob einen wiasensobafilichen Meinungsausfeausch auf diesem
oder jenem Gebiete; sie wollen den einaelnen Foisdiem Gkk^genheit
geben, nengefondene Tatsachen einem Fonuu ton Fachmäunsm mit-
auteilen, Angaben über neue ünteisnchungsmeihoden au machen,
wimenachaftliche Diskussionen ansuiegen und auf dieee Weise die
üigitized by Google
m
wiaBenaehaftlicihe Pondbuig xa Zu d«n Fragen dM pnk-
tiidieii Lobena haben oie keine nnmittelbeve Beeiehung. Die andere
Alt Ton Koogteaaen verfolgt direkt praktiaohe Ziele; ea weiden
Fragen ana iigendeineni Gebiete dea OfSmtfieihen Lebens, der Teck-
nik usw. znr Disknfision gebrsMsbt, und es besteht die Absicht, auf
Grund der Wissenschaft uud der P^ifahrung dieso i'rageu, soweit
möglich, zu lösen^ zu einer eiüLeitlichen Anschauung zu gelangen
und denselben sodauu in der Praxis Geltung zu verschaffen.
Dieser verschiedenartigeu Z weckbestiinmuug: der Kongresse hat
sich auch die Organisation derselben anzupasseu. Wahteud bei den
Kongressen der ersten Art — die Reden mehr allgemeiner Natur in
den Pienarversammlungen ausgeschlossen — es durchaus der Privat-
initiative überlassen bleiben kann und mala, worüber die Kongreüs-
mltglieder apreohen wollen, — während hier die Zahl der einzelnen
Vortrage nnr durch die verftlgbare Zeit, die Art der Vorträge nur
durch die Nntnr des Kongroaeaa selbst beaohrftnkt iat» yerhält es sich
bei den Kongressen der aweiten Art ganz andere. Hier muis die
PrivatinitiatiTe in den Hinteiginnd treten, hier nmb an die Stelle der
Ifannigfiiltigkeit in den Vorträgen ein beatimmtea Programm
treten, hier dttrCen der Vesaammlnng in eiater Linie nnr einige
wohWor bereitete Referate, nnr eine beaehrftnkte Zahl
TOD Fragen vorgelegt werden, nnd mnia anek die Diaknaaion in
weitgehendem Ifabe an ihrem Beehte kommen, wenn der Zweek
dea Kongieaaea erreicht werden aolL
Ale naheliegende Beispiele dieser awei Teraehiedenen Eongrela-
typen führe ich an : einerseits die Versammlungen Deutscher Natar*
forscher und Arzte (I. Typus) und anderseits die Jahresversammlungen
des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege (II. Typus).
Im einen wie im anderen Falle entspricht tatsächlich der Charakter
der Versammlung der oben gegebenen Schilderung.
Es frs^ sieb nun, welcher der beiden Kategoneu die inter-
nationalen Kongresse für Schulhygiene beizuzählen sind, \md daraus
ergibt sicli dann von selbst — wenn die obigen Voraussetzungen
richtig sind — die Art ihrer Organisation. Es kann aber, wie mir
flcheint, kein Zweifel darüber bestehen, dafs schulbygieniscbe Kon-
gresse zur zweiten Kategorie gehören. Sie verfolgen in erster Linie
nicht theoretiaeh'wiasenaehaftliche, sondern praktiaohe Zwecke. Sie
beraten Aber Fragen, die mit der Erziehung der aohnlpflichtigen
Jagend nnd mit dem eigentlichen Sohnlbetriebe im nmnittolbaiaton
Znaammenhange atehen, nnd jeder Eongrebteilnehmer, aei er nnn
Digitized by Google
384
Arzt oder Lehrer oder Vertreter einer Schulbehörde, ist berufen, aa
seinem Orte und in seiner öffentlichen Stellung den vom Kongresse
anerkannten Grundsätzen, soweit möglich, Nachdruck zu verschaffen ;
wenigstens sollen die Kongrefsberatungeu allen auf dem Erziehungs-
gebiete in der einen oder anderen Form tätigen Personea l)is zu
einem gewiBsen Grade als Wegleitung bei der Lösung praktischer
Eraiehuigs* oder Soholfragen dienen können.
Das aber ist nur möglich, wenn die Programm fragen des
Kongresses allseitig und erschöpfend durchberaten sind,
wenn es gainngen ist, bei der Verhandlung über die einzelnen Gegen-
stands SU einem gewissen Absohlnfs an kommen. Darana
folgt aber unmittelbar, dafs an einem derartigen Kongresse
die eigentliehen Programmfragen in den Yordergrnnd zu
treten haben und den Kongrefs Torsugsweise oder aus-
Bohliefslioh besoh&ftigen sollen. Private ICittsilnngen, wie
interessant sie euch an nnd flir sieh sein mögen, sollen dabei eine
untergeordnete Bolle spielen und entweder gar nicht oder doch jeden-
ifdls nur insoweit zugelassen werden, als es die Ton der Behandlung
der Hauptfiragen nicht in Anspruch genommene Zeit erlaubt. Die
Aufmerksamkeit des Kongresses soll auf diese Hauptfragen konzentriert
und UK ht durch die kaleidoskopartige ^Mannigfaltigkeit des Gebotenen
von ihnen beständig abgelenkt werden. Nur so wird auf die Dauer
eine gedeihliche Arbeit dieser Kongresse möglich sein. In diesem
Falle ist es auch nicht nötig, die Arbeiten des Kono^resses unter so
zahlreiche, zu gleicher Zeit funktionierende Sektionen zu verteilen,
dafs der einzelne Teiluehmer nur dem zehnten Teil der Vorträge
und Beratungen folgen kann und eine Masse interessanten Materials
für ihn verloren geht — ein Übelstand, der noch dadurch verstärkt
wird, dais wegen beständig notwendiger Änderungen in der Tages-
ordnung man nie imstande ist, sich eine richtige Zeiteinteilung zu
machen, so dafs man oh, ohne eigene Schuld, gerade das TerBäumt,
was man eigentlich hören wollte.
Das Organisationskomiiee des Nttmberger Kongrssses hatte einea
Mittelweg eingeschlagen. Es hatte gewisse Fragen als Programm*
fragen hingestellt und dalillr o£Bzielle Beferenten gesucht; auch war
diesen offiuellen Befoiaten ein gewisser Vorzug in der Behandlung
am Kongresse eingeiliumt Daneben war aber volle Freiheit for
private Yortifige und Mitteilungen von Seiten der KongreiSBmitglieder
gegeben, und so kam es, dab der Kongrefs vor der koloasaleu
Aufgabe stand, in der Zeit von wenigen Tagen gegen 190 Vortrage
Digitized by Google
385
zu bewältigen. In di«6er Maaee von änlserst mannigfaltigem Material
tanehten die Programmingen derart unter, dafs ihre berorzngte
StelluDg tataflehlieh verloren ging, und da£s oft gt mde den wichtigsten
YerhaDdlongsgegenstfinden nicht die nötige Zeit nnd Aufinerksamkeit
gMohenkt woden konnte, oder dab die Behaadlnng sweier für
maadiea Kongyeftteünehiner gleioh wichtiger Traktanden MitUck
soaemnenfiel, weil lie in Teoehiedenen Abteiinngen des Kongreoee«
Das aoUie anders werden, wenn man Termeiden will» dab Ton
den Kongressen in knner Zeit das ganae Gebiet der IkBieknngs-
nnd Sekiühygiene in einer Weise „abgegrasf^ werdoi d&fe soUiefrliob,
wenn man siok niokt immer wiederkolen will, niokts mekr flbrig bleibt,
und wenn die hohe praktische Bedentüng, welche diese Kongresse
haben sollen, welche sie, sozusagen, exiüLeüzbereclitigt maolit, nicht
wesentlich leiden soll. Jeder Kongrefs sollte nur einige wenige Fragen
behandeln, dieselben aber gut vorbereiten und zu einem für die ge-
gebenen Verhältnisse möglichen Abschlufs bringen. Pjivate Vorträge
wurde ich ganz ansschlieüsen, denn wenn sie einmal prinzipiell zu-
gelassen werden, so läuft man wiederum Gefahr, das Programm niobt
ia richtiger Weise durchführen zu können.
Ich habe mir erlaubt, dem während des Nürnberger Kongreasea
zu einer Sitsnng zusammengetretenen internationalen Komitee die
soeben an^gefOkrten Gedanken an unterbreiten und diesbezflglioke
Yorschlftge zu machen. Hure gnmdafttsliobe fiedeatung wurde von
einzeben Mitgliedern anerkannt, aber man konnte sich doch nicht
entsdilielsen, diese Art nnd Weise des Vorgehens dem Organisation»»
komitae dea folgenden internationalen Kongresses» der im Jskre 1907
ui London stattfinden soll, an empfeklen, nnd so wird se in nftokstar
Zoknnlt wokl nook beim Alten bbiben. lob kabe es nnter diesen
Umsttnden fllr meine Pfliobt gebalten, meiner Oberaeugung im
Rabmen dieser »Bemerkongen'' Bavm au geben; nelieiebt wird sie
ipfttar doob Beaektnng finden. Salvi animam meam. Trota disses
Kragels in der Organisation, ftlr weleken iek am allerwenigsten den
Greneralsekretär verantwortlich machen möchte ^ denn er war es,
«oviel mir bekannt, der wenigstens die offizielleu Keferate voranlafste — ,
üod trotz einer gew issen, hierdurch erzeugten Verworrenheit im Bilde
des Kongresses wird mir, wie gewils allen Teilnehmern überhauptf
derselbe in lieber Erinnerung bleiben.
Digitized by Google
Der ▲achener SaminelTmiii „Habaoft", e. V.,
und niBA Besfertbongmi nua Beiton armer BidivUdader.
Von
Aqubbsis.
Wohl wenige Städte Deutaehlande kOiiDen aioli rOlimeii, dab
ihre Bewohner in aolehem Habe piaktisohe Naohetenliebe Ubea, wie
die alte Eaieeniadt Aachen. Unter den Vereinen daeelhst» wekihe
in den leisten Jahien einen groleartigen Adaehwnng genommen
haben nnd deren nneigenntttaigeB, dharitatiTee Wirken geiadeaa ala
eine 8onale Grofirtat beaeiohnet werden mub, nimmt der Semmel-
verein »Habana", e. V., eine gens henronagende Stelle ein.
Gegründet im engeren Freundeskreise ror beilflnfig 13 Jahren,
hat sich die junge Pflanze, die anfangs fitill und kaum beachtet im
Verburgeueu blühte, zu emem slatLlicLeu, weitragenden Baume ent-
faltet, der seine Zweige und Äste über das Weichbild der Stadl
hinaus verbreitet, und dessen Früchte vielen armen Schulkindern zur
Lust und zur Freude gereichen und Tausenden, vom Schickeaie schwer
geprüften Eltern manche banj^e Sorge ^ erscheuchen.
Anfänglich war der Sammeivf ] ein ^Tja Habana", wie er ur-
sprünglich hiels, fast ausschliefslich auf die Jahresbeiträge seiner
wenigen Mitglieder, sowie den Verkauf vou Stanniol und Zigarren-
spitzen angewiesen, heuer dagegen belaufen aioh seine Einnahmen
auf viele tausende Ton Mark, mit denen er in eharitativer fiinoeht
ungeheuer segensreieh wirkt
Kioht nm Weihiaueh zu atrenen oder einseinen Personen Lobee-
hymnea au aingen, wohl aber zur Aneüemng und Nachahmung sei
ea mir gestattet, Uber die Bcatrebungen und Brfolge dee Sammel*
Toreins Ihren sahlreiehen Leeem Beriehi an etatatten.
Naeh emnen Sataungen beaweokt der Verein den Sehuta und
die Unterstataung armer, braver Sohulkinder ohne Unter -
eohied des religiösen Bekenntnisses. Zur Verwirkliehung dea
Zweckes der materiellen üntersttttsung verwendet die sHabsna" aa<
nAohst die Miigliederbeitrfige und die ihr aufliel^nden Gksehenke;
dann sollen sieh die Mitglieder bemühen, durch Sammlung von
Stanniol, Zigarrenspitsen und Kleidungsstücken, durch Veranstaltung
Digitized by Google
387
▼on Konzerten und Vortragsabenden , durch SammlaDgen bei Q«*
legenbeit der Yereinsabende und Vereinsfeste und in jeder anderen^
^gesetzlich zulässigen Weise die Mittel für die Wohltätigkeit zu
mehzen. Die Mitgliedschaft Terpfliohtet nir Zahlung eines jfthrlibhen
Beitngee von einer Mark.
Beb des BUtgerliohe Gesetilmoli den Yerainflii mit idealen
Zweekea die M<fgIiohkeit gibt, die Beohiafillui^eit n erwerben, ist
eine groise Emmgenaoliafti und diesen Verteil konnte die Vereini-
gung „La Habaaa* ncik niobt entgeken laaaen. Die Eintragnng in
des amtsgerioktlioke Vereineregiater erfolgte unterm 20. Oktbr. 1902,
bei weleker GMegenkeit der Vereinaname in „Sammelverein Habana"
umgeändert ▼ntde.
Infolge der grofsen Sympathien, welche die „Habana" bei Be-
hörden, Korporationen, Vereinen und PiivaLeu geiiieisL, bei der
oflfenen Hand der oberen Zehntausend sowohl wie der Bürgerkreise
var es dem Verein im Jahre 1902 möglich, einen Überschufs von
10311,20 Mark, pro 1903 mmdestens 15—16000 Mark zu erzielen.
I'to solche Rieseiisummeii aufzubringen, bedarf es seitens des Vor-
standes und des Verwaltungsrates, dessen einzelne Mitglieder einzig
und allein irn Interesse der Oiiantas tätig sind, ungeheurer Ä.n-
strenguDgen, die, wie schon gesagt, gottlob auch vom reichsten JSr*
folge gekrönt eind. Bei dieser Gelegenheit möge angefühlt weiden,
dals man tou dem Aufstellen von Sammelbüchaen in den einaelnen
Restaurants ans rerschiedenen triftigen Gründen ganz abgegangen ist.
Seit Jahren verteilt der Verein kanptsächlioh Hemden» Leder-
Qod Holseohnhe. Zur Lieferung von Hemdenstoff erltLüst der Vor-
ittnd an die lliiglieder dnrek die Tagesblätter die Anffordemng»
Proben nebet fkeiaangaben ihm einaneenden. ünparteüadke Vn/ok-
leate prfifen die eingelaufenen Muster, worauf die Verträge — eine
Jakreslie&niDg — abgesekloesen werden.
Die Hemden (i. J. 1903 waren es 2000 Stack) werden meist
Ton armen Witwen angefertigt; anfserdem nfthen die Sckfllerinnen der
Obeiskale nnserer Volkisehnlen eben Teil in den Handarbeitsstunden.
Die Liefemug der Sehuhsobäfte wie des ttbrigen Leders wird
leistungsfähigen Ledergeschäften übertragen. Eiin tflehtiger Fach«
mann (jetziger Kentner) revidiert jedes einzelne Stück, worauf die
Schuhe an arme Schuster in Arbeit gegeben werden, die dieselbeu
nach den dem Vereine gehörenden Leisten in den für Kinder
gtngbarsten Nummern anfertigen. So beschäftigt die „Habaua"
wochenlang ca. 50 bedürftige, aber tüchtige Meister und zahlt für
Digitized by Google
388
jedes Paar 2 Mark Arbeitslohn, was im vorigen Jahre allein die
erkleckliche Samme von 8000 Mark ttnsmaokte. Damit die Kinder
wirklich gntm Schnbzeug erhalten, wurden die Schuhe bei Ab-
liefenmg MÜena der Veifertiger wiederum einer grflndiiohen Prttfiing
unterzogen.
Während die HolsBobnhe g^gsa QutBebeine in bestimmten Ge-
schäften erhftltlieh sind, weiden die Hemden direkt dtireh die
Lehrer nnd Lehrerinnen an die bedflriligen Kinder Terteilt^ Die
Ausgabe der Ledersohnhe dagegen erfolgt in einem dem Yereine
Ton der Stadtverwaltang kostenlos aar YerfiHgung gestellten groÜMn
Saale, wo die fertigen Schuhe bis com Zeitpunkte der Yerteilung,
die vom Beginn des Spftiherbstes bis snm Ende des KalendeijalirBa
an den freien Schulnachmittagen stattfindet, aufbewahrt werden.
Dort sind lange Stapel aufgestellt, woselbst, nach Gröfsennummern
geordnet, die Scliuhe ilirtiu Platz erhalten.
Seit Jahresfrist erhebt der Verein för jedes Paar LederschuUe
von den zu bescheukenden Kindern bezw. deren Eltern 50 Pfg.
Durch die.'^e Einrichtung bezweckt er weniger eine Vermehrung
seiner Einij;ihmen, obc^leicli bei 1500 Paar Schuhen hierdurch
750 Mark lo seme Kasse fliel'sen, für welche Summe wiederum
ca. 130 Paar Schuhe besohafi't werden können, sondern er will —
und das war bei Einfttbning dieser Nenenmg der Hauptgrund —
auf Eltern und Kinder erziehlich einwirken. Diese sollen lernen,
ein Geschenk zu respektieren, nnd da sie zu den Schuhen einen,
wenn auch geringfügigen Beitrag, geleistet und dieselben quasi ge-
kauft haben, so sorgen sie, wie dies die Erfahrung bestätigt hat,
besser flOr dss Sehnhaeng» als dies frfiher Tiel&idi der Fall war.
Sie schonen dasselbe nach Mogliehkeit, behandela das Ledsr sweok-
entspreohend nnd lassen die Sehube, &l]s es nOtig wird, fiidken.
Bei der ▼oixttgliohen Besohalfonheit der Sehnhe dfiifte es kein Ding
der Unmöglichkeit sein, daih dieselben selbst bei Sohnlkindein Iftnger
als ein Js^ ihre Dienste tnn.
Die Answahl der an beschenkenden Emder erfolgt dvrob ihre
Lehrer besw. Lehrerinnen, da diese hiem am besten in der Lage
sind. Gehen die ^ Schuhzettel " einer Schulgruppe zu, so wird für
dieselbe eine Liste angelegt, in welche die ^'ameii der beir. be-
dürftigen, über braveil und fleilsigen Kleinen eingetragen werden,
unter anderem aus dem Grunde, um zu verhüten, dafs mehrere Ge-
schwister beducbt \\ erden, weil hierzu die Vereinsmittel im allge-
meinen nicht reichen.
Digitized by Google
389
Unter den fertigen Selrahen ist iroU ftbr 99% aller Kinder
etwas FaaBendes an Lager. Fflr Kinder mit anormal grofeen Fafsen
imden Sohnlie naoh Mafe gemacht, wfthrend für solche mit ganz
kleinen Fü£ien die Schuhe gegen Bons in Geacliaftexi eatnommen
werden.
Dafs in gesundheitlicher Beziehung gutes, kräftiges Schuhzeug
TOD gröfster Bedeutung ist, dürfte jedem bekiinnl sein; dais ferner
Schulversäumnisae aus Mangel im passender Fufsbekieidung in Aachen
HU den Seltenbeiten gehören, ist nach den vorstehenden Ausführungen
wohl einleuchtend. Es erübrigt sich deshalb, zu beweisen, dafs die
Existenz des äammel Vereins „Uabana" vom hygieniaoben Standpunkt
ans mit grofser Genugtuung zu begrOiaen ist.
Der „Habana" rufen wir von ganzem Hereen zu: „Mutig yonui
auf der betretenen Bahn!'' Mögen die erzielten glAnsenden Erfolge
Bom Besten ihrer Sohfitilinge allen Yereinsmi^Uedem »Lobn sein,
der reiohlieb lohnet I*
Baifs bomoirkiiiawartd Big^Miie toii Bnhullriiidgnniniiigan
und «wägnngeD.
Von
Dr. Samobch,
Sdralant in BpmUhl
I.
In Jahrgang l^Oo, x^r. 1, dieser Zeitschrift^ haben die Herren
Dr. F. A. Schmidt und Hauptlehrer H. H. Lessenich in Bonn in
einer Arbeit: „Über die Beziehungen zwischen körperlicher Ent-
■\\]ckluug und Schiilerfolg", den Satz: ,,Sana mens in sann corpore"
durch Zahlen gleichsam zu veransohauiichen gesucht. Auf Q-rund
von Messungen und Wftgungen von 4260 Kindern haben die ge-
nannten Autoren in ttbeniohtliohen Tabellen festgestellt, dafs
die geistig fortgesoliritteneren Kinder im Durchschnitt
gröfser nnd schwerer seien als diejenigen, die bei gleicher
Altersstufe in einer niederen Klasse anrückgeblieben
sind. Dieses Bfgebnis ersobeint im enten Angenbliek etwas be-
fremdlieh; ist dooh damit gesagt, wie die Autoren ea aneb aus-
Digitized by Google
390
drfloklieli hervorheben, dab der Typus d€8 geistig regsunen und in-
teUigenten« aber kOrperlioh mbwaefaen Kindes gar niobt als T^pns,
oder wen^ilens nieht so bftnfig existiert, wie man anf Qnmd
allgemeiner Eisdrtteke und snfiUliger BeobaohtnngeiL annebmen mOehie.
Eine Kaobprfliimg und Eigttumig der Bonner Ergebnisee ecsoheint
inierosBsnt und wiehtig genug, um aaeb anderwflrtB analoge Za^
sanuneDstellnngen sa raanlssseii« Insbesondere dürft» dam GMegen-
beit gegeben sein, in Orten, in denen auf bebördliobe VerfQgnngea
hin Messungen und Wägungen der Schulkinder vorgenommen werden,
wie es z. B. m Breslau der Fall ist. Hier werden auf Veranlassung
des Stadtarztes, Herrn Dr. Oebbeke, jährlich sämtliche Schulkinder,
das sind mehr als 50000, gemessen und gewogen, und es wird auf
diese Weise ein reichhaltiges, theoretisch und praktisch wertvolles
Material gewonnen, dessen Sichtung und Bearbeitung wichtige und
nut/brin tuende Ergebnisse för die Schulhygiene verspricht. Den
folgenden Zusammenstellungen, die in ähnlicher Weise gemacht
worden sind, wie die Schmidts und Lessenichs, liegen die Messungen
und Wttgangen von 1969 Kindern, welche meinem Schularzthezirk
angehören, zugrunde. Wenn diese Zahlen anch verhältnismäTsig
klein sind so dürften sie doch immerhin snm Vergleich oder Tiel-
mehr snr Brglnznng der ans Bonn veröffentlichten herangeaogen
werden können. loh selbst möohte den iblgendsik Tabellen nor im
Znaammenhang mit den Bonner Znsammenstellnngen önen Wert
beilegen. Die Tabellen I and II geben eine Übersieht fiber die
Yerteilniig der Sehnlkinder aof die einseinen Klassen nnd Alters-
stufen, loh habe snm Ünteraobied von Sohhibt und Lbbbbnich
smUlobst einmal ^e Alsteisstnfen mit balbjfthrigen Diflerenisn an-
g^ben» um sn verhindemt dab Kinder, die soeben erst ein Lebens-
jahr Tollsndet haben, in der gleioben Bnbrik mit Kindern, die kurz
vor Vollendung des nächsten Lebensjahres stehen, aufgezählt werden.
Fünf- und fünfeinhalbjährige Künder fehlen bei mir vollständig, weil
m Breslau die Mesöuugeii und Wügungeti m den Monaten Januar
bis März, also im letzten Quartal des Schuljahres, das im AprU
bee^lnnt, vorgenommen werden. Da das jüngste Kind bei der Auf-
nahme mmdestensi 5\/g Jahre alt sein mulis, so ergibt sich, dais sur
Zeit der Me8sung:en das jüngste Kind mindestens 6Vi Lebensjahre
schon vollendet haben muls. Anf eine weitere Eigentümlichkeit
meiner Tabellen sei hier auch gleich hingewiesen, nämlich die, dafs
von den sechs zu meinem Bezirk gehörigen Schulen nur zwei
Mädchen- nnd eine Knabensohole siebenUasag waren, während sw^
Digitized by Google
891
Knaben- und oiiM Mldehenseluile nur aaehi ElBflsom vmhMtfo* Die
der Ib-Kiiaae ragehönge Rubrik enifafili, &bo die Zabl der Ihdivi*
dnen betrefibnd, TerblltDiSDiAlsig geringere ZaUenwerte ab die der
anderen Klassen. Die Tabellen III und IV enthalten die Durob*
schnittsziifern der Körperlängen nnd -g:ewichte nach Klassen und
Altersstufen geordnet. Die eingeklummorten ZaLleü mülsten eigeul-
lich au£ser Betracht bleiben, weil sie Durchschnittswerte von Mes-
sungen und Wägungen emer so geringen Einderzahl darstellen, dafs
sie mit den zugehörigen Vergleichszahien — das sind die in der
selben senkrechten Kolonne enthaltenen Zahlen — eig-entlich nicht
verglichen werden können. Ich habe aber diese eingeklammerten
Zahlen ans einem bestimmten Grunde nicht fortgelassen. Als hervor-
atodiende Enriosa zeigen sie manchmal, wie man zu der Anoabine
einee 'Syfim geistig hooh entwickelter und körperlich schwacher, und
aademitB geistig minderwertiger und körperlich robuster Kinder
gelangen kann. lob verweise hier z. B. auf Tabelle IV, wo ein
elijAhiiges Mldehen der larKlaate kleiner nnd leiobter ist, als es
dem Buebsobnitt der elfjibrigen Ma^^lian in ssmtlicliea niederen
Elassen bis snr Ibiften berab entsiirioht. Das gegenteilige Knriesnm
ist in Tabelle I vetaeiebnet, wo ein nennjibriger, ein llVtjibriger
nnd ein IdVt jibxiger Knabe linger nnd sshwerar ist» als es dem
Bniobscbmtt sfimilidier den boberan Klassen angehangen glelebaltrigtn
Knaben entipnebt Bs bandelt sieh hier HUF mn hervoisteehende
Binielttlle, die niobt ▼erallgemeinert werden dttrfen. — Lassen wir
nun die eingeklammerten Zahlen aulser acht, und vergleichen wir
dann unsere Tabellen mit denen von Schmidt und Lessenich, so
erkennt man bald, daüs unsere Tabellen nicht recht geeignet sind,
den von den Bonner Autoren statuierten Zusumraenhang jswischen
geistigem und körperlichem Fortschritt zu veranseliänlichen, voraus-
gesetzt nämlich, dafs wir überhaupt K^rperlänge und -gewicht als
Mafsstab für die Beurteilung des Gesundheitszustandes anerkeunea
wollen. Insbesondere sind in Tabelle III bezüglich des Körper-
gewichts eine nicht nnerbebliche Menge Ten abweichenden Angaben
enthalten. Gleichwohl mOohte ich meine Zahlen dnrehans niobt
etwa als Gegenbeweis für die Schmidt nnd LBSSENirnschen An*
sebannngen ins Feld fObren. Dasu ist entens m(>'m Zahlenmatsfial
an und lOr sieh sn gering, nnd sweitens mnlb berfleksiehtigt weiden,
dab bei meiner Ghrnppienmg der Altersstufen naeh halbf ihrigen Düfe-
fsoaen die Zahl der Bnbriken Termehrt, die den einleben Dnrdi-
sebnittswerten entspreobende XodiTidnenaabl verringert worden isi
Digitized by Google
393
Eb lag nun nahe, in prQfen, ob mein« B«Biiltate fiob indern
wflxdeD, wenn idh mich bei Av&telliuig mnoer Tabellen genuni den
YoigeheD von Sobhidt und Lbssehioh anecbliefflen wttide, d. b.
wenn ieh anob die Altenstnfen naob ToUen Lebeusjabren sonderte.
Zn dieaem Zweek babe iob die Tabellen V und VI, VII nnd VIII
aoMmmengeatelli Vergleiobt man nun meine Tabellen Vil nnd
ym mit den entspreobenden Tabellen m nnd lY ans Bonn, eo
sieht man, dafs unsere Resultate sich nunmehr den Bonner Ergeb-
nissen recht erheblich nähern. Wir sehen also, daCs oauü Ver-
schiedenheit in der Gruppierung bezw. AbgreDzuug der eiuzelueu
Alterstufen auf das Endresultat nicht ohne Einflufs ist.
Es wäre nun die Frag;« zu entscheiden, ol) es nicht bis weiteren
ähnlieheu Zusammenstellungen zweckmäfsiger wäre, nach halben
Jahren zu gruppieren als nach g-an7:en. Wie ich schon oben an
gedeutet hatte, scheint es mir richtiger zu sein, halhjöhrige Alters-
stufen zu Tergleicben. Vergleichen wir nämlich die in Tabellen
in nnd ly borisontal nebeneinander stehenden Zahlen, so ergibt
sieb, dafs die in der zweiten Hälfte eines Lebensjahres stehenden
Kinder den in der ersten Hälfte stehenden meistenteils, bftnfig sogar
beträchtlich, an Länge nnd Gewicht üherlegen sind, so dafs es doch
vielleioht sweokmä&ig wlire, die beiden Hiüften eines Lebensjahres
nioht anaammenanwerliMi, sondern m trennen.
An einem Beispiele mOobie ieh kmn eriftatem, was ieh meine.
Nehmen wir an, es wfliden a. B. 7 — 8 jabnge Knaben der VL Klasse
mit den gleiehaltrigen der V. Klasse Tergliehen (Tabelle V), so lehrt
uns ein Bliek anf Tabelle I, dafs Ton den 87 7— Sjfthrigen der
VL Klasse sich 76 in der ersten Hftlfte des betreffenden Lebensjahres
befinden, wfthrend von den 51 7— 8jährigen der V. Klasse 49 in
der Bweiten Hilfte desselben Lebensjahres stehen. Dadnish dürfte
schon an nnd ffir sich eine Differenz betreffend Gewicht nnd Länge
zugunsten der in der höheren Klasse Befindlichen gegeben sein. Bs
liegi liierm eine Fehlerquelle, die jedenfalls bedeutend verringert
wird, wenn man halbjährige Altersstufen vergleicht. Allerdinira
haben Schmidt und Lessenich, wiewohl sie die Altersstufen nach
ganzen Jahren abgrenzten, diese Fehlerquelle ausgeschaltet; es war
ihnen das aber nur möglich mit Rücksicht anf spezifisch Bonner
Verhältnisse. — Jedenfalls mochte ich mir den Vorschlag erlauben,
dafs in Zukunft bei ähnlichen Zusammenstellungen, die zur Ver-
vollständigung des Zahlenmaterials notwendig sind, eine halbjäh-
rige Abgrenzung der Altersstufen zugrunde gelegt werde, anmal ja
Digitized by Google
393
Moh behaaptet wird, dab die jlhrliel» Llngen- und Gbwiohti»
ionihiiie bei Eindm aieht ein« glwdimiftigc» kiwittnt fortsoluraitaidA
ki, soiid« dmb Mnsebie Jabretseiten •intn bMonderen fimfluls aaf
dk Bntwioklitng der Kinder ansttben. Eine nooli weitergehende
Detaübenmg d&rfte aus äuIsereD Giimden äckwer durchführbar sein.
n.
Es ist allgemeiner Brauch, bei statistischen Bereohnuiigen aus den
absoluten Zahlen den Durchschnittswert zu berechnen und ev. auoh
die grölsten und kleinsten Werte anzugeben. Nun ist aber ins-
besondere bei klassenweisen Me^rangen und Wägungen von Schul-
kindern zu bedenken, dalis die grolsten und kleinsten Werte Tielleicht
nur Cnriosa darstellen, denen eine grölsere Bedenliiiig niokt beigelegt
weidfliL kann, nnd dafe die Darohsohmttewerte manohmal rielleiobt
Dor eine Kechenziffer bedeuten, denn es ist sehr wohl denkbar, dals
die Ansahi derjenigen Kinder, deren KOrpezgrOlke und -Gewicht dem
der KlaiBBe sokommenden Dorobschnittswerte auch wirUick entsprioht,
nur eine leeht geringe ist. Um ein diestiselies Bw^iel sn wlUen,
80 sei eogenommen, dnCb in einer Klasse 30 Kinder 180 em und
90 andere 110 era grolb sind; der Dnreihsdhnitt ist 120 eu, nnd tat-
sisbUeh ist keine yen den 40 Rindern 180 em grolb. Wenn man
ibo ans den Dorehsoihnittswerten nnd anf dieselben bin praktiaehe
Kooseqnenaen sieben will, so konnte man unter Umstanden leoht erbeb-
lieben Jürrtimem snm Opfer fdlen. Es sobien mir daher interasaant,
cbmal ftstsustellen: welehe Werte betrefi Alter, Körperlänge nnd
Gewicht kommen in bestimmten Abstufungen Überhaupt vor, und wie
ist das Verhältnis der einzelnen Abstufungen zueinander.
Auf Grruüd der im Jahre 1902 in memem Schularztbezirk vor-
genommenen Messungen und Wägungen habe ich derartig-e Zusammen-
stellungen gemacht, die ich hiermit in Tabellenform folgen lasse.
iUne Cbersirht über die Verteilung der einzelnen Altersstufen auf
die einzelnen Klassen hier zu geben, unterlasse ich, da dieselbe in
den weiter oben angeführten Tabellen I, II, V und VI bereits ent-
halten ist nnd hierfür anoh die Tabellen I nnd II von Schmidt und
Lessenich herangesogen werden kOnnen. Besieben wir uns nnr auf
die obigen Tabellen V und VI nnd lassen wir die Ib- Klasse fort»
weil die derselben entsprechende IndiTidnenzahl eine sehr geringe ist,
ao eigibt sich, dafs in allen Klassen »»in^^t*»» yier Altersstufen
vertretn sind; die anf jede Altexsstnle pro Klaase entfallende Indi-
▼idneosabl ergibt sicib, wenn man die In der Tabelle angefillirten
BrtulmMJhdtoySigt. ZVD. 90
Digitized by Google
394
Zahlen dnzoh 3 dividierti da immer je drei KnabeD« und Mädcbeo-
Ummh snsuunenge&rst fluuL Es eigil»t sioh femer, dais in den
KlmenHI — Y 5 — 6 AlteiaBtafon TertretsD aind» das aind diejenigen
Elaasen, in denen stell die Zahl der SifMngebliebenen dentlieh be*
merkbar maoht; bier konflnieien die yeraobiedenen Altenstnfen.
Hierbei mOebte ieb darauf animerkaam mnoben, daib reobt binfig
Kinder, die in der Paberttt aieb befinden oder dieselbe schon hinter
sieh haben, mit soldien Kindern in einer Klasso ansammen sitEen,
die nodh weit von derMtben entfernt sind; ob daraus ni«lit Obelr
stände entstehen könnten, möchte ich nicht unbedingt Temeinen;
jedenfalls glaube ich, dafa auch ans diesem Gesichtspunkte heraus
der bereits von anderer SeiLe gemuclitü Vofi^clilag, Paralielklasseu
bezw. Abschlolsklassen für Zurückgebliebene^ zu errichten, in Er-
wägung gezogen werden miifste.*
Über die in den emielneu Klassen vor komin enden Körperiangen
und Gewichte geben die Tabölien IX und X Auskunft. Dividiert
man die einzelnen Zahlen mit 3, so erhält man die einer einzigen
Klasse entsprechenden Werte.
Das Charakteristische an diesen Tabellen ist, da£s sie eine anlser-
oidentUche Mannigfaltigkeit erkennen lassen, dai's sie zeigen, eine
wie grofse Anzahl von differenten Werten überhaupt vorhanden ist.
Ganz willkürlich habe ich Abstufungen von 2 cm lAnge und 2 kg
Gewiohi gewählt, nm nieht doioh sn groliM Detailierong die Tabellen
an umlsDgreioh an gestalten. Veigleioht man die in den Tabellen
angegebenen Zahlen mit den in den Tabellen XI nnd Zn ang^benen
Durdiaebnittawerten» so erkennt man, dalb die letateren eine mehr
reohnerisohe als praktisohe Bedentang haben. Wenn ioh trotadem in
Teil I mit Sohbiidt nnd Lbsbbhiob Durobsehnittswerien eine gewisse
Bedeutung beigelegt habe» so geschah das nnr in dem Sinne — nnd
hierin Hegt die Bedentang der Dnrehsohnittswertei die wir nicht
' Hiennit liiid nicht HilfsBchulen gemeint. Dieee sollen für geistig ab-
normet wenn auch noch bildungsfähige Kinder reserviert bleiben. Die Parallel*
klassen sollen für geeaade Kinder, die aber den DorobaohnitttanfOTderuiigea
nicht gewHchBen sind, bestimmt sein.
* Zur illustrierung der eben erwubnteu Tatsachen hätten ebenso gut oder
Tielleioht noch besser Tab. I und II, S. 396, herangezogen werden können, da,
wie wir in Tdl I gesehen haben, ein halbee Jahr in der BntwieUnng einet
SchnlUndes eehon recht viel bedentet. Kit Bflckiieht aber darauf, dab man
bisher gewohnt ist, die Kinder nur nach gansjihrigen Altenetoibn sn Mmdem,
ist Tab. I nnd H aniiMr Betracht geblieben.
Digitized by Google
395
entbehren können — , dafs es sich um eine logisch begründete
Relation zweier in Beziehung zueinander stehenden Durchschnitts-
werte handelte. Die Durchschnittö werte von Alter, Lauge uud Gewicht
können äelbätverst;indlich in Beziehung zueinander gebracht werden;
wenn man aber etwa auf die durchschnittliche Körperlänge hin Bank»
gröfi*en für die einzelaoo Klassen bestimmen wollte, ohne zu berück-
sichtigen, ob auch die überwiegende Mehrzahl der Kinder tatsächlich
eine dem Duroh.srhnitt ent'tp rechende Körperlänpe aufweist, so k^jnnte
luau doch leicht zu praktisch nicht brauchbaren Reöultalen i^^elangen.
Ebenso können die in Tabelle XI gegebenen Durchächnittswerte
dmoh Vergleieh der den Knaben und Midoheii entspieohendeii Werte
in Relation zueinander gebracht werden. Hier finden wir den Sats
beetfttigt, dafs während der Schulzeit die Mädchen ein gröiseres Ge-
wioiht und eine grOlbere Kürperlinge erreichen, wihrend sie in der
untersten Kinase um ein Greringes den Knaben nachBtehen; die
liftdohen nehmen an Gkwieht dnrshMbnittUeh Jl8Vt, die Knaben
14Vs kg sa; sie weehsen nm 82 cm, die Enabea um 29 em. Die
Diffarens sngmistea der Midehen, die ja aehon mAahok feaigeatellt
woiden iat» tritt heaondera in den oberen Elaaaen in Eiaoheiniuig,
was wohl damit muammenhingen dürfte, dala die Mädchen eher in
die Pnbertlt eintreten als die Knaben.
e
Am Schlüsse meiner Arbeit möchte ich noch herrorheben, dab
ich diese Publikation nur als eine Anregung zu weiteren ähnlichen
Zusammeuütelluiigeü aulgefalbt seheu mochte. Es ist einmal hier m
Breslau von Herrn Prof. Tietzk in der hygienischen Sektion diö
Ansicht ausgesprochen w orden, dals die Schulhygiene sich gewisaer-
mafsen zur Rassenhygieae auswaohsen müsse, durch die schulärztliche
Tätigkeit sei Gelegenheit zu Massenuntersuchungen gegeben, wie sie
auf andere Weise nicht ermöglicht werden könnten. Es mufs also
mit der Hilfe der schnlar/tlichen Untersuchungen und Beobachtungen
möglich sein, eine genaue Kenntnis der körperlichen Entwicklung der
heranwachsenden Generation zu erhalten. Einen ähnlichen Stand«
punkt habe ich bereite am Schlüsse meiner Arbeit über sohulAzitliehe
Statistik vertreten, wo ich betonte, dafs wir zunächst einmal zu einer
einheitlichen, das ganae deutsche Sprachgebiet umfassenden Morbiditftta-
ttatiatik gelangen mttfiiten. Die bereits damals in den Sohlalaaaiasen
gegebene Anxegnng, eine Binheitliohkeit in der Aegelnng dea adinl*
flrstliohen Dienated herbeisnßlbren, mOeihte ich an dieaer Stelle nooh
20*
Digitized by Google
396
p
0
is
ö
t-l
'S
d
0
-3
f OD
d C p
d ^ «
i-i 5
es
d
:5 s ^
a> *
6-< ?E
a
•
a
I
t* II
Suinina
der Kind(
8
i 1 1 II
><•
gj^t-^ 1 1 1
«0
••
00
gS2« 1 1
2
«-< 1-^ Oi (N 1 1
^ «iij lO 1 1
'*
1—1
ec O t*- ao CO 1 1
Ol Ii »-I II
i-(
«e
—
5 1
r-j ci C r: —1 1
^ 1 C£) tO Cfi 1 1
1 G4 n 1 1
O
1 ISsS<^ 1 1
s
o
»-<
1 l'-^S* 1
Ci
1 1 18«^-
s
1 1 1 floejjoo^
00
1 1 1 ISS^
8
ao
II 1 1*^2;:
r-
1 1 1 11$;::
s
1 1 II i^^sa
SS
m
l t Ii IIS
8
CD
I 1 1 1 1 1 ^
1 1 1 1 1 i
Klasae
Samma
d
1032
1 II II 1
1 i ^ 1 1 i 1
1 1 1 1 1 1
•<
CO
lO 00 «0 [ I f
tn III
CO
CO K» 1-1^ 1 1 1
CQ f-l f-4 1 1 1
p«
(N
P Ol Oi » ^ 1 f
s
CO rHiH 1 1
•»« Tf CO 30 «O 1
»— »
»«
«Hciaoosoo* 1
1-HH 1
o
»— <
rH
b
1—1
1 laas*' 1
o
1 i^s:?** 1
Oi
I 1 1 «0«
Ci
s
ao
1 1 1
CO
1 1 i I'^S;^
00
m
INI
1 1 1 1 1 S^iO
1 1 1 1 118
8
1 1 1 1 1 1
1 1 1 1 1 1
Klaue
i
s
0
Digitized by Google
397
0
Gew.
1 1 S O 1
iE
c
O
CO lO
55 Q* GM r*
Ol
e
1 , , , ^^12^
©»CM 1-t S
•
o
a» —
ü
O
lÖ ^ o
li
00
o
Nil 2
III co'r-'li
O
«
1 1 1 1^^^
' ' ' 'gfiSS
00
•
. . . .^S82
1 1 i 1 gr-'f--
^ S »3
•
1 i 1 1 1 OD
0« S
«:
o
eo ^
1 1 l 1 1
— r
k
p
e
O
• ■III ^
II"'' o"
e
lOOO
1 1 1 1 1 tocfi
rH 1—1
^ »-«
•
•
111^-
CO
1 1 II 1 IS^
«D —
iß
1 1 II II
1 1 1 1 1 1 00
o 1
M 1 1 11 1
1 «■•^
1 B»^ ^
|4
CO
CO
C5 I
1^ Ö"
-gl III
lg jg>
|s I I II
i I
«-I o
o
«
«H »-» "2 .-I
_A, o 5^
CT: crT I
CO ^f^^
^^gSä' i
u
O CO
CO CO CO Ö
® CO CO 2 '
Ii
00 CO CO
®< S oi
C>1 ^ ^ ^
^ II i-J^ ^ «0_ CO I
^ II S eo cc S
[St — ~ ^
lO lO
I I CO kO
o
I I
«o ^
CO I— «
Digitized by Google
a98
9
es
I
Fl
I
m
00
a
TS
o
P
,0
3
«
300
60
a
Sä
s
t4
•
•
o
■ *-( CO eo »Q
1 1 CO t« lO <N 1
o
QO IX> 00
j 1 1 Ä (M C
ti
a
1 1 l^-gaTg
*
^ eo CO
o» —
o
«
' ' ' ' cnToT-^
<M Ol C«
b
o
Q CO
, , , 1 Äojcra
1 1 1 1 oco^
1 Gew.
lO tO
1 1 1 j 00 Ol
c*^
O
1 1 1
1 1 1 1 a> tö
o
1 1 1 1 1 CD.*^
1 1 1 I ■
1 i 1 1 1 iff-^
•
o
ü
o
1 1 1 1
1 1 1 1 1 ^ ^
1 1 1 1 1 eaof
«
1 1 1 1 1 1|
b
1 1 II 1 1 1
6
Gr. 1 Gew.
1 1 1 i 1 l|
i 1 1 1 1 1
a»a««[^iaqog | q ^
C7> r-' kd" U
1-1 »-H <]
5»
CO
CM
1 1 1
i I l
b
2 2^5
^ OP i-it- CO
«
b'
o
00 kft
CS CC CO CO
?j !n S
§5 SScS
CO 00 OQ OQ
"s' i£ 2j n: S
CO CO gp CO^g.
«-Tt-Tci; oTSi
ift — lÄ >r; — •
».i^ lO ^ ^ -rf"
^ _ \0 «ft lO
*l lO CO ff<
CO
2^22 SS
Ol
Ol ^ <N ^ ^«
<^ CO CO CO « 3
^ CO CO CO
»CO
CN (M SN«
»O lO ^
a CO
CM (M oa
e> 00
— < CM — < IQ
Digitized by Google
399
Sammft
CQ
m
E
1
1082
i 1 i 1 1 1 1
1
15 und
darüber
1 ■ ' •
U 1 1 1 1 1 1
U-16
05
CO
14-15
1
oo
13-14
gasi^ 1 1 !
12-18
«D »O »-I CO ^ 1 1
12—18
r-
11—12
Jlj « g Oft »-i j
CO
ohen.
Allel
(M
rH
1
lO (0 v>< lO CO 1
d <e CO <H 1
r-
1
o
r-t
10-11
' 1 IRß«^ i
r-
9-10
1 1 1 O 05
III 94 «Od
9-10
1
eS
Oi
1
00
1 i 1
1^
CO
o>
1
00
—
i 1 i iSSSlS
00
1
i l 1 1
OO
QO
1
1 1 1 1 IS?
!P
5^
1-^
1
*o
1 1 1 1 1 .
•-C
1
1 1 1 I 1 1^
Klane
Klane
Digitized by Google
400
4»
I -
CO
c8 CO §^ S ^
1 1
(S c$ 3 CO f2»^2I'
(Ti yy ^ t>- ifi
CO rri c:' ■J'
C5 CO CO CO kO
CO CO o
^ c£) O «£> Oi
OO
u
O
I -
f -
i
CO s s« ^
»f3 !5 tx ^ (N
^ m^^w* «4
w IM <N o<
OJ IM lO Ol
I C9 04 O« ^
CO C4 ^
(N »-H
I t-' eo'
t
Iii:
O
52 o
^ o
2 o
00 i:
e
CO O
04 b
I ~
I -
o o
00 CJ
CO
i
s
§ M I II I
§ I I II I I
OOl'yiO
O^O^cTr-T 1 I I
CO CO ' • '
O lO o
^S$9 1 I i
CO CO '
^«^gg I I I
O0,co_«>_a>^
09 OS CO CM lO
■X er. L-j CN
30 o eo
CO «9 CO CO
^ rH ^ ^ «H
— '
©_r-_oo 5« ,
04 0« Ol o«
i-" (M
■M T J CN M
09« ^fiO*
Q-i !Ji T-t
i I eo ^"-4
Ol o
00
I I I St Sf
J I Od
i i i t»:
1 1 1
Digitized by Google
40i
Tabelle IX.
Ilbmieht tt»«r ii« ii den einxelnea Klassen TOfkeueitei
Kirp«rgri&ei 4er SdnlkMer
(in Qrnppen Ton 2 om ÜiAnreni geotdnet).
MidohaB
nder |
fiiiirtiiinliir
1
len
1 e
Klatieti
ts
v
«15
E —
i
u
E ra
1
s3
la IIb
n
in
IV
V
VI
f X
C
Ib
II
III
IV
V
VI
CO u
•T3
1
n — w
1
1
—
—
f
Q
9
1
1
Q'
%
100 —102
4
4
—
—
0
<
102,5—104.5
i
8
s
—
—
Q
S>
Q
1 1
106 —107
9
22
24
—
—
,
Q
01
9Aj
4Ö
107^— lüU,5
i —
1
5
23
29
—
—
1
n
t
Ol
CQ
DO
UO —112
_
1
X
15
43
59
—
1
.
1 Q
Ai'
41
CA
60
1 1 Q
Ilif
_
1
Ä
D
22
26
55
—
—
10
9i1
OQr
57[
Iis
m ^117
1
X
7
21
M X
29
64
1
3
16
OQ
Zöi
100
UTA-llS.ß
3
14
32
19
68
—
7
16
9Q
1 1'
"i
185
120 —122
—
2
7
•
99
26
12
69
9
1
16
18
1 7
b
Dir
1 9<l
Lau
122,^—124,6
1
X
7
18
33
3
88
1
1
X
7
15
28
ID
69
157
1^ —127
2
1
9
Li 1
R9
15
85
Q
7
23
30
•f
78
163
127^129,5
2
3
4 V
14
1 7
5
60
\J\J
9
Q
0
14
24
19
0
0
65;
125
laa —132
7
18
21
15
11
80
2
10
24
23
18
3
1
81:
161
6
16
24
14
X s
3
71
2
7
17
10
5
1
42
113
3
27
20
9
3
77
11
11
22
17
4
—
6^
i4jr
]I7>-139,5
9
6
14
11
3
2
46
11
10
13
8
4
—
46
91
140 —142
11
5
16
6
38
16
5
10
i
1
39,
77
142,5—144,5
22
2
7
10
2
1
44
8
11
13
4
3
39
83
14f» —147
14
1
7
22
17
13
7
4
«;
63
I4i,ö— 149,5
10
6
6
2
1
23
18
9
4
1
1
39
56
m —152
8
4
2
14
14
1
4
19^
1»!
33
6
1
2
9
6
2
2
2
12
21
US -w
1
1
2
7
4
1
3
16
17
157,5-169,5
4
4
5
4
1
10
14
160 —162
2
2
5
1
1
7
9
162,5—164,5
1"
1
1
1
]-■: 1
122 44
149 166!l69
197
198!jl04J)
125 97! 149
1
168 172
162
1
176
1048
2098
1
1 i
1
1 1
1 1
1
i i
Digitized by Google
402
Tabelle X.
Übersieht Aber die in den eiuelnen Klaesei Terkeueidei
Kdrpergewiehte
(in Gruppen geordnet mit je 2 kg Diffeiens).
Kitogr»nm
Knaben |
Xidchen |
Summa
der Schulkinder
Klanen !
*
s
s ^
Kienen
c
S
V
la
Ib
n
III
IV
V
Vi
la
Ib
II
Iii! IV
1
V
IV
15 —17
17.5- 19,5
90 —22
92.6— 24,5
25 -27
27,5 — 29,6
30 -32
«o f\ «4, fi
o^, o — , o
35 -37
37,5—39,5
40—42
42.5— 44,5
46 —47
47.6- 49,6
60 -62
62>— 64^
66 —67
_
2
10
22
24
21
17
13
1 ^
1 4
; 1
1
5
9
9
8
2
3
4
2
1
1
7
25
31
36
22
14
7
4
1
1
6
29
42
37
20
21
5
2
1
1
1
3
30
26
54
35
13
7
1
4
13
60
62
38
8
7
3
2
I3I
79
If
1;
1
1
17:
95'
168
180
131
108
85
43
31
22
10
4
6
1
1
13
19
20
18
14
8
14
1 4
, 3
1
1 1
1
6
14
20
18
11
6
4
4
2
2
1
10
25
29
25
19
12
12
8
4
1
1
1
1
i
48
25
27
11
6
3
3
5
34
50
44
19
13
3
2
1
1
3
31
50
47
20
7
1
1
1
17
74
66
16
1
1
20'
IIC^
I60i
166
145
104
99
71
52
43
32
17
201
8
7
3
1
37
205
319
808
325
235
207
156
! 95
1 74
'i 54
27
34
14
1
1
|i2d|44
149
165|169| 197|19ö||104&||l25|d7
1491169
|l72
161
176
|l04fi^
Tabelle XL
Obenlekt Iber die IHvelMbiittewerte tm KSiperlini^ ud
-tiewiebt.
Knaben (1046 Kinder)
K&dohen (1018 Xiate)
KleiMn
Dttrehi4thniiti>
DoreliMdinitti»
PuTT^itffhnittf*
Dorduohaitte-
grtfte
gewidit
gewiokt
om
cm
la
Ib
II
IV
V
VI
142 (>n
i.i8.2ü
135.50
131 00
126,00
190,60
118,00
35,00
32,50
30,75
28.50
26,75
98,96
90.60
143,75
140,60
135.00
130 nO
124,60
118^00
111,60
88.26
34,50
31,75
28,25
26,00
99,96
19,75
Digitized by Googl
403
tinmal wiederholen. Eai wenn allerwirte Ton eonfthernd gletehen
GesielitspiinlcteQ ansgeubeitet wbd, und erst wenn -?on den irer-
Bchiedensten Autoren und aus versohiedeosten Orten vergleichbare
Poblikationen Torliegen, erst dann wird die SohnUiygiene einen wert*
▼oUen Beitrag iiir BaMenhygiene liefern können.^
* Tergi SoHomr: Dm Sobulantweteii in DeutioUaiid. Dmw ZtUmkrif^
im, Heft 10, 8. 746.
Bio Flrdomg ior kiiporiidloi Bniefcog dmk 4i«
8Mtf6nraItugeB mii 4io •■tmoekMde Augwtallug dor
iiultUehü BrhäugMttltM.
Yortrftg, gehelten Ton Prof. Dr. KooH Tor dem Terein für
Mfentliehe Oeanndheitspflege im Hersogtnm BrannBchweig.
Redner erwähnte einleitend, daTs aui dem 6. Deutschen Kougre&se
ÜBT Volk»- und Jagendspiele in Dveeden iwel herforragende Fachleute, die
Herren TLnaasaa^rsmam nad Dr. Sohmidt, daa obige Thema in ein-
gebeader Weise behandelt haben, wobei sie sich auf daa relcMiehe Hateiial,
die ihnen die Deutsche StAdteansstellnng bot, sttttssen konnten. In
diesen Vorträpen haben die (Tenaimten die Bedeotong der Volks- und
Jugcndspit'le für die Gesundheit und Wehrkraft des Volkes in überzeugender,
glänzender Weise darßeleRt und zugleich die Anfgaben geschildert, die den
StadtYerwaltnngen aui diesem Gebiete der üffentUcheu üesundheitspEege
erwadiaen. In cnter Linie mflme verlangt werden, dafs dem Tarnen
täglich mindeatens eine halbe Stande gewidmet nnd dals der
Tnmiiiiterriclit an sämtlichen, auch an den gewerblicben nad Fortbildangs-
schnlen eingeführt werde, dafs ferner den Jngcndspielen Plätze
eingeräumt werden, dafs man auf die Einführung von Sehwimmnnter-
richt, die Alllage von Badeanstalt i ti, RraiT^ebädern, die Änlacre von Eis-
bahnen und die Veranstaltung von vateriimdiächeo Festen und Voiksspieleu
Bedacht nehme. Man solle jedenfalls mehr f&r Spielplätze als für Schmock-
pUtie, die nicht betreten werden dflrfen, sorgea. In vielen Städten
Dentachlands geschehe jetit soviel fBr Yolka- and Jngeadapiele, dab Braan-
lehnttig auf diesem Gebiete längst nicht mehr an der Spitae marschiere;
immerhin sei mancherlei von der Stndt pefchehen: man habe hier seit
mehr denn 30 Jahren gefahrlose Bahnen für b» hUttschuliUiuter, der Leon-
hardsplatz sei von der Stadt fär die Schule iu i>tand gesetzt, Schulärzte
seien augeätcllt uäw.
üigiiized by Google
404
In der Diskussion bemerkt Dr. Keck, dafe der Ausschurs bestrebt
geweseo sei, die SpielplatzrerhAltnisse zu bessern, doch habe sich bislang
nichts erreichon lassen; es sei daher dankbar anzuerkennen, dafe die An-
gelegenheit hier wieder angeregt worden ed. Was ührigeoe die Erriditimg
eines Fraaeshtdes betreffe, ao fcOone er mitteilen, dals die Sache TOiUnflg
wieder verschoben worden sei* — Tnminspektor HUMANN hftlt die jetzigen
drei Spielplätze nicht fllr ausreichen . Fs mflsse vor allem anch rnrhr
fltr die Volksschüler trescluhen, doch werde stets daratif hingewiesen, dals
für Spielplätze kein Platz vorhanden <;ei. Bedauerlich sei es auch, daCs
man für das weibliche Geschlecht keine Schwimmgelegeaheit schaffe. Auf-
lineiid sei flbrigens die Tatsache» daft ao fiele Sehfiler in den oberen
OynrnasialMaasen anf ftnUiches Zengnia icm Tum- ud SpielnnteRiebt be-
freit wttrden: er g^be, dals in dieser Beiiehimg die Herren Ärzte zum
Teil wohl zn groCses Entgegenkommen zeigten. — Prof. Dr. Kooh gUnbt
nicht, dafs die Zeugnisse ohne Grand ausgestellt würden, denn er müsse
anf Grund seiner langjährigen Erfahrungen bekennen, dals die Anforde-
rungen in den höheren Klassen stetig gewachsen und zu grofe seien. Er
möchte beantragen, daCs der Verein in Verbindung mit dem ärztlichen
VeceiA sich in dieser Sache an daa OherMid*Xo]]iiiB;iiini wende und da(h
an mabgebeader Stelle nm FMgabe von PUtaen an SplelawedEen im
Prinienparke gebeten werde. — Schulinspektor Fokmeb betont, dab die
Leitung der Bürger- nm\ Volksschulen ein lebhaftes Interesse an Schnl-
spielen hfltte, dafs man aber immer hören müsse, dafs für diese Zwecke
keine Plät/e Yorliandeü seien. — Kommerzienrat Gutkind beantragt, die
städtischen Behörden zu ersuchen, da, wo es noch möglich sei, so z. B.
im aSdUehen Teile dea Bfirgerparkes, Spielplitae ftr die Jogend an achaffen.
— Dr. HwfiriWE iat nicht der Anrieht, dals onnOtigerwelae Befreiuigaadieioo
ausgestellt würden. Wolle man übrigens das Übel beseitigeD, ao müsse
man dahin trachten, dals die Quelle der Nervosität, die zu hohen Anforde-
rungen in der Schule, zugunsten der körperlichen Ausbildung verstoptt
werde. Es wurde dann besdilossen, eine Eingabe an die mafsgebende
Stelle zu richten, damit im Prinzenpark ein geeigneter Platz fQr die Schul-
spiele flberwiesea werde, und femer die städtischen Behörden zu ersuchen,
dafe ein Spielplata fttr die Jugend im aBdUehen TeOe dea Bflrgerparfcea
eingerichtet werde. [ftBnmtekio, LtmäeBglf.*)
Erste Konferenz rar Fürsorge fnr Schwachsinnige in Österreich.
Vom Vereine „FOrsori^e für Schwachsinnige" einberufen, fand im Fest-
saale des Wähnuger iiathauses die erste österreichische Konferenz in
Gegenwart der Vertreter des Mimsterinms fOr Kultus und Unterricht nnd
den Landea-ScholbehMen statt Oberlehrer Sohdibb, der den Yoraite
der Konferenz führte, besprach In der Eröffnungsrede „dio geacfaichtUche
Entwicklung der Fürsorge Schwachsinniger in Österreich*'. Am Schlosse
seines Peferats sprach der Referent den Wunsch aus, dafs das österreichische
UüterrichtsiiuDisteriuin auf Grund des § 59 des Reichsvolksschulgesetzes
den Anstois /ur ScliaÜ'uüg eines Gesetzes acben möpe, welches Erziehung
und Unternchl schwachsinniger Kinder sichert, dals ferner eine ölreng
üigiiized by Google
405
durchzufahrende amtliche Zählung der schwachsinnigen Kinder in Österreich
erfolge, und daft endlich da<? Unterrichtsministprium die Rostrebnnfren des
Vereines „P^ürsorge" unterstiit/:e. — Lehrer Bosbaüeb referierte über
„die Fürsorge für die schulpflichtigen Schwachsinnigen". Die gestellten
Resolatioueu wurden oinstimiaig augecoiniuen. — Lehrer Miklas stellte
einen Zmatsaatrag anf üntenicbtBEwang fttr sdiwachsimdge Kinder. —
Der 8eetooi8«r der NiedttrOsterreichiscbai Landespflege- und Besehäftigungs-
tutaH in Kierling-Gnggiiig, JoSKP H^IiIjBB, besprach „die Fttrsorge ftlr
die ms den Schalen nnd Anstalten entlassenen Schwachsinnigen**. —
Bflrgerschullehrer Johann Hron stellte hieraaf folgende Anträge : „ 1 . Die
Konferenz des Vereines „Fürsorge für Schwachsinnige" wolle an den
Berirksschulrat der Stadt Wien mit der Bitte herantreten, derselbe möge
im Interesse der Schule für die Lehrerschaft Wiens — ähnlich den
StoCtefeflkiinea — Kuno aber die Bebindlnng des geistig abnomiateB
Kiades, verbanden mit prakHsehen Ülvangen, an der einiig beetehcnden
Abteilung f&r schwachsinniLre Kinder im 18. Bezirke, Anastasias Grflngasse
Nr. 10, veranstalten. 2. Die Konferenz des Vereines »FOrsorge fELr Schwach-
sinnige" wolle an das Ministerium für Kultus nnd Unterricht mit der Bitte
herantreten, dasselbe möge in den Lehrplan der Lehrer- und Lehrerinnen-
bildai^;sanbtalten den Unterricht ftU* schwachsiimige Kinder einfügen.**
(„N. Wien. TagUati''.)
Zwangserjuebnng TerwAhrloster Kinder in Österreich.
Über diesen wanden Punkt in den Erziehungsverbältiii^sen Österreichs
sprach vor kurzem Lehrer Ebnst Lo&bnz Tor einer öffentlichen Ver-
sammlung in Wien. Die Schaffung eines Zwangserziehungsgesetzes — sagte
er — ist für Osterreich eine dringende Notwendigkeit geworden. Die
iDtemienmg eines Kindes in eine Besserangsanstalt gestaltet sich heute in
(yitonreieh oogemein adiwer. Nacli § 18 dea Geaefizea vont 10. Mai 1878
ttoft ein seboipflicfatiges Kind atraffiUlig geworden sein — also ein Ver-
brechen oder Vergehen begangen haben — , es roufs gänzlich verwahrloet
sein, und es darf kein anderes Mittel zu seiner Erziehung mehr in Frage
kommen, dann dnrf erst der llichter auf Abgabe in eine Bessemnp;=;anstalt
erkennen. Angesichts solcher Bestimmungen drängt sich jedem denkenden
Menschen die Frage anf, ob solche Kinder Oberhaupt noch zu bessern
dad? ünser Elternrecht ist auch yeraltet Die Eltern IcOnnen beste ihr
Xbid milidiaadeln, moraUach verkommen laaaen, Ja zum Vevbiecher beraa-
neben, und niemand kann es ibnen entreifsen. Aneb gebridit es aas an
geiigneten Erziehungsanstalten.
Im Jahre 190C bestanden in Preufsen 678 Fr^iehnngsfinstaltcn, welche
die Liebestätifrkeit geuTdndct hat und erhalt, deren Vermögen 100 Millionen
Hüd deren jahrliche Ausgaheii mehr als 11 IMillionen Mark betragen; im
Jahre 1900 waren in den genannten Anstalten 30722 Zöglinge interniert.
Im Jabra 1891 befimdea aiefa &i England 78280 Kinder in Befamatory
aad Indnatrlal Seboob. Eine engliacbe GeaeUaehaft, die «Union**, deren
Pkotektor der Prinz von Walea ist, nmfdat 676 Anstalten mit 62542
Zöglingen. Die i^UniiHi'' antefbllt zor AnaforBcbong der Terwabileeten
Digltized by Google
406
Kinder eigene Strafsenagenten. England ist anch das einzige Land, wo
die Straffälligkeit der Jugendlichen von Jahr zu Jahr sinkt. In Österreich
gab es 1897 nur elf Landesanstalten nnd nenn private Anstalten. Voa
den Landesanstalten waren fünf mit Zwangsarbeitsanstalten verbunden,
Belegraum war in «Den diesen AniiUtltMi nnr ftr 2464 Kinder ToriiandflB.
Der Organisation in Merrelehiscben Anstalten liegt das KasemensTsCsai
SQgmnde. Die Zahl der ZOglinge ist eine zu hohe. Am 30. Juni 1901
waren in Eggenburg 445 Zöglinge. Der Leiter kann unmöglich alle Zög-
linge kennen. Ein Individualisieren ist ans£7P«;chlosspn, Deshalb sollte ein
Fürsorgegesetz, wie es schon fast alle Knlturstaateo )ia])en, geschaffen
werden, welches gestattet, dafs man Kinder, welche vervsaiirlost sind oder
zu verwahrlosen Gefahr laufen, den Eltern wegnehmen und zwangsweise
eizieben dail Im Jalire 1881 betrug die ZaU der jugendliehen Yer-
brecher in Osterreich 5865. Anf 100 wegen Yerbreehens YemiteHte ent-
fielen damals 17,5 jugendlicher Verbrecher. Im Jahre 1897 war die Zahl
der verurteilten Jugendlichen auf 7285 gestiegen. Der wachsenden Krimi-
nalität der Jugendlichen ktmiite man nnr auf die Weise begpirnen, dnfs
man die betti Inden, hausierenden Kinder, dami die Kinder jener Personen,
die einen unmoralischen Lebenswandel ffthren, die Verbrechen begangen
haben nsw., in Ajiatalten oder in ordentlichen Familien onterbringt. In
Wien gibt es Kinder, die den EUem weglaufen nnd monatdang hemm-
Inngern. Ein Prozefo gegen die Inbaberin eines Massenquartiers hat be>
wiesen, dafs zwölQährige Kinder in einem öffentlichen Massenquartier
nÄchtigten; Knaben nnd Mädchen, die bereits mit ekelhaften Krnnklieiten
behaftet waren, schliefen dort in gcmeinsanien Ivetten. Sdiulkinder iiaben
sich in Wien wiederholt zu Diebesbanden organisiert.
Bei der Gründung neuer Anstalten sollte das i? amilienprinzip berück-
siehtigt werden. Das »Banbe Hans" in Hamboig, das «Johannenm* in
Berlin sind nach diesem Frinsip organisiert. Zelm bis fimfitehn Knaben
bilden mit dem Familienleiter — einem Lehrer — und einem oder zwei
Gehilfen eine „Familie'*. Jede „Familie" bewohnt ein eigenes Häuschen.
Die Durchfflhmng dieses Prinzips ist freilich kostspieli??. Die höchste Zeit
wäre es ferner, die Abteilungen für Jugendliche m den Zwancrsarbeits-
h&nsern aufzuheben. Jeder, der in „Korncuburg ' oder „Göiiersdorf* war,
erhält ein Brandmal aufgedrückt, das er zeitlebens nicht wegbringt. Koch
verwerflicher ist es, Kinder wie erwachsene Verbrecher in behandeln und
in Grefibignisse nt stecken, wo sie sich za raffinierten Verbrechern heran-
bilden. Die Strafnachsicht nOtst wenig. Der Jugendliebe kehrt wieder hi
das Milieu, in dem er zum Verbrecher wurde, zurück und wird kaum
stark genug sein, neuerlichen Verführungen zu widerstehen. Weiters wird
mau ein branchbares Ililfspersonal für diese Anstalten durch Errichtung
eines Pficgcrkurses heranbilden müssen. Unter groCsem Beifalle des zahl-
reichen Publikums schloia Herr Lobenz mit einem warmen Appell an die
iieie liebestltigkeit ftr die Terwahrlosten Kinder, denen hente statt Ter-
dieotes Mitleid mrrerdiente Yerachtnng zuteil wird. (»JV. Wim. Tt^M,")
Digitized by Google
407
Mitintxt iUitteUitiiitii.
SpeisBiig bedflrfliger Schulkinder im Winter 1903/04 ii Kaisenh
lantern. fypv Stadtrat von Kaiserslanteni hat im vorflossenen Winter,
wie in den beiden vorausgeßanfienen Jahren, auf AniLLniriij des Bürger-
meisteramt es die Speisung bedürftiger Kinder ins Werk setzen lassen. Unter
der Leituog des Lokalschuliuspektors Dr. Schbbibj^u wurde dieselbe in
gleicher Weise dnrchgefilfart wie in den Voijahr^. jDie Znbereitang der
SpeiMB flbenMhm demgemftft ivieder die atfldtisdie EocUefarerin Frlnlehi
Schneider, welcher zur Bewftltigimg der omfimgreidien Arbeiten noeh vier
Mfldchen beigegeben murden, die von der eigentUefaen Kocharbeit, sowie
von den KeinicniD?«;- nnd Torbereitiingsarbeitflii den gansen Tag in An-
sprach genommen waren.
Die Aufsicht bei der Speiseverteilnng nnd diese selbst erfuhren eine
neue Orgamsaüou. Zu dieser worden Mädchen aus der Vil. \oikäüchul-
Uaase und ans der lUdcheniortbOdniigaBcliale herangezogen, welche sidi
in einer das BedOrfiiis ttbencfareitenden Zahl jeden Tag MwilUg m dem
Geechilte einatellten. Ein Teil dieser MAdchen nahm sellMit an der Mahl-
zeit teil, und es gereichte ihnen sichtlich znr Genngtnnng, dafs sie durch
ihre Mitarbeit eine Gegenleistung bieten durften. Ein anderer Teil unter-
zog sich der YerteUongsarbeit, ohne dals diese Mädchen an den Mahlzeiten
teilnahmen.
Znr Anfsichtsfilhruug bei der Speisung erklärten sich das weibliche
Lehrperaonal der Tolknchale nnd emige andere junge Damen anf er*
gangene Anfrage bereit.
Am 1. November 1903 wnrde mit der Speisung begonnen. Di^elbe
wurde mit einer ünterbrechunt? vom 20. Dezember 1903 bis 3. Januar
1904 bis zuirt 20 Februar 1904 fortgesetzt. Da die Speisung auch an
den Sonntagen unterblieb, so ergaben sich im ganzen 60 Speisetage.
Die Teilnahme war gleich zn Beginn überaus grofs. Am ersten Tage
stellten sich 535 Eüslnstige ein. Im Dezember hielt sich die Zahl der
TeOnehmer Im Durchschnitt anf 483; im Jannar betrug dieselbe tIgUch
403 nnd im Februar 846. An den 60 Speisetagen worden im Dorch-
schnitt täglich 408 Kinder gespeist, also etwa b*/s % der die Werktags-
schale zu gleicher Zeit besnchenden Schüler. An dieselben wurden 244S2
Mittagessen verabreicht.
Obwohl die Einrichtung nur für die Speisung von \ oiksschülcrn ge-
troffen war, so stellten sich doch täglich auch solche Kinder ein, die noch
nicht scholpflichtig sind. Soweit die BedOrftigkeit unzweifelhaft nach-
gewiesen war und dsr Yorrat des CMkochten anareichte, wurden andi sie
bedacht, wie aneh mit den Beelen ailtl^ieh mne AntaU besonders be-
dtlrftiger erwachsener Fenonen, die Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitsmangel
in Not gebracbt hatte, gespeist worden konnte. Auf diese Weise Stieg die
Gesamtzahl der aiugegebenen Portionen aof 2 «800.
Digitized by Google
408
Nach der Absicht der Stadtverwaltung sollten nur würdige und wirk-
lich bedflrftige Schnlkinder der Wohltat teilhaftig werden. Zn diesem
Zwecke wurde täglich eine Kontrolle der Erschienenen vorgenommen nnd
durch das BOrgermeisteramt die Frage der Bedürftigkeit geprüft, ohne
dab dabei ein «Um strenger Matetab angelegt wurde, da man von der
Ansiebt ansgmg, dafii in einer Zeit des allgemeäien Arbeitamangels auch
der sonst arb^tskstige und sparsame Mann aeltweilig anversehiddei in
schwere Not geraten könne.
Zur Kontrolle erhielt jeder teilnehmende Schüler eine auf seinen
Namen lautende Znlassnngskarte eingehändigt, welche er täglich mit der Be-
stätigung des Schulbesuches durch den Lehrer vorzuweisen hatte, um zur
Speisung zugelassen an werden. Diese Anordnung verfeUle denn andi
ihre Wirkung nicht Wdter wurde darauf gehalten, daft die Kinder mit
reinen Händen nnd sauberem Gesicht am Tische erschienen. Auch in
dieser Beaiehnng hatten die anf&nglich mit Strenge dnrcbgeiShrten Foide-
mngen eine woMtntljre erziehliche Wirkung.
Verabreicht wurde aa jedes Kind ein warmes Mittagessen, bestehend
aus Suppe, Gemüse nnd Fleisch nebst Brot, und zwar erhielt jedes Kind
eine zu seiner Sättigung vollkommen ausreichende Poition. Dabei wurden
die IfaUieiten unter Berücksichtigung des Nährwertes der einadnan Speiaen
so susanunengettellt» dab dieselben dem Bedftrfids gerecht wurden. Um
der die EAihist Ton Kindern Tielfnr]i na hteilig beeinflussenden Einförmig-
keit zu begegnen, wurde an jedem Tage der Woche eine andere Zu-
sammenstellung der Speisen gewählt. So wurde rei^elmafs!!? 7wisr!ipn
Beis-, Erbsen-, Gerste-, Linsen-, Bohnen- und Kartoffelsuppe abgewechselt,
die mit Fleischbrühe angesetzt wurden. Dazu kam Kartofifelgemflse in
verschiedener Zubereitung, Sauerkraut, Rüben usw. nebet etwa 40 g Fleisch
guter Qnaiitlt, das serldeinert Terabrsleht wurde. An einem, mehrftteh
anch an zwei Tagen der Woche, gab es neben einer nahiliaften Siq>pe
Dürrobst mit Danqifiiudeln , welche zwei Herren in edlem WohltiHgheits-
sinn fflr die ^finie Saigon -/u stiften die Gflte liattcn, Thre Namen soll
ich nicht nennen; doch kann ich es nicht unterlassen, denselben herzlichen
Dank im Namen der Erfreuton m sacken. Die glänzenden Kinderaogen
an den Dampfhudeitagen verptiichteu und bereohtigen dazu.
Die Kosten flir die Yeranstaltnng belaufen sieh im gaaaen auf
2789,02 Ifarlc. In diesem Betrage ist das Honorar der Kodüehrerin,
welches ich ttbweinstimmend mit der Zubilligung in den Voijahren auf
125 Mark anzusetzen mir erlaubte, nnd der bezahlten Hilfskräfte einge-
schlossen. Da 27 800 Portionen Rbtre^ebea wurden, so stellte sich jede
derselben im Durchschnitt auf ^,9ti Pfg.
Anch in diesem Jahre ist die Veranstaltung von einer gröCseren An-
zahl wohltätiger Bürger und Institute der Stadt mit klemeren und gröfseren
Geldbeträgen unterstfltst worden, so dab rund SSVsVo Gesamtkosten
durch dieselben gedeckt werden konnten. Das Übrige wurde dnem Fonds
entnommen, der durch Zuweis tmc^on verschiedener Art gesammelt worden
ist und der mit den während der Speisnng5?zP!t zugeflossenen Beiträgen
die H<'>be von 4142,07 Mark erreichte. Der wohltätige Einflufs der
Speisung zeigte sich im moralischen Verhalten and in den Gesundheits-
bigiiized by Google
409
TerbftltBissen der Kinder: alle Kinder, die längere Zeit ononterbrochen
an der Speisang teilnahmen, zeigten ein frischeres, gesunderes Aussehen,
konnten regelmäfsig die Schule besuchen und schritten nach Mitteilung
ihrer Lehrer in dieser Zeit regelmäfsig, zum TeU sogar auffallend rascher
in ihrer geistigen Entwicklung fort.
(Mitget von Dr. SCHBBiBBB-Kaisenlantoni.)
Speisniig nnd Kleidims MBrfti^r Sebvlkiiider in Zflriäi im
Schuljahre 1^03/04. Der Beginn der Suppenabgabc ßcl In den mcisteo
Quartieren der Stadt auf den 14. Dezbr., der Schlufs auf den 12. März.
Die Teilnehmerzahl belief sich im Anfang auf 2934, am Ende auf 2754;
der Durchschnitt war = 2849 (g* gen 2251 im Schuljahre 1902/03).
Die Zaiil der verbrauchten Portionen Suppe mit Brot war = 189012,
die Zahl der Zulageportionen (Wurst, Käse) = 66790 (gegen 153 B67
bezw. 53764 im Voijahie). Von den TeOnebmem gehürten ihier Hehnat'
bereefatignog nach 7,4 der-Btadt, 23,8% dem Kanton ZBnch, 86,6 Vo
den flbiigen Kantonen der Sdiweiz nnd 32,3 % dem Auslande an.
Zum ersten Male ist im vergangenen Winter auch die Verabreich« ns?
von Kleidung seitens der Schule in groikerern Umfange aufgenommen und
für diesen Zweck vorerst eine Summe von 2ÜüO Frcs. ausgesetzt worden.
Die Verabreichung des Schuhwerks und der Kleider geschah unter Mit*
Wirkung der Lehrer und der Scbolabwärte, welche die Schulbäder bedienen und
bei dieaer Gdegenheit leicbt ihr Aogemnerk anf dicgenigen Scblfler ricbten
können, die mit Kleidnag and Wäsche b^nders mangeUiaft ausgerastet
erscheinen. Die Gesamtausgabe heKef sieb auf 32524 Frcs., der Beitng
des Staates betrug 3500 Frcs. (nlVvt d. Zentralschulpff.'')
Schülernnlersuchungen in Stntigart. Der Bericht der Kommis-
sion der Abgeordnetenkammer für Gegenstände der inneren Verwaltung
über die Schularzürage ist nunmehr im Druck erschienen. Das Stutt-
garter pNew Togif^^ bebt ana demaalben dasjenige hervor, waa flb^
SehOlenrnterBochnngen in Stottgazt gesagt wird. Der Jetzige Stadtant
Dr. Gabtpab, der seitens der Kommission nm eine iLnfiwnmg in der
Sache angegangen wurde, bat sich dahin ausgeaproehen, dals die An-
stelle! p von Schulärzten notwendig sei, dafs aber, um eine Grundlage für
den Schularztdieust m gewinnen, zunächst eine lintersuchu na: der
Schulkinder voiausL^ehen sollte, für die in Stuttgart ^.nnörlist 8000 ^lark
auügeworien wurden und die der/ieiL iu vollem (jiauge mi, äu dals ein Zaiiien-
material aieb noch nicht feststellen Iftfet. Über die Art, wie hier nnter-
BBCbt wild, apficht sieh Dr. Gabxpab wie f<dgt ana: Ea weiden an jedem
Kind nntersucht: Angen, Ohren, Nase, Rachen, wenn nötig mit dem
Spi^^. Es wird untersucht die äufsere Haut auf Ungeziefer und Haut-
krankheiten durch den «^pe/ialistisch vorgebildeten Assigtenzar^t. Es wird
gewogen und es werden genaue anthropologische Messungen und Wägungen
ausgeführt. Es werden untersucht Herz und Lungen, sowie der Urin
jedes Kindes. Auf diese Weise kommt man zu genauen Kcsultateu, wie
sie Uaher in Deotachland flberhaupt nicht exiatierBn. über jedes Kind
wifd ein Bogen ansgefllUt, nnter Bemckaichtignng der Koaten für eine
etwaige Behandlung, die nach den allgemeinen ärztlichen Erfahrongen
taxiert werden. Über die Besnltate der Untersndiang sagt Dr. Gasxpab
SekalfMOBdlwltapfltg«. XVIL 21
Digitized by Google
410
Tonrst, soweit sie dcb Qberblicken lassen: Eigentliche Krankheitsbilder
schwererer "Natur kommen dem Scliularzt nicht vor, dagepjen sind Affek-
tionon des Herzens hier nicht gerarlc «fltrn, während wir bei der Tuber-
kulose nur ganz geringe Befunde h 'k(*iii!ii( u. Von den Scharlach- und
Diphtheriefällen finden wir fast stets noch hiweifs im Urin, ein Hinweis
auf die Notwendigkeit diätetischer Behandluag während der Bekonvaleszenz.
Aogen lassen aacb in der VolksBdrale viel za wfloschen ttbrig, während die
Ohrenbefande gOnstig sind. Spriehfebler werden bereits TOra Lehrer gemddet
Ganz enorm sind dagegen die Zustände der Unterernährung and gerideai
erschreckend die Ungezieferverhältnisse. Sicher ist, dafs die Altstadt bis
jetzt am schlechtesten abgeschnitten liat, sowohl was den Gesundheits-
zustand als auch die ilufsere Haltung der Kinder betrifft: Augeuleiden 8 Vo,
geminderte Sehschärfe 19 %, Ohreuleideu 4 7oi gemindertes Gehör 10 %,
adenoide Wucherungen (DrOseogesehwOlste) 10%, Hypertrophie der
Mandeln 44%, Stotterer und Stammler 1,4%» Schwachbegabte 1,1 %,
Tbbeflnilose der Langen 2,8%, niehttnberkolOae Lungenletden 2,2%,
Herzleiden 3,2 %, Nierenstörungen (Eiweifs im Harn) 4,6 ®/o, Ungeziefer
36,6%! nautkrankheiten 5,8%, Zähne fehlen 10 7o, /«bne krank
25%, Khnf hitis (Knochenerweichung) 34%, Bräche 1%, maugelbai'ter
Emährongszüstaiid 29 %.
Alkohol nnd Schale. Bei Gelegenheit eines Vortrages über die
Abatineos, welehen unlängst Pkofessor Wbicb8BLIIAüm ii Wien Sm Yetein
abstinenter Fraaen vor einem änfserst zahlreichen Damenpnbliknm hielt,
and in \velchem der Ref. für die totale Abstinenz eintrat, worden in
lebhafter Debatte die Mittel erörtert, welche der Abstinenzbestrebong
förderlich «ein sollten. Es wnrdf beschlossen, an die Lehrerschaft
heranzutreten und ihr die Verbreitung der Abstinenzforderungen nahe-
zulecen; ferner wurde filr ratsam erachtet, an das Unterrichtsministerium
die Bitte zu ricliten, luuge aus den Lehrbüchern der Schulen alle Trink-
lieder nnd sonstige anf YeilieiTlichmig des Alkohols abzielende Litentot^
erzeognisse ansmerzen lassen.
Unentgeltliche Benntsnn^ der Tolksblder in Wies für ante
Schulkinder. In der Gemeinderatssitznng vom 17. März d. J. wnrde
zufolge Antrags des Stadtrats eine Vermehrung von Freikarton 7um Be-
suche der städtischen Volksbäder für arme und würdige bchuler und
Schülerinnen der Volks- und Bürgerschulen beschlossen , und zwar von
20000 auf 80000. (Mitg. von Dir. E. BAYa-Wien.)
Beniitginif; der ScMbraiiebUer im Mtraberg. Wie der «fWMfc.
Courier* mitteilt, sind im Jahre 1903 in den 16 stldtisdien Scbnlbranse-
bädem an loTlVs Badetagen von 419 Volksschulklasaen mit 22:]?0
Schulkindern (10664 Knaben und 11656 Mädchen) im ganzen 343689
Bader genommen worden, nnd es treffen auf einen Pndetag durchschnittlich
219 Bäder. Gegenüber der Benutzung im Jahre 1902 ergibt sich eine
Mehrung von 152 Badetagen, 24 Schnlklassen mit 1620 Kindern (592
Knaben, 1028 Mädchen), 411Ö4 Bädern und durchschnittlich 6 Bädern
an einem Badetage. Jedes SchnUdad konnte wöchentlich einmal baden t
Eine Eänstellmig des Badens, z. B. wegen grolaer Etite, war 1908 nicht
notwendig*
Dlgitized by Google
411
fiesnndbeitsschSdliehe S^biillokale. Von der ftinften Strafkammer
des I.andgericlitsn in Berlin wurdo ein Vater, d^r von der Ortsbehörde nnd vom
Schöffengericht geböfst worden war, weil er sein achtjähriges Töchtercheii
mit dem Hinweise auf die Gesnndheitsächadiichkeit der Schulloknle in
Schöne IC he bei Fnedrichsbs^en vom Sehulbesuche femgehaken hatte,
freigesproebei. Wie der i,B«rh ZdAaZonff." berichtet, gelang es ihm,
durch sächTeratftiidigeiiaiuBagen deo Beweis in liefern, d$& in der Tat
der Zustand des Scbidgebändes Gefahren tta die Gesundheit der Kinder
in sich schliefse.
Förderung; der ImpfoDg dnrch die Lehrer. In dem von der
nied. österr. Stalthalterei an das Ministerium des Innern erstatteten Impf*
haaptberichte für das Jahr 1903 wird anf den steten Rückgang der
Impfung hingewiesen und diese Erscheinung damit erklärt, dals es in der
Berölkernng vielfach an dem richtigen YerstmdaiBse ftr die Bedeatnag
der Implnng fehle nnd gegen diese somal ton Anhängern des Natnrhetl-
verlahrens ebe rfibrige Agitation entfaltet werde. Da es im wohlverstan-
denen Interne der Bevölkemug gelegen ist, dafs die berufenen Faktoren
durch Belehrung aber den Zweck und die Wohltaten der Impfung ein-
wirken, fordert der Landesschulrat die Bezirksschulräte anf, die unter-
stehende Lehrerschaft anzuweisen, in diesem Sinne zur Hebung der Impfung
nach Kräften beizutragen. Ein derartiger Erlals ist, wie das „N. Wim*
TofhL* bericbtet, an alle Beaiikisdiairlte in NiederOstemich ergangen.
Kisdenchlti ii Eagllld. Bei Anlaiä der Scfaildemng emer Ver-
1i u Hung des Sebwurgerichtshofes in Exeter gegen eine Mutter (frflhere
Erzieherin), welche ihre zwei Mädchen in geradezu barbarischer Weise
mißhandelt hatte, wird von den Tagesblttttem erwähnt, dafs die „National-
gescllschaft zur Verhütung von Grniisamkeit g^en Kinder" jährlich im
Durchschnitt in lOÜUOO Fällen interveniert und bald die Gesamtziffer von
einer Million Interventionen erreicht tiaben wird.
IMe Strg« fir dis kirpwUeke Ged«ik€i der Jigead empfiehlt
Dr. G. KsBSOHBiraTBZNXR den Städten in emer Broscfaflre: «Eine Anf«
gäbe der StädteverwaUnngen*. Fflnf Stocke — sagt der Verf. — kommen
für die Stadtverwaltungen vor allem in Betracht: Hebung des Turnunter-
richts, Sclmffung von Spielplätzen und Badecjelegenheiten, Pflege der Schüler-
wanderungen, Unterstützung von Verein« u. die in gemeinnütziger Weise
die Leibesübungen fördern. Drei Turnstunden wöchentlich genügen, nur
sollten sie so gelegt werden, dafs jeder Schüler täglich eine halbe Stande
tnmt Überall sollten helle, geräumige, luftige Tnmballen vorhanden sein
nnd sollte im Freien geturnt werden« wo nnd wann es immer
angeht. Weniger als für das Tomen geschieht seitflW der Stadtverwal-
tungen für das Spielen. Fast überall fehlt es an der notwendigen
Zahl der profscn, freien Spielplätze. Keine gro&e Anlage ohne
Spielplatz, aut dem lio Jugend sich austommeln kann, das sollte der erste
Grundsatz aller Stadtgitrtnereien sein. Für die Schülerwanderuugen sollten
feste Snmmen in den städtischen Uaoshaltsplan ehigesetzt werden. Dia
Schwimmen ala Gegenstand des planmAisigen Unterrichts an Schnlen ist
nen, aber die biaberigen Erfahrungen sind so günstig, dals sie entschieden
fflr die MögUcbkeit i^eihUcber EntwieUnng nnd Verbreitung sprechen.
21*
Dlgitized by Google
412
Es würe wtUiscliCDSwert , dafs des Yeif. Uue, «iodringlicbe und
warmherzige Darlegungen recht vielen StadtrerwaltoDgen zu Geiicfate kftmen
nnd Ton ihnen beherzigt würden.
Zur Ansf fihmng des Kindersehatxgesetzes in fiambnrg hat die
OberscbulbehOrde die Hanptlehrer und Lelurer an den öffentlichen Volks-
schalen angewiesen, mitzuwirken bei der Kontrolle Uber die Befolgong der
YorBdiriftea betreffend die Kindenrbelt in gewerblicheB Betrieben. Wie
die ,fia«. "Btaasisl^ (Nr. 10) mitteOt, beifit ob in dieeer Anweining: »Das
Gesetz bietet fOr die Znkunft die Handhabe, einer ftbr Kinder angeeigneten,
sowie einer llliermäfsigen oder in zu früher oder zn später Stunde statt-
findenden Arbeitsleistung, die die körperliche EntwickluDg der Ivinder
schädigt oder ihnen die zum erfolgreiclien Besuche der Schule notwendige
Frische nimmt, in wirksamerer Weise als bis jetzt entgegenzutreten. Bei
AoBübang der Kontrolle ttber die Befolgung des Gesetns sind folgende
YorsdurUten so beobiehten: »Sobald sieb ein Kind in der Schale anfMlend
müde oder naoUftssig zeigt, mit seinen Scbnlarbeiten im Bttekstande bleibt,
oder ms anderen Gründen die Yermntang besteht, dafs es zn stark oder
so unrechter Zeit angestrengt wird, so ist dem Hauptlelircr Mitteilung m
machen and von diesem das Kind, aber nicht in Gegenwart der UbhgeA
Schüler, Aber die Beschäftigung aufserhalb der Schule zn befragen."
Wenn der Hanptlehrer hierbei die Ansicht gewinnt, dafs das Kind
flbermftbig angestrengt wird, soll er Bttekspraefae mit dem Vater, der
Matter oder dem Yormonde des Kindes nehmen und diese erentaeU aaf
die Straf bestimmangen des Gesetzes vom 30. März 1908 kinwelsea. Ist
nach der Lage der Sache hiervon ein Erfolg nicht zu erwarten, so soll
der Hanptlehrer, falls es sich nm Beschäftipimg des Kindes in einem ge-
werblichen Betriebe handelt, ein mit den Ergebnissen der Ermittlungen
ausgefülltes Fomiuiar der Oberscliulbehörde einreichen, die es dann der
Gewerbeinspeküon Qbennitteln soll.
Über difl «GemdbeitfTtTUltiiiie der SehilMider ii dei
Wteimr dflimfliekea Volki- und Btrgencbiilen macht das Wiener
Stadtphysikat in „Do« Mar. Sanitätstoesen^ (1904, Nr. 5) einige inter-
essante statistische Angaben, denen wir folgende wesentlichste Besoltate
entnehmen:
Die Schulkinder der öffentlichen Volks- und BOrgerschnlen ^VlCüs
zeigen im gaiueu eine Mortalität, die viel geringer ist als diejenige der
GessrntbevOlkerang and Mentend geringer als die der Altersstufe swisdieii
dem zweiten nnd sechsten Lebeni^ahre.
An der Mortslitit der Wiener BeTölkemng an toberkolflsen Krank-
heiten partizipieren die Wiener Schulkinder mit einem Anteile, der viel
geringer ist, als jener der Gesamtbevölkerang and der Altersgruppe swischem
dem zweiten und sechsten Lebensjahre.
Immerhin zeigt die Mortalität an Tuberkulose eine Höhe, deren Be-
kämpfung notwendig erscheint. Vieles failL hier dem Eltemhause zu (£r-
nSbrnng, Wobnnng, Kleidang); die, wie es seheint, Itiologiack wenig be-
teiligte Behnle kann dorcii Belehrong beittgliek der Hintanhaltang der
Taberkoloee darch vorbeogendc Mafsregeln, darunter insbesondere dnroh
AbhArtong and Erziekong zor Beinlichkeit, ftniserst natdidi eingreilin.
Digitized by Google
413
Die a]1 gemeine MorbiditiU cler Wiener Schulkindpr ist entsprechend
dem Alter dvr Kinder und der zarten Konstitution vieler derselben eine
ziemlich liohe; i»ie ist liölier bei den Mädchen als hei den Knaben,
scheinbar höher in Beziiken, m weichen die liebens-, Wohnungs-, Erwerbs*
«ad GmadbeitSYeriiittoiflse der BeTOIkemng als günstigere betnushtei werden.
Auf des Alter der Schulpflicht entfallen beilinfig von den Erkranknngen
an Mnmps 68%, Scharlach 40%, VarizeUen d57e* Masern 26%,
Diphtheritis 20% and Keochhusten 20%.
Von den infektiösen Krankheiten erweist sich der Scharlach mit
Kücksicht anf seine Verbreitnng im schulpriiclitigen Alter und seine Leta-
lität als die gefälirlichste. Die Diphtheritis hat unter dem Einflasse der
Senunbehandlang, früiizeitiger ärztlicher und Spitaibehandlung ihre Schrecken
eingeblliht uid weist heoto otheni die gleiche Letalititt anf wie der
Scharlach. Die Haaem haben im Alter der Schalpflicht ihren Ruf einer
wenig gefährlichen Krankheit bewflhrt; im vonchn^ebtigeo Alter ist die
Letalität der Masern eine gröfsere.
Die hohe Morbidität der Schulkinder macht es den Schulorganen zur
Pflicht, den Gesundheitsverhältnissen der Schulkinder die gröfste Aüfraerk-
samkeit zu widmen und bei Zweifeln Aber den Gesundheitszustand eines
Kindes die weitere Belassung desselben in der Schule Ton dem haus-
besw. amtaftntUchen Zeogniaae abhängig an maehen.
Erwihnt sei noch, dals anf Kopf nnd Sdn^jahr im Dorchachoitt einer
zehnjährigen Periode 13,27 Kraokheitstage kommen — eine Ziffer, die
als bedeutend hor'eichnet werden niufs — nnd dafs bei einer Durchschnitts- « •
zahl von 170 OnO Schulkindern täglich 6548 Kinder (beinahe 4 %) wegen
Krankheit die Sdinle nicht besuchen.
Die Beköätigang Yon Schulkindern im Kreise Malmedy erfreut
sich des grölsten Beifalls der Bevölkerung. Die Zahl der Teilnehmer ist
im steten Steigen. Oegenfiber 3636 Suppenportionen im Vinter 1901/02
Warden im Winter 1902/03 7853 Portionen an Schulkinder verabfolgt.
Wie ^ Die Jugend fürsorgt^ (1904, Nr. 2) mitteilt, wird durch diese wohl-
tätige Einrichtung nicht nur die Gesundheit der Kinder gokräftigt, sondern
auch die Ref^rlrnilfsigkeit des Schulbesuches in auffaliomler Weise be-
günstigt. Die i.eiirir, die sich der Angelegenheit mit greisem Interesse
annehmen, sprechen sich Uber die infolge der verbesserten Ernährung ge-
steigerte Lflislnagsfthigkeit der Schnlkiader sehr befriedigt ans,
Bb mm Miühaifbanprogmui fir Uuibirg verlangt Vouabs
in der „Pid. M^iffm" (1904, Nr. 3). Er weist darauf hin, dab ein
Volksschulhaus in Hambnrg mit 30 Kl.i^senränmcn an Baukosten drca
300000 Mark erfordere gegen ca. ^i()l)UUO Mnrk in Mflnrhen. Sodann
rügt er, drifs nicht nur gewisse Mitglieder der Bürgerschaft, sondern auch
einzelne Organe der städtischen Bauverwaltung mit gröfster Zähigkeit an
manchen alten Einrichtungen festhalten, so dals man lu Hamburg immer
noch keinen Boden finde ftr das, was in anderen Stidten ab Fortschritt
langst dnnhgeftthrt ist nnd sich bewifaft hat. Beispielawelse erinnert Y.
an die zähe Opposition , wdche die Einführung der freistehenden Klosetts
mit Einzelsptilung in den Tcrsrliiodensten Kreisen fand. Erst ein tragischer
Vorfall — sagt er — bewirkte die Abschaffoog des TcrwerfUchen Trog-
Digitized by Google
4U
Systems. Jetzt aber, da die bessere EiDfichtung der freistehenden Wasser-
klosetts da ist, zeigt sich, dafs all die Schwierigkeiten, die früher kon-
strniert wurden, und die zahlreichen Gründe, die angeblich gegen die Ein-
ftlhmng dieses Systems sprechen sollten, nur theoretischen Erw&gungeu und
ToftdeieB entstnmiiteD uad Im Omnde geoommeQ nur in der Lnft staideii.
Den KemiNiiikt der Ferdenmgen naefa YeibeneniBgeii im Hamburger
Scbnlbau sieht V. In der Beichaffenlieit der Klassenzimmer nnd
ihrer Einrichtung. Solange — sagt er — die Klassenzimmer der
Hamburger Volksschulen nicht pröfsere Ausmessungen erhalten als bi«;her,
und solange sie noch ausgerüstet werden mit viersitzigen, ja in der
neuesten Schule sogar zum Teil mit fttnfsitzigen Bänken, kann von Fort»
schritten in der Schulhygiene bei «is nicht gesprochen werden.
Auf Onmd Jtm Ansmessongen, die Y. an den in Dresden anigeilellten
VoUnscIralplInen mit Besag an! die KlaasengrOfte Torgeoommen, stellt er
dann fslgende Tabelle zusammen:
Stadt
Aachen, Volktschule
MittdMhiüe
Augsburg
Bamberg
Berlin
Braunsohweig
Brealao, Hittelschule
Volksschule
Cassel
Chemnits
Danzig
Darmstadt
Dresden
Frankfurt a. II
Halle a. 8
Hannover
Hamburg
Königsberg • «
lA'il'r')^ .*••.•••...•••........•
Magdeburg
MäroB
München
Nürnberg
Planen ^
Schöneberg
Strafslmrg
.Stuttgart ,
V\m.
Wicsljadcn
Würzburg
Ssitzig
Siitiig
M
n
•
n
n
n
»
n
n
»
4 und
5 sitzig
Stittig
a
•
n
n
n
n
n
»
H
t
m
V
N
'S.
c
m
9,6X7
8X«
10 ■■•7.50
10,93X7.58
8,16XtJ,64
9X6,60
8,59X6,12
9,50X6,60
6X9
10X5,5
10^X6,20
9,90X6,32
0X6
10,47 Xfi.40
6X9,30
9X9
7,50X6,70
8,50X6.50
6.'23x 10,04
9,50X7,16
9.76X8.76
11 V7
9,90X6,76
10,01 X6,61
8,00X6,49
9.50X7
6X10
6,50X11
?X9
UX6
80
48
72
72
60
60
54
60
60
54
60
60
48
48
60
H
66
60
48
48
60
70
60
54
72
72
54
60
60
60
Digitized by Google
415
Es geht ans dieser Tabelle hervor, dafs die absoluten Schülerzahlen
in den Volksscbulklassen vieler deutscher Stfidte ungemein hoch sind and
dals Hamburg in dieser Besiehung dnrdiaus nicht am ungünstigsten da-
steht, daft aber relatiT die Sdiiilsiminer in Hamborg, ihrer geringen
Dimensionen halber, viel zu dicht bevölkert sind, da tni einen Schüler
nur 0,75 qm Bodenfläche kommen.
Tnrntracht Ar MJldchen ond Fmnen. Diesen Gegenstand be-
handelt in der „D. Turn-Zig.'^ (1904, Nr. 8} F. Hoffmann - Breslau.
Nach einer hi^torisr]1en Einleitnnp über das .Madi hcnlnmen und die all-
mäbliclie Entwicklung der Irauen-iuinabteilungen und iliren Anschluia an
die KlnnertnnYeraine, weist H. daruf hin, dais gegenwärtig dii Tomen
der Frauen immer mdur den Chankter emster tnraeriseher Arbeit an-
nehme und dals die Erweiterung des Übungsstoffes fOr bessern Turnerinnen
sich hauptsächlich auf dem Gebiete des Gerüetoroens vollziehen werde.
Dieser Fortschritt — sagt er — ist durchaus berechticrt. denn e«; liocrt
kein stichhaltiger Grund vor, den Übungsstoflf für Mädchen und Frauen
so eng zu beßrcnzen, wie es bis jetzt im allgemeinen üblich war. Aber
man mufs sich entschlielsen, Bock und Unterrocke preiszugeben und in
einem weiten, nnterhalb des Knies abseUiebenden BeinIdeide m tomeo.
Viele Geritllbongeo, die toh Mädchen und Franen aosgeflkhrt werden
könnten, dürfen gar nicht in Betracht kommen, weil einmal der faltige
Bock die Turnerin in Gefahr bringt, anderseits, weil in dem Zuschauer
ein ästhetisches Unbehagen erregt wird, wenn bei Ausführung der Übung
der Kock bald nach dieser bald jener Seite fliegt oder, sich aufrollend,
die Knie frei legt. Aus diesen Gründen ist man bereits in einigen
Fraueuabteilnngeu damit vorgegangen, den Franenrock beim Turnen zu
Terbannen nnd hat damit nnr gute Erfthrongen gemacht. Yiel lauter
und allgemeiner aber mfl&te die Losong ertOnen: «Weg mit dem Franen-
roek beim Turnen! Er ist ein Hemnudrab in der gedeihlichen Ent-
wicfclDii.ir des Minlclicn- und Frauenturnens!"
Die Frage der Einrichtnog von Sonderklassen für Schwer-
hörige wurde, wie wir der „Päd. Zig.^ (Nr. 17) entnehmen, in einer gemein-
samen Sitzung des Berliner „Vereins für Sprachpflege", der „Pädagogischen
Vereinigung" und der „Vereinigung für Schulgesundheitspflege" behandelt.
Folgenden Sätzen wnide hierbti ingestinmit: 1. Der Einrichtung von
Sonderklassen für Schwerhörige, in denen die Kinder ohne Rflcksicbt auf
ihre geistige Befftbigung den gesamten Unterricht empfangen, ist sowohl
für geistig minderwertige als auch für geistig normale Kinder aus päda-
pocrischen Gründen ab/nlfhnen, weil die Kinder dadurch in ihrer geistigen
Entwicklung gehemmt werdrn. 2. Sehr schwerhörige, also fast taube
Kinder sind einer Taubstummenanstalt zu überweisen. 3. Kinder, die auf
kurze Entfernung eine deutliche, mälsig laute Sprache verstehen, bleiben
in ihrem bisherigen SchnlTerfaftltnis; doch ist ftr sie erforderlichenfalls
ein Artiknlations- nnd AUesennterricht von einer Stunde täglich sn emp-
fehlen.
Hfitterabende, neben den Elternabenden, verlangt in der ^Päd.
Heform" (1904, Nr. In) eine Hambnr^'or Lehrerin M. .T.\RMS aus dem
Grunde, weil die schon äeit einigen Jahren an einer Keihe von Schulen
Digitized by Google
416
in Hamburg eingerichteten Elternabende weseotlicb uur der l iiL€rhaltanf,
der Pflege kanstlerischer Bildung dienen, während die Mütterabende
den Zweck haben, die Ideen der innigen BeMvngen zwiMhos Sehlde
mid Ham der TenrirUiehnng nlher za bringen md gerade die Fnn,
der Ja doch in der Familie die firnebuogsarbeit znnftchst obliegt, an der
Sehlde zo interenieren. Die Gegenwart der Väter soll nicht unter allen
Umständen an^(?cschlossen <;rin, doch würde fürs erste und zn aUemeiflt
ilire Abwesenheit Torzusiehen sein.
Der BeaUche Verein für Knabenhandarbeit wird seinen XVI.
Kongreb In den Tagen Tom 1. bis 8. JoU in Wonne abhalten und ladet
anfser seinen Yerdnenitgliedem jetzt ancb alle Ffeonde nnd Fdrderer
seiner Bestrebungen znr Beteiligung ein; insbesondere richtet er dieae Ein-
ladung aucli an die Behörden des Staates und der Gemeinden, an die
Lehrerschaft, an Eltern nnd an die Mitglieder von Vereinen, die sich mit
der Förderung der Jugenderziehung befassen und mit ihm der Meinung
smd, dais dieselbe einer zeitgemäfsen Weiterentwicklung bedarf und dafs
hierbei der iCnabenhandarbeitsunterricht nicht abersehen werden darf.
lüe seit dem letzten Eongreis des VereinB in Karisnihe 1899
flosaenen Jahre sind sowohl Ar den Ausbau der Theorie des Knaben-
handarbettsonterrichts wie anch fttr die Erprobung der in der Unterrichts-
praxis gangbaren "Wof^e nicht nnt^enntzt geblieben. Indem die Vereino-
leitnng davon abstellt, die theoretische Grundlegung des Handarbeitsunternchts
7Tim Gegenstände besonderer Erörterung auf dem bevorstehenden Kongrefs
zu maciieu, glaubt sie den Interessen der Sciiule am meisten dadurch zu
dienen, daft sie die Anfinerksamkeit anl den in TdkssdndeB der
Stadt Wenns etngefitthrten „Werknnt er rieht" hinlenkt, d. h. anf den
mit einfachen Mitteln im Schulraum betriebenen nnd in die Lehrfächer der
Volksschule eingereihten II{*ndarbeitsunterricht, dessen DurchfiDhrung in
Worm-^ unter T.eitung des Schulinspektors Scherer, mit Zustimmunfr nnd
Unterstützung der staatlichen und städtischen Behörden, möglich war. r>er
Kongrefs wird den deutschen Schulmännern Gelegenheit geben, sowohl
diesen Unterrichtsbetrieb praktisch kennen zu lernen, wie anch die Be-
grllndung der leitenden Gesiehtspnnfcto zu hOren. Anlserdem wird die
Gestaltung, die der Enabenhandarbeitsanterrieht ohne InAeren Zasammen-
hang mit der Schule in den sogenannten Schalerwerkstätten ange-
nommen hat. sowie seine Stellung im Knabenhort und in den Hilfs-
schulen zum Gegenstand der Krörterurg" ^emarbt werden, auf Grund der
Erfahrungen, die man in Schalerwerkstätten, Knabenhorten und Hil£sschalen
bisher gemacht hat.
Digitized by Google
417
Etwa gewünschte nähere Aaskunft Uber örtliche Angel egen-
Itpiten wird die städtische Kongrefsgescliilff^'^tene za Worms, und <5hpr
die einzelnen Punkte der Tagesordnung selbst Herr Seminar-
Direktor Dr. Pabst in Leipzig, Scharaho! ststr. 19, gern erteilen- Beide
Stellen sind auch bereit, auf Wunsch Kongrelsprogranuue kostenfrei zn
flitenendfln. (Mitget. t. E. t. SomiiWKJiHDOBCT-Göriitz.)
FibM«i-filiiBM«h ia ilei hShem Belnl» HuiaoTen. Wie
der „Hannov. Cour,' mitteilt, hat das Provinzial-Scbnlkollegiiim auf Gmnd
eingeholter Gutachten angeordnet, dals in den höheren Lehranstalten der
Provinz die bisherigen Versnche mit stanbfreiem ölanstricli der Fufsböden
in gröiserem Umfange als bisher fortzusetzen sind. Es soll dabei beachtet
werden, dafs der Anstricb tnnlichst wahrend der Ferien auszoführen ist.
In Tomsälen ist vom Ölanstrich in der Regel abzusehen.
Seknlniaiiiiui für Ckarktleiibnrg. Der GiarktleiibaTger Stadt-
▼erofdiieteiimMiiiiDlnxig irifd nttehstena eine Magialratsvoriage Ober Er-
liektnng eines Scholaanatoriums zngehen. Bei der Etatsberatnng war die
Anregung hierfür gegeben. In diesem Schnlsanatorinm, das höchst wahr-
scheinlich im Gninewald errichtet werden wird, sollen gegen hundert er-
holungsbedürftige Kinder Unterlninft finden and mehrere Monate dort
verbleiben. Wenn es irgend angängig ist, will man das Verbleiben im
Siliatoritim auch im Winter ermöglichen. Man hofft, durch die Schul-
MDitorien eine bedeutaide Entlastang der Ferienkolooien herbeinftlireii.
Uitonnebnn^ der SehnlkindAr ii Tiliiig«ii. Der Yersodi einer
periodischen üntersuchnng der Schulkinder, und zwar sowohl der Yolks-
schüler a!s auch der Schüler der höheren Lehranstalten, in bezog auf
Augenkrankheiten roH, nach einer Mitteilung des „Schwäb. Merkur'"^, in
Tiit>iuu'en gemacht werden. Auf Ansuchen der Stadtverwaltung hat sich
Proi. i>r. Schleich bereit erklärt, die Augenuntersuchung in der Augen-
kUnik mentgeltlich vorzunehmen. Ein allmihlicher Ausbau der Einrichtoag
aa der Hand der gemachten Erfabrongen aoU im Beoebmen mit den
Tübinger UniverntatsUbiiken erfolgen.
Kampf gegen die Vereine mit Trinkzwang in den höheren
(Mittel-) Schnlen. Der Lübecker Verein für SchnlcrGsundheitspflege hat,
nach einer MeMung der Tagesblätter, vor kurzem auf Antrag von Dr. Pauli
folgende llt Solution angenommen: ^Der Lübecker Verein für Schulgesund-
heitspflege erachtet es als seine Pflicht, zu bemerken, dais Alkoholgenufs
in den meiiten FAllen schwere Schaden ftr das Jugendliebe Alter mit rieh
bringt Er mnfli rieb deshalb eneislacb gegen alle aolcbe Scbfllerverbindnngen
eifclttren, in denen ein TrudcKwang besteht und wriebe rriebe Gdegenlirit
snm übrrmftfsigen Alkoholgenufs bieten."
Milch zum Frühstück für Gymnasiasten in Nenrnppiu. Wie
die ,,Eathenow. Ztg.''^ mitteilt, fährt seit einiger Zeit, während der grofsen
Pause, der Milchwagen der Neuruppiner Molkereigenossenschaft auf den
Schulhof des dortigen Gymnasiums und verabfolgt für den Preiä von
5 Pfinmig Vs 1 MOrii an die Seholer. Im Sommer wfrd andi Bnttermfleh
fthr 2 Pfennige per Ys 1 Abgegeben werden. Hoffentlicb macben rieb im
hygieniaeben Interesse anch anderwirts Lehranstalten ebie derartige Ein-
riebtnng in Nntnn.
Digitized by Google
418
Die Erziehung der Scbnljngeud zur Hygiene. Zur Verbreitung
richtiger Begriffe Ober soziale Uygieue iu der Schule macht man jetzt in
Paris, wie der „JR^oro" berichtet, folgenden interessanten Versuch. Auf
den Deckeln der Sdmllieftd befindet eich i. B. ein Bild des Sunteriostt
in BUgny, du die Sdra^ogend Uber den hiitniekigen Kampf anf kllien
soll, den humane Bestrebungen iriikiam gegen die Tuberknloee fahren.
Diesem Bilde ist eine Erläuterung von Dr. Mauhice Lf.tclle bcigefQgt,
in der die Gefahren der ^rhrfck'lirhpn Krankheit nicht versrliwiegen siüd,
die aber auch zeigt, dals die iuberkulose heilbar ist, und die notwendiiri\
nützliche Vorsichtsmaßregelu augibt. Ein anderes Heft dient dem Kauipt
gegen den Alkobolismiu; es enthllt ein Bild des nfiehteroen Arbeiters, der
kitftig, lebhaft, geechicJct bei der Arbeit Ist nnd den schweren Hanuner
handhabt Daneben sieht man als Pendant den Trunkenbold, dessen
elendes, herabgekommenes Äufsere abschreckend wirken soll.
Ffir den elementaren hygrieiii sehen Unterricht in den Schnlen
hat sich, wie die Tagesblätter melden, die Internal ionale Tuberkulose-
Konferenz zu Kopenhagen ausgesprochen. Auf Antrag des Dr Hekun-
London wurde beschlossen, je einen Delegierten iiir jeden btaat zu er-
nennen, der fUr elementaren hygienischen Unterricht in den Schulen, lllr
ein Examen in Elementarhygiene beim Absehlnb der Scbulaeit, sowie ftr
Examina in Hygiene hei den Universitäten eintreten soD.
Lesestticke in Schnlbfichern fiher die Alkoholfrage. Wie das
^Amtl. Schtilblait"- des Kaotons Zürich mitteilt, hat der Erziehungsrat
auf eine Eingabe der Sektion Zürich des Vereins abstinenter Lehrer be-
sciilossen, die Aufnahme von Belehrungen über den Alkohol in den Lehr-
plan der oberen Stufen der Volksschule vorzusehen und in das Lehr- und
Lesebuch der TIL nnd YJU, Elane swei einschUgige LesestOcke anfien*
nehmen. Zwei weitere Wllnsche betreffend Anfiiahme der Alkoholfirage
unter die von den Schalkapiteln zu behandelnden Themate und betreffend
Empfehlung einschlägiger, grundlegender Werke zur Anschaffung f&r die
Kapitoisbiblinthrkon wurden an die Konferenz der Kspiteiaprlhridenten zn
gtttschemender i*>ledigun^ wii scn.
Kinderarbeitskoulrolle durch die Lehrer hat, wie wir der „Soz.
Praxis'^ (1U04, Nr. 23) entnehmen, die Groüsherzoglich hessische Kreis-
schnlkomadsBion anf Anregung des Ifinisterinnis angeoidnet. Die Lehrer
sollen ein Yeneichnis Uber die in gewefbiicben Betrieben bescbftlligten
Kinder führen, worin Art, Ort und Zeit der Beschäftigung genau anzugeben
sind. Etwa beobaclitrtr Mifsstände sollen die Lehrer dem Schulvorstande
muteilen, der alsdann in geeigneten Fällen beim Kreisamte den Antrag
auf Einschränkung oder Untersagung der betreifenden Beschäftigung zu
stellen hat.
Eile lehweuMisehe AnstAlt für idundulnnige TaiMnue
wird in dem der schweizerischen gemeinnfltzigen GeseUsdtaft Ton Bankier
Herold in Paris geschenkten Schlofs Turbenthal errichtet. Dieses
Unternehmen ist sehr zu begrflfsen. Während nämlich einerseits für
die Bildung der Taubstummen, die sonst geistig normal sind, in den
bestehenden Taubstummenanstalten Yorsorpc getroffen ist, und anderseits
Schwachsinnige, die aber normale Sprache und üehür haben, ebenfalls
Digitized by Google
419 •
üi besonderen Anstalten Unterkunft finden, hielt es bis dato sehr schwer,
Kinder, bei denen beide Übelstände, Taubstammheit und Schwachsinn,
onglücklicherweise zusammentrafen, in passemion Anstalten unteranbringen.
Diese Lflcke soll nun die neue, im Umbau bigritTiM c Anstalt im Schlofs
Turbenthal aasfüllen. Es bändelt &ich dabei um, weou auch schwachsinnige,
to doch immerhin noch bildungsfähige Taubstumme, und es beansprucht
die lene Anstalt, nidit etwa blofte Terpflegungs-, .sondern eine Bildnngs-
aastalt n sein, iro die ▼orhandenen geistig-kOrperlielien Krifte, soweü
als BiitgliGb, entwidielt werden sollen, dafs die Kinder spftter sich irgend-
wie nls brauchbare, sich selbst erhaltende Glieder der menschlichen Ge-
sellschait erweisen können Die Gröfse der Anstalt ist auf 40 — 50 Kinder,
die Umbau- und Einrichiungskosten auf ca. G5000 Frcs. berechnet.
Scliiiieriintersiicliani^eu in Stattgart. In der Sitzung vom 12. No-
Tauber 1908 hat nadi einer Mitteilnng der j^ÄUg. med. CmbraUttg^
(1904, Kr. 2) der Gemeinderat in Stuttgart besehloesea, eine Untersnehnnf
simliidier Kinder der Volkssclnile, der BOigersebnle nnd Middienmittel-
schule durch den Stadtarst nnd dessen Assistenten vomebmen zu lassen.
Auf Grund des Ergebnisses dieser Untersuchungen SOll an die endgültige
Lösnng der Schularzt trage beraogctreten werden.
Alkoholhaltige Getränke and Schulkinder iu Wien. Bei den
i^rbebungen über den Prozentsatz der SchtUerinnen an der unter Leitung
TOI IHrektor E. Bäte stehenden Volksschnle ftr Middien in Wien,
6. Betfark, Kopemiknsgasse 15, ivelche geistige Getnake (Bier oder Wehl,
Tee mit Rom) genlefsen. ergab sieh unter den 804 anwesenden Schüler-
innen (Ende Januar 1904) in den einzelnen Klassen (1. — 5. Schuljahr)
folgendes Resnltat: Von 304 katholischco Schülerinnen trinken fr^istige
Getränke H7 (= 28,6 %); von 70 israelitischen Schülerinnen trinken
geistige Getrfinke: 11 (= lf>,7%). (Mitpret. v. Dir. E. BAYR-Wien.)
Errichtung einer Schulküche in Kiel. Nach dem Vurgauge der
lahLreicben Stftdte Dentsddands, in denen der Hanshaltongsunteniefat in
die Yolfcsscfanle anfgenommea ist, soll, wie die „Ei^er N, Nadir.* mit-
teilen, auch in Kiel ein Versuch dieser Art gemacht werden. Im Kellor
der Volksschule an der Hardenbergstrafse soll eine Scbnlküche eingerichtet
und mit fllnf freistehendrn Herden, darunter einem Gaskochherde, sowie
mit dem sonst erforderlichen Inventar ausgerüstet werden. Die Küsten
dieser ersten Einrichtung und Ausstattung^ würden Mk. 2500 betragen.
Der Betrieb würde etwa iu fol^eudcr Weise zu denken sein: In dem
SehttlgehSnde befinden rieh zwei erste (oberste) Midchenklassen. Jede
dieser Klassen würde in swei Abteilangen zn etwa 25 Schfllerianen ra
teilen sein. Jede der hiernach vier Abteilungen wfirde einmal in der
Woche etwa an einem nicht schulfreien Nachmittage von 2 Uhr ab drei
bis vier Stunden hauswirtschaftlichen Unterricht erhalten. Bei 40 Schul-
woclipit im Jahre würde das für jedes Mädchen 40 Nachmittage im Jahre
ausniaciien. Jede Abteilung' würde entsprechend der Zahl der Herde der
SchulkUche in fOnf Gruppen zu etwa fünf Mädchen geteilt werden. Der
Untenieht wfirde Ton einer Lehrerin der genannten Schale erteilt werden,
die froher an einem anderen Orte fihnlicben Uaterricbt scboii erteSl hat
If ii dem Unterricht wfirde in diesem Jahre indessen erst im Herbst be-
Digitized by Google
4S0
gönnen werden. Der Sommer würde dazu benutzt Nverdrn, nm das Xflhore
weeen der Fest?et?nng des Lehrplans und der Einrichtung des Kuchen-
betriebes festzusetzen. Die Höhe der Betriebskosten kann jetzt nocli nicht
mit Sicherheit angegeben werden. Falls, wie zu hoffen, dieser erste Ver-
snch hauswirtschafdiob«!! Untemchts In der Volksschn]« in Kiel wie in
anderen Städten gelingt, steht nicht zn beffirchtcn, dab später in jedem
MldohenYolkaeehiilgeblade eine Schidkttdie eingebant werden soll. Man
wflrde die ersten Klassen verschiedener Mädchenschiden an einzelnen Stellen
konzentrieren und damit fOr die erste Einricbtong wie fttr den Betrieb der
Schnlkttchen wesentlich an Kosten sparen.
Einflars des StanbOlanstriches auf den Fnfsboden. Am 12. April
d. J. fand eine kommissioneller Lokalaogenschein bezüglich des Liuiiusses
des StanbOlanstriches anf den FoAihoden (harter Bretterboden) in den
IiebRimniein der aUgemeinen Tolksschnle in Wien, 6. Besirk, E^^mlkas-
gasse 15, statt. Der anf Anregung von Direktor E. Batb ansgefohrte
Anstrich, der als erster Yersneh in den Wiener Volks- nnd Bürgerschalen
am 1. März 1899 befrann, wurde bis zum Schlüsse des Schuljahres
1902/03 alljährlich drei- bis \iermal erneuert; die stärker abgenutzten
Stellen wohl auch öfters. Seit dieser Zeit wird derselbe durch einen
Leinölanstrich ersetzt, der bis jetzt zu Beginn des Schuljaiires 1903/04,
an Weihnaehten nnd m Ostern aufgetragen wvide.
Zur genauen Untersnchnng wurde in swei Lehrzimmem, Nr. 16 und
27, der Bretterboden an jener Stelle geöffnet, welche von der Luftströmung
am wenigsten beeinflnlst wird. Der harte Bretterboden in Nr. IB, einer der
ersten in den Wiener Volksschulen, war im fahre 1888, derjentpe in
Nr. 27 im Jahre 1890 gelegt worden. Der frühere weiche Fnfsboden,
welcher seit dem Bau des Hauses 18Ö9/70 besteht, war als Blindboden
zur Leguug des harten BretterhoUeus verwendet worden.
Bei der Torgenonunenen Einsichtnahne leigte es nebt dals die untere
Tllehe der einzelnen Bretter, sowie der Blindboden sich in einem tadel-
losen Zustande beBndet; kein Beginn der Fftalnis.
Die an der genannten Anstalt wirkenden Lehrkräfte erklären sich für
das Stauböl, trotzdem der Staubölanstrich für die Kleidnn? schädigend
wirkt. Diese Schädigung kann wohl einigermafsen, wenn auch nicht ganz,
durch Schürzung der Kleider gemindert werden.
(Mitget. V. Dir. E. BAYE-Wien.)
Uber dag Konettragen bei flebnliildeheB sprach unUagat Dr.
med. Flaorb anf dem Kongreß für FrauenUeiderTOform in Dresden.
Randfragen bei Schul mädchen haben, wie Flachs mitteilte, ergeben, dalb
in der obersten Klasse der Bürgerschulen etwa 23% der Mädchen Korsetts
tragen, in den höheren Töchterschulen 70%. Konstitntionskrankbeiten,
wie Bleichsucht, Hysterie, Nervosität, allgemeine Schwäche seien die ¥o\<iq
davon. Die Tatsache, dafs Mädchen au derartigen Zuständen viel mehr
leiden als Knaben, beweise dies, denn Kränklichkeit sei keine notwendige
Beigabe des weibllöhen Geschlechtes. Sehr wichtig wftre hier ehi Eingreifen
der Schule, und swar mflsse dies erreicht werden durch Yerordnuagen,
Yortrftge, Beispiel der Lehrerinnen, einschlägige Lektttre, sowie durch Auf-
Uftrung der Eltern. Von dem Versine „FrauenwoM* aus Hamburg sei
Digitized by GoQgle
421
eine Petition an die Stadt Hamburg gerichtet worden, dafs das Korsett-
tragen sowohl bei Lehrerinnen wie anch bei Schulmädchen verboten werden
möge. Es sei za hoffen, dais auch andere St&dte bald diesem Beispiele
folgen werden.
Tremor hystoricns (hysterisehes Zittern) in einer Basler Schale.
Wie die ^ßaOer Zig,* mitteUt, ist gegenwärtig eine seltsaine KunUidt
an der nnteien TQcliterseliole heimisch. Die Kinder werden von einem
nervösen Zittern befallen, das bis za starken Lfthmimgsevscheinungen führt.
Es gibt Kla'j'^en, in denen mehrere Schülerinnen von dem Übel, das an-
steckend wirkt, befallen sind. Die Lebrer'^rhaft ^ucht dasselbe durch be-
ruh i^zenden Zuspruch zu bek&mpien. Die erkraokteu .Kinder sind vom
Schulbesuch auä>geschlosse&.
Srlnfs Tem 18. April 1904, betreffend Er/^ebnisse der Versnelie nit
den all Fnisbodenaiistrieh empfehlenei 6lprip«ratfiB.
Nach den auf meinen Erlab vem 7. Angnst 1902 — M. 11 899
U II. U m A. U in B. G I C. B — erstatteten Berichten, haben die Yer-
fsuche mit den als Fufsbodcnanstrir}i empfohlenen ölprflparatcn, wie Dustless-
öl, Staubfrei. Stemoht u. a., pi[i im allf,'emeincn «günstiges Ergebnis gehabt.
Als Vorzüge des Verfahrens werden last übcreinstiminend eine deut-
liche Suulivermindernng, eine wesentliche Vereinfachung und Verbilliguug
der Bnnignng der Zimmer, sowie ehie merldidi geringere Abnntzong, also
ebie giOfimre Haltbarlteit der Dielen hervorgehoben.
Dem gegenober werden als Übelstftnde bezeichnet: die groise Glätte
dss Fulsbodens in den ersten Tagen nach jeder Ölung, welcbe die An-
wendung des Verfahrens auf Treppen und in Turnhallen an«?e<:el)lossen
erscheinen läfet; der Umstand, dafs dm Ol an den Stiefelsohlen, den
Säumen der Frauenkleider, den m Duden fallenden Gegenständen haftet
und m denselben unangenehme Flecke erzeugt ^ der uameallich in den
ersten Tagen nach der Anwendang der Präparate sich bemerklich machende
nnangeoehme Gcrach; die sehmntsigdnnkle Fttrbnng, welehe die Diden bei
lingerer Anwendung der öle annehmen; endlich die nicht unerheblichen
nnd namentlich for kleinere Gemeinden empfindlichen Kosten des Ver-
fahrens. In ländlichen sowie in Element nrsrhulen, welche von Kindern
mit eisenbeschlagenen Stiefeln oder mit Pantinen besucht werden, sowie
tiberall da, wo die Dielen nicht vollkommen ?latt gehobelt und nicht ge-
strichen sind, soll die Anwendung der Fufsbodenöle jedenfalls nicht am
PlatM sein.
Nach anderen Berichterstattem lassen diese Übelstlnde sich ganx be-
seit! gen oder wenigstens erheblich einschränken, wenn man möglichst firischef
jedenfalls nicht ranzige öle anwendet, nach jedesmaliger ölnng einige Tage
Digitized by Google
422
bis zur BenatZQDg der Zimmer verstreichen läfst und nicht teure Spezial-
Präparate ans dem Anslande, sondern deutsche Fabrikate in gröfseren
Mengen zu Engrosprci-en bezieht. Letztores empfiehlt sirh nm so mrlir,
als nach den bis jetzt vorliegenden Versuchen keines der verwendeten Uie
einen besonderen Vorzug vor den übrigen zu verdienen scheint. Eline
KoBteoersparnis soll auch durch die Anwendang der von einigen Finnen,
z. B. TOD der Laapheimer öl- nnd Fettwarenfiibrik TOn J. Weil in Laop-
heim in den Handel gebrachten Fafehoden-Ölwlscber zq erzielen sein.
Bei dem gflnstigen Urteil der Qberwiegenden Mehrzahl der Bericht-
crstiittcr empfiehlt es <;Tch, die Versuche mit dem Fofaboden-Olstridi wo-
möglich in grüfserer Ansrlphnnnfj: fn: tznsetzen.
För die Vorsuche liieibl loig^endes zu beachten:
1. Der OhiQstrich ist während der Ferien, und zwar so zeitig Tor-
snnebmen, dais er womöglich 48 Standen tot Wiederbeginn des
Unterrichts beendigt ist.
2. Der ölanstrich ist dilnn and gldehmftisig ansznüBhren, nnd swar
am zweclonftlsigsten mit einem ölwischer.
3. Bie Ernenerung de« < Hanstrichs hat je nach der Stätko des Ver-
kehrs auf Gängen von zwei zu zwei, in Klassenzimmern von drei
zu drei Monaten, in seltener benutzten Räumen in noch grösseren
Zwischenräumen zu erfolgen.
4. Znr Terhtttong von Gmeh sind möglichst frische Präparate an-
znwebdeii.
5. In Tnms&Ien ist von dem ölanstrich in der Regel Abstand zu
nehmen. Wird ausnahmsweise auf die ÄnsfBhrung desselben Wert
gelegt, so hf das Fortglcitrn df^r Turngeräte durch Unterlegen
von FilzstUcken zu verhindern, auch für das Vorhandensein von
Matten, Matratzen n. dgl. in ausreichender Zahl und Gröüse Sorge
zu tragen.
Über das Ergebnis der weiteren Versnche will ich einem Berichte
nach Jahresfrist entgegensehen.
Berhü, den 18. April 1904.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegeoheiten.
In Vertretung.
Wevee.
An die Königlichen Pronasialscfanlkollegien nnd die Kftnigl. Begierongen.
M. 11083. un. uniA. umB. oi. cb.
{„ Minist. -ßi. f. Medizinal- u. med. Unterrichts- Angekgenheiien^
1904. Nr. 10.)
Digitized by Google
428
Ltfling der SeMiinalielkeitei.
An die Leitungen der sämtlichen allgemeinen Volks- und Bürgerschulen
Wiens.
Wien, am 18. Mai 1904.
Magistrat der k. k. Reichshanpt-
nnd Residenzstadt Wien
M.-Abt. XV. 3755/03
Loftong der Schnlritamliehkeiten.
Kundmachung.
In letzterer Zeit wurde gelegentlich der Revision verschiedener Schnlen
die Wahrnehmung gemacht nnd auch seitens ninr'olner Schulleitungen sind
Klaffen darüber an den Magistrat gelangt, dals die Lüftung der Lehrammer,
TurusiUe und Aborte seitens der Scbnldiener in mangelhafter Weise durch-
geführt frird.
Der Magistrat sieht sich daher unter Hinweis auf die Kurrenden vom
7. Januar 1897, Z. 829. 284yX, nnd Yom 1. Oktober 1897, Z. 179. 718,
sowie den Abschnitt IV der Vorschriften fllr den Ueizungs- nnd Lflftnngs-
betrieb in den Schnlen der Stadt Wien neuerlich veranlafst, an die Schul-
leitungen das drinirendste Krsachen /u richten, der ordnungsmftfsigen T ^iftung
aller SchnMuiuln hkciten ein ganz besonderes Augenmerk zuzuwenden und
die Schuidieuer (jjcimidienenmieu) mit allem Nachdrucke dazu zu verhalten,
dals sie die Lttftnng sowohl an allen Scbnltagen, insbesondere auch nach
Schlafe des TonnittAgigen Unterrichtes» als aneh an scfanlfreien Tagen,
daher aneh an Sonn- nnd Feiertagen vornehmen.
Dabei frird erwähnt, dafs auch daranf zu sehen sein wird, dafs an
schulfreien Tagen die Fenster nicht schon gegen 3 Uhr nachmittags wieder
geschlossen werden, sondern bis 7 oder 8 Uhr abends offrn bleiben, und
dafs es nicht genügt, wenn in jedem Lehrzinimer biois ein Fensler ge-
öffnet oder die LQftung durch Öffnung der Gangtüren vorgenommen wird,
. tOfadm dals eine aosgiebige Lflftnng nnr dnreh das (Mben wemO^iUch
staatlicher Fenster enieit wird.
Beim Sdiliefim der Fenster hat der Schuldiener (Scholdienerin) die
Aufgabe, sämtlich Fensterriegel zuzumachen» da dies im Interesse der Oe-
bftndeerbaltnng uubeduigt erforderlich ist.
Im Falle der Vernachlässigung dieser wif litigen Vorschrilteu seitens der
Schuldiener (Schuldienerinnen) ist dem Magistrate die Anzeige zu erstatten,
worauf derselbe unnachsichtlich mit der Einleitung des Diszipliuarverlaiireua
oder bd provisoilsehen Dienern mit der Kündigung vorgehen wird.
Diese Knirende wolle geiUligst den Schnhllenem (SehnkUenermnen)
mitgeteflt nnd die Kenntnisnahme ihres Inhaltes dnrch die Namensfertigong
seitens derselben bestätigt werden.
Yom Wiener Magbtrate, Abteünng XV,
im selbständigen Wirkungskreise.
Der Abteilungsvorstand:
(ges.) Naro4ny, Ma^istralsrat.
(Mitget. V. Dir. E. BAYB-Wien.)
Digitized by Google
424
Auclalhiig dies Yorbandsschrankes in 4» gtidliieliefl Sehlde»
TOB EauMTer.
Dr. A. Wehr HAHN,
Stadtschalrat.
Nr. 622.
Unter Bezuguahme auf die Yerhudliingen in der leisten Bektoren*
Konferenz tefle idi den Herren Baktoren folgendes ergebenst mit:
In denjenigen Schalen, welche keine TunhaUe haben, oder wo wegen
der Entfernung der letzteren eine schnelle Bcnntzoog des in der Tomhalle
befiDdlichcn Yerbandazenges nicht möglich ist» mnis ein Verbandsschnnk
■vorhanden sein.
Ein Schrank ist einem Kasten vorzuziehen, weil er leicht an der
Wand des Lehrer- oder Lehrerinnenzimmers auzubringen ist und bessere
Ordnung ermöglicht. Ein Kasten kann aacli leicht ans Verseben nach dem
Oebranche stehen gelassen werden, so dals er nnter Umstanden nicht sofort
auffinden ist.
Der Schrank soll eine Gr^fse von 50X75 cm im Lichten haben und
sieben Fächer enthalten. Als Muster ist der in Bürgerschule 11/12 (Am
Kleiuenteide) befindliche Schrank anzusehen. £r mnls möglichst staubdicht
gearbeitet sein.
In demselben mtlssen folgende Gegenstände aufbewahrt werden:
1. zwei Holzachienen Ar KnochenbrUchei
2. zwei dreieckige TOcher,
3. Schere,
4. Pinzette,
5. Schachtel mit verschiedenen Sicherheitsnadeln,
6. vier Päckchen Verband watte^
7. vier Moll- (nicht Gase-)Biuden in verschiedener Breite,
8. Kolle weilses Garn»
9. Kantschnk-Pflaster,
10. Englisches Pflaster»
11. Flasche mit essigsaurer Tonerde (LOsnng),
12. eine Büchse mit I0%iger B(»saUM,
13. Gläschen mit Choleratropfen,
14. „ ^ Baldriantropfen,
15. „ Uo&'maiiustropfen,
16. n I) Salmiakgeist,
17. « K EiaeneUoridwatte,
18. Flasche Lysol,
19. Literflasche zur Herstellnng einer 1- oder 2 Velgen LysolUteong,
20. Bochse mit Zuckerstttcken,
21. Porzelhnschalr*.
Diese Gegeustände sind, soweit nötig, mit einer Autächrift zu ver>
sehen.
An der Innenseite der TQr ist eäi Inbaltsveneichnis aanbriagea.
An der Anisenseite der Tflr muft dorch ebien Zettel erslehtUeh gemacht
werden, wo die nächsten Ärzte wohnen, wann sie Sprechstunden haben,
wo sich der nächste Femspreeher, Droschkenhalteplatz nnd Krankenwagen
•
Digitized by Google
425
befindet. Auch moJs aflgegeben werdea« wo aich die SchMasel min
Schranke befinden. I^eUtero mtlssen drei&cb vorhanden sein, einer im
Rektorzimmer, einer im Schulvogtszimmer und einer im Lefaienbnmtf.
IMe Schlnssel sind in pccif^neter Weise kenntlich zu machen.
Beide Auiscliriiten werden in je zwei AbdrOcken von mir geliefert
werden.
Eine Lefarpenon ist mit der Beanfidchtigang des Schrankes zu be-
tnmen, de hat i&r eoüDrtige Erglnziing nnd Air peintidie Sanbeikeit nnd
Ordnof im Schranke tn sorgen.
Femer halte ich es fOr duebans wflnschenswert, dafii an einer geeig-
neten Stelle eine ^Tatratze mit verstellbarem Kopfkissen aufbewahrt wird.
Während des Unterrichts ist auch an passender Stelle auf die Be-
handlung von Wunden, Verletzungen, Quetschungen, Verrenkungen, Blu-
tungen, Kuociienbrüchen, Ohnmächten, Krämpfen usw. hinzuweisen.
Die Sehrlnke werden von ndr in Bestellung gegeben werden, die
Kosten sind anf Titel lOE laufend in Imchen.
Das Yerbandzeng nsw. kann von den Herren Bektoren beschaillt werden,
die Kosten übernehme ich auf Titel VA (Allgemeine Kosten).
Diejeni|[^en Hf^rrcn Rektoren, in deren Schulen sich kein Schrank
befindet oder das in der Tarnhalie befindliche Verbandzeug nicht ohne
grofsen Zeitverlust benutzt werden kann, ersuche ich, mir bis zum
30. März zu berichten. Dr. W^üüiiAiUj.
Im AnseUiisse an diese Terftgong:
Kurze Anleitung zur Behandlu ng Erkrankter oder Verletzter.
Atemnot. Salmiakgeist zum Riechen. 20 Hoffmaongtropfien anf
Zncker. Hochlagerung des Oberkörpers.
Blutungen. Bei kleinen Schnitt- oder Rifswunden Reinigung der
Wunde und leiciite Umwicklung mit m l^oige Lysollösong oder essig-
saure Tonerde getauchte Kompressen.
Bei grOlaeren Sdmitl- oder Bilswunden ist nacb der Reinigung der
Wende die Bhitnng durch fest auf die Wundränder gedrückte, in iVoige
Lysolldsung oder essigsanre Tonerde getaochte Watte an stillen. Arat
sofort holen.
Hautabschürfungen. Auflegen von lO^iirer Horsalbc.
Kopfschmerzen. Kaite Wasserumschläge auf die btirn. Salmiak-
geist zum Biedien.
Knoehenbrttehe. Nachdem das gebroehene Glied rahig gelagert
ist, legt man kalte UmaeUlge ainf die BrodiateDe md UUlit Ton dem herbei«
g^otten Arzte den Verband anlegen. Mufs der Verletzte vor Ankunft dea
Arztes transportiert werden, so befestigt man einige Sduenen an dem ler*
brochenen Gliede mittels einer Binde.
Krämpfe. Befreiung von beengender Kleidung und Lagerung mit
Entfernung aller greifbaren Gegenstände. Den Krampt austoben lassen.
Leib- und Magenschmerzen. 10 — 15 Choleratroplbn anf Zncker,
Naaenblnten. Befireiong von beengenden Kleidmigsstftcken» erhfihter,
stillich gentigter Kopf, kalte WassemmscbUge auf 8tini nnd OeniciL
B«iifl]f«aiuMttvfl«i«' xvn. SS
Digitized by Google
426
Einziehen ^n kaltem Wasser in die Nase, tMMt Eioftbrong von Eiae»-
ddoiidwatte in die Nasenlöcher.
Ohnmacht. Frische Luft! Wasserechte Lage (platt anf die Erde
legen). Bespritzen des Gesichts mit kaltem Wnsspr.
Quetschonj?en. Kalte 1 Voige Lysolumschläge.
Verreukuügeu. Sofort kalte Umschlilge und möglichst rasch den
Ant bolen lasMn. (Siehe KaoelieBbcllche.)
Ansgereakte Finger mllBsen sogleich durek Zug nieder ein-
gerenkt irefden.
YeratavehengeiL Kalte Umscblige.
An
die Herren Sektoren
hier.
titnutnx.
Besprechungen.
Waltek Walkes. Die lemta Bcgtrebniigeii und ErÜahnngei
Mf 4em Gebiete der Eniehiing der Schwaeken. Inangnral-
Dissertation rar Erlangung: der Doktorwilrde der ersten Sektion der
philosophischen P'akultät der I'niversitflt Zürich. Genehmigt auf Antrag
von Prof. Dr. MEUllANN-Solotbum. 1903. Zepfeische Buchdruckerei.
8^ 237 Seiten.
Daa Toiliegende Bndi bedeutet efaie äntest beadHeniwerte Er-
«eh^nng aal keilpidagogiaebem Gebiete; es Ist mit grofinr Vmaiebt and
mit sachgemäfser Anffassnng der ia Betracht kommenden YeibUtnisse and
Umstünde abgefafst. Der Verfasser hat nicht nur die Fürsorge für die
Sch'^'nch sinnigen in den Bereich Pcincr Darstellungen gezogen, sondern
er bezieht sich auch auf das Gesamt geln et der Bestrebungen und Ver-
anstaltungen, welche ia den Knitnriänderu zum Wühle der Schwachen
getroffen sind. An der Hand statistischer Übersichten, literarischer
Kotisea, amiUeher Vcrfttgnngen nnd persOnlicker Wabmehainngea vefbraitet
er sicfa znnAchst Aber die SchnWerhaltnisse anf dem Lande (Sebweis),
nnd schildert die M&ngel der lAndUcben Sefanleinrichtnngen in eingeheader
Weise, tlberall Vnr^rhlnr'e tmt Bessergestaltnng des ländlichen Schii!we*;ens
machend. Sehr treffend werden auch die hygienischen Verhältnisse in
schul- und TolkslivuirMiischer Beziehung beleuchtet nnd Mittel und Wege
zu Reformen euipiuhleu.
lai zweiten Absehaitte bespiidit der Yerfasser die Beform-
bestrebangea ia den grOlkeren Städten der dentaebea Sekirais and
kommt dann speziell anf die Hflfsschuleinricbtnngen und das Gebiet der
Sdnrachaianigenbildnng za redea. Wir erfabrea dabei, dalh ia eiazelaen
bigiiized by Google
437
Stiulten der Scbvek selion vor Ungerer Zeit Schnlorganisatioiiai nach dem
Prifizip der natttrlichen Leistnngsfähigkeit der Schfller in Erwftgang ge-
zogen nnd mm Teil auch dnrcbcefülirt worden sind. So schuf der Stadt-
rat zu Zflrich neben den Nornialscliulcn lu reits im Jahre 1901 die Kin-
richtaog von iiilfsklassea füi- geistig zurückL'el>Ueb€oe Kinder, Ton Wieder-
holnngaklassen für Scbülerelemente mit germger Fördernngsfähigkeil uud
im AiMfthlaiwia daran die AbacUnfikUMon ftr aolehe Kinder, die nach
EifUloiiK der Scbolpilidit entlassen werden mflssen, ebne das normale
Ziel errdcht za haben. — Soweit mir bekannt, ist eine derartige Schnl-
organisation erst in einer einzigen Stadt Deutschlands, in Mannheim, dorch
den dortigen Stadtschulrat Dr. Sickimgee durchgeführt worden. Es
dürfte ohne weiteres einleuchten, dafe solche Einrichtungen eine Wohltat
für viele Schttler bedeuten würden; sie erscheinen deshalb eines weiteren
Aosbanes und der Durchführung durchaus wert. — Sehr lehrreich sind
die Erbebnngeii des Veffasseis Uber die allgemeinen Fragen besflg-
lieb der Hilfsklassen. Es wird darin eine ganie Beibe wicbtiger
Fragen, die Organisation dieser Schuleinriebtnngen betreffend, hauptsach-
lich unter Beziehung auf die Verhältnisse der deutschen Hilfsschol-
bestrebungen, eingehend erörtert. Unsere Forderungen erfahren hierbei
eingehende Prüfung und in der Regel prinzipielle Billigung. Im An-
schlüsse daran beschäftigt sich der Verfasser mit der Institution der
Nachhilfestunden nnd mit den Nachhilfeklassen für minderbegabte
Kinder anf dem Lande, wo die Grttndnng besonderer Abteiiaogen besw.
sdbitAndiger Klassen einstweilen kaum mflglidi sein durfte. Er unterziebt
die für diese Zwecke gemachten Vorschläge einer saddiefaen Prttfbng und
ycrwirft die meisten derselben, indem er kleine Klassen, Erhöhung der
Ünterrichtsstundenzahl (? Der Kef.) und Verrnindcrunir des üntenirhts-
stoffes empfiehlt. „Weniger, aber solid i*^ Dieser Grundsatz soll iür jeden
Schulmann zum Wahlspruch werden.
Es folgt dann ein Abscbaltt, in welchem verscbiedene Aufgaben
behandelt weiden, die emzelne Faktoren in der Fnmrge für die Sehwachen
an erfüllen haben. Der Staat wird daran erinnert, dals es seine Pflicht
sei, reichlichere Mittel als bisher zur Erziehung der Schu^ugend zu be-
willigen, dann wird sich auch das Los der Schwachen besser pestalten
lassen. In diesem Sinne hat besonders die Schweizerische Konferenz für
das Idiotenwesen sehr segensreich gewirkt und in ihren Versammlungen
fiele Anregmigeu zum Wohle der geistig Armen geboten. Aus ihr heraus
sind aadi die ScbntsToreine ins Leben gerufen worden, wekbe sidi
aof die Fttrsoige der Sebwachmnnigen naeh ihrer Scholentlassang bezieben.
Unsere Bestrebungen in dieser Angelegenheit scheinen dem Verfasser nicht
bekannt zu sein. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dafs einzelne St&dto
Deutschlands, z. B. Leipzig, Könia:sl>er!2: i. Pr., Berlin u. a., musterhaft
eingerichtete Schutzvereine oder Fürsorgevereine für schulentlassene Zög-
linge der liilfsschule besitzen, die sich als aulserordeutlich zweckmftfsige
Einrichtungen erwiesen haben. — Zur besseren Vorbildung der schwach-
sinnigen Kinder fftr das praktische Leben empfiehlt der Verfasser die
Eiafthroog des Handfertigkeitsnntenicbta als UnterriebtigegeiiatBnd iBr
die Eniebnngaanstalten aller sebwaebbegabten Wesen sehr dringend. Die
98*
Digitized by Google
4S8
Meister, welche sich der beruflichen AnsbUdong scholeiitksseiier Schwach-
begabter mit Erfolg ontenieheiii aoUteo dftfor eine besondera Qittififaitioii
neben dem Leluseld« erhatten. IHen Gratifikation, die mindeatens
160 Mark betragen mllfste, hätte die Begierong n zahlen. — Zur Heran-
bildung von Lehrern und Lehrerinnen für Schwachberrabte sind in der
Schweiz Kurse eingerichtet worden, in welchen eine beschrankte Anzahl
von Lehrpersonen theoretisch und praktisch iu das Gebiet der Schwach-
sinnigenbildung emgetuhrt wird. Zur Zeit ist bereits der zweite BUdongs-
Inirs im Gange; diese Einriebtmig eracheint Mkr swecknUUsig and dftrfta
«ach' anderweit^ Nachahmung finden.
Der folgende Abaehnitt be&fst sich mit den Beatrebongen für
die Sckwnehen in einzelnen dentsehen Städten; es werden in
demselhen speziell die Hilfsschnleinrichtnntren der Stäilte Drf^'den und
Leipzig besprochen. Die Schildemogen des Verfassers bieten ein ziembch
dentliches tind Tntreffendes Bild der genannten Hilfsschulen; sie werden
besonders deshalb wertvoll, weil der Verfasser bei der Beschreibung ganz
oliJelrtiT Torgdit vnd aeine penOaUdie SteHungnahme ans dem l^ele
)ft&t. In deraelben Weise behandelt er die Hüftscbnle an BraaMl and
die Einriehtangen für schwachsinnige Kinder zu London*
Sehr interessant sind die folgenden Darstellungen, in welchen Aber
die Gegner der Hilfsschulen, über die Nebenklassen zn Berlin, über
die Abschlufsklassen und Über die Ref oi mvorschläge für die Taub-
stummenbildung verhandelt wird. Wir erfahren <larin die Ansichten eines
uiibeemtluliLeü i remden, der uns ferne sleliL, und werden auf so mauckes
hingewiesen, das ans, weil ea ans an nahe liegt, entgeht Die Aoi-
fthrangen dieses Absehnittea aind dniehweg der Beaohtang wert, wtr emp-
fdden sie znr prüfenden Erwägnng.
Der letzte Abschnitt des Büches Inringt verschiedene statistische
Nachweisnngen nnd Übersichten ans der Schweiz und emen Lite-
raturnachweis. In diesem sind wohl die hauptsächlichsten Schriften
des Schwachsinnigenbildungswesens bezeichnet, aber er darf keinen An-
spruch auf Vollständigkeit erheben, denn eine grofse Anzahl einschlägiger
Werke ist nicht benannt Dieaea bedentet jedoch weiter keinen Mangel
des sonst so vorzflglich angelegten Boches. — Wer sich wiiUidi grOnd-
lich auf dem Gebiete des Schwachsmnigenbilduni^eaena orientieren nnd
mit den Reformbestrebungen in Schulorganisationsangelcgenheiten bekannt
machen will, der findet keine bessere Schrift a1? die vorliegende — — aie
hat unsere beste Empfehlung. Fb. F&£NZ£L-Stolp i. Pomm.
GEiaEB-FoBSTEB, J. M., Dio gesehleehtlichen Yerimngeii wälirend
d«r Klnderjakre ud Ilm Ftlg«i« Ein Hahnwort an Eltern and
Erzieher. Wien 1904. Terlag des YerfittBers. — In KommiBiBon der
k k. UniveirititBbnchhandlnng Georg Sielinski. XI. 8*. S2 Sdten. Preis
eO Heller.
Der Verfasser bespricht in äufserst knapper Form zunächst die Selbst-
befleckung oder Onanie, deren Ursachen und Folgen; sodann die (Ge-
schlechtskrankheiten; hierauf erörtert er die Mittel zur Bekämpfung dieser
Zoatlnde. Ala daa wirkaamste Eraiefanngsmittdi halt er die Anfklftrong
Digitizcü by Google
429
durch die Eltern und Schule nnd fordert : „Mit dem Verlassen der Schnle
mnÜB der Schüler sowie die Schülerin mit dem eigenen Körper und mit
dar GMimdlidtilailire rawdt mtmA tels, dab de akJi aller Vorgänge
in Memchlichep Dasein und der FortpflaioBBg imd aller Ge&lireB dnee
minitliclieii Lebenswandels fttr Körper und Geist ToUkommen bewnüst sind.
An höheren Lehranstalten ist die Anfkl&nmg vollständig dorchzoführcn
nnd an der Hand von Abbildnnpen alles klarzulegen, was ein aufjjeklärter
Mensch wissen soll . . . Für die ,Iui;ond aber, die mit den unteren
Schulen ihre Unterrichtszeit abschlieht, waren AüfklarunL'->knrse am Platze."
Dieses Schrüteiieu lal ixeuLe, wo über diesen Teil der Lfzieiiung die Aii-
lichteB 80 Tersddeden atodf beadilmverL Der niedere Preis maebt es
mltfl^, in das Bestrehen desTefteers «inen Einhliek leidit an eilialtco.
Dirdctor G. BATB-Wi«n.
Otto Ghennes Nordes Laererforening. Snndhedsstatistik for
Norske Folkeskoler. CG esundheitsstatistik norwegiscber Volksschulen.)
I. Kristiania, Bergen, Akerbhusamt. Kristiania, G. Kristianseus Bogtrykkeri
1904. 60 S. (Mit einer deatschen Zusammeniassaug.)
Der Stadtphysikoa Bbmtsbn in Kristiania hat daadhst flir eine
Landesversannnlnng des norwegisdien LehrerrereinB, der ca. 6000 Mit-
l^ieder in 400 Kreisyereinen ztthlt, die Frage der Oesnndheitsstatistik und
Gesundheitspflege dnrch einen Vortrag eingeleitet nnd ein die Volksschule
betreffendes Fragescbema aufgestellt, worauf ca. 40U0 beantwortete Frage-
fonnnlare eingelaufen sind. Gbennes hat bisher das Antwortmaterial für
zwei Städte und ein Landgebiet verüffentlicht und bezieht sich die publi-
zierte Statistik anf die hygienischen Momente des Schulhaoses, wie Lage,
üngehung, Boden, ErhohmgspiatM nnd -itome, Abtritte, Wasserferscnrgnng,
Lehranrdhnnngen, Kleiderablagen, Lehnininier, nnd swar deren Dimen-
sionen, Ümscihlieflwngen, Licht, Luft, Grwtnnnng, Snbsellien, dann anf
8M^idsäle, Tumrftume, Bäder, Schulküchen usw., endlich die Schnlarztfrage.
Auf die Details der mancherlei Interessantes bietenden statistischen
Kesultate soll bier zunächst nicht eingegangen werden, sondern es sei
Torlautig nur von dieser dankenswerten Aofnahnie Notiz genommen und
der Wonach ausgesprochen , dals die Bearbeitung weiter fortgesetzt und
seinerzeit die Gesamtergebnisse einsehliefslich Geneffslflbenidit nnd Kritik
vetOffentlidit werden mOgen; dann wollen wir noch einmal dannf znrOck-
konmuen. Derartige Aufnahmen bezw. VerOffientliobnngen haben nicht nnr
ein allgemeines srhuHiyvcicniscbes Interesse, sondern ancb einen besonderen
beträchüicheii Wert für das betreffende Land in dem Sinne, dafs damit
die Lehrerschaft und die Schulämter der Schulhygiene Dähergebraclit und
sowoiü Verbesseningen nngüiMtiger Zustände angeregt wie auch in der
Felgo bd Nenhentdlongen Fehler veniüeden nnd Fortsdiiitte aagahafant
weednn: dedialb wflnsdmn ivir dem yerdienstlidien Unternehmen einen
rtatigan Fortgang. L. BüBOBBsmr-Wien.
Prof. Dr Rudolf HAua. Hypene des Ohres im gesunden und
kranken Zustande. BibUotUk der Gesundheitspflege, Band ö. Statt-
gart, £. H. Moritz, 1903. £leg. geb. M. LOO.
Digitized by Google
430
Der Leiter der ohrenärztlichen PoHWiiiilc in Mtlncben, Prof IIaüg,
bringt in vorlieRendem 5. Bande der Bibliothek der Gemmdh'nlspßenc eine
ebenso knappe, als vollsUkndige Zusammenstellung alles Wisseuswerteu auf
toi Gebiete der ObrhygieDe. Nadi Sehfiderang der Anatomie aad
Pli7«iologie zeigt er die Htnptwege, die sor Eriowiiiniiig des Mltteloliree
fthrea, und den innigen Zusammenhang derralben mit den akuten und
chronischen Erkrankungen der oberen Luftwege. Weitere Kapitel bringen
die Ätiologie der Erkrankungen des üufseren und inneren Ohres und die
Beziehungen des letzteren zu den Gewerbekrankheiten. Zum Srhlufis werden
die wichtigsten Verbaltungsmaferegeln bei erkranktem Ohre, Ohrencrkrankungj
und Lebensversicherung, und die Taubstummheit besprocheu. Daä uul m-
strafctiTen Tafeln Terseliene BOeUeln kt allen denen, die sidi ftr die Hygiene
dee Obres intareeneren, ab der beste bis jetst erscbienene Fflhrer anf dieMm
Gebiete winnstens m empfehlen. Dr. med. LAUBi-Zflrich.
Bibliographie.
Die mit • bezeichneten Werke wurden der Redaktion zugewandt.
*Arhtnnrisw(in?'fnFfry Bericht und Hechnung Uber die Ferienkolonien iinfl
MUcJikuroi f-rholunffsherlürftiger Schulkinder der Stadf Zürich, soicie über
das Erholungsham Schwäbrig. 1903. Zürich, 1904. Kl. 8^ 20«.
*AnnaUs de Inslrucciön Primaria. Repüblica oriental del Uruguay.
Koato?ideo, 1904. Gr. 8^ Tome I, Nom. 5.
*AmuiU ^igime tperimmtaUt e Direttl dal Prof. A. Celli. Vol. XI?
(N. S.). Fase. n. 1904.
*Bircbbr-Benner, Dr. med. Eurge GrundMüge der Emähnmgs-Therapie
auf Orund der Energte^S^^mmmg der Nährmf* Berlin, Otto Salle,
iyU3. 8'
*BOLLAe, Max, Dr. med. Zum Kampfe gegen die LungemchwmdsuchL
Mit 20 in den Text gedruckten Abbildungen. Licstal, Guter & Co.,
1904. 8* 48 a Fr. 1.00.
Brtob. BeUiUoe prevalmiee of conUagkm lUwoses I» Mdren aehool
age. Canad. Jonm. of Med. and Surgery, März 1904.
*Die Aufgabe der Schule in der Bekämpfung des Alkoholismm . FtJnfter
schweizerischer AbstinentcDtag in Bern. 12. Juni 1904. Kl. 8®. 20 8.
^Einundncanzigster Jcüiresbericht über die Kasseler Ferienkolonien. 1. OkL
1902/0.3. 8° 3 S.
*ErMidiiidie XMtbenhandarbeU. Benkaekriß herausgegebeH v. Deutsch.
Verein f, SnabenkemdarbeU aus Anla/k des XVL Deniscft. Kongreeses
für ersiddkihe SnäbeiiihemdaHml, Leiprig, Franlnnstein A Wagner,
1904. 4« 16 S.
*FLA0H8, Alb., Dr. Kleinf?^ Lehrbuch der H!jqirnc. Zum Gebrauche für
Volksschulen, BQrgerschalen und gleichsinnige Lehranstalten. Nfimberg,
J. L. Süch, 1904. 16". 82 S.
■ .
Digitized by Google
431
Fbshzbl, Franz. Die HUßschuien für S(hwachbegabU. OlBs. Ref. in
Gruppe F des I. inten. Kongr. für Scbnlbygim ra Ntabof . Ztacsbr.
f. d. Behandlg. SehwMhsinniger n. Epfleptischer. Hai 1904.
*GXBI0KB, JOB., Oberlehrer. Zehn Jahre SdMenrudem. WisseDidiaftl.
BeOag« nun Jahreeber. d. Leibau-Gymaasinms in Berlin. Oetem 1904.
4«. 17 S.
*Germüller, L. Das Knetjtpfiche Wns^enheUver fahren in Verbindung
mit einer rationellen Erduterkur, Mit über 100 Abbildgn. Woerishofen,
1904. 8*. 184 8. Broecb. JK 1.50; geb. 2.00.
^flaniisoH, Kabiakvi. Aufintmä «md ErfaXg dar Jfil^
schule mm Slamdpmdd der Muikr, Wien, Frana DeoUck«» 1904.
8«. 25 S.
*HSLLEB, Theodor, Dr. Gncndrif^ der HrilpManofjn:. Mit 2 Abbildgn.
aof einer Tafel. Leipzig, Willi. l:4igelmaim, im. 8". 366 S.
M 8.00, geb. M, 9.00.
^JaJtrbucIi der prakliscJien Medizin, liorausgegeb. v. Prof. Dr. J. SOHWALBB,
Jalurg. 1904. Stattgart, Enke, 1904. 8^ 682 8.
*J'ähn8herkiki der IHrekUm des Ermehmgswesene Üher dae eOrdieriedie
ühterrichtstcesen im Jahre ^&$* 8^. 115 S.
^Jahresbericht des Ereiehungs- und Fürsornevcrems für geistig euhteiih
geblichene Kinder f. d. Jahr 1908 Berlin, 1904. H°. 27 S
* Ideale Icrienimtne (Normalh&nser). Beherzigenswerte Worte für sorgende
Eltern. II. Aufl. Bad Harzburg, Rud. Stolle. 8^ 6 S.
KOOB, R., Prof. Dk Forderung der hOrperU^em Ereiehung dmri^ die
Siadieerwdiimffem md die eiUepret^ende AxeegeMImg der ^FmUiehen
ErMumgeetätie». Honatsbl. f. öfT. Oesondheitspfl., Nr. 5, 1904.
*KocH. Die neueren Schulgebäude der Stadt Frankfurt a. M. Mit 26 Taf.
Frankfurt a. M.» Franz BeiQamin Anflahrt, 1904. Gr. 8^ 86 8.
*KRüKENBEKti, El.^BETH. Die Bfih'Hlung schulhuqicnisrlKr Jicslrrhurigen
für die Frauen und für die Familie. Die i^rau, Mouatäsciii. usw..
Kr. 8, 1904.
LauBi, Dr. med. Über ökremmkreieiikiiengeti der SMkkider, eewie
^giene und Prophylaxe der Ohrenh ankheifem im EMeeaUer, Gomep.-
Bl. f. Schweizer-Ärzte, Nr. 13, 1904.
♦Liebe, Georg, Dr. med. Die studierende Junmä und die Alh>holfrage.
Krkin . n, Th, Krische, 1904. Gr. 8». 19 S. A 0.30i 20 Ex.
.M, r>.(H); iOU Y.K, M 20.00. .
*MiKULicz, VON, und Frau V. Tümasczkwski, Orthopädische Gymnastik
gegen Häckgraieverbrümmungen und ecMechie Körperhaltung. Eine An-
leitung ftr Inte n. Enieher. 2. Term. Anfl. Hit 108 Fig. im Text.
Jena, OnetaT Fieclier. Gr. 8^ 107 S. A 3.00. geb. M 4.00.
*NOACK, Ernst, Lehrer. Lungengynmastik und Atmungskumt im Schul-
turnen Leipzig, F. Biandstetter, 1904. Kl. 8''. 31 S. Mit 14 Ab-
bildgn. M 0.50. '
*OffusieUer Bericht über die XXI. Hauptversammlung des Preufs. Medi-
emaibeamten- Vereins am 18. u. 19, April 1904, Berlin, Fischer, 1904.
8* 116 8.
Uiyitized by Google
432
*Opp£MHSIM£R, E. H., Dr. Theorie und Praxis der Augengläser. Wt
181 TextabUdgn. BerUn, A. Hirschwald, 1904. 8<». 200 S.
Shsabd. Mm preifmt oitibreäkB of üifbeHons dSaeaaes amoHffsi idbpo?
dkädren etc. (Die Yenneiduig 6m Ansbziichs von Epidemien bei Selfid-
kindem.) Ganad. Joam. of Med. and Snrgery, Mär2 1904.
*StöS8NBR, A., Dr., Seminarobcrlchrcr. Das Experiment im Psycfwlogie-
ftnterrichte des Seminars. Beiträge zur Lehrerbildung und Lehrer-
fortbildung, hcrausgegeb. von MUTHKSIUS. 20. H. Gotha, E. F.
Tiuenemami, 1^04. 8°. 20 S. ü 0.40.
*2iBr«fterM0 BiiMmto filr iMHgmkrtmhs 4m WM V. Jabresberidit
1. Ju. Ua 31. Des. 1908. 8^ 40 8. 1904.
Digitized by Google
n. Jahrgang. 1904. No. 6.
Die Tier ersten Jahre schnl&nitlicher Untennchtuigeii in Stadt
und Bexirk Cannstatt.
Tob
tfedisinalrat Dr. Bjmzdsqmsl.
Zmn Tierten Male habe ieh als Schnlarrt die Runde gemaoht
dnieh tlle Mittel- und VoUnBdnüen Ten Stedt nnd B%nA Gannatatt
Meinem Bericht' Aber die Untennchangen nnd Ergebniiee dfle eaten
Jahrganges 1899 — 1900 lasse ich nm so lieber einen zweiten folgen,
&lä der erste freundliche Aufnahme uad wohlwollende Beurteilung
gefanden hat, und als im Laufe der Jahre manche neue Erfahraogen
gesammelt und alte berichtigt werden konnten.
Es möge mir f^^estiittet sein, für diejenigen Leser dieser Zeit-
schrift, welchen meine erste Verotfenthchung nicht zugänglich ge-
wesen ist, noch einmal den Weg in Kürze zi: schildern, den wir
in Cannstatt beachiitten haben, mn die Schularzt&age praktisch
an lösen.
Im Sommer des Jahres 1899 wurden auf gleichzeitige Anregung
Ton Seiten der staatlichen und der kommnnalen Behörden des Ober-
amts die ersten Schritte aar Einftthrung regelm&isiger schulärztlicher
Unterauchungen getan, und im Deiember desselben Jahres konnte
der Sohnlarst seine Tätigkeit beginnen.
Es handelt sieh nm einen Beiiri^, der an£ einem Fllohenranm
Yon 106 qbn 68088 Mmwohner Uhlt. Davon wohnen 26000 in
der ObersmiiBtedt Oannatatt» die ahrigen 32000 in 18 llndliohen
Gremeinden.
> TeHliintL Im Wmt mtd. Conr.-BL 1901, Nr. 44 und 45.
D«r Sdiolarst. II. 11
Digitized by Google
106
434
Als wir es unternabineM, mit den iM^-^cheidfMien Mitteln, die uns
zur VerfügUDs: gestellt werden loiniiten, lu diesem aus so verschie-
denartigen Bestandteilen zusammengesetzten politischen Verband das
Scimlarztwesen zu organisieren, waren wir genötigt, uns von An-
fang an bestimmte Normen festzusetzen, welche die Grenzen des Er-
strebenswerten und für una Erreiohbaroa besoiohneteii. Uiuere Leit^
flfttse waren folgende:
1. £s darf nur die praktische Seite der Frage, die Verbesserong
der Gesundheit der Schuljugend in Betracht kommen, alle rein wiesen«
aobsftlichen Fragen bleiben ans dem Spiel.
2. Der Unteiandinng ranüs die Behandlung der gefimdeaea
Krankheiten sieh anaehlielMn.
8. Der Aufwand an Zeit nnd Geld für alle Beteiligten ist anf
daa mOgliohe Minimum an hesohrftnken.
4. Ea aoU in erster Linie darauf hingeatreht werden, das Intereasa
und die Freude der Lehrer am Sohulantweaen au «rweeken. Zu
dieaem Zweeke soll jede unnötige Belastung der Lehrer, jedea Aber-
flflaaige Sohreibgeschäft und jede Art tos Bevormundung der Lehrer
möglichst vermieden werden. Die Lehrer sollen in dem Schularzt
einen willkommenen Mitarbeiter, nicht eine unerwünschte Aulsichts-
behörde sehen. Aus diesem Grunde ist namentlich auch
5. die Tätigkeit des Schularztes von der offiziellen hygienisehen
Aufsicht über die Schule — in Württemberg hnden seit 1875 alle
sechs Jahre wiederkehrende oberamisarztliche Gemeinde -Medisinai*
Visitationen statt ■ — streng zu trennen.
Schulärztlich untersucht wurden alle Volks- und MittelachuleOt
sowie die öffentlichen Kleinkinderschulen des Bezirks.
Die Geschäftseinteilung wurde foIgendermaTsen getroffen. Das Kgl.
Oberamt flbemahm die Besorgung des ökonomischen Teiles der Arbeit,
die Korrespondenz mit den verschiedenen Ämtern, die Verteilung
der Kinder auf die Solbäder, ihre Verbringung dahin usw. Die
ftratliohe ünteianehung wurde dem Oberamtaust übertragen, die Be-
handlung aoUten, aoweit als m5glieh, die Orts- und flansttate (Lber-
nehman, in Fallen wo diea nIVtig eiaehien, Spesialirste ftr Aiigen*,
Ohren-, Haut- und ohiruigiaohe Krankheiten, die aieh daiu bereit
erUftrt hatten. Die Ortaaebulinspektoren und die Lehrer aollten die
Vermitäung awiaehen Sdhularst und Eltern beaorgen.
Die ärstliehe Untemuehung gestaltet aieh im einselneii folgende^
mafaen:^ Von meinem Besuch in der Sehule wird der Ortwehul-
' Yergl TT. ärzlL Corr. BL, 1901, Nr. 44.
Digitized by Google
436
107
inspektor — nicht aber der Lehrer — einige Tage tnvor in Kenntnis
g^etzt. Die Schüler haben wahrend meiner Anwesenheit aufrecht
zu sitzen, die flande anf den Tisch gelegt. Danach sehe ich mir
jeden einaelnen Schüler an und lasse die fehlerhaft erscheinenden
bemnatfeten. Naoh der BesuditignDg wird der Lebver gefragt, ob
ihm etwa sohadhafite Kinder bekannt aeien. Heist bat er eine
Aniabl Toigemeikt Anob dieae werden beran^geetelli Jedea ein-
aelne betan^gstrelene Kind wird nntersnobt, nnd, falls es sobadbaft
erfanden, wird, in eme Tabelle naeb folgendem Sohema eingetragen.
Oberamt Cauostatt.
Sohnllkrztlioher Bericht über
•
Schale
Tag
der
Unter-
fUOhUDg
Erfund
Ver-
ordnong
Erfolg
B«.
]Deikiiiige&
Diese Tabelle wird in der Schule aufbewahrt, beim Klassen -
Wechsel weitergegeben und bei dem nächsten schulärztlichem Besuche
eigfinat. Sind die verdichtigen Kinder der Reihe nach untersucht,
ao wird gelragt, ob etwa noch weitere <?chnd hafte Kinder sich selbst
melden wollen. Das ist sehr oft der Fall. Auch diese Kiuder
werden in der gleichen Weise behandelt. Bei der letzten Aufrafong
der Kinder melden sieb niebt aalten aebr riele nnd enAblen yon
Schaden, die sie einmal gehabt haben oder noeb beben. Es kommt
daa offenbar mmudiem interessant und nnterbaltend vor. Man mvXn
neb eine gewisse Besobrinknng anferlegen, wenn nicht die Zebl der
Sobadbaften endloa werden soll. Andeiseits smd erst dnrcb diesen
letaten Anfrnf nicht selten wirkliche Schaden an meiner Kenntnis
gekommen. Diejenigen Kinder, deren üntenoebong sdiwieriger ist
oder am nackten Köiper an geschehen bat, werden entweder isoliert
nntersucht oder in eine Sprechstunde bestellt.
Man beachte bei diesem Vorgehen einige Punkte:
1. Es werden nicht alle Schüler wirklich unieraucht, sondern
nur diejenigen, welche nach Ansicht des Schularztes, des Lohrers,
der Eltern oder der Kiuder selbst schadhaft sein können. Alle
11»
Uiyitized by Google
108
436
Schüler 7.n untersuchen ist, wenn man keine wissenschaftlich stati-
stische, Sündern rein praktische Zwecke verfolgt, unnötig und wegen
des damit verknüpften Zeitaufwandes und zu groiser Störung; des
Unterrichts unerwünscht. Ich habe bei meiner durch vier Jahre
hindnrdh fortgesetzten Kontrolle die Überseugang gewonnen, dafii
mir alle wirklich yorhandenen Schäden anoli bei der ron mir ge-
wählten abgekarrten ^orm der UnterBaohnng ttete snr Kenntnis
kamen.
2. Der Mitarbeit daa Iiehren, nnd swar seiner' selbet&ndigen,
kritisoben Mitarbeit als desjenigen, dem das Heiansfinden der kranken
Kinder in erster Beihe mit obliegt, ist anf diese Art ein weites
Feld eröffiiet.
3. Anfgesohrieben wird nnr, was unbedingt notwendig ist fftr die
weiteren Mabnabmen nnd ihre Kontrolle.
Die Behandlung der krank erfimdenen Kinder geht naeh fol*
genden Gmndsfttsen vor stoh:^ Nnr in ganz seltenen — sehr ein-
&ehen oder sehr dringenden — Fällen wird ein direkter ärztlicher
Rat von mir erteilt; in den allenn eisten Fällen werden die Kinder
an den Hausarzt oder Ortsarzt oder an einen der Spezialärzte ge-
wiesen, oder es wird eine Solbadkur vorgemerkt.
Bei dem folgenden .Hchulärztlirhen Besuch findet zunächst die
Kimtrolle statt über die letztiiiuls schadhaft Befundenen, ob und
wns i;escheben, ob und welcher Erfolg nachzuwciseQ ist. Der neue
Befand wird m die oben abgedruckte Tabelle eingetragen und diese
so fortlaufend ergttnst
Die Ausdehnung und die Ergebnisse dieser Unteisnehnngen und
die Erfolge der daran angesehlossenen Behandlung mögen duroh
folgende Zahlenreihen dargestellt werden.
El wurden untersucht:
im Jahr 1900 in 106 Sohnlen 6783 Kinder
1901 , 104 . 6648 ,
1902 « 109 n 6888 «
1903 . 119 , 7213 »
Davon wnrden schadhaft befanden:
im Jahr 1900: 605 (8,9 %)
„ „ 1901:624(9,4»
„ „ 1902: 729 (10.5 Vo)
„ , 1903: 781 (10,8%)
' Vgl. WM med. (Jorr.-BL 1901, Nr. 4ö, ä. Ö75.
Digitized by Google
437
109
Für Stadt nnd Land getrennt bereohnat argaban sieh Iblganda
Scbadbafte:
1900 in der Stadt 270 (11,6 %)» in den Landgemaindan 335 (7,5 %),
1901 » , . 289(12,3%), , , . 335(7,7%),
1902 „ , „ 295(12.2%), „ „ « 434(9,5%),
1903 , „ , 311 (12,8 7o), n t* n 470 (9,8 %).
In diesen Tabellen treten iwei bemerkenswerte Ptnkte banror:
Etttmal das konstante Ansteigen aller Prosentaablen vnd sodann der
ao^llige Unterschied zwischen Stadt nnd Land. Die letztere Er-
soheinnng entspricht einer auch soDSt gemachten volkskygieuischea
Beobachtung und zeigt ui eindringlicher Weise, wie sehr die
schädlichen Einflüsse des Stadtlebens schon im schal«
Pflichtigen Alter sioh geltend machen.
Zn dem konstanten Anwachsen der Prozentzahleu der krank
Beftindenen tragen jedenfalls mehrere Faktoren ihr Teil bei : nicht
allein die wachsende Ühnn^ und Erfahrung des Schularztes, sondern
sicherlich auch das gröisere Interesse und Vertrauen, das die Lehrer
der Sache entgegenbringen, und ebenso auob ein gröfseres Vertrauen
anf Seiten der Eltern. Miob dflnkt, dafs dieses fortschreitende An-
waobaen mit ein Beweis — nnd nicht der schlechteste — daffir
ist, dafii wir nns mit nnserer Art der Organisation des Schularzt-
wesens auf einem guten und gangbaren Wc^ befinden, der aneb
schlielsliob zu Erfolgen fahren mnlb.
Gkban dieae Zablan mebr ein Bild dea Oeanndbütsaastandes
der Jagend miseies Besürka in den allgemeinsten ünmssen, so
mdgan die naebfolgendan tabellarisoban Znsammenstellnngen einselne
Ktaakbeitsgruppen genauer analysiaten nnd die Ton ans aar Ab-
bills getroffenen Haftnahmen und ibrs DnrehftUimng in der Praada
illnstiieren.
I. Augenleidende Kinder wurden festgestellt im 1. Jahr 165,
im 2. 154, im 3. 207, im 4. 238, zus. 764. Von diesen wurden
zur Behandlung au deu Augenarzt Dr. Plesbeboen in Stuttgart ge-
wiesen im 1. Jahr 51, im 2. 67, im 3. 175, im 4. 168, zus. 461.
Der Auflorderung leisteten Folge im 1. Jahr 47, im 2. 60, im 3.
144, im 4. 131, zusammen 382.
Folgende Kiankbeiten worden gefnnden
Jsbigang I n
1. Hypenaslropie 3 3
2. Hypermetropie mit SMissmas • 7 3
Myopie 8 4
m
IV
Zasam
10
10
26
12
7
29
13
21
41
Digitized by Google
110
43Ö
Jahrgang
I
n
m
IV
ZuSUQffli
8
21
7
41
5. „ hypennetr. . . .
9
10
20
18
57
_
2
2
7. Ambljopia mit macol. eoin. . *
_
2
1
3
8. f, mit Hyperopie . . •
2
l
3
9. , mit Astigmat. myop. .
1
1
10. 9 mit Strabismas . . .
2
—
2
11. „ nach Meningitis . .
1
1
6
3
8
6
23
3
13
16
36
67
3
4
8
4
19
4
1
5
16. „ interstit.iLpiroiicIlymatosa
2
1
2
2
7
4
1
13
2
20
1
1
1
3
2
1
7
1
1
2
21. Iritis
1
1
2
22. Ghorioiditia
1
1
1
1
1
1
4
24. Slrabismns convergeDB ....
^_
_
5
6
11
25. „ divcrpeos • . . .
^_
1
—
1
26. Scheinbarer Strab
1
_
—
l
27. Accommodationsparese . . . .
1
—
—
1
28. Accommodationskrampf ....
2
1
3
2
2
1
5
^_
1
1
1
1
2
__
2
33. Hordeolum
1
1
1
1
1
3
4
2
2
4
37. Angeborene IriBanomalie • . .
1
1
Die Bin^ebnisM der Behandlnng leigt folgende Tabelle:
Jahrgang I
II
III
IV
Zasamm«
25
63
78
121
277
17
4
45
2
68
3
3
5
6
17
2
3
2
7
13
13
Ich habe in den ersten Jahrgängen nur die höheren Grade von
Sehstöruügtju dem Augenarzt zugewiesen, bm aber später in der
ZuweiflUDg der Kurzsichtigen und Schielenden ireigebiger gewordeni
Digitized by Google
m III
da mir tob angeniiEtLibher Seift» imbegelogt wovdeii ist^ wie iriohtig
die mOglibhet frfihceitige Vfirbeeaenuig dieser Störungen fOct die Er>
lieltiing des SeliTennOgena ist.
Homhantfleoke wnrden hftnfig beobebhiei, meist waren sie
llteren Datums nnd worden deshalb nibbt weitw berfleksiebtigt.
floffentltob werden unsere sobnlftnstlioben ünterancbnngen an einer
Verminderung dieser schweren Stömng beitragen. — Mit der Vw
abreichun^^ vüü Brillen konnten wir dank der gütigen Spende einer
Woliitaterin recht freigebig sein.
II. Krankbeiton der Ohren, der Kaae und des Maises
wurden festgestellt:
Jahrgaag I TT in lY Znssaunen
Bei Kindern 176 158 186 221 741
Von diesen wurden an den Obiemarat Hofrat Dr. Mülub in
Stnti^art gewiesen:
Jshigsng I II in IV Zossamen -
102 116 15& 206 &79
Der Weisung Folge geleistet haben:
Jahrgaag I n HI IV Zusammea
95 90 93 137 415
Folgende Krankheiten wurden gefunden:
Jahrgang
I
n
m
IV .
ZnssBu
1. Ek7eTn der Ohrmiischel , . ,
1
1
2, Obrschmalzpropf
1
2
1
4
3. Fremdkörper im Gehörgaiig . .
1
1
2
4
4. Otitis ext. difiosa
1
1
1
3
6. n » ekeaaiser^^ , . .
6. Tnbencatarrh ......
1
1
12
9
7
20
48
7. Otitis msdia calanh. acuta . .
3
3
e
3. n » « sabacata
2
1
3
9. n n „ chronica
8
6
14
10. „ „ pomlenta acata
1
3
4
11. 9 n „ chronica .
35
12
16
24
87
12. j, n chronica tulierculüsu
13. BeBiduea Mierer Hittdobreile-
1
l
3
30
8
20
53
14. Nervöse Schwerhörigkeit . . .
1
1
6
16
15. Yerdacht auf Schwerbörigkeit ohne
8
2
10
1
2
1
4
8
17. Hörstürung nach Bleichsacht . .
1
1
18. Ekzeia am Naseneingang . . .
3
8
1
1
2
20. Bhinitis sicca anterior ....
1
2
3
Digitized by Google
112
440
T
X
TT
IX
TTT
III
TV
X 1
KtififimmAti
«uoAiumcu
91 'Dpvifltin Spnti
1
X
0
2
5
5?y? C\t\TV7n vasnmnfonfi
V/vAfA>Cl T C%0 V/111 V/L Vi * * ■ • *
1
1
5
5
3
*ß
^u« uiuvii« njporuypo« uniiinta •
A
R
V
a
99
1
Jl
9
A
4
11
1
1
28 Thron atronh Rhinitis
1
1
2
^«/« \^UI Uli. iVnUUAli U* Xl|lB01UBhlU311~
11
Q
o
1
X
1
X
21
«X
*ul ^.l^f*tf^n fiTntaT^Vi Hai* Al^A^An T iirf.
«/v« vuruu. f\tu><iiiu ucr uucrcu j.<uii~
9
m
o
31 HviMMPtrainliiA <l RMhAnnmidAl
98
99
37
68
147
i)9 ßmnkikiiiimiilAlii
4
5
12
V
27
A S
rüimn V.nt^fliifi H fraiiTnAnniMulAltl
•J*^> V^UIUU« X-iUkbUllUa U> VJoUillPlllimiWIBllI
2
9
^at"i f eil 1 if icr*^ or A Ka^tAlB
CJ'xi X i;ri lu 11 M 1 1 1 L 1 M 1 1 1 1 '\'!3«VIB • • •
1
X
1
X
%J%J* VI Co IJul tCli L 1 Vi tAUliJd& • • « •
1
A
1
1
X
1
X
9
tJ 4 • vyiinJUIoUUt! X>lirjU{jlbi9 • • • •
1
9
1
X
4
4M
SV
KCl Hiiwitiiiiiwtnpiiiiiiiiii jIm* Qf imm^
1
1
40 Strnmft ^Kronfl
1
1
X
41. Lupas des VelumB a. Nasennuiheii-
1
1
42. Sprachstörungen
1
X
1
X
1
X
1
X
4
1
i
II
Es worden folgende Operationen yoigenommen :
Jahrgang
I
IT
m
TV
AtusaminvR
1, Entfernnncr von Ohrpolypen
6
2
4
2. Paracentese des TrommelfelJes
1
1
9
3. Okoneffscbe Ätzungen am Trommel-
12
10
9
19
50
4. Extract der GeliOrfcnOelNicben .
1
Jl
1
X
5. Cnrettage der PankenliOhle . .
1
1
z
6. Radikalop. der üitteloluTäunie
1
1
9
7 . Abtragong von Moscbelbypertrophien
5
4
q
8. „ „ Nasenpnlypen
t
1
9
9. Galviuiokaustik d. nui. Musi hti .
1
1
9
10. Ileäektiou des Septuoi uuck Kujleg
1
1
X
11. Abtragung einer od. beider Ganmen-
4
3
7
3
17
12. Al tragung der Rachenmandel
28
32
32
45
187
13. Eröffnung eines peritonsiUit. Abs-
1
1
Digitized by Google
441 IIS
ji
^IgBiidi Bflinltat» madtn eriMli:
JalifIBiiig I II m IV Zaaanmtti
Gehflilt 42 54 46 48 170
Gebessert S8 27 7 41 103
Ungeheöt 9 5 1 1 16
Unbehandelt — 10 16 16 42
Nicht kontrolliert, da Patient nicht mehr
encheint 16 19 23 31 89
Die Erfolge sind tatsächlich jedenfalls noch besser, als die Kon-
trolle durch den Ohrenarzt ergeben hat Natnrgemäfs sind die
meistern Kioder, die nioht mehr nr Kontrolle enohieiieii sind, so^e,
an denen Opemtionen YOigenommen werden mnisten, bei deren
grabsr Mehisehl ein günstiger Erfolg mit Bestimmtheit angenommmi
iroden 4eil Aneh bei der üemlieh betritohtliehen Ztfd der Nidi»>
beihandelteii liegen mmst AfhktUmen tot, die dnnh eiaeii opersttTlii
Emgriff hfttten gehoben werden können, der dank der Kesssnohenheit
der Eltern unterlassen wttden mnftte. Bedaneriich ist^ losehen
sn mttssen, wie nnToretlndige oder mifsgeleitete Eltern ihre Kinder
Tor sehweren Soh&digmigen ihres körperlichen nnd geistigen Befindens
anbewahrt lassen.
Bemerkenswert scheint mir noch, die grofse Anzahl der chro-
niacheD ührafiektionen zu sein. Sie weist wohl darauf hin, daLs
es sich hier groisenteila um Schädlichkeiten handelt, die schon vor
dem schal Pflichtigen Alter auf das Ohr einwirken, und deren Be-
seitigung in noch früheren Jahren Ton der aUeigrölsten Wichtig-
keit w&re.
m. Hnntkrnnkkeiten wniden gefanden:
Jahrgang I II HI IV 7<nsmmsn
Bei Kiodem 15 25 56 84 180
Davon wurden an den Spezialarzt Geh. Ho&at Dr. Vbibl, hier,
gewiesen:
Jahrgang I n III IV Zusammen
8 8 18 13 87
Folge geleistet haben dieser Weisung:
Jahrgang I II HI IV Zinmmmei
3 8 11 11 88
Yen dieien Kindern litten an:
Jifarg&ng I n m IV Znnmmen
1. Fwnissis 1 1 2 2 6
2. Herpes tesssnmi 1 8 2 — 6
3. Ekiem 1 4 6 8 14
Oer S«hid«nt. IL 19
Digitized by Google
114 442
II
TTT
III
IV 9
A Prtiriwn —
1
1
L
1
ft
Fl A rpü riAlHi . . » ■
1
1
2
mm
1
1
1
1
8. Aka» vulgaris —
1
1
9. Mangeilbafter HaanntwieUmig . —
1
1
IV. In Bezug auf den Körperbau wurde folgendes konstatiert.
Anomalien landen äich:
Jahrgang I II UI lY
Bei Kindern 50 45 44 54
Eine bunte Reihe der verschiedensten Gebrechen muiste unter
difieer Bubiik zusammengefafst werden, wie nachfolgende Liste zeigen
mag. Es worden znm Beispiel beobftohtet in d«n Jalugftngen 1902
und 1903 u. a. folgende FftU« von:
1. Hydropbthalmos congenitos 1
2. Ein&ngigkeit dorch tranma 3
3. Einseitige Blindheit 3
4. Asymetrie der Gesichtshftlften 3
5. Facialislfthmang 1
6. HasemwiliOTte und Wolftneh«! 1
7. GMiiieiniialta 6
8. Kropf 8
9. Operierter Kropf 1
10. Skoliose 19
11. Essentielle Kinderl&hmnng . 6
12. Hernia iugainalis Ö
13. Lnxatio eaUti male aaaata 2
14. Fradnra eabiti male aanata 1
15. Fractora clavicalae vetoita 1
16. Loxatio Radii vetnsta 1
17. Frf^rtnra antebrachü male aanata . • . • . 1
IB. LoiiUs chronica .,9
19. Atrophie eines Beines 3
20. Khachit. Beine 1
21. Ankjloais ooiae 1
22. Loxatio famoria oongaaita . 3
23. Steifes Knie 2
24. Gouitis chronica . • . . 3
25. Plattfüfse 8
26. Klumpfuls 3
27. Amputiertes Bein 1
An den Orthopttden Prof. Dr. Mülleb in Stuttgart wurden ge-
wiesen: Jahrgang I II in IT Zasammen
Kiader 7 15 18 13 53
Digitized by Google
443
115
Ortho pftdisch beHandelt wurdAn folgmide Fälk:
Jahrgang
I
n
m
IV
Zosami
1. Ankylosen mTencniedenenGeleiikeQ
A
4
1
5
1
1
— —
2
1
1
4. Halbseitige Lähmung ....
2
0. Konder Rttckea
1
2
3
6. £s86Dtielle KinderUaiiniuig . . .
2
1
8
5
7. Rbaehitis muTenaliB ....
1
1
0. Spastischer Gang
1
1
^. Epipbysenlösung der rechten Hflfte
— •
1
— •
1
10. Pes eqainos paralyticos . . .
1
—
1
1t /'I * A ■
2
3
5
1
1
9
8
2
*rm* XUHHSnn. UHcvBMir Qw IWUM • •
X
X
2
2
16. Luxatio coxae spont. ....
—
—
—
1
1
17. Foogos cubiti
—
—
1
1
18. Allg. sehlechte Ernährung . .
•—
1
—
1
2
19. Schmer/en im Rfickeu ....
— •
1
— —
^—
1
AIb Erfolff wiirdA vatMiokiiet:
JftbfgADg
I
n
m
IV
Znsuu
2
2
4
3
6
?
?
9
2
2
3
3
Bin« (Jnaehe dar ao hAiifig«n BltiQl^tSTerkrammiuigeiL flclieint
nieh memen Baobaehtnngen darin la liegen, dab die Sünder an
frah daaa angeludien weiden, Ijasten an tragen, kleine Ghaobwieter»
Milofa-, Bieiflaaohen n. dgl.; Wamnng in dieser Biehtnngtat not
Neben der eigenttielien orthopftdisolien Belumdlnng konnten
daibh liefnrang Ton Bandagen, Bmokbftndem, beeonderen Sdknken,
Anacbaffung eines Stebfolaes filr ein Bltldeben mit Obersdhenkel-
stampf (dnidi Yennittluiig des Vereins fäa kttnatl. Glieder) nuaelie
Gebrechen Terbessert werden.
Einige unserer kleineu Patienten — so zwei Fälle von Gaumen-
spult, eine Ankylobü im Kniegelenk — fanden in der chirurg. Klinik
in Tubingen Aufii;ihmetind wurden dort mit glücklichem Erfolge operiert.
Im ganzen smd in den vier rlahren 869 Kinder von den Spezial-
ärzten untersucht und behandelt wordon; davon wurden, soweit mir
bekannt geworden, geheilt 451, gebessert 180, angeheilt blieben 36,
onbehandelt 49, ankontroUiert lOö.
Digitized by LiOOgle
116
444
Solohe, welehe d«r enten AnwMBong m emeii Spwialant ntoht
gefolgt uDd, Ittben bei der nfteheten Untirmiohiuig eine neue Ab«
weisuiig erlialten, de^gleiehen auok aolohe, bei denen der gflnetiige
Elfolg im Lenfe der Zeit mehr oder weniger Barflekgegangen war.
An(berdem heben die Lehrer die An^jabe ftbemommen, im Anüuage
jedes Monats alle sehadhaft erfbndenen Kinder an die ihnen ge-
machten Anflagen zn erinnern. Wenn trotzdem viele Eltern der
Anweisung an die Spezialisten keine Folge geleistet liabea, so ist
das ja bei der Gleichgültigkeit vieler Eltern gegen offenbare, leicht
wahrnehmbare Scliadeo ihrer Kinder m keiner Weise verwunderlich.
Ich möchte da einen Satz, der sich mir schon üach den Erfahrungen
des ersten Jahres m die Feder gedrängt hat, auf Grund verviel-
fältigter Beobachtungen wiederholen: „Da£ä heutigen tags noch
mit Lausen behaftete Kmder die Schule besuchen, dai's Kioder mit
ausgedehnten kahlen Stellen auf dem Kopfe, oder mit sichtbarem
Obrpolvpen, mit stinkendem OhrenflnlSf mit schweren SebstOnrngen^
mit Müabüdnngen aller Art ohne ftrstliche Hilfe bleiben in einer
Qegend, wo weder an Ärzten noch an Spezialärzten ein Mangel ist,
dab aneh Leaatniigen des Knrpfuaohertnme nnd alberne Auswüoha»
der fiomöopathie zur Beobachtung gelangten, das läiat doeh einen
tranxigen Sohluft aiehen anf die vielgeprieaene Knltnr**
y. Es bleibt nnn nooh eine Omppe von Kranken an bespreohen
übrig, welehe ioh als schadhaft in beang anf die Konstitntion
beaeiehnen mOohte. loh mnb, nm nicht die Zahl dar Kiankheita*
gmppen ins endlose an Termehren, mit diesem Begriff eine Beihe
Ton Gebrechen ansammemfiBsen, die das fSne mit einander gemem
haben, dab sie nioht anf m bestimmtes Oigaa lokalisiert sind, nnd
daüi sie hanptsaehKeh' in einer StOrang des Allgemeinbefindens sieh
tnÜwm. Ich bin genötigt, unter dieser Rubrik auch die chronischen
Verdauungsstörungen mit unterzubringen, die bei den Schul-
kindern meist im Gefolge allgemeiner Schwächlichkeit, Blutarmut,.
Skrophulose usw. auftreten. Nicht selten wird freilich der ur-
sächliche Znsammenhang der sein, dafs dio Verdaaungsstörong die
Konstitutionsanomalie hervorruft, letztere steht indessen gewöhnlioh
im Vordergründe des Krankheitsbildes.
Die Zahl der in diese (jriuppe gehörenden Patienten beiief sioh
im Jahrgang: I II HI IV
anf Kinder: 120 180 191 179.
Die wiohtigsten hier zussrnmengefaleten Krankheiten sind im
folgenden einidn anfgefohrt, nnd die Zahlen der in einem einaelnea
Digitized by Google
44Ö
117
Jahrgang (II) getundenea Falle als Beispiel beigefügt: Ailgemeioe
Schwächlichkeit (36), Blntannut (18), Skroplinlose (79), „Nerrosität"
(12), chronische Verdanungs^tfi rangen (2), chrooischer Kheumatismua
(2), chronische Herz- und Luugenkraukheiten (8). Aufißailend ist mir
in allen rier Jahroa die geringe HAofigkeit der Taberknioae in allen
ihren Formen gewesen.
Ans dieser Erankheitsgmppe rekrutieren sich unsere Kandidaten
fttr Solbadknien. Trotzdem für diese Koren dank dem freundlichen
Entgegenkommen der Anstaitsverwaltnngen in Jagetfeld nnd Hell
der PenalonflietB in Uberaliter Weiee herabgeeetit wnide^ wazen die
bierfilf angewendeten Kotten sehr betziehtHoh; ne bilden den
weiteüB giOürten Poeten in nnaeiem Bndgei Vennmihon wir nne
deabaib auf die allerdringendaten FttUe an beMhUnken hatten, so
konnten wir doeh im gansen in den vier Jaluen ca. 250 Kindern
die Wohltat einer Tierw0ohi|pBn Solbadkof an teil werden lasm.
In einseinen FfiUen wurden die Kosten Ton den Bltem selbst getragen,
der Rest der Kinder wurde gauz oder grolsenteilfl anf nnsere Beohnnng
verpflegt. Die Ergebnisse der Kuren waren recht befriedigend. In
weitaus den meisten Fällen sind die Kinder gekräftigt und besser
aussehend aus den Bädern zurückgekehrt, daher auch der Andrang
von Bittenden von Jahr zu Jahr wächst.
VI. Die bisher besprocheiieu Krankheitsgruppen umfassen solche
StöruDg-en, die rein auf körperlichem Gebiete liegen. Im foigeudeii
mögen noch drei Gruppen von Schäden aufgetührt werden, die auf
die geistige Seite übergreifen, und die in hohem Malse der Beachtung
dee Schularztes wert sind: das Stottern, die Epilepsie und der
Sohwaehsinn. Mit Spraohstö rangen behaftete Blinder wurden
im eisten Jahre 37, im zweiten 29, im dritten 24, im vierten 17,
zusammen 107, gefunden. Von diesen sind eine Anzahl von leichteren
Fällen schon dnroh die Bemühungen der Lehrer im Lanie dss Schal-
jahies so gehssseft worden» dals ToUstlndige fleUnag eingetreton ist
oder wenigstens in sieheie Anasioht genommen werden konnte. Ffir
die sohweieren iUle wnxde im Jahre 1902 mn i^gelieohter Spiaoh-
nnteirieht durah ein besondeia dalSr sioh intenessierendes und be*
fthigtss Frtailein etngeriohtei In diesem Untsnioht sind von Januar
bis Jnli 1902 in vier Woehenstonden awAlf Knaben nnterriohfot
worden, grolssiiteils mit günstigem Erfolg. Es stellte sLeh aber bald
herans, dafe das Interesse der meisten Kinder (oder filtern) an
einer Heilang dieses Gebrechens nicht grofs genug ist, um sie zu einer
regelmälsigeo frei willigen Teilnahme au eiuem derartigen Uuterricht,
Digitized by Google
118
446
selbst wenn er völlig iiüentgelllich geboten wird, zu bewegen. Der
Besuch von selten der meisten Schüler war sehr unregelmäDsig ;
mehrere blieben nach einiger Zeit Oberhaupt weg, andere miiTsten
w^en Unart oder Faulheit ausgesohloflMn werden. Wir mufsten
uns deahalb gegen Ende des Kurses sagen, dafs wir mit der Ein-
richtung yon freiwilligem Sprachunterricht zu hohe Anforderungen
an das Veistftndnis der meisten Eltern für das Wohl ihrer Kinder
gestellt hatten» nnd haben za nnaerem Bedanern den Versuch wieder
an^ben mflaBen. Die LOmtng dieser Frage anf einem anderen, beaeere
Anntohten bietenden Wege steht flbrigena in knraer Frist su er^
warten. Das EgL Eonsistorimn hat es untemonunen, eine grOlsere
Ansaht von Lehrern dnzoh Stotteremnterricht praktisch anshilden ra
lassen, und so wird es nicht mehr lange danero, bis den Stotterern
in der Sohnle selbst im Ansehlnlb an den Scholnntenieht und nnter
Anwendung des der Schule su Gebote stehenden Zwanges «n Bweok>
mifsiger Unterricht zu teil wixd.
Nicht selten werden dem Schularzt Kinder vorgeführt, die an
epileptischen oder epileptiformen Anfüllen leiden. Solche
Kiuder sollten die allgemeinen Schulen nicht besuchen, teils wegen
des ungünstigen Eindruckes auf die anderen Kinder, teils wegen der
Sl i ruDg, die der Unterricht durch die Anfall© erleidet. Der Schul-
arzt wird seinen Einäuls dabin geltend machen, die Eltern zu ver-
anlassen, dafs fiolcbe Kinder womöglich in geeigneten JSrziehungs*
und Ptieganstalten untergebracht werden.
Ein schwieriges Kapitel bildet die Versorgung der geistig
Schwachen. Es ist schon nicht leicht, die Grensen zwischen dem
einfachen Mangel an Begabung und dem Schwachsinn, dem patholo-
gischen Defekt, zu ziehen. Nicht allein der Lehrer, sondern auch
der Arst ist hier mancherlei Täuschungen und Beobachtnngsfehlem
ausgssetst, und grO&te Y oisicht ist in der Beurteilnng aller Angaben
ttber diesen Punkt gebotsiL Ich habe die Zahl der Schwachsinnigen
in den Ton mir besuchten Schulen im Jahigang I auf 82» im Jahrgang II
auf 27, im Jahrgang HI auf 16, im Jahrgang 17 auf 34, lusanunen anf
109, berechnet. Bei aller Vorsicht in der Disgnofienstellung hat sich
aber doch eine ganse Beihe von Kindern, die in den eisten Sehul*
jähren ab schwacfannntg beseichnet wurden, im Laufe eines oder
mehrerer Schuljahre geistig so gut ^entwickelt, dab spftter die Diag-
nose umgestofsen werden mufste. Ich habe daraus die Lehre gezogen,
dafs man bei der AusscheiduuL'' der geistig selivvnchen Schüler in
besondere Klassen in den ersten drei Schuljahren nicht zu rasche
Digitized by Google
447
119
Entsohlieüsungen fiuBen tollte. loh glaabe bei emem Teil der Lehrer,
zumal bei den jüogeren unter ihnen, eine giewiaee Neigung su allsu
£mgebiger Ausscheidung beobachtet m haben, eine Neigung, die
swar bei dem Bestreben der Lehrer, möglichst gute Beenltate zu
enielen, reohi begvetflidh iet^ die aber den Solmlant an doppelter
Vortielit malmeii mulik loh habe in einem einsigen Jahr Ton 27
angeblioh geietig Sohwachen 14 ab normal bildnngefthig heftinden.
Manbbe Kinder entwiokeb Mt geistig langsamer als andere oder
stehen eine Zeithmg in ihrer geistigen ESniwieklung still, nm ipäter
wieder an&awaehen; wie oft TielleiQht infolge einer kSrperliehen
Stifrung, die nnbeaohtet geblieben istl Von solohen Füllen abgesehen,
bleibt aber immer noeh eine Ansahl von Kindern ftbrig, die ginslieh
aufser stände sind, in der Schule mitzumachen, und die deshalb
ausgeschlossen werden müssen. Es raag dies hart gegen die Eltern
erscheinen. Aber ist es nicht härter gegen die Kinder selbst, wenn
feie m der Schule täglich aufs neue au ihre geistige Minderwertigkeit
erinnert werden, ganz abgesehen von der Last, welche dem Lehrer
au^giebürdet wird, von der Verzögerung, welche der Unterricht erleidet,
von dem Spott, den sie bei ihren Mitschülern erwecken? Und ist es
nicht die Pflicht der Kitern, und wo diese rersagt, der Schule, dahin
zu wirken, dais den geistesschwachen Kindern wenigstens das mögliche
Mais an Bildnng beigebracht wird, um sie für das Leben einiger-
mafsen bmnchbar sn maehen? Notorisoh geistig sohwaehe Kinder
mllnen ans den allgemeinen Sohulen heraugenommen und, wenn
irgend möglich, in Anstalten Teiaetst werden, wo ihnen nicht nur
sweekmftbiger Unterrieht^ sondern aneh entspreohende Pfl^» Be*
handlnng imd Eraiehnng an teil wird.
leh mOohte hier nodh Inirs ttber die EigebnisBe meiner ünter-
snohnngen in den Kleinkinderflohnlen berichten. Wegen der
groben Zahl der in einer SJasae vereinigten Kinder, nnd wegen der
unruhigen Haltung der Kleinen ist hier die üntersnehung wosentlioh
aehwieriger; die Anskflnfte, weiche die Lehrerinnen an geben rer-
mOgeo, sind ans denselben GrOnden dfliftiger, eine genaue Statistik
ist bei dem stark fluktuierenden Charakter der Bevölkerung dieser
Schulen fast unmöglich. Doch kann die Wichtigkeit, schon in
diesem Alter für intiglichate Aufdeckung aller Schilden und ihre
Beseitigung zu sorgen, nicht genug betont werden. Ist es doch
oben schon hervorgehoben worden, wie viele Leiden als veraltete,
chronische A Sektionen in das eigentliche schulpflichtige Alter herein*
gebracht werdra.
Digitized by Google
120
448
Auoli liier hat sich im Lanfe der Jahre die Zahl der Schad-
haften absolut und relativ vermehrt; sie betrug im Jahrgang I: 9,
H: 9, ni: 38, IV: 39.
Aus den bisherigen Mitteilungon möge ersohen worden, dafs es
nns gelungen ist, eine nicht geringe Anzahl von Schäden, welche
die schulärztliche Untersuchung aufgedeckt hat, zu bessern oder guiz
sa beseitigen. Dals unsere Tätigkeit nicht überflflang war« dafe die
private Fürsorge der Mtem für die Schulkinder, sei es wegen ütt*
kenntnis, sei es wegen allzu groiser Gleichgültigkeit oder wegen
Mittellosigkeit unzulftnglioh ist, das beweist der Iiolie Fraienteete
der Sohadhaften, das beweisen die notwendig gewordenen Operationen,
die yerordneton Brülen und Bandageiit die grolae Zahl der Solbftder,
die Zahlen der Geboten und der Gteheaserten. Diese Zahkii
kannten MUeh noch grO&er aein» wenn den Weianng«! dee Sdud-
aiitai in allen FfiUen Fdge geleistet würde. Aber leider folgten
Tiele Kinder der Weisung an den Hans- oder Spezialant ftberhaapt
nicht, andere entsagen sieh der Weiterbehandlnng ans Angst vor
einer Operation, oder weil yon Anluig an Heüang nibht in siehere
Ansdeht gestellt werden konnte. Wir weiden nioht nfllde werden,
immer wieder darauf zn dringen, da& das Nötige geschieht, und
müssen in dieser Hinsicht auf die fernere Unterstützung der Lehrer
und Geistlich.eii rechnen.
Nun steht und füllt nach meiner Überzeugung das ganze Schul-
arztwesen mit der Losung der Frage, ob es gelingt, die Eltern
der Kinder zur Befolgung der Weisungen des Schularztes
zu veranlassen. Ich möchte deshalb als die praktisch wichtigste
Zahl der ganzen schulärztlichen Statistik dag Verhältnis zwischen
den vom Schularzt als behandlun^trshedürfüg bezeichneten und den
wirklich behandelten Kindern ansehen. Alle für die praktische
Sobttlerhygiene wichtigen Faktoren: die Fähigkeit des Schularztes,
sieh an Eltern und Lehrern in ein gutes Verhältnis zu bringen,
eine iweokmft0nge Auswahl der zu behandelnden Schüler zu traffian,
das Interesse der Ortliehen Behörden, der P&rrer, Lehrer nnd
Gemeindebehörden an der Sache, das Vertrauen der Eltern und
£inder zn den Persönlichkeiten der hehandelnden Ärate^ die finan-
aieUen Eiftite der einaelnen nnd der Korporation, die linmlieben
Bntfaznungen — mOsssn direkt oder indirekt anf die QrQlae dieser
Yerhftlfnissahl einwirken; in ihr werden wir deahalh einen PMfrtein
für die piaktisohe Branehbarkeit eines Sehnlarstegfstems an eridioken
herechtigt sein, und swar einen snTerlfissigeren als in der Zahl der
Digitized by Google
449
enielten Heilangeo, ao groDi aaoh das Intoniae aller Beteüigttii an
latateren sein mag.
Um dieae Yerhältoiszahl für unsere Eioriobtang heransznfinden,
konnte ich nun freilich nur die den Spanalärzten nnd besonderen
Anstalten überwieaenaa Kinder in Rechnung ziehan; ffir die an die
Orte- und Hanattnte wwieaaDan lieb sie sieh ana naheliegenden
Grfinden niahi genan featatellen. So eigibt aieh fttr die einaelnen
Jahigftnge felgendea Verhllteia:
Biiniideii anr Bahandlnng empfohlen: im Jahrgang I: 168, II:
206, ni: 361, IV: 400 Einder. Der Anffoiderang leiaftefeen Folge:
I: 152, U: 173, IQ: 266, IV: 292. In Proaenten 98,3, 34,0,
73,7, 73,0. Fto die Qeaamiheit der Tier Jahigänge heMgt daa
Verbiltnia 1130:888 ^ 78,1 7o.
Wenn wir in Betraoht aiehen, weleh erhebliehe Opfer an Zeit
tind Geld die Konsultotion der Spesialärzte für die Angehörigen
eines sehr groüsen Teiles unserer Patienten mit eicli bringt, da die
meisten der Begleitung eines erwachsenen Familienmitgliedes nicht
entraten können, femer wiö grofs in diesen Bevölkerungsscbichtea
die Gleioligliltigkeit gegen nlle leichteren Kran k hei tsfoi inen ist,
endlich wie matnngfa<:he Kräfte uns entgegenwirken: die Messer-
fcheu, das Vorarteil gegen die zünftige Medizin, die Kurpfuscherei,
der Aberglaube, KrUfte, gegen welcho uns keine anderen Wulfen
ZU Gebfjte Htehen, als die Überredung und das Beispiel der von uns
bereits erreichten Erfolge, so wird man dieses VerhiUtnis ein an-
günstiges nicht nennen können.
Es mufs freilioh immer wieder darauf hingewieaen werden, wie
Tiel Schulinspektoren und Lehrer dazu beitragen können, dieses Ver-
failtnis günstig an beeinflussen, und wie wichtig es iat, das Interesse
dieser Herren an unserer Saohe nicht an weeken — denn es ist
lingst aehon Toriianden — , wohl eher ea nieht m er toten dnieii
Bwebkloae Belastung, Berormnndnng nnd nmotOtige, weil pzaktiaeh
wertliiae Anfgahen. Ancih wir haben im Anfiing manehaa Hüateanen
Yün dieser Seite her an flberwinden gehabt; diese Oberwindung ist
uns eher, da wir uns von Tomhereb aal das pmktiseh Wiohtige be*
ibhjinken, nioht sehwev gemaeht worden, und ioh glaube ssgen su
dflrftn, dalh Lahzer nnd GeisUiohe unseies Besirks in dem Sehnlaiit
einen willkommenen Mitarbeiter und flelftr in manehen Fragen sehen,
denen sie yordem ratlos g^enfiberstanden. leh habe auch die Wahr-
nehmung gemacht, dafs bei jeder neuen Runde, die ioh unternahm,
das Interesse der Lelirer an dem körperlichen Wohlbefinden ihrer
Digitized by Google
122
450
Scbiitzbefolileiieu frestipgpn, iVir Blick für vorhandene Gebrechen ge-
schärft, ihr Verständnis für den Einflufs der körperlichen
Schäden auf die geistigen Leistungen vertieft, ihre Über-
zeagung von der Wichtigkeit einer sachgemär&en Behandlung ge*
festigt ist. Immer häufiger treten die Falle ein, dals mir die Lehrer
bei der Naohschan der im Vorjahr schadhaft Befundenen Kinder
vorsteUten, welche aeit der Behandlung durch den Spezialarzt leb-
hafter, anfimerksamer und heseer traktable Schiller bezw. Schüler-
innen geworden sind} oder solche, welche durah den Gehrauch einer
Solbadkvr körperliche Krftftignng erlangt haben, geistig friaeher und
arbeiislnstiger geworden sind.
Mancherlei sonstige Vorteile wissen die Lehrer von unseren Ein-
riohiungen sn enohlen, an welohe wir selbst nie gedaoht bitten.
So wurde ieh wiederholt auf einen yon uns keineswegs yorans-
geeebenen Natasn unserer Listen hingewisssn. Diese weiden, wie
sehen erwftbnt, stets ergänzt nnd wandern ron Klasse sa Klasse
mit dem betreffiinden SebUler weiter. So ist der Lehrer bei der
Übernahme der Sehttler nun Toraos darüber nnterriobtet, Welche toü
ihnen früher schadhaft erfunden worden sind, und kann von Anfang
au die nötige Rücksicht darauf nehuiBu. Auljserdem sind die Lehrer
durch die Listen m den Stand gesetzt, sich in regelmäisigen Zwischen-
räumen danach zu erkimdin"en, ob die Anordnungen des Schularztes
befolgt worden sind, und. wo dies nötiLr ist, dazu zu mahnen. Auch
die MilitärbehorJeu ziehe u aus unseren Listen ihren Nutzen. Einem
der Lehrer ist ihre Verwendbarkeit in dieser Richtung sogleich auf-
gefallen. Oft kommt es vor, dafs die Ersatzbehörden sich bei der
Schulbehörde danach erkundigen, ob eine Krankheit bei eiuem
Militärpflichtigen in der Jugend tatsächlich bestanden habe und in
der Schule bemerkt worden set Früher konnten solche Fragen
nainrgemäis nur unvollkommen beantwortet werden. Künftig sieht
der Sohulyorstand die aufbewahrten Listen doroh nnd findet you
sachverstttndiger Hand alle früheren, an dem iKinde beobaohteten
Sohiden yeraeiobnet; er braoeht die Liste nur einsosobiokeii, nnd die
Frage ist emwandsfirei beantwortet
Kooh eines möge hier erwlhnt werden. Der Sehnlanst bat bei
nns, wie sobon betont wnrde^ als soleher mit der Sobnlbygiene im
engeren Sinne niobts su ton; es ist diss ein Punkte in dem sioh
unsere Einriehtnng von den meisten anderen nntersehsidet. fir
kommt nieht als An&iehtsbsbdrde, sondern als Berater und Yer-
tranenamann. Damit ist sber nieht gesagt, dab er jede Berahrung
Digitized by Google
451
133
aehnlhygienisoher Fragen streng En Termeiden h&tto. Im (Gegenteil,
bei der nahen BerühmDg mit den Lehrern, in welche ihn Mine
Tätigkeit bringt, ist es ihm eist recht möglich, unvermerkt nnd
ohne den Stachel des Tadels zn hinterlassen, dafdr aber um eo
wirknngaYoller in hygienische Fragen sich etnEnmisohen, die Zimmer-
tempemtnr, IiOftimg, Beinliehkeit» Belenelitnng, Sohfllerlmltang n. dgl.
bei gegebenem Anlab mit dem Lehrer in beepreoheii imd dediueli
oft gröberen nnd anhaltenderen Einflnjs anunUben als dies bei den
offiaiellen obenuntliohen Sehnlvisitationen möglich ist
Zu oft freilieh darf, wie die Yerhflltnisse bei nns liegen, der
Schnlazzt nicht kommen. Einmal im Jahr ist genng; kommt er
öfter, so wird er lastig. Er macht dem Lehrer bei aller Beaohrftn-
knng auf das notwendigste viele Arbeit. Einmal tat das jeder
gern. Öftere Besuche empfindet er als unnötige Lost. Die Schüler
sind ja bei der zweiten Visitatiuu dieselben, and die meisten Fehler
koiiuten schon beim ersten Male aafgedeckt werden. Kommt dem
Lehrer in der Zwischenzeit zwischen den Besnchen irgendetwas zur
Kenntnis, was eiu Eingreifen des Schuhuztes erfordert, so hat er
das Recht, dessen Hilfe unmittel bar iu Ansprach zn nehmen ;
er ?chickt das Kind einfach in seine Spreclistunde. Von dieser Er-
laubnis wird em so ausgedehnter Gebrauch gemacht, dals ich kaum
glaabe, dals die Beseitigung gröberer Schäden dnroh die längere
Besnohsfrist irgend einmal veraOgert wird. Ans sahireichen münd-
lichen nnd sohriftlichen Yersicherangen nnd ans der stets bereitwillig
gewährten Unterstütznng konnte ich sn meiner IVende entnehmen,
dals die Schularzteinrichtnng in der Ton mir gewählten Form den
SehnlbehOrden. Geistlicben nnd Lehrern nicht eine Last, sondern
eine willkommene Neuerung geworden ist.
Die Schute als solche kann ja leider wenig für die kitrperliche
EntwicUnng ihrer Sohutsbefbhlenen tun. Die ihr sur Yerftignng
stehende Zeit ist bssohrflnkt und das Arbmismafe groib. Für die
körperliche Ausbildung lallen nur wenige Turnstunden ab. Um so
mehr liegt es dem Schulanst ob, darauf hinsuwirken, dals alle Bander,
die daza imstande sind, an diesen wenigen Stunden auch wixkUchi
teilnehmen. Leider wird an manchen Orten mit der Dis-
pensation vom Tu rn u n t e r r 1 eil t grofser Unfug getrieben.
Ich habe in jedem Jahr eiue Anzahl von Kindern dem Turnunterricht
zurückgegeben, bei denen nicht der geringste Grund znrDispensatiou vor-
handen war. Häufig konnte ich feststellen, dafe die Schäden, welche zn
einer Befreinng vom Tomen geführt hatten, längst beseitigt waren.
Digitized by Google
124
462
während die Dispensation noch fortbestand. Es liegt ebenso sehr
im Interesse der Sohuldiszipliu, wie der leiblichen Entwicklung der
Kmder, dafs der Schularzt auf solche Dino;e scluirf achtet. Ich
möchte noch einen Schritt weiter gehen und es als wünschenswert
bezeichnen, dals ohne eine gutachtliche Äulsening des Sohulustet,
die gegebenenfaUs auch auf Grund eines hausärztlichen Zeugnisses
erfolgen könnte, keine Befreinag Tom Tumimterrioht mehr stattfinden
sollte. Es wäre dies sehr sweokmftbigy um die Dispensationen, di#
leider oft reoht wiUkftrlieh gMehehen, nach einheitiiehan Gkeiobta-
]pnnkten zu regeln.
Solohe Anordnungen das Sehnlantas sind fireiUoh ntcht immer
naah dem 8inna dar Eltani. Fraistnndan, in denen die Arbeits-
kiifte der Kinder im Hanee ▼erwendet weiden kümien, eind ebeo
Tielen Eltern sehr gelegen, nnd anfimdem beataht oft ein nnbagieif-
liehea Vorurteil gegen alle tamerieehen Ühnngen, beeondete der
II Mdohen. — Wenn bei eolehen AnUtoaen der Sehuhunt den Bltem
als nnbeqneme Behörde gegenabertritt» ao iat dobh im allgemeinen
seine Stellung auch ihnen gegenüber die der Yertrauensperson, und
ich habe die Erfahrung vielfältig machen dürfen, dafs seine Tätig-
keit auch von dieser 8eiU) im richtigen SmuH aufgefaf^t, aaerkannt
und begrüfät wird. Ich habe das unter anderem daraus entnehmen
können, dafs nicht selten auch eiif.^erhalb der eigentlichen Schul-
besuche die Eltern ihre Jimder von sich aus zum Schularzt
bringen wegen kleiner Schaden, die bei der l-ntersuchung^ nicht
entdeckt wurden oder in der Zwischenzeit entstanden n\ aren Ich
brauche nicht erst zu versichern, dafs in diesen i^'alieu der Schularzt
mit besonders peinlicher Sorg< es an vermeiden hat, aus der Bolle
des Untersuchungsarztee in die des behandelnden Arates
an fEillen. Meist kommen die Iiente übrigens von Tomhenm mit
der ßitte um eine Anweienng anm Speaialaiat oder nm Qewihnmg
einer Solbadkor.
