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Full text of "Gesundheit und Erziehung"

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Gesundheit  und  Erziehung 

Deutscher  Verein  für  Schulgesundheitspflegö 


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ZEITSCHRIFT 

FÜR 

SCHÜLGESÜNDHEITSPFLEGE. 

Bägbükdet  von  Db.  L.  KOTELMANN. 

VOM, 

FR09B860B  DB.  FEL  ERISMAMN  IN  ZOfilCH. 

SIEBZEHNTEB  BAND. 

1904. 

Kit  8  AbbiMangea  im  Text 

« 

«  ^  KIT  EINER  BSILAOE: 

DEß  SCHULARZT. 

ÜHTBS  BBSONBXBBE  MiTWIBKinfO 
TON  fiOFBAT  Da.  P.  SCHUBERT  IN  NÜBNBEBG 

BEDIOIEBT  VON 

PBOFfissoR  DB.  FK.  EßiSMANN  in  zübich.  . 


UND  LEIPZIG, 

VEBIiAG  VON  LEOPOLD  VOSS. 
1^4. 


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YarlagsanstaU  unJ  Druckerei  Actien  Geselisolutft 
(f  ono.  J.  P.  Eicbter)  in  flambarg. 


Zeitschrift  für  Sclialgesnndheitspflege. 


rnhalt 

Seit« 


Dr.  ScHMiD-MoN'yARü.    Nekrolog  von  Dr.  Fr.  Erismann'.    Mit  Porträt  ....  1 


Original  abhandluDgep. 

Nene  Untersuchungen  über  Scbnlbficherdrnck.  Von  K.  Bolleb.  Oberlehrer 

m  Darmstadt     7 

Der  Stundenplan  in  hygienischer  Beleuchtung.   Von  D.  Hierunymu.s,  Rektor 

in  Leer   14 

Tamballen.    Von  Dr.  med.  Rammklt  in  Halle  a.  8   83 

Bemerkungen   zu  vorstehendem  Aufaatz  des  üerrn  Dr.  Ra.mmklt.  Von 

Dr.  ScHMin-MoxyARD.  (f)   85 

Ein  Fortachritt  auf  dem  Gebiete  der  Schulhygiene  in  Norwegen.  Von 

Dr.  med.  C.  Heme  in  Hamar  .......  ."  "   86 

Eine  staatliche  Untersuchung  der  bei  Schulkindern  in  Holland  vorkommenden 

adenoiden  Vegetationen     Von  Dr.  M.  C.  MoiTTo.s-Haag   89 

Ein  Fall,   der  lehrt,   wie   notwendig  genaue  ärztliche  Untersurhang  der 

Kinder   in   Schulen   und  Anstalten   ist.    Von  Karl  Bai. uriax  -  Wien, 

Hauptlehrer  an  der  n.-ö.  LandeH-Taubstummenanatalt   91 

Zor  Frage  der  Desinfektion  entliehener  Bücher.  Von  Dr.  BaxpA-Berlin  .  .  94 
Notwendigkeit    und   Wirksamkeit   des  Arztes   in  der  Hilfsschule.  Von 

Franz  Frexzel    Leiter  dei-  städtischen  Hilfsschule  zu  Stolp  i.  Pom. 

Mit  drei  Abbildungen  im  Text   97 

Die  deutsche  Städteausstellung  in  Dre»den  1903  und  die  Schulhygiene. 

Von  H.  GRAUPNKR-Dresden  "...TT  209 

Wo   und  wie  soll   die  Tafel   im  Klassenraum  augettracht  werden?  Von 

Dr.  Q  H.  SiKVKKiNQ,  Fhysikus  und  Stadtarzt  in  Hamburg  241 

über   die  Hautkrankheiten  der  Schule.    Von  Dr.  Alfred  Lkwandow.ski, 

Schularzt  in  Berlin   296 

Zur  Statistik  der  Nervosität   bei    Lehrern.    Von  Dr.  Ralf  WiCHMAys. 

Nervenarzt  in  Dad  Harzburg.    (Fortsetzung  von  19fl!j.) 

IL  Beitrag.   304 

in.  Beitrag  (Schlufe)   543.  713 

Einij^e  Bemerkungen  zum  I.  internationalen  Kongref«  für  Schulhygiene 

in  Nürnberg.    Von  Dr.  F.  Erismaxn,  Vorstand  des  GesundheitsweaenB 

der  Stadt  Zürich   ■.   361 

Der  Aachener  Sammelverein  „Habana"  e.  V.,  und  seine  Bestrebungen  zum 

Beaten  armer  Schulkinder.    Von  A^lknsis  ~  386 

a* 


IV 


Seif 

Einige  bemerkenawerteErgebniwe  von 8oholkinderae88         und  -wäguDgen. 

Von  Dr.  Samosch,  Schularzt  in  Breslau  389 

Wie  kann  die  unterrichtlicbe  Behandlung  abnormer  Kinder  die  Prophylaxe 
der  Nerven-  und  Geisteakrankheitep  unterstützen?  (Vortrag,  gehalten 
am  I-  internationalen  Kongrefa  für  Schulhygiene  in  Nürnberg.)  Von 

Dr.  ÜKINRICH  STADELMAWN-WÜrzburg    463 

Zur  Frage  der  aexueUen  Aufklärung.   Von  Dr.  Albkrt  Flaolh  in  Moinesti 

(Rumänien)   471 

Zur  Aoswahl  der  ITerienkoloniat^n.    Von  Dr.  med.  Axmakit,  Schularzt  in 

Uber  die  einfachste  Methode  der  Sehprüfung  bei  Lernanfängern.  Von 
Dr.  C.  Hamburgkr,  Schularzt  in  Berlin.  (Nach  einem  in  der  Ver- 
einigung Berliner  Schulärzte  gehaltenen  V^ortrag.)  Mit  vier  Abbildungen 
im  Text  "  7  "  .  7  485 

Alkohol  und  Schule.  Vortrag,  gehalten  auf  dem  I.  internationalen  Kongrefa 
für  Schulhypfiene  Yom  4.  bia  9.  April  1904  zu  Nürnberg  von  Dr.  Max 
Blitstein-N  ürnberg  f .........   ~  535 

Kine  äatheaiomctriBche  Untersuchung.    Von  Dr.  H.  Adsersen,  Schularzt  in 

Kopenhagen   640 

Uber  aaa  Schülerfrühstück,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  in  der 
Stadt  Padua  bestehenden  Einrichtungen.  Von  Dr.  C.  Towzio,  Schularzt 
der  Stadt  Padua   605 

Zur  Frage  der  sexuellen  Aufklärung.     Von  Dr.  med.  Therese  Qppler, 

Scbulärztin  in  Breslau  7  T  629 

Die  V.  Jahresversammlung  der  schweizerischen  Gesellschaft  für  Schul- 
gesundheitspflege  am  11.  und  12.  Juni  in  Bern.  Von  Dr.  A.  Krakt- 
Zürich  ■■■■■■■    679 

Die  ländlichen  Volksschulen  des  Bezirksamtes  Kaiserslautern  in  hygienischer 
Beziehung.  Statistische  Darstellung  von  Dr.  Isidor  DREYFjss-KaisBra- 
lautam  ,  "  "  fifla.  7fiO 

Die  Gefährdung  der  Kinder  dnrrh  krankhaft  veranlagte  und  sittlich  defekte 
Aufaiohtaperaonen.  Von  Dr.  Thbodob  Heller,  Direktor  der  Erziehungs- 
anatalt  Wien-Grinzing  .♦«•'•♦  • « «  »  •   759 

Mafs  der  Lehrpensen  und  Lehrziele  an  höheren  Unterrichtaanatalten.  Von 

'      Dr.  med.  Th.  Bknda,  Nervenarzt  in  Berlin  .  .  . . . . .  • .  ■    770.  859 

Schulhygienische  Erwägungen.  Referat,  erstattet  hei  der  Besprechung  der 
itelorm  des  mathematisch-naturwissenschaftlichen  Unterrichtes  auf  der 
Naturforscheryersammlung  in  Breslau  am  22.  September  1904.  Von 
Prof.  Dr.  G.  Lklhlscher,  Regieruugs-  und  Medizinalrat  in  Meiningen  843 

Die  Schulbank  in  den  üilfaklassen  für  Schwachbelahigte.   Von  Dr.  J.  MoaEB- 

Mannheim   853 


Ans  Versammlangen  und  Vereinen. 

Die  derzeitigen  Einflüsse  auf  unser  Schul-  und  Vereinstumen.  Vortrag, 
gehalten  an  der  Jahresversammlung  des  Schweiz.  Tumlehrervereins 


in  Bern  am  3.  u.  4.  Okt.  1903  von  Turnlehrer  WiDJiER-Bern   29 

Geschlechtertrennung  oder  Geschlechtervereinigung  im  Schulunterrichte. 

Von  J.  Heüsser,  Sokundarlehrer  in  Zürich.   (Autoreferat)   120 

Gemeinsamer  Unterricht  beider  Geschlechter.    Von  Frau  Dr.  med.  J.  HiL- 

yiKER-ScHMLD-Zürich,    (Autoreferat)   126 

Die  Schulbesichtigungen  der  Kreisärzte.    (Von  der  Versammlung  der 

Medizinalbeamten  des  Keg.-ßez.  Liegnitz)  128 

Die  künstliche  Beleuchtung  der  Schulsäle.    Von  Dr.  med.  I^BSTivGhOoln. 

(Autoreferat)  244 

Die  Hausarbeit  in  der  Elementarschule  im  Zusammenhang  mit  der  Zu« 

lassungsprüfung  für  das  Gymnasium  und  die  Eealschule.    Mitget.  von 

Dr.  med.  MouTox-Haag  246 


Seit« 

Normen  für  TageaHcbteijifall  in  Schalen.  Vortrag,  gebaltep  auf  T  intern. 
KoDgrefa  für  Schulhygiene  in  Nürnberg.    Von  Prof.  Dr.  M.  Ghubbr- 

Mnnchen.   (Aatoreferät)   319 

Midchentamen  in  den  Volksschalen.  Leitsätze  za  einem  Vortrag  von 
ü.  WiTTE-Elberfeld  an  der  XIX.  Hauptveraanunlung  dea  KheiniBühca 

Turnlehrer-Vercina  ...  ~  326 

Die  Förderung  der  körperlichen  Erziehung  durch  die  Stadtverwaltnngen 
und  die  entsprechende  AuBgestaltung  der  öffentlichen  Erholungsatätten. 
Vortrag,  gehalten  von  Prof.  Dr.  Koch  vor  dem  Verein  für  ünentliche 

Gesundheitspflege  im  Herzogtum  Braunschweig. .   TT  403 

Erste  Konferenz  zur  J:''ürsorge  für  i:)chwacb9innige  in  Oeterreicb   404 

Zwangaerziehupg  verwahrloster  Kinder  in  Osterreich   405 

Schule   und   Zannpflege.     Autoreferat  eines  Vortrages,   gehalten  in  der 
Jahresversammlung  des  Schweiz.   Vereins  für  Schulgesundheitapfleg« 
am  12.  Juni  1904  in  Bern  von  Dr.  Eduard  FKTacHKRi.N-Pem  . . . . .  .7.  490 

Der  VI.  allgemeine  Lehrertag  in  Budapest.     Mitget.  von  Dir.  E.  Bayr- 

Wien  ..■  :   494 

Alkohol  und  Schule.  Vom  V.  achweiz.  Abetinententag  am  12.  Juli  1904 

~     m  Bern  °   555 

über  Wesen  und  Bedeutung  der  experimentellen  Didaktik.  Aus  einem  Vortrag 

 TTV  V  7      ^ 

von  Dr.  W.  Lay,   Seminarlehrar  in  Karlsruhe,   gehalten  am  Kongrefs 
für  experimentelle  Psychologie  in  Giei'sen  (18.-  21.  April  1904)  .  .  . .  .  .  557 

Protokoll  der  für  den  Bau  des  iSchulhauaes  in  der  Kernstrafsc  in  Züricli 

ernannten  Schulhausbaukommission   634 

Volks-  und  Schulbäder  in  liolland.    Mitg.  von  Dr.  med.  MouTox-Haag  . . .  642 
Arbeit  und  Erholung  an  den  höheren  Lehranstalten.  Vortrag  von  Dr.  Dokrk- 
BF.KGER  -  München   in   der  Sitzung  des  Ärztl.  Vereins  München  voojl 
t>5   Mai    ,    719 

Waldschule  und  Schulerholungsstätten   . .  •  •  •  •  •  » •  798 

Die  Gesundheitspflege  in  der  Volksschule.    Aua  den  Verhandlungen  der 

niederösterreichischeu  Landeslehrerkonferenz  7  800 

Ein  Wort  zum  deutschen  Mädchenturnen.  Vortrag  des  Turninspektors 
BöTTCHER-ttannover  auf  der  allgemeinen  Turnlehrerversammlung  in 
Quedlinburg  am  20.  Mai  1904  . .  .  .7  800 

Über  Gesundheitsschädigungen  in  den  Mittelschulen.  Vortrag  von  Kari! 
GRASsMA.vy-München  in  der  Sitzung  des  ärztlichen  Vereins  München 
vom  '25.  Mai  1!>04.    Mitget.  von  GÖrz-München  879 

Das  Mannheimer  Sonderklassensystem  vor  einem  medizinischen  Forum. 

Von  Dr.  med.  Xuuwio  Maxw  ~  881 


Kleinere  Mitteilungen. 

Seit« 

Indirektes  Bogenlicht  oder  balbdiffusea  Gasglühliobt  für  Ertiehungs-  und 

Unterrichtaanstalten  "   30 

Alkohol  und  Leistungsfähigkeit  der  Turner   32 

Was  kann  die  Schule  in  der  Bekämpfung  des  Alkohols  tun?   32 

Schülerinnen- Wanderungen   33 

Der  Kinisterialerlars  betreffend  die  Normalbeatimmnngen  über  die  Be- 

ichaffenheit  der  Hefte  für  Schulkinder   34  ' 

Schwiramanterricht  fSr  Volkstchüler   34 

Ein  scholhygienischer  Kursus  für  Direktoren  und  Lehrer  höherer  Lehr- 
anstalten   36 

Das  Wachstum  Berliner  Kinder  während  der  Schuljahre   35 

Schularzt  und  Berufswahl  

Zahnpflege  in  der  Schule   36 

Scbuizahnärzte  in  Innsbruck       36 

Dm  Geradesitzen  der  Schüler  beim  Schreiben   36 


VI 

Bliti 


87 

■  ^1  TT  1  fVA      \^  T*Ck1  /I  A  n 

37 

Dift  FfthirrkftitflftbteilunD'en  in  der  Volksschule  

132 

136 

Wir»    ♦£>/>  r»  n  1  a^»h  -  n  vfri  ö  r»  1  ß/^  Vi  PT    JvnnrrTArii        Mitorot     vf>Tl    Wrnt     1  )r     AyVT.  Hi^RTKI 

136 

UnterBuchungen  über  die  Bezienungen  der  Haarfarl>e  zur  üeiBtestätiffkeit. 

137 

Zur  Verhütung  der  Weiterverbreitung  der  Tuberkulose  in  den  öffentlichen 

137 

138 

189 

139 

Snr(7H  für  hedürftifö  Schölpr  in  Zürich  

139 

1»9 

140 

In  welchem  Lebensalter  soll  der  Eintritt  in  die  Volksschule  erfolgen?.... 

141 

143 

M^i     £i     II  r\  t /~vn  1  a    tiit*     1  .01  VinBorr/i n  ii  v~i  fT 

143 

Das  neue  dänische  Schulgesetz.    Mitget.  von  Prof.  Dr.  Aiei,  Hkrtei...... 

144 

144 

145 

rSeaingter  ötraterials  nei  Verurteilung  von  ocnuiKinaern  in  vveiraar  

145 

Der  schädliche  Einflufs  des  Alkoholgenusses  auf  die  Leistungsfähigkeit  der 

146 

.S(  ^  P1 1 Y  1     1  rt      A  v 

147 

"T?8 

Schulhygienisches  aus  den  Niederlanden,    Mitjj;et,  von  Dr.  med.  Moütok- 

149 

149 

1  II  a     1  '*-T*a  n  11  1 

149 

149 

K  1  o  1  Ti     1  n  ri  ä  V*  i\  o  tt.*a  ri  PO  ti  of  o  1  f          in     y  iiv*i/^n 

 B  —  ^   

150 

151 

LifftiolstriMi  als  Ersatz  der  staubbindenden  Fufsbodenöle  

151 

Zwpi  Minutpn-Tnrnen                           .         .          .  .....  

152 

152 

X-  ■  i  ,  jjT^  1  ;  .  -  D  

152 

llinisterial Verordnung,  betr.  die  Vermehrung  der  körperlichen  Übungen  in 

24  S 

249 

249 

Der  Gi'sundheitszustand  des  Lehrpersonals  der  Volks-  und  Mittelschulen  .  . 

250 

251 

_    ■  .  ,  S  B  B  

251 

Untersuchung  von  200  Schulbüchern  vom  sanitären  Standpunkte  aas  .... 

■  .  _  ,  _   ^ 

252 

252 

Gleichmäfsige  Ausbildung  der  Hände.    Mitget.  von  Dir.  E.  BAVR-Wien  . . 

252 

258 

Über  die  körperliche  Erziehung  unserer  Schuljugend.   Mitget.  von  Dr.  med. 

254 

Die  hygieni.Hche  Einrichtung  der  höheren  Schulen  in  Mülhausen  i.  E  

327 

32» 

Besondere  Leibesübungen  für  engbrüstige  und  skoliotieche  Kinder  in  Leipiig  35W 

330 

830 

380 

m —   7  ^  ^  v-r.  1 — :  1  ;  ■ — I  

381 

381 

VII 


FortbilduDgaschalBwang  für  Mädchen   331 

Jupt'ndspiele  in  Metz   332 

Gewicbtaveränderungen  im  Verlaaf  dea  Scharlacha.  Mitget.  von  Dr.  Hopr- 

Dresden      332 

Mehr  freie  Plätze  in  den  Städten  für  Jugend  und  Volk   332 

ZusammeplepuDg  der  Sommer-  und  Herbstferien   333 

Die  Zähne  der  Schulknaberi  in  Halle   333 

Speisung  bedürftiger  Schulkinder  im   Winter  1903  04  in  Kaiserslautern. 

Mitget.  von  Dr.  ScHuKiHKR-Kaiserslautern   407 

Speisung  und  Kleidung  bedürftiger  Schulkinder  in  Zürich  im  Scho^jahre 

— nmm  .ttttt  i09 

Schüleruutersuchungen  in  Stuttgart   409 

Alkohol  und  Schule   410 

Unentgeltliche  Benutznng  der  Volksbäder  für  arme  Schulkinder.  Mitget. 

von  Dir.  E.  BAYR-VVien   410 

Benutzung  der  SchulbrausehSdcr  in  Nfimbeiy   410 

OesundheitsBcbädlicbe  Schullokale   4lT 

Förderung  der  Impfung  durch  die  Lehrer   411 

Kiiiderpchutz  in  England   411 

Sorge  für  das  körperliche  (redeihen  der  Jugend   4ll 

Auatührung  dew  Kinderscliutzgesetzes  in  Hamburg   4l2 


GesundheiteverhältniBse  der  Scbulkinder  in  den  Wiener  öffentlichen  Volks- 

und  Bürgerschulen   412 

Peköstigung  von  Schulkindern  im  Kreise  Blalmedy   41B 

E'.n  neues  Schulhausliauprogramm  für  Hamburg..   413 

'  1  7Ki  n  1     .  .  ^ 

Turntracht  für  Alädchen  und  Frauen   41u 

Sonderklaseen  für  Schwerhörige  •  •  « • «   416 

liutterabende  neben  den  P^lteniabenden   415 

Angeborene  Wortblindheit.    Mitget.  von  Dr.  med.  MotTTON-Haag   496 

Soziale  Bedeutung  des  Kindergartens   497 

Ferienkolonien  in  Berlin   4ÜB 

Karenz  des  Schulhesuchea  nach  akuten  Infektionskrankheiten   499 

Die  Jugendspiele  des  gemeinnützigen  Vereins  in  Dresden   500 

Praktischer  Wert  der  Ertnüduiigani'sgungen   &00 

Speisung  armer  Schulkiniii  r  und  Ferienkolonien  in  Stettin   500 

Svhnlbäder  im  Kreise  Arns  bnrg   501 

Snflgfg  der  Jugendspiele  auf  die  Herztätigkeit   501 

Züchtigungsrecht  der  Lehrer  wieder  eingeführt   501 

Solbäder  für  akrophulöse  Kinder  unbemittelter  Eltern   502 

Geteilter  oder  ungeteilter  Unterricht.  •  •  ♦  •  •  

Traurige  Verhältnisse  der  Schulkinder  der  Budapester  Arbeiter   503 

Maugelhafto  turneriacbe  Vorbereitung  der  Lehrerinnen   659 

Statistik  der  Herliner  Gemcindesuhulen   660 

Einscbränkung  der  HauBaufgaben    660 

Veraorgung  bedürftiger  Schulkinder  mit  Nahrung  und  Kleidung  im  Kanton 

Bern   562 

Über  die  Abstinenz  in  der  Jugend..........  

Das  Reinbalten  der  Schulen  in  Holland.   Mitget.  von  Dr.  med.  ModtoiT 

Haag  ■ .  ■  ■    662 

Hygiene  des  Sehvermögena  in  den  Schulen  von  Mexiko..   668 

Zusammenstellung  der  Scbülerselhstmorde   STS 

Arztliche  Untersuchung  der  in  den  Jahren  1901  und  1902  ins  schulpflichtige 

Alter  gelangten  Kinder   644 

Fürsorge  für  bedürftige  Schulkinder  im  Kanton  Zürich  im  Jahre  1903  .  .  .  644 

Ferienspiele  in  Berlin   645 

Jugendspiele  in  Strafsburg  i.  E   646 

Förderung  dea  Jugendwandtrns  in  Berlin     H47 

Auü'enuntersucbungeii  an  Scliulkituli'rn  in  Tübingen   647 

Obligatorium  der  I^adepflicht  für  Schulkinder  ..   64b 

Zahnverhältnisse  der  Schüler  in  Keichenberg  ^Böhmen)   t>48 


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VIII 

Seif 


Wachstam  der  Gymnasiasten.    Mitget.  von  Dir.  E.  BAYR-Wien   649 

Prüfung  der  körperlichen  LeistüngBfähigkeit  der  Jungmannecbaft   650 

Koedukation  in  den  öflFentlichea  Schulen  Anaerikas   650" 

Alkoholmifabrauch  dnrch  Schüler   650 

Turnen  und  Wachstum   651 

GeaundheitaverhältnisBC  der  Pariser  Yolkaschiiler.  Mitget,  von  Dr.  Sueyekikü- 

Haml)urg   651 

Gesandheitaverhältnisae  der  Berliner  Gemeindeachulkinder   651 

Zahnärztliche  Untersuchungen  in  Seesen  am  Harz  722 

Über  Schulzahnklinik  und  Schule  in  Strafaburg  i.  E   722 

Erhebungen  in  der  Schule  betr.  Typhus   723 

Alkoholgenufs  unter  den  Derlioer  Schulkindern   724 

Samariterdienst  für  Schulen   721 

Wandern  als  Alittel  der  Jugendbildung   725 

Obligatorium  der  Schulspiele   726 

Über  das  urniachc  Kind   726 

Luftverteilungstilter  für  Ventilation  von  Schulzimmem   727 

Weiche  Fufaböden  sind  für  SchuUimmer  in  hygienischer  und  techniacher 

Richtung  geeignet?.  .   ". .   727 

(Temeinsame  Erziehung  der  Geschlechter  auf  dem  Internat.  Frauenkongrels 

in  Berlin   802 

Nutzen  der  Scbulbransebäder   802 

Vermehrte  Kinderarbeit  in  der  Landwirtschaft  in  WestpreuTsen  803 

NachTnittttgsunterncht  für  die  höheren  Lehranstalten.    Mitget.  von  Fritz 

EcKARm-Dresdeu  ♦   803 

BedeutoDg  der  Abgchnppun^periode  für  die  Weiterverbreitung  bei  Maaern  805 

Antialkoholisches  Flugblatt  für  die  Schule  806 

GesundheitspÜego  in  den  Hilfsschulen   806 

Einflul's  der  sozialen  Zustände  auf  die  geistige  Entwicklung  der  Kinder..  807 

KörperbcBchaffenhcit  der  Schulkinder  in  Chemnitz   807 

Die  Charlottenburger  Waldschule    807 

Gesundheitsverhältnisse  der  Leii)ziger  Schulkinder   808 

Erziebungspolitik  der  Städteverwaltungon   8()8 

Schulnahrung  und  Schulkleidung  zu  Amsterdam.    Mitget.  von  Dr.  med. 

MouTON-Haag  "  "   809 

BaulTcLe  VerbesBerung  der  ländlichen  Schulhäuser   BÖS 

Häufigkeit  der  Sprachstörungen  bei  Schülern   883 

Sicherheit-smarsrirgeln  für  Schulen  gegen  Krankheitaübertragungen  durc-h 

den  Speichel  der  Schüler   .   884 

Störungen  des  Schulbetriebes  durch  den  Strafsenlärm  885 

Zahnärztliche  Untersuchung  der  Volksscbuikiüder  in  Augsburg  885 

Linterrichtszeit  für  Fortbildungsschulen   Bb5 

Schülerfrühstück  in  den  russischen  Volksschulen   886 

Allgemein  verbindlicher  Spielnachmittag  für  Knaben-  und  Mädchenschulen  886 

Spielplätze  für  die  Kinder.   887 

Gemüindesclmle  für  schwerhörige  Kinder  in  Berlin   888 

Keinigung  der  Schulräume  durch  Kinder  888 

Untersuchung  von  EpilepsiePällen  in  den  Schulen  zu  s'Gravenhage  und 

Scheveningen.    Mitget.  von  l)r.  med.  Moi  TON-llaag  .TT  888 


Tagesgeschichtllcbes. 

Mit 

Turnunterricht  in  der  Volksschule   37 

Verteuerung  der  Eisenbahnfahrpreise  bei  Schülerfahrten   38 

Er^te  Hilfeleistung^  bei  Unglücksfällen  in  Schulen    39 

Handarbeitsunterricht  für  Schwachsinnige   39 

Hessisches  Qrganisationskomitee   für   den   L  internationalen  Kongrefa  für 

Schulhygiene  in  Nürnberg.    Mitget.  von  K.  RoLLER-Darmstadt  T7  153 


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IX 


Balis 


Keine  warmen  Schulpantoffeln  in  Aachen.    Mitget.  von  Aquensis   153 

EryiebtinfrBanstalt  für  verwahrloste  Mädchen  in  Basel   153 

Kinfacht   MotT-  oder  HolzHchuhe  für  die  Kinder  der  Volksschule   153 

Zugunsten  der  Steilschnft     154 

Bäder  für  Gemeindeschülcr  in  Berlin   154 

Gesundheitliche  Fürsorge  für  die  Schulkinder  in  den  Volksschulen  Bayern»  154 

Verein  zur  Förderung  der  Jugend*  und  Volksspiele   156 

Anstrich  der  Wände  und  Fufsböden  in  Schulzimmern   156 

Arztliche  Aufsicht  hei  der  Berliner  Taubstummenanstalt   155 

Walderholungsatätte  für  schwächliche  Kinder    155 

Untersuchungen  über  Gröfae  und  Gewicht  der  Schüler   1^ 

Vereinigung  für  SchnIgesuodbeitBpflege  in  Hamburg  156 

Fürsorge  für  ynne  Schulkinder  in  Düsseldorf   156 

Reinhaltung  der  Turnhallen    167 

Zahnuntersuchungen  hei  Suhulkindern  in  Meiningen   157 

Wandtafeln  mit  Gesundheitsregelu  in  Darmstadt   157 

Dr.  Alexaxdkr  SriKs.s  f   167 

Schul-  und  hygienische  Ausstellung  in  Königaberg  i.  Pr.    Mitget.  von 

Dr.  RAPKH-KÖnigsberg  i.  Pr. . . .  °  7. . . .  .TT  168 

Schulhygienische  Ausstellung  in  Nürnberg   169 

Die  Lehrer  gegen  den  Alkohol    159 

Dir  Berliner  Schulpavillons   159 

Kars  zur  Heranbildung  von  Lehrkräften  an  Spezialklassen  und  Erziehungs- 

anstalteu  für  schwachainnigo  Kinder   160 

Sommerpflege  für  Volksscliüler  in  Hamburg   161 

Zum  Schütz  der  Schulkinder  gegen  Erkältungen   IGl 

Holzschuhe  für  Schulkinder   161 

Verein  für  Schulgesundheitspflege  in  Lübeck   161 

Der  Sport  in  den  bayerischen  3IittelschuleD.   » > «   161 

Hauptversammlung  des  Zentralausschusaea  für  Volks-  und  Jugendspiele  m 

Deutschland.    Mitget.  von  E.  v.  SciiKycKKXDORFP-Qörlitz. ..........  .  255 

Die  V.  Jahresversammlung   der  Schweizerischen  Gesellaohaft  ffir  Schul- 

gesundheitspflege   256 

ünterrichtskura  in  Schulhygiene  ••••••   '^'^^ 

Heranziehung  der  Lehrer   zur  Ausführung   dea  Kinderschutzgeaetzes  in 

Hessen  .  7   266 

Gemeinsame  Erziehung   257 

Teilnahme  der  Kreisärzte  an  den  Kreislehrerkoüferenzen  257 

Hygiene  der  Mädchenschulen   267 

Augenuntersuchungen  in  den  höhi'ren  Lehranstalten   258 

Reinhaltung  der  Schulhäuser  258 

UnterBuchung  der  hygienischen  Einrichtungen  sämtlicher  höheren  Schulen 

in  Freufsen . . . . ."  7   269 

Lebrerhildiingskurs  für  Knabcnhandarheit  in  Biel   334 

Deutscher  Vgrein  für  öffentliche  Gesundheitspflege   .  .  .  ..  ..    ••  ■  •  •  ••  334 

Die    V.  Jahresversammlung    der  Schweizerischen  Gesellschaft  für  SchuT^ 

gesundbeiUpflege  in  l^er"  ''"  ' 

Hoseum  für  pädagogische  Hygiene  in  Padua.    Mitget.  von  Kwald  Paul- 

Padua.    336 

Reinhaltung  der  Schulzimmer  in  Berlin   335 

Ungeteilte  Schulzeit   335 

Aoftreten  ansteckender  Krankheiten  in  den  Familien  der  in  Schulbäusern 

wohnenden  Schuldiener   336 

Notwendigkeit  der  Fürsorge  für  dürftige  Schulkinder  336 

(ieaxmdbeitliche  Bedeutung  des  Schulturnens  im  Vergleich  zu  Sport  336 

Einträchtiges  Zusammenarbeiten  von  Schularzt  und  Lehrer..  ..T  |i36 

Fürsorge  für  Spielplätze  und  Schulsanatorien  in  Charlottenburg  337 

Verein  für  Schnlgegundheitspflege  in  Stuttgart    3S7 

ünterrochong  der  Zähne  bei  Schulkindern  in  Weimar...   337 

Verein  für  Körperpflege  in  Schule  und  Haoe  in  Elberfeld   8äV 


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z 

I 

Sohulhjgiene-Aaastellung  in  Berlin  .     ■  •  •  •   388 

Keinigen  der  Schulzimmer  durch  die  Kinder   338 

Antiquafeindlicbkeit.  in  Winterthur  (Schweiz)   389 

Deatichcr  Verein  für  Knabenbapdarbeit.    Mitget.  von  E.  v.  Schexckkw- 

DoRPK-GörliU  "  T  416 

FufsbodeDÜlanBtrich  in  den  höheren  Schulen  Hannovers   417 

Schulaanatorium  für  ('harlottenburg   417 

Untersuchung  der  Schulkinder  in  Tübingen   417 

Kampf  gegeu^  die  Vereine  mit  Trinkzwang  in  den  höheren  (Mittel-)  Schulen  417 

Milch  zum  Frühstück  für  Gymnaaiaaten  in  Neuruppin   417 

Erziehung  der  Schuljugend  zur  Hygiene    418 

Elementarer  hygieniacber  Unterricht  in  den  Schulen   418 

Lesestücke  in  Schulbüchern  über  die  Alkuholfrage .  .    418 

Kinderarbeitskoutrolle  durch  die  Lehrer     418 

Schweizerische  Anstalt  für  schwachsinnige  Taubstunitiie   418 

tjchüleruntersuchungen  in  Stuttgart  . .  .   419 

Alkoholhaltige   Getränke    und   Schalkinder  in  Wien.     Mitget.  von  Dir! 

K.  BAYit-Wien     419 

Errichtung  einer  Schulküche  in  Kiel   419 

Einflufs  dea  StoubölanatrioheB  auf  den  Fufsboden.   Mitget.  von  Dir.  E.  Bayr- 

"      Wien   420 

Korsettragen  bei  Schulmädchen   420 

Tremor  hystericus  (hysterisches  Zittern)  in  einer  Baseler  Schule   421 

Kinderuntprsuchungen  für  die  Ferienkolonien  in  Stettin   603 

Schwimmunterricht  tür  Bezirkeschüler  in  Leipzig   604 

Schulärztliche  Untersuchungen  von  Neueintretenden  in  Dreaden   604 

Solbadkuren  für  Schulkinder  in  Cannstatt   504 

Gegen  die  Staubentwicklung  in  den  Schulen   604 

Tucbpantoffeln  in  den  Schulen  von  Trier...   5^ 

Körperliche  Übungen  an  höheren  Lehranstalten   606 

Waldschulhaus  in  Charlottenburg   606 

Gesetz  über  die  Verpflichtung  zum  Besuche  ländlicher  Fortbildungsschulen 

in  Hessen-Nassau   607 

Die  Stadtkolonie  Waltcrshof  des  Hamburger  Vereins  für  Ferienwolilfahrts- 

bestrebungen   507 

Haosaufgaben  in  dea  Elementarschulen.    Mitget.  von  Dr.  med.  Moitok- 

Haag    507 

Neuordnung  de«  Stundenplanes  in  Leyden.  Mitget.  von  Dr.  med.  Moütok- 

Haag  .     507 

Einschränkung  der  Schulzeit.    Mitget.  von  Dr.  med.  Moirroy-Haag   66? 

Das  Korsett  in  der  Schule     565 

Schulranzen,  keine  Schultasoben   565 

Badekuren  utid  Schule    665 

Haftpflicht  dea  Lehrer»  für  brutale  Überachreitung  dea  ZüchtigungBrechtea  566 

internationales  Archiv  für  Schulhygiene  "  .."   668 

<"b.  Versammlung  l)eutscher  Naturforscher  und  Arzte  in  Breslau   664 

Erö9"nung  der  Charloltenhurger  Waldschule   664 

Reinigung  der  Scbuistuben.  7   665^ 

Hausaufgaben   656 

Organisation  des  Schülerfrühstücks  in  den  höheren  Schulen  von  Zürich  ..  657 

Gegen  den  Heitritt  der  Gymuasiasten  zu  Ful'sballklubs   668 

Miiabrauch  des  Zilchtigungsrechtes  der  Lehrer   729 

Teuer  erkauftes  Tageslicht  für  eine  Schule   729 

üniversitätavorlesLingen  über  Schulhygiene  in  Wien   730 

Ungeteilter  Unterricht    .  .    730 

Reinhaltung  der  Schulzimm»'r  in  Düsseldorf   730 

Wichtigkeit  und  Notwendigkeit  des  Volksbadewesens   731 

Zahnärztliche  Untersuchutig  der  Schulkinder  in  Cannstatt   731 

Verhalten  dea  Lehrpersonals  [)oi  Unfällen  von  Schulkindern   731 

Kinderarbeit  im  Haushalt  und  in  der  Landwirtschaft   732 


XI 


Schtilapielplätze  in  Berlin   810 

y ersuche  mit  dem  Mannheimer  SoDdcrklasBeaayatem   811 

Milchkur  für  Schulkinder  in  Solingen   811 

Körperliche  Züchtigung  in  einer  Volkagchale  de«  Kantone  Zorieb  811 

D&8  Mannheimer  SonderklaBsensystem   811 

Verhalten  dea  Lehrperaonals  bei  Unrällen  812 

Versorgung  der  V^olksschulkindfr  mit  warmer  Furshekleidang  812 

Milchfrühstück  für  Schulkinder  in  Hannover   8I4? 

Zwei  Tafeln  üher  die  lieiheaübungen  .  813 

Beseitigung  der  Prügelatrnfe  in  den  Schulen  .  .  .   813 

1j herbürdung  der  Schulkinder  durch  geweibliche  Xebenbcflchäftigung  ....  813 

Gegen  die  Reinigung  der  KlasBenzimmer  durch  Schulkinder........  813 

Schulausfliige  .........    Slj 

Alküholgenufa  von  Schulkindern   814 

Antialkoholigcher  Unterricht  in  der  Schule   814 

Geeuudheitspflegü  in  den  Pariaer  Schulen   8B9 

Verabreicbüiig  »Ikoboliacher  (ieträukc  an  Schulkioder   81K) 

Hyigiene  alt  Lehrgegen»t»nd  in  den  bayerischen  Scholen   890 

Obligatoriacher  Gesundheitäunterricht  in  allen  iitTent liehen  Schulen  England»  890 

Gesundheitsschädliche  V^ergnügen  der  Schulkinder   ....  891 

Reinigung  und  Ordnung  der  Schulraume  in  Hannover   891 

Da«  25jäbrige  Jubiläum  der  Berliner  Ferienkolonieo   891 

Aufgaben  der  Schulärzte  für  die  öft'entliche  Hygione   892 

Hygienische  Winke  für  die  Schuljugend  in  Dordrecht.  Mitget.  von  Dr.  med. 

MocTONilaag  °   893 


Amtliche  Verfügungen. 

8«it« 

Mafsnahmen  gegen  die  Verbreitung  des  Keuchhustens  durch  Kindergärten. 
Erlar»  des  sächs».  Ministeriums  des  Innern  vom  2.  Juui  1903  au  die 

Kreishauptmannschaften   40 

Durchfuhrung  der  Mafsregeln  gegen  Tuberkulose  in  den  Schulen.  Rund- 
echreiben der  k.  k.  uiederusterrtiicbischeu  Staltbalterei  vom  15.  Dez. 

1903,  Z.  110310,  an  alle  politischen  Unterbehörden   162 

Bekämpfung  der  Tuberkulose  in  Wien   163 

Förderung  der  Impfung  durch  die  Schale  in  Wien   164 

Belehrung  über  ZahnpHege  in  den  Volkaschulen  Wien»   1(>4 

Teilnahme  der  Kreisärzte  an  den  Kreislehrerkonferenzen   165.  259 

Eriafa  der  Miniater  der  Medizinal-.\ngelegenheiten,  dea  Innern  und  für 
Handel  und  Gewerbe,  betreffend  die  Verwendung  farbiger  Kreiden  zu 

Unterrichtezwecken,  vom  5.  November  1903  (Preulsen).   166 

llafsnahmen    gegen   die   Wetterverbreitung   der  Tuberkulose  durch  die 

"      .Schule  (in  Wien)     .....  .  166 

Empfehlung  der  Broschüren  über  die  Gesun'lheitspnege  der  Schuljugend 
von   Dr.  Len  RitROKUsTBis.     Kreisschreiben  des   Be»..Schulratea  von 

Wien  ■  269 

Erlafs  (des  preufa.  Ministeriums)  vom  9.  .\pril  1901.  betreflend  Schliefsung 

von  Schulen  beim  Auabruch  einer  Epidemie   ..  339 

Ausfertigung  amtsärztlicher  Zeugnisse  lür  Lehrpersonen  an  öffentlichen 
Volks-  und  Bürgerschalen.  Erlafs  der  k.  k.  Statthalterei  in  Böhmen 
vom  3.  Juli  1903,  Z.  10406  praes.,   an  alle  unterstehenden  Bezirks- 

hanptroannsohaften   340 

Erlafs  vom  18.  April  1904,  betreffend  Ergebnisse  der  Versuche  mit  den 

als  Fufsbodenanatrich  empfohlenen  Ölpräparaten  (Preulsen)   421 

Lüftung  der  Schulräumlicbkeiten  (Wiener  Magistrat)...  423 

AnachiMrong   eines   Verbandschrankea    in  den   atädtiacben   Schulen  von 

Hannover    424 


XII 


Wegleitnn^,  betreffend  Handhabnng  der  Verordnang  fiber  Scholaosachlttfa 

hei  aiiateckenden  Krankheiten,  erlaagea  vom  GeBundheitsninte  der  Stadt 

Zürich   508 

Beschränkung  der  Hausaufgaben  in  den  Wiener  Schulen   50^ 

Kinderarl)eit  in  gewerblichen  Betrieben  (FrcurB.  Kultuaministerium  uaw  )  .  510 
KreisBühreiben  der  Erziehungsdircktion  de8  Kantons  Zürich  an  die  Schul- 
'      behörden  und  die  Lehrerschaft  der  Primarschule,  betreffend  die  Unter- 
Buchung  der  in  daa  schulpflichtige  Alter  eingetretenen  Kinder  auf  das 

Vorhandensein  geistiger  und  körperlicher  (iebrechen   567 

Freikarten  für  den  Besuch  der  städtischen  Volkahäder  in  Wien.  Mitget. 

von  Dir.  K.  HAYR-Wian  ,   fifift 

Förderung  des  Schwimmens  durch  die  Schule  in  Öater reich.  Erlafa  des 
Ministers  fflr  Kultus  und  Unterricht  vom  24.  März  1904  an  alle  Landes- 

schulräte  und  die  Stadthalterei  in  Tripist   658 

Organiaation  der  Gesundheitspflege  in  den  Gemeindeschulen  der  Stadt 

St.  Gallen  vom  29.  April  1904  •  •.• :  • :  

Erlafo  vom  26.  Septeinber  1904.  betr.  die  gmundheitliohe  Beaufsichtigung 

der  ErTiehungannstalten  seitens  der  Kreisärzte  (Preufsen)   .^14 

Dauelwind  Lage  der  Ferien  für  die  Volksschulen  (Preufscn)   893 

Fiegutachtung  von  Schulhausbauplänen  durch  das  OberamtsphyBikat.  Erlafs 
den  Kgl.  Württeml).  Ministeriutna  des  Innern  vom  19.  August  1!>04  an 
die  Kgl.  Stadtdirektion  Stuttgart  und  die  Kgl.  Uberämter  895 


Literatur. 
Besprechungen. 

^  Seit« 

Johannes  Berninokr,  Ziele  und  Aufgaben  der  modernen  Schul-  und  Volks- 
hygienc.    Winke  und  Ratschläge  für  Lehrer,  Schulärzte  und  £ltem. 

Von  Th,  ALT8CHür.-Prag  .    40 

Jahrbuch    der  Schwei zorischen  Gesellschaft    für  Sohnlgesundheitspflege. 

III.  Jahrgang  1902.    Von  Dr.  Facl  Scüi'iiF.RT-Nürnbcrg   42 

Joseph  Trumpf,  Gesundheitspflege  im  Kindesalter.    II.  Teil:  Körper-  und 

Qeistespflege  im  schulpflichtigen  Alter.    Von  Dr.  KRAFT-Zürich   44 

Die  Rezensionen  des  Herrn  Dr.  Krapt.    Von  Dr.  Baür,  Seminarartt   44 

Antwort  an  Herrn  Dr.  Bxvii.    Von  Dr.  KRAFT-Zürich   45 

Heixhich  STAUKi.MAxy.  Schulen  für  nervenkranke  Kinder.   Von  Dr.  Mosbs- 

Mannheim   1 67 

W.  DiKCKs,  Von  der  Vererbung  und  ihre  Bedeutung  fiir  die  Pädagogik. 

Von  Dr.  KtiAKT-Zürich   ir>8 

Hkkmann  KiilDku,  Körperpflege  durch  Wasseranwendung.  Von  Dr.  Bikcher- 

»ENNKR-Zürich  .T7  169 

R.  Wkumeu,    Enzyklopädisches   Handbuch   der  Schulhygiene.    Von  Dr. 

K.  ERi.sM.\yN-Züricn    171 

JoH.  loL,  n.  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  städtischen  Bezirksärzte  in 

Brünn  als  Schulärzte.    Von  Dr.  KHAt^r-Zürich   172 

C.  A.  Wai.do.   Regulation  of  Athletica  —   What  next?    Von  Oberlehrer 

Kaki.  UoLLER-Darmstadt   174 

AüQ.  FoREL,  Hygiene  der  Nerven  und  des  Geistes  im  gesunden  und  kranken 

Zustande.    Von  Prof.  Dr.  Bi.KULER-Zürich   175 

H.  Oppenheim,  Die  ersten  Zeichen  der  Nervosität  des  Kindesalter».  Von 

Dr.  HAMBUHOER-Hreslau   2fi0 

Rai-v  Wu'HMANN,  Die  Neurasthenie  und  ihre  Behandlung.  Von  Dr.  Mosf.s- 

Mannheim  .  7   2H1 

H.  Cohn  und  Rübencami«,  Wie  sollen  Bücher  und  Zeitaohriften  gedruckt 

werden?    Von  Dr.  NEUBüRCER-Nürnberg  262 

Otto  Sicherer,  Hygiene  des  Auges  im  gesunden  und  kranken  Zustande. 

Von  Dr.  A.  STsiOER-Zürich   264 


xni 

Seite 


KovRAD  AoAHD,  Gesets,  betr.  Kinderarbeit  in  ffewerblichen  Betrieben  vom 


3.  März  1903.   Ausführliche  Erläuterungen  und  Vorschläge  *ar  Dnrcfa- 

Lbo  Bürgerstbin  und  Auo.  Netolitzky,  Handbuch  der  Schalhygiene.  Von 

341 

Feri).  Hükppe,  Körperübungen  und  Alkoholismus.    Von  Dr.  KRAPT-Zürich 

344 

Walter  Walker,  Die  neuesten  Bestrebungen  und  Erfahrungen  auf  den» 

426 

(iebiete  der  Erziehung  der  Schwachen.    Von  Fr.  Frknzkl-SIoIp  i.  P. 

J.  M.  Geiqer- Förster,    Die  geschlechtlichen  Verirrungen  während  der 

428 

Otto  Grennks,  Norgea  Laererforening.  Sundhedsstatistik  for  Norske  Folke- 

skoicr  (Oesnndheitsstatistik  norwegischer  \' olksschulen).  Von  h.  Burobr- 

429 

Rldolf  Haüo,  Hygiene  des  Ohres  in\  gesunden  und  kranken  Zustande. 

429 

Bibliothek  der  Qesandheitspfiege.    Verlag  von  Ernst  Heinrich  Moritz  in 

Stuttgart 

1.  C.  A.  Ewald,  Hygiene  des  Magens,  des  Darms,  der  Leber  und 

der  Niere  im  gesunden  und  kranken  Zustande. 
2.  Herm.  Eichhokst,   Hygiene  des  Herzens  im  gesunden  und 

kranken  Zustande. 

511 

WiLH.  V\  iLK£,  Nervosität  und  Neurasthenie  und  deren  Heilung.  Von 

512 

Erriehliclie  Knabenhandarbeit.    (Denkschrift.)    Von  E.  OKRTLi-Zürich  .... 

513 

L.  Ppeifker,  Begeln  für  die  Pflege  von  Mutter  und  Kind.    III.  Teil: 
Regeln  für  das  Spielalter  (2—7).   IV.  Teil:  Regehi  für  das  Schulalter 

613 

D.  Steoemann,  Heilung  des  Stotterus,  für  jedermann  verständlich.  Von 

Dr.  KAPEMAN'N-Königsberg .  . .   

513 

Alb.  Siebmann,  Stotternde  Kinder.    Von  Dr.  KAPEMANN-Königsberg  

514 

ÜKsiNG,  Die  Schulbankfrage.    Von  U.  Wipp-Zürich.  

570 

JoH.  Mi-LLER,  Untersuchungen  über  die  Einrichtung  ländlicher  Volksschulen 

mit  mehrsitzigen  und  zweisitzigen  Subsellien.    Von  Ii.  W  IPF-Zürich .  . 

571 

81CKINOEB,  Preufaisches  oder  badisohes  Schulturnen.   Von  J.  Pawel- Wien  . 

571 

Uax  Gri'ber,  Hygiene  des  Oeschlechtslebens,  dargestellt  für  Männer.  Von 

571 

Gustav  Kabrhkl,  Fr.  Velich  u.  A.  Hraba,  Die  Lüftung  und  Heizung  der 

669 

Albert  Flachs,  Kleines  Lehrbuch  der  Hygiene,    Von  Dr.  Silbbrschmiüt- 

660 

Alexander  Benkstbin,  Die  Reinigung  der  Schulzimmer.    Von  Dr.  Fickkr- 

661 

Berlin  

KoNRAD  Stetter,  Quer  durch  die  Schulbankfrage.    Von  Dr.  FiCKER-Berlin 

GGl 

Th.  Ziehen.  Die  Geisteskrankheiten  des  Kindesalters  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung des  schulpflichtigen  Alters.    Von  Prof.  BtEULEB-Zürich  661 

Wolf  Hecubh,     Uber  Walderholungsstätten  für  kranke  Kinder  mit  be- 

661 

sonderer  Bexnicksichtigung  der  Tuberkulösen.  Von  Dr.  KRAFT-Zurich. . 

M.  Birchee-Bennkr,  Kurze  Grundzüge  der  Ernährungstherapie  auf  Grund 

736 

Obobo  Liehe,  Die  studierende  Jugend  und  die  Alkoholfrage.    Von  Dr. 

736 

MöHKEMöLLER,  Geistesstörung  und  Verbrechen  im  Kindesalter.    Von  Prof. 

815 

Max  ßoLLAG,  Zum  Kampfe  gegen  die  Langenschwindsucht.  Von  Dr.  Silber- 

815 

Fravz  Kem^.ny,   Pädagogische   Bausteine.    Gegenwart  und  Zukunft  der 

816 

Franz  Frenzel,  Ist  die  Psychopathologie  auch  ein  Gegenstand  der  Päda- 

817 

r     -dby  Google 


XIV 

Ha\^  Sück,    Wie  kommen  wir  in  der  Schulbank  frage  vorwärts?  Von 

Tl.  \Vn'i--Ziirit;h     818 

A.  Damaschkb.  Alkohol  und  Volksschule.  Der  Lehrer  und  die  soziale 
FrapR     Von  W.  WEiss-Zürich   ■   -  • ;  -  > ;  

Jahoslav  Ki.oart,  Ober  akute  Exantheme.    Von  Dr.  KRArr-Zürich  aSC 

Makiannk  Uainisch,  Aufwand  und  Erfolp    .  .  der  Mittelschule  vom  IStand- 

[tunktp  der  Mutter.    Von  Dr.  Ida  Hii.FiKgR-Ziirich   898 


Bibliographie. 
46.    176.   265.   430.    573.   786.  900. 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter  im  Jahre  1904   XV 

Sachregister    917 

Namenregiater   928 


Yerzeicliuis  der  Mitarbeiter, 

welebe  im  Jahn  1904  Beitrüge  geliefert  haben. 


Adsbrsbm,  H.,  Dr.  med.,  Sohul»rzt  in  Kopenhagen. 
Altscbci^  Tu.,  Dr.  med.,  k.  k.  SuuUttrmk  in  Png. 
Agonnia  in  Amdifliit 
AzHAHii,  Dr.  med.,  Sehnlmt  in  Brltart. 

Bat  DRiAN,  K.,  Hauptlehrer  a.  d.  n.-o.  Landes-TaubitooiOMnuittelt  in  Wim. 

Bagb,  A.,  Dr.  med.,  SL<minnrRr7t  in  Schwäb.'QiafindL 

Batr.  Emaüvkl,  Schuldircktiir  in  Wien 

Bknoa^  Dr.  med.,  Nervenarzt  lu  Berlin. 

BucHSB-Bnmn,  Dr.  med.  in  Zf  riolt. 

Blsuub,  Prot,  Dr.  med.  in  Ziridi. 

Bumnm,  U.,  Dr.  med.  in  Nürnberg. 

BcBOSRSTBiif,  L..  Prof.  in  Wien. 

CoMXEKDA,  H.,  RealscliMWirektnr  in  Linz. 

Drktftss,  FsTüon.  Dr.  med.  in  Kaisenlauiem. 

SidtaABiii,  Fmtx.,  in  Dresden. 

baaxAVii,  Prof.  Dr.,  Stndtral  in  Zttricb. 

Ewald,  Paitl,  in  Pidnn. 

Fetschbbis,  E.,  Dr.  med.  in  Born. 

Flachs,  Ai.bkrt,  Dr.  med.  in  Moineati  (RamSnien). 

Fwzish,  Franz,  Leiter  der  Btidt.  Hilteobnle  tOr  ■ohwaohuonige  Kinder  sn 

Stolp  i.  P. 
Graopkek,  üi^RM.,  L«hrer  in  Dresden. 
Gmonnn,  IL  ,  Prof.  Dr.  in  Hfinehen. 
Baxbubobb,  C.  Dr.  med.  in  Breden, 
bmn,  C,  Dr.  med.  in  Hamar. 

Hw.T.TO  Tb.,  Dr.,  Direktor  der  Erziehungnastelt  Wien<Grinsing. 

Hebtbl,  Axr.r.,  Prof.  Dr.  in  Kopenhagen. 

Hbtsseb,  J.,  Sekundarlohrer  in  Zürich. 

Hikboktmus,  D.,  Kvktor  iu  Leer. 

HiLnxrai'SflEDfii»,  Ida,  Dr.  med,  in  Zirieh. 

Btan,  B.,  Dr.  med.,  PrivetdoMiit  in  Zfirieh. 

Hopf,  Dr.  med.  in  Dreeden. 


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XVI 


HomvoiR,  R.,  Dr.  med.  in  Zarioh. 
KaMMaXK,  Dr.  med.,  Privatdoseot  in  Königtbttg. 
Kraft,  A.,  Dr.  med.,  Schularzt  in  Zürich« 
Laübi,  Dr.  med.,  Ohrenarzt  in  Zürich. 

Lkubusohbr,  G.,  Prof.  Dr.,  Regierungs-  und  Medizinalrat  in  Meiningen. 
Lbwakoowski,  A.,  Dr.  med.,  Schalarzt  in  Beriin. 
KoBn,  J.,  Dr.  med.  in  Kannhdm. 
MouTOH,  J.  H.  C.f  Dr.  med.  im  Haag. 
NBDBUBasR.  Dr.  med.  in  Nfimberg. 

NussBAUM,  H.  Chr.,  Professor  am  Polyteohnikom  in  HannOTer. 

Obrtli.  E.,  Priinarlehrer  in  Zürich. 

Opplrr,  Thkrese,  Dr.  med.,  Schnlärztin  in  Berlin. 

pAWKL,  J.,  Prof.,  Universitätsturulehrcr  in  Wien. 

PBdifHKa,  Dr.  med*  in  Cöln. 

RAuiaLT,  Dr*  med.  in  Halle  a.  S. 

Eafkc,  Dr.  med.  in  K5mgaberg  i.  Pr. 

RoLLSB,  K.,  Oberlehrer  in  Darmstadt. 

Sahoscb,  Dr.  med.,  Schularzt  in  Breslau. 

ScHBNCKBNDORFF,  E.  VON,  Keichstagsabpcordiieter  in  Görlitz. 

ScHMiD-MoNNARD,  Dr.  med.  f,  Kinderarzt  in  Halle  a.  S. 

ScHRKiBBB,  Dr.  med.  in  Kaiseralaatern. 

SoHUBBBT,  P.,  Dr.  med.,  Aogen«  und  Ohfeatrst  in  NSmbeig. 

Sbtbkuio,  G.  H.»  Dr.  med.,  Phjsikiii  und  Stadtarat  in  Hambnig. 

SiLBKBaCBMiD«,  Dt.  med.,  Privatdozent  in  Zürich. 

Stadelhann,  Hob.,  Dr.  med.  in  Würzburg. 

Stkiorr,  A.,  Dr  med  ,  Augenarzt  in  Zürich. 

ToKzia,  C,  Dr  III»  I.,  Schularzt  in  Padua. 

Wbiss,  W.,  Sekuadariehrer  in  Zürich. 

WiCBMAiTK,  R.,  Dr.  med.,  HerreBarst  in  Bed  Harsbnrg. 

WiPF,  Hob.,  Primariehrer  in  Zttrioh. 


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Der  Sehilant. 


Inhalt. 


OriginalabliftndlnngeB. 

8«it« 

{    1.  49 
35.  179 

Dii  Schularztwesen  in  Deutfichland.  Boricht  fiber  die  Ei'^'pbnissn  einer  66.  269 
Umfrage  bei  den  gröfserea  istädtea  äm  deuUcbea  Heiobea.  Von  l  135.  615 
Dr.  PAnL  SoHvnvf^Nfiniberg.  (Fortietnuig  nad  SeUnft)   186.  66B 

201,  739 
24Ö.  908 


Zur  Fng9  der  Mandontenachang  d«r  Sohnlkinder.   Von  Dr.  Cmmbk» 

Brach,  SobuUrst  in  Frankfurt  a.  M  :   91.  647 

Schulärztliche  Unterweisang  der  Kinder  in  a!)<?emeiner  OeeundheitB- 

pflege.    Von  Dr.  IlELL-Schleawig   OJ.  348 

Dia  vier  ersten  Jahre  schalärztUcher  üntersnchttiigwi  in  Stadt  and 

Bezirk  Cannstatt.    Von  Medi^inalrat  Dr.  Blezinoer  105.  433 


Über  den  Zweck  der  ärztlichea  L^Suhulautsicbt.  Eeferat,  gehalten  am 
Zn.  internationalen  KoDfiTefs  fär  Hygiene  and  Demographie  in 
Brilase!  !fX)3  Von  Dr.  Er\kst  MnsxY-PtiriB.  CUhprsrtzt  nich  dem 
Originalariikel  in  den  Annaks  dltygtene  j^ubi.^  Oktober  liK)3,  von 


Dr.  AuoB  FBoH'Beriin)    166.  676 

Die  Schularztfrage  in  Münch en.    Referat  im  Ärztliohen  Bwiriurersin 

München,  erstattet  von  Dr.  £.  DoBfuntKOGSB  168.  588 

Dm  ente  Trienniam  ichalSrstlicbea  Dienstes  in  Breslau.  Von  Stadtant 

Dr.  OmwntB  921.  819 


Kleinere  H  itt  ei  lange  n. 

8«it« 

Kampf  um  den  Schularzt  in  Jena    21.  S9 

Jthresbericht   über  den  schulür^Llichen  Überwachungsdienst  an  den 

Volksschulen  zu  Breslau  für  das  Schuljahr  1902   22.  70 

Bericht  über  die  Tätipkoit  der  Schulärzte  in  Chemnitz   24.  72 

Die  Scbularztfrage  in  der  II.  Sitzung  des  Deutschen  Medizinalbeamten» 

▼ereios   61.  196 

Schulärztlicher  Dienst  in  Bromberg.  Mitget.  Ton  Dr,  Ärr-TFix  ....  52.  196 
Schttlarztbehcht  au  Bautzen  über  die  Jahre  1901/03.   Mitget.  von 

Dr.  NiOK&av,  SoholanEt   68.  197 

xvn.  b 


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XTm 


städtische  Schulärzte  in  St.  Gallen   f)3.  197 

Die  Be»oba£fang  besonderer  Amtnimmer  för  die  Schalärxte  .........  56.  199 

SofanUtfstetelle  in  Wflmendorf  bei  Berlin   65.  199 

Sohalärzte  in  HaiDz.    Hitget.  von  Philipp  Km»  Oberlfllirer   55  199 

Die  Anstellang  besonderer  Sobnlangenäncte   56.  200 

Schulärzte  an  höheren  Lefanuutalten   85.  289 

Keine  Schalärzte  in  BiaeoMb   85.  289 

Schularzt  in  Meerane   86,  289 

gohularzt  m  Ems   86.  289 

Arztliche  Überwachung  der  ittdtlicben  BündeiuuMtalt  n  Bailin          85.  289 

Schulärgte  für  Mittelschulen   86.  889 

Jahresberichte  der  Stadtaobuiämte  su  Charlotieoburg  über  ihre  Tätig- 
keit im  flehotjabr  1900/08.  Httget  von  Dr.  A.  FkAimiBUBftia- 

Nurnber?   86.  290 

Sdiulbericht  der  deutschen  evangelischen  FriTatvolkssohule  in  Prag 
(Sobnlant  Dr.  B.  Ts»).    Mitget  von  Dr.  A.  FsaimimintesB- 

Nümber«   87.  291 

Bericht  über  die  Tätigkeit  des  Schularztes  Dr.  Kaoa  in  Dresden  ....  96.  86^ 
Di«  Sebnlbygiene  in  Leipzig  im  Jabre  1909.    Mitget  ▼on  Dr.  A. 

FRAKKBNBüROER-Nürnberp:   98.  864 

Die  Schularztfrage  im  Ärztlichen  BezirlUTerein  in  München.  Von  Dr. 

Hvoo  8vnirffSL]>*Hindw«  100.  866 

{130.  4&8 
195.  678 
S99.  887 

EommoDaler  Konflikt  in  Bunzlau  bez.  Schularztfrage   131.  459 

Uber  Anstellung  von  Schulärzten  im  Königreich  Sachsen   131.  459 

Anstellung  von  Schulärsten  in  Braunschweig  131.  459 

Anstellung  eines  Sohulantee  in  Sobwibitoh-Gmfind   132.  460 

Schulärzte  in  Österreich   132,  460 

Berufsacbularzt  oder  Schularzt  im  Nebeoamte?    JUitget.  vou  Sohulrat 

Dr.  SiCKXKVBft-HanDheim   133.  461 

Untersachunp  von  Schnlrfkraten  13d.  4ßii 

Bericht  des  Stadtphy^ikuu  m  Brünn  über  die  schulärztliche  Tätigkeit 
der  städtischen  Besirksärzte  m  der  Zeit  wem  September  1901  th 
März  1902  und  iihpr  die  Ergebnisse  der  vorq^enommenen  schul- 
ärztlichen Untersuchungen  von  Dr.  Iol,  Stadtphysikus.  Mitget. 

von  Dr.  NzuBCBOKB-Nfimberg  184^  469 

Die  Tätigkeit  der  St-ktiou  ungarischer  Schulärzte  und  Gesundheitslebrer 
in  den  Jahren  1900—1902.  Mitget.  von  Dr.  W.  Gbubbsioh,  Assistent 

am  hyg.  Institnt  in  Budapeat.  .  143.  632 

Die  Si'htilnrztfrape  in  Dresden.    Mitget.  von  Dr.  Hopp*Drcsrloa  . , ,, , .  143.  523 

£khulärzte  in  HuUand.   Mitget  von  Dr.  med.  MouTOx-Haag.  146.  626 

Ob«r  die  Sebttltrstfrafte  auf  dem  I.  intenwtioDalen  Kougrofs  f8r  Bobol« 

hygiene  in  NiirMlcrg  _  ,,,  .,,,,.147.  527 

Schulärzte  an  einem  Mä4obealyzeam  in  Österreich  149.  529 

SebnÜrtte  in  Wien  149.  669 

Ergebnisst'  von  schulärztlicher  Tätigkeit  in  Friedrichshagen   149.  529 

Bürgermeister  Lueobb  über  die  Einführung  der  Schulärzte  in  Wien  .  195.  678 

Sdinlarst  in  Hannheim   196.  678 

Über  die  ärztliche  Schulaufsicht  im  Orofthtnogtam  Oldrabofg  215.  753 

Die  Schularztfrage  in  Breslau  215.  758 

Erfolge  des  schulärztlicheu  Dienstes   216  754 

Die  Schularztfrage  in  Paderlwru  ,  217.  755 

Die  Schular2tfr«<r»>  in  Karlsruhe  217.  755 

Über  die  Schuiarziliage  917.  755 

Über  Schularzttätigkeit  nnd  ewi»]«  BygimM  217.  755 

Sobnlinte  in  PnnlaMi  240.  888 


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XIX 


Literarisobe  Bespreehnngen. 

8«tto 

A.  Sruss,  Die  Tätigkeit  der  städtischen  Schalänte  zu  Frankfart  a.  M.  im 

BMbniingsjahr  1902/03.  Von  Dr.  A.  FBAKKBMBCRGER-Nürnberg. hl*  SOI 

Faul  Bloch,  Zwei  Jahre  Schularzt  in  Batibor.  Von  Dr.  A.  FBANixir- 

BTTBOER-Nürnberg   58.  202 

Fl.  CüHTZ,  Oesamtberioht  über  die  Tätigkeit  der  Sdmlinte  (in  Wies- 

bttdm)  im  Jahn  1902/08.  Von  Dr.  A.  FBAnnsrnmesB-Nfinibflig  66.  a03 


Dienstordnungen  fftr  Sehulärste. 

DieostordnuDg  für  die  Schalärzte  an  den  Bürgerschulen  zu  Braun- 

schweig   25.  73 

Dienstanweisung  f&r  die  Schulärste  der  Stadt  Mains...   60.  204 

Dienstanwei^imof  für  den  Schularzt  der  Stadt  Meemne   63.  207 

Dienstordnung  iür  die  Schulärzte  in  Stettin   88.  292 

Dienstanweisong  für  die  Schulärzte  nnd  für  die  SohoUeitar  und  Sobnl- 

lehrer  der  sämtlichen  Schulpti  ßpr  Stsdt  Ryhnik   102.  358 

Dinutordnang  fär  den  Schularzt  der  Stadt  Mannheim  150.  530 

DwuAardmmg  fBr  die  Sehnlinte  der  Gemeinde  Wihaandotf.  IM.  688 

DieDstanvveifiunf^  für  die  Schulärzte  der  Volksschulen  Hl  WoflDf  196.  •)74 

Die  Schuiarztdienatordnung  \ron  Schmargendort  218.  756 

Anweisang  für  die  Förderang  der  Qesundbiitepflege  in  dm  G«inaind*> 

flobnien  dor  Stodt  Bnad«iibnzg  tuK  \  840 


b* 


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Yerzeiclmis  der  Mitarbeiter, 

welche  im  Jahn  1904  Beiträge  geliefert  haben. 


Aü08TET?r,  Dr.  med.,  SaaitäUrat  und  Schularzt  in  Bromberg. 

BuKziütiBK,  Dr.  med.,  Medisinairat  in  Cannstatt. 

Cabut-Bbaos,  Dr.  med.,  Sdbolant  in  Fnnkfort  «.  M . 

DoBKRBBMBR,  B.*  ^*  med.  in  Xfindien. 

F^AarcnncRGER.  A.,  Dr.  med.  in  Nfllnibei|f. 

OBBnnwio«t  W.,  Dr.  med.,  Aaeiatent  nm  H^.  lutitat  m  Bodipest. 

Hrll,  Dr.  med.  in  Srb]p?wig. 

Hopf,  Dr.  med.  in  Dresden. 

Keil,  Philipp,  Oberlehrer  in  Mainz. 

MosHT,  B..,  Dr.  med.  in  Paris. 

XooTOir,  J.  X.  Ct  Br.  med.  im  Heeg. 

NsunraiiBB,  Dr.  med.  in  Nfimbeig. 

NnuiiAini,  Dr.  med..  Schularzt  in  Bautzen. 

Obbbbckb,  Dr.  med.,  Stadtar?.t  in  BresUtt. 

Propb,  Alicb,  Dr.  ni'^rl   in  Berlin. 

Schobert,  P.,  Dt.  me  !  .  Au^en-  und  OhreuarBt  in  Nürnberg. 
SlOKiNOBR,  Dr.,  Schuirat  lu  Mannheim. 
SnamrcLD,  Huoo,  Dr.  med.  in  Xtfiiehen. 


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Intfdinft  für  Sil|iil(|eftttiii!ieito|i|lege. 


XVIL  Jaiii-gaDg.  1904.  No.  1. 


Dr.  Belmiid-Moaiiard  f. 

Nekrolog 
Ton 

Fb.  Ebisuann. 

Das  frühzeitige  Hinsobeiden  dieses  Mannes,  der  ein  langjähriger 

und  treuer  Mitarbeiter  der  Zeitschrift  für  Schnhjcsundheitspflege  war, 
bat  gewifs  in  don  weitesten  Kreisen,  vorab  aber  bei  allen  denen, 
welchen  das  körperliche  und  <^eistige  Wohl  unserer  jungen  Generation 
am  Herzen  liegt,  das  tielste  Bedauern  hervorgerufen.  Sein  Tod  hat 
in  diB  Reihe  der  Schulhygieniker  eine  empfindliche  Lücke  gerissen. 
In  seiner  Eigenschaft  als  Kinderarzt  war  8cijmid  -  ^Ionnahd  ganz 
besonders  befähigt,  !nif  dem  Gebiete  der  Schnigesundheitspflege 
fruchtbringend  '/u  nrbeiten,  und  seine  natürliche  Begabung,  ver- 
bunden mit  Fleifs  und  Ausdauer,  machte  ihn  zu  einem  selbständigen 
und  geachteten  Forscher,  dessen  Arbeiten  und  Anschauungen  überall 
mit  groiser  Aufmerksamkeit  und  regem  Interesse  entgegengenommen 
wurden. 

Es  fehlt  uns  das  Material,  um  hier  der  Leistungen  Sgbm.-H.8 
Auf  dem  Gebiete  der  Kinderheilkunde  zu  gedenken,  dessen  aber, 
was  er  für  die  Sohulhygiene  getan  bat,  soll  zur  Ebrung  seines  An- 
denkens kuzx  Erwähnung  getan  werden. 

SoTieL  wir  ans  der  uns  suginglicben  Literatur  erseben  können, 
bat  SoBic.*M.  seine  sebulbygieniscben  Forsebungen  im  Jabre  1894 
begonnen  mit  einer  Arbeit  über  die  kOr perliebe  Entwicklung 
der  Ferienkoloniekinder.  Es  waren  dies  Beobaobtungen  an 
1000  flalleBcben  Ferienkolonisten,  deren  Resultate  Schm.^M.  zu 
einem  Vortrage  auf  der  65.  Versammlung  deutsober  Naturfoiaober 
und  Ärate  in  Nürnberg  benutzte,  in  welebem  er  naebwies,  dafs  bei 
dreiwOebentlicbem  Ferienaufentbalie  die  Kolonisten  etwa  um  ein 

B«li«]g*ra»4lMit^a«g«.  XVIL  X 


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2 


Jahr  au  Körpergewicht  und  Atmungs^rölse  zunehmen.  Dasselbe 
Thema  berührt  auch  eine  in  der  Zt  Itschrift  für  Kranknipllegi:  erfolgte 
Pultlikation  ü ber  k l i matisclie  Erholungskuren,  insbesondere 
über  den  Einflufs  der  Ferienkolouien  auf  kranke  Kinder. 

Als  Teilresultat  einer  ausgedehnten  Untersuchung  über  die 
Gesundheitsverhftltuisse  der  20000  Volksschulkinder  der  Stadt  Halle 
machte  Schm.-M.  im  Jahre  1895  im  Hallesohen  Lehrervereiu  Mit- 
teilaogen  über  den  Gesandhei  tszustand  der  Sohülerinnea 
in  der  Mädchenbürgerschule  zu  Halle  s.  S.,  aus  welchen 
namentlich  der  Einflufs  des  Geschlechts,  der  Jahreszeiten  (Wittemngt* 
Verhältnisse)  und  der  häuslichen  Verhältnisse  auf  die  Erkrankangs* 
hänfigkeit  der  Schulkinder  hervorgeht.  —  Ans  derselben  Zeit  stammt 
auch  die  im  Jahrb.  für  Kinderheilkunde  veröffentlichte  Arbeit  ttber 
den  Einflnfs  der  Jahreszeit  nnd  der  Sohnle  anf  das 
Wachstum  der  Kinder,  die  der  Gegeoatand  eines  Vortrages 
ScHM.-M.s  anf  der  Versammlang  dentacher  Natnrfoisoher  und  irste 
in  Wien  gewesen  war,  nnd  in  einem  kleinen  Anisatae  Uber 
„Gewichts-  nnd  Längenznnahme  bei  Kindern^  (Zeitst^rift 
f.  Schidgesundhcitjip/it  1896)  kommt  Schu.-M.  anf  diese  interessanten 
Untersnohungen  zurück,  welche  bekanntlich  ergaben,  dals  die  Ge- 
wichtszunahme  der  Kinder  vom  Ende  des  zweiten  Lebensjahres  an 
periodisch  vor  sich  geht,  derart,  dafs  sie  fast  aussohlierslicb  in  der 
zweiten  tiahreshälfte  stattfindet,  während  in  der  ersten  Jahres- 
hälite  normalerweise  ein  Stillstand  beobachtet  wird ;  dagegen 
fällt  nach  den  Untersuchungen  Schm.-Ms.  in  die  Periodo  der 
stärksten  Gewichtsxunahme  die  geringste  Zunahme  der  Körper- 
länge (iiiimentlich  Septenibei'  bis  Januar),  wübreud  das  bedeutendste 
Längeuwacbstuiu  mit  der  Zeit  der  mittelstarken  Gewichtszunahme 
(Juli  und  Au^nist)  zusammenfällt.  ScuM.  -  M.  zieht  hieraus 
die  Schlufsfolgeruiiü:,  dals  im  wesentlichen  die  k«)rperliche  Hnt- 
wicklung  des  Kindes  ihren  Gang  gehe  unabhängig  von  der  Schule, 
soweit  es  sich  um  hygienisch  einwandfreie  Sohulgebäude  und  weder 
schwächliche,  noch  geistig  überbürdete  Kinder  handle,  und  dalk  als 
Ursache  für  die  periodischen  Schwankungen  in  der  Körpergewichts- 
zunähme  in  letzter  Instanz  die  Witteraog  verantwortlich  zu  machen 
sei.  Auch  wer  diese  Anschauungen  nicht  in  vollem  Umfange  teilt, 
muls  doch  die  ihnen  zugrunde  liegenden  Untersuchungen  als  be- 
deutsam anerkennen. 

Die  Resultate  seiner  Forschungen  über  die  chronische 
Rrinkliohkeit  in  unseren  mittleren  und  höheren  Schulen 


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3 

{Zeitschrift  f.  Schulgesundheitsp/l.,  1897)  hat  Schm.-M.  zum  Gegen- 
stand eines  eingehenden  Berichts  am  XII.  internationalen  medizini- 
schen Kongrefs  zu  Moskau  im  August  1897  gemacht.  Diese  Arbeit, 
welcher  Untersuchungen  an  5100  Knaben  und  3200  Mädchen  zu- 


gründe  lagen,  reiht  sich  würdig  den  ihr  auf  diesem  Gebiete  voraus- 
gegangenen Forschungen  von  Axel  Hkhtkl  (Dänemark)  und  Axkl 
Key  (Schweden)  an.  Sie  hat  von  neuem  bewiesen,  dafs  die  chronische 
Kränklichkeit  unter  den  Schulkindern  eine  sehr  bedeuteude  ist,  dafs 
sie  in  höherem  Grade  bei  den  Mädchen  auftritt  als  bei  den  Knaben, 

1» 


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dafs  die  Zahl  der  dirouisch  krJiiikliehen  sich  im  Laufe  der  Schul- 
jahre vermehrt,  so  dafs  durcbschuittlich  mehr  kränkliche  Kwi  lerdie 
Schale  verlassen  als  liineinkoramen,  und  dafs  die  rhronisc  lic  Kränk- 
lichkeit nicht  nur  Haud  in  Hand  geht  mit  der  Arln  it-la^t  und  mit 
ungünstiger  Verteilung  der  Aileit,  sondern  auch  mit  Verkürzung 
der  Schlafdauer  und  mit  Steigerung  der  freiwilligen  Überarbeit  der 
Schüler  (Mnsikstnnden  u.  dgl  ).  Die  Beobachtung  SruM  -M.s,  dafs 
die  Kränklichkeit  in  Schulen  mit  Nanhmittagsunterrtcht  gnifser  sei 
al<>  in  Schulen  mit  ungeteiltem  Unterricht,  ist  schon  oft  in  ganz 
ungerechtfertigter  Weise  verallgemeinert  und  gegen  den  Nachmittags- 
unterricht überhaupt  ins  Feld  geführt  worden.  Diejenigen,  welche 
das  tun,  beachten  nicht,  dafa  Sohm.-M.  einerseits  Schiller  mit  Nach- 
mittagsunterricht und  ohne  viel  Körperbewegung  (städtische 
Mittelschulen)  und  anderseits  solche  ohne  Kachmittagsunterriobt  und 
mit  viel  Bewegungsspielen  (FRANCKEsche  Stiftungen)  vor  sich 
hatte,  dafs  also  hier  auch  die  Fmge  der  körperlichen  Übungen  mit- 
spielt und  dafs  somit  die  Beobachtungen  Schm.-M.b  in  dieser  Riebtang 
nicht  zugunsten  des  ungeteilten  Onterricbts  tlberhaupt  herbeigesogen 
werden  können. 

Auch  mit  der  Frage  der  Nervosität  der  Schulkinder  beschäftigte 
eich  8cHM.-M.,  und  er  benutete  die  70.  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  und  Ärzte  zu  Düsseldorf  zu  einem  Vortrage  Uber 
Entstehung  und  Verhütung  nervöser  Zuetftode  bei 
Schülern  höherer  Lehranstalten  (Zeitsthrifk  f.  SMlgesmA- 
heitspfi.,  1899).  Es  sollte  festgestellt  werden,  ob  und  in  welchem 
Umfange  Nervöse  auf  unseren  Schulen,  namentlich  den  höheren, 
existieren«  und  inwieweit  die  Sehuleinricbtuugen  daran  Anteil  haben. 
Die  Antwort  lautet  nicht  sehr  beruhigend.  Schm.-M.  bestätigt  die 
schon  früher  von  Nestbboff  in  Hoskau  konstatierte  Tatsache,  dals 
es  auf  allen  Schulen  eine  Anzahl  nervöser  Schulkinder  gibt,  dab 
diese  Zahl  auf  den  höheren  Schulen  bedeutend  anwuchst,  und  dafs 
sogar  auf  einzelnen  höheren  Schulen  mehr  als  die  Httlfte  der  Schüler 
nervöse  ZnslAnde  aufweist.  Es  wird  diese  Erscheinung  im  wesent- 
lichen darauf  zurQckgeführt,  dals  tatsächlich  an  vielen  höheren 
Schulen  eine  ünzweckmftlkigkeit  des  Ijebrplans  oder  eine  objektive 
Überbttrdung  des  Schttlermaterials  existiert,  die  in  hohem  Halse  die 
Aufmerksamkeit  der  Pädagogen  und  der  Ärzte  ertbrdert.  Rücksicht- 
nahme auf  die  körperliche  Entwicklung  der  Rinder,  Einschränkung 
des  Unter richtostoffes  und  Entlastung  des  Lehrplanes  sind  die  Mittel, 
welche  der  steigenden  Nervosität  der  Schulkinder  Halt  gebieten  sollen. 


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ö 


In  demselben  Süme  sind  anoh  die  „Thesen'  snr  Schul  reform 
und  Dnterrichtshygiene"  gehalten,  welehe  Schm.-M.  suiemmen 
mit  Dr.  G.  HsBBBRiCB-Manohen  in  der  17.  Abteilung  der  7L  Ver- 
nmlnng  dentsofaer  Natnrforaoher  nnd  Izste  in  Uttnohen  vertrat 
[ZtHiekrifl  f.  SchMißesundheitspfl»,  1899).  Anoh  sie  sielen  ab  auf 
BeaeitigtiDg  der  vielerorts  in  hohem  Grade  bestehenden  Überbflrdnng 
nnd  auf  Vermeidung  gesundheitlicher  Sohftdiguugea  der  Scbttler.  Es 
wird  Herabsetsung  der  Unterriehtssiele,  Besohfftnknng  und  Verein* 
fiehnog  des  Unterrichtsstoffes,  Einschränkung  der  Unterriehtraeit» 
BrleichteruDg  der  Abitarientenprüfiing  mw.  verlangt;  auch  werden 
Maüsnahmen  zur  Beseitigung  dor  in  ausgedehntem  Mafso  vorhandenen 
tberbürdung  der  Lehrer  getordert.  Dieser  letztere  Gegenstand 
wurde  daun  von  Schm.-M.  in  einer  besonderen  Abhandlung  über 
die  Überbtirdung  der  Lehrer  au  höheren  Lehranstalteu 
[ZeiUirhriß  f.  Schulgcsnndheitsp/L,  1899)  näher  ausgeführt.  Die 
Fnrderuiiu:*'n  gipfehi  iu  dem  Verlangen  nach  Herabsetzung  der 
Pflichlstundenzahl  der  Lehrer  und  Festsetzung  einer  .Normal-  uod 
iUiimal-Schülerzahl  für  die  einzelnen  Klassenstufeu. 

Für  jemanden,  der  sich  soviel  mit  den  Gesundheitsstörungen 
der  Schulkinder  beschäftigt  hatte  wie  Schm.-M.,  lag  es  nahe,  auch 
der  Frage  der  geistigen  Minderwertigkeit  seine  Aufmerksamkeit  zu 
Sehenken.  Zu  diesem  Zwecke  unterwarf  Schm.-M.  die  126  Kinder 
an  der  Halleschen  Hilfsschule  unter  Beihilfe  des  Lehrpersonals  und 
einiger  Spezialärzte  einer  besonderen  Untersuchung,  deren  Resultate 
er  in  einer  Abhandlung  ttber  die  Ursachen  der  Minderbegabuog 
Ton  Sehulkindern  IZeUgekrift  f.  StMgesmähäUpfl.,  1900)  nieder- 
l«gte.  Er  wies  u.  a.  nach,  dals  unter  den  sehwaohbefilhigten  Kindern 
dieser  Hil&sehule  sich  ein  auffSsllend  hoher  Frozenteats  (90%) 
loleher  mit  mangelhaftem  Hörrermfigen  und  beinahe  ebensoTiele 
(80V«)  mit  drflsigen  Nasenrachenwacherungen  befimden.  Sein  Vor* 
schlag  ging  dahin,  es  mflchte  der  Versuch  gemacht  werden,  durch 
operative  Beseitigung  der  Wucherungen  fttr  das  gesamte  Wesen  nnd 
Ina  SU  einem  gewissen  G-rade  auch  für  die  geistige  Leistnngsfilhigkeit 
der  minderbegabten  Kinder  ftholiche  Erfolge  zu  erzielen,  wie  dies 

den  geistig  normalen  schon  erreicht  worden  war.  Dafs  dieser 
Versuch  in  zwei  Fällen,  in  denen  die  operative  Be.seitiguug  der 
Nasenrachenwucherungen  vorgenommeu  wuide,  wirklich  gelang,  zeigte 
ScHM.-M.  in  einer  späteren  jMItteilnng  über  die  Hebung  der 
seelischen  und  g  e  istigeu  Fiih  i  i]:kei ten  bei  m  in  d erb ega  bt  en 
Schulkindern  {Zeüschrift  f.  ScliuUfCdundheiispfl.f  1901).    Ein  der 


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Arbmt  beigog^benes  Bild  der  Kinder  vor  und  nach  der  Operation 
seigt  dentlioli,  um  wieyiel  Terständnisreicher  der  O-eeichtsansdraek 
beider  Kinder  naeh  der  Operation,  niobt  zum  mindesten  infolge  der 
Besserung  des  Horvermtfgens,  geworden  ist. 

Es  verdient  noeh  erwähnt  tu  werden,  dafe  8chm.-H.  eine  ge* 
luDgene  Znsammenfassung  seiner  Anschauungen  Aber  Schulhygiene, 
die  sich  vielfach  auf  persönliche  Br&hningen  statzfen,  in  einem 
Bttchlein  Uber  Sobulgesundheitspflege  gab,  das  er  vor  einigen 
Jahren  in  Gemeinschaft  mit  Schuldirektor  R.  Schmidt  verfafst  hat. 

Aus  diesen  kurzen  Andeutungen  über  die  Tätigkeit  Schm.-M.3 
im  Reieiche  der  Schulgesundheitspflofro  geht  hervor,  duls  der  \'er- 
blichene  auf  diesem  Gebiete  viel  gearbeitet  und  in  der  kurzen  Spanne 
Zeit  von  zehn  Jahren  unijeTnein  viel  geleistet  hat,  und  dais  wir  ihm 
manche  Anregung  verdanken.  Fest  in  seinen  Überzeugungen,  war 
er,  soweit  wir  in  der  Lage  sind,  dies  V>piirt  ilon  zu  können,  raäfsig 
in  seinem  Auftreten  und  auch  von  denjenigen,  welcbp  seine  An- 
schauungen nicht  teilteu,  geachtet  als  wissenschaftlicher  Korscher  und 
als  Persönlichkeit.  Allem  modernen  Strebertum  abhold,  hatte  er 
nur  die  Wissenschaft  und  die  Verwendung  derselben  im  Interesse 
der  körperlichen  und  geistigen  Entwicklung  der  Jugend  im  Auge. 
£r  hat  den  innigen  Dank  nicht  nur  seiner  Kampfgenossen,  sondern 
auch  der  Schulkinder  und  ihrer  Eltern  reichlich  verdient.  Ehre  sei 
seinem  Andenken,  friede  seiner  Asche  1 


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7 


•rtgtiiililil^iiiibliiitieii. 


Nene  Untersuchungen  über  Scholbücherdruek. 

Von 

K.  Roller, 
OlMrlehrer  in  Darmtiadt. 

Rs  echeint  keirsem  Zweifel  unterworfen,  dafs  anhaltende  Arbeit 
in  der  Nnhp.  namentlich  bei  vorgebeugtem  Knpfe  und  bei  schlechter 
Beleuchtung,  Kurzsichtigkeit  erzeugt  und  vermehrt.^  Alle  Momente, 
welche  die  Naharbeit  begünstigen,  können  für  das  Auge,  insbesondere 
im  jugendlichen  Alter,  verhfingnisvoll  werden.  Zu  diesen  Momenten 
gehdrt  auch  der  schlechte  Druck  der  Bücher  und  Zeitungen»  wo- 
rüber der  bekannte  Ophthalmologe  v.  Aklt  ecbon  im  Jahre  1865 
geklagt  hat.'  Später  waren  es  hanpiaflohlich  die  zahlreiehen  Unter- 
suchungen der  Soholkinderangen,  welehe  die  Beieohtignng  dieser 
Klagen  y.  Arltb  besttttigten,  indem  sie  zeigten,  dala  unter  dem  Ein- 
flneee  der  Kaharbeit  in  Sehule  und  Hana  die  Aniahl  der  kuizsioh- 
tigen  Schulkinder  annimmt  und  der  Grad  der  Kurzeichtigkeit  steigt. 
Bbbxakh  Oohn  hat  bei  Gelegenheit  seiner  ersten,  berühmt  gewor- 
denen UnterBuchuDgen  der  Augen  von  lOdOO  Schulkindem  darauf 
hingewiesen,  dafs  namentlich  anf  Kealaohulen  und  Gymnasien  der 
kleine  Druck  der  Schulbücher  die  Menge  der  Knrsssiohtigen  enorm 
steigere.  Zehn  Jahre  später  ist  von  Jatal  die  Frage  des  Bücher- 
dmoks  wissenschaftlich  behandelt  worden.  Sodann  hat  Cohn  anf 
der  Versammlung  Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  im  Jahre  1880 
bereits  Mindestmafse  für  die  DruckgröJse  angegeben,  und  iu  seinem 
bekannten  Werke  über  die  Hygiene  des  Auges  die  Forderungen, 
welche  an  den  Bücherdruck  vom  hygienisclieu  Standpunkte  aus  ge- 
stellt werden  müssen,  nach  allen  HichtuDgeu  hin  beleuchtet.^ 

Am  25.  Februar  1902  hielt  Cohn  im  Verein  für  Schul- 
hygiene in  Berlin  einen  Vortrag  über  den  Druck  der  Berliner 


'  H.  CoEx,  Lehrinush  der  Hygiene  des  ÄMges,  1892.  S.  296. 

«  Ibidem.  S.  471. 

'  Ibidem.  S.  471-488. 


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8 


Schulbücher,  wobei  er  eine  neue  einfache  Methode  der  Dnickprüfung 
zeigte.'  Wenige  Tage  nach  diesem  Vortrage  beschloT«;  die  Her- 
iiner  Schuldeputation,  dafs  von  nun  an  nur  Schulbücher  /.u- 
gelassen  werden  sollten,  welche  den  vom  Vortragenden  angegebenen 
typographischen  Gröfsen  entspräq^en.  Am  12.  März  1902  wies 
Cohn  in  der  Sitzung  der  hygienischen  Sektion  zu  Breslau  auf 
die  schlechten  Druckverhältnisse  der  Breslauer  Schulbücher  hio.  von 
denen  er  nur  18  als  gut  gedruckt  vorfand.*  Auch  in  einer  bcBon- 
deren  Schrift:  «^^^^  müssen  Bücher  und  Zeitschriften  ge« 
druckt  werden",  hat  Cohn  seine  dicebezüglichen  Forderangen 
ansf&hrlich  dargestellt. 

Die  Grundsätze  nun,  die  für  den  Buchdruck  mafsgebend  gC' 
worden  sind,  sind  knra  folgende:  Das  Papier  soll  rein  weifs,  von 
glatter,  aber  nicht  gl&nsender  Oberfläche  und  so  dick  sein,  dafe  der 
Drack  der  andern  Seite  nicht  darohachimmert  oder  sogar  plastiach 
sich  abhebt  Der  Druck  geschehe  mit  tiefaohwaneer  Dniekerschwftne, 
unter  möglichst  gleiohmifsiger  Verteilung  des  Farbstoffes.  Die  Lee« 
barkeit  der  Schrift  ist  bedingt  dnioh  die  G-rOfse  der  Buchstaben , 
durch  den  Abstand  der  einseinen  Teile  deiselben  Ton  einander, 
durch  die  Ap  pro  che,  d.  h.  den  Zwisohenranm  zwischen  swei  Buch- 
staben eines  Wortes,  durch  den  Durchschufs,  d.  h.  die  Ent> 
femung  der  nicht  ftbetragenden  Buchstaben  zweier  Zeilen  von 
einander,  durch  die  Länge  der  Zeilen  und  die  Form  der  Buch- 
staben. Fttr  die  ersten  Seiten  der  Schulfibel  soll  die  Höhe  der 
kleinen,  nicht  ttberragenden  Buchstaben  3 — 4  mm  betragen.  Diese 
Gr06e  muls  allmihlich  abnehmen,  so  dafo  für  die  im  sweiten  Schul' 
jähre  an  benntienden  Sobnlbttdher  Buchstaben  Ton  2  mm  Hohe  Ver- 
wendung findoD.  In  den  mittleren  Klassen  ist  eine  Buohstabengiölse 
Ton  1,75  mm,  in  den  oberen  eine  solche  von  1,60 — 1,75  mm  not- 
weudig.  Der  Dmck  mu&  hinreichend  dick  sein.  Die  Strichelemente 
sollen  eine  Dicke  von  weoigstens  0,25 — 0,3  mm  haben.  Der  Ab- 
stand zwischen  den  einzelnen  senkrechten  Strichen  des  Buchstubens 
soll  doppelt  so  grofs  sein  als  die  Dicke  der  Striche.  Die  Miudest- 
gröfse  der  Approche  darf  nicht  unter  0,5  mm  herabgehen,  damit  die 
einzelnen  Buchstaben  sich  deutlich  von  einander  abheben.  Der 
Durchschufs  mufs  minde.sten.s  2,5  mm  betragen.  Es  wird  dadurch 
das  Übergehen  vom  Ende  einer  Zeile  zum  Anfang  der  nächsten  er- 


•  Diese  ZcUschr.  1902.  S.  331. 
'  Diese  ZeiUehr.  1902.  S.  332. 


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leichtert.  Als  grüfste  Zeilenlttnge  sind  höchstens  10  cm  zulässig.  Eine 
grö&ere  Länge  erfordert  eine  bedeutendere  Arbeit  der  Augenmuskeln 
und,  wo  diese  nicht  ausreioht»  eine  anstrengende  regelm&Tsige  Bewegung 
d«e  Kopfes.  Ein  breiter  weifser  Rand  miifs  zu  beiden  Seiten  dee 
Drackes  (auch  oben  und  unten)  vorhanden  aein,  so  dafs  dieser  sich 
wirksam  abhebt.  Lateinische  Buebsiaben  zu  lesen  ist  leichter  für 
die  Augen  als  das  Lesen  deatsober  Buchstaben  von  glMoher  Gröfse. 
Wo  deutsche  Buchstabenformen  zur  Verwendung  kommen,  ist  auf 
onen  möglichst  fetten  und  scharfkantigen  Dmck  und  auf  Vermei- 
dnog  aller  überflfissigen  Sohnörkel  zu  sehen.  Namentlich  mttfete 
such  eine  mühelos  zu  nnterseheidende  Form  der  leioht  wia  verweob- 
•ehideD  finohstaben,  wie  »n"  und  «ll*,  «C*  und  «e*,  zur  Verwendung 
kommen.  Anf  Karton  nnd  AÜanton,  wo  sehon  die  hnnten  Farben 
allein  sohttdlieb  anf  das  Ange  wirken,  ist  eine  Besehrftnkung  des 
Detaib  dnrobans  erforderlieh.  In  Beehenbfiohem  mflasen  die  Zahlen 
aoBreiehend  gro&  gedmckt,  Dorohschnfe  nnd  Approche  in  milgUohstor 
Bieite  hergestellt  nnd  die  Zahlenhreiten  so  ttbersiohtlioh  angeordnet 
«erden,  dafs  die  Aufgaben  achnell  nnd  ohne  Anstreognng  der  Augen 
zu  lesen  sind.^  Aneh  die  Seitenl&nge  darf  nicht  eine  bestimmte 
Grenze  abersdireiton,  da  der  Druck  sonst  an  ÜheniohtUohkeit  ver- 
liert Beim  Brlemen  einer  Spraohe  mit  neuen  Buohstabeui  wie  heim 
Ghrieehifiohen  nnd  Hehrftisohen,  sind  fOr  den  Anfang  grOisere  Buch* 
ilaben  zu  wfthlen. 

Soweit  die  Voisehriften  fflr  den  Bfleherdmck. 

Wie  ich  vorhin  erwähnt  hahe^  hat  Professor  flEBMAim  Cohn 
venduedentUoh  Sohnlbtteher  in  hezug  anf  ihren  Druck  entsprechenden 
ITtttetsnehungen  unterzogen  nnd  nun  neuerdings  einen  Apparat  et^ 
fondoD,  der  heim  Prüfen  des  Bttoherdruckes  das  mtthsame  tfessen 
mit  dem  Millimetermalsstabe  voHst&odig  unnötig  maoht.  Dieser 
Druckmesser  besteht  aus  einem  Karton  von  der  Gröfse  einer  groisen 
Visiteukarte.  iu  dem  sich  eine  quadratische  Öffnung  befindet,  deren 
Seite  1  cm  lantf  ist.  Die  Seiten  des  Quiidrates  sind  in  Millimeter 
uad  halbe  Milluui;ter  abgeteilt,  und  auf  der  Karte  ist  eine  schrilt- 
liche  Gebrauchsanweisung^  folp;enden  AV^^rtlautes  angegeben  :  Durch 
diese  1  qcm  gröfse  Öffnung  durleu  uicht  mehr  ui«  zwei  Zeilen  sichtbar 
seio,  wenn  ein  Buch  deo  Forderungen  der  Augenhygiene  entsprechen 
?f>!l.  Die  Höhe  des  „n**  mufs  mindestens  1,5  mm,  die  Entfernung 
d&d  „n"  von  dem  darunter  stehenden   kleinen  Buchstaben  mufs 


'  Otto  Jaxks,  Schulhygiene,  IL  Aufl.  S.  169-171. 


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mindestens  2^5  mm,  und  die  Dicke  der  Buchstaben  mufs  0^3  mm 
betrageD.  Hätte  man  bei  der  HerstoUmig  des  Druckmessers  der 
LiDgSseite  des  Kartons  die  Länge  von  10  cm  gogeben,  so  hätte  man 
auch  einen  Malsstab  für  die  Zeilenlflnge.  Dr.  Paul  Sohubbbt  sn 
Kambeig  fügt  za  den  anf  dem  CoBmohen  Dniokmesser  enthaltenen 
Voisohriften  noch  hinsa,  dafs  anoh  die  Druokdiohtigkeit,  d.  b. 
die  Zahl  der  BnohstabeOt  die  auf  den  Qnadratoentimeter  kommen, 
berttcksichtigt  werden  müsse«  nnd  wflnsehte  als  Maximnm  15  Bneh- 
Stäben  fbr  das  Qnadrat.*  Sohubbbt  sieht  also  anoh  noch  die 
Approohe  nnd  den  Abstand  zwischen  den  einaelnen  senkrechten 
Strichen  des  Buchstabens  bei  dem  Quadrate  in  Betracht,  und  swar 
meiner  Ansioht  nach  ganz  mit  Recht.  Man  hat  wohl  gegen  Schubbbt 
eingewendet,  daüs  diese  Zahl,  je  nach  dem  die  Worte  lang  oder 
kurz  seien,  schwankend  sei.  Man  braucht  ja  aber  nur  die  quadra- 
tische Öffnuüg  des  ('oiiNscbeii  Druckmessers  über  ein  Wort  zu  legen, 
das  mindestens  1  cm  lan^  ist  uud  die  Zahl  der  lesbaren  Buchstaben 
dieses  Wortes  zu  verdoppeln  ;  erhält  nimi  dauu  mnlir  als  15  Buch- 
sLabeD,  80  ist  die  Druckdichte  zu  grofs.  Man  könnte  hier?egen  noch 
vorbringen,  dafs  die  eiuzeinen  Bucbstabeu  auch  wieder  in  bezug  auf 
ihre  Gitifsp  ditferierten,  indessen  nehmen  die  kleinen  Buchstaben 
fast  alle  denselben  Raum  ein,  d.  h.  .sie  bestehen  fast  alle  aus  zwei 
{Strichen  oder  umfassen  den  Raum  von  zwei  solchen;  „f'  .,1" 
„t*'  bestehen  allerdings  nur  aus  einem  Strich,  dafür  aber  „w"  und 
^m*^  aus  dreien.  Man  muTs  natilrlich,  um  die  Druckdichte  zu  be- 
stimmen, den  Druckmesser  über  verschiedene  Wörter  legen*  Nicht 
ganz  einfach  ist  es,  mit  dem  Druckmesser  die  Dicke  der  einzelnen 
Buchstabenstriohe  zu  bestimmen,  viel  leichter  liefse  sich  dies  bewerk- 
stelligen wenn  man  senkrecht  auf  eine  nicht-  in  Millimeter  abgeteilte 
Seite  des  Quadrates  einen  Strich  von  0,3  mm  Dicke  zeichnete,  durch 
den  sich  beim  Anlegen  an  den  betreffenden  Buchstaben  leicht  be- 
stimmen liefae,  ob  das  Bnehstabenelement  die  erforderliche  Dicke 
besitzt  oder  eine  grflfsere  oder  geringere, 

Ausgehend  von  den  Forderungen  Hbrmann  Cohns  habe  ich  mit 
dem  GouNschen  Druckmesser  Bücher  von  sieben  Darmstadter  Schulen» 
1  Volksschule,  2  Mittelschulen  und  4  höheren  Lehranstalten,  in  bezug 
auf  ihren  Druck  untersucht  und  habe  dieselben  in  drei  Klassen  ein- 
geteilt; mit  I  bezeichnete  ich  diejenigen  Bücher,  die  in  jeder  Hin- 
sieht  den  Vorschriften  Cohks  entsprechen,  mit  II  diejenigen,  welche 


*  Diese  Zett^chi:  19Ü2.  S.  331. 


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ihnen  nur  toilweue,  und  mit  III  diejenigeo,  die  ihnen  gar  nioht 

entsprechen. 

Die  Reffultate.  welche  ich  in  den  Volks-  und  Mittelaoholen  er* 
hi^t,  sind  in  foigeoder  Tabelle  znaammengefafst: 

I  n  III 

Stadtknabeiuehnle  I  (sämtliehe  Klassen)  45,45Vo  9,09 Vo  45.46% 

Knahenmitteleohnle  (3  Klassen)    .  .  .  42,9  Vo  0    %  57,1  % 

Midchenmittelaohnle  (2  Klaseen)  ...  30    Vo  10    V»  60  V» 

Ganz  ;iiul('[>  noch  ge:»talten  sich  die  Pi(t/.eiiL>'itl/.e  bei  den 
höhei  eu  LehrauülaiteD,  die  ich  in  gröiseren  Details  hier  wiedergebe : 

Viktoriaschnle  (Höhere  Midohensohnle).  Untenueht  seohs 
Klassen: 


a)  Lehrerinnen«Seminar. 

T 

n 

III 

Klasse  1  .  .  . 

7,14^0 

42,86  ^'0 

50  Vo 

7,15  Vo 

28.57  Vo 

64,2^  Vo 

6.B7  7o 

26,67  Vo 

66,66  Vo 

b)  Schule. 

Klasse  7  .  .  . 

OVo 

50  Vo 

50  Vo 

4 

0  7o 

40  Vo 

60% 

n       2  .  .  , 

OVo 

18  Vo 

82  Vo 

Neaes  Gymnasinm.   Unteisncht  sechs  Klassen. 

I 

II 

UI 

Sexta  

.  20  % 

20  Vo 

60  Vo 

.  isasva 

54,55  Vo 

27,27  Vo 

.  31,25  Vo 

87.5  Vo 

31,25  Vo 

Untersekunda  .  . 

.  26,67  Vo 

26.67  Vo 

46,66  Vo 

Unterprima  .  .  . 

.  21.06  Vo 

26,32  Vo 

52.62  Vo 

Oberprima   .  .  . 

.  23,81  Vo 

33,33  Vo 

42,36  Vo 

Healgymnasium. 

Untersucht 

sieben  Klassen. 

I 

U 

III 

Erste  Vorschulklasse  25 

0  Vo 

75  Vo 

Sfvta  ...... 

.  16.67% 

16,67  Vo 

Vo 

.   0  Vo 

28,57  Vo 

71,43  Vo 

.  10  Vo 

20  Vo 

70  Vo 

Obprtertia  .... 

.    9.09  ^  0 

36,36  % 

ra  55  Vo 

Obersekunda    .  . 

.  21,43  Vo 

.35.71  % 

Uaterprima   .  .  . 

,    0  Vo 

37  Vo 

63  Vo 

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19 


Oberreaischule.    Untersucht  sämtliche  Klassen. 

I  ir  III 

Sexta   9,1%  18,2  7o  72,V  Vo 

Quinta  0    %  23,1 7o  70,9% 

Quarta                5,6%  27,8%  66,7% 

Untertertia  .  .  .  JO    %  20    %  70  Vo 

Obertertia  .  .  .    5,0  %  27,8  7o  66,7  % 

Untersekunda  ,    0   %  50   %  ÖO  7o 

ObersekoDda  .  .   0   %  62,2  Vo  47,8  7o 

Unterprima   .  .   0   %  42.1  Vo  57,9  7* 

Oberprima  ...   4,8  Vo  38,1  7o  57,1  7o 


I       II  ni 

3,49 7o   34,3ö7o    62,16  7o 


Für  die  Viktoriaaebnle  hätten! 

wir  demnaob  durobsobnittlioli/ 

Fttr's  Nene  Gymnasinm  .  .    23,507o  33,06<';o  43,44  Vo 

F«r'8  Bealgymnasinm   ...   11.74V«  24,90Vo  63,36  7o 

Fflr  die  Oberreahehnle  .  .  .     3,87Vo  33,267o  62,87  Vo 

Für  sämtliche  höheren  Lehranstalten  im  DarohschDitt 

I  Ii  III 

10,60  7«  31,39  70  57,96  7o 

tTnter  Anbrik  II  (Bücher,  die  nur  teilweise  den  Drnck- 
voraehriften  entsprechen)  habe  ieh  eine  Anzahl  Blicher  gerechnet, 
die  eich  snsammensetsen  ans  Text,  Wörterbuch  nad  Anmerkungen; 
da  aber  die  beiden  letstercD  bei  den  in  Betracht  kommenden  Bttchem 
mit  dem  Texte  ein  untrennbares  Ganze  sind,  so  habe  ich  die  mit 
Nr.  m  zu  bezeichnenden  Anmerkungen  und  IVörterbttcber  und  den 
mit  Nr.  I  zu  bezeichnenden  Text  mit  der  Durcbsohnittsziffer  II  ▼er- 
sehen, also  mit  dem  Prädikate:  .nur  teilweise  den  Druck* 
▼OTSchriften  entsprechend.^ 

Wie  man  sieht,  haben  wir  die  günstigsten  Verhältnisse  am 
Neuen  Gymnasium  mit  23,50 7o  einwandfreier  Bäoher.  Dieser 
bessere  Prozentsatz  ist  den  neneren  lateinischen  und  gnechisohen 
Klassikerausgabeu  von  Frey  tag,  Perthes  und  Teubner  zozuschreiben, 
die  vollständig  vorschriftsmäfsig  angefertigt  sind. 

Bei  der  Untersuchung  der  Schulbücher  habe  ich  nicht  etwa  die 
urältesten  Ausgaben  dieser  zugrunde  gelegt,  souderu  ich  habe  die 
Bücher  betrachtet,  wie  sie  mir  von  den  Schülern  gereicht  wurden, 
ja,  ich  habe  eine  ganze  Menge  von  Büchern  direkt  in  der  Buch- 
handlung mir  neu  vorlegen  lassen. 


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RlUB  mOokto  ioh  noob  erwähnen,  daüs  anfeer  den  Schul büobeni 
noch  eine  gaoze  Meoge  tob  Bachern  in  die  Hände  der  Sohttler 
kommen,  die  mit  Beziehung  auf  den  Drook  ebenfalls  nichts  weniger 
als  einwandfrei  sind;  ich  meine  hier  Bunächst  die  UnterhaltaDgS- 
lektfire  jeglicher  Art,  ferner  die  fremdspraehliehen  Dikttonärey  die 
KoDTexBatiooslexika  usw. 

Was  aoUen  wir  nun  tan,  angeeiohta  aoloh  trostloser  Dmok« 
yerkttltnissOp  die  sieb  nicht  nur  in  Daimstadt,  sondern  in  gans  Dentseb- 
Ismd,  ja  noch  weit  Uber  seine  Grensen  binans  wiederfinden.  Kann 
der  einselne  Lebier  etwas  dagegen  ansricbtenf  Gans  gewifi,  in  ein- 
seinen  EftUen,  wo  es  sich  nm  die  Answabl  fremdspraohlicber  Lektttre 
bandelt;  hier  können  wir  denjenigen  Verlegern  den  Vorzug  geben, 
die  ▼orsebriftsniftfeig  gedruckte  Bfleber  anfertigen  lassen.  Auch,  wo 
es  sich  um  die  Neueinführung  von  Bachem  handelt,  wird  ab  und 
zu  etwas  von  der  Konferenz  der  betreffenden  Anstalt  geschehen 
koDüeu,  wenn  sie  bei  den  für  die  Eintühiung  ausscli [aufgebenden 
Faktoren  auch  den  Druck  berücksichtigt,  besonders  wenn  man  zwischen 
verschiedenen  Lehrbüchern  die  Auswahl  hat.  Die  Hauptaufgabe  für 
die  Besseraug  des  Schulbücherdruckes  wird  indessen  der  Ober- 
schulbehörde  verbleiben;  nur  von  ihrer  Vermittlung  wird 
man  sich  grnfsen  Erfolg  versprechen  dürfen.  Wenn  die 
Behörde  amtlich  ihre  Verfügungen  über  Schulbücher- 
druck erlafst,  werden  sich  auch  die  Verleger  fügen,  da  es 
sich  bei  dem  Verkaufe  der  Schulbücher  auch  im  kleinsten  Staate 
doch  immer  jährlich  um  Hunderte  und  Tausende  von  Exemplaren 
hau 'Iplt  und  eine  YOiBchriftsmttTsige  Neuauflage  sieb  dann  immer  fttr 
den  Verleger  rentieren  wird. 

Wir  gelangen  nun  noch  zur  Frage,  warum  sind  unsere 
Scbnlbücber  so  soblecbt  gedruckt?  Wer  trfigt  sobald  daran? 
An  Gründen  fttr  den  kleinen  Btteberdmok  fehlt  es  natttriiob  nicht, 
nnd  ich  hatte  Gelegenheit,  mich  hierüber  bei  Fachleuten  zu  erkundigen. 
Neben  technischen  Gründen  sind  es  wesentlich  Sparsamkeits- 
rfleksiehten,  die  den  kleinen  Druck  bedingen  (Ersparnis  Ton 
Papier,  Druckerkosten,  Autorengebübr  der  Verleger).  Für  sämtliche 
Gründe  gibt  es  aber  doch  keine  Entschuldigung;  alle  können  mit 
dem  nötigen  und  guten  Willen  der  Verleger  beseitigt  werden,  gibt 
es  doch  schon  einige  Verlage,  die  bei  ihren  Bücherkatalogen  direkt 
die  Angabe  machen,  dafs  ihre  Bücher  nach  den  neuesten  Forderungen 
über  Bücherdruck  augefertigt  sind  die  Neusprachliche  Reform- 
bibiiothek,  verlegt  von  A.  Hol'sberg,  Leipzig). 


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14 


Ich  habe  nicht  ohne  Absicht  gerade  den  jetzigen  Zeitpunkt 
gewählt,  die  traurigen  V^erhiiltnisse  unserer  Schulbücher  kund  zu  tun  ; 
ist  doch,  wie  mir  scheint,  der  AntrenbÜck  L^'^komraen,  wo  sich  mit 
leichter  Mühe  jeglicher  Mnnc,('l  hosoitigeii  iiei^je,  da  am  20.  De/.ember 
1902  von  unserer  Oberschuibehürde  verfügt  wurde,  dafs  in  fünf 
Jahren  samtliche  hessischen  Ünterrichtsbüc he r  mit  der 
neuen  Orthographie  versehen  sein  müssen.'  Mit  dieser  Re- 
form liefse  sich  die  Jj'orderazig  eines  YorsohriftsmäDugea  Draokes 
leicht  vereioigen. 


*  Ämiritl.  d  Orafikenoffi.  Mmi»ierwm»  d.  hmem,  Abteiliiiig  iSr  Sehvl- 
angelegenfadton  Tom  80.  Detember  1903,  betreffend  die  neue  deot«d>e  Beoht- 
tehrMbang. 


Der  Stundenplan  in  hygienischer  Belenchtong. 

Von 

D.  Hieronymus, 
Rektor  in  Leer. 

Der  Stundenplan  ist  die  aus  den  Bestimmungen  dei»  Lührplans 
sich  ergebende  äufsere  Schulordnung;  er  ist  gleichsam  ein  Wochen- 
kalender des  Unterriclits,  die  Tagesordnung  der  Schule.  Die  Autgabe 
des  Stundenplans  besteht  darin,  die  iin  Lehrplan  für  die  einzelnen 
Fächer  festgesetzten  Unterrichtsstunden  für  Tag  und  Woche  zweck- 
mäfsij,'  zu  verteilen.  Ein  guter  Stundenplan  ist  von  aufscrordent- 
licher  Wichtigkeit  für  die  gesamte  Schularbeit,  und  seme  Aufatellung 
gehört  2U  den  bedeutsamsten  Amtsarbeiten  des  Lehrers,  wie  er  ander- 
Betts,  namentlich  in  vielklassigen  und  vielgegliederten  Sohulanstalten, 
eine  der  schwierigsten  Aufgaben  des  SehuUeiters  repräsentiert.  Denn 
ein  Stnndenplan  kann  nicht  etwa  für  ein  ganzes  Land  genereller  Art 
sein,  er  mufs  sich  den  örtlichen  und  besonderen  Schulverhältnissen, 
für  welche  er  berechnet  ist,  anpassen.  In  einklassigen  Schulen  bildet 
er  fUr  die  Binaelabteilnngenp  in  mehrkiaasigen  fttr  die  SchnUclusen 
die  wichtige  und  richtige  Grundkge,  vermittels  welcher  ein  organisches 


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15 


"NucVi-.  Für-  uud  Miteinander  der  Scbularbeit,  sowie  der  emzeluen 
Lehrkrüite  nich  zweckrnaisig  aufbauen  kann.  Di©  Gesichtspunkte, 
welche  der  Ausarbeitung  eines  Stundenplans  zugrunde  gele^ 
werden  mäasen,  sind  mannigfachster  Art.  Unsere  Abhandlung  soll 
die  bjrgienisolien  Richtlinien  desselben  in  den  Vordergmnd  rücken. 

Daüs  die  Gesundheitslehre  in  mafsgebliober  Weise  bei  dem 
Stundenplan  zu  Rate  gezogen  wird,  ist  eine  Erscheinung  der  Neu- 
seit  Das  Studium  der  Hygiene,  beeonden  aneh  dasjenige  der  Schal* 
hygiene»  hat  im  letzten  Jahraehnt  einen  fasolien  nnd  erfolgreiehen 
AnfMsliwang  an  veraeiehnen.  Wenn  sieh  bisher  yonngsweise  die 
Bfgebniise  dieses  Studinma  bei  Sehnlbanten  nnd  bei  der  ftnfsem 
Sdiuleinriobtnng  anfserten,  so  ist  die  Zeit  nicbt  fem,  in  welober 
aneb  Lebrplan  wie  Stundenplan  einer  Kritik  und  Beriobtigang  nach 
den  GrundsAtzen  der  Hygiene  unterzogen  werden.  Die  Scbulbygiene 
der  Neuzeit  beabsiebtigt,  auf  Grund  von  Versnob en  experimen- 
teller Art  die  Tragfähigkeit  des  Jugendlieben  Körpers  und  Geistes 
m  erfidiren.  Sie  leitet  ans  diesen  Versuoben  die  hygieniseben  Arbeit»- 
gesetze  ab,  welche  als  Richtlinien  in  den  Lehr-  und  Stundenplan 
einzusetzen  sind.  Diese  letzteren  gedenken  wir  nun  im  einzelnen 
etwas  nJiher  zu  betrachten.  Für  den  Stuudenplau  lassen  sich  folgende 
Gesichtspunkte  aufstellen : 

I.  Lage  und  Dauer  der  Unterricbtszeiten, 
n.  Anordnung  der  Ontenicbtsftober, 
in.  Unterbreobungen  des  Unterrii^tB. 

I.  Lage  und  Dauer  der  Unterrichtszeiten. 

Wann  soll  der  Unterricht  beginnen?  Für  die  Anfangszeit 
am  Hoigen  kommt  die  Schlafzeit  des  Kindes  in  Betracht.  Nach 
AxBii  Kbt^  sind  für  das  jugendliohe  Alter  folgende  Scblafzeiten 
notwendig : 

Alter  7 — 9  Jahre:  von  8  Uhr  abends  bis  7  Uhr  morgens 
n    10-11     „        „    y     ,        e        „   7    „  „ 
»    12 — 13    „        n    ^     n        j»        n'»  » 
„       14       „        „    9Vt«        n        »   7  „ 

Daraus  ergibt  sieb  fittr  Kinder  bis  au  10  Jahren  eine  Seblafzeit 
Ton  11  Stunden,  bis  zu  lÖ  Jahren  10  bezw.  9 Vi  Stunden.  Zwisoben 


Schulbygieniicbe  Untersuchungen. 


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16 


der  Zeit  des  Aufstehens  und  des  SohalanfaDgs  muk  mmdetkeaa  eine 

Stunde  Zeit  liegen,  welche  für  das  Anziehen,  das  Frühstück  und 

den  Schulweg  zur  Verfügung  steht.  Von  Bedeutung  ist  hier  die 
Länge  des  Schulwegs.  Wenn  er  fui  dim  einzelne  Kind  nicht  mehr 
als  1 — 2  km  beträgt,  so  ist  der  im  allgemeinen  gebräuchliche  Unter- 
richtsheginn um  S  Uhr  morgens  als  richtig  zu  bezeichnen.  Bei 
Kindern  der  Oberstufe  lälst  sich  ein  Anfang  im  Sommer  um  7  Uhr 
rechtfertigen,  wenn  die  nötige  Schlafstuudenzahl  durch  früheres  Zu- 
bettgehen gewährleistet  wird.  Für  den  Winter  kommen  auch  die 
Li  chtve  rhultn  isse  in  Betracht,  in.<j(>fern  es  z\\  >^c1cn  Si-houuag  der 
Augen  uotwendit,'  ist,  dafs  iu  den  Monaten  N(MfMii:jer  bis  Anfang 
Februar  wegen  des  späteren  Hellwerdens  der  Unterricht  um  dV« 
beg^innt. 

DieZab!  der  täglichen  U  nterri  rhtsstunden  ist  behördlich 
festgesetzt.  Sie  betragt  nach  den  nl li^-Hineiueu  Bestimmungen  für  die 
Unterstufe  22,  für  die  Mittelstufe  28.  iür  die  Oberstufe  30— B2  Stunden. 
Aus  diesen  Zahlen  ergeben  sich  für  die  einzelnen  Tage  unter  Berück- 
sichtigung der  beiden  freien  Nachmittage  für  die  Unterstufe  täglich 
vier  Stunden,  für  Mittel-  und  Oberstufe  fünf  bis  sechs  Stundeo. 
Wenn  von  Seiten  der  Hygiene  gegen  die  Stundenzahl  für  die  vier 
letzten  Schuljahre  nichts  einzuwenden  ist,  so  sieht  sie  fttr  die  beiden 
ersten  Schuljahre  als  Höchstmafs  der  Arbeitsleistung  eine  tägliche 
Stundenzahl  von  drei,  für  das  dritte  und  vierte  Schuljahr  vier  Standen 
als  gesundheitlich  richtig  an.  —  Der  neue  Berliner  Omndlebrplan 
trägt  diesem  Gedanken  dadurch  in  etwas  Rechnung,  dafs  er  für  das 
erste  Schuljahr  20,  fttr  das  zweite  22  und  für  das  dritte  24  Stunden 
festsetzt.  Die  Kttrznng  gegenüber  der  Stundenzahl  der  allgemeinen 
Bestimmungen  ist  in  der  Weise  herbeigeführt,  dalis  eine  Stande 
Deutsoh  und  eine  Stande  Religion  gestrieben  sind.  —  Die  £Vag«,  ob 
diese  ÜDterricbtBstnnden  in  fortUnfender  Reihenfolge  oder  dnrob 
eine  Mittagspaose  nnterbroohen  au  erteilen  sind,  werden  wir  im  dritten 
Teil  der  Arbeit  nntersnohen.  Der  tfigUohe  Sohlnfs  des  Unter- 
riehts  wird  abbüngig  sein  einerseits  von  dem  Sohnlanfang  am  Mozgen, 
anderseits  von  der  Elxistens  besw.  der  Daner  der  Mittagspause. 
Jedenfalls  darf  der  Nachmittagsnnterrioht  nicht  mehr  als  swei  Stunden 
ausmachen.  Er  schliefst  in  herkömmlicher  Weise  um  4  Öhr,  ein 
Zeitpunkt^  welcher  nur  in  der  Zeit  der  kurzen  Tage  wegen  der 
Lichtverhttltnisse  einige  Schwierigkeiten  bereiten  kann.  £in  Ministenal: 
erlafs  von  1893  empfiehlt  deshalb,  in  dieser  Zeit  den  Unterricht  von 
2' dVs  Uhr  ohne  Pause  in  dreiviertelstttndlichen  - Lektionen  zu  er- 


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17 


teilen,  ein  Vorschlag,  der  aas  hygienischen  Rüokfiiciiten  nicht  zu 
billigen  ist. 

Eiue  Frage  wäre  hier  Doch  zu  erledie^en,  nämlicli  die  Dauer 
der  Unterrichtseinheiten,  besonders  auch  die  der  halbstün- 
digen Lektionen  auf  der  Unterstufe.  Als  Zeitdauer  für  die  Unter- 
richt«?f»inheit  -wird  gewöhnlich  eine  Stunde  angenüinmen.  Dieser 
Zeitraum  erscheint  den  H\  i^ienikern  zu  hing.  Aus  den  I  ntersuchungen 
über  den  Verlauf  der  Ermüdung  innerhalb  einer  ünternchtsstuude 
hat  sich  ergeben,  dafä  bereits  nach  einer  halben  Stande  gleich* 
mifsiger  Tätigkeit  sich  Ermüdangserscheinangen  bemerkbar 
maehen,  welche  andeuteD,  dafa  die  übliche  Unterrichtseinheit  zu  lang 
ist.  Nm^  diesen  Untersuchungen  sollte  ihre  Dauer  in  Mittel-  and 
Oherklaasen  45  bis  50  MinuteD,  in  Unterklassen  aber  nur  30  Minuten 
betragen.  Wenn  der  errteren  Forderang  im  Stundenplan  dnroh  Lage 
und  Dauer  der  Pansen  wohl  Beohnung  getragen  werden  kann,  so 
stehen  noh  bezQglioh  der  letzteren  Theorie  nnd  Ftazis  nicht  gerade 
frenndlich  gegenflher.  In  neuester  Zeit  mehren  sieh  in  Pftdagogen- 
beisen  die  Stimmen  gegen  den  balbetilndigen  Unterrieht.  Wohl 
werden  durch  ihn  die  Pansen  yennehrt,  häufige  Abwechslung  ge- 
hoten,  Tum-  nnd  Spielgelegenheit  gegeben,  aber  —  der  fortwfthrende 
Weehsel  in  kurzen  Zeiträumen  raubt  zuviel  Zeit,  verhindert 
eingebende  Besprechung  und  Übung,  bedingt  ttbermäfsige 
Stoffkfirsaug  and  kann  die  Kinder  zu  Oberfificblicbkeit  und  Zer- 
streutheit Teranlassen.  Der  neue  Berliner  Lebrplaa  schreibt  zwar 
keine  Halbstnnden  vor,  wohl  aber  läist  er  ihre  Einrichtung  zn,  wenn 
er  bestimmt;  „Es  bleibt  den  einzelnen  Schalen  vorbehalten,  in  den 
beiden  uutersteu  Klassen  die  üntenichtazeil  m  Religion,  Auschauung, 
Rechnen,  G€^ang  und  Turnen  auf  halbe  iSiuudea  zu  verteilen." 
Loseres  Erachtens  läfst  sich  eine  Übereinstimmung  mit  den  hygieni- 
scben  Forderungen  dadurch  ermöglichen,  dafs  bei  den  Kleineu  eine 
Abwechslung"  und  Erholung  nicht  durch  den  häufigeren  Wechsel  des 
lJnterrielit^L';»'g''nstnn(lps.  sondern  durch  den  Wechsel  der  üntemohts* 
tätigkeiten  innerhalb  einer  Stande  herbeigeführt  wird. 

II.  Anordnung  der  Unterrichtsfächer. 

Für  die  Reihenfolge,  in  welcher  die  einzelnen  ünterrichta- 
^^ber  in  den  Stundenplan  einzustellen  sind,  kommt  einerseits  in 
Betracht,  welche  geistige  Anstrengung  das  betreflfende  Fach  von 
dsm  Kinde  fordert,  anderseits,  wie  es  die  körperlichen  Organe 
in  Anspruch  nimmt.   Über  die  geistige  wie  körperliche  Leistungs- 

SekaIf«taBdfe«Itopfl«f».  XVIL  2 


18 


fidiigirait  des  Kindt»  hat  die  jttngBte  Zeit  eine  prO&eie  AnsaU  von 
UntersooEnngen  gebracht,  die  nnter  der  Beieiobnnng  „EnnfidnngB' 
■MMongen*  naammeDgefaftt  sind.  Ale  herrorragend,  weil  jede  in 
eigener  Riehiang  sidi  bewegend,  nennen  wir  die  VerBodie  tob 

Mosso,  Grtbsbaoh  nnd  BTTBOBiisnmr.  Das  Mossosobe  Versuchs- 
instrument,  der  „Ergograph",  untersucht  die  Leistungsfähigkeit  der 
motorischeu  Nerven,  wahrend  der  GuiESBACHsche  „Tasterzirkel"  die 
Sensibilität  der  Eiuphüdungsnerven  prüft.  Beide,  Mosso  und  Gilii.s- 
BACH,  gehen  vou  dem  gleichartigen  Gedanken  aus,  dafs  der  Grad 
der  geistigen  Ermüdung  sich  an  mechanischen  Kraftäufserungen 
der  körperlichen  Organe  naoliweipen  lasse.  So  iiulsert*',  um  ivif  einen 
Versuch  Mossos  hinzuweisen,  der  rerlite  ZeiL,^etinger  eines  Knaben 
am  Ergographeu  durch  Auf-  und  Abbewegung: 

morgens  8  übr  eine  Kraftleistung  von  2,265  kg, 

„  9  «  naoh  einer  Stande  Rechnen  1,617  kg, 
»  10  „  „  „  „  Geographie  1,646  kg, 
„  11  »  „  „  „  Zeichnen  2,234  kg. 
Aus  dieser  Tabelle  ergibt  sich  nach  Beohnen  ein  starker  Fall 
der  Nervenenergie,  nach  Geographie  eine  geringe,  naoh  Zeiobnen 
eine  bedeutende  Steigung  derselben,  wonaoh  in  beang  anf  die  geistige 
Anstrengung,  die  diese  Fächer  vernrsaoben,  in  entgegengesetzter 
Richtung  zu  schliefsen  ist.*  —  Die  GniESBAOHaebe  Metbode  sucht 
die  Feinheit  der  Brnpfindungenerren  dadnroli  an  erfoiaeben,  dab 
ein  Taeterairkel  gleiehzeitig  mit  beiden  Spitaen  die  Hant  berührt, 
und  dafs  die  Entfernung  det  beiden  Spitaen  fixiert  wird,  bei  welcher 
die  BerOhmng  als  eine  doppelte  empfunden  wird.  Diese  |,Empfin* 
dnngakreise''  werden  dureb  Ermfldmtg  TeigrOlsert,  denn  je  mehr 
BrmttdnngsBtoffB  sieh  in  den  Nerven  ansammeln,  nm  so  geringer 
wird  das  Empfindnngsrermftgen.  Danseh  snoht  nun  Gbobbaoh  anf 
die  Grade  der  melv  oder  minder  fortgeschrittenen  Erm&dnng  an 
soblielsen.  Anoh  hier  sei  ein  Beispiel  der  betreffenden  üntersnehttngen 
angegeben.  An  der  Stirn  eines  Sobttlere  betrog  der  Dnrahmesser 
des  Ermüdungskreises: 

morgens      7  Uhr   6  mm 

„  S    n     nach  einer  Stunde  G«?nnietrie  ....     9  ^ 

n  ^    7)       n       n        n      Naturgeschichte    7  „ 

n  10    „       ,      „        „      Religion   6  „ 

II         11    I»      1.      j»        »      Englisch   10  „ 


^  Homo,  Die  Ermüdnog.  Leipzig,  bei  üirzel. 


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19 


mcibmittags  2  Uhr  nach  dreistündi^r  Mittagspause  . .  7,5  mm 

D  ^    n      n  Stunde  Natarl«lire   8 

»  *    II      «      i»        »      Turnen   5  , 

»  5    »      »      »        »     Geogiaphie  ...  6  « 

Etine  Vergröfsemng  der  EiinüduDg  macht  sich  danach  besonders 
bei  Geometrie,  Euglisch  und  Naturlehre  geltend,  während  bedeutsame 
VerringeruDgen  derselben  bei  Naturgeschichte,  Religion,  in  der  Mittaj2:s- 
patLse  und  beim  Turnen  eintreten. —  Mau  rnulH  /.ui^eben,  d;vls  du'se 
aiecLauiscbe  ünterauchuugs weise  em  absolutes  Bild  der  Ermüdung 
nicht  geben  kann.  Es  sprechen  bei  der  geistigen  Ermüdung  noch 
andere  Momente  mit,  welche  Ergngraph  und  Tasterzirkel  nicht 
berücksichtigen  könnon,  ?..  B.  der  augenbluklirho  seelische  Zu- 
stand, die  Aufmerksamkeit,  die  Energie  des  Willens,  die 
Gewöhnung.  Darum  kann  man  aber  noch  nicht  ihi*  an  sich  lich* 
tigee  Prinsip  beatreiten.  Die  geistige  Ermüdung  ist  nicht  allein  sn 
messen  an  der  Verminderung  der  Leistungsfubigkeit  zn  mechamaoher 
Arbeit»  denn  Denken  und  mechanische  Arbeit  sind  zweierlei;  aber 
es  ist  zu  bedenken,  dafii  mit  geistiger  Arbeit  auch  körper- 
liche Vorgänge  in  den  Gehirnzellen  verbunden  sind,  daTs» 
rein  mechanisch  betrachtet,  eine  Ermüdung  decaelben  aie  in  ihren 
Leiatmigeii  nach  QnantijlAt  und  Qualität  herabBetst,  was  wiederum 
dieselben  Enoheiniugen  in  den  anaßlhienden  kOcperliohen  Organen 
rar  Folge  haben  wird.  Die  ErmflduDgsnnaohe  liegt  eben  in  der 
Geeamiheit  des  Organiemne.  Ermttdnng  ist  die  Folge  eines  Vor> 
ganges  chemischer  Natnr,  nnd  macht  sich  sowohl  in  den  Gehirn- 
Zellen,  Nerven  nnd  Nervenbahnen,  wie  in  den  Verdanungs-,  Blnt- 
nnd  Kraftoigaoen  (Muskeln)  des  Menschen  bemerkbar.  Darom  sind 
aueh  diese  meehaniachen  Versuche  als  Bausteine  äuJserst  wertvoll, 
nameotlioh  dann,  wenn  ihre  Resultate  mit  Versuchen  anderer  Art 
harmonieren.  Ich  meine  diejenigen  von  BünOBBSTBiN  nnd  Höppnbe. 
Diese  beziehen  aieh  auf  die  Anfertigung  yon  Bechenaufgaben 
und  Diktaten.  Ihnen  liegt  der  Gedanke  zugrunde,  dafs  aus  der 
Qualität  einer  Arbeitsleistung  auf  den  Grad  der  anzuwendenden 
ijud  angewendeten  Arbeitsleistung  geschlossen  werden  könne.  Ein 
Versuch  ÜijKüersteins  möge  hier  Platz  finden. 

Bei  dem  Proberechnen  einer  Scbuikla&se  von  4  X  10  Minuten 
wurden  durchschaittlich  von  einem  Schüler  folgende  Besultate  erzielt: 

auf  je  100  Ziffern 
8,01  Fehler 
2* 


l.geaehr.  Ziffern  m 


Fehler  5,25 


Korrekturen  2,28 


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20 


2.  geaolir.  Ziffern  200 


3. 


4. 


219 


244 


FeUer  7,97 

»  12,41 
«  14,56 


Eonektnren  3,66 


4,58 


5.97 


auf  je  100Zi£foni 
3.d78  Fehler 

auf  je  100  Ziffern 
5,673  Fehler 

auf  je  100  Ziffern 
5i982  Fehler 


Diese  Tabelle  zeigt  die  Bewegung  der  Arbeitekraft  innerhalb 
einer  Stande.  Während  die  quantitative  Leistung  zunimmt,  sinkt 
die  qualitative  von  der  zweiten  Arbeitsgruppe  an;  ein  starker  Fall 
macht  sich  besonders  bei  der  dritten  bemerkbar  (am  Bohnellsten  er- 
sichtlich an  der  prozentuellen  Berechnung  in  der  letzten  Spalte). 
Die  quantitative  Steigerung  bald  nach  dem  Beginn  der  Arbeitsleistung 
ist  eine  stets  wiederkehrende  typische  Erscheinung  und  beruht  wohl 
auf  der  Einleiikuug  der  Geistessphäre  iu  dm  geforderte  Bahn,  auf 
Übung  und  Gewöhnung  der  gerade  beanspruchten  Geisteskräfte, 
wie  endlich  aul  der  Energie  des  Willens. 

Durch  alle  Untersuchungsmethoden  sind  dio  Hygieniker  zu  der 
wissenschaftlich  erwiesenen  Erkenntnis  gekommen,  dafs  die  Unter- 
richtsfächer der  Schule  iu  bezug  auf  ihre  Inanspruchnahme  der 
Geisteskraft  unter  verschiedea©  Schweregrade  zu  bringen  sind.  Be- 
sonders auf  Grund  der  GRiESBACHSchen  Untersuchungen  (s.  o.)  unter- 
scheidet man  deren  fünf.  Schwer  sind  die  Fremdsprachen,  Rechnen 
und  Raumlehre;  schwer  bis  mittelschwer:  Deutsch,  Natnrlehre, 
Geschichte;  mittelschwer:  Geographie;  ni  ittelsch  w»^  i  Iiis 
leicht:  Naturgeschichte,  Religion;  leicht:  Zeichnen  und  Schreiben. 
Aus  dipspr  (4raduierung  ergehen  sich  nun  die  Hauptregeln  für  die 
Keiheuiulge  der  Fächer  im  Stundenplan,  uamiich  die  schweren 
i^ächer  nvi  den  Anfang  oder  eine  Stunde  nach  demselben 
zu  legen,  die  mittelschweren  bis  leichten  nach  dem  Grade  ihrer 
Abstufung  folgen  zu  lassen,  leichte  zum  Zwecke  der  spontanen 
Wiederhfbung  der  Geisteskriifte  zwischen  schwere  und  schwerere 
einzustellen.  Hierbei  ist  noch  zu  beachten,  dafs  auch  innerhalb 
der  einzelnen  Hauptfacher  einzelne  Zweige  derselben  von  verschiedener 
Schwere  sind,  z.  B.  Katechismus  anstrengender  als  biblische  Ge- 
sohiohte,  Grammatik  schwerer  als  Lesen.  Ja,  es  darf  nicht  aus  den 
Augen  gelassen  werden,  dafs  auch  der  Charakter  eines  einzelnen 
Lehrstücks  und  die  Methode  der  Behandlung  hier  mitredet. 
Einen  Stundenplan  nach  hygienischen  Gesiehtspunkten  skizzierte 
Sehulmt  Schillbb  in  folgender  Weise. 


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21 


1.  Stunde:  schriftliche  Klassenarbeiten, 

2.  ,      Religion,  Deutsch,  Geschichte,  Geographie, 

^'  J    „      Mathematik,  fremde  Spraehen, 

ö.  „  JNaturkonde,  Singen,  Schreiben,  Zeichnen.^ 
Nach  unsern  vorhin  gefundenen  Richtlinien  wären  die  mathe- 
matischen und  fremdsprachlichen  Fächer  vor  diejenigen  der  zwnit^n 
Stunde  zu  setzen.  Auch  würden  wir  nnter  keinen  Umständen  die 
in  den  einzelnen  Disziplinen  sich  ergebenden  schriftlichen  Klassen* 
arbeiten  in  besondere  Stunden  verlegen.  —  Unsern  Stundenplan 
können  wir  jedoeh  erst  anfstellen,  naehdem  wir  neben  den  Geeiehta- 
pnnkt  der  geistigen  Anstrengung  einen  andern,  nioht  minder  wieh- 
tigen  in  Betracht  gesogen  haben,  nftmlioh  die  Inansprnehnahme 
der  körperlichen  Organe. 

Es  wird  in  dem  Gesamtonterrioht  keine  Stunde  erteilt,  in  weloher 
nicht  der  körperliche  Organismua  in  seiner  G^mtheit  oder  einzelne 
Organe  im  besonderen  in  Ansprach  genommen  und  dadurch  enntldet 
würden.  In  den  UnierriohtspUnen  früheier  Zeiten  &nd  dieser  Qc- 
Bichtspnnkt  gar  keine  BerOoksichtigung,  und  es  ist  ein  hervorragendes 
Verdienst  der  Hygieniker  der  letzten  Jahrzehnte,  dab  bei  dem 
Unterricht  und  den  Unterrichtseinrichtnngen  besonders  auch  darauf 
gesehen  wird,  wie  man  den  Schüler  nicht  nur  geistig  weiter 
zu  bringen,  sondern  ihn  auch  körp  erl  ich  gesund  zu  erhalten 
bestrebt  sein  mufs,  damit  er  uuterrichtsftlliig  bleibe.  Als  Haupt- 
regel ist  hier  aufzustellen,  dafs  sowobl  der  Körper  als  Ganzes,  wie 
auch  jedes  seiner  Oro-aiie  nur  innerhalb  der  Grenzen  seiner  Leistuugs- 
fäLi^'keit  tätig  sein  kann  und  darf.  Die  Grenze  darf  aber  nieht 
erreicht  werden,  denn  wie  bei  der  geistigen  Arbeitskraft,  po  kann 
auch  die  körperlirhe  Arbeitsleistung  durch  Übung,  Interesse  und 
Wille  über  den  natürlichen  Kulmination spurtkt  hinaus- 
getrieben werden,  wobei  dann  ein  plötzlicher  und  nachhaltiger  Zu- 
sammenbruch leicht  möglich  ist»  Der  Gesamtunterricht  stellt  an 
die  Kürperhaltung  Anforderungen,  welche  physische  Kraft  erfordern, 
denn  anch  die  sitzende  Stellung  ist  keine  Ruhelage  für  den  Körper* 
In  allen  Unterrichtsfächern  ist  eine  so  absolute  Geradehaltung  der 
VVirbelsftnle,  wie  sie  die  Glesundheit  erfordert,  nlcbt  immer  durch- 
ftthrbar,  so  beim  Schreiben,  Zeidinen  und  der  Handarbeit.  In  allen 
Unteniohtofttchem  sind  die  höheren  Sinne,  Gesicht  und  Gehör,  be- 


*  SoBtLLU»  Der  Stondenplaa.  fieatbw  dt  Reiohsrd,  Berlin. 


82 


atandig  in  Anapnioh  genomm«!!.  Hienra  kommen  nooh  die  besonderaQ 
Anfoidernngen,  welohe  gewisse  Unter rieKtefftoK er  an  einaelne 
Organe  des  Körpers  stellen:  an  fland  und  Auge  beim  Sehreiben, 
Zeiohnen  und  der  Handarbeit,  an  Ohr  and  Stimme  beim  Singen 
und  Lesen,  an  die  Hnsknlatur  der  Gliedmalaen  beim  Tomen.  Was 
aar  Selionmig  dieser  Oigaae  dnrchaos,  anoh  in  Btteksidit  anf  den 
Stondenplan,  an  beobaobten  ist,  wollen  wir  an  diesen  FBohem  kurz 
aeigen.  Schreib  •  and  Zeichen  standen  dttrfen  niobt  nach  der  Tan- 
stonde  folgen,  weil  die  Arme  sehr  angestrengt  and  die  Haskeln 
en^t  sind.  In  Rücksidit  anf  die  einsabaltende  Körperlage,  die 
starke  Inanspraohnabme  der  Augen,  in  den  ersten  Sobuljuhien  anoh 
in  Bfloksieht  aof  die  Ermfldong  der  £Umd-  and  Fingermnskeln, 
müssen  beim  Sehreibea  alle  15  Hinnten  Unterbreohongen  stattfinden, 
in  denen  ein  Hinlegen  der  Feder,  Aairiehten  des  KOrpers,  Auf- 
schaaen  der  Aagen  erfolgt.  Dasselbe  gilt  bei  dem  Handarbeits- 
Unterricht.  In  bezug  anf  Schreiben,  Zeichnen,  Lesen  and  Hand- 
arbeit mnls  noch  bemerkt  werden,  dafs  bei  ihnen  die  allgemeinen 
Beleuohtungs Verhältnisse  von  besonderer  Wichtigkeit  sind,  dais  ihnen 
danach  diejenigen  Stunden  zuzuweisen  sind,  die  den  hellsten  Tages- 
zeiten entsprechen.  Die  Singstunde  darf  niclit  die  erste,  weder 
nach  der  Mittagsmahlzeit,  noch  nach  der  Tuinstuiidt'  sein,  du  bei 
der  Mittagsmuhl/.eit  besonders  dw.  Hulsrauskulatui  m  Tätigkeit  tritt 
und  beim  Turnen  miL  der  nicht  zu  vermeidenden  Gesamterregung 
des  Körpers  auch  die  Hals-  und  Stimmuskeln  einen  lebhaften,  er- 
hitzenden Bhitzustrom  erfahren.  Dieselbe  Wirkung  stellt  sich  beim 
Singen  in  erauluem  Malse  ein.  Darum  ist  auch  aus  diesem  Grande 
ein  öfteres  Pausieren  in  der  Gasangsstunde  durchaus  geboten;  gleich- 
falls darf  iu  Hücksicht  auf  die  erhitzten  Stimrabllnder  nicht  in  einem 
kalten  Raum  gesungen  werden.  Schonung  von  Hals  und  Auge  er- 
fordern auch,  dafs  nicht  länger  als  ;iO  Minuten  ununterbrochen  ge- 
lesen wird.  —  Das  Turneu  ist  gewifs  u^e»  it:not,  in  Beziehung'  auf 
die  Trsansprucbnahme  der  Geisteskratio  eine  Erholung  und  H(>liung 
ln^rl  ^-i/ufiiliren  (wie  aus  der  T;i!"^1Ip  Seite  19  ersichtlich);  ferner  übt 
es  einen  wohltuenden  und  staijl  'tnlou  Einflufs  auf  Körper  und 
Nerven  aus.  Keine.swegs  aber  sollte  man  aufser  acht  lassen,  daf? 
auch  beim  Turnen  Kraft  gebraucht  und  verbraucht  wird.  Darum 
darf  die  Turnstunde  nicht  die  pr>te  nach  der  Mittagsmahlzeit  sein, 
wo  noch  besonders  die  Verdauungsorgaue  in  anstrengender  Tätigkeit 
sich  befinden.  Sie  in  den  andern  Unterricht  einzufügen,  ist 
hygienisch  nicht  nur  unbedenklich,  sondern  in  maucher  Beziehung, 


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23 


wie  vorher  erwälint,  vorteilhaft  unter  der  Voraussetzung,  dafs  daa 
Turnen  in  rationeller  Weise  betrieben  wird  nnd  die  Kinder  nicht 
überanstrengt  werden.  —  Bei  all  diesen  letzteren  Erwägungen  ist 
die  hohe  Bedeutung  des  Wechsels  innerhalb  d  er  ü  nterrichts- 
stuuden  in  bezog"  auf  die  Inanspruchnahme  der  einzelnen 
Organe  hervorgetreten.  Keinesfalls  darf  man  luin  der  Meinung  sieh 
hingeben,  dafs  in  diesem  Wechsel  die  Lösung  der  Ermüdungs- 
frage  zu  suchen  sei,  denn  die  Abwechslung  innerhalb  der  Muskel- 
und  Nerrengruppeu  f&brt  schlieislioh  immer  nur  eiDe  partielle  Et' 
holong  herbei,  iiMofero  bei  der  Au&erdienetsetzung  einer  Gruppe 
stets  alsbald  eine  andere  von  neuem  in  Tätigkeit  gesetzt  wird.  Auf 
geistiges  Gebiet  übertragen,  ist  der  Wechsel  im  Unterricht  nur  eine 
Milderung  der  Vorstellungsmasse,  keine  Auslösung  und  Freimaohnng 
der  geistigen  Kraft.  In  diesem  Wechsel  fortfahrend,  wflxde  man 
bald  anf  den  Punkt  gindiehar  geistiger  oder  ktlrperlieher  Abspanniing 
gelangen.  Darom  mnls  hier  ein  nettes  Moment  in  den  ünternolitB- 
plan  eongefSgt  werden»  der  die  Aasspanunng  nnd  die  seitweilige 
Knhetage  der  Srftfte  ennOgUehi  Hiertther  werden  wir  nns  im 
dritten  Teil  nnserer  Arbeit  verbreiten. 

m.  Die  Unter breohnng  des  Unterriohts. 

Wir  unterscheiden  drei  Arten  der  Unterbrechung  des 
Unterrichts:  1.  die  Pausen  zwischen  den  einzelnen  Stunden. 
2.  beim  geteilten  Schulunterricht  die  Mittagspause,  und  3.  die  Ferien. 

Alle  Pausen  haben  den  Zweck,  die  geistijje  und  körperliche 

Ehmttdnng  zu  beseitigen,  die  ^f(\sunkf>nen  Kralle  wieder  zu  heben 
und  auch  die  ftufseren  Arbeitsliedmi^uni^'^eu  zn  verbessern,  sei  es 
dnroh  Lüftung  des  Klassenraums  oder  durch  Befriedigung  nulflerer 


Stande 

FehierprozeDtd  ira 
Derehtohnitt 

Ohne  Fehler 

ohne  Panie 

nach  einer 
Pause 

ohne  Paoie 

nach  einer 
Fanie 

•/• 

Sobäler 

Sehfiler 

8  Uhr 

1 

87 

9  , 

1,13 

31 

10  ^ 

2,60 

2.0 

14 

18 

3,17 

2,98 

10 

12 

2  ,   (3at.  Mittagsp.) 

0,68 

88 

16 

\: 

1  a,2B 

1  10 

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24 


Bedflrfiiisae.  Dab  durah  die  Pauaen  die  Bimtdung  meBr  oder  weniger 
beeeitigt»  die  Kraft  gehoben  wiid,  haben  die  Hygieniker  gleiobfaUs 
experimeoteU  naehanweisen  geraoht.  Bs  sei  hier  hingewieeen  anf 
die  üntenmehtingen  des  Lehren  Fudsdsech  in  Warabnig,  die 
derart  angestellt  wurden,  dafi  50  Sehfller  einer  Kksse  am  Anfang 
jeder  Unterrichtastmide  je  aehn  Ifinnten  Diktat  geeohrieben.  Das 
Ergebnis  war  das  in  yorstehender  Tabelle  (S.  23)  niedergelegte. 
Diese  Tabelle  beweist,  dafs  schon  eine  viertelstündige  Farne  die 
darauf  folgende  Arbeitsleistung  günstig  beeinflufst,  dafs  eine  drei- 
stündige Mittagspause  die  Ermüdung  fast  völlig  beseitigt,  wobei 
jedoch  auffuUeiiii  lu  die  Eischeiuung  tritt,  dafs  die  Erholung  auf 
Grund  der  Mittagspause  nicht  von  nachhaltiger  Dauer  ist, 
sondern  schon  nach  einer  Stunde  einen  mächtigen  Ermudungssturz 
zeigt.  Die  Pausen  sind  danach  nicht  zu  entbehren,  ungeachtet  der 
Zeitversäuninis,  welche  sie  für  sich  in  Anspruch  nehmen.  Die 
letztere  wird  durch  gröl'sere  Intensivität  der  Arbeits- 
leistung wieder  ausgeglichen. 

Von  Bedeutung  ist  die  Liinge  der  Pause.  Die  voUkouimenste 
und  beste  Erholung  ViaU^t  dnr  Schlaf;  er  ist  die  bedeutsamste 
Arb€itspau'^*\  Wiihrend  des.^elbeij  weiden  die  Erraüdungsstoffe  be- 
seitigt. Die  Gewebe  erhalten  das  für  die  neue  Tätigkeit  notwendige 
Ernährungsraaterial,  im  Körper  wird  S.iueistoff  aufgespeichert,  der 
den  Organ«  11  bf»im  Wiederbeginn  der  Tätigkeit  zugute  kommt.  Ein 
ausreichender  iSchiat  ist  deshalb,  wie  wir  schon  anfangs  ausführten, 
die  notwendige  Vorbedingung  für  normale  Arbeitsleistnnj?.  Aber  wir 
können  auch  der  kürzeren  Pausen  zwischen  den  Unterrichtsstunden 
nicht  entbehren,  wenngleich  sie  eine  völlige  Erholung  nicht  herbei- 
führen. Darum  mufs  nach  jeder  Unterrichtsstunde  eine  Pause  ein- 
gescbaltet  werden,  die  nach  der  Zahl  derselben  an  Länge  zuzu- 
nehmen bat.  In  praxi  sind  fttr  die  Paoseniftnge  die  yersohiedensten 
Vorschläge  gemacht. 

Einige  derselben  aeigt  die  folgende  Tabelle: 


Eisafs- 
Lolhring. 

Norwegen 

Preufs. 
Töchter- 
Bohulen 

Prof. 
H.  Cohn 

Otto 
Jamiib 

VerbNar 

Naoh  1.  Stunde 

6  Hin. 

5  Hin.. 

10  Hin. 

16  Min. 

10  Min. 

5  Min. 

15  „ 

10  „ 

15  „ 

15  „ 

10  . 

»    ^-  » 

15  , 

20  „ 

10  „ 

30  . 

SO  » 

16  n 

n     ^'  n 

20  . 

10  „ 

16  n 

15  n 

20  „ 

»    5-  » 

10  „ 



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25 


Will  man  die  Dauer  der  Pausen  in  einen  Satz  fassen,  so  liefse 
sich  sagen:    Auf  jede  Unterrich tsstnnde  entfallen  zehn 
Minuten  Pause;  die  Gesamtheit  der  Pausen  ist  jedoch  so 
EU  verteilen,  dafe  für  die  späteren  Unterrichtsstunden 
die  Pausenlänge   znnimmt.     Beim  geteilten  Schulunterricht 
dfiifen,  da  awei  Anfangsstunden  Torhanden  sind,  fünf  Stunden  für 
die  Berechnung  in  Aosatz  kommen,  und  daraus  folgt  dann  unsere 
mit  den  drei  eisten  Spalten  sieh  deckende  G^eaamtdaner  von  50  Mi- 
nuten.  Die  Pausen  Iftnge  bei  Cohn  und  Jamkv  halten  wir  aus 
pftdagoglaohen  Gründen  für  zu  reiehlioh  bemeeaen,  aus  hygieni- 
schen Air  nidbt  nötig.   In  den  Pansen  dürfen  weder  Sohüler  noeh 
Lehrer  arbeiten.  Der  pünktliche  Beginn  derselben  und  ihre  richtige 
Ausnutaung  sind  von  grOfster  Wichtigkeit.   Auf  diesen  letzteren 
Punkt  näher  einzugehenp  erlaubt  unser  Thema  nioht. —  £ine  etwss 
lingere  Erholung  gestattet  die  Mittagspause,  welche  nach  den 
Forderungen  der  Hygiene  mindestens  drei  Stunden  dauern  muÜ^, 
wenn  sie  ihren  Zweck  erfollen  sdl.  Der  BinfluA  der  in  den  nftchsten 
zwei  Stunden  nach  dem  Essen  sehr  regen  Verdauungstätigkeit  lll&t 
eine  noch  anderweite  Inanspruchnahme  der  körperlichen  und  geistigen 
Krälte  nicht  oder  doch  nur  mit  verringerter  Tntensivität  zu.  Um 
die  Mittagspause  dreht  sich  die  Frage  der  ^i:  e  t  e  il  t  lu"  oder  „un- 
geteilten'" Schulzeit,  welche  bei  lehhaftei  Auf-  und  Abbewegung 
der  Meinungen  bis  heute  eine  endgültige  Erledigung  nicht  gefunden 
hat.    Si>wi)hl  für  als  gegen  die  ungeteilte  Schulzeit  werden  (Tründe 
verschiede ii-tfr  Art  ins  Feld  geführt,   von  denen  hier  nur  die  auf 
hygien  i  -  <■  h  o  in  Gebiete  liegenden  für  uns  in  Frage  kommen.  Die 
meiäten  Hygieuiker  erklären  sich  für  die  ungeteilte  Scbnl/f^it  aus 
folgenden  Gründen:  Der  doppelte  Schulweg  zur  Mittagszeit  übt  bei 
sommerlicher  Hitze,  bei  winterlicher  Kälte  oder  bei  Hegenwetter  oft 
einen  gesundheitshinderlichen  Eioflufs  aus.    Die  Erholung  in  der 
^littagspause  ist  weder  eine  vollfitändige,  noch  eine  dauernde,  wie 
die  Tabelle  auf  Seite  19  lehrt.    Bei  ungeteilter  Schulzeit  kOnnen 
alle  Kinder  zu  regelmafsiger  Stunde  Mittag  essen,   was  bei  ge- 
teiiter  den  weitabwohnenden  Kindern  nicht  möglich  ist.    Die  Ver- 
dauungstätigkeit nach  dem  Essen  wird  alsdann  durch  nachfolgenden 
Sohulunterricht  nicht  beeinträchtigt,  noch  auch  heeinflufst  sie  die 
späteren  ünteirichtsstunden.    Da  nach  der  geforderten  Stundenzahl 
der  Lehrplan  täglich  fünf  Unterrichtsstunden  zählt,  so  ist  vom 
hygienischen  Standpunkt  aus  mn  KacheiDander  derselben  (ohne 
Mittagapauae)  im  allgemeinen  zu  fordern,  wobei  allerdings  Be- 


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26 


diüguug  isr,  dfifs  die  AnfeinaiKJertolg-e  der  Unlerrichtsfi&cher  nach 
liygien  ischen  (iesich  tspuukteii  ^M^trofien  wird,  und  dafs 
dio  Pansen  die  richtige  Lage  und  Lung'e  haben. 

Im  allgemeinen  bemerkt  man  ein  Vorwartssi  l  ieiteLi  zugunsten 
des  ungeteilten  Unterrichts,  welcher  z.  B.  ui  den  iSttidten  Berlin, 
Königsberg  und  Hamburg  allgemein  eingeführt  ist.  Ein  Ministerial- 
erlafs  von  1890  iäfst  die  Einführung  zu.  Da  heifst  es:  „Liegen  die 
Verbältnisse  so,  dafs  die  Sohalwege  sehr  weite  sind,  dafs  die  Tätig- 
keit der  Familienhflupter  und  die  Lebensgewohnheiten  des  Ortes  die 
Verlegung  der  Hauptmahlzeit  auf  eine  spAiere  Stande  gestatten,  so 
ist  im  allgemeinen  niohta  di^fegen  zu  erinnern,  wenn  die  Genehmi- 
gung 2ur  Verlegung  des  wissensobaftlioheii  Unterrichts  auf  den  Vor- 
mittag erteilt  wird/  Die  Ablsbniingqgrflnde»  welobe  man  biw  und 
da  der  ungeteilten  Sehnlneit  gegenüber  geltend  gemacht  ba^  sind 
grolstenieib  soaialer  Natur,  dOrfen  aber  gleiebwobl  niebt  unter- 
sobfttst  werden. 

Die  Ferien.  Der  tttgtiobe  Wecbsel  Ton  Arbeit  und  Pausen 
kttnerer  oder  längerer  Dauer  gentigt  niebt,  vm  die  körpezlieben  und 
geistigen  Kräfte  bei  normaler  Kiaftleistung  lu  erb  alte  iL  Soboa 
die  Einüabrung  des  Sonntags  deutet  darauf  bin,  dab  eine  auf  Ungere 
Zeitrftume  bereebnete  Rubepause  notwendig  ist,  in  der  eine  naeb- 
baltige  Gksundbeitsstärkung  ermögliobt  und  ein  bedeutender  Kraft- 
Vorrat  gesammelt  werden  kann.  Diese  längeren  Ruhepansen  gewähren 
die  Ferien,  deren  Dauer  und  Lage  behördlich  festgesetzt  sind.  Auf 
daa  ganze  Jahr  eutfallen  10 — lOVs  Wochen,  die  sich  zum  Teil  um 
um  die  kirchlichen  Feste  herunilegen,  zum  Teil  iu  die  ^Sommermonate 
hineinfallen.  Die  Hygiene  fordert,  dafs  dieser  letzte  Rest  von  etwa 
füuf  bis  sechs  Wecben  nicht  zerstückelt  wird,  um  gesundheitlich 
nachhaltiger  wirken  zu  können;  auch  mtHsien  bo'/üt?lieb  ihrer  Lage 
die  klimatiscli  H  n  Verhältnisse  al le iu  ausschlaggebend  sein,  indem 
die  heifseste  Zeit  des  Jahres  für  sie  in  Betracht  kommt.  Für  Deutsch- 
land würden  es  die  Monate  Juli  und  August  sein.  Falls  aber  eine 
Teilung  in  Sommer-  und  Herbstferien  noch  stattfindet,  niufs  die 
Hauptperiode  mindestens  vier  Wochen  betragen.  Aus  hygienischen 
nicht  nur,  sondern  aucb  aus  sosialen  und  famili&ren  Gründen 
ist  zu  fordern,  dafe  die  Ferien  für  alle  Sobulen  gleich  lang 
sind  und  innerhalb  desselben  Ortes  auch  gleiche  Lage 
haben.  Der  Ministerialerlais  vom  2b.  August  1898  gestattet  den 
Begierungen,  die  Anträge  auf  Gleichlegung  der  Ferien  su  ge- 
nebmigen.  Hofientliob  ist  die  Zeit  niebt  mebr  hm,  wo  die  obige 


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S7 

hpreclitigte Forderung  eine  allgomeiiiB  und Tolikommene 
£rfüllung  gefanden  hat. 

Wir  sind  am  Ende  unserer  Ausführungen,  aus  denen  ersiohtUoh 
ist,  wie  nannigfoolier  Art  die  Forderungen  sind,  welche  die 
Hygiene  an  unsem  Stundenplan  itellt  Man  darf  diese  Fordemngen 
nieht  nnberttefceiohtigt  laeaen,  denn  .je  mehr  wir  uns  unter  den 
gegenwärtigen  eosialen  VerhAltDiuen*',  sagt  Lssdveb,  \ron  dem 
Natnnnstande  entfernen,  desto  ungünstiger  stellen  sich  die  Ohanoen 
ftr  die  Bewahrung  der  phjaisohen  und  psyohisohen  Gesundheit*'. 
Anoh  der  Stundenplan  mnls  ein  Stttek  der  auf  wissensohaftlichen 
Gmndflitmn  hemhenden  Sehulgesundheitspflege  darstellen,  welche 
nicht  Krankheiten  heilen,  sondern  denselhen  vorbeugen  und  Tor- 
banen  will.  Irt  aber  ein  solcher  Stundenplan  Torhaaden,  so  ist  die 
selbstv-eistftndliohe  und  unabweislidie  Forderung,  dais  Lehrer  wie 
Schaler  ihm  pünktlich  nachleben,  dann  wird  sein  fordernder  Einflufs 
sowohl  in  der  Art  der  Schularbeit,  wie  in  denErfolgen  unverkennbar  sein. 

Als  Anhang  lassen  wir  drei  StundenpUme  iulgeu  für  einfache 
ScbulsjTSteme  unter  Annahme  geteilter  oder  ungeteilter  Unterrichts, 
zeit  Diese  Pläne  wollen  natürlich  nur  die  prinzipielle  Durch- 
führung; unserer  vorstehenden  Ausführungen  zeigen,  ohne  gerade 
jede  einzelno  Stunde  auf  ihren  Platz  festzunageln.  So  dürfte  z.  B. 
Turnen  mit  gleichem  Kecht  in  die  zweite  oder  dritte  Stunde  gelegt 
werden  (s.  S.  19).  Aua  manchen  pädog-on^isch  bedeutsamen  Gründen 
erachten  wir  die  erste  Stunde  für  Rel)Ln  u  am  geeignetsten.  Diese 
Lage  ist  aber  auch  hygienisch  zu  rechtfertigen,  wenn  man  beachtet, 
daÜB  die  zweite  Morgenstunde  an  geistiger  Leistungskraft  der  ersten 
£ut  gleich  kommt,  sich  also  für  die  „schweren"  Fächer  durchaus 
eignet.  Wichtig  aus  pädagogiiohen  Qrfinden  ist  anoh  der  Parailelis- 
nras  der  Woohenhftifiteni 


I.  Ungeteilte  Sehnlseit  (Oberstofe). 


Stande 

Mont^ 

Dienstag 

Mittwoch 

Donnerstag 

Freitag 

Sonnabond 

8  — 

Kelig-ion 

Reh'gion 

Rechneu 

Religion 

Reli^on 

Rechnen 

9  —  9" 

Becboen 

Raumlehre 

Naiurlehre 

Rechnen 

Kaumlehre 

Natur- 

geschichta 

10  —10* 

DratMh 

DankBob 

Anftats 

Dentsoh 

DeutMh 

Diktat 

11«- 11» 

Schreiben 

ZeiohiMn 

Singen 

Schreiben 

Zeichnen 

Singen 

W»*—  1 

Gwdiichto 

Tnnieii 

Geographie 

Qeadiiohte 

Tnrnea 

Gec^gnphie 

Bern.  5X10  Minuten  =  50  Minuten  Pause.  Verteilung:  5,  10,  15,  20 
IGaetea.  Beim  7  UhivAnfang  rückt  jede  Zeifbettinnittiig  nm  «Im  ftonde  vor« 


4 


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28 


8  -  8" 
9—9*« 
10  —10" 
ll^^-ll" 


II.  Geteilte  Schulzeit  (Oberstufe). 
I  siehe  oben 

Qesohicbte  jSiDgeii      |Geographie|Q6Mluolit6  jSiQgen 
•  Naehmittag. 


Geographie 


2  - 

2S0 

Schreiben 

Zieiohnen 

ISchreiben 

Zeichnen 

4 

Turiieu 

Turoeu 

Bern.  Für  den  Naohmittag  nur  techoimhe  FSoher.  Naohmittagipai 
90  Kinatea. 


in.  Geteilte  Sohulseit  (Uatentnfe). 


8 

-  8" 

Rtfligion 

Baligion 

All' 

schaaang 

Bdigion 

Belipoa 

9 

—  9" 

Schreib- 
lesen 

Badinea 

Rechnen 

Schreib- 
lesen 

Beohnen 

10 

—10" 

leben 

Macbmittag. 


2-2« 


An- 

schaanng 
Beohnen 

Schrei  b- 
leseu 


Schrei  h- 

Schreib* 

Schreib- 

Schreib- 

leten 

lesen 

leaen 

leeen 

Vt  Singen 

'/t  Singen 

V»  Schreib. 

irarneii 

- ! 

'/»  Schreib- 

iromeik 

leien 

laien 

Bern.  Für  dieses  Alter  anch  die  ente  Pause  10  Minuten.  4  Stunden  mit 
4  X  10  =  40  Minuten  Pause.  Singen  getdlt,  nm  swei  einander  folgende  Sc]irei1>> 
leseitundea  an  vermeiden. 


Literatur. 

0.  Janke,  Grundrifa  der  Schulhygiene.    (Voss,  Hamburg.) 
Axel  Kky,  Schulhygienische  Uatersuchuiigt'D.    (Voss,  Hamburg.) 
Vorlesungen  über  Schulhygiene  im  Semester  1900/01  von  Geh.  Medizinal  rat 

Profeeser  BoBiraR,  Berlin. 
dOk       Orro  Jaiocb,  Berlin. 
Limna»  Pidagogisohet  Leadlioii:  «Der  Stnndenjdaa''.  (Plehler  Wwe.  &  Sohn, 

Wien.) 

Zeitschrift  für  Schuhesunäkeitii^ege,  red.  von  Prof.  Dr.  F.  BBiaiuinr.  (Voae, 

Hamburg.) 


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29 


7iu$  9txfmminnitu  nni  Verettte». 


Die  derzeitigen  Einflibse  aai  unser  Schul-  und  Vereinstornei. 

Vortrag,    ^rehrilton   an    der   Jahrpsversaramlung  des  Schweiz. 
Turaiehrer verein s  in  Bern  am  3.  u.  4.  Okt.  1903 
vou  Turnlehrer  Widmeb-B ern. 

Der  Vortragende  warf  einleitend  die  Frage  auf,  was  seit  25  Jahren, 
da  die  erste  Yerordnnng  über  die  Erteihin^r  von  Ti!?-imnfcrricht  beranskam, 
geschehen  sei,  und  gab  zn,  dai's  der  kantonalen  Eigenart  manches  Gute 
entsprossen,  dal«  man  aber  in  dieser  Periode  doch  nicht  soweit  gekommen 
sei,  wie  man  hoffen  zu  dürfen  glaubte.  £r  will  nicht  auf  das  bereits 
Emmgefie  hinweiseD,  sondern  sieht  einen  Hanptwert  der  Veraisunlnngen 
darin,  sich  jeweils  Beehenschaft  za  geben  ftber  die  nAchsten  Ziele,  und 
Mittel  und  Wege  zu  weisen,  diese  zu  erretdiai.  Er  deutet  aof  die  hin- 
sicbtlirh  der  Lehrkräfte  und  Kiinmlichkeiten  mancherorts  noch  unzTireicheuden 
Verhältnisse  an  den  Seminanen  hin,  redet  der  Berticksielitigunp:  des 
Miidcheiitnmens  an  den  Lcbrerbildun^^sanstnlten  das  Wort,  will  den  Ge- 
meinden durch  Aufstellung  yerschiedener  Pläne  billige,  zweckentsprechende 
Tomballen  sichern  nnd  richtet  endlich  einen  wannen  Anfraf  an  die  Tom- 
lehrer,  ach  anch  des  YereinstomenB  anzonehnien  nnd  hesonders  dem  noch 
nicht  ther  das  Anftmgsstadium  hinausgekommenen  Damenturnen  ihre  Unter- 
statamg  zokoounen  sn  lassen.   Seine  dieabeaflglichen  Leitstttze  hinten: 

Thesen: 

1.  Das  Vorhandensein  nschteiliger  Einflflsse  anf  unser  Sehnl>  nnd 
Venlnstamen  kann  nicht  bestritten  werden.   Denselben  entgegenzntreten, 

ist  nicht  allein  Pflicht  der  zuständigen  Behörden,  sondern  gehOrt  anch  zn 

den  Aufgaben  des  Scliweizerischen  Turnlehrervereins. 

2.  Oip  Krhebungen  seitens  der  Eidg.  Turnkommission  über  das  Turnen 
an  den  m  ln\  eizeriscben  Seminarieu  sollten  aulser  hinreichenden  Turu- 
räumücnkeiten  insbesondere  einer  genügenden  Unterrichtszeit  für  dieses 
Fadi  nnd  etaer  rietbewnlkten  Instruktion  der  Kandidaten  durch  geeignete 
Lehrkrifte  rufen. 

3.  Wo  es  nOtig  erscheint,  gelangt  der  Schweizerische  Turnlehrerverein, 
am  seiner  Fürsorge  für  die  Gymnastik  der  weiblichen  Jugend  noch  mehr 
Nachdruck  zu  geben,  mit  dem  Gesuch  an  die  Erziehungsdirektionen  der 
Kantone,  in  ihren  Lehrerseminaren  dem  Lehrfach  des  Mftdchentarueus 
auch  Kechnang  zu  tragen. 

4.  üm  auch  ftlr  die  Landschulen  nach  nnd  nach  einen  Ittckenlosen 
Tonimterrieht  zn  erreidi«i  nnd  bei  dem  Bau  von  Turnhallen  den  6e- 
m€dnden  die  finanziellen  Opfer  annehmbar  zn  machen,  unternimmt  der 
Schweizerische  Tnmlebrer?erein  die  geeigneten  Schritte  zur  BeschafTung 
nrtd  VerrielfftltigTing  von  drei  Bauplänen  samt  Kostenberechnung,  entworfen 
nach  M&(^be  der  Terschiedenen  Verhältnisse  und  Bedürfnisse. 


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ao 


5.  Die  Ftopaganda  des  SchwdzeiischeD  Tnralehrenrar«!]»  m  GiUBdang 
?oii  LehiertornTereiDea  In  Bezirken  und  Gememdm  ist  nicht  aUein  auf  die 

planmärsige  Förderung  des  SchuItorMlis  gcriclitct:  die  theoretische  and 
praktische  Weiterbildung;  der  Lehror  h)  sämtlichen  Zweipen  dos  Tumfaches 
soll  auch  dem  Vereins-  resp.  dem  Männer-  und  Damentarnea  zugute 
Icommen,  d.  h.  der  allgeoieioen  Leibesübuog  und  Lcibe.spÜcge. 

Der  Referent  befalste  sich  noch  mit  den  ?om  erzieherischen  St&ud- 
paolct  ans  als  Anaartnns«!  za  baieielinraden  FoftballwettlEllinpfeD  mit 
ihren  gesandheitaschadUehen  Folgen  und  ihrer  LeidenaehafUicUnit,  und 
q»ncht  zum  Schlosse  vom  schwedischen  Turnen,  dessen  Berflcksiditigang  in 
nn^crm  Schuhnrnen  er  beschrfliikt  wissen  möchte.  Die  betreffenden  Theten 
waren  leider  niclit  vorgedruckt,  auch  erlaubte  die  vorperückte  Zeit  keine 
allseitige  MeinunpsftnrseTQnor  mehr,  so  dafs  die  zwei  folgenden  Leitsätze 
nicht  mehr  durch  die  Steliunguahme  der  Versammlung  erhärtet  wurden, 
nnd  man  die  diesbesQglichen  Beratungen  aorficklegen  mofiBte. 

These  6.  ,,In  Erwlgong,  dab  der  sportraftbige  Betrieb  des  FUbbiD- 
spieles  die  Jugenderziehung  naditeOig  zu  beeinflussen  yermag,  erachtet  es 
die  heutige  Versammluntr  als  angezeigt,  dafs  man  diesem  sonst  ?nten  Be* 
w^;ungsspiele  für  den  Schulbetrieh  die  richtigen  Scliranken  setze." 

These  7.  „In  Anbetracht,  dafs  alkustarke  Betonung  des  schwedischen 
Turnbetriebes  in  unserm  Schulturnen  hinsichtlich  Wahl  des  Übungsstoffes 
nnd  der  Gerftte  Unsidieilieit  nnd  Yerwirrang  sehaffen  lourn,  nnd  nm  den 
Gemeinden  die  EfTsteUnngskosten  einer  genügenden  GerfltefUismstang  tsr 
Turnhallen  nidit  unnötigerweise  zu  Tergröfsern,  empfiehlt  die  heutige  Ver- 
sammlung den  Lehrern  des  Turnens  den  Einbezug  nur  desjenigen  Übungs- 
stoffes, dessen  Beliandlnng  auch  an  den  grhrAnrhhVhon  Geräten  möglich  ist.'' 

{„JJmische  'lumetg,*'^  Kr.  46.) 


AUiitere  JlUUtlitttgeit. 


Indirektes  Bogenlicht  oder  halbdiff^ases  Gasglfihlieht  f&r  fir- 
liehnngs-  ind  UnterriehtsaiiBtaliei.  In  den  Nummern  29  nnd  30  des 
Jahrganges  1901  der  „JAlMft*  med*  TFocftsnsdkr."  wurden  Gutachten  des 

königl.  Generalarztes  z.  D.  Dr.  Segqel  und  des  kOnigl  üniversilätsprofesseis 
Dr.  EvERSBüSCH  tlber  die  Bt'leuchtnngsanlngen  in  den  Erziehung?;-  nnd 
Unterrichtsanstiilicn  zum  Alidruck  gebracht,  in  welchen  die  Ansicht  aus- 
gesprochen ist,  dafü  die  halbdiffuse  Belenchtung  mit  GasglUhlicht  der  in- 
direkten mit  elektrischem  Licht  Torzuzichcn  sei.  Infolge  dieser  Gutachten 
hatte  sich  damals  das  bayerische  Staatsministerittm  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  dahin  ausgesprodien,  dafii  im  allgemeinen  in  den 
ihm  unterstellten  Anstalten  eine  Bdeuditnng  mit  GasglUhlicht  einzuführen 
sei.  Diese  Angelctrciiheit  führte  zu  neuen  Untersuchungen,  welche  im  Auf- 
trage der  Elektrizitäts-AktieageseUschaft,  vormals  Scbackert  &  Co.  in 


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31 


Kruberg,  vorgenomiMn  wurdfin  und  n  eiiM  TergleicbendeD  Ontacliteo 
te  EMktrmogeDieiin  £.  W.  LBBifAKH-BiOHiXB  geHUirt  haben  («IftNidb. 
med,  WocÄmscÄr."  1903  Nr.  42). 

Es   %vurdcD   hierbei   folgende,   von  SBGQUi  und  ETBB8BÜ80H  n-* 

Bimmen pefafste  Fordemnfrcn  bRrücksichtifrt : 

1.  Die  Lnftverdf  I  IiTiis  liurch  Sanerhtollentzng  und  Produkte  der  voll- 
kommenen und  imvoilkommeueu  Yerbrennung  der  Leuclitstoä'e  soll  möglichst 
gering  seio. 

2.  Doieh  die  kUnatlielie  Bdeoehtong  dtrf  keine  wesentliehe  T^pe- 
ittanteigerang  doreh  die  heilsen  Yerbrennnngsgase  nnd  Wuieidftmpfe  in 

bdeachtetem  Räume  verursacht  werden. 

3.  Die  W8rmp<5trnh1nr);?  der  Lichtquellen  (dunkle  Sfrnhlen)  raufs  eine 
möglichst  gering-  (in:  auch  müssen  Lichtquellen,  die  riii'u  grossen  Glanz 
besitzen  oder  durcii  V  orherrschen  der  kurzwelligen  (chemiiichen)  Strahlen 
Blendung  verursachen,  dem  Auge  entrückt  sein. 

4.  Ein  ZndEen  der  Lichtquellen  —  abwecbaelnde  Zu-  nnd  Abnahme 
der  Liebtintendtlt  —  darf  nicht  stattfinden,  die  Uchtqnene  nmla  flber^ 
bnopt  von  komtanter  Intensität  sein. 

5.  Neben  genOgender  Flächenhelligkeit  drr  Arbeitsplätze  —  10  Meter- 
kerren für  gewöhnliche,  In — 2.")  Meterkerzen  tüi  feinere  Arbeiten  —  soll 
auch  eine  gute,  nicht  kontrastierende  Kaumbeleuchtung  bestehen  und  soll 
tiUerhaapt  eine  gleichmäfsige  Yerteüaug  des  Lichtes  ohne  störende  Schatteu- 
büdvng  Toihanden  sein. 

6.  fiiflia  tritt  noch  die  weitere  Forderang,  dab  das  kflnstliche  Lieht, 
bei  möglichst  grollMn  Tonsagen  in  hygienischer  Beviehnng,  mdi^chst  billig 
sn  stehen  komme. 

Lehmakn-Kicuter  kommt  nun  auf  Grund  seiner  vergleichenden 
üntersnchiingeD,  mit  bezug  auf  obige  Forderungen,  zu  folgenden  Schlössen: 

ad  1  und  2.  Eine  schädliche  Veränderung  der  Luit  ist  bei  elek- 
trindiem  Bogenlicht  nicht  vorbanden;  es  tritt  keine  wesentliche  Temperatur- 
erhlrtiong  nnd  k^ne  Vermdirang  des  KoUenslnregehaltes  ein.  Bei  Gas* 
glohlicht  ist  dies  alles  in  einem  Halse  der  Fall,  das  bei  weitem  die  er* 
laubten  Grenzen  übersteigt.  Danach  ist  die  Auerbelenchtung  in  hygienischer 
Hinsicht  nnr  dann  statthaft,  falls  fQr  eine  sehr  ergiebige  Yentilations- 
einrichtung  gesorgt  ist,  was  ^iich  mit  seiur  erheblichen  Anlage«  und 
Betriebskosten  verbunden  ist. 

ad  3.  Der  Bedingung  bezüglich  Blendung  ist  bei  diffuser  Beleuchtung 
tiMfhaiiiit  Genüge  getan,  und  zwar  am  meisten  bei  total  diftaser  Belenchtung. 

INe  OrOCse  der  Lichtmenge,  welche  das  Ange  bei  halbdiibser 
Beleuchtung  treffen  kann,  hängt  naturgemftA  lediglich  von  dem  £xtink- 
tionstaktor  des  betreffenden  Milchglasschirmes  ab.  Jedenfalls  ist  es  nicht 
aasgeschlossen,  dafs  die  Wirkung  der  dirnkten  Lichtstrahlen  bei  halbdifFuser 
Belenchtung  für  manches  Auge  eine  Krrcgung  der  Xetzhaut  bewirkt,  welche 
eventuell  schädlich  sein  kauu.  Durch  die  geeignete  Wahl  des  Milchglases 
ist  man  jedoch  in  der  Lage,  diese  Kendong  des  Angee  m  verringern« 

ad  4.  Ein  Zocken  der  Lichtquellen  ist  b«  sachgemftlser  Ansfübnmg 
der  Anbigen  sowohl  an  der  Aasgangsstelle  und  den  Znleitnngen,  als  anch 
an  der  firtUcben  Installation  der  beiden  Lichtquellen  ansgesohlossen. 


32 


ad  5.  Die  Flächenhelligkeit  war  an  den  Arbeitsplätzen,  wie  ans  den 
pbotometrisclieii  Daten  hervorgeht,  eine  mehr  als  genüp:endc,  und  die 
Gleichmäfsigkeit  auch  beim  Bopenlicht  trotz  der  geringen  Zahl  der  Licht- 
quellen (2  gegen  14  beim  Auerlicht)  völlig  aasreichend.  —  Ftlr  das  elek- 
trisehe  Bogenlicht  spricht  nocb  die  günstigere  AsUielisclieWirkiuig  der  mit 
ihm  eneogten  Beleochtang. 

ad  6.  Die  Betriebskosten  des  Aoei1»diteB  eind  anfangs  Ideiner  als 
die  des  Bopculichtes,  prr.  i,-hcn  aber  nach  kur^pr  Brenndauer  —  auch  ohne 
Benicksichtiijung  der  /üiuiflamme  —  diejenigen  des  Bngenlichtes.  Bei 
Berücksichtigung  der  Züudhamme  —  was  bei  öffentlichen  Anstalten  meistens 
in  Betracht  kommt  -  sind  die  Kosten  des  Auerlichtes  bedeutend  grölser 
wie  die  des  BogenHchtes.  Die  eventuell  kleinen  Hefarkosten  des  Bogen' 
lichtes  können  aber  nicht  in  die  Wagsclude  faDen,  da  das  Anerlicht  in 
hygienischer  Beziehung  grofse  Nachteile  besitzt. 

Die  Herren  Segokl  u?u1  E\  er^bfsctt,  denen  die«  Hütachten  vor- 
gelegt wnrde,  zogen  am  demselben  folgende  Schlufsfolgcrungeu : 

Isacbdem  gltnchmäfsigcs  Brennen  beim  elektrischen  Bogenlicht,  wie  die 
Dr.  LEHMAKK-RiCHTrauehen  Untenmehimgen  bew^ioi,  nnd  wie  aneh  sonst 
gewShrleistet  ersdieint,  vorausgesetzt  werden  kann,  tritt  die  rein  indirdcte 
Beleuchtung  mittels  Bogenlieht  an  erste  SteUe.  Seiner  allgemeinen  Anwen- 
dung stehen  nnr  die  höheren  Kosten  entgegen.  Unter  folgenden  Verhölt- 
ni<;seii  ist  jedoch  für  die  Unterrichts-  nnd  Er/iehnnp?ansf alten  der  elek- 
trischen Beleuchtung  mittels  indirektem  Bogenliciits  der  Vorzug  zu  eeben: 

1.  wenn  der  elektrische  Strom  billig  ist  und  andere  ünterrichtszwecke 
doMolben  ohnedies  erfordern,  das  Gas  dagegen  teuer  ist,  wenn 
ferner  noch  keine  Gasleitung  gelegt  oder  die  Zdeitnng  hei  weiter 
Entfernung  mit  besonderen  Kosten  verbunden  ist, 

2.  wenn  die  Unterrichts-  oder  Besch&ftignngssAle  sehr  hoch  sind, 
5  m  und  mehr  Höhe  haben, 

3.  wenn  in  Räumen,  in  denen  Schaler  oder  Zöglinge  sich  mehrere 
Standen  nnonterbrochen  aufhalten,  Yentilationsrorrichtangen  fehlen, 
nnd  die  natflriiche  Lflftmig  nicht  in  genügender  Weise  anagefUirt 
werden  kann^ 

4.  wenn  die  Rünmo  zum  An<5chauung«?-  und  Zeichenunterricht  sowie 
zur  Beschäl  Ii  L'ung  mit  farbigen  Gegenständen  dienen. 

Alkohol  und  LeiRtongsfahigkeit  der  Tnrner.  Wie  die  „Ent- 
haltsamkeit'' mitteüt,  hatten  sämtliche  Mitglieder  des  Kieler  Männerturn- 
vereins, die  sich  im  Jnli  d>  J.  an  dem  Deutschen  Tomfest  in  Nflmberg 
am  Wettamen  beteiligten,  seit  don  Febmar  sich  jeglicben  Alkoholgenuases 
enthalten.  Sie  legten  anf  diesen  Punkt  bedeutendes  Gewicht  und  schrieben 
ihm  einen  Teil  ihrer  Erfolge  zu.  Ähnliche«,  wenn  anch  nicht  in  dem 
Umfange,  läfet  sich  von  andern  Turnern  und  Turnvereinen  sagen.  Es 
verdient  Beachtung,  dafs  auf  dem  Turnfeste  in  Nürnberg  keine  Stadt  so 
viele  Preise  errang  wie  Kiel. 

Was  kain  die  ScMe  im  der  Bekfimpfang  des  Alkekels  fnn? 
war  das  Thema  eines  Vortrages,  der  von  einem  Lehrer  an  der  Allgemeinen 
Landeslehrerkonferenz  des  Fürstentums  Schaumburg-Lippe  im  Sep- 
tember d.  J.  gehalten  wurde.  {j,EHihalt8amkät''t  September  1903.)  Der 


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33 


Toitng  gipfelte  darin»  dafs  die  Lebrer  sich  mehr  mit  der  Aftobolfrage 
besehftftigen  sollten,  um  im  Kampfe  mit  dem  Alkohol  wirklich  gerflatet  za 

sein.  T>em  konnte  man  gewifs  nur  zustimmen.  Gegen  die  anfgestellten 
Leitsiltzp  (lafs  der  Alkohol  schädlich  wirke,  dafs  Kinder  vor  demselben 
durchaus  bewahrt  bleibco  inüfsten,  dals  es  Pflicht  jedes  Lehrers  sei,  in 
der  Schule  nicht  aufdringlich,  aber  entschieden  auf  die  Gefahren  hiuzu- 
weiaen,  aoch  auf  die  Eltero  belehrend  und  aofklftrend  einzuwirken,  trat 
kein  Lehrer  olEen  anf ;  es  scbienen  wohl  alle  darin  ebodg  m  sein.  Da 
unternahm  es  im  Yerlanf  der  Debatte  F.  Spibb,  etwa  folgende  Worte  an 
die  YersammhiDg  zu  richten:  „Durch  Polizeimabregeln  nnd  Belehrung  läfst 
sich  pcwifs  mancherlei  erreichen.  Aber  ich  meine,  die  Hauptsache:  das- 
lebendige  Beispiel,  sich  des  Alkohols  ganz  zu  enthalten,  fehlt  noch  zu  viel. 
Da-  wäre  ein  Anstofs  für  jeden;  da  würde  man  fragen:  „Warum  tust  Du 
so  V"  Man  ist  dann  in  die  Lage  versetzt,  aufzuklären.  Ich  würde  den 
geehrten  KoBegen  empfehlen,  einmal  ein  halbes  oder  ganzes  Jahr  abstinent 
SU  leben  I  (Allgemeine  Heitetkeitt)  Es  ist  nicht  nOtig,  dals  gleich  alle 
Menschen  abstinent  werden,  aber  es  ist  sehr  ndtig,  dals  es  mehr  Enthalt- 
same zum  Anstofs  ftlr  viele  gibt.  Und  wenn  Sie,  verehrte  Kollegen,  die 
Knthalt^nmkeit  nicht  Ihrer  selbst  wegen  anf  '^i<')i  nehmen  —  es  würde 
ihnen  gewils  nicht  schlcrht  bekommen  — ,  so  sulkea  Sie  es  doch  der  Ge- 
meinde wegen  und  für  das  Wohl  des  Landes  tun  können!''  Bezeichnend 
ist,  da&  si^  auf  diese  Worte  nnr  ein  schwaches  Bravo  vwnslmien  liels. 
Es  ergriff  danuif  dn  Pastor,  der  es  aofiicfatig  meint,  das  Wort:  Was  Ar 
den  Arbeiter  der  Scfanaps,  das  sei  fttr  den  Borger  das  Bier,  und  wenn  der 
Arbeiter  Tersompfe,  so  platze  d&c  ehrliche  Bierphilister.  In  diesem  Sinne 
besTflf«?e  er  jeden  Abstinenten,  der  es  in  Demut  nnd  Bescheidenheit  sei. 
Der  Vorsitzende  betonte:  „Wie  jede  Meinunirsäiifscrung  heute,  so  nehmen 
vir  auch  die  des  vorletzten  liedners  als  .Anregung  dankbar  anl '  Die 
Heiterkeit  war  verschwunden,  und  man  sollte  denken,  dafs  mancher  in  seinem 
Gewissen  so  gesehärft  wnrde,  dab  es  eine  mramgängliche  Notwendigiceit 
for  ibn  geworden  ist,  sich  in  die  Alkoholfrage  zu  vertiefen.  Die  FrOchte 
werden  langsam,  aber  sicher  beratoeifen. 