SVeilieh sind nioht alle Eriahmngen» die der Sehnlant in aeinen
Beaiehnngen an den filtern an machen hat, ei6ealioher Natur. £a
bleiben dem Sehnlant maneherlei finttttnaohnngen nieht eispart. Da
aie aber meist dem Mangel an TerstSndniB oder an OpfnwilUgkeit
entspringen, fidlen sie nioht adhwer ins Gewieht. Leioht wird es
dem Sohnlazst, das Vertranen der Kinder an gewinnen. Ist einmal
die erste Sehflehtsniheit Oberwundeo, hat sioh das eine oder anders
Kind mit einem Gebrechen selbst gemeldet, so hat man aiflh oft nur
dagegeu zu wehren, dafa nicht über der Fülle kleiner Schäden die
Digitized by Google
468
125
wirklichen Gr«breohen zu kxm komnMn. habe mit den Kindern
bei jeder aiek bietondeD Gelegenheit hygiemaohe Theorie getrieben,
•Uerdinga in der einfimhiten vnd leieliieit fcftliehep Form nnd stets
in Anlehniuig an irgendeine smnenfiülige fieohiehtnng. So geben
mir dit aelunntngen HSnde wid Ohren, die Kopfaniachllge n. dgl. den
AnlaJSi» mit den Kindeni an sprechen über daa Waaahen nnd Kltanmen,
ttber Reinliehkeit, ein Terbnndener ]?ing«r ^ Aber die Umohe der
Bogenannien «bOasn Finger* vnd deren Veriifltang dnrah aorgfkltige
Behandlnng kleioater Wunden, die schmutzigen Fiogemägel -^Uber die
Gefahren des Kratzens, die Ohrringe — über die Gefahren de« Ohr-
stechens, die kalte Jahreszeit — über Lüftung und Heizuug der
Zimmer, über Erostbeiilen, die warme — über das Baden, über Fnfs-
schweifs, die Kirschenzeit — über die Gefahr des Kirschkem-
scblnckens, blasse Gesichter — über den Nutzen der Bewegung in
frischer Luft, über die Vorteile des Wasser- und Milchtrinkena
gegenüber der Schiidlicbkeit des Alkohols, über Berufswahl usw.*
Em oft wiederholtes Thema bildet die Zahnpflege; ich lasse
mir da nnd dort die Zfthne aoigen nnd suche die Eitelkeit der Kinder
nach dieser Richtung an erregen. Dabei seigt aioh gewöhnlich, dab
die Zahnpflege sehr im argen liegt, nur die wenigaten Kinder sind
im fieaitae einer Zahnbflnte ; in einer Schule von 88 Kindern
hatte nnr einea eine aolehel Um die Zahnpflege zu befördern,
haben wir ünlerhandlnngen mit den Zahnanten der Stadt einge*
leitet nnd hofian, ÜSr nnentgeltUalie Behandlnng nnas»r Sebnltindar
demniohat aotgen an kdnnen.
TBk kommt bei dieaen liygiaoiaohan Besprsehongan allaa daninl
an, daib man die SadMu miuidgeredht vorbringt» nnd daJb man die
einseinen Beapraohnngen nicht vom Zann reüat^ aondam stets an eine
in der Sehnle gemaohte Beobaohtnng, an die Jahreaaeit, daa Wetter
usw. anknüpft; dafii man auch das jeweilige Aller der Ueinsn Zn*
hürer berücksichtigen mufs, versteht sich von selbst. Solohe Auf-
klärungen erfordern freilich Zeit und Geduld, und unmittelbare
Früchte davon zu sehen, darf man nicht erwarten; aber ich glaube
gewii^, dafa dadurch manches Samenkorn versenkt wird, das ernst
aufgehen wird.
Besonderen Wert lege ich auf die Erziehung zur Rein-
lichkeit. Davon, dafs ich noch manche, mit Läusen behaftete
£inder in der Schule getroffen habe, habe ich schon gesprochen.
> TeigL Wartt «Md. Gorr.*!». 1801, S. 679.
Digitized by Google
126
454
Aber anoh sonst» wieviel sohmntzige Hände, wieviel ungewasolien«
Gesichter, in unreine Tücber gewickelte Hälse tri£Ft maD bei diesen
Besuchen an. Auch die Reinlichkeit ia den Schnlräumen liegt durch-
ans im argen. Solche Wahmehmtingen macht man nicht bei den
offiziellen Gemeinde Visitationen; hier ist alles vorbereitet, Sohnlhans
nnd Sohnlkinder im Sonntag^wand. Bei den sehnlAntliohen nn-
erwarteten Besnehen sehe ich die Sohnle» wie sie ist Abgesehen
dayon, dafit der Stanb nnd der Sohmnts direkt die Gesundheit von
Lehrern und Sohfllem gefldirdeni eine Gefthrdnsg, der sieh das Kind
▼ennOge des staatlichen Sohnlswanges anssetsen mufs, soll das Sohnl-
hans ftr die hezanwaohsende Jugend, was Beinliohkeit anlangt, eine
HusteraDstalt sein. Dies wird aber nur dann der Fall sein, wenn
tHgliohe Iraohte Reinigung der Böden, Bänke, Kasten, Tische statt*
findet. Das mufs Vorschrift werden in Stadt und Land. Der Auf-
wand wird gute Zinseu kagen.
Die Warnung vor dem Alkohol veranlafat mich hüuüg zu der
Frage, wie viele Kinder Milch trinken. Dabei erfahre ich, dafs cHea
nur wenige tun. Bei weitem die meisten bekommen morgens KaöVf»,
nachmittags Most. Daran ist nebfn der Macht der (Tewobnbeit
hauptsächlich der Mangel an Milch m unseren Gegenden schuld,
da sehr viel Milch in die ürolsstadt abgeführt wird, wo bessere
Preise dafür besahlt werden. Abhilfe wird hierin, £&r unsere Ge-
genden wenigstens, sohwer zu bssohafien sein. Daron, dab die
Sindw in unserem Bezirk Schnaps zu trinken bekommen, wie es
anderwärts hftufig geschieht, habe ich nichts gehört, wohl aber
haben Ofteia die Lehrer sioh darflber beklagt, daüs viele Kinder am
Honiiig weniger disponiert sum Lernen in die Sohule kommen, weü
sie am Sonntag mit den Eltern im Wirtshaus gewesen und dort
geistige Getrtnke, hauptsBehlioh wohl Bier, an sich genommen httten,
gaaa an sehweigen von dem sohleehten Einflnfii der WirtshausLuft
in leiblicher und geistiger Hinsichtl
Lifst sieh auf die oben bssohriebene Weise, von einaelnen
Ausnahmen abgesehen, das Verhältnis des Sohulaistes au Lehrern,
Eltern und Kindern durchaus erfreulieh gestalten, so scheint es mir
nach meinen Erfahrungen auch kein Ding der Unmöglichkeit zu
sein, die Guuüt dur KüUeguü für unsere Eiiiriclitmi;^ gewinnen.
£s ist dies aus leicht verständlichen Gründen ein achwienger Punkt,
und es ist selbst beim besten Willen auf beiden Seiten, namentlich infolge
der leider weit verbreiteten ünaufrichtigkeit der Bevölkerung, nicht
immer möglich, jede Kollision zu Tormeiden. Solche sind uns auch
Digitized by Google
127
nicht TöUig erspart geblieben; dooh haben m» nie m einer dauernden
Trftbnng des Verhältnisses zu den Äisten unseres Bezirks gefllhrt.
Ente und allerwiohtigito Torbedingong ist freiUoh, da(ii der Sohnl-
arat Bloh jeder Art Ton tbenip«iituah«n HalknBhmeii enthfili Sehr
▼erhenert würde seine Stellung den EoUegen g^geiildMr, wenn er
lediglieh beantoter Arat wflre.
Leider sind wir daron noch weit entfernt leh wftrde ee als
ideale Loenng der Peraonalfirage hetraohian, wenn der Sohnlarst
anf jede private ftratliehe T&tigkeit an Teraiehten und
sieh gana seinen amtliohen Funktionen an widmen haben
würde. Dafs es aber anoh nnter den gegenwärtig viel ungünstigeren
Verhältnissen, wo der Schularzt zum Teil noch aulsenimtUch Kon-
kurrent der Arztö des Bezirks ist, möglich ist, mit diesen ein gutes
Verhältnis zu unterhalten, ja sie für die ganze Frage zu interessieren
und in ihnen ehrliche und wertvolle Huudesgenossen zu gewinnen,
glanheu wir in Cannstatt bewiesen zu haben. Wichtig ist dabei,
dafs der Schularzt alle Falle, die nicht dringend spezialärÄtlicher
Hilfe bedürfen, den Ürta- oder Hausärzten zuweist. Wichtig ist
femer — und hier komme ich auf einen der schwierigsten Funkte
in der ganaen Frage — , dafs die Tom Sohalarzt veranlalste äcatliohe
Behandlung kein Almoeen iit» sondern dais die Kosten, wo die
£iiem es Termögen, yon diesen selbst, wo KorpoiationeD, Kassen
nsw. yerpfliohtet sind, von solchen getragen werden. Wiohtig ist das
nioht allein aus Rücksicht auf die Ärzte, sondern auch ans gewissen
psyehologisehen Qrttnden. So wenig dweh die Sehnlanteinriehtong
eine neue, boTonmuidende Srlasse {oodnaierende BehArde gesehafisn
weiden soll, so wenig soll der BeTflIkening ans Oiiintliehsn Mitteln '
ein Almosen gestiftet werden. JDer Schnlaiat soll im wessntiiehen
ein Berater der Eltern, Sohlüer und Lehrer sein, • und die ans der
Befolgung seiner Batsehlflge entstehenden Unkosten mllssen im Frinaip
Ton denjenigen getragen wsideni denen sie augate kommen: Ton den
Eltern der Kinder. Nur so lädt es sich vermeiden, dais die um-
gekehrte Auffassung Platz greift, als oh die Eltern der Behörde einen
hesooderen Gefallen erweisen, wenn sie den Anordnungen des Schul-
arztes folgen; nur so läfst sich die richtige Auifasöung durchsetzen,
dafs der Schularzt dazu eingesetzt ist, da nach dem Rechten zu
sehen und die JEUtem an ihre Pflicht zu mahnen, wo durch Gleich-
gültigkeit oder Unwissenheit das leibliche Wohl der heranwachsenden
Jugend gefährdet ist.
Die strenge Dorohführaog dieses Grundsatzes stölst aber bei den
Digitized by Google
128
456
hierzdlande obwaltenden Yerbätnisaeu auf fast untiberwindiiobe
Hindernisae. Der grölste Teil unserer Patienten ist eben kaum in
der Loge» aeLbrt die Kosten fOr Solbadknnn, chinirgisobe fiiiignfie
IL dgl. zn tnig«ii. Tattftahlieh haben vir also bei der gioben
Mebrzahl diese Koeten selbst übernommen, und wir waren dazu im
Stande, trots uiuerer beschränkten Mittel, dank dem opferfrendigea
Entg^nkommen der Spesialinte und der SaUnereirwaltiuigeii; im
Fdnsip hibea wir aber atita ao der ZaUimgtpffioiit der Bttam feat-
gabaUan, and ateii waren wir bemflbtt dia Zahfaingifidiigan nniar ihnan
dmh Erkandignngan bei den Ortsbebfiiden ftstauieUeD.
Dia Anf&itang, dia in dam uitmCahanden Briefe des Yatam
einer Patientin in klanisehar Form niedergelegt iii, ist uns dabei
noah aittiga Mala antgegengeiraien in mebr oder wanigar hOfliehar
Anedmekawaifla. 'Wir haben lia an baklmp&n geaaehi mit allen
nna in Gebote itahanden Mitteln, aber na freifiah nieht gans ana»
motten yermooht. Eine völlig beMedi^nde Lösting dieser Frage
wird kaum erreichbar sein. Es iet eleu doch recht schwierig, die
verschiedenen, sich widerstreitenden Interessen friedlich zu vereinigen,
auf der einen Seite möglichst nachdrücklich einzuwirken auf die Be-
folgung der gegebenen Rataehläge, auf der anderen die daraus er-
wachsenden Kosten auf die Sohoitem derer abzuwälzen, denen die
ganze Sache zugute kommt.
Die Mahnung des Herrn Lehrers oder Pfarrers, der Weisung
des Schularztes an den Spezialarzt zu folgen, wird eben viel wirkungs-
voller, ab dnroh den Hinweis anf den Vorteil, den das Kind davon
haben wird, dnroh den Zauberspraoh untersttttzt: „Es kostet 8ia ja
niebts", und so ist und bleibt die ünentgeltUohkait Torl&nfig ftlr uns
ein unentbehrliche Mittel, nm die Befolgfvng unserer Batsohläge
herbeizufahren. Jedenfalls werden wir meines Braobtens daran fest-
suhalten haben, daCa in allen Fällen wanigatsna dia erste Unto^
saahmig koataaloa gasobiaht Hier sollten for allem aaob Stiftungen.
woUbabendar Measobeo- nnd YatsrlandaCrannda ainsataen. Gann
aadsia liegt ^a Ssaba natOiliak da« wo Kassan ftr dia Kostan anf-
* »Worteiter Barr Doktorl Bitte Sie babea mir eiae Beehneny voa
13 Mark geschickt, und icb diese Becbnnng nicht •cbaldig bin, eu bezahlen,
da ich meine Tochter nicht zu Ihnen geschickt habe, tondern Herr Ober&mt«-
ftnt Dr. Blkzenger von der Schule aus und jetzt ihre Mänteln noch nicht gp-
ichnitteti find imd wir 6 bis 7 Ual naoh Stuttgart gefahren liod und das Qeld
verfahren haben."
Digitized by Google
457
129
mkonmsii bab«D, und in diwor Hinäeht nnd GioiMldte, nameiit-
liak flolohe mit Uberwiegend indiutriell«r BeTOlkenmg, Tiel gttnstigcv
daisn ak unser toilwoBe Utodliolier Bemlt. Der weitaus grölste Teil
nneerer Schulkinder hat eben keinen Anspruch auf Behandlung auf
Kosten Ton Krankenkassen, während in industriereichen Städten die
letzteren die aus der Behandlung der vom Schularzt aufgedeckten
Schüdeu erwachsenden Kosten zum guten Teil zu tragen haben
werden.
Wenn unsere Einrichtung trotz alledem im Laufe der Jahre sich
immer mehr emgebtirg'f^rt hat, so hat sie damit meines Erachtens
ihre Feuerprobe bestanden, und darf sich bei nller Bescheidenheit
und Beschränkung doch im Kreise ihrer oft soviel reicher ausge-
statteten Schwestern sehen lassen. Denn die Mittel, die uns zur
Erreichung der oben geschilderten Ziele zu Gebote standen, sind in
der Tat bescheiden m nennen. Sie sind so bescheiden, nicht etwa,
weil die Amtskorporation unserer Einrichtung gegenüber geknausert
bitte» im Glegenteil, sie bat^ ohne dais in der näheren Umgebung
irgendein Vorgang als anspornendes Beispiel Torbanden gewesen
w^, rein ans eigener InitiatiTei ans prsktisobem Interesse an den
modernen bumsnitlnn Bestrebnagen das UlJgliobsto an lüttohi anf*
gebnusbt Troiadem werden nnsere Aufwendungen manobem flber-
rast&end gering ersebeinen.
Es wurden aufgewendet fttr das Sobnlantwesen im eisten Jabr
1600 Hark, im sweiten Jahr 2500 Mark, im dritten Jabr SGOOMark,
im vierten Jahr 3000 Mark. Weitaus den größten Ausgabeposten
bildeten die Kosten für Solbadkuren. In den Eest teilten siob
die Ärzte.
Ich habe in dieser kleinen Arbeit die Wirkung unserer Ein-
richtung auf Eitern, Schüler, Lehrer und Kollegen besprochen; ich
darf wohl zum Soh]u«se auch noch ihre Einwirkung auf den Schul-
arzt pelb^t kurz andeuten.
Bei ihm äuisert sich diese darin, dafs durch die hauH^^en Schul-
besuche, durch den gesteigerten Verkehr mit Lehrern, Eitern und
Schüler, durch Beobachtung der Erfolge nnd Mifserfolge das Interesse
an der Schule yon Jahr zu Jahr wächst, so dafo mir die sohnlärztliche
Tätigkeit zu einer Lieblingsbeschäftigung geworden ist. Ich habe
in diessn vier bis fünf Jahren die Sobnle sehr liehgewonnen, nnd
eben deshalb dringt es miob nm so mehr, alle Schäden aus der-
selben yerdraogt an sehen. Dais anob der Blieb tita diese Scbfiden
mit wnobsender Übnng nnd Eifabmng gesobttft wird, dab daa V er-
Dw Bebttiwst II. 18
Digitized by Google
130
458
sttadiiia fttt das, was beseitigt weiden louin und mnfs, gehoben wxid,
biaoeht nieht erat erwilmt m werden.
Die Arbeit des Sehnlarstes ist grofs nnd seliwer;
sie ist yerantwortnngsreich nnd oft nndankbar: die stille
Frende aber an dem Waobsen nnd Blähen des Werkes,
die Erende an den sichtbaren, eine lante Sprache reden-
den Erfolgen, das Bewnfstsein, in kleinem, bescheidenem
Mafse mitgewirkt zn haben an der Erhaltnng der Ge-
sundheit und der Kraft un seres Volkes, läfst alle Mühen
und Bbläätiguugeu, alle £iUC tüuä cku ugeu leiclit über-
winden.
Altixere JlttttiUiijicft.
Nene Sehvltnte. In Breels« shid in die erled^iten beiw, nee
zn besetiendea Sebulsrztstellen gewlUt worden: Dr. 0. BBUiOfB, Dr.
J. Bdhkb, Dr. 8. GbbützbbS0BB, Dr. 6. Olasih, Dr. L. Mar»
Dr. J. Zwma, Feiner wurde eine Schalärztin aofgestellt: FrL Dr.
Therese Oppler. — In Charlotf cnhnrg soll an der zweiten höheren
Töchtprschule ein weiblicher Schularzt angestellt werden. — Tn Spandau
ist zurzeit nur ein SchalarzL (Kreisarzt Dr. Jänicke) provisorisch an einer
Stadtschule tätig. Nunmehr ist in der Stadtverordneteuveiäunuiilung- der
Antrag gestallt «wden, mit dem Magistrat Aber die AnsteUnng tod Sdnil-
arzlea in AnHdniAiberakoiig rat Men. — In Dnisbnrg fmden bisher
nnr „Reiirionen", d. b. allgemeine Besichtigungen aller neneintretenden
Kinder und jährlicher Besuch der einzelnen Klassen durch den Kreisarzt
statt. Im April hat die Stadtverordnetenversammlunji: die An«;tellun? von
zehn Schulärzten beschlossen. — Im Herzogtum Anhalt hab n Schul-
ärzte bisher nicht hestanden. In einer der letzten Sitzungen hat sich in-
dessen der Gememderat \ou Dessau für probeweise Anstellung zweier
SeboUnte snf ein Jshr enlechieden. In der Stadt Anhalt selbst hat
die StadtrerordnetenTensflUDloag den Antrag der Fmsukommimion, vom
1. Joli 1904 ab einen Schularzt samteilen, mit allen gegen eine Stissme
angenommen. — In Hanau ist, nach einer Mitteilung von seiten des
Maf3:istratcs dieser Stadt, seit dem 1. April d. J. die ärztliche Aufsicht in
den Schulen einem Schularzte übertrn^rn worden. — Mannheim beab-
sichtigt sein Schularztwesen auf einer atiüeren Grundlage aufzubauen nnd
folgt dabei einer auf der letzten Versammlung des national-sozialen Vereins
In Heiddberg gegebenen Anregung. Ststt mehrerer Sdndinste im Neben*
smt floU ein Ant den gesamten sdraUntüclien IMeast da* Stsdt flber-
nebmen, nebei ihm die AnsHbong von Frivatprsads nntersegt sein wird.
Digitized by Google
459
181
Die Stdle wird mit 10000 Mark dotiart. — In Benthen (Obersehlesieii)
liAtte der Magistrat zwei Schulärzte mit je 500 Mark Gehalt anstellen
wollen. Der liierliber beratende Ansachnfs beschlofs, nnr einen Ar7t mit
1000 Mark Honorar vorzuscblagen. — Der Schalvorstand in Schmölln
(Öacliscu-Altenburg) hat die geplante Anstellung eines Schularztes vertagt
mit der Begründung, d&iä eine lundesgesetzlicbe Regelung der Frage
bevontelit
InBatbenow war liiaher die FnaktioD eioes ScbidaRtea probeweise
und ohne Tergfitang amgeQbt worden. Nunmehr ist die Einrichtong m
cinnr dauernden gemacht und mit Mk. 500 dotiert worden. — In Lichten-
berg (Reg. -Bez. Potsdam) hat Dr. ZifoixER die durch Tod des Herrn
Dr. Seegeb erledigte Schalarztstelle erhalten.
Über einen kommaDalen Konflikt m Bunzlau aus Anlals der
Schiüarzürage berichtet die „Med. Reform*^ : Obschon sich fünf der dort
«uMgen Inte nm die mit dem 1, April geechaifeBeii iwei ftdnilarztp
■taUea bewarhen, hat der Magistrat mir einen von ihnen fllr diesen Posten
gewAhlt, die zweite Stelle aber einem auswärtigen Ante flbertragen, der
nach Bnnzlaa ttberznsiedeln gedachte. Der Ärzteyerein erblickte in diesem
Verhalten des Magistrats einen Ausdruck des MiCstrauens und eine Zurtlck-
setznng. In der letzten Stadtverordnetensitzang gelangte ein Schreiben
des Ärzteyereins zur Verlesung. Der Bürgermeister lehnte jedes Eingehen
auf die Angelegenheit ab und verliels nach der Erklärung, die Ärzte
nOcbten ridi beim Begiemngsprftddentea oder dem Be2ir]DanBsdNi6 be-
acbweren, den Saal. Die beiden gewShIten Änte haben die Annahme der
Wahl w^en des Verhalts des Magistrats abgelehnt.
Über Ansf ellnng ron Schulftrcten im KSnigreich Sachsen liegen
folgende Kachrichten vor. In der Kreishauptmannschaft Zwickau wurde
von der Stadtverordnetenversammlung von Werdau die Austeilung von
Schulärzten fflr die Bürgerschulen beschlossen, und in Schneeberg ist
Dr. Eekst Nitzelnapel bereits als Schularzt angestellt worden. Im
BeiidL Chemnitz hat die Stadt Meer an e Dr. Eswin Paqbb aam Sehnlarat
emamiL Die Stadt SehOnefeld, Krdshanptmannschaft Leipsig, hat be-
schlossen, alle neu eintretenden Kinder Arztlich ontersachen zn lassen, nnd
mit dieser Aufgabe Dr. Otto Schmidt betraut.
In Brannsehweig «ind, wie schon in flie9(^r Zeiff;rhrift mitgeteilt
wurde, vom 1. April 1904 an, für die unteren Bürgerschulen und für die
Hilfsschule zehn Schnlärzte aufgestellt worden. Der schulärztliche Dienst
nmfabt 11000 Kinder, die in 205 Klassen verteilt sind. Die Anstellang
der sehn Irste, die zugleich Anneaänte sind, erfolgte znnftehst anf ein
Probejahr, mit einem Honorar yon Mk. 0.60 für Kind md Jshr. Es
wurden gewählt : Sanitätsrat Dr. Oswald Bebkhan, Dr Beok, Dr. WiLH.
Bebnhabd, Dr. Joh. Bluth, Dr. Max Diesing, L>r Karl Haake,
Dr. Haknibal LürpRiAN, Dr. Robebi Salomon, Dr. Eicuabj) Schuchi,
Dr. Otto Weichsel.
Mit besouduren S<:bwierigkeiten hat die Schlllarztfrage in Wfirttem-
k9tf^ an klmpfen gehabt. In einer Kommission der Abgeordnetenkammer
«her die bekannte Eingabe des AUgemeinen dentsehen Tereins fBr Schnl*
gesondheitspflege, beiflgiich der Anstsünng von Sehnlirzten, trat der
Digitized by Google
132
Berichterstatter mit Nachdnick dafür ein, die Eingabe der Regiemng in dem
Sinne zur Berüc ksi cli i igung za überweisen, , dafs Schulärzte für
Württemberg ia den Stadteu nnd anf dem Lande aiigestellt und hygienische
Uuterweisangen fQr die Lehrer in allen Schulen eingerichtet werden, data
die SteDnag der SdraUnte eine BdbBttodige and die Beiwhaffnng der
Mittel mr Beliaiidliiiig mengelhaft befimdencr, limerer Kinder in die Bend
genommen werde**. Der Beriditostatter erwfthnt hierbei die zurzeit in
Wtlrttemberg geltenden Verfagnngen nnd hebt henror, dafs einzelne Stadt-
gemeinden, so namentlich Can ns t at t , Göppingen nnd Stnttgart, über
den Rahmen dieser Verfüguni:« u hinausgegangen seien. Jedoch weisen
gerade die Erfahrungen, die man in diesen Städten bei den schulärztlichen
Untersuchungen gemacht habe, darauf hin, daDs die allgemeine Anstellung
wn SdraUnten ein dringendes Brfoideniis eel. Pineben mflbten fllr
die Icmnken Kinder eos den inneren BefOlIcerangBaeliieliten Mittel mr
Heilbehandlung mr Verfügung gestellt werden. Bei den UnCennchungen
sei z. B. bei 29% der Kinder ein ungenügender Emährunpznstand fest-
geßtellt worden. In der Erwidcninc erklärte Kultusminister Dr. v. Weiz-
8ÄCKEB, dafs die Regierung mit Untersuchungen über die Anstellung von
Schulärzten bereits beschäftigt sei. Auf eine Aufsicht der Oberschnl-
verwaltung über die Schulärzte könne nicht verzichtet werden. Das Wich*
tigste lei die Unteisnelinng der Kinder beim Einiritt in die Sehnle, doch
seien die Kosten hierfbr in vielen Gemeinden lanm m ersdiwingen. Für
zweckmäfsig halte er «ne Vertiefnng des Unterrichtes der Lehror in der
Scholgesundheit,spflege. In der anschliefsenden Disl^ussion fand der Antrai?
des Berichterstatters geringe Unterstützung und iinterlafr bei df»r Abstim-
mung. Mit zehn gegen vier Stimmen wurde beschlossen, die Eingabe
wolle vom Plenum der Abgeordnetenkammer der R^ening zur £rwä-
gung überwiesen werden.
Dem gedmekten Beriebt der 8tntl;gsrter Kommission der Abgeonl*
netenlounmer fllr Qegsostinde der inneren Terwsltang ist Uber die Schnl-
nrztfrage folgendes zu entnehmen. Der Stadtarzt von Stuttgart, Ihr. Gastpakt,
sprach sich gutachtlich dahin aus, dafs die Anstellun? von Sr!inlärzten
notwendii! dafs aber zunächst eine Untersuchung der Schulkinder
vorausgehen solle, für die Mk. 8000 bewilligt worden sind.
In Cannstatt werden bekanntlich seit vier Jahren von Medizinalrat
BLBzmaEE eingehende SchOlenmtersnchongen angestellt, über deren Er-
gebnisse in der Toriiegenden Nummer dijessr ZeUtdirifi beriebCet wird.
In 86liwibiflek*tatlid heben in der letiten Sitanig die bürgerüdien
Kollegien beschlossen, einen Schularzt anzustellen, sobald die oben erwähnten
Erhebnncrrn in Stuttgart beendigt sein werden.
Schulärzte in Österreich. Obwohl schon bei der Volks«;rhT]l-
konskription im Jahre 1900 m Osterreich 56 Schnlärzte gezäiill wurden,
von denen 12 auf Böhmen und 29 auf Österreich-Schlesien entfielen,
brachten hervorragende Wiener Zeitungen jüngst die Nachricht, der eiste
Schularzt in östevreieh sei soeben fllr die Mittelschulen in Csernowits
in der Person des Sanitftteassistenten Dr. Lewioki «ngesteUt .worden. —
Die Stadt Kor neu bürg hat seit Oktober 1902 einen Schularzt angestellt,
der siyährUch simtUche Schaler anf ihren Gesnndheitsznstand antersncfat
Digitizeci by Google
461
183
— Iii Aussig Tsnieht dsr ezsts SUidtant Dr. Waltbe uientgeltlieh
sdralSntliche FnnktionsD, indem er an der zweiten Knabenbttrgenchiil«
nnd an der 4. Knaben Volksschule die Kinder nntersadU, die Eltern sa
sich bestellt nnd Katschlü^e fttr Behandlung erteilt.
Bernfsichnlarzt oder Sehnlarst im Nebeuamte? In einer vom
national-sozialen Verein in Heidelberg einberufenen, aus allen Schichten
der BeTOlkemng stark buchten Versammlung wurde die Frage der An-
steUnog Ton Sdndiisten erOftert fieferaot war der dvith sdn eneigiscbes
Wirken snf soziaUiygiettiseiieni Gebiete bekannte Medisinairat Dr. £ubz.
In der Frage, ob mehrere der ansässigen Ärzte im Nebenamte sieb in
die Aufgabe der gesundheitlichen Überwachung der Schule teilen sollen
oder ob ein Arzt im Hauptamte anzustellen sei, entschied sich der Vor-
tragende für das Letztere. Damit die Einrichtung ihren Zweck ganz er-
füllen könne, mussG der Schularzt auch auf den inneren Unterrichtsbetrieb,
besonders hinsichtlich der psychologischen Behandlung der Kinder einen
gewissen fünflnlii haben, so dab er in physischer mid psychischer Bezieliang
eis hygieaMflcher Berater der Sdrale seinen Fiats ansfUle. Eine liesondere
YoTbereitnng, namentlich eine gewisse Vertrautheit mit ]»ldagogischen
Fragen sei deshalb unerläfslich. Diese Ansicht wurde auch von Universitäts-
professor Dr. CZERKY und anderen namhaften Akademikern zum Ausdruck
gebracht. Die von dem Referenten vorgeschlagene Resolution, wonach für
Heidelberg die Anstellung eines Schularztes im Hauptamt verlangt wird,
wurde hierauf von der Versammlung einstimmig angenommen und die
TereiittleitQDg beauftragt, sie der Stadtverwaltnng Toiznlegen. Aoeb in
Mannheim, wo die Einfithrong einer hygienischen Überwachong der
Volksschulen unmittelbar bevorsteht, wird die angeregte Frage eifrig dis-
kutiert. In einer der letzten Wochenversammlongcn hat sicli die „Gesell-
schaft der Ärzte'' mit der AnrrrlefTenbeit befafst. Aiispehcltend von der
Erwägung, dafs ein repelTniUsigcs Vor^oheu der hygienischen Schulaufsicht
und eine stetige Aoteünahnie au den Fortschritten der Schulhygiene nur
bei einem Bemibschularzt ohne Privatpraxis gesichert, dagegen Ärzten im
Nebendienst die ErfiOlnng ihrer sdralbygieniseben AaSffi»^ nnr in stftndiger
Kollision mit ihrer HanpOwrafrtilii^ m9i^ ist; in Blicksieht Cemer
auf die einheitliche Verwaltung und Organisation der Mannheimer Volks-
schule und auf die hyt^icniscli -^vcrtvollen Sonderklassen nnd Einrichtungen
für schwacher befähigte und L^eistig zurückgebliebene Scliüler, die eine
besonders hingebungsvolle schulärztliche Arbeit erfordern, hat sich die Ge-
sellschaft der Mannheimer Ärzte einstimmig dahin ausgesprochen, dafs für
die Yolkssefanie ein ToUbest^etsr Sebtdarzt fest angestellt werden soOe.
Aoeb die SeholldtoBg hat sieb ftr das System des Berofisebnlarztes ans*
gesprochen. (Mitgeteilt Ton Scbulrat Dr. SiOKiNOBS-Mannheim.)
Untersieboiig yoii Scbilrtknitoii. in Wildesbansen bei Altona
i^t ein Versnoli mit der von der prenssischen Regierung empfohlenen
ärztlichen Untersuchung der neueintretenden Schüler gemacht werden. Die
Untersncbmig erstreckte sich auf die Feststellung früherer Krankheiten,
auf die Beobachtung der Intelligenz, des ftuiseren Aussehens, des £r-
nflbrongsnutaBdes, der KArperperflege, aaf doi Nacbweia m Hautlaank*
beiten, DrflsenscbweDnngen besw. Eitemngen, tnberlrolOser Knochen- nnd
Digitized by Google
184
463
Gelenkentzflndong, EnochenyerkrOmiDiiAgeii nnd Brachscbaden. Fm»
worden Angen, Ohreo, Nase, Rachen, Lange, Herz nnd Yerdanongsorgane
untrrsacht ; zudem wurde das Körpergewicht und die Grö&e der Kinder fest-
gestellt. Es wurden verhältnismRfsif? viele Gebrechen und Mäi)i,f 1 cutdeckt.
Durch die UntersuchuDgen, bei welchen die Eltern möglichst zugegen sein
^Uen, werden Krankbeiten wid SchwIeheBiuUiide aufgededtL Dt det
Ant anch auf ScbidfUiigkelt prOft, ao wird manches adiwicfailiclie EimI
' noch ein Jahr znrflcfcgestellt Mrerden, damit es zunächst kräftig am Körper
werde. Die bisher gesammelten Erfahrungen haben gelehrt, dafs die Eltern
gar oft nichts von den Torhandenen Fehlem ihrer Kinder wnfsten, nachher
aber dankbar die erteilten Ratschläge und Aulklärungen annahmen nnd
auch befolgten und dadurch ein besseres Gedeihen ihrer Kinder herbei-
fUirten. Die Intiidie Behandlsng dar Kinder li^ dei Sdivlliitaii mnr
In solcheii FsUen ob, in denen Oefobr im Tennga liegti wUrend ale in
den übrigen Fällen den Hansinten Überlassen bleibt. Die SchuUnte
sollten auch in den Schulvertretungen ühpraH Sitz nnd StiinmG erhalten.
Bericht des Stadtphysikats in Brünn über die acholärztliehe
Tätigkeit der städtischen Bezirksärite in der Zeit Tom September
1901 Ms März 1902 und über die Ergebnistie der vorgeuoMmeuen
g^illnrtlieta Uitomckniigeii, ran Dr. laL, Stadtphysikns. Ana
dem* 146 Bmckseiten anafilDenden, inlsent eingahendea, mit nU-
reichen Tabellen Yarsebenen, lehrreichen Bericht können naturgemäfs hier
nur die Hauptergebnisse und -Zahlen mitgeteilt werden. Zunächst wird
jede einzelne Schule bezüglich Bauplatz nnd I.t^v, innerer Einteilung und
räumlicher Verhaltni^si , Helligkeit und Bekuchtunp, IIci/udl^, V entilation,
Schulbänke, Reinhaltung der Schule und Nebenruume, luruüaal, Klosetts,
Wanobezng, KanaUsation etc. besproeben, nnd «nf Gnmd gefimdener Mib-
stinde werden BesaarangBroraeblSge gemacht. So feUen s. B. FUGmbatreifer;
Kleideibaken nnd Schinnstander sind in den Gängen odor dergl. anzu-
bringen. Auch die Bodcndielung ist vielfach sehr mangelhaft und Staub-
erregend. Die S( hulbnnlro, anr h panz neu hergestellte, sind den Anforde-
rungen der Hygiene iu den utnigstcn Klassen angemessen. Die Einfüh-
rung der Steilschrift zur Erzielung besserer Kürperhaituug wird sehr
empfohlen. Die Reinigung der Scbnkimmer Iftbt £ut dorefaweg zn wUnacfacn
flbiig. Die Scholbflder haben sich al> «ine für die Gesnndliat dar Kinder
sehr segensreiche Einrichtung erwiesen. — Untersucht wurden im ganian
13 258 Kinder, davon 49% Knaben, 51% Mädchen. Die allgemeine
Kürperschwäche zeigte sich bei beiden Geschlechtem annähonid gleich mit
58% als gut, 40,5% mittel, 1,5% schlecht. Mit irgend welchen Ge-
brechen oder Leiden, z. B. Blutleere, Herzleiden, Lungenkat&rrh, Skro-
phnlose n. dergl., behaftet wurden 9% gefnaden. Angen nnd Ohrea
wurden systematisch bisher bei 8700 Kindern nntersncht, nnd 800 FäOe
wahrer, 200 scheinbarer Knneiiifatigkeit, 460 Fälle von Übersichtigkeit,
200 mit HomhautverkrQmmung nnd 300 mit TTornhauttrObung {refnnden;
geschielt haben 258 Kinder. Mit Ungeziefer behaftet waren 1012 Kinder,
darunter 948 Mädchen. Weitere fÜnzelheitcn sind den angefügten Zu-
sammenstellungen zu entnehmen. Dr. NzuBUBGEB-lSümberg.
Digitized by Google
M4rifl fit Sifmljefiiniiljdtdjiflfge.
XTII. Jahrgang. 1904 No. 7.
•rtjitalaklpaablaaiea«
Wie kann die nntemchtliche Behandlunif abnormer Kinder
die Prophylaxe der Nerven- nnd Oeisteskrankheiten
nnterstüUen ?
(Vortreg, gehalten am I. intematioDalen Kongrels fOr Sehulbygiene
iB Nttinbeig.)
Von
Dr. Hkkbioh SriDKUUinr- Wttnbnig.
Die Erfabnmg hat gelehrt» dafs es gegen Neurosen und PsychoF^f^?) ,
die anf dem ßoden einer abnormen Anlage eotetehen, ein direktes Heil-
mittel nicht gibt. Wie bei vielen anderen Erkrankungen, mufs hier
insbesondere die prophylaktische Behandlung in den Yoidergrund
treten. Für eine Prophylaxe bedarf es aber genauer Kenntnis der
Anlage und derjenigen Einwirkongen, die eine Krankheit ansznlOaen
imstande sind.
Fftr die pro|>hylaktisefaA Behandlnng psyehisolier Enakhuinn
mnfs die abnorme kindliebe Anlage ihrem Wesen, sowie ihrer Form
naoh bekannt sein. Es miissen Umw diejenigen Momente beobaohtet
Verden, die imstande sind, die abnorme Anlage sn psyehotiseher
inisemng an bringen. Die abnorme Anlage in erster nnd die
krankmachenden Erlebnisse (im w«te«ten Sinne des Wortes)
in sweiter Linie, sind diejenigen Fkiktoren, die die eyentnelle erfolg*
reiohe Prophylaxe sn berfleksiohtigen hat.
Was die abnorme Anlage betrifft, so ist festsnstellen, dab die
TOfBiiliiedenen. abnormen Anlagen im Eiadeaalter, die snm Ansbmeh
▼on Neurosen oder F^yehosen neigen, im Gmnde alle einen gemein-
samen Zng haben: es ist die leichtere DissosiationsmAgliehkeit.
8«lnlg«madlMit«pfleg«. XVIL 23
Digitized by Google
464
Im Dormalen psyoliisolMii lieben besieht die Fähigkeit, die
Sinneereise als YonteUnngen aufiranebmeii, ferner — ftlr die ttmnaL
bewulst g«wordenen Yontellniigen — die IfOgliebkeit» in ganrnr
B«inlieit ans dem Gediohtnis herronngeben nnd nenen YontoUnngen
enigegenzatieten im Vorgänge des Denkens.
Die abnorme Anlage mn6 Tielmals in geringerem oder grftlserem
Ghrade anf diese Fähigkeit yersiohiea, hier ist oft die ümbildnng von
Sinnesreisen an Vorstellnngen anfgehoben oder erschwert; fmw dis-
soaiiert noh oft ein Teil einer finsohen oder alten EHafamng anf
lange oder anoh anf nnr gans knrse Zeit Diese Yorgange bedeuten
ein Negieren der Welt mit ihren Objekten nnd Yorgängen. Zn
dieser Art Yon Negation kommt nocih eine andere, es ist ein Ne-
gieren in der Weise, dafs das Bestehende wohl aufgenommen wird
und einer psychischen Wertung unterliegt, dals es aber seitens der
Anlage znrtickgewiesen wird ; zugleich tritt ein Verlangen ein nach
dem Ge^eüLeii des liestehendeu.
Der Grund dieser Abnormitäten liegt in einer dyskrasisciiea
Zusttiumensetzung oder Eruahrung des ZenUaluervensystems oder in
angeborenen kurperlichen Verbildungen oder Defekten. Es handelt
sich also um eine Alteration chemischer Natur, wodurch veränderte
Leitungsverbiiltuisae im Zentralnervensystem für die von aufsen
kommenden Reize geschaffen werden, oder um knr])erlinhe Defekte
oder Verln'Ki untren, die der Ausbreitung der ursjTüu glichen Sinnes-
reizung eine Hemmung entg^eoAetoen oder ihneu die Weiterieitong
zu sehr erleichtem.
Dies ist dem Wesen naeh die abnorme kindliche Anlage des
Nervensystems. Ans dieser zweierlei Art Ton Anlagen kommt dann
die groüse Summe krankhafter Ersoheinnngen seitens des Nerveo-
Systems im Kindesalter, die wir ab Symptome des Sohwaebsinns
bezeichnen.
Der Schwachsinn ftuüsert sich verschieden&oh abgestuft. Eni»
weder ist ein schwachsinniges Kind ttberbanpt nicht imstande, Ob-
jekte der Welt als Yorstellnngen in sein Bewn&taein anfsnnehmen,
oder es nimmt Objekte nnd Yoiatellungen vobl anf, aUein ea Ter*
bindet dieselben nicht mit firüheren Eindrücken. Im ersten Fsll
negiert es die ttnIiBere Welt von Tombeiein; im aweiten lehnt es
bereits Anfgenommenes ab dnzeh einen DissosiationsTOigang.
Die schwache Anlage des Nwrensystems bei Kindern besitit
nicht soTiel Energie, die nngehenre Zahl von Sinneseindrflcken, die
nnani^esetzt dem Menschen snm BewnTstsein kommen» featsohalten
Digitized by Google
465
vad xaflUDmensn&flBeD. Es kommt bei dmelben bald sa einw Bia-
aosiation, sn einem Negieno der umgebenden Welt gegenflber.
Die firmfldnag iai es, die dielen Zer&U psyohiBoher Energie
anslQet. Du aohwaohrinnige Kind ennfldet viel irUher als ein ge-
anades Kind. Die Anlage des sebwaehsimiigen Kindes ist eine
Ermlldnngmnlage, die folgerichtig viel rasoher nnd in viel aus-
gedehnterem Habe Diaaoaiationsersehsinnngen als Ermttdnngsfolge
anfweisen mnfi^ als die Anlage des geennden Kindes.
Gesunde ermOdete Kinder weigern sich, Sinneseindrttcke auf-
nmehmeo, indem sie entweder dnrch Schlaf sich der Welt and ihrem
Einfluüs gegenüber entziehen, oder indem sie wachend jede von auTsen
kommende Einwirkung zurückweisen und damit zu eiuein gegen-
teiligen Verlangen dessen kommen, was ist oder vielleicht sein soll.
Beidesmal ist durch Ermüdung beim gesunden Kinde ein Dissoziations-
Yorgang eingetreten : der Schlaf oder ein kontrastierendes Verhalten.
Das abnorme Kind, das mphr oder weniger schwachsinnign,
macht es wie das ijesunde Kind: es reagiert, wenn os ermüdet ist,
auf die Eindrücke gar nicht mehr oder stellt sicli m Uegensatz zn
ihnen. Da aber das abnorme Kind eine Ermudungsanlage hat, der
jeder Rindruck zuviel werden kann, so beobachten wir beim Schwach-
sinn die Dissoziationsfolgen fnst fortwährend.
Die Äufserungen der Ermüdungsanlage beim kindlichen Schwach-
sinn sind vielfach gleich, wenn auch nicht an Häufigkeit des Auf-
tretens nnd Intensität, den ÄnDmrongen eines übermüdeten Kindes.
Das war wohl die Veranlassnng, weehalb diese Kinder erst siemliob
spAt ihre riditige Würdigung erfuhren.
Die abnormen Kinder ndt der Ermüdungsanlage äulsem ihre
centralen Dissoziationen in Tersohieden&oher Weise. Mögen die
psyohiflohen Zersetzungen auf intellektuellem Gebiete zum Vorschein
kommen oder auf ethischem, stets ist es die Ermfldnng, die die
Bohwaobe Anlage an den Dissoaiationen zwingt.
Wie die abnorme Anlage sieh inteUektnell abweiobend ftnisert,
bianebe icih hier niebt anseinandemisetEen. Die Sehwacbsinnigen
sind für den Unterrieht die Dummen nnd Unbeholfenen,
die den Unieiriohtsstoff nnr sohwer in sieb anfiiehmen nnd denselben
nngesohiekt verwerten.
Anders Terbalfen sidi diejenigen leiohteren Qrade der abnormen
kindlioben Anlage, bei denen der Dissosiationsvorgang niebt die
Yollstfindige Interesselosigkeit nnd Apathie dem Unterrieht gegenüber
anfkonmien labt, sondern wo die DissosiationsTorgänge wohl nooh
28»
Digitized by Google
466
ein Anfiiehmen und Verwerten der SinneMmdrttoke im BewnÜBtoein
geetatian, aber die intellektnellen Änfterongen stark Ton der Nonn
abwaekend enoheinen lassen. In diesem letsteien lUle nnd es die
Gedankenlosen, die Zerstrenten, die tinanfmerksamen
im ünterrieht, <fie Fehler Aber Fehler maehen. Es sind die-
jenigen, die infolge der Ermfldnng nnd der dadniek kervorgebrachten
Dissosiation unbeugsam und hartnackig werden den SinflOssen der
Pädagogen gegenflher. Diese Kinder mit der nun kontrastierenden
Auffassung der Dinge machen dem Pädagogen meist mehr zu schaffen,
aia die mit der reduzierten Auftassungsraoglichkeit,
Dem Pädagogen fällt der Schwachsinn mit der erschwerten
Apperzeption eher als krank auf als der viel geringere Grad des
Schwnehsmns, d. h. diejenige abnorme Anlage, die sich im Vergleich
2Ur ausgesprochenen Schwachsinnsanlage viel inkonstanter ilufsert.
Es ist ans diesem (irun ie jedenfalls auch viel frülier das allgemeine
Interesse rege geworden für das Augenfälligere, und hat somit
auch der Schwachsinn als solcher seitens der Pädagogik mehr Be-
rücksichtigung erfahren als das abnorme Kind, dessen zuwenig gleich-
mä£big sich äufsernde Dissoziationsanlage nicht genug auffiel.
Dime leicht abnormen Kinder sind schwer zu verstehen, wenn
man nicht stets berücksichtigt, dafs sie eine Ermüdnngsanlage be*
sitzen, die grolsen Fleüs und vorzügliche Anfmerksamkeit rasch ins
Gegenteil yerkehren kann, die den gutmütigen Schüler plötzlich un-
zngänglieli nnd allem gegenüber sich ablehnend gestaltet, die den
Folgsamen zn einem Unhengsamen macht, der absichtlich das Vei^
botene tnt, die eine wohlgemeinte erzieherische Absidit verkehrt ins
Gegenteil nnd dasSand überempfindUoh nnd verletzlich erscheinen ItJkL
lek mufs mich hier begnügen, nnr in diesen allgemeinen Zügen
die kanptattohliehsten ObarakterinAerongen dieser abnormen Kinder
▼OTsnbringen.
Die Phänomene dieser Anlage sind änlsatst TSiBehieden, und
doeb lassen sie sieh alle Ton einem Gmnde anq^ehend snaammen-
ftssen. Die Brmftdnngsanlage mit der MOgliohkeii des
leiekten Dissoziierens ist allen diesen leiokt abnormen
Kindern gemeinsam, sowie anok denjenigen abnormen, die ettrker
ansgesproekene kOrperliohe oder psyobisöke Symptome leigen.
Wenn man bedenkt, da6 F^dkosen nnter primflrer Bildung
dissosiattver psychischer Vorgänge sieh ent<en, allerdings je naok
individneller Anlage^ PerBOnliokkeit nnd Br&bmng verscihieden, dann
mnlb man die mr Dissosiation neigende psyokiseke sbnorme Anlsge
Digitized by Google
467
eioer beBondem fieeinfliiMiing ▼abittnd 9uw EntwioUnngBieit
wArdigen.
Es itt ja wohl in letiter Zeit aehon yial geMh«hon ffir die ab*
normen Kinder. Hilftiklanen nnd Hil&Bdhnlen aind eifrig beitrebt,
der kranken Anlage geredkt an werden. Dodi ist gewi& naoh dieser
Seite bin noeb viel an ton» sowobl binsiobtliob der Kenntnis der
Anlage dieser abnonnen Sünder, als in flinsiobt anf deren aiel-
bewoibte Besserong. Was medisinisoberseits fttr die Beesening ge-
leistet wurde, kann ieb hier niebt an&ahlen; es handelt sieh im
allgemeinen nm diftietisehe und physikaUsaibe Heilmethoden, die
propbylaktisoh der psyebisoheo Anaartmig entgegenznarbeiten Ter-
sneben.
Wie kann nun die anterriohtliohe Behandlung abnormer
Kinder die Prophylaxe der Nerven* und Geiüteskrankheiten unter*
stützen?
Die bereits erwähnten zweierlei Arten voa abnormen Kindern
sind es, die einer speziellen Rttoksichtnahnie im Unterricht bedürfen,
wenn ihro Anlage geschont, wenn ihnen der Unterricht ein heilender
werden boII.
Für die Schwachsinn&iLnhLL':e, wie für die leichtere Ennüdungs-
anlage besteht im Grnnde ein in beiden Fallen zu beachtendes Moment;
es ist die Beibringung' von Bil dnn gsptoffen , von Vor-
stellungen verschiedener Art, unter möglichst jj^eringer
Inanspruchnahme der psychischen Kraft. Der Unterricht
ist auch für ein abnorm veranlagtes Kind niobt au entbehren. Am
meinten Aussicht auf Erfolg bat diejenige Ünterriohtsmethode, die
unter Zngrandelegiing der psychischen Analyse der kranken Anlage
ihr Lehrprogramm au&tellt. Die Anlage der abnormen Kinder ist
eine dissosiierende, die Dissoziationsvorgänge sind Folge der Br-
mfldmig; unter Berücksichtigung dieser Tatsachen hat die Aufstellung
einer nnterriobtliohen Heilmetbode keine Schwierigkeiten. In erster
liime ist also die Ermtldung der Kinder doreh den Untsniebt mOg«
liehst hintananbalten. Dabei kommt die Unter r lob taseit nnd die
ünterriehts daner in Frsge. Die Bestinunnng dieser beiden Fak-
toren vntarlt^ Sebwankongsn, da das Prinsip des Individnalismns
bei einer nnterriohtlicben Bebsndlong abnormer Kinder ab Orondsats
zu geltsn bat Weiterhin kommt in Frage die Wahl des Lehr-
stoffes nnd das Interesse, das das abnorme Kind demselben
entgegenbringt Wenn der Lehrstoff das Intensse niebt an
dsekcn veimag, lesnltiert rasdi BSrmlldnng, Toransgesetst» dab die
Digitized by Google
468
Teilnalime der Kinder an der geistigen Verarbeitung überhaupt statt-
findet, denn oftmals ist in solchen FftUen die TeünahmBloAigkeit ein
Ventil gegen die Ermüdung.
Daroh Hintanhaltang der sa resoh eintretenden Ermüdung wird
der Diasoaation Tcngebeiigt Die untenrichtliche Bebandlnng ab-
noimer Kinder wirkt prophylaktiaeb gegen die Ausartung der kranken
Anlage, wenn sie die ErmILdnng des Indiiidnums in strenge Büok-
sidit xdehi Gendesn heilend, kann man sagen, wbkt ftlr diese ab-
nofmen Anlagen flineUnterriektsmethode, die daianl ausgeht) den Disso-
siationen entgegensoarbaten. leh habe sie »AssoBiationsmetKode'
genannt. Dieselbe besteht darin, dab alle Untemehtssweige von
einem in der Sofanle an behandekden Thema ansgehen. Je naoh
dem Iniersssekreis und dem FbasnngSTermOgen der Kinder nimmt
man gleidhgeartete aosammen nnd behandelt mit ihnen einen Gegen-
stand, sei es eine Enfthinng oder ein knltarelles Thema. Davon
ausgehend, lassen sieh alle XJnterriehisfteher anreihen, in denen
genrnnhin sonst in einiehier Aufeinanderfolge die Kinder unter-
liohtet wurden, ohne dab diese ünteniehtsftoher ein Bindeglied ei^
hielten.
Durch diese Assoziationsmethode wird in erster Linie der Ge-
dankengang des Kindes bearbeitet. Wahrend ein Fachunterricht
ilarauf abzielt, dem Kinde möglichst viel Wissen beizubringen, ohne
Rücksicht darauf, wie bich die veiscbiedeüeii Wissensinhalte in seinem
Gehirn am besten vereinen, will der assoziieronde Unterricht uUu
Lehrf lieber von einem Punkte ausgehen lassen. Auf diese Weise
erreicht er, was er eretrebt — eine erleichterte Erinnerungsmöglieh-
keit für das beigebrachte Wissen durch erleichterte assoziative Gohira-
tätigkeit. Der Fachunterricht würde bei den in Rede stehenden
abnormen Kindern dazu beitragen, ihre DissoziatioEsmiiglicLkeit zu
erhöben, da er ftlr jedes Fach gewissermafsen neue Gedankenkreise
schaiit. Wenn für die abnormen Kinder beim Unterricht eine geistige
Hygiene stattfinden soll, kann nur die Assoziaüonstuethüde in Jj'rage
kommen. Allerdings stellt ihre Ausübung erhöhte Anforderungen
an den Unterrichtenden, da aus vorher schon erwiibnten Gründen
nicht bei jedem Schüler das gleiche Lehrprogramm durchgeführt
werden kann. Prinzipiell soll jedoch diese Methode bei jedem an-
gewandt werden, da die Anlage der abnormen Kinder im Grande
auch stets die gleiohe ist, n&mlioh, wie sehen Öfters erwähnt, eine
Bifisoziationsanlage.
Eist dann darf su einem Faohnntenioht alUnAhlioh tkbei^gegMi^
Digrtized by Google
469
werden, wenn anoh nicht in ansscbliersliolier Weise, wenn die ab-
ftome Anlage bereits bedeutende BeesenmgeB in ibien Äufsemngeii
aufweist. Diese BesBerangen sind daira sa erkennen, dafs die früher
häufigen Denkfehler, die Stöningen der aaaosiattiren Tätigkeit, sowie
die inderen, ans der dissoziatiTen Anlage kommenden Fehler geringer
werden nnd schlielislioh verschwinden. Dann hat die Assoziations-
metbode erreicht, was ihr aliein möglich war im Sinne einer unter-
ricbtlichen geistigen Hygiene, die das abnorme, snr Psychose neigende
Gehirn bebandelt.
So nntoratfllst die nnterriobtliehe Bebandlong abnormer Kinder
die Ftopbylaxe der Nerven- nnd Geisteskrankheiten. Denn das
GMumi das sieb lange Zeit gewObnt bat, im Vorstellen gnt m
assosiieren, wird die Gewohnheit niobt leiebt wieder fallen lassen;
es wird in späteren Jahren, die naofa dem Sohnlnnterriebt folgen,
arbeitsn, wie es die doroh den assosiierenden Unterriebt fest ge«
wordene Gewohnheit ihm Torsohreibt. Das abnorme Kind bat somit
einen Modos gefunden, nach dem es denkt; sem dissoiiierendes
Denken ist gewieben.
Natfirlicb darf man die Ansprüche binsiobtUcb des prupLylakti'
sehen Erfolges für das ganze Lehen nicht fiberscbitsen ; «s bringt
das Leben so Tieleriei Momente, die ermüdend nnd dissosiierend
wirken nnd die abnorme Anlage wieder ans ihrem Gleichgewicht an
bringen Tenn(^n. All«n neb«! den eingangs erwähnten physikali-
schen und diätetischen Heilmethoden, die als Prophylaxe angewandt
werden, sowie insbesondere neben einer Erziehung, die gleichfalls
das assoziative I\[oment zu berücksichtigen bat, wird dieser Untei-
ncht als eiu ihit Prophylaxe der Nerven- und Geisteskrünklieiten
unterstutzeuder Faktor gewifs relativ viel zu leisten imstande sein.
Abnorme Kinder, die in der eben besprochenen Weise behandelt
und unterrichtet wnrden, zeigten mir stets eine auffallend rasche
Besserung und Beseitigung derjenigen vSyTnptome, die aus der dis8ozia-
tiven Anlage kamen. Knidor, die liereits jisycbotische Aulserungen
hatten und nach Abklingen derselben dem (. nterricbt mit der Assozia-
tionsmethode zugeführt wurden, verloren Indd die restierenden Assozia*
tionsstörungen und lernten geschlossen denken.
Es mag wohl einj^ewaudt werden, erstens, dais nnin nie sagen
kann, ob eine Prophylaxe überhaupt einen günstigen Eintluis aus-
geübt hat, da man nie weifs, ob nicht die Krankheit anch ohne die
prophylaktischen Mittel ausgeblieben wäre. Ferner mag der Einwand
gelten, dals die Beohaohtungsseit eine m knrse ist.
Digitized by Google
470
Beiden EntgegenliaUuDgen kann man berechtigterweise gegen-
übertreten.
So gut als die prophylakti^c he Tlierapie überhaupt, mnfs auch
diese Prophylaxe ihr Recht erliakea. Fetner sprecheD die vorain
erwähnten Erfolge für die Berechtigung der Prophylaxe der Nerven-
nnd Geisteskrankheiten durch eine unterrichtliche Behandlung-. Eine
weitere Tatsache kann noch die Notwendigkeit dieser von nur an-
gegebenen und durchgeführten Asaoziationsmethode begründen. Er-
wachsene Kranke nämlich, die an Dissoziationsanlage, an Ermüdnngs-
anläge, die zur Psychose disponiert, leiden, weiaen bei einer ähnlichen,
wie bei den in Bede stehenden Kindern angewandten Methode einer
pädagogischen Therapie die gleichen günstigen Resultate auf. Sowie
bei diesen Kranken das Gehirn sich einmal gewöhnt hat, assoziatiT
xn denken, hat diese Art der BehandliiDg als Prophylaxe daa Not-
wendige und Verlangte geleistet.
Der Erfolg bestfttigt in gewiaBom Sinne die Biohtigkeit ein«
Yerfahrent.
Allein ieh bin «a nooh sdhnldig, die BegrOndnng der Bereohtigiuig
dieeer Anwendnngaweiae an geben. I«sb habe «tngang» erwttbnti dab
allen Fayvihoaeii der Entarteten eine abnorme Anlage dea Gehima
gemeinsam ist; exakte BeobaohtnogeiL Hlhrtaa an diesem Satae, den
ieh anderenorts anslbhrUoh begrOndet habe. Diese abnorme Anlage
ist dnrdh eine leiohtere Ermüdbarkeit als normalerweise an^geieiclinet
nnd bringt deahalb bänfigere nnd ausgedehntere DisaoaiationsTorgänge
mit sieh, deren Folge wir bei den Kindern als Fekler oder ab
psycbotisohes Symptom kennen. Ans dieser Tatsaobe eigibt aioli,
dafa eine indifidnalisierende Unterrichtsmethode, die aasoaiatiT an
wirken beabsichtigt, der abnormen kindlichen Anlage gerecht wird.
Neue therapeutische ^letboden bedütfen einer vielseitigen, ein-
gehenden lind hinge dauemdcu Erprobung, nanienthcli wenn es sich
um eine Prophylaxe bändelt. Ich möchte de-sbalb alle, die es angebt,
auffordern, dieser Seite der Prophylaxe besondere Aufmerki^mkeit
au schenken.
Digitized by Google
471
Zur Frage der sexuellen Aufklärung.
Ton
Dr. Albert Flachs
in Moin^ti (Bumauieu).
Auf dem in den OBtertagen dieses Jalires in NOmberg abgebaltenen
eehulhygienieehen Kongnese hat Tielleidiit keine Frage die GemOier
80 sehr erregt, als die Frage über die aeneUe AufklMrung der henui-
waefaaenden Sohaljngexid.
Besonders waren es die Lehrer, welche durchwegs die Ansicht
vertraten, dafs die Aufklärung zu einem gewissen Zeitpunkte un-
bedingt erfolgen müsse; und als em Herr Gymuasialdirektor, dessen
Namen mir eutiallen ist, sich bereit erklarte, den Zuhörern die Au-
bprai^ho zu wiederholen, welche er seit vielen Jahren behnfs sexueller
Aufklärung an die erwachsenen Gymnasiasten richte, da wurde er
mit Beifall empfangen, mit stürmischen Beifall entlassen. Von den
anwesenden Ärzten konnten aber viele, man sah es ihnen an, eine
Bewegung der Befremdung niclit uuterlassen, als sie jene Worte
horten. Und als der Herr Gymnusialdirektor bemerkte, dafs er
wahrend seiner Ansprache seine Zuhörer stets fest beobachte und
niemals eme andere iMiene, als die des vollsten Ernstes wahrgenommen
habe, da konnte ich mich nicht enthalten, ihm den Zwischenruf:
„Aber nachher" zazorufen. Denn wir Ärzte, welche die Erschei-
nungen des Gesehleohtstriebes in allen seinen Formen nnd Ab*
stufungen kennen zu lernen Gelegenheit haben, wir können niofat
glanben, dab mit einer solchen Ansprache die Gefahren, denen die
heranwachsende Schuljugend ausgesetzt ist, gebannt seien, ja wir
fürchten, dals diese koUektLre Form der Anfklttrang sehr oft nur
Schaden bringen kOnne. Es mag sich unter den Jünglingen nnr
ein Verdorbener, nnr ein snr Verderbnis geneigter befinden — wir
wissen ji^ wio sehr die IsJsohe Seham es bewirkt, dafo unter den
Kindsm so oft die Sohleoliten tonangebend sind — t vnd die An-
spiaobo des Lehrers wird den Ansgangspnnkt von Tosohelsien, Witse-
Isien nnd ErOffirangen bilden, welohe die Seelen selbst der Reinsten
besdhmntMn wssden. Und wer weils niskt, dafii bentsntage in dorn
Digitized by Google
472
Älter, da mnn ?ie Buflclftren will, mehr als die Hälfte der Schüler
geschlechtlicii' nicht mehr reinen Gemütep sind?
An die Behandlung dieser schwierigen Frage darf man nicht
geben, ehe man nicht durchdrangen ist von jener Grundwahrheit,
weiche lautet: „Die Gefahren, denen die zur Pubertät
Heranwachsenden ansgesetat sind« liegen nicht so sehr
in der Unkenntnis der unseligen Folgen, welche der
Mifsbranoh des GescblechtBiriebes für Geiat und Körper
hat, als Tielmehr in der Impetuosität des erwachenden
G-eachlecbtstriebes selbst." Sehen wir nioht alle Tage, welohe
Verwüstungen der Geeohleohtstrieb anrichtet» wie er Existenzen Ter»
nichtet, Familien zerstört und selbst Greise, abgeklärte, erfahrene
Greise, zu XJn Würdigkeiten und Verbrechen tceibt? Wie heftig erst
mnia die erwachende Leidenechaft lein, wenn sie auf die spiegel-
glatte Seele des Jttnglings anstürmt 1
Wie schon sagt RomsAu im Yierten Bnche des «Iimile'':
„Gemme le mngissement de la mer prte&de de loin la tempfits^
cette orageose i^?olntion s*auncnce par le mnimnre des pasrions
naisaantes; nne fermeniation sonrde aTcrtit de l'approche dn danger.
Un changement daas Thnmenr, des emportements fr^nsnti, ans
ccntinnelle agitation d*esprit| rendent l'enfani presque indiiciplinable.
n devient scnrd h la Tciz qui le rendait docile; o'est un lion dans
sa fiöm, il mtonnait son guide, il ne vent plns dtre gonTCm^*
Einen Fingerzeig zur richtigen Behandlung dieser Periode
geben nns die Erfahrungen Uber die Pnbertätsjahre der Hldchen.
Aach auf sie stttrmt der erwachende GhsdhleobtBtrieb in gleich hef-
tiger W«se an, ja wir wissen, da& die Seele der reifenden Mftddisii
allen emotiven Erregungen viel schwerer widersteht als die der
Knaben, und überdies stellt sich der Geschlechtstrieb bei den
Mädchen mit jenen Menstruationserscheinung-en ein, welche auch die
Gleichgültigsten aufmerksam machen, duia m ihrem Dasein eine
plötzliche Änderung eingetreten ist und doch wird jeder zugeben,
liais) die unseligen Folgen der nni's brauch Imhen Befriedigung des
Gescblechtstriehes sich hei den Mädchen bei weitem weniger zeigen
als hei den Knaben. Woran liegt dies ? Es liegt an dem Umstände,
dafs die Mädchen in gesobleobtlioher Beziehung stets uuter viel
strengerer Aufsicht und Kontrolle gestanden sind als die Knaben.
Wühl L;»^!)e ich zu, dafs in den letzten Jahrzehnten auch bei den
>liid(hen die Onanie eine erschreckende Verbreitunj? gewonnen hat,
aber dies ist eben die folge der nach und nach immer laxer
Digitized by Google
473
gewoidenen Anfsioht. Aueh gebe ich femer cn, dab plan- und
siellos, wie bisher, eine strenge Aufsicht ansüben wollen, htfat-
Butage, da mit der stets fortsohreitenden Yerfeinening der Knltui
aneh deren Naehteile sieh immer fnhlbarer maehen, nur iMtae Ee-
anltaie seitigen kann. Wir müssen eben die Heikode, die man so-
lange mit einem gewissen Erfolge bei den Müdoben angewendet bat»
systematisieren nnd dann anf die Knaben ansdehnen.
Heiner Ansiobt naob mnfs die systematisolio Grund-
lage nnsores Yorgehens gegenüber der reifenden Jugend
das Bestreben sein, den Eintritt der Pubert&t so sehr
als mOglioh an TeraOgern.
Dies kann in bedeutendem Habe erceiobt werden duroh eine
unaufikllige, aber unermfldliohe Überwaehung des Kindes im Sinne
öaer sweokentspreehenden moralisohen, intellektuellen und kOrper*
liehen Hygiene.
Vor allem mfleBen Eltern und Erzieher selbst ihren Kindern
und Zöglingen ein strenges, moralisches Beispiel geben. Die
kleinste Sonderlichkeit, jede Lächerlichkeit, die an den Äufaiclits-
persunen haftet, erfafst das Kind mit raschem Blick uud so werden
ihm auch deren moralische Gebrechen tind Fehltritte nicht entgehen
und jede weitere erspriei'sliche Tätigkeit in sexueller Beziehung
nutzlos machen. Die Erzieher niüssen soweit gehen, dafs sie in
Gegenwart drr Kinder kern nur irgendwie zur Sexualität in Be-
ziehung stehendes Gespräch führen, kein nur irp-endwie zweideutiges
Wort aussprechen. Man verlasse sich nicht dLirauf, dnü Kinder
nicht alles verstehen; es streife jeder in seine frühesten T^^rinne-
rungen zurück, und er wird sich wundern, wie vieles er vor.Htanden
oder verständnisvoll geahnt hat, von dem er hente nicht im Ent-
ferntesten zugeben wollte, dais es für Kinder schon einen Sinn
daratellt
Darana folgt aber auch, dafs man erwachsende Kinder nur mit
greiser Vorsieht an den Gesellschaften Erwachsener teilnehmen
lassen und besser gana dayon fernhalten soll; denn hier lassen sich
zweideutige Worte nur schwer vermeiden nnd schon das Tuscheln
und Flfistern derer, die den Kindern gegenüber diskret sein wollen,
erweekt in ihnen oft f^rmliehe Blitse des anfleuohtenden Yeiständ*
nisses.
Absr die Kinder von den Gesellsehalten Eirwaohsener fernhalten,
heiÜrt nicht, sie dem Umgange mit- den Dienstboten ausliefern.
Unermelslioh ist die Zahl der kindlichen EzisAenaen, die duroh
474
Dienstboten moralisch zugrunde gerichtet wurden, und es denke
jeder Vater, jede Mutter denke daran, dafs manch« DienstlKiten ihre
Yerderbte Sinnlichkeit schon an ganz kleinen Kindern zu Ijefriecligen
suchen, und dafs jene so oft belobte Anhänglichkeit zwischen Dienst-
boten und Kindern manchmal erschreckende Greheimnisse verbirgt.
Der Verkelir der Kinder mit den Dienstboten ist also peinliek zu
bean&iehtigen.
Ebenso strenge muTs aber auch der nfthere Verkehr mit den
Kameraden flberwaoht werden. Jeder nar irgendwie moraiisoh
nioht gans yonnufsfieie Kamerad, ja sogar, so gransam es klingen
mag, der Sobn aus moralisch Terrafenen Familien, soll ans dem
nftheren Umgange des Kindes ausgeschlossen werden, und die Lehrer
sollen in dieser Beziehung den Eltern unaoff^ige, aber eindring»
liohe Winke erteilen« Wenn aber die Eltern bemerken, da& swisohen
ihrem Kinde nnd einem sitflioh guten Kammaden eine Neigung sn
keimen boginnt« so sollen sie diesen IVenndsohafbibnnd bsgOnstigen.
Niehts ist so himmlisoli schUn, niehts erhält die Seele so rein, wie
eine edle Erenndsohaft swisahen Knaben, nnd niehts Termag gleieh
dieser die gesehlschtliohen Gedanken anrüoksnhalten, die bOsen Geister
an bannen. Aber andi über einem solohen Freondsdhaftsbnnde
sohwebe anhaltend das waehsame Ange des Vateis.
In inteUektneller Hinsieht soll besonders die lioktHre strsng
beanfriehtigt werden. leh spieohe gar nidii von jener niedertitdi-
tigen Sohandliteratnr, welohe direkt anf die niedrigen Instinkte
spekoHert» dmen ErsengnisBe heimlieh von Hand sn Hand wandern
imd oft ganse Generationen rergtften. Aneh die ernste LektOre^
die man der Jugend in die Hand gibt, muHi strenge darauf geprüft
werden, ob sie nicht zu deutliche geschlechtliche Beziehungen ent-
hält, und selbst unsere klassischen Autoren müssen einer strengen
Auswahl unterworfen werden, die Schönheit*m der Klassiker geniefst
der Jünglmg niemals zu spät, aber immer zu früli keimt diö ge-
schlechtliche Erkenntnis,
Es wird also PÜicht der Lehrer und Eltern sein, auf eine Lek-
türe hinzuwirken, welche ganz gefahrlos ist, und in dieser Beziehung
möchte ich auf die Reiseschilderungen und die Erzählungen in der
Manier Jlt.es Vernfr hinwoi«pn. für welche die .Tui^^end von vom-
hei'f'iii eine eiitijchktidöue \ urhebe empfindet. Freilicli inuls ich zu-
geben, tisiis die öde Langweiligkeit der sonpt als Jugendlekttlre
empfohlenen Literatur die Jünglinge nur schwer zu fesseln vermag.
Ganz besonders akrupnlOs sei man bezüglich des Theater-
Digitized by Google
475
besuclies der heraDreifenden Jugend, hier neben der Wirkung
auf den Intellekt auch die direkte sinnliche Einwirkung in Betracht
kommt. Es war in meinem swölften Jahre, als ioh inm ersten lial«
ein Theater besnehie, man gab «Airia nnd Measalina" Ton Wilbbakdt.
lob eiinnflfe midh, welob heilige roa geebhlecbtliehett Nebenenohei-
nnngen nieht freie Eiaehttttenmg die MeaBalinaisenen in mur herroF*
riefen, nnd nooh hente ist der ainnliohe fiindntok, den ieh damals
eriuelik nioht TerlAscht.
4
Und darf ieh, ohne nükTentanden an werden, anf die Sehan-
fenater der Knnei- nnd Bnehhandlnngen hinweisen, wo di*
Photographien Ton Kunstwerken nnd Sehanspielerinnen die Umrine
der weibliohen Qeitalt oft gar an nnTerhflllt seigen? Es ist in
dieeer Hinrieht in den ktaien Jahren von einer Seite geeiftrt worden»
deren II otiTO nieht gans hinter waren. Ieh stehe gewifs jenen Ko*
tiTen gans ferne nnd wtlnsehte mir, daft wenigstens in der Nflha
▼on Sehnlen die Ansbängung soleher Bildweil» Unterlasten werde.
Xan wende nieht ein, dem Reinen sei alles rein; — ioh sage es
noehmals, die Impetuositat des erwachenden Gksohlechtstriebes isi
eine derart heftige, dafs diese Bilder auch in reinen Gemütern ge-
schlechtliche Gedanken wachrufen. Wem bekannt ist, wie selbst
sittlich reine Knaben in den Wörterbücheru stets wieder verstohlen
nach gewissen Wörtern suchen, wird mir Recht geben.
Dafs der Besuch von Tanzschulen und Bällen, wenn sie
auch Kinderbälle genannt werden, in den Jahren der Reife nioht
statthaft ist, brauche ich wohl kaum zu erwähnen.
TTm nun aber den Geist vor den trotz allen einstürmenden Ge-
danken und Gefühlen zu schützen, mui's man ihm eine Ablenkung
geben durch Begünstiefimg: irgendeiner Nebenbeschäftigung, einer
Spielerei. In dieser Hinsicht ist der Hebel anzulegen an die ge-
wöhnlich in diesen Jahren n^iftretende Sammelsncbt Ob nun der
Knabe Käfer- oder iSchmotterlingsamraler ist, Mineralion- oder Münzen-
sammler, Briefmarken- oder Änsichtskartensuinmler, er soll stets bei
diesen Samminngen vom Erzieher systematisch geleitet werden, da-
mit sein Interesse nicht zu bald erlahme.
Jetst ist auch der Zeitpunkt gekommen, den Knaben irgend«
ein Handwerk lernen zu lassen, eine jetst leider abgekommene
iMaisoahme TOn anch sonst hervorragend pädagogischer Bedeutung.
Neben Tischlerei und Drech^^lerei, mOehte ioh auf das Buohdnioker*
und Bnehbinderhandwerk aufmerksam maoheni welehe anoh dem snm
Bflelierwnrm neigenden Sohftler Interesse einflOlben.
Digitized by Google
476
Die Beschäftigung mit einem Handwerk bietet neben dem. Vor-
teile der geistigen Ablenkung auch den, dafs es den Knaben körper-
lich ermüdet, ihm nnon festen Selilaf verschallt und also die zu
geschlechtlichen Unarten dispoolerende Zeit des HenunwälzeDS toi
dem Einschlafen verkürzt.
In dieeer Beziehung kommen anch alle übrigen körperlichen
ngen in Betraoht| wie Tnmen, Schwimmen, Schlittschnhlaufen,
Fechten, Radern. Ich vermeide absiohtlieh das Wort «Spert**, weil
jede körperliche Ühnng als Sport betrieben za Überanstrengnng ver^
leitet, nnd die körperliche sowohl, wie die geistige Übenmetrangnng
gerade das Gegenteil dessen bewirkt, was wir erreichen wollen. Ge-
wisse körperliohe Übnngen, wie Reiten nnd Badfahren, bei Mädchen
d«8 Arbeiten anf der NJÜunesohine, sollen in der Periode der
saxnellen Entwioklnng nni sebr mälsig betrieben werden, da deien
Ansfibnng einen Blntenflnis m. den sexuellen Organen bsrvomift.
Wir sind hiermit znr kdrperl leben Hygiene gelangt, welche
von niflht minder herrorragender Wichtigkeit ist fttr nnser BestMben,
den Eintritt der G^hleehtsroife au TerzCgem.
Die Kleidung der Knaben soll nieht an wann, nioht an flbe^
laden sein, und aneh die Wohnaimmer, besonden aber die SoUaf-
ainuner im Winter nieht an tiberheiat.
Kräftigen Kindern soll t&glieh vor dem Sehlafeugelien der ganae
Körper mit k IIb lern Wasser ge was eben weiden.
Ans der Nahrung dee Ejndes sollen alle jene Nahrungsmittel,
Zutaten, Ghwflrae wegbleiben, welohe erfidmmgsgemaJs die Ge-
sohleohtslnst anreizen, also Austern, Hummer, Kaviar, Yanille,
Gaffer, Sohokolade, starker KsAae, soharfor Kflse. Aneh Fleisch
soll nicht zu oft nnd zum Abendessen lieber gar nicht gegeben
werden.
Zum Getränke reiche mau nur loines Wasser oder eiueik
leichten Säuerling. Die alkoholischen Getränke, in welcher
Form und in welcher Verdünnung immer, sind du- liauptsächlichsten
Erreger der frühzeitigen Geschlechtstätigkeit, und wenn für Erwach-
sen© die Frage der vollständigen Abstinenz vielleicht noch kontrovers
ist, so sind doch bezüglich der AoLweudigkeit voUkummeuer Abstinenz
für die heranwachsende Jugend alle Faktoren eines Sinnes.
Mau achte, dafs der Knabe nicht zu bald nach dem Abeu dessen
schlafen gehe, und dafs sein Lager nicht zu weich und mit Jb'eder-
betten nicht zu überladen sei.
Die Lektüre im Bette ist gänzlich zu untersagen.
Digitized by Google
4
477
Auch sorge man für eine tägliche Stahlentleerang.
Sohlielhlioh müssen £item and Erzieher jene Gelegenhttten,
welche, wie die Erfahrung gelehrt hat, gesohleohtliohe Unarten, vor
allem die Onanie, besondera begttnsti^n, streng und anhaltend llber-
waohen.
Die Schulahorte sollen nicht yenohlielBbar and so angelegt
sein, dais sie yon jedem Lehrzinuner ans zu beobachten sind, and
aaeh an flaase beachte die Matter, ob das Kind nicht za lange im
Aborte verweilt nnd lasse sieh angelegen sein, dasselbe öfters dort
an ubeffasdien.
AwAk die Spielplfttse nnd Bänme, in weldhen die Sander
die ünterriehtBswisohenpansen anbringen, sollen nnter steter, genaner
Bean£dohtignng einea Enraobsenen, am besten eines Lebrers, stehen.
Wfthrend der Unterriehtsstnnde sollen die Anne stets anf
den Blnken gehalten werden, doob gestatte man hierbei eine be-
liebige Haltung nnd Terlange nioht ein stanes Anfliegen der Binde
aof der Tiasliplatte. Dsr Iiebrer beobachte jeden Schaler genau;
ein rhythmiscfaes Hin- nnd HerrOoken, sin stierer Blick sind Tsr-
dichtige Zeichen.
Die ICntter sohane tilglioh naoh, ob nioht die Seitentasehen
der Hosen seirissen sind, nnd dnlde nicht, dals ihre Söhne die
Hsnde in den Seitentasehen halten; am besten ist es, an den Hosen
ftberhaupt keine Seitentasehen anzubringen.
Während des Schlafes halte der Knabe die Hände stets über
der Decke und verlasse das Bett sofort nach dem Elrwachen.
Alle diese Vorschriften, welche ich im vorgehenden zumeist
ftlr Knaben gegeben habe, die aber selbstverständlich unter geringen
Abänderungen auch auf die Mädchen aaweüdltar sind, sollen pemiicli
genau und, wo es angeht, schon bei den kloinen Kindern in An-
wendung gebracht werden, denn es ist kaum zu ermessen, wie oft
schon in iiuhester Kindheit «üb geschlechtliche Verderbnis keimt.
Gewifs ist dies kerne leiclile Auffirabe; gf'\N lis ist sie viel schwerer,
als die einmalige geächlechtliche Aufklft^uI]L^ ;ilter wer hat denn
jemals behauptet — ich kehre wieder za meinem geliebten Rousseau
zurück — , dafs die Erziehung eines Menschen leicht ist und nicht
vielmehr ein Werk, welches die angestrengteste Aufiuerksamkeit von
Seiten der Eltern, die gewissenhafteste Pflichterfüllung von Seiten der
Lehrer, Liebe aber und Geduld von allen erfordert
loh habe nun einem Einwurfe zu begegnen, der mir von mancher
Seite entgqjengehalten werden konnte, ob nioht Tielleicht die
Digitized by Google
478
Zurückdämmune^ des Geschlechtstriebes o(?er die lange Zeit
nicht erfolgende Ausübung des Geschlechtsaktes nachteilige Folgen auf
G^ist und Körper haben könnte. Dieses Vorurteil ist stark im Volke
yerbreitet, ist aber nur ein Ammenmärchen. In der gesamten ärzt-
lichen Literatur ist kein einziger Fall bekannt, dafs die späte Ana-
llhung des Geschlechtsaktes irgendwelche nachteilige Folgen, sei es
anf die allgemeine Gesundheit oder auf die spfttere OMohleohts-
tfttigkeit, g^abt hfttte. Und wenn Tnan früher — wohl auch toh
ärztlicher Seite — geglaubt hat, dals die Bleiehraoht der Modohen
durch die nichtbefriedigte Geschlecbtslust verursacht werde, so ist
auflh dieee Ansidit heute als falsch erkannt. Gerade heim weib*
liehen Geeebleebte nebt man ja alle Tage 36jfibiige und älter»
Midehen, welohe, rein an Qeiit und Kflrper» aidk einer blnbenden»
krlffeigen Geenndbeil erfreuen und ipAt^kbi gesunde^ kräftige Mlltter
werden. Aber aneb yon Mknnem aind aablreiohe Beiapiale bekannt^
dab aie lieb bia in die Mitte der BOar Jabre ebne Sebaden fbr
Körper nnd Gaiat jagUeben Geaobleebtmrkebraa enthaltan baben.
Znm Beweiae der TdUigan Unacbidliehkeit aalbat einer dauernden
Bntbaltaamkeit branebe ieh nnr anf die katholiadben Fdeater
binsnweiaan, denn trots der beliebten Witaeleien vird mir jeder, dar
Tiel mit aoleben ▼erkebrt bat, sogebao, dafo bei weitem die Mabrbaü
ibiam GMobde traa blribt.
Aber weit entfernt, Sabaden anmfBgen, iat die geaableebüiali»
Ihitbalteamkeit geeignet, den Kdrper m kräftigen, das Gemftt batar
nnd friedlich au machen. Ea aind mir ans meiner Studienzeit zwei
Jünglinge in Erinnerung, beide in den zwanziger Jahren stehend,
beide gescblecbtlich enthaltsam — heitere, gutmütige, bilfreicbe, da-
bei energische, tatkraftige Jüng-lmge, die liebliciisten Gestalten meiner
JugeDdermüeruDgen. Viele der hervorragendsten Geister, wie Newton,
Kant, Pascal u. a., sind durch ihr ganzes Leben enthaltsam ge>
wesen, und die Erfahrung lehrt femer, dafs die EDthnltsamkeit in
den Pnbertütsjahren ein langes Leben gewährleistet. Aus ihr er-
blüht aber auch jene scbonste Zierde des Mannes, die Keuschheit.
Trotz nller VorkehruDgsmnfsregeln ifit Bchliefalich der Eintritt
der (tc s(-h 1 och tsr e ife doch erfolgt. Der Zweck meiner Rat-
schlöge ist ja nicbt, die Natur in ihrem Laufe aufzuhalten, sondern
nur die Einhüdung-skraft zu zügeln, auf dafs sie nicbt vorzeitig die
Sinne erwecke, wie doch der Erziehung Streben überhaupt ist» die
Instinkte zu zügeln und in die richtigen Bahnen zu leiten.
Wenn sich nun die Geaobleohtareife in einer — ich möchte
Digitized by Google
I
479
sagen — milden, die Phantasie des Knaben nioht durohans beherr*
sehenden Weise eingestellt hat, dann braucht nichts weiter za ge*
soheheo, als die oben angegebenen Yonohnften auch weiterhin sn
befolgen.
Wenn aber eine anfiQkllige Änderung im Charakter des Knaben,
ein häufiges Auffahren, eine sprunghafte Ungeduld, ein £rröten, ein
linkisches Benehmen in Gesellschaft von Frauen dem aufmerksamen
Bn ibachter dartnn, dals der Qeechlechtstrieb in beBonders heftiger
Weise aufgetreten ist, wenn das nlohtliche Lagw Spuren von näoht-
lieber Überreiaung aufweist, wenn yielleiobt gar ein ZnMi, der bei
der ponlioben Ton mir empfohlenen Beaafsiohtigung dniebans nicht
ein Zn&il zu sein branoht» gezeigt hat» dals der Knabe sehen das
Opfer eines Torderbten Kameraden geworden ist, dann sollen die
oben angegebenen hygienischen Tozsebriflen besonde» Teisohlirft
werden, dann ist aber aneh der Zeitpunkt gekommen, dem
Knaben manehe gesohleohtliohe AufkUrnngen au geben.
Ich bin nftmliofa nicht ein prinsipieller Qegner der sernellen
AufklArang, sondern wende mioh nur gegen die Art und Weise, wie
rie bisher geObt und empfohlen wird, und die darin besteht, dals den
Knaben, wenn sie ein gewisses Alter eneioht haben, tou Seiten der
Eltern oder Lehrer gewiise ftststehende fiirklärangen gegeben werden.
Eb ist doch erstlich eine allgemein bekannte Br&hmngstatsaohe,
daJb der Eintritt der Geeohleohtsretfe durchaus nicht an ein genau
bestimmtes Alter gebunden ist und bei den Städtern, den Wohl*
habenden, den Temperamentvolleren früher erfolgt, als bei den Land*
bewübneru, den ärmeren Klast^en, den Phlegmatischen, und dafs auch
klimatische und Hassen Verhältnisse eine bedeutende Rolle spielen.
Wozu ulhü Kmdern Erklärungen geben, welche tür sie noch keine
Bedeatung haben, sie nur schiidigen können? Wohl gehe ich zu,
dafs in dem Alter, welches man für die Erteilung von Erklärungen
aufwühlt, p^ew iCh schon alle Knaben Andeutungen sexueller Natur
anderweitig ei halten haben, aber ich gehe noch weiter und behaupte,
gewifs ohne widersprochen zu werden, dafs sie diese Andentangen
zumeist schon im neunten und zehnten Jahre, vielleicht noch früher
erhalten haben. Hiervon aber den Zeitpunkt von Erklärungen abhängig
machen zu wollen, hiefse doch die ganze Frage ad absurdum führen.
Wer weifs femer nicht, dals Ermahnungen, Erklärungen dem
Charakter des einzelnen angepafst sein müssen und selbst bei dem-
selben Menschen zu veisohiedenen Zeiten und Anlassen Terscbiedene
Wirkung ausüben?
8«hnlg«MiBdlMlUipS6g«. XVIL 24
Digitized by Google
480
Scblieislich halte ich es auch für verfehlt, m dem Beeireben,
die Knaben nicht zu sehr aufmerksam zu machen, die Erklärrmgen
derart zu ^eben, als ob die ganze Sache ziemlich gleichgültig wäre;
die lmp('tu(ksilut des Triebes, ich wiederhole ©8 zum dritten Male,
beiehrt die Knaben täglich eines Besseren.
Die Erteilung der sexuellen Auf klftnug muüa folgende Prinaipieii
im Auge behalten:
Erstens: Die Erkl iningen sollen nur dann erfolgen, wenn eine
bestimmte Veranlassung hierzu gegeben ist. Wann diese Yenmiaasoog
gegeben ist, habe ich oben ausgeführt.
Zweitens: Jeder Knabe, jedes M&dohen aoUen einzeln Tor^
genommen werden.
Dritten«: Die Erklamiigen sollen, je naoh. der Veranlassung
und den sonstig«! Verhältnissen, ai^gehen vom Vater oder der
Mutter, Ton einem älteren Verwandten, vom Lehrer, dem Erzieher,
Yom Arzte, oder in strenggläubigen Familien aneh vom Geistlichen.
In besonderen Fällen sollen anob swei oder mehiere der genannten
Personen anwesend sein.
Viertens: In keinem Falle darf der Lehrer ohne Wissen und
Znstimmnng der Eltern yorgehen, soll sie aber über seine Beob-
aohtangen stets am Lanfenden erhalten nnd ihnen im Sinne dai
btriier Aogefilhrten BatMhlige erteilen.
Bai dem ümstande also, dafii jeder Fall einieln und beionden
behandelt weiden mnfs, können weitere BpoaieUe BrOrtemngen nieht
gsgeben werden. Da aber bei diesem so wiehtigen nnd schwieligen
Gegenstände niemals ein Wort an viel gMagt weiden kann, so will
ich einige typisohe Beispiele anlllhfen.
Nehmen wir an, ein folgsamer, sittlich gearteter Knabe, Sohn
gebildeter nnd wohlhabender filtern, zeige seit einiger Zeit «ne anf-
fUlige InderuDg des Ohaiakta», er sei reiabar, weniger lenkbar ge-
worden und habe in seinem Eifer nachgehMsen. Die Spuren des
Xiagers oder direkte Beohaehtongen haben gsaeigt, dab er an hKnfigan
Erektionen oder Pollutionen leidet; er ist nodh keinem jener w-
heerenden geschlechtlichen Laster verfallen, aber es ist G^&hr yor>
handen, dafs er das Opfer des ersten verderbten Kameraden werde.
In diesem Falle handelt am besten der Vater allein. Er sagt
dem Knabeu uügelähr fülgendes: „Mein Sijhn, gewisse Änderungen
m demem Wesen be weisen irnr, dafs bei dir jeue Zeichen emgotroten
sind, welche darauf deuten, daia du ein Mann zu werden beginnst.
Aber du bist noch kein erwachsener Mann und darfst dich nicht
Digitized by Google
481
solchen €Mank«ik hingeben, welche dieh emgen,4eoa dein Körper
und Geeist wflrden f^r dein gensee Leben geidiwieht werden, und
du wtkideet es später bitter bereuen. Vor allem laaee dieh niemale
mit Kameraden in ein Geeprieh Aber dieee Dbge ein und meide
ginalieh jene, die sieh mit eoleben Ghepribhen an dich hetaadiftngen.
leh befehle dir anbh mit tfarengem Eniete, mir alles mitrateilen, was
dich in dieser Besiehnng bedrOekt» nnd ioh werde dir stete ein gütiger
Berater sein." Und in der Tat soll sieh der Vater stets ttber den
Zustand des Sohnes inlormieri eriialten und ihn Öfters befragen.
Nehmen wir ferner an, ein in ihnliehen Terbflltnissea befind-
lioher Knabe sei sohon dvroh Kameraden som Laster der Onanie
Terfllhrt worden. In diesem Fklle handeln am besten Lebier nnd
Vater sosammen. Hier kann man dem Knaben ohne ümsohweif»
und mit trockenen Worten mitteilen, dafii man wisse, was er treibt
Man idiildert hierauf in sohwaiaen Farben die Gebhren, denen sein
Körper nnd seiD Ghist ausgesetzt sind, und bedroht ihn mit strenger
Strafe, wenn er sein Laster nicht anssetzt. Es ist anzuraten, daCs
aniserdem auch noch der Hausarzt, eventuell der Schularzt, allein
den Knaben über die verderblichen Folgen seines Treibens aufkläre.
emi aber der Knubo gar .'^ehon geschlechtlichen Umgang ge^
pflogen hat, bo soll er schon au dem Forum, welches ihn vor sich
rutt, erkennen, welch schweres Vergehen er begangen hat; — aus
Eltern, Lehrer, Arzt, eventuell auch dem Geistlichen soll dieses
Forum bestehen. Die Pflichten des Gehorsams gegenüber den Eltern,
die schftdlichen Folgen meines Verg-ebens auf geistige und körperliche
Gesundheit, die (lebote der iieligion sollen ihm vorgehalten —
peinliclie Heaufaichtigung, strenge Bestrafung im Wiederholungsfalle
soll ihm in Aussicht gestellt und auch sofort eine, wenn auch ge-
linde Strafe diktiert werden. Der Knabe soll ersobattert das Gericht
TSrlasseo.
In allen den Fällen, welche diesen Beispielen ähnlich sind, wo
man es aber mit Kindern ungebildeter Eltern zu tun hat, handelt
— natürlich unter Zustimmung der Eltern — am besten der Lehrer
allein, eventuell unter Zuziehung des Schularztes und des Geist-
lichen. JSs sollen aber anf Elternabenden die Eltern darüber belehrt
werden, worauf sie ihre besondere Aufmerksamheit zu richten haben,
und aufgefordert werden, ihre Beobeohtongen den Iiehzem mit-
aateilen.
Wo es neh um widerspenstige, ungehorsame Kindw handslt,
sollen die nötigaiL Anf klimngen in einer Weise erfolgen, welehe ge*
Digitized by Google
482
eignet ist, die Einbildungskraft ganz besondera zu erregen. Ifaii
fübre ihnen besonders absohreokende Beispiele von Yerbreoben und
Unglttokal&Uen an, an welchen Toiaeiiige sexuelle Tätigkeit geftüirt
habe, man aeige ihnen Abbildungen von sexuellen Erkrankungen, ja,
man kann soweit geben, sie durch einen Arzt seznelle Knuike direkt
sehen zu lassen. Im Wiederholungsfälle aber müssen jene pSdSr
gogisoben Anordnungen getroffen werden, welche der Lehrer im
Interesse der Mitsohfller fOr nO% eraehteti nnd welohe eveninell bis
anm Anssohlnsse des Yerdsrbten filhren sollen.
In wohlhabenden Kreisen sollen solchen Kindern Eraieher bei-
gegeben werden, die ihnen nicht von der Seite an weiohen haben.
Wenn ich zum Schlüsse meine Ansfidhmngen in knnen Hanpt-
stttaen ansammeniassen soll, so würden diese folgendermaben lanten:
Erstens: Es ist dnnshans im Interesse der Jngend gelegen,
alle jene Mafsregeln zu ergreifen, welche geeignet sind, den Eintritt
der G^hleohtsreife an TeraOgem.
Zweitens: Wenn die Geschlechtsreife in hemuruhigendem Mafiw
eingetreten ist, oder wenn der Knabe gar schon einem ssKttellen
Laster zum ()j)fer j,'efalleii ist. dann sollen jene Maferegeln TCrschürft
werden, dann sind aber auch sexuelle Aulklärungen zu erteilen.
Drittens: Die Art und der Inhalt dieser Aufklarungen bilngen
TOQ der besonderen Veranlassung ab und von den Verhaitoisseu, in
denen der Knabe lebt.
Zur Aiuwabl der rerlenkoloiiUten.
Von
Dr. med. AziiAim,
Sdrolarzt in Erfbrt
Die Zeit der Ferien kommt wieder und mit ihr die Ferien-
kolonien. Der Schularzt hat in den V^olkaschnien die Auswahl
der Bedürftigen an treffen, nnd sie werden ihm präsentiert, die teils
anf G^emeindekosten, teils dnmh wohltätige Vereine hinaus
in den grünen Wald, in Licht und Lnft, bisweilen anofa in das
heilbringende Solbad gesandt werden sollen.
Unter den krftnklichen Gestalten finden sich viele roijfthrige
wieder. Wie kommt das, da sie seineraeit so mnnter anrflokkelirtent
483
Hai die Sobule wieder einmal» wie so oft gnmdloa beliaiiptet wird,
den Nntaen illnaorimh gemadhi? Damnf mnk wobX ht^ in den
meisten FiUen die Antwort gegeben werden: die Soknle nioht, wohl
aber die GleiehgOltigkeit nnd beinahe moehte man sagen ünTerficoren-
beit der Eltern.
Beim Einseben der betreffenden G-esundbeitssebeine, wie
ibn bebanntlieb jedee Kind bat» und aof Befragen stellt sieb berans,
dab trota aller AnifordeniDgeD, trota offiaieller und privater BeUbrangen
in der Zwisobenseit des Sobnljabies seitens der Eltern niobiB, um
das Emmgene festznbalten, gesobeben war. Nun ist wieder die
Gelegenheit vorhanden, einen hungrigen Esser för einige Wochen
kostenlos abzuschieben, und darum ist für die Gesundheit des Kindes
die Ferienkolonie so wichtig", dafs die Mutter in beweglicheu Klagen
die Notwendigkeit der Aufnalimo Letout.
Die Mittel für die Kolonien sind aber leider meist be-
schränkte, sü düJs diH Auswahl der hedüiftigpin Pfleglinge eine
sehr sorgfältige sf>!ii niufs. Darum empfiehlt sich ihre Einteilung in
l)estirninte Kategonen zum Zweck einer tii^^eron Aliirrenzung. Auf
die gesundheitlich weniger Gefährdeten muls man meist vernohten,
wenn nur für die Schwächsten Platz übrig bleibt.
Da ist nunmehr der Standpunkt geboten, dafs unter den dringend
Bedürftigen das Interesse, welches die Eltern der Gesund-
heit ihres Kindes sonst entgegengebracht haben, entscheidet.
Ohne dieses wird auch die beste Ferienkolonie niemals ihren YoUen
Zweck erreichen I Was nfltat es, wenn der I^rienkolonist nach Yiet'
wöchentlicher Erholung, wo eine Aufbesserung der Gesundheit gerade
angehahnt ist, wieder in die alten Verhältnisse der Gleiebgültigkeit,
der Unreinlichkeit und mangelhaften Ernährung gerät, wo der Vater,
bisweilen mit Rücksicht auf gewisse Vomrteile nicht einmal die frei
angebotene ftratliche Hilfe annehmen will, nm die Gksandbeit
der Kinder dauernd zu heben.
Keine Gemeinde bat ein Intereasa daian, die für die atotliebe
Wohliabrt snr YerflUgnng stehenden Mittel an diejenigen an Ttr-
genden, welebe wohl Nachkommen gedankenlos in die Welt setsen,
dieselben aber niebt an brancbharenf d. b. in erster Linie gesunden
Bfligem enieben wollen. Damit diese Mittel niebt nnnllta ans-
gegeben werden, soll man sie da anwenden, wo etwas an erreieben ist.
Anob die Landesrersicberangsanatalten, die Heilstatten nsw.
nahmen nnr Kranke, bei denen gewiase Aussiebten nnd Garantien
fax Ganeaong vorbanden sind. Würden die anderen, einem nnglttok-
484
Hellen Schicksal verfalleneD, >?uß;runde gehen, so wäre das freilich
bedauernswert, doch Tom Standpunkte der Zuchtwahl und Staats-
räson wirtschaftlich zu hilligen. Sie spheiden auf diese Weise aus
dem Kampf ums Dasein aus und können die fiassOi die Yolka-
gmndheit nicht weiter verderben.
Im Gegensatz zu den indolenten, renitenten, beaserwiaseDden
Eltern wollen wir die Kinder derer bevorzugen, wo der gute
Wille aafser Zweifel steht, wo die Auskunft ergibt, dals sie
sich natdi Kräften nm die Gesundheit der Ihrigen bemühen. Als
Pr&mie darauf diene die Ferienkoloniel So wird wenigstens,
wenn auch nicht vieles, dooh viel erreicht. Der gate Bifolg wird
EQoh Yater und Mutter überzeugen und weiter anfeuern.
Wenn die mangelnde ttntliche Behandlung kranker Sohnl-
kinder offiziell als Ablehnmig^gmnd fungiert, ao werden flieh Bltem
und Kinder das schon merken, die letzteren ihre Eltern um Be>
kandlnng bitten. Wir haben eo eine Handhabe mehr, einen Dmek
auf die Simnigen ananlLben. In welbher Weise kranke Sohnlkinder
nnter Beihi]& der Lehrendhaft der intliohen Behandlung ingefilhrt
werden können, habe i«»h aohon firOher erOrtert nnd daigitan, wie
mannig&eh dazu die Wege sind, um einen praktisohen Erfolg
der aohuläratliohen Überwachung au leiügen. Der hier
beaeichnete Weg reiht aioh den froheren Mitteln in wirkangsroUem
Grade an.
Ein Einwurf konnte allerdinga lauten: was können die armen
Kinder dalOr, dals aie ihrer unTerständigen Eltern wegen aus*
gesehloasen werden? Sofern sie gröüser und yentindiger sind, dodr
etwas I Manohes Kind kann den Eltern etwas abbetteln und ab-
sohmeioheln, indem es auf naehbarliohe Vorbilder bei Bekannten
hinwMsi. Wir wollen ja aueh diese Kinder nieht «barhaupt
ausaehlielsen, sondern nur, wenn die Wahl zwischen gleich be-
dttrftigen in Frage kommt, die einsichtsvollen bevorzugen. — -
Seinem Schicksal kann eben niemand entgehen 1
Digrtized by Google
486
Üb«r
die duftdiste Metliode der Sehprüfting bei Lernanf&ngeni.
Von
Dr. C. Ha^bukukAj
8chal«nt in Berlin.
29Mdi «iiidia in dir Yweiaigiiiig BwUner Sobnlinrte gehaltenen Tertnc«»
Mit vier Abbildungeu im Text.
Die Anffordemog, Uber die beste Sebprflfiiiigeiiietbode bei
Ueinen Kindern bier knn an leferieren, befolge ieb um so lieber,
als ee ja gerade augenlnUiebe Untenacbimgen gewesen sind,
welcbe tot jetzt fast 40 Jabiea die Bewegung dm Sdralhyi^eiie
so lebbaft aDgefaebt beben. Sie wissen, dab Ende der seebi^er
Jabre, gestflizt auf ein Material Ton mehr als 10000 Schnlkindem,
der Breslauer Augenarzt H. Cohn den Nachweis führte, dafo die
Kurzsichtigkeit zuDimint von der Schule im Dorf über die Mittel-
Uüd Müdchenschule hinweg bis üum G ynnia.^iurn, und m jeder Schule
von Klasse zu Klasse. Es ist Ihnen nicht miuder bekannt, dafs
diese Untersuchungen in /jililroichen Kulturländern Nachprüfung und
Bestätigung erfuhren, so duis über die Verbreitung der Kurz-
sichtigkeit in den Schulen ein statistisches Material vorliegt, das
mehr als emo viertel Million Kiuderaugen urafaCst.
Ich mul-ite auf diese Dinge deshalb kurz hinweisen, weil es
Ton Wichtigkeit ist, alle Methoden zusammenzustellen, welche je
bei den Augenuntersnchuneen von ScbulkinderE m Anwendung
kamen, um dann die beste hoi iiiazusuchen. Denn ani^osichts d^r
Massen Untersuchungen, die der Schularzt raindrstpnp zweimal im
Jahre zu leisten hat, wäre es ein schwerer Fehler, eine Methode zu
empfehlen, die nicht einerseits durch Exaktheit, anderseits aber
durch Leichtigkeit der Handhabung zweifellos die beste wäre.
Vorher nnr das unbedingt Notwendige über das Prinzip der
Sehschärfebestimmung.
Bekanntlich ist für unser Urteil über die Gröfse eines Seh-
objektes der „Gesichtswinkel" mafsgebend, den die von den äulaersten
Eodponkten des Objektes dnrob den Knotenpunkt des Anges cor
Digitized by Google
486
Netzhaut gezogenen Linien einschlieraen. Dieser Winkel hangt aber
nicht nnr von der Grölse der Objekte ah, sondern auch von ihrer
Entfernung vom Ang-e. Dies ergibt aioh sofort aus Fig. 1 : Dieselbe
seigt, daifl die Objekte A und B von ganz demselben Gesichts-
winkel eingesohlossen werden, obwohl B nur halb so grols ist wie A
Der GrftCwoimterBohied wird eben dadurch aaiigeglioheii, daJs B nur
halb so weit Tom Auge entfernt ist als A.
Hieraus ergibt sich die wichtige Konsequenz, dab swei Wege
siir Bestimmung der Sebsohiirfe Torhandea sind: entweder wir
messen in gleiobbleibender Entfernung, dann brauchen wir eine
Tafel mit yeraohieden grolssn Objekten, oder man miftt mit nnr
einer ObjeldgrOise, dann mnis der Abstand TerSndert werden; in
beiden Fällen geschielit nichts anderes, als dafs wir suksessive
den Gesiobts winke! Tsrkleinern, bis die Leistnngefilhigkeit des
Auges ersehflpft ist
Fig. 1.
Der kleinste Gesichtswinkel also, unter welchem ein Probeobjekt
noch deutlich gesehen wird, ist ein Ausdruck iur die gröiste Seh-
schärfe.
Welches sind nun die nbjekte, um die es sich handelt?
Diese ( )i jekte sind nicht Buchstaben, mchi Haken, nicht Bilder,
nicht Zill fM II. Sündern die Details, ans denen diese Dinge sich
aufbaue n, und diese Details mü^ppn so gewühlt sein, dnf^ sie in der
— bei jeder Sehprolie nelieiiL:eiiruckton — Entfernung unter dem
kleinsten Gesichtswinkel erscheinen, unter welchem em normales
Auge eben noch sieht ; dieser Winkel beträgt nach den Berechnungen
Snellbks eine Bogenminnte, also den 90x60. Teil eines reobtsn
Winkels.
Füz die praktisohe Bestimmung der Sehschärfe ist es empfeblens*
wert, sieh zu merken: Wird eine Sebprobe, die auf 10 m erkannt
werden soll, nur auf 2 oder 5 m entziffert, so betrögt die Sehschärfe
Vio resp. Vio. Man setzt also die Zabi, in welcher das Frobeobjekt
wirUiek erkannt wird, in den Zähler, nnd die Entfernung, filr die
Digitizeci by Google
487
es von einem normalen Auge noch erkannt werden soll, in den
Nenner.*
Welche Methoden kommen nun fQr den Lemanf^nger in
Betracht :
1. Bachstaben? Sie fallen fort, denn der Anfänger kann nicht
lesen.
2. Punktproben (M. Bubchardt)? Ebenfalls, denn der Prüfling
kann nicht zählen.
3. Die WoLFFBERGscben Bilder ?• Sie haben viel Bestechendes,
und die Kinder empfinden sie als ein Spiel. Nur mafs man sich
durch eine vorangegangene Nahprüfung sorgfältig überzeugen, ob dem
Kinde die Dinge geläufig sind, sonst verzeichnet man als mangelnde
Sehschärfe, was in Wirklichkeit nur mangelnde Ausdrucksfähigkeit
Fig. i. Fig. a.
ist. Diese ganz ausgezeichnete Methode eignet sich sehr für ängst-
liche und sehr kleine (selbst fünfjährige) Kinder — für Massenunter-
suchungen aber ist selbst sie nicht einfach genug.
4. Geeigneter sind die Haken nach Snellen. Von den hier
vorgeschlagenen Modifikationen (STEiOEB-Zürich, Rora-Spandau u. a.)
' Die übliche Formel lautet: 8 = ^, wobei S die Sehschärfe bedeutet, d
die gröfste Distanz, in welcher die Schrift eben noch gelesen wird, und D
diejenige Distanz, in welcher die Schrift — laut der beigedruckten Zahl —
gelesen werden sollte.
Einfacher und vollkommen ausreichend ist es, sich zu merken: „Die
beigedruckle Zahl kommt in den Nenner." Das Übrige ergibt sich dann ganz
von selbst.
' Bilderbuch für die Sehschärfeprüfung von Kindern (Breslau, Verlag von
Preufs A Jünger), von Dr. Wolpfbebo.
Digitized by Google
4ÖÖ
ist das iludell von fl. Coitn ^ das beste. Dasselbe besteht aus einem
kleinen Karton, anf dessen Vorder- und Rückseite sich nur je
©in auf 6 m berechneter Haken (s. Fig. 2) in verschiedenen
Stellungen befindet, so dalB durch Umdrehen der Tafel die
Stellung beliebig variiert und jedes Auswendiglernen vermieden
wird. Der Prüfling erhält eine Papiergabel (s. Fig. 3) in die Hand,
mit der er die Stellung des flakeuy nachahmt. Auf diese Weise
kouute H. Cohn die Sebleistongen zahlreicher wilder Völkeisohaften
laach und sicher feststeilen.
5. Die Methode von E. HEiM-J^ira-Charlotteriburn; stellt gewifiser-
malsen das Ei des Kolumbus dar, denn sie besteht einfach aus einer
Hand mit auageetrecktem Zeigefinger, dessen Stellung der Prüfling
naohzuahmen hat (a. Eig. 4). Naoh dem Fnnsip Ton H. Cohn
liflt HsDiAav seine Fmgertafel jetrt so modifiiiert»* dab anf der
Vorder* nnd Rfldkeeite des Kartone nnr je eine fland in w-
sduedener Stellung sioh befindet Dieee ICeÜiode iet der Idee naok
die ein&ehete nnd daher biste. Sie hat eelbat vor der SnEUiBir-
OoHNBohen Tafel den Yozsag, dab sie die Gabel erübrigt, deren
Handhabnng dem kleinen Sonde dooh nicht so abeolnt geläufig ist,
wie der eigene Zeigefinger.
Leider aber ist die HsniAiiKBohe Tafel nioht richtig konstniiert
* TIfeloheD nir Pirfifimg der Sehleiitiiiig oad SehMtUMk Batworlini ▼ob
Prof. Dr. Hermakk Cohk. Siebente (fflr Meisen untersaohttBgeu ver-
eilifacb te) Auflage. Breslau, Verlag von Priebatechs Buchhandl. Preis 26 Pf.
* Zu beziehen durch Speyer 4 Peten, Berlin, Unter den Linden 43.
Preis 50 Pf.
Digrtized by Google
489
Während nämlich der SNEiiLENsche Haken ebenso hoch ist wie
breit, also annähernd ein Quadrat deckt, ist die Hand in dtt
HBDfAKNschen Tafel fast dreimal so lang als ihre Breite, selbst an
der breitesten Stelle, beträgt; sie deckt also annähernd ein Bechteck.
Daher wird bei der Band (S = vorausgesetzt) aneh jenseits 5 m
noch erkannt» ob das Reobteck liegt oder steht — miüiin hat der
Prüfling hier nur zu entscheiden, ob der Finger nach oben oder ob
er naeh nnten zeigt — also nur zwei Chancen, während bei den
SNELLENscben Haken vier Mögliohkeiten vorhanden sind. Hieraus
folgt» dals die Stellnng der HsDiAiiiisdien fland viel leiohtsr ermteii
weiden kann ak die der Haken. Die DnrehsehnitiBwerte der e^
mittelten Sehaohäifsn sind also bei Verwendung der Handtafel in
der jetst vorliegenden Poim nngenan, weil m groJs, nnd maaoher
Knrasiohtige wQrde auf Gmnd dieser Sehprflfimg ak normalsiehtig
gebnoht werden.^
Sollte, wie sehen geplant, in einer niehston Anfinge dieser
Fehler dnreh Vezftndemng der Zeiehnnng vennieden werden, so
wird die Tafel mit der Hand awsifellos das beste Prilfangsobjekt
daisiellen. VorUnfig aber ist, ans den mitgeteilten Gründen, die
OoHNSohe Hakentaftl noeb die am meisten an empfeUende. —
Wer demnaeh ennitteln will, ob die SehsehSrfe seinea Schttlers
normal ist. stellt sich, die CoHNscbe Hakentefel in der Hand, 6 m
▼or dem Kinde anf, welches die Fingerstellung mit der Papiergabel
nachzuahmen hat. Am besteu gescbielit die Prüfung im Freien; jst
dies, wie im Wmter, nicht möglich, öü iitiissen die fünf üeter
parallel /u den Fenstern und unmittelbar uu diesen altgemessen
werden. Jedes Auge wird für sich geprüft, das andere mit einer
hohlen Schale verdeckt; nicht mit der Hand, da sonst leicht ein
Druck auf das Auge ausgeülit wird, der die Sehschärfe für die
Dauer der Prüfung herabsetzen würde.
* Dies ergibt sich a. a. auch aus folgender ÜberleguDfr : Eine Bogen-
minute (vergl. oben !) ist = eines rechten Winkels, mithin = t^iää
ganzen Kreisee. Der Umfang dieses letzteren aber betragt (für 5 m Radius,
denn die Finp'»>rtafel ist für 5 m berechnet) 10 X 3,1415 = 31,415 m, folglich
der zu 1 gehörige Kreisbogen 0,00145 m — 1,45 mm. Da Sehne und Kreis-
bogen bei so minimalen Oröfsenverhältnisaen als gleich grofs betrachtet werden
kSniiMi, M nflnen die Detaüa, ani denen fieh die fland mnfbaiit, 1,45 mm
diek Min, a. B. aaeh di» Anaattetelle dee Zeigefiagen. Der IfSnger hü jedooh
an dieter Stelle fut i mm dick.
490
Mills man näher herantreten — die einzelnen Meter markiert
man durch Striche an der Wand — bis auf 4 oder 3 m Al'Stimd,
so beträgt die Sehschärfe */c resp. ^/e. Will man ganz exakt ver-
fehreu, so darf man die Tafel nicht s?:leich in 6 m präsentieren,
sondern mnis dem Prüfling aus gruiserer Entfernung!;:, 20 oder 10 m,
allmählich nähertreten; nur so läfst sich ermitteln, ob die öehscliärfe
nicht etwa gröfser ist als normal, sie würde event. ^^^P ^^-^
betragen. Man nnifs eich dies immer vor Augen halten; denn lindet
man bei Aufstellung in nur 6 m vor dem Kinde 8 — ^At, und nach
einem Jahre dasselbe, so kann die Sehschärfe trotzdem erheblich
zurückgegangen sein, da sie zur Zeit der ersten Prüfung vielleioht
^% oder noch mehr betragen hat.
Znaohaner postiere man hinter den Prüfling, um Vorsagen zu
Teimeiden«
Ün» tterfammiunjieit unl) Vereinen.
Sohnle und Zahni^ege.
Antoreferat eines Vortrages, gelialten in der Jahres*
▼ersammlung des seliweiz. Vereins für SoHuIgesnndlieits-
pflege am 13. Juni 1904 in Bern
Dr. Eduibd FBisoHEBDT-Bem.
Die Scknle stattet das Msdohen, den Knaben mit den lUiig-
keiten aus, die ilim mm späteren Fortkommen noitnn. Es gilt das
▼orab für die geistige Entwieklung. Um aber anoh den Körper
einigermaßen für das Leben vorsnbeieiten» ist in den Lehrplan der
Tnmimterriobt eingereibt worden. Es ist Idar, dafs dieser letztere,
so wie er hente ausgeübt wird, hdneswegs genügt, unsere Jagend
zu einem körperlich starken Geschlecht zu erziehen. Um den Leib
recht wirksam zu stahlen und so vor einer Menge von Krankheiten
bei^r zu behüten, müfste dem Turnen weit mehr Zeit eingeräumt
werden; kurz, für das Kind wird m k tiperlicher Hinsicht nicht so
gut gesorgt wie in geistiger. Dieser tSatz gilt auch für Organe,
Digitized by Google
491
deren gesunder Zustand für das Woblbefindeii des MeiiBohen Ton
eminenter Wiohtigkeit ist; iok spreehe yon den Zllmen; denn wir
dttifen mit Jsssmr keek behaupten, dab in dioeen ein gut Teil
nnaerer Yolkakraft liegt
Dnioh das Mittel der Soknle aoUte a]>er ftr Erkaltung dieser
Zfthne unbedingt mehr getan weiden. DtaYoigeheii stelle ich mir
ungefthr folgendennalaen Yor:
1. Belehrung iu Wort und Bild. JKbrlioh wiederkehrende
Vortrage Aber Wert und Nutaen der Kauwerkxeu^^e haben das
Feld Torzubereiten. Zur Befestigang des gemaohten Eindruokea
dienen in den Schnlzimmem aufgehttngte Tafeln mit draatiaoher
Gegenllbeiatellung eines gesunden und eines kranken Gebisses und
mit einigen kunen Lehrsätzen über die Zahnpflege. YerstSrkt dflrfte
die Aktion noch werden durch Verteilung einer einschlägigen gemein-
verständlichen Broschüre an die Kinder. Mit diesem Vorgehen wird
zweiej'lei bezweckt:
EiLtmuI die Schüler selbst daruui aufmerksam zu machen, welchen
Schatz sie in ihren Zähnen besitzen, und des ferneren d;e I^ltern an
die Pflicht zu erinnern, dafe sie ihren Kindern auch in dieser Be-
ziehung die nötige Pflege schulden.
2. Verabreichnng der nötigsten Reinigungsmittel,
d.h. wenigstens einer Zahnbürste. Die tägliche Verwendung
derselben hütte selbstredend zu Hause zu erfolgen. Der Schule würde
lediglich die Kontrolle zufallen.
Jährliche fachmännische Untersuchung der Zähne.
Um einmal das Resultat einer solchen speziell für die Grofszahl der
Schulkinder hiesiger Stadt kennen zu lernen, sind im Laufe ver-
gangener Wochen ca. 4100 Kinder naoh dieser Richtung hin geprüft
worden. Das dadurch entstandene umfangieiehe Material ist in sehr
ausführlioher und zweckdienlicher Weise vom Schweiz. Gresundheits*
amte ausgearbeitet und dem Sprechenden ficeundliohst aur Verfügung
gestellt worden.
Die untersuchten Kinder im Alter TOn 11 — 16 Jahren waren
mehr oder weniger glückliche Besitzer von rund 104000 Zähnen.
Als gesund erwiesen sich von diesen 7BÖ0O oder 70%, wfthrend
2700O oder 86% leieht bis sehr stark kariös, also erkrankt^ und
3600 oder 3,3% nicht mehr Torhanden, d. h. schon gesogen waren.
Dieses Besultat konnte sum Schlüsse yerieiten, da& Mutter
Katar fbr die Zähne unserer Kinder aubergewOhnlioh gut gesorgt
habe. Dem ist leider nioht so. Der kleine P^osentsata der erkrankten
Digitized by Google
498
Zähne ist eben DarolischDittszahl. Bei Vergleichung der Yeraohiedeneii
Altersstufen und gsr bei G^egenttbeistellaiig der «inseben Sobnl«
kreise kommen wir m einem ganz andern Bild.
Naoh Sehn! bezirken (Kreisen) geordnet erwiesen oeh Ton
100 untennehten Zfthnen ak kariös:
Progymnaeinm (472 Sohfller nnd Sekttlerinaen) 48,5
KnabeneeknndaiBobnle (603 Sehüler) 39,4
MfldokenseknndanMshnle (711 SolilUerinnen) 32,7
FrimaxMbnle Mittlem Stadt (190 Kinder) 49,0
„ Snlgenbach (176 Kinder) 45,2
, Obere Stadt (157 Kinder) 48,0
n Lftnggasse (431 Kinder) 41,9
« Bittitenrain (489 Kinder) 35.9
. Untere Stadt (213 Kinder) 34,1
» Lorndne (210 Kinder) 31,4
, Branmatt (248 Kinder) 29,5
, Matte (221 Kinder) 28,1
Schoislialde (95 Kinder) 27,0.
Auf die Jahigunge vou 1892 — 1888 verteilt, waren von 100
ontersachteu Zabaeu erkrankt:
1892 = 22,67«
1891 =: 25,1 ,
1890 = 28,7 „
1889 = 34,4 ^
1888 = 35,8 „
Die Prüfung n;ieh untersuchten Gebissen ist nirht geeignet,
den schiechton Eindruck zu verbessern. Unter den 4100 unter-
suchten Gebissen erzeigten eich im ganzen nur 104 oder 2,5% gana
tadellos, unter welcher Zahl die Knaben mit 70 oder 3,4%, die
Mttdoben mit 34 alao 1,7% rangieren. Gute G^bieae, d. h. solche
mit höchstens ein bis vier kranken Zähnen, ianden wir bei 1129
oder 27%. Schlechte Gebisse, d. h. solche mit 5 — 16 kranken Zähnen,
bei 2683 oder 65%, und s^hr sohleohte Gebis.sp mit 17-^28 kranktti
Zflknen bei 186 oder 4,5 7o der untersnehten Kinder.
Wenn Sie mioh nun nach der Beaorgnng fragen, die man an
Hanse den Zahnen angedeihen Iftbt, so mnii ieh geetehen, dab ea
da rielfaeh nicht aussieht» wie es wOnaehbar wlie. Wenn Eltern
im allgemeinen dem Äolberen ihrer Ffiegebefohlenen ao wenig Anf-
merkMmkeit eohenkien wie den Kanwerknngen, ao wflide die
Oflbntliehe Meinung bald naeh G^tien nnd Yoiaohiiften mfen rar
Digitizeci by Google
498
Bebang wm ao iiiiwttrdig«n ZuBfeandes« Em «meriksniBoher
flygisnikflr — Gbaiton tfvsxoE — aagt darttber was folgt: ,|Nieht8
spriolit 80 empfehlend flBr einen M «naohen in besog auf eeine penön-
liolien G^oboheiten und eeine Lebenewetse als ein lebgehaltener,
sanberar Mond. Bio SebOnbeit eines feingeadhnittenen oder ebarakiar-
Tollen GMebtes wird hänfig «nfii nnangenebniste entstellt dnreb den
AnbHok nngepflegter Zflbne." — Solebe moisten aber Ton den nnter^
soebenden Organen in eisöhreoikender Zabl konstatiert werden.
Was wnrde aber von selten des Zabnantes anr BSrbaltnng der
gettbzdeten Zahne getan? Oder besser geeagt: in wie vielen Fällen
ist denelbe an Bäte gezogen nnd von ibm Hilfe geleistet worden?
Aneb die Beantwortung dieser Frage führt zu einem etwas depri«
mierenden Resali»t. Plombierte Zahne sind alles in allem 2303,
das sind 8,5% aller kranken Zähne, gefunden worden, und zw;ir bei
der geringe ü Zabl von 636 Kindern. Von den 2400 Primarschülem
und Schülenuüen konnten nur etwa 46% überhaupt eine Behand-
lung nachweisen. Wenn wir bedenken, dals von den 17200 er-
krankten Zähnen der Primarsohüler blols 2.31 oder 1,3% plombiert
wonlen sind, so ist das ein wahrhaft kläglicher Befund. Etwas
besser atehts in den Mittelschulen; hier haben sich doch von den
1750 Kindern 60 % der gefürchteten Hand des Zahnarztes anver-
traut und sind 574 oder 32,8% der Schüler 2072 Zähne plombiert
worden, das sind In, 4% der 1340Ü kranken Zähne der Mittel-
schüler und Schülerinnen.
Diese Vergleiche aufstellen heilst erkennen, dais für die Zähne
der Schulkinder in ganz ungenügender Weise gesorgt wird, nnd daüs
die Zahne der sablreichen VolksschnUdnder eine ungleich weniger
loig<ige Bebsadlnng erfahren als diejenigen der Mittelschulkinder.
In bezug auf Gesundheit des Körpers soUte aber die Jugend
aller Stände die Schule gleich gut fürs Leben vorbereitet verlassen
können. Wenn wir nun zu Anfuig behauptet haben, dafia die Zähne
für Erhaltung der Gesundheit von gröfster Bedeutung seien, so folgt
als Konsequeus hier der Wunsch, der Staat möchte in aus-
gedehnter Weise da helfend eingreifen, wo die Familie
die nötigen Mittel niebt aufbringen kann. Dab diee im
eogstsii Anseblnfs an die Scbnle an geseheben bitte, lewsbtet ans
sU dem Gessgten ein. Und wieviel konnte da gebolftn werdml
Weim wir sehen, dab s. B. in Bern von den nntetsaebten Zahnen
56 V« liob ab leiebt erkrankt erzeigen, und wenn wir dasu die 7,5 Vo
beieitB plombierten Zibne reobnen, so bekommen wir damit die Zsbl
Digitized by Google
494
derjenigen Zulinp», die durcb energisches Vorgehen mit giölster
Wahrscheinlichkeit ihren Besitzern erhalten wrid^n könnten.
Wie hat dieses Vorgehen, die Hilfe des Staates, zu
erfolgen? Damit kommen wir zur letzten und wichtigsten Forderung,
dem B«gehron nach Errichtung von Schulzahnkliniken» die von
Staats wegen unterstützt und in den Stand gesetzt würden, den weiteafc'
gehenden Anforderungen zur Erhaltung der Zihne zu genügen. —
Am Schlüsse meiner Ausführungen angelangt, gestatten Sie uar,
dittelben kurz in folgende Thesen anaammenzufiunen
1. In der Schule mufs mehr als bisher dnieh Belehrung in
Wort und Bild auf den Wert der Zfika» aufmerkeam ge-
maeht werden.
2. In der Sobule sollen die nötigen Mittel lur Zahnpflege,
d. h. wenigstens Zalinbttrstsn, Tevabfolgt werden, und swar
an arme Kinder nnentgritlioh.
3. Es ist auf Orflndung von Kliniken hissnarbeiten, in denen
die Zfthne jtthrlicb unteisueht und, soweijt nOtig, in den
Stand gesetst werden. — Wenn mOgliofa, hat aueb diese
Behandlung kostenlos su erfolgen.
Der YL allgemeine Lehrertag ia Budapest.
MitgeteUt von Direktor £. BATBF.Wien.
In Anwesenheit von etwa 2000 Fftdagogen, Lehrern und liebferinen
sni aUen Oaaen des Lindes, warde am 5. Joli 1904 in der Hauptstadt
Ungarns dieser Lehrertag eröffnet. Der letzte ungarische Lehrertag hat
im MilleniiiuiiHjabre stattgefunden, und Geheimrat Albert Berzeviczy,
der damals als rr trr lU'fercnt fnngierte, erschien m dieser Versammlung
als oberster Ltuor des oDgarischeu Unterrichtswesens, am die Lehrer
Ungarus zu begrüfsen.
Ton Ysrlksndlungen und Anträgen, die die Sdnl- oder Erdehongs-
bygiene berOhren, ist folgendes berronuheben: In der Fachsektion der
Erzieher des Rettungsbanses hielt Paul Cayaloni einen Vortrag Aber
„einheitliche Organisation der Waisen - und Rettungsh n user".
Er beantrri'^tt\ nian möge »Ion ZAfrlin^cn Unterricht in einzelnen Industrie-
zweigen crteiieu und zu diesem Behufc Werkstätten errichten. Dies wurde
auch beschlossen.
Paul Guttekbbbg sprach Aber den Wert des SUjd-Unter-
riebtos. — Izsö Szncz (Nsgyrirad) demonstrierte die Entwickluog der
Handfertigkciteo. — Der greise Ausscbufs des Landeslebrervereins bescblols
die Schaf fang einer Erbolungsansiedlung fflr Lehrer am
Plattensee.
Digrtized by Google
495
in der am 6. Juli tagenden SeMu» itlr Hyu^ene Indt FriTatdosent
Dr. Desxber Kutht einen Yortng: «Die I^rer im Kampfe gegen die
Tuberkulose", in ^selrhpm er die gegen die TnbcrIiu1o>e m ergreifenden
sanitären Mafsregeln anlübrte. — In der pädagogischen Fachsektion er-
örterte Andbeas Stmkö (Sopron) die Frage, ob zwischen dem Unterricht
in der Volksschule und dem der Mittelschale die nötige IttckeoloRe Yer-
iKindiuig bestehe. Der Yortragende ist der Ansieht, dab dieses Ziel nur
dnrdi rege, naonterbrodiene Beröhmng zwischen YolksscbnUelireni nnd
Hitftelschnlpfofessoren erreicht werden könne.
Alexander Peres (Budapest) erörtert die Frage des Bandes
zwischen B amilie und Schule und die Bedeutung der Erziehungsfrage
in der Familie. — Die Lehrerin Frau Dionys Garz6 (Bndappst) trat für
die Bildung von Mädchenverei nen ein. — Lehrerm Fruu Dionys
DOBOOSiOBX sprach ftber die hänsHehe Erz ie hang der Htdchen*
In der toiialpldagogisehen Phdisdition hielt Eolvamk EGXI-T6th
einen Vortrag aber Kinderschutz, welcher von Seiten der Schnle viel
zn wünschen Qbrir: Hifst, so da£s in dieser Beziehang ein Eingreifen der
Begiemng nötig ^eiu werde.
In der Sektion für die Er/utmng kleiner Kinder hielt AbiiEaT
SZTEPANKO eiuea Vortrag tkber die Beobachtung der Kinder.
Dr. Paul RAiraOHBü&a sprach Aber die Methodik des Kinder-
stndinms» Amdbbab Sockö (Sopron) «her die praktische Ansbildnng der
Lehramtskandidaten nnd die Übnngsschnle.
Im di r Versammlung des Bürgerschnlvprcins liielt Frl. Gisela SCHMIDT
(Budapest) einen interfs-'nnten Vortrag unter dem Titel: Wann würde die
ungarische Mädcheubüigerschnle ihrem Berufe nnd ihren Aufgaben ent-
sprechen.-' — Dr. Aii£xiuä KEJiiKöYlKTÖ (Budapest) hielt einen Vortrag
Aber J ugendvereine.
Der Flenarrenanunlung am 7. Juli wnrde ein Referat vorgelegt iSber
die Gründung von Volkserziehungsvereinen. Der Zweck dieser
Vereine wäre, die Gesellschaft mit den Schulen in nähere Verbindung zu
bringen und namentlich dem Erziehungswe^rn und dem nationalen Volks-
unterricht zum Fortschritte und zur Entwicklung aufzuhelfen. Die Idee
war bereits von Baron Josef Eötvüs augeregt worden, konnte aber infolge
semes früh erfolgten Todes damals nicht Terwiiklkdit werden. Jetzt, nach
36 Jahren, initlerte der Sektionsrat im Knltasministerhim Dr. Btak Makat
neuerlich die Verwirklichung dieses Planes, mit welchem sich die Lehrer-
facbpresse bereits eingehend befafste, und nun gelangte dieser Plan zur
Verhandlung. Als Referenten waren b^tellt die Lehrer VmzENZ KovXcs
(Arad). Bkf^a Mlnke (Budapest) und JOHANN Makkay (VÄnos-Gallalva),
deren Ausführungen beifälligst aufgenommen wurden.
ißt diesem Lehrertage war anch eine Lehrmittelansstellnng
unter dem Frotektorate des Unterrichtsministers nnd des Handelsmkiiaten
verbunden.
Der erste Teil dieser Ausstellung enthielt die Exponate des Orgaui-
sationskomilees : Klcinkindcrbewahrung, Volk>«chulunterricht, landwirtschaft-
liche und Hanshftltiniffs - Wiederholuugsschule, Handarbeit, Tagesheim,
Gewerbe- und llai dclilelitlingsschule und der Waisen- und Rettungsh&user.
SchulgeeuQdbcitspilege. XVU. S6
Digitized by Google
496
Der zweite Teil bildete die eigeatliclie LehrmitteiausstellnDg. Hier
waren vollständige Scboleinrichtungen und die fOr den Unterricht notwen-
digen Hil&mittel in sehr tibersichtlicher Weise zur Schao gestellt In
eniar Linie ist die Ansstellmig des Ander stidtiBGlien Yft^mltmum ss
nenneDi mlche ans einer ganzen Miniatorlandschaft bestand, die von den
ZOt^ingen ansgetflhrt war. Daneben befand sich die Kollektion der Grols-
handlungsfirraa Max Bettkliieim & Comp., welche Spielwaren n. dgl. zur
Anschauung brachte. In der Gruppe für Sdireib- nnd Zeichenrequisiten
ragte die ungarische Stahl- und Schreibfedem-, Federstiel- und Indigo-
papierfabrik Josef Schüler hervor. Physikalische, chemische ond nedift*
nische Lehnnittel stellte die Lehnnittdanstalt Ebd^lt Ssabo (Bndaiiest)
aus, Produkte der Jugend- und KinderlÜenKtar die Fimia Sinqeb &\VolfnbB|
Schnibinke die Firma Lbopold Fkwsls Kaclifolger (Bodapest IX B>.
Angeborene Wortblindheit, d.h. die angeborene Eigenschaft, nicht
oder nur mit der gröfsten MQhe lesen lernen zu können. In der „Ntdarlandsche
Tiidachritt voor Geneeahmde'* ^ Jahrgang 1903, TeU II, 8. 295, Yeröffeat-
lidift Herr Dr. C. 8. LsomaB, Angenazzt» folgenden FiU ans seiner
Praxis. Ein Knabe von 13 Jahren kam nüt seinem Yater an ihm, um
Bich wegen eines krankhaften Znstandes, wdcher mit oben genanntem Fehl^
nichts zu tun hatte, behandeln zu lassen. Hierbei teilte der Vater dem
Arzt mit, dafs sein Sohn noch gar nicht l^en könne, sogar die Bnchstaben
noch sehr mangelhaft kenne, obwohl er schon mehrere Jahre in die Schule
gehe. Bei der Untexsaelinng des Knaben fand Dr. Lkskebl nirgends
etwas Abnormes, im besonderen aneh nicht an den Angen; die Beliseiiiifs
viSiT vollkommen normal. Bei weiterer Nadifrage stellte sidi herans, dab
der Knabe, nachdem er drei Jahre in der untersten Klasse gewesen war,
die Buchstabon noch nicht kannte Jetzt kennt er nur eim'ge Buchstaben
gut, bei manchen irrt er sir}} inmier, und andere kennt er gar nicht Von
Lesen ist denn uucii gur mcixt die Kede ; sogar die einfachsten, emsiibigen,
geschriebenen oder gedruckten WCrter sind, mit Ansnahme Ton einsehien,
Ulr ihn nnbegreiflich. Weil er ein gutes Gedächtnis hat, weÜs er Gedichte
Torzflglich auswendig; er liat dieedben durch wiederholtes Vorsagen ge-
lernt. Autfallend ist, das er Zahlen wohl lesen kann und aufserdem
einigermalsen zu addieren subtrahieren iird Trtnltii>li7ieren versteht. Das
Erkenniinsrsvermögen für Menschen, liere uud Gegeüslände läfst nichts zu
wüuäciieu übrig; der Junge ist intelligent und eifrig, ja, die eine oder
andere Arbeit sn Hanse macht er schneller und besser als andere Kinder. Bis
jetst sind nur ongefUir swOlf FUle dieses merkwürdigen Sym|itomenkomplexes
in der Literatur bekannt; auffallend ist jedoch, dafs Nettleship sofort
fOnf Beispiele ana seiner Praxis als WortUiadheit aneikannte, nacliiiem er
Digrtized by Google
497
durch du LeMB fiinfls ArtikolB von Hinsslwood auf diflse Abnoiiiiitil
aafmerksam gemacht worden war. Daraas geht hervor, dab die Krankheit
öfter TorVommt. als mfin planlipn sollte, dafil sia jedodl blB Jetzt lange
nicht immer als solche erkannt \vorden ist.
Die Erklärung dieses merkwürdigen Krankheitssymptomes ist nicht
leicht. NatOrlicb liegt der Grand nicht im Auge oder im Augennerr, weil
der Knabe Tonflelicii sehen kann, nur keine Bncbitaben erkennt Man
flnÜB den Defekt also im QeUm selber Sachen; die Attnahme eines Fehlers
in einem bestimmten Buchstabenaentnim im Gehirn, einer Stelle also, wo
das Wahrnehmen von Burhstabcn zum Bewufstsein kommen würde, stöfst
nach der MeinuBg des Heim Dr. Lechner auf Widerstand, woranf wir
flbrigens aa dieser Stelle lucht eintreten werden. Von grüfster Wichtigkeit
ist es für den Lehrer und mehr noch für das kranke Kind, dals ersterer
mit der Existenz derartiger Fälle bekannt sei, denn die Anssiofat, daft ein
soldies Kind in der Sehale iDr bcschrlnkt, fanl oder widerspenstig gehalten
wird, ist nnr zn grols.
Je frfShcr man mit ficm gewöhnlichen Unterricht aufhört, nm so
besser ; ?rivatunt( rricht kann hier noch dies und jenes zustande bringen.
Der in dem Artikel des Herrn Dr. Lechneb geschilderte Knabe erhielt
während einiger Monate PhvatunternchL und machte hierbei gröfsere Fort-
schritte als hl der Sdinle in einigen Jshren. Hier soll jeder Fall fftr sich
benrteilt werden ; hisfreilen, wenn der Grad der £ntwickhmgsstOmng emst-
lich ist, erreicht man nichts, im entgegengesetiten Fall mitunter sehr viel.
Dr. Lechneb ist überzeugt, dafs sich unter den Schülern, welche jetzt als
rückständig behandelt werden, wohl einige befinden, die nicht sc) i wachsinnig,
sondern wortblind sind. (Mitget, v. Dr. med. MoiTTON-Haag.)
Ober die soziale Bedeutung des Kindergarteuä sprach um
aehweiaerischen Khndergartentag in Basel (9 — 11. Jnli) Rektor Dr. E.
ZoLLnrGBB. Der Redner Alhrte snntehst ans, wie hente alle Welt «vom
Sozialismus ergriffen*^ werde. Reich und Arm, Hodi nnd Niedrig be-
schäftigt sich mit der sozialen Frage. Jede Partei mOase sich sozial
betätigen.
Basel hat in sozialer Hinsicht Bedeutendes geleistet. Ks hat schon
im Jahre 1869 ein Fabrikgesetz erlassen, das acht Jahre später durch das
cidgenMache Fabrikgeaetz abgelöst worde. Im Jahre 188S folgte das
Arheiterinneaaehntzgesetz, die Errichtong der Poliklinik, das Gesetz, be-
trstfend Sonntagsruhe, die Revision des Annenwesens. Basel hat sich auch
lange schon mit praktischer Sozialpildagogik befafst. Den bedürftigen
Kindern wurden Milch, Suppe, Schuhe und Kleider verabreicht. In Langen-
bruck befindet <:ich eine Kinderhcimstättc. Die Gründung der ersten Klein-
kinderschulen m Basel fällt in das HungerjaUr 1817. Die gemeiimützige
Gesellschaft beschAftigt sich seit 1843 mit denselben, wfthlt Delegierte nnd
stelU Mittel dafllr znr Verfhgong. Im Jahre 1878 erfolgte die Gründong
der ersten FitÖBKLSchen Kindergärten. Auch diese erfreuen sich seit 1878
der Unterstützung der gemeinnützigen Gesellschaft. Im Jahre 1895 fand
dann die Verstaatlichung der Kindergärten Basels unter dem Namen Klein-
kindenmstalten statt. Gegenwärtig zählen wir in der Schweiz 820 Kinder-
gärten. Davon besitzt Basel 81, Zürich 51 (inklusive Kleiukinderschulen),
25*
V
498
Genf 66. Die meisten Kindergfirten fallea auf die Stadt, da wo die Jn-
dustrie am entwickeisten ist.
Der Gründer der Kindergärten, Fkieukich Fköbel, hatte der so-
zialen Säte dea KindergartoM aoeh aielit BeelutiDg getragen. Dn Wort
SoaaUmun war aUerdinp acfaon an FsöBBLa Zeiten geprlgt, nnd FsöbkIi
war anch den nenen Ideen nidit ganz unzugänglich. Allein er hatte bei
ChrOndnag seiner Kindergärten mit so vielerlei Schwierigkeiten zu kämpfen
— die RegieniDs: betrachtete seino Krziehungsweise als eine Gefahr für
den Staat — , dafs er nichl dun li Hcreinziehttug der sozialen Frage die
Schwierigkeiten noch vergröiseru wollte.
Faöbbl wUl daa Kind natnrgemftla enieheii. Er will ftberhanpt all-
seitige Weekong des Kindes. Der KOrper soll dnrdi gymnaatiaebe Üfamigeii
ausgebildet werden, die Ausbildung der Sinne (Farben- nnd Tonsion) soll
dnrch Gesang, Musik usw. bewirkt werden. Der Tätigkeits- nnd Besch&fti-
gungstrieb des Kindes, sowie die sittlichen Gefühle werden dnrrh treeignete
Beschäftigung, die aber durchaus den Charakter des Spiels haben soll, und
durch Belehrung bei diesem Spiel entwickelt. Isuu über will Fböbel die
Erziehung in den Händen der Mutter wissen.
Da gibt es jedoch neben den beiden Gruppen, die ibre Kinder niebt
erziehen wollen, oder die unfthig dazu sind, eine grofse Gruppe von Eltern»
die infolge ihrer sozialen Verhältnisse ihre Erziehangspflichlen nicht erftülen
können. Diese Gruppe ist namentlich in der Stadt eine sehr grofse. Da
wflrde also die Erziehung im vorschulpflichtigen Alter eine grofse T.flrko
aufweisen. Die soziale Gerecbugkeit verlangt demnach die Gründung von
Kindergärten, deren Besuch anentgeltlich ist.
Ferieilkolottieii !■ BePlii bestehen schon seit einem YierteUabr^
bnndert. Die Erfolge, die anf diesem Gebiete errangen wurden, sind gewiis
anerkennenswert — im letsten Jahre konnte etwa 4400 Kindmn ein
Somineraufenthalt in den Ferienkolonien «möfrlicht werden — , aber es
läist sich nicht verkennen, dafs dieser wichtige Zweig der sozialpolitischen
Ftlrsorge noch mancher Aasgestaltung bedarf. Statistische Ermittelungen
haben ergeben, dafs der Gewinn, den die Kinder in geistiger and körper-
licher Beitehmig erlangen, rameist schon nach kurzer Zeit wieder verloren
geht, weil die Rfickkehr m die nnanreiclienden häuslichen Verhältnis den
Gmnd zn neuen Erkrankungen legt, nnd die Eroähmng der Kinder oft
auch nicht den bescheidensten Anforderungen entspricht. lVTanc)ie private
Vereine liaben daher, als Seitensttick zu den Ferienkolonien, auch eine
Art Winterptlegc eingerichtet, doch ist es infolge des Mangels an Mitteln
bisher nicht möglich gewesen, eine gröfsere Anzahl von Kindern an dieser
Vergünstigung teilnehmen za lassen. Anch die Gewfthrong von Mflch nnd
Semmeln an arme Kinder in den Wintermonaten steUt, so dankenswert sie
an nnd für sich ist, nur einen Notbehelf dar. Immw mehr bricht sich
unter solelien Umständen die Überzeugung Bahn, daf> flie Stadt-
gemeiuden die Pflicht haben, für das Wohl der Kiinler un-
bemittelter F amilien zu sorgen und dies nicht der Privatwohitutigkeit
zu fiberlassen. Die „Volkszeiiung'' weist darauf hin, dafs in dieser Be-
ziehnng Charlottenbnig anch hiv mit gutem Bei^iel vorangeht; wie diese
Stadt das System der Schnlflnte Ifingst ausgebildet hatte, ehe man sich in
. ijui. u i.y Google
499
BerKn dazu eDtsddob, die Kinder io den Qemeindeschiüen einer stftndigoi
ärztlichen Überwachung zu unterziehen, so hat sie jetit dte Abaidit) die
Ferienkolonien cvcntnoU in städtisdic Kegio 7n nehmen nnd hicrdorch zu
bewirken, dafs nicht niflir Kinder, die der Erholnng in Ferienkolonien
bedürfen, von diesen au> pekaniflren Kni ksicliteo ausK'oschlossen werden.
Die Frage der Kareuz des Seliulbesaches nach akuten lufek-
ti§Mknuik]ieneB berührt Dr. FisoHii-Prag in einem kvsen Anfittz in
der ^Mmaiasekr. f. mmhrheUhmde' (1904, Nr. 3, HI). Bekanntlidi
TerfQgen die meisten Kulturstaaten ttber gesetzliche Verordnungen, Regu-
lative oder anderweitige Vorschriften, welche die Wiederaufnahme des
Schuliiesuches nach überstandener akuter Infektionskrankheit regehi. So
setzt ein franzüsisclier Ministerialerlafs fest, dafs ein Scharlachkranker erst
40 Tage nach Beginn des Ausschlages, falls die Schuppuü<j bi^ daixiu be-
endet ist, ein Mtueniknuiker ntch 21 bis 25 Tagen, ein Kenchhosten-
kranker nach 42 Tagen, wenn nm diese Zeit die charekteristisehen Hnsten*
attacken aufgehört haben, ein an Röttln Erkrankter narli 14 Tagen, ein
DiphtheriekraDker nach Taigen, ein Miimpskrankrr nach 22 Tagen und
ein au Varicellen erkruuktes Kind nach 25 Tagen den Schulbesuch wieder
aufnehmen kann. — In England betragen die entsprechenden Ka^en^i:eiten
für Scharlach 42, für Masern 21, für Keuchhusten 42, für Röteln 14,
fttr Diphtherie and ftr Mumps 24 Tage, wSbrend bei Yariceilen die be-
endete Abstofsong der Borken verlangt wird. — Belgien fordert für
Scharlach sechs, für Masern drei Woclion und für Diphtherie 40 Tage.
Wttrtt r mherg für S'^linrlach sechs Wochen, für Masern nnd Diphtherie je
vier Wochen. Diese Schwankungen der Karenz/eiten in den einzelnen
Ländern bedeuten teilweise vermutlich den Ausdruck der da und dort ge-
wonnenen Erkenntnis, dads innerhalb eines kürzeren Zeitraums immer noch
eine TnfekUonsmOglichkeit besteht Es ist somit flir Tide FttUe selbst die
theoretische Forderang noch nngenflgend.
In der Praxis steht die Sache noch schUmroer, weil gewöhnlich durch-
ans nicht mit der notieren Strencre vorgegangen wird und vif^lo Kinder in
noch infektionsfähigeni Zustande den Schulbesuch wieder autnehnicu. Wie
eine Enquete in den Prag er Schulen ergab, wird daselbst allerdings genau
daraber Bnch geführt, wie viele Lesestanden daa Kind mit oder ohne Ent-
scknldigong versiomt hat, der Grand des Fernbleibens wird jedoch nicht
vermerkt. Nur in einer einzigen Schale fand Fischl die entsprechenden
Notizen und war so in der Lage, aus sechs Schuljahren etwa 200 Fälle
der verschiedenen akuten iTifoktionskranVIioifpn zusammenzustellen. Die
Bearbeitung ergab, dais bei kt nier der sulu-a registrierten akuten fnfek-
tiouskraukheiten auch nur die Mohrzahl der l<'älle bescheidenen Forderungen
Abstinenz rem Scbolbesnche genügt, ja dals meist mehr ab die
Hüfte nnd noch darflber bereits zo einer Zeit wieder am Unterricht teil-
nimmt, zu welcher wir nach dem jetzigen Stande unseres Wissens die In-
fektiosität noch durchaus nicht als erloschen betrachten können. Was die
entsprechend lange Ferneebliehenen anbelangt, so spricht Fischl die An-
sicht aus, die meisten von ihnen hatten die richtige oder eine längere
Karenzzeit nur innegehalten, weil schwere Komplikationen den Krankiieits-
Terianf Tsrlängerten. Er verlangt daher strengere Maisnahmen (ftrsdiche
Digitlzed by Google
500
Atteste), deren Durchführbarkeit jedoch in vielen Fnllen daran adicitert,
da£s die Kraakeu nicht in ärztUcher Behaadlung stehen.
Die JugendBpiele des gemeiunüUigeD Vereins in Dresden
wurden im Sommer 1903 vom 24. April bis 18. September fUr Knabea,
lOdchen und Jungfrauen auf sechs Fl&tzen betrieben, von denen fitnf tob
der Stadtverwaltong beigestellt oder von Privatpersonen dem Verein inent^
geltlich zur Yerfttgnng gestellt wurden. Der Gesamtbesuch der Kinder
betrug 217i36 Knnben und 39931 Mädchen. Die Spielkinder creh^irten
3 höhereo Mädeln u , 14 Bürger-, 38 Bezirks-, 2 Seminar-, 4 Privalschulen
und mehreren hohe reu Schulen an. Die Spiele der Knaben unter Führung
von 29 Leitern mit 177 Spieltagen w&brten von 5 — 7 Uhr, die der MSdchen,
onter 95 Leiterinnen mit 1^ Spieltagen von 57s~7 Dbr an je vier
Wochentagen. Die Leitung der Ifldchenspiele gesehah ohne ESntscbftdiguog
mit Aosnahme der Tnmlebrerin und zweier Herren, dagegen erhielten die
Leiter der Knabenspiele eine Entschädigung. Die Gesamtkosten heliefen
sich auf 21ÖÜ.26 Mark. Die Teilnahme an den Spielen ist uneutgeltlich.
(^Körper u. Geisf^^ Nr. 6.)
Über den praktiseheB Wert der Ermfidangsmessangen sprach
am Kflnbevger Kongresse Sanitatsrat Dr. Altsohül in Prag. Eeferent
bestritt den bisher angestellten Untersnchnngen dieser Art die Bereebtignog,
sn Schltlssen für die Praxis des Unterrichtes verwendet zu werden. Itm
Kardinalfehler bestehen dnrin, dafs sie keineswegs nattlrliche Schulverhält-
nisse wiedergeben, sondern trmüdangskunststücke darstellen, bei denen
schlieMich die als Mals der Eimuduag dienende Fehleranzahl noch aus
anderen Quellen, irie Nervosität, Suggestion, mangelndem Intesesse vsv.
entstehen kann. Aneh ist vielfiieh nicht nach den Grandsltien der »voiane-
setsongslosen" Wissensdiaft verfahren worden, sondern der Experimentator
hat seine Untersuchungen ^nnter dem Ausdruck seiner Meinnng" angestellt,
indem er auf ein anpenommenes Ergebnis hinarbeitete ATTsr-nri. will
nur diejenigen Ergebnisse gelten lassen, die während des regeimaisigen
Unterrichts an der Hand der Schulaufgaben gewonnen werden; und zwar
ohne daA die Sebflkr eine Kenntnis davon haben, dab sie Oegsostand
eines Experimentes sind, TeriifiUcher als die Usbenlgen Uassemmtsr-
suchungen aber sind Einxdnntersndiongen, und empfiehlt deshalb Altschul,
eine Kommission cinzusetsen, die ein f&r diese Zwecke zo benntsendes
Schema ausarbeiten soll.
Speisung armer Sehnlkinder und FerienkoloDien in Stettin«
Dem Bericht von Rektor Slelaff, Schriftführer des Vereins für Ferien-
Versorgung, entnehmen wir, daft sieh im letsten Winter nm Mittagessen
bewori>en hatten 1668 Kinder, von denen nadi soigflQtigsr Auswahl tiglich
durchschnittlich 1304 gespeist wurden. Davon waren von arbeitslosen
Vätern 541, von Witwen 473, von kranken Eltern 113, Ganzwai"rn 19,
von eheverlassenen Frauen 76, von sehr nrmen Familien 121 ; von 18
Kindern war der Vater in einer StralansUiU, von 6 in einer Irrenan^^talt,
5 geüuiteu i^amüieü an, deren Oberhaupt Gewuhuheitätrinker ibL Bei
51 Kindern hatten die Eltern fünf Kinder, bei 45 sechs, bei 35 sieben,
bei 14 aeht, bei 7 neun, bei 5 sehn, bei 1 elf, bei 1 swOlf und bei 4
13 Kinder. Die Kosten betrugen fimt 8000 Mark. M laafenden Sommer
Digrtized by Google
werden in nenn Kolonien 360 Kinder Ter^orjrt. 120 mehr als im vorippn
Jahre. Die Tätigkeit des Vereins bat sich überhaupt von Jahr za Jahr
erweitert, und es sind, neben der nrsprflnglich allein be^tphenden Ferien-
Tersorgung schwächlicher, abgearbeiteter, kränklicher Kmder, Heilstätten
geschaiiBD worden, in denen aebwer kniike Kinder geiieilt werden.
Uber MvMder im Kreise Amslierg rer^yisnUiclit die KOn^
Regiemng eine Znsaoimenstelhing tau dem Yerfloasenen Jahre. Die Stadt
Altena verabfolgte hiernach in drei Sdmlen an Krinhen tind Madchen in
43 "Wochen je ein Bad, im gan/eii 3Ü- bis 40000 ilädcr . in drr Stadt
Arnsberg werden die Koabeii der vier oberen Klassi n wuiueütlich ein-
mal zum städtischen Schwimmbad gciuiirt; im btadllireise Dortmund ist
in einer katiiolisehen Schnle eine Braveebideinrichtang getrolfenp in welcher
an Knaben 5478 nnd an ICldcboi 4334 Bider Yerabfoigt worden. Die
evangelischen Scbtller erhalten dort teils unentgeltlich, teils gegen geringee
EnttiGlt BadegolcRpnheit in städtischen Anstalten: in Hagen sind nenn
Volksschuiliauser mit Brausehadeiurichlungen vef^^chon, in denen Knaben
und Mädchen 126605 Bäder erhielten ; in Haspe (Kückelhausen) erhielten
io 3\z Monaten 2685 Knaben und 257^ Mädchen je ein Brausebad. Neue
Sebnlbadeeinriebtangen tdnd geplant in Mengede, Wattenscheid,
Wetter nnd Herdecke.
Über den EinflnüB der Jngendspiele aof die Hers titi|fkeit sprach
am Nümberper Kongresse der Breslaner Schularzt Dr. Samosch. Referent
bat an 190 Breslauer Volksschulkindem im Alter von 9 — 13 Jahren Unter-
5iuiiiin!7en anprestellt, welche in der Haoptsache den Eintiuls der Spiele,
zum ieil aber auch des Turnens, auf die Herztätigkeit der Kinder zum
Oegenatand hatten. Das Haoptaogenmerk warte darauf gerichtet, fealin-
natellen, 1. inwieweit 8|iiele nnd Tuneo bei Innehaltnng der mafigebeoden
behördlichen Bestimmangen das Herz der Kinder Oberhaupt beeinflnftten,
nnd 2. welch langer Ruhezeit es bedürfte, bis die durch das Spiel be-
sonders bedingte Erregung der Herztätigkeit wieder schwand und dem
Normalzustände Platz machte. Das Erc(i'oiä seiner Uiitersncbnntren fafst
Dr. Samosch in folgenden Sätzen zusammen: 1. Das an den Brealauer
TolkBachnlen flUidie Jugendspiel llbt einen weeentlichen, intendven Einflnih
auf die HentUifl^eit ans in erregendem Sinne, ebne daia eine Schädigung
des Henens featgertellt werden konnte. 2. Es ist physiologisch unbedenk-
lich, wenn die durch das Spiel gesteigerte Pulsfreqnein anch erst nach
einer viertelstündigen Ruhe zur Norm zurückgekehrt ist.
Das Züchti^BfiTsrecht der Lehrer wieder ein;2:etiilirt AVie
die „Fad. lief.^ (I?ir. 22) mitteilt, ist durch eine Verfügung der obersten
SchalbehOrde im GroiUierzogtum Hessen die gesetsllche Bestimmmig vom
Jahre 1876, betreffend Zflehtignngsreeht in der Yolksscbnle, Absatz 6,
aufgehoben worden. Der Paragraph bestimmte, dafs bei Mädchen nnd bei
Kindern in den beiden ersten Schuljahren körperliche Zflchtigungen nicht
angewendet werden dtsrfen. — Seit vielen Jahren ist es den Lehrern in
Amsterdam verboten, Schfller körperlich zu züchtigen. Nun nimmt aber
die Roheit und üubotmäfsigkeit unter der dnrtigen Schuljugend derartig
dalh die Lehrer ohne kOrpeiliche ZUchtiguDg nicht mehr ansKn([ommen
WhOgen. Sie haben sich deshalb an den Bat der Stadt gewandt mit
Digitized by Google
m
dem Ersuchen, das Verbot der körpediclieu Züchtigung aufzuheben.
(Sollten die „Pädagogen" wirklich nicht ohne Zttchtigungsrecht Miskommen?
Die Schnlpftdagogie sdieint ooch numche YerbMsening erfahren n mllssen,
bis 8ie die Kinderschuhe ausgetreten liat. D. Red.)
Solbäder Iftr skrtphulöse KiiidAr unbemittelter Elten. Die
städtische Armenvprwaltung in Magdeburg ichickf alljährlich eine grofse
Zahl von Kindern in Solbäder, meist nach Eimen in die Kaiserin Augusta-
Heilanstalt des Vaterlandischen Frauenvereins. Sie hat aber aufserdem
in allen Volksbädern uud im ScLwiesau -Krankenhause in der Neuen Neu-
stadt Solbäder eingerichtet, welche ganz besonders den skrophidflBeii
Kindern nnbemittelter Eltern zognte kommen aoUen. Wie die TeUnahme
hieran mgenommen hat, ergeben die folgenden Zahlen^ die wir der
„Magdeh. Ztg.^ entnehmen:
1904 sind dazn angemeldet 113 Kinder für das Volksbad Schulstrafse
(gegen 37 Kinder 1903 und 25 Kinder 1902), 115 Kinder für das Volks-
bad in der Röttgerstraüie (gegen 34 uud 22), 94 Kinder für das Schwiesan*
bid in der Neuen Neustadt (gegen 13 und 15), 149 ftr das Yolfcsbad in
der Sudenburg (gegen 74 und 58). Abgenommen hat die Zahl nur im
Stadtteil Buf'kan, wo jetzt nur 54 angemeldet sind, wihrend 61 Kinder
1903 und 80 Kinder 1002 teilnahmen. Im ganzen werden mitbin in diesem
Jahre die Solbäder Ö2ö Kindern zu teil werden, 229 Knaben und 296
Mädchen.
£s wird die AnbiciiL ausgesprochen, diese Zunahme sei im wesent^
lieben anf die Tätigkeit der Schul ftr sie nuHdaaftthTen, da früher die
Armentate die Kinder nicht in der Weise beobachten konnten, wie es
jetat die Schulärzte können.
Geteilter oder nnp^etcilter Unterricht. In einem Aufsatze ober
die „überbürdun^' der Schuljugend mit geistiger Arbeit" in der „i/O^Ä-
ringer BUriieretg.^' spricht sich Dr. S. FiCLTGEN-Luxemburg für den geteilten
Unterricht aus. Er sagt hierüber folgendes: Was die vielumstritteue Frage
der schulfreien Nachmittage betrifit, so ^bmbe idi, Grttnde genug zu haben,
die mich entsehliefsen, die Partei deijenigen an ergreifen, die gegen das
Ausfallen des Nachmittagsunterrichtes sind. Ich frage mich mit 0. Ebeb-
HARD in bezug auf die Ernitldungserscheinungen die in und nach der
vierten Stunde auftreten, „was die Kinder stärker ermüdet, die fünfte Vor-
mittagi?stunde oder eine Nachmittagsstunde?" „Nach Laseks ünter-
suchungen^', sagt Eb£BHABD, ,,ist das letztere der Fall; die Ermüdung
nimmt in der fünften Stunde nicht wesentlich zn.*^ Wur ^nben^ dals nun
Ober die Frage verschiedener Meinnng sein kann und sein wird. Nach
unserem Erachten strengt der Nachmittagsunterricht, nach dreislflndigem
Morgenunterricht, die durch die Ruhepause geistig und körperlich erfrischten
Kinder weniger an, als eine ungeteilt fortlaufende fünfte Vormittagsstunde
auch wenn derselben eiue längere Pause voraufgeht. Für die sogenannten
Ilitzefeiien währeud eines geringen Teiles des Hochsommers wird man wohl
euDie Ausnahme machen mflssen. ,»Der fBnfirtflndige Unterriebt soll", nach
Ebbbrasd, gdnrcb eine möglichst lange Zwischenaeit, welche die willkom-
mene Gele^nheit znr Erholung bietet, in einen dreistündigen Tormittaga-
und einen aweistllndigen Nacbmittagsuntenicht xerlegt werden, es wird
. ijui..^ Ly Google
503
dann möglich, am Nachmittage den Unterricht mit aller Kraft von neoem
aii£eaoehmen.*'
Über die traarigeu Verhältuisse der Schulkinder der Budapester
Arbeiter entnehmen wir dem Bericht ein^ österreichischen Schaldirektors
folgende 8fitze: „Meine Sdifller sind zumeist Kinder armer Leute; Fabrik-
arbeiter und TagelAhner liefern das «dtans grOfete Kontingent, tuaend an
der Zahl. Mit dem zunehmenden Mangel an gesunder Nabmng sehwindet
aucli ihr Lerneifer, wird ihr Pflirhtsrefühl sclnväclior. Da sie die allererste
Ptlicht, die Pflichten gegen sich selbst, zu erfüllen auiser stände sind, wie
sollten sie dann den ihnen von anderen aufgetragenen Pflichten ein willig
Ohr leihen? Wenn jener bleiche Junge mit den eingefallenen Backen, dem
stieren begehrenden Ange, mit dem krampfhaft gesehwnngenen Messer sieh
den Bissen Brot von seinem gluddidieren MitschlUer erkftmpft, so ist es
der Hunger» der die bösen Triebe im Herzen des Jangen zur Frühreife
zwang. Ich flbertreibe nicht, ich kann bei der Vorstehnng des VI. Bezirks
die Anklagebank zeigen, auf der verbrecherische Schulkinder safsen. Aber
fiinschflchtenino; und Drohnnsf sättigen den hungrigen Magen nicht; Strafe
macht den aufs Böse gerichteten Verataud schlauer, hinterlistiger, das Gemttt
finsterer, erbitterter, das Hen Stampfer, fBhlloser. Ein Stfiek Brot,
eine warme Snppe tötet ganz bestimmt eine grOfsere Menge
Bazillen böser Triebe, als noch so wnchtige Stock schl&ge
ans dem Leibe zu jagen verirKlfren — Die Volksschule raufs neben
dem vollen Tintenfafs einen vollen Brotkorb und neben dem Lehrsaal einen
Speisesaal Iiaben. INIit hungrigem Magen kaim man nicht lernen, das ist
physiologisch und psychologisch unmöglich; hungrige Aagen sehen ganz
snders, ein hnngriger Körper ffthlt ganz anders, ein hnngriger Mensch
be&idet sich in einem anormalen Zustande. Ja, Brot and wsnae Snppe
den hungernden Kindern! Aber, fährt dieser Mann der Praads fort:
„Wober soll ich für *^00 -300 Kinder täglich Brot und warme Suppe
nehmen? Es können in der Tat nur lüO Auserwäblte gespeist werden,
wahrend hundert und wieder hundert hungern müssen."
KinderantemehiiDgen tbf die Ferienkeltiieii in Stetüi« Die
intHche Untersnchong derjenigen Midchen, welche von den Yolksschnlen
für die Ferienkolonien vorgeschlagen wurden (604), hat, wir die „JT.
Ztg.^ berichtet, ein recht trauriges Resultat ergeben. 247 Kinder er-
hielten das I'ralikat „sehr notwendig"'; bei 203 steht „notwendig". Und
der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist ein so geringer, dal:?
die meisten Kinder der zweiten Abteilung ebensogut zur ersten ge-
rechnet werden können. Die hauptsicUiehsten Krankbeitsencheinungen
wann die alten, wie sie sich in jedem Jahre zeigen: Skrophnlose mit ihren
Digitized by Google
604
mannigfachen NeiicnersclieiDiiii^eii, Luria;eii- und Halserkranktiiipf^n, Bleich-
sucht und Blutarmut, Rückgratverkrümmungen. Dazu kommen Kasen-
polypen, Aagenentzttndnngen, Hantkrankheiten usw. In letzteren Fallen
ist sofortige poKklinispJie Behaadlnng eiogetroteii, oder die Kinder werdett
den Herren SpesialSrzten zur ooeiitgeltliGlien Bebandliing empfoii]e&. Viel
Jammer nnd Elend erUlekfc deijeidge, der von Amtswegen gmiingen itl,
(üp^p Untcrsuchnngen vorzunehmen oder ihnen beizuwohnen. Und man
kann es verstehen, dai'ä der untersuchende Arzt mit den Worten : „Köimten
wir doch allen diesen elenden Kindern helfen*', in die Tasche greift nnd
ein GoldstQck auf dem Altar der Menschenliebe opfert Anlser diesen
von den Volksscholen TorgescUagenen Kindern warten noch viele andore,
die von Vereinen, Insten, Privaten and von anderen Seiten empfoUen
werden, auf Berticksichtigung. Da ist die Auswahl entsetslicli schwer und
der Wunsch begreiflich: „Könnten doch alle diejenigen, von denen der
Arzt Gesundung durch den Aufenthalt an der See oder im Walde erhofft,
olme weiteres hinausgesandt werden.''
Der Seliwiluiiuiterriekt flr BezirksscIlfUer in Leipzig, der
wihrend der groben Ferien erteilt wird, hat sich, wie das «Xeip#. Ta^ebL*
hericbtet, so gnt bewahrt, dals er zu einer bleibenden Einrichtung ge-
worden ist. Er wird erteilt an 400 Knaben von acht Bezirksschulen, die
in 16 Gruppen von je 25 Knaben je 1 2 Stunden im städtischen Freihnde
unterrichtet werden. Voran geht ein vierstündiger Trockenschwimmunter-
richt für acht Gruppen von 50 Knaben. Die Kosten sind gering; sie
betrugen im vorigen Jabre 716 Uarir. Ob sich, wenn des Freibed snf
einige Tlsge nnd Stunden irthdientlieh fhr Ftnm midlfftdebeii freigegeben
wild, ein Unterricht auch an BesirIcsschlUerinnen ennOglichen Übt, wird
noch Gegenstand nfthrrrr Frnrtcrnn^r «?rin.
Die schulärztlichen Untersiichungen allpr iiPucintretPTiden Elemen-
tarschtüer bei den städtischen Bezirksschulen in Dresden sollen nach dem
Beschlufs des Eates in den Jahren 1904 bis 1906 fortgesetzt und da-
fttr eine besondere Yergtttnng von 50 Pfg. for jedes natennicihte Kind an-
* gesetzt werden. „Dretä. Nadir»*^
Selbadkiireii Hir Sehnlkinder in Cainstatt. Wie die TagesblAtter
melden, "werden auf Vorschlap des Oberamtsarztes als Schularzt auch hener
wieder eine jn-öfsere Anzahl von Volksschfilcrn aus fast sämtlichen Utten
des Bezirks eine Solbadkur in Jajjstfeld geniefsen (iurfon. Im ganzen
werden rund 200 Kinder dieser Wohltat teilhaftig werden, darunter 40
ins der OberamtBstadt selbst Dar erste Trupp bat Ende Joni die Knr
eogetreten, der zweite folgt Ende Angnsl; (Ue Knr ist anf vier Wochen
berechnet. Die Kosten trägt die Amtskörperschaft.
Um ge^i^en die Stanbentwicklnng in den Schulen einzTiscbreifen,
hat nach einer Mitteilung des „iY. Wien. Tugbl.'* der Stadttr^t ':oü Wien
beschlossen, versuchsweise sämtliche Fufsbüden in den stlldtischeu Schulen
mit Stanböl zu behandeln. Ausgenommen sollen die Tumsäle und die neuen
BiMlen sein, letxteie dnrofa zwei Jahre. Solche Böden sind wie bisher
mit heifrem Lein&l zu behandehi. Die FnfobodenimprlgDienmg soll in
den Lehrzimmern dreimal, und zwar während der Hauptferien und n
Beginn der Weihnachta- und Osterferien stattfinden. Fttr die Fnüiboden«
Digrtized by Google
605
rf^inirrnn^ nnd ImpTlgDieniiig worde per 1905 «in Betrag Yon 76000 K.
präliminiert.
Tnchpanteffeln iu den Schnl en von Trier. Der Vorstand des
Therischen Sammelvereins hat nach einer Meldung der Tagesblfttter be-
wUoaseD, eine Amihl TnchpintoiEeln fttr di^enigen Kinder mroacbaftn,
wdehe mit naaaen Ffllaen nr Solnile kommen. Falls die Sdinlanblcfats«
bebArde Ihre Genehmigang erteilt, verdoi solche Schuhe versuchsweise
vier Klassen der Schulsysteme St. Laurentius und St. Paulus tiberwiesen
werdpn. Der Vrrcin Iiofft, dafs gutbemittelte Bürger ihr Scherflein zu
diesem edlen Zwecke 1h isteuern werden, wie dies auch in anderen Städten
in dankenswerter Wei^e gb:>chaii.
Die k9rferIieli»B Übungen an Uberoi Lebiaistaltei gelang-
ten vor knrzem im prenlsiscfaen Abgeordnetenbanse bei der Etats-
beratnng znr Besprechnog. In den Etat waren 30000 Mark znr Forde-
rung des turnerischen Ruderns bei den höheren Lehranstalten eingesetzt
worden, und es wnrdo bni rliesor GelccTTiheit von einer ganzen Anzahl
von Re<lnom allgcmem der ^lotweiidigkeit der körperlichen Ertüchtigung
der Jugend dm Wort geredet. In einer längeren Bede wies £. v. ScH£^Ci£.£N-
soBFF-GOilitz darauf bin» dab in den leisten iwei Jebnebnten sieb der
Bnf, die Sehnte bebe von sieb ans mebr Fflnorge aneb Ar das Erholnng»-
leben der Sdifller zu schaffen und dürfe dies nicht allein dem Eltemhanse
überlassen, nach drei Richtungen segensreich betätigt habe: nach der
Richtung der Jugendspiele, der Tnrnmärsche und des Wasser-
sports, d. Ii, des Ruderns und Schwimmens, An den höheren Lehr-
anstalten — iuhrte v. Seil, aus — ist der turnerische Rudersport keines-
wegs eine neue Einricbtnng. Schon im Jahre 1880 wnide er in Bends-
bmg betrieben, nnd gegenwärtig befinden sieb in DentseUand nicht weniger
eis 66 höhere Lehranstalten, an welchen der Rudersport sich eingeblirgert
hat. Eine Erhebung tlber die Erfolge desselben hat ein unerwartet
günstigf<^ RpsTiltat crfTphon. Die Bedenken richteten sich — und ffewifs
mit Recht — aliein gegen den sportmäfsigen Betrieb des Ruderns, der
die Schüler in die Öffentlichkeit führt, den Ehrgeiz Qbermäfsig weckt und
dadnrcb den eniefaliGben Einihi& der Sehlde stOrt. Im ftbrigen ist daianf
bittsnweisen, dab gerade Baderklnbe nnd andere VereialgQngen IBr kilfüge
Leibesflbnngen erfahmngsgem&ls dazu angetan sind, das geheinie Yer-
bindungswesen an den höheren Schalen nicht anfkommen zu lassen. Die
Leibesübungen führen eben den jngendliclien Lebensmut und die im
reiferen Jüngling sich zeigende überschüssige Kraft in gesunde Bahnen.
Ans diesem Grande bat das bayerische Ministeriom vor kurzem eine
hocbbedentsame Verfügung an die höheren Lehranstalten erlassen, dahingehend,
alles zn f&rdem, was die Leibesflbnngen in freier Lnft im Sdralleben ein-
sobflrgem vermag. Ans diesem Etat möge aber nicht nnr das Roden,
sondern auch das Schwimmen seine Förderung erfahren, denn beide gehöre
fttr das Fortbewegen im Wasser wie Frei- nnd Oerätühnngen znsamraen.
Aller das Rudern kann nur an wenigen Orten geübt wer-
den, und an diesen kommen immer auch nur wenige Schüler
in Betraebt. So beteiligt sieh in Berlin von je 100 Schalem nnr einer
am Bndefn. Der sich hier betätigende Kreis ist also Terbältninnftbig ein
506
sehr kleiner. Dagogon können die beiden anderen RichiunLen der Leibes-
übuogeu im Freien, die Turospiele und die Turiiniäräcbe, uu jedem Orte
ond von jedem Scblller ansgefibt werden, und es ist deshalb wflnsebeD»-
wert, dab das Hioisteriiim diesen Kichtn&gea sieht weniger sein WoM-
wollen zawende und hierfür zum mindesten doch die f^eiehe Summe im
nndisten Etat einsef/c, 'vie die?>mal für das Rudern ; denn andernfalls
bliebe, dn die Ruderer zumeist zu ilem beinitteltereu Teil der Schüler ge-
hören, der berechtigte Angriffspunkt bestehen, dal's die grofse und
breite Masse der Schüler nicht die gleiche Berücksichtigung
f&nde. Wir haben hier in erster Unie za denken an die finanzielle
Förderung der Ltibesabongen im liVeien an den staatlichen höheren Lehr-
anstalten, die hier vorbildlich vorgehen mUfsten ; aber auch an eine Unter-
Ftnt'/nng der bedürftigeren Ttirnvereine und Spielvereinigunfren . um] nicht
zum wenigsten an die Unterstützung des Zentralausschnsses zur i''örderuDg
der Volks- und Jugeudspiele, der in umfassender Weise iu der Öffentlich-
keit Stimmung für diese Leibesübungen gemacht und vor allem die Wege
hittrfttr nach allen in Betradit kommenden Richtungen geschaffen hat.
Eine Förderung der Bewegung gerade an dieser Stelle wOide gaos
zweifellos diese Bestrebungen im ganzen Volksleben fördern. Es ist ja
Wer leider oin l-edauerns werter Rückschritt in fler rnterstützung seitens
des Ministeriums eingetreten; denn während der Zentialausschofs, der kein
Verein, sondern eine freie Vereinigung weniger Männer ist, die hervor-
ragendes auf diesem Gebiete leisten, unter dem Ministerium Bosse zu
Anfang noch eine Jflhrliche staatlidie Untentfltzung von 5000 Mark erhidt,
wurde diese bald gekürzt und dann gans nnd gar ntrflckgeuigen aneh
unter dem BoSBBschen Ministerium schon, während die Tätigkeit des
Zentralausschusses sicli inzwischen vervielfältigt hat. Das Ministerium ver-
fügt eben nicht über ?enii!7end finanzmäfsige Mittel. Gleiche Bedürfnisse
für solche Leibesübungen liegen aber auch bei den Volksschulen vor, wo
es oft anlserordentlich forderlich wäre, wenn der Staat finanziell eingreifen
könnte. (Aua der „Mcnalss^. f, d. Tumwesm^i 1904, H. 6.)
Ein WaldMlmlhMis in Charlottenbnrg. Der Magistrat dieser
Stadt bereitet, wie „X^ SMOiauB* (Nr. 6) mitteilt, eine Vorlage ftr
die Stadtverordnetenversammlung vor, welche die Errichtung einer sog.
„Waldschule*" bezweckt. Es soll eine Schul- und eine Wirtschaftsbaracke
auf dem Waldgebiete in Westend errichtet werden, und zwar vorläufig für
120 Kinder, die täglich herausfahren sollen. Sie erhalten 2Vt Stunden
Unterricht, die flbrige Zeit Terbiingen sie im Walde mit Spiel oder
sonstiger Unterhaltung. Die Verpflegung findet ebenfalls draufsen statt
Des Abends fahren die Kinder nach Hause. Vorläufig ist diese Ein-
richtung nur für den Sommer geplant. Man will in diese Waldschule
solche Kinder nehmen, die schwüchiich oder kränklich sind, vor allem
herzkranke, hleichsOchtige, skrophulöse usw.; aasgeschlossen sind solche,
die an ansteckenden KranUwiten Imd^. Vor allem bealMichllgt man,
solche Kinder in diese Waldschule Obenrafnhren, die infolge ihres Qesond-
heitffinistandes am regelmässigen Schulunterrichte nicht mit Erfolg teil-
nehmen können. Es ist dafür gesorgt, dab ein sechsUaasiger Unterricht
dorcbgefOhrt werden kann.
Digitized by Google
607
Das (besetz Ober die Yerpflichtang fnm Besuche ländlicher
Fortbildaugsschuleu in Uessen-Nassan wurde, wie wir der „Fädag. R^'f. "
(Nr. 26) entnehmen, am 17. Juni vom prenfsischen Abgeordnetenhause in
dritter Lesung und am 24. auch vom Herrenhaus angenommen. LeUteren
erUlite sfcfa mit dem BeeddnCi des Abgeordnetenlunuee, wonach an Sonn-
tagen kein Unterricht erteilt werden soll, einverstanden.
Die Stadtkolonie Waltershof des Hambnrfi^er Vereins für Ferien-
Wohlfahrtsbestrebnup^eD wird, nach einer Mitteihing der y,Pädag. lief.'*
(Nr. 24), in diesem Jahre um 300 Plätte vercrröfsert werden. Während
der Verein im vorigen Jahre 1000 Schnlkindeni (iic erwüiisrhti I , rit u-
erholong gewährt hat, wird er also in diesem Sommer 1300 Kmder auf-
nehmen können. Zu dem Zwecke wird eine xwette SchntduUe mit Kflehe
und den effoiderlichen Nebeaiinmen errichtet. Die Xfaider können die
Stadtkolonie bekanntlich swei Wochen lang besuchen. Sie versammelB
sich jndcn Wochentarr 9V2 Uhr vormittags an den St. Pnnli - Lnndungs-
brücken im Schuppen der Nordseelinie, werden von dort mit einem
Dampfer der Harburger Linie nach Waltershof befördert uml kehren
abends gegen 7 Uhr zurück. Auf VValtershof werden sie gut imd reich-
lieh TOipdegt. Uorgeu and nachmittags gibt es Hllch nnd Butterbrot,
imi 1 ühr ein wannes Mittagessen nnd abends vor der Abfahrt noch eine
Suppe. Der Beitrag ftr jedes Kind betrSgt 6 Muk. Die Hiehrkosten
trägt der Verein. Die Kolonie ist in diesem Jahre vom 18. Tnli bis zum
13. August in Betrieb und nimmt die Kinder in zwei Perioden auf, von
denen die erste vom 18. bis 3U. Juli uiul dw /weite vom 1. bis 13. August
dauert. AnmeiduLgen erfolgen bei iierru Lehrer M ANDJiL, Kppendorfer-
banm 44.
iMsavlii^ib«!! in den Blonentonchnlei. Die Kommission für
die Hansarbeit in den Elementarschnlen der Stadt Utrecht ist nach weit-
läufigen, mit den Lehrern gepflogenen Beratungen zum Schlosse gekommen,
dafs das Aufgeben schriftlicher Hausarbeit an Schtller der ftinften Kla«-e
(10 — 11 Jahre alt) gar keinen Zweck hat. Wenn auch die Komiuisbion
nicht von Üherhürdung der Kinder mit Uausauigabeu sprechen kann, und
obgleich der gegenwartige Zostand nicht nngOnsCig sa nennen ist» so meint
sie dodi, dais schwache Schaler, wenn sie anfiter den eigentUehen Hans>
anfgaben die ungenügende Schularbeit zu Hause nachholen müssen, zuviel
Arbeit haben. In Betracht dessen, und in Betracht der Stunden und
Übungen in Religion, Musik, Tanz usw., durch welche die Schüler aulser
den Schulstunden oft noch in Anspruch genomnun sind, wird von der
Kommission der Wunsch geäulsert, es möchten die scliriftliciien iiaus-
arbeiteo onterlassen werden. Die Schaler erhalten dann anch nwhr iiraie
Zeit zom Lesen und nur Erholong.
(Mitget. von Dr. med. J. M. C. HOUTON-Haag.)
Eine Nenordnnng des Stnudenplanes hat kürzlich am Gymnasium
zu Leyden stattgefunden. Dieser Ordnung gemäfs werden, aufser Montag
und Donnerstag, an den Nachmittagen keine Unterrichtsstunden abgehalteu
und die Vormittagsstunden durch eine bei gutem Wetter im Freien zuge-
brachte Pause nnterbrochen. Mehr wie lier Stunden pro Tag werden
Qberhaapt nicht gegeben. Wie der Rektor, Dr. L. PusT, in einer Bede
Digitized by Google
508
am öffentlichen Promotionsakte bemerkt«, ist diese neue Ordnunp' fi!s eine
Probe zu betraciiten. Die freien Nachmittapstanden mochte mau für
Sport and Spaziergänge im Freien sowie lum Lesen guter Bücher be-
stimmen. Die Kuralorai und Leliier holEBii durch diese NeooidiniBg die
haimonisdie Entwieidimg der Sdifller m fordem.
(Ui^ ▼OD Dr. med. J. M. C. Hourov-Haeg.)
3lmtHi|e Vfrfiti^ttn^eii.
W^;leitiuig;, betrelTetul HandhabüDg der Verordnung über beiuil-
aus»clilui» bei ansteckenden Kranktieiten,
erlassen vom Gesondbeitsamte der Stadt Zflrich.
Besttglieb des Ansseblasses von an ansteckenden Kmnkheiten leidenden
Sehtiem vom Schulbesuch ist, solange nicht vom Gesundkeitsamte (Stadt-
arzte) anders verfügt wird, künftighin folgendes Vorhalten zu beobachten:
1. Bei den gemeingefährlichen Seuchen (Pnrken usw.) sowie bei Schar-
lach und Diphtherie wird der Schulan«;^i hlui^ amtlich geregelt. Fälle,
welche den Lehrern bezw. KindergarUiermuen bekannt werden, für
wdcfae sie jedoch noch kein amtUches Schnlverbot in den Binden
haben, sind dem Stadtaizte nnTerzQg^eh m rndden.
2. Bei ICasern, Kinderblattem, Mnmps, Röteln und Keuchhusten sind,
soweit CS sich um Schüler der Volksschulklassen (I. — VIII. Primar-
klasse und Sekundar=:fhnle) handelt, nur die kranken Schüler vom
Schulbesuch zurückzuweisen, und zwar bei Masern für drei, bei
Kinderblattem, Mumps, lioleln für zwei, und bei Keuchhusten iür acht
Wochen hesw. bis naeh Ablauf der ^isckm HvstenanAlle. (Tide
Art 4 nnd 6 der Verordnong, betrellead den Seha]an88chlo& bei an-
steckenden Krankheit en vom 6. Mai 189-^.)
Den gesunden Geschwistern dagegen i&t der Schulbesuch gestattet,
sofern nicht der Stadtarzt bezw. Hausarzt anders verfH'-'<^n.
3. In Kindergärten sind nicht nur die kranken Kinder, suudern auch
deren Geschwister, soweit sie ebenfalls die Kleinkinderscbule besuchen,
während der oben angegebenen Daner vom Kindergarten ferazn-
halten. (Yide Art 10 der genannten Yerordnnng.)
4. Die Lehrer nnd Kindergärtnerinnen sind verpflichtet, von jedem in
ihrer Klasse auftretenden Fall obgenannter Krankheiten ihren Schul-
hansvor«tand beförderlichst in Kenntnis zu setzen. Wird von einem
Klassenlehrer ein derartiger Fall gemeldet, und befindet sich in dem
betreffenden Schulhause ein Kindergarten, so hat der UausvorsLand
daftr zu sorgen, daljs allfällige Geschwister des Patienten fom weiteren
Besnche des Kindergartens im Sinne von Punkt S anseesoblossea
werden*
. ijui. .. l y Google
509
5. Greifen trotz dieser Mafsnabmen die unter Punkt 2 genannten an-
steckenden Krankheiten innerhalb einer Klasse um sich, so ist hiervon
der Stadtarzt beförderlichst, d. h. schon zu Beginn der Epidemie, in
Kenntnis zu setzen. (Adresse: An den Stadtarzt der Stadt Zllricb«)
6. Bei aUftUigot BeklamaHoneii lelteitt der Eitem find letilera an dn
Stadtarzt zu verweisen resp. die Krlanlmis nun SchnlbeBoebe tob
einer Bewülignng des Stadtarztes abhängig m madieD.
7. Bricht in der Familie des Schnlabwartes eine ansteckende Krankheit
im Sinne von Punkt 2 aas, so Iiat der Abwart hiervon dem Stadt-
arzte and dem Ilausvorstande des betreffenden Schalhaases onver-
zQglich Mitteilaug zu macheu. Der Uaosvorstaud hat dafür zu sorgen,
dala iimeriialb der unter Paukt 2 genaoBten Friatea Jeder Verkehr
der Scbflkr in der Webmiiig dea Abwartea tmd aüt dessen kranken
Kindern onterbleibt. Dem Abwart ist untersagt, seine kranken Kinder
vor Ablauf ob?enannter Frist aoiaerludb der Wdinnng in der Ungebong
des Schulbauses zu belassen.
8. Es wird daran erinnert, daib laut Art. 14 obgenannter Verordnung
Zuwiderhandeln gegen diese Verfügung fUr die Fehlbareu die in den
§§ 28 nnd 29 der Verofdnang des Begieningsrates, betrelfoad die
Micken GesondkeilabefaMen vom Jidi 1888, angodrobtsn Folgen
nach sich zieht
Zflricb, den 10. Jnni 1904.
Das Gesundheitsamt.
Beiekriiiknng der Hansanfgabei ii den Wiener Seknlei.
Bföirksschalrat der k. k. Beiclishaupt-
nnd Besidenzstadt Wien.
G. Z. 6629. Schriftlidie Avfgaben
in allgenieinen Voiksscknlen.
An almtticiie Volksschnlaa.
Wien, am 80. Jnni 1904.
Der k. k. u.-u. Landessciiuirat hat mit ßUeksicLt auf einen von der
VI. n.-0. Landealebrerkonferenz dea Jabres 1898 gesteUten Antrag in dem
Erlasse Tom 13. Jnni 1904, Z. 26/5 — n, allgemeine Onmdafttze in bezog
auf die schriftlichen Aufgaben an Yolksschalen anfgestellt und den Bezirks-
schulrat beauftragt, die entsprechenden Anordnnncren mit Rückirht auf die
örtlichen Verhältnisse und besonderen BedOrihisse in den einzelnen Schulen
EU trefifen.
Im Siime dieses Laudesschulratä-Erlasses üudcL der iiezirksscliulrat zu
bestmunen:
1. Um dem firftbzeitigen selbständigen Scbreiben der Kinder — einer
Hauptqnelle filr die Angewölinang von Fehlem und Hr die frühzeitige Ver^
schlcchtemng der Schrift -- vorzubeugen, haben die schrift 1 icben
Aufgaben erst mit dem dritten Schuljahre zu beginnen.
2. Um einerseits die Bürtrschafteu für eine gründliche Einübung des
Lehrstoffes, für eine allmähliche Angewöhnung der Kinder an selbständige,
ibien Fähigkeiten entapreebende Leistungen nnd Omndiagen aar Beurteilung
ihrea Wissens nnd EOnneDS zn gewinnen, und nm andendts die Lehrer in
Digitizcd by Google
510
stark besetzten Klassen vor ÜberbOrdong and Korrektaren za schützen,
nnd am sie in den Stand za setzen, die der gewissenhaften und allseitigen
Verbeasenisg onterliegendei Aniisabeii anch mit der nfttigen GrUndliclikoit
zu behandeln imd dem An^abenwesen die volle, ihm gebtlbrende Anfinerk-
aamkeit zoznwenden, wird die Zahl der jährlichen Hansaof gaben
mit 20 festgesetzt; von diesen entfallen die H&lfte auf die
Unterrichtsspruche, die üälfte aaf das Rechnen. Monatlich
ist aafserdem eine Schularbeit abwechselnd aus Sprache and
Rechnen zu geben. Die Arbeiten ans Sprache sollen nnr
stilistischer Natnr sein.
3. Um den Schfilem die Möglichkeit m bieten, die Sons- md Feier«
tage im Freien zuzubringen, sind im Interesse der Gesundheit und der den
Kindern notwendigen Bewegung in freier Luft diese Tage von Hausaufgaben
freizuhalten, und es sind deshalb die Hausaufgaben Aber einen
der beiden Wochenferiaihaibtage za geben.
Anf die flOir die Bfligeiseliiilai in den LehrpUaen festgesetste An^ben-
ordnasg finden diese Besünmrangen keine Aaivendong.
Bierron irird die Schulleitung verständigt
Vom Bezirksschulrate der Stadt Wien.
Der Vorsitzende-Strllvertreter,
(gez.) GUGLEB.
(Mitget von Dir. £. BAYB-Wien.)
Kinderarbeit in geweTbUehei Betrieben.
Berlin, den 4. Februar 1904.
Das Reichsgesetz vom 30. M&rz v. Js., betreffend Kinderarbeit in ge-
werblichen Botrieben (R,-G.-Bl. Seite 113), ist am 1. Januar d. Js. in
Kraft getreten. Die zu diesem Gesetze erlassene Ausfahrungsanweisung vom
Illa 8659. I. 8535 M. f. H. u. G.
30. November v. Js. — J.-Nr. U III D. ¥216 M. d. g. A. — (siehe
IIb 4405 M. d. I.
nachstehend) wird inzwisclien iu dem Amtsblatte des dortigen Yerwaltungs-
beiirkes aar Yer6ifentlicbuug gekommen sein.
Im Hinblicke auf die weaentlieiien Befugnisse, die bei der AnaüBhniqg
des Gesetzes den SchulanfsiGhtohehOrden eingerftomt sind, veranlasse ich
die Königliche Regiemne « . „ , , , ,
— ^. . ,r-— — : — . , ^ r — — ■^ ^« SchoHnspcktoren und Lehrer
das Königliche i rovinzial-Schulkollegium
auf das Inkrafttreten des Gesetzes uud auf die zu seiner Ausführung er-
gangenen näheren Bestimmungen noeh besondei^ aufmerksam zu machen.
Die Lelirer sind dabei namentlich darauf hinzuweisen, dafs sie sich der-
jenigen Kinder, die in gewerblichen Betrieben bescbSfUgt werden und
denen an diesem Zwecke eine AibeitBkarte ansgesteUt worden ist, mit be-
sonderer Sorgfalt anzunehmen nnd ungesäumt dem vorgesetzten Schul-
Inspektor An/ ige zu erstatten haben, sobahl bei einer derartigen Beschäfti-
goog eines Kindes erhebliche MifiBSt&ade zatage treten. AnOserdem wolle
Digitized by Google
511
das KOntghcue rroviazial-Scliulkollegmui
Ar Jede SehiüUuie Ussidiflkli deijenigen Kinder, fhr die eine ArlMits-
karte amgeeteUt worden ist, die Anlegung nod regelmftfoige Fortfdumng
eines Yenddinisses anzuordnen, das gelegentlich der Sehidrevisionen den
Inepdrtoren nir Einsichtnahme Torxnlegen sein vrttrde.
Der Minister, der geistlichen nsw. Angelegenheiten.
Stüdt.
An die Königlichen Regienuigen and das Königliche Pronniinl'SchaUuilegiBm
n Berlin.
ü III D 3133°-
ItZmUmOl f. d. 068. Mmr^Vem, in Brmfkm'f mn-April-Hea 1Q04.)
f iteratitr«
fiespreohungen.
BiUMhek to ClMiMilieitspflese. Teilag von Ernst Heinrieh Morits
in Stuttgart. 1. Geh. MedizlDalrat Prof. C. A. £wau>, Hy|^M« dM
Ma^jenf, des Parms, der Leber und der Ifiere im gesnndeii rnd
kranken Zustande. 2. Prof. Dr. Hfkmann Eichhobst, Bj'pene
des fler?enA im gesnnden und kranken Zustande.
Die Frage, ob die Popularisienixig medizinischer Doktrinen zweck-
milbig ist nnd «irUieli einen greifbaren Nntaoi hat, lAite sich gmndsItsHcii
weder bc||ahen noch Temefaien, es kommt immer anf die Materie selbst
md auf die Art der Darstellung an. EWALD streift in dem Vorworte zn
dem angezeigten Büchlein diese Frage nnd sagt ganz zntreffcnd : „So
wünschenswert es ist, dafs die Kenntnis nnscres Organi>mTts und das Wesen
der Krankheiten, unter denen er zu loi<^en hat, in möglichst weite Kreise
getragen wird, so schädlich ist ein medumisclaeii Alterwibsen, wie es sich
nur TO gerne mit libcfisOfiel Bdiagen wie Unrerstand breit macht
DazQ sollten wir Fachleute niebt unsere Hand bieten, nnd dan gcbOrt alles,
was das eigentliche ärztliche Handeln, d. h. also die Behandlnng der aus-
gebrochenen Kr;inkhrit mit Medizin und Messer, betrifft." Darin wird
KwALT) jeder erfalinne Ar/t iinl'edingt zustimmen ; nl rr c"^ i<:t nicht leicht,
wenn man ein medizinisches Wissensgehiet genitiavt'rbtüniihch darlegen soll,
die richtige Mitte zu üuden. Zweifellos eignet sich die Gesundheitspflege
im engeren Sinne am besten fbr ehie popnlSre Bearbeitong, sie wendet sich
an den Oesnnden, der ja in der Bogel einen Ant nicht befiragt, wie
man gesnndhettsgemäfs leben soll, nnd eine gemeinverständliche Belehrung
wird, wenn sie unbewiesenen Theorien weise ans dem Wege geht, gewilä
nach dieser Richtung nur von Nutzen sein. "Weit schwieriger ist aber —
nnd ich stehe nicht an, zu behaupteOi sehr selten von iiiatzen — eine
Schalgesaadiieiispflege. XVIL 36
Digitized by Google
512
popnlJlrc Bclcyinin?, wie sich der Mensch bei den verschiedenen Kr;\nk-
heiteu zu verhalten hat. Da kann man absolat keine allgemein gültigen
Vorschriften geben; jeder Kranke ist ein Fall fttr sich, nnd die ärztliche
Kunst in der Behandlang der Krankheiten besteht in dem richtigen Indi-
vidualisieren, das oft genag «in «Probieren'^ notwendig macht, dna mu eist
die speidfiBChe Individualität des Kranken erkennen Iftbt.
Die beiden angezeigten Schriften, deren Verfasser anerkannte Antori-
tfiten auf den von ihnen popnlarisierten Fachgebieten sind, bemühen sich
angenscheinlich, den oben skizzierten Gmndsätzen zu folgen, und es ist
dies ihnen zum gröfsten Teile auch gelungen; über die eigentliche ärztliche
Behandlung sprechen beide Broschüren nur andeutungsweise, ond dennocli
mOdite ich der Belehnmg Aber das Verhalten in gesunden Ttigm in beiden
Schriften bei weitem mehr Wert zosprechen, als jener für die Ztat des
Krankseins, so vortrefflich ond 80 Torsicfatig auch die Verfasser die Hygiene
bei den Krankheiten (wenn man so sagen darf) behfindpln, und so sehr sie
auch stets unverkennbar von der Absicht geleitet werden, Vorurteilen zu
begegnen. Jeder Kranke ist aber mehr oder weniger „psychüpatbisch
minderwertig", er liest ans populären Schriften nur das heraus, was ihm
gerade palst, und in der Bogel sind das Momente, die seine Kiruidieit als
eine gefibiliche erscheinen lassen.
Sie beiden genannten Broschüren zählen zweifellos za den besten
populären Abhandinngen, die wir in der den liternri«rhen Markt fiber-
schwemmenden populären Medizin besitzen; sie sind glänzend gesi hrirben,
klar und wirklich gemeinverständlich (und das ist keineswegs bei „Autori-
täten"' natuilich; man kann ein grofser Gelehrter und dabei ein schlechter
popolArer Schriftsteller sein).
Dennoch gibt es in beiden Schriften so manche Stdie, der man nicht
▼oU mstinmien kann doch das trifit scUießlieh ftlr aDes Henachenwerit
melir oder weni<^er zu.
Den Inhalt der biM len angezeigten Broschüren braucht man nicht zu
detaillieren; beide enthalten tatsächlich alles Wissenswerte tiber Bau uud
Verrichtung der betreffenden Organe und eine gedrängte Darstellung der
KraaliheitBKustftnde, sowie der bei der Behandlang in Frage Irammenden
Prinzipien.
Die Ansstattung der beiden Bürli]< in ist eine gefällige, der Preis ein
sehr mäCnger (jedes Heft broach. Ji. 1,20, geb. M. 1,50).
ALiscHUL-Prag.
Dr. med. Wim. Wilke. Nervosität und Nearastheiiie uud deren
Heilung. Vom natnrwiasenschaftlichen Standpunkte ans bearbeitet ftür
Irzte nnd gebildete Laien. Verlag von Franz Borgmeyer, Hildesheim 1902.
Der Verfasser bat in vorliegendem, fast 200 Seiten starkem Bflchlein
in popnlfircr Weise für Laien Ober die moderne Zeitkrankheit geschrieben.
Är7t*'n bringt er in seinem Buche nichts Neues. Das hält tibrigens auch
schwer, denn das Gebiet ist von anderen bereits recbt vollkommen durch-
gearbeitet. Den breitesten Raum nimmt die Schiideiuug der Ursacheu der
NervositAt ein, welche sich grOlstenteib ans der jetzigen Lebensweise her-
leiten. In dem Teile, welcher sieb ndt der Wasserbehandlung befiiftt,
Digitizeci by Google
613
dttrfte doch wohl Tom »natnrwtoaiidiiftllcfaeii Btudpoiikto" den Ant die
mehrfache Bezagnahme auf den Terstorbenen Kneipp reeht dgentflmlich
berühren, sintemalen der Standpunkt und die Methoden Kneipps aller
wirklichen medizinischen Wissenschaft entbehrten, und nach dem Tode des
Pfarrers dessen „Methode** jetzt ja auch bereits so ziemlich in Vergessen-
heit versanken laL R. WiCHMAiiN-Uarzburg.
JBnieUick« KnalieilkABdarbeit. Denksehrift, henungegeben toid Deotschen
Verein fQr Enabenhandarbeit aas Anlafs des ZII. deutBchen Kongresses
fQr erziehliche Knabenhandarbeit ZU WOCHIS TOm 1. — S. Juli 1904.
Frankpn'>tpin & Wagner, Leipzicr.
Diese kleine Schrift enthalt das wichtigste tiber die Entwicklung and
den heutigen Stand der Knabeuiiundarbeit in Deutschland. Sie yennag
Hiebt mir die Kongrefbbesncher, eondeni eUe» die sich «m die Sache inter*
esBiereo, raach ta orientiereii. E. OEBTU-Ztzich.
Dr. L. Ppeipfer. Re?elu fiir die Pflege von Mutter und Kind,
in. Teil: Regreln tüp das Spielalter (2.— 7. Lebensjahr). IV. Teil:
Regeln für das Schnlalter (7. — 14. Lebensjahr). Buchschmack von
0. HfiRRFUßTH. 107. — llü. Tausend der Regeln. Hermann Buiiiaus
Nachfolger, Weimer 1903. Freie pro Band JK. 1,50.
Der groise Erfolg von PmmBS «Regeln'* iat ein woUbereehtigter.
Verfasser hat es vorstanden, in den vorlief^enden zwei Bftndchen in kurzen
Zügen und in leichtfafslichcr Form die Hygiene des Kindes und die Schtd-
hygiene zu behandeln. In den einzelnen Kapiteln des dritfon Teils werden
besprochen: Wachstum und Wuchsformen, Ernährung, Bekleidung, Erziehung
und Gesundheitspflege, Beschäftigung, Wohnen and Schlafen der kleinen
Kinder, Kindergarten, Spielschnle, Spielzeug, Gesichte- nnd Farbensinn^
Pflege des GehOrs, des Atmeos, der Bant, der Haare, der ZBhne nnd des
Schlafes; im vierten Teil kommen Schular/t und Schulpflicht, Sdnübtthk,
Turnen, Schulkrankheiten, Verhaltungsmafsregeln bei den Kindern, speziell
bei den anHtockend.''n Krankheiten, Berufswahl zur Sprarlie. Kiue Anzahl
guter Abbildungen di* lu n zur Ergilnzum? des Textes. Diese Kegeln sind
für die Eltern bestimmt, können aber auch dem Lehrer und dem Arzte
bestens empfohlen werden« SiLBBBSOHMZDivZtirich.
Stbgbmann, Dietrich. Heflni^ des Sfotterns, für jedermann yer-
gtindlich. G. D. Bädecker, Essen 1903. Kl. 8«, 98 S. M. 1,60.
Der mit ausgedehnter praktisclipr Krfnlining ausgerüstete Verfn^-^rr
stellt in der vorliegenden Schrift in meiljodischer Reihenfolge eine gr il fie
Zahl von kurzen, leichtverständlichen Regeln, sowie eine Auswidü von zur
Einübung derselben bearbeiteten liesestfleken msammen. Bestimmt ist das
BUcUein fllr solche, welche keinen Heilknrsos besuchen kOnnen, femer ftlr solche,
welche einen derartigen Kurs absolviert haben, zur Erinnerung nnd weiteren
Vervollkommnung, bestimmt also für den Unterricht durch Lehrer, sowie für
den Selbstunterricht bei geistjg vorgeschrit'onfron Stottorern. Ohne den Wert
des Werkes in den Händen unterrichtender l'ersonen im geringsten an-
zweifeki zu wollen, mufs Referent hinsichtlich der Bedeutung der Schrift
96*
Digitized by Google
514
für den Selbstunterricht Bedenken tragen, denn er ist noch niemals uuier
dem grolsen, von ihm beobachteten StoUerermaterial einem Individunm be-
gegnet, das dmdi Selbstanterrieht «ich nur eioa gaoz geringe BaaMrang
eemes Ztutand« eifahrfln bfttle. KAFBHANW-KOnigilMEg.
SiEfiMANN, Albert. Stotternde Kinder. Sammig. y. Abhdlgn. a. d.
Geb. d. pädag. PsychoL n. Pbysiol., Tl, 2, 1903. Selbstferl. d.Yerf.
80, 32 S. M. 1,—.
In der vüriiegendeu Abhaudiong schildert der geschätzte Verfasser an
einer Kasuistik yon 15 Fflllen die BesonderheiteA des kindlichen Stöttens
vnd legt vor allem in io&ent fesselnder ud einleacbtender Weise die
psychischen Erscheinnngen dieser Störung dar. Verfasser hält alle MeUKMleii
der Behandlung, welche den Patienten längere Zeit in einer unnatflrlichen
Art reden lassen (z. B. mit scharfen Vokalstellungen, mit leisem, tiefem
Stimmeinsatz, mit Dehnung des ersten Vokals im Sprechsatz), fQr weniger
geeignet als diejenige, welche von vomherem sich der natürlichen Rede
bedient Nach L.s Erfdimng sind alle Atmnngs-, Stimm- ond Artikulations-
flbangen entbehrlich. Die Behandlung mnb yorwiegend eine p^chische sefaL
Die sehr interessante Kasuistik gibt dem Yerftsser Gelegenheit, sein Ver-
fahren eingehend zu schildern, insbesondere danostellen, wie man den
Stotterer an die Gegenwart h'emder Personen !?ew<ihnt, nnd wie mnn aUe
Hin lernisse überwindet, welche das Sprechen in den einzelnen Schul-
diszipüneu und in fremden Sprachen bietet. Das Werkchen enthält eine
grolaie FflUe interessanter ond praktisch wichtiger Details, so d&Sä wur fior
jeden, der sieh mit Spnchheittcnnde beach&ftigt, das Stodinm derselben fQr
oneriifilicfa halten. KAFBiuinr-KOaigsbeig.
. 1^ i.u ^ i.y Google
U. Jahrgang. 1904. No. 7.
•rt|iftftUbl|iiiiliit«j|e«.
Das Schularztwesen in Deutschland.
Bericht Uber die Ergebnisse einer Umfrage bei den
grOfseren Stftdten de« deutsolien Beiohes.
Von
Dr. Paul SoHüBXBT-NlUiibezg.
(Fortteisong.)
IV. Die hygienisek« Überwaektng det SelmlliaiMi
und seiner Einriehtnngen.
Die älteren schulärztlichen Dienstordnungen in Deutschland
hatten fast ausschliefslich die Revision der Lehrzimmer und Neben-
räume des Schulhauses, der Ventilatioii und Heizung und der
Beinliobkeit znm Inhalt und behandelten die gesundheitliche Über-
wachung der Sohulkiuder als Beiwerk. Seitdem die Wiesbadener
Schul arztoidnimg ab Muster dient, ist eine Wendung zum Gegenteil
eingetreten, dafs nur noch wenige Faragnplien der gesundheit^
heitlichen Beaufsichtigung des Sokalhauses und des Schulbetriebes
gewidmet sind. Oft beschränkt man sieh darauf, zu fordern, dab
bei den für die Unterenchnog der Überwacbnogssohttler fes^esetsten,
im SohuUiause abzukalienden Spreohainnden anoh anf Belenehtang,
Beinlichkeit, Ventilation, Heianng nnd Abortyerhftltniiwe geaohtet
wird. In den letzten Jahren sind einige Sohnlaixtoidnnngen erlassen
worden, welohe nooh einen Sohritt weiter snrQekgehen nnd der Hygiene
des Sehnlhanses gar nioht, oder nnr mit einer Iniraen allgemeinen
Bemerkung Erwflhnnng tnn. Heil brenn bietet dafbr das ftlteete
Beispiel (1898)« nimmt aber insofern eine Ansnahmestelinng ein, als
die sohnllrztlioben Funktionen den jeweiligen Assistenzttrsten des
Der 8chiil»Kt IL 14
Digitized by Google
136
516
Krankenhauses ubertragen sind, die offenbar unter der J>eitung des
Stadtarztes arbeiten und nur mit der Untersuchung der Kinder
beauftragt sind, während die Revision des Schuigebäudes vom Stadt-
arzt selbst besorgt wird. Brannsohweig jedoch hat im Herbst
1903 zehn selbständige Schalärzte angestellt und sagt in den 15 Para-
graphen der Dlenstordoung nicht ein Wort über die hygienische
An&ioht über das Sohtilgebände oder den Schalbetrieb. Das gleiche
gilt Ton Königsberg i. l)m. Die gleichlauteuden Schularzt
Ordnungen von Magdeburg und Qaedlinburg fordern nur, dals
die Schulärzte sich ,,über die gesundheitlichen Verhältnisse der
Volksschulgebftnde auf «sfanfkliehea Erfordern der städtischen Schal-
depntation gntaofatUoh ftoisem"; sonst ist Tom Schulgehäade nnd
seinen Einiichtongen in keinem Pteagraphen mehr die Bede.
Offenbach spricht wenigstens in § 1 gans allgemein ans,
dalb ,|die hygienisdie Obsrwaohnng der Sohnlhanten" (soll wohl
heiben der Scholgebftnde] dem Schularzt obliegt^ nnd in § 7, dafis
„Anträge anf Abstollnng etwa Toigefandener HlTsstilnde irgend-
welcher Art' an sosiflndiger Stelle anznbringen sind. Qenaaerss
▼ennilSst man anch hier. Halberstadt fordert alljährlich «snm*
mansche Angaben Aber die erteiltui BatBohlfige bes. der Beinlicfakeit,
Ventilation and Heizang der Schalr&nmlidhkeiten" , gibt aber keinerlei
Anweisung ttber Zahl und Art der Revision der Scbnlgebftnde.
Zittau spricht nur ganz nebenbei (§ 7) von „WOnschen, Anträgen
und Beschwerden in der Handhabuug der Schuleinrichtungen".
Es waie liicliL zu billigen, wenu diese Zui ucklialtuug iiiu-
sichtlicii der Hygiene des Schulgebäudes uud die eiuseitii^e fast
ausschliefsliche Betonung der Schülerhygiene für die Zukunft zur
Regel würde. Obwohl gerade auf diesem Gebiete der Lehrer noch
am ehesten die Befähigung zu selbständigem Urteil erwerben kann,
so darf doch nicht vergessen werden, daPs Lehrer und Rektoren
durch den täglu'lion Verkehr in ihren Räumen den Hlick für manche
hygienische Mängel übstuiiipien, und dafs sie in einzelnen Punkten
auch in gewissem Sinne, wenn auch unbewolst, als Partei zu be-
zeichnen sind.
Immerhin sind es nur wenige Städte, die auf die Hilfe des
Schularztes bei der Beaii£aiohtigung des Schulhauses ganz oder fast
ganz verzichten, und nirgends ist dabei die Absicht erkennbar, in
dieser Hinsicht den Schularzt durch den Lehrer zu ersetzen. Näher
liegt die Vermutung, dafs man diesen Teil der schulhygienischea
Aufsicht dem Amtsarzt Torbehalten will, denn in diesem Sinne
517
137
sprechpn die geschieh tliclie Entwicklung' und zahlreiche gesetz-
liehe Bestimmungen, Wenn auch die staatliche schulhygieniache
Aufsicht IQ Deutschland bisher nnr sehr lückenhaft und unvoll-
kommen besteht, so fehlt sie doch nicht ganz, ist sogar auf dem
Gebiete der Gebttudehygiene weit älter als das moderne Scholarst-
wesen. Wohl in allen Staaten müssen bei Schulneubauten di«
Amtsärzte den Bauplatz, die SitoatioQS- und Baupläne begutachten,
und es bestehen Vorschriften über zeitweise Revisionen der Sobal-
gebfiude doFoh die Amtsärzte. Diese durch G^eseise oder Begierungs-
entsohliefsungen geregelten Befugnisse der Amtsärzte weiden dnroh
die städtischen Schularztordnungen in keiner Weise enehflttert, und
die Tätigkeit des Sohalarstea auf dieeem Gebiet kann nur als Er-
gfinsnng snr amtsäntlioben Sobnlanfiicht nnd unter deren Ober-
an&ioht stehend gedacht werden, oder als eine Privatanftiohi, ana
der piaktiflohe Eolgemngen nnr soweit gesogen werden dflrfen, als
sie mit den Befugnissen des Amtsarztes nicht kollidieren.
In Wirklichkeit liegen die Dinge meist so, dafs die Amtsärzte
die mehrmals im Jahre zn wiederholenden Besichügangea aller
Binme des Sohnlbanses nnd die Überwachnng dee technischen Be-
triebes^ d. h. der Heiinsg, Ventilation, kflnstliohen Belenohtong nnd
Wasserversorgung, gerne dem Schnlarst flberlassen, dab sie aber ihre
Obliegenheiten bei Nen> oder XJmbanten Ton Schulen selbst in der
Hand behalten. Abgesehen Ton den gesetzlidien Bestimmungen
mufs es auch als wünschenswert und im Interesse der Sache gelegen
bezeichnet werden, dafs die Begutachtung von Bauplatz und Bau-
plan vom Amtsarzt ausgeübt wird, der durch seinen gröüseren
Wirkungskreis und durch seine Erfahrung auf baupoiizeiiiohem Ge-
biete dazu am beäteu geeignet erscheint.
Die Schularztordnungen ziehen dementsprechend nur sehr selten
den Schularzt zur Mitwirkuni; leim Bauplan heran, ^iur lu vier
Gemeinden wird dies ausdrücklich gefordert.
Bromberg fordert in § 2 seiner . Anweisung für den städtischen
Sohalantt":
. . . Zu diesem Behnfe hat er sich bei der Auswahl des Platzes
fOr neue Schulen sowie über die Gestaltung des Bauplanes auf Ersuchen
der ScholdepQtstion Tom hygienischen Standpunkte ans gntachtUeh m
inlkem» anf Teriiagen schriftlich. Sein Gutachten soll rieh bei nea m
erxichteoden wie auch bei vorhandenen Schalgcbäudcn insbesondere auf die
Beschaffenheit der Fenstervorhänge, Anstrich der Wände nnd des Fuüa-
bodens, Konstraktion der Scholb&nke a. dgL erstrecken.'^
xr
138
518
In Oolmar bertimmt § 15:
«Die gntachtliclie Jbnliwniiis dw SdnilaRtes ist xcgebiafidg eimii*
holen: 1, Bei Erricbtaiig von neaen SdiidgebftadflQ . . . .'^
In Frankfurt a. 0. lautet § la:
„Dem Schularzt liegt ob .... insbesondere alle ibm von der Schol-
deputation zugehenden Vorlagen, betreffend Ankauf von BaopUttxen fftr
Sdnden, Errichtmig neuer oder Erweiternng besteheoder Scfanlgebände nnd
deren Zubehör, ab Tlimhalle, Abort usw. . . . vom Standpunkt der Schul»
gesondheitspilege aiu zn begniachten.*'
In gleiohem Sinne beanspmobt G-ranaee die Mitwirknng bei
Bauten nnd banliehen Yeitndeningen.
Die anderen Stfldte fordern Tom Sdnilant nur die ttberwaohnng
des bestehenden baniieben Znstandes nnd des ieobniseben Betriebes.
Wohl die Mehnsbl bedient sieih dabei der von Wiesbaden anfge-
stellten Können, welche in § 6 der Dienstordnung enthalten sind:
„Die Schulärzte haben mindestens einmal im Sommer, einmal im
Winter die Schullokalitäten und deren Einrichtungen zu revidieren. Die
hierbei wie bei den sonstigen Besnchen gelegentlich gemschtea Beob>
sditungen Ober die Beschaffenheit dar zu Überwachenden Gegenstftnde, so-
wie Aber Handhabung der Reinigung, Lüftung, Heizung und Be-
leuchtung und die etwa an diese Beobachtungen sich anschlielsenden
Vorschläge sind yon den Schulärzten in das fUr diesen Zweck bei dem
Schulleiter anfliegende Buch einzutragen."
Neben dieser halbjtthrliohen BoTision aller Schulräume und Ein-
richtungen mit Eintragung des Befundes in das „Hygieaebucb''
(§ 9, Absatz 7) wünscht die Wieshadener Dienstordnung (§ 3), dafo
der Sobnlarzt bei der alle 14 Tage im Schulbaus abzuhaltenden
Sprechstunde jedesmal auch swei bis fünf Klassen besucht» mit einem
Zeitaufwand von je 10 — 15 Minuten, und bei diesem Anlab nieht
nur die Kinder besiehtigt» sondern anoh ,»die Sohullokalitäten nnd
deren Einriehtnngen» die Ventilation, die Heisnng nsw." Diese Art
der Besiohtig^ung soll in jeder Klasse» wenn mögliob sweimal im
Halbjahr, erfolgen.
Einige Stftdte weichen yon dem Wiesbadener Schema duieh
ein Mehr oder Minder ihrer Forderungen ab. Posen halt es fbr
eifbrderlieb, ausdrüeklieh auszusprechen, dab der Sohularat neh so*
gleich nach Antritt seines Amtes eine griindlidie Kenntnis des ihm
flberwiesenen Sehulhauses in allen seinen Teilen an yersobaffen bat
(§ U). Bei den monatliohen Besnchen der Schule ist er verpftiobteti
die Heisnng und Ventilafion, aber auch die HOfe, Aborte und
Sohulbttder einer grOndlidien Kontrolle sn nnterw^en.
Digitized by Google
519
139
Aach Mainz fordert in § 2:
„Die Schulärzte sind verpflichtet, sich mit dem Baa and der inneren
Einriclitnn? des Schulbaases vertraut zu machen, also mit der T age, der
Grüise, (iem Raaminhalt, der Belichtung, Heizung, Lüftung und Rein-
haltung der einzelnen Klassenzimmer ; mit der Verteilung der verschiedeuen
ÄlterskUssen innerhalb des Schnlhauses, mit der Zahl der Schüler in den
einselnen Klassen, der Gidfse, der Bodenflftehe und des Lnfbranms für die
einzelnen Schüler und die verschiedenen Altersklassen, nül der Beschaffen-
heit der Subsellien in ihrer richtigen Verteilung, mit dem Zustande der
Gänge und Treppenhäuser, der Turnhallen der Schulbäder, Wasclieinrich-
tungen, der Trinkwasserversorgung, den Heizungs- nnd Lüftungsanlagen,
dem Schulhofe und den Abortanlagen. Gemeinsam mit dem zuständigen
Oberlehrer und dem städtischen Bauamt haben sie darüber zu wachen,
dals die sanitären Einiiebtnngen des Scholliansea ordnungsgemftls in Stand
gehalten und zweckent^rechend benntst werden. Gemeinsam mit dem
Oberlehrer nnd dem Klassenlehrw haben die Schalinte darauf zu ac1it> n,
daüs die Schalsäle und alle Nebenrftome Torscbriitsm&big gereinigt werden.*"
Nur wenige Dienstordnungen gehen soweit ins einzelne. Ebers-
baoli erwähnt noch die Türen, Fenster, Ronleaux, Thermometer
und Spucknäpfe, Mülhausen i. E. fügt noch die KleideniLhigen,
die ßadeeinrichtuugfeii und die SLüiuDgen in der Umgebung des
Schulgebäudes hinzu, schiefst aber doch wohl über das Ziel hinaus,
wenn es verlangt, der Schularzt soll auch die Blitzabieiter in
seine Revision einbeziehen.
Tm Gegenpntze zu diesen ^-ennuen Vorschriften begnügen sich
viele Städte mit ganz allgemeineL Bestimmungen, wie z. B. Dro^(U^n,
das nur von der richtigen Handhabung" aller zur Gesundheit der
Lehrer und Schüler getroffenen flinriohtungen und Anordnungen**
spricht.