Schälerinnen-Wandemn^reD.  Von  Ferienwandemn^en  der  Knaben 
liest  man  hiiuti^!:.  selten  da^regen  von  solchen  der  Müdchen,  nnd  doeli  sind 
derartige  Wanvleriniijen  den  Mildchen,  natürlich  bei  Beobachtung  der  nötigen 
Vorsicht  und  des  notwendigen  Malshaltens,  gewifs  ebenso  wohltuend  wie 
den  Knaben.  In  den  Beilagen  zom  letzten  Jahresbericht  der  Frankfurter 
•Zentrale  Uta  private  Fürsorge"  berichtet  die  Lehrerin  Fränleüi  G.  HBHiniR^ 
XAKK  Aber  eine  zehntSgige  Wanderung,  die  sie  in  den  Herbstferien  mit 
14,  meist  im  Alter  von  neun  bis  elf  Jahren  stehenden  Schülerinnen  der 
Len;vnr>chole  durch  den  Spessart  üntemomraen  hat.  Pnrch  die  Wanderung 
i«:t  nicht  nur  die  körperliche,  sondern  auch  die  geistige  Frische  der  Kinder 
gi'stärkt,  sowie  das  Anschauungsvermögen  bereichert  worden.  Dnrch  die 
persönliche  Anschauung  erhielten  die  Kinder  zahlreiche  Begriffe,  die  weder 
das  beste  Bild,  noch  das  begeistertste  Wort  des  Lehrers  den  Kindern  ver- 
mitteln können.  Heisteos  waren  die  jeweiligen  Wandemngen  Tagesfahrten 
Ton  wenigstens  sechs  Stunden,  so  daft  es  erst  abends  im  Nachtquartier 
richtiges  «Mittagsbrot gab.   Tagsüber  mnlsten  fdch  die  Mftdchen  mit 

Sckulgeanndheitopflfg«,  XVtl.  8 


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einem  eiBfacben  aber  krSftigeii  Frllhstflck  bognllgeo.   Der  Appetit  der 

Kinder  war  ansge7<'5('1rnet. 

Die  Gesnndlieit  der  Mädchen,  von  denen  einige  recht  zart  waren, 
wurde  erfreulicherweise  gefördert.  Abends  vor  dem  Schlafengehen  wurde 
ein  halbes  ötündcheu  dem  Tagebuch  gewidmet;  gewissenhaft  wurden  die 
Tageseilebnisse  eingeschriebes.  Einige  Male  erfreuten  die  Mftdeben  die 
Wirtsbansgiste  mit  Gesang  nnd  Yortrftgen  nnd  ernteten  nicht  wenig 
Beifoll.  Körperlich  gekr&fügt,  an  Kenntnissen  reicher,  kamen  die  Mädchen 
alle  wohlbehalten  wieder  zu  ihren  Fitem  zurück.  Der  Eindruck,  den 
dieser  tagelange,  innige  rmpanp  in  uud  mit  der  Natur  auf  ihr  (lemut 
gemacht  hat,  wird  ihnen  unvergelslich  sein.  Diese  Tage  sind  in  dem 
Leben  der  SchOlerinnen  wie  auch  ibrer  Ptthrerin  Lichtpnnkte,  die  nicbt 
80  leicbt  ttberatrablt  werden  IcOnnen.  0ie  Kosten  derTerpflegnag  betrogen 
durchschnittlich  Mk.  1,45  tftglicb  filr  die  Person,  vom  nocb  die  geringen 

Kosten  der  Eisenbal3ri  Icnm^TV 

Der  MiüisterialerlaTs,  betrefff'nd  die  Normalbestimmnngeii  Ober 
die  Beucha fTi'nheit  der  Hefte  ffir  Schiilkiuder,  war  jüngst  Gegenstand 
der  Verliauuluageü  m  der  Berliner  „Vereinigung  ftir  Schulgesuodheitspöege". 
Wie  die  r>Tägl.  Bmäadum**  beriehtet,  bedanerte  Rektor  Jankb,  dals  nnr 
Hefte  in  Hochqnartfonn  zugelassen  Bind,  obgleich  Grofimktavbefte  mit 
iliren  ktlrzercn  Zeilen  roannigfadie  VorzUge  babon;  ?or  allem  geben  diese 
Hefte,  die  diircli  die  Steilschriftbewegunfr  sieh  Börtrerreclit  in  den  Schulon 
erwoiben  hahen,  weniger  Anlafs  zn  Vcrbiegungen  der  Wirbelsäule  uud  zu 
schlechter  Körperhaltung.  Mehrfach  ist  von  den  Regierungen  die  Grund- 
strichhöhe  auf  4  mm  festgesetzt,  so  dafs  die  Langbnchstaben  eine  Hobe 
von  20  nm  erbalten,  die  von  den  kleinen  Fingern  unserer  Abc^Scbatzen 
kaum  dnrcbgefobrt  verden  kann.  Eine  GrOlse  der  Gmndstrkbe  von  3  mm 
sei  ausreicheud.  Femer  wttnschte  der  Bedner  für  dentsebe  und  lateinische 
Schrift  die  gleichen  Gröfsenverhältnis<;e.  Er  bedanerte  auch,  dafs  ftir  die 
Liniatur  nur  die  blaue  Farbe  zugelassen  ist,  während  die  schwarze  FaiUe 
in  hygienischer  Beziehung  wertvoller  sei.  —  In  der  Besprechung  wurde 
noeb  bervorgeboben,  dab  die  Bestimmnngen  in  den  einaeiiiea  Regierungs- 
bezirken so  einsehneidende  Abweiehangen  anfireisen,  dafo  ftr  jeden  Bezirk 
besondere  Hefte  angefertigt  werden  mBssen;  dies  sei  nicht  nur  ein  Naeh- 
teil  für  die  Fabrikanten  und  Händler,  sondern  auch  die  Güte  der  Hefte 
müsse  darunter  leiden,  ^voil  INIassenherstellung  aiiscreschlossen  sei.  Ks  wurde 
nicht  nur  eine  Kevisujn  der  Hcstimraangen  überhaupt  für  erforderlich  ge- 
halten, sondern  vor  allem  auch  gewünscht,  dafs  derartige  Beslimmnngen 
nicht  von  den  einzelnen  Regiemngen  für  ihre  Bezirke,  sondern  von  dem 
Ministerium  fttr  den  ganzen  Staat  erlassen  wOrden. 

SrliwimniDDl erriebt  für  Volksschiiler.  Wie  die  „Bayer.  LOtret- 
etg.'^  (Nr.  28)  mitteilt,  genehmigte  der  Magistrat  Mönchen  im  vergan- 
genen Sommer,  dem  Antrage  de??  Srhnlrates  Dr.  G.  Kerschensteiner 
gemäls,  einen  Beitrag  von  750  Mark,  um  versuchsweise  einen  in  den 
Ferien  im  Mftnnerfreibade  bezw.  im  MflUerschen  Volksbade  abzuhaltenden 
Scbwimmknrs  fDr  160  SchOler  von  7.  nnd  8.  Klassen  hiesiger  Volks- 
schulen einzurichten.  Die  Schfller  wurden  in  16  Riegen  zu  je  10  Knaben 
«ingeteilt,  die  wöchentlich  drei  Lektionen  erhielten.  Je  nach  den  gewonnenen 


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Erfahrungen  soll  der  SchwimmimtoTricht  weiter  ausgebaut  werden,  wie  es 
in  tendüedenen  StAdten  in  den  letzten  Jahren  teils  in  feknltatiTer,  teils 

Obligatonscber  Form  bereits  geschehen  sei. 

Fin  schnlliyirienispher  Knrsns  flir  Direktoren  und  Lehrer 
höherer  Lehranstalten  liat  auf  Veranlassung  des  Ministers  der  geistlichea 
n«;w.  AnccleKenhcilen  vor  einigen  Wochen  in  Posen  in  dem  dortigen 
neuen  iiygienischeu  Institut  unter  Leitung  des  Direktors  desselben,  Herrn 
Medizlnalnt  Professor  Dr.  Wsbhiokb,  stattgeliinden.  ^e  wir  der  ,lDm^. 
Sarhutffschm  Ziff.*  entnehmen,  sind  snr  Teilnahme  an  demselben  je  fünf 
Lehrer  bezw.  Direktoren  ans  den  Provinzen  Ostprcufsen,  Westpreufsen  und 
Schlesien  und  elf  aus  der  Provinz  Posen  durch  die  betreffenden  Provinzial- 
schnlkollegien  ausersehen  worden.  Der  Zweck  dieses  Kursus  war  der,  der 
beteiligten  Lehrerschaft  eine  medizinisch-hygienische  Yorbildunp:  m  eeben  und 
dadurch  die  Schulhygiene  weiter  zu  fördern.  An  den  Vormittagen  fanden 
von  9 — 12  Uhr  Vorlesongen  mit  nachfolgendem  Kolloqainm  statt,  und  nach- 
mittags  Warden  die  stftdtisehen  Anstalten  (Schlachthof,  Wasserwerk,  das 
neue  Angnste  Tiktoria-Gymnasinm,  die  Tnrahallen  nsw.)  nnd  die  Sehens* 
wQrdigkeiten  der  Stadt  besichtigt.  Sämtlidie  Knrsisten  waren  von  der 
Veranstnltnnp  hoch  befnetiifrt 

Das  Wachstum  Berliuer  Kinder  während  der  Schuljahre  be- 
handelt E.  Rietz  im  .,Arrh.  f.  Anfhrop."  (N.  F.  1.  1903).  Der  Ver- 
fasser weist  darauf  hin,  dals  das  abweichende  Verhalten  der  kindlichen 
Entwicklong  an  den  wenigen  Orten,  an  denen  bisher  Beobachtongen  statt- 
fsnden,  ftlr  weitere  Kreise  großes  Interesse  hat.  Überall  spricht  sich 
deutlich  die  Verzögernng  in  der  Entwicklung  der  ärmeren 
Kinder  ans.  Der  Vergleich  der  Berliner  Kinder  mit  andern  deutschen 
Spröfslingen  zeitrt  aber  manche  üntcrschicde.  Die  relativen  (iewichte  der 
Bewohner  der  Keichshauptstadt  sind  gegen  die  der  Hallenser  und  ganz 
besonders  der  Gohliser  Kinder  kleiner.  Die  Differenz  beträgt  3  bezw. 
16  g  per  Zentimeter  KOrperlftnge  in  den  einzelnen  Jahren;  die  Berliner 
Kinder  mOssen  schlanker  sein.  Geradezu  nntersetzt  mOssen  die  Gohliser 
Knaben  wie  Hftdchen  sein,  deren  Quotienten  sich  zum  Teil  sogar  ttber  die 
der  Hamburger  Gymnasiasten  erhebt,  welche  ihrerseits  wiederum  recht 
fretren  die  Berliner  alKtecfion  Zwischen  der  Saalfelder  nnd  Berliner  Jugend 
besteht,  soweit  es  die  Knaben  betrifft,  kein  Unterschied,  der  Saalfelder 
weibliche  Nachwuchs  scheint  indessen  wesentlich  schlanker  zu  sein.  Vor- 
nehmlich wünscht  Rletz  Untersuchungen  aus  dem  brandenbargischen  Land- 
kreise, da  man  dort  nach  E.  Sohmidt  nnd  J.  Rahxb  eine  körperlich 
noch  besser  entwickelte  Bevölkerung  zu  erwarten  habe.  Allerdings  ist  nach 
der  Ansicht  des  Verfassers  der  Satz  von  der  körperlichen  Überlegenheit 
der  Landleute  vor  den  Stadtleuten  zu  allgemein  gehalten  und  beruht  auf 
zu  wenitr  Krhebungen. 

Schularzt  und  Bernfswahl.  Die  V^'ieuer  Zeitsclirift  „D/t-  Zeif^ 
begründet  die  an  manchen  Orteo  schon  durchgeführte  Forderung,  es  möge 
den  die  Sdmle  Terlassenden  Kindern  vom  Schularzt  auf  Wunsch  der  Eltern 
ein  Rat  Aber  den  zu  ergreifenden  Beruf  erteilt  werden,  mit  folgenden 
Worten:  Die  Verordnung  der  niederOst  erreich  Ischen  Statthalterei  Ober  die 
Bskimpiiing  der  Tuberkulose,  die  am  1.  Juli  in  Kraft  getreten  ist,  enthalt 

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auch  eine  Bestimmung,  durch  die  „den  Lehrhenea  und  Vorständen  von 
gewerblichen  Unternebmungen  empfohleo  wird,  neu  eintretende  Lehrlinge 
und  Jugendliebe  Arbeiter  von  zweifelbaftem  Geeoiidbeitsxofltand  vor  Eintritt 
in  die  Arbeit  Ärztlich  untersuchen  ro  lassen,  und  zwar  im  Interesao  der 

Mitarbeiter,  sowie  im  eigenen  Interesse  der  betreffenden  Hilfsarbeiter  zum 
Zwecke  rechtzeitiger  Entdecliung  der  tuberkiibi  Disposition  oder  Er- 
krankung». 7a\t  Tuberkulo«?e  disponierende  Indiviauen  sollen  von  Arbeiten 
und  Berufen  ferngehalten  werden,  in  welchen  erfahrungsgemäß  Tuberkulose 
hftufig  aaftritt.*'  In  dw  zitierten  Verordnung  wird  die  Irzüiehe  Unter- 
sacbang  blofe  empfohlen,  nicht  aber  «ae  Pflicht  gemacht.  Wenn  man 
bedenkt,  dafs  nicht  nur  die  Ausübung  einzelner  Handwerke,  sondom  dafo 
auch  eine  Reihe  bölierer  BernfV.  wie  der  Lobrbernf,  die  Entwicklung  der 
Tuberknlose  fünlern,  muls  man  zugeben,  ilafs  es  un  allgemeinen  Interesse 
liegt,  sämtliche  Kinder  zur  Zeit,  da  sie  sich  für  einen  Beruf  entscheiden 
sollen,  vom  Arzte  untersuchen  zu  lassen.  Oft  könnten  Menschen,  die  zur 
Tuberkulose  Disposition  besitzent  dadurch  vor  Erkrankung  gescbfltzt  werden, 
da&  man  sie  landwirtscbaftiiichen  Berufen  oder  der  Gärtnerei  zuführt.  Die 
Unt^uchung  der  austretenden  Schüler  durch  einen  Schularzt  behufs  Fest- 
stellnn^  ihres  CifviHxnM'itsznstandes  ist  eine  im  Interesse  der  Jagend  und 
der  Gesamtheit  dringend  notwendij;e  Einftlhrun«^. 

Zahnpflege  iu  der  Schule.  Dem  Jahresbericht,  welchen  Professor 
MnjiER  in  der  42.  Jahresversanunlung  des  Zentralmnins  deutscher  Zahn> 
Arste  in  Berlin  erstattete,  ist  folgendes  m  entnehmen:  Msssenuntersnchongen 
an  Schulkindern  und  an  Soldaten  haben  gelehrt,  dafs  häufig  die  allgemeine 
ErnitlinmiT  nnter  Zalm.-eliäden  leidet.  Man  l)efi;innt,  auch  in  Lehrerkreisen, 
der  Zabnpticcre  der  Schuljugend  mehr  Autnierksanikeit  zuzuwemlen.  Wirhriu 
war  die  Kinrichtnng  von  Polikliniken  zur  Behaiullung  armer  zaiinivraniicr 
Kinder;  so  ist  z.  B.  in  Strafeburg  i.  Ds.  von  Seiten  der  Stadtgemeiiide 
eine  Schulzahnklinik  eirichtet  worden,  und  auch  in  Darmstadt  ist  aas 
öffentlichen  Mitteln  iQr  Zahnbehandlung  bei  Schulkindern  etwas  geschdien. 
In  Berlin,  wo  es  sich  um  100000  Schulkinder  handelt,  kann  eine  uneut- 
creltliehe  Arbeitsleistung  der  an«;?issigen  Zahniir/te  nicht  ilurcligeföhrt  werden, 
da  man  för  jedes  Schulkind  im  Durchschnitt  eine  Stunde  zahnärztliche 
Arbeitszeit  rechnen  müsse.  Es  wird  empfohlen,  iu  Berlin  besoldete  Schal- 
«hnftnte  anzustellen. 

Sehnlsahnlnte  in  InDBbniek.  Auf  Anregung  des  Gemeinderates 
haben  sich  zwei  Zahnärzte  bereit  erklärt,  die  Kinder  der  Ferienkolonien 
in  unentL'eltlielie  zahnärztliche  Behandlnii  '  /n  nehmen. 

Wie  das  (Teradesitzen  der  Schüler  beim  Schreiben  erzwungen 
werden  kann,  beri«  htet  Realschuidirektor  Lorenz  in  der  „Beil.  e.  Schuld 
Programm"^  der  Guts-Mutiis-Realschule  zu  Quedlinburg  (Ostern  19ü3). 
Wenn  nämlich  die  Jungen  trotz  aller  Mahnungen  und  Vorstellnngen  immer 
wieder  die  elendeste  Haltung  annehmen  und  sich  auf  ihr  Schreibheft  hinab- 
beugen,  n  wird  ihnen  ein  einfacher  Blechring  —  der  sog.  „ Geradezwinger " 
— -  von  "Jü  cm  Gesamtdurchmesser  und  einwärts  jrenoigtem  Rande  auf  den 
Kopf  gelegt.  Sowie  nun  der  Schüler  znr  [zewohnten  schlechten  Haltung 
zusammensinken  will,  fällt  ihm  der  Blechring  vom  Kopfe.  Zwei  Bild- 
aufhahmen  aus  der  Tertia  illustrieren  die  Wirkung  dieser  originellen  Vor« 


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ncfatimg,  der  wir  allerdings  nor  eine  geieüte  Sympathie  entgegenbringen 
IcOnnen,  weil  wir  es  für  richtiger  halten,  gegen  die  eigentlichen  Ursachen 
<)cr  schlechten  Schreibhaltnng  Tonngehen  als  dieselbe  nur  qnnptomatiach 

zu  bekämpfen.    (D.  Red  ) 

Bleistifte  als  Diphtherieverbreiter.  Unter  bezug  auf  die  Notiz 
in  üeft  VII  dieser  Zeitschr.^  S.  ÖO'^,  erhalten  wir  folgende  Zuschrift  von 
Beakehnldirektor  H.  C0JCifBin>A-Lin2.  .Ich  kann  als  langjähriger  Stadt- 
ichnlinspektor  bestätigen,  dafe  ancfa  hier  die  Übertragung  von  Kinderkrank- 
heiten durch  Bleistifte,  welche  in  der  Schole  gdassen  wurden  und  von 
Kind  zu  Kind  gelangten,  beobachtet  wurde.  Es  wurde  eine  Abhilfe  in 
der  Kichtunu  gesucht  und  gefunden,  dafs  die  Bleistifte  in  eigene  Behälter, 
jeder  für  sich,  nach  dem  Gebrauche  in  der  Schule  gesteckt  und  aufbewahrt, 
bei  Erkrankungen  aber  konfisziert  wurden.  Jedem  Kinde  entsprach  eine 
Nnmner  des  Behilters,  welche  mit  der  Klassennummer  des  Kindes  korre- 
spondierte.  Das  hat  sich  sicher  gnt  bewahrt.*  H.  Comusnda. 

Giftige  Kraiddn«  Amtlich  wird  in  Rudolstadt  zur  Wamnng 
daranf  aufmerksam  gemacht,  daCs  die  auch  in  den  dortigen  Schulen  in  zu» 
nehmenden  Mafse  zn  T^uterrichtszwecken  vcrv^endeten  farbigen  Kreiden 
vielfach  einen  der  menschlichen  Gesundheit  sphJldlichen  Arsen-  und  Blei- 
gebalt haben.  Wenogleich  diese  farbigen  Kreiden  meistens  mit  einer 
Papiemmhoilnng  versehen  sind,  welche  eine  unmittelbare  BertihniDg  zn> 
n&chst  aaaschlielat,  so  schfttat  dies  doch  nicht  vor  den  schädlichen  Wirkungen 
dnrch  Zerbröckeln  nnd  Zerstftnben  der  Kreideteüe,  welche  dnrch  Kleider, 
Hände  nnd  Finger  leicht  In  den  Mund  gebracht  werden  können.  Es  wird 
dc'^halb  vor  dem  Gebrauch  solcher  farbigen  (sog.  dermatographischen) 
Kreiden  gewarnt,  solange,  als  nicht  von  dm  Fal)rikeD,  die  diese  Kreiden 
herstellen,  die  BOrgschaft  giftfreier  Fabrikatiion  gegeben  wird. 


Ober  d«ii  Tinimtenielit  ii  der  Vollugehile  hat  socImii  der 
Endebongsrat  des  Kantons  Ztrich  im  y^AmU,  SeMbiaUe'^  ein  Kretabreiben 
an  die  SchulbehOrden  und  die  Lehrerschaft  erlassen.  Die  Behörde  weist 
anf  Grund  der  eidgenössischen  Bestimmungen  anf  die  Notwendigkeit  hin, 
die  Turngeräte  zu  ergftn/en,  wo  sie  nor])  nicht  in  voller  Zahl  vorhanden 
sind.  Verlangt  wurden  ein  llanggerät  (Klettergerüst  oder  Reck)  und  ein 
Stöf7?erät  (Stemmbalken  oder  Barren),  ein  Springel  und  Stäbe,  dazu  die 
ertorderlichen  bpielgeräte.  Was  die  Turnplätze  betrifft,  wird  darauf  hin- 
gewiesen, dnls  eine  Fliehe  von  B  Quadratmeter  Ar  jeden  Scbttler  der 
tahlreichsten  TomUasse  sich  als  nicht  anareicbend  erwiesen  habe,  dafs 
vielmehr  10 — 12  Quadratmeter  erforderlich  seien;  hierauf  sollte  bei  der 
X^imnlag«»  von  Tnrnplfltzcn  geachtet  werden.  Was  den  Turnbetrieb  betrifft, 
SO  wird  verlangt,  dals  auch  in  den  Gemeinden,  die  nicht  im  Besitze  einer 


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Turnhalle  sind,  der  Turnbetrieb  im  Winter  nicht  einzustellen  sei,  ond  zwar 
einerseits  unter  Hinweis  auf  die  eidgenössischen  BestinunimgeD,  die  ehi 
Minimnm  von  60  Tbmstunden  im  Jahr  verlangen,  anderseits  in  Anbetracht 
der  gesundheitlichen  Aufgaben  des  Turnens  überhaupt.    Dabei  macht  der 

Erziehnngsrat  darauf  anfmerksam,  dals  es  sicli  beim  Turnunterrichte  nicht 
um  bloise  Ausbildung  der  körperlichen  Kraft  handle,  sondern  um  ein  Gtgen- 
gewicbt  zu  der  Ausbildung  des  Verstandes  und  des  Gedächtnisses  in  den 
ttbrigen  Disziplinen,  damit  die  Schnibildang  eine  hinnonische  Ausgestaltung 
des  ganzen  Menschen  werde.  Bei  der  Auswahl  der  Übungen  und  Grappiemng 
derselben  sei  daher  auf  den  Wert  der  letzteren  nicht  nur  mit  Bezog  auf 
ilii'  Ivorpcrliche  SL-Imlnng,  sondern  ebensosehr  auf  die  Entwicklung  der 
inuern  Ortrane  ein  ;ranz  besonderes  Augenmerk  zn  richten.  Kbcnso  hoch 
wie  als  Mittel  für  ilic  körperliche  AusbiUluntj  sei  der  Wert  eiues  ratioatllen 
Tumbetriebes  als  l^rziehungsmittel  an/uschlagen  j  die  Bildung  des  Willens, 
Förderung  von  Mut,  Ausdauer  und  Entschlossenheit,  wie  der  Pllnkttichkeit 
und  der  Exaktit&t  in  der  AusfQhmng  der  Bewegungen  soU  eine  besondere 
Aufgabe  des  Turnens  sein.  Sehr  beachtensvert  ist  auch  die  Forderung 
des  Kreissclireibeus,  dafs  da.  wo  Tnrnhallen  bestehen,  der  Turnunterricht 
nur  liei  ungünstiger  Witteruiii;  in  die.^ellien  zu  verlegen  sei.  Wenn  die 
W  itterung  es  irgend  erlaube,  sollen  die  Übungen  im  Freien,  in  dtr  gesunden, 
kräftigenden  Luft  ausgefulirt  werden ;  das  könne  an  schönen  Tagen  aadi  im 
Winterball]|jahre  geschehen.  Sodann  wird  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafo 
der  Turnunterricht  für  die  Knaben  und  die  Mädchen  obligatorisches  Unter- 
richtsfach sei,  dafs  es  also  nicht  angehe,  die  Mfldchen  der  Sekundancbole 
ohne  weiteres  davon  zn  dispensieren. 

Eine  Verteuerung  der  Eiseubahufahrpreise  bei  Schülerfahrf eu 
ist  nach  dem  neuerdings  in  Kralt  getretenen  Tarif  gegen  die  bisherige  i-^r- 
mftikigung  zu  Terzdehnen.  Wfthrend  nach  dem  Tarif  vom  1.  Oktober  1901 
fflr  Schttlerfahrten  und  Ferienkolonien  bei  einer  Teilnehmerzahl  von  aeha 
Personen  in  der  III.  Wagenklasse  für  das  Kilometer  1,5  Pf.  m  zahlen 
waren,  wird  nach  dem  Tarif  vom  1.  April  1902  bei  einfacher  Fahrt  oder 
bei  Hin-  und  Rückfahrt  der  halbe  Fahrpreis  der  gewöhnlichen  Fahr- 
karte berechnet.  I'ei  einfachen  Fahrkarten  bedeutet  dies  eine  Erhöhung 
um  0,5  l'l.  für  das  Kilometer.  Der  Verein  der  Berliner  Ferienkolonien, 
der  im  vorigen  Jahre  allein  der  preufsischen  EiseubahnTerwaltuig  fftr 
Transportkosten  17375  Mark  bezahlte,  hat  sich  an  den  Eisenbahnminister 
mit  dem  Gesuche  gewandt,  die-*  F.rlHdiung  des  Fahrpreises  wieder  rück- 
gängig zu  machen.  {.,JL>natsschr.  f.  d.  Turnwesen'^,  H.  7.)  Dasselbe 
Kapitel  behandelt  auch  Dr.  G.  Stoy  in  der  ..VnsB.  Xffj.",  in  welchem  er 
überhaupt  einer  Reihe  von  Klagen  Ausdruck  gibt  über  das  geringe  Ent- 
gegenkommen, das  die  Staatseisenbahnverwaltung  den  SchOlerfabrten  und 
-ausflagen  gegenfiber  an  den  Tag  legt.  So  murs  z.  B.  die  Anmeldung 
der  Schulorfahrt  schriftlich  und  in  der  Begei  24  Stunden  vor  der  Ab- 
fahrt erfolgen  —  eine  Forderung,  die  in  zahlreichen,  wenn  nicht  in  der 
Mehrzahl  (hr  Fälle,  gar  nicht  durchführbar  ist  (Witterungsumschlnpc  r.nd 
d{,'l  ).  Sodann  ist  für  eine  Fahrt  am  Soiintaer  die  Frlan'junK  von 
Schulerfahrkarten  selbst  bei  Anmeldung  am  Tage  vorher  nur  selten,  bei 
kürzerer  Anmeldefrist  gar  nicht  erreichbar.   Dies  ist  z.  B.  ibr  Tom&hrten 


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?oiLi  LehHingsabteiluntren  s(  hr  fatal,  nnd  es  cribt  in  solchen  Fällen  nnr 
einen  Ausweg:  Ver£i«L;ht  aul  üL^saige  VergUubtigung  und  Fahrt  m  der  IV. 
Wagaiklaflae  mit  Sonntagsfabikarteii,  wo  solche  aasgegebon  werden.  AUer- 
dingB  and  dann  aBe  Zikge,  wdehe  keiiie  IV.  Wagenklane  fflhren,  nicht 
benutzbar  —  and  das  sind  meist  gerade  die  best*  oder  allein  geeigneten. 
Schliefslich  klagt  Stoy  darQber,  dafs  neuerdings  die  Benntsnng  von 
Schnell  züp;en  für  SchQlerfahrten  nicht  mehr  gestattet  wird. 

Es  wäre  gewifs  wünschenswert,  dafs  iii  den  augegebenen  Fällen  die 
Staatseisenbahnverwaltuiig  einsähe,  dafs  sie  gewissen  Pflichten  der  Allge- 
meinheit gegenüber  genügen  und  von  fiskalischen  Rücksichten  abseben  sollte. 

UGeist  und  Körper'',  Nr.  8.) 

Fi?  die  ente  Hilfeleistnvg  hei  UngULekflAllen  in  Schnlen  ist 

im  allgemeinen  überall  noch  wenig  getan.    Von  der  in  Berlin  beatehen- 

den  > Vereinigung  für  Schnlgesnndheitsi)Hege",  die  sich  aus  Tiehrern  /n- 
sammensetzt,  wird  angestrebt,  dal's  nicht  nur  in  jeder  Schule  ein  Kasten 
mit  ausreichenden  Verbandstoffen,  mit  den  notwendigsten  Ar/.neien  usw. 
bereit  gehalten,  sondern  auch  die  Keuutuis  der  ersten  Hilfeleistung  unter 
der  Lebrerschaft  mehr  Terbreltet  werde.  Die  zweite  Forderang  wird  non 
wahrscheinlich  in  der  nficbsten  Zeit  TerwirkUcht  werden*  Wie  die  Foss. 
Ztg.''  mitteilt,  wird  In  einem  kleineren  Kreise  der  Lehrerschaft  geplant, 
in  dem  kommenden  Winterhalbjahr  ans  eigenen  Mitteln  einen  Samahter^ 
knrsns  f<ir  Lehrer  einzurichten. 

Uaudarbeitsauterricht  fflr  Schwachsinnige.  Uer  „lYenfsischen 
Schuhsig.  '  entnehmen  wir:  Auf  Veranlassung  des  ünterrichtsministers  Dr. 
Stttdt  war  kdrzlidi  im  greisen  Sitzungssaale  des  Knltnsministerinms  vom 
Landesrersichernngsrat  Hanbbn  ans  Kiel  eine  ganz  eigenartige  Ansstellong 
▼eranstaltet  worden.  Znr  Ansicht  stand  eine  Sammhmg  von  Handarbeits- 
gegenstinden  —  Weberei,  Klöppelei  nsw.  —  ans  Anstalten  fftr  Tanb> 
stumme,  Blinde,  Taubstumm-Blinde,  Schwachsinnige  und  körperlich  ver- 
knlppehe  Personen  in  Schweden  und  Finland.  Die  von  den  bedauerns- 
werten Zöglingen  und  Pfleglingen  dieser  Anstalten  ausgestellten  Handarbeiten 
sind  mit  vieler  Sorgfalt,  ja  teilweise  ebenso  gut  hergestellt,  als  ob  sie  von 
▼ollsinnigen  Arbeitern  heirOhrten.  Man  mois  ans  der  Anschannng  dieser 
Arbdten  die  Üherzengong  gewinnen,  daft  man  in  den  nördlichen  Lftndem 
Eniopas,  so  weit  die  ünterriclit^weiM  ffir  l'rr^onpn  dieser  Art  in  Betracht 
kommt,  Deut.schland  um  ein  Wesentliches  übertlügclt  bat.  Es  wird  in  der 
Tat  Bewundernswertes  geleistet;  durch  angemessenen  Unterricht  werden 
Tansende  von  Personeo,  die  sonst  dem  Staate  gänzlich  zur  T^ast  fallen 
würden,  znr  Arbeit  erzogen  und  soweit  gebracht,  dafs  sie  sich  fast  gänzlich 
seihst  emihren  können. 

Aach  hl  Dentschland  bricht  sich  flbrigens  allmiblich  die  Ehislcht 
Bahn,  dals  man  nicht  mehr  wie  bisher  bei  nicht  vollsinnigen  und  schwach- 
sinnigen oder  Terkrflppelten  Kindern  den  gröfseren  Wert  auf  die  theoretische 
Erziehung,  sondern  auf  die  Ausbildunfr  der  HandgescliicUlichkeit  legen  sollte, 
tur  die  auch  bei  den  idiotischen  Kindern  oft  noch  eine  gewisse  Veran- 
lagung zu  finden  ist.  Den  Anfang  macht  die  Provinz  Schleswig-Holstein, 
deren  Provinzialverwaltnng,  auf  Anregung  des  Landeshauptmanns  der  Provinz, 
Herrn  TOS  Graba,  den  Herrn  LandesTerskdienmgBrat  Hansbh  ans  Kiel 


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40 


vor  zwei  Jahren  nach  Schwoden  und  Füdaiid  geschickt  hat,  damit  er  daa 
Wcmh  des  Unterrichts  der  betreffenden  Anstalten  stndiere.  In  der  von 
Frau  Geheimrat  Seblio  in  Kiel  errichteten  Webeschale  werden  auf  Kosten 
der  ProviDzialverwaltBOg  Lehrerinnen  für  die  Aosbildnng  in  Pflegoanstalten 

vorbereitet.  Tu  der  Provinfial- T»Hotenanstalt  zu  Schleswig  wird  der  Unter- 
richt beginnen  und  später  auch  in  der  Provinzial-Taubstummenanstalt  auf- 
genommen werden« 


Mafanaiimeii  gegen  die  Verbreitnn^  des  Kenchhiuteia  durch 

Kindergärten. 

Erlafs  des  sächs.  Ministeriums  des  Innern  vom  2.  Jnni  1903 

an  die  K rei sb auptm annschaften. 

Mit  Rücksicht  darauf,  dafs  der  Kcnchlm^tfii  als  eine  in  hohem  Grade 
ansteckende  und  auch  gefährliche  Krankheit  au/utf  In  n  ist,  hat  das  Mini- 
sterium des  Koitus  und  utfentlicheu  Unterrichts  mi  ^Einverständnisse  mit 
dem  Hhiiaterinm  dea  Innern  dirdi  Verordnnng  vom  8.  Mai  1903  die  m 
tunlichster  Verbtttnng  ansteckender  Krankheiten  durch  die  Scholen  in  der 
Verordnung  vom  B.  Kovember  1882  vorgeschriebenen  Malsregeln  anch  anf 
den  Keuchhosten  ausgedehnt.  Desgleichen  hat  das  Ministerium  des  Innern 
nach  Gehör  des  Landes-Medizinal-Kolleginnis  beschlossen,  dafs  in  der  Ver- 
ordnnniK'  an  die  Kreishauptmaiinschaften  vom  13.  Juni  1885  für  den  Fall 
des  Vorkommens  von  Masern,  Scharlach,  Pocken  und  Diphtheritis  in  Kinder- 
bewahranstalten,  Kindergärten  und  Kinderspielschulen  Angeordnete  auch 
anf  die  Fftlle  des  Torkommena  von  Kenchhosten  zn  erstrecken,  dergestalt^ 
dala  die  von  der  letztgenannten  Krankheit  befallen  gewesenen  Kinder  erst 
nach  völliger  Genesung,  und  wenn  hierüber  ein  ärztliches  Zeugnis  nidit 
vorgel€j|,^t  werden  kann,  erst  (iann,  wenn  die  krampfartigen  Hnstenanfälle  auf- 
gehört haben,  zum  Besuch  dur  betreifendeii  Anstalt  wieder  zuzulassen  sind. 

i^JRechissprechg,  u.  Mediz. - Gesetzgeb. " ,  Nr.  21,  1903,) 


iii£i  aiu£. 


B  e  s  p  r  c  c  ii  Uli  g  e  n. 

Johannes  TIerninger.  Ziele  nnd  Anf^aben  der  modernen  Schnl- 
nud  Volkshygieue.  Winke  nnd  liatscliläge  für  Lehrer,  Schul- 
ärzte und  Eltern.    Wieshudtü,  Otto  Nemnich,  1903. 

Wenn  ein  Lehrer  in  einer  32jährigen  Lehrtätigkeit  seinem  edlen 
Bemfe  mit  ?ottem  Verständnisse  nachgekommen  ist,  vie  dies  bei  Bbb- 
NDfOEB  der  Fall  ist,  wenn  dieser  Lehrer  dabei  der  Schulhygiene  die 
entsprechende  Aufmerksamkeit  zuteil  werden  liefs  und  die  einschlägige 
Literatur  mit  lobenswertem  Kifer  studiert  hat,  dann  hat  er  ein  Recht»  ge- 


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41 


bort  zu  werüeu,  weim  er  ans  seine  Erfahrungen  und  seine  Anschauungen 
mitteilt.    Berninoeb  gehört  zu  jenen  Lehrern,  welche  die  Mitwirkung 
der  Ärzte  bei  der  Gesimdheitspflege  in  der  Schale  als  nutzbringend  and 
wOiHchentwert  eraehten,  ümi  ist  der  Sciralant  kein  gefUrchteter  ,Aiifteher*^, 
lOBdem  ^Frrand,  Mitarbeiter  and  vertnuiter  Ratgeber**. 

In   lebhaf^n,  vielleicht  stellenweise  etwas  grellen  Farben  Bebildert 
der  Verfasser  die  sehr  ungünstigen  Gesnndlicitsverhiiltnisso  unserer  Schul- 
jugend ;   er  yibt  uns  aus  seiner  eigenen  Beobachtung  einige  Beispiele  an, 
die    allenliiifjs    auf   bchlechte   Oesundheitsverhilltnisse    seines  iNIaterials 
schlierseo  lassen :  die  Schnlklasse,  die  Bebjningke  zuletzt  acht  Jahre  iührtc, 
tJÜilte  22  Scbfilerinnen,  deren  OesnndheitBZQStand  der  Ver&ner  doreb  eine 
geramDe  Zeit  genan  bcobacbten  konnte;  anter  diesen  22  Hfldchen  befand 
sich  anch  nicht  eines,  das  dem  gesamten  Schulnnterricbte  hätte  danemd 
beiwohnen  können,  ohne  daran  durch  Kranksein  verhindert  worden  m  sein. 
Unter  48  Mädchen,  die  im  Jahre  1902/03  die  III.  Kla^^e  besuchten,  konnte 
nnr  eine  t^rhulerin  während  des  ganzen  Schuljalires  dem  Klassenunterricht 
ungestört  beiwolmen,  dagegen  sind  887  tSchultage  eingetragen,  an  denen 
die  Sdillleriaiien  wegen  Kranksdna  die  Schale  nicht  beendira  konnten. 
Die  U.  Klasse  (7.  Schn^abr)  zählt  49  Sditaerinnen;  in  den  ersten  swölf 
Scbolwocheo  sind  147  durch  Erkrankungen  verorsacbte  Scbnlversäumniase 
eingetrageiu    Ans  den  Ergebnissen  der  schidärstlichen  Untersuchungen  in 
Wie  sbaden  und  Dresden,  sowie  aus  den  summarisch  berücksichtipten  Er- 
gebnissen ans  andern  Grofsst&dten  schliefst  der  Verfasser,  dafs  in  Deutsch- 
land rund  6U%  der  bchüler  so  leidend  sind,  dafs  sie  besonderer  Beach- 
tung in  der  Schule  und  daneben  unbedingt  auch  der  ärztlichen  Behandlung 
bedürfen.   Andi  in  den  ländlichen  8dra)«i  findet  man,  nach  Bbbkdtobb, 
keineswegs  imnier  günstige  GesondheitsTerhältnisse  der  Scbltter.   An  der 
Hand  einiger  statiistischer  Daten  beweist  Bebninqeb  „ziffernmiirsig"  den 
Wert  der  Gesundheitspflege.    Als  ,,die  beiden  ^Töfsten  Feinde  der  Menscli- 
heif*  bezeichnet  der  Verfasser  die  Tuberkulose  und  den  A  Ikoholisnius; 
au  deren  planmarsiper  Bekämpfung  niulk  der  Lehrer  tat  krallig  mit  wirken, 
sowie  tlbcrhaupt  die  Mitwirkung  des  Lehrers  au  der  Forderung  der  Ge- 
sondheitspflege  neben  nnd  mit  dem  Ante  notwendig  und  erspriefslich  er- 
scheint.   Bebnikoeb  skisziert  die  Form  dieser  Mitwirkung»  wdehe  doroh 
Hinweise  auf  die  Vorteile  sanitärer  £inrichtangen,  durch  geeignete  Be- 
lehrungen und  durch  Mitförderung   ^charitativer  Einrichtungen"  erfolgen 
kann :  bei  Erwähnung  der  Ferienkolonien  stellt  er  die  vernünftige  Forde- 
rung auf,   dafs  die  Auswahl  der  Kinder  nicht  davon  ablülDgig  gemacht 
werden  sollte,  ob  die  Eltern  des  Kindes  so  oder  so  viel  Jahre  ortsansässig 
and,  sondern  nur  von  dem  leidenden  Zustand  des  Kindes. 

Bbbminoer  bespricht  sodann  die  Schalpaosen,  die  Mittagspause,  die 
schädliche  Wirkung  des  langen  StiUesitsens,  das  Eintrittsalter,  die  Anfangs- 
teit  des  täglichen  Unterrichts,  das  Schlafbedürfnis  Schüler,  die  Unter- 
richtsdaucr,  den  Stundenplan  und  die  Spiele  —  und  widmet  auch  den 
Atemübungen  einige  Worte.  Für  die  Anweisung  der  Sitzplätze  in  der 
Schule  stellt  er  den  Grundsatz  aui,  dal's  die  Plätze  nicht  von  den  Leistungen 
der  Schuler  abhängig  gemacht  werden  dürteu,  und  gibt  den  lUt,  dals  die 
SMer  recht  oft,  längstens  alle  8 — 14  Tage,  derart  in  den  Bankreihen 


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wechseln,  üai:>  dab  eiiueliie  Kiod  beim  Vorwärtäblickeu  und  Aoschaueii 
abwediMlnd  gehalten  ist,  bald  geradeaus,  bald  mehr  nach  rechts  oder 
links  verwIrts  sa  Beben,  durch  welche  Methode  BBBKiwasB  gOnstige  Be* 

sultute  für  das  jugendliche  Ange  und  den  „zarten  Körper'^  erzielt  haben 
will;  ob  dieser  Platzwechsel  wirklich  besondere  gesandheitUdie  Yortole  in 
sich  schliefst,  m^p;e  dahingestellt  bleiben. 

Berninoiiü  tritt  schliefslich  für  eine  aasreichcnde  Vor-  und  Weiter- 
bildung des  Lehrers  in  hygienischen  Kenntnissen  ein. 

ALTSCHUIi-PrSg. 

Jahrbneh  der  Schweiienschen  Qesellsetaft  für  Sehulfesiindheits- 
pfleg:e.  III.  .Tahrgaag  1902.  ZOrich,  Konmiiflaioiisveriag  von  Zttrcher 

&  Farrer,  1902. 

T>ic  in  vorliegender  Form  gebotene  "Wiedcrpabe  der  an  den  Jahres- 
versammlungen der  jungkräftipen  „Sdnveizerij^chen  Gesellschaft  für  Schul- 
gesundhcitspflege^  gehaltenen  Vorträge  hat  sich  in  unserer  Fachliteratar 
schnell  Bflrgerrecht  erworben  und  gehört  m  den  Dsrbietvogen,  die  amalir^ 
lieh  mit  groüsem  Interesse  entgegengenommen  werden.  Die  ersten  Seiten 
des  III.  Bandes  geben  einen  kurzen  sllgemeinen  Bericht  Aber  den  Verlauf 
der  (liosnial  in  Basel  tagenden  Versammlung,  dann  folgen  die  offizielb  n 
Referate,  und  den  Srlilnfs  bildet  eine  literarische  Besprechung.  Nadi  d«  ui 
eingehenden  Bericlit,  der  in  Kr.  9  und  10  des  ^origen  Jahrgangrs  dicfier 
Zeitschrift  über  Vorträge  und  Diskussionen  des  genannten  Kongresses  schon 
erstattet  worden  ist,  wflre  eine  nochmalige,  geordnete  Wiedergabe  des  In- 
halts nidit  am  Platze.  Nur  einige  Bemerkungen  zn  einzelnen  Punkten 
der  Referate  mOgen  gestattet  sein. 

Prof.  Albert  Buhckhard  nimmt  in  seinem  Referat:  „Die  Be- 
kämpfung der  ansteekeiuien  Krankheiten  in  der  Schule''  eine  sehr  gem?tfsi?rte 
Haltung  ein  und  stellt  den  Grundsatz  auf:  Nicht  was  man  alles  tun  könnte, 
hat  man  zu  formulieren,  sondern  was,  weil  praktisch  durchftüirbar,  den 
meisten  Erfolg  verspricht.  Das  ist  unbedingt  zu  billigen,  doch  dürften  die 
Grenzen  des  Erreichbaren  anf  vorliegendem  Gebiete  dnrch  sUkibere  Bei- 
ziehnng  der  ScbnlftTZte  vielleicht  etwas  welter  gesteckt  werden  können, 
als  es  vom  Referenten  geschehen  ist.  Rechtzeitiges  Erkennen  der  akuten 
Infektionskrankheiten  sollte  niclit  grund-ät/.lirh  dem  Hausarzt  überlassen 
bleiben,  da  ein  solcher  iu  sehr  vieh-n  l  allen  nicht  zugezogen  wird.  Wenn 
auch  das  aus  Amerika  cremeldete  tau'liclie  Besichtigen  der  Schulkinder  durch 
den  Schularzt  als  kaum  durchlühibur  bezeichnet  werden  mols,  so  scheint 
doch  Beferent  za  wenig  zn  verlangen,  wenn  er  sagt:  der  Schnlant 
wird  bei  seinen  sonstigen  Besnchen  anf  die  sknten  Infektionskrank- 
heiten ein  wachsames  Aoge  haben,  »weiter  jedoch  soll  und  kann  man  nicht 
gehen",  aufser  dafs  der  Amtsarzt  während  einiger  Zeit  regelmüfsig  Nach- 
schau zu  halten  hat,  „wenn  sich  in  einer  Klasse  eine  ern  t liebere  Epidemie 
eingenistet  bar'.  In  Deutscliland  i>HeLrt  man  die  Schulärzte  zum  Zweck 
der  Verimtuug  epidemischer  Erkrankungen  weit  ausgiebiger  heranzuziehen. 
Gesetzlich  ist  allerdings  der  Amtsarzt  die  zuständige  Person,  da  jedoch 
seine  Zeit  and  Kraft  in  gröberen  Stttdten  nicht  ausreicht,  sind  von  selten 
der  GemeideTerwaltungen  die  Schulftrzte  beauftragt,  sofort  beim  Auftreten 


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ansteckendtT  Krankheiten  auf  Huf  in  der  Schule  zu  erscheinen,  verdächtige 
Küider  Dach  Mause  zu  schicken  und  die  erfurderlicheu  Melduugeu  aa  den 
Amtsarzt  zu  erstatten.  Ebenso  gute  Dienste  leisten  die  Schtüllrzte  bei 
Begatachtang  des  Zeitpunktes,  wann  genesene  Kinder  ohne  Gefahr  der 
Anateekong  für  ihre  Mitschttler  ivieder  zum  Seholbeaiich  zogelassen  werden 
können.  Bei  den  wichtigeren  iDfektionskranklu  iten  wird  ein  schtdftrztliches 
Zeugnis  znr  Bcilinp:unfr  gemacht  für  den  Wiedereintritt  in  die  Schule,  falls 
haosärztliehe  Zeugni-  "  nicht  vorgelegt  werden  können.  Die  vom  KctVreDten 
für  einitre  Infektion^krauklieiten  anfgestelUen  Minima  des  Fernbleibens  von 
der  Schule  werden  nianeheui  Arzt  etwas  knapp  bemessen  erscheinen* 

Überaus  lehrreich  ist  die  fflr  Basel  ans  einem  19 jährigen  Zeitranm 
berechnete  8terblichkeitsstatiBtik  des  schnlpBichtigen  Alters.  Man  erfahrt 
daraus»  dafs  27%  aller  Todesfälle  anf  die  akuten  Infektionskrankheiten 
kommen,  und  40  %  auf  Tuberkulose  —  eine  erschreckend  hohe  Zahl,  be- 
sonders im  Hinblick  auf  die  in  neuerer  Zeit  wiederholt  peäufserte  Ansicht, 
daCs  die  Tuberkulose  bei  Schulkindern  nicht  liäutig  beobachtet  werde. 

Endlich  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  was  Referent  über  die 
körperliche  Erziehung  und  fiber  die  Erhöhung  der  Widerstandsfäliigkeit 
des  kindlichen  Körpers  gegen  die  Ansteckungsgefahr  sagt. 

Die  Tortrfige  von  Br.  SzEOBZST-Basel  und  Br.  SKBIOBB-Zflrich  aber 
Zwedc  und  Methode  der  Augennntersucinnmen  in  den  Volksschulen  geben 
ein  wertvolles  statistisches  Material  und  knken  die  Anfmerksnnikeit  aufs 
neue  auf  die  grofse  Häutigkeit  des  Astigmatismus  und  auf  die  Wichtigkeit 
der  objektiven  Feststellung  desselben.  Wenn  der  zweite  Referent  der 
Ansicht  ist,  mau  habe  in  früheren  Jahrzehnten  aller  sicheren  Auhaltspunkte 
entbehrt,  als  man  die  Schule  ohne  weiteres  far  die  Entstehung  der  Kurz- 
sichtlgkett  Terantwortlich  machte,  und  man  könne  solche  Anhaltspunkte  nur 
gewinnen  durch  eine  Statistik  des  Refraktionszustandes  der  Augen  vor 
Eintritt  des  Kindes  in  die  Schule,  so  mufs  doch  darauf  hingewiesen  werden, 
dafs  es  noch  einen  zweiten  Weg  zur  Erkenntnis  auf  diesem  Gebiet  gibt, 
und  dafs  man  diesen  Weg  zu  begehen  keineswegs  vi  rsilumt  hat.  Wenn 
man  die  Augen  Erwachsener  gleichen  Alters  untersucht  und  je  nach  der 
TOn  diesen  Augen  geleisteten  Nahearbeit,  d.  b.  nach  dem  Bildungsgang  der 
Trflger,  Gruppen  bfldet,  dann  mnfs  sidi  zeigen,  ob  es  eine  ton  Schul« 
einflfissen  unabhängige  Myopie  gibt,  wie  häufig  sie  ist,  und  ob  mit  den 
AnFprQchen  der  S(  hule  an  das  Auge  der  Prozentsatz  und  Grad  der  Myopie 
steigt.  Bekanntlicli  liesitzen  wir  derartiges  Material  in  den  Rekrutennnter- 
snchnngen  von  TsciiEKMNa  und  Segoel.  Ersterer  wies  schon  1883 
nach,  dafe  bei  Ilanern  und  Fiseliern  nur  2%,  bei  Handwerkern  mit  grober 
Arbeit  5%,  bei  solchen  mit  leiner  Arbeit  11  bei  Kaufleuten  16%, 
bei  Studenten  38%  Karzdchtigkeit  vorkommen,  und  Segoel  fand  bei 
den  bayrischen  Soldaten  ganz  parallele  Zahlenreihen.  Sonüt  war  man 
schon  TOr  20  Jahren  xu  der  Annahme  berechtigt,  dafs  die  von  der  Schul- 
bildung unabhängige  Myopie  zwar  existiert,  aber  höclistens  2  "/o  his  f)  ^  'o 
beträgt,  und  dafs  die  weitaus  überwiegende  Zahl  der  Kurzsichtigen  den 
Zustand  ihrer  Augen  dem  Einflnfs  der  Sclinle  zu  verdanken  hat. 

Die  Erfahrungen,  welche  man  in  Zürich  mit  der  Voruntersuchung  der 
Scholeraugen  duieh  die  Lehrer  gemacht  hat,  waren  nicht  ennutigend, 


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ODd  das  wird  jeder  Faciimanii  begreiflich  finden.  Man  hftlt  jetzt  daran 
fest,  dais  die  Kinder  durcli  einen  Arzt  vorunteisucht  und  bei  mangelhafter 
Sehschärfe  dem  Augeuarzt  zur  genaueren  Untcrsacbimg  überwiesen 
Verden.  Unter  ffinwds  auf  die  jOngst  in  der  hygieniscbeD  Sektion  In 
Breslan  gq»flogenen  Yerhudliingen^  sei  noeli  bemerkt,  da&  nndi  der  bei- 
gesogene Augenarzt  seine  Tätigkeit  auf  die  Stellung  der  Diagnose  nnd  auf 
allgemeine  Ivaterteilnnjjr  an  die  Eltern  bosclinlnkt,  die  Rehandlnn?  aber 
nicht  selbst  übernimmt,  sondern  den  Ph?ataogeü&rzten  oder  der  Universit&ts- 
pOliklinik  zuweist. 

Am  Schluis  berichtet  Regiemngsrat  liE£SE  Uber  die  neueren  Schul' 
liAnser  der  Stadt  Basd  unter  BeiAlgung  zaiilreicfaer  Gnuidriflse,  Sitnations- 
plAne,  Ansichten  nad  Tabellen  ton  Primär-,  Sekundär-,  Tochter-  nnd  Real- 
schulen. Dr.  Paül  ScHüBBBT-NlImberig. 

Dr.  med.  Joseph  Trümpp.  Gesnndheitspflepje  im  Kiudesalter.  Tl.  Teil: 
Körper-  und  Geistespflege  im  schnlpflii  Ii  tigeii  Alter.  Stutt- 
gart, Ernst  Heinrich  Moritz,  1903.    10".    140  S.    Geb.  M  I.—. 
Die  vorliegende  Schrift  bildet  eine  Ergänzung  zom  I.  Teil,  der  die 
SAnglingspflege  und  allgemeine  Kinderpflege  behandelte.    Der  Verfuaer 
wendet  sich  in  erster  Linie  an  die  Eltern,  denen  er  eine  Anlettang  geben 
will,  wie  sie  das  dem  Säuglingsalter  entwachsene  und  in  das  Schulleben 
eintretende  Kind  gcsundheitsgeniäfs  er/ielien  könnten.   Die  etwa  wtlnschpns- 
werten  Reformen   der  Schule  behandelt   er  nebensftchlich,   weil  er  dafür 
hält,   dafs  es  wiclitif^er  sei,   die  Klteru  über  ihre  Ptliehten  den  Kindern 
gegeutlber  auizuklüren,  alh  iu  die  so  oft  uiiberechtigteu  Klagen  über  Mi£s- 
stände  in  den  Schalen  einzostimmra. 

Der  Verfuser  behandelt  in  fünf  Teilen  die  in  Betracht  fallenden 
Fragen.  Im  ersten  Teil  spricht  er  über  die  Schulpflicht,  im  zweiten 
von  der  Körperpflege  der  Schulkinder,  im  dritten  von  der  Erziehunpr, 
im  vierten  von  den  Krankheiten  des  Schnlalters  und  im  ftlnftcn  von 
der  Pflege  des  kranken  Kindes.  Wir  müssen  uns  versagen,  auf  den 
in  kompendiöser  Form  darge))otenen,  mannigfaltigen  Inhalt  der  Schrift  des 
Näheren  einzutreten.  Im  allgemeinen  kann  man  den  Ansichten  des  Ver- 
fassers beipflichten,  nnd  da  sie  in  klarer,  anqirediender  Weise  Yorg^ragen 
werden,  ist  dem  Bttchlein  der  Eingang  in  die  Familie  an  wfinschen.  Viele 
Eltern  werden  niUzliche  Winke  finden  und  dieselben  zum  Segen  der  Kinder 
praktisch  verwerten  können*  Dr.  KsAFi-Zdrich. 

Die  ReseDsioDen  des  Herrn  Dr.  Kraft.    Von  Dr.  Baur,  Seminararzt. 

In  Nr.  8  dieser  Zeitschnft^  1903,  beschäftigt  sich  Herr  Dr.  Kbaft 
mit  meinen  beiden  Sehriftchen:  „Lefare^raakheiten"  nnd  «Die  Eimttdnngen 
der  Schfller  in  neuem  Lichf.  Ich  bin  weit  entfernt,  das  Redit,  an  meinen 

Schriften  Kritik  zu  üben,  irgend  jemand  zu  verkümmern,  mufs  aber  gegen 
die  kleinliche  und  IjöswilllLre  Art,  wie  dies  von  Herrn  Dr.  K.  aescliitdit, 
doch  enistlifli  protestieren.  Derselbe  hat  kein  Recht,  meinen  Stil  und 
meine  Schreibweise  in  der  von  ihm  beliebten  Weise  zu  korrigieren  und 


*  Diese  Zeitachr,  Nr.  8,  S.  <i09/161. 


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45 


zu  diesem  Zweck  beliebige  Stellen  aus  dem  Zusammenhang  meiner  Schriften 
heransznreifseu.  Aulser  den  ^vifierwärtigsten  Tüftdcicn  nnd  Haarspaltereien 
bezüglich  einzelner  von  mir  gebrauchfer  Ausdrücke  uud  Bilder,  wie  sie  als 
Lizenzen  in  populär  geiialtenen  Abhaudiuogeu  durchaus  zulässig  sind  und 
dem  praktischen  Erfolg  einer  Schrift  durchaus  keinen  Eintrag  tun, 
meben  Schriften  auch  noch  keinen  solchen  hnchten,  lälst  er  sich  aber  andi 
bedenUiche  Veiillschnngen  des  Sinnes  meiner  Worte  beigeben.  Weil  ich 
in  meiner  iweiten  Abhandlung  gesagt  habe,  die  Ferien  von  14  Tagen 
liabpn  keine  wesentliche  Frliolnng  znstande  gebracht  resp.  7Tistande  zu 
brin^tn  nötif?  gehabt,  veriiiii'-i  Herr  Dr.  K.  den  logischen  Schlufs,  dals 
FerioD  überhaupt  überflüssig  sind.  Wo  bleibt  da  die  Logik?  Sind  denn 
Ferien  für  Lehrer  sowohl  als  für  Schüler  nicht  aus  vielen  andern  Gründen 
als  von  dem  Gesichtsimnkt  der  Ermfldimg  der  Kinder  dngeftthrt  nnd 
wikaschenswert,  nnd  wirken  Ferien  von  liagerer  Dauer  nicht  anders  als 
blofs  zweiwöchige?  Glaubt  nicht  anch  Herr  Dr.  K.,  dafs  mancher  Faulpelz 
in  der  Schnle  sich  nicht  so  anstrengte,  dafs  er  Ferien  Dutig  gehabt  hätte? 
Wie  ärmlich  und  falsch  ist  es,  wenn  Herr  I)r,  K.  in  dem  Satze: 
^Wiewohl  ihre  Tätigkeit  auch  im  Ruhezustand  eine  fortwährende  isf, 
einen  logischen  Widerspruch  aufdecken  will.  Als  ob  nicht  anch  in  eniem 
mhenden  Organ  Leben  resp.  Tätigkeit  wflre?  Dais  der  Methode  bei 
Untersochnngen  aber  Ermftdimgen  der  Schlüer  Fehler  anhaften  nnd  die 
Resultate  sonlchst  nur  akademisches  Interesse  beanspruchen,  hat  Herr 
Dr,  K.  ans  meiner  Schrift  selbst  herausgelesen.  Ehrlicherweise  hätte  er 
dies  zum  Ausdruck  bringen  nnd  anerkennen  müssen,  dafs  auf  den  ge- 
wonnenen Resnltfiteii,  wie  in  der  Zwischenzeit  tatsächlich  auch  gescheheni 
weitergebaut  weiden  könne. 

Ich  glaube  diese  Erklärung  der  Sache  und  meiner  Person  schuldig 
zu  sein,  nm  so  mehr,  als  die  Angriffe  des  Herrn  Dr.  K.  in  einer  Zeit- 
schrift erschienen  sind,  die  in  früherer  Zeit  mäne  Bfitarbeit  in  anderem 
Sinne  gewürdigt  hat,  nnd  Resensenten  in  den  Lehrerzeitschriften,  die  doch 
wolil  auch  n:if  Stil  und  Grammatik  "^ebon,  mir  das  noch  nie  boten,  was 
Herr  Dr.  K.  mir  zo  bieten  für  gut  fand. 

Antwort  an  Herrn  Dr.  Baar.    Von  Dr.  KHAFi-Zürich. 

Wie  ans  einer  Einsendung  in  dieser  ZeUst^fi  hervorgeht,  beschwert 
sich  Dr.  BluR  Uber  die  von  mir  an  seinen  Schiiften  geflbte  Kritik.  In 
erster  Linie  scheint  es  mir,  dalk  Dr.  BaüR  der  Kritik  doch  nicht  so  vor- 
urteilsfrei gegenübersteht,  wie  er  glauben  machen  uill,  sondern  dafs  er, 
wi<»  alle  Sterblichen,  die  Schwäche  hat,  lieber  gelobt  als  getadelt  zu  werden. 
Ich  verarge  ihm  das  nicht,  wahre  mir  aber  trotzdem  das  Hecht,  meiner 
objektiven  Ansicht  Ausdruck  zu  geben,  so,  wie  ich  es  im  Interesse  der 
Sache  fOr  nötig  erachte.  In  objektivem  Sinne  habe  ich  also  anch  die 
Schriften  Dr.  Baub^s  kritisiert.  Eine  böswillige  Absicht  lag  mir  durchaus 
fem,  sie  setzt  übrigens  ein  persönliches  Motiv  voraus,  welches  im  vor- 
hegenden Falle  fehlt,  weil  mir  der  Verfasser  persönlich  unbekannt  ist. 
Dagegen  darf  ich  mir  ein  Urteil  über  seine  Schriften  erlaul»en.  weil  ich  sie 
gelesen  habe.  Wenn  dieses  Urteil  nicht  in  jeder  Beziehung  günstig  aus- 
fiel, liegt  der  Fehler  nicht  an  mir,  sondern  am  Verfasser  selbst,  dessen 


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Schriften  nach  meiner  Ansicht  sowohl  nach  Inhalt,  als  Stil  der  genOgenclen 
Darcharbeit  entbehren  und  den  Verhältnissen  nicht  Rpchnanfr  trogen,  für 
die  sie  bestimmt  sind.  Dr.  Baur  glaubt  wohl  selbst  kaum,  dafs  die 
populäre  Schreibweise  darin  bestehe,  seltsame  Begriffe  zu  erfinden,  unpassende 
Yergleicho  anzustellen,  mit  nnverstfiodlichen  Satzperioden  unklare  Ideen 
zn  erwecken  nnd  damit  dem  Irrtnm  Tttr  nnd  Tor  zn  Offnen;  oder  gar 
materiell  uDricbtige  Behanptunuen  vorzabringen.  Gewi  Ts  wird  er  zageben, 
dafs  din  populäre  Schrt^ibweise  einfaoli,  klar  nnd  inli  ilflich  rieht i^r  frchaltcn 
werden  rauis,  wenn  sie  ihren  Zweck  der  Verbreitung  positiven  Wissens  in 
weitere  Kreise  erfüllen  soll.  Dr.  Baur  wird  aber  diesen  Anfordernnc^cn 
nicht  gerecht  und  das  kritisiere  ich.  Gewifs  ist  es  im  ferneren  richtig, 
dafs  es  fanle  Schlingel  gibt,  die  keiner  Ferien  bedflrfen,  oder  sagen  wir, 
keiner  Sehoimng  tmd  Erholung.  Allein  den  Nachweis  hierflir  braneben  wir 
kaum  zn  erbringen.  Untersuchnngen,  wie  sie  Dr.  D.aur  gemacht  hat,  wollen 
wissenschaftlich  wertvoUe  Beiträge  zur  ÜberbQrdaogsfrage  liefern.  Daran 
denke  man. 

Dafs  Rahe  und  Tätigkeit  Kategorien  sind,  die  sich  gegenseitig  aus- 
schliefen, ist  obne  weiteres  klar.  Wenn  teh  dieses  Beispiel  erw&hnte, 
geschah  es,  nm  dem  Verfasser  zu  zeigen,  wie  logisch  unrichtig  sogar  seine 
Schreibweise  ist  Ich  hätte  noch  andere  Beispiele  anftthren  können,  aber 
nicht  aus  angeborener  Bosheit,  sondern  nur  aus  Rücksicht  auf  die  Sache, 
welehor  der  Verfasser  selbst  dienlich  sein  möchte.  Wenn  Dr.  Bauji  sich 
auf  die  ujilde  Beurteilunc:  von  anderer  Seite  beruft,  so  bedaure  ich,  liier- 
aus  nicht  die  Tiiicht  ableiten  zu  müssen,  dieselben  Wege  zu  wandeln.  Die 
Kritik  ist  eben  bfln^  keine  Kritik.  Wflrde  sie  ihre  Aufgabe  richtig  er- 
fassen,  dann  bliebe  sehr  vieles  ungeschrieben  nnd  anderes  würde  besser 
und  grflndlicher  ausgearbeitet,  durchaus  nicht  zom  Schaden  der  M^schheit, 
auf  die  der  S(  hriftsteller  immer  etwas  Bftcksif  ht  nohnien  soll.  Ich  aner- 
kenne vollauf  den  Fleifs  des  Verfassers,  ich  bestreite  keine^wocrs.  dafs  er 
mit  grofsem  Eifer  seines  Amtes  waltet,  aber  das  entbindet  raicli  nicht  von 
der  Pflicht,  zu  tadeln,  was  tadelnswert  ist.  Wie  bisher,  werde  ich  auch 
fernerhin  ohne  Ansehen  der  Person  die  Kritik  in  sachlicher  Weise  so  führen, 
wie  ich  es  als  Gewissenspflicht  betrachte. 


Bibliographie. 
Die  mit  •  bezeichneten  Werke  wurden  der  Redaktion  zugesandt. 

*Baür,  Alfred,  Dr.  med.  Die  Hygiene  des  kranken  Schulkindes.  Für 
SchulTorstflode,  Lehrer  und  Schulbibliotheken.  Mit  Beitifigen  von  Ued.- 
Rat  Dr.  Koch  und  Dr.  Sohmib-Monrard.  Hit  SS76  Abbildgn.  Stuttgart, 
F.  Enke,  1903.    685  S.    M  14.—. 

♦I^KcriER,  Wolf,  Arzt.  Über  Walderholungssi iUkn  für  hymlr  Kinder 
mit  f)€s.  Bcriirh^irhfigm^g  der  Tnherknlöscn.  Mitteilungen  über  Er- 
holungsstätlcu.   11.  1.   Berlin,  Hirselnvahl,  11103.   8".   Ö2  S.    Ji\  —. 

Berkhan,  Oswald.  Die  Stellung  des  Arztes  an  der  Hilfsschule  etc. 
Ztschr.  f.  d.  Behandig.  Schwachsinniger  u.  Kpilcptiker.   Okt.  1903. 

*B0BirTBl6BR,  J.,  Dr.  Bi&horsdiriftm  fibr  &€8imde  und  Sranke  jeder 
Art.  4.  verb.  u.  erweit.  Aufl.  Leipzig,  H.  Härtung  A  Sohn,  1904. 
16*    JH  2,—. 


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47 


*ßuNQE,  O.  y.j  Prof.  Die  Munehrnrnte  Vnßki^teU  im  Irmm^  ihre 
Kinder  zu  stiUm,  Yortnig.  3.  Term.  Aufl.  Mflnchen,  E.  B^inhaidt, 
1903.    32  S 

* —  —  —  Wida-  (Jen  Alkohol.    Ges.  Reden  u.  Abhandluogen.    Verl.  d. 

Schriitstelle  d.  Alkoholgegnerbundes  P.ascl,  1903.  Kl.  8®.  71  S.  JH  0.20. 
Bu&GASS,   Dr.     Über  die  BilfsmiUel  mr  Ennöglichung  schuUfenuißen 

Sckwimimmterrichis.   Monatmebr.  f.  d.  Tnrnweseo.   Sept  1903. 
*BirResB8niii,  Leo,  Dr.   Zur  häusUdim  Gesmßieiüpfteffe  der  flcM- 

jugtnd.   Bemerknngen  für  die  Eltern  and  die  Pfleger  Ton  Kost/ög^ngen. 

Wien.  K.  k.  Schulbüolier- Verlag,  1904.    S*».    14  S.    10  Heller. 
*—  —  —    Gesundhci (.-^regeln   für   Schüler   und   Schülerinnen.  Wien, 

K.  k.  Schulbücher- Verlag,  1904.    8^    15  S.    10  Heller. 
*C0HN,  liKKM.,  Prof.    Die  Bedenken  de:i  Breslauer  Stadtaretss  g^en  die 

Anskühmg  wm  SdnulauffmärMien.   Sep.  -  AMr.  a.  d.  Wochenschr.  f. 

Therapie  o.  Hygiene  d.  Anges.   Jahrg.  VII,  Nr.  6  n.  7. 
GOMBB,  A.,  Dr.   Die  NertotUäi  des  Kindes;  4  Yortr.   Ant.  Übersetzung 

V  Dr.  med.  Hbrbi.  Faltin.  Leipzig,  H.  Seemanns  Machf.  8^.  194  S. 

M  2.50. 

I>«f  Beleuchtungsanlagen   in   defi  Ereiehungs-  und  UnierrichtsanstaUen. 

Münchener  Med.  Wocheuschr.,  Nr.  42,  1903. 
*Eloart,  JAR08LAV,  Dr.  med.    Über  akute  Exaniheme.    Neue  Methode 

ihrer  Prophylaxe,   Leipzig,  Veit  &  Comp.,  1903.   Gr.  8^    168  S. 

Jl  6.—. 

^BllflOB,  Dr.    Vinspeciion  de  la  respiration  nasale  ei  de  ^tnäe  ä  Vieole, 

Journ.  MM.  de  Brnxelles,  No.  26,  2  Jaillct  1903. 
*Fe8tschriß  zur  Eröffmnuf   des  Neuen  Sehulhaiises   der  Sfadf  Gursee. 
Herausg.  v.  d.  Gemeindevertretung  von  Gursee.    Zürich,  ürell  Fttssli, 
1903.    ö«.    180  S. 
^OKBi*,  Avo.,  Prof.   Hygiene  der  Nenm  und  des  Geäl»  im  gesunden 
md  kranken  Zustande.  Stuttgart,  E.  H.  Morita.  Bibl.  d.  Gesondheitepfl. 
Bd.  9.    Kl.  8^   282  S.   M  3. 
Gbattpvbr,  Herm.     Versuche  mit  dem  neuen  Geyschen  QeradMUer 

y,Sitz  gerad^.    Gesunde  Jugend.    III.  Jahrg.,  Tl.  3/4. 
*n.ArsMANN,  JüL.    Zeitgemäße  Anforderungen^  welche  beim  Turnunter- 
ric^Ue  BU  berücksichtigen  sind.    Freie  Schul -Zeitung.    XXX.  Jahrg., 
Nr.  2  (10.  Okt.  1903). 
^JtMath  der  Sehweieerisc^  OestHsehaft  fOr  Sehulffesundkeitspflege. 
I?.  Jahrg..  1903. 

Paul  Likcke,  Dr.  med.  Ost  u.  Insp.  A.  TOOHBOHlfiD.  Ref.  Ober 

die  Schulbäder  (techn.  Einrichtiinpr,  liyg.  u.  pftdatr.  BfdeutunLf). 
Otto  T,aubi  u.  Scfiaetzkl.    Zf/w/-  f,rui  Methode  der  Ohrenunier- 
surhungcn  in  den  Voik.-'ihulcn  und  Vorschläge  zur  Verhütung  der 
wichtigsten  Ohrenkrankheiieti. 
KslIiBB,  BoBniT,  Rektor.    Der  Stmideiyilan  der  mAkmiimMm 

Gymnasien  wm  A^^MacAm  Standpunkie  aus  heira^iet, 
ZUBERB OHLER,  W.   Zitk,  Einrichtungen  und  Erfolge  der  Land- 
erziehungsheime. 

Gtssl,  Jul.,  Dr.   Das  neue  Kmionachiulgehäiude  m  Schaffhausen, 


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48 


ZOLLlNöER.  Fr.    Bericht  über  die  IV,  Jahresrermmmhing  det  aOff* 

deutschen  Vereins  für  Schulgesundheitspfiege  in  Bonn. 
FuKRBK,  W.    Das  Brimarsdmlhaus  (xeisdtceid  und  die  TurfüuUle 
an  der  Aäknbn^^  t»  WmterÜmr. 
*Ebrr,  Dr.   Unt  Anmua  Bepart  of  ihe  Medieai  ^jßeer  (Sdiool  Board 

for  Lmdm),  for  tlie  year  ended        March  1903.  4^  26  S.  Mit 

graph.  Darstellongen. 
*Keaepelin,  Emtl,  Prof.    über  geistige  Arbeit.    4.  darchgeseliene  Auti. 

Jena.  G.  Fischer,  1908.    Gr.  8".    32  S.    M  0.60. 
*LlCHTKNFELi,  H.,  Dr.    Anleitung  eur  Begutachtung  de  Nüiirwertes  der 

Ettal  BrnnUer  wnd  dtr  in  öftmOiehm  AnstaUm.  Bonn,  Fdedr.  Cohen, 

1903.   Kl.  8^   26  S.    Ji  0.80. 
*MlsiilMA,  M.,  Prof.    Tabellerl  des  Wachstums  der  Japanischen  Kinder 

(v.  Neii^eboreDcn  bis  zum  15.  Jahre).   Sep.-Abdr.  aus  „Wachatnra  der 

Kinder  in  Japan".    Tokio  1902. 
Müller,  P.  Johs.    Dan  Schuleimmer.   Vierteljahrssclir.  über  die  Fort- 

scbritte  aof  dem  Gebiete  der  Ausstattung  und  Einrichtung  der  Schnl- 

rinme,  sowie  des  Lehmuttelweeeiis,  mit  besonderer  BerQcksichtignng  der 

Fordenmgen  der  Schalbygiene.   I.  Jahrg.,  Nr.  1. 
*Parlin,  Cc.  An  ItlmtraiUm  of  tlie  Menagenunt  ofAOiktiiCB  in  a  High 

Srhnnl.    The  School  Review.    Nov.  190.5. 
^Patkikios,  Basile.  Dr.    La  Tubercuiose  en  Qrtce.    A?ec  une  carte. 

Ath^jnes,  1003.    Gr.  8°.    99  S. 
RITSMAKN,  E.,  Or.    Üher  Schi^fwiuhs  md  EnrMSichtigkcU.  Scfaweuer 

Bluter  for  Sehulgesandheitspflege.    1903,  Nr.  6. 
*SCHILLIKO,  F.,  Dr.    Die  Gafkusfeinkrankhcii,  iJtre  Ursachen,  Pathologie, 

Biagm^  '  und  Therapie,    Leipzig»  H.  Härtung  &  Sohn,  1904.  8®. 

85  s.  iL  \m. 

*SCHNKiDEIi,  J.,  Ur.  med.  Des  Volkes  Kraft  und  Srhonhcit.  Für  Er- 
zieher, Lehrer,  Eltern,  Künstler  und  städtische  Verwaltungen.  Mit 
III  Abbildgn.  Leipzig,  Th.  Thomas,  1903.  Gr.  8^  310  8.  Brosch. 
M  10.—  ord.,  M  7.60  netto,  JK  7.--  bar.  Eleg.  geb.  Ji  11.60  ord., 

M  8.20  bar. 

*Stadelmaxn,  HeINR.,  Dr.   Schulen  fi'lr  ner^'nilcmnlcc  Kinder.  Sanimlg. 

V.  Abbdig.  a.  d.  Geb.  d.  pöd.  Fsv»  liol,  u.  l'hysiol.  v.  TH.  ZiKöLEK  u. 

Th.  Ziehen.    VL  ö.    8°.    31  8.    M  0.75. 
^BAVZ,  a  H.,  Dr.  Der  E&rper  des  Kindes  fUr  Jßttpm,  Er^iOier^  Jrtie 

tmd  KünsiXer.    Mit  187  in  den  Text  gedr.  Abbildgn.  n.  2  Tafeln. 

Stattgart,  F.  Enke,  1903.    Gr.  8«.    250  S.    M  10.—. 
TBTKRArK,  Tl.    Die  Schwnchbe fähig ten  in  der  Voikssekule,    Die  Gesund* 

heitswarte  der  8chulc,    1903,  "No.  11. 
*Triplett,  Norman,    ä  sludg  of  the  faults  of  ChUdren.    The  Pedago- 

gical  Seminary,  Vol.  X.,  No.  2,  1903. 
*Walrbr,  Walvbe.   Die  neuesten  Bestrebungen  und  Erfahrungen  nut 

dem  Gebiete  der  Ersiehung  der  8(kii>adien.  Inaug,-Disfl.  Zftricb,  1903. 

Gr.  8^   237  8. 


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n.  Jahrgang.  1904.  No.  1. 


•n9{KaUkl|iiii)lii«|eii. 

Das  Scliiilantweten  in  DeatsohlaiicL 

Beriolit  aber  die  Ergebnisse  einer  Umfrage  bei  den 
grOfaeren  StAdien  des  dentscben  Reicbes. 

Von 

Dr.  Paul  SoHUBBET-Nümberg. 
(ForlMtmng.) 

Fast  alle  die  znletet  genannten  Stttdte  fElgen  der  Fragebeant* 
wortnng  die  Bemerkung  hinzu,  dafs  die  speztalärztliobe  Hilfe  „naok 
Bedarf",  „soweit  notwendig**,  ^^anf  Antrag*^  oder  »naeb  Ermeasen 
des  Sehnlarztes"  in  Anspmeb  genommen  wird. 

Immer  findet  also  eine  Vorantersnchnng  der  Sinnesorgane  statt, 
auf  Gtmnd  deren  die  Auswahl  der  dem  Spesialanst  srnnsohiekenden 
Kinder  TOigenommen  wird.  An  einseinen  Orten,  s.  B.  in  Königs- 
hatte,  mag  sie  wohl  nooh  dnrefa  die  Lehrer  erfolgen.  In  dieser 
Hioflifllit  sei  anf  die  von  Dr.  Stiigbb^  berichteten,  in  Zflrioh  ge- 
maebten  Erfahmngen  hingewieaen,  der  die  Vorantersnohnng  dnreh 
Lohzer  bei  den  Sehnlnedingen  als  nnsnltogUoh  bsseiehnet»  so  dals  sie 
dort  nnnmehr  dem  Aasistenten  das  StMitarstes  übertragen  worden  ist. 

Damit  soll  nicht  gesagt  werden,  daJb  die  Mithilfe  des  Lehrers 
bei  diessr  Vonrntevsachang  von  der  Hand  an  weiaen  aei.  Im  Gagen- 
teil,  es  ist  sehr  sn  empfehlen,  daiis  der  Lehrer  einige  Tage  vor  der 
irstliehen  Vorantersnchnng^  mit  seinen  Schulrekraten  Übungen  Tor* 
nimmt,  zu  dem  Zweck,  deu  Kiuiueu  klar  zu  machen,  was  man  von 


*  Diene  ZeiUHthnfi  Bd.  XI,  i>.  480,  und  Jahil/uch  d^^r  stJmeu^rudieH  (Jeseii- 
§ckaft  für  Schuigtaundiuüsp/leffe,  III.  Jabrg&ug,  S.  Gl  und  66. 

Dar  ScholArst.  II.  1 


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ilmen  verlangt.  Dadurch  kann  dem  Schularzt  sehr  viel  Zeit  und 
Mühe  ej-spart  werden.  Die  Vorprüfung  selbst  aber  »ollte 
sowohl  hinsichtlich  der  Sehschärfe  als  der  H  or  fiihigkeit 
stets  durch  den  Schularzt  vorgenommen  werden. 

In  den  siichsischen  Städten  enthält  die  Rückseite  des  Gesund- 
heitsscheines genaue  Vorschriften  über  diese  Vorprüfung,  die  auch 
hier  der  Schularzt  zn  machen  hat.    Die  Anweisung  für  die  Hör- 
prüfung lautet:  „Für  die  Prüfung  des  Gehörs  genügt  eine  Entferoung 
•  von  8  m,  wenn  der  untersuchende  Ar/t  seine  Flüsterstimme  sehr 
herabstimmt  und  das  untersuchte  Kind  auf  jedem  Ohre  einzeln  geprüft 
wild.   Das  Kind  steht  alsdann  mit  dem  m  nntennehenden  Ohre 
dem  Aiste  sagewandt  und  hAlt  das  andere  selbst  fast  m   Bei  der 
Wahl  der  zngeflttBterten  Worte  ist  zu  beachten,  dab  Zisohlante 
leichter  verstanden  werden  als  andere.   Gewöhnlich  werden  Zahlen 
gewfthlt;  unter  diesen  ist  „sechs**  am  leichtesten,  „fünf*  und  y^nenn* 
am  schlechtesten  sn  verstehen.   Das  Eesnltat  wird  in  der  Rubrik 
„Zensur^  mit  „gut"  oder  „mangelhaft^  beseiohnet.  Die  Zensor  ^ig^t'* 
erhalten  nur  jene  Kinder,  welche  anf  8  m  Entfernung  auch  die 
sohwerverstindlichen  Worte  ohne  Zisdilaute,  wie  ,|fQnf^  und  „neun", 
hören.   Das  HOrvermögen  des  rechten  bezw.  linken  Ohres  wird  durch 
die  vorgesetzten  Buchstaben  r  bezw.  1  unterschieden.     Unter  Be- 
s-onderheiten  sind  Ührenfluls,  Schmerzen  u.  a,  zu  erwähnen." 
Für  die  Sehprüfung  besteht  folgende  Vorschrift: 
„Die  Prüfung  auf  das  Sehvermögen  geschieht  auf  6  m  Ent- 
fernung, unter  Benutzung  der  ÄLBHAVuschen  Tafeln,  für  jedes  Auge 
gesondert;   es   wird  nur  aut   den  Grud  der  ISehsScburtH    bezw.  Seh- 
]ei>tung,  nicht  auf  Knrzsichtigkeit,  Weitsichtigkeit  od»  r  Asiigiiiatis- 
mus  untersucht.    Das  Sehvermögen  ist  in  der  Rubrik  ,,Zensur"  njit 
einem  Bruche  zu  bezeichnen,  in  dessen  Zähler  G  (d.  i.  die  Entfernung 
des  geprüften  Auges  von  der  Tafel  in  Metern  ausgedruckt)  steht, 
während  in  den  Nenner  die  Zahl  G.5,  9.7,  13,  16,  22.7,  32.5,  65 
kommt,  je  nachdem  das  geprüfte  Ange  in  6  m  Entfernung  die  kleinste 
Buchstabenreihe  der  Tafel  lesen  oder  nur  die  8weit>  hesw.  dritt- 
unterste Reihe  usw.  erkennen  konnte,  die  ein  normales  Auge  bereits 
in  9.7  bezw.  13,  16  ra  lesen  soll.    Das  Sehvermögen  des  rechten 
beaw.  linken  Auges  wird  durch  die  ▼orgesetsten  Buchstaben  r  bezw.  1 
gel^ennzeichnet.  Liest  z.  B.  in  6  m  Entfernung  das  rechte  Auge  die 
unterste  Reihe,  das  linke  Auge  die  zweitunteiste  Beihe,  so  wird  das 
Resultat  beseiohnet  mit:  r        1  V»*^*  Abküisung  unter  Weglassung 
der  Dezimalstellen  ist  zulttssig.   Bei  guter  Beleuchtung  kdnnen  die 


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3 


Domalfliohtigen  Kinder  die  nntante  Aeihe  erkennen.  Erkennt  ein 
Kind  nur  die  nnteraie  fieihe  niohti  so  kann  ee  als  an  der  Grense 
des  Normalen  siebend  gelten  und  bianokt  nieht  als  der  ttrztliohen 
Behandlung  bed&rftig  yenseiohnei  sn  werden.  Die  Kinder,  welobe 
die  Bnohstaben  nieht  gelernt  kaben,  werden  mit  der  Hakentafel 
geprüft  und  erkalten  in  entsprechender  Weise  Zensuren  mit  dem 
Zosatse:  Haken.  Unter  Besonderkeiten  sind  Schielen,  flomkaat- 
flecke,  BindekantentaflnduDgeu  u.  dgl.  zn  Terzetchnen.* 

Die  Bestimmung,  nach  welchen  Regeln  die  Aaswahl  der  an 
einen  Spezialarzt  zu  verweisenden  Kinder  erfolgen  soll,  vermifst 
man  bei  beiden  Anweisungen,  Doch  ist  aus  dem  Bericht  von 
Dr.  Pötter  ^  bekannt  geworden,  dafs  in  Leipzig  jeder  Fall  von 
Schwerhöriirkeit  und  jede  Minderung  der  Sehscharfe  auf  V*  Anlafa 
gab,  spezial istisrlic  T iiter.-uehung  zu  empfehlen.  Schul-Augen-  oder 
•Ohrenärzte  bestehen  m  Leipzig  nicht.  In  demselben  Bericht  wird 
mitgeteilt,  duls  die  Untersuchung  der  höheren  Sinnesorgane  einen  Teil 
der  Hanptuntersuchung  bildet,  ja  dala  letztere  FOL^ar  mit  der  Prutung 
der  Ohren  und  Augen  beginnt.  Die  Zeitdauer  lür  die  Untersuchung 
der  Sinnesorgane  durch  den  Schularzt  wird  bei  einer  Klasse  roa 
40 — 45  Kindern  auf  eine  halbe  bis  dreiviertel  Standen  angegeben. 
Da  jedes  Auge  und  jedes  Ohr  für  sich  untersacht  wird,  so  setzt  das 
hei  Kiodern  in  dem  zarten  Alter  von  6 — 7  Jahren  unbedingt  eine 
Torherige  Einflhung  durch  den  Lehrer  vorans. 

Die  Dienstanweisung^  von  Magdeburg  und  die  gleichlautende 
▼on  Quedlinburg  enthalten  in  §  3  folgende  Bestimmungen: 

„Beim  GehGr  hezeichnet  agut'»  wenn  Flttstersprache  über  die 
ganse  Lange  des  Schnlaimmers,  vschwaoh**,  wenn  dieselbe  nur  bis 
lor  Uitte,  j^sohwerhörig",  wenn  sie  nur  in  niohster  Nftke  ▼erstanden 
wirf« 

.Die  SehfiKkigkeit  ist  su  unterscheiden  als  .normal",  Sehsch&rfe 
gleieh  1,  als  »mittel*  bei  einer  Sehschärfe  bis  su  Vi  imd  als  .nn* 
genügend**  bei  einer  Sehschärfe  unter  Vs*  Au&er  der  Sehsckirfe  ist 
tseh  der  Brechungszustand  und  der  Grad  der  Breohungsanomalie 
ftiliiutellen." 

Hier  wird  also  vom  Schularzt  eine  weit  genauere  UntersucLung 
dtr  Augen  gefordert,  die  über  den  Kabmen  einer  Voruntersuchung 
kinan?geht.  Gleichwohl  öieht  dann  der  §  4  die  Zuziehung  von 
Spezvaiurzten  vor,  wenn  der  Schularzt  ein  Augen-  oder  Ohrenieiden 


'  Diese  ZäUtchriß  1902,  S.  244  und  246. 


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52 


findet,  das  ihm  diesen  Wunsch  nahe  legt.  Die  Kinder  werdea  in 
solchem  Fall  durch  den  Schulvorstand  dem  hierfür  bestimmteD 
Spezialarzt  überwie69D.  Der  §  2,  Absatz  2  und  3,  der  soeben  in 
Kraft  getretenen  Brannschweiger  Dienstordniing  deckt  sieh  fast 
wörtlich  mit  den  soeben  zitierten  Stellen  ans  Mag  debarg. 

Mehr  oder  minder  genaue  Bestimmungen  übrr  die  tlntennoban^ 
der  Sinnesorgane  durch  den  Schularzt,  oder  die  Beisnehnng  eines 
Spezialaiztes  finden  sieh  noch  in  den  Dienstanweisungen  von  Aachen 
(§  4),  Braunsobweig  (§  3),  Halberstadt  (§  2)»  Obliga  (§  2). 
Aemsobeid  (§  1),  ObereebOn weide  (nnr  ftr  die  Ineasaen  der 
fliUissobale)  nnd  St  Job  an  n  (§  5).  In  Hagen  flobreibt  §  3  Tor, 
dafo  der  al»  Sobolaagenarrt  angeetellte  Speaialarat  für  gewObnlioh, 
beeonders  bei  den  Lemanftingem»  die  Angennntenmobung  in  allen 
Stfleken  selbst  Tonsunebmen  bat  Nnr  im  Fall  seiner  Bebindemng 
bat  der  Sobnlant  die  allgemeine  Angenantersnobung  zu  maoben 
nnd  naeb  Ermessen  einaelne  Falle  lOr  den  Angenant  asnrilidcva* 
stellen. 

Frankfurt  a.  O.  nimmt  eine  nach  zwei  Richtungen  abweichende 

Stellung  ein.  Zunächst  findet  sich  hier  in  §  1  e  die  Angabe, 
dafe  der  Lehrer  die  Kinder  mit  nicht  norüialem  Seh-,  Sprech-  oder 
Hörvermö^n  „ausmustert",  damit  sie  vom  Schularzt  genauer  unter- 
sucht Wiarden.  Daun  heifst  es  weiter:  „Sofern  die  Störuus'en  oder 
Unregelmsllsiekeiten  durch  einfache  durch  du-  EUorn  selbst  anwend- 
bare Mittel  gehoben  oder  ausgeglichen  werden  iconnen,  z.  B.  Ent- 
fernung von  Ohrenschmaljr,  i«t  dies  im  Befund  zu  vermerken,  des- 
gleichen, ob  das  Tragen  einer  Brille,  erent.  weicher  Art  und  Nummer 
nötig  ist."  — 

Die  Durchbrechung  des  Grundsatzes,  dais  der  Schularzt  nichts 
mit  der  Behandlung  der  Kinder  zu  tun  hahen  soll,  findet  hinsieht* 
lieh  der  in  den  Dienst  der  Schule  gestellten  Spesialärxte  nicht  selten 
statt,  besondeis  sngnnsten  der  Briilenbestimmung  und  der  Zabn- 
behandlung.  Ob  man  das  billigen  soll,  bleibe  bier  unerörtert. 
In  Frankfurt  a.  O.  tritt  aber  die  Ao^rdemng  zur  Bebandlnng 
gewisser  Übel  sogar  an  den  Scbnlarst  im  engeren  Sinne  beran. 

In  einem  Falle  ist  die  Obertragnng  der  Behandlung  an  den 
Sobnlant  nnd  Sebnlaogenarst  wobl  beiecbtigt»  nftmlieb  beun  Tiaobom, 
dss  aneb  in  der  KOnigsberger  Dienstsnweisnng  (§  8)  ansdraoklieb 
in  diesem  Sbne  erwibnt  ist.  In  Königsberg  ist  die  Anstellung 
yon  Sobnlttrsten  sogar  eist  sekundftr  ans  dem  erspriefelieben  Walten 
der  snr  BekAmpfnng  des  Traoboms  aufgestellten  Ärste  berrorgegangen. 


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5 


In  allen  den  bisher  geniinnten  Stüdten  ist  die  eingangs  erwähnte 
TreDQung  der  Augen-  nnd  Ührenantersuchnng  von  der  HauptuQter> 
suchuDg  nooh  nicht  eingeführt,  sie  geht  sogar,  wie  erwiUuit,  in 
Lieipzig  der  allgemeinen  Untersuchung  des  Kindes  vonrns. 

Inzwischen  hat  übet  an  einzelnen  Orten  die  Erfahrung  gelehrt, 
dafs  es  nicht  empfehlenswert  ist,  die  PrflfdDg  der  Sinnesorgane  kurze 
Zeit  naeh  dem  Schuleintritt  Tonranehmen.  In  Frankfurt  a.  H.^ 
ist  man  aohon  naeh  dem  ersten  Jahr  des  schulärztlichen  Wirkens  m 
der  Oheraengong  gekommen,  da&  sich  die  in  den  eisten  Wochen 
des  Sohulhssnehes  hei  den  Seh-  nnd  Höiprttfnngen  gemachten  An- 
gaben als  unanTeriiflsig  erwiesen.  Oamns  entwickelte  sich  in  dieser 
Stadt  die  geschilderte  Dreiteilnng  der  Untersnchnng,  so  dab 
unmittelbar  nach  dem  Schnleintritt  snn&dhst  eine  oberflächliche  all- 
gemeine Besiohtiguiig  stattfindet,  der  dann  nach  einigen  Wochen 
wenn  die  Kinder  mit  dem  Sohnlleben  ein  wenig  vertraut  geworden 
und  nicht  mehr  so  tngstlich  sind,  die  genanere  Untersnchnng  des 
gansen  Körpers  folgt,  wihrend  die  Prflfbng  Ton  Auge  und  Ohr  eisi 
am  Ende  des  ersten  Semesters  stattfindet. 

Von  den  Dienstordnungen  enthalt  nur  die  von  Posen  eine  An- 
deutung', dai's  die  Augeu-  und  OhrenuntersucLuugen  liLnuuszuscliieben 
sind.  Eä  iielfst  da  in  §  5 :  „Die  in  dem  §  1  u.  2  angeurduete  (allgemeine) 
TTntereuchnng  ist  nach  Verlauf  eines  Zeitraumes  von  einem  halben 
bis  zu  einem  Jahre  zu  wiederholpu,  und  der  Schularzt  hat  hierbei 
nanientlicb  auf  die  Seh-,  Gehör-  und  etwaigen  Spreohstönmgen  der 
Ikjnder  zn  achten." 

Klar  und  bestimmt  ist  das  neue  Prinzip  erst  in  der  jüngst  um- 
gearbeiteten Dienstordnung  von  Nürnberg  ausgesprochen.  Nach- 
dem in  §  4  gesagt  ist,  dais  die  Untersuchung  auf  Schalf^higkeit 
unmittelbar  nach  Eintritt  der  Kinder  in  die  Schule,  die  zweite,  ein> 
gehende  Untersuchung  bis  aum  Schlüsse  des  ersten  Halbjahres  au 
erfolgen  hat,  heifst  es  dann  weiter:  ^Die  dritte  Untersnchnng 
ist  im  Sommerhalbjahr  vorzunehmen  und  bis  zum  Beginn  der 
8ommeiferien  enm  Abschluis  zu  bringen.  Sie  hat  die  Kinder  auf 
ihre  Hör-  und  Sehftthigkeit  zu  prüfen.  Über  die  bei  derselben 
wahrgenommenen  Mlingel  und  Gebrechen  ist  von  dem  Schulantte  in 
dem  GesnndheitBbogen  ein  kniaer  Vermerk  einautragen.* 

Diesem  Beispiel  Nttrnbergs  ist  die  jüngst  in  Kraft  getretsne 


>  Gütige  briefliche  UitteiluDg  des  Stadtarzte«  Herrn  Geh.  SaaitStt-Bat 
Dr.  Anass. 


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Ö4 


Schularztordnuiii,'  der  Naohbarstadt  Fürth  gefolgt,  deren  §  3  die 
Bestimmung  enthält;  „Die  zur  Probe  in  die  Schule  aufgenommeueü 
Kinder  werden   alsbald  nach  ihrem   Eintritt  untersucht;   bei  den 
übrigen  soll  die  allgemeine  Untersuchung  bis  zum  Beginn  der  Oster- 
ferien  beendet  sein,  während  die  Untersuchung  auf  Seh-  und  H(ir 
fehler  bei  den  Kindern  des  ersten  Jahrgangs  erst  im  Sommer  erfolgt.*^ 
Prof.  Herm.  Cohn  hat  in  seinem  Vortrag:  Warum  müssea  be- 
sondere Schulau genärzte   angestellt  werden?     (Woohenschrift  für 
Therapie  und  Hygiene  des  Anges,  Jahrgang  VI,  No.  ^3)  gegen 
dieses  Hinausschieben  der  Augennntersuchung  Stellung  genommen 
und  darauf  hingewiesen,  dafs  man  aueh  bei  Analpbaheten,  ja  bei 
wilden  Völkern,   deren  Sprache   man  nicht   kennt,   mit  Hilfe 
der  Hakentafeln  reoht  genaue  Sekprüfnngen  maoben  kann.  Dem 
mnlii  jedoob  entgegengehalten  werden,  dab  nicht  die  mangelliafte 
Kenntnia  der  Bnebstaben  Ursache  com  Hinanssohieben  der  Unter' 
•nehnng  bei  den  Schnlnenlingen  bildet^  denn  Sobriftseiehen  sind 
anoh  am  Ende  des  ersten  Schuljahres  bei  den  Kleinen  noch  nicht 
gut  Terwendhar,  sondern  die  Schfichtemheit  und  genüge  geistige 
Reife  der  Kinder.    Fnnktionsprftfnngen  in  so  eartem  Alter  bleiben 
immer  eine  grofae  Geduldprobe.  Der  Proaentsata  der  Kinder,  welche 
auf  Fragen  eines  fremden  Arztes  überhaupt  keine  Antwort  geben 
oder  bei  Iftngerem  Untersuchen  zu  weinen  beginnen,  oder  mit  der 
bequemen  Antwort   „ich  seh's  nicht"   sich  ahfiuden,  obwohl  sie  bei 
sch^irterem  Aufmerken  recht  gut  sehen   würden,    dieser  Prozentsatz 
mannt  im  Laufe  einiger  ^lonate  unter  dem  Einfluis  der  Schuldisziplia 
und  geistigen  Übung  so  erheblich  ab,  dafs  es  sich  wohl  empfiehlt, 
zugunsten  grofserer  Zuverlässigkeit  der  Ergebnisse  mit  der  l-*rüfuiig 
der  Sinnesorgaae  bis  zur  zweiten  Hälfte  des  ersten  ächuljithres  zu 
warten. 

Hier  dürfte  es  auch  geboten  sein,  zu  der  im  genannten  Vortrag 
von  Prof.  Cohn  aufgestellten  Forderung  von  Schulaugenärzten 
Stellung  zu  nehmen.  Ich  glaube,  dafo  man  sich  dabei  sehr  wohl 
auf  einer  mittleren  Linie  einigen  kann,  wenigstens  was  jene  zunächst 
ins  Auge  zu  fassenden  Ziele  betrifft,  für  deren  Anerkennung  durch 
die  mafsgebenden  Behörden  in  absehbarer  Zeit  einige  Aussieht  besteht. 

Dafe  die  Voruntersuchung  nicht  von  den  Lehrern  gemacht 
werden  soll,  daran  ist  unbedingt  festsohalteo.  Die  Sache  ist  denn 
doch  nicht  so  einfach,  als  sie  manchem  erscheinen  mag,  und  es  gehört 
sowohl  iratliohe  Vorbildung,  als  auch  ein  guter  Teil  Übung  xu  der- 
artigen Untersuchungen,  um  sich  vor  groben  Irrtttmem  au  sohütsen» 


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7 


ist  aber  kein  Grund  ersichtlich,  weshalb  dieae  Voranter- 
SQohang  nioht  Yon  den  Sohulärzten  voigenommen  werden  sollte, 
ganz  ebeneo,  wie  man  Lnnge  nnd  Herz  von  ihnen  nntereuohen  läfst. 
Bei  den  Sinnesorganen  wird  allerdings  nicht  das  Auge  und  Ohr 
aelbet,  sondern  nnr  die  Funktion  nntersacbt,  nnd  awar  für  jedes 
Auge  und  Ohr  getrennt.  Auch  wenn  man  darauf  bestehen  woUte, 
dais  die  Sehprflfung  nach  Oohns  Fordemng  im  Freien  ausgeführt 
weiden  soll,  wttie  der  Schularsi  damit  su  betrauen.  Eine  solche 
Ersehwemis  der  Voranteisnohung  ist  aber  für  schalftrztliehe  Zwecke 
nicht  erforderlieh. 

Zwei  Ghriinde  kann  man  anführen  flür  die  Prttfdng  der  Sehschftrfe 
im  Freien:  die  grOfteren  Entfernungen »  die  dabei  su  Gebote  stehen, 
und  die  bessere  Beleuchtung;  beides  hat  die  Wirkuug,  bessere  Seh- 
aehftrfen,  als  die  bisher  mit  „normal"  oder  „S  »  1 "  beceichneten  fest' 
stellen  in  kdnnen.  Von  diesen  swei  Yersuchsbedingungea  ist  die 
grOfeere  Entfernung  der  ProbAtafeln  darobans  entbehrlich,  da  man 
sie  durch  entsprechende  Verkleinerung  der  Probebuchstaben  oder 
Hakenzeichen  ersetzea  kaun.  Man  kann  chiiiii  auch  im  Zimmer 
unter  Umständen  doppelte  und  dreifache  Sehsciiarfe  finden,  wenn 
die  Beleuchtung  ausreicht.  Es  bleibt  der  Vorzug  hellerer  Beleuch- 
tnn^  im  Freien,  und  Cohn  mu(;lit  die  gewifs  beachtenswerte  Be- 
in'-ikun?,  es  sei  wichtig,  eine  etwn  v(H-}i!ind«^n(^  Sehschflrfe  von  ^'/e 
unler  freiem  Himmel  festzustellen,  um  bei  spateren  Lntersuchnngeu 
schon  aus  dem  Sinken  auf  Ve,  also  auf  leu  Stand,  den  man  als 
Tolle  Sehschärfe  zu  bezeichnen  pflegt,  die  Erkenntnis  zu  schiipfen, 
dais  das  Auge  Schaden  gelitten  hat.  Das  kann  aber  ganz  ebenso 
gut  auch  bei  der  bisher  tlbliohen  Untersuchung  im  Zimmer  festge- 
atellt  werden,  da  man  auch  im  Zimmer  bei  Verwendung  kleinerer 
Sehproben  eine  Sehschärfe  yon  und  später  eine  Abnahme  auf 
Vi  erkennen  kann,  wenn  man  seine  Untersuchung  darauf  einrichtet. 
Denn  es  kommt  nicht  so  sehr  das  absolute  Mala  von  Beleuchtungs> 
Intensität  der  Sebproben  an,  als  darauf,  dafs  die  su  vergleichenden 
Sehprafnngen  stets  unter  gleichen  Bedingungen  stattfinden.  Wir 
wissen  ja  aus  den  Untersuchungen  von  ühthof^  u.  a.,  dals  die  Seh- 

*  V,  Oräfes  Archiv,  32.  1,  S.  190:  Bei  Steifrerung  geringer  Beteuchtunfj^s- 
infensitäten  findet  ein  verhältnismäfHig  sehr  schnelles  Anwachsen  der  üeh- 
»r^y.irfe  statt,  jensHit».  4  Mftfrkcrzpn  peht  (Ih-^  Sr'hvt.'rmng'en  nur  noch  Ifttigssm 
IQ  die  Höbt',  und  l»t;i  lmult  Beleuclituiiysiiitensitiit  von  ."33  Meterkerzen  war  für 
N.«  Aage  der  Uöbeputikt  der  Sehschä  fe  erreicht,  so  dafs  eine  weitere  Steige- 
raog  der  Intesrftit  die  Sebtdilrfe  uielit  a^ir  so  ilefgem  vermoehte. 


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schärte  nicht  im  gleichen  Verhältnis  mit  der  Helligkeit  der  heleuoli- 
teten  Fläche  wächst,  sondern  jenseits  gewiaaer  Grenzen  annähernd 
gleich  bleibt,  wenigstens  so  weit  das  für  die  ärztliche  Praxis  er- 
forderliche Malis  von  Genauigkeit  in  Betracht  kommt.  Beim  Ohr 
liegen  die  Verhältnisse  ungünstiger,  weil  wir  nur  das  Prütungsmittei 
der  Flustersjinu'he  in  der  Schule  verwenden  können,  und  weil 
Flüsiersprache  vom  normalen  Ohr  bis  25  ra  gehört  wird.  So 
grofse  Räume  stehen  in  der  Schule  nie  zur  Yerftignng,  es  wäre 
also  für  die  Hörprüfung  der  Kinder  noch  weit  wichtiger,  sie  im  Freien 
vorzunehmen.  Die  Sehprüfung  im  Freien  ist  mehr  von  wissea- 
schaftlichem  als  von  praktisobem  Wert,  würde  aber  erfoiderliobea- 
f&ÜB  ebenfalls  vom  Schularzt  ansgefiihrt  werden  können. 

Bis  dahin  ist  demnach  der  Spezialarzt  entbehrlioh.    Für  die 
Kinder  mit  minderwertiger  Seh-  und  Hörf^higkeit^  auch  wenn  sie 
sich  nur  einseitig  findet»  muls  allerdings  die  genauere  Untersuohnii^ 
durch  den  Augen-  und  Ohrenarzt  gefordert  werden.    Die  oben  ge- 
gebene Übersicht  über  das  VorgeheD  der  einzelnen  Städte  hat  ge- 
zeigt, dafs  dies  in  sehr  yerschiedener  und  leider  recht  oft  in  «nsa* 
reiohender  Weise  geschieht.    Wenn  man  sich  darauf  beschränken 
wollte,  die  mangelhafte  Funktion  in  den  Geenndheitssohein  einzu- 
tragen, so  wftre  die  Mühe  der  VonmtaanMiolivng  Teneliwendtt  & 
mah  mindeeteos  den  filtern  sngleiofa  mit  der  soihrifUiehen  Mitteilung' 
Uber  den  Befund  die  Aii£Fordenmg  geeohiokt  werden,  das  Kind  Ton 
einem  Spesialarat  nntersaehen  und  behandeln  an  lassen.  Dies  geschieht 
ja  anoh  bei  jeder  anderen  vom  Sohnlant  gefandenen  Brkranknng,  nnd 
ee  liegt  gewib  niobt  minder  im  Interesse  des  Kindes  nnd  der  filtern» 
ein  Hers-  oder  Iningenleiden  beim  Aist  ihres  Vertranens  behandeln 
an  lassen,  als  fiftr  sachverständige  Verordnung  einer  Brille  m  sorgen. 
Die  Gefahr,  dafa  der  schnlirstliohe  Rat  seitsns  der  filtern  nicht  be- 
folgt wird|  und  daUb  die  ßefragung  eines  Hans-  oder  Spenalaratea 
nnterbleibt,  liegt  allerdings  TOr,  aber  sie  ist  bei  Angen-  nnd  Ohren- 
leiden  nicht  gröiser  als  bei  andern  KxankbeitBinstSnden.  Man 
kann  dem  Rat  etwas  mehr  Naohdmek  geben,  wenn  die  Kinder  nach 
einiger  Zeit  gefragt  werden,  ob  sie  beim  Arat  waren,  und  wenn 
erforderlichenfalls  eine  sweite  Uahnnng  gesehiokt   wird.  Die 
Schwierigkeit  Air  ünbemiitelte  nnentgeltlidie  ärstliohe  Hilfe  an 
finden,  ist  bei  allgemeinen  Erkrankungen  und  bei  Leiden  der  Snnes^ 
Organe  gleich  grois,  oder  richtiger  gesagt,  gleich  gering.  Wo  weder 
Ka^n  noch  Armenpflege  zur  Zahlung  herangezogen  werden  können, 
wird  trotzdem  an  keinem  Ort  dm  ilumauität  der  Ärzte  versagen. 


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Eine  der  Schulbehörde  bezw.  der  Oremeinde  obliegende 
Pflicht,  die  Schulkinder  auf  ihre  Kosten  nicht  nur  unter- 
suchen, sondern  huoh  an  allen  gefnndenen  Krankheiten 
behandeln  su  lassen,  kann  weder  gesetzlich  noch  ethisch 
begründet  werden,  ebenf^n wenig  ein  Bei^t,  Zwangsmafsregeln 
gegen  die  Eltern  nach  der  Richtung  anzuwenden,  dafs  sie  die  in  der 
Schule  festgestollten  Krankheiten  aueh  wirklioh  von  einem  Arat 
behandeln  lassen. 

Man  wflrde  aber  den  bei  Angen-  nnd  Ohrenleiden  obwaltenden 
besonderen  VerbiltnisBen  an  wenig  Reehnung  tnigen,  wenn  die  Über- 
weisung an  den  Spesialafst  den  Absobluia  des  sohnlflrstlioheii  Ver- 
fthiens  bilden  sollte.   Die  Beaiehnngen  der  einaelnen  Krankheiten 
mm  Sohnlleben  sind  Teisdiieden  gestaltet,  und  mehr  als  eine  Btlok* 
ttsbt  ist  hierbei  an  beobaehten.   So  ist  a.  B.  bei  Kindern,  die  mit 
emem  Hersleiden  behaftet  sind,  die  Sohnle  nnr  xnsofem  intereeriert, 
sb  ne  von  dem  Leiden  Kenntnis  haben  mnls,  nm  nieht  etwa  beim 
Tnniin  durch  gewisse  Übungen  dem  Kinde  Schaden  zuzufügen ;  ein 
Aniafii,  sich  um  die  Einzelheiten  der  hausärztlichen  Untersuohungs- 
ergebnisse  und  Bebuudlung  zu  kümmern,  heäteht   iui'   die  Schul- 
behörde in  solchem  Falle  nicht.    Bei  den  hühereu  Sinnesorganen  ist 
dai  iuteresse  der  Schulbehörde  ein  weitergehendes,  weil  schlecht  hörende 
oder  schwachsichtige  Kinder  im  Leruen  behindert  sind,  so  dafs  es 
sich  nicht  mehr  nusschliefslich  um  das  kurperliclio  Wfihl  des  Kindes, 
Bondem  auch  um  seine  geistige  Ausbildung  hau deit.   in  einer  dritten 
K^-ihe  von  Fällen  Ist  die  Schule  sogar  genötigt,  sioh  pnergisnb  um  die 
EnilVfi) ung  der  Kinder  aus  der  Schule  und  sogar  um  ihre  Behand- 
lung 2a  kümmern,  weil  Ansteckung  der  Mitschüler  droht.  Daher 
fordert  und  überwaeht  die  Soholbehörde  z.  B.  bei  der  sogenannten 
ägyptischen  Angenentaändung  und  hei  Ungeziefer  die  Behandlung 
das  Übels   ^md  kann  seibat  Poiizeihilfe  behufs  Zwangsbehandlnng 
IS  Hilfe  rufen. 

Man  darf  also  den  Kranlcheiten  der  Schulkinder  gegenüber  nioht 
«DMn  einkeitUehen  und  gmndsfttaliohen  Standpunkt  einnehmen, 
Madam  mnib  den  Verbftltniasen  im  einseloen  gereeht  an  werden 
machen.  Bei  den  Krankkeiten  der  l^nnesoigane  liegt  nun  die 
Sisbe  so,  dafa  eine  Rüokänisemng  des  Spesialantes  Uber  die  Art 
dti  Leidens,  nnd  die  beim  ünterrioht  darauf  au  nehmende  Efloksiobt 
donhaus  notwendig  ist. 

Es  daif  nioht  anlser  aokt  gelassen  werden,  dab  bei  den  andeven 
Msa  Tom  Soknlarat  das  kranke  Organ  selbst  nntersnokt. 


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nnd  eine,  wenn  auch  nur  allgpmeine  Diagnose  gestellt  wird.  Bei 
den  angedeuteten  Voruntersuchungen  von  Auge  und  Ohr  wird 
aber  nicht  das  Organ  selbst,  sondern  nur  seine  Funktion 
vom  Srliuiarzt  unter^^ncht,  dieser  kann  daher  auch,  wie  Cohn 
sehr  riciitig  hervorhebt,  keine  Diagnose  stellen,  sondern  nur  sairf^n, 
dafs  hier  etwas  nicht  in  Ordnung  ist,  und  sein  „videaut  consules*" 
hinzufügen.  Diese  Diagnof^e  und  ihre  Konsequenzen  sind  aber  beim 
Auge  sowohl  wie  beim  Ohr  für  den  Schul  betrieb  weitaus  wichtiger 
wie  bei  jedem  andern  Organ,  weil  die  höheren  Sinnesorgane  die 
Pforte  bilden,  durch  welche  Lehre  und  Unterricht  dem  Kinde  zu- 
geführt werden.  Es  irt  für  den  Betrieb  und  Erfolg  des  Unterrichts 
Ton  grofser  Bedentang,  oh  das  bei  der  Vornntersuohnog  gefandene 
schlechte  SehTermOgen  dnroh  eine  Brille  zur  Norm  anfgeheesert 
werden  kann,  oder  ob  eine  nnheilbare  Schwaohsiohtigkeit»  s.  B. 
dnrch  flomhantflecke  Torliegt,  die  einen  bevorsngten  Bankplais 
nnd  mancherlei  BUoksicht  beim  Unterricht  fordert  Ebenso  ist  es  filr 
den  Lehrerfolg  wichtig,  an  erfahren,  da&  in  dem  einen  Falle  hei 
Tnbenkatarrh  die  Schwerhörigkeit  vorabergehend  beseitigt,  aber  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  seitweise  sieb  wieder  einstellen  wird,  im 
anderen  Ealle  durch  chronische  Hittelohr«»itemng  das  HOrrermOgen 
dauernd  anf  ein  geringes,  beim  ünterridit  stets  an  berflcksiehtigendeB 
Mals  herabgedrückt  ist. 

Es  liegt  also  bei  den  Leiden  der  höheren  Sinnesorgane  nicht 
nur  das  rein  gesundheitliche  Interesse  vor,  sonderii  iiucli  m  weit 
höherem  Grade  wie  bei  allen  anderen  Krankheiten  ein  pädago- 
gisches, ein  ,,8chul  Interesse",  weil  von  der  Beseitigung,  und 
in  gewissem  Sinne  schon  von  der  Feststellung  dieser  Leiden  zum 
guten  Teil  der  Erfolg  des  Unterrichts  abhängt.  Die  Forderung 
Cohns,  dafs  sich  die  Schule  nicht  mit  den  Ergebnissen  der  vom 
Schularzt  betätigten  Voruntersuchung  des  Auge«?  begnügen  dürfe, 
dafs  ihr  daran  liegen  müsse,  die  genauere  Diagnose  zu  erfahren, 
diese  Forderung  ist  sachlich  durchaus  begründet.  Die  Schule  hat 
allen  Anla£9,  das  Untersuohnngsergebnis  in  Erfahrung  zu 
bringen  nnd  an  berücksichtigen.  Es  dürfte  daher  nicht  unbillig 
erscheinen,  wenn  eine  Ergänjiung  der  Schularzteinrichtungen  ange- 
strebt wird,  dahingehend,  dafs  die  Sohulbehörde  für  eine  Bericht- 
erstattung der  Spezialarzte  über  ihre  an  den  zugewiesenen  Kindern 
erhobenen  Befunde  in  irgend  einer  Weise  Sorge  trügt»  sei  es  nun, 
dals  sie  einige  Schnl-Augen-  nnd  -OhrenKizte  anstellt  nnd  besoldet, 
welche  alle  an  unbemittelten  Kindern  nötig  werdenden  spesialflnt- 


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liehen  Untersuchungen  vorzunehmen  haben  und  darüber  Bericht  er- 
statten müssen,  sei  es,  dafs  sie  mit  allen  ortsansAssigen  Spezialärzten, 
die  sich  hierzu  bereit  erklären,  einen  Vertrag  abschliefst,  in  der 
Form,  dafs  den  Eltern  die  Wühl  unter  diesen  Ärzten  freisteht,  und 
dafs  die  Behörde  für  knixe  und  bündige  Befnndsoheine  ein  kleines 
fionomr  entrichtet. 

Es  wttide  «tob  dabei  immer  nur  am  die  Kinder  armer  Eltern 
haodeln,  die  Bemittelten  müssen  fttr  ünteisnobnng  nnd  Befandai^ein 
selbst  soigen.  Bei  der  Armenpraxis  wird  es  sieb  dann  von  selbst 
ergeben,  dafs  die  dnreb  üntersoebang  gefbndene  Brille  dem  Kinde 
auch  gleiob  verordnet  und  aus  irgendwelcben  verfügbaren  Mitteln  der 
Armenpflege  oder  wobltätiger  Stiftungen  vermittelt  wird.  Man  mufs  aueb 
lüeiin  OoHM  reebt  geben,  dafe  es  ein  Unding  wftre,  eine  seitraubende 
Astigmatismusbestimmung  nur  fUr  die  Eintragung  in  die  ScbulUste 
SU  maeben  und  nicbt  gleich  aueb  das  BriUenrezept  zu  scbreiben. 
Bin  Konflikt  mit  dem  Hausarzt  steht  hier  nicbt  su  beitobten.  Im 
allgemeinen  aber,  und  insbesondere  bei  zablungsftbigen  Familien, 
mufs  an  dem  Grundsatz  festgehalten  werden,  da(s  der  Schularzt 
—  und  dies  gilt  auch  für  den  schulärztlich  wirkenden  SpeziaLuzt  — 
nur  für  die  Hygiene,  aber  nicht  für  die  Behandlung  der 
Kinder  zu  mr^en  hat.  Die  neue  Beiliner  Schularztordnung  sagt 
(in  §  10)  sogai  iiusdrücklich,  dafs  die  ärztliche  BehandluDg  der  unter- 
suchten Kinder  den  Schulärzten  nicht  gestattet  ist. 

Man  kann  sehr  wohl  aus  Gründen  der  allirerneiuen  Volkswohl- 
fahrt auch  eine  weitgehende  Obsorge  für  Behandlung  kranker  Schul- 
kinder befürwurten.  Dies  mufs  aber  vom  Schiilartzweseu  getrennt 
und  als  das  behandelt  werden,  was  es  ist,  als  ein  Stück  so- 
cialer Wohlfahrtseinrichtung,  wobei  dann  noch  manche  andre  Er- 
wägung Platz  zu  greifen  hätte,  die  nur  im  Einvernehmen  mit  den 
Ärzten  zum  Abschlufs  gebracht  werden  könnte.  Ein  allgemeineB 
Brillen  verordnen  aber,  wie  es  Herm.  Cohn  dem  Schulaugenmt  zur 
Pflicht  machen  will,  sprengt  den  Rahmen  des  Sobularztwesens  und 
mub  abgelehnt  werden. 

Im  Ansobluls  an  die  Sinnesorgane  seien  noch  die  sehulärzi- 
lieben  Ustersuehungen  der  oberen  Luftwege  und  der 
Zähne  hon  besproeben.  Die  rbinologisobe  Untetsucbung  gehört  in 
das  Arbeitsgebiet  des  Ohrenantes,  so  dals  hierüber  niobts  weiter  zu 
ssgwn  ist. 

Besfiglicib  der  Ztthne  führen  die  Gesundbeitsscheine  in  der  über- 
wi^l^den  Mehrheit  keine  besondere  Bubrik,  doch  enthalten  hat  alle 


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eine  Spalte  fttr  „Hund",  meist  gemeinsam  mit  „Spraohe  und  Nase". 
Eine  Aufforderang  zn  besonderer  Berücksichtigung  der  Zfihne  kann 

dann  nicht  gerade  erblickt  werden,  so  wünschenswert  dies  wäre.  Den 
Formularen  von  Bromberg,  Ebersbacii,  Danzig  und  flaunu 
fehlt  seibat  die  Rubrik  „Mund". 

Ausdrücklich  erwähnt  sind  die  Zähne  in  den  Gesundheitsscheinen 
von  Bonn,  T5r(>slau,  Coburg,  Erfurt  und  Grofslichterfeld  e, 
sowie  in  den  unter  sich  übereinsiimmeuden  Formularen  der  säch- 
sischen Städte.  Diese  letzteren  führen  auf  der  Rückseite  ihr*»r 
Formulare  folgende  Erläuterung:  „Die  Untersuchung  der  Zalme 
geschieht  durch  Besichtigung.  Das  Gesamtergebnis  wird  ebenfalls 
mit  den  Zensoren  1,  2,  3  wiedergegeben.  Unter  Besonderheiten  sind 
zu  verzeichnen  rbaohitisohe,  qrphilitische  Zähne.**  —  Kagdebnrg 
hat  die  Bestimmung  hierttber  in  der  Dienstordnung  gegeben,  weiche 
in  §  3  d  sagt:  »Das  Gebils  ist  als  „schlecht"  bei  mehr  als  2  kranken, 
als  ^schadhaft"  bis  zu  2  kranken,  und  bei  gesunden  Zähnen  als  «gnt*^ 
au  bezeichnen. —  Atu  den  Fragebogen  ergibt  sieh,  dals  spezial- 
ärztliohe  Unteisnohnngen  der  'Zfthne  in  Darmstadt,  Erfurt» 
Offenbaoh  und  Osnahrtlch  stattfinden.  Im  PeraonalTeraeiehnis 
der  SohnlMiate  ist  nnr  in  Offenbaeh  ein  Zahnarzt  ansdrfleklieh 
angefahrt. 

Die  Sehnbahnkliniken,  die  in  letster  Zeit  in  Strafshnrg  nnd 
Offenbaeh  errichtet  worden  sind,  bilden  einen  Obergang  Ton 
sohnlftratlioher  Einnohtong  anr  Poliklinik,  stehen  aber  entsehieden 
der  letsteren  näher.  Hier  gilt  dasselbe,  was  oben  Ton  der  Brillen- 
Verordnung  durch  den  Augenazat  gesagt  wurde. 

Der  groüm  Nutzen  der  Sohulaahnkliniken  nicht  nur  für  das 
kranke  Organ,  sondern  auch  für  die  allgemeine  Gesundheit,  deren 
Abhängigkeit  von  der  Beschaffenheit  der  Zähne  in  mehrfacher  Hin- 
sicht si'hv  erheb! ist,  kanu  gar  keinem  Zweifel  unterliegen.  Ein 
Zusammeuhuug  der  Zuhnleiden  mit  il<  m  Schulbetrieb  ist  aber  kaum 
vorhanden  und  deshalb  eine  Ausnuliinestellung  im  Vergleich  zu  andern 
Krunklieiten  nicht  geboten.  Ihe  Schulzahnkliniken  dürften  daher 
nur  insofern,  als  eine  Untersuchung  der  Kinder  betätigt  wird, 
als  ein  Zweig  des  Schnlarztwesens  betrachtet  werden.  Die  zahn- 
ärztlicho  Behandlung  der  Schulkmder  in  diesen  Instituten  ist  aber 
etwas  anderes  und  gehört  in  das  Gebidt  sozialer  Wohllahitseiurich* 
tungen,  wie  jede  andere  Poliklinik. 


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2.  Cutersuchang  der  Kinder  in  den  späteren  Sokuljahren. 

Dunih  die  allgmneme  und  grttndliehe  Unteisaehiuig  aller  nen- 
emtretonden  Kinder  und  dnreh  die  Anlegung  eines  Ghenndbeits- 
bogsne  filr  jedes  Kind  ist  die  tJberwaehang  des  körperlichen  Be- 
findens der  Sohfiler  fflr  die  ganse  Sehnlseit  Torberetiet  und  auf  eine 
siehere  Basis  gestellt.  Jede  spfttere  Untarsnohang  findet  in  der  ge- 
•nndheitliolien  Skisse,  die  im  Personalbogen  enttuüten  ist,  den 
Grandiifb  des  Kflipermstandes,  den  sie  dnieh  HinznfUgung  neuer 
IHnsellieiten  sn  rerrollstflndigen  oder  umzugestalten  berufen  ist, 
bis  am  Ende  der  Scbnlzeit,  und  zugleich  am  Abschluis  der  kind- 
lichen Körperentwicklung-,  ein  abgerundetes  Bild  des  leibliolien 
Wachsens  und  Gedeihens  vor  Augen  liegt. 

Durch  die  Lei  der  Erstuntersuchung  getroffene  Auswahl  von  „Über- 
wacbungsschülern " ,  die  bei  jedem  ärztlichen  Schulbesuch  zur  Be- 
si<  htizung  vorzuführen  sind,  i>t  S  ir?e  ^^etragen,  dafs  im  späteren 
SchuUeüeu  die  ge,^uiidheitliche  UberwachuuL'^  sich  ^an?;  vorzugsweise 
jenen  Kindern  zuwendet,  die  ihrer  am  meisten  beLlürfen.  Tn 
gewissen  ZeitnbscliTiUten  sind  aber  Wiederliolungen  der  genauen 
und  allgemeinen  Lutersudiung  aller  Schulkinder  in  den  späteren 
Schuljahren  erforderlich,  Uber  deren  Häufigkeit  sich  allerdings  feste 
Kegeln  noch  niokt  herausgebildet  haben.  Eine  groise  Ansahl  von 
Städten,  darunter  viele  mit  Yorzüglichen  hygienischen  Einrichtungen, 
baben  sich  über  die  Wiederholung  der  grtlndliohen  Untersuchung 
aller  Schüler  noch  Entsohiiefsung  vorbehalten,  und  das  darf  angesichts 
der  Neuheit  der  allgemeinen  Schülerunteisuehungen  nicht  über- 
raschen.  Diese  Dinge  sind  nooh  im  Weiden;  noch  in  keiner  Stadt 
Deutoeblands  sind  die  suerst  als  Sobulrekruten  untersnebten  Kinder 
sehon  durob  das  ganse  Sebulleben  bindurebgegangen,  und  daher 
werden  noob  Jabie  vergeben,  bis  die  Erfabmng  sieb  gefestigt  haben 
wird  und  gmndsAtsUebe  Bestimmungen  aufgestellt  werden  können. 

Das  Beispiel  einiger  amerikanisoher  Stldte,  wo  der  Scbularst 
tftglieb  alle  Kinder  einer  Dntersuobung  oder  Besiehtigung  untendebt, 
wird  in  Deutwbland  keine  Naebabmung  finden. 

Halt  man  sieb  für  Deutsobland  an  die  obeo  gemaebte  Ein- 
teilung in  Gemeinden  mit  rudimentttren  sobulirztlieben  Einrieb» 
tungen  und  in  solche  nach  Wiesbadener  Muster,  wobei  als  wesent- 
liches Merkmal  die  gründliche  Untersuchung  aller  Schulneulinge 
zu  gelten  hat,  so  soll  /.unächst  die  letztgenannte  Gruppe  besprochen 
werden.    Dafs  Tiele  Städte  dieser  Qruppe  Uber  die  Wiederholung 


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der  uligemeinen  Untersuchung  in  den  späteren  Schuljahren  zurzeit 
keinerlei  Bestimmungen  getrotFen  hahen,  wurde  schon  erwühüt. 

Eine  Reihe  meist  kleinerer  Stiidte  ordnet  in  jedem  Schuljahr 
zwei  solche  Untersuchungen  aller  Kinder  an.  Es  sind:  Bottorp^ 
Dülken,  Elmshorn,  Giefsen,  Halberstadt,  Hameln,  Inster- 
bnrg,  Ohligs  und  Wald.  Halle,  das  nur  für  seine  Hilfsschule 
einen  Schularzt  angestellt  hat,  läfst  seine  Schwachbegabten  Kinder 
▼ierteljährlich  untersuohen.  —  Einmal  in  jedem  Soholjahre  k^^sen 
folgende  Städte  eine  allgemeine  Untersuchung  vornehmen:  Apolda, 
Bielefeld,  Borbeok,  Brandenburg,  Bischmisheim,  Britss» 
Chemnits,  Friedriohshagen,  Herford,  Lobberich,  Mains, 
Nienburg,  Pankow  und  Rybnik.  Einen  besonderen  Weg  bat 
Charlotten  bürg  eingeschlagen,  um  allmählich  zu  einer  jährlichen 
Unteisnohnng  aller  Schüler  zu  gelangen.  Es  hat  in  §  2  Anm.  1 
angeordnet:  „Im  ersten  Jahre  bleibt  die  Untersuchung  beaohrftnfct 
auf  die  in  die  7.  (unterste)  Klasse  aufgenommenen  Kinder;  demnttohst 
eind  die  in  die  7.  und  6.  Klaase  stattfindenden  Aufnahmen  unter- 
Buchnngspfliehtig;  im  dritten  Jahre  do.  für  7„  6.  und  5.  Klasse  u.  s.  f., 
bis  naoh  sieben  Jahren  in  der  gansen  Sohule  die  Unteisuehuug 
durobgefUhrt  ist.  Dadurch  tritt  auch  die  Heransiehung  der  Lehrer 
zur  Ausfilhrung  der  Untersuchungen  nur  allmählich  ein." 

Fär  eine  Beihe  Ton  Städten  war  auch  hierbei  das  Beispiel 
Wiesbadens  ma&gebend,  welches  eine  Wiederholung  der  allge- 
meinen Untersuchungen  im  S.,  5.,  und  8.  Schuljahre  ▼omehmen 
lälst  Bs  sind  dies  die  Gemeinden:  Braunschweig,  Cassel, 
Kolmar,  Kottbus,  Darmstadt  Stadt  (im  Landgebiet  wird  dies 
nicht  gefordert)  und  Offenbaeh.  Ifttlhausen  i.  Eis.  verfilgt  in 
g  3,  dab  die  genannte  Untersuchung  alle  awei  Jahre  wiederholt 
werden  soll,  also  im  5.,  5.  und  7.  Schuljahr. 

Eine  aweimalige  Wiederholung  im  Laufe  der  Schulseit  findet 
statt  in  Dtlren  (4.  und  5. Schuljahr),  Stolberg  (im 4. und 7. Schul- 
jähr)  and  in  Flensburg  (bei  Mädchen  im  3.,  bei  Knaben  im  4.  Schul- 
jahr, bei  beiden  im  lotsten  Schuljahr. 

Nur  dnmal  lassen  im  späteren  Schnlleben  untersuchen:  Zittau 
im  3.,  Hagen  im  4.,  Ebersbaoh  im  ö.  Schuljahr.  Diese  späteren 
Untersuchungen  werden  in  Wiesbaden  und  den  seinem  Beispiel 
folgenden  Städten  nach  folgender  Anweisung  Yollzogen  (§  2  der 
Wiesbadener  Ordnung): 

„Es  ist  hierbei  besonders  zu  beachten  und  m  dem  Gesundheits- 
schein  zu  bemerken,  ob  und  in  welcher  Weise  früher  bemerkte  Er- 


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knnkniigen  sich  geändert  haben.  Die  Gesamt-Konstitution 
und  deren  Aaderong  ist  in  jedem  Falle  anznge^m  Über  die8e 
Untersuchung  spftterer  Jahrgnnge  ist  je  ein  besonderer  Bericht  ans» 
soatelien  nnd  dem  ftltesteii  Sobnlanst  einzureichen." 

Dnter  den  Bpfttem  UnterBachungen  der  Kinder  nimmt  die  des 
letsten  Schuljahres  eine  besondere  Stellnog  ein,  da  auf  Grund 
denelben  im  Zusammenhalt  mit  den  flbrigen  Eiintnigungen  des  Gre- 
smidheitBfloheines  ein  Bat  fftr  die  Berufswahl  erteilt  werden  kann 
und  soll.    Diese  besonders  für  Ejoaben  flbeians  wichtige  und  nieht 
selten  Iftr  das  spfttere  Wohl  und  Wehe  entscheidende  Obliegenheit 
des  Schularztes  ist  ebenso  schwierig  wie  TerantwortnngsToU  und  setst 
beim  Ant  einige  Er&hmng  und  Kenntnis  des  Erwerbslebens  Toraus. 
Ei  ist  daher  au  begrfllsen,  dais  sich  eine  kleine  SpezialUteratur  heraus- 
subilden  beginni  welche  die  Berofsarten  mit  Rflcksicht  auf  die  körper- 
lichen und  g^esnndheitlichen  Ansprüche  sondert.^     Der  schulärztliche 
Rat  wird  nuturiich  nur  auf  Befragen  seitens  der  Angehungeu  beim 
Schulaustritt  des  Kindes  erteilt  und  wird  in  den  meisten  Fällen  in 
der  Beurteilung  der    dem  Arzte  gemachten  Vorschläge  bestehen. 
EieeTie  Vorschläge  zu  machen  wird  der  Schularzt  bei  irewissen  Ge- 
br(  i  heil  und  Kranklieitsnnlagen  veraiiluisL  sein,    der»  u  Eigenart  auf 
bestmimte   Berulsarten   hinweist.    Wie  fast  aui  uilen  Gebieten  des 
Schularztwesens,   so  hat   auch  hier  Wiesbaden  für  die  übrigen 
deutschen  Städte  die  AoregUDg  gegeben  durch  folgenden  Satz  in  §  2 
der  Dienstordnung  : 

„.  .  .  .  Es  ist  er  w  ü  nscht,  dafs  nach  Untersuchung  der  zur  Eni« 
lassung  kommenden  Schüler  des  8.  .Jahrganges  ein  abschliefseudes 
Urteil  über  die  G-esamtent wicklung  des  Kindes  während 
seiner  Sehulseit  in  seinen  Gesundheitsschein  eingetragen  werde« 
und  swar  unter  Berttcksichtigung  der  während  jener  Zeit 
stattgehabten  nennenswerten  Erkrankungen,  welche  Ton 
dem  Klaasenlehrer  au  notieren  sind." 

Obwohl  hier  von  einer  Raterteilung  bei  der  Berufswahl 
noch  nicht  gesprochen  wird,  so  ist  dooh  die  Grundlage  hierfür  mit  dem 
•beekliebenden  Urteil  über  den  KOrpersustand  des  Kindes  gegeben. 

Diese  Bestimmung  ist  in  mehrere  Dieostordnungen  übergegangen, 
<o  s.  6.  auch  in  die  jüngste  deiselben,  in  die  am  30.  Oktober  d.  J. 
genehmigte  Schularztordnung  Ton  Braunsehweig. 


*  Wegweiser  für  die  Berufewahl  von  Prof  Tu.  So^smi  ri  i  1 1>,  Edqab  Jaffb 
und  JoHAXjiKS  Saubr,  Hamburg  1902.    Agentur  dea  Kauhmi  Hauses. 


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Ausdrückliche  Anordnung  über  Berufswabl  ist  nur  in  wenigen 
Dienstanweisun c^pü  enthalten,  die  noch  genannt  werden  sollen.  Da 
aber  die  fortlaufende  Untersuchung  der  Schulkinder  während  des 
ganzen  Schullebena  zu  einer  solchen  Raterteilung  geradezu  dräSjgptt 
80  wurde  in  den  Fragebogen  auch  hierüber  Auskunft  eibeten. 

Von  vornherein  sind  die  Bedingungen  hierfür  überall  dort  ge- 
geben,  wo  im  letzten  Schuljahr  eiue  allgemeine  Untersuchung  aller 
Kinder  stattfindet.  In  dieser  Hinsiebt  kann  auf  das  oben  gegebene 
Verzeichnis  hingewiesen  werden,  auf  die  Gemeinden,  die  alljährlich 
untersuchen  lassen,  und  auf  jene»  die  dies  für  das  7.  oder  8.  Schul* 
jähr  fordern. 

Ausdrücklich  bejaht  wurde  die  Frage,  ob  Baterteiiang  für  die 
Berufswahl  erfolgt,  in  folgenden  StAdten: 

Chemnitz  („steht  im  Ermessen  des  Schularztes"),  Coburgs 
(„nur  bei  Blnaben"),  Kottbus,  Darmstadt,  Erfurt,  Frank- 
furt a.  M.,  Gera  („teilweise"),  St.  Johann  („in  einseinen  Fällen*^), 
Meiningen,  Offenbach,  Posen,  Quedlinburg,  Batibor, 
(^gelegentlich,  wenn  erforderlich"),  Sohle  ewig.  Dazu  kommen  noch 
folgende,  durch  besondere  Verfügungen  gekennzeichnete  Städte: 

In  Stettin  lautet  der  Schlulssatz  des  §  3  der  I>ienstordnnng: 
,»Den  abgehenden  Kindern  ist  anf  ihren  Wnnsdh  ArztUeher  Bat 
in  bezng  auf  die  Wahl  ihres  Berufes  su  erteilen.* 

In  Nürnberg  bestimmt  §  9  der  neuen  Dienstordnnng,  dab  dar 
Sobnlarst  die  Knaben  in  dem  letssten  Vierteljahre  wot  der  Ent- 
lassung aus  der  Werktagflschnle  anf  Wunsch  der  Eltern  einer 
genauen  üniersuehnng  an  unterstellen  hat,  nm  ihnen  auf 
Grund  derselben  beadglieh  der  Wahl  eines  Bernfes  geeignet« 
Batsohlftge  an  erteilen. 

Fürth  hat  dafttr  den  §  7: 

«Fflr  die  unter  „flrstlioher  Überwaehung"  stehenden  Kinder» 
welche  die  Volksschide  Tcrlassen,  soll  in  den  Gkenndheitsseliein 
ein  Gesamtnrteil  ttber  die  gesundheitliche  Entwicklung  eingetragen 
werden ;  gegebenenfalls  ist  durch  Vermittlung  der  Schnlbehitode  den 
Eltem  Bat  au  erteilen,  iOr  welche  Berufe  ein  Kind  nach  seiner 
kürperlicheo  EntwieUnng  sich  gar  nicht  oder  weniger  gut  eignet^ 

Nohen  den  groben  G^eralmnstemngen  aller  Schulkinder  geht 
die  stflndige  Überwachung  derselben  in  der  Sprechstunde  einher,  die 
in  den  meisten  Städten  im  Schulbaus  abgehalten  werden  mub  und  be- 
sonders die  als  kränklich  erkannten  und  anf  dem  Ghanndheitsseheui  mit 
dem  Vermerk :  fpÄrstliche  Kontrolle"  gekennzeichneten  benicksiohtigt. 


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In  der  vorwiesbadener  Zeit  diente  der  Besach  des  Schularztes 
im  Scbalgebäiide  vorwiegend  der  Aufsicht  über  ReiiilicLkeit,  Lüftung, 
fleizuDg,  Iciirz,  der  Hygiene  der  Sohnliftame,  und  die  Kinder  fanden 
dabei  nur  nebenher  Beachtung,  wenn  etwas  AvffiftUiges  an  einem 
Ton  ihnen  bemerkt  wurde.  Dnroh  das  sinnceiohe  System  der  Üb«^ 
waehongssohfller  erlangte  der  äntliohe  Beeuoh  im  Sohnlhans  eine 
erhöhte  Bedeutung,  und  die  Hygiene  des  Kindes  erhielt  auoh  hier 
ihren  Pinta  ebenbfbrtig  neben  der  des  Sohulgebfludes. 

Die  Wiesbadener  Ordnung  gibt  in  ihrem  §  3  fttr  diese  Sprech- 
stunde eine  klare  und  genaue  Anweisung,  die  Ton  einer  greisen 
Beihe  von  Städten  teils  wörtliöh,  teils  in  ihren  wesentliohen  Be- 
stimmungen angenommen  worden  ist.  Sie  lautet  mit  einigen  uner- 
hebliehen  Klirsungen: 

,Alle  14  Tage  hftlt  der  Schularzt  an  ebem  mit  dem  Sohul- 
leiter  ve  rabredeten  Tage  in  der  Schule  Sprechstunde  ab.  Hierzu 
ist  dem  Arzt  ein  eigenes  Zimmer  zur  Verfügung  zu  stellen.  .  .  .  Die 
erste  Hälfte  der  Sprechs  tun  do  dient  zu  einem  je  10-  lö  AIi- 
nuten  dauernden  Besuche  von  2  bis  b  Klassen  während  des 
U  nteri  c  ht  s. 

Jede  Klasse  soll,  wenn  möglich,  zweimal  während 
eines  H a  1  h j  ji  Ii  r»^ s  besucht  werden.  Dabei  werden  Bftmtlicbe 
Kinder  Piner  Äuisereu  Revision  unterzogen;  bei  besonderen,  zu  so- 
f  irti^rei  l^esprechung  geeigneten  Beobachtungen  wird  vom  Lehrer 
Auskuntt  gefordert  und  ilim  solche  auf  Verlangen  erteilt. 
En^cheinen  hierbei  einzelne  Kinder  einer  genaueren  Untersuchung 
bedürftig,  so  ist  diese  nachher  in  dem  ftrztliohen  Sprechzimmer  vor- 
mnebmen. 

Gleichzeitig  dienen  diese  Besuche  auch  zur  Revision  der 
Schal  loka  Ii  täten  und  deren  Einrichtung,  sowie  zur  Kontrolle  über 
Ventüation,  Heizung,  körperlicbe  Haltung  der  Schulkinder  etc.  Aus 
pidagogisohen  Rücksichten  wird  Tom  Arxte  erwartet»  dals  er  hierbei 
jedes  Blolssteilen  eines  Lehrers  vor  seiner  Klasse  in  taktvoller 
Weise  vermeidet. 

...  In  der  sweiten  Hälfte  der  Sprechstunde  sind  etwa  erfor- 
derliehe genauere  Untersuchungen  vorsunehmen. 

Auoh  sind  hierbei  Kinder  ans  anderen,  an  dem  Tage 
sieht  besuchten  Klassen  dem  Arzte  zuzuführen,  letztere  je- 
4oeh  nur  in  wirklich  dringenden  Fftllen,  hesondera  hei 
Viaidscht  auf  ansteckende  ESrkrankungen. 

Die  Gesundheitsscheine    sftmtlieher    zur  Untersuchung 

Ow  8«h«tank  tL  8 


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kommenden  Kinder  sind  vom  Lelirer  dem  Arzte  vorzulegen. 
Der  Lelirer  hat,  wenn  irgend  angängig,  bei  dar  ärztUoken  ünter- 
Buchung  zugegen  zu  sein. 

Ftlr  Benachriohtignng  der  übrigen  Klassen  nnd  Zuführung 
der  betreffenden  Kiadw  m  sorgen  ist  Sache  des  Schulleiters. 
(Laufzettel,  der  tags  zuvor  zirkuliert,  auf  dem  die  Lehrer  bemerkeiit 
ob  nnd  wie  riele  Kinder  ärztliche  Untersuchung  bedürfen). 

Ersdieint  ärztliche  Behandlung  notwendig,  so  sind  die  Elter a 
hiervon  zn  benachrichtigen.  Denselben  bleibt  die  Wahl  des  Arztes 
überlassen,  doch  dürfte  sieh  der  Hinweis  auf  erforderliche  spOEia- 
listische  Behandlung  in  geeigneten  Fällen  empfehlen.  Bei 
älteren  Kindern  kann  dies  mflndlioh  gesehehen.  Bei  Erfolg- 
losigkeit einer  solchen  Mahnung,  sowie  bei  jüngeren  Kindern  sind 
die  gedrnokteu  Mitteilungen  ansznfüillen.  Es  hat  dies  jedoch  nur  bei 
ernsten,  wichtigen  Erkranknngoi  zn  gesohehen«  wo  das  Interesse 
des  Kindes  oder  der  Sehnle  ein  enetgisohes  Voigeben  erfordert. 
Bei  Ansf&Unng  der  betreffenden  Fonnnlaie  ist  jede  Härte,  Sohroff- 
hett  des  Ausdrucks  zn  vermeiden." 

Diese  Bestimmiuig  der  Wiesbadener  Ordnung  ist  TOn  Ein« 
floJs  gewesen  auf  folgende  Städte: 

Aachen»  Apolda,  Benneckenstein,  Bonn,  Braun- 
scbweig,  Britz,  Cassel,  Charlottenburg,  Chemnitz, 
Darmstadt  (Stadt),  Dflren,  Erfurt,  Falkenstein,  Flensburg, 
Forst,  Friedenau,  Fürth,  Grofsliehterfelde,  Hameln» 
Ilmenau,  Insterburg,  Königsberg,  Kottbus,  Königs- 
hfltte,  Liebtenberg,  Magdeburg,  Mülhausen,  Posen, 
Quedlinburg,  Reiniekendorf,  Steglitz,  St.  Johann,  Stol- 
berg, Trier,  Weimar,  Zeitz. 

Aus  den  Dienstordnungen  ist  nioht  immer  ni  eisehen,  wie  oft 
im  Jahr  jede  Klasse  bssneht  werden  mulk.  Meist  ist  nur  der 
Turnus  für  die  im  Scbulbaus  abzubaltende  Sprechstunde  an- 
gegeben, mit  dem  Hinzufügen,  wie  viele  Klassen  in  jeder  Sprech- 
stunde  bmcbt  werden  sollen,  In  den  Städten,  welche  sich  eng  an 
die  Wiesbadener  Vorschrift  halten  und  die  dort  angegeben© 
Zweiteilung  in  den  Besuch  einzelner  Klassen  und  die  eigentliche, 
allen  Schülern  des  ganzen  Scbulhauses  zugangliche  Sprechstunde  durch- 
führen, findet  die  Sprechstunde  alle  14  Tage  bis  3  Wochen  statt. 

Andere  Städte  fordern  nur  alle  Viertel-  oder  Halbjahre  einen 
Besuch,  wobei  dann  eine  eigentliche  Sprechstunde  überhaupt  fort- 
/.u fallen  pflegt,  und  uur  ein  kursorischer  Besuch  der  Ellassen  statt- 


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67 


19 


findet.  In  vielen  f'ftUen  ist  es  dem  Sohnlant  fiberlaasen,  wie  er 
die  Beanehe  einrioktet,  und  nur  eine  UindeBtiahl  der  Beraonen 
einer  Jeden  Klasae  im  Jahre  ist  Voraehriflk, 

Uber  die  hierbei  stattfindende  Bevision  des  SohuIgebftTides  mit 
Zubehör  wird  gesondert  beriehtet  werden»  snn&ohst  soll  nur  yon  der 
mit  diesen  Besnohen  Terbnndenen  gesondheitliehen  Übenraehnng 
der  Kinder  die  Bede  sein.  Im  einseinen  henracben  wohl  anf  keinem 
Gebiete  des  Sohulwesens  grOfsere  Abweiohnngen  in  den  einzelnen 
Stftdten,  als  anf  dem  des  Sprecbstondtinbetriebes.  Nur  das  wesent» 
liebste  soll  in  nai&folgendem  erwftbnt  werden. 

Unverkennbar  werden  eine  Beibe  von  einschränkenden  Bestim- 
mungen von  der  Sorge  diktiert,  es  könne  diese  enge  Berührung 
zwiscben  Lehrer  und  Schularzt  zu  unliebsamen  Reibungen  führen. 
kSo  ist  in  F  ulke  Übte  lu  uud  Fraiikfurt  a.  M.  der  Besnch  der 
CnterrichtsrÄume  seitens  des  Schularztes  während  des  Unterrichts 
an  die  Erlaubnis  des  Rektors  gebunden.  Da.s  gleiche  gilt  von 
Leipzig,  allerdintjs  mit  dem  Beifüu'-fMi,  dafs  der  Rektor  den  Zutritt 
nur  aii^  bt-somlei  en  (Gründen  verweigern  darf.  Auffallend  ist  in 
die>er  Dienstorüuuug  die  knappe  Form,  mit  der  die  Überwachung 
der  Knntrollschüler  besprochen  wird  ;  der  Schularzt  hat  sie  „auch 
ieruer  im  Auge  zu  behalten,  die.se  Tätigkeit  ist  auf  die  Schulräume 
beschränkt."  Das  ist  alles,  was  man  als  Anordnung  einer  ärztlichen 
Sprechstunde  deuten  kann.  Berlin  äulsert  sich  in  seiner  neuen 
Dienstordnung  in  §  7b  kars;,  aber  doch  im  Wiesbadener  Sinne. 
Überwaohongsscheine,  d.  h.  Gesundheitsbogen,  werden  in  Berlin, 
wie  sebon  erwähnt,  nur  fOr  die  ärztlicher  Kontrolle  bedürftigen 
Kinder  ausgestellt.    Das  Gleiche  gilt  für  Posen  und  Trier. 

Mülhausen  hat  in  §  4  folgende  Bestimmungen:  Zweck  des 
alle  4  Wochen  stattfindenden  Klassenbesnehee  ,»ist  die  Beobachtung 
der  Kinder  und  der  Lehraimmer  mit  ihren  Einrichtiingen  während 
des  Ünterriohts,  der  wftbrend  der  Anwesenheit  des 
Arstes  in  der  Klasse  nicht  nnterbroehen  werden  dsrf,  .  . 
Während  des  Anfenthalts  des  Arstes  in  der  Klasse 
findet  weder  eine  Untersnehnng  von  Kindern,  noch  ein 
Befragen  derselben  oder  des  Lehrers  statt.  Anskflnlte 
jeglicher  Art,  Besprechungen  swisohen  Lehrerpersonal  und  Arst» 
sowie  Vorschlage  des  letsteren  sind  der  Sprechstunde  yorbebalten.* 

Eine  gans  ihnliohe  Bestimmung  besitst  die  Dimtordnung  yon 
Eolmar. 

Insterburg  hat  in  §  2  das  gleiche  Ziel  im  Auge:  »Etwa 

2* 


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20 


68 


entdeckte  Uflngel  sind,  soweit  sie  von  der  Sclmle  selbst  beseitigt 
werden  können,  jedoch  nieht  in  Gegenwart  der  Schulkinder, 
snr  Spnohe  sn  hringen;  ebenso  Königsberg  in  §  3.  In  Aachen 
wnrde  dnroh  Verfügung  der  kgl.  Regiening  vom  20.  April  1901 
der  Sehnlarztordnnng  folgendes  beigeffigt:  „Die  .  •  .  vorgesehene 
Besichtigung  der  Schnliflnme,  sowie  gelegentliche  Sohulbesuehe 
werden  sweekmlüsig  anCserhalb  der  Unterrichtszeit  vorgenommeD.» 

Die  dem  Klassenhesnch  folgende  Untersnchnng  einselner  Kinder 
in  einem  gesonderten  Zimmer  hat  sich  nicht  allein  auf  die  Über- 
wachungsschüler  zu  entreoken,  sondern  anf  alle  andern,  fttr  deren 
Untersuchung  nach  Ansicht  des  Lehrers  oder  Sehnlarstea  ein  be- 
sonderer  Grund  vorliegt.  In  Oöln  ist  auch  der  wahrscheinlich 
niclit  allzu  hiinfi^'H  Fall  ins  Auge  gefafst,  dafs  ein  Kind  sich  frei- 
willig zur  Untersuctiung  durch  den  Schularzt  meldet  Dafs  die 
Mitteilung  an  die  Elteru  über  erforderliche  llrztliehe  Behandlung 
mit  aller  ScUonuug  erfolgen  soll,  wird  in  manchen  Dienstordnungen 
ausdrücklich  hervori^elioben.  Andrerseits  <rAit  nmn  an  einzelnen 
Orten  auch  mit  Nachdruck  vor,  um  die  Eltern  zu  veranlassen, 
diesen  Rat  auch  wirklich  zu  befolgen.  So  lautet  z.  B.  §  ö  der 
Dienstordnung  in  Hagen. 

„§  5.  Die  Schulärzte  haben  sich  durch  nochmaligen  Resuch 
nach  etwa  14  Tagen  zu  überzeugten,  dafs  die  Anordnuntron,  welche 
sie  bezüglich  erforderlicher  ärztlicher  Behandlun^^  getroüeu  haben, 
befolgt  werden.  Falls  dies  nicht  geschieht,  ein  Eingreifen  aber  im 
Interesse  des  Kindes  oder  der  Schule  dringend  geboten  ist,  so  ist 
dem  ersten  Bürgermeister  zur  weiteren  Veranlassung  Kenntnis  zu 
geben.  Auch  ist  besondere  Pflegebedürftigkeit  einselner  Kinder, 
sofern  die  Eltern  nicht  Abhilfe  sehaffen  k<lnnen  oder  wollen,  zur 
Anxeige  su  bringen.** 

Dabei  ist  allerdings  nicht  einsnsehen,  welche  Zwangsmafsre^eln 
dem  Bllrgermeister  für  die  Durchführung  des  schulärztlichen  Kates 
zur  VerfUgung  stehen  konnten.  Das  Qesets  gibt  keine  an  die 
Hand.  Weniger  drohend,  aber  erreichbaren  Zielen  anstrebend,  ist 
die  Bestimmung  in  §  7  der  Dienstordnung  von  Trier: 

„Fttr  Kinder,  deren  Sltem  Armennnterstatsung  erhalten,  sind 
wegen  der  flrstUehen  Behandlung  durch  den  Schulant  Antiflge  bei 
der  Armendeputation  au  stelten.** 

Hierbei  zeigt  es  sich  wieder,  wie  sweckmftlsig  es  wäre,  wenn 
das  Amt  des  Schnlarates,  wo  es  sich  einrichten  kfet,  Tom  Armen- 
arzt des  Distrikts  bekleidet  würde. 


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69 


21 


MühlhauBeil  sagt  in  §  6:  »Wenn  trotz  wiederholter  Er* 
mahnnBgen  eine  ärztliche  Behandlung  des  Kii^des  unterbleibt,  so  ist 
beim  Bfirgermeieter  Behandlong  des  Kindee  im  stttdtieoben  Kranken- 
buse  zu  beantragen." 

Neben  den  Spreobstanden  im  Schuibause  ist  an  manchen 
Orlen  die  Möglichkeit  geboten,  Schnlkinder  dem  Atxt  in  seine 
PriTatspreobstnnde  an  schicken;  als  solche  sind  zu  nennen:  Brom- 
berg,  Crefeld,  Dortmund,  Elmshorn,  Essen,  Flensburg, 
Insterbnrg,  Königsberg,  llülheim  a.  d.  Ruhr,  Nürnberg, 
Seböneberg  und  Stolberg. 

Erwähnenswert  ist  endlich  die  Verpflichtung  des  Sohnlarztes, 
bei  DnglOcksfiÜlen  die  erste  Hilfe  zn  leisten.  Dies  wird  gefordert 
io  den  Dienstordnungen  yon:  Aachen,  Berlin  („in  dringenden 
Fällen"),  Dresden,  Falkeostein,  Frankfurt  a.  O.,  Gera, 
Görlitz,  Grunewald,  Leipzig,  Mainz  und  Stettin. 

Man  konnte  diese  Verpflichtung  wohl  uU  selbstverständlich 
betrachten,  wenn  nicht  ein  Fall,  der  vor  kurzem  die  allgemeine 
Aufmerk.'^amkeit  auf  sich  lenkte,  bewiesen  biltte,  dafs  die  ausdrückliche 
Erwähnung  in  der  Dienstordnung  doch  erforderlich  ist. 

(Fortsetzang  folgt.) 


ftUinect  iUitttiiungeii. 


Ikr  in  Jena  entbrannte  Kampf  nm  den  Scbnlarzt  findet  in  der 

Fresse  leMiaftc  Resprechnng.  In  dem  Orfsstatut  für  Refjelunpr  des  Sclml- 
wztwesens  in  Jena  waren  u.  a.  Strafen  gepen  Poltern  festgesetzt,  welche 
sich  den  schnlärztliclien  Anorduungen  nicht  ftipen  wollten.  Das  Cirofs- 
benoglich  weimarische  Kultusministerium  versagte  hierzu  seine  Genehmigung 
mit  der  BegrOndoog,  der  persönlteben  Gesondbeitspflege  der  Schalkinder  sei 
in  do"  Afolksgesetzgebinig  keine  Erwflhniing  getan,  daher  sei  die  Errichtnog 
eines  Ortsgesetzes,  durch  welches  Eltern  anter  Bestimmnug  einer 
Polizeistrafe  verpflichtet  werden  sollen,  ihre  Kinder  durch  Scholftrzte 
Batersuchen  zu  lassen,  auspesr-Mossen. 

Der  Bescheid  der  RegiuruDi?  ist  bedauerlich.  Nach  Zeitungsberichten 
hat  eine  hervorragende  hygienische  Autorität  darauf  geantwortet:  nach  An- 
■cbaaimg  der  Regierung  existierten  die  Kinder  nur  als  GefSlse,  in  die 
BUH  möglichst  Tiel  Wissenastoff  hineintricfaterD  mflsse,  nicbt  aber  als  Körper, 
die  der  gesnndbeitlicben  FOrsorge  bedürften;  in  dem  Schalgesetz  sei  dem- 
nach für  Gesundheitspflege  kein  Raum.  Man  möge  nach  Sachsen-Meiningen 
bücken,  wo  die  Schulärzte  staatlich  fflr  alle  Schulen  des  Landes  angestellt 
Kien.  Der  Schulvor?tand  beschlols,  OhcrlirnT'-f  ritioister  Singeu  solle  bei 
der  Regierung  beantragen,  dais  in  die  Voiksschuigesetzgebung  Bestimmungen 


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22 


70 


ntifL^f^nommcn  werden,  die  den  OemeüideD  das  Bechi  gebeo,  derartige  Orts* 
Statute  zu  schaffeo. 

Dem  Jahresbericht  öber  schuljirzt  liehen  Überwachnii|s^dienst 
an  deu  Volksschiüen  zu  Breslau  für  das  Schuljahr  1902,  crätattet 
von  Stadtant  Dr.  Obbbeokb,  entnehmen  wir  folgendes: 

0le  Beziehnngen  zwischen  Ärzten  und  Lehrern  gaben  keinen  Anlafe 
zur  Beschwerde,  und  auch  mit  den  £lteni  machte  man  angenehme  Er- 
fobrongen.  97,7%  der  an  die  Eltern  gerichteten  Fragebogen  ftir  Lern- 
anftnger  wurden  i,'nt  boaiitwortet.  Auf  Gmnd  der  iu  den  ersten  WocVien 
des  Schulbesuchs  angestelltrn  l'rüfnn'j  der  Schulreife  muTsteo  2,7%  der 
Kinder  anf  ein  Jahr  ziirück^a-stellt  werden. 

Bei  der  Ansu  alil  der  Cberwachungsschüler  ist  eine  nene  und  wichtige 
Einrichtung  getroffen  worden,  indem  man  sie  in  zwei  Gruppen  teilte,  in 
solche,  welche  wegen  eines  unheilbaren  Gebrechens  dauernde  Berflcksicbtigung 
befan  Unterricht  finden  mttssen  («ScbnlinTaUdai**),  nnd  in  hdlbare  Kranke 
mit  labilem  gesundheitlichen  Gleichgewicht.  Erstere  werden  nur  in  einer 
Klassenliste  behufs  Berücksichtigung  beim  Unterricht  übersichtlich  zusammen- 
gestellt, nehmen  aber  nicht  an  der  alle  zwei  Monate  stattfindenden  Be- 
sichtigung der  eigentlichen  Überwaehungsschüler  teil,  so  dafs  eine  Ent- 
lastnnf;  des  Schularztes  stattfindet.'  Die  Sehuhlrzte  haben  alle  zwei  Mo- 
nate einen  Bericht  an  den  Stadtarzt  zu  liefern,  so  dafs  dieser  für  die 
Beratungen  der  SchnldepBtation,  denen  er  als  Mitglied  betwohnt»  stets  ge- 
nügend nnterrlchtet  ist 

Jede  Neuauflage  eines  Schnlbnches  mnls  der  Sdraldepntatioii  befaofo 
Begntachtung  des  Druckes  vorgelegt  werden. 

Das  hygienische  Institut  der  Universität  nimmt  Prüfunpen  des  Tages- 
lichteinfalles in  den  Schulen  vor;  schlecht  belirlstptn  Plätze  werden  aus- 
geschaltet nnd  die  Zaid  der  Schüler  dieser  Klassen  entsjirecliend  vermiudert. 

Die  Stadt  verwendet  lOüO  Mark  für  Erteilung  vou  Massensch wimm- 
nnterricht  an  Schülern,  nach  einer  Methode  des  Breskuer  Turnlelirers 
Bbobig,  die  es  möglich  madit,  80  Schüler  zugleich  an  einem  Apparat  im 
Schwknmen  erfolgreich  za  nnterrichten. 

So  enthält  der  Bericht  anf  \vmigen  Seiten  viel  Bemerkenswertes  nnd 
Gutes.  Ans  den  anschließenden  Tabellen  seien  folgende  Aoszttge  mit- 
geteilt. 


L  Lernanfänger 


Knaben  |  Mädchen 


Zahl  der  Untersuchten  

Davon  normal  (in  Prozenten):  

XSrperbstt,  anormal  

Konstitution,  anonnal  

SehTennfigen  und  chronitohe  Augenkrankheiten,  anormal 
flönrermSgen  und  ohroniiohe  Ohwmkrankheiten,  anormal 
Mund,  Rachen  und  Nasenhöhle  


4031 
37,4 
7.4 
17.8 
9,8 
2,8 


6,6 
19,8 
9,8 

3,3 
^,4 


3646 
41,9 


*  Teigl.  Samosch,  Prinzipien  bei  der  Auswahl  der 
SdMemtt,  Nr.  4  n.  6. 


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71 


23 


L  Lernftiifänger 


Sprache,  anormal  

Hautkraakbeiten  nod  Parasiten,  anormal  

Brust  und  Baach,  anormal  

biwieklongsfehler  (Brudi  vm.),  anormal  

K«rv«u7at«m,  snormal«  

KlifttaiiatMid,  gat  

»  iDittol  

schlecht   

Geütige  Beschaffenheit,  normal  

«  f,  sarückgeblieben  

„  „         angeborener  Defekt  

II.  Überwuchungsschüler. 
a)  Kmoh  Indiyidnaii. 

OeMuntsahl  der  Kinder:  25430  Knaben,  24828  Middhen 

Davon  fib  er  wacht:  1546       „        1891  „ 

In  Prozenten:  6%    „  7,6 , 

b)  Nach  Symptomeneruppen 
(»biolato  Zahlen). 


Knaben 

Uädchen 

57 

8.5 

v*a' 

S  ß 

6  1 

ß  7 

60 

a/|V 

99 

09 

Ol4 

45,ß 

45,2 

48,1 

47,9 

r.,3 

7,1 

94,1 

96,7 

6,8 

4,2 

0,02 

0,05 

Adenoide  Yefetationen 


Asthma,  bronchiales  

Aogenkranklieiten  (entsöndliche) : 

Bind'  Haut  


202 
666 
S 

154 


Hornhaut   160 


Idd  

Trachom 


79 
1 
5 

8 


Btaienbeiehwerden  (eskl.  Bett- 
nassen)  

Chorea  minor   99 

Drüsenanscbwellungeu  (unter  der 
iolseren  Haut)   247 

^ilejMÜe   25 

OdMiga  Sohwiohe   190 

Qvienherknnlrangen : 

eotzflndliehe   4 

FolgeKOstandeCAnkyloseusw.)  16 

Hörrermöpfen  (herabgesetztes)...  365 

Bgf(p;elenksverrenkang  (angebo- 
rene)   7 

Hautkrankheiten  (chronische)  . . .  277 

Htttpeneiten: 

Kopflänw   91 

Kzitae   6 


219 

18 

497 
8 


Haaensohaite  mid  WoUkraehen. .  5 
Herzfehler  (otfamaeher)   61 

Hysterie   8 

Katarrh   der   oberen  Luftwege 

(chronischer')  » ,  

Knochenerkrankungen: 

entsündliohe  

Fotgeinitibide  lYerMnuniui» 

gm  niw.  

Kropf  

Lähmungen   16 

Leistenbraoh   54 

Lungenspitzenkatarrh   115 

Lungentuberkulose  (diffuse)   16 

Hagendarmkat&rrh  (chronischer)  1 

Nabelbraoh   Sl 

Nyetagmoe   6 

Ohrenflab  

Ozaena  

Bachitia  

Schielen  

Schiefhals  (muskulär)  

Schreibkrampf  

SehTermögen  (herabgesetztes)... 

Sorophnlona  uni?eiia1ii   190 

Stottern,  Stammeln   141 

Summa  —  6182 


I « •  * .  •  • 


9 

66 
233 
9 
3 
881 


24 


72 


Bi  riclit  über  die  Tätigkeit  der  Scliulärzle  in  Chemnitz,  ersuttet 
vom  ersten  Schularzt  Herrn  Dr.  med.  Alicke,  omfafst  das  erste  und  zweite 
Arbeitäjahr  der  Schnlftrzte  in  CbemnibE,  und  iwar  die  Scbi4jabre  1901/02 
ood  1902/03.  Im  ersten  Jabr  werden  anlier  Lemanfängem  ancb  alle 
alteren  Kinder  nntersncht  Die  gefundenen  Krkrankungsformen  sind,  naeh 
Prozenten  der  nntersncbten  Kinder  berechnet,  folgende: 


Lernanfinger 

Hilfs- 

L'  1  ^  U  U  f  *  Tl 

rv  itiSAC  LI 

Scli  liler- 

.Tahrfjtin^'' 
1;H)1  02 

1  ... 

T  :i  Ii  Tl/h  t\  i> 

^  Ji)01,  ()2 

1      M  T"  £ f  II  Tl  (T 
[|  1 1  1       tl  1 J 

1 901. 02 

Abaolule  Zahl  tler 
üiitersucliUjQ 

Knaben 

1  2277 

2375 

112 

18268 

II  äd  dien 

1  8290 

2460 

115 

141S7 

27;ki& 

tiumma 

1  4567 

482Ö 

227 

Aligemaiue 
KÖrperbeachaffeziheit 

|gnt  

813 

25,4 

7.9_ 

16,8 

mittel  .  .  . 

&^  1 

69,1 

83,7 

73.8 

BCbieoht . 

6.1 

5.6 

9,9 

5.2 

6,1 

2,2 

11,8 

3^ 

4.0 

2,8 

8,4 

1 

3.2 

5,8     '  2,f; 

1  18,0 

lü,& 

27,8 

Anomalien  an   

IM 

10,6 

7,0 

j  lö»5 

4,2 

9.1 

3,y 

Augeu  l  

8.8 

8,8 

7.0 

10.2 

? 

Übreaerkraakougen  u.  üörminderaag. 

a,u 

21.Ü 

4.4 

Wucherungen  im  Naaenracbenrattm 

12,7 

Ii?,«; 

29.0 

14,7 

1.9 

? 

6.0 

14,2 

Anämie,  Chlorose,  äkropbaloae  ..... 

IU,2 

11.6 

16,4 

14,2 

1.1 

IJ 

9J 

0,8 

12,0    1  12,1 

47,5 

46 

Digitizecl  by  C».  ■ 


73 


25 


Dazn  wird  im  Bericht  bpmfikt:  Die  Longenkrankheiten  bilden  zum 
gröfstcn  Teilf»  f^infache  oder  subacute  Luftröhrenkatarrhe,  der  Anteil  an 
Lungeutuberkulose  ist  verschwindend  klein.  Die  Spalte  „HcrzaiKiinalien'* 
nmtafst  aUe  Stüruugen  der  Herziuoktion,  davon  «kommt  nur  etwa  der  sechste 
Teil  auf  ausgeprägte  Klappenfehler,  üörst^ningen  werden  als  häutiger 
irorbanden  Teirnntet,  da  manches  anr  zeitweise  Y<»inmdeite  Gehdr  bei  ein- 
nafiger  üntersnchong  als  normal  gelten  kann.  Die  Zahl  der  zur  ärztlichen 
Überwachung  bestimmten  Kinder  stieg  bei  den  Lernanfängern  in  manchen 
Schalen  bis  auf  33  —  Ekelerregenden  oder  ansteckenden  Hautkranken 
mir.le  der  Sohnlbesnch  nntersaprt,  nach  gemessener  Frist  wurde  zwangs- 
weise Behantllnn?,  in  einzelnen  Fällen  Krankenhansbehandlung  verftipt. 

Znr  Bekiiniiifiin^'  der  Infektionskrankheiten  waren  eine  grofse  Au7abl 
von  Haas-  und  Klassenbesuchen  erlorderlich.  Sehliefslich  wird  das  Ue- 
danem  ausgesprochen,  dais  die  Benatzung  des  SchoIbranBebades  nieht  im 
Terhiltnis  atand  an  der  grofsen  Wohltat,  welche  diese  Einrichtong  für  die 
Kinder  darstellt. 


Ditnflorbnun^en  für  «ädjuiär^te. 


IKclirtordiiuig  für  die  Sehilinte  an  des  ßfirgttnchilen 

BU  BnuiBBcliwelg« 

TMe  Schulärzte  werden  vom  Schnlvorstande  im  Einverstantirussc  mit 
dem  biadLmagistrate  nach  Auiioruiig  des  Stadtar/.tcs  zur  Mitwirkung  bei 
Haadhabnng  der  Schulgesundheitspfiege  angenommen.  Dieselben  haben  in 
den  ihnen  vom  Stadtarzte  angewiesenen  Scholen  den  Gesnndheitsznstand 
der  Schulkinder  nach  Halsgabe  der  nadiatehenden  Yoraehriften  za  flber- 
waehen: 

§  1 .  Der  Schularzt  hat  die  neu  eintretenden  Schulkinder  im  Schul- 
gcliaude  unter  Beisein  des  Schnlinspektors  und  des  Klassenlehrers  bezw. 
der  Klassenlehrerin 

1.  in  den  ersten  acht  Tagen  des  Schuljahres  einer  äufseren  Besichtigung 
behufs  Ermittlung  von  fibertragbaren  Krankheiten  und  Ungeziefer 
m  nnterziehen; 

2.  in  den  ersten  4 — 6  Schnlwochen  anf  Ihre  KOrperbeschaifenheit  nnd 
ihren  Gesnndheitsznstand  genau  zu  untersuchen,  um  festzostellen,  ob 

dieselben  enif  r  danemden  ärztlichen  Überwachung  oder  besonderen 
Berücksichtigung  beim  Unterrichte  (z.  B.  Ausschliefsnnp:  vom  Unter- 
ricbt  in  einzelnen  Fächern,  wie  Turnen  und  Gesang,  oder  Beschränkung 
in  der  Teilnahiue  am  Unterricht,  Anweisung  eines  besonderen  Sitz- 
platzes wegen  Gesichts-  oder  Gehörfehler  usw.)  bedürfen. 
'Wird  ein  Irztliehes  Zeugnis  ab«r  die  KOiperbeschaffanheit  nnd  den 
tamdbeitszuatand  des  Kindes  beigebracht,  so  kann  die  schnlftrztliche 


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Untersuchung  auf  Antrag  der  Eltern  oder  deren  Stellvertreter  unterbleiben. 
Vordrucke  fttr  ärzüicbe  Zeugnisse  (Formular  1]  werden  von  den  Schul- 
dienem  naenl^eltlicli  verabfolgt. 

§  2.  Ober  jedes  vntarsadite  Kind  ist  da  „OesnndhettsscheiB'*  so 
führen,  der  ein  Bestandteil  der  das  Kind  während  seiner  ^ozea  Scholseit 
begleitenden  Personalakte  bildet  (Formular  2). 

Erscheint  das  Kind  einer  ständigen  ärztlichen  ^^»orwachung  bedflrftig, 
so  ist  dnrcli  den  Schulinspoktor  auf  Anordnnng  des  Soliolarztes  der  Ver- 
merkt Ar/tliche  Überwachung"  auf  der  ersten  Seite  der  Personalakte  obeu 
rechts  zu  machen.  Bei  der  ersten  Uotersuchung  hat  der  Schularzt  die 
Spalte  des  Oesandbeitsscbeines  „Allgemeine  körperliche  Beschaffenbeit''  ans- 
aafUlen,  und  zwar  naeh  den  Gattangen  »gnt,  mittel,  scUecht*.  Das  Weit 
«gut''  ist  nnr  bei  vollkommen  tadellosem  Gesundheitsznstande,  „scbledit* 
nur  bei  ausgesprochenen  Krankheitsanlagen  oder  langsam  verlaufenden  Er- 
krankungen zu  schreibf^n  Die  anderen  Spalten  des  Gesundheitsscheine? 
werden  ^uur  dann  ausgeiullt,  wenn  irgend  etwas  Ungewöhnliches  za  ver- 
zeichnen ist.    Hierbei  bleibt  zu  beacliteo: 

1.  „Die  allgemeine  geistige  Beschaffenheit"  wird  nach  der  Unterseheiduog 
„regelrecht,  zurückgeblieben,  feblerbaft*'  bezeichnet  Als  «fehlerliaft' 
sind  di^ienigen  Kinder  zn  bezeichnen,  deren  geistige  Minderwertig- 
keit sie  zum  Besuche  einer  Schnle  nnfilbig  macht,  nnd  als  „znrftck- 
geblieben"  diejenigen,  deren  geistiger  Zustand  auf  den  Unterricht  in 
der  Tlilfsscliulc  hinweist,  weil  sie  /wnr  unterriditsfäliiR  sind,  jedoch 
an  dem  Unterricht  in  der  unteren  Bürgerschule  nicht  mit  Eriolg 
teilnehmen  können. 

2.  „Das  Sehvermögen"  ist  zu  unterscheiden  als  „regelrecht",  Sehschärfe 
S=sl,  als  „mittel"  bei  einer  Sehschärfe  bis  zu  Vx,  und  als  „un- 
genügend** bei  einer  Sehschärfe  unter  Vt>  Aniser  der  Sehachflrfe 
ist  auch  der  BrecbangBostand:  regelrecht,  kurz-  oder  weitsichtig, 
und  der  Grad  der  Brechungsabweichnng  festzustellen. 

3.  Bei  dem  „Hörvermögen"  bezeichnet  „gut",  wenn  Flüstersprache 
über  die  ganze  Länge  des  Schnl/immers,  ,,schwach",  wenn  dieselbe 
bis  zur  Mitte,  „schwerhörig'',  wenn  sie  nur  in  nächster  Nähe  ver- 
standen wird. 

4.  Die  M^ähne"  sind  als  „schlecht"  bei  mehr  als  zwei  kranken,  als 
«schadhaft**  bis  zn  zwei  kranken,  als  „gut"  bei  gesunden  Zlhaen 
zujbezeichnen. 

Ö.  Bei  Untersuchung  der  „Mund-  und  Nasenhöhle,  Sprache"  sind  ganz 
besonders  zu  bezeichnen:  Geschwüre  des  Mundes,  greise  Mandehi 
und  adenoide  Wuchcmngcn. 

6.  Die  Untersnchun^en  auf  „Ilautkrankboitpu.  Parasiten,  Brustwerkzeuge 
und  sonstitrcs"  scliliefsen  sich  am  zuLckmafsigsten  sogleich  an  die 
Früt'uDg  der  „allgemeinen  kürperlicheu  Beschaffenheit"  (Spalte  1)  au. 
Bei  Spalte  7  ist  vor  allem  auf  Scabies  nnd  Pediculosis  zu  achten. 
Fflr  die  Untersuchung  des  Herzens  genUgt  es,  die  HerztAne  an  Sipilse 
und  Grundlage  schnell  abzuhören,  um  etwaige  Klappenfehler  zu  finden. 
Eine  Untersuchung  der  Langen  erfolgt  ebenso  wie  die  dee  HerMM 
in  jedem  Falle. 


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7.  Bei  den  »tirsächlichen  Verhältnissen"  bandelt  es  sich  um  hiiuslicho 
Verhältnisse,  welche  fttr  die  Gesamtbeurteilung  des  Kindes  von  .Be- 
deutung sind,  z.  B.  Abstammung  von  schwindsOchtigcu,  geistes- 
kranken, tanbatnmmai  Eltani,  Alkoholismus,  Epilepsie,  grolse 
Ammt  Q.  dgl. 

8.  In  welchen  Richtmigeii  .ftrstliclie  Behandlimg  erfoTderlich*'  ist,  wird 
in  Spalte  10  eingetragen  behufs  Mitteilung  an  die  Eltern.  Der 
Erfolcr  wird  bei  spSiteren  Besuchen  der  Schale  durch  den  Schalarzt 

in  Spalte  11  verzeichnet, 

§  3.  In  derselben  Weise,  wie  für  die  Untersuchung  neu  eingetretener 
Schulkinder  vorgeschrieben  ist,  hat  der  Schularzt  sämtliche  Schulkinder  des 
drittSD,  fftnften  and  letzten  Jahrgangs  zu  untersuchen.  Diese  Untcrsuchongen 
liad  im  Monat  Oktober  oder  November  vommehmen. 

Es  ist  hierbei  besonders  m  beachten  and  in  dem  Gesnndbeitsscheine 
ru  Tennerken,  ob  und  in  welcher  Weise  früher  bemerkte  Erkrankungen 
sich  geändert  haben.  Die  Gesamt-Leibesbeschaffenheit  and  deren  Ändorong 
ist  in  jedem  Falle  anzugeben 

Es  ist  erwtlnscht,  dafs  nach  Untersuchung  der  zur  Entlassung  kom- 
DOideu  Kinder  des  letzten  Jahrgani?s  ein  abschliefsendes  Urteil  Ober  die 
Gesamtentwicklung  des  Kindes  während  seiner  Schulzeit  in  seinen  Gesund- 
heitsidi^n  eingetragen  werde,  nnd  zwar  anter  Berflcksicbtigung  der  wJUirend 
jener  Zeit  stattgehabten  nennenswerten  EikranJrangen,  die  von  dem  Klassen' 
Muer  in  die  letzte  Spalte  einzutragen  tfnd. 

Alle  14  Tage  hält  der  Schularzt  an  eünem  mit  dem  Schnlinspektor 
verabredet pn  Tage  während  der  Unterrichtszeit  eine  Sprechstunde  ab,  zu 
der  ihm  die  mit  dem  Vermerk  „Ärztliche  Überwachong"  versehenen  Scheine 
torzulegen  sind. 

Der  erste  Teil  der  Sprechstunde  dient  zu  einem  Besuche  von  mehreren 
Klasseo  wakreod  des  üntenriebts,  and  zwar  in  Beglettong  desSchalinspektocs. 
Jede  Klasse  soll,  wenn  möglich,  zweimal  während  eines  Hslbjahrs  besocht 
worden.  Bei  diesen  Besachen  werden  sftmtliche  Kinder  einer  iofseren  Be- 
seitigung ontenogen;  bei  besonderen,  zu  sofortiger  Besprechung  geeigneten 
Beobachtnrgen  wird  von  dem  Klassenlehrer  Auskunft  gefordert  und  ihm 
solche  auf  Verlaniren  erteilt.  Erscheinen  hierbei  einzelne  Kinder  einer 
genaueren  Untersuciuing  bedürftig,  so  ist  diese  nachher  in  dem  ärztlichen 
Sprechzimmer  voniunehmen. 

In  dem  zweiten  Teile  der  Sprechstnnde  sind  etwa  erforderliche 
gauHMfo  Untersodrangen  einzdner  Kinder  in  einem  dem  Arzte  bierza  zar 
Verfiigang  so  stellenden  Zimmer  Toizanefaraeii,  sowdt  angingig,  in  Gegen- 
«ut  des  Scbulinspektors,  falls  Mädchen  in  Frage  kommen,  in  Anwesenheit 
fiser  Lehrerin.  Auch  sind  hierbei  Kinder  aus  anderen,  an  dem  Tnge  nicht 
bedachten  Klassen  in  dringenden  Fällen,  besonders  bei  dem  Verdacht  auf 
ansteckende  ivraokheiteu,  dem  Schularzt  vorzuführen.  Sollten  sicii  bei  der 
Untersuchung  der  Kinder  solche  an  den  Augen  oder  Ohren  oder  Nasen- 
«neherungen  leidende  finden,  deren  Leiden  der  nntersochende  Arzt  durch 
eisen  Spezialntzt  des  weiteren  festgestellt  zn  sehen  wflnscht,  so  sind  diese 
darch  den  Schnhorstand  dem  dalttr  bestimmten  besonderen  Arzte  namhaft 
n  machen.   Dieser  teflt  dann  dem  Schnlinspektor  mit,  wann  er  die  be- 


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tretfcndeii  KiiKkr  in  seinera  Hause  nntersuclicn  wi)],  nnd  PT^terer  sorgt 
dafür,  (lafs  sie  zu  der  festgesetzten  Stuude  zu  der  Untersuchung  gehen. 
Die  ärzlicthe  Hehandlung  erkrankter  Kjnder  ist,  abgesehen  von  der  ersten 
Hilfe  in  Notfilllen,  eicht  Sache  des  Scbolarztes.  Erscheint  demselhen  eine 
Behandlnng  notwendigf  so  werden  die  Eltern  oder  deitu  Stellvertreter 
dnrcli  den  Schulinspektor  hiervon  schriftlich  (Fonunlar  d  nnd  hezw.  For- 
mular 4)  benachrichtigt. 

In  der  Sprerh<;tnnde  hat  der  Schularzt  auf  Ansuchen  des  öchul- 
inspektors  zu  luMiutaililen. 

1.  üb  eine  uacligesucbte  Befreiung  von  einzelnen  Unterrichtsfächern  TOm 
firztlicben  Standpunkte  zo  empfehlen  ist; 

2.  ob  ein  Kind  wegen  Schwächlichkeit  von  der  Benntsnng  der  Schul- 
liüder  aus/nscliliefsen  ist: 

3.  ob  ftlr  ein  Kind  wpüoti  SHiwaolisiuns  die  Aufnahme  in  die  Hilfs- 
schule oder  wegen  Stotterus  die  Zidassnn^  /u  einem  Siirachheilkurse 
in  Aussicht  zu  nehmen  ist,  oder  ol)  ein  schwächliches  Kind  dem  Verein 
für  Ferienkolonien  zur  Berücksichtigung  enjplohlen  werden  soll  j 

4.  ob  ein  Kind  wegen  Fallsodit  zeitweise  vom  Unterricht  aus- 
zuschließen ist 

§  6.  Aulser  den  regeliDäfsip^^u  tJutersuchungen  hat  der  Schularzt, 
wenn  er  von  dem  Schalvorstaude  dazu  aufgefordert  wird,  aufserordentliehc 
Untersucli!in?«  n  und  Begutachtungen  vorzunehmen,  um,  falls  die  Eltern  kein 
anderweites  genügendes  urztlieljes  Zeu^'nis  beibringen,  festzustellen,  ob  eine 
Schulversäumnis  gerechtfertigt  ist,  ob  eine  ansteckende  oder  ekelerregende 
Krankheit  bei  einem  Kinde  vorliegt,  ob  Kinder,  welche  an  ansteckenden 
Krankheiten  gelitten  haben»  ohne  Geffthrdong  der  MitschQler  zum  Scfanlbesnch 
wieder  zugelassen  werden  können. 

Wenn  diese  Untersuchungen  in  der  Schule  nicht  stattfinden  können, 
so  «oll  der  Schularzt  verpflichtet  sein,  sie  im  Hanse  der  Eltern  oder  in 
seiner  Sprechstunde  vorzunehmen. 

§  (>,  Bei  dem  Aultreten  einer  ausleckenden  Ivraukheit  in  der  Schule 
hat  der  Schularzt  die  letztere  häufiger  zu  besuchen,  namentlich  auch,  um 
darauf  zu  achten,  daß  von  der  Krankheit  ergriffene  oder  derselben  ver- 
dachtige Kinder  frühzeitig  ans  der  Schnle  entfernt  werden.  Die  Aus- 
schliefsung  eines  Kindes  vom  Schulbesuche  wegen  ansteckender  Krankheit 
erfolgt  durch  den  Sehulinspektor. 