Ebenso kurz und allgemein gehalten sind die Vorschriiten in
Dortmand, Dülken, Elmshorn, Essen, Freiberg i. Sachs.,
Gransee, Insterbnrg, Kiel, Meerane, Oberaoköneweide,
Reinickendorf, Steglitz und einigen anderen kleineren Orion*
Die ^lehrzahl der Stftdte folgt hinsichtlich der Art nnd Ausdehnung
der SchulhausreTision dem Wiesbadener Muster imd führt nur die
Eeinigung, Lüftung, Heizung und Beleoofaton^ ausdrücklich an.
Dio Zahl der geforderten Revisionen schwankt innerhalb weiter
Qieinzen. Di« meisten Qemainden folgen anoh hierin Wiesbaden, da&
sie em Minimum von allgemeinen BeBiehtigungen aller Solinlräume
fordern, meist ein- bis aweimal im Halbjahr, und daneben ein bftuflgersi
Besttohen der Lebndmmer, gewdhnliob während des Unterrichtes.
Am besdieidensten ist in seinen Ansprflohen wohl Goln: uMindesiens
140
520
ei ü mal im Jahre, und zwar im Winter, bat der Schularzt die
Sohulgebäude und ihre EinrichtnDgeo in bezug auf die gnsandbeit-
lieben Verbältnisse zu besieh tigeu. " An vielen Orten, w ie z. B. in
Bautzen, Plauen, Posen, Mülhjjusen, sind monatliche Re-
visionen vorgeschrieben, frank fürt a. 0. geht nooh weiter and
verlangt in § Ic:
„Der Schularzt hat die ihm zu cewiesenen Schulen während der ünter-
ncbtszeit, so oft es nach seinem Kmips-^rn erforderlich ist, mindestens
aber im Sommerhalbjahre sechsmal, im Winterhalbjahre neosmal zu be-
suchen.*^
Die vorgefundenen Mängel oder zutage getretenen Wtlnsche und
Bedürfnisse hat der Schularzt bei den nach Wiesbadener Maater
arbeitenden Stttdten in das beim Schulleiter aufbewahrte ^Hvgiene-
buch" einzutragen. Auch ohne die in einzelnen Dienstordnungen
ausdrücklich enthaltene Anweianng werden viele kleinere Beanstan-
dungen, insbesondere wenn deren Abstellung im Machtbereich des
Sohulleiters liegt, duroh sofort erfolgende mflndliche Rücksprache
zur Erledigung gelangen« und vieUeiobt ist gerade diese Form die
praktisch wirksamate. Direkt an den Bürgermeister oder an den
Magistrat gelangen die Beanstandungen in den Städten: Aaohen,
Bonn» Ooln, Dftren, Meiderioh, Nürnberg, Strafsbnrg nnd
Trier. An die Sohnldepntation erfolgen die Beriohte in Branden-
burg, Bromberg, Leipaig, Eybnik nnd Stettin. Im Land-
beairk Hesaen-Darmatadt sind Toigefimdsne Mttngel dnieb Ver-
mitÜnng des EMsgesnndheitsamtaa an die Kreissobnlkommission an
beriehten. Dem Amtsarat ist Beriobt an erstatten in Dreaden,
Frankfurt a, M. nnd GOrlita.
Die Stadt Fftrtb Ittlst die Wahrnehmungen nnd Yerbesaerungs-
Toraebl&ge in daa sebnlftratliobe Tagebnoh eintragen, welebea der Sobnl-
arat bei der Konferena der Sobnlftrate yorzulegen hat ; in dringlioben
Füllen ist die tmmittelbare Anaeige an die SohnIbebOrde geboten.
In aabireioben Dienstordnungen fehlt über den Qesoblftsgang jede
nähere Bestimmung.
Die schon im allgemeinen Teil erwähnten, in den Schularzt-
ordnungen regelmäfsig wiederkehrenden Bemerkungen, da£i dem
Schularzt keine auturitativeu ßeiu;^'uib-^e ziibtehen, dais er an nie-
niaudeu, auch lucLt au den Schuldiener oder Heizer, eiueu Beiekl
richten darf, dafs er eine Bemängelung dem Lehrer oder Schulleiter
gegenüber niemals in Gegenwart der Schüler aussprechen dari, haben
beim Kapitel der Schulhausrevisionen ganz vorzugsweise Geltung.
Digrtized by Google
521
141
Auoli wiederholt sich hier wieder die wohl allzu ängstUohe Yorsioht»
welche an manchen Orten dem Schularzt verbietet, ohne Torherige An-
meldung und ohne Begleitung des Rektors die Sohulzimmer wahrend
des Unterrichtes zu betreten. Allerdings wird meist hinzugefügt,
dafe der Schulleiter ohne zureichendea Grand dieae Erlanlmis nicht
verweigern darf, and dab über die Beredhtigong soldher Gründe,
wenn eie geltend gemAobt werden sollten» der Hagistrat oder die Sehnl»
depntation zu entacheiden hat Weshalb aber dieser ganae schleppende,
bureankratische nnd awedkwidrige Apparat? Der Zweck einer Beyision
wird in mancher Hinsicht gerade dnreh vorherige Anmeldung zu-
nichte gemacht Nicht selten dringt die Kenntnis Ton dem an er-
wartenden sohnliratlichen Bestich ans der Amtsstube des Bektors
auch zum Haasdiener and Heizer, nnd es wiid die Revision zu einer
angesagten Parade. Weit richtiger ist die Aaf&ssnng, die in der
Hagener Bienstordnang im § 6 zum Aasdrack kommt: „Anderseits
iat der Schulant berechtigt an vermutet die Sohnlrftome aa be-
treten, am die ihm obliegende Oberwaehang aossnUben. Er hat
jedoch sofort dem Schulleiter von seiner Anwesenheit in der Schule
Kenntnis 7m geben." In einen seltsamen Widerspruch setzt sich die
JJienstuuweisuüg der Stadl Slulberg mit sich selbst. Obenan steht
der Satz: „Die Wahl des Tages wird dem, Arzte freigelassen, jedoch,
mufs die Besichtigung unvermutet stattfinden." Unmittelbar danach
steht dann zu lesen: „Ist der Schularzt ausuahmsweisp an seinem.
Besuche verhindert, so hat er dem Hauptlehrer davon möglichst früh-
zeitig Kenntnis zu geben und zugleich einen anderen Tag ftlr
seinen Besuch vorzuschlagen."
Gewisse Dinge kann der Schularzt nur hei besetzten Klassen,
also wäluf ud des Unterrichtes, beohachton uad überwachen, so z. B.
die Temperatur und Lüftung, das Vorliandensein von passenden
Banktypen für die Körpergrolse der Schüler, die Handhabung der
Vorhänge bei Sonnenlicht und manches andere. Es ist daher als
irrtümliche und bedauerliche Anüfisssung der KOnigL Bcgienrng des
Begierungsbezirks Aachen zu bezeichnen, dafs sie zu der yortreff-
liehen Dienstordnung der Stadt Aachen durch VerfOgang yom
29. Juni 1901 unter anderem den Zusatz machte :
uDie in § 7 Torgeselieae Besichtigung der Schnlräame, sowie ge-
legentliche Schulbesuche werden zweckmftfsig (?) aniserhalb der Unter-
richtsseit vorgenommen."
(Fortseuang folgt.)
Digitized by Google
142
522
Altintxt Ütitteilitiigeit.
Die Täti;;keit der Sektion ungarischer Scliulai zte und Gesnnd-
heitsleiirer iu deu Jahreu 1900 — 1902. Der ungarische Landesvcrciu für
Hygiene, bemllht, jedes ernste Bestreben zur Terbreitimg hygieoischer
Kenntniese mit vidier Kraft zu nnteratfitzen, grOodete im Interesse der
weiteren Entvicklnng der Institation der Schulöryt« un i Gesandheitsldirer
ein besonderes Komitee, das die Aufgabe hat, den Mitgliedern des Ver-
eins den richtigen Weg zu einer erfolgreichen Tütisrlceit zu zeigen.
Die Sektion ist im Laufe der Berichtsjahre vou sciiweren Verlnstca
betroffen worden. Das unerbittliclie Schicksal entrifs derselben innerhalb
lEonor Zeit: Eüoek Fabeas, dessen eifolgrdciies Wirken anf dem Ge-
biete der bygienischen Administration selbst im Anstände Anerkennong
fsnd; femer einen wannen Freund des hygienisdien Unterricbts,
Carl von Gerlöczy; auch Fodor ist in demselben Jahre dahin-
geschieden. Die Orllndung (!es Landcsvcrcin« für Hygiene, die Organisa-
tion der Institution der Schulai/.re und Lehrt-r der Hygiene sind Füdors
schönste Schöpfungen, und die Sektion ungarischer Schulärzte wird sein
Andenken fftr aUe Zeiten in dankbarer Erinnerung bewahren. AnFODOBs
Stelle trat Professor Liebsbhaivn, dessen Wirksamkeit der Sektion aach
schon grolse Dienste geleistet hat, so dafs dieselbe nnr ihre gerechtfertigte
Anerkennnng zum Ansdrack brachte, als sie Libbbbhamn zun Ehren-
Präsidenten wälilte.
Unter dem Präsidium des Herrn Dr. Scuuschny hat daä Fach-
konütee, abgesehen von mehreren wichtigen, anf die Überwachung der
Hygiene der Schuljugend bezüglichen Fragen, den Unterricht der Gesund-
heitslehre und die Beform der Schulhygiene zum Gegenstände seiner Dis-
kussion gewählt. Die Bestimmungen der zum Zwecke einer Reform der
Schnlarztinstitution berufenen ministeriellen Konferenz liaben das Komitee
zu einer Aktion bc^vogcn, welche eigentlich das hauptsächlichste Moment
seiner Wirksamkeit ausmacht. Es hat nämlich den Standpunkt, welchen
es gegenüber den die Ansbildung und Tätigkeit der Schulärzte betreffenden
BeformplAnen einnimmt, in ehiem Memorandum zum Ansdrock gebracht.
Das Fachkomitee hat die Angelegenheit des Unterrichts in der Hygiene
mit steter Aufmerksamkeit verfolgt und in einem zweiten Memorandum
sich gegen einen Antrag verwahrt, welcher dahin ging, gelegentlich der
Revision des Schulplanes der höheren Töchterschulen, sowie der P^lenientar-
lehrer- und Lehrerinnenpräparandien, die Anstellung von Lehrern der
Hygiene zu beseitigen und den Unterricht in der Gesondheitslehre in den
Hintergrund zu drflngen.
Zum Zwecke der Vermeidung der Übertragung infektiöser B[rankheiten
durch die Schule hat das Komitee den Vorschlag gemacht, es sollen die
an den Wohnungen der Kranken anzubringenden Wamongszettel mit dem
Digitized by Google
523
143
Vermerk Terselien werden, dafs diejenigen, wclcbe sieb mit dem Kranken
io einer gemeinsamen Wohnung brfinden , oder dpir^olbon finf^resnrht
haben, nur mit besonders einzuholender BewiUigoug des Amtsarztes zum
Schulbe:>uclie zugelassen werden.
BeslIgMeh des Schottes der stodiereiiden Jugend gegen Teneiisdie
Knoklieiteii winde der BescUois gefaliit, dem Lehrkörper der medisiai-
sehen Faknltät ein Ansuchen zu unterbreiten, dahingehend, die Faknlttt
möchte dafür besorgt sein, dafs sämtliche üniversitätshörer über die ¥0B
Seite dieser Krankheiten drohenden Getabren auf?plflfirt werden.
Weiter wurde die Aufmerksamkeit der kompetenten üxeise auf die
Notwendigkeit einer Überwachung der Jugend in moralischer Hinsicht
taw. auf die QefUiren gelenkt, welcheii die Jugend in moraliedier und
hygienischer Besiehnng bei Gelegenheit Offenflicber Fesüichlieiten ansge-
setst ist.
Erwähnenswert ist auch das vom Fachkomitee auf Aufforderung des
Vereins der ungarischen T^irnlehrer im Tntipresse des Turnunterrichts nb-
gegebene Gutachten, in weichem der Überzeugung Ansiinn k ge^^^ebeii wird,
dals der Turnlehrer eine Lochwichtige » viel Geschick, iakt und Auimerk-
SMDkfllt fordenide, angestrengte nnd ermüdende Arbeit leiste, die kebiee-
wege leichter ist «Is der theoretische Unterricht in der Mitteliehnle,
insofern der Turnlehrer seinen Beruf richtig und im YoUen Bewulstoein
seiner Yerantwortlichkeit bezüglich der körperlichen Integrität seiner
Schüler erfafst und den Unterricht RbwechslungsvoH und genufsreich ge-
staltet. Es wurde hierbei hervorgehoben, dafs es jedenfalls zu einer den
Krlülg des Unterrichts in Frage stellenden Entmutigung der Lehrer führen
mnb, wenn die mit dem Tnmmitenicht verhnndenen Sohwieriglceiten keine
BerfleksichtigDng finden, nnd dem Lehrer die gebOhrende Anerkennong ver-
segt wird.
In Berücksichtigung dessen, dafs unzweckmäfsig gebaute und einge-
richtete Schnlon die Gesundheit der SMifilcr und Lehrer in gleichem Mafse
stÄndig gefährden, lenkt das rachkoniitee schliefslich die Aufmerksamkeit
der Schuldirektoren und Behörden darauf iiin, da£s es bereit ist, tlber
Anfragen in nichtigeren hygienischen Angelegenheiten AnÜschlnfe ta. er-
leilen.
Die Leiter des Unterrichtswesens für die Institution der Schulänte
ta gewinnen, ist eine Aufgabe, deren Lösung hauptsächlich dadurch er-
reicht werden kann, dn^ das Fnrhkomitrf^ sich eine recht weite Wirkungs-
sphäre schafft; andeiseiis können wir selb=:t auf die Entwicklung der
Schulhygiene uns nur daim einen entsprechenden Eioiiu£s Terschaffen, wenn
fliantücfae Schnltote ihren Beruf mit nnermfldlicher Tätigkeit eifttUen.
(Uitget. T. Dr. W. Gbnebsiob, Assist n. hjg. Institut zu Budapest.)
Die Schnlarztfrage in DresdeB* Die leUte grundlegende Regelung
der Frage der städtischen Schulärzte erfolgte hier im Jahre 1893 für den
1. Januar des folgenden Jahres. Man "^chnf sieben Rchnlar/t'-tollPTi , nnf
die je 4^ — 6 Volksschulen mit zusammen 3712 — 5399 Kindern enthelen.
Ijisgesamt waren in 35 Yolkssdiulen 32011 Kinder zu untersuchen. Die
Ar^ beobachten den Gesondheitssnstand der Kinder nnd dienen daneben
dem Schnlanasehnls sowie dem Stadtbeziiksarzt rar Unterstatsimg bei
144
524
Überwachung bezw. 7iir sanitären Kontrolle der ScholPTTindsttlcke. Jeden
Monat haben die Schulärzte ihre Schulen mindestens einmal besuchen,
sich mit dem Leiter der Schule über die Gesnndheitsverhältnisse za
besprechen, die angeordneten sanitären, hygieniscben Einrichtongen zq
konftroUieren und an d«r jihrlich «iiunal stattfindcaden bebOrdliciiea Be*
Biditiginig des Schulgebäades teüzonehmen. Femer hat der Schnlant die
neodntretenden Schulkinder hinsichtlich ihres Körperznstandes zu unter-
suchen und Anordnungen betreffs besonderer Sitzpl&tze für Schwerhörige,
Einreihung in Stottererabteiinn pe n , Entbindung von Turnen oder Singen
n. ä. zu erlassen. Diese Prüfung, meist ohne Entkleidung, er-
streckt sich aber nur auf Jene Kinder, bei denen nach Angabe
▼on Eitern oder Lehrern Anlafs snr ünterenehong besteht.
Auf Anordnung haben die Schnlirzte mdi Untersuchungen von Schul-
kindern in deren Wohnungen vorzunehmen Die Gehaltsverhältnisse der
SrlinKir7,tc waren für vier Herren anf je 500, ftlr drei anf je 400 ?tTf\rk
jährlich normiert worden. 1902 wurde eine «rhtc St^-lie geschahen und
die Gehaltsverhältnitise so geändert, dalis iihii bchulärzte mit je GOO und
drd mit je 600 Mail: aaft Jahr honoriert worden. Dabei war die
Sefalflenahi anf 46G81 Kinder mit 44 Schulen gestiegen. Dorch Ein-
verleibungen N' T vchob sich dieser Zustand abermals, so dafs jetzt bei 56
Schulen und 67631 Kindern 15 Schularztstellen bestehen. Es sind das
die o)>igen acht, zn denen noch eine Stelle mit 400 Mark bei 2987
Kindern, eine Stelle mit 500 Mark bei IT.'^O Kindern und fünf Stellen
(in Löbtau) mit 1200 Mark bei Ü227 Kindern liiu/ukamen. Der Eat ist
nonmehr 1904 daranf znrttckgekommen, eine gleichmälsigere Yert^mis
der Scbalarstbeiirke za schaffen nnd damit gleichseitig die Beallge der
Sdinlärzte der Schulkinderzahl entsprechend zu gestalten. "En wurde tod
den beiden städtischen Kollegien folgende Neuregelnng vorgenommen:
Die Yergütnngeu für den Schularzt sollen betragen:
250 Mark bei 2500 und weniger Schülern,
300 , n er oi bis 3000 Schülern,
350 , „ :iOül „ 3500 „
400 „ 3Ö01 „ 4000 „
450 „ „ 4001 » 4500 „ nnd
600 , „ 4501 , 5000 »
Es waren dementsprechend 18 Schularztstellen zu schaffen. Die Vor-
städte Löbtau und NauMitz, welche erst kürzlich einverleibt worden sind,
behauen TorUUiflg noch die alten SchnlantverhSltnisse bis 1905. Der Rat
hatte den Antrag des StadtTerordnetenkoIIegiams, vom Jahre 1904 ab
auf die schulärztliche Üntersnehnng aller Schulkinder der
städtischen Bezirksschulen zu kopirnon. aus finanziellen Bedenken
abgelehnt. In der am 5. Mai 1904 stattgelundenen Sitzung der Stadt-
verordneten, gelegentlich deren der Unterzeichnete energisch für die ärzt-
liche Untersuchung aller neueintretenden Schüler und Schülerinnen der
Bezirkssehnlen eintrat, haben dieselben an ihrer Forderang festgehalten,
nnd es steht zn erwaiten, da& der Rat diesem erneuten Beschlüsse nun-
mehr beitreten wird. (Mitget. Dr. HoPF-Dresden.)
Digitized by Google
525
145
Sohuiarzfe in Ho!1aiid. Als ich Ton der Redaktion des „SchuJaretes^
im Jaunar 1902 zur Mitarbeit eingeladeo wurde, habe ich micli gern daza
bereit erklärt, aber unter dem Ausdruck des Bedauerns, dafs bi« jetzt
^vemg über die Schularzlirage in Uollaod xu. benciilea sei ... . einiacli,
weil es überhaupt fast keine Sdnllnte bei ose gab.
OMckliisherweiw h«t neb die Siebe idtdem etwas gebessert» nid bin
ich jetzt in der Lage, einiges auch aas unserer Heimat Aber das bis jetit in
der Schtilarztfrnr^r Frreichte mitzuteilen. Schon seit vielen Jahron haben unsere
Ärzte mit regem Interesse die Fortschritte dr:^ Instituts für Schulärzte im
Anslande verfolgt, und die niederländische ,,Zeilschrift für Heilkunde'^ teilte
in ihren Kachrichten manches Interessante über diesen Gegenstand mit.
ObmAl es scbwer ist, sieb Aber die Heimuig der Lebitr sofort in dieser
Angttlegenheit ein Uitdl m bOden, ksmi man doefa sagen, daft in vielen
Städten sowohl der SehnU^gieiie, als auch der Schnlarztfrage von selten
der Lehrer Interesse entgegengebracht wird, da die Ärzte öfters von ihnen
aufgefordert werden, Vortrflge aber beide tiegeastinde in den Lehrervereiuen
zu halten.
Auch andere Vereine beschäftigen sich mit der Schnlarztfrage ; der
Terein „Das grüne Krens*', weleber sieb flr Krankenpflege nnd Volks-
gesondheit interessiert, hat idne Kommission beauftragt, ttber die ÄasteUnng
Ton Scbniflnteo nnd aber eine entspreobMide Dienalordnnng Beriebt an
«fstatten.
Ks kann wohl nicht anders sein, als dafs die in Deutschland und in
anderen Ländern erzielten Resultate auf die Dauer auch auf das Vorgehen
unserer Magistrate Einflulis ausüben müssen, um so mehr, als bei uns seit
einigen Jabren ebenfalls 8cbnbwang besteht.
Es ist daher selbstverstlndlich, dafh, wenn der Staat die Eltem zwingt,
die Kinder in die Schule zu schicken, er nicht unterlassen kann, diejenigen
Mafsrepeln 7\\ treffen, welche bezwecken, dafs dif' Kinder sich beim Schul-'
besuch kerne bc baden und keine Krankheiten zuzieheu. Wirklich zweck-
mälÄige Maisnahmen sind aber ohne Mitwirkung von Schulärzten nicht gut
denkliar.
In Anbetracht dessen werden bei ans fraber oder sptter die Sehnl-
ftrzte znreifdlos ihren feierlichen nnd segenbringenden Einzng halten, nnd
dies um so mehr, weil doch auch jetzt schon in mancher kleinen Stadt und
in manchem Dorf die frei praktizierenden Ärzte als Schulär/te wirksam sind.
So wird aus Zuidbroek gemeldet, dais der Gemeindevorstand dm
Armenarzt btauliragt hat, die Schulkinder dann und wann zu untersuchen
nnd, wenn nötig, die Kranken ans der Sdmle an entfernen.
In Nienw-en-St-Joosland nnterroeht der Armenarzt ebenfsib die
Schüler. Der Gemeindevorstand von Seester zwaag beabsichtigt, mit Hfife
der Armenärzte eine regelmfifsige Untersuchung der Schulkinder einzuführen,
besonders mit Rfirksii hr ani ansteckende Knuikheiten des Kopfes nnd der
Haut und des iveui.hhus.tens.
Aus Winschoten wird gemeldet, dals Dr. Wauh^na als Schularzt
angestelK ward«, nnd der Sehnlarst in Haaslnis teOt mit, dab dnreb «eine
Lüdatfre viele VecbesBKiingen in den dornen Scholen erzielt wordtti seien,
welche sonst noch jabrelang anfgeacfaoben worden wiren.
Digitized by Google
146
626
Dafs man bei uns noch so wenige Srlnilärzte hat, findet seinen Hafi]>t-
gmnd in der finanziellen Not der Gemeinden; manche Gemeinde, mancher
Gemeindevorstand will das Gate, es fehlt ihnen aber an dem Nervus rerum
— am Gel de. Die AnsteUnng von Scholärzten kostet Geld, and zwar
von dem AngenUieke an, in dem die AnsteUnng stattfindet. Es ist ebne
Zeifel, dafs das aasgegebene Geld schöne Zinsen aliwerfen wird, aber —
nar indirekt, und die Ausgabe gesdiiebt direkt; es mala also bans Geld
da sein.
Dafs man anch in höheren Instanzen der Schularztfrage nicht anwohl-
wollend gegentlberstebt, geht daraus hervor, dalä der Minister des Innern
anf eine beirelfonde Anfrage emideite, es sei vorliofig eine Ernuümang an
die GemeiadeforstSnde aar EinsteUtmg Ton Bchidftntea yoii ifam nicfat an
erwarten mit Rücksicht aaf die finanzielle Lage der Gemeinden. Hieraita
geht hervor, dafs der Minister die Anstellang von Schalärzten «oU gern
sehen möchte, sich aber wep'en der Geldfrape recerviert verhält.
Und doch haben einige gröfsere Städte schon bedeutende SrbriUe ia
dieser Kichtuug getan. So hat der Gemeinderat von Zaandam, einer
grOteen Stadt in der Kihe Amsterdama, aidt nr Anatdlnaf eines flefanl-
antes entscblossen. In Scbiedara, einer Stadt in der Nike Botterdams,
genehmigte der Gemeinderat einen Antrag des Magistrats, die Armenärzte
als Schulärzte za bezeichnen nnd ibnen für die Extndeistung einen be-
sonderen Gehalt zn ^eben.
In jeder Hinsicht kann man mit dem im Jahre 1903 Erreichten mehr
als zofrieden sein ; es ist zwar noch nicht viel, aber der Antaiig ist gemacht,
mebr Schritte auf dem eiogoscUagenen Wege werdea folgen; sagen AoA
die Fraososen mit Recht: ,ce n'eat qne le premier pas-«|iti eontel* Hoffent-
lich bringt uns 1904 gate Erfolge da, wo die Schalärzte schon arbeiten,
nnd im weiteren die Nachricht^ dals viele neoe ScholantsteUen geschaffen
worden sind.
Nachschrift. Das obeu Milgeteilte war bereits geschrieben als die
Tagespresse ans die Nachricht brachte, dals in Amsterdam eine Zosammen-
Ininfit stattgefimden habe, an welcher folgende Yereine vertreten waren:
Das „Kiederilndische ünterrichtskomitee**, der »Verein Yolksnnterricht',
der „Niederländische Unterrichts-Propapuidaklab*', der „Verein toq nieder-
ländischen Lehrern", der „Verein von Turnlehrern in Ilnlland", der „Sozial-
demokratische Lehrerverein ^ , der „Christliche Lehrerverein* ond der
pVerein von römisch-katholi.schen Lehrern im Stift Haarlem**.
Alle diese Yereine erklärten sich für Austellaug von Schulärzten.
Der Prflsident meinte, dab, wenn man dieses Ziel erreichen wolle, man
am besten tne, audi an die Begiernng mit der Fordcnmg aa wenden, ale
möge die Anstellong yon Scholfirzten als besondere Bestimmung in das
Unterricht=^2:p?rt7 nnfnehmen. — Die Herren SCHOOK nnd Keteläar
meinten, man solle zuerst bei den Gemeindevorständen in unserem Lande
dafür Propaganda machen, bevor man an die Regierung gelange. Die
Sache mOsse zuerst im ganzen Lande popolär sein, dann erst könne man
aaf Hüfe von selten der Begiernng rechnen. — Herr tax Goob fragte,
ob in den Gemeinden, wo schon Schdiiate angestellt sind, günstige
Erfolge enreicht worden seioi. — Der Präsident besntwortete diese Frage
Digitized by Go -v^i'-
527
147
blähend. — Nach weitläufiger IKdnission entschlofs man aich, ein Fort-
schrittskomitee ftir die Anstellung Ton Schulärzten einznsetsen. Damit ist
deutlich bewiesen, dafs verschiedene I.phrervereine die Berufiiuig von Schal-
ärzten als sehr wUascheoswert betracbteu.
(Mitget. TOD Dr. J. M. G. MooTON-Haag.)
Ober di« Milaritthif • aaf den L iitonuti^ulfii ILraip^ft
Ar Sehilhygiene in Nflnberg hat Dr. B. Sohiobidxb in deo • JMndl.
N. Nachr." einen kurzen, ZDBaiiimeDfinaenden Bericht entattet, den hier
wiederzugeben wir uns nicht versagen können.
„Eine der interessantesten Fragen" — -sagtDr. Sch. — „die anf dem
Kongrefs erörtert wurden, war die Schularztfrage. Bei der Wichtigkeit
dieses Gegenstandes hatte man mehrere Fachleute, die sich auf dem Gebiete
der SchnUiygiene dnrdi grolke Saehkenntiiis und reiche piahtiflche Erfahrong
anageaeiehnet haben, gebeten, Beferate besw. Tortrige Uber daa Schnlaiat-
ireeen ao halten. Alle waren tlber die Notwendigkeit der Schnhiateinrich-
tnng einig, über die speziellere Gestaltung dieser Institution, sowie Aber
die Aufgaben und Ziele der Schulärzte gingen jedoch die Ansichten soweit
aaseinaoder, daOs von einer einheitUchen Losong dieser Frage keine Bede
sein konnte.
Wie dargelegt wurde, zeigen nicht nnr die einzelnen Kolturstaaten
nnterdiiander bedentende UntevMhiede in der Entwieklnng nnd dem Aoaban
der aehnlintlidien Organiiatieii, anch imieffaalb deaeelben Landes bestehen
vielfach fundamentale Differenzen. Während man in den meisten Staates
zuerst an den Volksschulen ärztlicbc Rcfinfrichtiprnng einführte, stellte man
in anderen, z. Ii. in Ungarn, zuerst Schulärzte an deo Mittelschulen auf.
In Deutschland, wo die Organisation des Schularztwesens schon ziemlich
weit gediehen ist, sind 500 bis 600 Schalärzte fast ansschliefslich an
itldtisGben YoUnschnlen tfttig, wahrend die Dorf- nnd Mittelschiden, die
mindestens ebensoviel Gefthren ÜBr die Gesnndheit ihrer Sehnlkinder faieteik
wie jene, der Schulärzte gänzlich entbehren. Staatlich angestellte Schal-
ärzte finden sich seit vier Jahren im Grofsherzogtum Sachsen -Meiningen
und in beschränkter Anzahl in Hessen, sonst sind die Schulärzte Angestellte
der Städte. Dieses Verlulltnis zu ändern, muls die Aufgabe weiterer
8chulh>'gienischer Bestrebungen sein. Denn wie Prolessor Dr. LEUBUSCHE&
in Übereinatinminng mit anderen Bednem hervorhob, hat in erster lini»
der Staat, der den Schnlzwang fordert, als oberste SdralbehOrde die Yer^
pfliciitung, Schulärzte fflr aBe Scbnlen, höheie, mittlere und Volkssehoien»
städtische und Dorfschulen, anzustellen. Und zwar beruht das Interesse,
das der Staat au der Schular/tnrcanisation hat, nicht auf der Feststellung
und Besserung der Gesundheitsverhfiltnisse der Schuljugend allein, sondern
auch auf der Möglichkeit, durch die schulärztlichen Untersuchungen Kenntnis
von den Bflckwirlranien nnd Wechselbesiehnngen swischen Wohnnngs-,
Erwerbe- nnd EmlhmngsTerhlltniBaen der OesamtbeTOlkerung uid den
Krankheiten der Schüler zu erlangen. Nur die staatliche Regelung der
Schularzteinrichtung wird die Möglichkeit durchgreifender Verbesserungen
auf dem ganzen Gebiete der Schulhygiene und insbesondere auch aof dem
Gebiete der Unterrichtshygiene gewähren.
Grofse Meiuuugsverschiedenheiten treten iiinsiciitiicli der Aufgaben, die
Der Schularit. IL 15.
Digltized by Google
148
528
der Schularzt zu erfüllen habe, zutage. StadtsLliularzt Dr. Samosch steht
auf Grund der Erfahrungen, die er in Breslau uud die andere in anderen
Stüdteu Preulsens gemacht haben, auf dem Standpunkt, dafs nur die
Sciifllerbygiene Sache des Scbnlantes ist. Der sdniUntliche Dienst hat
sich nur anf die Üntersnehniig der Lemaaftnger, Übenraelnug schwäch-
licher und zu Krankheiten disponierter Schulkinder und auf die Durch»
führung der Statistik zu heschränken. Feinere Methoden bei den Schfller-
untfr^nchuuiien anzuwenden, hält er für überflüssig, ja er glaubt vor dem
„Miläbrauch" der Schule zu Forschuugszweckeu warnen zu müssen. In
ähnlichem Sinne äufserte sich Prof. Dr. Leubuscueb in seinem Referate,
doch verlangt er anl^erdera, dab die ScfanlArzte beim Ban und der innerea
Einrichtong von Schalhftiueni zu hören sind, nnd da& ihnen Einflnfe anf
den Unterricht eiogerftnmt werde. Nor beamtete oder speziell vorgebildete
Ärzte zu SchulJlrzton 711 marhcn, hält er weder fflr Tiweckmäfsig noch nötig;
ob Spezialärzte in die schuUlrztlichc Urganisatioti aufzunehmen sind, wolle
er nicht generell entscheiden, während ein anderer Vortragender sich wann
dafür aussprach. Auch die Ansicht, dafs der Schularzt nicht unrznr Unter-
suchang der ihm nnterstellten Kinder, sondern auch zu ihrer Behand-
lung unter gewissen Bedingungen verpflichtet sei, wurde — unter starker
Opposition allerdings — vertreten. Von der Voraussetzung ausgehend, dafs
die Schule hanptsächlieh ein Untcrriclitsinstitut ist, stellte Prof Dr. LlEBEB-
MANN die Forderung; in seinem in der Plenarsitzung gehaltenen Vortrage
unter Zugrundelegung der in Ungarn bestehenden schulärztlichen Verhält-
nisse, der Schularzt habe neben dem hygienischen Eontrolldienst die Er-
teilung von Unterricht in Gesundheitspflege zur Aufgabe. Entsprechend
weitgehende Anforderungen stdlt er an die Ansbildong der Schulärzte, die
neben der allgemein ärztlichen eine speziell hygienische und pidagogiache
sein mUH<ie.
Aus dem Angeführten erhellt, wie verschieden die Ansichten in funda-
mentalen Fragen der Schulhygiene sind, und wie weit wir von dem er-
strebten Ziele einer einheitlichen Regelung durch den Staat entfernt nnd.
Es unterliegt keinem Zweifel, dafo die Hauptaufgabe des Schularztes in
der hygienischen Überwachung der Scbnllcinder besteht. Die Behandlung
der ihm unterstellten SchlUer dllifte wohl luinm in den Bereich der schal-
ftrzt liehen Funktion pezopeu werden. Ebensowenig dürfte die Unterweisung
der Schulkinder in Schulgesundheitspflege — vielleicht mit Ausnahme der
sexuellen Pädagogik — in die Hände der Schulärzte zu legen sein. Der
Forderung der hygienischen Unterweisung kann mit Hilfe der Lehrer enfc-
sprochen werden, die ihrerseits auf diesem Oebiete durch Vorlesungen bezw.
Unterricht auf Universitäten oder in Senunarien auszubilden sind. Die
Frage, ob nur praktische Ärzte oder auch Spezialärzte in die Schularzt-
organisation aufzuuelimen sind, und ob eine spezielle hygienische Schulung
für die Schulärzte nötig ist, läfst sich nicht einfach beantworten. Redu-
zieren wir die Aufgaben des Schularztes auf die Ausübung der Schaler-
hygiene und erfüllen so nur einen Teil des von der Schnlgesundheitspflege
Geforderten, dann wird auch jeder gut durchgebildete Arzt den Posten
eines Schularztes ausftUlen können. Soll er aber auch als hygienischer
Beirat und Begutachter von Scbuleiorichtungen sieh bewähren, so wird ihm
Dlgitlzed by Google
529
149
dies ohne besondere Schulung in hygienischen Fragen nicht möglich sein.
Schliefsluii dürfen wir neben der prakti«;chen Seile der St iuilbygiene nicht
die wissenschaltliclie vergessen, ist doch die Scliulliygieiie als ein Zweig
der Hygiene im allgemeinen ebenso wie diese eine Wissenschaft. Je
gröfser ein Schnlkörper ist, um so mannigfachere Aufgaben werden an seine
ünte herantreten, and um so ausgiebiger wird eine Arbeitsteilung platz*
greifen.
Auch in Mflnchen ist zurzeit die SchnlarztfraüC aktuell; nachdem
bereits im vorigen Jahre Profissor M. Grükeu die Schularztfrage zum
Oe»renstande eines an den Magistrat trcrioliteten Memorandums gemacht
bat, iiaben sich die Gemeindevertreluug und die ärztlichen Standesvereine
vielfach mit dieser Frage beschäftigt. Möge in einer Stadt, in der an
hygienischen Einrichtungen nnd fftr das Wohl ihrer Schuljugend so viel
geschehen ist, aneh die Sehnlarztfrage eine Lteung finden, dals nicht blob
die SchQler, sondern auch der Lehrkörper, die (iesamtbevOlkentng und die
Schulhygiene nl , Wissenschaft davfM- Xutzen haben.
Schnlürzte au einem Mädcheiilyzemn in ^^sferreich. Die „N.
¥V. Presse" teilt mit. dafs an dem vom Miulcheiilyzealvereine erhaltenen
MädcUeulyiSeum m Maiirisch-Ostrau seit Gründung der Anstalt die bchul-
ftrztlldie Beanfsichtiguug der Schttterinnen durch drei Schulirzte, welche
neb ftbr diesen Dienst in bereitwilligster Weise unentgeltlich stur Ver^
fllgnng gestellt haben, durchgeftüurt wird. Über die in den beiden
ersten Jahren gemachten Wahrnehmungen wurde bereits wiederholt an den
Landcsschnlrat Bericht erstattet. Die durch diesen sclinliir/llielien l>ienst
eriiielteu Mrfolge waren bereits in den beiden ersten JaLreu sehr erfreu-
liche und befriedigende und haben die lebhafteste Zustimmung und An-
erkennung der beteiligten Eltern gefonden.
Sehnllnte in Wien. Wie man dem ^N, Wim, Taghl" aus ärzt-
lichen Kreisen mitteilt, ist es nicht ausgescUossen, dafe in Wien schoa
vom nächsten Schuljahre ab eine ürztliche Untersuchung der Schulkinder
eingeführt wird, da der Magistrat einen diesbezüglichen Akt bereits dem
Bezirksschulräte zur Beguta» litnn:,' übermittelt hat. Es dürfte aber kaum
zur Anstellung eigener Schulari^te wie anderwärts kommen, da Bürgermeister
und Stadtphysikat den Standpunkt einnehmen, dafs es aweckmäfeiger wftre,
die Anaabi der AmtsArzte und Armenftnste an vermehren und ihre Rayons
zu Terkleinem, um auf diese Weise die Amtsfinte auch zur Untersuchung
der Schulkinder heranzielien zu können.
Ergebnisse von schulärztlicher Tätigkeit in Friedrichshageu
in der Zeit vom l, Juli 1903 bis 31. März 1904. Hierüber berichtete,
wie der „Berl. Lok.- Ans."' mitteilt, Dr. med. König, Die Entwicklung
der Schulverhältnisse in hygienischer Beziehung ist eine recht erfreuliche.
Abgesehen von den Monaten Februar nnd Hftrz, in denen die Masern
wüteten, war der Gesnndhdtssustand im allgemeinen ein guter. Sehr
segeiMffdch wirkten neben den Elternabenden, bei denen der Schularzt
zugesen war, auch die Lei Neuaufnahmen der Kinder den Eltern zugestellten
Fragebogen. Der Bericht, der allen die Sclmlhypiene angelicnden Fragen
erschöpfend Rechnung trägt, enthält einen ziüeruiäisigen Nachweis der
Untersuchungen der Kinder bei ihrer Aufnahme, derjenigen Kinder, die
16*
Digitized by Google
160
530
fortfifincnui unter ärztlicher Kontrolle gehalten wurden, und Angaben der
KraukheitsfÄUe, die Dispensationen ?ou eirzolnen Unterrichtsgegenständen
erforderlich machten. Ende des Schuyahres l^efanden sich von 1^11
Schillern 346 anter ümandier ärztlicher Kontrolle. Besonders hervor-
gehoben wifd die höchst Eweckmäftige Einrichtung wn Brantebfldem in
d«r GsmeindflKdinle.
JHenst-OrdmiDg fir den Sehilani der Stadt Haiiiilieiai.
§ 1. Der städtische Schularzt bat die Aufgabe, die Organe der
städtischen SchnlTerwaltuDg in der Bennltichtigung der Btidtiaehen YoIIop
schulen, einschiiefslich der mit der Tolksschnle Yerbondenen Fortbfldongs-
SChnlCp in hygienischer Beziehung zu uiiterstQtzen. Seine Tätigkeit erstreckt
sich anf die Hygiene der Schnigebände, der Schulkinder und des Schul-
unterrichts.
§ 2. Der Schularzt wird vom Stadtrat aus der Zahl der zur Aus-
übung der ärztlichen Praxis im Deutschen Reich zugelassenen, approbierten
Ärzte gewählt. Seine Anstellungs- und Beeoldungsverbältnisse werden
durch den mit ihm abzuschliefsendai Dienstvertrag und» soweit letzterer
nichts Abweichendes festgesetzt hat, durch die Dienst- und Gehaltsordnnng
ftr die Beamten der Stadt Hannheim geregelt. Die Ausftbnag jeder Privat*
pnxis ist ihm untersagt.
§ 3. Der Scbnliirzt hat die der Volksschule in Mannheim zuge-
wiesenen Gebäude monatlich mindestens einmal, erforderlichenfalls anf An-
trag des Rektorats oder des zuständigen Oberlehrers einzelne Klassen und
Bäume auch häufiger zu besuchen und hat dabei auf die richtige Band-
babui^ aller für die Gesundheit der Kinder und Lehrer geUx>ffen«i Ein-
richtungen zu achten, vor allem auf die Erwärmung, LtÜtung, Beleuchtung
und Reinigung der Bäume, anf Schulbänke, Aborte, Tnmsäle und Schul-
bäder.
Soll der Besuch eines ünternchtsraumes während des Unterrichts er-
folgen, so ist der Oberlehrer vorher davon zu benachrichtigen; letzterer
darf den Zutritt nur aus besonderen OrOnden verweigem.
Bei den regelmflJsigen monatlicben Besuchen hat der Schularzt mit
dem Oberlehrer über die in der Schule herrschenden allgemeinen Gesiind-
heitsverliäUiiissc Rürksprache zu nehmen, nnd hat dessen Beschwerden und
Wünsche, ebenso wie diejenigen der Lehrer und des Schuldieners entgegen-
zunehmen. Er hat auch die genannten Personen seinerseits anf etwa wahr-
genuumenc ISlängel sofort aufmerksam zu machen.
Dagegen ist er nicht berechtigt — abgesehen von in NotMen augen-
blicklich zu vollziehenden Anordnungen — selbständig Yorsehriiten zu er-
Digitized by Googl
531
151
teflen. Er hat Tiehnebr seioe Antiflge und Bcsdiweidea an die Sdnd-
kommissioii oder, sofern das 'Verhalten der Lehrer in Frage kommt, an
das Rektorat za richten.
§ 4. Über seino Wahmchmunffen bei den Besnchen, wie Aber die
▼orye tragen en Wünsche und Beschwerden hat der Schularzt auf dem fest-
gesielltea Formular kurze Notizen aufzunehmen, von denen er der Schul-
kommiasiOB eme Absefaiift TORidegeD hat Die Urschrift ist von dem
Scholarzt xa aeinen Akten m nehmen.
§ 5. Der Schularzt hat vor den alljährlich zum Zwecke der Anf-
stellnng des Voranschlages für die Unterhaltungsarbeiten im Beisein des
zustäaiiigen Oberlehrers stattfi ml enden Besichtigungen der Schulhäuser durch
die stadträtürhen Respizienteii, die Beamten des Hochbauamts und die Ober-
lehrer seine etwaigen Anträge auf bauliche Änderungen und UerstelluDgen
n Teriantbaren und nötigenfalls den Besichtigungen beizuwohnen. Er ist
deshalb dnreh das Hochbanamt reehtseitig Tom Tkge nnd der Stande der
Besichtigung zu benachrichtigen.
Das Erscheinen des Schularztes bei der Besichtigang wird gefordert,
wenn er Anträge auf bauliche HersteUnngen gestellt hat Andernfalls ge-
nügt eine Fehlanzeige.
§ 6. Bei der Begutachtung von Schul bauten und Schuleinrichtnngen hat
der Schularzt mitznwirken ^ auch kann derselbe von der Schulleitung zur
Beratong Aber die hygienische Ansgestaltnng des inneren Scholbetriebes,
znr Prüfung der Lehrmittel nsw. angegangen werden.
§ 7. Eine Hauptaufgabe des Schularztes bildet die individoelle
Hymenc der die Volksschii1f> bf<?nrhenden Kinder, «soweit es sich dämm
handelt, die einzelnen Kinder- '.of etwaigen schädlichen Folgen des Schul-
besuches zu bewahren uud körperliche Mängel an lijnen festzustellen. Die
irztliche Behandlung der Schulkinder, der Lehrer oder der Schuldiener
and ihrer Familien steht ihm nicht sn; sie bleibt tielmehr aosachliefslich
den Hansftrztent ArmenMen oder dem Spital ttbedassen; nnr hei Not-
flUlen bleibt ihm die erste Hilfe überlassen.
§ 8. Der Schnlarzt ist befugt 7irti verpflichtet, den k'^rperlichcn Zu-
stand der die Volksschule besuchenden Kinder zu untersuchen, wobei er
nach Beginn des Schuljahres vor allem auf die nenanfgenommenen und auf
die ihm von der Schulleitung zur Uutersuchuog zugewiesenen Kinder sein
Angenmerk an richten bat. Insbesondere liegt dem Schnlant die TJnter-
snchong ob:
a) wenn bei angeblich schwächlichen oder in ihrer Entwicklung zurück-
gebliebenen Kinilrrn die Ortsschulbehörde über einen Antrag auf Nach-
sichtserteiiung hinsichtlich des Anfangstermins der Schulpflicht zu
entscheiden hat (El. U.-G. § 2 Abs. 2, L.-V.-O. vom 26. Juni 1892
§ 1, V. O. vom 27. Februar 1894 § 13);
b) wenn die OrtssehnlbehOrde darflber sn entscheiden bat» ob ein Kind
wegen körperlicher oder geistiger Gtebrechen ideht mit Erfolg am
Unterrichte teilnehmen kann (El. U.-O. § 3 Abs. 1, L.-V.-O. TOm
26. Juni 1892 § 1, V. O. vom 27. Februar 1894 § 14);
c) wenn am Schlüsse des Schuljahres darüber Entsclieidung zu treffen
ist, welche Kinder einer Hilfsklasse zugewiesen werden sollen;
152
532
d) wenn 7asc\M darüber bestehen, ob ScholTenäuniiiBse wegen Krank- -
hpit gerecht fcrti.^t sind;
e) wenn es sich um den WiedereiDtritt eines Kindes in die Schule
bandelt, das an einer ansteckenden Krankheit gelitten hat oder in
dessen Hausstand eine solche Erkrankang ▼oigekommen ist (Bekannt-
machnng des Oberscbnirats Tom 14. Bei. 1894 Ziff. 3), oder wenn
bezüglich eines die Schule besuchenden Kindes Yerdaclit einer an*
Steckf'iiripn Kranklieit vorhanden ist.
Unter den P>e<;riff einer ansteckenden Krankheit fällt auch das
Behaftetsein mit Ungeziefer;
f) wenn es sich um die Begutachtung wegen stattgefuudenen Züchti-
gungen von Schfllem handelt.
§ 9. Die Untersnchnngen der Schulkinder haben in dem an diesem
Zwecke dem Schularzt zur Verfügung gestellten Lokal des Schalbaases
stattzufinden. Falls es not\ven<Hc i-^t, sind sie auch in der Wolmnn^r des
Kindes zulässig. Bei den im bchuiiiause voivnnehmendeu (Intersuchungen
hat, wenn es sich um Mädchen handelt, eine Lelirerin nach Anordnung
des Oberlehrers zugegen zu sein. Bei Untersuchung von Knaben kajin
der Oberiehrer beigezogen werden.
§ 10. Ein besonderes Augenmerk hat der Schalarzt anf die SchOler
and Schülerinnen der Sonderklassen, insbesondere der Hilfsklassen, and
auf die ihm durch die Schulleitnn.r nnd die Klassenlehrer als besonderer
Aufmerksamkeit bedürftig bezeichneten Kinder zu richten.
§ 11. Der Schularzt hat au jedem Wochentage zu einer bestimmten,
anlserhalb der regelmäfsigen Unterrichtszeit gelegenen Zeit, in einem iu
der inneren Stadt gelegenen Scbolhanse Sprechstanden abaohalten. AoTser-
dem hat er bei den regelmii^ einmal monatlich stattfindenden Besachen
der einzelnen Scholhftoser in diesen wäiirend der Unterrichtszeit Sprech-
stunden abzuhalten.
In diesen Sprechstunden sind dem Schularzt die besonderer Beoi)ach-
tung bedürftigen Kinder jeweils vorzustellen.
§ 12. Dem Schularzt ist es untersagt, für die von ihm vorgenom-
menen üntersuchangen ein Honorar ao fordern oder entgegenzunehmen.
§ 1.3. Nach Schluls eines jeden Scho^jahres hat der Schularzt der
Schulkommission einen ausitthriichen schrifüicfaen Bericht Uber seine Tfttig-
keit und seine Erfnhrnngcn zu erstatten.
§ 14. Auf Verlangen des Stadtrates oder der Schulkommission bat
der Schularzt gutachtliche Äulserungen zu erstatten, sowie in den Konferen-
zen der Lehrer belehrende Vortrage aus dem Gebiete der Sdmlhygiene zu
halten.
§ 15. Die eingehenden amtlichen Schriftstackef sowie die ausgehen-
den Schriftstücke im Konzept sind vom Schularzt in geordneten Akten auf-
znbewahren. Aufserdem hat er über die amtlichen Vorkommnisse und Uber
die vorgenommenen Untersuchungen ein Tagebuch zu führen.
Digitized by Google
533
153
Dienfltopiliiiiif tllr die Sehnlinte der 6«meiide Wümeradorf.
1. Der Schularzt ist der sachverständige Berater der Lehrerschalt io
allen die Gesandheit der Schulkinder betreffenden Fragen.
2. Der Schularzt hat festzustellett, velche Kinder dauernd tetlich zn
überwachen, oder vom Unterricht in einzelnen Fächern ausznschliefsen aind,
oder bei Gesichts- oder Gehörfehlem einen besonderen Sitzplatz zn er-
halten haben.
Er kann die Zarückstellung .^chwaciilu her Kinder vom ünterriclit hn
der Schnldeputation beantragen und hat für jedes Kind ein die Ergebnisse
seiner Untersocbnng enthaltendes Gutachten, nnd zwar filr jedea Kind auf
einem besonderen, vom Klassenlehrer aufzubewahrenden Blatte (Gesundheits-
schein) auszufertigen.
ly Der Scbiilar/t hat die Kinder bei ihrem Eintritt in die Scliule,
spätestens acht Wochen nach demselben und dann gelegentlich des in jedem
Schttlhalbjahre einmal vorznnehraenden Klassenbesuclis zu untersuchen.
Von den dut'ur in Aussicht genommenen Stunden ist dem Schulleiter
drei Tage vorher Kenntnis zu geben.
Bei seinem Besnchc besichtigt der Schularzt gewöhnlich die Kinder
von zwei bis vier Klassen wfibrend des Unterrichts. Erscheinen einzelne
Kinder einer genaticren Untersuchung bedürftig, so ist diese später gesondert
im Amtszimmer des Schulleiters oder, namentlich bei Mädchen, im Sprech-
zimmer des Schularztes vor/ti nehmen, und zwar bei den Knaben in Gegen-
wart des Klassenlehrers oder Schulleiters, bei den Mudciaen in Gegenwart
einer Lehrerin oder der Mutter.
4. Die Eltern, Vonnflnder, Erzieher werden von der Zeit ehier ge«
nnneren Untersuchung der Kinder benachriditigt; es ist ihnen gestattet,
derselben beizuwohnen. Die genauere Untersuchung eines Kindes unter-
bleibt auf Antrag, dem eine Äufsening des Hansarztes Ober den Gesund-
hcitszustand des Kindes beizufügen ist.
5. Die Eltern, Vormünder, Erzieher werden von etwaigen Gebrechen
und Krankheiten der untersuchten Kinder nach Ha&gabe des vom Schul-
ärzte abgegebenen Gutachtens dnrch den Schulleiter in Kenntnis gesetzt
Die ärztliche Behandlung bleibt Sache des Hausarztes.
6. Der Schularzt besichtigt in jedem Sdiulhalbjahr einmal an einem
dem Schulleiter bekannt m gebenden Tage die Schulräume und deren Aus-
stattung, die Einrichtungen zur Beleuchtung, Lüftung, Heizung usw.
Der Schulleiter wohnt dieser Besichtigung bei.
7* Bei allgemein auftretenden Krankheiten hat der Schularzt aulser-
ordenüicfae Besichtigungen einzelner Klassen oder der ganzen Schule vor-
tnnehmen.
Eine dem Schulleiter erforderlich erscheinende Untersuchung einzelner
Kinder hat der Schularzt auf Ansuchen des Schidleitors vorzunehmen.
8. Der Schularzt hat aal Ersuchen der Eltern, Vormünder. Erzieher
bei Schulvei Säumnissen lo-aiik gemeldeter Kinder die erforderliche Be-
scheiiügung unentgeltlich zu erteilen.
9. Bei Antrag auf Fttrsorgeerziehung eines Kindes, oder auf Unter-
hringong eines epileptischen, geistesschwachen oder geisteskranken Kuides
Digitized by Google
154
534
in «ine Anstalt bat der Sebnlani ttlmr geistigen und kOiperlichcu
Zustand des Kindes ein Zeugnis nnentgeltUch ansnuleilen.
10. Bei UnglttcksfUlen in der Schale hat der Scbiüant an Ort nnd
Stelle Hilfe zn leisten. Ist Gefahr ?orhanden, so kann der nftehste Arst
geholt werden.
11. Der Schularzt hat seine Beobacbtimgea und Wünsche der Schul-
deputation zu unterbreiten.
Der Schularzt darf die in amtlicher Eigenschaft gemachten Beobach-
tungen nor naefa voiberiger eingeholter Oeaebmignng der SchnldeputaftioB
Teröffentlichen.
12. Ein Recht za Anweisnngen an die Leiter der Schale, an die
Lehrer und Schaldiener steht dem Schnlarzt nicht zu
Es wird vom Schularzt erwartet, dals er stets in gutem Einvemehmea
mit den Lehrern bandle.
Genehmigt durch Beschlnfs der Schnldepatation vom 2. Kovembor 1903.
Wilmersdorf, den 4. November 1908.
Die Schnldepatation.
Schnlanfsichtlich genehmigt.
Potsdam, den 3. November 1903.
KOnigUdie Regierung, Abteilung fttar Kirchen- und Schulwesen.
Digitized by Google
XVn. Jahrgang. 1904. No. 8.
9rl0 inalab ^anMungen.
Alkoliol und SehiiU.
y ertrag, gehalten auf dem I. intematienalen Koagrefi fdr
Selmlhygiene vom 4. bis 9. April 1904 m Nflrnberg
Dr. Haz BuTSiBDf-Nflniberg.
Wum immer ans dem Schefse der Zeiten neue Ideen anf-
tanehen nur VerbeMemng der mensobUohen Oeeelliehaft nnd ihrer
filinriebtangen, so blopfen sie regelmäCsig an die Pforten der Sobnle,
stfirmisob Einlals begehrend. Denn wer die Sohole hat, hat die
Znkonft; und die Zukunft möchten sie alle haben, diese begeiatarten
Befoimatoren des Menaehengssehleefates. Die Unternohtimwaltang
▼erhilt sieh derartigen Ideen gegenllber gewöhnlich ablehnend; sie
erwidert mit Beehi, dab es nieht Au^be der Sohnle sein kann, in
das Kampfgetümmel der Tagesmeinungen nnd Streitfragen hinab-
zQsteigen, und dafs bei der Fülle des Cnterriohtsstoffes kaum Neues
noch hinzugefügt werden kann, ohne alten bewährten Lehrstoff ab-
zuätofsen. Wenn wir duu iür die Alkohol fraise eiue Ausualime
forderu, so bedarf dab besonderer Begründung, und dieae Begründung
ist glücklicherweise ebenso einfach als uberzeugend. Sie liegt darin,
dafs die ureigensten Zwecke der Schule: „Forderung und Entwicklung
aller körperlichen, geistigen und moralischen Kräfte", durch den
regelmäljBigen Genufs alkoholischer Getiänke seitens der Schüler
direkt gehindert werden. Während für deu Erwtichsenon die An-
sichten in der Alkoholfrage leider Tioob ßueeinander gehen, und auf
dem letzten Bremer Kongreis sich Abstinenz und Mäfsigkeit zur
Freude aller Trinker .^charf bekämpiteu, stimmen zum (ilüok für
Schnlgcaaiidheitspflege. XVU, 27
Digitized by Google
636
nnaeren Gegenstand alle Auturen, die sich mit dem Studium dieser
Frage beschäftigt habon, darin Tollfltändig ülinr^^m, dafs für die
Jabre des Wachstums und der Entwicklung der Genufs
alkoholischer Getränke absolut sohädlioh ißt. Auiser
Disknssion bleibt daboi dio Frag-e, wann und ob der ^Arzt" den
Alkohol als Medikament in Krankhoitsf allen verordnen soll.
Gestatten Sie mir vorerst einige statistische Angaben darüber,
wie weit der Alkoholgenuls unter den Eondern verbreitet ist, damit
moht die Ansicht anfkommty dais wir gegen Mifsstaude ankämpfen,
die gmr nicht exiatieren, dafs wir, wie leider oft behauptet wird,
gegen Windmühlen kämpfen. Der abetinente Lehrenrerein in
Holland^ bat in einer Umfrage Tom Jahre 1901 festgestellt, dab
▼on 4380 Kindern nur ^jn^/o noch nie alkoholische Getränke ge-
nossen hat. £iner Enqa6te ans dem Jahre 1902, welche der Verein
sohweizeriscber abstinenter Lehrer veranstaltete, entnehme ieh, dals
▼on 426 Kindern nur acht keine alkoholischen Getränke genossen
hatten. Der Arzt Dr. B. Fböhlich berichtet im Jahre 1902 ttber
eine Umfrage ans NiederOetemieh» die rieh anf 388 165 Kinder aoa
Wien und dar IiandbeTölkemng entreekt; davon tnuaken legel«
mKbtg Bier in Wien 8SVo, anf dem Lande 12 Ve; Wein wnide in
Wien von 11 Vo» anf dem Lande von 20 V« der Kinder getninken;
Sehnape erhielten in Wien wie anf dem Lande 47«; noeh nie
geütige Gteiiftoke genosran hatten nnr 8Vo. Wenn wir nne nnn sn
nnaerem engeren 7aterlande wenden, eo aehen wir s. B. in Httncken
nnd NUmbeig, dals ein Teil der Kleinen aefaon im eieten Lehenqahre
mit dem Biertrinken beginnt. ISn Knabe, der nnr Bier tiank, war
denn aneh der Held einer Mflnehener Doktordiaeertation vom Jalir»
1898: »Ohronieoher AikoholiirnnB bd einem elfjährigen Knaben mit
tödliehem Ausgang", von Antok Mxibb. Li Bonn bat ein Geiat-
liehtr in demeelben Jahre in einer katholiaohen Yolkaachnle hA-
gestellt, dab unter 247 Kindwn unter neun Jahren nur emea tqt-
handen war, das noeh keine geistigen Qetiibike genoaaen hatte. l>eT
deutsche Verein abstinenter Lehrer hat 1899/1900 eine Umfrage
unternommen, die sich auf 7338 Kinder erstreckte; drei Viertel
davon standen im Alter von sechs bis elf Jahren; von diesen
Kinderu hatten nur 2,2GVo noch nie alkoholische Getrünke genossen.
Ein Lehrer in Kuln hat im Jahre 1902 im dortigen Stadtanzeiger
folgende Zeilen veröffentlicht: „Durch auffällige Schlftfrigkeit und
^ WiLusLH Book, Schule und AlkohoUrage.
Digitized by Google
537
geistige TrSgkeii meiner SohulnenliDge renoilaiat, stellte ieh kllnlieh
Hontigs Neehföisohimgeii unter den fleduglbrigen Knaben an; Ton
«Uesen 54 SdilÜttn des eisten Sohnljalnes wann 19 am Senntag
Torher im Gkutiiaiise gewesen, 20 hatten Wein, 24 Bier, 19 Schnaps,
17 Wein and Bier, 14 Wein, Bier und Schnaps getrunken; zehn
gaben an, betrunken gewesen zu sein, acht hatten Erbrechen infolge
des Alkoholgenusses gehabt." - Auch der Arzt, weh^.her die Kiuder
seiner Klientel genau beobachtet, hat reichlich Gelegenheit, zu sehen,
dais diese Kleinen, die zur „Stärkung" Wein und Bier erhalten,
meist an Appetitlosigkeit leiden, reizbar, ungebärdig sind, schlecht
schlafen, von Bettnässen oft geplagt werden und freundlichem Zu-
spruch schwer zugänglich sind. Diese Tatsachen dürften genügen,
um zu zeigen, eme wie wichtige Aufgabe hier zu erfüllen ist.
Wie wirkt nun der Alkoholgenufs auf den kindlichen Organismus?
Wir wissen, dafs der wirksame Restandteil der geistigen Getrfinke der
Äthylalkohol iat, der in den verschiedenpn Spirituosen m verschiedenem
Prozentsatz enthalten ist. Öo enthält der Branntwein 45 — 50%, der
Kognak 50—55%, die leichteren Weine 8 — 10%, die schweren
17—28 %, das Bier 3—5% Alkohol. — Von der aknten Alkohol-
intozikation, der Trunkenheit, wollen wir nicht sprechen, obgleioh
sie dem Arzt leider auch im Kindesalter nicht selten begegnet, sieh
in spilepsieartigen Krämpfen und Bewufstlcsigkeit änisert» und ;in
einseinen Fällen mit dem Tode endet. Uns sollen nnr ganz kurs
die Bcaoheinangen beschäftigen, welche kleine, aber rsgelmftCBige
Bosen yon Bier und Wein im kindlidien Ozganismns htmanAm,
Dm AUbohoI gelangt als Bier, Wein, Solaiaps» Islitsier andi
sehamhaft als Likör bsseiehnet, in dsn Magen und Darmkanal imd
nift dort eine Beisang der saftabscmdemdea Drosen hervor, die
isgetmibig Ton einsr Enchlsfibag rssp. Lfthsrang gefolgt wird. Es
entwiekatt sidi dslisr bei forigesetstem Gebranehe Appetitlesigkeit
nnd dann Katarrh disser Organe. Ans dem Yetdaaungssohlanohe
geht der Alkohol teils dnroh Osmose, tsila wohl aooh dnroh aktiTe
Tätigkeit der wsiften Blnt- und Lymphkörperdhen in den Ersislanf
dfls Blntss nnd der Lymphe über nnd wird dnxeh diessn den nelen
HiUionAn Zellen mge^hrt, ans wdiehen sieh nnser Körper anfbani
Nur ein ganz kleiner Teil des Alkohols wird unTSiftndert dmeh die
Lungen mit der Atmungsluft, durch die Nieren im Urin ansge-
schieden; die Hauptmenge wird zum Teil schon im Blute, zum
Teil im übrigen Körper verbrannt, d. h. tritt m innige Wechsel-
beziehung mit dem Protoplasma unserer Körperzellen, ihre physio-
27»
588
logische Tätigkeit ungünstig beeinflussend. Da die Sftfte der Ver-
dauung durch die Ffortader in erster Linie der Leber zugefuKi-t
werden und dort bei der langsamen Strömung in innigen Kontakt
mit den Leberzellen treten, so entwickelt der Alkohol seine Wirkung
nicht selten bis znm pathologisch- anatomischen Prozefs — Leber-
Schwellung und Lebenohmmpfang. Ebenao werden die Nieren als
flanptanncheidungsorgane nicht selten chronisch affiziert. Die schnellste
fmd MigeiiiUligste Wirkung ttbt aber der Alkohol auf das Zentral-
nerrenflFfBtom imd das Gehirn am, also auf die Organe, welche fOr
das Leznen und die Erziehung gans tweonders in Betmcht kommen.
Der schädliche EinflnTs kleiner aber regelmä£siger Alkoholdosen
anf die G^ehixntitigkeit ist so oft auch in den TageeblAttem be-
eehiieben weiden, dab wir bei der Kflfae der angemessenen Zeit
nnr einige Antoren nennen wollen, welche aieh mit dieeen Experi-
flUDten bexdiaftigt baben; es eind diee: Fobbl» KbIptciiPT, Büii«b,
SmxH, F6HBBB« ABOHAVFmBüBG, KÜBZ Q* a. Alle kmmnen an
dem Besaltat» dafs die geistige Leistungsfähigkeit regel*
mftfsig naeh dem Qennls alkoholhaltiger Getrftnke ab-
nimmt. Nflher anftthren wül ioh nur noeh den Versneh eines
SehnlmsimeB» des Eonrektois Jobs Tom eTangelisehen Seminar in
Ben: Die Trinker in seinem Experiment reehneten «ne Stande
naflh Alkoholgeanls um 4,9% sehledhter ab die Nflohtenen; swet
Stunden nabhher um 10,9 Vot drei Standen naehher um 12,5Ve<
Naeh Angabe anderer Seholminner äoAert sieh die Inderong im
Ghankter in folgendem: Unfolgaamkeit» Keekheit, Waghalsigkeit,
viel Lsehen, Übermnt» Geneigtheit an mutwilligen Streichen. Bei
den seehs- bis neunjährigen Kindenn trat bis Mittag Hattigkeity
Schlflfingkeit nnd Appetitlosigkeit ein.
Leitinkn, Pawlowski, Anselms haben dnrch Experimente an
Tieren festgestellt, daCsi die Infektionskrankheiten bei den Tieren,
welche Alkohol erhielten, schwerer verlaufen als bei Kontrolltieren
ohne Alkohol, und auch die Klinik lehrt, dais .Kmder üuwuhl wie
Erwuchseuü um so leichter dio akuten Erkrankungen überwinden, je
weniger der Organismus früher AtküLoI erhalten hat.
Ärzte wie Lehrer stimmen also darin überein, dafs die
Schüler durch alkoholische Getränke in ihrer körper-
lichen Entwicklung und Widerstandsfähigkeit geschädigt
werden und Einbuise erleiden an luLelligenz, Willens-
kraft, Gemüt und Charakter. Solche Schüler müssen daher
zweifellos die Tätigkeit der Lehrer in grölserem oder geringerem
Digrtized by Google
&39
Malse erschweren. Nun aber erzieht die Schule doch fürs Leben.
Das Leben aber lehrt uns in sehr eindringlicher Weifle, wie viel
Unheil der Alkohol anrichtet. £r erzeugt naohgewiraenemiaCMii
Entartang, Armut, Krankheit, Laster, Yerbieeheu, Wahnsum und
Tod, und sebädigt auch dicrjenigen, die meh seinem Zwange nicht
beugen, denn jährlich kommen Tausende um durch die Trunkenheit
anderer. Hat aber der Schaler während seiner Schulzeit Alkohol
nieht genossen, so wird or dnn Lockur^gen der Trinkaüten auf der
UniTersität wie im Beruf leichter Wideretand leisten, und seine
Kenntnisse von den schädlichen Wirkungen dee Alkohols werden
ihn wemgatene davor bewahren, sieh d«n Gennase docoolben in an-
uATeiger Weise hinangeben. Ans obigen ErOrterongen ergibt sidi
mit swbgender Notwendigkeit, daÜs die Sohnle nieht nnr ein gans
besondeies Interesse daran hat, die Sehfller vot Alkoholgennls an
bewahren, sondern dais es aaeh gemdean ihre heilige Pllioht ist als
Bnieherin des Hensebsngesohleohts.
Mit meinem verehrten Herrn Korreferenten, Dr. Hadbbiok,
habe ich mieh anf folgende Thesen geeinigt, die ieh Ihnen snr An-
nahme empfehle.
„Naeh Ansieht der Ärste wie der Sohnhnänner, die sieh mit der
Alkoholfrage besehftftigt haben, sehidigt der Gknnb geistiger Ge-
trftnke Körper, Geist, Gemttt nnd Charakter der Sehfller. Es liegt
daher im eigensten Interesse und Pfliohtenkieise der Schule^ ihre
Zöglinge davor zu bewahren.
Das hat zu geschehen :
1. Durch disziplinäres Verbot des (ienubses aller alkoholischeu
Getränke für die Schüler der Volks- und Mittelschulen.
2. Aufklärung über die schädlichen Wirkungen des Alkohols
durch den Unterricht, teils eingestreut in den verschiedenen
Lehrfttohem, teils in hygienischen Vortr^eu der Sohal&rzte,
teils auf den Elternübeuden.
3. In den Schulzimmern Ist die Tafel Weichseluaum-Hennino :
n Schädigung lebenswichtiger Organe durch Alkoholgenuls'^
anzubringen
4. Durchsicht der Unterrichtsmittel mit Ettoksioht auf obigen
Zweck.
6. Darob das persönliche Beispiel der Lehrer, soweit dies ohne
Zwang mll|^ch ist.
6. Alkoholgegnerische SehfUerverbindnngen sind von den Sehnl'
Digitized by Google
540
7. Den Eltern der neueintretendeD Schüler ist folgendes
„Merkblatt" einzuhändigen :
Eltern, die ihr Euere Kmder liebt, gebt ihnen keine alkoholischen
Getränke. Alle Gelehrten, welche sich mit der Alkoholfrage be-
schäftigt haben, stimmen darin überem, daib Bier, Wem, Schnaps
und Likör der beranwacbseuden Jugend schädlich sind.
Diese Getränke ßohwächen den Appetit, schädigen die Verdau-
nngsorgane, setzen die natürliche Widerstandskraft der Kinder gegen
InfektionskraDkheiten herab und rufen nicht selten selbst schwere
Erkrankungen, wie Leber und Nierenentzündung, hervor.
Diese Getränke vermindern die Aufmerksamkeit, verschlechtem
dss Gedächtnis luid erschweren so dem Kinde das Lernen.
Die Getränke zagen das Kind auf, machen es zornmütig, wider-
spenstig, nnfolgMun und enehwsran £neh nnd derSohnle seine Ei^
nehuDg.
Auch in Krankheitsfollen darf der Alkohol ebenso wie jedes
nndere Medikament nnr nnf Anordnung des Ante» ▼ssnbfolgt wttden.''
Eine Sstheuometriseha Untersnchnnf .
Von
Dr. H. Adsebsen,
Solmlant in Kopenhagen.'
Die veiaehiedmn Messmigamethoden der Ermttdnng der Sohfller
beim Untenieht eigehen in Tielen Bemehnngen fibeninitimmende
Betnltate. Und doeh können die letsteren nioht als raTerlflssig be-
traobiet weiden, bevor man nioht darflber klar gewotdan ist, weloben
normalen Sohwanknngen sowohl die psyohiaohe wie die klliper-
liebe Lsistongsfahigkeit der Kinder innerhalb grölSBeren nnd gerin*
geren Zeitiflnmen nnterwoifen ist.
Betrsffii dieser SDbwaaknngen wibrand des Kalandojabiea llelmi
SOHUTTENS TJnteisnebungen einen wesentlieben Beitrag, aber ftber
die Tagesschwankungen liegt so gut wie gar nichts vor. Schulze
' Mitgeteilt durch Prot. Axel Hkrtxl am I. internationalen £ongx«Xa für
Schalhygieoe in Nürnberg, April liK>4.
Digrtized by Google
541
h&t gewiis richtig erkannt, dafs psychologische Prozesse normalerweise
in Schwankangen vor sich gehen, und £u&0£ßST£iN notiert die
Tragweite des Nachweises dieser Erscheinung, aber nnr Teljatnik
hat an Sohnllondfirn üntersnohongen Yorgenommen, welohe für die
Rtohtigkiit einer soldieo Auffassang sprechen.
Als ein Beitrag zur Ansfüllnng dieser Lflcke soll hier eine
Miiteilnng, betreffs Verftnderungen der Hautseasibilitftt
im Laufe des Tages gegeben werden.
Die Untenuohmigea sind im Jaanar und Febroar d. J. an mir
selbst vorgenommen worden, und es könnte daher den Anschein
haben, ais beeitsen sie fftr die Frage der Ejnnfldnng der Selialkinder
weniger Interesse, aber eine demrfcige Aoffossnng wirs sioher übeieilt.
Die Unteisaebnngen wnrden mit einem SisYBKDrosoken isÜissio*
meter mit abgemndeten SpitMn ansgelBlirt; die Hessoi^geii sind
am Kittelfinger der linken Hand gemaaht^ und der geringste Abstand
dar beiden Zirkelspitsen in Millimeter, bei welchem die Sintsen als
swsi getrennte Punkte gefhUt werden» gilt als Aasdmek fbr den
Ghad der Empfindtielikeit. loh habe im ganten wlhiüid der swei
Beobaebtnngsmottate^ je swisohen morgens 8 Uhr nnd abends
10 Uhr, 718 Hsssnngen vorgenommen, wobei auf jede einaelne
Stünde dieses Tsgesabsohnittes 85-— 65 Messungen kamen.
Die Untersnehnngen der. iwsi Monate zeigeu groJbe Überein-
Stimmung untereinander. Die Beobaehtangsrsiultato sind in der bei-
liegenden Kurve dargestellt, weldhe die QrOfbe der Empfindungs-
kieise an den einaelnea Tsgesstunden veiansohaulieht. Zum Vor-
gleioh ist die Kur?e der KArpertempeiatnr naoh Jübosnben bei-
gefügt.
Aus der Kurve ist ersichtlich, dafe die Empfindungskreise
morgens am gröfsten (also die Hauteensibilitilt am geringsten) sind,
dafs 810 sodann bis 11 l lir vormittu^s abueiioien, und sich im wei-
ter eu, wenn auch uuregelmäisig, auf einem Minimum halten, das
von 3 — 7 Uhr nachmittags am geringsten ist, um dann wiederum
gegen Abend an Grölte zuzunehmen, ohne jedoch die Höhe der
früheren Morgenstunden ganz zu erreichen.
Wie man sieht, zeigt diese Kurve, %velche em Ausdruck fttr
die Vorfinderungen der Hautsensibilität im Verhiufe des Arbeitstages
emes praktizierenden Ar/.tes ist, Schwankungen, deren einzelne AI)
schnitte im grofgeo und ganzen entgegengesetT'.t deu Schwankungen
der normalen Körpertemperatur des erwachsenen Menschen i Ji'Rcensen)
verlaufeui so dais niedrige Körpertemperatur gröÜMren Kmphndungs-
Digitized by Google
642
kreisen (oder vermiDderter Hautsensibilität) und hohe Körpertemperatur
kleinen Empfindungskreisen (oder erhöhter Hautsensibilität) entspricht.
Es ist daher die gröfste Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden,
dails die hier besprochenen Verschiedenheiten der Hantsensibilität
nicht auf dem Einflufs der Arbeit bemhen, geschweige denn auf
anderen Zufälligkeiten, sondern dafa sie in der Hauptsache
als ein Ausdruck für Veränderungen an betrachten sind,
die physiologisch im Laufe des Tages eintreten.
Schwankungen der Hautsensibilität
und der Körpertemperatur im Laufe des Tages.
Da aber das Kind Schwankungen der Körpertemperatur auf-
weist (Demme), welche mit denjenigen des Erwachsenen überein-
stimmen, so ist es höchst wahrscheinlich, dafs dessen Hautsensibilität
ebenfalls tagsüber Veränderungen unterliegt, die den bei einem er-
wachsenen Mann gefundenen entsprechen; und es ist um so mehr
Grund vorhanden, dies zu glauben, als die normalen Veränderungen
der Körperhöhe des Schulkindes im Laufe eines Unterrichtstages
543
(Mallinq-Hansfn) der Körpertemperatur entgegen j?asetzt (Adsersen).
aber wesentlich gleich mit der Giölae der Emphudangskreise
schwanken.
Es hat daher die Annahme grolse Berechtigung, dafs die Haut-
Sensibilität sowohl hei Erwachsenen wie bei Kindern, normal und
unabhängig Ton der Arbeit, auf eine ganz bestimmte Art und Weise
im Laufe des Tages sich ändtrt, und da die über ps^ohÜMshe nnd
körperliche Tftügkeitaäuisenmginii bei Schulkindern Torhandenen
Untersuchungen Schwankungen aufweisen, die in Tieler Beziehung
ÜbeieinstimmTing mit dem Resultat der ästhesiometrisohen Messungen
zeigen, so spricht dies ebenfalls dafttr, dais diese anderen Arten von
Sohuleacpeiimenten Resultate geben werden, welche in phyaiologimher
Beziehung mit den für die fiauteenaibilittt gefundenen susammen-
fallen.
Aber erat wenn man daa im Laufe des Tagee stattfindende nor-
male Weehaeln der peyohisohen und köiperliebsn Energie kennt,
wird ea auf experimentellem Wege mOglieh aein, eiwaa neheiea be-
aflglidi des ermfldenden Etuflunes der Sohularbeit auf fionder tou
einer Stande sur audeteo feetsusiellen, denn die Physiologie bildet
hier wie flberall die Basis für das Verstlndnis der Fathol<^e.
Zur Statistik dar M«nroaitit bei Lahrani.
■
m. Beitrag.'
Von
Dr. RaiiF WicHMAim,
Neminant in Hanboig.
II. Neuras thenisohe Lehrer ohne andere Krankheiten.
Ich besitze aus meiner Umfrage die Berichte von 124 Lehreru,
welche nur über neuraathenische Beschwerden zu klagen haben. Man
kann diese als die eigentlichen Neurastheniker unter der ganzen
Anzahl betrachten. Diese 124 Lehrer zerfallen in folgende G ruppen ;
< I nn 1 II. Beitrag 8. dim ZtiUdmfi, Bd. XVI, 1908, S. 696 ff., aad
Bd. XVU. 1904, S. 304 ff.
Digitized by Google
544
a) LehvBT, welehe vor dem Examen krank wann: 33.
1. Nur TOT dem Examen krank: 16.
2. Vor und während des Examens krank: 17.
Lehrer, welche vor dem Examen gesund, aber wahrend des
Exameub kruuk waren: 17.
y) Lehrer, welche vor und wulireud des Examens gesnnd waren
und später an Neurasthenie erkrankten: 74.
a) Neurasthenische Lehrer, welche Tor dem Examen
krank waren.
Diese 33 Lehrer, weiehe nur an nervösen Beeohwerden litten,
ser&Uen in zwei Untergnippen. 16 Ton ihnen dnd nur vor dem
Examen krank gewesen» 17 von ihnen eind Tor nnd wfthrend dee
Examens krank gewesen.
Diese 33 Lebrar waran der Konfession naoh:
Protestanten 25
Katholiken 7
Israeliten 1
Es waim von ihnen 36, d. i. 63 7*1 verheixaiet Bei den Lehrern,
welche schon vor dem Examen krank gewesen sind, spielt anscheinend
die Heredität eine nicht unwichtige Rolle, denn unter den 33 Lehrer'
Emilien kamen in 12 JFamilien, d. i. 36%, Nerven- oder Gbistes*
krankheiten tot, nnd zwar:
beim Vater 4nial
bei der Mutter 5 »
bei Geschwistern 6 ,
1. Gruppe der 16 nur vor dem Examen kranken
neur asthenischen Lehrer.
Von diesen 16 Lehram haben 7, d. i. 45 7o, fär Angehörige zu
sorgen. Unter diesen Sorgen für Angehörige ist su verstehen die
Übernahme besonderer Pflichten und Leistengen des Lehrers gegen-
über Verwandten, Eltern, Geschwistern usw. Es decken sich also
diese Sorgen nicht einfach mit dem Verheiratetsein, wie eine Ver-
gleiohnng der betr. beiden Zahlen ergibt. Es sind von den betreffenden
Lehrern im Sohnldienst Mg:
5—10 Jshre 4 Lehrer 25%
10—15 „ 3 „ = 19%
lö— 20 „ 6 , =31%
20-25 3 , = 19%
25—30 „ 1 , = 67o
545
Im Durchschnitt siüd diese 16 Lehrer 15,1 Jahre laog im
Schuidienfit angestellt.
lEa erteilen von ihnen PrivatontAmoht pro Woche 9 Lebreri
d. i. 56 «/o, nttnOioh:
Ms so 2 Standen 2 Lehrer = 12%
« « 4 n 2 . = l27o
» « « » 2 . = 127a
« » 10 » 2 » = 12%
» „ 12 , 1 „ =6%
Ein weiterer gibt an, dafs er keinen PriTatunt er rieht erteilt, da-
gegen dnrcbsohnittlich tllglieh 3 Stunden aohiiftoteUeiisoh t&üg ist,
teüweiae bis 5 Standen.
Bs nnteniehten im Darohsobniit:
20— 30 Kinder 1 Lehrer = 6,3 7o \ 18,8%
40— 60 „ 2 . = 12,57o j bis 60 Schttter
60— 60 „ 4 . = 26,0% ^
60— 70 „ 5 , =: 31,2%
70— 80 „ 2 « = 12,5%
90—100 , 1 „ = 6,3%
bis 140 „ 1 „ = 6,2%
81,2%
Aber 60 Schiller
LetEterer nntemehtet diese 140 Kinder in zwei Klassen zu je
70. Einer, wolohor jetst 68 Kinder in der Klasse hai| hatte
früher 100.
Es Tflrwonden auf SohiÜTorbsioitnng und Konoktarsn tiglioh:
bis zu 1 Standen 3 Lehrer = 20,0%
»,2 . 9 n ^ 60,0%
««3 , 2 . = 13,37o
« » 4 „ 1 , ass 6,7%
Anftsrdem treibt etner PriTatstndien Ton abends 9 bis 12Vt Uhr
nachts.
Es würden dauernd unterrichten kOnnen, ohne zn übermüden:
bis zu 4 Standen 9 Lehrer = 60,0%
.«5 5 „ = 33,3%
. „ 8 „ 1 . = 6,7%
Einer gibt hierüber njoht? an nnd einer, welcher die Zahl von
5 Stünden pro Tng- angibt, darin die 80g. leichten Stunden:
Schreiben, Singen mit einbegreifen.
Von den 16 Lehrern haben 9, d. i. 56%, die Ferien verlängern
mllBSSO, und es haben den Unterricht wegen nerrOser Beaohwerden
6 Yim den 16 anssetaen müssen, d.i. 21%.
Digitized by Google
&46
a
0
Srkrftukungen dieser 16 Lehrer
Leiden vor dem £xainen
1 Typhu«
8 T^phu«
3 Typhus
4 I Unterleibeeiitiüiidaiig
6 I Magen besch werden, StoU*
beschwerden
6 1 Stuhiverstopfttug
7 StnhhrenloplDnir
8 Hasern, Haisbräune, Lan-
geaenteflndung
9 I Q«l«ikriiraiiiatumiie
10 Mittelohrkatarrh
11 Nasenracbcnkatnrrh, Stitti'I.
' ohrkatarrh, Nast iililutcn
12 jolirou. LuilLrühreukatarrh
18 Augenentifindmig
14 XigiSiie
15 Kopfoohmerzen
16 II AtombMehwMfdea
Zeit der Er-
krankung
Jahre
?
8
?
4
av«
18
?
10
?
?
7
?
7
?
sogleich
10
jetsifes Leid«ii
SchlafstöruDg
nervöse Überreizung, VerdaaungB»
sehwicbe, Melanoholie
Kopfdruck, Hersklopfen
Nervenüberreizunpr, Ang^t, Verstim-
mung, Herzklopfeu, Hückeusciimerz,
Sohwindttl, Gedichtnistchwiohe
nervöso HerzexreguDg, Henklopfbn,
Kopfschmerz
Blutarmut, Nervosität, Zwaiigsgedan-
kea, NervenleideBi Stnhlvmtopfiiikg
Nervoiiat, Koj^dunan, Zwmngt-
gedanken
nervöses Magen- und Leberieiden,
XoplSirnok, HeraUopfra
KofAohmoi«, EmtUopfen
nervöser Darmkatarrb
Kopfdruck HerzklopfeOi
ZwatigägeUaukeu
Müdigkeit
Kopfdniok
Angit, Zwaagigedankan
nervöses Kagen leiden
ien, Kopfdniok
Aagtt»
2. Gruppe der 17 vor und während des Ezftm«n8 kranken
nenrasthenischen Lehrer.
Vüü diesen IT Lehrern haben 6, d.i. 35%, für Angehörige zu
sorgen. Ein weitf^rer hat zwar nicht für Angehörige zu sorgen, wohl
aber Studienschulden abzutragen. Diese 17 Lehrer sind im Durch-
aohnitt 12,5 Jahre im Schuldienst angestellt, und zwar:
1—5 Jahre 1 Lehrer — 5,9 7o
5—10 „ 6 „ = 35,3%
10—15 „ 6 „ = 35,3%
20—85 « 3 . « 17,6%
„ 1 « = 6,»%
Es erteilen PriTfttanteirieht von ihnen 9, d. i. 58%, mid zwar:
Ml te 2 Stunden 1 Lebier » 5,9^0
4 4 , = 23,5%
6 , 2 . « 11,8%
8 « 1 , = 5.9%
10 „ 1 « = 5.9%
r
it
1»
II
II
n
n
n
. y 1. ^ . y Google
547
über 50 Sebtier 94,17«
Bimraii ist ni bemerken : Ma Lebver, weleher 4 Stenden Frivat-
nnterrieht erteilt, tntdiee nnr im Winter. Einer de^gleiohen bat ebenso
4 Standen 2 Jahre lang erteilt nnd Tor einem balben Jabre damit
aufgehört. Einer, welbher 6 Stunden angibt, meint damit 6 Hand-
fertigbetiaimtemebtBStDnden. „Uindeetena ebensoviel Zeit, oft aneb
das Doppelte nnd Dieifoobe der Zeit, Tefbrenobe ioh als bscablter
SciiriflMiTer des SebnlTorBtandss." AnliMrdem baben swei Lebrer,
welebe jetzt keinen Priyatonterrioht mehr erteilen, früher 8 Standen
wöchentlich erteilt-
Es haben im Durchschnitt nnterriclitet :
40— üO Kinder 1 Lehrer = 5,9% (bis 50 Schüler ö.UVo)
50—60 , 5 , « 29,4 Vo
60—70 , 9 , = 52,9%
80->90 „ 2 , 11,8%
Von diesen Lehrern verwenden 15 folgende Zeit auf Schul*
Vorbereitung und Korrekturen :
bis zu 1 Stunden 2 Lehrer = 13,3%
n n n 8 » « 63,4Vo
3 , = 20,OVo
2 . IBfiVo
Ferner schreibt einer: „Das richtet sich nach meinem Befinden",
und ein anderer: „Zurzeit habe ich uur einmal wöcLeutlich Korrek-
turen, doch vor einem halben .Jahre durcii das ganze Jahr hindurch
6 mal, durch mehrereMonate hindurch sogar 8 mal wöchentliche Korrek-
turen, zum mindesten je eine Stunde. Die Vorbereitung richtet sich
dann nach der übrigbleibenden Zeit." Einer der obigen Lehrer,
weh^her 1 — 2 Stunden darauf verwendet, schreibt dabei: „Sehr oft
gar keine, wegen Schwäche." Einer, welcher 4 Stunden angibt,
hegreift darin mit die Zeit der , Vorbereitung auf ein höheres (Mittei-
sohul-) Examen**.
Diese 17 Lehrer wurden dauernd unterrichten können, ohne zu
ermüden:
big zu 3 Stunden 3 Lehrer = 17,6
0
0
„«4 „ 7 „ =. 41,2%
n r, Ö n Ö , = 29,4%
, « 6 « 1 ^ « 5,97o
»»8 « 1 » = 5.9*/e
oi]ugi6 IjBlirar bcflondioro Boiiiorkiiiii^ttii« Eipw ni
dm von ihm angegebenen 3 Stunden: »Das richtet wAi natk den
Bwiadlienliegenden Panaen." Biner fOgt den angegebenen 5 Standen
binm: »Das kommt darnnf an, wie die Stnnden an einander liegen,
548
•
Erkraukungen dieser 17
Lehrer
'S
JMuk vor dfliik
Laiden wftliniid dM
jetzige« Leiden
Lauf
.
1
TypliiM, KopftohnmMn
Nemmitit
iTon Mipn RArTlcInriiPn
Ang&t, Zwangsgedanken
2
Tvnhufl Mftflarn Konf-
rose, Rheumatismus
NarvositMt
nenröM« Hersklopfen
1 LunccDkatarrh
Nervosität
4
Kehlkopf kalarrh
Kehiküpf katarrh
Herzklopfen
5
Magensohwäche
Magenscb wache
Neigung zum Erbrechen,
GemütskrankheitiLabeiw-
überdrnls
6
Verdauun p«i h P8ch wer-
den, Ängstlichkeit
Nervoiitit
Nerynsität, Kopfdmck,
gröfsere Herztätigkeit
7
Stockschnupfen
•ofgeregtes und gereiz-
te« w«se&, H«n>
klopfen, Blutandnuif
nervöse Macrenleiden. Hera-
klopfen, Xopilnok
zum iLopf
H
Zitterknunpf
Zitterkrampf
Angstzustände, Zwangs-
gedanken
9
nerröie Herzersclieiunn'
Herzklopfen
uurägelruäittige Herztätig-
keit, Benommenheit da
Kopfes, Angat» Zwanga-
gedanken
10
Blutarmut. Nerven-
Nervoutät
Kopfdruck; leichte Ermii-
danff,Henkloptei,Tcaani-
gabUda
11
nBTTiiaii jkopiNiiiiMcmi
i,BUliMli]l6Mr
Angatzir * "i vi rtr . Zwangs-
gedanken, Kupidruck
12
Meuras theiiie
Nenrasthenio
NprvoBitiit SnhlAflosic^keit.
Unfähigkeit zu geistigar
Arbeit. Anifst. Zvvrtr;^-
gedankeD, Uerzkioplen
13
Kopfsohmen, Appetit-
losigkeit, ner7M6
Erschöpfung, Zittern der
Nervosität, Kopfdruck
Hände, Erregbarkeit,
ilbermafsiges Stshlaf«
bedürfois
14
15 '
Ifliobtoi Sndton
WmiHmliii^aii Anvflffc. AmiMi«
titlosigkeit, Ma^culei Jeu .
Schwächeanfalle, Hers-
klopfen, narrOia Dys-
pepsie
N ri B r n f ) 1 u t e n , Kopfweh ,
Narrotttit
Neurasthenie, Kopfdrnck,
ätuhlverstopfnng,
H#fAIopfeD
Angst. Zwangsgedanken,
Barcnopfan
Nervosität, Angaltualftidai»
K'ij.fdruok
16
not f 8m B6tohii§rJ<H
N«rv<Mitlt
17 1
Beinlfliden, Knochen- 1
Erregoog, Blutandrang i l^euratthenie, Henklopfon
fradiernag 1
1
. kj i^ jd by Google
549
wieviel Abteilungen zu nntoniobten sind und was der Gegenstand
des Unterrichts ist. Die ersten beiden Stunden des TagM ertoüe
ich ohne Ermüden. Hätte ich darauf eine Stande Pansei so könnte
ioh, £dU ein teehmaohea Feek daswisohen wftxe» weitere iwei Stunden
ohne weaentliohe Ennftdnng nnterriehten. Je mehr Abteilungen in
einer Klaaae sind, je weniger bietet neb m einer knnen Erbolnng
wflbrend des Untemobts GMegenbeii Der Naebmittagtnnterriobt vA
immer ermfldend." Femer gibt ein anderer Lebrer in den an-
gefttbrten 5 Stunden folgende Bemerkung: „l]nter gOnatigen gani<
iäien fiedingungen (gute Lnft, kellert frenndlicker Sdralmnm, kein
Bemfrliger mit Voigeaetaten« Eltern usw. Toranmeaetst) würde iok
meine 28 Standen wOokentlich gern erteilen, und aaek okne Sokaden,
wie iek glaube. lek wfirde eker die aanituen Verklltnisie gebeeMrt
aeken, die Sekflleraakl bedeutend (oa.80) keiabgeaetit wQnaeben, als
auf StondenTerminderang sehen.''
Von den 17 Lehrern haben 13, d. i. 76%, aus Gesundheits-
rücksichten die Ferien verlängern müssen, und 8 von ihnen, d. i, 47%,
haben ferner den Unterricht wegen nervöser Bescliwerdeu ausseUeu
inuüöen, Aufierdern hätten 3 weitere aus dem Grunde den Unter-
richt aussetzen müssen, haben es aber nicht getan.
/t) Neurasthenische Lebrer, welche vor dem Examen
gesund, aber während des Examens krank waren.
Hierher gehören 17 Lehrer. Sie verteilen sich der Konfession
nach auf:
Protestanten 16
Katholiken 1
Es sind von ihnen 11, d. i 64%, verheiratet. Jb^erner ist einer
verwitwet. Neivoa- oder Geisteskrankheiten sind in 7 Lehrerfamilien
unter ihnen, also 41 %, vorgekommeo, und zwar:
beim Vater 2mal
bei der Mutter 1 „
bei Geschwistern 4 „
Auob hier spielt die Heredität anscheinend eine wichtige Rolle.
Die Pronnteakl 41 ift noek k6ker ab in der «r Gntppe* Et kaben
unter ihnen 8, d. i. 47 Vo, filr Angekttrige sn ioigeo. Eber kat
•war nifikt iBt Angehörige au sorgin, aber Sohuldeii absntiagen.
Dieae Lehrer aind im Soboldieiiat angestellt im Dsrobaobiiitt 10 Jahre,
nimünh:
Digitized by Google
550
94,1% Lehrer
Iris aber 50 Kinder
1— 5 Jahre 2 Lehrer = 11,8%
5—10 » 10 „ = 58,8 7o
10-15 „ 2 „ =11.7%
16—20 , 1 « = ö,9Vo
25—30 « 1 „ =6,9%
30— B5 , 1 , = 6.9>
Bs crtoUen von ihnmi 4 Privatnutoiriobti d. i. 23,6*/ii und swar:
bis 20 2 Stniideft 1 Lehrer 6,9%
» » 4 n 1 » ^ 5.9%
»»6 „ 2 « = lUVo
iLvlaezdem haben 2 frolier Privatotanden erteilt; der eine firOher
2 Stunden, yor einem Jalure 6 Stunden ; der andere froher 6 Stunden.
Sie nnterriehten im Duehsehnitt :
40— 60 Kiader 1 Leliier = 6,9«/e (6,9% Lehrer bis 60 Kinder)
50~ 60 , 7 , = 41,2%
60— 70 , 6 , = 29,3%
70— SO ^ 3 , = 17,7%
90-lOÜ „ 1 „ = 5,9% I
Eiiner bemerkt, dafs er in den ersten Stellen auf dem Lande
90 — 100, auf seiner jetzigen Stelle in der ersten Zeit 75. jetrt
50 — 60 Kinder unterrichtet hat. Ein anderer hat auf seiner ersten
Stelle 90, später längere Zeit in 2 Klassen 80 nnd 40 unterrichtet
und hat jetzt 60 — 60 Schüler. Dieee JJebver verwenden anf Uue
SehnlTorbereitong und Korrektmen:
bis se 1 Standen 4 Lehrer = 23,5%
• «2 n B , = 47,2%
„,3 , 5 . = 29,3%
£e wttrden von 16 Lehrern tilglieh nnternohten kennen, ohne
sn ahermllden:
bis zn 3 Standen 1 Lehrer = 6,2%
« » 4 . 7 , = 43,8%
„•6 . 4 „ = 25,0%
„.6 „ 4 , = 25,07o
Einer gibt nichts hierüber an.
Die Ferien haben aus Gesundheitsrücksichten von den 17 ver-
längert 2, d, i. 11%. Den Unterricht haben wegen nervöser Be-
scli werden ausgesetzt 5, d. i 29%. 4 weitere Lehrer haben den
Lntemcht zwar nicht ausgesetzt, bemerken aber: 1. „Au8geset:Tt
nicht, aber schlecht erteilt." 2. „Habe mich stets gezwungen zur
Pfliohterftlllung, auch wenn Aussetzen nötig gewesen wäre." 3. ^Nicht
anageeetzt, dooh wäre es das einnig Eiohtige gewesen." 4. „Eigentlich
niehti dooh war der £rfolg in manohen Standen aweifelhafi''
. ijui. u i.y Google
651
o
TS
a
1
2
3
i
Erkrankungen dieser 17 Lehrer
Koplwsliman
Stechen in 4er Koftfhant
Kopfschmen
Kopfweh
6 H Kopfürnok
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
Kopfschmerz
KopHschmerz, Blutandrang
nnd Benommenheit des
K<qpiee
Flimmetn tot den Aogen
uervüse Beschwerden
jetaves Leiden
NervoBitSt
Nervosität
NerrositSt
Nervosität
liervosität
FoUntionen
Kopfdmok» hennmhigendee GelShl
Angatgedanken
Eopfdruck
nervöses Mnpenleidpn, Kopfwebi SeUbetmord«
gedankeii, MeUiiciiulie
Sohhkflosigkeit, Kopf druck, unr^fehnaTsiger
nerzscUag
Kopfschmerz
Nervosität, Kopfdraok, UnbehaglichkeitegefÜhi
Nervosität, Erregtheit, Kopfdmek, HenklopfiHi,
Angstzustände
Angstzustande, fierzkiopieu
AngetsnitiBde
nervSee Qeoreisttielt» ikngtt, KopMmh
nervöse Reizbarkeit, Kopfdmok
Magenleiden, Hcrzklopfetti Zwingegedanken
Angstgefühl, Herzklopfen
Schwindel, Herzklopfen, Angst, Zwangagcdanken
Überarbeitung, Angst, Herzklopien, Zwangs-
gttduken, Kopfdracfc
Nervosität, Blutandrang nun Kopfi KopAnudE,
Zwangqgedanken
y) L«hror, welehe rot und wfthrend de» Exament gesund
waren nnd epftter an NenraetlieDie erkrankten.
In dieses Kapitel gehören 74 Lehrer. Diese verteilen sich ihrer
Konfession nach auf:
Protestanten 60
Katholiken 13
liraeliten 1
Verhaiiatet sind von ihnen 57, d. L 77%; Terwitwat aniiwr-
dem 2. Bs waren in 11 Lehrerfamilien, also 147oi Nerven- oder
Greisteekrankheiten vorhanden, und zwar:
beim Vater 4 mal
bei der Matter 4 »
bei Gesdiwistem 5 «
Es ist nioht nninteressant, su sehen, dafs diese Gmppe kereditftr
weniger als die vorigen Gruppen belastet ist Es kaben fflr An-
mitsnsorgen 38, d. i 52%, ein Hoher ProsentsatsI Diese
XVIL 98
74 Lehrer sind zoBammen 1015 Jaliro lang im Sobuldienst angestellt,
somit ist jeder im DaroksobmU 13 Jahie im Sehuldienst (Itig. Da«
Terteüt aioh folgendermaiieii:
1— 5 Jalue 7 Lehrer = 9,5%
5—10 , .23 , = 31,1%
10—15 „ 18 » « 24,3%
15—20 12 , =164?%
20-25 : 4 „ = 5,4%
25—30 „ 4 , = 5,4%
30—35 „ 2 „ ^ 2,7%
35-40 4 „ = 5,4%
Von dieeeo Lehnm erfofl«i Priffttontorrieht im gansen 29,
d.i. 37 7o, und awar pro Woohe:
bis zu 2 Standen ...... 8 Lehrer
»»4 II 5 ,
»71 6 tf > .... 6 n
» n 8 j, 5 ,
» n 10 » 3 „
»«12 » 1 ••
« 16 ,1 1
Hierzu sind noch folgende Ergänzungen nötig:
1. Lehrer: Hat aufser seinen oben angegebenen ? Prifatatanden noch
4 Stunden NebenbeschäftignTi? lietm AmtsMirstainL
2. Lebrer : Erteilt ueben '62 i'tiiciit&tunden 6 Turn- uud 2 Fortbüdungs-
adnlatBDdeii.
3. Lehrer: Die angegehenen 4 Sunden eiiid solche in einer Fort-
bildongsschnle.
4. Lehrer bemerkt zu den angegebenen 4 Privatstunden : Im Winter-
halbjahr wöchentlich 4 Stunden Fortbildnogsschole, jeden Sonntag
Kircheodienst.
.0. Lehrer: Die angegebenen ü Stunden erteilt er nur im Winter.
6. Lehrer: Die Ton ihm angegebenen 8 Printetnnden sind midie ii
einer Fortbüdongsscfanle.
7. Ein Lehrer gibt 9 — 10 Privatstanden an, und zwar erteilt er sie zweieo
bei ihm wohnenden Schfllem; frtther hat er 16 — 18 Standen erteilt.
Von den ttbrigen Lehrern, welche keinen Ptivatantarrieht er*
teilen, machen folgende noch nähere Angaben:
1. Lehrer: Hat frUhor PrCvateliuideD ertolt» im letsten Jibre aber nidit
mehr.
2. Lehrer: Erteilte früher im Dorchschnitt 3 Privatatonden, gegenw&rtig
keiuc.
3. Lehrer: Gab früher wöchentlich 3 — 4 rrivatstouden, seit 17* Jahren
Mie mehr.
4. Lehrer: Erteüte 8 Jahre faindordi wöchentlich dttrdiaduritffidi
10 PriTatBtondeD infolge des umdäDglichen Gebtlts, jetzt aber kalM.
553
5. Lehrer: Gibt zeitweise 3—4 Wochen laug 12 Privatstuuden, in der
6. Lelinr: Gab firllhor 8 — 4 Fkhatitiiiideii, Jetit keine.
Yoa den 74 Lehrern wude im Duohaehnitt folgende Ansald
Kinder nnterriehtet:
30 — 40 Kinder von 2 Lehrern = 2,8% \ 13,7 "/o Lehrer
40— 50 , , 8 , » 10,9% / bb 50 BcUler
60— 60 . » 16 . « 2,10%
60— 70 „ „13 = ITS^'o
70— 80 „ ,18 . 24,7 %
80— 90 « „ 6 , = 8,2%
90—100 „ „ 2 „ = 2,7%
100—110 „ « 4 „ = 5,4%
110—120 , , 2 . «8 2,7%
120-.ld0 „ „ l , = 1,4%
86,3% Lehrer
aber 50 Seholer
bis 170 « n 1 • « 1,4%
Bin Lehrer gibt anfeeidem keine ZeU aUt aondetn adhreibt:
.Wir aind: ein Baaptlehrer, ioh ala iweiter Xiehver und ein;» Lehieiin,
und haben 297 Kinder an nnterriditen ; wer cUe finnpiaibeii hat,
iat laieht an finden." Im llbiigen wwden nooh folgende Bemarknngeii
gemaeht:
1. Lehrer (40 Schüler): Die letzten 6 Jahre hatte ich eine Klasse tou
aber 80 Schfllern; diese wurde aber vor 4 Wochen geteilt and
nnr 2mal in der Woche habe leb sie 2 Standen lang suaaunen.
2. Lehrer (40 — 50 Kinder): In deo ersten DiensQabren elwaOO, spflter
60—70, seit 20 Jahren 40—50 Kinder.
3. Lehrer gibt an 74 iro Dorchschnitt, nftmlich 36 — 110.
4. Lehrer: 80 oder mehr.
5. Lehrer (125 im Durchschnitt] : 3 Jahre hindurch 25 Kinder, in den
leisten 4 Jahren 125 Kinder in 2 getrennten Abteflnagen, die
eiste an 65, die sweite an 60 Kindern.
Die 74 Lehrer verwenden folgende Zeit an! Korrektoren nnd
Sohnlvoibereitnng tfiglioh:
bis zo 1 Standen 12 Lehrer = 16,7 7o
^»2 „ 88 m — 51,8%
„ , 8 „ 18 . = 24,0%
• »4 2 . = 2.7%
„ « 5 „ 2 „ =» 2.8%
Anlberdem geben 2 Lehrer niehts hierflber an.
Es worden nnterriohten ktaneo, ohne an Ubermflden:
bis sn 2 Standen 3 Lehrer = 4,3%
»1. 3 , 2 ^ = 2,9%
» » 4 ^ 30 „ = 42,8%
« » 6 n 19 . - 27,1%
Digitized by Google
554
bis ni 6 Stondn 9 Ldinr ^ 12,8%
« * 7 « 2 » = 2,9%
, n 8 » 4 I. = 5.7%
„ „ 9 „ • ! " =
Ferner geben 4 Lebrer nichts hierüber an. Von den 74 nea-
rasthenisohen Lehrern haben 18, d. i, 24 Vo* die Ferien ans Gesund-
heitsrüoksichten verlängern lassen müssen, und einer hfitte es auch
nooh nötig gehabt, hat es aber nicht getan. Den Unterricht haben
wegen nervöser Beschwerden 29 aussetzen mflssen = 39%, und
weitere 3 Lehrer hätten es nötig gpl al t, haben es abor mchi getan.
Diese 74 Lehrer klagen surzeitflber folgende nerrüse Besehwecden:
I. Psychische Beschwerden:
a) Zwangsgedanken 19 mal = 25 "/o
b) Angstzustände 28 mal = 37 "/o
c) Unvermögen, zn denken Imal = 1%
d) Menschenscbeu, Beklommenheit 3 mal = 4%
e) H}i)oclioiidri8die Stimmung Imsl = 1%
f) ArbettsmilaBt Imsl = 1%
II. Somatische Bescfawsfdoi:
A. Allpemoinc, im j^anzen 41mal = 65%
und zwar (laniiitcr:
&j Nervosität, Neurasthenie 32mal = 43*'/o
b) Schlaflosigkeit 8 mal s= 11%
c) Blntaimnt Inaal sbb ]%
B. Lokale:
1. Kopftymptome, im gaasen 48msl » 64%
und zwar damntw:
a) Kopfdruck 32 mal = 43%
b) Kopfschmerz 11 mal = 15%
c) Blutandraug zum ivupi 2 mal = 2%
d) Benommenheit Imal « 1%
e) Schwindel 2mal = 2%
2. Henqymptome, im ganzen 37 mal &0%
und /war darunter:
a) Ilerzkloptrn 34 mal = 46**'o
b) HerzempiiüduDgen Smal = 4^/o
3. Magensymptome:
Appetitlosigkeit, aervüse Pyspspsie 7msl 9%
4. Hndolsymptome:
a) Zittern Imal = l7o
b) Nervöse Mnskelzndnmgen 2mid = 2%
5. Sensibi1it(!t'^<;tMrungen:
Stechen im Kücken, Hoden, Eichel .... Imal = 1%
6. Sekretorische Störungen:
Urindrsog Imsl = 1%
(Fortseliuig folgt)
Digitized by Google
555
31110 9txftmmUnftn kuI Heteitte«.
Alkühol und Schnle.
Vom fOnfien schweizerischen AbstineDtentag am 12. Joli 1904
in Bern.
Das zweite Haupttraktandum dieses Tages lag auf dem Gebiete der
Schule, indem (Irron Stellung gegenüber der Alknholfrage durrh virr Refe-
rate bok'iu litcl \vur<ic. Der Kampf gegen den Alkuholismus ist scb<in 1 tngst
aus dem btadium der Bekämptuug der Trunksucht herausgetreten, die Bc-
wegung will Ton eUuBdh'tosialu Oendttsponkten toi dem Übel vorbeugen.
Sobald « aieh jedodi um «tfaische Ziele liandeit» darf «idi die Schale
nicht mrOckblciben. Darum beantwortete der erste Referent des Bemer
Kongresses, Herr Dr. Hugi, Lehrer am Technikum in Burgdorf, die Frage:
„Warum mufs die Schule diesen Kampf anfnobmenV" Mehr
wert als (»«Ii und Gut ist ein gesunder Leib; mehr wert als Muskelkraft
ist die Krail des Verstandes; mehr wert als Kenntnisse ist ein Charakter,
ein flUdendei Ben ftr allee» wa» gut ist, ein Shin, der Ewige enehant
Aher alle diese Krifte imd Guter werden durch den Alkohol direkt ge*
fldiidigtf und gerade diejenigen schwerer, die in unserer Wertung hoher
stehen. Neuere UntersuchunRen lassen mit erschreckender Deutlichkeit den
Alkoholisraus als eine der Hauptnrsficlien der allgemeinen Degeneration
unserer Rasse erscheinen. Die moI iltu haben den Alkohol als Gilt
erkannt, das lähmend uud 2ei*ätüreud uul die lebende Substanz, ganz be-
sonders anf die Zellen des Gehinu und des gesamten Nerreniystenu, en-
tvirkL Es ist hohe Zeit, dab die Besaitete dieser Forschnagen Gemeingat
aller werden. Dazu bedarf es der Hilfe der Schule, welche selber den
allergröfsten Nutzen davon haben wird, wenn es ihr gelingt, in den näch.stca
zwei Jahrhunderten ein überzcn jt alkoholgegnerischcs Geschlecht zu erziehen.
Der Kampf gegen den Alkohol isf fnnc eigentliche Notwehr der Schule
gegen einen Feind, der die Leistungsiähigkeit der Jugend herabsetzt, der
den Erfolg der ganaen Ersieherarbeit in Frage stellt, and welcher der
Schale em immer mhiderwertigeres Schfllerraaterial sufilhrt.
Sind wir davon tlberzengt, dafs es sich hier nicht nm eine Modesache,
sondern um eine Lebensfrage der Schule handelt, so stellt sich gleich die
zweite Frage in den Vordergrund: „Wie kann sie dieser Aufgabe
gerecht werden?" F.in Lehrer aus Malleray, Herr Heymann, redete
einem gelegentlichen Antialkoholunterricht das Wort, immerbin mit der
Forderung, dals der oCfizieUe Lefarplan Bestimmangen darflber enthalte.
Zonlchst wies er anf das Leseboch hin, das leider oft noch Urteile Aber
den Alkohol enthält, welche mit der Wissenschaft im Widerspruch stehen.
Geeignete Lesestücke und Aufsätze leisten wertvolle Dienste. Reiches
Material bietet das Fach der Geschichte. In mehr als einer Schlacht hatte
Digitized by Google
Ö56
der Alkohol die naglflckUche WendoDg herbeigefQbrt. Zar Zeit doB siobts-
jährigen Krieges wandert jener ans der Offizin des Apothekers. Er wird
Volksf?etränk ond ständiger Begleiter der Soldaten Napoleons I., dessen
Armee er auf dem Rückzug ans Rufsland dezimiert. Auch die Geotraphie
bietet manche Anhaltspunkte, sofern sie sich wirklich mit Land und l>eatea
iMBohäl^ und lieh Mit init der blofiten AvfrililiiBg toh NimeB begnügt.
In den Natnrwisseiiacballen ist sodmii der geeignete Ort, um dem Kiadd
die lielitigeii Vorstelliingeii Über Natnr und Wirkungen des Alkohols sa
tJbcrmitteln. Es sei nur erinnert an Botanik, an Anatomie und Physiologie
des men'^chlirhen Körpers, nn Gr^ndheitslehre und an die organische Themie.
Nach fioKhcn Relehriinptn ist der Wegfall von geistigen Getränken auf
Schnlreisen und bei Jugeudfestcn eine ganz selbst?ersiäiidliche Sache, vor-
ansgesetzt, dab das Klad spürt, wie der Lehrer ans toler Übeixengiing
spiicht, nad daft es sieht, wie beim Lehrer Wort nnd Beispiel sieh declmi.
Ein dritter Referent, Herr Sekundarlehrer IBÖSCH-Münslagen, bredite
einen geschichtlichen Rückblick über die bisherige Entwicklung
der Antialkoholbewegung, speziell mit Bezug auf die Schule und
die liierbei cremachten Erfabninpen. Er erzählte von den alkoholfreien
Seminarreiaen, die er unter der Leitung des Herrn Seminarlehrer Siümp ia
Hofwfl mitgemacht hatte. Er erinnerte an die dentschen vad scbweizeriadiea
Landersiehongshtime, die sidi an ein gemeuisehaftfiefaes en^isches Yoibüd
aalehaen, nnd in denen die abstinente Lebensweise nicht Gesetz, soodem
Sitte ist. Preufsen, Österreich, Frankreich und Belgien haben amtliche
Dekrete erlassen, um die Schule in ihrem Kampfe gegen den Alkoholismus
zu unterstützen. In England ist die Autldärnng der Jugend bis jetzt
privater initiative überlassen. In Schweden, Norwegen und Finnland hat
die Sflbide einen gro&sn Anteil an den dortigen gewaltigen Erfolgen der
Bewegoag. In Cäle wird «Tstematisdher ünteifidit in der Hygiene des
AOtoholismns erteilt, und das kaaadiscfae Volk baut seine Ctosetze über den
Enthaltsamkeitsunterricht von Jahr zn Jahr mehr aus. In den Lehrer-
seminaren wird dieser als besonderes, wichtiges Fach gelehrt. Am weitesten
sind die ^'creiD igten Staaten von Nordamerika vorgeschritten. SämtlicLio
Schiüer der Uniun, 22 Millionen Kmder, werden planmaisig mit den wissen-
gcbaftlicben Tstsaehen Aber den Alkohol bekannt gemacht Die Besnltate
sehen ans Earoiilein sa denken. Yen den 79 MüHooen Bewohnern ist
die durchschnittliche Lebensdauer einer Fttrson um 4,1 Jahre gestiegen.
An dem riesigen Eisenbahnnetz der Union sind fast durchweg nur absti-
nente Leute aDgestellt. Als darf^bc^ ein lir^hcrcr Bahnbeamter bcfraoft
wurde, antwortete er: „Sogar die Kin der der Volksschule wissen, dals der
Alkohol die Urteilskraft abstumpft. Sic werden doch begreifen, dafs man
solche Dinge den Eindmi nidit beibringt, ohne dab daa praktisclie Lebea
den Wink versteht*
Li der Schwebt wiD man diesen Wink immer noch nicht verstehett.
Man verspottet die nnbequemen Mahner, welche ihre Beweise sogar von
Amerika herüberholcn, von jenem Land, welches auf dem Wege ist, die
alte Welt in mächtigem AufsohwTinf^c zu überflügeln. So stellte denn der
letzte Redner der Berner Versammlung, iierr Lehrer Fbauchioer - Hern,
die Frage: ^Was kann nnd soll hei nns getan werden?* Wt
Digitizeci by Google
657
müssen die politiscbeD aod sozialeo Verbältnisse nnseres Landes in Berück-
sichtigoDg ziehen. Wir wollen nnr, was bei uns möglidi ist, erstreben ^
aber was man tmkibm kann, das aoD dann auch nr Tat werden. Der
fllnfte sehweiMrisohe Abstlnententag richtet folgende Wflniche nnd Begehren
an die kantonalen Behörden:
1. Die Sf'htile soll in keinor Weise den AlkobolgemiÜB bei denKindeni
billigen oder gar fördern.
2. Auf den oberen Stnfen aller Volks- uud Mittelschulen soll ein
antialkoholischer Unterricht in zweckentsprechender Weise erteilt werden.
8. In dei Semiaarim rind die ndcttaftigeii liefarer aiid LefarerinneB
fikr die Er^nng dieses üntefrichts TOisnberdten.
4. Die Vereine znr BekAmpfhng des Alkoholtsmus erwarten in ihren
Bestrebnngen, besonders ' anf dem Gebiete der Jugendf!r7ic'hTinf?, staatliche
ünaii2ielle Unterstfltznng, z. B. bei Errichtung von antialkoholischen Aus-
stellangen, fOr die Erstellung von Lehrbtlchem, Bildern, Tabellen nsw.
An die Lehrerschaft unseres Landes richten wir die frenndüche Bitte,
VM im Kampfe gegen den AlkohoUiiniis in mid aalher der Seliale in ontar-
stQtzen nnd sKh das Stndhun der Alkobolfrage sor Pflicht m macheB.
Dna Besoltat wird sein, dafs viele znr Überzeognng kemmcD, da& aneh
hier das eigene Beispiel nod Vorbild die vollkommensten nnd YomehniateD
Enueliaagsmittel darstellen. {^Zürich. Fosi^^^ Kr-
Uber Wem ud MUitaig d«r expeiteiitillm IMaaktik.
Ans einem Vortrage von Dr. W. Lat, Seminarlehrer in Karls-
rnhe, gehalten am Kongrefs fftr experimentelle Psychologie
in Giefsen (18 — 21.Apcü 1904.)
Die Thesen des Referenten, welche den Unterschied swischen der
eiperimenlenen Povaehrngsmetbode anf dem GoblsCe der Didaktik dneiteits
und denijeiiigen der theoretiacben Psychologie anderseils festateUea, lantea
fblgondermafe»!:
1. Die experimentell -didaktischen Untersuchungen müssen vor allen
Dingen an Schul cm, an Kindern, an in der Entwicklung begrifenen nnd
nicht an entwickelten Personen durchgeführt werden.
2. Der Oiiuitllche Unterricht hat ganze Schnlklassen nnd jeden ein-
sehtea Sehfller ins Ange sa fassen. Beobachtung, Statistik und Experiraeat
mOasen sich daher anf Schnlklassen als Einheiten beziehen; gleichzeitig
mtissen aber bei Feststellung der Resultate auch die individuellen Diffe-
renzen sorgfältig berücksichtigt werden« um die Indiridnalitfttea und Typen
näher kennen zu lernen.
3. Didaktik und Pädagogik müssen den Menschen stets als eine Person
aaJbssen nnd alt solche beurteilen, bewerten und behandeln; die theoretische
P^dielogie dagegen betrachtet den Meaacben ab ein Oldefct und besebfeibt
und erklärt dessen pqrchische Erscheinungen.
4. Die experimentelle Didaktik und Pädagogik mufs stets das Seelen-
leben als Ganses im Auge behalten und konkrete Resultate für das Indi*
Digitized by Google
558
yidanm feststelleü; die theoretische Psychulugie hiogegeu isoliert und aualy-
akrt die psychiieliaii Enehdaniigeii bis «nf die allerietateii Momeal«, «n
aDgeneine, ftr die Meoseiiai flbeiliaiipt gOltige Efigebaiese ni endetea.
5. Die psychologische Analyaei die AasfQhnuig and Berechnung des
didaktischen Experiments genOj;:en, sobald dnrch sie der verfolgte praktische
Zweck erreicht wird. Die Kxnlcthcit, din dns psychophysische Experiment
erstrebt, wird uud kann das didaktische Experiment nicht erreichen, weil
es mit Kindern und in der Regel mit allen Schülern der Klasse zugleich
S. Die didaktiaeben Experimente dürfen rick nnr soweit von der
Lebenswahrheit der Unterricbtqiraxis entfernen, als es die Vergleichbarkeit
und die Bearbeitung der Vcrsnchsrcsnltatc erfordern. Das didaktische Ex-
periment ist nichts anderes als eine exakte ünterrichtspraxi';, pine Unter-
richte [naxis, bei der dip Mafsnahmen und der Erfolg zalilemnälsig genau
kontroilierl und Yergiiciien werden können. Schulmänner, welche die Ver-
wertoDg des didiktiscben Experiments bexweifdn, raftfiten also scMeditbin
jeder Erfttmug in der Unterricbtspmxis dan Glanben Teisagen nnd die
MögUofakeit eines didaktischen Fortschrittes and oner YerlMssening des
Unterrichts leugnen.
Besonders wichtig ftir die Scholhygi^iker sind die folgenden Ans-
führungen des Referenten:
Die experimentell -didaktische Forschnngsmethode ist imst&ode, eine
für die kOiperiiche nnd geistige Entwiddong natnigemtlbe nnd daher
hygienisdie Gestsltnng des Unterrichts herheinililhxen* Die SchnlhjipeBe
hat nachgew ii n, dafs die Zahl der Scholer, die an Sdinlkrankheiten,
Nervosität, Kopfschmerz, Bleichsucht u. dgl. leiden, in den ersten Schul-
jahren sich verdoppelt, und dafs die Zahl der schnlkranken Schüler im 16. und
17. Lebensjahre mit GO — 70% das Maximum erreicht. An dfr Hand
statistischer Untersuchungen kuun gezeigt werden, dafs die innere ürgaiusuüou
der Schulen — Lehrziele, Lehrplftne nnd Lehrferfthren — Lingenwichstun
nnd Zunahme des EOrpel^;ewieht& hemmen nnd die kOrperilche EntwicUnag
stören.^ — Bekannt ist» dals Männer irie GaüBB, Liebig, Dar\vtn,
HEi.MnOLTZ, NrssBArr^vr, aber aucli Männer unserer Zeit in allen Gesell-
schaftsklassen, von der Schule verkannt nnd in ihrer geistigen Entwicklang
gehemmt wurden. Unbestreitbai" ist, dafs manche Schtüer in ihren nattlrlichen
Anlagen vergewaltigt und falsch beurteilt werden. — Vergleicht mau die
Schriften Uber das L^rrerfdiren in sin nnd demselben Unteirichtsgegai>
Stande, so findet man oft geradezu entgegengesetste Mafsnahmen anempfoUen
nnd betätigt. Auf dem Gebiete der Methodik heiTScht in den fundamen-
talsten Fragen der gröfste "Wirrwarr der Meinongcn, und es gibt Schal -
nuinner, die noch leichtfertig sprechen: Es führen viele Wrtre nach Komi
Sic bedenken uiclit, dafs nur einer von einem bcsüiiUiUe l'uiikte aus der
beste ist, und daü> uiao vom Standpunkte der Hygiene und Volkswirtschaft,
der Ethik nnd Pidagogik foideni mttsse, dafs die Sehnte mit dem ge-
ringsten Aufwand von Kraft nnd Zeit die besten Resnltale erziele. — Ans
' Lay, Unser Sehnlnnterriebt im Lidite der Hygiene. Wieabaden,
Nemnicb,
Digitized by Google
669
diesen Tatsachen folgt, dafs in der Theorie und Praxis des Unterrichts
Mängel und Fehler hestphen, welche die körperliche und [rristige Ent-
wicklung der Srliulf ! sturen nnd daher beseitigt werden müssen. Die Er-
fahrung zeigt aber, daSä seit vielen Jahren die besten Schulmänner sich
anstrengen, den Untflincht zo Terlmseni und doch den Wirrwarr der
Heimmgen anf mekhodiacbem Gebiete nicht weeenlilich haben beeinfloflaen
kOnnan. Daraas folgt, dafs der „gesunde Menschenverstand**,
der „pädagogische Takt", die „langjährige Erfahrung", all-
gremeine psyr hol ogische und logische Erwägungen nicht ge-
nügen, um die speziellen Fragen des Unterrichts auf zuver-
lässige Weise zu lösen. Die experimentelle Forscbuugsmethode
mofs notwendig hinzutreten. Theocetiflch ist anzugeben, dab alle
BewnlflteeinflerBdieinnngen der ezperimentellen Fofachnngsmethode sogtogliGb
sind. Praktisch narli^^rss lesen, dals die verschiedenartigsten Fragen der
Schulpraxis mit ihrer Hilfe einer zuverlässigen, wissenschaftlichen Lösung
eniq:epengefOhrt, dafs der Unterricht naturgemöfsfr fiest'iltpt nnd dafs ver-
hindert werden kaoii, dais er die körperliche uiui ge^^tigi' Entwicklung der
Schüler hemme und schädige. Der Referent behauptet, dais, wenn man
sich im Rechtschreiben nnd im ersten Becbenunterricht nach seinen experi-
mentelle UnteranchnngsreBaltaten xiehle, bis amn 12- beaw. l&fiushen an
Kraft gaspart werden könne. (nPS^. BUUUr\ 1904, Nr. 7.).
Aleinere JtiUeUnnseit.
liegen die mangelhafte tnrnerische Vorbereitung der Lehrer-
innen wendet sich Minna Kaüezwill in der r,Pädag. Ueform"- (Nr. 25).
Sie ist nicht damit einverstanden, dafs der Turnunterricht einzig und allein
bei FacUehrem nnd -lehrerinnen gnt aufgehoben sei, und spricht ddi da-
fttr ans, da6 in der Yollcasehnle der Tnmanterrieht, der in seinen er-
weiterten Zielen auch Spielen, Wandern, Schwimmen nsw. nm&ssen soll,
von den Klassenlehrern und -lehrerinnen erteilt werde. R. wendet sich
sodann ?o?en die vielfach übliche jetzige Praxis des Mädchenturnens mit
den küi] tl]{ hen Gangarten und Reigcnbildern, bei denen der Körper nicht
zu seinem Rechte kommt, und die Bewegungslnst hinwelkt unter den Fesseln
wohleinatndierter GehUbnngen. Sie httlt es für die Pflicht jeder Lehreim,
nch mit den Fortschritten der Ldbesttbungen Tertrant zn nuushen. Da
m&fsten allerdings, was bis jetzt nur in höchst ungenügender Weise ge-
schieht, die Seminare mithelfen. Sie sollten die Lehrerin in den Stand
setzen, nicht nur mechanisch wiederlmlm , was im Lehrplan steht, sondern
auch beurteilen zu können, in welchem Verhältnis jede einzelne J urnubung
zum Leibe selber steht. Die turnerische Vorbildung der angehenden
Lehrelianen sollte Belehrangen bringen ober Torschiedene Wnohs^ nnd
Haitonj^fiormen, Aber Enragbarl[elt, Ennfldnng nnd Erholnng der Mnskefai,
Digitized by Google
Ö60
Idier di8 Widuliiiii dtt MukelB doreh tSbung, über ta Einfliilk &iu ver-
fldüodeBen LailMsttbiiBgai, ixubeMmdere der SehodUgkoitB- und Dumt*
filNUigen, auf die Herzarbeit, Aber die Folgen der Hoillbeitiistrengasg usw.
Auch fi)r die turnerische FortbildTinf! der schon im Amt stehenden
Lehrerinnen mttfste die Behörde tätig sein. Sie könnte dies z. B. dadarch,
dafs sie arich in ihren Vorlesungen solche brachte, ^veiche sich der
Fh^'siologie und Hygiene der Leibeserzieiiung beMäten.
Dab dnebai tellwtvenUiMUleh daa piakdadie Tnnen, Spietai und
WandiiB aieht saradntebai, dafto sofgen der Lebrerimiflii-ToniTeceiD und
die S^ielfereiniguDg. Aber die vorwiegend praktische Arbeit dieser Yer-
einitrongen bedarf der wisscnschaftliclipn als P^crflnznnc:, ?:oha1d sie Idtf
und deutlich ihre Ziele und die dahinftlhrenden Wege seliCD will.
Eine Statistik der Berliner fJemeindegcliiilen wurde vom Ma-
gistrat der StadLverordneteuverbammluug zur Kenntiu^nahme überreicht. Die
TageeUltter berielilen Iderfiber folgendee: Ei bestehen im lanünden Sommer»
haliijahr 271 GenMiaieacihideD mit 4720 Klenoi einachUelsUch 104 Neben-
klassen. Von den Klassenzimmern befinden sich 4231 (einschliefslich
5B nnbesetzter) in eipcnen Srhnlhäasem der Stadt, n3B (einschliefslich
8 unbesetzter) in gemieteten Räumen. Es sind demnach 4703 Klassen-
zimmer vorhanden. Da Doch 17 fliegende Klassen bestehen, so wird im
ganzen m 4720 Klassen unterrichtet. Biese 4720 besetzten Klassen haben
261436 Flllze, nnd mr 128095 Knaben- ond 188798 Hldchenplfttxe.
Rechnet man noch die PIfttie der 61 imbosotiten XiasseD Unra, ao sind
130842 Knaben- und 132441 Mftdchenplatze vorhanden. Bei 4720
Klassen bleiben 41 76.i Plätze frei, mithin auf eine Klnssc im Dnrcbsrhnitt
8,8 Plätze. Die dtirchsthnittliche Besetzung einer Klasse betrug em-
scbliefslicb der Nebenklasseii am 1. Mai 1891: 54,78, am 1. Mai 1904:
46,54, auiiächlieislich der Nebenklassen 48,7b bezw. 47,25. Die Gemeinde-
sehtden beBachten am 1. Hai 1904: 108791 Knaben, 110882 lOdcto,
luammen also 219673 Kinder.
Die EiBsehränkuniC 4er Haiuaiifgaben bildete unlängst das Thema
einer lebhaften Disknssion innerhalb eines Quartierrereines der Stadt Ztirich.
In einem einleitenden Keferatc teilte der Vorsitzende eine Reihe lehrreicher
Beobachtungen und Erfahrungen mit, au'^ denen hervorgebt, dafs die Er-
gebnisse der benligen Scbulerziehung hinsichtlidi Wissen und Kuimen und
Gharaktcriiildang in manchflii Pdnkten den Erwartungen nidit enta|iteclMo.
Die Ursaehen liegen lom grftlilen Teil in der Art der SohnlgeBelägebang»
in den Lehrplanforderungeii und in der Organisation des Unterrichtes, idles
Momente, denen gegenüber die Lehrer jeder Stufe fast machtlos sind. Um
so notwendiger ist es, dafs sich auch die Laien, in erster Linie
die Familienväter, in ihren freien Zusammenkünften mit Er-
sieh ungs fragen befassen und Uand anlegen zur Besserung der bchui-
YecbiltniBse. Greift man die Übelatlade einidn heiana imd aadit mOglidiit
weite Kreiie Ar deren Beseltigong an interemiereni k» ist am melitea
Aussicht auf Erfolg voihanden. Zunächst dflrftra sich als dringend emp-
fehlen die Einschränkung der Hausaufgaben. Die Erholungszeit des
Kindes soll ihrer Bestimmung m'iplichst uneingeschränkt verbleiben, nament-
lich mnls der Sonntag durchaus von Hausaufgaben firei sein. Es ist Tat-
Sache, dafs ein grober rroü^cütsatz der Schulkinder eine anormal kurze
Schlafdaner hat, woraaf zum gaten Teil die so häufig bei Kindern kon-
statierte Kerrositit sarfleksoftthreii ist Die Schuld dann liegt allerdings
niehi aUda an BbertiiebeneB Leluplaiifordarangw tod an la vieko Bain-
aufgaben, sondern auch an der Belastnag der Kinder mit Privalatiiiide&
aad Privataufgaben durch ehrgeizige oder übelberichtete Eltern.
Die einlafsliche Diskussion b^wopte sich der Hauptsache naoh in zn-
stimmendem Sinne. Man betonte, dafs es eine arge Verkenuung der für
Erfolg und Milserfolg im spMeren Leben mafsgebenden > aiitoren sei, wenn
die größere oder geringere Leichtigkeit der Erwerbung von SchuUcenat'
nissea snm obersten Kriterium Aber die Tdcbtigkeit des Kindes gemacht
nerde, wenn ia vielen Familien ein angOnstigee Schnlzeagnis eine Kata-
strophe bedeute, jammernde Mütter endgültig verzweifeln wollen an der
Znknnft ihror nnf^lQcksellgen Spröfslinge. Genau derselben Überschätzung
des quantitativen Schulwissens verdanken ihren Ursprung die heute noch
gtütigeo Keglemente der verschiedensten Reifeprüfungen, die den Lehrern
anmuten, Schüler, die sie in jahrelangem Unterricht genau kennen gelernt
haben, aof den encyklopidischen Umfang angenUkkUeh TeriOgbaren wissen-
schaftlichen Kleinkrams an prOfsn oad daraufhin endgültig m benrtdlan.
Da ist denn freilich das treueste Gedächtnis sicher, den ersten Rang tn
gewinnen, während doch im Kampf ums Dasein weit mehr die Pflichttreue,
rastlose Energie und Verstandesscharfe und — last not loast — ein ge-
sunder kräftiger Körper deu i!.riolg bedingen. Solange aber der Eintritt
in die höchsten Unterrichtsanstalten von einer Qoantitätskontrolle abhängig
ist, solange sind die unteren SebiditaiiBn wehrlos der ÜberbOrdung prela-
gegeben. Wir haben eine Gesellscliaft der ixzte dea ICantoos Zürich, eine
Gesellschaft für wissenschaftliche Gesundheitspflege usw. Fast Jahr um
Jahr wird irgendein Schulgesetz oder Lehrplan oder Pryfnoi^replement
revidiert; aber wer hat je davon gehört, dafs man ruvor die genannten
durchaus kompetenten Vereinigungen um ein Gutachten darüber angegangen
hätte, wieviel man eigentlich nach dem heutigen Stande der Wissenschaft
einem Kinde in den verscbiedenen AlterMtnün in geistiger Arbeit fmnsten
dttrfe, damit es dabei gesund bleibe, sich Inräftig entwickle an Leib nnd
Seele nnd des jugendlichen Frohsinns nleltt Terlnstig gebe. Die Behörden
wären durch ein solches Gutachten keineswe?«; ^ebnuden; aber sie bekämen
so einen gewissen jVlalsstab ini l zugleich einen Rückhalt für zeitgemäße
quantitative Entlastung des Schuiwagens. Es ist eine Erfahrungstatsache,
daCs mittdmäbig begabte Kinder durch Privatunterricht bei anderthalb
Stunden tlgficher geistiger Arbeit (Torbeieitnng nnd Untenielit zosannnen)
mit ihren Altersgenossen in der Primaiaehnle Schritt halten können. Dem>
nach mufs es möglich sein, die wöchentlichen Stnndenzahlen der Kinder
zn reduzieren und die Hausarbeit auf ein Minimum zu beschranken, ohne
dais dadurch die Unterrichts- und Erzicbungserfolge beeinträchtigt werden.
In den besten Bildongsaustalten Englands und den Vereinigten Staaten
kommt man sogar auf der Mittelschulstnfe mit 24 — 26 wöchentlichen
Stunden ganz gut ans. Eine Entlastung wird Jedoeh nur ge-
lingen, wenn die Klassenbestftnde ganz erheblieli rednaiert
werden, damit der Lehrer sieb wieder mehr des einzelnen
562
Schlilerb anuehmeu kann. Die not wendige Folge einer groisereii
SchfllenaU kt eine Steigerung der Hatnaiifgaben, mmentlidi filr die
mittlmi und schwftcberai Schlllfir IKe'ÜWbardimg nach dieser Blchtong
zeigt si«!i jedoch ganz besonders in manchen Klasstfi der Sekundarschale
und der Mittelschulen. Sie hängt dort direkt znsammen mit den Lehr-
planforderunrrcTi. Ks ist dr^^halb nahezu unniüglii'h, die schützenden Be-
stimmuDgen. lu fut lie einzehien Schulätufen aufgestellt worden sind, auch
wirklich durciizuiulircii.
Hie Vemrgaug bedirftig^er Sdulkiader nit Nahraig ud
Kldidu^ im Kuttn Ben (Seliwds)« Seit Jahrzehnten — idireilit
hierüber das „Bern. Tagbl." — war ^ eine Klage der Lehrerschaft, dafs
die Unterrichtsarbeit vielfach gehemmt werde durch mangelhafte häusliche
Pflege der Kinder. Wie ^oll der Unterricht seinen vollen Erfolg erreichen,
wenn die Kinder ungenügend genährt nnd gekleidet sind? Hier kämen
auch die häuslichen Wohoungs- und Reinlichkeitsverhältnisse in Betracht,
doch die Hauptsache ist: genttgende Nahrung. Diese MiDsstände genau
erkannt, nnd schon seit Jahren Air die Beseitigung derselben energisch nnd
nachhaltig gearbeitet zu haben, ist ein unleugbares Verdienst des bemischen
Unterrichtsdirektors. Im Winter 1902/03 sind 15763 Kinder aller her*
nischen Amtsbezirke viele Wo< !ien lang jeden Mittrtc; aufser Sonntags mit
Milch nnd Brot oder Suppe mit Brot, gelegentlicii mit fleisch und Ge-
mttse gespeist worden. Dazu wurden Kleidungsstucke verabiolgt an mehr
als 13000 Kinder anner oder unbemittelter Eltern. Hob- und Filzschuhe,
Strflmpfe, wollene Unterkleider nnd nene Kleidnngistllcke wurden in ftst
allen Bezirken abgegeben. Für Nahrung und Kleidnng wurde im Winter
1902/03 die Summe von Frcs. 122000 verwendet. DaTon stammten
Frcs. 8690 aus dem Alkohol/clnitol, Frcs. 62000 wurden von den Ge-
meinden und Frcs. 49000 von Privaten aufgebracht in Form freiwilliger
Gaben. Die Amtsbezirke, welche für diesen Zweck am meisten verwen-
deten, sind Bern (Stadt Frcs. 22000, Land Frcs. 7000), Konolhugen
Frcs. 7000, Aarwangen Frcs. 6000, Boigdorf Frcs. 6000, Thnn
Fics. 7000.
Über die Abstinenz in der Jugend veröffentlicht Dr. Jban MoBnr
eine Broschüre, deren Tnlialt er in folgenden Thesen restlmiert:
1. Die Tot-alabstinenz ist allen Kindern zu empfehlen. Es ist dies
das be>te Mittel zur Erreichung des Maximums der körperlichen Entwick-
lung und der Gesundheit.
3. Das Prinzip der Abstinenz, niedergelegt in die Kindesseele, ist
eines der besten Mittel, den Willen an disziplinieren nnd zn stuken.
3. Die Kinderabstinoiz-Yweine sollen praktische Schulen der Stdi-
darität sein. Ftlr eine Bevölkerung ist dies ein aktives Ferment vim
greiser Tragweite, da£s an sozialer Bedentang man kaum überschätzen kann.
{^L'Äbstinence'', Nr. 10.)
Das Reinhalteu der Scbnlen in Holland. Man schreibt an ^de
Ifumoe CourmU^ (Nene Zeitung) : Im vorigen Jahr hatte sich das „National-
bnrean ftr Franenarbeit üi den Niederlanden** an das HanpCkonitee des
«Verehis niederländischer Lehrer" gewandt nit der Bitte, behilflich sein
zn wollen bei Beantwortung einiger Fragen, welche das dAnisohe Bnrsm
Dlgitized by Google
663
IHt Fraoraarbeit an das mederUndiadie gariehtet hatte in Iiasag auf das
Reinhalten der Scholen. Das Hanptfcomitee yersandte zn diesem Zwecke
ein Rundschreiben an die AbtcilnngMi mit dem Ersachen, die darin ent-
lialteuden Fragen zu benntworten.
Der Fragebogen wurde von Abteilungen and zwölf allgeiueinen
Mitgliedern beantwortet, und die Angaben, welche man hierdurdi erliielt,
beadehen sich anf 225 holUndisehe GemeiadeD. Aas der zusammeBfiuBenden
Beriehterstattoog geht hervor, dafe die Sehnlreinjgong im aUgemeinen hei
uns sehr mangelhaft ist, ja, dafs es manche Stadt in HoUand gibt, in
welcher sogar die einfachsten Ansprüche der Hygiene nicht beachtet werden.
Einige wenige Schulen in ein /einen Städten, wie z. B. Amsterdam, Dc-
venter and Leiden, und sodaüu drei Staatsanstalten, die besonders erwälint
»ind, machen eine rühmliche Ausnahme. Dagegen wird eine andere StaUt
gemannt, in deren Scholen weder die Böden noch die Korridore anfgewiadit
werden, iilhrend das Bdirnbbeii derselben nnr mgefthr sechsmal im Jalire
stattfindet. — Meikwflrdig sieht es damit aas in efaiigen Gemeinden auf dem
Lande. So gibt es eine Gemeinde, wo die Böden während der vier letzten
Jahre nnr einmal feucht gereinigt worden sind; in einem anderen Dorfe
hat man in den letzten acht Jahren nur einmal geschrubbt und aufgewischt,
ond in einem kleinen Dorf in Drente wnrde sicher auf diesem Gebiete
das Höchste erreicht: in den letzten 15 Jahren hat man dort zom Bein-
maeben der Boden nur zwei- bis dreimal Wasser benntat. Um das Bei-
nigen der Tische mid Stahle kflmmert man sich sehr wenig. Nor eme
Stadt ist erwähnt, in weldier jeden Tag die Tische nnd Stühle abgewischt
werden, ond fünf Städte, wo es zweimal in der Woche ecsrhicht ; in 46
Stftdten werden die Möbel jede Woche, in neun Gemeinden jedea Monat,
in iii Stadien „dann und wann", in 9t) einmal im Jahre gereinigt, wahrend
mau es in 4Ü Gemeinden für ganz überflüssig hält. Die Stadt Amsterdam,
welche sieb In einiger Hinsicht günstig nntefscbeidet, macht In dieser Be*
xlehoag keine Ansnahme von der aligemeinen Begel : onter den 54 Scholen in
der Hauptstadt, über welche berichtet wird, befinden sich S2, in denen die
Bänke nur a!)gewischt werden, 10, wo dies nur selten, und 12, wo es
regelmäfsig geschieht. — Wenn mnn die Berichte Uber die verschiedenen
Schalen derselben Stadt vergleicht, bemerkt man hier und da grofse Unter-
schiede. Das ist um so merkwürdiger, weil aus einzelnen Städten gemeldet
wird, dafo die Gemeinde tkr alle Scholai densdben Lohn fttr die Beinigung
besahlt Wenn aber in ein nnd derselben Gemeinde oft ftlr daaselbe Geld
so Terschiedene Arbeit verrichtet wird, so liegt dies blofs daran, dafs Ord-
nung und Aufsicht nichts taugen. Aber man mnfs auch gestehen, dafs
nicht in allen OemeindpH gröfscre Ansprüche gemacht werden dürfen, weil
der Arbeitslohn, den sie h( zahlen, viel za gering ist. Eine allgemein gfllUge,
tüchtige R^elttDg dieser Angelegenheit ist also notwendig.
(Blitget T. Br. med. J. M. C. MoUTON-Haag.)
Hygim des SebveniSgeis in d«B SelnlMi leiiko.
Dr. Ubibb Trom OSO-Mexiko hat daselbst 449 Schüler untersacht, 402
im Alter von 7 — 18 Jahren, 47 im Alter von 13 — 29 Jahren. Von
diesen hatten 260 (57,70%) normale Augen, 190 (42,30%) waren
Ametropen, ond zwar
Digitized by Google
Ö64
reine Hypermetropie 11,35 7o der anormalen
„ Myopie 6,01 % „ „
Astigmat. hypenn. 13,58 % „ „
■ n myop. 6,23 7o „ „
„ mixt 0.89 Ve , ^
„ Srregd. 0.44Vo „ ^
Der Gang der üntersnchmig war: Bestimmung der Sehschärfe anf
5 m, Bestimmung des Nahepnnktes, und Rptinoskopie der Ametropen,
deren Sehschärfe nicht = 1 war. Mit zunehmendeni Alter nimmt die
Zahl der Hypermetropen ab, die der Myopen steigt bis auf 19%; ebenso
nimmt der Astigmitismos zu. Da hyperopischer Astigmatismus in allen
AlterMtnfen in bobem Rogeatute Totreten ist, mflchte sich Tbohoooo der
Ansicht von Jayal und Pbislxt ttucldielflen, dals denelbe ein Haapt*
faktor für die Entstehung der Myopie ist. Den geringen Prozentsatz an
Myopen, im Verf^leich zu Europa, führt Verfasser znrflck : 1. auf Rassen-
eigeutümlichkeiten (der Schädel der mexikanischen Kreolen ist schmal, die
Augenhöhlen stehen näher zusammen als bei der germanischeu Kasse, also
die Konvergenzanstrengung, der Druck der m. rect. exterior. auf den
Bolbna» die Zermng dee Sehnerm geringer); 2. die intendTere Tagee-
beleaditnqgi die es «och Im Winter nicht nfltig macht, bei kunstliefaem
Liebte zu arbeiten. — Aa(ber den allbekannten hygienischen MafsregelB
(geeignete Schulbänke, guter Druck, Steilschrift tisw.), fordert \'orfnsser
daher systematische Untersuchungen der An^en (und Ohren) iiilulirh beim
Beginne des Kursus, mit Benachrichtigung an die Eltern, und ^ve^del sich um
Untersttltzung an die American Public Health Association, eine Oesellschaft,
welche sich Aber die Tier Lflnder des nördliehen Amerii» erstredct
{^Jbmaki de OftahnOogta", Mexiko, Febivar 1904.)
EinsehränlLluig der Schnkeit. Das Komitee der Abteilung 'SGraven-
hapje des „Vereins zur Vereinfachung und Verbesserung der Examina und
des Unterrichts ' hat sich an den Bürgermeister der Stadt gewendet mit
einer Bittschrift, welche eine B^chwerde gegen die zu lange Scbtdzeit in
den dflTentlicben stldtisdien Elementarschnlen enthftlt. Die zn lange Sebnl*
zeit wirkt nachteilig auf den Unterricht und dessen Erf<dge, weil die
Schüler nicht imstande sind, ihre Aufmerksamkeit in genügender Weise
auf den Lehrgegenstand zn kouzentrieren. Auch mufs sie einen ungfinstigen
Einflufs ausüben auf den aiigemeiaen Gesundheitszustand der Schüler, sowohl
geistig als körperlich. Deshalb wünscht das Komitee, es möchte der Stunden-
plan der öffentlichen Elementarschnlen der Stadt in der Weise abgeändert
werden, dals llkr die beiden jSngsten Abteilnngen die halbe Stande am
Morgen von halb zwOlf bis awOIf , and filr alle Abteünngen die halbe
Digitized by Google
565
Stunde am Mittag von halb zwei bis zwei Uhr am Montag, Dienstag,
Donnerstag and Freita;^^ crestrichen wird, und dafs der Handarbeitsunterricht
für junpc Mädchen am Mittwochnai hir.it tat? Rilu^licii weggelassen wird. In
den beiden jüngsten Abteilangen würde dann die Schulzeit dauern am
Morgen ¥on 9 Uiir bis IIV« Uln, in den übrigen Abteilungen von 9 Uhr
bis 12 Ulir, nnd am Kadmuttag in aDaa Abteilongeii m 3 Uhr bis 4 übr.
Der Mittwodi- und der Sonnabeadnadunittag würden ganz frei sein.
(Mitget TOB Dr. med. J. M. C. Mouiox-Haag.)
Das Korsett in der Sehnle. Yom Königlich PrenOsischen Etütns-
Tninistcrium ist an die Vorsitzende des Verbandes fortschrittlicher Frauen«
vereine, Frau Minna Cauer, unter dem 20. .luni 1904 folgende Antwort
auf die Petition hinsiciitlidi des Verbots des Korsettragens in den Schnlen
eingelaMfem: „Aiif ^ Eingabe tom 88. April enridefe idi Ibnen, dab
ich sebon vor Eingang derselben nmi Gebranehe einer geeigneten Kleidung
dvicfa die jungen Maddien Anregung gegeben habe, indem ich die mir
unterstellten Behörden auf die hygienische Abbandlnng des Dr. med. Julius
Krebs in Breslau: „Wie sollen sich nn'^ere jnnp:en Mädchen kleiden?'*
Breslau 1903, Verlag von Hamlel, aufmerksam gemacht habe. Wegen
etwaiger weiterer Maisnahmen sind Erwägungen eingeleitet.**
Scbiüraiiceiii iLeine Schnltaseheii! Unter dieser Überschrift teilt
Dr. Otto Gotthilf im Jnt.** folgende Befcanptmaflbnng des
Stadtrates Ton Netzschkau mit: »IKe Eltern deijenigen Kinder, die ni
Ostern der Schole zagefttfart werden, machen wir darauf anfmerksam, dalk
es vom gesundheitlichen Standpunkte weit empfehlenswerter ist, den Kindern
zum Schulbtlchertragen einen Schulranzen, statt einer Schultasche, anzu-
schaffen. Durch die einseitige Belastung des jugendlichen KoriJers, wie
sie das Tragen einer Schultasche mit sich bringt, werden leicht RQckgrat-
imd SefanlterreEkrQnuDnngen a. dgl. hervoigenifen oder docb nun mindesten
gefördert. Also: belNeup oder Ersatsamehaftmgen fcdne Schultasche, son-
dern einen Schnlranzen!"
Badekuren und Schüle. Unter diescnn Titel bespricht Dr. Eber-
hard Margulies - Kolberg m der ^Balncol. Centralefg."' die Notwendig-
keit verlängerter Sommerferien zum Zwecke eines ausgedehnteren l^de-
anfenthaltes für schwächliche Kinder. Dr. Mabgulies fordert fQr das
grolhe Heer der knrbedttrftigen Schulkinder — er rechnet dazu akrophu-
Idae, blutarme, nervOse und in der Genesung befindliche Kinder — ebie
Feriendauer ?on etwa 11 bis 15 Wochen ala notiiendig. Wenn man,
ohne eine Änderung der jetzigen Ferienordnung vorauszusetzen , als Knr-
daunr die Zeit vom Beginn der Sommerferien bis zum Schlufs der Herbst-
lerien wäldte, so hätte man — so wie die Ferien in Preufsen für das
lautende Jahr 1904 festgesetzt sind — z. B. für Berlin 94 Kurtage.
Auf diesen Zeitraum fUlt das zweite Schulvierteljahr mit 41 Tagen*
Dieses aweite Yierte^lahr kommt ohnedies in bezug auf Lehrstoff etwas
stiefintltterlich weg; es wUrde nach den erwähnten AnsfOhrungen mn
leichtes sein, den verhältnismälsig geringen Lehrstoff durch einen geregel-
ten Unterricht am Knrorte selbst nnd nnter Berfieksichtigung der vom
Arzte angeordneten Kur, an der lUmd des Lehrplanes der heimatlichen
Schale, mit den Kindern so durchzunehmen, dals diese — ohne grödsere
Digitized by Google
&66
Lücken aufzuweisen — spiitpr dem Unterricht der beimatlicbeu Schale
wieder folgen könnten. Die Kinder brauchten täglieli nicht länger als
anderthalb bis zwei Stunden unterrichtet zu werden, wobei häusliche iVrbeiten
eventnell fortfallen könnten. Unter diesen Verhältnissen wflrde kaum eise
geistige Anstreogiuig ztutande konuneiiy die der Kor nachteilig woden
IcOiiiite. In Solbecg, des al^Alirlicli im «iWreidien knrbedOrftigeii Kindern
anfgesucht irird, M bereits ein geregelter Unterriclit fQr derartige Kinder
ins T.pben jTPnifpn worden. Der Unterricht wird dort mit Rtlcksirht .lut
den Kurgebraucli in der Regel am Nachmittag erteilt und überschreitet
zwei Stunden nicht. Die einzelne Lektion soll nicht über 30 Minuten
^g^ehnt and zwischen je zwei Lektionen eine Erholangspaase too
15 Iffniiten eingelegt werden, die snm TeQ durch angemeflsene Frei« nnd
Tnrnübungen im Freien aasgeflillt wird.
Haftpflicht des Lehrers für bratale Übersclireitang des Züch-
tigODgsrechtes. Dem „Pädag. Wochenbl." entnehmen wir folgendes: Am
13. Juli 1898 erteilte der Lehrer Christoph Strauch zu Ahrweiler dem
bciiuler der ersten Klasse der Volksschale daselbst« Michael Hörsch, eine
körperliche Züchtigang. Dieser hatte während des Gottesdienstes die EUlnde
nicht vorachriftamftlsig gefaltet, worde deahaSb von SIrench zur Bede ge-
stellt nnd addielilicfa angefordert, sieb Uber die Bank an legen. Als er
dies nicht sofort tat, warf der Lehrer ihn mit Gewalt Aber die erste Bank
nüd /Uchtigte ihn mittels eines Stockes anf Gesi^fs. Rfirken nnd Ober-
schenkel. Nach ßecndigang der Züchtigung lief Hürsch aut ^rineu FMatz
znrOck. Hierbei kam er za Fall and schlug mit der liru^jt nach Imks
auf die Seitenkante des Poltes der dritten Bank. Er klagte sofort nach
der kOfperlicben Züchtigang aber heftige Schmerzen im Unteileibe nnd
wurde stark fiebernd ins Bett gebradit, an das er llngere Zeit gefesselt
mr. Der behandelnde Arzt stellte bei Hörsch, der mit zahlreichen blnt-
unterlaufenen Striemen am Gesäfs, Rücken und Oberschenkel bedeckt war,
Darmcntziiiuiung und Ripfjcnhnich fest, die als eine Folge der erteilten
körperhchen Züchtigung an^useheii seien.
Die Strafkammer des Landgenchtä zu Gobienz hatte den Lehrer
seinenelt wegen dieser Obersefaieitnng des ZflchtigungsreditB an 50 Kark
Geldstrafe Temrleiit Nanmebr beansprucht der Vater des mindeijfthrigeii
Hörsch, der jetst Schreiber bei dem Bflrgermeisterarot zu Ahrweiler ist,
in dessen Namen von dem Lehrer die Zahlung einer monatlichen Rente
von 45 Mark bis zum vollendeten 18. Lebensjahre seines Söhnte, und
Ton da ab eine lebenslängliche monatliche Rente von 60 Mark, weil der-
adbe infolge der körperlichen Züchtigung ueurasthenisch geworden und da-
durch danenid in seiner ErwerbsflUiigkeit beschrinkt sei. Das Land-
gericht sn Cktblena hatte die Klage abgewiesen, da die den SUger dntdi
die Züchtigung zugezogene Darmcntztlndung vollständig geheilt sei, and
der Hippenbruch, an dessen Folgen der Kläger allerdings heute noch
leide, in keinem ursächlichen Zusammenhange zu der ktirperlichen Züchti-
gung stehe, da er sich denselben zugezogen habe, als er nach erhaltener
Zfichtigung in die Bank mrUcklief und dabei zu Fall gekommen sei. Das
Kölner Oberlaadesgericht in der Bemlongsinstans hob jedoch das Urteil
des Lsadgeriehts anf nnd erkannte den KIageanq[»mch dem Grunde nach
567
als gerechtfertigt an. Es betrachtet den Rippenbruch als im ursüchlichen
Zasammenhaoge mit der kün>üriichen Zücbtignng stehend. Kläger, der
infolge der das erlaubte Mais Uberschreitenden ZuchUgang heftige Schmerzen
gespart habe, aei in UntM^flw Angst und Fmdit vor FortBetziuig dieser
Betiaadliiiig davoBgeUofen nad ni FaU gekonuMn. Der Fall ist Bomit
auf Überadireitang des Zflehtigongnechles xnradBoftlim.
Kniflsetaraibei der EnieknngsdirtkUoi des Kanten ZUIeli aa die
SehnlbehOrden und die Lehrenebalt der PriiuaieMe» belreffeid
die Untersnchnng der in das sehnlpfliclitige Alter eingetretene!
Eiider Mf das Torkaadeaaeiii geistiger oad kdrperlieher Qebreehen.
Unter Hinweis auf die Ereisschreiben der ErziehiiiigsdirekticHi Km.
25. Mai 1899, sowie yom 21. Dezember 1901 werden die ScholbdiOideB
nnd die Lehrer der Primarschtile ersnclit, die anf Reginn des Schuljahres
1904/0Ö in das schulpflichtige Altei eingetretenen Kinder gleich wie in den
letztverflossenen Jahren hinsicbtlicli alllaUig vorhandener geistiger oder
körperlicher Gebrechen zu untersuchen. Mit Bezug auf die Art der Durch-
fiBhnuig der Üntenochinig wird auf die aeineneit jom eidgenanriscbeB De-
partement des Innern erlassene Instmktion Terwiesen. Fttr die Üntenmchnng
der Algen wird die Anschaffung der „Sehproben" tob Dr. Adolf Steigeb,
ATic:enar7t in Zürich (Hofer & Cie., Preis Fr. 1), empfohlen, die auf der
üückseite der Tafel zugleich eine Anleitung für den Gebranch der Proben
zur Prüfung der Rehschaife, io^vit zur Bestimmung des zum Lesen.
Schreiben, I^aheu, Zeiclmeu und verwandter BeächüLLiguugeu .uoLvv endigen
Bdeoefatongaminimmns entbalten. Die Üntersnehnngen sind im Lanfe des
Sommerbalijahns aosinfUiren, die Besnltate sind onler Benntaang dea Toin
eidgenMsclien Departement des Iimem festgesetzten Foimnlan bis
testens Ende Oktober 1904 der Erziehungskanzlei zuzüstellen, und zwar
ist - nnter An^iiiihf der Zahl drr Sfhülrr der Klasse — anrli dann em
Formular eiiizusendea, weiui keine Schüler als anormal zu bezeichnen ^\nd.
Die Resultate der Untersuchung sind ferner in die betreffenden Rubrii^en
der Abseaienliste einantragen nnd in den folgenden Jabren fortsnflihno,
aofem nicht eine Hebnng allftUiger Gebreeben aidi mit der Zeit ergibt.
Sehr an begrOlsen wSre es, wenn die andicben Mitglieder der Scfanl-
behörden diesen üntersnehnngen auch im laufenden Jahre ihre Aufmerk-
samkeit zuwenden und den Lehrern bei der Ausftthmng der UntersnrhnnE?,
wie bei der Beobachtung der betreffenden Fftlle ihren Beistand leisten
worden.
Sodann ist zu beachten, dafs diese Untersuchungen nicht blois Ma-
terialien ftr eine scbweiaerisehe Statistik liefern, aoodem direkt praktiacbea
8«MicMQDdlMitapS«g«. Xm 89
Digitize^y Google
568
Nntzen bringen sollen in dem Sinne, dfif^^ die Schulorgane sich in jedem
einzelnen Falle fragen, in welcher "Weise ein allfällig vorhandenes Übel
gehoben werden kann, oder was zur Verhtttoog der weiteren Entwicklung
fiMaelben getan wwden soUte; die Eltern der Kinder werden zveifelaoliae
den SehnlbehOrden ond Lehrern ftr ihre BalaehUge dankhir sein. £• Ist
sodann im besonderen darauf zu achten, dafs komiditigen nnd acfawer-
hörigen Kindern diejenigen Plätze im Schulzimmer angewiesen werden,
welche ihnen ermög^chen, anch bei ihren Gebrechen dem Unterrichte za
folgen.
Bei diesem Anlasse wird der Lehrerschaft und den Schalpflegen die
Ftirsorge f&r diejenigen Schüler, welche in körperlicher oder geistiger Hin-
geht ab gebrechlich, znrlleligeblieben oder schwach an beseidmen aind,
oder deren VerhittniaBe in aoaialer Bichkang nicht als normal beieicfanet
werden mflssen, besonders empfohlen.
ZOrich, ^. Mai 1904.
Die Ki /it hungsdirektion.
[»ÄmU. ScJiulölaU d, Ki. Ztüncfc", Nr. 5, 1904.)
Vnikarlei für dei Beniek der itlAtiMlMi Telkabüer ii Wi«i.
Bezirlusehnlrat
der k. k.
Beiehshanpt- and Beaidemtstadt
AV i n Wien, am 21. Jani 1904.
G. Z. 4Ö39.
Badekarten zum Besuche der
städtischen Volksbäder.
An sämtliche Schulleitungen.
Der Gemeinderat der Stadt "Wien hat in seiner Plenarsitzung vom
17. Mai d. J. z. Z. t)4y(j beschlossen, die Gesamtzahl der alljährlich an
arme, würdige Schüler und Schülerinnen der Volks- und Bürgerschulen m
▼erteilenden Freikarten fflr den Besocb der st&dtiscben Tolka-
bäder von 30000 auf 80000 in erhöhen, ond genehmigt, dalh dieVer-
teilnng der Freikarten auf die einzelnen Bezirke nach Verhältnis der Zahl
der in dem betrefendeo Schn^ahre mit Armealemmitlel betettten Sehal-
kinder erfol!?o
Mit Beziehung ant diesen Gerne indebeschlufs wird der Schulleitung in
der Anlage eine auf den Freikarten be^ug für die städtischen Volks-
b&der bezngndunende Kundmachung des Wiener Magistrates zur Affiaening
im Sdmlhaaae zagemitteilt nnd inm Zwecke der Endelang einaa erfolg*
reichen Gebfancfaea dieser IMkarten naehfolgendes angeofdnet:
Die Schulleitungen werden aufgefordert, die Schulkinder durch die
betreffenden Klassenlehrer in put^prpchender Wci'p anf den nüt'/lirhen nnd
bei zweckmäfsiger Anwendung üesinidhr'itsfördcrniioD Gebrauch der städti-
schen Volksbäder (Douchebäder) aulmrrk^aiu machen und darüber belehren
zu lassen, dafs der Bäderbesuch für unpäfsliohe, mit Ausschlägen oder
aonatigen anffdlenden talseren Leiden behaftete Kinder oaatatthaft iit
Digitized by Google
560
In allen Fällen ist die Zastimmongserklärong der Eltern oder dereo
Stellvertreter zum Gebrauche der Bäder für ihre Kinder zu erbringen,
"wofür em eigenes Formular angefertigt wurde, welches zugleich mit den
Freikarten bei der städtischen LernmittelverwiUtung behoben werden kann.
Wann lokbe Schulkinder uf Freikarten Ansprach efhebes sollten,
deren Geenndheitsnutand dem Lehrer eweifelhaft encheiat, bo sind diese
Kinder dem stadtischen Armen- oder Bezirkiartte vorzustellen, damit Uber
ihre Badefähigkeit ein Gutachten abgegeben werden kann.
Die Verteilung der Freikarten hat vom Beginn des nächsten Sclinl-
jahres an durch die Kla^senlehrerin in erster Linie an diejenigen Kinder
von der dritten Volksscbulklasse aufwärts zu geschehen, welche im Bezage
der Armeolernmittel stehen.
Die Ton der SefaolleitaDg In einer der ZiM dieser Kinder ent-
spceehenden Annhl bei der städtischen LemmlttelTerwaltung in beliebenden
Freikarten sollen nicht alle gleichzeitig, sondern in der Weise zur Ausgabe
gelangen, dafs die T^onntzTint? derselbtti aof dis gsnae n&chste Scho^ahr
gleichmäCsi g verteilt werdi'n kann.
Es wird sich daher empfehlen, im Verteilung der Karten von 14 zu
14 Tagen vorzunehmen, wodurch dem beteilten Kiude ein Spielraum für
dieBenntzung gegeben nnd es gleichzeitig möglich geniiiGlit wild, die tat-
nlddiche Benatnmg dorch Einsammeln der KontroUcoupons za aberwaclien.
Da ein Zwang auf die Schulkinder nicht ausgeübt werden soU, so
steht der wiederholten Beteilung eines Kindes mit Freikarten anch dann
kein Hindernis im Wep:e, wenn es einmal eine solche Karte als nicht
benutzt an den Klassenlehrer zurückbringt.
Auch bleibt es dem Klassenlehrer freigestellt, etwa überschüssige
Kerten m würdige Sdinlkinder m ferteOen, wddie niebt im Beivge der
ArmeBlemmittd stehen.
Die bis zum 1. Kai jeden Jahres nicht benutzten und voraussichtlich
bis zum Schlüsse des Schuljahres nicht mehr benötigten Freikarten sind
der städtischen Lernmittelverwaltung nb/nliefern, damit dieselben eventaell
an anderen Schulen zur Verteilnnp j^elanireü können.
In der ersten Hälfte des Monats Juli jeden Jahr^ können Schul*
Ititnngen, welche hierfttr Bedarf haben, Badekarten bei der stidliechen
LemmittelTerwaltang beheben nnd an die Schulkinder nr Benotsons wilirend
der Ferienzeit ansfolgen. Der bfltrrtBBnde KontroUeoiipon ist dann m
Beginn des nlchsten Schuljahres abzuverhingen.
Vnm Bezirksschulrate der Stadt Wien.
Der Vorsitzende-Stellvertreter, (gez.) Guglbb.
M.-Abt. VIU — 797/04.
Knndmachnng.
Infolge SUdtiatsbescUnsses vom 18. Juni 1902, Z. 7710, und Ge-
meinderatsbeschlusses vom 17. Mai 1904, Z. 6436, haben alUihriich durch
die Lehrkörper der Schulen 80000 Stück Freikarten zum Besuche der
städtischen A'nlksbäder an arme nnd wttrdige Schüler und SchtÜerinnen der
städtischen Volks- und Bürgerschulen zur Verteilung zu gelangen. Die
Verteilung der Freikarten auf die einzelnen Bezirke erfolgt aU^ahrlich nach
29*
Digitized by Google
670
Verhältnis der Zahl der in dem betreflfeuden Schi4|ahre mit Aimenleni-
mitteln beteilten Schulkiiider.
Diese Freikarten sind uar an Wochentagen mit Aassehlais des
Samstagefl gflltig, nnd äad bezüglich derselboi lolgendB Bestimmiiageii
«1 beachteo:
1. Die einzelnen Karten sind seitens der SchoUeitaBgeD auf der Bftck-
Seite mit dem Scbalstempel zu versehen.
2. Die beteilten Schalkinder haben die Karten in Gegenwart des
Lehrers (Lehrerin) aaf der ROckseite 7m nnterschreiben.
3. Die Badekarte ist im Bade dem Bademeister vorzuweisen, welcher
berechtigt ist, die Wiederholang der Unterschrift aaf der Karte selbst oder
anf einem Blatte Papier sa klangen. Die Badekarte darf ent nach Ab-
drock des Tagesstempels durch den Bademeister bemitit werte.
4. Die al^stempelte and mit dem Tagcsstempel versehene Badekarte
ist sodann an den Badediener (Badedienerin) der betreffenden Kinder-
abteilang des Yolksbades abzngeben, welcher den versperrbaren Kleider-
kasten anweist und die Badewäsche abgibt.
5. Im ttbrigen gelten die Beätimmongen der Badeordnung für die
flUldtisciieQ Yolksblder.
Vom Wiener Magistrate im adbstliidigenWirkmigdaei8e,am26.Md
(HÜgeteflt Ton Direktor Emaxubl Bäte,)
Citertt«r.
Besprechungen.
Desinö, Dr., Die SchnllMiokfrage. — Kritische Erörtern ng des
gegenwärtigen Standes der Schulbankfrage, nebst Vorschlag
snr Einrichtung einer stftdtischen Volksschnle mit Schnl-
bftoken. — Mit 24 Abbildungen. F. Leineweber, Leipiig, 1904.
Geh Mk. 1.20. Geh. Mk. 1.80.
Der Verfasser erörtert, ohne erheblich viel Neues zu bringen, den
heutigen Stand der Sclmlbankfrage in leicht verständlicher, klarer Weise.
£r weist hin auf die Gctahren, die eine schlecht konstruierte Schalbank
den Aagen, der Wirbelsäule und den inneren Organen der Kinder bringt.
Mit besonderer Sorgfalt ist das Kapitel aber das Sitzen bearbeitet. Es
wird Ton der Bank verlangt, dals sie eine vordere nnd «ae Untere Sits-
läge* tine Arbeits- nnd eine Rnhestellang ermögliche. Die Sduiit endigt
mit einem röhrenden Lobiiede auf die Rettigbank, wobei allerdings, wie
in mfincher anderen ähnlichen Reklameschrift, der Fehler gemacht wird,
der Kettigbank Vorzüge zuzusprechen . die schlicfslich jeder zweisitzigen
Bank mit festen Bestandteilen zukümiaen. Dagegen wird das Charak-
teristische der Kettigbankj eben das, was dieser Schulbank mit Recht in
koner Zeit grolae Yerbreitoag Terscfaafde, die KippTOftiehtoag, ganz km
Digitized by Google
571
abgetan. Ünd doch ist dies das einzige, was nicht vor RETna andere
Schulbänke anrh schon hatten. Doch ist diese ümlcgevorrichtnng ver-
bunden mit dem festen Fafsbrett eine Erfindunp^, die der Bank den Ehren-
platz, onter allen heutigen Schulbankmodellen siclieil. tlher die verkürzte
SiLzLünk so viel Aufhebens zu machen, lohnt sich kaum, da diese Em-
fiehtuüg im Grande doch mr dam dieM toll, mOgUcbrt viele Sehtier in
einem Scfankunmer antembringeQ und dexa kann der Hedixiner doch
kämm die Hand Meten. WiFF-Zflikh.
MüLLEE, JOH.. Tlntepsuchnn^en über die Einriclitnn^ ländlicher
Volkssciialeü mit nieliräitzigeii und zweiäikigen äubsellien,
Charlotlenburg, 1904. 2^ 14 n. Vm S.
Die mit SB AbbOdimgea im Teite mid 15 SteiDdnidktafein amge-
stattete Schrift will namentlich Verwaltungen und Baaämtern als Ergänzung
zu den in einem Ministerial^Erlals vom 25. November 1895 enthaltenen
Mnstprentwflrfcn für Iftndliche Volksschulen dienen. Sic ist in der dem
Veria>ser eigeneu gründlu lien Schreibweise verfafst und wird allen denen,
die für 2teubeschaffung von Schulmobiliar und Entwürfe für SchulhaoS'
bauten m beraten nnd zn bestimmen haben, ein zaverlftBsiger Batgeber
aein. Wenn daneben die Arbeit Propaganda madit ÜBr die BettigbenlL, ee
aoU das dem Henmageber lücbt aUznschwer angerechnet werden.
Wipv-Zflrich*
SicncnraBs, Dr., Stadtuhnlnift, PrevIdwhM oder badisebet SeliiQ-
tanai? Eine Klantelhmg. O. Brenn, Kailarabe, 1903. 8^ 32 8.
Daa Torliegende Schrift eben ist die Erwiderung auf den von ProCBSBor
AViCKENHAGEN \n Rendsburg, jetzt in Berlin, in der 11. Nummer des
1. Jahrgang der Monafsschr. fiir höhere Schulen, 1902, veröfientlichten
Aufsatzes ..Preiifsi^^fhes oder hadi^chcs Schulturneu?" Der Verfasser stellt
sich die Aulgabe, durch eigene Widerlegung der einzelnen Angriffe des
WiOKBBraiLGBHsdien Anftataes Aber das Sdmltanien, irie es tatslchlich
im Grolafaeraogtam Baden betrieben wird, ebe klare Anscbaunng
an geben. Bwnit soll dem Kampfe zwischen den beiden Tnmbetriebe-
weisen, der mit unerquicklicher Heftigkeit und Breite in den meisten
Turnblättem Deutschlands eine so lange Zeit geführt wurde, die Spitze ab-
gebrochen werden. Ein bestimmtes Urteil hierüber wird sich allerdings
nur der Kenner beider Tumweisen machen können, immerhin dürfte das
Schriftchen sehr zor Elftrung der Frs^e beigetragen haben. Empfehlens-
wert ond gewinnend ist die Sachlichkeit and überlegene Bnhe, durch die
es auf alle Femeratehenden flberzengend wirkt. Hoffentlich ist damit
allen weiteren, unserer Turnsache sicherlich nicht förderlichen Kämpfen
ein Ziel gesetzt. Dann sind auch Aufgabe nnd Zweck des Scbriftcheas
zur Genüge erfüllt. J. Pawel, Universitätslehrer -Wien.
Ghubbb, Max, Prof., Hy^eie des Geschlechtslebens, dargestellt flr
Männer. Eibl. d. a'e^Hnfmeitspft., Bd. 13. £. H. Moritx, stattgart,
1904. kl. Ö«, 84 S. Mk. 1.50.
Es ist als ein erfreulicher Fortschritt zu bezeichnen, dafs man beute,
ohne Furcht, Anstois zn erregen, offen und ehrlich über das menschliche
Dlgitized by Google
572
Sexualleben öffentlich reden und schreiben darf, während bis Tor kurzem
gerade diese Fragen zu den nicht diskutablen gehürteui und ebenso er-
freulich ist es, dafo man aUgemeiiier da bialnr ennÜiaftM Intarene m-
anssetzen kann für Dinge, die eigentUch das Wichtigste toh aUem ftür das
UenschengesGUecbty wine Znknsft» nmschliebeii. In diesem Sinne schildert
der Verfasser zuerst — and er verttoht es vortrefflich, kurz und klar
das Wichtige dem I.eser beizabringeo — den Vorgang der Befrnch-
tong (zwei i af* In mit instraktiven AbbildiU LM u des Befhichtuugs- und
ZellteUungsvorganges) und ihre Bedeutung und Konsequenzen auch f&r die
menschlicfae Yererbnng und ZachtwahL Wenn aneh lomm je eine
aolehe im eigenHieheii Sinne emichbar sein frfrd, so »sollte immeriiin jeder
bei AbschluCs der Ehe daran denken, dafo die Kiiuler nicht vom Himmel fidlen
und Edles ir. der Regel nur von edlem Stamme kommt"; und .,es mufs ins
allG:emeioe Bewiifstsein dringen, dafs es eines der schlimmsten Verbrechen
ist, Kuider zn ( r/cugen, von denen man vorher weifs. dafs sie verkümmert,
verkrüppelt oder krank, oder mit schwerer Krankheitsanlage behaftet sein
werden" (S. 23).
Der dritte Abedinitt enthftlt eine nnatomische Belehrung; der
vierte beschAftigt sich mit dem Geschlechtstrieb; seine anfiereheliche
Befriedigung ist keine solche Naturnotwendigkeit, wie allgemein noch be>
hanptet und angenommen wird, die Gefahren dabei (Prostitution) jedenfalls
grülser als die Vorteile. Von Wichtigkeit ist in dieser Beziehung der
tirandsatz: principiis obsta! (aber um ihn zu verwirklicheni ist firtlhzeitigere
ond allgemeinere Aufklärung nötig. Ref.)
Abschnitt 5 behandelt die Folgen geschlechtlieher Unmifsig-
keit ond gibt Ermahnungen auch zn eheMdier M&fsigkeit. Kapitel 6
spricht von der künstlichen Verhindernng der Befrachtung, die
in vielen Fällen entschieden geboten, aber aulser der Abstinenz durch
keines der empfohlenen Mittel stets sicher zu erzielen ist. — Die Ver-
irrungen des Geschlechtstriebes (Abschnitt 7) hält Autor zur Haupt-
sache für erworben und tritt für staatliche Kichtduldung (sonst Gefofar der
Yenndirong h la antikes Rom) der Homosexaellen em. Die Bedeatung
der Onanie (Jugend, Unmälsigkeit) führt er im Gegensatz zu vielen
abcntcnerlichen Behauptungen in Sensationsbroscbflren entschieden auf ihr
richtiges Mafs zurück. — Der Satz „Die Wollust der Kreaturen ist ge-
mengt mit Bitterkeit" leitet den wichtigen Abschnitt (8) über die „Die
venerischen Krankheiten und ihre Verhütung* ein. Hier hat
Referent m der Fassong einiger Sätze eine kleine Einwendung zu madisii
— mit RlIciUeht anf den in Anssicht genommenen Laien-Lessrhrsis.
Wenn es (S. 70) heifst: »Mit grossem Unrecht hält man vielfocb den
Tripper für eine leichte ond ungefährliche Krankheit", und etwas weiter
unten: „der Tripper ist immer (? Ref.) schmerzhaft, heilt aber in der
Regel leicht, vorausgesetzt, dafs der Erkrankte so rasch als niöglicii ärjtt-
liehe UUfe sucht", so erblickt Referent im zweiten Satze einen Wider-
spruch resp. eine Einschränkung des gewilk berechtigten ersten, worans
der Laie aar ra gen and leieht ein allgemeingttltiges GeseAi konstndert;
anderseits darf dann die Behanptang (S. 71), daft der Tripper bei der
Frau im Gegensatae zom Mann von An&ag an schwer beübar sei, anch
Digitized by Googl
573
wieder nicht so wOrtUch genonunen werden. Mit Recht weist Antor tnf
das Nichtswflrdipe nnd Verbrecherische eines Geschlechtsverkehrs bei
Kenntnis einer bestehenden Geschlechtskrankheit hin! — Dementsprechend
dflrfte vielleicht, angesichts der Tendenz dieser Schrift, frelegentlich (z. B.
im Kapitel Aber den Geschlechtstrieb) aof die Gemeinheit der Verfuhrung
mid flire KonaeqiiaueDi wie ancfa des ,8itieiilMMM* GMhwftngerter anf-
merkaam gemaelit wenlMi. — Weil Antor Ant iit, bespridit er nm ScfahuBe
noch die Infektionsverhtttnngsmittel, die aber alle nur bedingte Sicherheit
gevrähren, über die nenesten liegen zudem noch nicht genügend lange Er-
fahrungen vor. Bei diesem Anlasse wäre anch noch ansdrückürh auf die
UnZuverlässigkeit der Prostitutionskontrolle hiu/uwriäen, — I'ie Schlufs-
folgerungeu, zu denen Autor in diesem iür die weitesten Kreise empiehlens-
werten Wericehen knumt: Beherrschung den GeMhleohtstriekeB nad Bege-
Inag des ganten GeaeUedUslebens in Dienale der Fortpfianmmii sind die
logiaeban Resultate seiner, den wiaaenseluiikliehen Anschanongen nnd Foide-
mngen entsprechenden AnsfOhrungen — vorläufig allerdings größtenteils
noch ideale Theorie, bis sich das Menschengeschledit in verschiedenen
Ponkten wesentlich geändert haben wird.
Dr. R. HoTXiiiQEK -Zürich.
Bibliographie.
Die nit * beaeiehiMten Werke weiden der Bedaktion mgesaadt
MiMNMii Sqport of (he MtäkeA offieer of (he laie School Board for London
fbr Ae yem ended J95ft Jlerdk, tM, Gonnly Hall, Spring Gardena
S W. 1904. 4«. 42 8.
*C0BN, H., Prof. Was hohen die Auffenäreie für die SchtUhygiene ge-
leistet, und was wfe^en »ie noch ht<<fen ^ Vortrag, pehalten in der
1 . Plenarversammlung des 1. internationalen konG;resses für Schulhygiene
am 5. April 1904 in KOmberg. Separat-Abdruek aus der Allg. med.
Centralztg. 1904. Nr. 23—25. Berlin, 0. Cobientz. 8*". 35 S.
*DUTio ÜBBRV), Prof: Sßffokmmto per la profUasi dUfe makUÜe eatk-
ioffiose neUa scueHa. Roma. Ifinistero delln istnudone publica. 1904.
gr. 8®. 17 S.
* Ergebnisse der Münchener Versuche über die indireJcte Beleuchtung von
Schul- und Hön^ähn mit Gas- und dcJdrischeni BogerUichL MfiOCheDi
1904. Zusammengestellt von der Versuchskounnission.
£w£K, Leop., Dr. Wie härten wtr unsare Kinder aO ^ Die Gesondheiu-
wate der Sdinle. 1904. Nr. 7.
*GllTOKi, P. voir. WeW'iihrtBemridUmgm im JuMuß m He Voll»-
ichuk. Anhang zum XU. Band. Das Unterrichtaweeen im Deotochn
Beieh Berlin, A. Asher & Cie. 1904. 8®. 128 S.
*GüTZMANN, Herm., Dr. Die soziale Bedeidung der Sprc^hsf/trrmgen.
Mit 5 Kurven im Text. Sc jiarat Abdruck aus dem Klinischen Jührbacb.
Jena, G. Fischer. 1904. gr. Ö°. 70 S. JH 2.40.
Digitized by Google
574
*Jugendhorfr Zürirh TIT. IPn^—lBOi. Spezialbericht zum XTI. Tlericht
der Gemeiontttsögea Gesellschaft AasseraUü-WiedikoB. Zttiicb, 1904.
8* 20 S.
*KL0660W6Kir, iu, Prof. Materiaiien mr Frage dar OrgantsaUon der
MätOBMUadimg I» Bufiiamd, (Boss.) Od«8n, 1904. gr. 8^ 52 8.
MOLLBR» Kasl. Die kthrpeiHdie Enkikmg ä&r BMIs^gmtA imtk Twmm
md Jvgendspiele. KOrper ncd Geist. 1904. Nr. 2.
*Obhmkb, Th., Baurat a. D. Über Luft und Lüftung der Wohnung
md venocmdte Fragen. MOochea nsd Beriin, B. Oldenbooig. 1904.
8^ 85 S. M 0.60.
Kaöchke, Mabib, Dr. jar. Die straf rechUkhe Behandlung der Kmder
und JugenäUehtm. Die Jngendfllrsorge. 1904. H. 5 a. 6.
8AKUTA, Üngoiieor. FmIOMSm m» BMMm 4^ mUitb Liifl-
verieäungsfUtem. Ges. Ingeiiear, 1904. Kr. 19.
^Sdudbericht für 1903/04, erstattet wn der Direktion der Deutsckm enMH
gelischen Priva^lkssdiule in Prag IL 1904 8<> 12 S.
WiOEENBAQBM« H., Prot SchiUerrudem. Körper und Geist. 1904.
Nr. S ü. 4.
*Zabloudowskt, G.t Prof. Übercmstret^fttng beim Schreiben und Musi-
Mierm, Mit 9 Abbüdmigeii. Soiid. - AMr. ». d. Zeitselir. t dilt n.
Physik. Thfliapie. 1903/04. Leipcig. G. Thieme. gr. 8*. 38 8.
Ji 1.20.
*ZoLLiNaKH. Fr. Die körperliche Erziehung 4» J%igmd m der fiehvew.
VoigüMder, Leipzig, 1904. 8^ 48 8.
Digitized by C"
n. Jahrgang. 1904. No. 8.
(B(t}i]iaUHaii^liitt§(».
Uber dm Zweek dar inUichen Sobnlaiifticlit.
Heferat, gehalten am XIL internationaleiL KongreXB für
Hygiene nnd Demographie in BrüBael, Sepiemher 1903.
Von
Dr. Bbnbst MosNT-PariB.^
Übenetst nach dem OnginalirtüMl in ÖM ÄmuOeB ^h^gShM pM, Oktober 1908,
von Dr. Alice PsoF^-Berlin.
Trote der grofsen Zahl Ton Arbeiten, die die Frage der ärzt-
lichen Scholao&ioht in allen Ländern gezeitigt hat, ist sie eiue
aktuelle Frage geblieben. Möglicherweise fehlt es blshej an einer
vollkommen befriedigendeu pruktischeu Losung der vielen Probleme,
die sie mit sich bringt. — Eines aber steht fest : die Frage hat ihr
Aussehen geändert, sie ist heute etwas anderes, als sie noch vor
wenigen Jahren war.
Sie ist niclit mein- die begrenzte, beinahe banale Frage der
Prophylaxe ansteckender Krankheiten; sie ist, gedrängt von den
' Aiinierk. d. Red. Wir gelien der Ubersetzuog dieser AliliaiKllutig,
allerdings mit einigen Abkürzungea, Üaum, weil der in den „Annaies dhygune
pM," enohUnane Originalattikel woU weitmii dw gfSOtea IfahmU anMrer
XiMsr Hiebt tagioglush ist, ood weü demlbe seigt, wie weifherng von dsm
firansousohen Verfhawr die Angaben der SohnUusfee-Iiislitation aii%efabl werden.
Diese AolÜBasang verdient gewiCs antere volle Sympathie, auch wenn wir mit
verschiedenen EinTielheiten, 7.. B der sentralisiertcn Organisation des «irbnlarzt-
lichen Dienstes, nicht enivoratanden sind und den Qemeiuden in dieser liiuaicht
grössere SelbständigiLeit wahren möchten, ohne daüs deshalb der Staat die üände
in den Sehob an legen bianelit
Der Belnlanl. IL 16
Digitized by Google
J56
576
Anforderungen des gegenwärtigen sozialen Lebens nnd der pädago-
gischen PflicViten, die sie uraschliefst, zur Frage einer so?:ialen
Hygiene emporgewachsen. Sie ist jetzt fast mit mehr Recht eme
sozialwissenschaftliche als eine hygienische Frage zu nennen; jeden-
falls nimmt die rein jiroplivlalctische Hygiene darin eine sehr be-
grenzte, wenn auch nicht unwichtige Stelle ein.
Von diesem weiten sozialen Gesichtepiuikte ans miiDs man die
ärztliche Sohulanfuoht betraohten, wenn man üuen Zweck klarlegeo,
ihre Organisation entwerfen und die Bedisgoogeo ilii66 gedeikU^eE
Wirkens feststellen will.
Sehen wir die Schule als das Mittel an, um die mflglicbst voU-
knnamene Entwicklung der köiperliehen, geistigen nnd moi-alischea
Fähigkeiten des Kindes zn eneioihen, ao wird uns aneh die StoUnng
der Aiates in der Sehule klar.
Dem Pftdagegen Hagt die Soige f&r die moraliaehe, den
Arate die fllr die kOr per liehe Etrsiehnng ob, beide snaammen
aollen ihre Arbeit anf die geistige Analnldnng liohten, die in
hohem MaCbe von der kOrperlieheo Gesundheit abhängig ist
Der Arst hat also, nnserer Memnng nadi, die An%abe^ die Ge-
sundheit des Kindes im weitesten Sinne des Wortss an behflten.
Er soll, knrz gesagt, im Veiein mit dem Lehrer, die körperliche
nnd geistige Lostongsfähigkeit des Kindes beobachten nnd sich bs-
mtthea, sie auf ein hoherea inyean an erheben.
Das heilirt, wie wir sehen, dem Arzte in der Schule eine Yer-
antwortnngsvolle, schwerwiegende Aufgabe zuweisen, nicht minder
aber dem Staate, dem die Organisation der ärztlichen Schulauf-
sieht obliegt.
I. Zweck der ärstlichen Schnlanfsioht.
Vom sozialen Gesichtspunkte aus besitzt jed* s Individuum einen
gewissen Wert, der dio Resultante seiner physischen, intellektuellen
und moralischen Kräfte ist, und dessen relative und absolute, nach
Alter, Geschlecht und Persönlichkeit wechselnde Kuetfizienten dorch
EraiehuDg verändert und gesteigert werden können.
Diese Steigerung des Menschen, die auf eine VerbesseruDg des
Einzelwesens nnd der Art hinzielt, verdient unsere Aufmerksamkeit
mindestens in ebenso hohem Mafse wie die Aufzucht der Tiers.
Der Schule ftllt in der Au&ucht des Menschen eine hervor-
ragende Rolle zu, denn sie mufs es als ihr eigentliches Ziel ansehen,
den Wert des Ihdividuunis durch eine flberlegte Entwicklung der
iized by
577
157
korperlicheD, geistigen und moralischen Fähigkeiten des Kindes zu
8teig«rD. Dabei hat sie die relative und die absolute Wichtigkeit
eines jeden dieser drei Faktoren in Betracht au sieheo, sowie ihrer
weeheelaeitigen Wirkung eingedenk sn bleiben.
Die Worte Herbert Spencer4: ^Da die unberührte (j^sundheit
des Körpers die notwendige Bedingung su einem vollendet schönen
Leben, wie es die Eniehung anstrebt, ist. so bentrt die WiaMnsehaft,
die uns lehrt, unseie Gkmmdheit unberührt ku bewahren, gans
eminente Wichtigkeit** — diese Worte, die wir voll und gans
unterschreiben, mOgen dem Loser begreiflich maeheoi weloh hohen
Wert wir der Arbeit des AntM in der Sbhnle beimessen.
In der Tat hat der Arst das Sehulkiiid nioht nur vor laUk-
tionskrankheiten au bewahren, sondern er hat darflber an wadhen,
dafs die körperliche Ausbildung den Organismus in den Stand setse,
sieh einst den Anforderungen des soaialeo Lebens ancupsssen,
namentlich auch denen, die es in intellektuelkr Hinsicht an sie
steUt
Femer hat der Schulaist, in gemeinsamer Arbeit mit dem
Lehrer, die geistige Eraiehung jedes einaelnen Kindes der klirpero
lifliban Leistnngsfidiigkeit desselben ansuiwssen, wodnreh am erfolg-
reieliBton einer Überhflrdung Toigebeogt würde.
Es hat also die ftrztUehe Schulau&ioht in erster Linie einen
sozialen Zweck, und ihre gröfste Bedeutung liegt darin, dals sie die
notwendige Bedingung einer erfolgreichen geistigen Erziehung des
Kindes ist
Die ärztliche Schulau ich L wird ihren Zweck erreichen, wenn
ihre administrative Organisation der vielseitigen Tätigkeit sich an-
pafst, die sie zu leisteu hat, und wenn sie sich nicht auf eine rein
kontrollierende Arbeit beschränkt, soudern durch ihre Erhebungen
schlieiälich die Basis der gesamten ErziehungswisseDSohaft abzugeben
imstande ist.
n. Organisation der ftrstliehen Schulaufsicht.
Die ärztliche Schulaufaicht ist eine Püicht des Staates. — Der
Staat wird nicht umhin können, sich dieser Pflicht zu unterziehen,
weil unsere individualistisch empfindende G^eselltchaft ihm die Rolle
des Beschützers und Helfers zuweist, die er in der Tat ganz be-
sonders den Schwachen oder denen gegenüber ausübt, die durch die
Notwendigkeit des Zusammenseins mit vielen den Gefahren auigesetst
sind, die derartige grölsere MenBcbenanhiufhngen mit sich bringen.
Digitized by Google
158
578
Soigt doch der Staat auch in Erfüllung dieser seiner sozialen Pflicht,
um durch Sohntzgesetze für Arbeiter, Frauen und Kinder Gksundheits-
aehfidi^ngen derselben zu yerhüten.
In noch höherem Mab« ist der Staat diesen Sohuts dem Schal'
lande sohuldig. Nicht nur, weil dieses selbst un&hig ist, sich zn
schützen, sondern weil er es zum Sohulbesuohe Ewingt, der es den
Gefahren der Ansteckung aussetzt, die jede gröISsere Gemeinsamkeit
mit dok bringt, wfthzend seine Jugend ee Air aosteokende Knnk«
heiten besondeiB empfitaigliob mnehi.
Um den Sobuts des Schulkindes durohsuflElbrenp mub der Stsvt
OiFentUcfae Behörden mit der Organisation des gesundheitiichen Über-
wachungsdienstes der Sehnlen betrauen. Derselbe bitte au umfassen:
Alle sanitiren Ma®eln, die dasn bestimmt sind, das Zial
der aistliehen Sehnlaufticht cu errsioben.
B. Die Beb6iden, die damit beauftragt sind, diese Hafaegeln
ausinarbeiten, deren Anwendung su sichern und ihre DundifUinuig
EU kontrollieren.
ad A. Auf die Schulhygiene bezügliche Mafsregeln. —
Darunter sind nicht nur die Mafsregeln zu verstehen, die den Zweck
haben, das Kind vor Ansteckung zu bewahren, sondern ebensoijut
diejenigen, die darauf hinauslaufen, die Gesundheit des Kmdes un-
berührt zu erhalten, den körperlichen Fähigkeiten die EDtwiekluni:
zu geben, deren sie fähig sind, die Ausbildung des Geistes der
körperlichen Leistungsfähigkeit anzupassen, sowie endlich auch die-
jenigen, die moh auf den hygienischen Unterricht und die flrziehang
in der Hygiene hnziehen.
1. Ge s LI II d Ii e i t i; emä fs e Schulraume. — Es mufs um m
gewissenhafter darüber gewacht werden, dafs die Schulräume gesund-
heitlich zuträglich sind, weil dies ja die erste Gtirantie für Erhaltung
der Gesundheit des Schulkindes ist. Die Überwachung bat sich au
erstrecken auf:
a) die Konstraktion (Unterrichts- und firbolungsrftume, Abtritte,
Garderohe, Tnrnhalle, Höfe usw.);
b) die Einrichtung (Raumgröfse, cbm Luft, Sobulmttbel» Heizung,
Beleuchtung, Ventilation, Trinkwasser usw.);
c) die Unterhaltung der Schulräume (Lüftung, Beinigung usw.).
Die Auftiobtsbebörde bat femer die Erlaubnis zum Sehulbau
au erteilen, nachdem sie die eingereichten PUne geprüft bat, und
sie erteilt die Gknebmigung aur Eröffnung der Schule, nachdem sie
Digitized by Google
67»
159
dieselbe besichtigt ttnd den sehoUiygiMuaohan Anfordemogtii eoi-
apreohend gefunden hat.
Jede später eintretende, die GeBiindlieit gefährdende Änderung,
flowie namentlieh ein unzweekmllSuger Unterhalt der Sohnlräame
mttÜrte jeden Angenbliek das Beoht snr Sehbebnng der Sohnle
geiben.
Die anilidie Sehnlanünoht hätte also in regelmMlkigan, nieht
an langen Ihtamllen die Sehnlzinma anf üu» Geinndheiiwntrig^
liebkeit nt kontrollieren.
2. Yorbengende Kafsregoln gagenttber den anateeken-
den Krankheiten. — In einer Oflbntliohen IJnteKriehtmnBtalt darf
niemand als Lahier, ^KnllriH oder Diener ingalaaMn werden,
dar nioht vorher yom iradiehen Baigeber dar Sohnla vntanoeht
worden iat.
Zweek dieaer Untenraehung wäre, die von einar anateokandtn
Knakheit Be&Uenen ansaiuoheiden, die Yerdlehtigen weiierhm
ttberwaehan an können. Ejs dürfte die Untersnehnng erneuert werden,
sobald ein Mitglied der Schnlgemeinschaft verdächtig wäre, Yon einer
ansteckenden Kranklieit ergriffen zu sein.
Kein Lehrer, S^iLulkiud uder Dieuer darf in die Schule anfge-
nonimen worden, der sich nioht der Sohutzpockenimpfung durch den
Schularzt unterzof^en hat.
Da die Wirki>amkeit der vorbeugenden Mafsregeln vor allem
darnnf beruht, dals die d«»n Ansteckun^keim mit sich Tragenden
beizeiten aus der Scbulgeniemschutt: eütternt werden, so ist es von
höchster Wichti^'kpit, die infektiöse Krankheit frühzeitig zu erkennen
und die notwemliii;en Vc>rbfMi£^nngsinafsregeln zu ergreifen.
Deshalb mülste der Schularzt, wenn nicht tftglich, so doch
möglichst oft, die Schule besuchen. Er brauchte dabei übrigens
dnrchans nicht jedes Schulkind zu untersuchen, sondern nur die-
jenigen, die der Lehrer ihm als verdächtig bezeichnet; denn der
Lehrer müiate täglich jeden Sohüler bei dessen Eintritt in die Klasse
flüchtig prüfen. Um diese gesundheitliche Überwachung der Schul-
kinder und ihren Zwecke die Vermeidung der Übertnigung von
Krankheiten, zu unterstützen, sollte die Stadtbeh<irde den Schul*
leitern täglioh ein Veraeiehnia der vorgekommenen ansteckenden
Krankheiten angehen laaaen, das sie mit genauer Angabe der Woh-
nung der Erkrankten von den Äriten erhält Anf dieae Weise wird
die Anfmerkaamkeit der Sohnlleiter nnd Sehnlirate waoh erhalten;
816 werdan leiabtar die FftUe Ton anateekenden Erankbeitan anafindig
. y 1. ^ . y Google
160
580
nmoheo, die Verdächtigen strenger beobeehten aod BobneUer vor-
beugende Mabcegeln eigreifen können.
Ea wttie itt wOBeohmi, cUa der Sobnlatst selbst luoh der Ür-
Mohe der SebulTewftunttilwie fnraohte, indem er die Wobming des
erknuikteii Eindee anftnebte, denn bekenntlieb yenaehen die Kltenit
Venn eine Infektionekninkheit Torliegt, oft, die Naiar derselben ma
▼efbeimliehen, um das Kind niobt solange den Unterriobt entbebren
sa lassen. Wie grolb für die Sobulgemeinsobaft die Oefiibr einer
Übertragung ist, wenn die Eltern in der beseiobneten Weise vor-
geben, ist Üar, nnd daber die Berechtigang nnserer Fordening nseb-
gewissen.
Wenn mebrere EUle einer ansteckenden Krankbeit an einer
Schule vorkommen, hat der Schularzt sofort die yod der vorgeeetsten
Sanitätsbehörde vorgeschriebenen vorbeugenden Mafsregeln zu er-
greifen uud dem Kreisschularzt einen Bericht nebst Öltizze der Schule
und des zugehörigen Ortes einzusenden.
Auf derselben wären die Krankheitsfälle mit Nummern in der
Reihenfolg-e, wie sie sich ereig-net haben, einzutragen, ebenso wie die
Platze, (lio ,Hio in der Si^hiile iiueh Klasse USw. eiugeDomnieii haben.
Auch sollten die in der übrigen Bevölkerung vorgekommenen E&üe
der gleichen Krankheit auf dem Piano vermerkt werden.
Diese dopp(lte Epidemieenquete, die sich zugleich auf die
Schulkinder, ihre Familienangehörigen und die Zivilbevölkerung er-
streckte, wtlrde allein inuBtande sein, den Hygienikem ein ab-
BchlielBendes Urteil darüber an gestatten, wieviel Ansteckungen in
der Schule vorkommen, und Ton welcher Bedeutung die Befreiung
Tom Sobnlbesuch als vorbeugende Mafsregel zu Epidemieseiten ist.
3. Schutz der Gesundheit des Schulkindes. Glewüs
ist es erstss Ziel der ttrztlichen Sobnlanfricht, das Kind vor Er»
kranknng zn bewahren; jedoob genügt das niebt, wir müssen viel-
mebr mit allen Mitteln danaeb strsben, die normale EntwieUnng
seiner kdiperliobmi nnd geistigen KiSfte an begünstigen und mflsssn
die Funktion seiner Organe kontrollieren.
In der Tat wissen wir, dafe die Skelettrerkrümmongen, die
ibierseits mebr oder weniger tiefgebende nnd ernste StOrangen in
der Funktion lebenswiobtiger Organe mit sieb bringen, oft eine Folge
sekleebier Kürperhaltnng sind, die dem Kinde durob eine ungeeignete
Sehulbank usw. au^jeswungen wird. In ühnliober Weise entwiekelt
siob die Kurssiebtigkeit. Qebürsstörungen. die sebr häufig bsi
Kindern vorkommen, sind, wenn sie reebtzeitig erkannt und be-
Digitized by Google
581
161
liftiid«ll wwdtti, kudit heilbar, wlhraid sie aiidanilü]« den Grand
zur TenUieit des Erwaehsenen l^n. Die Wichtigkeit eines fehler-
losen Gebisses flBr eine nngestSrto Tftti^it der Verdanangsoigttie
ist bekennt Bekannt ist fnrner, dab pathelogtsehe Verlnderongen
der Drüsen des H nnd« nnd Nsssnraehe&ranmes bei Kindern bftnfig
Torkonunen nnd von bedeutendem Einflnis anf die k5rperliohe nnd
geistige Bntwtekhing sind. Die Notwendigkeit einer oft nnd regel-
mäßig wiedediolttti UnieisaehnDg tob Auge, Ohr, OebiCi nnd Nssen*
nshenraam li^ also klar sntsge.
Es ist femer sehr wichtig, in regelm&fsigen Zwisoheniftumen den
nngeetörten Fortschritt der körperliohea Entwioklnng des Kiodes zn
kontrollieren. Bekanntlich prädisponieren Stillstand und Störungen
im Wachstum das Kind zu deu vielerlei Ansteckungen, deaea es
aubgesetzt ist, im besoiideren auch zur Tuberkulose, oder sie weisen
gar aaf eine bereits erfolgte Ansteokang hin, die längere oder kürzere
Zeit latent bleibt und nur bei frühzeitig gestellter Diagoose zur
Heüuug gebracht werden kann.
Es erübrigt sich wohl, noch länger auszuführen, wie sehr das
augenblickliche sowohl wie das spätere Interesse des Schulkindes es
verlangen, dafs wir mit aller Sorgfalt die Organe in der Verrichtung
ihres Dienstes und das regeimlüflige Fortsohreiten des Waohsfcums
kontrollieren.
Ein Qesnndheitssengnis mft£rte für das Schulkind bei seinem
ESintritt in die Schule ausgestellt und während seiner ganzen Schul*
zeit weitergeführt werden. Es sollte das Kind durch alle Schulen
b^leiten, aber in den Händen der Sohnlleiter bleiben und erst mit
dem Ende der Schulzeit den Eltern ausgehändigt werden.
Auf diesem Zeugnis hätte der Schularzt in regelmälsigen Inter*
▼allen die hauptsächliohsten, das Waehstnm beseiohnenden Daten
(GiOise, Glewieht, Bmstnm&ng) sowie die TiertsQahngen Benohte
Aber TJnteisiiohnng Ton Angeo» Ohien, Gkbilb nnd Nasearachenranm
einsntragen.
4. Körperliche Ersiehnng* Die Tom Sohnlant ausgeübte
SontroUe des kindlichen WaehstnmSi gegrflndst anf hanfige nnd
regelmilinge KOrpermessnngen, mnb ab die beste Garantie der ge-
anndheittiehsB Oberwaohnng angesehen werden. Hehr als das, sie
wird uns die wissensohaftlicfae Basis lielem, anf der wir die körper-
liche Erziehung des Kindes anfbsnen werden. Heute noeh wird
die körperliche Ausbildung in unseren Schulen derart ▼emaokllssigt,
dafs man ohne Übertreibung sagen kann, sie ist gleich Null.
Digitized by Google
162
582
Demnach ist es von der grtifaten Wichtigkeit, data wir uns
endlich einmal klar darüber werden, Jal'.s diese nzuhani^hchkeit der
körperlichen Ausbildung des Kindes (unzureichende Ernährung, Be-
kleidung nnd Bewegang) zugleich mit der geistigen Üherbiirdung
«me entkräftete Generation schafft, die Baaae minderwertig macht.
Es hei&t wahrhaftig die Anfordenmgen des modernen Lebens
BoUeoht begreifen, wenn man die körperliche Entwicklung de*
Kindes Temachlässigt, und sich ausschliefslioh mit seiner geistigen
Ausbildung besohAftigfc, die docb, auf diese abertriebeme Art knltiviert,
unproduktiv wird.
Wfthrend die Schulprogramme sttviel Tom Kinde verlangen,
gewShrt ihm die kOrperliohe Fürsorge zuwenig; die Anfordemngeii
aber, die das WaehBtom an den kii^oben Oiganismus stellt, sollten
uns au einem entgegengesetsten Verhalten fUiren: wenig fordern
nnd viel gewähren.
Wir dflrfen niobt vergessen, dals das geistige Leben eine Funk-
tion des Körpeis ist, und dab daher nie und nimmer der Geist anf
Kosten des Körpers su seiner sohonsten Blflte gelangen kann. Der
Sehulazst konnte in diesem Pmkte nfttsUeh wirken, indem er im
Einferstindnis mit den die Sohulplftne aufwtsefuden Autorititen und
mit den die Pline cur AusfUtrung bringenden Lehiem Air ein grObetes
Gleiohmab in der korperliehen und geistigen Ausbildung sorgte.
Lehrer und Arat mfllsten ihr bestss Wissen und ihn Be-
mflhnngen Yereinen, um methodisch die körperliche Entwicklnng dra
Kindes zu fördern, so dafs, infolge einer rationellen Kultur, gewisser-
mafsen der bestiiiof;,rii(^.ij^e Ertrag des kindlichen Kurpers erzielt wlirdö.
Ferner muläteu aie zusammeu daraui hiuarbeiten, dafa die Anforde-
rungen an die geistigen Kräfte der körperlichen Leuttungsfkhigkeit
eines jeden Schulkindes angepafst würden.
Und zwar sollte dies nicht eine unter vielen Pflichten
des Schularztes, sondern der eigentliche Z w eck der Ein-
richtung der ärztlichen Schulaufsicht überhaupt sein.
Der Schularzt wird sich mit den wissenschaftlichen Methoden
bekannt machen müssen, nach denen man die geistige Ermüdung
nulsr, damit er imstande ist, die Wirkung der letzteren auf die Ge-
sundheit der Kinder richtig zu schätzen. Ihre Ursache wird er da-
bei in der Art des Unterrichtes und in der falschen Verteilung von
Unterrichts- und Erholungsstunden suchen und finden, und so wird
aus seiner Tätigkeit die natflrliohe Konsequenz einer vemunftm&feig
aufgebauten Prophylaxe der geistigen Überbürdung erwachsen.
583
163
5. Unierriolit in der Gr68undh«iti lehre. Die iiffinitliehen
Behörden bsben ein e1>enao gioJaes Interease an einem geordneten
Sehnlnntemoht in der Hygiene ab an der AnsfiÜimng der hygie-
niaehen VeiBdliriften. Anf dien StaHsn aollte dueh popnlMre Sehzilften,
Diktate oder Hemoiieiatlloke den Sohnlkindem üntenieht in der
Hygiene erteilt weiden, nnd swar dnroh den Sohnlarat.
„Da man die G^esetse der Gesimdlieitalehre kennen muSB, ehe
man sie befolgen kann," eagt Hebbebt Spenceb, ^so wird nicht
eher eine vernunftgemäfse Lebensweise Platz greifen, als bis eine
gründliche Kenntnis der Prinzipien der Hygiene ihr vorgeaxbeitet
und sie vorboreitet haben wird."
Die Hygieniker habea oft genug die Notwendigkeit betont, die
öffentliche Memun^^ über eine gesundheitsgemäise Lebensweise auf-
zuklären. Wir stellen die gleiche Forderung: und hoffen, dafs die
öffentlichen Behörden endlich den aozialeu Zweck dieser Auf klärung
begreifen werden. Wichtig allerdinprs wäre, dafs das Programm
dieses hauptsächlich praktischen Zwecken dienenden rinterrichtes von
kompetenten üygienikem ausgearbeitet und dem UnterrichismilieHi
dem BegrifiBsrermögeni dem Geschlecht und endlich dem jetzigen
wie künftigen Interesse der Sohnlkinder angepa&t würde.
ad B. Ausarbeitung und Anwendung der hygieni-
solien Solialmararegeln. Kontrolle ihrer Ausführung. —
Die gegebene Persönlichkeit zur Ausarbeitung, Anwendung mid
Kontrolle dieser Maisregeln ist der Schularzt. Es mülste demnaoh
die Aoabildnng des Aratea in diesem besonderen Zwecke noch er-
weitert werden. Die Oiganiaation der geenndheitUdien Sohnlanf-
siflbt in muerem Sinne wttzde nm&asen:
1. Die Feetl^gnng von VoEsehiiften betreffend die Sdlmlgeennd-
hflitqpflege; dieaelbe wftre einem Ober-LiepektionMunto aasnwtnneni
der dem Minister des öfientlibhen DnterriehtB als Bentter beigaben
vnd direkt demselben nntentellt wfire.
8. Die AnsfUmmg dieser YorBehriften, die den Sdhnlmsten
zustünde.
8. Die EontroUe der Aasfidmng, die von EreisBehnlAnten ans-
snAben wire.
ad 1. Der inspiaierende Ober-Sohnlaret würde als Berater des
Ministers des öffentlichen Unterrichts die Befugnis haben, die Mit-
arbeit oder den Rat der kompetentesten Leute in den verschiedenen
Fächern, die für die Schulhygiene in Betracht kouinien, in Anspruch,
zu nehmen. Architekten, Ingenieure, Anthropologen, Augen- und
l>er Bebularst. 11. 17
Digitized by Google
684
Okreninte^ LaryngQlog«ii, Pftdagogon usw. dOiftea um Um Maiimag
in dfln Ttnohiedeiieii, wai Sohalhygieiie bertgüdieii Fiagea aog»-
gmgan und namantlich boim AvMrbnten der fperieUan YcndliBfteii
mr Mithilfe bsiviigQiogviL wonden.
ad 2. Di« Sdiidiiito hittoa die «wilmteB Vondbriflan nr
Anwendimg m bringen. Ihre Ansah! mnb der Zahl dar Sdifilv
(in einer noeb ra beatimnienden Froportion) entipieohen, aneb dv
Wiehtigfcwt der ibnes nnienMttan Sebnllobatititen. Sie beben dk
Yoiaeliriftaa aber j^phylaxe, indiTidnelle Hjgiene der flehnllrinder,
wie wir ate oben gaaebildart, Aber ZntriglioUnit der üntenMlili*
nnd anderen Sebolfiame nsw. naw. in Anwendung an bringen, aowie
den tTnterriobt in der Hygiene zn erteilen.
ad 3. Der inspizierende Kreisschularzt hiitte die Arbeit der
Gemeindeschulärzte zu kontrollieren, die Schulbaupläne zu studieren
und die zuständige ßehOrde bei Brlanbniflerteilung zur Eröflfnting
neuer Schulen zn beraten. In Epidemiezeiten moiBte er die Be-
folgung der VorbeugungsmalÄfegelD kontrollieren und im Falle einer
Meinung«differen7; zwischen Gremeindesohularzt und Grememde dui
Bat oder die Eotsoheidung des Ober-SobolarzteB ansamfiMi.
m. Bedingungen einer erfolgreieben gesnndheitlioben
Sobnlüberwachung.
Wie wir geseban beben, mtüate man als Endzweck der Sobnle
die Yervollkommnang des IndiTidnnmz and der Art dnrob eine iw*
nnnlljgemttlfle metbodizobe Anabildong der körperliehen* geiatigen
und moralifloben Fftbigkeiten des Kindes b^eiobnen.
Die Einriobtnng der gegandheitlioben Überwaobung der Sobnlen,
die Sieberiieit bieten aoU filr den Sohntz der Gesnndbeit des Schul-
kindea, wird nur unter gewiaseni Bogleieb niber an betnobtenden
Bedingungen ibren Zweck eneioben und wirUieb wiiknngSToU werden.
1. Alle aobulbygieniaoben Veteobriften beafiglioli der Vorbeugung
eoateckender Krankheiten, der Kontrolle der nonnalen Funktton
aller Sinneaorgane, aowie dea regelnAfeigen Waebatttma dea kind*
Heben OrgaDismus, beaflglioh der geaandheHlibhen Zutiigliobkeit der
Sebulrflume, der Bcgelung der körperliohen Bniwieklung und An-
paaaung der geiatigen Auabildung an die individuelle kArperliohe
Leiatnngafiüugkeit, und endlioh anoh beaflglieh dea hygieniaohen
Sobulunterriehfa und der bygieniachen Eraiehung mttssen i n g l e ieher
Weise in allen öffentlichen und Privatschalen zur An*
Wendung kommen.
Digitized by Google
165
Aveh mamn sie fftr «lU SohnUcmdw gtlton, da dar aebttband»
£Sbgnff daa Sfcaaftaa hiar abaoao baiaobtigt iat wie bat d«r gaaafai*
Uohan Eeatiagimg dar Eindar* und Fraiianarbait» wie tyai der Arbaitar^
achntagcaatagabuiig ftberhanpt.
Fiflhar arkUbrta man woU den Eltern daa Beobt eo, auih gagea
gewiaae Mafinmhinen, wie namenüiob gegen die Amaiallmig einea
G^eanndheltaattaatee Air jedea Sohtilkbd, anfrolaibien. TTnd doeh
beiHrt diea m. E.» die Rechte und Pflichten des Staetaa gegentlher
dem Kinde arg yerkennen, denn ün&higkeit der Eltern rechtfertigt
eine Übernahme der YormundBchaft in gewissen Grenzen durch den
iStaat.
Da die Unftlhigkeit der Eltern für die Zukunft dee Kindes die
gleichen verhängnisvollen Folgen haben kann wie ihre Unwürdig-
keit, 80 mufs man im ersteren Falle dem Staate logischerweise die
gleichen fiechte zugestehen, wie sie ihm das Gi^eets ohne weiteres
über die Kinder unwürdiger Eltern zuspricht.
Im allg^emeinen miifs zugegeben werden, dafe der Staat das
Recht und die Pflicht hat, die Gesnndheit und körperliche Ent-
wicklung der Kinder, die duroh Gesetz zum Sohuibesueh gezwungen
werden, zu schlitzen.
Damit dieee gesundheitliche Überwachung, die der Staat duroh
den Schularzt ausüben iäfst, wirkungsroll werde, ist in erster Reihe
nötig, dafe der Schularzt den Eltern von allen bei den Eandem
feetgeatollten Störungen Mitteilung maehe, und sie über deren Be-
deutung und mögliche Folgen aufkläre, aowie in greÜMin Z^gaii ihnen
die an eigieifenden Mafarageln angebe.
2. Die wiaaenaebafUielie Kompetena nnd die nataneUe wie
moiaKaohe ünabbangigkeit der Beamten, die mit der geanndbrntliciian
Überwaehnng der Sobnlen betraut atnd, iat ebenaoaefar Bedingung
fllr eine swedanftbige Orgamaation der mfliehen Sehnlaofrieht wie
die GrOndliebkeit und YoUstiadigkeit der aehnlbjgieniaohen Mab-
regeln.
Vor allen Dingen beatebt kein Zweifel darüber, dab dieaer
Dienet nur Äraten übertragen werden Irann, da die mediainiaehen
Stadien die notwendigen Kenntniaae in der Pbyaiologie, Patbologie
und Hygiene yermitteln, auf denen die gesundheitUobe Überwaobung
der Schulen, wie wir sie uns denken, sich aufhaut. Aber aufser
diesen allgemeinen medizinischen Kenntnissen mülsten die öcbaiäiiite
eine spezielle Ausbildung erhalten, die ihnen die Kenntnis von
der gesundheitlichen Überwachung nahestehenden Wissenschaften
17»
166
686
v«fmittelt. Dahin wQrdeo ^or allem gehören: Schulhygiene, Patho-
lofpA dee Kindes, Anthropologie, Physiologie, Psychologie und die
Eilemente der Pädagogik« Von den Bewerbern nm SoholarztiteUeB
würde ein besondereB Zengnia Aber diese epenellen KenntDian ge-
fordert werden.
Die materieUe und moraliaobe Uiuibbftngigkeit des Sohalkrstee
▼on denen, die er flberwaohen mab (Sehnlleiter und Sehnlkinder),
iflt SU einer Bweekentepreohenden Tätigkeit nieht weniger notwendig
als seine wissenaohaltliohe Eompetens. Die erste Ghurantie ftr seine
morslisbhe UnabbSngigkeit denen gegenfiber» die er beanfinolitigen
soll, ist seine Bmennnng dnroih den Staat
Es Terstebt sieb jedoch yon selbst» dab der Sohnlarst nnr die
•fiiatlielie Sebnlanfoioht anssnflben bat, wie wir sie oben andeuteten.
Die ftratliebe Bebandlnng gebt nnr den von der betrefienden
EVonilie sslbst gewählten Arat an. Das Bedit, den behandelnden
Arat an wühlen, gehört absolut der Familie, und awar sowohl der
des Gemeinde' wie der des höheren Sohttleis. Und nm die Unab-
hängigkeit des Schularztes en wahren, ist es durchaus nOtig, da(fl
seine Tätigkeit unvereinbar sei mit der Tätigkeit des Arztes, der
die Kinder der von ihm zu überwachenden Schule behandelt. Natür-
lich kouubu iiiei Auüiiahmen Torkommen, z. B. m g6wu>äea iand-
liehen Gemeinden.
Die materielle Unabhüngigkeit des Schularztes ist mr gedeih-
lichen Ausübung seines Berufes nicht weniger notwendig als die
moralische, und er wird nur dann mit der wünschenswerten Streni:e
und dem wauscbeiisweiteu Eifer vorgehen, weuii er dadurch seme
eigenen Interessen ujcht p;eiährdet. Der Schularzt würde also ein
reichliches Gehalt beziehen, das nach gewissen Grundsätzen fest-
gesetzt würde, die sich aus der Wiebticrkeit seiner Tätigkeit (Zahl
der zu überwachenden Schulkinder, Bedeutung der zu inspizierenden
Sohulgebäade usw.) ergäben.
Damit die ärztliche Sohnian£ucht ihren Zweck erreiche, müssen
ferner Schularzt, die verschiedenen Schulbehörden und die Lehrer
in engem, fireundsohaftliohem, beständigem Verkehr zusammen arbeiten.
IV. Schlufsbetrachtungen.
Die Organisation der Sntlichen und hygienischen Scbulau&icht
umfafet die Lösung zweier durchaus Tersobiedener Fragen: die der
Ausfiihnmg und die des Ptinstps.
1. Was die Ausfabrung anbetnfit» so wird diese natnigemftlii
587
nach Sittoi und G^ts der Teraohiedmieii Lftnder venohieden sein.
Ich werde mioh dMhalb wohl bttteat, Ton einem intemationalea
Koognlfl sa TerlangeD^ dafo er di« mOgluhtD Ltenngeir dieser Frage
Toraeblage oder aoeh nur diskutiere.
2. Andere etebt es mit den Frinsipi enf ragen, die gerade aaf
einem internationalen Eongreb an fordernden DiakaaBonen, nflta-
Uehen Voreobligen nnd glfleUioben lifisongen fiduen können.
leb fordere also die Sektion dieeee internationalen Kongreasee
wa£, die folgenden LeitsAtae in diakntieren nnd, wenn mOglieb, snr
Annnlinie an bringen.
A. Da die Sebnle den Zweek bat, den sosialeo Wert des
IndiTidnnne dnreb eine TenrnnftgemAfte AnsMldnng der phyaisoben,
intdlektoellen nnd moralisoben Fähigkeiten des Xindes an steigern,
mnA man unter der Beaeiobnnng «flrstliebe nnd bygienisobe GÜhnl-
ao&icht" all das ansammenfossen, was tiob anf die Gesnndbeit der
SchnUdnder bezieht, und zwar nicht nnr in dem engen Sinne eines
Schützes vor ansteckenden Krankheiten, sondern in dem viel weiteren
ihrer vollen kürperlichen Ausbildung und der Anpassung der intel-
lektnellen Ausbildung an die körperliobe Leistungsfähigkeit jedoä
einzelnen unter ihnen.
B. Die ärztliche und hygienische Sohulinspektion oder gesund-
heitliche Überwachung der Schulen erhält, wenn sie in diesem Sinne
aufgefafst v.rd, in der F. obre von der Erziehung^ eine kapitale Be-
deutung; jn sie stellt geradezu deren Basis dar, weil sie die not-
wendigste Bedingung zu einer wirkungsvoUeu geistigen Kultur des
Kindes ist
C. Die ärztliche Schulaufsicht iimfafst:
1. Die Über waobang der gesundheitlichen ZutrUgüohkeit der
Sobuli ftnme.
2. Yorbengung der anateokenden Krankheiten.
3. Die regelmAbige und oft wiederholte Kontrolle der normalen
Funktion der Organe und des Wachstums des Körpen sowie der
geistigen Fähigkeiten der Kinder.
4. Die vemnnfigemäise Kultur des kindlichen Körpers.
5. Die Anpassung der Ausbildung der geistigen Fftbigkeiten an
die physische individuelle Leistnngsfiibigkeit.
6. Unterriebt in der Hygiene. Eraiebnng anr hygiedsoben
Lebenaweiee.
O. Die HiMnpetena der mit der gesnndheitlieben Überwaebnng
der Sohnlen betrauten Peisönliehkeiten ist eine nnnmgfingliehe Not-
Digitized by Google
168
588
wendigkeit für eine zweckentsprechende Wirkung der Einriobtimg.
Diese Überwachung mab aber im Prinzip dem Arzte anTerteaat
werden, da er in der Physiologie, Pathologie und Hygiene dio
Kenntnisse besitzt, die die wissensohaftliche Basis abgeben müssen,
auf der sich die ärztliche und hygienisoha Sohalaii£noht im weitesten
Sinne des Wortes anfbaui
Aber anlaer diesen allgemeinan medizinischen Kenntnissen miüste
der Sohnlarzt spezielle Kenntnisse in all den iWiem besiCaen, die
der geenndlieitHoheD Sehnlanfeieht nahestehen, so gana hesonden in
allem, waa die hOrperliohe Entwiohlnng des Kindes nnd dsfen Be-
mehnng an der geistigen betriJft.
Diese LeitBfttae wurden ron den MitgUedem der VL Sektion
des Inteinattonalen Kongresses fftr Hygiene an BrQasel im September
1908 etnatimmig angenommen.
Die Sohnlarztfirage in München.
Beferat im Äiztliohen BesirksTorein Münehen, erstattet
von
Dr. £. Do£iuiJi£üO£E.
Di© Schularztfragö ist, wie in der ganzen ärztlichen Welt, so
auch, wie Sie wissen, im Ar^ilichen Be?;irk8verein, und zwar schon
im Jahre l^yy, besprochen worden. Ein äufserer Anlufs führte im
Jahre l^O'ö die Vorstandschaft dazu, die Angelegenheit nochmals auf
die Tagesordnung zu setzen; es war dies der von Kollegen Wackeb und
Gemeindebevollmftohtigten Schön an das Gemeindebevollmächtigten-
koUegium gestellte Antrag, in München Schulärzte anzustellen. Die Vor-
standschaft hat mioh damals schon um Ebstattung eines Referates ersucht.
Wichtigere Dinge waren vordringlicher, und so kommt die Angelegen-
heit erst heute wieder anr Sprache, nachdem sie im Gemeindekörper
fast bis zur Ausfühmng gediehen ist. Bei der Fülle von Material, das
im Laufe der Jahre angewaehsen, nnd der Kfirze der mir hents an-
stehenden Zeit ist es mir nnmOglioh« ToUständig an sein. Der Herr
Korreferent BnsaaxwxLD wird ergflnaend einspringen nnd die Dis-
kussion wird vieUeieht die Lücken, sowMt es wünsdienswert er-
soheint» ansfflllen.
Digitized by Googl«
169
Die Frage, ob eine ärztliche Sohulaii£sieht im aUgemeineiL
nötig sei, haben alle Ärste- und Hygieniker* nnd fast alle Lehrer*
und BürgeryersammliiDgen, die sich damit beaehflftigten, bejaht.
Dieselben Kreise haben auoh im Laufe der Jahre des öfteren nnd
eindringliehat die Anfstellnog TOn Schulärzten befürwortet oder yor«
langt, nnd diooem Y edangen ««de Tiel&eh entaproohen. In Bayern
gibt ee allerdinga TOvaEst nnr in Nllmbefg Sohnlänte. Im Torlebtien
Jabre bat der «Dentadhe Terein flllr Sohnlgeaiindbeitspflege'' togu
dem Beicihfltag eine Bittsehrift dngereidht^ es möge dieae Eimriehtong
im ganaen Denteoben Beiohe in die Wege geleitet werden. In seiner
jüngsten OeneralTereammlnng &bte aber die nlmlieheVerainigang einen
Beiohlnft, den gleiohen Wnnaoh in dnem Bnndadhreiben den Be*
giernngen nnd St&dteTerwalinngen nahesnlegen. Man sah
ein, da6 die inneren Sebnlangelegenheüen nieht Saohe des
Beiebee sind.
Für Bayern interessieren uns bezüglich der Schulhygiene folgende
liaten, Antrüge, Erlasse und Vürkommnisse USW.:
1867 und 1875, 181'], 1903. Ministerielle Verürdnmigen über
die Gesundheiteptiege in den Schulen.
1888. Antrag der Ärztekammer für die Oberpfalz t Schul-
ärzte anzustellen, event. mit staatlicher Besoldung. Der
B^cheid des Ministeriums des Innern war abschlägig, mit Hinweis
auf die den Amtsärzten pfiichtge mäls obliegende Aufsicht
über die Schul^esundheitspflege und die Entsch. vom 16. Dez.
1875, dais da, wo kein Amtsarzt sei, der praktizierende
Arzt des Ortes zu den Sitzungen der Schulkommission,
in welchen hygienische Fragen verhandelt wttrden, mit
Sita nnd Stimme zugezogen werden solle.
Damit hatte der Staat die Notwendigkeit des llrstliohen Beirates
bemis anerkannt.
In der Sitanng der Oberbayerischen Ärztekammer vom 7. Okt. 1899
(Bericht vom Jahre 1890) ergab sioh, dais der oben zitierte Erlafs
TOm Jahre 1876 ein papieiener war, da anber Aüb (hie nnd da)
in den Toifloasenen 15 Jahren niemals ein Amtsant oder piah*
tisoher Arst an den Sitaangeo der QrtasohnlkonmiisBionen angeat^gen
wnide. (SamaDTMASK, Wo^tenaekr, f, O, JIt, 1900» 3. fleft, 157;
VBHiOBBsrau», 654.) JÜinlioh spiaeh sich Aim im Iiandfag 1892
ans. (Jf. m. IT., 1892, 101.) 1899 machte daher Sohubut auf
dar Yenammlnng des Dentschsn Yeieins für OffontUche Geenndheits-
pflege die Anregung: es sollten die Ärstekammern sich nooh-
Digitized by Google
170
590
mal« mit der Frage befassen and einheliig den Antrag
auf allgemeine Einfübrung von Sobulärzten stellen.
In München speziell hat die Schul arztfrage auch schon eine
G^eschichte, dip ich in kurzem rekapitülipiftn möchte. Im Jahre
1889 kam in, GreraeiadebevoUmftchtigtenkollptxium ein Antrag des
Gemeindebevoiimftchtigten Kleitnbb zur Annahme, der in drei
Fragen bestand:
1. Ob es nicht im Interesse der Schüler und der Schule sei,
dafs in jeder Schule zu bestimmten Stunden ein Arzt erscheine,
der Erkrankte oder ErankheitSTeidftohtige einer aorgfUtigen Diagnose
tmtersMhen, über die Zulassniig Ton Wiedeigeiiesenen zum üntor>
richte unentgeltlich entsoheidAn tmd mitigea Bat gUiohfalls un-
entgeltlich erteilen soll.
2. Ob kierfär niobt die Annen- oder KrankenyerriehenmgMnto
unter BezugserhOliiuig zu gewinnen seien.
3. Ob nioht bei Ablebnnng von 1 und 2 die Sohaffung einea
StadtaisteB ab wobTeratandtgmi Beraters dea Uagiatratea an er-
wigen aei.
Der UagiBtrat wandte neb an den iratl. BeairkBTereui, weloher
die Fragen remeinte. Dann soblief die Angelegenbeit aebn Jabre,
bis aie im Ärstlieben Benikarerain im Jabie 1899 wieder erwaohta.
Naeb dem Vortrage von Wams nabm damali der Verein mit allfln
gegen aaebs Stimmen folgende Tbeae an:
Die Einfftbrnng von Sobnlärsten ereobeint, naebdem
eine Reihe Ton deutschen Stftdten mit gutem Erfolge
darin vorangegangen ist, auch in München notwendig.
Zurückgezogen wurden These - uud 3, die lauteten:
2. Die Tätigkeit dieser Arzte bat ai("h \m Emveruehmen iiuL
dem Bezirksarzte zu vollziehen und auf die Hygiene der Schuh-aume
und Schulkinder zu erstrecken.
3. Den Schulärzten ist eine Vertretung in der Lokaischul-
kommissiün mit Sitz und Stiiiirae einzuräumen.
Im April 1900 stellt« sich der Bezirk8iohrerv<>rein München
auf den gleichen Standpunkt und sprach in einer Eingabe an dea
Magistrat den Wunsch nach Einführung von Schulärzten aus.
Dem gleichen Wunsche, wie unser Verein, gab im selben Jahre
im Gemeindekollegium GemeindeheToUmäohtigter Ratth Ausdruck.
Auch GemeindebevoUmftobtigter Schön hat des öfteren die Not*
wendigkeit der Einführung von Schuiftraten betont. Als der Antrag
Waokeb-Sobön bekannt geworden, erinnerte nnaare Vorstandaehaft
üigitized by Google
591
171
durah ein Schreiben die vier fliztliohen GemeindebevoUrnttohtigieti
«n den Besohlnis des Vereins vom Jahre 1899, bat, denselben ge«
legentlioh der Beratung im GbmeindebevoUmäohtigtenkoUegiam ndi-
snieüen und dafiür eiaiaMen, dab die InititatioD der Soholftrzte
nur im EinTernehmen mit der 8tandeBTertr«taiig ine Leben
gerafeB werden mOge. Eine KollektiTantwort der vier Kollegen lautete,
eia-wtbden gerne ohigen Beeehlnft mitteilen, die leineneiiige AneteUnng
der Sdinlinte aei Stehe dee Diiektorinms des Magietmte. Den Antrag
WAonB<SoH5K enohte ein Yom Verein fili Yollahjgieiie in Hflnehen
an das Gememdehtfollmiditigtonkoll^nm geriehtetetp den Bnf naoh
Sohnlftrsten begrOndendeeSohreiben m nntontatien, daa sohon eine Reilie
poeiiiYer Yoredilflge Aber Aufgaben, Qualifikation der Sehnlftntto nsw.
enthBlt Daa Sehiehial dea Antrage war bekanntlieh, da(a er aar
Wflrdigung an den Magiatrat binübeig^ben wnrde, während der
Wnneoh des Kollegen Hxegl keine Billigung fud, der behufr ein-
gehender Prüfung der Angelegenheit Binaetanng einer Kommianm
wollte, bestehend aus Vertretern der Stadt« des Staates (der naoh
seiner Meinung die Koston zu tragen hatte) und der Münohener
Ärzteschaft.
Seitdom ist die hiesige Schul arztirage vielfach m Bürger und
Parteiversammlungen, in der Tages- und auch Fachpresse erörtert
worden. (Stebnfbld, Wünschenswert oder Notwendig? ^Bayer,
ärztl. Correspondenzbl" , 1903, 4, 5, 6. — Steenfel», Amtliche
Schulärzte oder Schulärzte im Nebenamt, ibid., 1903, Nr. 10.)
Vor kurzem soll nun die Frage in geheiuier Sitzung des
Magistrates sprnchreif geworden sein. Wir wissen nicht mehr da-
von, al? in den Zeitnngen steht Danach ist beabsichtigt, einen be-
amteten Stadtar/t, der keine Praxis ausüben solle, und iiuiserdem
ca. 26 Schulärzte auf/astellen, diese 27 Kollegen mit einem Gesamt-
gehalto von ca. 30000 Mark.
Gegen die Einführung von SchuUr^ten in Mfinohen hat
man veESdhiedene Einwände gebracht, mit denen wir uns beaohäf*
tigen mllnen. Einer lautet: ^Wir haben in Bayern sohon einen
Schularzt ex officio, und das ist der königliche Bezirkearai Daa
muJs naoh den vorliegenden - Erlassen ohne weiteres zugegeben
werden» und Stebnteld hat recht, wenn er diese amtliehe Yer-
pfliehinng, die Sehnle in hygienischer Beziehung an überwachen,
betont. Die bisherige Ttttigkeit des BeairkaanteB aber lat eine
aadere^ ab diejenige, die etwaigen kflnf^n SehnUMen obliegen
wird. Deren Funktionen mOgen Ihnen nngefldir ana einem Anaaog
Digitized by Google
172 592
der Wiesbadener Dienstinstruktion klar werden, unbeschadet
natürlich zweckmäfsiger Abttnderaog für andere Verhältnisse. (ÄrjsU,
r.'BL, 1897, Nr. 356.)
Es unterliegt keinem Zweifel, Amtsarzt und Schularzt
können nebeneinander gut bestehen. Em An^Uar^.t, staatlicher
oder städtischer, kann als leitender quasi Oberschularzt fungieren,
an der Spitze einer schalärztlichen Organisation, als solcher deren
Obmann nnd zugleich Vertreter der Schulhygiene in der obersten
sittdtischen Schulbehörde (wie z. B. in Breslau und Leipzig) aein.
Was die Sohnblrzte leisten sollen — nnd es ist yiel, m. H., —
Tor allem dis ganze grofse Kleinarbeit, den jeteigen beamteten Ärzten
m übertragen, würde eine gewaltige Mehrbelastung der Bezirks-
ärzte bedeuten, die sie m. M. nach nicht leisten kOimieiii auiser
ihre Zahl würde entspreeheiid TemuliKtt wie QrBSSWEUt vapBML
Ein anderer Weg wfire, eigene Stedtsohnlinta sa emennsn,
als beamtit» into, ohne das TMA, Fhms ansnfibeii, um jede Kol-
lision mit Kollagen, die TOn msnolisn gefilnlitet wird, cn Termstdso.
Dieser Voisehlag dss Stottgartsr •nüidhsii Vereins nnd SnownLns
ist sehr beaehtensweri. Die BohOrde wflide jedoeh sohwerlioh die
flonoiiemng so entspreohend gestalten, dab diese Amitfnto auf
Praxis Tsinohten künnton, wenn sio sieh übeirlianpt auf diese Be*
dingung einlielben. Den siaat Hohen AmtaSnten ist PriTatprasds
bisher niigemds nntnsagt, wenn sie anoh hier nnd da in groüwn
Stildten darauf Versioht leisten, um ihrem Amte naohkommen sa
können (Wallichs, ürir^. V.-Bl, 1900, S. 31); sie kann in Hessen
verboten werden. Der praktische Arzt kommt nach Krüg {Ärzä.
V.-Bl.^ 1897, S. 502) allerdings bisweilou durch die Dauer der Be-
sichtigungen (in Gemeinschaft mit dem Schulleiter und dem Bau-
beamten) in Verlegenheit. Er muls bei den gesundheitlichen Unter-
suchinigen sehr viel Zeit opfern. Di*' Furcht, dafs der Praxis aus-
übende Schularzt seine Kollegen inaterieil und ideell schädigen
könnte, scheint mir nach cien gedruckten und den mir persönlich
zugegangenen iMitteilung«'n unbegründet. In den Instruktionen aller
Städte, wo Schulärzte iunktionieren, sind Vorkehrungen gegen diese
Gefahr getroffen, und Schulärzte dürfen die von ihnen als solche
untersuchten Kinder nicht behandeln. Noch mehr als diese auoh
in Httnehen zu erlassenden Bestimmungen, glaube ioh, werden
penönlieher Takt und StandeebewuletBein dieae Klippe Tenneiden
laaaen.
Der k. Oberste Sehulrat, unaere htehste bayeriache Sohul*
Digitized by Google
598
173
kommifision, ttnliert sich 1898 (3. Vebr.) in miasrer Frage: „Das seit-
herige Fehlen T<m Seholfirzten hat das stetige Fortschreiten in der
Beesemng der sohulhygieniflohen Verhftltnisse nicht gehiodert und
keine Miftetlnde hervoigerafen , welche die Anstellung eigener
Sohnlflnie yeranlassen kann. Jedooh ist in gröiiseien Stftdten dem
SeknlaiBte, nsmentlieh hei den VolkaBehnleo, Gelegenheit gegehen
sn einer ensprieUiehen Tfitigkeii. welohe den Sohnlleüem nnd
Iiehvem, den Sehfllem nnd den Leietiingen in der Sohnle sngnte
Besflglieh der BeoBerong der Hygiene in den Sdhnlen asgt auf
der 24. Venemmlong des Vereine Är Offimtliohe Gheondheitepfl^
(Bef. äk8ß 2SeMir,, 1899, Kr. 10) Ohefachnliat Profeesor SosiLiaB:
»Der aUgemeine Bnf naoh BänfUuning dee Sehnlentes beweist
freilioh nteht, da6 die hygienieohen Verhiltei«e der Sohnle aoh
▼«nehleehfert heben — das gerade Gegenteil ist riohtig — , sondern
daüs die Spezialisierung der medizinischen Wissenschaft heute überall
Mängel findet, die iriiheL ebenfalls vorhanden, aber imbeaohtet
waren."
Von der Wichtigkeit einer wirksamen Schulhygiene für die
Kräftigung der heranwachsenden Jugend sind Sie alle ebenso über-
zeugt, Wie sie in der gewaltig angewachsenen Literatur und auf
verschiedenen Kongressen und Versanunlongen immer wieder he«
tont wird.
Und was überall der geinei n saraon Beratung und Kontrolle
der Scbulbehörde, der Lehrer und Arzte wert und bedürftig erachtet
wird, ist es auch in München, — möge vieles hier wirklich besser sein
nie anderswo, mögen wir immerhin die schönsten Schulhftuser, naoh
hygienischem Banprognunm luftig und hell gebaut, besitzen, unter
der Leitung einer intelligenten Lehreraohaft und unter bezirksftrat-
ücher Aufisioht; möge auch ein Teil unserer VoUuechüler, weil Ton
wohlhabenderen Eltern stammend, intensiver ärztlicher Fürsorge
unterstehen wie anderswo. Mit Zahlen l&Ist sich nicht beweisen,
dnls in Hflnehen der Sehnkrat keineswegs flberflftBsig ist, jedoeh mit
£r6hningen, die wohl jeder Ton Ihnen sehon gemaoht bat. Wsibs
betonte mit Beobt, daJs gerade der Grolsbetrieb in nnseren
Sohnlpalisteni in welehen groCbe Mengen ▼<m Ejndem snsammen*
strOmen, erat reoht ToUste Beabhtong der Jbite erbeisohe.
Und, meine Herren 1 in den Stttdten, wo inan danacib fthndete,
wnidsn im Dnrehsobmtt 40— 60Vo der Untefsnehten nieht ganx
gesimd befanden. [8ch,'A., 1903, Nr. 3, 48.) Sehen wir gsns ab
Digitized by Google
174 594
von den Schäden und Fehlern, mit denen behaftet das Kind in die
Schule tritt, die oft er-t der Schularzt aufdeckt, auf die er den
Lehrer -/wecks Rückaichlnahme, die Eltern behufs Behandlung auf-
Djerk.sam macht, so frn^'-en wir nns: Wie «ohützt die Schule in
München ihre Schutzbefohlenen vor Schaden und Krankheit in der
Schule? Schon vor Jahren machte B.-A. Zaubzeb auf die unvoll-
ständige und unhygienische Beinigung der Sohuirftume aafmerksam.
Wo Bloh die so leicht für Infektionskrankheiten und sehr für Taber*
knloae empf^ingliohen Kinder den Tag über aufhalten, steht es mit
der Beseitigung des Staubes oft schleohter alt bei artnon Leuten.
Der Bez.-V. M. hat auf Antrag Stbbnfelds in diesem Jahre
wiedenun durch die Ärztekammer seinen diesbezüglichen sowie nooh
andoran sohnlhygienisohen Wansefaen Ansdraok verliehen.
Wie oft iroiden körperlich nnd geistig sohwaofae AB0*8chat>en
fortgeedileppt, bis es gar nioht mehr geht, zum Schaden der Kinder
und des Unterriehts? Wie oft wird der Binflnb geistiger, nerrOssr
Sohwflidhe, allgemeinsr Blutarmut, beginnender Tnberkolose, von Hers-
leiden, Yon Kop&ohmeiMn nnd Sohwindel infolge von BreohiingB*
anomalien der Angen, von Schwerhörigkeit, Ton Adenotdsn und
anderen Leiden anf die Leistnngsfldiigkeit nicht genügend gewürdigt
nnd dadnroh dem kindUohen Körper geschadet? Hanohe Lehrer und
Lehrerinnen gönnen den Kindern nicht die TOTgsschriebenen Pansen
swisehen den (Tnterriohtsstnnden und zur Hittagsseit, sondern ver-
langen, dafs die Kinder tot der festgesetzten Zeit im Schulzimmer
sind und dasselbe in Ordnung brinsren oder dort arbeiten. Auch
die Sclmlbankfrage ist durchaus nicht an allen Seliulen ein wandsfrei
geregelt, und über die Hausaufgaben frage m Volks- und ^littel-
schulen, auch über die ang-eblioh freien Nachmittage, liefse sich
manches sagen Dies nur v^enige Punkte, die ärztliche Beratung
mit unserer Lehrerschaft nötig machen.
Dafs durch die Tätigkeit von Schulärzten für München Nutzen
för die Jugend zu erwarten ist, wird klar, wenn wir uns da um-
sehen, wo sie bereits wirken. Ich habe mich aufser aus den ge-
druckt vorliegenden Berichten nocb durch persönliche Umfragen
darüber bei Schalftnston und ^iohtschulärzten zu unterrichten ge*
sucht, und mit wenigen Ausnahmen habe ich Befriedigendes er*
fahren. Die Zeit erlaubt nicht, Ihnen diese Berichte sn veilesen,
die zum Teil von Autoritäten im G^iete der Schulhygiene nnd
Schularztfrsge herrühren, denen ich an dieser Stolle ftlr ihre Freond*
lichkeit bestens danke.
Digitized by Gopgle-
605
176
Wir wollen nim nioht Tenohweigen , dals ee ancli wammi%
Stimmen gibt. Kollege Stuwfeld hat seine Bedenken bereits ver-
Affentlioht. Er erwartet von den ScbnlärEten bei viel Arbeit wenig
Nutmi, bilt Uue Emfbhrang in München fär nicht notwendig,
höchatena wUnaoheiuBweri, weil einerseits onaere Schulbauten and
-EinnehtangMi rnnsterhell aeian, «ndeneiii d» Sohttlermatenal
grofaenteils ena betaer aitnierten TCvmffm ala anderanerta atamme und
daher weniger aehnlArsdieher Oberwaohnng bedOife. Die Sohnl-
liygiene aei Sache dea Staatea nnd amtlieher Jinte, deren Zahl man
unter ümatftnden vennehren mfllate.
llAfiA-Hambaig {IrMÜ. F.-^, 1902, 628) findet auf die Frage,
ob die Myopie, die WirbelaftalenTerkrttmmnogen, die Ohzenleiden
adhon irgendwie doioh die Inatitntion der Sohnlftnte gebeaaert worden
aeien, in allen dieabeaflglioben VerOffBntliohnngen ao gut wie gar keine
Antwort Die Aiigabea, dab die EQtem wenig geneigt aind, auf die
erhaltenen Bataohllge einzugeben, aeien &appierend. M. folgert ana
einem Artikel HABTKAmn [ÄrgÜ, K^Bl, 1902, S. 477), dab die
Schulärzte schlierslich doch nidit nur beraten, sondern anob be>
bandeln. ^ Ärzte sollten nicht versuchen, das Gebiet der freien ftrat«
lichea Tätigkeit, auch nicht im scheinbaren Interesse einer mifs*
verstandenen Humanität, wieder enger zu beschneideii duruli solche
Neuerungen. Für 3000 Schulkinder bekomme der Schularzt im
Durchschnitt bisher 500—600 Mark. Dafür leistet er in Zukunft
albu auch noch die ärztliche Behandlung. Es fehlt nur noch das
Schuhputzen. "
Und ferner 578:
»Die Frage der besten Art hygieniscber Fürsorge tur die Schul-
jugend scheine bei weitem noch nicht genügend sreklärt, um mit
solchem Nachdruck auf allgeiueme Emtuhiung von Schul-
ärzten dringen zu können, und die bisher so geringen Erfolge der
Schulärzte lielsen die Zögerung mancher GroÜHstädte , auch bei
miok die SohnlarstioBtitution einaufilhren, vollkommen berechtigt er-
aeheinen.*
Ihm erwidert der angegriffene Habtmani^ (ibid. 530): ^Die
Frage: Haben sich die beobachteten Mängel durch die Institution
der Schulärzte gebeasert? wird jeder Schularzt bejahen. Be-
aflgliob der Myopen wurde fOr bessere Beleuchtung, fttr ge-
eignetere Sitzplfttae^ fttr besseren Dmok der Schulbücher, eventuell
fOr die Beaohaffnng von Brillen geeoigt, die Wirbelaäolen-
yerkrQmmnsgen worden snm Orthopäden, die Obrenleiden anm
Digitized by Google
176
596
Ohrenarzte geschickt. Am bedeutendsten sind gerade die Erlolge
bezüglich der Ohrenleiden. Eine ganze Anzahl von Kindern mit
hoohgradiger Schwerhörigkeit wurde durch die eingeleitet« Behand-
lung osd die dadurch herbeigeführte Besserung daTor bewahrt,
gmatig snrOiokzableiben. Die Behandlnng erfolgte, wie ich
besondere hervorheben mufs, nirgends durch SohnlArxtel
Die Frage, ob mdA die Hauptlehrer und SehnlimpektoieD gaos
dieselben Sinnesorgane besiteen wie die Ärzte, um hygienieobe
Mingel ans eigenen Krifton beurteilen und bek&mpfm ra können,
ist dahin zu beantworten, dallb dieselben Sinnesofgane wohl tmv
banden lind» dalb aber Ton danaelben Teraohiedener Qebianoh g»-
mabht wird» nnd die Sinneeozgane dieser Hetren dnieh den Untir-
rieht andere Eindrfioke erhalten haben als wir liste, woraus sieh
eben ein Tefsebiedenes Urteil ezgeben mnis. Jene nrteilsn Uber
hygieniflolie Verbaltnisse als Lshter, wir als liste. Wekhea Urtsil
das riobtigere sein moh, dflifte niebt sweifelhaft sein.
Ans «Hnmanittt* bianoht weder der Sohnlaist sn handeln, nooh
der Amt, weleher aehliefelieh die Behandlung fibemimnil Was dia
Honoiienuig darSebnlttrste betrüR, so ist sie sweiHslloa an manchiii
Oitsn fBr das, was verlangt wird, an niedrig. Die Er&hmngsii
mtnen sowohl anf Seite der Stadtverwaltungen als anf Seite der
Ärzte erst gemacht werden, dann wird auch ein Ausgleich ge-
schaffen werden können. Schon jetzt von „ Schabputzen " zu sprechen
nnd die Standesrertretungen zu Hilfe zu rufen, äuheiut mir nicht
am Platze zu söin."
Meine Herren 1 Nach Prüfung der bisherigen Erfahrungen
glaube ich sagen zu dürfen : Die schulärztlichen Bestrebungen
bringen der Schuljugend und dem wan?:en Volke Nutzen. Sie
sind auch in München sicher g«' eignet, die Q-esunden zu kräf-
tigen und vor geistis^en und körperl leihen Schädigungen zu be-
wahren, die Kränklichen und Schwachen, soweit es nur der
Schulbetrieb gestattet, 7.n schützen. Dals ein sich körperlich
gut entwickelndes Kind auch geistig leistunp-sffihio^er ist, djifis
also durch körperliche Kräftigung auch der Schulerfolg gefördert,
der Schule selbst genützt wird, ist natürlich, aber auch positiv
nachgewiesen worden. (SoHiODT-LEaaBNZOH, diese Zcitachr.f ld03»
Nr. 1.)
Mag es auch noch nicht gelungen sein, die Verbreitung der
Infektionskrankheiten durch sohnlhygienische Mafisnahmen allein
an hindern — ioh halte ein Eitndäninien derselben naeh Torliegenden
507
177
ßeriohten (Landau, SfMlargt^ 1903, 1. 16, und Mac Adam,
{M. m, Wu 1900, S. 878) bei geeigntlen MaDsnahmen immerluB fta
mUgfieh, aamoitluh, wenn mia doi EiBd«rbowahnn>lilten und
Eiiidevglrion, m^atok BraMttlaii dar Infsktionen, «twts mAa fie-
aohtang flehflnkt.
ObngMiB obüflffln dem Sehnkiito ja nooh ««iinra Av^ssbin,
dann Lorang anoh ftbr di« KAimIwiiw Jiigviid Segvn bringwi dtbcfl«.
,W«im man b«i jedsr hygianMohan Frage", äugt BAUMSEsanB
(2wMr. f. Jf., XV IL XVI), «eist auf «iiie ansgiebige Stitnlik
warten wollte^ hiebe das» Beforaen auf eine tmbeitimmte Zeit ver-
tagen. Geiade biar iit dl« Sanuna dar Einaelarfiüinmgeii, namoit-
liab bei den Inten, aber aaah bei Eltern nnd Lehrern, bo groie,
dab dia mafBgebenden "^"MATifftf» nieht niir beieohtigt, eondam aneh
verpiliehtet eind, baldmOgtiehst Abhilfe wbl sohaffen.*
Diese Verpflichtung obliegt, wie Sternfeld hervorhebt, nnd aodi
Heiol im GemeindebevoUmächtigtenkoUegium betont, zunächst dem
Staate. Der Staat Ls^it ja oliiie Zweifel ein Interesse an der Ge-
sundung und gesundheitlichen Überwachung der Staatsbürger, dor
gro&en und kleinen, und mufs ee haben. Er bezeigt dies speziell
in Bayern durch die Verpflichtung der k. Bezirksärzte zu dieser
Tätigkeit, besonders auch in Schulen, und durch mehrfache Erlasse,
so den im Januar 1904 bezüglich der Tumspiele. Sollten wirklich
die von uns skizzierten hygienisch - ärztlichen Detaüaufgaben den
k. Bezirksäraten übertragen werden, so müfste ihre Zahl erheblich
vermehrt werden, wie HEKrL und Stehnteld forderten. Abgesehen
von den früher geschilderten, von den bisherigen bezirksftrzt liehen
abweichenden Päiohten der Schulfirzte, wird die Aufgabe, für
die kommunalen Schalen auch in hygienischer Beziehung
zu sorgen, immer den gröfeeren Städten selbst zu-
fallen. Der Staat wird die kommunalen Einrichtungen nfltigen-
falli nicht nur mit dem eelbetventindlichen Wohlwollen, sondern
aneh materiell unterstützen müssen. Nicht Terfehle ich zu be-
merken, daTs sich nach vielfaohen Erfahrungen auch für unsere
Mittelschulen die AufsteUnng von SehnlAisten sehr empfehlen
dttifte. Wie in Magdebnig nod Dortmund geaehehen, nnd in
Bfannaahiroig TOigeeohlagen, ain&eh den Armentrsten dieee Anf-
gäbe nnter geringer Güehaitserhohnng an tibertiagen, kann ftr
Hflnehener Varbftltniaae wohl nioht gntgeheiben weiden. Nnr in
8ecii8en-M einingen weiden die Sdidixate ans der Staatikaaaa beaablt
(SoHMiDniAifir, äk» SSeMkr,^ 1900, S. 712). In Heeeen-Darmstadt
178
59S
haben die beamteten Kreisärzte die gleichen Fanktionen , wie
anderwärts die Schularzte, ubertragen erhalten. In grölseren Sfcidtea
vermochten jedoch die Kreisfirzte diesen Verpflichtungen nicht nach-
zukommen. (ScHMTDTMANN, l. c.) t'lber die in dieser Beziehung^
den Städten zukommenden Obliegenheiten sagt auf dem Brandeii-
hurgisohen Stödtetag der Brandenburger Bürgermeister WEiii.Ea
(Schmidtmann, Wochemrhr. f. grr. M., 1900, S.Heft, S, 168): „Die
Pflicht, für die ihrer Aufsicht unterstellten Schulen aui's beste zu
sorgen, liegt den Städten zweifellos ob. Wir haben den allge-
meinen Schalzwang. Die Stadt hat das Recht, die Kinder zum
Sohulbesuche anzuhalten, und diesem Beohto steht gegenüber un-
zweifelhaft die Pflicht der Stadt, dalfl sie in ihrer Eigenschaft als
Schulunterhaltungspflichtige all^ aufs beste ordnet und nach M<)g>-
liobkeit darauf sieht, daJs die sanitären Verhältnisse nicht etwa sa
sind, dafs ein Kind in seiner körperlichen Entwidklimg dnioh dea
Schulbesuch Schaden nimmt — das ist eine mebt wegsnleugnende
Verpflichtung der Stadtgemeinde."
Dae Biflhtige trifft m. A. der mehrfaeh aohon utierfce Dr. Sooubbbt
(liMM Zeiisehr,^ 1899, Kr. 8 imd 9), wenn er anafftbrt: »Hit An-
stellttng städtischer Solinllnte allein können die Ziele der
modernen SehnlgeBondheitspflege nnr Iflokenhafib erreioht werden.
Es mnk eine staatliob organisierte ürEtliohe Sehnlanfaieht» die bis-
her nnr in wenigen Punkten und in ginslidli nnsarwehender Weise
Torliegti hinsatreten nnd mit dem stildtisehen schnlttntliehen Dienst
sn mnheitliohem nnd nmfasseadem Znsammen wirken TemehmelBen."
Einige gröJsero StAdte^ wie Hamburg, sind wegen an sohwsrar finan-
sieller Belastung neben anderen Ghünden noch nicht im Besitee
▼on Schnlflnsten.
Aneh in der erwähnten Sitanng des Httnehener GemmndebeTolI-
mäehtigtenkollegianis wurden finanzielle Bedenken laut.
In den meisten Städten, welche die Einrichtung besitzen, erhält
jeder Schularzt 1 — 2 — 3 Schulen zugewiesen, mit zusammeu
500 — 1000 — 2000 Kindern, und bezieht für seine Leistungen 500
bis ()00 Mark pro Jahr. Nur wenige Gememden bezahlen mehr, so
Berlin und Frankfurt a. AI., kizlere Stadt iOOO Mark für ca. IbOO
Schulkinder. In manchen Städten treffen 5000 — 6000 Kinder auf
einen Arzt.
Nachdem im Jahre 1903 in München 54474 Kinder die Volks-
schule besuchten, brauchten wir ca. 20 Schul iirzte, weuu auf jedea
nicht ganz 3000 Kinder träfen. So war 66 ursprünglich beabsichtigt ;
Digitized by Googl
599
179
vie «rwabnt, mlln 80000 Hu^ fta 26 Sokullnto und dea
Gkmflindeanft Toignehon werden. Dm ist, wie aiiihi sn Usugaun^ filr
den StodtaSflik»! «iii« etliebliclie Av^be^ di« j«dooh den Chwamt-
Bofauletet nur unbedmiteiid «hAhen wOide. Eine Enpwiin auf
eisern Geliiete ni mMhen, wo ei sioh vm Geist und Körper xamnr
Kinder bandelt, «eheint jedoeh nieht sm reohten PletM. Was bier
gegeben wild, kommt an geeonder und gestlhlter Arbeitskraft spiter
hnndertfidtig wieder herein und nfltrt^ wie alle bygienisdien Tkten,
nieht einem, aondem der AUgemeinheii
Man spraeb von einem Eingriff in die elterlioben Bechte.
leb gknbe mit EifAuss {üae ZeHsdw., 1900, S. 663), dab die Sohnle
wider den Willen der Eltern die ärztliche Untersuchung nicht dvrob.
setzen darf. Die Befitrafung renitenter Eltern hat erst jüngst das
Weimarer Ministeriuiu gegeuaber einer diesbezüglichen Jenaer
BestimmuDg lur unstatthaft erklärt. Wie Bresgen [diese ZeiUchr.
1890, II., Nr. 10) und Kirchner {Hygien. Eumhch., 1891, Nr. 1,
S. 23) u. a. anderenorts, habe auch ich hier in München den Ein-
druck gewonnen, dafs der Mehrzahl nach die Elteru eiDe genaue
Untersuchung und ärztliche Überwachung ihrer Kmder bezüglicli der
Schulhygiene durchaus nicht als unberechtigten Eingriff bo trachten,
dala vielmehr die neu zu schaffende Einrichtung bei den Münchener
ü^tern, auch den gutsituierten, eher Gegenliebe eis Abneigung; er-
warten darf.
Die im vorigen Jahre versuchte Umfrage beweist nichts für und
nichts wider, da die Eltern nioht genügend informiert waren, womm
ee sich handelte.
Ba£i die Mitteil nngen an die Eltern auch beachtet werden,
beweist, daiis z. B. in Leipzig bei 50%, in Weimar bei 65 — 75%,
in Breslau bei 90% {diese Zeitschr., 1902, S. 324; Schülargt, 190S,
Nr. 3, S. 49) der gefundenen Mängel etwas geschehen istw Ähnliehse
besagen die mir persönlieb angekommenen Mitteilungen und der oben
sitieite Berliner Habtmann. Wenn tatsächlich in Httnchen die
Bessergestellten ihren Kindern mit BUlfe der flanalnte binxeiebende
kdrperliohe nnd geistige Pflege angedeibeo lassen, die etwaigen
SohAden der Sehnle entgegenarbeitet, desto besser. So kann aieb
der Sehnlaist nm so naehdrileklieber nnd nntabringender mit denen
bosehftftigen, die der Fürsorge bedürfen. Sann, wie andernorts, nach
ÜMtgeostatem Sohema statt des Sobnlarstse die Unteiaaohnng auch jeder
anderer Ant Tomelunen, so leidet das Bestimmnngsreoht der Bltem
nnd das Vertnmen snm Hanaante nnd seine Tätigkeit keine Bfinbnfiie,
Dtr Sdmlant. IL X6
Digitized by Google
600
übrigens unteratehen in versohiedenen Städten Kinder aller
BeTölkenmgskreise, auch Mitteisohaler, der sohulinÜMheii Obhut.
Auch an unsere Mittelschulen, stMdtiMlie und staatlioh«,
daif fliob die hygi«iiiaohA flnÜiobe Kritik mit Fng und Beoht hnuk*
wagen.
Hiennt ftnfeort aioh der Kllmbeiger SdhnlbygieiiilBer Sohqbbbt
(dkag ZaUadKr,, 1899» 8. 682): Angeblieh iat der Sdmlani .filr
bOliere Sdhnlen eotbehrliob, weil hier die aesiale Stelliuig der BUem
Gewähr biete^ daÜi die Oemmdheit der Kinder genflgviid gepflegt
und jeder KiankheitBkeim mit Hilfe der Hamiiste leehtMitig er-
kannt weide. Aber gans abgesehen davon, dab Gymnasien und
Bealiohialen kein Beserratredht der logenannten httheven SMade nnd,
noeh aneh aein aollen, ao kann aneh nioht behanptot weiden, daJh
mit der höheren gesellaohaifcliehen Stellung der Familie nnd mit der
gröüwren Wohlhabenheit das VeiatBndnia ftr Hygiene imd die
Körperpflege der Kinder gleiehen Sehritt halt."
loh glanbe, m. H., wenn Sie pro und contra wohl erwägen,
kommen Sie zu der gleichen Überzeugung wie i. J. 1899, daCs näm-
lich die Aufstellung ron Schulärzten auch für München entschieden
ein Nutzen sein wird.
Ehe Sie diesem Wunäche Aufdruck gel^n, wollen Sie aber
noch mit mir überlegen, wie und unter welchen Voraus-
setzungen dies geschehen soll. Bedarf der Schularzt, um seine
Pflichten erfüllen zu können, eines besonderen Befähigungsnach-
weises, einer besondeien Vorbildung? Die Meinungen hierüber
sind sehr geteilt und auch je nach der Spezialdisziplin, die der
Autor betreibt, mehr weniger für Berücksichtigung dieser plädierend.
Man darf aber me vergessen, dafs keine genau detaillierten Unter-
suchungen nötig sind, um die für die Schule nötigen Aufschlüsse
zu erhalten. Diese Details hat der behandelnde Arzt zu eruieren.
Mehrlaeh (Cohn, Weyl) wird Besuch spezieller Kurse zur Vor-
bereitung ftir das Amt, von anderen Nachweis selbständiger hygie-
niaoher Arbeiten (Kuohxbb), von Ghiesbach noch dazu der Besuch
pidagogiBoher Vorlesungen und die Fähigkeit, zu lehren, von Stbbv-
VMLD n. a. Bestehen der Physikatsprüfnng gefordert, während u. a.
Alexander erklärt {diese Zeitschr., 1899» S. 216), dals die Quali-
tilten, die dem Schularzt innewohnen müssen, durch das Physikat
nicht gewflhrleiatet aeien. WxTGAinKr [Münch, med. Wochenschr.,
1900, S. 148) legt besondeiea Gkwieht anf die payehohygieniaehe
Tätigkeit dea Soholarstaa» anf die naoh Wosa' fieferat deiaelbe Ter-
601
181
nthten rnttiMb w«ii tidi die Sehlde bier nieht dareinvedeD lieJbe.
Bieee Forfenag atellt Wneuan hanptwftehlieh im HmbUek eiif die
Übeibflidangsfrage en den höheren GÜmlon, auf die Avewahl der
SAwadiiinmgen n den VoUnechnlea. b beeng «af die eonstigeaohiil-
InÜiohe Tätigkeit aind neeh WneAmT alle Ton der UmTenitlft
kommenden Mediiiaer gleiehbef^liigt. In der «Torliiifigeik Sateong
ftr die Hillnehnle* in MOneheo, iit bereite ein psyohitlnedh ge>
bildeter Arzt (bezw. Sohnlarzt heilst ee) znr Mitwbkimg bei Auf*
nähme und Entlassung vorgesehen. Meine Meinung ist übrigens die,
dais die so bedeutungsvolle nnd verantwortungsvolle Beschäftigung
mit der individuellen Hygiene der Schüler — die allgemeine obliegt
ja in der Hauptsache dem Amtsarzt — weit meLr als emen in
hygienischen Arbeiten geschulten , einen in allen Zweigen der
Medizin voll bewanderten Ar/t verbm^t, der insbesondere mit der
Pathologie und Psychologie des KLude^altefb wohl vertraut ist.
M. H. ! Es wird aicher gelingen, auch aus der Zahl der
Mimchener Arzte unter den Bewerbern mit und ohne Physikat die-
jenigen zu finden, die mit Rrnst und Ijiebe, das sind nötige Zugaben,
ihre wichtige Aufgabe als Berater und Prüfer erfüllen können.
Wenn unter den Schulärzten verschiedene äpezialisten wären, würde
ich es begrüfsen (Psychiater, Pädiater, Orthopäden, Ohren-, Nasen-
nnd Augenärzte usw.)- Die Bewerbung sollte jedem offen stehen,
der in dem Amte Neigung nnd Befähigung fühlt. Die Auswahl
eollte nicht ein einzelner treffen, sondern eine sachverständige Kom«
mission. Bezüglich der Orgameation, ArheitrteUnng, Xnatmktion,
Sitz in den Schulkommissionen usw., liegen so bewährte Mneter
(Wieshoden, Leipsig, Dieeden, Nttmbeig) vor, dale ee einem hierzu
befiüiigten Ausschneie nieht schwer fidlen dürfte, nnter Berfiokeieh-
tigong der OrtUohen Veareehiedenheitem daa Biebtige an finden.
Wir aind, m. fi., bia jetat nieht um nnaeie Meinnng in einer
ftr HUB so boebwiehtigen Sa^ befragt worden, trota dea aeineiaeit
von nnaerer Vonrtandflehaft geftolserten Wunsohes, Der Antrag des
Kollegen Rmii, der die MOnebener Ärztesehaft aar Mitberatong
bennaieben wollte, ist im OemmdeberoUmibbtigtenkoUeginm ab-
gelehnt worden. Keiner der anderen Kollegen dort bat ihn nnterBtOtat»
aoriel ioh weib. Wird dieeer Antrag nicht wieder anfgegrÜFen, so
kommen miaere etwaigen Wflneefae niobt anr Goltong.
leb halte ea jedooh fbr aweekmft&ig, dafii wir ala Standea-
koipofation auch ungefragt dem verabrliehen Magistrat nnaeie Hei-
nmig knndtnn.
18»
bigmzou by v^üOglc
182
608
DaCs wir Ante alle, wo es sich um hygienisohe Bestrebungai
und Fortoohriito in unserer VateiBiAdt liandelt, beieehtigt «md, ge-
hört m werden und mitonbemtenp lasm wir uns nieht besbeiten.
Wir sind aber anoh an der Saehe interessiert, weil es uns nidit
gleiehgOltig sein kann, naeh welolieni Modus und aaeh weleben
OnmdsfttMn bei etwaiger Einfttbrung der Sehullnte die Bewerbung«
die Anstellung erfolgt, die Arbettaleisfaing, das HonorsTi die Instruk*
tion usw. fastgosotgt wird. Deshalb bat auob HmaL yoUauf be*
lechtigt im Interesse unseres Standes, jedoob auob der Sinwobner»
sebaft, geeproeben, wenn er eine gemeinsame Kommission bsanfragts.
H. H.l Es bandelt sieb in der Hauptsaobe niebt darum, uns
Ärzten eine neue Einnahmequelle zn scha£fen, es bandelt sieh vor
allem um einen ideellen Wert, nm die Vermehrung des ärztlichen
Einflusses auf daä Gesamtwohl, und zwar zum allgom einen ^Nutzen.
Denn dafür wird gearbeitet, wenn Hintanhaltung voü Sch&den durcli
die Schule, wenn eine gedeihliche geistige und körperliche Entwick-
lung unserer Jugend unter möglichst guten Verhältnissen immer
mehr erstrebt wird.
M. H. 1 Sie werden, wenn Sie die Leitsätze, welche ich Ihnea
als AuaHufs meines Berichtes vorlebe, annehmen, noch darüber
schlüssig werden müssen, ob und m weichem Ilrai^ang sie dieselben
an den Magistrat gelangen lassen, oder ob Sie sich mit der eipfiachfln
Besolution begnügen wollen.
Die Thesen lauten:
1 . Die Au&tellung von SobuUrsten in Künchen hält der ärzt-
liche Bezirksverein» wie er schon im Jahre 1899 erklärt«^
nach den bisherigen guten Erfabrangen in anderen Städten
im Interesse der heranwachsenden Jugend für geboten, nn<
besohadet der Beohte und Pflichten der k. Beeirksänste.
2. Vor Binfilbmng der Institution bef&iwortet der Beaiiks-
yerein die imGemeindebeTollmiaibtigtenkollsgium bea&tngts
Ernennung einer beratenden Kommisston tou Abgeoidnetoa
des Staates, der Stadt und der offiaiellen äntlieben Standss-
Tertietung.
8. Die Bewerbung um die neuen Sebularststellen soll sttnt'
lieben Mflnobener inten ermOgliobt werden, und die Ans-
wabl durob die genannte Kommission erfolgen.
4. (STBBnmiiM Antrag, seinen diesjsbrigen Antrftgen an die
Ärztekammer entspreobend :) Die schulhygieniaobe Auftiflbt
bezw. die schulärztliche Kontrolle ist für alle Schulen,
Digitized by Cooglg
603
188
Volks«, PriTftt-, sttdtuohe IfiUebohiilen und Eindfligttrteii,
bMondeiB was die Prophylaxis der lafekiioiuknuikiheiteii
betiifil» in gkiohflc Weise, und iwar anf dem VeroidnnDgS'
wege sra. ordnen,
loh glaube, mit diesen Sätzen den Wflnsohen der Uttnoliener
Ärzteschaft Ausdnick yerliehen zu haben, bin jedoch selbatverständUoh
jeder anderweitigen Meinung, Anregung und Belehrung zngflng-
licii und erwarte dieselbo durnh eine recht lebkafte Diakusäsion,
nachdem Sie auch den Herrn Korreferenten gehört haben.
Diese Thesen wurden vom ärztlichen Bezirksverein angenommen,
und beschlossen, sie den magistratisohen Behörden zuztdeiten.
Verlag von Leopold Voss in Hamburg.
Die Sffentliche Gesundheitspflege
Mit beRonderer Berücksieb tijximg der Veiiiältuisße
in den kleineren Städten und auf dem Lande
Gemeinverständlich dargestellt von
r>i-. Gerloff
Preis llk. 8.60.
£iD solohes Buch hat uns bisher gefehlt/ Dieser Aossprucb, welcher
dem TiiifMTii gegenitbflr tob lelir b«nifini«r 8«ito geton worden iat, maoht
eigentlich jede weitere Empfehlung überflüssig, in einer Zeit, in welohflr du
geflügelte Wort des Babbi Ben Akiba mehr denn je Geltung hat»
In populärer Ausdrucks weise geschrieben, ohne FremdwSrter, mit Ans-
aahme der für die Deutlichkeit und Kürze allemotwendigsten, erörtert daa
Buch in gefälligem Stile alle für die öffentliche Gesundheitspflege in Frafre
kumnit-iukn Verhältnisse zunächst in kleinen Städten und auf dem Lande, aber
auch cli-r Hewohner gröfserer Orte wird vieles finden, was er mit grofirtam
Nutzen für die Erhaltung der Gesundheit in seiner Häuslichkeit verwerten kann.
Die Wichtigkeit der übertragbaren Krankheiten rechtfertigt die liebevolle
Ffoaorge, mit weloher der Verfiuser ihm Beqfmehiuig die fiUlle det BaehM
gewidmet hat
Karze historische Einleitungen, die für den Laien wichtigsten Merkmale
der KreokheiteD, knne Angabe der Kittel sor Yerhiitang ihrer Weiter?erbfeitnng,
iiTid am Pchlugse kurze Angabe r\pr peHet7:Hchen und bcliürdlichen Refttimmungen
geben dem Leser, welcher denken kann und will, ein Büd von seltener Klarheit
über diese GeifiMln de» HeoaehengetehleehtM.
Die Deainfektiousmafsregeln enthalten alles, was für den Laien in Betracht
kommen kann, ohne denselben durch die Aufzählung zu vieler Desiofektiona-
mittel so yerwirren; bei den wiohtigaien ist die Anwendungsweise nnd Donenmg
genau angegeben.
Den ersten Teil des Buches beschlieüsen Bespreohnngen über Kranken-
häuser und das Begr&bniswesen. Im zweiten Teile werden die Bodenverhält-
nisse abgehandelt« Hjgiaoe der Wohnung, der Atmnngsluft, der Em&hniii||p,
Kleidung, Wasserversorgung. Bei der Ernährung igt dem Alkohol ein beson-
deres Kapitel gewidmet| in dem dieser nicht i^nindaaulich verdammt, vordem
Ififsbrauche jedoch in sehr wirksaaner und e uli mglicher Weite gemumt wird.
- Diese kurze Inhaltsangabe kann nur den Zweck haben, zu zeigen, wie
weite Ziele sich der Verfasser gesteckt hat. Das Büchlein umfalst auf
100 Seiten ejgentliolifnttdat ganaeGebiet der Oeanndheitspflege.
Wenn bei dieser geringen Ausdehnunp- dpa Burhcs nichts Wesent-
liches übergangen ist, was zum Verständnisse der einzelnea
Materie nötig war, so liegt darin eine Leittnng dea Verfasaera,
auf welche er stolz sein knun, und wenn Referent hinzufügt, dafs bei der
Schilderung der Infektionskrankheiten jeder, auch der geringste therapeotiache
Bat Temüeden iat, to ist das ein Vomg des Buches, welcher besonders hodi
anzuschlagen ist. weil dadurch die Gefahr vermieden wird, dafs der Laie nach
der Lektüre des Buches, wie es so häufig bei der Beschäftigung mit populär»
medizinischer Literatur der Fall ist, sich für genügend vorgebUdet hält, um
die Behandlung der Kranken selbst zu übernehmen.
DiB Icurze und dabei doch erschöpfende Behandlung de«?
Gegenstandes, die klare und leichtfafsiiche DarsteUungs v> eise
sind Vor z (ige , welche das Büchlein zu einem Uaussohatze maoliOB
für jeden Äfenschen, welcher sich und seinen Angehörip^cn einen
gesunden Körper erhalten will, aber auch zu einem wertvollen
Bestandteile der Bücherei eines Verwaltnngsbeamten, welcher
für dieSrhaltnng der Oesnndheit in weiterem Kreise r.vi sorgen hat.
Dr. BüTow-Stargard (Pommern).
(Itiltehr. f. MMnafSlmmle, 1901. Nr. 18.)
Jeitfilirift für Si|nl)efnnli||(ite|if^^^^
XVIL Jahrgang. 1904
9ri<|inaiabl)fiaMnn£eti.
(Ans d«m l^enischen Institut der Kunigl. UmTenitKt Pidv»,
I^ktor Prof. A. Suiavikx.)
Über das Schülerfrühstück,
mit bMOndarer Berücksichtigung der in der Stedt PadUA
bestehenden £inriclitnngen.
Von
Dr. C. ToNzio,
SoboUrst der Stadt PmIoa.
I.
Da« Scbülerfrülistfiek im allgemeinen.
Die Tatsache, dalfl eohlechtgenährte und direkt hungrige Kinder
die Schule beenoheD — eine £neheinnng, die doroh den Yeigleieh
dieaer Einder mit den beeser gestellten» gnt mit Nabning Tersorgten
HitMhIÜern noch nnfßüliger wird — , lint aeit langer Zeit die fie-
achtnng der Menaehenfreande gefimden nnd leiobe Hildtttigkeit
erweekt. Beaondera jedooh fiiDd dieiee Gefthl dei Hitleida aeinen
Weg an den fleraeD, seitdem in der aweiten Hälfte dea Yergangenen
Jabrlranderts die elementare Sohnlbildung in den Knltustaaten Tom
Gesetz gefordert wnide nnd dementsprechend die Zahl der armen
Sehfller awangsweise annahm. Nach nnd nach, mit nnd ohne Bei*
hilfe der Glemeinden, entstanden nnn Einriehtnogen offcDtlicher oder
privater Wohltätigkeit, welche unter den Tcischiedensten Namen sich
snm Ziele stellten, derartigen Sohnlkinden entweder gratis oder
gegen ein ganz geringes Entgelt aufser der gelegentlichen Beisteuer
an Büchern und Kleidern auch Nahrungänacbhilfe zu gewähren.
SchulKeaandheitflpflege. XVIL
No. 9.
Digitized by Google
eo6
Diese Wohltfttigkeitsform hat in Italien, wie in der ttbrigen
Welt» gleiehTiel in welolieB Gewand sie sieh kleidete, aweifelaohne
nnd Tor allem das Verdienst gehabt» die Anfinerkeamkeit des
Pabliknms nnd der Behörden, namentlieh aber der stadtisohen Ver-
waltongen, anf die Tatsaehe der Hil&bedttrftigkeit der armen Sohnl-
kinder zn lenken, die snm Besnoh der Primaradhnle geawungen sind,
nnd Naohfbnohnngen an ▼eranlawen, welche die Zahl der soleher
Nahmogehilfe BedOrftigen feetsnstellen strebten nnd die sozial*
hygienisohe Bedentung einer solohen üntorstatanng erwiesen. Oer-
gestalt wnrde gewissermaisen der Grundstein an dem gelegt, was wir
hente nnter dem Namen des SohfÜerfirOhstüoks yerstehen.
Es ist erwiesen worden, dals sich in München im Jahre 1888
1557 sicii Selbst überlassene Schulkinder, d. h. solche ohne ij'ruhstück,
befanden, und 11, ;G im darauffolgenden Jahre. ^
In Christiania waren von 4662 Kindern, die 24,3% der ge-
samten Schulbevölkerung ansmachten, 73% ohne genügende Er-
nahrnng. Und von diesen hatten 48% von Haus aus nur Kaffee
und Butterbrot und der Rest hatte gar nichts zu ensen. In di»r
gleichen Stadt erreichten die hungrigen Kinder, denen Essen ver-
abfolgt wurde, im Jahre 1901 die Zahl lOOOü, d. h. V«o der Ge-
samtbevölkerung der Stadt.*
In Pavia wurde am 17. Januar lüOÜ eine Untersuchung über
die Frühstücksverhältnisse der Schulkinder vorgenommen. Eis ergab
sich,* dafs von 2654 eingesehrieben en Schulkindern in Tier Schulen
sieb 2500 befanden, von denen 251 ohne Frühstück waren, 28 nor
Polenta hatten, 124 nur gelbes Brot (mit Maismehl bereitet),
19,3 gemischtes Brot, 583 weilses Brot, 450 Brot und Wurst»
846 Brot und andere Zuspeise nnd 26 sum Hauptfrühstück (worunter
man in Italien das versteht» was anderwärts die Mittags mahlzeit ist)
nach Hause gingen. Demgemlb erhielt nur die Hälfte der ein*
gesohriehenen Kinder eine Nahnung, die wenigstens in der Qnalitftt
ihrem Zweoke entspraoh, nnd ein Drittel blieb ohne Nahmng.
Im gleichen Jahre Teranlalste FkoC Lussana an Fadna die
Lehrer an einer Untersnohnng über die Emfthning der Sehnlkinder,
welche an den folgenden in den Gtemeindeakten festgelegten Be-
snltaten filhrte:
• Diese /MtsOiriß, 1889, S. 292.
* Diese Zeitschriß, 1897, S. 45.
' JMwMa d'igime e «mita piObUca, 1900, 8. 616.
Digitized by Google
607
Von 2391 Anwesenden waren 122 oli&e Kahning, 861 ernihrten
sich nur mit Polenta, 956 mit Polenta und Zuspeise (die in wenigen
getrockueton Feigen oder Zwiebel oder Knoblauch, allenfalls einem
Uübedeuf 'nden Stückchen Käse, einem Scheibchen Wurst oder idanug
oder Stockfisch bestand), 18 nur mit Brot, 7GÜ mit Polenta und
Milch, 162 mit Brot und Milch. Das beifst also, dals sich alle
Jiöäe Kinder schlecht ernfthrteu und manche ohne Nahrung zur Schule
kamen. In(U'>^en e i L.': vh*Mi die Nachforschungen, dafs diejenigen sehr
zahlreich waren, Jit^ el)eii mi-- MniiL'el an Frühstuck die Schule gar
nicht besuchten, was sich klar duruus fr^nh. dafs nach der Einrichtung
d«e Schulfrühstücks die Zahl der Schüler beti'fichtlii'h zunahm.
Ahnliche Ergebnisse erzielte eine Untersuchung m Pi^a
Aus diesen Untersuchungen ergibt sich eine erschreckliche
ZrJiI von schlecbtgenährten oder direkt hungrigen Kin-
dern, welche die Schule besuchen, und da man sich nicht
Terbeblen konnte, dafs die Schule selbst einen ungünstigen Einflule
anf den Organismus der Kinder anstLbt, während anderseits wirksame
und wftrdige Hilfe tod Seiten der Öffentlichen Wohltätigkeit nicht
zu erwarten war, so erstand auf diesem Boden der moderne Gedanke
des Sc hui frühst de ks. Diese Institution mufste dann unter dem
Dmeke der Verhftltnisse, worauf Sbbapini hinweist, Uber den
Rahmen einer hedentsamen hygienisohen Ifa®el hinausgehen
nnd, dem Qesehi(d[ so vieler anderer Fk^hleme öffentlieher Hygiene
folgend, in den Bereioh der Sozial poHtih eintreten.
Tatsächlich sielt, wie der erwfthnte Hygieniker in seinen Vor*
Issongen, anf die ich mich in meinen AnsfOhningen besonders stfltae,
darlegt, das Gesetv Uber allgemeine Sehnlpflieht nicht nur anf das
indiYidnelle Wohlsein ab, sondern aneh nnd vor allen Dingen anf
sociales Wohlergehen, insofern die Gesamtheit einen nnschätsharen
Nntien ans der Knltnr aller ihrer Elemente zieht. Der Primär^
Schnlnnterrioht ist daher eine vom Staate den Bürgern auferlegte
Fflioht, die neben dem indiyidnellen aneh das soziale Wohlsein in
erheblichem Mafse fiOrdert. Nun ist die Erfüllung dieser Pflicht
aber mit gewissen Gefahren verbunden, und beim Einzelindividuum
könnte deshalb der Wunsch entstehen, nuf die Vorzüge des Unterrichts
zu verzichten, um nur dea Gefahren aus dem We?e zu gehen. Die
Gesellschaft muf^ daher, indem sie durch den Scliulzwang die persön-
liche Freiheit beschiuukt, das ihrige tun, um den Schulbetrieb möglichst
geiabrlos zu gestalten.
Die sitzende Beschäftigung in geschlossenen iiaumen und in
30».
üigiiized by Google
606
oiaor Lelmsperiode, in d«r di« natarliohe Ehitwieklimg des OfganismiiB
Tiel B«w^gii]ig in firder Lnft erheiaolit — das Arbeiten bei un-
richtiger Körperhaltung in nicht panenden Bänken, der niefat eritene
Mangel an Lieht, die Bchleoht gedrookten Sohnlbtteher nnd andere
mangelhafte Einriehtangen — , sind, anÜMr der geistigen Autrengtmg
an nnd für atob, allee Dinge, mittele deren die Söhnte anf den
Organismus dee Schülers sohftdlieh zn wirken vermag nnd wogegen
der einzelne sich nicht wehren kann. Staat und Gemeinde haben
nun, indem sie diese Gefahren erkannten, teilweise schon Abhilfe
zu schaffen gesucht, indem sie für die gesundheitliche Eiunchtang
der Schullokaie Vorsorge trugen, auf rationelle Konstruktion der
Bänke und anderer Schulgegeustunde Obacht gaben und die körper-
liche Erziehung in die Scbulprogramme aufnahmen, die einstweilen
dazu hpstiinmt ist, den sehfldlicheu Einflnrs herabzumindern, d^w dif^
gegenwärtige An des Si hultietriebes auf den Organismus der Kinder
ausübt. Nun macht sich aber dieser Eiufiufs um so mehr geltend,
je geringer Hie Widerstandskraft des Körpers unter der Einwirkung
des Nahrungsmangels ist, und je weniger dorn durch körperlich©
Übungen verursachten Mehrverbrauch des Organismufl eine gesuade
und kräftige Nahrung als Ersatz gegenübersteht.
Es ist hier nicht nötig, in Erörterungen einzutreten über die von
Ärzten und Lehrern seit langem gemachte Beobachtung, dals die
hungrigen Kinder unaufmerksam und milalannig sind, da die Anreize
dee Hungers nicht durch den Zwang zur Anfmeriuamkeit anf den
Unterricht beeiegt werden können; es mag genügen, an das zn er-
innern, was sieb bei den dnreh eine Sonderkommission in Dänemark
vorgenommenen Untersuobnngen herausgestellt hat, dals nämliob die
Kinder der armen Klassen sich, weil sohleeht genfibiti weniger als
diejenigen der Wohlhabenden entwiokeln, nnd dals die aehleelite
EmAhmng den antibygieniseben Einflnfe der Sobnle in hohem Maise
b^nstigt — eine Tatsaebe, die leieht Teiständlioh ist, seitdem
man ans den Beobaobtangen IiiTOUVis weils, dals die Phosphor-
Substanz des Gehirns, welche bei geistiger Arbeit mehr yerbranoht
wird, von diesem Organe den anderen Geweben und samal dem*
jenigen der Knoohenf femer den Muskeln nnd den DrSsen, die
daran reich sind, entzöge u wird.
Daher vermehren ungenttgende Nahrung nnd sobleebter
firnfthrungsznstand des Kindes die ungünstigen Ein-
wirkungen der Schule, und anderseits steigert sich in der
Schule dnreh die besondere Arbeit, der das Schulkind
Digitized by Google
609
unterworfen ist, der Verbrauch organischer Substans im
Kdrper. Tats&oblich zeigen die experimenteUen Untersuchungen,
die zuerst von Professor SBBmKi über den Stofi^ireohsel des italie-
nisohen Univenitttteitiideiiteii gemaobt wniden, wie anok die Bpftteran
fieobaohtnngen Ton Bikst in BVeakieidh, I&HATsm in RnÜdand,
IwiiiKFF nnd KosnizoFF in Balgarien, die aoh allerdings anf die Be-
stimmung dei Körpergewichts beeobzftnkten, aieh aber auf eine grOAere
Anaalil TOD jungen Leuten beiderlei Gesohleohte anadebnten» deatlieh
genug die Wirkung, die die Sohnle anf die Nahrrorgange im Körper
der Sohttler snmal in der Zeit Tor den Examina nnd wahrend der-
selben ansaht. So haben disee letateren Unterenohnngen, die meh
an einige Tomn^egangene Arbeiten von Malldto^Havbbn (1886)
ansohUeAen, in den letsten Monaten der Sohnlperiode bei 70 bis
80% der untersuchten Schulkinder eine Gewichtsverminderung er-
wiesen, während sie uuJerseita eiue Zunahme des Gewichts bei 80
bis 90 °/o <1( r aua den groisen JSummer-HerhdLierieu zurückkehrenden
Schuljugend feststellten.
Obeng:enannte Gefahren und ein derartiger gröfserer organischer
V'erbraueli könnten vom Schulkind vermieden werden, wenn es, statt
der ihm von der Gesellschaft auferlpirten Ptiicht, zu geiiorchen, öeiue
Tätigkeit andf»rwe!ti8: entfalten wurde und seinem natürlichen In-
stinkt zu freier Bewegung in weitestem Mafse nachgeben könnte.
Da dies vom Staate verhindert wird, so übernimmt derselbe, wie
gesagt, die Verpfiichtnng, zum Schutze der Kinder Malsregeln
zu treffen und neben gesunden Sehulgebäuden und guten Schul-
geräten dem Sohüler, soweit er es bedarf, auoh die nötige Nahrung
zur Verfügung zu stellen. Ein gewisses Anrecht der Schulkinder
auf eine derartige Garantie ihres körperlichen Wohlergehens mufs
unbedingt anerkannt werden. Dieses Anrecht kann aber nicht
geltend gemaobt werden g^naber von Wohltatigkeitseinrieh-
tnngen, seien diese nnn private oder balboffentliohe, da dieselben
ja immer Ton dem gnten Willen der Qeber abhängig sind, sondern
es sohafit eine Verbindliehkeit, eine P flieht far den Staat»
weleher yom Kinde den Sohnlbesneh fordert. Bas moralisohe
Interesse der Gesellsehaft selbst lalst es niobt sn, dals ein soleher
Anspruch dnreh Wobltatigkeitseinriehtnngen, seien diese nnn Offent'
liehe oder private, befriedigt werde, da in den Sehnlkindem keines-
&lls Empfindungen herroigemfen werden darfen, welohe ihre
Mensobenwarde herabsetzen konnten; dies wäre aber der Fall, wenn
iBsn die fiklinlkükder gewöhnen warde, ein Almosen zu empfangen.
Uiyitized by Google
610
Im Gegenteil müfsten, zur Wahintig des Rewufstseins der eigenen
Würde, alle Schulkinder gezwungen sein, im Bereich der Schale
sich lediglich dieses, von der Schule gebotenen Frühstückes zu be-
dienen. Wir stehen hier allerdin^ vor einer sozialpolitischen Streit-
frage, weil immerhui noch viele in der Verabreichung der Nahrang
an Schulkinder einen einfachen Wohltätigkeitsakt sehen und nicht
die Anerkennimg eines Rechtes, während andere der Ansicht sind,
dafs die Bürger gegenüber der Gesellechaft, die ibnen Pfliehten auf-
erlegt, auch gewisse Beehte beanspraolien können.
Die sioh Bteigemden Forderangen der Hygiene jedcoh vnd die
langsame, aber stufenweise Umwandlong des Ofientliohen Bedbtes
bereiten aUmililieb den Trinmpb der Anaehaniing yor, dafs die
Yerabfolgnng der Nahning von Seiten der komrannaleii
Verwaltungen oder des Staates ein Recht des Schulkindes
und eine Pflicht der Gresellsehaft sei; nnd die Sfciinme, die
sich in diesem Sinne unter allgemeinem Beifall der Anwesenden
am Litemationalen Hygiene -Kongrels an London im Jahre 1891
erhob, fimd sofort den weitesten Widerhall nnd praktisches Gehör
bei den kommunalen Behörden vieler Teile Europas, so dals das
SshuUrOhstflek in obigem Sinne schon an Tiden Orten den Kindern
yerabfolgt wird. Aodh in etlichoi Stftdten Italiens, in denen firfther
die Schutapatronate in beschränkter Weise nach dem alten Rezept
der Wohltätigkeit funktionierten, ist nach und nach das eigentliche
Schulfrühstück in die Praxis übergegangen und breitet sich ständig
und mit einer waurhaiL erlreuiichen Ge&ciiwmciigkeit weiter aus.
n.
Dm SehtilerMhstllek in Pfedis.
Im Jnhre 1901. das ein glorreiches Datum in der Geschichte
des Sohülerfriihslüi k< H in Italien bHih utHt, wurde auch in Padua,
nach einem kurzen und günstig ;ib<:<'i;iiitViiPii Versuche, von der
Stadt das Schülerfrühstück als standige Emncl iung geschaflfen, und
heute funktioniert os bereits in der Weise, dals diese Nahning allen
armen Kindern der Schulen in Stadt und Vorstädten verabfolgt
wird. Diese Institution wird gemäfe besonderer Verordnung von der
städtischen Verwaltung mittels eines Oherbeamten und eigenen Per-
sonals für die Küohe, die Verteilung und den Transport geleitet und
▼erwaltet.
Die Überwachung besorgt eine von der Stadtverwaltung er^
nannte Kommission von BQrgem, und ihre Aufgabe ist ss, Aber
Digitizeci by Google
611
dsn guten Qttng der verschiedenen Dienste zu wachen, in den not*
wendigen Fällen far schnelle Hilfe resp. Abhilfe Sofgie sa tragen
und dem Bttrgenneister jene Hilfinnittel TorznschlageD, die znr
BeseitigQQg der vom einen oder anderen KemmiaBiensmitgliede beob-
achte**: Müngel geeignet erscheinen.
Die Speisen werden in drei Küchen bereitet» deren eine für
die Seknlen der Stftdt nnd einen Teil der Vororte dient, wAhremd
die anderen beiden lilr zwei veraehiedene Abteiinngen d«r YorBtedt*
sohnlen bestimmt sind. In den Kttoben befinden sieh gro&e
Keaael von je ftkai Hektoliter Bauminhalt, in denen das Eesen be-
reitet wird. Die Terteilnng an die versehiedenen Sohnlen gesohiebt
in der Weise, dab dos gekochte Easen in grofsen AlmnininmgefUSmi
auf Dreirttdem ftberftthrt wird. In den Sehnlen befinden sieh Air
die Yertoilung Teller Ton 300 com fianminhalt, in denen die für
jeden Sohttler bestimmten Portionen aufgetragen werden.
Die Teller werden dann auf besonderen Tischen in eigens da*
fttr eingerichteten Lokalen aufgestellt, in welche die Schüler nach
Klassen eintreten und unter Überwachung durch Lehrer und Mit-
glieder der obeugeuauuien städtischen Kommission ihre Plätze ein-
nehmen.
In bezug auf Qualität und Quantität der Speisen schreibt das
KfvL^lernont zwei Arten von Fnilistück vor, ein flüs.si';os und ein
f".stes. Dm flüssige be-steht aus 40 g Flei«!oh ohne Knochen und
4ü g Mehl u. dgl., welche in der Weise zusammen i^oknobt werden,
dais sie ca. 300 ^ Suppe ergeben. Hierzu kommen dann noch
55 ^ Brot I (Qualität. An Stelle des Fleisches können auch
Bohnen gesetzt werden, und in diesem Fall mufs für eine genügende
Beigabe von Butter, Ol oder Speck Sorge getragen werden. — Das
feste Frflhstfick besteht ans 20 g Schinken oder Salamiwurst und
25 g milden Kftses, oder aus einem weichgekochten Ei, sowie Brot
in der Menge von 100 g für jedes Schulkind der L Klasse und
120 Gramm für diejenigen der II. und III. Klasse.
Auf Grund dieser Vorschriften läfst der den Dienst leitende
Direktor jeden Morgen die Menge der Speise subereiten, die er fflr
den Tagesdienst notwendig ernohtet. Um aber genau diejenige Menge
zubereiten sn können, die in die veraobiedenen Schulen su senden ist,
erhält der Direktor jeden Morgen vor 9 Uhr die Mitteilung der
SobulTorstinde darOber, wie viele Sohulkinder an der Ozatisyeiabfol-
gung des iVahstflokee teilnehmen werden und wie Tiele daaselbe
gogen Besohlong begehren.
Digitized by Google
M
Die praktische Anwendung die8«r roglementaren Nonnen für
die (^)ualitüt und Quantität des Essens ist auf gewisse kleine
Schwierigkeiten gestofsen, die zu einigen Abänderungen fulirten,
sü dafs heute die Veraoigung mit dem Essen in tolgeuder W ei^e
geeobieht.
Bei dem Üüsaigen Fiübstück wird das Fleisch in kleine Stüokf»
zerschnitten verteilt, derart, dafs jedes Schulkind zwei dieser Stücke
bekommt. Der Gebrauch des Öls wurde ausgeschlossen, da jene
Qnalität, die den verfügbaren Mitteln entprach, den Kindern nicht
zusagte. Beim festeo frOhBtüok wurde um der scbwierigeD Ver-
teilung und des zu bolien Preises willen auf den Schinken ver-
zichtet. Ebenso wnrde auch die Idee der Eierverteilnng aufgegeben.
Die Brotmenge wurde bei diesem Frühstück anf 115 g lOr alle
Sehftler feetgesetst Bei der Auswahl des Käses ward es nötig, auf
die um ihres grOfeeren Gehaltes an Eiweifsstofifen willen besonders
nfthrkfftftigen und daher empfehlenswerten Qualitäten, d. h. anf die
sog. mageren Eflse, au yersiehten, da die Zerlegong deoelben in
Portionen schwierig war. An ihre Stelle setste man deshalb die
FetÜEflse (Sehweizerkfise nnd FettkBse ans unseren heimischen Bergen).
Auiaerdem hat die Praxis weitere Fingerseige im Interesse eines
guten Qangea der Sache und namentlioli auch in besog auf das
Hentt für die verschiedenen Schultage ergeben. LogiBcherweise
sollte sich das Mentl vor allem den Jahresaeiten anpassen, wie man
ja im Winter das flüssige, warme FrOhstOck dem ÜBsten, kalten
vorsieht. Aber es ergab sich eine Sehwieiigkeit in der Tatsache,
daÜi die Kinder die Suppe nicht sehr gern haben und immer das
ftste IVflbstüok vorsiehen. Aufserdem läfet sich das flüssige Früh-
stück nicht für jene Tage festsetzen, au denen sich die Zahl der in
der Schule Auwesendeo wegen religiöser Feste oder schlechter
Witterungsverhältnisse nicht mit Sicherheit l>cstimmen lälst. In
diesen Füllen verteilt man, um ciuer uunützen i^Iateriulienvergeudung
vorzubeugen, das feste Frühstück, das mau bei guter Aufbewahrung
auch am folgenden Tage noch verwendeu kaun.
Im Hinblick auf die Art, die Speisen herzurichten, liaben zwei
Jahre der Übung in Padua gelehrt, dal":^ die grol'sen Kessol (zu fünf
Hektoliter) nicht sehr emptehlenswert sind, da sie zu einigen nicht
unwesentlichen TJnzutrftglichkeiten Anlafs gaben. So ist es z. B.
eehr srhwieris-, in diesen Kesseln ein zeitlich gleichmäfsiges Durch-
kochen der Suppe zu erzielen, so da£s die zu verschiedenen Zeiten
zur Verteilung in die Transportgefftise gelangenden Portionen sich
613
nicht im gleichen Stadium der ZubfroiLuag beimdec. Aus dießem
Grunde mufste man aurh ;iuf den Keis verzichten, der, wenn auch
wenif;er nährend als die mehligen Suppenspeisen, wie Nudeln usw., doch
darum nützlich war, weil er eine notwendige Abwei'h''hing im Menü
bot. Aufßerdem erweist sich das Kochen in den jetzt im Gebrauch
befindlichen grofsen Rezipienten darum schwierig, weil sich dasselbe
nicht gleichmäfsig in der ganzen Elfissigkeit vollzieht. Und dem
ist noch beisufügen, dafs wegen der Tersohiedenen Entfernung der
Scholen von der Küche die mit dem Transport beauftragten Penonen
zu verschiedenen Zeitpunkten ans der Küche weggehen müssen und
daCs deshalb die verschiedenen Snppenportionen auch zu yeiechiedenen
Zeitpunkten fertig sein müisten, was aber bei den grofsen Behältern,
die gegenwärtig im Gebrauch sind, cur TInmOgliehkeit wird.
Immerhin besteht das Schalerfrahstflck hier mit dieser Ein-
riohtnng bereits seit drei Jahren, und hat dasselbe bisher noch
keinen Anlals su Klagen TOn grundlegender Bedeutung ge«
gehen, während von den Lehrern und der Bfirgersdhaft einstimmig
seine Vorteile anerkannt werden. Es genügt, au sagen, dafa der
Beeneh der Schulen in der Weise gestiegen ist, daüs jedes Jahr
einen bedeutend höheren Schfllerbestend aufweist als das Vorjahr.
Im Jahre 1901—1902 wurden 510992 IWistfloksportionen an
3710 von 6832 zum Schulbesuch verpflichteten Kindern (54,6 7oJ
verteilt; im Jahre 1902—1903 gelangten 538212 Frühstücksportionen
an 4337 vüu 7343 Schulkindern (Ö4,3 V) zur Verteilung.
III.
AB»lyti8€he Vntersnehiiiigei des SehftierMhsticks in Padua.
Um eiuen Beitrag zum Schülerfrühstück zu leisten, das in der
Praxis sowohl vom hygienischen als auch vom administrativeu Stand-
punkte aus zu eiuer so wichtigen Frnpe geworden ist, habe ich mir
die Aufgabe gestellt, das Frühstück, wie es in den städtischen
Schulen von Padua zur Verteilung gelangt, einer chemischen Ana-
lyse zu unterwerfen und gleichzeitig die Ernährung in einigen An-
stalten, in denen Kinder desselben Alters, wie sie bei unseren
Schulen in Frage kommen, unteigebracht sind, einer experimentellen
Prüfung zu unterziehen. Ich erhielt hierzu ohne weiteres die
Erlaubnis der städtischen Behörden, denen ich ebensowohl als den
bei der Bereitung und Verteilung des Frtthstückes beteiligten Per-
sonen aueh an dieser Stelle nochmals meinen Dank abstatte.
üigiiized by Google
614
^ es
JS
S
o s
9t
EC4
0
'S
I
s
c
151
eo »-« o»
edooc-'
8 CO
I
, sooo
lO CO t»
C>1 0> ^ CO
•O CO QO
CO t-
'o*
00
05 © Ci
2.S 8 I
0«)OO
I
iO
05
aTo'o"
— ys eo
^.«s
■5' £
ODO" 00°
^ E
r-'i-Tod
«r« 3n
SS
03 CO C£>
o o
^ CM -X«
CO
«~
19,50
8,93
1.74
19,50
8,93
2,69
8,93
30,83
8,93
4,75
21,038
8,93
abaolat
5,50
10,00
15,50
3,95
7,26
5,00
16,21
8,335
5,00
13,335
7,70
11,87
19,57
12,58
7,287
5,00
24,767
o
■«^
GB
o
v>
e
3,13
1,43
0.28
CO, CO CO CO CO , kO CO CO ,
P
s
gOQoo ec o kO SoS copco
1,158
0.801
o,9oO
1 Trocken-
substanz
•
»-^co_ 1 iR n . CO CO, loeo. »acc«^.
s
"ö
16,84
7A Oft
91,04
39,35
12,11
37,10
88,56
66,88
37,10
103,98
»-I ^
O eo
^ CO
t«. ^
lÖ ^ I
00 <C CO
CO
X CO
CO
I
«o'eo' I
CO so
0
o
<C Q cp
o o>
CN »ft
^ o5o»
I
1-1
lO cc s<
o o ©
'S.
00
CO
- 3
I
•r 4> o
«
ja
o
- : CS
CO s ;
< =
0 9
s •
* 2
OO .
S :
P* Xsü,
< u
^ "3
«Mi
«—< <im» («•
O •^eo
CO oo
^ o-t O ^
«T-^ od ir
o © o o
SS
^ c-
cO .0«g
O
o
S 2
$5,
CC es
© •=
a> o
(^^•^ <3
3 0) b
93 ^PQ
3
e
Digitized by Google
616
9« O
8 CO m
OD CM
Sil
CO I
-5?
C -30
S2S
800
X 3M
^ iß
00 Oos"
•—< i—( >£)
Q ^ ec
CO 00 C4 ^ kO
lO <M OC
CO to
I
QoSS
r>i>-
ID
^ r» ^ tD
OOOQP
•V 2
00 iHoT
OD
I I
f-c CO ,
er. Ol
« CO
eo oo"
CO o CO
SS.
O Q O
t- O
Seo ,
•fco' '
Ol
O O tO
la CO
O CO O CO
CO C«l O 00,
CO
CO
eo
O ;0
I 1
^00
CO —<
OD
CO ^«
Oi
1^ S 3
CO CO .
02> ^
CO CO
Sg2
94 !M
»O CO CO
C^_^rO ^J«
O co'—
CO Q <3i
äo CO
— < CO
2gS
I I
1
MM
1^-
ds
I I
3
«"SS
CT: r -
O
r7 cci
7^ iß
00 OJ
0* eo
CO CO
00 i-i
00 ic CO
00 tN ^
Q O
C> O
I eO'
» «h «i
<N lO t-
CO (M 00
05
«O CO
CO CO
•^"eo" I
r-oS
Oi 'J' ^
DI<tfiCO I
«CO CO
e«co
?l lO t-"
— t- X
^75 O ^
o 35 o>
p o —
Cm X ^ Ci
9S i^i ä^^8
oo tO
■«f X- ^:
Sil III
a
o
-5 2
1
'3
1 •
•S 2
com
Mm
a
I
CO a
00
4>
I
a
■ 1.
CO 4>
1
|2
Am
P< OB ^
2
00 c
J
TS
00
a>
CM -N
«OO
eo Oi
c
O
a a
MM
o o
hl h
a 0
M
u
O
j
s
g
. a
g 2
o
I
9 S-
Digitized by Google
616
Dit^ Rationen wurden von mir i^oprüit, wie sie an den ver-
schipdt'iiMn Tüi^on und bei den verschiedenen „Menuy'* verteilt
werden, und entnahm ich die Proben znra Teil in der Zentralküche,
und zum Teil, um des nötigen Verglruhes willen, in den Schulen
selbst. Das Material wurde von mir in der Weise gesammelt, äah
ich nach Belieben eine der zubereiteten und ausgeteilten Portionen
ergriff und dieselbe in Glasgefäfsen mit eingesi^kliffenem Stöps«!
ins Laboratorium brachte. Hier schritt iok dann zur Analyse, in-
dem ich znyor das gansse Material wog nnd, wenn flüssig, daaaeibe
dann in einem Mörser in eine homogene Masse verwandelte, naeh-
dem vorerst das Fleisch mit der grOfsien Sorgfalt abgesondert war,
um es einer besonderen Prüfung zu nntenieben. Unter Anrechnung
des Wauen, das bei dieser Operation reidampftet wog ioh einen
Teil der derart erhaltenen Hasse und vollzog die Reduktion auf
Trockengewicht nach voransgegangener Yeidampfang im Wasser-
bade. In der Trookensabstans bcetimmte ich dann den StiekstofF
mittels der KjELDALschen Methode, berechnete dann die Eiweift-
sto£Fe mit dem gewöhnlichen Faktor 6,25; das Fett wurde ge-
wichtsanalytisch bestimmt, indem ich es mit dem SoxLSTBScheo
Extraktor auszog, die Kohlehydrate und Salze wurden aus der
Differenz berechnet. Die Resultate sind in der vorstehenden Tabelle
zusammengefa&t.
Aus dem Mittel meiner elf Analysen ergibt sich, daft den
Kindern im Schulfrühstück auf 282,39 g Totalgewicht verabfolgt
werden: llGö'i g Trockensubstanz; darin: 2,77 g Stickstoff
entsprechend 17, ;U g Eiweüs, 7,88 g Fett und 90,2 g Kohle-
hydrate in Gemeinschaft mit Saiden. Man muis jedoch in
Betracht ziehen, dafs der Durchschnitt durch das Frühstück des
21. April künstlich gehoben wird, bei welchem die Tri ^ kensubstanz
diejenige der anderen Analysen weit überwiegt, otlenbar deshalb, weil
die von mir orhdbene Probe durch Zufall mehr Substanz enthielt
als die anderen Portionen, die nahezu dem vorschriftsgemäfsen
Gehalt entsprechen, im übrigen sehen wir, dals die Trockensubstanz,
der Stickstoff und die Kohlehydrate in den verschiedenen von mir
untersuchten Frühstüoksportionen keine erheblichen Unterschiede auf-
wiesen, während sich eine nicht unwesentliche Differpn:^ in der
Quantität des Fettes bemerkbar macht, welches im allgemeinen bei
den trockenen FrObstdoken vorwiegt.
Wenn man dann vom Darohsohnitt das Ergebnis der Analyse
des Frühstücks vom 21. April abzieht, um sich mehr der Wirklichkeit
Digitized by Googlfi
617
an nILhem, ergibt sich, daüi den Kindern ttgliob anf 249,94 y Totel-
gewiolit 102,02 g Trookensnbetana, 15,18 g Bi weife, 7,6ß g
Feit nnd 78»00 g Kohlehydrate nebet Sailen ▼eiabfolgt
werden.
IV.
Das wirkliche NabrnngsbedOrfnis der Sebnler der ElemeutarseUaleu
geHäfe den besonderen, iu zwei Padnaiier Wohltätigkeitsaiistaltea
aasgefdkrten Untersackangea.
Das Alter der Kinder, welohe die unteren Klessen der Primär-
aehiilen besuchen, in denen gegenwärtig das Frühstück eingeführt ist,
schwankt gemäfs den V^erfügnngen des Gesetzes über den obligatori-
schen UnterricLt und ent<»precbend den Gepflogenheiten unserer Be-
völkerung zwischen 6 und Iii Jahren, wobei Kinder von 6 bis 9 Jahren
vorwiegen, da die ültereu aua Krankheitsgründen oder wegen geringer
Lernfähigkeit meist Nachzügler sind.
üm nun den physiolefirisch -hygienischen Wert der Nahmngs-
nienu^e abzuschätzen, weh he mit dem Frühstück verabreicht wird,
mulB man das wirkliche Bedürfnis der Schulkinder dieses Altera an
Nahrung kennen.
Ein solches Bedürfnis kann man aus den Kenntnissen herleiten,
welehe uns die Physiologie und Hygiene der Emfthrung liefern. Da
aber unter den hier mitspielenden Faktoren sich auch der EinfluOi
des Klimas auf die Ernährung befindet, nnd die letatere durch kli-
matische VerhiftitniBse starke Variationen erleidet, so bin ich der
Heinnngt dals es zu einer richtigen Beurteilung der Verhältnisse nötig
sei, spesiell das tttgliche Nabningsbedftiinis der Kinder jener Gegenden
sn stndieran, wo das Frflbstllok besteht oder eingeführt werden soll.
Deshalb habe ieh neben der Beaohtnng nnd Wttidigong der Yon der
Wissensofaalt bereits verseichneten Daten Unteisnehnngen Ober die
tigtiehe firnfthrang der in swei stildtisefaen Wohltatigkeiisanstalten
nntergebraohteii Zöglinge ausgeführt
Wenn wir in erster Linie anf die Angaben Bezug nehmen, die
sieh in der Faohliteratnr vorfinden, so sehen wir, daTs gew5hnlioh an-
genommen wird, fOr das Sehnlkind mit einem mittleren Gewicht von
24 kg seien täglich 62 g Etweifs, 45 g Fett nnd 210^215 g Kohle-
hydrate nötig.
Ausgehend von dem Nahruogsbedürfnis des mittleren Ar-
beiters VoiTS erhält man mit der von Ruhnkii vorgeschlagenen Be-
rechnung und immer unter der Vorauäßetzuug des gleichen Körper»
Digitized by Google
618
gewichtes von 24 kg, daÜB für das Schalkind 67,6 g £iweüs, 49 g
Fett und 229 g Kohlehydrate nötig sind.
Meykebt hingen ^ nimmt als tftgliehea j^^ahroogsbedArf fttr
das Kind ao:
Eiweilk Fett Koblchydr&te
im Alter TOn 4- 8 Jahren 55,0 g 45,0 g 200,0 g
„ „ „ 8-12 ^ 60,0 . Ö0.0 . 2Ö0.0 .
Und Cbaiiibb fand für genflgend:
Eiweilt Fett Kohlehjdnto
fOr das Alier von 5 Jahren beim
Dnrehaohnittagewieht von 16 kg, . . 53,0 g 37,6 g 192,0 g
IHi das Alier von 7—9 Jahren beim
Dnrehfldhmttsgewioht von 21,17 hg 60,9 « 36,0 » 221,3 ^
für das Alter Yon 11 — 12 Jahren beim
Dnrohsohnitt^wiebt Ton 27,31 kg 66,6 „ S6,4 „ 265,7 „
Bedeutend gröbere Zahlen ergaben die an allerdings sehr gat-
genährten Kindern ansgefahrfeen üntemehnngea von Sopbix Blasse.'
Sie erhielt folgenden Nahrangsbedarf:
Alter der Kinder Körpergewicht Biweilii Fett Kohlehjdrafe
4V4— öVi J. 16,5-17.2 kg 64,6 58,6 171,9
8V4— 9Vt , 80,2-32,3 „ 81,8 86,1 218,8
lOVt— IIV* „ 38,0—41,2 „ 87,8 108,7 256,0
Diese Daten sind nun aber das Ergebnis von UntersnchnngeD.
die an Kindern in verscliif «leiien Kiiiuiiteii und verfccbiedeneü süziaJea
Verhältnissen vorgenommen wurden, so dafs icb, ebne Berücksichti*
gnng der Bp^onderbeiten des Elementes, an dem ich meine Liüter-
sucbungen vornahm, leicht m Irrtum verfallen könnte, wenn ich
mich der obigen Angaben ohne weiteres zu Vergleichen und rur
Bearteilung des Paduaner Schulfrahstücks bedienen wollte. In erster
Linie mufs man sich das KOrpeigewioht der Schulkinder, die die
ersten filementarklaasen frequentieren, gegenwärtig halten.
Oemäb QuBTBLBT betragt das dnrohsehnittliehe Körpeigewioht
heim Mensehen:
Knabe Hidohen
im Alter von 5 Jahren 16,8 kg 15,25 kg
» • »7 ^ 20,4 „ 18,65 ,
I» » ,10 » 26,2 „ 25,00 .
* Mktkkrt, Armee- und Yülkseruabruug, i». 14il, Berlin lÖbO.
* 2MBN)br. f, Biologie, Bd ZVIII, 188S, 8. mm
Digitized by Gopgle
619
Idi Meli 68 jadooli filr aog«Beigt, ndoh nkiht dieaer Zahlen m
bedienen, aondem das Dnrefasehnittegewieht der Pedtianer Sohnlkinder
in Betraft sa ziehen, nnd habe dasaelbe diiekt beatimint bei 63
Kindern, welehe, den armen Klaaaen angeh5rend, im «latitoio Vit-
torio fimannele II.* ftlr die Waisen nnd Verwahrlosten, und im
»Institat dSa Terkssene Kinder* an^genommen waren. leh habe
diese Kinder gewählt, weil ieh bei ihnen besser das fflgUohe Nahrungs-
hedOrfnis feststollen konnto als bei anderen Kindern, die anoh des
Sehnlfirflhstaohs teilhaftig werden, aber den fiest des Tages bei ihren
IVuniUen TerbriDgen, weil sich die Schwierigkeit ergab, diese Kinder
nach der Rückkehr zum Eltemhanse jeweilea zur Verfügung
haben und entsprechend zn liIjpi wuLhen.
Das DurchöchDitUgewiciiL, duä sich mir aus diesen Untersnchnngen
för Kinder von 7 — 12 Jahren ergab, betrug 28 kg. Geraäfs den
vrtrhm erwähnten Angabeji Ckamküs wäre das tägliche iSahmngs-
bedürfnis für ein solches Kind 66 g Eiweifs, 35 g Fett und 255 g
Kohlehydrate, entsprefliHnd insgesamt 1615 Kilo-Wärmeeinh<Mt>m
Das Bedürfnis der vnn mii i:»mv nrronon und in den erwähnten
Wohittltigkeitsinstituten untergebrachten Kinder ergibt sich hingegen
aus den nachfolgenden besonderen Dntersuchungen.
Um nicht in Irrtümer zn Terfallen, die bei Kontrolle der Er-
nfthrang durch Bestimmung des aosgesohiedenen Stickstoffes bei ein«
zelnen Personen leieht vorkommen, weil die von den ausgewählten
Subjekten angenommene Speisemenge infolge Suggestion oder aus
irgend einem anderen Grunde mehr oder weniger von derjenigen des
gemeinsamen Tisches abweichen konnto, und weil sie und ihr Stoff
weohsei durah Abweichung vom gewohnten Leben, wie sie der Stoff-
wechselversnoh mit sieh bringt^ beeinfln&t werden konnton, habe ieh fOr
diese Beobaohtangen die englische Methode yorgesogen, d. h. diejenige,
alle Kinder vor und naeh meinem Elzperiment an wSgen. So yermoohto
ieh in ein&oher Weise ein ürtoil au gewinnen darttbef, ob die
Speisen, die ich Tag um Tag prttfte, und die von den Schfllem jener
Institnto angenommen wurden, genügend waren, um nicht nur das
Körpergewibht unyerftnderlioh su erhalten, aondem dasselbe aueh
gemils dem normalen Wachstum au erhöhen.
Ich habe speziell di^ Kinder auch noch ans einem anderen
Gmnde als Beobachtungsobjekte gewählt, und zwar deswegen, weil
der CLaiakter dieser Institute keine Lnxusemälining gestattet, wie
sie sich zuweilen bei Schülern am Fu.milieutisch ergibt; auf diese
Weise konnte es mir am ehesten gelingen, das Tagesbedüriuis an
Digitized by Google
620
Nahrung bei Sohttlera sn eigrttnden, welobe iiim gröfsten Teil nicht
denjenigen BevölkerangskbMUeB angehOien, die sieli eine Lnzns*
ernftlining leisten können.
Indem loh mich in den oben beseichneten beiden Institaten im
Moment dar Yerteilnng dee Esaens einCmd» erhob ioh Stiehproben
der snr Veiteilnng gelangenden Portionen und trog sie sofort ins
Laborstorinm, wo die Analyse mittels der gleichen Methoden wie
beim Sehnlfrabstaek gewonnen wnrde.
Im Fadnaner Istitnto Vittorio Emannele ist das MenA der
▼eischiadenen Tage siemlioh weehselad; deshalb habe ioh Proben der
einseinen Speisen an nenn anfeinanderfolgenden Tagen erhoben.
Im Institut lOr Terlasaene Kinder ist das Mentt weniger weehsslnd
und deshalb habe ich mich auf die Probeentnahme an acht Tsgen
beschrftnkt.
Ans meinen Untersnohnngen geht henror, dafe im Istitnto
Vittorio Emannele II. im Durchschnitt auf 1111,5 g täglidier
Nahrung den die Elementarschulon besuchenden Kindern verabfolgt
werden: 8.51,8(3 g Trockensubstauz, 47,87 g Eiweifs, 22,59 g Fett
und 201,38 g Kohlehydrate und Salze» was insgesamt 1531 Wärme-
einheiten entspricht.
Im Institut für verlassene Kinder hingegen kommen auf 1421 g
täglicher NalHitn;' 58,65 g E]\veils, 33,55 g Fett und 341 g Kohle-
hydrate und äal^e» insgesamt 1916 Wärmeeinheiten ent-
sprechend.
Wenn man sich vergeP'enwärtigt, dafs das durchschnittliche
Körpergewicht der von mir in Betracht gezogenen Knider 28 kg
beträgt, fast gleich demjenigen der dritten Gruppe Ceamebs, und
dafs obige Zahlen sogar etwas unter deiyenigen stehen, welche für
das Durobsohnittskind von 24 kg angenommen werden, so ergibt sich,
dafs, snmat mit Besng auf Fett und Eiweifs, die Er-
nährung der Zöglinge in beiden Instituten hinter den
Qnantitäten zurückbleibt, die ftlr solohe Kinder gefordert
werden. In der Tat verzeichnet Cbajaeb 66,6 g Eiweifa und
35,4 g Fett, und fiOr des Kind Ton 24 kg, im Verhältnis zum
Dnichsohnittsarbeiter Voirs haben wir nach Bubbub 66»7 g £äweüs
nnd 49 g Fett hereohnet. Und wenn die Bation des InstitatB für
▼erlassene Kinder in ihrer Gesamtheit die beiden Bationen der Torhin
erörterten Typen llbeistsigt» wie es in ihrem thennodynamisbhan
Werte snm Ansdmok kommt» denn derselbe eneioht 1916 Wärme-
einheiten gegenüber 1675 nnd 1648 Wärmeeinheiten bei den anderen,
Digitized by Googl
621
Bo verdankt man den ijbersolm^s Mer nur der gröJjwren Menge von
Kohlehydraten.
Nnn ist ans meinen Beobaohtnngen erwiesen, dals die Bation
der beiden Institute nicht hinter dem Nahmngsbedtlrfnis der direkt
beobachteten Kinder zurfiokbleibt; auch machte sich im durchschnitt-
liehen Gewicht derselben nach einem Monat eine allerdings sehr
leichte Zunahme bemerkbar. Tatsächlich stieg im Istitato Yittorio
fimfoiiiele das Köipeigewicht der Kinder ron 27,9 kg enf 28,0 kg,
im Institat fttr Yerlaaaene Kinder yob 283 kg anf 28,8 kg.
Wenn wir ferner erwigen, dafa die den Sohulkindem in letst-
genannter Anatalt Teiabfolgten Speiaen Torwi^gend TflgetabUiMher
Natur lind, deren Stiokstoff nieht dnidiwegB EiweilM^fatoff ist,
wahrend wir im Istiiato Yittorio Emanuele jeden Tag eine ans
Vegetabilien nnd Eleiaoh gemiachte Diftt finden, welche ab aolohe
aioh heaaer aaaimiliert ala die entere, und wenn wir ferner in Beoh-
rning sieken, dafe der tiiermogene Wert der Bation der Anstalt
Yittorio Bmanoele II. nnr wenig imter demjenigen der dritten Bation
Cbaubbs steht, welche 1615 Wärmeeinheiten nm&fst, können wir
ohne Fnroht yor Irrtum schliefsen, dafs fOr die Schulkinder
unserer Gegend, auch bei Berücksichtigung ihres Durch-
schnittsgewichts, welches das in der Literatur angegebene
Durchschnittsgewicht von Kindern des entsprechenden
Alters übertrifft, täglich 47,87 g Eiweifs, 22,5 g Fett
und 282,18 g- Kohlehydrate, die insgesamt 1531 Kilo-
Wftrmeeinheiten entsprechen, genügen.
V.
KetweHdige Ration Ittr das Sekvlfrflhstlek.
Angenommen, dais das SchulfrühstUck, wie es gegenwärtig ein-
gerichtet ist, in einer Mahlzeit zu bestehen bat, welche dem Mittags-
mahl entspioht, so entsteht die JSHrage, in welchem quantitativen
Verhältnis es aar notwendigen Totai<Tagesration stehen
müsse.
In den Nahrungsanalysen der beiden genannten Wohltätigkeits-
anstalten TOn Padua habe ich nicht nur den täglichen Totaldurchschnitt
beieehnetk sondern aneh denjenigen der einseinen drei Mahlzeiten
und die promtnellen Werte derselben im Veigleieh mit der Total-
T^tgearstioD. Aua meinen Analysen und diesen Baiedmungaii ergehen
aieh die folgenden Beanltate (in Proaantaahlen der Qeaamtration aua-
gadrüekt):
fl«1ml|«taadh«U«pfl«ffC. XVIL 31
622
Istitnio Vittorio Emanuele II.
Gewicht Wiaior TrodiMiiabttuu BSwaift Fett KoUflhjdnto
Frahatflek 2M 2S«6 22,4 22,5 15,4 28,0
Mittagbrot 54,9 53,5 49,1 48,8 56,1 49,0
Abendbrot 18,6 17,8 27,4 28,7 28,5 28,0
InstituL für verlassene Kinder.
Gewicht Waaser Trockensubstanz Eiweifs Fett Kohlehydrate
Frfihstttck 24.5 25,0 21,6 21,4 29,3 20,4
Mittagbrot 49,3 49,7 48,8 46,1 30,1 46,5
Abendbrot 26,7 25,3 29.6 31,5 31,6 38.1
Ins^^esamt ergibt sich also, dafs in der MittagbmablzeiL den
Kindern etwa 50 vom 100 des ganzen Tagesqnaiituma verabfolgt
werden, während sich der Rest mit unbedeutenden Abweichungen auf
die Murgenmablzeit um 6 Uhr und das Abendessen um 7 Uhr mit
geringem Uberwiegen der ^Näbrsubstanz in letzterem verteilt.
Ist diese Verteilung richtig, und mufs sich das Sohulfrübstück
in der Qualität und Quantität der zu Torabfolgendan Nährmittel ihr
anpaaaen?
Vor allem mufs man sich einerseits gegenwärtig halten, dafs die
Kinder mit der ihrem Alter eigenen Lebhaftigkeit, die den Lehrern
wohlbekannt ist und oft Ermahnungen zur Mäfsigung hervorruft, siöh
in beständiger Bewegung befinden, und anderseits, dafs sie mit einem
irerhältnismäfäig zum Erwachsenen sehr bedeutenden Hautleben aus-
gestattet aind, so dais ihr Stoffwechsel sehr energisch vor sich geht,
mid der oiganieohe StoffVerbrauoh, dem ja in der Nahrung Eisati
geboten werden soll, ein relativ groiaer ist
Femer darf man nicht vexgessen, dab sieh das Kind in der Zeit
des Waohstnma befindet, und dafr daher schneller und genllgender
Ersata ftlr die Bedflifnisae des wachsenden Kf^rpletB geboten werden
muls, damit der Organismus nicht Schaden leidet, was dann ernste
Folgen auch für den erwachsenen Körper nadi sich aiehen konnte.
Man mds sodann erwägen, dals nach der Abendmahlaeit, welche
zuweilen auch im Heim des armen Arbeiteis ziemlieh ausgiebig und
namentlich an Kohlehydraten reich ist, bis zu den Mahlzeiten des
kommenden Tages viele Stunden verlaufen, während deren der
Materialverbrau<di im Organismus, wenn auch während der Naoht^
ruhe etwas abges^wächt, vor sich geht, und dafs derselbe dann in
den Morgenstunden zugleich mit der zunehmenden Bewegung wieder
ansteigt, wodurch auch jene gröfeere Efslust hervorgerufen wird,
welche jeder gegen Mittag verspürt, so dalö das um die^e Zeil eiu-
Digitizeci by Google
688
gnommene Mahl die.Hauptnialilzeit dee Tsges bei allen V<^Umiii ist,
welehe nicht su künstUehetn Leben gwwnngen sind.
Wenn man sieh nnn alles das vot Augen hält und anTserdem
berOßksiohftigi» dals in dar grOlseian Zahl der FftUa die annan
Kinder, welche fbr die Yerteilnng des Sahulfrfihstttoka in Frage
kommen, morgens m Hansa nnr KleinigkeiteiL an sieh nehmen, die
oft rdn gar nieht ins Gewicht frUeif, so mnis man sehlietoen, dals
sie im allgemeinen am Vormittage ab Individnen an betrachten sind,
die seit dem Yerfloasenen Abend, d. h. seit vielen Standen, nichts
oder so gnt wie nichts gegessen haben. Und deshalb darf das gerade
nur Hittagsstnnde snr Verteiluug gelaugende Frühstttck nicht karg
bemessen sein, wenn man nicht dem Organismus schweren Sehaden
zufügen will, besonders mit Bttcksicht anf die grolse Arbeitsleistang,
die dem Schnlkinde in den Morgenstunden auferlegt wird.
Das Sohnlfrflhstflok mafs demnach den Charakter
der Hanptmahlzeit haben und, wie wir dies in UDseren beiden
Paduaner Wohltätigkeitsunstalten gesehen haben, etwa oO^o des täg-
lichen Xahrungsbedilrfuisses der die Elementarschule besuchenden
Kinder befriedigen. Demgegenüber beanspruchte Di Vesta in der
im Februar 1902 in Florenz abgehaltenen Konforenz nur 38%.
Da ich in der Folge beobachtete, dals die relativ gerin^-ere Ration
des Waisenhauses V'ittorio RnKuiucle der gröfseren RuLum Jur Anstalt
für verlasseue Kinder Wögt u 'iM'dbuLeuderei- Beigabe tierischer Nuhrunj^
vorzuziehen »ei, so komme ich zum SchluTs, dals ein g«^uügeudes
Frühstück 49%Eiweirs, 567o Fett und 49% Kohlehydrate,
auf die gar>zp Tagesration berechnet, und In runden
Ziffern 22 g Eiweifs, 1^ g Fett und 137 g Kohlehydrate
enthalten mnfs, was insgesamt 760 Wärmeeinheiten ent-
spricht
Das Schülerfrühstück in Padua enthält dorchschnittlich 16,2 g
Biweifs 7,6 g Fett und 78 g Kohlehydrate.
Bei der schwierigen Beurteilung und nicht leichten Bemessung
des SohUlerf ruhst ücks darf man neben den vorhin genannten Er-
wägungen physiologischen und hygienischen Charakters nu^t andere
ttbersehen, die mehr didaktischer Natur sind.
So mu6 man sich z. B. rergegenwärtigen, dafs die Schularbeit»
die aumeist bereits eine Stunde nach der Uahlseit wieder bsginnt,
schlecht Ton demjenigen rertragen wOrde, der w^gen erheblichen
Volumens der Speisen den Magen mit noch nicht verdauten Stoffisn
ttherfollt hätte, und dals geistige Arbeit auch Störungen in der Ter-
81*
Digitized by Google
684
dauung hervorbringen kunu, dies letztere ist selbst dann möglich,
wenn in d^r Praxis die Anforderung-pn dm Hyg'if^nikers erfüllt würden,
die dabin gehen, dafs die Naolmuttagsstund^^n dem leichteren geistigen
Arbeiten and womöglich den Handarbeiten und körperlichen Übungen,
welche weniger angestreogito Aufmerksamkeit erfordern, sn widmen
seien.
Aulserdem entstammen die Kinder, denen der Vorteil des
Schulfrübstücks znMlt, den armen Klassen, in denen das Eilend oft
derart ist, daüs man gewils nioht Ton rationeller VerteUnng der
Mahlzeiten sprechen kann.
Das arbeitende Volk üst bei nnSi wie es kann, und was es hat,
nnd sidierlieh bedeutet in der EmSbrang der BevOlkening nnsenr
Profins die Quantität an tierisobem Stickstoff Air eine 9& lange Reihe
▼on aufeinanderfolgenden Tagen so gut wie nichts. Wenn daher die
GeseUsohaft ihre Pflicht anerkennt, die SchnDdnder in einer Weise
SU ernähren» dab den Naehteilen des Sohnlbetiiebse nnd der blas-
liehen Verbftltnisse ein Damm gesetst wird, so mds sie den Kindern
aniker den anderen, in genügender Menge an bietenden Nlhrstoffni
eine derartige Quantiiit Ton Stickstoff Terabfolgen, dab dem Mangel
desselben, der sich in der Emlhmng des Volkes bemerkbar macht,
ein gewisser Ausgleich geboten wird.
Als Folge ergibt sich, dals, wenn auch dem SohulfrObstttck die
50% energetischen Wertes der ganzen für die Kinder des schul-
pÜicliti^'en Alters der hier in Frage kommenden Schulen nutigen
Tagesration erhalten werden, diese llatiun dennoch weniger reich an
Kohlehydraten sein mülste als die Mittagsmahl zelten der beiden von
mir untersuchten Wohltfttigkeitsanstalten, und dies schon darum, weil,
wie ich bereits erwähnte, in der Mahlzeit, welche di<' betreffenden
Familien abends zu bereiten püegen, die Kohlehvdrute eher relativ
überwiegen als mangeln; die respektive Quote au Wärme-
einheiten müfste deshalb durch eine Vermehrung von
Fett und besonders von Eiweifs ersetzt we rden. So mülste,
wenn man die Quote der Kohlehydrate, die, wie wir sahen, im
Paduaner SchulfrtÜistück ca. 80 g betrug, auf ca. 100 g ansetzen
will, die £iweifinnenge auf 40 g und das Eett auf 20 g gebracht
werden müssen.
Allgemein ausgedrückt, miilsten in bezug auf die das Frühstück
sosammensetz enden Nährstoffe die Kohlehydrate von der Gesamt-
menge dieser Substansen &3Vo beiragen, das Ei weil« 22% und das
Fett etwa 26%.
Digitizeci by Google.
685
Allerdings wird die fimmiell« Seite der Smge «oh hierdnnh
erheblieh sohwieriger geetelten, und gfOfiere SehwierigkeÜen, erheb-
lioheie Einwende werden noh dieser ebenso wohltitigem ab pflieht-
genüben fiinriehtang entgegenstellen, da die Kosten derselben, die
mamvhwn jetat sdhon hoch erseheinen, sieh dann wenigstens yer-
doppeln wttrden. Tatiäehlioh wurden in P^na im Jahre 1901 — 1902
für 510999 FrOhstfleke 51689 Iiire 24 Oentesimi gespendet, mit
einer Dnrehsehnittsspese Ton 0,1097 Lira pro Bstion, und im Jahre
1902^1908 ftr 538212 Bationen 54871 Lite 6 Centeoimi, mit einer
Dnrehschnittsspese von 0,1019 Lira pro Ration.
Dessenungeachtet kann der fiygieniker, wenn ersieh mit diesen
Dingen beschaitiL't, molit umhin, die öffentHclieu Verwaltungen auf
jene Normen hmzuweiseu, die zu befolgen sind, wenn man mit der
neuen Institution die vorgesteckten Ziele erreichen w ill.
Daher mufs das Schulfrühfltück nach mehier Meinung, wenn es
50% der gesamten täg'lichen Nahmugsmeuge 1jetrao;"en soll, welche
ein Kind m dem Alter Ijenötig-t, in welchem es die Pnmai'schule
zn besuchen vei-ptiichtet ist, aus den angegebenen Gründen etwa
80% der täfrlichen Totalration an Eiweifs, 88% dor täg-
lichen Totairation an ^ett und 35^/o derjenigen an KohlO"
hydraten enthalten.
VI.
Ellig« Betnehtnngen praktischer Natur iber das SehilfHUistttsk.
Aulser der Nahrungsquantitttt im allgemeinen und der relativen
Qnote der verschiedenen Nährstofife im Sohflierfrflhetftok ist noch ein
anderer wichtiger Punkt zu berfleksichtigen, wenn man eine Mnster»
einiMditnng dieeer Art in ErwSgong sieht, und das ist der Umstand,
dafs die snbereiteten Speisen aueh dem Gesehmaek darer
entspreehen, denen sie Torgesetit werden.
Um diese Ertge des näheren m studieren, begab ieh mioh sor
Zeil der Verteilnng des Ertthsttteks in die veisohiedenen Gemeinde»
sehnlen Fsdoas. Bnieh persOaliohe Beobaditnngen nnd dnvoh an
die Lehrer nnd Mitglieder des stadtisohen Oberwaohnngskomitsss
gestellte Fragen yennoehte ieh mioh sn llbenengen, dab das in Foim
Ten Suppe nnd Fleisoh gebotene flflssige FrflhstOek, welehes im
HinblM«^ waA YeKdanliehhait nnd Gahalt an für die Sehfller passsndsn
Nlhrstoffsn den theoreiisohen Forderungen beeser entsprieht als das
andere, dennooh von der Ifehrhstt der Schulkinder weniger gern
Digitized by Google
626
genossen wird. yf>rsohTnfth<an dasselbe überhaupt und begDÜgen
sich an solchen Tagen mit dem blofsen Brotgeuiifs.
Hingegen wird der andere Typus des flüssio-on Frühstücks, d.h.
die Suppe aus Bohnen und Nudeln gpmi.^cht, die in bezu^r
auf Nährgehalt von geringerem Werte ist, gern genommen und gierig
▼erschlangen. Die trockenen Frühstücke werden aber im allgemeinen
beTorzugt und mit Appetit Tenehrt.
Dabei kann man durchaus nicht sagen, dafs die Fleisch- und
jNodelsappe des Padnaner Sohulfrahstttoks der Art ihrer Zubereitung
wegen auf Abneigung stofse, denn es ist ja allgemein bekimnt,
dafs die Kinder, wenigstens hiennilande, die Fleischsuppen über-
haupt nicht gern haben, und sodann habe ich im Verlanf meiner
Stodie beobachten können, dais die Zöglinge der beiden Ton mir
nntennohten Wohltätigkeitsanstalten gegenfiber dem ihnen daigebotonea
Meoü denselben G^eohmaok änlserten wie die Sohnlkind«r.
Ich babe auoli beobaohton können, dalb filr die jfingemi Sdral-
kinder der Typus des sog. trookenen FrahstOoks eine gewisse Üs-<
sntilgliokkeii bat, die nftmlidh, dafs es ihnen lehwierig wird, das Brot
nebst Znspeise in der ihnen snr Verftgiing stehenden Zeit m kauen,
nnd dafs viele von ihnen den Speiseflaal mit Biotstllekehen in der
Tasche ▼erlassen, die dann spfiter an Spielereien dienen nnd der-
gestalt dieDisaiptin stören. An&erdem mnlb anoh die Schwierig-
keit der Verteilung im Ange behalton werden. In der Be-
Bohreibnng des Padnaner Dienstes habe ich bereits die Tatsache
angedeutet, daJb ee notwendig wurde, gewisse Frühstflokstjrpen aua-
zuflobalten, weil sie nch mdit au passender Verteilung eignen. Wenn
das Frühstück nach der Methode eines grofsen zentralisierten Dienstes
eingerichtet ist, gelingt es, wieviel Praxis auch das Personal haben
möge, nicht leicht, 3000—6000 Portionen zu gleicher Zeit und in
gleichen Mengen herzunchteo, wenn das Material, aus dem sie be-
stehen, sich nicht zur feineren Verteilung eignet.
So muiste man in Padua auf die Verteilung von Schinken nicht
nur seiner grofsen Tara wegen verzichten, sondern aiich w* il sich
der.selbe nicht cleichmöfsig in Fett und Fleisch vorteilen Hers, man
schaltete ferner den Schafkäse aus, weil er b^i allen guten Nshr-
eigenschaften sich um seiner Brilchigkeit willen nicht zum Zer-
schneiden in kleine Stücke eignete; man mii^tf» di^ Reissuppe ver-
]as<;en, weil dieselbe während der Verteilung nioht gletohmftfaig
gekocht dargeboten werden konnte.
£s verbleiben somit diejenigen Typen des Menü» die ioh bei der
Padnancor Einnohtnog geprüft habe, und die sich sowohl naoh dw
im Qebnmoh btfindliohoii Quantitit wie ii«ek der Qq«litat gut
•
Biliche andei« tfendt kdnn«ii «ioh jedoob pimktiaeh bewlhren,
wenn <s noh um eine Einriehtang liandelt» die tod derjenigen tob
Padua abweiohi So konnte a. B. der Beia TonOgUoh anbereitet
werden, wenn atatt der giofsen Zentralkeaael kleinere aar Verftlguig
atftnden, von denen je einer fbr eine Sebnle an dienen hatte.
Derart konnte man dann abweehaelnd in den Tenehiedenen
Sdhnlen die Hilobsnppe oder den in Ifxlcih gekoehten Beis bereiten,
waa beute nnmOglieh iat» weil die gro6e an der Zentmlatelle an
bereitende FlttsBigkeitamenge daran bindert
So wttrden siob anob die HeiMbanfipen mit weniger Flllaaigkeit
koeben laaaen in einer Weiee, welobe den Kindern willkommener
wäre. Und es könnten auch die Karto£felsQppen anbereitet werden
so wie man sie in manchen Städten von Nordeuropa hat — in Form
von Zugabe zum mit Sauce bereiteten Fleisch, welcbes Menü sich
übrigens auch beim System der Zentralküchen m die Prajuä uber-
tragen Heise.
Das Reglement für das Frühstück in Padua läfst, vielleicht in
VüiJilinung der Schwierigkeiten, die daraus erwachsen könnten, eine
genaue, von Di Vfstka geforderte Unterscheidung der Nuhrungs-
raenge nach dem Alter der Schulkioder nicht und schreibt nur
eine Differenz im Quantum des Brotes vor. In der Prnxis hat
man jedoch auch diesen T/nterschied fallen lassen, und heute sind
alle PnrtKinoii gleich. Immerhin ist die Tlnterschcidiinf^' phvsiolnn^isch
berechtigt und sollte nicht fehlen, aber die Kriterien zu ihrer Durch-
führung liegen nicht im Bereich der ausführenden Organe, denn es
genOgi; nicht die Kenntnis des Alters der Schnlkinder, deren körper*
liehe Entwicklung ja bei gleichem Alter sehr venebieden sein kann,
oder die Unterscheidung nach Schulklassen, da zuweilen in den
Anfangsklassen Kinder von stärkerer Entwicklung sich befinden als
in den Srhlufsklaasen. Um eine solche Differenzierung der Portionen
gut duiclizufäbren, wäre die Gegenwart des Schularztea vonnöten, d. b.
des Fachmannea, der den Organismus der Schulkinder nnd seine Be-
dürfnisse kennen gelernt bat, so daie er aie in die zwei oder drei
Kategorien einteilen kdnnte, die dann, an Tezaebiedenen Tiaoben
ebne Rflekaiobt anf Alter oder Klaaae Pinta nehmend, die ent-
spreehenden, etwaa abgeatnften Rationen erhalten wfliden.
Digitized by Go -^v^i'-
628
VII.
Sclilofsfolgeruiigeii .
1. Unabhängig von jeder anderen Erwägung gibt die fiygiene
genügende Begründung dafür, dafs das Schulfrühstüok als ein An-
recht des zum Bemoh der Elementarschulen verpfliohteton Sohai-
kindes angesehen werden könne und müsse, als eine Pflicht der
Gesellscbalt, die das Kind zum Schulbesuche zwingt, und nicht als
«in Werk der lüldt&tigkeit im eigentlichen Sinne des Wortes, von
dem es, auch aus gutm pAdagogiaohen GrOnden, nidit eumud das
Ansehen haben darf.
2. Wenn das SohnlfrlUistttek sdnem Zweeke yoU «nispieoheB
toi), molk SS etwB 50 des gemnten tAglicben NshraagabedllrfiiisMB
der Kinder des in Frage kommenden aohnlpfliohtigen Alters decken
mit einer relati? grttlseren Qnote von Biweüs nnd Fett nnd einer
lebttiT geringeren von Kohlehydraten. Dies ist mk nötig, um das
Volnmen der If ahlseit sn Terringem, da widiigenfidls die Verdmnuog
Sehwierigkeiien bereiten könnte, und die Kinder wegen der naoh-
folgendsn Arbsitdeistang in der Sohnle Schaden leiden könnten.
Die Kohlehydrate mülkten oa. der Totalmenge fülr den Tag
betragen, das Eiweiß 22% nnd die Feite 25%.
3. Aus guten physiologischen und hygienischen Gründen ist,
zumal im Winter, das warme Frühstück dem kalten vorzuzieh e u ,
doch lassen verschiedene und aus wirtschaftlichen Gründen unuber-
iMnd liehe Schwierigkeiten für die L^itHste Zahl der Tage das trockene
frühstück geeignet erscheinen, zumal wenn der Dienst von Zentral-
küchen hesorirt wird, da dassell e wvireT) dp« geringeren Preise,--, \s eg'en
der Leichtigkeit der Verteilung, und weil es von den Kindern gern
genommen wird, den Vorzug verdient.
4. Bei der Wahl des Menüs mufs man «ich nicht nur voQ
hygienischen Gründen leiten lassen, sondern auch von den lokalen
Geeohmacksrichtungen. Auf jeden Fall können dieselben besser und
in einer den hygienischen Anforderungen mehr entsprechenden Weise
in deamtralisierten Küchen bereitet werden, d. h. in solchen, die den
einseinen Sohnlgebftndeii sngeteilt sind, und die den Zentralküchen
▼orgesogen weiden mflssen. Damit ist aber die Notwendigkeit ge-
gehen, in den Projekten neuer Sohnlgehftnde neben den Lokalen fSr
die Verteilung des Frühstücks anoh anf die fkateUnng dar KOeks
Bfiokaiüht sn nehmen.
5. Um Yom FrttbstHek den grOfttmOgliehen Gewinn bei geringstsn
Digitized by Googlp
629
Spesen sa haben, Ut es notwendig, dafs dasselbe einen direkten
städtischen Dienst ansmaohe, d. b. nnter der direkten Verantwortludi-'
keit der städtischen Verwaltong stehe» da die Übeigabe des Dienatos
an WohitfttigkeitBeinriehtiingen oder an T<m FH?aten geleitete Volks-
kttohen n. dgL mit heeohifinkter städtieoher Überwabhnng der nnter
Pnnkt 1 an^jestelitan Fordemng nieht entB|Hreehen wQide, nnd ander-
seits die Verpaohtong an PriTatnntemehmer eine gnte Leitung der
Eännohtong nnd riehtige Emtthnmg der Sehnlkinder in Fiage stellen
wfiide.
Am Sofalnsse meiner Arbeit fühle ioh das BedHrfniB, meinem
Lehrer, Ftof. Ssbasini, der mieh an diesen Stadien der SohnUiygiene
inspirierte nnd mir dabei bestindigsr nnd fieberoller Fahrer war,
hersHohsten Dank ansznspreehen.
Zwt Frag« 4er MKnallen Anfklftrong.
Von
Dr. med. Thebese Offisr,
Sehalintia in fiftetka.
In Nr. 7 dieso' Zettschrift präzisiert Flachs Peine Stell uug zur
sexuellen Anfklärang der heran wachsenden Jugend, und zwar beant-
wortet er die Frage: „Soll überhaupt ein Mensch beim Eintritt in
die Pubertät über das Wesen des normalen, über die Gefahren des
krankhaften nnd nngeordneten G^esohleohtslebens nnterriohtet werden?"
mit »nein*. Eine Aufklärung soll nnr statthaft sein bei sexuell
abnorm enegbaren und bei solchen SchtÜein, die einem sonellen
Laster bereits anm Opfer gefallen sind.
Falls keine bestimmte Yeranlassnng an Erklttmngen g^hen
ist » als ob der Beginn der Pnbertttt an sieh nioht genng Veraor
lasBong wflre! — sollen Maßregeln eigrifBui werden, die den Zweek
haben, den Eintritt der Gesohleohtsreife so weit als m0gUoh an
TonOgem.
Angenommen, es wäre wirUieh m^lglioh, dnroh die in ihrem
enieUiohen Wert noeh näher an helenehtenden llabnahmen die Zeit
der Fnbertit — etwa um ein halbea Jahr — hinanssnsehieben: was
dannf Wann, dnroh wen, in weldher Weise soll der Knabe, das
Digitized by Google
630
H&dchen die Aafklftrang «rlangen, die ihnen unbedingt einmal werden
miÜB? Diese Frage, die znrzeit wohl das wichtigste Er2ieiiiuig8>
problem in sieh hÜb, wirft Flachs aberfaanpt nicht auf.
Er fordert TieLmehr, dafii Yon dem herftnwaelisendeii Knaben — in
gleioher Weiae natarlieb aneli Tom Hftdehen — alles peinlleh fern-
gehalten weide, was auf eeznelleBesielinngen hinweist, dals die reifende
Jugend gmndstttBlioh von der G^ellsohalb Erwaehaener anegeaehlofleen
werde, dab ihr die Lektüre der ElaBsiker, soweit sie sexuelle Hin-
weise enthllt, entzogen werde, ja, dals Kunstwerke, die etva die
ümrisse einer weibliehen Ghetalt gar au unTerhiillt zei^eu, aus der
ümgebung der Sohulhttuser Tersehwinden.
Diese Hafimahmen dürften so reoht geeignet sein, uns von dem
erstrebten Ziel weiter denn je zu entfernen, ja ieh glaube der Zu-
stimmung der tieferbliokenden P&dagogen im allgemeinen sioker au
sein, wenn ich behaupte:
Die krankhaft gesteigerten Geschlechtsgefühle der
herauwachsenden Jugend sind zum gröfsten Teil ein«
Folge der mangelnden sachgemüfsen AufkUitung über
die Physiologie und Pathologie der Ge8ohlecht8tätio:keit.
Fi.Acns meint dfifs die relativ L^üiistii^'en Erfahrungen hci den
Mädchen einen i^'mgerzeig zur richtigen Behandlung der Pubertate-
periode gäben.
Auch dem tnufa ich entschieden widersprechen. Gerade an
unseren Mädchen wird durch das herrschende Erziehungssystem sehr
viel gesündigt, und die Konsequenzen treten klar zutage.
Jeder normale Menseh raufs zur Zeit der Pubertftt
die Geschlechtsorgane und ihre Funktionen ihrem
Wesen nach kennen. Wird ihm von berufener Seite
keine Belehrung, so schöpft er sein Wissen aus trftben
Quellen. Der Reiz des Geheimnisses, des Verbotenen nimmt die
jungen erwachenden Sinne gelangen. Aus der gesunden und natOi*
liehen Wifsbegierde wird Neugierde, sohlierslich Gier.
Die heranwaohsende Tochter hat su einer Zeit, da sie der Mutter
am meisten bedarf ein Wissen, das sie, weil auf unsauberem Wege
erlangt, ängstlich Tor ihr rerheimliehen mufs. Sie sucht, glflhend
▼or geheimer Erwartung, die Brklttmng iigendweloher aufgeschnappten
Worte im Konyersationslezikony oder sie sehlielkt sieh einer ,er-
fthrenen* Schulgenossiu an, die ihrerseits in den Kaehtstnnden ein
gemeines Buch zu ihrer Aufklärung gelesen hat und im Ansehluls
an diese Lektttre Mastuibantin geworden ist.
Digitized by CpOgle-
681
EHne allgemeine Umfrage bei reifen Frauen (und auch Männern) :
^Wo haben Sie Sur Wissen über das Wesen 6m G«BolileohtBieb«ni
her?" wüfde beweisen, dafs ioh nicht sn eohwarz male.
Flaob8 fordert eine Steigerung des herrsohenden
dnrchaue Terwerf Hohen Systems snr höchsten Potens.
Kein gesandes Kind wird ee bei einem deraitigen Begime be-
wenden lassen.
Sohiokt ein dreisehnjidirigce Mftdel legehnttlsig bei Gesprttehen
firwssbsener hinuis: es horoht sofalielsHeh an der Tflr.
Bntneht ebem heranwaebsenden Sohlüer die Lektüre der Klas-
siker: er liest im geheimen ein Sehandbneh.
Entfernt kflnsäensohe DaisteUnng Ton ]£ensoheQk()rpem ans der
Nihe der Schule: der Jnnge Unft ans entgegengesetste finde der
Stadt, nm ein obsoönes Bild sn erstehen.
Verbannt einen Hsoschen in die Wildnis : er sidit sexnelle Be-
«ehnngen beim Tiere.
Wenn nun die Mehrzahl der Pädagogen und Ärzte, ferner eine
gro&e Zahl einsichtiger Eltern sich darüber klar sind, dafs durch
den Mangel sachgemalser Belehrung sinnliche Instinkte und Heuohelei
bei unserer Schuljugend gewaltsam hervorgerufen und grofsgeEOgen
werden, so entsteht die schwerwiegende Frage : In welcher Weise
soll die als notwendig erkannte Äufkliirung erfolgen?
Meines Erachten« kann die Aufgabe nur durch die
Schule gelöst werden Df^r rntontcht mufs einheitlich sein,
darf uiso rsicht denn Beliel ^n und dem Verständnis der Ritern über-
Insseri w( rdpn, Alb Klings dürfte auch von einer einmaligen KoUektiT*
anspräche weniLr zu erwarten sein.
In einigen Privat- Mädchenschulen wird sf»it mehreren Jahren
„Gesundheitslehre" vorgetragen, jedoch derart, dafs die Existenz
der Ors'ane unterhalb des Naheis wohlweislich verschwiegen wird.
Dieser Unterricht, der ja von einer grofsen Zahl berufener
Pädagogen gebieteriaok gefordert wird, müfste in den Oberklassen
aller Schulen obligntorisch eingeführt und zweckentsprechend aus-
gestaltet werden. Ob ein genOgend vorgebildeter Lehrer oder ein
Arzt diesen Unterricht leitet, ist im Prinsip ohne ßelang. Fflr
Mädchenschulen kime selbstTerstflndUoh nnr weibliches Iiebrpenonnl
in Betracht.
In der „Gesundheitslehre" mflfste den Schfllern Auf-
nehlnfs Uber Entwicklung, Ben und Funktion des
Digitized by Google
mensohliohen Körpers, über Q-eanndheitsschftdiguiigen
und deren Verhütiing gegeben werden.
Natürlich würde es sieh in den einzelnen Diemplinen nnr um
grofszügige Darstellungen, soweit sie für das Vefstilndnis des GkuiM
notwendig sind, handein.'
Für die Fesbetsimg der Alteisgrenie, wann ein derartiger
Untenioht einzusetzen habe, dürften in erster Beihe sohnlteohnisohe
Radnioliten in Fnge kommen. Die Bespveohnng der Geaehleohti-
oigane nnd ihrer Funktionen getade m Beginn der kfliperliehen
Reife jedes einaehien SohlÜers ist natttrUoh nndnrehffihrbar nnd »neh
unn5tig. Es ist nicht absnsehen, was fSr einon sittUehen Sohadea
ein dreisehnjfthriges, noch kindliohes Hftdehen davontragen aoUte,
wenn ea in der Sohnle lernt, dab es eine Gefainnntter nnd lüer-
stflcke beherbergt Ebensowenig ist an fürohten, daiSi die SinnUeh-
keit eines Sohülers erregt wird, wenn er nnter dem Mikroskop neben
dem Taberkelbooillns den Srr^r der Gtonorrhoe sieht
Umgekehrt wird ein geeohleehtlieh erwaehter Tertianer Ton einem
Oberseknndaner in rastindiger Weise belehrt werden, wenn etat in
dieser Klasse das firagUohe Penanm erledigt wird.
Fragen, die in wiseensohaftlioh emster Weise erörtert sind,
können nicht mehr einen so breiten Ranm in der Gredanken- und
Gefühlswelt unserer Jugend einnehmen. Sie können nicht möLr das
unerschöpfliche Gesprächsthema während der Schulpausen bilden.
Dem einzelnen wird sein aus mindestens zweifelhafter Quelle
stammendes Wissen nicht mehr so unendlich wichtig vorkummen.
Dann wird die Entdeckung, dals irgendeine Frau sich Mutter
fühlt, nicht em^ Senpiition für eine s^an^.e Schulklasse bedeuten. —
Ein derart voryebi Idetes Madclieii ^\'lrd sich mit Ekel von einer Ge-
sellschaft abwenden, in der über gesohiechtiiche Fragen gewitzelt
nnd getuschelt wird.
Nur iiTif diesem We^o können wir eine wahrhaft sitt-
liche Jugend erziehen, die ihren eigenen Körper respek-
tiert. Wenn in angegebener Weise das Übel an der Wurzel an-
gefalst wird, dann werden die traurigen Zeichen eines flbenreistsn
SSnnenlebens gröfstenteils von selbst Tersohwinden.
Da& bei diesem Ersiehnngswerk eine yemflnltige LebenswaiMi
die Ablenkung der Kinder dnreh Spiele nnd korperliobe Übnqgao
* Defr ein lolober Uaterrieht vielleidit die wirkwuMMte Kittel gefsa ^
Antbrsitang dM KarpAudhsrtniiie dantaUen dMe, Mt nebenbei beneikft.
Digitizeci by Google
688
als ontorrtflteendM Mom«iit sehr aohätMOSwert ist» 8ei beieiiwilUg
sngcgeben.
Aueh «ine gewisse unauffällige Kontrulle der Kinder ist
wobl angebracht. Keinesfalls aber möchte Uii, wie FiiAOHS anrät,
die Mutter in die gesehmaekToUe Situation veraeteen, ihre halb-
wUehsigen Söhne reohi oft auf dem TtnyenohlielSibaien KloeeU au
tthenaaohen. Die flberfcrieheiie Onaniefvroht nerrttaer Hütter hat
Bohon manohem Kinde aeine Jngend Teigflllt
Uan wende nioht ein, da& durah eine offene Baepreohnng
aexneller Vorgänge die Sohamhaftigheit nnserer Jagend Elnbdae er-
leiden kann. Im Gegenteil: das wahrhaft anfgeklftrte heranwaohaende
Geaohleeht wird iwar keine kllnstleriaohe Daistellnng dea unbeklei-
deten IfenadhenkGrpers, keine Stelle in unseren Klassikeni anstGisig
finden,^ aber eo wiid mit ünnem Takt friTole Andeutungen und
Zweidentigfcttten Yermaiden. Die Tieraelmjährige Sokwester wird
nicht in Gegenwart des Arztes erröten» wenn das kleine Brüderchen
gebadet wird, aber sie wird es als schamlos empfinden, wenn etwa ein
siebzeiiüjutirig^es Müdeheu, weil es sich gemert, mehrere Wochen vor
der Niederkuuft der Alutter das Elternhaus veriafät, statt ihr zur
Seite zu stehen.
Freilich, die Mutter geniert sich auch und ist mit der Ent-
fernung durehans einverstanden. — Ünsere heranwachsenden, besser
gebildeten Sohne und Töchter düriteu in vielen Fällen imstande
aein, ihre Elteru m erziehen.
* loh möchte im Gegensatz zu Flachs raten, die Kinder recht früh in
Mnseen zu führen und ihnen unbedenklich jede gute Lektüre, aoweit lift ver-
standen werden kann, in die Hand tu geben.
Digitized by Google
634
^us Derrammlnitgett ttnb Vereintit.
Protokoll der Ar don Bau doi Sehidliaiim in der Kemitrftlki
in Ztkrieh ernannten 8elinlhaiiiba>ii1roininiiiiioiL
MoDtag, dea 2. Mai 1904, nachmittags 4Vt ühr.
Anwesend die Herren Stadtrat Wzss, Vorsiteender; Stadtnt
Fbitschi; Stedtiat Dr. Eusii ann; Siadtbeiuneiater Gsissb; Dr. Ebait,
Attistent dea Stadtarztea ; A. ConADi-SrAHL, PHUident der Kfeisiehiil«
pflege HE; AiiBBBT Wybubm, PMndflot dea LelirerkonTeBtea, und
zugezogen Lehrer Wipf.
Der Vonitsende bringt anr Kenntnis, dab die bestellte Snb-
kommission betr. die Schulbank frage nun mit ihier Beratniig
au Snde und berat sei, Bericht and Antrag 2a stellen.
Herr Stadtrat Dr. Eusuank referiert and erklftrt, ohne beaonden
Binleitting gleich auf die einaeluen Vorschläge der Subkominission
eintreten ku weilen.
Antrag 1 lautet: ..Die Schulbank ist wie bisher lu acht ver-
schiedenen Grülsetui um in er n zu erstellen, und zwar nach der vuu der
zürcherischen Schul bankkomoiission im Jahre 1878 festgestellten
Gruppierung der Schüler nach der Körperlänge.'"
Das 2^ unimersystem in den verschipdenen Gröfsen mit lutervallen
von 10 zu 10 cm wird von der Subkommisäion auch heute noch ala
das Richtige atige-seheu.
Die Kommission stimmt dem Antrage zu.
Antrag 2 lautet; „Die Hälfte der Schulzimmer im Scliulhaus
au der Kernstraise soll ausgerüstet werden mit Schul baükeii nach
Zürcher System, aber versehen mit der von Hunzikeb in Aarau
erfundenen Bollen kuppelung, die andere Hälfte mit Schulbänken mit
Holzgestell, versehen mit der RsTTioschen UmlegeTorrichtung.**
Die Sabkonimissiou konnte sich nicht entsohlielaen, nnr ein System
Torzoschlagen, weil beide gewisse Vorteile aufweisen, und man för
•ngeaeigt fand, io dem neuen Schulhause nnn einmal die beiden
Digitized by Googl
685
Bilikke nebenemander zu haben, um in grölserem MaCae fi«obaohtai|g«ii
xn maoIieD und die Vor- und Nachteile beider kennen zu lernen. Die
Zürcher Bank mit dem Eisengestell ist entschieden ge&Uiger als die
Holzbank. Für beide war in Sflekeicht auf die mOgüehste Scbenmig
dee Bodenbelages eine leiohte BewegUobkeit anEOStreben. Das wird
eneiokt eineiseits dmoh Anbnognng von Bollen, weil die eiaemen
Bänke in aohwer wSren mm Umkippen, und andeneits dnieh die
TJmlegeTomohtiing. Um Binke an erkalten genan ao wie ea gewAnacbt
wird» Bellte von jeder EonBtmktioneBrt vor der Vergebung noob ein
Modell erstellt werden.
Herr Oobadi will dem Vorsohlage keine Opposition maeben,
obwohl er ea fibr besser kalten wfirde^ wenn die Snbkommission nnr
ein System empfoklen ktttte.
Herr Stadtbanmeister Geiseb anerkennt die Notwendigkeit, die
Sobnlbänke den hygienischen Forderungen anzupassen. Er vertritt
den Standpunkt der Subkommissiou, dafs nun einmal von der Stadt
selbst je ein Modell der beiden Bankarten angefertigt werde und
hienach die verschiedenen Grcifsen genau bemessen werden. Es könnte
dann auch die Lieferung der Gufsgestelle von der Stadt direkt an
die Gielserei vergeben und damit nocli eine Erbparuis erzielt werden.
Die Gufsbauke okiie ßoUen wären schwer zu verschieben, schädigten
den Bodenbelag und machten die Reinigung mangelhaft. Durch
die Rollen wird dem übelstand abgeholfen. Das Holzmodell war
in dieser Beziehung handlicher auch ohne Um!ef,^evorrichtung.
HuNZiKEB in Aarau hat die RoUenkuppelung zuerst nur ganz einfach
mit Holzschrauben konstruiert. Er legt jetzt ein neues, verbessertes
Modell mit durchgehenden Schrauben vor, das gute Dienste leisten und
solid sein wird. Herr Lehrer Dr. Bbetsobbb berichtet, dals die Bänke
mit Rollen entschiedene Vorteile mit Bezug auf die Beinliohkeit bieten.
Allerdings wird die Rolle an der Bank etwas vorstehen , aber eine
Inkonvenienz wird daraus kaum entstehen. Ein Modell ist auch
nötig Air die Vergebung, weil die Plftne allein, die ja immerkin
angefertigt werden müssen, niokt genfigen wUrden, wenn man exakte
Arbeit verlangt
Herr Lekrer WzdIiBB fragt an, ob die seitiioke Veisckiebnng
der Bttnke, wie sie infolge der Bollen bedingt weide, in den schmalen
Zimmern der VII. nnd VlU. Klassen ml^liok sei.
Herr Lekrer Wipf ist sioker, dab die Versekielnuig siek gnt
▼ollsieken Iftlbt. Allerdings wird bei der Beini^uii<3^ jüde Bankreike
dreimal Tnaekoken werden mflssen.
Digitized by Google
Herr Dr. Kraft erklärt, dafs er in den Beratungen der Sab-
kommiasioii nicht besonders für Anwendung der beiden Banksysteme
eingenommen gewesen sei. Er wttre persOnlieh für die reine Hob*
konstroküon mit BETTia-Umlegevorriclitiing. Gl^n dieses System
mud« geltend gemaoht, dafs eine Eisenkonstraktion sorgfidtiger and
genauer ausgeführt werde. Herr Dr. Kraft ist der Ansieht, dds
die Hokkonstruktion gerade so gut und richtig ausgeführt werden
könne, und Reparatoien sind bei fiols dann jedenfalls leichter and
einfacher als bei einer Bisenkonstruktion. £^ stelli keinen Ghgen*
antiag, wollte aber doch seinen Standpunkt, dab die Holskonstmktion
als das opportunste eiseheine, tot der Kommission ram Ansdmok
bringen. Die endlosen Probeleien sollten endlieh einmal anf hören.
Herr Stadtrat Dr. Ebismaux ist der Ansiobtp dals, da man immer
nooh nicht sieher sei, nun das Beste getroffen za haben, es sieh doch,
wie schon erwihnt, empfehlen weide, einmal beide Systeme in
gröberem Hafte sn probieren. Die reine Holskonstmktion ist bis
jetzt in Zürich hoch nicht besonders erprobt worden, nnd es würde
daher gewagt scheinen, nnr hülaeme Bünke an bestellen, wlhrend
die Zürcher Bank doch gnte Diemite leistet. Mit den Frobeleien ist
es in Zürich übrigens nicht so schlimm, nnd gans wird man sie nie «
beseitigen kOnnen.
Der Vorsitzende, Herr Stadtrat Wtss, bat den Eindruck, dalii
die Subkommission nicht einig werden konnte über die Wahl des
Systems, weshalb wohl auch der Vorschhiu-- fin- beide Svsteme gemacht
worden ist. Unter diesen Umständen wäre die Koinmiäsiou kaum in
der Lage, nur durch Diskussion eine bessere Losung zu finden.
Eventuell mttfete, wenn man sich heute nicht einifren könnte, die
Angelegenheit nochmals an die Subkommission zurückgewiesen werden.
Allein die Zeit drängt nun zur Bestellung. Die Roll© an der Zürcher-
Bank küiintf!' ^anz gut auf dpv iuiiern ISeite der Bank angebracht
werden, womit dem Übelstand des Vorspringens über die Bank hinaus
abgeholfen wäre. Eine noch .speziell 7.u untersiichonde Frage ist die,
ob der Anfertigung von Eisenraodellen und der direkten ßestellong
durch die Stadt nicht etwa Urheberrechte entgegenstehen.
Herr Stadtbaumeister Geiser glaubt, dafs Urheberrechte nicht
mehr in Frage kommen, er will sich aber nooh genau informieien
und Bericht erstatten.
Die Kommission beschlielst nach Antrag, für die eine Hälfte
der Bänke in das Schulhaus Kemstrafse die Zürcherbank mit HoUen-
kuppelang, für die andere Hälfte die HolsbaDk mit Bameecher
637
Uml«goTomditiiiig anfertigen su Uusen in der Ueurong, ddb Torher
dureb das Hoobbftnamt nook je ein Modell angefertigt nnd der Sab«
kommittion Toigewiesen werde.^
Antrag 3 lanfet: ^Der fiankeits soll dnrohgehendy nnverklirat
und aniklappbar sein, nnd der flaolie 8its naeli binien eine Neigung
von 1 om erbalten."
Hin sagte sieb, dab fflr den Sitz das Biniaobste das Beste sei.
Sinaelsitw, Pendelsitse, Sohiebsitse nnd Drebsitaeb wie sie an den
•inaeinen Modellen an seilen sind, sind Spielereien, nnd man wird gaos
ohne ZweiM Air Sebnibinke von selbst wieder zum Ein&oben sorttok-
kommeD. Bei der eigentlicheD RETTio-Bank ohne aufklappbaren
Sitz uud aufklappbares Tischblatt müssen die Kinder zum Aufstehen
neben die liauk treten. Das hat vielfach zur Folge, dafs sie dann
nicht mehr richtig in die Bank luneiüsitzeu, und nameuLüch die
IVIiidcheii schieben sich die Kleider einseitig anter den Körper.
Aut klappbarer Sitz ist daher notwendig. Der Sitz soll ein plattes
Üreit sein mit geringer Rekimatiou (Rückwärtsneigung).
Dieser Antra«- wird von der Kommission ebenfalls angenommen.
Aiitra^^ 4 lautet: „Die Tischplatte soll eine Neigung von 15®
erhalten, und die Klappe soll als Lesepult mit 35*^ Neignng um-
gelegt werden können. Der zurückklappbare Teil der Tisohplatte
soll geteilt sein, damit die Schüler in der Benutzung der
Klappe voneinander unabhängig aind. Die Bänke erhalten femer
dnrohgehende horizontale Lehnen aus zwei Latten. Die nntere,
70 mm breite und stark abgemndete Kreuzlendenlehue soll vom
Sehfiiw bei richtiger Schreibhaltung mit dem Kreuz berührt werden
können. Die obere breitere Lehne (100 — 110 mm) neigt sieb, vom
Tord^rsten Punkt der nntem Lehne ans gereehnei, nm 15' Ton der
Vertikalen ab.* Sie soll vom Sohttler in der Bnkestellnng (Lssen,
mttndlieher Unterrioht) roll benntat werden.''
Senkreohte Emaellebnen hätten den Naobteil, dalk die Kinder
die Lehne oft nioht benutzen. Aneb können die Binaellehnen
unten nioht dnrshbroeben sein, wfthrend es gerade für Mädehen von
Vorteil ist, daib die Kleider naoh hinten frei liegen. Die einselnAn
Ansmafee sind in allen Teilen genau bestimmt» die Kommission wird
* DieMf Btwhiaft wmde tp&tar dahin abgeändert, daft nur Bfinke mit
Ktenkonsfcmktion imd mit fioUeakappdang lur Verwenclnng koouDMi willen.
<D. Red.)
' Die RekliaatioQMteUung der oberen Lehne wurde später auf 18^ f(Mt-
gesetzt. (D. Eed.)
Hcbulgeauodheitapflege. XVII. 3S
Uiyitized by Google
688
aber auf diese Details nicht eintreten wollen. Für die Anfertigung
der Modelle weide& dem Hookbauamte die genauen Angaben
gemacht werden.
Die Kommission ist mit dem Antrage einTetstuideii.
Herr Stadtrat Dr. Erismahk bemerkt sodum, dafs ganz besonden
folgende zwei Mafse wichtig seien. 1. Der vertikale Abstand der
hintern Kante der Tischplatte vom Sitz (Differenz). Derselbe mala
entsprechen dem Abetand des Ellbogens, beim frei herabhängenden
und im Ellenbogm gebeugten Arme, von der Sitzbank, mit einein
Znsohlag Ton 2--4 om wegen der leiehten Hebung des Untenurmes-
beim Sobieiben. Diesss lüitt betrtgt o». 167e der Kdrperllnge. Die
Sabkommission hat es der firflherea Mabtahelle gegenllber etwas
fsdnsiert. S. Der Abstand des SitMS Tom Boden besw. Fnlsbrstt
Derselbe soll naoh der Ueiniuig der Snbkommission etwss grOlker
sein, als er naoh den bisheiigen UabtabeUen bei der Zfizeher Baak
«Dgenonunen war.
Die Sabkommission schlagt im weitem Tor, dab alle Sinke
gerippte, breite nnd solid befestigte Foftbretter erhalten sollen.
Der Vortitoende, Herr Stadtrat WtbBi hSite geglaubt, dals die
Obeisieht über die Beinlichkeit des Bodens ohne Fdbbretter eine
giOfbere wäre^ nnd dab glatte Biettw besser sn rainigen wflien als
gerippte.
Herr Stadtrat Dr. Eribmann erläutert, dofs die Reinhaltung der
Luft während des Unterrichts eine viel grölsere sei, wenn man Fufs-
bretter anbringe, und /\Mir eben gerippte. Der Schmutz kommt in
den Rillen zur KuLe und wird nicht immer wieder von den Schuheu
aerriebeu und als Staub aufgewirbelt. Auch bleiben im Winter, wo
oft an den Schuhen Schnee ins Zimmer getragen wird, die Platze
trockener.
Die Kommission bescbliel.Nt, es seien nach Antrag gerippte,
breite und festgeschraubte Fulsbretter zu verwenden.
Herr Stadtrat Dr. Ekismann möchte noch zwei Punkte zur
Sprache bringen, nämlich einmal die sogen. „Minusdistanz", d. b. wie
weit die vordere Sitzkante unter die Tischplatte gehen soll. Er hält
dafür, man sollte hiefür mindestens '6 cm annehmen. Bis jetzt habe
man in Zürich gewöhnlich nur 2 cm angenommen, was aber zu
wenig sei. Sodann sollte auch die Höhe der Fufsbretter über dem
Boden bestimmt werden. Gegenüber einem Bedenken des Herrn
Stadtrat Wtsb, dals man sich nicht über die Minusdistana werde ans*
spreohen können, weil dieses Bfals mit andern im Znsammenhange
Digitizeci by Google
639
stehe, äufsert Herr Stadtrat Dr. Ehlsmann, dais da^ niclit der Fall
und die Minusdistanz ganz unabhängig von andern Mafsen sei.
Herr Lehrer Wydleb hält ans Erfahrung dafür, dafs man mit
dpr Minusdistanz nicht über 3 cm gehen soll, das Sitzen wird sonst
unbequem, unH die Kinder fühlen sich zu sehr eingeengt.
Herr Lehrer Wii i kann der Anregung des Herrn Stadtrat
Dr. Erismann, für die Mmu.^disiunz künftig 3 statt nur 2 cm an-
zunehmen, ohne Hedenken zustimmen, um so mehr, ;ius der neuen
Schuibankliteratur sich ohnehin ergibt, dals die Minuadistanz moht
von grofser Bedeutung ist.
Auch Herr Stadtrat Fkitschi erklärt sich einverstanden.
Die Kommission besohlieist, dafs die Minusdistanz bei den
BttnkeD 3 cm betragen soll. Der Abitand der Fubbretter (Oberkant)
Tom Boden wird für die kleinste Nummer auf 15 cm bestimmt.
Der Vorsitzende erklärt damit die Angelegenhoit der Schulbank-
frage fftr erledigt in dem Sinne, dals nun vom Hoehbanaznt je ein
Modell angefertigt, und die Modelle hierauf noeh Ton der Subkom-
mission besichtigt und besprochen werden sollen. Vom Schulwesen
wird im weitem für die Bestellung die Angabe der Zahl der Schul-
bänke in den einzelnen Nummern an die Bauverwaltung erwartet.
Als aweiiee Traktandnm ist su behandeln die Beleuehtungs-
frage. Der Voniiaende hat hiefilr unter Beizug dee Ingenieun des
fiilektrudtätswerkes eine Vorbeepreehnng yeranlabt. Es hat aiofa dabei
geeeigt, dale der indirekten Beleuchtung einige Schwierigkeiten ent-
gegenatehen. Infolge der ünteratige lind die Sohulaimmer Ittr An«
briugung der Bogenlampen etwas niedrig, anoh (steht nur Weohsel-
Strom sur Verfügung, wfthrend GHeicfastrom für die indirekte Belench-
tuDg Torteilhalber wttre. Wenn die Bogenlampen an der Beeke
tugebraeht werden könnten, würden sie 3 m Tom Boden abstehen,
wegen der Untenflge wird das aber nicht mOglioh sein» oder es
mlUMen dann statt nur swei drw Bogenlampen angebracht werden.
Man einigte sidi dann auf den Vondüag, awei Zimmer provisorisch
/ mit Bogenlampen flkr indirekte Beleuchtung eiDiuridhten, und zwar
das eine mit zwei, das andere mit drei Lampen. Der Versuch
müfste sich selbstverständlich über den Zeitraum eines "Winters er-
strecken, wenn mau üchuge BeobachLungen in der praktischen Au-
weuduug machen will.
Herr StadtLitumeister Geiseb bemerkt, dals vom Schulwesen
volle Beleuchtung ftür sechs Zimmer der VII. und VIII. Klassen
82*
Digitized by Google
640
verlangt worden sei. Der Scbulvorstand berichtete dann naohtr&glichf
dais die ßeleuchtong für vier Zimmer genüge.
Herr Stadtrat Dr. Ebisuanm ist der Aoaioht, dafe die Wirkung
der probeweisen indirekten Beiencktang an einen oder zwm Abenden
mittela pbotometrischer Messungen ebenso genau bestimmt wenden
kOnne wie bei einer balbjflhrigen Beobacbtting, und dafs man dann
gleich in allen vier Zimmern die definitiTe InetaUation anbringn
konnte.
Herr Stadtrat Wns kttlt im Gegenteil dafür, dab ein Venwdi
nur dann eiokem Erfolg haben kdnine, wenn dezeelbe ftr Ungers
Zeit fbrtgeeetst werde, damit man beim Sehnlbetrieb Vor- und Kadi-
teile heranefinden könne. Das indirekte Lioht kennt man ja aoboii,
nicht aber die Wirkung für das Bedttr&u.
Die Eommimion heechlieiat» dab awei Zimmer probeweiae mit
swei beiw. drei Bogenlampen filr indirekte Belenohtang an^geetaiM
werden aoUen und die swei weiteren Zimmer mit gewöhnliebea
Glühlampen.
Betretend den in letster Sitzung angeregten Augenaehein erwihnt
der Vorsitzende, dafe wegen der Sohulbankfrage, zu derra Behandluiig
die Modelle zur Hand sein mufston, die Abhaltung des Augenschetw
nicht möglich war. Er fragt an, ob die baldige Vornahme gewünscht
werde, oder aber zugewartet werden wolle, bis wieder Geschäfte ru
behandeln seien.
Die Kommission ist für Versohiebung des Augeuscheins.
Bemerkungen su naohstehender Tabelle.
Zu 2. Als Ausgangspunkt bei der Konstruktion der Bank gelteu :
a) der Punkt, in welchem die durch den vordersten Punkt der
unteren Lehne gehende Vertikale die Sitzflftche berührt und
b) die DimeoBion 2, die sieb Tom Tischplattrand oberksat bis in
dem Tertikal darnnter gdegeaen Pnakte der Sitsflicbe verstellt
'Zu 3. Abf^tand der dem Tisch zugekehiteo Sitsbankksate von oberiooi
Fufebrett.
Zu 4. Oberkant Fufsbrett bis Fufsboden.
Zu 5. Abstand vom Fufsboden bis horiz. Fries des Tisches oberkant.
Zu 7. Abstand des der Lehne zugekehrten Tischplattrandes bis zu einer
nach oben verliageitea Vertikalen, welciie dorch den TordscStoi
Punkt der unteren Lehne and die Sitsfliche geht.
Zu 8. Die Tordere Sitsbsnkkaate soll 30 mm anter die Tlsdiplstle m-
geschoben worden.
Digitized by Goog Z
641
I 5 1
I > I
O 5©
X X e-
»3 0«
00 2 t> 9>
o o o o o o
CT x> :m r-
<-■ (N CO
x c o C' x
O ^ IQ c~
3 i£
?l 0«
5i
■ o
S
E
7 >
a
85
8
CO
1^ Ii i §§§§ig
IIS Ii S §s§s §s§g$|
CC O Q O ioo
05 — 35 — tfi
O« CO ,t»
I
8ÖO SS 9 ooop Q2©S
O CQ A -^kOt^O» OD OD ^ ^
I = I
0» lA
X
I
s s s s
> 9 <-< ^ <
E
o
■
E
5i
9
o
*P r> t*
: :
» : a
«
a £«5
*5 **
.Sf-t:
s
. .85 .
CS
«0
c
ic.fl
:S.2.S
kl
«
s
1*
c
CS
a
0
i-
a
c
et
o
-> ® .s
00 00
^ «'S*«
3 IUI
©
a
©
O
©
a
OB
£
. a
O
CO
.2
L> k> ©
© .fi *;
c ©
© k
© S.ja
• a
3^ 9
:3 I
s
«) © ^
(ü :s a
n QQ Eic,
— < 3^ CO lO «or-QO
C»0 i-l
^^^«H ^ 1-4 r>4 69 M
Digitized by
642
Zu 9. Der Sit/ ist durchgehend, in der gaiiz«a Breite um etwas über UO'
aufklappbar und gau flach. Von d«m tmter 2a geaaiuiteB Piakt
steigt die Bankfllclie nacli voni nm 1 cm. Der Abstand Uber
Boden versteht sich Tom yorderen Ende der Sitzbank aas.
Zu 12 — 15. Die nnterc Lehne steht in etwas schiefer Richtung, aber im
vordersten Punkt tangential znr oberen Lehne und wird stark ab-
gerundet. Der vorspringende Punkt liegt in der Vertikalen. Eine
von diesem Punkt aus mit 18^ Rückwärtsneigung gezogene Lioie
gibt die BekUnatioii der oberen flachen Lehne an.
Zu 16—18. Der Tisch eriiftlt EiueJUappen. Diese soBen als Leaepilt
unter .'^5^ Neigung an^s^Uappt werden können. Jeder Tiacb erhilt
zwei TintenHlsser.
Zu 21. Jede Bank erbalt ein ir' rtlltes, breites, horizontal liegendes ¥uür
brett, das mit den Fuisholzem verscbraobt wird.
YoUu. nnd S€hilbäd6r ii H^Uaiid.
Ans den Yerhandlnngen des am 16. September 1903 im Knr-
hans zu Scheveningen eröffneten zweiten Kongresses des
niederUndischen Vereins für Volks- and Schnlbäder.^
Der Frftsident, Hanptinspektor fBr Yolksgeanadheit, Dr. med. W.
P. Rutsch, erwAhnte in seiiier tinleitenden Bede mit tinigen Worten des
Znsammenhanges zwisdien der Hautkultur und der normalen Funktion der
inneren Organe. Eine fr^te Hautpflege beugt e]iitkmischen Krankheiten
vor. Wie ein leuchtender Stern steht Amsterdam an der Spitze der
Städtereihe Hollands. 20000 Golden sind hier zur Verftl<?nng gestellt
worden für Errichtung einer neuen Kinderbadeauütalt. Im üaag hat tuac
▼or, eine swtite Badeanstalt zn banen, wozn ein Kapital von 16000
Gnlden nfttig ist — Der Stioretär Dr. Ekcbb erstattete hierauf Berieht
über das vergangene Jahr und teilte mit, dafs der Verein sich wesentlich
noch im Stadium der vorbereitenden Arbeit befinde. Hunderte von Rund-
schreiben wurden abgeschickt, und die Anzalil der Mitgliedpr i<t infolare-
dessen auf IGl gestiegen. Nach dem Bericht tlber den Rcchnungsabschlufs.
den Fräulein Wilh. Jansen erstattete, ging mau über zur Beratung des
Statntenentwmfes, dessen erster Artikel lautet: „Der Yertin hat zum Zwed^i
die Grflndnng und Erhaltnng der Yolks- nnd Schnlbadeansttiten in den
Niederlanden /u fördern.'' Nach Art. 2 sucht der Verein dies nt S^
reichen durch ZusammenkOnfte der Komiteemitglieder solcher Anstalten und
anderer Personen, welche sich für die Sache interessi^^ren Im weiteren
soll ein A nskuiiftsbureau gegrtindet werden, welches denjenigen, die solche
Anstalten errichten und betreiben woUeu, Rat und Auskunft gibt; schliefe-
lich ist projektiert die Organisation poimlärer Vorträge, die VerOffentlicboog
von Berichterstattnngen nnd Schriften, das Ansschrtiben von Preisfinie^
1 Bünen Berioht ühw den ersten Kongreß s. diut ZtiMr^ 1908, 8. ^
Digitized by Gop^k
643
Der Verein hat sich im Haag niedergelassen. — Herr Simons, Architekt im
Haar, sprach sodann über: „Eine einfache und billige Volks- und Schiil-
baiieanstalt" . Nicht nur ?on hygienischen, sondern auch ?on technischen
und pekuniären Gesichtspunkten ausgehend, hielt der Referent eine glutiende
Hede Aber das Bmuebad, welches nur wenig Platz in Anspruch nimmt.
£r mochte gerne an venehiedeneD Olfonflidien PIttien in den ehudnen
Stadtriertebi kleine Badehänser erbeut sehen. In der auf den Vortrag
folgenden ausgedehnten Diskussion sprach sich Frau de Groöt zugunsten
der Volk«;- und ScbnlbÄder aus. Sic änfserte die Ansicht, dafs die Schul-
bäder vom üemeiudevorstand, die Volksbäder dagegen von den Borgern
und Einwohnern der Gemeinde erbaut werden mflssen. — Dr. D. Ris
teilte einiges mit aber die Volks- und Schulbadeanstalt in Schiedam, welche
Anstalt gegenvlitig mehr besucht wird als früher; die geringste Teilnahme
erfährt dieselbe von selten der Fraaen. Dr. Bis meint, dab die fer^
schiedenen Gesellschaften fttr Wohnnngsbaa ihren Mietern eine Anzahl
Bädor zur Verffl-rnno: stellen sollten. — Von Dr. dk Groot wurde darauf
aiitmerksam gemacht, dafs das beste Mittel, das Volk an dan Baden zu
gewöhnen, die Schulbadeanstalten seien. — Aach Dr. RüYscii meinte,
dals man Überall, wo es nur möglich ist, Schalbadeanstalten errichten
mfisse, nnr solle man nicht m einseitig ▼orgeben nnd anch fttr andere
Badeanstalten arbeiton. — Es worde noch erwihnt, dab manche ^eOeicht
daran Anstois nehmen möchten, dafs im Schnlbade der Lehrer benr. die
Lehrerin die Knaben bezvr. Mädchen ganz auscjezogen sehe. Es wnrde
der \ orschlap: gemacht, kleine Schürzen zu verwenden; da dieselben ahpv
beim Reinigen sehr hinderlich sind, so wurde diese Idee fallen golas^cü.
— Das Ausschreiben einer Preisfrage wurde auf das nächste Jalir ver-
soboben. (Mitget. Dr. J. M. C. MoüTON-Haag.)
kleinere illitteiUitjeit.
Eine Zasammenstellnng Iber Schfilenelbstmorde hat auf r;; und
amtlichen Materials Prof. Eülexburö in der ^ Umschau^ veröflfentlicht.
Danach beträgt die Gesamtzahl dif»<5er Selbstmorde in Deutschland für die
Zeit von 1^83 — 1900 nicht weniger als 950. EuIiEnbuhu schlieCst den
Aufsatz mit den Worten: Versuchen wir, das vorläufige Gesamtergebnis
saaammemmfiuaen, nm den Anl^, den Hans and Sehlde an dem Znstaade-
horamen der Scfadlersslbstmorde haben mOgen, ohne Voreingenommenheit
abznschützen, so mnls sich die Wagschale unzweifelhaft tief zn Ungunsten
des Hauses herabsenken. Gewifs ist auch die Schule nicht von Mitschuld
freizusprechen; mit ihren schematischen, in mancher Hinsicht veralteten
und rückständigen Einrichtungen, mit ihrem naiven Konservatismus, der
immer gutgläubig überzeugt ist, da£s, was vergangenen Generationen getaugt
habe, auch der neuen, so ganz anders beschafTenen Generation in gleicher
Digitized by Google
644
Weise tanslicli sein müsse ; mit ihrer viel m geringen Berflcksichtigung
der SchUlerindividnalitäteo und diesen gegenüber vielfach versagenden er-
zieherischen Leistung. Indessen das txad. M&ngel and Obel^ftnde, die zum
grolflai Teil dem Betrieb der Scbole ah Offeatiicher, den aUgemeiiiee
Staatanotwendigkeiten angepalster laatitation uiTeniieidlieh anhalten, «ad
deren naditeilige Folgen Qbeidies viel weniger aar Oeltang kommen wflrd^,
nenn der Schnlc nicht schon vioKarh ein von voniherein unireeigii^ea,
minderwertiges and belastetes Schülermaterial nif^nae, und wpnn ihre
mOhnn^en nicht durch die schildijrenden Eintlüsse in Haus und Familie oll
in &o schroffer Weise durchkreuzt und lahm gelegt würden. Von dieser
Seite mOflsen anch die Hebel zur Verblltong und Abhilfe weaentlidi ange-
setzt werden.
ÄrEtliebe Untersnchnng der in den Jahren 1901 nnd 1902 ins
schnlpflirliti^e Alter gelangen Kinder. Das eidcenössische statistische
Bureau verüÜeDtlicht in der ^Zeiischr. f. Schweiz. Statisfik" (1904) «lie
Ergebnisse der Erhebungen, die von 15 Kantonen im Schuljahre IVIÜl
nnd von lÖ in dem von 1902 durchgelührt wurden.
Von den 109252 onteFmcbten Kindern erwieaeo sieh 11779 =s
IO8V00 als nicht YOllig normal. Übrigens waren nur 53 Kinder = 0,5 '/m
der Geficimfzahl blödsinnig, also bildungsunföhig, während Erziebnng und
Unterricht bei allen übrigen, selbst bei den Schwachsinnigen (I6V00 der
Gesamtzahl) ganz erfreuliche Hesaltate zu erzielen vernii>L'cii. Die mci?ten
dieser anormalen Kintier können sogar dem Unterricht in der uifentlichea
Volksschule folgen, und für 9Ü4 (ÖÖ "/oo der GebrechlicJien, G Voo der
Geaantzahl) wnrde Versorgung in dne Sperialklaase oder I^Msialaiwtalt
beAlrwortet.
Die weitaus grölste Zahl der nicht ganz normalen Sehfiler (9672
= 84,4 %o) ist mit leichteren oder schwereren körperlichen Krankheiten
oder Gehrechen behaftet — mit Leiden, die in vielei! FrUlen mit m-
nebmendem Alter von selbst verschwinden, oder d'w durch richtige Be-
handlung gehoben werden können. Es ist daher sehr za begrtUsen, d&is
die Beobachter diesen Verbflltaisaen immer gröfsere Anfinerksiunkeit
schenken.
Die Fürsorge für bedflrftige Schulkinder im Kanton Zorich
im Jahre 1903 bestand, wie das ^Amil. Schulbl d. Kt. Zürich'' (Nr. 8)
mitteilt, im Betriehe vnn Jugendhorten, Ferienhandarbeitskursen,
Ferienhorten und in der Abgabe von Nahrung und Kleidnnif.
Jugendhorte bestehen, im ganzen 10, vor der iland nur in der Stadt
Zürich. Sie beherbergen im ganzen 300 Kinder. Nach Schluüs dei
Untenidits nnd an aehnlfreien Nachmittagen scharen sich die Kinder, deren
Eltern anf Ariieit abwesend sind, nm den Hortleiter. Sie' erhalten Mikh
und Brot und arbeiten oder spielen im Freien oder in den Schnlräumea.
Die Hortleiter sind ir. rirr Regel Prirnnrlehrer, die sich dieses hnmanitirca
Werkes neben der St tmlai ln^it annehmen
Die Ferienhandarheitskurse umfalsten im Jahre 1903 17 Kurse mit
zusammen 260 Schülern. Sie ex^istieren ebenfalls nur in der Stadt Zürick
nnd bestehen in Hobelbaak-, Schnitzerei- nnd MetaUarbeiten. Jeder Teil*
nehmer arbeitet an je zwei Vor- nnd zwei Nachmittagen za je rier Standes
645
wftbrend der vier WoohcTt (lauernden Sommerferien. Nach der zweiten
StODde erhalt jeder iSchüler 3 dcl Milch und ein Stück Brot.
Die Ferienhorte, von denen zwar erst einer im Jahre 1903 in Zürich
eingeführt wurde, bezwecken, Kindern, denen es nicht vergönnt ist, ihre
Feries anberlialb der Stadt zmiibringen, Gelegenheit la Spaiierg&ngeD und
8]iielen in Feld und Wald ni geben» In den Sonunerfetien nehmen uu-
gesamt 59 Kinder, in den Herbstferien 54 Knaben und 26 Mftdchen teil.
Die Spa^ierffänge und Spiele fielen je auf den Nachmittncr von 2 — 6 oder
7 Uhr; ein Abendbrot, bestehend aus Milch and Brot, wurde auch da
geboten.
Die Abgabe von xsabruug und iüeiüung au duritige Schulkinder luud
in 22 Ortaehaften statt, in giOfiwrem Kabstabe m m der Stadt Zürich.
Weitaus an den meisten Orten wnrde den Kindern am Mittag eine Suppe
mit Brot verabreicht; an einzelnen Orten erfolgte an gewissen Tagen eine
Zulage, bestellend aus Wnrst, Fleisch oder Käse. In Abweichung davon
verabreichten einijre wenige Orte in der Hauptpause am Vormittag je
3 dcl warme Milch und ilrot. Letzteres Verfahren eniptiehlt sich da, wo
ein weiter Schulweg nicht in Frage kommt und die ivmder über Mitl4ig
nach Hanse gehen. Hier ist vielleieht dem Kinde am besten gedient, wenn
man ihm, statt eines HittagsmaUes, im Laufe des Vormittages und Abends
nach der Schule ein Glas Milch mit Brot verabreicht. Infolge schlechter
und ungenügender Ernährung kommen die Kinder vielfach am Morgen mit
leerem Magen zur Schale Da wird der Zweck mit dem Mittagessen,
nachdem das Kind volle drei bis vier Stunden gehungert hat, eitccntlich
nicht erreicht. — In einzelneu Gemeinden leisteten die Eltern nach freiem
Ermessen, den ökcmonüschen Verhältnissen entsprediend, Beitrage Ton
5—25 Rsiipen per Portion, um zu zeigen, dalli sie sich ihrer Eltempflicht
bewulst sind und diesellie nicht ohne Not auf die Schultern anderer ab-
laden wollen. Die Gesamtansgaben für diese Art der Fürsorge betrugen
im ganzen Kanton 42296 Pres., wovon 3252.3 Frcs. allein auf dif Stadt
Zürich fallen Kin Teil der Ausgaben wird durch freiwillige Spenden, das
übrige aus örleutiichen Mitteln gedeckt.
Cber die Ferienspiele in Berlin entnehmen wir dem „Deutach. BL"
folgeade Bemerkung: Für die vietbesprochenen Bewegungsspiele wAhrend
der Ferien sind zehn HOfe von Gemeindeschulen und zwei Spielplatze vom
l^gistrat freigegeben worden. Daneben eisistieren die bekannten Spielplätze,
auf denen der Verein für öffentliche Gepnnil]ipitsj)tlege spielen lÄfst. End-
lich veranstaltet der Arbeitertumverein Fichte'* rings um die Stadt vom
2t). JuDi ab Jugen<ispiele, Diese Spiele haben vor den magistratlich an-
geordneten zwei greise Vorzüge, einmal den freien Plat2, dann die frei-
willigen Mitarbeiter. Zwar lassen diese freiwilligen Mitarbeiter manchmal
auch so wflnaehen übrig, aber so hölzern und ungesehickt wie manche
Labrer anf den Sehnlhöfen sind sie längst nicht, und das ist ein grofrer
Vorzug. Denn das Spiel wirkt nur dann in ethischer und körperlicher
Hinsicht befruchtend, wenn der Spielleiter in der Sache aufgeht und jede
Autorität aufserhalb der der Spielregeln zu Hause lälst. Es ist das für
Lehrer gemeinhin schwer, aber läiät äich auch machen, weuu man nur
will. Wenn dieser Wflle nicht ttberall gefunden wvd, so ist daran u. a.
646
in rrsti r Linie die Art und Weise schuld, in der man die Sache voa
oben herab betreibt. Der Magistrat hatte für die Beanüsichtigaag der
Kinder, ftr BesehsAuig imd Untariuttiuig der Sehalgttite law. im Elit
1908 eine fenglekiliiireiBe geringe Summe eiogestdlt In den Ertintenmgci
nun die^jibrigen Etat heilst es: „Wir kOnnen den Versnch als geglfidtt
ansehen und wollen daher aaf dem betretenen Wesrc weitergehen; eine
Krhöbang des Etatsansatzes wird nicht beabsichtigt." Also der Versuch
ist geglückt, wir wollen weiter gehen, aber Geld braachen wir weiter
keines. Das ist so sehr wider alle Regel, dafs man unwillkürlich statzt,
denn wo hätten weitere Versnche je kein weiteres Geld erfordert Aber
aebmeii frir an, es wiren so viel Geiifte usw. besdiaiR, d«& nur eine Erwei-
temng der Beseldimg nlNig war, so konnte man an ein Weitergeben glauben.
Nun sind im ganzen zwölf Höfe zur Verfflgung gestellt. Jeder dieser Höfe
soll 200 Kin lern Spielgelegenbeit crpwfthron i'jf nicht der Fall, aber
wir rechnen absichtlich hocii. Damit wärerj j'4ÜÜ Kinder beim Spiele
untergebracht. 4500 Kinder gehen in Ferienkolonien. Macht zusammen
6900 Kinder. Die Zahl der GemeiodeschnUänder beträgt nach dem
neuesten Aasweis 220000. Becbnen wir, da& die Hftlfte dieser Kinder
▼OB den Eltern so erzogen werden kann, dafs ihr Spielbedflrfiiis toii den
Eltern befriedigt wird, so Terbleibeffl 100000 Kinder, die niebt versorgt
werden. Da 40 % davon, wir rechnen überall so günstig wie möglich.
TöUig gesund sind, brauchen sie die Spiele allenfalls nicht. Verbleiben
immerhin 44ÜU0 Kinder, die der Pflege in den Ferien, der Bewegung ia
freier Luft und des Beweguugsspieles bedürfen. Und wie vielen wird
diese Wobltat niteill Baad 6900, wie wir oben aosgeredmet haben.
Wenn also naeh Ansicht des Magistrates der TerMeh geglflcikt ist, dana
ist dem Weitergehen auf dem betretenen Wege jedenfalls noch ein selir
weites Feld geöffnet. Geht er dann wirklich weiter, dann wird er autii
einsehen, dafs mit seinen Schnlhöfen nichts getan ist, und dafs die gesamte
Spielerei der Kmder auf einer anderen Basis als der jetzt gebr&achlichea
organisiert werden mufs.
Di« Jigeidipiele il StnfiAng haben in den letalen Jahran eiaA
sehr eriMiche Ansdehnuig genommen. Wie die »filKra/kb. But" mitteilt,
können jetzt, Dank der FOrsorge der stldtischen Yerwaltnng, auf sechs
Spielplätzen die Spiele stattfinden.
Siebzehn Lehrer standen dieses Jahr nntor der Leitung eines Ober-
lehrers den Turnspielen vor, welche durchschnittlich von rund 1000 Schülern
— an jedem Spieltag — besucht wurden. Man hat also Ursache, der
stSdtiadiea Yerwaltnng zu diesen Veranstaltattgen und Erfolgen herzlich sa
gratalieren, denn ihre Fürsorge in dieser Richtung ist um so anerkennen»*
werter, als es sich darcfaschnittlich um die ärmeren Kinder der Stadt
handelt, welche in be/ug auf Licht, Luft, Wohnang und Spielgdegenhdt
nicht in der gltlcklichen Lage sind wie die anderen. Wenn es fernerhin
der Stadtverwaltung gelingen könnte, jNLttcl and Wege zu finden, um auch
während der Ferien die Spiele veranst^ilten, den armen Kindern, Knaben
und Hidchen ein kräftiges, einfaches Frühstück, etwa ein Glas frische
Müeh nnd ein Brötchen Terabreichen zu lassen, so durfte sie nicht alleia
des berdichen Dankes der Eltern nnd Schüler versichert sein, sondern ik
Digitized by Googlß
647
hätte «och eine Einrichtnnt; geschaffen von gröfster homanitflrer Bedeutung,
einen spffonsreichen Ausgleich für die Kinder, die niclit in der Lage sind,
iu Ferienkolonien rtder auf Erholung»^rpispn |[TPlanfTcn zu können
Soviel bekaüül, ist vou einigeo edeldeiikwuden MitbUrKeni der Stadt
der Antxieb hieiisu unter gleichzeitiger Gewährung von entsprechenden
Beitrlg«!! als BetiiatMinitte] bereits gegeben worden» so dals 2q holfoB
steht, dab die Bestiebmigen der StadtTerwaltimg baldigst greifbare Gestalt
gewinnen werden.
FSrdemn^ des Jngendwanderns in Berlin. Die Bestrebnngen
zur Fördenjnt)' des Jugcndwanderns sind in allen Kreisen der Bevölkerung
mit lebhaftem Beifall aufgenommen worden. Seitens der Eltern wird es
freudig beulst, dafs nunmehr den Knaben regelmäfsige Gelegenheit ge-
geben wird, anf firObliehen Wandeifthrten Geist und Körper m stUeD.
Gleiebsain spielend wird den Kindern der Sinn für Natoraebönheiten ge-
weckt nnd die Kenntnis der Heimat übermittelt werden. Die Knaben
aelbst sind von der nenen Schöpfung nattirlich erfreut, wie die t&glich ein-
laufenden Znschriften beweisen. Die Konstituierung eines „Berliner Ver-
eins zur Fördenin!? des Jugend wandems" konnte daher, wie wir der
„Berl. Ztg.*^ entnehmen, unter sehr reger Beteiligung am 2. August voll-
zogen werden. Die Wanderfahrten begannen am Sonntag, den 21. August,
nnd finden an jedem sweiten Sonntag statt Die Statuten dea Yerdns
sind erhältlich bei dem OberMrer Linke, Fennsteifbe 18, I, bei dem
Schriftführer Falk, Kopenickeratraike 82, IL Letzterer erteilt anch aohrift-
Uch weitere Auskünfte.
Augen UDtersnchnugeu au SchnikiDdem in Tiibiugen wurden
unlängst von Prof. Schleich im Vereine mit einigen Ärzten unternommen.
Untersucht wurden, wie wir einer Mitteilung des „Schwäb. J^kur'^ ent-
neiunen, 1168 Sehfller nnd 945 Schflleiinnen. Simtliehe Untersnehnngen
wurden in der Klinik Torgenommen. Für jeden üntennditaD wurde eine
Zählkarte ausgefdllt; aufgezeidinet wurden die lanfende Nummer, das
Datum der Untersuchung, Nnme und Vorname, Gehiirtstng, Beruf des
•Vaters anfserdem die ?rit Bcfrinn des Schultinterrichts verflossene Zeit,
Angabe über frühere Augeukidea, bonstigc Erkraakuncen, sowie eine kurze
Bemerkong des Klassenlehrers über etwaige Beobachtungen seinerseits be-
treifs des SebrermtigeDa des Untersuchten ; sodann das Erkennungsvennögen,
die Sebscblrfe, das Resultat der funktionellen und objehtiren, mit dem
Angoispiegel im aufrechten Bild vorgenoaunenen Bestimmung der Refirak-
tion, der objektive Befund betreffs äufserer Augenkrankheiten, die Be-
schaffenlieit der breclienden Medien, des Augenhintergrundes, binokulares
Sehen und Farbenwahmehmung. Alle diese Daten wurden getrennt für
das linke und rechte Auge notiert. Unter 419G Augcu sind 65,2 %
normal und 34,8 % anormal. Unter den männlichen Sehfllem haben
6S,2% nomude und 86,8% anormale Augen, dagegen haben unter den
weiblichen Schülern 67,6% normale un l 3'2,4 % anormale Augen. Die
günstigsten Verhältnisse finden sicli bei den jüngsten Jahrgängen; am
schlechtesten sind die Verhältni'^^c '»H «Jpn hörhsten Schu\jabren des Gym-
nasiums; nur 20,2*^/0 normale Augen. Die Kurzsichtigen betragen bei den
Gynmaaisten 27,7 % (!), HealschUlern 15,3 7o, £lementArschUlern 2,3%,
Digitized by Google
648
höheren Mitdchenschtilerinnen 6,.'! " o, \ oiksschUlern 4,5 ®/o. Die Uäulig-
keit der Kurzsichtigkeit nimmt zu mit den Scbaljahren und mit der Za-
nabme der AnsprAdie, die an die Schmer gemacht werden. BetreA dee
Einflnsaes der Yererbmig stellt sich Prof. Sghlbich auf den Standpaiikt,
dafs ihre Bedeutung nur anf - Gmiid yod sperieUen Untersuch un-ren
festzustellen ist. Im grofsen nnd ganzen seien die Verhältnisse in dem
höheren nnd niederen Schulen Tübingens k^inoswegs nngtlnstig. Die Näh-
arbeit, wie sie in der Srhule verlangt wcnie, sei die Ursache der Kurz-
sicbtigkeit. Dartiber sei kein Zweifel mehr möglich. Übrigens sei nicht
alte Yerantwortniig for die Schftden, welche die Schuljahre der Jagend
tatslehiieh hringen, der Schale zDsnschreibeBi die Ursachen liegen hAafig
auch in den ungünstigen hftoslicben Yerbfiltnisseo, die oft einen sehr groben
Einflufs auf dir An-m mni die Ge>iindliei( der Schüler ausüben.
Obli^i^atorium der Badepflicht flir Schnlkinder. An der V. Haupt-
versammlung der „Deutschen Gesellsrlinft für Volkshäder" am 11. Mai
1904 in Cassel wnrde, wie wir einem Bericht in der „Beil. z. Ztschr. /.
Medißinalbeamte^ (1904, YIII) entnehmen, bei der Diskussion Aber die
hygienische Bedentong des Bransebades nicht nnr die allgemeine Ein«
fflhrang der Scbolbäder in Form der Bransebftder befUnrortet, sondern
auch die Badepflicht für alle Schnlkinder als iMitwendig erachtet, soweit
nicht der Sclnilarzt auf Grund nacbgewie^f^ner übler Nachwirkungen
(Schwindel, Kopfsclimerz bei bleichsttchtigen oder nervösen Kindern) Dispens
erteilt. Weiterhin sprach man sich Eranz entsthieden gegen die Forde-
rungen der katholischen Lehrcrvereiuiguugen nach einem Verbot des
gemeinsamen Schnlbades ans nnd konstatierte mit grolser Befriedi-
gung, dafs in NOmberg die Schuljngend die Frage in praxi selbst bereits
entschieden hätte, indem 5;ie die dort anf Betreiben von katholischer Seite
eingeric htpf en Ein/tlzellen-Bransebäder unbenutzt stehen lieft.
Die Zahuverhältnisse der Schüler in Reichenber^ (BShmen) hat
Dr. St. Ulpkich eintrehend studiert. Es wurden nur die beiden Bürger-
schulen zur Untersuchung herungezogen, weil hier die Schüler einem Alter
angehören, wo der Zahnongsprozefs bereits soviel als möglich ein stla*
diger, abgeschlossener ist. Die Besnitate sind In der ^ZahHärgU. Ihmd-
schau"^ (Nr. 31) veröffentlicht. Die Mädchenbürgersehule nmfafst
drei Klassen, wovon die erste Klasse mit vier Parallelklassen 221 Si hflle-
rinnen, die zweite mit drei Parallclklnsseji III) Si'liülerinnen, die drit»p mit
zwei Parallelklassen Gö Schülerinnen, in Sumn!!i 40.^ Schülerinnen aufweist;
es wurden ^83 Schülerinnen mit 10208 bleibenden Zaimen untersucht. Davon
waren 88S3 bleibende Zähne einschlieftUefa der FnUnngen gesund, krsnk
waren 1325, bereits entfernt 190. Gefüllt waren 254 bleibende ZIhne.
Nur 51 Sdlfilerinnen hatten keine kranken 2^ne, sondern nur (und zwar
1394) gesunde Zähne, einschliefslich von 88 Füllungen bei 19 Schülfr
rinnen, so dafs nur 32 Schülerinnen eines natnrtadellosen Gebisses sich er-
freuen. Es haben also '-532 Schülerinnen 7489 pesonde und noch 1325
kranke Zähne, so dais durchschnittlich anf jede 22 gesunde und 4 kranke
Ztthne kommen. — Die Knabenbllrgerschnle umlifiifc drei Klassen,
wovon die erste Klasse ndt vier Parallelklassen 154 Schtier, die zweite
mit awei Parallelklassen 87 Schiller nnd die dritte mit zwei PanllelUassen
Dlgltlzed by Google-
649
G4, also in Smnrna 305 Scbttler aafweiaea. Hiervon wurden 287 Schiller
mit 7621 bleibenden Zilbnon nntersucbt, wovon einscbürMirh flcr Ffülungen
6372 gesnnd und 1 149 ki:ink waren. Bereit^ entfernt waren 14S blei-
bende Zähne. Durch FallunL'en gerettet ^'.at r-n 58 bleibende Zähne. Nur
28 Schiller haben keine krauken, äondeiu nur, und zwar 737 gesunde
Zähne, fliiiBcblieialieh 27 FttUmigen bei 5 Sdifllem, eo dA& nnr ^ eines
natnrtadeUoseii GeUttes dch erfireaen. Es haben also S59 Scbttler 6635
gesunde und nocb 1149 kranke Zfthiie o d«ls dorcbschiittlicb auf jeden
Schttlcr 21.7 gesunde und 4.4 kranke Zäbnc kommen.
Wenn nun die K r.n honbürgersi hule ungünstigere Resultate zeigt als die
Mädchenbürgerschnle, so kommt vor allem in Betracbt, daCs weitaus die
besseren Elemente der V ulksschole der Kuaheubiirgurschule verloren gehen
dnieb d«i Eintritt in die Hittelacholen, was sdion die SehmerimiwiaaM
mit 405 gegen 804 Knabenbfligerscbtiler leigt.
SommariBcb \vin len also untersucht 645 Schfller nnd Schülerinnen
mit zusammen 17 729 bleibenden Zähnen, wovon 15255 gesund und 2474,
d. i. 13,9 %, krank sind. Die 330 Entfernungen bleibender Zähne be-
treffen zumeist den Unterkiefer, ein Zeiclieu, dal'ü die kranken Zaluie des
Unterkiefers weit mehr Ungelegenheiten verursachen als die des Oberkiefers,
obwohl die Zahafilale im Oberkiefer wenigstens sjn ein Drittel bedeutender
ist als die im Unterldefer. Durch kOnstliefae FttUongen worden 306 Zfthne
gerettet, also nnr etwa 1 2 % der kranken Zähne — wenig genug — ein
2ieichen, dafs seitens der Eltern fUr die Elrhaltung der Zähne ihrer Kinder
nocb viel zu tun übrig bleibt Nur 79, d. i. 12% der Schfller haben
einschliefslich der künstlichen i'üllungen ein gesundes Gebifs mit ;U31
Zähnen; hiervon entfallen auf 24 Schüler und Schülerinnen 115 Füliungen,
so daiB nur 55 eines naturtadellosen Gebisses sich erfreuen, d. i. 8,5 %.
Snmmariseh also haben 566 Sehttler nnd SchflleiinneD 12124 gesunde mit
2474 kranken Zähnen ; ea kommen also dsrciadiDittlidi aof jeden 21,4
gesunde nnd etwa 4,4 kranke Zähne. Die Untersuchung ergab femer, daft
mit zunehmendem Alter aach die Anzahl der kranken Zfthne in steigendem
Verhältnis blieb.
Da8 Wachsfnm der Gymnasiasten. Am Kaiser Franz Josefs-
Gymuasium in Mährisch-Schönberg sind Schulbänke zur Einführung
gekommen, welehe der Körpergröliae dsr Schfller angepalst sind. Zn diesenir
Zwecke mflssen die Schfller am Anfange jedes Semeatefs einer Messung
nnter/ogen werden. Das nun vorliegende Material, welches sich nahezu
auf .^00 Schüler erstreckt, ist zu ein^r verlflfslirbrn Feststellung über das
Wachstum der Schüler in den einzelnen Klassen verwendet worden, wobei
sich das folgende durchschnittliche Krgebnis herausstellte: Von der 1. bis
zur 3. Klasse (Uutergyniuasiuoi) steigt das Wachsen am meisten, von der
4. Klasse angelRngen ist schon eine Abnahme an benserinn. Im Untere
gymnasinm ist das Hauptwachstnm im Sommer wahrzunehmen, was im
Obergymnasium nicht der Fall ist. Die Ursache scheint entschieden darin
7x\ liegen, dafs die Untergymnasiasten im Sommer Spaziergänge und Körper-
pflege sich angedeibcn lassen können, während den Obergymnasiasten teils
wegen vermehrter Schularbeit, teils weil viele auch mit Stunden?eben sich
befassen müssen, dies nicht in dem Mafse gegünnt ist. Die Richtigkeit
Digitized by Google
660
dieser Behaoptuig erweist sich auch aus der Tatsaelie, dafs die Schüler
im allgemeinen in den Ferien viel stärker warlispn nh wfihrm i des Schul-
jahres; denn es wurde konstatiert, dafs ein Srhüler im Durchschnitt in
einem Monate zur Schulzeit um 0,30 cm wächst, hingegen in einem Ferien-
monate um 0|64 cm zunünmt, also um mehr als das Doppelte. Dieser
woUtätige EIdAiüb der Eriioloog zeigt sich nicht nur anf die Entwicklimg,
sondern auch anf die GesondheitsTerhftltaisse, denn in den Sommermonaten
wird im Obergyninaaiaai der höchste Krankenstand miter den Schülern
beobachtet, wfihrend er nm diese Zeit im Unterpymnasinm am geringsten
ist. Diese Resultate sind ein wichtiger Beitrag für dir '^rhulgesundheits-
pfiege im allgemeinen für alle Schüler; denn sie hewcistMi, von welcher
Bedeutnng Überbttr dung uud Erholung für das Wohl der Schul-
FrSItaDg der kdrirnrHchra Lelstwigfflhigkelt der Jnn^aii*
Bekalt, Ans Zäziwil (Kanton Bern) teil der „Smä' mit, es habe Tor
kurzem an diesem Orte gleichzeitig' mit den Rekmtenprflfungen eine Prüfung
über die körperliche Lei^tnngsfUiiigkeit der JnnjTmannsrlmft stattgefunden.
Diese Neuerung ist vom schweizerischen Militürdepartement \\\v dieses .Jahr
versuchsweise an fünf verschiedenen Orten eines jeden Divi:3iOD>kieiae5; an-
geordnet worden. Jeder StelluDgspüichtige hatte in turnerischer Beziehung
einen Weitsprung, das Heben eines Hanteis Ton 17 kg Gewidit und einen
SduelUanf anf einer Strecke von 80 m aasznltthreii. Die Leistmgen waren
fast durchwegs mittelmäfsige nnd schwache; es zeigte sich eine groiae
Schwerfälligkeit nnd Mangel an turnerischer Betätigung bei den jungen
Leuten. Auch die sanitJirische Untersuchung hat keine günstigen Resul-
tate hervorgebracht, indem von 61 Stellungspflichtigen nur 27 als tauglich
erklärt wurden. Im allgemeinen waren die Jünglinge körperlich schwach
entwickelt Es wäre deshalb auch nach dieser Richtung hin nor zu be-
grIÜken, wenn dnrch Einfbhrong einer torneriacben Frolnng die mian-
liche Jngend angehalten würde, nach dem Scholanstritt den Leibeettbnngso
die ihnen gebührende Pflege und Aufmerksamkeit zu schenken.
Koedukation in den Öffentlichen Schulen Amerikas. Aus dem
bedeutsamen Werke des Prof. Hugo Mt vstkrbero „Die Amerikaner*"
ersieht man, dafs von 828 aniei ikanist iien Städten 587 zweigeschlecht-
Hchen Unterricht in sämtlichen öffentlichen Schulen von der untersten bis
zn den höchsten Klassen haben; anter den flbrigen bleiben nur 13 StAdte
übrig, die Knaben nnd Mldchea in allen Schnlidassen trennen. 91 */»
der amerikanischen Jngend erhalten ihre Ausbildung in öffcnilirlien Schulen.
Koednkational ist die amerikanische öffentliche Schule. In der Familie
erblickt man das Vorbild der Schule.
Alkoholmifsbranch durch Schfiler. Wie viele Eltern sich noch
an ihren Kindern versündigen dadurch, dafs sie ihnen den regelmäfsigen
Gebraach alkoholischer Getränke gestatten, zeigen n. a. folgende Erhebuugea,
die nach einer Mitteilnng des «BSdogr. Wedunbl' (Nr. 4S) nnUngst
Oberlehrer Dr. KOBfiBBiTTB& anateUte. Die sJbntlichen 488 Schüler emer
Berliner Beatechule wurden darflber befragt, was sie zu den Mahlzeiten
trinken. Es ergab sich folgendes: abends tranken 64 v. H., mittags 43
V. H. regelmälkig Bier; von den Sextanern erhielten 84 v. H. (!) abends,
jngend sind.
Digitized by Coogl
e5i
von den Quintanern 64 v. H. mittags regelmäfsig Bier. Das sind in der
Tat sclireckliche Zahlen ; denn dafs ffir Scliüler in 80 jngendlidieiii Alter
der Alkohol in jeder Form Gift ist, steht fest.
Tnfnen nud Wachfttain. Diese Frage wurde, wie wir der „Schwete.
päd. Zeiischr.^ (U. 10) entuehmen, von Prof. Gaule in zwei Vorträgen vor der
Konferenz scbweizeriadier Tomlelirer in Zllrieh berOhrt Der Yortiageiide
kam smn Schlnfo, dab der Einflnls des Tnmeiis atif das Waebstiim durch-
ans nicht so einfach sei, wie man sich gevsöhnlich vorstellt. „Ja*^ — sagte
er — ^das Tnrnpn bildet eine gewaltige auslosende Kraft ; seine Wirkanpen
geschehen im allgemeinen in der von ans gewünschten Wirkung. Aber
wehe, wenn es in der tinerwünschten geschieht. Nicht Unglücksfälle sind
hier zu fürchten, deun dieser innere Prozels äufsert sich nur unter ge<
wissen Bedingungen nach anäen. Aher die falsche Richtung, die irir dem
inneren Strom geben kOanen, ireon wir die kosmiscben Gesetae, die diesen
Wachstum beherrschen, nicht kennen, die ist zu fürchten. Und deshalb
mtlssen wir diese Gesetze studieren. Wir brauchen viel mehr Messungen,
viel mehr T^robachtungen Ober die Wirkungen des Turnens, als uns jetzt
zu Gebote stehen. Und diese fordore ich Sic auf, zu machen. Ich ent-
werfe Ihnen keinen bestimmten Piaii dafür, zuviel hängt das ab von den
Möglichkdten, die Urnen sn Gebote stehen. Was mir am Herzen liegt,
ist, in Ihnen das Oefthl m erwecken, dals Sie ein wichtiges, anschUsbares
Werkzeug in Hftnden haben, und dafs viel, nnendlich viel getan werden
nmls, um zu lernen, wie man dirse? Werkzeug zu gebrauchen hat."
GesnudheitsverhällDisse der Pariser Volksschüler. In der Sit;;ung
der Academie de medecine zu Paris vom 21. Juni 1904 berichtete
M. G&ANCHER über Untersuchnngsergebnisse der Schüler und Schülerinnen
zweier Volksschulen in der Rue de VAdmiiil-Roussin: Von 438 Knaben
wurden 312 gesund befunden. Unter den übrigen 126 waren 62 (oder
14% der Gesamtheit) mit Erscheinungen der Tuberkulose behaftet oder
deren sehr verdächtig. Ein Knabe hatte fortgeschrittene Lnngenschwind'
sucht, 15 hatten noch geschlossene, aber anscheinend schwere Tubcrkii1n<!e,
46 waren nur leicht erkrankt, besonders an Schwellung der tracheobrouchialen
Lymphdrüsen. Unter den 458 Mädchen wurden 79 (oder 17 % der
Gesamtheit) krank befunden, 28 schwerer, 51 leichter. G. empfiehlt für
sUe Baaillentrager Iftndliche Erholungssehnlen.
(Mitget. nach der Sem. med. [Nr. 25) von Physikus Sievekin , Hamburg.)
Gesondheif sYerhältnisse der Berliner GemeindeschiiUunder, In
den Berlim r Cpmeindeschulen sind im verflossenen Frühjahr zum ersten
^lale alle zur Aufnahme angemeldeten Kinder von den Schulärzten auf iliren
Gesundheitszustand untersucht worden. Für die bestehenden 271 Gemeinde-
schulen sind 3G Schulärzte aogestellt, welche rund 15000 Schulrekruteu
natersuchen muikten. Die Zahl der Toa einem Arzt untersuchten Kinder
schwankte zwischen 300 und 500. Wie wir den Tagesbiftttem entnehmen,
wurden ungefähr 10 ®/o aller Kinder als körperlich oder geistig unfUng
erkannt und auf ein halbes oder ganzes Jahr zurückgestellt. 25 % aller
Zurückgestellten litten an allgemeiner Küri)erschwache, 16 ^A) mulsten
iiurUckgestellt werden, weil sie die Folgen schwerer Krankheuen, wie
Scharlach, Dtphtheritis usw. noch nicht überstanden hatten ; 5 % der
Digitizeci by Google
652
Untersuchten litten an Tuberkulose; 15"/o mulsten von der Schnlp t'^ru-
gehaltcn werden, weil sich starke niuiarmut, Rhachitis oder Skrt)j>liulo«e
zeigte. Aufserdem kamen Schwerhörigkeit, Nerven- und Huutleiden und
8Ciiw«re H«nfehler vor. ErMlieli war aadi die Zihl der geistig uuge-
nflgead Eotwiekelteo. MerkwflidigerweiBe gßh es noch Eltens die den
Anföidernngen der SchnlkommistioDSfonteber, ihre Kioder onterBOchen lo
laaaeiif nicht Folge leisteten.
Interuationaleg Ar«bi? f&r Schill hy^iene. Ucrausgegcben vnj .
Proiessor Dr. med. et pliil. H. GBiEaBACH, Mülhaasen (Eis. - Lotiir.),
Sir Laudbb Bbdnton, L. L. D.; M. D.; D. Sc.; F. R. C. P.; F. R. S.;
St. Bertholoraew's Hospital und College, London, ProüBsaor Dr. med. A.
Johannessen, Ghristiania, Dr. med. A. MATHiBir, Paris.
Ankündigung. Der erste intenatioiiale Kongrefs fQr Schulhygiene,
der vom 4. bis 9. April dieses Jahres in Nürnberg abgehalten worde, ha\
in glänzender Weise den Heweis erbracht, dafs die Schalgesund hcitspflege
«ds selbständige Wisseuschait bei allen zivilisierten Nationen im Vorder-
gründe der Volkswohlfahrt steht und sich der besonderen Aufmerksamkeit
der Behörden erfreot. Der Kongreft hat femer gezeigt, dafis jedes Volk
es als seine beiUgste Pflidit erachtet, die Gesundheit seiner Jagend ab
das hdchste Gut zu schützen und dem jugendlichen Organismus, InriMSonden
während des Schullelbens, die irröfst mögliche hygienische Fürsorge angedciheTi
zu lassen. Diese Tatsachen sowie der Umstand, dafs die dem Schullebeü
gewidmeten hyarienisehen Bestrebungen sich bei allen Nationen im grofsen
und ganzen in demselben Rahmen bewegen, sind Veranlassung geweseu, ein
glntemationales Archiv ÜBr Sehnlhygiene*^ zo begrilnden, das im Verlage der
Firma Wilhelm Engelmann, Lei|»zig, HittelstrafiBe 2, erwheint. Dieses
Ardii? Twfolgt lediglich wissenschaftlicbe Zwecke und stdlt sich die Auf-
gabe, den gesundheitlichen Interessen aller Scbnigattangen ein8Cblie(sUdi
Hochschulen der zivilisierten Länder /u dienen.
Es umfafst folgende Arbeitspebiete;
1. Hygiene der Schutgebäude und ihrer Einrichtungen,
2. Hygiene der Internate und Kindergärten,
3. Sdiolhygienische Untersaehnngsmetboden,
4. Hygiene des Unterridlits und der Unterrichtsmittel,
5. Hygienische Unterweisung der Lehrer nnd Schiller,
6. Körperliche Erziehung der Jugend.
7. Krankheiten nnd ärztlicher Dienst in den Scholen,
8. Hygiene der bonderschulen,
9. Hygiene der Schuljugend aufserbalb der Schale,
10. Hygiene des Lehrkörpers,
Digitizeci by Googl"^
66»
11. Allgemeines über liycrionisclie Erziebnng der Tncfnii,
12. Gesetzliche Bestimmungen und Vorschriften über Schalbygienef
13. Schalhygienische VersammlungeD and Kougressei
14. Geschichte der Öcholhygiene.
Das ArdüT verOffeDtUcbt nur mr SchnUiygieiie in Beiiebiiog «teheode
OrigiBalarbeitdii: 1. atif Grand eigener FMsehnngtn, BeolMchtangen und
Erfahrungen, 2. nach Art winenschaftlicher Vorträge und Berichte. Die
Beiträge dflrfcn von Textfiguren nnd Tafeln begleitet sein. Die Zeichnnngen
hierzu müssen so beschaffen sein dafs sie unmittelhar pliotographiRrhe
Übertragung gestatten. Eine ürazeichnuiig erfolgt nur, weua die Verfa.sjier
sich verpflichten, die daraus entstehenden Kosten zu tragen. lu anderen
ZeifachrifteD bereits TeröiEeatlicbtd Arbeiten sind ron der Anfiulime aas-
gescUosseo.
INe Veröffentlichnng der Beiträge kann in deutscher, englischer, fran»
zösischcr oder italienischer Sprache erfolgen. Arbeiten in andi reu Sprachen
können in der jElegel nur als Übersetzen "en in eine dieser S]»rachen zur
Aufnahme gelangen. An«5nahmsweiso werden auch in anderen Sprachen
geschriebene Arbeilen aufgenommen, falls sie sich mit Antiqnalettern setzen
laaaen ond technische Sehirierigkeiten nicht verarsacfaen. Jeder Verfasser
ist yerpfliehtat, seiner Arbeit eine Zosarnmenftssnng in einer der vier ge-
nannten Spradien beiznfBgen, ans der dch Inhalt nnd Ziel der Arbeit er*
Innnea läfst.
Die Verantwortlichkeit Aber den Inhalt ihrer Beiträge übernehmen die
Herren Verfasser. Die Aufnahme eines Beitrages erfolgt nur nach Vor-
legung eines dmckfertigen Manuskriptes. Die Entsciteidung Aber die Auf-
nahme liegt in den Händen der Redaktion.
Das Archiv ersdieint in Heften von etwa lehn Bogen Umfong; die
seitlidie Anfeinanderlolge der Hefte ist von der Bboge des zn verarbeiteiiden
Manuskriptmalerials abhingig. Vier Hefte im Umihnge von etwa 40 Bogen
bilden einen T^mid.
Das Archiv honoriert jeden Orijjinalbeitrag mit 50 Mark, Über-
setzungen mit 25 Mark für den Druckbogen. Textabbildungen und Tafeln
werden nicht honoriert. Dissertationen sind von der Honoriening aus-
geschlossen, nnd es werden bei solchen die Kosten für den Satz des be-
sonderen Titeis nsw. in Anrechnung gebracht Von jedem Beitrag werden
den Verfassern 50 Sonde ral fi-o mit den laufenden Seitenzahlen des
Ar« bivs kostenlos zugestellt. Weitere Exemplare stehen gegen m&feige
Berechnung zur Vorfiia-nncf.
Die erste Korrektur de« Satzes wird durch den Veilay, eine weitere
Korrektur und, wenn gewünsciit, eine Revision werden durch den Verfasser
besorgt. Eltstehen dnroh naditrSgliche SatzSndemngen des Yeriaasers in-
folge von Umbrechen der Seiten anCsergewOhnliche Kosten, so ist der
Verlag beftagt, diese dem Verfasser in Redbnnng zu stellen.
Der Preis eines Bandes des Archivs ist 30 Mark, einzelne Tiefte sind
erhöhten Preison käuflich, Den Mitqrliedeni de^ .,Allc?emeinpn <!( titschen
Vereins für Schul u'r-undheitspflege" und «fiiif i Kartellvereine aulserhalb
Deutschlands wird dus Archiv für 2b JÜark lür den Band geliefert. In
diesen FUlen ist die Bestellung unmittelbar an die VerlagsbndihandlnDg
Sebulgesaadheitopflege. XVIL 88
Digitizeci by Google
654
nnter i^lt ichzeitiger tlinsendung des Betrages zu richten, worauf die Zu-
seaduBg der Hefte unter Kreuzband portofrei erfolgt.
ille Anfragen und Beitrftge sind u den gesehäftiflDhreDdea Bedifcteor
desArehiTs zn ricliten. Adresse : Professor Dr. med. etplnl. H^Gbibsbach,
Mfllhausen (Elsafs-Lothringen).
An der 76. Yersammlong Deotscher Natnrforseher und Ärzte,
die vom 18. bis 24. September in Breslau abgebalton wird, «ind in den
verschiedenen Abteilungen der medizinischen Hauptgnippe folgende Vortrige
in Aussicht genommen, die vom schulhygienischen Standpunkte aus Interesse
bieten: In der 29. Abteilung (Hygiene» Bakteriologie usw.) der Vortrag von
OsBBBOXB-Bredan: Die Organisation des scbnUrztUchen Dienstes;
in der 22. Abtellnng (AogenbeOkiinde) der Tortrsg von H. BoNDi-Ig^:
Schule und Auge; in der 17. Abteünng (Geschichte der Medinn und
der Naturwissenschaften) der Vortrag von Stpjtnz - Grofe-Lichtertelde:
Die Geschichte der Naturwissenschaften im Gymuasial-
unterricht.
Die Eröffaang der Charlotteu barger Waldschule* hat, wie die
Tagesblitter melden, am 1. August stattgefunden mit der Aq&alune and
EinftUmmg der von den stidtiscben SebnUbrsten den Besuch der Anstalt
ansgewnhltea 120 Kinder. Die kleine Schar befiud sich hierbei in sieht*
lieber Aufregung, die sich aber bald in bellen Jubel auflöste, als ihr
lif knnntgegeben wurde, dafs der Schulunterricht erst am 15. August be-
^t(iüiieii würde, und dafs sie bis dabin nichts zu tun hätten, als den L^m/en
Tag spielend oder ruhend im Walde zu verbringen mid tüchtig zu esseü
nnd so trinken.
Die Banlicbkeiten bestdien aus einer Schal- and einer Wlrtschafta*
baracke; ferner aus einer offenen HaUe, einer Wsscb- und Badebaiadie.
Zur Beschaffung des WTassers dient ein Brunnen, dessen Anlage insofern
Schwierigkeiten bereitete, nh die Parzelle sehr hoch gelegen ist, und der
Boden bis in grofse Tiele aus durchlässigem Sande besteht. Die Wirt-
schaftsbaracke hat der Vaterländische Frauen verein gestellt, der auch die
wirtschaftliche Verwaltung übernommen hat. Die Schnlbaracfce besteht sos
swei gerlnmigen, je 48 qm grofsen Klassensimmem und zwei Ideinena
Rftnmen fttr Lehrer und Lehrerinnen nnd für Lehrmittel Die Klassen-
Zimmer sind nicht mit Scbulrahsellien, sondern mit gewöhnlichen Tischen
und Stühlen ausgestattet, können somit bei besonders uugOastigem Wetter
als Aufenthaltsort und Speisezimmer benutzt werden.
Die schultechnische Leitung der Anstalt hat der Charlottenburger
Magistrat in die Häude des Gemeindeschullehrers Köpfen gelegt, der sich
mit awei Lehrern and einer Lehrerin in den Unterricht teilt. Die wirt-
schaftliche Leitung ist einer Krankenschwester ttbertragen, der eme Köchin,
eine Helferin der KQche und eine Reinmachefrau unterstellt sind. Die
Obhut der Baulichkeiten wälirend der Nacht ist einem Wächter übertragen.
An Kosten bat die Anlage und Kinrichtung der Anstalt 20625 Mark er-
fordert; die lanfenden Ausgaben berechnen sich für die drei Monate August,
September und Oktober auf 8000 Mark. Diesen Ausgaben steht jedoch
• S. dMse ZeUkhnfl, Nr. 7, 1901, S. 506.
Digitized by Google
aach eine wenn freilich bescheidene Einnahme gegenflto. Denn der Besneh
der Waldschule ist nicht uneotgeltlich, vielmehr wird der für die Kinder
berechnete Verpflegnngssatz in Höhe von 50 Pfennifj täplich von den Eltern
zurückerstattet. Nur bei nachgewiesener Mittellosigkeit tritt ganze oder
halbe Belreiuug ein. Yerausdiiagt mt die lunnahme aui 3600 Mark für
die dni SdudniiNule.
Bei Gdegenheit der eniUidbeii Übergabe der Anstalt an die Schol-
deputation, die eine Woche spUer stattfand, erklarte BOrgermeiFt er ^Iattino,
die Stadt habe kein „Schnlsanatonnm" gründen wollen, sondern eine wirk-
liche Schule, in der der Unterricht die Hanptsache bleibe, aber auf mög-
lichst breiter gesundheitlicher Unterlage ruhen solle. Die Schultcchnik der
Waldschale gehöre zu den schwierigsten Fragen, die Chariotteaburg xu
lösea habe.
Bereits ist der Gedanire anfgelaiiciht, die Schale aneb wlbrend des
Winters in Betrieb zu halten.
Die Waldschule soll eine Tageserholiuigsstätte sein. Die Kinder ver^
lassen des Morgens "^o früh wie möglich die elterliche Wohnung und bleiben
den ganzen Tag über drauCsen. Bei ihrer Ankuiilt im Walde erhalten sie
sogleich reichlich Milch oder einen Teller mit Hafergrütze und eine mit
Bntter bestrichene Schrippe, zum zweiten Frühstück wiederum Milch, zum
Mittagbrot Sappe, Fleisch, Kartoffehi mid Oemllse, aar Veqker nochmals
HUdi ond eine mit Mos bestriehene Schrippe, und eadlieh rar Antritt des
Heimweges gegen 7 Uhr abends eine Suppe mit einem Butterbrot Vom
Mittagbrot Ms mr Nachmittagsmilch sollen die Kinder auf dem Rasen oder
bequemen SüihU n sich ausruhen und womöglich etwas schlafen, in der
flbrigen Zeit weiden sie klassenweise unterrichtet, oder sie beschäftigen sich
mit Spielen, Handarbeiteu, Lesen u. dgl. Jede Klasse dari nicht mehr als
20 SchOler anfwtisen. Der znr flrzüichen Übenracbiuig der Kinder ver-
pflichtete Arzt soll die Anstalt mindestens einmal in der Woche besnchen.
Über die Reini^ao^ der Schnlstnben hat die Herzo|^* Regiening in
Anhalt an sAmtliche Scbulvorstände nachfolgende YerfQgQBg, die wir der
ffBemburg. Zig.*^ entnehmen, erlassen :
t. Die Schnlzimmer und die zu denselben führenden Treppen und
Gänge sollen stets in reinlichem Zustande erhalten, die ersteren wenigstens
sveinal in der Woche, die Treppen und Oftnge aber, wenn erforderlieb»
tli^ch nach beendigtem Unterrieht sorgftltig ansgel^ehrt werden. Bei der
Beinignng der RIassenrinimer sind die Bänke und Tische, soweit möglich,
von ihren Plätzen zu rücken. Vor dem Auskehren ist der Fufsboden mit
feuchten Sägespänen oder Torfmull zu bestreuen. — '2 Die Subsellien,
Katheder, Schränke und Jb'ensterbänke sind einige Zeit nach dem Kehren,
wenn sich der aufgewirbelte Staub gelagert hat, mit einem feuchten Tuche
sorgfältig abzuwischen, die Fenster der Schnlzimmer nnd Gänge so oft zu
patMA, als es notwendig erscheint, mindestens aber bei aUen (vgl. B.)
Hauptreinignngen. ^ 8. In den Oster«, Sommer-, Herbst^ and Weüuiaehts-
ferien ist eine Hauptreinigung sämtlicher Schulrilume in grttndlichster Weise
▼or/nnehmen. Hierbei sind flie Fufsboden der Zimmer mit Seife, Soda
und heifscm Wasser m scheuern, die Türen, Bekleidungen, Subsellien,
Schränke usw. ebenso abzuwaschen, nachdem vorher die Wände Tom Staube
88*
Digitizeci by Google
656
befreit sind. — 4. Die Aborte müssen tftglich nachgesehen und mindestens
einmal wöchentlich gereinigt werden. Während der Sommermonate sind
die Pissoirs täglich zq spülen. — 5. Wo bisher eine häufigere Keinigong
flbUch gewesen ist, hat ec dabei tooh ferner sein Bewenden« Aach kOanei
swiadMD 4iein Sehiüvofstaiid und dem Schnileiter weitergehende Einridt-
taugen, namentlich in gröfseren Sdinlen, vereinbart werden. Der Gebraaeh
von Stanböl (Dnstless, Berolina usw.), der sich in vielen Schalen bereits
bewiihrt hnt. wird dabei empfohlen. Für die Anwendung desselben sind
besnnilere üebrauchsanweisnngen leicht zn erhalten. — 6. Es ist nicht
gestattet, Schulkinder als Beihilfe zur Besorgung der Reinigungen heran-
midien. Die Rektoren der Mittel-, Bttrger- und Tolksschnlen, die Knis«
und OrlflflehaltiispektoreB enoehen wir, aiof aorgfUtige Befolgong dieaer
Yonchriften m achten und in den Beviatonaberiehten ihre Wahmelunvigen
niederznleiren.
(Iber die Hausaufgaben hat der Synodalvorstand der Lehrerschaft
des Kantons Bern folpejide Tlip«5Pn aii'^i'earbeitet, die nun von der Er-
ziebuia sil irektion sämtlicheii ächulkomnusäionen des KiintoQs zor Yernehm-
lassung zugestellt worden sind:
1. In den eriten drei 8ehn||ahren dürfen keine Hansaufgaben gegeben
werden ; nur in lindliehen TeihiltniaBen mit groben Kleaaen aind ancb aaf
dieaer Stofe Hanaaiai^ben in beschränktem Mafse zoznlassen.
2. In den oberen Schuljahren der Primarschule, in den Mittelschulen,
sowie im Unterweisungsunterricht sind die Hansen fgaben nur mit möglichster
Beschränkung ziiznlassen.
3. Wo das Fachsystem besteht, soll auf dem Wege der VerstÄndigunp
unter der Lehrerschaft und durch FOhmng einer Kontrolle (Aufgabenbueb)
dnfllr gaeorgt worden, dala eine gleichnriUsige VerteUnng der Hwaanfipta
aaf die einaelnen Tage atattfindet.
4. £s emp6ehlt sich, in den Voraebrlften für jede Altersstufe ein be-
stimmtes Zcitmafs fest/nsetzen, nadi welchem der Umfang der zu erteilendeo
Hausaufpaben zu bemessen ist.
5 Dip für die Schnlc sowie den UnterweisungsunttTricht bestimmten
Uausautgubeu, namentlich das Memorieren, sind gleichmäfsig auf das ganze
Schn^ahr an verteilen, nnd ea boD daa Mafs der Aufgaben gegen den Schlnfr
des SchnQahrea nicht erhöht werden.
6. Die Lehrerschaft ist anzuhalten, die von den Kindern zu. Hause gemachtes
Arbeiten sorgfftltig zu kontrollieren. Dabei ist anf die sozialen Verhältnisse
der ?rlMilf> irehührend Rflcksichf m nehmen. Kf^rperliche nnd geistiirf^ (rp-
brechen sind als Kntschuldigungs- oder Milderungsf?rüruip zn herücksichtigen.