P"r  Scilular/t  ist  aufscrdem  verpflichtet,  die  zu  seiner  Kenntnis  kom- 
menden Fälle  von  Hield«pflichtigeu  ansteckenden  Erkrankungen,  unter  Be- 
nutzung der  vorgeschriebenen  Formulare,  bei  Herzoglicher  Polizeidirektion 
anznmeldra. 

§  7.  Ein  Recht  zu  selbständigen  Anweisungen  an  den  Schnlinspektor, 

das  Lehrerpersonal  oder  den  Schuldiger  steht  dem  Schularzte  nicht  zu. 
Glaubt  er,  daf?.  den  von  ihm  in  hezug  auf  die  Behaudlunpr  der  Kinder 
gemachten  Vorschlägen  nicht  in  genii  M  r  Weise  Rechnung  getragen  wird, 
so  hat  er  seine  darant  luvrinliche  Jieschwcnle  durch  den  Stadtarzt  an  den 
Schulvorstaud  zu  richteu.  In  dringlichen  Füllen  macht  er  daneben  Anzeige 
bei  dem  Schnidirektor. 

§  8.   Der  Schularzt  führt  über  die  amUiehen  Vorkommnisse  ein 


17 


29 


Titrebodi  und  hält  Aber  jede  ihm  anvcrtrailta  Schule  ein  ÄktenstOdr, 
welches  einen  leichten  ÜberMick  über  alle  in  gesnndheitliclier  Bezichun;^ 
x\ichti?pn  Vcrhültnisse  der  Ss'hule  ermöglicht.  Dasselbe  ist  beim  Rücktritte 
<i>>  Scliiilarztes  behufs  der  Weitergabe  an  dessen  Nachfolger  dem  Stadt- 
arzte auszuhändigen. 

§  9.  Bfassemu^enttdiiingem  der  SchulkiDder  zum  Zwecke  der  Lösung 
gesDodheitlicher  oder  rein  wissenscliAftlieher  Fragen  dflrfen  Tom  Schnlarzto 
wie  von  anderen  Änten  nnr  mit  Znetimmong  des  Scknhorstaedes  tot- 
genommen  werden. 

§  10.  Der  Schularzt  hat  bis  spätestens  den  15.  Mai  über  seine 
Tätigkeit  in  dem  aVtjf  laufenen  Schuljahre  einen  schriftlichen  Bericht  A*'m 
Stadtarzte  einzureiciien.  Der  letztere  wird  diese  Einzelberichte  mit  einem 
korzen,  übersichtlichen  Gesamtberichte  alsbald  dem  Schalvorstande  der 
Bttigerschnlen  vorlegen. 

Der  Jahresbericht  des  Stadtarztes  wird  Tom  SchelTorstande  in  Abschrift 
dem  Herzoglichen  Stadtphysikns  mitgeteilt 

§  11.  Behufs  Erreichung  eines  gleichartigen  nnd  mfiglichst  zweck* 
mäf>igpn  Vorgehens  wird  der  Stadtarzt  die  Schulärzte  zu  gemeinsamen  Be- 
«]>rechnogen  versammeln,  zu  denen  der  Stadtphysikns  unter  Angabe  das 
Gegenstandes  der  Besprechung  einzuladen  ist. 

§  12.  Die  Schulärzte  haben  die  Verpflichtnng,  dem  Herzoglichen 
Stadtphysikns  bei  Erhebungen,  welche  derselbe  bei  Seuchengefalir  über  die 
gesondheitlicben  Yerhftltnisse  der  Schnle  anstellt,  auf  Eisncben  ihre  dies- 
bezAglichen  Beobachtniigen  mitsnteilen  und  ihm  die  erforderliche  Aasknnft 
jederzeit  zu  geben. 

§  13.  Will  der  Schularzt  anfserbalb  der  Schulferien  auf  länger  als 
eine  Woche  die  Stadt  verlassen,  oder  ist  er  durch  Krankheit  oder  andere 
onabwendbare  Gründe  an  der  Wahnichniung  seiner  Obliegenheiten  ver- 
hindert, so  hat  er  durch  den  Stadtar/t  den  Schnivorstand  rechtzeitig  hier- 
Ton  zu  benachrichtigen  und  für  kostenlose  Vertretung  zu  sorgen. 

§  14.  Der  Schnlanl  bezieht  für  seine  Mtthewaltnng  eine  bei  seiner 
Anoshme  zn  Tereinbarende  Vergtttnng}  die  ?ierte|jftlirHch  nachträglich  dem- 
selben ans  der  BOrgerscbulkaftse  ausgezahlt  wird. 

§  15.  Die  Annahme  des  Schularztes  erfolgt  auf  unbestimmte  Z«t 
mit  (lern  jedem  Teile  zustehenden  Redit*^  der  vierteljährlichen  KflndiiriHH'. 
J^ollte  der  Schular/.t  die  Krfülhing  sc  jm  i  Dienstobliegenheiten  gröblich  ver- 
Däcliläsäigen,  so  kann  der  Schulvorstaud  das  Vertragsverhältnis  sofort 
wflösen.   

Die  vorstehende,  im  EinTemehmen  des  Stadtmagistrats  hierselbst  Ton 
SBs  beschlossene  IHenstordonng  ist  Tom  Herzoglichen  Kossistoriom,  soweit 
erforderlich,  gendimigt  worden. 

Brannschweig,  den  30.  Oktober  1903. 

Der  Schulvoratand  der  stildtischen  Bürgerschulen. 

W.  POCKELS. 


30 


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Fonnidar  1. 


IntlickM  Zeugnis* 

Käme:  


Schule :    Wohnung :   


Allgemeiuu  körperliche 
Betchaffenheit 

AllKt'Tneine  gei^tTge 
Beschaffenheit 

SeliTermögen 

Hörvermögen 

ZiUiiie 

Mundhöhle. 
NMenbdhle» 
Sprache 

HantknuDikheitm  und 

Schmarotzer 

Bruetorgaue  und 
aonatigas 

UnaoUidie  Varbaltniw« 

Ist  ärztliche  Behandlunt,' 
ert'orderhch  und  warum? 

BrauASchweig,  den  —   190. 


praktiaeliet  Afit. 

Anmarkmig:  Bia  Herren  Ante  werden  gebeten,  den  Vordraok  mSp^M 
genau  auszufüllen. 

Die  erste  Spalte  „Allgemeine  Leibesbeschaffenheit"  ist  stets 
antsnfollen,  and  swar  naoh  den  OaUnniren  „gut",  „mittel",  „»chledit'i 
bezw.  in  Klammer  Chlorose,  Tuberkulose  usw.,  die  fibligen  Spilt* 
nur  bei  vorhandenen  Krankheifserscheinnnpen. 

£ine  nähere  Augube  der  Kraukheitserscheiuuiigcu  in  Spslt* 
«Besondere  Bemerkungen "  i»t  besonders  dann  geboten,  wenn  Schul- 
Versäumnisse  oder  besondere  Berflekuohtigong  dea  Kii*dw  bw  dwa 
Unterrichte  in  Frage  kommen. 


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31 

FomiiUr  2. 


PeTMialakte 


fBr 


Sohn  Tochter  de  ~ 
«nter  Aniudit  roa 


TOfgislnldttt"—   

fto^enommen  in  die  KUmm  der   tmtereti  mittttren  Bfiigendittlft 

•  1     . ....... , 


Venetet  in  die  J«  KltMe  Ift  

Vmatat  in  dio      t?  KImm  19  

Veteetit  in  die      >  Klane   19.   

Versetet  in  die       *r  Klasse-  19  

Versetzt  in  die       *«  KiaMe   19  

Versetzt  in  die  *•  Elaste  19  

Vanelit  in  die  ^  Klaate   19  

Übergegangen 

auf  die  if  untere  mitrlore  Bürgerschule  Hilfsschule  19  ^Klasse 

•nf  die — untere  mittlere  Bürgerschule  Hilfsschule  19  Klasse 

auf  die  untere  mittlere  Bürgerschule  Hiiisschule  19    Klasse 

auf  die — i«  untere  mittlere  Bürgerschule  Uilfsschule  19  ^  Klasse 

tof  die-- -22  untere  mittlere  Bürgersobnle  HiliMdinle...       19  t£  KUiee 

tnf  die  untere  mittlere  Bilrgenchale  Hilfiaolinle-  19  is  KImm 


SchalgelderlaJs  (ob  Vi|  Vi,  und  seit  wann?) 


Wegen  unentschuldigter  SchulTersauumis  angezeigt: 


Besondere  Bemerkur  „^n  (Fallsucht,  Mangel  an  VoUsinnigkeit,  polizeiliche 
Kaidregeln,  strafrechtliche  Verfügungen): 


Abgegangen  19        aus  der   Klasse  der   unteren 

Buttieren  Bürgerschule  Hilfsschule  nach   . 


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Fonnolar  3. 


MitteUuf. 

Die  vom  SdrolvorataiMle  «ageoTdiiete  flchulAiitlidi«  Unter- 

SQClniBg  Ihres  Kindes  

bat  ergebeo,  difo  daasellie  an  

leidet. 

Für  die  Gestmdheit  Ihres  üiudes  und  fOr  das  Interesse  der 
Schule  ist  deshalb  


dringend  wUnecheiiswert. 


Brannsohweig,  den 


An 


hierselbst. 


Schulinapektor. 


Kefflstnisiialiiiie  beacMaigt; 


Dm  Scholant.  IL 


biyitizuQ  by  GoOgle 


34 


82 

Foniralar  4. 


Bd  der  gt«ttg«haMeii  Üntennchang  Ibrea  Kindel  

hat  sich  auf  dem  Kopfe  desselben  Ungeziefer  gefunden.  I)a  durch 
dieses  leicht  schwere  Erkrankungen  verursacht  werden,  und  es  aulser- 
dem  aut  andere  Peräoneo  übertragen  werden  kann,  so  ist  im 
Interesse  Ihres  Kindes»  Ihrer  Familie  sowie  der  Schiüe  eine  grflnd- 
liehe  Kor  dringend  gehoten. 

Sollten  Sie  es  nicht  vorziehen,  Ihren  Haasarzt  dieserhalb  m 
fragen,  so  empfehlen  wir  Ihnen  folgende  Behandlnngsweise: 

Man  trflnkt  alle  Haare  nnd  dlo  Kopfhaut  mit  Ir»  ^  Sabadyll- 
Essig,  bedeckt  den  Kopf  uud  die  Haare  mit  gewöhnlicher 
Watte  und  schliefst  beides  mit  einem  Tache  sorgfältig.  Die 
FUlsni^dt  darf  Augen  nnd  Ohren  nicht  benetzen.  Diese 
Bededcong  bleibt  15  Standen  liegen.  Haare  nnd  Kopf  bant 
werden  naeh  Abasbme  derselben  mit  warmem  Seifenwasser 
gewaschen,  abgetrocknet  and  mit  reinem  Fett  (Pro7cnceöl| 
salzfreiem  Schmalz)  eingerieben.  Schliefslich  werden  die  Haare 
gekämmt  und  geordnet.  Nacli  Ablanf  von  drei  Tagen  wird 
täglich  einmal  mit  einem  engen  Kamme  gekämmt  und  dabei 
aufgeachtet,  ob  sich  noch  lebendes  Ungeziefer  vorfindet.  Ist 
letzteres  der  FaU;  so  mni^  das  Mittel  nochmals  in  gleicher 
Weise  angewandt  werden.  Die  Hisse  nimmt  man  noch 
wochenlang  walir,  doch  shid  dieselben  abgestorben.  Ton  Zeit 
zu  Zeit  mufs  durch  Kämmen  mit  engem  Kamm  immer  wieder 
festgestellt  werden,  ob  die  Kopfhaut  frei  von  Ungeziefer  ist. 
Sollte  eine  neue  Untersuchung  nach  8 — 14  Tagen  erRcben, 
dals  der  Kopf  Ihres  Kindes  noch  nicht  entsprechend  gereinigt  ist, 
SO  wird  zwangsweise  Belnigong  des  Kindes  an  znst&ndiger  Stele 
beantragt  werden. 

Braanschweig,  den    


SehoUaapekior. 

Kenntnisnahme  bescheinigt: 


An 


hierselbst. 


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lYIL  Jahrgang.  1904.  No.  2  u.  3. 


•rtftiitlali||aii>liiii|eii. 

TomhalieiL 

Von 

Dr.  med.  Rammblt 
in  HaUe  «.  S. 

Mit  allen,  die  sich  in  und  aufser  dem  Beruf  mit  der  Kräftigung 
und  Stählung  der  Kinder,  besonders  mit  der  normalen  Entwicklung 
der  Jagend  besohäftigeoi  rftume  ich  dem  systematischen  Tarnen  ab 
£niehnng<3-  und  Kräftigungsmittel  einen  sehr  wichtigen  und  bevor- 
zuglen  Platz  ein.  Es  ist  TO  beklagen,  dals  in  den  Sohnlen  mit 
Rücksioht  anf  andere  Lslirftoher  wOohentUoh  kaum  mehr  als  drei 
Standen  gegeben  werden  können. 

Bei  der  Termehrton  LtmgentAtigkeit  findet  natntgemftis  auoh  ein 
grSfoerer  Yerbraneh  an  Sauerstoff  statt ;  es  ist  deshalb  dnrohans  nötig, 
dab  die  eingeatmete  Lnft  einen  normalen  Sanezatoffgehalt  hat»  femer 
aber  mögUohst  keim-  nnd  staubfrei  ist.  Demnaeh  wird  man  darauf 
SU  aohten  haben,  dafs  die  Turntthungen  im  Freien,  wenn 
möglich  sogar  aufserhalb  des  Weichhildes  der  Stadt 
statt  fi  n  den. 

Das  Turueu  m  geschlossenen  Räumen,  in  den  Turnhallen,  muJs 
oüch  Möglichkeit  gemieden  werden,  denn  es  kommen  manche  Mo- 
mente m  Betracht,  die  gesundheitlich  sehr  wichtig  sind. 

Bei  gröl'ßeren  Lehranstalten  ist  den  ganzen  Vormittag  hindurch, 
Ton  7  bis  12  Ühr,  bezw.  von  8  bis  1  Uhr,  die  Turnhalle  von  den 
einzelnen  K1*m**»  besetzt.  Selbst  wenn  die  Turnhallen  grofs  sind, 
ist  einerseits  der  Sauerstoffverbrauch,  anderseits  die  Ausdünstung 
der  erwärmten  Körper  so  gewaltig,  dafo  trots  minutenlanger  Lflftung 

SchalgwaiidtadUyiit«^  ZVIL  4 


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zwischen  den  eiuxelueu  Stunden  die  Luft  nicht  mehr  als  gut  be- 
zeichnet werden  kann. 

Weit  wichtiger  aber  als  dies  ist  die  A  uf wirbel  u  n g  von 
Staub,  der  in  grolaen  Mengen  durch  Mund  und  Nase  in  die  Lutt- 
löhre  und  Lunge  aufgenommen  wird.  Das  tägliche  feuchte  Auf- 
waschen des  Fufsbodens  nützt  nicht  viel,  wenn  fünf  Stunden  hinter« 
einander  der  Boden  von  80  bis  100  oder  mehr  Füfsen  bearbeitet  wird. 
Es  liegt  gewifs  die  Gefahr  vor,  dafs  hierbei  nicht  nur  Staabteilchen^ 
sondern  mit  diesen  auch  alle  möglichen  Knuikheitserreger  in  den 
Körper  gelangen.  Wieviel  Staub  und  Schmuts  eisgeatmet  wird» 
kann  man  häufig  an  der  aohwansen  Farbe  des  ansigeihastoten  Aua- 
wurfea  und  auBgesohnaubten  Nasensolileims  erkennen. 

Das  Turnen  in  Hallen  bietet  aber  noeh  eine  andere  Gefahr,  und 
zwar  die  der  Erkältung»  und  manche  Eltern  werden  mir  aua  der 
Brfiüumng,  die  sie  mit  den  eigenen  Kindern  gemaAkt  haben»  reeht  geben. 

Eifrige  Turner  erhitien  aick  bekanntliek  aehr  leickt,  bekommen 
feuehie  Haut  und  feuckte  Wäaehe.  Sie  yerlaaaen  in  diesem  Zustand 
die  Halle,  um  sick  —  wenigstens  käufig  —  entweder  starken  und. 
kalten  Winden  aussusetsen  oder,  wenn  die  Turnstunde  nieht  am 
Ende  der  Sokulstunden  liegt,  sick  in  der  Ellasse  ruhig  kinsusetMn 
und  die  feuchte  Wfisohe  am  eigenen  Leibe  trocknen  zu  lassen.  In 
beiden  Fällen  sind  grolse  Gefahren  für  alle  möglichen  Erkältungs> 
krankheiteu  vorhanden. 

Auch  dos  Umkleiden  der  Schüler  in  eleu  Vorhallen  bietet  in 
dieser  Hinsicht  manches  Bedenken,  da  diese  bekanntlich  meist  un- 
geheizt sind,  während  in  den  Turnhallen  selbst  geheizt  ist. 

Mit  einem  Wort  will  ich  hei  dieser  Gelp(?enheit  auch  auf  die 
Zeit  kommen,  in  welche  die  Turnstunden  fallea. 

Man  glaubt,  es  läge  im  Interesse  der  geisticpn  und  körperlichen 
Erholung",  wenn  die  Turnstunden  zwischen  die  übrigen  Stunden 
hineingelegt  würden.  Die  gute  Absicht  wird  dabei  aber  zweifellos 
verfehlt,  da,  wie  mir  ein  Schulmann  bestätigte,  manche  Kinder  nach 
dem  Turnen  tatsächlich  körperlich  mttdo  sind  und  dem  Unterricht 
nidit  gehörig  folgen  können,  andere  wieder  zu  manchen  Dingen, 
z.  B.  zum  Schreiben  und  Zeiohnen,  wegen  Unmke  in  den  Arm*  und 
Handmuskeln  unfähig  sind. 

Mit  der  Einrichtung  von  Turnhallen  hat  man  im  Interesse  der 
Jugend  die  beste  Absicht  gehabt;  jedoch  müssen  wir  zugeben,  dals 
manoke  schwere  Ge&kr  für  die  Gesundheit  unserer  Kinder  damit 
▼erkunden  ist 


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8& 

# 

loh  rtunme  dem  bei,  was  mir  vor  knraem  ein  Tunl^rer  einer 
iKdieran  Ldbimnsftalt  aagte:  »Das  Tnznen  kann  anch  im  Winter  im 
Freien  geübt  werden;  wenn  man  TnmliaUen  banen  will,  so  wftre 
es  wfineehenswert,  dalb  dieselben  in  der  Art  der  Feldscheunen  kon- 

fltniiert  würden  mit  einem  gesohloasenea  Schuppen  für  die  Geräte.** 
Bei  ganz  ungünstiger  Witterung  sollen  die  Turnstunden  lieber  aus- 
fallen, bei  Eis  hingegen  das  Schlittschuhlaufen  für  das  Turnen  ein- 
treten. 


BmMckxagvn,  ra  ▼ontehmidtm  Avftati  dü  H«rii  Dr.  RAKHBU. 

Von 

Dr.  SgbviihHoiiiiabd.  (f) 

Naoh  einer  Unterbaltong  mit  Hem  Dr.  R&hiibut,  in  der  wir 
bedaoerteo,  daft  im  Winter  an  Tagen,  wo  Gelegenheit  zum  Sohtitt- 
sehnhlaofen  oder  Spaziergängen  gegeben  sei,  in  gesohloBsenen  Turn- 
hallen Tnmstonden  Teranstaltet  werden,  bofilbe  ich  eigentlich,  dafs  er 
sehlie&en  würde  mit  den  Worten:  „Fort  mit  den  Turnhallen^  hinaus 
ins  Freie  1"  schon  damit  über  deren  hygienischen  Wert  und  allfaii- 
sige  Nachteile  eine  Besprechung  für  und  wider  angeregt  würde. 

Ich  meinesteils  mufs  bekennen,  dafs  ich  unter  allen  Umständen 
ein  groiöer  Freund  des  obligatorischen  Turnen«  in  der  Schule  bin 
und  den  Unterricht  darum  für  äuiserst  v.  iclitiir  ;iuch  in  f»r/ieherischer 
Hinsicht  halte.  Nur  bedauere  ich,  daDs  unser  Lehrpian  niciit  mehr 
als  drei  Stunden  dafür  übrig  läfst. 

Die  Angst  vor  dem  Staub,  die  in  einer  neuen  halleschen  Mittel* 
schale  bereits  zn  einem  Siadtverordnetenbesohlufs  der  Wiederabreilsnng 
des  rauhen  Besenpntaes  der  Turnhallensaaldecke  trotz  ihrer  anmutenden 
dekoratiTen  Wirknng,  trots  der  Hiibe  des  Tnmsaales  und  trots  beste^ 
liOftong  gefilhrt  hatte,  teile  ich  niohi  Anoh  wird  naoh  meben  Er^ 
kandigongen  bei  Sehttlem  nnseres  hallesoben  stttdtisohen  G^ymnasinms 
die  dortige  Turnhalle  sehr  sanber  gehalten,  nnd  so  viel  ieh  anf  Volks* 
und  Hittelsdhnlen  gesehen  habe,  ist  es  hier  ebenso.  Selbst  der  Stanh 
der  beim  Bookspringen  nnd  sonstigen  Übungen  yerwendeten  Eissen 
wirbelt  wohl  etwas  auf,  steigt  aber  nicht  bis  zu  Mnnd  nnd  Nase 
hoch  und  belästigt  nicht  die  Atmungsorgane.  Immerhin  aber  scheint 

4» 


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mir,  es  sei  die  körperllohe  Bewegung  in  £reier  Luft  vorzuziehieD«  und 
halt»  ieh  darauf  hinzielende  Anordnongea  und  AnalflhniDgen  IHr 
entrebenswert.  Meines  Eraohtens  wftre  es  wttnsehensweit»  wenn  m 
sieh  dnraltfUizen  lielsei  im  Winter  nnd  Sommer  nnr  bei  nngfinstigem» 
stark  legneiisehem  Welter  und  anfgeweiebtev  JEInr  die  TnnibaUsn  m 
benntoen,  im  fibrigen  aber  die  Sob&ler  binans  ins  I^ie  sa  treiben. 


Sin  FortsobriU  anf  dem  Gebiete  der  Scholbygiene 

in  NorwegML 

Ton 

Br.  med.  0.  Hbhib 
in  Hamar. 

Sobon  längst  besitzt  man  in  Norwegen  mehr  oder  weniger  um- 
fassende Regeln  für  JEteinbaltung  und  Lüftung  der  Sobuliokale, 
besonders  in  den  Städten  und  grö£seren  Unterrichtsanstalten.  Diese 
Bestimmnngen  sind  jedoch  nicht  aligemein,  sondern  haben,  da  sie 
▼on  den  Ortliehen  Behörden  erlassen  sind,  nnr  beschrttnhfo  Geltnng; 
Hx  die  grolse  Annahl  von  Landsohnlen  waren  bis  jetet  keine  der- 
artigen Regeln  Torhanden. 

Hierin  ist  nnn  eine  wichtige  inderung  eingetreten.  Das  G^esete 
▼om  7.  Juni  190S  enthielt  nämlich  n.  a.  auch:  »Bestimmnngen  rflok- 
siehtlich  der  Beinhaltung  usw.  der  Sehnllokale'',  welche  fftr  alle 
Schulen  des  Landes  gtiltig  sind,  eben  weil  sie  sich  auf  die  Autorität 
des  Getetzea  stützeu. 

Wie  mau  sehen  wird,  enthalten  diese  Bestimmungen  das  Mini- 
mum dessen,  was  gefordert  werden  kann. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dals  für  grüfseie  Schulaulagen  und 
in  den  Stedten  detailliertere  und  eingehendere  Vorschriften  betreüeud 
der  äuiseren  Hygiene  der  Schule  nötig  sind,  aber  als  allgemeine 
Norm,  besonders  fttr  Landschulen,  mtissen  die  nun  zum  Gesetz  er 
hobenen  Bestimmnngen  mit  Freude  begrttliBt  werden,  und  ihre  Durch- 
führung wird  gewüs  gnte  Früohto  tragen,  sowohl  fiOr  die  Sehttler 
als  für  die  Lehrer. 

Die  niehste  Yeranlassnng  anm  £rla£i  der  erwähnten  allgemeinen 
Begebu  bildete  das  Inktafttieten  des  norwegischen  Tuberknlosegesetaes 


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▼om  1.  Janvar  1902.  Mit  Bentg  auf  dieiea  GMeti  war  €8  nOtig» 
YdrbflfiigiiiigniMisng«!!!  gegen  die  Verbreitang  dieser  Krankheit, 
spesiell  aaeh  lOr  die  Scholen,  Tonraeehraiben. 

Daa  Geeeta  vom  7.  Jnni  1902  lautet  folgendennafiMu: 
Beatimmnngen  Aber  Reinhaltung  der  Schulen,  mit 
Bezug  auf  §  11  des  Gesetzes  rom  8.  Mai  1900,  betreffs 
besonderer   Yeranstaituiijgöu   gegen   tuberkulöse  Krank- 
heit en. 

§1.  Es  ist  verboten,  auf  die  Foisbiklen  der  SohuLzimmer  oder 
der  (jrauge  zu  spucken. 

§  2.  Spucknäpfe  in  Schulzimmern  und  Gängen  sollen  immer 
entweder  etwas  Wasser,  Sand,  feuchte  Sägespäne  oder  Torfmall, 
gehackten  Waoholder-  oder  Fichten  nadeln  enthalten.  Sie  sollen 
tttgUdi  gereinigt  werden,  und  ihr  Inhalt  soll  entweder  verbrannt 
oder  in  Kloaken,  Gruben,  au  den  Strand  während  der  Flut,  oder  in 
«in  Erdloch  entleert  werden. 

§  8.  Sowohl  Lehrer  ala  Sohttler  sollen  ein  Taeohentaeh  oder 
eine  Hand  Tor  dem  Munde  halten,  wenn  sie  husten.  Wie  man  sich 
gegenftber  Ton  Sohttlem  oder  ttberhaupt  scfaulberechtigten  Kindern, 
die  an  Tuberkulose  mit  Auswurf  leiden,  Teihalten  soll,  wird  in  jedem 
eiuselnen  Falle  von  der  Ortlioheu  Gesundheitakommission  beeümmt 

§  4.  In  jeder  Pause  sollen  die  Sohulaimmer  wenigstens  w&hrend 
fünf,  und  nach  beendigter  Schulzeit  wenigstens  15  Minuten  lang 
gelüftet  werden,  ain  besten  mittels  Durchzug,  insofern  das  Wetter 
denselben  gestattet. 

Wenn  die  Schulzimraer  mit  zentraler  Luftheizung  oder  mit 
mechamscheii  Ventilationsvorricbtungen  versehen  sind,  kann  die  ört- 
liche Gesundheitskommiasion  Abftnderungen  von  dieser  Yorsohrift 
gestatten. 

§  5.  Venülationskanftle  —  sowohl  für  die  Luftzufuhr  als  für 
die  Abluft  —  sollen  wenigstens  einmal  im  Jahre  gereinigt  werden. 
Sie  sollen  auleerdem  hAufig  untersucht  und  jede  Verstopfung  sogleich 
gehoben  werden. 

§  6.  Die  Fußboden  der  S<diulatmmer  sollen  tSglich  mit  nassen 
Lappen,  Bfizsten  oder  Sohwabem  gereinigt  werden.  Fensterbretter, 
Sehulbftnke,  Wandtafeln  und  andere  luTentarstllcke  sollen  tigliek 
mit  nassen  Lappen  abgewischt  werden.  Wenigstens  einmal  in  der 
Wodbe  müssen  die  FtüsbOden  der  Sohulaimmer  und  der  Gktaige  samt 
üsm  Inventar  mit  Seife  oder  Soda  und  Wasser  gewsaohen  werden. 
Wsnigstens  einmal  im  Jahre  —  Tor  dem  Beginne  der  Schule  im 


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Herbste  —  müssea  auch  Decken  uud  Wände  abgewaschen  werden. 
Gegipste  oder  getünohte  Decken,  die  das  Waachen  nicht  ertragen, 
sollen  wenigstens  einmal  im  Jahre  geweilat  weiden.  Spalten  in  den 
FuTsböden,  worin  Staub  und  Sohmuta  sieh  sammeln  kann,  sollen 
Terkittet  oder  auf  andere  Weise  gedichtet  werden.  MögliohenfalU 
aollen  die  FnüsbOden  der  Schnlaimmer  mit  öl&rbe  angeetriehen  oder 
mit  ZjeinOl  getriUiki  werden. 

Bei  den  EingangatOren  dee  Sohnlgebftndes  soll  immer  eine  Tfir- 
matte  oder  ein  Folasohraper  angebraclit  sein. 

§  7.  Gerftte,  die  hei  der  BeiniguDg  henntst  word«i  sind, 
müssen  nach  dem  jedeamaligen  Oebranohe  soig&ltig  reingespOlt 
werden. 

§  8.  Scliulzimmer  dürfen  m  der  Regel  zu  öffentlichen  Sitzungen 
oder  Versammlungen  nicht  benutzt  werden.  Geschieht  dies  dennoch, 
8u  sull  Jjis  Zimmer,  bevor  es  üIs  T'nterricht'sraum  wieder  verwendet 
wird,  jedesmal  sorgfiElItig  gelultet  und  ii'uikbodeii  und  Inventar  ge- 
reinigt werden. 

§  9.  In  den  Schnlaborten  naul's  strengste  Keiolicbkeit  beob- 
aohtet  werden.  Gruben  oder  andere  Behälter  sollen  so  oft  geleert 
werden,  dais  Überfüllung  nicht  stattfindet,  und  es  soll  durch  Bei- 
mischen von  Torfmull,  Sägespftnen,  Erde,  Asche  oder  dgl.  dafiOr 
gesorgt  werden,  dafs  sich  kein  flbler  Gkrm^  entwickelt. 

§  10.  Die  Anftieht  Aber  die  Dnrchfahmng  der  obengenannten 
Beetimmnogen  Uber  Lüftung  nnd  Bttnigang  wird  fflr  jede  einaelne 
Sohnle  Ton  den  betreffenden  SchnlbebOrden  angeordnet. 

§  11.  Findet  die  GesnndheitBkommission»  dals  ein  Schnllokal 
wegen  ÜberfllUnng  oder  wegen  Fenehtigkeit,  Unreinlichkeiii  mangel* 
hafter  Beleuchtung  oder  ungenügenden  Luftwechsels  für  die  Gesund- 
heit der  Kinder  schädlich  ist,  so  kann  sie  den  betreffenden  Schul- 
behördeu  befehlen,  die  vorgeiuudenen  Mängel  zu  beseitigen ;  sie  ist 
ermächtigt,  den  Gebrauch  des  Lokales  zu  verbieten,  bis  Abhilfe  ge- 
troffen ist. 

§  12.  Ein  Exemplar  dieser  Regeln  soll  in  jeder  Schule  an- 
geschlagen werden. 


biyilizüü  by  GoOglc 


89 


Xllie  Btaatliche  Untersucliuiig  der  bei  Schalkindern  in  Holland 
Yorkommeuden  adenoiden  Vegetationen. 

Von 

Dr.  M.  C.  MoDTON-liaag. 

Der  Minister  des  Innern  hat  den  Zentralen  Gesundlieitsrat 
beauftragt,  eine  Untersuchung  darüber  zu  veranstalten,  in  welchem 
Umfange  adenoide  Vegetationen  in  dem  Oavum  pbaryngo-nasale  (Nasen- 
rachenraum) bei  Kindern  yorkommen.  Da  in  Holland  noch  keine  ärzt- 
Ucbe  Sehulaa£ncht  besteht,  wie  sie  in  Denteohland,  in  der  Schweiz,  in 
Ungazn  vaw.  in  vielen  Städten  und  sogar  auf  dem  Lande,  von  Sehul- 
ärzten  an^gettbt  wird,  hat  der  Zentrale  Geenndheitsrat,  anoh  anf 
Venmlaasimg  des  Prof.  Gm  in  Amatefdam,  dieses  ansgesetehneten 
Kenneis  der  in  Bede  stehenden  Krankheit»  heaohlossen,  bei  dieser 
Untenuehnng  die  Hilfe  der  Lehrer  in  Anspniöh  sn  nehmen.  Hit 
Beoht  meinte  nflmlieh  Prof.  Gute,  dab  die  Lehrer  bei  genügender 
Kenntnis  nnd  mit  etwas  gntem  Willen  dasn  wohl  imstande  sein 
werden,  denn  die  Symptome  bei  an  adenoiden  Vegetationen  Leidenden 
sind  gewöhnlich  so  deutlich,  dafs  sie  oft  von  Laien,  wenn  dieselben 
einiges  Verständnis  dafür  haben,  leicht  erkannt  werden  können. 
Nebenbei  führen  wir  hier  die  vornehmsten  Symptome  an: 

1.  Störungen  beim  Atmen:  das  Atmen  durch  die  Nase  ist  be- 
schwert,      (l:ils  der  Mund  otien  gehalten  wird, 

2.  Störungen  beim  Sprechen:  die  Stimme  erhält  einen  Nasal- 
kiang,  weil  die  Verstopfang  der  JSase  die  reine  Aussprache  ver- 
bindert. 

3.  Störungen  des  Gehörs  durch  Anschwellnng  der  Tuba  Eustachii: 
ia  der  Weise  kOnnen  Ohiensohmersen,  Ohrensansen,  Schwerhörigkeit 
usw.  entstehen. 

4.  Störungen  in  der  Funktion  des  Gehirns:  die  von.Gim 
tiso  genannte  Aprosezia  nasalis,  anf  die  wir  kttrslioh  (in  dieser  Zeit- 
mkrifi,  1908,  Kr.  1)  in  Veranlassnng  eines  Artikels  des  Ptof.  Gun 
die  Anfinerksamkeit  gelenkt  haben. 

Die  ünteisaehnng  sollte  im  Monat  September  stattfinden,  nnd 
lind  in  diesem  Zweeke  den  Lehrsm  folgende  Schriften  sngesohiekt 
worden: 


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a)  Ein  von  dem  Gesundheitsrat  angefertigter  Auszug  einer  Ton 
Prof.  Gute  entworfenen  Skizze  der  krftnkliohenAbweichiingaiit 
um  den  Xiehrem  die  nötige  Sachkenntnis  zu  verleihen. 

b)  Ein  Ton  dioBera  Bat  entworfener  Fragebogen,  weldier  tod 
dem  Xiebrer  anageflttllt  und  dem  Bat  znrttekgeeandt  ^werden 
mn&. 

Diesen  Fragebogen  lassen  wir  hier  folgen: 

MiiBter-FraiSttbogMU 

(SB,  NiobtiatnlbiidM  ist  ta  ■traiabeB.) 

Provinz    — 

Gemeinde    

Schale      

Hanpüehrer  ,  

Klasse    - 

Klassenlehrer    .  ^  

üane  des  Sidiülers  

Yomame  (aasgeschrieben)  . 

^  männlich 
Geschlecht  — ..~ —  . 
weiblich 

Gebnrta^Datiun  und  -Jahr    

immer 


1.  Sitzt  der  Patient  in  der  Schule  mit  offenem  Hnnde?  <  mitonter 

l  nicht 

{immer 
mitunter 
nidiC 

{Reebnen     \  sehr,  etwas,  mebt 
Gesdiichte    >    ,       *  • 
HolUndiscb  ß 


n        9  9 

immer 


4.  Hat  seine  Sprache  einen  NasalMang?  1  mitunter 

l  nicht 

{nicht 
immer 
mitanter 

6.  Ist  er  schwerhörig? 

{oft 
mitonter 
nicht 

8.  Haben  Sie  in  Ihror  Sclmle  noch  Brttder  oder  Schwestem  dies« 

Schülers,  für  die  ein  Fragebogen  ansgefdUt  ist? 
Wenn  ja,  welche  ist  die  Nunmer  des  betreileoden  Bogens?^  


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Za  glttoher  Zeit  bat  Fh»f  Ovyk  eise  Sldsze  <lW  dia  Knink- 
beitBeyroptome  in  toto  mit  einigen  Beilagen  verOfibitliobt  (bei 

P.  ran  Rossen  in  AmsterdaTn)  und  zwar  zugunsten  jener  Lehrer 

uDii  Eltern,  welche  nähere  Erklärung  verlangea. 

Dieser  Skizze  entnahmen  wir  obenstehende  Einzelheiten.  Auf 
das  Resoitat  der  Enquete  werden  wir  später  zurückkommen. 


Ein  Ml»  der  Idirt^  wie  notwendiiT  genAue  iratliclie  Unter- 
indnmg  der  Kinder  in  Schulen  und  Anstalten  ist. 

Ton 

Kabl  BATiDBTAW-'Wien, 
HanpUelirer  an  dar  n.*5.  Landet-TaubiinmmeiuuMtalt 

Immer  mebr  brieht  dob  die  berechtigte  Ansobammg  Babn,  daft 
der  Sebtilarzt  einen  beilbringenden  Faktor  in  den  Mafsnabmen  znr 
kerperlioben  and  geistigen  Fdrdemng  nnserer  Jngend  bedeutet,  wes- 
halb schon  an  manchen  Orten  Ärzte  zu  Wächtern  über  die  Gesnndheit 

der  Schulkiuder  bestellt  wurden.  Ist  die  Institution  des  Schularztes 
schon  an  öffentlichen  wie  privaten  Schulen  als  eine  segeubringende 
Einrichtung  zu  bezeichnen,  so  wird  sie  bei  geschlossenen  lostituten 
oder  sogenannten  Internaten  zur  unbedingten  Notwendigkeit. 

Der  Verfasser  dio?pr  Zeilen  hat  im  Doppelhefte  3/4  des  XIII. 
Jahrganges  1903  der  von  Dr.  Hermann  GuTZMANN-Beriin  heraus- 
gegebenen Medigmisch-pädagogiscJien  Monatsschrift  für  die  gesamte 
Sgirackkeükunde  in  seinem  Aufsatze:  «Die  Mitwirkung  der  Ärzte  hei 
der  Tauhstummenbildung"  darauf  hingewiesen  und  näher  ausgeführt, 
dais  bei^ielsweise  in  Tanbatommenanstelten  die  Wirksamkeit  des 
Hauaarstee  allein  niobt  genttgt»  eondem  dafo  Tielmebr,  besondere  bei 
der  Endebimg  siebt  ▼ollBtnniger  Kinder^  Spesialante  znr  Mitwirkung 
bei  der  LOrang  der  Bildnngsanfgabe  beiangezogen  werden  sollen»  wo 
immer  dies  nur  tnnlicb  ist  In  dem  beceiobneten  Artikel  wurde 
tpesiell  tax  Taubetummeneiistalten  die  Wichtigkeit  der  Mitwirkung 
dm  Obrenantee,  dee  Spesialieten  tta  Mund-,  Nasen-,  Baeben-  und 
KeUkopfknmkbeiten.  des  Augen-  und  Zabnarstes  betont  und  erOrtort. 

Solange  nämlich  nicht  Ärzte  für  ihre  besondere  Tätigkeit  als 
Sdinlärzte,  Institutsärzte  fdr  Taubstummeaanstalteo,  Hilfsächuieu  usw. 


92 


durch  eigene  Knne  gründlieh  TOigebUdet  werden,  ut  die  Znzaie- 
lielrang  der  Sperialiaten  oft  nnenibehrHoh.  In  einielnen  Fdlen, 
80  bei  operaÜTen  Eingriffen,  wird  anf  die  Kunst  des  SperiilmteB 
natttrüoli  immer  gebaut  werden  mtaeen.  Im  aUgemeinen  aber  wird 
der  diuoh  einen  besonderen  Kurs  für  seine  speaielle  Berafirtfttigkeit 
an  jSkthnlen  nnd  Anstalten  dieser  oder  jener  Art  yorbereitete  Haus- 
arzt binreiohend  Gewähr  bieten,  dafs  in  jeder  flinsicbt  gesdhehet 
was  dnreb  ärztliehe  Kunst  yerhütet  nnd  geheilt  werden  kann. 

Der  Anfang  zar  Yorbildnng  der  Hans-  oder  AnstaltsUite  ftlr 
ihre  spezielle  Wirksamkeit  ist  bereits  gemacht  So  hat  das  FreoTsische 
Knltnsministerinm  im  Jahre  1900  verfügt,  dafs  Ärzte,  die  an  einem 
Taubstammeninstitute  beschäftigt  sind,  zu  einem  dreiwöchentlichen 
Bildung^skurse  einberufen  wei  den,  dei  alljuhrlicli  ;iu  der  Königlichen 
Taubatuüimenaustalt  zu  Berlin  abgehalten  wird.  Auch  Bayern  sorgt 
in  ähnlicher  Weise  durch  einen  Kars  an  dem  Königlichen  Taub- 
stammeninstitute zu  München. 

Im  nachfolgenden  soll  nur  ganz  nllgpinpin  an  einem  besonderen 
Falle  gt/.eiß't  werden,  wie  notwendig  tiiue  bpeziale  ärztliche  Unter- 
weisung durch  solche  Kurse  für  Hausärzte  einerseits  ist,  wie  auch 
andf>rsoits  eine  wachsame  Kontrolle  über  den  Gesundheitszustand 
einer  gröfseren  Zahl  in  einem  gemeinsamen  Heim  untergebrachter 
Kinder  unbedingt  geboten  ersoheint  und  nnanterbrochen  ansgeftbt 
werden  soll. 

In  einer  mir  bekannten  Anstalt  —  Name  und  Ort  tun  nichts 
snr  Sache,  da  der  Zweck  dieser  Zeilen  nicht  ist,  Kritik  zu  üben, 
sondern  die  firfohrnng  des  einen  Falles  der  Allgemeinheit  zunutze 
SU  maehen  —  zeigte  sieh  eines  Tages  bei  einem  Mädchen  eine  leichte 
AngenentsUndnng,  ein  sogenanntes  urotes  Ange*^.  Das  Kind  wnrde 
nntersnoht  nnd,  da  sich  die  EntsOndnng  nach  einigen  Tagen  nooh 
nicht  gebessert  hatte,  in  spitalfirztliche  Behandlung  abgegeben.  Kadh 
einiger  Zeit  kam  das  Mftdcben  in  die  Anstalt  aurflok,  die  fint> 
sttndnngserscheinung  war  geschwunden.  Doch  siehe,  mehrere 
Wochen  danach  aeigte  sich  bei  demselben  Kttdohen  abermals  eine 
Angenerkrankung,  die  als  die  sogenannte  ÄgyptischeAugenentsOndang 
oder  Trachom  erkannt  wurde.  Eine  sofort  angestellte  genaue 
spezialärstliohe  Untersuchung  aller  Zöglinge  eigab,  dals  eine  gröISwte 
Zahl  derselben  bereits  auch  erkrankt  war  und  eine  Anzahl  traehom- 
verdächtig  erschien.  Natürlich  muCate  der  Unterricht  in  allen 
Klassen  sistiert  werden,  du  man  die  gesunden  Schüler  m  ihre 
Heimat  eutliel's,  um  sie  der  Ansteckungsgefahr  zu  entziehen.  An- 


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oidnnngen  der  Bebdrden  soigten  dafDr,  clafo  selbst  diese  gesnaden 
Kinder  in  amtsfinfliober  Überwaebmig  Terblieben,  um  einer  event 
Venohleppnng  Yorrabeugen.  Die  traobomTerdäcbtigen  Kinder 
btisben,  isoliert  Ton  den  erkrankten,  die  Torgesobriebene  Zeit  nnter 

ärztlicher  Überwachting  in  der  Anstalt.    Die  Erkrankten  wurden 
einer  aug^uaiztlichen  Bebacdiaug  unterworfen.    So  ward  aus  der 
ünterrichtsanstalt  ein  Spital.     Monate  werden  vergehen,   ehe  das 
Trachom  bei  allen  davon  Befallenen  i^eschwuudeii  sinn  wird.  Und 
da  erst  Monate  nach  der  Ausheilung  des  letzten  Krankheitsfalles 
die  Kontumazfrist  endet,  kann  der  Unterricht  der  Erkrankten  erst 
dann  wieder  beginnen.   Die  Gesundgebliebenen  werden,  örtlich  voll* 
stflndig  TOn  den  Erkrankten  getrennt,  in  ihrem  weiteren  Bildnngs- 
gftoge  keine  Einbufse  erleiden.    Leicht  lälst  sich  aber  ermessen« 
welche  Nachteile  eine  solche  Epidemie  den  Erkrankten  bringen 
wild,  bsi  denen  der  Unterrioht  solange  ansgesetst  Verden 
Und  welebe  Opfer  an  Geld  müssen  gebracht  werden,  bis  wieder 
Oidnimg  und  Gesnndnng  eintrittl  Disse  nnd  fibnllobe  Gedanken 
wie  die  weitsren  Sdhlnlsfolgerongen,  die  sich  jedem  von  selbst  er- 
gsbsD,  mOgen  hier  nnerCrtert  bleiben.    So  weitgebend  aneb  soleh 
nnsngenebme  Er&brungen  in  ibren  Folgen  sein  können,  kann  doeb 
niemandem  die  Verantwortung  anfgebttrdet  werden.  Selbstredend 
btben  alle  Faktoren  in  vollster  Pflichterfüllung  gehandelt,  um  das 
einmal  entdeckte  Übel  zu  bekämpfen.    Aus  der  bösen  Erialiiung 
aber  ergibt  sich  die  weise  Lehre,  wie  wichtig  und  wertvoll  spezial- 
ärztliche  üniersuchungen   und   Ul)erwachuugen  —  nicht  nur  hin- 
sichtlich des  Gesiobtssitines,   Tündern  z.  B.   auch   betreffs  des  Zu- 
standes  der  Lungen  der  Kinder  —  in  geschlossenen  Anstalten  vor 
üllem  sind.   Die  in  Mitleidenschaft  gezogene  Anstalt  wird  in  Zukunft 
zur  Yerbütong  Abnliober  Vorkommnisse  ihre   fürsorglicben  Ein« 
liditangen  noeb  vermebren.   Möchten  dies  aber  auch  diejenigen  tun, 
4ie  durch  ein  gütiges  Geschick  vor  ähnlichem  Unsegen  bis  jetzt 
vmdiont  geblieben  sind!    Zum  Zwecke  dieser  Wamnng  allein 
Gnaden  disse  Zeilen  der  Vertfffentliebnng  zngefObrt.   II Ocbten  aber 
neb  Eriabrangen  ahnliober  Art»  die  an  anderen  Orten  gemacbt 
vndtn  nnd  werden,  der  öfifentliobkeit  an  Nntis  nnd  Frommen  der 
AIlgMaeukbeit  bekannt  gegeben  werden  I  Dann  erfabzen  nnd  arbeiten 
^  «einer  ffir  alle,  alle  fiBr  einen",  wie  es  der  Zweck  der  meoscib- 
bdun  GeselUohaft  erfordert! 

Für  den  Nicbtarzt  sei   hier  noch  beigefügt,   dafs  sich  das 
Trachum  an  den  Schleimhäuten  der  Innenseite  der  Augenlider  in 


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Form  Tou  Grieis  und  Köraoheo  wmgt;  aber  moht  jede  Art  Griefii  ist 
solioii  TnusliomI  Das  Erkennen  desselben  ist  natttriicb  Ssehe  dss 
Angenantos.  Das  Tiaohom  yenusaobt,  wenigstens  in  seinen  An* 
ftngen,  keine  Schmelzen.  Wie  gefthrlieb  aber  diese  EntsOndnug 
weiden  kann,  nnd  wie  notwendig  daher  ihre  fiehandinng  ist*  msg 
ans  der  hier  wiedelgegebenen  «Belehrung  fiOür  Tiaohomkranke"  (ans 
einem  Wiener  Spitale  stammend)  gefolgert  werden. 

»Das  Trachom  (die  Igyptisohe  AngenentsAndnog)  ist  eine  an- 
steckende  Krankheit,  welche  dnnsh  YemaohlHssignng  snr  Blindheit 
fahren  kann. 

Ein  Traohomkranker  kann  seine  Angehörigen,  aUe  seine 
Wohnungsgenossen  mit  dieser  Krankheit  anstecken.  Die  Über- 
tragung der  Krankheit  geschieht  sehr  leicht  durch  Handtücher, 
Taschentücher,  Waschbecken,  Waschw  ;isser  nnd  durcli  alle  anderen 
Dinge,  welche  mit  dem  kranken  Auge  in  Berührung  gekommen  sind. 

Es  muls  daher  der  Kranke  alle  diese  Gegenstände  eigens  fär 
sich  hahen  und  nicht  mit  anderen  Personen  gemeinschaftlich  ge- 
brauchen !  I 

Ist  bereits  jemand  von  den  Angehörigen  oder  Wohnnnp-sp;onoss6tt 
erkrankt,  so  soll  möglichst  bald  ein  Augenarzt  befragt  werden." 

Mögen  diese  belehrenden  und  die  vorhergehenden  wenigen 
warnenden  Worte  einzelne  und  Gemeinschaften  vor  den  Folgen  der 
hier  zur  Sprache  gebrachten  Gefahr  bewahren,  indem  sie  jedermann 
ermahnen,  keine  Einnchtnng  aniser  Ange  zu  lassen,  welche  die 
eigene  Gesundheit  nnd  die  nnseier  Jngend  vor  allem  an  schfitsen 
geeignet  istl 


Zar  Frage  der  DeriDfeMoii  eatlielieiier  Bttefaer. 

Von 

Dr.  BsNDA-Berlin. 

Die  Ohertragbarkeit  ansteckender  Krankheiten  durch  Gehraucbs* 
gegenstände  ist  seit  langem  bekannt  nnd  hat  zu  gesetsliehen  Ve^ 
hfitnngsma&regeln  geftthrt  Jedoch  ist  ein  Gegenstand,  der  besonders 
viel  yott  Hand  zu  fland  geht  und  gerade  nel&ch  in  Krankenstabea 
zu  finden  ist,  noch  wenig  in  bezng  auf  seine  Anstecknngsfthigkeit 
beachtet  worden:  das  entliehene  Buch,  ob  dasselbe  nun  einer 


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Ijnhbibliothelc,  einer  Yolke-  oder  einer  SolilÜerbibUofliek  entstoinnie» 
Gegenwärtig  bflgiuni  man  anoh  dieser  Frage  Intereese  sosnwenden; 
und  Bwar  iet  England  darin  ▼onDgegangen,  VerhUtangsmalfiregelii 
eiasnfUifen;  Tereinzelt  besltien  auch  St&dte  darauf  beattgliche  Ver^ 
«ndnangeii ;  im  allgemeinen  befindet  aieb  die  Saebe  jedooh  nobb  im 
Stadium  der  Yersnebe. 

Das  Vorgehen  in  England  ist  folgendes:  Jede  ansteckende 
Krankheit  raufs  dort  der  Polizei  gemeldet  werden ;  diese  benach- 
richtigt die  BibliotheksverwaltuDgen,  und  weua  ein  Bnch  in  ein 
Haus  ausgeliehen  war,  wo  ansteckende  Krankheiten  gemeldet  sind, 
so  wird  dasselbe  einer  Desinfektion  mit  Formalin  unterzogen 
(AscHBOTT,  Volksbibliothek  und  Volksleaeballe,  eine  kommunale  Ver- 
anataltung,  1Ö96). 

In  Ungarn  sind  Untersuchungen  auf  Betreiben  des  Landes« 
▼eraina  für  Hygiene  in  Budapest  durch  Kraubs  angestellt  worden. 
r)er8elbe  hat  festgestellt,  d  ifa  in  viel  gebraaobten  Büchern  sieb 
sablxeiobe  Infektionssioffe  finden;  er  sobliigt  vor,  die  Bttober  durch 
rtrftmenden  Waaserdampf  an  desinfiaieren,  was  in  einem  geeigneten 
A|iparai  ebne  Beaobädignng  derselben  dnrehanfflbren  ist  (ZeiU^. 
/.  ]^0.  u,  J^ifManOBirmikh,,  Bd.  37,  S.  241). 

Li  tUeser  ZeUadmß  (Jahrgang  190S)  ist  ein  Beriebt  des 
Joum.  of  Amme*  Med»  Assoe,,  Nr.  16,  wiedergegeben,  woaaeb  in 
Bnffido  Ton  Beamten  des  Gesandheitsrats  die  Desinfektion  der 
Schulbücher  Torgenommen  wird,  und  zwar  ebenfalls  mit  Formalin- 

In  Wien  ist  im  Juni  v.  J.  eine  amtliche  Verfügung  erschienen, 
durch  welche  die  städtischen  Bezirksärzte  angewiesen  werden,  die 
Schulrequisiten  derjern<:;en  Schüler,  welche  ansteckf^nde  Krankheiten 
durchgonKici-t  lullten,  entweder,  wenn  die  Parteien  damit  einverstanden 
sind,  zu  vernichten  oder  einer  Desio^aktion  durch  Formalin  zu 
anterziehen. 

In  Dentschland  hat  bereits  im  Jabre  1897  Lion  für  seine 
Fromotionsarbeit  Untersuobnngen  darüber  angestellt,  ob  gehraoobte 
Bftober  lebensfähige  Keime  ansteckender  Krankheiten  enthalten,  nnd 
bat  eine  grobe  Annbl  aolober  Keime  in  Leibbibliotheksbttobeam 
nnd  auf  Fkpietgeld  gefunden.  Er  gibt  an,  da6  er  dnrob  Formalin- 
dftmpfe  eine  vollkommen  siobere  Sterilisation  berbeigefObrt  habe. 

In  Berlin  bat  anf  Anregung  der  Berliner  Stadtrerwaltang  das 
KltnigL  Institut  filr  Infektionskraiikbeiten  Venraobe  aber  die  An- 
stsokangafidiigkeit  gebranebter  Blleber  angestellt.  Die  Beaultate  der 


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UDtoxBaohnngeii  liegen  in  der  eben  erschienenen  Schrift  des  Dr.  Mi- 
TirLESOü:  „Beitrage  snr  Ätiologie  der  Tuberkaloee*  yor. 
Dr.  II.  hat  zwei  Beilieii  ron  Biloheni  ans  Volksbibliotheken,  imd 
zwar  nur  anf  Tnberkelbaxillen  nnterBneht;  die  erste  Reibe  bestand 
ans  Baebeni,  die  awet  Jabie  nnd  damnter  in  Gebianctb  waren. 
Von  den  Tierm,  die  mit  den  in  diesen  Bflobem  gefnndenen  Keimen 
geimpft  wurden,  erkrankte  keines  an  Tnberkalose.  Die  aweite  Beihe 
▼on  Bflebem  war  drei  bis  sechs  Jahre  in  G^branoh;  yon  dea 
geimpften  Tieren  erkrankte  ca.  ein  Drittel  an  Tuberkulose.  Dr.  M. 
schliefst  daraus,  dafs  sich  die  Tuberkelb;izillen  wohl  nur  auf  dem 
feuchten  Schmutz  viel  und  jahrelaug  gebrauchter  Bücher  haltent 
während  reinliche  Rücher  einen  schlechten  Nährboden  abgeben. 
Jedoch  glaubt  er,  dafs  auch  Ifetztcre,  wenn  sie  aus  der  Hand 
eines  Tuberkulosen  schnell  in  andere  Hündo  kinifn,  die  An- 
steckung übertragen  können.  Er  empfiehlt  zur  Verhütung  einer 
Infektion  insbesondere  die  Ausmerzung  besohmntster  Büeber,  des 
Anbringen  Ton  Plakaten  in  den  Bibliotheken,  worin  auhnerksam 
gemacht  wird  auf  die  Gefahr,  beim  Umdrehen  der  Bifttter  den 
Finger  zu  belecken,  da  hierbei  die  Bazillen  auf  dem  nftchsten  Wege 
in  den  Mnnd  gelangen,  nnd  sodann  auf  die  Notwendigkeit,  nach 
dem  Lesen  sieh  die  Hflnde  zu  waschen  etc.  Anck  er  empfiehlt  die 
Desinfektion  dnrob  Formalin;  jedoch  mflJsten  die  Bttoher  tagelang 
den  Formalindämpfen  ansgeaetst  bleiben. 

Dieee  VorsicbtsmaÜNregelDL  sollten  ganz  besonders  anf  onsoe 
Schfilerbibliotheken  Anwendung  finden.  Sollte  auch  die  Gk&kr 
einer  Übertragung  der  Tnberknlose,  wie  Prof.  BsRBiira  im  Vereb 
für  innere  Medizin  unlängst  erklärt  hat,  mindestens  sehr  über- 
schätzt werden,  so  besteht  doch  eine  solche  für  die  akuten  Infektions- 
krunkheiten,  speziell  für  Scharlach  und  Diphtheritis  (Pocken 
kommen  ja  bei  uns  f,»  Im  kl  ich  er  weise  nicht  mehr  in  Betracht).  Ebenso 
wie  es  zweifellos  festgestellt  ist,  dafs  durch  Spielsachen  eine  Infektion 
stattfinden  kann,  so  dürfte  es  wohl  keinem  Zweifel  unterliefien,  dali 
durch  Bücher  eine  solche  möglieh  ist,  vielleicht  in  erhöhtem  Mafse, 
da  der  Infektionsstoff  hier  von  Luft  und  Licht  abgeschlossen  ist 
Und  zwar  sind  di^  Ohancen  der  Übertragung  in  Schülerbibliotheken 
am  gröfsten,  da  das  Lesepubliknm  hier  ans  Kindern  besteht.  Daher 
sind  die  Ma(sregeln  nir  Verhfltnng  der  Infektion  hier  doppelt  geboten: 
Entfemnng  beschrnntster  Bficber,  Belehrung  der  Schtller  dnrok 
Plakate,  event.  dnroh  IHnkleben  einer  Anweisung  in  die  Bficher 
selbst.   Sobald  die  geeignetste  Art  der  Desinfektion  Ton  BQcheni 


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MgMtelli  sein  wird  —  vnd  das  Berliner  Kttratorinm  der  VoOdb- 
UUieihekea  nnd  Lesehallen  beeohftftigt  tkk  gegenwftriig  sehr  ein< 
gehend  mit  dieser  Frage  — ,  sollte  dieselbe  so  bidd  als  mOglieh  anoh 
in  unseren  Sehfilerbihliotbeken  An&ahme  finden.   Auch  würde  es 

»eh  sehr  empfehlen,  wenn  eine  spezielle  Desinfektion  der  Sobnl- 

bücher  und  Hefte,  wie  sie  in  Wieu  angeordnet  ist,  auch  bei  uns 
eingeführt  würde.  Gerade  in  der  Rekonvaleszenz  benutzen  die 
Kinder  ihre  Schulrequisiten.  Die  allgemeine  Desinfektion  der 
Wohnung  reicht  aber  für  die  Bücher  nicht  aus,  die,  wie  oben  er- 
wähnt, einer  ganz  besonderen  Behandlung  bedürfen,  um  gründlich 
rtenlisiert  zu  sein. 


Notwendigkeit  und  Wiriuamkeit  des  Arstes  in  der  Hil£BScliiile* 

Von 

Franz  Frenzel, 
Leiter  der  itädtisohen  Hilfaichnle  sa  Stolp  i.  Pom. 

Uit  drei  AbbUdungen  im  Text. 

Der  Erlais  des  pieslbisohenKnltnsministerinms  Tom  6.  April  1901 
—  U.  HL  A.  2606  —  wfinsoht  far  die  Hil£saobn]e  firstliebe  liit- 
wirknng  bei  der  Aufnahme  nnd  Entlassung  der  Schüler. 
Damit  spricht  er  sngleieb  die  Notwendigkeit  emes  Schularztes  für 

die  Hilfsschule  aus,  ohne  jedoch  sonst  weit4»r  auf  die  Funktionen 
wnes  solchen  emgeheu  oder  seine  Arbeils^^e biete  näiier  bestimmen  zu 
wollen.  Die  Institution  des  Schularztes  iur  die  Hilfsschule  wird  nun 
wohl  allgemein  anerkannt  und  auch  durchgeführt  werden,  allein  es 
scheinen  in  der  Rf^grenzung  des  ümfanges  und  in  der  Kegel ung 
der  schularztlichen  Tätigkeit  noch  manche  eigentümliche  Auffassungen 
zu  bestehen  und  Terschiedene  Unklarheiten  zu  herrschen»  so  dafs  es 
geboten  ersolieint,  die  Schularztfrage  für  die  Hilfsschule  einer  £r- 
örUmng  immer  wieder  y.u  nntersieben,  besonders  auch  deshalb,  weil 
eine  Reihe  wichtiger  Unterfragen  noch  immer  der  Lösung  harrt. 

Wamm  bedarf  gerade  die  Hil&sohnle  so  notwendig  eines  Schnl- 
•Btcsf  Diese  Frage  deckt  sich  mit  der  allgemeinen  Sebnlarztlrage» 
vsd  ihre  Beantwortong  wird  nns  um  so  leichter  fallen,  als  die  Kot- 
wcndigkeli  des  Schularztes  im  allgemeinen  nnd  prinzipiell  angegeben 
wsiden  mnis.    Unser  Sobttlennaterial,  das  nicht  nnr  in  geistiger 


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Beziehung,  sondern  auch  in  körperlicher  BeschaflFenheit  von  der  Norm 
abweichend  geartet  ist,  bedai-f  einfach  des  Arztes  ebenso  dringead 
wie  des  Pädagogen.  Allein  falsch  wäre  es,  zu  behaupten,  dafs  unsere 
Sohttler  lauter  Kranke  in  der  landläufigen  Bedeutung  des  Wortes 
seien.  Der  Augenschein  lehrt  im  Gegenteil,  dafs  viele  von  ihnen  sieh 
dnroh  blUhende  Gresoodheit  und  körperliche  TadelloeigkeLt  aufleeiobmiD 
und  nur  in  ihren  Gehimfnnktionen  Mängel  anfweiaen*  Der  weitaaa 
grOlste  Teil  der  Hilfesofanlx^ttler  jedooh  kann  als  kOiperlioh  anonntl, 
ja,  als  körperlich  krankhaft  beieiohnet  werden.   Bei  genauer  Beob- 
aohtung  lassen  sich  eine  ganse  Beihe  anormaler  besw.  krankhalter 
Eraoheinungen  in  ihrer  KOrperkonatitution  erkennen,  die  gewOholiek 
selbst  von  Laien  hemerkt  werden.  Im  ganzen  Mit  bei  diesen  Kindeni 
die  eigenartige,  wenig  Energie  bekundende  Körperhaltung  auf,  die 
in  allgemeiner  Muskelsoh wache,  grudueli  und  individuell  natürlieii 
sehr  verschieden,  ihre  Ursache  hat.    Der  Gang  ist  bei  vielen  wan- 
kend, schleppend  und  oft  mehr  (  ilei  weniger  unsicher.    Die  Beine 
zeigen  sich  bei  manchen  eingebogtui,   der  Körper  wird  übermäßig 
nach  vorwärts  gebeugt,  der  K^pf  sitzt  mitunter  haltlos.   Nicht  selten 
besteht  ein  ganz  bedeutender  Grad  von  Ungeschicklichkeit  und  On- 
Sicherheit  in  allen  ihren  Bewegungen;  einige  zeigen  eine  allgemeine 
Unruhe  (Agilität)  in  ihrem  Verhalten,  andere  dagegen  erscheinen 
stumpf  und  apathisoh.    Einzelne  Individuen  sind  auch  teilweise 
gelähmt  und  mit  verschiedenen  Miisbildungen  und  Eutartungsfehlem 
behaftet   J>er  Gesiohtsausdmok  ersoheint  in  msnohen  Fällen  geisV 
los,  das  Ange  matt,  stierend  oder  unsioher.   Die  Geeiohtsfiurbe  ist 
häufig  ungesund,  bleich  und  unrein.  Die  Stirn  seigt  sich  oft  niedrig, 
die  Schläfenbeine  wie  eingedrackt  und  das  Hinterhaupt  abgeplattet 
Andere  anormale  Sohädelformen  sind  in  groto  Menge  wahrsunehmsa. 
Bei  vielen  lassen  die  Sinne  yersehiedene  De&kte  erkennen;  Seh* 
eohwäehe,  Schwerhörigkeit,  herabgesetztes  Gefühl  usw.  sind  oft  m 
ünden.    Manche   weisen  Wachstumshemraungen   und  mangelhaften 
Ernährungszustand   auf;  Spuren   bösartiger   KiaiikheUeu,  j;i  selbst 
Krankheitskoime  verschiedener  Art  sind  nicht  selten  vorhanden.  Mau 
könnte  des  weiteieii  noch  mehr  derartige  anormale  oder  krankhafte 
Ers<?heinungen   in  körperlicher  Rpziehnn?  hei   diesen  Kinderrj  auf- 
zählen, so  mannigfach  und  reichhaltig  sind  sie  bei  ihnen  vertreten. 
Allein  schon  der  Hinweis  auf  die  bisher  aufgezählten  krankhaften 
Symptome  dürfte  genügen,  um  die  Notwendigkeit  und  das  Bedürfnis 
▼on  Schttlärsten  fär  die  Schüler  der  Hilfsschule  hinreichend  bs- 
grUndei  au  sehen. 


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Beispiele  Sntiieher  Wahnehmiisgeii  ftW  die  Verbraitnng 
kOrperlieher  Qebreclieti  bei  eehwachBinnigen  Kindern  mögen 
m^ne  Toistehenden  Sdhildenmgen  bestfttigen.  Br  Oasbsl  in  Berlin 
hat  en  ca.  180  Kindern  TTntennohnngen  yorgenommen;  von  dieeen 
Beigten  88  kOrperliehe  HüUbtldungen,  rhaehitisch  waren  56,  un- 
genügende Sehsobärfe  batten  11,  AbBcbwäcbnüg  des  Gehörs  20, 
felilerbaftes  Gebifs  33,   Hindernisse   iii  der  Zs'asenaimung  51  und 
Spracbfehler  43.    Dr.  DoLL  in  Karlsruhe  hat  bei  72  Schillern  der 
dortigen  Hilfsschule  folgende  Mängel  vorgefunden  :  Behinderung  der 
jÜHasenatmung  bei  17,  minderwertiges  Sehvermügen  l  ei  45,  Schwer- 
hörigkeit hei  14,  Störungen  der  Sprache  bei  13,  Ahnormitaten  des 
Ganges  uud  der  sonstigen  koordinierten  MuskeibeweguDgen  bei  10 
und  ausgesprochene  psychopathische  bezw.  neuropathiscbe  Belafitnog 
bei  8  Kindern.    Auch  Dr.  Laqubr  in  Frankfurt  a.  M.  weifs  über 
abnliohe  WahmebmaDgen  aus  der  Frankfurter  Hilfsschule  zu  he- 
ricbten.  Es  sei  noch  bemerkt,  dafs  ein  bedeutender  Prozentsatz  der 
Hilfsscbulsobüler  im  Körpergewicht,  Knoobenban,  in  der  Körperl&nge 
nnd  Mnskelbildnng  weit  hinter  dem  DnrbhBchnitt  znrftokbleibt.  Mit 
Beeht  können  diese  Kinder  dämm  anoh  als  körperlioh-minderwertige 
Geschöpfe  bexeiehnet  werden. 

Nidit  minder  grolii  ist  die  Zahl  der  anormalen  seelischen 
Efseheinnngen  bei  den  Sobttlem  der  Hilünohnle.  Viele  zeigen  eine 
mangelhafte  Anffsssnng  der  Anftendinge ;  die  Wshmehmnng  erseheint 
behindert,  flflobtig  oder  einseitig.  Vom  Aufmerken,  Beobachten,  Ver- 
gleichen, Überlegen  und  Urteilen  kann  oft  wenig  verspürt  werden. 
Die  Sprache  erfolgt  in  einigen  Fallen  schwerfiillig,  in  anderen  papa- 
geienartig plapperhaft,  nicht  selten  sind  S[>mchstöningen,  Sprach- 
mängel, ja  seihst  Sprachlosigkeit  vorhanden  Zu  diesen  Erscheinungen 
treten  noch  oft  Krärapfy,  Rewufstseiusstürungen,  nächtliches  Auf- 
schrecken, Bettnässen,  Wutanfiillo,  Zerstörungstrieb,  Sarameltrieb, 
Stehlsucht,  Neigung  zur  Verlibung  von  Grausamkeiten,  Pyromanie, 
Tencbiedene  Perversitäten  nnd  sexuelle  Verirrungen  hinsa.  £s  bandelt 
sioh  bei  diesen  Individuen  in  seelischer  Beziehung  geradezu  nm  eine 
llannigÜBdtigkeit  und  Vielgestaltigkeit  der  Zustfinde  und  Erscheinungen» 
wie  sie  sieh  alle  kanm  scbildem  lassen.  Eine  äulserst  bunte  Muster- 
karte aller  nnr  denkbaren  Kombinationen  nnd  Möglichkeiten  geben 
die  Schiller  der  fiUfssohule  in  ihrer  Seelenyer&asnng  ab.  Bbenso 
▼efschiedenaitig  nnd  mannigfech  sind  die  Formen  nnd  Grade  der 
Bcbwachen  Begabung ;  man  findet  kanm  swei  Lidividnen  nnter  ihnen, 
die  sich  einander  anoh  nnr  ähnlich  in  ihren  Seelensniagen  wllren. 

0«hnlgeaaadhiitopa«g«b  XVIL  5 


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100 


Nach  dippfjn  Darlegungen  mufs  es  selbstverständlicli  erscheluen, 
dafs  die  Hilisschule  des  Ar/^tos  ebenso  dringend  wu;  des  Päda- 
gogen bedarf  j  es  kann  Sick  m  der  Jb'oige  also  nur  darum  handeln, 
welche  Mafsnahmea  der  Arzt  bei  der  Ersiehnng  und  Unterweisoxig 
der  Hilfsschulschaler  zn  treffen  hat,  bezw.  welches  seine  Funktiooen 
in  der  Hilfsschule  sein  werden.  Yoransschickend  sei  gleich  bemerkt, 
daXs  die  Hilfsschale  in  erster  Linie  eine  Erziehnngs-  und  Unterrichts- 
anstalt  iai^  mithin  eine  pttdagogiaohe  und  keine  sanitftre  Binrioktiuig 
faedentei  Daher  palst  für  sie  anek  keine  äntUohe  Leitung,  Beanf- 
fliehtigang  oder  Kontrolle.  Es  wftfde  deshalb  mflUg  ersoheinen, 
weitere  Erhebungen  in  dieser  Beaiehnng  ansnstellen;  die  Greos- 
zegnliening  awisehen  dem  pädagogischen  nnd  ärztlichen  Arbeitsgebiete 
in  der  Hilfsschule  kann  auch  nicht  derart  roigenommen  werden,  dab 
sich  eines  um  das  andere  nicht  zn  kümmen  hätte.  „Der  Arzt  mnia 
rielmehr  bei  seinen  medizinischen  und  diätischen  Yerordniingen 
pädagogisch,  der  Er/iehei  und  Lehrer  im  Sinne  wahrer  Heilkunst 
verfahren;  beide  muaaen.  also  nach  einem  gemeinschaftlichen  Plane 
arbeiten."  Nur  aus  einer  geraeinsamen,  im  Sinne  dieser  Forderung 
ausgeführten  W  irksamkeit  wird  sich  allmabiich  eine  wissenschaftliche 
Zusammen s{(  Illing  der  für  die  Erziehung  und  Bildung  der  Hilfsschul- 
soh&ler  nötigen  Maisnabmen  und  Grundsätze  gewinnen  lassen. 

Nach  den  allgemeinen  Dienstanweisungen  für  Schulärzte  sollen 
die  Aufgaben  der  Schulhygiene  gewöhnlich  folgende  Funkte  umfassen: 

1.  Die  Hygiene  der  ä ufseren  Bedingungen  des  SchnUebens, 
des  Scbulgebäudes,  der  Scbulausstattung,  der  Lehrmittel  usw. 

2.  Die  Hygiene  des  Unterrichts. 
8.  Die  Hygiene  des  Schal ers. 

Auf  diese  Punkte  dflrfte  sich  auch  die  Tätigkeit  nnd  Wirksam- 
keit des  Schularztes  in  der  flilfaschule  erstreüken;  allerdings  wird 
seine  Betätigung  hier  sich  wesentlich  anders  gestalten  mässen  ab  an 
den  ttbrigen  Schnlanstalien.  Während  er  an  den  gewöhnlichen  Schulen 
die  Anordnungen  in  hygienischer  Besiehung  einfach  mit  den  Forde- 
mngen  einer  rationellen  Schulhygiene  in  Einklang  bringen  wird, 
kann  er  seine  Mafsnahmen  an  der  Hilfsschule,  wenn  er  hier  erfolg- 
reicb  wirken  will,  uicbt  ohne  Rücksicbtnahme  auf  ihre  Eigentümlich- 
keiten treffen.  Die  Hilfsscbule  ist  eine  Sonderanstalt  mit  be- 
sonderer Organisation  und  mit  besonderen  Erziehungs-  und  Unterrichtß- 
mafsnabmen.  Wie  sich  aus  der  allgemeinen  Pfidfigogik  allmählich 
die  Hilfssrbnlpädagogik  mit  ihren  modifizierten  Crrunds&tzen,  welche 
durch  die  Eigenart  des  Sohülermaterials  bedingt  werden,  heraus^ 


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101 


bildete^  so  wird  sich  aucli  aus  der  aUgetueinen  Schulhygiene  eine 
besondere  Hygiene,  die  der  HUfsaohalen  und  fthnliehen  Anstalten, 
eniwiekeln  müssen,  welche  den  hier  bestehenden  anormalen  Verbttlt- 
moMD,  Umständen,  ErsoheinnngeD  und  Situationen  Rechnung  m 
tragen  haben  wird.  Wenn  wir  einer  individuellen  Behandlung 
in  der  Medizin  nnd  Pädagogik  im  allgemeinen  das  Wort  reden,  ao 
Warden  wir  nieht  nmhin  kOnnen,  anoh  auf  dem  Gebiete  der  Hi]&- 
aoihnlbestiebnngen  in  allen  Dingen  weitgehende  Individnaliaiermig 
sor  GMinng  kommen  zn  lassen. 

Es  gilt  ak  oelbfltverBtttndlich,  dafe  die  Hilfiaohnle  ein  eigenes 
Sohnlhans  oder  wenigstens  besondere  Bftome  in  einem  Soholhanse 
beaitsen  mUlste,  zu  welehen  aneh  alle  erforderliehen  Nebenränme  nnd 
Nebenanlagen,  ein  Spielplatz  und  ein  Schulgarten  gehören  sollten. 
Allein  die  vvülsö  Sparsamkeit  mancher  städtischen  Behördeu  Lat 
nicht  selten  für  die  Hilfsschule  kleine,  dumpfe  Zimmer  überwiesen, 
oft  in  ausrangierten  Volksschulgebaudeu  oder  in  Mietshäusern,  die 
manchmal  an  chronischem  Licht-  und  Luftraan^el  leiden.  Dafs 
solche  Zustände  im  Interesse  einer  gedeihlichen  Öchuliiygieue  ver- 
urteilt werden  müssen,  liegt  auf  der  Hand.  Unsere  Schüler  mit 
ihren  mannigfachen  körperlichen  Mängeln  brauchen  zu  ihrer  Ent* 
Wicklung  mehr  Idoht  nnd  Lnft  als  gesunde  Eünder.  i>er  Schaden, 
welcher  ihnen  ans  nngflnstigen  Wohnungs-  oder  unzulänglichen 
SohnlTerhältniflsen  erwächst,  ist  in  der  Tat  recht  beträchtlich  und 
viel  grdber,  als  man  sn  glanben  m^nt.  So  hedttrfen  sohwaehbegabte 
Kinder  intensiver  Sinnesreianngsiiy  wenn  diese  nachhaltig  wirken 
sollen.  Wenn  nnn  <*  B.  die  Ijichtverhältnisse  der  Sdinlaimmer  nn* 
günstige  sind,  so  werden  alle  Schttler,  die  an  Sehschwache  leiden, 
miToUkommene  lachteindrlioke  empfingen  nnd  dämm  dauernd  nn- 
ToUständige  Wahmehmnngen  machen.  Dieser  Znstand  wttrde  ftlr 
die  Folge  einen  bedeutenden  Ausfall  yon  Wahmehmnngen  fttr  eine 
ganze  Gruppe  von  Kindern  bedeuten,  welche  dadurch  natui^emäis 
in  ihrer  ireisügeu  Entwicklung  arg  geschädigt  würden.  Ebenso  läfst 
68  sich  erklären,  dafs  der  Aufenthalt  in  dumpfen  Bäumen  für  diese 
Kinder  mit  ihrer  oft  gescliwacliteii  Korperkonstitution  von  den  nach- 
teiligsten Folgen  für  ihr  Allgemeinbefinden  begleitet  sein  wird. 

Bei  der  Anlage  von  Schulgebftuden  sind  die  nächste  Um- 
gebung und  die  sonstigen  lokalen  Verhältnisse  des  Bauplatzes 
einer  eingehenden  Prüfung  zn  unterziehen.  Das  Gebäude  darf  auf 
keinen  iUl  da  errichtet  werden,  wo  sich  Fabriken  mit  hohen  Schloten 
befinden  oder  Indnstriegebftnde  liegen,  welche  yiel  Lärm  Temrsachen. 


102 

So  iat  mir  bekannt,  dafs  eine  Hilfsschule  in  der  Nähe  einer  Fisch- 
rftncherei  liegt;  der  Rnucli  aus  der  Räucheranstalt  belästigt  oft 
Schüler  und  Lehrer  in  unaogfMJohmer  Weise.  Dafs  dabei  iungeükraoke 
Kinder  arg  geschädigt  werden,  erscheint  gewifs.  Der  Bauplatz  soll 
auch  die  Möglichkeit  der  Anlage  eines  bequenien  Spielplatzes  und 
eines  ausreichenden  Schulgartens  bieten.  Die  Zweckmälsigkeit 
einer  geeigneten  Vorbildung  der  Schwachbegabten  Kinder  für  pnk-  ' 
tiflohe  Betätigungen,  nunentUoh  die  Anleitung  im  Gartenbau,  wird 
immer  mehr  erkannt  und  gewürdigt;  daher  ist  es  nötig,  den  SohQlem 
aohon  wflhrend  der  Sehulzeit  Gelegenheit  nnd  Anleitung  zu  prak* 
tisohen  Beeohftftignngen  sn  bieten.  Aue  dieaem  Grande  mofis  in  dem 
Banpkn  des  SehnlgebindeB  anoh  die  Einriohtong  von  Sehfller« 
werkBtfttten  vorgesehen  werden.  Wüneobenswert  wftre  ee  femer, 
wenn  jede  Hilfinohnle  einen  Spi eisaal  bekäme,  in  welchem  nieht 
nnr  etwaige  Spiele  abgehalten  weiden  könnten»  sondern  in  dem  anoh 
die  öffentlichen  Feierlichkeiten  (Weihnaohtsbeseherung«  Kaisergeborts- 
iagsfeier,  Elternabende  usw.)  stattfinden  könnten.  Endlich  müiste 
jede  Hilfsschule  auch  ihre  eigene  Badeeinrichtung  besitzen,  damit 
siQ  unabhängig  von  anderen  Schulanstalten  ihren  Schülern  die  Wohl- 
tat zweckmässiger  Bäder  gewähren  könnte.  Es  wirkt  nichts  störender, 
als  wenn  beim  Baden  Hindernu^sp  oder  Schwierigkeiten  zu  umgehen 
sind,  die  in  der  Re^el  dann  entstehen,  wenn  fremde  Badestätten 
besucht  werden  müssen. 

j 

Die  Hilfsschule  soll  zwecks  Vermeidung  weiter  Schulwege  zen- 
trale Lage  im  Sohulorte  bekommen.  In  grofsen  Städten  würde  es 
sich  empfehlen,  in  den  rersohiedensten  Stadtteilen  kleinere  Systeme 
TOn  JBilüaschttlen  einzurichten,  um  nach  Möglichkeit  weite  Schulwege 
an  Terkürzen.  Es  liegt  auch  im  Interesse  einer  besseren  Übersicht, 
wenn  die  Einsohnlnngsbezirke  der  HilÜBBohnle  nicht  an  greise  Unr 
ftnge  anfweisen.  Bei  kleineren  Schnlbezirken  läfst  sich  auch  viel 
eher  eine  eisprieMiche  Verbindung  «wischen  Sohnle  nnd  Hans  nnter* 
halten  als  bei  sehr  ausgedehnten.  Uit  der  Dnrohfilhrnng  dieser 
Foidernngen  würden  die  berüchtigten  Schnlkasemen  als  Hilisschnl- 
gebände  dnrohans  nicht  angebracht  erscheinen,  es  kämen  nelmehr 
ein&che,  im  PaTÜlonstil  gehaltene  Hänsohen  in  Betracht  Damit 
möchte  man  dem  Ideal  eines  zweckroäfsigen  Schulhauses  für  schwach- 
be£;riljte  Kinder  mehrere  Schritte  naher  kommen;  die  Kilföschule 
könnte  dann  auch  leichter  als  bei  einem  grofsen  System  den  Cha- 
rakter einer  Familien  s  ch  u  le  wahren,  welche  Einrichtung  am  vor- 
teilhaftesten liir  ihre  minderwertigen  Kinder  geeignet  zu  sein  scheint. 


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103 


Bei  der  Ausstattung  der  Schulzimmer  sind  mancherlei  Gesichts- 
punkte in  hygienischer  Beziehung  zu  beachten.  Vor  allen  Dingen 
sollen  die  Sabsellien  so  beschaffen  sein,  d&ls  sie  der  körperlichen 


Hg;  I. 

Pnltbinkohen  (SettemiiiichtX 


Pir.  1.  Flg.  t. 

Falib&nkoken  (Vorderunoht).  Paltbinkohan  (Bfloksmtoht). 


Beschaffenheit  und  den  vielfachen  Konstitutionsmängeln  der  flilfs- 
Bchulschüler  entsprechen.  Am  besten  dürften  sich  für  die  Hilfsschule 
die  nebenbei  abgebildeten  Pultbänkchen  eignen,  die  in  verschiedenen 


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104 


GboA^n,  daa  KörpergröHmi  der  Sdhfller  eDtspreohend,  lieig<eitellt 
werden  können.  Die  Anfttellnng  denelben  ist  leieht  sn  Imdhaben; 
eie  bat  eteii  so  za  gesohelien,  dafe  dabei  den  IndiTidnalitBien  der 
Sdilller  sweekmilUg  Eechnnag  getragen  weide.  SohwerhOrige  nnd 
kurzsichtige  Kinder  erhalten  ihre  Plätae  in  den  Tordersten  Reiben. 
Bei  Benutzung  der  Pnltbänkchen  bekommt  jeder  Schüler  seinen  iso* 
Herten  Platz,  er  ist  leicht  zu  erreichen,  gut  zu  tibersehen  und  sitzt 
äufserst  bequem  und  zweckmäfsig.  In  Fallen,  in  denen  schwere 
körperliche  Defekte  vorliegen,  sind  besondere  Sitzeinnchtungeu  zu 
treffen,  die  natürlich  nach  ärztlicher  Vorschrift  hergestellt  werden 
müssen. 

Rezu<;Hch  der  anderen  Scbuluteusilien  sei  folgendes  bemerkt. 
Das  Lehrerpult  kann  m  der  Hilfsschule  entbehrt  werden;  dafür 
ist  ein  Tisch  mit  ziemlich  grofser  Platte  hinzustellen,  die  genügend 
Raum  bietet,  um  manche  Schüler  mich  am  Tische  mit  einzelnen 
Übungen  bei  beständiger  Kontrolle  seitens  des  Lehrers  beschäftiG^en 
zu  können.  Die  Schultafel  muXs  auf  einem  vollbeleuchteten  Platz 
stehen,  sie  soll  tief  schwarz  sein,  nicht  glänzen,  deutliche  Liniaturen 
aufweisen,  möglichst  in  der  Ktthe  der  Schüler  eich  befinden  und 
nicht  zu  boch  oder  za  niedrig  angebracbt  aein.  Eine  Was  ob- 
toilette  darf  in  keiner  Schulklasse  fehlen. 

Besondere  Sorgfalt  ist  der  Auswahl  der  Ansobannnge- 
mittel  EU  widmen.  Es  soll  bei  dem  Anschauungsmaterial  weniger 
auf  die  Feinheit,  als  vielmehr  auf  die  Deutliobkeit  nnd  Handgreif* 
liobkeit  deaseiben  Gewicht  gelegt  werden.  Von  allem  Gierten  nnd 
nnnOtigem  Beiwerk  igt  ▼olletlndig  abznseben.  Daber  nnd  nament- 
liob  TOn  AnBobanngsbildern  nnr  solobe  ansznwfiblen,  die  banpt- 
sBoblieh  Einaeldaistellnngen  in  gehöriger  Deutliobkeit  bieten.  Gruppen- 
bilder, die  in  ibrer  AuafttbruDg  mebiere  Situationen  umtaaeen,  müssen 
atets  die  sweokmftlsige  Grdlse  und  ObersiebtUobkeit  anfweiaen.  Die 
fiil&adbule  als  Beobaobtnnge-  und  Erfabnmgaaobule  bedarf  «nee 
reiobbal^igen  Yeranaebauliobunge-  und  ünterriebtamaferiala,  dieaea 
aoU  jedoeb  nibbt  nur  in  bezug  auf  seine  Zweokmftfsigkeit  und  Not- 
wendigkeit, aondem  auob  Ton  bygieniaoben  Geaiebtapunkten  aoa 
geprOft  werden,  um  alle  Mi(8griffi  zum  Schaden  der  Sobfiler  zu  ver- 
meiden, fia  kann  z.  B.  beim  Gebrauche  kleiner  Schriftzeichen  (Buch- 
staben) leiebt  der  Fall  eintreten,  dafs  schwachsichtige  Schüler  durch 
■die  Benutzung  solcher  Buchstaben  direkt  zur  Kurzsichtigkeit  und 
weiteren  Schwächung  ihres  Sehvermögens  gebracht  werden.  Das 
wäre  eine  unvurzeihliche  Unvorsichtigkeit,  welche  fQr  diese  armen 


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105 


Gescliöpfe,  die  ja  sohoa  duroh  Uire  Geistesschwäche  und  sonstige 
MiDd«rw6itigkeit  hart  genug  gestraft  sind,  die  TerbttognisToUsten 
Folgen  naoh  sieh  sieben  wfirde.  "Wie  ecbeinbar  gering  aneb  manebe 
AnlMnee  nnd  Umstände  nns  TOTkommen  mdgen,  nm  eo  nnbeÜToUer 
können  ne  fOr  dieee  Sobüler  werden,  wenn  sie  in  bjgieniaober  Be- 
nebnng  niebt  die  gebOrige  Kritik  Ton  antoritativer  Seite  er&bren. 
Wenn  Febler  nnd  Yezatö&e  gegen  die  Hygiene  in  anderen  Scbnlen 
gemacbt  werden,  so  sind  deren  Wirkungen  lange  niebt  so  folgen- 
sebwer  wie  in  der  Hilfssohnle.  Es  mufs  deshalb  hier  auch  den 
geringsten  Sachen  Beachtung  und  sorgfältige  Erwäguog  ge^ckenkt 
werden. 

Die  hygienische  Prüfung  bei  der  Wahl  der  Lehrmittel  für 
die  Hilfst«  bule  wird  sich  im  allgemeinen  auf  folgende  Punkte  er- 
strecken müssen: 

1.  Auf  di«  BeschaÜenheit  der  Schulbücher  bezüglich  ihres 
Druckes,  Bilderschmuckes,  Papiers  und  ihrer  Handlichkeit. 

2.  Auf  die  Güte  des  Schreib-  und  Zeichenmaterials  hin- 
sichtlich der  Farbe,  der  Liniatur  und  des  Gebrauchs.  Hierher  gehört 
ftTjoh  die  Prüfung  der  Schreib-  und  Zeiohengeräte  in  bezug  auf 
Zweckmäfsigkeit  und  bequeme  Handhabung  (Schiefertafel  nnd  Gri£bl 
sind  tonliebst  rom  Gtobrancb  ansanseblie&en). 

3.  Anf  die  Zweokmftfngkeit  der  Yeranscbanlicbnngsniittel 
(Anebbannngsobjekte,  Bilder  nnd  Karten).  Je  gröber  der  Hafintab 
der  einseinen  Darstellvngen  ist,  je  dentliober  die  Farben  sieb  Ton- 
einander  abbeben,  nnd  je  weniger  die  einzelnen  Bilder,  Tafete, 
Karten  nsw.  mit  Stoff  aberladen  sind,  desto  ToUkommener  werden 
sie  ihren  Zweck  fOr  die  Hilfsscbnle  erfüllen. 

4.  Auf  die  Brauchbarkeit  und  Einrichtung  der  Turngeräte, 
der  Han  d  werkszeuge  imd  der  sonstigeu  Schul  geräte  hinsichtlich 
ih-rer  zweckentsprechenden  Anfertigung,  Gröfse  und  Üruuehbarkeit. 

Es  werden  heutzutage  so  viele  Lehr-  und  Tjern mittel  auf  den 
Markt  gebracht,  dafs  es  kaum  möglich  ist,  einen  Überblick  über  die 
wichtigsten  Erscheinungen  und  ErzouL'nifSft  findiger  Köpfe  7m  ge- 
winnen. Daher  erscheint  es  angebracht,  mit  gröfstpr  8orgfalt  die 
AnbietuDgen  einer  Frütung,  besonders  vom  hygienischen  Standpunkte 
aus,  zu  unterziebeui  solange  nicht  eine  Zentralstelle  dafdr  Sorge 
tragt,  daXs  nnr  wirklieb  einwandfreie  Darstellungen  zur  Empfeblong 
gelangen.  —  So  wurde  mir  neuUcb  ein  umständlicher  Rechenapparai 
mit  sehr  warmen  Empfehlungen  zur  begataobtlioben  Frobeanwendnng 
Ubeiaandt,  der  allen  möglicben  Zwecken,  niebt  nnr  dem  der  band* 


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106 


greif  liehen  Veranschauliohung  des  Recbnens  in  der  Hilfsschnl©  dienen 
kann.  Dazu  ist  seine  Httndli;i.bung  sn  soh^\  f  rfiilhg  und  zeitraubend,  dafs 
dämm  wohl  em  jeder  Pädagoge  auf  semeu  Gebrauch  verzichten  wird. 

An  dieser  Stelle  mag  noch  eine  Eemerkting  über  die  Avis- 
schmückung  der  Klassenzimmer  mit  Bildern  folgen.  Ein  Schnl- 
zimmer,  das  mit  Bildern  geschmückt  ist,  deren  Auswahl  natürlich 
mit  besonderer  Umsicht  und  Sorgfalt  erfolgen  mnfls,  maoht  stets  einen 
aDgsiiehmen,  freundlichen  Eindruck,  besonders  aber  auf  geistes- 
schwache Kinder,  die  beim  Anblicke  von  Bildern  oft  ganz  entzückt 
sind.  BilderBehmnok,  Sanberkeit  und  gute  Ansstattongs^fcOoke  machen 
die  Sohvlittnme  lieimisoh,  so  dais  die  Sobfller  sieh  woM  nnd  gehoben 
in  ihnen  iBhlen.  Dieses  ist  besondeis  bei  der  Ansstattnng  der  Hilft- 
sohnle  sn  beaehten. 

Die  Hygiene  des  ünteiriohts  nrnfiiTst  die  hygienisehe  Begut- 
achtung nnd  Begelnng  des  Lehr-  und  Stundenplans»  die 
hygienische  Betraehtung  der  Lehrmethode  und  die  hygie- 
nische Erwägung  unterrichtlicher  und  erziehlicher  Mafs- 
nahmen,  welche  im  Zusammenhang  mit  dem  gesamten  Unternehtä- 
betriebe  stehen. 

Die  hygienische  Begutachtung  des  Lehrplans  hat  besonders 
darauf  Gewicht  zu  leg'en,  dafs  das  physische  Moment  bei  di  r  Aus- 
bildung der  Hilfsschulschüler  in  entsprechender  Weise  zw  seinem 
Rechte  komme.  Davon  ausgehend,  dafs  das  Schwachbegabte  Kmd 
auch  eine  Verbindung  von  Leib  und  Seele  ist,  wobei  beide  mehr 
oder  weniger  anormal  geartet  sind,  müssen  wir  seine  harmonische 
Ausbildung  anerstreben,  damit  nicht  auf  Kosten  der  einen  Biohtnng 
die  uidere  Einbufse  erleide. 

Der  Lehrplan  der  flilluohule  wird  in  Berttcksiehtigung  der 
Bigensrt  der  sdhwaohbegnbten  Sohlller  manohe  Abweichungen  tou 
den  Lehrplflnen  anderer  Schulen  yerfolgen  und  manche  Freiheiten 
in  der  Bewegung  und  Stoffbearbeitnng  gestatten  müssen.  Wenn  uns 
die  Köglichkeit  gegeben  wftre,  der  Fftdagogik  die  Psychologie,  in 
unserem  Falle  auch  einselne  Ergebnisse  der  Psychiatrie»  so  sugnuide 
legen  su  können,  d&fe  uns  die  Seele  eines  jeden  Schulen  wie  ein 
offenes  Buch  Torläge,  dann  liefse  dch  ein  passender  Lehrplan  ftir 
unsere  Schüler  konstruieren;  allerdings  möchte  er  für  alle  Fälle  doch 
nicht  ausreichen,  da  eben  die  Erscheinungen  der  schwachen  Begabung 
zu  vielgestaltig  und  ihre  Formen  graduell  sehr  verschieden  geartet 
sind.  Daher  halt  es  auch  so  unendlich  schwer,  einen  einigernouUisen 
zusagenden  Lehrplan  für  die  HüCasohule  zu  gewinnen. 


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107 


Die  ärztliche  Mitwirkung  liei  der  AufstelluDg-  des  LehrpUns  für 
die  Hilfsschule  wird  hauptsachlich  psychiatrische  und  hygienische 
Gesichtspunkte  in  Erwägung  zu  ziehen  haben.  Die  Erhebungen 
sollen  das  Schülermaterial,  die  Stoffanswahl  und  dieStoff- 
anordnung  umfassen,  aber  anoh  die  Stoff  menge  beaoliten,  um 
die  Sohüler  Tor  Belashmg  n  bewahren,  ferner  müssen  sie  die 
Stirke  und  Gruppierung  der  Unterrichtsabteilangen  erw<geo, 
nm  eine  individiieUe  Behandlung  zu  ermöglichen,  nnd  die  ünier- 
riehtadaner  abmeasen,  um  Ennfldnngen  vonabengen. 

Auf  die  Beepreehnng  des  Sehfllermaterials  kommen  wir  bei  der 
Hygiene  des  Sohfllers  noch  gans  apesiell  anrOek,  wir  wollen  nns 
daher  den  anderen  Fragen  des  Lehrplaos  anwenden,  sunflohst  der 
Stoiniswahl  nnd  der  stoff liehen  Anordnung.  —  Da  es  yollständig 
aoBgesohlossen  ersoheint,  daib  unsere  Sohüler  einst  durch  Geistesarbeit 
ihr  Brot  rerdienen  worden,  so  ist  bei  der  Stoffauswahl  m  erster 
Linie  den  Bedürfnissen  des  praktischen  Lebens  Rechnung  zu  tragen. 
Es  miissen  also  sorgfältig  Stoffe  ausgeschlossen  werden,  die  lediglich 
der  formalen  Bildung  dienen.    Wenn  man  im  allgemeinen  einer  tun- 
lichen Beschränkung  des  Unterrichtsstoftes   das  Wort  redet,  so  hat 
diese  Forderung-  für  die  Hilfsschule  eine  noch,  weit  gröfsere  Berechtigung 
als  für  die  Volksschule.  Alle  Stoffe  würeu  bei  uns  auf  em ganz  bescheidenes 
Malis  za  reduzieren.    Ihre  Anordnung  ist  so  zu  treffen,  dals  dabei 
fiücksicht  auf  den  natürlichen  Entwicklungsgang  der  Kinder  genommen 
wird.   Die  Erziehung  der  Schwachbegabten  hat  zunächst  die  Rege- 
liug  mid  Bildung  ihrer  individuellen  Lebens*  und  Tätigkeitstriebe 
im  Auge  zu  behalten  und  zu  pflsgen.    Welohe  Maisnahmen  am 
btstsa  SU  Miesem  Zweeke  Yorsusshen  sind,  darttber  soll  der  Arst 
gsmsinflem  mit  dem  Pädagogen  beraten.   Der  Arst  wird  üBr  die- 
•elbea  die  wiehtigsten  Biohtlinien  su  beseiehnen  Termdgen,  da  er 
dsieh  seine  FrAfungen  und  TJnteisuohungen  der  Sohttler  ja  au  einer 
gtssnen  Kenntnis  ihrer  körperlichen  und  seelischen  Mangel  gelangt 
vL  El  dOrfte  ihm  auch  die  Einwirkung  der  der  Qeistessohwäehe 
ngnmde  liegenden  etwaigen  Krankheiten  auf  die  Intelligenz  der 
Schüler  nicht  verborgen  sein;  er  küunte  daher  am  besten  bestimmen, 
welche  Seiten  die  Bildung  beioiiders  zu  entwickeln,  zu  schonen  usw. 
bätte.  Der  Arzt  wird  sein  Gutachten  auch  darüber  abzugeben  haben, 
deiche  Mafenahraen  im  Lehj-plan  zur  Behandlung  der  Sprachgebrechen 
Uüd  der  Sprach^ürungen  vorzusehen  sind.    In  jedem  Eaile  aber  ist 
»ein  Hat  über  den  Turaunterricht  einzuholen.    Es  würde  überhaupt 
Torteühaft  sein,  den  Arzt  zu  den  Beratungen  bei  der  Aufstellung 


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108 


des  Lehrplans  zuzuziehen ;  die  Ei  wuguugen  dabei  werden  so  manche 
Punkte  berühren,  die  anoh  sicher  im  Interesse  des  Arztes  liegen 
dürften.  Alle  die  Einzelheiten,  ^volche  bei  dieser  Gelegenheit  zur 
Besprechung  kdnimen  werden,  hülsen  eich  unmöglich  hier  wieder- 
geben; JpileiitVdls  aber  wird  die  Hinzuziehung  eines  Arztes  zu  dieser 
Arbeit  befruchtend  und  anregend  wirken  und  oft  Besultate  zeitigen, 
deren  Wert  nicht  unterschätzt  werden  darf. 

Y)[\.  dem  Arzte  die  ganze  Schwerfiilli?keit  der  Schwachbegabten 
Kinder  nicht  nur  m  körperlicher  Beziehung,  sondern  auch  in  geistiger 
Hinsicht  bekannt  ist,  so  wird  er  selbstverständlich  für  eine  schwache 
Besetzung  der  KlaBsen  hesw.  der  Untecnchtsabteilungen  stimmeo. 
Wenn  der  Pädagoge  nur  allein  fdr  eine  geringe  Sohttiensahl  spräche, 
so  könnte  es  leicht  den  Anschein  erwecken,  als  wenn  er  sich  das 
Leben  mit  wenigen  Kindern  leicht  machen  wollte.  Die  Unterstützung 
in  dieaer  Fordenmg  von  Seiten  des  Anstes  wird  aber  derartige  Yer- 
siniungen  gar  nicht  aufkommen  lassen;  seine  Ansichten  werden  als 
nwü^bend  gelten  nnd  BilUgnng  finden.  Im  allgemeinen  dürften  die 
Ärzte  unaeie  besten  Fttrspreelier  und  Förderer  anf  dem  Gebiete  der 
Hil&sohnlbestrebnngen  wttdenp  wenn  sie  mehr  als  bisher  der  gansen 
HilÜBsehnlbewegnng  Interesse  nnd  Beaohtang  schenken  wollten.  Wir 
wflrden  ihnen  dafttr  sicher  Ton  ganaem  Hersen  dankbar  sein. 

Bs  wird  ferner  Sache  des  Arstes  sein,  seine  Meinung  Aber  die 
Länge  der  einzelnen  Unterriohtslektionen  nnd  über  die  Zeitdauer 
der  täglichen  Unterrichtsaeiten .  abaugeben.  Yenohiedene  Untay 
suchungen  und  P^fhngen  aber  die  Ermüdbarkeit  der  Schüler  haben 
ergeben,  da6  oft  sohon  im  Verlaufe  eioer  Unterrichtsstunde  sich  er- 
hebliche  Ermfldnngserscheinungen  bei  ihnen  zeigen,  die  im  weiteren 
Unterrichte  desto  auffillliger  werden,  je  mehr  die  Schüler  mit  wissen- 
schaftlichen Lehrstnnden  bedacht  werden.  Der  Schularzt,  welcher 
am  besten  wissen  mufs,  was  bei  den  geistesschwachen  Kindern  am 
leichtesten  Eiuiutlung  hervorrufen  und  die  geistige  Frische  beein- 
trächtigen kann,  hat  deshalb  eine  relativ  allgekürzte  TJnterrichtsdauer 
für  die  Hilfsschule  zu  empfehlen.  Mit  vielen  Unterrichtsstunden  und 
langer  Unterrichtszeit  lilfst  sich  bei  diesen  Kindern  durchaus  nicht 
mehr  erroichen.  als  in  eui'-r  Iteseliei Jenen  Anaahl  von  iStuuden  und 
in  euirr  ;ibgekürzten  Unterrit  lit-  eil,  wenn  dabei  zweckmäüsig  die 
ErmüduiiL^^  der  Kinder  vermieden  und  pin  entsprechender  Wechsel 
zwischen  geistiger  Tätigkeit  und  körperlicher  Erholung  beobachtet  wird. 

Ärztliche  Beratung  soll  auch  bei  der  Aufstellung  des  Stunden- 
plans eingeholt  meiden;  der  Arst  mag  für  die  Aufeinanderfolge  der 


109 


Lerirsturi(]f>n,  für  ihre  Zeitdauer  und  für  die  Erholungspausen  Vor- 
8chi&ge  geben.  Auch  ist  er  darüber  7u  hören,  wann  und  wie  oft 
die  Unterrichtsstunden  diirrh  KurperiiliuiiL^piK  Spiele,  Beschiiftigungen, 
Bewegungen  im  Freien  usw.  unterbrochen  werden  können.  Die 
körperlichen  Übungen  gelten  als  ein  wichtiger  Erziehungsfaktor  unter 
den  Bilduugsmitteln  für  Schwachbegabte,  sie  sind  dämm  auch  in 
zwMkiiiAlfliger  Weise  xa  kultivieren,  über  ihre  Anordnung,  Aus- 
fnlmiig  und  EinfÖgnog  in  den  Lektionsplan  soll  der  Arst  Vor* 
Schriften  geben,  die  von  den  Endehcurn  beachtet  werden  müssen.  Am 
besten  ftlr  diese  Zwecke  wäre  es,  wenn  der  Arzt  von  Zeit  zu  Zeit 
der  Aiufibimg  der  körperlichen  Bewegungen,  Spiele  usw.  beiwohnen 
möchte;  er  kannte  dann  seine  Wahrnehmungen  besflgUoh  ihree  hy- 
gienischen Wertes  leep.  üuer  hygienieehen  ZweokmälkigkeH  nnd 
Biehtigkeit  prüfen  nnd  in  einer  gememtamen  Konfeiens  begrftndete 
TonoUige  für  die  Abindening  besw.  Andexegeotaltnng  jener  MaA> 
nahmen  nnieibreiten. 

Bei  der  Aufeinanderfolge  der  Lehratnnden  aoll  beachtet 
werden,  dala  die  praktimh  nnd  experimentell  als  die  am  anetren- 
gendsten  erkannten  Lelirgegensttnde  auf  die  drei  ersten  Stunden 
gelegt  werden.  Der  Ant  bitte  also  zu  prtlfen,  welche  XJnterriehts- 
flleher  die  grOJMe  Ermfidung  verorsaehen  nnd  danaoh  die  Reihenfolge 
mit  EinTesatlndnifl  dea  Lehrera  derart  an  bestimmen,  daCs  die  am 
meiBten  anstrengenden  GegensfAnde  dann  snr  Behandlung  kftmen, 
wenn  die  SehOler  am  frischesten  wären  usw.  Fftcher,  welche  die 
körperliche  Betätigung  der  Schüler  in  Anspruch  nehmen,  sind  nicht 
aufeinander  zu  legen,  z.  B.  soll  Schreiben  nicht  auf  Zeichnen,  Turnen 
Dicht  auf  Handarbeiten,  ISmgen  nicht  auf  Turnen  folgen  u^w.  Es 
erscheint  hinianglich  einleuchtend.,  dafs  eine  solche  Aufeinanderfolge 
hygienisch  falsch  wäre.  Ebenso  unrichtii,'  wurde  es  sein,  wenn  z.  B. 
die  Turnstunde  so  erteilt  wurdn,  d  il^j  sie,  ai;^fatt  zu  erfrischen,  er- 
müden mochte.  Schon  dipse  Andeutungen  lassen  erkeunen,  dnfs  der 
Arzt  bei  der  Aufstellung  des  Stundenplans  manche  GeaichLspunkte 
m  erwägen  hat,  um  den  an  eine  rationelle  hygif^nische  Stunden- 
Tert*^i[an2:  gestellten  Forderungen  entsprechend  nachkommen  zu 
können,  in  gleicher  Weise  wird  er  umsichtig  bei  der  Bemessung 
der  einzelnen  Lektionsdauer  zuwege  gehen  müssen.  Wenn 
sieh  schon  fast  allgemein  der  Ruf  erhebt,  die  Lektionastanden  kürzer 
als  eine  Stunde  (etwa  45  Minuten  lang)  zu  hemessen,  so  liegt  in  der 
Hil£Mohule  geradesn  ein  swingeades  Bedürfnis  aar  DurchfühiUng 
-disser  Fordemng  -  vor.  Die  geistessohwaoheii  Kindear  mit  ihrer  ge» 


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110 


ringttk  WUlenMnezgie,  ibrem  geMihwfiohteii  AuBiusiingsveniiAgeii  und 
ibrar  weohselndeii  Anfmerksamkeitsfthigkeii  können  unmöglich  Iftnger 

als  normale  Schüler  ihr  Interesse  und  ihre  Hingabe  dem  Unterrichte 
widmen.  Daher  darf  bei  ihneu  dio  LektioDsdauer  auch  nicht  auf 
eine  Stande  ausgedehnt  werden.  30 -  4; >  Minuten  werden  für  eine 
Lektion  voll  nnd  ganz  gentisten.  Eleu  so  unsinnig  —  wie  pchon  an- 
gedeutet —  wäre  es,  ihnen  viele  Unternchts.stunden  aufzuhalten  ;  die 
Unterstufe  dürfte  höchstens  18  —  20,  dio  Mittelstufe  20—22  und  die 
Oberstufe  22 — 26  Stunden  wöchentlich  erhalten.  Auf  eine  weitere 
Begründung  dieser  Forderung  können  wir  ?erzichten,  weil  die  Schnl- 
hjgieniker  schon  wiederholt  sich  für  eine  Verringerung  der 
wöchentlichen  Schulstunden  für  alle  Schulanstalten  im  hygieniMhen 
Interesse  aller  Schüler  ausgesprochen  haben. 

Der  Stondenplan  darf  anoh  nioht  zu  früh  am  Hoigea  den 
ünteiriehi  ansetsen;  ieh  Iwlte  als  den  geeignetsten  Zeitpunkt  Iftr  den 
Beginn  des  Unteniehts  8  Uhr  frOli,  sowohl  für  den  Sommer  als 
anok  für  den  Winter.  Wenn  für  irgendwelehe  Kinder  ao^giebig» 
Soklafensseit  erforderliök  ist|  dann  ist  sie  es  für  unsere  geistes- 
sobwaoihen  Sohfller.  Es  sind  wiederholt  Er&hrnngen  gemaebt  worden, 
dals  bei  früherem  Sehulan&og  die  Sehüler  sieh  nioht  friseh  genug 
seigten,  sondern  von  körperlicher  Schlaffheit  und  geistiger  Trigheit 
wie  befallen  erschienen.  Wie  ein  früher  Schulanfang  für  die  Hilfs- 
schule sich  nicht  eiguet,  so  wenig  kann  für  sie  auch  eine  lang  aus- 
gedehnte Unterrichtszeit  la  Betracht  krnrinien.  Der  Unterricht  dürfte 
höchstens  vier  Stunden  des  Yormittag.s  umfassen  (H — 12  Uhr);  nm 
Naohmittoge  könnten  einzelne  Stunden  auch  gegeben  werden,  es 
wäre  aber  mindestens  eine  Pause  von  2 — -3  Stunden  zwischen  Vor- 
und  Nachmittagsunterricht  zu  legeu.  Am  Nachmittage  sollten  nur 
wesentlich  solche  Fficher  gelehrt  werden,  die  geistig  wenig  anstrengen, 
die  also  mehr  technischer  oder  mechauiaoher  Natur  wären.  In  dieser 
Zeit  könnten  auch  die  so  überaus  wichtigen  Schalspaaieigänge  statt» 
finden,  welehe  nicht  nur  der  Erholung  zu  dienen,  sondern  auch  zur 
Bereiohenuig  der  Wahrnehmungen  nnd  Erfahrangen  der  Schüler 
beiantiagen  haben.  Endlich  wird  es  Saehe  des  Antes  sein,  die  Lage 
und  Zeitdauer  der  Erholungspausen  awisohen  den  TTnterriohts- 
stunden  in  geeigneter  Weise  an  bestimmen.  Naeh  dem  Vorgang» 
anderer  Sehnlanstalien  sollen  auoh  für  die  Hilfssohnle  Ptosen  Ton 
sehn  Minuten  nnd  eine  mittlere  von  15—20  Minuten  gegeben  werden. 
Die  Pausen  sind  bei  günstiger  Witterung  im  Freien  (ohne  Spielzwang) 
zuzubringen.  Wenn  hier  im  einzelnen  hygienische  Richtlinien  bis  auf 


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III 


Kleinigkeiten  gesreben  werden,  so  soll  deren  VerwirkUohung  natQrlich 
stete  unter  BeruckaicLugung  der  sonstigen  örtliclien  nnd  einschlägigen 
Verhältnisse  und  Umstände  geschehen.  Wo  diese  Vorsehlflge  nicht 
durchführbar  erscheinen,  können  im  Sinne  dieser  Ausfuhnmgeii  modi* 
fixierte  Mafsnahmen  7,iir  Anwenden^  gelangen. 

Die  hyt^iHiiiäcbe  Betrachtung  der  Lehrmethode  setzt  deren 
eingehende  Kenntnis  voraus;  allein  daruu  wird  es  in  den  Ärzte- 
kreisen  noch  vielfach  fehlen.  Fleifsige  pildagogische  Studien  und 
öfteres  Hospitieren  in  den  verschiedensten  Schulanstalten  wären  des- 
halb den  Schulärzten  dringend  anzuraten,  wenn  sie  ihre  Aufgaben 
in  sohulhygienischer  Beziehung  auch  nach  dieser  Seite  hin  erfdllen 
sollen.  Es  würden  dazu  bei  der  Mitbetätigung  der  Ärzte  an  dem 
Ausbau  der  Methode  sicher  manche  meihodisehe  Vorteile  beaonden 
für  den  Hilfsschulunterricht  erschlossen  werden,  die  nne  ein  gntes 
Stllek  auf  dem  Gebiete  der  Sehwaehunnigenbildnng  vorwärts  bringen 
möchten.  So  will  iok  hier  nur  einer  ISrnuigenBehafit  in  dieaer  Be- 
ziehung Eirwfthnnng  ton,  die  unsere  gm»  Attfmerkaamkeit  yerdieni 
Dr.  StADZLMAHv  in  Wflnbniig  liat  einen  beaeliienawerten  methodo« 
kgiaolien  Beitrag  ma  Behandlung  des  defekten  erkennenden  Sehens  bei 
geiBtessehwaohen  Kindern  geliefert,  worftber  er  in  der  »FsjfMthM^ 
Nemnifogischtn  Wodmadtrift"  (Nt.  38,  Jahrgang  1903)  ansAihrlioh 
benehtot.  Er  hatte  bei  üntersuefanngen  wahrgenommen»  dab  bei 
manchen  idiotisehen  Eaodem  das  erkennende  Sehen  in  der  Ebene 
nieht  ohne  weiterss  ersielt  werden  Ironnte.  Er  stollto  deshalb  mit 
ihnen  nnter  Beobaohtnng  eines  bestimmten  Gianges  SehyeiBaohe  mit 
dem  Stereoskop  auf  besonders  hergestellte  Stereoekopbilder  an,  wo- 
dnrdi  der  gewflnsehte  Erfolg  herbeigefithrt  wurde.  Die  betreffenden 
Kinder  lernten  daoach  das  Sehen  in  der  yorhin  nicht  gekonnten  Art 
und  Weise.  Dieee  Methode  der  Behandlung  eröffnet  uns  Perspek- 
tiven von  weitgehender  Tragweite ;  ihre  BedeutuLg  liegt  nicht  nur 
in  der  BehaudimiL:  ,. einzelner  psychischer  Verrichtungen,  sondern 
insbesondere  in  dem  Einflüsse,  den  diese  ^lethode  auf  das  psychisch- 
assoziative  Leben  des  schwachsinnigen  Kindes  auszuüben  vermag". 
,Mit  dem  Grade  der  ^föglichkeit  der  erfolgreichen  Behandlung  der 
Assoziationsschwiiche  oder  Aasozintionshemmung  wächst  die  Möglich- 
keit, Urteile  zu  bilden,  und  zwar  uk  ht  nur  formale  Urteile,  wie  sie 
die  Erziehung  zum  erkennenden  Sehen  herrorbringt,  sondern  auch 
Urteile,  die  sich  auf  das  Inhaltliche  des  sinnlich  erkannten  Objekts 
beziehen"  usw. 

Dieses  Beispiel  zeigt  deutlioh»  welohe  Vorteile  in  methodischer 


112 


Beraehnsg  die  Hitwirkniig  der  Into  ftof  don  GMniete  d«r  Seliwaob- 
aumigeiibildiiiig  uns  endelea  wllrde.  Soviel  steht  Mun  wa  erwartmi, 
dafe  der  Ant,  weleher  das  GeOUk  der  Seele  dieser  IndiTidiieii  kennt, 
enoh  geeignete  Mittel  und  Wege  ftx  die  Methode  einer  sweokmllaigen 
Einwirkung  auf  dieeelbe  oft  wird  angeben  können.  Jedoeh  mfiCrt» 
er  Interesse  dafür  bekunden  und  mit  größter  Hingabe  und  Geduld 
an  die  Lösung  seiner  Aufgaben  herantreten.  Die  Beachtung  dieser 
Sache  in  dem  angeduuLeten  Sinne  verspricht  lohnende  Erfolge. 

Xun  wollen  wir  noch  kurz  die  sonstigen  *;  rz  i  e  hl  i  clie  a  uud 
Unterricht  1  ichen  Mafsnahmen  des  Unternchtsbetriebes  erwähnen, 
welche  eventuell  einer  hygienischen  Begutachtung  zu  unterziehen 
wären.  Sie  beziehen  sich  auf  die  Einrichtungen,  welche  getroffen  werden 
können,  inn  eine  geeiguete  Aljweclislung  im  l'nterrichte  heibei/;utüiiren, 
damit  die  Schüler  nicht  etwa  einer  einseitigen  körperlichen  oder 
geistigen  Ermüdung  ausgesetzt  werdou,  auf  die  Körperhaltung,  auf 
das  Gebiet  der  Bestrafungen  usw.  Ks  erscheint  wohl  selbstverstfind- 
lich,  dais  der  Erzieher  bei  einiger  Erfahrung  in  diesen  Punkten  das 
Richtige  sicher  treffen  wird ;  allein  besser  dürfte  er  dabei  fahren, 
wenn  er  in  zweifelhaften  Fällen  Rttokspraohe  mit  dem  Ante  nehmen 
möchte.  Es  soll  damit  keineswegs  gossgt  sein,  dals  er  mit  jeder 
Kleinigkeit  zu  dem  Arzte  renne,  sondern  nur,  wenn  zwingende  Mo- 
mente vorliegen,  die  ihm  eine  gewisse  Unsicherheit  bereiten  nnd 
seinen  Entschluis  schwankend  machen.  Es  gibt  eben  auf  unserem 
Gebiete  eigentümliohe  Vorkommnisse,  die  eine  Bntsefaeidang  oft 
sohwer  snstande  kommen  lassen ;  in  solohen  FftUen  ist  ee  ansniaten, 
die  Angelegenheit  im  Kollegenkreise  oder  mit  dem  Arzte  m  be- 
spreohen.  So  war  mir  s.  B.  seit  einiger  Zeit  die  sehleehte  Haltung 
elnaelner  Sohfller  beim  Sitsen  mit  rom  aof  den  Tiseh  gelegten  Hflnden 
an^efiillen;  ioh  braohte  diesen  Mangel  gelegentlieh  snr  Spraohe  nnd 
erhielt  vom  Arate  den  Kat,  die  Hflnde  abweofaselnd,  einmal  Tom  anf 
den  Tisoh,  das  andere  Mal  hinten  an  die  Stieklehne  stfttien  an  lassen. 
Seitdem  dieser  Wechsel  beobaohtet  wird,  ist  die  Haltong  der  SohOler 
im  gansen  eine  bessere  geworden. 

Es  wird  aneh  Saohe  des  Arztes  sein,  Andeutungen  fftr  die  Stizke 
und  das  Tempo  der  Unterrichtssprache  zu  geben.  In  manchen  Schulen 
herrscht  eine  entsetzliche  Sprache,  die  vom  sprachhygienischen  Stand- 
punkte aus  verurteilt  werden  mufs ;  es  wird  entweder  zu  leise,  schnell 
und  ßchnatterhaft,  oder  zu.  laut,  kreischend  und  muniitoü  gesprochen. 
Filr  uns  dürfte  mittlere  Stärke,  deutliche  Lautbilduug  und  zweck- 
m&isige  Gliederung  in  allen  sprachlichen  Leistungen  am  besten  an- 


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113 


gebraclit  sein.  Der  schwachliürendeii  Kinder  wegen  mufs  der  Lehrer 
die  Laute  scharf  artikuliert  und  mit  ausgeprägter  Mundstellung 
bilden;  diese  Sprechweise  erleichtert  die  Auffassung  der  Sprache  in 
solchen  Fullen  nicht  unwesentlich. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dafs  der  Erziehyr  lu  zweifel- 
haften Fällen  auch  den  Rat  des  Arztes  bezüglich  etwaiger  Be- 
strafungen einholen  wird.  Unsere  Hilfsschulen  eind  SchulanstalfceD, 
deshalb  muls  uns  auch  das  Beoht  zugestanden  werden,  dieselben 
Hilfsmittel  hier  wie  dort  anwenden  zu  können,  natürlich  sollen  sie  stets 
indiridnell  modifiziert  und  mit  gröister  Umsicht  und  Überlegung  ge- 
lumdkabt  werden.  Beim  Auftreten  perverssr  Eiseheinnngen  werden 
Stnfen  niebt  angebiaobt  sein,  dann  wird  es  dem  Arst  obliegeni 
swsbkmälsige  Belehmngen  nnd  entspreobende  Bebandlnngsmethoden 
dem  Pädagogen  sn  beseiohnen.  Bei  richtiger  Anf&ssnng  soleher 
lifingel  nnd  ihrsr  TetstBndnisyoUen  Bedandlnng  kusen  sidi,  wie  ver- 
Bchiedene  Er&hnmgen  es  bestätigen,  günstige  Erfolge  erzielen. 

Bezüglich  der  Hygiene  der  Sebfller  wird  die  Snstliche  Tätig- 
keit und  Mitwirkung  sich  auf  folgende  Punkte  beziehen,  resp.  bei 
folgenden  Aulässen  m  Ausprucli  zu  nelimeu  sem : 

1.  Bei  der  Auswahl  der  Schüler  für  die  Hilfsschule. 

2.  Zur  Feststellung  der  körperlichen  Mängel,  insbesondere 
der  Sinnesdeiekte  (Status  praesens). 

.S.  Bei  sich  zeigender  niangelhafter  Körperentwicklung  oder 
iCrankheit  der  Schüler. 

4.  Beim  Auftreten  von  Perversitäten,  Erregungszuständen» 
Beelens törnngen  oder  anderen  pathologischen  Erschei- 
nungen. 

5.  Bei  der  Feststellung  der  Zurechnungsfähigkeit,  der 
milit&risolien  Branchbarkeit  nnd  der  Wahl  einer  geeigneten 
Beru&art« 

Die  An 8 wähl  der  Sehfller  für  die  Hil&sohnle  dürfte  gewöhnlich 
in  folgender  Weise  ToUzogen  werden.  Die  einseinen  Klassenlehrer 
sohlagen  ans  ihren  Klassen  geeignete  Sehfller  znr  An&ahme  fiBr  die 
Hil&schnle  yor.  Die  Sektoren  nehmen  die  Vorsohläge  entgegen  nnd 
mitonehen  die  Sehfller  einer  Torlftnfigen  PrOfung,  in  welcher  un- 
geeignete bereits  zurückgewiesen  werden.  Die  ansgewflUten  Kinder 
werden  hierauf  einer  Kommission,  die  aus  den  beteiligten  Rektoren 
der  Gemeindeschulen,  den  jeweilig  die  Schüler  in  Vorschlag  brin- 
genden Klassenlehrern,  dem  HilfsschuUeiter  und  dem  flilfsschularzt 
besteht,  vorgestellt  und  bezüglich  ihres  körperlichen  und  seelischen 


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114 


i 


Befindens  einer  FMlünng  nnd  einer  Untennohung  unterworfen.  Hier- 
bei ist  in  jedem  Ealle  streng  indiTidnell  ni  yer&hren.  Anf  Gmnd 
der  gewonnenen  Ergebnisse  erfolgt  ein  entsprsobender  Vomshlsg,  der 

dnrob  ein  kurzes  Gntacbten,  welches  vom  Arzt  und  Hilfesehnlleiter 

abgefafst  wird,  zu  motivieren  ist.    Während  bei  diesen  Prüfungen 
die  Pädagogen  mehr  diLs  Fehlen  gewisser  Kenntnisse  und  Fertigkeitea 
beachten  werden,  soll  der  Arzt  som  Augenmerk  auf  die  gesamte 
Erscheinung  der  psychopathischen  Minderwertigkeit  richten  und  die 
Schüler  vom  psychiatrischen  Standpunkte   aus  beurteilen.  Seine 
Prüfung  hat  sich  darum  im  allgemeinen  auf  die  Betätigung  der  Auf- 
merksamkeit, auf  die  AuifasbungsiahigkHit,   auf  die  Möglichkeit  der 
assoziativen  V'erknüpfung  des  Aufgenominenen,  auf  die  Unbestandii,^- 
keit  in  der  intellektuellen  Betätigung,  aut  die  körperliche  rnbeholfea- 
heit,  auf  etwa  vorhandene  Mängel  in  den  Sinnesfnnktiouen  usw.  zu 
erstrecken.   Der  Pädagoge  soll  ihn  hierbei  nach  Bedürfnis  und  Mög- 
lichkeit unterstützen.  Bei  einiger  Übung  sind  derartige  Defekte  und 
Symptome  leicht  zu  erkennen ;  wenn  mehrere  ihrer  Art  zusammen- 
treffen, so  ist  sicher  sohwaohe  Begabung  yorhanden.    Freilich  wird 
der  Arzt  bei  einer  einzigen  Untersuchung  sein  Urteil  nooh  niobt 
bestimmt  formulieren  ktonen,  das  soll  erst  dann  gesobehen,  wenn 
vorher  eine  genaue  persönliohe  und  Familien-Anamnese  über  das 
betreffende  Kind  erhoben  ist,  und  wenn  im  Anschlüsse  daran  die 
Hanptnntersnebnng  stattgelnnden  bat.  Es  wflrde  sieb  eupfeblea, 
diese  erst  dann  Tozamnebmen,  wenn  die  SehQler  sebon  einige  Zeit 
die  Hilftschnle  besnebt  haben.  Der  Lehrer  dürfte  dann  in  der  Loge 
sein,  dem  Arste  wichtige  Handhaben  nnd  yersoihiedene  BeobaobtnngeiL 
für  die  Biobtang  seiner  Prüfungen  nnd  Untersnobnngen  zu  nnter* 
breiten.   Die  Uitwirkung  des  Pidagogen  kann  hierbei  Tom  Arzte 
nicht  entbehrt  werden,  wenn  seine  üniersncbungen  nieht  nnnati 
aufgehalten  oder  in  falsche  Biehtnngen  geleitet  werden  sollen.  Dar 
Lehrer,  welcher  die  Totalität  des  psychischen  Verhaltens  nnd  das 
ganze  Gebabren  der  Schüler  genau  kennt,  kann  dem  Arzte  die  Arbeit 
wesentlich  erleichtem  und  manche  Aufschlüsse  Aber  die  körperliche 
und  seelische  Verfassung  der  Schüler  geben.  In  der  Regel  verzichten 
die  Arzte  auch,  nicht  auf  die  pädagogische  Mitwirkung  in  dieser 
Angelegenheit;  im  beiderseitigen  Interesse  aber  wäre  eb  zu  wünschen, 
dafs  noch  mehr  als  bisher  ein  Zusammenarbeiten  beider  stattfinden 
möchte. 

Bei  der  Hauptuutersuchung,   deren  Ergebnisse  auf  einem 
Fragebogen  naoh  dem  folgenden  Schema  bemerkt  werdeu  sollen,  wäre 


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115 

» 

deshalb  stets  der  Lehrer  zuzuziehen;  er  würde  danu  am  anschau- 
lichsten ein  Bild  von  der  körperlichen  Verfassung  seiner  Schüler 
erhalten  und  kouiite,  dem  Rechnung  tragend,  am  besten  die  geeig- 
netsten Behfirsdlungsrnarbnahmen  im  Unterrichte  treffen.  Der  erste 
Teil  des  Fragebogens  ist  vom  Lehrer  nfich  ß&okspraohe  mit  d6a 
Eltern  aoszufUlleu,  der  zweite  vom  Arzte. 

Fragebogen  der  HilllBMiiiile  ,  

Ntme  dflB  Kindes:  geb.  

Selm  (Toohter)  d  Konfeeeion:  

Wclehe  Sehlde  bat  das  Kind  Torher  besoeht?  

I.  Teil. 

1.  Welche  Ton  den  folgenden  Krankheiten  hat  das  Kind  über- 
standen?  Masern,  Scharlach,  Diphtherie,  Keuchhusten,  englische 
Krankheit,  Zahnkrampfe,  GehimenteUndnng,  Ohienkrankheiten, 
Augenkrankheiten  

2.  An  welchen  anderen  Krankheiten  hat  es  sonst  noch  gelitten?  .... 

3.  In  welchem  Alter  stand  das  Kind  bei  der  Erkrankung?  

4.  Sind  Nachteile  tob  den  gehabten  Krankheiten  entstanden,  lesp. 
welehe?  

5.  Ist  das  Kind  damals  ftiatUeh  behandelt  worden,  Ton  wem  nnd 
mit  welchem  Erfolg?  ; . 

6.  Welches  ist  die  mntmafsliehe  Ürsaehe  der  schwachen  Be- 
gabung?   

7.  Wie  zeigt  sich  das  Kind  zu  Hause  in  seinem  Betragen  und  in 
seiner  Anstellung  zu  häuslichen  Verrichtungen?  

8.  Welche  Eigentümlichkeiten,  Fehler  usw.  fallen  an  ihm  be- 
sonders nuf?  

9.  Etwaige  ATig:iliea  über  die  kürperliche  und  geistige  Entwicklung 
(Gehen,  Sprechen  usw.)  aus  der  vor«chnlpflichtigeii  Zeit?  

10.  Mitteilungen   über   sonstige  gravierende  Kreignisse  ans  dem 
Kindesleben:  

IL  Teil 

11.  a)  Ist  das  Kind  kurzsichtig?  

l>)    ^     „       „  farbenblind?  

c)  „    „       „  schielend?   

d)  ,    „       „     sonst  augenkrank?   

12.  a)  Ist  es  ächwerböng  ?  *  

b)  Leidet  es  an  Ohrenflulia?   

Sc)ialgMaadk«ito|iflege.  XVIL  6 


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116 


1$.  $)  Wi«  ist  sein«  spraobliehe  Entwieklung?  

b)  Stottert  ee»  oder  liat  «s  aonatig«  SpfBohatOrtmgen  oder  Spiaob- 

iDftDgel?  *  

14.  Ist  «8  langenkraiik?»  •    

16.  D    n  henkrank?  

16.  Hat  M  Fehler  im  Hiude,  an  den  ZähDen,  in  der  Baekenhöhle 
oder  Nase?  

17.  Jet  ee  mit  Brtistsohflden,  Sckiefwuehs  usw.  behaftet?  

18.  Weist  es  Entartnngefehler  aaff  •  

19.  Wie  ist  der  Qebraaoh  der  Glieder  (Rechts-  oder  LinkshfiDdig- 
keit)?.  .  .     

20.  Leidet  es  an  Hautkraukbeiteii  ?  

21.  Sind  Residuen  überstandener  Krankheiteu  vorhanden?  

22.  Ist  es  dem  Alter  entsprechend  körperlich  entwickelt  oder  zorttck- 
geblieben?  

23.  Klagt  es  über  Kopfschmerzen?   .. 

24.  ist  es  epileptisch,  nervös,  aufgeregt  usw.?  

26.  Wie  ist  der  Gesundheitszustand  znr  Zeit  der  Untersuchung?  

26.  Ist  ärztliche  Behandlung  erforderlich  bezw.  warum?  

Dieser  Frugebogen  soll  dem  Sc  hü  1er -Personal  buche,  das 
vom  Lehrer  fortlaufend  geführt  wird,  beigefügt  werden;  er  bildet  die 
Grundlage  für  epftter  eintretende  Kontroll-  und  Ergänzungsunter- 
Buchungen.  Die  mit  irgendwelchen  GesundheitsstOmogen  behafteten 
Schüler  sind  möglichst  bald  in  ärztliche  Behandlung  eu  geben;  es 
igt  dann  aber  auch  darauf  zu  achten,  dafs  die  angeordnetoi  ICaie* 
nahmen  nach  Möglichkeit  durchgeführt  werden.  Nachlässige  Eltern 
sind  anedrfleklieh  nnd  energisch  anzuhalten,  die  ärztlichen  Ratschläge 
nntor  allen  Umstinden  an  befolgen.  Es  eei  noeh  bemerkt,  dafii 
Bchwaehbegabte  Kinder  im  allgemeinen  schwer  an  nntennohen  aindi 
der  Arzt  wird  mit  einer  Untennohnng  oft  au  keinem  handgreiflichen 
Besnltate  gelangen  und  kein  genanee  nnd  umfaaaendes  Bild  in  jedem 
Falle  gewinnen.  Daher  dttrfte  eine  Eigflnzongsantersnehnng  unter 
eolohen  Umständen  geboten  erseheinen.  In  diesem  Fdle  wird  et 
FAioht  des  Lehrers  sein,  wiederum  den  Arst  Ton  allen  Wahr- 
nehmungen fiber  den  rorliegenden  Fall  in  Kenntnis  su  setsen;  es 
konnte  auf  diese  Weise  mehr  Klarheit  Aber  gewisse  problematische 
Naturen  unter  den  Schwachbegabten  erlangt  werden;  die  gewonnenen 
Aufschlüsse  würden  sicher  auch  zur  Bereicherung^  der  Erfahrungen 
auf  dem  Gebiete  des  SchwachsinnigeubilJuiiErswesens  dienen  und 
wertvolle  Richthuieu  für  ratiunelle  Behuudiuu^äuiaij3uuiimeu  abgeben. 


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117 


Es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  das  GeBamtbefinden  der  Sebttler 
vonZeit  zu  Zeit  ärztlich  kontrolliert  werde.  Bei  nngenflgMider 
KotperentwiekliiDg  wird  der  Ant  VorsehUlge  für  eine  geeignete 
Körperpflege  mwslien  mllnen.  Soweit  als  mfiglieh  soll  die  Hilfs- 
Bohiüe  in  Torltegenden  Not&Uen  selbst  lELr  eine  bessere  Pflege  Sorge 
tragen.  Es  sind  deshalb  für  die  Schüler  der  Hil&sobnle  Sinriflli- 
tongen  soi  Verabfolgang  warmen  Frflbstlkln  usw.  in  treffen  und 
Ferirakolonten  usw.  rorzüseben.  Die  Answahl  der  Schüler  für  diese 
VergünstigtiDgen  ist  dem  Arzte  zu  überlassen.  Dem  Leiter  gröfserer 
Bilfi->obuIea  mürste  eigentlich  das  Recht  zuBteheu,  ärztliche  Kon« 
gültatioD  jeder;^eit  —  besonders  wenn  er  sie  für  zweckmälsig  und  er- 
forderlich erachtet  —  in  Anspruch  nehmen  zu  kouuen.  Krankhaft 
verdächtige  Schüler  sollten  möglichst  gleich  dem  Arzte  vorg-efitellt 
werden,  welcher  sie  zu  iiuterauclien  und  die  nötigen  Schritte  zu  einer 
etwaigen  Behandlung  in  die  Wege  zu  leiten  hätte.  Bei  Beohachtting 
ones  solchen  Vorgehens  würde  sicher  viel  Segen  nicht  nur  für  die 
kranken  Schüler,  sondern  auch  für  die  ganze  Schalanstalt  erwachsen, 
80  dafs  manches  Übel  verhütet  und  manche  Krankheit  nnd  Kiank- 
hnlsepidemie  schon  im  Keime  eretiokt  werden  konnte. 

Die  Gtoistessohwiehe  hat  mitunter  andere  pathologisohe 
Ersehe innn gen  im  Grefolge;  psjohogene  StOmngen,  Hysterie,  Neu- 
losn,  Irresein,  Erregnngsznsttade,  veischiedene  Perversitäten  nsw» 
nnd  ibie  Komplikationen.  Eigentlidh  sollten  mit  derartigen  Krank- 
bsitosostlnden  behaftete  Schüler  von  dem  Besnehe  der  Hilfisohnle 
aa^gMohloaaen  werden,  besonders  in  dem  Falle,  wenn  ihre  Leiden 
ndi  vorherrschend  als  solche  Störungen  erweisen.  Treten  sie  da« 
g^n  als  vorübisrgeheude  Begleiterscheinungen  der  schwachen  Be- 
gabung auf,  so  darf  den  betreffenden  Kindern  der  Besuch  der  Hilfs- 
schule wohl  nicht  geweigert  werden,  in  dieaen  Fällen  aber  erscheint 
ärztliche  Behandlung  notwendig  und  mufs  dringend  verlangt  werden; 
denn  nur  eiu  Arzt,  der  ausgedehnte  psychiatrische  Kenntnisse  und 
klinische  Erfahrangen  besitzt,  kann  die  Behandlung  dieser  Zustände 
sacbgemafs  in  die  Wege  leiten.  Der  Hilfsschullehrer  lernt  mit  der 
Zeit  derartige  Störungen  nnd  Krankheiten  wohl  auch  kennen,  allein 
ihoen  wirksam  entgegenzutreten,  vermag  er  nteht,  weil  daan  unbe- 
difigt  medizinisches  Wissen  erforderlich  ist. 

Eis  iet  sohon  vorher  bemerkt  worden,  dals  der  Lehrer  über  jeden 
Moiehien  Sohüler  der  Hilfssohule  ein  Personalbuoh  zu  führen  hat. 
n  welchem  fortlaufend  von  Halbjahr  au  Halbjahr  Nottaen  über  die 
gültige  und  kdrperliohe  Entwioklung  bemerkt  werden  sollen.  Dak 

6» 


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118 


di«0d  Etnanclimiogwi  fllr  gewiaw  ZwmIw  einen  grolsen  Wert  be* 
sitzen  werden,  lenoktet  ohne  weiteres  ein.  SelbstTerstandlicli  ist  bei 
der  Pübrong  der  Personalbüoher  stets  der  Arzt  hinzuziehen;  es  mti£3 
daher  für  ihn  ein  Platz  in  dem  Personalbuche  frei  bleiben:  Ärzt- 
liche Bemerkungen.  Hier  kommen  uichi  nur  die  ärztlichen  Wahr- 
nehmungen über  die  körperliche  Entwicklung,  über  Krankheiten  usw. 
znr  Auf^eichnung,  sondern  auch  psychiatrische  Gutachten,  Beob- 
achtungen nsw.  Bei  der  Entlassung  dpr  Schüler  sollen  vom  Arzt 
und  Lehrer  Erbebungen  über  ihre  Zureohnungsfähigkeit  an- 
gestellt werden,  das  Urteil  darüber  ist  in  den  Personalbuohern  zn 
bemerken  und  von  beiden  zu  unterschreiben.  Der  ^Lmgel  au  ge 
nauer  persönlicher  Kenntnis  eines  minderwertigen  Menschen  hat  oft 
zn  seiner  falschen  Beurteilung  geführt.  Das  Personalbuch  aber  er- 
acbeint  geeignet,  diesem  Mangel  abzuhelfen  und  solche  Individaen 
▼or  mancherlei  Schädigungen  auch  im  späteren  Leben  zu  bewahren. 
Ea  müfste  nur  hei  zweifelhaften  Vorkommnissen  das  Penonalbnch 
des  betraffenden  Schwachbegabten  zur  Eiosioht  der  Richter  Yorgeleg;t 
werden.  In  nnaeier  Zeit  der  sozialen  Fürsorge  und  der  Humanität 
dürften  diese  Anregungen  freundliche  Beachtung  und  Aufmerksamkeit 
finden,  namentlich  da  es  sieh  darum  handelt,  gewisse  IndiTidnen  vor 
Nachteilen  an  schützen,  die  ihnen  ans  &lacher  ßenrteUnng  oder 
Unkenntnis  ihrer  seelischen  Verfassung  entstehen  konnten. 

Es  sind  in  letster  2eit  Ton  MilttttrbehOrden  auch  Klagen  über 
die  geringe  Anstelligkeit  mancher  Kekratea  gefilbrt  worden, 
deren  UnznlüngHchkeit  tum  Militärdienste  nicht  selten  sa  Torsohrifts- 
widriger  Behandlung  seitens  mancher  Vorgesetsten  geführt  bat 
Wie  Erhebungen  in  einaeinen  Füllen  erwiesen  haben,  hat  es  sich 
bei  migen  Mannschaften  nicht  um  büaen  Willen,  sondern  um  geistige 
Hinderwertigkeit  gehandelt.  Es  bliebe  deshalb  dringend  au  wünschen 
übrig,  dafii  die  in  Hil&sehulen  über  die  Schüler  gefttbrtea  Peztonal- 
bücher  den  Mtlitttrbehörden  bei  den  Aushebungen  lur  Einsieht  ror* 
gelegt  würden.  Deshalb  wären  Vermerke  über  die  militärische 
Brauchbarkeit  der  austretenden  Zöglinge  in  den  Personal büchem 
vom  Arzt  und  Lehrer  gleichfalls  zu  machen,  Ihre  Abiaüijuug  würde 
in  erster  Linie  Sache  des  Arztes  sein,  der  in  dieser  Angelegenheit 
ja  am  besten  Bescheid  wissen  dürfte.  Vor  wie  vielen  Verwicklungen 
und  Schädigungen  mancher  Art  möchten  dann  die  Schwachbegabten 
bewahrt  bleiben. 

Endlich  wird  es  Pdioht  des  Arztes  sein,  den  Eltern  achwach- 
begabter  Kondor  Vorsohläge  für  deren  Berufswahl  au  machen. 


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Der  Arzt,  welcher  den  Geisteszustand  der  Sohüler  und  ihre  körp«r- 
lidM  fieeohafhiibeit  kennt,  wiid  am  ehesten  in  der  Lage  sein,  den 
Elteni  den  Beaten  Bat  in  dieaer  Angelegenheit  gehen  an  können, 
ÜB  eiaeheint  einlenohtend,  dala  ein  ungeeigneter  Beruf  ein  an  Geiat 

oft  aaeh  an  KOrper  sohwaehea  Kind  aehnell  angninde  riehten 
kaan;  daher  ist  fther  die  Bemfig-  heaw.  Erwerhsart  solcher  Kinder 
aaeh  reiflieher  ÜberleguDg  mit  grA&ter  Vorsieht  zn  entscheiden.  Bei 
den  firwiguDgen  dartther  mfifsten  namentlich  individnelle  (Gesichts- 
punkte  gebührend  Berflcksiobtigung  finden. 

Zur  weiteren  Betätigung  seines  Interesses  auf  dem  Gebiete  der 
SchwaclisiDDigenfürsorge  bietet  sich  dem  Arzte  noch  Gelegenheit  m 
den  Fürsorge  vereinen  der  Fl  i  Iis  schulen,  welche  den  aus  der 
Schale  entlassenen  Schwachbegabten  Unterstützung  und  Beistand 
aufaerhalb  angedeihen  lassen  wollen.  In  den  Hilfsachul vereinen 
kann  der  Arzt  infolge  seiner  allgemeinen  Vertrauensstellung  zum 
gro£sen  8egen  für  die  ins  Leben  tretenden  Zöglinge  wirken  sowohl 
durch  direkte  Betätigung,  als  anoh  dnrch  Belehrungen  über  den 
Wert  und  die  Bedeutung  der  Sohwachsinnigenbildung.  Er  würde 
damit  der  ganzen  Sache  sicher  wichtige  Dienste  leisten  und  unend- 
lich viel  zur  Aufklämng  flher  die  Vorurteile  beitrageni  welche  noch 
viel&eh  im  Pnhliknm  gegen  die  HilÜBSohnlbeatrehnngen  beatehen. 
Oft  bedarf  ea  nnr  einiger  Anregungen,  um  eine  Sache  in  FluÜB  au 
bringen;  um  nun  eben  diese  Anregungen  zn  gehen  und  daa  Allge- 
Buinintsceflse  f&r  die  Hilftschule  zu  wecken,  ist  die  Mitwirkung  der 
ixite  ftr  unsere  Bestrebungen  unbedingt  notwendig. 

Dia  ntigkeit  des  Arztes  wird  nach  allem  in  der  HiliMiule 
<be  weitgehende  und  mannigfache  sein.  Die  Hilfissohule  rer- 
langt  zu  ihrem  Blühen  und  Gedeihen  eine  wohlverstandene  medi- 
«inisch-päd a go gisch e  Wirksamkeit,  die  nur  dann  bieh  er- 
freulich gestalten  kann,  wenn  Arzt  und  Pädagoge  sich  einander  in 
die  Hände  arbeiten. 

Wie  von  den  Hilfa«chu)lehrern  vielfach  und  rait  Recht  eine  be- 
sondere berufliche  Ausbildung  verlangt  wird,  in  derselben  Weise 
Wäre  aie  yon  den  Hilfäschulärzten  zu  fordern.  Die  Notwendigkeit 
einer  speziellen  Vorbildung  der  Ärzte  für  ihren  schuUrztlichen  Beruf 
i£t  z.  B.  auf  dem  verwandten  Gebiete  der  Tsuhstummenbildung  an- 
erkannt und  auch  bereits  durchgeführt  worden.  So  bestehen  in 
Preolsen  seit  1900  Ausbildungskurae  an  der  Königl.  Taubstnmmen- 
tDstalt  an  Berlin  fttr  Ärzte,  welche  an  Taubstummenanstalten  be- 
lohflfiigt  sind.  Auch  in  München  sind  an  der  Königl.  Taubstummen- 


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120 


aastalt  ftbnlicbe  Enrae  ins  Leben  gernfen  worden.  Die  Belebmngen 
am&asen  die  Bcbnläratliobe  Tätigkeit  im  allgemeineo,  das  Taob- 
Btammenbildungswesen,  die  obrenftratliobe  und  laryngologisobe  Tätig- 
keit« die  PbyBtologie  nnd  Psycbologie  der  Spracbe  und  das  Oebiet 
der  SpiBcbstßntngen.  HiS  liegt  daram  aabei  ancb  (Ittr  das  Gebiet 
der  Sobwaobainnigenbildung  speziaUwisienaebaftlicb  gebildete 
Ärste  sn  verlangen,  snmal  unser  Gebiet  in  Eigenart  und  ümfiing 
keineswegs  dem  Gebiete  der  Tatibstammenbilduog  naobsteht. 

Kaum  auf  irgend  einem  anderen  Gebiete  des  Emehungswesens 
durfLe  eine  gegenseitige  Er^MtnzuDg  von  Arzt  und  Päda- 
i^oere  so  notwendig  uud  unerlaislich  sein,  wie  auf  dem  Gebiet©  der 
Scliwachsinnigenbildung.  Ärztliche  Kunst  und  Wissenschaft  im  Ver- 
ein mit  pRda£rogischer  Theorie  und  Praxis  haben  hier  wichti2:e 
Rettungsarbeiten  zu  leisten  und  Luhe  soziale  Aufgaben  /u  ertiliieu, 
deren  gedeihliche  Lösung  im  Interesse  der  gesamten  menscbUoben 
Geeeilschalten  liegen  dürfte. 


QMehleolitertrMunuig  oder  Oescbleehtemfilnlgiuig 

Im  Behiilaiiterriolite. 

Von 

J.  Heüsser, 
Sekandarldirer  in  Zürich. 

(Aatoreferat.) 

In  ibrer  Jabiesrersamnilung  vom  6.  November  1903  bOrte  die 
Pestaloszi'GeseURebaft  in  Zttriob  awei  Vortrüge  über  dsa  genannte 
Tbeaa  an.  Beide  Befocenten,  Sekmidarlebrer  J.  HsmBB  und  Frau 
Dr.  med.  Hilfikbr-Schmid,  steben  anf  dem  Boden  der  Zusammen- 
erziebnng,  der  Koedukation.  Sie  hatten  sieb  in  der  Weise  in  die 
Arbeit  geteilt,  dals  der  erstgenannte  Referent  hauptsächlich  über  die 
Geschlechtertrennung  als  geschichtliche  Erscheinung,  über  die  tat- 
söehlichen  Verhältnisse  der  Gegenwart  und  über  die  Koedukation 
vom  allgemein  pädagogischen,  sowie  sittlichen  und  auch  schultecb- 
rii'chen  Standpunkt*»  aus  sprac  h,  *\  iihrend  Frau  Dr.  Hilfikeb  in 
ihren  Ausiühruugen  sich  besonders  über  die  Befähigung  der  beiden 


121 


G«8obIeohter,  über  die  allgemeine  Bildung  durcli  die  Volks-  nnd 
Mittelsehiile  nnd  ftber  die  beraf  Uohe  Bildaxig  yerbraiteto. 

Seine  erste  Frage:  Haben  in  der  Yergangenbeit  pftde- 
gogisohe  oder  ökonomische  oder  religios-konfessionelle 
SrwAguDgea  die  GesohleehtertrennnDg  berbeigefübrtt 
hseatwortet  der  Referent  an  Hand  der  atadtsflrcberiseben  Scbnl- 
gwehiebte,  die  mit  derjenigen  anderer  sohweizerisoher  nnd  denfsoher 
Städte  yiel  Gemeinsames  hat,  dahin,  dafs  von  einer  grundsätzlichen 
LöauDg  dieser  Frage  weder  nach  der  einen,  noch  nach  der  anderen 
Seite  hin  gesprochen  werden  kann.  Auf  der  Stufe  der  „Haus- 
aehnlen'*  und  der  „deut«tchen  Schulen",  den  Vorläufern  der  iptzi^eQ 
Volksschuien,  herrachlH  in  dioser  Hinsieht  '^rrriTse  Regellosigkeit. 
Bald  waren  die  Gesohl echter  im  I  ntrrri-  hto  getrennt,  bald  vereinigt; 
bald  waren  die  Lehrkräfte  „Lehrmeister",  bald  „Lehrfrauen",  je 
Dachdem  praktisohe  Erwägungen  das  eine  oder  das  andere  als  zweck- 
ms feiger  erscheinen  liefsen.  Eist  in  viel  späterer  Zeit  fafste  dann 
das  Syptern  der  Ge^^chlechtertrennung  auf  dem  Boden  der  Altstadt 
Zörich  festen  Fuis,  und  dieser  Stadtteil,  während  in  den  übrigen 
KniseD  der  Stadt  die  beiden  Gtesebleehter  in  der  Volkssobnle  Ter- 
einigt  sind,  ist  bis  hente  dabei  yerblieben. 

Znr  Beantwortung  der  aweiten  F^age:  Welches  sind  die 
tatsfteliHoben  Verh&ltnisse  der  Gegenwart?  bat  der  Bels- 
rant,  soweit  es  neh  nm  Verbftltnisse  der  Schweiz  handelt,  ein  intei> 
MBsntes  statistisches  Haterial  ansammengestellt,  das  in  der  Schweise- 
riieben  Scbulstatistik  yom  Jahre  1894/95  von  Dr.  jnr.  Albbbt 
fliTBER  und  in  den  Jahrbüchern  des  Unterrichts wesens  der  Schweiz 
Tom  gleichen  Verfasser  enthalten  ist.  Die  Resultate  der  diedfälligen 
Untersuchungen  sind  folgende : 

Von  den  25  Schulgesetzgebuogen  der  schweizerischen  Kantone 
.«[rpchfin  sich  9  über  die  Frage  der  Geschlechtertrennung  auf  der 
Stufe  der  öffentlichen  Primarschule  gar  nicht  aus;  die  anderen  15 
stellen  bald  die  getrennten,  bald  die  gemischten  Klassen  mehr  oder 
wsDiger  in  den  Vordergrund.  Untersagt  sind  die  gemischten  Klassen 
aiigeods.  Diesen  vielgestaltigen,  gesetslichen  Grmndlagen  entsprechen 
dum  auch  die  faktischen  Zustände. 

Jn  allen  Gemeinwessn  der  Schweis,  die  nur  einer  Lehrkraft 
bedflifeo,  werden  dis  beiden  Gssehlechter  nnbedeoklioh  im  Unter- 
riebts  Tcreinigt. 

Ton  den  Gemeinwesen  mit  mehreren  Lehrkräften  sind  es  gana 
bssondeis  die  Stftdte  nnd  Städtchen  der  ganzen  Schweis,  sowie  in 


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122 


den  meisten  katliolischen  Kantonen  und  in  (einigen  Kantonen  der 
"Weeteohweiz  auch  die  gröfseren  Laadgemeiuden,  welche  die  Ge- 
scblechtertrennuiig  eiugeführt  haben.  Wenn  aber  ökonomische  Vor- 
teile winken,  wie  z.  B.  Verschiebung  der  KriHerung  neuer  Lehr- 
stellen, werden  auch  hier  unbedenklich  gemischte  Klassen  er- 
richtet. Es  sind  also  weder  pädagogische,  noch  religiös- 
konfessionelle  Grründe,  noch  Einflüsse  der  Tradition  stark 
genug,  die  GresohleohtertrennuDg  konsequent  darohsu- 
f&hren. 

Fast  aussohliefslich  gemischte  Klassen  treffen  wir  in  den  Land- 
gemeinden der  Kantone  Zünoh,  Bern,  Lnzern,  Glams,  Solothnm, 
Baeelland,  Sohaffhanaett,  Appenzell  a.  Eh.,  St  Gallen,  Graubündea, 
Anrgan,  Thurgaa  wid  Waadt  Von  den  schweizerischen  Städten 
und  stadtähnlichen  Gemeinwesen  haben  folgende  das  System  der 
gemiaoliten  Klassen  ganz  oder  doch  vorwiegend  durchgeführt:  Zürich 
(augenommen  die  Altstadt),  Winterthur,  Bern,  Thnn,  Burgdorf, 
Snnee,  Mnrten,  Glaroa,  Oltan,  Heriean,  Borsohaoh,  Bappenwil,  Ohnr, 
Baden,  BiBohofitell,  Franenfeld,  B«z,  Vilieneuve,  ATenohes,  Giandsen, 
Monden  naw. 

Die  Seknndanehnlen  ▼eisen  «hnliche  Verh&ltniaee  anf  wie  die 
Primaiselinlen.  Zu  den  kantonalen  Mittelschulen  mit  Anachlnls  an 
das  akademisohe  Stadium  haben  die  Mädchen  nur  Zutritt  in  Winter- 
thnr  (Gymnasium),  Soloihum  (pädagogische  Abteilung  und  flandels- 
sehule),  St.  Gallen  (Gymnasium).  Von  den  schweiserisohen  Lehreiy 
bildungsanstalten  sind  es  nur  diejenigen  in  Kfllsnaeht  (Zflricb), 
Solothnm  (pädagogische  Abteilung),  Mariaberg  (St.  Gallen),  Neuohfttel 
(Ecole  normale),  die  auch  den  Madchen  geöffnet  sind. 

Die  Fortbildungs-  und  Berufsschulen  (Techniken,  Handels- 
schulen usw.)  zeigen,  was  die  Zusammeuerziehung  anbetriflft,  ein  sehr 
buntes  Bild.  Wenn  wir  die  Bestände  der  einzelnen  Klatjäeu  uud 
Kurse  tiberblicken,  so  springt  besonders  in  die  Augen,  daHs  da,  wo 
beide  Geschlechter  das  gleiche  Ziel  2u  erreichen  trachten,  sie  auch 
im  Unterrichte  vereinigt  sind.  Dafs  an  den  schweizerischen  Hoch- 
schulen an  sif^mtli<  hfii  Fidtultäten,  die  theologische  ausct  nommen, 
Damen  als  immatrikulierte  Studierende  die  Vorlesungen  besuchen, 
ist  bekannt.  Als  besonders  bemerkensw^ert  darf  hervorgehoben  werflen, 
dafs  z.  B.  im  Wintersemester  190  L  an  den  medizinischen  Fakultäten 
in  Bern,  Genf  und  Lausanne  die  Zahl  der  weiblichen  Studierenden 
die  der  männlichen  überwogen  hatte.  Auch  an  einzelnen  Abtei- 
lungen des  sohweuerischen  Folyteohniknms  (Schule  für  Pharmaseuten 


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123 


üüii  für  Fachlehrer  naturwissenschaftlicher  Richtang)  liegt  eine 
JÜfiiiiere  Zahl  Damen  ihren  Stadien  aU  reguläre  Studierende  ob. 

In  den  Nachharstaaten  führen  zurzeit  die  Frauen  einen  ener- 
gisohen  und  sielbewalsten  Kampf  um  Anerkennung  der  Mädchen  als 
Sdifilerinnen  der  auf  die  Hochschulen  vorhereitenden  Mittelaobnlen 
ud  dar  Hoohflehnlen  eelber.  Ihren  fiemfihnngen  Ist  es  aneh  ge- 
Imgen«  dn  nnd  dort  einige  Erfolge  m  erringen.  Selir  Tiel  Ueibt 
üuien  indessen  nocih  za  tnn  flbrig.  Eine  gnns  ellgemeine  Eitohei- 
neag  anf  allen  Sohnlstnfen  ist  die  Koednkation  dagegen  in  Däne- 
mark, Finnland,  Skandinanen  nnd  in  den  Yeieinigten  Staaten 
Notdamwikas. 

In  der  Beantworinng  der  Frage:  Machen  pädagogische 
Grfinde  die  Trennung  der  Geschlechter  im  Schulunter- 
richte notwendiL:?  gehen  die  Ansichten  der  Gelehrten  und  der 
Laien  stark  auseiuauder.  Als  schwerwiegender  Grund  gegen  die  Koedu- 
kation wird  das  Vorhandensein  grofser  psychischer  und  phyöischer 
Versi'luedeoheiten  der  beiden  Gesclilechter  ins  Feld  geführt.  Allein 
als  feststehend  Icann  nur  anerkannt  werden,  dafs  die  Mädchen  sich 
körperlich  und  geistig  rascher  entwickeln  als  die  Knaben,  und  dafs 
bei  ihnen  das  Gefühlslehen  vorherrscht,  während  bei  den  Knahen 
das  verstandesmilfsige  Vorteilen  stärker  ist.  Gröfser  aber  als  die 
Verschiedenheit  der  beiden  Geschlechter  ist  das  Gemeinsame.  Dazu 
kommt,  daÜB  da,  wo  die  beiden  Geschleohter  Divergenzen  aufweisen, 
dieie  eioh  eiginzen.  Es  ist  eine  Erfabmngstataaobe,  dals  im  gemein- 
MBsn  Yerkebr  die  beiderseitigen  Tugenden  eher  gestärkt  nnd  die 
leÜeraeitigen  Sehwäehen  eher  snrflekgedrSogt  weMen,  nnd  dais  die 
Hädehen  in  unseren  Sehnlklassen  einen  ganz  besonderen  Einflnfs  auf 
die  Knaben  ausüben.  Viele  Mädchen  zeigen  nicht  nur  in  ihren 
körperlichen  Eigentfimliohkeiten  und  ICerkmalen,  stmderii  aueh  in 
ikier  geistigen  und  gemfttlioben  Veranlagung  yiel  mehr  Überein- 
ftimmung  mit  ihren  Vätern  als  mit  ihren  Müttern,  und  umgekehrt 
J?l«ichen  viele  Kuaben  weit  mehr  ihrer  Mutter  als  dem  Vater.  Diese 
Takaehen  weisen  aber  darauf  hin,  dafs  auch  vom  psychologischen 
Stand])iinkte  aus  Knaben  und  Mädchen  zusammen  zu  erziehen  sind. 

(4egeu  die  Koedukation  wird  zuweileu  die  sittliche  Gefahr  aus- 
gespielt. Diese  wird  aber  bei  getrennter  Erziehung  eher  gröfser  als 
kleiner,  und  die  Männer  vom  Fach  und  von  der  Wissenschaft  tiuden, 
dafs  die  Gemeinschaft  in  der  Schule  eine  Heizabsohwäohung  bedeute, 
wahrend  die  künstliche  Scheidung  den  Drang  nach  Terbotenem 
Genuis  eher  stärke.  Vielfach  herrscht  zu  grolse  Furcht  Yor  den  so- 


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124 


genannten  SchuUiebsobaften.  Dieses  schüchterne,  naive,  meist  ge- 
heimnisvoll bewahrte  Schwärmen  ist  eine  Erscheinung,  die  kommt 
und  geht»  Wo  sie  aber  dauerhaft  wird  nnd  zimi  Traualtar  führt, 
werden  wir  sie  nioht  tadeln  wollen.  Vom  pädagogischen  Standpunkte 
aus  müssen  wir  aber  sagen,  dafs  dieae  psychologische  Erscheinung 
für  den  Unterricht  wertvoll  ist;  denn  es  werden  Knaben  sich  hüten, 
sioh  bei  der  Schularbeit  Blöfsen  vor  den  Mftdohen  sn  geben  nnd 
umgekehrt.  Dasu  kommt,  dais  durch  das  gewohnte  Znsammensein 
manche  Gefehr  abgewendet  wird,  die  denen  droh^  wehshe  sieht  in 
einer  gemischten  Khuse  anfgewaohsen  sind.  Der  Redner  stelit  den 
Behauptungen  von  der  „sitttiehen  Ge&hr"  die  gegenteiligen,  gnten 
Ei&hrungen  seiner  bald  dreifirigjährigen  Schultitigkeit  gegenüber 
nnd  konstatiert,  dafb  es  wesentlich  nicht  Mitsehlller,  sondern  sittlidi 
▼erdorhene  Erwachsene  sbd,  die  gelegentlich  unter  dw  Jugend 
eine  verheerende  Wirkung  austtben. 

Ein  weiterer  Einwsnd  gegen  die  Znsammenerziehung  tou  Knaben 
und  Hftdbhen  geht  dahin,  dab  auf  der  Stufe  der  Mittelschule  die 
Gesundheit  der  Iffidchen  unter  der  gleichzeitigen  Schularbeit  mit  den 
Knaben  leide.  Besonders  scharfen  Ausdruck  fand  diese  Stimmung 
im  ilarü  dieses  Jahres  im  preufsiscben  Herrenhause,  wo  unter  an- 
derem erklärt  wurde,  die  moderne  Madchenerziehung  sei  eine  Ver- 
gewaltigung, wenn  man  den  Mödchen  die  gleichen  geistigen  und 
leiblichen  Anstrenguiigen  zuninte  wie  den  Knaben;  sie  sei  eine  Ver- 
sündigung an  der  Natur  des  Weibes,  enir*  (4pfahr  für  die  nationale 
OesuTidhdit  Doch  stehen  die^^en  Behauptungen  die  Erfahrungen 
gegenüber,  dif>  ni;in  anderwärts  gemacht  hat.  Der  Vortrogonde  ver- 
weist hierbei  auf  die  Gesamtschule  von  Rektor  Palmoreen  in 
Stockholm,  eine  Schule,  die  ganz  auf  der  Grundlage  des  Familien- 
lebens aufgebaut  ist.  Sie  umfafst  ein  Realgymnasium  und  eine  Ober- 
realschule und  ist  vom  Staate  unterstfitzt  und  vollberechtigt.  Die 
ca.  300  Schaler  und  Schttlerinnen  werden  in  12  Klassen  von  Lehrern 
und  Lehrerinnen  unterrichtet.  Neben  den  wissenschaftlichen  Fächern 
weist  der  Lehrplan  auch  körperliche  Arbeit  auf.  Bei  Schulfpiorn, 
wie  im  Unterrichte  sitzen  Knaben  und  Mädchen  in  bunter  Reihe. 
Trotzdem  ist  die  Disziplin  gut  und  wird  mit  Leichtigkeit  gebandhabt 
Der  tJmgangston  wird  als  änlseist  angenehm  gerahmt.  Vom  Stand- 
punkte der  Koedukation  aus  kann  dieae  Schule  als  ein  Ideal 
angesehen  werden.  Soweit  köonen  wir  nioht  gehen;  es  ist  anoh 
nicht  nötig.  Wir  erkennen  aber  daraus  neuerdings,  dab  wir  auf 
dem  rechten  sind,  wenn  wir  auf  den  Primär-  nnd  Sekundär- 


125 


Mbnlen  fbr  Knabm  und  Maddidii  den  gleieben  und  gemeinsamen 

Lehrplan  haben»  abgesehen  von  dem  ünterricbt  in  den  Hand-  und 

Haiisarbeiten,  und  wenn  wir  den  Unterricht  au  derselben  Klasse, 
wenigsteoB  bis  zum  zurückgelegten  14.  Altersjabre,  möglichst  in  eine 
Haod  legen. 

Die  pessimistische  Auffassung,  von  der  vorbin  die  Rede  war, 
dürfte,  aurh  anf  unsere  Verhältnisse  angewandt,  etwas  für  sielt  hal)on. 
Man  kennt  ja  die  Klagen  über  ÜberaDstrengung  an  unseren  Mittel- 
schalen.  Aber  das  mufs  doch  geeagt  werden,  dafa  die  Überbürdung 
Dicht  danms  entstanden  ist,  dafs  am  Gymnasium  die  alten  Sprachen 
mit  einem  ÜbermäDs  von  Stunden  bedacht  sind,  nnd  daia  an  der 
lodostriesohule  die  mathematisohe  Richtung  eine  aufserordentlioh 
feiehliebe  Stondensahl  beanspiudit»  —  nicht  die  Untemohtsgegen* 
atibide  an  sich  haben  die  OberhOrdnng  geseitigt,  sondern  der  Um- 
stand, dab  in  einer  Ansah!  Ton  Fttohem  Stoff  nnd  Methode  der 
Hoehschnle  riemlioh  unvermittelt  anf  die  Mittelschnle  flbertragen 
worden  sind.  Wenn  man  auch  ftr  die  Schiller  der  Hittelsehulen 
die  ttt  dieeee  Alter  passende  Methode  llberall  anwenden  wird,  dann 
weiden  anch  die  Klagen  Aber  Oberbflrdung  verstummen,  nnd  dann 
werden  wir  auch  die  Mftdohen  die  Mittelschulen  besuchen  lassen 
können,  ohne  dafs  wir  dadurch  ihre  Gesundheit  irgendwie  gefährden. 
Für  die  Koedukation  spricht  auch  der  Umstand,  dafs  namentlich  auf 
den  höheren  Stufen  sremischte  Klassen  dazu  angetan  sind,  manchi»s 
Wort  des  Unmuts  oder  des  Zorns  etwas  zu  mildern;  der  Lehrer  wird 
sich  in  Gegeuwart  beider  Geschlechter  etwas  mehr  disziplinieren, 
aIs  wenn  er  nur  ein  Geschlecht  vor  sich  hätte.  Und  für  die  stu- 
dierenden Jünglinge  wird  es  von  Wert  sein,  wenn  sie  schon  früher 
jahrelang  neben  Mädchen  unterrichtet  worden  sind:  sie  werden  dann 
auf  der  Hocheohule  ihre  Kolleginnen  und  die  Franen  überhaupt 
mit  etwaa  anderen  Angen  betrachten,  als  dies  aarseit  etwa  noch 
gesohiehi 

Von  den  Vorteilen  der  Geschleehtertrennnng  in  sohnltechniacher 
Hinsicht  nennen  wir:  grOfsere  fVeiheit  in  der  Gestaltung  der  Stunden - 
pltne,  leichtere  Freihaltnng  ron  Nachmittagen  fttr  die  Mftdchen, 
Entbehrlidhmaehnng  besonderer  Arbeitssobulsimmer;  aUein  diese  Vor- 
tsUe  werden  niemals  yon  so  groCter  Bedeutung  sein  wie  die  Vorteile 
der  Zusammeuerziehung. 

Immer  schwieriger  werden  die  Existenzbedingungen  für  die 
alleinstehende  Frau.  Die  natürliche  Folge  ist,  dafs  die  Frauen 
immer  mehr  in  die  Berufe  der  Männer  eindringen,  diesen  Konkurrenz 


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bereiten  müssen.  Das  ist  nun  emmai  die  Entwicklung  der  gegen- 
wärtigeil GeseUsohaft^  and  wir  werden  sie  nicht  leicht  ändern  können. 
Bageg«!!  werden  wir  Terlaagen,  dais  f&r  gleioha  Bernfsarten  deik 
beiden  Geschlechtern  auch  gemeinflame  Bildnngswege  offen  iteheii» 
Wir  werden  die  ZneammerziehiiDg  toh  Knaben  und  Mädchen  anoh 
in  den  hdheren  Jngendjabren  nnbedenklioh  dovoihfillirttn  kOnnen« 
wenn  die  fSniehnag  von  Anfiuig  an,  aowoM  in  der  Familie  wie  in 
der  Sohnlei  daranf  anigehf^  die  Jugend  niobt  nur  an  sittlich 
gnten,  eondem  gaaa  besonders  anob  an  sittliob  starken  Charak» 
teren  an  enieben. 


Qimtiniaiiier  milmicht  hMm  Ctoielilecliter, 

Von 

BVan  Dr.  med.  J.  HiLFiKEB-ScHMio-Züricb. 

(▲atorefimi.) 

Als  HaupUrgument  gegen  die  gemeinsame  Erziehung  beider 
Gesohlechter  wird  die  verschiedene  Beanlagung  angeführt;  doch 
ist  nicht  festgestellt,  wie  grois  die  Daturgemäfse  Verschiedenheit  ist» 
Sicher  kann  die  Erziehung  sie  beeinflussen,  in  dem  Sinne  drif^  ge* 
trennte  Erziehung  die  Gegensfttae  vergröfsern,  gemeinsame  Ersiebaog 
dieselben  mild«m  wird,  ohne  natürliobe  UnterBcbieda  aussurotten. 
iESne  an  grofse  Difoenz  ist  niobt  im  Interesse  beider  Gesobleobter, 
da  sie  leicht  an  gegenseitiger  Verstftndnislosigkeit  führt;  unser» 
beutigen  Zustände  lassen  in  dieser  Besiebung  viel  au  wanseben 
flbrig. 

Naob  aller  ErfSsbrung  ist  die  Teisobiedene  intellektuelle  Ver^ 
anlagung  auf  der  Stufe  der  Yolkssebule  durebans  kein  Hinderata 

fftr  gemeinsame  Erziehung.  Es  wird  jedoch  der  Handarbeitsunter- 
ru'l  j  (Irr  .Mfidchcn  aits  störend  geltend  gemacht,  inuu  gluubt,  besonders 
von  weiblicher  Seite,  nicht  genug  Gewicht  auf  diese  Ausbildung 
lep-en  yn  können.  Demgegenüber  ist  zu  betonen,  dafs  der  Hand- 
fertiL^ki'iisiiDterricht  für  die  Knaben  das  nOtige  Gleichgewicht  her- 
stellen würde  und  für  diese  nicht  minder  nützlich  wilre.  Im  übrigen 
ist  aber  zu  warnen  vor  einer  Unterschätzung  der  allge- 
meinen Bildung  zugunsten  praktischer  Kenntnisse  und 


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4 


127 


Pertigkeiten  bei  den  Hidehen.  Aneh  fttr  diejenigen  nnter 
iluiao,  die  aofort  ans  der  YolkgaolLitle  ine  praktisdie  Leben  treten, 
«md  allgemeine  Kenntnisse  YOn  bflohsteni  Wwt* 

Von  nnserem  Standpunkte  ans  fast  nooh  wiehtiger  als  der  ge- 
neinsBnie  Unterridit  in  der  Primanohnle  ist  derjenige  auf  der 
Sdnudarscbnlstofe,  da  erst  in  diesem  Alter  ein  kameradsebsftlioher 
Verkehr,  gegenseitiges  Verständnis  Airs  spätere  Leben  angebahnt 
wird.  Sittliche  Gefahren  8ind  nicht  zu  fürchten,  sondern  eher  das 
Gegenteil;  durch  die  Unhefangenlieit  des  Verkehrs  wird  viel  nn- 
Daiürliche  Schwärmerei  vermieden.  £s  kann  da  auf  die  Erfahrungen 
in  Finnland  verwiesen  werden.  (L.  Haohann  in  der  Hernie  de 
morale  socmh\    März  1899.) 

Wenn  nndeiseit.s  die  mehr  schonungsbedürftige  Gesundheit  der 
Mädchen  gelteud  gemacht  wird,  so  dürfte  die  nattlrliche,  beste  Abhilfe 
in  einer  Entlastung  der  Mittelsohnlen  gesucht  werden,  da  aneh 
£s  Sjiaben  ttberbürdet  sind.  Mit  der  weiblichen  Leistungsfähigkeit 
irt  es  80  gar  schlimm  nicht  bestelltt  wie  zahlreiche  Publikationen  es 
darsustelien  lieben ;  anoh  für  bleiefasfieihtige  jni^  Mädchen  ist  siel- 
hewnlstss  Arbeiten  oft  riel  weniger  geftbrlidi,  als  der  besehftitigte 
Ufl&iggang  der  „boberen  Toohtsr**. 

Nnr  ein  Akt  der  Gerechtigkeit  ist  es«  wenn  bente,  nachdem  die 
Bocbschnle  ibre  Tore  den  Franen  geöffnet  bat,  anob  die  Gymnasien 
Kftdeben  aninebmen,  da  doch  Glymnasialbildnng  als  beste  Vorberei- 
tang  Atr  die  UniTersitat  gilt.  Bs  beben  die  Franen  aber  gegen  ein 
anderes  sich  mit  allen  Mitteln  zu  wehren,  d.  i.  die  immer  wieder 
vorgeschlagene  Gründung  weiblicher  Universitäten.  Solange  den 
Fraueu  genügende  Intelligenz  zum  Studium  nicht  unbestritten  zu- 
erkannt wird,  werden  diejenigen  nie  für  voll  gelten,  die  ihre  Bildung 
einer  weiblichen  Hochscliuiü  danken.  Für  gemischte  Hochschulen 
haben  sich  übrigens  die  Professoren  der  schweizerischen  Universitäten 
auf  eine  bezügliche  Anfrage  ziemlich  einmütig  ausgesprochen. 

Zuerst  und  besonders  eifrig  kämpfen  die  Vertreterinnen  der 
Frauenhewegung  für  gemeinsame  Erziehung  der  Geschlechter.  Sie 
ho&Q  dadurch  niobt  nnr  den  Mlldchen  bessere  Bildimgamöglichkeiten 
sn  ersdiliefsen,  sondern  tot  allem  ein  besseres  Verständnis  beider 
Gesebleobter  flUr  einander  zu  erzielen  nnd  anf  diese  Weise  das  gegen- 
seitige VerbKltnis»  also  namentlich  aoch  das  Familienleben,  zu  heben 
ud  sn  yeredeln. 


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128 


IM«  SeMbesicbtigaDgen  der  KreuAnie. 

(Von  der  Versammlung  der  M cd i zi nal be amteo  des 

Reg. -Bez.  Liegnitz.) 

Der  Referent,  Geb.  Med.-Kat  Ivieisarzt  Dr.  KuHLER-Landeshut,  der 
über  seine  Beobachtungen  in  Landgemeinden  vortragen  will,  gibt  als  Ein- 
leitnng  einen  gesclüchtlicbeii  Überblick  über  diejemgen  Bestrebungen  für 
die  Sehlde  in  gesondheitliclier  Beaielrang,  wdelie  der  EänfBhriuig  einer 
kreiBlntliclien  BeanfsicIitigoQg  voransgegaiigen  sind.  Er  weist  auf  das  rege 
Interesse  hin,  welches  in  der  neueren  Zeit  für  die  Öffentliche  Gesondheits- 
pflege  erwacht  sei  und  sich,  der  Bedeutung  des  Gegenstandes  angemessen, 
der  Schule  mit  einer  ppwissen  Vorliebe  zugewandt  habe.  Pfidn^ogen,  Ärzte, 
Architekten  seien  in  Wetteifer  mit  einander  getreten,  die  Schulgesundheits- 
pfiege  zu  fördern  und  Untersnchungen  anzustellen,  auf  welche  Weise  die 
anfgelnndenen  Sehiden  te  Scbnl? erhIltnisBe  beseitigt  oder  Termiedett 
«erden  könnten.  Kntien  hfttten  snnftchst  die  groitoi  Stfldte  gesogen, 
welche  bessernde  Hand  an  veraltete  Schuleinricbtnngen  gelegt  hfttten.  Ancib 
der  Staat  habe  durch  vereinzelte  Erlasse  nnd  Verfügungen  diese  Be- 
st rpbnngen  zn  fördern  gesucht  und  dadurch  bezeugt,  dafs  er  es  für  seine 
Aufgabe  hake,  in  einer  harmonischen  Entwicklung  der  geistigen  und  körper- 
lichen Anlagen  die  Jugend  zum  Dienste  des  Vaterlandes  zu  erziehen  und 
Schftdlicbkeiten  von  ihr  fem  zu  halten,  welche  mangelhafte  Scbnleiniicb- 
tongen  anf  die  Gesondheit  des  Undlieben  Oiganismos  aosnUlben  vennOgen. 

Diese  Erlasse  und  Verfügungen  haben  jedodi  nicht  vermocht,  die 
Übelständc  der  Schulräumlichkeiten  und  ihrer  Ausstattung  zu  beseitigen. 
Die  Wittiii  1  ii-keit  der  Gemeinden  und  die  ünmöglichkfit,  d;is  Alte  sofort 
aufznc't  bpn  und  Neues  an  die  Stelle  zu  setzen,  seien  nicht  zu  überwindende 
Schwierigkeiten  gewesen.  Von  grofser  Bedeutung  für  die  Förderung  der 
Gesnndheitspfiege  sei  die  von  dem  deutschen  Verein  für  öffentliche  Ge- 
sondbeitspflege  im  Jahre  1875  an  den  Herrn  Minister  der  geistlichen, 
Unterrichte-  nnd  Medisiaslaagelegenbeiten  gerichtete  Petition  geworden, 
in  der  betont  wurde,  dafs  die  Scbnle  in  ihrer  Einrichtung  wie  in  ihrem 
Betriebe  in  mannigfaltisrer  "Weise  die  Gesundheit  der  Schüler  benachteilifrc 
nnd  dafs  es  Pflicht  de^  St.Tafos  sei,  diese  «rbfldlichen  Kinuirkungen  durcli 
Einführung  einer  sanitai'3i>üii/.eilichen  Überwachung  der  Sclmle  zu  beseitigen. 

Das  Verlangen  nach  einem  Schulgesetze,  welches  die  gesamten  Schul- 
veriiflltniase  ordne,  sei  bis  jetzt  nicht  erfüllt  worden.  Indes  seien  für  die 
Scbnle  nach  ihren  banlicben,  gesondbeltlichen  nnd  BetriebeveriiAltnissen  so 
feste  und  fa^^t  allgemein  als  gültig  angenommene  Grundsätze  aufgestellt  nnd 
zum  Teil  durch  den  Ministcrialerlafs  vom  15.  November  189t)  ftir  länd- 
liche Schuibauten  im  Bereirhe  des  ganzen  Staates  zur  Norm  erhoben 
worden,  dafs  es  mö^'li(•ll  sei  —  bereite  Mittel  tiberall  vorausgesetzt  — 
fast  ideale  Schulverhällnisse  zu  schaffen,  welche  die  sanitätspolizcilicUe 
Überwachung  wesentlich  erieicbtern  wQrdeo.  — 

Anf  Grand  des  Kreisarztgesetses  sei  dem  Kreisarzt  die  Beanlsichtignng 
der  Schule  zur  Pflicht  gemacht,  nnd  die  Grenzen  und  Aufgaben  dieser 
Obliegenheit  in  den       74 — 97  der  Dienstanweisung  festgestellt  worden* 


129 


Nach  eingehender  ErörtcrnnL/  der  im  §  94  in  hezne?  anf  die  Schul- 
besicbtigimgen  pesteilten  Forderuugen  und  unter  Hinweis  auf  die  im  For- 
mular IX  der  Dicnstanweisunf?  zu  beantwortenden  Fragen,  a^'^  !m  n 
berrorgebe,  dals  der  Kreisarzt  die  Grundbatze  der  Schulhygiene  aul  die 
bastdieaden  SehnlTerhSltoine  aimwenden,  Abwdcfaiugeii  Ton  dem  ein  für 
aHenil  ab  notwendig  oder  als  wllnschensweit  Beseidmeten  feetzostdlen 
vid  Vorschlage  nur  Beseitigung  voigefnndener  UUntftnde  an  machen  habe, 
betont  Referent,  dafs  danach  dem  Kreisarzte  bezQglich  der  Schulen  eine 
nmfangreiche,  dankenswerte,  aber  zeitraubende  Tätifrkeit  zur  Pflicht  gemacht 
worden  ist.  Snil  sie  gewissenhaft,  der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  an- 
gemessen sorgfältig,  in  vollem  Umfange  getibt  werden,  so  nimmt  sie  in 
grossen  Städten  Tage,  lu  uiilUeren  Städten  und  grO&eren  Dorfgemeinden 
■it  nehiklassigen  Schalen  mindestens  einen  Tag  und  in  Dörfern  mittlerer 
Gröfte  viele  Stunden  In  Anspruch,  ein  Zeitranm,  der  nicht  geringer  wird, 
«Min  die  Besiditigong  der  Sehnten  sweier  böiachbarten  Ideinen  D(»f- 
lemeinden  an  einem  Tage  vorgenommen  wird,  zumal  in  den  meisten  Schalen 
sof  dem  Lande  der  Unterricht  vormittags  und  nachmittags  erteilt  wird 
and  der  Gesiindhüitsznstaiifl  sflnitlicher  Schtller  festgestellt  werden  soll. 

Trotz  dieser  umtassemlcM  unil  zeitraubenden  Tätigkeit  schreibt  §  94 
der  DieDstanweisnng  vor,  dals  die  Scliulbesichtigung,  falls  sie  nicht  ge- 
legentlich sonstiger  Dienstgeschäfte  erfolgt,  mit  den  allgemeinen  Orts* 
Mehtigungen  in  verbinden  ist  Anderweitige  DIenstgescbifte  des  Kreis» 
SRtes,  s.  B.  Ermittlangea  bei  epidemiseiier  Ansbratnng  einer  Krankheit, 
gerichtsärztliehe  Gescliftfte,  Obduktions-  oder  ExplorattODStermine,  örtliche 
Cotersnchangen  eines  sanitären  Übelstandes  sind  aber  anmöglich  als  solche 
aazusehen,  vor  oder  nach  deren  Krh^ligung  noch  die  Besichtigung  von 
Schalen  erfnlpen  kfinnte,  ganz  nbp^t  seiien  davon,  dafs  der  Landrat,  der 
KreisschuliDspektor  —  bei  Fortbilduügs-  und  Fachschulen  der  Vorsitzende 
des  Scbolvor&tjindes  —  rechtzeitig  vorher  zu  benachrichtigen  sind. 

Auch  mit  Ortsbesichtigungen  lassen  sieh  die  Besichtigungen  der  Scholen 
skfat  verbinden.  Beide  Besichtigungen  sind  wichtige,  gleichwertige  loeis- 
irztlicbe  Verrichtungen  and  nehmen,  wenn  sie  nicht  oberflächlich,  sondern 
im  vollen  Umfange  gewissenhaft  ausgeführt  werden,  viel  Zeit  in  Anspmdi. 
Id  Städten  und  gröfseren  Dorfgemeinden  mit  mehrklassi^en  Volks-  und 
anderen  Schulen  ist  es  dah^^r  nnraoglich,  an  die  Ort.shesiclitmung  die  Schul- 
besicbtigung  oder  an  die  6(  Imlbesichtiguug  die  ürt^sheMchtigung  anzu- 
Khliefseo,  wenn  der  Aufenthalt  au  diesen  Orten  nicht  über  (üebühr  und 
TennOgen  ausgedehnt  werden  soU.  Anch  flir  Besichtigungen  von  awei 
bemebbaiten  Ideinen  Dorfgemebiden  mit  Halbtagschnlen  ergibt  sich  dieselbe 
Sebwierigkeit.  Dazu  kommt  noch,  dab  Ortsbesichtigongen  zweckmfilsig 
aar  in  der  besseren  Jnhreszdt,  im  Frühling,  Sommer  und  Herbst  vorge- 
nommen werden  können,  während  die  Besichtigung  der  Schalen  anch  im 
Winter  stattfinden  soll. 

Utn  alle  diese  Schwierigkeiten  zu  beseitigen  und  eine  erfolgreiche 
Scliulbcsicbtigung  zu  ermöglichen,  schlägt  Referent  deshalb  vor,  dafs  §  94 
der  Dienstanweisung  dahin  abgeändert  wird: 

«Der  Kreisarzt  bat  alljährlich  dem  Herrn  Begittungspräsidenten,  wie 
dim  bei  den  Ortsbesicbtignngen  geschieht,  die  Schoden  namhaft  xn  machen. 


180 


welche  er  im  Laufe  des  Jahres  zu  besichtigen  gedenkt,  und  dazu  sich  die 
GeneliiniqTing  zu  erbitten;  die  Besichtigung  der  Schulen  ist  nicht  gelegent- 
lich anderer  Bienstgeschäfte,  auch  nicht  in  Verbindung  mit  den  Orts- 
besichtigungen anszufOhren.* 

Referent  beapilcbt  hienuif  die  Gmndaltze,  toü  denen  ddi  der  KreiurBt 
bei  seineoi  Bericht  an  die  KOniglicbe  Regierung  ober  die  erfolgten  Schill« 
besichtiguDgen  und  bei  seinen  Yorschlftgen  zur  Abstellung  der  Torgefundeneu 
Mifsstände  leiten  lassen  soll.  Fr  weist  daranf  hin,  dafs  die  gesundlieits- 
sdiftdlichen  Einflüsse  der  Schulen  ihren  Ursprung  entweder  im  Scholhause 
selbst  und  seinen  Einrichtungen,  oder  in  dem  Betriebe  der  Schulen,  in 
der  Art  und  Durchfabrung  des  Unterrichts,  haben.  Diese  Gesicbttpunkte 
mnb  der  Kreiaarzt  bei  der  Schalbesicbtigung  stets  berackaichtigen  ond  anf 
Grand  des  Ergebnisses  das  vorgeBchriebene  Formular  in  vollem  TTmfuge 
ausfflllen,  um  ein  genaues  Bild  von  der  Beschaffenheit  der  beflicbtigten 
Schnle  zn  geben  Tn  df^m  Begleitberichfe  sind  dann  die  vorgefnndenen 
Mifsstände  sämtlich  hervorzuheben,  die  Vorschläge  zu  ibrer  Beseitigung 
aber  auf  das  >.ül wendigste  zu  beschränken.  Überall  ^*bt  es  noch  Schulen, 
die  nicht  den  primitivsten  Anforderungen  der  Schulgesundheitspäege  ent- 
sprechen; Antr&gc,  diese  Schulen  za  besdtigen  nnd  an  ihre  Stelle  sofort 
neue,  den  Anforderongen  der  Hygiene  entspreehende  m  errichten,  werden 
aber  Ton  Tornberein  als  anssicbtalos  zu  bezeichnen  sein,  da  die  wirtschaft- 
liche Lage  der  Landbevölkemnpr  nnd  die  lieistungsfiihigkeit  der  Bau- 
pflichtigen einerseits,  die  Beitragslasten  des  Staates  anderseits  mit  solchen 
Forderungen  nicht  in  Kinklang  zu  bringen  sind. 

Gleichwohl  ist  das,  was  durch  die  kreisär/.tlicho  Besichtigung  der 
Schulen  erreicht  werden  kann,  keineswegs  nnerbeblieb;  Mftngd  der  Hei- 
snngs-  nnd  LflitnngsTorrichtnngen,  der  Farsorge  filr  die  richtige  Temperator, 
des  Anstrichs  der  Wände,  der  Becke  nnd  des  Folabodens  im  Schulzimmer, 
der  Staubbeseitigung,  der  Wasserversorgung,  der  Abortanlagen,  der  Turn- 
geräte, des  Tnrn-  und  Spielplatzes,  der  Reinlichkeit  der  Schulkinder,  der 
Absooderung  der  Kranken  von  den  Gesunden  usw.  werden  ohne  Schwierig- 
keit abzustellen  nnd  als  im  Rahmen  des  Notwendigen  liegend  zn  bezeichnen 
sein.  Dem  Referenten  ist  es  anch  gewöhnlich  gelungen,  mit  Hilfe  eines 
kleinen  Nachdruckes  der  AnisichtsbebOrde  die  Seholvofstftnde  rar  Be- 
seitigung solcher  ObelstSnde  zu  bewegen;  dagegen  sind  ihm  bisher  die 
Fl&ne  von  Schulneubauten  in  seinem  Kreise  nicht  zur  hygienischen  Prflfung 
vorjrelpc't.  ol)wohl  eine  solche  im  §  95  der  Dienstanweisung  vorgeschrieben, 
und  die  Ucachtung  dieser  Vorschrift  im  Interesse  dpr  T^aupflichtigen  sicher- 
lich angezeigt  ist.  Dann  würden  auch  Mifsgriäe,  wie  in  seinem  Kreise, 
nicht  vorkommen  können,  wo  sich  ein  neues  Schulgebäude  schon  nach 
swei  Jahren  als  erweiterungsbedarftig  erwiesen  habe,  und  ein  anderes  anf 
einer  sumpfigen  Wiese  in  der  N&he  eines  Teiches  erbaut  sei. 

Referent  weist  weiterhin  auf  die  dem  Krmsarzt  ans  §  96  der  Dienst- 
anweisung erwachsende  Pflicht  hin,  darüber  zn  wachen,  dafs  die  zur  Ver- 
hlltung  der  Übertragung  ansteckender  Krankheiten  durch  die  Schulen  ge- 
gebenen Vorschriften  14  des  liegul.  vom  8.  August  1835,  §  16  des 
Reichsseuchengesetzes  vom  30.  Juni  1900,  sowie  Min  -Erlasse  vom  14.  Joli 
1884,  20.  Hai  1898  nnd  26.  Angnst  1903)  beachtet  weiden. 


1dl 


yerfaUimgen  gegen  diese  BestimmuDgen  hat  Referent  nnr  iiuolem  sa 
rflgen  gehabt,  als  Kinder,  welche  an  Scharlach,  BMeiA  oder  Masem  erkrankt 

gewesen  waren,  früher  zum  Schalbesnch  wieder  zügelas55en  wurden,  als  der 
normale  Ivrankbeitsverlauf  erfüllt  oder  durch  ärztliclies  Zeugnis  die  Än- 
steckuagsfähigkeit  als  erloschen  anzusehen  war.  Nach  seiner  Ansiebt  sollte 
bei  jeder  Verbreitung  dieser  Krankheit  den  Vorstehern  oder  Leitern  der 
Sdnleii  die  Beetimniang  ober  die  '^edenolaesong  der  erkruikt  geweeenea 
Scbflkr  beeoDdere  in  Eriimeniog  gebracht  werden.  Überiiaapt  ad  ea 
druigend  za  empfehlen,  dab  die  Kreisärzte  mehr  als  Usher  mit  den  Iiehieni 
Fflhlnog  oehmen,  sich  an  den  KreislehrerkonfeceiUEeii  beteUigen  und  hier 
Vorträge  übrr  hyjrienische  Fragen  halten. 

Im  Anschluis  an  §  97  der  Dienstanweisung,  in  weichem  dvin  Kreis- 
arzte die  Anregung  und  Unterstützung  gemeinnütziger  Bestrebungen  auf 
icholbygienischem  Gebiete  zur  Pflicht  gemacht  wird,  erwähnt  Referent,  daia 
er  im  Jahre  1888  einen  Verein  zur  Enicbtong  and  Unterhaltiuig  einea 
Kaabeaheito  in  der  Stadt  Landesfant  ioa  Leben  gerafiBD  halte,  In  dem  46 
um  Sehttier,  welche  an&er  der  ünterrichtaxdt  aich  aelbat  flberlaaaen  sein 
vflrden,  beschäftigt  werden,  teils  durch  Anfertignng  ihrer  Sdudarb^ten» 
teils  mit  Holzschnitzerei  und  Brandmalereien;  während  der  besseren  Jahres- 
zeit finden  Rewecningsspiele  und  Spaziergänge  unter  Leitung  der  Lehrer 
statt.  Der  erzielte  günstige  Erfolg  des  Kuabenhorts  sei  nicht  zu  unter- 
sdi4tzen  und  ermutige  zu  weiterer  Unterhaltung  derartiger  gemeinnfltziger 
Ustemehmen. 

Beforent  iiabt  we&a»  Anaflttmmgen  in  folgende  eecha  LeiCaitxe  m- 

VMHiaBHBCMB  • 

1.  Bie  Besichtigung  der  Schnlen  ist  in  der  vorgeaduiebeoen  Weise, 
gelegeoth'ch  anderer  Dienstgeschäfte  oder  in  Verbindoog  mit  den  Orts* 

baaichtignngen,  für  den  Kreisarzt  nicht  an«,fi\hrbar. 

2.  Der  Kreisarzt  hat,  wie  dies  hoA  den  Ortsbesichtigungen  geschieht, 
fbr  ftlnf  Jahre  einen  Plan  der  Schulbesichtigungen  aufzustellen  und  am 
Anfang  jeden  Jahres  die  Schulen,  welche  er  im  Laufe  des  Jahres  zu  be- 
richtigen gedenkt,  der  Königlichen  Begiemng  namhaft  m  machen  nnd  sich 
Im  die  Genehmigung  zu  erbitten. 

3.  Bei  den  Voiacblägen  zur  Abänderung  vorgefundener  Mifsstände  bat 
er  sich  auf  das  unumgänglich  Notwendige  zu  beschränken»  weü  aUea  Aber 
in  Mafs  hinausgehende  sicli  nicht  verwirkliehen  läfst. 

4.  Bei  Errichtung  von  Neubauten  oder  Erweiterungsbauten,  von 
Bebolen  liegt  es  im  Interesse  der  Bauptlichtigen,  dafs  die  Pläne  nebst 
B^chreibungen  dem  Kreisante  rar  bygiemäciieu  jkViiiuüg  vorgelegt  werden. 

5.  Znr  TerhAtnng  der  Übertragung  von  Infisktionakrankheiten  darch 
üt  Scholen  dnd  bei  Anabmeh  einer  Epidemie  dw  SchnlforstSode  beiw. 
die  Schulleiter  besondera  an  die  §§  1,  2,  3  und  4  des  Miniaterialeilaasea 
fom  14.  Juli  1884  zu  «riDneni;  die  Schliebang  der  Scholen  iat  nicht 
ohne  drinc:ende  Not  zu  veranlassen. 

Der  Korreferent,  Med.-Kat  Dr.  Erdneh  Görlitz,  der  sich  über  seine 
in  ^röfseren  und  mittleren  Stildten,  im  besoinieton  in  Görlitz  bezw.  Jaoer 
gemachten  Beobaclituugen  vorwi^end  ausläfst,  slimnit  den  Ausführungen 
dm  Beferenten  tmd  insbesondere  aeinen  Leitsätzen  bei   Er  hUt  ebenso 


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132 


wie  dieser  die  Besichtigungen  von  Schalen  zusammen  mit  der  Ortsbcsich- 
tignng  in  gröfsereu  Landgemeinden  und  in  den  Städten  an  einem  Ta^Tü  für 
nnansfuhrbar  und  verlangt  deshalb  gleiclifaiis,  däh  bei  Begiim  eiueü  jeden 
Jahres  auüser  dein  bereits  vorgeschriebenen  OrtibeiiehtiguDgsplan,  noofa  be» 
Sooden  «Sa  Seliiilbeeiclitigimgsplaii  filr  die  lanfende  Jalir  an  die  soatiiidige 
▼oigeseMe  Behörde  etntueiclieB 

Bei  den  Vorschlagen  zur  Abänderong  vorgefiindener  MÜsttftnde  in  den 
alten  Schalen  soll  der  Kreisarzt  namentlich  in  dcnjenic:en  Städten,  in 
welchen  der  Hygiene  in  der  Schule  bereits  seit  einigen  Jahren  eine  aus- 
schlaggebende Stellung  eingeräumt  wird,  Schulneubauten  beätinmiungsgemäls 
anfgefQhrt  und  bei  den  Schnleinrichtnngen  stets  das  leibliche  Wohl  der 
Kinder  im  Auge  behalten  wird,  sich  auf  das  nnnmgftnglieh  Notwendige 
beeclm&ken,  die  Finanzlage  der  Stadt  bemdcsichtigen,  wefl  eout  hart^ 
nteldge  Opposition  gesebaffen  irird.  In  einigen  Städten  Beines  EreiBee 
sind  bereits  Bransebäder  eingeriditet,  Rettigbftnke  beschafft,  es  ist  fdr 
gute  Belenchtoagt  wie  f&r  Erwftnnong  der  Zimmer  durch  Zentrelniederdrock- 
Dampfheiznng  gesorgt. 

In  Görlitz  werden  am  1.  April  1904  Schulärzte  angestellt  werden. 
Bei  den  vom  Korreferenten  in  Görlitz  vorgeuommenen  Schalrevisionen 
Vkurde  nameuliich  bei  deü  Mädchen  wiederholt  eine  gehäufte  Anzahl  hodi- 
gradig  Kansichtiger  angetrotfon  imd  hierfklr  Ton  einseinen  Lehrern  der  m 
firtth  begonnene  nnd  za  lange  Zelt  —  je  iwel  Stunden  hintereinander  — 
ansgedehnte  Strick-  and  sonstige  Handfertigkeitsunterricht  ursächlich  an- 
geschuldigt Erfrealich  sei  die  Tatsache,  daÜB  die  Mädchen  des  letzten 
Jahrgangs  in  einzelnen  Schulen  theoretisehen  Tind  praktischen  Koch- 
imterricht  erhalten,  daiä  sie  fleilsig  tarnen  und  sich  an  Jagendspielen  be- 
teiligen dürfen. 

Auch  darin  stimmt  der  Korreferent  dem  Vuiredner  bei,  daTä  vor 
Einrichtong  von  Neu-  beiw.  Erweftemngdianten  too  Scholen  die  Ein- 
reichang  der  BaapUne  an  den  Rreisarst  zur  Profoog  Tom  hygie- 
msehen  Standpunkte  Tortetlhaft  ist  Desgleichen  sollte  den  Lehrern  der 
Ministerialerlals  Tom  14.  Jnli  1884,  betreffend  Anweisung  zur  Ver- 
hütung der  Übertragung  ansteckender  Kr  ank  Ii  eiten  dnrch 
die  Schale,  wiederholt  ins  Gedächtnis  zurückgerufen  werden. 

(^Zeüachr.  f,  Meditinalbeami0%  1904,  Nr.  3.) 


AUUtre  MiiUHunstn. 


Die  FähigkeltsabteiloDgen  in  der  VoUisschiile.  Es  ist  schon 
lange  kein  Geheimnis  mehr  und  die  Abgangsstatistik  der  Volksscholen  lehrt 
es  mit  erschreckender  Dentlicbkeit,  daß»  Ton  dei^jenigen  Sehfllem,  die  aD- 
jlhilich  nach  YoUendug  ihrer  Schulpflicht  aor  Entlassnng  kmmnen,  eine 
QbergroüBe  Zahl  nicht  mm  natHrlidten  AbseUala  der  regdmftlsigen  Ana- 


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183 


bildang  gelangt,  d.  h.  nicht  nach  der  individaellen  BildaDgsfftbigkeit  erzogea 
worden  ist   Beispielshalber  baben  in  niarlottenbiirc  fsiebensfufioje  Gemeinde- 
schnleo)  in  den  Jahren  1899  und  1900  nur  50  "/o  der  entlassenen  Kinder 
die  oberste  Klassenstafe  erreicht;  die  Hälfte  der  Kinder  hatte  also  wahrend 
der  gesetzlichen  Schalpflicht  zwei-  und  melirmai   zurückgesetzt  werden 
wmmu  Li  Beilin  ferner  sind  in  den  Jahren  1896  bfe  1899  anr  617o 
dff  Kinder  nndi  ebgelealiBner  Scbolpflidit  in  die  oberste  Eitsae  gelangt, 
«iewehl  damals  das  Sdinl^stem  nur  sechsstnfig  war  und  dnb^  die  ein- 
und  zweimal  Repetierenden  noch  in  der  Zahl  der  zur  obersten  Klasse  ge» 
langten  einbegriffen  sind.   In  Berlin  hatten  also  zwei  Ffinftcl  allrr  in  jenen 
Jahren  zur  Entlassung  gekommenen  Schüler  drei-  und  mclirnuil  Schiffbruch 
gelitten  nnd  waren  mit  einer  verstümmelten,  durchaus  unzulänglichen  Schul- 
büdaug  ms  praktische  Leben  getreten.  Ähuiicb,  zum  Teil  noch  schiiinuier, 
ticgea  die  VeiliittniMe  in  anderen  Stadtscholen,  von  den  wenig  gegliederten 
Laadidinien  isani  ra  seliwejgen.  Selbst  aolebe  Schideo,  die  im  Rufe  sieben, 
za  den  besten  zn  gehören,  seigen  gaax  onznlänglicbe  FörderangaeigebniBae» 
b  der  Leipziger  Schulstatistik  vom  Jahre  1901  wird  nachdrflcklich  daranf 
hiagewicsen,   dafs   in   den   dortigen  Bezirkssrhuleii  fast  jede  Klasse  mit 
ZBrOckgeblichcuen  aus   zwei,   drei,   vier,   fünf,   ja  secdis  vorausgegangenen 
JthrgÄngen  beiaätet  ist.    Solche  Zustände  kommen  einer  Bankerotterklärung 
der  bisherigen  Schnlorganisation  bedenklich  nahe.    Und  was  sind  die  Ur- 
MdwB  dieses  offenbaren  Milserfolges?   Es  sind  deren  eine  ganze  Reihe: 
bsdigespaante  Lehniele,  die  eine  intensive  Dnrebarbeitnng  der  Vnterricfata- 
Me  niebt  solaasen,  ÜberfllUnng  der  JOassen,  binliger  Anfentiialta-  oder 
Schalwechsel,   Kinderarbeit,  nnd  vor  allem  ein  innerer  Grund,  die  allzu« 
groüe  Verschiedenheit  in  der  BUdnngslähigkeit  der  die  Yolbsschnle  bo- 
fischenden  ScbtÜer. 

Die  Volksschule  darf  nicht  wie  die  höheren  Schulen  minder  fähige 
Schäler  zurückweisen  oder  abschieben,  sondern  mufs  alle  Kinder,  die  nicht 
sof  privatem  Wege  die  gesetzlich  geforderte  Elementaransbildnng  erhalten, 
ssfajhawn  md  iDr  die  Dauer  der  ScbnlpAiebt  bebalten,  nnd  sie  soll  alle 
Haiaeen  der  FOrdeningsftbigiteit  gleicbalteriger  Kinder,  der  beflUiigtsten 
ine  der  beschränktesten  Köpfe,  im  Massennnterricht  nach  einem  Plane,  mit 
der  ileicheD  Methode,  nach  dem  gleichen  Lehrziele  hinführen.  Die  Be> 
hdrden  schärfen  es  freilich  den  Lehrern  immer  und  immer  wieder  ein,  sich 
doch  ja  auch  der  Schwachen  anzunehmen.  Das  ist  besser  gesagt  als  getan, 
her  Massenunterricht  ist  seiner  Natur  nach  nur  dann  fruchtbar,  wenn  die 
AofQahme-  und  Arbeitsfähigkeit  der  zu  einer  Unterrichtsgemeinscbaft  vei^ 
«totgtea  Individnen  lieine  allsngrolsen  Untencbiede  aufweist  Wenn  die 
Vstascbiede  bierin  zn  betricbtliGb  sind  —  nnd  sie  sind  es  bei  den  in  der 
VsOniebole  wahllos  snsamniengewürfelten  Individnen  — ,  so  befindet  sich  auch 
der  geschickteste  Lehrer  einer  nnlAsbaren  Aufgabe  gegenflber.  Widmet  er 
sich  mit  Geduld  den  Schwachen,  nm  sie  mitzubriugen,  dann  fühlen  sich 
die  Befähigteren  gelangweilt,  treiben  Allotria  nnd  kommen  um  das  Beste 
io  der  Scbuler/iehung,  mit  ganzer  Kraft  arbeiten  zu  lernen;  die  Schwachen 
Iber  werden  Uber  Gebühr  angestrengt  und  werden  nervös,  im  günstigsten 
FiUe  cnreichen  eii|zehie  ?on  ihnen  toAerliefa  das  Elassensiel,  nm  dann  im 
HAsfeen  Jalire  am  so  sicherer  wieder  absnfallenf  die  meisten  von  ihnen 

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184 


aber  verlieren,  da  sie  sich  ihrer  üondftii^ichkeit  bewn&t  werden,  aUe 
Lernfreude,  die  Schule  wird  ihnen  mehr  und  mehr  ein  Ort  des  Schreckens, 
dem  sie  sich  mit  allen  Mitteln,  dtirch  I.uf?  nnd  Trutr,  zn  entziehen  suchen. 
Pafst  aber  der  Lehrer  seinen  Unterricht  den  Fähigeren  an  —  und  das  ist 
die  Regel,  ohne  daTs  dem  Lehrer  daraus  ein  Vorwarf  gemacht  werden 
kann  dann  bleiben  die  Schwachen  maiBenhaft  aaf  StredE»  liegen, 
Yerbnmmeln  und  bilden  filr  die  Jttngeren  AUersUaaaen,  m  denen  sie  ein- 
gewiesen werden,  durch  Ihr  schlechtes  Beispiel  eine  stete  Gefahr,  wie  jeder, 
der  auf  der  Schulbank  gesessen,  aus  eigener  Erfahrung  bestätigen  kann. 
Und  doch  ha^if^n  die  Schwachen,  die  das  Gesetz  in  die  Schale  zwingt, 
genau  dasselbe  Anrecht,  nach  Mafsgabe  ihres  LeistunKsvermögens  tm 
ArbeitstQchtigkeit  und  Arbeitsfrendigkeit  erzogen  zu  werden.  Ja,  die  Ge- 
meinschaft handelt  im  eigensten  Interesse,  wenn  sie  auch  die  schwadien 
Erlfte  im  Volkskörper  rar  Entwidklwig  bringt»  damit  auch  diese  spSter 
erwerbend  das  NationalTemOgen  mehren  helfen,  anstatt  als  TrageniditM 
ein  Schmarotzerleben  zu  ftlhren  und  sich  in  den  Armenhinsem  nnd  Ge- 
ftngnissen  auf  Kosten  der  Gomeinsrhaft  nntorhaUen  m  lassen. 

Freilich  läfst  sich  die  ideale  Forderung  „der  Unterricht  soll  jedem 
Individuum  angepafst  sein"  in  der  öffentlichen  Schale,  die  Massen  auszu- 
bilden hat,  nicht  erfüllen.  Was  jedoch  nicht  fftr  jeden  einzelnen  Schiller 
mOglicb  ist,  lilht  sich  wenigstens  fttr  eine  Vielheit  von  Scbfllen,  die  in 
besng  aof  In^vidielle  LeistnngsfUiigkeit  einander  nahe  stehen,  ins  Werk 
setzen.  Nur  durch  Einrichtung  getrennter  Wege  lassen  sich  in  der  obliga- 
torischen Volksschule,  die  alle  Grade  der  Leistungsfähigkeit  aufnehmen 
mufs,  die  beiden  an  sich  ßcgensätzlichen  Forderungen  erfüllen,  einerseits: 
dafs  vom  Individuum  nicht  mehr  verlansTt  \\erde,  als  es  nach  den  natür- 
lichen Vorbedingungen  leisten  kann  (hygienische  Forderung),  anderäciiä: 
daEb  dss  Indiridimm,  das  reidi  begabte  wie  das  schwach  begabte,  in  der 
Sehnle  lernen  soll,  mit  dem  Anfgebot  der  ganaen  Kraft  ra  arbeiten  (|>lda- 
gOgische  Forderung). 

Mitten  in  der  Verwirklichung  dieses  befruchtenden  Reformgedankcns 
ist  die  Volksschule  in  Mannheim  begriffen,  die  zur  Zeit  gegen  ÜOOOO 
Schüler  nmfafst  (vgl.  die  Jahresberichte  des  Stadtschulamtes  fUr  1901/02 
und  1902/03).  Zufolge  einer  Denkschrift  dra  Schulleiters,  des  Stadtschnl- 
lata  Dr.  SicnvaBB,  in  der  durch  die  ZUFem  der  Abgangsstatistik  der 
letzten  Jahnehnte  die  Mifserfolge  der  Uniformienmg  bei  der  KlassenbOdaiy 
handgreiflich  nachgewiesen  worden  sind,  wurde  dank  der  schulfrenniflieben 
Gesinnung  der  städtischen  Behörde  mit  dem  .\ufbau  eines  Sonderklassen- 
systems begonnen,  das  zu  dem  Hanptkla<5?en?ystem  parallel  läuft  nnd  Hilfs- 
kiassen  för  geistig  zurückRotilir  bene  Kioder,  sowie  Wiederliolunp-  und 
Abschlulsklassen  für  schwach  befähigte  und  unregelmäfsig  geförderte  Kinder 
nmfa&t  Gem&fs  dem  Grundsatz:  „je  ungünstiger  die  physische  und 
pajcbische  Beschaffenheit  des  Erriefanngsobjektes  ist,  desto  ffttnstiger  rallseso 
die  Endehnngsbedingungen  sem",  erfreuen  sidi  die  genannten  Sonderklassen 
einer  geringeren  Kopfstärke,  und  werden  von  erfahrencii,  für  die  Behand- 
lung schwacher  Rinder  besonders  geeigneten  Lehrern  pefflhrt,  die  möglichst 
mit  ihren  Schutzbefohlenen  von  Klasse  r.n  Klasse  cnipor^t eigen  und  durch 
einm  sinnreich  eingerichteten  Stundenplan  in  der  Lage  sind,  ihrer  Klasse, 


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185 


die  in  dne  sehwlGliere  ood  in  eine  beisero  Abteflong  cerMlt^  iD  dnigen 
Stunden  getrennten  Unterricht  (GmppeDiinterricbt)  m  erteilen.  Anfserdem 
nehmen  die  Zöglinge  der  Sonderklassen,  damit  sich  ihre  Leistungsfähigkeit 
mch  nach  der  physischen  Seite  bebe,  in  bevorzugtem  Mafse  an  dpn  in  der 
Schale  hrstehenLleD  WohlfahrtseinrichtuDgeu  teil  —  an  dem  unentgeltlichen 
warmeu  Frühstück  m  den  Wintennonaten,  dem  Scbnlbraosebad,  den  Ferien- 
kolMtai,  den  Kinderliorteii  ntw. 

IMe  ErfidirongeDi  die  bislang  ndt  der  von  der  slanüieheii  ünteixidita^ 
bcbOrde  gntgeheiftenen  Einrichting  der  Sondeiklaaseii  gemadit  iranleo, 
sind  nach  den  Torliegendea  emtlieheii  lupektUmsbericbtea  eebr  er- 
freuliche. 

Der  groisherzogliche  Kreisschulinspektor  äufeert  sich  in  seinem  Prüfungs- 
bescheid  auf  Grund  eigener  Wahrnehmungen  folgendennafsen :  „War  bei 
Einrichtung  dieser  Sonderklassen  entgegengehalten  worden,  d&k  sich  die 
IB  ihnen  xniammengefalsten  schwachen  Rinder  nnhehaglich,  gedrückt  ftlhlen 
■ttfileo,  nnd  dab  ihnea  die  gegenseitige  Aoeifemog  nod  geistige  Aoregimg 
abgdie,  ao  haben  vir  dem  gegenüber  hier  die  Eriahmog  gemacht,  dala 
■dl  die  Kinder,  dnrch  die  ihnen  in  eEfaOhtem  ICalse  snigewendete  Aufin ork* 
samkeit  nnd  Teilnahme  des  Lehrers  angeregt,  ermutigt  nnd  gehoben  ftthlen 
nnd  infolgedessen  Aufmerksamkeit  nnd  freudigen  Kifer  an  den  Tag  legen, 
nnd  das  Geftthl  haben,  dafs  sie  hier  etwas  leisten,  etwas  gelten,  ein  glttck- 
hcbes  Gefühl,  das  sie  in  früheren  Klassen  nicht  erlangen  konten.**  Auch 
'  die  Eltern  bezeugea  ihre  volle  Zuiriedenheit  mit  der  Zuweisung  ihrer 
Xiader  (948  im  Bchoyahr  1902/03]  in  die  SonderUtmen,  trotadem  dieae 
Zaneiauig  hi  der  Begel  einen  weiteren  Schnlweg  erfordert,  dA  die  Sonder- 
Uaamn  nur  in  wenigen,  zur  Einrichtnng  von  Sammelklassen  gOnatig  ge* 
Itgenen  Schulhftusern  nntei^ebracht  werden  können. 

Auf  dem  deutschen  Städtetag  in  Dresden  wurde  vor  kurzem  vom 
Oberbürgermeister  AdicKES  in  Frankfurt  mit  erfreulicher  Bestimmtheit 
ausgesprochen,  dafs  die  soziale  Reformarbeit  in  dem  Sinoe,  die  wirtscliaft- 
hch  Schwachen  zu  stützen  und  den  Mifsstftnden  auf  sozialem  Gebiete  zu 
itenem,  eine  der  Tomehmstcn  Aufgaben  der  deutschen  StadtverwaltnngeB 
Mi.  Knn,  die  groHMdlisehen  TeUnsdnlen  bieten  ein  reichea  Fdd  sor 
Betätigung  aolcfaer  Befonnarbeit,  nnd  dieae  eracfaeint  so  verfaeUtangavell, 
dafs  sie  nach  dem  Prinzip  der  vorbeugenden  Hilfe  im  Kampfe  gegen  die 
physische,  geistige,  gesellschafüiche  und  wirtschaftliche  Verelendung  eines 
grofsen  Teils  der  künftifren  Bürger  das  wirksamste  Mittel,  die  conditio  sine 
qua  non  einer  besseren  Zukunft  schaffen  würde:  eine  rationelle  Jugend- 
erziehung, eine  ökonomische  Ausbildung  nnd  Nutzbarmachung  aUer  im 
ToUnkörper  vorhandenen  Kräfte.  Für  die  Bedeutsamkeit  der  in  Frage 
stdiendcn  Schal*  nnd  Unterrichtarefom  ist  die  Tatsache  bezeichnend,  dalk 
fie  Leitung  dea  I.  internationalen  Kongreeaaa  Ütar  Sdnlbjrgienei  der  Oatera 
1904  in  Ktlmberg  tagen  wird,  eine  besondere  Al  teUung  fQr  Einriehtnng 
10B  Sonderklassen  für  schwache  und  anormale  Kinder  in  Aussicht  genommen 
liat.  Es  steht  zu  erwarten  nnd  wird  aufs  freudigste  begrrtfst  werden,  dafe 
der  Stadtschulrat  Dr.  Sickinqeb,  dessen  bahnbrechende  T&tigkeit  aut  diesem 
hochwichtigen  Gebiete  mehr  und  mehr  die  Beachtung  und  den  Beifall  der 
henrorragendsten  Schulmänner  des  ixi-  und  Auslandes  gefunden  hat,  auf 


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diesen  Kongrafi  GelegeiiMt  netameii  wird,  sefaie  Ideen  und  BeBtretangeB 

den  zastAndigst€&  Benrteflero  penOnHeh  darzalegen. 

So  viel  ist  sicher:  Wenn  die  Volksschule,  insonderheit  die  grofs- 
städtisrho  Volksschale,  mehr  und  mehr  das  werden  soll,  was  ihr  Name 
besagt,  eine  Schule  des  Volkes,  der  Schwachen  ( bfnsogut  wie  der  Starken, 
SO  muüs  in  ihr  das  Prinzip  der  Differenziemng  das  herrschende  werden. 

(Ans  der  „Köln.  Ztg.") 

Anm.  d.  Bed.  Wir  haben  m»  entBeUoeaeD,  den  obcnnkeheiiden  Anftnti 
der  ^MJSin.  Ziff.*  bemahe  voUsMadig  wiedenagel>eo,  weil  er  in  kaner, 
lyOndiger  Weise  eine  der  brennendsten  nnd  aadi  TOm  hygienischen  Stand- 
punkte ans  als  hochwichtig  zn  bezeichnenden  Fragen  der  Volksschule  be- 
hündflt.  Hoffentlich  wird  der  bevor<;tehf>nde  KoQgnsiB  in  Nflmbeig  weitere 
Aufitlärung  in  dieser  Angelegenheit  brinL':en, 

Cfe^en  die  Trennung  der  Schuler  uacb  ihrer  Befähi^ng  bat 
sichj  nach  einer  Mitteilung  der  „Fädag.  Ref.'*  (Nr.  44),  der  Charlotten- 
burger Lehrerverein  mit  flberwflitigender  Bfehrfaeit  aosgesproehen.  Dnrcfa 
aina  Anfinge  der  amdtischen  SchalbehOide  an  einer  Meinang>Ba0Naniiig 
über  diese  Frage  TefanlaGrt,  legte  er  seine  Ansieht  in  folgenden  Sitaen 
nieder: 

A.  Fine  Srhcidnng  derjenigen  Schüler  und  Schnlerinnen,  welche  nach 
Absondenuig  der  Schüler  und  Schülerinnen  für  die  Hilfsschule  der  Ge- 
meindesclmle  verbleiben,  in  begabtere  und  WfniL'er  beftlhiij;te  und  ein  dera- 
entspreoheod  eingerichtetes   doppeltes   Schulsj^Lem   mit  erweitertem  und 

beechrinktem  Lehiplan  hält  der  Lehrerrerein  nicht  Ihr  ratsam. 

B.  Damit  die  grolae  Hehnahl  der  Kinder  das  Ziel  der  ersten  Elane 
erreiche,  empfehlen  wir  heaflglich  der  Organisation  folgende  Maßnahmen: 
1.  Die  Einschulung  darf  erst  nach  vollendetem  6.  Leben^ahre  erfolgen« 

Bei  derselben  sind  körperlich  schwache  Kinder  in  noch  grf^fserem  TTrafRn^ 
als  bisher  zurückzustellen.  2.  Es  ist  das  achtklassige  Schn]-y>tem  einzu- 
führen. 3.  Die  Schülerzahl  einer  Klasse  darf  die  Zahl  40  nicht  über- 
steigen. 4.  Die  Stundenzahl  für  die  drei  unteren  Klassen  ist  gegen  die 
bisherige  berabzosetzen. 

C.  BeaOglich  des  Lehtplana  empfiehlt  der  Lehrerverein  die  Anlebnnng 
an  den  Beiliner  Omndlehiplan  mit  einigen  Abftnderangen. 

D.  Schüler,  welche  dnrch  ungünstige  Terhültoisse  zurückgeblieben  sind, 
aber  wahrscheinlich  das  Ziel  der  Klasse  erreichen  können,  erhalten  in  dnn 
Hauptfächern  Ergänzungsnntorricht.  Die  Stnndrn  werden  von  dem  Klassen- 
lehrer erteilt  und  sind  dieseiTi  als  Pflichtstunden  anzurechnen. 

Ein  teehniBCh  -  hygienischer  Kongrefs  für  die  skandinavischen 
Länder  wurde  vom  24. — 27.  Juni  1903  in  Kopenhagen  abgehalten.  Nach 
dem  Prognunme  sollten  die  Demonstrationen  von  teehmsehen  nnd  hygie- 
nischen Anlagen  nnd  Einriditnngen  die  Hauptsache  sein,  die  Vortrige  eine 
mehr  untergeordnete  Rolle  spielen.  Unter  den  zwdlf  Sektionen  war  aidi 
eine  besonders  ftlr  Schulhygiene.  Die  für  den  Kongrefs  gewählte  Zeit  war 
jedoch  gerade  für  diepe  Sektion  eine  nnp'lncklirhe,  da  die  Schulen  von 
ihren  Jahrcsprüftingen  ganz  in  Ansprach  geiiorniiien  waren;  es  war  deshalb 
die  Teün^lime  des  Lehrpersniials  am  Kongresse  eine  recht  geringe.  Neben 
den  Demonstrationen  von  Schulen,   SchulkUchen  und  einer  neuen  grolisen, 


üiyilizüü  by  GoOglc 


187 


sdhr  flchönea  komnnnalen  Schwimmsiwtilt  flr  Küftbeii  und  lÜddiMi,  «nnlaii 
MgeBde  Vorträge  gehalten:  Prof.  PAUOSBO-HeMBgfbrs :  Die  physische 

Era>hnng  der  Schuljugend.  Prof.  Hkrtel -Kopenhagen :  Die  Gesamtschule 
m  hygienischer  Beziehung.  Dr.  Ingekslev  Rauders:  Besondere  Forde- 
rungen betreffend  Belenchtung  der  Klassenzimmer.  Dr.  0TiuM-Kopenhagen: 
ßoUes  die  Schftler  in  den  Knahenscbnlen  anf  Farbenblindheit  untersucht 
«ote?  —  lOt  dem  Kongrefs  war  auch  eine  hygienische  Ansstellung 
ferinnideB.  (MHget.  t.  Fkof.  Dr.  Axel  Hbbtbii.) 

ÜHtenneliiuigMi  Iber  üb  Biikhngei  i6r  Ihaflkfke  sw 

Oeistestätigkeit  in  den  Schulen  von  Lille  beben,  wie  die  „Sirafsb. 
Post''  mitteilt,  zu  eigentümlichen  Feststellungen  geführt.  Es  zeichnen  sich 
iiamli  li  die  Knaben  mit  nufsbraunen  Haaren  in  der  YortrajTsklasse  am 
meisfen  aus,  während  die  blondhaarigen  Mädchen  ihre  Aufgaben  am  besten 
lernen.  Die  nuis braunhaarigen  Knaben  und  die  blonden  Mädchen  sind  die 
besten  Rechner,  aber  im  Stile  sind  sie  unbedeutend.  Die  schwarzhaarigen 
Killdtr  beider  GeeeUeebter  TerfDgen  Aber  eine  lebheite  TorBidlungskraft 
ead  sdureibeB  eineo  ÜesselodeB  Stil;  sie  bedtsen  Bewii^iGhkeit  md  ür- 
q»rangliehkeit,  kurz  sie  eracbeinen  im  Ytfigleidi  mit  den  Braunhaarigen 
and  Blonden  als  die  geborenen  Stilisten.  Die  „Truth'^  bemerkt  dazu 
n.  a  :  Man  darf  wohl  behaupten,  dafs  die  nufsbraunen  Buben  und  die 
blonden  Mädchen  vlamländisches  Blut  in  ihren  Adrrn  haben.  Ihr  Gehirn 
wird  nicht  plötzlich  mit  Blut  gefüllt,  wenn  sie  aufstehen,  nm  etwas  ▼or- 
zatragen,  und  deshalb  bleiben  bie  Meister  ihrer  Spreche  erkzeuge.  Mit 
ihm  Werte,  sie  kenCrollieren  eidi  stiiidig;  Die  dnnbdbaarigen  Kinder 
ilimiBeD  wabracbeiBlieb  Ton  te  Kelten,  d.  k.  Gnlliem  tb.  Wenn  de  nur 
dem  Augenblick  den  Mond  balten  könnten,  so  frUrden  sie  sieb  besinnen 
können.  Die  rothaarigen  Buben  nnd  Mädchen  an  den  LUler  Schulen 
schneiden  in  jeder  Beziebnng  am  schlechtesten  nb,  selbst  in  (!Psnndhcit- 
licber  Hinsicht.  Die  schwarzhaarigen  Knaben  sind  übrigens  auch  gestlnder 
als  die  nulsbraunen  oder  blcmden  und  mehr  fflr  Lob  oder  Tadel  empfängUcb 
als  die  anderen. 

Zir  Yerhtttng  WelterverbTOttaBg  der  Tib«iM«M  ia 
ta  CimtliehM  Ldmuiitaltei  FnnkMielM  hit  des  frensosiaclie  Unter- 
ricfctsminiBteriQm  folgende  Yorsobriften  erlenen.    (Mitteihing  von  ]>IBU- 

nOKNÄ  im  ^Ges.-Ingenieur" ,  Nr.  29.) 

1 .  In  allen  öffentlichen  und  privaten  Alumnaten  und  Pensionsanstalten 
sind  Gesnndheitsüsten  zu  lühren,  in  welche  Gewicht,  Gr^sfse  nnd  Brust- 
umfang der  Zöglinge  eingetragen  werden  sollen.  Diese  Angaben  .sind  drei- 
monatlich aufzunehmen  und  die  Listen  durch  den  Anstaltsarzt  aufznbewahr^. 
Aoch  alle  Krankheiten  sind  zu  verzeichnen. 

2.  Id  allen  Räomen  simflieber  Unterrichtsanstalten  sind  belebreode 
Hdnte  Aber  bygieniecbe  Yorscfariften,  nenMnIlicli  Aber  die  rar  Teriifttaing 
der  Tuberkulose  nötigen  Mafsnahmen  auszuhän<Tc  n 

Gleichzeitig  hat  d^  Unterrichtsminister  allen  SchuWorständen  eine  In- 
struktion zugehen  lassen,  welrhe  Mafsnahmen  zur  Tuberkulosebekämpfung 
TOTBchreibt,  die  sieb  1.  auf  die  Unterriobtarftume,  2.  auf  die  Sehtüer  gelbst 
bezi^en. 

Die  aui  die  E^ume  bezüglichen  Vorschriften  erstrecken  sich  bis  in 


Digitizeu  Ly  ^oogle 


198 


die  Details  aaf  die  Gebäude,  das  Mauerwerk,  die  Fulsbuden,  das  Mobiliar, 
auf  infektionsyerdftchtige  Bücher,  auf  Lüftung,  Reinigung  und  DesiafekLion, 
auiserdem  in  den  Internaten  iaf  SpeisesAle,  ScUftfrtame,  TofleltoB,  Bider 
und  Aborte. 

Die  Vonefariften  fftr  das  Personal  Teriangen  Untersnchnng  und  Fern- 
beltoog  von  tuberkulösen  Lehrern,  Dienstboten  imd  Scbfliem.  Sobald  die 
oben  bezeichneten  Gcsandheitsli?ten  die  mangelhafte  Entwicklang  eines 
Schülers  ergeben,  ist  derselbe  genau  zu  untersuchen  und  die  Familie  zu 
beDachricbtigen.  Diese  Vorschriften  sind  iu  Paris  bereits  in  Kraft  und 
scheint  damit  ihre  Dnrchftlhrbarkeit  erwiesen. 

Bie  FInorge  fir  SebwicbbeflUiigte  nimmt  erfreulicherweise  einen 
Immer  gröberen  Umfang  an.  In  einer  Beilie  ?on  Stttdten  sind  Hilfegdndeii 
fflr  schwachbefähigte  Kinder  eingerichtet  worden,  um  ihnen  im  besonderen 
Untcrriphte  das  notwendige  "Wissen  für  das  l  eben  ?n  vermitteln  \im\  auch 
Bie  zu  nützlichen  Gliedern  der  menschlichen  Gesellscliaft  heranzubilden.  In 
der  Erkenntnis,  dafs  di^e  Kinder  namentlich  in  praktischer  Richtung  der 
besoudereu  Anleitung  uud  Fürsorge  aucii  nach  der  Schulzeit  noch  im  hohen 
Gnde  bedOifen,  ist  man  nadi  einer  MitteUnng  des  „^erl  TagehV*^  in 
Breelan  dazn  übergegangen,  eine  Arbmtslehrl^olome  ftr  eehnlenüiaaene 
schwach  befähigte  Knaben,  insbesondere  für  ehemalige  Hilfsschnlzöglingo, 
einzurichten.  Die  für  die  körperliche  und  geistige  Entwicklung  dieser 
Knaben  günstigste  Beschäftigung  ist  die  Gartenarbeit.  Die  Zöglinge  er- 
halten daher  durch  einen  eigens  zu  diesem  Zwecke  angestellten  älteren 
Gärtner  Unterricht  in  allen  praktischen  Garteuarbeiten,  einschliefslicb  der 
Anfertigung  von  Strohmatten  nnd  Frflhbeethisten.  Sie  lernen  die  ein^ 
achligjgen  Arbeiten  nicht  nur  bei  der  praktischen  Bewirtsehaftnng  des  der 
Kolonie  «ir  Verfügung  stehenden  Gartengmndstlicks  kennen  nnd  ansflihren, 
sondern  üben  anch  diese  Arbeiten  systematisch  auf  einem  hierfür  reser- 
vierten, nicht  bebauten  Teile  des  Gartens,  dem  sogenannten  Übungsfelde. 
Dnrch  einen  solchen,  auf  die  Individualität  des  einzelnen  streng  Rücksicht 
nehmenden  Unterricht  sollen  Knaben,  deren  Ausbildung  für  einen  prak- 
tischen Beruf  auf  Grand  ihrer  geringen  geistigen  Befähigung  anter  gewöhn- 
liehen TerhBltnissen,  zum  Beispiel  bei  Hindwerksmeistem,  nieht  möglich 
wäre,  für  des  praktische  Leben  braachbar  gemacht  nnd  ihnen  die  Hftg- 
lichkeit  geboten  werden,  durch  eine  Uirm  Kräften  und  Fähigkeiten  ent- 
sprechende  Arbeit  unter  hest^ndif^er  Fürsorge  nnd  Vermittelun?  der  Kolonie 
ihren  Unterhalt  als  Gartenarbeiter  zu  erwerben.  Um  den  Knaben  anch 
für  den  Winter  einen  Krwerbszweig  an  die  Hand  za  geben,  wird  eine 
Korbmacherwerkstätte  der  Kolonie  eingerichtet,  wo  die  Knaben  Unterricht 
in  der  Stnhlflechterei  nnd  den  eioftidisten  Zweigen  der  Korhmadierei  er^ 
halten  sollen.  Der  Unterrieht  in  den  praktischen  Arbeiten  ist  mit  einem 
Fortbildnngsunterricht  im  Rechnen,  Lesen,  Schreiben  nsw.  verbanden, 
dessen  StofTr  nach  dem  GIUDd:^at'/,e  „Aus  dem  Leben  für  das  Leben"  aus- 
gewählt werden,  um  die  Knalien  auch  in  die  wichtigsten  Lebenj^vrrhfiltnisse 
einzTiführen.  Es  wäre  zu  wiinsclien,  dafs  eine  ähnliche  l^üriOr^e  auch  in 
Gcälall  von  HaubhalLs-  und  Koch^chuieu  lur  die  ächwuchäiuiugeu  Mädchen 
geschaffen  werden,  von  denen  nnsflUige  als  Fabrikmldchen  körperlich  nnd 
monlisch  ngrondo  gehen. 


.  ijui.  u  i.y  Google 


139 


Alkoholgennfs  bei  Schulkindern  in  Tiifiringen.  Ein  erschreckendes 

Bild  Yon  dem  Umfange  des  Alkoliolgennsses  bei  den  Kindern  der  Volks- 
schnlen  in  Gera  gibt  der  Bericht  des  dortigen  Schularztes  über  seine 
Tätigkeit  im  Schuljahre  1902/03.  Die  Untersuchung  erstreckte  sich  auf 
515  ivQubeu  und  554  Mädchen  aus  zwei  oberen,  zwei  mittleren  und  zwei 
uteren  Klaasen.  Von  diesen  hatten  nur  4  Knaben  nnd  8  Mädchen  Qber^ 
hoft  nodi  keinen  Alkohol  genoieen.  Sehnnpe  hatten  2Ö0  Knaben  nnd 
S70  mdefaen,  Wein  235  Knaben  und  257  HSddien  getrunken.  Bier 
tunken  tiglich  109  Knaben  und  130  Mädchen.  Die  Körperkonstitntion 
war  bei  65  Knaben  und  87  Mädchen  gut,  bei  325  Knaben  nnd  406 
Mftdchen  mittel,  bei  127  Knaben  und  61  Mädchen  schlecht.  Die  Kinder 
mit  schlechter  Körperkonstitution  fanden  sich  in  der  Mehrzahl  in  der 
7.  Klasse,  also  im  1.  Schul-  und  7.  Leben^ahre,  und  zwar  bei  Knaben 
mehr  als  bei  Mädchen. 

SckilreiMi  in  ZWeb.  Wie  whr  dem  «IVwAufc.  <L  ZmlrMmtpfi,' 
«tnefanwo,  beteOlgten  sieb  an  den  leCzlJIbiigeii  ScbnIreiMn  der  m.,  VL 
imd  Mir.  Primär-  und  der  II.  nnd  III.  Sekundarklasse  6095  Schfiler 
■it  269  Lehrern  und  573  weiteren  Begleitera.  Nicht  teilgenommen 
haku  740  Schüler.  Zu  den  Kosten  von  zusammen  22636,15  Frcs. 
hatte  die  btadt  3823,32  Frcs,  l>eizutragen.  Den  Keisoheitrag  be- 
lahlten  voll  4300,  teilweise  1531  Schaler,  die  übrigen  264  konnten  ganz 
onentgeltiich  mitreisen.  An  den  Schulreisen  der  höheren  Schulen  and  der 
PWtlonihänaer  beteiligten  sich  380  Schüler,  26  Lehrer  nnd  3  wtilere 
Begleiter.  Von  den  Koeten  im  Betrage  von  3132,50  F^.  hatte  die 
8tadt  566,15  Frcs.  za  flberaehmen.  Insgeuunl  nahmen  an  den  Sebnireisen 
6475  Sefatiler,  295  Lehrer,  576  weitere  Begleiter  teil,  zusammen  7346 
Personen.  Die  Gesamtansgabe,  welche  der  Stadt  für  die  Schohreisen  er- 
luchs,  beträgt  4389,47  Frcs. 

Serge  für  bedfirftige  Schfiler  in  Zfirich.  Im  Winter  1902  auf 
1903  haben  sich  2309  Scliaiiiinder  an  den  Speisungen  mit  Schfllersuppen 
beteiligt  (12%  der  gesamten  Schtllerzahl).  Es  wurden  unter  sie  153867 
Bortiooen  Snppe  nnd  53754  Zulagen,  bestehend  in  Bindfleiacfa,  Woral, 
Sera  oder  Käse  abgegeben.  Hie  dadurch  vemraaebten  Auslagen  beUefen 
ikh  anf  26100  Frcs. 

Die  Zentralschulpflege  hat  an  die  Lehrer  nnd  Schulabwarte  die  Ein- 
Mnnrr  ertrehPH  lassen,  ihr  Augenmerk  anf  die  Kinder  zu  richten, 
die  mit  Klciilern  and  Wäsche,  namentlich  aber  mit  Schuh- 
werk mangelhaft  ausgerüstet  sind,  damit  sie  mit  den  nötigen 
Kleiduugsbtückeu  versehen  werden  können.  Ks  wird  der  dringende  Wunsch 
aosgesprochen,  dab  die  Lehrer  diese  Bestrebungen  ^kaam  untsfstotien, 
leO  man  hier,  wie  die  Erfthrung  aeigt,  mit  der  Tatsache  reebnen  mnlh, 
dtft  manche  bedtlrftige  Eltern  aus  irgend  einem  Grande  —  nicht  sehen 
tu  Unkenntnis  oder  Gleichgültigkeit  —  keine  Unterstützung  beanspruchen, 
ekgleich  ihre  Erwerbsverhältnisse  ihnen  ein  Recht  darauf  frohen. 

Anmeldnnis^  ansteckender  Krankheiten  in  den  Kindergärten. 
Die  Zentralschulpflege  vun  Zürich  verlangt  von  den  Kin  ierf^artiierinnen, 
sie  sollen  darauf  halten,  dafs  die  Schul verääiminiiyse  unter  Angabe  des 
Gnmdes  entschuldigt  werden.   Insbesondere  solle,  damit  der  äUftBigea 


Dlgrtizeij  Ly  <jOOgle 


140 


Terbreilung  ansteckender  Krankheiten  rechtzeitig  vorgebeugt  werden  könne» 
bei  Abwesenheit  wegen  Erkrankung  stets  auch  die  Art  dr>r  Krankheit  an- 
gegeben werden.  Zur  Ergänzung  dieses  Postulates  verfügte  der  Schal- 
Torstand,  dalk  die  Kindergärtnerinnen  nicht  nur  in  den  einzelnen  Fällen 
ansteckender  Krankheiten  die  übliche  Anzeige  erstatten,  sondern  daneben 
aSwOchentUch  tn  Hand  eines  FomelareB  filier  den  Knokenbestand  und 
die  Alt  der  Erknnknngen  in  den  Kindeifirten  rapportieren  soUeD.  DIeee 
Anordnungen  sind  von  den  Kindergärtnerinnen  begrOfst  worden. 

Mit  Bezug  auf  die  Abschafftang  der  fiansanfgaben  ftber  d«! 

Sonntag  stpllt  Herr  Prof.  JAQÜET-Basel  foliroiide  Tliesen  anT  welche  hl 
einer  Eingabe  dem  Erzichungsdepartement  and  der  Scbuls>'&ode  des  Kant4}]i8 
Basel  Stadt  mitgeteilt  wurden: 

1.  Das  wirksamste  Mittel  zur  iiekämptung  der  unter  der  Schuljugend 
verbfeiteCen  Kränklichkeit  ist  eine  möglichst  voUstindige  Ansnatnug  der 
dem  Kinde  mr  Erhoiong  besdmmten  Zeit  Insbesondere  ist  der  striktsn 
Beobaditimg  des  Sonntags  als  eines  Ruhetages  eine  hervorragende  Bedea- 
tong  zunmessen.  Der  Sonntag  der  Schuljugend  darf  nicht  durch  Haai- 
anfgaben  verkürzt  werden,  wie  dies  noch  vielfach  geschieht.  Zu  die^-f'rn 
Behuf  ist  die  Aufmerksamkeit  der  Srhnlbehörden  nnf  die'^en  Punkt  zu 
lenken  und  die  iJitte  an  dieselben  zu  richten,  es  mochten  dje  auf  den 
Montag  berechneten  Hausaufgaben  auf  ein  Minimum  reduziert  werden. 

2,  Von  ebenso  grofiser  Bedeotong  ist  die  Schlafdaner  des  Kindes. 
£s  stellt  fest,  dals  ein  grolser  Ftosentsats  der  schulpflichtigen  Kinder  eine 
dnrcbsehnittlieh  bedeutend  konere  Schlafdaner  hat,  als  dem  Alter  des  be- 
treffenden Kindes  normalerweise  entspricht  Es  wiie  von  Interesee,  eine 
auf  breiter  Grundlage  angelegte  Enquete  vorzunehmen  zur  Bestimmung  der 
Sclilafdancr  der  Kinder  in  den  verschiedenen  Klassen.  Um  aber  mif  die 
eigentliche  Ursache  des  zn  kurzen  Schlales  zu  kommen,  müfste  man  dabei 
zu  ermitteln  suchen,  wieviel  Zeit  das  Kind  auf  die  Schulaufgaben  ver- 
wendet, wieviel  auf  Privatunterricht,  und  ob  noch  andere  Beschäftigungen 
in  den  sdmlMen  Standen  in  Betracht  kommen.  Die  FiDe,  in  weldien 
der  nngenogende  Schlaf  nicht  dareh  den  einen  oder  anderen  dieser  drn 
Faktoren  ztt  erUBren  vftre,  mflftten  anf  Kosten  der  mangelnden  Fürsorge 
der  filtern  gesetzt  werden,  und  es  würde  sich  dann  herausstellen,  ob  nicht 
eine  Pe1ehnin<?  der  Eltern  über  diesen  wichtigen  Punkt  in  der  GesnndheiU- 
pflege  des  Kindes  am  Platze  wäre. 

Die  Ansbentnng  der  Jn^end  in  Hessen.  In  verschiedenen  Kreisen 
des  Grofsherzogtums  Uessen,  besonders  in  den  ackerbautreibenden,  fmden 
dermalen,  von  kompetenter  Seite  ausgebend,  statistische  Erhebnngea  Aber 
die  gewerblichen  und  landwirtschaiUicben  Nebenbeschäftigungen  der  Volks- 
schuljagend  statt  Die  Besoltate  der  noch  keineswegs  abgesddosaenea 
Erhebungen  geben,  wie  das  „N.  Hess.  Volksbl,'^  mitteilt,  jetzt  schon  ein 
kaum  gealintes  düsteres  Bild  von  den  Znständen,  die  auf  diesem  Gebiete 
noch  herrschen.  In  mnnrhen  Fällen,  besonders  aiirh  in  den  gröfsten 
Städten,  ist  die  Ausbeuiun?  der  .lugend  in  der  Irühen  Morgenstunde  (durch 
das  Austragen  von  Backwaren  usw.),  sowie  spät  in  der  Nacht  (durch  das 
Zeitangsaastragen,  Kolportieren  usw.)  eine  derartige,  dals  für  die  Gesund» 
heit  der  Kinder  and  deren  geistige  Aud»ildnng  schwere  Gefahren  bestshsn. 


Digiii^uü  L^y  Google 


Ul 


Aber  aoch  auf  dem  Lands  werden  die  Kmder  oft  durch  schmn  Uadwirt- 
sefaaftliche  Arbeiten  überaus  stark  belastet.  Uber  das  nHirtewesen'*  warde 
sogar  schon  im  hessischen  Landtag  bittere  Klage  geftUirt.  Wenn  die  mala- 
<?eb€nden  Kreise  in  dieser  Hinsicht  Wandel  schaffen  wollten,  würde  eine 
gute  Tat  in  sozialer,  hygienischer  und  pädagogischer  Hinsirht  geschehen. 

Ii  frelchem  Lebensalter  soll  der  Eintritt  in  die  Volkssclinle 
friUgtl?  Bekunflleli  Bttimiien  Uer  dte  Forderoagen  der  Pldagogen  und 
jfite  ▼MImIi  nidit  mit  den  Wteudien  der  JQten  llbertin.  Ersten  halten 
elmg  an  den  Grundsätze  fest,  die  Kinder  erst  dann  in  die  Schale  anf- 
zonehmen,  wenn  sie  das  sechste  Lebenswahr  zurückgelegt  haben  und  körperlidi 
aad  geistig  genUi^^end  entwickelt  shad;  letztere  diilncren  oft  auf  eine  mfVg- 
hchst  frühzeitige  Zulassung  zum  Schnlbesnche.  An  Orten,  wo  keine  Kinder- 
gärten besteben,  bildet  der  Wunsch  nach  einer  besseren  Beaufsichtigung 
Qüd  Beschäftigung  der  Kinder  den  Anlafs  hierzn,  meistens  aber  und  be- 
«■dn  nnf  dem  Lande  gebt  des  Beetreben  mehr  dahin,  die  Kinder  wieder 
■OgBcliBt  bdd  ans  der  Sebnle  hennsnikringeii,  um  ele  im  Handialte,  in 
der  Lndwirtaebalt  oder  im  Gewerbe  zur  Hitiibeit  verwenden  sn  ktanen. 

In  Bayern  ist  die  Fklge  nach  dem  Beginn  des  schnlpfliehtigen  Alters 
in  neuester  Zeit  akut  geworden  und  hnt  sowohl  die  Ärztekammern  als  die 
Bigierung  h^chäftigt.  Bis  for  kurzem  galt  dort  in  dieser  Bczichnng  die 
1l  Verordnung  vom  26.  April  1B82,  welche  folgenderroalisen  lautete: 

„Die  Aufnahme  in  die  Werktagsschule  erfolgt  zu  Anfang  des 
Schuljahres  für  alle  Knaben  und  MAdchen,  welche  bei  gehöriger  Ent- 
wicklung der  geistigen  ond  kOcperUcben  Kilfte  zn  diesem  Zeitpunkte 
des  sechste  Lebensjahr  zurückgelegt  haben.  Unter  der  gleichen  TorauS" 
setsnng  ist  die  Aufnahme  in  den  Landschulen,  dann  in  jenen  Stadtp 
schulen,  in  welchen  das  Schuljahr  mit  dem  Wintersemester  beginnt,  den 
Knaben  und  Mädchen  auch  dann  7n  jrewähren,  wenn  sie  das  sechste 
Lebensjahr  noch  im  Laufe  des  Kalenderjahres,   in  dem  die  Aufnahrae 
erfolgen    soll,   zurücklegen.     Ebenso  ist  bei  obiger  Voraussetzung  die 
Atttnahme  iu   den  Sladtscliulen,  m  welchen  das  Schuljahr  mit  dem 
Semmersemeeler  beginnt,  jenen  Knaben  ond  Mftddien  sn  gestatten, 
weiche  das  sechste  Lebemjahr  innerbalb  der  daranffolgenden  drei  Monate 
nrSsklegen  werden.    Marktscbulen  sind  den  Stadtschnlen  gleich  zu 
achten,  insofern  sie  nicht  seither  als  Landschulen  behandelt  worden  sind.* 
FQr  die  Stadtschulen  betrug  also,  ob  das  Schiiljahr  im  Winter  oder 
Sommer  begann,  das  Mindestalter  bei  geliöriKcr  körperlicher  und  geistiger 
Eatwicklung  ftlnf  Jahre  nenn  Monate.    In  jenen  Landschulen  dagegen,  die 
adt  dem  Sorninersemester  das  Schuljahr  begannen,  konnte  der  Eintritt  in 
4k  Sebnle  schon  bei  einem  jüngeren  Alter  erfolgen,  nnd  es  war  sogar 
■Oglieb,  dals  ein  im  Deicmber  geborenes  Kind  bei  seinem  nach  Ostern 
iMtfndenden  Sebnldntritte  nnr  ein  Alter  m  fiBnf  Jalvcn  vier  Monaten 
bstte.    Ton  dieser  Eflnnbnis  wnrde  anf  dem  Lande  recht  viel  Gebrauch 
gemacht,  und  so  kam  es,  da&  nicht  gar  selten  geistig  und  körperlich  un- 
entwickelte Kinder  zu  ihrem  eigenen  Schaden  und  zum  Schaden  eines 
g^eihlichen  Unterrichts  in  der  Schule  mitgeschleppt  werden  mufeten.  Es 
war  dies  um  so  eher  möglich,  als  für  die  Beurteilung  der  „gehörigen 
Entwicklung  der  geistigen  nnd  körperlichen  Kräfte    mcbt  die  Beiziehung 


142 


eines  ärztlichen  Sachverständigen  erforderlich  war,  vielmeiir  die  ADsicht 
des  Lehrers  oder  Scbulinspektors  penügte;  nur  im  Regierungsbezirke 
Unterfrauken  war  oeben  dem  Gutachten  des  Lehrers  ein  amts&rztlicbes 
Zeugnis  ?orgeschrieben. 

In  Erkenntois  dieser  SehldigtiDg  haben,  wie  Dr.  C.  Bbokbb  in  der 
^MOmek,  med,  Wwsh&Mdtt.'^  (No.  12)  berichtet»  Im  Jalife  1899  slintliche 
bayerischen  ÄrzteliainmMB,  mit  Ausnahme  der  nnterfirftnkiscben,  deo  Antrag 
an  die  Staatsregierang  gestellt,  dafs  Kinder  nnter  fünf  Jahren  nenn  Mo- 
naten gar  nicht,  und  solche  von  ftinf  Jahren  nenn  Moneten  ab  bis  zam 
schulpflichtigen  Alter  von  sechs  Jahren  nur  dann  in  die  Schule  aof- 
geaoiamen  werden,  wenn  die  genUgeodc  körperliche  und  geistige  Entwicklung^ 
durch  ein  ärztliches  Zeugnis  komitatiert  ist.  Der  Antrag  der  Ärztekammera 
wurde  dem  k.  Stattuninlitertom  des  Imiem  fbr  Kirdtea*  mid  Sehnl- 
asgelegeaheiten  mr  msliBdigen  WUrdignng  angeleitet  Als  Beicbeid  hieranf 
erschien  die  k.  Yerordnnng  vom  4.  Jnm  1903»  die  Bich  Aber  den  Beginn 
der  Schulpflicht  folgendermafsen  ausspricht: 

.,I>ic  Aufnahme  in  die  Werktagsschule  erfolgt  mit  Beginn  des 
Schuljahres  für  alle  Kinder,  welche  an  diesem  Zeitpnnkte  das  sechste 
Lebensjahr  zurückgelegt  haben  und  geistig  und  kuiperlich  genügend 
entwickelt  sind.  Die  Kreisregiening  ist  befugt,  nach  Einvernahme  des 
Kreiscfaolarchates  nad  des  Landrstes  ftr  ibren  Begierangsbedrk  oder 
für  Tefle  desselbeD  zu  sestattea,  dab  die  Aofnabme  miter  der  Voraus^ 
Setzung  geaflgender  geistiger  nnd  kOiperiicher  Entwlddang  aneb  aoleben 
Kindern  gewährt  werde,  welche  das  sechste  Lebenqjabr  noch  vor  Ablauf 
des  Kaleadeijahres  oder  inneriialb  eines  Idlneren  Zeitabschnittes  soll- 
enden." 

Generell  ist  demnach  zwar  an  der  übereinstimmenden  Fordemntf  der 
Lehrer  und  Ärzte  festgehalten,  vor  vollendetem  sechsten  Jahre  die  Kinder 
niebt  in  die  Schule  aufzunehmen,  jedoch  sind  die  einzelnen  Kreisregieningen 
ermicbtigt,  je  nach  Belieben  und  fiedfirfois  strenger  oder  milder  Torsa- 
gehen  nnd  ngar  in  demselben  Umfinge  wie  bisher,  ja,  für  die  StadtMhnlen 
in  einem  weiteren  als  zuvor,  Ausnahmebestimmungen  zu  treffen«  Sie  beben 
zuvor  lediglich  das  Kreiscbolarchat  und  den  Landrat  einzuvemehmen,  nnd 
letzterer  wird  wahrscheinlich  zumeist  die  Wünsolie  der  ländlichen  Be- 
völkrrnncr  zur  Geltang  zu  bringen  suchen,  mit  Rücksicht  auf  welche  von 
der  allgemeinen  strengen  Durchführung  des  Prinzipos  noch  abgesehen 
worden  ist.  Im  Regierungsbezirke  der  Piklz  huldigen  Gemeinde-  und 
ScholbehOnlen,  wie  aacb  der  Landrat,  strsogerea  Cteandsllien  bezflglidi 
der  Scbnladbabme,  im  diesrbeiniiGhen  Bsjera  wird  es  mit  Antaabme 
der  gröfseren  Städte  möglicherweiBe  im  wesentlichen  bei  den  bisherigen 
YerhflltDissen  bleiben.  Die  Kreisregierungen  werden  bei  ihren  Anordnungen 
nicht  nur  von  wirtschaftlichen  nm!  pfidacofrischen  Erwa?riingen  sich  leiten 
lassen,  sondern  auch  die  Forderungen  der  St  liulliygiene  bei  ücksichtigen 
müssen.  Stehen  die  bayerischen  Ärztekammern  noch  auf  dem  gleichen 
Standpunkte  wie  im  Jaiire  1899,  so  dürfte  es  angezeigt  sein,  dais  sie  in 
diesem  Jahre,  wo  für  längere  Zeit  eine  Nenregelnng  der  VeriilllBisia  ler- 
genoflunen  wird,  nochmals  in  eingebender  Begrflndang  nnd  an  Hand  der 
Erftbrangen  aof  die  kOiperlicJun  nnd  geistigen  Nachteile  eines  an  frfüian 


.  k)  i^  .o  uy  Google 


Iis 

Scholbe^nrhes  hinweisen  und,  jede  bei  ihrer  zastÄndigen  Kreisregiernng, 
die  Anträge  vom  Jahre  18i<9  wiederholt  vorletrcn.  Da  der  Landrat  regel- 
mäfsig  erst  mehrere  Wo<  hea  nach  der  Är/tekiiinnn  rsit/niit;  einln  ruten  wird, 
bleibt  Zeit  genug,  die  B^hlQsse  der  Ärzt^kuiumem  auch  dem  Landrate 
ab  lofoniiatioi  tiir  Kemitiüt  so  bringen. 

KM«nehiii  ii       VerftiiiictM  Sttnln«  Die  KlnderailMit  im 

Staate  New  York  bat  durch  eine  neue  Go  t/LreboDg  eine  wesentliche  Ein- 
schränkung erfahren.  Das  nenestc  Heft  des  „Luhour  BuUetin'*  registriert 
folgende  Verbessernnfren :  Da?  nene  Bcbolgesetz  vt  rfütrt  den  obligatorischen 
SchnllK  ^uch  bis  zum  14.  Lebensjahre,  das  bisherige  Gesetz  nur  bis  zum 
cwüilteü.  Ferienarbeiten  für  Kinder  von  12  bis  14  Jahren,  die  frflher 
nnr  in  den  FnbfiUtetrieben  nntersagt  waren,  sind  nun  ebeofi^Us  verboten 
in  den  Handelsbetrieben  der  Grofih  und  Hittfllittdte.  Den  sUdtitehea 
Gesundheitsämtern  wird  durch  das  nene  Oeseti  das  Bedit  gegelMn,  weitere 
Einschränkungen  der  Beschäftigung  yon  Kindern  zu  Laufgängerdiensten  in 
Boreaus,  Handelsbetrieben  nnd  On^st wirtschaften  dnrcb/uführen.  Femer 
dürfen  Mädchen  unter  16  und  Knaben  unter  10  Jahren  zum  Zeitungs- 
verkauf  in  den  Stralsen  der  Grofsstlldte  nicht  verwendet  werden,  la  den 
andern  Städten  ist  die  Erlaubnis  der  SchnlbebOrde  einzuholen,  wenn 
Knaben  von  10  bis  14  Jabren  snm  Yerlnnf  von  Zeitnngen  verwendsi 
werden  aeilen.  Die  llaxinwlaibeitsieit  von  Kindern  anter  16  Jahren  darf 
neun  Stunden  pro  Tag  nicht  Oberscbreiten.  Der  Ufflgebnng  des  Gesetna 
dnrrh  die  Eltern,  welche  das  Alter  ihrer  Kinder  Tielfach  zu  hoch  an- 
geben, ist  dadurch  ein  Kiegei  voro'eschobea,  da&  in  Zukunft  die  Schul- 
bchörde  darüber  gehört  werden  mulis.  Gleichfalls  ein  Fortschritt  ist  in 
Qnebeck  (Kanada)  zu  verzeichnen.  Hier  ist  durch  Gesetz  das  Schutzalter 
der  in  nicht  gefäbrliefaen  Gewerbe-  nnd  Fahrikbetrieben  besdiiftigten 
Knaben  von  12  anf  13  Jahre  erhobt  werden.  Das  Scfantsalter  in  gefthr- 
ficfaen  Betrieben  betrSgt  16  Jahre  ftor  Knaben  und  18  Jahre  für  lUdclien; 
in  ni(  ht  l'(  fälirlicben  ßetricbrn  dürfui  Middion  noT  im  Alter  von  ttber 
14  Jahren  beschäftigt  werden. 

Eine  Kolonie  Iftr  Leibeserfiehnng:  als  Erholungsst litte  für  gesunde 
lieoscheo,  um  gesunde  Muäkeikräitc  zu  üUirken  und  das  körperliche  Wohl- 
belbide&  an  siohem,  projektieit  Architekt  HnvAini  WiBLB-BeiUn.  Naeh 
DATinaomr  (,i>.  med.  Bretaä*,  1902,  Ko.  18)  soll  dieselbe  in  der  Nlhe 
der  Grofsstadt  in  einer  parknrtigen  Ungebnng  und  in  Verbindung  mit  ana» 
gedehnten  Wasserflächen  errichtet  werden.  Der  Entwurf  zu  dem  Haupt- 
prl  aade  i«=t  in  der  dent'^chen  Bauzeitung  erschienen  und  zeigt  ein  wirkungs- 
villes  Änr>ercs.  Vorbei  aa  den  Wandelhallen  gelangt  man  durch 
Lmpfangsräume  zu  Tumsälen  und  weiter  zu  einer  Festhalle  (fOr  Kon- 
gresse n.  8.  w.).  Letitere  ist  umgeben  von  Wandelgängen,  die  an  den 
PIltM  Ar  Knft-  nnd  Bingspfele  fthren;  Aber  diesen  PlUaen  shid  hiagende 
Oirten,  nnter  ihnen  römische  Bäder  gedacht.  Weiter  ist  ein  Bnhesaal 
vergesehen,  der  durch  Umgänge  mit  den  Luft-  und  Sonnenbädern  und 
dem  Freibassin  verbunden  ist,  welche  wieder  Promenaden  umgeben.  Ein 
See  gibt  Gelegenheit  zum  Rudern;  grofse  Turo-,  Reit-  und  Spielplätze 
ermöglichen  LeibesUbnogen  aller  Art;  im  Park  mit  seinen  schattigen 
Lanbengängen  liegen  femer  ein  Theater,  Hörsäle,  Re^anrants,  Markt-  und 


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144 


KaafhaUen  «nd  Hotels  flir  füejcnigen,  die  hier  länger  weilen  wollen.  So 
ist  dns  Gan^e  als  fin  "Walhall  für  I.eibesscbnlung  gedacht,  welches  auf  die 
uenzeitiicbeii  Bestrebungen  das  „mens  sana  in  COipore  sano^  der  AiteA 
wieder  zu  Ehren  bringen  soll. 

Das  rnme  diiiiehe  Seknlgtaeti.  Mit  dem  neuen  Qeaeise  vom 
Jalire  1908  ut  in  Dloemirk  etne  ToHstliidige  Beform  des  hOherai  Schul- 
wesens angeleitet  worden.  Dasselbe  ist  jetzt  so  geordnet,  dals  die  Kinder 
mit  dem  zurückgelegten  11.  Jahre,  nach  bestandener  Prflfnng,  in  die 
Mittelschule  eintreten  können.  Die  Fordfrnngen  sind  so  gestellt,  dafs 
tüchtige  Schtller  ans  der  Volksschnle  anfgenommen  werden  können;  sie 
umfassen  hauptsächlich :  die  Muttersprache,  Schreiben,  Rechnen,  Erzählungen 
ins  der  vaterländischen  Geschichte,  ein  wenig  Geographie  und  Natoritunde,. 
a]»er  keine  fremde  Sprache.  Die  Mittetachide  hat  vier  eii^jihrige  Klaeseik 
nnd  wird  mit  einem  Examen,  nach  vollendetem  16.  Lebenqjidire,  abg^ 
ichlossen  (MitteUchnlexnmen).  Diejenigen,  die  eine  weitere  Ausbildung- 
wün«ohen,  können  in  eine  einjährige  Realklasse  eintreten,  die  ihieneili- 
mit  einem  besonderen  Examen  —  Realexameu  —  abschlielst. 

Das  bestandene  Mittelschulexamen  berechtigt  zum  Eintritt  in» 
Gymnasium.  Das  letztere  hat  auch  vier  eiig&hrige  Klassen  und  schlieist 
mit  dem  Stndenteneznmen  ab.  Das  Gymnasium  hat  dni  parallele 
Linien,  aBe  mit  Uutenieht  in  der  dentaehen,  fransOaisehen  und  engUaobei. 
Spnudie:  1.  eine  klassisch-sprachliche  Linie,  die  zugleich  Latein 
und  Grierhiscb  hat,  2.  eine  nensprachli  che  Linie  mit  Latein,  aber  ohne 
Griechisch;  5.  eine  mat  hematisch-natiirwissenschattliche  Linie,, 
ohne  Latein  und  Grieciiisch.  Alle  drei  Linien  berechtigen  zur  Fort- 
setzuüg  des  Studiums  au  der  Universität. 

Der  Eintritt  in  die  Staatsschulen  sieht  offen  fBr  Knaben  und  mdcbeot 
die  gans  gleich  gestellt  sind,  und  aollen  die  Knaben  in  der  Hitlelschule- 
Sl0jd  habeUi  während  für  die  Hftdchen  m  diesen  Klassen  weiMiche  Hand«» 
arbeit,  eventuell  Haushaltungsunterricht  vorgeschrieben  ist.  Die  Gesamt- 
schule (Coodncation)  für  Knalrn  nnd  Mädchen  ist  somit  in  Dänemark 
offiziell  gut  L^  iic! Isen.  Die  gesamte  wocheDtiiche  Schularbeit  —  Gesang, 
Turnen,  Slfijd  und  weibliche  Handarbeit  ausgenommen  —  darf  30  Stunden 
stt  60  Minuten  oder  eine  entsprechende  Ansahl  Standen  von  hflnerer 
Dauer  uicbt  ttbersteigen.  Die  tägliche  Arbeitsseit  (die  in  Dflnemaxk  nicht 
aof  Yor^  und  Nachmittag  Tertsat  ist)  soll  als  Bogel  6  Stunden  mit  da- 
swiichenliegenden  Pausen  betragen. 

Der  Lehrplan  und  die  Examenforderungen  für  die  Mittelschule  und 
das  Gymnasium  sollen  später  durch  königliche  ADordcnng  fixiert  werden. 

Ferien  und  Freitage  dürfen  als  Regel  nicht  63  Wochentage  in  einem. 
Jahre  flbeischreiten.  Nach  dem  neuen  Gesetze  kann  also  ein  lünd,  wennt 
es  die  Torgescfaiiebenen  Ftfifungen  besteht,  direkt  aus  der  Yolksscbule  ini 
die  Mittelschule  und  aus  dieser  in  das  Gymnasium  übergeben*  Speiidlo 
bygieoische  Yorschriften  sfaid  im  Gesetze  nicht  aufgenommen. 

(Mitgeteilt  von  Prof.  Axei.  Hertel.) 

Die  Schulbäder  in  flalle  beschäftigten  unlängst,  wie  die  ^Saak-Ztg.** 
mitteilt,  die  städtische  Gesundheitskommission,  weil  gegen  die  Nützlichkeit 
derselben  Bedenken  vorgebracht  wurden,  welche  auch  aus  Lehrerkreisen. 


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14& 


und  sogtr  von  selten  «toai  totes  UntMiUltziing  fanden.  Es  hicfs:  1.  Dia 
Kinder  ppien  FrkültnnEron  ausgesetzt,  namentlich  im  Winter;  2.  eine  Über- 
tragung anstpckeader  Krankheiten  könne  stattfinden;  3.  die  Kindpr  würden 
an  Bedürfnisse  ai, wohnt,  die  sie  in  ihrem  späteren  Leben  nicht  liefnedigen 
konnten,  und  4.  die  Landbevölkerang  habe  derartige  Schalbäder  auch  nicht 
and  sei  trotzdem  gesund.  Der  Beferent  der  Gesnndheitskommission  fahrte 
Ml,  dalii  adteiis  SebulTemillimg  die  weitgeheadBten  Tocdefatmiab* 
ngdB  getroiBii  woideii  seieD,  nm  ErkSlCmigen  der  Schiller  umIi  dem 
Baden  Torzabeogen;  er  irondete  sich  auch  gegen  die  anderen  vorgebraehteii 
Bedenken,  erklärte  es  aber  als  wtlnschenswert,  dafs  bei  Anlegung  neuer 
Schulbäder  besondere  An-  und  AnsklciderJtumc  vor?'e<?ehen  würden.  Gejjen- 
wärtig  seien  diese  Räume  von  dem  Baderaume  nicht  getrennt.  Schliefslich 
stellte  der  JEteferent  noch  die  Frage  zur  Diskussion,  ob  im  Sommer  die 
Sduilb&der  zogonsten  der  FluTsbäder  eingestellt  werden  sollen.  An 
Uennf  folgenden  Debatte  vertraten  fest  äUe  Mitglieder  dftr  KommisikNi 
die  Anndit,  diJs  die  Sdndblder  toq  grobem  hygieniidien  und  enidie- 
rischeo  Werte  nnd  die  TOinebraditen  Bedenken  aobegrflndet  sind.  Nament- 
lich sprach  sich  Prof.  Frankel  entschieden  dabin  aus,  die  Benatznng  der 
Schiübäder  sei  im  Sommer  wie  im  Winter  energisch  durchzuff^hren ;  einerseits 
seien  die  Bäder  in  der  Saale  wegen  der  Verunreinigung  der  Saale  nicht 
ibsoltJt  uribedenkliob,  Anderseits  fehle  leider  der  Stadt  Halle  eine  Sommer 
vie  Winter  geuüüete  Bade-  und  Schwimmau^Lait.  —  Die  Gesundheits- 
komisBioB  beseUoH^  der  SehnlTerwaltnng  mitsQteilen,  dafii  die  gegen  die 
ScUnnder  eriiobenen  Bedenken  gftazKch  ungerechtfertigt  aeien,  dafii  es 
ikh  aber  empfehle,  bei  Nenbanteii  besondere  An-  vnd  AnsUeiderttnne 
malegon. 

Belehmng  über  FraTienkleidtin^  in  der  Schnle.  Gelegentlich  des 
Tom  Dr.  HcGO  Klein,  Frauenarzt  in  \N  icn,  am  20.  Mai  1903  im  Verein  der 
,österr.  Gesellschaft  fnr  Gesundheitspflege"  gehaltenen  Vortrages  „Über  die 
i^raaenkleidnng  ?om  Standpunkte  der  Hygiene"  regte  Direktor  Emanuel 
Bim  so,  daÜB  in  die  Lesebücher  der  Volksschule  LesestOcke  aufgenommen 
wdea,  weiche  sieb  mü  der  Hygiene  der  Eleidnng  beschäftigen,  femer 

in  der  Bfirgerschnle  bei  den  Belehmngen  Uber  den  menacUiehen 
Körper  and  dessen  Pflege  diese  besonders  für  Mädchen  so  wichtige  Frage 
(«owobl  znna  Besten  ihrer  eigenen  Entwicklung  als  auch  fflr  ibre  künftige 
Wirksamkeit  in  der  Familie)  eine  eingehende  Würdigung  erfahre  und  durch 
Tabellen  anschaulich  erläntert  werde.  {i^Monatsschr.  f.  ümmdheH^ffege" , 
St.  9  u.  10,  1903.) 

Bedingter  Straferia fs  bei  Vemrteiliuig  von  Schiülundern  iu 
Wiiaif;  Die  TahftngniavoDen  Wixlcongen  der  GeOngnisstnfe  snf  Schnl- 
Usder  haben,  irie  wir  der  «m.  Reform^  (Nr.  39)  entnehmen,  dem 
Staatsroinisteriom  des  Orofahenogtoms  Weimar  Veranlassung  /u  der  fol- 
genden bemerkenswerten  Yerftlgnng  gegeben :  „Wie  bereits  auf  der  Bezirks- 
scbuliDspektoren-Konferenz  vom  17.  Juni  d.  J.  besprochen  worden  ist, 
^rkt  die  Verbtlfsung  gerichtlich  verhängter  Freiheitsstrafen  an!  Schulkinder 
nach  den  gemachten  Erfahrnnpen  hänfis?  nicht  nur  nicht  !  es^ernd,  sondern 
geradezu  moralisch  schädigend,  u.  a.  aucii  nach  der  Kichtuug  hin,  dafs  sie 
M  dem  noch  nicht  gefestigten  Charakter  des  Kindes  dessen  Ehiigeflibl 


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146 


Irirht  ab^tnmpft.  Dcr.irti^e  mnmlisclie  Schädigungen  werden  namentlich 
dana  eintreten,  wenu  die  Straftat,  die  sich  das  Kind  hat  zu  schulden 
kommen  lassen,  nur  jugendlichem  Leichtsinn,  nicht  sittlicher  Verderbtheit 
eübprungüu  ist.  £s  ist  daher  wüuschensweit,  dafe  iu  solchen  Fällen  auch 
von  leiten  der  Sdinle  nnter  gewissenhafter  "Mtang  aller  einschlagenden 
VerhiltniBse  erwogen  werde,  ob  etwa  dnrdi  Anminig  der  Chiade  des 
Iiandesherm  ein,  wenn  nicht  gänzlicher,  so  doch  wenigstens  bedingter 
Straferlafs  erwirtt  werden  könne,  welche  darin  besteht,  dafs  die  Voll- 
streckung der  Strafe  zunächst  bis  zu  einem  bestimmten,  je  nach  der  Schwere 
des  B'alles  länger  oder  kürzer  zu  bemessenden  Zeitpunkt  ausgesetzt  wird 
und  schlieislich  ganz  in  Wegfall  kommt,  wenn  bis  zu  diesem  Zeitpunkt 
eine  weitefo  reehtskrftftige  YerorteOnng  des  Olieltitefe  zn  einer  Freflieits- 
fltrafe  nicht  stattgefunden  hat.  Und  diese  fttanorgeode  Mitwirknng  der 
Schale  wird  in  den  dazn  geeigneten  FAllen  besonders  dann  zn  empfielden 
sein,  wenn,  wie  dies  wohl  öfter  vorzukommen  pflegt,  der  Gnadenweg  tod 
den  zunächst  dazu  Berufenen,  den  Eltern,  VormOndem  oder  sonstigen 
Pflegern  der  betreffenden  Schulkinder,  ans  Unketmtnis  der  einschlagenden 
Bestimmungen  oder  auch  aus  Gleichgültigkeit  gegen  das  sittliche  Wohl 
ihrer  Pflegebefohlenen,  ans  Unbeholfeoheit  oder  ans  Bequemlichkeit  nicht 
beschritten  werden  soUe.  Benifen  in  diesem  Sinn  m  wirlien  sind  in  erster 
Linie  die  Lehrer,  und  cwar  dadnrch,  dafs  de  in  den  sich  Ihrer  Über- 
zeugung nadi  hierzu  eignenden  Fällen  den  Eltern  usw.  Anregung  znr 
Einreichnnf?  eines  Gnafien^esuches  geben,  erforderlichenfalls  bei  dessen 
Abfassung  ihre  Hille  Iciiieu  und  den  Weg  weisen,  auf  welchem  es  dem 
Landesherm  zu  übermitteln  ist;  ferner  der  Sciml vorstand  und  der  Orts- 
schnlaufseher  dadurch,  dal^  sie  dem  Gnadengesuch,  soweit  sie  hierzu  nach 
emster  nnd  gewissenhafter  Prflfting  in  der  Lage  sind,  ihr  FQrwort  bei- 
fllgen  oder,  wenn  die  Elteni  nsw.  ein  Gnadengesuch  einnireiehen  unter- 
lassen sollten,  selbst  die  Begnadigung  nachsuchen.  Kommt  die  Beftlrwortong 
eines  Gnadcnc:esnches  in  Betracht,  "^o  wird  dabei  ausznsprpcben  sein,  ob 
sich  der  Fall  zur  gänzlichen  oder  nur  bedingten  Begnadigung  eignet  und 
welche  Umstände  für  einen  landesherrlichen  Gnadenakt  sprei  hen.  Wir 
Yeranlaaseu  die  Herren  Bezirksschulinspektoreu,  die  Lehrerschaft  sowie  die 
ScholvorBtinde  und  OrtisebalaniBefaer  ihrer  Beziite  bei  sich  daiUetender 
Gelegoiheit  im  Shme  des  Torstehenden  zn  belehren  und  an  TerstBodigeQ 
und  sie  daranf  hinzuweisen,  dafs  die  an  den  Landesherm  m  ridilenden 
Gnadengesuche  bei  denjenigen  Behörden  zur  Weiterbeförderung  eingereicht 
werden,  denen  die  Vollstreckung  der  Strafe  obliegt,  demnach,  wenn  die 
Strafe  durch  ein  Amtsgericht  ausp:esprochen  worden  ist,  bei  diesem,  wenn 
aber  die  Verurteilung  durch  ein  Landgericht  erfolgt,  hei  der  zuständigen 
StaatsanwaHsehaft.  Einem  anf  der  erwähnten  BesdrhsBchnlinspektoren- 
Konferans  gsinfterten  Wnnseh  gemftft  haben  wir  i^eiehseitig  das  Groat- 
herzog^iche  Sächsische  Staatsministerinm,  Departement  der  Jnstiz,  ersucht, 
die  zuständigen  GerichtsbehOrdeo  mit  Weisung  dahin  an  Terpehen,  dafs  sie 
den  SchnlbehOrden  von  der  erfolgten  Verurtoilnno;  pine«;  Schulkindes  recht- 
zeitig, jedenfalls  aber  vor  dem  Strafvollzug  Kenntnis  gel  in" 

Der  schädliche  Einflnfs  des  Alkoholgennsses  auf  die  Leistangs- 
llUgkeit  der  Schnlkinder  erhellt  deutlich  aus  folgenden  Zahlen,  die 


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«iMT  in  Holland  darchgefOhrten  Eaqaete  entstammen.  Von  den  Schfllem, 
wdcbe  alkoholische  Getrftnk«  regelmAfsig,  gelegentlieh,  oder  nie 
geue(8en,  gehdren  za  den 

besten        mittelniäfsigen  schlechten 

regelmäfsig   14,7%  40,0%  45,3  7o 

gelegentlich   23.6  7»  52,8  Vo  23,6  % 

nie  34,6  Vo         48,8%  16,6% 

(„Die  EtUhaUaamkeU",  Juli  1903.) 
Erspaniigge  im  Sebvlwmn  in  Zflrich.  Infolge  der  stftodig 
wachsenden  Ausgaben  im  Schulwesen  hatte  mit  Besddnfs  vom  22.  Härz 
1902  der  Grofse  Stadtrat  den  Stadtrat  eingeladen,  2n  nntennchen  und 
darüber  beförderlich  Bericht  zu  erstatttu,  ob  nicht  unter  Berücksichtifnmg 
von  §  25  des  Gesetzes  betrcfit  nd  die  VoÜtsschnle  die  Beanspruchung  der 
stüultischen  Lehrer  bis  auf  32  wöchentliche  Stunden  in  Aussicht  zu  nehmen 
fld,  ud  ol>  nielit  weitere  Maisnahmen  zor  Erzielong  von  Ersparnissen  im 
Seholweien  mögSlch  seien.  Der  Stadtrat  beantragt,  ?on  einer  Erhöhung 
der  Pflichtstnnden  auf  82  abanadieii.  Die  Anträge  der  groiastadträtlicheii 
Koou&ission  lauteten  u.  a.: 

1.  Der  Stadtrat  wird  eingeladen,  a)  einen  Versuch  zu  machen  mit 
dem  System  der  Übertragung  von  je  drei  Elementarabteilungen  an  zwei 
Lehrer,  bezw.  Lehrerinnen,  b)  die  Frage  zu  prüfen,  ob  nicht  wieder  zum 
Zweiklassensystem  zurückgekehrt  werden  soll. 

2.  Von  der  Erhöhung  der  Pflichtstundenzahl  der  Primarlehrer  bis  auf 
32  wird  raizeit  Umgang  genommen. 

Der  Befeient  der  Kommission,  Dr.  Bibbbogxi^  fahrte  folgendes  ans: 
Stadtrat  und  Zentralschidpflege  lehnten  den  Antrag  1  a)  auf  Übertragimg 
Ton  drei  Elementarabteilungen  an  zwei  Lehrer  ab  -,  sie  sei  wohl  in  einzelnen 
Städten  eingeführt  und  erziele  etliche  EIrsparnisse,  aber  die  Nachteile 
ieiea  tiberwiegend,  namentlich  in  pädagogischer  Beziehimg  mit  Durch- 
brecboog  des  Klassenlehrersysteins.  Die  Kommission  fand  aber,  wenn  doch 
ebmal  gespart  werden  müsse  und  Basel  mit  diesem  System  sich  zurecht 
fiode,  so  dflrfte  man  Ar  einmal  die  pädagogischen  Nachteile  in  den  Kauf 
MhnsD.  Die  erste  Elementarklasae  wäre  von  diesem  Yersnch  ausgenommen. 
Wenn  dabei  für  die  onterste  Sebolstofe  die  Wochenstundenzahl  von  22 
snf  20  Stunden  herabgesetzt  werden  mnft^  so  ist  das  kein  UDglflck.  So 
die  Ansicht  der  Mehrheit  der  Kommission.  Der  Kcferpnt  selber  war  immer 
<J*r  persönlichen  Ansicht,  dafs  das  junge  Kind  nur  von  einem  Lelirer 
naterrichtet,  dieser  Versuch  also  nicht  gemacht  werden  sollte. 

la  bezug  aui  1  b),  Rückkehr  zum  Zweiklassensystem,  mulste  sich  die 
Koamrission  sagen,  da&  es  der  Stadt  ZUrich  leider  «if  Jahre  hinans  nicht 
■üfM  sein  werde,  die  StBrke  der  Sehnlabteilnngen  berahzomindem.  Wir 
laben  jetzt  148  Abteilangen  mit  bis  55  Scbfllem,  223  mit  mehr,  bis  65 
Schalem.  Das  Zw eiklassen^stem  hat  sicher  seine  Nachteile,  namentlich 
iß  städtischen  Schulen,  es  wäre  aber  unter  gegebenen  Verhältnissen  das 
vielleicht  xweckmärsigste  nnd  von  pädagogischer  Seite  am  meisten  zu  empteb- 
lade  Auskuuttsmittel. 

Die  Frage  der  Paralielisation  nach  Fähigkeiten  hat  die  Kummission 
lidit  behandelt,  weU  dieselbe  Tor  dem  Eiziehnngsrat  zom  Entacheide  steht. 

SehalgvttuidheiispfleK«.  X9tL  g 


148 


Betreffend  die  Beanepmehniig  der  Arbeitaidt  des  Lehrers  echlieftt 
Bich  die  Kemniiflsion  dem  Stedtrtt  und  der  Zentralsehnlpflege  eo,  sie 

würdigt  dorchaas  die  grofse  BeanspmchuDg  des  städtischen  Lehren.  Allei^ 
dings  entgeht  ihr  dabei  nicht  die  Anomalie,  dafs  die  Seknndarlehrer  obne 
innem  Grand,  aber  anf  Grand  der  Vprliältnisse  meist  stärker  beansprncht 
sind  als  die  Primarlehrer.  Die  Kommission  opponiert  anch  nicht  Regen 
Extravergfltang,  wenn  es  sich  herausstellen  sollte,  dafs  die  Elemeutarlehrer 
bei  dem  vorgeschlagenen  Versach  stärker  herangezogen  werden  sollten. 
Die  Konuniseion  kenn  aicb  aber  denken,  dab  nun  einmal  m  einer  andern 
Organisation  kommen  konnte,  deshalb  sagt  sie  im  Antrag  2  ,xnrzeit*.  Im 
allgemeinen  werden  unsere  Behörden  gnt  ton,  wo  immer  möglich,  pein- 
lichste Kontrolle  und  Sparsamkeit  walten  zu  lassen,  damit  nicht  eine  all- 
fallige  Unzufriodenheitsexplosion  des  Volkes  an  der  Schule  sich  rärben 
könnte,  wir  wir  alle  es  nicht  ivtSnschen.  Nach  «ewalteter  Di<;knssion  wurde 
Antra?  la  von  der  Komnii>si()[i  /urürkgezogen ;  1  h  wurde  vom  Rate  an- 
genommen. Dagegen  wurde  Autrag  2  der  Kommission  verworieu  uud  mit 
Mehrheit  die  PfllehtstondenzaU  der  Lehrer  im  Wftirfmmn  m  30  anl  32 
Stunden  aagesetrt. 

Frai^teg«!  flr  ISelnlreknitoi.  Hierober  hat  Direktor  E.  Baxb 
der  SchulTerwaltnng  in  Wien  folgende  Anregung  zugestellt. 

Es  bedarf  wohl  keiner  weiteren  Erörternng,  dafs  die  Eltern  ihr?  <;ech5- 
jahripfen  Kinder,  die  sie  zur  Aufnahme  in  dir  Scbnle  bringen,  nach  all 
ihren  Eigenschaften  besser  kennen  als  die  Lehrkraft,  der  sie  nun  überleben 
werden.  Es  lohnt  sich  der  Mühe,  wenn  die  Eltern  bei  der  Auiuahme 
ersucht  werden,  bezQglich  ihrer  Kinder  all  das  anzugeben,  was  ftr  die 
Sehnle  ?on  Wichtigkeit  ist  Da  dies  aber  Zeit  erfordert,  so  wftre  es  wohl 
iTflnschenswert,  wenn  die  ültern  vor  der  Einschreibnng  einen  Fragebogen 
erhielten,  den  sie  mit  aller  Gewissenhaftigkeit  auszof&Ilen  hätten.  Ein 
solcher  Fragebogen  könnte  folgerte  Rubriken  enthalten: 

1.  \amp  (!rs  Kindes.  2.  Näme  der  Eltern  (Angabe  der  Todesursache 
im  Ablebenslalle  des  Vaters  oder  der  Mutter).  3.  Name  ihrer  Stellver- 
treter (bei  Kindern,  welche  nicht  bei  den  Eltern  wohnen),  4.  BescliafLigung 
der  Eltern  oder  deren  Stellvertreter.  5.  Wohnung  der  Eltern  oder  deren 
StellTertreter.  6.  Überstandene  Krankheiten  des  Kindes  nnd  zwar  welche? 
1,  Hat  eine  dieser  flberstandenen  Krankheiten  Folgen  nach  sich  gezogen? 
8.  Angaben  Ober  den  Gesundheitsznstand  des  Kindes.  9.  Sieht,  hört  das 
Kind  gut?  10.  Geschieht  die  Atmung  hauptsächlich  durch  Nase  oder 
Mund?  II.  Besit;^t  dn«;  Kind  schadhafte  Zähne?  12.  Worauf  wäre  bei 
dem  Kinde  etwa  besonders  Rdcksicht  zu  nehmen?  a)  in  körperlicher  Hin- 
sicht, b)  in  geistiger  Hinsicht.  13.  Angabe  der  Impfungsdaten.  14.  An- 
gabe bezüglich  des  Genusses  geistiger  Getränke  (Bier,  Wein,  Rum  im  lee). 
15.  Etwaige  Angabe  des  Vonnnnd-BesteUmigsdekretee  (Name,  Besdiftftigung, 
Wohnnng  des  Vormnndes,  Datnm  des  Bestellnngsdekretes,  behördliche  Zahl 
des  ßestellnngsdckretes).  Bei  Schülern,  welche  bereits  die  Schule  besucht 
haben,  noch:  16.  Welche  Schule  hat  das  Kind  bisher  besucht?  17.  Welche 
Kins<:pn  hat  es  wiederholt,  etwaige  Ursache?  18.  Unterschrift  der  Eltern 
oder  deren  Stellvertreter. 


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149 


SebnlliY^'eiiisebes  ans  den  Niederlanden.  In  der  letztjährigen 
an^-fmemeD  VersammliiDg  der  ^Nederlandsch  Onderwüzen  Genootachap'' 
wurden  u.  a.  folgende  Beschlflsse  gefafst: 

1.  Die  N.  0.  G.  als  Fachverein  wird  beauftragt,  eine  Kommission  zu 
ernennen,  mit  der  Anfgabe,  das  Kinderstadium  in  Holland  zu  leiten. 

2.  Oie  GeDenüTenroltiing  wird  beanftngt,  im  Lvofe  des  Jihm  eine 
■OgSchat  prtaise  Antwort  zu  geben  anf  die  Frage:  Welehea  ist  die  «m 
meisten  wttnsehbare  Regelung  der  Schnlzeiten  mit  Besag  tnf  die  Zahl  der 
Stunden,  die  Daner  der  Pansen  nod  der  Ferien. 

Beide  Yorschlftge  worden  angenommen 

(Mit^ret.  von  Dr.  med.  MouTOx-Haag.) 

Als  Norm  einer  andanernden  t^g^lichen  Oehirnarbeit  werden  in 
der  medizinischen  Zeitschrift  „liusskt^  Wratsch"^  ani  Gruod  physiologischen 
Batflomateriab  8—4  Standen  beceidmet  Eine  Steigerung  dieser  Zeitdauer 
»One  dem  OeUni  und  dem  ganzen  Organismus  schaden^  und  es  ist  nach 
der  Gedankenarbeit  von  3 — 4  Standen  nidit  möfj^ich,  noch  ein  Mehr  an 
derartiger  Arbeit  an  demselben  Tage  zu  leisten,  falls  für  den  folgenden 
Tas:  sich  nicht  Übcrmüdnng  und  Arbeitsnnföhigkeit  heranpstellcn  soll. 
Daraus  folgt,  dafs  ein  Lehrer  bei  22 — 27  wöchentlichen  Untcirichtsstunden 
(S:aadenzahl  für  die  vier  unteren  Klassen  der  russischen  Mut*  Ischnlen)  vom 
Schäler  nur  Klassenarbeit  verlangen  darf,  aber  aof  häusliche  Arbeit  für  die 
SAale,  falls  sie  keine  rein  mechanische  ist,  besonders  also  anf  die  Lösung 
MllieBiatfBcher  Aufgaben,  anf  Answendiglemen,  anf  Aulsitse  usw.  Ter- 
nchtoi  rnnÜB.  Die  Forderung,  das  Gehirn  erst  8—4  Standen  in  der  Klasse 
md  dann  ebensovide  oder  gar  mehr  Stnnden  zn  Hause  anzustrengen,  ist 
eine  Gewalttätigkeit  gegen  das  Kinder-  oder  Jünglicgshirn,  die,  im  Laufe 
einer  gewissen  Zeit  fortgesetzt,  nntwenrlitr  7m.  krankhaften  Kr^^rhpinungen 
in  Form  von  Apathie,  Faulheit,  CTcdaDkenlosigkeit  iuhren  mui's.  Werden 
iSaer  Scbolarbeiten  für  das  Haus  aufgegeben,  so  kann  man  keine  ordent- 
Bebe  Aufmerksamkeit  und  Sittsamkeit  in  der  Klasse  verlangen. 

(Es  liegt  gewilk  viel  Richtiges  in  diesen  AnsfÜhrungen,  aber  dne  ge- 
iiM  Abstnfnng  in  der  QuantitU  der  Geistesarbeit  nadi  den  Altersstufen 
lird  doch  zalissig  oder  Tielmebr  notwendig  sein.    D.  R.) 

Die  Grannlosei  welche  vor  einigen  Jahren  in  manchen  Gegenden, 
^e<onders  in  Ostprenf^^en  und  Schlesien,  heftig  auftrat  und  zahlreiche  Schul- 
k:ij4er  betiel,  scheint  jetzt  im  allgemeinen  dem  Erlöschen  nahe  zu  sein. 
Vou  Seiten  der  Reichsregierung  wurden  die  einzelnen  Schulgemeinden  mit 
Geldmitteln  unterstützt,  um  der  bösartigen  und  hartnäckigen  Angenkrank- 
Ut  mit  vollem  Kaehdrock  entgegentreten  an  kOnnen.  Bnrcb  die  An* 
itdhnig  von  Schulftrzten  war  dies  denn  auch  mOgHcb,  und  zwar  in  dem 
üabe^  daft  viele,  stark  von  der  Krankheit  befallen  gewesene  Schulverbände 
ToUständig  von  der  Granulöse  befreit  sind.  Es  ist  Hoffnung  vorhanden, 
Doch  im  Laufe  des  Winters  weitere  Schnlgemeinden  wieder  TOilat&ndig 
aitnlfähig  zu  machen. 

Rückgratyerkrfimmnng  nnd  Schnle,   Wie  die  ^Irankf.  Zig.^ 
mitteilt,  hielt  vor  kurzem  Prof.  VoLPius-Heidelberg  im  Frankfurter  Verein 
Hjgiene  einen  Vortrag  über  Bflckgratrerkrttnmmngen  und  Deformation 

BUenwirbel.  Der  Redner  wies  auf  Grand  von  statistischem  Material 


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160 


aidi«  dafr  tateScUich  die  sdfUefae  TerkrOniBniiit  der  WirbeltSide,  die 

„Skoliosis'*  in  der  Jagend,  in  ursächlichem  Zosammenbang  mit  dem  Leben 
in  der  Schule  steht  Sie  beruht  znm  Teil  auf  dem  überwiegenden  Gehrauch 
des  rechten  Armes,  ist  femer  eine  Folge  der  schrägen  Schreibart  und  der 
verkehrten  Lage  der  Hefte.  Selten  ist  sie  angeboren;  bisweilen  ist  sie 
eine  Folge  der  „englischen  Krankheit**.  In  vorgescbritteoeu  Jahren  sind 
etwa  20%  der  Skoliose  auf  die  englische  Krankheit  znrflckxnftbieii, 
wihrend  80Vo  der  GewOhmiiig  an  eine  veiketarte  Sitzweiie  za  erUSien 
sind.  Je  giOlser  die  Zahl  der  Sebn^ahre,  um  so  grölser  auch  die  ZaU 
der  RflckgratveiMmnmngen.  Bis  zu  50%  der  Schüler  und  Schülerinnen 
einiger  Schulen  waren  an  Skoliose  erkrankt  In  einer  höheren  Mädchen- 
schule VMirden  sogar  71  festgestellt  Zum  Schlufs  gab  der  Redner  noch 
einige  praktische  Kalschläge  zur  Verhütung  oder  wenigstens  Verminderung 
der  gefährlicheu  Krankheit.  Da  die  schräge  Schrift  eine  verkehrte  Haltung 
bedingt,  sollte  nnr  allein  die  bis  vor  100  Jähren  übliche  Steitaehrift  ein* 
gefthrt  werden.  Femer  ist  anf  die  Lage  des  Heftes  zu  achten,  ün- 
genügende  Bdenditiing  des  Schulraums  zwingt  zn  einem  nachteiligen  Vor- 
beugen des  Körpers.  Länger  als  vier  Stunden  TTnterricht  hintereinander 
—  natürlich  getrennt  durch  Pausen  —  sollten  nichJ  r^tliaUfü  werden. 
An  den  Schlufs  des  täglichen  Unterrichts  gehört  eine  Turnstunde.  Nicht 
zum  letzten  ist  eine  den  hygienischen  Anforderungen  entsprechende  Schul- 
bank zn  wählen«  Weitere  Bedingungen  nur  Prophylaxe  sind :  Beschxinknng 
der  hftndkheu  Aulgaben,  ermöglicht  durch  eine  ,|ganz  erhebliche  Herab- 
setzong  der  Schülerzahl  in  den  einzelnen  Klassen",  und  reichlicher  Auf- 
enthalt der  Schuler  im  Freien.  Der  Vortrag»  der  durch  Zdchnnngen  er- 
lAutert  wurde,  fand  lebhaften  Beifall, 

Kleinkinderbewahranstalleu  iu  Ztirich.  Dem  letzten  (73.)  Jahres- 
bericht über  die  drei  Anstalten  entnehmen  wir  folgendes: 

Zweck  der  Bewahranatalten  ist  bekanntlieh,  kleine  Kinder,  die  sksh 
noch  nicht  selbst  flberlassen  werden  dflrfen,  in  den  freien  Stunden,  wo 
keine  Schule  ist  und  die  Eltern  abwesend  sind,  unter  Schutz  und  Anikicht 
Erwachsener  bringen  zu  können.  Sie  werden  während  dieser  Versorge np-s- 
zeit  mit  allerlei  leichten  Arbeiten  betätigt.  Im  Berichtsjahre  waren  207 
Knider  in  den  drei  Anstalten  ständig  untergebracht.  Nach  dem  Bericht 
h&lt  sich  die  Besucherzahl  fast  immer  stabil.  Angeregt  wird,  die  Kleinen 
jeweilen  gleich  zu  Anfang  des  neuen  Schuljahres  und  nicht  erst  im  Sp&t* 
jähr  oder  gar  erst  gegen  Weihnachten  in  die  Anstalten  zu  bringen. 

Die  Einnahmen  an  freiwilligen  Beiträgen  des  PnUikums,  an  Legaten, 
Schulgddem,  Mietzinsen  und  Verschiedenem  beliefen  sich  auf  107451  Fr.  02 
(inkl.  Saldovortrag  der  vorhergehenden  Rechnung  100070  Fr.  47).  Die 
Ausgaben  erreichen  die  Höhe  von  10152  Fr.  85.  Die  Abrechnung  erzeigt 
einen  Rücksclilag  von  1600  Fr.,  indem  der  Fonds  von  98898  Fr.  17  im 
Jahre  1901  herabging  auf  97278  Fr.  17  per  31.  Oktober  1902. 

Die  drei  Hinser,  in  denen  die  drei  Bewahranstalten  sich  befinden, 
dnd  Eigentum  der  betreffenden  Gesellschaft. 

Cber  die  Beeinflassnng  des  Zirknlationssystens  dirch  die 
Schnlexamina  sind  von  Dr.  J.  Putermaxn  in  Sosnowice  experimentelle 
Untersachungen  augestellt  und  in  der  „>Fte».  med.  Wochmsckr.^  (Kr.  6, 


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161 


1904)  veröffentlicht  worden.  Der  Autor  konstatiert  anf  Gmnd  derselboi 
die  nicht  unwichtige  Tatsache,  dafs  bei  Schfll  rn  der  höheren  Klassen  die 
Steigerung  der  Pnlsfreqnenz  und  des  BIutLlnickes  vor  dem  Examen  ver- 
hAltnism^sig  viel  häufiger  lät  als  bei  Schülern  der  unteren  Klassen,  und 
difii  fenwr  bei  entereii  der  Blutdrock  nadi  dem  Examen  hlnfiger  ge- 
Heigert  Uieb,  nihrend  bei  Scfafllern  der  onteren  Klauen  der  Blntdrofik 
beinahe  immer  nach  dem  Examen  einen  grOiaereu  oder  geringeren  Abfall 
anfmes.  Bei  SchOlern  der  höheren  Klaaaen  war  also  der  Ein* 
flnfs  des  Schulexamens  anf  Puls  frcqne  nz  und  Blutdruck  ein 
mächtigerer  und  (wenigstens  mit  Bezug  auf  den  Blutdruck)  an- 
dauernderer als  bei  den  Schtllern  der  unteren  Klassen.  Der 
Autor  lugt  bei,  dafs  die  leichte  Erregbarkeit  der  Zentren,  welche  die  Blut- 
liilndatiim  be^flnssen,  and  die  Langsamkeit  der  Bückkehr  zum  normalen 
Zostande  bei  den  ScbQlem  der  höheren  Klassen  auf  eine  StOmng  der 
Foaktion  des  Nervensystems  hinweisen. 

GehSrnntersachnngen  bei  Schnlrekrnten.  In  seinem  Aufsatz  über 
die  Pflece  des  Gehörs  in  der  Schule  („Die  Krankenpfl.*^  U,  H.3,  1902/03) 
erhebt  I)r.  J.  Brühl  u.  a.  folgende  Forderungen: 

1.  Alle  neu  einzuschulenden  Kinder  sind  in  zweckm&Osiger  Weise  einer 
Hürpruiung  zu  unterziehen. 

2.  Die  als  schwerhörig  erkannten  Kinder  mttssen  zur  Feststellung  der 
Ursache  und  des  Grades  der  SchwcrbOrigkeit  dem  Arzt  flberwtesoi  werden. 
TJalmlbare  SchwerbOrige  (lante  Sprache  unter  einem  halben  lleter  bei  er- 
worbener, unter  2  Meter  bei  angeborener  Taubheit)  mflasen  einen  geson- 
derten Unterrif  ht  hekommcn. 

Li^nolsli  ou  als  Ersatz  der  staubbindeiiden  Fnfsbodenöle.  Durch 
dieses  ilirt(  1  sollen  nach  Bachmann,  Kreisarzt  in  liarburfr.  die  Nachteile 
(1er  slaobbindenden  Fufsbodenölc  vermieden  werden  {y^Gesundheit^ ,  1903, 
Kr.  23).  Das  Präparat  bestellt  aus  Holzsägemeiil,  das  mit  Ölen  und 
fbtasigen  Paraffinen  imprägniert  ist  nnd  einen  Znsatz  reinen  Terpentins  in 
geiingw  Henge  enthalt  Dieser  Znsatz  geschieht,  nm  gleichaeitig  sehad- 
Hcbe  Stoffe  nnd  Gase,  die  sich  durch  Zereetanng  ftulnisfähiger  Substanzen 
im  Fn&boden  bilden,  unschädlich  zu  machen.  Aach  Desinfektionsmittel 
sollen  znr  Tenucbtong  bakterieller  Krankheitserreger  betgemeagt  werden 
könoen. 

Die  Anwendung  der  Lignolstren  geschieht  naih  Bachmann  in  der 
Weise,  dais  das  Präparat  mit  der  Hand  über  die  Bodentläche  ausgc:»treat 
SBd  ttseh  mehrstandigmn  Liegen  ausgekehrt  fdrd.  Wahrend  der  Bnhetdt 
dm  Prftparates  anf  dem  Fn&boden  sieh  niedersenkende  Stanbteilehen 
«Oden  sofort  gebunden;  beim  Kehren  sollen  die  am  Boden  sdion  vor  dem 
Aostrenen  haftenden  Partikel  ebenfalls  mit  hinweggenommen  werden,  nnd 
anlserdem  bleibt  nach  dem  Fe^en  eine  äufserst  dünne,  gleichmäfsig  verteilte 
Schicht  des  Öles  auf  dem  Fufsboden  zurtlck,  welche  ftir  kurze  Zeit  die 
Vorteile  ih  r  slaubbindenden  Öle  ohne  deren  Nncli teile  bieten  soll,  nämlich 
dea  fernsten  Staub  bis  zur  nächsten  Reinigung  am  Fufsboden  festzuhalten. 
IHs  aosgekehrte  Streu  wird  verbrannt.  Bei  zweimal  wöchentlicher  Aa- 
«sadnog  soll  sich  das  Pr&parat  noeh  bedeutend  billiger  stellen  als  eine 
tehnd  mt  Jahz«  wiederholte  Behandlung  der  Fu&böden  mit  den  behannten 


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152 


Btanbbladenden  Olen  (DasflesB,  Deolaehes  Fabbodenoi,  Florida).  Die  ba- 
deatende  Arbeiteenpunis  bei  Yerwendmig  der  letzteren  Priperate  ist  woU 

hierbei  nnberttdcsichtigt  geUieben.    Die  Erfahrung  wird  lehren,  inwieweit 

die  Hoffnungen,  welche  Bacumaxn  auf  sein  Präparat  setzt,  sich  bewähren. 

Zwei  Miuuten-Tnrnen.  Wie  die  „D.  T.-Ztg.''  (Nr.  40,  1903)  mit- 
teilt, wird  seit  einiger  Zeit  in  doii  Klemeutarscliulen  New  Yorks  während 
der  Unterrichtsstunden  ein  dreimal  täclich  wiederholtos  „Zwei  Miniiten- 
Turuen'^  Yorgenommen,  am  schlechter  iiaitung  der  Kinder  nach  laiigem 
Sitiea  in  der  Seliiile  vonabragea.  Es  daaert,  ivie  der  Name  aagt,  nur 
swei  Minuten  nnd  besteht  ans  den  einiacliBten  Freittbongen,  wie:  straife 
Grnndstellgag,  wiederholtem  tiefen  Atemholen,  Rumpfbeogen  Tor-  nnd  rOdi- 
wirts,  Arme  hoch  und  seitwärts  heben  und  senken,  Kniebengen  usw.  Nach 
dem  Urteil  des  dem  Schulrat  beigegebenen  Direktors  ftlr  das  Turnwcscn 
sollen  sich  diese  Übungen  trotz  der  kurzen  darauf  verwendeten  Zeit  als 
sehr  wohltätig  erwiesen  haben.  Von  vielen  deutschen  Volksschullehrem 
wird  dieses  namentlidi  bei  kleineren  Schalem  sehr  bewährte  Mittel  — 
wenn  auch  ohne  behördliche  Einftlhrung  —  schon  lange  in  Anwendung 
gebracht. 

Die  flaflpiieki  der  Lelirer  in  WtrtteMber^.  Die  fbr  alle  Lehrer 

eberans  wichtige  Frage  einer  Regelung  der  aus  ihrer  amtlichen  Tätigfc^ 
resultierenden  Haftpflicht  hat  in  Württemberg  eine  staatliche  Erledigung 
gefunden,  und  zwar  in  der  Weise,  dafs  der  Lehrer  von  der  stets  drohenden 
Gefahr  eines  Haftpflichtanspnulies  befreit  wird,  ohne  ihn  etwa  sorglos  und 
gleichgültig  zu  machen.  Artikel  202  des  württembergischen  AusfQhrungs- 
geäetzcs  zum  Bürgerlichen  Gesetzbuch  bestimmt  nämlich,  dafs  die  Haftung 
ftr  die  Handlungen  seiner  Beamten,  denen  die  Ansäbung  der  Cffentlicben 
Gewalt  anvertrant  ist,  der  Staat  tlbemimmt  Em  Erters  des  Koltnsnunisters 
bestimmt,  dab  diese  Wohltat  aoch  uuf  die  Lehrer  aasgedehnt  wird.  Somit 
kann  ein  Verletzter  Ansprüche  auf  Schadenersatz  nur  an  den  Staat  stellen. 
Dieser  hat  sich  aher  das  Recht  vorbehalten,  Rocrre^nnsprüche  gegen  die 
Beamten  nur  dann  geltend  zu  machen  wenn  ihnen  grobes  Verschulden 
nachgewiesen  wird.  Durch  diese  Einschränkung  werden  die  Personen  zu 
dauernder  Vorsicht  gemahnt. 

Muieeieiiiike  fSr  Sehvlkiiider.  in  österreidi,  z.  B.  im  Bieaen- 
geUige,  sind  Sebnlkinder,  welche  anf  Schaeeschnhen  snr  Scbnle  kommen, 
Iftngst  keine  Seltenheit  mehr.  Wie  die  j^Schwm.  BL  f,  Gmindhtspfl,' 
berichten,  gab  der  Hohenelber  Verein  deutscher  Skifahrer,  wie  alljährlich, 

auch  heuer  wieder  an  mehreren  5>chnlcn  dos  Kiesen<,'ehirgcs  eine  Anzahl 
von  Schneeschuhen  zur  Verteilung  an  Schulkinder  ab.  Die  Schuljugend 
wird  dadurch  in  die  Lage  versetzt,  den  Schulbesuch  auch  im  Winter  bei 
starkem  Schneefall  fortzusetzen,  was  früher  nicht  möglich  war.  £s  sei 
possierlich  anzusehen,  wenn  Tor  Schnlbeginn  die  kleinen  ABC-Schützen 
zom  Schnlhanse  herangesanst  kommen  nnd  nach  Scblnis  des  Unterrichtes 
anf  ihren  Schneeacbnhen  wieder  davonstiebea.  Manche  der  ffinder  haben 
es  schon  zu  grofser  Gewandtheit  gebracht  und  üben  ihre  Knnststttckdiaiy 
wie  plötzliches  Stehenbleiben  in  voller  Fahrt,  Überspringen  TOn  Binder* 
niflsen,  Weit^  nnd  Hochsprung,  mit  Leichtigkeit. 


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Das  Hessische  Organisationskomitee  für  den  I.  internationalen 
KoQgrefs  für  Sfhnlhygiene  in  Nürnberg.  Einer  Aufforderung  des  De  ut- 
schen  Haupt  k  orn ite es  zum  I.internationalenKonffrefs  eiiUprechend, 
hat  sich  Im  Dezember  1^03  la  Hessen  ein  Organisa uoDskomitee  für 
dioeo  Koagnfk  geUld«t.  Die  TMi^eit  der  OiganiaaüeiiBkooiitees  in  des 
toitadieii  Bundesstaaten  ist  in  der  Wdse  fixiert,  dafii  eie  in  ihrem  Ari>eitB- 
gebiet  die  Teilnahme  am  Kongreb  dnrcb  briefliche  Anffordemngen,  dnreh 
Aafrufe  in  den  Faehzeitscbriften  and  dvrdi  MitteUoQgen  an  die  Tagespresse 
wecken,  Gesuche  an  die  RegiernnsTon  und  kommunalen  Behörden  um 
ibordminff  offizieller  Vertreter  und  um  Beschickung  df^r  mit  dem  Kongrefs 
Tirhundrnen  schulhygieiüscliea  Ausstellung  richteu  und  Fachmänner  aus 
ärzüichcD,  pädagogischen  und  technischen  Kreisen  zur  Übernahme  von  Vor- 
trägen lieruiiieiwa  sollen.  Das  Hessische  Organitasionslcomitee  setzt 
sich  ans  42  Kitgliedem»  Ärzten,  Pädagogen,  Technilcern  and 
Stidtevertretern  aus  allen  Tnlen  des  Landes  zusammen.  DenYaisits 
fUiien  die  Herren  Geb.  ObennedizinalratBr.  med.  Neidhabt  und  Gymnasial- 
direktor Dr.  FoEBACH ;  die  Schriftführung  liegt  in  den  Händen  der  Herren 
Oberlehrer  BoLLEB  and  Kreisschulinspektor  Dr.  Ltttus,  sämtlich  in 
Dannstadt.  (Mitget.  von  K.  ROLLER-Darmstadt.) 

Keine  warmen  Schulpantoffelu  in  Aachen.  Dem  Beispiele  des 
Amsterdamer  Komitees  zor  BeschafiFong  Yon  Schnlpantoffcln  (cfr.  Nr.  8  dieser 
ZäMrift^  wollte  der  Aaehener  8animel?erein  »Habaaa'',  ein  Terdn  zur 
XJntsnt&tiang  armer  SehaUander  obne  üntersehied  der  Konfettion,  folgen, 
indem  der  Vorstand  in  einer  seiner  letzte  Sitzungen  den  Betrag  von 
300  Mark  bewilligt  hat,  um  davon  dicke  FiIzpanto£feln  zu  beschaffen  und 
dieselben  —  die  behördliche  Genehmigung  vorausgesetzt  —  einzelnen  Schul- 
systemen zu  einem  Versuche  zu  überweisen.  Man  hoffte,  damit  so  günstige 
Bärfahmngen  zu  machen,  dafs  bald  keinem  Schulkiade  mit  nassen  Föfsen 
die  Wohltat  der  gesundheitsfördernden,  warmen  Paotoffeln  während  des 
üaterricfata  Yorenthalten  zn  werden  brancbe.  Diese  Erwartungen  wurden 
Intter  getftnscbt,  da  die  znstftndige  städtische  Behörde  sich  abiebnend  ver- 
bidt  Die  „Konfessionslosigkeit'*  der  Schnlpantoffein  dflrlte  hier  eine 
fttale  Rolle  gespielt  haben.  fMitget.  von  Aquensis.) 

Eine  Erziehungsanstalt  für  verwahrloste  Madchen  soll  in  Basel 
errichtet  werden.  Der  Regieruagsrat  hat  kürzlich  dtn  Grofsen  Rat  um 
Geaebraiffung  der  vorgelegten  Pläne  und  um  Bewilligung  des  erforderlichen 
Kredites  von  147000  Frcs.  ersucht.  Die  Anstalt  soll  vorlauüg  ^ur  Aui- 
ashme  m  SO  Kindern  eingerichtet  werden. 

Bfadteke  Stoff-  oder  HolBSolmho  für  4i«  Kinder  der  Volkseekile 

vOniclit  nadi  einer  Iflitteilnng  der  „Hagener  Ztg^  die  k.  Regierung 
Bftsseldorf  anf  Oemeindekosten.  Dieselben. sollen  in  den  Schalen  anf- 


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bewahrt  und  von  denjeni^on  "Kindern  !)H  nas'^or  "Wittenincr  im  Sdinlbaiico 
petrapen  werden,  welche  mit  tlnrrlniärstrn  Schuhen  und  Strünii>fen  an- 
koiniiien.  Ein  zweites  Paar  Strömple  müssen  die  Kinder  selbst  milbriDcren, 
und  die  Eltern  werden  dazu  gerne  bereit  sein,  wenn  Bie  wissen,  dafs  die 
Kinder  die  darchii&&te  FdkbekleidtiD^  ablegen  nnd  dorch  trockene  enetsen 
können.  Die  Selmhe  bleiben  selbetredend  Ejgentnni  der  Scbnle  and  werden 
jedesmal  nach  Schlafe  des  Unterricbts  an  den  bestinimtenPlats  saiflckgebraeht. 
Sollte  der  Wunsch  der  Recrierung  in  fäfllllung  gehen,  so  würden  manche 
Krankheiten,  welche  sich  die  Kinder  namentlich  in  Landschulen  durcli  das 
stille  Sitzen  bei  nassen  und  kalten  FQfsen  sehr  leirht  zuziehen,  verhütet 
werden.  Es  liegt  an  der  Gemeinde  seihst,  ob  dit  Anregung  nur  ein 
frommer  Wunsch  bleibt  oder  nicht  ^  im  Uinblick  auf  die  Kinder,  namentlich 
der  Armen,  wäre  die  Yerwirldidiung  desselben  sehr  geboten  nnd  angebracht. 
Für  die  Gemeinde  ist  es  nor  dne  etnmallge  Aaslage. 

Zvguuf ei  der  Stelliekiifl  spradi  sich  jttaiget,  wie  man  ans  aas 
medisiniachen  Kreisen  mitteilt,  Geb.  Medizinalrat  Prȣ.  Dr.  Hoffa  in 
einer  seiner  klinischen  Yorlesnngen  über  Skoliose  ans.  Er  wies  darauf 
hin,  dafs  die  Zahl  der  skoliotischen  Schnlkindpr  eine  sehr  gro^e  sei,  dafs 
sehr  viele  Kinder  die  Wirbelsiiuleverkrümmung  erst  in  der  Sclmle  erwerben 
nnd  dafs  als  \'orbeugungsmafsregel  die  Steilschrift  von  gröiiilem  Nutzen  sei. 
Die  Schrägschrift  müsse  aus  der  Schule  verschwinden. 

BIder  lllr  GemeindeMkBler  in  Berlii.  IHe  atsdüsehe  Schol* 
depntation  macht  darch  Bandverfllgnng  an  die  Bekftoren  der  Gemeinde* 

schulen  bekannt,  dals  die  neuen,  für  das  Ealendeijalir  1904  geltenden  Be* 
rechtigungskarten  für  Gemeindcschnlkinder  zur  Benutzung  der  Schwimmballen 
nnd  Brausebäder  in  den  fünf  städtischen  Volksliadean^^talten  nnentgeltlich 
in  Empfang  genommen  werden  können.  Bei  Vorlegung  der  Karten  werden 
den  Schulkindeni  in  den  Badeanstalten  Schwimm-  und  Brausebäder  zu  dem 
ennäfäigten  Preise  von  10  bezw.  5  Pfg.  verabfolgt.  Gleichzeitig  macht 
die  st&dtisdie  Sdraldepatation  daranf  aufmerksam,  da&  bei  Verteilung  dieser 
Berechtignngskarten  —  im  Gegensatz  za  den  Freikarten  fOr  Fkdsb&der  — 
die  Frage  der  Bedflrftigkeit  der  Schttler  oder  Sebfllerinnen  nicht  sn  prüfen 
ist,  vielmehr  allen  Gemeindeschulkindem  ohne  weiteres  Berecbtigongskarten 
Zü  den  Volksbadenn'^ta]ton  verahfo1f:'t  \verr!fn. 

Gesundheitliche  Fürsorge  für  die  Schnlkinder  in  den  Volks- 
schulen Bayerns.  Die  Distrikts-  und  LokalschulinspeUtioucn  sind  be- 
kanntlich angewiesen,  für  Kmaer,  die  aus  fremden  Orten  zur  Schule  kommen 
nnd  wflbrend  der  Mittagzeit  am  Sitze  der  Schule  verbleiben  mflssen,  wo- 
möglich eine  Yeranstaltnng  za  treffen,  dafs  sie  dort  eine  Sappe  erhalten 
können.  Wie  nnn  ans  den  Yerhandlaneen  Aber  die  ordentlichen  Scbal- 
Tisitationen  und  aus  den  amtsärztlichen  Jabresberichtca  herforgdit)  be- 
schränken sich  die  in  dieser  Hinsicht  getroffenen  Einrichtungen  auf  vcr- 
haltnisinüfsig  wenige  Sclmlorte,  obwohl  das  Bedürfnis  hierfür  vielfach  vor- 
handen ist.  Den  mafsgebenden  Bchürden  wurde  daher,  wie  die  „Münch, 
Zig."  mitteilt,  neuerdings  dringend  nahegelegt,  die  Dnrchftlhning  der  er- 
wähnten Bestimmungen  tunlichst  zn  fördern.  In  erster  Linie  ist  an  die 
Bereithaltong  von  Beis-,  Gries-  nnd  sonstigen  Schleimsappen  za  denken, 
die  anch  ohne  Fleisch  sehr  nahrhaft  eingekocht  werden  können.  Ein 


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165 


weiterer  Gegenstand,  der  die  Fflnorge  der  Schulbehörden  erheischt,  ist  die 

Bereitstcllnng  trockener  Fufsbekleidung  für  die  mit  durclinäfsten  Schuhen 
znr  Schule  kommenden  Kinder.  Soweit  Kinder  armer  Eltern  in  Frage 
kommen,  ist  die  Mitwirkung  der  Lokalschulkasson  usw.  oder  etwa  vor- 
handener Wohltätigkeitsvereine  in  Anspruch  zu  nehmen. 

Ein  Verein  zur  FSrdemiig  der  Jngend-  und  Yolksspiele  ist 
admgBt  in  Barmen  gegrflndet  worden.  In  einer  ersten  Versammlang 
legte  Tnnüelirer  A.  Edelhovf  die  Ziele  nnd  An^jaben  eines  soldicn 

Yereios  des  genaueren  dar.  Zuvörderst  seien  ins  Ange  zu  fassen  geregelte 
Schfllerspiele  für  die  Barmer  Yolksscholen.  Sodann  gelte  es,  die  eigent- 
hchen  Yolksspiele,  vor  allem  für  die  schulentlassene  Juckend,  allmählich 
einzuführen.  E.  wies  hierbei  auf  die  Frage  der  Gewinnung  geeigneter 
Spielplätze  hin,  eine  Frage,  die  bei  der  Lage  der  Stadt  Barmen  in  dem 
langgestreckten  engen  Wuppertal  gar  nicht  so  leicht  zu  lösen  ist.  Als 
dne  Haaptanüsabe  des  T^das  beseidmete  der  Befmit  endlieh  die  Yer- 
SBstaltnng  Ton  Ferienspielen,  wobei  er  anl  das  Bespiel  der  Stftdte  Krefeld 
Süd  Bonn  hinwies  („Körper  und  Geist",  Nr.  7,  1903.) 

Ober  den  Anstrieh  der  wftnde  nnd  FnÜBbttdeA  in  Selmlxunneni 

ist  in  mehreren  Regir  ninjrsbezirken  ktirzlich  eine  Verfügung  erla«;!??!!  worden, 
in  der  angeordnet  wird,  bei  dem  vorgeschriebenen  Olfarbenaustrich  der 
Wände  eine  möglichst  helle  blaue  Farbe  zu  verwenden,  da  die  in  vielen 
Fallen,  iiameuLlich  bei  Erneuerung  des  Anstrichs  gebrauchte  duuklü  Farbe 
«f  die  UehtTerbftltaJsBe  der  Klassen  ungünstig  einwirkt.  Ferner  soll  be- 
Mhlet  werden,  dals  die  FnlbbOden  der  Schnldnimer  stets  nnr  mit  FirniB 
nd  nieht,  wie  es  oft  gescbieht,  mit  Ölfarbe  oder  einem  Zusatz  von  Öl- 
farbe zum  Firnis  gestrichen  werden,  da  durch  die  Ölfarbe  ein  luftdichter 
AbscWnfs  herbeigeführt  wird  und  so  ein  Yerdunsten  der  beim  Aufwischen 
der  Dielen  etwa  eindringenden  Feuchtigkeit  verhindert  and  die  Schwanun- 
bildimg  begünstigt  wird. 

Die  ärztlicbe  Aufsicht  bei  der  Berliner  Taubstummenanstalt 
HUafÜhren  hat,  wie  wir  dem  „Berh  T^hh'^  entnehmen,  die  städtische 
fldnIdnNitatlon  vor  kurzem  beschlossen. 

WalderiiahugBfltltte  für  aehwicUiche  Kinder«    Die  BtmtA- 

dnokratische  Fraktion  der  Stadtverordnetenversammlung  von  Spandaa 
bat  nach  einer  Nachricht  der  „Berl.  Ztg.""  folgenden  Beschltifsantrag  ein- 
gebracht: Die  Versammlung  beschließt,  den  Magistrat  am  Einbringung  einer 
Vorlage  zu  ersuchen,  weli  he  die  Schaffung  einer  Walderholungsstätte  für 
die  der  kürperiichen  Stüikuug  bedürftigen  Kinder  und  für  die  in  der  Re- 
konvaleszenz begriffenen  Mitglieder  hiesiger  Krankenkassen  vorsieht. 

Uitenaeknngen  ilMr  GiQfiw  lad  Gewicht  der  SektUer  wmrde», 
Iis  das  »Berl.  TagM,*  mitteilt,  anf  Anordnung  des  kOnigl.  Provinzid- 
KindkDllegiams  mit  Genehmigung  des  Kultosministeia  kflnlich  in  allen 
liOheren  Schulen  Berlins  von  den  Turnlehrern  vorgraommen.  Die  Mes- 
songen  haben  den  Zweck,  Anhaltspunkte  dafür  zu  p:ewinnen,  inwieweit  die 
geistige  Entwicklung  der  Schüler  mit  der  körperlichen  Hand  in  Hand  geht. 
Es  bat  sich  nämlich  herausgestellt,  dafs  die  in  der  Schule  zurückbleibenden 
Kioder  im  Verhältnis  zu  ihren  Altersgenossen,  die  m  höheren  Klassen 
dtna,  dnrchschnittlieh  aneh  kfliperlidi  die  unentwickelteren  sind.  Beob- 


166 


aditangeo  dieser  Art  hat  Dr.  F,  A.  80HMiJ>T-Boim  in  dSfaer  ZHiatMft 
TerOffe&tndit  In  Berlin  kam  ni  gleidber  Zeit  der  praktische  Arzt  Dr.  BxBTi 
auf  Grnnd  eigener  Messungen  zn  den  gleichen  Ergebnissen.  Seine  Unter- 
sncbnngen  erstreckten  sieb  auf  5134  Kinder  im  Alter  der  Scbulpflicbt  aus 
drei  Gymnasien,  vier  Gemeindeschnlen  und  einer  böheren  Mädchen  schule. 
Bei  der  gleichen  Zahlenreihe  von  Kindern  wohlhabender  und  ärmerer 
Klassen  fällt  der  grofsc  Unterschied  in  licr  Eiitwickhing  zugunsten  der 
Kinder  besser  situierter  Eltern  auf.  Knaben  wie  Mädchen  der  böheren 
Sebnlen  sind  dnrchschnitliich  um  5  bis  6  Zentimeter  gröfter  nnd  S  bis 
6  Kilogramm  schwerer  als  ihre  Altersgenossen  in  den  Gemeindescholen;  der 
mittlere  Brustumfang  dagegen  bat  sich  bei  Gymnasien  nnd  Gemeindeachiilen 
als  nahezu  gleich  herausgestellt  Beim  Vergleich  des  Entwicklungsstandes 
der  Knaben  nnd  Mädchen  besser  gestellter  Klassen  untereinander  ist  be- 
merkenswert, dafs,  während  vom  7.  bis  11.  Lebensjahre  die  Kinder  an- 
nähernd gleich  grofs  und  schwer  sind,  vom  11.  bis  14.  Jahre  die  Mädchen 
infolge  schnelleren  Wacliätums  die  Knaben  an  GrOfse  sowohl  wie  au  Gewicht 
überholen.  Ißt  dem  15.  Jahre  flherflSgeln  die  Knaben  wiederom  die 
Mädchen.  Anch  bei  den  Khidem  der  ärmeren  Volksschichten  findet  sich 
ein  analoges  Verhältnis,  und  ist  wohl  die  zeitlich  verschiedene,  bei  den  Mädchen 
^wa  drei  Jahre  frtlher  als  bei  den  Knaben  eioaetxende  Pnbertäteentwick- 
lung  als  Grund  fflr  iiip-;ps  ungleiche  Wachstum  anzusehen.  Diese  Unter» 
suchuogcn  haben  für  die  oberste  Scbulbehürde  don  Anlafs  gegeben,  der 
Frage  des  Parallelismus  /.wischen  körperlicher  und  geistiger  Entwicklung 
der  Kinder  auf  Grund  einer  möglichst  umfangreichen  Statistik  näher  zu 
treten. 

Eine  V«reiDigang  für  Seknlgenuidheitspflega  ist  im  Januar  in 
Hamburg  gebfldel  worden.  Damen  und  Herren  ans  venchiedenen  Berofii- 

klassen,  zumeist  Lehrer  und  Ärzte,  haben  sich  zosammengetan,  um  Fragen 

der  Schulgesundheitspflege  nach  wohl  vorbereiteten  Vorträgen  von  Refe- 
renten nnd  Korreferenten  eingehend  zu  besprechen.  Die  daraus  sich  bil- 
denden Ergebnisse  sollen,  möglichst  in  Form  von  Eingaben  an  die  Be- 
hörden, dazu  dienen,  diese  zur  Besserung  der  vielfach  noch  in  Hamburg 
bestehenden  Mängel  auf  scbulhygienischem  Gebiet  anzuregen.  Die  Ver- 
einigung soll  ?orUUifig  einen  ganz  zwanglosen  Charakter  haben  nnd  aneb 
nicht  an  bestdiende  Vereine  sich  anlehnen. 

Der  Ffirsorge  fQr  arme  Schulkinder  hat  sich  nach  der  y,JkfU 
munder  Ztg.""  unlängst  die  Regierung  in  Dttsseldorf  angenommen, 
indem  sie  in  einer  Verftlgung  darauf  hinwies,  dafs  in  zahlreichen 
Schulen  des  Bezirkes  die  bewährte  Einrichtung  besteht,  für  auswärtige 
Övhulkiüder,  welche  in  der  schlechten  Jahreszeit  mit  durchnäfster  Fnfs- 
bekleidung  in  der  Schule  ankommen,  einfache  Holz-  oder  weiche  Stoff- 
schnhe  bereit  gehalten  werden.  Dnreh  diese  können  die  Kinder  die  nassen 
Schuhe  ersetzen.  Die  Schuhe  sind  entweder  auf  Kosten  der  Gemeinde 
beschallt,  oder  von  einzelnen  VlTobltätem,  gemeinnfltsigen  Vereinen  und  dergl- 
geschenkt  worden.  Ein  zweites  Paar  Strumpfe  zum  Wediseln  bringen  die 
Kinder  mit.  Da  diese  Einrichtung  zweifellos  Schutz  gegen  Gesundheits- 
schädigungen der  Schüler  bietet  und  durcli  sie  anch  rine  ungestörtere 
TeiloAbme  am  Unterriebt  ermöglicht  wird,  so  werden  die  Herren  Landräte, 


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167 


0b«rUig»nBti8ter,  Erato-  und  Lokatodmlinipaktoveii  und  Rektoren  eraucbt, 
«1  aDet  Orten,  wo  dnieh  die  mebr  oder  weniger  weiten  Scbnlwege  ilin* 
liehe  Ge&hren  fbr  die  Schulkinder  entstehen,  dahin  zn  wirken,  dafii  dnrdi 
Bescheftog  einer  hinreichenden  Zahl  einfacher  Schuhe,  die  in  besonderen 

Holzgestellen  anf bewahrt  werden,  den  Kindern  die  Möglichkeit  geboten 
wird,  ihre  auf  dem  Schulwege  durchniklste  Folsbekleidang  durch  trockene 
zu  ei^etzen. 

Reinhaltung  der  Turnhalleo.  Nach  einer  Meldnng  der  ^Köln. 
Zig*  sind  von  der  Regierung  die  einzelnen  Schnlanstalten  angewiesen 
werden.  Aber  die  Reinigung  nnd  Lflftong  der  Turnhallen,  sowie  Aber  die 
AUegong  der  Kleider  nnd  Ttmscbnhe  in  einem  besonderen  Vorranm  usw. 
Berieht  m  erstatten  und  die  etwaigen  HSngel  und  Wünsche  su  ihrer  Ab- 
Bldhing  anzugeben. 

Zahnniitersnchnu°:eii  bei  SclinlkinderD.  Wie  die  Tagesblfitter 
mitteilen,  haben  die  Stadtverordneten  in  Meiningen  für  Untersuchung  der 
ZAhne  samtlicber  Scliulkinder  einen  grOfseren  Betrag  bewilligt. 

Wandtafeln  mit  tieHUudheitsregeln  sind  von  der  Schulbehürde  iu 
Darm  Stadt  in  die  Klassenzimmer  der  dortigen  stldtisehen  Schulen  TerteQt 
uarden.  Biese  Regeln  sollen  durch  die  Lehrer  besprochen  und  der  Re* 
acbtuDg  der  Schaler  eindringlich  empfohlen  werden.  Dadnrdi,  da(s  die 
Tifebi  den  Schülern  täglich  vor  Augen  bleiben,  dflrfte  dieser  praktischen 
Klßregel  ein  reicbbaltiger  Erfolg  gesichert  werden. 

0r.  Alexander  Spiess  f.  Schon  wieder  betrauern  wir  den  Tod 
eines  Mannes,  der  auf  dem  Gebiete  der  öffentlichen  Gesundheitspflege  im 
allgemeinen  und  der  Schulhygiene  im  besonderen  Bemerkenswertes  geleistet 
and  lidi  manche  Verdienste  erworben  bat.  Beinahe  40  Jahre  hat  er,  in 
tnaer  Hingebung  an  seine  Vaterstadt  Frankiert  a.  M.,  seine  TStigkeit  dem 
Mcdisinal-  nnd  GesnndheitBwesen  derselben  gewidmet  nnd  energisch  an  der 
Beoigaoisation  des  kommunalen  Sanitätswesens  im  Beginn  der  80  er  Jahre 
mitgearbeitet.  Diese  Reorganisation  schlofs  in  sich  auch  die  Kreierung 
der  Stelle  eines  Stadtarztes  als  öffentlichen  Gesundhcit-beamten,  und  der 
erste  Inhaber  dieses  wichtigen  Amt»  s  wurde  A.  SpiessS;  er  blieb  auch 
Sttdtant  von  Frankfurt  a.  M.  bis  zu  semem  allzu  früh  erfolgten  Tode.  In 
dieser  Stellung  hat  sich  Spiebs  lebhait  betätigt.  Davon  legen  Zeugnis  ab 
die  von  ihm  verOlfentlichten  Jahreaberiehte  Aber  die  Verwaltung 
4es  Hediniaalwesens  der  Stadt  Frankfurt  a.  M.,  sowie  andere 
FnUikatioaen,  unter  denen  wohl  an  erster  Stelle  za  nennen  ist  ein  327 
Seiten  nmlassendes,  mit  zahlreichen  Abbildungen  ausgestattetes  Werk: 
Die  hygi^» ni«;chen  Einrichtun  iron  von  Frankfurt  a.  M.  (1888), 
an  dessen  Bearbeitiiii<7  sich  nnrh  die  Stadtbauräte  Beumke  und  LiNDLEY 
kleiligten.  Erwähnenswert  biüd  auch  seine  neueren  Arbeiten:  Meteoro- 
logische Verhältnisse  und  Bevölkerungsstatistik  in  Frank- 
furt a.]C.  fOr  das  Jahr  1901,  und  (jm  Verein  mit  Gsandhomkb): 
Das  Offentliehe  Sanitätswesen  in  Frankfort  a.  M.  1901. 

Schon  seit  dem  Beginne  seiner  Tätigkeit  als  Stadtarzt  hatte  sich 
Spiess  auch  mit  dem  Schulwesen  zu  beschäftigen  nnd  war  ihm  die  ärzt- 
liche tJberwarhiin^::  der  Schulen  anvertraut.  Nicht  zum  wenitr^^ten  seinen 
Amtrengongen  ist  es  zu  verdanken,  wenn  Frankfurt  im  Frti^jahr  1899 


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das  Institut  der  Schulärzte  einführte,  deren  Tätigkeit  durch  den  Stadtarzt 
als  Vorsitzcmlen  überwacht  und  einheitlich  geregelt  wurde.  Diese  Verhältnisse 
hat  Si^jtsb  in  seinem  in  der  y,Dmisrh.  Vierteljahr:  sdo'.  f.  off  .  Gesundheifspfl." 
(XXXI.  Bd.  H.  2)  Teröffentlichten  Aufsatze:  btadtarzt  und  Schularzt 
niedergelegt.  Schon  frflher  hatte  er  an  demselben  Orte  einen  trefflichen 
Anfints:  Zur  praktiBchen  Lösang  der  Snbselliea frage  (1.  c.  XYII. 
S.  285  ff.)  gdiefert  Als  Ältester  SchnUnt  betrachtete  er  es  ab  eine 
wesentliche  Aufgabe,  den  Lehrer  fOr  die  Institotion  zo  gewinnen  nnd  ihn 
(nach  seinem  eigenen  Ausdrucke)  ^keineswegs  als  einen  Feind,  vielmehr 
als  eine  Stcitze  und  einen  Ratgeber"  anzusehen. 

Mit  dem  Jahre  1879  ist  Spiess  in  die  Redaktion  der  Deutschen 
Vierieliahrsschr.  f.  öff\  Gesundheit^ /l.  eini^etreten,  an  der  er  sich  neben 

FiNKELNBÜEG,    ÜÖTTISHEIM,    HlBöCH,    HOBÄECHT,    A.  W.  UOFMAKN» 

Y.  Pbttenkofbb,  Generalarzt  Roth,  Yabbbmtbapp,  Wassebfuhb  nnd 
Oberbflrgenneister  v.  Winter  betätigte.   Alle  diese  Mftnner  haben  nns 

mit  der  Zeit  verlassm,  die  Namen  der  tibrigen  Heraasgeber  der  Viertel- 
jahrsschrift haben  gewechselt,  nur  Spiess  ist  geblieben,  nnd  wir  finden 
seinen  Namen  noch  auf  dem  1.  Hefte  des  Jahres  1904.  Nun  ist  auch  er 
von  uns  gegangen,  über  seinen  Verlust  kann  uns  nur  das  Bewufstsein 
trösten,  dafs  auch  jetzt  die  Vierteljahrssclnilt  sieb  in  ttlchtigen  Händen 
befindet.  Kuhmeud  soll  hier  noch  der  vou  SPLEää  miL  grofsem  Fleilise 
ftr  die  l^erteJJabrsschrili  jt weilen  zosammengestentenVeraeichnisse  der 
Den  erschienenen  Schriften  Ober  Öffentliche  Cresnndheitspflege 
ErwAhnong  getan  werden. 

Einen  grofsen  Teil  seiner  Zeit  und  Arbeitskraft  hat  Spibbb  den  Ge- 
schnfton  dps  Dcutsclien  Vereins  U)r  r)ffentliche  Gcsundheitspflepe  gewidmet, 
der  ihn  unmittelbar  nach  seiner  Gründung  im  Jahre  1873  zu  seinem 
ständigen  Sekretilr  ernannte.  Dieser  Verein  hat  Spiess  viel  zu  verdanken. 
Die  wichtigen  Vorarbeiten  für  die  Versammlungen  des  Vereins,  die  Zu- 
sammenstellung und  Drocklegong  der  eingehenden  Protokolle  derselben 
waren  Spiess  anheimgegeben.  Mit  nnsichtbarer,  bescheidener  Hand  und 
seltener  organisatorischer  Begabung  leitete  er  gleichsam  hinter  den  Knlisaen 
das  Getriebe  dieses  Vereins,  und  es  war  eine  wofalverdiente  Ebre,  wenn 
ihm  der  Verein  bei  Gelegenheit  seiner  25.  Jahresversammlung  und  wieder- 
um bei  Gelegenheit  seines  30jährigen  Prstoliens  seinen  tiefgefühlten  Dank 
aussprach.  Für  den  V^erein  wird  Spiebs  beinahe  unersetzlich  sein.  Wir 
alle  aber,  die  wir  ihn  gekannt  und  ihn  in  seinem  stillen  Wirken  gesehen 
haben,  werden  ihn  in  treuem  Andenken  bewahren.    (D.  Red.) 

Sehil-  «nd  hygieniseh«  Anastellnig  m  Königsberg  i.  Vi.  Ans 
Anlab  der  Bentschen  Lehrerversammlnng,  die  in  den  Pfingsttagen  1904 

zu  Königsberg  i.  Pr.  tagt,  findet  daselbst  in  der  Zeit  vom  20.  Mai  bis 
5.  Juni  eine  Schul-  und  hygienische  Ausstellung  statt,  an  deren  Spitze  der 
Direktor  des  dortif^en  hygienischen  Universitäts-Instituts  Prof.  Dr.  Pfeiffer 
steht.  Zum  ersten  Male  soll  den  Vertretern  des  über  100000  Mitglieder 
zählenden  Deutsclien  T.ehrcrvcreins  auf  einer  Ausstellung  die  Schulhypiene 
besonders  nahe  geführt  werden,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dafs  dieselbe 
recht  zahhreich  besclüd[t  würde;  denn  nnr  dann,  wenn  es  nns  gelingt,  die 
weitesten  Kreise  der  Lehrerschaft  ittr  die  Fordemngen  der  Schulhygiene 


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159 


m  interasieren,  mir  dam  fcöDneii  wir  auf  diesem  Gebiete  entsehieden 
weiter  kommen.  Arzt  und  Lehrer  mQssen  sich  hier  eben  zur  gegenseitigen 
UDterstfltzang  die  Hand  reichen.  Besonders  sind  dartun  zur  Beschickung 
der  Ansstellnng  alle  diejenigen  Institute  und  Firmen  eingeladen,  die  borpits 
in  Nürnberg  ausstellen.  Beide  Ausstellnngen  kollidieren  nicht.  Anmel- 
dongen  sind  bis  zum  1.  April  an  den  Vorsitzenden  des  Ortskomitees 
Dr.  Rapke,  Unterhaberberg  12a,  zu  richten,  der  auch  weitere  AuskunlL 
gerne  erteilt.  Die  Aosstellmig  findet  im  Park  nnd  in  der  Feefballe  des 
KOnigsbeiger  Tiergartens  statt.  Platzgebfllir  wird  nicht  eiliobeB.  In  betreff 
der  freien  Rtlckfracht  ist  das  Komitee  bei  der  Eisenbahnbehörde  Torstdlig 
giv<Hrdeii.  Mit  der  Ansstellang  sollen  belehrende  Vorträge  verknflpft 
werden,  Anmeldungen  ancli  von  auswärtigen  Gelehrten  nnd  Ärzten  werden 
data  gerne  entgegen  genommen. 

(Mitg.  V.  Dr.  RAPKE-Königsberg  i.  Pr.) 
Schnlhygienische  Aasstelloiig  in  ^ürüberg.  Mit  dem  vom  4. 
Ins  9.  April  1904  in  Hflmberg  tagenden  Internationalen  Kongrefo  für 
Bdnilliygiene  wird  ancli  eine  AussteUnng  silmtlicher  in  dieses  Gebiet  fallender 
GtgCDstftnde  Tnzbnnden,  an  welcher  bereits  zahlteicbe  Anmeldnngen  ein- 
gdaofen  sind.  Die  Ausstellung  wird,  um  dem  allgemeineD  Interesse, 
welches  sich  in  weiten  Kreisen  für  dieselbe  zeigt,  entget?enzukommen,  vor- 
aossichtlich  ^chon  vor  der  Tagung  des  Kongresses  errifTnrt  nnd  einige  Tage 
danach  erst  geschlossen  werden.  Als  Ausstellnngsgegenstünde  kommen 
unter  anderen  z.  B.  in  Betracht:  Pläne  und  Modelle  von  Schulgebäudcu 
nk  Nebengebäuden  und  Einrichtungen,  Abhandlungen  über  die  Grundlagen 
der  ScknlhanaanslUimDgen  samt  Umgebnng,  Abhaadlnngen  nnd  Darstellung 
titer  dsn  Sehnlbetrieb  im  allgemeinen  nnd  in  Sonderschnlen,  Aber 
die  Unterrichtsmittel,  über  die  Erziehung  der  Kinder  in  der  Schule  und 
im  Haus;  alle  Arten  Einrichtungsgegenstände  und  Unterrichtsmittel,  ins- 
besondere wissenschaftliche  Instrumente,  LehrbOcber,  Schulbücher,  Zeit- 
schriften, Wandtafeln,  Schreib-  und  Zeichenmaterialien  usw.,  Apparate  für 
die  Untersuchung  der  Kinder  und  für  körperliche  Erziehung,  sowie  Turn- 
geräte usw. 

Di«  Lehrer  gegei  den  Alkehel.  Eine  Yersammlnng  der  Lehrer 
des  Amtes  Aarwangen  (Kanton  Bern),  erklärte  es,  nach  einer  Mitteilung 

der  Tagesblätter,  als  Pflicht  jedes  Erziehers,  die  Alkoholfrage  gewissenhaft 
zn  studieren,  die  Jugend  im  Geiste  der  Enthaltsamkeit  zu  erziehen.  Die 
Schnllesebücher  sollen  bei  Neuauflage  in  diesem  Sinne  revidiert,  und  in 
den  Lehrerseminarien  solle  der  Bedeutung  des  Alkoholismus  für  das  Volks- 
leben die  gebührende  Aufmerksamkeit  geschenkt  werden. 

Die  Berliuer  Schalpavillous,  NO.,  Ecke  der  OUvaer  uud  Thorner 
Stnlse,  unweit  des  Friedricbsluiins,  sind,  wie  der  „Wegweiaer  f,  LdtT' 
wüMO'  (X.  Nr.  4)  mitteilt,  bereits  in  Gebrandi.  Sie  wurden  mit  15  Klassen 
besetzt  und  bflden  die  jüngste  (265.)  Gemeindeschule  in  Berlin.  Am 
1.  Oktober  war  dort  der  Boden  noch  mit  Lauben  und  Gartenfrüchten  be- 
deckt ;  ietzt  erheben  «^ich  auf  dem  8000  Gev.-Mtr.  grofsen  Grundstück 
acht  utii  zwei  urofso  Schulhöfe  gruppierte  Pavillons,  die  einen  freundliclien 
Aüblick  bieten.  Es  sind  zerlegbare  Gebäude,  die  doppelte  Wände  und 
doppelte  Fuüsböden  mit  dazwischen  ruhenden  Luftschichten  haben.  Der 


160 


nntere  Fufsboden  hat  noch  einen  Asphaltpappcnüberzug  oder  eine  Kork- 
schiebt erhaltüu.  Jeder  Pavilloo  enthält  zwei  Kiassenräume,  die  durch 
eiMD  Yommiii  vad  ein  Lduranimiiur  ?ob  emander  getrennt  sind.  Jede 
Xlaaae  hat  7  (6)  große  Doppelfeoiter  mit  derflber  liegendes  Klappfenstern. 
Es  rind  helle,  freandliche  Räume.  In  jedem  KUnsenximmer  stehen  svei 
eiserne  FQllöfen,  die  mit  Kokes  oder  Prefskohlen  geheizt  werden  and  fttr 
eine  gleichmllfsigc  Erwärmung  sorgen.  Zweisitzige  Bänke  sind  in  jeder 
Klasse  in  drei  GrAr<^en  vorbanden ;  die  Tische  der  Oberklasse  sind  nach 
mit  Lesepnlton  versriien. 

Ein  Kurs  £Qr  Ueraubildnng  von  Lehrkräften  an  Spezialklassen 
und  Erziehimgsanstalteii  ffir  schwachsinnige  Rinder  soll  auf  Anre- 
gung der  im  lelsleii  Sommer  in  Lasern  abgehaltenen  IV.  Schweiseiisdien 
Konferens  Ittr  das  Idiotenweaen  im  Lanfe  dieses  Jahres  in  Ztlrich  einge- 
richtet «erden.  Beztiglich  der  Organisation  des  Kones  ist  folgendes  fest- 
gesetzt: 

1.  Der  Kurs  dauert  acht  Wochen  nnd  beginnt  mit  dem  Anfang  des^ 
Schuljahres  1904/05  der  städtischen  Schulen. 

2.  In  den  Kurs  werden  im  ganzen  15 — 20  Teflnehmer  (Lehrer  ind 
Lehrerinnen)  aufgenommen,  welche  an  äpezialklasseu  oder  Anstalten  für 
schwachsinnige  Küider  tätig  sind  oder  beabsichtigen,  sich  der  Unterweisung 
solcher  Kinder  sn  widmen. 

3*  Fflr  die  Aufnahme  sind  erforderlich :  a)  der  Besits  eines  kantonalen. 
Leliipatentes,  b)  die  Absol?iening  einer  mindestens  zweijährigen  Schal- 
praxis, c)  die  für  die  ünterweisting  schwachbet-'abter  Kindor  notwendigen 
Qualitikatiunen,  bestätigt  durch  ein  EmpfehlungsschreibeA  der  Schoibehorde 
des  letzten  Wirkungskreises. 

4.  Die  Anmeldung  zum  Besuche  des  Kursus  geschieht  bis  zum 
15.  Fehntar  1904  bei  der  Erxiehongsdirektion  des  betreffenden  KantoDS^ 
welche  die  Kamen  der  Lehrer,  die  sie  znr  Teilnahme  empfiehlt,  der  Er- 
ziehangsdirektion  des  Kantons  Zürich  einberichtet. 

5.  Die  Kosten  des  Kurses  Übernehmen  der  Kanton  nnd  die  Stadt 
Zürich,  sowie  die  Zentralkonunissioa  der  Schweizerischen  gemeinnfltzigen 
Gesellschaft  gemeinsani. 

6.  Das  Unterrichtsprogramni  umfafst:  a)  Anatomie  and  Physiologie 
des  Kervensystems,  Uimpatlioiogie  mit  besonderer  Berflcksichtigung  der 
Idiotie,  mit  Krankenvorstellung  nnd  Demonstrationen  ?on  Präparaten, 
b)  Lautphysiologie  nsw.;  Wesen  nnd  Geschichte  des  Tanbstnmmen-  nnd 
äindennnterrichts.  c)  Wesen  der  Sprachgebreeben,  ihre  Behandlang  mit. 
besonderer  Berttchsichtigai^p  des  Stottems  und  Stammeins,  durchgefohrt  in 
zwei  kurzen  Heilkursen,  d)  Methodische  Besprechungen:  Lehrplan  der 
Spezia1kbs?en,  einzelne  Schulfächcr.  e)  Gymnastische  Übungen  mit  schwach- 
sinnigeu  lündern.  f)  Einzelne  Vorträge,  betreffend  das  Leben  und  die 
Erziehung  anormaler  Kinder  (z.  B.  KüiUerieliler,  Organisation  der  Spezial- 
klassen  und  Anstalten,  psychopathische  Minderwertigkeiten  usw.).  g)  Ex- 
perimentelle. Vorfilhrnngen  ans  dem  Gebiete  der  Faychologie.  h]  Hand- 
arbeit, theoretische  nnd  praktische  EinftUmmg  in  die  verschiedenen  Zweige 
des  Handarbeitsunterrichts  bei  schwachen  Kicdei  n.  i)  Skizzieraides  Zeichen, 
k)  Praxis  in  den  Spezialanstalten  von  Zürich,  Xaalratammenanstalt  ZOricb, 


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161 


Anstalt  Regensberg,  Anstalt  Hottingen.  I)  fioBBche  in  aaderai  Spezial- 
und  Hilfsklassen,  Anstalten  usw. 

7.  Die  Praxis  in  den  Spezialklassen  uod  Spezialanstalten  wird  auf  die 
Tormittage  verlegt;  die  Teilnehmer  wohnen  gruppenweise  dem  Unterrichte 
Im!  uid  vennohw  skdi  dabei  sdbat  in  der  Ertfläang  des  Unterrichtes. 
Der  tbeoretiaehe  Tefl  d«  Kurses  (yortritge  nnd  Übungen)  wird  aaf  die 
Kichmittage  verlegt. 

8.  Die  TeUnebner  erbelten  am  Scblnsse  einen  Ausweis  Aber  den 
Besnch  des  Korse«!. 

Sommerpflege  für  Volksschiiler  iu  Hamburg.  Wie  die  Hambnrjyer 
BläJter  nntteilen,  stehen  der  Allgemeinen  Armenanstalt  und  dem  Spezial- 
f(mds  fOr  das  Jahr  1904  im  ganzen  1685  Plätze  zur  Verfagung,  damnter 
600  in  den  Ferienirolonien,  325  in  Oldesloe,  225  auf  Dnhnen,  200  in 
Wsltersbof,  60  in  Lüneburg  nsw.  AoAerdem  bat  die  .Vereinigung  sor 
EniittelQng  Ton  uentgeltliebem  LandaofentbaH  föx  YoJJascbiaer''  nocb 
Tlitse  fdr  488  Mädchen,  so  dafs  aus  jeder  Mädchen- Volkssdude  etwn 
sieben  Kinder  für  die  Vereinigung  berflcksichtigt  werden  können.  Es 
empfiehlt  sieb,  die  Anmeldungen  möglichst  rerhtzeitig  zu  machen.  In  be- 
soodereii  Fällen  wird  den  erholungsbedtkrftigen  Kindern  auch  ein  Teil  der 
aoligea  Ausrüstung  gewährt. 

Zun  Schatz  der  SchaÜunder  gegen  Erkftltnngen  hat,  nach  einer 
MeUBog  der  Tagesblfttter,  die  Begiernng  in  Dflsseidorf  bei  den  6e- 
neiadeii  die  Einftbning  einer  empfeblenswerten  gesondb^eben  Ifal^regel 
angeregt.  Danach  sollen  in  den  Volksscbnlen  auf  Gemeindekosten  ein&cbe 
Stoff-  oder  üolzschuhe  bereit  gehalten  werden,  die  solchen  Kindern  aar 
VerfOr'Tin?  stehen,  die  mit  durchnfifster  Fufsbekleidung  nnkommen.  Fin 
zweites,  trockenes  Paar  Strümpfe  müssen  dip  Kinder  selbst  nnthnugen,  und 
die  Eltern  werden  diese  gerne  hergeben,  wenn  sie  wissen,  tials  die  Kinder 
ihre  nassen  Schuhe  ablegen  nnd  durch  trockene  ersetzen  können. 

Htlisekllb«  fllr  Schvlklader.  Der  Stadtrat  von  Hilden  bat  nn- 
llopt  besdilosseD,  860  Baar  Hobnehnbe  anansebaffen,  welche  in  den 
Sdiiihtt  anfbewabrt  und  den  Kindern  im  SchnUiaDSe  sarTerfilgang  stehen 
tollen,  welche  mit  dnrchnäfster  Fufsbekleidnng  ankommen.  Hierdarcb 
»llen  Erkältungen  nnd  Krankheiten,  welche  das  Stillesitzen  in  der  Schale 
■it  nassen  and  kalten  Fü£sen  leicht  zur  Folge  hat,  verhütet  werden. 

Ein  Verein  für  Schalgesnndbeitspflege  ist  kürzlich  in  Lübeck 
gegründet  worden.  Zo  diesem  Zwecke  hatten  sich  mehrere  Herren  im 
Büdersaale  der  GemeinnOtzigea  Tätigkeit  eingefunden.  Nachdem  Herr 
OMehrer  Dr.  Hotfmahn  nnd  Herr  Dr.  Likdb  sieb  sebr  wann  Klr  die 
Sidis  anageaprocben  batten,  wurde  die  Grttndnng  des  Vereins  bescblosseo. 
h  den  Vorstand  worden  gewäblt  die  Herren  Obedebrer  Dr.  Nagel, 
Br.  0.  Hoffmann,  Dr.  Pault,  Dr.  med.  Linde,  Wex,  Hauptlebrer 
Strak ERJAHN  nnd  Cha&les  Colbman.  Die  vorgelegten  Satzungen  worden 
feoebmigt. 

Der  Sport  in  den  bayerischen  Hittelschnlen.  Böses  Blut  macht 
lieb  Mekiangen  der  Tagesblätter  eine  auf  ein  Gutachten  des  obersten 
Sdnbates  vom  königl.  bayeriacben  Staatsministerinm  itlr  die  Mitteüscbnlen 
«hsMae  V«rerdnnng,  wonaeb  die  Pflege  dea  Sports  offiziell  von  der  Scbnle 


162 


in  die  Hand  genommen  werden  mnfs.  Es  ist  nicht  nur  den  Schülern  Ge» 
legeoheit  zu  geben  znm  SchiKimmen,  Schlittschuhlaafen,  Rudern  und  zn 
Spielen  im  Freien,  sondern  es  sind  diese  Vergnflgungea  von  der  Schnle 
aus  zu  organisieren  und  durch  Lehrer  zu  überwachen.  Aach  diejenij^en 
Lehrar,  welche  dafitr  halten,  dafe  den  Sehülein  mehr  als  bis  jetit  Gelegen- 
faeit  ra  körperlicher  Bewegung  gegeben  werden  mnb,  sind  zum  gr5feten 
Teil  mit  dem  Erlale  nicht  einverstanden»  eowohl  nm  der  Schfller  willen 
als  anch  im  eigenen  Interesse.  Sie  b^üljsen  es  mit  IVende,  dafs  den 
Schülern  die  Mi^L^lichkeit  zu  mis^'icbigen  Sportübungen  Terschafft  werden 
soll,  indem  man  ihnen  von  der  Schule  aus  Anregung  dazu  gibt  und  alles 
Nötige  zur  Verfügung  stellt.  Die  Verordnung  geht  aber  weiter.  l>ie 
Spiele  sollen  klassenweise  veranstaltet  werden,  an  bestimmte  Standen  (na- 
tOrlich  flberzählige)  gebonden  sein  and  es  soll  immer  ein  Lehrer  snr  Auf- 
sicht dabei  sein.  Damit  trermCgen  sich  Lehrer  nnd  Schiller  ganz  und  gar 
nicht  zn  befrennden.  ünd  es  ist  Idar,  dab  durch  diese  Bevonnondimg 
den  Schfllem  die  Freude  am  Spielen  geraubt  und  sie  von  den  Spielplätsen 
fem  gehalten  werden.  Aber  auch  fflr  die  Lehrer  ist  die  Verordnung  in 
ihrer  gegenwärtigen  Form  nicht  annehmbar,  weil  hierdurch  dieselben  uii- 
verhältnismäfsig  belastet  werden.  Allerdings  sollen  nach  Möglichkeit 
nur  Freiwillige  zu  der  Leitung  der  Sportübuugen  herange> 
Zügeu  werden,  aber  es  wird  hinzugeiügt,  dafs  dieser  Punkt  kflnfüg  in 
der  Qualifikation  der  Lehrer  sa  ber&cfcsicbtigen  ist.  Dies  hat  bei  den 
Lehrern  berechtigte  Entrostung  erregt;  sie  empfinden  diese  Art  des  Vor- 
gehens sls  einen  unmoralischen  Druck.  Tide,  die  an  ftr  sidi  gerne  mit- 
getan  bitten,  sind  dadurch  zurQckgeschreckt  worden,  weil  sie  nicht  in  den 
Ruf  der  Streberei  kommen  wollen.  Wer  also  künftig  gut  qualifiziert  werden 
will,  mnfs  Interesse  für  den  Sport  haben,  oder  wr  nif^stcns  erheucheln  und 
sich  melden.  Die  Verordnung  sollte  auch  in  diesem  l'unkt  abgeändert  werden. 


;%iBUii^i  ttcrfngitiigeii. 


Durchführung  der  Mafsregelu  gegen  Tuberkulose 

in  den  Sehnlen. 

Rundschreiben  der  k.  k.  niederösterreichi sch en  Statthalterei 
vom  lö.  Dezember  1^03,  Z.  110310, 
an  alle  politischen  ünierbehOrden. 

Durch  die  im  Landesgesetz-  und  Verordnungsblatte  für  Niederi^sterreich 
unter  Nr.  98  verlautbarte  Verordnung  des  k.  k.  n.  <>.  Landesschulrates 
vom  23.  November  1903,  Z.  6941,  wurden  für  die  Schulen  analoge  Be- 
stimmungen getroffen,  wie  sie  in  der  Statthalterei  -  Verordnung  vom 
12.  Mai  1903,  L.  0.  Bl.  Nr.  86,  behufe  Kindftmmnng  der  Tuberkulose 
enthalten  sind. 


163 


Die  amtsintliebeii  Organe  haben  sieh  daher  anch  init  dem  Inhalte 

der  Taberkalosen-YerordnoDg  fikr  die  Scholen  genaa  vertrant  za  machen 
nnd  bei  den  sanitären  Revisionen  auf  die  Eiiilialtung  der  betreffenden  Be- 
stimmungen zn  nclitfn,  eventuell  das  Nötige  zu  veraulassen,  am  deren 
fiefolgnng  zu  siciieiü. 

Mit  Beziehung  auf  den  hierämtlicben  Erlafs  vom  11.  Mai  1903, 
Z.  45795,  wird  augeordnet,  dals  in  dem  Ergänzongsberichte  Lit.  R.  zum 
Jilirewinilttabericfate  der  Aktion  inr  TnbetkolosenbelcftmpfuDg  ein  besonderer 
ibadmitt  bei  Bespreehnag  der  MdctLOnBkranfcheiten  gewidmet  nnd  ins- 
taoodere  eingehend  berichtet  wird,  in  welcher  Weise  die  Darchftthmng 
der  Tnberknlosen- Verordnung  erfolgt  und  wie  die  Befolgung  der  betreffenden 
Bestimmungen  überwacht  worden  ist,  sowie  welche  Wahrnehmungen  bei 
den  sanitären  Revisionen  und  bei  sonst  sich  darbietenden  Gelegenheiten  in 
flüeser  Hinsicht  gemacht  wurden. 

Der  Erlal^  ergehl  an  alle  Bezirkshauptmauuschaften,  an  den  Wiener 
Ibgistnt,  Abteünng  X,  an  die  magistralischen  Berirhsftmter  in  Wien  nnd 
•a  die  Stadtrtte  in  Wiener-Henetadt  nnd  Waidhofen  a.  d.  Tbba. 

(«2>.  österr,  Sarniätawesm",  Nr.  63,  1903.) 

Bekämpfung  der  labarkiilaae. 

Bttirksschulrat  der  k.  k.  Reichshanptr 

und  Residenzstadt  Wien.  Wien,  am  9.  Not.  1903. 

G.  Z.  10279. 

An  sämtliche  Schulleitungen. 
Der  Bezirksschulrat  der  Stadt  Wien  hat  tlber  Ersuchen  des  Wiener 
MagiitnteB  die  Zostimmnng  erteilt,  dafo  die  von  demselben  den  Sdral* 
kitaagen  sngemittelten  Plakate,  betreffend  das  Verbot  des  freien  Ans- 
spnckens  in  den  Schulränmen,  in  den  Gingen  nnd  Vestibfllen  der  stAdtisehen 
Schiügebftttde  angebracht  werden. 

HiPTTon  wird  die  Schulleitung  im  Nachhange  zum  hä.  Erlasse  vom 
24.  Oktober  1903,  Z.  2100,  mit  dem  Auftrage  in  Kenntnis  gesetzt,  die 
Schulkinder  in  geeigneter  Weise  auf  die  nachteiligen  Folgen  »ier  wider- 
«ärtij^eu  Unsitte  des  offenen  Ausspuckens  aufmerksam  zu  noachen,  damit 
rie  nr  Überzeugung  gelangen,  daüs  ein  anf  den  Boden  entleertes  Spntnm 
nter  Umstftnden  eine  bedevtende  Gefahr  für  ihre  eigene  Gesnndbeit  bilde. 

Gleichadtig  wird  bemerkt,  dals  die  in  dieser  Knndmadiung  nor- 
mierten Straf bestimmnngen  sich  selbstyerstftndlich  nur  anf  Erwachsene 
bf-^iflien  können,  nnd  dafs  die  schulpflichtigen  Kinder,  sofeme  sie  das 
Verbot  Qbertreten,  ledicrHch  der  Di^zipHnnrfipwalt  der  Schule  unterstellt  sind. 

Der  Vorsitz  ende  -  S  teil  Vertreter, 
(gez.)  Gdgleb. 

Plakat:  Warnungl  (Zur  Abwehr  der  Tuberkulose.)  Das  freie 
iaispncken  in  den  Schnlrftmneo  ist  strengstens  Torboten.  Znwider- 
lüsdelade  werden  nach  der  llinist-Verordnnng  Tom  30.  September  1857, 

B.  G.  Bl.  Nr.  198,  mit  Geldstrafe  Ton  2  bis  200  Kronen  oder  mit  Arrest 
Ton  6  Stunden  bis  14  Tagen  bestraft.  Verordnung  des  k.  k.  n.  0.  Statt- 
iMlteis  vom  12.  Mai  1903,  h.  G.  Bl.  Kr.  36. 


SebalgMaadheitopflege.  XVIL  9 


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164 


VMerug  der  laptag  iireli  ito  Sekile  im  Wi«i« 

Ortsscholrat  des  VI.  Oemeinde-Beiirkes. 

Zahl  2294.  Wieo,  am  23.  Kot.  1908. 

Fdrdenmg  der  Impfoog. 

SchnlleittiDg ! 

Der  Bezirksschulrat  der  Stadt  Wien  hat  mit  Dekret  vom  24.  Okt.  1.  J., 
Z.  7155,  anher  bekannt  gegeben,  dafs  der  k.  k.  n.  ö.  Landesschulrat  mit 
dem  Erlasse  vom  21.  August  1903|  Z.  757/11,  die  möglichste  Förderung 
der  Impfung  angeordnet  hat. 

Hierron  werden  Herr  Schulleiter  mit  dem  Eraadieii  in  Kenntaia 
gesetzt,  der  Impfong  die  in  Ihrem  WirkoDgakreiae  mögliche  Fördenmg 
angedeihen  an  lassen. 

Der  Tonitaende.   (gea.)  Schabex. 


Mehnuig  ib«r  Zahipfleg«  in  den  Yelkieehilei, 

BeairksBChnlral  der  k.  k.  Keichabanpt- 

und  Residenzstadt  Wien.  Wien,  am  16.  Dea.  1903, 

G.  Z.  7596. 
Zahnpflege  für  unbemittelte  Schulkinder. 

An  sämtliche  Schulleitnngeu. 

Aus  dem  im  Sinne  des  Min.-Erl.  vom  14.  Februar  1Ü02,  Z.  49  409 
ex  1901,  beantworteten  Fragebogen  Uber  die  hinsichtüch  der  öffentlichen 
Zahnpflege  bestehenden  Yerhiltniaae  hat  daa  Hiniatariom  dea  Innern  ent* 
Bommen,  dab  von  einem  grofieo  T^e  der  BerOIkemng  die  Wiehtii^t 
einer  regelmäfsigen  rationellen  Mund-  und  Zahnpflege  fBr  die  Erhaltung 
der  Gesundheit  und  der  Nutzen  der  rechtzeitigen  InanqirQchnahme  einer 
fachkundigen  za!in?tr7tlinhon  Hilfe  bei  Zahnerkrankungeo  noch  nicht  ge- 
bührend gewürdigt  ^vil^I  Man  bej^'nücrt  sich  in  weiten  Volksscliichten 
damit,  schmerzende  krunko  Zähne  ausziehen  zu  lassen,  und  unterläfst  es, 
bei  beginnenden  Zahnerkrankuugen  die  zahnärztliche  Behandlung  auizusuchen. 

Diese  Vernachlässigung  führt  häutig  zu  bleibenden  und  oft  entatellenden 
Defekten  der  Zahngebilde  nnd  aieht  auch  in  vielen  Fällen  dadurch  Ge- 
anndhdtastOmngen  nach  ^ch,  dab  die  Verdannng  nnd  Emähmng  hilolge 
der  mangelhaft  gewordenen  B^nntätigkeit  leidet,  und  dafs  die  erkranktes 
hohlen  Zähne  und  Zahnreste  geeignete  Schlupfwinkel  abgeben»  in  denen 
sich  Infektionskeime  ansammeln  und  wachem  können. 

Diese  übelstände  in  der  Volksgesundheitsptiege  wtlrden  sich  ver- 
mindern, wenn  die  1  rkciiutnis  allgemein  zum  Durchbruche  käme,  wie 
wichtig  die  l'Üege  der  Reinlichkeit  des  Maudes  ist,  um  dem  Schadhaft* 
werden  der  Zähne  TOranbeugen,  wie  notwendig  die  rechtzeitige  Inanspmch* 
nähme  aahnärztlicher  Hilfe  bei  Zahnerkranknngea  iat,  nm  aehmenhaften 
Zahnleiden  nnd  dem  Termeidbaren  Verlnate  der  Zähne  ndt  allen  Uenas 
ftr  die  Gesundheit  entstehenden  Nachteilen  zu  entgehen;  wie  segensreich 
endlicli  solche  öffentliche  Einrichtungen  wirken  mufsten,  durch  welche  man 
auch  den  unbemittelten  Kreisen  der  Bevölkerung  und  insbesondere  dem 
jugendlichen  Teile  derselben,  die  Möglichkeit  bieten  Würde,  sich  erforder« 
liehen  Falles  zahnärztlich  behandeln  zu  lassen. 


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Biervon  wifd  die  Schnlleitiiiig  nfftlge  Eltanas  des  k.  k.  n.  ö.  L.-8elL-]L 

Tom  10.  Sq)tember  1903,  Z.  49/11,  mit  dem  Auftrage  in  Kenntnis  goBOtit, 
den  Schnlkindern  alljährlich  mindestens  einmal  den  Wert  einer  regel- 
mi^en  Zahnpflege  in  gemeinverständlicher  Weise  dnrch  die  Schnl personeil 
erläatem  zu  lassen,  and  darauf  hinzuwirken,  dafs  in  der  Schale  die  Vor- 
pahme  einer  regelmäfsigen  und  sorgfältigen  Mund-  und  Zahnreinigung  nach- 
drücklich empfohlen,  nnd  dem  Verstäuduisse  der  Jagend  nahegebracht 
«erde,  wfe  nifditeilig  das  HcUwerden  und  Verderben  der  Zähne  filr  Ge- 
mdheit  md  WoUbefinden  der  eiimbieB  weiden  kum,  imd  wie  uMdich 
nd  Botwesdif  es  erseheiiit,  begiinieBde  ZahnachldeB  rechtimtig,  das  ist 
Doch  ehe  sich  Scbmenen  eingestellt  haben,  dnrdi  zaimäniüdie  Bdumdlnog 
koeiligeii  bq  lassen. 

Vom  Bezirksschulrate  der  Sti^dt  Wien. 
Der  Vorsitzende-Stellvertreter. 

(gez.)  GUGLER. 

(Mitget.  von  Dir.  E.  BAYB-Wien.) 


leiluakme  der  Kreisärite  an  den  Kreialekrerkonferenxen. 

Aaf  den  Kreiskooferensen  der  Lehrpersonen  werden  häufig  Ange- 
legenheiten znr  Beratong  komraeD,  die  &kt  die  Kreis&rste  Ton  amtlichem 

Interesse  sind. 

Um  den  letzteren  Gelt  L^cnheit  zu  geben,  an  diesen  Beratungen  teil- 
nebmen  zn  können,  wülkn  sie  von  jetzt  ab  dem  Kreisärzte  ihres  Bezirkes 
icditzeitig  Ort  nnd  Stunde  jeder  Kreiskonferenz  nnter  gleichzeitiger  Über- 
mdang  des  TageaordiraDg  mitteflen. 

Gäla,  den  7.  Ainrfl  1902. 

KäoigUelie  Regiemng,  Abteilang  fflr  Kiieben-  und  Sehalweseo. 

(Unterschrift.) 

Ao  den  Herrn  Kreisschaliospektor  zn  .  .  . 

B.  2809. 

{^Mimst'Bl  f.  Medü,-  u.  med.  Unterrichts-AngeUgenh.'',  1908,  Nr.  22.) 


^rlals  der  Minister  der  Medizinal-An«:ele/!^enheiteiJ,  des  Innern  nnd 
llr  Handel  und  fiewerbe,  betreffend  die  Verwendung  farbiger 
Kreiden  lxl  Unterrichtszwecken,  vom  5.  liovember  liK)3. 

Za  Unterrichtszwecken,  z.  B.  beim  Entwerfen  von  Zeichnungen  anf 
Wandtafeln,  werden  zuweilen  farbif^e  Kreiden  verwendet.  Neuere  Unter- 
SBcbangeu  haben  ergeben,  dais  derartige  Kreiden  sehr  oft  einen  der  mensch» 
beiieD  Gesundheit  schädlichen  Arsen-  und  Bleigehalt  haben. 

Das  G^etz  vom  8.  Juli  1887,  betreffend  die  Yer\s'enduQg  gesund* 
InitmdiidUeher  Fmben  bei  der  Herstellmig  von  Nahrungsmitteln,  Oennis- 
■tttdn  nnd  GehranehsgegensCändea  (Beidia-GeseUU.  8.  277)  wiid  nidit 
■asr  eine  ansreSchende  Handhabe  bieten,  nm  der  Venvendnng  von  Arsen 
nd  Blei  in  Farbkreiden  entgegenzutreten,  da  es  im  §  8  wohl  den  Verkehr 
mit  arsenhaltigen  „Schreibmaterialien",  nicht  aber  den  Bleigehalt  derselben 
od  den  Verkehr  mit  »Zeiehenmaterialien"  regelt   Bis  zn  einer  späteren 

9» 


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Revision  des  Gesetzes  ist  daher  im  Wege  öffentlicher  Warnnngcn  dem 
Gebrauche  von  arseii-  und  bleihaltigen  Farbkreiden  entgegen  zu  treten. 

Ew.  Hochwohlgeboren  ersuchen  wir  ergebenst,  dementsprechend  eine 
Bekanntmachung  gefiUligst  zu  erlassen  und  auch  im  Bezirke  befindliche 
Fabriken,  welche  sich  mit  der  HenteUnng  derartiger  Kreiden  befassen, 
■ocb  hesondere  anf  die  gemachten  Wahmelimmigeii  hinniweisen. 

Berlin,  den  5.  November  1903. 

Der  Minister  der  geistlichen,  Der  Minister 
UnterriditB-  mä  Medizinal-  des 
Angelegenheiten.  Lmem. 

Im  Anftrage.  In  Vertretung. 

FÖBSTBB,  y.  KiTzma. 

Der  Minister 
für  Handel  und  Cßwerbe. 

In  Vertretung. 
Lohmann. 

All  die  Herren  Kegierungspräsidenten  und 
den  Herrn  Polizeipräsidenten  in  Berlin. 
H.  d.  g.  A.  IL  8860. 
H.  d.  J.  Ha  8483. 
M.  f.  G.  Hb  9238. 
(„mti»t*Bl  f,  Mediß,'  w.  mtd.  VtUemOiia'AHjfeUgeiih^,  1903,  Kr.  21.) 


lUSMkmeä  geKMi  die  Weitenrerbreituig  der  TtberkiÜMe 

dnieh  die  Seliile. 

SeärksBehnlrBt  der  k.  k.  Beiduhaupt* 

nnd  Beeidenzstadt  Wien.  Wien,  am  12.  Febmar  1904. 

Q.  Z.  1050. 

An  sömtlirhe  Schulleitungen. 
Verordnung  des  k.  k.  niederösterreichischeu  Landesschulrates 
vom  23.  November  1903,  Z.  6941. 
Zur  Verhinderung  der  Weitervcrbreitung  der  Tuberkulose  durch  die 
Schnle  werden  auf  Gmnd  des  §  2  des  Gesetzes  vom  30.  April  1870, 
B.-6.-BL  Kr.  68,  nachstehende  Bestimmungen  getroffen: 

1.  Das  freie  Ausspucken  ist  im  ganzen  Schulhanse  verboten. 

2.  Dieses  Verbot  ist  an  geeigneten,  leicht  sichtbaren  Stellen  im  Srhnl- 
hause  anzuschlagen.  Pic  Einhaltung  desselben  ist  von  der  Leitung  der 
Schule  in  Verbindung  mit  dem  Lehrkörper  strenge  zu  tiberwachen. 

3.  In  jedem  Klassenzimmer,  sowie  auf  den  Gängen  und  auf  Treppen- 
absKtseo  ist  die  entsprediende  Zahl  Ton  SpndaUtpfen  ansobringen,  die  mit 
Wasser  zn  fallen  sind. 

Die  Beseitigung  des  Sputums  aus  denselben  hat  in  unschidlicher 
Weise  zu  erfolgen.  Die  Spncknäpfe  sind  regelmäfsig  zn  entleeren  and 
durch  Wasserspülung  zu  reinigen.  Wenn  eine  weitere  mechanische  Rei- 
nigung notwendjL'  sein  sollte,  ist  dieselbe  unter  Verwendong  einer  zwei- 
prozentigen  LyäoUosung  vorzunehmen. 


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167 


4.  Die  FnCsböden  der  Scbulzimmer,  Treppen  and  Gänge  sind  Ug^idi 
lach  Schlafe  der  Schale  sorgfältig,  and  zwar  darch  feuchtes  Wischen  za 
reinigen  und  wjihrend  des  Schaljahres  wenigstens  fünfmal,  nach  Bedürfnis 
auch  öfters  grüudlich  anf/n waschen.  Wo  toolicb]  sind  die  Fo&böden 
jedoch  mit  Stanböl  einzulassen. 