7. Nicht zulässig sind: a) Hausaufsätze; b) schriitliche Strafarbeiten,
die für das Kind keinerlei geistigen Gevsinn ergeben; c) das Anfertigeii
von Handarbeiten nnd Zelchnnngen ala Hansanfgaben; d] das Antgeben von
faknltativen oder Fleilsanfgaben; e) Hansaofgaben vom Yormittag anf den
Nachmittag des gleichen Tages; f) Ferienaufgaben.
8. Über Sonn- und Feiertage dürfen nicht mehr Haoaavfgaben erteilt
werden, als von einem Schultage zum anderen.
9. Zur Zeit der gröfsten Sommerhitze sind die üausaufgabea gänzlich
zu erlassen.
Digitized by Google
657
Die Anaielittlliüjwnuigai der SdmlkoinniaaioDen werte, wie die
yfSchweü. Lehrergtg,* (Kr. 35) bemerkt, TflnuiiÜich aelir Tenddedenftrtig
aosfallen, tind auch bei den Lehrern wird sidb kaam eine einheitliche An-
schannng |?eltcnd machen. In einer gröfseren Gemeinde hat die Scbul-
konunissiOD im Verein mit »Amtlichen Lehrern einstimmig beschlossen, es
sei Art. 4 zu streichen, da man ein bestimmtes Zeitmafs tür die Haus-
aufgaben unmöglich festsetzen könne; was der eine in wenigen Minuten
bewältige, daiaa habe ein anderer eine Stande nnd mekr za ton. Dann
fimd man» in Art 1 sollen alle Kinder gleidigelialten worden; es gehe
nicht an, die Kinder in ländlichen Verhältnissen, die meist noch einen langen
Schulweg zurückzulegen haben, aufserhalb der Schulzeit stärker in Anspruch
zu nehmen alü die Stadtkinder. Was den übrigen Teil von Art. 1 betrifft,
d. h. die Frage, ob für die drei ersten Scbuljahre ilit Hausaufgaben über-
haupt untersagt werden sollen, so waita es insbesondere die Lehrerinnen,
wekfae dagegen sprachen nnd stimmten. Sie erUflrten, ohne Hanaanfgaben
den Fordernngen des ünterrichtsplanes nnd der Inspektion nicht Genüge
leisten zu können. Die Mehrheit entschied dann, es sei^ nnr fBr das
erste Schuljahr die Hausaufgaben gänzlich zn iinter^ncrpit
Organisation des Schülerfrflhstückes in den höheren Schulen
von Zürich. Die Rektorate des Gvmna^iums, der Industrieschule und
der Handelsschule haben vor kurzem an die Eltern der Schüler folgendes
Zirinlar gerichtet:
Leider machen wir seit Jahren die bemOhende Beobachtung, dafe viele
unserer Schiller vor und nach der Schule und in den Pausen in eiuer
nahegelegenen Konditorei und Bäckerei aufser Brot und Brötchen namentlich
Lockorpien nnd Fis kaufen. Wir werden nun für die Pansen unbMin|?t
verbieten, mochten es aber auch auf dem Schnlwege verhindert wis ( n.
Wir bitten Sie daher, uns in dieser Hinsicht dnrch Ihre direkten Weisungen
wirksam autersttttien n woHen.
Nnn reicht aber erbbrnngsgemälk das fiblkshe FrtthstOek nicht aas,
am die Schüler während eines vier-, auch fünfstündigen Vormittagsunter-
richtes vor leerem Magen und daraus folgender geistiger Abspannung ze
schilt 7 Es wäre sehr zu wünschen, daf« die jnngcn Leute von Hause
ein geeignetes zweites Frühstück mitbekämen und es in einer mittleren Pause
venehrten. Doch wollen wir versuchsweise noch eine andere Gelegenheit bieten.
Wir werden einen Bflcker ersuchen, im Sommer in der 9 Uhr-Pause, im
Winter in der 10 Ühr-Panse, Brot nnd BrOldien, unter Aasschluls aOer
Leckereien, in der hinteren Halle des Schnlgebindes zq Terkaafen. Femtr
werden wir die 2^ntralmolkeroi rrsuchen, in derselben Pause trinkwarme,
abgekochte Milch 3 il zu 10 Cts., in der hinteren Halle des Schulgebftndea
tarn Verkauf tu hriu^^en.
Da wir aber keine Ihnen unliebe Gelegenheit zu unkouttolliertem
Geldausgebeo zu schaffen wUubcheu, so werden wir den Verkäufer be-
stimmen, Abonuementskarten fftr je 10 Glas Idch m je 1 Fr. auasugeben.
Daadt wir ein Urteil Aber den mntmafiilichen Bedarf gewinnen, ersaeben
ydr Sie, uns bis übermorgen gefl. mitzuteilen, ob Sie für den nnten ge-
nannten Schüler solche Abonnements zu benutzen gedenken, und innerhalb
welcher dorcbschaittlicher Fristen Sie sie emeoern zu müssen glauben.
Digitized by Google
658
6<giB to Beitritt to Oynttnaitei n Fibliillklito hat ticli,
wie die Tagesblätter melden, die Scbalkommission des st&dtischen Gym-
nasiums in Bern ansj^csprochen. Sie bemerkt in einem Kreisscbreiben:
^So '^f'lir wir auf der einen Seite die guten Wirkungen des Fn fsballspiels
auf die Ausliililiiiii: drr Korpfrkräftp und die Gesundheit der Sjtielenden
anerkennen, euergiscii müssen wir dem Fufsbalkport, wie er in den
flog. Klnbe betrieben wird, entgegentreten, da derselbe Iddit wrlilhm—
Folgen baben kann, indem HertfeUer und Verletnmgen aller Art sieb ein-
stellen, die Knaben dnrch die Matchs in y^raGbiedenen Stidten und ihre
Folgen znm Trinken usw. verleitet, ja einzelne so von dem Spiel absorbiert
werden, dals sie für dip Stndien gar kein Interesse mehr haben and hinter
ihren Kameraden zurückbleiben."
FMeraag im Sehwimneit dnrch die Sehlde Iii ftitemieb.
Erlafs des Ministers für Kultus und Unterricht vom 24, März
1904 an alle Landesschul r äte und die Statthalterei in Triest
(Z. 80865 ez 1903.)
Nach den §§ 31 und 47 des Orpranisationsstatuts für Lehrer- und
Lehrerinnen-Bildnngsanstalten vom 31. Juli 1886, Z. 6031 (Minist.-V.-Bl.
1886, Nr. 50), haben die LandesschulbehOrden nach Tunlicbkeit die Yor-
Icflhmng an treffen, dafs sAmtliche Zöglinge dieser Anataltea während ihrer
Bildangaaeit den etwa nötigen Unterricht im Schwinmien erhalten können.
Dieser Bestünmang ist bisher nnr in sehr geringem Mafise entsprochen
worden.
Drr wohltätipe Einflufs des Schwimmens auf die Erhalt ucc' und
Stiiikuiig der Köi-perkraft und der Gesundheit macht es aber wünschens-
wert, dal'ü nicht nur den Zöglingen der Lehrer- und Lehreriunen-BUdungs-
anstalten, sondern anch den Kindern der höheren Klassen der aUgemehien
Volks- nnd Bdrgerscholen Gelegenheit geboten werde, das Schwimmen sa
leinen und fleifsig zu üben.
Ich ersuclie daher den k. k. Landosschulrat, ffcei^nete Mafsnahmen
zu treffen, um auch die Gemeinden und jene Vereine, die '^irli die körper-
liche Ausbildung der Jugend zur Aufgabe machen (Jngendsitiel-, Tum-,
Schwimm-, Ruder- und Sportvereine), für diesen Gegenstand zu interessieren,
damit de Oberall dort, wo die örtlichen YerhAltnisse es gestatten, geeigaele
Sehwinmi- nnd Badeanstalten m dem in Bede stehenden Zwecke errichten,
besietnmgsweise den Schulen überlassen, und anch sonst nach Er&iten bei-
tragen, nm der Schuljugend und den Zöglingen der Lehrer- und Lehre-
rinnen-Bildun^'s?\iistaltcn die kostenlose oder doch nur mit geringen >fittdn
verbundene Erlernung und Üeü^ige Übung des Schwinimens zu ei möglichen.
Dlgitized by Googic;
659
Gleidneitig erkUre idi mich ancb bereit, einseUmi itutUoben Lehrer-
and Lehreriimeii-ffildiiiigBaiistalten zum Zwecke des Ankaufes einer Anzahl
von Schwimmnnterrichts- und Schwimmflbnngskarten für mittidloee ZOgÜnge
m&finge Sabvcntioncn aus Staatsmitteln m gpwfihren.
Ich darf wohl erwarten, dafs zur Krrpu Imiig des angestrebten Zieles
auch die Lehrkräfte der genannten Schulkategorien in verständnisvoller
Erfassung der Urnen obliegenden Erziehungsaufgabe tatkräftigst mitwirken
werden, indem sie nicht nur die Scholjngend ohne Anwendung eines
Zwanges znr fleiftigen Benatzong der Bider anfinnntefB nnd Jene Rat-
schläge und Belebrungen, welche vom gesondheitlichea Standpunkte not-
wendig und nützlich erscheinen, erleilen, sondern sich nach Tnnlichkeit
auch freiwillig zur f'liernahme der Leitung und Beaufsichtigung der ge-
dachten Schwimiuübuiigen bereit halten.
Femer werden auch die Schulaufsichtsorgane bei ihren Inspektionen
dem Gegenstände ihre Anfinerksamkeit znsnwenden nnd in den Jahres-
bnnptberichten die diesbeKttgUch gemachten Wahmehmnngen bekannt sa
geben haben.
Unter anderem werden auch die nötigen Schritte zur Herausgabe einer
die Wichtigkeit des Schwimmens und die Möglichkeit der Erteilung eines
Massenunterrichtes in diesem Gegenstande näher er!l\ntornden Schrift für
die Uaud der Lehrer und Lehramtszöglinge eingeleitet, aui deren hoffentlich
baldiges Erscheinen ich schon jetzt ?oclAufig au&neifcaam mache.
(„JfofMiiswshr. f. d, Twrmo98enf^^ Heft 7/8.)
Besprechnngen.
Die Lfti^iuig und Heizaug der Schulen. Drei Vortrüge, gehalten in
der Jahresversammlung des Klubs für öffentliche Gesundheitspflege in
Prag Ton Dr. Güstat Kabshkl, Professor der Hygiene an der bobmi-
schen Universitit, Fn. Yelich, Ingenieur der Kgl. Hauptstadt Prag,
nnd A. Hraba, Bürgerschullehrer in SmichoT. Verlag von Josef Safär,
Wien 1904. Preis K. 2 = Mk. 1,80.
Die Vorträge gehen von den Verhältnissen Böhmens aus und bieten
ein hauptsächlich örtliches Interesse, über welches nur der Vortrag von
Kabbhel sich erhebt. Auf den Forschungsarbeiten Rübnebs fulsend
legt Kabbbkl die wichtigsten hygienischen Ansprache an die Heizung
nnd die Lllftang der Schulen dar, die in folgenden — hier abgekürzt
wiedergegebenen — Thesen zusammengefai^t sind:
1. Die Heizung soll eine "Wärmemensie herbeischaffen, durch welche
iu kürzester Zeit eine 17 — 20^ C. hohe, gleichmäOsig verteilte Temperatur
Digitized by Google
660
für die Luft und die Uinfassüngen des Raumes erzielt wird. Auch im
vollbesetzten Zimmer soll jene Temperatur nicht überschritten werden.
2. Die Wahl der Baustoffe und lier Konstruktion der WäJide and
Decken soll die Wärmeverlaste gering ausfallen lassen.
3. Die Helzanlageii soUeo GewAhr ftr unuterbrochenen wid leichteD
Betrieb gvwtthren.
4. Die Wftrmeebgabe soll durch Leitung, uicht durch Strahlmig er-
folgen. Der Wärmegrad der Ilei/flachen soll unter IOC C. bleiben.
ö. Die Heizunp darf die Raumluft ni< lit verunreinigen.
6. Für die Hcinheit der Luft so! Im auf«er der Lüftoiig aach die
Sanberhaltung und die Bauart des Gebäudes sorgen.
7. Die einzuführende Frischluft soll im Durchschnitt für jeden Schüler
in der Stande 20 cbm betragen.
Die Anfofdennig an den Wflnnegrad der Heizfiftdien geht meines Er-
achtens nidit weit genug; naeb meinen Untersuchungen sollte 70** C. die
Höchsttemperatur bilden. Dagegen darf unter die Frischluftmenge von
durchschnittlich 20 chm erheblich herabgepanpen werden, sobald während
jeder Unterrichtspause eine gründliche Durchlüftung des Liaumes statt-
findet. In diesem Falle pflegt, je nach der Gröfse und der Besetzaug
des Klassensinuners, eine ein- bis zweimalige Emenerong seines Loft-
gebnltee in Jeder Untenicbtsstonde znr Schaffung gOnstiger VeililltniaK
bereits anarareichen. H. Chr. NuasBAim-HannoTer.
Dr. ÄLPERT FLArrrs. Kleines Lehrbuch der Hygiene. Zum Ge-
brauch für Volksschulen l^firgerschulen und gleichsinnige Lehranstalten.
82 Seiten. Druck und \ erla«? von J. L. Stich, Nörn])erg 1904.
Es ist -schwielig, ein Büchlein der Hygiene zum Gebrauch für Schüler
der Yolksachnlen zn achreiben; ein derartiges Lehrbuch eoll nicht ein
Kompendinm der geaamten Geanndheitapflege daratellen, aondem nnr das
für den Schüler WeaenUichc enthalten. Falsche oder nngenane Angaben
dürfen nicht geduldet werden; hier seien einige der zu beanstandendes
Stellen angeführt : „Für gewölmlichc Verliiiltnisse einer bürgerlichen
Wohnung genügt e««, wenn die Zimmer in Länge, Breite und Höhe (1 Ret.)
je fünf bis sechs Meter messen" (S, 21). Bei der Reinigung des Wassers
heifst es (S. 3'6): „Die gefährlichaten Verunreinigungen werden sdion eot«
femt, wenn man dem Waaser Alaonatflcke in der Menge von 10 g aaf
100 1 Waaaer znaetst Noch vid aicherer wirlcen die jetzt nm wenig
Geld überall käuflichen Filter." Für die Schule begnügt sich Verfasser
(S. 61) mit der Fordernn?, „anf je zwei Lehistnnden*' folge eine Rnhepaase
von mindestens Jf) Minuten.
Wenn auch nicht in Abrede gestellt werden soll, dafs das vorliegende
Werkdien recht viel Gutes euthall, mochte Referent doch die Frage aut-
werfen: lat ein Lefarbndi der Hygiene In der ToUaachole notwendig?
Wird daa Intereaae fflr Hygiene nicht beaaer dnrch einige anregend ge-
schriebene und dem Alter der Schlfler angepafete Aufsätze hygieniscbeo
Inhalts im Lesebuch wachgerufen, wenn der hygienisch gebildete Lehrer
den Gegenstand entsprechend erl&ntert ?
Dr. SiLB£fiSOHMiDi>Zttrich. ^
Digitized by Google
661
AuEZAKBKH Bexn5;t£in. IHe Reinl^iig der Schulzuimer. A. Benn-
stein, Dt. Wilmersdorf-Berlin. 24 Seiten. Preis 60 Pf?
Der Verfasser sagt Dicht viel Neues. lodessen ist es bei ilt r Wichtig-
keit der Frage der Schnlzimmerreinifrung sicherlich verdienstvoll, wonn B,
die Nachteile und Vorteile der eiiizelueji Reinigong&arteu abwugl uiid den
Grttiiden oAcbgeht, auf denea die mangelhafte Beinhaltniig beroht. In
letzterer Hinsicht ist die Beschaffenbeit des IWshodens und die Bankart
von wesentlicher Bedeatang. Linolenm und Bettigbank verdienen den
Vorzug. Da<; Sehriftchen schliefst mit einem Appell an die Behörden,
Erhebungen Ober die lleinigungs- und Unterhaltungskosten einzuleiten und
durch hygienische Institute die Bdinigongsfirage auf wissenschaftlichem Wege
klären zu lassen. Dr. FiCKER-Berlin.
■
SoNSAD Stbttbb. Qser dmli die Selmlbaiikfrii;«. Vortrag. Horb
«. N. 61 Seiten.
In einem frischen, lebendigen Vortrag kritisiert Verfissser die ver-
schiedensten Schulbankformen; er tritt fttr die zweisitzigen Bftnke, imbe-
sondere fBr die Bettigschen, ein und schildert deren Vorzüge.
Dr. FiCKEB-Berlin.
Dr. Th. Ziehen. Die tieisteskrankiieiteii des Kindesalters mit be-
goiderer Bericknehtigang des selmlpflichtlgeft Altan. 2, Heft.
Samml. v. Abhandl. a. d. Gebiete der pädagogischen Psychologie and
Physiologie hcrausgeg. t. Prof. Th. ZiEOLEH-Strafsburg und Prof. Th,
Zlehek (Halle) VTT 1. Beather & Baichard, Berlin 1904. 94 Seiten.
Mk. 2. — . (Einzelpreis.)
Das erste lieft dieser Arbeit wurde im Jahrgjuig 1902 dieser Zeit-
schrift (S. 5U8) besprochen. Im vorliegenden wird eine weitere Reihe
der damals charakterisierten hübschen, konzisen Krankheitsbilder vorgeftlhrt,
die sehr geeignet sind, das so bitter notwendige VerstftndniB ftr diese
Dinge anch bei gebildeten Nicht-lizten anznbahnen.
Prof. BLXULBB-Zflricb.
Wolf Becuek, Ar/r 1 ber WalderholnngsstKtten für kranke Kinder
mit besonderet' Berücksichtigaug der TaberkalSsen. Mitteilungen
Uber Erholungsstätten. Heft I. August Uirschwald, Berlin 1903. 52 S.
Uk. 1»00.
Der Verfasser macht mit seiner Schrift Propaganda für eine nenere
Einrichtung auf dem Gebiete sozialer Ftirsorge, die insbesondere den
Kindern dienlich sein soll. Die Walderholungsst&tten sind als Tages-
sanatorien im Walde zu liezeichnen. Die Idee, solche Erholungsstätten
zu gründen, wunlo zuerst im Jalire 1 1)00 durch eine Sonderabteilung des
Volksheilst&tten Vereins vom Koten Kreuz , insbesondere durch Professor
Paiinwitz verwirklicht. Die Erholnngsstait^u füllen eine Lücke aus
swischen dem Kinderknunkenlunts nnd d» Ferienkdonien. Sie aibeni
sich dem Krankenhanse mit Riteksfcht auf die Rationalitat der Pflege,
Beanfsichtignng und Qualität der anfgenommenen Kinder. Diese An-
stalten sollen nämlich denjenigen Kindern Anfiiabme gewähren, welche
Digitized by Google
662
keinen Zugang za den Ferienkolonien finden, sehr häafig auch aas
finanziellen Grttnden (!), nnd doch einer Erholung bedürftig sind Ins-
besondere sollen kranke Kinder berflcksichtigt werden. Der Verfasser
ist sogar der Ansicht, dals selbst schwerere Stömngen die Aufnahme nicht
ausschlielsen, während ja der Natur der Ferienkolonie entsprechend Rinder
nit schweren StOmageii in diesen nicht Aofiiahme finden. Tom Kranken'
htnse nnterseheiden sich die Efhotnngsstttten nur dedofcfa, dab sie den
Kindern blofs zur Tageszeit Unterkunft gewähren, die Krankenhäuser aber
zur Tages- und Nachtzeit. Am Ahend kehren die Kinder aus der Er-
holungsstättp jeweilen in ihr elterliches Haus zurück. Arme Kinder
werden besonder.^ Ijerücksichti^t. Der Ptlegesatz in der Erholungsstätte, die
dem Verfasser als Paradigma dient, beträgt täglich 50 Pfg., für weniger
Bemittelte 30 Pfg., doch gibt es anch Freistellen. Gewicht gelegt wird
anf eine rationelle Emfihmng. Das Hanptkontingent der Anfgenonunenen
bilden Tnberknltoe und solehe Kranke, die Anlage aur Tuberkulose haben.
Die Erholungsstätten erweisen sich als ein wesentliches Mittel zur Be-
kämpfung der Kindertuberkul o^e ud I rrfüllen damit einen Zweck, der uns
immer vorschweben mufs — in erster Linie die Tuberkulose des Kindesnltpr;
zu bekämpfen, weil in diesem Alter die Aussichten am güustii'stpn siud,
während in Torgerückteren Altersklassen die verschiedensten l-aktoren
einen Erfolg vereitdn. Tatalehlich tritt such eine wesentliche Besserang,
ja Heilung ein, was sich zeigt im Verschwinden der Katanfae und in der
Gewiehtszonahme, die bis nnf 6 kg steigt. Die Daner der Kurzeit bc
trägt sieben Wochen, wenn nötig aber auch mehr. Seine Erfahrungen
sammelte der Verfasser als Arzt für die Kindererholungsstätte Schön-
holz bei Berlin, welche am 25 Mai 1902 cruffnet wurde und bis zum
'60. September ÜOö Kindern Aulentlialt gewahrte. Er. drückt sich dabin
aus, dals die neue Einrichtung sich als leistungsfähig erweise und einer
grOfeeren Anzahl von Kindern die Sanatorinmspflege ohne grofte finanzielle
Opfer gewfihre, die sonst einer Pflege UberhiMipt nicht teilhaftig würden,
weil weder das Krankenhaus, noch die Ferienkolonien passende Fürsorge-
mittd wären.
Die Errichtung der Kinderheilstiitten ist nach der Ansicht
Bechers in erater Linie Sache der Frauen vereine und verwandter
Vereine, doch müssen auch die Gemeinden Hand anlegen. In Berho
wird bereite ehie zweite Erholungsstätte fltr Kinder gegründet, und der
Landesausschuls ftr Wohlfahrtspflege in Niederflsterreich in Wien bat m
PlOtzldnadorf zwei Erholungsstätten nach dem Muster der SchOnholzer ein-
gerichtet.
Beilagen orientieren neben den gegebenen Ausfülirungen in weitestem
Mafse Uber die Host alt ung und den Betrieb solcher Erholungsstätten. Die
Schrift BEruEUs kann jedermann zum Studium empfohlen werden, der sich
um die praktische Fürsorge für unsere Kinder und insbesondere um die
nnschuldigen Opfer unserer wirts<^ftlichen Verbflltnisse interessiert. MOgea
die Ausführungen des Verfassers in weitesten Kreisen zur Naehahmiing
anregen. Dr. KRAFT-Zfirich.
Digitized by Google
U. Jahrgang. 1904 No. 9.
•rtginaUliliait^litngeit.
Dm SehvlanlwMaa In DenticUaiML
Bericht über die Ergebnisse einer Umfrage bei den
gröiseren Städten des deutsohen Heiohea.
Dr. FjLUh SoHUBBET-Nümberg.
(FortMlsaiig.)
Eine aelur wiektige Ergänzung der hjgieDiaoh«!! Aafinoht Aber
das Sehiüg^bäade bilden die alljübriidi ein bis sweimal stattfinden-
den Begebungen aller Teile des Scbnlbaiises dnrab eine Eomnussion,
an d«r anfser dem Sebnlarzt aTiob Vertreter des stfldtiaoben Bau-
amtes nnd der Schnlverwaltnng gehören. In diesem Punkte ist
aubDahmsweise üicht Wiesbaden vorbildlich, das eine solche Ein-
richtung auch heute noch nicht besitzt, sondern Dresden, dessen
schon im Jahre 1893 entworfene Schularztordnung in § 2 festsetzt:
^Auoh haben nie an den alljährlich zum Zwecke der Aufstellung
der Unterhaltungsvoranscliliige stattfindenden BHu;p]iuLip:Hn der Schul-
grundstücke allenthalben toilzn nehmen." Diese Bestimmung ging
auch auf die alte Nürnberger Ordnung vom Jahre 1896 in
der Form über, dafs die Schulärzte auf Einladung an den regei-
mftisigen jährlioben Umgängen der magistratiscben Schulpfleger in
den augewiesenen Schulhäusem teilzunehmen haben. Leider wurde
bier Ton dieser Euuiebtnng in der Praxis bisber niemals Gtobraueb
gemacht
Eine besonders Forderung erfuhr die Angelegenb«t durob Pro-
fessor Bbkaboe, der in cüsser ZeiUckrifl (1899, S. 376) ttber die
in S^ttnigsberg getrolfenen Anordnungen und aber deren Durob-
DOTSehBlant. It 19
Digitizeu Lj oOOgle
m
664
fahraog eingehend berichtete und die Zweckmärsigkeit eines der-
artigen Vorgehens rübmte. v. Esmabch hat diesen Schalliaiis-
besichtigungen als Magistratsmitglied selbst beigewohnt. Für das
Wichtigst» hftlt er dabei das ZnsammenarbeiteD des Schularztes mit
dem anständigen Beamten des stidtiflohen BanamisB, da beide Teile bei
solehem Anlab voneinander lernen können, und weil die Dnrehf&lining
der nötigen sohnlkeehnisehen Yeiftndemngen dnioli gemeinsame Aus-
sprache des Arstes mit dem Arehitekten yerein&oht und besokleunigt
wild. Dieser sonst nur selten sieh bietende Anlafs einer Besprechung
swisehen den Vertretern der Schulbehörde, dem technischen und dem
hygienisehen SaohTerstAndigen , wurde in Königsberg und seitdem
auch in vielen anderen Städten dasn benutst, an Ort und Stelle
sich tiiber die Dringlichkeit der yonsnnehraenden yerhesseniDgen
zu einigen, so dafs den städtischen Behörden auf Grund dieser ge-
meiusamen Revisionen bestimmte, wohlbegründete \'or8ohläge für
technische Einrichtungen, Umbauten oder Neubauten vorgelegt
werden konnten. Da es unmö<flich ist, alle Mftnerel der Schulen
auf einmal aus der Well /u schaiien, sn ;;ruppierte man in Königs-
berg in dem Protokoll der Besichtigung dit^ Vfus lilüge nach drei
Graden, als „dringend notwendig ", als „notwendig" und als „wünschens-
werte Auf diese Weise wurde verhütet, dais nicht, wie es früher
geschah, zuweilen Wichtiges vor minder Wichtigem zurfiokstehen
mulste. Vieles wurde auch kurzerhand alsbald geregelt. ^So
manche Korridorwand wurde fflr Kleiderriegel gewonnen durch Fort-
nähme von Schrilnken, die ebensognt anderswo nntergebracht werden
konnten .... an den Öfen waren einselne Teile in Unordnung^ es
fehlte an Ofenschirmen .... usw."
In Königsberg finden aweimsl im Jahre solche gemeinsame Be-
gehungen aller Schuliftnme statt. In allen anderen StSdien begnUgt
man sich mit einer jährlichen derartigen Bevision.
Der an die deutschen Stödte verschiokte IVsgebogen enthielt
unter Nr. 7 die Frage: „Finden regelmftlsige Visitationen der
Sehulrftume durch die Sohulftrste im Verein mit Verwaltang»>
und teohnisbhen Beamten statt? In welchen Zwischenrftumen?^
Die Antworten liefsen nicht selten erkennen, dab infolge milk-
verständlicher Auffassung die vom Schularzt allein vorzunehmen-
den Klassenbesucbe «gemeldet wurden. Bei dem uaehiulgeuden Ver-
zeichnis wurde daher aui die Dienstordnungen selbst zurückgegriffen
und nur solche StAdte angeführt sind, die in den Schular/t-
vorschriften ausdrücklich eine gemeinsame Revision durch eine
Digitized by Google
665
187
Kommianon anordnen, in der anob das Banamt und die Schul-
bebözde Twtreten amd. Dies trifffc filr folgende Stidte sn:
BantEoUp Brealan, Bonn» Chemnita, Orimmitselian,
Darmatadt (Stadt), Dresden, Dflren, Falkenatein, Flena-
bnrg, Frankfurt a. M., Frankfurt a. 0., Freiberg i. Sachs.,
Fftrth, Görlitz, Insterburg, Königsberg i. Pr., Königs-
hfltte, Leipzig, Mainz, Meifsen, Nfirnberg, Plauen, Posen,
Ratibor, Reiebenbaeb, St. Jobann a. d. Saar, Stolberg,
Worms und Zwickau.
Die Verordnungen stimmen im wesentlichen überem. Dafs
die Teilnahme an der Besichtigung für den Schularzt in einzelneu
Städten als erlaubt, in anderen als geboten bezeichnet wird („kann
er teilnehmen" .... hat »^r teil/^uuehmen") ist wohi nur der Form,
nicht dem Sinne naoli, als Unterschied anzüsehen.
Tn mehreren Städten ist aus dem Wortlaut der Verordnung zu
erkennen, dafs Begehungen der Schulgrundstttcke .seitens der städti-
schen Behörden schon yorher be-^tanden haben zum Zwecke der
Aufstellung von Bau- und UDterhaltungsvorsohlägen für den nächst-
j&brigen Haushaltsentwurf. Zu dieser ohnehin stattfindenden Begehung
wurde dann der Schularzt zugezogen.
Etwas abweichend gestaltete sich die Sache in Frankfurt a. M.
Hier haben die Schnl&rzte dem Stadtarst (Amtsarat), der sngleidi ihr
Obmann ist, Tor Beginn der Sommerferien ihre Y orsohUlge sum ntehst-
jflhrigen BaubedUrfnis einsureiohen und werden vom Stadtarat nach
Ermessen au der amtsftrstliohen Besichtigung der Schulen eingeladen.
In Flensburg scheint dem Aiste eine mehr aktiye Aufgabe
susu^Ien: ^Biinmal im Jahre sind Tom Schularste die gesamten
Bäume der Schule auf ihre gesundheitliche Beschaffenheit unter
Zueiehung des Schnlleiters sowie erforderlichenfalls eines Baubeamten
des Magistrats genauer zu untersuchen " Demnach wöre es dem
Schularzte überlassen, ob er den technischen Beamten zuziehen will
oder nicht.
Für die Eintragung der Befunde bei den sohulärztliohen Revi-
sionen beistehen an manchen Orten Formulare ruit \ unlruck. Als
BH:^jiiel sei der sehr ausführliche, fünf Folioseiten füllende Frage-
bogen aus Worms hier in gedrängter Form wiedergegeben.
Zustand bei der Besicbtigang am
1. Lage und Umgebnag des Haoses; BodenyerliAltmsse, Untergrand.
2. GrOfae des Hofes; Bedeckung und B^flanzung desselben; Abflufs des
Regeowassers eventaell des SpOlwassers; Ginfriedigoag des Hofee.
Digitized by Google
188
m
3. Zustand der Müllgrube (Ummanenmg, Bedecknng) :
4. Welche anderen Gebäude stehen im Hof?
5. Ist der Uof sauber gehalten?
6. Wie i8t für Trinkwasser gesorgt? Lage und Bedeckung des
Bnnmens; Umgebung der Pumpe (Beschaffeaheit des TriDkmnen).
7. Ton- imd Spielplatz.
8. Sind gekrouite Abortanlagaii filr Saabea imd HIddieii Torhaiidei?
9. Lage und Baumaterial derselben.
10. Zalil, EiDrichtuDg und Zostand der AbortaBlagen, sowie ihre Beini-
gung und Ventilation
a) für Knaben:
b) für MAdchen:
11. Senkgrube — Bedeckung — Art der Entleemng:
12. Aus welchem Benmnterial ist des Schnlhans erbaut?
18. Ist es miterkeUert? Zu was wird der Keller benntst?
14. Ist ein Blitzableiter vorhanden?
15. Einteilung des Hauses: Wieviel Stockwerke?
Höhe der Paricrrrränme über Strafsciiniveau?
Wieviel Schulzimmcr enthalt das Uwis?
Wie viele in jedem Stockwerk?
Wie sind die Schuljahre auf die einzehien StockweriEe verteOt?
16. Vortreppe und Haustür.
17. Flure und Treppen. Breite der Treppen?
Höbe der TreppenstuÜBn:
Neigung der Treppe:
Baumaterial und Heinlichkeit der Treppen, Flore und Trq>pes-
gel än der :
Sind Kleiderhaken vorhanden und wo?
Zustand der WAude:
18. Welche Vorrichtungen zum Abkratxen der Stiefelsohlen sind vo^
banden?
19. Reinlichkeitszustand des Hauses?
20. Wem ist die Reinigung der Schule übertragen?
21. Wie werden gereinigt
1. da-s Hans
2. der Hof?
3. die Aborte?
22. Was wird für die Reinigung vergütet?
23. Lehrerwohn nncon: Ob im Schulhause?
Besonderer Eingang derselben?
Zimuieraahl :
Flächeninhalt der Zimmer:
In welchem Stock and Lage:
Zubehör (Abortei Garten, Wasehkaehe nsw.):
24. Ist eine Kleinkinderschule am Orte?
25. Sonstiges:
Digitize<J by Google
667
Gemeinde:
Klasse:
Leiurer:
Sohittendil: Alter:
Orolse des Scbul zimmert:
m) Lauge — Breite:
b) Höhe:
c) GesamtbodenflidM:
d) Geflamtluftraum:
Bodenfläche pro Kind:
Luftraum pro Sind:
Lnc:e des ZinuMn:
Fenster:
m) ZäM :
h) Oröfse (Höhe und Breite):
c) Lage (N. S. W. 0.):
d) Höhe der Brüstung:
•) Verbiltnis d. Oesamtglaafläche s. Bodenfläche:
f) Licbteinfall (von reditt, Unk« nsw., Oebiade»
Bäume) :
VorfaSnge :
Künstliche Beleaohtang:
fleürang:
a) Art dmelben:
b) Entfernung des Ofens TOQ den B&nkan:
c) Ofenschirm:
d) Beginn der morgendlichen Heizung:
e) Temperatur itn Saale bei ttreager Eilte:
f) Thermometer:
Ventilation :
Fufsboden: — wann zum letztenmal geölt:
Wände (Farbe n. BekteidoDg, Qelifel, Hohe deai.):
Deeke:
Ansahl nnd Art der SdralbSnke (nene, alte Kon*
stmktion, wann betobalit, wieviel Sitee auf
einer Bank):
Breite der Tischplatte:
Tischhöhe rom:
Tischhöhe innen:
Bankbreite :
Bankhöhe :
Gröfsr der Distanz (-j hori?nrjtaler Abetend der
inneren Tischkante von dem iSits):
OrSbe der Dtflforens (vertikaler Abetaad der inne>
ren 1 iscoK&nLe vom OKmß»
Sitzlänge pro Kind:
Sind Bänke von verschiedener Gröfae vorhanden :
Pansen :
Lfiitnng wiUirend derselben:
•
Die Formalare Ton Borbeok, Orefeld, Easen» Mttlheim
a. Rnbr und Zeitz enthalten folgende Spalten:
1. Lage. 2. Gebäude (massiv? Facbwerk? Dach? Ob uiterkellert?
WohBQQgeii im Scbulgebftode? Ob £iBgiiig nur Schule aod Wobnnng ge-
Digitizeu Ly ^oogle
190
668
trennt?) 3. Treppen (hölzerne, steinerne, Gelftnder, ob Uberbaapt gefabr-
h^?"^, 4. Schnlzimmer ;ii Grftfcp (Hrtbo. Länge, Breilp. 7ihl der KinJer,
Bodentliirhe für jedo^ Kind); b) Fnlsboden (ob dicht und «gestrichen);
c) Wände u. Decken (Anstrich); d) Reinlichkeit im allgemeinen; e) Fenster
(Gröi'se, Zaiil und Lage, VeiiiaiLuiü der Fensterfläclie zur HcHleutladie ^
SdintK TOT direkten oder rellektierteD Soimeiutrahlen) ; f) Schvltische,
Bftoke (ob solid, sweckmäftiif, Sitsnnm); g) LiebtTerbtttnisse im aDge-
meinea; b) Heizung (Art derselben, Ofen, ob genflgender Schutz gegen
Verbrennong and Wärmestrahlung, Temperatur, Thermometer); i) Ventila-
tion (Einrichtung der Oberlichter der Fenster, Klaiipscheiben, Olasjalotisien,
zentrale Ventilation); k) Stand des Katheders und der Wancitalel. 5. Ab-
trittsaulagc (Lage, ob in genügender Entfenninf.' vom Schulgebäude. Aus-
dunstung, Reinlichkeit der Sitze, Anzahl derselben im Verhältnib zar
Kindemiil). 6. Spiel- und Toiupktz (GrOfte, Lage, ob Tomg^rite solid
und ongeftbrlich, ob der Boden unter Barren und Reck fest oder mit
Sägemebl bededct). 7) Wasserversorgung (TrinkgefiÜke, Entfemnng der
Bronnen von den Abtritten), 8) Sonstige Bemerkungen.
Naoh der Untenohrilt des Sebalftrztes folgt dann noch eine
vom Bttrgermeiater an nnterseiohnonde Frage: «Was ist anr Beaeiti-
guug der erwähnten Mitegel angeordnet worden?*
Alle dieae Angaben Ober sehnlftrstlioho BeTiaion der Sobol*
gebände beaogen sich anf den WiesbadeneDr Typus.
Es wurde schon im allgemeinen Abschnitt erwähnt, dafs sehr
viele Gemeinden, insbesondere in Rheiulund und Westfalen, von
alters her gewisse schulärztliche Einrichtungen besitzen, die als rudi-
mentär bezeichnet werden mufsten. und sich vorwiegend auf Besich-
tigungen der Schulgebäude bezielien, ohne genaue Untersuchung der
einzelnen Schulkinder. Manche dieser Städte .stehen hinsichtlich
der hygienischen l'berwacüuug des Scbulhauses den Städten mit
Vollschulärzten kaum nach und bedienen sich zum Teil derselben
Formulare. So führen z. B. die G-emeinden Beeck, Hamborn,
Oberhansen (Rhld.), Solingen und Wesel dieselben Bevisions-
listen wie Crefeld, Essen usw. (vgl. oben).
Wesentlich kürzer ist die Fragestellung in den Gemeinden
Gronau (B.-B. Münster), Hamm, Lüdenscheid, Reokltnghansen
(Stadt nnd Landkreis), Witten, die alle zum Typns mit mdimentlrem
Sehnlaratweaen gehören, nnd wabrseheinlieh noeh in sehr yielen Ge*
meinden jener Bezirke. Hier enihftlt das Formular nur drei Spalten,
die siob auf die bygienisohe Besobaffenheit des Scbulhauses bestehen:
Beschaffenheit des Sdrallokalst Lange, Breite, Höhe, mitbin Knbikranm
— zu vid oder zu wenig für die vorhandenen Kinder — Bescbaffenbeit
der Luft — Reinlichkeit? Beschaffenheit der Aborte: Reiidichkeit —
Ventilation — Ausköramlicbkeit? Trinkwasser: GOte — Anskömmlichknt?
Digitized by Google
669
191
V. flygieie des UAtorriekts ud der Uiterriehtnuttel.
Die beacbiHuVte Eompeteni det SehnlaratoB, die eokon bei der
Hygiene dee SohtUgebftudM in manefaen JEHinkten herrortret, maoht
adh Kol dem sehwierigen Gebiet der ünteiriobtBhjgiene in neeh
weit bOberem Malse füblbar. Die IVujhttoebildnng des Antee hat
mit diesem Kapitel im allgemeinen nichts zu schaffen, und ee be-
darf einer besonderen sLhulj.rzthchen Vorbildung — möge sie nun
vom Staat orgambierL sein, wie in Ungarn, oder dem Privatstudium
vlberlassen bleiben, wie bei uns in Deutschland — , um den Ar^t zu
befiihigen, m dieseri Dingen mitzuurteileu und dreinzutedeii. Dazu
kommt, dals bei der Hygiene des Unterrichts noch so viele Fragen
der Lösung harren, und nicht nur zwiscken Ärzten und Pädagog^on,
sondern auch zwischen den Vertretern des Lelirtaches selbst eine
Übereinstimmung über wichtige Grundsätze vermilst wird. Dem
Arzt wild hier ftlr absehbare Zeit mehr die Rolle eines Mitarbeiters
auf dem psyehologisch-physiologiMben Fonchungsgebiet zufallen, im
Zusammenwirken mit Sohulmännem, deren £r£ahning nnd Wiaeen
hier keinen Schritt weit entbehrt werden kann.
Em liegt im Wesen der Unterrichtshygisne, dafs anob in
einer ferneren Zukunft, wenn dereinst das theoretisohe Wissen ge-
nügend gefördert sein wird» um duans pxaktiBobe Eolgamngen für
den Sohnlbetrieb ashen an kOnnen, der Sehweipnnkt bygienisoher
Überwaeihnng ▼ozvnasiebtlieb niobt beim Sobnlant einer kleinen
stldtiaeben Sohnlgmppe liegen wird, sondern beim Amiaant, dem,
als einem staatliehen Beamten, die sanitftie Anfueht Uber die Dnrdb-
fUmiog der Ton der Behörde erlassenen Verfügungen ankommt.
höhere und dankbare An^be wllide dem flntlieben Saeb-
Terstindigen snlsUen, den ein UnterriehtBminiaterium bei der Duroh-
fOhnmg einer gründlichen Reorganisation des gesamten Unterriohts-
wesens als Beirat berufen würde.
In Würdigung dieser Verhältnisse wird man es begreiflich
finden, dals die Scbularztordnungen deutscher Städte der Hygiene
des I'nterricht« keinen breiteu Raum gewähren. Ein vollstäudiges
Lbergehen dieses wichtigen Gegenstandes, wie es leider ganz allge-
meine Hegel ist, erscheint trotzdem nicht gerechtfertigt, und noch
weniger die in vielen Dienstvorschriften zutage tretende angstliche
Scheu, dem Arzt Einblick zu gewähren in den Gang des Unterrichts.
Wie schon in den vorhergehenden Abschnitten wiederholt erwähnt
wurde, verbieten manche Stfidte dem Sohnlarzt, ohne vorherige Er^
Der Sckalant. IL 90
Digitized by Google
It2
$70
lanbnis des Bekton die Klaflsen während des tJoterrichtee zu be-
treten, und nur aasnahmsweiM wird ausdrücklich gefordert, dals die
sdiulintliolMB Baraohe wllifaiid der UoterriohintoiidMi atattflndea
aottan (Mains), oder dafii dar ütttanioht beim Bistritt dea fiebvlanrtea
vaht DBtoriiroAeii wardao darf (Kolmar und MflDiaiiaaa i. E.). Unter
allan Sakvlanterdnnngen findet mok nm in der von Offenbaoh
eine anadritekliehe Anfferdenuig „rar aaehTeiatündigan HitiridraBg
kinaiclitlioh der Hygiene dea UnterriolitB'', und in Cl^nigahtttte
wild Teiftgt» daA dem Sahnlant anf Yetlaxigen der Stnndenplan
▼Ofanlafan iat. Senat barrMiht flbemll tiefrtaa Sehweigen, wenn num
nieht die bei etwa 95 Stttdtan wiadeikehiende Bemeikang biariier
beziehen will, dafs der Schularzt bei seinen Besuchen auf die Körper-
haltung der Kinder zu achten hat. Zweifellos bildet die Hygieme
des Schreibens und insbesondere die Karperhaltung beim Schreiben
einen Teil der ünterrichtshygiene, doch ist es mit dem blolsen Auf-
traj?, die Körperhaltuüg der Kinder zu kontrollieren nicht ijetan,
wenn nicht [eiclizeitig Anweisungen gegeben werden über üaklage,
JB,ek]ination8Biu usw.
Die nicht minder wichtige sanitäre Beaufeic htiprung: des Huna
arbeitsunterrichts ändet nur ein einziges Mal, in der Dienstordnung
Ton Hagen, Erwähnung. Oöln schenkt dem Unterricht in den
Hilfsschulen und in den Stottererheilkursen besondere BeaobtaQg
und ordnet an, dals die Sobnlärzte dem üntarnoht io dieaen Ab*
teilungen wiederholt beianwohnen haben, um anf beaondera organische
Fehler der Kinder an aehtan nnd dem Lehrer die etwa notigen
BatsohUge zn erteilen.
Obwohl in Dentaehlaad mit wenigen Ananahmen fast nnr
atldtiaeh angestellte SehnUbnte fttr Yolkwohnlen rorhaaden aind,
nnd das Yolkasohnlweaen im aUgemeinen mnatergHltig geregelt iat,
Bo konnte dooh anoh hier dem Sehnknt manohe dankenawerte Auf-
gabe gestellt werden. Die Yerteilnng der Tnmatnnden im Stnnden*
plan» der Beginn dea yonnittagannteniehte, das Innehalten der
Zwisohenstonden, der Ana&ll daa Naohmittagannterridites bei h<rfiar
Sonunertamperatnr, daa Vermeiden jeder Läse- nnd Sohmberiiait in
den Standen mit unzulänglichem Tagesliobi an koiaen und trüben
Wintertagen, das Mafs der Hausaufgaben, die Auferlegung geist-
tötender uüd uugenverderbender Strafurbeiteu, dieb alles und manches
ähnliche sollte dem Schularzt ebenso unter die Augen gerückt werden,
wie die einzelnen Abschnitte der Schulhau8hyR"ieue. Die am besten
geeigneten Mittel, dem Schularzt erstens Einblick in deu brang des
Digitized by Google
671
198
Untenibhii und wwvltmm G<el«geiihrit sn hypniadm SttoeUlgMi
und jrar EdbibuDg von ESuy^redi wa gewiluwu wfifdn wohl loU
gendo Min:
sd 1. BSnaSohtignng und Ywpfliohiiiiig, dem üntoriMlit in
allen seinen Zweigen so oft als n<ytig beizuwohnen, sowie Beisiehnng
dee Schnlarztes zu den Sohulprüfungen.
ad 2. Vollbereciitigte Teilnahme an den Lehrerkonferenzen und
Inßpektionsaitznngen, um dem Schularzt Gelegenheit zu geben, einer-
seits die Erwägungen und mannigfachen Rücksichten kenneu zu
lernen, die bei Festsetzung des Stundenplanes und bei Beratung
anderer pädagogischer i'ragen in Betracht kommen, anderseits hygie-
nischen Bedenken rechtzeitig und am rechten Orte, d. h. im engen
Kreis der Lehrerschaft, Ausdruck zu geben. Die Schnlkonfereos
bietet Gelegenheit, dab Xjdbiier nnd Sohnlant Tonainander lernen
können und dadurch xneinnndar in eine Besiehnog gesetzt werden,
wie sie bei der gemeinsamen Besiohtigmig der Sohulgebäude
swiaehen Architekten nnd Schulärzten sieh entwickeln soll. Daza
üi aber erfoiderüoh, da(s die Sohulärste ordentliohe Hiliglieder der
beMBniden m den Siteungen Bueammentretenden Korpersohaften
•ind, nnd niefat nnr anfeerordentliehe^ bei beaonderen Anlilnwen sor
Betafcoiig gewiMer Fragen beinusiehende GntBohter, die aioh nnr aU
Gtete nn betraohten haben nnd kein Stiaunreoht beaitMii.
Die Fordernng, dale die SohnUtoste ToUbeieohtigie Mifglieder
der Sehnlannehllne sein sollen, ist so alt» wie die Sohnlaratfiage
selbst nnd wurde schon auf den VI. internationalen Hygienekongrefe,
zu Wien 1887 erhoben. Eine solche Einrichtnng ist ganz besonders
im Interesse der Hygiene des Unterrichts wünschenswert. Da je-
docli auch andere Gebiete der Schulhygiene hierbei in Betracht
kommen, so 8oU über die vn den einzelnen Städten darüber herrsoheuden
Bestimmungen im folgenden Abschnitt gesondert gesproclien werden.
Die Hygiene de«! Unterricht" bed:i!f zu ihrer Förderung und
Klärung der experimentellen Psychologie, die ein zurzeit
noch gar nicht in seiner ganzen Ausdehnung übersehbares Arbeits-
gebiet darstellt, auf dem hygienisoh gssdinlte Pädagogen und päda-
gogisch vorgebildete Ärzte in legen wissenschaftlichen Wettbewerb
getreten sind. Beide Fächer müssen sich hier durchdringen und
ergänzen, und es darf als eine schöne und hohe Aufgabe der Schul-
▼erwaitnngsn betrachtet werden, solche Arbsitsn ma Ibrdem. Leider
ist von einem solohen Geist in nnseren Sohnkraterdnnngen nirgends
ein fieneh sn spttren. Im Gegenteil, fast fibecall anoht man den
90*
194
672
wissenschaftlichen UnterenchungeQ Schularztes an den seiner
Obhut anTertranten Schülern von vornherein einen Damm entgegen-
snsetsen« iiad wenn man derartige Forschungen nioht geradezu verbietet»
80 maoht man sie doch von ganz besonders einzuholender Erlaubnis
abhängig. Man fürchtet den schulärztlichen Übereifer, und Rohmeieihelt
damit swar der Arbeitsfreudigkeit der Sohnlftizte, verkennt aber auf
der anderen Seite die Wichtigkeit, ja die Notwendigkeit solcher
Fonohnngen. Die Ge&Iir der Unterricbteetflnuig sohfttrt man dabei
offenbar m booh ein. Es werden immer ntir einaelne #eoige Sehnl-
ärste geneigt sein, mit isüieeiomeier nnd Ergograph snbtile und
aeitianbende ünterBnchungen anznstellen, anch wenn man ihnen
aolohe Arbeiten nioht eiachweren, eondem erleiehtein wflide, und
dieeen wenigen darf man wohl aneh den nötigen Takt und Be-
sonnenheit zutrauen, deren der Schnlarst ohnedies bei keiner seiner
AmtehandluDgen entraten darf.
Die Hygiene der Unterrichtsmittel tiüdel m dea Schul-
arztordnungen gleichfalls eine nur sehr fragmentarische Berücksich-
tigung.
In Kolmar wird in § 7 die ^Kontrolle über die Lehrmittel*
erwähnt, in Mülhausen die Untersuchung der „Lehrmnterialien
auf hygienische Besciiatfenheit". Die Gemeinde (rransee zahlt als
Obliegenheit des Schularztes auch die Mitwirkung bei Anschaffung
▼on «Geräten oder Lehrmitteln** anf. Alle anderen deutschen Dienst*
Ordnungen ttbergehen diesen, insbesondere vom ophthaUno-hygieniseheD
Standpunkt wichtigen Gegenstand.
Der Schulbücherdruck ist überall dort, wo man ihn anf eeine
optischen Eigensehaflen hin geprüft hat, in einem hohen Froaentsaii
der in Gtobrandi itelienden Bfloher mangelhaft gefunden worden.
Das wirksamste Mittel wSre es» wenn die behördliche Znlassnng der
Lehrbfloher nioht anssohlieislioh vom Inhalt, sondern anoh Ton der
typographischen Ansstattmig abh&ngig gemacht würde. Da sich aber
in Dentsohland die obersten SohidbehOrden trota aller Ton engen-
Ärztlicher Seite gegebenen Anregungen nnd Denksehriflen behairlidi
weigern, diese Angelegenheit einheitlieh zu regeln, so bleibt ee doch
wohl Aufgabe der Schulärzte, immer wieder jene Bücher zu be-
zeichnen, deren Druck zu kloia oder zu komprers, oder deren Papier
zu grau oder zu dünn ist, um durch solche Kleinarbeit nach Mög-
lichkeit die Unterl as.su n^^ssünden der Behörden wieder auszubleichen.
Ähnliche Fragen ei lu^n sich Itei dfT übermäfsigen Verweudnug
der optisch lilnget geächteten und nur aus wirtschaftlichen Gründen
Digitizcü by Google
673
195
beibehaltenen SehieCertefel, bei der laniienuig der Schteibhefte, dem
Ghebrauob der Idnienblitter, der fieechaffsnbeit und Aofetollung der
Sehnltalsl, der Utenmlien beim Handarbeits- und Handfertigkeits-
unterricbt, ganz bwonders aber hm den Beschäftiguugea in den
Kinderschulen uud KinderbewalijuDstalten, wo nicht selten durcb
zierliches Fleobtwerk, Perlenfädeln und durch Verwendung- iihnlioher
windiger Objekte aus Unkenntnis and Gedankenlosigkeit gesündigt
wird.
(Fortsetzung folgt.)
kleinere Ülitteilnitgeii.
Nene Schulärzte. Auerbach hat eine Schularztinstitntion nach
dem Muster von Lpipzitr einp:etührt, die am 1. Oktober in Kraft treten
soll. Als Schularzt ist der Jkzirksarzt Medizinahut Dr. Schr<)TEK auf-
gestellt worden. — In Meide rieh geht die Schulverwaltung dazu über,
Sonderinte flr die Volksschalen anzostellen. So ist in einer der letzten
Herr Dr. NöiionEB eis Augenarzt berufen worden. — Schmargendorf
bei Beilln hat flir seine von dem SeholTocstand besoUoswne seholintlielie
Dienstordnung nonmehr die Genehmigung der Königl. R^ernng zn Potsdam
erhalten. — In Prag sollen neun Schularztstellen mit einer Jahresremunc-
ration von lOÜO Kronen ge«diaffen werden. Die Angelegenheit liegt zur-
zeit dem Prager Stadtverordnete nkollegium zur Beratung vor. — Neu-
städtel in Sachsen hat den Entwurf einer Schularztordnuug von der Be-
hörde genehmigt erhalten. Vorgesehen ist a. a. die alljShriich eimmüige
Untersnchnng aller Sdinlkinder des zweiten bis achten Sdrayahrea nnd
eine zwehnalige üntersodinng der Kinder des ersten SchnQahres. Als
Seholarzt ist Dr. Hohmann angestellt worden. — In Berlin treten die
36 Schulai'zte (kr 271 Genieindeschulen in diesem Frühjahr zum er<^ten
Male bei der Untersuchung von etwa 15 000 neu eintretenden Schülern in
▼olle Tätigkeit. Es kamen auf je einen Arzt 300 bis 500 Kinder.
Bürgermeister Lneger äber die Einffihrimg der Scholärzie in
Wi«M. Ib einer Versammlang des politischen Fortschrittvereins «Eintradit*
l»t sich mdftagst Lübobb» nach ehiem Berichte der ,^"» folgender-
valsen geinftert: Was die Einfahrnng der Schulärzte anlangt, so ist dies
eine sehr heikle Frage, weil sich schon pehr viele Familien daran stofeen
würden, ihre Kinder durch einen ihnen nicht bekannten Arzt untersuchen
lassen in müssen. Ich erkläre datier ganz offen: Die ausnahmslose Ver-
wendung von Schulärzten ist ein Tiisinn. (Sic! D. Ecd.)
Schalarzt in Mannheim. Die Stadtgemeinde stellt einen Arzt an,
der anssehlieislich für die Sehnten tIAIg sein soH. PriTatpraxis wird ihm
IM
674
sieht gsitattat Den „Bed, TagtM.'*^ wM dm geschriabM: Das V<h>*
gehen dieser gröfsten Stadt des Oroftherzogtums dfiifte von vorbildlicher
Bedciitnng für die Entwicklinitr der nenon Kinrirhtnnp innerhalb der Städte-
verwaltuniT werden. Wie die Dinge nun einmal laufen, kann man sich
der Ül f r/fiiguiig nicht mehr verschlipfsen, dafs die Anstellung von Schul-
ärzten „im Nebenamte'^ sozusagen auf die Dauer nnhalLbar wird . . .
D«r SehnltRt nnih tili ttidtiKlier Beurter im YolUiiDe des WMi
wefdeo nit aUea FfliebtaD, die ein aoleher fdiemfllneB nib, aber aieh
mit allen Rechten, die einem wirklichen Eommtmalbeamten nsteheft . . .
Nor dnrch volle städtische Sanititsbeamte, zu denen in erster Reihe
städtische Schulfirzte gehören, kann eine wirklich rationelle städtische,
öffentliche Gesundheitspflege geschaffen werden. Das wird natürlich Geld
kosten. Allein die Verhesserung der allgemeinen GesnuiilKitsverhältnisse
innerhalb der Stadtbevölkerung und die hierdurch notwendig sich ergebende
Teminderug des Aofwandee flr Anne und Kranke «erden eine sehr gote
VeRiDBDng dieser Augaben anfweisen.
lienMrHuiijieii für <S(^uiä(^tc.
Dfowtaiweiiug Ar die Sebslint« der Yelktsekil«! ii Wem.
I. A 11 f L' ;i b e der Schulärzte.
§ 1. Die Schulärzte haben die Aufgabe, unbeschadet der l iitiiTkeit
des Kreisarztes, den Gesundheitszustand der ihnen zugewiesenen Schüler
zu überwachen und bei der ärztlichen Beanfsichtigiing der SchnlgnuidstQcke
imd dar m den Sdnden gehOreadea Bamwlicbkeiteii «ad ÜMehtiiagii
aüuuwirkea» Sie siad daa^emafs nrpflicbt^, die ia dieses Gebiet cia*
schlageaden Aufträge der BtligennMerei beaw. des Toffsitaeaden da
Schalvofsteades aosraftkhrea.
n. GesandbeitHche Überwaebang der SeballiiBder.
§ 2. Die Schulärzte haben die neneintr^^nden Schüler auf ihre
KöiperbescbaifeDheit nad ihren Oesandbeitssaataad za untersuchen, vm
fastnaCeUeo, ob sie kOiperiksh aad geistig ftr daa regelmilagea Scbsl-
nntarridit reif siad, aad ob etwa wegm Gebrecbea ihre AafiiahiM ia
besondere Unterrichtseinricbtungen herbeiznfQhren ist. BezOg^ich der auf-
nahmefähig befundenen Kinder ist zugleich festzustellen, ob sie einer
»hiuenidm J\r/tlichen Überwarhrin? oder hebend erpn Bertirksichtifruttg beim
Schulanterriclit (z. B. Ausschlielsuug vom Unterricht in einztlnen Fächers,
oder Beschränkung in der Teilnahme am Unterricht, Anweibting eines
besondereo SitzpUtxes wegen Gesichts- oder Geb6rfBhlera asw.) bedflrfea.
Über jedes aatersoGfale Kind ist oia, dasselbe wihssad ssiaer gaaMB
Seholasit begltiteodfr, «Übenfadtaagsbogea'' aassaftita.
Digitizeu Lj vjüOgl
675
197
§ S. Der Sdudantl der BilfcltliMeii hat die mm Beeocfa denelbei
in Vorschlag gebraditen Kinder auf ihre Körperbeschaffenheit ud ihren
Geisteszustand zu untersuchen, am festznstellen, ob ihre Aufiialime empfohlen
>verdeD kann, oder andere Anatelten für die pAdAgogiach-&rzÜicheBebaiKUiiBg
in Betracht kommen.
Über die endgiülige Aufnahme entscheidet auf Grund dieser Unter-
eochiug ein aas dem Seholarzt, dem Schulinspektor and den Lefai«ni der
HUftUMBen berteheider Auidnifii.
§ 4. Encheiiit eia Kind danender IntKeher Überwachang bedürftig,
so ist dies aaf dem Überwachongsbogen zn vermerken. Die Schüler der
Hilfsklassen stehen unter ständiger ärztlicher Überwachun?!. Die Spalte
„Ernährung" ist bei der Aufnahme für jedes Kind auszufüllen, und zwar
nach den Kategorien „gut, mittel und schiecht", die durch 1., II. bezw. III
beaieidmet werden. I. ist nur bei tadellosem Gesundheitszustand, III. nur
bei anagesprochenen Krankbeitsanlagen oder chronischen Erioankaagen an-
zowfliden.
Die flbrigeii Robriken des Überwachoagsbogens werden nnr im Bedflrfiiis-
falle aasgeftllt, and zwar sowohl bei der Aufnahme-Untersnchang, wie bei
der im f,anfe der Schulzeit bemerkbar werdenden Krkrankung. Grofse
und Gewicht jedes Kindes werden durch den betreffcinieii Klassenlehrer zu
Beginn jedes Sehiiljahres festgcbtellt und unter Abruiidung auf 0,5 cm bezw.
0,25 kg in ispaile '6 bezw. 4 des biierwachangsbogens eingetragen.
Die Itooig des Braatomfanges geschiebt nur bei Kindern^ die einer
Longenerkraiikiing verdBehtig sind, und irifd dann ducb den Sefanlant
vorgenommen.
§ 5. Der Schalarzt macht von dem üntenndtongstermin der sechs-
jährigen Kinder dem betr Ober- be/w. Ilauptlehrer so rechtseitig Mitteilnag,
d&fs die Ladung der betrctlenrlt n Kltern erfolgen kann.
§ 6. Bei den Besucliern der anderen Klassen hat der Schularzt
nnr hinsichtlich solcher Schüler eine genauere Untersuchung vorzunehmen,
bei denn die entaMdlge Beaiditigang Abweidiiageii toh der Nonn ergeben
bat, oder beittglidi derer ein besonderer Anlab oder die BeobadiCong des
Lehrers eine neu eingetretene körperliche Veränderang vermuten läfst oder
wahrscheinlich macht. Im äbrigen soll er sidi aof eme idlgememe Nach-
prttfnng beschränken, sieh aber davon überzeugen, dab seine Anordnnngen
bezüglich kranker Kmder befolgt worden sind.
Vor Abslattung dieser Besuche muls der Schularzt sich bei dem betr.
Ober- bezw. Ilauptlehrer anmelden lassen. Beobachtnngen der Lehrer über
den GtaimdheitSBOstand einzelner Sinder, sowie sonstiger Anstlnde weiden
dem Ober- besw. Haaptlebrer gemeldet «ad fon diesem dem Schalant
gelegentlich des nächsten Klssssnbesaches mitgeteilt. In wichtigen Fällen
hat der Ober- bezw. Haaptlehrer den Schalant direkt sn benadiriehtigen
and um einen Besneb :/n bitten.
§ 7. Der Schularzt wird dafür Sorge tragen, dafs bei der Unter-
sacfaong der Kinder das Schamgefühl nicht verletzt wird. Bei Untersuchung
?on Mädchen hat stets eine Lehrerin, bei Untersuchung von Knaben ein
Lsbnsin wenn trgend möglich, der beMhnde SQassenlebrer, anwesend n
ssin. Die von den Lehnrn ?onabereitenden Überwadrangsbogen slmflicber
Digitized by Google
198
676
zur Untcrsnchnnp: kommender Kinder sind yoo dem KlMBMÜebrer dem
Arzte vorzulegen bezw. demselben zuzustellen.
§ 8. Da die ärztliche Behandlung erkrankter Kinder nicht Sache
des Scbulaiztes ist, so sind Kinder, welche in ihrem oder im Schnlinteresse
solcher bedflrfeo, an ihren HMBint oder den stftndigen Armentrzt bezw.
an den Spezialaizk, gegebmeiiMB «n das städtische Knmkenhaiw in
verweisen. Bei Alteren Kindern kann dies mflndlich geschehen. In Falle
der Erfolglosigkeit einer derartigen Mahnung, sowie bei jüngeren Kindts,
sind jedorh dir eedmckten ^ Mitteilungen" aaszafollen. Bei Ausfüllung
der betreffen! Ii II Formulare ist jede Schroftheit des Ausdruckes zu vermeiden.
Die Zusendung der Mitteilungen an die illtem ist Sache des betr. Ober-
bezw. liauptlehrers.
§ 9. Eltern, welche wünschen, daft ihre Kinder nicht dnnb den
ScfaolanEt nntenmeht besw. aberwacht werden, haben dies dem betr. Ober-
bezw. Hauptlehrer mitzuteilen, und müssen den erforderlichen gesundheit-
lichen Nachweis durch Zeugnisse des Hansarztes erbringen, Formulare
für diese Zeugnisse werden von dem zostAndigen Ober- besw. Hanptlehier
verabfolgt.
§ 10. Die Überwachungsbogen hat der betreffende Klassenlehrer
in dauerhaften Umschlägen aufzubewahren. Dieselben bleiben solange in
der Scfanle, als sie nicht von der Bttrgenneisterei, den Schal- oder Gesondheits-
behörden eingefordert werden. Die Überwachnngsbogen beattglich deqenigsB
Kinder, für welche dauernde ärztliche Überwachung von dem Schularzt
fils erforderlich bezeichnet wird, sind dem letsteren bei jedem Besuche der
betr. Klasse vorzulegen.
Beim Übertritt von Kindern aus eiuer Schulgrup^ie in rmc andere haben
die Ober- bezw. Hauptlehrer einander die betr. Überwachuugäbugen zuzuseaden.
§ 11. Bei der Auswahl der Kinder ftlr Ferienkolonien, Badekniea
und fBr MüchfrOhstfiek hat der Schulant ebenfUls ndtsuwiiken.
§ 12. Die schulärztliche Überwachung der Xleinkinderschnle geschieht
in der Weise, dafs der Schularzt die Kinder alsbald nach der Aufnahme
einer allgemeinen Besichtigung in be/utr auf TCi^rperbeschaffenheit, Rein-
lichkeit und sichtbare KrankbcitsanlaLn i) nuterwirlt und zuzeiten epidemisch
auftretender Kinderkrankheiten m regelmäfsißren, je nach der Schwere und
Ausdehnung der Epidemien bauiigen Besudien den Gesundheitszustand der
Kinder aberwaeht.
Hl. Mitwirkung bei der Überwachung der gesundheitiicben
Verhältnisse des SchulhauRes.
§ IB. Die Schulärzte haben mindestens einmal im Sommer und ein-
mal im Winter die sämtlichen ihnen überwiesenen Luk ilitflten (Lehrzimmer,
Turnhallen, Bäder, Aborte usw.) und deren Einrieb luiigcn eingehend zq
besichtigen. Die hierbei wie bei sonstigen Besuchen gelegentlich gemaclitea
Beobachtnngen Aber die Beschaffenheit der su aberwachenden Rinme uad
Gegenstände, sowie Aber Handhabung der Reinigung, Lüftung, Heisnag
und Beleuchtung und die etwa an diese Beobachtungon sich ansclüiefsenden
Yorschläge sind in das für diese Zwecke bei dem Ober- bezw. Hai^tlehrBr
aufliegende Buch einzutragen.
Digitized by Google
677
199
Mit dieser Eintragung ist nach § 15 zn verfahren.
§ 14. An der allj&hrlich zum Zwecke der Aufstellong der Unter-
halt im f^svoranschläge stattfindenden Begehinif? Hör Sofnil^nindstfirkp darch
die üiermit beauitragten Beamten des Stadtbauamtes haben die iSchulärzte,
die durch das Stadtbauamt rechtzeitig zu benachrichtigen sind, teilzunehmen
und hierbei etwaige Veränderungen, Verbesserungen usw. anzuregen.
IV. Gesch&ftsfahrang nnd Sonstiges.
§ 15. Da der Schularzt lediglidi technischer Berater der Schule sein
soll, so steht demselben ein Recht zu selbständigen Anweisungen an Schul*
Inspektor, Ober- bezw. Hauptlehrer, Lehrer und Schuldiener nicht zu.
Die Ober- bezw. Hauptlehrer haben, soweit sie nicht selbst in der
Lage sind, die erforderlichen Anordnungen zu treffen, Uber die von den
Schol&rzten erhobenen Anstände, Verbesserungsvorschläge usw. ungesäumt
dem Sdndinaiiektor MitteUnng tu machen, der, fidb er nicht selbst die
erforderliche Anordmuig treffen kann, abbidd «n Grolsh. Blligermeisterei
gehriftÜiehen Bericht zu erstatten hat.
§ 16. Zur Erreichung eines möglichst gleichmäfsigen Vorgehens
werden die Schulärzte von Zeit zu Zeit gemeinsame Besprechungen ab-
halten. Die Einladung zu diesen I^esprechungen geschieht durch den
seitens der Schulärzte dazu bestimmten Schularzt, der auch den Vorsitz
in den Sitzungen führt und etwaige Anträge des SchnlarztkoUegiums durch
Vennittlnng des Schalinspektors der BOrgermeisterei unterbreitet Bis
spiteatens mm 15. Mal jedes Jabrea haben die Schnlinte ttber ihre
TftU^eit im abgelaufenen Schuljahre der Btlrgenneisterei einen gemein-
samen schriftlichen Bericht einzureichen. Der Schularzt an den Hilfs-
klassen hat alljährlich einen besonderen Bericht zu erstatten. Der
Jahresbericht hat a. a. zn enthalten tabellarische, ziffenunälsige Zusammen«
Stellungen :
1. der Resultate der Aufisahmeuntersuchungen,
2. der Zahl der ftrztlichen Besuche der Elaasen,
3. der Anaahl und Art der wichtigeren Grkrankungaftlle, <tie zur Unter-
suchung gekommen sind,
4. der An/n!il der nn die Eltern gesandten scliriftlichen „Mitteilungen",
ö. der An/alil der unter «dAuemder ärztlicher Überwachung" stehenden
Schulkinder,
6. sommarische Angabe der erhobenen Beanstandungen bezUghch der
Si^olfftume usw.,
7. etwaige besonders dnreh die Schulirzte veranlalate Anordnungen (Be-
schränkung der Unterrichtsstunden, des Turnens usw.>.
§ 17. Im Ijunfe des Schuljahres werden die Schulinte in Lehrer-
Versammlungen kurze Vortrage llher die \nchtig8ten Fragen der Schul-
hygiene, bezw. der Schularzt ftlr die liilfsklassen über die rechtzeitige
Erkennung der in pädagogischer Beziehung wichtigen Erkrankungen des
Kervensystcms und des Seelenlebens halten.
§ 18. WOl ein Scfaidarat außerhalb der ScholferieB fiBor langer als eine
Woche die Stadt Teriassen, so hat er die Bfligenneisterei rechtxeitig hiervon
an benachrichtigen and filr koatenloae geeignete StellTertretang an sorgen.
Digitized by Google
200 678
§ 19. Die vorstehenden Bestimmangen finden, soweit ttigängig, aaf
die Tätigkeit des SebnUntee in der KleinUadenehiile entspredieode At-
wendnng.
Die BestimmuQgcD der §§ 5, 6, 7, 9 und 12 finden «oi den Scbil-
arzt für die Hilfsklassen keine Anwendnn|;r>
§ 20. Die Bttrgennei&terei behält sich jederzeitige Abandenmg oder
Erweitening dieser IHemlanweisimg tot.
Worms, den 27. Oktober 1903.
OroftbenogUehe Borgemeietefei Woran.
KÖHLKE.
Digitized by Google
ü
©
o
0)
3
Z
o
(0
f
5 « "
« I I
I g o
Q O
o
a
(/)
c
(0
0)
o
(TS
bo
©
©
N
CO
B
I
J4
es
s
a
t3
ja
a.
. tlC
Im 08
J4 =
^ 00
>. 00
£ ö
a
o
a
^ 'S
s
o s
^ e
C Ol
< ^
o
ä s
I
's
.a
u
«
'S
CO
«4
5.5
CO 2 .
c • t
S -o •
• . c t
•Cd n
£ 1 ^
c r c
« 3 #
Iis
I s
'S
E
o
CO
«
c
o
• • —
« ^ 4
« • n.
«- « 2
2 £ 3
^ £ o
^ E I.
c o o
e 'S A
E< S
«
•- « 3
«
5 Q
a> 'c
N e
o «>
CO
_ aj
a
00
«,5
s • 5
n 5 O
PN a n
0 ^ ^
0 = Si.
• SP«
u s S
p t: 5
5 53 S
1 ^ S
.-3 >•
Im
c ^
O S
i!
>
Digitized by Google
Uml eßbare
JSchufBänke
lyfcueshe l [lascheste u.
L Reiniguni des Schulsüs/es.
A.Lickrt)th$Cie
y\elhesh€ ^PfzialrabriK
/ür 5chüieinrichhjn$€a,
Hatahie $rih's u. Fnnkof /jk
31 cr^hc ?r%\^9. J^Sk
GpsetSoteWasserspülung
j[^Tjr Schulen
(Tosetfabrik F.Genth, Krefeld
Verlag von IiMpoId 7088 in Hanbni^.
Leitfaden
der
Hygiene des Auges.
Von Augenarzt Dr. Perlia in Crefeld.
Mit 32 Abbildnngen.
Preis 2 Mark.
Staubfreie Schulzimmer
erzielt
man mit
FLOR lOUV-Fn^sbodenöl,
Gerucillose Aborte u. Pissoirs
durcli Anwendung" von SA.l?K,OL.
Drucklichliften und kleine Proben werden den Schulverwaltungen auf Wunsch irfrae
kostenfrei übcrsandt.
Chemische f abrik florsheim, Br. }(. ](oeriIinger, flörsheim a. JCain
Verlo-ip von Leopold Vohm in Mo.iiit>iirjp.
Die ScliTilstätteii der Zukunft
von
H. Th. Matthias Meyer-
— Mit 28 Abbildungen im Text. ~
Preis 1 Mark 50 Pf.
Googie-'
REÜIGS SCHULBANK
MODELL 1903
^BEHÖRDLICH ANERKANNT^
ALS «
BESTE SCHULBANK
P.JOHS MULLER & Co.
CHARLOTTENBURG, BERLIN S.W.II.
Spandauerstr. 9a. DRESDEN A.24.
Die iffentllche Gesundheltspflese
Mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse
in den kleineren Städten und auf dem Lande
Gemeinverständlich dargestellt von
Dr. Gerloff
Kreisarict in Labes
Preis Mk.2.50
Dieses kleine Werk über öffentliche Gesundheitspflege soll den Laien,
insbesondere den Organen der Selbstverwaltung, die Möglichkeit gewähren,
sich kurz Ober das Wesen und die Verbreitungswelse der übertragbaren
Krankhelten und aber gesundheitliche Fragen im allgemeinen zu unter-
richten.
Der Schwerpunkt aller gesundheitlichen Maßregeln liegt in
der Verhütung von Krankheiten, insbesondere der ansteckenden.
Es ist jedermanns Pflicht, dahin mitzuwirken und deshalb auch sich
ein gewisses Maß von Kenntnissen in der Gesundheitspflege anzueignen.
Solche Kenntnisse zu verbreiten, ist das Gerloffsche Werk besonders
geeignet.
357
j Google
Verlag von Leopold Voee in HtmlMirg*
iai Herbst 1904 ist erschienen:
Die
Gesundheitspflege der Mädchen
während und nach der
Schulzeit.
Von
S.-R. Dr. L. Filrsl* Beilin.
Broschiert Mk. 1.75, gebunden Mk. 2.50.
Unsere Zeit verlangt, im Interesse des \'olk^uohIs. mehr und
mehr eine Verbreitung von Kenntnissen der Gesundheitsptlege. Ein
Leitfaden der Mfidchenhy^ene, wie ihn diese kleine Schni:
bietet, unter besonderer Berücksichtigung der I bergangs-
jahre, dürfte deshalb allseitig willkommen sein. Die Lösung dieser
Aufgabe bietet mancherlei Schwierigkeiten, aber sie ist dem Verfasser
gelungen, so daß das Büchlein wohl dazu beitragen kann, weitere
Kreise auf eine veraunfltgeiiiäde Erziehung der weiblichen Jugend
hlnsuwelaen; rationelle Anschauungen zu Terbreiten, Irrtamer zu
berichtigen und für das spätere Leben manche die Dasetnsfreude
und ArbeitBkraft veikümmemde Schädigungen zu verhQten.
-d by Gt:
Verlag von Leopold Vom in Hamborg.
Im Sommer 19M ist erschienen: '
Die Gesundheitspflege
des Schulkindes im Ehernhause
von
Dr. Lobedank
Stabsarzt in llanxx.-Milndien.
Mt Mk. 2.50
Hauptabschnitte: Gesundheitliche Maßnahmen vor dem
Eintritt des Kindes in die Schule. — Die Ernährung des
Schulkindes. — Mafiregeln der Eltern gegen die Über-
bOrdimg. Die Krankheiten der Schulkinder. — Die
k<)fpeiüche Ausbildung der Sdiidkinder.
Aus dem Vorwort: Viele Eitern sind bei jeder Gelegenheit geneigt,
für die bei ihren Kinäcrn vorkommenden Gesundheits^t orun^^en der
Schule die Schuld aufsubQrden. Sie selbst aber verfahren bei der Bo*
baadluQg ftnr dfo Schule besuclwodra Kinder lilu% gegen die ein-
fachaten Regdn einer ▼emOnitigen GesundheMdire. Niebt »dten
eetaen sie eofer den Ten den SctaulbeiiArden getroffenen bygienieclien
MAßreg^ atte Mangel an Einsicht direkten Widerstand entgegen.
Pädap^ogen und Ärzte haben daher das größte Interesse daran, daß
unter den Eltern ein möglichst weitgehendes Verständnis für die
Forderungen der Hygiene vorhanden ist. Dieses Verständnis zu ver-
mitteln, soll Aufgabe der vorliegenden Arbeit sein. Von der Erwügung
aiuigdiend, dafi ohne die einsiditevolle Mitwirkung den Elteniliauacs
ein grotfer Teil aller acbullqpgieoiacben Bestrelmflgen atets erfolgloa
bleiben wird, habe loh mich bemOht, dem Leaer alle diijenigan Kennt-
idaae su vermitteln, durch deren Anwendung er sum gern begrüfiten
Helfer bei dem in allen Ländern immer reger werdenden Bestreben
wird, unsere Jugend trt^'^und zu erhalten und sie vor den schädUcben
EinflOsaen dee Schulbesuchs mißlichst zu bewahren.
Verlag von Leopold Voss in Hamburg.
Die Feuersgefahr im Hause
Allgemein venttndlich dargestellt
von
Professor Dr. M. Dennstedt
Direktor dei Chemiscbea StaAts- Laboratoriums ia Hamburg.
Preis geb. Mk. 2.50.
Das bekannte Buch Faradays „Naturgeschichte einer Kerze'' ist ein
Mtister popuISr>wtesetifehaftllelier Dafsttllting tiiid lo rebbt geeignet, die
bei der Verbrennung zu beobachtenden rrscheinungen in einer allgemein ver-
ständlichen Form der Jugend zum Verständnis su bringen. Ein nach Form
und Inhalt ahnlidies Badi, das wh» andere Zwedce verfolgt, ist das vor-
Uagende. Es bespricht alle Fragen, die bei dem Feuer in Betracht kommen.
Nachdem die Frage: Was ist Feuer? beantwortet ist, werden die '/und-
rcquisiten besprochen, von dem bei den Wilden noch gebrauchlichen Keib-
fcuerzeuge bis zu den vervollkommneten schwedischen Zütidholzern. Die
beiden ausführlichsten Kapitel behandeln Heizung und Beleuchtung, wobei
immer, wie auch schon bei den Zündrequisiten, auf die Ursachen der Ent-
stehung des Feuers, auf Veihfltung desselben und auf Verhalten bei Peuers-
fTcf i^r hingewiesen wird. Von zwei Schlußkapiteln ist eins noch den be-
sonderen Gelegenheiten für die Entstehung des Feuers und das andere dem
Verhalten bei Feuersgtfahr im Hause gewidmet Diese kurse Inhaltsangabe
zeigt, daß Bennstedts „Feuersgefahr im Hause" ein außerordentlich
brauchbares und praktisches Buch ist, und daß durch die in ihm
gebotene Aufklärung viel Schaden verhütet werden kann; deshalb
wünschen wir ihm recht viele Leser. Zu empfehlen ist es für
I.ehrerbibliotheken, weil der Lehrer ihm mancherlei Stoff für
die Belebung und praktische Ausgestaltung des naturwissen-
schaftlichen Unterrichts entnehmen kann. Auch su Vortrigen
für weitere ICreisc bietet das Buch interessanten Stoff. In Volks-
bibliotheken ist es daher auch am rechten Platz. Ebenso in den
Bibliotheken fflr Volksschulen, fÖr Portbildungs- und Fach-
schulen solcher Gewerbe, die mit Feuer zu tun haben. Nach statistischen
Berechnungen verbrennt im Deutschen Reiche taglich eine Person, und zehn
Menschen verfallen durch Feuer und Brand in Krankheit und Siechtum.
Dazu der unermetiliche Verlust an Vermögen. Hier verhütend Su «illteo,
muß jeder Volksfreund als eine seiner wichtigsten Aufgaben ansehen, und
zur Erfüllung dieser Aufgabe ist das vorliegende Buch ein vorzügliches Mittel.
Dimttckt StkmltiHmig, Nr. 48. 1902.
Digitizcü by C
3ettfi||rifl für Jil|nl{efiiitlil|eit0{ifle{f.
XVIL Jahrgang. 1904. No. 10.
•ri|i««Uk|a«tU«ieit«
Die V. JahreBversammlnng
der MohweiMriBchen Ctesellsohaft für Schalganmdl&AitBpflaffe
am 11. und 12. Juni in Bem.
Von
Dr. A. Kbamt -Zlknek.
Rascb war em Jahr dei Arboit zurückgelegt und schon wieder
rüstete man sich zur Fahrt nach Bern, all wo im regen Gedanken-
aostauaoh neue Grundlagen für eine eisprielsliohe Tätigkeit gewonnen
werden Bollten. Die Bundeshaaptsiadt liatte die Ehre für sich in
Ansprach genoramen, der YersammlTingf^ort aller f^nnde schul-
hygiMitMber Bestrebnngen m sein. Der Besuch war ein siemlich
gater, aber leider sieht er noeh lange nicht in Yerhiltiiis in der
Zahl derjenigen, die ein reges Interesse für alle die Fi^gai an den
Tag legen sollten, welehe im Seboise unserer Yeiaammlungen be-
sproohen werden.
Am eisten Veraanmilungstage begrttlste in der L Hanptver-
sammlnng Bigiemugspräsident GoBA.T*Bem die Anwesenden. Er
hob in flblieber Weise die Bedeutung der Sohnlgssnndheitspflege
for die Volhseraiehnng hervor und betonte die Pflicht, der Gesell-
schaft für Schnlgesundheitspflege mit Rücksicht auf die Wichtigkeit
ihrer Bestrebuugen Jie alLseitigste Unterstützung za gewähren. Er
bedauerte, dafs, während für eitlen Sport rasch Hunderte zu
gewinnen seien, die ernste Arbeit für die Erziehung uud das Wohl
unserer Jui^eml nur langsam sich Freunde erwerbe. Diese TaLsacke
darf die L4e3eiischaft für Schulgesundbeitspflege an ihren Bestrebungen
nicht irre werden lassen; fahre sie fort, wie bisher zn arbeiten« —
das Gute und Wahre siegt zuletzt
SckvlgeraadlieiUpa«;«. XVII. 34
Digiiizcü by Google
Nach der ßegrüfauDgaansprache tr^it man in die VerhandlaDgezi
ein. Als erstes Thema kam zur Besprechaug:
Die Scilalbankfrage.
Die Besteilnng von vier Keferenten für den nämlichen V«r>
handlnngsgegenstand, und die fast unheimlich« Zahl der Thesen
Helsen auch den Uneingeweihten erraten, dafs ein weitsohichtiges Ge-
biet zur Beratung siehe, auf dem die subjektive Meinung wohl ebenso
heimatberechtigt sich fühle wie die objektiTe Wiseenschaft.
Die hygienische Seite der JEVege besprach Prof. Dr, Qirasd-
Bem. Naflli seiner Ansiolit hat eine Sohnlbaiik is erster Linie den
pfldagogiacheD» dann den bygienisehen oder phjBiologisehen nnd erst
in dritter Linie den teehniseben Anfoidenragen an entqpteoheiu
Schulbänke aber, bei deren Konstruktion die physiologisoben Posta-
late Temacblflflsigt sind» werden in der Regel aneh pädagogisch utt-
anlanglich sein. Der Sohnltiseh mn& genügende Ü^iheit der Be-
wegung, insbesondere einen leichten Wechsel in der Art der S'\t^
stelluug gestatten; er soll es ermöglichen, ebensowohl eine labilere
(vordere), als eine stabilere (hintere) Sitzstellung einzunehmen. Ans
diesen Grründen empfiehlt Girard eine kleine Minusdistanz (1 — 3cmV
ohne Tische mit veränderlicher Distanz abzulehnen. Keklinations-
schultische (Lorenz), sowie bumtliche Subseüien mit starker Minu»-
distanz verwirft er, weil sie du« vordere Sitzstellung erschweren.
Kr will eine Kreuz -iiückenlehne mit leichter Neigung nach hinten.
Da der Scbultisch den Dimensionen des Körpers angemessen sein muls,
nnd da die Körpergrölse der Kinder einer Klasse ziemlich groüae Diffe-
renzen aufweist, müssen in jedem Schnlzimmer drei GhrOisennummeni
Torhanden sein. Ein FuTsbrett ist empfehlenswert» aber nioht nnbe>
dingt nötig. Freie Bestohlnng (Sessel) ist nur in den höheren
Sehnlklassen salftssig. Der Anforderong leichter Reinigwng nrafe
entsprochen werden. KippYorrichtangen sind sweckmälsig, aber
nicht nnerlälslioh, dagegen ist eine dauernde Befestigung der Schul-
binke am BSiisboden an vermeiden. Im allgemetnen ist eine mög*
liebst einfache Konstruktion wttnscfaenswert.
Lehrer Wm- Zarich bebandelt die pädagogische Seite der
Frage. Wesentlich neue Ghsrohtspunkte treten mshi zntage: Ver-
langt wird, dafii der Lehrer zn jedem Schüler herantreten könoe
(Zweisitzer). Die Bank 00II eine aufrechte Haliuug beim Schreiben,
bequemes Aufstehen, sowie leichtes Ein- und Austreten ermöglichen.
Das Aufstehen und Iviedersitzeu, wie die Einstellung der nötigen
DigitlZCü by C(.)ü^^
681
Minnsdistanz, soll eich leicht, gaitt gtrftnsoHos und ohne Stttrang
dm Unienichts ausführen iAssen. Der Tisch soll mEfsig geneigt,
zum LeMpult nmklappbar und oben mit einem boriaontal liegenden
Fries Tersehen sein, die TiaohhAhe nicht weniger all 75 em und
nicht mehr eis 100 em betragen» die Breite der Tisehplatie (aehrliger
Teil) im Iffimmnm auf 36 em, nnd die Lftage für einen Schiller
anf mindcBtens 60 om bemeaaen werden. Fflr die aeoha ersten
Sehnlklaasen wHide Wipf Sohnltiaohe mit dnrohgehendem Pnlt imd
Sita Torsiehen, jeder Sehftler soll aber aein eigenea Tintengefiüs
heban. Sohnlbbike, welche in Teiaehiedenen GhrOlaennummem her*
gestfdlt werden, aollen die Angabe der Benknnmmem aowie der
entapreohenden KOrperl&nge oder Ellenbogenhohe der Sehfiler deut-
lich sichtbar tn^fen. Sohnlbfinke mit festen Bestandteilen aind solchen
mit weitgehender Verstellbarkeit ▼orzuziehen.
Lehrer GROB-Erlenbach, aui desöeii umfangreiche Leitsätze hier
nicht eingegangen werden kann, verteidigt sein eigenes Schulbank-
system. Er empfiehlt deshalb eine verstellbare Hank mit Reit-
sitz, wobei er aiierdiugs von fal.ft(*h<^n physiologiöcliün \ uraussetzungen
ftusE^ebt nnd auch an die regulieieudü Tätigkeit des Lehrers viel zu
weitgehende Anforderungen stellt. Dafs die Rank den individuellen
Verhältnissen des Kindes möglichst angepafst sein soll, ist ja wahr,
aber nur bis zu einem gewissen Grrade erreichbar, wenn nicht
andere wesentliche Nachteile entstehen sollen. JedenfEills hat auch
Gbob das Problem nicht gelöst. Er geht übrigena TOn der Ansicht
aus, daüs die Schulbankfrage erledigt sei, wenn die Schrift«
frage auf eine natürliche, vernünftige Basis gestellt werde.
Er apricht deshalb fflr EinfOhnmg der Steilschrift, Ersatz der
»Fingeraohiifit'* (Schreiben mit apiiier Feder) durch die „Armaohrift"
(Schreiben mit atnmpfar Feder) nnd anasehliefsliche Anwendung der
Aniaqua. Oberhanpt wttnaeht er aber Eraats der sechs* bis acht«
klaaaigen Gwiatagasehulen in drei- bis Tierklasaige Halbtagaachulen,
Baachrftnkung der formalen Stilflhungen auf ein Mindeatmaüi und
Untardrfiekung der aohriftUoihen fiauaaufgaben.
Die Anregungen Obobs erstrecken aich also, abgesehen Yon dem
engeren Gebiete der Konatmktion einer aweckmftlbigen Bank, auf
das weitere Gebiet der Reform der Unterrichtsmethoden. Er will
den Schreibakt auf eine hygienisch richtige Grundlage stellen, die
Sitzarbeit in der ^Scliulu kiiizeu, die Schreibarbeit einschraüken, und
die häusliche Schreibarbeit, die sich sehr hnufig unter den denkbar
ungünstigsten Verhältnissen vollzieht, gänzlich fallen lassen.
Digitized by Google
682
Es ist sehr zu begrüTaen, wenn man die Schul bankfrage auch
von diesen weiteren G^iohtsponkten ans beurteilt. Wenn wir daa
AlUieü nioht blofs im Konstruktionfiprinzip der Bank sehen, scbütaaa
wir ans vor unzweckmäßigen und kostspieligen Versuchen und
weiden jedenfalls den natürlichen Verhältnissen am ebeetan geroehL
Gbob hat alleidinga die Konsequenz ans seinen AnBohauungen niekt
▼oll geaogen, aonst wfirde seine kompliaierte und deshalb nnpiak-
tisdhe Sdhnibaak nieht entstanden sein. Seine Meinung diang dann
aneh, soweit die Konstruktion der Sohnlbank in Frage kam, nieht
dnreh.
Der sweite KoneCnent, Inspektor HiDrOHOz-Lansanne, und die
tlbngen Didnissionsiedner spradien sieh gegen die TeisteUbaie
Sohnlbank nnd fflr ftste l^rsteme mit Teisehiedenen OrOlbennumraem
ans. Allgemein kam der Gedanke zum Durehbmch, dafs man
möglichst einfache Konstruktionen wählen müsse. Hoffent-
lich beherzigt man diesen Grundsatz endgültig, damit nicht die
wissensohaftliche Evolution der Schulbank in Spielerei ausartet.
Anerkannt wurde nber die BorechtiLrung einer Reform der
Schrift. Man besclilols deshalb, diese Heiorm zum Gegenstand dei
Beratungen der (ieseiischaft zu machen.
Die n. Hauptversammlung begann nachmittags 4 Uhr.
Dr. VANNOD-Bem spraeh
Iber die versehiedenen Hessiuigsmethoden der geistigen Ermadaiig.
Man gewann den Eindruck, dafs derartige, noch sehr mit den
Kiersohalen der Abstraktion umhüllte wissenschaftliche Fragen nicht
aprte-diner Toigetrsgen werden sollten, ist dooh an befOrehten, dais
wegen der besonderen physiologisehen Yerhiltaisse, namentlieh aueb
an heifsen Sommertagen, die Sensibilitit des G^htfrs und die Per-
zeptionskraft des Gehirns betrflehtlieh abnehmen. Dann sofamnt uns
aueh, daia Theorien, deren praktisohe Bedeutung noeh so wenig ab-
geklftrt ist, nicht eigentlieh vor das Forum deiartiger YersammluDgen
gehören. Damit soll nidits gegen die yerdankenswerten Versoehe
ge.>;ugt ^ein, Mittel anr objektiTen Feststellung der Bnnfldungswerte
zu finden. Dr. Vannod spricht sich in zuversichtlicher Weise dahin
aus, dafs die geistige Ei mudung geprüft und auf geuaue uuJ wisisea-
schaftliche Weise gemessen werden könne. Insofern Dr. Vankod
von Genauigkeit spricht, geht er jedenfalls zu weit. Als Methoden
der Prüfung führt er an:
Digitizeu Lj vjüOgle
683
a) dk psyobologiflohe oder piyolio-physisolie Methode
(Beohenanfgaben, Biktierfibungen, Eominntttioiiimeäiode Ton
EBBIKOHArs);
b) die physlologieobe Methode, welche die ergographiaohe» die
latheeiometrieohe und die algeaiometriflehe MeÜiode it]ii&&i
Nach den Erfahnuigen V.s bewfthrt siob die Hatbesiometrisobe
Methode am besten. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der
geistigen Tätigkeit und der flautempfindlichkeit: Bei der An-
wendung der Methoden sind eine Menge von Faktoren zu beachten,
wenn man Fehlerquellen vermeiden will. Die äuisere Temperatur
fällt in Betracht, der G-e^undheitszu8t:ind der Schüler (Nervosität,
Neurasthenie. Ermüdung infolge uDgenügenden Schlafes), die Vor-
liebe des Schülers für dieses oder jenes Fach.
Als bis jetzt gewonnene Erkenntnissätze führt Vani^od auf:
Die geistige Ermüdnng ist bei den Mädchen gröfser als
bei den Knaben; alte Sprachen und Mathematik bei den
Knaben, Sprache und Rechnen hei den Mädchen ermüden
mehr aU andere Fächer (Gesang» Tnmen, Zeichnen, Handarbeit).
VAinroD ifli ttta eine VeraUgemeinening der Dntenncfanngen in der
gansen Schweis, an denen aieh Lehrer und Ante beteiligen aoUen. Das
greifbare Prodnkt der Untonnohnngen ist etwas mager. Das wundert
ans aach nicht» wenn wir beachten, wie viele Umstände, die som Teil
gänzlich nnfabbar sind, das Besnltat beeinflnssen, und wenn wir
bedenken, dals bei den physiologischen Methoden der kausale Zn-
aanunenhang zwischen dem fiesnltate der Messung nnd der Br-
mildnng durch eine spezifische Arbeitstätigkeit mehr vermutet, als
mit Sicherheit behauptet werden kann. Auch ist es dann leicht
verständlich, wenn, wie aus einer vorgewieseueu Tafel liervorgiüg,
die Forscher bei ein und demselben Unterrichtsfach zu den diver-
gentesten Resultaten gekommen sind. Der Handarbeitsunterricht der
Mädchen ist beim einen Forscher unter den sehr ermüdenden, beim
anderen unter den am wenigsten ermüdenden Fächern zu hndea,
und doch wurden in beiden Fällen »exakte" Messungsmethoden
benutzt.
Dr. SroosBB-Lnsem bezweifelte denn auch, dais die Handarbeit
SU den am wenigsten ermfidenden Fächern gehöre. Es sei ttberbanpt
«inseitig, nnr auf Grund der Prüfung der fiautsensibilität allgemeine
Schlüsse für die Wertung der Ermüdung zu ziehen. Bei der Hand-
arbeit lütane die Ennttdnng des Auges in Beteaeht, and awar als
Giadmesaer filr die Ermüdong flberhanpt iPOr die Fettstellong der
Digitized by Google
684
Ermüdtmg der Augen könnte aber nicht das Ästhesiometer benutzt
werden, sondern nur die Messung der Akkomodationsbreite und des
Perimeters. Er wünscht, dais dieser Punkt wohl beachtet werde.
Auch Professor öirärd weist darauf hin, dais die Teisehieden*
steil Ermüdungsquellen aufiserhalb des Oatemohts vorhanden seien,
welche beachtet werden mlüjiiten, weon man nieht bei der Eritik
der Tatsachen der Antoevggettion enm Opfer &Ilen wolle. Br erwfthnt
sodann die interessante TatsaehOp dab die Hantempfindliohkeit bei
erhöhter Temperatur abnimmt. ESr erinnert femer danoiy dab schon
bei den normalen Tagcflschwanknngen Biffoienaen iar der Empfind-
lidbkeit in dem Sinne sntage treten» dab mit dem normalen Steigen
der Körpertemperatur die Hantempfindliohkeit abnimmt, mit dem
Sinken der Temperatur wieder sunimmt, — wie wir denn ttberfaanpt
bei den physiologischen Vorgängen mit periodischen Schwanknngen
zu rechnen haben, und zwar bei ein und derselben Person innerhalb
eines Tages. Bei fiebernden Patienten tritt der Zusammenhanij
zwischen den Schwankungen der Temperatur uud. Hautemptiudiich-
keit besonders klar zutage.
So sehen wir denn, dnfs die Ermudungsmessung^en für die
Untemchtsiiygiene uvrh kome groüse praktische Heiloutung hahea.
Man \^'ird noch für lange Zeit über den wissenschaitiiohen Versuch
nicht hioaus kommen.
Nach Beendigung des Vortrages hatten die Besucher der Ver-
sammlung Gelegenheit, unter bewährter Leitung das Universitäts^
gebäude und einaelne neuere Schulbauten zu besichtigen (Monbijou,
SpitaUioker, Brunnmatt). Die Schulhftn^nr sind im ganzen zwedkr
mäfsig eingerichtet. Das Schulhaus Monbijou hat eine geschlo^ne
und eine nach einer Seite offene Turnhalle, besondere Terschliefiabare
Garderoberaume, weldde weder den Baum der Korridore einengen,
noch denselben Licht entaiehen. Her^onnheben ist, dab in Bern
die Frimarklassen höchstens 40 bis 45 Schfiler zahlen. Bs ist also
möglich» ohne eine übermftlbige Belastung der Gemeinden die Scbftle^
zahl auf eine den hygienischen und pädagogischen Grondsäteen eut*
sprechende Zahl herabsusetaen.
Die in. Hauptversammlung beschäftigte sich in erster liinie
mit den Jahresgeschäften der Gesellschaft und ging dann über sur
Behandlung der Frage der Beleuchtung der Schuir äumlioh-
keiten.
Digitized by Google
685
Frofeator Dr. SaiBifANM, Stadtrat-Zttrioh, spiaoh aber:
Bia BfttiLrlielie Beleachiiiig.
Er ging im weaoailiohai auf aw«i Fragen niliar du, 1. auf
die Frage dea aweokmäffligaten Liohteinfalli und 2. avf die
OrianiieriLiig dea Selmlliaiifles.
Beim Zwei- und MehrUaaMnayatem finden wir Liehteinfidl von
links nnd reohte, oft anob ron binten. Es iit an£&llig, dab die
Kinder, welebe das Iiiebt Yon links erbalten, besser siteen, als Kinder,
welobe es von reebts erbalten. Letztere nehmen die abenteuerlichsten
Köi perhaltungen an. Das rührt von störenden SchatteubilduDgen
und LichikoD traston her. Der Liohteinfall von rechts ist
also nicht zweokmäfsig nnd soll gänzlich ausgeschlossen
bleiben. Diesem Grundsätze kann man auch beim Zweiklassen-
system nachleben, wenn man die Kinder der beiden Abteilungen
nicht in einer Ricbtimg-, sondern li^Pig-enseitig verkehrt sitzen läist;
es erbalten dann alle Kinder Licht von links. Dieser Aasweg wird
Ton den Lehrern nicht benutzt ans Bequemlichkeitsgrttnden, denn
pftdagogische Bedenken können kaum erhoben werden.
Die Beleoohtnng rnn hinten (neben linksseitiger Belenchtang)
bietet keine derartigen Vorteile, dafs sie als wünschenswert erscheinen
mfiikte. Zwar wird darsnf hingewiesen, dalli bei einer Fenster-
anoidnung, die das Liebt von iwei Yanebisdenen Seifen ein&Uen
lasse, die VentUation eine sei, als wenn die Fenster nnr an
einer Ssüe li^n; ss kann aber aneb bei einer Fensteianoidniing
flAr einseitige Beleoohtnng in rationeller nnd ansreidhender Weise
gelflftet werden. Die Belenobtung der Arbeitsplätie ist bei Lieht-
etnfbll Ton links nnd hinten allerdings gut, so lange sie niofat snm
Sehreiben benntst werden; sowie abcor ^e SobOler, deren Sitsplfttse
von den in ihren Rücken liegenden Fenstern beeinflnfst werden,
Schreibstelluiig einuebmen, machen sie sich selbst Schatten, der Platz
Wird dunkel und es treten ähnliche Störungen ein wie bei der
Bechtäbeleuchtung.
Am z weckmäfsigsten ist deshalb die einseitige Be-
leuchtung mit Lichteinfall von links. Selbstverständlich
müssen Gröfse, Form und Anordnung der Fenster die Zuführung
einer ausreichenden Lichtmenge gestatten. Die Fensterstürze sollen
deshalb auch nicht bogenförmig, sondern horiaontal sein. Wesent-
lieh erhüht wird die Heiligkeit des Raumes, wenn die Wände mit
Ansnahme eines etwa 1,6 m hohen Geta£sls einsn mattweüsen An-
Digitizeu Lj oOOgle
686
strich erhalten. Die Einrede, dafs die Einrichtung der einseitigen
fielenchtung dem Architekten die Mfigliohkeit raube, eine ästhetische
Fassadenwirkung des Schulhauses zu erzielen» ist nicht stiehbaltig,
weil der Beweis Torliegt, dafis man den hygienieeheii Foideningeiii
unbeeohadet der arehitektonisohen, gereoht werden kann.
Die Orientieiung de» Sokalkanses ist eine Streiiffige*
Die ganie Windroie wiid ela twedkmAUg TexgaeeUageo. Den ent-
sehiedenen Tonng beiiteen naeh ttbliohen Voittellmigen die Sonnen-
riehtnngen. Man maeht geltend: den frenndliehen fibdraek
Mmnenduehetralilter Zimioer, die beseeie Ventiktion» die T^oekenbeit
der Bsnme» die Yeiniektang von Krankkeitserregem. In eosialef
Beneknng weist man daranf kln, dafr die in dlliftigen Vcfbilt-
nissen lebenden Kinder wenigstens in der Sdknle sidi des Lioktes
erfreuen, das sie in den heimischen dumpfen, dunkeln Wohnungen
entbehren müssen. Ertsmann ist aber der Ansicht, dafs wenigstens
während der Unterrichtszeit eine direkte Inaulatioii der
Sohulzimmer nicht stattfinden dürfe. Er spricht sich deshalb
für Nordlagen aus und sucht die Einwände gegen dieselben zu
widerlegen. Die Rücksicht auf die Trockenheit der Käume ist kein
Hindernis, jede Himmelsrichtung, auch Nordlagen, zu empfehlen,
da die heutige Ventilations- und Heiztechnik alle Schwierigkeiten
überwindet. Eine besonders günstige Einwirkung des 8onnenlicbt«s
auf die Kinder im Schulzimmer ist ausgeschlossen und das bakterio-
logische Experiment der Vernichtung der Bakterien durch Sonnenlicht
hat für die Verhältnisse des Schnlsimmers keine praktische Bedeutung.
Dagegen bieten der Insolation ausgesetzte Klassenrttume erhebliche
Nachteile: die Beleuchtung ist ungleichmärsig, die Ldchtkontraste
sind betilloktliok. Zwar kann das Xdekt dosok Vorhangs abgeblendet
werden, das fBkrt absr an gesnndkeitswidrigem Liektrerlnst» dn die
besten Yorkinge noek grolbe Mengen von Liekt wegnekmen; anok
ist die Bedienung der Vorktnge bei weehsebider Belensktong eine ftr
den Lekrer kOekst listige Arbeit Die Luft direkt Yon der Sonne
bestraklter Seknlsinuner wird bei geseklossenen Fenstern nnd keiab*
gelaesenen Vorkängen ttbeidies dnmpf. Die Temperatnr steigt im
Sommer bis zu 85^ und köker. Die wesentliohen Vorteile der
Nordlage sind die gleichmftfsige Beleuchtung und die Aus-
schaltung störender Lichtkontraste. Die Beleuchtung ist
aber auch ausreichend. Versuche des Ref. haben ergeben, dafs
unter im übrigen günstigen Verhältnissen sogar au trüben Tagen
eine genügende Beleuchtung der Arbeitsplätze garantiert ist und dafe
Digitized by Google
es7
sttdlieh oiientierto Zinmer kwne WMentHoh beM6f«n Verhlltoisse auf-
wdflflo. Warn nim aber Esswuiax anoh fta Nordlagen ist, so
wendet er bei ungeteiltem TJntemehte aneh gegen WeatlageB niehis
ein und Terlangt ttberbaupt kein aohablonenbaftee Vorgehen, da
8eUwt?entändlioh mit den (trülehen Verliftltniflien immer geteobnet
werden mnfs.
In der Diskussion weist Stadtbaumeister Geiser Zürich darauf
hin, dal'ö bei der Frage der Orientierung des Schulhauseß aufser den
hygienischen liucksichten noch zwei Punkte in Betracht fallen, der
eine technischer, der andere wirtschaftlicher Natur. Wenn genügender
Baugrund vorh^mden sei, iiabe man dorchaus freie Hand, die zweck-
mälsigste Orientierung m wählen, in grofsen Städten müsse man
sich nach den Verhältnissen richten. Die Beschränktheit des zur
Yerfügting stehenden Baugrnndes zwinge, in die Höhe zu haaen.
Unter diesen Umständen eeien gemischte Systeme oder Sohnlainmier
▼enohiedenster Orientiening unvermeidlich.
In wirtaohaftlioher Hinsieht müsse heachtet werden, dals bei
der Orientiening nach Norden Ton den Heizsystemen viel grOieere
kaloiimetrieohe Iieistungen Terlangt würden. JNordsimmer eeien halt
niekt sa erwftnnen. Der Betrieb weide deshalb nm vieles teurer.
Brofossor EmoBT-Bem wflrde der Bolen eh tang von oben
den Yomg einrftnmen, weil f)Br die Angen am sohoneodsten. Doeh
ist diese Belenelitang der Sohnlsimmer praktisoli nndniohfiBlurbar.
Im übrigen bat man sieb nnter allen ümstOnden Yor unsnlttngHeber
Belenohtong mebr sn fOrehten ab vor allznstarker. Ungenügende
Beleuchtung führt erwiesenermalsen znr Myopie. Emmbst ist des-
halb ftir Sudlagen, vorausgesetzt , dals in hinreidiender Weise für
Abbiendung gesorgt sei.
Professor SiEGiusT-Bem wünscht ebenfalls eine ausreichende
Beleuchtung der Öchulzimmer, welche ihm durch Südlageii am sicher-
sten garantiert zu nein scheint, btorren nehmen nach seiner Ansicht
nicht zu viel Licht wef?.
Über eine andere Seite der Beleuchtung der Sohulräumlichkeiten
ftoJeerte sieb Professor Dr. HoxH-Zürich. Er sprach von
der künstlichen Belenchtiing.
Die Aufgabe der kflnstlichen BsJenobtun? ist es, jedem Arbeits-
plats eine genügende Menge Licht zu verschaffen. Das Malis richtet
tteh naeh der Art der Arbeit (Sejhreiben, Lesen, Zeiobnen) nnd naob
der Zeitdaner, wftbrend weleber bei kftnsüiebem Liebt gearbeitet
wird. Fttr die Anfertigung feiner Zeiebnnngen ist ein Minimum von
ÖÖ8
20 — .^0 Metprkerzen zu fordern. Als Lichtquellen kommen m Be-
tracht ; Petroleum, Leuchtgas und Elektrizität. Petroleum und Gas
könneo eine erhebliohe LnftverschleohteniDg und Belästigung durch
Warme herbeiführen. Die LuftFeisohleohterong ist teils auf die
Verbrennungsprodukte, teils auf nnverbrannten Lenchtstoff zurück-
aufikhien. Leuchtgas kann zu' Vergiftungen und Explosionen Aniaia
geben, dooh lassen sieh derartige Vorkommnisse dnreh geeignete
Apparate and soigftltige Bedienimg verhuten. Vemindert wurde
die Laftrerdflrbnis und die WBnneprodnktion des Lenohtgases dureib
Einfflhmng des Anerliehtes. Von diesen Naohteilen aber gans frei
ist das elektf isehe Liobt Elektrisobe Olttblampen haben indesseo,
wenn nieht besondeie Vorkehmngen getroffen werden, den Nsehtoil
schAdlioher Blendung; trotzdem sind sie fittr die gewOhntiehe direkte
Beleaobtong am Torteilhafteeten , weil sie ein Tiel mhigeres Lieht
liefern, als die im Betriebe billigeren Bogenlampen.
Bei der direkten Beleuchtung durch alle diese kuDstlicben
Lichtquellen wirkt die Schattenbildung in erheblichem Grade
störend. Auf dem Woge der indirekten Beleuchtung läfst sieb
aber dieser Nachteil beiseiLigen und ül)er lies Pine hos>ore Lichtver-
teiiung erzielen. Die indirekte Beleucliluni: kommt dadurch zu-
stande, dafs das Licht au die Decke gewiiiten und von der Decke
auf die Arbeitsplätze reflektiert wird. Für deu Scbulbetrieb ist
diese Art der Belenobtong die beste; ihre Verwendung fällt dabin
• bei allen jenen Verrieb tungen, bei denen die Sohattenbildung nötig
ist (Modellseiohnen). Als Liohtquellea benatsen wir für die indirekte
Belenohtung nm TorteiLhaftesien Anerbrenner od^r elektrisobe Bogen-
lampen; Grltthlampen sind tn teuer. Die Aaerbrenner haben den
Vorsug der Billigkeit und einer ruhigen Flamme, Bogenlampen er-
wftnnen weniger und erhalten die La£k rein. Die IdditemiaBion ist
bei den Auerlampen filr die indirekte Beleuohtung gfinstiger als bei
den jetat gebriuehliehen Bogenlampen. Um eine ausreiohende
Helligkeit zu ersielen, mUssen die Decken der Baume mit weüsem
Anstriofa ▼ersehen sein, und es ist daftr su sorgen, dats der Anstrich
sauber erhalten bleibt. Zweokmftlbigerweise bringt man deshalb Uber
den Auerlampen leicht zu reinigende metallene Deckenreflektorsn
au. Die Farbe der Waude Lut auf die Helligkeit der Plätze oft
keinen Einflufis, ja vielfach ist sie ganz ohne Bedeutung. Die Re-
flektoren, welche das Licht an die Decke werfen, werden um besten
aus weii's emailliertem Blech hergestellt; ihre Farbe ist unter ge-
wissen Verhältnissen ganz irrelevant.
Digitized by (^Qpgle
689
In der Diakiinioii bemerkt Profeesor Dr. Bbishaitn, da& für
die kflnstlielie Belenehtiuig der Sdralsimmer eigentlich bloia das in-
direkte Lieht in Betneht falle. Ein indirekt belenohtetes Zimmer
macht den Eindrnok eines hellen, gleichmälaig beleuchteten liaumes.
Erismann teilt die Anschauung des Referenten nicht, dafa der An-
strich der Wände und die Farbe der Vnrhänge gleichgültig seien.
Er ist deshalb dafür, dsils die Wände weifs gestrichen werden
mtifsten. Im ferneren weiföL er darauf hin, dafs schwarze Flächen
gohr viel Licht absorbieren, und verlaugt deshalb Einrichtungen,
welche geeignet sind, die am Abend schwarzen Fensterflftchen durch
weifse Flächen zu ersetzen. Den Betrieb mit Auerbrennem hält er
nicht für rationell, weil die Lichtquelle nnznverlflaeig ist. Es kommt
darauf an, ob die Anerstrümpfe älteren oder neueren Datums sind.
Es findet eine allmähliche Abnahme der Leuchtkraft statt, so dafs
schlielslich die Arbeitsplfitee nngenflgend beleuchtet sind. Die elek-
triflohe Iiielitquelle iet stabiler nnd deshalb aweekmäfaiger, inebeBondere
fUr den Soknlbetrieb.
Der Korreferent Proteor BmcBBX-Bem stimmt den Ane-
fMimngen der Vorredner im allgemeinen bei. Er stellt folgende
Gmndsibe auf:
Eine gute Belenehtong mnJb für jeden Arbeitspkta ansreiehende
Helligkeit garantieren. Die BeLsnehtnng muAi gleiehmftbig sein.
Schatten und Reflexe sind zu yermeiden. Die Lichtflamme darf
niclit flackern, sie mufs ruhig sein. Die Umgebung des Arbeits-
plaizes soll nicht heller beleuchtet sein, als der Arbeitsplatz selbst.
Das Hei euch tungsmaterial darf die Luft nicht verschlechtem, nicht
Wärme produzieren und mufs einen ökonomischen Betrieb ermög-
lichen. Am besten ei,<?net sich die indirekte Beleuchtung, weil
die Lichtkontraste wegfallen und keine Blendunii; stattfindet. Um
eine ausreichende Beleuchtung zu erzielen, müssen die Zimmerdecke
und wenigstens das obere Driitei der Wände weil» oder mattweile
gestrichen sein.
Für die indirekts Beleuchtung «gnet sich Gas als Glühlicht
nnd elektrisches Bogenlieht, elektrisches Glühlioht ist zu teaer. Wo
man in Ermangelung Ton Qn oder Elektriaität anm Petroleum greifen
mnls, sollen fiondbrenner angewendet werden. Die Flamme darf
nioht unbesohfttzt sein. Der Beflektor soll ilaeh nnd breit sein.
Das Lieht ist den Arbeitspltttsen womöglich Ton links susofflhren.
Die unterste Grenze der Platshelligkeit soll bei Zeidmnngss&ten
28 ICeterkeisen» bei den übrigen Arbeiten 10 Meterkenen betragen.
Nseh grttndHdier Erliutenmg d«r Bdenohtangafrige wnvd« <ias
G«biel d«r Zahn- und Mmidpflefe in naehem Finge nnd bai g»-
liohtetmi Sinken dniehwandert
Dr. H^LLBB-WadenswU belumdelte das Thema:
Schule nid Zahiffleg«.
Der Bedner atalli dem Staate die Aufgabe, naeh swei Biehtangan
anr FOrdernng der Zahn« und Mundpflege beizutragen. Er soll
prophylaktische Maüsregeln erg^reifen, die ihm wenig Kosten vei^
uräachen werden, er soll dutiti aber auch [lu- die lustaudlialtuDg und
Behandlung der Zähne der kSchaikioder besorgt sein. Dieae Auigabe
ist schon kostspieliger.
Unter die prophylaktischen Malsnahraen gehuren dem Alter
und Verständnis der Schüler angepafste Lehr- und Lesestücke über
Zahnpflege in den Lehrbüchern, wobei das Verständnis no^h ge-
weckt werden kann durch geeignete Tafeln für den Auscbauun-s-
Unterricht. Den Kindern sollen, wie die Lehrmittel, so auch Zahn-
bürste und ZahnpnlTer nnentgeltlioh abgegeben werden* Mundwässer
können dnroh eine soKwaobe Koohsalalöavng eraetat werden. Aus
irgendeinem Gnmde notwendige Beaeitigangen von Zfthnen sollen
für Unbemittelte unenl^ltlioh ToUaogeu werden. Jabr fdr Jahr
Bind Mnndnntarsucbungen vorzunehmen und die fiigebnisse statistiaeh
anasnarbaitan, damit wir fther den Erl»lg nnaarer Bemahnngea
nnturibhtet werden nnd immer Gelcigenheit haben, anf die Noi-
wendigkait einer nohiigen Zalmpflege hiamweiaen. Emplahlenawart
wire die Abgabe einer kleinen Abhandlnng Uber Zahnpflege an die
Lehrer.
Die zweite Forderung an den Staat baateht in der Gründung
von Sinriobinngen, welohe den Kindern ünhemitieUer
die allernotwendigste sahnirstliohe Hilfe leiaten
sollten. Der Bedner erinnert an die JBSSBNSobe Klinik in Stmls-
burg. Er ist sich aber nicht klar, in welcher Art und Weise die
Idee praktisch am besten verwirklicht werdeu konnte und wünscht
deshalb Einsetzung einer Ivoiiimission, die einer nächsten Ver-
' Sammlung Anträge zu unterbreiten hätte.
Der zweiLf^ Referent, Zahnarzt Dr. FET.sciiKKiN-Ben), bericbtet
über die Zahnunter«uchungen in Bern vom Jahre 1904. Da das
Autoreferat des VortrnpcF^ in dieser Zeitschr. (Nr. 7, 1904) erschienen
ist, können wir uns kurz fassen. Fetöchekin weist nach, dafs in
Bern, genau wie an anderen Orten, der Zustand der Zihne der
Digitized by Google
691
Sohnlkinder ein sohleohier und dab die Pflege denelben ver-
nneUlMigt wiid. Im llbrigen Bcihlielst er sieh den Anregungen
Htaana en.
Eine DiskaiBion konnte niehi atatifindin, dagegen wurde be-
achloaeen, im Smne des Antrags HOujeb den Vorrtmid sn emushen,
«ine Kommiamon 211 bestellen, die geeignete Voraohläge zur piakti-
achen iFOidemng der Zehn- nnd Mnndpfiege za muhen hitte.
Am Sohlusse mtseree Beriehta angelangt, drängt ee nne, einige
Bemerkungen zu machen. Schon in seiner Begrülstingsrede wies
Regierungspräsideat Goüat darauf hiti, dafs die Mitghederzahl des
Vereins für Schulgesundheitapflege m kemem Verhältnis stehe zur
Wichtigkeit des Gebietes. Das tritt auch bei Anlafs unserer Ver-
sammluDgen zutage. So steht inf^besondero die Lehrer-
schaft den Bestrebungen noch ferne, die doch ihr engstes
G-ebiet beschlagen. Wir mochten diese Tatsache nicht in erster
Linie der Interesselosigkeit zuschreiben, auch nicht einer prinzipiellen
Abneig:nng, sondern den Kosten, die mit einer regen Beteiligung
an den VersammlnDgen yerbnoden sind. Vieileioht dürften die Be-
hörden nioht nnr korporatiy dem Verein beitreten, sondern sieh anoh
weiterhin finanziell beteiligen und den intereBBierten Kreisen sowohl
den Beitritt als den Beeneh der Venmmmlnngen ermOgliohen.
Im weiteren wird es dann aber aneh nfttig sein, die Yereamm*
Inngen populärer nnd instruktiver sn gestalten, als es bis jetat
der Fall an sein pflegte. Gewilii beatiehte man sich, die Themataa
gründlich sn behandeln, Tielleieht nnr allsn grtlndlioh, nnd bestellte
deshalb jeweflen eine grö(bere Anaahl von Beferenten; man wollte
aneh Tielseitig sein nnd brachte an viele 8to%ebiete anr Sprache.
Nnn kommt es aber nicht anf die Zahl der Befsrate nnd die Menge
des Stoffes an, der geboten wird, sondern auf eine gründliche
Auseinandersetzung der Meinungen. Diese Meinungs-
verschiedenheiten kommen aber unter den gegebenen Verhültnis-sen
nie zum Austrag, weil die Zeit zu einer ausgiebigen Diskussion fehlt.
Es wird dann nur die subjektiv' Ansicht der Referenten angehört,
es werden einige andeulungsweise Remerkungen gemacht, aber im
grofsen ganzen kehrt, jeder Teilnehmer mit den nämlichen Vor-
urteilen wieder nach Hause zurück, mit denen er gekommen
war. Wir betrachten es als ganz selbstverständlich, dafs die Wissen-
schaft in unseren Bestrebungen einen hervorragenden Platz einnehme
und befruchtend auf die praktische Tätigkeit einwirken solle, aber
trotzdem wird die Zahl der Mitglieder sich mehren nnd das Interesse
waohsen, wenn unsere Versammlimgen nicht aUmuehr in resultaUoM
theoretische, akademische Vorlesungen ansarieil. £& sollen verschie»
dene Auflichten sich geltend machen können, es soll der Praktiker
mehr sam Worte kommen, denn wir wollen nicht hlofs die mehr
oder weniger experimentell geettttsten sabjektiyen Ansichten einxelner
FoEBolier Jalir für Jelir yoigetragen haben. Damm EineobrlnkiiDg der
Beferentenzahl: ein Aeluat genügt Uber den nämlichen Gegeneiand;
Saehe der DiBknasion soll es aein und bleiben, die Frage you weiteren
GeeiehispnnkteiL ana an belenohten. Nur dann gewinnt man eineiL
reohten Überblick darttber, waa Torlänfig biofee Theorie iat. nnd was
aieh ins praktiache Leben llberfilhren IftTat. Wenn wir alao nicht
des Sobickaal gelehrter Körpersobalten teilen wollen, die ewar viel
gutes nnd schlechtes Material in Folianten aufstapeln, aber sich nie
einen I^luU iui otientliclieu LeLea eioberii, datm muis auch iu UL^^er
Haus ein etwas anderer Geist einziehen. Hat nicht auch jedermann
das Gefühl gehabt, dafs es ebenso zwecklos, als den Referenren
bemühend ist, worin sie in letzter Stunde bei gelicbteten Rüukeü
noch über Fragen sprechen sollen, die von aktueller Bedeutung sind.
Wir erinnern ;in das Scbick'^al der Zahnreferenten, deren Tiost
darin bestehen mag, dafs sie wenigstens Anlafs zu einem Beschlüsse
der Gesellschaft geboten haben. Wir unterschätzen aber trotz unserer
Kritik den groisen Wert der Znsammenkünfte nicht und gestehen
ohne weiterea an, dala manches gute Wort gefallen ist; gerade des-
halb wünschen wir aber auch eine Anagestaltang, die zum Blflhen
und Gedeihen nnaerer Inatitation wesentlich beitragen kann.
_DigiJized by-Geegfe
693
Die ländlichen Volksschulen des BeiirksamteB KaiBorslantern
in hygienischer Beüehnng.
Statistische Darstellung
TOD
Dr. Isman DBEZFüsa-Kaiwiilanfteni.
BinleitoDg.
Im Änschlufs an rnpine frühere Arbeit,* »Die Volksschulen der
Stadt Kaiserslautern in hygienischer Beziehung", soll in folgendem
eine Beschreibung der hygienischen Verhältnisse der ländlichen
Volksschulen des Besirksamtes Kaiserslautem gegeben werden. Die-
selbe besteht meistens in statistisohen Übersichten, die in Kürze einen
raschen Überblick über den ganzen Bezirk gestatten. E^e Kritik
der hestehenden VerhältnisBe Bohlielst sich nicht an; denn es würde
sn weit ftihien» wenn men in jedem eineehien Falle ÜMtBiellen wollte,
ob nnd inwieweit die dezgestellten Tetoaohen den Foidemngen der
Hygiene entspreehen. Nur in eineeinen Fällen« die Ton den ge-
wohnliofa gegebenen Verhältnissen, sei es im gttnstigen, sei ee im
uiiguustigen Sinne, bedentend sbweiohen, wniden kttrsere oder längere
Betmehtungen angeschlossen.
Jeden&Us geht ens der nachfolgenden, meist sshlenmftlsigen Be-
schreibung hervor, dnb in den ländlichen Volksschnlen in hygieni-
scher Hinsicht noch viel mehr Mftnc^el bestehen als in der Stadt.
Die EinnciiLuLi^^ lundlicher ScLulärzle, vou denen viel seltener
gesprochen wird als von den städtischen, erweist sich denmach als
nicht weniger notwendig, zumal die Amtsärzte bei der grolsen Zahl
iVirer Aufgaben und der gtolsen Zahl der Schulen unmöglich eme
I ! LTf hiiafsige Überwacbnnsr derselben durchführen können, seibat dann
nicht, wenn sie keine Praxis treiben. Dabei ist es ira Interej^se der
Sammlung gr()rserer Erfahrung wünschenswert, daiä Arzteu an
Hauptorten die hygienische Au&icht der Scholen eines greiseren Be-
zirkes ttbertragen werden.
* Vet emataU Pfäker JrMte, 1802, Nr. 8.
Digitizcü by Google
694
Die folgende Darstellnng beruht auf einer mittels Fragebogm
veranatalteten Enqiidte. Die Bogen wurden auf Anregimg des Henv
Landgerichtsarztes Dr. Zahn durch das Königl. Bezirksamt an die
Lehrer dee Besirkes yeraohiokt. Die ROekkunft einer Anzahl Bogen
▼eiaOgerto sieh sehr und war ent dmoh wiederholte MAhniuig, in
einem Falle erst naeh peie&nlioher ßflekspraohe an erreiehen, so dib
■wiaohen der Anaeendnng der Bt^sem. und der Bflekknnft des letstu
deteelben über ein Jahr Tsistrieh; die meisten Bogen wurden jedooh
bereitwilligst raseh nnd eingehend beantwortet Allerdings wnrdsa
anf den meisten Bogen nicht alle Fragen beantwortet, so daCs nur
über wenige Fragen das Matscial fitr simÜiohe Sehnlen vorliegt.
Über die meisten, besonders die hauptsBohUehsten Funkte sind aber
wenigstens beinahe alle Antworten zur Stelle.
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, Herrn Landgerichtsarzt
Dr. Zahn, detn Koaiirl. B e/. i rkäamte uud den Herreu Lehrern
des Bezirken für die freundiiche Unterstützung bei der BeschaflfuDg
des Materials meinen besten Dank auszusprechen.
Was nun Form und Inhalt meinos Fragebogens betrifft, so
dieute demselben der Fragebogen von "Waibel^ als Grrundlage.
ImmerLin wnrde dpr letztere mannigfach abgeändert und, wie ich
glaube, verbüssert. Für zukünftige Ähnliche ümtragen würde ich aber
empfehlen, den Bogen noch weiter zu vereinfachen, speziell nach der
Richtung hin, da£a jede Frage anoh wirklich nur eine Antwort ve^
langt, nicht aber in einer Fragzeile verschiedene Unterfragen enthfilt
Nnr auf diese Weise ist es mögUoh, an£ jede einaelne Frage eiDs
erschöpfende Antwort zu erhalten.
Femer wflrde iob ea ftlr die Zukunft als BweokmftTsig erachten,
dem Fragebogen eine knne Anlmtuig daittbw yorandroeken, wie
nnd wieviel Bogen anssnfftUen sind. Sonst kann es Torkommen,
dalk ein Lehrer, der mehrere Sohnlaale hat, nur einen Bogen ans-
fUlt, nnd dafe mehrere Lehrer, die einen Sohnlsaal benutzen, ftr
diesen mehrere Bogen anafilllen. Dann entspricht natürlieh die Zahl
der ansgefeillten Fragebogen niöht derjenigen der Sohnls&le, wodurch
die Ordnung nnd Zusammenstellung des Matertals sehr erschwert wird.
Im allgemeinen hat sieh jedoch mein Fragebogen, den ioh am
Schlüsse dieser Arbeit anfüge, bewährt. Besonders ist in demselben
kein wesentlicher Punkt der Hygiene des Volksschulhauses übersehen.
* „Die Volksschulen des Königl. Bezirksamtei Qünsborg in hygienischer
Beziehung.*^ 1894.
Digitized by Google
Für die in 60 Sohalhftusern und in 42 Landgemeinden des
BdsSrkft ^«gai«ii 106 Sohnlaäle sind (ans oben angegeben«m Grunde)
91 Fragebogen eingelaufen, deren Material in folgendem verarbeitet
▼orliegt
Allgemeines.
a) Einwohnerxahl.
Das jetzige Bezirksamt Kaiseraiautern (nach Ausscheidung des
Amtsgerichtsbeüirkes Winnweiler) hatte bei der letzten Volkszählung
eine Einwohnerzahl vun Ö2 400 Personen. Die Zahlen für die ein-
zelnen Gemeinden gehen aus folgeuder Tabelle hervor:
Es hütmk 0— 100 ÜbnieliDer 3 Gemdaden
100-- 200 „ l „
200 - 300 „ 2
300— 400 4 „
400— 500 , 6 „
500— 600 ,» 7 „
600— 700 „ 2
700— 800 2
800 — 900 }» .... 3
900-1000 2
1000-1200 1
1200—1400 3 „
1400-1600 3 „
1600^1^1 KJO „ 3 „
2000—2600 „ 0
»>
2Ö00— 3000 „ 2
48306 „ .... . 1 „
43 Gemeinden
Die gfOJUe Gemeinde ist die Stadt Kaieemlantem mit 48300,
die grfifirte Landgemeinde daa Stttdtehon Otterbeig mit 2700, die
kleinate Pötrbaoli mit 94 Einwoknem.
b) Zahl der Soknlliftnaer.
VoQ den 42 Landgemeinden haben:
28 je 1 SebnlbaiiB 28 SehnOiiiiser
10 „ 2 Sehnniiiiaer 20 „
II .12 H
42 Gemeinden 60 Scballiftiuer
Ein Neubau steht in Aussicht in Trippstadt.
ScbalgeauDdbeiUpileg«. XVII. 35
Digitized by Google
m
Es haben
n\ 7 o V. 1
C) & U 1
der
Schulzimmer.
n. 1
nomeinde
0 Schakimmer. . .
0
Schttlzimiiier
12
Gemeinden
1
.. 12
12
))
2
»1 . • .
. 24
6
II
3
18
?)
■ff
7
II
4
. . 28
II
2
»♦
5
. 10
>i
1
II
7
ti
1
»1
8
8
II
42 Gemeudflii 107 Schqbiiiiraer
d) Zahl der Lehrer.
In 34 Scbolhäusern sind 1 Lehrer 34 Lehrer
16 „ „2 80
7 n «3 II 21
>9 fi ff 4 II •■«'■•••« 3
1 ScbnUuuise „ 6 „ 6
1 fehlt Angabe
II
II
I»
II
II
I*
II
It
II
II
In 60 Schnlh&osorn sind 99 Lehrer
e) Zahl der Sohüler.
Aal 1 Lehrer trei»: 9 Schiller in
10
10— 20
20— 30
30- 40
40— 50
50— 60
60— 70
70— 80
80— 90
90—100
100—110
Keine Angabe
60 Schalbäaser
Dabei findet sich sechsmal die Angabe, dafs der Unterricht
abteilnngsweise gegeben wird. Direkte Überfüllnng wird in einem
Orte (Siegelbacb) angegeben, wo die drei Klasaen je 86» 76 und
54 Sehuler nmfaeaen.
£) Unterriohteaelt und Pansen.
Die ünterriohiszeit nnd die Pansen entsprechen überall den
ataattiohen Vorschrifteni nnd ihre genauere Angabe kann deshalb
hier unterbleiben.
Die Pausen werden meistens bei günstigem Wetter im Freien,
bei uDgüaätigeui im Sohulzimmer verbracht. lu vier Fälleu wird
it
II
>»
»»
II
>?
II
»I
ti
II
II
II
»I
I?
n
1»
II
♦I
II
II
II
1 Scholhanse
1
1
0
4 Scholbftasem
9
15
17
4
6 ,1
1 Schnlbanfle
1
1
...... ^le
Q97
der SohoUiof dinki aU ungeeignet zum Spielen bezeichnet. In
mebieran Fallen steht den Kindern in den Fanem nur die Strafte
mit ihren vielfaohen Unann^mHehkeiten and Ghefahren nur Ver-
ÜDgang. Die Korridore Boheinen in den wenigeten Fällen ao be-
schaffen zn sein, dafe sie bei ungünstigem Wetter als Aufenthalt
dieuen könnten, so daia wahrend der Pausen die Zimmer loer wären.
2:) Zahl und V erso ri!:ii rt g' auswärtiger K,iuder.
Es sind auswärtige Kinder vorhanden:
0 in 66 Schalziiiuiiein
1—5 ,.17
5—10 „ 14
10—20 „ 2
80—40 „ 3J
Angabe fehlt top 6
36 „
it
107 Schnlzininier
Die auBwftrtigen Kinder befinden etoh Uber Hittag:
In FanüISen des Ortes in 16 Sehabtiea
Zn Hanse 5 „
Im Schnlsaal „ 11 „
Angabe feUt Ton 4 „
B6 SchnlsBle
h) Besonders känfige Sohnlkrankkeiten.
Keuchhusten ia 6 Scholsftlen
Hautkrankheiten „ 1
l'arotitis (Mnmps) „ 2
Diphtherie „ 6
Masern 4
Keine „ 85
Angabe fddt ton S
Auch dieses Kapitel zeigt, wie nötig anf dem Lande ein Schul-
ui/t wflre. Deuü wenn auch die Zahl der mit besondere häufigen
Krankheiten behafteten Säle nicht grofs ist. so könnte sie sicher noch
mehr eingeschränkt werden bei zeitiger Entdeckung der Fälle.
A. Sehn] gebende.
I. Zeit der Erbauung.
In den Jahren 1810—1850 wniden 14 SchoUiiiiier erbaut
„ „ „ 1850-1880 „ 11
1880—1900 „ 11
Nach 1900 „ 4
Zu Tsreehiedmiea Zeltea (▼enchiedeae TeQe) », 3 „
„ nnbekaanten „ 4
Keine Angabe bei 13 Scliulhäusem
60 Scholhlnser
Digitizcü by Google
m
a) Zu weichem Zweck erbaut?
Zq Schalzwecken wnrdeB 51 SchnUiftiiter wbwt
Teil
Zu unbekaunten Zwecken . n 3 „
Angabe fehlt bei 5 Schul hansern
60 ScholhAoser
b) Eignung zu SolmlBweoken.
Eä werden yon den Lehrern bezeichnet:
48 Schalhäaser als geeignet
1 Scbnlhans „ teflwelte geeignet
6 Sdnübanter „ iweifelhtft
2 „ „ ungeeignet
Bei 4 ScimUiJUisem üMl Angabe
2 Sebulbftueer, und zwar so Neiüdiehen und su Niederkirchen.
gelten also als direkt ungeeignet, bei den 5 zweifelhaften fanden sich
Bemer klingen, wie: „es geht an' , „nicht besonders geeignet", „recht
klein" uaw,
IL HimmeUriebtung und Lage.
IGt Lftagsfront nacli Nordeu und Sflden 25 Scfanlhlnser
n „ n Osten und Westen 22 „
„ „ Nordwest und Südost .... 6 „
„ „ „ Mordost und Sfldweit. . . 5 „
Angabe fehlt bei 2 Scbolbiasem
Es liegen mitten im Ort 88 ScbolbSuser
„ am Rande 11
abgelegen 7
Angabe fehlt bei 4 Schulhäusem
An einem freirn VM?. 1ip£?en 23 SchalbiOSer
Nicht an einem freien Platze liegen 28 „
Angabe fehlt bei 9 Scholhiasem
Etwas Aber ein Drittel der SobuibAuser bat also den Yomig
einer freien Lage. Jedocb aobeint aueb eine Aosabl derjenigen Ge-
bäude, die ntobt an freien PlAteen liegen, Tis-fc-Tie frei von Gebäuden
au sein. Denn wir werden epäter bei Beepreobung der Liobtverbält-
nisse sehen, dafs Ton den 98 Schulsälen, über die entsprechende
Angaben vorliegen, 53 frei sind von gegenüberliegenden Gebäuden.
An einer Chanssee liegen 43 ScbnUiliiaer
„ gepflasterten Strafiw liegen . . 8 „
,, einem Feldwege liegen 5
Angabe fehlt bei 4 Schnlbänsem
Digitizeu Lj vjüOgle.
699
Btt 6 SehulliftiiBm mflBBen dbo die Kinder über imduniinerte
B*eldw^ geliMi und bU den Sehmnts diomlbeii mit in die Sdbnle
aoUeppen. Nnr 8 der ZngangiBtn&en aind gepflaitori Dooli werden
dieee YerhaltnieBe aibh«r erträglicher enebeinen, wenn mtn bedenkt,
cUb anob in der Stadt Kaiienlaiitem die neue, lieirUobe BexbmMip
sobüle noch tmobanssierte Zugangswege hai
NivdaaTerk<niftse: Es liegen aof erhöhtem Temin 28 Schalhänser
„ „ „ ebenem „ 16 „
„ „ in einer Moide ... 9
Angabe fehlt bei 8 Schnlhäusern
Fast die Hälfte der Gebäude hat also den Vorzug einer erhöhten
Lmge, 9 dagegen müaaen aiob mit den schiechten Ventilationa- nnd
Fenebtigkaitarerbftltninen einer Mnlde abfinden.
Umgebung (Störangen):
Frei von Staub und Geruch eiad. ...... 32 Schulhftuser
Staub wird aog^eben bei 2 Scbulbänsem
Lärm „ „ „ 9 „
Geruch (von Dung, Aborten usw.) bei . . . 2 „
Staub und Lärm bei 8 „
Stwb, Lärm nnd Genich bei 1 „
Angabe fehlt bei 6 „
Über die Hälfte der Gebäude bleibt alöo von der Umgebung her
frei von Störungen, während sich bei anderen Staub, Lärm und üble
Grerüche bemerkbar machen.
III. Baugrund.
Er ist trocken bei 40 SehoUiiDsern
.. fcTirht »I 11 tt
Angabe fehlt „ 9 „
Er besteht aos Sand 80 „
» »t »> Kie3 . . . . ,f 2 „
»> »I »f Stein 3
M }♦ u Lehm „ 7
„ „ Mischung . . „ 6 „
Angabe feUt 12 „
Mehr als die Hälfte aller Gebäude hat also einen Baugrund
aus Sand oder Kiea, der das Regenwasaer rasch y ersickern läfst.
13 haben einen Untergrund ana Lehm oder aus VersohiedAnem (meist
mit Ijehm) gemisoht» nnd dementapveohend wird der Untergrand anob
11 mal all fenoht beoeiohnet.
700
IV. Äulsereö der Gebäude (Bauart).
Mauerwerk: Massiv bei 56 Schuihftiisem
Facliwerk . . ^ 1 ^
Angabe leblt »3 „
Die Mauern änd: Feucht bei 5 SchnUiftiisem
Teilweise feucht . „ 14 „
Trocken . „29 „
Angabe fehlt . . „ 12 „
Die Häuser sind also fast alle masuT gebaut, our bei
(in Ottfirberg) findet sich Faobwerk.
Stockwerke: 1 Hochparterre bei 13 Sdnilh&nsttii
1 Gewöhnliches Faitore. « ^ n
2 Stockwerke ^ 37 ,
3 , „ 1 n (Weüerbach)
Angabe fehlt „ 2 „
Vnllic^ anterkellert sind 33 ScboihAoser
Teilweise „ „ Id ,i
Nicht „ » * 1,
Angabe UHM bei 5 „
Vier der Gebäude ermangeln demnacli völlig einer Unterkelleruusr,
jeden fulLs .^ehr zum Nachteil der Erwärmung der unteren Parterre-
zimmer und der Trockenheit der Räume.
1 Eingang besitzen 26 Schuibänser
Mehrere ^ 31 „
Angabe fehlt bei 3 „
Die Kiogänge sind 1,0 — 1,5 m breit bei 40 Scbnlhäusem
I» » » 2,0—3,0 „ „ „ 5 „
Angabe fehlt „ 8 „
Freitreppe: Vorhanden bei 31 Scbulhäasem
Kicht vorhanden
Angabe fehlt . . .
Scharreisen: Vorhanden ....
Nicht vorhanden <
Angabe fehlt .
Die Türe geht aul nach innen bei Ö7 (!) Schulhäusem
)»«»»» a»^8en „1 „
Angabe fehlt „ 2 „
Die grofse Zahl der „Freitreppen" ibt auffallend. Es lai wohl
anzuuehmen, dafs die Beobachter auch ganz kleine, nur aus wenigen
Stufen beatehende Treppen, soweit sie „im JFreieu^ li^en, unter
bei 46 Schulh&osein
, 9 «
Digitizeci by Goggk
701
diese Bnbiik geredinet haben. Man darf demnaoh nicht färohten,
da(s bei 31 ron den 60 Sehnlhänaem sieh gzoJse, zum Fallen der
Kinder besondere GUIegenlieit bietende, gelflnderloae Freitreppen
finden.
Bei ftnf Gebinden fehlen an den Eingängen die Soharrenen,
die Kinder schleppen also allen Strafsenschmutz in das Innere des
Hauses. Doch ist diesem Mangel leicht abzuhelfen.
Ein grolser Mifsstand, auf dessen baldige Beseitigung energisch
gedrungen werden mnfs, ist es, dafs bei fast sämtlichen Schulhäusern
(57) die Türen beim Eini^anL'- sich nach innen öflneu. Was man
für den Fall einer notwendigen schnoHeii Entleerung des Hauses
bei Brand od^r sonstiger Panik vim einem Thoater verlangt, ist bei
einem Schuibaus erst recht nötig, näuLUch, daXs die Türen nach
auXseu aufgehen.
Dach: Es sind eingedeckt nit Ziegel 55 Schtdh&naer
n n 7t V ScMete.... 3 „
Angabe fehlt bei 2 „
Dachrinne: VorhaBden bei 44 SdrolhiiiBen
Nicht vorhanden ... ^ 11 „
Aogabe fehlt 5 „
Blitzableiter: Vorhanden bei 4 Schulhtusem
Nicht vorhanden. „ 49
Angabe fehlt . • • n 7 „
Eine Daohrinne sollte woU überhaupt niigends fehlen» nnd
Blitaableiter sollten wenigstens bei den mehr ab einstöokigen Hänsem
angebracht sein.
V. Inneres.
a) Korridore (in 58 Schulhänsem vorliaiidenj.
Breite: 1,0-— 1,5 m in 4 Scbolh&asem
l,ö— 2,ü „ „ 15 „
2,0-2,5 „ „ 25
2,5-3,0 „ , 7
Uber 8p0 „ 3 „
Angsbe fehlt bei 4 ^
Belenchtnng: Gut in 40 Scholhfiiiseni
ScUaebt „7 ,
Angabe fehlt .... bei 11 ^
Lvft: 6nt in 32 SdndhlBsem
Schlecht 9 3 „
Angabe fehlt bei 23 ,
Digiiizcü by Google
702
TemperaUr: Keine Klage bei 19 ScholhiiiMni
^^^'^ n J .
Zu wind n 31 tt
Kerne Aügabe. . . . ^ 1 ^
Fafsbodenmaterial: Stein bei 30 Scholhioserm
Hol^ , 6 «
Steiu und. llolz iu verschie-
dcnea Stoekwericen. ... „ 10 „
PlMtcben „ 5 „
Zement „ 1 „
Terrazzo „ 1
Kerne Angabe ^ 5 „
Wandana trieb: Ölfiurbe ... bei 6 ScholhlBoefB
Kalk- und Wasserfarbe „ 49 „
Angabe fehlt „ 8 „
Garderobebalcen: An der Wand .... bei 13 Schnlbfloeem
Keine au der Wand „ 85 „
Angabe fehlt ..... ,,10 „
Die Breite der Korridore ist also im aligememeu eutspi eckend.
Die Licht- und Luftverhältnisse der Gänge geben bei den meisten
Schulhäusern zu keinen Klagen Anlals. Bei sieben wird über
Dunkelheit, bei drei über Bohledite Luft, bei einem der letsteren
(in Otterberg) über den Tom Pissoir berftberdringenden Geruob ge-
klagt. Die Temperaturverhältnisse dagegen geben des öfteren zu
Klagen Gelegenheit. Siebenmal wird EAltej 81 mal, also in mehr
als der Hälfte der Falle, Zugwind angegeben, eine Klage, der dnreh
Zwiaobentafen leieht abgeholfen werden konnte.
Die Koiridorwände sind leider in den meisten Fftllen mit Kalk-
färbe gestriolieD, die sioli an den Kleidern der Kinder abstreiffc» nv
seobsmal mit Ölfarbe.
Was die Kleiderrersorgung betrifik, so finden sieb dafilr 13 mal
Vorrichtungen in den Gängen. 36 mal smd solohe nicht Torhaaden,
während doeh eigenÜioh stets Vorsorge dafür getroifen sein sollte.
Denn wenn die Garderobe in den Schulsälen untergebracht wird,
80 kommt mit ihr eine Masse Staub und schlechte Luft, letztere
besonders bei Regenwetter, in den Schulraum. Wie wir nun lillti-
dings später sehen werden, finden sich nur in 15 SchuUaieü Garde-
roheeinrichtungen. Jedoch ?eht aus mehreren Fra^eboß-en hervor,
dafs in solchen FMllf>n die Uberkloider und Mützen der Kinder meinst
unter die Bänke gestopft, dal's also faktisch meistens die Garderobe-
stücke im Schulzimmer untergebracht werden.
Digitizcü by Google
703
b) Treppen (in 68 SchnlhiiiBem Toritandea).
Breite: 0,70—0,80 m in 1 Schulbaus
0,80—1,00 „ 14 Scbulhäuseru
1,00-1,50 „ „ 31
1.00-2,00 , „ 2
Angabe feUt bei 10 „
Material: Stein in 4 Schuibäusem
Holz „ 42
Beides (in Terschiedenen Stockwerken) „2 „
Angabe fehlt bei 10 „
Belenchtnng: Gut in 32 Scholh&asem
Schlecht 6 „
Keine Angabe bei 20 „
Laft: Gut in 31 Schalhftnsen
Schlecht 3 „
Keine Angabe bei 24 „
Geländer: Vorbanden . . in 44 Sdmlhfinaem
Keine Angabe bei 14 „
Abafttze: 0 In 4 SdralhAiuem
1 ,23
Mehrere 14 „
Keine Angabe bei 17 „
Wie ersichtlich, ist die Treppe in 15 ScbuIbftiiMim weniger ak
1 m breit. Die Treppen bestehen in 42 Seholhflnaem ans Holz, was
wegen der Möglichkeit eines Bmndee im allgemeiiien bei Sclinlen
nicht wünsohenswert ist, jedoeh bei den Ueinen Schnlgebänden auf
dem Lande nicht viel an bedenten hat. Über die Belenchtnng der
Treppen wird hei sechs Gebänden, Aber die Lnft hei dreien geklagt.
Soweit Angaben Torliegen, haben sAmtliohe Treppen ein Geländer.
Abeätae snm Ansmhen fehlen 4maL Das Steigungsyerhftltnis
(Verhältnis der Stnfenhöhe zur Stnfenhreite) ist in den weitaus meisten
Fällen genügend bequem fttr Kinder. In einigen Fällen jedoch, wo
die Stnfenhöhe 20 und 21 cm, die Stufenbreite nicht viel mehr be-
trägt, ist die Treppe wühl als zu äteil zu beztiickuen.
c) Keller Terwendang.
Zur Aulbewahmng von Lebensmitteln, Kohlen usw. in 51 Scholh&usern
Er ist vermietet , 1 „
Angaben feUeo bei 8 „
Digitizcü by Google
704
d) Zahl der Schulz immer (dehe aneh mUer «AUgemeunB").
29 Schidhftiuer haben je 1 Sdralzumner = 29
22 „ „ 2 „ s 44
4 „ „ „3 „ = 12
4 II II »» 4 ,1 ^ 16
^ i> >j ■>> ^ ?> — ^
Die 60 Sohalhftoser enthalten also zusammen 107 Schulammer.
VI. Wohnung und anderen Zwecken dienende Rftume.
Lehrerwohaang: Vorhanden . . in 55 SchnlhansexB
Nicht vorhanden ,, 3 „
Angabe fehlt bei 2
Andere Zwecke: Gemeindezimmer beendet sich . . in 10 Sctiaih^isera
and Lehrerwohtiung ,,2 „
Synagoge „ 1 „
PriTatwohnnng eines Sehreiners - 1 „
Kein and. Zwecken dienender Bsam „ 86 „
Angabe fehlt bei 10
Eingang: Ein eigener Eingang ftrden Lehrer findet sieh bei 11 Scbidh.
Ein gemeins. „ „ ,| i, nad Schiller „ 47 „
Keine Angabe „ 2 „
Infektionskrankheiten in der Lehrerwohnang:
In den letiten Jahren Tuberkniose in 4 Scholhftoietn
II I* n »» Typhus „ 2 „
., .. keine Infektionskranklu'itpn „46
Verhältnisse <leiii noch nicht lange am Ort weilenden
Lehrer unbekannt „ 2 „
Angabe fehlt bei 6 „
In dem grölsten Teil der Sdhnlgebände befindet sich also in
gleicher Zeit die Wohnnng des Lehrers, ein Umstand, der sich nntsr
hentigen Verhftltnissen wohl kaum wird Andern lassen, der aber
gleichwohl nicht den Forderangen der Scholhygiene entspricht, da
beim Vorkommen von ansteckenden Krankheiten die Gefahr der
Verschleppung in die Schule grülser ist, als wenn die Wohnung
auiserhalb des Schnlhauses liegt. Nun sind allerdings nach den
Berichten in den letzten Jahren nur wenige Fälle von Infektions-
kraiikheiten in den Schulhäusem des Bezirks vorgekoiunien. Doch
möchte ich gerade in dieser Beziehung den Bericliteii keinen ab-
soluten Wert zumessen, da der Begriff „Infektionskrankheiten" wohl
von manchen Berichterstattern zu eng aufgetafst wird In bezng auf
Typhus mag speziell das Sohnlgebände in Heimkirohen erw&hot
Digitized by Google
705
w«iden, wo der Lehrer arg ttber die Lagie der Vesnii^gnibe direkt
unter der Wobniuig klagt und den Torgekommeneii Typkiu&U daranf
snrflokfiahTt
In einem Falle ist sogar ein Teil des Schnlhansee als FiriTat-
woBnnng yerndetet, geirift kein kygienisoh einwandfreier Znstand.
In 47 Fttllen ist der Eingang für Schiller und Lehrer&milie
gemeinsam, was natürlich oben erwähnte Gefahr einer KrankheitS'
Verschleppung erhöht.
yil. und yin. Schulhof nnd Schulgarten.
a) Schnlhof.
Vorhandensein: Ein Sdmliiof ist Torfaaadsn. ... he! 48 Sdudhüissm
„ „ „ nicht vorhanden „ 5 „
Angehe feUt „ 7 „
Lage: Freiliegend nach mehreren Seiten hei 30 Sehnlhänsem
Nicht frsüieiseiid , 9
Kein Hof voihanden » 5
Angahe fehlt „ 16
Überdaehnng: Gedeckt bei 5 Schulhänsem
Ungedeckt „ 13
Angabe fehlt ,, 41
Kein Hof yorhanden „ 5
Ii
n
Bepflansnng: Bepflanzt . .
ünbcpflanzt .
Angabc fehlt
Kein Hof . .
»
II " II
hei 9 Schulhftnseni
33
13
5
»I
I*
II
II
II
»>
II
»
4 SchaihAesem
1
1
1
48
II
>•
t>
♦>
Gröfse: Auf
Boden: Gepflastert., bei
Kies
„Schmutzig"
„Sumpfloch"
Angabe fehlt
Kind treffen 0,2 — 0,5 qm Hofraum bei
0,5— 1,0
1,0— 2,0
2.0— 3,0 „
3,0- 4,0 „
4,0— 5,0 „
5,0- 9,0 „
9,0-12,0 „
Der Hof wird „klein" benannt (ohne Zahlangabe) „
„ „ ,, «geruimiig" genannt „
Angabe fehlt ,
Kein Hof Torhaoden. . . .
u
»I
»»
II
II
»I
>>
II
I*
II
II
II
II
II
II
5>
»>
II
II
II
II
n
I»
4 Schulhäosem
5
12
11
7
2
2
2
1
2
7
5
II
I»
I»
II
II
n
II
»)
II
II
II
Digitizeu Lj oOOgle
706
In manchen Fällen ist also der Sohulhof recht klein, und fünf-
mal fehlt ein eoloher rOllig. Doch wird wohl in all diesen FftUen,
aiieb dort) wo der Hof »sefainiitrig" und «Svmpflooh* tituliert wird,
die Strabe» die je auf dem Dorfe niofat ao Terkehnreieh ond gefiüir-
lieh iat wie in der Stadt, mit als Spielplats herangesogen. Imme^
hin soll natOrlich damit die StralSse nieht als yoUwectiger Enati
beieiehnet werden.
Über die BeeoliafFenheit der Sohnlhöfe fehlen leider yiele An-
gaben. Die Angabe, dalk der Sehnlhof gedeckt ist nnd also anch
hei Regenwetter benntst werden kann, findet sieh nnr einmaL Li
der gröfseren Hälfte der Fälle liegt er frei nach mehreren Seiten,
jedoch üüJet sich eine Bepflanzung des Hofes nur neunmal. Dafe
in einem Falle der Hof ,,süiimuuig", und lu einem anderen „Sumpf-
lochgenannt wird, wurde bereits erwähnt.
b) Schulgarten.
£in eoleher wird bei 39 Sohnlhftusern als vorhanden, bei nnr
16 als nieht Torhanden beaeiebnei Doeh beruht diese Angabe
wahraoheinlich auf einem MilliTeiatflndnis der fieantworter. Mit
ifSohnlgarten'* iat natOrlioh ein G«rten an Lehrawecken gemeiBt,
wfthrend offenbar die Beantworter einen Pflanzgarten für den Xjehrer
darunter Teiatanden haben. Denn es iat kaum anaunehmen, dafii ein
richtiger Schulgarten ao oft angetroffen wird, wie oben angegeben.
IX. Waagerrersorgung.
Vorbanden bei 38 Scholhäusern
Nicht vorhanden . „ 20 „
Angabc leiill . . . . „ 2 „
Art der Beschaffung des Wassers:
WasserlciLuüg bei 6 Schalbäosem
LanfbrnnneB „ 8 t,
Pomphnumea • ^ 21
Ziehbrunnen „ 1
Brunnen überhaupt (ohne nähere Angabe). „ 2
"Wasserversorgung fehlt „ 20
Angabe fehlt vOllig } 2
Wassermeage: Genügend bei 16 SchoMusem
Ungenügend .... „ 9
Wasser fehlt . . „ 20
Angabe fehlt ... n 1^
Digitized by Google
707
Besehaffenheit: Gut bd 17 Schnlhäiuem
Schlecht „ 8 „
Wasser fehlt . . . „ 20 „
Angabe fehlt 15 „
Bacher am Wasserlanf: Yorhaadeii bei 8 SdudhAnBeni
Nicht Torhanden . „ 24 „
Wn^srr fehlt „ 20 „
Angabe fehlt 8 ,|
Entfernung der Aburte vom Brunnen:
Sehr nahe bei 4 Schnlhiiueni
2 m „ 1 „
6 — 10 m „ 3 „
10-20 „ 4
„ „ 6
Fem ...» •,,*.•.•«... fj 12 „
Keia Bnumea vofbandea . . SO
Angabe fehlt 11 „
In 20 FsUen iat das SebnBiaiu ftberhaiipt ohne direkte Waaseit'
▼enoixnng, vas unbediiigt aa tadeln iat Bei den ftbrigen 40 Sehnl-
hänaain haben wir nw aeehamal eine nodenie W aBsevleitiing, wfilnend
in 21 FftUen die Waaserantnalime nooh mittels Punphnmoen nnd
einmal sogar mittels ZiehbnmneDS erfolgt. Neunmal wird das Waaser
nach seiner Menge als nngenflgend, achtmal seiner Besohaflenlieit
naeh als sohleoht bezeichnet. Ein Beoher, mittels dessen die Kinder
in den Pausen trinken können, ist nur in acht Schulhänsem yor-
haudeo.
In fünf Fällen befinden sich die Abortanlagen sehr nahe beim
Brunoen (z. B. 2 m), in drei weiteren Fällen beträgt die Entfernung
weniger als 10 m.
X. Aborianlagen.
a) Abortanlage flberhaopt
Lage: Aalserhalb des SdmlgebftodeB . . bei 65 Schalbiasern
Direkt neben dem SchalgebSode . „ 2 „
Innerhalb des „ 1
Angabe fehlt „ 2
Zugang vom Sehnlhans her: Gedeckt . . bd 11 Sebalhfliueni
Nicht gedeckt ,,41
Angabe fehlt. 8 „
Digitizcü by Google
708
Boden dos Zuganges: Gepflastert bei 17 Sdudtalaflem
Zementiert. . . „ 1 „
Steiapletten, . „ 1
Kies „ 3 .,
Uobelegt . . . 28 „
Angabe fehlt „10 „
Trennang nach Geschlecht: Getrennt .... bei 52 Schulhäusern
Nicht getrennt ,, 4 „
Angabe feUt. „ 4 „
Trennung iur Lehrer and Schüler: Getrennt ... bei 57 Schulh&nsera
Angabe fehlt ... 3
AUgemeinzostand: Sehr schlecht in 4 Schulhäasem
Schlecht „ 2
Ohne besondere Angabe . „ 64
»>
b) Pissoir.
Vorhanden .... bei öO ScbnlhAnMm
Nicht vorhanden „ 1
Angabe fehlt . . 9 „
Zabl der Pissoire: 1 Pissoir tzifit auf 9 - 20 Kinder bei 6 ScboUi.
1 ,f „ ,1 20 40 „ „ 14
1 „ „ „ 40- m „ 13
1 „ „ 60 — öO „ „ 7
«I
1 „ „ „ 80—100 „ „ 5 „
»t
1 „ „ „ 100-120 „ „ 3
^ »» »I »I 168 ff II 1 ft
1 !> >i »♦ 216 ff II 1 II
Angabe fehlt „ 9
Orftfse: Sehr klein \ / bd 3 Scbidhin.
Klein, nngenflgend L. . . u J » ^ „
Genügend . .7. . . jP^'' "^^^^'^^ Malsangabenj 4
Geräumig } l ,, 5 ,,
1 qm Piäüoii'
trifft
auf
5—10
Kinder
bei
5
Schulh&usern
^ >i > j
>»
1)
10—20
Ii
15
»1
^ i> >>
)i
>>
20—30
»
»f
6
II
^ It »»
»»
fi
30—60
II
6
II
Angabe fehlt.
1)
14
ti
Belenchtnng! €hit oder genügend... bei 32 SeboUiftiisem
Sehledit 4 ,1
Kein Pissoir vorhanden ,1 1
Angabe fehlt >i n
Lnft: Gat bei 32
Schlecht II 6 „
Kein Pissoir vorhanden 1
Angabe fehlt 22
1»
Dlgitized by Google
709
FnfsbodenmftterUl: Gepflastert bei 7 Sduühliuam
Zementiert .....
4»
15
*f
Steinplatten ....
tl
28
>r
Holz
>l
1
tl
Mit nichts belegt
II
3
it
Angabe feliU. . . .
IJ
6
II
Rinne: Vorhanden bei 37 Schulhiiusern
Nicht vorhanden. . „ 2 „
Angabe feUt *i 20 „
Überdachung: Vorhanden bei 52 Scholhänsem
Niebt Torhanden . . „ 3 „
Angabe fehlt. . . . „ 4
Abteilungen: Durch Bretter abgeteilt, in 22 Scholhäusem
Niebt abgeteilt „14 „
Angabe feUt „28 „
KeiuUciikeit; Gut bei Schulhftosem
Scblecbt
Angabe fehlt
Geruch: Kein Gerach
Schwieber Gecncb . .
Deutlicher Geroeh . .
Geruch im Sommer .
Starker Geruch
Angabe fehlt
WMSeripflUng: Nicht vorhanden. . . .
Angabe fehlt
n
18
n
1»
7
tt
II
10
it
»
8
tl
t»
9
it
n
8
tl
t»
7
It
27
tl
»
38
It
21
it
o) Aborte.
Zahl: Es trifft 1 Abort aut 3-— 10 Kinder ... bei 7 Schalhaos^
It tt ^ »' 1» 10 20 . • . ,,17
tl II 1 5) 11 20—40 . . . „ 28 „
It tt 1 It tt 40—60 ,} • , , II 7 II
,, ,, 1 „ 11 60—80 II ... I, 1 ,1
Zahl ist genügend „ 1 i,
Angabe fehlt „ 4 ,|
Belencbtnng: Gnt bei 81 Schnlhftnsem
Schlecht ,1 11 „
Angabe fehlt ti ^8 „
Löf tz stritt: Gnt n 31 n
Schlecht „ 8 „
Angabe fehlt » ^1 ti
Sitsbrett: Ans Holz tt ^ it
Angabe fehlt n 6 n
Digitized by Google
710
Deckel:
Yorhanden bei 27 Schnlhftmtern
piicbt TorDanaen. ... h
»1
>»
Abfallrohr:
»»
Nicht yorhanden .... „ 14
•»
Angabe fenlt ,, lo
>>
Reinlichkeit:
Gnf in 30
»1
}>
Wöchenü. IteioiguDg „ 4
>»
II
Genick:
?>
II
It
»»
Wasserspülung:
Nicht vorbanden ... „35
»1
?»
L&nge (von der Tür bis
zum Sitzbrett) : 40 — 50 cm bei
Schalhäusern
50— 60 „
1 1
«0 „
M
80—100 „
II
9
100—120 „
It
10
120—140 „
1»
2
140—160 „
» J
2
Angabe fehlt
'}
7
Breite: 40 — 50 cm ...... bei 1 Schnlhause
50- 60 II 2 Schul hftuBcni
60— 80 „16 „
80—100 „ „23 „
100—120 „ „ 7
200 „ „ 1
Angabe feblt » H »
Senkgruben: Vorhanden bei 39 ScbnMnseni
Anf der Strafte » 1 „
Unbedeckt ^ 1 „
Angabe fehlt n 19 „
Dnnstrokr: Yorhanden , 2 „
Nicht vorhanden » »
Angabe fehlt „20
Entfernung des Grnbeninhaltes: Abfokr bei SS Schvlbinsem
Austragen . . „ 3 „
Angabe fehlt „ 24 „
Wie man bei Betrachtung der hygienischen ZustAnde der Abort-
anlagen ländlicher Volkaaohalen heutzutage im voraus annehmen kann.
Digitizeu Ly ^oogle
711
sind dabtt stlilreiohe Miisstand« n wwartsn» und demoitepnolMiid
ut mioih das Ergebnis dsr Torliegendoii nhleomilliigaiL Bssohmbvng
der Sohnlabortanlagen unseres Besirks.
Was annftohst die Lage betrifll, so liegen die Abortanlagen
erfrenlioberweise &st stmiHoh anlserlialb des Sobulgebftndes. Der
Zngang an ihnen ist jedoch nnr in 11 Fillen gedeeVt und nur 19niBl
mit Stein oder Zement belegt, so dab die Kinder meistens« wenn sie
anm Abort gehen wollen, dem Scbmntae des Bodens nnd den Un-
bilden der Witfcenmg sieh aussetzen mOssen. In einem JBViUe, in
Heimkirchen, liegen die Aborte im SchulhauBe selbst, und zwar nn-
njittellnir uuler der Wohüuiig deö Lölirers, durch welche das Dunst'
rohr direkt hindnrohgeht. Wie firflber erwähnt, führt der Lehrer
einen Typbusfall auf diese Verhältnisse zurück.
In 7 Fällen wird der Zustand der Abortanlagen im allgemeinen
als schlecht bezeichnet.
Die 80 notwendig^e Trennung nach Geschlechtern Ist in
4 Fällen nicht durchgeführt, dagegen scheint die Anlage f&r Lehrer
nnd Sohflier allgemein getrennt zn sein.
Was spesieU eine Pissoir einriohtnng betrifft, so fehlt dieselbe
gftnzlioh nnr in einem Falle, dagegen sind die Ränme in rielen
Fällen unzureichend. Einmal ist ein Pissoir für 216, einmal für
168 Kinder vorhanden, nnd was die GhrOlse anbelangt, so treffen in
7 Sohulhäasem auf 1 qm Pissoirflftche mehr als 25 Kinder. Das
Lieht in den Fissoiis wiid 4 mal» die Lnft 5 mal sehledht genannt.
Letstere verdient aber dieses Atfanbnt woU Öfter, wie ans der naeh-
hengen Bsmerbmg ftber Gemehlnsigfcsit herroigehi Der Fnftiboden
ist eimnal mit Hola, in 8 Fallen sogar tkberbanpt nieht belegt,
sondeni im Natnnnstaade nnd sofamntsig. Wenn wir noeih daan
lesen, daTs in einem Gebftnde das nnbelegtoi sohmotsige PSssmr
direkt neben der Dnnggmbe liegt, und da& 2 mal der Fnibbo&n
keine Binne zur Annahme der Flllssigkeit hat, dann bekommen wir
eine richtige Anschauung von der Aborthygiene in den Iftadlioben
Schulhäusern. In 3 Fällen ist das Pissoir nicht überdacht, in
11 Fällen nicht in einzelne Abtoilungeu zerlegt. Infolge all dieser
Zußtande ist es wahrhch kein Wunder, wenn die Remiichkeit des
Pissoirs 18 mal als schlecht angegebeu wird, und wenn nur 10 mal
Geruchlosigkcit konstatiert werden kann. Wasserspülung fehlt natür-
lich in allen Fällen.
Die Zahl der Aborte ist im allgemeinen genügend, in vielen
ii'ällen sogar reichlich. Nur in 6 FäUen treffen auf einen Abort
SshulgMUBdlMitopflega. XViL 86
Digitized by Google
712
mehr als 50 Kinder, und zwar höchstens 75. Dagegen sind die
Raumverhältnisse in den Aborten mancher Schulhftuser sehr beengt.
Die Länge des Abortes von der Tur bis zum Sitzbrett beträs^'t 2 mal
nnr 40 cm, in weiteren 11 Fallen v,eniger als 6U cm, die Brv te
des Abortrauirien und des Sitzbrettes einmal unter 50, in 2 weiteren
Fällen unter 60 cm. 14 mal findet sich die Angabe, dals kern
Abfallrobr vorhanden ist, der Blick also wohl direkt in die Grube
fällt, vielleicht auch ein Aufispritzen von DongflfiBsigkeit stattfindet.
Die LiohtrerhAltniase sind in 11 FttUen sohlecht genannt, dar LnfV
:;utritt von anfsen in 8 Fällen ungenügend. Die Reinigung wird
6 mal als schloeht beaeiohnet, und nur in 11 Fällen kann Gerucb-
loMgk«it notiert werden, während 2 mal Aber sehr starken Gemoh
geklagt werden mn6. In 21 FfeUen fehlt aogar der Deokri anf dem
BriUenloofa, der den Gemoh etwas sbaohwiehen konnte. Waswr-
«pfllnng ist natttrlioh anoh hier von keinem emsigen Sohnlhanae an-
gegeben.
In einem Ealle finden wir aogar noeh «ine nnbedeekte Dong-
grabe, nnd ein Donatrohr Ist nnr 2mal Torhanden» welobea in eiaem
Falle, in Bamkiivlien, dnreh das Sohk&immer des LehieiB geht.
Im ganzen lassen also sweifellos die Abortverhftltnisse sehr Tiel
zu wünschen übrig.
XI. Besondere hygienische Einrichtungen.
Dals solche Einnchtung-en, wie Sohulbad, Speisung armer
Kinder, Sehularzt, nirgends im Bezirk sich vorfinden, soll nicht
g-otadflt werden. Denn auf dem Lande <jebriron sie woh! übemll
noch zu den Ausnahmen. Es mul's aber hier konstatiert werden, daüs
solche Institutionen, die sich in den Städten immer mehr einbürgern,
anf dem Lande nicht nur ebenso notwendig, sondern noch viel not-
wendiger sind. Über die Notwendigkeit ländlicher Schulärzte wurde
bereits in der Einleitung gesprochen. Sin wird wohl bei der gröfseren
Zahl hygienischer Milsstände anf dem Lande nnd bei dem viel
höheren Mab von Einwirkung, das an ihrer Beseitigung auf die
spammen hanerlichen Gemeinderftte notwendig ist» kaum beaweifeli
werden.
Aber auch Schulbad und Kinderspeisnng und manche ander»
städtische WohlfahrtseinrichtuDg gehdrt auf dem Lande ebensogut
cur Eiraiehuug wie in der Stadt.
(Sdilnlii folgt.)
...... ^le
713
Zur StotUtik dtr H«rvoidl&t bai Lehnni.
III. Beitrag*
Von
Dr. Half Wiciimanx,
NenrenAnt in H«rsbiii|p.
(ScUiifi.)
0. Die lerr^wM BeMhwtrilei liatliekeF Lelwer nr Zeil der
BMutwerCing des Fragelefem.
Die Frage 16 des Fra8:ebogeDS heifst; Leiden Sie au Angst-
zuständen? Zwangsgedankeu y Kopfdnick? Herzkl(i|iten ? Diese vier
.Symptome kommen als die häufigsten nervösen Besehwerden bei den
Lehrern vor. Die Frage sucht festzii<'te11en, in welcher Häufigkeit
ganz allgemein diese vier Beschwerden bei den Lehrern aa einem
bestimmten Zeitpunkt vorkommen. Es ergab sioh folgendes:
Hit M^e^n" wnrde die Frage beantwortet, aoiaer TOn den 46 ganx
gesnnden Lehrern, von noch weiteren 60 Lehrern, insgesamt also yon
9t>, d. i. 31,5%, unter 305.
Die fibrigen 209 » 68,5% Lehrer haben die Frage mit «Ja""
beantwortet Davon giht einer eine nnhestimmte Anskanfik^ und 4
geben andere nerrOse Besehwerden als die gefragten an. Bs bleiben
somit 204 Lehrer, welehe am Zeit der Beantwortung des Frage-
bogens an den gefragten vier Besehweiden leiden» also 66Vo- Und
zwar leiden von den 204 Lehrern:
= 45 7o
= 36%
n
« 71%
9
= 68%
an allen 4 KrsakheitBiostAaden msamm
ra» * * . 37
n
« 17Ve
H. SeUnfsbeitrag. Betrachtaugen über die Grnppe der 124 len-
mthenisekeii VelkisekvUekrer.
Wenn ieh nun die letsigenannte Grnpfs der 124 nervttsen oder
neniasthenisehen Volkssohnllehrer ansammenfassend tlberblioke, so
lassen sieh daraus etwa fblgende Funkte hervorheben.
Digitizcü by Google
7U
Bei den beiden ersten Grnppen a und ß — den vor nnd während
des Examens bereits erkrankten Lelirern — spielt die hereditäre
nenrOse Belishoig eine betriehtliehe BoUe. Denn es kommen in der
flp-Gnippe der 83 VoIkasolLdlehrer in 367« der Fflkoulien Nerm-
lesp. Geisteskmnklieiten vor; in der ^-Gmppe sogar unter den 17
Lehrern in 7 Familien, d. i. oa. 41 %. fiei den 74 Lehiem der
/-Gbnppe dagegen, velehe yor und wfthiend des Examens gesund
waren, bunen nur in 11 Familien, d. i* 14%, Geistes- und Nerro-
krankheiten Tor. Bs ergibt sieh hieraus, da Ts 24% der neu-
rasthenisohen Lehrer überhaupt hereditär n er tOs belastet
sind. Diese Nenren- und G^etsteskrankheiten kamen unter des
124 Lehrern beim Vater nnd der Mntter je 10 mal, bei Gesohwistem
15 mal vor. Em grofser Prozentsatz dioaer Lehrer bat für Angehörige zu
sorgen, nämlich entsprechend den eiusselneu Gruppen 45 resp. 35%,
47% nnd 39°/o; dieee Zahlen haben nichts mit der Verheiratung
zn tun. Verheiratet sind 63, 64 und 11^ fo. Unter den Sorgen für
ADgeli iriire sind zu verstehen besi iidere Pflichten und Leistungen,
welche die Lehrer übernommen hrtben ihren Angehörigen, Verwandten,
Eltern, Geschwistern usw. ger^enülier. Unter den fttiologischen
Momenten, welche zur Erkrankung an Neurasthenie bei
VolkssohuUehrern führen, scheint mir gerade dieses
Sorgen für die Angehörigen ein schwerwiegender Faktor
au sein.
Die Lehrer der beiden Unterabteilungen der «-Gruppe seigen
folgende Dififerens: in der Zeit^ welohe sie im ächnldieost angestellt
sind. Die Lehreri welche vor dem Examen krank, aber während
des ESzamens g^bund waren, unterrichten im Dnrohsehnitt lo»l Jshie.
Diejenigen Lehrer, welohe vor und wllhrend des Examens kisak
waren, untemohten ca. 3 Jahre weniger, nAmlioh 12,5 Jahie im
Durofasohnitt Noeh kttrsere Zeit sind im Schuldienst tfttig diejenigen
Lehrer, weldie ror dem Examen gesund, aber wflhrsnd des JE^amens
nerrenleidend waien, nämlich im Durohsebnitt nur 10 Jahre, wählend
die Lehrer, welche Tor und während des Examens gesund «ano,
aber später nerrfis erkrankten, längere Zeit, ii«m>K«1i 13 Jakre im
Durchschnitt, im Schuldienst tätig sind. Wenn diese Zahlen auek
klein sind, so seigen sie meines Eraohtens doch den ungünstigen
Einflufs, den die Überstehung einer Nervosität während
des Examens für den späteren Beruf mit sich bringt,
eine Tatsache, die ich in meinem ersten Aufi^tz, ver6iä[iantlicht io
die^ Zeitschrift^ auch bereits feststellen konnte.
Digitized by Google
715
Infolge üim gttingMi Gelulltes sind viele dieier Lehrer ge-
swnngen, FriTaMmdeii su ertdlen, nimliok 66 reep. 58 7o der
mten Gruppe, 8S% der cweiten und 37 Vo der dritten Gmppe. Ei
Ist MS diesen Ztthleii — Ins Aber 60*/» — ansnBehmen, dafs fttio-
logiseli beim Zastandekommen der Nenrastbente der
Lehrer die dvroh das niedrige Gehalt leider nötig wer-
denden PrtTatstnnden eine gewichtige Rolle spielen.
Weit wichtiger noch als die PrivatsttindeD, die bei besserer Ge-
staltung der LebensbedingungöD vieler Volksschullehrer fortfallen
koüüten, smd ätiologisch für die Erkrankung der Volkaschull ehrer an
Nervosität die überfüllten Sehn iklassen. Man raufs wohl eine
Schnlkiasae Ton über 50 Schülern als eine überfüllte Klasse ansehen,
zumal unter meinen Lehrern als ilaximalzahi der Schüler einer
Klasee 30 g-efordert wird. Unter 30 Kinder nnterrichtet in der
ersten Abteilung der ersten Gruppe überhaupt nur ein Lehrer, in
den übrigen Gruppen kommt dieses Verhältnis gar nicht vor. £s
nnteiriehten:
in Gnippe «, AbteOaiig 1, Vis 50 Sdifller 19,0% Lebrar
öber 50 „ 81,0% ,
» , I, »2, bis 50 . 5,9% ,
über 50 „ 94.1% ,
^ n ß bis 50 „ 5.9Vo „
über 50 „ 94,1%
« « r bis 60 , 13,T7o „
Aber 50 „ 86,3% «
Man kann hier auch sagen, 80 — 90 und mehr Prozent der
Klassen der Lehrer, weiche au Ne ur ast he u i e erkrankten,
sind überfüllt. Auch folgende andere Zusammenstellung gibt ein
interessantes Bild. Es unterrichten:
in Gruppe «» AbteUosg 1, 31 '^ o Lehrer 60—70 Schfller
II » - e 2, 53% ^ 60-70 ,
^ ß 41% „ 50-60 „
n n r 18% „ 60—70 „
.'^cheint mir interessant zu sein, dafs die ^ Gruppe, welche
die moisten Schüler m der Klasse hat, jene vor nud Nvährend des
Examens gesunden Lehrer betrifft, also jene, von welchen man an-
nehmen darf, dafs sie Terhältnismäfsig am leistangsfähigsten sind.
Aber selbst 60—70 und 70—80 Schüler in einer Klasse ist noch
lange niebt das höchste. Ja» diese Zahl erscheint noch verhaltnis-
niälsig rseht günstig, wenn wir finden, dais unter den 16 Lehrern
der ernten XJnterabteihing der ersten Gmppe 2 Lehrer 90—100 rssp.
Digiiizcü by Google
716
bis 140 Kinder in einer Klasse zu unterriobten baben, aus der sweitmi
ünterabteiluiig derselben Gnipp«^ 2 Lebrer 80 — 90 Kinder, ans der
zweiten Gruppe 1 Lehrer 90—100, und aas der dritten Gruppe gar
folgende Zablen zu nennen sind: 2 Lehrer unterriohteii 90 — 100
Kinder in einer Klaase, 4 Lehrer 100—110, 2 Lehrer 110—120,
1 Lehrer sogar 120 — 130 und einer aogar his 170 Kinderl
So hohe Sehttkrzahlen erfordern anch anCberhalh der TTIiMn
grOleere Anatrengnngen yon den Lehrern, indem sie die Stnndeuahl
erhöhen, welche ttglioh anf SehnlTorbereitnngen nnd Korrektoren
Terwendet werden mufs. Aher dabei ist nooh hesonders interessant»
da& diejenigen Lehrer, welehe am meisten hereditär nerrlto belastet
sind, nftmlioh die /9-Gruppe, rerhältnisQiälfllg mehr Stunden täglicher
Vorbereitung nötig haben als die übrigen Gruppen, oder, mit anderen
WorUin, die hereditäre Neurasthenie setzt die Arbeits-
fähigkeit des Lehrers herab. Es brauchen zu ihrer Vor-
bereitung:
ans der a-Groppe 3 Stunden tftglich 17% Lehrer
« » ^- n 3 , „ 29% „
« r. r 1, 3 „ „ 25% „
Es erscheint zwar von vornherein selbstrerständlich, dafs die
nenrasthenisohen Lehrer nioht so leistnngsfidiig sind im Schaluiter-
richt wie gesnnde; aber hier läfrt es sieh siffsrnmäbig nachweisen.
Es Iftfst sieh weiterhin anoh aeigen, dab sieh anter den nenrsstheni-
Bohen Lehrern wieder die einaelnen Gruppen yersohieden leistnngs-
Ikhig erweisen, je nsohdem die Lehrer vor resp. wihrend des
Examens gesund waren oder nicht. Em würden nflmlieh ihrer eigenen
Angabe nach taglieh, ohne zu ttbermOden, noterriohten können:
bis 4 Stunden bis 5 Stunden bis 6 Stunden
aus der a-Gnippe, Abi. i 60Vo 33% —
n " n . n 2 41% 29% 6%
, n fi- n 44% 25% 25%
, n r- n 43% 27% 13%
Dii& Krankheitsbild eines neurasthenischeu Lehrern zeigt ja
nichts anderes als das jedes anderen Neurasthenikers auch. Aber
wenn mau eine gröfsere Gruppe überblickt, ist doch an dem Gesamt-
bilde einiges auffallend.
Man hätte zu berucksicliLigeu die iiei\ ifseii Beschwerdeu^ weiche
während der Seminarzeit resp. des ExainciiH auftreten, sowie jene,
welche später im Lehrerberuf sich einstellen. Was die ersterea
Besohwerdeu in der Seminar- und Ezamenszeit betri^ so benutse ich
717
dazu 34 Lehzer der und i9-Gnippe. Von dem eog. Biameiifieber
muie man natOriioh absehen; das kann als normsler Vorgang be-
trachtet werden, wenn es aneh bei einem nerrös disponierton, labilen
Hensehen nieht gleiehgOltig ist.
Die Angaben der Lehrer hierüber sind nnn zum Teil leobt
dürftig. 17 unter den 84 geben emfiich an: „Nervosität" im all-
gemeinen, ohne nähere Bezeichnung. Dann klagen 9 über Kopf-
eymptome, Kopfschmerz resp. Kopfdruck, BenommeüiieiL des Kopfes,
Blutandrang uach dem Kopfe, Stechen in der Kopfhaut. Hieran
schliefst sich auch eine Klage über Flimmern vor den Augen. Herz-
klopfen wird /.«(irnal ang^p^eben. Biswoileu tiudeu sich als ver-
einzelte Hcschwerden; Klagen über F'trogung und nufo^erpgtes Wesen,
firschöpfutiij'^frefühl, Zittern der Haude, Zitterkrampf, überxuftlsigeB
Sohlafbedürfnis, Magenschwäche und Pollutionen.
Die später im Lehrberuf anftreteuden Beschwerden, denen ich
die 74 Lehrer der / Gruppe zugrunde lege, teile ich in psychische
und somatische. Bei den psychischen Beschwerden stehen der
Häufigkeit nach an erster Stelle mit 37% die Angstzustände, an
aweiter Stelle mit 26 7o die Zwaogsgedanken. Diesen hohen Zahlen
gegenüber kommen snbjektiye Klagen, wie Mensehensehen und Be-
klommenheit, 4Voi DenknnvermOgen, hypoehondrisdie Stimmung und
Arbeitsunlust mit nur je 1 Vof wenig in Betracht. Der Untersohied
ist auffallend und erklftrt sieh meines Eraohtons wohl nur dadaroh,
dals ieh speziell naeh den bttden ersten gefragt hatto. Die Proaent-
aahlen für Angstsustande und Zwangsgedanken könnten hooh er.
scheinen. loh glaube aber, wenn bei der üntoisuehung lesp. anam-
nestischer Unterhaltung mit Neurasthenikem immer nach diesen beiden
Symptomen gefragt und geforscht wird, was wohl nicht stets geschieht,
so dürfte man etwa in einem Viertel der FiiUe aller Neurastheniker
beide Symptome finden. — Über allgemeine somatische Beach werden
wird im ganzen ^on 55% s^elclagt. Davon fallen auf Khigen über
Nervosität, allgemein ausgedruckt, 43 "/o, auf Schlaflosigkeit lO^.o,
Blutarmut 1 %. Unter den lokalen somatischen Beschwerden der
neurastheniscben V' olksschuUehrer stehen, wie zu erwarten ist, die
Kopfsymptome an der Spitze mit 64 %. Es handelt sich um Klagen
von Kopfdruok 43%, KopfBchmerz 147«i sowie um yereinzelte
Klagen iil)er Blutundrang zum Kopfe, Benommenheit und Schwindel.
Auffallend häufig sind dann die an zweiter Stelle stehenden Be-
sohwerden des Heraens» nftmlieh 50%! welche als Heraklopfen oder
Henempfindungen angegeben weiden. Ieh mochte yermuten, dafii
718
Alkohol, Tabak, speliscbe Aufre^ngen uud vita sexualis hier ein«
gewisse Rolle iitiolrigiKcli mitsyjielen. Aber auch hier dürfte der
Umstand ausschlaggebend gewesen sein, dais icn öpezieil in meiDem
Fragebogen iiacli Herzklopfen und Kopfdruck fmgte. Ich nehm*»
an, dals gerade ^Iche Lehrer^ welche an derartigen Beschwerden
litten, anch den Fragebogen beantworteten» während andere ohne die
gefragten, aber mit anderen nerrösen Beschwerden, die Beantwortung
nnterlielsen. Nnr so ist es meiner Ansicht nach erklärlich, dafs die
Frozentzahlen für Zwaog^gedanken und Angstzustände wie für Kopf-
dmok nnd Henklopfen so hohe sind, wihrend die für andere gana
gering ana&Uen. Denn aneh nnter den BomatiMdien BeeohwerdeD
vud im weiteren Uber nervOte Hagenbeeobwerden, DjBpepaie ja nur
in 9V« gaklagt; Mnakelaympiom^ wie Zittern, nenrHoe Empfindonga*
efcOrangen, flekretoriaebe StQmngen kommen noeb weit seltener aar
Klage.
Wenn leb aehliefelieb aamtüehe 305 Lebrer barOoknehtige, von
denen ioh Antworten erhielt, so sind nur 96, d. i. 81,4°/o, Ton
Killen über Angstzustände, Zwaogsgedanken, Kopfdruck und Herz-
klopfen frei. Von den übrigen 206 Lehrern haben 204 solche Be-
schwerden = 66%. Bei ihnen allen zusammen stellen sich die
Verhältniszahlen so: Es leiden unter 204 Lehrern an:
Angstzustanden 92 Lehrer = 45®/o
Zwangsgedanken 72 „ =35%
Kopfdmek ..145 ^ >^ 71%
HenUopfen 120 „ » 58//o
nnd an allen vier genannten Symptomen sonunmen leiden 37 Lekrv
= 17%.
Wie flieh hierzu die entsprechenden Zahlen bei den Lehrerinnen
verhalten, werde ich später veröffentlichen.
719
Hub terfamminitgen titi) Veretntn.
Arbeit nid SrMiiii: ai den Mem Lebimtilten,
TortTAg TOB Dr. DoaBKBBBOV»-Mft neben in der Sitinng des
Xrztl. Vereins Hänchen Tom 25. Mai 1904.
(„Jf«iieft. fMd. WochmfCkr* Kr 32.)
Der Referent führte nngef&hr folgendes ans:
£b ist 2onigeb«n, dsb gerade «ich in Bayern der Fordemng, Über-
bflrdoBg für die MittelschtUer zn venneiden, durch Kttming nnd bessere
Verteflnng der liehrpensa entgegen gekommen müde. Es bleiben aber
noch eine crrofsere Reihe von Wünschen. Hierher gehören z. "B. alle die
auf dem interaationalen Schulkontrrers in Nürnberg in dieser Hinsicht
gestellten Forderungen, welche })e>MniIrrs wegen der imlilreichen Nerven-
krankbeiten weitere Beschräukuug der Lebrpeusa betreffen. Redner be-
spriebt weiter die Anordnung der einselneB LebrÜRcher, Nachhilfestunden,
Hansanfgabaa, Strafkrbeiten nsw. in ihren hygienischen WirknageDp berechnet
die für die Körperpflege faktisch bleibende Zeit and betont besonders aneh
die Notwendigkeit einer gaiflgend langen Schlafzeit. Es ist ein von Arbeit
freier Sonntag zu fordern. Neben den in rieht i^'or Weise einzuschaltenden
TlirDStimden sind besonders die Tumspiele zu ptlegeo, wie sie auch ein
kürzlich ergangener Erlafs des Kgl. bayer. Knltnsministeriums angeordnet
hat. Auch die nicht übertriebene Betätigung am Sport ist zu fördern.
Bedner ▼crinschmlicht an der Band einer Tafel die Beteiligtmg der Scbfller
der Hlincbener Ijoitpoldkrebrealschnle am Eislanf nnd den Tnmspielen.
Im ganaen erscheinen die Anqnreehe, die an das jugendliche Gehirn gestellt
werden, zn hoch, dessen Schonung nnd Kräftigung scheint zu wenig berück-
sichtigt zu werden. Was im cresundheitlichen Interesse unserer Jogend
geschehen kann, das soll aucli geschehen.
In der Diskussion hebt Dr. TEhuuKPF zwei Krank heitszustände
hervor, welche er in seiner Praxis oft beobachten konnte, und zwar teils
direkt bei Schldem Ton Mittelschnlen, teils bei Erwachsenen im Anacfaluls
aa den firBheren Besoeh einw llittelschnle. Es smd dies: die Insufflsjema
der Musculi recti intemi ocnlorum nnd die Hysterie.
Bei beiden Störungen iJlfst sich deutlich die schädliche Wirkung nach-
weisen, welche tlie mangelhafte Kenntnis und die mangelhafte Rücksicht-
nahme, wekhe die Lehrer jenen Zuständen angedeihen lassen, für die
Schüler mit sich bringen.
Was die Inanffizlens der Recti intend, d. b. der die Augäpfel nafle»>
Wirts bewegenden Augenmnsk^, anhmgt, so kommt dieselbe sowohl bei
Myopen, als flypermetropen, als Emmetropen infolge übertriebener EonYorgenz
der Bulbi bezw. der Blicklinie beim Sehen in der Nähe zustande. Die
bei Individoen jugendlichen Alters bestehende Neigung, sich beim Lesen
Digitized by Google
720
und Schreiben dem Bache übennäfsig /u nähern, leistet der Entstehang
der Insuffiziens der Recti interni im jugendlichen Alter besonderen Vorsdmb.
Die Störungen, welche sich aus einer solchen Insuffizienz erireben. f^ind
sehr mannigfach und von höchst nachteiliger Wirkung auf die Sclniltati^keit
der betroffenen Schüler. Besonders liilntig sind: iJumpfer hezw. stechender
Kup£schmerz iu deu Schläfen sowie in der Sliru und in der Nasenwurzel,
ferner Schwindelgefnhl, Doppeltsehen, psydusohe Verdrossenheit, sowie
Unlust and ünfiüiigkeit, insbesondere in den Nachmittags» und Abendstnndea
längere Zeit zusammenhängend in der Nlfae an arbeiten. Behufs Verhütung
des Zustandekommens der Insuffiziens der Recti interni bei den Schälem
der Mittelschulen ist seitens der Lehrer darauf 7n achten, dafs die Schtüer
sich beim Lesen und Schreiben dem Biirhe nie mehr als auf 30 bis 4() cm
Abstand nähern; dabei ist richtige Korrektion der Augen durch Brillen
vorausgesetzt, sowie dafs nicht hohe Grade von Myopie bezw. von Schwach-
sichtigkeit vorliegen, welche ehie grOfsere als die genannte Dorehsebnitts-
annfthemng nötig machen. Femer mfissen behnis Schonnng und Eiliolnng
der Musculi recti interni die zwischen die Unterrichtsstunden emgeschalteten
Freiviertelstunden streng eingehalten werden, auch mnfs das Aufeinanderfolgen
von Unterrichtsstunden, in denen die Augen durch Nahrschen ühermäfsig
angestrengt sind, vermieden werden; weiterhin ist seitens der Lehrer darauf
zu achten, dafs die Hausaufgabeu nicht einen Umfang erreiclieu, der die
Schüler zwingt, bis in die späten Abendstunden hinein zu arbeiten,
Was die Hysterie bei Schalem der Uittelschalen betriilt, so Terdient
dieselbe weitgehende BerftcksichtigQag seitens der Lehrer, nnd dies nm so
mehr, als sie höchst stOrend auf den Schulunterricht /n wirken pflegt. Sie
äufsert sich bei Knaben wie Mädchen während des Unterrichts auf allen
drei psychischen Gebieten, und zwar auf dem Stimmungsgehiet u. a. dunh
Launenliafligkeit nnd ^liuimungswechsel, auf dem Vorst» 11 unirsgebiet ins-
besondere durch ünautracrköamkeit und Zerstreutheit, aut dem Willens-
gebiet vor allem durch Energielosigkeit und Willensschwäche. Diese
Anomalien werden von den Lehrem oft ftkt beabdcfatigte und der Unart ent-
springende Störungen gehalten and dementspnchend oft schwer bestraft
Dies Vorgehen ist insofern verhängnisvoll, als dadurch die Hysterie bei den
betroffenen Schülern oft eine erhebliche Verschlimmerung erfährt. Aufser-
dcm wirkt die Schule auch insofern nachteilig auf hysterische Schfller. a!^
letztere wegen ihres sonderbaren psychischen Verhaltens häufig für ihre
Mitschüler Gegenstand des Spottes und der Neckerei sind, und sich infolge
des peinlichen Bewulstseins, dafs sie von der Mehrzahl ihrer Altersgenc^sea
abweichen, oft von dem Verkehre mit letzteren zoifickziehen. Hit Rück-
sicht auf diese manntg&chen Nachteile, welchen hysterische Knaben nid
Mädchen ausgesetzt sind, ist die zeitweise Entfernung derselben aus der
Schule oft dringend zu empfehlen. Tatsächlich kann durch eine derartige
EntfernTinL' nnd dnreh glcichreitige systematische ärztliche Behandlung die
Hysterie bei jugendlichen Individuen zum Verschwinden gebracht werden,
was um so hoher anzuschlagen ist, als eine Beseitigung uiul Heilung der
Hysterie im späteren Lebensalter nur ausnahmsweise gelingt. Besonders
dankbar mnfs es begrflftt werden, wenn bei dieser Benrlanbung hysterischer
Schaler, sowie bei Wiederaufnahme und erneuter Eniehnog derselben in
...... ^le
721
der Sdrale die Lehrer sich tod den GmndaAtseD leiten luBen, welcbe
ärztlicherseits ftlr die psycbieche fiehudlmig jugendlicher Hysterischer abi
ma&gebend anerkannt sind.
r>r TnuMPP bftont, wie wichtig es wärf^. da^ dipjpnijTcn, welche die
unmittelbare Auf u ht in iLii Scholen austiben, närnhcii die Lehrer, Unterricht
in der Sclmlhygicüe bekommen, z. B. (Iber Krankheiten, über Störungen
der Schubr auf |>&ycliii>chem Gebiet. Die geschafifeneii bygieuischen Ein-
richtungen werden leider nicht immer richtig ausgenfltzt. Redner spricht
sich fttr Aufetellong efaier Anfoichtsperaon ans nnd verweist anf die in
dieser Hinsicht in Schweden und ^'oiwegen getroffenen Einrichtungen,
weiche den Ärzten einen grofseu Einflufs einräamen.
Herr Prof. Guubee weist darauf hin, daCs in den Mittelschulen die-
jenige Schichte iles Volkes sich entwickelt, welche später natargemäfs zu
Ftlhrern der Nation bestimmt sind. Es ist von gröfserer Wicbtigkeit, dafs
diese Schichten anch körperlich gesund sind. Die körperlichen Kräfte
müssen ebenso entwickelt werden wie die geistigen. Sittliche Persdnlidi-
keiten werden nicht dnreh Moralnnterricht craogen, sondern dadurch, dals
den Leuten die Kunst des Wollens beigebracht wird. Freude an Ent-
schlossenheit, Selbstbeherrschung und Bedürfnislosigkeit und ähnliche spar-
tanische Tu,ü;enden. denen wir wieder einen breiteren Boden gewinnrn mtissen,
hängen eng zusammen mit körperlichen Übungen. Für diese mufs Zeit
geschaffen werden! Sehr bemerkenswert sind die Resultate der deutschen
Landendefaungsbeime, wo die tägliche geistige Arbeit nicht mehr als fOmf
Standen beanspmeht, der gröfste Teil der Qhrigen Zeit für Tnmen,
Schwimmen, Gartenarbeit nnd fthnliches verwendst wird.
Von anderen Seiten wurde aufmerksam gemacht anf die Notwendigkeit
drr cpxnellcn Aufklärung, auf das Bedenkliche der Han=- und Strnfar!;pitpa,
der S( hulstr ifen, des von manchen T, ehrern !m uMHisiiLMeu Deouuzianten-
we»cüs, aul die Wünscbbarkeit grulbtrtT ßewegüüsgt'reilieit nnd der Organi-
sation von Spieleu ftkr heranwachsende Mädcheu, auf die nachteiligen Folgen
der Überfnllnng der Klassen, anf die Notwendigkeit der dnhflitlichen Ge-
staltung der gegenwärtig so veischieden gehandbabten Anseigepfliebt bei
Infektionskrankheiten. — Zum Schlufs führte Dr. Gbossmann aus, dafs die
Diskussion der eing(^etzten Schulkommission des Vereines eine so reiche An-
regung? crrL^eben hnho. dafs es n'">tif soi, sich auch mit den F1tprnkr(M*sen
ins Bent fiTiien zu setzen. HinMclitlich der Erfolge der Landerzielmnfislieime
macht Guü&smänn darauf autmerksam, dafis der Stoff, zu welchem an
unseren Gymnasien neun volle Jahre gebrancfat würden, an dem hiesigen
Ufldcbengymnasinm in drei Jahren absolviert werde.
Dlgitized by Google
722
Üleiiiere illitieiiunj^en.
Zahnärztliche Schnlantersncbnngeii. Seit einer Reihe von Jahren
werden die Schüler der Jacobson-Schule zu Seesen a. Harz, soweit «ic
sich im Internat befinden (die in drr Stadt bei ihren Angehörigen woh-
nenden sind nicht einbegriffen), zweiüial jährlich auf den Zustand ihrer
Zähne untersucht. Den Eltern dieser Schüler nird dab Kesnltat der
Untenadiuig dami aefteiM der Sdnde mitgeteilt In der y^ZaktUML
Bmtäadktu'^ teilt Zahnant LBWXNBKT*Holtmindea knn die Benütate der
diel killen Untennchongen (Frttl^ nnd Herhet 1903, FdUvahr 1904)
mit Dieaelbea sind in der folgenden Tabelle aosaimnengeiteUt:
1.
II.
m.
Anzahl der untersuchten Schüler
137
145
147
Davon mit gesunden Zähnen. .
42— 30Vo
47—32%
55
-37%
9 „ kranken ,
95—70%
98~-G8%
92
-53%
Gesamtaahl der kranken ZJÜine.
261
252
248
Davon dnreb Fttllnngen an er-
149
144
149
Davon durch Füllnagea nicbi ni
erhaltende Zähne
112
108
99
Der Vergleich der drei Reihen ergibt, da(s sich die hygienischen Ver-
hiiltnisse in langsam steigender Besserun? zu befinden scheinen. Besonde rs
uuiiällig ist der Rückgang der m extrahiertudeii Zahne von 112 im Früh-
jahr 1903 (Jbei 137 ScbOlern) auf 99 in FrOigahr 1904 (bei 147 Schfilcni).
Der im aUgemeinen redit gttnatige Steine wird snmeist heiabgedrtekt dnrch
die nen eingetretenen Schaler, die, häufig vom Auslande kommend, in deo
meist ungepflegten Mundhöhlen zuweilen B — 10 kariöse, zum grö&ten Teil
der Zange verfallene Zill ne mitbringen. Von größtem Einflufs auf die
Instandsetzung erkrankter Zähne sind selbstverständlich auch die pekuniären
Verhältnisse der Eltern; daher finden sich die meisten unjdombierten Zähne
bei den Freisciiuieru, während die Söhne der Wohlhabenden (meist Grolis-
stftdter) snweilen gaase Goldbeigwerke ndt sieb beromferagen. Die üntar-
aadrangen erstrecken sich «nch anf den yiahnrteinbelag, StellongBanomabea
der Zähne (notwendige Begnlierungen) n. dfl^. An dieselben schliefsen aieb
teils allgemeine, teils spezielle Winke für die Zahn- und Mundhygiene.
Von Seiten der Schnle werden die Schaler streng zur Pflege der Zftboe
angehalten.
Über Schnlzahnkliiiik und Sebnie referierte auf Gnind der in
Strai'sburg gemachten Eriahrungeu Kreisschulinspektor Motz an der
43. JabresTersammlnng dentseber Zahn ante in Stra&burg. Der
Referent fbhrte nach einer Mitteflnng der „M/l Ziff* ana, dab in Stnls-
bürg die Zähne der Kinder in den Scholen seit 1898 nntersneht worden.
Die Ergebnisse der Untersnchuig seien so llberraaehend gewesen, dafs jetxt
Digitizeu Lj vjüOgle
72S
erat die Gefahr erkBimt iverden sei, «eldie der YoUngesniidlieit dnreb die
Zahnktries entalelie. Seit dieser Zeit würden die Kinder anf die Notwendig-
keit der Zahnpflege nnaasgesetst |di^wie?Lii. Der Erfolg zeige sidi darin,
dafs sich eine Reihe von Kindern von dem Zahnarzte hehandeln liefs, und
die Furcht der Kinder vor dem Zahnarzte gemildert i.vnrde. Da nur eine
geringe Anzahl von Kindern sich in die Poliklinik begeben wollte, habe
man sich entschlossen, eine Spezialkünik für die z^ärztliche Behandlung
der Schulkinder zu errichten, welche Ton einem festangestellten appro-
Merten Zahnarzt geleitet werde. Dnrch die Stetigtait des Zahnarztes ent-
alehe ein Tertranliflfaea Terhiltnis zwiaefaen den kleinen Faüenten und dem
Zahnarzt, auf dessen Persönlichkeit das Hanptmoment des Erfolges beruhe.
Die Schul-Zahnklinik müsse in beständiger IMhlung mit der Behörde und
der Krei^chulinspektion bleiben. Die in Strafsburg seit Errichtung der
Schul-Zahnklinik crzielien Eriblge sei* ii sehr bedeutend. Die Schul Versäum-
nisse infolge von Zahnschmerzen hätten abgenommen. Es zeige sich bei
den Kindern eine Abnahme von Aasschlägen im Gesieht. Es gebe seltener
YerdanangsstOrnngen. £in weiteres günstiges Moment sei, da& die 8amme
der dnrbh den Besuch der ElxBik verstamten Scfaniatnnden geringer als die
Summe war, welche der Ausfall der Schulstunden infolge von Zahn-
schmerz usw. betrug. Der Redner fafste sein Urteil dahin zusammen, dafs
die Bestrpbünpen der Zahnby^riene im Interesse der Schnle liegen und die
weitestgehende Förderung ertahreo sollten. Schon in den Kleinkittderschules
sei mit der Belehrung zu beginnen.
Erhebungen in der Schnle betr. Typhus. AnlftfsUch eines Spezial-
falles, in wsidiem znr Entseheidong stand, ob dar Ereisphjaikiis berechtigt
sei, Eirbebuagen in der Schale mr Ermittlung und Festsfcdlnng tmi Tyjltm-
erkrankungen, dnsehliefslicb der Entnahme von Blut behufs Ausftlhrung
der «!0». ViBALschen Reaktion, ohne vorheriges Einvernehmen mit der
Schulaufsichtfibeh'trde vorrnnehnipn, hat, ^vie die Tagesblätter mitteilen, der
preufs. Kultusminister folgende Bestiinnmuu' erlassen: Die Ermittlung und Fest-
stellung von Typhnserkrankungen wird wesentlich erleichtert und gefördert,
wenn es den mit dieser Aufigabe betrauten Medizinalpersonen ermöglicht
wird, die ScbuberaftamniBliaten einzusehen, die Sehullrinder zu besiefatigen
und Bokiien Kindern, bei denen derYerdacht besteht, dafr ne eine T^phns-
krankheit überstanden haben, aus dem Ohrläppchen oder der Koppe des
Zeigefingers ein Tri"ipfchen Blut zu entnehmen behufs Ausftihmng der
ViDALschen Reaktion. Die Rücksicht auf die Interessen der Schule ver-
langt jedoch, dafs die Medizinalperson f^n behufs derartiger Erhebungen
nicht ohne die Zustimmung des Regierungspräsidenten und nicht ohne sich
zuvor mit der zuständigen ScfanlanMditsbehQrde ins Einremehmen gesetzt
und mit derselben die Zeit und den Um&ag der beabsichtigtett Eriiebnngen
vereinbart zu haben, die Schnle betreten. Was die Entnalmie von Blnt
behufs Vornahme der YmALschen Reaktion betrifft, so darf diese niefat
ohne Znstimrmiii? der Eltern der bctrefFenden Kinder vorq:enommen werden.
Bei der Harmlosigkeit dieses Eingritts darf angenommen iv erden, dafs die
Eltern denselben, wenn sie in angemessener Weise darum befragt werden,
kaum jemals verweigern werden. Von einer zwangsweisen Durchftihrung
derartiger Eingriffe mofs Jedodi unter allen Umstanden abgesehen werden.
Digitized by Google
724
Der Alkoholgennfs unter den Berliner Schnlkindern. Dafs die
Kinder in Berlin schon sehr früh dem Dämon Alkohol zujjeftlhrt werden
und sogar regelmäisig geistige Getränke zn sich nehmen, zeigen Erbebungen,
die ein Scböneberger Schularzt, Dr. Goldfeld, unlängst angestellt hat,
und deren Ergebnisse in der j^Med, Eeform*' mitgeteilt werden. Eine
ZosammeiiiteUnng der Zahlen ergab» dalls tob 470 Schflletn der oberen
sechs Klassen nicht weoger als 66,2 Vo> elso mehr als die Hllfte, regel-
mafsige Biertrinker waren, während etwa 30% zeitweise allerlei
Spirituosen zu sich nahmen. Das tägliche Bierqnantnm srliwankte durch-
schnittlich zwischen ein bi^ zwei Glas. Gotninkon wurde zumeist Malzhier,
aber auch viel Lagerbier; ebenso hatte die „schäumende Weifse" viele Ver-
ehrer. Die anderen Spirituosen wurden allerdings nur bei besonderen Ge-
legenheiten genossen, besonders am Sonntag, wo der Vater seine Spröft-
linge mit In die Kneipe nahm nnd ihnen mit einem Sehnftpsehen etme
Gutes antnn wollte. Getrunken wnrden alle mOg^chen Seiten: Nordhinsert
Rum, Kflmmel, Gilka, Rosenlikör, Eierkognak, Weine mancher Art. Mandie
Kinder schienen eine gewisse Vorliebe für Mischungen zweier Schnäpse von
ihren Vätern tibernommen zu habfn. Kpstanratenrskinder waren aus be-
greiflichen Gründen dem Alkobolgenu^ häubger ergeben als andere; hier
ist die Versuchung zu grofs.
Wie die Knaheni so zeigten leider anch die Mädchen schon vollea
Ventftndnis flir den schinmenden GerslenBaft. Daneiieii standen sObe Ge*
tränke, wie UkOre» in hoher Gnnst, wlhrend scharfe Schnftpse verschmäht
wurden. Von 497 Mädchen trank fast die Hälfte, nämlich 48,7 Vs, regel-
mäfsig Bier, un<I ?^1?,2% genossen von Zeit zu Zeit Liköre usw.
Dr. Goldfeld pab sich nun, wie er ausdrücklich hervorhebt, bei
seinen Schulbesuchen Mühe, die Kinder auf die Schädlichken (k s Alkohol-
genusses hinzuweisen — wie er sich bei späteren Besuchen überzeugte,
ohne viel Erfolg. Die Kinder tranken rahig weiter. Andi der Lehrer
wird nnr selten Erfolg haben, wdl das böse Beispiel daheüB oitmals ler*
slArky was die Schale anfbaot Znmelit sdien überdies die £ltem der die
Volksschule besuchenden Kinder in der Darreichung geistiger Getränke
ein Stärknnprsmiltel. In Wirklicclikeit werden Körper und PrvMi der
jugendlichen Trinker «rhwer geschädifrt, wie denn auch gerade die Kinder,
die regelmäisig geistige Getränk*» -m sich nehmen, vom Lehrer als besonders
faul, zerstreut, verlogen und unbegai)t bezeichnet werden. Zur Steuerung
des Übels regt Dr. Golopeld an, bei der Neoanfiiahme eines Kindes dea
Eltern ein passend abgefiifetes Merkblatt an ttberreiehen, welches die Ge-
fiibren des Alkoholgenusses in packcmder Form schildert.
Samariterdienst IBr Schalen. In den Schulen von Hannover ist
durch amtliche Verftl^nf? ein Saniariterdienst (erste Hilfe bei plötzlichen
Unfällen und Erkrankungen) neu geregelt worden. Für dieji^ui^en Schul-
häuäer, welche keine Turnhalle haben, oder wo wegen der grofseren Ent-
fernung der letzteren eine schnelle Benutzuug -des daselbst behndliclieo
Verbandzeuges nicht möglich ist, wird ein besonderer Verbandsdirank mit
ansreichenden Materielien Toigesehrieben. Im Anschlalii an Mittdlnagen
Uber dis Inventar nnd Uber die Benntznng des Schrankes verftgt die be-
treffende AmtssteUe, es sei wfthiend des Unterrichtes an passender Stelle
...... ^le
725
auch auf die ßeliandlnng von Yerletznogeo (Wunden, Quetschungen, Ver*
reokungen, Blutnn^en, Knochenbrttclieii), sowie plötzlichen ZnfiUlea, wie
Ohnmacbteo, Krämpfe, hinzuweisen.
Schlicfslich sandte man au die Schulleiter folgende
Kurze Anleitung zur Behandlang plötzlich Erkrankter oder
YerleUter.
Atenuiotl SalmlakijeSat ztmi BieeheD. 20 Hoifnmniitropfen «nf Zncfcer.
Hbchlagemng des Obedtörpers.
Blotungen. Bei kleinen Schnitt- oder KifswunJen Bcinigung der
Wunde und leichte Umwicklung mit in I^/oige L>'SOllösang oder essig*
saure Tonerde getauchten Kompressen.
Bei grüfseren Schnitt- oder Rißwunden ist nach der Keiniguug der
Wimde die Blatung dank fest auf die Wondränder gedrflckte, in 1 %ige
LytoUOsiiDg oder essigsaure Tonerde getauchte Watte ni stillen. Ant
sofort holen.
Hautabschflrfongen. Auflegen von lO^oiger Borsalbe.
Kopfschmerzen. Kalte Wasseramachlage anf die Stirn. Salmiakgeist
zum Riechen.
Knoohen^riiche. Nachdem das gebrocliene (iiied ruhig gelagert ist,
legt muu iiulLe Umschläge auf die Bruchstelle und läfst von dem herbei«
geholten Ante den Verband anlegen. Mnls der Verletste vor Ankunft dee
Aiites transportiert werden, so befestigt man dnige Schienen an dem zer-
brocbenen Gliede mittels einer Binde.
Krämpfe. Befreiung von beengender Kleidung and Lagerung mit
Entfemong aller greifbaren Gegen^^tiinde. Den Krampf austoben lassen.
Nasenbluten. Befreiung von In t u Brenden Kleidnngssttlcken, erhöhter,
seitlich geneigter Kopf, kalte Wassenimsciiläge auf Stirn and Genick, Ein-
ziehen von kaltem Wasser in die Nase; zuletzt EinfUhrang von Eisen«
ddoridwatte in die Nasenlöcher.
OhnmachL Frische Lnft! Wagerechte Lage (platt anf die Erde
legen). Bespritzen des Gesichts mit kaltem Wasser.
Quetschungen. Kalte l'^/(»igc Lysolumschlilge.
Verrenkungen. 'Sofort kalte l'mschlflge and möglichst rasch den Arzt
holen lassen. (Siehe Knocheuhrüche.)
Ausgerenkte Finger mttssen sogleich darch Zug wieder eingerenkt werden,
VerstanchoDgeo. Kalte UmsdilSge.
(„Schweig, m. f. 0e8dhl8pß,*'y Nr. 14.)
Über dM WMdern als Mittel der Jn^endbildung sprach anf der
dritten Generahersammlnng des «Deutschen Vereins für VoUähygiene" am
4. Juni in Frankfurt a. M. Schuldirektor Dr. Beyer- Leipzig. Der Vor-
tragende führte aus, dafs die ungehenren Schäden der sitzenden I/ebens-
weise bei geistiger Arbeit ein Anspannen der Kräfte und Wiederstählnng
durch Wanderungen in frischer, freier Luft verlangen. Das Wandern erzieht j
es löst wertvolle GefBUe der Mitempfindimg an aBem Lebendigen hi der
Natur ans, bildet den sittlichen Willen, st&rfct die Angen, kTftftigt die
Maskdn, die sonst erlahmen und erschlaffen. Bdm Wandern lernt man
dnrch Erleben, nicht durch Btlffeln. Goetoe hat dies ganz erfafst
and in mannigfachen Gedichten verherrlicht. Wir hören, lesen und
Digitized by Google
726
sprechen m tiel, aber sehen zn wenig, sagte einmal RiCHAJU» WAoraB.
Und er hat recht, besonders mit Bezng auf nnsere Jagend. Mehr Bespekt Tor
f?er Natur und weniger vor den Bflrhern! Der alte germanische Wandertrieb
miifs &m hyt?:ienischen Gründen wieder gewerkt, ETP^ellschaftliche wie Einzel-
wanderungeu müssen gepflegt werden! Methodische, möglichst firtthe Er-
ziehung der Kleinsten zum Wandern ist uneriursüch.
Am ScUnsse seines Vortrages kommt Referent zu nachfolgenden Schlnls-
lolgernngen: 1. Das Wandern sollte in Zoknnft bei der Endehnng unserer
Jugend eine weitans grSlkere BoUe spielen, nicht ntm wenigsten mit Blick*
sieht auf seine Bedeotnng für efaie gesonde Entwicklang des Körpers.
2. Die Wanderungen der Jnj^end haben zunächst mit der Heimat za be-
ginnen und deren UndnnL'smittcl für das Kind möglichst ausrunutzen.
3. Eb ist erwüüscht, dals der Deutsche Verein für Volkshygiene zu solchen
Wandenmgeu anregt, durch eigene Yeranstaltangen roostergültige Torbilder
adiaft nnd die fiMtdanonde Forderung aller damit in Verbindong stehenden
Bestrebungen dnreh die Zratralstene in geeigneter Weise Ins Ange hÜL
Obligfttoriim der Sehnlspiele. Anf der aUgememen deutschen
Tornlefarerreiaammlang und Jahresyersaramhmg des Zentralansschnsses fUr
Volks- und JnrypTnispiele in Quedlinburg am 18. — 21. Mai 1904 wurde,
wie wir einem Hericht in ,,Körpcr und Geist"' {Nr. 8 "J] entnehmen, die
Mitteilung gemaelit, dafs in Bielefeld für sämtliche Schulen der inneren
Stadt der Spielnachmittag seit drei Jahren obligatorisch sei, dafs im laa-
üsnden Jahre in Z weih r flehen die Jugendspiele obligatorisch eingef&hrt
seien, nnd daCs das Obligatorium In der bayrischen BheinpfUs ftlr das
nichste Jahr mit den neuen LehrpUneo zn erwarten sei.
Ober das nrnische Kind sprach Uibschfeld- Charlottenburg auf
der vorjährigen Versammlung dentsrher Nntiirfoi^rhrr und Arzte. Unter
der genannten Bezeichnung versteht mau irKulchenhatt veranlagte Knaben
und knabenhafte Mädchen. Es war dem Kilerenten bei der Beobachtung
von 1800 HomosexaeUen aufgefallen, dafs fast alle angaben, sie wären
bereits lüs Khider andeii geartet gewesen wie die gewöhnlichen Knaben
imd Haddien. Das stimmt mit der heute fast aügwneln angenommenen
Anachsuung überein, dafs es sich bei der homoseznetten Neigung um eine
angeborene Erscheinung liaadeltw Sehr viele geben folgendes an: «Die
wilden Knaben^pide waren mir zuwider; ich scblofs mich mit Vorliebe an
Mädchen an und hatte deswegen viel Neckereien zu erdulden. Das war
mir sehr unangenehm, doch konnte ich nichts dagegen tun. Ich liebte, zu
nähen, zu strickeu, beim Kochen und Backen zu helfen und mich mit
Bindern wie em klemes Mlldchen an schmfleken. Es Ist mir jetzt immer
«ehr pdnlieh, wenn diese Jugenderinnemngen m Angehörigen henor-
geholt werden.*
Das Schamgefühl äufsert sich firtthzeitig nnd onbewufst mehr dem
eigenen Geschlecht gegenüber. Was dir körperlichen Zeichen betriflft, so
tritt u. a. bei urnischen Knaben der Stimmbruch häTifio; sehr spät und
schwach, manchmal gar nicht ein; umische Mädchen bekommen oft in der
Pubertätszeit eine tiefere Stimmlage. Der Bartwuchs stellt sich bei urni-
schen Jünglingen oft sehr spät, oft recht spUUdi und nngleicii dn, da*
gegen findet sich nicht selten rar Beifezeit ein mit ScfamenfaalUgfcdt Ter-
Digitizeu Lj vjüOgle
727
kaftpft« ADscknrcHw der Brllile. Bmt&eutmgi iat «• andi, dafii bd
MfadMii Kiaben ferhUtnisnUUkig blofig MigrtDe md CUoiM» (Btakh-
SQcht) aaftrcten, 7:wei Krankheiten, von deMii soMt neht mr das weib>
Uehe GpRohlcrht heimgesucht wird.
Luftvertcilunp^sfllter für Ventilation von Schnhimniern schlägt
nach einer Mitteilung von Saka i a - Moskaa am inteniationalcn Kon^n'^fs
fttr Schulhygiene in Nürnberg [„üe^. Intf.^^ Nr. 19) Tlmochowitbcu-
IMkaiB yw. Die EfBridrtiing der LeftverteUnngsfilter Jet elae iafrenl
eiiiiiMhe. Sie steDea KuUe ans Baiehcnt von veraeliedeiier Liege w&i
terscyedenem Querschnitt der, welche an der Dei^ oder an den Geiimsen
in Form von Balken (Unterztigen), Lfinfern oder als vollst&ndlge Doppel«
decke angebracht werden, wobei die Orf^fsf , Zahl und Art Arbringene
darch die Lage des Zimmers nnd die Zahl der Insassen bedinLr wird.
Die änfsere Lnft dringt in die Filter dorch Regulier klappen in Off-
BungeD, die in der AnlsenwaBd nnter der Zimmerdecke oder in dee
Feuterrehmee engebrecht sied. Diese BegetterUeppee gewilnren die
MQgUcbkelt, die Etemen d« Loft ie die FIMer den TeriAlliiiisee eii-
lepeesea. Wieter wird die Laftzafbhr einfach derch die T^pwatar^
differenz zwischen Innen- nnd Anfsmlnft bewirkt : im Sommer sind mecha-
nische Hilfsmittel, d. h. Ventilatoren ircrendwelcher Art nötig Die ver-
dorbene Zimmerluft wird durch an der iJecke odpr in der N^e derselben
angeordnete Abzugsrohre, die mit Luttzugeriseagem versehen sein künnenj
hinaosbefordett.