ö.  Die  über  die  Beachtaug  der  physischen  Entwicklung  der  Schul- 
knder,  aowlfi  Uber  deren  Reinlichkeit  bestehenden  Vorschriften  sind  beim 
Ilntenidite  streogitene  einzohalten.  Namentlich  beim  Tom-  uid  Gesangs- 
mtenridite  sind  die  Kinder  vor  zn  froher  nnd  Tor  zd  greiser  Anstrengong, 
«evie  TOT  allen  Terderblicben  Einflüssen  zu  hflten  nnd  ist  jeder  hnnk- 
haiten  Disposition  ein  besonderes  Augenmerk  zu  widmen. 

Besondere  Beachtung  verdienen  Kinder,  die  zur  Erioraniaing  der  Re» 
i^iratiOQsorgane  hinneigen. 

6.  Bei  der  Verteilung  der  SchulkiDder  auf  die  einzelnen  Klassen  und 
ParallelabteiluDgen  ist  strenge  darauf  zu  achten,  dafs  jedem  Kinde  der 
Torgeschriebene  Luftraum  gesichert  wird. 

7.  Die  Erricbtnng  von  Schnlbftdem  wird  empfohlen*  Wo  solche 
nidit  bestehen,  ist  das  Ealtbaden  nnd  Schwimmen  im  Sonuner  von  sdten 
der  Schale  mit  allen  Mitteln  zu  fördern. 

8.  Die  landesfflrstlicben  Bezirksärzte  und  die  ibnen  gleichgestellten 
Amt^är^te  sind  berechtigt,  periodi'^Lho  ReTisionen  in  den  Scholen  aach 
vliu^end  der  Unterrichtszeit  Torzanehmen. 

KnEUfAivSBoa  m.  pw 
Hierron  wird  die  Schulleitung  zufolge  Erlasses  des  k.  k.  n.*<V.  L.- 
Sdu-IL  vom  1.  Fehmar  1904  ad  Z  6941  mit  dem  Anftrage  in  Kenntnis 
meist,  die  bezIlgUdien  Anordnungen,  soweit  sie  in  ihren  Wirknngskeis 
ttks,  genanestens  durchzuftlhren,  bezw.  deren  Durchfahrung  zu  llbwwacheii* 
Vom  Bezirksschulräte  der  Stadt  Wien. 
Der  Vorsitzende-Stellvertreter: 
(Gez.)  GuoLEB. 


Besprechungen. 

Dr.  Heinbtcr  Stadelmann.   Schalen  f&r  nervenkranke  Kinder. 
Sammlung  von  Abbaudlgn.  a.  d.  Gebiete  der  pädagogischen  Psychologie 
sud  Physiologie,  von  Th.  Zibgleb  und  Th.  Zibhbii.  VI.  Bd.,  6.  Heft. 
31  S. 

In  der.jtlngsten  Zeit  wurden  die  pidagogischen  nnd  Srztlichen  Kreise 

wiederholt  auf  die  Gefahren  aufmerksam  gemacht,  denen  die  nervenkranken 

Kinder  inmitten  »ii  ^  Vollbetriebes  der  allgemeinen  Schule  ausgesetzt  sind, 
Kiner  cmenten,  bt  hr  präzisen  und  sachverständigen  Schilderung  dieser  Gfr- 
fahren  ist  der  erste  Teil  der  vorliegenden  Schrift  gewidmet,  während  im 


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zweiten  Teü  der  komplette  Gnindrifs  eines  den  ahnnTTncn  körpfrlichen  und 
geistigen  Vcihaltnissen  der  Nervösen  aiinTpafsten  h^rziehungs-  und  TJnter- 
richtssy>teras  gezeichnet  wird  Man  kann  keineafalls  wissenschaftlich  präg- 
naoter  und  stüniLi:>ch  klarer  diese  wichtigen  schulhygienischeD  Probleme 
belMBdelii,  aiU  es  auf  den  paar  Seiten  dieser  Arbeit  gesdiehea  ist  Die 
Schrift  eafhUt  also  ssehr,  sls  ihr  Umfang  fermntea  läbt,  aber  fielleicht 
weniger,  als  ihr  Titel  verspricht.  Denn  wenn  auch  die  Notwendigkeit  der 
Errichtung  eigener  Schulen  und  die  Anwendung  eigener  didaktischer  Me- 
thoden für  nervöse  Schulkinder  überzeugend  nachgewiesen  ist,  so  wird  wohl 
mancher  Leser,  be'^onders  ein  Schulmann,  eine  detailliertere  Darlegung 
darüber  erwarten,  wie  sich  der  Verfasser  die  äaisere,  organisatorische  £in- 
lichtnng  derartiger  „Schulen  Ar  nerrenkranke  Kinder"  deolrt.  Die  Schule 
iBr  ner?enkr&nke  Kinder  boH  mit  einer  Heilanstalt  Tohnnden  sein.  Es  ist 
leider  nicht  zn  erwarten,  dab  derartige  kostspielige  Institnte  ftlr  die  All- 
gemeinheit in  absehbarer  Zeit  eingerichtet  werden  könnten;  es  kann  sich 
höchstens  um  die  Errichtung  privater,  nur  wohlhabenden  Kreisen  zöfiSnplifher 
Sclnilanstaltca  bandeln.  Es  geschieht  sicher  nicht  in  einer  Anwandlung  von 
Lokalpatnotiämus,  wenn  ich  hier  daraui  hinweise,  daTs  in  dem  Sonder- 
klasseosystem  der  Mannheimer  Volksschule  ftlr  nervöse  Kinder  die  Möglich- 
keit einer  individnalisierenden,  hygieniscb  dnwandfreien  Behandinng  in  der 
Sdmle  geschaffen  ist 

Die  STADELMAKNsche  Schrift  wird  die  Frage  der  Sondethehandlnog 
nervöser  Kinder  aufs  neue  in  Flufs  brinnen,  und  sie  ist  wegen  ihrer  oben- 
genannten Vorzüge  wohl  geeignet,  Ärzten  und  Lehrern,  die  sich  für  dieses 
Problem  interessiereui  reiche  Anregung  zu  geben. 

Dr.  MosES-Maonheim. 

W.  D1BOK8.  VoB  der  Ymn^ntfi  lud  ihrer  Bedtntug  Ar  die 

Päda^gik.  Pädagogische  Abhandlungen  von  W.  Babtholomäus.  Neue 
Folge.  XI.  Bd.,  üeft  2  Hetanichs  Bnchhandlnng  (Hago  Anders),  Biele- 
feld    8«,  19  S.    M.  Ü.ÖO. 

Der  Verfasser  tritt  ein  auf  die  Theorie  der  Vererbung,  insbesondere  auf 
die  Anschauung  Wei^maki^s.  Bekanntlich  stellt  letzterer  den  Satz  auf,  dais 
das  Keimplasma  der  Träger  der  Vererbung  sei,  übet  Verflndernngen  neb  sehr 
wenig  sngflnglich  zeige.  Darauf  herahe  die  Artbestindigkeit;  deshalb  konnten 
noch  indifidnelle  Veränderungen  nur  selten  das  Keiraplssma  im  Sinne  neuer 
Yererbungstendenzen  beeinfiussen;  die  Vererbung  erworbener  Eigenschaften 
ffiflsse  bezweifelt  werden.  Zur  Erklärung  der  Art  Umwandlungen  sei  die 
geschlechtliche  Fortpflanzung  herbeizuziehen,  welche  durch  Kreuzung 
verschiedener  individueller  Tendenzen  zur  Varietftt  führe  and  so  die  Um- 
wandlung der  Arten  bedinge.  Doch  wird  von  anderen  Seiten  sehr  richtig 
darauf  hingewiesen,  dab  die  WxmifAiixsche  Theorie  die  Vererbung  er^ 
worbeuer  Eigenschaften  nicht  auss^lielse,  und  dals  man  jedeofidls  fiir  den 
Prozefs  der  Artumwandlung  verschiedene  Ursachen  verantwortlich  machen 
müsse,  so  eben  auch  die  Vererbung  individuell  erworbener  Ficrensrhaften 
und  Vcriinderungen.  Der  Verfasser  teilt  diese  Ansicht  und  stützt  darauf 
seine  jiädaKounschen  Grundsätze,  die  zum  Teil  in  der  Pädagot^ik  längst 
anerkannt  sind  und  uut  den  Bebtiebungeu  der  praktiächeu  üygiene  im 


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169 


Znsammenhane  stellen.  Richtig  ist  es  ancb,  dafs  v-*ir  auf  die  Psyche  des 
Kindes  am  besten  eiowirkeu  können,  wenn  wir  übcihaupt  Psycb. logen  sind, 
nnd  dafs  der  Lehrer  das  sein  sollte.  Richtig  ist  es,  dals  er  das  Geistes- 
leben des  Kindes  besser  begreift  and  beeinflussen  kann,  wenn  er  in  per- 
•ftoUcbe  Besiebangen  mit  den  Erzeugern  der  Schiller  tritt  und  ihre  hkns- 
Ikh»  YflrUltiiiflBe  studiert,  was  leider  inner  weniger  als  Aufgabe  des 
FidagDgen  betraditet  wird.  Sehr  liA  konnte  dadnreb  ftr  die  lebenden 
and  nkflnftigm  Gnerationen  genfitzt  werden. 

Der  Verfasser  erwähnt  schließlich  die  moderne  pädagogische  Theorie 
von  den  kfilt  n  r  bi  st  o  ri  sc  h  e  n  Stufen,  welche  sich  auf  den  Satz  stützt, 
dais  die  Ontogenese  nur  eiae  Rekapitulation  der  PliylloL^enese,  d.  h.  die 
Entwicklun;.'  des  em/elaea  Individuams  eine  abgekürzte  Wiederholung  der 
Sununeseiilwickluug  sei.  Diesem  biogenetischen  Gesetze  bleiit  Yachnyer 
das  psychogenetisefae  an  die  Seile,  welches  dahin  geht,  dab  die  geistige 
Eatwicklmg  des  einielneo  nensehliehen  Indiridnnms  die  Indtarbistorischen 
Stoliui  der  ganzen  Menschheit  wiederiiolen  mllsse.  Anf  das  ptdagcgische 
Gebiet  llbertiagen,  meint  er  damit,  die  Erziehungsgeschichte  des  Einzel- 
individaums  mtlsse  den  kulturhistorichen  Stufen  der  Menschheit  parallel 
gehen.  Diese  allzu  systematische  und  deshalb  unnatürliche  Auffassung  ist, 
soweit  der  Kern  der  Sache  erfafst  wird,  nicht  neu,  denn  wenn  wir  sagen 
wollen,  die  Erziehung  des  Kindes  habe  beim  Einfachen  zu  beginnen  und 
sum  Zusammengesetzten  fortzuschreiten,  so  ist  damit  blofs  ein  alter  päda- 
gogischer Gnmdsala  ausgesprochen,  der  wahr  Ist,  weil  er  in  der  natürlichen 
Entwieldang  des  kindlichen  Geistes  seinen  xwingenden  Grund  hat.  Übri- 
gens ist  er  selbst  In  seiner  m^  eingekleideten  Form  schon  von  Kant, 
Lessino,  Goethe  nnd  anderen  ausgesprochen  worden.  Der  Verfasser  will 
trotzdem  der  Idee  nicht  jeden  Wert  absprechen,  weil  sie  wenipstena  dazu 
beigetragen  habe,  der  Erzicliuni^  einen  tortschreitenden  Unterrichtsstoff  zu 
geben,  den  ea  nur  noch  zu  sichteu  gelte. 

Das  Schriftchen  ist  nicht  uninteressant,  wenn  es  auch  kaum  den 
Erwartungen  entspricht,  die  der  Titel  herausfordert. 

Dr.  EBAST-Zftrich. 

Prof.  Dr.  HsBHANN  Riedeb.  Körperpflege  darch  Wasseranwendang. 

München,  Bibliothek  dar  Q^smdheiUpfkffe,  Bd.  18.    Verkg  Moritz, 

Stuttgart  190.S.    M  2—. 

Das  kurz  und  klar  gefalste  Buch  zeichnet  sich  durch  eine  malsyolle 
tmd  einleuchtende  Darstellung  der  Wasserwirkungen  auf  den  mit  einer 
wundervollen  Warmereguiaüou  begabten  menschlichen  Kürper  aus.  Mit 
wadisendBm  Interesse  wird  der  nichtAntliche  Leser,  den  Gedankengange 
ftigend,  ein  tielsres  TerstAndnis  fftr  diese  Art  KOrperi^e  gewinnen  nnd 
Minen  Glanben  an  die  Weisheit  der  Vorginge  nnd  Einrichtungen  nnseres 
Leibes  mit  dauerndem  Vorteile  Tennehren;  ist  es  doch  selbst  fOr  den 
sachkundigen  Arzt  ein  Genn(s,  der  wohldurchdachten  BmpEBschen  Dar- 

Itellnug  zu  fo],o;eD. 

Wer  an  der  zuviel  versprechenden,  im  Leben  Enttäuschung  bringenden 
Kkeipp-  und  Natnrheilkunde  >  Litteratur  kernen  Geschmack  mehr  finden 
kann,  der  wird  hier  in  der  durch  wissenschaftliche  Prtlfung  gelftnterten 


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Wasserpflege  die  tipfinnere  Wahrheit  finden,  die  Wahrheit,  dals,  wie 
RiEDER  zn  Beginn  äuisert,  „d^  Wasser  zweifellos  ein  wiciitiges  Mittel 
zur  Erhaltung  und  Kräftigung  unserer  Gesundheit  —  des  kostbarsten  Gutes, 

Eäne  genäm  rnnstergütige  Danlelliing  Buden  im  dritten  Absehiiitt 
die  Yorginge  der  Wärmeregulation  und  des  Stoffwedisds,  der  Kampf  des 

Organismns  zar  Aufrecht erhaltunf^  seiner  Temperatur  gcpcn  niedrige  Tempe- 
ruren  mittels  Steigerung  der  Wrirmcerzeugung  durch  vermehrte  Zersetzung 
von  Nahrongsstofifen,  durcli  erhöhte  Urgantätigkeit  (Muskelarbeit)  —  chemische 
Wunuer^ulation  — ,  gegen  hohe  Temperaturen  mittels  Leitung  und  Strab- 
long  der  Wirme  mid  Wimerrerdanfitnog  dmdi  die  Hiat,  in  der  Net  «ndi 
dnrdi  flüssigen  Schweift  —  physOodisehe  Wirmeregolatlon — ,  and  endlieb 
mittels  der  knnstlichen  Begnlation,  die  durch  Wobnnng,  Heizung,  EUeidmig 
nacli  Mafsgabe  der  Wärme-  und  Kälteempfindnngen  zustande  kommt. 

Dieser  Einblick  in  den  Zusaramf^nhnng  zwischen  Energieumsetznngen 
(StoflFwechsel)  und  äufseren  Einflüssen  belahigt  den  Leser,  die  eingreifende 
Wirkung  von  Wärmeentzug  oder  Wärmezufuhr  durch  das  Wasser,  die 
Übung  des  regulatorischen  Apparates  —  ^Abhärtung*'  —  zu  verstehen. 

Im  weiteren  erfolgt  dann  die  DusteUmig  der  einseinen  Wasser- 
anwendnngen  und  ihrer  gesondheittichen  Bedentnng,  nntefstfltsi  dnrch  eine 
Reihe  guter  AbUldnngen.  Anch  hier  kann  der  Beforent  den  KiEDEBschen 
Angaben  im  grop-en  und  ganzen  zustimmen,  wenn  er  anch  da  und  dort 
eine  Abänderung  für  wtlnschen^wert  hielte.  So  läfst  sich  die  Empfehlung 
von  Alkohol  vor  den  Anwendungen  bei  blutarmen  Personen  nach  dem 
heutigen  Stande  des  Wissens  wohl  nicht  mehr  rechtfertigen.  Ein  Wechsel 
der  Stammnmsehlfige  bei  fieberhaften  Erltranlrangen  der  Kinder,  sobald 
Erwirmnng  eingetreten  ist,  verdient  wohl  nach  praktiseher  Erfahmng,  wie 
nndi  mfolgc  der  mehr  and  mekt  dnrdidringenden  Auffassung  des  Fiebers 
als  zwcckmilfvigen  Ileilvorganges  nnr  sehr  beschränkte  Empfehlung,  da 
gerade  das  längere  Dunsten  der  Fiebernden  im  Stammumschlage  von  be- 
sonders woiiltHtiger  Wirkung  ist.  Die  Abweichungeu  in  der  Technik  des 
Halbbudeä  und  der  Gaozeinpackung  von  der  WiNTEBNiTZschen  Vorschrift 
sind  entschieden  nicht  sachgem&i^e  Yerbeasenmgen.  Bei  der  Einpackong 
mnlii  überall,  wo  Bant  anf  Hant  an  liegen  kflme,  eise  fenchte  Leinwand- 
läge  eini^elegt  werden.  Die  rege,  sielbewnlste  Bearbeitung  der  Haat,  wie 
sie  das  Halbbad  begleiten  soll,  kommt  weder  in  der  Textdarstellnng,  noch 
in  der  Abbildung  durch  die  lässige  Stellung  des  Badedien^rs  zum  richtigen 
Ausdruck.  Docii  ich  rede  von  Kleinigkeiten,  in  dem  Wuns  fie,  dafs  nur 
das  ßeste  dem  Volke  geboten  werden  möge.  Summa  summarum  bleibt 
dieses  RmsKsche  Bach  das  beste»  was  die  Litcrator  bis  hento  dem 
Kichtarzte  Aber  Körperpflege  dnrch  Waaseranwendnng  so  bieten  hat. 

Fnr  den  Schulhygieniker  interessant  sind  die  Abhandinngen  Aber  das 
Baden  der  Schulkinder  im  Freien  nntor  Leitung  der  Lehrer  (8.  131), 
sowie  dnK  Knpitel  über  die  Sclmlbrausebäder  (S  165—169). 

Keiner  aber  wird  deu  liihalt  des  Büchleins  ohne  einen  wertvollen 
Gewinn  für  seine  Gesundheitspflege  und  eine  beherzigenswerte  Anleitung 
zu  weiserer  Lebensführung  in  sich  aufnehmen. 

Dr.  BiBOHBa-BBHxnai,  ZOrieh. 


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B.  Wbhmbe»  EaeykltpidlieliM  HuidVieh  der  Midliygiene.  I.  Ab- 

teOmg.    ÜAter  Mitarbeit  von  Professor  bei  der  technischen  Hochschcde 
zn  Charlottenburg- Berlin  F.  W.  Büsing  (Berlin-Friedenau)  für  Bau- 
hygiene, Professor  Dr.  pbil.  Hermann  Kroltjck  (Berlin)  fflr  Pädagogik 
und  Tieler  anderer  hervorragender  Fnchmflüiter.   Wien,  A.  Pichler's  Wwe. 
&  Sohn.    400  Seiten  mit  134  Abbild.,  Mk.  10.—. 
Neben  den  alles  umfassenden  UandwürterbUchern  treten  in  neuerer 
Zeit  immer  mehr  und  mehr  die  enzjklopAdisehen  Handbttcher  einzelner 
BpenalgoUete  der  Wiaaeosehaft  auf.   Und  es  geschieht  dies  niebt  ohne 
flDie  gewisse  iimere  Beradilagaiig.   Diese  Sammelwerke  grölsereii  oder 
Ideioeven  ümfanges  geben  die  Möglichkeit,  dafs  einzelne  Fragen  innerhalb 
einer  gewissen  Disziplin  von  Persönlichkeiten  bearbeitet  werden,  die  sich 
mit  denselben  mehr  oder  weniger  speziell  befafst  haben,  was  seinerseits 
die  iie\vahr  einer  allseitigen  und  erfindlichen  Behandlung  bietet.    Es  ent- 
stehen auf  diese  Weise  im  Raiiinen  eines  solchen  Handwörterbuches  wenig- 
stens über  die  wichtigeren  Fragen  kleine  Monographien,   die  dem  Leser 
Bahr  willkoBunea  sind.   Ton  grofsem  Werte  ist  diese  enzyklopädische  Art 
dff  Bearbdtmig  des  Stolfos  namentlich  mm  Nachschlagen,  wenn  man  sidi 
UMh  Aber  den  Stand  emzehier  Fragen  oder  Aber  deren  Literator  orien- 
tieren will.    Kotwendige  Yoraussetzuigen  fOr  das  Gelingen  eines  solchen 
Werkes  sind  erstens  eine  umsichtige  Bedaktion  und  iweitens  ein  grösserer 
Stab  tüchticer  ^Mitarbeiter. 

In  Wehmebs  enzyklopädischem  Handbuch  der  Schulhygiene,  dessen 
erster  Teil  unlängst  erschienen  ist,  sind  diese  beiden  Bedingungen  erfflllti 
and  ist  es  deshalb  dem  Herausgeber  gelungen,  seiner  nicht  gerade  leichten 
Aslgabe  In  erfreidieher  Weise  gerecht  sa  werden.  Dem  Arzt,  dem  Lehrer» 
im  TerwaHnogsbeamten  ist  hier  Gelegenheit  geboten,  in  Iniizer,  bflndiger 
Fenn  dasjenige  zu  erfahren,  was  sich  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der 
Wissenschaft  über  die  einzelnen  Fragen  aus  dem  Gebiete  der  Schulhygiene 
sagen  läüst.  lnterc?"^rint  sind  namentlich  die  Schilderungen  dessen,  was  in 
den  einzelnen  Ländern  auf  diesem  Gebiete  geschehen  ist:  unseres  Wissens 
war  eine  derartij?e  Znsammenstellunf?  bis  jetzt  nirgends  voiiian  leii.  Wert- 
voll sind  auch  zum  grofsen  Teile  die  dem  Texte  beigegebeneu  liluätrationeu. 

Dieses  dnrehans  günstige  Urteil  Uber  das  Torliegende  Werk  soll  uns 
iidit  abhalten,  hier,  ohne  ins  Detail  zn  gehen,  einige  allgemeine  Be- 
mnkungen  zn  machen,  die  sich  nns  btim  Stodiom  desselben  ataHsedrftngt 
kbea. 

Tu  erster  Linie  ist  hervorzuheben,  dafs  die  einzelnen  Fragen,  mit 
PPT^rr  r^yf  (jgjj  Umfang  der  Dnrstellunp:,  nicht  immer  ihrer  Bedeutung  ent- 
sprechend behandelt  sind.  In  dieser  Richtung  hat  uns  z.  B.  der  Abschnitt 
«Beleuchtung"  nicht  befriedigt;  dasselbe  gilt  von  der  Ablumdlung  über  die 
sKorzsichtigkeit" ;  „Heizung"*  und  „Lüftung"  fehlen  ganz.  Anderseits  sind 
im  Aboehnitten  „Idiotie*',  „Idiolenanstalten*  nnd  »ImbesBlität*  snsanuhen 
17  Seiten  gewidmet;  das  ist  sn  lUH,  namentUcfa  wenn  man  berodmichtigt, 
daCs  daneben-  noch  eine  hfihsche  Abhandlnng  Aber  ^Hilfsschulen'*  Tor^ 
banden  ist.  Einige  Fragen  bitten  ohne  Schaden  kttiser  behandelt,  event. 
weh  weggelassen  werden  können ;  wir  verweisen  hier  anf  die  Worte 
iCholera'',  ^Desinfektion'',  .epidemischer  Kopfgenickkrampf'',  .Lepra" 


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172 


u.  dergl.  Man  darf  eben  nicht  vergessen,  da&  es  sich  hier  nicht  um  ein 
Wörterbuch  der  Hygiene  ftberhaopt,  sondern  aar  um  eiii  sotebes  der 
ficholhygieoe  bandelt. 

Aüch  mit  Bezog  auf  die  Literaturan naben  haben  die  Autcren  nicht 
gleiches  Recht  geübt.  Während  z.  B.  dcu  Abb&adlungeu  vun  ii.  KuoIjL.ick 
sehr  vollstäiidige,  oft  bebialie  ertdiOpfend«  LfteratoriMfidite  beigegeben 
sind,  fehlen  dieselben  in  den  von  Prof.  Soivz  bearbeltelen  Absebnitten 
&st  ganz;  andere  Antoren  bringen  bald  die  literatnr,  bald  lamn  aie  sie 
weg.  Diese  Ungleichheit  der  Behandhing  wirkt  etwas  störend.  Vom 
Standpunkte  des  Lesers  aus  mufs  man  in  einem  enzyklopädischen  Hand- 
bnrh  Tnöjrüchst  vollständige  Angaben  über  die  wichtigsten  Literaturerze us?- 
nisse  unbedingt  wünschen.  Dieselben  sind  ein  wesentlicher  Bestandteil 
eines  Nachschlagewerkes.  Es  scheint  uns,  dafs,  wenn  bei  Abfassung  des 
II.  Teiles  des  vorliegenden  Werkes,  oder  bei  einer  event.  zweiten  Auflage, 
diese  zwei  aUgemeinen  Bemerkungen  berflekaichtigt  würden,  das  emjklo- 
pidisehe  Haadbndi  nmr  gewinnen  konnte.  EBiSKAim-Zflrich. 

Dr.  JoH.  loL.  II.  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  stSdtiscben 
Bezirksärzte  iu  Brünn  als  Schulirzte  für  die  Zeit  vom  1.  März 
1902  bis  I.März  1903.  Brünn  1903.  Verla«  des  Gemeinderates  der 
Landeshauptstadt  Brunn.    Gr.  8*^,  62  S. 

Der  Bericht  äufsert  sich  zuerst  über  die  Tätigkeit  bezüglich  der 
Hygiene  der  Schul  bauten  und  geht  ein  auf  die  Reinigung,  Belichtung, 
kttnstliehe  Belenchtong,  Loftnng,  Einriehtnng  des  Sehnlbanses.  Yerfiuser 
ist  der  Ansiebt,  dafs  diese  Fragen  in  richtiger  Weise  nnr  dnreh  ein  ein- 
ntttiges  Zosanunengehen  von  Lehrer,  Techniker  und  Schulmann  gelöst 
werden  können.  Er  gibt  einige  Anregungen,  die  der  Beachtung  wert  sind. 
Wünschbar  wäre  täglirlie  frr ü ndli  c h  e  Fe inigun  g  de  r  Srhnlrännie. 
Ua  diese  Forderung  einer  uiic;ebührlichen  Belastung  der  Abwarte  (Haus- 
diener) gleichkommen  würde,  soll  die  Arbeit  einem  Reinigungsinstitnte  für 
alle  Schulen  übertragen  werden.  —  Allzu  ausgedehnten  Versuchen  aui  dem 
GebieCe  des  Schnlbanlnresens  ist  der  Verfasser  abhold;  er  wünscht  eine 
richtig  an sgef Ohrte  Normalbank  in  entsprecbmiden  6r56en,  die 
danemd  beibdialten  werden  solle.  Beiflglich  der  LOftnng  er&bren  wir 
nichts  Neues.  Es  wird  einer  gründlichen  Ventilation  das  Wort  geredet 
und  als  beste  Ventilation  das  Öffnen  der  Fenster  nach  dem  Unterrichte 
bezeichnet.  Gewünscht  wird  vcrmelirte  Einführung  der  Schnlbftder  nnd 
indirekte  künstliche  Beleuchtung  der  Schulräume. 

Die  Hygiene  des  Schulkindes  wird  nach  verschiedenen  Rich- 
tungen in  Obacht  genommen.  Durch  Ministerialerlafs  für  Kultus  und  Uoter- 
licht  Tom  8.  Februar  19Q2,  Z.  3961,  werden  die  Lehrer  aufgefordert, 
die  Kinder  anf  die  Qefabren  des  Alkobolgennsses  aofineiksam  an 
machen.  Bei  der  Auswahl  des  Lehrstoffes  soll  auf  Bücher  Bflcksicht  ge- 
nommen werden,  welche  die  Bekämpfung  des  Alkoholismus  zum  Ziel  haben. 
Den  Zweck  der  Bestimmungen  hält  der  Verfasser  für  richtitr;  er  bpbnnptet 
indessen,  dafs  Kinder  mit  Folgeübeln  nach  Alkoholgennlis  in  den  Brünaer 
Schulen  nie  angetroffen  worden  seien. 

Der  Kampf  gegen  die  Tuberkulose  wird  durch  den  £rlais  des 


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173 


k.  k.  Ifinisterioms  des  Innern  ?om  14.  Juli  1902,  Z.  29  949,  anl^eMmimMi. 

Auf  Gnmd  desselben  wurden  den  Lehrern  und  Schul  Verwaltungsorganen  der 
StaJt  Rrüna  verschiedene  Anleitungen  gegeben  über  das  Verfahren,  das 
L'eeiL'Det  sei,  einer  Übertragnnf^  der  Krankheit  vorzubeugen.  Leichtfalsliche 
Darstellungen  über  die  zweckmälsigste  Art  des  Schutzes  werden  in  allen 
B&omen  an  deutlich  sichtbaren  Stellen  angebracht  Mit  Wasser  gefüllte 
fipoekoipfe  wurden  in  den  Schulen  eingeführt;  nie  werden  tflgUdi  ia  den 
Abot  entlBtrt,  mit  LysollOsiiDg  deeinfiriert  und  gut  gewascIieiL 

Die  Pflege  anner  und  erboluiigsbedttrftiger  Kinder  wird  aicht 
mmcUissigt  Die  Sektion  „Brünn"  des  mähr.-schles.  Sudetenvereins  ent- 
feitet mit  üntcr^tüt:^ung  der  Gemeinde  und  Privater  eine  reiche  Tätirjkeit. 
Ak  li.rholnn^'!^station  dient  das  ..iJi Uiinerheim"  im  Badeott  Grofe-üUersdorf. 
Der  Erfolt;  der  Ferienifuren  ist  sehr  gut.  Im  Jahre  1902  wurden 
162  Kuabeu  und  163  Mädchen  für  je  einen  Mouat  in  der  Ferienkolonie 
utergebracbt;  die  Gemeinde  versorgte  tuberkulös  erkrankte  Kinder  in  dem 
SMlMMpis  bei  Tfiflit  mit  günstigem  Erfolg.  Sowold  die  Aflgemeiakoiirti* 
tatioo  wie  das  Leiden  worden  in  TorteiUinfter  Weise  beebfln&t. 

Die  In  fcktionskrankheiten  werden  bekämpft  durch  Nachschau  in 
ikkole  und  Haus,  Schulausschluls  und  Desinfektion  der  Schulrftnmlichkeiten. 
Alljährlich  dreimal,  in  den  Weihnachts-,  Oster-  nnd  Hauptferien,  werden 
sämtliche  Räume  aller  Brüimer  Schulen  desinfiziert.  Der  Erfolg'  ist  nicht 
immer  ein  bofricfliL'Cudcr  Vor  EintUhrung  der  Schulärzte  hat  dt  r  Stadt- 
physikiis  eiue  gemeiuverstäudliche  tabellarische  DarstelluDg  der  Vorer- 
sdieinangen  ondAnseidieD  ansleckeiider Krankheiten  entworfen,  den  Leitern, 
SAfilem  nnd  Lehrern  flbeigehen  nnd  in  aUen  Klassen  aahringen  lassen. 

Die  Untersnehnng  der  Sehnlkinder  erstreckt  sieh  auf  Mes- 
sangen  und  Wftgnngen,  welche  Sache  der  Lehrer  sind.  Das  erhobene 
Material  ist  ans  verscliiedenen  Gründen  nicht  einwandsfrei.  Von  1 3  868 
Schulkindern  wurden  13712  oder  98,88  "  o  bezüglich  der  allgemeinen 
Körperkonstitution  untersucht.    Dieselbe  war  bei: 

9643  =  69,59  7o  got, 
4060  =  29,64  7o  mittel, 
119  =   0,87  7e  schledit 

Anf  Omnd  der  inUichen  Untersnchungen  nnd  der  TerstSndigang  mit 
4m  Eltem  hat  üngesider  nnd  grdlsere  ünreinlichkeit  bei  den  Schülern 
merklich  nachgelassen.  EUie  sachverständige  hygienische  Schulaofmebt 
scheint  somit  aneh  in  dieser  Richtun?^  nicht  ohne  Nnt/.en  zu  sein. 

Die  Untersuchung  der  Augen  ucdUhreu,  sowie  die  Prüfung 
der  Hei  1  igkeits-  und  Beleuchtuiigsverhältnisse  in  den  Schul- 
kltssen  wurden  dem  städtisclien  Bezirksarzt  Dr.  Kjj.  BüiJiiitKü  übeitr^en, 
mfcker  ansÜBhrlich  Bericht  erstattet.  In  seinen  allgemeinen  Erwägungen 
Mt  er  de«  Sali  anf,  ea  mllsae  bei  den  Untersodiungen  daa  fibliche 
SdNna  dar  Maasannntaraacfanngen  an/gegeben  werden.  Die  Untersodrangen 
nOlsten  Mailafbeit  werden,  sich  der  klinischen  üntersndiang  nähern  und 
tonnten  nur  dann  praktisch  fruchtbringend  verwertet  werden.  Insbesondere 
^rde  man  sich  dann  nicht  mit  nllf?emeinen  Anweisnngcn  an  die  Lehrer 
begQQgen,  sondern  unter  Umständen  die  £ltern  direkt  oder  indirekt 
•dsreh  den  Lehrer  anf  die  Notwendigkeit  einer  ärztlichen  Behandlung  hin- 


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weisen  und  ihnen  anch  Ratschläge  für  eine  verntinftige  Lebensführung  in» 
eigenen  Hanshalte  mit  auf  den  Weg  geben  künoeii.  Bei  der  Untersuchung 
zeigten  sich  als  nicht  norraalsichtig  24,8%  Mädchen,  20,47t»  Kuaben.  Es 
folgen  interessante  Ausftlhmngen  Uber  die  einzelnen  Krankheitsformen  and 
die  ÜFBachen  denelbeo,  die  wir  hier  nicht  wiedeigeben  können.  Doch 
sollen  einige  pnktiscli  wichtige  Punkte  heranagegriffen  werden. 

Unter  den  mit  Ho rnhautentxfln düngen  und  entzflndlichen  Pro- 
zessen Behafteten  befinden  sich  9,2Vo  Mädchen  (30,5%  aller  nicht  normal- 
Birbtifcn)  und  7,6%  (37,7%  nllcr  nicht  normalsichti,i,'en)  Knaben.  Der  Ver- 
fasser sagt,  diese  Leiden  haben  als  Hauptursache  dumpfe,  feuchte,  finstere 
Wohnnngen,  schlechte  Isahrung,  verbunden  sehr  oft  mit  tuberkulüser  oder 
skrofblOaer  Anlage.  Es  iind  also  die  sozialen  UiJkverhBltnisse  an  diesen, 
einen  groben  Proientsati  der  Schüler  betreffenden  Kninkheiten  schuld. 
Das  geht  auch  herror  aus  einem  Vergleich  zwischen  einer  MftdcheavoUn- 
schule  (I),  die  nur  von  Kindern  ollihabender  Eltern  besQcht  wird,  nnd 
einer  Volksschale  (II),  deren  ScbUler  sich  aas  der  amen  Be?Olkening 
rekratieren. 

I  ir 

Hornhauttrübuogen   0,37©        9  7» 

Entsflndnngen   l«9Vo  5% 

Total   2,2%  UVe 
Hier  mnls  die  soziale  FSraorge  der  Gemeinde  eintreten  dorch  Be- 
Ueiduog,  Speisung,  Herstellung  gesunder  und  billiger  Wohnungen. 

An  den  Brfinner  Schulen  wurden  armen,  bedürftigen  Sdifllem  BriUen 
anf  Kosten  der  Gemeinde  verabfolf^t,  und  zwar  bisher  238  Brillen! 

Die  Ohrenuntersuchu Ilgen  ergaben  4,3 7o  schlecht  hörende 
M&dchen  und  5,3  7o  Knaben.  lu  allen  Fällen,  wo  der  Krankheitsfall  es 
erfordert,  werden  den  Kindern  die  zur  Besserung  der  Krankheit  nötigen 
EBlibmittel  anf  Gemeindekoaten  Teral»folgt  (Ohrenspritzen,  desinfizierende 
und  desodorierende  Mittel). 

Die  Berichterstattung  tlber  die  Prfi fangen  der  Helligkeit  nnd 
lielenchtnnp:  enthält  beachtenswerte  Anro^rrmcon  und  Beobachtungen. 
Wir  wollen  nur  rrv-^iliT^en,  dafs  der  Verfasser  die  Anzahl  der  in  eine 
Klasse  aufzunehmen  hM!  Schüler  nicht  nach  dem  vorhandenen 
Bauromafse  der  Schuizimmer,  sondern  nach  der  Zahl  der 
Torhandenen  guten  Arbeitzplfttse  bestinmen  will. 

Den  Schlaft  des  Berichts  bildet  die  Beechreibong  der  Kronprins 
Badolf-Knaben- Volks-  und  Bflrgerschale.  Die  Schritt  kennzeichnet  sich  ala 
ehie  fleilbige  Arbeit,  die  anf  unser  Interesse  Anspruch  erheben  darf. 

Dr.  KBAFT-ZOrich. 

C.  A.  Waldo  (Pordae  University,  Lafayette,  Ind).  BeguUtion  «f 
AthletleB  —  Wliai  Naxt?  The  School  Review  (a  Joomai  of 
Second&ry  Edocatioa  edited  by  the  School  of  Education  of  the  University 
of  Chicago)  Volume  XI,  No.  5.  Uay,  1903,  pag.  305—316.  S^  Preia  der 

Einzelntimmer  20  Cents. 

Wie  Vfrfa -^er  berichtet,  drangen  die  Fulsbaüwt  lt spiele  zwischen  den 
einzelnen  Hochschulen  (intercoUegiatQ)  nngef&hr  um  das  Jahr  ISUO  vom 


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176 


OMm  der  Yereinigten  Staaten  her  nach  dem  mittleren  Westen  und 
schwaDgen  sich  in  knrzer  Zeit  zu  einer  derartigen  Höhe  und  Pflege  empor, 
dafs  sie  schliefslicli  eher  den  Hochschulen  znm  Nachteile  als  zum  Nutzen 
[rereichten,  insofern  sie  nämlich  den  eigentlichen  Zweck  dieser,  die  wissen- 
scliaftliche  Arbeit,  L^in/lich  in  den  Hintergrund  clioben  nnd  eine  Menge 
TOD  minderwertigem  btudentenmaterial  der  Universität  zuführten,  das 
kdigUcb  des  Sportes  (Athletics)  halber  Yon  dieser  angezogen  wurde.  Diese 
IGfiBtäade  erregten  schließlich  den  Unwillen  der  Tenntwortlichen  Hodi* 
sdndbehOfden,  und  in  den  9()er  Jahren  stellten  diese  die  allgemeine 
Forderung  anif,  daüs  jeglicher  sportliche  Professionalismus  von  der  Hoch- 
schule fernzubleiben  habe.  Verfasser  weist  nach,  wie  wenig  sich  in  dieser 
Beriehnnff  die  Wünsche  der  Universitfltsprofessoren  bis  jetzt  erfüllt  habeo, 
und  bezugnehmend  auf  ihre  Bestrebungen  verlangt  er  in  gleichem  Sinne 
eine  gänzliche  Reform  des  Sportwesens  an  den  Universitäten.  Der  Sport 
dürfe  nidit  der  Hauptzweck  des  Universitätsbesuches  sein,  sondern  nur 
aebenbei  berAcksichtigt  werden.  Richtig  gepflegt,  helfe  er  dasn,  einem 
ilBiken  Geiste  auch  einen  wideistandsfilhigen  Körper  sa  geben.  Wie  das 
Fußballspiel  in  den  Vereinigten  Staaten  bis  jetzt  betrieben  worden  sei 
(Anwendung  bezaUter  Spieler  ond  Efaipanker),  sei  es  eines  Studenten 
•nw&rdig 

Als  nachzuahmcndps  Beispiel  emptiehlt  Verfasser  den  amerikanischen 
Stodenten  die  Sportpüege  an  den  englischen  Universitäten  in  Oxford 
uüd  Cambridge.  Oberlehrer  Karl  Rui.LEü.-i>armätudt. 

Prot  Dr.  Aüaugi  Fobbl.  Hy^ene  der  Nemn  lud  des  Oeiites 
Ia  gegnodtn  ud  krankea  Zvataide*  SibUoih^  der  QemiäheU»- 

pfiege,  Band  9.  StQttgart,  Ernst  Heinrich  Moritz.  282  Seiten,  it.  3.00. 

Ein  Buch  von  Forel  ist  immer  klar  und  konsequent  und  geistreich. 
Das  Torliegende  berührt  dnzn  noch  einen  Gegenstand  von  höchstem  Inter- 
esse. Verfasser  gibt  als  Einleitung  einen  kurzen  Abrifs  der  Psychologie 
und  Anatomie  des  Nervensystems,  das  Verhältnis  der  Seele  zum  Gehirn, 
aad  der  Physiologie  des  Nervensystems  nebst  der  Keim-  und  Stammes- 
fMcbidile.  Diese  Kapitel  dienen  indes  nidit  Uob  der  Neugierde  des 
Lveis  oder  dem  Scbmnck  des  Boches,  sondern  sie  bilden  die  Gnmdlage, 
ans  der  der  HanptteO  des  Baches  lieranswftehst.  folgt  eine  knne 
Charakterisierung  der  Krankheiten  des  Nervensystems  und  ihrer  Ufsachen, 
ffOnnf  erst  die  eigentliche  Hygiene  abgehandelt  wird. 

Der  Autor  konnte  seineu  Uauptteil  um  so  kürzer  fas=!en,  als  er  sich 
mit  kleinen  Tröstungs-  und  Palliativmitteln  niclit  abgibt.  In  groCsen, 
prägnanten  Zügen  setzt  er  auseinander,  was  mau  zu  tun  hat,  um  den  einzelnen 
«ie  unsere  ganze  Rasse  vor  der  immer  unheimlicher  drohenden  nervösen  De* 
geaerafion  an  sicbem,  ohne  dabei  die  Znknnlt  des  Geschlechtes  so  dllster 
a  mslen,  wie  es  vielen  Dekadenzpropheten  znrzeit  beliebt.  Aber  wenn  er 
goten  Bat  gibt,  so  verlangt  er  von  den  Menschen  auch  etwas  —  manche 
werden  sagen,  zn  viel ;  fQr  Schwächlinge  ist  aber  das  Bu  h  nicht  geschrieben. 
Wer  zu  schwach  ist,  für  seine  e;</ene  nnd  der  Menschen  HelNmg  etwas 
M  opfern,  der  mag  als  unnütz  untergehen. 

Wie  sich  Fouel  die  Erziehung  einer  nerveukrättigeren  Generation 


biyilizüü  by  GoOgle 


176 


denkti  üttirt  er  an  dem  Bckfiel  der  Landerziehnogsheime  aas.  Der 
Lehrpr  ünd  Erziohpr  ^rird  nhpr  auch  sonnst  verstreut  eine  Mentre  von  Tat- 
sachen and  Folgrrun(i:eii  tltiden,  die  ihn  zum  Nachdenken  und  Nachfolgen 
ermuntern.  Wenn  dalui  die  jetzifje  Methode,  namentlich  des  Mittelschtil- 
onterrichtes,  nicht  besonderä  gut  wegkümmt  —  nm  so  schlimmer  für  sie. 
Die  Erfahmogen  des  Referenten  mOssen  dem  Verfasser  dorofaaos  recht  geben. 

Qendesn  genial  int  die  Formnlitmng  der  EbefUilgkeft  in  liygiMiiwiiflr 
Hinsieiit   FoBBL  sagt  darftber  Seite  225: 

„Wir  müssen  die  Menscliheit  In  nngefilhr  zwei  HUften  teilen,  eine 
obere,  sozial  brauchbarere,  gesundere  oder  glücklichere,  und  eine  untere, 
soT-ial  nnhranrlibnrere,  weniger  gesunde  oder  nnglücklichere.  Ziehen  wir 
zvvis()iei]  beiden  eine  mittlere  Durchschnittslinie,  so  knunrn  wir  folgenden 
Satz  aufstellen:  "Wer  selbst,  mitsamt  seiner  Aszen  ieii/,  un/wei  Ifutig  zur 
oberen  Hallte  gehurt,  bat  die  Pflicht,  sich  kräftig  m  vermehren;  wer 
ebenso  nuweideiitig  nr  unteren  Hüfte  gehört,  beeonden  wer  mit  benag 
anf  kOiperlicfae  Gebrechen,  OeisteflatOrong,  Yerbrecfaen  nnd  Nerrenlomnklieit 
ein  verfehlter,  nnglflcIcUeher  nnd  social  sdildHdier  Keneeh  ist,  sollte  ge- 
halten sdn,  resp.  als  soziale  Pflicht  betmebten,  nnter  allen  Bedingungen 
die  Erzengung  von  Kindern  zu  vermeiden,  ganz  besonders,  wenn  seine 
Gebrochen  individuell  ausgesprochen  und  in  seiner  Aszendenz  deutlich 
familiär  erblich  sind;  wer  endlich  anf  der  mittleren  Durchschnittslinie 
steht,  soll  sehen,  mäfsig  in  der  Vermtlirung  seiner  Art  zu  bleiben." 

Ein  Register  für  die  Fachausdrucke  wird  nicht  nur  weniger  Gebildeten 
sehr  angenehm  sdn.  Prof.  Dr.  BiiBD£iBA-Zflrich*BnigholiiL 


Bibliographie. 
Die  mit  *  beieiehneteik  Werlte  wurden  der  Bedaletion  sogesandt. 

*Ännalt  d'igiene  sperimmtale.    E  Diretti  Dal  Proi.  Angeld  Celli.  Vol. 

Xin  (Nr.  8).    Fase.  IV.    1903.    Gr.  8®.    S.  499—850. 
*Baur,  ALfRED,  Dr.  med.    Hygienischer  TaschenaÜas  für  Haus  und 

8Me,   26  Tnfeln  mit  eritatendem  Teit  Wiesbtden,  0.  Nemnicfa, 

1903.  Kl.  8^   Geb.  M  1.50. 

*BbiuI8TB01I,  Johh  A.,  Pr(*f.   Ä  New  7}gpe  of  Erffogngpih,  with  a  Dk* 

eiutkm  of  Ergographic  Experimcntaüon.    Sep.  -  Abdr.  n.  d.  Ameikin 

Jonrn   of  P^ychology     Vol    XTV.    Jnly-Sept.  1903. 
*Berir}i(   über   die    Verhandlungen   fhr  Zürcher  Schulsynode  von  1903. 

Geschäftsbericht  der  Ereiehmgsdirektion  pro  1902.    Kl.  8^    128  n. 

119  S. 

BuRKHABB,  Ph.   JHt  kIhfperUefte  Erndmng  der  weiblichen  Jugend,  Die 

Gesondheitswarte  der  Schnle.   I.  Jahrg.,  1903,  Nr.  12. 
*C0HK,  V.,  Dr.  med.   ScMfirirlKdl«  Mrfi^nmgem  mä  TTMefte.  8ep.- 

Abdr.  a.  d.  Monatsschr.  f.  S.  Medizin.    Bd.  I,  1904. 
*Die  Lüftung  und  Hdjtung  der  Schulen.   Drei  Vorträge,  geh.  i.  d.  Jahres- 
vers, d.  Klubs  f  öfi.  Gesdhtspfl.  in  Prag  von  Kabrhel,  Gust.,  Prof, 
Vklioh,  Fr.,  lag.,  und  Hraba,  A.,  BflrgerscbuUehrer.  Wien,  J.  Saiar, 

1904.  Gr.  8^    78  8.    Kr.  2.00;  JM.  1.80. 


biyilizüü  by  GoOglc 


177 


EmmuiAOB,  H.   BOraMm^m  über  da»  Zid  md  die  MeAode  dee 
TkmmlemäU».  MonatHCbr.  f.  d.  TDrnwMen.  22.  Jalirf  .»  H.  2,  1903. 

•Fraknkel,  M  ,  Dr.  med.   Anatomische  Vorträge  für  das  Staatsexamei^ 

II.  T.:  Splanchnologie.    2.  Bd.    Vortr.  6  —  13.    Leipsig»  H.  iüurtiiBg 

&  Sohn,  1903.    Kl.  8°.    187  8         2  00. 
♦Hancock,  John,  A.    The  Observation  of  Schooi  Ckiidren.    Tlie  Pedü- 

ROjrical  Seminary.     Vol.  VIII,  Nr.  3,  Sept.  1901. 
HüüMANN,  Aüö.,  Turmüspektor.     Tane-  und  Twrnkuml  in  ütren  Be- 

ekhm^  muSmamditr,   Körper  n.  Qeiat   Nr.  17  n.  18,  1903. 
♦HniTRlGSR,  Cabl,  Prof.   Mjodierm  mMrOMNiMe  TiXhuMOMmer  auf 

dm  Lande.  Mit  6  Taf.  Sond.-Abdr.  a.  d.  (ktenr.  Wocheisdir.  f.  d. 

«ff.  Bandienst.    H.  50,  1903. 
. —  ^  Moderne  amerikanische  Volks srhulhäuser  in  Städten.  Mit  2  Taf. 

SoDd.-Abdr.  a.  d.  Österr.  Worhensrhr.  f  d  öff.  Baudienst.  H.  44,  1903. 
•  Amsi&rdamer  Schulbau (cn.    Mit  2  Taf.    Sond.-Abdr.  a.  d. 

Österr.  Wochenschr.  f.  d.  öff.  Baudienst.    H.  78,  1903. 
*  — •  Derg^tiger  Stmd  des  VoUcssckuihausbaues  in  den  versdkiedmm 

LMem,    8cp.-Abdr,  a.  Nmnmenn  daa  XXUI.  Jahig.  d.  Fa«bbl.  tJ>vc 

Bantediaiker'*. 

♦JUkrattaicAf  (JI.)  des  Deutschen  Vereins  £ur  Pflege  von  Ji^eHd^^idm  im 

Prag.    1902—1903.    Prag.    8».    15  S. 
*Jahre''h^rirht  über  die  Fortachritte  und  Lmtungen  auf  dem  Gebiete  der 

Hygiene.    D.  Vierteijahrsschr.  f.  öff.  (Tcsundhtspfi.    Suppl.,  19.  Jahrg. 

6er.  Aber  1901.    Braonschweig,  F.  Vieweg  &  Sohn,  1903.  Gr. 

6öO  S.    JK  12.00. 
*lIOlOlfOLLKB,  Dr.  med.    Qeisiessiöruti^  und  Ferftrecfta»  im  SMes- 

dUar.   Samnilg.     Abbdign.  a.  d.  Geb.  d.  pädag.  Psychol.  v.  Fbjriol. 

VL  6.  Berlin,  Bantber  A  Beicbud,  1903.  8^  108  8.  Ji  2.80. 
XOLUR,  Paul  Job.    Über  den  Wert  der  B^nffe:  Plusdisiang,  Nuß- 

disfanz  und  Mmuadistang.  Das  Scbulzimmer.  I.  Jahrg.,  Nr.  1,  1903. 
*Oebbbckb,  Dr.  med.     Jahresbericht   über   den   schulärztlichen  Über- 

wachunfjfsdiensi  an  den  Volksschulen  zu  Breslau  für  das  Jahr  1902, 

8«.    40  S. 

PauIiSSN,  F&lEDß.,  Arch.  Frtnzipien  beim  Bau  von  Schuütäusem.  Das 
Sdralbaoa.   T.  Jahrg.,  Nr.  II,  1908. 

*8AmRE,  A.,  Sdralinapektor.   LeUfaden  der  und  C^iemie  mU 

Berücksichtigung  der  Wnmdogie  und  der  Ztkre  wm  Meneng.  In 
2  Korsen  bearbeiteL  27.  verb.  u.  verm.  Auflage.  Brannschweig, 
Fr.  Vieweg  <&  Sohn,  1904.  Hit  289  Fig.  im  Text.  Gr.  8^  258  8. 
Geb.  M  1.50. 

bCHMiDT,  F.  A.,  Dr.  med.    Über  Erholungsstätten  für  Jugend  und  Volk, 

Körper  u.  Geist.    Xil.  Jahrg.,  Nr.  19,  1903. 
*8CR0MBUBG,  W.    Die  Tuberkulose.    Mit  1  Tafel  und  8  Fig.  im  Text 

Att  Katar  und  Geisteawalt.  Leipzig,  B.  G.  Teobner,  1903.   Kl.  8^ 

139  8.   Geb.  M  IM. 
^Schotten,  M.  C  ,  Dr.  med.    Sur  les  miihodes  de  Mensuration  de  la 

fatigue  cto  lee  Meere,   Eztrait  dea  Aicbivea  de  Pbyaiologio*  X.  II, 

1903. 


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178 


*SiEBKRT,  Frtedr.,  Dr.  med.  Ein  Buch  für  Eltern.  I.  Den  Müttern 
het  anreifender  Töchter,  Mflncben,  SeiU  &  Schauer,  1903.  KL  8^. 
128  S. 

—  —  J£in  Buch  für  Eltern.    Ii.  JJen  Vätern  heranreifender  Söhfte. 

Mlliich€ii,  Seite  &  Schaner,  1903.   KL  8^    120  8. 
Souls  Ashah  Mat,   The  SdaUon     Ae  Sdiod  mtd  CoUege  h  MUe 

BetM.   The  8chool  Beview.   YoL  11,  Nvnb.  10,  1903. 
^STADBUIAKN,  Heinr.,  Dr.  med.     Methodologischer  Beitrag  mr  Be- 
handlung des  defekten  erkennenden  Gehens  hei  der  IdioUe,  S(Mid.-AiNir. 

a.  d.  Psych. -neurolog.  Wochenschr.    1903,  Kr.  33. 
♦Steinhardt,  Tqnaz,  Di   mrd.    Tuberhdose  und  Schule.    Sep.  -  Abdr. 

a.  d.  Zeitschr.  f.  Tubtikulose  u.  Heilstatteowesen.  Bd.  V,  H.  3,  1904. 
SCCK,  Hans,  Lehrer.    Der  rechte  Weg  Mur  Lösung  der  Schuibankfrage. 

Fldag.  Beforo.  Kr.  46,  1903. 
 Wie  kommen       inder  StkiUbamkflrage  voneärte?  Dm  Sehol- 

Zimmer.    I.  Jahrg.,  Nr.  2,  1903. 
*ne  Journal  of  Mental  Pathology.    Vol.  V,  Nr.  1.    New  York,  1903. 
*ToNZiG,   Clemente,   Dr.  med.    Sulla  refezionc  scolastica  con  speciale 

riguardo  a  queUa  del  cotnune  di  Fadom.    1903.  lostituto  d'igieae  delU 

Ker^ia  Universitä  di  Padova.    Gr.  8*.    66  S. 
*  Wai\'i£:awska  Yll-klasowa  Szkola  Ilandlowa.   (Jaliresber.  d.  VU-klassigen 

Handelsschde  in  Warschau.)   1901—1902.  Warschau  1903.   Gr.  8®. 

357  8.  mit  Plftnen  n.  Tabellen. 
WBI88,  Wen.  Was  wfüen  die  modernen  Lemd-JBrMiaiimgMme?  Sehweit. 

Pftdagog.  Ztschr.    XIII.  Jahr^^.,  H.  IV. 
*WlCHMANN,  Ralf,  Dr.  med.    Die  Neurasthenie  und  ihre  Behandlung. 

Kin   RatF^cber  für  Nervenkranke.     Mit  9  Abbildgn.    3.  verb.  Aufl. 

Berlin,  Otto  Salle,  1904.    Kl.  8«.    187  S.    M  2  —. 
*Zander,  R.,  Prüf.  Dr.    Vom  Neri^enftysfem,  sriwm  Hau  und  .-t^/it/  lit- 

deutung  für  Leib  und  Seele  im  gesufuicn  und  kranken  Zustande.  Mit 

27  Fig.  im  Test.   Ans  Hatiir  mid  Oeiategwett  48.  Bdekn.  Leipzig, 

B.  G.  Tenboer,  1903.   Kl.  8^   151  8.   Ji  1.25. 
*ZiBBBir,  Th.,  Prof.  Dr.   Die  QtutedtrünKheillm  des  Emdesalters,  mU 

besonderer  Berücksichtigung  des  schulpflichtigen  Alters.    Sammig.  a.  d. 

Geb.  d.  pädag.  Psychol.  n.  Physiol.  VII,  1.  Berlin,  Benther  &  Beichard, 

1904.    8^   94  S.    M  2.00. 


üiyitizca  by  GoOgle 


n.  Jalirgang.  1904.  No.  2  ii.  3. 


Bat  8elȟarslweM&  in  DeutMUaad. 

B«riolit  aber  die  Ergebnisse  einer  Umfrage  bei  den 
grOfseren  Städten  des  deatschen  Heiobes. 

Dr.  Faul  SOHUBEBT-Nürnberg. 
(Vortaatinaig.} 

Einen  der  wichtigsten  Absishnitte  der  gesnndheitUehen  Über- 
Tiduing  der  Sehalkinder  bilden  die  Hafsregeln  snr  Ter* 
bfitnng  des  ümsiohgreifens  akuter  Infektionskrank- 
heiten. Hier  fand  das  Schnlaratwesen»  als  es  sieh  in  Deutsoh- 
laod  Eingang  ▼erschafft  hatte,  schon  festen  Boden  vor,  da 
in  dieser  Richtung  überall  der  Staat  durch  Vorechriften  gesorgt 
hatte,  deien  ausführendes  Organ  die  Amtsärzte  waren  uiid 
selbstverständlich  auch  nach  Einführung  der  von  den  Gemein- 
den ;iDi,'estellten  Schulärzte  LreMinben  sind.  Auf  diesem  Geliiete 
sind  al^o  die  Schnifirzte  in  noch  höherem  Grude  fils  iJonst  den 
Amtsärzten  subordiniert,  haben  vielfach  m  ihrem  Auftrag  oder  in 
ihrer  Vertretung  zu  handeln  und,  wo  ihnen  selbständige  Aufgaben 
gntellt  sind,  in  allen  wichtigeren  Angelegeoheiten  an  den  Amtsaiat 
n  beriohteii. 

Gerade  diese  dnich  das  Gesetz  den  Amtsärzten  übertragenen 
Befognisse  sind  es  anch,  im  Verein  mit  ihren  Obliegenheiten  bei 
der  banpolizeiliehen  Beanfeiehtigang  der  Sohnlhaoser,  welche  in 
lUsn  grüGwren  Städten  direkt  oder  indirekt  den  Amtsarst  an  die 
Spitse  des  Sehnlaratwesens  stellen  und  ihn  snm  Obmann  der  Sehnl- 
inte  ganz  besondeis  geeignet  eisoheinen  lassen. 

DOTfiekolars«.  IL  4 


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86 


180 


Diese  VerliAltDisse  kommen  in  den  Dienstofdniiagen  der  dent- 
achen  Städte  in  mehiÜMber  Hinnehi  mm  Anedmek.  Vor  allem 
darin,  da&  die  meisten  Solinlantordnnngen  ttber  die  VerbUtang  der 
aknten  InfektionakiankheiteD  gar  keine  oder  nnr  dttrftige  Anden- 
tnngen  enthalten.  Hon  darf  darane  gewib  nieht  aohlielMn,  dab  an 
diesen  Orten  alles  dem  Amtsarst  überlassen  nnd  anf  die  Hilfe 
der  Schulärzte  bei  Überwachung  und  Verhütung  der  Epidemien 
verzichtet  wini.  Offenbar  bleibt  es  dort,  wo  die  Dienstordnung 
der  Schulärzte  nichts  über  diesen  Gegenstand  enthält,  den  An  Ord- 
nungen der  Amtsärzte  oder  der  Behörde  überhaupt  vorbehalten, 
die  Schulärzte  mit  Aufträgen  in  diesem  Sinne  zu  versehen.  Hin 
und  wieder  sind  der  Scbulnrztordnung  im  Anbone;  Auszüj^e  au3 
all meinen  obrigketlliehen  Schulverordnungen  beigelügt,  weiche  sich 
mit  diesem  Gegenstande  bofn'ssen,  wie  z.  ß.  in  Leipzig  die  §§  3, 
7  und  16  der  „Schulordnini:,'  ,  in  ßeichenbach  ein  AnhatiL'^  von 
11  Paragraphen.  Crimmi tschau  verweist  in  §  9  auf  den  5.  ach- 
trag snr  Lokalsohulordnung,  der  aber  nicht  reproduziert  ist 

Aber  auch  in  jenen  Dienstordnungen,  welche  die  vom  Schul- 
arzt bei  der  Prophylaxe  der  akuten  Infektionskrankheiten  zu  leisten- 
den Dienste  mehr  oder  weniger  nusfuhrlich  regeln,  ist  sehr  häufig 
angeordnet,  daia  dem  Amtsärzte  Meldung  zu  erstatten,  dafs  seine 
Anordnung  zu  er&agen  oder  deren  AusfOhruDg  zu  ttberwaohen  ist. 
Ansdraeklich  weisen  einige  Stfldte  darauf  hin,  dafs  der  Amtsarzt 
hier  allein  znstftndig  ist.  So  heilst  es  in  §  5  der  Aachener 
Dienstordnung:  ,Die  behordliohen  Vorsehriften  über  das  beim  Auf- 
treten ansteckender  Krankheiten  an  beobaehiende  Verfahren  bleiben 
unbertthrt.''  Der  §  6  der  Sehularztordnnng  in  Magdeburg  schliefst, 
nachdem  die  Überwachung  der  Ausführung  der  Ministefialerlasse 
▼om  14.  Juli  1884  nnd  vom  20.  Mai  1898  dem  Schularzt  ttber- 
trsgen  worden  ist,  mit  dem  Sata:  ^Im  ttbrigen  haben  die  Sehul- 
ftrzte  sich  jeder  Anordnung  zu  enthalten,  die  nach  den  vorgenannten 
Ministerialerlassen  dem  Kreisarzt  vorbehalten  sind."  Dieser  Satz 
kehrt  wörtlich  in  §  6  der  Dienstordnung  von  Quedlinburg  und 
in  §  9  der  von  St.  Joli  irni  ;i  d  8  iir  wieder. 

Wie  bei  jeder  Epidemiebekainpfurjg,  so  ist  auch  gegenüber  den 
in  der  Schule  vorkommenden  akuten  Infektionskiaukheiten  eine 
möglichst  umfassende  und  frühzeitige  Meldung  das 
erste  Erfordernis  und  die  Gi  undbedingung  für  den  Erfolg  der  zu 
treffenden  Maf)*re*jeln  Hierliei  sind  zwei  Stufen  zu  unterscheiden- 
4ie  Meldung  der  Eitern  an  den  Lehrer  und  die  Meldung 


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181 


3? 


des  Lehrers  au  den  Schularzt.  Uozweckmüisig  ifit  es,  noch 
eine  dritte  Stufe  einzuschalten,  und  die  Meldung  Tom  Lehrer  an 
den  Anfe  erst  durch  die  Hände  des  Sobulleitem  (Rektors)  gehen  zu 
laMii,  wie  es  £.  B.  in  Berlin,  Bonn,  Chemnitz,  Falkenstein  und 
Leipng  Toi^gesebrieben  ist.   Dadurch  geht  kostbare  Zeit  verloren. 

Das  Wiehtigste,  aber  anoh  am  sohweisten  streng  Durobza- 
fthrende  ist  die  Meldepflicht  der  Eltern.  Da  manehe  Infektionen 
knokbeitea  schon  im  Inkubationsstadiiim  anstecken,  so  rnnb  mit 
der  HSgliohkeit  gerechnet  werden,  dals  ein  Kind  am  ersten  Tage 
der  manifesten  Erkrankung,  aneh  wenn  die  Eltern  es  sofort  vom 
SebnlbesDch  anrflckbalten,  das  Gift  schon  ausgestreut  hai  Die 
Bitern  müssen  also  verpflichtet  werden,  bei  der  Krankmeldung  des 
Kindes  sofort  uucli  die  Art  der  Erkrankung  anzugeben,  wenn  mög- 
lich mit  Beilegung  einer  hausiirztlichen  Bestätigung,  die  durch  kurze 
nod  bequeme  Formulare,  welche  die  Scbulbehörde  austeilt,  möglichst 
erleichtert  werden  soll.  "Wo  keine  ärztliche  PiebaudluLig  statt- 
gefnnden  hat,  wäre  der  Schularzt  zur  Feststellung  der  Diagnose  zu 
entsenden,  üuv  auf  diesem  Wege  kann  es  gelingen,  die  ersten 
Herde  schwerer  Infektionskrankheiten  rechtzeitig  zu  ermittehoi 
und  der  Ausbreitung  entgegen  zn  arbeiten.'  Dafs  die  Ärzte  diese 
Mühe  gern  auf  sich  nehmen  würden,  ist  nicht  zu  bezweifeln.  In 
ÜUraberg  ist  die  Anregung  zur  Regelung  eines  solchen  Meldewesens 
»gar  Tom  Ärztlichen  Bezirksverein  selbst  ausgegangen,  dessen  Au- 
ing snrzeit  bei  der  SchulbehCrde  der  Erledigung  entgegensieht. 

Die  Schularztordnungen  enthalten  Aber  die  Meldepflicht  der 
Kliem  sehr  wenig,  und  es  trägt  dazu  yielleicbt  auch  der  formale 
Grand  bei,  dals  diese  Bestimmungen  keine  Obliegenheit  des  Sohnl- 
mtes  bilden,  und  daher  als  nicht  geeignet  zur  Aufnahme  in  dessen 
LicDstordauiig  betrachtet  werden.  Dennoch  wäre  die  Bekanntgabe 
8olcber  Bestimmungen  sehr  am  Platze,  und  es  mula  als  ein  Vorzug 
der  Falke  n  Steiner  Dienstordnung  bezeichnet  werden,  dafs  sie  hierüber 
im  ersten  Abschnitt  des  §  6  folgende  genauere  Mitteilungen  macht: 

„Eitern  und  Erzieher  von  Schulkindern  sind  verpflichtet,  den 
Klassenlehrern  der  Schulkinder,  deren  Erziehung  ihnen  obliegt,  An- 
lage zu  erstatten: 

1.  wenn  ein  solches  Schulkind  nach  der  Erklärung  des  be* 
handelnden  Arztes  an  Masern,  Keuchhusten,  Scharlach, 


'  Vei^.  SnivRABDT,  Zur  Prophjlaze  der  SohalcpMaaiieB.  JHue  ZdtMdur^ 
190O.  8.  1  bit  11. 

4* 


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88  182 

epidemiadlier  Genieksfam,  Ziegenpeter,  Spitipooken  oder 
epidemiseher  Avgenbmdehaiitentsttndiing  erkxaokt  iet, 

2.  wenn  ein  solches  Sobnlkind,  ohne  flnstliob  bebandelt  za 

werden,  erkrankt  ist,  und  wenn  nicht  ausgeschlossen  ist, 
dafa  Pocken,  Masern,  Scharlach,  Diphtheritis,  Keuchhusten, 
epidemische  Genickstarre.  Ziegenpeter,  Spitzpocken  oder 
epidemische  Augenbindehautentzündung  vculiegt, 

3.  wenn  in  ihrer  von  Schulkindern  mit  be\\ohnten  Wohnung 
eine  andere  Person,  ohne  ärztlich  behandelt  zu  werden,  er* 
krankt  ist,  und  wenn  nicht  ausgeeohloasen  ist,  da£s  Seharleoh, 
Diphtheritis  oder  Pocken  vorliegen. 

Die  Klassenlehrer  sind  Terpfliehtet,  wenn  Schulkinder  länger 
als  Ewei  Tage  die  Sobole  Teraäamen,  ohne  dala  von  ELtem  oder 
siebem  angezeigt  wird,  woran  die  Sebnlktnder  erkrankt  eind,  in  ge< 
eigneter  Weise  —  nur  niefat  dnreb  Sobnlkinder  —  feststellen  sa 
lassen,  ob  die  SobuUdnder  an  einer  der  im  eisten  Absätze  nater 
Ziffer  2  benannten  Krankbeiten  erkrankt  sind.** 

Sonst  findet  siöb  nwt  noeb  in  der  Bbersbaeber  tind  fast  gleiob* 
lautend  in  der  Leipziger  Dienstordnung  in  dem  erwähnten  An- 
hang eioe  einschlägige  Verordnung  mitgeteilt.    Letztere  lautet: 

„Die  Eltern  und  Erzieher  erkrankter  Schulkinder  sind  ver- 
pflichtet, womöglich  schon  bei  der  Anzeige  des  Weghleihens  weg-en 
Krankheit,  spätestens  aber  am  dritten  Tage  der  Veraäumms  die  Art 
der  Krankheit  anzugeben.  Ist  diese  Anzeige  nicht  erfolgt,  so  haböü 
die  betreiteuden  Klassenlehrer  sofort  von  den  Angehörigen  der  er* 
krankten  Kinder  Auskunft  über  die  Art  der  Erkrankung  zu  Ter* 
langen.  Schulkinder  sind  zu  dieser  Auskunftseinholung  nicht  za 
benutsen.  Wird  mit  derselben  ein  Schulaufwärter  beauftragti  so 
bat  dieser  jeden  direkten  Verkebr  mit  den  erkrankten  Kindern  an 
venneiden.** 

Ans  dem  Feblen  dersrtiger  Bestimmnngeu  in  allen  anderen 
dentsoben  SobnUrztordnnngen  darf  natOrlieb  niobt  gesoblossen  wer^ 
den,  da&  ein  strengeres  Meldewesen  an  anderen  Orten  fiberbaupt 
niebt  eingefithrt  ist.    Jedenfiedls  aber  bleibt  in  diesem  Punkte  noch 

vieles  zu  wünschen. 

Die  Lehrer  haben  die  Meldung  an  den  Schularzt  zu 
betätigen,  und  zwar  in  den  oben  genannten  Städten  durch 
Vermittlung  des  Rektors  oder  Schulinspektoi»,  an  anderen  Orten, 
z.  ß.  in  Fürth,  Gera,  Görlitz,  Mülhausen,  Nürnberg,  unmittelbar. 
Die  meisten  Dienstordnungen  enthalten  darüber  keine  Bestimmungen, 


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183 


39 


80  dafs  man  wohl  annehmen  darf,  die  Meldung  erfolge  daselbet  idobt 
an  den  Schularzt,  sondern  an  den  Amtsarzt. 

Meldepflichiig  sind  in  den  wenigen  Städten,  deren  Schularzt- 
ordunng  kierüher  AnÜBcblols  gibt  (z.  B.  Chenmitz,  fiberebaoh  nnd 
LeiptigX  folgende  akute  Infektionflkrankheiten:  Maaeni,  Soharlaob, 
Diphtherie,  KenoUrasten,  Hnmps,  Blattern,  Steinblattem,  epidemiwhe 
Genieketarre  und  epidemische  Angenentsttndnng.  Nfimbeig  sohlielat 
au  dieser  fieihe  Mnmps  aus,  fügt  aber  Boteln  und  Typhns  hinan, 
lo  ffirth  sind  an  melden:  Haaem,  Soharlaoh,  Diphtherie,  Keoob- 
hasten,  Pocken  und  Genickstarre. 

Der  Kreis  des  Meldewesens  wird  geschlossen  durch  den  Bericht 
des  Sübularztea  au  den  Amtsarzt  und,  insofern  es  sich  um  eine  im 
Anftrag  der  Sohulbehörde  ausgeführte  Untersnchung  einzelner  oder 
ganzer  Klassen  handelt,  durch  Rücköufserurss;  an  die  Schulbehörde. 

Sehr  dürftig  ist  dann  weiterhin  die  Auskunft,  welche  die 
Dienstordnungen  auf  die  Frage  geben,  was  der  Schularzt  zu  tun 
bat,  nachdem  ihm  eine  Meldung  zugegangen  ist.  Handelt  es  sieh 
nur  nm  den  Verdacht  einer  aknten  Infektionskrankheit,  so  hat  er 
natflriiak  das  betrefifende  Kind  su  untersuchen,  falls  ein  hansärzt- 
liehes  Zeugnis  nicht  beigebraebt  werden  kann  (Ohemnita,  Ebeis- 
btcih,  Fttrtb.  Leipzig,  Beiehenbaoh  usw.). 

üntersuchnngen  aller  Kinder  der  Klasse,  aus  der  ein 
Krankheitsfall  gemeldet  wurde,  wird  nur  in  wenigen  SohnU 
interdnungen  gefordert  Kolmar  und  Mtllhausea  haben  darüber 
folgende  gleichlautende  Bestimmung: 

„Wenn  in  einer  Klasse  mindestens  zwei  Fälle  derselben  an- 
stMkenden  Krankheit  gleichzeitig  vorkommen,  so  sind  auf  Anzeige 
de.s  Lehrers  sofort  sämtliche  Kmder  der  Klasse  vom  Schularzt 
darauf  zu  untersuchen,  ob  sie  mit  der  betreffenden  Krankheit  be- 
haftet sind.  In  jeder  folgeiidtin  Woche,  in  welcher  eitio  Zunahme 
der  Krankheitsfülle  eintritt,  ist  mindestens  eine  neue  l'iitersuchung 
Toizunehmen.  Auch  ist  dem  Lehrer  in  bezug  auf  die  ihm  bei  an- 
steckenden Krankheiten  zufallenden  Anordnungen  seitens  des  Schul- 
arztes in  jeder  Hinsicht  hilfreiche  Hand  zu  leisten. 

Nlimbeig  forderte  in  seiner  alteren  Dienstordnung,  dals  bei 
jtdsm  aus  einer  Klasse  gemeldeten  Fall  einer  akuten  Infektions- 
biakheit  sofort  die  ganae  Klasse  auf  krankheitSTerdflohtige  FAlle 
uiisnueht  werden  mnfite.  Die  den  Schullraten  hieraus  erwaohsende 
Arbeit  war  eine  sehr  groibe.  Bei  den  Torhandenen  607  Volkssohul- 
khiMn  mit  31086  Kindern  wurden  im  Beriohiqalire  1901/02  allein 


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infolge  angemeldotor  akater  InfektioiiakiBnUieiten  601  Klüsen  mit 
28547  Eindem  nnteisiioht,  d.  h.  75,7  7o  aller  Sohulkinder.  In 

den  städtisclien  Mittelschulen  mit  49  Klassen  und  1876  Sohülern 
uüd  Scliülerinnen  wurden  aus  gleichem  Grund  34  Klassen  mit 
1168  Kindern  untersucht,  d,  h.  62,3%  aller  Kmdei  ,  uud  m  den 
Kindergäileü  und  K inderbe wahranstalten  mit  575  Kindern  uarden 
1468  UrtersitL'Limgeu  vorgenommen,  so  dais  die  meisten  Kinder  zwei' 
bis  dreimal  untersucht  wurden. 

Die  Zahl  der  auf  diesem  Wege  gefundenen  frischen  fälle  von 
akuten  Infektionskrankheiten  war  gering  und  staiKl  rncht  im  Ver> 
kiltnis  zu  der  aufgewendeten  Arbeit.  Es  wurde  daher  bei  der 
Umgestaltung  der  Sohularztordnoog  im  Jahre  1903  die  BestimmuDg 
folgendermafsen  getroffen: 

«Beim  Auftreten  Ton  Hasem,  Soharlaob,  Diphtherie  und  Typhus 
in  den  stttdtisohen  und  privaten  Sohulen  wie  in  den  Kinderhewahr- 
anstalten  und  Kindergürten  ist  von  dem  Lehrer  heaw.  von  der 
Leitung  der  Anstalt  dem  Sohularste  Meldung  zu  erstatten,  und 
•war  sehen  dann,  wenn  nur  ein  Fall  einer  derartigen  Erkrankung 
Torgekommen  ist.  Der  Schularzt  ist  verpflichtet,  auf  Grund  einer 
solchen  Meldung  sich  uliue  Verzug  an  Ort  und  Stelle  zu  begeben, 
die  saiiitiichen  anwesenden  Kinder  in  der  fraglichen  Klasse  oder 
Anstalt  einer  Untersuchung  zu  unterziehen  und  über  deren  Ergebnis 
alsbald  unmittelbar  au  den  Kgl.  Bezirksarzt  zu  berichten.  Dieser 
wird  je  nach  dem  an^pzeiijten  Befund  bei  der  Di&triktspoli/.ol- 
behörde  entsprechenden  Antrag,  z.  B.  auf  zeitweise  Schliefsung  der 
betreffenden  Schulklasse,  stellen.  Bei  diesen  Untersuchungen  ist 
der  Schularzt  befugt,  solche  Kinder,  bei  welchen  er  das  Vor- 
handensein einer  ansteckenden  Krankheit  oder  verdächtiger  Ersohei* 
nungen  wahrnimmt,  sofort  aus  dem  Unterrichte  nach  Hause  au  ent- 
lassen. 

Bei  dem  Aufbeten  von  Steinhlattem,  Bftteln  und  Keuohhusten 
ist  nur  dann  von  dem  Lehrer  Anseige  zu  erstatten  und  von  dem 
Schularzte  in  der  ohen  angegebenen  Weise  Nachschau  au  halten, 
wenn  kurz  nacheinander  oder  miteinander  gehiufta  £!ftUe  dieser 

Krankheiten  vorkommen. 

Das  AuiUöLeu  von  Genickkrampf  ist  in  jedem  einzelnen  Falle 
von  dem  Lehrer  zur  Anzeige  zu  bringen. 

Kinder,  welche  eine  der  in  Absatz  1 ,  2  und  3  geuannten 
Krankheiten  durchgemacht  haben,  dürfen  nach  den  Ministcrial- 
entschlieÜBungen  vom  15.  Februar  1844,  16.  Jannar  1867  and 


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S.  JuDi  1875  zum  Besuch  der  Schule  erst  dann  'bieder  zugelassen 
werden,  wenn  durch  ein  ärztliches  Zeugnis  bestätigt  wird,  daDs  die 
Wiederaufnahme  in  die  Schule  ohne  Gefährdung  der  anderen  Kinder 
erfolgen  kann.  Nach  der  Kegiemngs-Entschliefsung  vom  22.  Märs 
1903  hat  das  Zeugnis  im  Falle  von  Scharlach  die  vollständige  Be- 
endigung der  Abaohu|»ptiDg  am  ganzen  Körper,  im  Fall  von  Kenoh- 
IrasteD  das  Aufhören  der  krampfhaften  Hnstenanftlle  an  bestätigen. 
Dieses  Zeognis  ist,  wenn  ein  anderes  antlidies  Zeugnis  nicht  vor- 
gelegt werden  kann,  Ton  dem  Schularzt  aussnstellen.'' 

Krankbefhndene  Kinder  werden  selhstreEstandlieh  naoh  Hanae 
geschiekt.  Kiassensehlufs  wegen  gehflulton  Auftretens  akuter 
Infektionskrankheiten  ist  überall  Sache  des  Amtsarztes,  doch  sind 
in  einigen  Dieustanweisungeü  AnLultspunkte  daiür  gegeben,  in 
welchem  Falle  der  Schularzt  diese  Mafsregel  beim  Ämtaarzt  bean- 
tragen soll.  Die  sächsischen  Städte  Chemnitz,  Crimmitschau, 
Leipzig,  Reichenbach  usd  Zwick  sind  die  einzig;en,  welche 
hienu  bindende  Vorschniteo  geben.  £s  heilst  in  allen  diesen  Dienst- 
ordnungen übereinstimmend: 

»Der  Schularzt  hat  die  Verpflichtung,  in  jedem  Falle,  wo  an 
gleicher  Zeit  oder  kurz  hintereinander  in  einer  Klasae  drei 
Scharlach-  oder  Diphtheriefälle  vorkommen,  oder  wo  andere  an* 
Usekende  Krankheiten,  insbesondere  Masern,  gehftuft  oder  bösartig 
snftnten,  sohleunigat  beim  Stadtbeairksarzt  Sohliefinmg  nnd  Dss- 
iii£dttion  der  betreffenden  Klasse  au  beantragen.** 

In  den  brandenbnrgisehen  Städten  Friedenan,  Grorsliohter- 
fei  de  und  SohOneberg  enthalt  die  Schnlantordnnng  die  mehr  all* 
gemein  gehaltene  Bestimmung: 

„Der  Schularzt  hat  zur  Verhütung  der  Verbreitung  anstecken- 
der Krankheiten  durch  die  Schule  die  Verpflichtung,  in 

dringenden  Fällen  Schlielsung  und  Desiuiektion  der  betreffenden 
Klasse  bei  der  Schuldeputation  zu  beantragen.** 

In  Nürnberg  lügt  der  §  11  der  schulärztlichen  Verpflichtung, 
Aber  den  Befund  der  Klassenuntersuchungen  an  den  Kgl.  Bezirks- 
ant  zu  berichten,  die  eben  zitierte  Bemerkung  hinzu:  „da/s  dieser 
ja  nach  Befund  Antrag  auf  KlasBensohluls  stellen  wird." 

Sonst  ist,  abgesehen  von  kurzen  Bemerkungen  in  Gera  nnd 
£bersbaeh,  keine  Vorschrift  über  Sehlie6ang  der  Klassen  in  den 
Seknlsfatordnnngen  enthalten. 

Hit  der  Anordnung  der  Klaasenseblieftong  yerbinden  die  ge- 
siDntsn  Dienstordnungen  die  Anweisung  aur  Desinfektion  der 


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m 


Klassen.  Sebr  zwedkmttisig,  aber  «nsoheiaend  alleinstehend  ist  das 
Vorgehen  von  Ebersbaeb,  welches  naeb  §  14  den  Familien  der  an 
PoekeD,  Soharlaob  oder  Diphtherie  erkrankten  Kinder  ein  Flugblatt 
mit  Terhaltangsma&regeln  sEostellt»  deren  AnsfBbmng  Ton  der  Ge* 

meinde Verwaltung  überwacht  werden  soll.   Der  Anbang  der  Dienst* 

ordüuBg  ttiiU  den  Wortlaut  dieser  Flugschrift  mit,  wie  folgt: 

„Ilm  die  Verschleppung  und  Weiterverbreitiing  der  Krnnkhpit 
Ihres  Kindes  ZU  verhindern,  gibt  ini  Einvernehmen  mit  der  König- 
lichen Amtshauptmannschaft  zu  Löbau  die  (^emeiudeverwaltung  von 
Ebersbaob  Ihnen  folgende  Anordnungen  zur  Erfüllung: 

A.  Das  kranke  Kind  iat  Ton  anderen  Kindern  m<}glichst  abzu> 
sperren  und  soll  für  sich  allein  eigenes  Wsscbbecken  und  fiandiuob, 
«genes  Efs-  und  Trinkgescbirr,  eigene  and  besonders  yerwahrte 
Löffel,  Gabel  nnd  Messer  erhalten. 

B.  Fremde  Kinder  nnd  fremde  Erwaehsene  sind  als  Bsendher 
vor  der  Gtenesnng  nioht  cnsnlassen.  Die  Eltern,  Geschwister  nnd 
sonstigen  Zimmeigenossen  haben  bis  m  seiner  Genesnng  den  Ver- 
kehr mit  den  anderen  Hausbewohnern,  soweit  möglich,  ni  unter- 
brechen nnd  die  Zimmer  der  Haasgenossen  ohne  zwingende  GrUnde 
nicht  zu  betreten. 

C.  Auswurf  jeder  Art,  Eiter  und  Auäleeiungeu ,  insbesondere 
das  Spritz-  und  Gurgelwai?±5er  und  die  aus  dem  Glaszylinder  des 
Inhalatiuusapparates  abtropfende  Mundflüssigkeit  sind  in  besonderen 
Gefäfsen,  keinesfalls  in  dem  Familienwaschbecken,  zu  sammeln,  mit 
siedendem  Wasser  zu  übergiefsen  und  in  die  Grube  zu  schütten. 

D.  Nach  Yollendeter  Genesung,  bei  Scharlach  Tinch  beendeter 
Abschnppang,  hei  Diphtherie  2 — 3  Wochen  nach  Abetofsung  der 
BeUlge  bezw.  (bei  Group)  Freiwerden  der  Atmung  sind  das  Kranken- 
simmer  selbst  nnd  die  in  ihm  befindlichen  Gegenstände,  namentlich 
such  die  benniste  Leib-  nnd  BettwSschei  sowie  Tasohentficher  ton- 
liebst  nach  Anweisung  des  behandelnden  Anttee  einer  gründlichen 
Desinfektion  an  nnterwerfen.  Die  Desinfektion  des  Kranken- 
simmeis  hat  in  der  Weise  au  geschehen,  dais  dasselbe  mit  Seife 
nnd  Soda  wie  an  den  Feiertagen  grSndlich  gescheuert  und  dann  in 
ihm  Formalbpastillen  in  ausreichender  Menge  zum  Verdampfen  ge- 
bracht werden. 

E.  Die  Desinfektion  der  gebrauchten  Leib-  nnd  Bettwäsche, 
sowie  der  Taschentücher,  welche  stets  in  einem  besonderen  Kasten 
oder  Sack  aufzubewahren  sind,  geschieht  am  einfachsten  durch  ge- 


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hörigM  Avfikoohen  in  einer  Lösung  von  Sebmier-  oder  sohwaner 
Sei^B,  Ton  einem  PAmd  auf  17  liter  Wasser. 

F.  Das  Bettatroh  iat  za  yerbiennen  oder  auf  den  Dflngerliaiifen 
la  tun.  Wenn  die  Inletts  nickt  gewaschen  and  die  Federn  nidit 
gereinigt  werden,  so  sind  die  Betten  wiederholt  an  klopfen  nnd  an 
sonnen  besw.  Woeken  kindnrek  an  die  Luft  an  hängen. 

0.  Das  Hülzgestell  dee  Ton  dem  Kranken  benniaten  Kanapees 
oder  Bettes  ist  mit  Schmierseifenlösung  abzuwaschen.  Die  von  dem 
Kranken  benutzten  Polsterkissen  und  ]\I;itrat/.eu  sind  luoixliclisl  lauge 
zu  ilurcblufiöQ  bezw.  zu  besonueii  und  wiederholt  auszuklopfen. 

H.  "Wertlose,  mit  dem  kranken  Kmde  in  wiederholter  enger 
Berulrnng  gewesene  Dinge,  wie  alte  Puppen,  ausgeschriebene  Hefte 
und  anderes  ähnliches  mehr,  sind  zu  verbrennen. 

J.  Die  im  Gebrauche  befindlichen  Schulsacben  des  Kindes, 
Tasche  bezw.  Tornister,  Tafeln,  Bücher,  Hefte,  Federkasten  u.  a.  m. 
«ind  bei  Gelegenkeit  der  Desinfektion  des  Krankenzimmers  mit 
Formal  in  dämpfen  sorgMtig  zu  desinfizieren. 

K.  Die  Bestimmnngen  der  §§  6,  7,  8,  11,  13,  15  nnd  16, 
welche  umstehend  beigefligt  sind,  sind  streng  zu  befolgen. 

L.  Bndlieh  ist  das  Kind  emt  dann  zur  Schule  zn  schicken, 
wenn  es  mehrere  Jlale  gebadet  nnd  am  ganzen  Körper  abgeseift 
VQide  nnd  seine  sämtlichen  Kleider  mit  Seife  gewaschen,  bes.  bei 
Gefahr  des  Verderbens  eines  solchen  dnroh  Waschen,  desinfiziert 
worden  sind." 

Die  Wiederzulassune:  genesener  Schüler  zum  Schulbesuch  ist 
im  allgeuieiuen  an  ein  hausarztliehes,  oder  wenn  solches  fehlt,  an 
dag  scbulftrztliche  Zeugnifs  gebunden. 

Leipzig  verfügt:  „Schüler,  welche  an  Pocken,  Scharlach  oder 
Diphtherie  gelitten  haben,  dürfen  in  der  Regel  erst  nach  6  Wochen, 
bei  Masern  erst  nach  4  Wochen  vom  Tage  der  Erkrankung  znm 
Schulbesuche  wieder  zugelassen  werden.  Wenn  ausnahmsweise 
frohere  Zulassung  gewansoht  wird,  ohne  dab  darüber  ein  Zeugnis 
des  behandelnden  Arztes  beigebxaeht  wird,  hat  der  Sohnlaizt  auf 
Bmioken  des  Direktors  die  Untersuchung  des  betreffenden  Kindes 
iwnmehmen." 

Gleichlautend  ist  die  Bestimmung  in  Beichenbaeh. 
In  Chemnitz  ist  hinzugefügt: 

»Bei  Diphtherie  ist  aufserdem  die  Wiederzulassung  stets  von 
dor  Beibringung  eiuer  Bescheinigung  der  städtischen  Diphtherie- 


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tmtersucL ungsstatiüu  über  vürhandene  Bazillenfreibeit  abhängig 

zu  machen  (Von  dem  untersuchenden  Schularzt)  ist  nötigen- 

fklls  auch  die  UntersuchuDg  auf  Bazillen  Freiheit  zu  vermitteln." 

Ebersbach  hat  noch  den  besonderen  Fall  einer  Meinungs- 
Terschiedenheit  zwischen  Haus-  und  Schularzt  vorgesehen: 

„Der  Direktor  hat  vor  der  Wiederzulassung  der  Kinder  zum 
Unterricht  das  hausärztliche  Zeugnis  dem  Schuhirzi  zur  Gegen- 
zeichnung vorzulegen.  Bei  hierbei  auftretender  Meinungsverschie- 
denheit zwischen  Haus  und  Schularzt  hat  der  Direktor  unverweiit 
die  Entscheidung  daroh  den  kgl.  Bezirksarzt  herbeizufuhren." 

Nürnberg  verweiat  auf  die  in  Bayern  geltenden  oben  zitierten 
gesetzlichen  Bestimmungen  (Ministerial-EntschlielsangenTom  15.  Febr. 
1844,  16.  Januar  1867  und  8.  Juni  1875,  naoh  welchen  ein 
flrztlichea  Zengnils  darüber  gefordert  wird,  dafs  die  Wieder- 
aufnahme in  die  Sohnle  ohne  Gefilhrdnng  der  anderen  Kinder  er- 
folgen kann. 

Ein  Pankt,  Aber  den  unter  den  Klinikern  keine  vollkommene  Ober- 
einstimmang  hemcht,  ist  der  Anssehlnfs  gesunder  Kinder  vom 
Sohnlbesnoh,  wenn  in  ihrer  Familie  FftUe  yon  ahnten  Infektions- 
krankheiten  auftreten.  Angesehene  Faehmftnner  rertreten  den  Stand* 
pnnkt,  dab  man  mit  dieser  Malsregel  nur  die  Kinder  von  der 
Sohule  weg  auf  die  Ghuse  weist,  wo  sie  im  Verkehr  mit  Spiel* 
genossen  die  Infektion  zu  vermitteln  reichlich  Gelegenheit  haben, 
wenn  man  an  der  Übertragung  des  Krankheitsstoffes  durch  Gesunde 
festhalten  will.  Demgegenüber  wird  wohl  mit  Recht  dumuf  hin- 
gewiesen, dajfe  es  doch  eine  ungleich  günstigere  Vorbedingung  für 
die  Übertragung  ist,  wenn  man  die  Kmder  Schulter  an  Schulter 
mit  Altersgenossen  im  engen  Schulsaal  ^  ielö  Stunden  im  Tage  ver- 
weilen Ittfst,  und  dafs  besonders  das  lukubatiunsstadium  der  no  -li 
für  gesund  geltenden,  aber  von  ihren  kranken  Angehörigen  scbüu 
infizierten  Kmder  zu  fürchten  ist,  ein  Stadium,  welches  die  Krank- 
heit für  Lehrer  und  Schularzt  noch  nicht  erkennbar  macht  und 
doch  naohgewiesenermaisen  schon  die  Möglichkeit  der  Weiterüber- 
tragung der  nooh  gar  nicht  aum  Ausbrach  gelangten  Krankheit  in 
sieh  birgt. 

In  den  Dienstordnungen  tritt,  soweit  dieser  Punkt  erwfthnt  ist, 
übereinstimmend  die  Auffassung  zutage,  dafs  bei  den  schwereren 
Infektionskrankheiten,  nlbnlieh  bei  Pocken»  Diphtherie  und 
Scharlach,  die  gesunden  Kinder  erkrankter  Familien  Tom  Schul- 
besuch awssusehliefeen  sind. 


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Leipzlf*  unterscheidet  in  §  10,  f.  und  g.,  das  Vorgohen  bei 
den  genanntoQ  drei  schwerea  lafektioxiskracklieiteD  Yon  dem  bei 
anderen  leichteren  ErkrankongeD: 

»g)  Gesunde  Kinder,  in  deren  Wohnung  Pocken,  Soharlaoh 
oder  Diphtherie  anftreteo,  sind  gleichfalls  bis  ma  Genesung  aller 
Erkrankten,  in  der  fi>egel  aeohs  Wochen  lang  Tom  Beginn  der  letzten 
fiiknnknng  an  gereclinet,  Tom  Sohnlbesnohe  anflgeeohloaaen. 

fklb  jedoeh  dnroh  ein  Zeugnis  des  bebandelnden  Arstes  be* 
lishentUch  des  Sdialarztos  die  völlige  Absonderang  der  erkrankten 
PeiBon  bestätigt  oder  die  letstere  ins  Krankenhaus  yerbraoht  wurde, 
oder  &Us  die  gesund  gebliebenen  Kinder  ans  der  Wohnung  entfernt 
weiden,  dürfen  die  letzteren  die  Schule  dann  wieder  besuchen,  wenn 
sie  während  einer  14  Tage  vom  Beginn  der  Absonderung  dauernden 
Frist  selbst  gesund  geblieben  sind. 

h)  Gesunde  Kinder,  in  deren  Wohnung  sonstige  ansteckende 
Krankheiten  auftreten,  dtlrfeu  die  Schule  weiterbesuchen,  falls  nicht 
imdrücklich  vom  Bezirksarzt  etwas  anderes  bestimmt  wird.* 

In  dem  Anhang  zur  Leipziger  Schuiarztordnung  §  t  I^r.  7  ist 
Doehmals  hervorgehoben: 

„Bei  dem  Auftreten  von  Schariachfieber,  Diphtheritis  und  Pocken 
ia  der  Familie  oder  Wohnung  yon  Schulkindern  sind  letztere  bis 
nr  Genesung  aller  Erkrankten  vom  Schulbesuch  auszasohlielsen. 
Atunahmen  hierron  sind  nur  auf  Grund  eines  ttiztlioken  Zeugnisses 
nt  gestatten.  Darftber,  ob  gesunde  Kinder,  in  deren  Familien  oder 
Wohnungen  sonstige  ansteckende  Krankheiten  auftreten,  Tom 
Stholbesoeh  fernzuhalten  seien,  ist»  soweit  nieht  in  dieser  Hinsieht 
vom  Bats  auf  Antrag  des  Stadtbezirksaiztes  allgemeine  Anovdnnngen 
«ksien  worden  sind,  im  etnselnen  Fall  nach  GMiör  des  Sohularstes 
IQ  besohl iefsen.** 

Reichenbach  hat  in  der  Dienstauweisung  und  im  Auhaug 
Törtlicb  dieselben  Bestimmungen  wie  Leipzig. 

Chemnitz  fügt  der  mit  Leipzig  gleichlautenden  Verfügung  in 
der  Dienstordnung  noch  den  Satz  hinzu,  dafs  im  Fall  von  Diphtherie 
die  Bazillen freiheit  durch  die  städtische  Diphtherieuntersnohungs- 
iUtion  festgestellt  werden  muls. 

Falkenstein  bestimmt  nur  kurz,  dafs  ein  ärztliches  Genesungs- 
seognis  der  erkrankten  Familienglieder  beigebraoht  werden  muü»,  eine 
£iiensfmt  wird  nioht  gefordert. 

Am  eingehendsten  besohftftigt  sioh  mit  dieser  Frage  die  Dienst- 
flrinuDg  Yon  Ebers baeh.   Hier  lautet  §  8: 


46 


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„§  8.  Gesunde  Schüler,  in  deren  Wohnungen  Erkrankungen 
an  Pocken,  Masern,  Scharlach  oder  Diphtherie  auftreten,  eind  his 
zur  Genesung  aller  Erkrankten  solange  wie  diese,  in  der  Regel 
sechs  Woehen,  bei  Masern  Tier  Wochen,  vom  Beginn  der  letzten 
Erkxmnknng  an  gerechnet,  yom  Schnlbesnob  anflcuBoblieilMn. 

Wenn  jedooh  die  Erkrankten  ansnabmaweisa  nach  Vorlegung 
eines  bans-  bezw.  aobnlBiztUoben  Zeugnisses  vor  Ablauf  dieser  als 
Begel  aufgestellten  Frist  zum  ünterricbt  wieder  zugelassen  weiden, 
so  dflrfen  auob  die  Gesunden  aus  dieser  Wobnung  yon  dem  gleieben 
Zeitpunkte  an  die  Sebule  wieder  besuchen. 

Falls  weiter  durch  ein  Zeugnis  des  Schnlar/ies  die  völlige 
Isolierung  der  erkrankten  Person  befeLaugt,  o  lnr  die  letztere  m  das 
Krankenhaus  geschafft  wurde,  oder  die  gesund  gebliebenen  Schul- 
kinder aus  der  Wohnung  entfernt  wurden,  dürfen  die  letzteren  die 
Schule  wieder  besuchen,  aber  erst  dann,  wenn  sie  während  einer  vom 
Beginn  der  Isolierung  laufenden,  14  Tage  andauernden  Frist  selbst 
gesund  geblieben  sind. 

Femer  dürfen  gesunde  Schüler,  in  deren  Wohnungen  Er- 
kranknngen  au  Diphtherie  auftreten,  die  Schule  wieder  besuchen, 
wenn  sie  dem  Direktor  durch  ein  bausflrztliehes  Zeug;ni8  nach- 
weisen ,  daüs  seit  der  ToUstandigen  Abstofsung  der  Belage,  bei 
Croup  seit  dem  Tölligen  Freiwerden  der  Atmung,  beides  bei  dem 
zuletzt  Erkrankten,  vier  Wochen  verflossen  sind,  und  wenn  sie 
gleichzeitig  eine  Bescheinigung  von  Seiten  der  Gemeindeverwaltung 
darflber  beibringen,  dafo  die  in  §  14  TOi^gescbriebene  Desinfektion 
ausgeftihrt  worden  ist. 

Endlich  dürfen  bei  leichter,  ohne  Scharlachfälle  einhergehender 
Ma8erue|;idemie  gesunde  Schuler,  in  deren  Wohnung  Masern  auf- 
treten, wieder  am  Unterrichte  teilnehmen,  wenn  sie  durch  ein  hauf>- 
bezw  schulärztliches  Zeugnis  dem  Direktor  nachweisen,  dais  seit  der 
vollendeten  Genesung  der  Erkrankten  mindestens  14  Tage  ver- 
strichen sind. 

Schüler  der  ersten  drei  Schuljahre,  in  deren  Wohnungen  Keuch- 
husten  auftritt,  sind  vom  Unterrichte  drei  Wochen  fernzuhalten,  ge- 
rechnet vom  Tage  der  Feststellung  der  Krankheit  als  solober  durch 
den  Haus-  oder  Sobularzt. 

G^esunde  Sdhttler,  in  deren  Wobnungen  sonstige  ansted^nde 
Krankheiten  auftreten,  dttrfen  die  Schule  weiter  beaueben,  wenn 
durob  den  Schularzt  niobt  ausdrttdklicb  des  Gegenfeil  bestimmt 
wurde. 


biyilizüü  by  GoOglc 


191 


47 


Als  WoliDQDg  im  Sinne  doa  g  8  gilt  eine  mit  Tenohloesenem 
yonMÜ  Tenehene,  von  der  Familie  bewohnte  Zimmerflnchi  Fehlt 

der  Terschliefsbare  Vorsaa! ,  so  gilt  bei  mehrstöckigen  Gebäuden  als 
Wohnung  das  Stockwerk  und  bei  den  nur  aus  eine  tu  Ei  d  i^^eschosse 
bestehenden  Hausern  als  Wohnnng  das  ganze  Haus.  Bei  nachweis- 
licher Vernachlässigung  —  siehe  Vorsieh tsmafsregeln  des  §  14,  Aa- 
bang  6  B  —  der  gegen  die  Weiterverbreitung  der  Krankheit  äuge- 
ordneten  Malisnahmen  Ton  Seiten  der  Hausbewohner,  hat  der  Schul- 
iizt  das  Recht  bezw.  die  Pßioht,  jedes  Haas  als  Wohnung  im  Sinne 
d«  §  8  zu  erklären." 

Endlich  ist  noch  Grofslichterfelde  snnennenidas  in  Art.  16 
d«ii  Schinissatz  enthält,  dafs  ein  är?iliches  Zeugnis  an  fordern  ist 
Jta  den  Fall,  dais  in  der  Familie  dee  Eindee  eine  ansteekende 
Kmkheit  hemeht  oder  gehemeht  hat^. 

Alle  anderen  Dienstordnungen  lassen  diese  F^age  nnherflhrt 

Grondsatzlidh  gleiehznstellen  sind  ansih  die  Vorsiohtsmalkregeln, 
wslshe  hei  Erkrankung  des  Lehrers  oder  irgendweleher 
fievohner  des  Sohnlhanses  gegen  Verschleppung  akuter  Infek- 
tioDskrankheiten  zu  treffen  sind,  mit  sinngemälser  Anwendung  auf 
den  vorliegenden  Fall. 

Chemnitz,  Leipzig,  Falkenstein,  Reichenbacb  und 
Ebersbach  stellen  den  Fall,  wenn  beim  Lehrer  selbst  oder  in 
dessen  Wohnung  eine  ansteckende  Krankheit  auftritt,  vollkommen 
auf  eine  Stufe  mit  Erkrankungen  in  der  Familie  eines  Schulkindes, 
und  knüpfen  den  Wiedereintritt  des  Lehreis  in  die  Sohule  an  die 
gleichen  Bedingungen. 

Wenn  im  Schnlhause  selbst  akute  Infektionskrankheiten  auf- 
tratso,  so  kann  die  an  treffisnde  Ma&regel  doch  wohl  nur  im  Sohlnia 
im  ünteirichts  bestehen «  obwohl  dies  in  den  Sohularatordnungsii 
Uflht  ausdrttoklieh  ausgesproohen  ist.  Es  lautet  TieUnehr  die  Be- 
daunung  in  Leipzig,  Ohemnits,  Grimmitsehau,  Ebershaoh» 
Bsishenbaoh  und  Z wiekau  mehr  allgemein: 

«Treten  bei  Bewohnern  des  Sehulhauses  anateokende  Krank- 
botsn  auf,  so  hat  der  Schularzt  im  Einvernehmen  mit  dem  von 
ibm  sofort  zu  beaaehnchtigenden  Beziiksarzt  die  erforderlichen  Mafs* 
regeln  zu  treffen." 

In  Fürth  sagt  §  10  im  Scblufssntz: 

.Tritt  bei  Bewohnern  des  Schuihauses  eme  ansteckende  Krank- 
heit auf,  so  trifft  der  Schularzt  die  nämlichen  Feststellungen  (wie 
bei  £ikrankang  eines  Schulkindes). 


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192 


In  den  flbrigon  Solralarztordnungen  sind  nur  dttiftig»  Be- 
merknogen  Uber  du  Vorgehen  bei  Infektionsknuikheiien  gegeben. 
12  mal  findet  sieh  die  BeBtimmnng,  dab  krankhettorerdAcbtige 
Kinder  nntefsnoht  werden  BoUen,  13  mal,  daia  bei  ESpidemien 
an^rordentliebe  Ktassenbeeoobe  seitens  des  Sobnlarstos  sn  maolien 
sind,  in  einer  Reibe  von  Fällen  wird  beides  verlangt.  Dann  wild 
hier  nnd  da  anf  die  Verpflichtung  des  Schularztes  hingewiesen,  TOr- 
kommende  Erk]  :inkungpn  dieser  Art  an  deu  Amtsarzt,  an  die  Schul- 
behürde  oder  au  dtui  Bürgermeister  zu  melden,  die  (vom  AmUsarzt  ?) 
angeordneten  llafsregeln  zu  überwachen,  die  Desinfektion  zu 
beaufsichtigen.  Krankheits-  nnd  Genesunf^szengnisse  oder  Gut- 
achten auszustellen.  Alle  diese  Anordnuni^pii  sind  nur  als  einge- 
streute Bemerkuneren,  ohne  niihere  AusfüLi  umi^hu  ,  gegeben.  In  18 
Stödten  fehlt  ein  Hinweis  auf  epidemische  Erkrankungen  gänzlich. 

Demnach  wäre  in  den  Scbularztordnungen  der  sächsischen 
Städte,  mit  Ansoabme  von  Dresden,  die  ausfübrliobste  Behandlung 
dieser  Frage  sa  finden.  Hinsichtlich  der  strengen  ünterauchung 
aller  Kinder  einer  Klasse  beim  Auftreten  einzelner  Fälle  von  akuten 
Infektionskmnkheiten  scheint  Nürnberg  obenan  zu  stehen.  Doch 
darf,  wie  erwähnt,  ans  dem  Fehlen  der  Vorschrift  in  der  Schnlarat- 
ordnung  nicht  auf  den  Mangel  solcher  Mafsregeln  geschlossen  wer» 
den,  da  kierllber  wobl  oft  gesonderte  Bestimmungen  getroffen  sind, 
die  in  die  Dienstordnung  nicht  aufgenommen  sind. 

Im  Anschlnis  an  die  akuten  Infektionskrankbeiten  sei 
noch  der  ebroniseken  gedacht,  vor  allem  der  Tuberkulose,  die 
eine  größere  BerQcksichtiguug  verdient,  als  ihr  durchgehend  zu  teil 
wird.  Die  Sohulinspektion  der  Amtshauptmannschaft  Dresden- 
Altstadt  hat  unter  dem  4.  Januar  1901  folgendes  Bundschreibeo 
ergehen  lassen,  das  im  Anhang  zur  Scbnlarztordnung  von  Löbtau, 
einem  seit  1.  Jannar  1903  eingemeindeten  Vorort  Dresdens,  veröffent- 
licht ist: 

„Die  Wahrnehmangen,  welche  fiber  die  Ausbreitung  der  Tuber- 
kulose unter  der  Bevölkerung  geniücbt  worden  sind,  habeu  die 
Staatsregierung  veranlagt,  anf  weitere ,  zur  Bekämpfung  dieser 
Krankheit  zu  treffende  \  üikehruugen  bedacht  zu  sein.  Da  insbe- 
sondere die  Lehrerschaft  bei  der  Durchführung  der  Mafsregeln  ?:ur 
Bekämpfung  der  Tnl)erkuh)se  viel  mithelfen  kann,  so  hat  das  König- 
liche Ministerium  des  Kultus  und  uüentlichen  Unterrichts,  einer  An- 
regung des  Ministeriums  des  Innern  folgend,  eine  Anzahl  JSxemplare 


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dtt  im  Eaiaerlioben  Omndheitaamte  bearbeitofon  Titberknlose» 

Merkblattes  erworben  und  herabgelangen  lassen. 

Dem  Aufsengenannten  wird  beifolgend  ein  solches  Druckexemplar 
mit  der  Anweisung  zugefertigt,  dafür  zu  sorgen,  dafs  nicht  blofs 
jeder  Lehrer  der  Schule  mit  dem  Inhalte  dieses  Druekexempliirs 
sich  selbst  bekannt  macht  und  auch  sich  bekannt  erhalte,  sondern 
auch  zu  seinem  Teile  mit  bei  der  Durchführung  der  Ma£9regein  zur 
Bekftmpfung  der  Tuberkulöse  beitrage." 

Die  auf  dem  Gebiet«  der  Infektionskrankheiten  sehr  beachtena- 
verte  DieDStnrdnung  von  Ebersbach  ist  auch  hier  wieder  zu 
senoen  mit  dem  Sebluilttatz  ihres  §  6: 

,iOb  and  unter  weloben  Yormobtsmafinegebi  an  LnDgentuber- 
kuloM  leidende  Kinder  am  Unterriebte  teilnehmen  dttrfen,  ist  TOn 
Fall  SU  Fall  auf  Antrag  des  Klassenlebren  dnrob  den  Sobnlant 
festeustellen.*' 

Als  dritte  Stadt  ist  zu  nennen:  Gera  mit  Absats  XIV  der 

Dienstordnung : 

„Jedes  Jahr  einmal  hat  der  Schularzt  die  Schuldiener  sowie 
die  in  der  Schule  wohnenden  Fnniihenmitglieder  desselben  auf  an- 
steckende Krankheiten,  besonders  Tuberkulose,  zu  untersuchen." 

Endlich  ist  noch  Stettin  mit  seinem  §  5  zu  erwähnen;  denn 
man  wird  wohl  nicht  fehlgehen,  wenn  man  die  don  Schulärzten  da- 
selbst auferlegte  Verpflichtung,  beim  Besuch  der  Klassen  auch  den 
Gesundheitszustand  der  Lehrpersonen  zu  beobaobten  und  erforder* 
Uohenfalls  der  Schul deputation  Anzeige  zu  erstatten,  als  vorzugs- 
weise gegen  die  Tuberkulose  gerichtet  ansieht.  Leider  hat  bekanntlich 
Regierung  dieser  Bestimmung  die  Genehmigung  versagt,  so  dals  in 
Stettin  snraeit  der  ganze  sobnlltrztliobe  Dienst  in  Frage  gestellt  ist 

Von  aoderen  Formen  cibroniscber  Inf(Ationskran)cbeiten,  Unge- 
siefer  inbegriffen»  ist  scbon  an  einer  froheren  Stelle  die  Hede 
^vesen,  insbesondere  bei  ESrwftlinnng  der  Qemeinden,  welche  die 
Bsueintretenden  Kinder  eigens  bieranf  nntersnehen  lassen.  Coln 
Iftlst  sogar  nach  Beginn  eines  jeden  Halbjabrs  sftmtlicbe  Klassen 
dorch  die  Schulärzte  auf  ^Krätze,  Grind,  granulöse  Augenentzündung 
oder  sonstige  Krankheit"  untersuchen  (§  ö  der  Dienstordnung). 

Neben  diesen  rein  hygienischen  Auf£;:aben,  die  durch  Unter- 
suchung einzelner  Schulkinder  seitens  des  Schularztes  gelost  werden 
müssen,  und  zu  deuen  noch  die  Befreiung  von  einzelnen  Unterrichts- 
fitehem  sowie  die  Auswahl  für  Ferienkolonien  zu  rechnen  ist,  sind 


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Qooh  einige  andere  sn  nennen,  bei  welchen  neben  den  genindlieH* 
Hoben  aneh  pftdagogisohe  Bftoksiohten  walten,  in  einigen 
Punkten  aogar  in  den  Voideignind  rttbken. 

Dabin  gebOrt  vor  allem  die  Hilfe  dea  Sobnlarztea  bei  Ans* 
wabl  der  Kinder  fttr  die  Sonderklaeaen:  HilfiMobnlen- 
filr  Sebwaebbegabte,  für  Siottorerkniae,  fiftr  Tanbatnmmen-,  Blinden- 
nnd  KrUppelacbnlen.  Hierbei  wild  eine  ansgiebigere  Inanapmob- 
nabme  der  Spesialfirste  anf  die  Daner  niebt  umgangen  werden 
können.  Mit  ROoknebt  anf  die  Aprosexia  nasaUa  (Störung  der 
Lernfähigkeit  dnrcb  behinderte  Naaenatmung)  sind  schon  jetst 
rbinologische  Untersnohnngen  bei  den  Zöglingen  der  Hilfsschnlen 
üblich.  Doch  wäre  es  eine  Tjberschatzung  dieses  einen  ulio- 
logischen  Momentes,  weon  man  dann  die  häufigste  Ursache  des 
noch  erziehungsfähigen  Schwachsinns  mittleren  Grades  suchen 
wollte.  Die  Mehrzahl  dieser  Kinder  gehört  in  das  Arbeits- 
gebiet dey  Nervenarztes ,  dessen  Tätigkeit  für  die  Hilfsschulen  ganz 
alliz^emein  in  ADs])ruc]i  gpaommen  werden  sollte  Der  Taubsturampn- 
unterricht  ist  durch  die  bahnbrenlieiideu  I  nteisuchnngen  von  BrzoLD 
auf  neue  Wege  geleitet.  Es  gilt,  mit  Hilfe  der  koutinuierlicheu 
Tonreibe  jene  Kinder  zu  ermitteln,  die  noob  genägende  fiörreate 
aufweisen,  vm  in  die  sogenannten  Hörklassen  Terwiesen  zu  we^ 
den,  wo  neben  dem  Ableseunterrioht  auch  der  TJntenicbfc  vom  Ohr 
aus  gepflegt  wird.  Auch  hier  ist  der  Spezialarzt  unentbebrlieh. 
Steigt  man  noch  eine  Stufe  tiefer  auf  der  Skala  der  körperlichen 
und  geistigen  Minderwertigkeit,  so  gelangt  man  zu  den  Heil-  und 
Veaorgnngsanstalten  fttr  Elpil^tisobe,  für  Sobwaebsinnige  hObersn 
GrradeSj  f)ir  Idioten  und  Blödsinnige.  Auob  bier  nebmen  einige  Stildte 
die  Hilfe  des  Scbularztes  bei  der  Auawabl  der  ZOgUnge  in  Anapmeh. 

Damit  sollte  dann  aber  die  Grenze  gezogen  sein  fttr  die  Arbeit 
des  Sobnlarstea.  Was  darttber  binausgeht,  bat  mit  Hygiene  wenig 
mebr  au  tun  und  liegt  auf  ganz  anderem  Gebiet  Fast  alle  Scbol« 
bebOrden  yerwenden  den  Schularzt  zur  Feststellung,  ob  eine  Sehul- 
▼ersäumnis  dureb  Krankbeit  gerechtfertigt  ist,  in  jenen  Fallen,  wo 
ein  hausärztliches  Zeugnis  nicht  beigebracht  werden  kann  und  Ver- 
dacht auf  sogenanntes  Schwänzen  der  Schule  besteht.  Es  liegt  für 
die  Schulbehörde  sehr  nahe,  sich  hierzu  de^  Scbularztes  zu  bedienen. 
Wenn  man  aber  die  Wahrung  der  gesundheitlichen  Interessen  des 
Schälk Ludea  als  Aufgabe  des  Schularztes  ansieht,  so  g-ehört  dieses 
Is^ebenamt  nicht  in  seinen  Bereich;  es  trägt  mehr  einen  polizeilichen 
Charakter. 


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Nooh  wmter  abseits  von  dem  soliOneii  und  idealen  Bm£  des 
Sehnlaistes  liegt,  was  man  in  Breslau  nnd  in  den  sSohsisehen 
Sttdfen  Ang^nstnsbnrg ,  Falkenstein,  Leipzig,  Meifsen, 
Zittau  und  Zwickau,  und  nach  dem  Entwürfe  der  nocli  mciit 
rechtskräftigen  Dienstordnung  neuerdings  auch  in  Mannheim  von 
ihm  Terlangt.  Hier  soll  der  Arzt  Kinder  untersuchen,  wenn  über 
Lehrer  wegen  angeblich  übermälsiger  Züchtigung  der  Schulkinder 
Beschwerde  geführt  wird  oder  gar,  wie  allerdings  nur  in  einer 
«nzigen  deutschen  Ötadt,  in  Zittau,  gefordert  wird: 

,iwenn  aolehe  Zttohtigmigen  anf  Anordnung  des  Schnlaossohasses 
TOTZunehmen  sind.** 

Das  Kapitel  der  kOrperliohen  Strafen  ist  so  heikel  und  leidig, 
aneh  in  der  Schule,  dalii  man  gat  täte,  den  Sohnlaist  dabei  gans 
ans  dem  Spiele  an  lassen. 

(FortietsttDg  Iblgt») 


Mitinttt  Miiitiinuitn. 


Die  SAhilantfrage  in  der  n.  Sitzoof  Am  deitsehei  Medizinal« 
beantesyereins.    Zuerst  sprach   Dr.  Tjaden  -  Bremen  Aber  die  Yer- 

hOtong  der  Verbreitung  ansteckender  Kranklieiten  durch  die  Schulen.  Er 
fthrte  ans,  dals  der  Scholbesnch  erkrankter  Kinder  die  Hauptquelle  für 
die  Verbreitung  ansteckender  Krankheiten  durch  die  Schule  sei.  Diese 
Art  der  Weiterverbrcitung  komme  sicher  bei  Diphtherie,  Scharlach,  Masern, 
KtscMimten,  Mumps,  Böteln,  Windpocken  wid  ansteckenden  Angeakmak- 
beitm  vor  ;  im  hohen  Grade  wahrBehendidi  sei  die  Terbreitaig  von  Tiober- 
tadose  uid  l^ptras^  Weniger  In  Betracht  koiune  die  Überfaraguig  dieser 
Krankheiten  dnrcb  gesunde  Zwischenträger,  z.  B.  durch  die  Geschwister 
der  Erkrankten,  wfihrcnd  der  Staub  infizierter  Schulzimmer  wieder  eine 
gef&brlichc  Ansteckungsqnelle  bilde.  Dementsprechend  seien  zur  Verhütnng 
der  Weiterverbreitung  ansteckender  Krankheiten  zunächst  die  erkrankten 
Kinder  und  Lehrer  vom  Schul b«  Jülich  fernzuhalten.  Es  sei  richtig,  sie  nicht 
eher  wieder  zuzulassen,  bis  bakteriologische  Untersuchungen,  z.  B.  des 
BachsDsddeims  bd  Diphtherie,  ergeben  hätten,  da&  sie  frei  von  Infekttons- 
toisisn  seien.  Diese  UntersoebnngeB  seien  in  bskteriologisehsn  ünter- 
nehSQgMUlstalten,  die  in  genügender  Zahl  errichtet  werden  nUftten,  vor- 
jonetimen.  —  Zar  Beseitigung  der  Gefahr  der  Tuberkuloseflbertragong  seien 
l4hrer  nnd  Schüler  mit  offener  Kehlkopf-  und  Lungentuberkulose  durchaus 
votn  Unterricht  und  vom  Schulljcsuch  auszuschliefsen.  Die  Beseitigung  des 
Schiil&taubes  sei  durch  die  gröCste  Sauberkeit,  feuchte  Abwaschung  nnd 

Der  SebnUnt.  IL  6 


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196 


anch  durch  Verwendnng  der  stanbbindenden  Fufsbodenöle  m  erstrebec. 
Eine  Aasschliefsung  der  Geschwister  erkrankter  Kinder  brauche  nicht  zu 
erfolgen,  wenn  das  kranke  Kind  in  ein  Krankenhaus  geschaüt,  die  Woliuung 
desinfiziert  sei  und  die  Untersuchung  der  gesunden  Kinder  das  Nicbt- 
vurhandenätim  von  Infektionskeimen  ergeben  habe.  Der  SchlnCs  der  Schale 
B«i  mir  in  AnnnihiiMfUleii  bei  Epidemien  empfoblenswert. 

Prof.  Dr.  Lbdbubohsb,  fiegierong»-  and  MediiinalTat  in  Mdningen» 
fBhrte  ans,  dals  die  Einrichtnng  der  Sc  halft  rite  von  besonderer  Bedeu- 
tung für  die  Bekämpfung  chronischer  Krankheiten  sei.  Bei  alniten  Infek* 
tionskrankbeiten  könne  die  Einricbtnnc:  der  Schnlitr^tp  nicht  von  einschnei- 
dender Wirkung  sein,  da  die  Schulürzte  immer  nur  m  relativ  ^rofsen 
Zwischenräumen  die  Schüler  sehen  konnten.  Ganz  besonders  würden  die 
Schulärzte  gegen  die  Tuberkulose  wirken  können.  Die  Verbreitung  dieser 
Krankheit  anter  den  Scholkindem  sei  zwar  gering.  Doch  trete  sieher  die 
in  der  Sdinle  erworbene  Aneteeknng  in  vielen  FftUen  erst  naeh  der  Schol- 
xeit  in  Erscfaeinang,  wenn  acbwttchende  Momente,  lehwere  Arbeit  som 
Beispiel,  die  Widerstandsloaft  des  EOrpers  herabgesetzt  haben.  Es  sei 
nicht  nnwahrscheüilieh,  dafii  manche  Ansteckung  der  in  der  Pubertätszeit 
an  Tuberkulose  Verstorbenen  auf  eine  Schulinfektion  zurückgeführt  werden 
mflssp.  Deshalb  sei  das  Fernhalten  tuberkulöser  Kinder,  besonders  aber 
anch  tuberkulöser  Lehrer,  die  während  des  Spreche ns  fortwährend  mit 
Xuberkelbaziilen  beladene  feine  Speicheltröpfchen  versprühten,  von  grofser 
Wichtigkeit.  Wesontlich  würden  die  SchnlArzte  dnrch  hygienisch  vorge- 
bildete Lehrer  anteratotit  werden  kennen.  Es  sei  wflnaehenswert,  daft 
den  Lehrern  anf  dem  Semhiar  and  aof  der  Hocbschole  hygienische  Unter- 
weisnng  erteilt  werde. 

An  der  lebhaften  Besprechung,  die  ^\rh  an  die  Vorträge  anschloCs, 
beteilic^ten  sich  ScHHAKAMPF-DUsscMorf,  I^niiNTRAOER-Düsseldorf,  HocHE- 
Hem Clingen,  KiBDEL-Lübeck,  OfiüBEOKE-Breslaa  ond  £ng£LBB£Cht- 
Braun  schweig. 

Schalär£t]ieher  Dienst  in  Bromberg.  Über  die  schulärztliche 
Untersnchnng  der  höheren  Sinnesorgane  in  Bremberg  berichtet  der  dortige 
Schalant,  Sanitittsrat  Dr.  AUGSTBDr,  dei  sogleich  Aogenarzt  Ist»  folgendes: 

Bromberg  besitzt  16  stftdtische  Schalen,  die  etwa  600Ü  Kinder  amfassen. 
Seit  fttnf  Jahren  hat  Dr.  Aüostein  jede  Schale  zweimal  im  Jebre  anf 

nrannlo^^e  ünter^ncht.  —  Seit  Oktober  v.  J.  ist  er  zugleich  erster  und  zur- 
zeit alleiniger  Schular/t  tur  die  12  städtischen  Volksschulen.  Die  vier 
höheren  städtischen  Schulen:  Realschule,  höhere  Töchterschule,  Bürger- 
schule und  mittlere  Töchterschule  haben  keinen  Schularzt.  Die  beiden 
königl.  Gymnasien  haben  weder  Schalarzt  noch  Granoloseontersnchong.  — 
Das  Honorar  ibr  GranaloseonterBaehnng  beträgt  pro  Schale  and  Jahr 
40  Hark,  also  im  gansen  640  Mark;  ftr  die  schnlftrzffiche  Tfttlgkett 
500  Mark  ffirs  Jahr.  Die  Behandlung  der  an  Orannlose  krank  gefandenen 
Kinder  in  den  12  Volksschulen  hatte  Dr.  AüOSTEIN  bis  vor  zwei  Jahren 
ohne  be«^ondere  Besoldung  übernommen.  Seit  zwei  Jahren  bezieht  er  als 
ArmenaiiL'Püar/^t  200  Mark  fürs  Jahr.  Da  die  granulosekranken  Kinder 
der  \'oik>st liukn  mit  geringen  Ausnahmen  zur  Arnieupraxis  zn  rechnen 
smd,  so  ist  in  diesem  Honorar  zugleich  ein  Entgelt  für  diese  Behandlung 


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63 


gignben.  Bei  CMegeDheii  d«r  GranvlOMQiitemclniiig  nad  BOUtiger  9»- 
liebtigaiignii  der  Tolksieinileii  wird  Jedes  schledit  sehende  Kiod  «efgefoidert, 

sich  tn  melden ;  alsdann  erfolgt  genaue  Untersnchnng  in  der  Sprechstande, 
ebenso  bei  jeder  ZnweisTing  durch  den  Rektor  der  Schule.  Schwerere  Fr- 
krankonpen  können  auf  Änti-ag  in  die  Privat-Augenklinik  aufgenommen 
werden,  wie  es  auch  bei  anderen  armen  Augen  kranken  geschieht.  Zu 
diesem  Zweck  hat  der  ProYinziallandtag  in  dankenswertester  Weise 
6000  Haik  pro  Jahr  zur  Terfügang  gestellt  In  den  gans  seltenen  F&Ilen, 
w>  diese  Mittel  nicht  snerekliteii.  ist  stets  dar  Hagistnt  der  8Cidt  Brom- 
bog  in  aneAenneaswertester  Weise  eingetreten. 

Bsim  Schaleintritt  findet  nur  eine  allgemeine  Üntersadning  stiti»  und 
Sffsr  durch  die  Armenärzte  der  Stadt. 

Im  Laufe  des  Jahres  wird  mindefjtens  zweimal  bei  der  Grannlos^ 
Botersuchung  gefragt,  wer  über  «schlechtes  Sehen  zu  klagen  habe. 

Jedes  Kind,  das  sicli  meldet,  wird  in  der  Sprechstunde  des  Schularztes 
(Angeaarzteä)  untersucht;  ebenso  wird  durch  den  Kektor  jedes  Kind  dahin 
gsidiiekt,  bei  don  der  Lehrer  Yerdiebt  auf  nngenttgendes  Sehvennögen  hat 

Brillen  und  Hedikiniente  xahft,  iro  die  Mittel  fehlen,  die  Stadt 
liader  reicher  Lente  dnd  in  den  Yolkssehnlen  nicht  Torbaaden. 

Der  Schularzt  (Augenarzt]  untersucht  die  Ohren  bei  jedon  verdäch- 
tigen Kinde,  die  Behandlung  wird  den  ArmenJtr^ten  zTipewiesen.  Die  An- 
^telinng  eines  Spezialar/tes,  die  schon  wegen  der  so  häufig  notwendigen 
Operation  der  Kachenmandel  dringend  notwendig  ist,  wurde  in  Aussicht 
gesommen.  (Mitg.  v.  Dr.  Augstein.) 

SeliilarzlherielLt  ans  Bantzen  fiber  die  Jahre  1901/03.  Die 
Bnidon  der  Sehnlgebiode  fBhrte  m  einer  Reibe  von  Beaastandnngen,  die 
iadis  nnr  Ton  Ortücheni  Interesse  sind. 

Die  Untersuchung  der  Neulinge  ergab  folgendes: 

1.  Im  Jahre  19G1  waren  bei  480  nntersucbten  Kindern  320  Aus- 
ttdhiogen  zu  machen,  d.  h.  66%.  Dnvon  sind  zu  nennen :  101  mal  Skro- 
folose,  91  mal  Rhachitis,  93  mal  Sebsf  h wache,  62  mal  Schwerhörigkeit, 
63 mal  Wirbelsäulenverkrflmmnneen.  f»()nia!  horhcradige  nintarmut. 

2.  Im  Jahre  1902  wurden  an  460  untersuchten  Kindern  352  Aus- 
rteSnngen  gemacht,  die  249  Schulkinder  betrafen,  d.  h.  80  Vo  Ansslel- 
hsgeo,  die  sich  der  Hauptsache  nach  wie  folgt  yerteflen:  88  mal  Skro- 
fidose,  69  mal  Rhadiitis,  74  mal  Schschwäche,  45  mal  Schwerhörigkeit, 
42  mal  ROckgratsverkrQmmungen,  38  mal  Animie,  2  mal  l^beikolose, 
ämal  Herzfehler,  27  mal  Sprachstörungen  usw. 

3.  Im  Jahre  1903  vRirden  463  Kinder  untersucht,  mit  540  Aua- 
fttlhiDgen  (!)  die  237  Kinder  betrafen.  Davon  sind  /n  erwähnen:  186  mal 
Skrofulöse,  65  mal  Rhachitis,  85  mal  Sebschwäche,  39  mal  Schwerhörigkeit, 
SOmal  WirbelsäuleuTerkrtlmmungen,  46  mal  Blutarmut,  1  mal  Tuberkulose, 
4  all  Herzfehler  nnd  12  mal  Sprachstömngen. 

(Mitg.  von  Schularzt  Dr.  Nbümauh.) 
Stidtisehe  SehvllKte  in  St.  Gallen,  Den  gemeldeten  Antrag  des 
stkdtischen  Schulrates  an  die  Schulgemeinde,  ^m  l.  Mal  1904  an  wenig- 
stens zwei  Schulärzte  mit  einem  Minimalgehalte  von  je  1000  Fres  per 
Jahr  aczusteUen,  begleitet  ein  begrtlndeades  Gutachten,  dem  hier  das 

5» 


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"Wösentlicbste  entnommen  werden  mag.  Es  betont  zrinnehst  die  Verpflich- 
tong  der  Schule,  dalür  zu  soi  pen,  dafs  die  ihr  aavertrauteo  Kinder  während 
des  Unterrichtes  aa  ihrem  körperlichen  und  geistigen  Wohlbefinden  iiemen 
Schaden  leiden  und  verweiBt  darauf,  dafs  mit  dieser  gesondheitspolizeilicben 
Obsorge  in  Tiden  StiUlteo  des  In-  und  Auslandes  —  so  in  der  Schweii 
in  Zflrieb/  Lnzeni,  Basel,  Lansanne,  Chanzdefonds,  Loele,  Genf  —  eigens 
daflir  besoldete  Inte  in  ihrer  NebentfttigMt  betranft  seien.  Die  ErfiiA- 
ruigen,  welche  in  an  an  den  genannten  Orten  mit  dieser  Einrichtung  machte, 
sprechen  fUr  die  VorzOge  derselben.  St.  Gallen  nahm  diesbeztiglich  bisher 
eine  abwartende  Stellung  ein  and  konnte  dies,  dn  in  den  Bezirks-  nnd 
Gemciodescbnlbehörden  Ärzte  safscn.  die  sich  der  Obsorge  für  die  körper- 
liche Wohlfahrt  der  Schulkinder  freiwillig-:  unterzogen  (Augen Untersuchungen 
der  in  die  ersten  Kla&seu  eintretenden  Kinder,  Untersuchungen  der  Gehör- 
Bchirfe  nnd  des  allgemeioen  Kürpenustaodes,  Aoswabl  der  Kinder  ftr  dis 
Bpesialklaasen  nnd  Ferienkolonien).  „Alldn*,  führt  das  Gutachten  wOrÜicih 
fort,  ,die  wachsende  Schfaenahl,  die  dnfeh  dieselbe  bedingte  femelirte 
Arbeit  md  das  Bestreben,  diese  Uotersnchongen  rc^elmafsig  fortgesetzt  zu 
sehen,  welch  letzteres  bei  dem  gegenwärtigen  Modus  nicht  gewährleistet 
ist  —  es  ist  ja  nicht  sicher,  dafs  die  Gemeinde  ?tetpfort  Ärzte  in  den 
Schnlrat  wählen  wird,  oder  wenn  ja,  dafs  sich  dieselben  stets  fttr  diese 
Arbeit  finden  lassen  —  haben  in  Verbindung  mit  einer  Anregung  ans 
Kreisen  der  Bflrgerschaft  den  Schulrat  nach  reiflicher  Beratung  veranlag 
Duiflii  die  Anstellnng  von  Schnlinten  yorznscblageD*" 

Fflr  die  bygifloische  Überwachung  der  Schule  im  Sinne  dieser  neuen 
Institution  ist  voilftafig  folgendes  Programm  aufgestdlt  worden: 

a)  Untersuchung  sämtlicher  neu  in  die  Schule  tretender  Kinder  nut 
Bezug  auf  ihren  Gesundheitszustand.  Die  Untersuchung  der  Augen 
und  Ohren  hat  eine  eingehende  zu  sein,  während  sich  die  übrige 
Untersuchung  auf  eine  ullt^emeine  Beurteilung  des  Kürperzustandes 
zu  beschränken  bat.  Von  alliällig  kuustatierten  Gebrechen  soll 
den  EHem  Hitteilaog  gemaebt  werden. 

b)  Untefsncihung  der  Kinder  beim  Verlassen  der  Ptrimaiscfaule,  um  lu 
konstatoen,  wie  sidi  bersita  b«m  Sdinleintritt  Yodiandene  Ge- 
brechen gelindert»  oder  ob  während  der  Scholzeit  neue  entstanden 
sind. 

c)  Kontrolle  der  Kinder  wie  der  hygienischen  Verliftltnisse  in  den 
Schullokalen  während  des  Unterrichtes. 

d)  VorbeuguugsmalsregelQ  gegen  die  Ausbreitung  ansteckender  Krank> 
heilen. 

e)  Teihiahnie  an  der  AuswuU  der  Kinder  Ar  die  Klassen  der  Sckwudi- 
begabten  und  der  Ferienkolonien. 

f )  Yeranstaltnng  von  Vortragen,  welehe  daa  Gebiet  der  l^gieue  be- 
schlagen, fttr  die  liehrefwhaft. 


*  Diese  Acf^abe  stimmt  für  Zürich,  nicht.  Hier  vereieht  vorderhand  auB- 
schliefslicb  der  AssiBteot  des  StadtsrstM  die  Funktionen  eine»  Sohulantet. 
(Anm.  d.  üed.) 


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199 


65 


g)  *  Begnteditaiig  der  Pllne  fta  nem  Scbolhaiisbiiitflii  oder  nmiiMBeiide 

Renovation  schon  Torbandener. 

h)  R^elmärsige  Inspektionen  der  Schnlliäaser. 

i)  Mitwirkung  bei  Aufstelluncr  <^er  Stnndenplttne, 

k)  Berichterstattung  an  den  Schulrat. 

Die  neoen  Scbalärzte  würden  auf  Beginn  des  Schuljahres  1904/05 
ibre  Wirksamkeit  za  beginnen  haben.  Eine  vom  Schulrat  zu  bestellende 
MhaDmieiiiidie  Eomndssioii  irtirde  dM  Bindeglied  iwiaeheo  ieneni  «ad  dm 
Sdidlnten.  Das  Gvtacbtea  beoierkt  noch:  „Yon  einer  Itebaodlimg  er- 
kraskter  Sdndkiiider  dorch  den  Scbnlarzt  von  amtswegen  haben  wir  ana* 
ditcklich  Umgang  genommen,  da  es  nicht  Sache  der  Schale  sein  kann,  anf 
diesem  Wege  eine  Art  unfntfreltlirhe  Krankenpflege  einznfflhren.  Ks  w(5rde 
dieselbe  den  für  die  Autgabe  der  Schule  bestimmtrn  Uaiimeü  weit  über- 
schreiten und  sie  ihren  eigentlichen  Aufgaben  euttremUen,  abgesehen  davon, 
dais  ihre  finanzielle  Tragweite  eine  sehr  bedentnngsvoUe  sein  wOrde." 

Oer  wohlbegrüodete  Antrag  des  Schnlrates  ist  lebhaft  za  begrtUsen. 
Die  aene  In8titnti(ni  irfrd  berufen  aein,  segensreieh  an  wirken. 

M  Betdiatos  bwondeNr  Antuinw  flr  die  Mulinte 

aaeb  einer  Mitteilung  der  Tagesblätter,  in  Berliner  Ärztekreisen  an- 
geregt worden.  Gegenwärtig  sind  in  den  Schalen  Berlins  solche  Amts- 
nmmer  noch  nicht  vorhanden.  Soll  die  ärztliche  Untersuchung  der  Schul- 
kinder im  Schulhause  selber  ausgeführt  werden,  so  mufs  das  in  der  Aula, 
im  Konferenz-  oder  Lehrerzimmer  oder  auch  in  einem  gewölmlichen  Klassen- 
zinuner  geschehen.  Manche  der  Schulärzte  glauben,  damit  auäkummen  zu 
kteaen.  Andere  finden,  daJk  daa  an  Hilntftaden  fflbrt,  und  aieben  es 
iaher  vor,  die  an  nnteraocbenden  Kinder  mit  den  EUern  nach  tbrer  Prl? at- 
vohnong  za  beatdien.  £a  bat  sieh  aber  ergeben,  daß  anch  daa  flir  den 
Arzt  wie  ftlr  die  Eltern  nicht  frei  von  Unbequemlichkeiten  iat.  Überdies 
ist  die  Befürchtung  aufgetaucht,  dafs  bei  dem  Verfahren,  die  Schulkinder 
io  die  Wohnun?  rn  bestellen,  dem  Sehtihrzte  anrh  nor}i  mancher  andere 
Patient  aus  den  Familien  der  uiitcrsuchten  Kinder  zugetührt  werden  könnte. 
h  Charlottenburg  sind  die  Schulärzte  angewiesen,  die  Kinder  nur  im 
Sdaulbaose  za  antersucben.  Allerdings  stehen  den  Charlottenborger  Schal- 
inten  in  den  Scibnigebinden  die  beaonderen  Anitazimmer  aar  Verfflgang, 
^  ven  einem  Teile  der  Irstesebaft  nnn  anch  fttr  Berlhi  ala  wttnsehena- 
vert  bezeiehnet  werden,  weil  die  Untersuchnag  der  Sinder  aieh  in  Bolchen 
BiSBien  leichter  and  besser  ansführen  lasse. 

Scbnlarztstelle  in  Wilmersdorf  bei  Berlin.  Von  der  Gemeinde- 
vertretung sind  2000  Mark  tiir  Schularztzwecke  in  den  Etat  eingestellt 
WOTdeo.    Zum  Schularzt  wurde  Dr.  Ebekt  ernannt. 

Scbuliirzte  iii  Maine.  Die  etwa  8500  Kinder  züblende  Volksschule 
ia  Haina  ist  in  zehn  Bezirke  eingeteilt,  üDr  welche  ftnf  Schalärzte,  die 
lafar  Mitberatnng  dea  Kreiaaratea  nnd  dreier  Ärzte  des  Stadtverordneten- 
koOeginms  atehen,  ernannt  worden  aind. 

Ein  aof  die  schulärztliche  Fürsorge  bezfiglicber  Beaehlnb  dea  8ehnl- 
nmtandes  vom  Juni  1903  lautet  folgendermafscn: 

i.  Kurzsichtige  Kinder  erhalten  Brillen  aos  städtischen  Mitteln,  wenn 
die  Eltern  aolserstand  hierzu  sind. 


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2.  Ist  Gefahr  im  Verzuge  für  die  Gesundheit  des  Kindes  uüd  weigern 
sich  die  Eltern  einen  Arzt  zu  Rate  zu  zieheiii  ao  ist  Bencht  an 
den  ibcbulvorstand  einzasenden. 

3.  Die  Aaswahl  der  FerienkolonisteD  erfolgt  durch  den  Schnlant 

(Mitget  joa  FhhiIPP  Kbel,  Obarlebrer.) 
Die  Autelliig  besoBdtwr  SAilaigrainto.^  In  der  »Jtowafcw*r. 

f,  80».  Mediäin.'*.  (Nr.  3)  referiert  Haeseleu  tiber  die  Yenammlnn der 
hygienischen  Sektion  der  Schlesischen  Gesellschaft  vom  26.  Apri]  1 903, 
in  welcher  Prof.  H.  Cohn  an  Hand  des  ersten  „Jahresberichtes  tiber  den 
schulärztlichen  Überwachungsdienst  in  den  Volksschalen  zu  Breslau  für  das 
Schuljalir  1901,  herausgegeben  von  Stadtarzt  Dr.  Oebbecke**  die  An- 
stellung besonderer  Schulaugenärzte  eingehend  zu  begründen  suchte. 
Die  AetiteUangen  Gomit  belieben  deb  t«ili  auf  das  geflbte  YerfdirBn, 
teils  auf  flinzebie  UnndlngUcbkdtea  der  AasfnhnugibeBtiiBminigea  (Dienst- 
anweianng,  Anfikahmenntanadiiuigsbogen,  SWgebogen  an  die  Elten,  Übei^ 
nadmagibogen,  Bericbterstattong). 

Für  eine  gründliche  Augendiagnose  gelegentlich  der  Aufnahmennter- 
suctmng  gehuren  nach  Cohn  allein  10 — 11-^  IVIinnten.  Gerade  die  Iletrak- 
tionsbestiiiimuDKon,  auf  welche  der  gröfste  Akzent  zu  legen  ist,  eriordern 
viel  Zeit  und  Übung  und  las&en  sich  überhaupt  olme  Augenspiegel  und 
Brillenkasten  nicht  aosfdhren.  Im  Bericht  war  ans  anormaler  Sehleistnng 
aal  Kyopie  gescUosaen.  Will  man  sich  anf  UnterandioDg  der  Sehachliii» 
beschränken,  so  genügt  die  leicht  und  schnell  ansnifthrende  Prafnng  mittsb 
CiOHNs  „Hakentifelchen*'.  Dann  sollte  aber  auch  die  FrageetsDong  im 
Anfnahmebogen  nicht  lauten:  „ kurzsichtig,  schwachsichtig  etc.",  sondera 
.normale  Sehleistung  oder  nicht FCbenso  wire  im  Fragebogen  an  die 
Kltem  nur  zu  fragen:  Sieht  das  Kind  schlecht? 

Eine  Daner  von  in  der  Regel  10  Minuten  tdr  die  moiiaüichen  Klassen- 
beäuche  während  des  Unterrichta  ist  bei  weitem  zu  gering,  um  äicb  tiber 
Haltung,  Seh-  and  GebOFrtAnmgen,  Lafttieachaffenbeit,  Temperator,  Qoalitlt 
des  InTentars,  der  Idcbtvefbinge,  der  Sabseiliea  and  der  FiataheUigittit 
orientieren  zn  kOnuen.  In  dem  wrUegendea  nunmarischen  Berieht  be- 
mftngelt  Cohn  auch  das  Fehlen  von  zwei  wichtigen  Abteilungen  in  der 
alphabetischen  Klassifikation-  t'hersichtigkeit  und  Astigmatismns.  Von  der 
Art  und  H:iutiL,keit  der  Ausführung  der  RevisioD  der  Raumwinkel-  und 
PhotoinetcTMiüssiinLri'ii,  <lor  Lieht-  und  Temperaturtit  Stimmungen,  der  Buch- 
druck- und  der  SubseilieBpnilung  ist  Vortragender  gleichfalls  nicht  be- 
friedigt Sein  Resum^  geht  deshalb  dahin,  dals  es  den  allgemeinen 
flchnlAntea 

1.  an  der  nötigen  bedentenden  Zeit, 

2.  an  den  nötigen  Instrumenten, 

3.  an  der  Übung  im  Augenspiegeln 

fehlt,  und  sich  deshalb  die  Anstellung  besonderer  Schulaugenärzte  enq»felikt 
über  deren  spezielle  Tätigkeit  sirh  Cohn  eiagehender  verbreitet. 

In  der  anschliefsenden  Diskus-ion  \vi]r:!c  von  einigen  Schulärzten  be- 
aonders  in  prinzipieller  Hinsicht   daiaui  hmgewieäeu,  daiä  das  praktische 


*  8.  dim  MUOtrift,  1903,  8.  881. 


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Ziel  des  srhul hygienische q  YerwaltuiiKsdienstes  zu  allervörderst  in  der 
Feststellnng  eioer  Erkrankung  oder  einer  krankhaften  Anlage  b^teht, 
Dichi  aber  in  der  Aafstellong  einer  wisseiuchafLlichen  Statistik.  Beschränkt 
ach  der  Schularzt,  i.  e.  der  allgemetaiea  Praktiker,  auf  Prüfung  der  Seh- 
fdiiife»  die,  wie  Oomr  adbst  zugibt,  fttr  fba  leicht  aufBhriMur  iat,  lo  liat 
aft  Bekmitgelie  des  Beeoltiti  an  die  Elteni  die  Selnile  ilmr  pniflqrlak- 
tiMfaen  Aufgabe  genflgt.  Dann  mag  auf  Veranlassung  der  ADgehOrigm  der 
Hausarzt  oder  Spezialist  Refraktion  etc.  behufs  Brillenbestimmung  ein* 
gebeodst  nntersuchen,  mit  Zahilfenahme  seines  Instrumentarinmi  und  dee 
aOAigea  Zeitaufwandes  gegen  entsprecheDile  Gecrenleistung. 

Die  Beherrschung  der  Untersucbungsmethoden  für  die  oben  ange- 
fi]iirten  schuUi^gieniäclieu  Prliiungsobjekte  wird  der  Praktiker  leicht  er- 
«criwi  klftaneD.  Um  eine  lidiere  Gaiaatle  für  vravtroUe,  eimraadsfreie 
ÜBtaaudiangeB  Miteaa  der  deefgafertea  SdiuUnte  m  Iiabea,  ]^Onaten  ja 
ibeidies  die  nBa(«gel»endeD  Behörden  eines  entspreebendca  <3^alifitaitioaB« 
ncbweiB  vom  Bewerber  veriaagea. 


fitttarifd^e  ^efpredfungen. 


Dr  A  Spifss  Die  Tätigkeit  der  stÄdtisehen  Schnlärate  zu  Pranlt- 
fuH  a,  M.  im  Kechnun/ETsjahr  1902/03.  S.-A  Bd.  XLVI  der 
Jahresberichte  über  das  Medizinal wesen  usw.  der  Stadt  Frankfurt  a.  M. 

im  Berichtsjahre  (1.  April  1902  bis  31.  März  1903)  waren  14  Schul- 
ärzte in  34  Schulen  mit  rund  24850  Kindern  tätig.  Der  Bericht  hebt 
das  gute  Yerhaltoit  der  Sdiollrste  zu  den  Belrtonm  und  Lehrern,  sowie 
das  bd  den  Eltern  immer  wachsende  VentAadais  flir  die  Schnlant^ 
Mebtnag  herfor,  welebem  nur  wenige  Klagen  (bei  Anaeinandersetzungen 
te  naagelnde  BeinHehkdt  der  Kinder)  gegenflbersteben.  Aneh  das  Yer* 
llilDis  zu  den  Hausärzten  war  stets  ungetrübt. 

Eine  Besserung  der  Haltnnfr  der  Schüler  wird  erwühnt,  welfhe  zum 
Teil  der  Einführung  des  „ Adlerbücherhalters zum  anderen  Teil  einer 
oenen  Verfügung  der  SchuldeputiUion  über  die  Haltung  beim  Schreiben  und 
Lesen  zugeschrieben  wird. 

Die  Entn&teranehnagen  wurden  nunmehr  abwdehend  Tom  frnheren 
Odninch  ao  Torgenommen,  dab  in  dea  ersten  Tagea  nach  Aufnahme  nur 
eine  allgemeine  Besichtigung  erfolgte,  während  die  genauere  Uatersnchnng 

ÄusffllluDg  der  Gesandheitsscheine  im  Laufe  der  beiden  ersten  Monate 
des  Scnu  sten,  die  Prflfung  der  Sinnesorgane  gegen  Ende  des  Semesters 
stau  hatte. 

Znr  Erstuntersuchung  kamen  .HT08  Kinder,  von  welchen  nur  bei  8! 
(1901  bei  14,  1900  bei  26)  Kindern  die  schulärztliche  Untersuchung 
Weigert  nnd  durch  hausarstUehe  ersetit  wurde. 

Die  KoaatitationssenBnr  «gut«  wurde  86,9  Ve  der  Khider  (39,2  Ve 


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202 


der  Knaben,  34,77*  derMftdcfaeD),  die  Z^r  »mittel«  57,27o  (55,6% 
EnabeD,  68,7%  Uldfili«i)»  die  Zeonr  „MiUeefat*  5,9%  (5,2*/«  Kntben, 
6,6%  Midehen)  eiCeat 

Die  Dnrcbschnittsgröfse  der  anfgeDOmmeneD  Xisder  war  112,6  cm^ 
sowohl  bei  Knaben  als  bei  Mädchon. 

Das  Durchschnittsgewicbt  betrug  20,2  kg  bei  den  Knaben,  20,1  kg 
bei  den  Mädchen. 

Zur  ÜberwacliUüg  iu  bezog  auf  Ünlektionskrankbeiten  war  wenig  Vef» 

aataasang,  da  mit  Aonalmie  von  Maseni  keine  InfekUnnakimMieit  iCiifeer 
auftrat. 

Dagegen  wird  sehr  stark  Aber  die  Ungezieferplage  geklagt  In  einer 
Scfaole  wnrden  50°/o  der  nenanfgenommenen  Mflddien  bei  der  Entonter» 
sacbnnpr  mit  Ungeziefer  behaftet  auf^efimden. 

Die  Beaut?.uug  der  Bchnlbäder  liefs  in  einigen  Schulen  zu  wünschen  flbrig. 

Die  Schulärzte  beschäftigten  sieb/  in  gemeinschaftlichen  Besprechungen 
mit  dem  Stadtarzt,  namentlich  mit  der  Frage  des  Verhaltens  gegenflber 
tnberknlOsen  Kindern,  mit  der  Fdrderang  der  Benntsong  der  Bebnlfaldery 
sowie  mit  der  Unterweisuig  der  sns  der  Schule  anstrelendeD  Knaben  in 
der  ersten  Hflfeleistnng  bei  Unütilen.  In  einer  Schule  irnrde  ein  koner 
Ünterrichtsknrsns  darüber  vom  Schnlarzt  gehalten , 

Die  Alkoholfrage  fand  ebenfalls  Br liandluDg ;  ein  greifbares  Resultat, 
ein  ^vie  errofser  Teil  der  Kinder  an  r» m  Imäfsigen  Alkobolcennfs  gewöimt 
ist,  wurde  mclit  erhalten.  Dr.  A.  i:.EANK£2{üüüaEü-iSüruberg. 

Dr.  Paul  Bloch.    Zir<i  JaJm  Sehnlant  ii  Balili«r.  Deotsche 

Gemeinde-Zeitnng,  1903,  Nr.  51. 

Zur  Widerlegung  eines  von  Dr.  DuifSTRET  in  gleicher  Zeitschrift, 
Nr.  43/44,  ersrbienencn  Artikels:  „Ein  Jahr  Schnlarzt  in  Bathcnow", 
worin  die  Ansicht  vertreten  ist,  dafs  in  Mittelstädten  regelmälsige  schul- 
ärztliche Untersuchungen  nicht  nötig,  soudern  flberflflssig,  und  nur  auf 
Wunsch  der  Scbulbebörden,  Lehrer  oder  Eltern  oder  bei  Epidemien  ans- 
soilUiren  seien,  vertritt  Yerf.  auf  Grand  semer  Wahmehmnngen  nnd  sefanl* 
Intlichen  Untersoehnngen  mit  Hecht  den  Standponkt,  da&  nur  durch  regel- 
mäfsige  Untersnchongen  ein  erspriefslicbes  Ergebnis  der  schulärztlicher 
Tätigkeit  zu  erwarten  ist,  und  7n  diesem  Behufe  regelmäCsige  Besuche  allen 
S^c  hiilklassen  und  banfieere  reiri  Imäfsige  Sprechstunden  zur  Vorfübnmg 
kranker  oder  krankheiUverdaciitiger  Schüler  stattfinden  müssen. 

Die  Einzelheiten  des  Aufsatzes  decken  äicli  mit  den  heute  allseitig 
gemaehten  Eriahnmgen  nnd  anfgesteUten  Grandsätsen.  Eiaielne  Beispiele 
belegen  den  Nntsen  reselmäblger  sebnlintlieher  Untersnehnng.  Den 
Anfang  hQden  die  ziffemmafsi^  Ergebnisse  der  üntecMMibung  und  Beob- 
achtung von  1744  Ratiborer  Volksschnlknaben  (ftUr  die  Mädchen  [1496} 
ist  ein  zweiter  Schnlarzt  angestellt).   Dr.  A.  FAANKSNBUBGfiB-Iifttnibeig. 

Dr.  F&.  CuMTz.   Oesami bericht  über  die  Tätigkeit  der  Sehnlilrite 
im  Jabre  1902/03.   Wiesbaden,  JuU  1U03. 
Es  waren  seehs  Scbolärste  tätig,  deren  Wbken  sieh  im  bekannten 
vorgeschriebenen  Rahmen  bewegte.    In  ihren  gemeinsamen  Konferenzen 


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bcgatachteten  die  Scbniftrzte  die  Einfühning  von  Gesirndheitstafeln,  welche 
in  allen  Klassen,  Turnsälen  usw.  aufgehängt  wurden.  Ein  MuäLer  ist  dem 
Bmcht  beigedruckt  Femer  wurde  die  VerLeilung  der  Schritt:  „Wie 
eiUit  HMD  sieh .  gesnnd  mid  orb^tsfUiig?*  tpd  Prof.  Kaxoji  mid 
Dr.  SGHBLLBRBmo  an  die  AUtaxienten  der  stftdtisdieii  Seliideii  begnt- 
achtet.  Dagegen  erschien  die  Yerfeiltnig  der  vorgeschlagenen  Broschttren 
Aber  die  Gefahren  des  Alkohols  wegen  des  filr  Kinder  unvcfstiUidUehen 
lahaltes  und  der  übertriebenen  Abbildungen  ungeeignet. 

Die  Teilnahme  an  den  Schnlbädern  seitens  der  Kinder  schwankt 
zwischen  37,0%  (Mädchenschule)  und  77,8%  (gemischte  Schule).  Es 
wird  gehofft,  daCs  mit  der  jetzt  angeregten  Einftthrong  von  Einzekellen- 
bidem  eine  zahlreichere  Benutzung  erreicht  werde. 

Ten  ansteckenden  Efioankimgen  traten  Maseni  nnd  SchaHadi  in  fer^ 
niffter  ZaU  anf. 

Die  Aufnahmeuntersuchniigen  erstreckten  sich  auf  1401  Kinder 
(416  der  Mittelschulen,  985  der  Volksschulen).  Nur  ganz  Tereinselt 
waren  Kinder  dnrch  haasftrzUicbe  Zeugnisse  Ton  der  Dntersacfaong  in  der 

Schule  befreit. 

Bei  der  Untersucliung  der  Gesamtkonstitntion  wurden  gefunden: 
Mittelschulen  Volksschulen 
gate:  46,47o  88,77© 

(ASfi  Knaben,  48,6  Hadeben)   (36,4  Enabni»  40,7  mdohen) 
mUM:  51,2%  55J7o 

(54,a  Knaben,  48J  MAdehen)  (59,8  Knaben,  52,1  Hftdehen) 
Kklscbte:  2,4%  5,6  7o 

(2,1  Knaben,  2,6  Mädchen)       (3,8  Knaben,  7,2  Madchen). 
Die  Zahlen  der  ermittelten  Erkrankongsformen  betrugen  42,3  und 
76 Vo  (81,3  Kaaben,  71,1  Mädchen). 

Unter  den  Erkrankungen  stehen  voran  Blutarmut,  Skrofulöse  und 
Shadntis. 

In  dcB  Spreebstvnden  betrug  bei  einer  SebflleRahl  Ton  2210  Hittel-> 
schal-  und  6759  Volksschulkindem  die  Zahl  der  vorgeführten  Ertarankungai 
3,1  bezw.  6,9%.  Unter  besonderer  ärztlicher  Überwachung  standen  4Vo 

der  Kinrier,  Sämtlirhe  Krtrehni^sc  der  A7ifn;ihTne-  wie  der  Nachnnter- 
sochungen  des  dritten  und  fünften  Jahrganges  sind  in  Tabellen  zusammen' 
gebellt 

Aniser  der  schon  erwähnten  Gesundbeitätafel  findet  sich  im  Anhang 
Boch-  das  Schema  der  Mitteilung  an  die  Angehörigen  bei  der  Schul- 
MÜanong  sehwfteldicber  Kinder,  welches  in  eopf^lenswerter  Weise  lieineii 
Bst  Uber  die  Berdhwahl  ert^t,  sondern'  nur  unter  Mitteiinng  des  Ge^ 
»dhtitsliBfalfin  snr  Elnhohmg  toClichen  Rates  auffordert. 

Dr.  A.  FsAffiOENBUBOVi-Nflnibeig. 


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204 


DUti^iitiiittnBtn  für  ;d(^ttlär}tt. 


IMftiftanwelsnig  filr  die  SehnUlnte  der  Stadt  Miiu. 

(Genehmigt  durah  BescUafe  der  StadtverordnetenTeiMaindogg  vem 

11.  Mftrz  1903.) 

§  1.  Die  von  der  Stadt  M ainx  dir  die  Tolksscbnlen  emeniten  Sdmlinte 

eoUen  die  Berater  des  Schulvorstandes  und  der  Lehrer  in  allen  die 
Gesondheitspflege  der  ScbOler  ionerbalh  des  SchiUbetnebes  betreffeodeB 
Fragen  sein. 

Ihre  regelmftfeige  Tätigkeit  erstreckt  sich  auf  die  hygienischen  Ver- 
hältnisse des  Schulhauses,  die  Feststellung  und  Überwachung  des  Gesund- 
heitszustandes der  Schulkinder  und  die  Begutachtung  der  in  Gebrauch  be- 
findliehen Lehrmittel  in  Beziehung  aaf  Ihre  sanitäre  ZolAssigkeit. 

Anfserdem  sind  sie  verpflichtet,  besondere  Begntaehtnngen,  die  ihaeo 
von  Grofeh.  Bürgermeisterei  oder  dem  Scholvorstand  Aber  Fragen  ans  den 
Gebiete  der  Schulgesundheitslehre  Übertragen  werden,  zu  erledigoi. 

§  Die  Schulärzte  sind  verpflichtet,  sich  mit  dem  Bau  und  der 
inneren  Kinnchtung  des  ihrer  Überwachung  ül  ertragenen  Schnlhanses  genaa 
vertraut  zu  macheu,  also  mit  fler  I.a^e,  der  <Trüfse,  dem  Hainninhalt,  der 
Belichtung,  Heizung,  Luttuüg  uud  Keuihaltung  der  einzeluen  Klassenzimmer; 
mit  der  Verteilung  der  Terscbiedenon  Altersklassen  iuneriudb  des  Schal- 
banaes,  mit  der  ZaU  der  Schiller  in  den  einaebien  Klassen,  der  Gröfin  der 
Bodenflftehe  und  des  Lnftravms  filr  die  einzelnen  Scbttter  nnd  die  ver- 
schieden ri  VltersUassen;  mit  der  Beschaffenheit  der  Snbsellien  nnd  ihrer 
richtigen  Verteilung;  mit  dem  Znstande  der  Gänge  und  Treppenhäuser, 
der  Turnhallen,  der  Schulbäder,  der  Wascheinrichtungen,  der  Trinkwasser- 
versorgung, der  üeizungs-  and  Lüftungsanlagen,  dem  Scbolhofe  und  den 
Abortanlap:en. 

Gemeinsam  mit  dem  zuständigen  Oberlehrei-  (Liaaptlehrer)  und  dem 
stidtiscben  Banamt  beben  sie  darüber  an  wachen,  dafii  die  saaitlren  Ela- 
ricbtnngen  des  Schnihansea  ordnongsgemfils  instand  gehalten  nnd  iweck- 
entsprechend  benutzt  werden. 

Gemeinsam  mit  dem  Oberlehrer  (Hauptlehrer)  und  den  Klassenlehrera 
haben  die  Schulärzte  darauf  tu  achten,  da(s  die  Slcholsftle  nnd  alle  Kdbea- 

rftome  vorschriftsmärsig  gereinigt  werden. 

An  der  alljährlich  durch  das  städtische  iiauamt  stattfindenden  Be* 
sichtigung  der  Schul häuser  haben  die  Schulärzte  teilzunehmen  nnd  hierbei 
etwaige  Vorschläge  Uber  baaliche  Änderungen  vorzubringen  und  an  be- 
gründen. 

§  3.  Mindestens  einmal  in  jedem  SchnQahre  ist  der  körperliche  SSn- 
irtand  aller  Schulkinder  zu  untersuchen,  deijenige  der  neu  Eingetretenen 
möglichst  bald  nach  Beginn  des  Schn^ahres,  nnd  der  Befund  in  eine  Zähl- 
karte einzutragen. 


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205 


61 


Durch  die  Untersuchung  soll  festgestellt  werden,  welche  ursächlicheu 
Momente  für  gefundene  Erkrankungen  der  Kinder  in  Betracht  kommen, 
and  welche  Mafäoabmeji  seitens  der  Schule  im  Interesse  des  erkraukteo 
Kind«  od«r  sdiMr  Mitschfller  getroffon  weriflB  loUeii  (TeQnthiM  aa  Ferien- 
kdoiioi,  SollMdlnir,  warmem  FrUbBtOck,  Kinderiiort;  Wahl  das  geelgiielen 
Scbidplataaa,  Befreinng  lon  einzelnen  UDtenicbtafitehani;  Benachriditigiiiig 
der  Eltern  Ober  die  gefundene  Krankheit;  dauernde  ärztliche  Überwadmng, 
Empfehlting  ärztlicher  oder  spezialärztlicber  BehandloDg,  AafdeckoDg  Ton 
Ansteckungsgefahr,  geworblicho  Kinderarbeit). 

Die  Untersuch angen  ünden  in  Gegenwart  des  Lehrers,  bei  M&dchen 
in  Gegenwart  einer  Lehrerin  statt. 

Die  Zählkarten  aind  in  den  betreffenden  Klauen  in  einem  dauerhaften 
OnucUag  aobnbewahren  und  bleiben,  solange  sie  nicht  ton  dem  Sehiü* 
vofslsnd  oder  dem  Schnlant  eingeloidert  werdaa,  ia  der  Sdnde. 

Bei  dem  Übertritt  eines  Kindes  itt  eine  andere  städtische  Volksschule 
wird  die  Zählkarte  dem  zuständigen  Oberlehrer  (HanpUalirer]  flbersandt» 
bei  dem  Austritt  aus  der  Schule  dem  Schnlvorstand. 

§  4.  Alle  14  Tage  hält  der  Schularzt  in  jedem  der  ihm  über- 
trSfCDen  Schulbezirke  Sprechstunden  ab;  in  der  einen  Woche  soll  die 
Knabenschule,  in  der  juacbstlolgenden  die  Mädchenschule  besucht  werden. 
Tag  und  Stunde  sind  mit  dem  zuständigen  Oberlehrer  (Hanptlehrer)  zu 
Tviteeta.  WUnaebt  der  Arrt  an  einem  anderen  als  dem  Terahredeten 
Tage  die  Sebnle  m  beeocben,  so  ist  das  mindestens  drei  Tage  vorher  dem 
Oberlehrer  (Hauptlehrer)  mitzuteilen. 

In  der  Sprechstunde  sind  dem  Schularzt  diejenigen  Kinder  zur  Unter- 
socbnng  vorzustellen,  deren  körperlicher  oder  c»eistiger  Zustand  bei  den 
Lehrern  Bedenken  erregt,  aufserdem  diejenigen  Kinder,  die  der  Arzt  als 
der  zeitweiligen  oder  dauernden  Übt  rwacliung  bedürftig  bezeichnet  hat. 

Um  die  Zuführung  der  Kinder  zu  sichern,  lä(st  der  zust&udige  Ober- 
Mnr  (Haoptlehrer)  am  Tag  vor  der  intUcben  Sprecbstaude  in  sSmtlidien 
Usmeo  einen  Lan&ettel  nmgehen,  in  welchem  die  Lehrer  bemerken,  ob 
und  welche  Kinder  der  ärztlichen  Untersuchung  bedürfen. 

§  5.  Bei  Unglflcksfällen  in  der  Schule  ist  der  Schularzt  verpflichtet» 
die  erste  Hilfe  zu  leisten,  dagegen  ist  forthnfende  är/.tliclic  llehandlung 
erkrankter  Schulkinder  nicht  Sache  des  Schularztes.  Erscheint  eine  solche 
fortlaufende  ärztliche  Behandlung  notwendig,  so  sind  die  Eltern  hiervon  zu 
benachrichtigen;  die  Wahl  des  Arztes  bleibt  ihnen  überlassen.  In  geeigneten 
Fallen  wird  die  Benachrichtnng  der  Eltern  durch  gedruckte  Mitteilungen 
sifdgen.  Die  Znsendnng  der  Mitteilung  an  die  Eltern  erfolgt  doreh  den 
mttndigen  Oberlehrer  (Haoptlehrer). 

§  6.  Die  Schulärzte  haben  im  Einvernehmen  mit  dem  zuständigen 
Oberlehrer  (Haoptlehrer)  die  einzelnen  Klassen  auch  während  der  Unter- 
richtsstunden zu  besuchen,  und  zwar  zu  Terschiedenen  Tageszeiten,  dureh- 
«dinutlirh  jede  Klasse  zweimal  in  jedem  Halbjahr.  Hierbei  hat  sich  der 
Schular/t  von  dem  Zustand  des  Schulsaales,  der  Handhabung  der  Heizung 
ssd  Ltiftungj  der  Verteilung  der  Sitzplätze,  der  Körperhaltung,  der  Kein- 
Idünit  and  dem  Aussehen  der  Kinder  sn  oberzeagen.  Bd  besonderen, 
n  wiMtiger  Besprecihnng  geeigneten  Beohariitnngen  wird  der  Lehrer  vm 


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62 


S06 


Anskonft  ersucht  nnd  auf  Verlangen  demselben  eine  solche  erteilt;  er- 
scheinen einzelne  Kmder  einer  genaueren  Untersnchnng  bedürftig,  so  ist 
sie  in  der  nächsten  ärztlichen  Spreolistiiiule  vorzunehmen. 

§  7.  Sobald  ansteckende  KranklieiLeu  unter  den  Schulkindern  auf- 
treten,  haben  die  SebnUnte  tnf  die  Mafenahmen  gegen  Wdteryerbreitnng 
dendben  ihre  iyoftoerksainhdt  m  richten  «nd  sich  in  diesem  Zwceice  mit 
Qro&h.  EreisgesuDdheitsamt  ios  Benehmen  m  setzen;  erfordeElidieniallB 
sind  die  alArker  betroffonen  Klaessn  in  kaaam  Zwiachenrtnmen  in  be- 
sichtigen. 

§  8.  Durch  den  Schalvorstand  kann  der  Schularzt  beauftragt  werden 
zn  begutachten: 

1.  ob  Schnlversäumnis  eines  Kindes  gerechtfertigt  ist  oder  ob  nach* 
gesuchte  Befreiung  von  einem  oder  mehreren  Unterrichtsgegen- 
stftnden  Tom  inUichen  Standpunkt  ans  geboten  eraeheint;  beides, 
wenn  kmn  gentgendea  SnOiches  Zengnia  beigebtmcfat  wird, 

2.  ob  ein  Kind  in  die  Schule  für  Schwachbefähigte  zn  versetzen  ist, 
§  9.    Die  Schnl&rzte  haben  allmonatlich  mit  Ausnahme  der  Herbat- 

Tinrl  Osterfericn  eine  jjoTDPincame  Besprechung  abzuhalten,  in  denen  «=i"e 
über  ihre  Tätigkeit  berichten,  ihre  Erfahrungen  gegenseitig  austauschea 
nnd  die  Vorschläge,  welche  zur  Förderung  der  Gesundheitspflege  in  der 
Schule  gemacht  werden  sollen,  zur  Erörterung  bringen.  Den  Vorsitz  führt 
der  BflrgermeiBter  oder  der  Ton  ihm  ernannte  Stdlvertreter;  Kjnladmigen 
m  den  Sitzongen  erhalten  regehnftlsig  nnd  haben  beratende  Stimme:  Ver* 
treter  des  Schalvorstandea  nnd  das  Kreisgeanndheitsamt. 

§  10.  Ober  aUe  üntersuchnngen  und  Begutachtungen,  sowie  Ol>er 
die  gemeinsamen  Besprechungen  haben  die  Schulärzte  Tagebuch  zn  führen 
nnd  bis  zum  lf>  Mai  jeden  Jahres  Ober  das  abgelauiene  Schii^ahr  der 
Bürgermeisterei  schnttlichen  Bericht  zu  erstatten. 

In»  übrigen  wird  grofser  Wert  darauf  gelegt,  dafs  die  Schulärzte  die 
zuständigen  Oberlehrer  (üauptlehrer)  und  Klassenlehrer  über  ihre  Wahr« 
nehnnugen  nnd  Vorschlage  mOgliehst  eingdieiid  nnterrichten;  es  stellt  iluien 
jedoch  nicht  das  Recht  in,  den  Lehren  oder  Schnldienem  aelbetiadige 
Anweisungen  zn  erteilen,  vielmehr  haben  sie  alle  Anträge,  die  über  die 
FVrsorge  fbr  ein  erkraidrtea  Kind  hinansgehen,  an  den  ScholToretand  m 
richten. 

Das  Tagebuch  der  Schulärzte  und  das  Protokollbuch  der  j^cTneni^amen 
Besprechungen  ist  Eigentum  der  Stadt  und  geht  im  Falle  des  Kücktritta 
eines  Schularztes  auf  dessen  Nachfolger  über. 

§  11.  Die  Schulärzte  sind  verpflichtet,  sich  gegenseitig  ohne  Yer^ 
gfttnng  zn  vertreten. 

Will  ein  Schularzt  anfkerhalb  der  Schnlferien  Iflnger  als  eine  Woche 
die  Stadt  verlassen,  so  hat  er  hiervon  mindestens  acht  Tage  vor  seinem 
Weggang  der  Bürgermeisterei  Mitteilung  zu  machen.  Das  Gleiche  hat  zn 
geschehen,  wenn  ein  Schularzt  auf  längere  Zeit  dorcb  Kranlüieit  verliindert 
wird,  seinen  Dienst  zu  versehen. 

Die  VertreiuDg  eines  abwesenden  oder  erkrankten  Scbulaiztes  soll  von 
den  übrigen  Schulärzteu  übernommen  werden. 

§  12.  Die  Stadtverordneten' Versammlung  ernennt  naeh  Anhörung  des 


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Scfaolforetandes  nnd  des  SchidaiuaGhiiaBes  ftr  je  swei  zDMnuneiigehOrige 

fidinlbezirke  einen  Schnlarzt  auf  die  Dauer  von  drei  Jahren;  Wiederwahl 
ist  zaisssig.    Der  Stadt  und  den  Schulärzten  steht  das  fiecht  fiertd- 

jUiriicher  Kflndignng  zu. 

§  1 3.  Die  Schnlärzte  erhalten  für  ihre  Tätigkeit  eine  Vergütung  von 
j&iuljch  800  Mark,  zahlbar  postnumerando  in  vierteljfthrUchen  TeUbetrfigea. 

Mainz,  den  20.  Mftrz  1903. 

Grolhh.  Bflfgermeisterei : 
jDr.  Gassnbb,  Oberbfligemeister. 


Dieastanweisiuig  für  den  SeJuilant  der  Stadt  Meeruie. 
(Mitgeteflt  Tom  Stadtnt  von  Meerane.) 

§  1.  In  InteresBe  der  Ocsundheit  der  die  Ideeigen  Yolkssebiden  be- 
enelMiiden  Kinder  wird  vom  Stadtnt  m  Meerane  nach  gntaebtUeheni  Qe- 
bflie  des  Schulaiuschnsses  ein  Schularzt  angeetellt. 

Die  Anstellnngsverhältnisse  und  die  Funktionen  dee  Schularztes  werden 
durch  die  nachfolgenden  Vorschriften  geregelt, 

§  2.  Der  Sdinlnrzt  wird  vom  Stadtrat  gewählt  und  Terpflicbtet. 
Seine  AnstellimEr  gescliieht  anf  nnbestimmte  Zeit  unter  Vorbehalt  einer 
halbj&hrigen,  beiden  Teüen  fieiätebeüdeu  Klindigung. 

§  3.  Für  seine  Mttbewaltaogen  eibtlt  der  ScbnJant  ein  von  den 
ittdtlsehen  Körperschaft«!  festsasteUeDdes  jihiliciies  Honorar.  Das  Honorar 
ist  in  halbjährlichen  Nachzahlungen  Yon  der  Stadthanptkasse  m  erbeben; 
«I  betrSgt  bis  auf  weiteres  200  Mark* 

§  4.  Der  Schularzt  führt  —  unbeschadet  der  dem  Köniplichen 
Beiirksarzt  zustehenden  Schnll^giene  —  die  ärztliche  Aolsicht  ttber  die 
hiesigen  Volksschulen. 

§  5.    Die  ärztliche  Aufsicht  umfafet  folgende  Verpflichtungen: 

1.  Die  Baulichkeiten  und  Einrichtungen  der  Schulen  sind  in  halb- 
jlfarlicberWiederkelir  nnter  Beobachtong  von  §  17  letster  Absats 
der  Seboloidnnoff  an  nntersachen. 

2.  Der  GesundheÜanistand  der  in  die  Schulen  nen  eintretenden 
Kinder  ist  innerhalb  der  ersten  sechs  Monate  vom  Eintritt  an 
unter  BerUcksichtiprnnp  der  vom  Lehrer  jyemarhten  Wahrnehmungen 
daraufhin  zu  prüfen,  ob  die  körperliche  oder  geistige  Beschaffen- 
heit eine  besondere  BerUcksirbtigung  beim  Unterricht  erfordert. 

3.  Die  bei  der  ersten  Untersuchung  nicht  uurinal  gesund  befundenen 
Kinder  sind  von  Zeit  zn  Zeit,  spätestens  naeh  einem  Jaloo,  er- 
nent  zn  untersuchen. 

4.  Über  das  ErgdMs  der  Untersnebongen  in  1 — 8  ist  dem  Sebol* 
aiisschtifs  zu  berichten. 

5.  Auf  Antrag  des  Schulleiters  oder  der  Schalbehörden  hat  der 
Schularzt  auch  einzelne  Schnliunder  zn  nntersachen*  Dies  liat 
insbesondere  zn  geschehen: 


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208 


a)  ntrFeststflUiiog  aostedEonder  <Nler  dcdemgaider  Kn^^ 

I)  wenn  e«  rieh  um  Befreiungen  Tom  Untonieht  Air  Hagere 

ZMt  handelt; 

c)  bei  Überschrtituncrcn  des  ZOchtignngsrechtes ; 

d)  zur  Prüfung  der  niclit  durch  ärztliches  Zeupis  bolpcrten  un- 
glaubhaften Entschuldigungen  Ton  SchulTersäumnissen  wegen 
Krankheit. 

§  6.  Der  Schalarzt  ist  veipflichtet,  aaf  Antrag  des  Sdinlleiters,  ein^ 
Lebrers  oder  einer  Lehrerin  eimeben  Schidkindem  hei  UnftUen  oder 
plOtsUch  auftretenden  ernsten  Eifcranknngen  die  erste  Hüleldsfeang  an  ge- 
wihren« 

§  7.  Auf  Verlangen  hat  sich  der  Schalarzt  Aber  SchQ]g!etandheit8- 
fragcn  den  Schalbehördm  gutachtlich  zu  jlnfsern. 

§  8.  Alle  mit  der  Schule  nnd  ihren  Einrichtniipen  in  Zusammenhang 
stehenden  hvLnenischen  Bestrebungen  hat  der  Schularzt  zu  verfolgen  ond 
durch  Stellung  entsprechender  Antiage  zu  fördern. 

§  9.  Der  Sdnlant  hat  das  BecM,  Wünsche,  Antrilge  ond  Be- 
schwerden bei  den  BchnlbehOrden  ond  den  Schntleitem  aaxnbringea.  Der 
selbständigen  Anweisung  an  die  Direktoren  nnd  Lehrer,  sowie  an  die  Be- 
diensteten der  Schule  soll  sich  der  Scholanst  enthalten. 

§  10.  Die  bei  Aastthang  schulärztlicher  Praxis  notwendig  werdenden 
Zeugnisse  sind  ?om  Schularzt  unentgeltlich  auszustellen. 

§  11.  Im  Falle  der  Verhinderung  hat  der  Schularzt  ftlr  Vertretang 
zu  sorgen.  Dauert  die  Vertretung  länger  als  14  Tage  (die  Schulferien 
aosgenommen),  so  ist  der  Vertreter  dem  Stadtrat  anzuzeigen. 

Meerane,  den  24.  NoTember  1903. 

Der  Stadtrat 
L.  8.       (gel.)  Dr.  KtLS. 


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Jfitfdtrifl  fit  Sd|til$(fitii)il|(itiqi|leiie. 

IVH.  Jahrgang.  1904.  No.  4 


•vijliftaiali^ftft^iiiiiieii« 


Die  Dentsdie  Städteftnsstellnnir  in  Dresden  1903 
and  die  Schuliiygiene. 

Von 

Hermann  G&AüfNi:.ji-DreädejD. 

1.  SehnlgebSnde. 

Wer  sich  auch  nur  ganz  flüchtig  einen  Überblick  Aber  den 
limitigen  EntwieklnngsBtand  des  deutschen  Städteweeens  anf  der 
Aasstellnng  in  Dresden  yerschafift  bat,  dem  iai  offenbar  geworden, 
d&(8  der  knltmelle  FoHschritt  in  nnseren  Tagen  Tor  allem  naoh  der 
bygieniaehen  Soiie  bin  eifblgi  Besonders  deniliöh  aeigto  diea  die 
AUnlnng  Schulwesen,  in  welcher  die  Sohnlgesondheitspflege  eine 
bflsonden  hervoiragende  Bolle  spielte.  Zablieiehe  dentsehe  Städte 
laben  an  denelbcm  teilgenommen  mit  PlMnen  nnd  Dmeksaehen, 
Fbotographien  neuerer  Sohnlhaiisbauien»  Hodellen,  graphischen 
Dmtellnngen  aller  Art.  Am  umfangreichsten  war  wohl  die  sohal- 
kygieniscbe  Ausstelluug  der  Stadt  Dresden,  die  "vod  Prof.  Dr.  Nowack 
and  dem  Yei  fasser  bearbeitet  und  im  Raum  26  untergebracht  war. 
Einzelbeitriige  hatten  verschiedene  Mitglieder  der  Abteilung:  für 
Schuigegundheitspflege  des  Dresdner  Lehrervereins,  Lehrerin  M. Hasse, 
Ijebrer  LoFi>fANN  und  Lehrer  Schanze,  geliefert.  Aufserdem  ist  aber 
m  der  ganzen  ächulabteilung  und  in  anderen  Hallen  manches  zu 
inden  gewesen,  was  dem  Scbnlhygieniker  von  Interesse  sein  mufe. 

Vorliegende  Arbeit  will  nun,  ohne  indes  Anspruch  auf  Voll* 
stindigkeii  zu  erheben,  die  wiohtigsten  Qegenstftnde  einer  kurzen 
Btsprtehnsg  miteniehen. 

Die  Zeichnungen  nnd  Modelle  Tersnsbhanliohten  schon 
meist  wahre  Praohl^binde«  die  in  ihrer  Anlage  nun  Teil 


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gans  typifloh«  Foimen  wigten;  so  die  Soholen  yon  Mflndieii,  wo 
die  Sohulgebaude  naoh  Fnohbüs  und  Hoohbdbbs  Angaben  so  an 
die  Stiabeneoken  gebant  weiden,  dab  an  jeder  StnüiM  ein  Flügel 
liegt  und  die  Eeke  dnreh  die  niedrigere  Tnmballe  au^fiUli  wird. 
Manche  PIftne  waren  deslialb  mfereieant,  weil  dnioh  eie  irgendeine 
besondere  Schwierigkeit,  wie  sie  dem  Baumeister  der  Groisstadt  ge- 
nugsam begegnen,  in  befriedigender  WeiüO  gelöst  wurde.  Würzburg 
z.  ß.  hat  in  schöner  Weise  gezeigt,  wie  man  in  einem  engbebanten 
Stadtviertel  für  eme  Volksschule  doob  genug  Luft  und  Luht  s(  luitlnn 
kann,  indem  es  den  Klosterstil  anwandte,  die  Gebäude  also  an  drei 
Seiten  um  den  Hof  hermnlegte.  Bamberg  wuiate  geschickt  den 
neben  der  Schule  liegenden  Friedhof  den  Angen  der  Schüler  zu 
verbergen.  Was  dnioh  die  Orientierung  der  Gebäude  nicht  in 
erreichen  war,  wurde  eiietat  dnreh  rationelle  Anordnung  der  üntor- 
riehtarftnme.  £8  waren  fiut  nur  Kaeemenbauten  aui^geBtellt,  Toa 
denen  flbrigene  weitoQS  die  meieten  sehen  dnrah  die  Anordnnng 
und  Form  der  Fenster  die  besondere  Zweckbestimmnng  des  Gehftndes 
erkennen  lielben.  Allerdings  war  dies  nicht  überall  der  Fall,  und 
neben  allaobreiten  Fensterpfeilem  begegnete  man  hier  und  da  noeh 
der  Verwendung  Ton  Bogöifenetem  (Liegnitz,  Seminarllbungsschule ; 
Elberfeld,  Realgymnasium;  Cöln,  neue  Volksschulhäuser;  Halle, 
Mittel-  und  Volksschule);  am  meisten  fiel  ni  dieser  Beziehung  der 
im  Modell  dargestellte  Entwurf  einer  Gemeindeduppekcliule  in  Berlin 
auf,  dessen  Fassade  sehr  groise  Abrunde  zwischen  den  einzelnen 
Fenstern  zeigte,  so  dafs  der  Zweifei,  ob  man  es  hier  wirklich  mit 
einer  Schule  zu  tun  habe,  wohl  berechtigt  war.  Ebenso  auffallend 
war,  daüs  manche  von  den  im  Laufe  der  letzten  Jahre  erbauten 
Schulhäusern  ganz  oder  fast  ganz  durchgehende  zentrale  Korridore 
besitzen.  Dies  ist  der  Fall  in  München,  Weimar  (2.  Bürgerschule), 
Leipzig  (IV.  Bealaohule),  Stralsburg  (Volksschule  und  höhere  Mftd- 
ehensohnle),  Planen  (Volksschnle),  Magdehnrg  ( Volkssohnle),  HannoTsr 
(stidtiflohe  Handelaschnle,  Bflrgersohnle),  Wiesbaden  (Volkssohnle), 
Cassel  (Volksschule),  Barmen  (Volksschnle,  EgL  Bangewerkschale), 
Stuttgart  (Vorstadtsohnle)  etc.  Es  ist  dies  nm  so  anffidlender,  als 
andere  Sohnlgebande,  in  denselben  Stttdten,  mit  seitliohen  Korridor- 
anlagen,  die  ja  als  die  ffStr  ein  Schulhaus  eweekmäfeigsten  anerkaont 
werden  müssen,  versehen  sind.  Schade  war  auch,  dafs  manche 
Städte  (Erfurt,  Bremen,  flildesheim  u.  a.)  sich  nur  mit  der  Aus- 
stellung von  Fassaden  begnügt  hatten;  dieselben  mögen  für  den 
Architekten  interessant  sein,  aber  dem  SohulhygieniiLer  bieten  sie, 


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etwa  mit  Ananahme  der  Fenstergnippienmg,  sebr  wenig.  Oft  konnte 

nun  nicht  einmal  erkennen,  ob  die  Schulen  Spielplätze  haben 
oder  nicht. 

Interessant  ist  die  Suigfalt,  die  man  der  Abortuniage  zuzu- 
wenden scheint.  Mainz  legt  diese  Anatalteu  auf  den  Hof  und  ver- 
bindet sie  mit  dem  Haupfgebäude  durch  einen  überdeckten  Gnn^. 
Breslau,  Leipzig,  Stralsburg,  Worms  bringen  diesen  Verbmdungsgang 
nur  m  einzelnen  Schulen  an;  Barmen,  Bielefeld,  Danzig,  Düsseldorf« 
Caeael  halten  ihn  überhaupt  nicht  für  notwendig.  Augsbnig,  Dresden, 
HannoTer,  NOraberg»  Plauen,  Stuti^arti  Wiesbaden  bauen  die  Aborte 
in  das  Gebäude  ein  und  wüaen  sie  zum  Teil  leokt  gMokiekt  ansn- 
biingan.  Das  Einbaaon  iat  natttrlieh  nur  dort  an  empfehlan,  wo 
SdiwemnikBDaliaatioii  yorhanden  ist»  da  es  andeni&Us  nnendlieho 
Sohwierigkfiten  maohon  wllido,  ftr  allo  Zeiten  und  Verkiltniwo  ca 
Tabindeni,  data  aioh  gasige  Zenetzungsprodnkto  der  Ab&Uatofle  der 
Sehnlliift  beimoDgon.  AnderaoitB  darf  niobt  Torbolilt  werden»  dab 
die  an&erlialb  des  Gebftndes  liegenden  Aborte  eebwer  an  beisen 
sind,  wodurch  nicht  nur  im  Winter  die  Behaglichkeit,  sondern  auch 
d;e  Reinlichkeit  leidet.  Aulserdem  ist  der  Weg  zu  solchen  Aborten 
oft  weit  und  beim  Maugel  an  bedeckten  (Timmen  bei  Wind  und 
Wetter  oder  grülser  Kälte  nicbt  ohne  Unbequemlichkeit  uüd  Gefahr 
fär  die  (Tesundheit  zurückzulegen,  ganz  abgesehen  von  der  Jüngeren 
Entblöfsung  grolser  KörperÜächen  bei  Temperaturen,  die  oft  weit 
unter  KuU  liegen.  Ein  ausländischer  Schulinspektor  suohte  miob 
ba  einer  Unterhaltnng  über  diesen  Gegenstand  mit  der  Versicherung 
m  benibigon,  dals  er  schon  froh  wäre,  wenn  flberhanpt  in  den  ibm 
«nteistellten  Sohnlea  ttberall  Aborte  eingerichtet  wftien,  oder  dio 
TQibmdeneo  aaob  wirklieb  von  den  Sobfllern  benfltat  würden;  für 
iDiB  sin  soblodbter  Tn»tl 

Äbnlioho  Untendhiede,  wie  bei  den  Aborten,  finden  sieb  aneb 
in  der  Anlage  der  Tnrn ballen.  Bannen,  Berlin,  Breslau,  Danzig, 
Dresden,  HOrde,  Leipzig  (10.  Besirkasobnle),  Mainz,  Stralsburg, 
Ulm,  Worms  verlegen  sie  auf  den  Hof;  die  Kinder  müssen  also 
auch  bei  Unwetter  und  Prost  über  den  Schulhof  ihren  Weg  nehmen, 
acihst  wenn  sie  durch  die  körperlichen  Übungen  erhitzt  sind — von 
dem  Schmutz,  der  in  die  Hallen  getragen  wird,  ganz  abgesehen, 
iianiH  und  Worms  haben  Memgsteuh  erneu  Verbuidung'^i^^aiig  ange- 
bracht; auch  Leipzig  in  seinem  Königin  Carola-Gymnasium.  Augs- 
burg, Barmen,  Cassel,  Hannover,  München,  Magdeburg,  Nürnberg, 
Planen,  Stattgart»  Wiesbaden  (Höhere  Mädohenschnle)  bringen  die 


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TuDhaUe  mit  dan  Haue  ia  imniittollMn  y«iliindiiiig,  laflsea  sie 
flnlflerlieh  als  ScmdariNm  erkemieii,  wm  s.  B.  Mflnoheii  und  OnmH^ 

oder  yersobmelzen  di^en  Ranm  aticli  äuDserlioli  ganis  mit  d^m 
Hauptgebäude,  wie  Haüüover  und  Bielefeld.  In  noch  engere  \er- 
bindimg  mit  dem  Hauptgebände  hat  Breslau  die  Turnhalle  in  einer 
Volksschule  gebracht,  indem  dieselbe  in  die  Mitte  eingebaut  ist,  und 
nm  sie  hemm  die  Vorsäle  wie  Gtilerien  liegen,  von  denen  dann  die 
Eingänge  in  die  Klassenzimmer  führen.  Die  Turnhalle  ist  mit 
einem  Glasdach  versehen,  und  darüber  befindet  sieb  ein  Lichthof. 
Wia  diese  Bauart  die  Luftverhaltniaee  beeinflolBt,  und  ob  nicht  der 
Lärm  beim  Turnen  die  Arbeit  in  den  Klassen  stört,  entzieht  sich 
meinem  Urteil.  NaohahmaiiBwert  anch  für  andere  Sohulhäuser  sind 
die  Wandelgänge  im  Freien  bei  der  Höheren  TOehtenobnle  an 
Wiesbaden  und  bat  dar  NibalnngeneehTda  an  Wonna»  weleba  ermQg* 
liehen,  dab  die  Kinder  anob  bei  nngOnttigam  Wetter  flieh  solange 
dort  ergehen  können,  bia  die  TClanenaimmer  in  den  Panaen  dnioh- 
lOftei  smd. 

Viel  Wert  legt  man  in  neuerer  Zeit  anf  die  maleritohe 

Ausgestaltung  der  Schulen,  insbesondere  der  Teile,  mit  denen 
das  Kmd  viel  m  Berührung  kommt  Treppenaufgäuge  und  Vorsäle, 
die  weiten  Eingangspforten  der  Berliner,  Dresdner,  Münchner, 
Stralfiburger,  Hallenser  u.  a.  Schulen  erfreuen  sich  starker  künst- 
lerischer Betonung,'  Durch  besondere  Farbenfreudigkeit  zeichnet 
sich  die  letztgenannte  Stadt  aus.  Die  Gemeinden  sind  offenbar 
bemühtj  den  Schfllem  ihre  Arbeitsstätten  nicht  nur  anm  gesunden, 
Bondem  auch  znm  angenehmen  Aufenthalt  zu  machen;  sie  haben 
gebroehen  mit  der  Zeit,  wo  das  Schulhaus  einem  Kloster,  einer 
Kaaarae  oder  einem  Armenhanse  glioh.  An  Stelle  dea  ftbertriebenen 
Ernstes  nnd  düsteren  Sinnes  ist  die  Frende  am  SohOnen,  die  heitere 
IjebensanfPassnng  getreten,  das  natttrliehsto  Lebenselement  dar  Kinder, 
eine  Haaptfordemng  der  Pädagogik  nnd  der  Hygiene.  Der  Sohmnek 
der  Wtlnde  mit  kflnstlerisbhen  Bildern  trügt  wesenüioh  hieran  bei 
Die  SohnloL  sind  eingeriehtet  für  14—40  Klessen,  die  Klassen- 
zimmer zeigen  meist  die  Abmessung  9X^X4  m.  Nürnberg  hatte 
einen  Plan  einer  yierklassigen  Schulbaracke  ausgestellt,  die 
Mk.  35000  gekostet  hat,  und  deren  diese  Stadt  sieben  besitzt.  In 
Dresden  werden  Baracken  nur  als  Interimsbauten  betrachtet,  was  sie 
ja  eigentlich  auch  sind.  Sie  lassen  sieh  schnell  und  leicht  von  einem 
Stadtteil  zum  anderen  schallen  und  ersparen  so  das  vorübergehende 
Überfüllen  ¥on  Soholhäusern  oder  das  Einmieten  von  Klassen  in 


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213 


vqgMigiMld  Fiivatbaiuer.  Auf  der  AuBMliing  waren  nrei  Syateme 
rartretoa,  das  von  Bittmaister  Döokbb  kominiiarta  Sltaia,  m  Ken* 
bMfboitiuig  ▼on  dar  Sirma  Gbbibtovh  St  ümiAOK  an^gaetallta, 
md  das  neuere  BBüHUBaohe  SyaCem.    IHe  Wände  beetehan  bei 

aus  Bwai  oder  diei  Sehiektany  awkoben  denen  sieh 
Laftiinme  befinden.  Fttr  die  iobeie  Bedeeknng  denelben  iet  bier 
wie  dort  Holz  rerwendet,  in  Form  horizontal  gelegener,  sohüppen- 
artig  übereinandergefügton  Planken,  die  das  leichte  Ablaufen  des 
Regenwaaaers  ermöglichen.  Die  [imeufläche  der  Wände  dagegen  ist 
bei  beiden  Systemen  yerschiedon  konstruiert.  Crbistoph  &  ünma(  k 
verwenden  dazu  die  DörKKuschen  Pappeplatten,  die  eine  voll- 
kommen glatte  OberHäcbe  diirstellen  und  in  Holzrahmen  gearbeitet 
sind,  damit  sie  sioh  nicht  werfen  können;  bei  den  BRÜMifSBSchen 
Baracken  dagegen  besteht  die  Innenfläche  aus  vertikalstehenden 
Holzplanken.  Elin  weiterer  wesentlicher  Unterschied  besteht  in  der 
Dachkonstruktion:  während  die  BnuMMERschen  Baracken  eine  flaidie 
Zimmerdeeke  nnd  dardber  ein  gewOkoUohes  Daoh  beeitaen,  ist  an 
der  Btiacke  von  Ohbistobh  &  Uniiagk  ein  doppeltes  Daok  angebradit, 
10  daft  biar  ein  im  Winter  an  sehliebender,  im  Sommer  der  Yen- 
tOation  dienender  Lnftnom  entitebi  Sowohl  die  Wand-  als  anoh 
die  Daebkonstmktion  seheint  nns  angonsien  des  PaTÜlons  Yoa 
OBniiora  &  U11MA.OK  sa  spreohen;  fieinbaltnng  nnd  Warmbaltung 
sind  dnrch  die  inwendig  glatten  Wände  und  das  Doppeldach  mehr 
gesiciiert  alb  bei  der  BRÜMMEüscliön  Konstruktion.  Beide  Systeme 
beatzen  ansschlierslich  links.seitige  Beleuchtung. 

Bei  Betrachtung  der  meisten  Modelle  und  Pläne  konnte  man 
erkennen,  daft  im  allgemeinen  für  Tageslicht  hinlänglich  gesorgt 
i?t.  Bei  einer  ganzen  Reihe  von  Schulen  war  festzustellen,  dafs  die 
gesamte  £*ensterfläohe  (mit  Rahmen)  ca.  ein  Viertel  des  Fufsbodens 
beträgt,  waa  also  auf  günstige  Beleuchtungsverhältnisse  schliefsen 
lilst.  Die  Glasfläche  in  den  Dresdner  Nenbauten^  beträgt  auch  rund 
fis  Fflnftel  der  BodenflAohe.  Von  den  symmetrisch  anf  die  Fassade 
ittteflten  kleinen  Fenstern  hat  man  sohon  reeht  hftnfig  Abstand 
gmommen  nnd  die  Fenster  naeh  dem  Inehtbedarf  im  Innern  an^ 
adsst  oder  in  Gmppen  ansammengeBOgen  (s.  übrigens  die  weiter 
oben  angebraohten  Bemerkungen).  Die  Berliner  Qemeindeschnle 
as  der  Gkensstrafte,  die  Nibelnngensehnle  in  Worms  n.  a.  zeigen 


'  Dretden  wollte  seine  neuen  ächulbaaten  als  AiusieUangsobjekte  betrachtet 
wiuen 


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214 


änfserlich  deutlich,  was  für  Räume  hinter  den  Maiirrn  lief!^en,  ein 
Zeichen  dafür,  dafs  man  —  imd  gewüs  mit  Recht  —  die  bygieniBchen 
und  pnktisohen  Bedtlrfnisse  hier  höher  gestellt  hat  als  die  äalser* 
liehe  Symmetrie.  Überhaupt  spricht  aus  den  heutigen  Bauten  viel 
mehr  Selhstbewafstsein  als  sns  früheren;  man  fragt  viel  mehr» 
wie  man  aioh  wohl  im  flaxue  fühlt,  als  danach,  was  etwa  die 
Leute  diauften  dam  sagen  werden.  Die  Belenohtungsflächen 
sind  allerdings  niobt  selten  dnroh  Tiele  Rahmen  in  reeht  kleine 
Fleokehen  aerrissen,  was  die  Liohtwirknng  nnd  die  Stimmung 
aalserordentlioh  nngOnstig  beelnflnilit.  Sineo  weeentliehen  Fort- 
sofaritt seheint  mir  Stumpfs  i^Beformsohiebefenster*  (W.  Bibl, 
Itsehoe)  an  bedeuten.  Die  obere  nnd  untere  Hfllfte  des  Fensteis 
lassen  sieh  einseln  yertikal  versobiebenp  wobei  yersteekte  Gtewiobte 
in  jeder  Stellung  dem  Fensterrahmen  das  Oleichgewiebt  haiton.  Die 
Abdichtung  und  Verhütung  des  Verqueliens  der  Bahmen  wird  da- 
durch erzielt,  dafs  Führung  und  Dichtung  voneinander  unabhängig 
sind.  Das  Uuterfenster  steht  lotrecht  unter  dem  oberen,  nicht  wie 
beim  ulten  Schiebefenster  hinter  demselben.  Jeder  Teil  kann  um 
die  untere  Leiste  nach  innen  gelegt  werden,  so  dafs  die  Reinigung 
beider  Seiten  vom  Fuf^hf  rlpn  aus  geschieht,  also  jeder  Unglücksfall 
und  jt^ilcs  uuLtnjueniti  Aui^lieben  der  Flügel  vermieden  wird.  Bei 
24  cm  Anschlagstiefe  ist  auch  das  Doppelfenster  äufserst  einfach 
anzubringen.  Da  die  beiden  Teile  in  jeder  Höhe  stehen  bleiben, 
ist  ein  rationelles  Lüften  sehr  leicht,  ohne  dafs  breite  Flügel  ins 
Zimmer  ragen.  Sehr  wertvoll,  besonders  für  Turnhallen,  ist  die 
Möglichkeit,  das  ganze  Fenster  nach  Zurückziehen  des  Fensterbrettes 
in  die  Mauer  verschwinden  zu  lassen.  Der  Preis  ist  nicht  wesentliob 
hoher  als  fttr  ein  gewöhnliches  gutes  Fenster.  —  Auf  ähnlichem» 
wenn  auch  weniger  radikalem  Prinzip,  beruht  das  Fenster  „fiVauen- 
sohuta"  von  Ebnst  IfÜLiiBA-Dresden.  Bei  ihm  Iftlst  sieh  der  oberste 
Teil  durob  eine  Handhabe  an  der  linken  Seite  mittels  Drahtseil  senk« 
recht  auf-  und  abbewegen.  Bei  dem  Doppelfenster  ist  auch  fbr 
den  ftu6eren  Flflgel  eine  Handhabe  rechte  angebraeht.  Der  obere 
Teil  des  Fensteis  kann  also  anr  Lnftaufnhr  verwendet  werden.  Beim 
Putssen  werden  die  unteren  Flflgel  geOffiiet  und  der  oberste  Teil 
ToUends  herabgezogen,  so  da&  aueb  hier  ein  Hinaufeteigen  unnötig 
wird.  Dieses  Fenster  ist  eingeführt  in  Lahmanhb  Sanatorium  auf 
dem  Weiben  Hirseb. 

Ein  sehr  einfach  konstruiertes  doppeltes  Ventilationskasten- 
feuster"  hatte  MuLFLNUKE-Dreäden  ausgestellt;  es  hat  viel  Ähnlichkeit 


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315 


mit  dem  von  VirzTHüMscIieii.  Dnroh  einen  Drtloker  wird  die  obere 
Sobcibe  des  inneiea  Fensten  oben  nach  innen  nnd  die  Aulaere  unten 
naeh  anfisen  geOfinet;  der  ganse  Meobanisnras  besiebt  ans  einem 
•obiig  gestellten  sweiarmigen  Hebel  swiaoben  beiden  Fenstern.  ^ 
HssKiuirN-DlIsseldoif  bewegt  den  oberen  Fensterflflgel  sehr  einfach 
ämeh  ein  in  ein  Bohr  eingeschlossenes  DrahfseiL  Die  übrigen  ans- 
gflsielltan  Fenster  nnd  Feosteiaiellet  ecaohienen  mir  sa  kompliziert, 
nnd  haben  wohl  infolgedessen  manehe  von  ihnen  sohon  während 
der  Aosstellnng  ihren  Dienst  versagt. 

Wie  die  Beleuchtung  gemessen  werden  kann,  wurde  dem 
Besucher  in  der  Dresdner  Abteilung:  vorgeführt.  Der  Wissen- 
ichaftler  bedient  sich  der  dort  ausgestellten  beiden  WKBEiüiclieQ 
Apparate,  des  grofson  Photoraeters  und  des  Raumwinkelme^sers,  die 
TOD  Schmidt  &  HÄNSCH-Berlin  zur  Verfügung  gestellt  waren.  Der 
Praktiker,  dem  ee  meist  nur  darauf  ankommt,  feetsnstellen,  ob  ein 
Platz  hygienisch  genügend  beleuchtet  ist  oder  nicht,  mufs  Apparate 
fordern,  die  einfacher  zu  handhaben  sind;  denn  nnr  dadurch,  dais 
die  Photometrie  mögHehst  popnlftr  wird,  kann  sie  erst  ihren  wahren 
gmiDdheitliehen  Wert  erhalten.  Damm  war  anf  einem  Statif  der 
Helligkeiisprüfer  fOr  Arbeitsplfttse  von  Prot  Hbbk.  Cohn  so  anf- 
gtttiUt,  dais  der  Besncher  sieh  sehr  leioht  über  das  Frinsip  belehren 
konnte,  aneb  wenn  er  die  beiliegenden  knrsen  Srlftnterongen  nicht 
geleeen  bitte;'  Cohk  hüst  bekanntlioh  bei  seinen  Prttfiingen  vier* 
•lellige  Ziffern  lesen  und  s'^hfttzt,  nachdem  er  ein,  zwei  oder  drei 
Rauchgläser  vorgesetzt  hat,  welche  nur  10%,  5%  und  1%  des 
Lichtes  durchlassen,  nach  der  Leseleistung  die  Brauchbarkeit  des 
Platzes.  Unbequem  ist,  dafs  bei  jeder  Untersuchung  zwei  Personen 
nötig  sind,  die  eine  zum  Lesen,  dip  andere  zum  Kontrollieren.  — 
Baarat  WiNGEN-Bonn,  der  sich  um  die  Popularisierung  der  Photo- 
metrie groDse  A^erdienste  erworben  hat,  gab  zuerst  das  photo- 
ehemische  Verfahren  an.  Nach  diesem  Verfahren  biaohte  ioh  eine 
D&rstellung  der  Lichtverteilung  in  einem  Klassenzimmer  während 
Sehreibens.  Ich  hatte  gewöhnliches  Aristonpapier  auf  alle  Plätze 
toflgelegt  nnd  eine  Stunde  belichtet.  Die  je  nach  der  IdchtBtllrke 
gu»  rerschieden  gebrannten  Papiere  waren  in  einen  Grondrifs  ein- 
gtklebt  nnd  die  photometrisch  ^Bstgestellten  Meterkenensahlen  hinan- 
{•(bgt  worden.  Die  FIfitse  zeigten  in  der  Beleuehtong  eine  Ter- 
«luedenheit  Ton  50—400  Meterkersen,  was  dnrch  die  Fttpiere  sehr 
iBh(!in  zum  Ansdmck  kam. 

Herr  Baurat  Winöen  hatte  uns  für  die  Ausstellung  gütigst 


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216 


einige  vorzüglich  ausgeführte  Tafeln  überlassen,  die  ganz  ähnhehe 
Vorbältnisse  zeigten.  Aufserdem  lehrten  sie  den  Beschauer,  dafs  daa 
gewöhnliche  Aristonpapier  die  Lichtverteilnog  in  einem  Zimmer 
ebenso  klar  zur  Darstellung  bringet,  wie  das  Rhodaminpapier,  bei 
welchem  die  chemische  Wirkung  auch  der  optischen  entspricht,  indem 
das  Maximum  der  obemisohen  Emptindlicbkeit  in  der  Nähe  der  Linie 
D  des  Spektrums,  also  der  Natriamlinie,  liflgt.  —  Ganz  besonders  tot- 
teiihaft  kt  die  Liohtprüfung  mit  WnroEUB  Helligkeitsprüfer, 
der  8ohon  Uber  Jahieefrist  in  den  Dresdner  Sehnleix  yerwendet  wird. 
Br  beetebt  aus  einem  Kasten  (10X20X20  om),  in  welobem  eine 
Bensialampe  als  Mafeflamme  brennt  Die  Höhe  derselben  wird  dttrob 
ein  Fensterehen  Yon  aolsen  bis  rar  Marke  10,  20,  30,  40  oder  50 
eingestellt.  Wenn  das  gesobeben  ist,  wird  ein  Blittoben  im  Innern 
mit  soviel  Heterkeraen  beleuöbtet,  ak  die  Flammenspitie  anieigt 
Dieses  heleucbtete  Blftttoben  ist  dnroh  ein  rotes  Oknlar  yon  autai 
sichtbar,  und  kann  mit  einem  durch  das  AuCBenlicht  belenobteten 
Blätteben  direkt  verglichen  werden.  Mit  aufaerordentl icher  Ge- 
schwindigkeit läfst  sich  so  z.  B.  die  Linie  in  einem  Ziramer  fest- 
stellen, wo  die  T;iges])fdeiiclitui]^^  gerade  zehn  Meterkerzen  beträgt; 
die  weiter  nach  innen  iiogendeii  Arbeitöpiätze  sind  zu  verwerfen,  die 
naob  dem  Fenster  zu  liegenden  sind  noch  genügend  belichtet.  Der 
Helligkeitsprüfer  ist  bei  Helligkeiten  von  10 — öO  Meterkerzen  su 
verwenden  und  ist  so  bequem  su  handhaben,  dals  er  jedem  Sobularzt, 
Direktor  und  Lehrer  Bngttnglioh  sein  müfste,  damit  unhygienisob 
belenohtete  Plätse  umgangen  werden.  Wo  das  nieht  möglieh  ist, 
haben  die  Kinder,  welebe  auf  sohleohten  PlfitMn  sitaen,  reoht  oft 
au  weehseln  mit  denen,  die  gut  belenohtete  inne  haben.  Durah 
mOgliöhst  geringe  Besetaung  soleher  Zimmer  und  Verlegong  dss 
Unterrichtss  in  die  hellste  Tagesseit  läfst  sieh  aueh  einige  Abhilfe 
Scheffau.  Msn  konnte  glauben,  die  subjektiTe  Helligkeitsempfindung 
könnte  zur  Beurteilung  der  Belenefatnngsintensität  yon  Aibeitsplfttzen 
genügen.  Dem  ist  jedoch  nicht  so,  denn  unser  Auge  ist  viel  zu 
plump,  als  dafs  mau  sich  beim  Abmessen  des  Lichtes  auf  dusselbe  ver- 
lassen konnte;  man  ahnt  nie  den  grofsen  Unterschied  zwischen  den 
besten  und  schlechiestea  Plätzen,  der  bei  meinen  Prütungea  ungeikbi 
das  zehnfache  betrnn". 

Neuerdings  bat  Wingen  seinen  Helligkeitsprüfer  in  einer  abge- 
änderten Form  veröffentlicht.  Bei  dieser  werden  die  verschiedenen 
Helligkeiten  auf  dem  Mafsblättchen  im  Innern  nieht  durch  Ver- 
giOAerung  oder  Verkleinerung  der  Maisflamme  eraeugt,  sondern  duroh 


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217 


Indanmg  des  ElevatioDswiiikela.  Bekanntlich  wird  ein  Blatt  nm 
so  besser  beleuchtet»  je  aenkreehter  die  Lichtstrahlen  auffaUeii,  Durch 
«tuen  Hebel  kann  man  ron  anben  das  Ifabblftttdben  so  Btellan,  dab 
SB  TOii  der  Bennnflamme  mit  einer  gewieeen  Eeraenstirke  belenohtet 
wild»  die  am  Kasten  aoben  abmleeen  ist  Es  ist  ohne  Zweifel  ein 
grober  Vorteil,  dals  man  nioht  an  der  Lampe  hemmsndrehen  hrandht. 
—  Der  Breis  des  Apparates  betrftgt  Mk.  80.  —  In  der  Dresdener 
AUeUnng  erschien  snm  ersten  Male  ein  Photometer  Ton  Wm&mx 
Tor  der  Offentlickeit,  welches  eine  exakte  Messung  von  1 — 1000 
Meterkerzen  zuläTst,  also  für  unsere  Zwecke  völlig  genügt.  Auch 
mit  ihm  küun  jeder  Srbiilarzt,  Direktor  und  Lehrer  ohne  weiteres 
arLeiL۟,  denn  es  ist  von  sehr  emiaclier  Konstruktion.  Ais  Maislicht 
ist  die  HEFXEi:hinipe  verwendet,  die  (unem  woilsen  Schirm  im  Photo- 
meierkopf  verschieden  genähert  werden  kann,  wodurch  die  Hellig- 
keiten  auf  dem  Blatte  verursacht  werden,  welche  man  in  Meterkerzen 
anf  dem  Sehlitten  abliest  Durch  eine  Öffnung  im  Photometerkopfe 
kann  man  ohne  LüMMBBrBBODHüKsohes  Prisma  durch  ein  Okular 
ein  auiserlialh  des  Apparates  liegendes  Blatt  sehen.  Das  Bild  im- 
Okolsr  seigt  dann  swei  nebeneinander  liegende  Halbkreisep  welche 
vogliehen  werden.  Die  HnnraBkerie  wird  solange  yenohoben,  bis 
Iwde  flalbkieise  gleidihell  sind.  Von  10 — 100  Ifeterkersen  ist  die 
fielli^eit  des  Platses  direkt  sblesbar.  Von  1—10  nnd  Ton  100—1000 
Heterkeneen  aber  lAfiit  man  dnioh  ein  Torgesehobenes  fiauchglas  im 
mten  Fall  nur  10  ^/o  des  Lichtes  von  der  HEFKEEflamme,  im  letzteren 
Falle  ab  er  von  dem  zu  messenden  Lichte  durch,  indem  man  dann 
die  abgeladene  Ziflfer  durch  10  dividiert  oder  mit  10  multipliziert, 
erhält  nmn  die  tatsächlichie  Kerzeuzahl.  (Temessen  werden  auch 
wieder  nur  die  roten  Stralilen.  Der  Apparat  i.st  sehr  handlich,  seine 
Grßfse  beträgt  28X13X22  cm  und  der  Preis  Mk.  120.  Die  Firma 
F&iiz  THiESSEN-Berlin  fertigt  die  beiden  WiNOENSchen  Apparate 
u.  —  A.  KRÜss-Hamburg  hat  auch  einen  neuen  Apparat  zur  Messung 
derFlAchenhelligkeit  von  1— -1000  Meterkerzen  konstruiert,  der  aber 
etwas  gröfser  und  sebwerer  und,  da  er  den  LüiDfEB-BRODHüNschen 
Wai£d  im  Fboiometerkopf  bat»  aoob  teurer  ist;  er  kostet  Mk.  280. 
Dis  Frinsip  und  die  Terwendung  ist  gans  so  wie  bei  Winoths 
Huiiometer. 

Hit  Wdtobns  HeUigkeitsprOlbr  hatte  FrL  M.  Hasbb  den  Ein- 
flnfs  festgestellt,  den  die  yersobiedenen  Vorhangstoffe 
Attf  die  Beleuohtung  eines  Zimmers  TOn  8X7  m  ausübten, 

Vtd  auf   einer  Tafel  in  der  Weise  veranschaulicht,    dals  der 


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218 


Grundrifi^  <les  Zimmers  zwölfraal  nebeneinander  gezeichnet  und  dnrch 
verseil i Pf] iu;e  FurbeTi  die  Verteilung  des  Lichtes  unter  d<^n  verschiedenen 
Verhältnissen  zur  Darstellung  gebracht  war.  Neben  jeden  (iruudrils 
war  die  in  Frage  kommende  Vorhangprobe  geklebt  Die  Ergebnisse 
waren  folgende: 

Fenster  offon    OVo  uDhygienisoh  beleaohtete  Pi&tae 

1  Fenster  gesohlossen   10%        „  n  » 

Doppelfenster  c^'^f^hlossen    .  .  26%        «  9  n 

1  Fenster  mit  Tüllgardine. . .  84%        „  «  » 

Weifses,  reines  Rouleau          607o        »  »  n 

Woilses,  sehmntsiges  Boulean  63%       »  »  •* 

Dftnner,  gelber  Sohnlvorhang 

(neue  Sohnion)  60%       „  0  « 

QnxL  und  sohwars  goBtroiftes 

Sohulronleati  70  »  «  » 

Dicker  Lotnensolralvorliang 

(alte  Sohnlon)  81%        „  ^  « 

Jalousie  geseblossen  97%       „  « 

Mit  Staunen  rnnfste  es  jeden  Besnoher  der  Ausstellung  erfüllen, 
welche  Massen  künstlichen  Lichtes  man  heute  für  billiges  Greld 
zu  beschaffen  vermag.  Einen  breiten  Raum  nahm  das  Gasglüblicht 
ein,  das  für  Schulen  von  hoher  Bedeutung  ist.  Eine  Art  desselben 
ist  das  Millennium  Ii  cht,  dessen  grölserer  Effekt  durch  Erhukuug 
des  Gasdruckes  erzeugt  wird.  Rs  ist  unwendbar  in  allen  Lichtstärken 
zwischen  100  —  1 800  Meterkerzen  per  Bumhicp  und  Stunde,  und  soll 
dem  gewöhnlichen  Grasglühlicht  gegenüber  mit  einer  (TH'^nrsparnis  von 
50  "  '0  arbeiten.  Die  Kosten  sollen  um  60-  70  ^/o  weniger  betragen  aU 
bei  dem  elektrischen  Bogen»  und  90%  weniger  als  beim  elektrischen 
Giübiiohts.  Unbequem  kann  unter  Umständen  die  Notwendigkeit  der 
Haltung  eines  Motors  sein,  der  das  Gas  unter  erhöhten  Druck  zu 
bringen  hat.  —  Ein  anderes  Gasglühlicht  ist  das  Kitson licht, 
dessen  Erzeugung  darauf  beruht,  dals  Petroleum-  oder  Spiritusgas 
unter  genflgendem  Druck  mit  Luft  so  reichlich  ▼onnisoht  wird,  dafis 
in  einem  fiunsonbronner  eine  ToUstAndigo  Vorbionnung  eintritt,  duroh 
welche  der  Qllihstrumpf  orhltat  wird.  Der  Preis  beträgt  per  1000 
Moterkenen  und  Stunde  vier  Pfennig.  Soloh  billige  Liohtquollen 
wären  fiftr  Einrichtung  indirekter  Beleuchtung  recht  Torteilhaft,  aber 
die  Lampen  maohen  zuneit  noeh  ein  so  störendes  Qoräusch,  da&  ihr 
Gobrauoh  im  Sohulzimmer  ausgeschlossen  ersoheint.  Aulserdom  habe 
ich,  wenn  auoh  nur  oborfliohlich,  hoobaohtet,  dab  die  Temporatur 


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219 


dff  mngebenden  Luft  nicht  iiiiwe0«atlioh  erhobt  wird.  Der  Kohlen« 
MnniwBohB  im  Zimmer  wird  antergeordDet  sein,  da  niir  sehr  wenig 
Fitroleam  rerbrannt  wird.  —  Die  Aoetylen^Indnetrie  in  Bheinau- 
Mannbeim  brachte  sehr  floböne  Lenobtproben  ihres  Gasee.  Dasselbe 

bat  nnbediDgt  den  Vorteil,  dafs  es  überall  erzeugt  werden  kann  — 
66  soll  auch  bedeutend  billiger  sein  als  Leuchtg^as  — ,  nur  besteht 
noch  allenthalben  die  Furcht  vor  der  Explosionsgefahr,  welche  übri- 
geas  bei  dnn  neupii  einfachen  Aee(\ lenapparaten  ganz  beseitigt  Fein 
soll.  —  Die  Dresdner  Schulen  sind  mit  direkter  (xasf'luhlicht- 
beleucbtung  eingerichtet.  In  der  2.  Bezirksschule  z.  B.  beträgt  die 
Helligkeit  auf  den  Plätzen  der  Klassenzimmer  30 — 40  Meterkerzen, 
im  Zeichen saa!  und  im  Nadel arbeitssaal  40 — ()0  Meterkerzen.  Das 
GoHSsche  Mindestmafs  von  10  Meterkerzen,  selbst  das  ERiSMANi^sche 
vea  25  für  feinere  Arbeiten  ist  also  hier  weit  flbertroffen.  Trots  der 
fnlun  liohtmengen  nnd  der  ftoi^erBt  geschickten  Verteilnng  der 
Luopen  sind  aber  beim  Schreiben  stttrende  Schattenbildnngen  nicht 
m  nmgehen,  dnreh  welche  das  Licht  anf  den  Arbeitsplätzen  wilh- 
md  der  Arbeit  nicht  selten  nm  60 — 60%  Tcrmindert  wird.  Abhilfe 
kum  da  nnr  die  indirekte  Belenobtung  schaffen»  die  ßniSMANN 
swt  Jahrzehnten  fordert.  Die  Lichtmengen  in  der  2.  Bezirksschule 
wiirden  voliauf  reichen,  denn  nach  Hammerl  genügt  eine  Auer- 
lampe für  8  c(nj  nach  Bukgekstetn  für  10  qm,  nach  Prattssnttz 
für  12  qm  RrMipntlüobe,  um  diffuse  Beleuchtung  zu  schaffen.  In 
der  betreÖonilr'i:  Dresdner  Schule   kommt  aber  schon   auf  7,7  qra 

Auerlampe,  im  Nadelarbeitssaal  und  im  Zeichensaal  gar  schon 
iof  5,0  qm  Bodenfiäche.  Und  wenn  DABaELOS  für  40  obm  Raum. 
MD»  Anerlampe  fordert,  so  stehen  dem  in  den  Dresdner  Klassen- 
ammem  30,8  obm,  in  den  Sttlen  f&r  Zeichnen  und  Nadeiarbeiten 
gsr  nur  22,2  cbm  gegenüber. 

Zar  Meesiing  der  Leuchtkraft  Ton  Lampen  war  in  der  Dresdner 
Alitoilnng  ein  sehr  einfach  Yon  HuosBBHOFF-Leipzig  konstmierter 
Appsiat  an  sehen,  der  anf  Btjkbenb  Fettfleckprinsip  bemht.  Durch 
ivei  Spiegel  wird  das  Bild  von  der  Lichtquelle  einerseits  nnd  ron 
dir  Mafokerse  anderseits  anf  den  Fettfleck  geworfen  nnd  die  Eni- 
fennmg  der  Idchtqnellen  zum  Fettfleck  solange  geändert,  bis  er 
tenchwunden  ist.  Die  Lichtstärkeu  entsprechen  dann  den  Quadraten 
der  Entfernungen. 

In  die  Heizun^s-  und  Lüftungseinrichtungen  der  Schulen 
Waren  auf  der  Ausstellung  nur  wenige  Einblicke  nioglicli.  Von 
Dftnustadt  und  Mainz  waren  diesbezügliche  Zeichnungen  beigebracht 


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worden.  DreedeTi  bat  in  seinen  neuen  Schulbauten  das  g'emisohte 
System  l)ampfniederdnick-  und  Warmluftheizung  angewendet.  Als 
Beispiel  diene  wieder  die  2.  Bezirkssohule.  Dort  werden  die  Zimmer 
mit  Niederdruck  dampf  vorgewärmt,  und  wenn  die  Kinder  anweeend 
sind,  wird  die  Wärrae  mit  d«r  VentilationBloft  sngeführt.  Waren  in 
den  alten  Schulen  die  Luftyorwftnnekammem  und  ZufQhmngsgänge 
80  eng,  daCs  noh  der  Heizer  nur  mit  Unbequemlichkeit  hinduroh 
bewegen  konnte^  so  dmohsirdnit  heute  die  Lnft  im  KeUergeeohoeB 
gnt  belenohtete,  weite  Hallen,  die  mit  abwaBehbaren  Winden  Ter 
sehen  sind  nnd  mit  Wasser  ansgespritst  werden  können.  Ans  diesen 
Ränmen,  in  denen  die  Luft  Wflrme  nnd  Fenohtigkeit  anfnimmt^ 
wild  sie  in  jedes  Klassensimmer  dnxeh  einen  besondeien  Schacht 
mittels  Lookheiaung  emporgefflhrt.  Ante  dieser  Sohaehtlttftnng 
werden  nach  jeder  Untsniehtsstnnde  anf  ein  gegebenes  Zeiehen  je 
naek  der  Temperator  wflhiend  einiger  Hinuten  alle  Tfiien  und 
Fenster  geOflhet,  so  dafs  mit  einem  Male  sflmiliohe  Zimmer  mit 
Frischluft  erfüllt  werden.  Verschiedentlich  ausgesprochenen  Ver- 
mutungen entgegen,  Uiiiaaeii  wir  auy  unsereu  iantjrjabrigeu  Erfahrimgen 
heraus  bezeugen,  dafs  der  Zuglüftung  keine  EikältuogBeikraükungen 
zur  Last  gelegt  werden  können,  und  darum  auch  keine  Beschwerden 
von  Reiten  der  Elteru  eirigegant^'fiii  sind.  Lehrer  und  Schüler  befin- 
den sich  bei  dieser  Art  Lüftung  äulHerst  wohl;  individualisiert  muik 
natürlich  bei  den  einzelnen  Sehnlhiiusem  iind  Schulz imroern  auch 
werden.  —  Die  Wärraezuführung  in  der  2.  Bezirksschule  m  Dresden 
geschiebt  durch  eine  kleine  Fernheizung,  die  noch  zwei  andere 
Schulen  mitrersorgt.  —  Von  den  Industriellen  war  eine  ganze  An- 
zahl Heizungseinriohtungen  ausgestellt  worden,  die  weniger  prinzipielle 
als  vielmehr  konstruktive  Neuheiten  bedeuteten,  somit  mehr  für  den 
Heizungstechniker  von  Interesse  waren. 

Von  den  Ausstellung^genständen  aus  dem  Qebieta  der  Ven- 
tilation sei  Dr.  Möllebs  staubdiohtes  Luftfilter  erwShnt»  welohee 
aus  10 — 12  Falten  eines  barchentflhnliohen  Stoffes  besieht.  Die 
durch  die  tiefen  Falten  gewonnene  grofse  Oberfläche  verringert  den 
Widerstand,  welohen  das  Filter  der  Luft  darbietet,  aulserordentMeh. 
—  Die  Firma  BsBGXAini,  Elektrintftts- Werke  in  Berlin,  hat  eine 
Anzahl  eldEtrisohe  ZimmerrentUatoren  in  Betrieb  gezeigt,  die  je  naislk 
der  gewihlten  GrOlse  in  einer  Ißnute  15,  SO  und  50  obm  Luft  direkt 
ins  Freie  flüiren  bei  einem  StiomTerbfaudi  Ton  0,18,  0,24,  0,4  Am* 
pöre  und  220  Volt  .Spannung.  In  wenigen  Minuten  ist  also  ein 
Raum  durohlültet   Der  kleine,  elegant  ausgeführte  transportable 


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821 


Apptni  kann  i.  B.  im  SomnMr  ant  «ffine  Fmtor  geatollt  und  wie 
j«de  GlaUampe  an  die  elelcbisehe  Leitung  aogesohloaBen  werden. 
Fflr  KumUHftimg  1»iit  die  Finna  elekttieehe  HoehdraokTentilatoTOn. 

—  Ein  Ventilator  mit  Pederbetrieb,  „Triumph",  war  von  Veit- 
Frankfurt  a.  M.  in  vier  verachiedenen  (Trülseu  geliefert.  Die  Leistungs- 
fthigsten  lanfefn  2^/« — -3  Stunden,  machen  500  Umdrehungen  in  der 
Minute  und  befürdern  150 — 200  obm  Luft  in  der  Stunde,  also  für 
Schnlzwecke  viel  zu  wenig',  ganz  abgesehen  von  dem  Sinken  der 
Leistung  durch  die  unausbieibiiohe  Lähmung  der  iTeder.  Der  Preis 
betrftgt  85  Mark  pro  Stück. 

Wie  die  zu-  und  abflieiaeoden  Luftmengen  gemetten  werden, 
var  in  der  Dresdner  Abtttlnng  dnroh  Aufstellung  eines  sehr  em- 
pfindlichen A  nemo  meiere  angedeutet.  In  der  Maschinenhalle  hatte 
die  Firma  GxoBa  BobbimOiiIiBB  •  Dresden  als  ihre  SpesiaUtftt  eine 
gltnss  Anaahl  solober  Instrumente  ausgsetelli,  Flflgehad-,  Sohalen- 
knus-  und  Pendelanemometer.  Letiteres  gibt  die  Stftrka  der  Luft- 
•Mmung  dureh  den  Anssehlag  einer  sein  empfindUeh  anfgeklngten 
Afamdninmplatte  an  einem  Gkadbogen  an.  Fflr  die  Werte  des  Aua- 
■ddsges  ist  eine  Tabelle  beigegeben. 

Über  die  Notwendigkeit  und  Wirkung  künstlicher  Ventilation 
gab  die  Dresdner  Abteilung  auch  dem  Laien  Auskunft.  In  zwei 
Mensaren  wurden  dem  Beschauer  Vergleichs mäfsig  gezeigt  die  Menge 
der  Koblensäurp  in  1  hl  Luft  und  ihr  Verhältnis  zum  Pettk^koi  kh- 
Ichpn  Maximum,  die  sich  iira  Ende  der  prsten  T^nterrichtsfätuiide  in 
emem  alten  und  in  einem  modernen  Schulzimmer  betindet.  Das 
ilto  Schulzimmer  bietet  2,5  obm  Raum  per  Kopf,  keine  ktlnstliohe, 
ein  Viertel  natürliche  Lüftung,  das  moderne  dagegen  5,4  obm  Kaum 
und  yiermaligen  Luftwechsel.  11 — 12 jährige  Knaben  erhöhen  im  alten 
Bohiüsimmer  den  Eohlensänregehalt  bei  gewöhnliehem  Unterrioht  in 
jidsm  Hektoliter  Luft  auf  466  oem,  beim  Singen  sogar  anf  685  oom; 
m  entsteht  ako  ein  CO, -Gehalt  der  Luft  von  4»56Voo  und  5,85 Vo». 
Im  modernen  Sehulaimmer  bringen  die  Knaben  den  KohlensKure- 
gilnlt  gerade  aufii  FjuTHMKoransofae  Maximum  (1,0Vm)i  die  gleiek- 
iltrigen  lbd4s]ien  dagegen  bleiben  bei  0,8  ^/oo.  Auf  den  Hektoliter 
Luft  kommen  also  bei  Knaben  100  ocm  und  bei  Mädchen  81  ccm 
CO,.  —  Em  anderer  Standzylinder  zeigte  die  Laftverunreinigung 
durch  Kohlensäure  der  verschiedenen  Lampen  von  der  elektrischen 
Glühlampe  bis  zum  kleinen  Petroleumfiiiohbrenner.  Die  Grölsen 
waren  rechnerisch  aus  den  Untersuchungen  von  Ektsmanv,  "Renk 
vnd  BiBisoHSL  gewonnen.  —  Wie  man  den  Jiohiensäuregehait  der 


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222 


Luft  feststellt,  war  veraosohaaliclit  dnroh  eine  Anzahl  Apparate. 
Der  Geübte  benutzt  die  Gerftte  der  PETTBNXOFBBSohen  Titriennetbod«, 
oder  arbeitet  mit  dem  Bosbkthal  •  OHLMÖLLSBaobeii  Apparat»  den 
fiuG£B8B0FF>Leip2ig  Mwc  VecflOgaiig  gestellt  hatte.  Daidi  das  mit 
Phenolplitaleiii  gerOtete  Alkali  werden  gemessene  lüiftmengeii  so 
lange  Ikindnroh  gesogen,  bis  es  entfitabt  ist.  Da  man  dnroh  die 
SO  em  hohe  FlOssigkeitsoftnle  die  inderong  der  Färbung  beobaohtsti 
so  ist  an<di  die  leiseste  Rötung  noch  als  solche  zu  erkennen,  zumal 
man  die  Alkalisäule  mit  einer  danebeu  betindiichen  gleichen  Wasser- 
säule zu  vergleichen  hat.  —  Für  die  Hand  deb  Ungeübten  bleibt 
das  WoLPEKTPohe  Carbacidometer  da?«  beste  und  bequemste  Mittel, 
den  Kuhiensauregehali  annähernd  iostzuJ>teiien,  wenn  auch  die  geringe 
Menge  von  2  ccm  V5o%iger  Normallösung  einen  oft  recht  im 
Zweifel  darüber  l&lüst,  ob  nooh  ein  roter  Schimmer  da  ist 
oder  nicht. 

Eine  noch  zu  lösende  Aufgabe  bleibt,  dem  Laien  ein  Hilfsmittel 
an  die  Hand  zu  geben,  wodnroh  er  jederzeit  feststellen  kann,  ob  die 
im  Verkanfe  befindliohen  Losungen  anch  den  Anfoidemngen  nooh 
entapreohen,  denn  davon  ist  das  Ergebnis  natttrlioh  in  alleierst« 
Linie  abhttngig. 

In  den  Dresdner  Schulen  wird  der  Apparat  mit  gutem  Erfolg 
angewendet,  wenn  anoh  oft  nur  au  dem  Zwecke,  diejenigen  Zimmer 
aufzudecken,   in  welchen  genauere  Bestimmungen  vermittelst  der 

PETTENKOFKBschen  Methode  als  wünschenswert  erocbeinen. 

Gegen  hohe  Verunreinigung  der  Luft  ist  eine  intensive  V  entilation 
zwar  ein  radikales  Mittel,  dieselbe  hat  aber  im  kalten  Winter  eine  nicht 
zu  untei-schätzende  Unannehmlichkeit  im  Gefolge,  die  Herabsetzung 
des  Wassergehaltes  der  Zimmerluft.  Dals  kalte  Luft  viel  weniger 
Wasserdampf  bis  zur  vollen  Sättigung  aufzunehmen  vermag  als 
warme,  hatte  ich  auf  einer  Ti^el  durch  Keagensgläser  mit  den  be- 
treffenden Flüssigkeitsmengen  veranschaulicht,  welche  sich  bei  ver- 
schiedenen Temperaturen  und  Verhiltnissen  in  1  cbm  Luft  befinden. 
Bei  —10^  und  voller  Sättigung  enthalt  1  obm  Luft  2,3  g  Waaur» 
bei  H-20^  also  bei  Zimmertemperatur,  17,2  g.  Ein  drittss  Glss 
enthielt  die  hjgienisoh  geforderten  60  Vo  relative  Feuehtigkeit  btt 
Zinmierwftrme,  also  10,32  g  absolute  Feuohtigkeit,  und  aeigte  dss 
Sattigungsdefiiit  von  6,88  g  sehr  ansohaulieh.  Da  die  Feuohtigkeit 
der  Zimmerluft  verändert  wird  durch  das  von  den  Sohttlem  ans- 
geatmete  Wasser,  so  waren  iu  einem  vierten  Glase  die  durchschnitt» 
licheu  Wassermengen  zu  sehen,  welche  unter  mittleren  Yerhaiiüiaäea 


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223 


in  einer  Stande  ttD  iwftlQfllingw  Embo  (38  ^)  und  ein  Mfldohcn 
im  gUiobem  Gewicht  (33  g]  en  die  Luft  abgibt 

Diese  eeeben  angeffihrteo  TatBaoben  bette  ich  übertragen  auf 

die  Lnft  eines  modernen  Scbulzimmers  von  216  obm  Raum,  bei 
Tiermaligem  Luftweolisel,  emer  Schülerzahl  von  140  ca.  zwultjähri- 
gei  Kuabeu,  bei  60  Vo  relativer  Feuchtigkeit,  einer  Anfsentemperatur 
von  — 10°  und  einer  Zimmertoinpeiatur  von  -}-20^.  Eine  Zehn- 
literfliische  ialdte  die  gesamte  Wasöermen2:e,  welche  unter  den  ge- 
nanDten  Verhältnissen  in  der  Luft  des  äohulzimmers  sich  befindet: 
1,1  Liter  bringt  die  Luft  von  aoDsen  mit,  1,4  Liter  atmen  die  Kinder 
ans,  und  6,3  Liter  mnia  der  Lnft  des  Klassenzimmers  in  jeder 
Stande  zngesetit  werden,  um  auf  eine  relatiye  Feuchtigkeit  von 
60%  SU  kommen.  Würden  diese  6,3  Liter  wegbleiben,  so  wtLre 
nur  anf  eine  dnrehaehnittliebe  lelatiYe  JPenelitigkeit  Ton  17  Ve  en 
nbhnen« 

In  den  neuen  Dreidener  Sebnlen  enebt  man  diesem  in  greÜMn 
Stttigungadefisit  an  begegnen,  indem  man  in  den  fleianngeanlegen 
fliber  den  Bllbien  flaobe  Wiaaerbeoken  anbringt,  oder  die  Lnftkam- 
mem  aof  eebr  bequeme  Weise  nnter  Wasser  setst.      Die  Firma 

ScKtppEL-Chemnitz  hatte  in  der  Industriehalle  eine  im  Gang  befind- 
liche Pnleiouä-LüÜungsanlage  ausgebtellt,  weiche  die  Luft  zugleich 
befeuchtet  (nach  Wunsch  bis  95°/«  r.  F.).  Bei  grofeer  Hitze  wird 
die  Luft  durch  Walser  gekühlt. 

Die  Befeuchtung  der  Zimmerluft  kann  auch  durch  Roden- 
ST(K?Ks- Dresden  „Humidophor"  geschehen.  Im  Innern  eines  ele* 
ganten  Kastens,  der  unten  mit  Wasser  gefüllt  ist,  befinden  sich  eine 
grofre  Anaahl  senkrechter  Rohren  ans  einem  Stoff,  der  dem  Lino> 
Iramnntergrund  ähnelt  und  Ton  Waaser  dnrehdrongen  ist.  Über  die 
Leistongaftbigkeit  war  niobts  aiffemmälkiges  za  erfahren.  Eine  bei« 
lügende  Bioeehflre  hob  neben  den  hygienisoben  Vorteilen  die  greise 
BiBpainie  an  Kohlen  hervor*  Ein  Apparat  flGlr  Zimmer  bis  50  obm 
Bann  kostet  Hk  40,  bis  an  75  obm  Mk.  50,  bis  lOOebm  Mk.65. 
Fttr  Sehnlen  sind  Zentrdanlagen  naoh  Spesialoffiorte  an  besieben. 
Jedenfalls  ist  es  bei  Sehnlen  rationell,  dasselbe  Prinsip  an  Terwen- 
den,  aber  die  Luft  zu  befeuchten,  ehe  sie  in  das  Zimmer  tritt. 

Zum  Messen  der  Luftfeuchtigkeit  hatte  Rodenstock  -  Dresden 
das  „Humidumeter"  auf  den  Markt  gebracht,  eine  neue  Modifikation 
des  Haarhygrometers,  welches  aber  sofort  die  absolute  Feuchtigkeit 
akulesen  gestattet,  also  die  Zahl  der  Gramm  Wasser  in  1  cbm  Luft. 
In  der  Dresdner  sohulhygieuischen  Abteilung  waren  auch  eine  An- 


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224 


nhl  Hygrometer  auifeetellt,  n.  e.  Lamfbbchsb  Eolymeter,  ein  UeiiM 
Tesehmihygrometer  ftr  Lifp«]ctDieA  ete. 

Bin  taonderar  Übelstand  iet  der  Staub  in  der  Sohnlloft,  n 
deasen  qoantitatiTer  FettsteUimg  wir  noeb  keine  bequeme  Hethede 
haben.  Wir  haben,  der  flbliohen  Wdee  folgend,  den  Bakteriengehalt 
der  Luft  als  Mafsstab  benutzt.  Die  ausgesetzten  PETBischen  Schalen 
waren  mit  iSährstoff  Heiden  beschickt,  auf  dem  nicht  cur  Wasser-, 
sondern  auch  Luftbakterieri  sfhr  reichlich  wuchern.  Die  in  der 
X.  Bürgerschule  gemachten  Aufnahmen  haben  den  Besucher  gelehrt, 
dafs  in  1  gr  friBchen  Schulstaubes  30  Millionen  entwicklungsfähige 
Keime  sich  hoden  können.  Von  einem  Quadratzentimeter  einer 
aohmatzigen  Sehiefertafel  hatte  ioh  1496  und  von  einem  Qoadmt» 
aentimeter  einer  schmntaigea  Leiebneheeke  1210  Bakterien  nr 
fiintwicklnng  gebracht. 

Bei  den  folgenden  Yereoohen  waren  die  Plattsn  fünf  Minatea 


geOffiiei  In  dieser  Zeit  whlngen  noh  nieder: 

in  einem  gut  gepflegten  Wohnaimmer                    15  Keimt 

im  Klaeaensimmer: 

Tor  dem  ünteirieht                                          28  « 

bei  mhigem  Unterrieht  (Sehieiben)                     800  • 

bei  lebhaftem  Unterricht  (Kopfireohnen)                  558  , 

in  der  Turnhiille: 

vor  dem  Turnen                                                        Ö7  , 

bei  ruhigem  Turnen                                              630  ^ 

bei  wildem  SjuiuLren  mit  Matten  7380  ^ 

beim  Turnen  im  l^'reien: 

bei  fenchtem  Sohnlbof                                          56  n 

hei  staubigem  Schnlhof  nnd  Wind  6978  « 

beim  Kehren  der  Klassenzimmer: 

mit  feuchten  Sflgespttnen  nnd  Luftdnrohang  800  « 

ohne  fitageepine  nnd  ohne  Dniehzng  11790  » 

mit  Sägespänen  nnd  ohne  Dnrehsng                  8400  « 


Weloh  gefldirliehe  Stanbfitaiger  Vorhinge  sind,  seigten  swet 
Platten,  die  vor  allem  des  Interesse  der  Damen  erweokten.  8is 
waren  bssflet  in  der  Nflhe  des  Fenstern  in  einem  Zeiehensasl.  In 
den  ersten  fbnf  Minuten  hatten  sieh  83  Keime  niedergesetzt,  naob- 

dem  ich  aber  durch  Öffnen  des  Fensters  mittels  Zugluft  die  aiD 
oberen  Teil  des  Fensters  angebrachten  braunen  WolllatubrequinB 
leicht  bewegt  hatte,  setzten  sich  2340  Keime  nieder.  Andere  Flutten 
zeigten  den  grolsen  Unterschied  im  Baktenengehalt  von  emem  Tropfen 


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225 


nuMm  WaaserleitiingswaflMr,  reinem  Waeehwuser  und  lehmutzigem 
Wasohwaner  ane  dem  Seholwasohbeoken,  sowie  auch  ans  dem  Sohener- 

eimer  beim  Aufwischen  der  Dielen.  Diese  Untersuchungen  werden 
zurzeit  unter  Leitung  des  Herrn  Professor  Dr.  jSuwack  noch 
fortgesetzt. 

"Wie  aus  den  Ziftern  beim  Turnen  im  Freien  zu  ersehen  ist, 
stfigt  der  ßakteriengehait  auch  dort  oft  zu  ganz  enormer  [fohe  an. 
Um  derartige  Übelstände  abzustellen,  hat  Prof.  Dr.  Bucun£B  in 
München  eine  ölige  Masse  erfunden,  das  Asphaltin,  womit  er  die 
FnJswege  und  Strafsen  bearbeitet.  Während  der  AuaBtoUnng  war 
«n  Teil  der  LennMraise  als  Probestrecke  besprengt  worden,  und 
twar  mit  sehr  gOnatigem  Erfolg.  Der  Stanb  fiel  heim  Smpozni&eii 
dttreh  ein  Gk&hrt  gans  aohwer  wieder  an  Boden,  als  hfttte  sieh  aein 
ipenfimhea  Gewieht  weeentlieh  erhöht   Das  Tiefbanamt  an  Dreeden 

fiber  seine  Beobabhtiingen  em  sehr  gttnatigea  Gntaehten  abgegeben. 
M  ^nbe^  dieaea  Mittel  ist  geeignet,  anf  dem  Sehnlhof  oder  Spiel« 
pitia  eine  ahnliohe  BoUe  zu  spielen,  wie  die  FnlshodenOle  in  den 
Zimmern  —  mindestens  müfste  einmal  die  Probe  gemacht  werden. 
Im  allgemeinen  muis  nach  den  ausliegenden  Druckschriften  fest- 
gestellt werden,  dafe  die  Reinigung  der  Srhulräume  durchaus  noch 
nicht  auf  der  wünschbnren  Hobe  sieht;  nur  wenige  Städte  (z.  B. 
Worms)  ordnen  die  tugiiche  Reinigung  an.  Einer  gröfseren  Rein- 
lichkeit trägt  der  von  HüLSMANN-Preiburg  (B.)  ausgestellte  Reform* 
spucknapf  Rechnung.  Er  wird  an  oder  in  der  Wand  in  Brust- 
höhe angebracht,  ist  mit  Wasserspülung  und  selbsttätigem  Schluis 
eingerichtet.  Er  bedentet  einen  groisen  Fortsehritt  ans  Gründen  der 
BsiiiHchkeit  nnd  Sdkünheit. 

IL  SükiiUiiBstattaig. 

Halle  hatte  ein  kleines  Modell  eines  Sehnlsimmera  aufteilt» 
iu  besetat  war  mit  Befctigb&nken  mit  tiefdnnkelbbraem  Anstrieh. 
Winn  sieh  nneh  über  den  Gtesehmaek  nicht  streiten  Iftfst,  so  wissen 

w  doch  anderseits,  dafs  solch  eine  Farbe  nur  ungefähr  6%,  ein 

helleres  Gelb  dagegen  40  Vu  des  auffallenden  Lichtes  reflektiert.  Man 
k<5nnte  also  von  einer  Lichtversch Wendung  reden ,  auch  wenn  Fenster- 
Qüü  ßodentiai'lie  in  einem  sehr  günstigen  Verlndtnis  zu  einander 
stehen,  und  das  von  den  Biinken  zurückgeworfene  Lioht  für  die  Platz- 
heUigkeit  nicht  wesentlich  ins  Gewicht  fällt. 

In  der  Dresdner  Abteilung  befand  sieh  ein  reizendes  Modell 
«aer  von  Lehrer  LomuKN  erfundenen  nnd  von  Liokboth  A  Oo.- 

BcMgwuMtapflflg«.  XVIL  11 


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226 


Dresden  kaiuiniierteii  Bank  filr  gebreohliolie  Kinder.  Das  Obamk- 
teristisohe  dieser  Bank  ist  die  gfOlsimdgliehe  Vemtellbarkeit  aller 
Teile,  welehe  den  oft  sehr  Teraohobenen  Proportionen  der  gebrseh- 
liehen  Kinder  angepa&t  werden  können.  Die  Feststellung  gesobieht 
dnrob  eingelassene  Hnttom.  Die  Bank  ist  an  yerwenden  fOr  die 
kleinsten,  wie  für  die  g:rftfsten  Kinder,  und  zwar  nur  für  je  eines. 
Selbstverständlich  sind  iiir  jede  Schule  nur  wenig^e  solcher  Bänke 
notwendig,  nm  die  Gebrechlichen  zweckmfifsie;  darauf  unterzubrio^eD. 
Die  Lehne  kann  nooh  mit  einem  gepolsterten  Lederkissen  versehen 
werden. 

Die  Firma  Lickuoth  hatte  auch  noch  eine  Anzahl  Bänke  in 
der  Indostrieballe  aufgestellt,  unter  anderen  auch  die  in  Dresden 
eingeführten  Klappsitzblinke  mit  dem  Patent  Christa.  Dieses  besteht 
darin,  dab  durch  türangelähnliche  Stfloke  die  Bänke  untereinander 
80  rerbnnden  werden»  dafe  sie  siob  stOrsen  nnd  sehr  leicht  aus- 
wechseln lassen.  Kaoh  dieser  Biobtnng  bat  neuerdings  anob  die 
Bsmobank  eine  Verbesserung  ei&bren,  die  in  der  Beseitigung  der 
am  Boden  angesobianbten  Leitsoihiene  bestebt;  sie  ist  ersetzt  worden 
dnreb  eine  Weobselsobiene,  d.  b.  je  awei  kurse  Sebienenstdeke 
greifen  weobselweise  ftbeieinander  und  werden  dnrob  Klemmschrauben 
susammengehalten.  Die  Bankreihe  ist  infolgedessen  nicht  mebr  fest, 
sondern  kann  beliebig  gerückt,  vergröfsert  und  verkleinert  werden. 

Die  DöCKEBsche  Schulbiuucke  war  mit  RETTiGbäuken  ausge- 
stattet in  verschiedener  Abänderung,  je  nach  dem  Nebenzweck.  Aus 
den  vielen  Abbildungen  und  Plttnen  von  Schulzimraern  aus  allen 
Teilen  Deutschlands  war  ersichtlich,  welch  weite  Verbreitung  dieses 
System  gegenwärtig  genieist.  Originell  und  wirklich  empfehlenswert 
ist  hier  die  Umlegevorrichtung;  die  übrige  Konstruktion  der  Bank 
bietet  der  Kritik  mancherlei  Anhaltspunkte;  feste  Prinzipien  liegen 
derselben,  wie  uns  scheinen  will,  nicbt  sugrunde. 

Dieselbe  Finna  (P.  Jobs.  MülIiBB  &  Go.-Berltn)  batte  eine  sshr 
bequeme  Bank  mit  weit  aurflokgebogener  Lebne,  die  „Kngelsobatnier^ 
bank*'»  ausgestellt.  TJngflnstig  ist  ibre  Befestigung  durob  Sobrauben 
am  Boden,  ebenso  die  au  gro&e  Differenz.  Wttbiend  die  meistsn 
Bfinke  ein  Verbftltnis  der  Sitsböbe  zum  Pulte  wie  100 : 162  bis  165 
batten,  betmg  es  bei  diesem  Gterät  100:  171,5. 

Hannover  hat  sein  eigenes  Banksystem,  da5t  SpELLMANXSchö. 
Der  Sitz  ist  fest,  die  Tischplatte  aber  ohne  jedes  Geräusch  ver- 
schiebbar mit  dem  Vorteil,  dafs  sie  in  jeder  Stellung  stehen  bleibt. 
Die  Kinder  sitzen  gewühnlioh  in  Piusdistauz,  nur  beim  »Schreiben 


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227 


wird  eine  Minnsdistanz  hergestellt;  beim  Hin  einschieben  der  Tisoh* 
platte  wird  das  Tintenfafs  verdeckt.  Die  Lebue  besteht  aii.s  drei 
homoDtalen  Leisten,  die  mit  Intervallen,  und  swar  etwas  rekliniert» 
über  einander  aogebraoht  sind.  Sie  ist  bequem  zum  Anlehnen  des 
Rttekena,  wttrde  aber  anoih  der  Kronslendengegend  eine  willkommene 
Stfltse  bieten  bei  Steilsolmft.  Naoh  dem  Berieht  des  Heim  &bsbnlrat 
Dr.  Wbhbhahn^  hat  man  g;nte  Erfahrungen  mit  dieser  Form  gemacht 

FoHBUABH  &  Havss  iu  Fhmkenthal  hatten  ihre  Tentellbare 
UniTeraal-NormalflohnlbBnk  mit  geiftnschlosem  Pendelsits  ausgestellt» 
Fflr  gröfeere  Sohulorganismen  ist  die  Bank  unnötig,  da  kann  die 
Auswahl  fester  Bänke  nach  der  Körpergruise  der  Schüler  erfolgen. 
Das  Yerstelltu  ist  unbequem,  die  Bank  ist  schwer  und  bietet  viel 
Ablagerun ?8pl ätze  für  Staub. 

Schulbänke  verschiedener  Konstruktion  waren  in  der  Bkimmi  u- 
scben  B:ir:ii  ke  von  den  Vereinigten  Scuttlbankfabrikkn  ausgestellt. 
Frout  machen  müssen  Pädagogik  und  Hygiene  gegen  eine  dieser 
Bänke,  bei  welcher  die  Plusdistanz  beim  Aufstehen  durch  Vorhoch- 
e^hiehen  der  Tischplatte  mittels  vier  wackeliger  Hebel  erfolgte. 

gehört  eine  wahre  Virtnositftt  der  Sohfller  dasn,  ohne  Kraoh  diese 
Tätigkeit  zu  yolhsiehen. 

Seit2  •  Wflrzhorg  brachte  eine  neue  Bankkonstrnlction,  wohl 
kaum  aber  eine  Verbessernng.  fir  stellt  sie  auf  einen  Holskasten 
und  Torbindet  diesen  duroh  einen  Gummiatreifen  mit  dem  Boden. 
Der  Sita  klappt  von  selbst  empor.  Unter  dem  Site  befindet  moh  ein 
Kasten  ftlr  den  Banaen.  llir  machte  die  Bank  den  Bindmok,  als 
ob  sie,  entgegen  der  Versicherung  des  Fabrikanten,  der  Reinigung 
recht  wesentliche  Hindernisse  bereite.  —  iiadikal  verfälirt  da  Zahn 
in  Berlin.  Er  legt  in  seinem  System  I  den  Roden  ganz  frei  und 
hancrt  die  Sitze  und  Tische  wie  Coupds  an  beiden  Seiten  an  einen 
dicken  Balken,  der  hinten  und  vorn  durch  je  einen  Rock  gestützt 
ist.  Sehr  zustimmen  mufs  man  dem  Restreben,  so  wenig  wie  mö^- 
lich  komplizierte  Bankteiie  zu  schaffen,  denn  durch  langjährige 
Beobachtung  and  bakteriologische  Versuche  habe  ich  mich  überzeu- 
gen mClssen,  dafs  der  Bakteri engehalt  der  Schul luft  vielmehr  von  der 
Reinlichkeit  der  Kleider  und  Bankteile  abhängig  ist,  als  vom  Fnfs- 
bodenatanb.  Letsterer  Iftbt  sich  durch  Staub<^l  binden,  in  kompli« 
lierten  Bankieilen  ist  ihm  schwer  beiznkommen.   Ein  sehr  grofser 


>  Das  Volks6cliiilwe8«u  der  Küaigi.  Huupt  und  iieäidtiuzstadt  üauuover. 
Von  Dr.  A.  WamuAav.  Hannover,  1908. 

11* 


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22S 


Mangel  bei  Zahns  Bank  ist  die  DnmOglicbkeit,  die  einaselnea  Bftnke 
aaszaw6<dL8elD,  sie  den  Körpergröfsen  der  Kinder  anzupassen;  and 
ob  die  gaase  Sache  nach  und  nach  nicht  so  locker  wird,  dale  ein 
nnrabiger  Oeist  die  ganae  Bankreihe  mobil  maobt^  bleibt  abznwaiten. 
Bei  System  II  bat  jeder  Sita  awei  dflnne  Beine  erbalten»  der  bintwre 
(dem  Sebtiler  annaobaÜiegende)  Teil  der  Tiacfaplatte  kann  beim  Leeen 
und  beim  An&ieben  empozgeUappt  werden. 

JSin  Obektaad,  der  eiob  bei  fast  allen  B&nken  findet»  die  sa 
steile  Lebne»  ist  bei  der  2iAHNbank  in  der  Potena  yertreten ;  denn  ein 
ZnracUegen  des  OberkttrperB  mit  ünterstatsnng  dnreb  die  Lehne  ist 
hier  niebt  möglich,  dmsdbe  wird  nmmterbnMiien  in  der  anfrechteii 
Stellung  erhalten. 

Charakteristisch  für  die  Übertreibungen,  die  sich  die  Schulbank- 
konstrukteuiü  lu  ihren  Reklamen  nicht  selteu  zu  schulden  kommea 
lassen,  ist  folgende  Anpreisung,  die  Zahn  seinen  Bänken  zu  teil 
werden  läfst: 

1.  Einfache,  praktische  I>auart. 

2.  Roste  Haltung  der  Kinder  beim  T.ohc  n  und  Schreiben. 

3.  Keine  Seitenteile,  Schwellen,  noch  sonstige  Erhöhungen. 
Alles  frei  und  offen  ;  daher  gründlichste  und  schnellste  Rei- 
nigung des  FuJsbodens  möglich»  ohne  dals  ein  Iftfitiges  Um- 
legen der  Bänke  nötig  ist. 

4.  Bequemes  und  schnelles  Ein-  und  Austreten  des  Kindes. 

5.  Kein  Schiefstehen  der  Kinder  beim  Anfiruf,  da  keine  £r- 
hühung  vorhanden. 

6.  Grölate  Dauerfthigkeii. 

7.  Billigster  Preis. 

8.  Klassen  mit  Zahns  Sohnlbttnken  gewihren  einen  besonde» 
fienndlichen  Eindrock. 

Der  letate  Pnnkt  naSk  insofern  ohne  weiteres  augestanden  wer> 
den,  weil  Zahf  den  schwanen  Anstrich  der  IMschplatte,  wie  ftbiigens 
manche  andeie  Konstmktenxe  aneb,  rermeidet. 

Fflr  das  Zeichnen  hatte  Zahn  awei  anberordentÜch  ein&ohe 
Zeichentische  geliefert:  „Multiplex*^  vnd  „Bi^brm*,  die  flieh  der 
Zustimmung  jedes  Pädagogen  und  Hygienikers  erfirenen  dürften. 
Beide  sind  mit  leicht  verstellbaren  Tischplatten  und  Modellhaltern 
ausgestattet.  (Mk.  42.)  - —  Ein  verstellbares  Zeichenpult  zum  Auf- 
legen auf  den  Tisch  hatten  Lickroth  &  Co. -Dresden  gebracht.  Durch 
derartige  Einrieb  tun  (]ren  wird  der  sohlechten  Körperhaltung  beim 
Zeichnen  sehr  entgegengearbeitet. 


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229 


In  welcher  Zahl  die  einzelnen  Banknnmmern  in  den 
Dresdner  Sehnlen  anzn^^ch äffen  und  wie  sie  anf  die  ein- 
zelnen Klassen  an  verteilen  sind,  damit  sie  den  Gr&Isen  der 
Sclitller  entspieohen,  habe  ich  in  Ghemeinsohaft  mit  Heim  Lehier 
LomiAxiH  und  Frftnlein  Hasbb  anf  Gmnd  der  Hiohaelis  1902  vom 
Urarreffehi  naoh  einheitUehen  Gmndsäteen  Teranstalteten  Messnng 
m  67000  Schnlkindem  festgestellt.  Die  genaneren  Ergebnisse 
sollen  nidistens  in  dieser  ZeiMrifl  als  besondere  Arbeit  erseheinen. 
In  der  Ansstollnng  waren  folgende  Wadbstnmsgesetze  ülnsttatiT  znr 
Bsretellnng  gebracht: 

1.  Iii  den  I?uiu:erscbulen  (Mk.  48  Schulgeld)  sind  die  Schüler 
der  Unterklassen  um  ein  Jahreswachstutn  gröfser  als  in  den 
ßezirksschülen  (Mk.  7,20  Schuigeid).  Die  Diile  renz  ^■e^T■l^- 
gert  Rieh,  je  älter  die  Kinder  werden,  bis  zur  Hälfte  einen 
J  ahreswachstums. 

2.  Die  dnrchsohiüttiiohe  Grölae  der  Kinder  ist  nm  so  geringer» 
je  öfter  sie  ntsen  geblieben  sind. 

3.  ]>ie  gröisten  normalen  Kinder  des  ersten  Schaljahres  sind 
grölser,  als  die  kleinsten  des  achten  Sohaljahres. 

4.  Die  Knallen  sind  hei  der  An&ahme  nngefiüir  1  em  giüber 
als  die  IClldcihen;  im  vierten  Sohnljahr  ist  die  Differenz  ans- 
gegliehen,  im  aohtsn  SohnljahT  haben  die  Mfidohen  einen 
Vorsprung  Ton  der  Hilfle  eines  Jahreswaehstams  eneicht. 

Sehr  praktisoih  ist  es,  wenn  man  die  GhfOlsengruppen  der  Sohttler» 
Ar  welohe  die  einzelnen  Banknnmmem  bestimmt  sind,  gleich  an  den 
MelBstfiuder  anzeichnet,  so  dafs  nach  drei  bis  vier  Minuten  jedem 
Schuler  der  Klasse  die  ihm  pubseade  Bank  zugewiesen  ist.  Auf  der 
Anstellung  hatte  ich  diese  Einzeichnung  in  die  Mefeskala  gemacht, 
die  uns  Direktor  von  LATsOF.-Müncheu  nebst  verschiedenen  hoch- 
intere'^sruiteu  Tatein  mit  Waohstamsknrven  gütigst  zur  Verfügung 
gestellt  hatte. 

Für  Schulen,  welche  mit  Bänken  alter  Abmessung  und  Mischung 
MDgeriohtet  sind,  empfiehlt  es  sieh,  eine  Kompromifstabelle  herans- 
zurechnen,  so  dafii  dooh  jedes  Zimmer  mit  den  denkbar  passendsten 
Banknommem  versehen  wird.  Wie  dabei  die  Grofaengruppen,  welehe 
die  eusslnen  Nummern  besetaes,  gana  anders  sind,  zeigte  sieh  am 
Heftsttader  der  IL  Bttigeisehnle. 

Aber  anoh  die  beste  Bank  nnd  die  zweekmftfsigste 
Vsfteilnng  leisten  nooh  lange  keine  Gewähr  ffir  gute 
Körperhaltung.   Diese  ist  das  Anliegen  jedes  Lehren;  denn  es 


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280  « 


gibt  eicher  keine  Arbeit,  bni  der  der  Lehrer  gröfsere  MiCserfolge 
anfsuwdiaett  hätte,  als  im  Kampf  gegen  die  ecblechte  Körperhaltung. 
Das  kann  nur  der  ¥oll  aosftthlen,  der  Tag  £üi  Tag  mit  den  Schalem 
arbeitet.  Gbt- Dresden  hat  einen  Geradehalter  ,,8itae  geradl" 
konstruiert,  der  ans  einer  KlemmBohranbe,  einem  anfreohten  und 
einem  wagreehten  Stab  besteht  Mit  der  Sokianbe  läist  sieh  der 
aufireehte  Stab  an  jedem  Tisoh  anbringen.  Darob  eine  dnrohbobrte 
Kogel  am  oberen  Ende  wird  der  dflnne  wagreohte  Stab  gesteckt 
Dieser  gibt  dem  Schüler  die  Arbeitsdistans  an,  die  Kinder  haben 
also  den  Ap|»arat  gar  nicht  ssn  berühren.  Als  Stiltse  ist  er  wegen 
seiner  sehr  geringen  Stabilitftt  nicht  zn  benntzen.  Nach  dreiviertel- 
jährigen systematischen  Versuchen*  mit  regelmäfsiger  Feststellung 
der  Arbeitsdistanz  konnte  ich  den  hoben  Wert  dieses  einfachen 
Mittels  beweisen.  Für  je  zwölf  Kinder  genügt  nach  meiner  Eilub- 
rung  ein  Apparat,  um  ihnen  ohne  viel  Rederei  ein  gutes  Sitzen 
anzuer/ieben.  (Mi'iJ.KKH-PRÖiJELHAL's-Dresden,  Mk.  2).  —  Siegeh- 
Borna  hat  ebeut'alls  eiueu  neuen  Geradehalter  ge.schaüeu,  bei  dem 
über  jede  Schulter  des  Schulers  von  hinten  ein  Bügel  greift.  Auf 
dem  Rücken  sind  sie  vereinigt  iiud  hängen  an  einem  Bande,  das 
man  nach  Art  eines  Hosenträgers  verlängern  oder  verkürzen  kann. 
Das  freie  Ende  des  Bandes  wird  an  die  hintere  Bank-  oder  Stuhl- 
lehne befestigt.  Dieser  Geradehalter  berührt  also  den  Körper  des 
Kindes,  gibt  ihm  das  lästige  GefOhl  des  Angehttngtseins,  schränkt 
es  in  seiner  Bewegungsfreiheit  ein. 

Beim  Lesen  erfolgt  eine  starke  Annäherung  ans  Buch  nicht 
selten  wegen  des  schlechten  Bnohdrackes.  Oohns  einfacher  Zeilen- 
zähler, der  anch  in  der  Dresdner  Abteilung  zu  finden  war,  ist  ein 
bequemes  Hil&mittel,  den  Druck  an£  seine  GrOfse  sn  prüfen.  Dnreh 
eine  Öffimng  von  einem  1  qcm  dtlifen  nicht  mehr  als  zwei  Zeilen 
sichtbar  sein,  wenn  das  Buch  den  Forderangen  der  Angenhygiene 
entsprechen  soll.  —  Eine  wesentliche  Entlastung  lEbr  die  Augen 
bietet  ein  ein&cher  und  natnigemftiber  Sohreibduktns,  wie  ihn 
Chemnitz  ausgestellt  hatte;  derselbe  verdient  weiteste  Yerbreitung, 

lU.  DnUrrielitsbetrieli. 

Hannover  wollte  durch  eine  Anzahl  Hefte  den  Nachweis  er- 
bringen, dafs  et>  zweckmäfsig  sei,  die  Schüler  von  Anfang  an  statt 

'  Vor^!.  GRAtTXETi:  Versnche  mit  dem  neuen  nFvaplion  Oendehalter  ^Sitae 
geradl''  Gesunde  Jugend,  Vm,  Heft  III  a.  lY.   ä.  ö. 


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231 


auf  die  Schiefertafel  ms  Heft  schreiben  zu  lassen.  In  Dresden 
ist  diese  Gepflogenheit  fast  allgemein ;  keiner,  der  sie  erprobt  hat, 
greift  zur  Schiefertafel  znrück.  Neben  der  gröfseren  Elastizit&t  Ton 
Feder  and  Papier,  der  leichteren  F&hmng  des  Sohreibwerkzenges, 
der  grölseren  Lesbarkeit  der  Schrift  soheinen  mir  awei  Momenfo 
iMsonders  wichtig:  1.  Die  Sohiefertafel  biigt  dadurab  eine  gro&e 
QMa  in  aioh,  dalb  ae  die  SohOler  anm  Daran%iieken  und  Weg* 
wiiohen  mit  den  Fingern  verleitet.  Die  Kinder  wischen  einander 
anf  den  Tafeln  nnd  belecken  den  Finger;  eine  g^nseitige  Infizie* 
niDg  ist  hierbei  nicht  ausgeschlossen,  anmal  ich  von  einer  Sohiefer- 
iafel  i486  Keime  anf  jedem  Qnadratzentimeter  gezüchtet  habe.  Im 
Hefte  dagegen  haben  die  Kinder  jeden  Tag  eine  tadellos  saubere 
Seite.  2.  Jede  Tafel  verleidet  von  Anfang  an  zum  Vielschreiben. 
Die  Benutzung  des  Heftes  über  schrünkt  die  ?'<'hriftlichen  Arin  iteu 
wesentlich  ein.  Dabei  wird  bei  der  srifortii^en  Anwendung  uea  Heltes 
da^i  Schreiben  genau  so  gut  und  besser  gelernt;  es  wird  eben  mehr 
mit  Sinn  und  Verstand  geschrieben.  Papier  für  30  Pfennig  reicht 
fär  das  erste  Schuljahr  vollkommen  ans.  Wie  man  aioh  unter  diesen 
Umständen  noch  mit  der  Erfindung  allerhand  nener  Schxeibtafeln 
abmühen  mag,  ist  mir  unhegr^flich. 

Einen  Fortschritt  in,  besag  anf  Angenhygiene  bedentet  anch  der 
moderne  Zeichennnter rieht,  wenn  er  so  betrieben  wird,  wie 
der  Ton  Königsberg  ansgestellte  Lehrplan  aeigte.  Statt  die  Schttler 
ttnodenlang  an  einigen  Linien  henimhantieren  an  lassen,  bis  sie 
tadlich  ertraglich  gerade  sind,  wenn  das  Papier  nicht  eher  durch* 
ndiert  ist,  Iftfet  der  moderne  Zeichennnterricht  einfache  Gehranoha- 
gei^enstände,  Blumen  etc,  skizzenhaft  so  oft  und  so  lange  flüchtig 
hinwerfen,  bis  die  hiezu  nötigen  Bewegungen  vollbtändig  in  der  Hand 
sitzen,  bis  sie  sozusagen  automatisch  werden. 

Der  Ausbildung  des  Auges  nnd  der  Hand  dient  auch  die 
Knabenhandarbeit,  die  aufserdera  den  piaktit*cheu  Sinn  von 
Jugend  auf  fördern  soll.  Dresden,  Darmstadt,  Hildesheim,  Leipzig, 
Straüsburg,  Ulm  und  Worms  hatten  Schalerarbeiten  ausgestellt  Das 
FsisCHsche  Institut  in  Freibeig,  gewifs  die  ftlteste  Einrichtung  dieser 
Alt  (seit  1814),  hatte  auch  einen  Lehrgang  gezeigt.  In  Worms  ist 
dieser  Zweig  obligatorisch  in  den  Volksschulen  eingeführt.  Lehrer 
HiLLSDOHF'Darmstadt  Iftlst  den  Uandfertigkeitsnnterhcht  nnr  soweit 
gelten,  als  er  die  anderen  Unterrichtsfktoher  nntersttttst  und  ergftnst 
Stmftbnig  Tcrtritt  den  anderen  Pol;  dort  soll  der  Schiller  sich  dnrch 
diese  Arbeiten  anf  einen  bestimmten  Beruf  vorbereiten.  Wnnder- 


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232 


BohOne  Photographien,  welche  die  Knaben  bei  der  Arbeit  darstellten, 
hatten  Dresden,  Leipzig,  Munclien  und  iiildesheim  gebracht.  Die 
letztere  St^idt  hat  ein  besonderes  Hans  für  diesen  Unterricht;  er 
findet  nicht  wie  in  den  meisten  anderen  Städten  im  KelIerge8cho£s 
der  iSchulgebitude  statt.  Der  Handfertigkeitssaal  ist  keine  Werk=itätte, 
sondern  ein  ünterriohtszimmer ;  es  sind  darum  auch  dieselben  hygieoi'- 
schen  Anfoideruiigen  !in  ihn  zu  stellen. 

Eine  ^anze  Anzahl  Arbeiten  war  ausgestellt,  bei  deren  Anfertigung 
der  ächüier  Feile,  Raspel,  Drehbank  und  Sandpapier  benutzen  mulste. 
Die  Hygiene  muis  sich  gegen  demtige  staubbildende  Erziehungs- 
mittel wenden.  Tai  grofson  ganzen  kann  sie  natürlich  dieses  Grebiet 
mit  Freuden  begrtlfsen,  da  durch  die  intensivste  Form  des  Anaohauens, 
durch  das  Bilden,  das  rein  gedächtnismälisige  Arbeiten  sehr  verringert 
wird.  An  einem  selbstgebauten  einfachen  Appaiai  lernt  der  Schttler 
natftrlioh  hTmdertmal  mehr  und  Inditer,  al$  wenn  ihm  der  Ijehier 
stundenlang  mit  den  apitsfindigsten  Maschinen  Torezperimentiert 
Ilm  jeden  Preis  Uare  und  lebendige  Ansohairangea  sdia&n  I  Das 
ist  der  Bnf  der  heatigen  Pidsgogik,  nnd  damit  ist  sie  sngleieh 
Hygiene.  Hat  man  froher  den  naturkundlichen  Unter  rieht  oft 
hinter  halbverUehten  Fenstern  gehalten,  ohne  Anschanungsgegenstand 
und  ohne  BUd,  so  aeigen  eine  Menge  Bilder  den  heutigen  Unterricht 
im  Freien  oder  im  Miulgarten  (Breelan,  Dresden,  Hannover,  Mfln- 
ohen,  Leipzig).  Dresden  hat  &8t  bei  jeder  Schule  auch  einen  Schul- 
garten, im  ganzen  42.  In  Breslau  bekommen  500  bis  600  Schüler 
der  Oberklassen  je  ein  Stück  L:u:d  von  6—7,5  qm  Fläche,  d;is  sie 
unter  Leitung  eines  sachkundigen  Lehrers  zu  bebauen  haben.  Solcher 
Gartenbaustationen  hat  diese  Stadt  vier  in  einer  Gesanit;M((fse  von 
6082  qm  in  den  verschiedenen  Stadtteilen  gt  lngtiu.  Ändere  Schüler 
werden  in  der  Obstzucht  im  botanischen  Garten  unterrichtet;  3700 
Kinder  erhalten  RIumh'u  zur  Pflei^e  nach  Hause,  Ulm  lieh  wie  auch 
in  Hannover,  Dresden  und  Krturt.  Bei  der  im  Herbste  stattfinden- 
den Ausstellung  der  Pfleglinge  wird  gewöhnlich  ein  Schulfest  abge- 
halten. Aus  wie  vielen  armseligen  Pflänaohen  haben  die  Kinder 
wahrend  des  Sommers  Praohtexemplare  geeogen,  und  wie  innerlich 
sie  dabei  mit  ihrem  Werk  verwachsen  sind,  konnte  ich  oft  ans  den 
geradezu  herzlichen  Lebensbesohreibungen  ihrer  Pflegebefohlenen 
heianalesen.  Hat  das  Kind  anoh  nnr  eine  einaige  Pflanae  vom  Samen 
his  znr  Fmohtreife  mit  Interesse  gepflegt  nnd  heohaohtet,  so  hat  es 
für  seine  Person  natOrlieh  mehr  gewonnen  als  durch  10  oder  15 
trookene  Botanikstonden. 


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283 


„Mehr  erleben,  weniger  dozieren'',  ist  auch  der  leitende  Gbnond- 
Mtz,  der  znr  Einfahrung  des  Koch-  und  Hanshaltungsanter' 
richtes  geführt  hat  Zwei  hervorragende  Industriestädte  Saehsens, 
Fknen  und  Grimmitaohau,  liaben  fttr  ihre  IfAdohen,  deren  Matter 
msist  industriell  beeehfiftigt  eind,  besondere  Hanshaltattgsaelinten  mit 
FnUkani  eingeriehtei  Angebnrg,  Barmen,  Bieslan,  Ohemnits, 
Dannstadt,  Dresden,  Koln,  MainB,  München,  Kambei^,  Worms  u.  «. 
haben  die  Koehaohnlen  mit  den  Yolhaaehnlen  verbunden,  wenn  aneh 
hier  nnd  da  nnr  TerBnohsweise.  Es  ist  sieher  eine  sehr  sweekmftfeige 
Art,  den  Schülerinnen  als  den  zukünftigen  Hausfrauen  und  Müttern 
die  Lehren  einer  vernüiiiligen  Haushaltungs-  uad  Ernahrungskunde 
in  so  anschauiicher  und  lebendiger  Weise  zu  übermitteln.  Wie 
manches  Mädchen  wird  hier  zum  ersten  Male  emea  klaren  Begriö' 
Ton  Küchenreinlichkeit  bekommen!  In  ßreebni,  Darmstndt  und 
Dresden  gibt  es  auch  haus  wirtschaftliche  Fortbildungsschule  a  für 
Bchnlentiaseene  Midohen.  Die  ;ill<^emeine  Einführung  der  Mädchen- 
fortbildungssohnle  wird  uns  anoh  auf  diesem  Gebiete  wieder  ein  Stück 
Tonr&rts  bringen. 

Wie  sehr  immer  mehr  die  Grasnndheitslehre  dnreh  die  Qesnnd- 
heitspflege  TerwirUioht  wird«  seigten  die  Leibesflbnngen  der  Sohnl- 
jqgeod.  Im  KOmgreioh  Sachsen  ist  das  Tomen  für  alle  Knaben- 
and  Midchensehnlen  seit  1873  gesetalich  angeordnet;  dämm  ist  ss 
kna  Wnnder,  wenn  gerade  sttohsisohe  Stttdte  es  ▼orfohrten.  Leipsig 
lütte. Photographien  nnd  Dresden  Mntoskope  ausgestellt,  welehe  den 
Besucher  über  den  Betrieb  des  Turnens  orientierten.  Turnhallen 
waren  viel  abgebildet.  Mit  Üecht  erregte  Aufsehen  die  Daretellung 
des  Trockenschwimmens,  der  Vorübungen  des  iu  Dresden  eingeführ- 
ten liuetitiieUlicbon  Sch  w  immunterrichtes  für  Bezirksschülf^r.  Der 
biesii^e  TTimlp»hrerverein  bnt  diesen  Zweig  zum  Massnmnterricht 
w^ebaut  und  einen  genauen,  systematisch  -  methodischen  Plan  der 
Tor-  und  Schwimmttbangen  ausgearbeitet.  In  den  fünf  Jahren  des 
Bestehens  haben  von  2400  in  die  Listen  eingetragenen  Knaben  18B0 
mit  gutem  Erfolg  geübt,  d.  h.  sie  durchschwammen  bei  der  Prflfimg 
die  28  m  lange  Probestredie  frei,  346  schwammen  über  14  m  nnd 
Im  270,  d.  i.  11,2%,  wurde  ein  nngOnstiges  Resultat  eraielt.  Die 
8lidt  tcigt  Mk.  800  von  den  Kosten.  Die  Knaben  haben  hin- 
nkthend  Gelegenheit,  das  firlemte  ansawenden  nnd  an  üben,  denn 
im  Sommer  stehen  ihnen  tflglieh  die  filnf  stftdtischen  Blbbftder  cur 
hörn  Verfügung,  im  'Wintor  werden  Bademarken  «un  Beenoh  der 
Volksbäder  abgegeben.   Dieser  Weg  ist  der  sicherste,  unser  Volk 


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234 


wieder  ans  Wasser  zu  gewöhnen.  —  Mehr  als  das  Schwimmen  sind 
Sohulbäder  in  den  deiitsohen  Städten  eingeführt.  Anf  der  Ans* 
stellnn::^  waren  Darstellungen  solcher  Bftder  TOn  Angsboi^, 
Bielefeld,  Dannsiadt»  Frankfurt,  Manchen  n.  a.  vorhanden;  anlsw- 
dem  war  ans  den  Flttnen  und  der  Literatur  m  ersehen,  dafa  anoh 
Barmen,  Brauneehweig,  Oassel,  Dnisbnrg,  Iffainx,  Koln,  SohOne- 
herg,  Stuttgart,  Wflrzburg  a.  a.  Mlehe  Anstalten  eingerichtet  haben. 
Cassel  hat  sein  Schulbad  unter  die  Turnhalle  gebaut  In  Manchen 
waren  im  Jahre  1901/02  in  26  Anstalten  800000  Bilder  abgegeben 
worden,  eine  PrachtleistuDg.  Die  Zahl  der  badenden  Schfller  in 
den  einzelnen  Schulen  schwankte  swisohen  50 — ^90%.  .In  den  18 
Schulbfidem  Hannoyers  wurden  im  gleichen  Jahre  298394  Bäder 
an  65,6%  der  gesamten  Sohülerzahl  Terabreichi  In  Worms  baden 
7(3%  der  Kinder.  In  Breslau  kostet  der  Unterhalt  eines  jeden  der 
13  Schulbudei  jahrlich.  200  Mark.  Von  den  Zellbüdem  schemt 
man  allentbalbRn  abgekommen  zu  sein;  trotzdem  hatten  noch  einige 
Firmen  solche  ausgestellt. 

Das  schönste  Schulbad,  das  icb  je  goseben  habe,  befindet  sich 
in  der  zweiten  Bezirksschule  y.n  Dresden.  Ankleide-  und  Baderaum 
bilden  ein  Ganze.s;  die  Aufsicht>]iprson  steht  wie  auf  einer  Kommando- 
hrünke  zwischen  beiden  Riiumen  und  kann  von  hier  aus  die  ganze 
Schar  leicht  übersr^hon  und  die  Waäserverh&itnisse  regeln.  Das  Aua- 
und  Ankleiden  erfolgt  in  Einzeizellen. 

Die  Fürsorge  für  das  körperliche  Wohl  ist  zurzeit  auch  an  dem 
überall  sich  regenden  Bestreben  zu  erkennen,  der  Jugend  Gelegen- 
heit zu  Bewegungsspielen  im  Freien  zu  schaffen.  In  Dresden 
hat  sich  seit  19  Jahren  der  Gemeinnützige  Verein  als  der  VeraD- 
stalter  der  Jugendspiele  trefflich  bewährt.  Anf  -vier  Plotaai  q^ieltea 
im  Sommer  1902  über  18000  Knaben  und  36000  Madohen.  Die 
Stadt  stellt  die  Plätze  zur  Verfügung  und  unterstützt  das  Unter- 
nehmen mit  Mk.  1200  jährlich.  Au&erdem  werden  in  einer  Ansalil 
Schulen  an  freien  Nachmittagen  Spiele  veranstaltet.  Der  Yerein 
Yolkswohl  Terfolgt  einen  ähnlichen  Zweck  durch  die  Schüler- 
fahrten in  den  Heidepark.  Der  letztere  ist  ein  Teil  der  grofben 
Dresdner  Heide.  ZwOif  WaldrcTiere  mit  ünterknnftshütten  und 
Blockhäusern  nehmen  die  ca.  ISOO  Knaben  und  Mädchen  auf,  die 
wöchentlich  zweimal,  in  den  Ferien  öfter,  mit  Dampfschiff  oder 
elektri<^eh<»r  Babn  aus  der  inneren  Stadt  hinaus  gebracht  werden. 
Eine  giiil.se  Photographie  zeig^te  uns  die  Eltern,  wie  sie  sich  vor 
der  Wirtschaft  unter  den  Kiefern  au  preiswerten  Speisen  und  Ge- 


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235 


Mnken  labeii  und  neh  dabd  Bellwt  bedienoi.  Ihre  kleinsten  tpielen 
im  Boden,  die  grOlkeran  wissen  sie  drüben  nnf  einem  der  Spielpl&Use 
unter  secliknndiger  Anisiohi.  Biin  anderes  Bild  gönnte  nns  einen 
Blick  ins  Nfttnrtheater  mitten  im  Walde.    Bäume  nnd  Sträncher 

bilden  die  Kalissen.  Die  Zuschauer,  Erwachsene  wie  Kinder,  Männer 
wie  Frauen,  sitzen  auf  den  amphitheatraliticli  angeordneten  einfachen 
flolzbanken  und  lauschen  einem  heimatlichen  oder  vaterländia«  Inn 
Volksstück,  das  von  Schülern  mit  Eifer  dargestellt  wird.  Ein  anderes 
Bild  zeigte  uns,  wie  die  Knaben  und  Mädchen,  welche  dem  Schtiler- 
chur  der  Ib.  Bezirksschule  angehören,  ihren  Eltern  und  Verwandten 
den  l^atnrgennls  durch  Gteaang  erhöhen.  Wer  jemals  die  Massen 
dt  hinenszieken  sah,  dem  mnijs  der  Glaube  an  die  Zukunft  gestärkt 
worden  sein,  und  sei  er  der  griesgräm  igsf(^  Pessimist.  —  München 
belehrte  den  Beechaner,  wie  gleiohmäüsig  die  24  Spielplätze  mit 
135000  qm  Flftohe  über  den  Plan  der  Stadt  ansgebreitet  sind.  Es 
ttellt  der  Jngend  die  Sohnlhöfe  znm  Spiel  zur  VerlOgnng.  1902 
wnnle  20000  mal  von  Kindern  von  dieser  Gelegenheit  Gebrauch 
gemacht;  1890  spielten  nur  4000.  Die  GrODse  der  Sohnlspielplfttce 
lehwankt  awisohen  860  qm  nnd  5200  qm;  daneben  existieren  fttnf 
öffentliche  Jugendspielplätze,  teilweise  in  der  Nähe  von  Söhnten.  Die 
Groise  des  Spielplatzes  in  Oberwiesenfeld  beträgt  41200  qm,  der- 
jenige am  Schyrenplatz  19  200  qm. 

In  Breslau  spielten  1902  41  700  Kiuder.  Während  des  Winters 
bietet  Dresdtn  Jen  Kindern  in  der  ganzen  Stadt  zerstreut  Eis- 
bahnen zur  uuentgeltliciien  rMnutzung.  Aufserdem  werden  in 
vielen  Anstalten  die  Schuihöfe  zu  Eisbahnen  umgewandelt,  wobei  die 
obligatorischen  Tamstnnden  groJsenteils  zum  Eislauf  verwendet 
werden,  ähnlieh  wie  im  Sommer  zum  Baden  in  der  Elbe.  Gerade 
durch  die  direkte  Veranlassung  wird  bei  manchem  Saumseligen  der 
Bewegnngstrieb  erst  geweckt  Breslau  lieferte  im  Jahre  1902/03 
leinen  Sehnlkindem  25000  Freikarten  fOr  Eisbahnen,  sn  benutzen 
YOehentlioh  an  swei  Nachmittagen»  nnd  8500  Berechtignngskarten, 
velehe  dem  Sohfller  mit  fünf  Pfennig  Zuschlag  den  Besnoh  der 
Eisbahnen  ermOgliehen. 

Ffir  kränkliche,  arme  Kinder  hat  man  in  vielen  Städten  Ferien- 
kolonien  eingerichtet.  In  Dresden  hat  sie  der  G^meinntltzige 
Verein  in  den  Händen,  die  Stadt  gibt  selbstverständlich  namhafte 
Beträge  dazu.  1902  wurden  1387  Schwächlinge  aufs  Land  geschickt, 
davon  genossen  290  Winterpflege;  1901  waren  es  nur  1130  Kinder 
in  31  Kolonien.    Ein  Teil  wird  uutergebraoht  im  Genesungsheim, 


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236 


ein  anderer  im  Joseph  Bondihau«?.  Eine  Anzahl  reizender  Bilder  gab 
Kunde  von  dem  fröhlichen  Treiben  an  diesen  Orten.  Tlngeföhr 
250  Kinder  werden  auXserdem  von  Dresdner  Greschkitshäusern  in 
Sommerfrischen  gebracht,  72  arme  Wesen  fanden  Erholnns^  im  Seebad 
Norderney.  —  München  hat  im  Jahre  1902  in  14  Kolonien  660, 
flannover  246,  Breslau  409,  Leipzig  700  kränkliche  Kinder  in 
Sommeipflege  gesohiokt 

Immer  mehr  gewinnt  in  den  deutschen  Städten  die  Sitte  Raum, 
armen  Kindern  Frühstück  oder  Mittagsbrot  zu  liefern.  In 
Breslau  wurden  1901/02  III  568  Portionen  Frtthstöok  abgegeben,  das 
dort  der  Schuldiener  bereitet;  in  fiannover  genossen  im  gleielien 
Jahre  1000  Blinder  diese  Wohltat  and  104  warmes  Mittagsbrot,  in 
Dresden  müden  1903  daroh  drei  Vereine  114000  Portionen  warmes 
Mitt&gsbrot  nnentgeltlioh  an  arme  Sehalkinder  geliefert 

Der  abnormen  fiinder  nimmt  sioh  die  moderne  Sohnlhygiene 
mit  gans  besonderer  Liebe  an.  AUerorto  sind  darum  Hilfssehalen 
für  Sohwaohbeffthigte  entstanden.  Breslaa  hat  deren  nenn  anf 
das  ganze  Stadtgebiet  yerteilt,  in  denen  236  Knaben  und  190  Mftd- 
ehen  nniwriehtet  weiden.  Die  Sefafllenahl  soll  20  in  einer  Erlasse 
nicht  flbersteigen;  ausgewählt  werden  nur  solche  Kinder,  die  zwei 
Jahre  ohne  jeden  Erfolg  die  Unterklasse  der  Volksschule  besucht 
haben.  Emen  ähnlichen  Modus  hat  man  m  Dresden  eingeführt,  wo 
in  den  neun  Klassen  der  drei  Hilfsschulen  149  Kind^  i  unterrichtet 
werden.  Hannover  hat  in  zwei  Hilfs'^f  liulen  262  Kmder  unter- 
gebracht. Von  den  bis  jetzt  entlassenen  Zöglingen  mulsten  7ö  % 
als  völlig,  15%  als  annähernd  und  nur  10%  als  unzureichend  oder 
gar  nicht  erwerbsfähig  bezf  ic^huet  werden  Aus  den  Zitfern  Hannovers 
geht  hervor,  dals  man  dort  nicht  so  streng  bei  der  Auswahl  verfährt, 
ak  in  Breslau,  Dresden  und  Leipzig.  Die  letztere  Stadt  hat  eine 
Nachhilfesohnle  mit  174  Schülern.  Diese  Anstalt  hatte  am  umfang* 
reichsten  ausgestellt:  Photographien,  die  den  Betrieb  darstellten, 
Lehrmittel,  Kurven  über  allerhand  Verhältnisse.  Hochinteressant 
war  das  Photographiealbum,  wehdiea  Auskunft  über  die  Entwicklung 
des  Gesichtsausdrucks  in  den  verschiedenen  £pochen  jedes  SohttlsfS 
gibt.  Die  sehr  ausführliche  Tabelle  fiber  den  Gtesnndheitmstand 
gab  Knnde,  da&  Ton  den  Sohfilem  92  Vo  mit  körperHehen  Leiden 
behaftet  sind  (in  der  VoUcBabhnle  sind  es  nngefilhr  50  Vo);  34%  litten 
an  behinderter  Naeenatmnng,  32  nn  Spraehfehlem,  24%  an  Blnt* 
armnt.  Da  viele  Sohttler  einen  weiten  Sohnlweg  haben»  bleiben  sie 
Aber  Mittag  in  der  Anstalt  nnd  weiden  dort  gespeist;  zum  Frtthstllek 


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«rird  Ifiloh  in  Hasehen  ymbreieht.  Die  Kostea  tragen  zam  Teil 
die  Kinder,  zum  anderen  TeU  tat  dies  die  priTate  und  ftfoitliolie 
WohltiUigkeit. 

Beoht  ausführlich  hat  die  Berliner  Blindenaustalt  gezeigt, 
wie  sie  durch  die  anderen  Sinne  den  Gesichtsinn  zu  ersetzen  sucht, 
um  in  der  Seele  de^  Zöglings  ein  möglichst  vollständiges  Bild  von 
der  Aufsen w  eit  ent-stchen  zu  lassen,  und  die  Unglücklichen,  zimi  Teil 
wenigstens,  auf  eignue  Füfse  zu  stellen.  Die  Laien  besonders  gerieten 
in  berechtigtes  Erstaunen  über  die  umfangreiche  Literatur  in  der 
BBAiLLEschen  Punktschrift,  über  die  Modelle  von  Pferden,  Brücken 
Dampfschiffen  usw.,  welche  durch  das  Betasten  dem  ZOgling  klare 
Vonteilnngen  schaffen.  Wie  klar  die  Blinden  sich  Formen  vorza- 
stoUen  vermögen,  bewiesen  die  Ton  ihnen  modellierten  Belielkarten 
md  andere  Naturobjekte.  Von  der  Gesohioklicbkeit  ibrer  Hände 
kgfeen  die  weiblioben  Handarbeiten,  die  Korbmaeherei,  Stoblfleobterei 
und  Bttotenbinderei  ein  beradtee  Zeugnis  ab. 

Die  Sebnlarstfrage  stebt  bente  im  Kittelpunkt  des  schul- 
hygiemsehen  Interesses;  darauf  deuteten  die  aablreieb  aufgestellten 
Diemfordnungen  fftr  SobnUbrzte  hin,  bei  denen  mehr  oder  weniger 
die  Wiesbadener  als  Muster  gedient  hat.  Rrei'lau  hat  die  Ergebnisse 
seiner  Untersuchungen  in  einer  besonderen  Druckschrift  niedergelegt, 
doch  war  dort  ein  Mangel  an  Einheitlichkeit  nicht  zu  verkennen. 
Die  Ergel)ni.-iSH  der  ersten  allgeuieiuen  sobnl ärztlichen  Untersuchungen 
der  1902  neu  autgeiiommenen  Bezirksschüier  zu  Dresden  wareo  von 
Lehrer  G.  Schanze'  statistisch  zusammengestellt  worden.  Ich  suchte 
in  die  kalte  Statistik  etwas  Gefühl  zu  bringen,  indem  ich  die  Ziffern 
in  die  Fl&obe  unureohnete.  Die  einaelnen  Krankheiten  waren  in 
Gestalt  von  gemalten  SandsteinklOtsen  au  einem  Kreuze  zusammen- 
gMtsUt»  das  grell  sieh  abhob  Tom  klaren  blauen  Himmel,  der  die 
Zahl  der  Gesunden  yersinnbildHohte.  Die  Zahl  der  Kranken  betrug 
50%.  Auf  einem  Stadtplan  ron  Dresden  bnwhte  iob  durch  die 
Litensittt  der  Farbe  die  Häufigkeit  der  Erkrankungen  in  den  ein- 
üben Stadtteilen  mm  Ausdruck.  Ton  den  1028  Sehulrekruten, 
die  im  Kerne  der  Altstadt  wohnten,  waren  78,4  7o  als  krank  befunden 
'  worden,  von  den  1170  Elindem  aus  der  in  der  zweiten  Zone  liegenden 
Stadtteilen  waren  es  64,3%  und  von  den  777  Kmderu  der  äufsersten 


'  6.  ScBAVsa:  Dieligehnisse  der  ersten  allgemeiucn  Bchalirttliohen  ünter- 
nchongen  der  Elementarsdiaiw  in  den  Dreidnttr  BesirkMohnlen  eto.  Oumd$ 
Jfi9^  1908,  H.  1,  8.  ia£ 


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238 


Vorstädte  waren  es  nur  28,5%  (Plaueo,  Löbtau,  Cotta  waren 
damals  noch  nicht  einverleibt).  Dresden-Neustadt  ist  ganz  anders 
angelegt,  «ach  dort  sind  in  den  änfsersten  Vororten  von  den  öH6 
]^^ealing6D  nur  30*/o,  in  der  von  Bezirl^^s^cbülem  dicht  bewohnten 
Leipziger  Vorstadt  von  696  Kindern  64,4"  und  in  der  von  Bezirks- 
schülern dünn  bevölkerten  inneren  Neustadt  und  Antonstadt  von 
738  Kindern  nur  28,1 7o  als  krank  befanden  worden.  Ich  will  übrigens 
xkioht  behanptm,  dafs  die  Ton  mir  aufgedeckten  Verhältnisse  über  jeden 
Zweifel  erliaben  seien;  es  sind  noch  wiederholte  KaehprOfnngen 
weiterer  Untersnohnngseigebnisse  hier,  wie  anch  in  anderen  Orten 
nötig,  am  dnrdians  sichere  Anschannngen  m  gewinnen  Aber  die 
Wechselwirkung  yon  sosialer  Stellung,  Wohnungsrerhiltnissen  jl  dgL 
einerseits  and  Krinkliohkeit  andeiseits.  Die  Untersachongen,  aof 
welche  sich  obige  Ziffern  stfltsen,  haben  nach  den  gleichen  Ghrund- 
sätsen  stattgefnnden,  welche  die  Schnlftrate  anter  Leitung  des  Herrn 
Obermedirinaliat  Dr.  Nxbdivbb  anfgestellt  haben.  Wenn  ein  Sehnt 
arzt  in  versohiedenen  Kreisen  au  untersuchen  hatte,  so  stimmten 
seine  Ergebnisse  überein  mit  dem  Durchschnitt  des  Kreises.  —  Für 
Schuliirzte  und  Lehrer  wird  es  nun  Pflicht,  auf  Mittel  und  Wege 
zu  sinnen,  wie  die  Ergebnisse  der  schulärztlichen  Untersuchungen 
für  die  Schüler  zweckmaisig  ausgenutzt  werden  können.  Heilungs- 
gelegfMilieiten  Ti;i)>>-en  geschufTen  werden  auch  für  Unbemittelte;  in 
Die>(lnD  sind  mhvn  herrlii  lie  Anfänge  da,  d<»nn  im  Jahre  1902 
wurden  in  den  vier  Kinderpolikliniken  13624  Kinder  behandelt. 
Es  müssen  nun  auch  einmal  d  i  e  Erkrankungen  besonders  hervor- 
gehoben werden,  auf  die  der  Lehrer  Rücksicht  zu  nehmen  hat, 
gegenüber  denjenigen,  welche  mehr  indifferent  sind.  Der  Lehrer 
braucht  Klarheit  darüber,  an  welche  Schüler  er  kalten  Blutes  mit 
all  seinen  Forderungen  herantreten  kann,  und  welche  Rücksicht  er 
anderen  angedeihen  lassen  mnis.  Schulhygiene  und  Fttdagogik  haben 
hier  ein  weites  Arbeitsgebiet  vor  sich. 

In  Strabburg  hat  man  ange^gen,  die  Ztthne  aller  Schulkinder 
jilhrlich  einmal  vom  SchnUahnarst  untersuchen  und  bedürftige 
in  der  Schukahnfiratlichen  Poliklinik  auch  behandeln  au  lassen.  Die 
Bilder  und  Drucksachen  dieser  Anstalt  waren  in  der  AusstelluDg  m 
sehen.  Im  ersten  Halbjahr  des  Bestehens  wurden  8341  Kinder  yom 
Schukahnarat  untersucht.  Tflglich  werden  40 — 60  Schiller  Ton  ihrem 
Lehrer  im  Ekssenverbande  in  die  schulaahnärrtliche  Poliklinik  ge- 
geführt  Alle  Eltern  werden  vom  Zustande  der  Zfthne  ihrer  Kinder 
in  Kenntnis  gesetst  und  Teranlalst,  sie  behandeln  au  lassen.  1296 


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239 


Kinder  sind  io  der  Poliklinik  behandelt  worden.  95  Vo  aller  Kinder 
htben  kranke  Zähne.  —  In  Dannstadt  hat  der  Verein  hessiscber  Zäbn- 
liito  ebeofaUs  eine  flokbe  Anfliait  eniohtet  und  Bilder  und  Dmek* 
ndken  auf  der  AnttteUimg  ausgelegt  Dort  wird  den  SehQlem 
Gelegenheit  geboten,  an  aebnlfreien  Naohmittagen  dch  nnentgeltlioh 
behandelB  m  laaseD,  ilinlieh  irie  es  in  Dresden  ist.  wo  schon  seit 
den  nennziger  Jahren  zahnftstliohe  Kinderpolikliniken  bestehen,  nnd 
vo  1902  z.  B.  1103  Kinder  nnentgeltlioh  behandelt  wurden.  Viele 
Besucher,  auch  Scbnlhygieniker,  sah  ich  bedenklich  das  Haupt 
schütteln  beim  Anblicke  der  Ausstellungsgegenstände  der  Strafsbnrger 
schulzahnärztlichen  Poliklinik;  sie  waren  der  Meinung,  diese  Anstalt 
bedeute  einen  Sciiuis  über  das  Ziel  hmauä,  die  Aufgaben  der  Schule 
wüHen  durch  sie  verschoben.  Wenn  man  aber  bedf^nki,  hils  wir  seit 
^  Jahren  die  Zahnpflege  nicht  blol's  lehren,  sondern  auch  mit  allem 
Nachdruck  darauf  halten,  und  wenn  trotzdem  die  Tatsache  besteht, 
dafs  fast  alle  Kinder  heute  noch  sohlechte  Zähne  haben,  so  ist  der 
Miiserfolg  des  bisherigen  Vorgehens  so  deutlich  konatatiert,  dafs  man 
den  Städten  eehr  dankbar  sein  mnls,  die  einmal  einen  anderen  Weg 
▼ennehen,  nm  snm  Ziele  ra  gelangen. 

In  einem  Punkte  ist  in  den  dentsciben  Schulen  noch  viel  an 
bsvarn,  das  ist  die  Sohlllersahl  der  einseinen  Klassen.  Dresden 
hat  als  Höohstsahi  in  den  Bürgersohizlen  40,  in  den  Bezirkssohnlen 
60  Kinder.  Der  tatsächliche  Bestand  ist  aber  durchschnittlich  in 
den  Bärgersohulen  33,  in  den  Bezirksschulen  41.  Die  anderen 
sftchsischen  Städte  weisen  ähnliche  Verhältnisse  auf.  Was  sagt  niaa 
aber,  wenn  manche  deutsche  Stadt  die  Klassenzimmer  mit  80  Sitz- 
plätzen einrichtet,  sehr  riele  mit  72  und  nur  ganz  wenige  mit  60? 
Ich  habe  früher  (relegenheit  gehabt,  in  starken  Klassen  zu  arbeiten, 
»it  Jahren  habe  ich  ungefähr  80  Kinder  in  der  Klasse  und  raulste 
allerdings  die  Überzeugung  gewinnen,  daüs  in  vollen  Klassen  neun 
Zehntel  aller  hygienischen  und  pädagogischen  Bestrebungen  sohdne 
Bedensarten  bleiben.  An  Stelle  des  viel  gerühmten  Individualisierens 
tritt  Herdenbehandlong ;  der  Lehrer  muls  zum  Unteroffizier  werden; 
snd  das  ist  Tielleioht  noch  das  Günstigste.  Hat  er  s.  B.  Zeit,  sieh 
im  die  Sohreibhaltnng  an  kfimmem?  Kann  er  die  Ergebnisse  der 
tdralAntlichen  üntersuchnngen  anoh  nnr  einigermafsen  sweckmäfsig 
aanrntsen?  Liebevolle  Hingabe  an  den  Einseinen  yerlangt  man, 
VC  anf  das  Kind  in  jeder  Stande  nnr  eine  halbe  Minute  ünterrichts- 
wtt  kommt?  Ist  es  en  verwundern,  dab  nnter  solchen  Umständen 
^  Rate  als  Disziplinmiitel  immerhin  eine  noch  recht  weite  Yer* 


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breitoDg  hat?  Man  denke  sich  72  neu  eingetretene  JEilemeDtariBten 
beisammen,  die  hilflos  in  jeder  Beziehung  den  Lehrer  so  oft  brauchen  l 
B«i  solchen  Verhältnissen  ist  es  munöglioh,  dafs  der  Lehrer  dem  Schüler 
innttUeh  nahe  tritt  und  schon  geffthlsmäfsig  seine  kleinen  Grebresten 
erkennt*  Das  gemüiroUe  Yeisenken  in  die  einzelne  ELindesnatur  ist 
mir  mindestens  ebenso  wertroU  als  alle  Methodik  nnd  Sohnibygiene. 
ZiffemmSlsig  Iftftt  sieb  das  freilich  nicht  nachweisen,  gefilbli  mab 
man  ee  babeiL  —  Allerdings,  Geld  kostet  die  Verminderang  der 
Eüassenstlirkep  aber  ich  wollte  lieber  anf  einige  Lelustnnden  ftlr  die 
Kinder,  anf  Praebtfossaden,  anf  eine  ganze  Anzahl  hygienischer  nnd 
pädagogischer  Pflisterchen  Temchien,  um  das  eine  sn  eneidken : 
kleine  Klassen.  Hier  hat  die  Sohnlhjgiene  einmsetsen,  der  Ant 
hat  den  Pädagogen  zu  unterstützen,  dann  darf  TOr  allem  in  kemem 
Lebi  bucb  der  Schulhygiene  mehr  die  Zahl  70  als  zulässig  bezeichnet 
werden. 

Hoffentlich  bietet  die  nächste  Städteausstellung  in  diesem 
Puiikli^  (Mu  erfreulicheres  Bild.  Die  Anzeichen  der  Besserung  sind 
schon  deutlich  zu  erkennen.  So  hatte  Worms  1887/88  eine  durch- 
schnittliche Klassenstärke  von  81,  diese  ist  aber  1901/02  schon  auf 
56  herabgesunken.  Breslau  hatte  1880  anf  dor  Unterstufe  im 
Durchschnitt  79,  im  Jahre  1901  aber  nur  5B  iunder  in  einer 
Klasse. 

Seit  1899  sind  auf  allen  Stufen  die  Maximalziffem,  die  nur  um 
fünf  überschritten  werden  dürfen,  für  die  Oberstufe  auf  50,  für  die 
Mittelstofe  auf  60,  für  die  Unterstufe  auf  70  festgesetzt  worden; 
frtther  waren  anf  jeder  Stufe  sehn  Kinder  mehr  znlttssig. 

Die  erste  deutsche  Städteansstellnng,  die  im  ganzen  als  ein 
dnrehans  wohlgelnngenes  Experiment  angesehsn  werden  ma^  bot 
fttr  den  Sohnlbygieniker  eine  reiche  Zahl  er&enlidier  Talaaehen. 
Eine  sptttere  Ansstellnng  würde  dnroh  eine  grttlsere  Planmftlsigkeii  auf 
nnserem  Gebiete  wesentlich  gewinnen.  Qans  ▼onttglioh  bewflhrten 
sich  die  offiraellen  Fohmngen,  die  ftlr  jede  Abteilnng  mehrmals 
wöchentlich  stattfimden;  sie  Tcrdienen  Nachahmung.  —  üm  die 
Entwicklung  der  Schnlhygiene  zu  beschlennigen,  wiie  es  meines 
Erachtens  von  Vorteil,  wenn  die  dentsohen  Städte  dte  einscLuen 
theoretisch  wohlerwogenen  Zeitfordeningen,  mit  Berücksichtigung  der 
natürlichen  Verhältnisse  untereinander  zum  ganz  gründlichen  Aus- 
probieren verteilten.  Jede  Stadt  hätte  die  Verpflichtung  der  gewissen- 
haftesten Berichterstattung  über  die  gemachten  Erfahrungen.  Diese 
dürften  aber  nicht  nur  Tom  grünen  Tisch  herab,  sondern  vor  allem 


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241 


aodi  «HB  dem  Leben  heraus  sam  Aasdrack  gebraeht  werdea.  Dabei 
mflftte  gana  klar  hervortreieB,  ob  eioh  die  Einftihrang  der  betreffenden 
Srnriehtnng  als  notwendig,  wünschenswert  oder  anz\s  ec  kmalsig  er- 
weist. Unter  diesen  Umstanden  würden  sich  die  Berichterstatter, 
von  der  groltieü  Verantwortlichkeit  durchdmngfen,  Tielmehr,  als  dies 
oft  jetzt  gesohiebt,  bemuhen,  objektiir  zu  urteilen. 


Wo  ui4  wto  mU  dfo  TalU  imKlaiiairaiimi  aiig»1mditwird«iT^ 

Von 

Dr.  G.  H.  SnrxKiNo, 
Fliynkos  und  Stedtmt  in  HiMnIraig. 

Bei  den  Ton  mir  im  Sommer  1903  yoigenommenen  amtlichen 
fittiohtigangen  der  simtliolien  VolkaMhnlen  meinee  Stadtbeairks  fiel 
m  mir  auf,  dafe  sehr  häufig  die  SteUnng  der  Stand-  oder  Wandtafel 
«ae  fishlerhafto  war.  Znmal  in  den  ilteien  Sehnlea  mit  beeohrftnkten 
Bivmliohkeiten  ergaben  nefa  daraus  filr  die  Kinder  nioht  nneilieb- 
liche  Seh&digungen.  Mir  aoheint  deshalb  ein  HeinnngsaiiBtansoh 
tiMT  diese,  Lehrer  und  irste  gleiehermalsen  berührende  !EVage  wohl 
ttigebraobt. 

Alles  was  über  die  Schultafelfrage  in  dieser  Zeitschrift  ge- 
schrieben ist,  befafst  sich  mehr  mit  dem  Materiell  und  dem  Anstrich 
derselben.  „Nur  vorübergehend  wird  einmal  erwähnt,  dals  die 
Wandtafel  nicht  so  stehen  soll,  dafs  die  Augen  der  Kmder 
geblendet  werden."  (Ref.  Felix,  Sorget  für  die  Gesundheit  der 
Schüler!  Berün  ISei.*)  Ein  andermal  heiDst  es :  Um  die  Wandtafel 
in  die  richtige  Stellung  zum  Ange  des  Schülers  zn  bringen, 
empfehlen  sich  freie  ßahmenstfinder,  welche  der  darin  um  eine 
Afihae  sieh  bewegenden  Wandtafel  jede  beliebige  Stellung  zu  geben 
pitstten.    Es  lassen  sieh  filr  diesen  Zweek  entspreehende  Ein- 


'  Wir  gebea  deo  Auaführangen  des  Verfassers  gerne  Aaum,  weil  sie  ja 
«iav  noA  wenig  berfihrten  Frage  gewiaae  Anfang  geben.  MMetiell  find 
«ir  niH  dem  tob  Dr.  SnraKiKe  gemaohten  Voradhlage  niebt  emverttendan, 
«ail  vir  bei  der  von  ihm  gewüiuditan  SteUeng  der  Taüal  eine  engenfigande 

Bdmcbiang  derselben  furch  teu.   (D.  Red.) 
'  Diese  ZeUxhnji   Bd.  V,  1892,  8.  196. 

ScbalgMaadbeitopflegv.  XVIL  13 


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242 


riolitnDgeD  mittels  einer  einfiMshen  geeigneten  Meobanik  aneb  «n 
loBtstehenden  Wand  ire£fon.<*  (Qntaehten  des  k.  k.  Obeieten  Sanitita- 
rnfa  nsw.  1891.')    Radikal  ist  endlieh  folgender  Tonehlag:  »Die 
gebräachlichen  Schiefertafeln  müssen  abg6S(^aflft  werden,  ebenso  die 

schwarzen  Holztalela,  welche  sich  an  der  den  Schülern  gegenüber- 
liegenden Wand  befinden  und  von  emtiin  Teil  derselben  nicht  gut 
und  nur  mit  Anstrengung  gesehen  werden  können.  Es  sind  vielmehr 
Tafeln  an  den  drei  Seiten  des  Zimmers  vorzuziehen,  noch  mehr  aber 
jene  beweglichen  Tafeln  ,  die  na  ch  versc h  i eden  en  R  ichtun  tren 
geneigt  werden  können  und  in  zahlreichen  belgischen  Schulen 
in  Gebrauch  sind."  (Aj«bini,  Über  die  Hygiene  dee  Aogee  in 
den  Schulen.') 

Es  ist  gewifs  nicht  immer  leicht,  den  richtigen  Platz  für  die  Tafel 
m  finden.  Die  Vorderwand  der  hiesigen  Klassen  ist  sehr  überlastet. 
In  filteren  Schulen  münden  dort  die  Ventilationssebfiebte»  die  naner- 
dings  aweekmfiisiger  in  die  mittlere  Liingswand  gelegt  werden.  Die 
Innenecken  sind  durob  die  in  den  unteren  Stoekwerken  besonden 
breiten  Scbfiobte  der  Lnftbeiznng  oder  die  HeiakOrper  besetat.  Bis 
vor  kurzem  baute  man  noch,  auf  i>fidagogisehe  Wflnsebe  Rfiokaiebt 
nehmend,  eine  Tür  zur  Nebenklasse  in  diese  Wand  ein.  Dann 
stehen  dort  Pult  und  Bücherschrunk,  beide  oft  die  Ventilations- 
öÜ'ij Uligen  unerwünscht  verbauend.  Ja,  wo  soll  da  noch  ein  Platz 
für  die  Tafel  sein,  zumal  da  auch  die  nach  innen  schlagende 
Kla^scntür  im  Wmkei  dahinter  wohl  nndi  dio  Aufsleilung  des  drei- 
eckigen Fapierkastens  erlaubt,  weiteres  aber  verbietet?  Sehen  wir 
einstweilen  einmal  von  der  Wandtafel  ganz  ab  und  berücksichtigen 
wir  nur  die  Standtafel.  Wir  finden  sie  recht  häufig  neber^  der  Tür 
stehen  trotz  mangelhafter  Beleuchtung,  trotzdem  sie  da  ein  Verkehrs- 
hindernis bildet,  trotzdem  die  Gefahr  des  Herunterreilsens  und  der 
Beschfidigung  dureb  die  dahinter&ssende  Tfir  so  nahe  liegt  Als 
Gbund  dafilr  wird,  abgesehen  yon  der  oft  gegebenen  Unmöglichkeit, 
sie  durch  Umstellen  tou  Schrank  und  Pult  an  die  Fensterseite  au 
bringen,  angegeben,  dort  blende  sie  die  Kinder  zu  leicht  Dafe  die 
Tafel  aber  trota  matten  Anstriche  und  selbst  wenn  sie  in  der  Tflreoke 
steht,  blenden,  und  dafs  es  den  an  der  Innenwand  sitzenden  zwei  bis 
drei  ersten  Schülern  der  vordersten  drei  bis  vier  Bänke  unmöglich  sein 
kann,  auf  dem  linken  unteren  Drittel  der  Tafel  die  Schrift  zu  er- 


*  Diese  Zeitschrift  Bd.  IV,  1891,  S.  651. 
'  Die$e  ZeiUehrifi,  Bd.  lU,  1890,  &  628. 


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i 


243 

kenneo.  scheint  wemgen  Lehrern  und  LHlirerinoen  bekannt  zu  s^iin  und 
kann  ihnen  doch  Ipicht  gezeigt  werden,  sobald  sie  ihre  Augen  in 
die  flöhe  dpri^-nigen  der  betreffenden  Schüler  oder  Schülerinnen 
bringen.  Erklärlich  wird  die  Blendung  durch  einfache  Überlegung 
der  optischen  Gesetze  des  AufCallens  und  ZurackgeworfenwerdenB 
der  Lichtotrahlen.  Duroh  Hineinwerfen  der  Lichtstrahlen,  auch 
des  diffusen  matten  Tageeliohts,  in  die  Augen  der  Kinder  blenden 
die  Tafeln,  und  zwmr  können  sie  dieses  deshalb  hm,  weil  sie  mit 
ihrer  Oberkante  rftekwftrts  geneigt  und  dabei  dem  Liebte 
inge kehrt  stehen.  Sobald  man  nach  beiden  Richtungen  ihre 
ftsUnng  llnderti  hört  die  Blendung  auf.  Eisteres  ist  bei  einigen 
sesiren  Standtafelmodellen  möglich,  welche  es  erlauben,  in  beliebiger 
HdhedieTafel  leieht  Tornübergeneigtfestsustellen,  letzteres 
nr  dadurch,  dafs  man  die  Tafel  in  die  Fensterwandnisohe 
oder  weDigsieiiS  iu  die  dieser  zugehörigen  iiallte  der  V'orderwand 
einer  Klasse  bringt  und  sie  etwas  vom  Licht  abkehrt.  Täte 
man  in  der  früheren  Stellung  letzteres  allein,  so  wurden  wieder  die 
am  Fenster  sitzenden  Kinder  der  ersten  zwei  bis  drei  Runke  da- 
durch benachteiligt  sein,  dafs  sie  gezwungen  würden,  ihre  Hälse  und 
Augen  stark  seitlich  zu  verdrehen,  um  unter  sehr  flachem  Winkel 
die  Xafelschrift  lesen  zu  können,  und  das  würde  besonders  die 
Augenmuskeln  bald  schädlich  überanstrengen.  Alle  diese  Schwierig- 
kntto  waohsen,  sobald  die  Lange  der  Klassen  ungenügend  ist  und 
nur  ein  schmaler,  in  älteren  Schulen  kaum  1,6  m  breiter  Zwisohen- 
mm  swisoheo  erster  Bank  und  Wandtafel  bleibt. 

Nun  wird  eingewendet,  an  der  Fensteissite  sei  das  Lieht  su 
pell,  und  sobald  die  Kinder  dauernd  ins  Helle  sfllien,  ermttdeten 
ri«,  würden  sie  sehlftfrig  und  unaufmerksam.  Ober  letsteres  besitze 
ieh  keine  Erfahrung  und  wftre  für  event.  Mitteilung  einsehlägiger 
Beobachtuiji^^eii  dankbar,  ersteres  halte  ich  für  berechtigt,  meine 
»ber,  dals  das  Zuzn  lien  der  Vorhänge  —  ganz  oder  teilweise  — 
genügend  vorbeugen  konnte,  und  bei  allzu  geringer  Tiefe  der  Ecke 
die  iatel  etwas  mphr  in  die  .Mitte  der  Vorderwand  gerückt  weKinn 
müfste.  Damit  komme  ich  aber  auf  den  Punkt,  der  mir  besonders 
wichtig  soheint,  dafs  nämUch  schon  beim  Bauplan  die  Taiel- 
Btellang  insofern  berücksichtigt  werden  müfste,  alseine 
genügend  tiefe  JB'ensternische  und  eine  genügend  lange 
Klasse  Tor ansehen  isi  Bei  einer  Durchschnittsbelegung  von 
ÖO  Kindern  messen  die  hiesigen  Volksschulklassen  in  neueren  Schulen 
lieht  unter  7»75  m  Lftnge  und  5,75  m  Breite.   Bei  sieben  Bank- 

12» 


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244 


reihen  ni  je  im  Dtuoheohnitt  0,75  m  Tiefe  bleibt  dabei  für  einea 
Gang  hinter  den  Bankieihen  aohon  kein  genfigender  Hata.  Wird 
nnn  gar»  was  sehr  sn  wAnaebeo  ist,  in  abeehbarer  Zeit  anstatt  der 
aehweren  yier-  oder  gar  ftnfidtngen  Blnke  eine  sweiritBiga  eing•^^llhrt, 
80  ma&  die  Breite  der  Bänme  yergrOlflert,  gleidhceitig  aber  aneh  der 
Länge  etwai  sngalegt  Warden,  damit  man  nieht  in  den  Fehler  dar 
alten  GMbinda  aorOokveriUlt,  und  in  den  bnsen  Klaawa  die  Tafeln 
in  dioht  yor  den  Bankreiben  stehen  müMOD.  Mit  Becht  weiden  2  m 
als  Mindestabstand  angegeben. 

Dal's  die  Bemerkungen  über  die  ßlenduiig  der  8taadt.afelii, 
wenn  iiuch  m  beaciiraüktem  Ma&e,  so  doch  jedenfalls  anch  auf  die 
Wand  tafeln  Anwendung  finden,  ist  ohne  weiteres  verstkndlich. 
Auch  sie  blenden  nicht  selten.  Es  ist  in  Hamburg  eine  bewe^Uclie 
umkippbare  Wandtafel  neueren  Modells  im  Gebrauch,  welche  auf 
Holzleisten  ruht,  die  keilförmig  mit  den  breiten  Keilenden 
nach  unten  zu  beiden  Seiten  senkrecht  aufgerichtet  sind.  Lagen 
die  Keile  anders  herum,  mit  der  Spitze  nach  unten,  so  wäre  es 
richtig.  Werden  nicht  auch  Bilder  leicht  vomübergeneigt  aufgehängt, 
nm  sie  ohne  Blendung  beeeer  betrachten  au  kOnnen?  Die  Lehrer 
and  Lehrerinnen  werden  mir  allerdings  einwenden,  sie  könnten 
auf  einer  vomübergenaigten  Tafel  nioht  aobreiben.  Ich  bitte,  ee 
anf  den  Versuch  ankommen  an  lassen,  ee  geht  ganz  gut.  Am  be- 
quemsten allerdinga  wftre,  das  gebe  iah  an,  eine  Tafel,  dia  in  beide 
Lagen  gebmeht  und  bo  bafeetigt  werden  könnte.  lob  bin  ftbeizangt, 
dab  ee  nnr  dar  Anregung  bedarf,  nm  die  Lidnstria  aar  Heratellnng 
einea  einfaohan  prdLtiMhan  MeabanismnB  an  yarenlaasen. 


^UB  fierfammlungcu  unh  Vereinen. 

Dia  kinstliche  Beleochtang  der  Soknliäle. 
Ans  dnem  Vortrage  des  Herrn  Dr.  med.  PaoBaTiNa  ia  Cöla. 

(Antoreferat.) 

Trotz  der  gewaltigen  Fortschritte,  welehe  die  Beleochtangstechnik  in 
den  letzten  Jabraehntan  gemacht  hat,  liegt  die  künstliche  Beleaehtong  der 
Scbalrflnme  dodi  noch  oft  sehr  im  argen,  und  es  wird  ihr  aocb  flberall 
viel  zu  wenig  Beachtung  geschenkt,  obschon  sie  einen  panz  aufserordenilich 
wichtigen  Faktor   in  der  Hygiene  der  Schaleraugen  büdeL    An  eine 


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kflnstliche  BelenchtOi^  gind  vom  bygienischen  Standpunkte  im  allgemeinen 
folcTPnde  Anfordenin<ren  m  stellen:  1.  Die  T.nft  der  beleachteten  Räume 
soll  mofrlichst  wenig  durch  die  Beleuchtung  verändert  werden;  2.  die 
Temperatur  soll  nur  wenig  oder  gar  nicht  erhöht  werden  und  die  Wärme- 
strahlung der  BelenchtQDgskörper  soll  möglichst  gering  sein  ;  3.  eine  Blendung 
der  Aogeu  durch  die  Leuchtkorper  mufs  sorgfältigst  vermieden  werden ; 
4.  das  Lkbt  mnb  ideUich  Yorhanden,  Ton  konstanter  Intenaitftt  und 
gfaidmiiftlg  Terteflt  sein.  Da«i  kommt  dann  noeh  ein  Pnnkt,  der  freilich  anr 
indirekt  mit  der  Hygiene  im  Zasammenhang  fltebt»  dafs  nämlich  das  Licht 
M  möglichst  groleen  goBondheitliGhen  Vonflgen  mOglichat  billig  am  atdien 
kommt. 

Die  Luftverderbnis  durch  kiiiisiliche  Beleur!)t?ing  kann  nur  dort 
eintreten,  wo  das  Licht  durch  einen  Veri>rennung*!prozeis  erzeugt  wird  :  wo 
ein  solcher  Prozefü  nicht  stattfindet,  a.  B.  beim  elektrischen  Licht,  kann 
üdi  £e  Lnft  nicht  verändert  werden.  Nach  neuen  Untersuchnngen  scheint 
aber  flherhaopt  die  LnftverderbniB  dnrch  kOnstUche  Beleuchtung  von  Tie! 
leriqgerer  gesnndheitlicher  Bedeutung  m  sein,  als  man  firtther  annahm; 
inunerhin  bt  dafür  zu  sorgen,  dala  nicht  Produkte  einer  unvollkommenen 
Terbrenntmg  sich  der  Lnft  beimischen  und  dafs  die  Beleachtnngsmaterialien 
BOglichst  rein  seien 

Auch  in  bezug  auf  die  Kriioiinng  der  Temperatur  nnnmt  das 
elektrische  Bogenlicht  unter  allen  Beleuchtungsarten  weitaus  den  ersten 
Platz  ein.  Das  Uberwiegen  des  sog.  kalten  Spektrums,  also  der  blauen 
lad  violetten  Strahlen,  beim  elektrischen  Licht  ist  hier  von  ansschlaggebender 
Bedeatnng.  Biese  Eigenschaft  des  elektrischen  Bogenlichtes  bildet  fteUich 
ssf  der  andern  Seite  einen  grofsen  Nachteil  in  beeng  anf  die  Blendung 
der  Augen,  denn  diese  wird  gerade  durch  die  letztgenannten,  die  chemisch 
wirksamen  Strahlen,  im  wesentlichen  bedingt.  Durch  Schutzglocken  kann 
diese  Blendung  ja  zum  Teil  verhindert  weident  jedoch  tritt  in  diesem  Falle 
ein  sehr  großer  Lichtverlust  ein. 

Weitaus  am  wichtigsten  ist  aber  die  Menge  und  die  Verteilung 
des  Lichtes.  Erst  in  der  neueren  Zeit  haben  wir  durch  zahlreiche  Unter- 
ndiimgen,  nnter  denen  in  enter  Linie  die  von  Prot  Cohn  in  BreeAan 
n  nennen  sind,  sichere  Grundlagen  gewonnen,  irie  grob  die  Lichtmenge 
loa  mnft,  die  wir  für  unsere  Arbeiten  nötig  haben.  Es  hat  sich  dabei 
kcnosgestellt,  dafs  freilich  gutes,  diffuses  Tageslicht  erst  durch  50  :^[rtcr- 
ktrzen  ersetzt  werden  kann,  dafs  wir  aber  ftlr  gröbere  Arbeiten  mit  10 
bis  15,  ftlr  feinere,  wie  z.  B.  Zeichnen,  mit  2n  Meterkerzen  auskommen 
können.  Unter  diese  Forderung  sollen  wir  aber  nicht  heruntergehen,  wenn 
wir  nicht  unsere  Augen  fiberanstrengeu  und  damit  schädigen  wollen.  Aber 
ao^  viel  wichtiger  wie  eine  hinreichende  Menge  Licht  ist  eine  gute 
VsfieQmig  desselben.  Die  Beleuchtung  eines  Schulzimmers  z.  B.  kann 
vODig  aosreiehend,  sogar  ansgeneichnec  sein,  soweit  die  Lichtmenge  in 
Büiaeht  kommt,  und  doch  kann  das  Licht  auf  den  einzelnen  Arbeits- 
plUzen  völlig  ungenügend  sein,  sobald  sich  die  Kinder  hinsetzen  und  zu 
8cbr«ben  oder  7u  zeichnen  anfangen.  Gerade  da,  wo  eine  grofse  Licht- 
men^e  nötio;  ht.  entsteht  dann  durch  dichte,  störende  Schatten  ein  grofser 
Li^tmangel.    Wie  können  wir  diesem  Übelstand  am  besten  abhelfen? 


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246 


Dadurch,  dafs  wir  uns  au  die  Natur  auschlieCseD  und  das  direkte  Licht 
in  ein  indirektes,  difbaea  Terwuideln.  So  werden  wir  die  dichten 
Bcbatten  Tenneiden,  denn  aoldie  entstehen  nnr  da,  wo  direktes  licht 
dordi  nndnrehflichtige  Körper  auf  seinem  Wege  aafgebalten  wird.  Wir 
können  aber  auf  sehr  einfache  Weise  das  direkte  Licht  in  indirektes 
verwandeln,  indem  wir  die  Lenchtkörper  in  einem  gewissen  Abstand 
unter  der  Decke  anbringen  und  das  gesamte  Licht  durch  grofse,  un- 
durchsichtige Metallschu*me  an  die  Decke  werfen,  von  wo  dasselbe 
nnregelmäfsig  nach  unten  reflektiert  wird;  dann  haben  wir  in  dem 
ganzen  beleuchteten  Ranme  gleichrnftfeiges  diffuses  Licht  ohne  tiefe  Schatten. 
Dnrch  Absorption  geht  freilich  hierbei  Ttel  Licht  Teiloren  (40—60  %)i 
nnd  um  diesen  Verlust  zn  vermeiden,  hat  man  Schinne  verwendet,  die 
einen  Tt'il  des  Lichtes  durchlassen  aber  e<?  stellen  sich  bei  dieser  geniischt- 
in<lirekten  Beleuchtung  sofort  wif  lor  mehr  oder  weniger  dichte,  störende 
Schatten  ein,  so  dafs  eine  rv'm  indii  elsN'  l>1encht«ng  am  meisten  zu  emp- 
fehlen ist.  Und  da  wir  für  diese  An  der  Beleuchtung  sehr  starke 
Lichtquellen  verwenden  können,  z.  B.  Bogenlampen,  so  ist  auch  trotz  des 
Lichtverlastes  eine  hinreichende  Lichtmenge  zn  erzielen.  Die  Wifknng  der 
Lichtquellen  kann  noch  durch  verschiedene  Mittel  erhöht  werden.  Zunftchst 
sind  dieselben  ziemlich  nahe  der  Docke  anzubringen ;  dann  ist  diese  letztere 
und  auch  die  Wände  mattwf^ifs  anzustreichen.  Am  besten  eignet  sich 
hierzu  ein  einfacher,  rauher  Kalkanstrich;  ein  glänzend  weifser  Anstrich 
mit  Emailletarbeo  empfiehlt  sich  wegen  der  damit  verbundenen  regelmässigen 
KeHeküou  des  Lichtes  nicht. 

Bei  richtiger  Benutzung  der  angedeuteten  YorschUge  wird  auch  die 
indirekte  Beleuchtung  nicht  teurer  wie  die  direkte,  in  manchen  Fällen 
sogar  billiger.  Und  wenn  auch  der  indirekten  Beleuchtung  heute  noch 
manche  kleine  Übelstände  ankleben,  so  ist  diese  Beleuchtuagsart  als  die- 
jenige der  Zukunft  fttr  Schulen  zu  betrachten. 


Die  Hausarbeit  iu  der  Elementarschnle  im  Znsamnienhnu?  mit  der 
Zala88aügspriiAiiDg  för  das  dtjnmasiam  und  die  Uealschule. 

Herr  A.  SüNiER,  Lehrer  am  O^Tnoasinm  in  Gravenhage,  hielt  in 
einer  Versammlung  des  Vereins  zur  Vereinfachung  der  Prtifungen  und  des 
Unterrichtes''  einen  Vortrag  Uber  diesen  Gegenstand.  Zum  besseren  Ver- 
ständnis muls  vorausgeschickt  werden,  dafs  iu  Uolland  die  Kinder  bis  zu 
ihrem  12.  oder  13.  Jahre  in  der  Elementarschnle  bleiben,  um  dann  die 
ZulassungsprOfhng  filr  das  Oymnusium  (mit  secbsjihrigem  Kursus)  oder  fBr 
die  Realschulen  (mit  drei-  oder  fünfjährigem  Kursus)  zu  machen.  Der  Vor- 
tragende behandelte  nacheinander  die  folgenden  Fragen: 

1 .  Ist  die  Hausarbeit  ein  unentbehrliches  Hil&mittel  fiir  die  Elementar^ 
schulen  ? 

2.  Wenn  es  wahr  ist,  dafs  die  Zulassungsprüfung  fUr  Gymnasium  und 
Bealschule  einen  schädlichen  Einflnüs  auf  die  6.  und  7.  Klasse  der  Ele- 
mentsnchulen  anstlbt,  ist  das  dann  nicht  oft  das  Resultat  einer  übertriebenen 


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Furdit  voü  Seiten  der  Eltern,  Schüler  und  Lehrer,  wodurch  das  Interesse 
der  SchtUer  geschädigt  wird  ? 

3.  Darf  die  Zalassungsprüfang  aaiigehoben  werden? 

Hiiisichflicli  der  ersten  Frage  ftthrte  des  Bedner  folgendes  m:  Dia 
Hansarbeit  aoU  eine  Wiederhdnng  oder  eine  leickto  Anwendnng  dessen  sein, 
was  tagsüber  oder  am  Torhergegangenen  Tage  in  der  Scbnle  gelehrt  worden 
ist  Za  einer  allgemeinen  Aufhebung  der  Haasarbeiten  wird  man  nicht 
leicht  raten  kennen.  Si  hülor,  wcirhf'  Tnist  znm  Lernen  haben,  kann 

Dan  doch  vtirht  zum  Spielen  zwingen,  und  ebensowenig:  darf  mrin  die 
schwachen  bchuier  abhalten,  dui'ch  die  Arbeit  zu  Hause  ihre  Leistungen  in 
der  Schale  zn  erhöhen.  Anf  jeden  Fall  ist  eine  Kontrolle  in  der  Schule 
wttoschenswert.  Tatsächlich  wird  nach  der  Meinoog  des  Vortragenden  in 
der  Schule  wobl  am  70Vo  zn  viel  Hansarbeit  anfgegebra.  Besonders 
tadelt  er  die  schriftliche  Hansarbeit  Kinder,  die  nm  4  Uhr  ans  der  Scbnle 
kämmen  nnd  einige  Minuten  vor  Vib  Uhr  sich  schon  wieder  mit  Haosarbelt 
Imehiftigen  mflssen,  bedauert  er  von  Herzen.  Immerhin  anerkennt  Sunibb 
den  erzieherischen  Einflufs  der  Hansarbeit;  sie  lehrt  das  Kind,  eine  Aufgabe 
ZQ  Kode  bringen  und  selbständig  xu  arbeiten.  Doch  soll  möglichst  wenig 
Haasarbeit  autcreK'eben  werden.  Auch  rät  der  Vortragende  den  Eltern 
emstlich  davon  ub,  die  Haasarbeit  ihrer  Kinder  nachzusehen.  Geschieht 
kbteres,  so  machen  die  Kinder  ihre  Arbeit  möglichst  rasch  nnd  flOebtig 
aid  lernen  nichts  dabei.  Im  ^teren  Leben  haben  sie  ja  ancb  keinen  Papa 
lod  keine  Mama,  die  ihnen  die  Hansarbeiten  korrigieren.  Als  Beispiel 
noTernttnftiger  Belastung  der  Kinder  dnrch  Hansarbeiten  erwähnt  Sunieb, 
da£9  innerhalb  zwölf  Tagen  verlangt  wurden :  20  französische  Aufgaben, 
elf  oder  zwölf  Zeitwörter  konjugieren,  gröfstenteils  hollf^mlisch  und  fran- 
lösisch,  sechs  Lektionen  nnd  noch  mehr.  Untpr  all lm  ki einer  Heiterkeit 
flSlirt  er  folgende  Musteraufgabe  an,  welche  dem  ivuide  *  mes  seiner  lie- 
kauaten  aufgegeben  worden  war:  Eine  Zahl  mit  soundsoviel  Ziffern 
TOT  nnd  hinter  dem  Dedmalstricfa  in  die  dritte  Potenz  erheben,  dividieren, 
Bdt  der  gleichen  Zahl  mnltipUzieren,  dann  subtrahieren  nnd  dieselbe  Zahl 
wieder  dazu  addieren.  Eine  solche  Hausarbeit  wirkt  nur  verwirrend. 
BciltgUch  des  ^faehnnterrichtes  bonerkt  der  Vortragende,  dafs  die  Kinder 
m  wenig  sprechen  nnd  vortragen  lernen.  Wenn  man  ein  Kind  etwas  fragt, 
so  wird  es  gleich  schOchtem,  weil  es  seinen  Gedanken  nicht  gut  formn- 
lieren  kann. 

Zur  zweiten  Frage  erkiari  Sunieb,  dafs  die  Anforderungen,  welche 
ID  die  Schüler  fflr  die  ZulassangsprUfungen  gestellt  werden,  oft  unvernünftig 
nnd.  Eft  kommt  nach  seiner  Meinong  mehr  an  anf  schnellen  Begreifen, 
ib  anf  VielwisBen.  Diesem  Mangel  kann  anf  andere  Weise  abgeholfen 
werden.  Znr  Dlnstration  verwies  der  Vortragende  auf  Proben,  welche  dem 
Aaslande  entnommen  waren,  und  bei  denen  es  sich  herausstellte,  dafs  bei 
ein  und  demselben  Diktat  in  den  ersten  Schulstunden  viel  weniger  Fehler 
gemacht  wunien.  als  wenn  die  Kinder  ermüdet  waren.  In  Tjehrerkreisen 
weif?  man,  welche  Erwartungen  man  mit  Bezug  aaf  die  ZulassungsprOfung 
hegen  darf. 

Znm  dritten  Pnnkte  behanptet  Sukixb,  dafit  die  Antwort  anf  die 
fnfß:  ,Wie  Terhielt  Mk  der  Knabe  in  der  Elementanchnle?"  bei  der 


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248 


Anfiialime  In  671111108111111  oder  Bedschiile  den  Ansaclilag  geben  sollte. 
Hiertber  matt  man  sieb  bei  der  Elementarscbole  erknndigen.  Nur  fftr 
diejenigen  Sefalüer,  bezttglicb  deren  man  keine  Erlnmdigimgen  einziehen 
kann,  oder  bei  denen  das  Resnltat  ein  zweifelhaftes  ist,  \^1lide  der  Vor- 
tragende die  Prüfuiif?  beibehalten,  jedoch  mit  ?erin^en  Anfordernngen;  wäre 
die  Angelepenheit  dcrartlL'  «geregelt,  so  konnte  (h^r  P'Jementanintrrricht  in 
den  obersten  Klassen  seiner  Aufgabe  ganz  anders  gerecht  werden. 

In  der  Disknssion  wurde  von  einem  der  Anwesenden  bemerkt,  er 
erachte  die  Kinder,  nachdem  sie  einen  Tag  in  der  iScbule  verbracht  haben, 
beinahe  nieht  mehr  fttr  üBhig  m  Hanaarbeit;  nnd  es  sei  Tatsache,  dals 
die  I4brer,  welche  am  meisten  pädagogisches  Talent  besitien,  den  Kindem 
am  wenigsten  Hansarbeit  aufgeben. 

(Mitget.  TO«  Dr.  med.  MouroN-Haag.) 


lUtnere  iSlitteilunjen. 


Eine  MinislerialTerordnnn^,  befrefl'end  die  Vermehrnng  der 
körperlichen  Übuugea  iu  den  Schnlanstalteu  Bayerns,  wurde,  wie 
„Körper  ttnd  Geist""  (6.  Febr.  1904)  mitteilen,  am  17.  Dezember  1908 
erlassen.  Dieselbe  betont,  dafs  namentlich  in  der  Veranstaltung  von 
Spielständen  mit  freiwilligem  Besuch  unter  Beanfsichtiguug 
mehr,  als  das  bisher  der  Fall  war,  geschehen  sollte.  Es  sei  der  be- 
stimmte Wnasch  nnd  WiUe  des  k.  Staatsministerinms,  dafo  an  allen  Mltfesl- 
schnlen  aof  die  geistige  Erholnng  der  studierenden  Jagend  dnrch  Ter- 
anstaltung  körperlicher  Übungen  anJaerhalb  der  eigentlichen  Tnmstmiiden 
nach  Möglichkeit  Bedacht  genommen  werde.  Die  Sorge  hierfür  wird  den 
Anstaltsvorstanden  fihfrltnnden.  Klassenweise  Tumspiele  sollen  in  ^^t-tcr 
Linie  iu  Betracht  kommen;  aber  auch  zum  Schwimmen,  Schlittschulilrnlcn 
usw.  sollte  je  nach  den  örlUcheu  Verhältnissen  Gelegenheit  unter  Üeihilte 
der  Anstalten  geboten  werden.  Abgesehen  von  den  Tornlehrem,  die  in 
erster  Linie  snr  Leitong  nnd  Beanfirichtignng  derartiger  YeranstaltnngeD 
berufen  sind,  wird  anch  von  den  übrigen  Lehrern  der  Hittelsehnlen  er- 
wartet, daCi  sie  je  nach  Heignng  nnd  Befthignng  ihre  Mitwiiknng  in  bezng 
anf  diese  wichtige  Seite  der  Erziehung  der  ihnen  anvertrauten  .TuLrcod 
nicht  versagen  werden.  Zur  Aufmunterung  der  Lehrer  wird  darauf  hin- 
gewiesen, dafs  künftighin  bei  Feststellung  der  Qualifikation  der  beteiligten 
Lehrer  eine  erspriefsliche  Tätigkeit  auf  diesem  Gebiete  nicht  aufser  acht 
gelassen  werde.  Schliefslich  ergebt  an  die  Anstaltsvorstande  der  Anftra?. 
binnen  vier  Wochen  näher  zu  berichten:  1.  Ob  und  welche  Einrichtungen 
an  der  Anstalt  zor  Pflege  yon  Ttonspiden  nnd  anderen  körperlichen 
Übungen  schon  besteben,  oder  auf  welche  Weise  derartige  Einrichtungen 
getroffen  werden  können;  2.  welche  Lehrer  sich  bisher  der  Sache  beson- 
ders angenommen  haben;  3.  ob  die  getroffenen  Einrichtangen  ausreidiend 


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249 


endninen;  4.  wie  e^entaeU  ein  ansreicheiider  Tarn-  und  Spielplalz  besduffen 
werden  könnte  usw 

Übcr  nerrdse  Erscheinungen  bei  Kindern  sprach  vor  kurzem 
Professor  A.  PiCK  aas  Pra?  in  der  „Wiener  Gesellschaft  für  Psychiatrie 
ond  Newrolof?ie".  Indem  er  auf  das  oft  eigentümliche  Seelen-  uml  Ge- 
mütslebeu  des  Kindes,  die  ZwangsvorsteUungen,  von  welchen  Kluder  oft 
behemcbt  werden,  die  sogenannten  Tiks  bei  Kindern,  die  pathologischen 
TMmnereien  der  Kinder  binwies  ond  betonte,  daib  der  krankhafte  Zosttuid 
nkher  Kinder  oft  nicht  erkannt  wird,  nnd  da(9  man  eie  prttgelty  anstatt 
sie  zn  heilen,  erklärte  er,  dafs  der  Hansarzt  prophylaktisch  mit  Hat  und 
Tat  in  der  Familie  mehr  leisten  könne  als  der  beste  Spezialarzt,  der  ja 
erst  L'eholt  werde,  wenn  eine  bestimmt  zn  charakterisierende  Krankheit 
aufgetreten  sei. 

Seinen  Vortrag  rcsuoiieread  bemerkt  Professor  Pick  (Bericht  des 
,Neum  Wiener  Tagblatt"),  dafs  nicht  so  sehr  die  Überbürdung  in  der 
Scbnle,  als  gerade  das  Torschnipfliobtige  Alter  das  nerrOse  Kind  herrorw 
nft.   In  diesem  Alter  sei  Vorsicht  nnd  Wachsamkeit  geboten,  aber  man 

dürfe  darunter  nicht  das  totale  Abtöten  des  Sedenlebens  verstehen.  Das 
krankhafte  Träumen  besteht  darin,  dafs  der  Tranroinhalt  das  Übergewicht 
aber  das  wahre  Seelenleben  srewinnt.  Man  spricht  vom  nervOsen  Zeit- 
alter, ja  man  füe  Blüte  der  Menschheit,  die  Phantasie,  das  Spiel,  die 
Isthetisfhen  Regungen  als  krankhaft,  als  pathologisch  hinstellen.  Mit  Un- 
recht! Denn  sonst  wÄre  der  trockene  Philister  das  Ideal  des  Menschen, 
Bod  wir  hätten  nur  die  traurige  Aufgabe,  Philister  en  masse  zu  züchten. 
Jede  Individnalitit  mfl&te  da  im  Keime  erstickt  werden,  was  ein  gro&es 
TJnglflck  für  die  Gesellschaft  wäre.  Im  Gegenteil  I  Das  Gemftt,  die 
Phantasie,  die  aReizsamkeit"  des  Kindes  müssen  gefördert  werden.  Es 
gebe  eine  „normale  Nervosität*',  ein  entwickelteres  Nervenleben,  und  diese 
kostbare  Eigenschaft  sollen  die  Eltern  pflecren,  aber  nicht  abtöten.  Pro- 
fessor Pick  trab  schliefslich  der  Hoffnung  Ausdruck,  dafs  durch  die  heutige 
EDtwirkhin^r  der  Psychologie,  durch  die  moderne  Pädagogik  und  durch 
(iie  Lrlaiirungeu  der  medizinischen  Wissenschaft  das  „Zeitalter  der  Nervo- 
lillt*  bald  am  Ende  seiner  Herrschaft  angelangt  sein  werde. 

Mgelslnife  in  der  FertbUdnngBichiilel  Unliebsame  Erfirimmgen 
nmlabten  den  Magistrat  in  Batibor,  ftlr  die  gewerbliche  Fortbildnngs- 
tdnde  der  Stadt  in  einem  Nachtrage  zum  Ortsstatot  Strafbestimmuogen  zn 
^-^nnTilieren  und  der  Stadtverordnetenversammlung  zur  Beschlufsfassnng  zn 
Uüterhreiteu.  Es  ist  foli'endps  beschlossen  worden:  „Ungehorsam,  beharr- 
liche Faulheit,  wiederholte  Unaufmerksamkeit,  unsanhere  und  liederlirlic 
AnfertiLnini?  schriftlicher  Arbeiten,  unpassendes  Benehmen  und  mut williL'-r- 
Zerstuien  von  Sciiui-  und  Schülereigeutum  kuiiu  vom  Klassenlehrer  im 
Wege  der  Sdralxoehl  dnrdi  körperliche  ZOehtigung  oder  Aneststrafen  bis 
n  sechs  Standen  bestraft  werden.  Die  Arreststrafe  wird  in  ehiem  ver- 
tchlossenen  Klasseasimmer  verbtlfst,  wenn  irgend  angingig,  wahrend  der 
trbeitsfreien  Zeit;  von  ihrer  Verhängong  ist  dem  Lehrherm  Nachricht  zn 
geben."  Der  Referent  der  Vorlage  wollte  hei  besonders  gefährlichen 
SchtJlem  die  ktfrpeHiche  Züchtigung  vollzogen  sehen  durch  den  Schul- 
dieaer  oder  einen  Polizeibeamten.     Bern  widersprach  der  Bürgermeister 


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2Ö0 


mit  der  Erklänincr,  dafs  es  nicht  angängig  sei,  Polizeibeamte  aia  Buttel 
für  die  Schule  zu  verwenden.  Bcbliefslich  einigte  man  sich,  indem  die 
Yenasimlung  den  voig«8cUageii«ii  „PoUzeibeiiiiteii'  durch  .»eine  tndere 
Person*  enetxte.  Ob  «iii  besonderer  PrOgetaneieter  angestellt  werden  soQ, 
ist  angenblicklich  nodi  nnentscbieden.  Die  verhängten  Strafen  sollen  im 
Scbnlzengnis  eingetragen  werden,  was  bei  Lehrlingen  von  Innnngsmdstem 
die  Zurückstellung  um  ein  halbes  Jahr  zur  Folge  haben  kann. 

Die  ,,'Pädagop.  Zfff.",  der  diese  Mitteilung  ent?iominen  ist,  tibt  an 
diesem  aller  Pädagogik  und  HomaniUkt  Hohn  sprechenden  Bescblofs  folgende 
treffende  Kritik: 

Es  mflsBen  schwerwiegende  Grflnde  gewesen  sein,  die  an  dem  einsig 
in  seiner  Art  dastehenden  BescUnis  gefBhrt  liaben,  der  Prttgetstrafe  in 

der  FortbildungBSdinle  Raum  zn  geben.    Aber  aneh  unter  dieser  Vorans- 

setznnp  bleibt  er  nnvcrständlich,  weil  seine  Ansftlhrnnj?  offenbar  die  er- 
hofft f  WirktiiifT  ganzlich  verff  hlrii  mtifs.  Die  Keibungen,  di«^  «ich  bei 
jeder  Neu« mi  icbtung  mit  grulsier  Siciierlioit  einzustellen  pflegen,  dürfen 
nicht  kurzerhand  zur  Einführung  von  Maisuuiimen  verleiten,  die  zu  dem 
Zwecke  der  ganaen  ISInriehtnng  im  grellsten  Widerspruche  stehen.  Die 
Fortbildungsschule  soll  erziehen,  sie  soH  also  aof  Geist  und  Gharaltter  der 
Jogend  veredelnd  wirken.  Prügel  haben  aber  noch  niemand  geistig  reifer 
gemacht  oder  in  sittlicher  Beziehung  veredelt  Die  Grflnde  für  die  be- 
dauerliche Ungebühr  dvr  ^chüler  können  gan?;  wo  anders  Hegen,  als  in 
der  besonderen  Bo^!l(  it  der  LehrünL'e  in  Ratibor. 

Der  Oesnndheitsznstand  des  Lehrpersouals  der  Volks-  und 
Mittelschaleil  ist  bekanntlich  im  allgemeinen  ein  unbefriedigender.  Auf 
der  letzten  Teraammlung  deutscher  Naturforscher  und  Irzte  machte  in  der 
Abteilung  für  Neuralgie  und  Psychiatrie  Geh.  8an.-Kat  Wiohhanv- 
Harzburg  hierzu  bemerkenswerte  Mitteilungen;  besonders  sind  hiemach 
die  Erkrankungen  nervöser  Natur,  sowie  Nasen-,  Ohren-  und  Rachen- 
krankheiten zahlreich  vertreten.*  Von  den  ',]0b  Lehrern  und  782  Lohre- 
rinnen, welche  bei  einer  von  ihm  veranstalteten  Enquete  Auskunft  erteilten, 
waren  nur  46  Lehrer  und  ca.  200  Lehrerinnen  völlig  gesund.  Im  ein- 
aehien  stellten  sich  diese  Erkrankungen  wie  folgt: 

Lehrer:  Lehrerinnen: 

Organische  Heraleiden  3%  0,9% 

Lungen  7  „  11  • 

Magen  und  Darm  14  „  12  j, 

Nase,  Rachen,  Ohr  23  „  20  „ 

Infektionsl.t  inkheiten  27  „  20  „ 

Nervenkrankheiten  6^  »  ^  » 

Bleichsrnsht  0  »  42  . 

Anderweitige  Auddlnfke  bestätigen  diese  Tatsache  einer  grolsen  Mor- 
bidität der  Lehrer,  besonders  in  den  Grofsstädlen.  Es  eriiidten  z.  B.  in 
Berlin  im  Schuljahre  1900/01  Urlaub  von  2744  Lehrern  und  Rektoren 
604,  von  1407  wissenschaftlichen  Lehrerinnen  504,  von  441  Fach-  und 


'  S.  liiernher  die  Ifitteilungen  Wicsoujn»  in  äkm  Mtekrift,  1903; 

S.  626,  69Ö  u.  776. 


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251 


technischen  Lehrerinnen  109.    Bei  75  Lehrern,  77  wissenschaftlichen  and 

15  technischen  Lrhrerinnen  waren  Neurasthenie  und  Nervosität  als  Krnnk- 
heitsgmnd  fe«tue  trllt  worden.*    Tn  Breslau  mafsten  im  letzten  Scliuljahrc 

16  %  der  \  oikssc  huUelirer  und  27  %  der  liehrerinncn  benrlaubt  werden.* 
b  Leipzig  mnistea  im  Scboljahre  1902/03  235  Lehrer  uud  Lelirerinuen 

14,21  %  der  Gewuptzahl  das  Unteiriclit  wegen  Krankheit  länger  ala 
aiae  Woche  aneeetzen.  In  96  FflUen  waren  Erkrankungen  der  Atmnngs- 
organe  nnd  in  61  F&Uen  NervoBitftt  die  Ursache.'  Aach  aas  anderen 
SOdten  sind  ähnliche  Tatsaclica  bekannt.  In  Hamburg  hat  sich  besonders 
in  den  letzten  Jahren  das  Hinsterben  der  Lehrer  im  besten  Mannesalter 
nnd  die  Pensionierung  jüngerer  Lehrkräfte  —  namentlich  wegen  nervöser 
Krankheiten  —  bemerkbar  pemacht  (Pädafj.  licform.  1904,  Nr.  5). 

Einen  Autrag  aul  Abäuderau^  der  Ferieuorduiiu^  in  Hambarg 
hat  voriges  Frat^^  Scbulsynode  an  die  Oberschulbehörde  gestellt; 
derBdbe  Terlangt:  1.  eine  Gldcblegnng  aller  Ferien  an  den  Yotksdralen 
■ik  den  Ferien  an  den  höheren  Sehnlen;  2.  eine  Verlängerung  der  Sommer- 
feriea  flir  alle  staatlichen  Lehranstalten  aof  fünf  Wochen. 

Ans  der  Begrflndang,  wie  sie  in  der  ^Fädag.  Tie  form"  (1904,  Nr.  5) 
ceseben  ist,  hoben  wir  knrz  folgendes  hervor-  Während  die  Volksschulen 
mit  den  Feier-  und  Festtagen  insgesamt  nur  70  Ferientage  haben,  beträgt 
die  Gesamtzahl  der  schuUreieu  Tage  bei  den  höheren  Schulen  77.  In 
fielen  deutschen  Städten  beträgt  die  Zahl  der  Ferieutage  an  den  \  olks- 
sdnden  80 — 90  Tage  (Nürnberg,  Bremen,  Danzig,  Stuttgart,  Weimar, 
Königsberg,  Halle,  Berlin,  Karlsmhe,  Chailotlenbnrg,  Schwerin,  lCflnchen)| 
ia  anderen  wenigstens  71 — 80  Tage.  Bei  einem  nicht  geringen  Teile 
der  Bevölkerung,  nämlich  überall,  wo  Kinder  denelben  Familie  teils  die 
YoULsachole,  teils  höhere  Schulen  besuchen,  brin^^eu  die  ungleichen  Ferien- 
ordnnnffen  ünzuträglichkeiten  mit  sich.  Die  Schulhygiene  (s.  n.  a.  den 
Iksohlufs  der  UI.  Jalircsversammlung  des  „.\llgejn  Deutsciien  Vereins  für 
Scliuiffpsundheitspflege  in  Weimar",  1902)  verlangt  eine  normale  i  erienzeit 
TOB  13  Wochen  oder  91  Tagen  im  Jahre.  Eine  Bemessung  der  Sommer- 
Mn  anf  rier  Wochen  ist  nnznreichend,  am  dem  Organismus  der  Schfller 
du  nötige  Ausruhen  zu  gestatten  nnd  das  durch  das  Schu^ahr  zerstörte 
Gleichgewicht  in  der  geistigen  nnd  körperlichen  Kraft  wiederhermstellen. 
Die  groGsen  Ferien  sollten  möglichst  vollständig  die  heilseste  Zeit  des 
Jahres  umfassen.  —  Ein  Gutachten  des  bekannten  Schulhygienikers 
Dr.  ALTBOHUii  in  Prag  unterstAtzt  die  Forderungen  der  Hamborger  Schul- 
lynode. 

SchnlkinderspeisUDg.  In  den  Grui  ^tndten  hat  sich  ein  Übel,  be- 
sonders im  Winter,  bemerkbar  gemacht  Kiue  groFse  Anzahl  von  Schul- 
Undern  erhAlt  weder  warmes  noch  ansreichendeB  Frilhstück.  Deshalb 
«ndea  Einrichtungen  ins  Leben  gerufen,  durch  welche  den  amen  Kleinen 
die  uaentbehrlichste  Horgennahrung  gereicht  und  damit  auch  die  Möglich* 
keit  in  gedeihUeher  Arbeit  in  der  Schule  gesehaffen  wird.   Auf  diese 


'  Pddag.  Ztg.,  1903,  Nr.  21. 

*  Fadag.  Ztg.,  1903.  Nr.  43. 

*  Pädag.  Ztg.,  1903,  Hr.  49. 


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252 


Weise  erhielten,  wie  die  nSos.  Prdxis^  (Nr.  19)  mittpilt,  im  voricpn 
Winter  in  Barmen  700,  in  Berlin  7000,  in  Braunsdiweig  250,  in  Hn- 
laa  1100,  in  CbarloUeiiburg  300,  in  Cölu  8000,  iu  Dauzig  1525,  m 
Dortmimd  570,  in  Dflneldorf  1000,  in  Elborfeld  800,  in  lEmn  337,  in 
Fnnkfart  a.  M.  2100,  in  Hatte  2969,  in  Hambnrg  300,  in  Hannover 
]000,  in  Kiel  500,  in  Königsberg  2100,  in  L  ipzi^r  2200,  in  Mannheim 
3000,  in  Posen  600,  in  Nürnberg  80  Kinder  Frühstück.  In  Dresden, 
München,  ^fp»tin  und  ^Stnaf^bnrg  wird  an  Stelle  des  Frühstücks  Mittag- 
essen gewaiirt.  In  Hamburg  wird  ebenfalls  das  Hauptgewiclit  auf  Ver- 
abfolgung von  Mittagbrot  gelegt  nnd  hierfür  jährlich  ca.  28i>(H)  Mark 
aufgewendet.  Aach  in  Braunschweig,  Breslau,  Cöln,  Kiel,  Posen  und 
Nfirnberg  gibt  es  neben  dem  Frtlbflttlck  noch  Mittagbrot.  —  In  Bredan, 
Charlottenbnrg,  Düsseldorf,  Hatte,  Uannheim  nnd  Magdeburg  sind  die 
Frohsttlck8?erabreichnogen  Öffentliche,  in  den  flbrigen  St&dten  private  Ein- 
riclitiinticn;  von  letzteren  erhalten  jedoeh  öffentliche  TTnterstütznnj?  (städti- 
sche Subvention  usw.)  die  P!.inrichtungen  in  Danzijj,  Dortmund,  Hamburg, 
Hannover,  Königsberg  und  Posen.  In  der  Regel  wird  nur  im  Winter, 
jedoch  in  Uanibuig,  Cöln  und  liamiover  auch  im  Sommer  beköstigt.  Die 
Verabreichong  findet  unter  Anikicfat  der  Lehrer  zumeist  in  den  Schulen, 
in  wenig  Fallen  aneb  in  Schweeterbeimen,  Tolkskachen  u.  dgL  statt. 
üntennchnDg  von  200  Selmlbfteheni  tmi  saiitSni  Standpunkte 

ans.  Nach  einer  Verftflfentlichung  in  der  „Russ.  hyg.  Jtundschau"  (1903, 
Nr.  9)  hat  A.  Rammul  russische,  deutsche,  fr;in/<'vij;che,  estnisclic  S  Iiul- 
bficber  und  Atlanten  auf  ihre  hygienische  Brauchbarkeit  untersurlit  und 
gefunden,  dafs  von  insgesamt  200  Büchern  ntn*  22  =  1 1  ®/o  vollkommen 
genügend,  141  =70,5%  nicht  vollkommen  genügend  und  37  -—  18,ö**/o 
ganz  ungenügend  varen.  Es  bandelte  sieb  fast  immer  in  erster  Linie  — 
besonders  bei  dentscben  Bflcbem  —  am  zn  geringen  DnrchschnCs,  dann 
aber  auch  um  zu  geringe  Höhe  dci  l^ichstaben;  ebenso  war  das  Papier 
zn  beanstanden.  Die  unerfreulichen  Ergebnisse  decken  sich  ziemlich  mit 
don  von  anderen  Autoren  gefundenen.  Vom  Verfa^'^r'r  wird  deshalb  der 
WuDsch  ausgesprochen,  die  mm  Schulgebrauch  emi)tohleneii  Bücher  uiöcii- 
ten  in  sanitärer  Hinsicht  vorher  einer  Kontrolle  unterzogen  werden. 

BettQtznng  der  Scbnlbrausebäder  iu  Berlin.  „Die  Jugendßtrsarge'' 
teOt  mit  da&  im  Jabre  1902  in  Berlin  388056  Kinder  (gegen  275 125  im 
Yofjabre),  und  zwar  251284  Knaben  und  136772  HIdeben,  dIoBftderin 

den  Gemeindeschulen  benutzt  beben.  Die  Kosten  des  Betriebes  beliefen 
sich  auf  29508  Mark  (  f  81.3  Mark),  wovon  9102  Mark  auf  Löhne, 
656  ]\Iark  auf  Seife  und  Handtücher,  2936  Mark  aof  Wasser  und 
das  übrige  auf  Heizmaterial  kommen. 

Gleiehmäl'sige  Aasbildang  der  üände.'  Die  gleichmäfsige  Aus- 
bildung der  rechten  ivie  der  linken  Hand  ist  besonders  in  En^^d  mid 
Amerika  sebon  seit  längerem  als  ein  wichtiges  Fdnsip  modener  Eniehnng 
erkannt  worden.  In  England  hat  sich  jetzt  aber  auch  eine  Geselladiaft  gebüdet, 
die  diese  Erkenntnis  als  Grundlage  zn  einem  neuen  pädagogischen  System 
benatzen  und  wirklich  durchfahren  will.   Der  Sekretär  Johk  Jaokson 


>  a  hierüber  diese  Ze$tacfmftf  1903,  S.  178. 


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253 


NM  die  Ziele  dieser  nenen  GeeeUsdiaft  nSher  «meiiieiider:  Die  gleich- 
■Unge  Geidiictdichkeit  im  Gebrauche  beider  H&nde  —  sagt  er  —  wird 

einer  der  gröfsten  Fortschritte  in  der  Erziehung  sein,  den  man  in  den 
letzten  'in  Jahren  gemacht  hat.    Die  beiden  Hiilften  des  Gebims  arbeiten 
onabbaagig.    Die  linke  beherrscht  die  rechte  Hand  und  die  rerhte  Hälft« 
die  linke.    Bei  richtiger  Aosbildung  kann  jeder  Mensch  sogar  zwei  Dinge 
zugleich  tun,  zuiu  Beispiel  zwei  Terschiedene  Briefe  gleichzeitig  schreiben. 
ÜBMn  GeeellMhift  iriOI  die  Gesdiiddiclikeit  im  Gebrauche  beider  Hftnde 
n  einem  weeenttidien  Zage  der  Ernebnng  machen;  es  ist  aber  natüilieh 
nicht  das  Haoptsiel,  dals  mau  swei  Dinge  sngleieh  ton  kann,  sondern 
m&a  will  dadurch  die  allgemeinen  Fähigketten  entwickeln.    Getrennt  aas« 
gebildet,  werden  die  Hälften  des  Gehirns  and  die  Hände  einen  viel 
höheren  Stand  der  Entwicklung  als  jet/.t  erreichen,  und  vereint  gebraucht, 
Herden  die  geistigen  Kräfte  sehr  erhöht  werden.    Jackson  hat  Schreib- 
befte  für  Schüler  entworfen,  deren  Seiten  wechselnd  für  die  linke  und  die 
redite  Hund  gebraucixt  werden,    iu  vielen  Schulen  wird  bereits  in  diesem 
Ssae  nnterrichtet   Das  mit  der  linken  Hand  Geschriebene  war  besonders 
bsi  sehr  jongen  Scbflleni  eben  so  gut  wie  das  mit  der  rechten  Hand  Ge- 
«hrisbene.   Das  isigt,  dife  die  Nalor  beide  Binde  gleichmifing  im  Ge- 
hmeb  wissen  niU.    Die  beidseitige  Schrift  ist  steil,  nicht  schräg.  Es 
wird  mit  der  rechten  and  der  linken  Hand  in  den  Heften  nicht  gleich- 
zeitig geschrieben,  da  das  erste  Ziel  nur  ist,  beide  Hände  gleichmftlsig 
aaszabUden.  Wie  die  beiden  Hirnlappen  unabhängig  ?on  einander  arbeiten, 
leigen  Arbeiten,  die  beide  Hände  gleichzeitig  Terrichteten.    Ein  Mädchen 
selirieb  zum  Beispiel  zwei  Briefe  gleichzeitig,   einen  au  ihre  Mutter  und 
«nea  gnm  anderen  an  Ihren  Yater.  Oder  sie  sehreibi  nüt  einer  Hand 
aad  leichnet  oder  rechnet  mit  der  anderen.   Das  ist  dnrehans  niebts 
Wnderbam,  eiiclirt  Jaoksok.    Jeder  kann  das  tan,  es  erscheint  nnr 
ingewöhnlich.    Wenn  jemand  singt  und  sidb  dain  auf  dem  Klavier  be» 
pieitet,  so  ist  das  viel  komplizierter.    Chirurgen  und  Ärzte,  die  besonders 
die  körperliche   und   geistige   Entwicklung   wachsender  Kinder  .stndieren, 
kbec  immer   wieder  darauf  hingewiesen,   daüs  die  Annahme  schlechter 
Hiütang  verhindert  werden  mufs;  aber  es  ist  eine  schwere  Aufgabe,  die 
einseitigen  Neigungen  rechtähäudiger  ScbtÜer  za  aber|finden.    Darcb  die 
Bddseltig^eit  wird  aber  nicht  nnr  der  K<hrper  gleiehmilsig  entwickelt, 
Modem  noch  das  Gehirn  nnd  alle  anderen  grofiwn  Fonktionsaentreo. 
Jackson  glaabt,  dab  die  Beidseitigkeit  mehr  dam  ton  wird,  körperliche 
Ungestaltetbeiten  za  verhindern  als  alle  Körperbewegungen ,  nnd  dab  sie 
ach  dahin  wirkt»  die  bereits  erzeagten  Unge'^tnUotheiten  za  verbessern» 

(Mitget.  von  hir.  E.  BATB-Wien.) 
Znrfickdrängen  des  Lesens  nnd  Schreibens  im  ersten  Schul- 
Jahre.  Dos  Bewnfstsein,  dafs  sowohl  vom  pädagogischen  als  vom  hygie- 
shehen  Standpunkte  aas  eine  Reform  des  Unterrichts  im  ersten  Schaljahre 
ngezeigt  sei,  scheint  sieb  aUmllich  geltend  m  machen.  Ein  greifbarer 
Tenndi  hieran  wurde,  wie  Endbib  in  den  .2f.  Bäknm*  (XY.  2.)  mitteilt, 
ia  neasster  Zeit  in  Frankfurt  a.  M.,  au  der  LEusNEKschule,  auf  Ver^ 
ukssung  ihres  Rektors  nnd  mit  Genebmignng  der  Schnlbehörde  Tor* 
genommen. 


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254 


Im  ersten  halben  Jahre  nach  der  Aufnahme  wird  weder  Le«en  noch 
Schreiben  s:eübt,  dagegen  rifl  Analysieren  und  Laatieren  kleiner  Sätze 
und  Wörter,  die  der  Anschauungsnnterricht  liefert.  Daza  malendes 
Zeichnen,  soviel  dies  möglich  ist.  In  jeder  Woche  werden  zwei 
Ausflöge  TOD  geringerer  AnsdehnuDg  aatemonmieD,  um  Anadunmog  Im 
Freien  sn  Oben.  Daneben  werden  OrimmBche  Mftrcben  and  Heyeebe 
Fabeln  bebandelt;  es  wird  tlglieh  Spiel  ond  Gesang  betrieben;  ancli 
die  erkannten  Vokale  nnd  sangbaren  Konsonanten  weiden  gesanglich  Tor- 
geftthrt. 

Erst  im  zweiten  Schullialbjahre  wird  mit  dem  Vorführen  der  Buch- 
staben, and  zwar  nur  im  Druck,  begonnen;  kein  Schreiben,  nur  Lesen. 
Bis  Weihnachten  hatten,  wie  im  widersprochen  berichtet  wurde,  alle  Kinder 
genügende,  einzelne  aber  sehr  gnte  Fertigkeit  im  Lesen  nach  der  Fibel 
erlangt. 

Das  Schreiben  begann  erst  nach  den  Weihnachtsferien, 
tmd  zwar  sofort  in  das  Heft,  wobei  die  Resultate  nach  einwandfreien  Be- 
richten überraschend  waren,  denn  -jf  gen  Ostern  schrieben  alle  Kinder  gnt, 
teilweise  sogar  schön  und  fast  lehlcrfrei.  Einzelne  kleine  SRtze  des  An- 
schauungsunterrichts vermocbtcu  sie  nach  dem  Gehür  frei  uiederzuächreiben 
—  dieselben  Kinder,  welche  erst  anfangs  Januar  zu  schreiben  angefangen 
hatten. 

IKe  BelbnnbeBtrebangen  ftlr  den  ünterridit  im  ersten  Schuljahre,  wie 

sie  hierbei  zum  Aasdmdc  kommen,  geben  darauf  av8|  Lesen  und  Schreiben 
zurftck/udrUngcn  zugunsten  des  Anschaunngsunterrichtes,  dem  eine  domi- 
nierende Stellung  t  ingcrünnit  wiid,  sowohl  im  Schuizimnier  wie  im  Freion. 
Dem  Lesen  und  Sclircibeu  werden  umfangreiche  Übungen  zur  Schulung 
der  Sinne  —  der  Eingangstüren  zum  Geistesleben  —  und  der  Sprach- 
werkzenge  Toraosgeschickt.  Ein.  solches  Vorgehen  erscheint  psychologisch 
nnd  schnlhygienlsch  berechtigt.  Die  Sitsseit  der  Seinen  wird  vermindert, 
der  Übergang  vom  freien,  spielenden  Kindeslebea  snr  ernsten  Lernarbeit 
erfolgt  nicht  so  schroff,  sondern  allmählich-,  das  später  auftretende  Lesen 
inul  Schreiben  läfst  dem  Kinde  länger  Zeit  zuir  Entwicklung  und  Kräftigung 
des  Kückens,  was  in  dieser  Lebensperiode  schon  Tiel  wert  ist :  friT^io 
Luft  und  reichliche  Bewegung  im  Freien  während  der  kleinen  KxkuiMoüen 
sind  zuträglicher  für  die  Kleinen  als  das  schlechte  Sitzen  im  Scliultisch 
bei  Fibeln  nnd  Sehreibheften.  Dabei  finden  Heiteikeit  mid  Frohsinn, 
Phantasie  nod  Gemflt  die  gebtthrende  Pflege  —  lauter  Yorteile,  die  bei 
der  jetzt  allgemein  üblichen  Vorschrift  des  Unterrichtens  im  ersten  Schul- 
jahre grofsentcils  fehlen.  Von  der  Hyk'iene  verdient  diese  moderne  päda- 
gogische Strömoog  mit  aller  Aufmerksamkeit  verfolgt  nnd  gefördert  tu 
werden. 

Über  die  kUrperliche  Erxiehnng  nnserer  Schuljugend  wurde  in 
der  am  5.  Juli  1903  in  Gravenhage  abgehaltenen  Yersammlnug  der  Ver- 
einigung von  Tnmlehrem  in  Holland  von  Herrn  J.  A.  v.  d.  Boom  ein 
Vortrag  gehalten.   Er  stellte  ran&chst  fest,  da(s  in  den  Schalen  auf  die 

körperlichen  Übungen  zu  wenig  Gewicht  gelegt  wird.    Mindestens  IVt 

Stunden  mflf-tfai  tflplich  nach  Ansicht  des  Vortragenden  darauf  verwandt 
werden,  um  Leib  und  Seele  gesund  zu  erhalten.  —  Auf  diesen  Vortrag 


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folgte  eine  lingere  Bespreehang,  wofanf  die  folgenden  YoncUage  des 
Vortragenden  sngenoTnmcn  wurden: 

1.  Die  körperliche  Kr/iehuDg  muis  neben  der  geistigen  eine  fort^ 
währende  Sorge  der  lloLMcniiiiT  sein. 

2.  Die  z\M'\  oder  drei  halben  Stunden  pro  Wociie,  welche  in  einipren 
Sdiolen  dem  Tunmuterridit  gewidmet  werden,  sind  für  die  körperliche 
Eniehnng  angenagend.  Es  sott  mehr  Zeit  auf  körperliche  Übungen  ver- 
inndt  werden.  Die  freien  llittnocli-  nnd  Sonnabeiüd-Nsdunillage  bleiben 
Ar  dis  Spielen  im  Freien,  unter  Anfeiefat,  bestinunt. 

S.  Unter  Tarnen,  im  weitesten  Sinne  des  Wortes,  sollen  die  Tum- 
QboDgen,  Spiele  (tnch  die  Spiele  im  i^reien)  nnd  Spasiergftnge  verstanden 
werden. 

4.  Der  üntorricht  in  Leibesübungen  kann,  mit  ROcksicht  anf  die 
Einrichtungskosten,  m  verschiedene  „Stnfen**  verteilt  werden,  wodurch  in 
kleineren  Städten  nach  ehaem  beschränkten  Plan,  in  greisen  Städten  da- 
gegea  nach  einem  ToUstAndigen  Lehrplan  getnmt  werden  kann. 

(Mitget.  von  Or.  med.  HooroN-Haag.) 