Bei gewOboBcher EinrickCmig, ohne Teitilitoren, treten 60—90%
der Friichleft darefa die Filter Undarch in den sa Iflitenden Raum ein.
Die Versuche beben ergeben, dafs diese Art der EinüDbrung der
ftnfseren, nicht vortrewSmitcn. nirht befonrhtotm, nber vom Staube porfinifTtcn
und plfirhniäfsig im Ranme verteilteD \a\\\ austtihrbar. angenehm und bei
verschietitinen Ileizsy&temen verwendbar ist. Der Barchent kann leicht
gereinigt oder gewaschen werden.
WtlelM FoliMei liil fkt Milrinm In feyglMineber ui
teehaiieher lUchtn^ j^gnet? Diese iriebtige Frage wird von Prof.
Dr. KV88BAOM - Hannover im „Oes. Ing^ (Nr. 17, 1904) aufgeworfen
und beantwortet. Das Wesentliche seiner Ausfahrungen ist in Ktirze, was
folgt: Die besseren Sorten des Linoleums weisen, gerade ftlr Schulzimin»-!'.
eine Reihe schätzenswerter Eiconschaften auf (Abwesenheit von Geräusch,
geringe Durchlässigkeit für Warme, leichte Säuberung, hinreichende Hdt-
barkeit). Immerhin bilden sich nicht selten im Laufe der Jahre feine
Fugen zwiscben den einzelnen Bebnen» in welebe FMaaigkeit eindringen
kann, was denn zn weiterer Zereetaang nnd ZerstOmng nnd zn bygieniscb
angttnstigen Zuständen ftihrt. Ehe daher das Linoleam als fir Scbnl-
zimmcr völli? geeignet bezeichnet werden kann, bedarf es weiterer Ver-
suche, um einen Klebstoff oder Kitt zu gewinnon, der gegen Wasser die
erforderliche WiderstaiMsf.iliigkeit besitzt, und sind auch die feinsten Fugen
zwischen den Linoleumbuhnen beim Verlegen mit diesem Kitt oder Kleb-
stoff auszofflllen nnd zu sehen, ob bierdardi die erforderliebe Haltbarkeit
des Linoleums erzielt werden kann.
Auch die fngenloaen Fnfaböden (aus organischen Stolfon nnd
SehttlgMosdlMitapaege. XVIL 87
Digitized by Google
MagiMwiMMmmnt) lutea einstweilda noch manches m wHiaohn übrig. Die
einen werden durch die AbnatzuQg ruh oder doch soweit verändeit, dafil
die OhfTnriche ihr gute" ATi«;^chpn verliert ; andere L;];lttpn stnh mit dw
Zeit der artig, d&k die Schüler — namentlich nen eingetretene, d. h* oi-
gewohnte — leicht auscrleiten.
Der 1 iciiteuiioiziuiäboden iät vüllig ungeeignet, weil seine Fugen-
bilduDg Btaik und nur mit grolheii Kosten za vermeidea Itt, sehte Ob«*
fliehe dnfdi raaehe Ahnntsiiiig nrah niid and dadoieli die tt^iifH^iy
sehr erschwert wird.
Besser bewähren sich Riemenböden ans harten oder zähen
nnd dichten Hölzern. Zwar weniger das Eicheuholz, weil in
8chuizimtnem die Wachsbehandlnng desselben nicht wohl möglich ist ond
ein Einlassen mit Öl mit der Zeit erforderlich wird, wodurch nach nnd
nach eine dunkle, meist unschöne F&rbnng des Eichenholzes hervorgerufen
wird; dagegen hat das Holl dea «merikanisclieii Zuck er »ho ras
gau YDnttgliciie Eigenaehaften (Wdeiataadafthigkeit gegen Alnuilnng,
grofse Dichtigkeit, dauerhaft schöne Färbung, geringe Fugenbildung, wenig
Behandlung mit öl notwendig). Ähnliches ist vom Holz der Pechficbte
zu sagen. Einen vollkommen uudurchlassigen Fulsboden erhält man
allerdings durch die Anwendonpf dpr Harthölzer nicht. Die Versuche,
Hartholzriemen in Asphaltkitt auf harter Unterlage zu verlegen, haben auf
die Daner nicht darchgehends befriedigt Trotzdem mnfs der Riemen*
bodea aoa den genannten Hartholiern gegenwartig ala der
relativ beate FnXaboden fflr Schnizimmer bezeiehnet werdea
— wenn er tadellos verlegt wird nnd naehtrigüche Beeinfioasongen dnrd
Feuchtigkeitsaufnalimo unterbleiben.
Die Wärmelcitung des RiPTnenboflen« ist eine wesentU« h rreringere als
die des Linoleums, geschweige ileuu der sog. ftigenlosen üoden. Nur in
iiiQsicht der Schalleotstchung, der Schalleituug und der mühelosen S;\nbe<
rung auf feacbtem Wege verdient der Linoleombelag den Vorzug; dag^ea
ist seine Haltbaikeit aelbet dann eine erheblich geringere, wenn der obsa
genannte Mifsstand nicht auftritt oder sieh beheben lassen aoUte.
Allerdings stöfst in Neubauten die Herstellung fehler*
freier Riemenfufsböden wegen der Fenchtigkeitsaufnahme ans
anderen Baumaterialien (Untemumcrwerk usw.) auf grofse Sch ^ u -
rigkeiten. Es emptichlt sich daher, die Schulzimmer bei Neubauten
zuerst mit einem Fichtendielenboden zn versehen nnd mit dem Anbringen
der Bienen zn warten, bis daa Gebinde einige Jahre benutzt wir vad
sich ala völlig aasgetrocknet erweist
Digitized by Google
789
MMIAfiieli 4m Zftektignnggnelitoi iw L«knr. !■ «in«r iftrehe-
riBcben Ortschaft httte, nadi €in«r Mddmig des d«r Lehrer einer
Scbfileriii der siebenten Primarklatee mit einem Stocke derart auf den
rechten Arm and Aber den Rücken preschlagen, dals der Arzt ein Zeugnis
fttr vier Tage Arbeitsunfähit^koit nns^tpllte. Der beim Gericht verklagte
Lehrer berief sich zu seiner Verteidigung auf das ihm zustehende Züch-
tigangsrecht, allein das Gericht liefe diese Einrede nicht gelten and ver-
urteilte den Lehrer wegen fidnUssiger Körperrerletzung and fahrlässiger
AmtapffiefatverleCsang sn 60 Free. Bnfte nnd Koeten, eofde 30 Free. Ent-
eehldigong an die ScbOlerin.
Das Bezirksgericht (fthrte ans, dafe allerdings die neue zürcherische
Schnlverordnung den T r-hrpm «gegenüber den Scliülern ein gpwissr«? Züch-
tigungsreciit finrftTinit', alior gemöfs nonoren piidagogischen Erwiicrunixcii,
wonach die Prügelsiiah* nur als äufserster Notbehelf zngelflssi n werden
solle, aasdrticklich festsetze, dafs dieses Zttchtigongsrecht nur lu Aasnabme-
ftUen ior Anwendoag kommen dflrfe nnd dab sich der Lehrer dabei nicht
▼om Zorn hinreüsen nnd sieh aDea deeaen enthalten lolle, was das kOrper^
liehe Wohl und das sittliche Gefühl des Schülers gefährden könnte. Da
demnach dieses Recht der körperlichen Züchtigung der Schüler dem Lehrer
nur znr besseren Errriehnng erzieherischer Zwecke, d. h. der troi^tigen und
körperlichen Entwicklung seiner Zöglinge eingeränmt ist, so ist auch sein
Umfang durch diesen Zweck bestimmt und begrenzt. Es wird objektiv
dann eine Überschreitang des Züchtigangsrechts vorliegen, wenn die Züch-
tigung sich nicht ianeriialb der dareh die Natur des Rechts oder dnrch
Sebolgesetae gegebenen Grenzen halt oder gar Folgen herrorbiflchte, wdehe
nicht nnr dem Zwecke der eingeräumten Machtbefugnisse zawiderlaafen,
sondern sogar das körperliche Befinden der Schüler gefährden oder ?ar
bei ihnen eine rTP«;nndheitsschädignng verursachen würden. Kin Lehrer,
welcher einen derartigen Erfolg herbeiführt, kann sich nicht mehr auf sein
Zfichtigongsrecht berufen. *
Der strafilUUg erklärte Lehrer hat an das Obergericht appelliert.
T«ier erkMÜM Tageslieht für eiie Mvle. Die Gemeinde
Wiek mnfii» wie wir der »Zist^* entnehmen, die Kleinigkeit von 53000
Kronen zugeben, um einer städtischen Schnle das nötige Tageslicht an
yerschaffcn. Beim Bau der städtischen Bürgerschule in der Schwarzinger-
gasse im 2. Bezirk scheint man nicht daran gedacht zu hahcn, dafs die
hnfseitigen Lehr/immer des Schul irehäudes durch das eng ^'CiiLMiüherstehende
liaus. Kleine Pfarrgasse Nr. 10, des Tageslichtes beraubt sein werden.
Nachdem man eich jetst aber dafon flberzeugt hat, und die Lehrer nnd
Schnlldnder nicht in halbSnsteren Bftnmen arbeiten können, blieb nichts
anderes flbrig, als «bebnfs Sichernng der Belichtung der bofseitigea
8T*
Dlgitized by Google
730
Lokilitfttes der Btirgendrale* Lidit imd Luit ventenende Ens in
der Kleinen PCirrgasse Nr. 10 anzukaufen. In dem Referat des Stadt-
rates Oppenbesoeb heifst es diesbezüglich . „Das Hans mflssen wir leider
erwerben, weil uns sonst die Beliclitung der Scbwarzingerschule volllcommen
verloren gehen würde, so bedauernswert es ist, daf«; das uachtriglich ge-
schehen mufs." Die Gemeinde hat nun die 411 Quadratmeter omfasseode
Realität in der Kleinen Pfarrgasse Nr. 10 um den Panschalpreis raa
58000 Kronen ingeiHRift. HoffenWcii irineo et I^iver nod SeMfter in
der „SehwiRbigenclmle*' wn sohitseB, dsß mm 58000 Kronen nnigftty
Ulli ihnen mehr Licht und Luft zu verschaffen.
UniversItfitsTorlegBD^n über Schnlhv^eiie werden, wie die »JT.
1^. Presse"" mitteilt, im bevorstehenden Winter in Wien mm ersten Male
abgebalten. An der medizinisclien Fakultät wird Dozent Dr. R. Gra>^-
BEROEB ein zweistOodiges KoUeg über Schulhygiene lesen^ au der pbiio-
sopfaisehen Fakultät hat derselbe ein gleich&Us zweistündiges Kolleg Ober
ingemelne Hygyiena ffBr LelmuDlAiiidiMien ndt besonderer BerlehiiBhtignng
der Schnlhygiene aagekttndigt Durch diese Torieerngm sollen die MMbd-
schul- LehramtBkindiditen ttit dm PrinsipiMi der SdndhjpglHW bekennt ge*
madit werden.
Fng^eteilter Unterricht. Tn München soll, wie wir der „^funrh
med. Wochenschr.''^ (Nr. 35) entnehmen, infolge Entgegenkommens des
Köuigl. Ministenums, an einer Parallelklasse der drei untersten Klassen de»
Theresieng^mnashims ein YerBUoh gemacht werden mit der Verlegung des
gestmtnn ünterriehtB tnf die Yonnitlagsrtnndfln und WegM des Nndh»
mittagsonterrichts.
fiber die Reinhalfung der Sebolsinner hat die königl. Regienmg
in Düsseldorf im Amtsblatt eine Verordntmg erlassen, in welcher sie
ersnrht, anch in »1p!i Srhnlen, in welchen b!«;her nicht crenfi<?end für die
ertorderiiche Reinliclikeit p^ej-orgt ist, durch groisere Keinüchkeit kräftiger
auf Güsuudheit und Erziehung der Schulkinder hinzuwirken. Unter Auf-
rcchterhaltung weitergebender Aoordnimgen der Scboldeputationen, der
Gemefndebebftrden nnd Im Gebiete der lAndreehtlleben Sonlettlssehnle der
Sefaolvontftnde wird deebilb «ngeoidiiet, dnfo die Hrasflire, Treppen nnd
in den Klassenzimmern mindestens die Gänge und freien Flächen, tunlichst
aber auch die Räume unter und ^'^i'^rhen den Bänken täglich nach Be-
endigung dp'^ TTnterrichts zu reinigen siiifl. Wo nicht die Fnf^börirn mit
staubbindeudem Öle getränkt sind, soll das Reinigen durch Kehren mit
feuchtem Sägemehl, sonst durch trockenes Kehren und auf Linoleum-,
Xylolitb- odbr liinliehen Fnfsboden tnnUeiist durch feuchtes AnMsohen
gescbeben. linolemnboden sind mindestens jlbtlioh eionul frisch m
wacbsen. Behoft Erleichterung der Reinigung wird die Anschnffllag ge>
eigneter zweisitziger Bänke (Mngend empfohlen. Klassendmmer, welche
zugleich dem Unterricht der Fortbildungsschulen dienen, sind jedenfalls
täglich vollständig zu reinigen. Nach dem Kehren, spätesten^; aber morgens
vor Beginn des Unterrichts ist der St«ub von den Banken, Tischen,
Schränken, Bildern, Tttren und Treppen-liaudläulern feucht abzuwisciien.
Die Spncknftpfe rind tlgUcb su reinigen nnd mit neuem Wnsser sn ver-
sehen. Wände, Deelien nnd TOren sind mindestens monatUeh nnd, wenn
Digitizeu Lj vjüOgle
731
wegen ansteckender Krankheiten notwendig, wöchentlich gründlich zu rei-
Digeo. Monatlich einmal an StmCsenseiten nnd Orten mit starker Staab*
entwicklong öfter, find die Fenster zu waschen. Die Fuisböden sind in
den Ferien gründlich zu waschen und zn acheuern. Wo nicht zweisitzige,
nmlegbare Scholb&nke vorhanden nnd, mols das Mobiliar tunludist während
des SobanerBB ans dem SchnlBininer entfernt and im Freien gründlich ge-
reinigt werden. Wo nicht besserer WasdaMtelch vorgesohriebeo oder
ObHch igt, bat das Übertünchen der Wände «dt Kalk adodestens einmal
im Jahre, wegen des nachherigen Austrocknens am besten zn Anfang der
Herbstfprien zn pesrhchcn Sonst genügt eine alle zwei Jabre stattfindende
Erneuerung des Anstrichs der Wände und DedEea, besonders wenn Leim-
farben verwendet werden nnd ein etwa 1,30 m hoher üllarbesockel ange-
bracht wird. Znm Anstrich dürfen keine grellen, gtft-, besonders arsenik-
baltlgeii FarlMloffe gewUdt werdM. Vor den 9nünm ÜingangaMieD sind
«narolcheiid groAe Kratteisen aniabringen, und diA Sebolkindff aind
deren regelmäfsige Benutzung znm Reinigen der Fflbe streng zu gewöhnen.
Zn empfehlen sind auch Leder- oder Holzmatten vor dm Klnssentflren.
Auf die Wichtigkeil und Notweudi^^keif des VolksbadeweaeEi
weist, wie die „Volks-Zig.^ mitteilt, die Üegierung in Minden in einer
jüngst erlassenen Verfügung hin nnd bemerkt hinsichtlich der ßchulbraose-
bäder, dafs diese steh nach jeder Richtung hin bewährt und nicht nor m"
mittelbar in berag aaf den Betalicfakaitsainn nnd die OenadheR dsr Kinder,
sondern mittelbar aoch auf das FUtemhana insofern einen Mbr gttnstigen
Einflofk aoflgeObt haben, als selbst die ärmsten SchuUdndar seitdem weit
sauberer am Körper sowie ordentlicher in Wäsche nnd K!cklnng c:phalten
werden. Das Schnlbad, so wird ans^efHhrt, hat sich demnach als em un-
schätzbarer Erziehungs- und Kulturfaktor erwiesen. Auch in Lwulsi hulpti
lassen sich, wie der Kreis Schmalkalden durch zahlreiche Beispiele gezeigt
bat, Schnlbrausebäder ohne erhebliche Kosten herstellen ; in diesem Kfolie
«ind in jüngster Zeit äUe YolhMchnhwnbaaten mit BraDaebIdetn fersehen
wofden, obwoU der Wohlatand dar Landgemeinden kalnaBweg» ein besonder«
günstiger ist. Hintiditlioh des Tdksbadcwesens im allgemein«i weist die
Regierung in Minden noch weiter darauf bin, dafs besonders zu empfehlen
ist die An!a?:e von ständigen, ohne Rttfiksicht aof die Jahreszeit zu be-
antzenden billigen Badegelegenheiten.
Zahnärztliebe UntersueUung der Schulkinder iu (Jauuütatt.
Wie Cannstatt mit der Bestellong eines Sdiolarztes in Wdiltembecg Toraa-
gegangen Ist, so wild hier nna anch die ernte aahair etliche Fiisoffge den
SchaUdadem m tefl mden. Kaoh dner Mitteflnng des „ülmer TgU^
haben siob drei Zahalrrte erboten, die Behfller aller VolksschaUdanea in
bezug auf die Zähne zu untersuchen. Der Befnnd soll den Eltern mit-
geteilt werden. Kariöse Zähne wollen die Herren kostenlos plombieren.
Das nötige Material dazu stellt die Stadt. Die frühzeitige Gewöhnung
an eine geordnete Zahnpflege kann nicht hoch genug angeschlagen werden.
Über das Y«riMÜt«i 4os Lehii^enoMk M üiflOlNi m Mnl-
hti4en iat, wie die Tageihlittv meidan, neaeidiDgs eine VeriBgnng der
Bediner Seholdepatation eigangea. Unterm 4. November 1879 war an*
geordnet worden, dab flbar antegewöhaliehe Yoiiüle, hmbeeoadflio Vor-
Digitized by Google
782
let7nn?en von Schulkindern, Unglflck«;fl^lle und dergl pichen, die <?ich etwa
in der Prhnle ereignen sollten, solort und unaufgelord» rt dem zuständigen
Stadtschuiiiispektor zu berichten ist. In Ergänznug dieser Vertugung er-
\&kt jet2t die Btädtisclie Schuldeputation hier an die Rektoren der hiesigen
GaaeindfladnileB noch eine BnndTerfügung, worin sie die Bektareii wulnfik,
bei ünftUen von SehnÜtiDdeni das erste Angenmerk «nf die Üntersodumg
des verletzten Kindes durch den Schularzt oder die KettnngsgMelladitft
tn richten. Das dem Rektor nntorstellte Lehrpersonal soll von diesem
angewiesen werden, ihm jeden ünfall, durch den da«; Befinden des Kinde?
auch nur einigermaisen beeinträciitii^^t erscheint, ohne allen Verzug ?ti
meiden, aaniit seitens des Rektors gtgelJtüeDlalls mit gröfster Schleunigkeit
die geeigneten Schritte getan werden können. Die städtische Schnldepn*
tation spricht die Erwartung aas, dab die Bektoren sich daaemd Uber die
Art and Weise, wie die ftnilidie ünteisodiung sich am leichtesten herbei*
ttknm Ufet, unterrichtet halten.
Kinderarbeit im Haushalt nnd in der Landwirtschaft. Zum
Gesetz, betreffend die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, hatte der
Reichstag in der Sitzung vom 23. März v. J. folgende Resolution pefaiist:
„Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zum Zwecke von Erhebungen
tlber den Umfang und die Art der Lohnbeschäftignng von Kindern im
Hanshalto (Aufwartung, Einderpflege u. dgl.) sowie in der Ijandwirlachaft
nnd deren Nelmibetrieben, ihre Gründe, ilire Vonflge nnd Gefahren, Ins-
besondere ftr Gesundheit und Sittlichkeit, sowie die Wege zwechmAJltiger
Bekämpfung dieser Gefahren mit den Landesregierungen in Verbindtiog
zu treten und die Ergebnisse der Torgenonimenen Ermittelangen dm
Reichstage mitzuteilen. '
Gemfifs dem Beschlüsse des Bundesrates hat der Staatssekretär des
Innern, wie wir der „Pädag. Reform" entnehmen, nunmehr den Bundes-
regieroogen vorgeschlagen, der Besolntion des Reichstages Folge sn geben
nnd zanichst Ober den Umfang nnd die Art jener Kinderbeschiftignng
eine Aufnahme durch die Lehrer (Lehrerinnen) an den öffentlichen Volks-
schulen unter Zugrundelegung eines einheitlichen Formulars am 15. No-
vember d, J. stattfinden zu lassen. Die Erhebung soll sich auf dicjrni^en
volksschulpflichti^en Kinder erstrecken, die im Laufe des Jahres vum
15. November 11^03 bis 14. November 1904 im Haushalt oder in der
Landwirtschaft und deren Nebenbetrieben gegen Lohn beschäftigt worden.
Durch die Ermittelungen soll festgestellt werden, in wieviel Wochen die
Kinder besefaftftigt waren, sowie ob sie in den einsehen Wochen bis au
drei Tagen oder Aber drei Tage nnd an den einzelnen Tagen bis zu drei
Stunden oder Uber drei Stunden beschäftigt waren. AuDserdem ist be-
sonders zu ermitteln, wieviele von den Kindern aufserhalb der Ferien:^pit
zeitweise mehr als sechs Stunden täglich beschäftigt waren, an wietiei
Tagen durchschnittlich in der Woche, in wieviel Wochen durchschnittlich
nnd in welchen Arbeiten vorzugsweise. Bei der Beschäftigung von Kindern
mit land- and ibrstwhrlschafUicben Arbeiten whrd ferner eine Angabe da-
rüber verlangt, in welchen versehiedenen Arbeiten die einzelnen Kinder
im Laufe des Jahres vom 15. November 1903 bis 14. November 1904
Torwendet wurden. Endlich wurde eine Sonderong der Angaben nach dem
Digitizeu Lj vjüOgle
738
Geschlecht und nach Altersklassen gefordert, wobei zwischen Kindern im
Alter von anter 10 Jahren, aolchen im Alter von 10 bis 12 Jahren nnd
solchen Uber 12 Jahre unterschieden werden soll. Die Verarbeitung des
eDtstehenden Materials soll durch das K. Statistische Amt erfolgen, indeneo
bldU «■ doi Bimdearogittniiigea vorbcbalteft, die Erlubiingeii ihr ilur
8taai^gebi«t dnreh LndesbebOiilai nsammenitflUeD re laneii und Uemf
l^iglich die Gesamttibeniclit ndt dem mgrande Hegenden Hateriil dem
K. Statiitlsdieii Amt elasiiNiideB.
TLmUiiit Vevfif«itjjeit.
Organisation der Gesandheitäpiiege
in den Ctemeindeseknlen der Stadt St. 6aUen«
(Vom 29. April 1904.)
1. Die Obsorge für die Schul Gesundheitspflege ist Aufgabe der edlld«
hygienischen Kommission, der Schalärzte and der Lehrerschaft.
A. Die schnlhygieaisclie Kommission.
2. IHe schnlhygienische Kommission wird vom Schulrat gewählt und
setsi sidi zusammen ans drei Mitgliedern des Scholrates, den Scbolftrztea
msd iwei Yertwiem der Ldireneiiift, Sie iriid fon dnem Bcindralimittfied
ptteidiMt.
Im Bedttrfhislslle kann sie sn üuen Beratnagen auch andere Bach-
▼entftodige 7!! '/i eben.
3. Die schulh\ LMCiiische Kommission befafst sich mit den Fragen der
allgemeinen Schalhygiene. Es kommen ihr namentlich tolfrende Aufgaben zu:
a) Begatachtnng von Plänen für Neobaaten and grüiseren Keparataren
von Seholhaiisem, TamhaUeB niw.
b) Überwafbnng des sanitlren Znstandes der SdndlilQser, TanhaDen,
Badeeinrichtnngen, Spielplätze.
c) Mitwirimng bei der Anfstellang der Stundenpläne.
d) tjhfrwarhunfr der Hygiene des Unterrichts dnrch Kontrnlle der Be-
lenchtung, üeizung, Lttftnng in den SolmlliAiueini der Bänke, Lehr-
mittel usw.
e) Anordnung der nötigen Vorkehrungen beim Ausbruch von Epidemien»
nie EinsteUang des Unterridils, Anordnnng von Desinfektionen n. dgl.'
f ) Kontrolle der T&tigkeit der SebnUmte nnd der Lebrersekaft.
* Torbebalten bleiben die BeiÜmmiingai Ton Artikel 109 n. ff. der „In-
itmktion f&r die Oemeinderite und ()rt«ge9undheit8koiBniiidloiien, betrdBTeild die
öfleatlicke Getundbeittpflege'' vom 18. l£ai 1901.
Digitized by Google
734
4. Sie referiert über ihre Wirksamkeit dem Scholrat und steUt diesem
bezügliche Anträge. In drijigeadea FäUen trifft sie anter Kenntniagabe
•B d€ii SdnlpfisidMiten mid unter YoiMilt dar endgUitigoB Bmc^rtiiag
dnidi den Seholnt die nfitigen AnoidnnigMi.
B, Die ScknlifBte.
5. Die Schulärzte werden vom Schulrate auf die Dauer Yon drei Jahren
(zusammenfallend mit der Amtsdaaer des JEUtes) gewählt. Sie müssen im
Besitze des eidgenössischea Arstdiplomes sdn.
6. Die SdnilnCe knlMB einender in ihnr Titiglnit in Yeitreteo.
Bei länger als echt Tage dauernder Abwesenbeit luiben de dem MsideDten
der Bcbnlhygienischen Kommission Mitteilnng zo machen.
7. Neben ihrer Teilnahme an den Arbeiten der ^chTiIhvcrioDischen
Koinmission sind die Schulärzte um die persönliche Hygiene der Schal-
kinder im besonderen besorgt:
a) beim Begma des Schuljahres:
dorcb Unftenochang und etent Zutdutelltng deijenigen 8chalpilidi>
tigen Kindeff, deren körperlicher oder geistiger Zustand ihre Eignung
zum Schulbesuch fragUdi erscheinen Iftfbt;
dnrch Untei^uchung sämtlicher neu eintretender Primarschttler r^.
SchttlerinnoTi nuf ihren Köipenastaiid, mit spezieUer Berückgichtigiuig
der Augen uml Ohren;
durch Mitwirkung bei der AosscheidoBg der Schulkinder für die
Klassen der Schwachbegabten;
b) «ilurend des Schnljahrei:
durch Eontrolle der Schulkinder nifarend der ünterriehtatonden ;
durdi Untersuchung deijenigen SchoUdadar, «eiche ihnen ven der
Lehrerschaft als krankheitsverdächtig zuErewieson werden oder der
Dispensation von einzelnen Fächern bedtlrftig erscheinen ;
durch Erforschung der Infektionsquelhiii beim Auftreten ansteckender
Krankheiten nnd Anordnung deijeni^i^Q Mafsregeln, welche, soweit sie
die etnzebiMi Scholidnder aabelangen, geeignet ersdieiaen, einer Ver-
BcUappung der Seuche voisubengen;
dnrch Überwachung allfUlig notpendig werdender Deainfefctienen;
dnrch Mitwirkung bei der Auswahl deijenigen Kinder, welche der
Aufnahme in eine Ferienkolonie bedürftig erscheinen;
dnrch eine jiegen den Schind des Jahres in den sechsten Klawn
vorzunehmende, der Eintrittsuntersnchung entsprechende Untersacbong
sämÜicher Schulkinder;
c) durch Unterrtfttzung der Bestrebungen fttr den Kindendntts.
a. Die Schnlftfxte hahen die Lehrer in die wIchtigsteft Kapital der
Schülbygiene einanfithren.
9. Sie erstatten nach Ablauf des Schuljahres der schalhygienischen
Kommission zuhanden des Schnlrates einen achriftlichen Bericht Uber die
Tätigkeit.
10. Die ärztliche Behandlung der oatersuchten Schulkinder i^t n>ckt
Aufgabe der Schulärzte.
Digitized by Google
731»
11. Die schulby^ienische Kommission ist berechtigt, 4m Arbeitt-
prognunm der ScholArzte gebotenenfalb zu cnsoiteru.
C. Die Lehrerschaft.
12. Die Lehrerschaft schenkt der Gesundheitspflege der ihr anver*
tränten Schulkinder die gebührende Aufmerksamkeit und unterstützt die
Schulärzte bei ihren Untersuchungen ; sie weist ihnen diejenigen Schulkinder
zu, weiche ihr kraokheitsverdachtig erscheinen, sorgt fOr die Durchführung
dar YQO den Sobid&rzten erhisseuen Schnl?arbote und macht sie auf beste-
bände ÜMtinde in hygieBiscber Benehnng aiifinwkiMnn.
£iteraUr.
Bespreoliaiigen.
M. BnoHBB-Bamn, Dr. mtd. Kwn% Ormdsfige der Bnttrangs-
thenpie «if Bmä d«r ftiergleipftniwg der Nalmnii^. Berlin
1908. ' Otto Salle. 60 8.
Die neve Theorie der ^energetischen Emfthnmg**, welche der Ver-
fiaser in dem rorliegenden Büchlein publiziert, hat etwa folgenden Inhalt:
Befähigt zu Arbeitsleistungen werden wir durch die chemische Energie,
welche in den Nahningsmittelu euthalten ist. Am wertToUsten sind fQr
nns daher die Nahmngsmittel so lange, als sie noch keinen Verlast an
ihrer Eoflifto dnrüh iigendwMe FM|Nffatlon«n «litten haben. Dnroh
die baile flblidie Art der Vorberaitang durch daa Kochen Teriieren
nan aber viele Stoffe, wie nemenCIich die Eiwcifskörper doroh die Oe-
rinnnng und durch Spaltnnfrcn, einen Teil ihrer ?^nergie. Unsere Lei-
Btungsfähigkeit mufs ulso steigen, wenn wir die Nahrung
nach Möglichkeit als „matii^re vivante", d. h. roh geoiefsen.
In Betracht kommt für dieses Rohgeniefseo fast allein vegetabilische Kost;
denn das Elweils des FMaehes verliert schon dueh den Sterbeprozefe, bei
der Leibeestane, einen Teil aebier Energie nnd stellt daher nor einen
«Akkamnlator zweiter Ordnong" dar.
Das nngefthr der Inhalt I Es ist niehl echwierig, diese Theorie ra
widerlegen.
Erstens läCst sich der Gehalt an chemischer Enerpio überhaupt nicht
zum Mafsstab des Wertes einer Nahrang nehmen. Substanzen von hohem
Eaergiegeiialt, wie etv«a die Kuiüeuvva&serstoffe, haben gar keinen Nähr-
wert, weil sie ?en unserem Körper nieht zersetzt werden. Bei anderen
SnbsCanaen, deren Energie wirklieh durch Zeraetsnng im KOrper disponibel
wird, können wir absdnt nicht entscheiden, ob die chemische Energie in
Wärme flbergeht oder als Arbeit auftritt; mit Bezug auf die Ähnlichkeit
zwischen Maschine und Organismus i^t ?n sagen, dafs wir im Gegensatz
2or Maschine bis heute beim Organismus nicht den jeweüigeu Arbeitswert,
Digitized by Google
786
den „Nutzeffekt** der In Terschiedener Form zogeführteo Energie an-
geben können.
Zweitens: zugegeben, da& die GrOfte des Energiegelialtee yw aUen
den Nährwert bestimmt» and zugegeben, dnb bei dem Abiterben gowoU
wie beim Kochen das Eiweib an Energie einbflAt » wobei allerdings m
kein Anlafs vorliegt, von einem „hohen Energieverinst" m reden (S. 21)
— so mufs man sich fragen, nb nicht das Eiweifs so wie so diesen oder
sogar einen gröfseren Energieverlust erleidet, weuu es in Magen und Darm
durch die Verdauuugssäfte zanik:hst gespalten wird, so dafs also Absterben
nnd Kochen des Fleisehes sOEusagen nor Prozesse einer leichten Y(ir>
▼erdannng bedenteten. Gegen diese Ansieht, die als hente üMt aUgenda
gültig bezeichnet werden darf, argumentiert der 'Verfasser mit den Worten,
„dafs, wenn de richtig wäre, ein solches Beispiel von Vergeudung vor-
handener Energie in der Ökonomie des Orgfinismiis rinzip dastflnde." Nim,
auch das zugegeben, daf«; dif nilgemeine ^Meinung wirklich irrig ist, daCs
wirklich das Eiweiis im wescntliclien une -^lulten vom Magen und Darm
aufgenommen wQrde — wobei allerdings bedenken ist, dals die Fro-
dnktion der eiwei&Terdanenden Fermente durdi uisere Yerdannngsdrflsen
m einem zwecklosen Akt gestempelt wird — , so bleibt m fragen, wie der
Verfasser dazu kommt, die in Yegetabilien enthaltenen Fette und Koblea-
hydrate als vollwertige „Akkumulatoren erster Ordnung** zu zählen, die
zwar durch das Kochen keine Verändemng erfahren, aber zweifellos im Darm
vor ihrer Anfnahme durch eigens dnm abgesonderte Fermente zerlegt
werden, also Energie verlieren. Demnach gibt es „Akkumulatoren erster
Ordnung" überhaupt nicht, vollwertige iSahrung nach des Yerfassera Wünschen
ist in jedem Fan eine Unmöglichkeit.
So fBUt also die vom Yerfittser aoigestellte Theorie in sich sussauneo.
Es mag vielleicht sein gutes haben, namentlich fQr die St&rknng der Yer-
daunngswerkzcngc, die Nahrungsmittel möglichst in rohem Zustande n
geniefsen ; aber mit ihrem Enerä^iepehalt hat das gar nichts zu tun, uüd
wenn d^r Verfasser von den vielen schönen Erfolgen seiner Therapie
spricht, so kann er von Glück sagen, wenn aus einer so unrichtigen Theorie
günstige Resultate erwachsen. Dr. B. HÖBEB-Zflrich.
Geobo Liebe, Dr. med. Die stndimnde JngnnA ud die Alkthel-
frage. Erlangen 1904. 19 S. M 0,30.
Ein Vortrag, der sicherlich auf die Schüler, an die er gerichtet
wurde, tiefen Kindrurk gemacht hat. Die Schrift ist als AL'itatioiismittel
gegen den Alkoholismus warm zu empichieu. Dr. E. HoBSA-Züridi.
Bibliographie.
Die mit * bezeicbueten Werke worden der Redaktion zugesandt.
*Ächter JahresberkM der PestahzzigeseUschaft in Zürich^ umf. den Zeit-
raum V. 1. April 190.3 bis 31. März 1904. Zürich 1904. 8". 56 S.
* Annales de ki Faculte des Sciences de tUniversUe de Toulouse. Denx.
Serie. Tome V, Ann6e 1903. 3^* et 4"« Fase. 4°. S. 257—479,
und Tome VI, Ann6e 1904. 1«»'" Fase. S. 1— llö.
Digitized by Google
737
Bandi, H . nnd Zanqg, E Dcis schwedische Turnen. Bericht über eine
Stadienreise nach Stockholm. MonatsW. f. Schnltnmpn 1904.
Bbrgsr, H., Kreisarzt. Gröfse der Schulkinder und der SchtUbänke.
(JntennchiiDgeii an 7277 SdmUdndern. Ztschr. f. Hyg. n. Infektions-
knnkh. 1904, XXm Bd., 8. H.
^BiROBR, H., Kraisant Die Seküaräifrage fOr hBhen IdknmlaUm.
Nach ein. Vortrag, geh. in d. HanptTersainmhnig d. Ver. d. Mitgl. d.
höh. I.ehrerstandes in d. Prov. Hannover, zo HannoYer 1904. Bamboig
n. Leipzig, L. Voss, 1904. 79 S.
* Bericht der ZenircUschulpflege Zilrich an den Erziehungarai über dir nn
S<^u^<jJire 1903/04 nUt der FaraUelisatian nadi der Leistungsfähigkeit
gemaclUm Erfährungen. A. d. Gesch&ftsber. d. Zentrakchulpfl. Zürich.
1904.
^Beriekt 4het dm II. seikweiseriBckm BOdungskura fikr LekrMß» an
ßpetialJclassen und Ansialim fBr schwachsinnige Smäet im ZtkM>
Amtl. Schulbl. d. Kant. Zürich. 1904, Nr. 7.
♦Blasius, R , Prof. Bericht über den I. internal. Konqreß für Schulhygiene
in Nürnberg. Sep.-Abdr. a. d. Monatsbl. f. öff. (iesundheitspfl. 1904, Nr. 7.
*DAJdAäCBB, A. Alkohol und Volksschule. Der Lehrer mid die soeiale
Drage, Sos. Fortachritt. Hefte n. Flugschr. f. Volkswirtsch. o. Sozial-
politik, llr. 24. Leipzig, F. Btetridi. Kl. 8^ 16 S. ü 0.15
(Eianlbaik).
Embbson. Medical school inspection in Qreater New York. (XrzU.
Sc hnl lnspektion in Grofö-Xt w York.) Brooklyn Med. Journ. Mai 1904.
*£kismann, f., Prof. Stadtrat. Einige Bemerkungen zum ersten Inter-
naüotuüen Kongrefs für Schulhygiene in Nürnberg. Sond.-Abdr. a. d.
Ztschr. f. Schnlgesondbeitspfl. XVII. Jaiirg , 6. H.
'*£ngblborn, Dr. med. Die Sdtukarttfrage m Wttrttemberg. I. Anifar.
d. Wflrtttmb. Intl. Landeeamaeli. aiiigfiarbdtot Soiid.-Abdr. a. d.
Wflrtt. Media. GoiT«ap.-BL 1904.
*Frenzel, Frans. IU die BtjfCkopaihologie auch ein Gegenstand der
Pädagogik? Sep.-Abdr. a. d. Monatsschr. f. Soz. Med. I. 1904.
'^Geschäftsbericht der ZeniraUchulpfiege der Stadt Zürich, 1903. ZOrich,
1904. 8^ 102 S.
ÜRIESBACH, Prof. Iniemaiiotuikr Kongrefs für Schuütggiene, 2iumberg
4.-9. Aprä 1904. Gesunde Jagend. IV. Jahrg., H. 3/4, 1904.
*Jährhu^ der SdiweiMeriedim QeeeBeAafl fOr Sdmigeemähdtspfiege,
y. Jähig., 1904, L TaQ. Zfiricb, Zlircber & Fnrrer. Gr. 8^ 201 S.
Bericht über den I. Internat. Kongrefs für Schalgesnndheitspflege in
Nürnberg (4. — 9. April 1904). Mit znhlrpichen Illustrationen.
Fr. Zollinger. Krzichungssekr., Zürich. Redaktion. Allgemeines.
Il\Kiene des Uülei i iclits, physische Erziehung der Jugend, Ver-
aiistäiliingen für anomale iünder.
Db Oourtbn« Sdralinspektor, Wallis. Hygienische Blnstrationen der
Lehrw und Sdifller.
Hbllbr, Dr., Bein. Koednkaition, Internate, sanelle hyg. ünter-
weisangen der Schüler.
Hbhchoz, ScbnUaspektor, Lausanne. Hygiene der Unterrichtsmittel.
Digitizcü by Google
7dd
LüTnr, Gymnasiallehrer, Beni. Schulmobiliar.
SiLBEBSCiiMiDT, Df. med., Zfirich. IjifektiODäkrA&kUeite&, Ptiege
dee Gehörsinns, MorbiditUsstatistik.
Btimr, Dr. med., ZBridi. Piflge lie« GehMuM, Zthopilflgo.
Yahnob, Dr. med., Bern. Die Metboden 4er Jfetmig der geiatigeii
Ermttdnng der flehlller.
*KBMiNT, Franz, Direktor. Gegenwart %md Zukunft der körperlichen
Ereiehung. P&dagog. Bausteine, Fla?*?chr. z. Kenntnis H pädag. Be-
strebungen d. Gegenwart. H. 21. Berlin, Genies & Hödel, 1904.
8*. 89 S. M 1.20.
*Lwtj Aug., Dr. Varrieration mentale. Contribution ä t Stüde de iü
paAohgid rnfmUk, BmzeUee, J. LeMgoe ä Co., 1904. 8^ 2B» 8.
mit nivstnitioiien mid Tabellen.
LOBRIIANK, Lbo, Prof. über die Angaben wtd die Äusbildumg mn
Sekulärsten. Vortr., geh. in d. 3. Plenarsitarang d. I. intern. Kongr. f.
Srbiilhygiene zu Nürnberg. Ges. Jugend. IV. Jahrcr,, H .S/4, 1904.
*LuB£DANK, Dr. med l)i£ Gesundheitspflege des Scihi/Ukindes m J^iUern-
hause. Hamburg, L. Voss. 8^ 219 S.
*lb«HBRT, M. tjier SpnaduKfnmgen , mU hmtiitnr BehkMcktigmg
im Stammebu wtd ShUmrn hei SMOtindem, Dmdea, A. Urbtn,
1904. 9^. 40 & M 0.75.
*NORBY, Skoleinspektor. BergMB foUceskok Skolestgrets aarsberetmmg
fer 1903. (Jahresberioht der ToUuicbvlverwaltQiig in Bergen.) Bergen
1904. 4^ 106 S.
*ROLLBTl, K., Oberlehrer. Die Beschäftigung der iSchuitr (kr h/Jteren
Lehransialten aufser/ialb der Sclmle, mm gesundhetUidten SUmdpimkte
aus beiradtUL Vortr., geh. nnf d. I. inbem. Koogr. f. Sebolhyg. zu
Nflmberg. 8ood.-Abdr. n. d. Pldag. Arehi?.
*8lOKrNOBR, A., Dr. Der ünterrichisbetrieb in grofsen Volksschuikörpem
am mcht schematisehF^mheitlich, sondern differengiert-einheitUch. Zu-
sammenfassende Darstellung der Mannheimer Volkssohalrefonn. Mann-
heim, J. Bensheiraer, 1904. 8^ 172 S. M 3.20
♦Stadelmann, Heinr., Dr. med. SchwacJibeanlagte Kinder. Ihre For-
derung und BeJiondlmig. München, 0. Gmelin, 1904. 8^ 40 S. ü 1.20.
<*6üOK, Haus. Wia iommm wir U dtr SMSbankfrag« vanoärt»? Oku-
lottenbnrg, P. J. MflUer, 1904. 8^ 20 8. ü -0.60.
TiBBBL, F., Rektor. Wie kann die Stkuile daeu mitwirken, die Jugmi
vor (kr äherhandnehmendm VerpDtlfmffmM m kewakrmf Die Jngend-
ft!r>nr'^e 1904, H. 7.
Thurm, Martha. Die Bildung und Fortbildung der XunUekrerin.
Körper und Geist. 1904, Nr. 11 u. 12.
Waldscbhidt, J. Die SehMnrtm, Deutsche med. Wochenscbr. 1903,
Nr. 30.
^ZUSntBOBLBB, W. SchweieeriadieB Zmid-JSrMmgthäm Qlarisegg, Das
/weite Schuljahr, 1903/1904. Selbstverl. d. Erziehungsh. 8«. 21 S.
^Zwölfter JahrPHherkht der Helveiia, Abstinentenverbindung an den
schweizerischen Mittelschulen. April 1903 bia April 1904. 8^. 19 8.
Digitized by Google
IL Jahrgang. 1904. No. 10.
•rijiiitUbliaitilitnsen.
Dm flehulwitweMa in DenteohlMid,
Bericht Uber die Ergebnisie einer ümfrftge bei den
grOfseren Städten des deatsoben Beicbee.
Von
Dr. Paul ScHUBBBT-Nürnberg.
(.IMII'MlltWHIIg )
VI. Hygieniselie Vortiige, TeUnabme «n LehrerkoifeMSsei*
Bekinntliefa bildet in Ungarn die Unterweisong der Schiller in
der allgemeinen Hygiene einen wesentlicben Teil der aehnlintliehen
Pflichten. Allerdings sind die nngarisohen Schnlarzteinriohtnngen
nur für Mittelschulen geschaffen, und die Schulärzte funktionieren
dort geradezu ab Fachlehrer für Hygiene mit dem Titel eines Pro-
fessors.
Tu Deut^cliland sind mit weni^pen Ausnahmen nur für A'olks-
schulen Schulärzte angestellt; es ist daher begreiflich, dafs die
Erteilung von Hygieneanterrieht nirgends in das Programm ange-
nommen ist.
Meiningen, dessen Schnlarztwesen auch alle höheren Schulen
nmfaCst, hat bisher den Hygieoennterricht noch nicht eingeführt,
doch ist dies jetzt in Anregung gebracht Charlottenburg erklärt
auf dem Fragebogen, dafs ein scloher Unterricht „zum Teil frei-
willig*^ erteilt wird . Nenweifsensee bei Berlin, von deeaen Dienet^
Ordnung ein J>m0kezemplar nicht yorbanden i»t, beseicbnet enf dem
Fragebogen die Erteilncg eines solchen Untemchts ais erwünscht,
nnd in Schleswig erklttrt der Sohnlamt, dalk in allen Klassen
„Untsrweisnngen in Vorbeagang Ton Erkrankungen dnrch Nagel-»
Der Sehnlarit. IL 21
S02
740
Naaen- nnd Badienreiii^iiiig» tiefe« Atmen und deigleielieii'' ertölt
wird. Aneoliemeiid abd damit fielehrangen nnd finnalmitDgen ge-
meiat» die aolälalieb der ftntliolieii Sduilbeaiolitiguag dort, wo die
Befände an den Kindern dam Aalab Meten, gewilb anok an vielen
anderen Orten aeitena dea Sehnlantee erfeigen.
NirgendB in Dentscliland ist bisher der Schularzt, soweit das
vorlie^nde Material erkennen Iftfst, mit Erteilung von Hy-ieue
Unterricht in der Schule ex officio betraut wurden. Gehen docii
bogur die AuaicLleu darüber, was hier als wünscbeua- und erstrebens-
wert anzusehen sei, reobt erbeblich auseinander. Wohl die Mehr-
zahl der Fachmänner wüuscbt nicht äm Schularzt in der Volks-
schule als Lehrer der allgemeinen (desundheitsptlege angestellt zu
sehen, sondern niochte nuch diesen Unterricbi^zweig wie jedes andere
Wissensgebiet dem Klassenlehrer übertragen. Das würde allerdings
▼oranssetzen, dafs die Yolksschuilehrer bei ihrem Bildungsgang auch
in der Hygiene ausreichend unterrichtet würden, und dafs im spftte*
ren Lehrerhemf fOr Auffrischung und Grgttnaong dieses Wissena
durch JLehrknrse oder durch freie Vortrage geaoigt würde. Hierbei
könnte man dann mit Vorteil die Schulärzte zur Mitarbeit heran-
aiehen, indem man aie, wie es schon jetzt an Tielen Orten geschieht,
zu liTgieniflchen Vortragen in Lehrerkonferenaen verpflichtet Es
wild davon weiter nnten noch einigea an sagen aein. Unter der
Voranaaetanng, dak der Hygienennteirioht in Volkaachnlen in der
Hand dee Lehren bleibt, würde die weitete Frage entatehen,
ob die Gteaundbeitspflege ala aelbstindigeB Fach vorgetragen werden
aoll oder ob aie dem natnrwiaeenm^afUichen, inabeaondere dem
anthropologischen Unteirioht anzugliedern iat, oder gar nnr in Form
einiger belehrender AnfflAtae dea Lesebnehea ein klrgliobee Dasein
zu fristen bestimmt wird. Diese Andeutung mOge hier genügen, da
die Sache nulit mehr zum Schularztwesen gehört.
In neuerer Zeit hat eine v er wandte Frage an Bedeutung
gewonnen, die deui Schularzt doch wieder eine Lehraufgube nicht
nur in den höheren Lehranstalten, soudern nuch in den Ober-
klas.sen der Volksscbuh^ zuweist. Es ist dies die sexuelle Aut-
klärung — streng genommen nichts weiter als ein Sondergebiet der
allgemeinen Hygiene. Die schwierige und verantwortungsvolle Auf
gäbe, der heranwachsenden «Jugend Belehrung auf sexuellem Gebiet
zu geben, wird von vielen Lehrern zwar als wichtig und ersprielk*
lieh anerkannt, aber als ungeeignet für den Lehrer erklärt und dem
■Sohularst, gegebenenfalls der Schuläratin sngeechoben. Anf dieaem
Digitized by Google
741
903
Gebiete kt noeh alles im Werden, und im deraeitigen 8olinlanft>
w ©9611 sind davon in Deutaohland lutum die allerersten Keime zu
entdecken.
Die schon erwähnte Verwendung der Schulärzte zu hygienischen
Vorträgen in Lehrerversammlnngen findet m sehr vielen Gemeinden
statt und kommt in den Diensturdnungen r^ewohnlich in der Form
zum Ausdruck, dai's man von deu SchiiUlrzteu wahrend des Winters
übpr die wichtigsten Fmi^en der Schulhygiene einen oder mehrere
kurze Vorträge erwartet. Ob mit den Lehrerversammlungen, wo
diese Vorträge gehalten werden sollen, freie Zusammenkünfte ge-
meint sind oder offizielle Konferenzen, ist aus dem Wortlaut meist
nicht erkennbar, und es dflrfte damit an den einzelnen Orten sehr
▼erschieden bestellt sein. ' Cassel erlAutert z. B. einen in der
J^ienstordnung gebrausten Ausdruck : „in den Lehrerversammlungen"
auf seinem Fragebogen mit folgenden WortMi: „d. h. in den amt-
lidiMi Konfsrensen der Kreisscholinapektion". Bonn gibt in § 8
attBdrflekiich an, dafii der einmal im Jahie eu haltende Vortrag
^anf einer Ton dem Kreiflsohnlinspektor angeaetsten Konfereni*'
stattfinden aoU. Aneh in Apolda und in Gorlita apiioht man
▼on »Konfisrans**, ao dab nach dem henachenden Spraehgehranche
wohl an eine amtüohe, oiBsielle Znaammenknnft der liehier za
denken iat. Wiesbaden nnteraoheidet anoh beides genan und sagt
auf seinem Fragebogen, dala die Vortrage sovohl in den Lehrer-
versammlungen als in den allgemeinen Konferensen gehalten werden.
In der Mehrzahl der Fälle dürften aber die regelmftlsigen Sitzungen
det Lehiervert'iue gemeint sein, die wohl ao vielen Orten einen
halbamtlichen Charakter tragen. Vielfach kehrt nucli die Bemerkung
wieder, dafs die Vorträge „auf Ersuchen des Schuivorstandos" (Jena),
«,auf Verlangen des Schulkol Ict^iums" (Flensburg), udr-r ..nach
Einberufung durch den BürLrermeister" (ätoiberg) zu halten sind.
Aiidergeits zeigt Königsberg, wo diese Vorträge „infolge des
schwachen Besuches und der vielen anderweitigen Bildungsgelegen-
heitenwieder abgeschafft sind, dals die Teilnahme der Lehrer hier
eine freiwillige gewesen sein mufs.
Eine bemerkenswerte Ausnahmestellung nehmen Berlin und
liülhanaen ein. In Berlin werden die Vorträge nicht in Lehrer
vei-sammlnngen abgehalten, sondern an den Elternabenden, und
Jlüihausen Iftfst die Vorträge zwar „auf Ersueheu der Lehiersohaft*'
stattfinden, fügt aber bei: „Zu diesen Vortragen sind aneh die
Eltern der Kinder seitens der Sohnlleitnng einsuladen." — Auoh
Digitized by Google
204
749
ia nnäanft Bwiehung bringt Mfllhaiww eme wertvolle Brweitonnig
dee Frogtamms di<emr Vortrlge. Wlhrwod mmlieb in allen aadann
Stldten &8t AuSDabnislM nur die Sehiilhygiene ak Thexaa vmga-
aobrieben ist, wiid in Httlhameii anoli dia hAnaliche Bygiaoa dea
Kindea in Betraoht gezogen. Worma nimmt eine beeondaca Bflek-
sioht auf die geistig nunderwertigan Kinder, indem ea in § 17 Ter*
fügt: „Im Laufe des Schuljahres werden die Schulttrzte in Lehrer-
veföunamluDgen kurze Vorträge über die wichtigsten Fragen der
Sohulhygiene, beziehungsweise der Schularzt für die Hilfsklassen
über die rechtzeitige Erkennung der in pädagogischer
Beziehung wichtigen Erkrankungeu des Iservensystems
und des Seelenlebens halten. Chemnitz schreibt in § 19
nicht nur Vorträge in Lehrerversammluii^en vor, sondern verlangt
noch: „Die Schulärzte sollen es sieb angelegen sein lassen, die
Lehrer mit den Anfangszeichen der ansteckenden KinderkrankhaiteD»
insbesondere anah des Veitetanaee» aowie mit den Erscheinungsfonnen
der Nasenraelienraumerkrankangen und der Fallsucht anf seelischem
Gebiete — epileptische Äquivalente ~ bekannt zu machen.'' St
folft nnn ein Verzeieknis der Oemeinden, welche solehe Vortrage
in einer oder der anderen Form entweder in der Dienetotdnmng
▼oreahreiben oder in den Vngebogan ale beeiahenda Einriehtnng
angaben« in alphabetiaober Beihenfblge:
▲aoben (baabaiahtigt), Alfeld, Apolda, Barlin, Bonn,
Bielefeld (in Anwteht genommen), Brita, Oaaeel, Ghemnits»
Colmar, Oottbne, Darmatadt, Dflren, Dniabnrg, Blmahorn,
Erfurt, Flensburg, Frankfurt a. M., Frankfurt a. O., Frei-
berg 1. Sachs, (beabsichtigt). Friedenau, Friedriohshagen,
Gera (beabsichtigt), (jersweiler, Giefsen, Görlitz, Göttineeu,
Hagen, Hameln, Jena, Ilmenau, Kiel, Konigshutie,
Lichtenberg, Mülhausen i. Eis., Neu we ifsensee (in Aussicht
genommen), Posen, Remscheid, Schleswig, Steglitz, Strafs-
burg, Stolherc:, "Weimar, Wiesbaden, Worms, Zeits und
Zittau (nach ireiem Ermessen des Schularztes).
Das so wichtige Ineinanderarbeiten, hairaonische Ergänzen und
Durchdringen der Berutstütigkeit von Lehrer und Schularzt wtlrde
weit mehr als durch gelegentliche fiohulhygienische Vorträge in
Lehrenrersammlungen gefördert werden, wenn sieh die Schulbehörden
entsehlieisen könnten, den Schnlarzt mit einer gewissen Kollegialität ans^
zustatten nndibn als vollberechtigtes Mitglied an den Lehrer*
konferenzen, Inapektionasitsnngen, Sehulanaaehllsaann. dgL
Digitized by Google
743
205
teilnelimea sn lassen. Esimxd« icifaon sagsdiiatst, dab «nfdsin
WM Alst an
boatop bei solclieE gemeimatneii BevatuDgen voneinander knien
ktanen. Der Binbliek in manehe Fnge der Yerwaltiing enohliefiit
aibh dem Sebnlarst dnrbh regelmälsigen Besnoh der Lispektions-
aitznogen; er leint die Qfenaen dessen kennen, was Ton den sobnl-
hyg^enieohen Ideelfordemngen unter den gegebenen Yerbältnissen
erfüllbar ist; er sieht ©in, mit welcben Schwierigkeiten zuweilen die
Feststellung eines Stundenplans zu kämpfen hat, welche Rücksichten
oft die örtlichen Verhältuisbe der Turnhalle nnd in Mittel scliulen
die nnznlänglicbe Anzahl der Fachlehrer fordern. Anderseit^s würde
manchem Schulmann dnrch ständige Teilnahme des Arztes an den
Sitznngen erst ein Verständnis dafür aufgehen, dafs es im Schnl-
leben kaum irgendeine Frnge gibt, die nicht Berührung mit der
Hygiene bat und durch sachverständige Besprechung in ein anderes
Xdoht gerückt werden kann. Wie weit man im allgemeinen noeli
von solcher Erkenntnis entfernt ist, geht denÜioh ans der in
Deatscbland berxsohenden Gepflogenheit herror, den Schularzt ni
den KonÜBienaen nur „nach Ermessen des Scbulvorstandes" einen-
laden, oder »wenn aohulftntiiehe Fragen auf der Tagesoidniuig
atehem". In solehen Anordnungen TSfrät sieh der enge hygienisdhe
Horisontj der gesundheitUeke fiesiehnngen anr Sohnle nur bei
nmohenden Öfen, lieobenden Aborten» ansteckenden Krankheiien
nnd ihnliehen handgreif liehen TTnsntr8gliohkeiten sn erkennen yer-
mag. Beim Dnrehmnstem der 8ehulantordnungen kann man sieh
dee Eindmoks nieht erwehren, dafo vielfaeh eine Sehen daror he-
steht, den Sehularst an sehr hineinsehen nnd dreinreden au lassen
in den inneren Betrieb einer Scbnle. Nur auf Einladung darf er
erscheinen, und mau darf vermuten, dafs diese Einladung an
manchen Orten nicht allzuluüifig erfolgt. Nur als Gast, mit be-
ratender Stimme darf er teilnehmen, und dafs man ihm kein volles
Stimmrecht gibt, \viire, da er doch mit seinem einzelnen Votum
unmöglich das gesamte Lebrerkolleirinm majonaieren kann, kaum
verständlich, wenn mnn nicht annehmen will, dafiä damit die Minder-
wertigheit nnd ÜDmalsgeblicbkeit des ärztlichen Urteils recht offen-
fiicbtlicb zum Ausdruck gebracht werden soll.
Sehr viele Gemeinden sehen nicht einmal diese so sehr bedingte
nnd besohrftnkte Teilnahme des Sobularztes au den|Konferenzen vor.
üm gerecht zu sein, mufs man allerdings erwägen ^ dafs an
manehen Orten die bestehenden Yerfilgangen der^ obersten Sohnl-
n«r Setattluit. IL SS
744
ImIAmIo ifiBiDfcni oni ^iHbms Hmdoniu bufoiiy tüa üfr 4m
&kl»ilmspel£ti:6ii€atky BfihiilkoiUknMdiiciii tmd wie die QitlielieA AMä-
nebtsbehOvAen sonal heitei mögen» geben vonehreibeii, wer ftseea
KOipeMoheifteii ^utigebdteii eofli otoe Sdnduet Ai^Mi m ei^
wiftiireii. &d«eiten» Wo ein Vüle ist» da findet sieh ancSi eift Weg,
dn seigfc e. B. das rUhmeUBwUlte Yoigehen vion Deneig, des in
§ 1 Miner BieAMtoiidMiag bestinoatl:
»Der Mvlarzt iit Uftglied des bei jeder Sdnde geibadMi ddn^
KonAnedee. Ale eetcheir luft er SUs end Sttaene ie denieltai fuA
iei|>fliohtet, den Sitzmigen beizuwohnes. Es iflt seine Aufgabe, die Mr
die GesondÜieitipflege in der Schule erforderlichen MaTsnahnen anzuregea
end seine dahin zidenden Vorsobläge dem Scholvorstand za ooterbieiteii.'
Aneh sns Giefsen, dessen DienstordniiDg leider nicht sn er-'
laegen war, wird anf dem £Vagebogen berichtet, dab die Soholflrste za
den Lehrerkonfereneen eis vollberechtigte llii^gUeder angezogen werden.
In Konigftbfltte Wird in der DiemtanweieQng dieser Gegen-
aliand niobt berührt, nnd der BVsgebogen segti dais die Sdbnltate
an den IiehierkonfiBrenaen niebt angeeogen werden, ftigt aber binan,
dab ein Scbnlant der Sebnldepntatkm ala Hii;glied angehört Bs
ist bierans nsebt eniiebtliob, ob dieee Hi1;gliedsehaft mit den Obliegen-
beiten eis Sohnlarat ansammenhängt oder mir ein anftlligea Zn>
saaamentreffbn darstellt
In Ziitan ist der gegenwirtige SobnlarBt anftHig Sfadihrerotd«
neter nnd hat als solcher ToUes Stimmrecht Sein Yorgftnger hatte
nur beratöüde Stimme.
In Bielefeld hat der Kreisarzt die Funktion eines Schul-
arztejs uliernommen und gehfirt. in seiner Eigenschalt als Amtsarzt
der Scluildeputation als voUuerechtigte'^ Alitglied an.
Auch in Spandau lät der Kreisarzt zugleich Soholarat nnd
wohnt den Konferenzen „als Gast" bei.
Aus Wiesbaden, dessen Schularztordnung die Sache nicht
erwähnt, wird berichtet, dafs der Vertreter (Obmann) der Sobniflrste
Mitglied der Sobnbiepataüon ist und an allen Konfeienaen einge-
laden wird.
Gransee verfügt in § 2, daHs der Schularzt der Gesundheit»-
kommission als stimmbereobtigtes Mitglied aqgebörti nnd in § 1, 6.,
dab er an den Beratungen der Sohnldepntatioa «anf iSrfbrdeni* teü-
aonehmen bat*
G-örlitz gibt seinem § 13 die nieht gana Idaie Steong:
„In den Lehreifeonferen/ccn sollen der Btadtarzt bezw. die Sdnlinle
se^boIfaygieoiBdie Fragen zur Bespredhong brlagen.*
...... ^le
745
907
Sind damit Tielleicbt Sitütingen des LebmryereiTis gemeint, die
durch Vorträge über Hygiene belebt werden sollen V Oder smd es
offizielle Konferenzen der Lehrer gewieser Schulgruppen , zu denen
die Schulärzte einzuladen sind, und wo man Ton ihnen Anregungen
in 8©hulhy2:ienif»chen Dingen erwartet?
Breslau bestimmt zwar in §7, Hafs der Schularzt verpflichtet
ist, auf Einladung m den Vorstandssitzungen der ihm übertragenen
Schulen zu erscheinen, erklärt aber im f^ragebogen, duis dies in
Wirklichkeit nicht geschieht.
Chemnitz sagt darübtr in der Dienstordnung niohte^ beuit-
wortet aher dsn f^gebogta dsmit^ dafe die S<^nlarzt6 m dm
Ldurei^onfsrenzen nicht zugezogen werden, dafs sie aber zu der
jfthzlioh einmal stattfindenden Hauptkonferenz der Lehnr ond Dintk*
ttra Mähmc f^gtlmflftig mng^Mna worden Bind.
Colmar ordnet in § 16 «um jBbiBeh «uuimI mimbonilHid«
gf^finfffl^^l^j^Tim ^tffflig dsr SdbMlkonuiiiHMB nd der Sdnüinte
a«, Yom «iMr ngelmftftigMi TeilntliiM an du Lahverkonfnanaan iit
jadoah mM die Bede.
In den timgen Stidlen, 'welohe denSekolazet überhaupt, wenn
aneh aar ab Gait, en dea LehmrkonCBMMn anlanen, «nd fibr die
Euiladang felgsnde Bestinaningen getroflbn:
In Bonn, Düren und Zeitz „nach Ermessen des Schulvor-
standeü", m Elmshorn „auf Erfordern des Schulkollegiuras" , in
Hagen „auf Einladung des KreissohuliuBpektors'*, in Posen ^nach
Ermeswn des Rektors", in Grunewald: in Fragen, welche die Gre-
snndheit der Kindpr und die für dieselben in Betracht kommenden
Einrichtungen betreffen, in Nürnberg und Frankfurt a. 0. „auf
Einladung", in Eriedrichshagen ..nach Ermo.ssen'*, m Apolda
„gegebenenfalls^ in Duisburg „mit Auswahl"', in Steglitz und
Neuweifsensee ohae nfthefe fieeeiohnnng — tibeiaU aber nur
mit beratender Stimme.
VII. Honorar der Sehnl&rzte und Geseh&ftsf&hrau^.
Bei der Jic^yieng der Gehaltsveibiltnisse der Schulirate sind
swei Typen sn nnterseheiden, dae Fixnm nnd die Zahlung naeh
der Leietnng. In manchen Städten findet aioh eine Vemohmekang
beider Typen, indem anm fasten Gebelt ein ZnsoUag fXkt beeondere
Leutnngen gewSbrt wird, so a. B. in Wiee baden (tetee Gehalt
^QQ Mark nnd beeondere Vergfttnng bei der genauen Unterenohnng
der einseinen Kinder dee 1., 3., 5. nnd 8. Jahrganges); in Leipatg
206
746
(fettes G«halt von 800—600 Hark je Dwsh der G-rOiee des Benins
und Zulage Ton 200 Mark für üntraraehnng dar Lanum&nger), in
Aaohan (toh der Gheamtmunme der im Stadihanahalt fBr die
Sehulftiste Yorgesehenen 6600 Mark eiiifilt jeder Sehnlant «inea
Grundgehalt Ton 500 Mark; der Beat wird am Bade dea Jahree
unter die Schulänte Terteilt nach der Anzahl der unteisnchten
Kiuder),
Das feste Gehalt bietet an sich keinen sicheren Anhalispuakt
dafür, ob die schnlärztliche Arbeit angemessen honoriert wird, wenn
man nicht die geforderte Leistung dazu in Beziehung setzt. Es
empüiehlt sich dalier, in jedem einzelnen Falle zu berechnen, welches
Gehalt auf eine Klaase der zur Überwachung zugewiesenen Schnlpu
entfällt, wobei dann auch ein Malisstab zum Vergleich mit jenen
Gemeinden gewonnen wird, die ihre Schulärzte nach der IJeistung
bezahlen, nnd zwar entweder nach der Zahl der Klassen, z. B.
Cotthus (für jede Klasse 10 Mark), Danzig (25 Mark), Frank-
fnrt a. O. (15 ^Tark), Biegelab erg (20 Mark), oder nach der Zahl
der Kinder, a.B. Braunschweig (60 Pfg.), Dülken (SO— öOP%.),
BlmahoTB (50 PfgO, Jena (50 Ffg.). Lobberioh (50 Fig.), Mftl-
banaen (50 F%.)> Ohligs (60 F^.), Wald (50 P%.). Coburg
(SO Ffg.), Meiningen (80 Oöln (25 PQ^.)» Weimar
(25 P%.)-
Die GkhAlter jener SohnlflnEto, die naob der Zahl der nnter-
inohten Kinder benuasen weiden, kann man aar beeaeren Yer>
gleiobung unier Zugrundelegung einer Durdheohnittflfireqiiens Toa
50 Kindern in jeder Klaaae auf ein Honorar pro Sohalklasae am-
rechiieü.
Trotzdem ist der Vergleich der Gehälter in den einzelnen
Stedten nicht ganz einfach und schematisch durchfuhrbar, weil die
Ansprüche an den Schularzt hinsichtlich der Zahl der Klassen-
besuche und der darauf zu verwendenden Zeit (Sprechstunden !) sehr
verschieden ist, vor allem aber deshalb, weil in einer Stadt nur
die genaue Untersuchung der Lernanfilnger gefordert wird, in der
anderen aber eine Wiederholung dieser Untersoohangen in mehreren
späteren Schuljahren.
Der diesbezüglichen Tabelle (S. 212 u. 213), welche eine Zu-
sammenstellung der Schnlarzth onorare nach Gesamtgehalt und nach
dem auf eine Sdbulklasse entfallenden Anteil des Gehaltes enthält,
aind Anmerkungen beigefügt, die zur gerechten Beurteilung der
Gehaltsverhftltnisse erforderlioh sind.
Digitized by Google
747
In einer Keibe von Städten sind die sohnlärztlioheii Obliegen-
heiten den Annen&rzten oder den Stadtftnten übertragen worden
ohne Sondernug äes Gehaltes die eine und die andere ÜHinktien.
Ein Blick auf die letzte Sj^alte der Tabelle, welche den anf eine
TTlaiie entbllenden Anteil dee Gehalte angibt, libt die gioiee Ver-
eohiedenheit der Honoriening erkennen. Weniger ala 10 Mk. pro
Klaaee werden genhlt in Ohemnita (8 Mk.], Crimmiteehan
(5 Hk.), Crefeld (a Hk.), Dresden (8-^ Uk.], Falkenstein
(7 Mk.), Freiberg (4 Mk ), Gransee ^ Mk.), Königsberg L N.
(8 Mk.), Liehtenberg (8 Mk.), Planen (5 Mk.), Beiehenbaeh
(6 Mk.), Zittan (4 Mk.), Zwiokan (5—6 Mk.).
Obwohl di^e Zahlen meist nur durch Berechnung unter An-
nahme von Durchschnittswerten für die Zahl der Kmder und
Klassen gefunden wurden und daher auf gröfeere Genauigkeit keinen
Anspruch machen können', so g^eht daraus doch mit Sicherheit her-
Tor, dais in vielen (iemeinden die Sohnlärzte nooh ganz unzuläng-
lich honoriert werden.
Die Mehrzahl der Städte bewegt sich mit ihrem Honorar
zwischen 10 und 25 Mark fdr Klasse und Jahr. Mehr als 25 Mark
entfallen anf eine Klasse nur in folgenden Gemeinden:
Braunschweig (60 Pf. pro Kind, also etwa 30 Mk. pro Klasse),
Frankfurt a. M. (etwa 31 Mk.), Grunewald (ein Schularzt mit
vier Klassen nnd 300 Mk. Honorar, falls nicht etwa ein Sebreibfehler
im Fragebogen TOfUegt), Halle a. fi. (d6Mk.X Hannover (83 Mk.),
Herford (27 Mk.), Magdeburg (38 Mk.) nnd (Saarlonis 80 Mk.).
Dabei ist aber m bemerinn, dafis Halle nnd Hannoyer insofern
eine gans ansnahmsweise Stellnng einnehnien, als sie ihren Sehnl-
eint nur in der Hil6sobule, hier eber besondere inteosiT besehiftigen.
In Mannheim steht maa bekannilieh im Begriff, das Sehnl-
antwesen anf gans anderer Basis anfirabanen, indem ein Sehnlexst
im Hauptamt) mit Verbot der Priratprazis, angeblich mit einem GMialt
Ton 10000 Mk., angestellt werden soll. Weiteres bleiht abzuwarten.
Im übrigen möge es erlaubt sein, hinsichtlich der
S chn 1 ar z tlion orare auf die gesch i ch tliche Ent w icklung
hinzuweisen nnd vor allzu materieller Auffassung zu
warnen. Man vergesse nicht, dafs vor nicht langer Zeit in Breslau
unter der Fuhrung Hermann Cohns eine An zahl berufsfreudiger und
opferwilliger Arzte sich bereit erklärt hat, unentgeltlich als Schul-
arzt zu arbeiten, und dals zu allen Zeiten und besonders in den
lotsten Jabnehnten Ärste nnd Scbnlmttnner mit einem greisen Teil
Digitized by Google
210
74»
ihrer vertügbaiHU Kraft sich nicht nur ohne klmgeudea Lohü, sond»-rn
oft genug uDter Darbringung materieller Opfer völliir «el]>?5tlus io den
Dienst der Schulhygiene gestellt haben. Gerade aul diesem üebieie
scheint es daher recht wenig angebracht, das „Standesbewulstsein''
der Äjrzte g^a su niedrig btmceiOBO Sehnlarathoiiotaxe mobil m
machen, wie dies noch jüngst in einem «nitrer angesehendalMi int>
lieben Fatdkblfttfeer ^ mit fdlgender Notis g«Bolieh«i ist:
Unter dem Xitel: «SchaUrst frage und Stendesbewafttsein '
Bcbreibt man ans: „Es wird wohl licht onr die Ärzte, sondern waA die
Gemeinde- bezw. Schnlbehörden interessieren, dafe wir in der srescfncten
Vorder|ifnl7 bo7(!?Iirh der Schular/tfraare wohl an der Spitze marschieren.
Die Gemein 1' K'allst idt mit ihren 1100 — 1200 Einwohnern, zwischen
Dürkheim und 1 raakcothal gelegen, hat einen Schalarzt aafgestellt, Kall*
Stadt bat lirka 150^160 SchaUdnder; diese Schalkinder hat der 8cha)>
arzt jfthrlich viermal zn mtenoebeQ und bat die Btem aaf etwaige Er-
kranknogen, SebttdUcbkeiten osw. anfinerksara zu maefaen. Fttr diese Tttig-
keit bekommt der Schalarzt ein jährliches festes Gebalt von ^T. (fanf-
iindzwanzipr Mark). Auf eine Untersnchang kommen also rand 4 Pf. ! Es
würde den Eindruck der Tatsache nur schädigen« wenn man noch ein wei*
teres Wort hinzufügen wollte.'*
Wenn eine kleine Gemeinde von 1200 Einwohnern sich rnr
AustellunL,^ oiDes Schularztes aufscbwing-t, so i8t das i ührnensw*Mt,
und wenn dieee Funktion von emem Arzt unter besonderer. \ er-
hältnisaen anch einmal ganz unentgelliich ausgeübt werden wollte,
so wäre das keineswegs eine Schädigung des Staudesbewu£3tsein8.
Im Gegenteil, ein vordringliches VonmateUen der Greldfiage würde
gerade auf dem Gebiete der Hygiene den altbewährten Traditionen
dea ftrztlichen Standes wideratreiten und aain Ansehen mehr aobidigen,
als es die höchsten Honorare zu heben yermOobtea.
Damit soll aelbetveittandlieb nioht «Der Abel angebrachten Spar-
anmkeit grülberer und wirieoluiftlioli gfinstig daatebender SUdte bei
Festrtellang der Sdhnlniit^ehttltar das Wort gerodet weiden. Wenn
z. B. der G^eindahMaihnlt einer Stadt & Ifillionen Anagaben f)lr
da« Sehnlweaen anfweiat, und dabei 9000 Uk. tSx Sobnlaistbonoraie^
00 aind das doob nur 0,3% der Sehnlaiiagabeik, alao wabrliob für
aoleke Städte eine geiingfügige Summe. Die Honorare fttr die Sobui-
Amte wollen mcbt nnr nach der Leistung der irste aondem aaeb
nach der Leistungsfähigkeit der betreffenden Gemeinde
beurteilt sein.
* Münch, med, Woch»m:hir, 7. Juai IdOA.
...... ^le
749
211
Bemerkung«!! sn Aaehsteliettder Talielle.
1. Das Grundgehalt beträgt 500 Mark mit Zulage je oacli U«r Zalil der
vntflVBnditen Klanen.
2. Die SchoUnte sind togleicli AimeoMe, oiine Sonderuig des 6eha|tos-
3. Der Sdmlarzt ist zugleich Annenarzt; Gesaatgehalt 650 Mark.
4. FQr jedes Eiod 60 Pf. ; gefordert utird fesMe Untennebipg im 1.,
B., 5. und 8. Scholjabre.
ö. Die Seholarztfanktion wird Tom Eommanalarzt im Nebenamt Terselieo.
6. Der eigentliche Schalarzt hat 500 Mark Gehalt; femer beteiligen sich
sechs AmeoArzte an der Untersnchnng der Scholanfftnger gegen eine
YeigMing von 96 Xaik pro „Scheie* (Kkiaie?).
7. Genaue Untemichiing aller Kinder des 1., 3., 5. und 8. ScMyalves.
8. Oleüeiide Skala. Im ersten Jakre der Sebidanteinrichtong wnfden
nnr die Schüler der Unterklasse genau nnteKsqcht, dabei Honorar
ÖUO Mark. In jedem folgeodcn Jahre werden alle im Vorjahre
untersuchten Schttler nochmals genau untersacht, dazu noch die ^en-
eingetretenea, mit entsprechender Erhöhung des Honorars. Im fünften
Betrieb^ahre betrug das Gebalt 1200 Mai^, und soU bis zn 1400 Mark
kn siebenten Betriebsjahre steigen.
9. FOr jedes Kind 80 H.
10. Ftr 100 Kinder 25 Mark.
11. Genaae Untersachang aller Kinder des 1., 3., 5. nnä 8. Schuljahres.
12. Für jede Klasse 10 Mark, penatie Uatersuchung alh r Kinder des
1., 3., 5. and 8. Scho^ahres. Der Spezialarzt erhftlt 100 Hark
Jahresgehalt.
13. Die Schulärzte, die zogleich Armenärsle sind* erhalten eine Zulage
Ton 100 Haik flir die scknlftntlicfae Fnnktton.
14. Fttr je fluif Khaeen 75 Maik.
15. Der «Geschaftsleiter" anlserdem 50 Mark Schreibgeklttti^ Unter-
suchung der Kinder im 1 , 3., 5. und 8. Schuljahre.
16. Die üntersuclinnG' der St huineulingc ist nicht obligatorisch.
17. Für einmalige Uaiersurhung im Jahre 30 Pf. pro Kind. Fftr zwei-
malige Untersuchung 50 Pf.
18. Uatersnchong aller Kinder des 1., 4. nnd 7. Schn^ahres.
19. Genaue üntefsncknnf aller Kinder dea 1. nnd 5. ScbnJJahm.
20. Fflr jedes Kud 50 H.
21. Schulärzte zagleidi Armenärste; keine Sondenmg des Gehalts«
22. Schulärzte zugleich Stadt£rzte; keine Sonderang des Gehalts.
23. Genaue Untersachang aller SchaUdnder im 1., 3. nnd letzten Sckal-
jähre.
24. FOr jede Klasse 15 Mark,
25. Als Gemeinde- nnd Sdndaitt 400 Mark, vovon 100 Mark filr die
Sckniaistarkeit gereefanel werden.
26. s) Fttr die jflfarlick aweimal Torauielimende Besicktiging jeder Kl^e
je 10 Mark.
b) Für die UnteravGbnng der l^emanftnger 20 kesw. 30 Mark für
die Klasse.
Digitized by Google
212
760
Ltll
- V ■ ü
< 9 a
j: B V la
CO
^ 8 " <<<
■
«0
cv. ew
i
751
213
i i
s
CO
o
3
— OS
ja o
I S
U B w
2 ?i «
CO ^ ^
Odi « p; « ffs cä -/.
/. y. •/. X
- 'S
'S «f
.2 o o
•S-t; 9
n: n; n:
i ii
C6 9
o o o
i
O
I IS§8 ISS^JS
§8 8 § 8 8
S 8
c
>
02
• st o
tau
• M
o
' X>
• u
• 3
© o "
5» 2 ?>c.o
00
.2 :o :o so 'S -H o « * ® •= 2 «3-2 O :3 j ?a 3
CT Q
-Sä
I
.91
3 B
154
'S
S
3 ^
3
ü
ij
.2 ©
&3
3 O cd
Digillzcu by Google
214
c) For die T^ntPT^TichiiQg d«r Kinder des vierten Jabigangs fOr jed«
Klasse 10 Mark.
27. Der erste Schularzt ist zugleich Stadtarzt; Gehalt nicht gesoüderl.
Der zweite Schul&rzt erhiUt 500 Mark.
28. Der SdralAnt ist nur Cur die HUfiaehnle angestellt; die Klanet
mflaaeii wOcheBAIieh beracht, die Kinder TiertdljShilidi nnteniicfal
werden.
29. Der Schalarzt ist nar für die Hilfsschule angestellt.
BO. Die Assistenzärzte des KrankeiihaiiBes foogierea ato Schnl&rzte ohai
Soiiderung des Gehalts.
31. Die t^inrichtung besteht vorerst nur im Entwurf j für jedes Kutü
sollen 50 Pf. gezahlt werden.
32. Yen den xwei SohaURten mUt Je 800 Mark Bonoiar iat der eiaa
nur ftat die HUtedmlen angestellt, dr andere ftr den Stadtteil Oardea.
Sä. Jedem Schalarzt sind zwei bis drei Schuleo zagewiesen, das Fixna
richtet sich nach der Gröfse des Bezirks. Fttr die Untersachaog der
Lernnnninger wird eine beaondero EntscliAdigiing gewfthrt, zurzeit o.
200 Mark.
34. Für jedes Kind 50 Pf.
35. Die Scbalärzte sind zugleich Armenärzte and beziehen insgessiat
1000 Hafk pro amio, wevon 600 Mark ftr scholintlidie TttigkiiI
gerechnet werden.
dd. Fflr die sechs Schulärzte sind zosauen 1000 Mark bestiinmt, dii
je nach der Leistnng verteilt werden.
87. Für jedes Kind 30 Pf.
38. Für jedes Kind 50 Pf.
39. Für jede Klasse 10 iMark, mit Zuschlag von 20 Mark ftir üater-
sachang einer Klasse von Lemanfängem.
40. Der Seknlangenant eihttt SGO Uaik. Genme Üntennchnng aUw
Schaler des 1., 8., 5. und 8. Sehn|jalires.
41. Für jedes Kind 50 Pf.
42. Die beiden Spezialärzte erhalten je 260 Mark, der Schularzt der
Hilfsschule 150 Mark.
43. Die Schalärzte sind zugleich Armenänte; Gehalt aickt gesouctort
44. Für jede Klasse 20 Mark.
45. üntersachong aller Kiader des 1., 4. und 7. Schuljahres.
46. Für Jedes Kind 50 Pf.
47. Fflr Je 400 Kinder 100 Mark.
48. Fflr die genane Untersuchung der Kinder im 1., 3., & «id 8. Sflkal*
jähre werden 20 Pf. pro Kind besonders vergütet.
49. Hierfür sind Transportkosten und Formulare zu stellen.
50. Üntersachong aller Kinder des ersten und dritten Schoyahres.
(FortMttong folgt.)
Digitized by Google
753
215
über di« ftr£tlic]ie Selmlaiifsiclit im drofeherxogtom Oldenburg
hat, nadi einer lleldiiiig des «/ee. WoehmbL", des Steetamlnisterinin ein
Sudadireibea an die Jbirter nad Ma^skrete ertoweM, m dem es den Sdral'
aehten folgende Punkte empfi^It:
1. Die Schulachten lassen dorch einen Arzt die neu eintretenden Kinder,
sofern sie nicht einen anderweitigen Ausweis Uber ihren Gesundheits-
zustand beibringen, auf ihre KörperbeschaffiaiLbeit ujad ihren Gesund-
beitszustand UDtersaehen.
2. Die Untersuchungen erstrecken sich auf die betreffenden SchtUer und
SditflsriABen in den VoUascbeleB, Uitkslscbiilen md Yofscfaidea der
bflberen Scbelen. Die Elteni kOmiea der Untemdmag ibrer Kinder
beiwohnen.
3. Das Ergebnis der Untersuchung wird in eine Liste eingetragen, die
in der Schüle bleibt und ünbeteüigten nicht mitgeteilt wwden darf.
Infolge dics<s Rund-^rbriMbeus hat der Schnlachtsausschufs in Jever
auf Antrag des SchulvorstjitKies die Mittel bewilligt, dais eine Untersuchung
der Schulkinder durch den Amtsarzt, Medizinalrat Dr. Gsedes, stattfinden
kann. £b floUen en einem Necbndtkage etwa sw<flf Kinder nntatsnobt
werden. Jedes dieser Kinder erbBlt am Uoigso eine sehnftlidhe IDtteQnnff
des Lehrers an die Eltern, damit die Mutter, wenn sie es wünscht, zugegen
sein kann. Die Kinder werden einzeln untersncht, auch wird ein beson-
deres Zimmer bestimmt, in dem die Kinder sich soweit wie nötisr entkleiden
können. Auf diese Weise soll auf jede hercfhtigte Empfindlichkeit Rück-
sicht genommen werden, und die bchule erwartet, daü» möglichst alle neu
eintretenden Kinder zur üntersnchung erMheinen, damit die Lehrer erfahren,
eb bei diesem oder Jenem Kinde eine besondere Behendlong notwendig sei,
weü irgendein körperlicher Fehler TOrbanden ist.
Die Sehalnrstlragn in Breslau. Der Breslaucr Lehrerverein hat
sich in seinen Monatsversammlnngen im Laufe des Frühjahres 1904 eingehend
mit der Beratuui^ über die .Breslauer Schularztfrage" besrhftftigt. Nachdem
in der Mär/.sit£ung Lehrer Kapüste ein ansführlirhes Ut k rat über diese
brennende Frage erstattet hat, erfolgte in der Versanimluug vom 22. Apni
die Bescblnlsfassung über die ans Jenem Referate rasoltierenden Thessii,
weiche, nach einer IQtteflnng der »AnesL Zig.*, in folgender Form als
Ausdruck der Stelinngnabme der Breelaner Lehrersobaft snr dortigen
Selittlarztfrage zur Annahme gelengten:
t. Die Anstellung von Scbulfirzten für die Breslaner Vnlk'^scliiilcn ist
im T'riu/.ip al^ eine den modernen Bestrebung« !) i^ats^echeade Einrichtoug
aui dem Gebiete der Schulhygiene anziierkennen.
2. Ein weites Feld für eine fruditbringeude iüLigkeil der Schulärste
bflden die inAeren Scbnlvsibillniase (Lage der flchnlximmer, Heizung,
Beleoditung, fieinignng).
316
754
3. Als eine Hauptaufgabe der Schnlärzte erachtet die Lelirerschaft die
Erteilung von ärztlichem Hat an die Schule in FAUen, welche der Lehrer
als Laie nicht beurteilen kann.
4. Die schnlftr/tliclie Tätigkeit hat nach den bisherigen Beobachtangeii
nur geringe Erfolge gezeitigt. Sie hat aich anch nicht als geeignet er-
irieseD, die Sympathien der Ettem viBerer YoUnsclndkinder in erwerben.
5. Als schwere Mängel, welche in erster Linie der Abstdlnag be-
dürfen, sind von der Lehrerschaft empfanden weiden:
&] die ÜborlastnnfT der Schule mit einer Menge unnützen Schreibworkes;
b) die häutigen Störungen, welrlic der Unterricht erleidet.
6. Alle Erhebungen und Üntcrsnchungen, welche vorwiegend statisti-
schen Zwecken dienen, sind auiseriialb des lehrplanmäfiBigen Unterrichtes
nnd vom Schnlarzt seihet vorsonetamen.
7. Der Anstellnng Ton SpesiaUrsten für die Yollnsehalen steht die
liehrerschaft ablehnend gegenüber.
8. Die Lehrerschaft hält eine Revision der Instruktion fOr die Sclrol-
irzte ftlr unabweisbar. Im Interesse der Sehulc stellt ?ie die Fordemng
auf, dafs bei der Beratung Ober eine Abänderung oder Krütutrung der
Instmktion, soweit es sich um r^Iafinahmen handelt, weltlie da^ pädairofrische
oder schultechnische Gebiet berüiiren, Vertreter der LeluerbckaiL zugezogen
werden.
Über ^6 EMigp d6t Mhilifitlieliei Dieaites madit die .l>bsf
in Anlehnung an die bedauernswerte Tatsache» dals in Stnisnnd den
Schulärzten das VertragsTerhältnis gekündigt wurde, weil ein wesentlicher
Nutzen nicht ersichtlich sei und weil wichtige Fragen ihre Erledigung
durch den Kreisarzt finden können, nachstehende Bemerkungen:
.Im allgemeinen haben die Schulärzte eine äuüierst segensreiche Tätig-
keit entfaltet, die sich nicht nur auf die Schulkinder selbst erstreckte,
sondern anch auf die Schnlangelegenheiten nnd die Schnlehuiditongen. £s
sablreicben Fallen waren die Eltern sehr dankbar, dafs sie anf diese Weiss
auf Fehler nnd Gebrechen der Kinder anftnerksam gemacht worden und
damit Gelepenbeit zur Besseninp; und Heilung erhielten. Sehr wesentlichen
Nutzen braclitcn insbesondere die Unter^^ncbnncen der Kinder in be^ii?? auf
St hsciiärfe und Hürfthigkeit, die bewirkten, den nüt Mängeln la dieser
Beziehung behafteten Kindern durch die Anweisung besonderer Plätze eine
erfolgreichere Teilnahme am Ünteiricbte zu ermöglichen.
Anch in der Frage der Schnineobanten konnten die Inte in vieler
Besieknng einen sehr wesentlichen vorteiHiaften Emflnls üben, ebenso in
bezug auf die Lehrmittel. So wurden Bücher mit zu kleiner Schrift,
mangelhafte Wandtafeln und zu kleine und Oberfüllte AnschannnLrsbdder
beseitigt. Auch in den Lehrplänen wurden ärztliche Gutachter vielfach
gehört, was in Orten, wo Kinder mit besonders weiten Wegen eingeschult
waren und iu der Mittagspause im Schuliokal zu bleiben pflegten, zu einer
derartigen Verteilung des Unterricfates führte, dnb die Kinder nnr vor-
mittags besw. nachmittags ünterrieht hatten. Anch ÜberaastreagoBgett
dnrch zu frühen Beginn des Handarbeitsunterrichts wurden mehrfach ab-
gestellt. Ebenso wurde in den Bankreriiftltnissen mehr Kflcksicht auf die
Gesundheit der Kinder genommen. So wurden z. B. in Potsdam drei
Digitized by Google
755
217
GrOfim einer Honuklbsiik geschaffen, Dir AftenUinea ^oa 6 — 8, 9^11
and 12^14 Jehren. In jeder Beriehimg auiclite stell die ttaittre Für-
sorge In den Schnlen segeureieh geltend, nnd sie ▼erheibt mit der Zeit
weitere c-ntc Frflrlite."
Die Schularzt fra^e in Faderborn ist nach einer Meldnn? der Tages-
biätter in Temeineudem Sinne entschieden worden. Dir Stadtverordneten
haben die Gründung einer Schularztstelle abgelehnt mit der ßecxtlndang,
dafs ein Bedttrfiiis dafür solange als nicht vorliegeud erachtet werden könne,
solange der Staat ftr die dortige Seminarabongsscbale einen Mnlsnt
nicht für erforderlich erachte.
Die Schnlarztfrage in Karlsruhe hat, wie es scheint, noch Iceine
Lösung gefunden. Der Magistrat wflnscht die Anstellung eines toU-
be schäftigten Schularztes, dem die Privatpraxis untersagt ist; die Stelle
soll mit 10000 Mark dotiert werden. Die Schnlkommission dagegen,
welche diese Frage ebenfaUs geprüft hat, ist mm Ergebnis gelangt, die
Schulärzte seien nicht hauptberuflich, sondern nur im Nebenamt auicustellen.
Die Stadt boU in fttnf Beiirke mit je 50 SdralUassen eingeteilt nnd für
Jeden Beaiifc ein Ant genommen werden. Yon euer in YorscUag ge-
hraehten Anordnung körperlicher Üntenochnng simtlicber SebalUnder ist
TOrlftnfig Abstand 'jonnrnraen worden.
Über die Schularzt tra?:e lälst sich in der „Köln. Volk'^efff.*' ein
Lehrer folgendermaisen verneliTnen: „Die Srhnlmänner — ich habe die
höheren Lehranstalten zunächst im Auge — woUen sich nicht anderswoher
ihre pädagogische Marschroute yorscbreibea lassen. Was not tut, ist offen-
bar nicht ein Ant, der «einen pädagogischen Nachweis* erbringt (wie will
er das äberhanpt??), sondern ein Fidagoge, der offenen Shm fibr sehnl-
bygienische Forderungen hat. Schiedlich, friedlich!^
Über Schülarzftätigkeit und soziale Hygiene veröffentlichte in
der „Oes. Jugend''' (UI. Bd., 3./4. H.) Prof. Dr. G. Lei m bCHEB einen
von ihm gehaliencn Vortrag, über den Dr. Feilchenfeld in der
mMonatsschr. f. soz. Med." (Mr. ö) referiert. Die Ausführungen li.s
lassen sich folgendermaben znsanuneafiusen:
„Mit der Seholarsteinriehtnng ist eine gesnndheitliehe KomtroUe der
Bevölkerung geschaffen wordoi, wie sie bisher nicht bestanden hat nnd
anch auf andere Weise nicht geschaffen werden kann. Der Gesandheits-
znsJnnd der Schuljugend läfst einen RQckschlnfs auf den Gesundheitszustand
auch der Erwachsenen, also der ^e'^amten Bevölkerung in gewissem Um-
fange zu. Er zeigt die EmwirkuiiL: voq Wohuungs- und Arbeitsverhältnissen
in Stadt und Land, wie auch der Erwerbs- und Ernähruugsverhältuisse auf
die EntwieUung der Jugend. Das Eu^sreifea der Sdbnllnte kann so —
wie anch immer bereits von den Vorklmpfeni ihr Schulhygiene nnd Schul-
ärzte betont worden war — anf das Hsns znrAekwirken. AnfidedEen von
Schädigungen, besonders der sonst schwer kontrollierbaren Hansindustrie,
sind so möglich. L. bprirlitet, in welcher AusdebnnnT die kleinsten, auch
noch nicht Schulpflicht il' in Ivinder hei der Spiel war enindustrie, früher auch
in Griffelhütten und Gntielwerken, in der Glasindustrie , bei der Zflndholz-
bereitang zur Arbeit herangezogen werden. L. zeigt, dais beginnende
l^berimlose bei Kindern schwer nachweisbar, aber gnt heilbar ist, nnd daft
Digitized by Google
218
766
hier den Scbillfitei eine wesentlicfae nod lohnende Al^^lbe inr Bekämptef
der Tiiberknlose gestellt ist. Interessant ist, was L. Ober das Tnt^res?«
der I.f^hrrr ftlr Schulhygiene anführt: „Prof. Gärtnek hat anu^emd
zehn Jahre über Öchulhygienc gelesen, um den angehenden Lehrern die
Möglichkeit zn bieten, sich über die iär sie so incbtigen ragen zu in-
iMnuerea. Der Besuch w stets wOMg, leM tea. th Im im mitm
Jtämm te Yontnd des püsfcgisciea BmHaan Mf die SekrifaTgkM
qMsiell anfBierksam nachte. Die Mehmhl der Hörer bestand ans Aus-
ländem, Ton den Studierenden der philosophischen Faknltftt, die nicht dea
Seminar anirehrirten, kam h^t nirmn^d In den letzten Jahren ist der
Beimch so genug gi-woiden, dais Prof. (tÄrtnbb das Kolleg aufgab.
HnizDfUgen wiU ich noch, dais die Etementarlehrer ein weit regeres inier-
eese zeigten."
Die Scimiarxi-DieiutordBiiiig tob äehmrgenderf.
Der Schularzt ist der sachverständige TJcrater der Lehrerschaft im
allen die Gesnndheit der Schulkinder betreffenden Fragen. Er hat fest-
zustellen, welche Kinder danernd ärztlich zn tiberwnrhen oder vom Unterricht
in einzelnen Fächern auszii^tliliefsen sind oder l ei (resichts- oder inhAr-
fehlera einen besond^n Sitzplatz zq erhalten haben. £r kann die Zorück-
sfceUung schwftohlicher lünier vom Unterricbt bei dem SobelserstMid bes«-
tneea und hrt Hr jedes Kind eis die ErgohBiwe seiier Ifvitaadbaog col-
haHene? Getaehtan, nd itmr fir jedes Kkid nf eio^ besoodeieB, ftm
Klassenlehrer aufzubewahrenden Blatte (Gesmidbeitsscbein) ansznfertiges.
Der Schularzt hat die Kinder bei ihrem Eintritt in die Schnle. sp;V
testens acht Wochen nach demselben nnd dann pelegentltch des im Schul-
halbjahr einmal vorzunehmenden Klassenbesnchs zu untersuchen. Von deo
dafür in Aussicht genommeneu Stunden ist dem Schulleiter drei Tage vorher
KeBDtBis m gebeo. Bei Mteen Besedie bestehügt der Sdnieizt gewfthnlkk
die Kladfir 'MA jnrai bis vier KUnea ivifarsod des üslennehts. EnchsiM
einselae Kinder euer «enseren üntersechimg bedürftig, so ist diese spiter
gesondert im Amtszimmer des SelmUeitea oder, owientlich bei Mädchen, in
Sprechzimmer des Schularztes von-nnehmen, nnd zwar bei den Knaben in
Gegenwart des Klassenlehrers oder Schulleiters, bei d^ Mädchen in Gegen-
wart der Lehrerin oder der Mutter.
Die Eltern, Vormünder, Erzieher werden Ton der Zeit einer genaueren
^Msrsetflniig der Kinder Tweaehsiehtigt; es ist ihneii gestaltet» derselbea
beiaswolmen. Die genauere üntavsoobiiiig einss Kindes uterUeibt srf
Antrag, dem eine Änfsernng des Hausarztes über den Gesnndheifswstaal
des Kindes beimlllgeD ist. Die Etteni, VonDitaider, Enielier werden von
Digitized by Google
767
219
etwaigen Gebreclieu und Krankheiten der antersuclilttü Kinder nach Mafs-
gäbe des Tom Schtdant abgegebenen Gutachtene dureh den SdmUeifeer in
Keimtiijs geeetzt 0ie Intlicbe Bebandlnng Ueibt Seche des Hansante«.
Der Scbnlant betiehtigt in jedem Schnlbalbjahr tinmal an einem dem
Schulleiter bekannt zn gebenden Tage die Schnlränme und deren Ans*
stattang, die Einrichtungen znr Belenchtnng, LUftoag, Heiziuig usw. Der
Scbolleiter wohnt dieser Besichtigang bei.
Bei allgemein anftretenden Krankheiten bat der Schularzt aoiiier-
ordentliche Besichtigangeu einzelner Klassen oder der ganzen Schule vor-
zunebnien«
Der SebtlaMt Jitt auf AmicheD deriaterB» ToivOnder, Ecaieber bei
Scbutversätnnnissen Inrank gemeldeter ffind» 'tBe «dtens der ^dide ge-
forderte Bescheinigung unentgeltlich zu erteilen.
Bei Antrag auf Fürsorgeerziehung eines Kindes oder anf Unterbringung
eines epileptischen oder geisteskranken oder geist^Kscbwachen Kindes in
eine Anstalt bat der Schularzt über den geistigen und körperlichen Zustand
des Kindes ein Zeugnis unentgeltlich auszustellen.
Bei UnglocksftUen in der Sclnile hat der Sdiidant an Ott mid Stelle
Hilfe an Idsten. Ist GeMir «mlianden, se %afln der nlchate Ant geholt
weiden.
"Per Schü^HTzt hat sCTce Brobacbtiinfjrn nnd Wünscbe dem Scbnl vor-
stand zu unterbreiten. Er dar! die in amtlicher Eigenschalt gemachten
Beobachtungen nur nach vorheriger, eingeholter Genehmigung des Schul-
Torstandes verüffeutlichen. Ein üecht zu Anweisungen au die X4eiter der
Sdrule, an die Letamr nnd fliMdiener "stsht dem SchdarSI nMit zn. Es
wild vm 'Sdniant eiwnteti daJk er atels im guten £invecne]BMn aiit^en
Lefarert handle.
Digitized by Google
Verlag von LAopoltf Vom in HamtnirK.
Im Herbst 1904 ist erschieaea;
Gesundheitspflege der Mädchen
w&hrend und nach der
Schulzeit
Von
S.-R. Dr. U Fflrat, Berlin.
Broschiert Mk. 175, gebuadcn Mk. 2.50.
Unsere Zeit verlangt, im Interesse des Volkswohls, mehr
und mehr eine Verbreitung von Kenntnissen der Gesundheits-
pflege. Ein Leithiden der Midchenhygiene^ wie ihn diese
kleine Schrift bietet» unter besonderer Berücksichtigung
der Übergangsjahre, dürfte dedialb allseitig willkommen
sein. Die Lösung dieser Aufgabe bietet mancherlei Schwierig-
keiten, aber sie ist dem Verfasser gelungen, so dafs das Büchlein
wolil dazu beitragen kann, wcilcre Kreise auf eine vcrnunft-
gemäfse Erziehung der weiblichen Jugend hinzuweisen, rationelle
Anschauungen zu verbreiten, Irrtümer zu berichtigen und flir
das spatere Leben manche die Daseinsfreude und Arbeitskraft
verkümmernde Schädigungen zu verhüten.
Inhalt; KmUieit. — G«nudlieit. — Sdittnlitlt im Lichte der EmdkUf.
_ Der Kenpf m die Geenndheit. — Wie «liMltett wir «u die
rechte Hemoiiie von K6q)er und Geist? — Schlaf und Traum. —
Vorn Essen and Trinken. — Wie soll sich da? Mädchen Vlfidf^n?
— Über das Gehirn und das Nervensystem. — Kxältiges Atmen und
Pulsieren. — Natürliche Kosmetik. — Unsere Sinnesorgane. — Kraft
und Graxie. — Aus der Apotheke der Nator. — Ein Nechwort m
die Mutter,
Digitizcü by GoO
XVIL Jahrgang* 1904, No. 11.
• 1 1 jina 1 i 1 d unM II ftge«.
Die Gefährdung der Kinder dnrch krankbaft veranlagte und
littlich defekte ^AufBiohtsperflonen.^
Von
Dr. Theodor Heller,
Direktor der £rzieiiiuig8aiiitim Wien-Grinsiog.
Die UDgüDstigen sozialen VerbÄltnisse der Gegenwart haben
viele und einschneidende V eianderungen im öffentlichen Leben
herbeigeführt. Aber auch die Familie ist von deDselbm nicht un-
berührt geblieben. Der Kampf oms Dasein, der sich immer öchwie-
riger und aufreibender gestaltet, hat vielfach die Frau ihrer eigent-
lichen Aufgabe entrückt und dieselbe vor die Notwendigkeit gestellt,
ihren Gatten in seiner Erwerbsbeschftftigung zu unterstätzen oder
durch selbständige Arbeit wenigstens einen Teil der Existenzmittel
für die Familie herbeizuschaffen. Hier bleibt die Beaufsichtignng
und die Eniebnng der Kinder in vielen Fällen gemieteten Personen
überlassen, deren Tätigkeit nicht hinlänglich kontrolliert werden
kBon, da die Eltern duroh ibie Erwerbebeeohftftigang den grOisten
Teil dee Tages Tom Hanse ferngehalten werden. IHlr dteae Ver-
tretung der Eltern sind aber in vielen FftUen andere MotiTe maß-
gebend. In den Hänsem der Wohlhabenden iet bftn6g die Fran
dnzeh sogenannte geaellsefaaltliehe Verpfliohtungen derart in Anspmeh
genommen, dafii sie keine Zeit findet, aiob ihrer Kinder hinreiehend
aainnehmeD, eine Tatsaehe, die ihre richtige Belenehtnng empfangt,
wenn man erwägt, wie nichtig diese gesellsobafUiehea Verpflichtungen
^ Referat, erstattet in dur Sektiun 0. des orstea iuterualtonftldn Koogrewes
£är Scbuihygiene in Nürnberg, Apni liKH.
8cholge«ttndbeit«pücge. XVIL 88
Digitized by Google
760
in vielen Fällen sind, und dafs ea ontor allen Umständen die wich*
tigste geseUflchaftliolie Verpfliohtang einer Mutter bleibt» sieh ibna
Kindern zn widmen.
Die VernaehlaMigiiDg der Familie ragnnsten än/beren Schein«
ist aU ein Symptom sosialen Verfallen zu betrachten. Wie daa ra-
nehmende Unvermögen junger Mfttter, ihre Kinder selbst zu «tiUso,
als eine Art aUj{emeinen DegenerationsBeiehenB ansnseben ist» so
aueh die sieh stetig mehrenden FflUe» daJs Mfltter cur Eniehong
ihrer eigenen Kinder nn&hig sind. Die UsBaohe dieser traurigen
firseheinung naobsuweisen. wflrde an dieser Stelle au weit UDibreo«
loh mOehte nur knrs erwülinen» dab hier die NerTositftt unser«
Zeitalters eine greise Bolle spielt und fernerhin die Verkehrtbeiiea
der Mädchenerziehnng, worauf Ufbb in einer sehr lesenswerten
Schrift * aufmerksam gemacht hat.
Häufig ist jedoch die Entäuisumug der wichtigsten Mutterrechte
und Mutterpflichten lediglich durch die Sorge um die eigene Be-
quemlichkeit bestimmt, oft auch nichts anderes hIs ein Zugeständnis
au die herrschende Mode, woranf ich späterkm zorückkommen
verde.
Unter diesen Verhältnissen sind die in den Familien mit der
Pflege, Beaufsichtigung und Erziehung der Kinder betrauten Per-
sonen gleichsam zu einer pädagogisohen Groikmaobt geworden. Wenn
ich in meinen folgenden Äasftthrungen gezwungen hin, manebe der
Stob hieraus ergebenden Mifsbräuche in ein*^ Rcharfe Beleuchtung zn
rdoken und auf manche problematische Existenzen hinzuweisen, die
sieh unterfangen, in den Familien die fiolle der pftdagogisohen Vor-
sehung anspielen, so liegt es mir trotadem Tollkommen fern»
den Stand im allgemeinen herab wArdigon au wollen» und
ich mAehte vor einem unbereehtigten Q-eneralisieren
warnen. Bs kann nur im Interesse der sittlieh hoeh-
stehenden» pftdagogiseh tflohtigen Braieher undBraiehe-
rinnen liegen, wenn ieh auf jene unwilrdigen Blemente
bin weise, die das Familienleben yergiften und ihre ZOg*
linge in der übelsten Weise beeinflussen.
Aber nicht blofs sittlich defekte, degenerierte Menschen kommen
hier in Betracht, sondern auch wirklich Kranke, die zum Teil keine
klare Einsicht in ihren Zustand besitzen, znm Teil durch die Not-
lage, in der sie sich beüuden, zu einem Erwerb gezwangen sind.
^ NtrvQiim und MädOmtniekiuig, J. F. Beigmann, Wiesbaden 1880.
Digitized by Google
761
Unter deD körperlichen KniaUietton kommen der Tuberkulose
und der Syphilis besondere Bedeutung su« die erstere geh^trt be-
kmniUoh sn den Terbreitetston Kzunkheiten, und es kommt daher
gar nicht selten Tor, dals Ammen oder Bonnen, die in nahe körper*
Lehe Berühning mit ihren Pflegebefohlenen kommen müssen, die
Krankheit auf di<:^selheu direkt übertragen, lu vielen pupulureu Be-
lehmngon über Tuberkulose fehlt der klare Hinweis auf diese Ge-
fahr. — Was die S)^hilis anbelangt, so möchte ich mich hier damit
begütigen, auf einen Fall Foüenujis hinzuweisen, in welchem daroh
«ine syphilitische Amme nicht biufa der Säuglinge, sondern auch
dessen Eitern, durch die?e deren spiitor ^eboreites Kind und die
Oioismatter syphilitisch inhziert wurden.
Im Interesse der Volkshygiene wäre es von ansohätzbarem
Werte, wenn kompetente Personen, vor allem die Ärzte, diese Übel-
etttnde in populären Vorträgen und Flugschriften zur Sprache brächten,
und wenn aueh die Vereine zur Abwehr der Tuberkulose und die in
lasoher Zunahme begriffenen Geaellsohaften sur Verhütung vene*
riaoher Krankheiten in dieser Hinsieht anf klftrsnd wirken wflrden.
Die obligate irstUohe Untecsuehung von Ammen, Kinderpfiegerinnen
und SU Shnliehen Stellungen berufenen Personen vor deren Auf-
nahme ist eine empfehlenswerte YorsiehtsmallBregel, deren allgemeine
Dorehfkihruog allerdings betrftehtliohen Schwierigkeiten begegnen
durfte. Aueh muls die Möglichkeit erwogen werden, dab die be-
treffenden Personen sieh erst während ihres Dienstverhältnisses eine
Infektion zuziehen können, was von ihnen ans naheliegenden
Gruüdeü geheimgehalten wird.
Ich habe bereita daraut hingewiesen, dafs die üufahigküii zur
Erziehung der eigenen Kinder häufig durch die Nervosität der
JMutter bedingt ist. Kervose Zuätäüde rufen oft eine Verände-
rung des Üharakters, vor allem eine Herabsetzuag der WilkMLskraft
hervor, sie verursachen eine Disharmonie der Gefühle und Strebun^^en,
in extremen Füllen sogar eine Trübung des BewuTstsems infoige
Auftretens von Zwangsgedanken und unmotivierten £rrsgung8* und
Angstzuständen. Ich habe häufig die Erfahrung machen können,
dafe Mütter, die wegen nervöser Zustände nicht imstande waren, ihre
Kinder vemllnftig zu erziehen, zu diesem Zwecke Personen enga-
gierten, deren l^ervosität womöglich noch die eigene fiberbot. Dies
erscheint begreiflich, wenn man bedenkt, dafs nervOse Menschen oft
oine sonderbare Anziehung aufeinander ausfiben, und dab die Ober-
oiostimmung in der Lebensführung und in manchen Gtewohnhsiten
88*
Digitized by Google
762
und Ansehaaiingea nerrMen Hensohen derartige HausgenoiM hB-
gehreoBwerter maebt als normale Penonen, deron gesundea Fohlen
und Handeln von ereCerea oft als nnertrftglieli empftinden wird.
Wenn ron Gebnrt an ner?ö8 disponierte Kinder den Unberecben-
barkeiten nicht blofs der nervösen Mutter, sondern auch der ner-
vösen Erzieherin ausgesetzt sind, dann kann mau sieb nicht wundern,
wenn bei ersteren Neurosen und selbst Psychosen der mannigfachsten
Art zur Entwickkiüg gelangen. Ich habe Familien kennen gelernt,
in deueu Hysterie geradezu endemisch war und sogar d«e Dienst-
botfn nicht verschont hatte. Sonderbarerweise bemerkten in einigen
derartigen Fällen die Angehörigen nur an den Kindern nervöse
Symptome nnd nahmen für diese ärztlichen und pädagogischen Rat
io Anspruch; die Ursaobe in der eigenen krankhaften Verfassung
zu erblicken, fiel niemandem, aogar niobt den Terb&itnism&iaig klar
bliokenden Vätern, ein.
Von solchen keineaw^ seltenen Fällen der Übertragung ner-
TOaer Znatftnde von mebreren Seiten abgesehen, genügt die Nerro»
litftt einer Anfmehtaperaon an und fUr sieh Yollkommen, nm daa
betreffende Kind in der flbekten Weise an beeinflnaaen. Bekanntliob
bemht die Kinderbysterie fast immer anf eioer psyeblaohen Infektion.
Diese geht hänfig genug Ton der mit der Endebnng des betreffenden
Kindes betranten Person ans. leb mOebte daher den Anaapmeb
Brüns': «Hysterisehe Kinder haben hysterisehe Eltern* erweitern,
indem ioh sage: «Hysterisehe Kinder haben hysterisehe Eltern oder
hysterische Anisich tspersonen.* In dieser Hinsiebt ist mir der
folgende, i^fradezu klassische Fall mitgeteilt worden. Bei einem
l.'ijahrigeu Mädchen, das im Gegensatz zu seiner Irübeieu Munter-
keit seine Eltern durch ein exaltiertes, schwärmerisches Betragen in
Schrecken versetzte und allen Ernstes die Absicht äufserte, in ein
Kloster strenger Observanz einzutreten, stellte sich heraus, dafs seine
Erzieherin von hysterischen Aufaiieu heimgesucht wurde, die in
religiöser Verzückung bestanden, und dertMi Zeugin das betreffen^ie
Mädchen oft gewesen war. Dem Hausarzt gelang es erst nach
wiederholten eindringlichen Verhören, den wirklichen Tatbestand
festzustellen, da Kind und Aufsichtsperson ihr Geheimnis lange Zeit
nicht preisgeben wollten. Auf dem Boden der Ner?osität, Temr*
sacht durch die für dieselbe charakteristische geringe psycbisdie
Widerstandsfiüiigkeit, entstehen oft Perversitäten der mannigfacbsten
Art, besonders solohe des Gesohlechtslebens. Masturbation kommt
bei jungen, nerrOa Teranlagten Leuten enorm hanfig vor. Dieses
Digitized by Google
76a
tibel bewirkt bei Personen, die noch einen gewissen aittliclieu Halt
besitzen, einen oft nerveoaufreibenden Konflikt zwischen ihrer
beeseren Überzeugung und den oft ttbermftohtigen sexuellen Bedürf-
nissen, bei der Mehrzahl jedoch einea impid fortsobreiteodeiL sitt^
lieben VerfalL Ersobreokend b&ufig kommen Fälle Tor, in denen
jaog» Mttdoben von ihren Bonnen, junge Knaben Ton ibren Hof«
meietern znr Onanie verleitet werden. Anob Beispiele Ton mutneller
HMtofbtttion sind mir bekannt geworden, nnd icb mOobte bier nnr
einen toq mir pfidagogiaob, von Dr. A. Fuchs irstliob bebendelten
Fall erwftboen, indem aiob bei einem fbnQttbrigea Hftdeben dnreb
Verleitnng rar mntaellen Mastnrbation seitens einer gewissenloeen
Bonne Znstftnde entwickelten, die soblielslicb das typisdbe Bild der
ttttliebeo Entartung darboten. Wie ▼iele bedanemswerte Kinder
mdgen niebt die Opfer pervers ▼eranlagter Boonen nnd Hofmeister
geworden sein, nnd wenn in der öflbntliobkeit wenig davon bekannt
wird, so ist dies zum gröfsten Teil auf die falsche Schamhaftigkeit
<ier Angehörigen zurückzufühien, die oft so weit gebt, dafs solchen
höchst gefährlichen Personen gute Zeugnisse ausgestellt werden, um
sie selbst zum Stillschweigen zu bewegen und sie so unauffftUig als
möglich los zu weiden.
Viele der als „Prügelpädagogen" zu bezeichnenden Lehrer
nnd Hofmeister sind zweifellos sadistische i^uturen. DaCs auch weib-
lichen Personen solch© Ausschreitungen nicht fremd sind, beweisen
die in der letzten Zeit iu die Öffentlichkeit gedrungenen Is^ach-
richten von körperiioben Müshandlungen der Zöglinge in Instituten
und Internaten, in denen ausschliefslich weibliches Personal tätig
ist. Ich habe wiederholt betont, dafs die Prügelstrafe überhaupt
kein pftdagogiseb an rechtfertigendes Mittel ist. Molii nnd andere
Antoren haben naohgewiesen, dals die PrOgelstrafe entarteten Per-
flonen gleichsam eine Handhabe bietet, nm ibxe perrsfsen Oelflste
an befriedigen, nnd Überdies das Erdnlden körperiioben SobmenBSS
bei in der Entwicklnng begriffenen jungen Lenten oft den eisten
Anlab bildet, nm gewiBse krankhafte Triebe nnd Neigungen anr
Entwicklnng ra bringen. Daik der sattsam bekannte Fall Dippou»
BOob immer nicht dazn geführt hat, die Prügelstrafe in allen öffent-
lichen Sobniennnd sonstigen Endebnngsanstalten gänzUob abansobaffen^
• In Österreich ist durch die Schul- nnd Unterrichtsordnung vom 20. August
1Ö70, § 24, die körperliche Züchtigung anter allen Umständen von der Schule
jMUgMchloiMn.
Digitized by Google
764
und die Anliftoger dieses eonderbaieii finiehungsmittelB
ZQ bringen, zeagt von dem geringen Yerstftndoie der mafagebendeii
Kreise für rlie Lehren der Psycbopatbologie.
Die Epilepsie ist eine Krankheit, die mit der bemfsmafsigen
AnsflbitDg einer ersieherisohea TMügkeit Hiebt va EinklsDg gebreebt
werden bann. Von seltenen AnsnabmefUlen abgeseben, bewirkt diese
Krankheit eine snnebmende IntelligenssebwBebe nnd anlWrdem eine
fortaebreitende sitüiobe Entartnng, die anob nnabbftngig von enterer
auftreten kann nnd als epileptisdbe Obarakterftnderung besetcbnet
wird. Epileptiker nnd binfig FrOmmler nnd Henehler, die Saht
treffend lÄiarakterlmert» wenn er sagt: „Sie tragen das Gebeibneh in
der Tasche, den lieben Gott anf der Zunge nnd den Ansbnnd der
Kanaillerie im Leibe." Bei allem Mitleid für derartige höchst be-
dauernswerte Kranke ist es doch iu keiner Weise zu veiautw orten,
wenn man ihnen Kinder ausliefert, wobei ich au die Tatsache er-
innern möchte, dafs selbst Tötungen kleiner Kinder durch epilep-
tische Bonnen und Kindermädchen nicht zu den Seltenheiteu ge-
hören. Hiiisichtiich des erzieblicbeu Einflusses, den derartiorf» Ppr-
ponen ausüben, ist der folgende Fall höchst bezeichnend : Ein
Hofmeistier, der nur an seltenen nächtlichen Anfällen litt, von denen
der Baus vorstand lange Zeit keine Kenntnis erlangte, erzo^ seine
Pflegebefohlenen an flenobleni, Lägnem nod frömmelnden Schein-
beiligen. Trotzdem war er in dem Hause infolge seiner unleugbar
strengen Pflichterfüllnng nnd kriecherischen Unterwürfigkeit jahre-
lang mOglieb. Selbst die erwaebsenen fiansgenossen standen snm
grOJstsn Teil in seinem Bann, nnd soblieCbliob herrsobte nnter seiner
Einwirknng in dem frfiber wobigeordneten Hanswesen die ligat»
Verwirrang.
Terderblieh ist der Sinflnik, den der Alkobol anf die beran-
wacbseode Jngend ansllbt. Dissss Gift bedrobt oft Kinder sobon
in den enton Lebensmonaten, da bekanntliob yod stillenden Muttern
nnd Ammen allsn reiobKob genossener AUcobol in die Nahrung der
Säuglinge übergeht. Kassowitz und andere Autoren haben nach-
gewiesen, d'di's unter diesen UmsUiiden Trunkenheit bei Säuglingen
gar nicht selten vurkommt. Der alte Aberglaube, dafs ausgiebiger
Biergenufs die iVIuttermilch nach Qnnlitüt utid Quantität verbessere,
veninluf.st oft bei MüLteru und Ammen, die bisher maliig gelebt
haben . fiirmliche A Ikoholexzesse. was biswellen auf die fernere
geistige und körperliche Entwicklung der Kinder nicht ohne Eindulk
bleiben dftrfte. lob verfttge in dieser Hinsiobt (Iber folgende Auf-
Digitized by Google
seiohnimg: Ein aeheinW gemmd gvbomiM Kind crlueli
die tiglidi oft TiAr Ins fitnf Flaaohsii Bier (»nk nnd, io oft man
ihr dioflon IlWinAbigen ^oliolkontnai Torwehrtov bobanptcto, sio
konno andm&Us niöbt ttUlen. Dio Mroffnido Penon soll Ml
9»hi oft in einom Zustand befnndon haben, dar von iotaler Be-
trankenlieit nidht weit entfernt war. Das Kind zeigte spater alle
Symptome des Sohwaebsinns nnd blieb idiotiadh, was möglicherweise
mit den Alkoholezsessen der Amme snBammenhllngt, eine Vermntnng»
die von den filtern des Kindes selbst aosgesproohen wurde, da ein
anderes ätiologisches Moment nicht vorlag.
Zu den soheulslichsten Praktiken gewissenloaer Kinderwiirte
rinnen znr Beruhigung unruhiger Pfleglinge gehört die Kmtiofsung
von Alkohol, bisweilen sogar in Form eines fuselhaltigen bcbnapses.
Ebenso _refährlioh sind der opiumhaltige Absud von Mohnköpfen
nnd der aus Johannisbrot, der Frucht von Oeratonia sihqua, bereitete
Saft. Die Verwendung derartiger Opiate, über deren Geführlichkeit
mau sich oft gar keine Rechenschaft gibt, erbt sich als eine schlimme
Tradition, insbesondere in der bftuarlioben BeTölkerung, von Ge-
schlecht zu Geschlecht fort. In einer mir bekannten Familie woiste
sich ein Kindermädchen dadurch vor seinem bisweilen recht nngo-
berdigen Pflegling Ruhe zu verschaffen, dais es ihm Brom in nn-
verhältnismälsig groXsen Dosen beibraobte, die es in einer Drogen-
bandliing gekauft hatte.
Anders sehr beliebte Bembignngsmittel, die Ton nnTerständigsn
Kinderpfl^gerinnen nnd beqnemen M flttem gerne Torwendet werden,
sind der Lntaobbentel nnd der Sobnnller. Httnfig genug wird der
Lntsohbentel mit Alkohol oder einem der erwAhnten Opiate getrftnkt,
boTor man ihn dem Kinde verabreioht. Auf die Oeffthriiobkeit
dieser allen Fordemngen der Hygiene spottenden Dinge iit wieder-
holt hingewiesen worden, leider mit nur geringem Erfolg. Rohlbdbb
bemerkt, dafs das Dudeln oder Lutschen der Masturbation sehr
nahesteht, und ich habe "wiedeiluilt gesehen, dafs Kinder, die trieb-
artig onanierten, Dudler waren. Es ist deshalb im eminenten
IntereSvSe der Kinder gelegen, ihnen diese Unart sobald als möglich
abzuL^Pw öbneu und nicht durch Darbietung günstiger Geiegeuheiten
zu eliif^m Laste 1 L^Tofszuziehen.
Der verderbliche Eintlufs des Alkohols erstreckt sich über die
gesamte Entwicklungszeit des Kindes. Trotzdem der GenuTs von
Alkohol für die heranwachsende Jugend Iftngst als schädlich, unter
Umstanden sogar als hOehst gefftbrlidi beaeiohnet worden ist» kommt
Digitized by Google
766
«e daanoob sehr hAofig vor, daft sohiüpfliohtige Kinder regelmftlsig
Wels oder Bi«r Tmbreicht erbaltoo. B«im Alkoholismas der
JngandUohoii spielon Verleitong und Beiapiel die Hauptrolle. In
enterer Hinsieht kommt in Betraeht, dab TnmkaOelitige oft eia
pervenea Vergnügen daran finden, andere Peraonen anm Tmnk la
▼erleiten. Ba aind mir mehrere Fllle bekannt, in denen flof-
meiater ihre Zöglinge bei Aneflügen in Wirtahttneer mitnabmea
und dort niobt blofii salbet dem Alkohol in ansgiebigster Weise
huldigten, sondern auch die betreffenden Knaben mit Wein oder
Bier reichlich regalierten. In einem anderen Falle war ein 15jäb-
riger nervöser Junge mit den studentischen 'JViiiksitten von seinem
Hofmeister genau vertraut gemacht worden, und es fehlte nicht an
Gelegenheiten zn heimlichen Trinkgelag»^n, Ixm wel< hf»n der Bursche
seine Kenntnisse unt^r unmittell)firer Anleitung semes Hofmeistors
vervollkoramnete Al or abgei^eheu von solchen keineswegs seitenpn
Fällen direkter Verführung, ist das Beispiel eines dem Alkoholgenulj
ttbennftTsig ergehenen Menschen ausreichend, um ein intensives Ver-
langen des Kindes nach diesem ihm bisher unbekannten Beiamittsl
wach zurufen.
Wer die Berechtigung der Alkoholabstinenz für die hemn-
wachsende Jngend anerkennt, der wird die Fordemng nieht für
übertrieben halten, dafs hier die Er sie her mit gutem Bei-
apiel vorangehen und naoh Tunliehkeit enthaltsam
leben sollten. In dieser Hinsieht hat die Abatinenabewegnag
unter den Lehrern niobt blofii eine hohe ethisohe, sondern anoh eine
pädagogische Bedeutung.
Leider gestattet es mir der knapp angemessene Raum niobt,
alle Seiten meines Themas hinreiehend au belenohten. leb mOehte
hier nnr kurz anf die Unzukömmlichkeiten hinweisen, die viel&eb
mit dem Halten von Kost und Pflegekindern verbunden sind.
Das Kost- und Pflegekinderwesen, insbesondere in gröfsereu Städten,
wäre eines besonderen Studiums wert. Ich bin überzeugt, dafs sich
hierbei die dringende Notwendigkeit einer beb(»rdli(''hen Kontrolle
der Pflegefamilien herauestellen würde. Die sogenannUMi Kosthäuser,
in welchen gröfsere Kinder zum Zwecke des Bn^nclis einer Miltt^l-
schule untergebracht werden, lassen hinsichtlich der Beaufsichtigung
oft yiel zu wünschen übrig, nnd es wftre kein unbilliges Verlangeo,
wenn von den betreffenden Personen gewisse Garantien in pftdsr
gogischer Hinsiebt verlangt würden.
Zum Soblosse meiner Auaftthmogen mOehte ieh noeh erörtern.
Digitized by Google
767
wolier 68 dmm kommt, dafe noier den in Familion tätigen Anfiiiolii»-
penonen Terliftitnismäfng so TioU minderwertig« Eziateiisen ange-
troffen werden. In der Hanptaaolie iit dies anf die nngfimtigen
eoiialen VerbSltDiaae im allgemeinen snrttokinAiliren. Im besonderen
muis dannf limgewieaen werden, dafs die Stellnng, welehe viele
dieser mit den bOoheten nnd wiebtigaten Aufgaben betrauten Per-
sonen einnebmen, eine in jeder Hioflüdit nnwürdige iet. Die oft
minimale ESntlobnnng stebt an den anJiMrordentlioben AnfordenrngMi
in gar keinem Verhältois. Ich habe in meiner Wirksamkeit wieder-
holt Boniu'D und Hofmeister kennen gelernt, die bei nervös oder
krankhalt vei anlagten Kiudern wochenlang Tag und iS'acht im Dienste
standen, ohne dais man daran dachte, ihnen irgendeine Erleichterung'
zu gewahren. Dafs nach einer solchen aufreibenden Tätigkeit eine
nach wenigen Stunden bemessene Erholungszeit nicht genüget, um
die irritierten Nerven zu beruhigen, wird leider von den betTetfotuIen
Eltern nicht immer eingesehen. Nervo^itJlt und Neurasthenie, die ge-
radezu als Berufskrankheiten der in Familien tätigen Aufsicbtspersonen
bezeichnet werden können, sind in der Hegel nichts anderes als eine
Folge fortgesetzter schwerer Überbürdnog. Weiterhin kommt in
Betracht, dafs derartige Leute, besonders solohe weiblichen Gte-
eoblechtes, oft niobt in den Familienkreis einbezogen werden, sondern
eine Zwittezstellung einnehmen, aofem sie zwar nicht mit den
Dienstboten anf einer Stnfe ateben, vom FamiUenverkebr aber nabein
atugeeobloBsen bleiben.
Wfthreod es anf der einen Seite viele Eltern nnterlassen, die
in ihren Familien angestellten Aafsicbtspersonen binlinglieb an kon-
trollieren» da ea ihnen au der nötigen Zeit» binreiobendem pttdago-
gisoben VeretSndniB' oder dem erforderlieben Interesse fehlt, begegnet
man anf der anderen Seite in vielen Familien dem Mifabranch, dab
flick die Eltern ihrer soblingelbaften, bösartigen oder ungezogenen
Kinder gegen die ihnen zugeteilten Aufsichtspersonen annehmen
und deren Autorität gleichsam methodisch erschüttern, trotzdem aber
verlangen, dals die letzteren die Kinder zu gesitteten, anständigen
und tüchtigen Menschen heranbilden. In solchen Familien ist die
Ausühune' ein^r erzieherischen Tätigkeit geradezu unmösfHch und
bedeutet iür die betretfenden ir'ersoneu eine Quai, die jeder Be-
sohreibun? spottet.
Unter diesen Umstunden kann es nicht wundernehmen, wenn
zahlreiche pädagogisch tüchtige und kenntnisreiche Personen es ver-
aobmähen, das domenTolle Amt einee Familienpädagogen an Aber-
Digitized by Google
768
nehmen, und dasselbe oft von Leuten als letzte Zuflucht erwählt
wird, die bereits im Leben Schiöbruch erlitten haben. Die Fälle»
in denen persönliohe Unfilhigkeit vorliegt, sind nooh immer nicht
die schlimmtteD, wenn man in Betracht zieht, wie häufig krankhftfl»
Veranlaguog, mangelnde sittUcbe Widerstandsfähigkeit oder gar per*
TeiM l^eigmigeD den Zusammenbruch einer fbcistenz verschalden.
Auf einen Müsbranoh der Bohlimmiten Sorte iat wiederkoit»
leider nicht mit genügendem Naobdraok, kingewiaen worden. B»
betrifft die Beetellnng fremdepraokiger Pereonen nur ESraiebnng
junger Kinder» die anf dieeem Wege Spraobenkenntniaae gieieheam
spielend erwerben eollen. Diese unsinnige HaCnegei ist bftnfig niebts
anderas als eine Hodetorbeit Lente die oft gar niebt die Eftbigkeit
bentaen, die pldagogiiebe 'Qualifikation einer Petson an beurteilen
oder die betreffende Spraobe selbst niebt Terstehen, liefern anf diese
Weise ihre Kinder nicht selten Personen aus^ denen jede erziehe*
rische Eignung fehlt, die in vielen Fallen sogar auf ihre Zöglinge
in der übelsten Weise einwirken, weil sie selbst nicht binläuglich
erzogen sind. Nach den Ausführungen Ufeks in seiner früher er-
\viihnt*'n Schrift hohnclHn sich unter den fremdsprachigen BouDea
vieK' inferiore Elemente/ die natnentlich in jene Familien Zutritt
erhuigeu, welche sich um ein möglichst geringes Entgelt den Aufpats
einer fremdsprachigen Bonne verschaffen wollen.
Es ist nicht leiobt, anter den obwaltenden VerbültDissen Vor*
soblttge zu machen, die eine Besserung in der angedeuteten Richtung
herbeifabren können. In erster Linie wären wobl die Matter darauf
binsnweisen, daf» ee ibre Tomebrnste Pfliobt ist, sieb ibren Kindern
zu widmen. Die modernen fimanaipationsbestrebnngen der Fnnea
baben Tieliaeb nngesnnde Verbftltnisse gesobsffon; selbst anf die
Gefiüir bin, mir den Vorwurf ' der BfleksUndigkeit snznaisben,
möchte iob bier mit allem Naobdmok benrorbeben, dalk das Hinans»
strebsn der Franen Aber ihre Famüienpfliehten, die Beteiiigang an
politiseben nnd Tagesfiragsn, am Veieinsleben n. a. m. oft aar völligen
Vernachlässigung der Familie, besonders der eigenen Kinder, fOhxt
Was beute den Franen niebt dringend genng ans Hers
gelegt werden kann, ist die Rtlokkehr zur Famil ie. Selbst
in bürgerlicheo Kreisen werden jene Frauengestalten immer seltener,
die ihren Ehrgeiis darein setzenj ihren Haushalt selbständig zu führen
' ÜFKK beruft mch hierbei nnf eine treffende DartteUniag in der Wiener
ZeitMhrift: ^Gtsm den Strömt lööö. Heft XX
Digitized by Google
769
und meh aneh bei der Erziebnng ihrer Kinder keiner fremden Hilfe
zn bedienen. Eine Refonn in dieser Hinsicht müfste mit der
MftdoheDersiehang beginnen. Statt den Midobeni wie dies in vielen
liöh«ren TOchterBiihnien der Fall ist, eine Summe von Kenntniaeen
m. ▼ermitteln, die niigenda in die Tiefe geben nnd sie lediglieh mit
einem gewiesen BildungsdAnkel erfüllen, biete man ihnen Geirt und
Ghemttt bildende Unterrichtastoflfo nnd unterweise sie in der Pflege
und Ersiehnng von Kindern, damit sie dereinst Mtttter im Sinne
Fbstalozsis werden. Dann wird es sicher niebt mehr so ersehxeekend
httnfig rorkommen, dab Mtttter znr Ersiehnng ibrsr eigenen Kbder
nn&hig sind und die Mithilfe fremder Personen nicht entbehren
können. Anf diese Weise würde aber auch jenen Frauen, die un-
vereLehcht bleibeu, em Weg gewiebeu, uuf dein sie eine der weib-
lichen Natur wie keine andere zusagende Berufstätigkeit mit dem
nötigen Verstttndnis für die Sache entfalten könnten.
Ich möchtn mir bei dieser Gelegenheit Doch eine Rcrnfrknng
erlauben, di« si(>h mir wiederholt auf^'edrdngt hat. Man untersciieidet
vielfach in dor Entwicklung des Kindes eine P liege- und eine
Erziehungsperiode und glaubt dementsprechend, in den ersten
Lebensjahren hinreichend für ein Kind gesorgt zu haben, wenn man
ihm eine Person zur Seite gibt» die der Körperpflege gerecht wird,
eine erziehliche Beeinflussung aber mangels entsprechender Befähi-
gung nicht einmal versucht. Barauf ist vielfach die Tatsache zurück-
snführen, dafs die weitere Entwioklnng eines Kindes von Fehlem
nnd Regelwidrigkeiten bestimmt wird, die schon in den ersten
Iiebensjahven anm Yorsohsin gekommen sind, wahrend welcher sich
niemand emstlich nm die Brnehnng gekttmmert hat. Mit derselben
kann aber nicht frfih genug begonnen werden, und es ist daher die
f erdemng berechtigt^ dafs Bildungsstätten ftalr die snr Pflege Ton
Kindern in den ersten Lebensjahren bestimmten Personen in hinreichend
grolser Zahl befindet wflfden, in denen ein ausgewähltes Material
intelligenter MBdchen entsprechende Anweisungen nicht bleib in der
Pflege, sondern anch in der Erziehung kleiner Kinder erhielte.
In solchen Pflegerinnenschulen müfst« demnach nicht blofs dem
Arzt, sondei u auch dem Pudagugeu ein hin reichender Wirkungskreis
gesichert werden.
Im übrigen wird es unter allen Omständen die S^rge der
Eltern sein müssen, wen sie ihren Kiuderu zur Seite gehen. In
dieser Beziehung halen Leichtsinn, blinde Vertrauensseligkeit,
Sparsamkeit am nnrechien Ort Kmder ott in folgenschwerster Weise
Digitized by Google
770
geschädigt. Könnte man dafür sorgen, dafs 8Lck die ^-oziale Position
der Famüienpädagogen im allgemeineQ besserte, dann würde zweifellos
erreicht werden, dafs sich eine gröisere Zahl besserer Elemente
diesem schwierigen und TeraotwortongSFoUen Bemfe widmete.
Wenn meine AnsfUbningen dazu beigetragen haben» in weitoraa
Kreisen über MiÜMtände aufklärend zu wirken, deren Tragweite
yielfaoh nntersehätzt wird, und durch Angabe ihrer Ursachen den
Weg an aeigen, auf dem eine Abateilang der geaohilderten Sohftdlidi*
kalten mOglieh wftre, so haben ue ihren Zweok roll und gana eiMt
Ma£i der Lehrpensen und Lehrziele an höheren Unterricht!*
Anstalten.^
Von
Dr. med. Th. Bekda,
Nerreiitrst in Berlin.
Ein Thema, das, wie das vorliegende, so viele Lebensgebiete
berühren, das hygienische, pädagogische, soziale Fragen einbeziehen
müfste, das die Lebensverhältnisse und Einrieb tungen aller Kultur»
Völker und ihre Eigenart in der Erziehung beider Geschlechter be-
rücksichtigen und sowohl Lernende als Lehrende in den Kreis der
Betrachtung ziehen sollte, kann, wie wohl begreiflich, nicht in dem
engen Babmen eines Refeiata grttndlieh imd erschöpfend behandelt
werden. Anlaerdem fehlt es teilweise noch an der nötigen wissen*
sohaftlichen Grundlage, nm diese Fragen Ton einem so nmfasssndea
Standpunkt ans behandeln an können. So VortrelPlieheB gerade ia
der Unterriohtshygiene von Pädagogen, Psychologen, Ärzten geleistoi
worden ist — noch sind yiele Pankie ungekl&rt, noch fehlt ss an
statistischem Material, noch fehlt es Yor allem an ansammenfassenden
Vorarbeiten in den einzelnen Staaten, welche ein klares Bild der
Zustände geben, die Erfahrungen der Verguugenheit, die Aussiohtea
für die Zukuuil darlegen würden.
' Vortrag, gehalten am I. internationalen £ongre£i für SohnUijgiene ia
Nürnberg.
Digitized by Google
771
SoliDge diese Gnmdlagen nieht ToAaaden eind» maSk eine
BeuMtang dea Yorliegenden Themas StQokwerk bleiben, und nur
aolebea hier geben m ktanen, hin ich mir wohl bewiüiit
Und dodi wflre es ftberBve wflnaebAniwertt wenn naa dts g»Die
Gebiet Ton einem nmfessenden Stendpnnht ans Uberblieken könnt».
Nnr so könnte allgemein eine feste, wissensohaftHohe Grundlage fttr
die Lehrziele aller Unterrichtsanstalten, die Volksschule eingeschlossen,
geschaffen werden, damit das Wertvolle konserviert, die Bande das
Überlieferten aber, wo sie die Freiheit der Entwicklung hemmen,
mit gemein.Bumer Kraft gesprengt werden könneu.
Ein kurzer Überblick über das ^eschichtliclitj Werden der Lehr-
ziele unserer höheren Unterrichtsaustalten wird am dpiitHnhsten
zeigen, wie nach und nach das heutige Mafs erreicht worden ist,
und, wenn man aus der Geschichte lernen darf, wie sehr dieses 3ials
in der Zukunft noch wachsen muls.
Die höheren Sohnlen aller zivilisierten Staaten Europas haben
sich aus den alten, zuerst vom Klerus, später auch von Fürsten und
Gemeinden begrQndeten Lateinsohulen des Mittelalters entwickelt.
In denselben war das Hanptsiel die Brlemnng des Lateinischen,
and Bwar bis snr selbständigen Naohahmnng der Literatur. Das
Ghriechieche wmde daneben in den Tersebiedenen LAndern sa ver-
sehiedenen Zeiten aufgenommen. Während es in Frankieioh schon
im frühesten IQttelalter in den Knabensehnlsn gelehrt wurde, waren
in Italien im Jahre 1360 nach einem Bericht Petiuboas kaum
lehn Männer des Griechischen knndig, 100 Jahre später waren in
Deutschland noch nicht einmal so viel zu finden. Diese Bevorzugung
des Lateinischen in den iSchulen des Mittelalters stammt daher, daJfe
Latein die Sprache der Kirche, der Jurisprudenz, der Medizin usw.
war. Damals hatte Europa eine gemeinsame Gelehrteosprache, nach
der wir jetzt vergeblich verlangen. Die Realien, die damals haupt-
sächlich Mathematik, Physik und Astronomie umfaihten, waren in
den Klehkerscliulon kaum geduldet, in den von Fürsten und Stfldten
begründeten nahmen sie einen gröfseren Raum ein, traten jedoch auch
hier gegen die humanistische Bildung weit zurück. Erst im 18. Jahr-
hundert, wohl begünstigt dnroh das Aufklärungszeitalter, fanden die
Realien die ihnen zukommende Beachtung. Es wurden RealHohulen
fbr die speziellen Bedttrfnisse der bürgerlichen Berufe begründet — in
Deutschlaad die erste im Jahre 1 747 zu Berlin — , in welchen neben
Beligion und der htteinisohen, deutschen und fransasisohen Sprache,
SshreibeD, Bechnen nnd Zeichnen, Ghsehichte und Geographiei
Digitized by Google
Geometrie, Meobanik und Architektur gelebrt, aniserdem Kniae fttr
spezielle Bemfisbedarfnisse abgehalten wurden.
Aber anoh in deo Gymnanen konnten nun die Realfäober nicht
Ifinger in ibrer nntetgeordneten Stellnng bleiben. Die bisher nin
hnmaniatiiehe Hoher» Sohnle konnte eieh den Fordertmgen der fw-
ftnderten LebenererbftltDiMe nicht Iftitger widenetien: Um die WendB
des 16. bii zur Mitte des 19. Jehrhnnderts erhielten in den «tue-
pliaohen Enltnntaaten die Benlien Bürgerrecht in den GymnesieiL
Andeneiis stand gerade nm diese Zeit der Nenhnmanismns in »
hoher Blftte und war insbesondere in DeatsoUand die Begeisterug
Air das Grieoheninm so grofs, daft anoh die Gymnasien dadnreh be-
eiuflufst wurden; das Griechische wurde jetzt als yollweTtig neben
das Lateinische gestellt. Damit wurde der Kampf der Meinungen
in die bis daliin eo stille Gelehrtenschule getragen. Einig war man
darin, dals die Anforderungen zu hohe und zu vieLseitige seien. War
doch im Laufe des 19. Jahrhunderts di© Zahl der Fächer immer
höher gestiegen. Gnechisch \in<\ Tjatein, Philosnphie, Religion.
Muttersprache, ein bis zwei lebende fremde Sprachen, Mathematik
und Naturwissenschaften, Geschichte und Geographie, die technischen
Fächer, sowie mancherlei fakultative Lehrgegenst&nde stellten der-
artig hohe Ansprüche an die geistige and körperliche Leistangsf^hig-
keit der Schüler, dafs sich damals bereits überall, hanptsäcblioh in
Deutschland, Frankreich» der Seh weis, Stimmen des Protestes er-
hoben. Insbesondere wurde Ton Seiten finmanisten geltend
gemacht, dafs die Yerqniekung der hnmanistisohen mit der reaiiiii-
sehen Bildung eine Oberbftrdnng herbeifahre, nnd dais anf dieae
IV^e die klassisohen Stadien ihre Wirknng als höchstes Bildoogi^
mittel nicht ent<en konnten. Troti des Eindringens der Beslieo
blieb - aber die Vorherrschaft des Hnmaoismns im 19. Jahrhnndeit
nngeschwioht. Erst seit dem leisten Drittel des Jahrhunderts ist
ein siegreiches Vordringen der Bealbildnng nnTerkennbar. In sll«
lAndem nahm dieselbe einen glänzenden Aufschwung ; ein oharakte*
ristisches Zeichen dafür ist, dafs in seiner Schulreform von 1896
Norwegen die humanistische Bildung fallen lassen konnte, bis auf
einen wahlfreien luteiniachen Unterricht an eiUiielDen Anatulten. In
Deutschland entwickelten sich aus der alten, lateinlehrendeu Real-
schule PinerxMfs dm Realg^vmnRfium, anderseits durch Fullen la.sseu des
latemisciion L niernchts die lateinlüse Kealschule mit ihrer Oberstufe,
der Oberrealöchule ; diese erhielten in Freufsen die prinzipielle Gleich
beieohtigung für da« Uni?eraität8fitudiam dnroh die Beform von 1901.
Digitized by Google
778
Gbgen di€M SpaLtaDg erhoben sieh Stimmen, weleihe die Be-
grflndang einer BinbeitBeohnle yerUuigton, in welcher die Ge-
bildeten der Nation eine gemeinuune VorbUdnng erhalten aoUten.
Dieae Einheitasehule aollte ana einer VerBchmelanng Ton Glymnaainm
und Bealaoatalt, nnd awar dnroh Anfnahme dea Bngliaehen, dorah
Veratftrknng der IfaÜiematih nnd dea Zeiehnena im Gymnaainm an-
stände kommen. Eine Überbflrdnng aollte dnreh Yerbeaaerang der
Lehrmethoden verhindert werden. — Diese ßestrebungen aind bisher
erfolglüb geblieben. Erfolgreicher waren die Vertreter der Reform-
gymnasien in Deutschland, die einen gemeinsamen Unterbaa
für den höhereu Unterricht anstrebten und für die oberen Klassen
eine Gabelung in Gymnasium und RealgymnasiTim — das sog. „Frank-
furter" Sv«!tem — , resp. in Realgj'mnasiiim nnd lateinlo«e Re?i!«!rliui(i —
das sog. „Altonaer" System — , befürworteten. Diese Form der höheren
Lehranatalten hat bereits Verbreitung in Deutschland gefunden (es
aollen zurzeit etwa 2U0 derartige Anstalten existieren) und wird
TielfiMb als die Unterricbtsanstalt der Zukunft angesehen. In anderen
Ländern, England, Frankreioh, Holland, Belgien, Schweiz, Schweden,
Norwegen, Dänemark usw., lat das Gabelongssyatem , zuweilen mü
drai, yier nnd mehr Abteiinngen, welche Gymnaainm nnd Bealanstalten
«aprVaentieren, aeit dem yorigen Jahrhnndert eingafilhrk. In England
hat aogar die »Univernty College Sohool* ftlr die OberklaaBcn die
Einriehtnng, dala eine Abindemng der Lehrpiflne je nach den Be-
dürfiiiiaaen dea Sehfllers' geatattat iai Dieae Sdralarten nnteracheiden
aieh jedoch von den deataohen Syatemen dadurch, dab in den ein>
seinen Ahteilnngen die Nehenfileher Terkflrat reap. &llen gelaaaen
werden, so s. B. in den mathematisoh-naturwissensohaftlichen Ab-
teilungen die alten Sprachen, in den humanistisch -historischen die
ilatbematik usw., während die deutschen ßeformgymnasien die vollen
Pensen und sämtliche Lehrgegenstände der betreffenden Anstaltsart
in den Oberstufen weiterführen. Tn Schweden ist eine Reform in
Vorbereitung, dm auf deu Oberstufen die weitestgehende Wahifreiheit
der Lehrfächer gestattet.
I^nd wie in nllen Ländern Europas die Lelirpläne auf dem-
selben Boden erwachsen sind und denselben Entwicklungsgang durch-
gemacht haben, so sind aie auch natnigemäHa in Europa fast (iberall
im Prinzip die gleichen nnd haben sich von dort ana über die ganze
zivilisierte Welt Terbreitei: nach Nordamerika, Japan, den hritiachen
Kolonien naw.
Wae apeaiell die Lehrgegenatftnde betrifft, ao finden aioh
Digitized by Google
774
überall annähernd dieselben. Die Abweichuogen sind gering. So
haben einige Länder Unterricht in der Philosophie, andere in der
Hygiene eingeführt; einzelne haben keinen obUgatorisoben Religinn*-
unterricht. In England und Belgien gibt es an manchen Scholen
besondere Handelaabteünngen, wo Nationalökonomie, Gesetzeskande^
Veiiummgalehre nsw. gelehrt wird. Wie schon erwähnt, bat Nor>
wegen den Unterriobi in den alten Spraehen fallen gelassen, die
Schweiz und Ungarn den obligatohecben grieebisoben DntAiriekt
Aift Knriosom sei erwftbnt, dab dasjenige Land, das alt «ebIbs
gleiobzeitig Hygiene nnd Geeetasakonde eingeflttbrt bat» die TOrkai
geweeen ist.
Die faknl tätigen Lebrgegenstftnde sind in den Tenebie-
denen Ländern Tenebieden: fast alle lebenden Knltnnpraobea aind
▼ertreten. In Fiankreiob sind anf der Oberatnfe Grieobieoli nnd
Lateb, in Norw^en Latein wablfrei, ebenso in der Sebweta nnd in
Ungarn Grieobisob. In England sind Korse in Kunst, Teebnik nnd
Handwerk, ebenso in Handelsfächern fakultativ. In manchen Ländern,
wie in Bayern und Dänemark, wird in den Schulen iDatiumental-
Unterricht erteilt, in Österreich ist daa Turnen fakultativ. An deutächen
Gymnasien wird last ausächliefsUch Englisch, Hebräisch, Zeichnen
und Stenographie auf der Oberstufe fakultativ gelehrt. Die ßeal-
anstalteu haben, wenigstens in Preuläen, fast gar kernen üakultativea
Unterricht.
Aut die Verteilung der Lehrpensen hier einzugehen, isi
nicht möglich, da dieselbe eine sehr mannigtaltige ist. Erwähnen
möchte ich nur, dafs überall die Erlernung einer Fremdapraobe im
Alter von 9 — 10 Jabian beginnt, in Deutschland in Gymnasium und
Realgymnasium die zweite Fremdsprache in Quarta zugleich mit dar
Matbematiki in Untertertia die dritte Fremdsprache. Auf den Reform-
gymnasien nach Frankfurter System beginnt die zweite Fremdspraebt
in Untertertia, die dritte ent in Untersekunda» anf denjttiigen dea
Ahonaer Syetenw die aireite in Qnarta» die dritte in Untertertia»
dafflr aber die Matbematik frttber nnd intensiTer.
Was daa Uafa der Lekraiele betrifft, ao eobwaokt ee in beaog
anf die einaelnenS^beri dtlrfte aber docb im ganaen tlberall die gleiebe
H5be eneioben. In denjenigen Ländern, welehe das Gabelnngssystem
eingeführt baben, anebt man das HaÜs der Anfordemngen dadnrcb
zn yerringern, dvls einzelne Lebrftober, wie schon erwäbnt, &llen
gelassen resp. verkürzt werden. Speziell die humanistischen Studien
scheinen in Deutschland und dort luäbesoudere in Württemberg am
Digitized by Google
776
intensivsten betrieben zu werden, wenn man von Griechenland ab-
siebt, wo bereits auf den Pro^mnasieo swOlf Stunden wöchentlich
Altgrieohisch getrieben wird. Im allgemeinen dürften die deutaohfim
Jjehranstalten das bOohste lUafs der Lehrziele aufweisen.
Auch in bezng auf die Anzahl der Lehrstunden steht
DeutMhland in erster Beihe. Wählend s. B. Österreieh nur 26,
Cngland 27, Fiankieioli hOehstena 28 obligniorisohe wiasenaohaftliohe
Stunden hat» in den anderen Ländern 30 Standen wohl das Hikthste
sind, haben die denisohen Gymnasien 30 — 31» die Oberrealschalen
81, die Beformgymnasien sogar 81 — 33 Standen anf der Oberstnfe.
Die häasliohe Arbeitszeit, die früher eine anbescbr&nkte
war, beginnt gegenwärtig die UnterriehtsTerwaltangen zu beschäftigen
und hat mehrfach tu amtlichen Bestimmungen Veranlassung gegeben.
So bat das ViBCuowscbe Gutachten für Prenfsen für Unterricht und
häusliche Arbeit in der Oberstufe 8 Stuüdeu für die Norm erklärt.
Das hessische Gutachten setzt für die Mittelklassen die hau» hohe
Arbeit auf 2V2, für die Oberklaseen auf 3 Stunden fest. In Elsafs-
Lothringen ist für Sexta bis Quarta V/4 Stunden, für Quarta bis
Tertia 2 Stunden, für Sekunda und Prima 2 — 3 Stunden normiert.
In FroTikreich sind in den Internaten tür die häuslichen Arbeiten
auf der Unterstufe 4 — ö, auf der Oberstufe ö — 6 Stunden täglich
festgesetzt, während England in den Vorbereituogsschulen für die
9 — 13jfihrigen Schüler 1 — V/t Stunden häusliche Arbeit berechnet,
für die Oberstufe der höheren Schulen 2—3 Stunden. Eine Rück-
sichtnahnie auf den Nachmiitagsonterricht findet sich nur in den
Lehrplttneo Württembergs, welche an den freien Tagen 2^/*— 8 Standen
häusliche Arbeitsseit bestimmen, an den Tagen mit Nachmittags-
nnterricbt nor IVt — 2 Standen.
Freie Tage in der Woche haben England, Frankreich und
EIsafii'Lothringeo, sog. Studientage für Extiaarbeiten eioaelne An-
stalten in Sachsen, in Prenlsen Ilfeld oaw.
Dagegen ist es bemerkenswert, dsis in Frankreich anch für den
Sonntag 4—5 Standen Arbeit in den Internaten angesetzt sind.
Die Länge des Schuljahres diflferiert in den verschiedenen
Ländern. Die höchste Zahl der Schulwochen hat Dünemark mit
ca. 43, dann folgt Deutschland mit 42, Frankreich mit 41, England
und Norwegen mit 38, Italien und Schweden mit 34 Wochen.
Wie aber überall das Mafs der Anlurdeiungen im wesentlichen
das gleiche, so ist auch überall eine Opposition in Tätigkeit, um
dieses Mais zu beschränken. Es scheint überhaupt, dals, solange die
Sebalgesondheitspflege. XVII. 39
Digitized by Google
776
Schule besteht, dieselbe auch im Eifer des Lehrens die menschliche
AufDübmefähi^keit aufser acht gelassen hat. So klagt schon Plutabch
über ein die Kräfte übereteigendes Mafs im Unterricht, so haben
später Münner, wie Melancuthon, Montaigne, F&iedbich dfh
Gkossk, GoETttE, RuüssKAO, HuFFf.AND, Pbtbb Frank, wamend ibre
Stimme ge^en eine Überspannung; der jugendliehen Kräfte erhoben.
Eine eigentliche Oppositionspartei jedoch hat die höhere iSchole «rat
seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, nach der Reformiening der
Gymnasien. Insbesondere seit Lobinsebs Schrift in Deatsohland:
„Zum Schutze der Gesundheit in Schulen", und der Laprades in
Frankreich: „L'Education homicide", hat sich ein lebhafter Kampf
entaponnen. Dieser Kampf ist seitdem nooh nieht cur B.ahe gie-
kommen. Alle Bem&kreise Iwteiliges siob daran, wie aahlreiehe
'VerOffentUoliaDgen beweisen. Von Seiten der Regiemngen sind mehr>
fach Enqndten Aber diese Fragen veranstaltet nnd Gntaobten ein-
gebolt worden, deren berObmtestes das von Vibohow nnd Wsstphait
im Jabre 1883 abgegebene ist. Kaiser Wilhelm II. bat wieder>
bolt seiner Oberzeugung von der Beformbedttrltigkeit der böberen
Sobnle Ansdmok gegeben.
Wie stellt sich nun die ünterrichtsbygiene zu den
gegenwärtig vorhandenen Lehrzielen?
Es wird allgemein anerkannt, liiifs das alte Gymnasium Iioha
Anforderungen sowohl in bezug auf die Höhe, als auch auf die Viel-
seitigkeit der B«g:ibuiii; stellt. Suwohl die phtlol ogisoh-historische,
nls auch die raatbeiuutisch natur>.\ issenschaftlicbe B^^giilning ist hier
dem Schüler unerlafslioh. Dagpg«n wird allgemein aiiLrfnommen, und
insbesondere auch von Laien geglaubt, dafs die iiealanstalten weit
geringere Schwierigkeiten böten und daher als Zufluchtsstätten fdr
die weniger Begabten dienen sollten. In Wirklichkeit aber sind
die Schwierigkeiten die gleichen. Was die Mannigfaltigkeit
der Lehrfächer, d. h. die Anspraobe an Vielseitigkeit der Be-
gabang, betrifft, ist zwischen Gymnasium und Bealanstalt nnr ein
geringer Ontersobied Auf den prenfsisoben Realgymnasien a. B. wird
das Oriecbisobe dnrob das Doglisobe ersetii, auf den Oberrealsobnl«!
ist allerdings ein Gegenstand weniger. Dagegen sind auf den Beal-
anstalten die Ansprflobe in den modernen Spraoben, in der Matter-
spraobe, in den Natorwissensebaften, im Zeiobnen, insbesondere aber
in der Matbematbik derartig gesteigert» daHs die Arbeitslast der der
Gymnasien gleiobkommt. Ja, man konnte sogar sagen, dab die
Sdbwierigkeiten bier noob grOitor sind. Wie kmn andena Fadk
Digitized by Google
777
verlanj^t die Mathematik eine spezielle Begabuiii^, niiin hat sie dann
mit der Kunst verglicheo. So wenig ein Unmusikaiiacher in der
Musik etwas leisten wird, so wenig- kann jemand in der Mathematik
mehr leisten, als beiuer angeborenen Begabung entspricht. Zieht man
noch in Betracht, dafs nach verschiedenen Ermüdungsmessungen die
Mathematik dfrjpnifrp Lehrgegenstand ist, der den höchsten Ermüdungs-
wert hat, Bo wird man hegreifen, wie grofs die Anstrengung für den
Nicht- oder Wenigbegabten sein mufs, und dafs von psychiatrischer
Seite aus behauptet werden konnte, dafs an den Geistesstörungen bei
Schülern die Überanstrengung in der Mathematik die meiste Schuld
trage. Anderseits machen dem mathematisoh Begabten die philo«
logischen Fächer Schwierigkeit, denn mathematische und philologisohe
Begabung sehlielsen sieh meist gegenseitig ans. üud ob die Er-
lernung der modernen Sprachen, wie sie anf den Realonstalten be-
trieben wild, mit ihrem Eindringen in die intimen grammatikalischen
nnd stilistischen Feinheiten so viel leichter i«*t als die ESrlemung der
klassisohen Spradien, bleibe dahingestellt. Jedenfislls bestimmen die
prenisischen Lehrplftne Yon 1901, dab an den latetnlosen Schulen
dem FransOsisohen besllglioh der grammatisohen Schulung dieselbe
Aufgabe anfallen soll wie an den lateinlehrenden dem Lateinischen.
Was speziell die Verteilung der Lehrpensen anlangt, so
beginnt m Preulseu hier wie dort der intensive Betrieb einer Fremd-
sprache mit neun Jahren, mit elf Jahren aber an den Realanstalten
ein intensiverer Betrieb der Mutheraatik als an den Gymnasien.
Was die hy ß:ieni8ch en Vorzüge der Reformgymnasien
betrifft, so fehlt m noch an aiisreiclirader Erfahrung darüber. Bs scheint,
dafs das Frankfurter System für die UnterstutVn eine Erleichterung
gewährt, indem die in Sexta beginnende Fremdsprache, das Frau-
sösische, nicht nach der alten grammatisch 8|rnthetischen Methode,
sondern nach der dem Kinde adäquatesten gelehrt wird, bei welcher
dasselbe die fremde Sprache wie die Matterspraobe erlernt. In den
Oberstufen dagegeu soll die Überlastung eine um so gröfsere sein,
da hier die gansen lateinischen Pensen von Sexta bis Untertertia,
die griechischen resp. englischen Ton Unter- und Obertertia nach*
geholt weiden müssniL Es gibt sich dies in einer Erhöhung der
Standenzahl anf Sl, 32, im Altooaer System sogar auf S3 Stunden
UDd in einer Vermehrung der hfiusliohen Arbeiten kund. Diese
Überlastung mds aber um so bedenklicher erscheinen, als sie gerade
in das schonungsbedürftigste Alter, die Pubertatsseiti Mit In anderen
Liadem sind ja eben&Us Anstalten nach Art der deutschen Reform-
88*
Digitized by Google
778
gj-mnasien vorhanden ; aber, wie vorher aui»gefuhrt, wird dort den
Hauptfachern dt-r eiDzelueu Abteilungen dadurch Raum geschaffen^
dafs andere Ffioher verkürzt resp fallen gela^isen werden.
Die Lehranstalten, wie sie heute sind, verlangen alle, wie
ge^^fig^t, eine grofse Höhe und V ielseitigkeit der Begabung. Und wenn
die in vielen Ländern durchgeführte, in Österreich und Däne>
mark bevorstehende Verleihung der GleichberechtigQDg an alle höhersD
Lehranataiten dasu bestimmt war, individuellen Begaboogen Rech-
nung zu tragen, so dürfte diese Abeioht nur in nnsnreicheBdein
Haüse erfüllt werden.
Und in Zukunft mfisBen diese Ansprache immer noch
steigen. Je mehr die Erfordernisse des I^bens immer neue Lehr-
fteher in die Schule hineindrängen, wie es hiaher geschehen ist und
noch weifer geschehen mnlSi, je mehr durch die Erweiterung dar
Wissensgebiete auch die Lehrpensen eine Bereicherung erfahren
müssen, je mehr durch die Verfeinerung der Lehrmethoden die
geistige Arbeit und damit die Ermüdung steigen wird, wfthreod
anderseits durch die unzweifelhafte Abnahme der Kervenenergie das
Schülermuterial sich zunehmend verschlechtert — desto mehr muls
die Kluft zwischen Beanspruchung uud Leistungsmöglichkeit sich
stetig erweitern.
Und doch lehrt schon ein Blick auf die gegenwflr-
tig^en Verhältnisse, dafs die (irenise des Möglichen bald
erreicht ist.
£s ist bekannt, wie sehr die Pädagogen selbst über die Mangel-
haftigkeit der Resultate klagen, die unter den jetzigen Verbfiltnis^^en
auf den höheren Schulen erreicht werden. Den Hygieniker interessiert
nur die Frage: Lassen die gegenwärtigen Lehraiele, Leh^
pensen und Lehrmethoden Raum für eine naturgemfifse
Lebensweise des Schfilers? Wann kann bei demselben eise Ent-
spannung eintreten? Bat der sich entwickelnde Oi^^nismus geottgand
Zeit zur normalen Entwicklung, die insbesondere in den Pnbertits-
jahren so bestimmend ist flür seine ganse sukttnftige PersOolichkait
und ihre seelische und körperliche Verfieasung?
üm die Forderongen der Hygiene zu erfüllen, mfiftte das Leben
des heranwachsenden Knaben neben der Z«lt, welche die Schule be-
ansprucht, folgende Einteilung haben:
Schlaf in minirao 9 — 10 Std*
Körperpflege (Waschen, Baden, Anziehen, Verdauung) 1 „
Alahizeiten iVt »
. kiui.cd by Google
4
119
BeweipiDg im Freien, Schnlturneiif Sport» Spiel .... 2Vs Std.
SlntspttoiiQDgszeit vor dem Zubettgehen 1 ,»
Hierzu kommt als onumgäoglich nötig:
Praktische Arbeiten im Hameb Ordnen der eigenen
Aogelegeoheiten nsw Vt «
Die oft viermaligen Sehnlweg«. . . * V/t ,
Diese Terriohtnngen allein erfordern sohon aaob der gewUs
knappen Bereebnnng etwa 17—18 Stunden des Tages.
Aber aooh hier decken sich Theorie und Praxis nicht Man
muh bedenken, dafs bei dieser Zeiteinteilnng jede Minute an^nntat
werden mnUs. Um dies aber an ermOgliohent mflasen yiele gttnafige
Cmaiftnde anaanunentreffen: die FamilienTerbältniaae mflaaen dnrohana
gieregelte sein, die ganze Häuslichkeit mufs sieb den Bedürfnissen
der Kinder anpassen können ; diese selbst müssen andauernd unter
strenger Auf^;rht stehen oder eine strenge Selbstzuchl üben, B.
ihren besoudeis im Pubertätsalter gewöhnlichen Hang zum Träumen
unterd rücken, ihre Neigung zur Geselligkeit einschränken. Ihre Ge-
öundheit mufs eme tadellose sein, so dais keinerlei krupoi liehe oder
seelisch« \'er?timmnn^ sie am Arbeiten hindert, dafs bio am Abend
sofort fMR'^chlafen k jiiaeü usw. Solche idealen Verhältnisse aber sind
wohl nur selten zu finden. Am ehesten noch in gut geleiteten Inter-
' aaten, wo die Tageseinteilung streng innegehalten werden kann.
Es könnten also im günstigsten Falle 6 — 7 Stunden der geistigen
Arbeit gewidmet sein. Wieviel Stunden geistiger Arbeit aber be-
ansprucht die Schule in Wirklichkeit?
Ich lege hier meiner Berechnung die dnroh die prenfsischen
LebrpiAne von 1901 geacbaflbnen Verhältnisse augmnde. Jedoch ist»
wie oben daigel^ mit geringen Abweiobnngen die Arbeitsaeit auch
in den anderen Knltnrstaaten die gleidhe. Im allgemeinen besieben
mcb die folgenden Angaben auf die mittleren und oberen Klassen. —
Die unteren Klassen haben sdhatrerBtändlicb eine geringere Arbeits'
aeit, jedoch werden die dadaroh £rei gewordenen Stunden für den
Iftngeren Schlaf Terbrauobi
Der tägliche Unterricht ohne Tunranterrioht dauert 5--6 Stunden.
Die offizielle tftgliche Arbeitszeit 2 — 3
Hier ergibt sich schon eine Arbeitszeit von tiiglich 7 — 9 „
Eine weitere Stunde aber mufs täglich für Extraarbeiten, Vor-
arlieiten für die Kxtomporalien, Aufsätze, Vorträge, Strafarbeiten usw.
gerechnet werden, ganz aho^esehen vom Nachhilfeunterricht und ganz
abgesehen tod der Vorbereitung für di^ Früiungeu.
Digitized by Google
780
Es würde sich also nach den nmtlichen Feststellungen bereu»
die Fordernng einer 8— lOstündigen geistigen Arheit für den offiziell
angenommepen Durchschnittsschüler ergeben. Idierzu kommt aber
noch mit etwa einer Stunde täglich : der fakultative Unterricht (auf
den deutschen Gymnasien wird faat von allen Schülern Englisch
genommen), der Mnsiknnterrieht, der in manchen Lftndem bereit»
fakultativer LehrgegeoBtand in den Schulen ist usw., sowie die dazn
gehörigen hftnsliehen Arbeiten. Die Arbeitszeit steigt also auf 9 — 11
Standen. Wir haben vorher als Brfordemis fttr eine hygienische
Lebensweise des Sohflleis 17 — 18 Standen nicht Ton der Sehnle
beanspmehter Zeit gefunden. Der Tag mflftte also, nm allem gereelii
sa werden, statt 24 Standen deren 20 — 29 haben, fis ergibt sieh
hier bereits ein Manko von 2 — 5 Standen für den Ton den LehrplAoen
angenoninienen Dnrohsefanittssohlller.
(Sohlob folgt)
Die ländlichen Volksschulen des Bezirksamtes Kaiserslaatem
in hygienisoher Besiehong.
btatistisciie Darstellung
von
Dr. IsiDOH Dbetfuss • Kaiserslautern.
(SoUal«.)
B. BehBliiBBer.
Wie ans dem früher Gesagten hervorgeht, haben wir es mit lOT
Sohnlzimmeni sa tnh, denn Besehreibung nonmehr folgen möge*
I. Lage.
Stockwerk: Im 1. Stockwerk (Parterre) ... 45 Sduilsinuier
1» 2. „ 58 „
Angabe fehlt bei 1 „
Himmelsriehtnng: Osten 13 „
Süden 20 „
Westen 11 i,
^'or^ien 14
^ürdu:]L 9
II
Digitized by Google
761
Kordwest 6 Schalzimmer
smiQtt 8
Südwest 7 „
Sftd nnd Nord 9 „
Ost und West 3 „
Angabe fehlt bei 7 „
n. Türe.
Weg zur Schuizimmertüre: Direkt v. aufsen ins Zimmer bei 0 Schulzimra.
Über den Flur „41
Ober Treppen „54 „
Angabe fcUt „12 „
angsrichtang: jS'ach aufseo bei 2 Sckulzioimem
Nach inoeo n 93 „
Angabe üshlt n 12 „
Breite der Türe: 80— 90 cm „ 11 „
90—100 , 36 „
100—120 „ 36 „
120-150 „ „ 4
150—200 „ „ 1 „
200-260 1
Angabe fehlt „ 19 „
Sebarreisen: Vorhanden hei . ,55 „
Nicht vorhanden i> 29 „
Angabe fehlt „ 23
Mit der ÖffimngsricbtuDg ?erh< sich also die Tflra snm Scbul-
saal ebenso wie die beim £ingang in das Sehulhaos, d. Ii. sie ö£fnet
sieb in fast allen Fällen nach innen nnd ^ibt dadurch Anlafs zu
den dort gezeichneten Befürchtungen fflr den Fall einer Panik. —
Die Bieito ist woM in faat allen Fällen genflgend» wenn anok 80 cm
nicht alle Wftnache befriedigt. — Ein Scharreisen snm AbsMfon des
StiefelBchrnnties sollte stets vorhanden sein.
ni, n. IV. Form und GrroXse; rel. Schülerzahl.
Form: Qaadratiadi oder fast qnadratiBcb flind 10 SdrahdniBier
Rechteckig sind 97
Breitklassen (d. b. die Bftokc paraUel der T ftn^swnnd) sind 3 Schalzimmer
Langklassen (,, „ „ „ „ Scbmalwand) „ 94 „
Keines Ton beiden (quadratisch) n 10 „
LAnge: 5 — 6 m 2 Schulzimmer
6- 8 10
8-10 „ 51
10-11 „ 41
Angabe fddt bd . . . 3 Sdmlainimem
782
Breite: 4—5 m 5 Sehnkiimiier
5-6 , U
f^— ^ •« 77 „
8-9,0 „ 8
Angabe fehlt bei . . 3 Schulzimmeru
Hobe: 2,90-3.25 m 39 Scbnlamiiier
»,25-^3,50 „ 10 ,
3,50—4,00 , 49
4.00—4.25 „ 6
Angabe fehlt bei ... . 3 Scbolzinunen
Grandfläche: 20 — 30 qm . . 2 Sdiuhimmer
80—40 „ . 3
40—60 „ .. 41
60—80 „ 65 „
80 ,. . . 5 „
Angabe fehlt bei 1 „
Anf t Kind kommen: 0.5 qm in 1 Schob.
0,5-0,75 „ „ 2 „
0,75-1,0 „ „28 „
1,0 1.5 „ „56 „
1,5 2.0 „ 13 „
Grundlagen für die Berechnung fehlen bei 3
Rauminhalt: 60 — 70 cbm .... bei 2 Scbtüzimmeni
70—100 „ „0
100—140 , 9 „
140 -180 „ „17
isf) -L>50 „ ,54
250— :}00 „ „20 „
Angabe M\\t „ 5
Anf 1 Kind kommen: 1,5—2,0 cbm in 2 ScbnlziiniDeiii
2,5—3,0 „17
3,0-4,0 „ „36
4,0-6,0 „38
6,(^7,0 „ „ 5 „
laicht za berechnen „ 5 „
Was also die Form der Scbnlziminet anlangt, so ist diesalbe
lOmal quadratiseh und 97 mal lechtebkig. Zu tadeln ist, da& is
3 F&llen die Binke an Breitklasaen aufgestellt sind, wodnieh die
Lieht^erbttltnisse ungünstig beeinflnfst werden.
Die Gröfse betreffend, ist sn bemerken, dafs die Linge in
41 Fällen über das nach den „Leitsätsen* ^ zulässige Mazimom von
1 «LeitsStie der Sebiilb7gt«ne.* Verlag de* Kedisin. Warenbavaei, B«rlia>
Digitized by Google
78a
10 m, tmd dU Breite in 71 FBllen aber dasjenige Ton 6,5 m liineae-
geht. Trots dieser nhlreiclien Msübftbersebreitnngeii sind aber in-
folge der feilweise stark flberfttUten Klassen die Raamyerbaltnisse
keine gUknzenden. So ist in 2 Sohulsfllen der Lnftraum. der anf ein
Sohulkiod entAllt. geringer als das nach bayrisober Voisobrift an-
lissige MinimTim Ton 8 cbm, und in weiteren 41 Sälen geringer als
das jetzt allgemeiD gewünschte llinimtim von 3,5 cbm.
T., VI. n. VII. VVftnde, Decke, Fnlsboden.
Wftnde: Mit Kalkfarbe gestrichen in 105 Schnlzimmem
„ Ölfarbe „ „ 1
Angabe fehlt bei l
Hell gestrichen in 05
Mittelfarbig „ 2ö
Dunkel „ 8
Angabe fehlt bei 9
Sockel (HoU oder Ölfarbe): Vorhanden in 42 Schnlzimmem
Nicht vorhanden ö 7 „
Angabe fehlt ...... bei 8
Decke: Hell ;,'est riehen . . in 100 Schnlzimmem
Angabe fehlt ... bei 7
Fnfsbodeamaterial: Mit Hoizdielen belegt.... in 101 Schnlzimmem
Angaben fehlen bei 6
Fnfboden anstrich: Geölt in 42 „
Angestrichen ,, 1 „
Weder ceült noch gestrichen ..53
Angaben fehlen bei 11 ,,
Znstand: Breite Kitzen in 20 Schokimmern
Besonders starke Kitzen ,,11 „
Ganz ausgetreten . . . . „ 8 „
Gut, ebne Bitien . . . . „ 41 „
Angaben fehlen bei 37 „
Die Wände sind demnach fest alle mit Kalkfarbe angestriohsn»
aber dennodi fehlt bei 57 Sflien ein Sockel von Hola oder Ölfarbe,
so dafii die Ealkfarbe abgestreift oder verstAubt werden kann. — Die
Decken sind alle hell gestriehen, die Fafsbdden alle gedielt.
Jedoch sind verschiedene Böden alt, schlecht und voller Ritzen, so
dafs Schmutz uud Bakterienbrut sich darin eiauisteo können.
Yin. I'enster.
Zahl:« 3. in 1 Schokimmer
5 „ 5 Schalsimmem
6'" "8 71 |)
Digitized by Google
784
9—11 in 27 Schi
15 „ l »
Angabe fehlt . bei 2
BrflstQDgshöhe (vom Boden bis mm unteren Fenstorrand) :
60 — ÖO cm ... in 1 Schnlzimmer
4 Scliukimmern
» 23 „
bei 5 „
60— 80 „ ..
80—100 „
100—110 „ ..
Angabe feUt . . .
Abstaud des oberen Fensterrandes Ton der Decke:
80— 40 cm ... in 9 Schalzimmen
n 23
I» 38 „
» 2 „
bei 11
40— 60 „ . .
50— 60 „ . ,
60— 80 „ . .
80 100 „ ..
Angabe fehlt. . .
Pfeiler: Abgeschrägt in 84 Scbnlsimmeiii
Nicht abgeschrägt „ l''^ t*
Angabe fehlt .... bei 1 1 „
Verh<nis der Fenaterflflche zur Bodenil&cbe:
1:8 in 1 Schulziramer
1:7 • 2 ScbalzimmerD
1:6 „ 11
1:5 „23
1:* 43
1;3 19
1:2 „ 2
2:3 1 }}
Aus den Angaben nicht «i berechnen „ 6 „
In 14 yenobiedeDeii Sttlen, die melueitt Eensterwflnd« haben»
lind einige Fenster abgeblendet. Wo solehe dennooh miigeieehnet
sind, iat natflrlioh daa LiehtrerhAltnia in Wirkliohkeit nngflaetiger,
als in obigen Zahlen mm Ansdmeik kommt
Zahl d erFenster wAnde: 3 in 58 Scholzimmeia
2 „42
Mehrere „ 3 „
1 1
Angabe fshli bei 8
(Davon teilweise abgeblendet in 14 » )
Licbteinfall: Yen Unks In 8 Sdinisimmem
,1 Bäks Bttd hinten
„ links, hinten nnd vom . . .
„ links und vom
„ linlu nnd rechts
*>
41
II
1>
41
>*
n
7
>i
II
4
n
Digitized by Google
785
Von links, vom und rMhto ... in 2 Sdnüsiminem
rechte imd hioten , 1 „
Ajigabe fehlt bei 8 „
Hirn m eis ri cht Qng: Von Norden in 2 „
Norden und Osten 8 „
„ Norden nnd Westaa »10 „
„ Norden, Osten und Sflden ,, 2 „
„ Norden, Westen und Süden Ifi „
Norden, Osten und Wcstea 5 „
,, Norden und bUdeu i 2
„ Kordes, Osten nnd Sflden ,,11 „
„ Osten und Sflden , 7 „
„ Osten und Westen „ 6 „
„ Osten, Staden und Westen „ 19 „
„ Stlden nnd Westen „ & „
Angabe fehlt bei 14
Einige Differenzen in den Angaben der letzten drei Tabellen er-
klüren sich zum Teil dnroh Abblenduog von Fenstern, die bei der einen
Frage von den Beantworten! der Fragebogen mitgereebnei wurden,
bei der anderen nidit. Zum Teil sobreilten sie aioh anoli dem Um-
stände an, dalb bei der einen Fn^ dm, bei der anderen jener Be-
antwortor eine Angabe nnterlafiit, so dalb in jeder Frage an einem,
allerdings sebr kleinen Teile andere Zimmer beeohrieben sind.
Gegenflberliegende Gebäude: VorhaDden bei 45 Schulzimmern
Nieht Torhanden. »,53 „
Angabe fehlt . . . „ 9 „
Natflrliche Belenchtnng: GenOgend „ 84 „
üngenflgend . . . . „ 14 „
Angabe fehlt . . . „ 9 „
Kflnstliche Belenehtung: Voriianden in 1 „
Klebt forbanden. „ 86 „
Angabe fehlt ... bei 21 „
Torhftnge: Hell in 53 „
Donkel , 20 „
Mittelfarbig , lÖ „
Vorhanden (ohne n&here Angabe) . . . „ 4 „
TCoine ...... ..,««»*.•»>.■•• ,y 10 „
Angabe fehlt völlig bei 4 ,,
Um nnn einige Angaben ans vorstehenden Tabellen n&ber
zn besprecben, sei ennftchat auf die Zahl der Fenster der einzelnen
SehnlsAle anfinerksam gemacht, die awisohen 3 und 15 schwankt
Fast obne Ansnabme sind die Fenster auf mehrere Wände
T erteilt, so dalb, trotxdem zur Beseitigang dea Ton Yom kommenden.
Digitizcü by Google
786
blendenden Lichtes io verschiedenen Sälen die Fenster der Yordev*
wand abgeblendet eind, das Lieht dennoch fast in allen Sälen Ton
yenchiedenen Seiten kommt. In manehen Fallen ist die Abbleodmif
der Tom Kegenden Fenster leider nnterlassen, nnd die Sonne bma
dann den Kindern direkt anf Gesieht nnd Pnlt üedleD. Dagegen
haben mit einer einzigen Ausnahme alle Sole den Vorteil, dtb
wenigstens ein Teil, des Lichtes Ton links her auf den Plati ftitt;
wobei freilieh nur in drei Sälen das Lieht allein Ton links, in allea
anderen zugleich nooh von anderer Seite kommt. Ganz verweifEdi
ist aber die Art d^ Lichteinfalls in jener eben erwähnten Au»>
nähme, die m Trippstadt gefunden wird, wo in einem Schulsaal das
Licht nur von rechts nnd hinten auf die Plätze der Kinder fallt
Die Himmelsrichtung, aus der das Licht kommt, ist in
zwei Füllen iSiinlBn allein, im gröfsten Teil der übrigen Fälle
Norden mit anderen Richtungen zusammen, in dem kleineren Teile,
der ührio: hleiht, die drei anderen Him!Tje]pri(lituiic:rn. Welche
Himmelsrichtung man für die günstigste halten soll, dürfte zweifel-
haft sein. Wiewohl, wenn man das Licht allein in Betracht zieht,
der Norden, der nie direktes, sondern stets nur diffuses Sonnenlicht
spendet, am günstigsten ist, so mufs man doch auf der anderen
Seite bedenken, dafis der Wunsch, zeitweise auch direktes, bakterieu'
tötendes, gemehzerstOrendes, loftreinigendes Sonnenlicht zu haben,
wie Air Wohnrftnme, so aneh fttr Sehnlrftnme seine Geltang hat
Die Hftlfte der Sohnlrftnme haben der Hanptfensterwand gegen*
über kein Ii cht rauben des Geb finde. Daher kömmt es, dab
trotz der, wie wir naehher sehen werden, geringen Fensteiflüehe der
meisten Säle nur in 14 Räumen (in Fkankensteb, fleimkirehsn,
Hoehspeyer, M olsehbach, Neuktrohen, Niederkiiohen, Weilerbaeh nnd
WOiabaoh) das Lieht als ungenügend bezeiehnet wird. Aller-
dings würden yielleicht ein strengei-er Mafsstab und direkte Licht-
messungen eine gröisere Zahl von äclilüchi beleuchieteu Huumen
ergeben. •
Das Licht verhä 1 tnis , d. h. das Verhältnis der gesamten
Fensterfläche eines Saales >:a dessen Bodentiäche, ist für dw nipisten
Sehulsäle des Bezirks ein ungünstiges. Es betrug nur in '2'2 liallen
mehr als ein Viertel, 43 mal ein Viertel, 37 mal weniger als ein
Viertel, in zwei Fullen sogar nur ein Siebentel und einmal ein AohteL
Wenn man diese Angaben liest, dann wird man den obigen an-
geblich nur 14 Fällen ungenügenden Lichtes gegenüber recht akeptisoh,
trota der freien Lage der fensterwände. Daan komint dann neeh,
Digitizcü by Google
787
dab iD den weitaus meisten Sälen der Abstand des oberen
JPensterrandes Ton der Decke Ober 50 mn betrfigt (in Otterbeig
mibt er sogar in eioem Saale 1 m), so dafo des gflnstigste, hellste
liieht, nBmliob das Ton oben kommende, nicbt herein kaon. Gllnstig
ist dagegen, da& meistens die Fensterpfeiler abgeschrägt sind,
wodurch die Fensterfilflche etwas vergröfsert wird.
Die Brüstungs h ö he ist meistens zu. niedrig, so dafs die Kinder
leieht in die Fenster hiüeinfallen können.
Für künstliche Beleuchtung ist nur in einem Falle Sorge
getragen.
Vorhilnge fehlen im L^anzen zehnmal, jedoch sind sie m 20
Sälen dunkel gefärbt und halten dadurch nicht nur das direkte
Sonnen-, sondern auch das düfuse Tageslicht ab.
IX. Sohnlbftnke.
Zahl: je 1 in 1 SchDlzimmer
I» ^ »1 »»
4 1
ff 5—10 ,, 19 SchalzünmerD
„ 10-15 „ 42
„ 15-20 „ 25
„ 20-2Ö „ 8
» 26 „ 1
Angabe fehlt bei 9 „
Im ganzen treffen auf die 98 Schulsäle, Uber die Angaben in
dieser Beziehung vorliegen, 1271 Bünke, auf einen Saul also im
Durchschnitt 13 Jiauke.
System: Es finden sich Bäake nenen Systems .. in 35 SüIcd
Bäoke teils neuen,
teils slten Systems .
„ 8
„ 59
Bänke slten Systems, „gsoz schlecht'' .
„ 3
bei 2
Beweglichkeit der Sitze
in 28
Nicbt vorhanden . .
„ 68
Verschioilp!! , , . . ,
Angabe leiilt . . , ,
bei 6
KQckenlebnen:
in 42
Teilweise vorhanden
Nicht vorhuodea . .
Angabe fehlt
bei 16
Fnlsleisten:
in 24
Teilweise vorhsnden
» 8
Nicbt Torhimd«! . .
53
Angabe fehlt
bei 22
Digitized by Google
788
BankgrQfae: Alle Binke sind von gleicher Gröfse . . . in 30 Stiel
„ Dicht von gleicher GrOise. . 63
Angabe fehlt n 14 „
Hierzu ist su bemerken, dafs, trotzdem in den meisteo Säien
die Bäuke von nngleioher Gröfse sind, für die meisten Bänke in
den Fragebogen nur die Mafse einer Gröfse angegeben sind, wahr*
8oheinli<di wohl die der im Saale rorheriechenden GrOfse.
In Sälen
Itängemafs
(in m)
Bankmafse.
I,5-2,o!2.0-2,6 2,5-3,o'3,0-4,6
13
27
86
.Vonjchrift«-
mäTsig*'
1
Ver- I Anpali«
scbiedenl fehlt
21 I 7
Breite (Tiefe) der !25_30'30-4ü!4ü-5ü!5O-60
liachplattea lu cm
Id Silen
ii£0 — OKI 0\J — *U 1W — UW.c
I 2 I 40 I 80 I
, Vorschrift 8 I Ver- ! Aripnhe
niaraig" iscliiedeni fvhit
6 I 31 I 7
Neigung (in cm)
In SUen
-6|5— 7
28 10
Hohe, Sitz- l30_36i35 -40|40-45
Dank (cm)
In Silen 4 8 8i
7—919-12
4
12-14
8
Ver-
schieden
16
„Vorschriflt8-| Angabe
inUitg'' Üphlt
11 26
4ö~5ü|60— 56 "
18 8
,Vondirifta'
mäfsig"
5
SiUbankbreite (cm) !|20-25 25-30 30-35'35-40l''^^^^^^^i^*
In Sälen
26
24 i 10
1 i 6
Xinni
Ver.
schiedeu
21
Ver-
schieden
18
Ohne
Aogtbe
18
Ohne
Angabe
23
«Diitnns'' (cm)
In Sälen
8
8-4
4-0
nnbdcannt
3
7
2
„üistanK"
(cm)
In Silen
4-88-12
12
18
12—16
16
16—20
1
Pins
20-24
8
jVorscbrifla i Ver-
mäfsig" ischteden
6 I 12
Ohne
Angabe
17
„Üifferens" (om) p)— 26
Xd Silen
25-80
42
30-86
7
85-40
2
„Vorschrift«-
niäfaig*'
6
Ver- I Ohnf
•chiedenl Augabe
17 17
Wie aus vorstehenden Tabellen zu ersehen ist, sind von den
107 Schulsölen 35 mit Hauken neuereD. auf hygienischen Grund-
sätzen aufgebuutei) Systems au9c:estiUte', wiihrend 62 sich noch mit
den bekannten Subsellien alterer Ait mit all ihiHii MuDgeln, den
schlechten Mafsverhältnissen, der geraden Riicklehne und vor allem
der grofsen Plu^^disianz beheifen müssen. In acht Sälen sind teils
neuere, teils ältere Bänke aufgestellt nnd in drei sind sie direkt
als pgans sohleoht** bezeichnet.
Digitized by GoogI<
789
Was nmi die Halse betrifft, so ist es zweekloe, ans den TabeUen
bier einielne Ziffeni an wiedeclioleD. £b ist ja avcb obnediea be*
kannt, dala die alten Blinke mit den beieita oben gescbildeiien
Mangeln den Foideningen der modernen Angen- nnd Körperbygiene
'widerapreoheo, dafa sie die Anabildnng von Knrsaiobtigkeit, Rflok-
grai8?erkrammuDgeQ nnd Lnngeokrankbeiten befitfdem, und dala ae
deabalb ao aobnell wie möglich überall dnroh Snbaeilien neueren
Systems eisetat werden müssen. Nur darauf soll, um die Notwen>
digkeit eines scbnellen Vefsebwindens der alteo Bftnke noeh be-
sonders darzntun, aufmerksam gemacht werden, dafs Pinsdistanzen
angegeben werden, in vielen Fällen von 10 bis 16 cm, in einzelnen
sogar bis 24 cm.
X. Heisung.
Ofenmaterial: Eisen in 104 Schulzimmern
Ton „ 0
Angabe feblt . . bei 3
II
t*
t*
»I
System: Zentralhei/nng in 0 Sdiulzimmem
FoUöfen neuen Systems ..... „ 32
Öfen ganz alten Systems „ 20
„Unzweckmärsige" Ofen , 8
Angabe fehlt bei 52
Heizmaterial: Holz in 7 Schnlzimmern
Kohle „27 „
Koks „ 8
Hüls, Koble nnd Koks. . 84
Holz, Kohle und Torf. . „ 22
Angabe feUt bei 9
Entfernung des Ofens tou den nächsten Sehfllern:
II ^ 1»
t»
n
tt
in
8 Schnimfln
)»
3
fi
n
13
n
t*
35
n
125-150 „
»»
7
>j
1Ö0-200 ,
11
12
1»
200^300 „ inUQ8i?e . .
}}
14
f»
Entfemong „wibr IdM* . .
1»
2
«1
„genflgend* . . •
»!
4
1»
bei
9
>t
Sehnts Tor Hitze: Schirm vorhanden *. in 71 Scbnlsllen
Mantel . . „ 18 ,|
Kein Schutz „ 4 „
Angabe fehlt bei 14 „
Digitized by Google
790
Nach den vorstehenden Angaben findet sich nirgends zentrEle
Heizongy sondern meistens sogenannte Ffiliöfen neueren Systems,
teilweise vom hiesigen Eisenwerk, teilweise auch von der HEMsschen
Ofenfabrik hier geliefert. In 20 Schulsälen stehen jedoch Doch
alte Öfen, die zu Klagen An lala geben, und in drei werden die Öfen
als völlig onzweekmafsig beseicbnet.
Die Entfernung des Ofens Ton den nftohsten Sebttlem ist io
vielen Fftllen viel sn gering, snmal in vier Sehnlsalen ein Ofes-
schirm oder Mantel oder dergleichen fehlt. Jene Entfernung betiigt
in 24 Schnlsimmem weniger als 1 m« nnd in dreien geht sie sogar
unter Vs m herunter, so dafe die Schfller in diesen Fftllen direkt sm
Ofen sitzen müssen.
XI. Ventilation.
Fensterventilation:
Mit Klappen oder drehbaren Scheiben in 72 Scholsftlen
,, Trillern ♦ „ ^ „
Nichts dergleichen ,, 27 „
Angabe fehlt bei 6 „
Lnftscb Achte in der Wand: Vorhanden in 40 Schiüsttlen
Klebt vorhanden. ,,57 „
Angabe fehlt ... bei 10 „
Ofenventilation: Vorhanden • • . . . in 32 Schalsfileo
Nicht vorhanden. „ 63 „
Angabo fehlt ... bei 12 „
Sonstige Yentilationsvonriehtnngen werden niigends aogegebsD.
Auf die Frage nach der 2«eit| in der ventiliert wird, lautet die
Antwort meistens: „Außerhalb der Schulzeit**.
Im allgemeinen darf man wohl fllr die Schuthftuser auf dem
Lande eine richtig betriebene Ventilation durah die FensterOffnuDgeo
als völlig genügend beseichnen, wie es ja EBiBass* auch für gTö£«w
Gebttude tut. Und wenn wir lesen, dafs in mehreren Schnlhftoseni
die Luftsohftchie Rauch und Staub in die Zimmer schicken, daon
möchte man wünschen, dafs mit der Wohltat des Luftschachtes beim
Bau kleiuer SchuUiäuser etwas sparsani verfahren werde. Denn die
Reinigung solcher Schächte dürfte sehr oft ungenügend sein.
' Der Wert der Yentilation. Ärdt, f. igeiUL Gttimäheiitpfi, m Si»ß-
JjOÜiringm, 18i^9.
I
Digitized by Google
791
XIL Reinigung.
Durch wen: Durch den Lehrer bezw. dessen Personal in 13 Scliulsaleü
Durch eigens angestellte Penenea „88 „
Angabe fehlt bei 6
Häufigkeit: 2 mal wuchenüicli ... in 68 Schulsälen
3 j> }) • • • »t 8 „
6 „ 1} « . . 29 I,
Aogabe fehlt bei 2 „
BeiniguDgsart: Einfaches troekenee Auskehren.....
Streoen nassen Sandes, dann Kehren
Spritzen, dann Kehren
Aufziehen
Aufziehen und Kehren
Verschieden
„Mangelhaft"
„Sehr mangelhaft*'
„Oenflgend**, „nach Yorsefarift'' ....
Angabe fehlt
Gründliche Reinig-unof (Wegrücken der Bänke und Anf-
wascbenji Uber eine solche finden sich nur Angaben aus 29 Schal-
hftnaem.
Sie findet statt: Imal jfthrfich in 1 Scbelsaal
in 28 SMUlm
.. *
1»
., 9
>l
,. 3
>l
4
>t
„ 7
»♦
„ 12
>>
„ 10
?l
„ "
tt
MS«
»1
2 »
II
II
2 Sehnlsälen
3„
i>
II
6
II
4 „
it
II
7
n
6 „
*t
II
1
«1
10 „
1»
>>
1
II
12
>>
»)
3
II
20 „
n
>i
1
II
40 „
II
1>
4
tt
80 „
tf
II
1
>i
2
ti
Über die Hüutigkeit einer gründlichen Reinigung sind wir also
nur uno^enügend nnterrichtet. Jedenfalls geschieht sie in vielen Sälen
na selten.
Die gewöhnliohe Beinignng wird nor in 29 Sohulzimmem
tftgiich vorgenommen, und in 23 geschieht sie immer noch dnroh
einfaebes, trookenes Kehren, wodurch natürlich keine Reinigung,
sondern nur ein Aufwirbeln des Staabes erreicht wird. In diesem
Pnnkte ist gründliche Änderung von nöten, zumal in 22 weiteren
Fftllen die Beinignng als mangelhaft beaeielmei wird. Denn wenn
wir unser Wohnaimmer tftglicli ordentlich reinigen, an ist das in
MialftMiadlMltflyfl^. XVIL 40
Digitized by Google
792
eioer Sohnle, vo jedes Kind und der Lekrer dem von soandso-
▼ielen anderen Kindern mit Sehnhen nnd Kleidern hereingebraebteo
Stonbe nnd ihrer Atmongelnft ausgesetzt sind, erat recht nOtig.
Xni. Sonstige Zimmereinriehtnng.
Spacknapf: Vorhanden .... in 17 Scholaftlen
Nicht vorhanden „ 80
Angabe fehlt ... bei 10
n
II
FflUnogsmaterisl (nur 11 Angaben): Sand ... in 10 Scholsiloi
Waaser.. „ 1
Thermometer: Torfasndea io 100 Sehvblleo
Vorhanden, aber mibranehber . . „ 1 „
Nicht vorhanden „ Ö „
Angabe fehlt bei 1 „
Waschgel egenheit: Vorhanden in 8 Schnlsllen
Nicht Tcrhanden „ 87 „
Angabe MU. . . bei 13 „
Pflanzen am Fenster: Vorhanden in 4 Schulsälen
Nicht Torhanden „79 |,
Angabe fehlt ... bei 24
Kleiderhaken: Vorhan i« n . . . . in 15 Schulsälen
Nicht vorhanden „74 „
Angabe fehlt ... bei 18 „
Der Umstand, dafs 80 Schulzimmer keinen Spuckuapf enthalten,
läfst auf eine bedauerliche Nichtbeachtung der Hygiene schliefsen.
Und wenn die Füllung mit Sand, die dort, wo ein Spucknapf vor-
handen ipt, fast stets anfreo^eben ^v\rd, fiuch nicht den modernen
Grundsätzen entspricht, so ist doch em 8pucknapf mit Sand immer
noch besser als gar keiner.
Dafs die Schulen fast alle ein Thermometer aufweisen, erklärt
sich wohl mehr aus der Notwendigkeit für den Unterricht und für
die FeBtsetsang der äitzeferien als ans allgemein-hygienisohen f rtn*
sipien.
Eine Gelegenheit, die ▼on Kreide und Schwamm, Griffel nnd
Tinte verun reinigten Finger zu waschen, Milte vohl flbemU gegeben
Bein, fehlt aber in anfierem Besirlce 87 mal.
Ober die Versorgung der Kleider ist bereits im Kapitel n^o^
ridor'' das Notwendige gesagt worden. Im Zimmer sollten die
Kleider nie an%ehoben wetden.
Digitizcü by Google
798
Schnle zu
A. Schalgebäude.
I. Wann erbaut?
Zu Schnlzweckcn erbaut?
Daf&r geeignet?
II. Lage.
1. L&ngsiront (Himmelsrichtung)?
2. Mitten im Ort odov abgeiegea?
o. Au cinciii irciCD 1 lüiz r
•4. Chaussee oder Feldweg?
5. Erhöhtes Terraiu oder Mulde? i
6. Umgebung: Rauch, Staub, L&*m,
Genteh?
III. Grnnd:
Trocken, fendit? Lehm, Said?
IV, Bauart:
1. Masiji¥,i'"aciiwerk?FeuchteMauem?
2. Wieviel Stockwerke? Unterkellert?
Hochparterre?
8. Eingang:
a) Einer oder mehrere? Breite?
b) Freitreppe? ScharreiscD?
c) Geht die Türe nach aufsen auf?
4, Dach: a) Ziegel, Schiefer?
b) Rinne? Blitzableiter?
V. Inneres:
1. Korridore : a) Breite?
b) Licht, Luft, Temperatur, Zug-
wind?
t\ Fnfiiboden (Stein, Holz)?
d) Wand (Ölfturbe)? Gardeiobe-
haken?
2. Treppen: a) Breite?
b) Stcißun^r (Stnfenhöhe, -tiefe)?
c) Liebt, Luit?
d) Stein oder Holz?
e) Geländer? Absätze?
8. Tenrondoig dea Keilen.
4. ZnU der SchnlsiiDnier.
Digitized by Google
794
VI. WohnvBg im Haui«:
1. Lehrer?
2. Noch Inden Btume (Gemeände-
•
zJmmer)?
3. Eigener Eintrang?
4. Infcktionskrankhriten in der Woh-
nung (Tuberkulose, Typhus, Diph-
therie, Wechselfieber)?
VII. Schulhof:
Grösse? Gedeckt, freiliegend? Be-
pflanzt?
Vm. Schulgarten.
DL Brunnen:
Lanfend, FampbmDnen? Menge, Be-
sehaffenheit Wassers? Bedier?
Nihe Ton Abtritten?
X. Abortanlagen:
1. Lage (in oder aolser dem Hanpt-
gebflnde) V
2. Zugang (gedeckt, gepflastert)?
3. Getrennt nach Geschlechtem, für
Lehrer und Schüler?
4. FisBOir: a}Zah1,OrOlbe,Idciit,LQft?
b) Fnlaboden (Pflaster, Binnen)?
c) Überdacht?
d^ Dorch Bretter abgeteilt?
e) Reinlichkeit Gerocb. Wasser-
Spülung?
Ö. Abtritte: a) Zahl, Licht, Luft?
b) Sitzbreuer (liolz), Deckel?
c| AbfUliobr?
d) BeinUcbkeit Qerudi. Wasser^
spfllnng?
e) Länge von der Tflre mm
Sitz? Breitp?
6. Gruben: Senkgruben? Bonstrohr?!
Abfuhr?
XL Sonstige Bemerkungen: |
Zahl der Schüler und Lehrer. '
Bes. hygieniäche Einrichtungen (Schul-
arzt, Bad, Speisung simer Kinder)?
Digitized by Google
795
B. 8 c hüls immer.
I. 1. Zahl:
2. Lage (Stockwerk, Himmelsrich-
tong)?
n. Tttreingang:
1* Direkt von anfsen, duzeh den Flor,
über 'rre]>pen?
2- Dffnuüg nach innen oder aufsen?
3. Breite. Scharreiäeu?
III. Schülerzahl:
IV. Form nnd Gröfse:
1. LiBge, Breite, Höhe?
T. Winde:
1. Getflncht? Ol-, KaUcfarbe?
1. Hell, dunkel?
S, Sockel: Get&fel, Ölfarbe?
•
•
VI. Decke:
fieU, dankel?
m Fufsboden:
1. Holz? Angestrichen? Geölt?
Ritzen?
Vm. Bftnke:
1. Zahl?
2. System (neueres, älteres)? Sitze
beweglich?
^. Liage?
4. Tiflc]i|ilatte:Höhe,Br«ite,Nei8ang?
b. Sitzbenk: Höhe, Tiefe?
4i. ,Dntanz*; horizontale Entfemang
iwiichen Tischkante und Bank?
(-f -)
7, ^Differenz" (senkrechter Abstand
der Bank- von der Tiscbkante)?
8« ROckenlehnen and Fablehnen
(Zahl)?
^. Alle Blnke glmch grob? I
•
Digitized by Google
796
IX. Feniter:
1. Zahl?
2. Brüstüngshöhe?
3. Fensterhöhe und Breite?
4. Abstand des Fensters von der
Decke?
5. Pfefler abgescbrigt?
6. Fenttar an diier oder melirenB
Winden?
7. Kommt das Lacht von linke oder
von wo (vom, hinten)?
8. Tlimmplsrirhtnn^?
9. Gegenüber ein Gebäude? Licht
genflgend?
10. Ventilation (Klappfenster)?
11. Kllnstlidie Bslenditnng?
12. Toi]iSnge,Bon]eaitx(h8a,diinkel)?
X Heizung:
1. Ofen (Eisen, Ton)? System?
2. KoUe, Torf, Hols?
8. iJidere Heteuig (Zentral)?
4. Entfemnng von den Sehfllem?
Ofenschirm ?
XI. Ventilation:
1. Fenstnr (Elappflo« Sdheiben)?
2. Lnftschächte in den Winden?
S. Ofenventilation?
4. Sonstige Vorncnttingenr
5. Zeit der Ventilation?
JLU. Reinigung:
Durch wen, wie oft, wie?
XIII. Sonstiee Zimmer- i
einrichtnng:
Spneknapf (FQUnng), Themoinefcer,
Waschgelegenheit, Pflansen JDeidcr-
versocgnng)?
XIV. Unterrichtszeit undPansen:
Wo Terbraeht? Vorwhriftemlftig?
XV. Zahi und Versorgung ans*
wärtieer Kinder:
XVL Besonders h&ufige Scknl-
krnnkbeiten:
XVn. Sonstige Bemerkungen:
Digitized by Google
797
Sohlufa.
Von den zahlreiehen Hflogeln, welehe der Hygieniker bei Be>
sohieibiiDg der Yolkeiehiilen des Lendbenrks KeiaerBkatem eotdeokii
aolieii im folgenden nur einielne noeh einmal anfgeflOlirt werden.
Sie alle hier wiederholen, hielae eine froekene Aniiihlimg geben,
deren Inhalt heuer ana dem Torhergehenden naoh Wahl der ein-
Beinen Kapitel entnommen werden mag.
Jedenfalls geht aus unserer Beaehreibung hervor, dala es in den
ländlichen Volksschulen in hygienischer Beziehung viel zu tun gibt.
"Wie in uuserem Bezirke, so mag es auch in dea meisten anderea
Landbezirken DeuUcblunds ua^ehen, und es ist dringend nötig, dals
einnaal eine gründliche Reform von einflufsreicher Seite verlangt
wird, auf dafs eine durchgreifende Besseruni:^ nicht auf den Wider-
stand Bparsamer ländlicher i^inanzpolitiker stofae.
So maiichea unter den Schuihäusern unseres Bezirkes — das
80II dankbar anerkannt werden — genügt im allgemeinen durchaus
hygieniaohen Ansprüchen und kann dnroh verbältnismälsig geringe
Kosten anf die volle Hohe gebracht werden. Dahin gehört die An-
bringung Ton Dachrinne und Blitzabi eiter, die Aosohaffung von
Scharreisen vor den Türen, Ton Spuoknftpfen und Waaohgelegenheiten
für die Schalzimmer, die Schaffung eines mit Ölfarbe angestrichenen
Soekels an den Wfladen, die VerhSognng der Fenster mit Vorhingen»
die Sehaffong Ton Garderobehaken in den Korridoren und deren
£ntfemnng ana den Sdhnlaimmem.
Von Indemngvn» die eben&lla leieht an erreiehen amd« aber
dooh aohon grOfsere Kosten yemisaohen, seien erwähnt: der Ersats
der alten, sehleohten Sehnlblnke dnroh solidie neuen Systems, der
Eraata der alten Ofen dnreh neue, die Einfilhmng einer Ügliohen»
ordentliehen, nassen Reinigung, eine MaCnegel, die leider aneh no<di
in rielen Stadtschulen ein frommer Wunsch ist.
Koch tiefer in den Geldbeutel mufs gegriffen werden, wenn
man einem weiteren Milsstande, der Überfullung vieler Klassen, ab-
helfen will. Das Kapitel des Lehrermangels, auf das wir hier
stofseu, soll nicht näher behandelt werden, die pädagogischen und
hygienischen Nachteile aber, die rait überfüllten Schnlsölen zusammen-
hängen, können nicht eher aufhören, als bis genügend Lehrkräfte
aar Verfügung stehen. Nur auf einen kleinen Nebenumstand soll
hier aufmerksam gemacht werden. Wenn wir im Kapitel über
Hamng gesehen haben, daft in manohen Silen der 0£sn Yom
Digitized by Google
798
nftdisten Schüler nur 40 cm entfernt ist, dann bekommen wir tod
dem Worte „Übeifallong'^ eine deutliche, groh-meohaniaohe Vor-
fltellQDg.
Sodann kommen die nötigen Umbauten. Sollen ordentliche
kygieniaehe Znatftnde hemobeD, dann mllasea ror allen Dingen die
Abortrerhttltniflse an vielen Orten grOndlioli gebessert werden. IMe
Aborte sind yielfaoli au eng, dunkel und eokleoht ventiliert. Bbeose
sind vielerorfs Treppen und Korridore eng und dunkel. jFemer
wAren in vielen Sohulzimmem die Fdsböden au erneuern, die in
ihren Bitaen Brutstätten filr Bakterien abgeben. Bin Hauptmangel
aber, der hier nooh erwähnt werden mu6, ist die geringe Penster
flflU»he und damit das geringe Liohtverhftltnis vieler Schulen. Auf
dem Laude wird dieser Fehler zwar oft vermindert dadurch, daÜB
dem Schulhau.s gogonuber keine lichtraubenden Gebäude stehen.
Jedoch ist in den 14 Fällen, wo das Verhältnis der Feui^ler- zur
Bodenflächf» wenia^er als ein Fünftel — einmal ist es gar nur ein
Achtel — lietnigt, sicherlich em Teil der Sitzplätze zu dunkel.
Überblicken wir das Ergebnis unseres Berichtes noch einmal,
80 gebt aus den zahlreichen Mängeln, die wir konstatierten, zweitelios
hervor, dufs auch die ländlichen Volksschulen einer hygienischen,
beständigen Aufsicht nicht weniger bedürfen als die städtischen, und
dafs darum yon ärztlicher Seite mit allem Nachdruck die Forderung
erhoben weiden mula nach ländlichen Schulärzten.
Hub 9ttfünmlnn%tiL uni Vereitelt.
Waldschäle und Sebulerkolangsstättea.
Mit diesem Thema beichftftigte sich vor kurzem in zwei Sitnagni
der K Iberfelder I.ehrerverein. Das Yorgehen der Charlottenburger Stadt-
venvaltuiiL: hat die Aufmerksamleit weiter Volkskreise auf eine Einricbtnng
gelenkt, die uDScheinend wohl geeignet ist, eine Lücke in der sozialeo
Wohlfahrtspflege auszufüllen. Lehrer Thiel wies auf mannigfache Scliadi-
gungen hin, denen namentUcb schwache und krankhaft ?eranlagte Kinder
ausgesetzt sind, weon sie plOtdidi der nsgebondeDea Freiheit entiogen
und an die Schalbank gefesselt werden. Die yerftnderte Lebensweise ruft
krankhafte Ersdieinungen hervor, die bei manchen Kindern zn danerndsffl
Siechtum führen. Anfeiithalt in frischer Luft, Bewegimgsspiele, Verlegaag
Ton Unterrichtsstundeu ins Freie, hygienisch einwandfreie Schuhrftnme —
Digitized by Google
799
transportable Sdnttianckeii — können hier vorbeugend wirken. Die
Waldschule aber vennag als richtiger Kinderknrort kränkliche Kinder
^v!Pffp^ 7nv Gesundung zu ffthren. — Der zweite Referent, Lehrer Roehdeb,
hat in den verflossenen Uerbstferieu Gelegenheit frehabt, sich rin^plit'nd
mit dem Betriebe und den Resultaten der Charlottenburger "Wiii isrnule
bekannt zu madieii. Diese ist eine Nachbildung der vom Beiiiuer iieil-
atltteDVorein lom Boten Krau erriditelen Kindeferholangsstfltteo. Neu
tritt der üntenricht mm Tegeaplaa Mim, 80 dab nun von einer Sehnl-
«rholnngs Stätte reden darf. Sie soll namentlicli solchen Kindern zogote
kommen, die sowohl von den Krankenhäusern als «iidi von den Ferien-
kolonien ausgesclilossen sind und sich auch der Rejniungen der sozialpoliti-
schen Ge?et7rr, buiig nicht erfreuen. Die Kind er türsorge, namentlich für
tuberkulöse Kinder, hat bei uns noch nicht den Umfang angenommen, wie
es z. B. in Frankreich der Fall iät. In der Waldschule wird die Tageszeit
dmrch Üntsrrieht und Spiel in stetem Wechsel, durch Tomen, Blamenpflege,
Bnhepanaen, Bäder nsw. ansgefttllt Alle swei Tage erfolgt eine ärztliche
Untersuchung, bd Bedarf selbstredend aneh so anderer Zeit. Die Ünter-
richtslektionen sind auf 25 Minuten bemessen. Mehr als vier folgen nie
anfeinander und sie sind auch dnnn noch durch ents]>refhend lange Pausen
unterbrochen. Knaben und Mädchen werden gemtm^ain unterrichtet.
Nach dem Mittagbrot tritt eine fCir alle Kinder verbindliche Ruhepause
ein, die bis 3 Uhr währt. Liegestühle und Decken stehen für jeden
Waldschttler hereit Es sind Yerkehrangen getroffen, da& der Aufenthalt
im Freien bei jeder Witterong mOgUeh ist. Neben dem täg^hen Brniise-
bad werden auch Salzbäder veiibreicht. Die Kost ist einfach aber kräftig.
Jedes Kind erhält täglich etwa zwei Liter Milch. Die Kinder gewöhnen
«ich schnell aneinander nn*! schiiefsc?) Frenndschaft. In einem einzigen
Falle vermoclite sich ein ivind nicht einzugewöhnen. Die Heilerfolge sind
aui>!erordentlich günstig. In Fällen von Anämie ist schon nach einem
Anfenthalt von wenigen Tagen eine Besserung zu konstatieren. Rückfälle
sind aelten. EniehnngsfeUer werden bei der streng geregelten Lebens-
weise schneD abgelegt, namentlich gewohnen sich die Kinder an eine regel-
mäläige Einnahme des Hittagessens. — Um die Tuberkulose erfolgreich
zn bekämpfen, ist es aber nötig, dal's viele Kinder mehrere Jahre hinter-
einander die "Walderhol migsstätten besuchen, und zwar mit ergänzender
Fürsorge in der Zwischenzeit. Die Neueinrichtun^r hat sich als leistungs-
fähig erwiesen für solche Kinder, denen sonst eine Pflege versagt geblieben
wäre, weil für sie weder Krankenhäuser noch Ferienkolooien offen ge-
standen hätten. Vereine, AimenTerwaltangen und Gemeinden sollten dä-
mm diesem Zweige der Jngendflirsorge ihre volle Aufmerksamkeit zu-
wenden.
In der sich anschliefsenden Besprechung wurde den AusfQhmngen
des Berichterstatters zugestimmt. Der Elberfelder Lehrerverein wird der
Frage der Errichtung von Waldschulen seine volle Aufmerksamkeit zu-
wenden und Schritte tun, damit auch die hierorts segensreich wirkenden
Korporationen für Kinderpflege usw. ihr Interesse der Waldschule oder
Schotefholuigsstätte suweadei« (r,Elberf. Ztg.'')
Digitized by Google
800
Die Genudlidtaptlege in der Yelkmhile»
Aas den Yerhandloiigen der nlederösterreiehischen Landet-
lehrerkonferens.
Nach Anhören eines Referates von Bezirksschulrat S£ii>EL*Wien über
die Gesundheitspflege in der Yolksschnle faiste die Konferenz, wie wir
der y^Z^ ent&ehmeD, folgende BesehUtase: Da« lOnisterinm flir Knhns
und Unterricht wird emicbt: a) nir Nenbearbeitnng der Schal* and UdIw>
richtsordnang erfthrene Schulmänner ans den Kreisen der Volks- und
Btlrgerscliullehrer zu Rate zn ziehen nnd die fertiggestellte Vorlage einer
Konferenz vorzulegen, in der die eben genannten Lehrerkreise in ent-
sprechender Anzahl vertreten sind; b) dem Reichsrat eine Gesetzesvorlage
zu unterbreiten, kraft welcher das Turnen in den Mädchenschulen wieder
obligat werden soll; c) im Einvernehmen mit den zuständigen Ministerien im
BeichBrat einen GcMtzentworf ttber den Kindenchnta vomilegen; d) die
Weihnachteferien an den Olfendichen ToUs- nnd Bfirgenchnlen denen der
Mittelscholen glelchzostellen; e) den Erlafs, betreffend die Neuregelung der
Pansen im Unterricht, auf die öffentlichen Volksschulen auszudehnen; f) bei
Approbation aller einschlägigen Schul- besonders aber Lesebücher auf
starke Betonung aller gesundheitlichen, für den Kindergeist leicht fafslichen
Fragen, insbesondere auf die Frage des Alkoholgenusses ein grölseres Ge-
wicht zu legen; g) in dem Lehrplane fttr Lehrer- nnd LehrerinneB*
Bihlongsanttalten der modernen S<äialhygiene dnen grOfteren Bannt in
günnen; h) das Erfiudeiliche m veranlasaea, damit ia den Lehrer- nnd
Lebrerinnen-BfldnngBaastalten Vorträge ober Sprachgebrechen nnd hygieni-
schcs Sprechen von geeigneten Fachmännern abgehalten werden; i) Karse
über moiicrne Schulhygiene für Lehrpersonen zu errichten. Weiter wird
die Einführung der Schulärzte und Schulbäder, Pflege des Jugeodspiels,
Badens, Schwimmens und Eislaufens, Beköstigung armer Schulkinde^, Er-
richtung von Kinderhorten, Jugendasylen, Kinderschutzstationen , Feriea-
kokmien, Tageserholongestitten, Hdtotätten flir kranke Kfaider, Schiller*
reisen n. dgl. empfohlen. Eme Beeolntion, die Lehrer Joh. RmmiRRF
Burgscbleinig vorschlug, wurde ebenftUs angenommen. Dieselbe lautet:
„Die siebente niederösterreichische Landeslehrerkonferenz erklärt im loter-
esse der Erziehung und des Unterrichtes den HalbtagsuDterricht in jeiier
Form fttr schädlich und erwartet, dafs die maisgebenden Faktoren der
Aasbreitang desselben entgegenwirken werden.''
Eil Wirt mit deatieken llldekeiitm«!*
Vortrag des Tarninspektors Böttohsb- Hannover
anf der allgemeinen TnrnlehrerTersammlnng in Qnedlinhnrg
am 20. Hai 1904.
Die vom Referenten aufgestellten Thesen lauten folgcndermaikn:
Das auf Sposssscher Grundlage anter yoUer Berticksichtignng des
weiUichea Ofjgaaismns anlisehaate and wdterentwickdte dentsche Mldchen*
tarnen hietet» hei richtiger Handhahnng, in gesandhdtlicher Beztehnng nicht
Digitized by Google
801
nur die gleidMn TorteOe wto die BCbwAdlflclw Tormchiile, Boodem vemng
dnrdi Beine grölsere BefonogoDg der SdmeUigkeitstlbangeii vod Ttoispiele,
durch seine ausgedehntere Pflege der Gewandheitsfibnngen, durch seine
amsichtige Beachtung der Hangübungen und dnreh sdnen wohltätigen
Wechsel zwischen langsamen nnd schnellen Bewegnngpn, einfachen und m-
sammengesetzten TütiRkeiten, mit einem günstigen Einflufs auf das Maskel-
leben auch der Nervenarbeit gute Dienste zu leisten und zu einer förder-
sauieii Belebuug der Atem- uud Kreislauforgane beizutragen.
Zur richtigen Handhabung aber gehört:
1. da6 bd Frei- und Handgeiitflbnngen, nnter ßeibebaltoog der ttnfen-
märsiges Entwicklung von einfachen zu zusammengesetzteren Tätig-
keiten nnd weiterer Berticksichtigung rhythmisch anägeAlbrter Übungs-
folgen nach erlariL'ter Sicherheit in t!on Kinzelbewegungen, die Rumpf-
flbnnppn eine erbühte Beachtung tindea und dem Dauerverbalten in
beslimmten anstrengenden, auf die Körpcrhailung einflnfsreichen
Stellungen und liultungen, neben schnellen Bewegungen, ein begrün-
detes KecM eingerftnmt wird. Bei den Gangftbongen ist ein selinenes
Zeitmals sq bemzogen; Laitf> nnd HIlpfBbangen finden auf allen
Stufen Verwendung;
2. dafs die OrdnungsObongen, mit BeschriUikimg auf wichtige und an-
sprechende Übungsformen nnd unter Anwendure der erlernten Schritt-,
Hüpf- und Laufarten, zu lebliafior ßewepim;,' in schöner KArper-
haltung Veranlassung bieten ncd /umeist mehr als Mittel zum Zwt ck
wie als Selbstzweck in die Erscheinung treten. — Reigen haben nur
Bereehtigung, wenn sie sich ala daa ErgebniB TOrangegangener
ernster Tnrnarbeit ansmweisen nnd, ohne an grolse Gedankenaibeit,
etwas Sinnfolles darzubieten Termögen. Sie sind aber unter allen
Umstanden nnr in bescheidenster Weise beim Sehaltnnien an ver-
wenden;
3. dafs beim Geräteturnen die Hangstand-, Hanc:- und Springübungen
im Vordergrunde des Unterrichts stehen, und dafs, neben den reinen
Gewandtlieitsübungeut besonders jenen Übungen — womöglich in jeder
Stande — eine ansreidiende Fürsorge angewandt wird, die durch
daa Danerverhalten in bestimmten Körperlagen die Banch- nnd Bfidren-
rouskulatnr ansgiebig an kr&ftigen imstande sind;
4. dafs den Tumspielen im Freien bei passendem Wetter, auch im
Rahmen der pflichtnUUaigeQ Tomttbangszeit» volle Berflcksichtignog ge-
schenkt wird.