Die  die^jährice  HasptveTiaiiiiliiiig  des  ZeitnlaisgehuMS  für 

Yilks-  und  Jogendspiele  ii  DvntseUand  wird  vom  18.  bis  21.  Mai 

in  Qnedlinbnrg  abgehalten,  wo  zn  dieser  Zeit  (20.  Mai)  die  EntiinUnng  des 
Gots  Muths- Denkmals  stattfinden  soll.  Ks  gilt  hier  den  Mann  zu  ehren, 
der  seit  1793  die  leibliche  Erziehung  der  Jugend  begründet  und  in  Halmen 
hineingeienkt  hat,  die  wir  noch  heute  verfolgen.  Gleichzeitig  wird  in 
Qoedlinbnrg  der  Deutsche  Tnrnlehrerverein,  der  die  erste  Anregung  zur 
Erriehtong  des  Gut  Maths- Denkmals  gab,  seine  Versammlangen  abhalten, 
flqseinsam  mit  dem  Vorstande  dieses  Vereins  nnd  dem  QnedUnbnrger  Orts- 
OKcliasse  ist  ein  allgemeines  Fest-  nnd  Versammlnngsprogramm 
fttr  den  18.,  19.,  20.  nnd  21.  Mai  aufgestellt  worden.  So  wird  diesmal 
Gelegenheit  geboten  werden,  innerhalb  des  enger  b^renzten  und  des- 
b!b  tibersichtlicheren  Schulwesens  einer  dentscJicn  Mittelstadt  das 
7M  und  den  Aufbaa  der  preufsischen  Turnlehrpläne  in  den  Vorführungen 
der  Schüler  und  Schfllerinnen  von  Volks-,  Mittel-  und  höheren  Schulen 
keaneu  zu  lernen  und  dabei  zugleich  die  innige  Verbindung  von  Turnen 
ssd  Jagendspiel  zu  beobachten.  Aach  die  schulmä&ige  Ausbildung  im 
Schwimmen  soll  vorgefftbrt  werden.  Endlich  wird  am  Sonnabend,  den 
21.  Mai,  die  weit  langen  Jahren  hierin  geflbte  Gnts  Moths-Bealschnle  eine 
Sehttlerwandernng  in  den  Harz  veranstalten,  da  die  Ansbildang  des 
Tommarsches  bekanntlich  ebenfalls  ein  Guts  Mnths* Gedanke  gewesen  ist. 
Auch  eine  Reihe  interessanter  Vorträge  wird  den  Festteihu-hmcm 
geboten  werden.    Wir  erw&huen  u.  a.:    .Die  Methode  des  Tarn- 


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256 


nnterrichts,  die  Turnlehreraasbildaug  und  die  Turninspek- 
tion" vom  Turuinspektor  ScHMroK-Bannstadt;  „Die  Einfflhrung  eines 
obl i  tratori s eben  Spiel n achmi tt  a^s  an  den  höhereren  Lehr- 
aiistaiteu''  vou  Professor  llAYDT-Leipzig  uud  Professor  Dr.  KOHLRAUSCH- 
HannoTer;  „Ein  Wort  xu  devtBchen  Ifftdehentamen*  von  Tiini'> 
impektor  A.  BoTTOHBii-HaanoTw;  wischen  Schule  and  Waffendienef^ 
TOD  dem  Stadtschalrat  Dr.  Kbbsohbmsteikeb  Mfinchen.  So  Ift&t  sich  er- 
warten, daCs  die  Freunde  einer  gesunden  Jngcnderziehnng  zahlreich  nach 
Quedlinburg  kommen  werden.  Bei  der  beschränkten  Anzahl  der  C-a^thofs- 
qaartiere  ist  recht/eitinr-  Armieldnng  geboten,  die  spätestens  bis  zum  10.  Mai 
bei  dem  Rendauteu  Henu  tsraÖGGEL  zu  Quediinbarg  zu  erfolgen  bat,  Toa 
dem  aocb  Spezialprogramme  zu  beziehen  sind. 

(Mitget.  von  E.  v.  ScHENCKENDOBFF-Görlitz.) 

Die  y.  JabMT0TMiiBlug  der  SckweiieriMliei  fieseUiehall 
fir  Sehilgemdleitspflege  findet  Sonnahend  den  11.  ond  Sonntag  den 
12.  Jnm  1904  in  Bern  statt  Die  TnktandeoUste  weist  folgende  Vor- 
trlge  auf: 

1.  Die  Selm  Ibank  frage.  Ref.  die  Herren  Prof.  Dr.  Gm  ARD-Bern 
und  Lohrer  Wti  i -Zürich;  2.  Die  verschiedenen  Messungsmethoden 
der  geistigen  Ermüdung.  Ref.  Dr.  Tu  VAJsNOD-Bern;  3.  Die 
natürliche  und  kflnstliche  Beleuchtung  der  Scbulzimmer.  Ref. 
Prof.  Dr.  F.  ERiSMANN-Zürich  und  Prof.  Dr.  0.  KoTH-Zflrich;  4.  Schale 
nnd  Zahnpflege.  Bef.  Zahnant  Müi^lib - Wftdenswefl  und  Zahnant 
Dr.  FBTSCHBSBi-Bem. 

ünterrichtakin  ii  Sehnlby^ene«  Die  AhteUnng  Haarlem  des 
Niederlftndiwdien  Lehrerrerbandes  hat  es  unternommen,  einen  Kurs  in 
Schulhygiene  ins  Leben  zn  rufen.  Hierbei  wird  banpts&chlich  folgendes 
behandelt  werden: 

A.  Von  Herrn  Ajüriai«:  Einiges  über  Beleuchtung,  Heizung,  Venti- 
lation und  den  Nutzen  körperlicher  Übungen  in  der  Schule.  —  B.  V<m 
Dr.  A.  N.  DiNOER:  1.  Kurze  Erläuterung  Uber  den  Bau  und  die  Ver- 
liditnog  des  Auges;  2.  SehnlknnEBichtigkeit;  3.  ^fgiene  des  Anges.  — 
C.  Von  Dr.  W.  6.  Hukf:  GeisteBlirftfte,  Yeraalagnng,  Einflnfo  der  geistigen 
Arbeit  auf  den  Körper.  Verteilung  der  Arbeit  und  Ruhe;  Beschränkt- 
heit. —  D.  Von  Dr.  L.  C.  Kebsberqen:  1.  Allgemeine  Behandlung  der 
ansteckenden  Krankheiten.  2.  Besondere  Besprechung  von:  a)  Masern, 
b)  Scharlachtieber,  c)  Rötehi,  d)  Diphtheritis,  e)  Kouchhusten,  f)  Kinder- 
blattem,  g)  schwarze  Blattern,  h)  Mumps,  i)  Tuberkulose,  k)  Skrophulose.  — 
E.  Von  C.  W.  J.  WKbiEKMAN:  Schulbank,  Skoliose,  Handschrift. 

Aach  in  Nymegen  wird  auf  Initiative  der  Abteilung  des  genannten 
Vereins  diesen  Winter  ein  Kars  abgehalten.  Die  unter  A  und  E  genannten 
Fragen  werden  von  Dr.  Hükk  hesprodien,  die  unter  B  genannten  von 
Dr.  KiCOLAIf  die  unter  C  von  Dr.  Wiardi  Beckmann,  während  Dr. 
Sternererg  über  die  infektiösen  und  nichtinfektiösen  Schulkrankheiten  und 
den  Alkohol  sprechen  wird     (Mitget.  von  Dr.  med.  MourfiN Haag.) 

Behufs  Heranziehung  der  Lehrer  zur  Aasflihruug  des  Kinder- 
schotz^esetzes  in  Bessen  wurde  unlängst  durch  Anweisung  der  Ministerial- 
abteiluiig  lür  Schuiuugeiegenheiten  angeordnet,  dais  die  Lehrer  alsbald  fflr 


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267 


jede  Schalklasse  ein  Verzeichnis  der  gewerbhch  tätigen  Schulkinder  nach 
•iMiii  Torgesdniebflneii  Fminlar  «ifnistoilen  haben,  das  in  venehiedenen 
Spiltaa  den  Tor>  and  Zunamen  des  Kindes,  Tag  nnd  Jahr  s^er  Gebart, 
Harne,  Stand  und  Wohnort  des  gesetzlichen  Vertreters,  Name  nnd  Wohnnag 
des  Arbeitgebers,  Art  seines  Betriehes,  ßesch&ftignng  des  Kindes,  ins- 
besondere: I.  in  welcher  Weise,  2.  in  welchen  Standen,  3.  wo?  nnd 
eidlich  eine  Spalte  für  „Bemerkungen"  enthält. 

Das  Verzeichnis  ist  hei  Hpirinn  eines  jeden  Schuljahres  und  sodann 
bei  Beginn  jedes  Winterhalbjaiircs  zu  erneuern  oder  fortznf&hren.  Die  Ver- 
seichnisse sollen  auf  Grand  der  von  den  Kindern  bei  versammelter  Schale 
genaefaten  Angaben  aufgestellt  werden.  Das  Yerasiehnis  iat  der  Anfdcbta* 
bsbOrde  auf  Yeriangen  zu  übersenden  oder  zur  Einsieht  foraüegen.  Die 
Knissehnlkommiseieiien  haben  sich  bei  ihren  Inspektionen  nnd  Yiritationen 
^Tom  an  überseagen,  dafs  das  Verzeichnis  richtg  geführt  wird. 

{..Snr  P^aj-js«,  1904,  Xm,  Nr.  20.) 

WeTneinsame  Erziehiin*^.  Im  Landrscrziehungsheim  Lauhec:ast  soll 
der  praktische  Versuch  der  gemeinsamen  Erzieliung  von  Knaben  und  Mädchen 
gemacht  werden.  Leiter  des  Ünternehmeus  ist  llerr  Rektor  a.  D.  HOFP- 
lUÄK.  Berlin  W.,  Knrfftrstenstralse  145.      Jägers  Monaisbl.**^  Nr.  4.) 

fiber  die  Mlialuiie  Kreisänte  aa  d«i  KrelBlekrakt if»- 
lüMB  bringt  das  ^ZmMbi.  f.  ä.  gea.  VnUrridUwmf.  in  Brtufim^ 
eine  IGtteilnng,  aas  der  hervorgeht,  dab  sich  die  Teilnahme  als  sehr 
TweckmAlbig  erwiesen  hat.  Im  Sommer  Torigen  Jahres  wies  die  königliche 

Regieranir  m  C<">1n  die  Krei«5'^chn1in'^pektorcn  an,  dem  7n«;t j1ndi!7<^n  Kreisarzte 
Tffhtzeitig  Oit  und  Stunde  jeder  Krei'^lphrrrknnferenz  anzuzeigen  und  dieser 
Anzeige  die  Tagesordnung  der  Konterenz  beizufügen.  Bestimmend  für  diese 
Aoordnong  war,  dafs  in  den  Lehrerkonferenzen  hänfig  Angelegenheiten  be- 
lalea  werden,  die  ftlr  die  Kreisärzte  von  Interesse  sind,  und  dafs  es  des» 
isgea  zweekmftlsig  wire,  den  KreistaEten  Gelegenheit  rar  Teilnafame  an 
dea  Konferenzen  an  geben.  Nach  obereinstinunenden  Berichten  derKreia- 
Mbdinspektoren  hat  aicfa  die  Anordnung  der  Regierang  in  Cöln  dorcbana 
bewfthrt.  Die  Kreisirzte  haben  die  Gelegenheit  benutzt»  in  den  Lehrer- 
kAiifpren7en  VortrSo"?  flher  Gesnndheit<=pflege,  Nahrungfsmittellehre,  Be- 
karüpfung  der  Irunksucht  und  der  Tuberiiulosc  u.  n.  !Tt.  zu  halten.  Das 
kt,  wie  festgesiellt  wird,  „eine  allseitige  Belehrung  und  Auregang  der 
Lehrpersonen  in  bezug  auf  die  Gesundheitspflege  zur  Folge". 

Ob«r  die  Hygiene  der  Mädchenschulen  sprach  unlängst  Prof.  Dr. 
Wtchgbam,  Direktor  dea  könig^.  Lehrerinnenaeniinars  in  Berlin,  w  dem 
Mgen  Terein  tllr  SchidgeBnndheitspflege.  Der  Redner  erinnerte  znnBcfaat 

darsD,  dafs  die  Schttlerinnen  gerade  in  Beriin  riei  zn  wenig  Bewegung 
hätten.  Da  müsse  die  Schale  einsetzen,  nnd  zwar,  da  sich  eine  Vermehrnng 
dpT  Turnstunden  technisch  nicht  ermöglichen  lasse,  durch  eine  inten- 
ävere  Ansnnt/nng  der  Zeit,  wie  es  das  schwedische  Turnen  mit  sich  bringe. 
Vor  allem  mülste  ohne  Korsett  nnd  im  Tnrnanznge  geturnt  werden,  ferner 
tollten  in  jeder  Woche  Schulausilüge  gemacht  werden  mit  ErlaCs  der  Schnl- 
vbeltea  fftr  den  nächsten  Tag,  nnd  Schnlreisen  anf  mehrere  Tage  könnte 
nr  das  Wort  gesprochen  werden.  Als  ganz  neues  Mittel  zum  Zwecke  dea 
Ungeraa  AnfenthalteB  in  irischer  Lnft  empfiüil  der  Vortragende  ferner  sog., 

Bck«]e«muidheltapaeg«b  XVIL  IS 


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268 


den  FeripTikolonien  fthnliche  Foripnsiedelangen,  bei  denen  sich  Schülerinnen 
nnter  Leitung  während  der  Ferien  in  einem  ländlichen  Orte  niederlassen. 
Am  Berliner  königl.  Lehrerinnenseminar  sei  im  verflossenen  Jahre  ein 
solcher  Yersadi  mit  bestem  Erfolge  gemacht  worden.  In  der  Schnle  selbst 
aei  in  hygieniselier  Beiieliiuig  viel  mm  besBertn  zn  wenden  dnreli  Tonicht 
in  der  pttdagogiaQlMn  Bemtang  des  Ehrgeins  der  Selialerinnen,  damit 
diese  nicht  zuviel  za  Hanse  arbeiten. 

An^ennntersiichüDgen  in  den  bSheren  Lehranstalten.  Im  Auf- 
trage des  Kultusministers  werden  pegenwärtif?  dnrrh  den  Direktor  der  TTni- 
versitäts-Augenkliuik  lu  der  Charit^,  Prof.  Dr.  Gkekfi-  ,  AiiL^cnuutersacbungen 
bei  den  Schülern  höherer  Lehranstalten  iu  iieriiu  ausgeiülirt.  Zu  diesem 
Bebnf  wnden  gedmdite  Fonnnlare  tsdi  von  den  ScfaQlem,  nun  Teil  von 
dem  nntersneiienden  Arzte  ansgeAUt.  Die  Sebfller  haben  Fkigen  an  be> 
antworten  über  ihr  Alter,  ob  nnd  seit  wann  sie  ein  Angenglaa  tragen»  ob 
für  immer  oder  nnr  fÄr  die  Nähe  oder  für  die  Feme,  von  wem  es  Tei^ 
ordnet  ist,  von  einem  Arzt  oder  Optiker;  endlich  dartiber,  ob  Vater,  Mutter 
und  Geschwister  kurzsichtig  sind.  Der  Arzt  äulsert  sich  auf  den  Formu- 
laren, sowohl  für  das  rechte  wie  ftlr  luike  Auge,  über  folgendes:  Seh- 
schärfe, Brechzustaud  des  Auges  (mit  Ophthalmometer  bestimmljj  aulserer 
Befand  (besonders  Eoi^juuktiva) ;  innerer  Beibnd;  Bemerlmngen. 

Beimbaltnig  der  SehilbiiMr.  Die  kdni^.  Regierung  in  Liegnitt 
hat  an  die  Landr&te,  Kreisärzte,  Kreis-  nnd  Ortsschalinspektoren  eine  Ver- 
fügung über  die  Reinhaltung  der  Schulh&user  erlassen,  in  welcher  ausgeführt 
ist.  dafs  eine  sorgfUtige  Reinhaltung  der  Schulhäuser  nicht  nur  im  alleemein 
gesundheitlichen,  sondern  auch  im  erziehlichen  Interesse  liegt.  Als  Miudr-^t- 
iorderungen  in  jeder  Schule  sind  u.  a.  durchzuführen :  wöchentlich  zweimal 
sind  alle  Klassenzinmier,  Flure,  Treppen  usw.  feucht  aufzuwischen  oder 
nadi  reiddicber  Anastrennng  Ton  fenchten  Sägespänen,  lencbtem  Sand  naw, 
«nasokebren.  WUireud  jeder  Ferien  ist  groÜM  Reinigung  zu  balten.  Die 
Aborte  sind  nacb  Bedarf  mindestens  monaftUob  einmal  mit  Wasser  und  Seife 
oder  Soda  zu  scheuem,  der  erste  oder  Hauptlehrer  ist  verantwortlich  und 
hat  durch  entsprechende  Anordnungen  dafür  zu  sorgen,  dafs  die  Aborte 
stets  sauber  sind ;  gerade  in  dieser  Hinsicht  soll  die  SchultL^  hesoiiders  er- 
zieherisch würken.  Eine  sehr  erhebliche  saniturc  Verbesserung  bedeutet  es, 
wenn  die  Fo&bOden  geOlt  nnd  und  die  Wände  bis  zur  Hftbe  von  etwa 
V/t  m  mit  haltbarem  Ol-  oder  EmailleCubeoanstrlcb  Terseben  werden. 
Wenn  mebrere  Fälle  einer  ansteckenden  Krankheit  in  der  Schulgememde 
aar  Kenntnis  kommen,  oder  ein  Schmutzwetter,  ist  die  Reinigung  an* 
geme^en  zn  verstärken,  cvcntutdl  nach  den  Anordnungen  des  Kreisarztes 
einzurichten.  Der  Lehrer  (Hauptlehrer)  bleibt  dafür  verantwortlich,  dals 
die  Schnlranme  stets  ordentlich  und  sanber  sind,  und  mufs  nötigenfalls  die 
erforderliclu'Q  Autrage  bei  dem  Schulvorstaud  oder  dem  Landratsamt  stellen. 
Auf  eine  gründüche  LOftong  der  Scholräume  in  den  Pansen,  wie  in  der 
sehnlfireien  Zeit  ist  mit  Strenge  an  halten;  die  so  oft  beliebte  (M&inng  eines 
einzigen  Fensterflü^rels  genflgt  nicht,  üm  ancb  während  der  ünterricbtsaeit 
für  gehörige  Lut^crneuerung  sorgen  zu  können,  ist  die  Anbringung  von 
Kippfenstern  oder  Glasjalon^ien  in  den  oberen  Fensterflnpeln,  sowie  von 
Ventilationsöffnongen  nach  dem  Scborostem  (?  l).  Red.)  dringend  zu  empiehlen 


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259 


oder  auDordnen.  Wo  es  bisher  ftblich  ist,  die  grtt&eren  SdndkiiMler  snm 
Auskehren  and  Staobwiscben  heranzaziefaen,  kann  es  auch  ferner  dabei  ver- 
bleiben, vorausji^esetzt,  dafs  der  Lebrrr  (Inbei  die  Aufsiebt  führt  und  nur 
Kinder  über  zehn  Jahro  dazu  verwendet  w*  i  den ;  aus  c^osnndbfitlichen  Rfick- 
sicbten  iät  aber  die  Anstellung  erwachsener  Personen  jedenfalls  vorzQzieheu. 
Scheoern  usw.  darf  von  Schulkindern  nicht  verlangt  werden. 

Eine  Untersuchaug  der  hygienischen  fiinrichtangen  sämtlicher 
kttcrei  Miltti  il  PrtilM  ducfa  SadiverBtlndige  ist  jom  Knltos- 
Biinister  nns^ocdnet  worden» 


Teilnahme  der  Kreisärzte  an  den  Kieislehrerkonfereuen. 
Zum  Erlab  vom  15.  JoU  d.  Js.  UIU  A.  2106. 

Infolge  nnserer  Randferftgong  vom  7.  Aprfl  t.  J.,  B.  2800,  haben 
die  Kreis&rzte  unseres  Bezirks  mehrfach  an  den  Kreislehrerkonferenzen 
tnlgeiiommen  und  bei  dieser  Gelegenheit  Vorträge  belehrender  Art  gehalten. 

Die  Vorträge  behandelten  in  der  Hanptsadip  Gpf«undheitspflege, 
Nahmnizsiiiitt*  Ih'lire,  Bekämpfung  der  Trunksucht  und  der  Tubcrknlose. 

"Wie  uns  die  betreffenden  Kreisschulinspektoren  übereinstimmend  be- 
richten, hat  sich  die  Teilnahme  der  Kreisärzte  an  den  Kreislehrer- 
konferenzen  als  dnrchaas  zweckmälsig  erwiesen  und  eine  allseitige  Be- 
lahnuig  ond  Anregung  der  Lehrpenonen  in  bemg  anf  die  Gesnndheita- 
pflege  aar  Folge  gehabt. 

Cftln,  den  23.  Aogost  1903. 

Königliche  Begiemng,  Abteilung  for  Kirchen-  und  Sehalwesen. 

(Unterschriften.) 
An  den  Herrn  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts-  und 
Medizinal-Angelegenheiten  in  Berlin. 
J.-Nr.  B.  7900. 

{„MitiisL'm.  f.  MeäStkuO-  fi.  med.  ütUmk^AnffäegmheUm.' 

im.  Kr.  22.) 


bpfeUnng  der  Brosebttren  Iber  die  Clesandbeitspflege  der  Sebil- 

jngend       0r.  Lac  Bargeratall. 

Bezirksschulrat  der  k.  k.  Beichshanpt- 

nnd  Beddenzstadt  Wien.  Wien,  am  12.  Aprü  1904. 

G.  Z.  1211. 

Prof.  Lbo  BiJit0BBBi!BiK:  BroeehQren  Uber  Qeenndheitqiflege. 

An  sämtliche  Schnlleitangen. 
Die  im  k.  k.  Schnlbflebenrerlage  in  Wien  erschienenen  zwei,  die 
Gesundheitspflege  der  Schuljugend  betreffenden,  von  Prof.  Lko  Büboebstein 
Terfafstcn  Broschüren  enthalten  sehr  beherzigenswerte  Winke  in  leicht  faß- 
licher Form  und  zwecknUUsiger  Aoordnang,  verdienen  daher  die  weiteste 

18* 


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260 


Tert)r6itiiiig  and  wuden  mit  dem  im  Hiiiisteriil-YefordmmsBblatte  Tom 

16.  Oktober  1903,  Stack  XX,  Seite  558  ]mbliKierten  Ministerialerlasae 
Tom  24.  September  1903,  Z.  29098,  der  Lehrerschaft  der  Volks-  und 
Bürgerschülen,  sowie  den  Lehrkörpern  der  Mittelseholen  und  Lehrer- 
bildungsanstalten empfohlen. 

Die  eine  dieser  Schriften  hat  den  Titel:  „Gesnndheitsregeln  ftlr 
Schüler  und  Schtüerinnen"  nnd  bietet  einen  ftr  dieselben  nach  Über- 
schrdtang  des  sehnten  Lebensjahres  sehr  Blitzliehen  nnd  wissenswerten 
Lesestoff. 

Die  zweite  Schrift  fDhrt  den  Titel:  „Zur  häuslichen  Gesundheitspflege 
der  Schuljugend"  und  ist  zur  Belehrnng  der  Eltern  oder  Kostgeber  bestimmt. 

Beide  Schriften,  deren  jede  nur  10  h  kostet,  eignen  sich  selbst- 
verständlich in  hervorrageuderweise  auch  fOr  die  Lehipersoneo  behufs 
entsprechender  Unterweisung  der  Schu^ugend. 

Über  Auftrag  des  Ic,  k.  n.-tt.  Landessebalrates  Tom  8.  Febrotr  1904, 
Z.  68/II,  werden  die  Schnlleitangen  aufgefordert,  fttr  die  Terbreitnng  dieser 
beiden  Broscbflren  in  den  Kreisen  der  Lehrer,  Eltern  und  Schulkinder  in 
entsprechender  Weise  Sorge  m  tragen,  wobei  bemerkt  wird,  dafs  bei  ye^ 
teilung  der  Rroschflren  zu  vemieid(»n  ist,  dafs  das  fttr  die  Kitern  und  die 
Pfleger  von  Kostzöglingen  bestimmte  Heft  in  die  Hände  der  Kinder  kommt, 
und  ?ou  den  betreffenden  Lehrern  darauf  zu  dringen  sein  wud,  dafs 
ihnen  durch  schriftliche  EmpfaDgsbestätiguugen  der  Eltern  oder  ihier 
StellTerti^eter  anch  die  Naehweise  Über  die  tatsfldiHehe  Übergabe  dieser 
Scbrifteh  erbracht  werden. 

Ein  Exemplar  der  Im  [  Im  Broschflren  wird  in  der  Anlage  (als  £^ende 
des  k.  k.  Ministeriums  ftkr  Kultus  und  Unterricht)  fibermittelt. 

Bestellungen  auf  diese  beiden  Broschüren  sind  unmittelbar  der  Direktion 
des  k.  k.  Schnlbü(  berverlags  in  Wien  I.,  Scliwarzenbergstraise  Ö,  ein- 
zusenden, woraul  die  rascheste  Effektuierung  eriblgen  wird. 

*  Vom  Bezirksschulräte  der  Stadt  Wien. 
Der  Torsitsende-StellTertreter. 
(gel.)  GDaLiB. 

(Mitget.  Ton  Dir.  E.  BATB^Wien.) 


tiittaUt. 


Besprechungen. 

H.  Oppenheim,  Die  ersten  Zeichen  der  Nemaitlt  des  Kiidesftltan« 

Berlin,  1904.    Verlag  von  S.  Karger. 

Der  Verfasser,  der  schon  vor  mehreren  Jahren  die  Fra?e,  inwieweit 
die  Erziehung  zur  Ausbildung  und  Bekämpfung  der  Nervosität  beitragen 
hnnn,  in  einem  in  dem  gleichen  Verlage  TerOftentlicbten  Tortrag,  „Nerven- 
leiden nnd  Erziehung",  erOrtert  bat,  stellt  in  der  vorliegenden  Arbeit  in 
allgemeinTerstandlieher  Weise  fOt  Eltern,  Lehrer  nnd  Eizieher  fest,  welche 


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361 


Erscheinangen  vom  Ärztlichen  Standpunkt  ans  als  nervöse  zu  bezeichnen 
sind.   Unter  ausdrücklicher  Beschränkung  auf  das  Gebiet  der  Neorasthenie, 
der  Hysterie  nnd  ihrer  Mischformcü  läfst  er  von  vornherein  das  grolse 
Gebiet  der  organischen  Giehinikiaukiieiten  and  der  Geistesstörungen  ebenso 
vnberlUftsiditigt,  wie  die  Zostände  angeborener  Geistesschwäctie  und  psycho- 
pattiischer  Bfinderweriigkeit.    Sein  Thema  bflden  aom}t  die  eigestlidiai 
Üenroeeii,  anf  deren  liftofigeg  VorkommeB  im  Eindesalier  erst  die  medizi- 
nischen  Forschungen  der  letzten  Jahrzehnte  die  Aofmerksanikeit  gelenkt 
haben.  Wie  nicht  anders  zu  erwarten,  hat  0.  es  verstanden,  das  in  salz- 
losen Einzelerscheinnngen  vorliegende  Material  seinen  inneren  Beziehungen 
nach  derart  zu  pmppieren  und  die  Bedeutung  der  einzelnen  Symptome  so 
ins  rechte  Licht  zu  rücken,  dais  seine  Darstellung  auch  den  Laien  über- 
zeugen niulä,  und  mancher  Pädagoge  nach  der  Lektüre  der  kleinen  Schrift 
an  eine  Bevieion  seines  Urteils  Aber  Termeintlicbe  Unarten  oder  schlechte 
Angewolinheiten  seiner  Schüler  gehen  wird.   Nach  einer  prägnanten  Schil- 
derang  der  Stimmnogsanomalien  nnd  der  abnormen  G^nmtsreaktioi^en  finden 
die  halluzinatorischen  Delirien,  die  Pseudoloda  phantastica,  das  triebartige 
Davonlaufen,  die  geistige  ErschOpfbarkeit  Erwähnung.  An  die  ^98prechnng 
der  nervösen  Schlafstörungen  reiht  sich  die  der  Zwangsvorstellungen,  der 
fftr  die  Schule  besonders  wichtigen  motorischen  und  psychomotorischen 
Reizzuztände.     Tragen  doch  diese  letztgenannten  infolge  der  mit  ihnen 
verbundenen  Zerstreutheit  und  Unaufmerksamkeit  häutig  die  Schuld,  wenn 
hei  befähigten  Kindern  die  Leistungen  nnmeichend  ansMen.    In  engem 
Zasantmenhang  hiennit  stehen  KrampfEoatftnde,  Sprachstörungen,  manche 
Fonnen  des  Zitlema,  wAliread  Lfthmnngssymptome  anf  d^  Boden  der 
nenropathischen  Diathese  mehr  in  den  Hintergrund  treten.    Eine  grofse 
Bedeutung  kommt  dagegen  den  im  Bereiche  des  Blutkreisla^fapparats  anf- 
tretenden  (vasomotorischen)  Stöningen  zu.     Gesondert  von  den  fibrigen 
oenösen  Rti')rungen  am  Verdauuugsapparat,  die  nach  den  Erscheinungen 
ao  den  Empiiudungsnerven  an  die  Keihe  kommen,  bespricht  0.  das  ner- 
vöse Erbrechen.    Und  das  mit  vollem  Kecht-   kommt  dieseni  Symptom 
Mch  sehier  Häofigkeit  doch  eine  Bedeutung  au,  die  tdne  Qeraodiebung 
•Dl  der  Zahl  verwandter  Beschverden  erfordert,  ganz  abgesehen  von  des 
n  seiner  Erklärung  herangezogenen  Momenten,  dals  man  in  ^igen  neben- 
sächlichen Punkten  anderer  Ansicht  sein  kann,  als  der  Verfasser,  ist  bei 
der  Natur  der  zur  Diskussion  stehenden  Dinge  selbstverständlich  und  völlig 
Wlangios.    So  teilt  Referent  niciit  die  fib'-iL'eiis  mit  grolser  Zurückhaltung 
aosfresprochene  Meinung,  dai's  das  Zähneknirschen  im  Schlaf  vorwiegend 
bei  uervösen  Kindern  auftrete.     Ref.  hat  es  bei  einer  Anzalil  sonst  völlig 
serfengesunder  Rinder  beobachtet  und  ist  nicht  geneigt,  trotz  des  häutigen 
aonosymptomatischen  Anftretens  der  ländlichen  Hysterie,  diese  Kinder 
deivegen  als  nervOa  za  beseichaen.  Dr.  HAXBUBOBB^-Breslan. 

Dr.  med  Ralf  Wichmann,  Die  Nenrastheiüa  und  ihre  Behandlnng, 
Ein  Ratgeber  für  Nervenkranke.    3.  Auflage.    Verlag  TOn  Otto  Salle, 

Berlin,  1904.    8«,  192  S.    m  2,—. 

Es  kann  einem  ftlr  Nervciikniuke  hestimmteu  Buche  von  ärztlicher 
belle  kein  besseres  Lob  gespendet  werden,  als  die  Anerkennung,  dais  es 


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262 


jedwi  gebildeten  Patienten  anbedenklich  in  die  Hand  gegeben  werden 
kann.  Das  vorliegende  Werk  enth&It  eine  reiche  Fülle  von  Belehrungen 
und  Anweisongen,  von  denen  einzelne  sich  anch  auf  die  Hygiene  unA 
Patholo<rie  des  kindlichen  Nervensystems  bezielipn  Bei  der  Besprechung 
der  Ursachen  der  Neurasthenie  hat  der  \ertasser  leeenheit,  in  herz- 
erfrischenden Ausführungen  die  Erziehungsfehler  zu  brandmarken  und  das 
System  einer  vemnnftgemäiseu  Erziehong  zu  entwickeln.  Anch  scbnl- 
hygienische  Fragen  werden  da  gestreift»  so  z.  B.  wird  gegen  den  frfihen 
Beginn  des  yormittagsnnterridits  Stellung  genommen.  Der  Yerfuser  ist, 
wenigstens  für  Kinder  unter  14  Jahren,  kein  Anhänger  des  ungeteilten 
Unterrichtes.  Der  ganze  Abschnitt,  der  von  den  Ursachen  der  Neurasthenie 
handelt,  wird  vou  Lehrern  und  Erziehern  nicht,  ohne  nachhaltigen  Eindruck 
zn  hinterlassen,  gelesen  werden  können.         Dr.  MosES-MAunheim. 

Prof.  H.  Cohn  und  Dr.  Rttbexcamp.  Wie  sollen  Bfichep  nnd  Zeit- 
schrifteu  gedruckt  werdeu?  Brauaschweig,  F.  Vieweg  Sohn,  1903. 
Hit  AbUldangen  im  Text  md  zdm  Dmekprobetaleln.  8^,  112  S. 
M,  2,00,  geb.  M.  2,80. 
In  dem  Aber  100  Seiten  starken,  mit  saUreichen  Abbildungen  und 
Dmdqprobetafeln  versehenen  Bneh,  das  nicht  nur  für  Ärzte  nnd  Hygieniker, 
sondern  anch  für  Lehrer,  Verleger  n.  dgl.  b^timmt  ist,  behandelt  G.  den 
Stoff  in  einor  anch  fflr  den  Laien  interessanten  nnd  ausfülirlichen  ^Vei5e•. 
von  K.  rilliit  um  das  Kapitel  her  über  Papier  und  Schwärze,  vom  tech- 
nischen Standpunkte  aus  hehandelt.  In  den  ersten  Kapiteln  bespricht  C. 
die  von  ihm  schon  vor  40  Jaliren  zuerst  festgestellte  bedenkliche  Zunahme 
der  Knrzsichtigkeit  in  den  höheren  Schulen  nnd  besonders  in  den  höheren 
Klassen,  ein  Besnltat,  das  seitdem  von  vielen  anderen  an  Tanseoden  tod 
Schfllem  bestitigt  werden  konnte;  femer  die  Hand  in  Hand  damit  gehende 
Ahnahme  der  Sehschärfe.  Sodann  weist  C.  in  treffender  Weise  die  von 
manchen  behauptete  Bedeutungslosigkeit  der  Knrzsichtigkeit  zurück,  indem 
er  sowohl  die  Behinderung  des  einzelnen  Tndividnunis  durch  diesen  Zustand, 
als  auch  dessen  Gefahren  für  die  Gesamtheit,  namentlich  für  die  Wehr- 
haftigkeit  des  Heeres,  ins  richtige  Licht  setzt.  Unter  den  mandierlei  Ur- 
sachen der  Kurzsichtigkeit  sei  der  Druck  der  Schul hücli er  und  Zeit- 
schriften erst  in  den  letzten  20  Jahren  eingehender  und  wissenschalllich 

nntersoeht  worden,  zuerst  von  Jayal,  dann  von  Cohn,  Adolf  Wbbsb, 
SoHHELLBB,  Blasius,  Sghübbbt  nnd  Figk,  obwohl,  wie  ans  den  inter- 
essanten gesdiichtiichen  MitteOnngen  des  Yerfassen  hervorgeht,  schon  1746 
der  deutsche  Kaiser  Fbanz  dxb  Erste  in  einem  Patent  ober  das  Bttcher* 
wesen  Verleger  nnd  Drucker  angehalten  hatte,  uSicb  bei  Vermeidung  der 
Kassation  des  Privilcgii  eines  guten  weifsen  Papiers  nnd  lesbaren  Ruchsatzes 
zu  bedienen",  und  ferner  sohnii  der  Philosoph  Kant,  sowie  die  Ärzte 
Hufeland,  Beer  und  Aült  die  Frage  des  Bdcherdruckes  in  seiner  Be- 
ziehung zum  Auge  behandelt  hatten.  Sodann  werden  die  verschiedenen,  für  die 
wissenschaftliche  Beurteünng  des  Buchdruckes  in  Betracht  kommenden  Ma&e 
besprochen,  zonAehst  die  Grüfte  der  Bnehstaben,  welche  am  besten  am  Bach* 
Stäben  „n'  gemessen  wird.  Als  geringste  zaUlssige  Höhe  wird  1,6  mm, 
sog.  Korpasdmcfc,  bezeichnet,  für  welche  sich  auch  A.  Wxbbb  ansgesprochen 


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263 


kat;  €8  lumdeli  sich  ja,  wie  C.  mit  Recht  betont,  nieht  nm  das  b)ol86 

Erkennen  einor  bpstimmten  Schrift^öfse  in  einer  gewissen  Entfernung  — 
denn  dafür    mieten  auch  kleinere  Buchstaben  — ,  sondern   um  mühe- 
loses, flielsendes,  oft  stundenlanges  Lesen  bei  häufig  schlechter 
Belenchtnng  in  Schulen  sowohl  als  zu  Hause.    Bei  Buchstaben  von  über 
2  mm  Uöhe  nimmt  nach  Webebs  Y ersuchen  die  Keckheit  des  Lesens 
nieder  ab;  in  Fibeln  mm  Lesenlernen  sollten  die  Bndutaben  nicht  nnt«r 
4  mm  hoch  sein.   0ie  Dicke  der  Buchstaben  beiw.  des  ersten  Grand- 
Striches  des  n  (mit  Lope  nnd  Nonins  za  messen)  soll  nicht  unter  0,25  nun 
liiiken.    Der  sog.  Durchschnfs  oder  Zeileoabitand  soll  nicht  geringer  als 
2,5  mm  sein,  in  der  Regel  sogar  mehr  betragen.    Was  die  App röche 
(Zwischenraum  zwischen  den  einzelnen  Buchstaben)  un(i  y<oi1cn länge  an- 
langt, so  soll  letztere  nicht  über  lUU  nim,  noch  besser  nur  UO  mm  be- 
tragen mit  höchstens  60  Buchstaben.    Sehr  wichtig  ist  auch  die  Buch- 
alaben form:  am  meisten  leserlich  sind  diejenigen  Buchstaben,  welche  die 
venigsten  Schnörkel  zeigen.    Deshalb  entscheidet  sich  C.  auch  in  ein- 
gdiender  Beireisfflhning  nnter  Berficksiditigung  too  Ficks  Yenmeben  ftr 
Eiafllhnuig  der  Antiqua;  der  lateinische  Drack  lese  sieh  leicht«  als  der 
deutsche,  aach  mflisten  unsere  Schnlldnder  acht  Alphabete  lernen;  zudem 
sei  die  Fraktnr,  vie  historische  Studien  leigten,  gar  keine  „deutsche 
Schrift",   sondern  stamme  aus  den   von   den   Mönchen  verschnörkelten 
deutschen  Buchstaben.    Der  von  Schübebt  1892  eingeführte  Begriff  der 
Druckdicht  ig  Ii  ei  t  (Anzahl  der  auf  einen  Quadratzentimeter  im  Durch- 
schnitt kommenden  Buchstaben)  sei  auch  sehr  wichtig,  doch  in  neuester  Zeit 
als  Messung  überflüssig  geworden  durch  den  von  C.  angegebenen  Zeilen- 
Uhler,  ein  in  in  einem  Karton  anagesclinittenes  Loch  too  1  qcm;  nnr 
wenn  keine  Spar  mehr  als  zwei  Zeilen  im  Loche  sichtbar  ist, 
entspricht  der  Brock  inGröfse  nnd  Durch  sehn  fs  den  oben  als 
hygienisch  wünschenswert  genannten  Mafsen. 

Leider  entapricht  das  Ergebnis  der  Messung  des  Dmckes  in  Bttcheim 
tnd  ZeitnoL'pn,  von  denen  C.  eine  grofse  Reihe  untersucht  hat,  keiiieswpf'^ 
diesem  Erfordernis;  speziell  die  ärztlichen,  namentlich  auch  an^renfli /tliclien 
Zeitschriften  und  Bücher,  darunter  auch  solche  über  Hygiene,  hleiljen  weit 
zarück,  ja,  sind  sogar  vielfach  hygienisch  weit  schlechter  als  früher. 
Musiknoten  sollen  nicht  nnter  1,7 ö  hoch,  die  vier  Zwischenräume  nicht 
nter  7  mm  sein;  in  gut  gedruckten  Koten  dürfen  nur  sechs  Notenzeilen 
nf  1  qcm  kommen.  Das  Papier  soU  nach  Jatal  leicht  gelblich,  nach 
A.  Wbbrb  leicht  grau  sdn;  G.  dag^en  und  die  anderen  Autoren  fordern 
weiises,  gleichmärsig  und  nicht  unter  0,075  mm  dickes  Piq^er  mit  mög- 
lichst wenig  beigemengtem  Holzstoff,  satiniert,  ohne  Schattierung,  sorfgum 
getrocknet  nnd  ohne  Glanz.  Der  Druck  soll  tief  tintenschwarz  sein. 

Die  Einzelheiten  der  Kapitel  „Druckerschwärze"  und  „Auge**, 
4Ui4k5taüS(  her  Druck,  Papier  und  Schwärze  vom  technischen  Standpunkte 
[Dr.  RÜBE^CAMi:']  ümd  an  sich  zwar  sehr  intere^äant,  ia^seu  sich  jedoch 
sieht  in  K&rze  wiedergeben. 

Zun  Schfaisse  bespricht  Ck>Hir  Begierungsverttdnongen  Aber  den  Druck 
der  Bieber;  auch  hier  würde  eine  genauere  Wiedergabe  su  weit  führen. 
Die  Kommission  für  Schalgesundheit^ege  in  Homberg  hatte  1882  und 


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2öi 

1898  Eingaben  an  die  bayerische  Begierang  gemacht,  Scfaulbficher  usw., 
die  dea  CtoHHachen  Fordeningeii  nicbt  eotaprechen  —  und  viele  blieben 
weit  dabinter  snrftck  — ,  za  Teibieteii,  beide  Haie  mit  segatiTem  Erfolg; 

die  von  der  Regierung  gehegte  Erwartung  einer  allmählichen  Bessemag 
ist  nicht  eiugetroten ;  die  Gutachten  der  beiden  diesbezüglichen  Regierungs- 
reterenten,  v.  Vorr  bezw.  v  Rothmund,  werden  von  C.  schlagend  wider- 
legt, ja  letzteres  „als  ein  trruisc!^  I  ngltick  für  die  Au;;enhypiene  iler  baye- 
risüben  Schulkinder"  bezeichnet.  Freilich  ist  Österreich  zufolge  einer 
Yerordniiiig  von  T.  Gaütsoh  im  Jibre  t897,  die  audi  Fetitdnick  ( 1 ,25  mm) 
inlftfiit,  ooch  acUimmer  daran.  Dagegen  isl  Ungarn,  wie  in  anderen 
schulhygieniscbo)  Dingen,  so  auch  hierin  uns  v  n an  :  CzAKYä  Vsrordnung, 
1892,  fordert  entsprecheudcs  Papier,  Cicero  (1,75  mm) -Druck  für  die 
Elementar«,  Garmoudbuchstaben  für  die  höheren  Schul eo,  und  Vcrmeidnog 
von  rctit-Komprefs.  Dafs  Cottxs  Forderung:  „Kort  mit  jedem  Buch  und 
mit  jeihT  Zeitung,  iu  welchen  mehr  als  zwei  Zeilen  im  Quadratzentimeter 
sichtbar  iiiad!''  auch  vom  finanziellen  Standpunkt  des  Druckers  und  Ver- 
legers mOglicb  ist,  bat  er  an  mehriicben  Stellen  dargetan.  Ein  reicbes 
Litentorreneicbnis  nnd  sebn  Dmckprobentafeln  schlielsea  die  verdienstTolle 
Schrift,  weldier  bester  praktischer  £rfolg  am^  ui  dieser  Stelle  gewünscht 
sei.  In  si)flterer  Auflage  liefse  sich  wohl  auch  die  Kurventafel,  welche 
übrigens  in  C.s  Lehrbnch  der  TlTgienc  des  Auges  viel  lipsser  wiedergegeben 
ist,  in  einer  augenhygienisch  ein  wandsfreieren  Weist-  anbringen. 

Dr.  MEüBUKOER-Nürnberg. 

Dr.  med.  Ovto  Sichbbeb.   Hygieie  des  AmgtB  im  gesiudeB  nid 
kniken  Zustande.  SiblhOiek  für  OesunäkSiapfkge,  Band  4.  Stottr 

gart,  E.  II.  Moritz.    Eleg.  geb.  M.  1.50. 

Wir  halten  es  für  dnrchaus  verdienstlich,  wissenschaftliche  Kenntnisse 
zu  poi»ularisieren.  haui)t.sächlich  auch  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene.  Alles 
aber  han^'t  dabei  al)  von  tieni  „Wie".  Die  Fnniening  .,niclit  zu  viel  und 
nicht  zu  vveuig''  ial  oft  bchwer  zu  eilülieu  uud  setzt  völliges  Beherrschen 
eines  Gebietes  vorans. 

Bsam  Durchlesen  des  Torliegenden  Bttchleins  haben  wir  diesen 
strengen  Mafsstab  angelegt,  nnd  es  hat  ihn  so  gut  ertragen,  da&  wir  den 
vortrefflichen  Katgeber  nur  warm  empfehlen  können.  Lehrer  nnd  gebildete 
Laien  i^'h-s  Standes  werden  illr  sich  nnd  ihre  Kinder  reiche  Belehrung 
darin  hnden. 

Bei  einzelnen  Fragen,  die  noch  nicht  durchaus  übereinstimmend  be- 
antwortet werden,  kann  man  freilich  gelegentlich  anderer  Meinung  sein  als 
der  Verfsaser.  Doch  tut  das  dem  Wert  des  Bflcbleins  keinen  Eintrag, 
nnd  wenn  ich  schnell  einige  Anssetsnngen  anbringe,  so  geschieht  es  mehr, 

nm  zu  zeigen,  wie  wenig  eigentlich  auszusetzen  ist. 

So  lesen  wir  auf  Seite  23,  dafs  der  kleinste  Sehwinkel  eines  normalen 
Auges  eine  Minute  betrage,  während  doch  gleich  naihlirr  von  doi)pelter 
und  dreifacher  Sehschärfe  gesprochen  wird.  Mit  dieser  u  i  u  liti^en  Formu- 
lierung müssen  wir  einmal  brecbeu.  Mach  den  Krfuhruugun  der  letzten 
10—30  Jahre  wird  man  besser  sagen,  dafii  der  Sebwinkd  eines  normalen 
Anges  hd  ch  stens  eine  Hinnte,  meistens  nber  nnr  V*  bis  Vs  Hinnten  betrage* 


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265 


Mit  der  ohne  Einptchränkunj;  ausgesprorheneu  Forderung,  der  Abstand 
des  Auges  bei  der  Nahrarlteit  soll  niemaU  kleiner  als  Met^r  sein 
(Seite  36),  kaim  man  deu  Lehrer  in  Verlegenheit  bringen  und  dem  Kinde 
üorecht  ton  besw.  ünmögliches  varliogen.  Es  gibt  eben  Sehiehirfen  und 
ftgchnagwcthmtniMe,  die  diese  Fordenug  einfacb  ilhuorisdi  mecben. 

^Die  deutsche  Schrift  ist  dem  Auge  nicht  gefährlicher  als  die  latei- 
nische" (S.  39).  So  unwahrscheinlich  die  Richtigkeit  dieses  Ausspruches 
TOD  Tomherein  ist,  m  wollen  wir  ihn  U\r  finmal  pcltrn  lassen.  Was  wir 
in  erster  Linie  mit  aller  Macht  bekänipien  soUeu,  das  ist  die  verderbliche  , 
Doppelspnr igkeit ,  die  uns  die  Zeit  für  NQtzlicheres,  hauptsächlich  für 
Tiinien  oder  Uberhaupt  körperliche  Ausbildung,  raubt.  Also  fort  mit  der 
euwo  der  beiden  Scbriftenl  Da  wir  nmi  tber  fremder  Sprachen  nnd  der 
intenationalen  Aniördenmges  wegen  die  lateinische  Schrift  nicht  entbehren 
können,  so  weiche  eben  die  sog.  «deotsche'' 

.,r{e/ÜLrlieli  des  Alkohols  kann  man  wolil  «snjron,  dafs  eine  Aufnahme 
Ton  1  Liter  Hier  oder  Liter  Wein  töglii  li  immer  noch  als  eine  mäl'sige 
Alkohohneuge  gelten  kann"  (S.  1U9)!!  Da  hat  otienliar  <ler  Geniii«;  loci 
dem  Yerfiasser  die  Feder  geftüirt.  Wir  wünschen  dem  iiüchlein  recht 
Tisle  Aoflagen  nnd  holEen  nnd  erwarten  nur,  dals  sich  diese  Alkoholnienge 
nit  jeder  nenen  Anfinge  erheblich  ▼ermindere. 

Dr.  med.  A.  STmoiB-Zürich. 


Bibliographie. 
Di«  mit  *  beBeiohneten  Werke  wurden  der  Redaktion  angeeandt 

*A£MM£K  Fritz.  Eine  SchulepidettUe  von  Tremor  hysterkus.  luaug.-Diss. 

Baad,  1893.   Gr.  8^   45  8. 
^Annales  de  Ja  liMati  des  Seime»  de  VUnhemU  de  Tcvkuee.  Den- 

xi^me  S^rie,  Tome  V,  1903. 
*  Annali  d'igihie  sperimentale,  e  Dir.  dal  Prof.  AüQLOLOlIilil.    Vol.  XIY 

(N.  S.).    Fase.  I,  Anno  1904. 
*Arrhivio  di  Oriopedin.    Anno  XXI.    Fase.  1®.    Milano,  1904. 
*Ardiw  für  Bassen-  und  Geadischafls-Biologk.   Berlin,  1904.   1.  Jahrg., 

1.  Heft,  Jan.  1904. 
^AmBOHT,  SL,  Dr.  Über  LmigensekinndBU^,  Magdeborg,  Faber,  1904. 

8«.   30  8.  0,60. 
*Bachmann,  Dr.    Lignolshcu,  ein  neues  Mittel  zur  Tilgung  des  feinen 

Stauhes  in  sesdilossenen  K  umien.    T.eiii/.if^.  F.  Leineweber.    8®.    9  3. 

i^f'P  -Abdr.  a.  d.  Zeit^^f  In    Gei^undheit,  1903,  Nr.  23. 
*1>1BH^%  Georob  U.  Isatural  Veniüation,  Reprinted  trom  the  „Building 

News  ,  March,  1904. 
^BObOBiBrBunm,  IL,  Dr.  med.   Kmr»e  OrwadtOge  der  Emähnm§B- 

0ienipie  auf  Qnmd  der  Energi^-Spamn/mg  der  Nährmg,   Berlin,  Otto 

Salle,  1908.   8<>.   60  S. 
*BuNQE,  6.  y.    Alkohel»atms  und  Bennwralim,    8ep.-Abdr.  a.  Virch. 

Arch.  f.  path.  Anat.  usw.    175.  Bd.,  1904. 
*COHN,  Herm.,  Prof.    über  die  Notwendigkeit  von  Schut-Augcnärz^  n  in 

Breslau.    Ein  offener  Brief  an  den  hochl.  Magistrat  d.  Stadt  iircaiuu. 


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266 


Sep.-Abdr.  a.  d.  Wochenschr.  f.  Ther.  o.  Hyg.  d.  Anges.   Jahrg.  VII, 

Nr.  17  u.  18. 

♦Cohn,  Herm.,  Prof.  SchithiU'inmrste.    Erwiderong.  Sep.-Abdr. 

a.  d.  liresl.  Gemeinde-Bl.,  Nr.  8,  i9ü4. 
*Deliu8,  Baarat.    t)ler  die  Emrkktunig  vm  S^mlahortm^  Qtrm  Betrieb 

und  ihre  DeemfdsHon,   Die  QfisnndheitBWirte  der  Sehnle.    n.  Jahrg., 

1904,  Nr.  3. 

*DbBINO,  Dr.    Die  Schtdbamkfirage.    Erit.  Erörtening  des  gegenwärtigea 
Standes  der  Scbalbankfrage.  Mit  24  AbbOdgn.  Leipzig,  F.  I^einewebeTi 
1904.    Geh.  M  1.20,  geb.  M  1.80. 
*J)ic  sfädtisrhe  Schuleahnklinik  m  Sirafeburg  im  Elsaß  md  ihre  TäUgkeU. 

StniTsburg,  1904.    8^    8  S. 
Ehrio,  Dr.    Zur  Srhulhankfrane.    Gesundheit,  29.  Jahrg..  1904,  Nr.  7. 
*EiCH  HORST,  Prof.    Das  Uerz  im  gesunden  und  kranken  Zustande.  Bibl. 
d.  GesQBdbdtspfl.,  Bd.  11.   Stattgart,  E.  H.  MorSts,  1904.    Kl.  8*. 
94  S.   Brosch.  M  1.20,  geb.  JM  1.50. 
*£WALD,  Prof.    Moffen,  Dorm,  i^fter,  Niere  im  ffeeunden  umd  knmkm 
Zusfande.    Bibl.  d.  Gesondheitspfl.,  Bd.  10.    Stuttgart,  E.  H.  MoriU, 
1904.    Kl.  8^    136  S.    Brosch.  M.  1.20,  geb.  Ji  1.50. 
*F6ri:t.  A.    Stüdes  mr  Tnngihie  srolalre.    Paris.  1900.    8^.    309  S. 
*Gkkloff,  Dr.    Die  offniff^rhc  (ie.^undheUspfJccie.  mit  bes.  BerücksicbtifTung 
der  Verhältnisse  iu  den  kleinereu  Städten  und  auf  dem  Lande,  üambiug 
a.  Leipzig,  Leop.  Voss,  1903.    8°.    100  S. 
^Gesunde  Jugend.    IV.  Jahrg.,  Heft  1/2,  1904, 

F0R8TBR,  Fbitk,  Dr.   Kmd  wnd  ÄOuiM.   öff.  Vortrag,  geh.  Im 
Verein  f.  Volkehjgiene  so  I>re8den. 

«  Qelt  6/6.   Leipzig  v.  Berlin,  B.  G.  Teubner,  1904. 

KBBSBBITTKR,  Oskar,  Dr.   Die  hauptsächlichsten  Getrünke  der  Z6g- 

1in_'e  einer  Berliner  Realschule  und  ihr  Wert  für  die  Schüler. 
Kalle,  F.,  Prof.  Beobachtongen  tiber  scbnlftrztliche  Erfahnmgeo  in 
Wiesbaden. 

Jaeoer,  Alfred.    Zur  KLlorm  der  I  .rilirMibun?en  iu  der  Schule. 
•GoTSCHLiCH,  F.,  Reichenbach,  Prof.,  Wulpekt,  11.    Die  Tagesli^ 

messung  m  SckideH.  Mit  2  Abbildgn.  im  Text.  Sep.-Abdr.  a.  d.  Uin. 

Jahrbneh,  Xn.  Bd.,  1904.   8^   48  S. 
*6eibsbach,  H.    Der  8kmd  der  StM^^giene  tu  JOeiUeMmd.  Vortr., 

geh.  am  25.  Sept.  1903  in  der  75.  Vers.  D.  Naturf.  o.  Ärzte  in  KiaNl. 

Leipzig.  F.  W.  Vogel.    Gr.  8^    96  S.    M  1.50. 
♦Gruber,   Max,   Prof.     TTiigienc  df^   Gesrhlechtslehens,  dargestellt 

Männer.     Bihl.  d.  (iesuDdheitspH.,  Bd.  13.    Stuttgart,  £.  H.  MohU, 

1904.    Kl.         84  S.    M  1.50. 
*HEYDNEß,   üEORQ.    Die  Scheidung  der  Schüler  nach  ihrer  Begabung. 

Ein  Wort  wider  daä  Mannheimer  System  SiCKlNaBHs.  NOmberg, 

F^.  Koni,  1904.  8^.  15  S.  Sep.-Abdr.  a.  d.  k.  bayer.  8ebnbtg< 
^HnmiloSR,  Carl,  Prof.   Die  Velkeedmlhäitaer  •»  den  vereMImm 

Zämdem,  HI.  VollnechQlbiiuer  in  Frankreich.  Mit  453  Abbildgn  im 

Text  nnd  2  Tafdn.  Stattgart,  A.  Bergstrlsaer,  1904.  Qr.  tt<^.  216  S. 

Jü  12.00. 


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267 


*Hygienhch€  Sektion  der  Schlesi sehen  Gesellschaft  in  Breslau.   Sitzung  am 

?n   lan.  1904.    Sep. -Abdr.  a.  d.  Wochenschr.  f.  Tlier.  n,  Hyg.  d. 

Auges.    Jahrg.  VII,  Nr.  19. 
•JULIUSBURGBR,  OTTO,  Dr.     Gegen  dm  Äfkohol  GemeiDverständliche 

Aofsätze.    Mit  einem  Vorworte  von  Prof.  A.  Forkl.    Berlin,  Franz 

Wunder,  1904.    8^   88  S.    M  1,00. 
*jQumdi  de  I^skoMre^  publ.  par  le  Dr.  J.  RmiRB.    1.  Ann^e, 

No.  2,  Ami  1904.  Ptois. 
^UEKM,  E.,  Lehrer.  Beitrag  mr  Schulgesundheifspffege  m  der  Elementar- 

D.  Gesundheitswarte  d.  Schule.    II.  Jahri?.,  1904,  Nr.  4. 
•KoTTöEN,  Dr.,  nnd  Steinhaus,  F.,  Dr.    über  lieinigung  von  SchiU- 

Mimmern  uml  Anwefidung  staubbindender  FufshorJmßle,    Centralbl.  f. 

allg.  Gesundheitspfl.    XXHI.  Jahrg.,  3/4.  H.,  1904. 
*Kra/t  und  SchönJieit,  Monatsschr.  d.  D.  Vereins  f.  yerndnftige  Leibeszucht. 

4.  Jahrg..  Febr.  1904.    X  0.35. 
*SaAVS»  SlSQHUVD.  KinäenarheH  md  ffeaetgUOter  XMenehuU  in  ^ler- 

reidh.  Wiener  ataatswissenseh.  Stadien.  V.  Bd.,  3.  H.  Wien  v.  Leipzig, 

Franz  Denticke.    Gr.  8^    203  8.    M  4.20. 
♦Laqüer,  L.,  Dr.  Die  Aussonderung  der  Schwachsinnigen  au<  'hvi  höheren 

Lehramialten.   D.  Gesundhcitswarte  d.  Schale.   II.  Jahrg.,  19Ü4,  Nr.  2. 
*Xü8SBAU.M,  II.  Chr.,  Prof.    Der  gesundheitliche  Wert  niedrig  tempe- 
rierter Heizkörper  für  Srhuhimmer    Sond.-Abdr.  a.  d   Ges.  Ingenieur. 
*Maykh,  Emil.    Der  Neubau  des  Königin  Kathannenstt/ts  in  Stuttgart. 

Mit  1  Titelbild  u.  14  Abbildgn.  im  Text.    Berlin,  W.  Emst  &  Sohn, 

1903.   Gr.  8^   21  8. 
*MOllbb,  KabIi.  Der  Voriumer.  Wegweiser  ftr  Tomwarte  v.  Yortomer 

But  einer  ÜbnngsTerteüiing  ftr  drei  Ttimstofro.   2.  nenbearb.  Anfl. 

Leipzig,  B.  YoigtlAnder,  1904.    Kl.  8^    203  S.    M  1.60. 
*Ma«:ES,  Julius,  Dr.    JOae  Sonderklassensystem  der  Mannheimer  Volks- 
schule.   Ein   Beitrag   zur  Hygiene   des  Unterrichts.    Nach  einem  nnf 

dem  I.  intern.  Kongr.  f.  Schulgesundheitspti.  in  Nürnberg  geb.  Vortr. 

Mannheim,  J.  Bensheimcr,  1904.    8^    70  S.    M  0.80. 
*MüLLBR,  P.  JOH.    Untersw'hunyin  iWcr  die  Einrichiunij  iandlicher  Volks- 
schulen mit  mehrsiijsigen  und  mit  eweisitzigen  Subsellien.  Mit  28  Abbildgu. 

im  Test  nnd  15  Steindmcktafebi.  Charlotteuborg,  1904.  2^  14  n.  VUI 8. 
*Pambi9,  B.  Der  St^kfieudis  der  Xinder,  L  Die  SkoHioee.  For  Irzte 

und  Laien.    Dessau,  H.  Oesterwitz,  1902.  Gr.  8^  84  8.  (Mit  Aber 

100  Abbildgn.)    A  1.50. 
•Patz AK,  Jül.  Vrac.  Schule  und  SchiOerkrafl,  Statistische  Versuche  über 

die   Arbeitsleistung    an    höhf^en   Lehranstalten.     Wien    u.  Leipzig, 

A.  Pichlers  Wwe.  &  boha,   1^04.    Mit  110  graph.  Tatelo,    Gr.  8'. 

82  S.    Geh.  M  10,00,  geb.  M  11.00. 
*Paul,  GI'öTäV,  Dr.   Lehrbuch  der  Sotmtologie  und  Hygiene^  für  Dyzeen 

md  verwandle  Insmu,    Wien,  Franz  Denticke,  1904.    8^    175  S. 

Geh«  2  Er.  30  b.,  geb.  2  Kr.  80  b. 
?AiriiBiH,  W.  Dk  JJnaußie»  der  Mißerfdife  maerer  hmlilgen  8eMe  und 

ihre  Bekämpfung.   £in  Beitrag  zur  Frage  der  ParalleliBatieii  naeb 

Flhigkeiten.   Pfldag.  Befonn,  Nr.  10,  1904. 


268 


*Reiüu,  M.,  Dr.    Die  neuesten  Schulbänke  (russ.).    Mit  4  Abbildgo. 

St.  Petersburg,  Wolf,  1904.   Kl.  8**.    35  8. 
*BmiAirN,  G.    SdmoerhffHffef  Ertauble  mä  Taubsiimme.    8.  Aufl. 

Leipzig,  Th.  Grieben,  1903.    Kl.  8^    64  S.    JK  1.00. 

^SOHMID,  F.,  Dr.    Der  XI.  internationale  Kongreß  für  Hygiene  und 

jDernoffraphie  in  Brüssel  1903.    Bericht  za  HftodeA  des  H.  Schweix. 

Bundesrates.    Hern,  1904.    Gr.  S^.    87  S. 
*ScHMrD,  Fr.,  Dr.    Gemndheitsivesm.     H.  2:   Öffenil.  GesHndheiUj>!i< >i& 

und  SanHät{ipoli£ei  (1.  üälttc).   Bibliographie  d.  Schweiz.  Landeskunde. 

Fase.  Y.  8.   Bern.  K.  J.  Wyss,  1903. 
*80HfrDBR,  I>r.  Dk  ToßtmU  in  DmtsMmä  und  ihre  BMn^flmg.  Inshes. 

f.  lizto,  Tierärzte  ti.  Verwaltungsbeamte.   Hamburg  n.  Leipzig,  Leop. 

Voss,  1903.    8^    112  S.  mit  3  Karten. 
*Schul€n  und  S<hulgesundheitspflege  in  Nürnberg.   Festschr.,  d.  I.  intern. 

Konjrrefs  f.  Schulhyg.  in  Nürnberg  am  4. — 9.  April  1904  gewidmet 

vom  Ortsausschufs.    1904.    4°.    187  S. 
*SlCKiNGEB,  A.,  Dr.     Organisation  grofser  Volksschulkörper  nach  der 

mUürlü^im  Leistungsfähigkeit  des  JBndes,  Tortr.,  geh.  auf  d.  1.  intern. 

Kongr.  f.  Schnlhyg.  in  Nflrnberg  am  7.  April  1904.  Uannbeim, 

J.  Tlrnslioiraer,  1904.    8^    85  S.  0.80. 
^Sechzehnter    Jnhrcshericht    der   Ferienkolonie  Töss  pro  1903.  TflM, 

>Valter  <fe  Gremiiiintrcr,  1904.    8^    8  S. 
*Über  Schul?ieieufi{7''ff    Gebr.  EOKllNa,  Aktiengesellsch.,  Körtingsdorl  bei 

Hannover.    2°.    22  S. 
ÜLBIOH,  A..  Dr.  med.  Die  Epilepsie  hei  Kktdem  im  schuljpflichHgen  JUer, 

Schweiz.  BL  f.  Schtdgesiudheitapil.,  Nr.  2,  1904. 
*Ver9ffeniliehunffen  der  Deutschen  Geselhchaft  für  VolksMdcr.    II.  Bd., 

3.  u.  4.  H.    Berlin,  A.  Hirschwald,  1904.    8».    273—523  S. 
*'Vierunddreifsigster  Jahrcshcrichf  des    hjl.  Landcs-Mcdirinal-Kollegiums 

über  das  Medizinalwesen  im  Kgr.  Sachsen  auf  d.  Jätw  1902,  Leipzig, 

F.  W.  Vofrel,  1903     Gr.  8".    ;J23  S. 
*Wehmek,  R.,  Dr.   Enzyklopädisches  UamlbucJi  der  Schuliiygiene.  II.  Abt. 

Hit  805  Abbildgn.   Wien  n.  Leipzig,  A.  Pichlera  Wwe.  A  Sohn,  1904^ 

Gr.  8^  8.  401—1055.  Geh.  M  15.00,  das  ganze  Weric  geh.  M  25.00, 

in  Leinw.  geb.  M  27.00. 
•Weyoandt,  W.,  Dr.    Verhütung  der  Geisteskrankheiten.  Würzbarger 

Abhdlgn.  a.  d.  Ges. -Geb.  d.  prakt.  Mcdiz.   TV.  Bd.,  6,  H.  Warzborg, 

A.  Stuber,  1904.    Gr.  8^.    31  S.    M  0.75. 
WlNQKN,  A.,  Bauiat.   Die  verschiedenen  Meihodm  der  Hell^keitsprüfung, 

Gesnndlieits-Ingeniear,  Nr.  10,  1904. 
WmaOFP,  H.  W.   Material  fibr  die  OrgcmieeMm  grofser  VoOtauMeH 

nach  der  natürUdim  Leishü^fSlikigheU  der  Sinder,   PAdag.  Beform, 

Nr.  16,  1904. 


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IL  Jahrgang. 


1904. 


No.4. 


Das  Schularstwesea  in  Deutschland. 

Bericht  Uber  die  Ergebnieee  einer  Umfrage  bei  den 
grdrseren  Städten  des  deateoben  Eeiebes. 


Am  Schlnfa  des  Absobnittes  aber  die  individnelle  Hygiene  des 
Seknlkindes  ist  eine  allgemeine  Gegenflberstellnng  der  beiden  grolsen 
enppen  aohnündidier  Oberwaehuog  d«r  Eiad«  .m  PhtM,  ein«r 
leiti  der  älteren,  mebr  obeiflfteblicben,  die  als  Typus  A  bemicbnet 
wsrden  soll  und  sieb  dnreb  binfigere  allgemeine  Besiobtigung 
ittsr  Schüler  kennzeichnet,  und  anderseits  der  nach  dem  Beispiele 
Wiesbadens  in  Deutschlands  Schulen  eingeführten,  T}|H18  B,  welche 
eme  gründliche  Untersuchung  jedes  einzelnen  Schulkindes,  ins- 
W>ndere  beim  Eintritt  in  (Jlf  Schule,  vorschreibt. 

Es  wurde  schon  im  uligemeinen  Teil  gesagt,  dafs  der  Typus  A 
Usonders  in  Westfalen  und  Rheinland,  dann  aber  auch  in  einigen 
üMleien  Bezirken  verbreitet  ist,  dort  auf  alten  Regierungs-  nnd 
Kreisverfägnngen  beruht,  gewöhnlich  in  deo  Hftnden  der  Armen-, 
DiBtrikts-  oder  PoUaeiftnBte  li^  nnd  ohne  sebarfe  Grenze  Über- 
Stege  sn  jener  Form  bygieniseber  Sehnlanisiobt  seigt,  welobe  dniob 
^  neue  Kreisantordnnng  gesobaffen  ist,  nnd  welche  naob  der  ein- 
fn^  gegebenen  Begrifibestimmung  in  vorliegender  Arbeit  niebt 
ndir  mm  Sohnlaratwesen  im  enireren  Sinne  gerechnet  werden  soll. 


Von 


Dr.  Paul  Schubebt- Nürnberg. 


Der  Schuiarst.  II.  g 


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66 


270 


A  und  B,  und  zwar  liegen  hier  die  YerliftltDiflse  som  Teil  so  wvmg 
klar,  dftfii  sie  tiotB  aller  bieianf  geriehteten  Sorg&lt  niolit  in  jedem 
Ealle  sweifelloe  festgestellt  werden  kennten.  ESs  kamen  Wider- 
sprüehe  Tor  swisehen  den  Angaben  des  Kreisanstee  nnd  der  Frage- 
bogenbeaniwortong  duroh  die  Gemeinden,  nnd  da  ee  sieh  dabei 
meist  um  kleinere  Orte  handelt,  welche  eine  Sehnlaistordnnng  ent- 
weder überhaupt  niobt  oder  nur  handschriftlich  besitzen,  so  blieb 
nur  der  Auaweg,  bei  der  amtsärztlichen  Aufsichtsbehörde  des  Re- 
gierungsbezirkes Auskunft  zu  erbitten.  Dieselbe  wurde  auch  von 
den  Regierungs-  und  Medizinalräten,  insbesondere  ans  den  west- 
lichen preufsischen  Provinzen  in  liebenswürdigster  und  zum  Teil 
sehr  ausführlicher  Weise  gewährt,  in  einem  Fall  (Trier)  sogar  durch 
den  KegieruDgspräsidenteu  nach  urüftisseuder  amtlicher  Bericht- 
einforderung. Wenn  dennoch  auch  dann  in  einzelnen  Fftllen  Wider- 
sprüche bestehen  zwischen  den  amtlichen  Angaben  und  der  von  den 
Gemeinden  selbst  durch  Fragebogen  oder  Dienstordnung  erteilten 
Auskunft,  so  liegt  dies  zuweilen  anscheinend  an  einer  mangelnden 
Rongmenz  zwischen  Auordnung  und  Ausführung.  In  einseinen 
Fällen  wenigstens  findet  sich  die  Bemerkung,  dals  die  genaue  Unter- 
BuehuDg  der  Kinder,  die  in  der  Dienstordnung  verlangt  wird,  nieht 
Btreng  dnrohgefilhrt  werden  konnte  nnd  dergleichen  mehr. 

Mit  dieeem  Vorbehalt  ist  die  in  Tabelle  I  gegebene  Zusammen- 
stellung der  Typen  A  nnd  B  naeh  ihrer  geographischen 
Verbreitung  au  betrachten.  Bei  Typus  B  ist  zugleich  eine  Zahlung 
der  Schulärzte  hinzugefügt;  bei  Gruppe  A  wurde  davon  abgeseheD, 
weil  in  Tiden  ländlichen  Distrikten  weder  die  Gemebden  noch  die 
beteiligten  ibste  ziffemmfifsig  festgestellt  wcocden  konnten.  Im 
PersonalTeneiohnis  der  Schulfliste,  welches  in  den  letstm  Heften 
dieser  Zeitschrift  verOffentlioht  wurde,  sind  auch  die  Schulärzte  des 
Typus  A  aufgeführt,  soweit  sie  aus  den  Fragebogen  ersehen  werden 
konnten. 

Wie  die  Tabelle  zeigt,  beschrankt  sich  die  Verbreitung  des 
Typus  A  in  Deutschland,  von  dem  isolierten  Senftenberg  in  der 
Provinz  Brandenburg  abgesphen  ,  auf  zwei  (Truppen,  deren  eine  die 
Weätprovinzen  umfaist,  und  deren  andere,  klemere,  im  Königreich 
Sachsen  sich  findet. 

In  dem  alten  Kulturlaude  Rheinland  und  Westfalen,  mit  seinen 
hochentwickelten  Industriebezirken,  besteht  seit  vielen  Jahren  eine 
hygienische  Obsorge  für  die  Schulen,  die  sich  in  gewissem  Grade 
auch  auf  die  Kinder  erstreckt^  vor  allem  die  Überwachung  ansteckender 


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271 


67 


Tabelle  I. 

(veograpUsebe  Yerteilmig  der  Sehnlirite  in  DeatsoUand. 


Staaten, 
betw.  Proyinien 

und 

fi^eningibesirke 


Typai  A 

(rudiinaatlr«  Bin* 


TypuB  B 

(Wiesbadener  Art) 
mit  Angabe  der  Zahl 
der  Schulärzte 


"1 


iMarienwerder . 
rBeriin  


a 


Frtakfort  a.  0. 


(Stettin  . . , 
i{Stralioiid. 
UMib  ... 


^  {Brombofj^  ■  <  •  • 


6. 


Breslau  . 
Liegnits . 
Oppeln., 


Senftenberg 


{Magdelmrg  . . . 
Merseburg .... 
Erfurt  

SLSehlMwig-Holsi. 


iHildeaheim 
{Stade  

Osnabrfidc 
Aurich  . . . . 
Lüneburg  . 


K5nigtbeig  10. 
lutetbQig  2. . . 

DMisig  18  


Berlin  36,  Charlottenburg 

13,  SchÖDeberg  6  

BnmdMibargS,  Bbertwnlde 

2,0runewaldl,  Friedenau 
1,  Gransee  1,  Friedrichs- 
hagen 1,  Lichtenberg  3, 
Neuweifsensee  1,  Pan- 
kow 1,  Steglitz  1,  Qrofs- 
lichterfelde  4,  Britz  1, 
B«ini<^ndorf  2,  Span- 

d«a  1  

Frankfurt  3,  Forst  2.  Cott 
bu8  8  


StetUn  12 


Posen  8   

Brombei^  1  ............ 

Breslau  25  

Görlitz  5  

Königflhtitte  6,  Batibor  9 

Magdeburg  23,  Quedlin- 
burg 3  

Halle  1,  Zeitz  2  

Erfurt  5,  Nordhausen  2, 
Benneokenitein  2  

FlenalKurg  6^  BUnsbom  8, 
Kiel2  

Hannover  1,  Ntonboig  1, 

Hameln  2  

Göttingen  2  


OnMbrfldt  1 


4 

2 


Summa  U  229 


68 


S78 


beiw.  ProvioMn 

Regierungsbezirke 


Tjptts  A 

(rudimentäre  Ein- 


Typus  B 
(Wiesbadener  Art) 
mit  Angabe  der  Zahl 
der  Schulärzte 


^  ■*  3 
'TS  t,  Ot 
:*  >» 


10. 


Münster . 

Hinden 

Arnsberg 


fOti 

U.  I  Wi 


OmmI  


f  Cobleas  .... 
DfiiMldorf .. 


IS. 


GUn. 
Trfor 


Reckliughauseu  Üuer 
6,  GroDMi 

K  r  i  n  1^  fj'p  TT  e  rrlleo  B©* 
stimm  uugeu 

Alle  SidiQMii  det  fie- 
giemngsbezirks  wer« 
den  einer  regelmäfsi- 
geu  Keviaiou  unter- 
worfen 

Rinteln 

Kreis :  ünterweatanndd- 
kreis 

In  einzelnen  Kreisen 
distriktsärztliche  Ke- 
I  vieion 

Altenessen, Beeclc  X i  n fg, 
Viersen,  Oberiiausen 
allgemeine  Reviiion 
durch  die  Armenärzte, 
l)e<?oit(ier8  inMüiichen- 
Gladbacb,  Duisburg, 
Solingen,  Wetel 

Überall  zweimal  jährlich 
armenärsUiche  JKevi- 
sion 

Qersweiler  1 ,  Saar- 
bräoken,  Brebach 


V  Enpen  4 


13.  Hobenzollern  . . 

n.  Ktaigr.  Baytm . 
m.  «  Sntoen 


Augustusburg.  Meissen, 
Riesa,  Presdeu  sum 
Teil 


IV.  „  WOrttonbtrg ' 

V.  GhzQt.  Baden.. 


TrftDiport 

JjütUup  2  

Bielefeld  1,  Herford  1 ... 
Hagea  6  

OMsel  6  

Wiesbaden  7,  Frankfurt  am 
Main  14  


Essen  10,  Borbeck  12, 
Meiderich  6,  Crefeld  ä, 
Lobberich  1,  Dülken  4, 
Miil  heim  a.  Ruhr  2,  Ohligs 
7,  Wald  2,  Remscheid  11, 
(Grafrath  1  


229 
2 
% 


Coln  18^  Bonn  8 


Bischmisheim  1,  Malitett- 
Burbach  3,Riegelsberfi-2. 
Trier  3,  Saarlouis  1,  Dil- 
lingen (?),  St  Jolwnn  9 

Aachen  11,  Stolbeig  5, 
DOren  8  


Nfimberg  15,  Ffirth  4... 

Bautzen  1,  Zittau  1,  Chem- 
nitz 9,  Dresden  16  (zum 
Teil),  Freiberg  1,  Leipzig 
19,  Crimmitschaa  1,  Fel- 
kenstein  1,  Meerane  1, 
Flauen  3,  Reiobenbaoh  1, 
Zwickau  8  


fleUbronn  8 


SoBuna  481 


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273 


69 


bezw.  ProN'inzen 
Qud 

Begiernngtbftfirke 


TL  tkqitMtMMi 


TSLJIzgt  Sachsen- 


Tin.  u.  IX. 


Z.lli|tOWMbiifl. 
XL  „  Brumtobwilg 
Xn.  Hiit  tehiM- 


HT.  bii  XXI.  Hzgt 
Altenbg.  u.  Anhalt, 
FürstentSohwarz- 
barg,  Waldeck, 
Lippe  u.  RmS  I.  L 

XXIL  Farttent 
BMt  J.  L  

nillb.XXV.  Freie 
Städte  Hamburg, 
Lübeck  II.  Bremen 

UYl  Elsafl-Utbr. 


TypQi  A 

(radinmitim  Bin- 


Typus  B 

(Wiesbadener  Art> 
mit  Angabe  der  Zahl 
der  Sohalärste 


Tnueport  I  461 


Dannttadt  4,  Ofl^baeb  6, 

Alzei  1 ,  Giefsen  1 ,  Mainzo, 
Worms  4,  Worms  Land  1 

Apolda  2,  Jena  1,  Weimar  2, 
Ilmenaa  S  


28 


Btsoiuohiffdg  10 . . 


«  •  •  •  ■  • 


10 


Alle  Stadt-  und  Landge- 1 
meioden  86   86 


Coburg  1 


Gen  1, 


Eolmar  2,   Strafsborg  3, 

18 

Summa 

556 

Krankheiteu  zum  Zweck  hat  und  znm  Teil  von  den  R.  liorden 
der  KHjrienintjsbezirke,  zum  andern  Teil  von  jenen  einzelner  üjeise 
Ulid  Gemeinden  iius^'-f^ht. 

Im  Regierungsbezirk  Düsseldorf  bestellt  eine  HegienrngBrer- 

vom  1.  Februar  187Ö,  welche  lautet: 
„Mehrfache  Vorkommnisse  lassen  es  in  sanitärpoliaeilichem  Inter« 
esse  notwendig  enohemen,  dals  die  Volksaohiüen  m  jedem  Halb- 
jahr mindesteoB  eimnal  wegen  dee  Vorkommens  ansteckender  Enink< 
Wtea  (Kopfgrind,  Erätae,  granulöser  Angenentzfindung  usw.)  ftrstlioh 

Oer  Bcholavst.  IL  7 


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70 


874 


revidiert  werden,  wozu  firflher  allgemein  die  Armen&rxte  seitens 
der  Gemeinden  koniEaktlioh  Terpfliehtet  waren.  Da  wo  letsteie 
EinriehtoBg  etwa  nooh  besteht,  liegt  einG^mnd  snr  Ändenmg  sieht 
Tor,  wenn  nnr  darauf  gehalten  wird»  dafs  die  ünteisnchnng  in 
jedem  Halbjahr  anoh  mindestens  einmal  vorgenommen  wird;  in  den 
HbrigeD  Gemeinden  ist  fortan  Yon  den  OrtspoliaeibehOrden  daf&r 
Soige  EU  tragen,  dals  ftrstliohe  Bevisionen  dnreh  praktisohe  Ärzte 
oder  Hedisinalbeamte  ausgeführt  werden,  wobei  dann  gleichseitig 
unter  Beachtung  unserer  Verfügung  vom  14.  April  1874  aueh  auf 
die  sanitären  Verhältnisse  der  ScbuUokale,  der  Subsellien  u.  dgl. 
das  Augenmerk  zu  richten  ist.  Die  auf  Grund  der  Revisionen  an- 
zuordnenden  Mafsregeln  sind  zunächst  im  Ein  vernehmen  mit  den 
revidierenden  Ärzten  eventuell  nach  einzuholenden  Gutachten  des 
kgl.  Kreisphysikus  auszuführen,  während  die  von  den  Revisoren  zu 
erstattenden  Berichte  spätestens  bis  zum  1.  März  l>ezw.  1.  September 
jedes  Jahres  den  kgl.  LandratsUmtorn  einzusenden  sind.  In  den 
im  Frühjahr  und  Herbst  zu  erstattenden  Sanitätsberichten  der  Kreis- 
physiker erwarten  wir  sodann  Mitteilungen  über  den  Ausfall  der 
Bevisionen." 

Dazu  wird  yon  sachkundiger  Seite  bemerkt,  dafe  das  Verfahren 
nicht  sehr  wirksam  war,  und  dafs  vou  den  neuen  kreisärztlichen 
Bestimmungen  mehr  Erfolg  hinsichtlich  Abstellung  der  Mängel  er- 
wartet  wird.  Die  Verfügung  besteht  indessen  auch  beute  noch  zu 
Beoht|  sofern  sie  nicht  auf  Antrag  einzelner  Bürgermeistereien  in 
Orten,  welebe  moderne  scbnlärstUohe  Einriohtnngen  eingeführt  haben, 
ansdrfleklioh  aufgehoben  worden  ist 

Die  für  Bevisionen  im  Sinne  dieser  Begiemngsentsohlie&nng  in 
Gkbrauoh  stehenden  Formulare  enthalten  folgende  Punkte: 
Gesnndheitsanstand  der  Kinder: 

a)  sllgemeiner  Bindmek  (GMobts&rbe,  Haltung,  Belnlichkeit), 

b)  ansteekende  Krankheiten, 

1.  Hautkrankheiten  (Eksem,  Erätze,  Kop^nd  etoi), 

2.  Ansteckende  Augenkranklieiten, 

3.  Infektionskrankheiten  (Diphtherie,  Keuchhusten,  Tuber- 

kulose etc ), 

4.  Sonstige  Krankheiten. 

Die  Wirkung  dieser  Regierangsverfügung  läfst  sich  im  Regierungs- 
bezirke Düsseldorf  darin  vprfnls:en,  dafs  viele  Gemeinden  freiwiiiig 
über  die  Grenzen  d<-s  (i efordoT-ten  Inniinggegangen  sin(i,  ohne  Schul- 
ärzte im  strengereu  VV  ortsinn,  und  ohne  schul&ratiiohe  Dienstordnung. 


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275 


71 


ÜB  diaser  Hiosiobt  and  iiaoli  gfltiger  Mitteilimg  dte  Heran  Bflgienings- 
vnd  tfedinnalnts  Dr.  BIübbb  nonnens 

In  den  Städten  Clere  nnd  Goch  (Kreis  Cleve),  Beeck  (Kreis 
Rühron),  iil  unchen  -  Gladbach  und  Uerdingen  (Kreis  Krefeld) 
finden  vierte Ijäbrli che  Untersnchun^en  der  Schulen  statt,  wobei  fiuch. 
auf  den  Gesundheitszustand  besondere  Rücksiebt  geiionniipn  wird. 
Im  Kreise  Mors  tiodet  nur  in  den  drei,  unter  einem  Bürgermeister 
stehenden  Gemeinden  Kheiuberg,  Lund  (?)  und  Ossenberg  zwei- 
mal  im  Jahre  eine  Einzeluntersnohung  der  Sohnlkinder  statt,  wenn 
Anzeichen  für  eine  Krankheit  Torliegen.  Der  Gksundheitszustand 
der  Kinder  wird  femer  genauer  als  bisher  nntennefat  in  den  Q«- 
meiDden  Steele,  Knpferdreh  nnd  Werden  nnd  im  Kreiae  Rees. 
Mitwirkung  der  Lelirer,  insofern  sie  krankheitarerdftehtige  Kinder 
dem  Sohnlarst  znaohioken,  iet  Torbanden  in  Barmen,  wo  anob  ein 
Spesialarst  ftlr  Ohren,  Nase  nnd  Hals  augesogen  wird,  in  Beeck, 
Solingen-Stadt,  Duisburg  und  einigen  anderen  Orten.  Endlich 
ist  die  grade  im  Regierungsbezirk  Düsseldorf  sehr  häutige  An- 
stellung von  Schulflr;^ten  nach  Tvpus  B  als  eine  erzieherische 
Wirkung  des  Regierungsei  lussea  riuf  dio  Gemeiuden  ajizuselien.  Das 
Verzeichnis  weist  13  solcher  Gemeinden  mit  insgesamt  04  Schul- 
irzten  auf.  Letztere  Zahl  erkl&rt  sich  zum  Teil  daraus,  dafs  an 
sbigen  Orten  sehr  Tiele  Ärzte  zum  schulärztlichen  Dienst  zugezogen 
werden.  So  kommen  z.  B.  in  B orbeck  auf  einen  Schularzt  12 
Klassen,  in  Heideriob  gleicbfiUls  12,  in  Ohligs  8,  in  Rem- 
sebeid  16,  in  DtLlken  10  Klassen.  Schliefsliob  ist  zu  erwflbnen, 
dab  gerade  im  Bezirk  Dttseeldorf  die  Überginge  der  Typen  A  nnd  B 
ahlreich  nnd  teilweise  so  nnmerkltoh  sind,  dals  man  a.  B.  in  den 
Stedten  Orefeld,  D niebarg  nnd  Essen  Uber  die  Znteilnng  im 
Zweifel  sein  kann. 

im  Hegierungsbezirk  Co  In  werden  gleichfalls  sämtliche  Elemen- 
tarschulen des  Bezirks  jährlich  zweimal  durch  die  Armenärzte  revidiert. 
Dabei  wird  darauf  geachtet,  ob  ansteckende  Krankheiten  vorbanden 
sind.  Die  hygienischen  Verhältnisse  der  Schulen  werden  weniger  be- 
rücksichtigt. 

Im  Begiemngsbezirk  Aachen  bestehen  noch  alte  diesbezügliche 
Äoordnungen;  sie  werden  aber  durchaus  nicht  mehr  beacbtetj  nnd 
Si  smd  hier  nnr  £  Schweiler  nnd  Cnpen  zu  nennen,  die  einen 
flbeigangstypna  darstellen. 

Im  B^emngsbezirk  Gobienz  besteben  generelle  Bestimmungen 
nicht:  jedobb  sind  in  den  Bfiigermeistereien  Aden  an,  Kelberg 


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72 


276 


und  Kempenioli  im  Kreiae  Adenau,  und  Avslar  im  Kmm 
Wetslar  die  Dietrikteänte  yerpfliohtet^  die  Sohnlktnder  aUjäbrliBh 
ein-  bis  swelmal  aaf  ansfceokende  Krankheiten  an  nnteisnehen. 

Im  Begienmgebeeirk  Trier  bestellen  gleiebfalls  keine  geneteUen 

Bestimmungen.  Es  werden  in  Prüm  die  Kinder  vierteljährlich  be- 
sichtigt, m  Saarbrücken  halbjährlich,  in  Brebach  ein-  bis  zwei- 
mal im  Jahr.  Auch  hier  stehen  einige  Cfemeinden  mit  ihrer  schul- 
ärztlichen Einrichtung  an  der  Grenze  zwischen  Typus  A  und  ß. 

Westfalen  weist  in  den  Regierungsbezirken  Minden  and 
Münster  einfache  Verhältnisse  auf.  Generelle  Bestimmungen  be- 
stehen in  beiden  nicht,  Schulrevisionen  nach  Typus  A  scheinen  in 
Minden  gans  zu  fehlen,  im  Bezirke  Münster  sind  sie  durch  Eeok* 
linghanaen  (Stadt-  nnd  Landbesirk  des  BMses),  in  Gronan 
(Kreis  Ahaus)  nnd  in  finer  vertreten.  Von  den  sohnlaratliehen 
JBStnricihtnngen  in  Bner,  sowie  von  der  lant  Eragebogen  in  Bottrop 
stattfindenden  genauen  Ünterinobnng  aller  Ijeman&nger  (Typus  B) 
sefaeint  regierungsseitig  uiohts  bekannt  zu  sein. 

Arnsberg  besitet  eine  allgemeine  ärztliche  Schulaufsicht,  die 
schon  alt  und  generell  geregelt  ist.  Die  Ermittluag  des  Arztes  er- 
streckt sich  dabei  nur  auf  kranke  Kinder,  und  nicht  auf  Schul- 
fähigkeit und  auf  Innfende  Untersuchung  allnr  Schulkiuder.  Die 
kreisärztliche  ScbuIiiufMcht  ist  natürlich  von  dieser  durch  die  Ge- 
meinde veraniafsten  ärztlichen  Visitationen  unabhängig,  doch  gehen 
anoh  die  Berichte  der  letzteren  durch  die  Hände  des  Kreisarztes. 
Es  wurde  auf  diese  Arnsberger  Verhältnisse  schon  im  allgemeinen 
Teil  hingewiesen.  Grade  diese  im  Regiemngsbeairk  Arnsberg  herr- 
sefaenden  sohnlftratliehen  Verhältnisse  haben  an  manehem  hart> 
nfiokigen  Irrtum  Anlab  gegeben,  der  sieh  aneh  jetst  noeh  in  der 
Faehliteratnr  fortsdhleppt.  £2s  werden  da  als  sohnlftratliefa  versorgt 
angegeben  die  Städte:  Dortmund,  Book  um,  Herne,  Witten, 
0-elsenkirohen,  Bismarck,  Sohalke,  Wanne,  Wattenseheid, 
Ueckendorf,  Ladensoheid,  Hörde,  Iserlohn,  Siegen, 
Schwelm,  Laugerfeld  u.  a.  m.  An  allen  diesen  Orten  linden 
aber  nur  allgemeine  Besichtigunijen  der  Kinder  statt,  genauer  Unter- 
suchung werden  nur  die  Krankh(iit<\ fritMclitiLrpn  unterworfen;  sie 
geh()ren  also  alle  zu  Typus  A.  Im  ganzen  ilogierungsbezirk  behndet 
sieh  nur  eine  Stadt  mit  VolUchniärzten,  nämlich  Hagen. 

Aus  den  westlichen  Provinzen  kommt  für  Typus  A  nur  noch 
der Begiemngsbezirk  Wiesbaden  in  Betracht,  nnd  swar  im  Unter* 
Westerwald  kr  eis.  Hier  hat  der  Ijandrat  in  jüngster  Zeit  verflogt, 


Digitizod  by  C<.jv.'^. 


277 


73 


dab  die  aftmUiofa«ii  Gemeinden  aeinee  Kreises  sUjihrlioh  yon 
den  EommiinalAnten,  und  wenn  mOglidh,  auch  vom  Knisanto  revi- 
diert werden,  wobei  aneh  die  Soholkinder  einer  ftrstübben  ünter- 
toehuog  untenogen  werden  sollen. 

Die  sweite  grOiaere  Gruppe  Ton  sehtdlntUohen  Einriehtongen 
Dfteb  dem  Typus  A  befindet  sieb  im  Königreich  Sachsen.  Herr 
Geh.  Medizinalrat  Dr.  Erdmann  hatte  die  Güte,  hierüber  folgendes 
mitzuteilen:  „Im  Jiilire  1892  hat  das  Kgl.  sächs.  Aiiuisterium  auf  einen 
Antrag  des  siicbbiächen  Medizmalkollegiums  die  Anstellung  von  be- 
sonderen Schuliirzten  empfohlen,  glaubte  aber  von  Entwerfung  einer 
aligemeinen  Instruktion  absehen  zu  solleu  und  die  weitere  Ent> 
wieklung  den  Gemeinden  je  nach  den  Örtlichen  VerhAltnissen  Uber- 
lassen  zu  können.  Generelle  Bestimmungen  bestehen  snrseit  nicht, 
imd  aber  wohl  im  Laufe  dea  nftohsten  Jahres  zn  erwarten. 

Bekanntliob  waren  die  säobsisehen  StAdte  die  eisten  in  Dentsob- 
buid,  welebe  Sobnlttnte  anstellten,  alle  aber  folgten  an  jener  Zeit 
dem  Tjrpns  A,  wie  dies  avob  Nürnberg  tat»  das  seinerseits  als  erste 
Stadt  dem  sBebsischwi  Beispiel  naeheiferte. 

Der  dtireb  Wiesbaden  herbeigeführte  Umschwung  hat  in- 
zwischen die  gröfseren  Städte  Sachsens  veranlaüat^  ihre  Schularzt- 
ordnung  nach  diesem  Muster  umzugestalten  (auch  Nürnberg  hat 
dietf,  Wie  erwähnt,  im  Jahre  190'6  getan).  Kiue  Reihe  kleinerer 
söchsischer  Städte  ist  aber  noch  der  alten  Art  treu  geblieben.  Es  .sind 
dies,  soweit  ermittelt  werden  konnte,  die  Städte  Augustusburg, 
Meifsen  und  Riesa.  Dresden  befindet  sieh  im  ÜheigangsstadiunL 
In  den  Bezirksschulen  woden  alle  Lemanf^nger  nntersnobt,  wfthrend 
bei  den  BUrgersohulen  nur  diejenigen  Kinder  angesehen  weiden, 
vslebe  der  Xjebrer  Toistellt. 

Znm  Soblnlb  gibt  Tabelle  II  eine  Tergleiehende  Znsammen- 
iteUnng  der  aar  Oberwaobnng  der  individuellen  Hygiene  des  Eindee 
dienenden  Yorscbriften  in  den  Städten  mit  Typus  B. 

Die  unToUlEommeneren  sebuliistlioben  Einrichtnngen  des  Typus  A 
nid  dabei  auJser  acht  gelassen.  Dennoch  umfafst  die  Tabelle 
Iii  Städte,  wobei  die  zahlreichen  Gemeinden  des  Herzogtums 
Sacbsen-MeiniDgen  nur  als  eiue  Nummer  gezählt  sind,  ebenso  die 
Kreise  mit  durohgeftihrtem  Srbular/Awesen  im  Grolsherzogtum  Hessen. 
Die  Hinzufügung  der  ungetähreu  Einwohnerzahl,  sowie  der  einem 
Schularzt  unterstellten  Klassen  soll  die  Beurteilung  der  örtlichen 
Verhältnisse  erleichtern.  Im  übrigen  erklärt  sieh  die  Tabelle  doroh 
die  beigefügten  Anmerkungen  selbst. 


74 


278 


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Untersuchung  der  Kinder 
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genaue  Unter- 
suchung 
aller  Kinder 

nach 
Ermessen 
des  Arztes 

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nach 
Ermessen 
des  Arztes 

üra  3.,  0.  und 
8.  Schuljahr 

alljährlich 
zweimal 

am  Schlufs 
der  Schulzeit 
(Rat  für  dio 

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Ainerking«!  m  Tkbelle  IL 

Die  in  der  TabeDe  mit  *  bezeichaeten  Dienatordnongea  haben  im 
Origiiial  Torgelegen. 

1.  Alzey  besitzt  die  toh  der  grofsherzoglich-bessischen  Regierung 
für  Landgemeinden  entworfene  Dienstordnnti?. 

2.  Hottrop  besitzt  keine  schulärztliche  Dienstorduang. 

3.  Ira  Landkreis  Darmatadt  sind  nach  fitltigcr  Mitteilung  des  Grnfs- 
herzoKÜch  hessischen  Ministeriums  des  Inneni  für  die  Gememdeü 
Arbeilgen,  Eberstadt»  Orieslieim,  Ober-Ramstadt, 
Rofsdorf  und  Pfungstadt  mit  snsammen  27645  Einwohnern 
Schulärzte  vorgesehen,  die  wahrscheinlich  aus  der  Reihe  der  da- 
selbst ansässigen  praktischen  Ärzte  gewählt  werden  niQssen.  Als 
Dienstordnung  wird  die  tod  der  R^eroag  fOr  Landgemeindoi 
entworfene  Dienstordnung  in  Betracht  kommen  fv/!  Alaoy). 

4.  Eb  er  s  w  a  1  d  e  besitzt  keine  pednickte  Dienstordnimg. 

5.  Forst  besitzt  nur  mündliche  Vereiubarung. 

6.  Die  Einrichtung  tritt  in  Görlitz  1904  in  Kraft. 

7.  Herford  hat  nur  mUndliche  Abmachungen. 

8.  Die  Schularatordnung  in  Lobberich  ist  gleich  der  von  Dolkeo. 

9.  Haistatt- Bürbach  besitzt  keine  gedruckte  Dienstordnung. 

10.  Meiningen  bat  fOr  alle  Schulen  des  Landes  Staatsscholflizte 
angestellt;  die  36  Schulärzte  verteilen  sich  also  auf  alle  gröfseren 
Gemeinden  des  Herzogtum«;.  Vergleiche  das  Personalverzeichnis 
der  Schulärzte  unter  „Meinin'-nr' , 

11.  N  euweissensee  besitzt  keine  gedruckte  Schnlarztordnang. 

12.  Nienburg  besitzt  nur  mündliche  "Vereinbamng. 

13.  Nord  hausen  berichtet:  „Dienstordnung  noch  nicht  erlassen.* 

14.  Oppenhelm  (Oroliiherzogtum  Hessen),  hat  ftr  drei  Städte  des 
Kreisee:  Oppenheim,  Nierstein  und  Bodenheim  mit  zu- 
sammen 10387  Eänwohnem  einen  Schularzt  angestellt. 

16.  Riegelsberg  schreibt,  dafs  die  Dienstordnung  im  wesentUchen 
der  Wiesbadener  angepafst  ist. 

16.  In  Spandau  besteht  ein  Provisoiium,  die  Dienstordnung  ist  noch 
nicht  erla'^'^^pn 

17.  In  den  Kreisen  Offenbach,  Worms  und  Mainz  des  Grofs- 
herzogtums  Hessen,  sind  aufser  den  Kreisstädten  auch  noch 
alle  Landgemeinden  mit  Schulärzten  versehen,  und  zwar  ist  diese 
Fonktion  den  Kreisassistensarzten  flbertragen  worden. 

18.  Wenn,  wie  in  Alzey,  genaue  Angaben  ttber  die  Zahl  der  Klassen 
nicht  zu  erlangen  waren,  wurde  sie  annäherungsweise  ans  der 
Zahl  der  Einwohner  berechnet,  derart,  daft  11%  der  Einwohner 
als  im  schulpflichtigen  Alter  stehend  angenommen,  und  50  Kinder 
anf  eine  Klasse  gerechnet  wurden.  Zum  Zeichen,  dafs  die  Zahl 
nicht  auf  genauer  Angabe  beruht,  sondern  berechnet  wurde,  sind 
in  der  Tabell*'  die  Buchstaben  ^ca,"  beigefügt. 

19.  Bielefeld  hat  zunächst  nur  iur  zwei  Bürgerschulen  Schulärzte 
angestellt 


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2Sg 

20.  In  Braun$chweig  tritt  die  genehmigte  Schnlantoidiiiuig  1904 

in  Kraft 

21.  In  Berlin  wenlrn  bri  der  Yoruntersacfaiing  nirht  alle  Kinder 
dorn  Srhiilarzt  vorgeführt,  sondern  nur  jene,  deren  Schultähigkeit 
vom  Schuiküiiimissionsvorsteher  oder  vom  Rektor  angezweifelt  wird. 

22.  I*'Ur  die  Uatersuchung  der  Lernanfäoger  sind  auber  dem  Stadt- 
physikiu  noch  fftnf  «ädere  Ante  angatellt;  danof  benelit  sieh 
wahncheinlidi  die  Aagabei  dab  im  DorGliscIiiutt  selm  KUsaes  nf 
einen  Arzt  kommen. 

28.  In  Cbarlottenbarg  wird  jede  im  ersten  Schuljahr  nntersachto 
Gmppe  von  Scholkindem  auch  in  jedem  folgenden  Jahr  onter- 
sucht,  so  dafs  nach  sieben  Jahren  alle  Kinder  jährlich  cor  Unter* 
snchung  gelangen  werden. 

24.  Die  Insassen  der  Hilfsschule  in  Freiberg  werden  j&hrlich 
untersucht. 

25.  Einen  Gesundheitsbogen  erhalten  in  Berlin  nur  die  Überwachongl* 
Schiller. 

26.  Wo  in  der  Si»alte  filr  Wlgoagen  and  Kesaongen  nichts  NIhem 
bemerkt  wird,  sind  die  Lehrer  damit  betraut. 

27.  In  Dresden  werden  nur  in  den  Bezirkssdiulen  die  Kinder  naob 

Wiesbadener  Muster  genau  untersucht,  in  den  Bürgerschulen  be- 
schränkt man  sich  anf  die  Untersochnng  anscheinend  kranker 
Kinder. 

28.  In  Freiberg  finden  Schädel messungen  der  Schwachbegabten 
Kinder  in  den  Uilfsschuien  stall. 

29.  Eaaen  legt  Gesundheitsbogen  nnr  ftr  Überwachungsschlfler  la. 
SO.  Frankfurt  a.  0.  l&dBt  diejenigen  Kinder  danemd  flbenrsdiea, 

welche  beginnende  WirbdferkrQmmnng  aeigen,  ferner  die  Stot- 
ternden und  die  sehwacfabegabten  Kinder  (Hilfsschulen). 

31.  Halle  und  HannoTor  haben  nnr  fttr  die  Hiltecholeo  einea 
Schularzt. 

32.  Herford  hat  nur  für  einige  Scimlon  einen  Schularzt  aageslelli 
(„Stift"  und  „Berg"  und  Katholische  Schule). 

33.  Halberstadt  läfst  nur  die  Konstitution  „schlecht"  vermerken. 

34.  Kiel  besitzt  einen  Schularzt  fOr  die  Hilfsschule  und  einen  zweiten, 
der  bei  der  Eünverleibong  der  mit  scfanlErztlidier  Einrichlong 
versehenen  Vorstadt  «Gaarden**  mit  llbemommen  wurde.  Di« 
anderen  Schalen  sind  noch  ohne  Schnlant. 

35.  Nenweissensee  hat  probeweise  für  eine  Schale  einen  Schul- 
arzt angestellt. 

36.  Spandau.  Der  Stadtarzt  hat  die  schulärztliche  Arbeit  probe- 
weise und  uueutgeltlich  zunächst  an  einer  Schule  übemonimcD. 

87.  Posen  legt  einen  „Personalbogen"  nur  für  Überwacbnngs- 
schttler  an. 

38.  Trier.  Gesundheitsbogen  wird  nur  für  Überwachnngsschfller 
angelegt. 


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289 


flitittere  JtUttilitit|(]i« 


Sehalärzte  an  hSheren  LehranBtalten.  Mit  dieser  !  rage  hat  sich 
im  vorigen  Jahre  der  Magistrat  ?on  Breslau  beschäftigt.  Er  wandte  sich 
zanächät  an  den  Stadtarzt  Dr.  Oebbegkb,  der  sich  in  seinem  Gutachten 
dafür  aussprach.  Der  Magistrat  wandte  sich  dann  noch  an  die  Ärzte- 
kammer, beror  diese  xnaammentrat,  mide  die  Rrage  im  Frühjahr  in  der 
hjipemsehen  Sektion  ansftbrlidi  besprochen  nnd  sehlieMeh  von  dieser  die 
Resolution  aBgenommen:  „Es  ist  notwendig,  anch  in  höheren  Schulen 
ScfaolArzte  anznstellen.''  In  demselben  Sinne  sprach  sich  dann  auch  die 
Äntekammer  ans.  Nunmehr  aber  hat,  wie  die  „Schlei.  Zfg.**  mitteilt,  die 
städtische  Gymnasial  Deputation  besciilossen,  von  der  AnsteUang  von  Schol- 
ien an  hühereii  Srliiilm  abzusehen. 

Reine  Schulärzte  iii  Eisenach.  Der  Gemeiuderat  dieser  Stadt 
hat  mit  grofser  Minorität  die  Anstellung  von  Schulärzten  abgelehnt. 

Sebnlmril  fi  XaevaDt*  FOr  die  Yolksschnlen  dieser  Stadt  wnide 
in  Beginn  des  laufenden  Jahres  ein  Schnhunt  in  der  Person  des  Dr.  med. 
F&U8B  angestellt.  (Amtl.  MitteUg.) 

Sehllant  in  Ems.  Es  besteht  in  Ems  die  Absicht,  bei  der  Be- 
gieruDg  zu  Wiesbaden  anf  Errichtung  eüier  Schaldeputation  mit  dem 
Bürgermeister  als  Vorstand  hinzuwirken  und  zugleich  einen  Schularzt  anzn- 
itelleD,    Die  Stadt  hat  drei  Volk^'sclinloD  mit  900  bis  1000  Schülern. 

Ärztliche  Überwachung  der  städtischen  Blindenanstalt  zu  Berlin. 
Die  Berliner  Blindenschule  hat  bisher  keineu  Schularzt.  Die  Lücke  soll 
durch  Anstellnng  eines  Arztes  ausgefüllt  werden,  der  künftig  mehrmals  im 
Jthre  die  Zöglinge  zu  nntersochen  hat.  Aneh  die  Teflnehmer  der  Be< 
Khiftigongsanatalt  fBr  Blinde  werden  von  dem  nntersnchenden  Arzt  be^ 
rtdoichtigt  werden.  Es  handelt  sich  in  Blindenschnle  und  Beschäftigungs- 
iQStslt  zusammen  um  rund  220  Personen.  Bei  der  Untersuchung  wird 
besonder«  f\nf  etwaige  Tuberkulose  geachtet  werden,  damit  der  Verbreitung 
tiner  Krankheit  unter  den  Blinden  möglichst  entgogenKctreten  werden  kann. 

Scbalärzte  für  Mittelschulen.  In  Breslau  fand  in  letzter  Sitzung 
der  hygienischen  Sektion  der  Schlesisclien  Gesellschaft  für  vaterländische 
Koltur  die  weitere  Diskussion  über  den  Bericht  der  Kommission  für  An- 
Mtatg  Toa  ScbnlMen  an  höheren  Lehranstalten  stalt.  Befermiien  waren 
Dr.  Samosoh,  Dr.  Reich  ond  Prof.  Dr.  H.  Cohn.  Die  von  den  Beferentea 
nfgestellten  Leitsfttze  worden  hi  der  folgenden  Fassung  angenommen. 
1.  Die  Anstellung  von  Schulärzten  für  höhere  Schalen  ist  notwendig  mit 
Rücksicht  auf  die  Schulen  und  die  Schüler;  Gründe:  a)  Die  längere  Dauer 
dp<  Srhullebens  und  die  intensivere  geistige  Arbeit  in  den  höheren  Schulen 
legen  die  Möglichkeit  eines  uf^^nndheitsschädlichen  Einflusses  gerade  hier 
besonders  nahe,  b)  Die  hygienische  Überwaclnnig  seitens  der  Eltern  ist 
nicht  immer  in  genUgeiKieni  Mafse  vorhanden,  auch  nicht  immer  ausführbar. 
t]  Statistische  Untersuchung  bat  ergeben,  dals  der  Gesundbeitsznatand  in 

De«  Sehnlftrst  IL  ^ 


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höheren  Schulen  ebenfalls  viel  m  wünschen  fibrig  Iftist.  2.  Ohne  Einzel- 
untersuchungen  und  Beobachtungen  der  Scbtkler  Iftfst  sich  der  Einäufs  der 
Scbnlp  auf  den  GesnndheitszustÄnd  der  Schüler  nicht  feststellen.  3.  Die 
Aulgaben  der  Schulärzte  in  den  höheren  Schulen  sind  im  wesentlichen  die- 
selben wie  in  der  YoUneehtde.  4.  Die  befriedigende  Losung  der  Aufgaben 
der  SebvUiygiene  auch  in  den  böberen  Sebnlen  kann  nur  dmeb  ZosarameB- 
wirken  von  Schulärzten  nnd  hygienisch  vorgebildeten  Lebrem  cneidit 
werden.  5.  Aach  der  Kampf  gegen  Tuberkulose,  Alkoholismas  nnd  net' 
?6se  Erkrankungen  gebOrt  sn  dflB  Aufgaben  der  Schnlbygiene  in  den 
höheren  Schulen. 

Jahresberichte  der  StadtgehnlSrete  zu  CbarlottenbErg  Uber  ihre 
Tftti|;keit  im  Scbuljabr  1902/Oli.  Dem  Referenten  lagen  die  Kiuzel- 
berkbte  der  swolf  Scbnlflrzte  flur  die  24  Gbarlottenbnrger  Gemeindeiebnlen 
Yor.   Sie  enthalten  eine  FflUe  Yon  Einaelbeobaobtnngen  nnd  Anregungen, 

ebenso  beweisend  für  die  Liebe  zu  ihrem  Ami  nnd  den  Eifer,  der  die 
Schulärzte  beseelt,  wie  für  den  Nutzen  der  Scbularzteinrichtung  nach  den 
verscliicdensten  Richtungen.  Leider  sind  aber  di*>  Berichte  nicht  nach 
einheitlichen  Gesichtspunkten  abgefafst,  nicht  t mrn  il  die  Tabe]l>  n  sind  ganz 
gleichartig.  Die  von  den  meisten  Herren  wolil  zufolge  persönlicher  Ver- 
einbarung benutzen  Tabellen  zur  Aufnahme  der  bei  den  Untersuchuugeu 
der  Neaeingefichniten  ansgefnndenen  Mängel  konnten  vielleicht  etwas  sweck« 
milaigcr  gestsltet  werden.  So  ersehwert  die  sefar  reitrolle  snbjdktiTe  Ter- 
scbiedenheit  der  Berichte  ein  kurzes  allgemeines  Beferat,  jedoch  lassen 
sich  einzelne  gemeinsame  Punkte  and  AnftchUlsse  Ober  die  wichtigsten 
Verhmtnisse  herausholen. 

Vielfach  hervorgehoben  wird  das  wachsende  Verständnis  der  Eltern 
für  die  Schularzteinrichtung,  welches  auch  durch  die  in  einzelnen  Ta- 
bellen aufgeführten  hohen  Zahlen  der  zu  den  Erstuntersuchuugen  sich  ein- 
findsoden  Eltern  (60 — 70 Vo)  bewiesen  wird.  Die  von  den  Änlen  gege- 
benen Winke  weiden  meist  dankbar  angenommen  md  befolgt 

Nur  beztlglich  der  Scbulbäder,  die  vielfiuh  erscfarscfcond  wenig  benutst 
weiden,  scheint  noch  recht  wenig  Verständnis  m  herrschen. 

Nirht  weniger  erfreulich  als  das  der  Eltern  ist  das  verständnisvolle 
Entg(  ti*'M kommen  der  Rektoren  und  Lehrer,  welches  in  fast  allen  Bencliten 
ausdrücklich  festgestellt  ist,  nur  in  einem  Falle  wird  von  dem  Rektor  und 
Lelirerkollegium  eiuer  Schule  Gegenteiliges  festgestellt. 

Sind  beafifl^tidi  der  Schnkrlnme,  te  Tentilation  und  Heisung,  abge- 
sehen ton  kleinen  Miftständen  des  Betriebes,  keine  erhebliehen  Hiisstinde 
vorbanden,  so  werden  dagegen  fast  in  allen  Berichten  schwere  Klagen  Uber 
die  Schalbänke  erhoben.  Sie  sind  vielfach  alt,  unhygienisch,  meist  nnr 
in  einpr  Gröfse  vorhanden,  häufig:  noch  übersetzt.  Daher  wird  schlechte 
Ilaltung  der  Kinder  gefunden,  und  daher  kommt  wohl  auch  die  ungewöhn- 
lich hohe  Zahl  der  bei  einer  besonderen  diesbezüglichen  Untersuchung  ge- 
fundenen WirbelsÄuleoverkrUmmungeu  j  jedoch  darf  nicht  uaterscblagen 
werden,  dth  fa.  ^nselnen  Sefaolen  indi  sdHm  bei  den  Nemnligenonuninen 
relativ  hohe  Zahlen  gefunden  wurden. 

Bei  den  Neueingescbnlten  sind,  wie  auch  anderwärts,  die  tadellosen, 
gani  gesunden  Kinder  selten.   Die  Zensur  der  allgemeinen  Koosätution 


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[gtt,  mittel,  adtodit)  er^bl  bei  den  TendiiedeDe&  Sdnden  nicht  übereiD- 
rtbomende  Verb&ltniszahlen ;  das  h^ncrt  wohl  Ton  der  verschiedenen  änfseren 
Lage  der  die  einzelnen  Schalen  besuchenden  Kinder  ab;  doch  läfst  sich 
der  durch  die  mehr  oder  weniger  grolsen  Anfordemngen  des  Zensors  an- 
scheinend veranlafsle  Unterschied  hier  nicht  verkennen. 

Über  eine  grofse  Zahl  schwerer  Haut-  und  Haarverunreinigungen  klagt 
nur  ein  Berichterstatter  sehr  stark,  w&hrend  die  anderen  zumeist  bedeu- 
tende Besserangen  gegen  froher  feststdlen.  Eine  mr  BehaadloDg  Ton  ün- 
geziefer  hinaosgegebeoe  Anleitang  findet  von  einzelnen  Inten  selbst  Be- 
■ingetaig. 

In  den  Tabellen  findet  sich  ein  sehr  reiches  Einzelmaterial  nieder- 
gelegt, aber  wie  schon  erw&hnt,  leider  nicht  einheitlich  verarbeitet.  Darfiber 
n  beiiehten,  entiiebt  sich  dem  Rahmen  dieses  Referates. 

(Mitget.  Y.  Dr.  A.  FRANKENBURGF^-Ntimberg.) 

Bchnlberieht  der  Dentsehen  evaD^elischen  FrivatTelksscbnle 

fal  Prag  (Schularzt  Dr.  E.  Veit).  Prag  1903.  Der  Bericht  ist  ein 
erfreolicbes  Beispiel,  wie  gerade  an  einer  kleinen  Schule  (202  Kinder)  die 
lUi^eit  eines  BdndiKtei  aieh  erfreulich  and  segensreich  gestalten  kann, 
•ad  irie  «rfirtgreicher  die  SehnhntinBtitation  tieb  beifibren  wird,  Je  weniger 
Kinder  d^  elnzebien  Sehnlant«  mtenleben.  So  ist  es  dort  mfigtich,  da(b 
bei  Meldnng  von  Infektionskrankheiten  dnrch  10 — 14  Tage  täglich  die 
Besichtigung  aller  Schuler  der  betreffenden  Klasse  stattfindet.  Nachahroens- 
lert  erscheint  auch  das  Verfahren,  wonach  sobald  ein  Kind  den  zweiten 
Tag  ohne  Anc'abe  des  Grandes  fehlt,  der  Lehrer  eine  Rückantwort- 
KorrespöiidcnzKarte  mit  folgendem  Inhalt  absendet:  Der  nnterzeichiiete 
Lehrer  bittet  um  postwendende  Mitteilung,  ob  und  woran  der  Schüler  er- 
liankt  Ist  Die  hygienischen  Terbiltnisse  der  Schote  mfiasen  als  gnte 
bmiehnel  worden.  Der  MIndeBlInllraiim,  wekher  In  den  Klassen  anf  einen 
fieftiler,  tritt  betragt  4,7  cbm  In  der  L  Ktosee;  In  den  ftbrigen  Elasaen 
beträgt  er  5,9 — 5,8—8,4 — 7,6 — 7  cbm.  Nur  in  einer  Klasse  war  fmi 
äeben  Plätzen  freier  Himmel  nicht  m  sehen.  Es  sind  Rettigbänke  Tor> 
lianden  :  täcrlirb  crfolf^  nasse  Reinirnrn^r.  Über  dir  ein^eln^n  UntersuchnngS- 
efgebnisse  s&mtlicher  Schulkinder  geben  genaue  Tabellen  Aufschlufs. 

In  der  7.  und  b.  Klasse  (Mädchen)  hielt  der  Schularzt  im  zweiten 
Halbjahre  wöchentlich  eine  Stunde  Yoiträg  über  Gesuudlieitslehre.  Anfser- 
dem  erörterte  der  Scholarzt  in  einer  Lehrerkonferenz  das  Kapitel  der 
itaiten  InfektlonsknuikheitSB. 

Dir  Bflftelift  Iii  hl  adnen  Etaidbafteii  für  SebnUnte  wie  bufbeeonden 
lir  DiNkiOMii  md  Lebrar  (besonders  Ton  Prifittebnlen)  sehr  lehrreieb. 

(miBit  ?.  Dr.  A.  FBAmcBMBUBSaBFNtiiiberg.) 


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WmuHm^ung  fIr  die  Milinte  is  StottiB. 

§  1. 

Die  Aufgabe  der  Schulärzte  besteht  in  der 

a)  hygienischen  Überwauhuug  sämtlicher  Räume  der  städtischen  Ge* 
ineiiMle-,  Mittel-  and  höheren  Scholen,  sowie  der  sagehörigen 
Einrichtongen ; 

b)  üntenocbnng  der  in  die  GemeiBdesobalen  neo  enfennehmenden 

Kinder  und  Überwachung  der  Kinder  in  den  Oemeindesebalen ; 

c)  Beobachtung  des  GesnndheitBsosUuules  des  Lehipersonals  and  der 
Scholdiener. 

§  2. 

Zur  Effoliung  suiner  Aufgaben  hat  der  Schuhurzt  mindestens  kaib- 
jabrlich  einmal  und  aulserdem,  wenn  besondere  FftUe  es  nötig  machen, 
die  gesondheitlicheD  Yerblltnisse  der  ihm  aherwiesenoi  SeholUiiser  sa 
anterwchen  and  etwaige  Übelstlnde  der  Stadt-Sofanl-Depotatioa  sor  Anzeige 

zn  bringen.  Diese  Untersuchung  erstreckt  sich  ▼omehnlkh  auf  die  Reini- 
gung, Beleuchtung,  Lüftung  und  Heining  der  Blnmei  anf  die  Klosett- 
anlagen  and  die  Wasserrersorgang. 

§  3. 

Die  Schulärzte  haben  die  neu  eintretenden  Kinder  auf  ihren  Ge- 
sundheitszustand and  ihre  Körperbeschaffenheit  za  unteisochen,  am  feeU 
XQStellen,  ob  sie  einer  daaemden  äntUehen  Oberwadrang  oder  besoaderar 
BerOeksiGhtigong  hiasiebtlich  des  Platzes,  der  Teilnahme  an  einnebieo 
Fiebern  oder  dergl.  bedOifen.  Die  Unteimdumg  unterbleibt,  wenn  dies 
Ton  den  Eltern  oder  Erziehern  unter  Beifflgung  eines  bestinunten,  yoa 
einem  Arzte  ausgefüllten  Formular!?  beantragt  wird. 

Über  jedes  untersuchte  Kind  ist  ein  dasselbe  während  seiner  panzen 
Schulzeit  begleitender  „Gesundheitsschein**  auszufallen.  Erscheint  ein  iviad 
einer  ständigen  ärztlichen  Überwachung  bedürftig,  so  ist  darttber  der  Yer- 
meik  „daoemde  flrstlicbe  Überwachong''  anf  der  eceten  Sdte  an  madmiL 

Die  Spalte  »aUgeraelne  KArperbeschaifenbeit''  ist  mit  den  MUkaten 
gut  —  1,  mittel  —  2  und  schlecht  =  3  ansiafällen,  wobei  gat  dnen 
tadellosen  Znstand  bezeichnet  und  schlecht  nur  bei  ausgesprochenen 
Krankbeit^anlagen,  z.  B  starker  Skrophuloae,  hochgradiger  Blatannut  oder 
chrouiächen  Erkrankungen  zu  wählen  ist. 

Wägungen  und  Längemessungen,  soweit  der  Arzt  sie  bei  einzelnen 
Kindern  ffir  erforderlich  hält,  werden  von  den  Klassenlehrem  Yorgenommeit. 
Etwaige  Mesanngen  den  Brnatamfiuiges»  a.  B.  bei  Verdaeht  anl  Longen- 
krankbeit,  sind  aasscUielhlieb  vom  Arste  aneiafllhren. 

Untersuchungen,  welche  eine  Entkleidung  erfordern,  mHasen  bei 
Mädchen  in  Gegenwart  einer  Lehreria  oder  der  Mntter  vorgenommen 
werden. 


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Die  Gesundheitsscbeine  bleiben  wie  die  Stammlisten  in  der  Terwaltong 

dar  Schalen  und  werden  mit  diesen  zusammen  geführt. 

Die  Ge^nndbeitsscheine  werden  bei  der  Aufnahme  der  schulpflichtig 
gewordenen  Kinder  angelegt.  Von  den  zurzeit  die  Schule  besuchenden 
Schülern  wählen  die  Lehrer  alle  ihnen  irgendwie  gesundheitlich  verdächtigen 
aas  and  überweisen  sie  den  Schulärzten  zur  Untersuchnng. 

Den  abgebenden  Kindern  ist  auf  ihren  Wnnsch  ärztlicher  Rat  in  Besag 
laf  die  WaU  Ihres  Benifee  ta  erteUen. 

§4. 

Der  Schalarzt  hat  alle  sechs  Monate  einmal  die  simüichen  Klassen 
der  ihm  flberwiesenen  Gemeindescbulen  zn  besochen  und  dabei  aneh  anf 

den  allgemeinen  GesTindhoit^znstand  der  Kinder  zu  achten. 

Aufserdem  hat  er  alle  vier  Wochen  und,  wenn  ansteckende  Krank- 
heiten auftreteU)  noch  häufiger,  an  bestimmt  im  Schulplan  festgesetzten 
Tagen  Sprechstunden  in  der  Schule  ahziibalten.  Im  Bchinderungsfall  hat 
er  einen  anderen  Termin  festzusetzen,  der  äpäteäteuä  drei  läge  vorher  mit 
dem  SehnUeiter  in  veieinbareii  ist 

Hierbei  sind 

1.  di^enigeB  Kinder,  anf  deren  Geanndhdtsschein  der  Vemerk 

ndanemde  ärztliche  Überwachnng'*  gemacht  ist, 

2.  Kinder,  die  der  Lehrer  Ihm  anf  Gmnd  besonderer  Beobachtungen 

zuführt, 

3.  jedoch  nur  in  dringliehen  Fällen,  kranke  Kinder  ans  anderen,  an 
jenem  Tage  nicht  besuehten  Klassen  ihm  zuzuluiircu. 

Die  Gesttudbeitsscheine  der  zu  untersuchenden  Kinder  sind  vor- 
al^en. 

Dto  SniHche  Behandlung  erkrankter  Schulkinder  iat  nicht  Sache  des 
Sdnhastea.   Eiachemt  eine  solche  notwendig,  ao  sind  die  Eltern  dnrch 

den  Lehrer  mittels  vorgedmckter  Formulare  zn  benachrichtigen.  Den 
Eltern  bleibt  die  Wahl  des  Arztes  überlassen.  Erforderlichenfalls  ist 
jedoch  ein  Hinweis  auf  etwa  notwendig  weidende  Behandlung  dnrch  einen 
Spezialaxzt  zn  machen. 

§  6. 

Die  Schulärzte  sind  verpflichtet,  beim  Besuch  der  Klassen  auch  den 
Gesundheitsznstaüd  des  Leiiipeisouals  zu  beobachten  uud  erforderUcbenfalls 
kt  Stadt-Scbnl-Depntation  Anzeige  zn  erstatten. 

Eine  Uatersochnng  der  Xiehiperaooen  seilens  des  Schnlantes  ifakdet 
sieht  statt 

§  6. 

Die  Schulärzte  haben  Kinder,  welche  aus  Gesundheitsrücksichten  vor- 
zeitig ans  der  Scbnle  entlassen  werden  wollen,  zn  nntersnchen  nnd  ihnen 
darüber  eine  Besclieiiiicmng  auszustellen. 

Die  Sehuliirzte  hüben  die  Untersuchung  der  stotternden  Kinder  vor- 
nmehmen  und  deu  nötigen  liat  für  ihre  Behandlung  zu  erteilen; 

sie  nntersnchen  die  Kinder,  deren  Überführung  in  die  Hilfisklassen  für 
Schwachsinnige  von  den  Lehrern  beantragt  wird  ; 

sie  nntenHt&tzeii  das  Komitee  ÜBr  die  Ferienkolonien  In  der  Auswahl 
der  Khider; 


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sie  prüfen  die  DispensatioEMM]  Ton  einzelnen  Unterricbtsftchern,  soweit 

hypienische  Gründe  vorliecren;  namentlich  beim  Tnrnnnt erriebt  haben  sie 
darüber  zu  entscheiden,  ob  ein  Kind  jiftnziich  oder  nur  teilweise  dispensiert 
werden  soll,  und  au  welcheo  übuDgcu  es  teilnehineii  kaim. 

§  7. 

Zar  Erreichnag  eines  möglichst  gleicliartigen,  zweckm&lsigen  Vor» 
gehens  finden  Tiertet^lhrtioh  einmal  gemeinsame  Bespreebongeo  der  8chn)- 
Arzte  mit  einander  statte  ftr  wetehe  der  von  den  Sehnltatea  «ob  ihrer 
Mitte  gewiUte  Obmann  die  Einladung  ergehen  lllst  nnd  die  Tagesordnong 

bestimmt,  und  in  der  er  den  Vorsitz  fahrt.  —  Der  Stadtscbulrat  ist  zn 
den  Sit7iin7en  einzuladen  ond  ftbrt,  £^1«  er  enweaeod  ist,  den  Yorsiti 
und  hat  Stimmrecht. 

§  «• 

Alljährlich  bis  spätestens  rum  1.  Juli  haben  die  SchnlärTte  Aber  ihre 
Tfttigkeit  im  abgelaufenen  Ver>sii]tungs.iahr  einen  schriftlichen  Behebt  aa 
den  Obmann  einsnrelehen.  Dieser  legt  die  Einselberichte  mit  einem 
Gesamtberichte  bis  zum  1.  September  der  Stndt-Sohnl-Depatation  vor. 

Es  ist  dabei  zn  berOcksicbtigen: 

a)  ziffermifidge  ZnemmensteDong  der  Ergebiiaae  bei  den  An&ahroe- 

nntcrsuchungen, 

b)  Zahl  der  abgehaltenen  Sprechstunden  beiw.  der  Antlichen  Be- 
snche  in  den  Klassen, 

cj  Anzahl  und  Art  der  wichtigeren  Krimuiiiungsiällei  die  in  den 
Schulsprechstunden  ermittelt  sind, 

d)  etwa  erfolgte  besondere  ärztliche  Anordnongeo,  Befreiung  von 
Untenichtsstanden,  BeechrAnkung  in  der  Trilnabme  am  Tmm  i.  tu, 

e)  AastU  der  an  die  Eltern  geeaadtea  eehriftlleheB  Mitteflugen, 

f)  AnzaU  der  danend  vnter  Antliclie  Übenmohnng  geatallH« 
Kinder^ 

g)  snmmarische  Übersicht  Aber  die  Beobachtungen  bei  Übenradnng 
der  SehuhrAume. 

§  f 

Es  wird  erwartet,  dafs  die  Schulärzte  bei  ihren  Feststellungen  vor- 
sichtig jedes  Blolsstellen  der  Schulvirwaltung,  sowie  des  Lehrpersonals  Tor 
den  Sohnlkindem  Termeiden,  auch  dürfen  sie  die  in  amtUcber  EigeMchaft 
gemachten  Beobacfatnugeo  nnr  mit  Geaebmigong  der  StadtMnd-Depilatioii 
TerAffeiidiclieB* 

§  10. 

Diese  Dienstordnong  findet  auf  die  SpeaialAnte  sinngeiiiAlae  Anwendnng. 
Stettin,  den  26.  MAis  1902. 

Dar  Magistrat, 
(gez.)  ÜAKEN.        (gez.)  BXTKL. 


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Milirift  fit  Sd|]ilgeMeit0ii|lege. 


XVII.  Jaüi^ang.  1904.  No.  5. 


•rijiniiiiibl^tiibliitfe«. 

über  die  Hautkrankheiten  der  Schule. 

Von 

Dr.  Alfred  Lewandowski, 
Sohalarst  in  Berlin.^ 

Die  Hautkrankheiten,  welche  das  Kindesalter  treffen,  sirtrl  im 
allgemeinen  nicht  verschieden  von  denen  des  erwachsenen  Menschen. 
Immerhin  gibt  es  Affektionen,  welche  nicht  nur  das  Kinde<^a1ter 
bevonngen,  eondem  auch  durch  einen  besonderen  Verhtuf  eine  Diffe« 
raus  zeigen  gegenttber  ihrem  Auftreten  bei  Erwachsenen.  Für  unsere 
Betnefatnng  kommt  als  wesentlich  hinm,  dafe  dnroh  den  Schnlhesneh 
Nlbii,  mit  aeinem  nahen  Verkehr  der  Kinder  nntereinander  wahrend 
lies  ünterrichtee»  im  Spiele  usw.,  aber  anch  sehen  allein  dnrch  die 
Animmlnng  vieler  Meneehen  in  einem  Banme,  Lnftrerechleohterung, 
BiMhwening  der  Ansdtlnstnng,  knrs  Bedingungen  gesehafi^  werden, 
welche  vorhandene  Hautaffektionen  ungünstig  beeinflussen,  vor  allem 
aber  bei  konstitutionellen  Erkrankungen  die  individuelle  Widerstands- 
krafi  herabsetzen. 

Für  den  Schularzt  scheint  ja  ein  Gesichtspunkt  der  all  gemeinen 
Hygiene  sich  zunächst  von  selbst  aufzudrängen,  —  das  ist  die 
Möglichkeit  der  Infektion  und  die  Bestrebungen  zu  ihrer  Verhütung. 
Man  denkt  vor  allem  dabei  an  die  akuten  Exantheme.  Nun 
sind  aber  ttber  das  sohnlteohnisohe  Vorgehen  bei  diesen  Erkrankungen 
wohl  ttberall  sohon  exakte  Bestimmungen  getrofEen,  so  daüs  hier 
dsiinf  nicht  weiter  eingegangen  an  werden  braucht.  —  Aulser  den 


*  Nach  einem  nm  11  Dezember  IbOö  la  der  Freien  Vereinigung  Berliner 

Schulärzte  jrehaiUueu  \\;rLrug. 

bcbui^esDndbeiUpaege.  XVIL  14 


üigmzeü  by  CjOO^Ic 


296 


akuten  ezanthematiBcheii  lafektionskrankheiien  käme  von  aiiBteokendeii 
Krankheiten  Her  noch  in  Betracht:  Erjthema  mnlti forme  nnd 
nodosnm»  Impetigo  contagiosa,  femer  Scabies,  PedicnlosiB 
und  die  darch  Trichophyton  tonsurans  henrorgemfene  Kr- 

kraukung.  Die  Erytheme,  die  wir  unter  die  Gruppe  der  akuten 
Infektionen  rechnen  müssen,  und  die  in  naher  Beziehung  zum  Gelenk 
rheuinatis  stehen,  g'eben  wohl  nur  dann  VeranhisF^iing'  zum  seliul- 
ärztlicheu  Fiinsrlu eiten,  wenn  sie  epidemischen  Charakter  anaehnien 
Dais  solche  Epidemien  besonders  in  der  Zeit  der  Witterungsurascblä^f- 
Yorkommen,  dürfte  nicht  besweifelt  werden.  Zu  einem  schul&nt- 
liehen  Eiingreifen  wird  wohl  nnr  bei  sehr  schweren  Epidemieo 
Veranlassang  sein.  Der  Ansschlufs  der  erkrankten  Schüler  bat 
selbstrerständlich  schon  im  Interesse  der  übrigen  Kinder  bu  erfolge». 

Die  Impetigo  contagiosa,  welche  eine,  wenn  auch  iolserlioh 
nnerfrenlichCy  so  doch  an  sich  harmlose  nnd  prognostisch  gttnstige 
Affektion  ist,  erfordert  sonftchst  eine  etwas  speziell  dermatologische 
Besprechung  wegen  ihrer  Ähnlichkeit  und  leichten  Verwechslnog 
mit  dem  Ekzema  impetiginosum.  Es  können  Fälle  eintreten,  bei 
denen  man  von  einer  mit  Eiterbläscheu  bedeckten  Haut  im  Äugen- 
blick nicht  mit  Sicherheit  sap^on  I.  mu,  ob  man  es  mit  einem  Falle 
von  Impetigo  contagiosa  odtM  von  Ekzema  impetiginosum  zu  tan  hat. 
Da  kann  nur  die  genetische  Feststellung  retten.  Nun  sind  aber 
die  eitrig-impetiginösen  Erscheinungen  bei  der  Impetigo  das  Prim&re, 
während  sie  beim  Ekzem  erst  ein  sekandftres,  zu  dem  zuerst  ent* 
standenen  Ekzem  nach  einigen  Tagen  hinsogetretenes  Moment  dar- 
stellen; das  Krankheitsbild  an  sich  kann  aber  flberans  ähnlich 
werden.  Man  würde  also  an.  recht  falschen  Schlüssen  gelangen  nach 
der  Seite  der  Obertragharkeit  hin,  wollte  man  Fülle  von  impetigi- 
nOsem  Ekzem  als  kontagiöae  Erkrankungen  deuten  und  danach  seLne 
Maisnahmen  treffen.  Es  ist  deshalb  bei  zweifelhaften  Füllen  die  Er* 
fbrsohung  der  Anamnese  und  der  Entstehungsgeschichte  der  Er- 
krankung auf  das  sorgfältigst«  vorzunehmen. 

Übrigens  glaube  ich  nickt,  daib  schon  einzelne  Fälle  von  Impe 
tigo  contiiLnosH  zu  einem  schuüirztlicben  Eingreifen,  wie  Schlufs 
eiii/elut  :  Klas^t'ii,  \  t  ranlassung  geben  würden.  Die  eiDzelneo  Kinder 
sollten  allerdings  schon  aus  ästhetischen  Gründen  bis  zur  Abheilung 
aus  der  Schule  bleiben.  Bei  gro/ser  Ausdehnung  der  Erkrankung, 
z.  B.  auf  ein  Drittel  der  Schulkinder,  und  bei  Vorkommen  mehrerer 
Fülle  in  anderen  Klassen,  sollte  die  Frage  des  Schlusses  der  Haupt- 
infektionsklasse  erwogen  werden. 


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297 


Ich  hatte  Gelegenheit,  vor  circa  einem  Jahre  aus  Anlafs  einer 
angeblichen  Impetigoinfektion  nach  der  gesetzlichen  Pockenimpfung 
eioe  ganze  Reihe  von  Schulen  zu  untersuchen  und  konnte  trotz  ver- 
einzelter Fälle  von  Impetigo  dem  Kreisarzte,  der  sich  amtlich  dafür 
interessierte,  vollkommen  beruhigende  Auskunft  geben  und  von  irgend- 
welehen  Mafsnahmeii  abraten.  Die  Sache  TarHef  dann  auch  in 
kuier  Zeit  Yollkommen  oKne  Folgan.  Bis  m  welohar  Ausdehnung 
ttbngena  Impetigo  Torkommen  kanii»  mQge  folgendes  Beispiel  er- 
Imient;  1896  erkrankten  im  Lehrerseminar  su  Pirna  vwt  Fünftel 
der  Insassen.  Als  G^nd  wnrde  der  nnreinliehe  Znstand  dar  ga- 
meinsehaftliolian  Wasehittnme  ftstgestellt^  hinler  denen  sieh  dumpfige, 
ttoekige  Gkbranohsgegenstttnde»  wie  Sehwttmma,  Waschlappen,  Zahn- 
bünten  nsw.,  rorgefunden  hatten.  Auch  fand  man  Reste  sobmntzigen 
Wassers.  Die  Anstalt  wurde  auf  mehrere  Wüchon  geachlübaen,  um 
eiaer  gniudlicheu  ileimgung  unterzogen  zu  werden. 

Ich  komme  iiun  zur  Scabies  (Kratze).  Hier  ist  strengstes  und 
schnelUtea  Eingreifen  des  Schularztes  dringend  zu  fordern;  jedes 
scabiöse  oder  scabiesyerdäohtige  Kind  ist  sofort  vom  Unterricht  aus- 
fluohliaTsen  und,  soweit  dies  duroh  £infln(s  des  Schularztes  au  ar- 
reichen  ist,  in  ärztliche  Behandlung  zu  geben.  £s  ist  ferner  zu  er- 
forschen, ob  in  der  Familie  nooh  andere  Fälle  vorhanden  sind,  und 
dsB  Kind  nioht  eher  wieder  nun  Sohnlbesnoh  sosnlassan,  als  bia 
jeder  hAnsUche  Infektionsheid  Termöhtet  ist  Um  aber  ein  Ein- 
gnüen  des  Sohnlarztes  herbeisnftthien,  ist  das  Lehrpereonal  an- 
nweiseu,  jeden  Fall,  wo  sieh  «n  aafMliges  Eratsen  bei  einem  Kinde 
bemeikbar  macht,  dem  Sobnlarat  ansnzeigen.  Nnr  wenn  diese 
Anordnung  strikte  befolgt  wird,  wird  es  möglich  sein,  eine 
Ausdehnung  der  Scabies  zu  verhiudem. 

In  gleicher  Weise  energisch  ist  bei  der  Pediculosis  (Läuse- 
saehtl  vorzuj::ehen.  In  der  Eritmeiimg  vieler  steht  gewifa  noch 
der  Streit,  den  unser  Kollege  jNeumann*  im  Jahre  1896  in  der 
Fr&ge  der  Läusasnoht  in  den  Berliner  Gemeindeschulen  gehabt  hat. 
loh  will  daran  erinnern,  dafs  er  bei  Mädchen  zwischen  6  und  14 
Jahren  bis  zu  44,8  %  mit  Läusen  behaftet  gefunden  hat.  Es  ist 
einleaehtend,  dafs  besonders  die  Mädchenschulen  yon  der  Läusesucht 
Inimgesneht  weiden,  nnd  es  besteht  kein  Zweifel,  dab  die  Sohnle 
die  banptBBchliohste  Gelegenheit  mvt  Yerbreitang  der  Ltase  unter 
deo  Sebnlmidehen  abgibt.   loh  habe  zu  der  Zeit,  als  Ntokauk 


'  Diege  Zeiiachr.  1396.  Nr.  4,  7,  8. 

14* 


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Bein«  FfittMlimg  maohfe»  noch  keine  eigraen  Er&bmiigea  in  den 
Sohnlen  maoken  können,  aeit  über  drei  Jahren  aber,  seitdem  ieh 
also  Gelegenheit  hatte»  darnnf  sn  achten,  mniii  ieh  allerdings  sagen, 
da&  mir  nnr  veroinaelte  FUle  nnd  unter  diesen  nnr  gani  wenige 
sehr  schwerer  Art  an^gelülen  sind.  Ich  lasse  dahingestellt»  ob 
nnd  in  wie  weit  daa  an  den  gAnstigeran  Terhfiltniasen  meines 
Sehttlkreises  liegt  Poliklinisch  habe  ich  dagegen  weitaoa  hfinfiger 
Gelegenheit  gehabt,  Pediculosis  bei  Schnlmftdchen  zn  beobachten. 
Es  bestehen  nun  ganz  bestimmte  Vorschriften  seitens  der  Gemeinde- 
bebörden  znhanden  der  Scbulrektoren,  wie  dabei  zu  Teriahrea  ist, 
und  zwar  sollen  diejenigen  Kinder,  die  mit  Ungeziefer  bebaftet,  und 
deren  Reinigung  nacb  vuilieriger  Aufforderung  durcb  den  betreffenden 
Eektnr  seitens  der  An^^eli^irigen  nicht  erfolgt,  an  das  städtische  Ob- 
dach lu  der  Frfvbelptrafse  behufs  Behandlung  gewiesen  werden.  Wird 
dieser  Aufforderung  nicht  Folge  geleistet,  so  sind  die  eintretenden 
SchulYersäumnisse  in  der  yorgeschriebenen  Weise  zum  Zwecke  der 
Bestrafong  nnnachsichtlich  zur  Anzeige  zn  bringen.  Die  lUktoren 
besitzen  gedmokte  Formulare,  welche  sie  den  Kindern  behnfe  hftiis> 
lieber  Behandlung  mitgeben.  Die  Behandlung  besteht  im  wesent- 
liehen  in  PetrolenmabTeibnngen  abends  Tor  dem  Schlafengehen  nnd 
in  Abwaschen  mit  lanwatmen  Sodawasser  am  nichsten  Moigen, 
dann  Abtrocknnng  nnd  Einreibung  mit  BflboL  Nach  einer  Viertel- 
stunde  soll  dann  das  flaar  mit  einem  Stanbkamm  gut  durch- 
geksmmt  werden.  Diese  Proaedur  ist  an  drei  hintereinander  fol- 
genden Tagen  yonunehmen.' 

Es  wird  von  Interesse  sein,  wenn  ich  zum  Vergleich  den  Modua 
erwShne,  den  die  Wiesbadener  Sdhulverwaltung  eingeführt  hat.  Es 
wird  dort  an  die  Eltern  eine  längere  Mitteilung  gesandt  oder  gegeben, 
welche  1.  das  Resultat  der  arztlichen  Untersuchung,  also  die  Kon- 
statierang  von  Ungeziefer,  2.  die  Behandlung  in  ähnlicher  Weise 
wie  bei  uns,  l^.  aber  —  und  das  ist  ein  sehr  wesentlicher  Punkt  — 
eine  Androhnng  euthält,  nach  welcher  die  zwangsweise  Reini- 
gung des  Jviiidf  s  beantragt  werden  wird,  falls  sich  bei  einer  ?pM- 
teren  Untersuchung,  nach  ca.  8 — 14  Tagen,  eine  noch  nicht  ent- 
sprechende Reinigung  ergeben  sollte.  Für  diesen  Fall  existieren 
ärztliche  Besoheinigungsformulare,  welche  die  Tatsache  der  Erkrankung 
enthalten  und  die  Mitteilnng,  dafs  trots  wiederholter  Ani^orderung 


*  Über  die  BekSmpftmg  der  Llnsesnckt  in  den  Zfiriolier  Votkaioh«leii 
siebe  <fMM  Z«»<^.,  1908.  S.  8i. 


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299 


«ine  genügende  Reinigung  nicht  erfolgt  ist  und  daSs  die  Gefahr  der 
Weitenrerbreitung  beetoht.  Der  Schularzt  beantragt  mmmehr  die 
zwangsweise  Überführung  des  Kindee  in  das  Wiesbadener  8tftdtiBohe 
Kiankenbana»  behnfii  Vornahme  grOndlieher  Beinigfiiiig.  Diese  Be- 
aoheinigitiig  geht  sofort  an  die  Folisei-Direktian,  welehe  das  weitere 
Temnlafot  Man  steht  hieraus,  dab  die  Wieahadener  Verwaltang 
den  Lioaen  noeh  energischer  an  Leibe  geht  ale  die  Berliner.  Ich 
hsse  ea  dahingestellt,  oh  die  poliMÜtohe  Ph>mpiheit  aneh  hei  ans 
erwllnaeht  ist.  loh  will  hei  dieser  Gelegenheit  die  Bemerkung 
nieht  nnterdrfleken,  da6  ich  daa  Ahaehneiden  der  Haare,  welohes  in 
der  Wiesbadener  Verordnung  bei  starker  Anhäufung  als  unbedingt 
notwendig  bezeichnet  wird,  doch  für  recht  i^rauüain  halte  und  glaube, 
dals  zunächst  immer  noch  ein  Versuch  mit  der  Erhaltung  der  Haare 
gemacht  werden  soll.  Das  Krankhoitslnld  selbst  ist  nicht  uninter- 
essant wegen  seiner  Beziehungen  zur  Skrophulose.  Wie  auch  schon 
Nf-umann*  erwähnt,  iflt  es  zweifellos,  dalis  Kinder  mit  Ekzemen, 
r)rüsen5?chwellun2^en  am  Biilsc  und  Niu-ken  —  I)irii:e,  die  aehr  häufig 
im  Verlauf  der  Pediculosis  zu  konstatieren  sind  —  häufig  mit  der 
üiagnoee  Skrophulose  yersehen  werden,  während  in  WirkUohkeit  es 
sich  um  vemaohlisaigte  Pediculosis  handelt.  Nur  die  allergenauests 
Unteranehong  auf  Bäer  kann  dort  vor  recht  empfindlichen  Irrtümern 
schützen.  NEUXAmr  weist  mit  Hecht  daranf  hin,  dab  oft  solchen 
Kindern  Lehertran  Terordnet  wird,  SeehAder  vsw.,  wihiend  die  Iiavs  , 
jahraoBf  jahrein,  Ton  diesen  Maßnahmen  nnhertthrt,  ihre  yerderbliehe 
Tätigkeit  entwickelt  lob  darf  mit  dieser  Bemerkung  die  Liose 
terlasaen  nnd  nnr  nooh  daianf  hinweisen,  dab  in  den  lotsten  Jshren 
die  flänfigkeit  der  Erkrankungen  naohgelasseii  an  hahen  soheini 
Die  dnioh  Pnlex  und  Oimez  herroigemlsnen  Afiektionen 
werden  ja  wohl  selten  einen  solohen  Qrad  annehmen,  dab  ein  Bin- 
greifen  der  Schule  sich  notwendig  machen  sollte;  in  extremen 
Falleu  Wird  nach  Analogie  der  bisherigen  Besprechungen  zu  ver* 
fahren  ^in. 

Dafe  auch  unter  besonders  g"ünsti^en  Umständen  die  durch 
Trichophyton  tonsurans  hervorgprafone  Erkrankung  —  u.uU\r  dem 
Namen  „Herpes  tonsurans"  bekannt  —  e[;idemischen  Charakter  an- 
nehmen kann,  m(^gen  zuei  Beispiele  erläutern.  Im  Stettmer  Waisen- 
hans* erkrankten  zwölf  Knaben  an  Herpos  tonsarana.  Die  Infektion 


<  L.  0. 

«  BsüBrmt  in  dmr  Nemner  46  dsr  Btrl  »Km.  Wod^khr,  1906. 


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300 

wurde  nach  weislich  durch  einen  Knaben  verursacht,  der  die  Krank* 
heit  eingeschleppt  hatte.  Prophylaktische  Desinfektion  der  Gesunden 
und  iBoliemog  der  Erkrankten  verhinderten  weitere  Ausbreitung. 
Femer  erkrankten,  wie  Dr.  Webtheb/  Oberarzt  am  Stadtkranken- 
bans  Friedrichstadt,  berichtet,  17  von  SO  Kindern  eines  dortigen 
Internats  an  Triohophytosis  tonsorans.  Ich  selbst  habe  eine  derartige 
Weiterrerbreitong  yon  Tiiobopbytosis  niemals  beobachtet;  man  et' 
sieht  aber  ana  den  mitgeteilien  Beispielen»  wie  wichtig  unter  Um- 
standen eine  frühzeitige  Erkennung  nnd  Isolierung  sein  kann. 

Die  bishar  besproohenen  Affektionen,  die  wegen  der  Übertrag- 
barkeit, also  wegen  eines  allgemein  hygienischen  Genchtspnnktea, 
unser  schullteatliches  Lifeiease  erfordern,  sind  nun  au  trennen  von 
denen,  die  durch  die  indiTiduelle  Hygiene  des  eiuzeben  Kindes 
eine  besondere  Sorgfidt  seitens  der  Sohulorgane  erheischen.  Es 
handelt  sich  hier  zonftchst  um  die  Skrophulose.  loh  mulk  es  mir 
versagen,  au  dieser  Stelle  die  sehr  interessante  Frage  der  Skrophulose 
und  ihrer  Beziehung  zur  Tuberkulose  zu  erürteiu.  Bekanntlich  ^ibt 
es  Forscher,  die  eine  distinkte  Skrophulose  leugnen  und  nur  eine 
Tuberkulose  anerkennen  wollen.  Ich  crebe  nicht  so  weit,  glaube 
aber  auch,  dafs  die  Duip-nose  Skrophulufee  viel  zu  oft  und  aut  Giuud 
ungenügender  Symptome  geptollt  wird.  Ich  darf  nur  an  das  vorhin 
bei  der  Pediculosis  Gesagte  erinnern.  Immerhin  —  und  auf  diesem 
.  Boden,  glaube  ich.  können  wir  uns  alle  vorläufig  einigen  —  gibt  es 
eine  Reihe  von  Kindern,  die  eine  gaas  bestimmte  Neigunj^  au  Ekzemen 
und  JDrflsensohwellungen  leigen,  eine  Disposition,  die  wir  mit  dem 
Kamen  der  skrophulosen  Diathese  belegen  wollen.  In  der  Mebr- 
sahl  der  FftUe  haben  wir  es  ja  in  der  T^t  in  der  Schule  nicht 
mehr  mit  floiiden  SkxophulosefilUea  au  tun,  —  es  handelt  sich  meist 
um  mehr  oder  minder  stOrende  Hesiduen  abgelaufener  Proaesse;  doch 
kommen  auch  schwerere  Falle  vor,  die  die  Aufmerksamkeit  des 
Schularstee  durchaus  in  Anspruch  nehmen.  Die  Aufgaben,  die  da 
unserer  harren,  sind  recht  schwierige,  oft  unlösbare;  sie  greifen  tief 
in  das  ganze  soaiale  Getriebe  prolefarisehen  QioMadtlebens  ein,  wie 
es  in  der  Wohnungsfrage  seinen  zentralsten  nnd  springendsten  Punkt 
findet.  Und  auch  von  dieser  Seite  aus  mufs  eine  Lösung  dieser 
Frage  in  jedem  einzelnen  i\ille  versucht  weiueu. 

Jeder  Arzt,   der  viel  skrophulöse  Kinder  gesehen  hat,  wird  die 
Erfahrung  gemacht  haben  —  von  Augenärzten  ist  sie  mir  besonders 


'  Mwatsh.  /;  praki.  DermatoL  Band  36,  Nr.  3,  S.  36. 


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oft  bestätigt  worden  — ,  dais  skropbulöse  VeränderuDgen  die  aller 
Bonfltigen  Behandlung  trotzten,  dnreh  einfachen  Wechsel  in  den  all- 
gemeinen  hygieniaohen  Beding;nngen,  Klima,  Pflege,  Emfihnmg  naw., 
eine  ttbeneaehende  Tendems  zur  Aneheilnng  annehmen.  Bei  ekro- 
phnloeen  Blepharitiden  war  es  mir  manohmal  gana  heeonden  auf- 
feUendf 

Eb  erwadumi  danaeh  fikt  den  Soholant  awei  An4;aben.  Bratena, 

das  betreffende  Kind  nicht  einzuschulen  resp.  es  auszu- 
schulen, zweitens  —  uml  das  ist  der  schwierigste  Teil  der  Aufgabe 
—  für  Unterbrino"ung  des  Kindes  in  bessere  hvgieniscbe 
Verhältnisse  Soii^e  zu  treg-en.  Hier  daiUeu  die  lüuuüigfachen 
nnd  segensreichen  Wohitahrtsemrichtungen  in  die  Bresche  treten 
und  iem  Arzte  erlauben,  Eltern  die  Müglichkeit  der  Vei-schickung 
an  die  See  oder  aufs  Land  zu  verschaffen,  denen  sonst  jede  Aussicht 
dazu  mangelt  Dieae  Wohltfttigkeitsyereinignngen  haben  im  Laufe 
der  Zeit  immer  mehr  an  Bedeatnng  gewonnen  und  weiden  es 
eieherlieb  neeh  weiter.  Eis  ist  ja  anoh  sehen  die  Anregung  gemacht 
worden,  eine  Zentralisiemng  aller  dieser  Fttrsorgebestrebnngen 
in  dem  Sinne  anmsireben,  als  dadnroh  der  Sohalarst  in  die  Lage 
Tenetat  werden  soll,  in  intimer  Fühlung  mit  diesen  Institntienen  je 
nach  Lage  des  Falles  sidi  eine  oder  mehrere  derselben  fflr  sein  he* 
soüderes  Bedürfnis  dienstbar  /u  raachen.  Ich  hoffe,  dafs  diese  An- 
regnng  schon  in  kurzer  Zeit  zu  einem  greifbaren  Resultate  fuhren 
wird. 

Wenn  nuu  schon  die  Entfernung  aus  Schule  und  Hans  bei 
skrophulöeen  Kindern  erfreuliche  Kesultate  aufweist,  so  habe  ich  dies 
noch  mehr  und,  wenn  ich  so  sagen  darf,  fast  mit  experimenteller 
Exaktheit  beobachten  können  bei  Kindern  mit  Prurigo,  deren  Be- 
trachtung ich  mich  jetzt  zuwenden  sHiehte. 

Die  Pmrigo  ist  eine  nieht  gar  seltene  Erkrankotig  des  kind* 
liehen  Alters  und  macht  hftnfig  der  sicheren  Erkennung  Sehwierig- 
keüeD  durch  das  Vorhandensein  konsekuttTer  Ekzeme,  welche  die 
Ssene  hehemohen  und  den  pruriginösen  Ursprung  yerdeeken.  Die 
F^go,  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  häufig  nicht  beachtet  und  nicht 
erkannt,  nimmt  ihren  Ursprung  in  den  ersten  Lebensjahren  und 
begleitet,  wie  bekannt,  oft  den  von  ihr  befallenen  Menschen  bis 
zu  seinem  Tode  unter  recht  qnftlenden  Zuständen.  Ich  kann  es  mir 
▼or  einem  Krei von  Sachverständigen  ersjntrpn,  ein  TUld  d^r  Pru- 
rigo in  ausführliclier  Weise  zu  geben.  Nur  uuf  einen  Punkt  möchte 
ich  hier  aufmerksam  machen.    Es  ist  das  die  Tatsache,  dais  häufig 


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802 


bei  kleinen  Kindern  unerklärliche  Urticariaeruptionen  (Nessel- 
fieber) beobachtet  werden,  die  eben,  als  harmlose  Urticaria  gedeutet, 
nicht  besonders  beachtet  werden«  Es  kann  eioli  ja  nnn  in  der  Tel  «n 
bedentnngeloee  ürtioaria  handeln,  aber  häufig  stellt  eie  den  ersten  Be- 
ginn der  Fnirigo  dar,  noeh  lange  vor  dem  etgentiiehen  tjpisehen  Pinirigo- 
ezanthem.  Nnn  ist  noeh  folgendes  an  beachten.  Diese  Emptionen, 
Ton  denen  ieh  soeben  sprach,  nnd  die  gemeinhin  mit  dem  Namen 
Strophnlns  bezeichnet  werden,  fiahren  durchaus  nicht  immer  zu  der 
späteren  schwereren  Erkrankuug  Pruri^^o.'  Es  ist  bekannt,  diiis 
das  Strophulus  oder,  wie  es  Henocu  nanate,  Liehen  Strophnlns,  eine 
überaus  hiiufige  Erkraukung  des  frühesten  kindlichen  Alters  dar.-tdlt, 
die,  ohne  Spuren  zu  hinterlassen,  wieder  verschwinden  knnn.  Datier 
sind  diejenigen  Fälle,  die  wir  bei  schulpflichtigen  Kindern  zu 
beobachten  haben,  kaum  mehr  als  Strophnlns  anzusehen,  sondern 
hier  haben  wir  es  wohl  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  F&Ue 
mit  echter  Prnrigo  an  ton.  Wir  sind  dieser  Affektion  gegenflber 
liemlioh  machtlos;  ich  meine  damit,  unsere  Ennst  gibt  uns  kein 
sogvnanntea  ICttel  an  die  Hand,  nm  sie  an  bekllmpfen.  Aber  wir 
haben  die  Möglichkeit,  dnroh  sorgfältige  Überwachung  der  Diftt^  yer» 
nflnfiige  und  regelmäisige  Hautpflege  in  Qestalt  von  allgemeinen 
nnd  lokalen  Bädern^  durch  Aufenthalt  in  guter  Luft  auf  die  all- 
gemeine Konstitution  einzuwirken,  es  wird  dadurcli  dua  Leiden  wohl 
nicht  beseitigt,  aber  doch  in  ertrilglichen  Grenzen  fjehalten. 

Ich  sprach  vorhin  von  experiiaeiiteller  Exaktheit  in  den  Er- 
fahrungen über  die  Behandlung  pruriginöser  Kinder.  Diese  Erfah- 
rungen stammen  ans  dem  Material  der  Oharite-Poliklinik.  Es  bandelt 
sich  da  um  eine  Reihe  von  Schulkindern,  bei  denen  zunächst  der 
Yennch  einer  günstigen  Beeinflussung  durch  die  eben  erwähnten 
Ratsehlilge  unternommen  und  in  besoheidenem  MalSw  erreicht  wurde. 
Eine  wirkliehe  Wendung  bekam  die  Sache  aber  erst,  als  die  Mög- 
lichkeit entstand,  durch  einen  mehnnonatliohen  Aufenthalt  in  frischer 
Luft,  natOrlieh  immer  noeh  unter  recht  bescheidenen  soaialen  Yer- 
hftltnissen,  andere  hygienische  Bedingungen  für  die  kranken  Kinder 
zu  schaffen.  Die  pruriginösen  Erscheinungen,  wie  sie  nodi  kur« 
vor  der  Abreise  konstatiert  wurden,  sind  nach  Aussage  der  Eltern 
in  überraschend  kurzer  Zeit  geschwunden.    Eine  Angabe,  die  wir 


'  loh  darf  dabei  an  «mea  tehr  intereatanCea  Vortrag  erinnern,  du 
BtASomco  am  17.  Oktober  18M  in  der  Berliaer  Hedirinitohen  QeMlleohaft  iber 
dieie  Bikreakimg  gehattea  hat 


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jft  niehi  prOfea  konnten,  die  uns  aber  dnroh  das  ansgeseiehnete  Avoh 
sahen  dar  Kinder,  speziell  der  Hant»  sofort  naeh  der  Bfiokkehr» 
glaabbaft  gemaolit  wnrde.  Was  wir  aber  kontrollieren  konnten  nnd, 
iob  mnis  es  sagen,  leider  kontrollieren  konnten,  ist,  dafs  die 
DiDge  sich  mit  einem  Schlage  zum  Nachteil  änderten,  sobald  die 
Ivinder  auch  nur  einige  Tage  wieder  in  der  gewohnten  Umgebung 
waren.  Der  Ausschlag,  das  Jucken,  die  Ekzeme  kuinen  wieder,  die 
Krflfte  verfieieu,  und  auch  nach  wiederholter  Verschickung 
stets  dasselbe  Bild.  Nun  ist  das  gewifs  rohe  Empirie,  für  die 
uns  eine  wissenschaftliehe  Erklärung  vorläufig  fehlt;  das  darf  uns 
aber  nicht  abhalten,  diese  Erfahrungen  sohulärztiich  zu  verwerten. 
Damm  sage  ich,  pruriginöse  Kinder  mtlssen  aus  Schale  nnd 
Haus  entfernt  und  in  andere  klimatische  Bedingungen 
▼ersetst  werden.  Ich  weifs  wohl,  dafe  manohe  Ärzte  dem  so- 
goisnnten  Luftwechsel*  skeptisck  gegenüberatehen  —  mir  ging  es 
aneb  so  — t  aber  eben  dieee  Er&hrungen  haben  mir  den  Mut  ge- 
geben, dureh  praktisches  Handeln  der  wissenschaftlichen  Erforschung 
dieser  Probleme  voranzugehen.  Also  auch  in  solchen  Fftllen  mufs 
der  Versuch  gemacht  werden,  die  betreffenden  Kiuder  möglichst 
lanee  aus  der  Schule  zu  entfernen  und  sie  in  andere  und  b 
hygienisch-klimatische  Bedioc^^ungen  zn  bringen.  Wir  dürfen  hoffen, 
üafs  auch  hier  der  Fürsorge  verein  mit  seinen  vorhin  erwähnten 
wohltätigen  Einrichtungen  uns  nützlich  sein  wird.  Ich  möchte 
Dar  ganz  kurz  die  Bemerkung  anschlieÜBen,  dafs  es  auch  schwere 
Fälle  vom  Psoriasis  geben  kann,  bei  denen  in  ähnlicher  Weise  ein 
Vefsaoh,  durch  ibidemng  der  allgemeinen  Lebensbedingungen  einen 
Emfluls  auf  die  Konstitution  zu  gewinnen,  gemacht  werden  mul^. 

Dies  waren  wohl  die  weeentlichstan  Punkte^  in  denen  der  Sobul- 
trst  bei  Hautkrankheiten  in  Tätigkeit  treten  wird.  Ea  steht  zu 
hoffen,  und  wir  haben  weiter  darauf  hin  zu  arbeiten»  daJk  mit  der 
^fseren  Entwicklung  der  Reinlichkeit  in  den  unteren  BevOlkerungs* 
schicliteü,  durch  die  Erweiterung  des  öü'eiiLhcheu  ßadewesens  —  ich 
erinnere  nur  an  die  segensreiche  Tätigkeit  des  Vereins  für  VoLksbäder 
—  f'iue  bessere  Hautpflep-e  und  damit  eiue  Verminderung  der  Disposition 
zu  flauterkrankungen  eintreten  wird.  Sicherlich  wird  dabei  den  Schul* 
braoaebädem  allmählich  eine  immer  gröfsere  Bedeutung  zuMien.^ 

*  Schon  Blaschko  (l.  c.)  rühmt  den  „vorzüglichen  Erfolg"  des  LaftweohMU 
•wdrficklich. 

*  Im  Beriolitijalire  1901/08  mirdea  in  90  Berliner  OeneindasohnlaD  180788 
Bidtr  SB  Knaben,  9484S  an  Mldcbea,  mannen  276 1S5  Bider  abgegeben. 


804 


Wie  überhaupt  das  sehulärztlicbe  Handeln  gutes  cur  stiften 
kann,  wenn  es  Tom  Lehrpenooal  Terständnisvoll  unterstützt  wird, 
80  trifft  das  in  besonderer  Weise  für  die  hier  geschilderten  Er- 
krankungen sn.  Jeder  Fall  von  Ausschlag,  von  Kratzen  nsw.  ist 
▼om  Lehrer  sofort  dem  Sehnlarzt  mitsnteilen.  Bei  ihm  Hegt  die 
Entsoheidung,  ob  das  Kind  die  Schule  weiter  besnohen  darf,  oder 
was  sonst  Tom  Standpunkt  der  Sohulhygiene  an  veranlassen  ist 
In  dieser  gemeinsamen  Arbeit  TOn  Schule  und  Antt  wird  dann 
hoffentlich  nfttslicheB  und  erfolgreiches  im  Sinne  der  uns  gestellten 
Aufgaben  gleistet  werden. 


Zar  Statistik  der  Nervosität  bei  Lehrern. 
II.  Beitrag.^ 

Von 

Dr.  Ralf  Wichmaxn', 
Nervenarzt  in  Bad  Harzbarg. 

F.  IHe  nenrasthenischen  Lehrer, 

Bei  Berücksichtigung  Bämtlioher  Fragen  dee  Fragebogens,  be- 
sonders Frage  7  und  16,  in  welchen  Klagen  fiber  DenrOae  resp. 
neurasthenisohe  Beschwerden  yorgebraoht  werden,  ergibt  sich  unter 
den  805  Lehrern  die  Zahl  tou  230  Lehrern,  welche  Aber  nerrfise 
oder  neurasthenisohe  Beschwerden  nach  dem  Examen  bis  in  die 
neueste  Zeit  hbein  zu  klagen  haben.  Von  diesen  haben  106  Lehier 
=  46%  aufter  ihrer  Neurasthenie  noch  andere  Krankheiten  der  ▼e^ 
schiedensten  Art,  auch  andere Kenrenkraukheiten  gehabt;  124  Lehrsr 
53  7o  dagegen  hatten  keine  anderen  Krankheiten  auiser  neu- 
rasthenisoh^nenriteen  Beschwerden. 

L  Neurasthenisohe  Lehrer  mit  anderen  Krankheiten. 

Diese  106  Lehrer  teilen  sich  in  folgende  Gruppen  : 
a)  Neurafthenipche  Lehrer,  welche  aufserdem  an  anderen  x^eiveo- 
krankheiten  leiden:  6  Lehrer. 


'  I.  Beitrag  t.  diete  JSeiUchnft,  Bd.  XVI,  1903,  S.  626  ff. 


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3ü6 


KemBthenisohe  Lehm,  welche  a>iiieerdem  an  aknten  Krankheiten 
litten:  41  Lehrer. 
f)  Neuaatheniiehe  Lehrer,  welche  anleeTdem  an  anderen  ohronieohen 
Krankheiten  Utton:  59  Lehrer. 

aj  ^earasthenische  Lehrer,  welche  auTserdem  an  anderen 

Nervenkrankheiten  leiden. 

Hierher  gehören  6  Lehrer,  weldie  anleer  der  Nearaethenie  noeh 
an  anderen  Nervenkrankheiten  litten,  nämlieh  IGgrine  3  FftUe, 
Fadaliel&hmnng  1  Fall,  Trigeminuslflhmnng  1  Fall,  Greniekkrampf 
1  iVOl. 

1.  Der  eine  Migrflnekranke  klagt  Aber  Henklopfen,  AngstzntUUide, 
Zwaogsgedanken  nnd  Eopfdnick.  Er  ist  7  Jahre  im  Schnidieaat,  gibt 
10  Staadeo  Privatontenidit,  nnterrichtet  65  Kinder;  er  hat  den  Unter- 
richt noch  niemals  ans  Geaandheltarflckaichten  aaageaetst,  ,,obwolil  es  oft 

aötig  gewesen  wäre*^. 

2.  Der  zweite  Migränekranke  hat  aufserdem  ein  (wie  sein  Arzt  sagt) 
nervöses  Majiecleiden.  Er  ist  seit  36  Jahren  im  Sclinldienst  tätig,  gibt 
kbiütü  FrivatonterricUt,  hat  den  Unterricht  aas  GesondheitsrUcksichten  nie 
ausgesetzt. 

3.  Der  dritte  Migränekranke  leidet  an  TerdanBagsbescbwerden,  ner- 
T(i8ea,  abnormen  Empfindungen  am  Herzen  nnd  an  Ordbelei.  Er  ist  seit 
30  Jahrea  im  Scholdienst,  hat  nnr  aaf  kurze  Zeit  den  Unterricht  anasetzen 

mflssen.  In  diesem  Falle  datierte  die  MigriUie  schon  seit  dem  15.  Lebens- 
jahre.  In  den  beiden  vorigen  F&Uen  entstand  die  Migr&ne  spiter;  einmal 

litten  auch  die  Geschwister  daran. 

4.  In  dem  Fall  von  FacialislJlhmung  traten  Blntandrang  nach  dem 
Koj't  und  Angstgefühl  auf.  Dieser  Lehrer  ist  seif,  24  .Tahren  im  Schul- 
di€Qät  tätij?;  er  erteilt  seit  lö  Jahren  keinen  l'n\;itiinleiTicht  mehr,  er 
unterrichtet  immer  in  derselben  Klasse  (Unter-  und  Mittelstufe  drei  Ab- 
teilmigen  zu  gleicher  Zelt)  70,  im  letzten  Jahre  80  SebOler.  Den  Untere 
licht  hat  er  ans  Gesondheitsrilcksichtea  niemals  aasgeeetzt. 

5.  Der  FaU  mit  Gemckkrampf  Idagt  Aber  Angst,  beschleanigte  Herz- 
tätigkeit, Kopfdrnck,  Kopfschmerz,  Zittern  der  Hände.  Er  ist  seit  l8Vs 
Jahren  im  Schuldienst;  nnterrichtete  früher  146,  jetzt  6Ö — 7U  Kinder; 
gab  früher  1 — 2  Stunden  Privatunterricht  taglich,  jetzt  keinen  mehr.  Er 
hat  ans  Gesundheitsrücksichten  (kn  rnterricht  ein  Vierteljahr  lang  ausgesetzt, 

Ci.  Der  Fall  mit  Trigeminusncnialgie  klagt  tiber  Zwangsaedauken  und 
Kopfdrnck.  Er  ist  seit  lö  Jahren  im  Schuldienst;  gibt  keinen  Privat- 
saterricbt;  unterrichtet  60 — 70  Kinder;  hat  den  Unterricht  aus  Gesund- 
hätSTttcksicfaten  noch  nie  ansgesetzt. 

ß)  Neurasthenische  Lehrer,  welche  aufserdem  an  aknten 

Krankheiten  litten. 
In  41  Fällen  von  den  106  Lehrern  liegen  aniser  der  Neurasthenie 
noch  aknte  Krankheiten  vor.   Diese  aknten  resp.  enbaknten  Krank- 


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! 


306 

beiten  dauerten  verhsltnisrnftrsig  kurze  Zeit  und  standen  aogeii' 
seheinlicb  mit  der  Neurasthenie  in  keiner  Beziehung.  leh  babe  auch 
eine  GolloidoyBte  wegen  der  Operation  und  einen  Bandwnnn  weini 
der  Knr  mit  bierber  gerechnet.  Es  bandelt  sieb  um  folgend« 
Affektionen: 

Typhoa  4inal,  gastrisches  Fieber  Inud,  Laogenentzflndnng  Tmil 
Broncfaialkatanb  Imat,  Brost-  und  Bippenfellentzflndong  3  mal,  Hsndd- 

anscbwellung  1  mal,  Diphtberitis  (mit  Stimmbandlähmung)  1  mal,  Stimmbtad' 
katarrb   1  mal,  Stimmbandl&hmung  1  mal,   Kopfrose   1  mal,  Ruhr  1  msl, 

Scharlach  1  mal.  Influon/a  Omal,  Rlinddarmentzfindung  4 mal,  Gelenkrheuma- 
tismus 7  mal,  Muskelrheumatismus  1  mal,  rheumatische  Kniccrolctik-^entztluiiuce 
1  mal,  Karbunkel  1  mal,  Operation  (wegen  CoUoidcyste  der  Zunge)  1  mal, 
Bandwurmkur  1  mal. 

Diese  41  Leluer  eikraukten  an  folgenden  nervösen  Beschwerden: 


Angstzustäüde   18  mal  =  4^^/o 

Zwaugsgedanken   1 1  mal  =  2t>"/o 

Kopfdruck  und  -schmerz   iJimai  =  75% 

Herzklopfen   23  mal  =  56  Vo 

Schlaflosigkeit   Snial  =  19% 

Nervositit   lOmal  »  24% 

Anfgeregtseui,  Unruhe   5  mal  =  12% 

Blutandrang  zam  Kopf   2  mal 

Gereiztheit   2  mal 

Beängstigende  Träume   2  mal 

Augenflimmem   3  mal 

Müdigkeit,  Abspaimung   3  mal 

Beklommenbeit   1  mal 

Dyspepsie   Imal 

Gedftchtnissdkwfldie   Imal 

^UoznfnedeDheit''   Imal 

Von  diesen  41  Lehrern  sind  der  Eonftesion  naeb: 

Protestanten  33 

Katholiken   8 

Israeliten  — 

Von  ihnen  sind  36,  d.  i.  87%,  Terbelratet 

Bs  waren  Nerven*  oder  Geisteskrankheiten: 

bei  dem  Vater  Imsl 

„  der  Matter  3mal 

„  Geschwistern  8mal 


Es  waren  von  ihnen  bis  anm  Lehrerexamen  gesund:  SOLebisr 
^  73%.  Die  Qbrigen  11  Lehrer  litten  vor  dem  Lehrerezamen  an: 

Xypbns  Imal,  LungeneDtzflodong  Imal,  Hals-  und  Brastbeschwsrdcs 
Imal,  Rheamatismns  3 msl,  Obrlsidsn  Imal,  nerrOsem  Herzklopfen  Imal, 
Kopfschmerzen  2 mal«  Nasenbluten  Imal,  Knrzsichtigkeit  Imal«  Hsstea 
Imal,  Polhitionen  Imal. 


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307 


Von  diesen  11  Lebiem  kommt  bei  2  Lebiern  Nerrosität  in 
dar  Fluulie  vor.  Einmal  bei  der  Mniter,  einmnl  bei  Vater,  Hntter 
Tmd  GeBobwisteni.  Der  eine  dieser  beiden  Lebrer  ist  nnyerbeiratei. 
Beide  beben  niebt  für  Angebörige  zu  sorgen.  Der  eine  ist  9,  der 
andere  16  Jahre  lang  im  Schuldienst  tätig.  Jeder  von  beiden  unter- 
richtet 60  Kinder.  Der  eine  gibt  2.  der  andere  5  Privatstunden 
pro  Woche.  Der  eine  bereitet  sich  IVa,  der  andere  1—2  Stunden 
täglich  auf  die  Schule  vor.  Der  eine  hat  den  Unterricht  ans  (TPsund- 
beit'Tücksichten  aussetzen  müssen.  Er  litt  als  Kind  schon  an  Kopf- 
schmerzen, während  seines  Examens  an  Kopfschmerz  and  Magen- 
beschwerden, erkrankte  gleioh  nach  dem  Examen  an  Gelenkrheumatismus 
und  iVs  Jahre  später  an  Lungen  pntzündung.  Er  ist  schliefslich  an 
Kopfimck,  sebr  bftnfigem  Heizklopfea,  ZwangSigedanken  nnd  Angst 
cdnnkt.  Der  andere  Uit  als  Kind  an  Hetsklopfen,  erkrankte  IVt 
Jabre  naeb  dem  Examen  an  ^^bns  und  ist  spater  an  Hersklopfen 
md  Kopfdniok  erkrankt. 

Von  den  11  Lebrem  litten  3  oder  27%  wBhtend  dee  Lebrer- 
cnunens  an  nervösen  Beschwerden.  Von  den  ttbrigen  30  Lebrem 
litten  2,  d.  i.  6"  o,  währeud  des  Examens  an  nervösen  Beschwerden; 
zusammen  also  von  obigen  41  =  5  Lehrer  oder  12"/o.  Es  haben  von 
den  II  Lehrern  b  oder  45 lur  Angehörige  zu  sorgen  oder  zu  sorgen 
gehabt,  von  den  übrigen  50  =  23  oder  76%«  zusammen  von  41  also 
Üb  oder  68  7o. 

Bs  sind  im  Sebnldienat  tätig: 


fon  den  11  Lehrern  tob  den  30  Lehrern  Jahre 

1  0  1—6 

2  2  5—10 

1  4  10—15 

2  9  lö— 20 

0  7  20—25 

1  2  25—30 

2  6  30-35 
2  0  40-45 

Es  erteilen  Privatunterricht: 

bis  ZQ  Stunden       von  den  1 1  Lehrern      von  den  30  Lehrern 

2  2  1 

4  2  3 

6  2  2 

8  0  3  • 


Femer  bis  zu  24  Standen  einer  yon  den  30  Lebrem.  Je  einer  der 
11  und  der  30  Lebrer  erteilt  seinem  eigenen  Sohne  Unterricht  nnd  ist 
obeo  inbegriffen. 


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308 


Es  unterrichten  im  Dorohsohnitt: 


1  1     T  aIimm 

rvincier 

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1 
i 

Ofi   an 

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1 

2 

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Q 
9 

Dv—  lU 

1 

3 

70—  80 

1 

1 

•    80—  90 

0 

2 

90—100 

1 

1 

100—110 

ü 

1 

120—130 

Hierzu  ist  zu  bemerken,  dafs  einzelne  Lehrer  im  Beginn  ihrer  Lebr- 
tfttigkeit  weit  mehr  Kinder  unterrichtet  haben: 

einer:  in  den  3  ersten  Jshren  dnrchschnittlicli  120  Schfller» 

in  den  3  folgenden  Jahren  dnrchschnittlich  135  Bdifller, 

dann  bis  jetzt  durchschnittlich  90  ; 
einer:  in  den  ersten  7  Dienstjahren  65 — 70, 

in  den  zweiten  7  Dienstjahren  25 — 28; 
einer:  in  den  ersten  Jahren  höchste  Zahl  84  Schüler, 

jetzt  Oberklassc  mit  48,  Unterklasse  mit  ;)4  (zweites  Schuljahr); 
einer:  9  Jahre  lang  20 — 30  Schüler  (eiuklassige  Sciiuiej, 

8  Jahre  lang  80^100; 
emer:  an&mgs  taglich  in  2  Klassen  160  Schttter  ein  Jahr  lang, 

dann  drei  Jahre  140  täglich  in  2  Klassen» 

dann  80,  70,  60,  jetzt  50; 
einer:  in  den  ersten  b  Jahren  80  SobttLer,  zawellen  110  in  einer 

Klasse,  später  50 ; 
einer:  in  einer  Klasse  bis  80  Schiller;  er  unterrichtete  auch  in  acht 

Klassen  mit  6  Lehrkräften  und  Ö05  Kindern,  dartmter  nur 

60  deutscher  Zange,  so  da£s  anf  einen  Lehrer  101  Kinder 

k(Mnnien; 

einer:  durchschnittlich  einige  50.  Er  hat  unterrichtet  98,  96,  HO, 
60,  50,  40  Kinder.  Auf  dem  Lande  und  bei  ungeteilter 
Schulzeit  80  von  6 — 14  Jahren,  znizeit  in  einer  Gymnasial- 

Vorklasse  nur  zwischen  18  und  l^S. 

Es  verwenden  täglich  auf  Schulvorbereitung  und  Korrekturen: 


bis  zu  Standen      von  den  11  Lehrern      von  den  30  Lehrern 
15  4 

2  5  18 

3  1  7 
5  0  1 

Bs  würden  dauemct  ohne  Übermfldnng  nnterricliien  kdnnen: 

von  den  11  Lehrern       von  den  30  Lehrern  bis  zu  Stunden 

1  0  2 

2  4  3 
1  1?  4 
4  7  5 


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ao9 

TOD  den  11  Lehrern      von  den  30  Lehrern      bis  ta  Standen 
1  2  6 

1  0  7 

1  0  8 

Die  Ferien  haben  aus  Gesundheitsrücksichten  verlängert  von  den 
11  Lehrern  d.  i.  27%,  von  den  30  Lehrern  17,  d.i.  56  7o,  und 
3  Lehrer  hätten  es  wohl  nötig  gehabt,  aber  ans  Geldmangel  nicht 
getan.  Den  Unterricht  haben  wegen  nervöser  Beschwerden  aussetzen 
Dflssen  Ton  den  11  Lehrern  4  =  36%,  und  einer  hatte  es  aniher^ 
im  nötig  gehabt;  Ton  den  30  Lehrern  16,  d.  i.  53%« 

Ober  die  Zeit,  wann  sie  an  Ketrositat  erkrankten,  liegen  bei 
diesen  41  Lehrern  folgende  wenige  Angaben  vor. 

Von  den  11  gibt  nur  einer  hierttber  an,  dals  er  23  Jahre  nach 

dem  Efacamen  erkrankt  ist.    Von  den  80  Lehrern  geben  11  Lehrer 

folgendes  an: 

1  Lehrer  erkrankte    1  Jahr  nach  dem  Examen 
1  9 

^»  j»  9      n      n  n 

Ji»  »  n 

^»  »        ^^n»»  n 

1»  »»        l^i»»«  n 

Ij»  u  ti      n      n  n 

1  m 

Der  eme  Lehrer,  weicher  im  1.  Jahr  nach  dem  Examen  erkrankte, 
ist,  besser  gesagt,  sop^leich  nacli  dem  Examen  erkrankt.  In  den 
übrigen  29  Fällen  war  entweder  nichts  angegeben,  oder  aus  der  An- 
gabe der  Zahl  nicht  mit  Sicherheit  zu  ersehen,  ob  sich  die  Zahl  anf 
die  Nerrotitftt  oder  anf  die  andere  Krankheit  besiehen  sollte. 

^) Nenrasthenisebe  Lehrer,  welche  aufserdem  an  anderen 
chronisehen  Krankheiten  litten. 

Unter  den  10(3  Lehrern  mit  anderen  Krankheiten   neben  der 

Neura&theuie  befinden  sich  59  Lf>h rer,  welche  aulser  an  Neurastiienie 

an  anderen  chronischen  K-iankheiten  litten.    Diese  59  Lehrer 

u&d  der  Konfession  nach: 

Protestanten  ÖO  » 

Katholiken   7 

Israeliten   2 

Von  ihnen  sind  46  verheiratet,  d.  i.  77%,  darunter  befindet 
luh  ein  Witwer. 


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310 


Nerven-  oder  Geisteskrankheiten  waren  unter  ihnen  vorhanden 
in  14  Lehrerfamilien,  d.  i.  23%,  namlicli: 

beim  Vater  4  mal  (darunter  ein  Alkoholiker), 

bei  der  Mutter  7  mal, 

bei  Geschwistern  5  mal  (daninter  ein  Fall  von  Selbstmord  mitgezählt). 
Bis  zu  ihrem  Lelirerexinnen  waren  von  ihnen  45,  d.  i.  76%, 
gesund.    Vor  dem  Lehrerexamen  hatten  bereits  Krankheiten  über« 
standen  14,  d.  i.  23  7o. 

Erste  Gruppe:   Die  14  neurastheniaohen  Lehrer«  welche 

aufserdem  an  anderen  ohronisohen  Krankheiten  litten 
und  bereits  vor  dem  Lehrerexamen  Krankheiten  über* 

standou  hatten. 

Diese  14  Lehrer  hatten  vor  ihrem  £xamen  gelitten  an  folgendeu 


Krankheiten : 

Kopfkongestion,  Kopf  web»  Schwindel   2  mal 

/wanjrsffedanken   1  mal 

Angst/uaLände   1  mal 

Lmigenaffektionen    3  mal 

Nasen-,  Bachen-  und  KeUkopfleiden   2nial 

Herzklopfen   Imal 

Blntarroat,  Nasenbluten,  Schlaflosigkeit  . . ,  3 mal 

Yerdanungsbeschwerden   Imal 

Pollutionen   1  mal 


Bei  diesen  14  Lehrern  kommt  in  4  Lehrerfamiüen  Nerrositttt 
*Tor,  nämlich: 

In  Fall  a  mit  Kopfweh  und  Schwindel  war  die  Mutter  nervös. 
Dieser  Lehrer  erkrankte  13  Jahre  nach  dem  Lehrerexamen  an 
Mittelohrkatarrh,  welcher  operativ  behandelt  wurde,  worauf  das  „Be- 
finden bei  soigfidtiger  Lebensweise  besser  geworden''  ist.  Der  be- 
treffende Lehrer  hat  früher  mttTsig  gerauoht,  nach  der  Operatiott  aber 
nieht  mehr,  obsohon  er  duroh  das  Niohtranohen  wenig  Linderang 
seines  Übels  versptlrt  hat.  «Bier  trinke  ioh  sehr  mäfsig,  es  be- 
kommt mir  aber  jedesmal  recht  gut  Je  weniger  ich  mich  geistig 
anstrenge,  desto  besser  befinde  ich  mich.**  Dieser  Lehrer  klagt  jetzt 
besonders  über  Kopfdruck.  Das  von  seinem  Ohrleiden  herrührende 
Sausen  und  Sin^^en  im  Kopfe  stört  ihn  besonders  nachts  (Schlaf- 
störung). Er  ist  seit  35  Jahren  im  Schuldienste;  verheiratet;  hat 
früher  70,  in  den  letzten  7  Jahren  aber  nur  35  Kinder  unterrichtet. 
Er  gibt  jetzt  o  Stunden  Privatunterricht,  hat  früher  mitunter  8 — 10 
Privatstunden  wöchentlich  erteilt.  Er  ist  ein  Viertel  Jahr  lang  aus 
Gesundheitsrüoksiohten  beurlaubt  gewesen. 


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311 


Fall  b:  Vater  ist  mitunter  sehr  enagt,  dia  Mutter  laiolit  Teisagt. 
Dionr  Lehrer  leidet  seit  seiner  Kindheit  an  Zwangsgedaaken,  die 

ihm  das  Leben  unendlich  erschwert  haben.  Atreh  jetzt  noch  leidet 
er  düiuüLer,  Er  ist  ieruer  kurzsichtig.  Er  ist  ^'e^hel^atet,  hat  fiir 
seine  zwei  Brüder  gesorgt.  Er  ist  seit  21  Jahreu  im  Schuldienst, 
bat  50 — 55  Kinder  im  Durohsehnitt  untorrichtot  and  wenig  Privat- 
nnterricht  gegeben. 