Neben diesen Forderungen ftr den eigentlichen Schulunterricht ist
mit allen Kräften die Einrichtung gesonderter Scbulspiele an freien Nach-
mittagen anf grölaeren Flitzen anznstieben nnd eine Erwmterung der Sehnl-
aasflüge mit allmftblicher Steigemng der Ifarscbleistnngen in Anssidit zn
nehmen. (ii<S2(rper und Mtf, Kr. 8 n. 9.)
Digitized by Google
802
äitinnt Miiitilunitn.
Mit der Frage der (^emeiisameM EnieliiiBS der OeMUeehter
hat sich die Sektion „Franenbildnng" des IntwnaUonaleii Frauenkongresses
in Berlin eingehend beschäftiKt. Wahrend man in Deutschland grundsätzlich
an der Trcnniino: der Geschlechter festhält, haben andere Länder sich für
die gemeinsame Schule als da'? Bessere und Zweckmäfsigere entschieden.
Das Beispiel Amerikas ist ht kuimt. Fijiuland ist diesem Beispiel gefolgt.
Über die Eriaijruugeü, die mau. dort gemadit hat, berichtete, wie die
.iVbi. Sef.-" (Nr. 39) mitteilt, Dr. Haikki FHiBEBa. Die UmgestaltaDg
des Schnlweeene in Finalind begann in den achtziger Jahren. Dnmali
ging eine starke geistige Bewegung dorch die nordischen Länder. Männer,
wie Ibsen nnd Björmsson, entbflllten die Schäden der Gesellschaft und
vertraten das Recht dor Frau, ihr eigenes Leben zu leben. Ihre Worte
fanden Widerball im Herzen der Frau; aber um sich zu neuem \Virkt'ri
geschickt zu machen, brauchte sie eine andere Bildung, sie miii-h aus
derselben Quelle Erkenntnis schupfen wie der Mann. So kam mau lu Finnland
ZU der Fordemng gemeinsamer Eriiefanng beider Qeeclileciiter.
Die erste gemeinsame Schule wurde im Jahre 1881 gegrOndet. 1895 be*
standen schon 46 solcher Schulen, eine ganz betrflicbtliche Zahl, wenn man
bedenkt, dais ganz Finnland an Einwohnenabl ungefähr der Stadt Berlin
gleichkommt. Tllierraschend sei es gewo'^en. wie «;rhnel1 sich die Gegnw
der gemeinsamrn Erziehung in die neue Einrichtung ^ lunden hatten. Das
Verhältnis zwibchen Lehrern und Schülern sei ein ungezwungenes und
offenes, das Verhältnis zwischen Knaben uud Mädchen ein sehr natürliches
und kameradscbafUidies* Der Ton, in dem. die gemeinsam enegenen
Kinder miteinander Terkehren, sei ein ganz anderer als der zwischen
Knaben nnd Mädchen, die sich nur selten sehen, die nichts von ihren
gegenseitigen Leistungen wissen und mit einem gewissen Mifstraucn an*
einander vorübergeken. Die Knaben legten im Verkehr mit den Mädchen
eine gewisse Rttclcsicht an den Tag, sie seien höflich und bescheiden und
lernten beizeiten in der Frau ein ebenbürtiges Wesen achtan. Das Mädchen
erwerbe Tor allen Dingen eine gröfsere Selbstbeherrschung uud eutäuisere
frich des kleinlichen Wesens, das Franen so oft anhaftet. Die Kinder
lernten sieh gegenseitig viel besser kennen nnd verstehen, ihre Bedehnngeo
zu einander bleiben rein und unbefangen auch in splteren Jahren. Es sd
wie bei den MitLdipdem einer grofsen Familie.
Auf deu ^^tzeu der Srhiillirausebäder hat neulich die Königl.
Regierung zu Minden in einer Sonderbeilage zum Amtsblatte aufmerksam
gemacht. Die Äufserung gebt dahin, dafs sich diese Badeeinrichtuogen in
jeder Beziehung bewährt haben, indem sie auf Reinlichkeitssinn and Ge-
sondheit der Kinder, auf Sanberhaltung, selbst der ftnnsten unter ihnen,
in besug auf Wflsche und Kleidung günstig wirkten. Das Schnlbad wird
geradezu als ein unscbfttsbarer Erziehungs- und Kultnr&ktor beaeichneU
Digitized by Google
803
Fftr Terneliiia Kiiderarbeit in der Landwirtschaft tritt die
Land wi rtschaftskammer fttr die Provinz Westpreafsen in ihrem Jahresbericht
fftr 1903 ein. Cm dem sich immer mehr fiMhnr machenden Arbciter-
manircl alt?nhelfen, «sollten die Arbeitgeber die Kinder mehr zur Arbeit
heraii^iehen uud diestlbeu \venigstens zur Erntezeit im Akkord arbeiten
lasäeo. Diesen unerhörten Vorschlag kritisierend, erklärt es die ^ Volksstg.'^
ftr sebr traurig, d«6 die Sehntabestiaunnngen, die dat EiaaebrftolRiBg der
Kinderarbeit herbeigefUirt haben, sieb anf die gewerbliche Kinderarbeit
beaebrftnken, während in den landiiirtschafüichen Betrieben die Kinderfron
ganz nach der Laune des Junkertums betriehen werden kann. Wie mHig
es wäre, dafs anch für d'e in der Landwirti«chaft genii fsbrauchten Kinder
eine staatliche Sehntzgesetzgebung Plat? greife, zeigt die Tatsache, dafs
selbst achtjährige Knaben und Mädcbeu lu Wiod uiul Wetter zu anstrengenden
Arbeiten acht Stunden iaiig und darüber täglich herangezogen werden.
Zir Fra|;e des Kaehnittagsunterriehts fir die JiMeres tehf-
aiitalfoM schrnbt Oberiebrer Dr. Bzoeiabb Lb Hako- Dresden in den
JSfeuen JahrbUOiem" (Bd. KIT, 8. H.) n. a. foSgendes:
Die Frage des Nachmittagsnnterrichts ist eine Grofsstadtfrage. Fflr
kleine nnd mittlere Städte kommt sie ear nicht in Betracht, während sie
für die Grofsstadt allerdines sehr wichtig ist. Sie hat ihren Grand in
zwei Erscheinungen — einmal in der Schwächlicldvcit der Grofetadtkiiuler
und in ihrem Leben, und sodann in den weiten Eutfernungen, weiche viele
Sehfller snrflckzulegeu haben.
Niemand wird leugnen können, dab die Kinder der Grolsstidt dnrdi-
schnittlich schwächlicher rind als die des platten Landes oder der Ueinen
Städte. Vi'ie viele Sextaner leiden an Bleiehsncht und Blatannot) an Ner-
vosität nnd anfieren tJbeln, an Dingen, die einem Landjnngcn — um di»'«P!i
Ausdruck zu brauchen — auch dem Namen nach fremd sind. Ein frischer,
strammer Junge fällt unter der Zahl der Sextanor sofort auf, und so ein
Landjunge hebt sich mit äemem somiengebiuuult-u Gesicht von seineu blassen
Kameraden ebenso ab nie ein Indianer von den Bleichgesichtern. So kommt
es aneta, dalk die ersten Sebn^ahre besonders die Grobstadtkinder Tid mehr
angreifen als die Iiandjngend, haben sie doch nichts zuznsetEen wie jene.
An diesen Znstanden kann die Schule nicht gleicbgOltig yorbeigehen, um
80 wenicor, als die Grofsstadt den Schülern nicht die Möglichkeit bietet,
sich von den Anstrengungen ordentlich zn erholen, die ihnen der Unter-
richt selbst zumuten mufs.
Das Leben der Schüler aufserhalb der Anstalt gibt den Kindern nicht
die nötige Erholung nnd Krftftigung. Ks shid nnr sehr wenige Familien,
die einen Garten als Tnmmelplati für die Kinder besitsen. Aof der Strafte
können sich die Jungen doch auch nicht herumtreiben, so bleiben sie zn
Hause nnd lesen. Sie hocken in irgendeiner Ecke, drücken die Nase fest
aufs Blich, hören und sehen nicht, sitzen so stundenlang bis tief in die
DämmeruijL:, verderben «^icb die Augen und tun so ziemlich das Gegenteil
von dem, was ihnen nüt/lich wäre. Daher kounnt ?:umeist die grofse Zahl
der Brillenträger auf unseren höheren Schulen. Ich habe mehrere
Jahre mir im Sommer nnd im Winter ron Quintanern fflr etwa
Je eine Woebe genan anfschreiben lassen, wie sie ihre Zeit
Dlgitlzed by Google
804
Terbracht haben. Es war kennzeichnend für die Grofsstadt,
wie wenige eine r egelmäisige körperliche Bewegung hatten.
Fflr die flberwiegende Mehrzahl ist der Schulweg die einzige kOrperlidM
Bewegung. Was kaon aber so ein Weg mitten dxadk das Gewfihl, den
Stanb nnd den Lftrm der Grofsstadt fflr Krftft^nng und ftr Erholiing
bieten? Im Gegenteil, er strengt an.
Wie der \veite Schulweg in der Grofsstadt für die Fra»e des Nach-
mittagsunterrichts entsrhcidrnd ist, mag folgendes Beispiel zeigen. Von
42 Schülern einer Klasse wohnen in nächster Nähe der Schnle 3 (Schul-
weg 5 Minuten), nahe an ihr aufserdem noch 6 (Schulweg 10 Minuten);
8 haben eine Viertelstunde, 10 schon gegen 20 Hinntea za (^bea. Ua-
gefilbr eine halbe Stunde zur Schole haben 4 Schflier, nnd 7 etwa drei-
idertel Stande. Eine Stande nnd darfiber wohnen 2 entfernt, and 2 Schüler
kommen mit der Eisenbahn von auswärts. Die Mehrzahl der Schiller btt
also einen verlialtnismafsig weiten Schul weg. Das sind Milsstände, die zum
Znpnmmpnlepen des Unterrichts geführt haben. Es ist das aus der Not
entstanden und ist ein Notbehelf. Denn eigentlich heifst es den Teufel
mit Beelzebub austreiben, wenn man nicht die Zahl der Unterrichtsstunden
am Yormittag anf vier beschriiikt, denn fünf Standen hintereinander Unle^
rieht Ist fDr einen Schflier nabedingt za viel und zu anstrengend. Und
non bindet man diese Last eben nnseren Grotsstadtkindem auf. Emsa
Unterricht aber, der in dieser Weise unmittelbar achidigend wirkt, können
wir doch nicht als gut and richtig bezeichnen. Es ma& hier gebessert
werden. Aber wie?
Es öffnen sich drei Wege. Per eine wäre, die Schalen zo
teilen, d. h. ihre Zahl durch Teilung zu verdoppeln und sie über die
Stadt möglichst gleichmfl&ig an wtdlen. Das ist jetzt aatflrUdi anmöglich
der hohen Koelen wegen.
Der zweite Weg wlre, in den verschiedenen Stadtteilen
Untergymnasien an errichten, die drei Klassen von Sexta bis QnicU
«n&ssend.
Den dritten Weg halte ich für geeigneter and im Interesse unserer
Jugend ftü" besser. Unsere Knaben ^ müfsten jeden Tag eine Stande turnen,
sie mülsten täglich auch im Schwimmen oder m ächlittschahlaufen| in
Spielen nnd Hflnehea sich tommehi nnd krftftigen. Wie sehr das aach
fflr die Schflier der oberen Klassen nOtig ist, darauf soB nnr bei emen
Punkte hingewiesen werden. Durch die einseitige Ausbildung, durch die
reichliche Ernährung, oft Überemähmng, nnd durch den Alkohol werden
niT^ore Schüler Gefahren in sexueller Bcziefning fiMscresetzt, die wir uns
niciit grofs genug vorstellen können. Wenn die Schule dem Leben des
Schülers gegenüber in fast völliger Unwissenheit sich befindet — man ver-
gleiche die Lebenserinnerungen des preufsischen Kultusministers Bosse ia
den ^Grmtgbeim'^ — , so bat sie ertt recht keine Ahnung von dem Tief-
stände nnserer Schflier der höheren Klassen in sexneilen Dingen. Dagsgea
helfen nicht Belehrangen oder gar Vortrflge vor Sekundanern und Primanern,
hier hilft am besten Tomen, Schwimmen nnd Spielen in freier Luft Soll
* Warum nicht auoh die Midoben? D. Bed.
Digitized by Google
805
das durchgeführt werden, so mufs der Nacbmittagsnnterridit iUIeii, imd
«OS diesem Gnmde trete ich für dessen Beseitigung ein.
Ob die Jugend wöchentlich ein paar Stunden länger anf den Schul-
bänken hockt, das macht ftlrs Leben gar nichts ans. Und ob der Qnin-
taner oder der Quartaner in einem Fache wöchentlich acht oder sechs
Staniteii hat, dis liat üBr sein WiBsen und Können in der Prima gar keine
Bedeutung. Wohl aber isto fttr sein ganzes Leben von Bedeatnng, ob er
als scbwiddieher, bleichsüchtiger, kränklicher Mensch sich durchs Gynmasinm
durchgequült hat, oder ob er seinen Körper gekräftigt, ob er ein fester
Korl. ein t:\cr Junge geworden ist. T^nspre Zeit ruft nach Mftnnern, wir
klagen übt-r J^iervosität, \ViUeQssch\väche, Feminismus — aber wir züchten
alles das selbst. Mau sah und sieht oft noch laalb mitleidig auf das Ka-
dettenhans herab, aber das eben bat ons die Männer gegeben. General
VON LiBBBBT Sagt Ton Seiner Jngend, er sei nicht mit groiaem Wissen
Ycm Kadettenhanse abgegsogei, aber adt einem gesonden nnd gestlUten
Körper nnd mit Lust zom Lernen. Er habe bald i^merkt, was ihm noch
fehle, und habe das nachgeholt. Wenn unsere AbitnrienTen das
Gymnasium verlassen, snrhen sie baldmöglichst recht viel
2U verfressen nnd nichts liinzuzulernen.
Darum schaäen wir in der Grolsstadt eine gesunde, frische Jugend.
Lassen wir sie tftfl^ieh tomen, schwimmen, spielen. Seien wir dabei nicht
iogstlich mit ein paar Schnhtnnden mehr oder weniger, nnd heben wir
mbig den wissenschafltlichen Nachmittagsunterricht auf.
(Mitgeteilt von Fritz EcKARDT-Drnsden.)
Über die Bedeiifonji; der Absehnppun^speriode für die Weiter-
yerbreitang bei Masern hat der Stadtphysikus Dr. loL-Brünn statistische
Untersuchungen angestellt, die für die Schule eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung haben, weil noch vielfach die Anschauung herrscht, dafs Maseru
und Scharlach besonders im Abiehuppungsstadiam tthertragbar seien. lOL
bat ^n den im Zeitraum von 1887 — 1902 in Brflnn verzeichneten
13242 Masemerkranknngen 3400 Fälle ans gemeinsamen Haushaltungen
(Familien) anf Grund des städtischen Sanitätskatasters, nach dem Zeitpookte
des Kranklieitsansbruches geordnet, zusammengestellt.
Aus dieser Zusammenstellung ist zn entnehmen, dafs nahezu 45%
aller dieser Fälle zugleich auftraten, dafs ferner nach dem ersten Tage
5,15% erkrankten und daCs die relative Ansteckungsgefahr bis zum sechsten
Tage kontinnierlieh bis anf ),61Vo hemnterging, am aber dann nenerlieb
bis tnm elften Tage aUmfthlich bis anf 6,91 Ve sa steigen. Mit dem
swOlften Tsge folgt rascher Abfall der Familieninfektionen; bis zum
15. Tage waren rund 97 °/o aller sicher nachweisbar in der Familie selbst
(durch gegenseitige Ansteckung der llaushaltiingsgenossen) cntst^indenen
MasernfiUle aufgetreten. Die restlii hen 3 % Uelsen nicht mehr sicher eine
auswärtige Infektionsquelle aussciilieisen. Innerhalb der ersten 14 Tage
sind von 3400 in gemeinsamen Hanshaltnngen nachgewiesenen Masern^
erkranknngen 3292 austreten.
Ans dieser FeststeUnng darf wohl der Schlnfe gezogen werden, dab
die vierwöchentliche Ausspermng von an Masern erkrankt gewesenen Kindern
von der Schale objektiv nicht ganz gerechtfertigt ist, and dals dem Schoppnngs-
Digitized by Google
806
■
Stadium nnr eine nehensüchliche Bedcutunj^ bei der Ansteckung zukomTneTi
kann. Übrigens ist iGL der Ansicht, dafs eine Isolieninfi bei Maseru nur
dann einen gewissen Erfolp verspricht, wenn keine Maseru epideroie herrscht,
sonst aber annütz ist. Eine Übertragung durch Ärzte wird selten beoln
achtet, spesiell kommeo KnnkheitsObertragongea dnreh Ante iuf ihr»
eigenen Kinder nicht oft vor; der InfelcHonsniodns ist ench in Ärzte-
familien zumeist der allbekannte, d. h. die Erkrenknng wird dnrch eines
der Kinder ans der Schale oder ans dem Kindergarten heimgebracht, und
das schon kraalc nach Hanse gekommene Kind infi/iert dann seine flbrigea
Geschwister. {■»Das österr. SanitaimDesen" , Beibi., Nr. 40)
Ein antialkoholisches Flugblatt fSr die Schnlc. Wie die ^Pad.
llef.^ (Nr. 38) mitteilt, hat vor kurzem der Orlisverem Hamburg des
„Deutschen Vereins abstinenter Lehrer' dsxttber bersten» wie Dr. BomiBs
„Qiftbanm des dentscben Volkes* ftr die Schale nntiber gemacht werden
künne. Dieses Flngblatt veranaehanlicht in dem Bilde eines Baumes
die mannigfachen grofsen Schädi^ini^rm darch den Alkohol. Es ist bisher
in vielen Tausenden Abzügen ver! reitet worden, mufs aber, wie Dr. Ronnf
und andere in der freien Aussprache des Al)eniis ansfnhrten, für die Zwecke
der Schnle uni^jearbeitet werden. Nach längerer Besprechuup wurde zur
Umarbeitung des Blattes ein Ansschufs eingesetzt, dem Dr. Boniȣ eiaen
nenen Entwurf vorlegen wird.
fiher die flesiudheitifllefe ii d«i flilbsehilem referierte anf
dem Inteniationalen Kon^'refä fOr Schulhygiene in Nürnberg Herr Heins.
KiELHOUN-Braunschweig. Die wichtigsten Thesen, die er bei dieser Ge-
legenheit vertrat, waren, wie wir der ^Ztsdur, f, d. Behdig. S^ttcad^
smniger ttsw.^ entnehmen, folgende:
Die Hilfsschule ist eine Erziehungsschule, darum mufs der Unterricht
in allen Stticken erziehlichen Charakter tragen und sich gewissenhalt den
geistigen nnd leiblichen Schwächen der Kinder anpassen.
Die Hilfsschnllehrer (bezw. Lehrerianen) bedlirfen einer besondersB
Vorbildung, welche insonderheit die Idbliche nnd seelisdie Gesnndhdtspileee
zu berncksiolitip;en bat.
Der Hillsschub' nmfs ein psyp?nntri«rh «Gebildeter Ar/t zur Seite stehen,
welcher auf dem Gebiete der Gesunüheitsptlege den Schulhchorden. dem
Lehrkörper, sowie den Eltern der Kinder ein Berater und Heller ist.
Schwächliche Kindern nnd solchen, die einen so weüen Sdinlwcg haben,
ist freie Fahrt anf der Strafsenbahn zu gewähren — sofern sie arm sind.
Der Regel nach werde den Kindern täglich aor ein einmaliger
Seholweg zngemntet.
Schttlerausflüge, teils nnterrichtliclien, teils gesnndheiüidien Zwecken
dienend, sind reichlich zu nnternehrnm
Es ist Fürsorge zu treffen, daLs armen, sowie schwächlichen Kindern
wahrend der Unterrichtszeit ein Becher Milch und ein Brot verabreicht,
im Bedarftfalle ancfa Kleidnng gewährt werden kann.
Es ist wünschenswert, mit der Hilftscbnle Kinderhorte in verbfaiden,
in welchen solche Kinder, denen es an einer geordneten händichen Er*
ziehnng mangelt, des Nachmittags beanfsichtigt, beschäftigt nnd, wenn ndtig,
verpflegt werden.
Digitized by Google
807
Der Euflib der sosiiles Zuttnde tat die nfogkigp Batwiekluii;
der Kinder müde in enehreekender Weise in der nuiningacheD Klemitadt
Wasangen aufgedeckt, als man den Ursachen der MiD(lerbe<^abung von
Schulkin'lom nachforschte. Nach einem Bericht der y,Kdln. Ziff.*^ wnrde
festgestellt, dafs der Ort einen erechreckend hohen Prozent<5fity: schwneli-
begabter Kinder aufzuweisen hat. Es geliören dazn 35 bclmlkuiüer von
587, also etwa 6 während sonst als DurcbschDittsverbältnis immer eins
yma Himdert angcnomiiei wird. Die UnadieB dieser ErBcbeinmog sind
in der aiillierordenllich migllBstigeii wirteeheitliclien und soaaleo Lage der
litnptslchlicli von Heimarbeit lebenden Bevölkerung zu suchen. Es wnrde
iestgestellt, daGs die Elton der 35 minderbegabten Schulkinder, die ge-
sondert von den anderen in der Nachhilfcklasse der Stadtschule unterrichtet
werden, auf einen geradezu kümmerlichen Verdienst ansrewiesen sind, wie
Oberhaupt ein grofser Teil der Bevölkerung. Brot, Kartoffeln und Schnaps
sind iu der iiauptäache ihre ^abnings- und Genulsmittel. Den Branntwein
trinken nicht nur die firwaehsenen, MJbmer wie Fraeen, sondern er wird,
anch den Sehalldndeni, Tenniaeht mit Zndier, aefa Brot getan; den SiDg>
liagen werden Gnmmisauger verabreicht, die ebenfalls mit Schnaps und
Zucker gefüllt sind. Vererbung und elende Ernährung im Verein mit un-
gesunden Wohnungen haben den hoben Prozentsatz scliwachsinnicjer Kinder
verschuldet, die meist auch körperlieh degeneriert sind. Die Kinder der
Hilfsschule sind an Grölse und Gewicht um drei bis vier Jahre hinter ihren
Altersgenossen zurückgeblieben und bieten schwere Formen von englischer
Kranicbeit and Sfcrophidose dar.
K^rperbeiehaieiikeit der Sehilkinder in Ckemnifi. Wie das
j^Dresdner Joum," l>erichtet, nnd bei der schulärztlichen üntersnchoog TOn
4S27 Elementarschfllem in Chemiutz 27,9 7o in ihrer allgemeinen Körper-
beschaffenboit als put, (i8.47ü al*^ mittel, 3,7% schlecht bezeiclinet worden.
l>ie Chaplotteiiburger Waldgchnle scheint sich bewährt zu haben.
Die Resultate werden von der Presse als durchaus günstisre «lescLildert und
dflrften dem Institut für da& nächste Jahr eine Auferstehung sichern. Die
U)l Kinder, die in den Gennb des Benefizhima bisher getreten sind, haben
«erandheitlich einm gro&en Netzen ans dem Waldanfenthalt gesogen. Dio
Tageseinteilung und das gesamte Unterrichtsverfahren scheint sich bewfthrt
:'n haben. Die ersten drei Klassen hatten wöchentlich 15 Stunden, die
Kiader der vierten bis sechsten Klasse 14, IB und 1? Stunden. Dabei
begann der Unterricht morgens um 8 Uhr und endete erst um 6 Uhr nach-
mittags; es gab also viele und lange Pausen. Jede Klasse wurde liöchstens
swel Stunden lang ununterbrochen unterrichtet. Auch die Bedenken wegen
des weiten Schnlwegea haben sich als onbereehtigt heraosgeetellt* Jedes
Kind, das den Weg nicht zn Fol^ snrflcUegen konnte, erhielt eine Sehfller-
fahrkarte, von denen viele die Stadt bezahlt hat, nnd die Strabeabahn-
gesellschaft hielt morgens und abends zu bestimmter Zeit Sonderwagen für
die Waldschüler bereit. Grofse Sorgialt wrirde in der Anstalt auf die
Hygiene der Kinder, die ja sämtlicli kränklicii sind, verwendet, und dank der
regelmäßigen Besuche des Waldsclmlarztes konnte auch den verschieden-
tttigen Eiankhc&ten eine Spezialbehandlong zuteil werden. So erhalten
^ B. aagenblicUich 33 lOnder Solblder.
8flk«lffamadh*itspfl«i«. XVU. 41
Digitized by Google
808
Ober di« CfmndlidfmrhAltBSsse der Leipriiiier Seliolkiider
eDtnimmt die ^Ltüpt- Lehrer-Zig.^ dem Berichte des Stadflic/irksarztes
folgendes: Von den Scholärzten wurden im Jabre 1903 9789 Kinder
nntersücht, gegen 8593 im Jahre 190'? imd 8020 im Jabre 1901. Wie
im Voijahre, m zeigten sich auch diesmal ganz charakteristische Unter-
schiede bei den drei Schulgattangen. So betrug der rro2entsatz der
körperlich gut beanlagten Kinder in den höheren Bürgerschulen 63,4
(im Vorjahre 68,9), bei den Bfirgerschnlen 51,1 (61,8), bei den
Besirkeschiilen (VolksBebnlen) aber nur 46,1 (52,2) ProBent Im all*
gemeinen war somit der Proi^tsatz der körperlich gut beanlagtoi Kinder
im Jahre 1903 zurückgegangen. Von ansteckenden Krankheiten wurden
im vertrangenen Jabre aufsergewöhnlich viele gemeldet: 398 Fälle von
Diplitherie, 1101 Scharlach, 1114 Masern, 301 Keuchhusten, 330 Spitz-
pocken, 63 Ziegenpeter, 84 Sonstiges, zusammen 3396 Fälle. In einigen
Schulen erreichten die Diphtherie- und Scharlacherkrankungen eine sehr
hohe Ziffer. Tier Schalen hatten Aber 40 ScharlaehMe, zwei Scholen
Aber 30 DiphtheriefUle. Die FlUe yertoUten deh aber örtlieh und seidich
so verschieden, dafs nur vereinzelt ein Aiilafs zum Schliefsen der Klassen
gegeben war. Für die Zukunft ist, falls sich in einer Schule die Ffille
häufen, ein hantiues Kingri.ifen durch Desinfektionsniafsre;j'eln in Aufsicht
genommen, um der Anstoclnni^sgefahr in erhöhtem MaTse /u begegnen.
Di« Ei'ziehuugKpoiiiik der Städte Verwaltungen. Hierüber schreibt
der MOnchenen Stadtscbolrat Dr. Kerschensteikbb in seiner Schrift:
„Eine Aufgabe der Stadtverwaltungen* folgendes:
„Die heutigen gro&en StlUlte sind für Tansende nnd Abertausende
nicht nur ein Grab der Empfänglichkeit und des Verständnisses für das
wunder- und kunstvolle Leben der Kntnr, sondern insbesondere ancli der
kftrperliilien Kraft und der gci'-tiL'f'n und siltlichHu Widerstandsfübitikeit.
Die alt» iii'Jt st■'.^(■llen Familien gehen unter in der iMenschenflut der mo-
denieu Studie, emporkommende Geschlechter erhalten sich kaum ein paar
Generationen in Glanz nnd Macht und Kraft, nnd immer nene Massa
stimmen vom Lande nach, um den Fiats der nnteigegangenen einzonefamen,
um anfsosteigen nnd wieder spurlos ni Tergeben.* Die ung«henren Arbeits-
lebtungen der gro&en Stftdte mttssen bezahlt werden mit einer gleich grolsen
Summe geistiger und kftrperliclier Kräfte. Dabei opfern Tansende, ohne
dafs sie es wissen und wollen, einen nicht unbeträchtlichen Teil eines
rüstigen, gesunden liOben«?, um Rchlielslich die Güter, die sie in schwerer
Arbeit erworben haben, anderen, in seltenen Fällen den eigenen AugehOrigea
SU hinterlassen. Daraas leitet der Yerfasssr fär die StSdte dk Pflicht ab,
den Versuch sn machen, dafs ein rationeller KrtiteTerbrauch stattfinde,
d. b. dafs die zur Erzeugung der geistigen und materiellen Gtter not-
wendigen Kräfte nicht direkt vergeudet werden. Fttr die StAdte mit ibresi
verwiekelten wirtschaftlichen und ;^eistiaen Leben mnfs es von wesentHrher
Bedeutuni? fcin, Kitirichtungen zu besitzen, die den Vorrat an geschulten
Kräften für die verschiedenen Arbeitspebiete nicht ewig neu aus der rohen
Masse der zuätrömenden Elemente erzeugen mflssen. Gewisse erworbeoe
wertvolle Eigenschaften der Städtebewobner sollen sich vielmehr w Ge-
schlecht zu Geschlecht summieren. Dazu ist freilich eine geeignete Erziehoags-
Dlgitlzed by Google
809
politik der Stadtverwaltungen nötig. Der Städter mufs lernen,
selbst unter den erschwerenden Lebensbedingungen ein ge-
sundes, den Gesetzen der Natur entsprecbeodes Leben za
führen.
Aller was ntttxt ihm der Wille dam, wenn ihm nieht gewisse Ein-
xiebtiingen die Möglichkeit bieten, Einsicht nnd Willen anch in die Tat
omznsetzen? Deshalb fordert der Verfasser, dafs zwischen den ,hinmid«
hohen Häusermassen **, den „ Reihen ::rf\bern", die Luft nnd Sonno cpprren.
neben anderen Mafsnahmen, die zu treffen wären, auch eine erhebliche
Vermehrung der freien, zum Jugendspiel geeigneten Plätze
stattfinde. Der Grundsatz aller Stadtgärtnereien sollte sein: Keine grofse
Anlage ohne Tomspiclplatz, und nicht in jede atüle Beke eines Hftnsersnges
einen Blmnente|»pidi! ^Znr Hehnng der Pferdezucht werden die grdfrten
RennplAtse geschaffen und hohe Prri r von den Städten ausgeworfen; fflr die
Toten sogar entstehen Waldfriedhöfe. Fttr die Menschenzucbt aber lassen
wir die Auslese im gransamen Kampf ums Dasein sorgen, nnd die Leben-
digen sperren wir in die Steinmassen der grolsen Städte."
Schnlnahraug nud Scholkleidtijig zu Amsterdam. Vor einiger
Zeit haben wir in dieser Zeitschrift (Jahrg. 1903, S. 531) darüber be-
lichtet, dab der Gemeinderat von Amsterdam rieh geweigert hat, den Yerein
nr Beschalfong von Schnlpantoifeln an deholkinder an nntersttttien. Es
frent uns non, mitteilen m können, daTs die Behörde Jetzt mit Mehrheit
einen Antrag von Dr. Joskphüs Jitta angenommnn hat, welcher verlangte,
dafs im Prinzip die Unterstützung der besonderer Vereine ?ind, wo nötig,
anch Schulvorstönde für Verabreichung von Nahrung und Kleidung gui-
geheifsen wird.
Einen Mazimalbetrag von FL 15000 fttr Kleidung nnd von Fl. 2p000
iBr Nahmng hält der Antragsteller für 1904 fBr genflgend. Die Yerah-
leicfanng von Kleidung soll sich beschrftnken anf Hobsschnhe, lederne Pan-
toffeln nnd Schulpantoffeln, und zwar mit der Bedingung, dafs ein und
dasselbe Kind nicht mehr als drei Paare pro Jahr erhalte. Die Verab-
reichung von Nfihning soll umfassen : 1. eine Malil/.eit während der Monate
November bis Knde April i 2. ein Frühstück während der Monate Mai bis
Ende Oktober.
KMdnng oder Nahrung darf nnr ansgeteOt werden an dicy'enigen
tBchfller, weldie ans Mangel an Kleidnng oder Nahrung nicht regelm&big
die Schule hesQChen, oder von denen man annehmen mufs, dafs sie ohne
Verabreichung von Kleidung oder Nahmng die Schule nicht regelmilfsig
besuchen werden. Wenn Informationen über die T ngo einer Familie nötig
sind, so werden dieselben vom Verein oder vom Schulvorstand auf Gnuid
der vom Bürgermeister erlassenen Verordnungen eingezogen.
(Mitgeteilt von Dr. med. MoüTON-Haag.)
Die haolieh« VeThetMimig dar lindlielieB SchnlhiiiMr fordert
eine TerfBgong des Regiemogsprlsidenten in Potsdam. Die BesiehtignngeD
der LandschnlgeUkiide durch die Kreisärzte haben, so heifst es in der
Verfügung ergeben, dafs fast allenthalben zahlreiche Mängel vor-
handen sind, die der Abstellnn'.: drinr^cnrl l)edürfen. Auf verschiedene
ÜbelsUmde wird alsdann besonders hingewiesen. Ks wird geklagt über die
810
uTii^n reichenden oder meist gänzlich fehlenden Lfiflungsvorrichtongen an den
Feiiskm; zur Abhilfe wird die Einfügung von einfachen Kippfenstjer»
empfohlen, die anch während des Unterrichts offen gehalten werden kuuneo.
Die Beschaffenheit der BedOrfnisanstalten lasse vieles zn wünschen übrige
desgleichen beftoden rieh die Sdmlbniiiieii oft in einem mnwgftlhaftwiy
gesondbeitBeebAdUchen Zustande, so dafii die Yeronreinigang des Trink-
wassers befürchtet werden mflsse. Die S<^vlbAnke seien oft nur von der
primitivsten Art nnd hänfig von ein und derselben Grüfse, -wo doch die
Khssen sich ans Kindern verschiedenen Alters znsammensetzten. Die Auf-
stclluDK von geeigneten Schnlbänkcn je nach der Gröfse der Schtller sei
lu gesundheitlichem Interesse unumgänglich notwendig. Die Gemcmuen
sollten anch darauf halten» dafs die Schulen Aber geeignete Turnplätze ver-
f>en, die licli em besten meisi anf der Dorfone bentellea Heften.
8ebr sehOn! — bemerkt dam die « Fotts-Z^.*' — Aber woher aollen
arme Gemeinden das Geld nehmen? Der Staat ist mit aeisen fidbitfen
fftr Schnlswecke sehr zorOckhaltend.
Schnlspielplätze in Herlin. Eine Reihe angesehener Bürger, Paria-
mentarier, Ärzte, Kutioüulukonomen. Schulmänner. Juristen, IndustrieHe
u. a. haben sich mit einer Eingabe an den Magi&lrüL gcwandl, die daraoi
hingeht, die stftdtischen Eitaperschaflen zn Teranlassen, daft de bd Sdinl-
nenbanten anf die Einrichtnog fon ansreidienden ScbolBpieliilitsen Bedacht
nehmen.
Wie die „Vom Zlg.*^ mitteilt, wird in der Eingabe folgendes aus-
geführt : „Auf die körperliche Entwicklung der Jueend in d^r Großstadt
mit ihren sich fortwilhrnn«! noch steigernden Anforderungen inufs auch in
der Schule viel mehr Rüclvsicht genommen werden als es bislier geschtheti
ist. Kervoäitüt, Blutarmut, Verkrummuug der Wirbelsäule, mangelhaft«
Ausbildung des Bnistkorbes geboren xn den sehr bedeaklidiai SefaideB,
dio das groftstidtiscbe Sdinlleben mit dch bringt Besonders madien sich
diese Schaden geltend in der Zeit vom 15. bis zum 20. Lebensjahre. Ge-
rade die genauere Erkenntnis der körperlichen und seelischen Vorgänge
jener Periode, der wichtiustcn in der Entwicklung eines Menschenleben?,
hat darüber vollständige Klarheit gebracht. Aus dieser sicheren Er-
kenntnis — denn um eine solche und nicht um erst zu beweisende Theo-
rien handelt es sich — ergibt sich als notwendige Forderung, dals eine
höhere Schule nicht ohne einen Tnm- nnd Spielplatz, der diesen Namea
wirklich Tefdieat, sein darf. Dieser Plate dient einmal der iwan^ossa
Bewegung der Schüler vfthrend der Pausen, femer dem Tomnnterricht im
Freien, für den das Turnen in der Malle nur einen kümmerlichen ErsatJ
leistet, nnd endlich den Tnmspielen. Die Taruspiele mOssen in hervorrsj^iHler
811
WeiM einen grttoen Baun im gensen Leben der fidifikr einnehmen, ab
es bisher mOglidi war, wo ein der Schale fem liegender staubiger Exer-
zierplatz za ganz beschränkter Zeit snr YerfBgang stand. Die TDmsi)iele
sind in p{ldap:ocischcr Be/ichon? von der prrjrsten Bedetitanp^. Dnrch sie
soll nicht nur der Körper gekräftigt, der nervösen Überreizung ent^eL^en-
gearbeitet werden, sondern auch der Wille gestärkt, Tatkraft und schnelle
EntscbloIsßUiigkeit gefördert und der ganze Charakter gest&hlt und ge-
knitigt werden. Bardi sie kann aneh der Uaeienen Frohreife nad den
Terlockungen der Grolbstadt entgegengewirirt weiden. Alles diea ist nnr
möglich, wenn die Sefanle nicht nur das Zentram für die inteUektuelle
Entwicklung ist, sondern aneh Raum und Gelegeoheit bietet, die Sclittler
eines Stadtviertels in den schulfreien Stnnden 'znm körperlichen Wetteifer
zu vereinigen. Der Spielplatz, ist für die moderne Sdiule ein unaltwcis-
bares Bedürfnis. Die hier ausgesprochenen Ans( hauungen haben sciion
eine derartige Verbreitung gefunden und decken sich so mit den Bestre-
bungen Terecbiedener Vereine, Oeeelladiaflen und Kongresse, da& man ea
aicher in wenigen Jahren nicht mehr Tentehen würde, wenn jetxt hehn
Kenbau eines Berliner Gymnasiums diese Forderuugen nicht erflillt wurden."
Am Schlüsse der Eingabe wird auf das Beispiel Münchens verwiesen, wo
seit 1890 Icein Schnlban ohne groften Tvnk' nad Spielplata errichtet
worden ist.
Versuche mit dem Mannheimer Sonderklassensystem werden,
wie die „Fädug. Ref.* (Nr. 41) mitteilt, für das nächste Schuljahr in
Leipzig an drei Stihnlen geplant
Milekkor (Ir Seholklnder in Mfigra. Der ^Sdimg, Zi$^ ent-
nehmen wir, dalh in dieser Stadt wflhrend der diesjährigen Herbstferien
wieder einer gröfseren Anzahl bedürftiger Schulkinder städtiscberseits eine
Milcb](ür gewährt wurde. An dieser Knr, die seit Jahren stets einen
guten Krfolg zeitigte, nahmen insgesamt 349 Kinder teil. Die Auswahl
der Kinder und die Leitung der Knr hatten die Lehrer übernommen. Die
Gesamtkosten der Kur beliefen sich auf 1658,53 Mark.
Kirpwlicke ZSehtignng ii einer Veikaiehnle des Kantene
Ziriek. Daa Obergericht hat tot Ininem einen Volkttchnllehrer Ton der
gegen ihn erhobenen Anklage auf KOrper?erIet£ung, an einer Schülerin be-
gangen, freigesprochen. Dagegen wurden ihm die Kosten der Untersuchung
auferlegt und beschlossen, die Akten der Bezirksschulpflege zuzustellen
zur Prüfung der Frage« ob auf dem Disziplinarwege gegen ihn einzu-
schreiten sei.
Dm Hannheimer Senderklasseosystem. Seit der Tagung des
eiaten internationalen Kongreeaee Uber Seknibygiene in Nttmberg, an
wekfaem von Dr. SionmaxB nnd Dr. Hobbb Vorträge Aber die Einrichtang
Ton Sonderklaaaen für wenig leiatongsfähige Schüler gehalten wurden, bat
sich das Interesse für diese neue Schulorganisation aufserordentlich ge^
steigert. Viele Stadtverwaltungen haben Delegierte nach Mannheim ge-
schickt ztiiu Zwecke genauerer Information. So waren z. B. im Juli d. J.
anwesend Gäste aus Zürich, Winterthur, Königsberg, Posen, Hannover,
Stockholm, Christiania, COln, Marburg, Dresden, München und Charlotten,
barg a. a. Anck Leipzig hal drei Scknimftnner nach Mannheim entNmdt
Dlgitized by Google
812
nnd wird bereits von Ostern 1905 ab an drei Schulen Versache in der
Kichtang der neuen Or^^anisatioa vornehmen. In den nächsten Wochen
werden auch zwd Chemnitzer Schuldirektorea eine Informationsreise nach
der Neckar- Rheinstadt antreten, oud lu Zwickau hat sich im AnsdiluTä an
den Bericht eines nach Mannbeiiii abgeordneten Direktors der Pida-
gogische YereiD bereits filr das neoe System aosgesprocben.
Über das Verhalten des Lehrpemaals bei ÜaflUea ^a Scfad-
kindem ist neuerdings eine Verftlgnng der Berliner Schnideputation er-
gangen. Unterm 4. November 1879 war angeordnet worden, dafs über
aufsergewühnliche Vorlällc, insbesondere Verletzungen von Srhnncindem,
üngltlcksfälle u. dgl,, die sich etwa in der bchule » rciL^uen sulltuD, sofort
und anaufgefordert dem zuständigen Stadtschulinspekior zu berichten sei
In Ergänzung dieser Verftlgnng erlft(st jetzt, wie das j,Berl. Tagebl*
mittdlt, die slAdtisebe Schnideputation an die Bektorea der GenNindA»
sehnieo noch eine Rondverftiguag, irorin sie die BAtorea wiaa-
kbt» bei UnfiÜlen von Schulkindern das erste Augenmerk auf die ünter-
snchnng des verletzten Kindes durch den Schularzt oder die Rettnngs-
gesellschaft zu richten. Das dem Rektor unterstellte Lehrpersonal soll
von diesem angewiesen werden, ihm jeden Unfall, durch den das Befinden
des Kindes auch nur einigennalsen beeinträchtigt erscheint, ohne allen
Verzug zu melden, damit seitens des Bektors gegebenenfalls mit grOlster
ScUeanigkeit die geeignetes Schritte getan werdea konaea. Die stldtische
Schaldepatation spricht die Erwartong ans, dals die Rektoren sich danemd
tlher die Art und Weise, wie die ärztliche üatersDehnag sich am leicb-
testen herbeiführen läfst, unterrichtet halten.
Die \ ersop^ung der Volkssclmlkiuder mit warmer Fnts-
bekleidiiiiir wird, wie der „We^ffäl Mtrhuf^ l euchtet, neuerdings durch
eine Kund Verfügung der Königl. Regierung zu Arnsberg gefördert. Da-
mit die Kinder, welche wegen der weiten Schalwege und nassen Witterung
aüt dorebaftlstar Fo&beUeidnng in die Schale kommea, vor Erkiltonges
bewahrt werden, wird empfohlen, fhr sie ia der Bdnde Stolbcbnhe m
Pantoffelform bereit zu halten, welche die Kinder an Stelle ihres nassoi
Schuhwerks anlegen können und mit letzterem erst dann wieder vertauschen,
wenn sie das Schulzimmer verlassen. Die Künigl. Regierung in Arnsberg
ersucht die Uerren Ortsschulinspektoren, Amtmänner und Bürt;i rmeister,
fUr jede Schule ihres Bezirks die Frage des Bedt^fnisses nach sokiien
Wechsel-Stoffschniien sa prttfen aad flberall da, wo sie bgaht wird, die
Anschaffong solcher Sohnhe in den Vertretangea der Schalaaterbsltnng»-
pflicbtigen anzuregen.
MUehfrühslflck ffir Sehalkiader in Hannover. Wie wir dmi
„Hafinov. Tagebl.^ entnehmen, hat die Kommission, zur Beschaffung eines
MiichfrühstUcks für bedürftige Schulkinder vor kurzem beschlossen, am
1. November die Tätigkeit wieder zu beginnen. Es soll in vier Pcl ulen,
wo bisher nur 2ü Kinder versorgt wurden, die Zahl auf oy erhöht und
die Bargerschnle 1/2 mit 25 Kindern nea binzagenonuaea werden. Da-
mit erhoben sich die Ansgabea, and die Kommission ist genötigt, alle An-
strengongen zu machen, am die Kosten sn decken. Der gröiste Teil der
Einnahme flie&t aas der Haasssaunlang, die im Jaaaar bis KSis erhoben
Digitized by Google
813
wird. Es wird jetzt schon darauf anfmerksam gemaclit, nnd die Kom-
mission gibt sich der Uoffnuof; bin, dafs die Gaben reichlich fliefsen werden.
— In 26 gröfeeren Städten Deutschlands besteht eine ähnliche Einri'^if'ns:.
Berlin verwandte im vorigen Jahre 14 300 ^Tn^k für 7000 Kinder,
Breslau 6200 Mark für 1100 Kinder, Colii 5500 Alark, Düsseldorf 4000 Mark
für 800, Frankfurt a. M. 20860 Mark für 2100, Leipzig 5700 Mark
for 2200, Hftgdelnirg 6000 Mark, Hnmoter 7000 Hark linr etwa 1100
Kinder.
Zwei Tafeln fiber die Leibesfibangen. Der ^Momi$tdtr. f. cL
Tumwes.*^ (9. Heft) wird mitgeteilt, dafs auf der Weltausstellung in
St. Louis vom Zentral-Aii'^^^rhrifs fnr VnH(s- nnd Jngendspiele zwei Tafeln
ausgestellt sind, von denen die iine die Einwirkungen tmd f>folge der
verschiedenen Arten von Leibesübungen bei der Schuljugend auf Herz, '
Atmung, Stoffwechsel, Kreislauf, Nerven, Muskeln usw., die andere eine
Üboraicbt der fflr die Tenehiedeacn Altenatnfen swecknift(>igeD Leibes-
abmigeii in graphischer Dantellong enthllt. Diese Tafeln sind Ton Herrn
Pr. med. F. A. Schmidt in Bonn herausgegeben und in Yoiotlandbbs
Verlag in Leipzig erschienen. Sie kosten einzeln 1 Mark, beim Besag
von weniL"5tPfis ?0 Tafeln, ohne V('rpa< l;nnii und Porto, f)5 Pfennig.
Beseitiguug der Prügelstrafe in den Scholen. Wie (iie Tages-
blfttter melden, haben nach einer Verfügung des hessischen Ministeriuniä
die BestimmungeD über die Disziplinarmittel in den Schulen eine Änderung
dahin erfahren, dab fortan als Strafe nnr noch ^yerweis^ nnd „Arrest**
aber nnbotmAlsige Schüler Yerhftngt werden ddrfen. Die körperliche Züch-
tigong kommt dagegen gänzlich in Fortfall.
Die l herbürdung von Schnlkindern durch gewerbliche Neben-
beschÜftigUDg behandrUo vor kurzem der Lehrerverein des Kantons
Thorgau (Schweiz). Der Keferent erwähnte den Fall eines Kindes, das
regelmäfsig um 3 Uhr, spätestens 4 Uhr aufstehen müsse und abends
selten sich vor 11 Uhr ins Bett legen dürfe (!). Die Versamnüung erhob
einstimmig folgende swei Anträge zom Be8diln&: 1. Es sei an den Vor-
stand des thnrganiscben Gewerbevereins das Gesuch za richten, er mOgo
den Gewerbegesetzentwnrf wieder aufnehmen und darin die Bestimmung
einflechten, dafs Personen nnter 18 Jahren zwischen abends 8 Uhr nnd
morgens 6 Vhr nicht m Diensten angehalten werden können. 2. Im Wirt-
' Schaftsbetriebe seien Personen unter 16 Jahren Uber die Polizeistaode
hinaus nicht mehr zu beschäftigen.
Gegen die Reinigung der Eiassenzimmer darch Schulkinder
hat die Begiemng sa Schleswig «ne Verfügung erlassen, in. welcher
»betont wird, dafs das Bmnigen der Schnlzimmer dnrch die Kinder Gefahren
fflLT deren Gesundheit infolge der Einatmung infektiösen Staubes mit sich
bringt. Die Regierung erläfst kein allgemeines Verbot, ordnet aber eine
alimähliche (!) AufhcbuD? drs l>[aa« ] ( s an An neugegründeten Schulen
dürfen Kinder unter kernen Ümständea zu dieser Ajrbeit herangezogen
werden.
Schulausflfige. Der Dresdner „Pädagogische Verein" hat sidi
dahin ausgesprochen, dais in den I^rplan der VoOnscbnlen fobsende Bo-
stimmong aufgenommen werde; Jeder Klasse werden jfthrlicb vier voUe
Dlgitized by Google
814
Schultage zu Klassenaustiügen znr Verfügung gestellt. Anr]i wnHe ein
AoRS^'hnfs gewählt, der eine billicere Beförderung der Volk>scliüler bei
Au^üügen sowohl bei den Strarsenbahnen, als auch den StaatseisenbahneQ
and den DampfiiChiffiihrtqgeBelhchaften amtrebeB soll. Wie die „Pädag.
Sef.** mitteat, ist dardi eine in Dresdener Sdmlen tofgestente SUtirtik
erwieeen worden, dafs rund 50 % der Schaler die wichtigsten Denlonikr
und rtih-h-^t^eVurnrn Aussichtspnnktr ilnr f'nj^i't'Lnn^ nicht kannten.
Der Alkoliolgenuls ?oa ächalkiuderü wurde neuestens, wie der
y,Dannfit. Tägl. Afiz.'^ berichtet, Tom Schularzt in Gera festgestellt, wo-
bei 515 KDai)en und 554 Mädchen in Betracht kamen. Von diesen hatten
nur 4 Knaben und 8 Mftdchen Oberhaupt noch keinen Alkohol genossen.
SdiDaps baiten 250 Knaben ond 270 lOddies, Wein 236 Knaben oad
237 Hftdebes getnuken. Bier tranken tSglidi 109 Knaben und 130
Hiddien. Die Untenodinng erstreckte sich auf wiederholten, nicht ein-
maligen Genufs oder „Kosten". Selbst die Kleinen in der 7. KlasM
kannten hpr^its eine stattliche Anzahl von verschiedenen Srhnüp^en
Autialkoholischer Unterricht in der Schule. Wie die „Absü-
nence*^ mitteilt, hat kfirzlich die Erziehuugsdirelition des Kanton Bern
(Schweiz] eine blondere Kommission mit den Vorbereitungen zur Em*
filhning des antialkobolischen Unterrichtes betmnt Dieser Unterricht sei
nieht etvn ein sjrstematiseher sein, sondern tieh tn£ der Onmdlage fon
geeigneten Lesestttcken velliiehen. Die juristische Sektion des abstiseatsn
Lehrervereins hat beschlossen, der KiMnmission ilure Dienste zur AusnrbdMQg
derartiger Lesestüclce fin7nbiptpn.
Derselben Quelle entnehmen wir, dafs jüngstens die Kantone BaseJ-
land und Wallis unter das gesamte Lehrerpersonal eine Broschüre ver-
teilt haben, die sich betitelt: »Die Schule und der Kampf gegen den
Alkobolismas* yon Hbbood.
Erlafs vom 26. September 1904.
. betr. die i^udheitliche Beaufsinhii^rnn!: der £iiiehui|;Mi8tiltii
Miteua der kreisärite.
Euer Hochwohlgeboren teile ich im Einvernehmen mit dem Herrn*
Minister des Innern behufs Bekanntjjabe an die nachcrpordnrtpn Dienst-
stellen erpebenst mit, dais die in § 94 Absatz 1—3 der Ihcnstanweisung
für die Kreisärzte vom 23. März 1901 (uthalfenen Restimmuniren über
die gesundheitiiche Beaufsichtigung der Schulen auch auf l:^r^iehuugsanstaltea
and Einriebtnngen, «siehe IhDliehe Ziele wie die In § 94 Abs. 1 bsieich-
neten Sehnlen ferfolgen, namentHcb anf Fnnorge^EniehangsaBstaltflB. sinn-
gemälbe Anwendnng sn finden haben.
(Unterschrift.)
An dieUerrenBegieningsprftsidenten nnd den Herrn PoUseiprftsidenten inBerlin.
Digitized by Googlc-
815
Euer EweHep» flbeneDde ieh ergebenst Abseiirift zar geftlU^en EenDC-
nianahmc.
Berlin, den 26. September 1904.
Der Uinister der geistlichen, Unterriclits- und Medizinil-Angelegenheiteii.
In Vertretung.
W£V£li.
An die Herren Oberprüsidenten.
M. 13107. G. II. U. II. IT. III. A.
(„Mmüt.-BL f. Medus.' u. med. UnternchtsangelegenheUeH" , Kr. 17.)
f Uemtvr*
Be8pr0olinngen.
Dr. MöNKEMÖLLFB. Geistesstiii'ung und Verbrechen im Kindesalter.
Sammlung von Abhauiiluagen aus dem Gebiete der pödaffogischen Psycho-
logie und Physiologie, üerausgegeben von Prof. Th. ZiEüLiKii-iSu-aiäburg
mid Prof. Th. ZiBHBK-ITtredit Beitin 1903. Benlher Beichani.
¥1. 6. 108 8. Ji 8.80 (Eiiimlpreis).
Die zanehmende Krimioalitit der Jagend wird nach nnd nach zu einer
Kalamität, die um so schwerer empfunden wird, als die bisherigen Mittel
zu ihrer Bekämpfung sich im grofsen und ganzen nicht nur anwirksam,
sondern geradezu schädlich erwiesen iial eo. Eine Besserang wird nar
danu eintreten können, wenn alle beteiligten Kreise, wor allem aach die
Pädagogen, sich anf diesem Gebiete orientieren. Zu diesem Zwecke
eignet sich das Bfidüem anageceidiBet. Die GeistesstOningen werden nnr
BO «eii berüelBielitigt ah unbedingt nOtig; im flbrigen bringt der In Theorie
and Praxis gleich yersierte Verfttaer eine sehr hübsche, fllr jeden Gebildeten
verständliche, in lebhaftem Stile geschriebene Darstellung aller einschlägigen
Probleme und ATifgahen, die sirh zum frrofsen Teil decken mit den die
moderne Kriminalistik überhaupt bewegenden Fragen.
Prof. BLEULEB-Zürich.
Haz Bollai», Dr. med. Zm Kanpfe f^tgtm fia Lvigeigehwiid-
■Bebt 48 Seiten mit 20 in den Text eingedmdcten AbbUdangen.
Snter & Cie. Lieitd 1904. Fr. 1.00.
An Hand der neuesten Statistiken weist Verfa^^er auf die Gefahr und
auf die Bedentnn)? der Lunpeotaberknlo'^c liin ; er bespricht Ursache,
Arten der Anstt ckung und Übertragung, AnsieckuiiLsiretahr und deren Ver-
meidung, Lebensregeln tür geialirdete und erkrankte Personen, Erfolge
einiger (schweizerischer) HeüstAtten, DesinieIctioD, Aufgaben iflr Staat, Ge-
meinde nnd gememnfltrige Gesellidbaften im Kampfe gegen die Langen-
Digitized by Google
816
Schwindsucht. Zar Erlioterang dienen dne Ansah! hflbicher AbbUdimgeD;
Spucknftpfe, Heilstätten, Dampfdesinfektionsapparate nsw.
Das anregend geschriebene Werkchen verdieot volle Anerkennung osd
weite Verbreitung. Dr. SiLBBBSCHMiDT-Zttrich.
Kemjs:2«y, 1' kanz, Direktor. Pädagogische Baasteiue. Gegenwart und
Znknnft der kSrperlielieii Eraialmng. Ein tiniTersiil-pftdagogiidier
Reforravsrsoch. Ftagscbriften me Kenntafs dar pidagogiscben Bestre-
bungen der Gegenwart. Heft 21. Berlin, Gerdes & Hödel, S.
Mk. 1,20.
Die höchst beachtenswerte Arbeit Kkm^n'Ys gliedert sich in zwei
Teile, von denen der er^te, „Die Gegenwart", eine auf grofser Literalur-
keniitnis und rielitiger Erfassung der tatsflclilichen Verbältnisse fufeeode
Kritik der bisher geübten körperlichen Krzieiiuug der Schuljugend liefert
und der zweite, ^Bie Zakonft", die Beformvorscblftge des Verfassers sstp
halt Während jeder erfahrene Faehioann den Ansftthnmgen des enten
Teiles seine freudige Znstimmang geben wird, kann man die Eefonn-
vorschläge des Verfassers, ohne den gesunden Kern zn verkennen, der
diesen Vorschlägen eigen ist, nicht ohne w«teres nnd in ihrer Gesamtheit
aunebmcD.
.,Die Gegen\vart'* erfährt durch Kem^ny eine sachliche, wenn aud
sehr scharfe Kritik ^ er wendet sich mit Feuereifer gegen die einseitige
sportliche Biehinng der körperlichen Endehnng, gelGwlt jn trefflicher
Weise die Übertreibungen des modernen Sportes nnd betont mit voUeiB
Rechte, dafs das ^Körperliche als Selbstzweck" nicht das erstrebenswerte
Ziel körperlicher Übang sein darf; er geengt dann zu dem zweifellos richtigen
Schlüsse: „Keine einseitige Erziehung, sondern Monschrn-
bildung, nicht den Körper wollen wir erziehen, sondern den Meusdieu!'
„. . . . Die Besseren nnd Besten dtlrfen es nicht hinnehmen, dafs der
Triumph der rohen Kraft noch länger andauere und die Muskehi dieWdt
regieren!" Das ideale Ziel jeglicher Entiehnng ist dem Verfasser «die
mOfl^cfast harmonische Vereinigung der seelischen, geistigen nnd kfti-
p e r I i c h e n Teilerztehaag."
Der Verfasser erörtert nun ein „dreiteiliges erzieherisches Glanbens-
bekenntnis" und entwickelt weitläufi?? eine Theorie, welche die physi-
schen, geistigen und seelischen Elemente mit 1:2:3 „bewertef, er
entwirft eine „Klassiükationstabelle der Menschheitstypen auf dreiteiliger
Grundlage*^ und zieht sogar eine Integralformel heran: „Jeder Mensch ist
mathematisich ansgedrQckt ein dreifaches Integral mit Terscbiedenen obm
Grenswerten". Die erwähnte «Theorie*^, welcher der Verf. angenscheisiidL
mit besonderer Liebe anhängt, krankt aber nach der Ansicht des Referenten
an einem fundamentalen Fehler: der Mensch kann vom naturwissenschaft-
lichen Standpunkte niebt als „dreigeteilt'' angesehen werden; die prinzi-
pielle Trennung von Geist und Seele ist etwas zn extrem philosophisch,
und die Grundlagen für eine gesundheitliche Erziehung des Menschen
dürfen nicht philosophische, sondern mtlssen naturwissenschaftliche seis.
Aber die praktischen ReformTOrscbllge KbmAnts, die er aocb
ohne seine nicht ehiwandfreie „Theorie^ hätte begränden können, est-
Digitized by Google
817
hilten manchen beaclite]iBwerte& Wink fUr eine TCrnflnftigd Jogendemeboog:
,Jedwedo einseitige körperliche Ausbildung (Spezialismus) ist minimal zu
bewerten, daram sollen die SpezialWettbewerbe durch möglicbst viektitige
und zusammengesetzte ersetzt werden"; „Nicht Höchstlcistniifien einzelner,
sondern Bestleisluagen einer grofseren Masse sind das erstrebenswerte
Ziel der körperlieben Erziehung"; „Von grf^fster Wichtigkeit sind jene
körperlichen Übungen, die solche seelische Tugenden fördern, die von
Nttor ans nicbt oder nnr in geringem Mibe vorbanden sind, nie Hnt,
Eatbaltsamfceit, Selbatbebennchnng nnd Selbstlosigkdt'; „Das Isthetiscbe
Moment mnfs bezüglich der Person und der Ausfühmng an seinem Becbte
gelangen"; ^Die Zukunft gehört der durch die Hygiene gelftnlerten ver-
nnnftgemarsen Körperkultur und den natürlichen Sportarten".
Was sonst über Scbülerklassifizierimg der einzelueo Korperübungen
und über andere Detailfrauren vorgebracht wird, wird kauui unbestritten
bleiben und muls im OrigimUu nachgelesen werden, das jeilem, der sich
mit der Frage der kOrperlidien Eniehnng tbeoretiscb oder praktisch be-
sebiftigt, anm eingebenden Stndinm dringend empfoblen sei — es ist eine
sehr NvertTOUe nnd originelle Arbeit, die unser Interesse von Anfang bis
zu Ende wachhält, wenn wir anch nicht in aUen Details mit dem YerCasser
flbereiastimmen können. Dr. AiiTSCHUL-Prag.
Fbenzel, Franz, Ist die Psychopal Ii nlogie auch eiu Gepreustand der
Pädagogik? Abdruck auä der „Manaiasc/irtß für soeiale Medijsm'^t
1904.
Schon der Titel weckt die Vennutong, daCs es sieb hier wieder ein-
mal um einen Grenzstreit swiscben Mediain nnd Pädagogik handelt. Der
Verfasser hat ein sehr gutes, brauchbares Büchlein Uber die Hilfsschulen
für Schwachbegabte geschrieben, das in der „Monatsschrift für soziale
Medizin"' eine Besprechung erfuhr, wobei der Rezensent u. a. die Ansicht
ausspricht, da(s Frenzel die Psyclioj)athologie so ohne weiteres als
Domäne der Pädagogik auffassen zu können scheine. Der Abwehr dieses
Torwnrfes ist die voriiegende Ervidenuig Fben2Xls gewidmet Ich
sdbet habe flbrigeaa bei der Lektflre der FBBKZBLschen Arbeit über die
Hüfneholen nicht den Eindruck gewonnen, wie der ärztliche Besensent in
der „ Monatsschrift für soziale Medizin**. Der Fehler Fbenzels, den er
auch in diesem neuen der Abwehr dienenden Aufsatze begeht, liegt viel-
leicht darin, dafs er eine strenge Grenzregulierung zwischen Arzt und
Lehrer auf dem Gebiete des Ililfsschulwesens versucht. Der ärztliche
Beirat und die ärztliche Beratung in den llilfsschulen, für die Fj&enzel
iteta eingetratea ist, kann nicht an fixe Können gebunden sein.
In der gemeinsamen Beratung nnd Arbeit hn Dienste der schwach-
begabten Kinder ignorieren Arzt nnd Pädagoge die von Febuzbl ge-
zogene Scheidewand — zum Wohl und Glücke ihrer gemeinsamen Schutz-
befohlenen. Überhaupt ist es eine sehr erfreuliche Tatsache, iai solche
Grenzstreitigkeiten bisher fast nur anf dem Papiere auszufechten waren,
während in der Praxis sich kaum jemals zwischen Mediziner und Päda^
gogeu in den Hilfsklassen Kompetenzkonflikte ergaben.
Die Quintessenz der FBBNZEiiBCbett Erwiderong ist der Anaspruch,
Digitized by Google
818
daC^ die Psychopathologie mindesleoa ebenso eehr in das Gebiet der Plda^
gogik wie in das der Psychiatrie bineingehOrt, und nachdem in einem 2m-
satze der irztliche Rexensent Frenzels zugesteht, dafs die Abweichnagti
der MeiiMincen nicht von we«;pntlir})or Bedeutunj? sind und das Zn5?ammeT'-
wirkrn von Ärzten und Pädat:oL,'eu begrüüit, dürfte die^^o lilerarische Grenz-
feil ie dank der Versöhnlichkeit der Gegner ihre tripdliche Erledigung ge-
lundeii haben. Dr. MuSEä-Maunheim.
SvcK, Hans. Wie können wir im der Sebvlliukfhis* ▼•rwM?
Sonderabdrack ans der Zeitschrift .Dos AMMmmer*, 1908, Nr. 2.
Verlag von P. Johs. Maller & Cie., Charlottenbnrg.
Der Verfa'^^er liofft auf einen \ve*ienflichen Forl'^ 'lnitt in der Lösoog
der Schulbankfrage, wenn einmal mit den veralteten Anscbauungen gie-
brot'hen und das Bedürfnis (i<^r Srlinle mehr berücksichtigt werde. \h
Gnindforderung an die Schuibauiv be/eiclinet er die Möglichkeit, den Fdü-
boden zum Zwecke gründlieher Beinigung freilegen la kOnnen. Die Buk
soll dem SebOler Anbaltsiniiikte ftr eine richtige KOiperiialtang bisUi^
sie soll durch Verkflrznng der Sitsbank leichtes Anstehen iind Nieder-
sitzen ermöglichen, sie soll nur feste Teile haben und wenig Raum ein-
nehmen. Wie nett und unverblümt sagte Alex. Bennstetn schon w
Jahren genau dasselbe: „Auf dem Wege zur praktischen Lösung ist die
Rettigbank am weitesten gekommen." Gewifs hat die Rettigbank
grofse Vorteile, und namentlich der Unterbau entspricht bis zur Stunde
den bygieoisehea Anfofdemngen aas foUkonunensteo, wUueiid aber Libe,
Tisch und Sitzbank, ans den ▼ielfaohen Abflnderongen la seUieben, iscb
der Patentinhaber das Protokoll noch nicht geschlossen hat Wer ater
eine Schulbank empfehlen will, sollte sich nidit schenen, ihren Namen n
nennen. Wir legen das Schriftchen nicht zu unserer Schulbank-Liieistor,
sondern in die Mappe: „Bekhune*". H. WiPF-ZttricL
Dlgitlzed by Google
IL Jahrgang. Ifl04. No. 11.
•ri|UaUbl^tit)lititfeii«
Das erste Trienuium Bcholärstliclien Dienstes in Breslau.
Von
Stadtarzt Dr. Oebbeckb.
Der schulärztliche Dienst io Breslau besteht jetzt seit drei
Jahren und hat sicli imnmehr zu bestiramten, iu sieh einheitlich
abgeschlossenen Formen entwickelt, wi l ei eine Reduktion auf das
Wesentliche und Notwendige stets erstrebt wurde. Es dürfte deshalb
an der Zeit eeiu, hierüber einen zusammenhängenden Beriebt zu er>
statten. Hierbei ergibt sich, dafs der schulfirstliehe Dienst» seinem
besonderen Zweck entsprechend» sich zn einer eigenartigen Spezialität
aofigewaobsen hat, die dnreh besonders bierfür eiogearbeitete Sohul-
Srzte zu handhaben ist.
Das System des sobnlirstlioben Dienstes in Breslau lehnt sieh
im wesentHohen an die in der Erfabnmg erprobten nnd in Dentseh-
land sowie im Ausland allj^mein anerkannten nnd znr DnrobfÜbmng
gelangten Gmndsfttie an, wie sie in der Wiesbadener Dienstanweisung
ftr Sobnlarste sum Ansdmok gekommen sind. Daaaoh soll der Sohui-
aiat niebt der behandelnde Arst, sondern nnr der Überwacbnngs^
arst der Sebüler sein, welober dnrob Fonnnlar-Mitteilnng an die
Eltern auf Gmnd seiner Untersnohungsbefande besondere Irstliobe
Behandlung empfiehlt, die Wahl des Arztes aber den Eltern frei-
läfst. Ferner soll er die Berücksichtigung der Scliuler beim
Unterricht wegen körperlicher oder geistiger Defekte
und Schwächen bei der Sohulverwaltiing beantragen oder mit dem
Lehrer beraten. Direkte Anorduungea m der Schale zu treffen, ist
dei Schularzt nicht berechtigt.
Der Schulant. 11. j28
Digitized by Google
222
S20
Zum Zwecke einer regelmürslgen Überwadiung der sämtliclien
SchflUr hat aioh in der Praxis folgendes Dienstscbema ausgebildet:
1. KlasBenweiae DntersQohuiig flSmtlioher Lemanü&nger, um so
die wiolitige FeststelliiDg Aber den GresnndlieitssQstand der
einzelnen Sohfiler bei Eintritt in die Sohnle m fixieren,
namentlich auoh mit Bezug anf die etwa in Ansprach ge-
nommene Haftpflicht der Sohnle.
2. Auswahl Ton Überwaohnngsschülem ans sämtliohen Klassen,
d. h. TOn Sohfllem, welche dauernder oder vorttbeigehender
Überwachung seitens des Schularztes und besonderer Berttck*
sichtigung beim Unterricht bedürfen, bei denen den Eltern
ärztliche Behandlun<^ anzuraten nötig ist.
3. Die klassenweise stattfindende Wögung uud Messung sämt-
licher Schüler in jedem Schuljahre, um so über den körper-
lichen Zustand der Gesamtheit der Schüler wenigstens durch
eine Gewichts- und Messungskurve einen festen Äuhaits-
punkt zu gewinnen, wobei auffällige Abweichungen von der
Normalkurve im Laufe der Schuljahre den Schularzt auf
die Notwendigkeit der Überwachung hinweisen werden.
Um dieses Dienstschema durchzuführen, gestaltet sich der Dienst
im allgemeinen folgendermafsen :
Zur Untersuchung der Schüler werden regelmäüsige schulärzt-
liche Sprechstanden im Sohulgebäude wfthrend der Unterrichtszeit
in einem besonderen Zimmer abgehalten. In diese werden die den
Lehrern gesundheitlich verdilohtigen Schaler sur Ärztlichen Unter-
suchung überwiesen, und es wird über dieselben erentuell ein Über-
wachungssohein zur Eintragung der ürztlichen Befunde angelegt
S&mtliche Schülerj über welche bereits ein Oberwaohnngssohein an-
gelegt ist, haben sich jedesmal zur Sprechstunde einzufinden. Dring-
liche Falle werden von dem Rektor in die Wohnung des Arztes tnr
Sprechstunde überwiesen.
Der Schularzt macht ferner K lassenbesucbe während der
Unterrichtszeit. Der Unterricht wird dann vom Lehrer unter-
brochen, Lehrer und Sobnlarzt besprechen sich über gesundheitliche
Beobachtungen in der Klasse; der Schularzt wählt gleichzeitig ihm
verdächtige Schüler aus, um sie nachher im Sprechzimmer zusammen
zu untersuchen und eventuell einen Überwaohungssohein über sie
anzulegen.
Die Wägungen und Messungen werden während der Unfsr»
richtsseit unter Aufsicht des Lehrers durch den Schuldiener Tcr-
Digitized by Google
«21
828
g«noiniiieii. Der Klasseolebrer trSgt die Befände ein. Es trifft den
Klaaeeolelirer diese Arbeit nebst Schreibwerk einmal im Jahre ; sonatige
wesentliche Schreibarbeit- im Interesse des sehnlärstlichea Dieostes
mnfs er nicht leisten. Der Schularzt» welcher ans seitlichen Grftndeii
nicht bei allen Elassenmessnogen nsw. anwesend sein kann (es
handelt sich hier nm ca. 40 Klassen), nimmt hierbei in möglichst
regelmftfingem Wechsel in einigen Klassen Bmstamfsngsmessnngen
vor. Hierbei ist dem Schularzt, wie bei den Kla8senbesnchen, eben-
falls Gelegenheit gegeben, Überwaohungsöcbuier äülbät uu^waklexi zu
köDQen.
In bezug auf die zeitliche Einteilung^ regelt sich der schul-
ärztliche Dienst hier in Breslau toigendtM imisen:
Die Wil!>unj?en und Messungen werden jfihrlich einmal vor^e-
nomnaen und nehmen pro Klasse eme Unterrichtsstunde in Anspruch.
Die Resultate der Messungen und Wägungen werden hier sowohl
in den Kopfbogen (Aufnahmeschein) der Schüler in ein vorgezeich-
netes Schema während der ganzen Schulzeit eingetragen, ferner aber
auch, nach Semestern der Geburtsjahre (Januar bis Juni und Juli
bis Dezember) geordnet, in eine Klassenliste. Letzteres erweist sieh als
sehr branchbar, um die nötigen Bankmafse für die Klasse bestimmen
sn können, nnd gibt sehr wichtige AnfschlUsse Uber differente körper-
liche Entwicklnngsverhftltnisse der Schfller. Ich yerwase hierbei
anf die schöne Arbeit nnseres Sehnlarstes Herrn Dr. Sauobch in
dieser Zatschrifl, 1904, Nr. 6.
Alle swei Monate findet für jede Klasse des SchnlarztbesirkB
eine Spreohstnnde statt. Diese wird in der Kegel für die Klassen
einer Schnle, d. h. für die nnter einem Rektor stehende Schul«
etnheit abgehalten. Vier bis fOnf Schulen sind so jedesmal in swei
Monaten periodisch zu erledij;eii im Schularztbezirk.
Die Lemanfänger werden im ersten Schulmonat zunächst provi-
sorisch durch den Schularzt besichtigt, damit sofort offenbar schulunfilhige
Kinder ausgeschieden werden können. Die Einzeluntersuchungen
erfolgen dann in den übrigen Monaten des ersten Schulsemesters,
nachdem die Kinder sich etwas an dns SchuUeben gewöhnt haben,
was namentlich für die Untersuchung der Sinne.sorgane viel aus-
macht. Zar üntersnchung wird hierbei die letzte Unterrichtsstunde
benutzt. Die Klasse wird in der Weise absolviert, dafs jedesmal
swei Drittel der Kinder nach Hause entlassen werden und ein Drittel,
d. b. ca, 20 Kinder untersucht werden, wobei der Lehrer anwesend ist
imd eveni freiwillige Sohreibhilfe leistet. Es erfordert diese Unter-
Digitized by Google
224
822
suchuDg' demnach drei SchaUtunden. Dieser Verlost an Unterrichtszeit,
welcLei emmal pro Kind während des ganzen Schullebens eintritt, findet
aber s^u einer Zeit statt, wo das Rind noch in den ersten lanesamen
Anfängen des Unterrichts steht, also noch wenig zw verlieren bat.
Uber jeden Leroanfänger wird dabei ein Aufnahmeuntersuchnogs-
soheiD angelegt^ eventuell auch sogleich ein Überwaohangsaohein,
welohflir zum Besuch der Spreobstnnde verpflichtet.
Wir haben hier nicht den sonst gebrttnchliohen „Gesundheits-
Bohetn", der zugleich für die Eintragung von Aufnahmebefund und
Überwaohungsbefunden dienen soll, eingeftthrt, sondern AufDahme-
aobein nnd Überwaohnngaeohein getrennt Der Aufnahmeeohein ent-
hält dooh meKr pbyeiologiMh-diagnoetiBohe Bnbriken nnd eignet aeh
desbalb weniger fflr die Eintragung patbologiseher Befunde der
Überwaebnngttohüler, für welche mOglidiBt freier Spielranm bei den
Eintragungen nötig iit.
Unser Anfnahmeiohein (Beilage Nr. 1) ist aehr eiofaeh gehalten
nnd aeine Rnbriken verlangen nnr die Antwort «normal oder anormal*,
so dafs er bei normalen Gesnndheitsverhftltniaeen mit wen^ Strichen
erledigt werden kann. Es tritt also hier, dem so anafÜhrlich rubri-
zierten allgemeinen „Gesuüdlieitsachein" nach Wiesbadener Muster
gegenüber eine gewisse Zeitersparais ein. Aufaerdem ist es praktisch,
wenn der Schularzt die Überwach ungsscheine, solange die Schüler
in UberwRcln!n_: simi, in sf^inpi- Hand behält, um sie in der Sprech-
stunde, sowie bei Aufarbeitung seiner Berichte stets zur Verfügung
zu haben.
Jedem Lornanfünger wird ferner ein „Fragebogen an die fUtem"
durch den Lehrer mit nach Hause gegeben.
In jeder Klasse befindet sich eine sohnlärstiiche Mappe. Darin
werden aufbewahrt:
1. Die Aufiiahme • ÜntersachnngSBoheine stattlicher SehAier
(Nr. 1).
2. die ausgefällten »Fragebogen an die Eltern" (Nr. 6),
3. die OberwachnngsBcheine der ans der Überwachnng ent*
lassenen Schiller (Nr, 2),
4. eine Elassenliste, anf welcher die in Überwachung befind-
lichen Schiller kurz verseiltet sind (Nr. 3).
Letztere aehr wichtige Liste benatst der Lehrer, nm die fibe^
wachuDgssohftler in die Sprechstunde su überweisen ; femer dient sie
dem rendierenden Stadtarzt. Kretsarst, Sohulinspektor, Rektor usw.
zur sofortigen Orientierung.
Digitized by Google
m
225
Auf der Rflekaeite dieser Liste sind nocH Teranehnet die söge«
Dsanten «SchulisTaliden", d. h. SchOler, welche wegen unlieilbarer
Znstende entweder ans der Überwaobnng entlassen sind, und für
welche der regelmälsige Besuch der Sprechstunde keinen Zweck mehr
hat, 80 d-dh diese überflüssig belasten würden, oder solche Schüler,
welche sofort wegen dauernder, unheilbarer Gebrechen zu Sohul-
iovaliden erklärt wurden. Diese Schüler kürnnifn dann weni?atpns
noch hei ( ielegenheit der Klassenbesuche des Schularztes regelmälsig
zur Besichtigung. Die Notwendigkeit, derartige Schüler getrennt zu
luhreD) stellte sich schon im ersten Betnebsjahre heraus.
In diese Klassenliste trägt der Lehrer, nach Ablauf des Sokol-
jahree, bei den darauf verzeichneten Schülern in einer besonderen
Enbrik ein, ob der Schüler yersetzt ist, oder wohin er sonst gekommen
ist, event. auch eine allgemeine Zensur. Nach diesen revidierten
Listen stellt sich der Scbnlnnst im neuen Schuljahr seine neue
Bestendtisto nn Überwachungasohtllem snsammen und fertigt die
neuen Klassenlisten danaeb an.
Die in Gebrauoh befindlioben Formulare (cf. Anlagen) Air den
Scbularat sind demnaob: 1. Der «Anfimbrneuntersucbungssohein'',
2. der i,0berwaebnng8scbein'', 3. die Klassenliste der Oberwaobungs-
sßbfller, 4. die ysobutaratliebe Mitteilung an die Eltern*. Femer
besteben sur Austeilung dureb die Klassenlebrer: 5. die „ Wägungs-
und Meesungstabelle* der Klasse, sowie zur AusfttUang dorob die
£ltorn: 6. der „Fragebogen au die Eltern".
Die Klassenbesuche werden hier pro Klasse nur eiumal jährlich
gemacht, um den Unterricht möglichst wenig zu stören, hingegen
wird, wie schon erwühnt, sechsmal jährlich, d. h. alle zwei Monate,
für jede Klasse bezw. Schule eine Sprechstunde im Sehii!fir/,t/mimer
abgehalten Tu der Kegel wird jede Woche eine Sprechstunde und
eine Serie von Klassenbesuchen von jedem Schularzt erle(li;,'t.
Li den NeubAUten wird jetat immer ein besonderes eioieustriges
Scbularztzimmer vorgesehen. In den alten Bauten muls meistens
das Lebrmittelzimmer fttr die Sprechstunde benutzt werden.
Das Schalarztzimmer enthält als Inventar: 1 Tisob, mebrere
Stftble, 1 Wascbtiscb, fiandtnob, Seife, Schreibzeug usw. Femer
«DthMlt dasselbe einen besonderen Sebukntsclirank, in welchem
Sehrifisaehen, die im Gebtaueb beSndlieben Überwaobungsseheine,
leeie Formulare usw. des Sebularstes sowie ein besonderes sdbnl*
SatUobee diagnostisohea Instrumentarium yerwabrt werden. Letsteres
entbilt folgende Gegenstlnde:
ftor MnUnt IL SA
Digitized by Google
226
824
1 Reflektor, 1 Satz (3) Ohrtriobter, 1 Nasenspiegel, 1 Glas-
Bpaiel, 1 Ohrpinsette, 1 Glasknnse für Watte, 1 MyrtenbL Sonde,
1 anat Pinsett«, 1 Knop&oh«n, 1 InstraoienteDsehale mit Hetali-
deokal, 1 SpiritQslampe» 1 M aiagtab, 1 Bandmaia, 1 TampoDfiehianba.
Fm«r wird das LAngexuneaBung^ettoU sowie die Desimalwag»
bier aafbewa]iri
Das Sehnlantsimmer wird» soweit es der Baum gestattet» ra-
gleieh aueh fflr die Anbtellung Ton LehrmittelsohFttnkeii benntsi
Seit Beginn dieees Jahres ist in Breslan aneh eine Sebnl-
ärztin angestellt, welcbe nur Mfidchensobulen versorgt.
Die Hilfsschulen für schwaclibeiähigte Kinder sind gegenwärtig
sämtlich einem einziLren Schulärzte unterstellt. Die Abgabe von
Schülern aus der Ninmulk lasse in die Hilfsschule für ^Schwach-
belähigte geschieht, abgesehen von eklatanten Fallen, in der Regel
erst, nachdem Lehrer und Schularzt das Kind ca. zwei Jahre
kennen gelernt haben und nachdem die UnterricbtsTersache in dw
Kormalklasse sich als erfolglos erwiesen haben.
Die Leitung des schulärztlioben Dienstes untersteht dem Stadt-
ant Derselbe erhält alle swei Monate, eotspreohend den zweimosat-
lieben Sprechstandenperioden, einen kurzen Formularbericht aus jedem
Schularzthezirk. Die Zahl der letzteren beträgt 27 für ca. 54000
Volksscbüler, so dab im Dnrobsehnitt anf den Bezirk nnd kat
2000 Schftler, d. h. 4 bis 6 Sohnlen oder 28—35 Klassen kommsn.
Hierdurch wird der Stadtarst in den Stand geaetst, bei den Beratnogaa
in der Sehnldepntation, an welchen er r^lmülsig teilnimmt» genügend
informiert zn aein.
Der Stadtant ist ieohnisohes Mitglied der Sehnldeputatioii, d. h,
der obersten lokalen SohnWerwaltongsinsiana, nnd als solches Vertrster
der Sehnlftnte nnd rogleich ansfUhrendes Organ Air schnlhygieniseke
Verfügungen dieser Verwaltungs Deputation. Sämtliche Anträge d«r
Schulärzte gehen zimaehit ud eleu Stüdtarzi. Eiu direktes dienst-
liches Verhältnis des Schularztes zu Organen der SchulverwaUung
(Klassenlehrer, Rektor, Stadtschulinspektor) wurde absichtlich nicht
ges(?huÖen, um Kompeteuz-Komplikatioueu uud Kouüikte zu ver-
hüten. •
Der Stadtarzt hält ferner regelmöfsige, meist monatliche Konfe-
rCDzeu der Schulärzte ab, behufs gutachtlicher Beratung.
Für den schulärztlichen Jahresbericht, welchen d«r Stadtarzt
herausgibt, hat jeder Schularzt die nötigen Beiträge aus seinem
Bezirk zu liefern, also namentlich fttr die im Jahresbericht enthaltene
Digitized by Google
227
Tabelle der Überwachungsschüler und Lemanfftuger (Nr. 6). Bei Beginn
des ueuen Schuljahres liefen jeder Schularzt sein Tagebuch, die
Klaaseoiisten der Übervachangssobaler» die Wftgungs- and Meeanng»-
ÜBten aus dem vergangeoen Jahre an den Stadtant ab.
JNaob Erledigung der AufnahmennterAuohungen der Iiemanfitaiger
gehen die AnfnabmeanteiBnohnngen, sowie die »Fragebogen an die
Eltern*' ebenfalls an den Stadtarit Von hier gehen sie naoh Be-
Vision nnd Bearbeitang an den Klassenlehrer, werden von diesem
anf ihre Vollsthligkeit geprdft nnd weiter in der Elassenmappe
aufbewahrt.
Die einaelnen von den Sohnlintsn naoh einheiÜiehem Mnstw
naammengestollten Besirhstabetlen der Oberwachungssohttler werden
im Jahresbericht in einer Gesamttabelle, naoh Symptomgruppen
nnd Klassen geordnet, additionell vereinigt. Um diese additioneile
Zusamiiieufa.ssung zu ermüglicheu, war es zunächst nötig, eine ge-
meinsame Klussifikation von schuldiagnostischen, symptomatischen
Einheiten hezw. Sympt Miigruppen zn veroin[)!iren. Einbeiteu, welche
den patholoo-ischen GesumtzustaDd des L'ntfrsuehten bezeichnen, sind
ü:ibMi nicht immer erreichbar. Man niuiste deshalb auch solche
wählen, von denen bei einer Person mehrere vorkommen können.
Um aber anoh die Peraonenzahl der Überwachnngsschüler verwerten
an können, wurde diese bei jeder Tabelle besonders festgestellt und
am Kopfe derselben angegeben (of. Ifnstsr der Bezirkatabelle Nr. 6).
Diese Einführnng gemeinsamer nnd dadaroh additionsfähiger
aaalytisoher Elemente bezw. einer vereinbarten Klassifikation Ton
sohnidisgnostisi^en Einheiten dürfte anoh nOtig sein» nm das ge-
samte sohnldiagnostisehe Material im Lande nntabringend Terarbeiten
an können, nnd millsten in dieser Beaiehnng die Leiter der sohnl-
irstUohen Betriebe eine Einigung hersnstellen snohen. Anf dem
Namberger internationalen sohnlhygienisohen Kongrefs trat anoh
Prof. Dr. B0OBBL, Statistiker der Stadt Nflmbeig, für dieses bei
uns schon seit drei Jahren angewandte Prinzip ein.*
Unsere gemeinsame Klassifikation der Symptomgruppen wurde
dadurch gewonnen, dafs ich im ersten schulärztlichen Betnebi^jahre
sänntliche Schul ftrzte nach freiem Ermessen diagnuatuieren liefs.
Dann wurden (lio>e dias'DOstiscIien Einheiten, die noch viele sub-
jektive Versohiedeuheiten zeigten, m der äohularztkuuferenz auf die
* BüCHBL fordert in seinen LeitsStsen: „Die Zählangaeinheit soll einefieite
die «iniehie KranUMitsfonn, anderaeiU daa einselne Individonm sein."
24*
Digitized by Google
228
826
jfltit im gemeinaamen Gebnuoh liefindliohe Typenreilie unasrar
Tabelle redosiert Unsere Klassifikation ist demnaoli rein aposte-
riori ans dem lokalen Betrieb heiansgewaehsen. Sonstige er-
widinenswerte Symptome werden eyentaell in einem Ankang aook
SQmmariBck angegeben.
Was das VerkAltnis nnaerer ScbnlArzte zn den Eltern nnd
praktisüben Ärzten im speziellen betrifft, so befolgen wir folgende
Grundsätze:
Der Schularzt beschränkt sich darauf, den Eltern eine Formular-
mitteiluDg, die vom Rektor gegengezeichnet ist, über den Gesund-
heitszustand ihres kranken Kindes, unter Angabe der Diagnose, zu
machen. Er gibt dabei auch an, welche .spp/ialärztliche liehandlung
eventnell aufzusuchen i?t. Die Wahl des behainleludeii Arztes bleibt
aber durchaus den Eltern überlassen. Für Unbemittelte stehen zahl-
reiche UniTersitäts-Polikliniken, städtische Krankenhaos-Polikliüikea
sowie Privat- Polikliniken anr Verfügang.
Die Sohnlvers&umnisse durch Besuch in der Wohnung d^r
Eltern seitens des Schularztes feststellen au lassen, ist bei uns oieht
eingeführt, da dem Sohnlarat nioht genügende Befugnisse zn einem
Hanabesneh bei den Eltern anstehen nnd es sieh hier mehr um eine
poliaeiüehe Saehe handelt.
Die Eltern anm Besoeh in der Spreohstnnde anfsnfordem» ge-
schah bisher ebenfalls nickt» jedoch steht fUr mUndlieke Rat>
sehläge allgemeiner Art der Schularzt in seiner hftnslicben Sprech-
Stande stets anr Verfügung. Wir wollen in dieser Frage noch
weitere Erffthrnngen abwarten nnd stehen derselben nickt ablehaend
gegenaber.
Was die Beteiligung nnd naraentliob das Schreibwerk der 1 ehrer
und Rektoren bei dem scbulärzLlichen Dienst betrifft, so erwuhnte
ich schon, dai'd die Klassenlehrer die schriftlichen Eintragungen bei
den Messungen und W^ungen ihrer Klasse, die während der Unter-
richtszeit stattfinden, einmal im Jahre vornehmen. Im übrieen
macht der Klassenlehrer noch nm Ende des Schuljahres einige kleine
Eintragungen über Ortsveräuderungen, VersetzoDg der Schüler in
der Klassenliste der Uberwaohungsschüler.
Für die Klassenlehrer der LernanfOnger tritt hinzu, dais sie bei
der Untersuchung derselben anwesend sein müssen, wozu drei Standen
nötig sind. Etwaige Scbreibhilfe leisten sie aber kier, da der Sohol-
aizt stets anwesend ist» durchaus freiwillig.
Für die Rekloren tritt nock folgende besondere Arbeit hiosn;
Digitized by Google
m
Sie Miehnen als Vertreter der Sohnlrerwaltimg die eehnlttntliebe
Mitteiloog an die Eltern mit; sie geben bei Beginn jeden Scbnl-
jebiQB dem Sebnlarste die Beetandaiffem der einseinen Klassen
an; sie geben dem Scbniarst monatliob die Namen der ans der
Ellaase im Lnnfe des Jahns anssebeidenden Oberwaohuugsscbaler an,
damit er danaeb seine Bestandlisten korrigieren kann. Alle sonstigen
sobriftlich«! Arbeiten der Bektoren gesobeben niobt im direkten
loterease des eobnlftrstlioben Dienstes, sondern im AnschluTä an
sanitfttspolizeiliche VerordnungeD.
Da die Tätigkeit der Schulärzte mehr eine hygienische und
propLylaktiiclie seiu soll, so werden von ihueu die Diagnosen,
namentlich spezialistische Diao*nosen, immer nur so weit gestellt, ala
es für den Schulzweck lezw. für die Arzte belbbt, als die
BeL;in(llung nur verraittelnde Uberw acliuni^särzto, notwendij^ ist.
Dio geuauereu Diagnosen und Untersuchungen werden dem he-
handelnden Arzt bezw. Spezialar^:! überlassen; insbesondere bei
Untersuchangen der Sinnesorgane (Auge, Ohr) heschränkt sich der
Schalarzt auf eine einfache, aber für den Schulz weck genügende
Vorprüfung. Für genaue sppzialistische Untersuobnngen fehlt dem
ficbolarzt, welcher die ärstliobe Gesamtüberwaobnng an versehen hat,
niobt nur die Zeit, sondern anob Übnng nnd anareiobende KenDtnia.
Aneb den Klasaenlebiem ist Gelegenbeit gegeben, eine einfaobe
Vorprflfiing der Sebsehfirfe in einbeitlieber Weise TOrsanebmen, in-
dem in jeder Klasse ein OoHNSobes Hakentäfeleben vorbanden ist
Verdflobtige Soboler ftberweiaen dann die Lebrer, welobe täglieb
Gelegenheit beben, die Kinder an beobaebten nnd infolgedessen oft
sebr anverlfisstg nrteilen können, in die Sobnlspreobstnnde des Sobnl-
arstes behnfs weiterer Feststellung nnd Veranlassung. Diese Uitarbeit
der Lehrer ist selbstverständlich auch eine durchaus freiwillige.
Unser Formular ^Mitteilung au die Eltern" enthalt auf der
Rückseite einen Vordruck, in welchen der behandelnde Arzt seinen
Befund und seine Anordnung eintragen kann; dieser Schein kommt
danü durch die Ekern und Lehrer wieder an den Schularzt zurück.
ir hoOen, dufs diese im letzten .lubre hier eingeführte Einrichtung
dazu dienen wird, uns bestimmte Anhaltspunkte zu geben, in welchem
Mafae auf Grund der schulärztlichen „Mitteilung an die Eltern"
ärrtliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Es ist dies um so
wertvoller, als dadurch derjenigen Kritik begegnet werden kann,
w elche bisher dns Fehlen derartiger Feststellungen in meinem Jabres-
beiiobte an dem falaoben Urteil verleitete, dafs bier in besng auf die
Digitized by Google
230
828
faktische Rehnndhing- der Scbüler gar nichts geschehe. Nfich Ansicht
unserer Schulärzte, praktischen Arzte, Kassenärzte mit Familienbehand-
lang usw., sowie ieiteoder Ärzte der hiesigen öfTentiichen und
privaten Polikliniken, kommen mindestens zwei Dritiel derjenigen
Kinder in ftntliohe Behandlung, über welche eine flchulärztliche
^Mitteilung an die EUern** gelangte. Dafs dies auf die Gesnndheit
der Schuljugend von grofsem Einfluls sein wird, steht wohl für jeden
aofaer Zweifel. ALlerdiDgs kann dteaer Nutxen, da es sieb doeh
meist um krankbafte ohronisohe Zohtande und Defekte handelt, oft
eist naeh Jahren dentlioh erkannt werden.
Dm die yorgeschriebeoen ftnttioben Anordnungen auch fbr Ud*
bemittelte dnrahfahren an kooneu, kommt nns die Sebnlrerwaltiug
nnd Armenverwaltung mit ihren Fonds bereitwilligst zn Hilfe. Die
Bewilligungen dieser Verwaltungen erstrecken sich auf Brilfea,
Gipskorsette, Stahlsohient^nkorsette, besondere Sitzeinricbtnngen nach
schulärztlicher Angabe, Aufnahme in da.« ländliche Genesuugsbeini
der Stadt, Verabreichangen von Milch, bauliche Auderuugen Dach
schulärztlichem Antrage usw.
Geeignete Kinder für die Ferienkolonien werden von den Schal-
ärzten den Rektoren vrn L-f ^■chIageo. Ebenso wirken die Ärzte mit
den Lehrern zusammen bei Au<?wahl der Teilnehmer an den Stotterer-
kurseo, welche dann noch spezialistisch in der Ohren- und Kehlkopf-
abteilung des städtischen Allerheiligen- Hospitals untersucht werden.
Auch an der Überwachung der Brausebftder in den Schulen beteiligt
sich der Schularzt.
Die Dispensation vom Dnterricht auf schulärztlichen Antrag
wird stets nur im Einverstllndnis mit dem Lehrer durchgeAlhrt»
sofern es sieh um geistige Zustande bandelt. Aueh die Zustimmnog
der Eltern wird meistens erst bei Auüsobliefsung Yom Dnterriebt ein-
geholt» sofern die krftnklichen Kinder nicht fdr die anderen Sohnl>
kinder eine Gefahr bilden. Im letateren Falle ist das vom Stadt-
anst bestätigte Votum des Schularztes fOr die Verfüg ung der Sohnl-
deputation allein mafsgehend.
Was die hygienisobe Fttrsorge in baulichen Angelegenheiten
der Schule sowie bezüglich des Schulinventars betrifft, so bescbrSnkt
sich der Schularzt darauf, diesbezügliche Schädlichkeiten beim Schul-
betriebe festzustellen und darüber zu berichten. In welcher Weise hier
abzuhelfen ist, wird namentlich bei huun/.iell bedeutenden P asien lO
der Schuldeputation unter Beteiliirung des Stadtarztes und unter Zu-
ziehung von Sachverständigen des städtischen Bauamtes bestimmt
Digitizeu Lj vjüOgle
829
231
Alle Plttne Ton Neabanten, grOlsereD UmbanioQ usw. gelangon tot
ihrer AusfflliniDg snr Kenntnis der Sobaldeputation, wobei dem
Stadtant Gelegenheit geboten ist, bygienisobe Gntndflätze m Geltang
an bringen. Derartige banliobe Fragen lassen rieh für einen grofsen
Betrieb nur in einer {centralen Verwaltnngsinstans, wie es die Sobnl-
deputation ist, nicht aber dnreh den einseinen Sohnlarzt nach dessen
subjektivem Ermessen sweehmft&ig nnd einheitlich regeln. Der
Schularzt 8oll in einem grofsen Betriebe eben mehr Sohülerhygie-
niker wie Bauhygieniker sein. An den jährlichen Besicht ig uugeu
der Schulen durch das städtische ßauumi nimmt der Schularzt
jedesniul teil.
Bei vorkoramenden Diphtheriefiillen knnn der Rektor die Des-
infektion der Klasse durch dus stiidtisclie Desmfektionsamt sofort an-
ordnen. Der Schularzt erhält Kenntnis von jeder meldeptiichtigen
Krankheit in der Klasse, um weitere hesondere Anoidoungen sofort
beim Stadtarzte beantragen zu können.
Za obligatorischen hygienischen Vorträgen tüt die Lehrer ist
der Schularzt nicht verpflichtet. Wir hoffen, mit freiwilligen
Krftften in dieser Beziehang bei der grofsen Zahl unserer SchnlArate
«»ankommen nnd halten irgendeinen Zwang fttr schädlich.
Physikalisohe nnd chemische ünteranchnngen im Dienste der
Sehnlhygiene (quantitative Lichtbeetimmnngen osw.) besorgt vertrags-
mäfirig das hygienische üniverritatsinstitni
Es ist demnach bei nns in jeder Beaiehnng für geeignete Krftfte
im schnlhygienischen Dienste gesorgt. Die Einheitlichkeit des
Dienstes ist dnroh genügende ZentraliriemDg gesichert. Der Gmnd-
sats „nicht sn wenig nnd nicht sn vieP wird mit Aufmerksamkeit
gewahrt.
Die Grenzau, die dem Schularzt in seinem ärztlichen Handeln
gezogen sind, ergeben sich aus ihrer besUiiimtea Relation zum Sfhnl-
zweck. Es wird dies ausgedrückt am besten durch die Worte:
1 w achung, aber keirif^ Behandlung. Hiermit beantwortet sich auch
die Krage, ob Spezialärzte angestellt werden müssen, Wo
lediglich Spezialärzte (Augenarzt und Ohrenarzt) angestellt sind, ist
selbständiger Dienst dereelben wohl zweckmäfsig, aber etwas hygienisch
Unvollständiges. Wo aber Schnlftrzte angestellt sind, welche einen
systemaüsoh geordneten, hygienischen Gesamtdienst in der Schule
zu versehen haben, kann der Spezialarzt nicht als selbständiger
Sehnliarzt eingeschoben werden, sondern es kann nnr ein Dienst*
verhAltnis durchgeführt werden, bei welchem der Schnlarst den
Digitized by Google
232
830
eigentlichen regelmilBigen Dienst in der Schule hat» dem Special*
arzt aber die geei^eten Fälle vom Schularst in seine Wohmui^
ftberwieeen werden. Die Schale aber noch in selbständige speaml-
ärstliehe Gebiete mit selbständigem, spezialärztlichen Dienst ein-
zuteilen» wQrde dem Zweck der Schulhygiene nicht entspieoheo.
Bei einem Behnlftntlicbeo, spesialistiBohen Dienat kftme natöigemlfii
immer mehr die ftrstliehe Behandlung der Sohfller in den Vorder*
grund. Sobald aber die Behandlung der Sohfller Ton der Sohul«
▼erwaltung obligatoriseh in die Hand genommen wird, erCfiiet «ch
nieht nur ein grolaee Gebiet fflr Konflikte mit den piaktisohfln
ÄrsteUi sondern es würden anoh die Bedite der Eltern mit Bosug aof
die an genehmigende Behandlang ihrer Kinder in emstlioher Weise
angegriffsn und Terletzt. Was speaiell die Angen der Schulkinder
betrifft, so bat hier gewifs die Schale eine besondere Verantwortlich-
keit. DieSchulverwaltun^' könnte ihren diesbezüglichen Verpflichtuni:en
zweckmälsig dadurch üuchkommen, dafs sie etwa alle zwei Jahre m den
einzelnen Klassen Augenuntersuchungen durch einen von ihr beauf-
tragten Augenarzt machen läfst, der nur die nötigen Fest^tellnngen
und Vorsehlfii^e zu raaclirn ]iat. ohne in hezug auf die liehandlung
einen Zwang auszuuhf^n Aimliche penodi.srhe Kontrolluntersuchungen
könnten auch anderen Öpezialärzten übertragen werden. Auch die
ßnanzielle Belastung der Gemeinden würde durch die zu starke
Beteiligung der Spezialärzto eine bedeutende sein. Alle diese
Schwierigkeiten mOiateD nur dazu beitragen, die Oiganisatioa des
schulärztlichen Dienstes derartig 7,n koraplisieren und zu ▼orteueni,
daüs die Gemeinden vor weiterer Einführung von Schulärzten zurück-
schrecken wfirden. Soll die sehulAratliehe Institution eine allgemeine
Verhieitnng gewinnen» so muls sie Tor allem aieh in Giensen be-
wegen, die nicht Aber den Zweck der Sohnle hinaufgehen, und an
einer einfachen, nicht su kostspieligen Form des Dienstes
haltsn. Hieran hat uns das Wiesbadener Dienstsohema ein erprobtes
Muster gegeben.
Balh die Erfolge der Schulhygiene aunlohst tou einem gut
organisierten, die G^mthygiene der Schule umfiMSendeii schulirst-
liohen Dienste abhängen, steht wohl aufser Zweifel. Die Ein«
richtuDg eines solchen raufs daher zuerst erstrebt werden, ehe man
an Spezialfragen berangeht bezw. für den spezialärztüchen Anscblufs
sorgt. Der re£relmäf8ige, dem Schulzweck genau angepaüste allgemeine
ärztlicho Dienst mufß die B;isi<* bilden für ein gutes, geschlossenes
System des schulärztlichen Dienstes, d. h. eines Überwachungsdienstes,
Digitized by Google
233
welcher sich bis auf jeden einzelnen Schüler entreckt» jedoch die
ftrztliche fiehandlnog nicht aasübt, sondern dieselbe nur naeh jeder
Biohtnng zu yennitteln imstuide aein aoll.
1.
Anfttahine-UntersachuiigssclieiB.
de Schiller
geboren em
Scbnle Nr.
Elaste
Tag der Üntersnebiuig
Sebidant Dr.
( m.; w.O
w = weiblioh
Kb».
Schule
(Nr.;
a?ang.;k*)
■
Gewicht
Länge
(cai)
Bruat-
umfantf
(durch
Ant; cm)
Ue« JbLiasseo-
lehren und
ereil luetl oaa
Arztes
1
1. Sohuyalir
8. .
4. n
«. »
—
«. •
7. .
In ÜhwwadiiiBg gemmnen?
Aotnig auf ZurüclutelluDg für 1 Jahr?
ja» nam.
ja, oem.
(Z«te«iiMid«« antenttelehea.)
Digitized by Google
234
BSekirito WH 1,
Allgemeiner Krifteiaitand (HnakaUitiir)^: ^t, mittel, icUecbt.'
ZSbne «= gnt, mittel, echieobt.
Allgeneine geistige BeschafflenheiiaBOfiiMl, inr6«kgebliebeii,
Mtgeborener Defekt.
normal
(— 1 )
•normal, in welcher Weise?
^i/nroniicne Aaecanae nna i/eiflKVe)
x>
y nji t U.Lt_L-- /T\— f - _
ADocDeni^neiii ^ueiomx*
tfiten)
a.
Cbron. KDocbenkrenkbeiten
8.
Allf. Konititatton und Blut*
UrBCiJHljeDlK^Ib ^01llWmlll^
Hieichsucht uew.)
4.
(cnron. Hautkrankheiten)
Drünen unter der fiaiäereo
Haut
6.
Munu-, Kachen- und .Nanen-
schleirobaut i^udcuoiduVege
tation usw.)
1 SehvermÖKen
8.
Zustaud des äufscren Aages |
9.
....
Honrermogen
10.
Zaatftttd de« aurseren Gehör-
gangf (Ohrenflttüi uiw.) i
Sprache
IS.
Zattand der Langen
(Spitzenkaterrh niw.)
13.
Zustand de« Uersene
(Uenfebler ntw.)
14.
Organe der BauebhSble
1&.
1 Znatand des N«rrentj«ien«
(Chorea aaw.)
16.
Körperltehe Bntwieklnngs-
fehler (Hernien usw.)
Pareeitetk |
Eventuelle Geeantdiagnote:
Digitized by Google
833
VbeiWMliiiDgMeheln Kr.
(
235
Piapnose:
Id ÜberwacbuDg genommen am:
Ani der ÜberwiflhttBg estlftiwii am:
Aafnabme in die 8ohQlmTelidenli«te
1
S
S
j=
E «
o E
es j-
Name
ünter-
Feststellangen«
% c
o
> c
bO m
enobimfi-
Tag
Jahr
■
Antrftgei
AttiffibruDgen niw.
a C
s *~
IS
Q
m H
s a
0,0)
O
^ AB
o. c
«> et
Ck. .
Q g
.5 £
Ü i)
»et
des
Schal-
arstee
1
1 1
1
" ' !" V
\ 1
! 1
8.
KUttseiliste der Oberwaehnngsseliiler
Knaben |
der Klasse Sehole Nr.
ey.
kftth.
Nicht' patsrntlet
Schnlant Dr. ....Klassenlehrer Jahr.
»r.
1
Name
|ln die Liste
eingetragen
amt
Bemerkung dei
Sohalarstes
(Diignoee, Anweiinag)
Beoierining
dee Lehrers am
JahreneUolii
Bfiekseito ra S. Klasseiiliste Uber
sonstige za berücksichtigende Schaler der Klasse (SchalinYalidit&t)
Kr.
Name
In die Litte
eingetragnen
am?
Bemerkungen det
Sch ularztes
(Diafrnose, Anweisung)
BemerkttDg
dos Lehrers am
Jahresschlufs
1
Digitized by Google
236 m
^ Sckalärxtiiclie Mitteiliing an die Blt«ra.
An ™„
StraÜBe Nr..
Die von dem Magistrat zu Breslftn angeordüete scholftrztliche Unter-
suclmng des Kindes ^
Schule „. Stralse Nr. Klasse
hat ergeben, dafs es an „
leidet.
Im Interesse des Kiodes und der Sehlde ist deshalb nOtig, dafs es
in ärztliche Behandlung tritt
Breslau, den ^190 .
Der Schalrektor. Der Schalarst.
Anfragen und Uitteilangen dtt behandelnden Arzte« an den Schularzt
werden g&ra berficlnichtigt
Bilolcwite la 4.
Lediglich Zählblatt fOr den Schalarzt.
Der hrhnndoindp Arzt wird im statistiscben Interesse ergebenst gebeten
um AnsfiiiiunL' tolgcuder Babriken:
Diagnose :
Verordnung : — .
Breslan, den 190 .
Der behandelnde Arzt Dr
Der Sperialarzt Atr —
Dr,
Die £ltem werden im Interesae ihrea Ktnd^ gebeten, diesen Zettel nach
Ausfüllung dnrcl) dt»n hehandelnden Arzt dem Herrn Klataealohror inridi-
suliefem, damit dieser ihn len Schularzt übergeben kann.
5. Wij^^oag»- und Messnogstabeile.
(Abnmdang anf V« kg beaw. 1 cm)
Knaben- „ . . « #. »t
der Klasse ev. kath. - -~— — Schule Nr -Stralse Nr.
Mftdcben-
AnsfQhmng am«. ^„.„„^ ^^.^
Vorbemerkungen für den Klassenlehrer:
1. Die ^Yägungen und Messunceu der Schalkinder sind in den Mooatea
Januar bis März zu erledigen.
2. Die Schulkinder sind im Interesse statistischer Berechnongen ttdi
Semeetern der Gebartsjahre (JanaarJad und JnU-Denmbff)
grappemveise einsiitragen. Die jflngeren Semester kommen dabei ie
der Beihenfolge zoerst.
3. Diese Semestergruppen sind in den beiden letzten Yertikalspalt^n
dorch eine Qnerlinie abzogrenzen nnd ist Uber diese Linie die Summe
Digitized by Google
835
237
und der Dorehscbrnttswert (Summe dividiert dordi Zahl der Schul-
kinder) fOr Lisge and Gewidit der Gruppe hinznschreibea.
4. Die WägTin^s- und Mcssangsrcsultate sind aufs er dem auf dem
AufDahme-Untcrsüchnncr^'^rhpin (Kopfbogen) jedes Schulkindes in die
TOrgedruckte Rubrik eiui-utrageQ.
Soholjabr 19
Nr.
IZu- und Vornamen
(nach Geburtssemestern
geordnet)
Geburts-
tag
(ll«M»«nd
Gewicht
«
Brust-
umfang
(durdk Artt)
om
•Summen
dar
Semeater-
gmppen
Dnrch-
Bchnitte
der
Seoeatei^
gmppas
cm
WieTiel Schulkinder
fehlten?
Unterschrül des Scbukntes: Unterschrift des Klassenlehrers;
^ Sttdtiieke 8«litlTerwaIti]ig in Bmki.
Fragebogen an die Eitern betreifend das Rind
Sehlde .,..♦.♦.„♦..♦... — ............. StnUse Nr.............^.............
1.
Neine des Yrnkeii oder yertretera: 1
1 ■
2.|
Wohnung :
1
3.!
Geburtstai,' ch g Kiudea:
4.
In welchen Lehensjahren hat das
I Jünd Krankheiten und welche
dmrdigeinaebt?
iVVurüen dauernde schädliche Folgen
dftTOB beobaobtet?
6.
iHat das Kind Verletzungen mit
|dMemde& Folgen dnrebgeniMht?
1 /
7.
Ist das Kind sohwerbMg?
Ist das Kind korssiohtig oder
•diWMhaiehtig?
1
Hat das Kind sonstige Gebrechen
nnd Sohwidien?
(Krämpfe uaw.)
la
Waon lernte die Kisd timlien?
Im Interesse des Kindes behufs Berücksichtigung beim üuternuht werden
die Stteni um geneae Antworten gebeten.
Digitized by Google
238
(Muster.) ''ührlifh v"m Scbularzt für den GesanujubreHberichL eiUiureichcn.)
7. Tabelle clci L bi i vvacüuiigHsrhiiler des Schnlarztheselrk«« 12 aacli Klassen geordnet
(ieBaiiitZMhl Her Schüler: Knnbon 777, Mädchen: UK)7, zuaanimen 17M.
(.irsamtxahi der Oberw&cbuii^'^ArhüIrr: KnJibcn 34, Mädchen :{6, iii^ammen 60.
Vereintwrte
Syniptomgruppon
(Aasabi pro Ki«««e)
Knaben
K I K 9 s e :
M ä (i c h 0 n
Klasse:
Adenoide Vegetationen . . .
Anioiie |j 1
Asthma })rünt;hiiile | —
Augetikrankheitcu, entzfindl.: i
JiirideliauL I —
Hortihaat
Lid
Tracbom
Bettniasen
Blase[il)e.sehwerden(ezkl.B6tt-
näasBu )
Chorea minor (TeiUtans) . . .
I>rfi8enaBS( hw(.>llurigou (nnter
der äufscrcn Haut)
Epilepsie.
Goistif^e Schwäche
ÖeUMikftkraiikii njren :
eutzüudlichü
FoIf(ezttstände(Ankyl. etc.)
Hörverin(>^oii (horiibf^eeetztea)
Hül'tgekiiksverreukuug ^angu-
borene)
Hautknill kiieiten (chronische)
llautpara»Ueu . KupriauäC . . .
Krätze
Ha.sensrhiirto u. Wollsrachen
IlerzfeliKr (organischer) ....
llyfctcric
Katarrh d.ob. LuftwegeCchron.)
KnoclK-iierkiankungen:
euUüadiiche
FolgezttstiUide (Terkrüm-
mungen uew.)
JI£ropf
LSbmungen
Leütenbruch
LungOTif pitzenkatarrh
JiUiigeiJtui>erkulosü (diÜuac) .
Ilapen-Dirinkatarrh (chron.).
Nahclhnich
Ny»Lagmutt ^Aug«?uziiLcru) . .
Ohrenflufs
O/aclia
ßacliitiä •
Schielen
SchiefbaU (muskulär)
Schreil)ki finipf
fc>ehvermogi3u (herabgebcUtej»)
Scrophuloftis univeraalia ....
Stottern, >^taiiimeln
Ia|lb|U |III|IV| V jVl|^la|lbj II
1 : -
lU IVi V vi|<^i j
8
1
1
2
ji
1 t
1
1
3f
5
KUusensummeii: Ii Ij t}| ;;| 4| ö 1 10 [ 10||Ötf Q 4| 1| 6| 9 1 18] 17-ji8f ^|lti
I
DigitlZCü by Goo^lcj
«37
239
Aitintxt Jlitttiliinseii.
Nene Schulärzte. In Karlsruhe in Baden wurden vom Stadtrat
3000 Mark im BIntwnrfe des nächstjährigeo Voranschlages für einen Schal-
arzt vorgesehen. Die Anstellang selbst soll erst nach Genehmigung des
Yoransehlag«« Torgenoinaien werden. — Rheine bei Dortmund hat die
Anstellnng von Sehnlänsten in Anesicht genommen. — Anch Anebeeb
soll demnfldnt einen Schularzt für seine Volkssehulen erhalten. - In
Gittersee (Kreishauptmannscimft Dresden) kam man bei Beratung der
SrlHilarztfrape in der Schul vorstandssitzang überein, von der Anstellung
eines Schularztes abzusehen, aber alle im Frühjahr schulpHichtig ge-
wordenen Kinder im Herbst untersuchen zn lassen, auiscrdem die Kinder
des vierten Scbaljahres im Februar (von wem? Ü. R.). — Mährisch*
Ostrsn bst in der letzten Oemeindeeoeecbnftsitznng die proTisorische
EiofiBhmng des scfanlftrztlicfaen Dienstes an den beiden dentachen ToUo»
und Bürgerschulen im I. Bezirk für das nächste Schuljahr beschlossen,
und gleichzeitig sind die beiden Stadtärzte damit betraut worden. Sollte
sich dieser Dienst als leicht durchttihrbar erweisen, so wird er später
an allen städtischen Schulen eingeftJhrt. Überdies besteht bereits an der
israelitischen Volksschule die schulärztliche Untersuchung der Kinder und
am MAdchenlysenm ist seit seinem Bestand der schnlMlicbe Dienst
organisiert nnd wird dnrch die Doktoren Kleik, Bbbnnkb und Kbumanv
in mustergültiger Weise nnentgelUich besorgt. — Die Gemeinde Il?ers-
gehofen (Regiemngsbezirk Erfurt) hat einen Schularzt angestellt, wie
nnna^ir aus der Veröffentlichung seines Jahresberichtes ersichtlicli wird. —
Die Stadt Thorn h-M an die Regiertinfr ein Gesuch um Gt \v atiiniiL' finer
Beihilfe behnfs Ansiellung von Schulärzten gerichtet, das Muu&ieriuui hat
^ber hieraui eiueu abschlägigen Bescheid erteilt. — Von der Stadtverord-
meteoversammlnng in HoUminden wurde ein Antrag des Msgistrats an»
genommen, im laufeoden Etat der Bflrgersebnlkasse die Mittel ÜBr An-
stelluDg eines Schularztes und zweier Schulzahnärzte einzustellen. Der
Antrag fand bei der Mehrheit der Versammlung volles VerstAndnis und
wurde von ihr mit Dank für die Anregung des Bürgermeisters v. Otto
begrüfet. — Mannheim hat die Stelle des neuen Schularztes an Dr.
Stephan Y in Heidelberg vergeben; die Stelle wird bekanntlich im Haupt-
amt mit Ausschlufs von Privatpraxis gefuhrt und ist mit lOüOO Mark
dotiert. (Diese Wehl mnls in weiten Kreisen, besonders aber in denen
der Lehrer, Ärzte nnd Arbeiter, grobes nnd berechtigtes Befremden her-
- Tormfen, da der Gewählte bis jetzt als Schulhygieniker durchaus unbekannt
ist, während ihm ein Kandidat gegenüberstand, der sich auf diesem Ge-
biete durch tachüge Arbeiten bereits einen Rai, der Uber die Grenzen
Digitized by Google
240
83»
Deutschlands hinanspeht , erworben hat. Der Mannheimer ,,VolJ:ssfimme'^
entnehmen wir hiernhcr foli^M ndo Äufsening: ,,Als der für den Posten
eines Schularztes am vor/üiliL hsten geeignete Kandidat galt in den be-
rufenen Fachkreisen der hiesige prakt. Arzt. Dr. Moses, mit dem seitens
der StidtbehOrde aneh schon vor Monaten Beziehungen angeknüpft worden,
mf Grand deren sich Herr Dr. Uoan erst filr den Poeten meldete.
Herr Dr. Moses, der, wie alleneits nigegeben wird, nicht nur im besten
persönlichen Anseilen steht, sondern auch, wtt Wissen und Können sowie
praktisriir Frfahning anbelangt, mit in der vordersten Reihe der hiesigen
Ärzte rangiert, gilt aufserdcm im Kreise seiner Berufsgenossen als Kapa-
zität auf dem Gebiete der Schulgesuudheitspflege. In der gewissenhaften
Absolvierung einer ausgedehnten Kassenpraxis und als Armenarzt ist er
in innigste BerBhrang mit denjenigen Schichten der Bevölkerung getreten,
die der Volkssehnle die ZOfl^inge liefern — mit den Arbeiteikreisen, flir
deren sociale Bedttrihisse er ein feines Verständnis gewann, das inseres
Erachtens dne notwendige Grundlage jeder schulärztlichen Tätigkeit sein
muh. Herr Dr. MosRS hat gerade die sozirilc Seite der Schulhygiene
eitrigst gepflegt und in vielen Piililikationeu und Vortratren sich einen
wissenschaftlichen Namen auf diesem Gebiete erworben. Aulserdem hat
er in mchrjäitngcr Zusammenarbeit mit dem hiesigen Stadtschul rate Dr.
SioiOKOBB sich eine gencne Kemitnit aUer hiesigen SehilTerhBltnisfe
zu e%en gemacht" Wir halten es fbr nnsere Pflicht, Herni Dr. Horbs,
den wir als Scbolhygienlker fiberhanpt nnd als Mitarbeiter dieser ZeiU
Schrift hochschätzen, hier Gerechtigk^ widerfahren zu lassen. D. R.) —
Charlotten bürg hat eine Schnllntin angestellt nnd das Amt Frau Dr.
Stelzneb übertragen.
SchnlSPfie in Preufsen. Die Zeitschrift „Gesitndhdtswesen des
preufsisciim Staates im Jahre 1902'' enthält folgende die Schularzteinrich-
tung betreffende Bemerkongen:
Die Scholftnte entfalten eine segensreidie Tltigkeit, die sieh auf aUe
Schnlangelegenheiten, SdmleinriehtttDgen nnd die SehnUdoder selbst er-
streckt. In bezug auf die Zahl der neu eingerichteten Schnlarztstellen
scheinen allerdinjr;^ die Fortsehritte im Berichtsiahre nicht erheblich m
sein; in einzelnen Ikzii ksberichtco wird der besondere S( Imhirzl in kleine-
ren Kreisen für „tibertlüssig" erklärt, da die Obliegenheiten eines solchm
ebensogut durch den Kreisarzt eriüUt werden könnten. — Den Schul-
ftrsten in Greifs wald (Regiemngsbesirk Stralsund) wnrde xora Min
das YertragsverbUtnis gekündigt, weil das bürgeriiche KoUeghun einen
wesentUoben Nnlzen in der Einrichtuig der Schnlarztstellen nicht zu er-
kennen yennochte nnd der Ansicht war, dafs wichtige Angelegenheiten
dorch den Kreisarzt ihre Erledifj^nng finden ktSnnten. — In der Stadt
Danzig smd vier Augenärzte und zwölf Sclmlar/te aneestellt. Von deü
Augenärzten wurden alle zwei Jahre sämtliche Schulkinder sowie die zu
Ostern und Michaeiiä neu autgenommeoen Kinder bald nacii der Auf-
nahme nnteisBcht. Die Sebilinte sind Miti^ieder des Sehnlvoeslande»
nnd haben die An|gabe, die fllr die Gesiradheitspflege in der Sehlde er*
ferderlichen Maisnahmen aoxnregen. — Charlottenbnrg bat zwölf Schul-
Irste angestellt, die Ostern nnd Michaelis jedes nen in die Scheie ein-
Digitized by Google
839
841
tretende Kind onteniicheB imd einea Ge&iiiidheiCBlx)g«D tiisfeitigen, der
das Kind ivUireBd der Sdnheit .von Kluse so Klane begleiteL Jeden
Monat hilt der Arzt mit den Rektor und dem Klassenlehrer eine Sprech-
^tnnde ab, nllc Vicrteljrihre mindestens einmal besncht der Schularzt jede
einzelne Klasse. Auch die ilufseren SchnleinrichtungeD (Baden, Heizen,
Reinii^en usw. untersteben der Beaufsichtigung der Schulärzte. — In
bchuueberg wurde die Zahl der Schulärzte von vier auf fUot vermehrt.
107 Kinder wnrdeo bei der Aofoabme znrflckgestellt. — Auch die Stadt
Breslau bnt Sebollnle angestellt. SimtUche Letnanflager, deren ZaU
82d8 betmg, wurden antenoGlrt. IKe Uaterradinagen geeehahen, aacli-
dem die Schfller sidi zwei bis drei Monate lang an das ScboUeben ge-
wöhnt hatten. Die sot^enannten Überwachungsschüler wurden regelmflfsig
monatlich untersucht, unentgeltliche Behandlung der Unbemittelten unter
ihnen sowie Beschatiung von Brillen, orthopädischen Apparaten u. dergl.
Warden durch die städtische Annenverwaltung Yermittelt. Die Scbolärzte
hatten sämtlicbe Klassen je einmal im Sommer nnd Winter sn beenehen
und dabd ibr Aageamerk aof die hygienischen Anfordemngen zn richten;
auch hatten sie an den amAhrlich dorch das städtische Banamt ansgefhhr-
ten Schulrevisionen teilzunebmen. — Im Regiernngsbezirk Oppeln hat
Rat i bor zwei, K '^n i üsbütte vier 8rhij1.lr7te. In Königshütte lu'Ut jeder
Schularzt im Winterhalbjahre einen Vortrag über ein Gebiet der Schul-
hygiene; auch die so sehr wichtige gesundheitliche Belebrnng der Schul-
kinder selbst findet hier volle Berücksichtigung. — In Magdeljurg sind
23 ScfanlAiste angestellt, die Beziifcsftnte heifiien nnd gleichzeitig aaeh
Armenflrxte und Schrlftfllhnr der ünterabteilnngen der Oesnndheita-
kommiasionen sein sollen; sie sind dem Stadtarste (Kreisaiait) nnter-
stellt. — Für die Schulen von Wernigerode und dem mit diesem
(Inrch ScbTilvrrband verpioigten Köscbenrode wnrde der Kreisarzt als
Schularzt anp:cstciit. — In Ilas.serodo ;\[i!de der Krei'^ar't nis Schularzt
angestellt. — In Paderborn (llegieniugsbezirk Miinltn) wurdt' die An-
Htellung eines Schularztes von den Stadtverordneten mit dur Begründung
abgelehnt) dab ehi Bedürfnis for die stadtischen Schtden so lange nicht
snerfcannt werden kOone, als der Staat Ar die dortige Beminarflbnngs-
sdnüe einen Schularzt nicht für notwendig erachte. — Sehr ausgedehnt
war die Tätigkeit der Schulärzte in Berlin. Sie erboten sich, die in
ihrem Bezirke gelegenen Nebenklassen zu be-^ucben, die Kinder bezüglich
ihres GpMindheitsznstandes zu überwachen und dem Lelirer jede ge-
wünschte Auökunft zu geben. Es wurde durch gemein*» haitlicbe Beratung
em Personalbogen eutworteu, m dem alle in Betraciit kommenden Ver-
blltaisse festgestellt werden sollten. Hierbei werden andi Fragen nach
der Ursache (Vererhnng, Alkoholismns nsw.) der geistigen Hinderwertigkeit
erhoben nnd zugleich die Fortschritte festgestellt, die durch den Unter-
richt erzielt wurden. Der Personalbogen wurde beim Eintritt in die
Nebenklasse teils vom Arzte, teils vom Rektor ausgefertigt und halbjähr-
lich ergänzt. Ferner wurden von den Schulärzten auch die für die
Stotterknrse ausgewählten Kinder untersucht und die Kurse in ihrem
Fortgange beobachtet. Von einem Schulärzte wird die interessante Be-
obaciitnng adtgeteilt, dafr hei den Inngenleidenden nnd lungenschwachen
Der 8elHitor«(. II. 96
Digitized by Google
248
840
SUtteran ticb sowohl die ad^ektifM, vor allem aber auch die of^okttm
Symptome des Lnngeuleidens so sehr gebessert , ilafs man die Atmnngs-
gymnastik gcradc/n als Ilrilmittcl erklären machte. Von allen Schulärzten
wird über die ^Miten Krfolge berichtet, die durch die Stotterkurse be2t^-
lich der Besserung oder ßeseitigang des Gebrechens erzielt worden.
Anroifnng flir die F9rileraii|ir dar O«siuidli0itBpfleM ia d«a
deneiDdeiebvlai der Stadt Bnadei^irf a. H«
§ 1. Die SebnlYerwatting und die ilir notersteUteii Lebrar htlMB
dafür zn sorLen, dafs ein jedes die Gemeindeschnlen besnchende Kind
darch den Schulbesuch in seiner körperlichen Entwioidiug Iceineii Schaden
ecleide, sondern nach Möglichkeit gefördert werde.
IWe Aufgabe der Schulärzte ist es, die Schulverwaltung und die Lel i i
in ihren gesandheitsfördemden Bestrebungen zu untersttttzen. In brtuiluiig
dieser Anfgabe haben die Scliulftrzte dabei mitzuwirken, daCs die einzdnen
Kinder die Ihrer beModereo KOrperbewliaileaheit entspraeheiide Bertck-
siehtigBng beim Uoterridit finden, und da& die Setioleinrieiitnngen im iB-
gemonen tnf die Qestmtlicit der Kinder Iceinen aehadigenden Einfltb
aasflben.
§ 2. Die Schulärzte und die Lehrper«onen sind in ilirer gemein-
üchaftlichen Tätigkeit einander beigeordnet. Findet über einen Punkt eine
Einigung zwischen ihnen nicht statt, so entscheidet die Schulkommission.
§ 3. Einem jeden Schularzt werden durch die Schulkommiasion be-
stimmte GemeiBdeednden nur irztUeiieii Überwachnng abenrieaen. Die
Sdmllcommisiion bat die Scholen lo ta yerteilen, dab die einieiaeo Schnl-
ante nach Möglichkeit gleich viel Klassen unterstellt bekenuneB.
§ 4. Jedes zu Beginn eines Schuljahres in die unterste Klasse
einer Genie i ndcschulc eintretende Kind ist binnen sechs Wochen
nach Schulbeginn dnrrh den zuständigen Schularzt auf seinen Gesundheits-
zustand und seine kurperliche Beschaffenheit zu untersuchen.
Weiterhin ist jedes Kind in jedem Schuljahr mindestens
einmal einer gleichen Untersncbnng zu nnterwerfni.
Bei den üntersochmigen ist festsnstellen, ob ^ Kind einer gantUdMi
oder teOweisen Befreiung vom Schnlbesnch bedarf, oder ob besondere Be-
rficksichtigung beim Unterricht wegen Gehörs* oder Gesichtafehlers oder
dergl« notwendig ist.
W egen des infolge der Untersuchung zu Veranlassenden hat sich der
Schularzt mit dem Schulleiter in Verbindung zu setzen. Der Schulleiter
hat Sorge zu tragen, dals die Anordnungen des Schularztes befolgt werden.
Sofern MitteÜiingeii an die SeholTemaltiing oder die Eltern des Kindes er-
fordeiiicb sind, hM der fichnlleiter dieselben sn veranlasBen.
Digitized by Google
841
24b
§ 5. Der mr Uaftersachong der Kinder erforderliche Raum ist dem
Sehntant von dem Setaaltoitor mr Yerf&gong m iliDeB. Die Zeit der
Untersnchnsg wird zwiaehen dem Schulleiter und den Sdratent w fer-
einbart, dafs eine StOmng des Unterrichts nach MOglicbkeit yerraieden wird.
Ben Kindern ist die Zeit dpr Untorsnrhnncr mindestens 48 Stunden
vorher bekannt zu geben mit der Antforderung, sich zur Untcrsnchtinj! mit
reiner "Wft«;che m versehen Den Müttern der Kinder ist es gestattet, den
Untersucimngeu beizuwohnen. Die Untcrsnchnngen finden bei den Knaben
in Gegenwart dea Klaaaaiilehren, bei den Midtihen im Gegemmt einer
▼OD dem Schidleiter «bgeordieten Ldverin atatl.
§ 6. Bei der ersten UnteraoeboDg einea Jeden Kindaa hal der Ant
den Befnnd in einen Gesundheitsbogen einzutragen.
Dieser Grsnndheitsboüren, für den ein Formular dnrrh die Schnlärzte
mit Genehm iL'Tints' der Schnlkommis^inn aufgestellt werden v.iid. ist durch
die Klassenlehrer mit der IkzcichiniDg der Klasse nnd de^ Kindes zu ver-
sehen uiid nach AusfUilang durch den Schularzt von dem Klassenlehrer
aa&iibewahrefi. Der Oesondheitsbogen begleitet das Kind fon Kinase an
Klniae nnd Ist bei Jeder intlioiien Untemudinng vonulegen. Der Sehnlust
liat das Beeht, Jedeneit die Einsicht in die von ihm ausgeADten Gesnnd-
beitsbogen zu veilangen. Anderen Personen dflrfen die Oesondheitsbogen
aar mit Genehmiirnng der Schulkoramission zugänglich gemacht werden.
7. Mindestens einmal in jedem Monat hat der Schular/t eine jede
der iiini überwiesenen Schulen un einem vorher bestimmten TaL'e zn be-
sucla:u, um den Lehrern Gelegenheit zu geben, hinsichtliclt einzelner Kiuder
eine im Scbdlintereaae etwa erfordtriiebe ünteimehung zn Tennlaaaen.
Der SchnUunt hat das Beebt, an verlangen, dala Kinder, deren Be-
obnefatong ibm bei emer frttberen üntersndmng erfordailidi erachien, ibm
von neuem vorcrestplli werden.
Hat ein Lehrer Anlaf^ zn der Vermutung, dafs ein Kind mit einer
ansteckenden Krankheit behaltet ist, so hat er dem Schulleiter Anzeige zu
machen, und dieser hat eine Feststellung durch den Schidarzt zu veran-
lassen. Die FeststelluDg ündet auf Wunsch des Schularztes in dessen
Wobanng oder in der Schule statt.
§ 8. Bei seinen Besacben in den einseinen Schnleo bat der S^nlant
darauf zn achten, dafs die Einrichtung der Schule und ihre Benutzung den
Anforderungen der Gesundheitspflege entsprechen. Findet er Mängel, deren
Beseiti'/nng der Schulleiter nicht «sofort 7usagen kann, SO hat der Schulant
der Schulkoromission Mitteilung /u rTiachen.
§ 9. Auf Ersuchen der Schulkonimission hat der Schularzt schul-
hygienische Gutachteu zu erstatten und sein Gutachten Uber den Gesundheits-
zastand einxelner Kinder absngeben.
Insbesondere bat der Sehnlant sein Gutachten darüber absngeben:
a) ob Kinder der Hilfsschule zu überweisen sind;
b) ob die Aufnahme von Kindern in Pflegeanatalten für Epileptische,
Tnnbstumme oder dergl. notwendig ist;
c) ob Kinder der Aufnahme in Ferienkolonien bedürfen;
d) ob Kinder durch ihre Leiden den Unterricht stOren, dafs Uire
Entfeniung ans dem Unterricht erforderlich ist.
»•
Digitized by Google
244
843
Auf Verlangen der SchnUcommission hat der Schvlant die von ihm
verlangten Gataobten mflndUch in der Sehnlkomiiiiasioii n ersfcattaa odv
za erläutern.
§ 10. In wichtigen Fragen ist der Vorsitzende der Sohulkommissiea
berechtigt, die sämtlichen SchnlArzte zu gemeinschaftlicher Beratung ood
Äolisenmg znsammenznberufen.
§ 11. Als wtbneheDBwert wird es bezdehnel) dab die SehnUnte
f on Zeit ni Zeit den Lebiem Vertilge Uber GesiiikUieilB|ifle0e in to
Schalen halten oder BesprecbaDgen Uber äUgemeiii interessiereiide sdal-
hygienische Angelegenheiten vornehmen.
§ 12. Am Sd5hi«se eines jeden Schuljahres haben die Scholftrzte
über ihre Tätigkeit und die dabei gemachten Eriabrangen dem Magistrat
sdiriftlichen Bericht zn erstatten. Der Magistrat hat die Berichte znaamiBeB-
zufassen and zu veröffentlichen.
§ 13. Diese Anwetanng kann jedeneit dnch KonunnalbescUBli g^
ändert werden.
§ 14. DieM Bestimmangen treten mit dem 1. (Hrtober 1899 in Knft.
Die notwendigen ÜbergangsbestimmimgBD werden von dem Magiitnt
erlassen.
Digitized by Google
XVU. Jahrgang. 1904. No. 12.
Sohnlhy^eniseh« ErwäguDgen.
Referat, erstattet bei der BesprechuuL' der Reform des raathematiscli-
naturwiSäeDSchaitiichen Unterrichtes aui der 2^ aturiorscherversammluDjf
iü Brealau am 22. September 1904.
Von
Prof. Dr. Q. Leubuscheb,
Begiemngi- und MedismAlnt in Meiningen.
Die gesundheitlu'lieu Zustünde in den Schulen sind im Laufe
der letzten Jahrzehnte und inabesondere wahrend der letzten Jahre
oft GegenstaDd eingehender Erörterungen gewesen. Man schenkt
beute der Scholgesimdheitspflege eine viel grOlsere Beacbtnng als
firttber. Ein Beweis dieser erhöhten Wertschätzung ist die Anstellang
»üilreicher Scbnlärzte, die Gründung des Allgemeinen deutsohen
Vereins für SehnlgesimdlieitBpflege, die Abbaltang von Kongressen
und YersammlüDgen, die sioh teilweise oder gaos nur mit den ein-
sofalSgigsn Fta§;en besohiftigvn. Msn kann aber mit Baeht die Be-
hanptnng anfsCellen, dafs der der Sohnlbygiene entstellende
Nntnen ans diesem Anfsobwnnge in erster Linie den
Volks-, Mittel- und BUrgersclinlen ingate gekommen
ist, während die böberen Sebnlen, die Gymnasien, Real-
gymnasien, Oberrealsobnlen nnd Bealsohnlen yerbftltnis-
mtfsig wenig daran partisipiert haben. Entsprechend den
Fortschritten der Hygiene anf allen Gebieten sind swar anefa hier die
ftaliseren Verhältnisse des Sohullebens entschieden bessere geworden:
man baut schönere und zweckentsprechendere Schulgebttude ; man
sorgt für eine bessere, mehr gesundheitsgemäfse innere EiunrhtuuL^;
man siebt auf gröfsere Reinlichkeit, Beleuchtung, bessere Ventilation
SebalfesandheiUpflege. XVII. 49
Digitized by Google
844
und dergleichen mehr. Immerhin ist die eigentliche Schülerbygiene,
und besonders die Hygiene des ünterricbtes, vou diesen Fortschritten
der Schul^'eüundheitspflegp bislang nur wenig berührt worden.
Die Klagen über gesundheitliche Schäden, welche den Schülern
der höheren Lehranstalten aus dem Scbulbesncbe erwachsen, eind
schon sehr alt. Das Wort vom „Stupor scbolasticus'' ist schon vor
mehr als 150 Jahren gefallen. Ich will einn historische Entwicklung
dieser Frage hier nicht geben ; ich will aber darauf hinweisen, daX«
sohon vor beinahe 40 Jahren der Breslauer Aogeoarzt und Schul-
hygieniker Professor Qermank Cohn seine «poohemachenden Unter-
Baehimgeii Aber die Schttdigangen des Sehorgans infolge des Sohoi-
besndhes angestellt hat.
Cohn, der die Augen von mehr als 10000 Sohnlkindem onter-
snohtof kam, nm es kurz zu sagen, zn dem Sohlnsse, dais ^die
Zahl der Knrzsiehtigen mit den Anfordemngen der Schule an das
Auge, Ton der niedrigsten DoilGsehnle an bis su den Gymnasien hin-
auf, stetig steigt, und dab die Zahl der Kunsiehtigen ebenso wie
der Q-rad der Kunsiohtigkeit in den höhersu Schulen von Klasse
zu Klasse wftohst. Die Gesamtsahl der Kurssichtigen auf den höheren
Sohulen war eine au&erdrdentlich grofse; sie betrug nach CoHX im
Durchschnitt 40%. Die Untersuchungen Cohns wurden vielfach
nachgeprüft und fanden durchaus Bestätigung. Sie waren es, die
hauptsächlich den Anstofs dazu gaben, dal's mau »ich auf verschie-
denen Versammlungen, so auch auf der Danziger Naturforscher-
Versammlung im Jahre lö80, mit der Frage beschäftigte, wie eine
Besserung der hygienischen Zustände in den höheren Schulen zu
erreichen wäre Retnei kenswert ist aber, dafs von all diesen schönen
Resolutionen bis zum heutigen Tage so gut wie nichts zur Durch-
führung gelangt ist.
Auch sonst sind im Laufe der letzten Jahrzehnte vielfach Unter-
suchungen über Schädigungen einzelner Organe durch den SchuU
besuch bei den SchUiem höherer Lehranstalten festgestellt worden.
Es fehlt uns aber an genfigenden Untersuchungen Uber den Gesamt'
gesundheitszustand dieser Schüler, weil eine gesundheitliehe Über-
waehung deiaelben bisher nicht in grOibeiem Um£suge stattgefunden
hat. Wihrend zurzeit in mehr als 250 deutschen Gemeinden Schul-
Arste angestellt sind, welche nicht nur die Baulichkeiten und inneren
Einrichtungen der Schule zu kontrollieren, sondern auch den Gesund-
heitszustand der Schiller zu ttberwadien haben, fehlt es an einer
derartigen Einrichtung, in Deutschland wenigstens» betieffii der höheren
Digitized by Google
845
Schulen fast g'önzlich. Nur das Herzogtum Sac hsen -Meiningen
macht nach dieäur liichtung hin eine Aufinahme, da hier seit dem
«Jahre 1901 sämtliche Schulen, höhere, Volks- und Frivatsohulen,
eine schulärztliche Beratung geniefsen.
Es sei nur gestattet, an dieser Stelle kurz auf die Erfahrungen
einzugehen, (lif» "wir m Sachsen-Meinin^^en bei der Festftfllnng des
Gesundheitszustandes der Schuler der höheren Lehranstalten gewonnen
haben. Ich bemerke, dafs ich selbst als Schularzt fflr das Gymnasium
und Realgymnasium in Meiningen tätig bin.
Die Beobachtungen beziehen aioh auf das Jahr 1901, in welchem
8ftmtliche Schaler ohne Ausnahme untersucht worden sind. Die
hauptsächlichste Erkrankung, die sich fand, war, wie Toranssnaehen,
die Kurzsichtigkeit. Wenn ieh vier Schulen, 63rmnflttiim und
Realgymnasium in Meiningen, Gymnasinm in Hildbnigbaiiaen, Beal*
Söhlde in Sonnebeig, heran^gfeife, so betrag die Knnaiohtigkeit» auf
die GesamtBehOlersahl an diesen Anstalten bereehnet, awisehen 28
und 40%. Bringt man die einzelnen Klassen bintuditlieli dieses
Leidens in Vergleieh, so findet sieh aueh hisr die Torerwlhnte Be-
ohaehtung Cohns besttttigt, dafe die Myopie ron den unteren Klassen
nach den oberen hin rapide annimmt. Wührend sie in der Sexta
swisehen 10 und 30% betrug, war die Zahl der Knnsiohtigen in
Prima auf 52—83% angewachsen.
Eine zweite Gruppe von Schädigungen, die sich recht häufig
konstatieren liefs, bestund in Ve rau derungen im Gebiete des
Zirkulationsapparates, die nur zum geringsten Teil organischer
Natur waren; es fanden sich namentlich bei Schülern im Alter von
14 — ly Jabien oft abnorme BeschieuniguDgen der Herztätigkeit,
ünregelmäfsigkeiteii der Schla^;folge, verbunden zuweilen mit leichten
Erweiterungen des (unen und des anderen Herzabschnittes; auch
wurden vasomotorische Störungen verschiedener Art beobachtet.
Diese letzterwähnten Störungen waren oft genog auf dem Boden
einer allgemeinen Nerrosität erwachsen.
Die dritte fiauptgruppe von Störungen bestand in nervösen
Symptomen der Torschiedensten Art. Kopfschmerz, Schlaf-
losigkeit, Abspannung, Unfähigkeit zu intensiver geistiger Arbeit
fanden sieh nicht selten, namentUeh bei den Sohttlem der oberen
Klassen, vor. Es besteht hier eine Ähnliche firsoheianng wie bei
der Knrssiehtigheit — die HAofigkeit nnd der Grad der nerrüsen
Störungen wachsen progressiv yon den unteren nach den oberen
Klassen an.
Digitized by Google
846
Wenn diese letiterwthnton nerriSien Stdrangen bei ona in
Se«]iMn-Meiningen nieht gar so häufig sind, eo liegt der Gnmd daChr
woU ebeftmle darin, dnfe rann bei nns sehen seit langem der Sehal-
gesundheitspflege eine besoDdere Aufmerksamkeit sohenkt, nnd ander*
seiiä darin, dals das gesunde Klima in unserem waldreichen Lande
an sich der Entwicklung nervöser Störungen hinderlich ist. Die
Berichte aus p^rofsen Städten, grofsen Verkehrszentren, die sich viel-
fach in der ijiteralur finden, lauten aber Lrerade hinsichtlich der
Häufigkeit der nervösen Stiiruugeii hei Sehüleru ganz erschreckend.
So benchtet der leider so früh verstorbene Schulhygieniker Sciimidt-
MoNKAim von den höheren Schulen in Halle, dals sich dort im
7.— 11. Lebensjahre 107o, im 15.— 17. Jahre aber 25% l^erritse
fanden; in einer anderen höheren Schule dort wurden nicht weniger
als 60 % Nervöse festgestellt. Ava einer Alteren Statistik entnehme
ich, daJs in der Prima des Gymnasiums in Darmstadt ö07o
Sehfller mit Kopftohmenen behaltet waren. Ähnlioke Bigebnis»
konnte ich noeh sahlrsieh anfahren.
Das sind die Banpigmppen der krankhaften StOmngen, die srah
bei den SdhIÜem höherer Lehranstalten finden; ihnen gegenflber
treten anderweitige abnarme Erseheurangen mehr oder weniger in
den Hintergrund.
Erwftbnen will ich noch, dafs die Zahl der tuberkulösen
Schüler auf den höheren Lehranstalten eine ganz geringe
ist. Bei der letzten Untersuchung wurde in sämtlichen höheren
Schulen unseres Landes nur ein SchOler — Sextaner — mit be-
ginnender Tuberkulose gefunden.
Die weiter aufzuwerfende und zu beantwortende Frage wäre
nun vor allem die, welchen Emflnfs auf die Eutwickiung
dieser krankhaften Störungen die Schale besitzt.
Ich teile durchaus nicht den vStandpunkt mancher übereifriger
Sebulhygienikerp dals die bei Schülern sich findenden Rrankheits-
«KBcheinungea anch nur zum grOlaten Teile der Sohnle axkU Kest»
geschrieben werden müssen.
I>ie Lebensweise nnd die hftnslidisn Yerhiltnisse der sog. ge-
bildeten Klassen, ans denen snm weitaus grOlston Teil die Besndisr
der höheren Lehranstalten stammen, sind keineswegs derartige, dab
sie als hygieniMh einwandsfirei nnd der Gesundheit stets forderlieh
eneheinen konnten. H&nfig ist gerade das G^nteil der FalL Wenn
man die Krankheiten der Volkssohfller oft anf sehleohte Wohnnngs*
rerhiltnisae, mangelhafte Ernährung, übermäfsige Anstrengung in der
...... ^le
847
Landwiztsohalt, oder auf ongesiuid« BoBehftftigimg in d«r Hanaindivtrie
sartokfOhran kann, so findet man aU so ha d Hohe, auf serhalb
der Schnle liegende Momente bei den Sohftlern der
höheren Lehranstalten (Lbermttfsigen, frfthaeitigen Alko-
holgennfs, bis in die Naoht sich erstreokende Kneipereien,
Lesen von nnaweokmftfsiger, moralisoh ^verderbHoher
Lektflre, übertriebene sportliche Übungen und der*
gleichen mehr.
So will ich z. B. gleicli hior anfuhren, dafs die von mir er-
wähnten, zahlreich sich ÜDdeudeu Siorungen im Bereiche des Zirku-
lationsapparates nur zum kleinsten Teile den Austrengungen des
Schulbesuches zuzuschreiben sind, sondern dafs diese m anderen Ver-
bältnissen ihre Ursache finden — im schnellen Wachstum, in sexuellen
Reizungen (Onanie), uameotlioh auch in übertriebenen Anstrengungen
beim ßadfahren.
Selbst unter Anrechnung aller möglioher ungünstiger, aoiserhalb
der Schule liegender Einflüsse kann man aber nicht umhin, eine
Reihe krankhafter Störungen als vesentlich dnroh die
Anstrengnngen des Schulbesuches veranlafst ansnsehen.
Das sind namentlich die Myopie und die nervösen Störungen.
Die Kurzsiehtigkeit ist insofern sioherlieh ein erbliches Leiden,
als die Disposition rar ESntwicklnng mit in die Schub gebracht wird.
Hier entwickelt sich unter der yon Klasse sn Klasae sunehmenden
Naharbeit allmäUich jene Veränderung des Augapfels, die die Myopie
zur Folge hat. Die Schfidüchkeit der Nsharbeit wird unterstfltst,
wenn die Schüler in schlecht belichteten Klassen sitsen und sdilecht
gedruckte ßttoher benutzen müssen. Eine wie grolse Bedeutung die
Myopie für das spätere Leben besitzt, will ich hier nicht erst aus-
führen. Sie ist dem aus der Schule tretenden jungen Mann bei der
Auswahl des Berufes hinderlich, sie bietet lu ihrer weiteren Ent-
wicklung Gelegenheit zur Entstehung schwerer Augenerkrankungeu
bis zur völligen Erblindung.
Die gleichen Erwägungen gelten für die liuutig beobachteten
nervösen Erkrankungen. Auch sie "ind viellach eine Folge der mit
dem Schulbesuch verbundenen anhaltenden und oft übermäisigea
geistigen Anspannung. Wenn man heute über die Zunahme der
nervösen Erkrankungen unter den Vertretern der gebildeten Klassen
klagt, 80 sollte man daran denken, dafs der Grund für diese nerrösen
Beschwerden oft genug schon in der Schule gelegt ist.
Man hat den b<iheren Schulen schon seit langem den Vorwurf
Digitized by Google
848
genwoht» dafs ihr Lehrplan zu einer Überbflrdang der
SehtlUr führt, und dieser Vorwurf ist, wie die Zahl der
krank oder abnorm befundenen Kinder leigt, nieht nn-
b er echt igt. Eb geht nicht Bn und sengt, milde gesagt, von einer
gewissen Voreingenommenheit, daüs man, wie das auch heute noch
voü manchen Pädagogen geschieht, einfach diese Frage der Über-
htirdnng als eine gewissermafben künstliche Mache seitens der Ante
hinstellt, dafs man von einem „Überbürdnngsgepolter" spricht, wie ich
das in emeni kürzlich venWientlichten Anisatz eines süddeutscheo
Gymnasialprotessors gelesen habe ; die gesundheitlichen Zustände auf
unseren höheren Schulen haben sich gegen früher nieht gebessert,
sie erheischen dringend einer Abhilfe.
ist nicht meine Aufgabe, an dieser Stelle die Frage sn erörtern, ob
diese l'borbürdung die Folge des Qberreiehen Lehrstofifes an sich ist, oder
etwa der übergrolsen Ausdehnung gewisser Fächer ihre Entstehung
dankt. leh will mit der Tataaehe reehnen» dab die yon den FBdhgctgm
geforderte Maese des LehistoffiBe nnd die verlangte gnatige Anapamumg
m Brreiehnng des Endrieles der Sehnle notwendig sei. Aber wae
man vom Standpnnkt der Sohnlgeeundheitspflege verlangen mnla, des
iiti dafs die Anschannngen nnd Erfahrungen, welche ans
dieser Zweig der Hygiene kennen gelehrt hat, wenigstens
bei dem Sehn Inn t errieht anf den höheren Sehnlen die
gebührende Beachtung und Anwendung finden. Soviel läfst
sich jedeniulLs mit Siclierheit sagen, dafs auch bei Innehaltung des
gegenwärtigen Lehrplanes, aber Änderung des gegenwartigen Lehr-
modus, die Schäden, die der Schulunterricht mit sich bringt, wesent-
lich herabgemmdert werden könnten, wenn man ( ben den Lehren
der Schulhygiene die gebührende Beachtung zuteil werden liefse.
Ich will, da mir die Zeit hierzu fehlt, nur kurz andeuten, in
welchem Sinne und nach welcher Kichtung hin hier etwas gebessert
werden könnte. In erster Linie wäre der St an den plan ins Auge
an fusen. Die in den lotsten Jahren vielfach vorgenommenen I^'nter»
snehnngen und Messungen der geistigen Leistungsfähigkeit der SchfÜer
an verschiedenen Standen der Sohnlaeit, wie de dnreh die Arbeitsa
von KaiFELDT, Gubsbaoh, KaMStna, BuBaBaarBiN nsw. vorliigeD,
haben, mag man anch den Wert dieser ErmUdnngsmessnngeo sieht
allzu hoeh einschätsen, immerhin genllgende Fingerseige filr eine
gesnndheitdgem&6e Gestaltung des Stundenplanes gegeben. Ifit einer
sweekmftl'sigen Folge der Unterrichtsfteher dttrfte eine Veiktrsnng
der Unterriohtsstnnden nnd eine Verlangerang der Pansen in Betneht
Digitized by Google
849
kommen. Weiter ist die viel verlangte Absnhaffung des Nachmittag*-
Unterrichtes wenigstens für die wisBensohaftliohen Fächer durchaus
zu fordern, um den Schülern am Nadimittage einmaL Zeit für die
Anfertigung der möglichst sparsam zu bemenenden Hansaufgahen,
andereeite aber auob Zeit zur Erbolnng geben zu kttnnen. Endlich
ist eine groikere BerClekeiohtigang der körperliehen Bntwioklnng der
Sohüler als dringend notwendig zn beieiehnen. Diese letsterwllbnten
Forderangen wurden auch anf dem diesjährigen iniefnatienalen Kon*
greese ftlr Sebnlgenindheitspflege, und swar von pildagogiseher Seite
ans, erhoben,
DaJs naoh diesen Riehtungen anf unseren höheren Sehnlen hftnfig
genug arg gefehlt wird, kann man durch genügende Beispiele er-
weisen. Wer sich für unhygienische Stundenpläne interessiert, wird
genügend Belege m der reichhaltiiren Literatur tinden. Die Forde-
rung erscheint daher berechtigt, d a Is für die Axif Stellung des
Stundenplanes wie für ähnliche Pratzen die höheren
Schulen sich der gutachtlichen Mitwiritung der Aiicte
bedien e-ii Das kann geschehen, mdem für jede höhere Schule ein
Schularzt angestellt wird, der einmal die gesundheitliche Überwachung
der Schüler seihst und der Einhohtungen. der Schule zu ühernehmen
und auf der anderen Seite dafür zu sorgen hat, dafs die Lehren der
Schulhygiene Anwendung auf den Unterrichtsplan finden. Das kann
ohne Beeinträchtigung des Zielee der Schule geschehen.
Dab dexartige Forderungen praktiaeh durohfohrber sind, habe
ieh aus einem Vortrage des bulgarisohen Unterriehtsministers auf dem
Kongresse fttr Sehulhygiene inNttmberg gesefalosssn, naeh welohem
das hier geforderte Verhältnis des Schukratss zur Schule in Bulgarien
bereits seit einiger Zeit zur Durohfilhrung gekommen ist.
Wenn ieh nunspesiell su der Frage der Reform des mathe-
matisch-naturwissensohaftliehen Unterrichtes llbergehe, so
möchte ich vom Standpunkte der Gesundheitspflege aus folgenden Sats
obenan stellen: Eine Reform und eine Erweiterung dieses
Unterrichtes, so wünschenswert sie auch erscheint, darf
nun und nimmermehr mit einer V^ermehrung der Stunden-
zahl oder einer Vermehrung des Ge s a m 1 1 eh rstof fes, also
einer Erhöhung der Belastung für die Schüler, verknüpft
sein. An sich wird man eine Erweiterung des naturwissenschaft-
hohen Unterrichtes — der mathematische kommt nach dieser Rich-
tung hin nicht in Frage — nur als wünschens- und erstrebenswert,
auch Ton hygienischer Seite aus, beaeichnen mflssen.
Digitized by Google
BSQ
Es erscheint aber undenkbar, dafs eine Erweiterung' dieees
Unter riclites, wie sie vielfach f]:eforf1ert wird, sich im Rahmen des
bestehenden Lehrplanes durcLiühreii ialst. Sie wird nur dadurch
möglich werden, dafs eine Beschränkung auf anderem
Gebiete eintritt, und dieses Gebiet können nur die
sprachlichen Stadien darstellen.
Der Nutzr^n, den die Erweiterung der naturwissensdiaftlifiben
Disziplin für die gesundheitlichen Zustände mit sich bringen würde,
ist nach mancherlei Biohtnog hin zu finden. Die Kenntnis der fiio>
logie, die ja in erster Linie gefordert werden soll, Terlangt ee, dals
nieht im rein theoretischen Unterrieht, sondern vor allen Dingen
dnroh die lebendige Aosehannng den SohOlera die wichtigsten fir-
scheinangen vor Angen gefUirt werden. Dazu ist der Unterrieht in
der Klasse weniger geeignet, als vielmehr die Beobachtung in dtr
Natur, und dadurch kommen Spaziergänge und Ausflüge, dis
unter Leitung des Lehrers die Jugend ins Freie führen, h&ofiger
zur Anwendung.
Ferner betrachte ich den Nutzen der Erweiterung dt^ uatur-
wis>Hiischaftlichen Unterrichtes darin, dafs die Gesundheus-
pflege an den hi'hereu Schulen direkt im Anschluls an
die naturwissenschaftlichen Fächer gelehrt wird. Ein
gesundheitsgeniafses Leben der Bevölkerung-, ein Verständnis für die
Notwendigkeit gesundheitlicher Anlagen auf allen Gebieten des ütfent-
lichou Lebens kann nur erreicht werden, wenn die Hjgiene Gemein*
gut des Volkes, vor allen Dingen der gebildeten Klassen wird. Das
Unverstftndnis der Bevölkerung, insbesondere der sog. gebildeten
Klassen, für hygienische Dingtf ist heute wie früher ein recht grolses.
Alle widersinnigen, auf perreraen oder defekten Anschauungen be-
ruhenden Heilmethoden finden ihre Anhftnger zu einem guten Teil
gerade in diesen sich gebildet nennenden Klassen. Man wird dem
Aberglauben in der Medizin nur dann wirksam entgegentreten
können, wenn schon der Jugend das Yerstftndnis für hygienieehe
Dinge eugeprägt wird.
Bis ist durehaus nicht notwendig, dafs ein eigenes Unterrichts-
fach der Gesundheitslehre an den höheren Schulen erst geschaffen
m'ird: ich halte es für sehr wohl denkbar, dafs im Anschlüsse an
die bereite g-elehrten naturwissenschaftlichen Fächer, im Anschlüsse
an die Bioloi^ie, an die Physik und an die ('hemie die erforder-
lichen Gründl ehren der Gesundheiisptlege der Jugend vorgetragen
werden, lu lihalioher Weise hat schon Fihklse auf der vorjabngeo
Digitized by Google
rsaramlung des deutschen Vereins für Schulgesundheitspflege diese
Jb^ordeniDg vertreten. Im Aoschlafs an Biologie wäre die Lehre
vom Bau und dea Lebenseigenschaften des meiieclilichen Körpers,
die Prag« einer gesandheit^gemftisen EmähmDg, des Wertes uod
Unwertes sportlioher Übnogen, die Art der Übertmguiig. ansteoken-
der Krankheiten und die Lehre der Mikrooigaoümen usw. zu er-
^^rtern; im AnBehlais an Chemie und Physik wflre die getnndheitLiohe
Bedeutong von Wasser, Laft, Boden, Temperatar usw. Torantngen.
Anf diese Weise konnten die wichtigsten Kapitel der Gksnnd-
lieitalehie snr Beapieehnng kommen, ohne dafo die Einriehtnng eines
besonderen Lehr&ohes er£i>rdeilieh wird. Disser Unterrteht hfttte
deoagemilb dnroh die Lehrer der Natorwissenaohaft an erfolgen, und
als weitere Konsequenz würde die Forderung an erheben sein, dafs
diese Lehrer eine genügende Aasbildung in der Gesund-
heitspflege sich aiizueigueu hatten. Ich glaube aber, mau
dürfte diese Frage nach einer Vorbildung der akademisch gebildeten
Lehrer in der Geaundlieitspflege nicht nur auf diese Lehrer be-
schranken. ^V'onn linute in den Lehier.'^einiDanon \piscb',e-
dener Staaten bereits emr Au-bildung der künttii^en \"ülks&cbullehrer
in der Gesundheitspflege für notwendig gehalten wird, indem man
▼on der richtigen Voraussetzung ausgeht, dafs eine sachgemäTse Au-
wendung der Lehren der Hygiene in der Schule nur dann statt*
finden kann, wenn der Lehrer das richtige Verständnis für diese
Dinge besitzt, so meine ich, gelten dieselben Voraussetzungen unbe-
dingt auch fflr die spftteren Gymnasial- und Realschullehrer. Es
iat mindestens ebenso notwendig, dafe auch die akademisch gebilde-
ten Lehrer die wichtigsten Kenntnisse in der Gesundheitspflege mit
in ihren Beruf hineinbringen. Die Erfahrungen, die von mir und
aueh von anderen Seiten naoh dieser Richtung hin gemacht aind,
lassen erkennen, dab man gerade seitens der akademisch gebildeten
Lehrer nicht flheiaU das notwendige Ventandnis fOr die Wichtig*
keit der Lehren der Hygiene besitzt. So ftlhre ich an, dab auf
einzelnen deutseben Universitäten zwar Vorlesungen über Schul-
hygiene zeitweise gehalten wordeu sind, dafs die.'^elben aber von den
jungen Philologen, den künftigen Gymnasial- und ReaUchullehrern,
kaum besucht wurden. So bat zum Beispiel der Professor der
Hygiene in Jena, Geh. Rat Gähtnek, anu iln i nd zehn Jahre hin-
durch Schulhygiene gelesen, um den angehenden Lehrern die
Gelegenheit zu bieten, sich über die so wichtigen Fragen zu
informieren. Der Besuch dieser Vorlesungen war stets mttüsig» selbst
Digitized by Google
dann, als iu den ersten Jahren der Vorstand des pädagogischen
Seminars auf die Schulhygiene speziell aufmerksam machte. Die
Mehrzahl der Hörer bestand aus Ausländern; von den Studierenden
der philosophischen Fakultät, die nicht dem Seminar angehörten,
kam faet niemand. In der letzten Zeit ist der Besuch so gering
geworden, dals Professor Gäbtneb das Kolleg aufgab* HinaoAlgeD
will ich noch, dafs die Volksschullehrer ein weit regeres InteresM
zeigten, da von den an den FortbUdnngskurMn naoh Jena gekom>
menen YoUcssohnllehreni fiber 30% Sohnlhygiene hörten.
Ein Interease ftlr geenndheitUefae Fragen dflrfte bei den eka-
demisoh gebildeten Lehrern etat dann allgemeiner weiden, wean
die OeenndheitspEege, insbeaondere die Schulgesondbeitspflege, als
Frflfnngafach aa%6nommen wird, oder doch daa Hdren einer
sohnlhygieniechen Vorlesung anf der IJniTenität als Bedingung der
Ablegung des Examens gefordert wird.
Endlich möchte ich noch eine miL dem hygienischen Unterricht
eng zusammenhängende Frage berühren. Es ist neuerdings wiederholt
in Anregung gebracht worden, man solle den aus der Schule tretenden
jungen Leuten eme Belehrung über die Täligiceit des bexualapparates
und insbesondere über die Gefahren des sexuellen Verkehrs zuteil
werden lassen. Dieser Wunsch wird damit begründet, dafs man auf
die grolse Zahl von Geschlechtskrankheiten hinweist, an denen ge-
rade die jungen Leute leiden, die eine höhere Sohule absolviert
und die dann das Universitätsstudium, den Offiziersberof uaw. er-
griffen haben. Diese Krankheiten haben ja oft für das ganze spätere
Leben die weittragendste Bedeutung. Es ist deshalb nieht an be-
zweifeln, dafs hier eine Temttnftige AufkUbrang anikerordentlioh viel
Nntsen bringen lunn. Wenn die Lehre von der Fortpflananng und
der EntwieUnng auch au den Lehrau%aben des biologischen Unter-
riehtes gehören wird, so handelt es sieh doeh bei der aktuellen
Frage um etwas gana anderes, um etwas, das auJseihalb des
Bahmens des Unterrichts liegt. Nieht ein Unterridit soll hier e^
teilt werden, sondern eine Aufklärung, wie sie durch einen oder
wenige Vorträge gegeben wird. Als Vortragender sollte auch nicht
ein Lehrer, sondern ein Ar/,t lutig sein; die in Betracht kümmeode
Persönlichkeit wäre in erster Linie der Schularzt.
Ich verkeime durchaus nicht, eine wie schwierige Aufgabe das
Halten deiartiger Vorträge sein mul'b, wieviel Ernst und Takt da/ii
gehurt; ich bin aber fest davon überzeugt, dala sioh geeignete Per-
sönlichkeiten unschwer üudeu lassen.
Digitizcü by Google
858
loh will darauf hinweisen, dais alle die vorerwähnten Ford«-
nmgMi, soweit sie sich auf die Erteilung hygienischen Unterrichtes
und auf eine Anfklftrang in sexaelleii Dingen bestehen, in einer
Schale wenigstens bereits praktiseh sar DnFehfOhning gelangt sind.
Das ist gesehehen in devip den Cbsiakter einer Obenealsehnle tragen-
den Landeniehnngsheini, das in Hanbinda im Hersogtom Saelisen*
Meiningen bestellt.
Und nnn zum Sohlnft noch eine knrse, allgemeine Bemerknngl
Wenn beute noch die akademiseb gebildeten Lehrer sn einem gnten
Teil sich allen diesen Forderungen der Schulgesundheitspflege gegen-
über ablehnend oder doch indifferent verhalten, so sollten sie daran
denken, dulä alled, wub auf diesem Gebiete erstrebt wird,
nicht nur den Schülern, sondern auch den Lehrern zugute
kommen wird.
Tninii-r wied» r sollte man deshalb den Lehi ern das schon bei
Ihniicher (ieiegeoheit gefallene Wort zurufen: £t tua res agitur!
THt Schidbaiik in den HQJbUMMn ftr BohwMlibaflaiigte.
Von
Dr. J. HossB- Mannheim.
Der Hygiene des Sohnlranmes und seiner Einriohtnngen sind
in den flil&klaasen iBr 8obwsbbbe&higte eine Beibe von Spezial-
anfgsben gestellt, die bisher im Gsgensatse aar pädagogischen
nnd sosialen Fttrsorge Air die Inssssen jener Klsasen — noch niobt
mit genügendem Eifer in Angriff genommen worden sind. Die Kot-
wendigkeit einer besonderen Behandlung der auf die Hygiene des
Klassenzimmers und seiner Ausstattung in den Hilfsschulen bezüg-
liolieii Fragen ergibt sich emmal aus der physischen Beschaffenheit
des bchülerraaterials, die ein*^n g-esteicrerten h\ i^nenischeu Schutz er-
heischt, zum anderen aus deu m jenen Schultju eiiii^^et ulirtt-i] nnter-
richtlichen S]:e/.ialmetlioden, dio mannigfache Moditizierungen der
Schuleiurichtungeu verlangen. Von diesen beiden Gesichtspunkten
ans erscheint eine besondere Erörtoning der Sohnlbankfrage in
den Hilfsschulen angeseigt.
In einer Beziehung erleichtern die speziellen Verhältnisse der
Hil&sohnlen die AusfOhning der bygienisohen Foidernngen in der
Digitized by Google
854
Schulbankfrage Die Klassenfrequcnz ist hier eine geringe. Das
Maxiraum der Schülerzahl in den Hilfsklasseu beträgt etwa 20.
Der Klassenraum braucht nicht bis zum änlMESten auBgenutzt zu
werden. Die Aufstellung der Subsellien kann 80 erfolgeu, dafg die
Zufuhr von Licht und Luft keinerlei Behinderung erfährt. Frei-
lich sind die Hilfsschüler des Lichtes und der Luft besonderB be-
dürftig. Die körperliche Minderwertigkeit der SohftlerbeTOUceniDg
in den Hüfsklassen wird doroh die Eigebniase einer von Dr. Gbosbb
in Leipzig im Märs 1903 ▼ozgenommenen üntenuehuag der dortigen
fliUMohfller illustriert: 91,9 der Kinder waren mit kArperlioheii
Ghbieolien 1>ebefltot nnd — am eine für nnaere Frage wichtige Er-
knnknngsgruppe kerTontoheben — 47,1 Vo der Scbttler litten an
Angenfitörungen ; der Karbraker Augenarzt Gelbke fand unter den
von ihm ttntersnebten schwachsinnigen und Schwachbegabten Kindern
nur 30 "/o im Besitze eines tadellosen Sehorgan es.
Die Schaffung günstiger Luft und Lichtverhftltnisse wird aufser
durch zweckmäfsige Aufstellung der Schulbänke gewuLrleistot
durch diH V erwendiiug der z weisitzi o-pd Rnnk. Es liefse sich
wohl die Hilfsschulf wegen der geringen Fre<jiieuz mit einsitzigen
Blinken ausstatten ; ich möchte die Anwendung derselben indels nur
für besondere Fälle empfehlen, z. B. wenn eine eigene oithoplldische
Konstruktion der Baak nötig ist usw. Der zweisitzigen Bank
dürfte in den Hilfsklassen vor der einsitzigen um dessentwillen der
Vorzug gegeben werden, weil das Zusammensitzen mit einem ande-
ren Kinde das soziale Einleben der Kinder, die oft ein«t gering
entwickelten Geselligkeitstrieb besitsen, fördert nnd weil bei den
Sobwaobbegabten gegenseitige Handreiehnngen und Hüfaleistangen
erferderlicb nod wftnscbenswert sind. Die zweisitzige Bank ermög-
licht die Ventilation, die bei dem kdrperlicb armen Scbttlermaterial
dringend Tonnöten ist Mittelsitze (dreisitzige Bank) müssen wegen der
bekanntermaisen an soloben naebgewtesenen sebleobten Luftbesobafien-
beit bei den wenig resistenten und zu Erkrankungen aller Art, besonders
auch zu Kopfschmerzen und Übelkeit, leicht neigenden Hillsschüleni
veiiuiedeu werden. Die zweisitzige B;nik gebtaitet den in den Hilfs-
schulen unbedingt nötigen freien Zutritt des Lehrers zu jedem
Schüler und das erleichtei Austreten des Schülers aus der l!auk,
das sowohl wegen der leichten Ermüdbarkeit der schwachen Iviiider,
wie auch wegen der hüufiger nötig werdenden Verrichtung der Be-
dürfnisse in den Schulen für Sohwaokbefäbigte öfter als bei Kormal-
kindern erfolgen muH».
Digitizcü by Google
855
Mit einer Air den Hygieniker aebr erfrenliefaen Besiimmibeii
erhält «ich im Vordeigmnde der fll»erreichen modernen Snbaellien*
literatnr dk Forderung, dab die Reinigung des Scbnlbodens
durch die Anfstellnng der Bänke in keiner Weise ge-
hindert werden soll. Wer die Art der BodeDreinigung in Klasnen
mit dtiü verschiedensten Banksybtemen beobachtet hat, kann nicht
diiriiber im Zweifel sein, duis jene hygienische Forderang technisch
am sichersten durch die ümlegbarkeit der Hauk erfüllt wird.
Auf dkese Eigenschaft des Subseliiums ist in den Hilfskla&spn
>()n(]eros Gewicht zu legen; denn der Hintan haltung von 8taub-
entwicklung ist bei körperlich schwachen Kindern» die eine er-
höhte Disposition zu Erkrankungen der Atmungsorgane usw. dar-
hieten, die peinlichste Soig^t zn widmen. Es kommt aber ferner
in Betracht, dafk wir es vielfach mit Kindern zn tun haben,
die unreinlioh sind und deshalb, sowie auch wegen ihrer Un-
geeohiokliehkeit, Tielen Sehmnts an Sehnhen nnd Kleidern in
die Klzsio heieinaofaleppen, aneh dnroh Auswurf, Herabwerfan von
Speieerssten n. dgl. den Boden mehr yeninrnnigen. Die motorisehe
Unruhe vieler dieser Kinder flfthrt zu einem intensiveren Auf-
wirbeln des anf dem Boden deponierten Stanbes. Die Verwendung
des Fufsbrettes ist deshalb in den HiUssehnlen sehr angezeigt.
Dasselbe wird übrigens auch noch aus anderen Gründen hier
nötig: die schwachen Individuen leiden hesonders oft an kalten
Füfsen, und die Untersuchungen haben gelehrt, dafs die Püfse auf
dem BWshrett um 3 bis 4 ° mer stehen. Bei der Neigung
der Hilfsschüler zu Rrkaltuiigea ist nötig, dafs das Fufsbrett
durchbrochen ist, Lanirsrillpn mifwpist, durch welche dns Wasser
von den Schuhen ablaufen kann. Der Zutritt der Luft durch diese
Öffnungen beschleunigt das Trocknen der nassen Schuhe und Füfse.
Das Fufsbrett hat den Vorteil, daüa das Austreten aus der Bank
erleichtert wird, und den weiteren, der ebenfalls für die Hilfeklassen
▼on grofser Bedeutung ist, dafs die Kinder hoher sitzen und der
Lehrer bequemer mit ihnen hantieren kann. Das FuJsbrett soll
reeht hieit sein, nm eine gute Stütze beim Festsitzen abaugehen;
unsere Hil6sohüler hedOrte, wie wir noch sehen werden, der aus-
giebigstsD Unteestütsnng beim Sitaen. Das Fobhrstt hat aber den
Naohteil, daCs das Gerünsch in der Klasse durch das Bewegen der
Folse auf demselben stärker ist, ab wenn letztere den Boden he-
rtihren, besondeiSi wenn dieser noch einen schalldimpfenden Belag
hat Bei den unruhigen Schülern der Hilfiklasse macht sieh
Digitized by Google
866
in der Tat das G^iiuaeh oft sehr anangeDehm bemerkbar. Bs wftre
eine dankbeie Aufgabe der Technik, diesen Naohteil des, wie
wir saben, fär die Hilfisehüler unentbekrliobeii Fnfibreites dnrdi
event. Übersieben desselben mit soballdftmpfendem Belage oder dgl.
anasnaofaalten.
Störende Ger&nscbe sahen wir in flillsklassen noch mehr ab
in den Normalklassen; anob entstehen sie bei der Verwendung tob
Bftnken mit beweglichen Teilen. Die Ungescbioklicbkeit, die
Unruhe der Schwachbegabten bewirken, dafe ein ständiger Müs-
brauch mit dem Mechanismus f^etrieben wird. Infolge der Un-
geschicklichkeit der Kinder ist die Möi?liclikeit von Quütßchiingeü
bei beweglichen Banken sehr grofs, htsonders wenn der Mechanismus
mangelhaft funktioniert. Bänke mit beweglichen Teilen eignen sich
schlecht für Hilfsklafäsen.
Die körperliche und geistige Minderwertigkeit des Schüler-
materials der Hilfsklassen bedingt ganz besondere Bttoksiobtnahme
bei der Konstruktion der eigentlichen Sitzeinrichtnng.
Was von den Erscheinungsformen dieser Minderwertigkeit hier vor
allem in Betracht kommt, ist die leichte Ermüdbarkeit der Kindw.
Wenn schon normalerweise sich beim Sitaen die Neigung sum Ein-
sinken nach kurser Zeit bemerkbar macht» so ist es hei den aehwicbr
liehen Kindern, dersn Moskulator oft dürftig entwickelt ist, leichter
und früher der Fall, sumal hier auch der Wille, der sonst wohi
die Folgen der ErmOdung au korrigieren Termag, schwach ist In
Erwägung zu sieben ist femer die achon erwähnte HftaSgkeit der
SehstOntagen. Beobachtet man das dermaben gestaltete Sohfllerkorps
in Hilfsklassen mit nnzweckmäfsigen Subsellien, sich selbst überlassen
beim Schreiben, so erblickt raun ein geradezu erschreckendes Bild.
Die Korperstelluiig ist miserabel; der Rumpt liegt vorgebeugt und
zusammengeknickt, der gedrehte Kopf fast auf dem Pulie auf. Will
der Lehrer ©ine gerade tind hygienische Rnltiing erzielen, so er-
wächst ihm ein ungeheures Mufs nns:P>tr«'ii!jtrr A nfinerksanikeit und
Tätigkeit. Es besteht hier ein rirliuger circuius vitiosus: gerade die
Kinder, die vermöge ihrer Körper- und Willensschwäche schwer
dazu zu bringen sind, eine straffe, gesundheitfi^rdemde Stellung ein»
zuhalten, leiden am empfindlichsten unter einer unsweckmäüsigen
Haltung, indem diese ihre Gebrechlichkeit vermehrt durch Be-
günstigung der BflckgratsverkrUmmung, der Kunsichtigkeit, aber
auch von Störungen der Atmunga*, Zirkulations-, und Verdauuags-
organe.
Digitized by Google
857
Man dftrf sioh grttndaäislioh bei dem in Rede stehenden Sobüler-
material niebt «af die Kinder selbst verlasssn, daranf, dalii ihre Auf •
merkeamkeit, Znehi nnd SelbetbeberrBolinng das Einnehmen nnd Bei«
behalten einer riehtigen Sitestellnng ermöglicht; man mnfs r ielmehr
bestrebt sein, die Sitzkonatniktion der Rank so za ge-
stalten, dais eine gesuudlieiLsuiulsige Haltung gleichsam
erzwungen wird. Hierzu ist selbstverständlich nötig-, dafs eine
gewissenhafte Anpassung des Sit/.ps an die G r o Ise n \ nrhält-
nisse des Schülers stattfindet; dabei mufs jeder belästigenden
Eineng-uno- vorg:ebengt werden. Zur Erreichung: einer festen, sicheren
Haltung ist ein Aufsetzen der Fül'se mit der ganzen Sohle nötig;
wir haben uns deshalb oben für ein breites FuTsbrett ausgespioohen.
Dem Oberkörper wird in der Lehne eine feste Stütze gegeben;
hier begegnen wir dem wichtigsten Punkte der Schulbankfrage in
den Hilfskiassen. Der Sohüler mala, die ganae Breite des Site-
brettea benntzend, das womOglioh nach Tom etwas ansteigt, die
Lendengegend fest an die Lehne anlegen. Die Lehne mnJb den
Oberkörper bis in die Schnlterblftttergegend statsen. ZweoknUUbig
ist die Einsellehne, weil sie eine freiere Bewegnng der Oberarme
gestattet nnd anfmrdem die Neignng Tieler Sohwaehbegabten, hin-
nnd herznmisohenr bekämpft. Die Lehne mdk am Sitsbrett be-
ginnen. An Stelle des unteren Lehnenteils eine öfihnng sn lassen,
ist bei unseren sehwaohen Kindern nnter keinen Umstanden ge-
stattet, denn dadurch würde dem Schüler ein nnheilvoller Spielraum
zum Zui urkgleiten belassen. In dem oberen Teile der Lebüe, der
Sohulterlebne, mit einem in kräftiger Kurve vor^pringeuden Wulst,
findet der Rücken genügende Ijnt^rstütung. Von fundamentaler
Bedeutung für die Schreibhaltung der s^chwfichlichen Kmder ist die
richtiire Abme.ssung des horizontalen Abstandes der Lehne
von der inneren Pultkante, der auf etwa 19% der Körper-
gröfse berecheet wird. £rst wenn dieser Lehnenabstand den jewei-
ligen Gröisen Verhältnissen des Schülers angepalst ist, wird mit einer
gewissen Sicherheit verbürgt, dafs der Schüler beim Schreiben die
Kreuzlehne nieht rerlftist und die richtige Körperhaltung bewahrt.
Der richtig bemessene Lehnenabstand verhindert anf der anderen
Smte ein AndrUoken der Bmst an die vordere Pnltkante.
So wird hanptsAohlieh dnroh die sweokentspreohende Kenstmk-
tion der Lehne nnd dnroh ihr riohtigee Verhältnis sn den ttbrigen
Teilen der Bank eine gerade, sichere nnd bequeme Haltung der
Schiller erreicht, die vermöge ihrer körperliehen Sohwflohe» ihrer
Digitized by Google
858
UngosoliiokHehkeit und ilirar g«wtig#n Ifinderirtrtigkeii nur sohwer
freiwillig eine Urnen voiifeBcihriebene ffitshaltnng einznneliinMi nnd
zu bewahren imstandA sind.
Wir erkannton nun, dals nnd wie es mOglioh ist^ zwei Haapt*
fordemngeQ, die an die Sehnlbank gerade in den HiUbklaaMn ge-
stellt werden müssen, zu erfüllen: erstens die Fordemng, dab den
Kindern, die zu schwach und unbeholfen sind, um unter ungünstigen
Subsellien Verhältnissen durch eigenes Zntnn eine gesundheitsgemäfse
Körperhaltung einzunehmen, letztere durch die Konstruktion der
Bank aufgedräuL-t werde; zweitens die Forderung, dafs die Hilfs-
schulkinder dem Verlangen ihre« physischen Zustaiules,
oft aufzustehen und aus der Bank herauszutreten, leicht
nachzukommen vermögen (in letzterer Hinsicht ist noch als be-
sonders zweckmüfsig die Verkürzung des Sitzbzettee anzoführen, wo-
durch der Schüler am Bankende sitzt).
Diesen Fordemogen wird meinen Erfahrungen nach am besten
gerecht die RBTna • Bank. Ich aohlieise mich hier dem Urteile
FsnrsBLB» der in «einer Sohrift «Die Hü&eohnlen für aohwaeh-
begabte Bänder** die RBTna-Bank als geeignehite Bank ftlr die
Hilfaschnlen empfiehlt, insofern an, als keine der von mir bis jeirt
in HUftklaeaen in Anwendung gefundenen Konetroktionen den An-
sprüchen, die wir unter den besonderen, oben gekennzeiehneten Yer-
hftltiuBeen der fliUasehnle erheben mnlkten» so allseits erfllllt, ab die
EBTTiGsohe Sehnlbank.
Ein Bedenken könnte gegen die Verwendung dieses Subselliums
in den HUisklassen erhoben werden. In den Hilfsschulen nimmt
der Handfertigkeitsunterricht einen breiten Raum des Lehr«
nnd Erziehungsplanes ein. Da mau in der Rettk; - Bank nicht auf-
stehen kann, ist es nicht möglich, Arbeiten, die ein Stelnnj er-
fordern, innerhalb der Bank zu verrichten. Indes muis gciren die
Ausführung von Handfertigkeiten im Stehen innerhalb einer Schul-
bank unbedingt Stellung genommen werden. Bei den Vorführungen
des obligatorischen Handfertigkeitsunterricbtes in den Wormser
Volksaoholen anlttisiieh des dort in dieeem Jahre stattgefundensn
Kongresses sahen wir mit wenig Vergnügen in einzelnen Klassen
die Sohttler in stehender flaltnng inneihalb der Bank ihre Aibeiten
▼eniohten: trotzdem dnroh Znrdcksehlagen dss Sitzes bei der dort
yerwendeten Ftankenthaler Sehnlbank ein breiterer Bamn, eine grot»
Pinsdistanz gesehaflen war, mnlSste natnigemäb bei den Hantierangen
anf der Pnltplatte im Stehen der Leib der Kinder an die hintere
. kiui.cd by Google
Kante der Pultplatte an^^^edruckt werden. Das ist byf^ienisch unzu-
Uissig. Es können gewisse Arbeiten, Flechtarbeiten imd leichte
Papparbeiten im Sitzen verrichtet werden, das kann aber dann
selbstverständlich auch in der Ejbttig Bank oder ähnlichen Bänken
mit feststehenden Teilen geschehen. Im übrigen dürfen die Hand-
fertigkeitsübungen nicht in den Scbnlbänken ausgeführt werden.
Ihr Wert bemht ja zum Teil darauf, dafs sie Erholnng nnd Ab-
w ecbslung von der sitzenden Schulbeschäftigung gewähren. Jede
Hil&klasse sollte swei mit einander verbundene BAnme besitaen:
neben dem eigentliehen Klasseniimmer einen Arbeitsranm, wo die
Handfertigkeitsflbmigen stattfinden und der mit ahnliehen fiftnken,
wie sie in den Sehülerweikstatten vorhanden sind, ansgestattet
werden soll. Die Seblller wetden die Arbeiten, je nach deren be-
sonderen Art, stehend oder ohne Zwang und fieenguDg sitsend ver-
richten.
Halk der Lehrpenien und Lehrsiele an höheren Unterriohti-
anstalten
Von
Dr. med. Th. Beni>a,
Nervenarzt in Berlin.
(Soblab.)
Ist aber der amtlich angenommene Schüler wirklich
der Durohsohnittsschüler? Ist wirklieh die Majorit&t der
Klasse imstande, in der ak normal festgesetrten Zeit ohne fremde
Hilfe nnd ohne nnerlaubte Machenschaften die Pensen en bewiltigen?
Diese Frage mnfii entschieden v e r n ein t weiden. Die folgenden
Zahlen werden am besten die tatsächlichen VerhSltnisse beleuchten.
In Fxenfien erhalten nur etwa 20% eller Schüler das Zeugnis der
Beife, 40% das Zeugnis für den einjährigen Dienst. Die übrigen
40% müssen die hüheie Sdiule verlassen, ohne seltfst das Sinjährigen-
Zeugnis, das für ihr ganses femerss Leben bestimmend einwirkt,
erreicht zu haben. Und ähnliche Yerhftltnisse dürften sich Uberall
ergeben; z. B. erreichen in Baden nur ca. 19%, in Schweden 25%
das Ziel. Aufserdem aber wird sowohl das Einjährigen- als auch
ScbulgesuDdheitspflegc. XVII. 48
Digitized by Google
das Eeifneiigms sum groiaeB Teil «nt in einrai Alter enroibeo, dai
weit Aber das somude lunausgeht. Von 613 üntenekondaneni d«
Berliner städtischen Gymnasien — nnd die grofsen Stftdte haben
nachweislich gegenüber den kleineren und kleinen Städten das inteUi-
genteste Schülermaterial — standen nur 335 im normalen Alter von
15 Jahren, die übrigen 27b, also ca. 43°/o, waren IH, 17 Jahre und
darüber. Von den preufsischen Abiturienten aber, sowohl der
Gymnii^ien als auch der Realanstaltpn, siini cn 75% 19 — 21 Jahr»'
alt und darüber, während das Normalaltei Ib Jahre ist. In Berlin
waren im Jahre 1902 in den stadtischen Gymnasien 63%, in den
Beolgymnasien 71%, in den Oberrealsohulen 77% der Abiturienten
ttber 19 Jahre alt. In Baden brauchten im Jahre 1884 durch-
schnittlich 87% d«r Schüler mehr als die vorgeschriebenen 9 Jahre
bis enm Abitnrium. In Schweden betrtgt dne DnrohwhnittBBlter dar
Abiturienten etwn 19Vt Jahre.
Seibat diese Zahlen ergeben jedeoh noch kein richtigea Bild.
Mag es anch Torkommen, dala vnter den ohne Zengnis der Beife
Abgegangenen sieh manche befinden, die nioht ans Unfiüiigkeit^
sondern ans anderen Gründen, etwa socialen, die oberen Khmm
nioht dnrdhmaohen konnten, so sind doeh andeiaeita nioht alle Abi-
turienten als vollwertig ansuaehen. Denn durchaus nioht immer auf
normalem Wege, d. h, ohne Schädigung der Gesnndheit nnd in selb-
ülüudigef Arbeit ist das Ziel erreicht worden, übgeseheu davon, daüs,
wie von pädagogischer Seite behauptet wird, eine grofse Alüde in
der Beurteilnnt^^ dor Prüfuno^sleistangen geübt werden mafs. Aufser-
dem sind alter gerade unter den aD.^ohemeud Begabten nnd das Ziel
Erreichenden m.ini he, die die Lf»hh.i,ttigkeit ihres Geistes ihrer neuro-
pathischen Konstitution verdanken.
Diese Mangelhaftigkeit der Resultate kann niobt wundemehmeo,
wenn man das Material unserer höheren Schulen einer payehologifichen
Prttfnng unterzieht. loh kann hier auf die Einzelheiten nioht nftfaar
eingehen und will nur kurz die versohiedeneu Kategorien erwflhnaa;
lelbstTerat&ndlioh ist es, dafo diese nioht scharf getrennt stehen,
sondern sieh Obezgftnge und Zwisohenformen finden, und dalSi rial-
leioht nooh neue Kategorien sieh auffinden lielken.
Es ist bereite erwfihnt worden, dad augleioh philologisohe und
matfaematiaohe Begabung auf den höheren Schulen Torauugaostit
wird, während diese beiden Bähungen, wie die Brfidirung lehfi
sich gegenseitig fast immer aussohlie&en. Sohon duroh diesen ünstuid
ersoheinen viele in Wirklichkeit fähige Schüler den Anforderooges
Digitizixi by Google
861
der Sohnle gegenüber als sohwaohbegabt. Da sind ferner die anf
einem auCserhalb der Schale liegenden Gebiete, etwa der Kunst,
der Technik, des Handels, besonders Yeranhgten, nnter denen die
eigentliohen Genies deh Torfinden. Sie TSissgen in der Sohnle oft
goiudieh. Die Beispiele fttr diese Kategorie sind überans sahirsieb.
Amih gibt es geniale Natnren, die hoeh> nnd vielseitig begabt, doeh
die AnforderuDgeQ der Sehnle nieht sn erfüllen vermögen, weil die
XSigenart ihres Geistes ein Einfügen in den Zwang der Sehnle nieht
erlaubt. Wieder eine andere Kategorie bilden diejenigen, die man die
Spätbegabten nennen könnte, weil ihre geistige Entwicklung spat, oft
erst nach der Pubertät, eintritt. Unter diesen sind glänzende Namen,
wie Alexander von Humboldt, Daewin, PESTAiiOzzi, keine Selten-
heit. Auch ^ibt es eine Anzahl von Schülern, die gut oder genügend
begabt, kein ausreichendes (Tedächtnis besitzen ; bei den enormen An-
sprüchen, die die modetne Schule speziell un daa Geduchtnis stellt,
müfisen sie der Schule gegenüber als Schwachbegabte bezeichnet werden.
Noch eine andere Art von Unzulänglichen bilden die körperlieh
Defekten, sei ihre Kränklichkeit durch die Sehnle oder dnreh andere
£ittflüsBe erssngt. Die Fehler der Sinnesorgane spielen hier eine
grofse Rolle. Zu ihnen gesellt sich die Kategorie der geistig
Sohwaoheo leiehten nnd leiohtssten Grades» die bei geeigneter Unter-
stUtsnng bis in die höheren Klassen Torsndringen veimOgen; bei
nanehen von ihnen seigt sieh die Sehwflehe anf moralisohem Gebiet
ond maoht sie trSge, widetspenstig, pfliefatveigssaen. Eine greise
Gruppe bilden, insbesondere in den GrolteMdten, die Nenrasthenisehen
und Hystorisehen, die sog. psych opathisohen Hinderwertigkeiton, die
dnreh ihre geistige Abnormitftt, ihre ÜnfUiigkeit, die Anfmerksam-
Iceit za konssentrieren, durch Sprunghaftigkeit des Denkens, leiehte
Ermüdbarkeit, WiUensschwilche, abnorme Neigungen usw. verhindert
werden, ihre oft grofsen Fähigkeiten /.u verwerten. Olt ullerdings
bewirkt die psychopathiöche Anlage, wie er\^ ahnt, eine gruise geistige
Regsamkeit und macht die Betreflenden zu dem Stolj^; der 8(diul9.
Endlich aber bleibt es noch eine offene Frage, inwieweit der
Normalmensch Anlage zu wissenschaftlicher Betiitiguag
besitzen mufs. Die Fähigkeit, die Anfangsgründe einer Wissen-
sohaft, wie etwa der Mathematik, zu begreifen, eine fremde Sprache
sprechen zu lernen, die Hanpttetsaohen der Gesohiehto sn erfassen usw.
liegt wohl ohne Frage im modernen Kultunnensohen. Aber die
hohe, meist abstrakte Geistestitigkeit, sowie die Ver-
sehiedenartigkeit der geistigen Tätigkeiten, wie die
48*
862
höhere Schule sie gegenwärtig verlangt, darf darchaus
Hiebt als Postulat gesetzt werden, wenn es sich um die
Aufstellung eines Sclienias für den normalen Menschea
handelt, sondern wird immer nur wenigen hervorragend
Begabten beschieden sein. Dieser hervorragend Begabten aber
gibt es in der Schule nur einen verschwindend geringen Brnohteil —
nach verschiedenen Beobachtern etwa n%, und es mufs ohne weiteres
einleuchteo, zu welchem Zwiespalt es führen mufs, dafs das Mafs
unserer Lebrziele und Lehrpensen für diesen geringen Bruchteil der
Schülerzahl berechnet ist. Ob aber selbst für diese fein ezganisierteo
Gehirne ein solches Mals geistiger TiUigkeit in einer so £rtthflo
Lebensperiode geeignet ist, mag ebenfalls dahingestellt bleiben. Es
gibt SQ denken, dais gerade diese oft sehen anf dem Wege ermatteo
oder, wenn sie des Ziel eneiehen, im spftteren Leben die in sie ge-
setsten fiSnraitiingen anf das tmnrigste enttftnsohen.
Die Schicksale der Schwachbegabten in der Sohnla
sind verschiedenartig. Zorn Teil werden sie durch die seelisehsn
Beismittel der Schub: Erregung des Ehrgeizes und Bedrohnng mit
Strafe nnd Schande, in Leistungen angespornt, die weit über ihre
Krftfte geben, nnd erreichen, meist nnr hei andanerndem Kaohhilfe*
Unterricht, wenn auch verspätet, das Zeugnis der Reife oder einer
anderen Berechtigung, oder sie suchen als letzte Zuflucht eine so-
genannte pPresse'* auf. In dieser wird nun mit Hintansetzung aller
hygienischen Gebote der Drill für das Examen bewerkstelligt, l nd
nicht nur e:u Schaden in gesundheitlicher Beziehung ist zu befürchten,
sondern auch ein sittlicher für den bisher vielleicht Tlnverdurbeneo.
Denn nicht nur die geistig Schwachen, sondern auch die sittlich
Schiffbrüchigen finden hier ein gastliches Obdach. Schon der Zweck
dieser Anstalten ist an sich ein unmoralischer, da dieselben aiohi
Untenioht und Erziehung, sondern nur ein wüstes JSinpaoken nun
Examen suAi zum Ziele setzen.
EÜn grofser Teil der Schwachbegabten aber — in PreuJisen 4Q%
wie schon erwähnt — muüs nach Jahren TOfgebliober Quälerei an-
▼errichteter Sache die Schule yerlassen. Schon von den unteisteD
Klassen an aeigt sich ein rapides Sinken der Sehülemhl; snf dar
groÜBen Heeratraise der Schule bleiben rechts und links die Msrod«o
liegen.
Und ab tief bedauerlich mnls es angesehen werden, dafs gerade
die ethisch besten Elemente unter den Schülern ao
schwersten unter dem Zwiespalt zwischen Ansprneh
Digitized by Google
868
nnd Lieistungsfähigkeii leiden. Fehlt es ihnen an der
nötigen Begahnng, se werden sie dnich verdoppelten Mei& und
Pflioihteifer das Fehlende m ersetzen snehen, oft his mr TöUigen
BSrsohOpInng ihrer Krftfte, und das Geftlhl der eigenen Unsu*
Iftngliohkeii wird mit sehwerem Dmok anf ihrer Seele lasten. Man
sollte sieh nicht dnreh den anseheinenden Gleiohmnt in ihrem
Wesen llher ihre wahre seelische Verfassung tänsehen lassen;
die Schülerselhstmorde ans gehrttnhtem Ehrgeis werfen ein grelles
JLioht auf Seelenznstände, die verborgen bleiben, wo sie nicht znr
letzten Xonsequenz iühien. Und wie sehr gerade geistige Arbeit,
Hüter Gemütserregung geleistet, das Nervensystem zu zerrütten ver-
mag, beweist die Häufung der Ner%'enkrankheiten in denjenigen Re-
nifeD^ MO seelischp Kriegungen die geistige Tätigkeit zu begleiten
pflegen, wie bei Btirseti leuteu, Juristen, Rchau?!pielern, Offizieren im
Kriege usw. Dagegen sind die schlechten Elemente in der Klasse
am sichersten gegen jede Überanstrengung geschützt. Es wäre ein
Kapitel für sich und ein sehr umfangreiches Kapitell wollte man
über die Unredlichkeit in unseren höheren Schulen berichten. Und
leider beschrankt sich diese nicht auf die schlechten Elemente in
der Klasse; auch der bessere Teil der Schüler sieht sich oft ge-
zwungen, nm nicht anrflckanhleiben, an diesem hetrflgerischen Treihen
teilannehmen, wenn auch mit innerem Widerstrehen nnd demVerlnst
der Arbeitsfrendigkeit.
Auch diese Znstftnde sind ein tranriges Symptom fttr den Zwie-
spalt swisdien Forderung und Leistangsmftglichkeit. Sie werden he-
stehen bleiben, solange dieser Zwiespalt nicht beseitigt ist. Ist aber
dieses unlautere Treiben auch vom ethischen Standpunkt ans tief
bedanerlich, so darf man doch unter den heutigen Verhältnissen seine
Beseitigung nicht wünschen. Bildet es doch sozusagen das Sicher-
heitsventil, das eine allzu heftige Überspaimung der Kräfte verhütet.
Es erübrigt sich, zu sagen, wie sehr die Arbeit des Jjohrers
durch die Unzu 1 äugl i c h k ei t den Schülermateriais er-
schwert wird. Es ist wahrlich kein \\ iinder, wttin unter den
Erkrankungen der Lehrer die iServenkranlcheiten 70% erreichen, wie
festgestellt. Dies ist aber um so bedauerlicher, als ein nervenkranker
Lehrer gerade diejenigen Eigenschaften besitzen wird, die gerade er
am wenigsten haben dürfte: Jähsom, Launenhaftigkeit, Mangel an
Gedold, unmotivierte Sympathien und Antipathien usw. Dadurch
hangt er eine gewitterhafte Atmosphäre in die ünterrichtsstnnden,
die wiedemm anf die Nerven der Schüler nngOnstig einwirken mnls.
Digitized by Google
864
Es iat ohne wtiteNS Uw, dafii für slto diese Eategorien der
Sohwaelibegabten, sobald sie es mit ihren Pfliehten ernst nehmen,
die offisielle Arbeitsseit niohi nsreieht, sondern sieh unkootinUierbsr
ausdehnen mds. Sie wild nooh gesteigert dnroh den nnentbehr>
liehen l*iachhilfeunterricht, dessen Verbreitung nach filteren Angaben
zwischen 25 und 90% schwankt. Selbst der Gebrauch unerlaubter
Hilfsmittel, inabesondere der Übersetzungen klfissiacher Schriftsteller,
rf^ieht oft nicht ans, die Arbeitszeit auf ein hygienisch zulässiges
Mais zu beschranken
Wir haben bereits ausgeführt, dafs für eine hygienische Lebens*
weise des Schülers etwa 17 — 18 Stunden täglich aufserhalb der
Arbeitszeit erforderlich sind, und dalis bei der offiziell festgesetsteo
Arbeitszeit von 9 — 11 Stondeo sich bereits ein Manko von 2 bis
5 Stunden täglich ergehen muls. Dieses Manko «rird also bei der
Mehnahl der Sehfller nooh ein bedentenderes sein nnd insbeeondeie
Tor den Prüfungen ins Ungemessene anwachsen.
Wodnroh aber wird dieses Manko ansgegliehen? Znm
Tei] allerdings anf Kosten der Schnlpfiiohten, snm
gr4)fsten Teil aber auf Kosten der hygienischen Forde-
rangen.
Diese Hintaosetsnng der hygieoisehen Forderungen in nnseier
KnabttsbilduQg lolst es anoh als tief bedanerlioh ezsoheinen, dals die
moderne Midehenendehnng dieselbe Bildung erstrebt, ehe dieee Zeit
gefunden hat, sich den modernen Verhältnissen anzupassen nnd deD
richtigen Ausgleich zwischen geistiger und körperlicher Ausbildung
zu finden. Ist die Überspannung der Kräfte schon bei den Knaben
eine hohe hygienische Gefahr, so ist dieselbe bei den Mädchen noch
um vieles i^r ofser, da bei diesen die Kränklichkeit nach überein-
stimmenden Beobachtungen ursprünglich schon eine grössere ist. Wie
nachteilig der Gesundheitszustand der Frauen durch übermtUsige
geistige Arbeit beeinÜnlai wird, zeigt sich am dentliobeten in den
JLiehrerinnenseminarien, wo besonders vor dem Examen Nervosität
und Bleichsucht einen beängstigend hohen Grad und Prozentsatz er-
reiehen. In den Lftndem, wo Versuche mit der Koddnkation gemacht
worden sind — nnd dies ist in fast allen Knltnrstaaten der Fall --i
hat ee sich geaeigt» daJs die Krftnkliohkeit der Msdohen noch nn*
yerhttltnismftlsig mehr ansteigt als die der Knaben. Inwieweit ibsr
antedem eine SdiAdignng der Konstitntion eintritt, lälbt sich nstsr-
gemftb dnroh Zahlen nicht feststellen. So berechtigt das Streben
der Franen nach höherer Bildung ist, nnd so wenig ihnen dieselbe
...... ^le
865
für die Dauer würde vorenthalten werden können — eine allgemeine
Übertragung der heutigen Knabenbildung auf die Bildong der weib-
Uthsa Jugend würde Dioht nur für diese, BondAiii aneh für die
kommenden Gesohlechter von unberechenbaren Folgen sein.
Ea ist ttber die YemaehltewgnDg der Gtesnndheiispflege aaf den
KnBbenaehalen bo Vieles und Yortreffltobee geeekrieben worden, da£i
ieh mich auf eine Ao&ttlilnng der flanpfcpnnkte beeobrttnken kann:
Die Seihldignng die Soblafes, sowohl in benig auf Daner, ale aneh
anf Tiefe, ^e Begflnstigung der Onanie durch das lange Waehltegen
im Bett naeh abendlicher Oehimarbeit» — die VemachllieBigung der
Hautpflege, speziell des Badens, — die Unmbe bei den Mahlzeiten nnd
deren UnregeliDäfsigkeit, — daa Arbeiten während und nach denselben,
melches üebini und \'er(]auuDg8orgaue gleichmärsig schftdigt, — der
Mangel an Puu'^en während der hiluslichen Arbeiten usw.
Allerdmi^s (allen in den * Internftten mit ihrer strengen Zeiteiu-
teiluog die meisten dieser S(;hädiiclikeiLen fort. Doch bergen diese
Institutionen so viele and* ro hvgienisohe nnä sittliche Gefahren, dals
sie nicht als geeigneter Ersatz der i^'amüienerziehung betrachtet
werden dürfen, wenn auch leider heutzutage die Ansprüche der
Schale eine Einwirkung des Familienlebena anf die Kinder nur
wenig geetatten.
Ganz besonders aber wird die Ton der Schule bean*
spruchte Zeit den Erholungsstunden entzogen. Gerade in
den Grolkstadten, wo so yiel Zeit gebimucbt wird, um ins Freie au
gelangsn, ist es der Jugend doppelt erschwert» Erholung in Spiel
und Sport au suchen. Wie notwendig aber gerade fUr die Qroßs-
stadtjugend die Erholung im Freien wflre, wie eraiehlich das Leben
in der Natur auf das jugendliche Gtemflt wirkt» darflber sind eben-
&lls Fidagogen und Ärzte einig. Trots ihrer eminenten Wichtig-
keit für Körper und Geist aber muls unter den heutigen Yerhfttt-
niseen eher von den Leibesübungen zurückgehalten werden; denn
es iet wtiLl klarj dul's nach einer ermüdenden Spoi tsübuüg, wie
Turnen, Schwiinmeii, Rudern, Tennisspielen, eine nachfolgende geistige
Arbeit, noch da/u bis in den späten Abend hinein, weit mehr Scha-
den bringt, als der Sport uuUen konnte.
Diese Hintansetzung aller Forderungen der Hygiene
mufs sich selbstverständlich rächen. Und so ist denn auch
der Gesundheitsznstand unserer Schuljugend ein in jeder Beziehung
mangelhafter. Besonders an Schulen mit Nachmittagsunterricht ist
der Frozeotsata der KrfinkUohen ein sehr hoher. So wurde an
Digitizcü by Google
866
preafsiscben Schalen mit Naolmiittagsimterricbt der ProMotaati der
Kränklichen auf den mittleren und oberen Stufen auf 40 — 70*/o,
der der Nervösen und mit Kopfschmerz Behafteten uut 20 — 60 ^o,
der der Sclilaf losen auf ca 19 " o festgestellt; an Schulen ohne
Nachmittftgj»iinterricht auf 25, 14 und 5 °/o. In Djlnemark, wo ^*'r
ungeteilte Lnterricht allgemeiu ist, wurden bei emer Encjuei*'
22 — 34% Kränklicbo ö:efunden. Kückg-nit^verkrümmuni^ , Ed?-
hrüstii^keit, Sehstürun^'en sind eine direkte Folge unseres heutigcjo
Schuibetriebs. Auch andere Störungen, wie Bieicbsucbt, Blutarmut,
VerdauuQgsanomalien werden teils duroh die aitzende LebensweiBe,
teils durch lugenOgende ErnäbniDg infolge Haogela an Zeit erzeugt
resp. verschlimmert. Wae aber speziell das ara meisten vertreitete
Leiden, die Nervenstörungen bei Schülern, betrifft, so unterliegt es
keioem Zweifel, dafs die höhere Sohnle einen bedeutenden Einflnis
in dieser Hinsieht anstlbt, insbesondere durch das nervenserrllttende
Arbeiten anter der Hetzpeitsche, wie der Mangel an Zeit es he-
ding:t Allerdings hetrBgt die Zahl der Belasteten bis sn 50*/«-
Jedoch ist die folgende Tatsache bezeichnend: Beim Eintritt in
höhere sowie in niedere Schulen beträgt die Zahl der NerrOsen nur
10%. Während sie aber in den niederen Schulen ziemlieh
konstant bleibt, wächst sie in den höheren Schulen andauerad und
erreicht stellenweise (iO % aller Schüler. Auch zeigt sich in den
höheren Schulen kein Sinken der K rünklichkeitsziffer in der Puber-
tittszoit, wie es in den niederen Schulen, sowie in M&dchenschnleii,
der Fall ist.
Uuiei den Nervenstörungen ist vorerst der so weit verbreitet«
Kopfschmerz zu nennen; zugleich ein Symptom der sog. Schüler
nervosität, welche mit der Neurasthenie der Erwachseneu gro^
Ähnlichkeit hat: Reizbarkeit, Angstgefühle« Zwangsvorstellungen,
herzneurotisohe Symptome ; Kopfschmerz und Kopfdruck, Schlaf losig'
keit oder Schlafsucht, habituelles Erbrechen, Appetitlosigkeit, Ohn-
machtsaufälle usw. werden beobachtet. Auch psychische StfimngSD,
Ton melaDcholicher Verstimmtheit und AnfreguDgszustftnden bis zn
ausgebildeter Geisteskrankheit, von denen die Hebephrsnie speziell
das Entwicklnngsalter trifft» sbd nicht selten. Auch die dem Päda-
gogen wohlbekannte Erscheinung, dalh frtther gutbegabte Schaler
mit dem Aufsteigen in die höheren Klassen immer mehr yemgen,
mnfs als eine Erschöpfung des Nerrensystems durch flbern^ige Li-
anspruchnahme aufgefalst werden.
Die von hervorragenden Forschem aller Länder angestellteo
Digitized by Googl
867
physiologiseben Experimente an SohOlern, welche bezwecken, die
Wirkungen der Arbeit auf die versofaiedenen körperlichen und geisti«
gen f nnktidiieii festsustellen, haben zum Teil bereite Klarheit über
den £iiifliiJs des Sohullebens auf den Organiemne gebiaeht, teils dürfen
wir Ton ihnen nodi wichtige AnlBohlflsse erwarten, inebeeondere in
besng auf die Beeinflnasnng der Zirlnüaiioneorgane.
Den Vorwarfen der Hygieniker gegentlber wenden die Verteidiger
der Schnle ein, da6 dieselbe nnr eine geringe Scihnld treffe, da an
den nieht zu leugnenden Übelatftnden hanptsachlioh anÜBerhalb der
Schnle liegende Einflüsse schuld seien. So sei der Geanndbeitszustand
bereits bei den in die Schule eiutreteudea Kindern sehr mangelhaft.
Auiserdem seien häusliche Schädlichkeiten in Menge vorhanden:
an hygienische Lebensweise, verweichlichende oder überstrenge Er-
ziehung; vor allem aber die \ erL^m^^unuen aller Art, welche die der
Schule gflnilii ende Zeit in Anspruch nehmen und dadurch den nerven-
zerrüttenden Zeitmangel schaöen.
Gewifs ist es, dafs ein grofser Teil der Schuljugend bereits
kränklich in die Sohole kommt, und zwar ist der Prozentsatz hei
den Jdädchen noch böber als bei den Knaben. In 20 Berliner Ge-
rn eindesohulen wurden z. B. vor dem Schulbesnobe nur 44 von je
100 Kindern als vollkommen gesund befunden. Der Prozentsats
der erblich Belasteten betiflgt, wie erwähnt, bis zu 50%. Sicher
Ut es aueh, dsis die häuslichen Verhältnisse oft genug sobftdigeod
einwirken, dafs durch verkehrte Breiebung im Hanse, insbesondere
duiob flhergrofse Strenge den minderbegabten Kindern gegenUber,
▼iel gesOndigt wird usw. Was aber will dies beweisen? Boeh nur,
dals die Schule um so sorgftltiger abmessen mufs, was sie diesen
schwachen Schultern aufharden darf, um so gewissenhafter aHes yer-
meiden muls, was die Folgen einer verkehrten £rziehung nodi ver-
schärfen könnte.
Was aber den Vorwnrf betrifft, dafs die Überb urdu n der
Schuljugend nur durch allzuviele Vergnügungen zustande
komm»^, 80 ist dies entschieden zurückzuweisen. Selbst-
verständlich wird niemand denjenigen Vergnügungen das Wort reden,
die an sich hygienisch und pädagogisch verwerflich gind, wie der
Kneipenbesuch mit seinem Alkohol- und Tabakgenufs, die Gesell-
schaften Erwachsener mit ihrem Luxus und dem Hautgoüt ihrer
Unterhaltungen; der Besuch lasciver Schaustellungen usw. Dies
dürfte jedoch auch nur TereinieU in einseinen Kreisen mancher
Grofsstädte Yorkommeo. Im grolsen und ganzen sind die £ltem
Digitized by Google
868
▼on baninitage war zu eifrig äar'm, ihnn Kindern alles zu ent^
Bieheo, was sie tod ihren Pfliohten gegen die Schale abhalten
konnte, oft eelbet auf Kosten der Gesmidheit In Wirkü^ttt
spielen die in der Sohnlbygiene so berOeiitigten «Kinderbille* in
keiner Weise die gro6e Bolle bei der fintstelinng yon Nerrvn-
atOmogen im sehnlpfliehtigen Alter, die ihnen Bageaefarieben winL
Und aollen denn wirkliek Theater nnd Konsert, Museen nnd Gale-
rien, Uber deren bildenden Einflnis doeh wohl kein Zweifel beetehen
kann, nnserer Jngeod entaogen werden? Sollte heitere Geselligkeit
im Familien- oder Freundeskreise nicht eher einen Geist und Gemtit
entwickelnden als einen verderblichen Einflufs haben? Gerade im
Alter der Pubertät — man mag sonst über die Koedukation
denken wie man will — ist ein geselliger Verkehr der Ge-
schlechter notwendig. In diesem Alter hat der (le^i hlechtstrieb
die Tendenz, sich in einer unschuldigen Verehrung des anderen Ge-
schlecht« zu äufsern. Wird diese natürliche Regung durch strenge
Abschlieüsnng künstlich gehemmt, so gerät der Trieb leicht auf Ab-
wege; und tatsächlich ist die Zahl der gesohieohtliehen Verirrongen
nirgends so greis als in den Internaten; ja ein herrorragender
Psychiater behauptet sogar, dais eine grolle Zahl Homosexaeller ihre
perreraen Neigungen dem anssohliefidichen Verkehr mit Gesehleeht»-
genossen im Internat Tordanken.
Ganx mit Unreoht stellt sieh die Sohnle auf den
Standpunkt, das Leben des Kindes gehöre ihr nnd jede
Ablenkung bedeute eine Verletzung der ihr geschuldeten
Pflichten. Man kann sogar von Sehulmflnnem hören, die Leh^
peosen durften schon deshalb nicht beeohnitten werden, weil die
Jugend ihre Freiheit doch nur zu bösem Treiben auanfltsen wflxde.
Diese Anschauung hat noch etwas von der der Freiheit so abholdeo
Erziehung des Mittelalters an sich. Aus den Klosterschulen, wo
die zukünftisreu Priester erzoscen wurden, hat sich diese Anschauung
mit den Iniinanistischen Studien und doch so sehr entgegen dem
humanistischen (jeiste hinühergetettet in unser Zeitalter des Indiri-
dualismus. Es ist Zeit, diesen finsteren Geist aus der Erziehung zu
verbannen. Gerade die Jugend sollte ihr vollgemessenes Teil am
Lebensgenufs erhalten. Ist doch kein Alter so empfitogsfrendig und
geoufafiüiig als die Jugend. Und sie soll ihrer eigensten Natur tu-
wider nur ttber abstrakter Gelehrsamkeit brOten? Noch mehr —
Lebenslust und Gbnnfssncht bedingen sich gegenaeitig und sind eines
ohne das andere nicht denkbar. Wollen wir geistig und körperlieh
Digitizcü by Google
869
nozmale Meucbfln aniehen, flo mflasen wir Baum soluifibD, aowoU
für eine gmndheitsgemlfte LebeoBweiM, all auch idr einen bann*
loeen Lebensgenufs.
Auf welche Weise aber soll dies geschehen?
Diese Frage beschäftigt, wie erwähnt, seit langer Zeit die Re-
gierungetj, die Pädagogen und Arzte, ohne dafs bisher eine Eini^ng
erzielt werdpu konnte. Fehlt es doch auch jetzt noch, wie ebenfalls
Bcbon au.'^geführt, an den notwendigen Vorarbeiten, die eine sichere
wiaaenschaftliche Grund hige für Reformen abgeben könnten.
Zunächst wäre durch umfafisende statistische Erhebungen feat*
zustellen: Welohe Anlagen und Fähigkeiten sind vorhan-
den? d. h. wie hoch dtirfen die Lehrziele gesteckt sein«
um fflr eine hygienische Lebensweise Baum zu lassen?
Nur so würde es gelingen, dem bisher so yagen Begiiff „Duroh-
aehnittssehaler" eine feste wisaensohaltliehe Giwidlage an geben.
Um Uber die Leistongsfidiigbeit der SobQler Elarbeit an gewinnen,
mttfste eine ESnqnete ttber die bftnaliebe Arbeitsaeit veranstaltet
werden. Wirklich auTerliasige Besnltate aber wftren nnr dadnreh
XU eraielen, da£i probeweise Arbeitsstonden in den Sobnlen einge-
führt würden, wie sie ttberall in den Internaten nnd Tagsssebnlsn
vorhanden sind nnd den grolsen hygieniseben VoTsng der Internats-
erziehuDg vor der häuslichen bilden. Nur müTste hier die Unter-
stützung durch Lehrer uud Mitschüler, wie sie in^Intematen üblich,
fortfallen. Erst dann würde es sich aseigen, wieviel von den aufge-
gebenen Arbeiten in norrn ilpr Zeit und ohne fremde Hilfe geleistet
werden kann. Ein wichtiger Schritt zur Feststell uiin; der tatsäch-
lichen Verhältnisse ist kürzlicdi bei uns in Preufsen durch die
Enquete über die Verbreitung des Nachhilfeunterrichtes getan
worden. Die Resultate können jedoch nicht als mafsgebend an-
gesriien werden, da nur bezahlter Unterricht in Frage kommt, und
die Naidihilfe durch Eltern, Geschwister und Mitschüler, durch
Übeisetrangen, Abschreiben nsw. anf diese Weise nicht an kontrol-
lieren ist
Eme zweite Frage wllra die: Fflr welche Lehrgegenstände
ist bei den Sohfllern Interesse vorhanden? Ich weiis wohl»
dab ea eine grofte Aniahl von Fttdagt^en gibt die sagen, man
dfirfe in der Jngendbildnng den ZeitstrOranngen anf heben Fall
Reehnnng tragen ; die von alten her bewährten Bildnngaideale mfkt^
ten ihre Geltung behalten, man habe ja mit ihnen die bedentenden
MSnner vergaogeBcr Zeiten großgezogen. Aber abgesehen davon,
Digitized by Google
S70
dafa der Einflala der Schulbildoog gerade auf bedeatende Geister
ein geringer zu sein pflegt^ daf-^ viele derselben keine oder nur ge-
ringe Schnlbildang genossen haben, ist es doch fnglieh, ob sich die
alten BilduDgsideale auch mit der gröfsten Strenge werden aufrecht
erheltoD laeaen, ob sie niebt eobUefelieb nach dem Geeeti der Ver>
drflngnng mtgestoiaeii werden mllasen, weil am anderen eine grOlaece
Affinität Torhanden ist Schon b^gmnen nene Lehig^genatlnde, wie
Hygiene nnd Gkaetseeknnde, Volke wirtsehafÜBlebre nnd Knltnr*
gesohicbte, in die Schulen einsndringen. Sioher tet das eine, dafr
hentrotage leider selbst bei spraohUeh begabten SohfUem die Fiende an
den klassischen Spraoheni insbesondere am Griechisohen, geeehwiinden
ist. Wo gibt es noch den Jüngling, der, wie es früher wohl geedhab,
im stillen Kämmerlein sich weitabgewandt an den Schönheiten griechi*
scher Poesie berauschte? Die moderne Jugend beschäftigt sich mit
physikalischen Experimenten, setzt Telephone und Maschinen zu-
sammen usw. Im Zeitalter der politischen und sozialen Kämpfe,
der Fortschritte der Technik, der neu enldHcktRu Naturwunder, in
einem Zeitalter, wo jede Nachriebt auch aus den fernsten Welt-
teilen mit Blitzesschnelle in die Schule und in die Arbeitsstube des
Knaben eindringt, ist die stille Sammlung nicht mehr möglich, die
zu einem Versenken in die Schönheiten der griechischen Sprache
gehört. Ob die neuen Bildungsstoffe den alten an Wert gleichen,
bleibe dahingestellt. Es liegt nicht mehr in unserer Hand, zn
wählen. Ein Symptom dafür: Die englische Sprache, die auf den
deotachen G^ymnasien wahlfrei ist, wird von hat allen Schülern mit-
genommen, weil sie instinktiv fUhlen, dafii dieselbe ein notwendiger
Bestandteil ihrer Bildung ist Wieviel der Schüler wflxden wohl
ans eigenem Antriebe Griechisch treiben, nnr um ihre Bildung sn
erweitem? Sollen diese Begnügen des Zeitgeistae wirklich unbe-
achtet bleiben? Soll vor allem ein Gegenstand, der daiu dienen
soll, ideale Begnügen, den Sinn fdr alles Edle und Erhabene sn
wecken, mit Widerwillen betrieben werden, entgegen der Lehre d«
Plate, dals alles, was man mit Unlust und erfolglos treibt, ein
Gegenstand des Hasses werde? Ist dies nicht eher eine Entweihung
des Griechentums zu nennen, und sollte dasselbe nicht denjenigen
vorbehalten blei}»en, die mit wahrem Interesse und Verst indnis an
dasselbe herantreten? Speziell vom Standpunkte der Hygiene muls
botont werden: Hervorragende iSchulmiinner haben sich diihin ge-
aui'sert, dais jedes Lehrfach, das ohne Interesse betrieben wird und
deshalb der Langeweile Baum gibt» nicht nnr ermüdend wirk«,
Digitized by Google
871
sondein aneli, beaonders bei strenger DisBiplin, direkt das Nemn-
System aehftdige.
£Sb mtt&ton ako aowobl Tom pädagogisoheii als aiieh Yom hygie-
niseben Standpankt aus diejenigen Fächer, die Daeh den statislisclien
Erhebungen trotz intensiven Lehrbetriebes nnd guter Unterrichts-
methode unzuiüichende Resultate eigebeu, für die also Begabung und
Interesse nicht vorhanden sind, als obligatorische fallen gelosaen resp.
verktirzt werden.
Auch über die zweckmäisigste Verteilung der Lehr-
pensen jct eine Einigung noch nicht erzielt, insbe.«on(ipie darüber,
in weichem Aller Fremdsprachen und MathemMtik um besten be-
gonnen werden. Was das Mafs der Lehrpensen betiiüt, so ist vom
hygieniaehen Standpunkt aus die Länge der Arbeitszeit am wichtig-
sten; ihren Inhalt zu bestimmen, ist Sache der Pädagogen. Zu be-
denken ist nnr, dafs die Einschränkung des Gedächtnisstoffes wohl
wünschenswert ist, dafs jedoeh der fhsats des mechaniaohen Lenieua
dnroh geiatigea Mitarheiten, wie er Ton den Pftdagogen gewünscht
wird, grOJaere Anatiengong nnd ErmQdnng bewirkt, nnd daher bei
dieser Terfeinerten Lehrmefhode die Arbeitaieit eine nm so kOrsere
sein mnls.
Dnroh dieae atafistisehen Erhebungen würde, wie gesagt, ein
fttr den Dnrohaohnitt der Ehuse geeignetes NiTean geschalfon
werden kfinnen. Selhstrerstflndlieh würde eine Anzahl Sohttler über,
eine andere nnter dem Nivean bleiben, üm die über dem
Niyeau stehenden braucht die Schule nicht Sorge zu tragen; von
ihüeii ißt anzunehmen, dafs sie die ihnen geschenkte freie Zuit /.u
ihrer Fortbildung verwenden werden. Dagegeu mufs sie sich der
unter dem Niveau stehenden Schüler mit um so grölserer Sorgfalt
auoehmen, insbesondere bei der heutigen Lehrverfassang, die den
gröfsten Teil der Schüler zu solchen Schwachbegabten stempelt.
Freilich wäre fiir die meisten der Besuch einer niederen Lehranstalt
das geeignetste. Solange jedoch, wie gegenwärtig, die Entziehung
des höheren Unterrichts eine soziale Degradation bedeutet, werden
diese Minderbegabten nicht von der höheren Schule femauhalten
sein. Es ist nur zu leioht begreiflich, dafs Eltern alles daran setzen,
den Sohn nicht auf der sozialen Stufenleiter ainken an Lassen, dafs
sie keine Geldopfer, ja nieht einmal ein Opfer an seiner Gesundheit
«ebenen.
Das heutige Hilfsmittel, unfähige Schüler den Kursus
repetieren su lassen, bis sie das Gefordsrte leisten, oder
Digitized by Google
872
sie nach raehrraaligem Sitzpnljlotben in derselben Klasse
zum Abgehen zu zwingen, ist am meisten geeignet, den
Betreffeoden alle Arbeitsfreadigkeit su nehmen und die
sogenannte „Sohnlmüdigkeit" zu ersengen.
E» wäre dringend zu wünschen, dafii hier eine grfindliohe Ab-
hilfe geschaffen würde. Und dies würde meines ISnehtens am
besten dadnrdb gesohehen, dnfe in den höheren Sehnlen, ond iwar
sehon Ton den Unteistafen an, Hilfsklassen eingeriehtet würden.
In diesen mflJste bei geringer Sohülemhl und dadnrbh ermOgEofatem
strsng IndiTidttellen Unterrioht, bei verlängerter Daoer des Kncsns
vnd geringerer Unterriehtsseit, bei gewissenhaffeer Beaohtnng aller
Faktoren, wie einseitige Begabung, geistige, moralisobe oder kOrpei^
liehe Defekte, Fehler der Entehnng, störender BinflnJh httndieher
Verhältnisse usw., Tersneht werden, die Sohfller zu normaler
Leistungsfähigkeit heranzubilden. Es würde hierdurch aucb dem
so weit verbreiteten iSachhilfeunterricht gesteuert werden können,
der so viel zur Überbürdung der Schüler lieiträf^t, und der schon
deswegen zu verwerfen ist, weil er dem Wolilhalienden ein \' orrecht
dem MinderliHguterteii i^egeuüber gewahrt. Vor allem aber konnte
nur so den in jeder Beziehung scbHdücben „Pressen" der Boden
entzogen werden. Die Mehrkosten würden wohl nicht bedeutend
sein, da dann in den Normalklaasen eine geringere Stondensahl ge-
ntigen wftrde.
Eine weitere Forderung aber mnJs die Beseitigung der Abi-
tnrientenprttfnng sein.
Es ist gegen diese Einrichtung überall, wo sie besteht — nnd
dies ist in £ttt allen Lindem dsf Fall — , so viel Ton allen Seiten
angekämpft worden, dais man sich wvndem mnls, wie sie so Tiden
Angriffsn hat standhalten können. loh mOekte hier nur einiges her-
Torhehen.
Vor allem wird dnrok die Vorbereitung die Arbeitsseit ins ün-
gemessene Termehrt, ohne daft ein danemder Gewinn fttr die geistige
Entwidclnng dadnrch erzielt würde. Wie bereits ausgeführt, wirkt
geistige Arbeit nervenzerrüttend, wenn sie unter Gemütserregung
geleistet werden mufs. Beim Abiturientenexaraen wird nun nach
einer Vorbereitungszeit voll geistiger Arbeit und kor])erlicher In-
ausprucbnabnie — insbesondere diircb Nachtarbeit — und voll seeli-
scher Spannung' eine auf einen kurzen Zeitraum zusnniineu^^edran^ne
höchste Leistung verlangt. Und dies, während der (ieist durch die
drohenden Gefahren in eine Erregung veisetst wird, die eine
Digitizeu Lj vjüOgle
873
normale Funktion anssohlieiat, die seine Leistungsfähigkeit, je naeh der
indindveUeii Anlage, hefmbaetat oder erhöht, jedenfaUa aber veiindeit,
80 dafis die Besultate ein falaohea Bild geböi. Es ist eine Mannte
Tataaohe, dab aebr fthige nnd tttobtige Mauohen eieli im ISumen
nioht bewtthien — ea gibt bertthmte Beispiele daAlr — , walirend
nidit selten die HittolniJsigkeit nnd selbst Unfiüiigkeit Trinmplie
feiert.
Was den Binfinla der Examina anf das körperliche Befinden
betrifft, so genügt es^ zu erwähnen, dafs infolge des Schlaf- und
Appetitmangels das Kürpei^ewioht der Schüler wuhieiid der Exameu*
zeit um 1 — 10 Pfand herabgeht.
Man küiiiite nun emwenden. dais diese Bedenken für alle
Prufuiigeu Gültigkeit haben. Tatsächlich sind auch alle Exa-
rain« «ine Schädigung der Gesundheit, insbesondere des
Nervensystems, weil sie der elementarsten psychologisch-hygienischen
Erfahrung widersprechen, dals geistige Arbeit um so anstrengender
und wertloser ist, je stftrker die sie begleitenden Unlustgefohle sind.
Die Erkenntnis dieser peyohologisehen Tatsache solireitet vor, und
die Umwandlung der Prüfungen in Prüfungszeiten kann nnr
eine Frage der Zeit sein. Wie sehftdlieh beispielsweise das Lehrer-
eiamen wirkt, kann man daraus erkennen, daik bei einer groAen An-
zahl von Lehrern die NervensiOmngen vom Examen her datieren.
Bs ist aneh eine allen Nervenftrsten bekannte Eneheinnng, dab
NsTTenstOrungen bei Examinanden jeder Art die Regel sind. Beim
Abitorientenezamen treffen aber die allen Prüfungen gemeinschaft^
liehen Sehldliehkeiten öne Altenstnfe, in welcher das Gehirn noeh
anlserordentlich schonungsbedarftig ist. Das Ich, welches wShrend
der Pubertätszeit einen neuen und fremdartigen Bewufstseinsinhalt
aufgenommen hat, hat sich noch nicht den neuen VeihälLuiSsen au-
gepafst, es hat noch nicht das siubile Gleichgewicht erlangt, welches
uutwtiudii: ist. um Erschütterungen «rewachsen zusein. Für die Lehrer-
schaft aber Ix deutt l lie Abiturieutenprüfung ein Mehr an Arbeit
nnd au seelischen Erregunii:<>n und zugleich ein MÜstrauensvotum für
ihre aufopferungsvolle Tätigkeit.
Ohne einen tieferen Eingriff in unsere Lehnrerfassung könnte
hier eine Einriohtnng beseitigt werden, die vom pädagogischen,
psychologischen und hygienischen Standpunkte ans gleich verwerf-
lich ist.
Eine weitere, von Schnlmttnnem nnd Äraten einstimmig befdr-
wertete nnd für die Sohnljngend nnsersa hypochondrisch -neurasthe-
874
nisohen Zcitalten ttbmns wichtig» Fordmng betrifft die k5rper<
Hobe Ausbildung. Sie aoUte der gnistigen das OleiohgewicM
halten. Statt deeeen ist sie überall, mit teilweiser Ansnahme Eng^
lands nnd Sohwedeos, ein Stiefkind nnsezer £rziehnng. Der Tum-
nnterrieht findet in allen Lindem mit Ansnahme der genannten
höchstens dreimal wöchentlich statt; för die übrigen Leibesübungen
isL keine oder nur sehr geriuge Zeit übrig. Dies ist aber keines-
wegs ausreichend, um der abstrakten Geistesarbeit die Wage zu
halten. Täglich sollte sieh die Ju^nd im Freien bewegen dürfen,
täglich sollten im Verkehr mit der Natur hei Sport und Spiel tfe-
müt und Körper zu ihrem Hechte kommen. Dies wird jedoch
noch auf lange Zeit hinaus ein frommer Wunsch bleiben. Zum
mindesten aber muiiä verlangt werden, dafs mehrere A'achmittage m
der Woche gänzlich der körperlichen Ausbildung gewidmet bleiben,
d. h. dafs an diesen Tagen weder Maohmittagsunterricht stattfindet,
noch häusliche Arbeiten zu erledigen sind. Wie ist es heute?
Wenn der Sehfller, ermfldet vom Turnen, Schwimmen, Bndern, nach
JBanse kommt, hat er, seiner physiologischen Ermüdung zum Trota,
die Arbeiten fttr den nächsten T^, oft bis in die Nacht hinein, zu
erledigen. So kommt es, dafs gerade dasjenige, was Seele uod
Körper erfrischen solltet im Gegenteil cur Obermfldung beitHlgi
Hit freiem Heraen, mit firahem Sinn, vom MWissenscinalm*' entladea,
muis die Jugend sich tummeln dflrfen; nur so wird ihre Lebeos-
energie gewahrt oder geetftrkt werden können.
Und in engem Zusammenhang mit dieser Forderung steht eine
andere: Die Sonntagsruhe der Schüler. Es sollte nicht läncrer
gegen die alte biblische Forderung gesundigt werden, welche zahl-
reiche Untersuchungen auch als eine hygienische Notwendigkeit
dargetan haben. Was dem erwachsenen Arbeiter notwendig ist
und ihm deshalb gesetzlich garantiert wurde, sollte für den zarten
Organismus der Jugend nicht erforderlich sein ? Branchen die
Muskeln des arbeitgewohnteu Maunes einen Ruhetag, um wie viel
mehr das zarte kindliche Gehirn! Der Sonntag mufs für den
Schüler ein Tag völliger Entspannung für Körper, Geist und Ge-
mttt sein, der Tag, wo er frei seinen Lieblingsbeschäftigungen nach-
geben kann. Keinerlei Pflichten gegen die Schule dürfen ihn
drücken. Dazu ist es aber notwendig, dais aum Montag keine
Arbeiten ^lig sind. Gerade ftkr den Montag aber werden die
meisten Arbeiten aufgegeben, sind Au&ätse, mathemattscbe Arbeiten
abanliefem, wie ich es fflr Berlin an anderer Stelle bewiesen hebe.
Digitized by Google
8t6
In FcBnkrnoh ist sogar, wie erwähnt, oflisiell eine Arbeitseeit fttr
den Sonntag festgeaetrt. Entweder erledigt also der SohlUer am
Sonnabend seine simfliehen Arbeiten — dann arbeitet er bis in
die Naeht hinein imd ist dann am Sonntag flbermfldet — oder ert
teilt die Pensen ein und nimmt den Sonntag, den einzig freien Tag,
zu Hilfe, statt sich zu erholen von der Arbeit der Woche. Und
nicht nur der Schüler, auch die Schule hat den Nachteil liivon.
Bs ist erwiesen, dafs nach einem völligen Ruhetage die Leistuns^-
fthi<:^keit der Schüler bedeutend [gesteigert ist, während dieselbe im
Tjaufe dei Arbeitswoche auf eincii immer tieferen Stand herab-
sinkt. In verschiedenen Staaten, wie England, Frankreich, Elsal's-
Ijothhngen, ist ein besonderer Tag &kr Extraarbeiten bestimmt, und
swar wöchentlich einmal; in manchen deutschen Internaten ist ein
sogenannter Studientag alle 8 — 14 Tage festgesetst Diese Einrich-
tong dürfte am besten geeignet sein, den Sonntag zu entlasten und
ihm seinen Charakter als Feiertag aneh fitlr die Sehnljngend wieder^
zugeben.
Aber alle die TOigesohlagenen Reformen sind nnr Hilfsmittel,
nm die offensiohtUohsten Sohflden nnserer Lehnrer&ssong an be-
seitigen; sie können das Obel nieht an derWnrsel treffen, das eben
in der Übeisohfttsnng der mensohliohen Leistungsfähigkeit bei allen
Knltnrrölkem besteht Nnr eine gründliohe Beform der
Lehryerfassnng, die hauptsftohlich auf eine Herabsetzung
der Lehrziele bis zum Niveau des Normalmenschen ge-
richtet sein mufs, vermag gründlich und endgültig Wandel
zu schaffen. Ob diese Reform in absehbarer Zeit zu erwarten iöt,
kann nicht vorausgesagt werden ; ihr Kommen ist, wie ich dar^relegt
zu halten glaube, unvermeidlich. Auch lälst sich noch nicht die
Art ihrer Verwirklichung voraussehen. Am wahrscheinlichsten ist
es, daüä sie sich in der Richtung bewegen wird, die seit etwa einem
Jahrzehnt hier und dort auftaucht, die sich in der neuen Schul-
reform Sohwedens bereits ßahn gebrochen hat, und die ich selbst
seit Jahren als zweekmftlsig befflrw ortet habe: Es ist dies der Ab«
schlufs des Schulkursus mit etwa 15 Jahren, also mit der heutigen
prenlsiaohen Untersekunda, nnd die Umwandlung der oberen Eüsssen
in eine Zwisohenstufe swisehen Glymnasinm und Unirersitit, noge-
filhr naoh Art des alten Gymnasinm aoademioum oder der eng-
lisohen Colleges. In diesen mfiisten die jungen Lente in größerer
Freiheit als bisher, nnd ihren individnellen Neigungen entsprechend,
die Vorbereitung fOr das erw&hlte Faohstndinm betreiben können,
SekalfMmidlMitopfles*' XV>I* M
876
od«r, wenn sie kein Faohatadium erwählen, Ge^geofaeit haben, ein
ihrem Alter und ihrer Begabnng entepraohendes Mafe von Bildang
eioh aosnttgnen. Es mllXete daher in besng auf die Lehr-
0 ffteher eine grofse Wahlfreiheit gegeben sein« wie sie in
Bogland Tereinselt besteht und in Sohweden bei der berorBtehenden
Beform in Ansaieht genommen ist Hat die Sohnle ihre hOohste
Aufgabe erfüllt, Wiseenstrieb und Arbeitsfreadigkeit im wecken, so
darf sie von ihren Zöglingen ein ernstes Weiterstrebeu erwarten, auch
ohne den bisherigen Z\v:iiil%
Aul keiner Stufe wini der Zwang der Schale 80 drückend
empfunden als auf der Oberstufe. Wie in den untersten Klassen
hat der Primunfr, der «ft, wie wir «resehen hfilien, bereits an der
Grenze des Mannesaiters steht, Tag Im Tn^^ die ihm auigegebeoea
Pensen zu erledigen, die ihm in ihrer Alanoigfaltigkeit am so.
drückender werden, je weniger Interesse er dafür hat, weil rielleicbt
bereits individuelle Neigungen seinem Geiste eine bestimmte Rieh«
tnng gegeben haben. Zogleieb empfindet es der Jüngling als nn-
wttidigen Zwang, dals er noch derselben Disziplin untersteht wie
der Sextaner, wAhrend sein bisheriger Mitsehaler, der Eanfmann
geworden ist, aoh naoh Tollbraohter Tagesarbeit als sein eigener
Herr fühlen kann. So entsteht ein mit snnehmeodem Alter stetig
annehmender seeliseher Omsk. Gewüh bedOifen junge Leute dieses
Alten noch der firsiehnng and der Anfeioht. Aber warum tränt
man dem Jünger Merkurs ein gröfteras Qnantam sittlicher Kraft
zu, als dem angehenden Glelehrten? Hat man denn ein so geriut;;es
Vertrauen zu dem veredelnden Einflufs humanistischer Bildung?
Selbstverständlich sind in diesem Alter Exzesse jeder Art doppeit
geführlich. Aber wird man nicht die Jugend viel wn ksiimer als
durch Verbole, die wieder nur von den guten Elemeoten ben:i k
sicbtigt werden, duieh Aufklärung Über die hygienischen Gefahren
solcher Exzease davon zurückhalten können? L^nd was wird mit
der strengen Zucht erreichte Je stärker der Zwang, um so
heftiger die Reaktion. Vom hygienischen Standpunkte aus ist es
yiel bedenklicher, einen jungen Menschen plötzlich und unver^
mittolt den Sprung in die Zügellosigkeit des Studentenlebens ton
in lassen, als ihn allmählich an ein grttÜseres Mals von Freiheit sa
gewöhnen.
Eine solche durehgreifende Änderung der Lehrrerfassung nsch
der einen oder anderen Richtung hin steht fttr die Allgemeinheit
nooh weit im Felde. Noch ist die Macht der Überlieferung su
Digitizeu Lj vjüOgle
«77
giols, noch sind anderseits die Forsohungea auf diesem Qebiete zu
jung und zu unvollständig, um den Regierungen den Mut zu geben,
die Verantwortung für ein Umstoisen des Bestehenden zu übernehmen.
Gerade jetzt aber wäre die geeignetste Zeit, durch statistische
£rhebnngen und dnich Beformversuche im Sinne der bisher eisielien
wiaMOSohaftlichen Aesultate eine feste Grundlage zu sohaflen; sind
doch fast tiberall seit Ehide des vorigen Jahrhunderts und Anfang
des gegenwärtigen die Lehrpläne erneuert worden, so dafe eine Ind.-
niDg derselben in absehbarer Zeit nicht in Aussicht steht. Und
2war wäre es ttberaus wünschenswert, diese Erhebungen in allen
Kultuistaaten gleiohmftTsig durchzufahren. Sind doch, wie schon er-
wähnt, die Verhältnisse überall die gleichen:
In allen Staaten, Doutöciiland voran, die Tendenz — wie das
berühmt i:^woidene Wort des deutschen Kaisers sagt — «junge Griechen
und Fidiiiej zu erziehen. Daher überall als höchste und vorDehru^te
Bildung die humanistische. Daneben die o^eriuger geachtete Real-
bildnng mit ihren ebenfalls so vielseitigen Ansprüchen; aufserdem
als Mischiorm das Realgymnasium mit seinen Konzessionen nach
beiden Seiten hin. Die Gleichheit der Lehrzieie verlangt ttberali
die gleiche Arbeitszeit, daher überall die gleiche geistige Anstrengung,
die gleichen seelischen Beeinflussungen, die gleiche so nnhygienische
sitzende Lebensweise, überall dieselben Schul krankheiten, derselbe
schädliche Einflub auf den Oigamsmus der Jugend; ttberali dieselben
Milserfolge^ daher auch ttberali die gleiche Unzufriedenheit und die
Auflehnung gegen das Bestehende.
Bine durchgreifende Reform der Lehrsiele aber wird
nur möglich sein auf dem Wege internationaler Verein-
barungen. Denn — • wie ich bereits vor Jahren ani^fllhrt habe
— bei dem stetig sich steigernden Wettkampfe der Nationen auf
allen Gebieten, insbesondere anf dem der Wissenschaft, wird kein
führender Staat, so wenig er allein eiue militidrisehe Abrüstung vor-
nehmen kann, allein mit einer Abrüstung auf geistigem Gebiete
vorgehen. Deutschland hat den Ruhm, in pädagogischen und sani-
tären Dingeo sfets ein Vorbild für andere Nationen gewesen zu sein;
es sollte auch jetzt die Initiative ergreifen und die tibris^en Staaten
zu gemeinsamem Vorgehen zu einigen suchen, ehe die den Reformen
SO zugeneigten nordischen Länder ihm die Leitung aus der Hand
nehmen.
Die höhere Schule ist berufen, die Führer auf allen Gebieten
heranaubilden. Welcher Geist hier lebt, ist von unberechenbarer
44*
m
Bedeutung für das Wohl der V(>lker. Nur im gesunden
Körper aber lebt ein gesunder Geist. Möge die Schule sich ihrer
Verantwortung bewufst sein, die sie nicht nur den lebenden Ge*
schleehtem, sondern anoh den Gesohleohtem der Zoknnft gegen-
«ber trigt.
Leitsfttse.
I.Internationale Vereinbamngen Aber die Lebiziele sind wOnsdhens*
wert» da eine Etosohrftokung derselben anf das hygieniaoh ndlBsigs
Mals bei dem wachsenden Wettstreit der Nationen nnr Ton einem
gemeinsamen Vorgehen der zivilisierten Staaten zu erwarten ist.
2. Statistische Krhebungen über die geistige Leistungsfähigkeit
der Schüler sind nots\eüüig. und zwar sowohl in bezug auf die Höhe,
als auch auf die Art der Begabung. Dadurch wurde 1. der vage
Begriff „Durchschnittsschüler" eine sichere wissenschaftliche Grund-
lage (M liiilten, tfustgestellt werden, für welche Lehrgegeustande Be-
gabung und Interesse vorhanden ist. Diejenigen Fächer, die trotz
intensiven Lehrbetriebs und guter Unterrichtsmethode ungenügeode
Resultate ergeben, für die also Begabung imd Interesse nicht vor-
handen ist, müfsten als obligatorische fallen gelassen resp. verkflnt
werden. Die drei Arten der höheren Schule mit ihren Unterarten
(Frankfurter, Altonaer System) stellen fiut gleich hohe AnsprUehe
an die Begabung der Schiller.
3. Die Abaehaffang des Abitnrientenesamens ist aus hygieniseheo,
pfldagogisohen und psycbologisehen Grfinden m foidera.
4. Solange der AnseelilulSi vom höheren Unterricht eine soiiale
Degradation bedeutet, werden die Mioderb^bten nicht Ton der
höheren Schale femsohalten sein. Daher ist die fiinriohtung von
Hil&klassen ffir Minderbegabte in den höheren Schulen wflnsohenswert,
aneh nm den in jeder Beziehung zu verwerfenden sogenannten „Pressen*
den Boden zu entziehen. In diesen Hilfsklassen müfste bei ein^m
durch geringe Schülerzahl ermöglichten, streng individupllen Unter-
richt ein Heranbilden des Schülers zu normaler Leistuogsfähigkeii
versucht werden.
.0. Die körperliclip Ausbildung niufs als gleichberechtigt mit
der geistigen betrachtet werden. Es müssen an mehreren Tagen der
Woche die Nachmittage für Turnen, Sport und Spiel frei bleiben
Daher dürfen an diesen Tagen keine häuslichen Arbeiten an madien
sein ; das geistige Arbeiten nach starker körperlicher Anstrengong ist
darchans zn Terwerfen.
...... ^le
879
6. Die Schule stellt hohe Anforderungen an den Tntelleki, uu
das Gemüt und au den Korper des Schülers. Ein häufiges Eot-
spannen ist dringend notwendig. Deshalb mufs der Sonntag für den
Schüler ein wirkli( li*^r Feiertag sein, und nicht wie gegenwärtig ein
halber ofler ganzer Arbeitstag. Zu diesnn Zweck dürften 1. nm
Montag k*'][ie Arbeiten füllig sein, mufs 2. iiir besondere Arbeiten,
Aufsätze, Vortrüge usw., ein freier Tag gegeben werden, wie dies in
anderen Ltodem bereits der Fall ist.
7. Die gegenwärtigen Lehrziele bedingen ein Verbleibon der
Schüler auf der Schule 1 > in das spätere Jünglingsalter, zum Teil
bis an die Grenze der Grofsjährigkeit und darüber hinaus. Hier ist
die Bfarange Sehuldisziplin mit ihiem geistigen und körperliofaen
Zwang, mit ihren Einwirkungen anf dea empfindliehere Gemttt des
Erwaoheenea vom liygieniselieD, insbesondere nerrenhygienisehen
Standpunkt ans als bedenklich zvl beseiehnen. Eine freiere Lehr-
TerfassuDg mOJate den Übergang Tom Schnbtwaog zu akademiaoher
Freiheit herstellen. Daher würde es sich empfehlen, den Sehnlknrsna
überhaupt mit der Untersekunda abzuseblietoi und in den höheren
Klassen die Schüler, die sich einem gelehrten Beruf widmen wollen,
im wesentlichen die Lebrgegenstände seihst wählen zu lassen, zu
denen sie Begabung und Interesse fühlen.
Uns Verfammlnngen nnl) Derciuen.
Uber Oeamidhdtasehldigugei in den MiitelBehiil«ii.
Vortrag von Karl GBAaBMANN-Hflnehea in der Silsuag des
ärztlichen Yereins München vom 25. Mai 1904.
(Mitget GÖTZ-MOncbeD.)
Der ärztliche Verein München hat vor kur/cni eiue Schuikommissiou
gewählt, welche speziell die Oesnndheitsschldigungen an den Münchner
Mittelschulen stadieren und klarlegen, sowie YorschlSge zor BekOmplbng
dieser Schädigungen machen und zur Dnrchfllhrong bringen soll. In der
Sitzung dies ürztllLheD V ereins vom 25. Mai 1. J. erstatteten Obassmann
und DöBNBEBGEB,^ xwci Mitglieder dieser Kommission, znm ersten Male
Bericht.
> Über die Ausführung Dobnbcrgbb8 s. diese ZeiUchriftf 1904, S. IVi.
Digrtizeij Ly <jOOgIe
880
Gr. bcspracli die verscliii;deiieu GesuiidheiUstoruDgeU; wie sie gerad£
bei den Zöglingen der Mittelscfanleii TorleoinnieD. £r erwAhnte a. a., deüi
ItaOLD'MOncben unter III Zöglingen eines GTmnasiasten-Tnteniftts bei
18 Ve eine mehr oder minder hochgradige Schwerhörigkeit feststellte; das
Auftreten derselben war zwischen dem 12. und 14. Jahre am stärksten.
Rfi 15% der III Züfjlinjje bostand lopjielseitige Schwcrh«:»rit:kei'^
mit eioer Hörweite für Flüstersprache uiitor 4 m. riitfrsnchiiDgen hq
.Lrrofserem Material zeigt^iii, dafs wahrscheinlich in jeder Kla3^.t Uiiiidestens
ein Schuler mit Mittelobreiteruiig oder fötidem Ausflurs dem Ohr siUt,
Da diese Scbtfler, cImbso wie die Sehfller mit fittiden NaseoeitemBgeB
eine stete Infektionsgefthr für ihre Umgebiiog bedeuten, sollten sie bis
znm Verschwinden jeden Fötors und womOglidi des Ausflusses abeihsapC
vom Unterricht ferngehalten werden. Um die erschreckende Zunahme der
Myopie nnter den Gjmnasi.isten nsw. hek.lmpfen. fordert Gn. eine He-
trachtliche Einschränknn? der in Deutschlands Mittelscluilen „horrenden'
Nfjharbeit, daneben eiue tadellose Beleuchtung der Sclinlsäle, hT£neni?oh
einwandfreie Bänke, sowie grofsen, guten Druck iu allen Büchern, Karten,
WOrterbttchem. Die Erkrankungen der oberen Lnftwege werden sich da ein-
schränken lassen, wo in den Schnlsftlen die Lnft rein nnd stanbam ist
nnd oft erneuert und gleichnriUbig durchwirmt werden kann; daan bedarf
CS einer durchaus hygienischen Besehaflfenheit der SchuUokalit&ten und alkr
ihrer Einrichtnnjren, sowie einer vemünfti^jen, gründlichen Reinigung der Säle,
Am meisten Ireilirh wunic zur rroj)hyhixe dieser Erkrankungen beitrairoa
die Umwandluu'.' nuserer ..Sitz- und Staubsduilen in Bewegunga- und LuÜ-
schnleu'', und damit würde gleichzeitig auch die Zahl der bei Mittel-
schfilem so häufigen Skelett?erftndeningen ganz gewaltig vermindert werden.
Diese Umwandlung wird, wie Or. betont, wohl noch «geologischer** Zeit«
räume bedflrfen; dagegen kann nnd mu6 zur Bekimpfnng der Haltnngs*
anomalien durchgesetzt werden, dafs an Stelle der Schicfschrift die Stefl*
schritt einyefühif. schlechte Schulbänke durch gute ersetzt, die üntcrrichtj.-
pnusen zu lebhaften Spielen bcimt^t und turnerische Übungen gepflogen
Wilden, welche hauptsächlich die Humpfmuskulatur kräftigen. AH' das tut
iosbesondcrc auch unsercu ^ Institutsmädchen not, und zwar nicht nur um
die Haltungsauomalien, sondern auch um die sog. chronische Kränklichkeit,
die bei den Zöglingen unserer Bfittelschulen, namentlich den weiblidien,
eine so grobe Bolle q»ielt, einsudftmmen. — Bei Besprechung der Er-
krankungen des Nervensystems, die bei den Iftttebchlllem viel häutiger
sind als bei den Volksschüleni, beklagt Gr. in erster Linie — und das
mit vollem Recht — die allerdings nicht krankhaft zu nennende „Ab-
schwächung oder Austilgung mancher spezifischer Züge der rersönlichkeit
des Schülers, die mehr oder minder hohe Einbufse an Originalität, die mr
unter dem gleichmachenden Zwange des Masäeuuuterrichtes ent sieben
sehen", weiterhin aber „die nicht so selten sich ergebende krankhafte Ab-
nutzung nnd Schwächung des Nervensystems, die durch den riesigen BallasI
des sog. Wissens, durch zu viel Arbeitsstunden neben zu geringer Körper-
bewegung, durch das Übermafs des Gedächtniskrames, dann durch reia
emotionelle Faktoren. /. B. unmäfsig gesteigerten Ehrgeiz, durch Furcht vor
Tadel und Strafe erzeugt wird"". Zur Verhütung einer solchen Schwächung
881
des Nervensystems bedarf e» in erster Linie absointer AlkoholabBtinaBS,
möglichster Beschränkung der Haiisanfcrabpn, Vermehrung der Turn- und
Turn^pielstundeu, Verminderung zwecklosen Aoswendiglemens. besserer Ein-
teilung der Unterrichtsstonden and weitgehender Beschränliang der Neben-
Das MinnMHtr S^nderUamisyttem m tium nediiiniMkeii
Fonu.
Ton Dr. med. Ludwig Hann.
Die am 29. und 30. Oktober d .]. in Freiburt? abgehaltene Wander-
versiunmlung der Öüd westdeutschen Irrenärzte hat iür Mannheim ein be-
sonderes Interesse. Im Rihmen des Befentes „Über leicht abnorme
Kind er'' nnd im Lanfe der Diskossion werde Tefscbiedentlich das Mann-
heimer Sonderklassensystem einer Besprechung nntemgen. Besonders der
erste Referent, Privatdozent Dr. WETaANDT-WUrsbnrg, trat mit Wirme
fflr das liiesige Systpm ein, gegen das er. solange er es noch nicht aas
persönlicher Anschauung gekannt hatte, ein gewisses Mifstrauen besafs.
Die Ursachen leichter psvchischer Abnormitäten bei Kindern — be-
rücksichtigt wurde das Alter ungefähr zwischen drei Jahren und der i'ubertät
— sind mm Teil in Sn&eren YerhAltnissen m suchen. Körperliche Er-
krankongen, chronische Unteremihrong, Erziehangsniangel, hftnfiger Woh*
nnngsweehssl, entgegenwirkendes soaiiales Müiea (besonders Kinderarbeit),
schledites Beispiel u. dgl. Teroraachen teils vorübergehend, teils danemd
Stömngen der kindlichen Psyche. Andere Ursachen sind die Entwicklongs-
hemmungen aut Grund konstitutioneller Erkrankungen, Alkoholismus der
Eltern, Zeugung im Rausch, ererbte Syphilis, Mon>hinismus der Elteni
oder der Matter während der Schwangerschaft. Damit sind die ursäch-
lichen Momente nicht erschöpft, häufig treffen mehrere solcher zusammen.
Die Symptome sind anlserordentlich bnnt. Man kann hierher die
leicht epileptischen, femer die hysterisch nnd die nenrasthenisch fer-
anlagten Kinder redmen; sodann geboren hierher die sog. Debilen, bei
denen es sich am eine geringe Entwicklung des Intellekts und der Affekte
handelt. Am interessantesten für den Ar/t nnd zugleich am schwieri'j'sten
für den Pädagogen sind die Kinder, bei denen mit intellektaell schiechter
Veranlagung ein lebhaft entMickeltes Gefühlsleben verbunden ist, die reiz-
baren, phantastischen und haltlosen, ferner diejenigen mit intellektaell
gnter Tersiilagang, aber grolser OefQhlsstampfheit, die moralisch defekten.
Die Erkennong and Behandlung solcher Zustande ist ebenso wichtig
als schwierig. Die praktische Bedeutung liegt vorwiegend auf dem Gebiet
der Vorbeugung gegen Geisteskrankheiten, der Vorbeagung gegen die
hiuitirrrti Gesetzesverletzungen geistig minderwertiger Elemente. Sie hat
ahcT :in( h r*)konomische Bedeutung; jene leicht imbezillen Individuen, deren
Fähigkeiten oft nur ganz einseitige sind, können, wenn sie erst als solche
erkannt sind, durch möglichste individualisierende Ausbildung ihrer bil-
dungsfähigen Geistesseite vor dem sosialea Untergang bewahrt werden.
Hierin liegt wohl die wichtigste praktische Aufgabe in diesem Gebiet.
Digitized by Google
882
Denn die wirtschaftliche Wertlosigkeit Imt zur Folge, dafs die betr. Indi-
vidaen innerhalb ihres Kreises braclilimea oder aber — was das häufigere
ist — als Ballast empfanden, schledit bebandelt werden, auf die Strabe
geraten nnd neben dem durch ungenügende £niehnng mangelnden innerea
Hak auch jeden Bnfieren verlieren. Ans diesen Elementen Tekmüeri sidi
vielfach das Landstreicher- nnd Znhftitertnm nnd die Flreetitatlon.
In seinem Referat bezeichnete Wetgandt als das beste zurzeit
bestehende med izin isch - pädagogische Mittel das Mann-
heimer Förderklassensystem, wie es von Sickinokr eeschaffen
wurde. Hier wird eine wichtige ärztliche Forderung erfftllt : die Anpassung
des Lehrstoffs an die Lernfähigkeit der Schüler. Nach dem ersten Schal-
jidir werden die Kinder je nach ihren Fähigkeiten entweder der Wieder«
bolnngsklasse oder der HiWeWatse zugewiesen. Das Sjstem ist so, dab
Rftekveraetnugen in die anderen Klassen möglich sind. Diese Beweg-
lichkeit ist ein grofser Vorteil. Die WiederhoInngsUassen sind für diejenigen
Schfller besonders wichtig, die infolge von Blutarmut langwierigen Krmik-
heiten mit Schulversäumnis n. dgl. /nrflckbleiben, sowie för die oben er-
wähnten sog. Debilen, deren psychischtT und physischer Kigenart bisher
in keinem S<^hnlsystem Rechnung getragen wurde. In den nilfsklab»en
sind die schwach befähigten, aber bildungsfähigen Schüler, die bisher in den
Aügemeinschnlen entweder nicht mitkamen nnd so als Be^tantenbiUsflt
störend ihr den Unterrieht and schädigend fOr die oft viel jttngeren Uit-
aehfller waren.
Das System hat den pädagogischen Vorteil, dafs es den Schülern etoes
ihrer Lernfähigkeit angemessenen I^ildungsabselilnfs gibt Es hat ferner
den medizinischen Vorteil, dafs es auf physische und p vdiische Konstitu-
tion des Kinzelsditllers möglichst weitgehende Rürk-uht in'mmt. Selbst-
redend kann nur von einer relativen luüividuuiiäierung die Kede sein, ia-
sofero ehen nur drei gro&e Gruppen gebildet werden, von denen die
Gruppen derViederholnngt- and der HilftUassen die kleineren und dana
wiedenim leichter an individnalisierenden sind.
Für sittlich verwahrloste nnd defekte Kinder ist die Fürsorgeerziehung
unter ärztlicher Beratung zu empfehlen, dif epileptischen Kinder sind ge-
sondert zu behandeln. Solche mit geliäuttcn Anfällen sollen über diese Zeit
der Schule ent/.ogen werden und bedtirfVn rein ärztlicher Behandlung , solchen
loit vereinzelten aniullurUgen Symplumeu ohne sonstige Defekte kömea
unter Überwochnng dnrch einen entsprechend informierten lichrer In der
Nonudscbnle bleiben, nnd die epileptischen Kinder mit intellefctneUea De-
fekten gehören eben in die Hilfnchnlen oder eventnell in die Xdiotea-
anstalten.
Der Korreferent Dr. TttOMA-lllenau schilderte die neurasthenisdit'n
und liysteri^-rhcTi Kinder, die Zustände des Veitstanzes usw. und beschäf-
tigte sich haui t ai lilich mit der allgemeinen Therapie, deren Voraussetzujig
die frühzeitige Lrküouung des Zustandes ist. Er empfiehlt besondere
Sehnten nnd Anstalten für nenrOse Kinder.
In der Diskussion schilderte der Scfanlant der Frankfurter Bitft-
schulen Dr. Laquse die dortigen VerhAltnisae. Im allgemeinen wird die
Differenziemng dort erst nach zwei Jahren vorgenommen. Er wendete
...... ^le
883
sich gegen eine zn weitgeliemle In(livi<lnalisicning, wie er sie im Mann-
heimer System sieht. Femer sprach er Z^\ei^el aus, ob das System finan-
ziell überhaupt durchführbar sei. Wichtiger seien die sog. Arbeitslehr-
kolonieo, wie sie in Breslau bestehen und in Frankfurt errichtet werden
sollen.
In seinem SchlalSswort wandte sich Wetoahdt gegen diese Einwen-
dmigen Laqusbs. Nach seinen persönlichen Eitaindignngen sei das Mann-
heimer System so organisiert, daft eine finanzielle Belastung der Stadt
Dicht stattfinde ; weiter sei eine Gmppendreiteilung fflr die Individuali-
sierung keine zuweitgehende, innerhalb dieser Gruppen seien noch genügende
Differenzen, innerhalb deren z. B. der Ehrgeiz eine Rolle wohl spi« I n
könne. In seiner Zusammenfassung s])rach er nochmals aus, dafs das
Mannheimer System dasjenige sei, das den therapeutischen Anforderungen
am besten geredit werde^ ohne pädagogisch zn differenziert m saht. Es
sei das natttrlichste.
Ohne Zweifel liefs sich nicht blofs im Laufe der offiziellen Sitzungen,
sondern mehr noch im privaten Gespräch konstatieren, wie weitgehend das
Interesse an den hiesitrfn Schulinstitution pii ist. Bei vielen findet dasselbe
schon jetzt aufrirliti n Anerkennung. Manche wollen sich die Einrichtungen
an Ort und Stelle .iii.-,eii« ü. Allenthalben aber herrsclit die Ansicht, dafs mit
dem noch neuen System em wichtiger Schritt in der Therapie der leidll
Abnormen getan ist, dessen Thigweite nach so kmzer Zeit noch nicht xa
bemteflen ist, dessen Aussichten aber ▼ielversprechend sind.
{^Bad, Landwtlg^, Nr. 520.)
&[t\utit Ütitttiluuj^en.
fiber die Hftuflgkeit der Spnicbstdrniigen bei Schfilern referierte
auf Grund cifreiipr Untersuchnngen Dr. F. SciiLEiSSNER-Prag auf d^
Internationalen KoiiL'u fs für Schulhygiene in Nürnberg. Wie wir der
„Mediü.-Päday. MonaLs.^cht . f. d. ges. Sprachheük." (Juli-Aug. 1Ü04) ent-
nehmen, umfassen seine Untersuchungen in Volksschulen in runder Zahl
6000 Kinder, davon 2500 Knaben und 3500 Mädchen; die Zahl der
Sprachgebreehen betrog im ganzen ca. 600, wovon 350 aof Knaben,
250 aof Madchen entfaUen, d. h. im ganzen fanden sich 10 Vo Sprach-
gebrechen, und zwar bei Knaben fast 14%, bei Mädchen nicht ganz 7,5Vo<
Die Zahl der Sprachgebrechon nimmt von der 1. bis 5. Klasse
regelmäfsig ab; sie ist in der 1. Klasse 20,7 % nnd sinkt dann auf
13, 9, 6 bis zu 4,7 in der 5. Klasse. Auch da zeigt sich deutlich
der Unterschied der Geschlechter; für die Knaben sind die Resultate der
1. und 5. Klasse 27 and 6 7o, für die Mädchen 15 nnd 3,5 7o.
Em wesentlich anderes Bild als ftr die fttnfklassige Volksschole er-
gibt sieb ftr die anschliefseade BQrger schale, in der 1200 Kinder
Digitized by Google
nntennusht wurden. Die Zahl der Spracligebrecheii ist tnf B,6 % ge-
snnkpn. bei Knalien (heinial so hoch als bei Mädchen. Fin Absinken der
Kurve mit zunehmoixlcin Alter findet hier nicht mphr statt, offenbar,
weil bei den 11 — 14jährigen Schülern die Sprachentwicklimg bereits ab-
geschlossen ist.
UngeflUir in gleicher Höbe wie die Korre der Bflrgerschalen verliiift
die Knm der Hittelschnlen; im Alter entsprechen ja die drei entii
JahrgftDge der Utttolsdiirieii d&i Bflrgersehnlklawten. UDteranebt wndoi
im ganzen 23f>2 Knaben; hiervon waren Stotterer 0,56 ® 'o. Stammele
(fast ausschlierslich Sigmatismus ant. and lat.) fand sich bei 2,3 Ve» Niedi
(daruTiter 1 Fall von Wolfsrachen) bei O.i %,
Dal'b die ,\rniut ein das Stottern bff;ünsHeeniii t h'aktor ist, crbt
daraus hervor, dafs in der Prager Josef&tädtei Schule, die vou deo
ärmsten Kindern besucht wird, der Prozentsatz der Sprachgebrecbea der
grOCste war; speziell in der ersten KnabenUasse fand sidi die erBtamdieh
hohe Zahl von 4ÖVol Da in diesem Stadtteil die denkbar schlechtesten
allgemeinen hyLrieniscIicn Verhältnisse sind, ist es liegreiflieb, dafs er auch
eine grofse Zahl rachitischer und skrophulöser, in k^teperlicher und geistiger
Beziehung zurfh IcLrebliebeuer Kiiuler liefert.
t'ber Sicherheitsmalsresreln für Schulen gegen Krankheits-
fibertragoDgen dnrch den Speichel der Schiller spricht sid) Dr F.
InggusleVj Schularzt in lUnders (Dänemark) folgeodermalsen aus: „Wie
festgestellt ist, hat der grölste Teil der bei Kindern am meisten gefttrdh
teten ansteckenden Krankheiten seinen Hanptsitz un Hnnde, Bachen nnd
in den Atmnngsorganen, und die Krankheiten wirken daher, wie man an-
nehmen mofs, hanptsftchlich oder aasschliefslich durch den Speichel an*
steckend. \Va« hier ?p«agt ist, ailt iti er^tor Linie von der Lnngentaber-
knlose, aber auch von Diphtherie, Scharlach (im Anfaugsstadium), MaFern
nii-l K* u< lihustcn. Wenn man entdeckt, dals ein Schnler an der einea
oüLi uiiüeren von diesen Krankheiten leidet, i»t er gewühulich schon seit
einiger Zeit krank, and die MO^ehkeit, dafs er schon jemand in der Ktasss
angesteckt hat, ist vorhandra. Um zn Terhindem} oder doch soweit wie
möglich dem entgegenznarbdten, dals der Speichel der Schaler veriireitet
wird, ist es nötig, den Schfilern gewisse Reinlichkeitsmalsr^In genflgend
deutlich und dauernd einzuprägen.
Ich setze voraus, dafs in der Schule den Schülern Gelegenheit "zeirelieu
wird, sich die Hände waschen 7n können, und dafs Spucknäpfe (mit Wasser)
in Klassenzimnitru und Korridoren sich befinden. Man erreicht dann ge-
wifs am leichtesten und sichersten auf dem Wege das Ziel, anf welchem
ich es hier durch Vorstellungen bei der Schnlkommission erreicfat habe, —
nämlich dadurch, dafs in jeder Klasse ein Anschlag etwa mit folgendem
Wortlaut angebracht wird:
„Die SchtUer dürfen nicht auf den Boden oder die Treppen
spucken.
Die Schüler müssen während eines Hostenantalles die Hand
vor den Mund halten.
Die Schüler dürfen ihre Schreibtafeln nicht mit Speichel ab*
waschen.*'
Digitized by Google
885
An zweekniftlsigsten wird 68 ja sein, später diese Beinlichkeitsvor-
flchriftea in die Rdhe der OrdnnngsvoTBcfariiteii ftafitonehmen , die —
wenigstens hier in Dänemark — io jedem Kliisseiiziininer der öffentlichen
Schalen anfgehängt sind.
Wenn diese einfachen, dns Ansspncken betrelinifli !i lu L^ ln in dieser
Weise in der Schnlzeit den Schülern klar und beslmiHit tHimprat.'t wer-
den, und wenn dann jeder Lehier oder jede Lehrerin es als PHicht be-
trachtet, die Schfller za lehren, sie innezuhalten, so wird sidierlich da-
dorch auch der Spocknnfog erwachsener Lente anf den Straften und in
öffentlichen Lokalen im Lanfe der Zeit stai^ eingeschränkt werden. Die
erziehliche Wirkung wird in diesem Falle von einer ülmlichen Bedentang
werden wie die Kinwirknng der ScbtühAder auf den Keinlichkeitssittn er-
wachsener Leute.
Gegen den Vorschlag Ingeklkvs dürfte sich sd( hlieh nieht< i inwendeii
lassen. Waü den Schüleni gesagt werden soll, sind die gewöhnlichen An-
standsregeln, die eigentlich jede ordentliche SchnlfAhrung den Kindern ein-
prägen wird. Über die Form kann man geteilter Ansicht sein. Solange
in Gängen and Zimmern geraucht wird, in denen das Rauchen „ verboten*
ist, wird andi das Spacken Gewohnheitsrecht bleiben. Beispiel, Bei^id!
(„SdmeU. W f. S'hiilffesundhe/'fspff '\ Nr 0 »
t Iber die St5rnnf!;en des Schulbetriebes durch den Stralsenlärm
in Mülhausen i. E. sprach unlängst Lehrer P. Obkint u. a. in einem
Vortrage über die Hygiene an der Volksschule. Die in dieser Hinsicht
in einer Schnle gemachten AnMchnnugen geben bierrtm ein grellwBild:
Last- and Helkerwagen, Droschken und Karren, flberlantes Peitschen*
knaBen, Bafe der Sandverkftnfer, Schirmflicker und Lnmpenhftndler, Blasen
der Kohlenfhhrlcute. An einem Vormittage erfolgten 129 Störungen l
^Bei schweren Lastwa^ren war das Gerassel derart LMofs, dafs die Stimme
des Lehrers dasselbe tiidtt mehr i'iberseliallen konnte tuid dieser ;j:ez\vungen
war, 1 — 2 Minnten maezuliaiten. Wie lästig der Lärm seihst fUr kürzere
Zeit emptuiiden wird, geht daraus hervor, dafs das hiesige neue Amts-
gericht die Sitzungssäle nach der der Strafse abgekehrten Seite gelegt
hat and das Landgericht wahrend den Sitnmgen die Straise absperren
Iftfst. Die Schnlen aber sind jahraus, jahrein dem Liirm ausgesetzt.
Eine nhnärztlicbe UntersnchoD^ der Volksschnlkiiider in
Angsbor^ ergab, wie wir der „Leipz. Volksztg.^ entnehmen, ein wahr-
haft erschreckendes Resultat. Ks wurden untersucht: 457(> Knaben nnd
4*,)81 Mädchen, zusammen 1)557 Kinder. Davon waren /abnkrank
99,41 °/o und nur 0,59 % der Schulkinder wurden als karicsfrei (frei
von Zabnflinle) befunden. Also in einer Stadt fast sämtliche Schnlkinder
zahnkrankl Diese Tatsache verdient in weitgehendstem Hafse die Auf-
merksamkeit der Schalbehörden. Sie hängt enge zusammen mit mangels
haftrr Reimgang der Zrdme durch die Kinder nnd in vielen Fftllen gewils
anch mit nn/weckmäCsitier Krnährung.
Unterrichtszeit für FoHbiIdinip;sschuleB. lu den Fortbildungs-
scbuicn der meisten kleineren und mancher .c;röfseren Städte Deutschlands
besteht die Gepflogenheit, den Unterrieht in den späten Abendstunden,
vielfach sogar von 8 — 10 Uhr abzuhalten. Das ist unzweckmäisig. Die
886
Fortbildungsschule mufs, om das Dir gesteckt« Ziel erreichen m könneiL
von ihren Schülern ein um so gr()fsere!? Mafs geistiger Frisc he und ero^ter
Arbeit in der Klasse verlangen, als die verfügbare Unterrichtszeit ^ehr
beschränkt ist. Diesen Ansprüchen zu genügen, sind junge Leute, die im
Alter der EntwickloDg stehen und meist vom frfihen Morgen an an-
gestrengt tätig sind, abends kanm noch imstande. Hierdorcb wird der
Erfolg des Fortbildungsunterrichts geradezu in Frage gestellt. Aus diesn
Grunde hatte das preufsische Eandelsministerium schon durch Erlafs vom
3. Febr. 1900 ♦ ine Beschränkung auf die Zeit bis höchstens 9 Uhr her-
bei/ufübrcn gesucht und die Tagesstunden empfolilen. Der Erlafs hatte
keinen allseitigen Erfoljj. Nun ist der gegen^\artige Ilandelsminister, wie
wir der „Sos. Praxis ' (Nr. 52) entuehmeu, noch weiteigegangeü und hki
in einem neaereu Elrlasse den Gmndsats aufgestellt, dals der üntenriciit
an den obligatonsciien Fortbildongsscholen während der Tagesstonden der
Werktage stattfinden vnd nicht Aber 8 Uhr abends ansgedehnt werden
sollte. Den Sonntag wünscht der Minister vom Zwangsnnteniebt frei za
1as<^rn; er gehöre der Erbaunng, dem Familienleben, der Erholung und
freier Arbeit, nicht dem Schulzwange.
Ks ist wünschenswert, dr.fs dieser Erlafs dem nötigen sozialpolitiscbeo
Verständnis von selten der Kummuucn begegne, iu Üaden ist die Ver-
legung des Unterridits der Pflichtfortbüdongsschnle anf die Tagesstamdea
bereits dorehgefBhrt.
SclilileiMhatilek in den raeeiseheii TolkBselnileii. Die rassi-
sehen Selbstverwaltungskörper (Zemstwo), deren Tätigkeit das Volksschnl-
wcscn in Rnfsland seine Existenz und seine gegenwärtige ?'nt\vickhiQg
verdanken, haheii, uameutliiii auf die Initiative der Landscliattsär/te hin,
schon an vielen OrUn manclies i^etau, um die armen, oft von weither die
Sihuii; besuchenden Kinder mit warmer Kleidung und einem warmen
FrflhstUck zn versehen. Die diesbezüglichen Bestrebungen datieren schon
ans den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. In einem einsigen Kreise
des Gonvernements Wonmesh war, wie der LandschafUarzt ScHnr&ABirv
in der mssischen „Medie. Ztg." berichtet, im vorigen Jahre in 32 Schulea
das warme Schulfrflhstflck eingeführt. Die Lehrer bestätigen einstimmig
den günstigen Eintiufs dieser Einrichtung : Bei bcscprer Ernährung werdea
die Kinder gesünder und Irisclitr, liesucheu die hcliule regelmäfsiger uad
arbeiten eifriger. ScH verlangt, duls beim Bau neuer Landscbulh&user
auf das Bedürfnis nach Kttchen RQcksicht genommen werde. Tesjäkoff
— ein anderer Landschattsarzt — bat versebiedene Mentts fiBr die SehOier-
frQhstlleke aufgestellt. Dieselben sollen so zusammengesetzt sein, dals die
Kinder im Frühstfick 36— 40 g Eiweifii, 10— 20g Fett und 12O-l60g
Kohlehydrate erhalten.
Über einen allgemein verbiudlicheu ISpieiiiachmitta^ für Knaben*
uiid Mädcheiiscknicn referierten auf der Versammlung des Zcntralaus-
schusses für Jupendspiele iu Quedlinburg am 19. Mai 1904 die Herren
Studiendirektor Raydt • Leipzig und Professor Kohjlbausch - Hannover.
'Wie wir ^Kßrper und Geisf^ (Nr. 7) entnehmen, erwähnte der erstcre
einer nicht nnintaessanten Stelle ans einem Oeterreicbischea Scbnlerials
vom Jahre 1783, betreifend das Gymnasinm in Leitmerltz. „Die ScblUer
Digitized by Google
887
— heifst es — sollen sich za Gemflte fflliraoT dab die ron der Sehule
freien Nachmittage nicht deswegen eiogeflDhrt sind, da& sie dieselben den
Spielen widmen könn^^n, sondern vielmehr deswo^ron , (inf- dcD Herren
Professoren eine Krholungszeit, den Srhfllern aher Ircie Stunden gelassen
wenlen, nm das in der Srhnle Gelernte wiederholen zu können. Daher
werden die Herren Professoren nach jedem Ordinaüonstage uod auch au
indefen Tagen, so oft es ihnen beliebt, von jedem Schüler ein Verzeichnis
Ton seinem PriTAtfleifie erfordern, nm desto leichter urteilen zn können,
inwieweit der Schiller dem gegebenen Befehle, vom Spielen sich m
enthalten, nachkommt. Sollten aber einige io Zukunft darüber betreten
werden, so werden sie mm prüfen und zweiton Male in das Schwarze
Bnch eingetragen und zum dritten Male als hoffnaugslose Müfsig-
gftnger aus dem Gymuasium gestofsen werden."
Raybt bedauert die allzu pasbive StellungiuUune der Lehrerschaft
den Jagendspielen gegenüber and bestätigt den schon froher von anderer
Seite ansgesprochenen Sats, dafs die Beteilignng der Lehrer-
Kollegien nicht im Verhältnis za der Bedentnng, nicht einmal
zn der Entwicklung des Jngendspiels, steht, nnd dafs es
überzeuf^end für die Yolkstfimlichk eit und die Notwendigkeit
der Spieltibnngen spricht, wenn trotz r^pr Zurückhaltung des
pröfsten Teiles der Lehrerschalt die Spiele an den höheren
LehranstaltcQ eine so grofse Ansdehnuug gewonnen haben,
wie sie diese jetzt schon besitzen.
Die Leitsätze der beiden Referenten lauten folgendermafsen:
1. Die Jagendspiele sind in gesundheitlicher und erzicfalicber Hinsicht
Ton grolsem Werte.
2. Die Schule mufs die Jugendspiele in ihre Pflege nehmen» „and
zwar nicht hlofs prelesjentlich, sondern grundsätzlich nnd in geordneter
Weise". (Erlnfs des preufsischen Kultusministeriums vom 27. Okt. 1Ö82.)
3. Für jede Schule (bezw. Spielabteiluog) ist ein Spielnarhmittag mit
allgemein verbindlicher Heteiligung einzurichten. Dauernde Befreiung darf
nor anf ärztliche Bescheinigimg geschehen.
4. Jeder Schule mafs ein geeigneter Spielplatz zur Terfägoog stehen.
Für die Spielgcrilte sorgt die Schule.
5. Eine Spielaufsicht durch Lehrer ist notwendig. Die AaÜBichts-
stonden sind als Pflichtstunden anzurechnen oder besonders zu vergfUf n
6. Der Spieloachmittag kann gelegpntlich zu Tnmniiusclien, Baden
und Schwimmen, Schlittschuhlaufen usw. verwendet werden. Unter dief?er
Voraussetzung ist der Spielnachmittag durch das ganze Jahr durclizutühten.
7. Die noch entgegenstehenden Schwierigkeiten müssen Qberwnnden
werden, um die fttr das Vaterland notwendige kräftige Generation heran-
znbilden.
Spielplätze fOr die Kinder. In einem besonderen Artikel l>edaaert
der Vorwärts*^ das Sclncksal der Grofsstadtk Inder, die tiberall , wo sie
spielen wollen — ■ auf der Fahrltabn der Strafscn, auf den Bürgersteigen,
auf den Freitreppen, auf dm li efen usw. — jeniaadein „im Wege sind"
nnd überaU weggeschickt werden. Und doch haben die Kinder nicht nur
ein Bedttrihis, sondern anch ein Recht anf Spielplätze auch in den zentralen
Digitizeu Ly ^oogle
888
Teilen der grolseo Stildte. In Ikrliu bat man in den letzten Jahren
versucht, wenigstens die Scbulhüte freizageben als Spielplätze — aber
leider nur unter Aufsiebt eines Lehren. Da wird denn oft genug dnr^
ttbdaagebrachte Pedanterie ans dem nngebondenen freioi HemmtoileD vnd
Aostoben eine geftirchtete Tum- nnd Spielstände. Einmfltig sollten aBe
£ltern om jedes geeignete unbebaute Terrain innerhalb der Stadt
kämpfen, dafs r«; m Spielplätzen erhalten bleibe. Möchten Staaten und
Städte bedenken, dafs jede Mark, die sie heute für ihre Kinder aas-
geben, ihnun einst Tausende ftlr liraukenbäuser, f&r üefäognisse usw. er-
sparen wird.
Eine Gemeindeseliiile Ar flchwerhOrige Kinder soll in Berlin
errichtet «erden. Der Tanbstmnmenlehrer Rei2ifeij>xb ist
mit ihrer Bildung beauftragt worden. Nach einer tfitteilnng des «BeW.
Lok.-Ätu,*' sind bereits zwei Klassen als Filiale einer Gemeinde^hule
eingerichtet worden; nach und nach soll sich daraus eine voUklassige An-
stalt entwickeln. Die Notwendigkeit fiir d'w^p Neuschaffnnp hat sich des-
halb ergeben, weil einerseits in den (Jemelüdciichulen den schwerhörigen
Kindern ohne Benachteiligung des Unterrichts der anderen nicht gentigende
Sorgfalt zugewendet werden kann, und weil anderseits ihre Unterbringung
in der TanbstnminenschQle nicht ratsam erscheint, da sie dort als oogen.
«Paradeschlller" den Unterricht der wirklich taabstommen Kinder sehr er-
schweren.
ReiBi^nng der Sehulrinme durch Kinder, im Dorfe Grofs-
Gaglow bei Kottbus hatte ein FamiHenvntpr sich geweipert. seine Tochter
an der Reinigung der Schulzimnier tt ilm limeo /u lassen, da sie krünkl'ch
sei. Ihm ist von der Regierung der Bescheid geworden, UaLs in dicstm
Dorfe die Reinigung der Schulzinuner durcii Schulkinder zur Üb^erv^n/
sidi herausgebildet habe, nnd dab er diesem Gebranche sich ftgen oder
die Kosten fiBr eine Stellvertietnag tragen müsse. — Dieses sondeil»are
Verlangen — bemerkt hierzu die „PSdoff. Jteform" (Nr. 46) — ist ohne
Zweifel ungesetzlich. Wir können uns aber kaum denken, dalis die Re-
gierung wirklich ein»!) «olrbon Bescheid erteilt hat. und neigen -/u der
Annahme, dafs irgendein untergeordnetes Organ «ier KeL'ierung die hY:>L'-'
mit seiner unzulänglichen Einsicht eatsehieden hat. Dafs die ebenso
lache wie hiUige „Observanz", die Schulzinimer durch die Ivnider leiciueu
SU lassen, ?ielfacli noch bestehtt ist allerdinga Tatsache. Wie wir vor
einiger Zeit mitteilten, will die Regierung zu Schleswig sie aber beseitigen,
allerdinga nur allmählich!
Ober eine Uulersncbung von Epilepsiefällen in dem Sehllea
zu S^Gravenhage niid Scheveuiugeu er tnttete Dr. Berend? Beriebt
in einer Zusammenkunft des Vereios gegen Epilepsie. Der Zweck dieser
Untersuchung war:
1. die Fälle von Epilepsie in den Schuieu iienucn zu lernen und -»le,
wenn möglich, in Berührnog mit dem genannten Verein zu bringen j
2. zu untersuchen, ob die an Epilepsie Leidenden dem gewi^hnlicbcn
Unterricht folgen können;
3. zu sehen, ob sie Iceine pqrchische .Ansteckung oder StOmng ia
dtük Unterrichtsstunden verursachen;
Digitizcü by Google
4. das Urteil der Lehrer darüber zu höreu, ob es wttDacheuswert sei,
den an Epilepsie Leidenden besonderen Unterricht /u erteilen.
1d dieser Absicht wurde an alle Scbul Vorsteher ein RundsdirciUeu
K'eriditet, welches die Ritte enthielt, Angaben zu machen über die Gesamt-
zahl von ÖchOlcru und die Zahl der au Epilepsie Leidenden. Mit wenigen
AuanabmeD wurde tod den Scholen diesem Oesudie entsprocbeo. und es
xeigte sieh, dab voa S3004 Kindern 31 an Efiflepsie leiden, idso onge-
fthr 1 : 1000. Die Ziffer ist merkwfirdip; und besonders deshalb sehr
wiebtig, weil sie auffallend stimmt mit Beobachtungen, welche man schon
in anderen Ländern gemacht hnt
Die Anzahl von Epilepsieiällen ist ziemlich sxleichmäfsi^' >;wischen
Knaben und Mädchen verteilt. Wolil wukIüi etwai mehr männliche
Epileptiker (19) getunden als weibliche (12), aber die Zahl der Knaben
nnter den Scboltindeni ist aneh grOfser als diejenige der Mftdeben (17000
gegen 16000).
Bei genaner Untersnchong ergab sich, dafs die Verteihing anf die
Lebensalter von G — 13 Jahren eine aemlich gleidimärsige war.
Was die Mögliclikeit hrtrifft, dem gewöhnlirlu n Unterriclit folgen zu
können, so «ind nnr drei Kiinh r ;ils anbcdiniirt t,'insti? minderworti;; un-
gegeben, die ubn^'en sind als normal, einzelne sujjar als sehr l>egaiht be-
zeichnet. Mit den Absenzen stand es allerdings sehr schlimm: Ungefähr
die Ufllile der Epileptischen üBblte viel blnfiger in der Sdtnle als die ge-
soDden Kinder, einige blieben sehr viel zn Haaae. Der epileptische Zn-
stand scheint im Scbnlbetriebe selbst wenig Schwierigkeiten an machen.
In ongef&hr der Hälfte der Fälle bekamen die Leidenden Anfälle während
der Unterrichtsstunden. In den meisten Fällen wurden dir Kintier nicht
ärztlich behandelt. Obgleich von psychischer Ansteckung in der Schule
keine Rede war, halten doch beinalie alle Lehrer den gesamtiichen Unter-
richt von Epileptischen mit normalen Kindern für sehr beschwerUch. In
den Vordergrund tritt natflrlich der nachteilige Einfluß, welchen das £in*
treten eines epileptischen Anfalles aof das Nervensystem der anderen
Schttler ansObt, nid sodann die grobe StAmng, welche ein derartiger An-
iaU in der Sehnlabtellang verursacht.
(Mitget von Dr. med. MoUTON-Hiag.)
über die Nesundheitspflege in deu Pariser Schulen wird drr
^Voss. Ztg."' geschrieben: In den Schulanstalten sind während der Ferien
an allen Ecken und Kntien der Säle und Gänge Porzellantalelii mit gesund-
heitlichen Ermahnungen angebracht worden, namentlich derjenigen, nicht
auf den Boden an spttcken. In den Lyseen sind Wagen nnd MabstAcke
anfgestellt. Alle drei Wochen werden die Schüler gewogen, nach der HObe
Digitized by Google
890
and um die Brust gemessen, um die Fortschritte ihres Wachstums und
ihrer Gesundheit m kontrollieren. Jeder Schfller erhftlt sein Gesnndheiti-
bflchel, in welches all dies sorgsam eingetragen wird.
Betreffs V^erabreiehnn^ alkoholischer Getränke an Schulkinder
hat kürzlich der Landschulrat von Steiermark an alle Stadt- und Be-
zirkssdinlitle folgendes iiaehalimiiiigBwflrdigen Erlals gerichtet: »Es ist der
Behörde wiederholt zur Kenntnis gebracht worden, dafs Sehalkinder bei
▼00 den Lehrpersonen veranstalteten Festlichkeiten, Ausflügen u. dgl. mit
alkoholhaltigen Getränken bewirtet werden. Da sich alle maßgebenden
Autoritäten auf diesem Gebiete bei verschiedenen Anlässen einstimmig dahin
ansQ^esprochen haben, dafs Kindern alkoholische Getriinke unter allen Um-
standen schaden, wird der Bezirksschulrat beauftragt, die unterstehenden
Schulleitungen aufmerksam zu machen, dafs die Verabreichung von
alkoholhaltigen Getrftnken an Schulkinder bei feierliehen
AnUssen, Sehnlfesten, Ansflllgen n. dgl. nicht statthaft ist
flygteae als Lehrgegemtaid ii den bayerisdiMi Sehidei. ¥oa
der schwabischen Ärztekammer wurde vor kontern ein Antrag des |,Arzt-
lichen Bezirksvercins Algftu" einstinimifr angenommen, welcher ▼erdient,
von allen i)eteil igten Faktoren aufs wärmste befürwortet und gefördert zu
werden, damit endlich auf diesem Gebiete die so dringend notwendigen
Einrichtungen erfolgen. Der Antrag lautet nach einer Mitteilung der
„Münch. Neueste Nadhr*" folgendermaßen:
fiDie k. bayerische Begiemng mOge ersncht werden, zu erwBgen, ob
nnd wie weit die prinaipiellen Fordemngen der heotigen wissenschaftlichen
Hygiene mit spezieller Berücksichtigung der individnellen Prophylaxe bei
den Infoktionskrankbeiten olme weitere Belastung des Lehrplanes einen
obligatorischen Lehrgegenstand in «len Vol1r-«rbulen und insbesondere anch
an den Hoch- und Mitt-elschnlm bilden könnten, aus welchen die Lehrer
für die Volks- und Mittelschulen hervorgehen.'*
Dieser Antrag ist eingehend begrtlndet. Eine rationelle Gesondhetts*
pflege and besonders ein wirksamer Kampf gegen ansteekende KnnUieiteii
sei nur zn erreichen dorch einen sjrstematisehett Unterricht in den Unter-
richtsanstalten und ffir die empfängliche Jngend, nicht aber durch emige
Vorträge wohlmeinender Menschenfreunde. Es erscheine als unabweisbare
Aufgabe des Staates, im Interesse eines hnmanitären und volkswirtschaft-
lichen Fortschrittes die Grundlehren der (jesundheitspüege und Prophylaxe
zum Lehrgegenstand in unseren Schulen zu machen.
Bei der letzten Sitzung der Pfälzischen Ärztekammer wurde inzwischen
bekannt gegeben, dafs in dem nenen Entwnrf einer Schal- nnd Lshr^
Ordnung fhr die Yolksscbolen der Pfalz bereits ▼on der vierten Klasn so
in einer dem Verständnis der Schiller entsprechenden Weise Erörternngea
Aber allgemeine Hygiene, Körperpflege, Verhütung von Infektionsknak'
holten, Gefahren des AlkoholismTi« n<-w. vorgesehen sind.
Obligatorischen (resnndheitsuuferricht in allen öfl'entliclieB
Schnlen Englauds tordem 14718 Ärzte Grolsbritanniens in ehier Massen-
petition an den englischen Kultusminister; als Ilauptgegenstand wu'd, ine
die „Sag, Braxis'' mitteilt, Aofklftrong Aber die Eigensdiaften nnd
Wirkangen des Alkohols bezeichnet.
...... ^le
8Ui
Gesundheitsschädliche Vergnügen der Schulkinder. Wie wir
(Ion Tagesblättern eotnchmen, hat die Schalleitong in Altona an alle
KUern ihref? Bezirkes folgendes Schreiben versandt: ,.An die Kitern unserer
Schüler ! Das Lehrerkollegium unserer Schulen hat vielfach die betrübende
Walmielimnng machen mflssen, dab die Zahl der ScholTenftiunittsse am
Montag TerblltaisrnftTsig grols ist und dab manche Sehfller sich an diesem
Tage weniger Idstongslftbig zeigen als an den übrigen Schaltagen. Sie
sind abgespannt, schläfrig und unlustig zur Arbeit. Dieser Tiefstand der
geistigen und körperlichen Leistnngsfähigkeit erklärt sich nnr daraus, dafs
der Soiinta^r für viele Kinder nicht ein Tag wirklicher Erholung, sondern
ein Tag anstrengender und geradezu gesundheits«5chÄdlicher VerfrnüRunpen
ist. Wir haben namentlich feststellen können, dafs manche Schüler am
Sonntag nicht reehtieitig ins Bett kommen, oder dafs ihnen gar alkohol-
artige Getrftnkj» verabreicht werden, wenn sie an den Yergnflgungen der
Erwachsenen teilnehmen. Die w>n nas beobachteten and in Erfiübrong ge-
brachten Vorgänge verpflichten uns dazu, an die Eltern unserer Schaler
die herzliche Bitte 711 richten, bei den Sonntagsvergnügungen doih alles
/n vnrmeiden, was geeignet ist, die Erschlaffung der Kinder nm Montage
oder überhaapt eine Scbädigoug ihrer körperlichen und geistigen Entwicklang
herbei zuftthreu."
Über die Beinigung viid Ordinag der Sehnlräome bat die Kgl.
Regiemng in Hannover ktmlieh eine Terffigung erlaswn, deren wichtigste
Punkte lanten: 1. Die Reinigung der Schnlrflame ist nicht dnrch Kinder»
sondern von erwachsenen Personen vorznnehnien, damit einerseits der Über-
tragung von Krankbeitsst offen anf die Kinder vorgebeugt und anderseits
eine grOndliche Reinigung gewährleistet wird. 2. Für die ünterrichts-
zimmer ist wöchentlich wenigstens einmaliges Änfschcnem und daneben
nach Bedart allwöchentlich mehrmaliges scharfes Fegen des Fufsbodens
nach dessen gehöriger Besprengnng zu verlangen. Um eine leidite Reini-
gung der FnCsböden an ermOfi^cfaes, sind dieselben dicht ausgefugt nnd
glatt zn erhalten, sowie alle sonstigen schadhaften Stellen got auszubessern;
femer empfiehlt sich zn diesem Zwecke der Anstrich mit heifsem öl und
Firnis, sowie eine Erneuerung dieses Anstrichs in jedem Jahre, wofür die
Sommer- oder Herb«tferien nm geeignetsten erscheinen. 3. Die Schul-
ntensilien (Tische, BuLki . Katlieder, Sttlhle, Tafeln usw.), Bilder, Ofen-
niantel, Fensterbänke luid Türen der Uuterrichtszimmer sind wöchentlich
regclmäfsig mindestens einmal in allen ihren Teilen gründlich von Staub
zn befireien. Die Decken, Wände nnd Fenstervorhftnge gleichzeitig von
Spinnengewebe nnd sonstigem Schmntz sorgfältig zn reinigea nnd die Fenster
hell zu putzen. 4. Die Klassenwände werden bei etwaiger Eraenenmg
der Anstriche zweckmäfsig entweder mit hellem Olfarbeanstrich versehen,
der durch Abwaschen eventnell mit antiseptischen Lösungen leicht des-
infiziert werden kann, oder mit heller Kalk- oder Leimfarbe getüncht.
Das 25j]lhrige Jubiläum der Berliner Ferienkolonien wurde
vor kurzem durch einen solennen Festakt im grolsen Saale des Rathauses
begangen. Eine bei diesem Anlasse erschienene Brosehare von FVan
Direktor JsssBir enthält n. a. fblgende Angaben: Im Jahre 1876 war
durch die ganze zivilisierte Welt der Mahnruf des Pfarrers Bio» erklangen,
Sebalfeansdheitipflege. XVII. 4{>
Digitized by Google
892
die irmeiit kiinUicIieii SehnUdoder der QroCntadt hmatmnliBhnii in loif-
tige Wald- imd Bergeslnlt und sie durch IdbUehe und seelische Krtftigiuig
für die Anforderungen des Lebens zo stthlen. Die ErkenntDis, dafs das
Gemeinwohl eines Staates nicht zum wenigsten auf einer körperlich and
geistig gesnnden Kindfrschar bemhe^ fand in Df^nt^chland ra-^rlip Ansbroitiin*?.
Frankfurt a. M. begründete 1878 den ersten Verein für Ferienkolonien,
1879 folgte Dresden, und 1880 sandte der neubegrundetc ., Verein für
häusliche GesundheitspAege'' in üerltn die ersten Ferienkinder aus. Ihre
Zahl- betrag 108. Hochgestellte PersOnlicbkeiteii, sowie viele henrorragende
Männer imd Franen gewahrten dem Verein in aufopferndster Weise ihre
Unterstttt/ung. Niemals aber hSUen die Ferienkolonien die rasche ond
gifickliche Entwicklung genonmBi, wenn sie nicht vom Wohlwollen der
gesamten Berliner Bevölkcning cotraeren worden waren. Und die ärmere
Bevölkerung empfand es stets daukbar, dafs man ihren Kindern Gesundheit
nnd Lebensfreude vermitteln wolite, und zeigte volles Ver.-.iuniinis für diese
von waiiiiiaft volksUlmlichem Geiste beseelte Wohlfahrtseiarichiung. FOr
die Aufnahme der Khider bestehen fai Berlin 246 Bedrkdnunitees» denen
2&3 Berliner Änte als freiwillige Helfer aar Untersnchnng nnd Beatimmnng
der jährlich sich meldenden 12- bis 14000 Kinder xnr Seite stehen.
Warden 1880 108 Kinder enUandt, so waren es 1890 schon 2318,
H^OO 3681, 19U4 aber 4791. Die Kosten stiegen in den 25 Jahren
von d821 auf 175000 Mark. Kbenso wie den änfseren Ausbau liefs man
sich den inneren angelegen sein. Neben den Ganz- nnd Halbkolonien auf
dem Lande lür nur schwächliche Kinder errichtete mau See- nnd Soibad-
kolonien. Uan nahm sich der tanbstommen, der blinden, der schwach*
sinnigen Kinder an. In letzter Zeit werden anch longenschwache Kinder
in die Klnderheilstfttte Hohen-L^chen gesandt Seit 1896 erhalten die
Ferienkolonien einen grSdMien jfthrlichen Zuschols ans städtischen Stiftooga-
mittcln; auch sonst gingen ihnen viele Stiftungen und Vermäditnisse zu;
ihr festes Vermögen beträgt 128700 Marie Seit 1899 hahen sicii die
Ferienkolonien von dem „Verein für häusliche Gesund heitsptiege" als selb-
ständiKer Verein abgetrennt, seit 1902 sind sie als ^Milde ötiftuug" an-
erkannt. Im ganzeu konnten sie in den 25 Jahren 60000 Kindern mit
einem Kostenanfwand von mehr als swei Millionen Mark die Wohltat einer
Sommerpflege verschaffen.
Über die Äafj^aben der Schulärzte für die öffentliche Hygiene
sprach in der Sektion für Kinderheilkunde der 7t). Versammlung deutscher
Naturforscher und Är/te zu Breslau Dr. Kükd kr- Herlin. Nach einem
Berichte der „BTünr/i. med. Wochenschr." (Nr. 40) wies der Referent auf
die Noiwi'iuiigkeit einer einheitlichen Organisieraug der scholärztUchen
Fnnktioneu hin nnd sprach die Hoffnang aus, es werde namentlich die ein-
heitliche Darehfflhning der Ansmosterang der Schnlreknitea einen ersprieb>
liehen Einflnb auf die Kfflftignng des Nachwuchses ansahen. Mit der
Ftirsorge für die hygienischen Einrichtungen und fnr den Gesundheits-
zustand der Schule, sowie mit der Überwachung der mit körperlichen und
geistigen Mängeln behafteten Kinder dürfte die Tätigkeit der Schulärzte
nicht erschöpft sein. Erst mit der Auslese der zur Einschulung gelangenden
Kinder erfülle die Institution, was sie soll, uud nütze erst hiermit im
Digitizeu Lj vjO
893
weitesten Sinne den Bedürfnissen der öffentlichen Hygiene Referent hält
das bei der Znrüclvst» Uuug sich ergebende Material für ht sonders wichtig
für die Frage der Ausbreitung der Tuberkulobt niul der Uacliitis. Kr
erwartet von den Schulärzten besondere Vorschläge und Marsnahmen zur
Bekftmpfnng d«r Taberknlose an der SehweUe dn spStonen' KindeBilten.
Ferner Mies sie ganz besonders data benifen» ihren ganzen Einflnfs geltend
zu machen, um durch Aufklftning weitester VoIkskreiBe die Ansbreitang
der künstlichen Sänglingsemahning /u belOUnpfen und eine weitere Ver-
elenduDg eines grofsen Teils de*! Nachwuchses zu verhüten
Hygienische Winke für die Schuljn^end. Der (if nie ndevorstand
von Dord recht hat dort in allen ofteotlichen Elemeutarschuleii Plakate
folgenden Inhaltes aukleben lassen:
1. Wir mössen unseren Körper tftglich waschen, besonders Kopf, Hals,
BroBt nnd Mond; jedesmal onsere Hftnde reinigen, bevor wir easen oder
Efswaren bertthren, und die Nftgel karz und rein halten.
2. Unsere Kleider und Schuhe oder Holnchnhe inllasen tiglidi von
Staub und Schmutz gereinigt werden.
3. Vor der Schultüre müssen ^vlr unsere Füfse abreiben, keinen
Sehmutz in die Schule tragen, nicht auf den Boden spucken, und die Ab-
tritte und Klosetts nicht beschmutzen.
4. Wir mOssen kein anreines Wasser trinken nnd nie alkoholisehe
Getränke zu uns nehmen.
5. Wir müssen gerade stoben nnd gdwn und wiUiread des Sitxens
den Oberkörper soviel wie möglich gerade halten, die Hinde nicht anter
Bank oder Tisch lassen und die Beine still halten.
6. Wir müssen dem Lehrer sagen, wenn wir uns krank ftlhlen und
wenn zu tiause eine ansteckende Krankheit herrscht.
(Mitgel. V. Dr. med. MoüTON-Haag.)
^mtU4lt tticfttjiiiitjen«
Daaer nnd Lage der Ferien für die Volkssehtlen.
Berlin, den 19. Mftiz 1904.
Auf die infolge meiner Anfrage vom 19. Januar v. Js. — U III A
2809 — eingegangenen Berichte der Herren Oberpräsidenten bestimme
ich bezüglich der Dauer und Lage der Ferien für die Volksselnilen sowie
zwecks Förderung der RegelmfUsigkcit des Schulbesuches folgendes:
In der Kegel umfassen die Weiiinachtsfericn 10, die Osterferien 12,
die Pfingstferien nach Malsgabe des Erlasses vom 20. Januar 1892 —
ü m A 2399 (Zentralbl S. 436) — 6 Tage, die Sommer- nnd Herbst-
ferien zosammen 6 Wochen. Einscblieblicb der in die betreffenden Zeit-
abschnitte fallenden Sonn- nnd Festtage betrftgt somit die Gesamtdaner
894
4er Ferien jflbrlicb 70 Tage. Danelien bleiben die bisher anerkanntai
aflgemeinen Fest- und Feiertage mcb femer irei. Dagegen siiid — ab-
gesehen von gelegentlicher, ans besonderer Teranlassnnp von der snatflndi-
gen SteOe ausnabnisweise verfügter Aassetztine des Unterrichts — etwaige
sonstige schulfreie Tage, wie Gelöhni<;ta!<e, oder die Tage des KwiL'en
oder 40Nttlndigen Gebets, der Walltahrtcn u?\v., ebenso mich Jahrmarkts-
taue, soweit letztere noch schnUrei sind, auf die Gesamidauer der Ferifu
anzurechnen. Übrigens ist die Scbulfrciheit an Jahrmarktstagen tonlicbst
zn besdUgen.
Sollten gegen die hier and da in Frage kommende Kfirzong schon
beateheDder, die Gesamtdaner von 70 Tagen llbersehreitender Volkasebid-
ferien erhebliche Bedenken obwalten, so sehe ich einem bezflg1ich«D Be-
richte ergebenst entgegen.
\¥as dir l.fx^p der Ferien betrifft, so entspricht es mehriach geäufser-
ten "WUnscIieu, weun der Unterrichtsbeginn nach den Weihnachtsferiea
möglichst erst auf den 3. Januar festgesetzt wird.
Wegen der Yerteilnng und der Lage der f&r die Sommer- und Herbst-
ferien bestimmten 6 Wochen Terbleibt es bexttglich der Städte mit hfiberen
Lahranstalten bei der dnrch die Bunderlasse vom 20. Angoat 1898 —
U ITT A 1812 U m C (Zentralbl. 8. 725) und vom 2. Febmar 1899 —
ü III A 181 (Zentralbl. S. 383) — getroffenen Anordnung.
Für die übrigen Srhnlorte hat die VcrteilnnL^ der frnjlirhen Ferien
aai die geeignetsten Sommer- und Hcrbstzeiten und die Festsetzung des
Beginnes der einzelnen Feriengruppen die örtlichen Bedürfnisse, insonder-
heit die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bevölkenmg sorgsam zu beachten
nnd ktam, bei der Verschiedenheit dieser Bedftrfidsse und bei der Ab-
lAngigkeit gewisser wirtaehaffüicher Arbeiten von der Wittemng, weder
fOr gröisere Bezirke gemeinschaftlich noch flQr längere Zeit vorher er»
folgen. Sie ist daher auf dem Lande nnd in Städten mit ländlichen
Verhältnissen von dem l.andrat und dem Kreisschnlinspektor in gegen-
seitigem Einvernelimeri und nach Anhoruug der Ortsschnlbehörden vorzu-
nehmen. Es versteht sich von selbst, dals von der Festsetzung oder der
ans besonderen Grtlnden, z. B. wegen der Witterangsverhältnisse, notwendig
gewordenen Teriegang der Ferien der Königlichen BegiemDg recbtieitig
AmcÄge m machen ist
Wenn so bei Bestimmung der Sommer- nnd Herbstferien Je nach
den vorwiegenden örtlichen Bedürfnissen die Zeit des Rübenbaues, drr
Henemte nsw. berUckcichtigt und zugleich die Möglichkeit gewährt ^ird,
schon angesetzte I f r eu wegen Eintrittes unvorhergesehener Verhältnisse
ohne Verzug ausnahmsweise zu verlegen, so wird es gelingen mössen, die
Befreiungen vom Unterrichte zu beseitigen oder doch auf ein verschwia-
dendes Mais hendnomindeni nnd die wflnscheoswerte Kcgelmärsigkeit des
Scholbesodies tn eireichen. Zn letzterem Zwecke kann anch gestattet
werden, dafs zur BerQcksicbtigong landwirtacbaftlicher BedOrfiiisse während
der arbeitreichen Sommermonate der gesamte Untern rht — nntcr Kin-
fugung angemessener Pausen zwischen den einzelnen Lektionen — auf deti
Vormitta;' geleut wini. Ob für Zeiten dringender wirtschaftlicher Arlieiten
aosuahmsweise Haibugsunterricht zugelassen werden dort, ist in jedeiii
. ly j^ud by Google
89d
einzelnen P'alle unter Berücksichtigung der obwaltenden besonderen Verhält-
nisse von der Sclmiaufsichtsbehürde zu entscheiden. Ks ist jedoch dafür
Sorge 2u tragen, dafs die Kinder der Oberstufe während dieser Zeit
mindeiteiis drei Standen tftgUcb ond aach nor an Vormittagen onterrichtet
werden.
Ew. fiizelleiix ennche ich ergebenst, naeb TontebeBden Geeushts-
paukten das in der dortigen ProriDs Erforderliehe gefllligst zu veran-
bsaen.
Der Minister der geistlichen usw. Angelegenlieiten.
Stüdt.
An die Herren Oberpräsidenten. U III A 1823.
{ZmtrM^f. d. ges. ünlerrichtsverio. in Preufsen, Sept./ Okt. -Heft 1904.)
BegntMhtiuig toi MiJliaosbaapltPAB direh das OberiMts-
Erlafe des Kgl. Warttemb. Ministeriums des Inaern
vom 19. August 1904
aa die k. Stadtdirektion Stuttgart und die k. Oberftmter.
Kacbdem die Toin JQaiatflriiun angestellten Erhebangen ergeben baben,
dab bd ScboUiaiianeobaaten die Banpllne dem Oberamtapbjsikat niebt
immer zur Äolserong mitgeteilt werden, ergebt hiermit an die k. Stadt-
direktion Stuttgart und an sämtliche k. Überämter die Weisung, bei der
Neuherstellnng oder bei umfangreichen Veränderungen von Rohnlhäui^ern
und von Schnlnhfrittsgebäuden die Banplilnp vor der Vorlage au die über-
schnlbebörde jeweils dem OberamtspLysikat zur hygienischen Begntachtung
mitzuteilen. Die Vorschriften über die Begutachtung des Bauplatzes er-
leiden bierdnrcb keine Änderung.
i^iUMpr. u, Med,-Oe9eUgeb^, 1904, Nr. 21.)
Bespreebangen.
A. DAMA8CHKK. Alkohol uttd Volksgchiüe. Der Lehrer nud die
soziale l«>a^e. Sozialer Fortschritt. Hefte und Flugschriften für
Volkswirtschaft und Sozialpolitik, lieft 24. F. Dietrich, Leipzig, kl. 8^,
16 S. Mk. 0,15.
Die erste Abhandlnng bietet zonacbst einen kanten RUckbUck Aber
die Bestrebungen TerNhiedener Lftnder, die Schule in ihrem Kampfe gegen
den Alkoholismns zu unterstützen. Indem der Verfasser auf deutsche
Verhältnisse abergeht, weist er einen obligatorischen Antialkohoianterncht
896
zurflck und stellt aDes ab auf gelegentlidie Belebrangen, wie de beinahe
jedes Unterriditsfiuh gestattet. Als weitere Kampfniittel nennt er Auf-
klärung der Eltern, die Schttlerbibliotheken nnd ßessening der sozialen
Verhältnisse. Wir gehen mit dem Verfasser einig in dem Wunsche, die
Lehrcrwclt möf,'e sich eingehend mit der Alkoholfrage heschättigen. Wenn
dies wirklich einmal geschieht, so sind wir der festen Uberzen^ung. dafs
die Lehrer in konsequenter, pädagogischer Überlegung noch einen Schritt
weiter gehen and nicht nur dann aof den Genufs des Alkohols verzichteiif
wenn sie mit den Kindern anf Ansflttgen sich befinden, sondern ancb
dann, wenn sie nicht beftrehten nillssen, von ihren SchlOein gesehen in
werden, eingedenk des Grandsatses: Verba docent, exempk trahnnt.
Die Alkoholfrage ist aber auch eine soziale Frage; darom bat die
ilufsere Zusammenstellung beider Abhandlangen üirc innere Berochtigung.
Kinderarbeit, Alkoholismus, Wohnungselend stehen einer gedeihlichen Be-
rufsarbeit des Erziehers im Wege. Mit dem Volke stellt und fällt auch
die Volksschule und ihr Lehrer. Als solcher, sowie al& Kind des Volkes,
als Familienvater mid Staatsbürger bat er es nicht schwer, seine SCellnng
im Kampfe der Parteien an wfthlen: er kamt nnr soxiat denken. Deshalb
wird er auch der Bodenreformbewegung, welche fär den Verfasser din
sociale Frage an sich bedeutet, das richtige Verstiodnis entgegenbringen.
W. Wmss-Zttrich.
Dr. Jaroslav Ki.gaut. Fbei' akute Exauth^uie. Nene Methode ilirer
Prophylaxe. Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 19Ü3. Preis Mk. 5.
168 Seiten.
Der Vertasser bespricht in einer fleilsigen Arbeit die Pathologie nnd
Therapie der für die Schule so wichtigen ahnten Exantheme (Masern,
Scharlach, Pocken, Flecktyphus) unter besonderer Bertlcksichtigung der
prop);,vlaktis< hen Mai^reijf^ln znr Verhinderung der epidemischen Ausbreitung
dieser KranklM iten. Über die eigentliche Natur der Kontagien weifs er,
dem Staütlpuükte unserer heutigen wissenschaftlichen Kenntnisse in dieser
Richtung entsprechend, ebeulalis Neues nicht zu sagen, schildert aber in
interessanter Art nnd Weise den Charakter nnd die EigentllnüicbkeiteB
der einselnen Krankbdtsformen. Besonders bebt er hervor, dals von
grObter Bedeutung die Beantwortung der Fragen sei, wo das Konta-
gium produziert werde und wo sich die Eingangspforte in den
Körper befinde. Für die akuten Exantheme sind diese Fras:en noch
in ziemliches Dunkel gehüllt, weil wir die Natur der Kontagien nicht
kennen; man iniiis deshalb aul' dem Wege der Pathologie res]). Sympto-
matologie der i'uthogenese der Exantheme auf den Grund zu kommen
snchen, nm ndt dniger Walirsdidnli^keit feststellen za können, wo in
erster Linie die Kontagien prodoziert werden nnd wo sie in des Ofgsais*
mos eindringen. Ansg^end von der Prftmisse, dafs Jeder Infektionasutf
vorerst dort, wo er in den Körper eintritt, eine lokale Eatzftndung er-
regt und erst dann nnf dem Wege der Blutbahn sich weiter verbreitet,
hält es der Verfasser l(>r sehr wnlirsrlieinlich, dafs die Eingangspforte für
die Kontagien der akuten Exantheme der Respiration stractus sei,
dafs dort die Infekt ionsstoffe gebildet werden und dals sie sich von dort
Digitizcü by Google
897
aus weiter verbreiten. Er fülirt dRO Nachweis, dals tatsächlich der Haut-
affektion immer entzflndliche Erscheinungen der Schleimhäute Tind des
Kespirationstractus vorausgehen. Demeotspreclieod hält er auch dalür,
dais die Kontagien sich in erster Linie in der Eihaletionslitit dea Infizier-
ten befinden, und dafs der gewöhnliche Weg der Anskedning die Aspiration
der mit dem Kontaginm geschwängerten Luft aus der Umgebung dea
Kranken ist: Daneben leugnet er nicht die Infektion auf dem Wege der
Staubinhalation, weil bei der Tcnacität der Kontagien nicht an'^treschlossen
ist, (iafs exhaiierie oder mit Abfallstoffen (Hautschuppen) in die Räume
geworfene Infektionsstoffe eintrocknen und dann gelegentlich durcli Stauh-
iiihalation den Weg iu den Körper des Menschen tiriden. Da die Kon>
tagten sich auch fiberall ahlagern, ist eine Übertragung dnrcb Gehranchs-
segenstlDde oder Nahmngsmittel mO^icfai nnd die Infektion kann anf dem
respiratortsohen Wege wie aoeh dnreh den Terdannngstractns stattfinden.
Von seiner Grundidee ausgehend, macht nnn auch der Verfasser
seine Vorschläge für die Prophylaxe. Er sagt, es ist unsere Aufgabe,
zu verhindern, dafs die eindringenden Mikroben einen günstigen Ent-
wicklungshoden finden. Da nun die Schleimhäute des Respirationstractus
iUr die Kontagien der akuten Exantheme den gOnstigsteu Boden bilden,
mnfa der Venadi gemacht werden, dnn^ Desinfektion des Beapiratkms-
tmctiu die Entwicklung der Kontagien zn Yerhilten oder doch so zu er-
schweren, dais als Folgeerscheinong nnr leichte lokale EntsQndnngen mOg-
lieh sind, wodurch die Gefahr der Weiterverbreitnog der Krankheit be-
dentend reduziert wird.
Am geeignetsten zur Desinfektion scheint K. die Inhalation oder
der Spray mit antiseptischen i^ösungen, die allerdings mit Rücksicht
auf da^ Alter der Patienten nicht toxisch und nicht oder nur wenig reizend
sein dürfen. Als geeignet empfiehlt er Aqua calcis mit destilUertera
Waaser a, Bonftnre (3%), Solotio jodi trichlorati (0,05 7o), Natrium
cUorat. (Kochsalz) in Lösung von 3 Vo. Die Daner einer Inhalation be-
trftgt eine Viertelstnnde. Mit der von ihm eingeschlagenen Methode >vin
er nnn im Brünner Krankenhanse ganz glanzende Resultate erzielt haben,
die die ^oost nicht seltenen Hausepidemien nach lilinfübruDg der Inhalatioos»
meUiude gänzlich sistierten.
Neben den Inhalationen soll dann noch eine gründliche Ventilation,
womöglich permanenter Natur, stattfinden, da ja die Luft in erster Linie
Infektionsträger ist.
Gerade diese Fordening grilndlicher VentilatiOD, an deren Berechti-
gung anch vom allgeoiein Iivl irischem Standpunkte aus kein Zweifel zu
erheben ist, führt uns darauf, gebührend zu betonen, dafs eben die Lebens-
haltung und insbesondere neben der Ernährung die Wohnnngs-
vprliiiltnisse eine (rrolse Holle bei der Verbreitung dieser
Krankheiten spielen. Eine Ventilation im Sinne des Verfassers ist
infolge der ungünstigen Wohnangsverh^tni^ jedenfalls in vielen Fällen
geradezu unmöglich. Die nPropbylaxo" der Infektionskrankheiten mnla
sich also noch viel weiter erstrecken, als es sich manche Äizte und
Gemeindeverwaltungen trfiumcn lassen. Darin mag nun auch mit ein
Grund liegen, dafs unsere bisherigen Methoden der Isolation der Patienten,
Digitized by Google
898
der Evakoationea, der Scbnlseblfisse and ScbalanssehlflfiBe sowie die DesisMoHo«
▼on Wische und Wohnungen nicht immer den wttnschbaren Erfolg weüägtm.
Wir unterscliiit/.en diese Metliodcn nicht , aber wir ül>ersr}i ätzen sie anch
nicht angesichts der vielen Faktoren sozialer und privater ^^iator, die dea
Edo\K verhindern
Gewils hat der \ erlasser ont seiner Methode dat» Ei des Kolumbu:
noch nicbt auf die Spitie gestellt ; als ein Hfl^ttel zur BekAmpfong der
InfektiOABkronidieitoDi zor Vemundening der MortalitiU. und ifoifriditit
mit allen wirtscbaftlicheii and etbischen Konsequensen ist sie ni begrübn
und wert, in weiteren Kreisen Anwendung zu finden; wobei bemerkt
werden darf, dafs, allerdings nicht mit dieser wissenschaftlichen BegrOndong,
rein empirisch und nicht im Sinne einer prophylaktischen Ma£sregei, der-
artige Inhalationen schon längst gemacht wurden.
Wir empfelden die Schrift znm Stadium, weil sie uns aaf eiiit:jii
wichtigen Gebiete hygienischer Tätigkeit znm Nachdenken, zu selbständiger
Initiative anregt. KBAFT-Zflricfa.
Hainibch, Marianne. Aufwand nnd Erfolg . . . der Mittelschule
Tom Staidpiinkte der Mutter* Wien, Franz Deoticke, 1904.
25 S
IMe Diskussion über die Mittelschule ist an der Tagesordnung; jede
neue Anregung kann nur erwünscht sein, da die Hoffnung, es möchte eine
eingreifende Änderung der bestehenden Verhältnisse nicht mehr lange auf
sich warten lassen, bei so viden rege ist
Dafo die Mntter bei diesen Umwandhingen ihre Ansicht geltend macht,
sollte keiner besonderen Entschuldigung bedürfen ; sie dokumentiert dadorch
nur ihr Interesse an der Sache; dafs sie wirklich etwas zu sagen bat^ be-
weist der vorliegende Vortrag von Mabiaknb lUiNisrir
Die Anregung hierzu gab ihr der Wunsch, ein Konuiee zu gründen,
welches sirli mit der schwebenden Ani?elegenheit st.'ludig beschäfligen würde,
und in dem auch die Eitern sich Gehör verschaffen könnten. Um die
Wichtigkeit des mfltterlichen Einflusses bei der Endefaong der Klsder
berrorzabeben, beruft sie sich auf den PAdagogen WYCH&aAV und fUut
Aussprttehe von Goethe and Pestalozzi an. Sie sucht die Frage zu be*
antworten: Welche leiblichen, intell ektnellen und sittlichen
Resultate ergibt der Besuch der Mittelschulen?
Da hebt sie vor allem den Mangel eines pädagogisch pebildpten
LchrerstandcN hervor. Man verlangt vom Lehrer eine Masse Faclikeaat-
ni^se, aber es letilt ein theoretisch-pädagogischer Unterricht, und er bringt
oft gar kehl Verstflndnis mit für die ihm anfertrante Jugend. Die Mi-
tntion des Fachlehrersystems trftgt bei zur Überbttrdnng. Da jeder sein
Fach möglichst Ittrdeni will, so bleibt dem Schiller zur selbständigen Be-
tätigung weder des KOip^ noch des Geistes noch Zeit — Auch diese
BcbauptunL'cn findet Mariannt: Haintsch durch Aus«prfiHip anderer be-
stätigt. In der ^Nmen Freien Pr<"j<J(»" äufsert sich ein ^ luil Inspektor
klagend, dais im Unterricht der klassischen Sprachen nur Gewicht auf die
Grammatik gelegt werde, wodurch man der Jagend die Sache verleidet,
ohne sie in den Geist der Sprache eioznf&hren. Der Oeschichtsunterriefat
Digitized by Google
899
arte oft ans in ein gedankenlosee Eintrichtern von Daten, statt selbständiges
Denken anzuregen, Begreifen der Geschehnisse zu fördern usw. Und als
Notwendigkeit ergibt sich daraus ftir den Schulmann, Revision der Lcbr-
pläne mit Überbordwerfen alles onntttzen Ballastes, eine Bevision der Unter-
lichtsroctiioiie.
Mit Recht mufs man sich mit Martanhe Haixisch fragen, ob das
Maturitätszeugnis die Scliädiguugen der Gesundheit, oft auch die Schädigung
freien, natarliehen Denkene und Fuhlens Mint Die Matorltit ist aber nn-
erillslicbe Yorbedingong (Ar die Hochscbnle, nnd es werden SchtUer znm
Gymnasialbesuch gezwungen, bevor es möglich ist, ein Ürteü Aber ihre
BefiUiignng tu haben. Es wäre aber nnreobt, die Schwachen auszuschließen,
weil sie so ganz aus der Karriere geworfen werden und weil oft wie das
Beispiel RousseaUs beweist, schwere Mifsprriflfe passieren. Durch die
ÜberfüUuug der Klassen und die Un^leichkeit des Schülermaterials wird
es aber der Mittelschule guuz uumöglieh, die Ansprüche, welche an sie
gestellt werden, an erfilllen.
MABiamiB Haimiboh betnditet nnn das Beaoltal der Hittelsehnlen,
die Stodenten, welche als ESIite der Jugend den höchsten Ansprüchen ge-
nügen sollten. Sie fragt, ob wir bei ihnen allgemeine Bildung, humane
Denkart, klaren Blick, vonirteilsfreies Urteil Tdcrili-miis, Arbeitseifpr üsw.
usw. tinden. Eine Beantwortung der Fragen ist übertlüssi?. Schwerer als
alles wiegt der Vorwurf, dafs es mit der sexuellen Moral schon in den
oberen Klassen der Mittelschulen schlimm bestellt ist.
Man hat allerlei Beformen dnrehgefkthrt, in Deatschland das Beform-
gymnnsiam, welches den grolsen Yorteil bat, dals die Schflier erst im
16. Alter^hre sich entscheiden mOssen, ob sie ins Gyronariom eintreten wollen
oder nicht. Aber allen Reformen gemeinsam ist der Mangel der körper-
lichen Ausbildung) die Überfüllung an Stoff, nir^'ends eine Reform der
Lehrmethode. Da wird an Spencer erinnert und sein Buch „Die Kr-
ziebnng in geistiger, sittlicher und leiblicher Hinsicht". Nur in den Land-
erziehungsheimen scheint man nach SPENCERschen Grundsätzen /.u gehen,
und hier scheint endlich das Prinzip der harmonischen Entwicklung wieder
Geltong zu finden. Diese Grundsätze mflssen auch in den Städten durch-
g^Unt werden«
Das heutige System hat eine tiefe Kluft geschaffen zwischen Schale und
Elternhans. Die Eltern haben den ethischen Wertmesser für ihre Kinder
verloren, und es wird das Kind entweder zu sehr nach seinem Schulzeugnis
beurteilt, oder das ungenügend und schwer arbeitende Kind zur Entsch&digong
zu Hause verzogen.
Nicht immer haben die Fachmänner, wo es sich um Neuerungen
handelt, das sicherste Urteil, nnd Hasiaiikb Haimibcu fordert daher nicht
nur die Mfltter, sondern auch die T&ter und Jugendfreunde auf, mitzu-
wirken an der Gestaltung einer Mittelschule, welche eine gesunde, sitt'
liehe, Willensstärke, klardenkende, tatkrilftige Jugend heranbilden soll.
Dr. Ida HiLFiKKB-ZUrich.
Digitizeu Lj oOOgle
Bibliographie.
Die mit * bexeichuettu Werke wurdeu der KedakUon zugesandt.
*AlT60MUL, TBbodor, Dr. med. Morbiditäfs.'^taUstik in Schulen, Archif
f. Rassen- u. ('esellscbafto-Biologie. 1. Jahrg., ö. U. 1904. BeriiD.
8« S. 702—707.
*Altschul, Dr. med. Dte Bekämpfimg der Tuberkulose in Theorie und
Praxis. Dux, C. Weigend, 1904. 8^ 22 S. Einzelpreis 20 HeUer.
Mfioles dB fyainiecH» RimaHa, Rqidbliea Oriental dd Uruguay. Tome U,
Nr. 6 v. 7. MoDtevideo, 1904. 8*. 403 8.
^BaüR, A., Dr. med. Die Kunst gesund J» bleiben. Stuttgart» P. Mähler,
1904. Kl. 8«. 59 S. mit 22 Abbildgn. n. 1 Nährmitteltafel. M 1.00.
* Bericht über dir Virhnndhmgen der Zürrhcr Schulsynode von IPfff nnd
GescMfhbericht der Ergiehungsdirekiion pro Winterthor, 1904.
Kl. 8« 155 u. 115 S.
*Bbkn INGER, J. Pädagogik und Hygiene. Hamburg, L. Voss, 1904.
S". 79 8.
B08BANIR, Hans, Mixlas, Leopold und SonnriR, Haus. HondUtek
der SdiwaehsrnrngenfOrscrge. Wien, K. Gnieser Cie., 1905. 8*.
167 S. Ä 3.20.
•ßOROERSTElN, LEO. Der I. internationale Kongrefs für Schulhygiene.
Nürnberg, 4.-9. April 1904. Sep. - Abdr. a. d. Ztschr. f. d. örterr.
(ivmn. 1904. VII.— IX. H.
*( oHN, Herm., Prof. Über sexuelle Aufklärung der Schulkinder. Der
Tag. Nr. 519.
Dblobbl, J., Dr. Hygihte SeoUure, A?ec lue prtface de M. 1e Dr. P.
Bboüabdil. 1. ToI, A 16* de 192 pages. Paris 1904. Prix FV. 2.60.
*Dreypu88, J., Dr. Das nette Volkftsckuihaus „Barbarossa - Sychule'' in
Kaiserslautern in hygienischer BeeieJiung. Sond.-Abdr. a. d. Vereinibl«
(1. pfalz. Ärztf. XX. .Tahrtj.. Sept. 1904. 8^ 13 S.
* Dritte Versawnflunff des Vereins der Badefadtmänner a. 28. u. 2^. Augasi
1904 in Uomhurg vor der Höhe. 4®. 30 S.
^Dritter JaJiresbericht des Deutschen Vereins zur P/lege von JtigendspieUn
m Prag. 1903—1904. 8**. 14 8.
^ßNOBLHORK, Hed.-Rat. WMe Bedmiung f»r dk Schtdhggiene Hai die
Psychologie und Psychopathologie der BniwieMunf^fahr0f Sep.« Abdr. a.:
Die Kinderfehler, Nr. (k 1904.
*Eop. Viirteljahrsschrift für die Erkenntnis und Behandlung jngendliolier
Abnormer. 1. Jahrg., H. 1, 1905. Wien u. Leipzig, Picblers Witne
& Sohn. 80 S. Abonn.-Preis Fl. 13.—.
*Kki8Mann, f., Dr. med. Prof. über die Orientierung der Schulgebaude.
Of&s. Ref. a. 1. iDtem. Kongrefs f. Scbnlhjgiene in NQroberg, 4. bb
9. April 1904. 8^ 17 8.
*Fbbnzel, Fbanz. Der Sach- und Sprachunterrit^ hei CMetessehwachen.
Scp -Abdr. a. d. Modiz.-pädag. Monntsschr. f. d. ges. Spracbbefllrawle.
XIV. Jahrg., H. 9/10, 1904. ö''. 18 S.
...... ^le
901
*FüCHS, ARxn. Diifpositümsschwankungen hei normalen und schwach-
»innigen Kindern. Gfltcrsloh, C Bertelsmann. 1904. Beitr. zur p&da-
gogisdicn Patholopip. V. H. 8«. 62 S. mit 1 Tafel.
*FOliST, L., Dr. Die Gesundheitspflege der Mädchen während und nach
der SkkulgeiL Hamborg q. Leipzig, L. Voss. 8^ 110 8.
*6bbif, Riohard, Dr. med. Prof. AugenäniUidie und k^gimiadie 8ehid-
untersudiungm, angestellt ond bearbeitet im Auftrage des kgl. preolk.
Ministerinins der geistl., Unterrichts- o. Mediz.-Angel. Mit 1 1 Abbildg.,
16 Plänen n. 8 Knrven im Text. Abdr. a. d. Klin. Jahrblieb, XIII. Bd.
Jena, Gast. Fischer dr H«^. 92 S. 3.00.
Grob. J., Lebrer. Zur Lösung der Schriftfrage. Schweiz. Lebrerztg.,
Nr. 41.
*6botjahh, A. SoMe J%iaie mtä EtUetrtungsproMm, Bes. Abdr. a.
d. Handbaeh d. Hygiene, beransg. Ton Tb. Wbtl. IT. SoppL-Bd.
Jena, Gnst. Fischer, 1904. 8^ 63 S.
*Ha EBERLIN, Dr. med. Ferienjugendhort in Zürich- Oberstraf s. Sond.'
Abdr. a. d. Archiv f. soz. Mediz. u. Hygiene. 1904. 8". 4 S.
*Jaff6. Karl, Dr. Zur Schularztfrage in Uamburg. Archiv f. soz.
Mediz. und Hygiene. I. Band, 1. Heft, 1904. Leipzig, F. 0. W.
Vogel.
^Jahresbericht der Kammission für Versorgung verwahrlosier Kinder im
BsMkfke Zuritt v, 1, OJU. 1903 bis 30. Sept. 1904. Entattet ?on d.
Gemeinnfltaigen Gesdlsch. d. Bez. Zürich. 1904. 8^ 21 8.
^Javal, Emil. Der Blinde umd seine TTelf. (Entre Aveoglea.) Über-
setzt von I>T med. J. TÜRKHBIM - Hamborg. Hamborg o. Leipaig,
L. Voss. 8".
*10L, JOH., Dr. med. Wie und zu welcher Zeit erfolgt in der Hegel die
Ansteckung bei Masern und Scharlach. Sep.-Abdr. a. d. Wocbeaschr.:
,D. österr. Sanität8wesen% 1904, Nr. 40 u. 41.
*JiniA, ABOZiF, Dr. Hygiene des InUmals* Bef. a. I. int«rn. Koogr. I.
Schulhygiene in ^Ilmberg, 1904. 8^ 20 8.
*Kapot7stine, M., Prof. Bitäimg tmd Gesundheit (ross.). Kasan, 1904.
8» 50 S. M 1.00.
*Sind und Kmtst. Monatsschrift für die Pflege der Knnsf im Jjcben des
Kindes. I. Jahrg., H. 1 n. 2. Darmstadt, Alex. Koch, 1904. 4®.
Mit zahlreichen Illastrationen und Kunstbeilagen. Einzelpreis ü 1.2Ö,
im Abonnement 12 Hefte 12.00, Ausland JH. 14.00.
*Lbn12, Emil, Dr. Die YereOge des gemeinsamen Unierbaues mUer
Merm LtkrmstaUen. Dritte, neabearb. o. Term. Aoflage. Berlin,
Otto Salle, 1904. 8« 77 S. M. 1.00.
HOESTNE, W., Dr. Die Steikmg des Philantropinismus in der OescMUs
der Leibesübungen. Körper und Geist. Kr. 14, 1904.
^Neuere SchuUiäuf'er und WohlfahrtseinrieMunym der Stadl Bern. Bearb.
V. d. stfldt. Schul- n. Randirektion Bern. Zlinch. Zlircher & Furrer,
1904. 8^ 2d S. Mit Abbildg. Öep.-Abdr. a. d. Jahrb. d. Schweiz.
GeseUsch. f. Sehnlgesundheitspfl., V. Jahrg., H. T.
NüSBBADII, H. Chr., Prof. Ersparnisse an SMtbauien, Techn. Ge-
meindebl., Nr. 12» 1904.
Digiiizixi by CüOgle
902
*OKBR-Bi.01ft Max, Dr. med. Bftm Onkd Doktor amf dimi Xomfe. Em
Buch für Eltern. Übersetzt von Leo Buroerstbin. Wien Le^agt
A. Pirlilprs Witwe & Sohn, 1905. Kl. 8^ 39 S. M 0.85.
*Feizold, Jos. Sonderschulen für hervorragend Beßhigte. SoDd.-Abdr.
a. d. Neuen Jahrbüchern f. d. klass. Altertum usw. 1904. IL AbL,
XTV. Bd., 8. H. Leipzig, Teubner. Gr. 8®. 41 S.
*Koä£NF£LD, Leonh., Dr. Kräppelschulen. Vortrag, geh auf dem
l. intern. Kongr. f. Schulhygiene za Nflmberg. üflmberg, P. L. Stich,
1904. 8^ 135 S.
*RÜHLE, Otto. Arbeit und Erzkhunq. Eine pädagogMe Skidk,
München, G. Birk & Co., 1904. 8«. 80 S. M 0.50.
ScfiNEiDER, Dr., Kreisarzt. Zur Schulbanl^rage. Ztsebr. t Medix.-
Beamte, Nr. 22, 1904.
*SCHROEN, VON, UTTO, Dr. Dcr neue Mikrobe der Lungr)iij}dh'M und
der Unterschied zwischen Tuberkulose und Schwindsucht. Mit 2i miirosk.-
photogr. Abhfldg. UQnchen, C. Hanshalter, 1904. 8**. 81 8. M 2.00.
^HOMSOH, Emil, du 8Me der Sefomiiarlm OemeMm m 8(, FUen-
bwff. St. Petersburg, 1904. 8^ 64 S. mit PlAnen.
♦Trüpeb, J. Zur Frage der ethischen Hggiene unter besonderer Berück-
sichtigtwq der InkmaU, Alteaborg, 0. Bonde, 1904. 8^ 16 S.
M 0.()0.
ZoLLlNüKK, E., Dr. über die soziale Bedeutung des Kindergartem.
Schweiz. Bl. für Wirtscbafts- u. Sozialpolitik, H. 18, 1^04.
üiyilizüü by Google
II. Jalirgaug. 1904. No. 12.
Dw BöhnUailirMMi In DmitSGlilaiid.
Bericht über die Ergebnisse einer ümfrui^e bei den
gröfseren Städten des deutsohen Reiches.
Von
Dr. Paul ScHUBSiiT-Nttniherg.
(Fortsetzung uud äublufs.;
Die GeaohftftsfflliriiDg der Sehnlärzte wurde in ssohlieher
Hinsicht sehen hei jedem einzelnen Kapitel genauer besprochen ; über
den dienstlichen Verkehr der Schulärzte unter sich und mit der vor-
gesetzten Behörde, sowie über die Erstattung von Jahresberichten
wird hier noch einiges zu sagen sein.
Der deutsche Schularzt steht bisher mit ganz, weuigeu Äus-
nahinea im Dienste der Gemeinde, olme jedoch als städtischer Be-
amter im engeren Wortainue zu gelten. Berlin stellt in § 14
seiner Dienstordnung ausdrücklich fest, dais seine Schulärzte nicht
die Eigenschaft von Gemeindebeamten im Sinne des preuTsisohen
Kommunalbeamtengesetzes vom 30. Juli 1899 haben. Das Gleiche
tut Frankfurt a. 0. in § 7. Damit ist nach der negativen Seite
die mangelnde Pensionsberechtigung anm Ausdruck gebracht, nnd
nach der positiren» daCs den Sohnllraten die Wählbarkeit zum 6e-
meindemt erhalten bleibt. Das Dienetverltidtnifl der Sehnlärzte znr
Gemeinde trägt aberall den Oharakter eines Vertrages auf viertel*
jäbrliobe Kflndignng, wobei es Ton untergeordneter Bedeutung ist,
dals einaelae Städte den Vertrag snnäefast anf eine bestimmte Anaahl
▼on Jahren absehUeften, so z.B. Dresden anf seebs Jahre, Frank*
fnrta.ll, Nflrnberg, Mainz anf drei Jahre. Denn einerseits ist
Der 8«äeiant IL 86
Digitize
246
904
die Wieder Wählbarkeit nach Ablauf der Vertrugsfrist nirgends dm^e-
schlosseu, lu einzelnen Verträgen sogar ansdrücklich erwähnt, ander-
ßeits wird fast überall, auch in den Stiuiteti iinf dnM- nnd nQebr
jähriger Vertragadauer, die L;e-efisaitige vierteljährliche Kündigung
au^heduiigen. In den meisten i^älien lat dies sogar die einzige eia-
soiUägige Restimmaog.
Man sollte meinen, dafs damit auch den städtischen Behörden
volle Bewegungsfreiheit gewährleistet und insbesondere die Möglioti'
keit gegeben iet, UDgeeigneto Schulärzte in kurzer Frist zu eotfenien
und SU eraatsen. DaonoolL glaubt aina nioht garioge Anzahl tod
Gamaindan sieh oodi nieht ganUgand ganahart gagan Untflehtigkait
dar Sahnlanta, und nimmt ema Baattmmnng in dia Soliiilaxsiordniim
anf, «onaali dar Hagtatnt ainan Saholant bai naabgawiaaener Dianat*
▼amaablSssigung odar bai Varwaigamng dar Brfttlliing sainer Dianas*
obliaganbait sofort entiaasea kann.
Diaaa gans flbarfittflaiga Sobftrfa, dia als ain waitaraa Symptom
d^ den Schulärzten gegenüber gehegten Mifstrauens gelten darf,
sollte allmählich aus den Dienstordnungen deutscher Städte aas-
gemerzt werden. Zurzeit besteht öie in folgenden Geraeindeu:
Aachen, Augustusburg, Apolda, B raurtscLtweig, Cassel,
Dresden, Elmshoru, Erfurt, Frankiurta M., Freib^jrgi. S.,
F ried ric hsbage n , Hameln, J ena, Lieh teuberg, Meiderich,
Posen, St. Job ann a. d. 8., Trier, Wald, Weimar, Wies*
baden und Zeitz.
Der Verkehr der Sobulärzta mit den städtiscbao Be-
hörden ist in den kleineren Städten meist ein direkter. Jahnt'
berichte und Meldungen sind in diesen Fällen unmittelbar an das
Bürgermeisteramt oder an den Magiatrat (Stadtrat) an richten. Grölsere
Städte mit ihrem komplisierteren Verwaltungsappaiat pflegen aiiM
Zwisebeninstans eiozusobaltaii. In den preulsiaoben Gemeinden dient
biersu die Sebnldepntation, deren Vontand dia Sohulafatkonft*
rensan einzuberufen und au leiten hat, wAhrend sie an anderen Orten
eines ihrer Mitglieder su den Konferanaan abordnet; cur Befqgoii
der Scbnldeputation gebürt suweilen die Ernennung des Obmsnnei
der Schulärzte, und schlierslieh nimmt sie die Sohularztbenolito
entweder schriftlich oder mündlich in gemeinsamer Besprechung mit
den Schulärzten entgegen. Fast jede Sta lt bat dabei ihre eigen-
artigen Bestimmungen, die wohl meist auf die örtliche Entwicklung
des Schuiarztweseos und auf die Auffassung der dabei mafs^^ebenden
Peraonen zurückzuführen sind. Vom Standpunkte der Uememde-
Digitized by Google
905
247
Verwaltung ist es wohl begreiflich, dafs sie sich den von ihr an-
gestellten und besoldeten Schularzt nicht über den Kopf wachsen
lassen will, und m den ersten Jahren war das Zögern der Stftdte,
Schulärzte anzustellen, weniger in der durch die Arztgehülter ver-
ursachten G^eldausgabe begründet, als in der Beiiircktung, die Schul-
ärzte würden mit kostspieligen und umstttadiichea bygienischen
Forderungen hervortreten. Die Praxis hat inswiaolien geseigt, dafe
die Schulärzte, deren Kompetenz so sorgsam umgrenzt worden ist,
fär den Schnlhaoshalt der Stüdte ganz ungefährlich sind und auf
dorn Gebiete dss SoholgebAudes und seiner Einriehtnng eher an
wenig als sa viel InitiatiYe entwiokefai. Von dem CoHKsehen Sehul*
arst mit »diktatoriaoher Gewalt** ist nur ein Schatten flbrig geblieben.
Der Schwerpunkt der sehulftrstliohen Tätigkeit bat sieb in den letaten
tlahien, wie sohon wiederholt betont wurde, in dem Gfade vom bau*
hygienisohen Gebiet hinweg gegen das Gebiet der Sehfllerhygiene ver-
schoben, dais die BefOiehtang, es konnte der Schulnrst allzugrolsen
Einflufa auf das Stadthauamt und auf den Sohuletat ansüben, im
Schwinden hegrififeu ist.
Die strenge Unterordnung des Schularztes unter die städtische
Behörde ist aber bestehen geblieben, obwohl es iu mancher Hinsicht
erspriefsl icher gewesen wäre, den Schularzt als ausführendes Organ
des Amtsarztes aufzntnsaen und unmittelbar unter dessen Ober-
aufsicht und Verantwortung zu stellen. In einigen Orten ist dies in
mehr oder minder vollständiger Weise geschehen. So hat /.. B.
Breslau an die Spitze seines Schularzt wesens den Stadtarzt ge-
stellt, der seinerseits Mitglied der Schuldeputation ist und die Schularzt-
angelegenheit in dieser „obersten lokalen Schulverwaltungsinstanz*^
vertritt, deren ausführendes Organ hezüglic^h aller schulhygienischen
Verfflgnngen der Stadtarzt ist.^ Ähnliohe Einrichtungen sind in
Frankfurt a. M. getroffen Hier verweist § J der Dienstordnung
die Schulärzte auf die Auftrige der Scbuldeputation oder des
Stadt arst es; §10 nennt als Besohwerdeinstana ftlr die Sohulirzte
dsn Stadtarat; nach § 11 sind die schiiftliehen Jahresberichte dem
Stadiarat zu flberreichen, der auch auCBer der Zeit mttndliohe oder
tohriftliehe Berichterstattung einzufordern berechtigt ist; § 13 weist
die Beurlaubung und Stellvertretung der Entscheidung des Stadt-
arztes zu.
* Veigl. OuBiOKK. Ihm Zeitachiifi, Heft 11. 1904.
Digitized by Google
248
906
Dafe «meelne Abschnitte des Scholantwesens, so insbesondcft
Am ÜberwaohnDg der lofektioDskmnklieit«!! und die Banhygieoe,
Daeh dem Gesets nnter die Oberanfittolit des Amisarstea gestellt sisd,
wurde schon bei den entsprechenden Abschnitten herroigehoben.
Die leisten Ursachen dafOr, dafs man nicht flbendl in Deatsdi-
land gmndsätslioh die Schnlflrste unier die Ffihmng des Amtsantes
stellte, liegt wohl in dem Kompetenskonflikt zwischen staatlicher
und städtischer Behörde. Die Gemeinden tragen Bedenken, die toi
ihnen angestellten Schulärzte zu Organen eines Stautsheamten zu
machen und damit die staatliche Aufsicht über ihr Schulwesen zu
stärken und zu verschärfen ; und anderseits mag auch da und dort
ein Amtsarzt Bed^^nkeu getragen haben, ]?ewissermalh->^n im Nebenamt
<lie Leitung des ^tudtisolipo Schularzt wesens zu übernehmen, in der
Befürchtung, es könne gelegentlich der staatliche und der städtische
Beamte in seiner Person in einen inneren Konflikt geraten.
In vielen Städten hat man anscheinend das richtige Empfinden
gehabt, dafs es nicht gans sinn- und sachgemäfs ist, die Schtdänte nn-
mittelbar nnter einen Gemeindebeamten zu stellen, der, sei er nun Bürger^
meister» oder Vorstand der Schuldepntation» oder Stadtscholinspekti»;
in seiner sohulhygienischen Sachkenntois mit seltenen Ansnalmen
hinter den Sohnlftrzten, die er anf diesem Gebiete leiten soll, anrttck-
steht, lian gab daher den Schulärsien einen Obmann ans ihrer
Hiite, scheint ihn aber nii^ends mit weichenden Befognissen mQs>
gestattet an haben. Dort, wo man den Stadtarst an die Spitse des
Sohnlarstwesens stellte (s. B. in Breslau, Frankfurt a. IL,
Dresden, Leipzig nnd Magdeburg), oder auch dem Kreisarst
oder Kreisassistenzarzt (z. B. in Halberstadt und Offen bach),
smd. diesen Herren gewohnlich keine schulärztlichen Bezirke über-
wiesen, es wird ihnen keioe schulilrztliche Kleinarbeit zuireteilt.
Diese Amtsärzte sind also Vorgesetzte der Schularzte, aber nicht
selbst iSchulürzte. in vielen Orten, z.B. in Aachen, Chemnitz.
Fürth, Mülhausen und Steglitz, wühlen die Schulärzte den
Obmann aus ihrer Mitte selbst, in anderen wird er ihnen von der
städtischen Behürde gegeben (z. B. in Remscheid von der Schab
geeundheitskommission). In einigen Städten führt der älteste Schul-
arst den Vorsitz unter seinen Kollegen (Darmstadt, Grofs*
lichterfelde). In £rfurt fbhrt der Obmann die Bezeiehnnng
.erster Sehnlarst". Eines der wichtigsten Bechie der sohnlftrstüebsn
Obmftnner ist» wo es gewährt wird, die Vertretung der SchoiMe
in der Schuldeputation oder in der Gesundheiiskommiasion, wie dies
. k) i^L... uy Google
907
249
in der Wiesbadeaer DieDstordsung (§ 8) festgeseitt iat Diaaoia
Beispiele aoheinen aber nur sehr wenige Sttdte gefolgt am sein. In
Cfaar lottenb u hat man den Schulttrzten ein ärztliebefl Mi^lied
der SobuldepuUtioD, das aber uicht selbst Schularzt ist, zum ObmauD
gageben.
Zur Gesoh;ift«führuD2: der Schulärzte gehören die re^elmftfsigen
Konferenzen der Herren unter sich, HIp in den verschiedenen Dienst-
ordnungen in der Regel mit der in Wiesbaden zuerst gegebeueo
Begründung angeführt werden :
„Behufs Erreichung eiues müglichst zweckmäisigen, gleichartigen
Vorgehens wiid der Vertreter der Sohnl&rate in der Gesnndbeits-
kommiasion seine Kollegen zu gemeinsamer Besprechung versammeln,
m weloher der Königl. JBLieisarzt insbesondere dann einzuladen ist,
wenn es sieh um die gesundheitlieben YerbAltnisse der Lekalitftten
handelt.**
Es bedarf kaum der Erwihnnngp dafs fttr disse Konfeiensen die
kleinen Stodte aulser Betracht bleiben. In manohen Mittelstädten
sind eie als &kultatiT erwfthnt, so in Apolda, Inaterbnrg und
Weimar.
Die Häufigkeit der Konfersna ist meist keiner bestimmten Nonn
nntenrorfen; wenigeOrte haben ausdraeklichroonatlioheBsspreohungen
angeordnet (Breslau, Mainz), andere nur balbjftbrlicbe (Bonn,
Cftln, Görlitz) oder jährliche (Jena), die Mehrzahl dürfte sich mit
drei bis vier Sitzungen auf der mittleren Linie bewegen.
Das Recht der Einberufung ist der Regel nach mit der POhruug
des Vorsitzes \('rbunden. Wie schon oben erwähnt, hnlieu sich dies
viele üomeindeverwaituugen «elltfit vorbehalten, andere überlassen es
den Ai/tf-n als interne An2:ele":enheit.
Zu ersterer Gruppe geh<)ren die Städte, die dem Bürgermeister
oder dessen Stellvertreter Einberufung und Vorsitz vorbehalten:
Aaehen (hier darf anüserdem auch der Ohmann einberufen), Cöln,
Hagen, Mainz. An anderen Orten steht dies Becht einem Mit-
glied der Sohuldeputation zu (Berlin, Brandenburg, Oharlotten*
bürg, Königs htttte [hier kann die Konferena anefa auf Antrag
eines Schalaratee ausammentreten], Grofsliehterfelde» Posen ,
Eatibor, Sohdneberg). In Nttrnberg bsraft der stsdtisehe
Sohulrat die Versammlung und prftsidiert ihr.
In der aweiten Gruppe waltet entweder der Amisarat (Brea>
lau, Braun seh weig, Dresden, Frankfurt a. M.) oder der
Bohuläratliehe Obmann (Aaehen (siehe oben], Cassel, Ghemnita,
D«r Seaatarst. It. 27
m
Darnstadt, Erfurt, Fflrtk» HulliaiiteD» Eamaek«id, Steg-
Iiis) dioaai Amtes.
Die Zuaehmig des Amtsafslee an den Koalneiksea ist, ahgeoehia
▼OD den Sflldten, wo er den VorsitB in den YenammliHigen ftkt,
noch aasdrüoklioh angeordnet in Brann 8 oh weig, Cattel,
St Johann u. d. Saar, Mainz, Nürnberg und Wiesbaden,
SchlieMicli bleibt /.u erwähnen, dafs die schulärztlichen Sitzungen
in Bonn, Colmar, Mülhausen und Stolberg einmal im Jahr«
behuff' mündlicher Herichterstattiing und weiterer Beeprechungei»
geineinsiim mit der Schulkommiseion stattfindeu. Danebeu lauten auok
in diesen Städten die ZuRammenkünfte der Schulärzte unter »ich.
ihren AbschLuis hndet die Geschältstührung der Schulärzte in
dem alljährlich zu erstattenden Gesamtbericht Uber ihre Amts-
tfttigkeit. Nur wenige der kleineren Städte (ibergehen in ihrer
Dienstordnung diese Beriohteistattang gänzlich ; häufig aber wird auch
in gvoDMn Städten nur gana allgemein ein Soklnüibericht fär das Jahr
gafordart, ohne geoanere Angahea dartther, wea er enthalten soll. Man
darf annehmeD, dab in wesenÜioken der Berieht libeiall die in der
Wieehadener Dienstordnnng ansfshrlioh genannten Punkte m he-
handeltt hat, die sieh aueh in Tielen aaderen StBdtan «Mlieh oder
dem Sinne naoh erwflhnt finden:
1. Tabellansche zÜfonunäCsige Zuaammensteilnng der Resultate bei
den Untersnohnngen der Aufnahmeklassen, sowie auf besonderen
Formularen diejenigen jedes späteren Jahrganges.
2. Zahl der abgehaltenen Spreohstnnden hesw. fintliohe Besuohe
der Klassen.
3. Annhl und Art der wichtigeren Erkiankungsfidle, die in des
Sprechstunden zur Untersuohung gekommen sind.
4. Etwa erfolgte hssondere flnetltdie Anordnungen (BesohrUnknog
der XJnterriohtsstunden, des Turnens usw.).
6. Aasahl der an die Eltern gesandten schriftlieken Hitteilnngsn
und deren Erfulg.
6. Ansahl der unter „ftrztlioher Kontrolle" stehenden Sohulkinder.
7. Summai'ische Angabe über die in das Hygienebuch eingetragenaa
Beanstandungen bezüglich Lukalitäten usw.
Diese Berichte werden entweder von den einielnen SehnlirstsD
direkt an die städtischen Behörden (Bflzgenneister, SohuldeputatioD)
abgeliefert oder gehen vorher dureh einen Sammelpunkt (Äadtsrst,
Ohmann), der sie su einem Gesamthericht susammeostellt.
...... ^le
909
Man darf erw'arten, dafs m diesen Tabellen im Laufe der Jahre
«in sehr wertvolles statiflüsoheB Material über die normale und anor-
male £ntwiek)ung des Kindes im sohulpfliobtigvii Atter, Uber dm
£iiiflii(8 der Schule, der Jahreszeiten and der wirtsofaaftlioken Lag«
amf die kiadüolw -Gasondheit, aaoh wohl aber anthropologisoha Bt-
«•odttilfeeiteD einzelner Teile DeutMhknds sich ablagen i^d, wenn
JnrnMMt in koffoitliaii nklit aUw ümiir Zmkaaik «um iipiiiftimtftip
wad vor ■Hflo IHngaa dnliMliidit FnigwAelliiog ftr die wiohtigitti
T«Ue d«r MhnlSistUeheii Jahrsaboiohte unter den dentBohen Sllita
meUttit ni tee^gefUift aim wd. Vorlidig kt ilki nooh
tmliMider VimmIi. Die Becudile bMÜnn nvr OrllMlie IBedeataMr
nnd kOanan mit den TidMUen einer nndeien 6lnit wMA m
einem etntiilieuhuM Oeneen veninigt «eideii. Sie enid inteu—
smrabel.
Auf dem I. inieruationaien Kongrefs fiir Schulhygiene zu Nürn-
berg wurde in diesem Jahre der Versuch gemacht, Ordnung m diese
Dinge zn bringen und Vorschläge zu einheitlicher Fra|2:estöllang für
die schulärztlichen Jahresberichte auszuarbeiten als Vorbereitung för
die Besch lufstassung beim nächsten Kongrefe. Eine wichtige Vor-
arbeit liegt in der Sammlung und Verarbeitung aller in Deutachland
erecheinenden Schularztberichte. Herr Stadtarzt Dr. Oebbecke in
Bfeeleu hat diese Aufgabe auf sich genommen. Es ergeht daher an
alle zuständigen Stellen die Bitte» alljfthrlieh ein Ifixempfaur des
Jahresberiehtes an genannten Herrn /u übersenden, der audh lur Ter-
uittlnng Ten Tauschexempleren ewieoben den Interessenten noh bereit
«rUiit hat. (Siebe IneeratenteU Oteur ZeMkr)
Eine Verbedingong filr einheitliehe JabreBberiehte bildet aelbit-
Tent&ndlieh die Binfflbrnng gemeinsamer Personalbogen
fftr die firstnntersnelinng der Sehnlnenlinge. Ober diese
Sebemata, sowie Uber alle anderen anr Gesdiäftsfllbrung der Sohnl-
imte gehörigen Formnlaie wurde sebon in den Toiliergelienden
Abssbmtten ansfitbrlieb bsriehtei.
Den Schulärzten ist im allgemeinen nur die dienstliche Ver-
wendung der m ihren Schulen und an den Kindern gemachten Kr-
fehrungen und Beobachtungen gestattet. Veröffentlichungen aus diesem
Material sind ihnen nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der vorge8et/>ten
Behf»rde gestattet. Das Hygipnehnch, die Persorui! bogen und alle
tierhergehöngen Aufzeichnungen bleiben Eigentum dnr eutäpreehenden
Behörde und gehen beim Austritt aus dem Bchulärztüoheti Dienet
auf ilea Naeb£olger über.
27»
Digitized by Google
852
910
Mit dnnhavi lobenswttrtor Vomeht wird in «iaer AnMihl tod
Ili^nstordooDgeD, von denen nur Frankfurt, Leipzig, Magde-
burg, Planen, Beiehenbaeli und Zwiekan erwfthnt aeiio,
den Schnlfinten rar Pfliebt gemaobt, bei allen ünterraobnngeo
die strengste Rücksicht auf die behandelnden Arzt© zu nehmen.
,,Sie haben es sich zum Üiuüdsatz zu raaelieü, lu üllea Fülleij, wo
behandelnde Ärzte zuf?ezogen werden, nur im Einvernehmen mit
diesen eine UntersuohuDg Yorzuoebmeu bezw. ein Zeugnis ans-
anstellen."
Die groiöte Gefahr, mit dem Hansanst in Kontiikt 7.n geraten,
besteht im Schularztwesen dann, wenn trots; eines vorliegenden bans-
irstliohen Zeugnisses vom Schalarzt eine neue üntersnchang nnd ein
neues Zengnia gefordert wird. Die Nürnberger Dienstordnnng hat
fttr dieien gewifs seltenen Fall besondere Vorsieh tsmaCsregeln ge-
troffen nnd die JSoteebeidang daraber nicht der Schnlinspektioii
ftbarlaaeen, eondam einem beeondeian Magiatratsbeeohinili vor-
bebalten:
§ 11, Sohlnfssatz: „In besonders dringenden f Allen sind die
Lehrer befugt, anlserordentlioha Unterenehnngen einzelner Kinder
ibrer Klasse bei der Inspektion zu beantragen. Diese Untersnchnngen
können in der Spraobstonde des für die Sebnle an^eateliten Sehnl-
antas ▼orgenommen werden. Wenn trota eines Torliegendeo
irstliohen Zeugnisses ein Antrag auf sehuläratiiche
Untersuchung eines Kindes gestellt wird, so ist der-
selbe durch die Inspektion dem Magistrate sur Ve^
besoheidung vorzulegen."
Vm. SeUnfswcrt*
Beim Rückblick auf den Werdegang des Scbularztweseas im
Deutschen Keiohe kann nicht yerkanot werden, dal's zwar in schaffeDS-
freudigem und zugleich besonnenem Ringen nach klar erkannten
Zielen manches Ghite erreicht worden ist^ da& aber sowohl in der
geographischen Ausbreitung, als auch in bezug auf die verscbiedeneii
Schulkategorien und auf die anständigen Behörden die weitesten
Lücken klaffen, zum Teil sogar kaum noch die ersten Anftngv 1*0-
merkbar sind. Von der 56 Millionen zäblendsn BeyOlkening
0eutBohen Beidhes besitat bisher nur etwa der sechste Teil (fvai
9500000 Einwohner) schulMüche fünrichtnngen. Im II. Abed)nHt
Digitized by Googl
911
258
Digitized by Google
IMr
919
dluses Berichtes* findet lioh «ine BeroohntiDg, wieTiel Etinwohner in
dm «iDielDen finndeMteten auf ein«! Seknlant koiiiiD«ii. Die hi«r
«Bgtfllgte Tabelle briogt die BeraehDimg aum grapliiaehfln Avadnek,
wie Tiele Sdinlftrite in 4bd. emaelnen PioTinien und Staaten im Dvob-
telinitt anf 1 Million Ebiwoliner antbllen. Ala Nonn hat dabei Met
ningen zu gelten, der einsige Staat in Denteehland, deaeen Sohnlea ii
diaaer Besiehung allgemein nnd gnt Tenoigt rind; ee kommen u
Iftebingen anf etwa V« Million Einwohner 35 Sohnlttnte, tbo
reehnenech anf 1 Million deren 140. Wie weit sind davon allt
undereu Gebiete entierbt, gauz ubge^elitsu davon, dafs in 13 aller-
dings meist kleineren Staaten auch nicht einmal der Autang schul-
ftnstlicher Einrichtungen g-emacht ist. Noch weit ungleichraftfsiger
ist die Versorgung der verschiedenen Scbulkategorien aos^efall*»!!.
Am meisten ist geschehen für die stiidtibchen Volksschulen und ftif
die allerdings nur spärlich vorhandeneD stftdti&chen MittelschulpD.
Höhere MadohensohaleB, Handelsschnlen nnd Realanstalten. AIl^
andere ab«r, was davon nach ab- nnd aufwärts liegt: die Lflo<f-
eehulen einerseits, die staatlichen höheren Lehianttalten anderseits,
iat nnberflhrtes Gebiet^ mit Ausnahme wiedenim der meiningischea
uad aum Teil auch der heniflehen Staateamtatten nnd Doiftohalea
Ek hat eben biaher in den dentadian leknlintliehan Einriohtong«
die Gemeinde aUea gaiui, der Staat aber niebts — immar wiedc
mit Anmabma Ton Ifeiningan nnd Hessen. Dir Staat hat «A
darauf besohiSnlct» die Wiaab«lsoer Mnstsninriehtnng an uatersoebfls
nad den Stftdtso rar Maahalmmig m ampfohlen, ftr seine eigeo«
Sdinlan aber hat er die KonasqnsBMn daians niebt gezogen,
ist gewils an beklagen, hat aber doeh ▼ielleieht iBr den inneiti
Ansban des Scbularztwesens gewisse, wenn auch unbeabsichtigt»
Vorteile gebracht. Die hygienische Anlbieht über die Schulen ist
eine juuge, noch nicht ausgereifte Angelegenheit. Ein bnr*
knitiscbes Eingreifen und Reglementieren voo selten des Staates
wjire violieicht wie ein Frühfrost luif maochen entwicklungsfahigt-n
Keim gehtllen. Was der Staat macht, geRchiel^t durch Juristen,
oft genug unter sorgsamem Ausschlufs fachmännischer Berater, uod
wenn eine Verordnung erfolgt ist, dann ist sie gnt und wird von
oben mit Zähigkeit gegen Verbesserungen verteidigt In der Obbnt
der Sttldte aber hat sich die SohularisteinnohtaDg im freien Wett-
bewerb entwiekeln können. Die Sehnlaiaiozdnnngan wurden aator
* Dirne ZtHuknft, Jahr«. 1908, Mr. a, Seite II« «XH).
Digitizeu Lj vjüOgle
913
Berücksichtij^unji^ der vorliegenden E^r^ahrungen, im Zusammenwirken
Ton VerwaltuugsbeamteTi . SchulinäDnern , Ärzten und Technikern,
und mit Anpasstiug an die örtlichen Verhältnispe ausg-e;ii lif iter. .lode
spjit(ir eini^eführtn Dienstordrinn«? hnt Vdrtfil 'j;(''/.oi:eu uns den Er-
OfthruDgeD der schon länger besteheoden EinrichtUDgeo, und die Pioniere
dee Sohalarztweaens in Deataohland, Leipzig. Dresden, Nürn-
berg haben nach mehrjäluri^r Erprobung ihm ersten Einrichtung
nicht gezögert, den seither anderwftrts gemachten Fortschritten niich-
Mglioh «Mb bei aiob Bingaag so jfmohaSen, indem sie ihre Sehnl-
•ntordsimg eigtaiten und Terbesserteo.
Vor kttfiem hat man in Mannheim den Venneh gemacht,
dem aohiilirstlichen Dienat eine gana nene Fonn an geben dnroh
Anatelliing einea Sehidantos im Hanptamt, ohne Frivaftpiaxia. Zor>
Mit veimag niemand an sagen, wie dies bewlhren wird and
eb darin ein neuer Typus des Grofsstadt^Sehnlaiatos erblickt werden
darf. Sicher ist ab«r, dala solche nutsraehmende Regsamkeit ge>
eignet ist, unsere Erfabrongen fiber das Schal arztwesen zu beieiobenij
uiiöere Erkenntnis zu vertiefen und abzuklären.
Dies alles hätte sich ganz anders abgespielt, wenn der iSuiut
von Anfang' an die Sache in die Hand genommen hätte. Wir
waren /war schneller zu iillgemeiner Einführung' der Schulärzte ge-
langt, doch hiitte ein guter Teil Hu reaukratismuß Und Schematismus
nit in Kauf genommen werden müssen.
Für die gröfseren und selbst kleinen Städte, sofern sie wirt-
schaftlich stark genug sind, dürfte auch in Znkonft der Gemeinde-
sehularzt dem staatlich angestellten vorzuziehen sein. Die Land-
gemeinden jedoch können die Staatshilfs nicht entbehren, nnd sie
wird ihnen früher oder später gewährt werden müssen.
▲och die staatlichen höheren Lehranalalien sind des Scholantes
tielleieht in etwas anderer Gesialt, aber sicher nicht in geringerem
Qrade bedtttftig wie die Volkssehnkn. Viele ans graner Vorseit
stammende Gymnasiaigebände, auch manche gans neue, aber mit
naiirem Anfteraehtlassen der ftudamentalsten hygieuisohen Grondsfttae
hingestellte Staafsschnlbanten sdirnen fbrmlich nach dem Schnlarst.
Wenn im Gesondheitsanstande der höheren Schulen dnroh das Seltener-
werden der akuten Infektionskrankheiten eine günstigere Lage im Ver-
gleich zur Volksschule erkennbar ist, so treten dafür die Pubertätsjahre
mit hygienisoheu Aufgaben anderer Art herv^or, und es verlangen
die wachsenden Ansprüche an die geistige Arbeitskraft erhöhte Vor-
^oki und Aufsicht, um dem Individuum sein Hecht gegenüber den
256
914
allgenieul gestellten und ailgemem durciigefulirten A.iiforderuügeü
der kSchuie zu wahren.
Da5!u kurnmt dann noch die wichtige und d [in k bare Aufgabe
für den kiioftigen Schularzt der höheren Tjehranslalten, Unterricht
in Anthropologie und Hygiene zu erteilen, wie dies m yieleo
Schulen des Auslandes, z. B. in Ungarn, langst geschieht.
Dem Staate bleiben also noch Aufgaben genug, sobald die
waoh«ende AuBbroitang der Schulärzte in den Städten und die hier-
durch immer mehr ins Volksbewurstsein driogende Erkenntnis tob
der Nützlichkeit und Wichtigkeit aoholhygienischer Aufindlit einen
genfigend starken Druck nach oben auAgeAbt haben wird, um die
snatftndigen Behörden auf diesen Weg sn drftngen. Dann wird
man anoh nioht nmhin können, dem Heer von staatUoben Sohul-
ftnten, das alsdann erforderlioli sein wird, einen Geneialsiab sn
geben in Form einer scbnlhygieniscben Abteilung im ünter«
rieht sministerinm. Qewiase Teile der sdralbygienisoben Ober^
wadinng können niemals in die flttnde des Ortssdhnlarstes gelegt
werden, sondern mOssen einer sebnltatlioben JSenttalstelle vor-
behalten werden. Dabin gehören u. a. die Hygiene des Sobnl-
gehäudes, die Hygiene des Unterrichts und den Grundzügen nach
auch die Hygiene der ünterricliismittel. Japan, der jüngste Schüler
europäischer Kultur, ist dinü unser Meister und Vorbild gewurden;
es hesitzt längst eine achulbygienische Abteilung in seinem Unter-
richtsministerium und schickt den Direktor diesem Amtes auf jahre-
lange Studienreisen durch alle Kulturstaaten Europas.
AVenn dieses Zukunftsbild sich verwirklichen und der Staat für
Einführung allgemeiner scbolhygienisober Überwachung gewonneo
werden soll, so kann das nur unter der Voraussetsong erwartet
werden, dafs sich die bestehenden Sohularzteinriohtnngen bewähren,
dafs sie der Sobnle den erwarteten Nutzen bringen, und dais die
TOn den Gegnern propheseiten Schwierigkeiten nnd Mifsstftnde £sta
bleiben.
Die Leistungen und hygienisohen Erfolge des Sobularstes sind
schwer in Worte und noeh sohwersr in Zahlen su fiusen, nicht
nur, weil die ganae AmtsfiHbrnng noch au neu ist, sondern auch
infolge der oft unseheinbaren Kleinarbeit und der Imponderabilics,
um die es sieb dabei bandelt Ein starker Beweis för die Tflehtig-
keit unserer schulärztlichen Einrichtungen liegt darin, dafs aUjShr-
lich eine wachssende Anzahl von Gemeindeverwaltungen mit Neu-
eiufuhruug vou Schulärzten finanzielle Opfer bringt, und da£» die
...... ^le
915
in der Lehrerwelt anfangs reoht kräftig 8iob ftaiflemde OppontioD
Tcm Jahr m Jahr mehr verstummt und in warme Anerkenniing
nah umzuwandeln beginnt Ziemliob allgemem gilt dies jetzt von
den Volkssohnllehrem. JBb iat überaus lehrreich, bei Durohaidit
der einachligigeii Litefatar sn beoboehten, dab die heftigste Ghgner-
sobaft in jenen Lehrerkraflen sntage trat» die noch keinen Sehnlaist
am Ort hatten nnd nur der IVureht Tor dem Unbekannten Anedniok
gaben, dab aber die «tete waohaende Zahl pädagogischer Fürsprecher
der Sehnlaniebriehtu Ilgen anf eigene Er&hrongen sieh stfitst.
Wer seine Gegner sn überzeugen vermag, verteidigt eine gute
Saehe.
Anderseits ehrt es beide Teile, wenn sich Gegner nach ehr-
licher Fehde die Hand reichen. Die von ])ädagogischer Seite gegen
den Schularzt geltend gemachten Gründe entsprungen zumeist ernster
und pflichteifriger Auffassung des Lehrerberufes. Die ritterlichen
Gegner erkannten aber im Arzt willig den Fachmann auf hygieni-
schen Gebiete an und setzten aucli bei ihm sachliche und nicht
persönliche Motive voraus. Keineswegs als Typus, sondern im
Gegenteil als seltene Ausnahme sei indessen eine schriftliche Antwort
mitgeteilt, die der Leiter einer angesehenen höheren Lehranstalt anf
die Frage erteilte, wie er über die Einführung von Sohnlärsten an
Gymnasien denke:
„Ich halte dies nfltslieh für die Ärste, nioht für den
Betrieb der Sehnlel"
Armer Mann, der so bar aller Ideale ist, da(s er aneh bei
anderen nnr onUntere selbstsüehtige Beweggründe anzunehmen ver-
msgl Bedanemswerte ZügUnge, die von solohem Ersieber ihr ethi-
sehes Rüstseng fbzs Leben empfangen sollen!
Der Lehrer nnd der Yerwaltungsbeamte, der Arst und der
Arehitekt müssen in einem geordneten Sehnlwesen zusammenwirken
für die gesunde geistige und körperliche Entwicklung der Kinder.
Der Schularzt ist der jüngste in diesem Kreise, er ist ungeladen
gekommen und hat im Anfang mit etwas unbequemem Nachdruck,
seine Zugehörigkeit geltend gemacht. Dennoch .sollen ihn die
anderen drei nioht scheel ansehen . denn indem er mit ihnen für
das Wohl der Schüler sorgt, bringt er zugltich jedem von ihnen
eine wertvolle Gabe. Die Gemeindeverwaltung wird ihre auf den
Schularzt gewendeten Ausgaben reichlich ersetzt sehen durch den
Zuwachs von Arbeitskraft und Volkswohlstand^ den jedes gesunde
nnd krftftige Kind beim Austritt aus der Sehale dem Erwerbsleben
916
BüfiEIhrt. Die Arebitekten Terdanken den äntliohen Arbeiten so
manobe Anngnng für ibr Fach; bat doob z. B. die angenärztlicbe
FordeniDg eines geaflgwideD Antoib von direktem Himmeleliebt fär
jeden Sebttlwplate gendero amwälzend enf Lage- und Baaplan dee^
inodenieii Sebvlhaiiaee gewirkt. Die Sehvlmiiiiier aber mOgen sieb
bewvAt bleiben, dab alle ftof die Hygiene der SebnUdnder verwendete
Soig< in gleiebem Mafte aneb der Hjgtene der Lebier sutatten
kommt
d by Googl
Mts^hrifl fiir Seknlgesudheitopllege.
Sachregister.
AMtlMQerSaininelveraiii „Habtiia'* imd
nnä seine Bestrebiinpffn San Batten
armer Schalkinder
Abitwientmiprliftinfr, Beseitigung 872.
AltnorrriL' Kinder, Unterstützung der
Prophylaxe der Nerven- and Geistes*
krankheiten durch unterrichtliche
Behandlung 463.
Abortanlagen 211
Abstinenz in der Jugend 568.
AdenoiäeVq(«Utionen, staatliob« Unter-
suchonfren über das Vorkommen, bei
Schulkindern in fioUaud 88.
Äntliehe Anfriobt der Berliner Tevb-
sturamenanstalt 155.
— Untersuchung der Kinder in Schulen
und Anstalten, Notwendigkeit der 91.
der in den Jahren 1901 und
1902 ins schnlpfliclitige Alter ge-
laugten Kinder in der Schweiz 644.
Asthesiometriwbe Unterendiang, eine
510.
Akute Exantheme b96.
Alkohol, die Lehrer g^en den 1D9.
— was kann die Schule SU deieen Be-
kämpfung tun? 32.
— und Leistungsfähigkeit der Turner
82.
— und Schule 410. 5%. 5&&.
— und Volksschule b^b.
Alkobolfrege und dieetndierende Jugend
736.
— Lesestücke in Sehalbüohem öber
die 418.
Alkoholgenufi, schädlicher Einflufs auf
die Leistungafiihigkeit der Schul-
kinder 146.
— von Scbolkindern in Berlin 724.
ScbalgemmdbelUyllege. XVIt.
Alkoholgen ulo von Bdinlkindern in
Gera 814.
— in Thüringeu 189.
Alkobolbaltige Getrlnke, Verbot der
Verabreichnng bei Ibitlidien An-
lässen 8d0.
— und Schulkinder in Wien 419.
Alkoholismus, Kenpf ^ßgen die Ver>
eine mit Trinlc^wang Inden höheren
(^Mittel- jSchulen 417.
— und Körperübungen 344.
Alltob olmif^bmu eil durch Ammen und
Kinderwärterinuen and dessen Ein-
fliilii eaf die Kinder 764.
— durch Schüler RBO.
Ansteckeade Krankheiten, Anmeldung
in deu Kindergarten 139.
— — Auftreten von, in Familien der in
Schttlhänaer wohnenden Sohnldiener
335.
— — Hendbabonff der Verordnung
über Sdinlameeblofe bei, in ZSrieii
508
AntialkoboKecbee Flugblatt ftir die
Schule 806.
Antialkoholischer ünterrioht in der
Schule 814.
Antiqae, gegen die 899.
Arbeit und Erholung an den höheren
Lehranstalten 719.
Arne Sehnlkinder, Bettrebnngen dee
Aachener Sammelvereins „Hebene*
sum Besten derselben 386.
Füreorge für, in Dasseldorf 166.
— — Speisung, in Stettin 500.
— — nnentgeltliche B«'mitzQng der
Volksbäder durch, m Wien 410.
Anociationeaiethoden 468.
46
Digitizeu Lj ^oogle
918
AtbleticB, Reffulaiion of — what next?
m.
Aufsieb tJiperBonen, krankhaft veranlagte
und sittlich defekte, Qefihrdung der
Kinder durch 759.
Ange, Hygiene des, im gesunden and
kranken Zustande 261.
AugoneMtzündungen rTraohome) 22.
Angenbygiene und Zeichenunterricht
m.
Augenuntereuchungen in den höheren
Lehranstal teu
— an Schulkindern in Tübingen 647.
Ausbeutuntf der Jugend in Hessen IML
AuBstellunK, schulhygienische, in Num-
berjf lüS
— Ödbul- und hygienische, in Königs-
berg L Pr. m
Badekaren ond Schale 5fi5.
Badepflicbt, Obligatorium ffir Schul-
kinder 648.
BSder für Gemeindeschüler in Berlin
154.
Bedürftige Schüler, Fürsorge für, in
Zürich (Stadt) ISIL
Fürsorge für, im Kanton Zürich
im Jahre i:)03
— — Speisung, in Kaiserslautern 407.
und Kleidung, in Zürich 409.
— — Versorgung mit Nahrung und
Kleidung im Kanton Bern 562.
BefabignnfiT, gegen die Schulertrennung
nach UÜL
Beleuchtung, Acetylenlicht
— Bogenlicht, indirektes oder halb-
diffuses Gaäglühiicht für Erziebungs-
und Unterrichtsanstalten .30.
— Ei nflufs verschiedener Vorbangstoffe
auf die '217.
— HelligkeitBprüfer 21fi.
— indirekte 219.
— Kitsonlicht 21iL
— künstliche 244. 687.
— Messung 21&
— Milleniomlicht 21ß.
— natürliche ()8t>.
— Tageshcht ÜIK
Bek'uchtuugsfrage 639.
Beköstigung von Schulkindern im
Kreise Malmedy il^
Berliner Blindenanstalt
— Oemeindescbulen, Statistik 560.
— Kinder, Wachstum während der
Scbuljabre 25
Berufswahl und Schularzt 35.
Bleistifte als Diphtherieverbreiter 82.
Coeduoation in den öffentlichen Schalen
Amerikas H5Q.
Desinfektion entliehener Bücher 94.
Diphtherieverbreitung durch Bleistifte
3L
Druck von Büchern and Zeitschriften
2fi2.
— — Sohalbfichem, Untersuchungen
über 2.
Dürftige Schulkinder, Notwendigkeit
der Fürsorge, s. Bedürftige Schüler
33ß.
Eisbahnen 2E5.
Epidemie, Schliefsnng von Schulen
beim Ausbruch einer 339.
Epilepsiefälle, Untersuchung in den
Schulen zu s'Gravenhageund Scheve-
ningen 88H.
Erholung und Arbeit an den höheren
Lehranstalten 719.
Erholungsstätten.öffentlicheund körper-
liche Krziehung, Ausgestaltung bezw.
Förderung durch die Stadtverwal-
tungen 403.
Erkältungen, zum Schutte der Schul-
kinder gegen, in Düsseldorf 161.
Erm üd u n gsm essungen, praktischer Wert
der 51)0.
Ernährungstherapie, kurze Orundzüge
m
Erziehung, gemeinsame 257. 650. HOL*.
Erziehungsanstalt für verwahrloste
Mädchen in Basel 153.
Erziehungspolitik der StädteTerwal*
tungen 808.
Exantheme, akute 89tL
Experimentelle Didaktik, Wesen und
Bedeutung 55Z.
Fahigkeitsabteilangen in der Volks-
schule m
Ferien 26.
— Dauer and Lage für die Volks-
schulen 893.
— Zusammenlegung der Sommer- und
Herbatferien §^
Ferienkolonien 235.
— in Berlin 428.
— 25 jähriges Jubiläum der Berliner
891.
— in Stettin 500.
— Einderunterauohung für die, in
Stotün 502.
919
Ferienkolonisten, zur Aoswahl der 182.
FerienordnnDg, Abänderung in Harn*
buri? 251.
Ferieuspiele in Berlin, aber die M5<
Foribildangsschnlzwang für Mädchen
33L
Fraaenkleidong, Belehrung über die,
in der Schule 145.
Freie Plätze in den Städten für Jugend
und Volk, Vermehrung derselben 332.
Fufflballklubs, gegen den Beitritt von
Gymnasiasten zu 658.
Fafabekleidung, warme für Schulkinder,
Farsbodenanstricb mit ölpräparaten,
Ergebnisse der Versuche von 42L
Fufsbodenölanstrioh in den höheren
Schulen Hannovers ^17.
Fufsbodenöle, staubbindende, und Lig*
nolstreu als Ersatz 151.
Fufsböden, welche, sind für Schalzimmer
in hygienischer und technischer Rich-
tung geeignet? 727.
— und Wände, über den Anstrich der,
in Schulzimmem Iß5.
Gasglühlicht, halbdiffuses oder indi<
rektes Bogenlicht für Erztehungs-
und Unterrichtsanstalten 3Ü.
Gebrechen, geistige und körperliche
Untersuchung der neueintretenden
Schüler auf das Vorhandensein von,
im Kanton Zürich 667.
Gedankenlosigkeit 466.
Gehimarbeit, Norm der andanemden
täglichen 149.
Gehöruntersuchungen bei Schnlrekrnten
161.
Geisteskrankheiten des Kindesalters mit
besonderer Berücksichtigung des
schulpflichtigen Alters 861.
Geistesstörung und Verbrechen im
Kindesalter 815^
OeistefitHtigkeit und Haarfarbe 137.
Geistige Entwicklung der Kinder, Ein-
flufs der sozialen Zustände auf die
" Ermüdung, Messungsmethoden ß82i
Gemeinsame Erziehung der Geschlechter
252. S5Q. fiQ2.
Geradesitzender Schüler beimSchreiben
Gescblechtertrennung od. Geschlechter-
Vereinigung im Unterricht 120.
Geschlechtsleben, Hygiene dos 571.
Geschlechtliche Verirrungen während
der Kindeljahre und ihre Folgen
428.
GesundheitspBege, Bibliothek der 61L.
— öffentliche Jahresversammlung des
deutschen Vereins für, in Danzig
m.
— der Sohu^ugend, Empfehlung der
Broschüre von Dr. Leo Burgerstein
259.
— in den Hilfsschulen Sfifi.
— in den Pariser Schulen 889.
— im Kindesalter 44,
— Organisation der, in den Geroeinde-
schulen der Stadt St Gallen ZEä.
— in der Volksschule von Nieder-
österreich 800.
Gesundheitliche Beaufsichtigung der
Erziehungsanstalten seitens der Kreis-
ärzte 814.
— Fürsorge für Volksschulkinder in
Bayern 154.
— Regeln für das Spielalter und das
Schulalter 513.
Gesundbeitssehädigungen in den Mittel-
schulen 8IIL
Gesundheitsschädliche Vergnügungen
der Schulkinder 821.
— Schullokale 41L
Gesnndheitsstatistik der norwegischen
Volksschulen 429.
Gesundheitsverhältnisse der Berliner
Gemeindeschulkinder 651.
— der Leipziger Schulkinder 808.
— in den Pariser Volksschulen
— der Schulkinder in den Wiener
öffentlichen Volks- und Bürgerschulen
412.
Gesundheitsunterricht, obligatorischer,
in allen öffentlichen Schulen Eng-
lands 890.
Gesundheitszustand des Lehrpersonals
der Volks- und Mittelschulen 2äQ,
Giftige Kreiden 3L
Granulöse 149.
Qröfflo und Gewicht der Schüler, Unter-
suchungen, in Berlin 155.
Gymnasiasten, Wachstum der 649.
Haarfarbe und Geistestätigkeit 137.
Haftpflicht der Lehrer für brutale Über-
schreitung des Züchtigungsrechtes
— der Lehrer in Württemberg 152.
HandarbeitsuDterricbt für ijuhwach-
sinnige 39.
Hände, gleichmärsigc Ausbildung 252.
Haasarbeit in der Elementarschule im
Zu!*afnnienbaug mit der Zulassungs-
prüfung für das Gymnasium und die
Realschule 246.
46»
920
Hausaufgaben, über die 656.
— Abschaffung der, äber den Sonntag
USL
— Beachrinknng der, in den Wiener
Schulen 509.
— in den Elementartchalen von Utrecht
BQL
— Einschränkung der, in Zürich 560.
Hau8haltung8-{Koch-)Unterricht 23iL
Hautkrankheiten, über die, in der Schule
2S&.
Hefte für Schulkinder, Norraalbestim-
mungen über die Beschaffenheit M.
Heizang der Schulen Bfid.
Helb^keitsprufer 216.
Herztätigkeit, EinÜuIs der Jngendspiele
auf die 501.
Hilfeleistun)^, erste, bei Unglü'ckafällen
in der Schule 39.
Hilfsschule, Anschauungsmittel 104.
— Fragebogen betr. Schülerunter-
süchunpf IIa.
— GebäudeanIage,Einrichtung, Mobiliar
101.
— Lehrmethode HL
— Lehrmittel 10").
— Lehrplan 10<).
— Notwendigkeit und Wirksamkeit
des Arztes in der 92,
— Schüleruntersuchung LUL
— Stundenplan 108.
UilfMchalen, GesundbeitspBege in den
8Üfi.
— für Schwachberähigte 236.
Holzscbuhe für Schulkinder in Hilden
Ifil.
Hütekinder, traarige Lage der, in Ost-
elbien 3aL
Hygiene, Erziehung der Schuljugend
zur im
— kleines Lehrbach der 660.
— pädagogische, Museum für, in Padua
— als Lehrgegenstand in den bayeri-
schen Schulen 890.
— der Mädchenschulen 25L
— soziale 365.
— des Unterrichts 367.
— des Auges im gesunden und kranken
Zustande "äxL.
— des Geschlechtslebens 571.
— des Herzens im gesunden und
kranken Zustande 511.
— des Magens, des Darmes, der Leber
und der Niere in gesundem und
krankem Zustande 511.
— der Nerven und des Geistes in jre-
Bundem und krankem Zustande 175
— des Ohres im gesunden und kranken
Zottande 429.
Hygiene des Sehvermögens in den
Schulen von Mexiko 563.
Hygienischer Unterricht, elementarer,
in den Schalen ilfi.
Hygienische Einrichtungen der höheren
Schulen in Mülhausen 327.
Untersuchung der sämtlichen
höheren Schulen in Preufsen auf 25iL
— Verhältnisse der ländlichen Volks-
schulen des Bezirksamtes Kaisers-
lautem ßaS. ISÖ.
— Winke für die Schuljugend 82E,
Impetigo contagiosa 296.
Impfung, Förderung durch die Lehrer
— Förderung darch die Schale in Wien
164.
Infektionskrankheiten, aknte, Frage der
Karenz des Schulbesuches nach 43iL
Jugendspiele, EioÖufs auf die Herz-
tätigkeit 5aL
— Verein zar Förderung der. in Bannen
15L
— in Dresden 500.
— in Metz 332.
— in Strafsburg 646.
Jugendspielplätze in Berlin 330.
Jugendwandem, Förderung des, in
Berlin Q4L
Keuchhusten, Mafsnahmen gegen die
Verbreitung durch Kindergärten 40,
Kinderarbeit in gewerblichen Betriehen
ML 5HI
— im Haushalt und Landwirtschaft 232i
— vermehrte, in der Landwirtschaft
Kinderarbeitskontrolle darch dieLehrer
418.
Kindergarten, über die soziale Be-
deutung des 497.
Kindergärten, Anmeldung ansteckender
Krankheiten 139.
— Mafsnahmen gegen die Verbreitung
von Keuchhusten dnrch 40,
Kinderffcfahrdung durch krankhaft ver-
anlagte und sittlich defekte Aufsichts-
personen 759.
Kinderschutz in den Vereinigten Staates
von Nordamerika
— in England 411.
K indersch utzgesetz, zur Ausführung des,
in Hamburg 412.
Kinderschutzgesetze, Mitwirkung der
Lehrer bei der Ausführung, in Hessen
25fi.
Eitsonlicht 21fi.
£leiiikinderbewahraii8talten in Zürich
15&
Knabenhandarbeit
— XVI. KoDgre£s des Deutachen Vereins
für, in Worms 416.
— erziehliche 513.
— Lehrerbildungskurs für, in Biel 334.
Koch- und Haushaltungsuuterricht 233.
Kongrefs, technisch - hygienischer, in
Kopenhagen 136.
Körperbeechaffenheit der Schulkinder
in Chemuitz 8QL
Körperpflege in Schule und Haus, Verein
für, in Elberfeld 3aL
— durch Waase ran Wendung 169.
Körperübungen und Alkoholismus 3M.
Körperliche Ausbildung 874.
Körperliche Erziehung der Schuljugend
251.
Förderang durch die Stadtver-
waltungen und Aasgeataltung der
öffentlichen Erhol unratStten 403.
— — Gegenwart und Zukunft 816.
Körperliche Leistungsfähigkeit derJung-
raannschaft 650.
— Übungen an höheren Lehranstalten
505.
— — Vermehrung der, in Bayern 248.
— Züchtigung in einer Volksschule des
Kantons Zürich 81L
Körperliches Gedeihen der Jugend,
Sorge für 41L
Korsett, das, in der Schale 665.
Korsettragen der Schulmädchen 420.
Kraft, Dr., die Rezensionen des 44<
— Antwort darauf 45ii
Krankhaft veranlagte and sittlich de-
fekte Aufsichtspersonen, Gefährdung
der Kinder durch 759
Kraakheitsübertragungen durch den
Speichel der Schüler, Sicherheita-
mafsregeln SS4a
Kreiden, farbige, Verwendung su Unter-
riohtszwecken 165.
— giftige 37.
Kreisärzte, Teilnahme der, an den Kreis«
lehrerkonferenzen 166. 267. 259.
— Schalbesichtigungen der 128.
Kanaichtigkeit SiL 845.
Iiändliohe Fortbildungsschulen, Gesetz
über die Verpflichtung zum Besuch
der, in Hessen-Nassau 607.
Lehrer, Haftpflicht des, bei brutaler
Überschreitang des Zttchtigungs-
rechtes 566.
— aar Statistik der Nervosität beim
804. 64S. 713.
Lehrer, neurasthenisohe 804.
— und Schularzt, einträchtiges Zu-
sammenarbeiten 336.
Lehrerbildungskurs für Knabenhand-
arbeit in Biel
Lehrertag, VL allgemeiner, in^Bndapest
Lehrerinnen, mangelhafte turnerische
Vorbereitung 55S.
Lehrkräfte, Heranbilduug for den
Unterricht von schwachsinnigen Kin-
dern ISSL
Lehrpensen und Lehrtiele, Hafs der, an
höheren Unterrichtsanstalten 770. 853.
Lehrpersonal, über das Verhalten des,
bei Unglücksfällen I3L 812.
— der Volks- und Mittelschulen, Ge-
sundheitszustand 250.
Lehrpersonen, Ausfertigung amtsSrzt-
lieber Zeugnisse für 340.
Leibeserziehung, Kolonie für liä.
Leibesübungen (Bewegungsspiele) 233.
2M.
— besondere, fQr engbrüstige and sko-
liotische Kinder 322.
! — zwei Tafeln für 813,
Lesen und Schreiben im ersten Schul-
jahre 253.
Lichteinfall 685.
LignoUtreu als Ersatz für staubbiudende
Fufsbodenöle 161.
Luftfilter 220.
Lüftung der Scholen 65B.
— der Schulen in Wien 423.
Lüftungs- und Heizeinrichtungen 219.
Lungenschwindsucht, zumKampfegegen
die 815,
Madchen, FortbildungsBcholzwangfur 3.
Mädchenschulen, über Hygiene der 257.
Mädchenturnen in den Volksschulen 325.
— ein Wort zum deutschen 800.
Mannheimer Sonderklassensystem 81L
— Versuche damit in Leipzig 8LL
— das, vor einem medizinischen Forum
Ö8L
Masern, über die Bedeutung der Ab-
schuppungsperiode für die Weiter-
verbreitung 805,
Masseuschulen, moderne, gegen die 330.
Mathematisch • naturwissenschaftlicher
Unterricht, Reform des 849.
Messungsmethoden der geistigen Er-
müdung 682.
Milch zum Frühstück für Gymnasiasten
in Nearnppin 417.
Milchfrühstück für Schulkinder in Han-
nover 812a
922
Milchkar für Schalkinder in Solingen
MilleniamUcht 21&
Mittagpause 25.
Mittelschule, Aufwand und Erfolge, Tom
Standpunkte der Matter 898.
Hütterabende 41S.
]Vachmittag8unt«rricht für die höheren
Lehranstalten 8DiL
Nahrnngabedürfnis der Elementar-
schaler 617.
Nekrologe: für Schmid-Monnard f L
— für Alexander Spies« f IM.
Nervenkranke Kinder, Schulen ftir 1()7.
Nerven- und Geisteskrankheilen, Unter-
stützung der Prophylaxe der, durch
nnterrichtliche Benandlang abnormer
Kinder 463.
Nervöse Ersoheinungeu bei Kindern
Nervöse Störungen 846.
Nervosität, erste Zeichen der, des Kindes-
alters 2iML
— zur Statistik der, beim Lehrer äüi.
543. 2JJL
— und Neurasthenie und deren Heilung
512.
Neurasthenie und ihre Behandlung 2ßl.
Neurasthenie und Nervosität und deren
Heilung hl2.
Neorastheniscbe Lehrer 304.
Ohr, Hygiene des, in gesundem und
kr«nkem Zustande 429..
Orientierung des SchulhauBes üSiL
Padua, Schülerfrähstflck, das in 610.
Pädagogische Bausteine Ölfi.
PädagogisLbe Hygiene, Museum für, in
Padua 335.
Pedikulojis (Läusesucht) 297.
Prügel pädagogen 763.
Prügelstrafe in den Schulen, Beseitiguug
in Hessen 813.
— in der Fortbildungsschule 242.
Prurigo iiüL
Psychopathologie, ein Gegenstand der
Pädagogik 811.
Reinhaltung der Schulhäuser und
Öchuhimmer 258. ISiL
— der Schulen in Holland 5ti2.
Reinhaitang der Schalen in Norwegen
8L
— der Turnhallen 157.
Reinigung der Schulzimmer 6fiL
— der Schulstuben in Anhalt 655.
— und Ordnang der Schalräume in
Hannover 891.
— der Schulräume dareh die Schal-
kinder m 813. 8SÖ.
Rückgratsverkrümmungand Schale 149.
— und Schulbank 321.
Samariterdienst för Schulen 224.
Scabies (Krätze) 297.
Scharlach, über Qewichtaveränderangen
im Verlaufe des 332.
Schiefertafel 23L
Schmid-Monnard f, Nekrolog L
Schnee9chahe für Schalkinder 152.
Schreiben and Lesen im ersten Schul-
jahre 253»
Scbulalter, gesundheitliche Regeln für
das 513.
Schularztfrage 23L
Schularzt and Berufswahl 35.
— and Lehrer, einträchtiges Zusammen-
arbeiten 336.
Schulärzte, über die Aufgaben der, für
die öffentliche Hygiene 892.
— ländliche 639. 798,
— in Brünn, Bericht der 122.
Schulärztliche Untersuchangen in Dres-
den 5D4.
SchulauflHüge 813.
SchulauHStattung 225.
Schulbäder 231.
— im Kreise Arnsberg 5Ö1.
— in Halle UL
— (Volks.) in Holland 642.
Schulbank, zürcherische Marstabe11e64L
— in den Hilfsklasseu für Schwach-
befähigte 853.
— und Rückgratsverkrümmungen 32L
Schulbänke 225.
Schulbankfrage 5IÜ. 634. 6flÜ.
— quer dunui die 66L
— wie kommen wir darin vorwärts?
818.
— Untersttchang über die Einriebtang
ländlicher Volksschulen mit raehr-
und zweisitziKen Subsellien 52L
Schalbaracke 212.
Schulbesichtigungen der Kreisärzte 128.
SchulbrauBcbäder, über den Nutzen der
8Ü2.
— Benutzung der, in Berlin 252.
— — — in Nürnberg 410.
Schulbüuherdruck, neue Untersuchun-
gen über L
o'
923
Schulbucherontenacbangvom MoitSren
Standpunkte 262.
Schulexamina, Einflufs auf das Zirku-
latioDBsystem IML
Sohalgarten 2^
Schulgesetz, das neue dänische IM.
Schulgeeundbeitspflef^e, III. Jahrbuch
der tchweut. Gesell schaft fär 12i
— V. Jahresversammlung der Schweis.
Gesellschaft für, in Bern 25ß. SM. filS.
— Verein für, in Lübeck IfiL
— Verein für, in Stuttgart 887.
— Verein für, in Hamburg IM.
Schulhaus, Orientierung ßiß.
Schulhauabaii, Protokoll über den, in
der Kernstrafse iu Zürich 634.
Schulhaushauprogramm, ein neues, für
Hamburg
Schulhäuser, ländliche, bauliche Ver-
besserungen 809.
Reinhaltung 258i
Schulhygiene, Enzyklopädisches Hand-
buch HL
— Fortschritte auf dem Qebiete der, in
Norwegen Öfi.
— Handbuch der 343.
— Internationales Archiv für ßöiL
— L internationaler Kongrefs in Nürn-
berg m
— Bemerkungen zum L internationalen
Kongrefs in Nürnberg 361.
— Universitätsvorlesungen über 730.
— Unterrichtskurs lür 2üiL
— Ziele und Aufgaben 40.
— und die deutsche Städteausstellung
in Dresden 19as 209.
Schulhygienische Ausstellung in Berlin
m
— — in Königsberg L Pr. 168.
— — in Nürnberg 1ü2.
Schnlhygienische Erwägungen 843,
Schulhygienischer Kursus für Direktoren
und Lehrer höherer Lehranatalten 35.
Schulhygienisches aus den Niederlanden
149.
Schuljahr, erstes, Lesen und Schreiben
2fi3-
Schulkindermessungen und -Wägungen,
bemerkenswerte Ergebnisse 389.
SohulkindenintersuchuDgen in Tübin*
gen 412.
Schulküche in Kiel 419.
Schullokale, gesundheitsschädliche 411.
Schulnahrung und Schulkleidung in
Amsterdam 809.
Scbulpantofireln,keine warmen, in Aachen
m
Schulpavillons, Berliner 169.
Sehn) pausen 23.
Schulranzen, keine Schultasuheu 565.
Schalreisen in Zürich
Schulrekmten, Fragebogen für 148.
Schulsanatorien und Spielplätze, Für»
sorge für, in Charlottenburg B3!L 41Z.
Schulspiele, Obligatorium der I2fi.
Schulspielplätze in Berlin ÖJiL
Schultafel, Anbringung im Klassenraum
241.
Schulturnen, derzeitige Einflüsse auf
das 29.
— gesundheitliche Bedeutung im Ver-
gleich zum Sport 336.
— preufsisches oder badisches? &ZL
Schulwesen, Ersparnisse im, in Zürich
14L
Schulzeit, Einschränkung der fifi4.
— ungeteilte 335.
Schulzahnarzt 238.
Schulzahnärzte in Innsbruck 3&
Schülerfahrten 2M.
— Verteuerung der Eisenbahnfahr-
preise bei 3S.
Schülerfrühstück, Aber das 605.
— Beobachtungen praktischer Natur
über das, mitSchlufsfolgerungen 626.
— Organisation des, in den höheren
Schulen von Zürich 657.
— in Padua 610. 613 617.
— in den russischen Volksschulen 88ß.
— notwendige Kation für das ü21.
Schülenintersuchungen in Stuttgart
409. 4ia
Schülerzahl der einzelnen Klassen 239.
Schülerinnenwanderungen 33.
Schwachbefähigte, Fürsorge für 138.
— Hilfsschulen für 2üß.
Schwache, neueste Bestrebungen und
Erfahrungen auf dem Gebiete der
Erziehung derselben 42fi.
Schwachsinn 464.
Schwachsinnige, Fürsorge für, in Bayern
330.
— Fürsorge für, in Osterreich 404.
— Handarbeitsunterricht für 32.
— Taubstumme, Schweiz. Anstalt für
4m
Schwerhörige, Gemeindeschule für, in
Beriin mL
— Sonderklassen für 41S.
Schwimmen, . Förderung durch die
Schule in Österreich 658.
Schwimmunterricht 233.
— für Volksschüler 34.
— für Bezirksschüler in Leipzig 6Ö4.
Sehprüfung, über die einfachste Me-
thode der, bei Lernanfängern 485.
Sehvermögen, Hygiene des, in den
Schulen von Mexiko 563.
Selbstmorde bei Schülern, Zusammen-
stellung über 643.
924
SflOCiMlle Anfklinmif, sar Frafi^e der
471. 629.
Skrophulose 300.
Skrophulöse Kinder, Solbäder für sololie
anbemittelter Eltern in Magdeburg
502.
Solbadkuren Hir Soholkinder in Eann-
statt 50i.
— für Schulkinder in Magdeburg 5Ö2,
Sommerpflege für Volkaschüler in Ham-
borg 161.
Sonderklassen für Schwerhörige 415.
Sonderklassensystem, das Mannheimer
811
— Versuche mit dem Mannheimer, in
Leipzig SIL
— das Slannheimer. vor einem medi-
zinischen Forum 881.
Sonderschulen 373.
Sonntagsruhe der Schüler 874.
Speisang von Schulkindern 286. 25L
— armer Schulkinder in Kai serslaatem
4ÖL
— armer Schulkinder in Stettin 5QQ.
— und Kleidung dürftiger Schulkinder
in Zürich 409.
Spielalter, gesundheitliche Regeln für
das
Spielnachmittag, ohligatorischer, für
Knaben- und Mädchenschulen
Spielplätze, für die Kinder 88L
— und Schulsanatorien, Fürsorge für,
in Charlottenburg 337.
Spiess, Alexander t, Nekrolog ISlL
Sport in den bayerischen Mittelschulen
IfiL
Sprachstörungen bei Schülern, Häufig-
keit 883.
St&dtkolonie Woltersdorf 507.
Statistik der Berliner Qemeindesohulen
56Q.
— der Nervosität bei Lehrern 304.
M3. zia.
Staub in der Sohulluft 221.
Staubentwicklung in den Schulen, Ein-
schreiten dagegen in Wien 504.
Staubölan strich, Einflufs auf den Fufs-
boden 420.
Steilschrift, zugunsten der 154.
Stoff- oder Holzschuhe, einfache, für
die Kinder der Volksschule laä.
Stottern, Heilung des
— der Kinder JÜA,
Straferl aXe, bedingter, bei Verurteilung
von Schalkindem in Weimar 145.
Strafsenlärm, als Störer des Schul-
betriebes SÖIL
Stundenplan, Neuordnung am Gym-
nasium zu Leyden 507.
— in hygienischer Beleuchtung 14<
Tageslicht 21B.
— teuer erkauftes für eine Schule 7^
Tageeliohteinfall in Schulen, Normen
für 319.
Taubstummenanstalt, Berliner, ärzt-
liche Aufsicht 155.
Trachom 92.
Traurige Verhältnisse der Schulkinder
der Budapester Arbeiter 503.
Tuberkulose, Bekämpfung der, in Wien
m.
— Durchführung von Mafsregeln gegen
die, in den Wiener Schalen l£2i
— Mafsnahmen gegen die Weiter-
▼erbreitung durch die Schulen in
Wien lÜiL
— Verhütung der Weiterverbreitung
in den öffentlichen Schulen Frank-
reichs IBL
Tuberkulöse Kinder, Walderholungs-
stätten für 661.
Tuchpantoffeln in den Schalen von
Trier öiKL
Turnen, Zweiminutentamen 152.
— and Wachstum 651.
Tnrnhallen 83. 85. 2IL
— Beinigung derselben 167.
Turntracht für Mädchen und Frauen
415,
Turnunterricht in der Volkssohale 2L
Turnerische Vorbereitung der Lehre-
rinnen, mangelhafte 559.
Typhus, Erhebungen über, in der
Schule
Überbürdung von Schulkindern durch
Nebenbeadiäftigung 813.
(Jnaufmerksamkeit 4li6.
Unfälle von Schulkindern, Verhalten
der Lehrerschaft
Unglücksfälle in der Schule, erste Hilfe-
leistung 39.
Unterricht, gemeinsamer, beider Ge-
schlechter 12Ü.
— geteilter oder ungeteilter? 780.
— Unterbrechang des (Pausen) 23.
Unterrichtsbetrieb 230,
Unterrichtsfächer, Anordnung der IL
Unterrichtezeit für Fortbildungsschulen
Unterriohtazeiten, Lage and Dauer der
15.
Urnische« Kind, über das 72fL
Vegetationen , adenoide , staatliche
Untersuchungen über das Vorkommen
bei Schulkindern in Holland 8Si
925
VentiUtion 220.
— Lnftverteilangsfilter tür Schulzimmer
727.
Yerbandschnnk in den Schulen Han-
nover« 424.
Verbrechen and Geistesstöning im
Kindesalter filL
Vererbung und ihre Bedeutung für die
Pädagogik Ifift.
Verwahrloste Kinder, Erziehnngaanstalt
für, in Basel 1^
— Zwangserziehung, in Österreich 1G5.
VolkebadeweseD, Wichtigkeit und Not-
wendigkeit 731.
Volksbäder, unentgeltliche Benutzung
durch arme Schalkinder in Wien
— Freikarten abgäbe an Schulkinder
in Wien 5()8.
Volksschule, Lebensalter für den Ein-
tritt Iii.
Volks- (Jugend-) Spiele, Hauptversamm-
lung des Zentralausschusses für
Deutschland 255
Vormittagsunterricht, gegen den zu
frühen Beginn des 328.
Wachstum der Berliner Kinder wäh-
rend der Schuljahre 35.
— der Gymnasiasten ü49.
— und Turnen iibl.
WalderholuDgsstätten für schwächliche
Kinder 165.
— für kranke Kinder, mit besonderer
Berücksichtigung der Tuberkulösen
Waldschule in Charlottenburg 506.
654. 807.
— und Schulerbolungsstätten 798.
Waltersdorf; Stadtkolonie 6QL
Wände und Fufsböden, über den An-
strich der, in Schulzimmem 155.
Wandern als Mittel der Jugendbildung
Wanderungen für Schülerinnen 38.
Wandtafeln mit Gesundheitsregeln in
DarmsUdt IhL
Wortblindheit, angeborene
Zahnärztliche Untersuchungen der
Schulkinder:
in Augsburg 885.
in Cannstatt 731.
in Seesen a. Harz 722.
Zahnklinik 4Mx
— und Schule 122.
Zahnpäege, Belehrung über, in den
Volksschulen Wiens Ifii^
— und Schule 36. 490. filHL
Zahnuntersuchungen bei Schulkindern
in lleiningen 157.
in Weimar 337.
Zahnverhält uisse der Schüler in Reichen*
berg 6i&
Zähne der Schulkinder in Halle 383.
Zähne, kariöse 1Ü2.
Zeichenunterricht und Augenhygiene
2aL
Zerstreutheit 466.
Zitterkrankheit in Basel 421.
Züchtigungsrecht, Haftpflicht des Leh-
rers bei brutaler Überschreitung des
— Wiedereinführung des 5ÜL
— Mifsbrauch durch die Lehrer 729.
Zürich, Ersparnisse im Schulwesen III^
Zwangserziehung verwahrloster Kinder
in Österreich 405.
Namenregister.
Adiokes
Adrian 25fL
Adsersen
Aemmer 2fi5,
Agahd ML
AUfberg. v. MS.
Albini 242.
Altachul 2&L 5öa 512.
au, m
AnselmB 538.
Aquensia UtiL
Arlt, V. L 262,
Aschaffenburff 5.^8.
Aufrecht 2fiiL
Axmaaa 482.
Bachroann 151. 2fi&.
Baldrian OL
Bandi ISL
Baur M. 4fi- äfi, llfi. 9ÜQ.
Bayr US m IfiL 25a.
2fiii Hü m m
42a. 4M. -Iiüi 5m 65iL
Becher 4fi. fifil.
Becker 142-
Beckniann*Wiardi 256.
Beer 262.
Bebake 157.
Behring Üfi.
Benda 114. äüB. 770.
Bennstein Bfil. filfi.
Bcntzen 421L
Bercnds BMä.
Berger 737.
Berpström 176.
Berkban ifi.
Beminger 40. äfiö. SCKI
Berzeviczy 494.
Beyer 125.
Bibby 2iiL
Binet 609.
Bion fiSL
Bircher-Benner 120. 265.
430 73.^
Blaschko 303.
Blasius 262.
Bleuler llfi. fifiL SIL
Blitstein 535.
Boebner m.
Büllap 430. filfi.
Bondi
Bonne HOfi
Boom, V. d. 2fi4.
Bornträger 1^
Bösbauer 405. SOa
Böttcher 2qÜ. 8ÜÖ.
Brasicke 32L
Breitung 365.
Bretscher 635.
Brühl 15L
Brun 262-
Bryoe 430.
Buchner 225.
Bunge 4L 265. 638.
Burcbardt 4H7.
Burgass 4L 326. 331.
Bnrger8tein HL 12. IIL
213- 343. 422. 54L84fi.
900.
Burkhard 42. 176.
BüsiQg IZL
Cassel 92.
Cauer 565.
Cavaloni 494.
Celli 126. 265. 430.
Cohn 2. fi. 9. 25. 42. 126.
262. 265. 266. 320. 324.
325. 485. 4aa. 409. 523.
844. 900.
Coleman IfiL
Combe 4L
Commenda 3L
Coradi Stahl 634. 635.
Courien, de 737.
Gramer >>18.
Ilamascbke 737. 895.
Dargel 08 jlft.
Davidsohn 143.
Delius 26tL
Delobel 900.
Demme 542.
Deting 26£L 510.
Deströe R44.
Diecks IHM.
Dieu-Donn6 13L
Dinger 256.
Dippold 763.
Doernberger 719. 829.
Doli 99.
Dorog«&gky 495.
Dreesbach 379.
Dreyfuss 693. 280. 90a
Dutto 522.
Ebbinghaus 683.
Eberhard 502.
Echternach IIL
Eckardt m
Edelhoff 155.
Egri-Toth 495,
Bhrig 266.
Bichhorst 266. 511
Ekker 642.
Elgart 4L 896.
Emerson 23L
Emmert 334. fiH7
927
Endrit 369.
Engelhoni TBL 900.
Ensch 12.
EötvoB 490.
Erdner IBL
Ensmann L 112. 22L 2h&.
884. SM. aüL ß34. ßäfL
638. fias. Üia 6ii5. tiM9.
787. 900.
Eulenburg M3>
Eversbuflch 30.
Ewald 2üß. 51L
Ewer
Falk 61L
Faltin 4L
Felix 2AL
Feltgen SdiL 502.
F6ret 2ß6.
Fetscheria 25ß. 335. 190.
Fick 262.
Ficker lißL
Finkelburj? IM.
Finklor 850.
Fischl m
Flacha aüü. m 430, ilL
Ü29. fiaa »m. im
Foenter 32L
Forbach 15:^.
Forel 4L 125. m
Former 4Di.
Forster. v.
Förster, F. 2fifi.
Fraenkel, M. I7L
Frankel, C. 145.
Frank 369.
Fraucbiger 556.
Freneel 9L 42M. 43L ISL
aiL 85a. m
Friberg, Ilaikki &Q2.
Fritachi 634. 639.
FrBbel 49a
Fröhlich 536.
Fuchs 263. 90L
Furrer 48.
Fuhrer 5^
Fürst 2Ü1.
Gaertner S&L 852.
Garnier 332.
Oarzö 495.
Qastpar 409.
Gaule Hfil.
Geiger-Forster 428.
Geiser ÜM. üliL ü36, lißlL
Gelbke 854.
Gericke 43L
Gerloff 266.
Germäller 48L
Qirard 256. 334. ^ 683-
Gizicki 573,
Qobat 629. 691.
Goldfeld m
GotBchlich 2Ü6. 32L
Gotthilf 5tiü.
Göttisheim 15Ö.
Götz 879.
Graba, v. 39«
Grancher 661.
Grandhomme 16L
Grassberger Z30.
Grassmann 829.
Graupner 4L 209
Greef, R. 9ÜL
Grceff 258.
Grennes 429.
Griesbach la 266. 662.
ßM. LiL 84a
Grob 334. ßÖL 90L
Groot, de 643.
Grosse 854.
Grossmann Z2L
Grotjahn 9QL
Gruber, F. v. 320. 323.
Gruber, M. 2M. 319. 5LL
12L
Guilbaut 344.
Gutkind laL
Gattenberg 494.
Gntztnann 91.
Guye 89. 9a 9L
Gysel 4L
Haderich n3f).
Haeberlin l«iL
Hagmann 127.
Hainisch 4aL 89a 899-
Hamburger 26L 842. 485.
Hanimerl 219.
Hancock 1 77.
Hansen 39.
Hasse, M. 209. 21L
Hasse, Sophie 6ia
Haug 429.
Hausmann 4L
Heimaun, E. 365. 48a i89.
Heller 404. iSL IfiL 259.
Henchoz 334. 682. 231
Heuie 86.
Hennermann 83.
Henoch 302.
Herberich 5.
; liergel 369.
Hermann 12L 404.
Herold 418.
Heron 4ia
Hertel &. 13L 144. 369.
540.
Heusser 12Q.
Heydner 266.
Heymann 565.
Hieronymus 14.
BiiakerSchmid 120. 126.
899.
Hillsdorf 281.
Hinträger ILL 266.
Hintzmann 369.
Hinselwood 497.
Hirsch 158.
Hirachfeld 126.
Hobrecht 15a
Hoeber 736.
Hoffa 154.
Hoffmann, F. 415.
Hoffmann (Berlin) 257.
Hofifmann (Lfibeok) 16L
Hofisiann, A. W. 15a
Hohebrinker 33L
Hopf 332.
Höpfner 19.
Holtinger 573.
Hraba 116. ^
Hron 4(>5.
Hueppe 3il2. 344.
Huet 256.
Hufeland 262.
Hugi 665.
Hunziker 634.
Jackson 252.
Jaeger 266.
Jaff6 901.
Janke 25. 2a 34.
Jansen 642.
Jaqaet 140.
Jarms 415.
Javal L 262. 263. 564. 901.
Jessen 89L
Igl 122. 805. 9ÜL
Ignatieff im
Jitta 802.
Ingersley 132. 884.
Jobannessen 652.
Joss 53a
Juba 901.
Juliusburger 267.
Jürgensen 541.
Iwlieff 609.
928
Kabrhel WL 659.
Kafemann biA.
Kalle
Kapoustine 901.
Eassowitz 764.
Keescbitter 2üfi. t>50.
EeUer 12.
Kemhiy 138. Slfi.
Kerasies 848.
Kerekgy4rtö 195.
Kerr
Eeraberger
Kerschensteiner 3^ 256.
40a. 411. 808.
Key. Axel 3. 15l 28,
Klein Hü.
Elemm 2fiL
Klewe 326.
Elossowsky 674.
Koch 46. m 4aL
Eöhler m
Eöppea 654.
Eöttgen mL
EohlrauBch 25lL SM.
Kosinzoff 6Öä.
Koväcs 495.
Eraepelin 48. M4. 53a
848. i
Eralt 44. 45. 169. 174.
346. 365. 634. 636. 661.
fi79 898
Kraus 267.
Krebs 565.
Erieger Z9Q.
KrolTick HL
Krukeuberg 365. 431.
Eürs 538.
Euthy 495.
¥iaprade 776.
Laquer 92. 26L 882. 883.
Laaer 602.
Laubi 47. 4m 431.
Lauder-Burnton 652.
Lay 369. 557.
Lechner 496. 492.
Lehmauu-Kiobter 3L
Leitineu 538.
Le ^lang 803.
Lenlz mi^
Lessenich 389. 390. 39L
332. 394.
Letulle 418.
Leubuscher 843.
Lewandowski 29&
Lewinsky 222.
Ley 738.
Lichteafelt 48.
Liebe 43L 736.
Liebermanii 7^
Lieb«rt, v. 805.
Lincke, P. 47.
Linde IfiL
Lindley 152.
Lindner 2L 28.
Linke 64L
Lobedank 23a
Lohmann 209. 225.
Lorenz 36.
Lorinser 776.
Luciani <>()8.
Lucios 153.
LuBsana BOfi.
Lüthy 108.
Halling 543. 609.
Makay, B. 495.
Makkay, J. 495.
Mandel 5ÜL
Mann 88L
Marguliea 565.
Hathieu 652.
Matting 655.
Mayer 2B7.
Mehnerl 138.
.Meier f)36. *
Meumann 426.
Meynert 618.
Miklas 405. 900.
Mikulicz, V. 43L
Miller 36.
Minke 495.
Misbiraa 48.
Mitulescu 96.
Möller, K. 2fiL 624.
Möller, W. 365.
MönkeniÖller l77. 815.
Moestne 901.
Morin Ö62.
Moses 168. 2fi2. 2fi2. 32fi
828. SIL 818. 853.
Mosso 18.
Mouton 89. 149. 248. 255.
^ 49L 5ÜL 508.563.
565. 643. 809. 889. 893.
Müller (Wädenswil) 256.
3a&. 690.
Müller (Weimar) ML
Müller, Jos. 405.
' Müller, Job. ß2L
Müller, P. J. 4a 177. 267.
MüDsterberg <i5Q.
Mulfinger 214.
Münk 2^
Munroe Orafton 433.
Wagel 16L
Nawratzki 336.
Neidhardt 153.
Neateroff 4.
Netolitzky 343.
Nettleship 496.
Neubaiiger 264.
Neumann 297.
Nicolai 256.
Niedner 238.
Noack 431.
Norby 138.
Nowaok 209. 225.
Nussbaum 26L 659. 721
901
Obrist 885.
Oebbecke ITL ML 654.
Oehmke 574.
Oertli 513.
Oker-Blom ilQ2.
Oppenberger 730.
Oppenheim 2t>0.
Oppenheimer 432.
Oppler 629.
0rum 137.
Oseretzkowsky 344.
Pabst 41L
Palmberg 12L
Pannwitz 66L
Parlin 48. ^
Paschen 26L
Patrikios 48.
Patzak 261.
Paul, E. 335.
Paul, O. 26L
Pauli lÜL 411.
Paulsen 177. 2fi2-
Pawol 521.
Pawlowski 53a
Peres 495.
Pettenkofer, v. 158.
Petzold 902.
Pfeifler 158. 513.
Pick 249.
PraussniU 213.
Prisley 564.
Pröbsting 244. 334.
Pnnt fiOL
Patermann 150.
quetelet 6ia
929
SadezwUl
Rammelt 83. 8L
Kammul 252.
Ranke B5.
Baotohbarg ^95.
JUpke IbQ.
Raschke 574.
Raydt SSiL 88L
Reck 404.
Rehse 333.
Reich m
Reiohenbach
Reiofelder mL
Renk 22L
Rieder H;9.
Riemann 268.
Ritschel 22L
Rietz 2h. läß.
Kit 643.
Ritzmann 4fi.
Ririöre 26L
Roechlincr ESfi.
Roeder 832.
Roehder
Rohleder ZßS.
Roller 7. 158. I7f> 738.
Rosenfeld
Roth (Dresden) m 481
Roth, 0. 256. n^4. 687.
Rothmund, v. 264.
Rovenbagen 326.
Rubner m GH. 659.
Rucziczka 324.
Räbencamp 2t i 2.
Rühle
Ruthucr mi
Ruyach d42. Ü43.
Sabareann 332.
Sakiita 52£ 22L
Samosch .SgfL 5QL
Sattler 1 77.
Schaetzel 4L
Schanze 'ML 287.
Schenckcndortf, V. 2öiL41fi.
Schiller 2£L 2L
Schilling M,
Schiner 4Ö4. 900.
Schingareff SSfL
Schleich (ÜL
Schleiasner 88.'?.
Sohmid, F. 2fi8.
Schmid-Monnard f L 4fi.
Schmidt, F. A. IM. HL
390. 391. 392. 394. 403.
ai3.
Schmidt, E. 36.
Schmidt, Gisela 405.
Schneider, J. 48. 102,
Schneider, R. 311L
Schneller 2ti2.
Schreiber 4ÜL 4Üä.
Schroen, v. 902.
Schubert Ifl. 44. 222. 362.
363. 403.
Schüder 268.
Schulze 540.
Schumburg 177.
Schuyten ilL 369. 540.
Schwalbe 43L
Schwend 3ßa. 320.
Seggel m 43.
Seipel SDÜ.
Serafini m 6ÖL 609, 629.
Sheard 4^52,
Sichelstiel 363.
Sicherer 204.
Sickinger 134. 131L 2ß8.
374. .;76 .{77. 378. 371).
380. 42L iiLL Li8. SIL
882.
Siebert 178.
Siebmann f)14.
Siegrist 43. SSL
Sielaff 500.
Sievekuig 24L ML 661.
Silberschmidt 513, SOO.
m. fiifi.
Silex 112.
Siraku 495.
Simons 643.
Smith 538.
Snellen 4JÜI 4SL 438. 489.
Sonte, A, May US.
Spencer mk
Spier ÜIL
Spiess t 157.
Spröggel 25«').
Stadelmanu 48- IfiL 118.
4fi3, m
Stegeroann f)!.'?.
Steiger 43. 'Ml 4aL 567.
Z38.
Steinhardt 128.
Steinhans 967
Sternt^berg 256.
.Stetter 6(;i.
Stoeker ÜKL
Stössner 432.
Stoy 38.
Strakerjahn 161.
Stratz 18.
Struutz 654.
Studt 82.
Stnmp r)56.
suck im 331 138. am
Suckow 33g.
Sump<Hi 365.
Snnier 246.
Sztepanko 495.
Szncz 4M.
Teljatnik 54L
Teadorpf ZliL
Tesjäkoff 88fi.
Tessel 138.
Thiel m
Thierack 48.
Thema 882.
Thomson 1>02.
Thurm 326. 138.
Tietze 3115.
Timochowitsch 727.
Tomasczewaki 431.
Tonzig 128. 605,
Triplett 48.
Troesch 556.
Troncoso 5fiS.
Truper 9Ö2.
Trumpp 44, 721.
Tscheruing 43
Türkheim 90L
Ffer m
Ulbrich ß48.
Ulrich 2fia.
Vacbnyer 169.
Vannod 256. 334. 682.
683. 238.
Varrentrapp 158.
Velich 176, 659.
Vestea, di Ü23. 621
Voit, V. 261.
Völlers 113.
Volpius llü.
Waibel 624.
Waldo 124.
Waldschmidt 238.
Walker 48. 426.
Wasserfuhr IM
Weber 262. 263.
Wehnier iLL m
Wehrhuhn 22L 124, 425.
Weicbselbaum 410.
Weigl 365.
Weismaun 168.
930
Weiss 865.
Weiss, W. 178. 8%.
Werl« 14a.
Wernicke 35*
Werther 30(1
Weatermann 25fi«
Wex lÜL
Wey^andt 2fi&. 330. 8äL
Wichmann 178, 25Ö. 261.
m 5KL Ma.
Wickenhageu 571. 574.
Widmer 2^
Wilke 512.
Win Ren 21h. 21iL 2Ga
Winter, v. 1 58.
Wipf 25fi. m 5IL fiai
gm (i3S. 680. üSL aifi.
Witte :mL
Witthöft 2ßö.
Wolffberg 4flL
VVolfring', Lydia v. Sfiä.
Wolpert 2»ifL
Wychgram 25L 828.
Wydier <;34. 635. f,39.
Wyss Oai. ti24L ülÜ.
Zabloudowsky 574.
Zahn SM.
Zander 178.
Zangg 737.
Ziegler lfi7.
Ziehen ML IIS. fifiL
Zimmer 3lL äli.
ZoUinger, E. 4SL 2Qi
Zollinger, F. 18. Ml
737
ZaberbfiUer IL
Der Schularzt
Sachregister.
.Ärztliche Schulaufsicbt, über den Zweck
der 155/575
Ärztliche SchulaufsicLt, über die
im
Grofshenogtom Oldenburg 216/703.
Äntliehe Obemohung der tÜdlaMdMii
BlindenaDtitalt zu Berlia 8&/S89.
Amtazimmer, besondere, f&r die Solral'
ärzte 56/199.
Blindenanstaitt städtische, in Berlin,
ärztliche Obärwaobang 86/289.
Bemfs^rhularzt oder Solmlant im
Kebenamt? 133y461.
Bsmlvwtlil, BfttertaUiiog, batnftiid di«
di« 15/68.
INainfektion, Anordnang der, bei
akutpn Infektionskrankheiten 41/185.
DieastorünuDgen für die Schulärste:
— in Brandenbarg a. H. MS/8ia
— in Braunschweiff 25/78ii
— in Maios 00/204.
— in Munheim 160/680.
in Meerane 63/207.
— in Rybnik 102/358.
— in Schmarf^endorf 218/756.
— in Stettin 88/292.
^ in WiliiuTsdorf 153/688.
— in Worms 196/674.
%veschiifufübrang der ^Schulärzte
945/908.
Oesnndheitspflege, allgemeine, schal-
ärztliche Unttrw«irang dar Kinder
in Ö2;iHö.
Honorar der Scboliista 907/745.
Hörprüfung 2/50.
Hygiene der Schalkinder in den Stidten
mit schulärztlichen EinrichtungMl
nach Wiesbadener Art 74/27Ö.
Hygiene, M»i«le, ond SehniantÜtiglceit
217/755.
Hygiene des Ontemohts und der Unter-
riohUmittel 191/669.
Hygimiidie iHMriiMlimig des Schill-
hnn^es und Mloer Siariehtanfin
iaö/5iö.
HjgiMiiMii« yorMg« 901/788.
Infektinn<?krnnkheiten, akute:
— Anordnung der Desinfektion bei
41A88.
— Ansschlöib gerander Kinder bei
44/188.
— Klassenscblars 41/186.
— Mafsregeln zur Verhfitnng des Uni*
fiichffreifens 35/179.
— Meldung derselben 36/180.
— Wiederznlearanir genesener SehOler
43/187
Infektionskrankheiten, chronische
4a/198.
Klassenschlufs bei aknten Ltfeirtioine«
kraokheiten 41/186.
Ijehranstalten, höhere, Sehnlirste iBr
85/289
Lehrerkonferenzen, Teilnahme der
SeholXrtte mn 901/789.
Lueger, Bürgermeister, Ober die Ein-
führung der Soholirzte in Wien
i»5/ti7a.
Digitized by Google
982
Meldung von akuten IniektioDikrmnk'
heiten 36/180.
Mittelschulen, Sobnlinta Ar 86/889.
Munduntenuchunffen dar 8din1lrinii<r,
Frage der 91/847.
Scholarst, Kampf um den, in Jena21/69.
» NotmdIgMt dee, fBr M ittditidto
(Ratibor) 68/202.
Sohularztfrage, über die 217/765.
die, auf dem I. internationalen Kon-
grefs für SohnlhygieiM in Nflmberg
147/527.
— die. in der II, Sitzung des deaticbea
Hadunnalbeamtenveräas 51/195.
~ im äntliohen B«iirkif«c«iii in Ittxh
oben 100/366.
— In BraUn 91IV7B8.
— in BunzlMi (komnumdiT Xonfliki)
131/459.
— in Dresden 143/523.
— in KarUruhe 217/7&5.
— iu Mfi neben 168/588.
— in Paderborn 217/755.
' Ib Wim 195/878.
in Württemberg (beeooden Sohwia*
rigkeiten) 181/459.
Solmlarattttigkeit und eonmle Hygiene
217/756.
Schularztweten, das, in Deutschland
1/49. 86/179. 65/269. 136/615. 185/663.
201/739. 245/903.
ScbTiI'rir^^tp. Br?rhnffinrr^ besondenr
AmUzimiuer für die 55/199.
— Hononur und OetohiftafBhTOng
207/745.
— an höheren Lehranstalten 86/289.
— an einem Mädcbengymnasien in
Österreich 149/529.
— für Mittelschulen 85/289.
— Teilnahme derselben an Lehrer-
koaferenzen 201/739.
— „rr nijraphische VerteUnog der, in
l>tiuUuhland 67/271.
— VerltSItnissiOil der, auf 1 Millioii
Einwohner in Deutschland 968^11.
— keine, in Eisenach 85/289.
— städtische, in St. Gallen 53/197.
— in Holland 145/525.
— in Österreich 132/460.
— in Freufsen 240/838.
— in Wien 149/629.
Schulärzte, Anttellnng beiw. Nenein-
führung:
in AnhftH 180/466.
— in Ansbach 239/837.
— in Auerbach 195'673.
— in Berlin 195/67a.
— in fientlien 131/459.
Schulärzte, Anitellong besw. Neueia*
einftihrung:
— in Branntohweig 181/469.
— in Brfelau 130/468.
— in Charlottenbarg 180/468. 240/888.
— in Dessau 130/468.
— in Duisburg 180/466.
— in Ems 86^.
— in Gittenee S89/887.
— in Hanau 130/458.
— in Holzminden 239/837.
— in Ilversgehofen 239/837.
— in Karlsruhe 239/837.
— in Lichtpnhfrg^ 131 -159.
— in Mahrisch- Ustrau 239/837.
in Mains 66/199.
— in MMinhfliin 180/466. 195/678.
289/887.
~ in Veerwi« 85/S89. 181/469.
— in Meiderich 195/673.
— in Nenstädtel i. S. 196/678.
— in Prag iy5/678
— in Batbenow 131/469.
— in Rheine 239/837.
— in Schmaigendorf 196/673.
— in SelunSlb 161/469.
— in Schneeberg 131/459.
— in Sobönefeld 131/469.
— in Schwabiscb-Gm&nd 182/460.
— in Spandau 130/468.
— in Thorn yf^'V'837.
— in Werdau 181 /4ö9.
— in Wilmersdorf 55/199.
Schulär7;t'\ Tätigkeitsberichte derr
— in Bautzen pro 1901—1903 63/197.
— in Brealnn tS/70. 921/819.
— in Brünn pro 1901— I'.W ^4 ^C?.
— in Charlottenburg pro 190^^—1903
86/290.
— in Chemnitz 24/72.
— in Dresden 96/352.
— in Frankfurt a. M. pro 1902—1903
67/201.
— in Frit rlrich?hagen 149/529.
— in Leipzig pro 1902 98/364.
— in Prag (dentsdt'evnngel. Privnl>
Volksschule) 87/2t)l.
— in Wiesbaden pro 1902 bis 1908
58/202.
— der Sektion ungariadher, pro 1900
bis 1;h12 142/522.
Schulärztlicher Dienst:
— «ber die Erfolge des 910/764.
— in Breslatt, w errte TriennioA
221/819.
— in Bromberg 52/198.
Sohnlärztlicher Überwachungsdienst an
den Volksschulen zu Breslaa fir daa
Jahr 1902 22/70.
Sehttlintliohe Spreohatonden 17/66.
Digitizcü by GoO
933
Scbaläritlifllia UntefsnohnngMi der
Kinder:
— Gehör und Sehschärfe 2/50.
— ober» Luftwege 11/69.
— Zibne 11/59.
— — in den qpäteren Schimahren
13/61.
— — im letzten Schuljahre 15/63.
— — die vier ersten Jahre der, in
ätadt und Bezirk Cannatatt 105/433.
Sohnllntlielie Unterweisung der Kinder
in der allgemeinen Geeondheitq^egc
92/848.
Sobvdettftidht, intBobe» über den Zwedr
der 165/575.
Schulau ff»i cht, Mratliche, über die, im
Groiabcrzogtam Oldeuburff 215/753.
Schulaugeninte, Anetellong oeeonderer
56/'>(»0.
Sohulhau9,die hygieuischeUberwachung
deteelben nnd seiner ISnriebtangen
135/515.
Schulrekruteo, Untersuchung von, in
Wilmersdorf 133/461.
Schukahnkliniken 19/00.
SehprufuTig 2/50.
Sonderklassen, Auswahl der Kinder für
die 60/194.
SpreobetnndMi, eebnllfztliebe 17/06.
Taberknloee 48/199.
Überwachungsdienst, schulärztlicher.
an den Volksschulen in Breslau im
Jahre 1902 22/70.
ünterrichtsbygiene 191/669.
Unterrichtsmittel, Hygiene der 194/672.
Untersuch uugen, schnlärztliche, der
Kinder:
— Gehör und SohscIiHrfc 2{/B0.
— obere Luftwege 11/59.
— ZIbne 11/69.
— in den späteren Schuljahren 19/61.
— im letzten Schuljahre 15/63.
— die vier ersten Jahre der, in Stadt
und Bezirk CannsUtt 105/433.
ünterw t'i s u ri , c h u 1 ä r z 1 1 iche, d er K i n d er
in aiigememer Gesundheitspflege
99/948.
Zahnkliniken für die Schule 12/60.
Zähne, scbnlSrsÜudie Untenoohnng der
11/59.
Schulgesttndbeiispfleire. XVIi.
47
Digitized by Google
Namenregister.
Alexander 180/flOOl
AUcke 2i/72.
Anb 169/589.
Angatein 68/196.
Baomeiiter 177/697.
B«ck 131 4nf*
Bernhard 131,45y.
Berkhan 181 459.
Blezinger 106/438.
Bloch 68/202.
Blaib 131/469.
BorntrSger 69/19G.
Brenner 239/837.
Bresgen 170/599.
Brumme 130/468.
Bfiobel 227/826.
Bnmeke 180/468.
Cahen-Brach 91 347.
Cohn 6/64. 10/68. 11/59.
66/200. 57/201. 86/289.
18(V600. 909/747.
Creutzberger 190/468.
Cuntx 58/202.
Gsarny 138/461.
Biesing 131/459.
Doemberger 100/866. 101
a. 357. 168/588.
DnniBtrey 68/202.
Kbert 55/199.
EncT^^lbrecht 52/196.
Erdmanu 73/277.
Bsmtreb, t. 186/66& 186
Q. 664.
Farkasf 142/5'??.
Feilchenfeld 169/689. 217
u. 756.
Fodort 142/622.
Frankenburger 58/202. 59
U.203. 87/291. 100/356.
fiiärtuer 218/766.
Gastptrt 182/460.
Oenersich 143/698.
Oerdes 215/763.
Gerlöcey, r. f 142/622.
OliMT 180/4.58.
Goor, ran 146/526.
Griesbach 180/600.
GralMT 149/6S9.
Gntanuum 100/866.
ÜMke 131/459.
Haeseler 66 200
Hartmann 175/595. 179 u.
699.
Heigl 171/591. 177/597.
181/601. 182/602.
Hell 99/S4a
Boche 52/196.
Hohmann 196/673.
Hopf 144/624.
Jänioke 130/458.
JM 16/68.
Igl 184/468.
Kaoh 101/857.
Kalle 59'203.
KapuBte 21.")/753.
Kafl 66/2(Xi.
EetelMT 146/626.
Kirchner 179/599.180/600.
Klein 239/837.
Kldtner 170/690.
Knauss 179/699.
König 149/529.
Krug 96/352. 172/592.
Kon 188/481.
Iiandan 177/597.
Lesaenich 176/596.
LenbuBcher 52/196. 147 o.
527. 148/528. 217/755.
Lewiöki 182/460.
Liebermann 142/682. 148
n. 628.
Lapprian 181/469.
MacAdam 177/697.
Mahn 130/458.
Marr 175 '595.
Mo»es 240/838.
Mosny (Paris) 155^76.
UontoB 147/627.
Jfeuburger 134/462.
Neutnann r)3 197. 239/837.
Nitzelnadei 131/469.
N«ldflke 196/67a
Oebbflcke 22/70. 63A96.
56/200. 85/289. 221/819.
247/90Ö. 251/909.
Otto, V. 239/337.
Pause 8ä,28f>. 131/459.
Potter 3/51.
Mit AHoe 166/&75.
Digitized by Google
936
BmUi 170/69a
Momoa 181/4fi9.
SamoBcb 22/70. 86/889.
148/528.
Sauer l.'rBS.
Schellenber^ 5!< 203.
Schiller 173/5;»3.
Schmidt 176/5Ü6.
Schmidt, Otto 181/469.
Scbmidtmann 169/689.
177/597. 170/598.
Sebneider 147/687.
Schön 168/58& 170/680.
171/591.
Schook 146/526.
Schrakampf 52/196.
Schröter 195/673.
Schubert 1/49. 36/179. 65
0.289. 91/847. 186/616.
169/689. 178/598 180 u.
6U0. 186/668. 201/789.
246/906.
Sohncht 131/459.
Sohnschny 142/582.
Sesger 131/459.
Siddngw 188/461. 810 o.
838.
Singer 21/69.
Sommerfeld 15/63.
Spencer 157/577.
Spiessf 5/68. 67/201. 91
u. 347.
Steiger 1/49.
Steinhardt 37/181.
Stelzner 240/838.
Stcphany 239/887.
Sternfeld 100/356 l68/58a
171, 591. 172/592. 174 n.
594. 175/595. 177/597.
180/800.
Tjwiva 51/195.
imthof 7/66.
Tdt 87/891.
Wacker 168/588. 170/690.
171/591.
Wallich 172/592.
Wariena 145/525.
WeiehMl lSl/459.
Weiss (Hänohca) 170/690.
173/598.
Weinlokw.T. 188/480.
Weller 178/598.
Weygandi 180/800. 181 a.
601.
Wqrl 180/800.
mmaham 174/694.
Ziegler 131/459.
Zweig 180/458.
47»
^ y Google
Digitized by Google
Digitized by Google
Jlfc.'^yfliL'^.iJG^^ Jm^ R^^^ «^'^'^ «^^^ «^'^'^ «^"^^
/^j^xj <?^^ ^^^^ ^ ^
&4
. V ^ , . -w . r ^ ^ ^ II. ^ „>. ^ ^ UNIVERSITY OF MICHIGAN
'^r ii^^y MtOI«^^ v^ivjsjüv^^^.,:,,^^^.^^ ii ||| ii ii Ti ||| 1 ||||| |||||||||| |
•"^W 3 IWb ^ 3 9015 06823 0617^ _
' I :/ rv^ «j/» ' ii^ ^
i
* - •
•s •
• > 4 • :
• • . •••• . • .(;• . ,
... .• • .x '1
■ - ■
I • »*•» • ' ^ •
•t.
•» « » •»
♦ 1 »
■ • • • - . •
«... «Ii • •» «J«. ■« • '"m t '
«' ...
I,, %» "/II.