Fall  c:  Die  Matter  leidet  an  chronischer  Unterernährung.  Eine 
Sehwsster  der  Matter  ist  nenrtts.  Die  Giolseltom  mütterlicherseits 
wsrsn  es  aneoheinend  aaoh.  Dieser  Lehrer  litt  an  Schwäche  der 
Vcrdanmig  und  an  Neigung  an  Erkaltungen.  Iir  ist  seit  9  Jahren 
im  Sehnldienst  nnd  nnterriohtet  dnrehsohnitttieb  53  Kinder.  Er 
nsohte  Keblkopfkaterrb  dnieh  nnd  eifcsankte  spftter  an  Angstenstinden, 
IHufigen  Zwangsgedanken  nnd  naob  jeder  Überaostiengung  an  Kopf« 
draek,  Hersklopfen  und  sobieohtem  Soblaf. 

Fall  d :  Die  Mutter  hatte  Tor  der  Geburt  dieses  Lehrers  Typhus 
d  ist  jetzt  noch  uei  venkrank.  In  diesem  Fail  wurde  früh,  im 
zphiiten  Lebensjahre,  onaniert.  Lange  Zeit  Pollutionen.  Der  Be- 
irettende  ist  16  Jahre  lang  im  Schuldienst  und  unterrichtet  öO  Kinder 
durchschnittlich.  Er  erkrankte  an  An^rRtzuständen,  Zwangsgedanken, 
Kopfdruck  und  Herzklopfen,  wodurch  er  öfters  gezwni^n  wurde, 
den  Onterricht  aussnsetaen.  Bei  den  übrigen  10  der  14  Lehrer  ist 
in  der  Familie  keine  nenrOse  hereditäre  Anlage  Torhanden. 

Von  diesen  14  nenrastbenisehen  Lehiem  litten  wflbrend  des 
Ldusiezanieiis  9  an  nerrOsen  Besobweiden,  d.  i  64%>  nnd  anfser- 
dsm  litt  einer  an  Lnngeospitzenkatarrb  wfibrend  des  Examens»  aber 
ttiskt  an  nerrteen  Besebwerden.  Dadnrdb  erhöbt  sieb  der  Pxossnt* 
Mb  Ton  64  anf  71%  wftbrend  des  Examens  kranker  Lehrer  unter 
diesen  14.  Es  haben  von  den  14  neurasthenisohen  Lehrern  7,  d.  i. 
50Vo,  für  Angehörige  zu  sorgen  reap.  zu  sorgeu  gehabt.  Diese 
Ii  Lehrer  sind  im  Schuldienst  angestellt  : 

1 —  5  Jahre  lang   2  Lehrer 

6-10     „      ,   3  , 

10-15    ,      .    2  . 

16-20    ,     ,   4  . 

20-28    ,     ,    2  . 

25-80    .     ,   1  . 

Es  erteilen  von  ihnen  PriTatonterricbt: 

bis  zu  2  Standen  pro  Woche  2  Lehrer 

»»4      „       „      j,    ....,.,3  n 

»    n  ^       w        n       ■   2  1» 

SckolfMiiBdhvttapfleg«.  XVIL  15 


812 


ist  fsa  bamerken:  Ein  Lehrer,  welcher  jetzt  3  Standen 

Frivmtnntenioht  «rtoilt»  gab  früher  bedeutend  mehr,  8 — 10  Standen 

wOehentiieh.   Einer,  weloher  nnr  1 — 2  Standen  wdohentlioh  Privat- 

nnterrioht  erteilt,  gibt  an,  er  habe  infeige  eeinea  Nervenleidens  wenig 

PtiTatimteErioht  gegeben.  Biner  von  denen,  weLohe  4  Standen  Privat* 

anterri<dit  pro  Woche  geben,  gibt  aoAerdem  noch  2  Gkeangastnnden 

in  einem  Geeangveretn.  Femer  gibt  einer,  welcher  nnter  obigen 

nioht  mit  anfgesählt  ist,  an,  er  .erteile  im  allgememen  keine  Privat- 

stunden,  nur  gelegentlich  nnterriohte  er  in  Stenographie,  hauptsächlich 

im  Winterhalbjahr,  etwa  2  Stunden.    Gegenwärtig  arbeit**  er  taglich 

4 — 5  Stunden  an  seiner  Vorbereitung  für  die  MittelschollehrerprüfaDg, 

aber  nie  bis  zur  Erschöpfnu?. 

£s  unterrichten  im  Durchschnitt  die  14  neurasthenischen  Lehrer: 

20—  30  Kinder  2  Lehrer 

50-  60     „   5  , 

eo—  70    „   1  „ 

70—  80  •   3  « 

80-90  „    1  „ 

90-100  „    1  , 

100-110  „    1  , 

Auf  Korrektnren  and  Sohalvorbereitong  verwenden  tflgUoh  von 

den  14  Le)irem: 

bis  zn  1  Stande   1  Lehrttr 

„   „  2  Stnadea   8  » 

4  9 
Unter  den  beiden  letzteren  ist  einer  Rektor. 
£&  würden  dauernd  unterrichten  können,  ohne  zu  übermüden; 

bis  zu  3  Stondea  3  Lehrer 

9    n  ^       n   J  » 

n     p    ^         n    2  „ 

Von  den  14  neurasthenischen  Lehrern  haben  10,  d.  i.  71%,  die 
Ferien  aus  Gesundheitsrücksichten  verlängern  müssen.  Den  Unter- 
richt haben  von  den  14  Lehrern  7,  d.  i.  50°/o,  wegen  nervöser  Be- 
schworrlfMi  aussetzen  müssen.  jFemer  hätte  einer  das  Aussetzen  des 
Unterrichts  nötig  gehabt,  und  ein  weiterer  hat  .,den  Unterricht  nicht 
gerade  ausgesetzt,  ist  nher  wegen  nervöser  Kopfschmerzen  untätig 
gewesen".  Rechnet  man  diese  beiden  mit,  so  erhöht  sich  der  Prosent- 
säte  von  50  7o  auf  64%. 

Ich  gebe  nun  eine  Tabelle  über  dieee  14  Lehrer  (S.  313).  Sie 
zei^  deren  Eirkrankungen  vor  dem  £zamen,  Bodann  die  Krankheiten 


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313 


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314 


1 


nacb  dem  Examen,  soweit  es  angebt,  mit  Angabe  der  Zeit  ibrer 

EiitbLehuDg,  und  schlielslich  ilie  bei  Beautwortuüg  der  Frageu  voi- 
bandenen  nervösen  Bescbwerdeu. 

Zweite  Ghmppe:  Die  45  nenraBtheniscben  Lehrer,  welche 
anrserdem  an  anderen  cbroniflchen  Krankheiten  litten, 
aber  bis  zu  ihrem  Lehrerexamen  gesund  waren. 
Ton  diesen  45  nearasthenisehen  Lehrern  litten  wfthrend  des 
Lehrerezamens  3  Lehrer  an  nervdsea  Beschwerden,  d.  i.  6%.  Von 
den  45  Lehrern  haben  30,  d.  i.  60  Vo,  für  Angehörige  zn  sorgen.  Es 
sind  von  deu  45  Lehrern  im  Schuldienst  tiitig: 

1—  5  Jahre   2  Lehrer 


5—10 

4 

10—15 

...  8 

15—20 

n     •  • 

.  .15 

20—25 

m     •  • 

.  .  5 

25—30 

..  6 

30-35 

M        •  • 

...  4 

40—45 

»1        •  • 

.  .  1 

EiS  erteilen  19  von  den  45  Lehrern,  d.  i.  42%,  Privatunteniobt 
nnd  awar  pro  Woche: 

bis  zn  2  Standen  6  Lehrer 

4      »   3  „ 

6        »   5  n 

8       »      •  '   1  »• 

10     .    1  ,. 

12      ,    l  , 

16   1  , 

20     .    .....  .  1  „ 

Hierzu  ist  su  bemerken:  Zwei  dieser  Lehrer  nnterrichten  des 

eigenen  Sohn  mit  I — 2  resp,  6  Stunden  pro  Woche.  Ein  Lehrer, 
welcher  jetzt  eine  Privatstunde  wöchentlich  erteilt,  gab  deren  früher 
3  — 1>  wöchentlich  Ein  Lehrer  erteilt  die  4  Stunden  in  einer  kauf- 
männischen Fortbildungsschule.  Ein  anderer  erteilt  die  erwähnten 
ti  Frivatstundeu  nur  im  Winterhalbjahr.  Die  12  Privatatunden 
weiche  der  eine  Lehrer  erteilt,  sind  Kiavierstunden.  Unter  den 
übrigen  2ü  Lehrern,  welche  keine  Privatstnnden  erteilen,  bedürfen 
noch  5  einer  Bemerkung.  Einer  dieser  5  unterrichtet  seinen  eigenen 
Sohn,  gibt  aber  keine  Stundensahl  an.  Ein  anderer  hat  früher 
Privatotnnden  gegeben,  jetst  aber  nicht  mehr:  ^kum  es  nicht  mehr**. 
Ein  dritter  erteilt  keinen  FriTatunierricht,  ist  aber  im  Nebenamt 
Kantor,  Organist  nnd  Küster.  Ein  vierter  erteilt  auch  keinen  Privat- 
nnterrieht,  ist  aber  „mindestens  2  Standen  taglich  bei  der  Postagentnr 


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315 


beschäftigt".  £in  fünfter  echreibt:  „Gtegenwärtig  erteile  ich  keinen 
Privatanterrickt;  in  den  ersten  8  Jahren  gab  ich  tägliok  diiioh> 
eeknittkoli  2,  also  wOehantlieh  6  SCnnden»  un  nieht  binigam  sa 
mflasen,  deim  das  Gabalt  betrug  jibrliab  540  Hark.* 

Es  nnterriobten  im  DavebiekDitt  von  den  45  Lsikrem: 


30—  40  Kinder  .... 

.    2  Lehrer 

40—  50 

.    2  . 

ÖO—  60 

.  13  . 

60—  70 

.  10  , 

70—  80 

.  10  . 

80—  90 

WJ                      •      •     •  « 

.      6  n 

100—110 

.       1  r. 

Hierzu  sind  folgende  Bemerkungen  zn  machen: 

1.  Ein  Lehrer  unterrichtet  CO  Kinder  unter  gemischt- sprach- 
lichen Verhältnissen, 

2.  Ein  Lehrer  ^ibt  65 — 70  Kindern,  seit  einigen  Jahren  immer 
75  Kindern  Unterricht. 

3.  Dieser  Lehrer  hat  6  Jahre  laug  über  150,  manchmal  über 
180  Kinder  unter  erbärmlichen  räumlichen  Verhältnissen  allein 
nnterrickten  müssen.  .,Iok  fand  bei  den  nächsten  Vorgesetsten  trotx 
dessen  kein  Entgegenkommen,  diesen  Verhältnissen  energisok  zu 
Leibe  zu  gehen,  bis  ich  mir  selbst  gekolfen  habe.  Jetzt  unterrichte 
ick  tKgliok  auf  einmal  etwa  50  Kinder  Tormittags,  naekmittags  vier- 
mal je  eine  Stnnde  etwa  70  Kinder.* 

4.  Ein  Lebrer  nnterricktet  60  Kinder  in  5  Abteiinngen,  alle 
Jskigftnge  in  einer  Klasso  insammen;  die  Scbnle  ist  also  eine  ein- 
klassige,  so  im  Winter.  Im  Sommer  in  2  Klassen,  Oberklasse  mit 
3  Abteiinngen,  Unterklasse  mit  2  Abteilungen.  Im  Winter  w0okent- 
liok  32  Standen,  im  Sommer  30  Stunden  Unterrioktsaeit. 

5.  Dieser  Lehrer  nnterricktete  bis  snm  Jakre  1896  110  Kinder, 
seitdem  70  Kinder. 

6.  Dieser  Lehrer  ist  15  Jahre  im  SchulüieühL  Seit  seiner 
letzten  Anstellung  —  seit  '6  Jahren  —  unterrichtet  er  102  Kinder; 
in  den  8  Jahren  vorher  B2  Kinder. 

7.  Ein  Lehrer  unterrichtet  (lurcliprhnittlich  75  Kinder  in  2  ver- 
schiedenen Klassen  ;  in  der  ersten  Kl!ts^;e  die  filtesten  5  Jahrgiin^'p 
mit  45  Kindern,  in  der  untersten  Klasse  die  jüngsten  3  Jahrgänge 
mit  30  Kindern. 

8.  Dieser  Lehrer  ist  18  Jahre  lang  im  Sekuidienst  tfttig.  Kr 
unterrichtete  durchschnittUok  70  Kinder  ;  in  den  ersten  Jakzen  45, 
spftter  70,  seit  5  Jahren  nnterriektet  er  9ö  Kinder« 


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316 


9.  Dieser  Lehrer  ist  31  Jahre  hin?  im  Schuldienst  tätig.  Die 
eisten  6  Jahre  hat  er  120  Kinder  uuternchtet,  seitdem  etwa  45. 

10.  Der  Lehrer  schreibt:  „Als  junger  Lehrer  auf  dem  Lande 
hatte  ich  bei  32  Dienststunden  aufser  dem  Kirchendienst  während 
2  Jahren  die  zweite  KirohBohaUdasse  mit  etwa  90  und  die  dritte 
mit  mehr  als  95  Schülern  zn  untemohten.  Während  der  ersten 
10  Jslire  am  hieeigen  Orte  botrag  die  DarchaohnittBaalil  60.  Durch 
Teilmig  nach  Gesohlaohtem  ist  die  Zahl  in  der  lllldolienmittolaebiile 
auf  86  herantergegangen.  Naeh  dem  neneaton  Standenplan  habe  loh 
in  10  EUaaaon  m  nnterrioliten/ 

11.  Wfihiend  der  eisten  3  Dienatjabre  nnterriobtete  dieser  Iiebrer 
60,  wllbrand  der  folgenden  10  Dienatjabze  Aber  100  Sehfller  von 
8  Alteiasinfen,  jeist  50. 

12.  Dieser  Lehrer  hatte  im  Jahre  1881/82  149  Kinder  des 
ersten  Sohuljahrefi  zu  unterrichten,  heute  dagegen  50  Mädchen  der 
Mittelstufe. 

13.  Der  Lehrer,  welcher  29  Jahre  im  Schuldienst  ist,  unter- 
richtete in  den  ersten  15  Dienstjahren  ca.  25,  später  ca.  50  Kinder 
dorohsohnittlich. 

14.  Dieser  Lehrer  hat  in  den  ersten  10  Dienstjahren  ca.  75 — 80, 
seither  ca.  50 — 55  Kinder  durchschnittlich  unterrichtet. 

Es  verwenden  tfiglioh  auf  Schulvorbereitang  nnd  Korrektaren 

Ton  den  45  Lehrern: 

bis  SU  1  Stande. . .  13  Lehrer      bis  za  3  Stondea. .    8  Lehrer 
2  Stunden. .  22  4      «     ..    3  „ 

Es  wftrden  von  ihnen  danemd  untemohten  kOnnen,  ohne  zu 
Obennttden: 

bis  zn  1  Stande'. . .    1  Lehrer      bis  zn  4  Stunden . .  17  Lehrer 

2  Stunden . .    4  5      ...    9  „ 

3  ,..7,  6  ...6,1 

Von  diesen  45  neoiastbenisoben  Lehrern  haben  28,  d.  i  62%» 
die  Ferien  ans  QesnndbeitsrüelDBiehten  rerlängert.  Aii(berdem  hatten 
2  Lehrer  dies  nötig  gehabt,  es  aber  nicht  getan.  Wegen  nerr^r 
Beschwerden  haben  von  den  45  Lehrern  19,  d.  i.  42%,  den  Unter- 
richt üussetzeu  müssen,  und  5  weitere  hätten  dies  uüLig  gehabt, 
haben  es  aber  nicht  getan. 

Aus  der  nun  folgenden  Tabelle  geht  hervor,  an  w  elchen  Leiden 
diese  45  Lehrer  zunächst  nach  dem  Examen  uud  nach  wieviel  Jahren 
sie  erkrankten,  sowie  an  welchen  nervösen  Beschwerden  sie  zur  Zeit 
der  Beantwortung  der  Anfrage  litten. 


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S17 


,§  I  Zeit  der  Er- 

g  '  krankung  Dach 
's  Ii  dem  Examen 


Die  45  nearasthenitolieB  Lehr«r 


Art  der  Erkrankaiig  nuih 


jetzig«  Uta 


8 
8 

4 

5 
6 

7 

8 


2 
10 

? 
9 

6Vt 

IV. 
11.  90 


9 

8 

10 

10 

11 

1 

" 

13 

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14 

9 

16 

5 

1  " 

17 

22 

18 

6 

19 

2 

20 

7 

21 

9»  17 

221 

8 

S8| 

11 

24 

7 

HidbikAtwrli  KopfbenonaMnlMit»  Ki^dnudi, 

Anfre^nf,  Nerroiitit 

n»l<;Ieideii  Herzklopfen 

Hallleiden  Angst,   Zwnng^rr'^r^Aiiken»  Kopf» 

druck,  Herzkiopten 

Halsleidon,  Mandolaffektionj  Absj  annunp,  Kopfdruck 

Halfmohenkatarrh  j  Augstzustando,  nenrö«e  Aufregung 

Halsleiilpn  polypöeeWndie- 

rucgen 
chron.  Halaentsüodung 

Heltldaen,  GnUeniteiakoKk 

BeiMikeit 

Kehlkopfaifektion 
chron.  KehlkopfkeUrrb 
KehUrapIkntMTb 

Rarheiikut  h:t}i 
£acbeu-Jieidkopi  katarrh 

chron.  Rachen -Kehlkopf' 
katarrh 

chron.  BechenkeUrrh 
Naaen-Bachenkatarrh 
Ntienleita 

Nasen-Mnaoheleohwellung 


Rachenkatarrh 


Uagen 

kfttarrh,    Migtloe^  B&. 

morrhoiden 

Mittelohrentzündung,  In 
fluenza,  Migräne 

Bronohialketorrfa,  Denn< 
katarrh 

ohron.  Bronchialkatairh, 
Influenza  (zweimal) 

Lungenepi  t  zenkatarrh 


Angttnutände,  Koplärook 

nervöse  Magenschmerzen,  Angst- 
gefühl, Eeraklopfen 

Nenratthenie,  Angst,  Zwangs- 
gedenken,  Kopfiwndk 

Kopfweh,  Gediehteiiiohwiohe, 

Herzklopfen 

Kopfdruck 

Kopfdruok,  Henklopfen 

j  Angst,   Zwannr-i^edaaken,  Her^ 
klopfen,  Koptdiuck 

Abspannung^ 

hoohgrad.  KerTenschwache,  Kop^ 
dmek,  Henklopfen,  Schlaflosig- 
keit, Aufregung 

Angstzostände,  KopWmek,  Hen- 
klopfen 

Kopfdruck,  KopfschmeiK,  Nenreu* 

zucken 

Sohlal  losigkeit,  Neurasthenie, 
Übermmung,  Kopfsohmenen 

NenroMtStjKopfdruok,  HeriUopCin 

Herzklopfen 

Kopfsohmerz,  iierzkluptuu,  Öchiaf- 
loiigkeit 

Kopldm«k 

Angst,  Kopfdruck,  ZwaD|[Bgedna- 
ken,  Erekttoaen,  PoUutumen' 

Nervontit 

Angstzustände,  Kopf  druck,  Herz- 
Uopfen 


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318 


Die  46  neurfttthenitelieii  Lehrer 

1  Laufende  '. 

1  Zelt  der  Er- 
krankung nach 
dem  Examen 

1 

r 

Art  der  Erkrankung  nach 
dem  EzjunAn 

jetsiges  LaidMi 

26 

l      2V4.  4 
21Vt 

Liincjenkatarrh 
Lungenkatarrh  und  -Ent- 

Blnleigaib  im  Xnie 

ZwangBgedanken,  Eopfdmck,  ner^ 
vös«  Zuckungen 

16Vt 

36 

IV» 

imngtPipiteeniBiwtioii 

üopßimek,  ueruiopten 

27 

Vi 

LnofubliMhenerweito- 
rasK 

hod^sdige  Nervenschwache,  St5* 
ru  ngo  1  i  fl  1 '  r  T !  - '   t  ä  t  i  gk  eit,Zwaiigt< 

gedankuii,  Kupiiiruck 

28 

10 

Henfehler,  Luftröhren- 

iwopiurucK|  Angst,  ^wangsgeoutn* 
ken,  Henklopfen 

29 

s 

HanerwflitaninK  und  Herz* 
Terfettuo^ 

ZwangsgedAiikeii,Kopfdruck,H«rs- 
klopfen,  BidkeDtoDmenen,  MmI^ 

tigkeit 

.'-50 

Hen^hler 

Angst,  Kopfdruck,  Herzklopfen 

311 

11 

uerzKiappenieJuer 

KopiarucK,  jaenuuopieii 

32 

3 

Bluthusten 

Angstzustände 

88 

9 

Rheumatismus,  Kopt-  lind 

Herzleiden 

Kopfrchmers,  Hnrsklopfen 

34 

Mageuleiden,  Zuckerkrank* 
heit 

Kopfdruck 

35 

i 

Magen«  Darmkatarrh 

Nervosität,  Müdigkeit,Ab8pannung 

86 

l 

M  aj^enleiden 

Schlaflosigkeit 

37 

chron.  Magenkatarrh, 
Typhni 

Kopl  Benommenheit,  Schwindel 

88 

13 

diron.  Dwmkaterrii 

Kopfichmers 

89 

? 

Oelbnoht,  Zaokerknnkheit 

Angst,  Kopfdniek 

40 

; 

uaiienvteinKoiiK 

rierromtat 

"i 

Hämorrhoiden 

Müdigkeit,  Abgespanntheit,  Schlaf- 
longkeit 

42 

Vi 
9,  10 

Ruhr,  Kehlkopfkatarrh 

Nierensteine,  eiternde 
Mandelentzündung 

Kopldraok,  Hersklopfen 

48 

3 

Ekzem 

Angstzustände,  Sohwächeeniptin- 
düngen,  Selbttanordgedanken, 
Depression,  Kopfoniok,  Hen- 
klopfen 

44 

1 

Bksem,  Keaohhiuten 

nervöse  neschwerdeD,Hersklopfeii, 

Hasligkeit 

45 1 

3 

Syphilis 

Herzklopfen 

(Fortietsnng  folgt.) 


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31» 


Normen  Ar  TftgesUehteiiiliill  in  Sehnlen. 

Voriiag,  gehalten  auf  dem  IiiLernat.  Kongrefs 
für  Schulhygiene  in  Ivürnberg 

von 

Prof.  Dr.  M.  GBUBER-Mönohen. 

(Autoreferat.) 

Der  Sehiilimtemeht  an  Volks*  tind  Hittelsehtileii  soll  soviel  als 

irgend  möglich  bei  Tageslicht  erteilt  werden.  Bei  allen  Arbeiten, 
bei  denen  die  Augen  in  Anspruch  genommen  werden,  müssen  alle 
Arbeitsplätze  so  ausgiebig  erhellt  sein,  dafs  die  Arbeit  bei  aufrechter 
Körperhaltung  und  ohne  Anstrfcuguug  des  AkkoimMLii ionsapparates 
verrichtet  werden  kann.  Da  die  Morgen-  und  die  spateren  Nach- 
mittagsstundeu  im  Winter  häufig  zu  dunkel  sind,  sollte  im  Winter 
soTiel  ab  möglich  alle  Augennaharbeit  auf  die  Zeit  zwischen  10  Uhr 
Tormittag«  und  3  Uhr  nachmittaga  verlegt  weiden.  Mit  Rücksicht 
auf  die  weehselnden  Wittarangarerhftltaiase  sollte  ttberdiea  der 
Stundenplan  eine  gewisse  Bewegliobkeit  besitaen.  Wo  es  mDglioh 
iit,  sollte  „Ob  er  Höht**  (Liehtein&U  dwch  dieDeeke)  angewendet 
weiden.  Dies  geschieht  am  besten  mit  Hilfe  des  Pnlt-  oder  Shed- 
daohes.  Wo  Oberlioht  niohi  anwendbar  ist»  mnfo  das  Lieht  soviel 
als  mdglieh  von  links  oben  und  Tome  den  Arbeitsplätzen  zugeführt 
werden.  Dajä  richtige  Vorbild  für  die  Sciiulzimmerbeleuchtiiiig  ist 
dauü  die  Beleuchtung  dns  Malerateliers.  Die  direkten  Sonnen- 
strahleii  müdsen  von  den  Schulplützen  ferngehalten  werden.  JEs  ist 
daher  am  besten,  die  Schul  zim  m  er  nach  Norden,  Nordwesten, 
Nordosten  zu  orientieren.  Zur  Abbiendung  der  Sonnenstrahlen 
bei  anderer  Orientierung  acheint  sieh  besser  als  Vorhänge  das  so- 
^annte  Ornamentglas  zu  eignen.  Nach  Mitteilung  des  Bezirks* 
arztee  Dr.  v.  Alafbero  bewährt  es  sich  in  der  Bealaehule  in 
Ladwigahafen  a.  Rh.  Torsflglieh.  Im  Institate  des  Vortraganden  ist 
Or.  EüDOiiP  Scbheider  mit  Beobaohtangen  darüber  besebifibigt. 


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320 


Vorhänge  sind  so  zu  befestigen,  daC$  sie,  hochgezogen,  nichts  von 
der  Glasflftohe  verdecken,  nod  dab  sie  ebensogut  von  unten  nach 
oben  als  von  oben  nach  unten  gezogen  werden  kOnnen,  so  dafs  es 
möglieh  ist,  je  nach  Bedarf  nur  den  oberen  oder  den  mittleren  oder 
den  unteren  Teil  de«  Fensters  za  yerdecken. 

Völlig  gesichert  ist  die  Tagesbeleuehtung  eines  Arbeitsplatses 
nur  dann,  wenn  er  diffuses  Tageslicht  direkt  erhftit,  d.  h.  direkt  vom 
Himmelsgewölbe.  Allerdings  gibt  es  Arbeiisplätse,  die,  ohne  un- 
mittelbar Himmelslicht  zu  empfangen,  fast  immer  genflgend  erhellt 
sind.  Zur  Sicherung  der  ausreichenden  Tagesbeleuehtung  ist  eme 
gewisse  Hinimalgröfse  des  lichtspendenden  Stückes  Himmels- 
gewölbe erforderlich.  Zur  Messung  der  Gröfse  dieses  Stflckes  eignet 
sich  am  besten  der  WEtnousche  Raum  wiukelraesser.  Mit  Hilfe 
dieses  Instrumentes  hat  Hekma^k  Cohn  das  erforderliche  Minimum 
Hunmelsfläche  auf  üU  (^uadratgrade  festgesetzt.  Der  Vortragende 
glaubt,  dafs  man  vorläufig  an  dieser  Gröfse  festhalten  dürfe.  Sie 
gilt  unter  der  Voraussetzung,  dals  das  Licht  senkrecht  einfällt.  Je 
schiefer  das  Licht  einfällt,  je  kleiner  der  Ele  vfitions  winkel  ist, 
den  die  Lichtstrahlen  mit  der  Horizontalen  bilden,  um  so  gröfser 
muTs  das  liohtspendende  Himmelsstück  sein,  oder,  mit  anderen  Worten, 
umsoweniger  trügt  die  Flächeneinheit  Himraelsiläche  oder  ein  Raum- 
winkelgrad zur  Erhellung  des  Arbeitsplatzes  bei.  Daher  muls 
jedesnml  bei  der  Messung  des  Raumwinkels  auch  der  mittlere 
Elevationawinkel  gemessen  und  der  beobachtete  Raumwinkel  auf  den 
mittleren  £leyationswinkel  von  90**  reduziert  werden. 

Bei  Neubauten  von  Schulen  soll  der  reduzierte  Raumwinkel 
Ton  60  Quadratgraden  als  Uinimum  des  lichtspendenden  Himmels- 
Stückes  für  jeden  AibeitspUtB  zur  Grundlage  genemmen  werden. 
Wenn  die  erforderliehen  Daten  gegeben  sind  (Höhe  des  B'enste^ 
sturzss,  Pultiiöhe.  Zimmertiefe,  Entfernung  und  Höhe  des  der  Fen8te^ 
wand  gegenüberliegenden  Gebäudes,  Daohneigung,  Trakttiefs  des* 
j^elben  usw.),  ist  es  leicht,  die  Gröfse  des  Raumwinkels  für  jeden 
einzelnen  Platz  vorauszuberechnen,  bezw.  das  Schuihaus  so  zu  bauen 
und  zu  Stelleu,  dafs  jeder  Platz  einen  genügend  grofsen  Kaum wiakel 
bekommt.  Fkanz  v.  Gkubeu  hat  bereits  1887  f'ormeln  für  die 
erforderlichen  Berechnungen  augegeben.  Der  Vortragende  zeigt,  dals 
die  trigonometrische  Bereohaang  nooh  einfacher  gestaltet  werden 
könne. 

In  neuester  Zeit  hat  Gotsculicu  den  Versuch  gemacht,  die 
Esststellung  der  Tagesbeleuchtung  eines  Platzes  dadurch  zu  Terein- 


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321 


ftehoi,  da&  «r  fiach  dem  Vorgänge  toh  Fobbbtbb  nur  zwei  Winkel 
mama  läbt:  den  Öffnnngswinkel,  d.  h.  den  Winkel,  den  der 
obtnfte  nnd  der  unterste  Grenzetmkl,  in  der  Yertikalebene  von  der 

Mitte  des  Arbeitsfeldes  zum  oberen  und  zum  unteren  Rande  des 
sichtbaren  Himmelstückes  gezogen,  miteinander  bilden,  und  den 
gröüäten  EleFatiouswiükel,  d.  h.  den  Winkel,  den  der  oberste 
Grenzstrahl  mit  den  Horizontalen  bildet.  Als  Minimum  für  den 
Ofirningswinkel  setzt  Gotbchlich  4^,  ala  Minimuni  für  den  gröiaten 
ElevatioDSwinkel  27®  fest. 

Der  Vortragende  hat  emetliobe  Bedenken  gegen  diese  Vor' 
Schläge.  Der  Öffiinngewinkel  von  4*^  genügt  nur  dann,  wenn  die 
liehtBpendende  Fläeiie  eine  gewieae  Minimalbieite  hat.  Got80HLI0h 
setit  TOTans,  dab  diese  gegenwirtig  in  allen  Sohnlen  gegeben  sei. 
Diese  Vorauesetanng  ist  allzu  optimistisoh.  Es  Iftfot  sieh  leieht 
leigen,  dab  sie  nnriohtig  ist.  ÄndeEseits  ist  der  Öffiiiingswinkel 
mit  4^  anoh  wieder  flherflltssig  gro&  bemessen,  wenn  der  Breiten- 
Winkel  grob  ist  (breite  Verglasnng  der  Fensterwand),  und  wenn  das 
Licht  steil  einfüllt.  Die  Forderung,  dals  der  gruibte  Elevatiuns- 
winkel  im  Minimum  27^  betragen  müsse,  geht  zu  weit,  wenn  die 
freie  Lage  des  Schnlgebfiudes  sichergestellt  ist.  iSie  würde  zu  groisen 
Schwierigkeiten  tuhren  in  allen  jenen  Schulen,  welche  eine  geringe 
Zunmerböbe  aufweisen,  z.  B.  in  jenen  Preulsens,  in  welchen  die 
Sehnlzimmer  nur  die  zugelassene  Jlünimalhöbe  von  3,20  m  besitsen, 
nnd  daher  der  grölste  Elevationswinkel  des  fensterfernsten  Platzes 
bei  6  m  Tiefe  höchstens  24®  31'  10''  mifst.  Anderseits  könnte 
die  Formnliening  Gotsohuohs  die  Anfmerksamkeit  davon  ablenken, 
wie  wichtig  ein  möglichst  groiser  Elevationswinkel  (gröber  als  27^) 
ülr  die  Sneiohnng  genügender  Tagesbeleuchtong  in  der  Praxis  ist. 

Je  steiler  das  Liieht  einftlli,  nm  so  kleiner  darf  der  nnrednsierte 
Baumwinkel  d.  h.  hei  gleiohbleihendem  Breitenwtnkel  der  Öffirange- 
winkel  sein,  um  so  geringer  braucht  daher  der  Abstand  der  Fenster- 
wände  des  Schulgebftudes  von  den  gegenüberliegenden  Gebäuden 
oder  anderen  den  Hüii/ont  begrenzenden  Gebilden  zu  sein.  In  dicht 
verbauten,  rasch  wachsenden  Städten  mit  hohen  Baugrundprei-^pir 
ist  dies  von  gröister  ökonomischer  Wichtigkeit.  Der  Vortragende 
zeigt  an  Beispielen,  wie  ungeheuer  viel  an  Baogmnd  bezw.  an  freien 
Fliehen  nm  das  Sehnlgebände  hemm  dadnroh  gespart  werden  kann, 
dafs  man  den  Fenstersturz  ins  Nivean  der  Zimmerdecke 
legt  und  die  Gesehofshöhe  in  den  untersten  Gesohossen  des 
^nlgebändes  möglichst  grofs  macht.   Wfthrend  s.  B.  unter  be- 


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322 


stimmten  Voraussetzungen  bei  3,2  m  Höhe  des  Fenstersturzes  über 
dem  Foisboden  des  Erdgeschosses  das  Schulgebäade  von  eioem  20  m 
hohen  Hause  57,3  m  weit  abgerückt  werden  mala,  wenn  der  schlechtest 
beleuchtete  Platz  noch  60  Qnadratgrade  Raumwinkel  erhalten  soll« 
genügt  bei  3,5  m  Höhe  ein  Abstand  von  49  m,  bei  4,5  m  Höhe  ein 
Abstand  von  31,8  m,  bei  5  m  Zimmerhöhe  ein  solcher  von  26,4  m. 
Selb«t7entiDdholi  darf  aueh  der  ö&uogswiiikel  um  so  kleiner  sein, 
je  grOJaer  der  Breitenwinkel  ist.  IfOgliobst  groÜBe  Fenafcerhreite, 
mögliehst  Tollstttttdige  Verglasnng  des  ohersten  Teiles 
der  Fenster  wand  ist  daher  ein  drittes  wichtiges  Bil&mittel,  um 
auf  engem  Platse  Sohnlsimmer  mit  ausreichender  Brhelliing  sn 
eraielen. 

Wtthrend  die  Fenster  so  hoch  als  möglich  hinaufreichen  mössen, 
ist  anderseits  dringend  sn  empfehlen,  die  Fensterhrflstnng  hoch 

zu  legen;  1,50  m  über  den  Fufsboden  und  höher.  Man  verhindert 
daduicb  Blenduag  durcli  seitlich  ins  Auge  emltilleuueä  Liicht  und 
verbessert  die  Wärmeökonomie  des  ScLuIzimmers,  vermindert  ins- 
besondere erheblich  seine  Abkühlung  durch  Leituniij  nud  Strahiuug. 
Die  Forderung,  dafs  die  Fenstertiache  minde.'^teijs  ein  Fünftel  der 
Buiieuriiicbe  des  Schiilzimraers  ausmachen  müs.'^e.  ist  übertrieben,  in'U- 
die  Lriige  der  Fenster  die  richtige  ist.  Der  untere  Toil  der  Fen&ier 
trägt  dann  sehr  wenig  zur  Beleuchtung  bei.  Dr.  äcuN£iDjBft  sfceUte 
auch  darüber  neue  Versuche  an. 

Selbstverständliche  weitere  i^ordernngen  bezüglich  der  Anlage 
der  Fenster  sind:  Ausschluls  von  Bogenfenstern,  fiinsetsen  der 
Fensterrahmen  in  die  Leibung  des  Fensters  soweit  nach  innen,  dab 
der  obere  Band  des  Rahmens  das  Himmelsfeld  nicht  Terkleinert, 
Verwendung  möglichst  aartor  Fenstsrkrense,  Gestaltung  des  obersten 
Teilee  des  Fenstern  als  KlappflOgel  ohne  Unterteilung,  AhsohiAgen 
der  Fensterpfeiler  nach  innen,  insofern  dies  konstruktlT  bei  schmälsten 
Pfeilern  noch  möglich  ist.  JNeben  der  Erhöhung  der  GleschoJshöhe 
der  ÜnteigeBchosse  des  Schnlhauses,  Verlegung  des  Fensterstursss 
ins  Nivean  der  Zimmerdecke  und  breiter  Veiglasung  des  oberen 
Teiles  der  Fensterwand,  ist  ein  weiteres  wichtiges  Hilfemittel,  um 
an  Fläcbenraum  zu  sparen,  ohne  der  Schule  das  Tageslicht  zu  ver- 
kümmern, das  Hochiegen  des  Ful'sLudeus  des  untersten 
Sohulgeschosses.  Der  Vortrai^ende  zeigt  an  Beispielen,  wieviel 
Ersparnis  uu  Fläche  zu  er/n-Ien  i.st,  wenn  man  den  Fuisboden  des 
tieist  gelegenen  Scbulzimmers  statt  ins  Straisenniveau  0,5  m,  1  m» 
2  m  über  dasselbe  legt. 


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323 


Wfthrend  unter  bestimmten  Vorftnesetznngen  das  SelinUiaas  von 
dem  gegenüberliegenden  20  m  beben  Gtebftnde  um  50,2  m  abgerfiebt 
weiden  molb,  wenn  der  JiHiAibodea  des  tie&ten  Sebulsimmergesobosses 

im  Stralsennirean  liegt,  genügt  der  Abstand  von  49  m  bei  0,5  m 
Niveauunterschied,  der  von  47,8  ra  bei  1  m  und  der  von  45,5  m 
bei  2  m  Differenz.  Die  Erhöhung  der  Maaern  um  2  m  hat  daher 
ein©  Ersparnis  an  Hon/oiitalabstaDd  um  4,7  m  ermöglicht.  Es  ist 
lediglich  Sache  des  Kalküls,  was  billiger  zn  stehen  kommt. 

Durch  Hochlegen  des  Fufäbodens  gewinnt  man  event.  ein 
Sonteirain,  das  sich  gut  für  Scbulbäder  und  anderes  venrendmi  lälst. 
Wenn  man  mit  dem  Hochlegen  des  Fufshodens  des  Schulzimmos  weiter 
gebt,  kommt  man  endliob  zu  dem  Vorsehlage,  den  F.  Gbübka  sebon 
1887  gemaoht  bat:  in  Sebnlgebftnden  an  engen  Stralsen  nnd  Hofen 
nnr  die  Obergesebosse  fflr  die  Sobnle  beaw.  den  Unter- 
riebt  sa  Ter  wenden,  das  oder  die  Ünteigeseboflse  aber  anderen 
Ofienilioben  Zwecken  m  widmen,  die  keine  solche  Licbtfalle  fordern 
wie  der  Schulunterricht,  allenfalls  auch  die  Untergeschosse  zu  ver- 
mieten. Unter  gewissen  Voraussetzungen  ist  dieser  Vorschlag 
hygienisch  unbedenklich.  Unter  uDgünstigen  örtlichen  Verhältnissen 
ttt  er  nicht  selten  das  einzige  anwendbare  Mittel,  um  allen 
Sehnlzimmem  genug  Licht  zu  verschatien. 

Der  Vortragende  weist  schliefslich  auf  die  Notwendigkeit  in 
unserem  Klima  bin,  zu  verbindem,  dafs  sich  die  Fenster  mit  Kon- 
denaationswasser  beseblagen  bezw.  einfrieren.  Mittel  dazu  sind 
Doppelfoostor,  soigflliltige  Abdiobtnng  der  Fugen  der  Innenfenster 
tind  An&tellnng  Ton  wassetansiebenden  Stoffen,  z.  B.  Gblorkalzinm 
im  Zwiscbenfensterranme.^ 

Auob  bei  sebon  bestehenden  Sobnlbanten  ist  es  das  Wiobtigste, 
fsBteastellen,  ob  alle  Arbeitsplfttee  eine  genügende  Menge  von  direktem 
Himmetslicbt  bekommen.  Neben  dem  Raum  Winkelmesser  wird  man 
dtzn  vielleicht  auch  den  von  Gotsciilich  angegebenen  Spiegel- 
sextanten zweckmafsig  verwenden  können. 

Sobald  mau  findet,  dafs  die  Funlerung  von  50  Raumwinkel- 
graden (reduziert)  nicht  für  alle  Plätze  erfüllt  ist,  wird  man  zunächst 
trachten  müssen,  durch  bauliche  Veränderungen  (Höherlegen  d^ 
f  eosterstorzes,  Verbreiterang  der  Fenster,  Abschrägen  der  Fenster- 


*  Kacb  einer  Uitteilun«  in  der  Diskaision  hat  sieh  ia  den  Wfirtberger 
Schalen  doppelte  Verglatang  der  einfachen  Fenster  vorsSglidi 


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324 


pfeiler,  Beseitigung  der  Fensterkreuze),  oder  durch  Beseitigung  der 
den  Licbteinfall  beschränkenden  Bäume  und  Gebttudeteile  vor  den 
Fenstern,  oder  durch  Befp^^tiq-img  von  Luxferpnamen  vor  den  Fenstern 
das  erforderliche  Himmelsfeld  herbeumaoliaffeD. 

Was  aber  soll  gesohehen,  wenn  alle  diese  Hil&niittel  nidit  an* 
wendbar  oder  nicht  ausreichend  smd?  Die  radikale  Fordenmg 
lautet :  alle  jene  Arbeitsplfttie  an  sperren,  welche  nicht  mindestens 
50  RanmwinkelgTttde  oder  nach  Goibohligb  4^  öl&iiuigswinkel  bei 
mindestens  21^  gröfster  Eleyation  besitsen.  Diese  Forderung  ist 
über  bei  den  beutigen  Verhältnissen  undurchführbar.  Es  würden 
an  sehr  vielen  Orteu  fast  keine  Schulen  übrig  bleiben,  wenn  man 
alle  solche  Plätze  sperren  wollte.  iSur  allmählich  wird  man  die 
schlechten  Schulen  und  Schulziniiuer  ausmerzen  können.  Tn7,wi«phen 
wird  man  nur  solche  Plätze  sperren  müssen,  für  welche  tat^aehiich 
nachgewiesen  ist»  dals  sie  dauernd  oder  häuüg  unzureichend  be- 
leuchtet sind. 

Man  wird  selbstvei^tändlich  die  tatsächlich  vorhandene  Platz- 
helligkeit nur  an  jenen  Pifttsea  messen,  welche,  weil  sie  kein  direktes 
Himmelslicht  empfangen  oder  von  einem  au  kleinen  Stttoke  Bimmels- 
gewölbe ans  beleuchtet  werden,  von  Tomherein  verdächtig  sind. 
Zur  Messung  der  Platshelligkeit  empfiehlt  der  Vortragende  das 
•  WBBBBSche  Photometer  oder  direkte  Leseproben.  Die  photochemi- 
sehen  Methoden  unter  Verwendung  gewöhnlichen  photographisehen 
Papiers  sind  grundsätzlich  verfehlt;  die  von  Rucziczka  in  Angriff 
genommene  Vorwertung  des  ÄNDBEESENSchen  Rhodamiupapiers  mit 
Äuraminfilter  befiadet  sich  noch  im  kStadium  des  Versuches.  Alle 
billigeren  Photometer  sind  zu  ungenau.  Auch  das  WEBERSche 
Photometer  ist  speziell  für  die  Messung  des  Tageslichtes  kein  ideales 
Instrument.  Jedenfalls  ist  es  für  eine  allgemeinere  Anwendung  in 
den  Schulen  zu  teuer.  Vielleicht  wird  in  der  Zukunft  mit  den 
Plimmerphotometern  mehr  zu  erreichen  sein. 

Alle  Beobachtungen  Uber  TagesUchtmessung  haben  mit  der 
*  Schwierigkeit  au  8oha£bn,  dais  die  Tsgeshelligkeit  enorme  Schwan- 
kungen zeigt.  Man  bekommt  immer  nur  Momentanwerte.  Wenn 
man  aus  ihnen  sichere  Schlösse  ziehen  will,  mUsaen  die  Beobachtungen 
sehr  oft  wiederholt  werden,  und  zwar  zu  ungflnstigen  Zeiten.  Dazu 
eignen  sich  am  besten  die  Leseproben,  die  ja  überhaupt  die  Grund- 
lage aller  Messungsmethoden  bilden.  Cohns  Lichtprüfer  stellt  eine 
wesentliche  Verbesserung'  der  Leseproben  dar,  da  er  ein  einheitliches 
Beobachtungsobjeki  liefert.    Das  Instrument  \&Sat  sich  aber  noch 


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w«seiitiioh  «nfaoher  und  biUigor  maelieD.  Die  dem  OoHNBchen 
Lirtnunente  beig^beneD  Bani^gUseT  lusen  sioli  snr  Aufstellung 
einer  Nonn  nioht  yerwerten.  Die  Leseproben  können  in  versobiedener 
Weise  angestellt  werden,  entweder  indem  man  die  Sobulkinder  nnter 
Kontrolle  leeen  IftÜBt,  oder  indem  der  Lehrer  oder  der  Sebnlant  selbst 
lesen  und  die  Geschwindigkeit  messen,  mit  der  sie  lesen.  Übung 
and  Disposition  spielen  dabei  eine  sehr  grofse  Rolle,  daher  müssen 
stets  KontroIlmessQDgen  an  sehr  gut  beleuchteten  Plätzen  gemacht 
werden. 

An  solchen  Platzen,  welche  kein  oder  nioht  genuL:  Himraols- 
licht  empfangen,  l&lst  sich  die  Helligkeit  steigern,  indem  man  die 
Lichtreflezion  erhöht:  durch  weifsen  Anstrich  der  Zimmerdecke, 
bellgranen  oder  hellgrünen  der  Wände,  durch  bellen  Anstrich  der 
gegenüberliegenden  Gkbäude  oder  durch  Anbringung  von  Reflektoren 
Tor  den  Fenstern,  wobei  aber  Blendung  dnroh  seiüicb  ins  Ange 
ebdzingendee  Liebt  Tormieden  werden  mnls.  Zweoikmftlsig  ist  es 
aneh,  an  Flfttee  mit  Terbftltnismäfeig  sebwaeber  Belenobtnng  Kinder 
mit  sehr  liebtempfindliehen  Angen  sn  setseni  die  aneb  bei  geringer 
natzhelligkeit  noch  volle  Sehschärfe  anfweisen.  Hebmamn  Cohn 
bat  unter  nenn  Personen  eine  gefanden,  welche  noch  bei  1,6  Meter- 
kerzen  (rot)  volle  Sehschärfe  besafs,  und  fünf  Personen,  welchen  drei 
bis  acht  Meierkerzen  genügten. 


Mädchentarnen  in  den  Volksschulen. 

Leitsätze  zu  einem  Vortrage  von  0.  Witte  -  Elberfeld 
an  der  XIX.  HanptTersammlTinir  des  Bheinischea  Taralehrer- 

Vereins. 

I.  Für  die  Hldcben  der  Yolksschnleni  zamsl  in  den  Grofestadten,  ist 
es  nodi  n&tiger  sb  iBr  die  Schülerinnen  an  höheren  Mlldchonschulen,  dalli 
SM  einen  geregelten  Turnunterricht  in  wOcbentlicli  zwei  Unterrichtsstunden 
erhalten,  und  ist  es  wünschenswert,  dals  sie  anOaerdem  an  zwei  wöcbent* 
Ikhen  Spielstanden  teilnehmen. 

Tl.  Es  kommt  beim  Turnunterricht  der  Mädchen  nicht  in  erster  Linie 
aat  die  Erzielnnir  von  Anmut  und  Zierlichkeit  der  Bewegungen  oder  die 
AneigDaug  bestimmter  körperlicher  Fertigkeiten,  sondern  auf  Förderung  der 
Gesundheit,  StSrkung  der  KöiperkrAftOi  Ausbildung  der  körperlichen  Ge- 
windthelt,  Scbirfong  der  Sinne,  Hebung  des  Selbstvertrauens,  Pflege  des 
Genuinsbrns  und  Gewöhnung  an  straffe  Zucht  an. 

III.  Von  besonderer  Wichtigkeit  ÜDr  den  Madchentamunterricht  in 
Tolkischalen  ist  die  Aasbildung  der  Bewegongsapparate,  zumal  der  Rttcken- 


3^6 

und  Bauchmuskeln,  die  AusbilcluD;^  des  Brustkorbs,  die  Furdemog  der 
Blatbildong,  sowie  die  Stärkung  des  Herzens  und  der  Lunge. 

IV.  Besonders  zu  empiehlen  sind  daher  ÜbuDgeo  im  Gehen,  Laufen 
und  Springen,  Freiübungen  unter  Bevorzugung  der  Rumpf beugeübungen, 
Hangflbiingea  an  der  sctarflgen  imii  wagerechten  Leiter»  Üboogen  an  den 
SdiankeliiogeD  und  am  Rnndlsnf. 

y.  Solange  Tamatnnden  für  die  IfAdcihen  der  Yolkasdinlen  nicht  ein- 
gefUirt  werden  kdonen,  dnd  wenigstens  regdnift&ige  Spielstanden  ftkr  die- 
selben einzurichten. 

VI.  In  den  Spielstonden  sind  die  Lauf-  nnd  Ballspiele  zu  bevor- 
zugen. 

VIT.  Ftlr  den  Betrieb  des  Mftdrhentnmens  in  den  Oberkla^-Lii  «Itr 
Volksschulen  ist  die  Benutzung  von  Turnhallca  wünschenswert.  Für  den 
Tnrmmterricbt  der  Mittel-  und  Unterklassen  sind  Tamhallen  niclit  erforder- 
lich.  Die  Spiele  sind  stets  anf  geeigneten  Pl&tzen  abzuhalten. 

Yin.  Fflr  die  ErteÜang  des  Tnmunterricbta  bei  den  Mädchen  der 
Yolksschnlen  sind  besonders  Fachtnmlehrerinnen  oder  für  Turnunterricht 
mitausgebildete  Klas^eDlehrerinnen  za  empfehlen.  Es  können  jedoeh  aaeh 
Turnlehrer  bezw.  Kla'^<-f^u1«'lirer  zur  Verwendung  kommen. 

IX  Wo  weder  Turn-  noch  Spielstunden  eingerichtet  werden  können, 
ist  wenigstens  für  reichliclie  Bewegun;;  iler  Mädchen  in  freier  Luft  und 
gelegentliche  Ausführung  geeigneter  Bewegungen  während  der  Unterrichts- 
stunden zu  sorgen. 

X.  Sehr  empfehlenswert  ist  die  EinfUmmg  der  Midchenferieaspiele 
mit  MüehbekOstigong. 

Die  Besprechnng.  die  auf  den  Vortrag  folgte«  war  mehr  eine  General- 
dislnission.  Es  wnrdc  vermiedra,  auf  die  einzelnen  Leitsätze  einzugehen 
und  auch  über  sie  abzustimmen,  weil  es  schlielslich  mehr  auf  eine  Kund- 
gehnnj?  des  Vereins  in  dieser  Fracke  ankam,  als  darauf,  festztistellen,  unter 
weklien  Gesichtspunkten  die  Erteil'iffT  des  Unterrichts  zu  erfolgen  liabe. 
Oberlehrer  Dr.  Bürgass,  der  sich  neben  Frl.  Martha  Thurm,  Piovin- 
zialseliultat  Klewe  und  Geheimrat  Rovenhaoen  hauptsächlich  an  der 
Beratung  beteiligt  hatte,  beantragte  folgende  Entschliefsung,  die  auch  zur 
Annahme  gelangte: 

„Die  19.  Hanpt?eT8ammlimg  des  Rheinischen  Ttamlehrer-Vereins  hllt 
es  im  Hinblick  auf  die  Wichtigkeit  eines  gesunden  und  starken  Geschlechts 
für  dringend  notwendig,  dafs  auch  für  die  MAdchen  der  Volksschulen  ein 
pflichtgem&lser  Unterricht  in  den  Leibesübungen  eingeführt  wird.** 

(„Monatssclir,  /.  d,  Tumwesm'',  4.  Heft.  1904.) 


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327 


Die  liygieiitaeke  ISIiTicltmig  to  Mheren  Sehnlen  ii  Hfllhnsen 
übt  nadi  den  Hitteaimgen,  die  hieraber  das  „Ärt^v  f,  öff.  OtsmäkeU^fi, 
m  IS8,'Loihr,*^  macht,  sehr  Tieles  zn  vflnschen  flbrig. 

In  der  Oberrealschale  gibt  es  mancbes  zn  beanstanden,  Insbesondere 
die  FafsbödeD,  die  SnhsellieD,  die  Beleachtni^,  die  Vorhänge,  die  Heiz- 
Toirichtunpen,  die  Abortanlagen,  die  Reinigung  nnd  die  Stxirungen  in  der 
Umpelmng.  Die  Fiifsböden  aus  Tannenholz  sind  mm  Teil  so  rauh,  dafs 
iie  beim  Betreten  absplittern.  Zwischen  den  Dielen  belinden  sich  klaffende 
Spalten.  Diese  sind  die  Schlnpfwinkel  von  Jflikroorganismen  aller  Art. 
In  einer  3  m  langen,  an  einzelnen  Stellen  1  cm  weiten  FuTsbodenrille 
wurden  175  g  ans  Eohlenstanb,  Holzspänen,  zertretener  Kreide,  Papier- 
Kboitzein  und  Pferdemist  bestehender  Kehricht  mit  einem  ganz  betrftcht* 
fidien  Gehalt  an  Mikroben ,  unter  denen  sich  anch  pathogene  befiuideii, 
gesammelt. 

Die  natürliche  und  kflnstliche  Beleuchtung  ist  vielfach  ganz  unzu- 
reichend. In  der  ganzen  Schule  befinden  sich  grüno  Vorhänge  aus  dichtem 
Stoff,  deren  Luftdurchlässigkeit  minimal  ist.  Die  Heizvorrichtungen  be- 
stehen zum  Teil  in  Öfen  ältester  Konstrukiiuu.  Als  Heizmaterial  dienen 
grohstückige  Steinkohlen,  deren  Herbeischaffuug  und  Eiuiülluug  viel  Schmutz 
md  Stanb  mit  sich  bringen.  Ranch  im  Klassenzimmer  gehört  nicht  za 
den  Seltenheiten y  da  das  Ofenrohr  oftmals  mehrere  Meter  lang  ist,  wo- 
dnch  die  Fenenmgsgase  im  Ofen  nnd  Bohre  zurückgehalten  werden  nnd 
U8  aDen  Fugen  derselben  hervorquellen.  Was  die  Ventilation  der  Schnl- 
annner  durch  öffnen  der  Fenster  anbelangt,  so  lassen  sich  dagegen 
namentlich  dnnn  Einwände  erheben,  wenn  die  Fenster  mangelhaft  kon- 
struiert sind  und  das  Scbulgebäude  in  geräuschvoller  Umgebung  liegt. 

Die  Abortanlagen  befinden  sicli  in  der  Nähe  von  Klassen,  und  ihr 
Geruch  dringt  in  diese  ein.  Die  Zinuiiei  wunde  sind  in  den  meisten 
Klassen  nicht  abwaschbar.  Die  Garderobe  wird  vielfach  in  den  Klassen 
üfbenahrt  Die  Beinigung  des  Gebindes  nnd  der  Klassen  ist  unzn- 
Kidiend;  dies  hat  namentlich  darin  seinen  Gmnd,  dala  ea  an  Arbeits- 
blftan  fehlt.  In  einzelnen  Klassen  ist  der  Lnffknbns  zu  klein.  Auf  dem 
finzen  Gebäude  befindet  sich  kein  Blitzableiter.  Fflr  den  Fall  einer  Panik, 
wie  sie  schon  zweimal  durch  Blitzschlag  entstand,  sind  die  Korridore  und 
die  beiden  Trepyjen,  die  aus  Holz  gpbant  durch  zwei  Stockwerke  führen, 
viel  zu  eng,  die  eine  ist  1  m,  die  aniierc  1,35  m  breit.  Die  Zahl  der 
Schüler  aber,  welche  diese  Treppe  benutzen,  beläuft  sich  auf  einige  hundert. 
In  einigen  Klassen  lassen  sich  wegen  des  Dampftrams  nnd  der  auf  der 
Stnbe  Terkebrenden  zahlreichen  Fuhrwerke  die  Fenster  während  des 
üotcnichts  nieht  Offnen,  nnd  selbst  bei  geschlossenen  Fenstern  wirkt  der 
Stnfiwnlinn  noch  höchst  stOrend.  Hinter  dem  Gebäude  befindet  sich  euie 

8«k»IC»Mndk«l««plles«.  XVIL  16 


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328 


Fabrik,  deren  SchoniBteiD  bo  niedrig  ist,  dafe  bei  bestimmter  Windricbtong 
dichte  Wolken  von  Eohlendampf  gegen  einzdne  Kkssenfenster  geworfen 
werden,  so  dafs  dieselben,  oline  den  Baach  in  das  Innere  der  Zimmer 
dringen  za  lassen,  nicht  u'cölfnet  werden  können.  Auch  die  Schornsteine 
anf  den  beiden  zur  Anstalt  peliöremicn  Werkstätten  sind  zn  niedrig,  QOd 
ihre  Kauclnvolken  füllen  liiiutig  den  Hoframn. 

Im  Gymnasium  sind  die  natürlichen  und  künstlichen  Liclit  Verhält- 
nisse zu  rügen;  es  gibt  dort  Unterrichtsraume  —  einige  sind  Tielklassen  — 
in  denen  stets  ein  gemütliches  Halbdunkel  herrscht.  Mau  mufs  sich 
darüber  am  so  mehr  wnndem,  als  die  Anstalt  zu  einer  Zeit  (1B81)  erbaut 
worden  ist,  in  der  Massennntersnchnngen  tiber  die  Angen  der  Scbnlküider 
boreits  Toriagen,  nnd  in  der  schnlbygienische  Vorschriften  beim  Keabau 
▼on  Schulgcbftnden  allerorts  berticksii  hti?t  wnrden.  In  einigen  Klassen 
des  Gymnasiums  ist,  obwohl  darin  im  Winter  um  halb  9  Uhr  morgens 
unterrichtet  wird,  krine,  in  anderen  Klassen  hörh^f  mnnaelhafte  GaN- 
beleuchtung.  KippHüirel  sind  in  den  FensttM-u  nicht  vorhandeu.  und  von 
den  Luftscheiben  hiuküuüiercü  viele  nicht,  lune  Lüttung  mittels  der 
Fenster  ist  in  den  nach  der  Neugasse  gelegenen  Klassen  während  des 
Unterrichts  des  Stralscnlärms  wegen  kanm  möglich.  Die  Innenwände  der 
Klassen  sind  tapeziert.  Der  mit  grobem,  zum  Teil  scharfkantigem  Kies 
belegte  Sdinlhof  ist  so  klein,  dafs  nur  die  Schaler  der  nnteren  Klassen 
bis  znr  Quarta  znm  Spielen  zugelassen  werden. 

Gej^en  den  zu  frflhen  Beginn  des  Vomiitta^stiulerrichts  spricht 

sich  ein  Volk^->rlinllehrcr  in  der  ..Znr/'chn-  Post''  ( 1  *.M)4,  Nr.  1^8)  ans.  Die 
BcstimmnnG'en  üher  die  Stundenpläne  der  '^tndtzüivherisehcu  Primär-  und 
Sekundnrsciiule,  datiert  vom  13.  März  VM)-J.  veriügen  folu'endes: 

..Der  Vonnittagsunien  ieht  beginnt  von  anfangs  Mai  bis  Mitte  September 
in  der  ersten  bis  dritten  Primarklasse  um  8  Uhr,  in  der  vierten  bis  achten 
Primarklasse  nnd  in  der  Seknndarsobnle  um  7  Uhr.  Soweit  die  wöchent- 
liche Stundenzahl  es  znlftfst,  wird  fttr  die  vierte  Primarklasse  der  Beghia 
des  Vormittagsunterrichts  in  den  Sommermonaten  ebenfalls  anf  8  Uhr  angesetzt 

Ton  Mitte  September  bis  zum  Schlüsse  des  Schuljahres  beginnt  der 
Unterricht  in  der  ersten  bis  dritten  Primarklasse  um  9  Uhr,  soweit  die 
Zahl  der  vscu  I  f^ntürhen  riiterrichtsstnnden  nicht  die  Ansetzung  anf  8  Vhr 
erfordert;  in  der  Zeil  von  ,'\littc  November  bis  Mitte  Februar  beginnt 
der  Unterricht  bei  vier  btunden  um  S'/s  Uhr,  bei  drei  Stunden  um  9  Uhr. 
Der  Naohiiiittagsuuterricht  setzt  um  "2  Uhr  ein." 

Der  Beginn  des  Unterrichts  um  7  Uhr  morgens  ist  nach  der  Ansicht 
des  Verfassers,  der  sich  auf  eigene  Erfahrungen  stützt,  zu  frtlh,  nnd  zwar 
nicht  nur  für  PrimarschOler,  sondern  andi  fttr  die  Sekundärschule.  Nach 
seinen  Beobachtungen  müssen  hierbei  unter  stfidtischen  Verhältnissen,  wo 
die  Kinder  nicht  so  frühzeitig  ins  Bett  kommen  wie  auf  dem  Lande,  die 
Kleineu  zu  einer  Zeit  aufstehen,  wo  sie  noch  nicht  ausgeschlafen  haben 
Die  Fol^re  dnvon  ift.  dfifs  das  noch  nii  lit  völlig  ausgeruhte  Gehirn  in  der 
Schule  srin<  !i  I>iensf  versagt.  Als  ein  Elementarlehrer  den  Kindern  in 
der  ersten  Stunde  erlaubte,  tun  zu  dürfen,  was  sie  wollten,  wurde  es  bald 
Still  in  der  Klasse,  uud  ein  Köpfchen  nach  liem  anderen  sank  aut  den  Tisch 
hinunter.   Eine  Umfrage  darüber,  wer  am  Morgen  regelm&fsig  oder  nur 


329 


hier  und  da  oder  gar  nie  geweckt  werden  müsse,  ergab  nach  den  eigenen 
Worten  des  Autors  folgendes: 

,Die  ente  Untersnchang  datiert  vom  21*  Jaimar  1901;  SchollMguui 
um  8Vt,  erste  Klasse  der  Sekondarsdiiile.  Von  17  MftdcheD  mnlsteii  sieh 
14  jeden  Morgen  wecken  lassen,  von  19  Knaben  nur  2.  Im  folgenden 
Scboysbre  fragte  ich  am  9.  Jnli  1901  dieselben  Schaler  nochmals;  Scbid- 
beginn  nm  7  Tlir.  Bei  den  ^lädclien  zeigten  sich  folgende  Ergebnisse: 
Von  17  mnfsten  .sich  14  regelmlifsig,  1  nur  hier  und  da  und  hlofs  2  gar 
nie  wecken  lassen.  Von  18  Knaben  mulste  mau  3  jeden  Morgen  wecken. 
Eine  dritte  Enqoete,  bei  Scliulbcginn  nm  8  Uhr,  ergab  am  23.  September 
1902  bei  einer  ersten  Öekundarklasse  lolgeudes:  Von  1(>  Mädchen  lua^sen 
iidi  8  immer  wedum  lassen,  5  jede  Woche  ein-  bis  xweimal  and  3  gar 
nie.  Ton  den  8  gehen  4  nm  8Vt  Uhr,  3  nm  9  übr  nnd  1  geht  nm 
9V4  Uhr  zn  Bett;  von  den  5  legen  sich  2  nm  8Va  Uhr*  2  nm  9  Uhr 
sn  Bett  nnd  nnr  1  gdit  nm  9Vt  Uhr  schlafen;  von  den  3,  welche  sich 
nie  wecken  lassen  mtissen,  ist  bei  zweien  die  Schlafenszeit  um  8Vt  Uhr, 
bei  einem  um  SV«  Uhr.  Bei  den  Knaben  war  das  VerhÜtntB  nn|psfiüir 
gleich  wie  beim  vorhergehenden  Schulbeginn.'* 

Zum  Schlüsse  schlägt  der  Autor  eine  systematische  Beobachtung  dieser 
Verhaltnisse  durch  die  Lehrer  an  verschiedenen  Schulstnfen  vor.  Bei  der 
Beurteilung  dieser  Frage  ist  zu  berücksichtigen,  dafs  seit  Installation  der 
mhteienropJüsefaen  Zeit  f&r  die  Schwtiz  die  Zeitrecbnnng  nm  eine  halhe 
Stunde  Terschoben  wnrde,  so  dafe,  wenn  die  Ultren  7  Uhr  zeigen,  es 
eqieiitlieh  erst  Uhr  ist,  weshalb  die  Kinder,  die  nm  7  Uhr  nach 
■ittelenropäischer  Zeit  in  der  Schule  sein  müssen,  genötigt  sind,  nach 
SStronomi'^rher  7.p]t  ^r}\on  nm  f)'/s  Vhr  nuf/ji'^tchm 

He  sondere  Leibesübungen  für  engbrüstige  uud  skoliotische 
Kiuder  in  Leipzig.  Wie  wir  der  ^Monatsschr.  f.  d.  Tumwesen"'  (2.  Heft, 
U**j4)  entnehmen,  werde  aus  der  Mitte  des  Stadtverordnet^nkollegiums  zu 
Leipzig  der  Antrag  an  den  Kat  der  Stadt  gestellt:  zu  erwägen,  ob  die 
von  den  ScbnlSrzten  zn  nntersuohenden,  an  Engbrüstigkeit  Iddenden  nnd 
mter  dem  Yardachte  erblicher  Tnberkniose  stehenden  YoUtsschfller  nicht 
m  besonderen,  ihrem  körperlichen  Znstande  entsprechenden  Leibesfibnngen 
liersnzuziehen  seien.  Daraufhin  hat  der  gemischte  Schulansschnis  im  Ein- 
verständnis mit  dem  Rat  folgende  Bostimmnngen  getroffen: 

1 .  Ein  besonderer  Turnnuterriclit  an  engbrüstige  und  tuberkulose- 
U'rdachtige  Kicd'^r  -nl]  eiiii'oführt  werden,  jedocl»  nicht  in  besonderen 
Turnstunden  auf  Kosten  der  Freizeit  der  Kinder,  sondern  in  den  Tum- 
stnnden  ihrer  Klasse  in  einer  Nebenriege,  sotern  überhaupt  der  tuU  ein- 
tritt, dai^s  die  Allgemeiuübuug  der  Klasse  niciit  geeignet  ist,  die  betreffen- 
den Kinder  daran  tdlndunen  zn  lassen. 

2.  Die  Kinder  sollen  zn  hftnfiger  M^ederholnng  der  nweckdienlichen 
Tmmbewegnngen  in  freier  Zeit  anlkerhalb  der  Tnmhalle  in  guter  Lnft  an- 
gehalten und  über  tiefes  Ein-  nnd  Ausatmen  belehrt  werden;  Atemgymnastik 
soll  aach  in  den  Singstunden  getrieben  werden. 

3.  Um  die  besonderen  nebenunterrichtsbedü ritigen  Schulkinder  zu  er- 
mitteln, sollen  die  in  die  ftlnfte  Schnlkla<?se  i  erstes  Tiirojahr)  eintretenden 
Kinder  mit  entblöfstem  Oberleibe  vom  Schularzte  untersucht  werden. 

16» 


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4.  lu  den  erst€Q  bis  vierten  Klassen  werden  die  des  Nebennnterrichts 
bedflrftigen  Schulkinder  in  der  Weise  ermittelt,  dals  Klassen-  oder  Tnm- 
lehrar  dem  Schulärzte  die  Urnen  als  engbrüstig  oder  taberkolOs  ersdmnen* 
den  Kinder  znr  Untersachnng  bezeichnen. 

Di«  Finöri^e  ffir  sehwacbsinnige  Kinder  ii  Bayeri  bespricht 
Dr.  Wbtoandt  in  der  J^A^lg.  Zeitschr.  f.  PBjfMiirie^  (6.  Heft,  60.  Bd.). 
Die  Idiotenpflege  in  Bayern  befindet  sich  fast  ganz  in  den  Händen  religiöser 
npno«?i^nsclial"ten,  von  denen  2295  Miotpii  vfrjiflegt  werden.  Dals  in 
diesen  Anstalten  recht  vieles  vom  Standpunkte  des  Arztes  zu  beanstanden 
ist,  betont  W.  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  beim  Besurhe  zahlreicher 
—  auch  nichtbayerischer  —  Anstalten.  Er  fand  wenig  Unterricht  der 
Bildungsfähigen,  wenig  Besdi&ftigungsYeEsnehe ,  geiegentHeh  mangeihefte 
Terhfltongsmafsregeln  gegen  Taberlnüoseaberiragang;  Yerletxnngen  nnd 
Deknbitns  waren  nicht  selten.  In  einer  Ansiall  gab  es  neben  kOiperfieher 
Zflchtignng  Arreststrafen ,  in  anderen  gab  der  Geruch  in  den  Scblaftilea 
der  unreinen  Kranken  Anlafs  zu  Klagen.  Ans  alledem  geht  hervor,  dafs 
eine  intensivere  ärztliche  Elininrlnuig  für  die  Anstalten  nnd  Ingatwfn  viele 
Vorteile  bringen  würde. 

Oegen  die  modernen  Massenschnlen,  soweit  es  höhere  Lehr- 
anstalten (Mittelschulen)  betrifft,  spricht  sich  ein  Aufsatz  im  j^Fädag. 
Wochenbl."^  (30.  Dez.  1903)  aus.  Nach  dem  Statistischen  Jahrbuch  gab 
es  1902  im  Deutschen  Bdche  185  höhere  Enabeaschnlen,  die  mehr  als 
500  Schiller  anfmesen,  nnd  darunter  sogar  16  mit  mehr  als  700  Sehflleni. 
Die  endeherisehe  nnd  unterrichtliche  Wirksamkeit  des  Direktors  einer 
Massenanstalt  ist  in  bedauerlichem  Grade  eingeengt  nnd  gelähmt  —  ein 
Verhältnis,  das  sich  mit  Naturnotwendigkeit  überall  herausbilden  mnfs, 
mag  die  Persöidichkeit  des  Leiters  noch  so  br  lcntend  sein.  Nicht  minder 
ist  aber  auch  die  Entwicklung  der  Massenschuien  vom  Gesichtspunkte  des 
Lehrers  aus  zu  beklagen.  Von  einem  wirklich  pLinm  U'sigen,  einheitlichen 
Zusammenwirken  der  Lehrer,  das  zum  Gedeiheu  der  Arbeit  durciiaus  not- 
wendig ist,  kann  an  Maasenanstalten  nicht  die  Bede  sein.  Jeder  geht 
mehr  oder  weniger  seinen  Weg  ftr  sich  und  kttmmert  sich  nicht  nm  den 
anderen.  Der  Wedisel  ist  im  Eolleginm  solcher  Schalen  das  Besffndige; 
alljährlich  kommt  man  nnd  geht  man,  und  viele  Herren  bleiben  sich  tat- 
sächlich ganz  fremd.  Dabei  wird  die  Erledigung  der  amtlichen  Geschäfte 
(Monats-  und  Zensnrkonferen^en .  Keifeprfilnngen  USW.)  immer  schwieriger 
und  zehrt  an  fler  Kiaft  der  Lehrei-, 

Wie  (las  ciDheitliehe  Leben  des  LthreikoUegiums  au  Massenanstalten 
mehr  und  mehr  schwindet,  so  ist  es  ähnlich  bei  der  Schtil erschuft,  für 
die  derartige  Anstalten  auch  gesundheitlich  nur  ungünstig  wirken.  Tausend 
und  mehr  Fttlse  schleppen  taguiglich  ein  ganz  erkleddidies  Quantum  Schmvts 
in  das  Oebftnde,  besonders  bei  schlechtem  Wetter,  und  die  Reinigung  der 
Zimmer  nnd  Korridore  liegt  nur  au  oft  im  argen.  Eine  tägliche  Reinigung, 
wie  sie  nötig  wäre,  nnd  wie  sie  in  jeder  anständigen  Privatwohnnng  voll- 
zogen wird,  ist  hier  nur  sehr  schwer  dorchfOhrhary  auch  wenn  die  Geld- 
mittel dazu  vorhanden  sind. 

.logendspielplätze  in  Berlin.  Wie  die  Tagesblätter  berichten,  be- 
sclüols  unlängst  die  Kommissi(m  fflr  Volks-  und  Jugendspiele  des  Berliner 


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831 


Vereins  fnr  VoHcshygienc,  der  -irlnilrTitlfissciien  TnT«^nfl  HprÜns  und  der 
Vororte  djiu  riid  die  Möglichkeit  zur  körperliciien  Erholung?  und  Kräftigung 
m  verschaöen.  Es  wurde  angeregt,  ztinSchst  drei  gro^o  Spielplätze  im 
Norden,  üsteu  und  Westen  der  Stadt  für  diese  Zwecke  iiuultar  zu  iuachen 
und  au  das  Generalkommando  des  Gardekorps,  die  Stadt  Berlin  und  daä 
liindwiTtacluiftsmiiiisteriiim  dlMbeztkgUche  Eingaben  zu  riekteiL  Auf  dieseii 
Ptttieii  ttHka  den  Fortbfldanpschlllern,  jagendlichen  Arbeitem  obw.  nnCer 
saebgemflfier  Leikang  die  Wohltalen  geregelter  Tnniqpiele  nnd  «nderer 
Leibesübungen  zu  teil  werden.  Erholungsstätten,  in  denen  alkoholfreie 
Getränke  verabreicht  werden,  sollen  auch  den  Angehörigen  der  Spielenden 
Gelegenheit  gehen,  sich  an  dem  munteren  Treiben  zu  erfreuen.  Man 
hofft,  baldigst  mit  der  Benntzung  eines  dieser  Yolksspielpl&tze  beginnen  zu 
k(>Dnen. 

Zu  der  tranrigeu  Lage  der  Hütekinder  in  0§t-Elbien  fuhrt  die 
,Kiim^,  VoUegtff."  ein  Beispiel  ans  dem  Kreise  Wehlan  an.  Danach 
mU  ein  aehnjäbriger  Knabe  barfnCB  nnd  anch  sonst  dlltfiig  bekleidet,  so 
dab  er  tot  FhMt  dtlerte,  noch  das  Tieh  faaben  hüten  müssen.  Von 
b*/4  Uhr  früh  bis  abends  7Vt  Uhr  müsse  der  Knabe  im  Dienst  sein, 
wofür  er  täglich  sehn  Pfennige  und  Essen  erhalte.  Doch  trotz  soldier 
tielständc  kann  man  immer  noch  nicht  einsehen,  dafs  die  Ausdehntmg 
des  Kinderschutzge^ptzes  auf  die  ländlichen  jugendlichen  Arbeiter  durchaus 
notwendig  sei.  Sagte  doch  der  Reichstagsabgeorduete  BräSICKE  Uber 
diesen  Punkt:  ..Die  Hütekinder  auf  dem  Lande  befinden  sich  bei  dieser 
Arbeit  geistig  uüd  leiblich  sehr  wohl.  Es  wäre  daher  nicht  nötig,  da^ 
KiDderschntigesets  anch  aaf  die  Lsndwirtschaft  aassndehnen.*' 

Schilbiak  ud  RiekgfatoTürkrttHiiiingen.  in  einer  Erwidening 
isf  die  Amffnhmngen  des  Lehrus  H.  Suok  über  „Der  rechte  Weg  in 
dsrLOsnng  der  Schulbankfrage''  {  .nidag.  Ref^,  Nr.  46,  1903)  bemerkt 
HoBEBBixiGBB  {„Päduff.  Ref.*^ ,  i%r.  47),  dafs  es  unrichtig  sei,  die  schlechte 
Schreibbai tung  des  Schtilers  und  die  Rückgratsverkriimmnngen  nnr  der 
Konstruktion  der  Srhnlbank  zuzuschreiben.  Die  RückgratsverkrümmnnLen 
—  sagt  er  —  entstehen  auf  der  besten  Schulbank  durch  die  unveniüuitig 
luge  Unterrichtszeit.  Die  hygienisch  beste  Schulbank,  welche  dem  Körper 
die  grölste  Stütze  liefert  nnd  die  gröCste  Bewegungsfreiheit  UUst,  wird  zur 
bjgieniseh  schlechtesten,  wenn  die  Schüler  bis  sn  einem  Viecteltag  hinter- 
lissBder  unansgesetct  daraaf  sitzen  müssen.  Wollten  wir  nach  einer  Bsnk 
nehea,  die  alle  Fehler  ans  der  Schnlktasse  beseitigt,  denn  kann  die  Scihnl- 
IWDkfrage  nie  gelöst*  und  aaf  den  rechten  Weg  gebracht  werden. 

Fortbildnn^sohiilzwaiig  für  Mädchen.  Wie  die  „Soe.  Praxis^ 
fXr.  24)  mitteilt,  hat  der  „Landesverein  preuisischer  Volksschullehrerinnen" 
dem  pienfsischen  Abgeordnetenhaus  eine  Petition  tiberreicht,  in  welcher 
der  Wun^cli  atisc'esyjrochen  wird,  es  möchte  die  Möglichkeit  des  Fort- 
bikiacgsscliulzwungeä  auch  lUr  die  Mädchen  festgelegt  werden.  Die  Bitt- 
iMlecbacn  bezieben  tich  dabei  aaf  den  Torliegenden  GesetMOtwnif,  der 
üs  Terpfiichtaag  mm  Besuche  ländlicher  FortbUdnngpchnlen  in  Hessen- 
Ktma  für  die  Jüa^ge  nrtsstatntsrisdi  festnuteUen  gestatten  soll,  nnd 
weisen  daianf  Un,  wie  in  den  hessen-nassanischen  kleinbftnerlichen  Be* 
tmbsa  XaoB  nnd  Fraa  für  die  LeistangsObigkeit  der  Wirtschaft  von 


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332 


vuliic  gk'iclicr  BedeutunfT  seien;  (Uslialh  müsse  auch  die  Frau  mit  den 
Fortscliritteu  der  lietriebsweise  bekaimt  gemacht  werden.  Daher  seien  die 
ländlichen  Fortbfldnngsselmleii  in  DAnemark  n.  a.  beiden  GescUecliteni 
geOifiiet,  nad  bereits  im  Jabre  1899  sind  die  50  Volkshochscbnlen  und  40 
Ackerbau  schulen  von  3491  Mftnnern  und  2646  ^Mädchen  besucht  worden, 
die  sittliche  IlebuDg  durch  eine  solche  Fortbildung  dürfe  anch  der  Fraa 
nicht  vorenthalten  werdoTi 

Jngendspiele  in  Metz.  Die  Si)ielbewegung  macht  auch  in  Elsafs- 
Lothrincren  Fortschritte.  An  der  Spitze  der  gröfseren  Städte  inarscliiert 
Metz,  wo,  wie  „Körper  und  Geist"  (Nr.  24)  mitteilen,  im  vergangenen 
Sommer  nahezu  1000  Schflkr  ans  der  Oberrealschule,  dem  Lyzenm,  der 
Mittel-  und  der  Elementarschule  sich  freiwillig  an  den  Spielen  beteiligten. 
Es  wurde  an  den  Sounabendnachmittagen  gespielt,  und  zwar  auf  den  den 
Scholen  vom  Militftr  znr  Verfügung  gestellten  Übungspliltzen  anter  Aufsicht 
von  Spielleitern,  welche  von  der  Stadt  für  ihre  Bemühungen  ein  an- 
gemessenes Honorar  erhielten.  Die  zu  diesem  Zweck  in  den  Ausgabeetat 
eingetragene  Summe  von  1200  Mark  wird  voraassichtlich  bald  erlioht 
werden  müssen. 

Ober  GewielitSTertadenuii^eii  im  Verlauf  des  Sciuurlaelig  machen 
Gaknieb  nnd  SabasI^anü  IGtteilnngen  in  der  „iVesse  mM.*'  (1904,  Nr.  24). 

Die  Verfasser  haben  eine  grofse  Anzahl  von  Kindern  hinsichtlich  ihres 
Körpergewichts  bei  Scharlacherkrankungen  untersucht  und  sind  zu  dem 
Ergebnis  gekommen,  dafs  die  Gewichtsverändernngen  willircnd  dieser  Krank- 
heit bestimmten  Gesetzen  folgen.  "Während  in  den  ersten  IVt'i'Pii  das  Ge- 
wicht Ldeich  oder  fast  gleicli  bleibt,  tritt  mit  dem  Aui^enblKK,  wo  d;is 
ätarke  Fieber  auiailL,  das  heifät  mit  dem  Moukent  der  Keukliou  des  Orga- 
nismus, eine  anfserordentliohe  ilbaahme  des  Körpergewichts  ein,  die  sich 
anf  mehrere  Kilogramme  zu  belaufen  pflegt.  Wahrend  der  Daner  der 
absoluten  Milchdiät  bleibt  der  Scharlachkranke  dann  auf  seinem  Gewichts- 
minimum, um  sogleich  mit  Eintreten  der  gemischten  Nahrung  auf  eine 
Gewiclitsbrdio  hinaufzukommen,  die  den  anfänglichen  Zustand  der  Körper- 
schwere übersteigt  (Mitg.  v.  Dr.  IlnpF-Dresden  ) 

Mehr  freie  Plätze  in  deu  Släüteu  für  Jugend  und  Volk  ver- 
langt llUEPPE  in  der  „Dfsch.  med.  'WocJtenschr."'  bei  Besprechung  des 
neuesten  pren&ischen  Wohnungsgesetzentwurfes.  Sehr  wichtig  —  sagt  H.  — 
ist  die  vorhergesehene  Ausscheidung  besonderer,  von  den  Wohnstrafsen  und 
WohnTierteln  getrennter,  freier  Plätze.  In  dieser  Hinsicht  mlUste  das 
Gesetz  sehr  scharfe  BesÜmmnngen  treffen,  weil  effahrungsgemftfs  der 
Wunsch  vorliegt,  wenn  ein  solcher  Bezirk  sieb  spflter  entwickelt,  solche 
Plüt/.c  nacbtrUglieb  wieder  zu  verbauen  und  ihrem  Zwecke  zu  entziehen. 
Was  uns  namentlich  überall  fehlt,  nnd  worin  wir  binter  Enizland  in 
bedauerlicher  Weise  zurückstehen,  das  sind  Plätze,  aut  denen  die  Jugend, 
sowohl  die  schulpflichtige  als  andi  die  der  Schule  entwachsene,  wirklich 
spielen  kami,  richtige  Tummelplätze,  die  der  Yolksgesundnng  dienen.  In 
Ländern,  in  denen  bereits  mehr  als  die  Hälfte  der  ganzen  Bevölkerung  in 
Städten  wohnt,  sind  solche  Plätze  eine  einfache  Notwendigkeit  für  die 
Erziehnn?  einer  kräftigen  Generation,  wenn  die  Stadt  nicht  das  Grab  der 
Bevölkerung  werden  soll.    Daneben  bedarf  man  selbstverständlich  schon 


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333 


aas  ästhetischen  Gr  Huden  kleinerer  SchmuckanlajreD  und  Parks  zur  blofsen 
Erholung,  eine  Forderung,  die  unschwer  mit  der  erstcren  in  Einklang  ge- 
bracht werden  kann.  Es  wäre  wtlnschenswert,  dafs  sieb  unsere  Gei^etz- 
geber  endlich  einmal  mehr  mit  der  Frage  beschäftigten,  dafs  die  Besonder- 
heilen  des  st&dtischen  Lebens  auch  Besooderheiten  fDr  die  gesandheitliche 
KrifkigDDg  und  damit  auch  fttr  die  wirtschaftliche  Leistangsfthigkeit  der 
städtischen  BevOlkeroog  verlangen.  Der  Ruf  nach  kr&ftigen  Rekruten  ver- 
hallt im  "Winde,  wenn  nicht  bei  der  Jugend  vorgesorgt  wird. 

Für  die  ZnsammeDlegnng  der  Hominer-  nud  Herbstferien  plai- 
dierte  Dr.  RöCHLiNo-Misdroy  auf  der  XII.  Jahresversammhini?  df^'^  A  T>.T>. 
zu  Dster  1903.  Er  führte  aus,  dafs  vier  oder  Itint  Wochen  bomiuci- 
ferien  für  die  Jugend  der  hahcren  bchulen  zu  einer  rithticren  Erholung 
iiicht  ausreicheii  und  fordert  eine  Verlängerung  der  Somnicifcrien  bis  auf 
sieben  Wochen,  wo  nötig  nnter  vollkommener  Ausschaltung  der  Herbst- 
ferieo,  die  ja  doch  in  eine  nngllnstige  Jahreszeit  fallen  (i,S<Uneol,  CetUraißtg.** , 
Nr.  47,  1903).  Nach  der  Ansicht  R.8  U&t  sich  diese  Elnrichtong  treffen 
obiie  YerUUigeniog  der  Gesamtferienzeit  des  Jahres  auch  da,  wo  die  letz- 
tere Dicht  mehr  tli  elf  Wochen  betrügt.  Es  wird  hierbei  nicht  verhehlt, 
daCs  diese  Änderung  sehr  im  Ii^teresse  der  Ilüder  und  Kursmst alten  liegen 
würde,  denen  hierdurch  eine  grofserc  Freqnenz  nm\  lanirer  danenulcr 
Anfenthalt  der  Familien  gewülirlcistet  werden  kuunte.  (Dieser  Grund  kann 
Utilürlich  ftlr  den  Schulhygieniker  und  fUr  die  Schnlverwaltnns'en  bei 
Lösung  der  Frage  tlber  die  Verieiluag  der  iScIiuHeiieu  nicht  niuisgebenii 
idn,  ond  es  fragt  sich  doch  sehr,  ob  nicht  im  Interesse  der  Kinder  eine 
sehr  gleicbmafeige  Verteilung,  allerdings  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Oster-  nnd  Sommerferien,  vorteilhafter  ist,  also  eine  Znsammendrfingnng 
der  Ferien  anf  die  Sommerszeit.  Unter  ftinf  Wochen  sollten  die  Sommer- 
teriea  allerdings  nicht  herabgehen,  und  an  dieser  Forderung  sollte  fest- 
gehalten werden,  aber  nicht  zn  Ungunsten  irgendeiner  der  anderen  Ferieu- 
Perioden.    D.  Ked.) 

Die  Ziiliiie  der  Schnlkuabeu  in  Balle  wurden,  wie  die  Saale- Ztg. 
mitteilt,  im  Jalire  1902  von  Zahnärzten  gepiütt.  Die  Untersuchungen  be- 
logen sich  aui  4901  Knaben  der  städtischen  Volksschulen.  Die  Statistik 
ist  ?om  Leiter  der  Zentralstelle  fttr  Zahnhygiene,  Herrn  Dr.  med.  Rbhse 
in  Dresden,  bearbeitet  worden.  Er  schreibt:  „Halle  gehört  za  denjenigen 
Städten,  die  ein  mittelhartes  Trinkwasser  haben;  aufserdem  herrschen  hier 
jrüDstige  Stillnngsverhältnisäc  (durchschnittlich  acht  Monate).  Immerbin 
haben  auch  in  Halle  nur  4,8  %  aller  untersuchten  Kinder  tadellose  Ge- 
bi^v*  9.5.2  ^  '(1  waren  mehr  oder  wenifrer  erKrankt.  Durchschnittlich 
hatte  jedes  Kind  0,6  kranke  Ziihne  im  Munde.  Nor  9  Kinder  hatten 
iöäaüinien  IT)  Füilnnj?cn:  fiir  die  Kriinliuni-'  der  Zähne  war  seitens  der 
Eltern  so  gut  wie  nichts  gesclieheu.  Ganz,  besonders  dcutlicli  lieiseu  »ich 
hl  HaQe  die  engen  Beziehungen  zwischen  Stillung  und  Zahnerkranknngen 
fcrtstdlen.  Die  sog.  Hypoplasie  der  Zähne,  d.  h.  EntwicUiingsstörung, 
<Üe  durch  schlechte  Ernährung  im  Sftuglingsalter  bedingt  ist,  kommt  nnr 
bei  12,8%  aller  Kinder  vor."  —  Die  geringe  Zahl  der  vorhandenen 
ZahnfQlluQgen  hat  seinen  Grund  darin,  dafs  sich  die  Kinder  der  Volks- 
schulen rekrutieren  ans  kleinen  Handwerker-, .  sowie  ans  Arbeiterkreisen, 


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834 


denen  Mittel  für  kostspielige  Plomben  niclit  znr  Verfnc'Tii^^'  <;fp)ipn.  Dieser 
ITm-rnnd  beweist  iie  dringendp  Xotwendigkeit  der  Einrichtung  von  Volks- 
zalmkilniken  nsw.,  wie  sie  schoD  iu  maochea  Städten,  z.  B.  in  iDarmstadt, 
Stralsbarg  usw.,  eingerichtet  sind. 


Ein  Lehrerbilduogskurs  fiir  Knabe nhaudarbeit  in  Biel  (Schweiz) 
wird  vom  17.  Juli  bis  13.  August  d.  .1.  stattfinden.  Derselbe  wird  ver- 
anstaltet vom  schweizerischen  Verein  zur  Förderung  des  Handorbeitsunter- 
liehtes  Ar  Knaben  mit  finansiener  Untentatznng  von  selten  des  Bundes. 
In  dentscher  nnd  französischer  Sprache  wird  der  Unterricht  eiteitt  in 
folgenden  Fächern,  von  denen  den  Teihiebmern  eines  zur  Auswahl  freisteht: 

1.  Element arknrs.  2.  Kartonnagenarbeiten;  3.  Hobelbankarb eitea; 
4.  Kerb-  und  Flaclisrhnittarljeitcn ;  5.  Modellierarbeiten;  6.  Spezialkan 
zur  Anfertigung  von  Gegenständen  für  den  Anschauungsunterricht. 

Der  Erziehunasrat  des  Kantons  Zürich  hat  beschlossen,  zur  Ermog- 
lichung  des  lie^uches  dieses  Kurses  an  15  zürcherische  Lelirer  einen 
Staatsbeitrag  von  je  75  Frs.  auszurichten. 

{„ÄmO.  SdHM.  d.  Et  ZärüA*',  1904,  Kr.  5.) 

DevUcher  Yereln  für  Sffeitliehe  OMudheitspfiege.  Nach  einer 
lütteanng  des  stftndigen  Sekretars  Dr.  PBÖBBTnra  in  KOln  wird  die  dies- 
jährige Jahresversammlung  des  Verdns  in  den  Tagen  vom  14. — 17.  Sep- 
tember zu  Dan  zig  stattfinden,  immittelbar  vor  der  am  18.  September 
i>eginnenden  Versammhin-'  Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Rrpvlfin, 

Folgende  Verhau  diu  D  IIS  grrrfn  stände  sind  in  Aussiebt  genommen: 

1.  Die  Ruhr  und  ihre  Bekanijd'ung. 

2.  Die  Kältetechnik  im  Dienste  der  öffentlichen  Gesundheitspflege. 

3.  Die  hygienischen  Anforderungen  an  zentrale  Heizanlagen. 

4.  Die  AosbUdnng  nnd  Organisation  des  Eiankenpflegepersonala. 

5.  Stadtische  Klänudagen  nnd  ihre  Rflckstande. 

Die  V.  JahresTersammlnng  der  Schweiierisehei  Gesellschaft 
für  Sehnl^esnndheitspfle^e  findet  Samstag  nnd  Sonntag,  den  11.  und 
12.  Jnni  in  Bern  statt.  In  Aussiebt  genommen  sind  folgende  Traktaudeo: 

1.  Die  Schul  bank frage,  a)  Die  liygienische  Seite.  Referent  Prof. 
Dr.  GiRAHD-Bern.  b)  Die  praktisch- päd ai^ni'ische  Seite.  Referent  Lehrer 
^VlPl• -Zürich.  Korreferenten:  Lehrer  Güob- Erlenbach  und  Inspektor 
HRNCHOZ-Lansanne. 

2.  Die  Yerschiedenen  Hessnngsmethoden  der  geistigen 
Ermfldnng.   Referent  Dr.  Th.  VAKNOD-Bem. 

3.  Die  natflrliche  nnd  die  kOnstliche  Beleuchtung  der 
Schulzimmer.  Referent  Prof.  Dr.  F.  EsisHAHN-Zarich  und  Prof.  Dr- 
0.  RoTH-Zfiricb.   Korrreferent:  Prof.  Dr.  EMiiEST-Bem. 


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386 


4.  S cb uU  a nd  Z  ah  n p flege.  lUforent  Zahnarzt HuLLBB-Wädenswil. 
Korreferent:  Zahnarzt  Dr.  FETSCHEiM-Bem. 

Mit  der  Vcr«?ammlnng  ist  die  Resichtipmng  einer  schulhygieniachen 
Aosstellang  und  vor«chiedenpr  neiierpr  ScJinlhüuser  verbuoden. 

Ein  Maseum  für  pädapo^^ische  Hygiene  in  Padua.  Prof.  IJr. 
A.  Seraftni.  Leiter  des  Kuingl.  Hygiene-Institutes  an  der  ünivorsitiit 
Padaa,  ist  mit  der  Errichtung  eines  Museums  für  pädagogische  Hygiene 
besdiiftigt»  für  das  er  die  AnteUmlime  aUer  Gutgniaiiteii  erbittet  und 
aamentlich  auch  die  Znseiidaog  Ton  Katalogen,  Freiskaranten  ond  Mustern 
aaidüAgiger  Artikel  willkommen  heilst. 

Dieses  Moaeam  hat  besondere  Bedeutung  deshalbi  weil  mit  kOnig< 
liebem  Erlafs  in  Italien  ein  Komplementarkars  an  der  üniversitttt  fOr  ge- 
prftfie  T,p]»rer  vorgeschrieben  ist. 

^i)i>ntlpr  von  ripirenstiinden.  Schritten.  Zeichnungen;  Wnndtafeln  usw.. 
emplangen  direkt  vom  genannten  verdienstvollen  Hygieniker  ein  Dank- 
schreiben. (Mitget.  V.  Ewald  PAUL-Padua.) 

Mit  der  Frage  der  Reinhaltnng  der  Sehiilzimmer  hat  sich  nn- 
liegst  infolge  einer  ron  der  StadtferordneCenTersammlang  ausgegangenen 
Aaregvng  der  Hagistrat  in  Berlin  besebftftigt.  Er  bat  folgende  Vor* 
scbriiten  gntgehei&en  nnd  ersucht  die  StadtverordneteuTemmmlung,  sieb 
damit  einrerstanden  zu  erklären:  «Die  Fufsböden  in  sämtlichen  Schulen 
sind  stets  ausreichend  mit  Stauböl  zu  streichen.  Tu  sämtlichen  Schulen 
sind  die  ^'nfsböden  dreimal  wöchentlich  durch  trockenes  Ausfegen  grOnd- 
lich  zu  reinigen.  Die  Banktische  und  I.ehrerpulte,  sowie  die  Utensilien 
tind  Paneele  sind  tätlich  feucht  abzuwischen.  Sämtliche  Fenster  sind 
sechsmal  im  Jahre,  also  durchschnittlich  alle  acht  Wochen  zu  putzen." 
Die  Schnidiener  sollen  fir  Mefaileistungen  eine  angemessene  Entschädigung 
«rhalten. 

FIr  die  Ulgttteilte  Sekllseit  petitionieren,  wie  die  «Ktefer  Zil^.* 
nitteUt,  diejenigen  Eltern  aus  der  weiteren  ländlichen  Umgebung  Flens- 
l)args,  welche  ihren  Kindern  einen  höheren  Bildungsgang  zuwenden  wollen 

nn!  bi^^rbei  frenötigt  sind,  dieselben  in  Flensbarger  Schulen  7.n  schicken. 
Jetzt  mtissen  diese  Kinder  durchweg  mnrgens  6  Uhr  ans  dem  Elternhause, 
nm  die  Stationen  und  dann  mit  den  Zul^od  die  Stadt  /.n  erreichen,  und 
kehren  erst  abends  gegen  G  Uhr  nach  lliiu?>e  zurück,  Dafs  kleiuere  ivmder 
bei  diesen  Strapazen  Schaden  leiden  und  gröfscre  Knaben,  welche  ihre 
sB&Bgreiehen  Schularbeiten  noch  absoWieren  sollen,  weder  genügende 
Spiel-  noch  Erholungszeit  haben,  ist  ohne  weiteres  ersichtlich.  Auch  in 
der  Stadt  bricht  sich  die  Erkenntnis  mehr  und  mehr  Bahn,  dafs  die  un- 
geteilte Schulzeit  bei  entsprechendem  Unterrichtsplane  ein  groiser  Fortschritt 
is  gesundheitlicher  T^pzielnin^'  i  t. 

Das  Änftreteu  auHteckeiidpr  Krankheiten  in  den  Familien  der 
ii  Schnihäasern  wobuendeu  Schnidiener  gefährdet  die  Schaler  in 
bobem  Grade,  da  die  mit  der  Reinisunc:  betrauten  Personen  in  Ansöbung 
ibres  Berufes  die  Kruuklieitskeime  in  sämtliche  KluHsenräume  hineintragen 
können.  Eine  Isolierung  der  Kfanken  tüh  den  ftbrigen  Hausgenossen  ist 
Wi  diesen  Familien  gewöhnlich  nicht  durobfiüirhar  und  ebensowenig  die 
sofort^e  Auberdienststellung  der  Betreffenden.  Eine  Abwendung  der  Qefahr 


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336 


liefse  sich  nur  durch  sofortige  (  bei  Inhruuir  des  KraDkeu  ins  Krankeu- 
hans  emiüglitheD.  Ans  diesem  GruuJü  wurde  unlängst  den  Ortäbehörden 
in  Arnsberg  empfohlen,  die  Schuldiener  verantwortlich  zu  verpflichten, 
dals  sie  eioer  bezflglichen  Anordnunfc  der  Schulbeliftrde  un^esSniiit  Folge 
leisten.  Als  eotbebrlich  wird  diese  Malsiiabme  bei  Masern  erUftrt,  da  bler 
jede  Prophylaxis  versagt. 

Wie  nltig  dieFinorge  für  dürftige  Scbulkiuder  ist,  zeigt  folgender 

Fall,  der  von  der  ^Hagener  Ztg. ^  mitgeteilt  wird.  Aus  Anlafs  eines  Olin- 
machfsfalles  in  einer  Schulklasse  einer  westßilisrhon  Stadt,  stellte  der 
Lehrer  fest,  dafs  von  76  Schulkindern  19  vollständiir  nüclitcrn  zur  Schule 
gekommen  waren,  und  /wnr  8  weil  die  Ekeru  „kein  Brot  mehr*  gebäht 
hätten,  28  Kinder  hatten  noch  keiucu  Kaffee  genossen. 

Uber  die  gesnndJieitliche  Bedeatang  des  Scbultnrueus  in  Ver« 
l^teieh  £11  Sport  spnicb  im  Berliner  Verein  fflr  Scbulgesondbeit^pilege 
der  städtiscbe  Obertumwart  Dr.  Suckow.  Wie  wir  dem  ^Berl.  Tagcbl.*^ 
entnehmen,  führte  Redner  aus,  dafs  dem  deutschen  Turnen  auf  dem 
Gebiet  der  körperlichen  Ausbildung  der  erste  Platz  eingeräumt  werden 
ratlsse.  Das  schwedische  Turnen  eigne  sirli  für  unsere  deutschen  Ver- 
hältnisse nicht.  Auch  in  gesundheitlicher  Beziehung  stünde  es  dem  dt  ut scheu 
nach.  Dies  gehe  daraus  hervor,  dafs  in  Schweden  der  Prozentsatz  Met-  an 
ehroni-clion  Krankheiten  leiilenden  Schiller  viel  größer  sei  nls  hei  uns. 
Bei  dtr  Schilderung  der  (Julahren  verachiedeuer  Bewegungsspiele  und 
des  Sports  fOr  die  Atmuogsorgane  nnd  f&r  das  Herz  hob  Dr.  Suckow 
hervor,  dafs  nach  Barlanftnmieren  und  nach  Fn&ballspiel  Herzerweiterungen 
beobachtet  werden  konnten.  Das  Fofsballspiel  sei  aber  auch  noch  in  an- 
derer Hinsicht  bedenklich.  Es  wird  viel  zu  leidenschaftlich  betrieben, 
schädigt  den  Schlaf,  erzeugt  eine  reizbare  Stimmung  und  setzt  die  Leistungs- 
fähigkeit der  S(  liiile  herab.  Auch  gegen  das  Radfahren  hatte  der  Redner 
Bedenken,  elienso  gegen  dns  Rndero,  das  von  den  Schillern  ohne  geDüL'eude 
Aufsicht  betrieben  werde.  Uiiekt  zii  verwerfen  sei  das  sogenannte  Kraft- 
turnen. Aufser  Turnen  empfahl  Dr.  Suckow  Schlittschutilaufen  und 
mäfsiges  Schwimmen  ohne  Dauertauchen.  Jedoch  sei  das  Turnen  durch 
keine  Sportobnng  zu  ersetzen.  In  dem  spezifischen  Sportland  England 
werde  eine  Zunahme  der  Herzkrankheiten  beobachtet  Dort  sei  auch  eine 
Kommission  eingesetzt  worden,  die  bereits  konstatiert  habe,  dals  die  eng- 
lischen Spiele  nachteilig  auf  die  Gesundheit  einwirkten.  Es  sei  daher  die 
Einführung  des  Turnens  an  Stelle  des  Sports  befürwortet.  In  Preufsen 
wende  man  dem  Turnen  seit  der  grofsen  Schulkonferenz  von  1895  or- 
ireulicherweise  eine  erli^hte  Aufmerksamkeit  zu:  ein  praktischer  EriolL'  der 
damals  gepflogenen  Beratungen  wären  die  Ferienspide,  deren  Einrichtung 
sich  bisher  ausgezeichnet  bewährt  hätte.  Wünschenswert  wäre  die  Ein- 
setzung eines  all[jährlicb  stattfindenden  Turntages,  dem  euie  Konunissioa 
von  Ärzten  und  Turnlehrern  angeboren  mttlste,  die  das  SchQlertttmen  zu 
kontrollieren  hätten. 

Cber  das  einträchtige  ZnMinmenarbeiteii  von  Schnlarit  und 
Lehrer,  besonders  in  den  Uilfsklassen,  sprach  der  Schularzt  Dr.  Nawbatzki 
in  der  pädagogischen  Kommission  des  Erziehungs-  un<l  Fflrsorgevereins  für 
geistig  zuiUckgebliebene  Kinder.    Nicht  was  Arzt  und  Pädagogen  trenne. 


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337 


müsse  betont  werden,  sondern  was  sie  einifre;  nur  dann  könnte  das  Wesen 
des  schwachsinnigen  Kindes  ganz  erfalst  werden,  und  könnten  alle  Hilfs- 
mittel zur  Anwendung  kommen.  Durch  die  ärztliche  Feststellung  und  Be- 
arteiiung  der  Leiden  und  organischen  Mängel,  der  Vorgeschichte  des 
scbwacbsinnigen  Kindes  und  der  hygienischen  Verh&ltiiisse  im  Elternhause 
wflide  dem  Lehrer  manch  wichtiger  Fingerzeig  und  Anfscblnls  gegeben 
aber  gewisse,  sich  oft  erst  spftter  zeigende  Eigentttmlichkeiten  der  Kinder; 
die  fortlaufende  Beobacfatoog  des  Pikdagogen  dagegen  liefere  dem  Arzte 
aafserordeutiit  h  wertvolles  Material  für  die  ps^rchiatrische  Benrteilang  der 

Fürsorge  lür  Spielplätze  niid  Schulsanalorieu  iu  Charlotten- 
bül'p.  Wie  die  „Voss.  Zig."  bcriclitet,  soll  nach  einem  Beschlüsse  des 
Kta!^ausschnsses  der  Macistrat  ersnciit  werden,  recht/citiii;  für  Be.scljalTnng 
vöü  Spielpldtzen  Sorge  zu  tragen,  der  der  i^uirichtung  von  Schul- 

isnatorien  niher  zn  treten.  Biese  Sdiolsanatorien,  die  man  nach  dem 
Master  der  beiden  Berliner  Kindeierholongsstätten  Tom  „Boten  Krenz"* 
in  Gmnewäld  errichten  wiB,  sollen  die  schwächlichen  nnd  mit  dironisehen 
Erinanlnmgen  behafteten  Kinder  in  der  Zeit  vom  Mai  bis  Oktober  ver- 
ein«o.  Dem  Unterricht  sollen  nur  wenige  Standen  des  Tages  gewidmet 
«ein.  dagegen  will  man  die  Kinder  bei  gntcr  Bcköstii,nin?  sich  viel  im 
Walde  nnd  irischer  Luft  unter  Aufsicht  von  Lebrom  und  Lebrexinuen,  die 
eütafaJls  der  Krholung  bedürfen,  bewegen  lassen. 

Ein  Verein  für  Schulgesuudheitspflege  hat  sieh  neuerdings  in 
Stnttgart  gebildet.  Der  Einladung  zur  konstituierenden  Versammlung 
iiren  Lehrer  fast  sämtlicher  städtischer  nnd  anch  auswärtiger  Anstalten» 
Lehrerinnen,  eine  Reihe  Üorzte  nnd  Techniker,  sowie  mehrere  Mitglieder 
der  borgerlichen  Kollegien  gefolgt,  so  dafs  der  «Stnttgarter  Verein  fttr 
$chtilgesundheitspflege  (Zweigverein  des  Allgemeinen  Deutschen  Vereins)" 
sofort  mit  40  Mitgliedern  ms  Lehen  treten  konnte.  Der  Verein  bezweckt 
die  Verbesserung  der  gesnndheitliclien  Verhältnisse  in  den  Schulen,  ins- 
besondere die  Verbreitung  der  Lehren  der  Gesundheits)»flofie.  Um  eine 
möglichst  breite  Grundlage  zu  gewinnen,  sind  in  den  An^sdiuls  nicht  blofs 
Ukcr  und  Lehrerinnen  möglichst  aller  Schulgattungen  und  Vertreter 
der  ferschiedenen  iu  Betracht  kommenden  ärztlichen  Disziplinen,  sondern 
loch  Eltem  gewählt  worden.  {^Sckwäh.  Merkur,'') 

Vitersachiiiig  der  Zähne  bei  Sehnlkiadern  in  Weimar.  Um 

^  Erlanbuis  hierzu  war  Zahnarzt  Dr.  HÜLLEB  beim  Schul  vorstände  ein- 
rpknmraen.  Nach  längerer  Diskussion,  in  welcher  die  Schulrektoren  erklärt 
hatten,  kein  Bedenken  gegen  diese  Untersuchung  zu  haben,  falls  dieselben 
nicht  während  der  Schulstunden  voriicnommen  würden,  wurde  beschlossen, 
l>r.  MÜLLER  die  Erlaubnis  zu  den  Untersuchungen,  auch  wrihrend  der 
Schülsiundcn,  zu  erteilen.  Dabei  wurde  dem  Wunsche  Ausdruck  «gegeben, 
die  Eltern,  deren  Kinder  iu*auke  Zuhne  aufweisen,  von  dem  Ergebnis  der 
Ugtenodmng  zu  benadirichtigen. 

Ein  Verein  für  Körperpflege  in  Sdrale  nnd  Hans  worde  vor  kurzem 
in  £1  berf  e  1  d  gegrOndet  An  der  von  Herren  nnd  Damen  aller  Stftnde  zahlreich 
l'^>n  hten  konstituierenden  Versammlung  sprach  Oberlehrer  Dr.  Buroass  tlber 
<üe  Bestrebungen  des  neu  zu  bildenden  Vereins.    Er  wies  darauf  hin, 


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338 


(iai8  sich  die  Bevölkerung  in  grofsen  Städten  immer  mehr  räumlich  ein- 
scliränken  mOsse,  in  schlecht  gelüfteten  Wohn-  und  Schlafränmen  hausen 
mttsse,  infolge  ihrer  Beschftitigang  in  Fabriken,  Bureaus  und  Schreibstaben 
venig  körperiiehe  Bewegung  habe,  nnd  weil  beute  mebr  als  je  das  Wort: 
„Zeit  ist  Geld**  war  Wahrheit  geworden,  sieb  der  Tiden  Oftenflichen 
Verkdusmittel  bediene,  anstatt  zu  Fufs  zu  gehen.  In  dieser  Beziehung 
wolle  der  neue  Verein  Wandel  scliatfen;  sein  Ziel  coho  dahin,  bei  dem 
immer  nnnrlsittlicher  werdenden  Kampf  ums  Dasein  die  Krnft  tnui  (Gesund- 
heit unseres  Volkes,  seine  Leistnngsfiüiitrkeit,  Berufs-  und  Lebenslreudigkeit 
zu  erhalten  und  zu  fördern  durch  bciiaö'ung  von  Gelegenheiten  zu  täg* 
liehen  Leibesübungen,  Stählung  des  Körpers  darch  fleifsiges  Turnen,  Baden, 
Schwimmen,  Badem,  Eislanfen,  Spielen  im  Freien.   («EJ&er/*.  Ztg.") 

Mnlhygiene-Amlellug  ta  B«rilii,  Ln  stftdtiachen  Sehohnnsenm 
in  der  Stallschreiberstrabe  54  ist  jetzt,  wie  wir  der  „Medie.  Reform* 
(Nr.  15)  entnehmen,  die  vom  Verein  Berliner  Scliulärzte  veranstaltete  Aus- 
stellung eröffnet,  die  die  für  Vorträge  aus  dem  Gebiete  der  Gesundheits- 
pflege in  Betracht  kommenden  Deraonstrationsmittel  enthält.  Die  Aus- 
stellung zerfallt  in  einzelne  Abteilungen  und  umfafst  hauptsächlich  eine 
greise  Zahl  graphischer  Darstellongen  and  Abbildungen  in  Form  von  Wand- 
tafeln. Die  Mehrzahl  ist  in  dem  in  Aassicht  genommenen  Zweck  neo 
hergestellt.  Wir  finden  Tafeln  über  den  Nährwert  der  billigsten  Volks- 
nahrungsmittel,  Uber  Heizung,  Beleuchtung,  Ventüiftion.  Vergröfserte  Photo* 
graphien  bringen  den  Sitz  der  Kinder  auf  verschiedenen  Bänken  zur  An- 
schauung. Nebrn  rincr  gröfseren  Zahl  von  klriitrn  Schulbankmodellen 
ist  die  netieste  aus  den  Zahnscheu  Werkstätten  stammende  Berliner 
Schulbank,  die  durch  eine  zweckmäfsige  Vorrichtung  die  Benutzung,  sowohl 
mit  Plus-  als  mit  Minnsdistauz,  ermöglicht,  in  natttrlicher  Gröfse  ausgestellt. 
Die  Bekämpfung  der  Meklaonskrankheiten,  insbeeondere  der  Tnherknlose, 
das  Aoftreten  aknter  nnd  chronischer  Krankheiten  in  der  Schale,  die  nn- 
gnostigen  Einwirkungen  des  Nachmittagsunterrichts  werden  dOTCh  Diagramme, 
Modelle  und  Apparate  erläutert.  Besonders  vertreten  ist  die  Bekämpfung 
des  Alkoholmifsbrauches  und  die  erste  Hilfe  bei  Unglücksfällen  (Verband- 
stoffe, Verl'nnd kästen,  Wandtafeln.  Diapositive).  Die  Ausstellung  von 
Projektionsapparaten  und  Diapositiven,  sowie  deren  Beschaffung  für  das 
städtische  Schnlmosenm  wird  dazu  ftthren,  dafs  die  Projektion  anch  Ein- 
gang in  onsere  Oemelndesehnlen  findet  Die  Besnehszeit  ist  abends  von 
5 — ^7,  Sonntags  von  11—1  Uhr. 

Uber  das  Reinigen  der  Schnlzimmer  durch  die  Kinder  spielt 
sich  nach  einer  Meldung  der  Tagesblätter  in  Grofs-Gaglow  bei  Cottboa 
ein  interessanter  Streit  ab.  Nach  alter  Sitte  gehört  es  dort  zu  den  Ob- 
liegenheiten der  SchulmAdcben,  wöchentlich  zweimal  die  Reinigung  der 
Schulzimmer  vorzunehmen.  Bis  vor  kurzem  waren  alle  Eltern  damit  ein- 
verstanden. Jetzt  jedoch  haben  einige  Eltern,  da  bei  dem  Reinigen  ein 
Bflcken  der  Bfinke  erforderlich  ist,  was  bei  den  schwtcblichen  MAdchen 
oftmals  Brostschmeneu  znr  Folge  hatte,  ihren  Kindern  diese  Arbeit  anter* 
sagt.  Aaf  Grand  einer  ISeschwerde  seitens  des  Lehrers  beim  Sehalvorstande 
fand  in  diesen  Tagen  eine  diesbezQgliche  Schulvorstandssitzung  statt,  wobei 
beschlossen  wurde,  es  beim  alten  za  belassen.  Die  sich  sträubenden  Eltern 


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339 


worden  ersucht,  eine  erwadiMse  Person  zu  stellen»  welche  statt  ihrer 
Kinder  das  Kehren  besorgt.    Wenn  nicht,  so  wfirdc  auf  ihre  Kosten  eine 

«:oVbe  Person  gemietet  werden.  Die  betreffenden  Eltern  verharren  jedoch 
au)  jfircni  fetandpnnkte,  so  dafs  sie  es  auf  eine  gerichtliche  Entscheidung 
af]k(*rnrnt"Q  lassen  wollen.  Derartige  Observanzen  bestehen  noch  an  vielen 
Doi  tscLuien,  und  dürfte  der  vorliegende  Fall  zu  ernsten  i^rwäguugen  Ver> 
anlassoBg  geben. 

ABtifiaHailllllcfc  idiehit  man  in  Winter thnr  (Sdiweiz)  gestimmt 
m  sein.  Wie  die  Tngeehlfttter  melden  hat  das  Schidhapitel  Winterthnr 
noliiigBl  beim  Endehnngarate  des  Kantons  Zarieh  beantragt,  mit  der  Antaqna 
in  den  unteren  Klassen  wieder  nabsofahren"  and  zum  ,,Teni1lnftigen'' 
Dentsch  als  erste  nnd  Hanptschrift  aortckzukehren. 


Brkfe  T«m  9.  April  1904,  betreffend  Sehliefsnog  toi  Schiü«!!  bei 

dem  Aubmehe  eiier  BpideBie. 

Bei  der  Beratung  des  Entwnrfes  eines  Ausführnngsgesetzes  zu  dem 
Rtuii^ge  ctz.  betreffend  die  Bekämpfung  gemeingefährlicher  Krankheiten, 
vom  30.  Juni  1900,  welcher  zurzeit  dem  Landtage  der  Mousurchie  zur 
TerfassongamlUsigen  Beschlnfinahme  Torliegt,  ist  die  Frage  zur  Sprache  ge- 
kommen, ob  bezw.  inwieweit  bei  dem  Ansbroehe  einer  Epidemie  die  teü* 
weise  oder  gänzliche  ScUiefBimg  von  Scholen  erfolgen  solle. 

Naeb  §  14  des  Regulative  über  die  sanitätspolizeilichen  Vorschriften 
bei  den  am  häufigsten  vorkommenden  ansteckenden  Krankheiten  vom 
8.  Angnst  1835  soll  die  gänzliche  Schließung  der  Schulen  nicht  ohne 
dringende  Not  erfolgen. 

Gemäfs  Absatz  2  des  Kunderlasses  meines  Herrn  Amtsvorp;ingers  und 
des  Herrn  Ministers  des  Innern,  betreffend  die  Schlielsung  der  Scliulcn  bei 
ansteckenden  Krankheiten,  vom  14.  Juli  1884  hat  Ober  die  Schliefsung 
einer  Sehlde  anf  dem  Lande  nnd  in  Stidten,  welche  unter  dem  Landrate 
stehen,  der  Landrat  unter  Zmddiung  des  Kieisphysikas,  in  Städten,  welche 
sieht  unter  einem  Landrat  stehen,  der  Polizeiverwalter  des  Ortes  nach  An- 
hörung des  Kreisphysikus  und  des  Vorsitzenden  der  Schuldeputation  zu 
entscheiden. 

In  Absatz  2  des  §  96  der  Dienstanweisnnj  für  die  Kreisärzte  vom 
28.  März  1901  sind  die  Voraassetzungen,  unter  denen  in  der  Regel  Schol- 
BchliefsungeD  erfolgen  sollen,  näher  dargelegt. 

Es  ist  nun  von  verschiedeueo,  uamentiick  i>cliultechuischen  Seiten 
hervorgehoben  worden,  die  Malsregel  der  Sdmhchliefeung  sei  nur  sotten 
geeipet,  eine  Epidemie  ehiiuscbränkea,  im  Gegenteil  trage  sie  zu  einer 
weiteren  Ausbreitung  der  Seuche  bd,  weil  die  hei  AusftU  des  Unterrichts 


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sich  frei  ergehenden  Kinder  auf  den  Spielplfttzen  und  bei  Besocfaen  in  viel 
innigero  Berührung  miteinander  und  mit  Erkranltten  kftmen,  als  wenn  die 
Schule  nicht  geschlossen  wäre. 

Von  anderer  Seite  winl  darauf  liingewiesen,  dafs  si»  h  jenein  nerlenken 
dadurch  wirksam  abhelfen  lasse,  dafs  in  jedem  Falle  einer  Schulsclili*  Isung 
die  Kinder  und  deren  Eltern  in  c^eeismeter  Weise  anf  die  Gefulucii  hiu- 
gewiesen  \\1irdeu,   welche  Zusanimenküntte  iler  Siliüler  in  sich  schliefsen. 

Bei  der  "Wichtigkeit  der  l'rage  ersuche  ich  Ew.  Hochwolilgeboren 
eigebenst,  dieselbe  gefölligst  im  Benehmen  mit  der  Abtdlong  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  eingehend  m  prüfen  und  über  den  Umfang,  in 
welchem,  und  die  Bedingungen,  unter  denen  Ihres  Erachtens  Schulschliefsnngcn 
wegen  übertragbarer  Krankheiten  zweckmäTsig  zu  erfolgen  haben,  binnen 
sechs  Wochen  an  mich  zu  berichten. 

(Unterschrift ) 

An  die  Herren  liegierungäpräsideuten  uud  den  HemiPolizeipräsidenten  in  Berlin. 


Abschrift  übersende  ich  Ew.  Exzellenz  ergebcnst  zur  gefälligen 
Kenntnisnahme  und  mit  dem  Ersuchen,  gefülligst  die  Berichte  der  Regie- 
ruDgbprftsidenten  gesammelt  herznreicben  und  dieselben  nach  Anhömng  des 
ProTinzial-Medizinalkollegiums  sowie  des  ProvinzialoSchulkoUegiums  mit 
Ihrer  gutachtlichen  ÄufsemDg  zu  versehen. 

Der  Vorlage  Ihres  Berichts  will  ich  in  drei  Monaten  entg^nsehen. 

Berlin,  den  9.  April  1904. 
Der  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  ^ledizinal-Angelegenheiteo. 

In  Vertretung.  Wbveb. 
An  die  Herren  Oberpra-.i deuten. 

M.  10  785"     U  IIIA. 

(^Mmist-m.  f.  mdüfkMl-md  meäie.  ünterr.'Atigd.%  1904,  ^•r.  9.) 


Ansfertignng  amtsäratUelier  Zeiig;nj8se  für  Ltbrpemiiei 
an  Öffentlich«!!  Velks»  nnd  BArgersehiilen« 

Erlafs  der  k.  k.  Statthalterei  in  Bühmeu  Tom  3.  Juli  1903, 

Z.  10406  praes., 
an  alle  unterstehenden  Bezirkshauptmannscfaaften. 

Mit  dem  Statihallcid-Zirkulaivi lasse  vom  oU.  Sept.  1900,  Z.  165.297, 
wurde  Aber  Ersuchen  des  k.  k.  Landesscholrates  für  BtUimen  der  Statt- 
balterei-Zirkularerlals  vom  24.  Sept.  1886,  Z.  146.212  (Normal-Sammlg. 
Nr.  379),  in  Erinnerung  gebracht,  zufolge  welchem  es  den  If.  Amtsflnten 
untersagt  wurde,  über  privates  I'rsurhcn  Lehrpersonen  öffentlicher  Yolks- 
und  Bürgerschulen  zu  amtlicheu  Zwecken  ein  amtsarztliches  Zeugnis  über 
das  Ergebnis  einer  vorgenommenen  Untersuchung  auszustellen  oder  ein 
von  einem  andorcii  Ar/te  ausgestelltes  Zen^^nis  zu  bestätigen.  sie 
nach  dem  vnisrlnili-^inui^i^cn  Vorganire.  ausnahmslos  deu  Aultnv-r  ihres 
Amtsvorstandes  aul  Unk isik  hang  der  betrcüendcn  Personen  abzuwaitea 
und  über  deren  Ergebnis  lediglich  zu  Händen  der  Behörde  einen  amtliches 
Befund,  erentuell  ein  amtliches  Gutachten  abzugeben  haben. 


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Nichtsdestoweniger  haben  in  letzter  Zeit  nach  WabrnehmoDg  des 
k.  k.  Laadesschnlrates  Amts&rzte  den  Lebrpersones  zn  dienstlichen  Zwecken 

TOD  Privatärzten  an'^i^cstellte  Zeugnisse  ohne  voransgegangene  persönliche 
üntersncbuDg  des  Gesnchstellers  bestätigt,  statt  anf  Grund  eigener  Unter- 
snchwnir  der  Betreffendon  das  Zcn^nis  selbst  ansznstellen  und  den  vor- 
geschriebenen Vortr.m!::  tiberliaii])t  einzuhalten. 

Da  sich,  laut  der  Mitteilung  des  k.  k.  LaiKle«;?chnlrates,  die  Fälle 
in  auffälligem  Mafse  häufen,  in  denen  Volks-  uiul  Bürgerschullehrer  bezw. 
Lehrerinnen  um  Gewährung  von  Krankheitsurlanben  bitten,  so  ist  die  Ver- 
rnntong  nicht  unbegründet,  dafs  die  Untersncbnng  des  Gesundheitszustandes 
der  nrlanhswerbenden  Lehrpersonen  nicht  immer  Torschriftsrnftlsig  und 
UberaU  mit  der  gebotenen  Genauigkeit  stattfindet,  bezw.  da(s  bei  nach- 
weislicher Krankheit  Aber  die  Daner  des  unerlAfslidi  notwendigen  Urlaubes 
weit  hinausgegangen  wird. 

Da  mm  die  bäiifisreTi  Snpplieningen  krankheitshalber  beuilnubtfr  Lelir- 
personen  an  allgemeinen  Volks-  und  Bürgerschulen  wegen  des  in  ein /einen 
Schnlbe/irken  herrschenden  Lehrermangels  nicht  unbedeutende  Scliwieiig- 
keiteu  verursachen,  anderseits  aber  auch  oft  mit  unverhaltaisniäi^ig  grofsen 
Korten  für  die  Schulbezirkskassen  verhandon  sind,  werden  der  Herr  k.  k. 
Besirksiiauptmann  Uber  dringliches,  abermaliges  Ersuchen  des  k.  k.  Landes- 
scfaulratea  vom  21.  Juni  d.  J.,  Z.  25282,  aufgefordert,  im  Interesse  eines 
geregelten  Schulunterrichts  und  wegen  möglicher  Hintanhaltung  unnötiger 
Auslagen,  dieser  Angelegenheit  ein  genaues  Augenmerk  zuzuwenden  und 
es  dem  If.  Amtsarzte  zur  Pflicht  zu  machen»  sich  bei  seinen  im  vor- 
geschneheripn  Wege  zu  stellenden  Anträgen  auf  Beurlaubiin^j  erlrrankter 
Lehipeisonen  an  allgemeinen  Volks-  und  Bürgerschulen  stets  auf  das  dem 
Ergebnisse  der  persönlichen  eigenen  Untersuchung  entsprechende  unbedingt 
nötige  Mafs  des  Bedarfs  zu  beschränken. 

Bei  Eingaben,  wo  der  Torschriftsmäfsige  Vorgang  offenbar  aufseracht 
gelassen»  bezw.  wo  TOm  Heirn  k.  k.  Bezirksbauptmann  kein  Auftrag  an 
den  zuständigen  If.  Amtsarzt  zur  personlichen  Untersuchung  des  Gesuch* 
stell ers  vorausgegangen  ist,  sind  geeignete  Verfügungen  zur  Abstellung 
solchen  Mifsstandes  sofort  zu  treffen,  eventuell  der  Akt  behufs  weiterer 
Veranlassung  anher  zu  abennittein.  („D.'Österr.  Sanitäistvesen*" ,  Nr.  42.) 


£  i  i  i;  f  a  1  u  r. 


Besprechungen. 

KoxRAD  Agatid.  f!ef;ofz,  betr.  Kindererbeif  in  ji^ewerblieiieD  Be- 
trieben, vom  I]0.  Miirz  100^1.  Ausführliche  Erlantomn^on  zum  Gesetz 
und  ^  orsdilap:e  /u  seiner  Durchfühnintr.    Jena,  Gustav  Fischer. 

Als  10.  lieft  (iei"  Schriften  der  Gesellschaft  für  so/.iale  Reform  ist 
die  Arbeit  des  bekanuUn  Rixdorfer  Lehrers,  des  verdienstvollen  Vorn 
ktaipfers  in  allen  Fragen  des  Kiudcrschutzes ,  erschienen.  Dafs  :^if  m 
bohem  Grade  den  Ar/t,  ganz  besonders  aber  den  Kinderarzt  und  de* 


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Schularzt  interessiert,  ist  nicht  zweifelhaft  und  tatsächlich  bereits  durch 
den  Abdrnck  der  Gesetzesbestimmnngen  auf  Seite  646,  Heft  9,  dieser 
Zeitschrift  anerkannt  worden.  Wie  mancher  Entwickluugsfehler  im  jugend- 
lich Alter,  wie  nuiiclie  fllscbUoh  ala  Sdndkniiklieit  beseicboete  StAnmg 
des  Befindens  ist  nicht  den  Anforderongen,  die  die  Yolksschnle  nn  Geist 
nnd  Körper  der  Kinder  stellt,  zur  Last  zu  legen,  sondem  den  Ülier- 
anstrenguDgen ,  leider  auch  häufig  den  Mifshandlungen,  denen  das  Prole- 
tarierkind  im  allzufrüh  he^^innendcn  Daseinskampfe  ausgesetzt  ist.  Wie 
der  Geist  eines  durch  einls)ni^;e  und  beschwerliche  Arbeit  ermüdeten  Kindes 
dem  Unterrichte  nicht  zu  folgen  vermag  und  damit  auch  das  Fortschreiten 
frischerer  Mitschüler  verlangsamt  oder  gar  aufliÄlt,  so  ist  auch  die  Wider- 
standsfftbigkeit  des  Körpers  aufgebraucht,  venn  der  stundenlange  Aofenthalt 
in  stanhigen,  schlecht  Yentilierten  Bäumen,  stundenlanges  Anstragen  von 
Zeitungen  oder  Backwaren  bei  Wind  und  Wetter,  unzureichende  Nacht* 
und  Sonntagsruhe  einen  ohnehin  zarten  Organismus  zum  Angriff  nehmen. 
Fino  lohnende  Aufgabe  der  Statistik  wäre  es,  festzustellen,  wie  häufig 
Kückgratverkrümmuug,  Myopie,  Tuberkulose  bei  enverbstfitigen  Kindern 
Torkommen  im  Vergleich  zu  ilircn  in  glücklicherer  Lage  betiiidlichen 
Altersgenossen  aus  ähnlichen  Bevülkerungsschichten!  Die  Wichtigkeit  der 
Mitwirkung  der  Sehnl&rzte  hei  der  Durchfhhmng  des  am  1.  Januar  1904 
in  Kraft  getretenen  Geseties  erkennt  Agahd  selbst  an.  Auf  Seite  125 
sagt  er:  „Wo  aber  die  lYage  der  Schulärzte  zur  praktischen  Lösung  ge- 
diehen ist,  da  versteht  es  sich  natürlich  ganz  von  selbst,  dafs  der  Schul- 
arzt als  Mitglied  der  SchuIbehOrtie  wesentlich  beteiligt  ist.  Aufgabe 
wiederum  des  Lehrers  wird  rs  st  in,  ihn  auf  Erscheinungen  auimerk^ain 
zu  machen,  die  bei  diesem  oder  jenem  erwerbstÄtigeu  Kinde  eine  be- 
sondere Untersuchung  erfordern. Mit  Dank  werden  sicherlich  die  Schul- 
flizte  aller  Orten  solche  Anregungen  entgegennehmen,  mit  Freude  werden 
sie  an  die  £rfiatung  ihres  durch  das  Oesetz  erwdterten  Pflichtenkreises 
herangehen.  Als  Wegweiser  auf  diesem  zum  grofsen  Teil  neuen  Gebiete 
wird  ihnen  Aoahds  Schrift  dienen  mit  ihrer  übersichtlichen  Einteilung  des 
Stoffes,  mit  ihrer  klaren,  ausführlichen  Erläuterung  aller  einschlägigen 
juri^ti-f  lion  und  natioiialükonomischen  Definitionen.  Dem  zuerst  im  Zu- 
saniiiKiüliange  abgedruckten  Wortlaut  des  Gesetzes  folgt  noch  einmal 
einzeln  Paragraph  für  Paragraph,  jeder  ftlr  sich  besprochen  und  erkl&rt. 
An  geeigneten  Stellen  sind  Beispiele  ans  der  Praxis  eingestreut  und  ver- 
ansehauliehen  die  Anwendung  der  GesetiesYorseliriften  auch  denen,  die 
solchen  Fragen  bisher  fern  geblieben  sind.  Den  letzten  Abschnitt  bilden 
Vorschläge  zur  Durchführung  des  Gesetzes.  Hier  schöpft  der  Verfasser 
nn«  dem  reichen  "Born  seiner  Erfahrung.  Kein  Mittel  infst  er  aus  den 
Augen,  das  zum  Ziele  führen  kann,  immer  weitere  Kreise  sucht  er  für 
die  Teilnahme  an  den  ihm  am  Herzen  liegenden  Bestrebungen  zu  ge- 
winnen? Lin  kühler  Kopf  und  ein  warmes  Herz  sprechen  zu  dem  Leaer. 
Wenn  man  die  Schrift  fortlegt,  wundert  man  sich  mit  Agahd,  nicht  dab 
das  Gesetz  erlassen  wurde,  sondem  dals  es  nicht  schon  viel  froher  er- 
lassen wurde.  Hoffentlich  wird  dem  Buch  durch  ausgedehnte  VeibreitnQg 
heschieden  sein,  den  Seg^  zu  stalten,  der  aus  ihm  rr.varii^en  kann. 

Dr.  HAMBU&a£ii-Breslau. 


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Dr.  Leo  Bttbgekftein  nnd  Dr.  AüöUST  Netolitzkt.  Handkieh  4«P 
SchülhTpenc,  Zweite,  nin^earbeitetc  Aafla^e.  Gr.  8^  997  8.  Mit 
3ÖU  Abbüd.    Jena,  üust.  Fischt r,  1902.    Mk.  20.—. 

Die  anerkennende  Auiuahine,  welche  die  im  Jahre  1895  erschienene 
erste  Auflage  dieses  Werkes  mit  voüem  &echle  gefiiiuiea  hatte,  Biachte 
m  wiitii  kwier  Zeit  eine  Neaanfl«ie  niudieoswert.   Es  hat  hierbei 
■eht  mir  eine  Verm^hriiMg  des  Teilee,  Maden  aneli  eine  «eitgeheade 
Uamrbeitang  deewlben,  lehet  Artialime  oeaer  AbKhBttte  atittgeihndea. 
WL  bewnderMwertem  Fleifse  tat  Dr.  BuBOBBonr  dae  MafteriiA  fftr  die 
von  ihn  ver&fsten  Kapitel  znsammeBgetragen  and  venurbeitet,  and  wem 
aacb  hier  ood  da  einipe«!  nnhenntzt  geblieben   ist,  wa*?  der  KrwJlbnnng 
wert  gewesen  wäre,  so  sind  doch  die  Literaturangaben  ungemein  reich- 
haltig, und  läfst  die  ganze  Anlage  dieser  Kapitel  auf  ein  sehr  gewissen- 
haftes and  sorgfältiges  Qnellenstndinm  schliersen,  so  dafs  das  Werk  zu 
einem  ausgezeichneten  Nachschlagebach  geworden  ist.    Immerhin  scheint 
wm  die  Frage  gerechtfertigt,  ob  es  niclit  im  iBtereoie  der  YefMtng 
dee  Bscbee  aSgUdi  geweeen  nire,  eliae  Sehaden  ftr  det  lobilt  «ad  die 
Bedeateng  denelbea,  seinen  Uafing  etwas  m  besclolnken.   Mn  aoBle 
rieh  hfliea,  in  einem  Handbache  Uber  Schalhygiene  allzn  viele  technische, 
namentlich  architektonische  Details  zn  bringen.    Wohl  müssen  die  Fragen 
über  die  Orient ieruni]:  der  Klassenzimmer,  die  gegenseitige  Lage  der  ver- 
schiedenen Räume,  die  Breite  der  Korridore,  die  Garderoben,  Abtritte, 
&holimgsräame,  die  GrOibC  der  Schulzimmer,  die  Gröfse  und  Anordnung 
der  Fenster,  diu  buÜbbüdeu  usw.  grundsätzlich  und  mit  Berücksichtigong 
der  genaehten  EifUtnmgen  behandelt  werden,  «her  dl»  Efanelheiten  der 
Anfihnng  nad  der  terhnisflhwi  KomtRiktloii  —  therhiBH  Dinge,  die  in 
die  Kompetenz  des  Architekten  gehören,  welcher  seine  Kiennhiisse  Merflher 
lidit  eineB  Hmdbuche  der  Hygiene,  sondern  techniKhen  Fachschriften 
eatnimii  —  sollten  kürzer  bebandelt  werden.  Ebenso  hätten  wir  gern  eine 
mehr  grundsätzliche  Behiindlnng  der  Snbscllienfni?o  j^esehen;  dieselbe 
hätte  dem   Leser  die  Orientierung  anf  diesem   durch   das  geschäftliche 
Element,  das  sich  leider  der  Frage  bemächtigt  hat,  Terdnnic^n  Gebiete 
wesentlich  erleichtert. 

Eine  schöne  Leistung  Bubgebstsens  ist  der  Abschnitt  über  die 
Hygiene  des  Unterriehte,  den  der  Verf.  offenhar  nit  baBonderar  Liehe 
beariMitet  hat  lad  aaf  demer  jaaicbpetatthlichalaFetadifrtmggeweaeniit. 
Doch  scheint  er  ins  auch  hier,  beseelt  Ton  dam  Wunsche,  daa  yoihandaae 
Material  möglichst  voDst&ndig  beizabringen,  etwas  zu  weit  gegaagea  an 
sein;  durch  eine  weise  Beschrftnknng  in  der  Yerwendong  der  angezogenen 
Untersachangsresultate  hätte  dieser  Abschnitt  an  Übersichtlichkeit  ge- 
wonnen, um  so  mehr,  als  bei  der  zugestandenen  ünvollkommenheit  der  bis 
jetzt  angewenrlcten  üntersuchungsmetliöden  die  bei  den  ErmtiduD^^smessungen 
^wonneuen  Kesiütate  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zufällige  sind  und  zn 
wsittragenden  Schlüisen  nicht  TenraDdet  werden  dirian.  —  Dafr  nn  B. 
ein  Abeehnitt  Aber  die  Hygiene  dee  Ldupeiaonala  «djsMKMumi  mvde, 
iit  nnr  an  begrfl&en. 

Der  von  Dr.  Netolitzky  bearbeitete  Teil  des  Baches  enthält  viel- 
lieh  Wiederiwlangen  des  von  B.  Gcaagteni  die  im  HinhUdt  anf  die  filr  N. 

8«hnlaMwidtolteia«a«*  XVIL  17 


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ungünstige  Einteilung  des  Stoffes  zwischen  den  beiden  Antoren ,  auch  bei 
grofser  Vorsicht  sich  nicht  immer  vermeiden  liefsen.  Der  Abschnitt  über 
„Krankheiten  und  Krankheitsznstände  in  ihren  Besdehungen  zar  Schule'' 
hätte  !b  maBcber  Hinsicht  ohne  Schaden  fOr  das  Handbach  kflrzer  gefaaltea 
irerden  dflrfen,  und  der  Verf.  hfttte  namentlicb  nicbt  Tergessen  aollea,  dab 
ea  sich  in  dem  Kapitel  öber  InfektknuknakhefteB  nur  um  die  Bedehongen 
dieser  Krankheit  zur  Schale  handeln  konnte,  nnd  dafs  der  Arzt,  dem 
beim  Anftrcten  von  Infektionskrankheiten  in  der  Schnlc  die  wesentlichste 
Rolle  zukommt,  seine  Kenntnisse  hierüber  nicht  aus  einem  Handbuch  über 
Schulhygiene  holen  wird.  --^  Auch  der  Abschnitt  Ober  den  Schularzt 
befriedigt  uns  nur  teilweise,  und  wir  btätten  es  gerne  gesehen,  wenn  z.  B. 
die  Flage  Uber  die  Aufgaben  des  Schularztes  anf  Grund  des  hieraber 
TorhasdflOAD  Materials  etwas  eingehender  und  mehr  kritiadi  behanddt 
worden  wire. 

Mit  dieser  Kritik  an  dem  bedeutenden  Werke  der  beiden  Wiener 

Autoren  haben  wir  nm  finf  einige  allgemeine  Gesiehtspunkte  beschränkt, 
und  wir  hoffen  hierbei,  weder  von  den  Vertassem,  noch  von  den  Lesern 
mifsverstanden  zu  werden.  Wir  wünschen  dem  vortreftlichen  Bnche  eine 
möglichst  grofse  Yerbreitnng.    Sein  innerer  W^  ist  ein  bleibender. 

EBISMANN-Zflrieb. 

HraPFB,  Febd.,  Prof.  KCrperitbingett  md  Alk^k^lims.  Yortng, 

gehalten  in  der  ErOfimngssitznng  des  IX.  intaniationalen  Kongrefs  gegen 
den  Alkoholismns  am  16.  April  1903  in  BremeiL  8S  2t5  8.  Hinch- 
wald.    Berlin  1903. 

Das  vorliegende  Scbriftchen  enveckt  einen  günstis^'en  Eindruck  durch 
die  objektive  Art  und  Weise,  mit  der  der  Verfasser  an  den  Gegenstand  der 
Behaadlmig  herantritt  Es  war  in  der  Tat  kein  nnglfleklicher  Gedanke» 
einem  Yerlreter  der  Uftlsigkeit  das  Wort  in  dieser  Angdegenbeit  so  über- 
tragen, da  ün  Alkoholiflitalter  den  Absthnenten  gar  leicht  der  Vorwurf 
tlbertriebener  Behauptungen  trifft.  Der  Verfasser  begrflist  es  mit  Recht, 
daft  man  auch  anf  diesem  Felde  von  der  subjektiven  Meinung  zur  stren- 
geren wissenschaitiicheu  Bearbeitung  ubergebt  und  so  am  ehesten  fe<;ten  Boden 
gewinnt.  Er  spielt  an  auf  die  Versuche  Destr^es,  Guilbaüts,  KüAEPELrjrs 
und  OsEBETZKOWSKis,  die  ergographische  Ermüdungsmessuugen  vornahmen 
und  hiteiNi  die  Wirieang  des  Alkohols  prtAoi.  Ans  diesen  Yersodien  sei  soi 
schlie&en,  dafa  der  Alkohol  daa  Ermfldnngsgefflhl  betinhe,  also 
wie  eine  Peitsche  auf  das  crmOdete  Pferd  wirke.  Da  das  Er- 
mfldungsgeftthl  ein  wichtiger  Regulator  sei,  könne  nur  genflgende  Buhe  zur 
rechten  Zeit  den  Körper  vor  dauernden  Gefahren  bewahren,  und  nur  aus- 
reichende l.m&hmng  einen  Ersatz  ftlr  tlio  verlorene  Kraft  schaffen.  Bei 
mangelhafter  Ernährung  muis  Alkohol  unter  derartigen  Umständen 
besonders  schädlich  wirken,  weil  hierbei  das  Eiweils  schon  au  bich  durch 
die  Arbeit  starker  bedroht  ist 

Aber  diese  Yersnciie  berechtigen  den  Abstinenten  nicht  sn  sUen 
Folgemngen,  die  er  aus  ihnen  zieht;  als  letster  Antrieb,  auf  den  Ruhe  nn* 
mittelbar  folgt,  schadet  Alkohol  ebensowenig  wie  der  Peitschenhieb. 

Husppfi  ^anbt,  dals  viele  Erscheinungen  nach  Alkoholgenais  auf 


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345 


dner  Veränderung  in  der  Blat?erteilung  berahen,  so  insbesondere  die 
jfoskil-  imd  Gebinennttdiiiig.  Überlunpt  lütiiditet  er  es  als  einen  grobm 
FeUer,  dab  die  GiftwirlnDig  des  AJkobols  viel  zu  wenig  in  ihren  Be- 
tidnmgaD  m  den  normden  EmRlinugivofgftngeii  nnd  rar  Awrimilation  der 

Nahnmgsstoffe  in  den  Zellen  bebandelt  wnrde.  Der  Alkohol  wii^  nicht 
sofort  anf  alle  Organe,  sondern  anf  die  einzelnen  nach  einander  und  je 

nach  der  Keizbarkeit  derselben  in  yerschiedenem  Grade. 

Gerade  bei  der  PIcrztätigkeit  ist  darauf  Bedacht  zn  neiimen,  dafs  der 
Alkohol  nicht  blols  auf  die  Nerven  einwirkt,  soDdern  direkt  auf  das  Herz. 
Als  Folgen  dieser  Einwirkung  kennen  wir  Entzüudangen  der  Herzmoakolator 
und  Arteriosklerofle,  die  bei  25  Vo  der  Trinker  vorkommt. 

Der  dnreh  Yeradttelmig  dea  Nervensystema  m  atande  gekommene  fiin- 
tnb  dea  Alkohola  auf  dielenigen  Oigane,  welche  bei  den  Körpembungen 
m  Betracht  kommen»  mab  sich  bei  solchen  Übungen  am  meiBten  zeigen, 
bei  welchen  daa  Nerfensystem  in  hervorragendem  Melke  beanapnu^t  wird, 
bei  denen  also  mfiniielle  Betätigung  sich  paaren  mufs  mit  Aufmerksamkeit 
oiiil  Exaktität  der  AusfülirunG:.  Als  dernitit:e  Tätigkeit  bezeichnet  man 
Handfertigkeiten  oder  mechanische  Arbeiten,  die  nicht  Körpertlbungen  mi 
engeren  Sinne  sind.  In  der  Tat  haben  Autoren  bei  solcher  Tätigkeit  eine 
Zunahme  von  FeLlern  nach  Alkobolgenuls  konstatiert.  Wir  können  dem 
TeriSuMT  beipflichten,  wenn  er  sagt,  dab  bei  demjenigen  Fertigkeiten,  von 
deren  Anaflüming  obendrein  daa  Sefaickeal  Ton  Mensehen  abhängt,  wie  bei 
der  Ftthrong  einea  Bampfediifliea  6der  efaier  Lokomotive,  der  Alkoholgebraveh 
unter  Umstanden  die  schwersten  Bedenken  erwecke,  dafs  viele  Znsammen- 
stöfse  von  Schiffen  und  viele  EisenbahnunilLlle  sicher  nur  der  Trunkenheit 
des  Personals  znznschreiben  seien  Wir  sind  anch  der  Ansicht^  dafe  das 
Fahrpersonal  auf  Dampfschiffen  und  Eisenbahnen  abstinent  leben  sollte,  aber 
verschwiegeii  darf  niclit  werden,  dafs  ein  ebenso  hoher  oder  höherer 
Prozentsatz  derartiger  Unfälle  der  Übeian^trenguiig  des  Personals  im  Dienste, 
mangelhaftem  Unterhalt  des  Fabrmaterials  und  Bahnkörpers  zuzuschreiben 
ist,  weil  die  fiskalischen  Interessen  hoher  ab  die  Sidierheit  des  Betriebes 
gestellt  werden.  Der  Staat  ist  gewib  berechtigt  Abstinenz  in  fordern, 
aber  damit  nicht  von  der  Pflicht  entbanden,  anderen  tieferliegenden  Übel- 
attnden  abzuhelfen. 

Der  Verfasser  gebt  nun  ein  anf  die  Frage  der  Zuträglichkeit  des 
Alkohols  bei  jenen  Körperübungen  im  enL'eren  Sinoc,  wie  sie  an  der 
Sehnle,  von  Erwachsenen  in  Form  von  Turnen,  Spielen  und  Sport  geübt 
werden.  Er  weist  darauf  hin,  dafs  die  Beantwortung  der  Frage  beeintiuist 
wurde  von  dem  wechselnden  Urteil  der  öffentlichen  Meinung,  je  nachdem 
dieselbe  im  Alkohol  ein  aoAerordentlicfaea  Skirknngsmittel  oder  efai  Gift 
sah;  dann  aneh  von  der  schwankenden  medizinischen  Anschanong,  die  ea 
soweit  braehto,  dalh  in  DeatadUand,  Fhmkreich  und  Österreich  bis  vor 
kama  dea  Kindern  in  den  Schulpausen  Alkohol  als  St&rkungsmittel  emp- 
fohlen wurde.  «Es  war  und  ist  dies  wohl  das  beste  Mittel,  nm 
der  gesnnden,  sittlichen  und  körperlichen  Ent\vKklui>g  der 
Kinder  nachdrücklich  entReeeiizutreteu."  Das  kontinentale  Bil- 
dongs&ystem  mit  seiner  ausschlielslichen  Sitzschnle,  Unterdrückung  der 
Spielt&tigkeit,  des  Bewegungsdianges,  der  Übung  m  Ireier  Natur,  das  dea 

II* 


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I 


94A 

Schüler  in  dankeln  Winkeln  znsammenhält,  leistet  dem  Alkobolgennfs 
VorsrhnV),  besonders  wenn  die  Eltern  der  Ansicht  sind,  dafs  Alkohol  8tftrke. 
Mit  der  Erziehung  hat  der  Alkohol  aber  nichts  zn  ton,  er  bleibe  dem 
Kinde  fem,  hat  dasselbe  Slärkuiif?  nötig,  dann  ist  Robe  ond  ausreicheode 
Ernährung  am  pashendsten.  Die  Frage,  ob  für  den  Erwachsenen,  der  bei 
uHwen  Knbto  YaMbiisseD  eift  BAitmttfed  nicM  lauMr  eullMlirai  könne, 
AlkolMl  Bfltilieh,  «diidUeh  oder  indiffarant  Mi,  betnditet  dv  YeifMer 
als  nicht  toidit  lösbar.  Er  flhrt  ein  reiches  Tatoachenmaterial  vor,  ivf 
das  wir  hier  nicht  eintreten  können,  dem  er  anch  nicht  vollen  Wert  zor 
Beorteilung  beimifst,  weil  das  subjektive  Moment  stark  in  Betracht  komme. 

Er  begrüfst  es  deshalb,  dai's  in  den  letzten  Jahren  Versacbe  gemacht 
wnrden,  die  Frage  in  exakter  Weise  zu  entscheiden.  Es  handelt  sich  am 
die  Feststellung,  ob  Alkohol  als  Ersatz  für  unzweifelhafte  Nah- 
niBgsstoffe  dienen  könne. 

Da  Alkohol  keinen  Stidntoff  enthllt,  kenn  er  direkt  keinen  SticMiff 
vertreten,  sondern  nnr  stiokstofffireie  Stoffe  (Fette,  Kohlenhydrate].  Die 
Frage  spitzt  sich  also  zn  auf  die  eiweifssparende  Eigenschaft  des 
Alkohols.  Der  Yerfas<»er  weist  hin  auf  die  zahlreichtti  Tersoche  in  dieser 
ßichtung,  als  dem  Ergebnis.    Der  Satz  resultiert: 

Der  Alkohol  ist  wohl  gelegentlich  Nahrnngsmittel,  aber 
ein  sehr  minderwertiges. 

Wir  teilen  diese  Ansidit  Hüsppbs,  die  nns  physiulogiseh  am  rieh* 
tigsten  seheiflt;  wir  hslten  ee  anch  fUr  v%iftlilt,  dem  Alkohol  tfaeoretiseb 
den  Ciberakter  eines  Nahrungsmittels  abnuprechen,  \  oil  er  mehr  Gift  als 
Nahrungsmittel  ist.  Ob  wir  mit  einem  so  beschaffenen  Nahrungsmittel 
Mifsbrauch  trriben  oder  es  überhaupt  benutzen  sollen,  ist  ja  doch  eine 
ganz  andere  Frage.    lu  der  Tat  sagt  denn  auch  Eue ppe: 

,Die  n&hrenden  Eigenschaften  des  Alkohols  sind  individnell  sehr 
schwankend  und  stehen  praktisch  pekuniär  so  hinter  denen  der  wirklichen 
Nahrongsmittel  anrück,  dafs  man  von  dieser  MOgliGfabnt  keinen  Gebnndi 
mfifhffn  kenn." 

Ohne  im  weiteren  auf  den  reichen  mateiieiUtti  ^alt  der  Schrift  ein* 
zutreten,  wollen  wir  noch  den  SchluCssata  anführen,  der  als  Resultat  aos 
der  gewissenhaften  Kritik  liervorgeht : 

^Ilalr  man  sich  das  alles  vor  Augen,  so  mufs  man  zur  Erkenntnis 
kommen,  dals  bei  einem  richtigen  und  vernünftigen  Betrieb  von  Körper* 
flbangen  in  Turnen,  Sport  und  Spiel,  Alkobolgennfs  etwas  Überflüssiges  ist 
Beim  Betriebe  der  KQrperflliangen,  sei  es  an  hhi&en  Qeenndheitsawecken 
oder  inr  Befnedignng  des  Bewegnngsbedlirfnisses,  aar  allgem^en  BMditi- 
gung  des  Körpers  oder  zur  Erzielung  von  Höehstleistongen  ist  deshalb 
die  beste  Form  der  Mäfsigkeit  die  volle  Abstinenz." 

Die  interessante  Schrift  kann  zum  Siodiom  bestens  empfohlen  werden. 

Dr.  KfiAfT-ZOricb. 


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II.  Jührgaug.  1904.  No.  5. 


« 

Zur  tag»  der  BfuidimteniMliiiiif  der  SeholUnder. 

Tob 

Dr.  Cahbs-Bbaoh» 
Söbidiiit  in  Fnnkftiii  s.  M* 

In  mMM  inffliohen  Übersieht  Aber  6m  Solinlifitweeen  in  Denteeh« 
land'  erUirt  aioh  Dr.  Paul  SoHDBBiix^NlIniVwg  gegen  dm  Gebniiaii 
nur  dnes  oder  dinigsr  weniger  IiiBtrtiinettte  zur  Unndniilersiiohting 

in  der  Schale,  da  die  E^inigung  derselben  nach  jedesmaligem  Gebrauch 
in  der  Schule  selbst  niemals  mit  derselben  Gründliclikeit  gencheben 
könne  wie  im  ärztlichen  Sprechzimmer.  „Uas  Waschen  des  S[)atels 
mit  Borlösung,  auch  wenn  hierzu  nach  jedem  Gebrauch  frische  Lösudet 
genommen  wird,  kann  nicht  für  absolut  sicher  gelten,  und  wenn  auch 
die  Gb£a]ir  einer  Übertragimg  Ton  Infektionsetoffen  bei  solchem  Vor- 
gehen nicht  gerade  sehr  groDs  ist,  so  kann  sie  doch  nicht  als  ans- 
gMehlcMwi  bezeichnet  werden,  und  es  besteht  die  Möglichkeit,  dals 
tos  dieser  fiandhabnng  eine  Waffii  Segen  die  SohflleninteieeohaDg 
tWben|»t  gesobmiedet  weiden  kttamte.** 

ZweifelloB  bestehen  diese  Bedenken  m  Beoht,  und  sie  geben 
iiflh  Veraalseniiig,  deb  bei  der  Einftthnuig  der  sohnhuittioben  Insti* 
tation  in  I'^inkfiirt  e.  IL  sn  Oetsm  1890  die  MeadspitsHbge  in 
ttser  nnter  dem  YoeaitB  des  StedfcmteB  Srase  stat^efasdenen  ge- 
neinsamen  Sitzung  der  Schulärzte  einer  eingehenden  Erörterung 
Unterzogen  wurde.  In  Betracht  kamen  damals  die  bekannten  Holz- 
»pÄiei,  die  nach  einmaligem  Gebrauche  wegzuwerfen  sind,  und  von 
^6n  sich  das  Hundert  auf  etwa  Mk.  0,ÖU  stellt.  ächUeÜBlioh  einigte 


'  S.  diese  ZeUKkhß,  1908^  &  9ff. 

D«r  Sehalant.  IL  9 


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man  sioH  auf  den  bei  Laryngologen  beliebten  OzBBMAKSclien  Zangen* 
apaiel,  der  jedesmal  nach  der  Benutsung  über  einer  Spiritnaflamma 
an^geglfiht  wird.  Da  die  Abkühinng  an  der  dünnen  Stenge  des  Instm- 
menis  innerhalb  mehrerer  Minuten  vor  stck  geht,  so  genflgt  die  hier 
ftr  jede  Schnle  flbliohe  Anaehaffang  von  vier  Spateln  aelbai  bei 
UaaBenuntemtobongen,  wie  me  aUjilirlioh  bei  der  Sohfileraufiiabnie 
atettfinden.  Vor  dem  An^glOheii  apdlt  man  daa  Inatmment  in  einer 
mit  WaaMr  gefilUten  Sehale  ab,  um  aie  von  etwa  anhaftenden  Sp^ae- 
reeten,  Speichel,  Schleim  n.  dgl.  zn  befineien. 

Bei  der  Anfnahmennteieachiing  kann  dieee  Prosednr  wohl  einer 
der  Mfltter  anTertrant  weiden,  die  ihren  Kindern  beim  Ana-  nnd 
Ankleiden  Hilfe  leisten  und  zur  Erhebung  der  Anamnese  eigens 
bestellt  siud.  Auf  äolche  Weise  erwächst  dem  Schalarzt  durch  das 
Deainfizieren  der  Spatel  kein  Zeitverlust. 

Als  Kuriosum  vordient  das  Gerücht  Erwähnung,  welches  einmal 
in  einer  der  mir  zugewiesenen  Schuleu  auftauchte.  Der  Doktor, 
hiefs  es,  fährt  einem  mit  einem  glühenden  Eisen  in  den  Mund.  Dafa 
die  kleinen  Schulrekruten  infolge  dieser  Annahme  williger  ZOT  Unter- 
suohong  gekommen  wären,  kann  ich  nicht  behanpten. 


SdholintUelie  lliitarw«lfiiaff  d«r  Xindar  ia  allfimtliiir 

Ctafondlialtiplkr«. 

Von  - 

Dr.  Hbui  -  Sohleewig* 

Ihr  habt  eoch  heute  frflh  doeh  alle  oidentlioh  dae  Qeatdit»  den 
Hak  nnd  die  Hinde  gewareehen  nnd  eneh  kllbech  gekämmtf 
Oder  wer  mnft  neih  nodi  von  aeiaer  Matter  waicben  und  kämmen 
laeeen? 

Habt  ihr  aber  auch  beim  Waschen  der  Hände  eure  Nägel 

rein  gemacht?  Zeig  du,  du  und  du  einmal  her!  Es  gehört  sich, 
dafs  ihr  jedesmal,  bevor  ihr  zur  Schule  geht,  euch  die  Nägel  reinigt. 
Eure  Mutter  hat  euch  gewila  gesagt :  Schmutzige  Nägel  sehen  hfifslich 
aus.  Das  ist  ganz  richtig.  Der  Doktor  sagt  euch  heute  aber  Es 
sieht  nicht  nur  häfslich  aus,  wenn  ein  Kind  blau8chwarze  Känder 
unter  den  Fiugernägein  hat;  es  ist  mich  recht  uni^^eaund,  denn  in 
dem  Nageischmntz  sind  recht  oft  Kraakheitsstotie  enthalten,  die  ia 
dem  Lnitstanb  umherfliegen.   Habt  ihr  nicht  alle  einmal  geseheii. 


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wi«  «in  Sonneiutnhl  durah  «ine  Bite»  in  «in  Zimnwr  Mit?  Habt 
ihr  gMhsDf  wie  da  nnalhlig  Tiala  klaanste  Stlnhohwi  in  d«r  erhaUten 
Stahanlnft  iimbanohwinan  t  Nnnl  Dazin  abd  nioht  soltan  kleina 
Tnlehan  von  HantadiUppehan  solohar  Kindar,  dia  Seharlaah  gahabt 
hahan,  abar  anah  andara  KiankhoitMtoflb.  Beim  VaimliraD  des 
Fttthfltlleks  —  Fingerlatsoher  sind  doch  in  dieser  Klasse  nicht  mehr? 
— ,  oder  beim  WiBchen  der  Mundwinkel  während  des  Schlafes  bringt 
ihr  dann  solchen  Krankbeitsstoff  von  dem  FingernagelBchmntz  in  ench 
hinein,  nnd  manches  Kind  ißt  schon  di^von  krank  geworden.  Cranz 
gewii5  aber  ist,  dafs  Kinder  mit  stets  schmntzigen  Nägeln  vial  öfter 
krank  werden  als  solche,  die  sich  fein  sanbara  l^Agel  halten. 

Ja,  ich  habe  aber  kainan  Nagalreinigar,  kein  Taschenmesser, 
kerne  Schere  1  könnte  einer  von  euek  aageo.  Seht  herl  Dieses 
StQakahen  eines  abgehraantan  Straiahkoliea»  das  iah  hier  geiada  in 
Moar  Teaeha  baba,  kenn  man  gaaa  gat  als  Nagalreiniger  ga* 
kanelieii.  Ikr  habt  also  keine  Anaada;  ein  folahae  Hobehen  findet 
ihr  an  Hanaa  inunar,  nnd  maokt  es  aol  Will  ainar  abar  anf  dem 
Wnnschaattel  n  aeinam  Gabnrtrtaga  adar  an  WaibnaeliCan  «n  kleines 
Oeeehenk  anastreiaban  nnd  dalllr  binsobraiben:  ein  Nagabrainiger 
oder  ein  Taschenmesser,  dann  werde  ich  mich  sehr  freuen. 

Der  fast  aberall  in  der  Lnft  umher  fliegende  Staub  setzt  sich 
aber  nioht  blofs  unter  euren  Nägeln  fest,  wenn  ihr  etwas  Bestaubtes 
anfalst.  Er  setzt  sich  auch  in  der  Nase  fest,  dnroh  die  wir  stets, 
and  im  Munde,  durch  den  wir  beim  Sprechen  Lnft  einatmen.  Wo 
aber  Stanb  sich  abgelagert  hat,  da  muTs  er,  das  wüst  ihr  doch  aila, 
weggefegt  werden.  Damm  gehört  es  sich,  dafii  ihr  jadesmal,  beror  ihr 
in  die  Schule  geht,  auch  oidentliab  dia  Nasa  sabnanbt  Qrdant- 
üeb  wird  dia  Nasa  abar  nnr  dann  gereinigt,  wenn  man  erst  das  eine, 
dun  daa  andere  Naaanloah  anhält  n^id  den  Lnffestrom  krsftig  dmeib 
daa  andara  treibt  Sabt  beil  lob  maeha  es  aneb  vor.  ünd  ibr 
werdet  nungein  frob  in  Hanaa  eist  einmal  anah  dia  Nase  aabnanben. 
wie  ibr  ea  biaber  getan  babt,  nnd  dann  so,  wie  iah  es  aneb  banta 
Torgemacht  habe.  Da  werdet  ihr  sehen,  dals  hei  der  bante  von  euch 
gelernten  Art  mehr  au3  der  Nase  herauskommt.  Daa  könnt  ihr  auch 
Vater  und  Mutter,  die  es  etwa  nicht  glauben  wollen,  zeigen. 

Ihr  sollt  aber  auch  in  der  Schule  euer  Taschentuch  brauchen, 
wenn  euch  die  Nase  kitr.elt  oder  juckt.  Mit  dem  Finger  dürft 
ihr  nioht  in  die  Nase  fahren,  weil  ihr  ja  dadurch  leicht  Krank- 
heitsstoffe des  Nagalschmutzes  in  enoh  hineinbringt.  Die  Eondar  anf 
,  dem  Dorfe  habt  ibr  wähl  aobon  einmal  aiah  ohna  Taaahantnab  ans- 


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schnauben  gesehen  ?  Wenn  sie  einen  Finger  erat  an  das  eine,  dann 
an  das  andere  Nasenloch  legen,  reinigen  «•  ihm  JNase  grttndliflh. 
Wir  biOT  in  der  Stadt  kOmMft  das  nicht  so  machen  wie  die  Baueou 
j«D|^.  Ihr  mülst  also  stet^  euer  Tasohentnoh  mitbringen.  Ist  einer 
^on  onsh  aohoD  einmal  auf  dem  Sohnlwege  im  Trabe  nmgekelift^ 
weil  er  msrkfte,  dnft  er  sein  Tuehenloeh  an  fimse  geiaasan  hiMef 
Beim  Yeigeisen  4m  Mhsttteks  hM  ibi^s  gewi6  gelvi.  Ish  bitio 
mtf  flns^  dafr  l]ur*e  beim  Idsgenlaneii  das  Tmohontnohee  mm  ebenso 
maebi 

Wer  fon  enoli  gnt  «n^^npilst  bat,  wiid  mir  nnn  anoh  sagwn 
können,  waram  ihr  eneh  morgena  den  Mond  aosspOlen  «nd  gurgeln 
m«6l.  Ihr  eohstft  daduroh  manehen  KmnkheiMetf  nns  Mnnd  nnd 

und  sorgt  dadnrdi  für  euer  GksnndUeiben. 

Ich  will  euch  nun  auch  noch  sagen,  was  gewils  keiner  von  eucli 

weils,  dafa  ihr  durch  ordentliches  Aiisechiiauben,  MuudausÄpulen  und 
Gurgeln  nicht  bloHs  für  die  Stärkung  nnd  dab  Gesundbleiben  der 
Nase,  des  Mundes  und  des  Halses  sorgt,  sondern  auoh  für  das  (iesuad- 
bieiben  enrer  Ohren,  denn  die  stehen  im  Innern  mit  Nase  und  Hals 
in  enger  VerbindaBg,  und  ihnen  kommt  die  gründliche  Beinigwig 
auch  Zügute. 

Beim  !Nägeireinigen  möchte  ich  die  Kinder,  die  einmal  Aus- 
schlag an  der  Hase  eder  im  Gesicht  bekommen,  ,no<^  an  besonderer 
Gründlichkeit  ermahnen.  Denn  das  hAlsliohe  Aussehen,  die  En^ 
Kündung  nnd  das  Wehtnn  des  Ausschlage»  kommt  meiatens  daher, 
dafe  das  Sind  beim  Kratzen  der  juckenden  Stellen  etwM  Kagel- 
sehmnta  in  die  wnnde  flaut  biingt.  Wer  Anwehlag  bekommt,  Itlat 
skh  abends  die  filsUin  mit  reinem  öl  betnpte  nnd  ist  bssendotn 
nehtmm  anf  die  SenberkeH  asiner  Finger.  Wer  mit  sebmntiigen 
Fingern  seinen  Anesehlag  kvetsl^  dar  bekommt  sebmenihnfte  Bmi- 
stbidnng,  oft  sogar  Fieber,  mok  an  Hanse  bleiben,  manekmal  gar 
an  Bette.  Br  mnlb  die  Sofanle  Tonlnmen,  und  wer  oft  ftklt»  kana 
niebi  etwas  Oidentiiehes  in  der  (Bebnie  lenen.  JStwsa  Tflehtigee 
lernen  wolH  ihr  eber  deck  woU  eilet 

Der  Staub,  der  oft.  wie  ihr  nun  alle  wifst,  mit  Krankheite- 
stoffen vermischt  ist,  setst  sich  aber  juanchmtil  noch,  tiefer  ab  als  im 
Halse.  Er  dringt  zuweileu  bis  in  die  Laft röhre  und  die  Longen. 
Deswegen  müfat  ihr  einige  Male  am  Tage  tiefer  Luft  holen 
als  ge  \s' nhn lieh.  Brust  heraus  1  Schultern  zurück!  Recht  in  die 
Höhe  gereckt!  Mund  Eul  Seht  herl  Wie  der  Bnistkorb  sich  hebt  und. 
wieder  senkt.   Ihr  werdet  mir  eine  Erende  machen,  wenn  ihr  heim 


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BegegDi&it  «nf  Waldapa«i»rgiqgtn  Bokbe  AtewQlmiigen  naehnMlil 
J)«r  Iiafam  wiid  vieUeioht,  wtttn  ilir  naob  Ubigonm  SohNibsa  odar 
Lern  aoErtelwa  «od  den  Bliok  in  dk  Farne  nehmen  mSM,  dabei 
eaeh  die  hmU  geaaigien  Aternftbnngen  eb  lud  m  mit  eneh  toi^ 
MhnMa.  So  kilfiigea  die  tob  eveh,  die  keine  starken  Longen 
beben,  die  Atemwerkzenge ;  wer  yon  euch  krftftige  Lungen  hat,  sorgt 
dunit  für  das  Kräftigbleiben,  und  ihr  könnt  euch  durch  Befolgen 
meiner  Ratschläge  gewilk  vor  maBchem  Katarrh  bewahren. 

Der  recht  oft  mit  Krankheitskeimen  untermischte  Staub  schlftgt 
j-ich  aber  snch  auf  eure  Bekleidung  nieder.  Ein  ordentlicher 
Schüler  muis  jede  Woche  weui^stene  einmal 8 eineo  Anzug 
ansklopfen  und  abbürsten. 

Die  Stiefel  oder  Sebnbe  habt  ibr  bente  früb  gewlTs  alle  geputzt 
Bebt  ibr  aber  aneb  Ton  den  Soblen,  namentlieb  diobt  an  den  Ab- 
ütM  (bierl)  den  grObeteo,  faatbafteodea  Stfabeoaobmnls  entfernt? 
lA  gUmbe  mdit  Wer  an%eweicbte  Wege  m  geben  bat»  dem  bafiet 
aoYiel  Sebmata  an  den  Soblen  lea^  dab  er  ibn  aiobt  mit  IIa  an  die 
Bisenroate  oder  die  FnlUbataer  tot  dem  Sobnlgebttode  bringen  darf. 
Ben  mCÜJSt  ibr  sn  Hanee  mit  der  umgekehrten  Bürste  oder  einem 
Stückchen  Bolz  von  den  Absätzen  und  Sohlen  abkratzen.  Wer  die 
Schulstube  mit  ungereinigten  Stiefelsohlen  betritt,  verliert  im  wumen 
Zimmer,  namentlich  wenn  er  aufsteht,  den  trocken  gewordenen 
Stralsenschmutz,  zermahlt  ihn  mit  den  Absätzen,  so  dafs  er  als  feiner 
Staub  in  der  Stuben luft  umherfliegt  und  beim  Hersagen  einer  Auf- 
gabe leicht  Ton  ihm  oder  seinen  Naohbam  eingeatmet  wird.  Pfuil 
Mögt  ihr  daa?  Ich  nichtl  Nun  aber  sagt  mir  nioht  zu  Hanae^  der 
Boktoff  Torlangt,  dafs  wir  aneb  die  Soblen  blank  putzen  sollen. 

Knra  Tor  den  KinderrergnUgen  im  Joni  aebien  mir  eine  War* 
mmg  vor  dem  Übermale  im  Kirseben*,  Erdbeeren-  und  Kncbeneeaen, 
aowie  tot  leioblicbem  Trinken  kalten  Bninnenwaaaera  bald  naob  dem 
Obetgennaae  aebr  angebraebt  Em  Kind  bebe  iob  in  der  lembe  beim 
Kiieebeneaaen  beobeebtei  Was  meint  ibr,  wienel  Steine  ea  von 
seinen  zwölf  Kirschen  ausgespuckt  hat?  Jedes  Jahr  werden  Kinder 
davon  krank,  bekommen  Magen-  oder  Darmkatarrh,  Fieber,  Leibweh, 
müssen  zu  Bette  liegen  und  können  die  Schule  nicht  besuchen  wegen 
einer  selbstverschul  deten  Krankheitl  Wollt  ihr  auch  so  unver- 
ständig sein?  Im  Winter  sind  Warnungen  vor  dem  Ausspucken  auf 
dem  Trottoir,  Hinwerfen  von  Apfelsinenaobalen  gegeben  worden. 

Wer  bat  Frostbeulen  an  Fingern  oder  Zehen?  Wer  will 
wiawni  wie  er  daa  An^ningen  verbaten  kann  oder  wenigitooe  die 


96 


362 


scltmerzhafte  Ciiitittiidang  nach  dem  Aufbrechen,  die  ihn  verhindert 
am  Stiefeltragen  und  so  am  Sehnlbesnoh?  Ihr  müSst  die  Häade  im 
Winter  stets  grandlieh  abteooknent  Ihr  mllM  enoh  wenigstens  ein- 
mal wOahsntlioh  die  Fobe  in  Innwannem  Ssifenwasaer  baden  nnd 
enren  Vater  bei  Frost»  oder  Tanwelter  ent  reaht  bitten,  dab  er  enoh 
die  Stiefel  sdhnell  heil  maohen  l&fiii  Fenchtigkeit  begOnstigt  das 
Erfideren. 

Wer  aber  scihon  anfgesprungene  FM»benlen  hat,  der  mnft  nooh 
fleUkiger  baden  nnd  ein  reines  leinenes  Läppchen  nm  die  Wnnde 
wickeln.  Die  Pnppenlappen,  auf  denen  immer  Stanb  nnd  Ünrsinig> 

keit  ist,  dürft  ihr  dazu  nicht  nehmen!   Die  Mütter  haben  in  ihrem 

Schränke  leinene  SLückcben  von  Hemden,  die  nicht  mehr  auagebeasert 
werden  k^muen.  Um  ein  solche  bittet  ihr  die  Mutter!  Sonst  könnt 
ihr  2a  mir  kommen,  da  will  ich  euch  etwas  Kum  Zubiuden  ächenken. 

Znr  Reinlichkeit  gehört  es,  dafs  ihr  früh,  ehe  ihr  in  die 
Sohnle  geht,  euren  Abtritt  aufsucht.  Dnrch  Halten  auf 
regelmftisigeD  Stuhlgang  tut  ihr  etwas  Grutes  für  euer  Gleeuudbleiben. 


Berieht  Uber  die  Tätigkeit  des  Schularctes  Dr.  Kmg  in  Dresden 
Den  Bericht  Aber  meine  schollntUdie  Tätigkeit  hn  Jshre  1902,  iralcheB 
die  Sdiriftldtang  der  Zw'todlr.  f*  SdUOgmmäheUtpß,  wonseto,  gebe  ich 

hierdmi^  in  Fonn  einer  korien  Übersicht.  Sie  bezieht  sich  auf  vier 
Bczirksschulen  (gewöhnliche  VoIksschnleD)  und  zwei  Bürgerschulen  mit  über 
6000  Kindern.  Der  weitaus  gröfste  Teil  der  ärztlichen  Bemühnnofen  ent- 
fällt, ganz  abgesehen  tob  der  geringereü  Zahl  der  BiLrgerscholeji,  auf  die 
vier  Bezirksschtüen. 

Die  Tätigkeit  spaltet  sich  m  drei  Teile: 

I.  Die  sUgesMinen  Ssehea. 

n.  Die  UatenmdioBg  einiehier  Kinder  ohne  BOcfcalcht  anf  die  Klassen- 
stufe,  meistenteiis  in  der  Sprechstunde  der  Wohnung  des  Sehalarztes  ans- 
gefOhrt,  hbweilcn  auch  in  der  Schule  oder  in  der  clterlidien  Wohnong. 
m.  Die  Untersochaog  der  neu  aofgenommeaeu  Schüler. 

L 

Besnebe  der  Schnlen  wegen  aUgemeiner  AagelegenheiteD,  Konforeasen 
mit  Lehrern,  Yewammfangen  der  SchnllRte  beim  StadtbsiiikBarzt  oder  auf 
dem  Bathans  usw.  wurden  71  mal  vorgenommen,  und  zwar  9  mal  wegen 
der  kosunisssrischen  Bsgehnng  der  Schnlgrundstikcke  nnd  deren  Vor- 


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97 


bereitung,  1  mal  wecken  TJntersachnng  der  znm  Stotterbeilknrsus  angemeldeten 

Schüler,  1  mal  bei  der  Prüfung  derselben  nach  dem  Stotterheilknrsus, 
1  mal  wegen  des  Verdachtes  einer  endemischen  übertragbaren  Augenentzün- 
dong,  mehrmals  wegen  sonstiger  flhertrugbarer  Krankheiten,  wegen  Beob- 
achtung des  Scliait.urueiiä,  der  Lüftung  usw. 

n.  • 

Der  Birdte  Pukt  betraf  811  Kindtr  Teisdiiedeiiitai  Alten  nnd, 
dl  manches  Kind  sich  zwei-  oder  dreiaiil  TontcUea  rnnftte,  354  Eiiinl« 
utersnchnngen.    Die  Ursachen  waren  folgende: 

1.  Zweifelhafte  Aufnahmefähigkeit  oder  Versetznnt?  in  eine  Nachhilfs- 
klasse  (Klasse  für  geistig  Schwache)  oder  längere  Beurlaubung  wegen 
Krankheit  oder  unentschuldigte  Versäumnisse:  55  Sachen. 

2.  Fürsorge  für  Ausschlieisung  übertragbarer  Krankheiten.  Hiervon 
Mtüdlen  auf  Diphtherie  (oder  Verdacht  derselben)  21  F&Ue,  auf  Scharlach- 
fieber 14,  auf  Maaeni  8»  auf  KemUniateii  4,  Yailoeilleii  4,  ehnmiMli» 
Hartwmchllge  oder  Impetigo  coatagioea  11,  and  follilnillre  Bindebant- 
eatsQndung  1  FaU|  in  Summa:  63  Sachen. 

3.  Zweifel  an  der  Fähigkeit  oder  Rätlichkeit  der  Teilnahme  am 
Scholtümen  Die«;  betr?if  30  Knaben  (mit  33  UntemdimigeD)  und  60 
Uftdchen  (mit  68  Untersuchungen). 

4.  Bezüglich  der  Teilnahme  an  anderen  Spezialfächern  (Nadelarbeit, 
Zeichnen,  Singen,  Schreiben)  oder  wegen  mehr  oder  weniger  Entlastung 
worden  geprüft  67  Kinder  (mit  85  Unt^nchungen).  Hauptorsachen: 
AagenfeUer,  Neoroeen.  Die  Anadiaftmg  Terofdaeter  Brillen  mnde  liioflg 
au  einer  milden  Stiftmig  Terralttelt. 

5«  Ente  Hilfe  bei  in  der  Schnle  vorgekommenen  Teiletinngen 
«urde  gekittet  7  mal,  and  cwar  wegen  2  beim  Tarnen  vorgekommenen 
Kontosionen,  bei  1  Kopfwunde  durch  Fall  im  Schnlhofe,  1  Extnüction 
ebes  frrofsen  Holzsplitters  aus  dem  Oberschenkel,  einer  Stanchnnp:  bei  Fall 
im  Hofe,  1  Armbnich  ond  1  Kopfwunde,  entstanden  beim  Eislaof  im 
Sehulhofe. 

6.  Wegen  der  Kevaccioation  im  zwölften  Lebeu^ahre  (welche  nicht 
im  Sehttlanl  aaageflUiTt  wkd)  wniden  mir  Yoigeetellt  vier  Kinder,  nnd 
«war  3  mal  wegen  nngewOlmlidier  AwaeUlge  and  1  mal  wegen  der  F^e, 
ob  die  Impfimg  tanlieh  sei. 

7.  Wegen  Bedürftigkeit  der  TeOnahme  an  den  Ferienkolonien  (welche 
hier  von  mehreren  Vereinen  geleitel  werden),  worden  elf  Kinder  einer 
Vccant ersuch nni?  unterworfen. 

8  >:ia  Knabe  wurde  begataditet  wegen  angeblicher  ttbemüUiBiger 
^Ulchtigung. 

9.  Aus  verschiedenen  nicht  besonders  zu  rubrizierenden  Gründen 
«Orden  22  Kinder  untersucht,  wobei  es  sich  vorwiegend  um  Blasenachwftche, 
SchwmliOrigkait»  Badien-  nnd  Naaealeiden  handelte. 

m. 

Die  Untersuchung  der  Neulinge.  Diese  bezog  sich  auf  14  Klaaaei 
der  aatenten  Stafe  (hier  8.  Klaaae  genannt)  mit  dnrchachnittUch  47  Kindern 


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9d  3Ö4 

und  warde  in  der  Zeit  vom  lo.  Mai  bis  Anfang  Jnli  ansgeftthrt  Sie 
geschah  im  gewulialichen  Klassesz immer  iu  der  Regel  bei  teilweiaer,  in 
besonderen  Fällen  bei  weiter  gebender  Entkleidung,  and  zwar  in  dieser 
Weife  MT  bai  den  BenrknchnleB;  bei  den  Kncben  «nter  HkhOfe  te 
Lehren,  bei  den  lOdchen  nater  Beiataad  der  Lehmin,  wtm  eine  eoldie 
der  KlacM  vorstand,  oder  der^ran  dei  SefanldienerB  oder  Siterer  Schal* 
mldchen. 

Eine  Klasse  erforderte  mindestens  zwei  Standen  Zeit,  Die  Resultate 
wurden  bei  den  als  abnorm  befundenen  Kindern  in  ein  Formular  einpe- 
tragen  und  notiert,  ob  und  wann  eine  wiederholte  Untersuchung  ertolgea 
Söll.    Fehlende  wurden  später  nachuntersucht 

Wo  eine  Behaadhng  angezeigt  war,  ging  den  Ettem  eine  Mltteavig 
darüber  zu,  in  der  Regel  auch  mit  dem  Hinweis  auf  eine  KrankekikaeBe 
oder  Poliklinilc. 

Als  Resultat  der  Untersuchung  der  Neulinge  stellte  sich  folgendes 
beiuns,  wobei  zu  erwähnen  ist,  dtSs  mftfsige  Grade  von  Anilniie  oder 
mangelhafter  hruiihrung  nicht  notiert»  anch  Wägnngen  des  Körpergewichtes 
nicht  gemacht  wurden. 

1.  Allgemeine  Unreife  (offenbar  Unreife   waren  schon 

▼oiher  ausgeschieden)  4  FiUe 

2.  Geistige  Schwäche  3  , 

d.  Hochgradige  Schwäddicfakeit  oder  Anämie   ....    13  , 

4.  Augenkrankheiten 

a)  Verminderte  Sehschärfe   » 

b)  Homhantflüclvo  und  Hornhautentzündung     ...     5  „ 

c)  Conjunctivitis  und  Blepharitis  2  „ 

d)  Star  2  n 

5.  OhrenleidflB  aller  Art  ^1  « 

6.  Käsen-  nad  Bachenleidea  4  ^ 

7  Stottern  oder  bochgradiies  StaannelB  5  , 

8.  Kr^lmpfe  1  „ 

9.  Chronische  Hautkrankheiten,  Kopfläose,  groüser  Schmutz 
(Krät/p  knm  nicht  vor)  ^  n 

10.  AbüormituLen  oder  Krankheiten  des  Knochen&ystems, 
wie  hochgradige  Rhaehitjs,  ungewfthaliche  Klehiheit, 
Skoliose,  Eyphoee,  Caries,  scUecht  gebcilfte  Fraktur, 

steifer  Finger,  sieifos  Handgelenk  .......  14  ,i 

11.  Chronischer  und  akuter  LuftrOhrenkatarrh    ....  ^  « 

12.  Hcr/krnnkheiten,  inkl.  IlerzJ^dnv^lche  n  rlpl.               ,  13  ^ 

13.  Abnormitäten  der  Leistengegend  und  einmal  IJydrocele  9  ^ 

14.  Zufällige  einzelne  Befnnde  (em  GaiTmendcfekt,  eine 
fieberhafte  Angina,  ein  ^  ieUer  ohne  erkeiuibarc  Ursache)  3  ^ 

M  Sehilhygiei«  Ift  Mpiig  Im  Mat  1902.  (Ana  dem  Baittfak 
des  Stadtbezirksüistes.)  Ans  deai  sehr  intereanaleB  Beridit  beheft  wir 

folgende  allgemein  wichtige  Punkte,  besonders  Aber  die  Tätigkeit  der 
Schulärzte,  welche  im  Jahre  1902  eine  ebenso  ersprießliche  war  als  in 

den  Voijahren,  heraus. 

Von  der  nunmehr  neu  eingeführten  Verpflichtung  der  Schulärzte, 


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.99 


BOBitlich  miadestens  einmal  im  SehidhiM  aBwmnd  zu  sein,  am  die  vom 
Lehrer  vorgeftihrten  Kinder  zti  untersochen,  wird  henrorgehoben,  dals  sie 
sich  insbesondere  für  das  Auffinden  schwerer  nervöser  Leiden  QAYierte 
Epilepsie)  und  p-ychiscb  abnormer  Kinder  sehr  bewährt  hat. 

Aus  der  l>  t  i  *  chtignng  des  Schularztes,  der  jährlichen  Begehung  der 
Schnlgnindstflckc  durch  Beamte  des  Hochbaues  beizuwohnen,  ist  nun  eine 
Terptiickluug  geworden,  welche  sich  durch  die  dabei  gebotene  MdgUchkeit 
der  Betntragnng  fon  Abstelliiiig  hygienieelwr  Mängel  (aiunieclmftljsige 
Blake,  ÖÜBn,  Toriiftnge,  Ifftngel  dar  Abortaidageii,  LflftongaeiiiricfalQngen) 
«bttfdls  Btlfedieh  erweist. 

AlulBhflidier  beschäftigt  sich  der  Bericht  mit  der  Frage  genSgeider 
Lnftemeaerang  in  den  Klassen.  Von  Yersnchen  mit  Zuglüftaiig  wurde 
we^rPTi  de<^  erwarteten  Widerstände«^  der  FamiHennn(Teböri?f^n  ab?iee;ehen  nnd 
Dur  beantragt,  namentlich  m  den  Schulen  mit  Zentralheizung,  die  Direktoren 
und  Lehrer  mit  den  Heizungs-  und  LultuDLrsanlaijen  genau  bekannt  m 
machen,  sowie  den  Hansmännem  die  bestehendcu  Vürschritteu  über  Lüttuiii; 
■ach  dem  Yor-  ond  Nedimittagsanterricht  erneut  genaoest  einzuschärtea. 
Id  Jeder  Kfame  eoU  niDdestens  ein  Klappfenster  eingeführt  werden.  Bd 
sDedem  wird  msBi  wie  der  Benebterstatter  anlUirt,  eben  doch  auf  die 
strenge  Kontrolle  des  Direktors  ond  m  sUem  die  Unterstützung  des  Lchr- 
personals  selbst  angewiesen  bleiben,  wenn  erträ^idie  Zustände  geschaffen 
«nd  der  in  den  Srhnlarztberichten  „oft''  geklagte  penetrante  Qerach  in  den 
Klaasenzimmorn  vermieden  werden  soll. 

Von  Infektionskrankheiten  wurden  aus  den  Schulen  insgesamt  2340 
Fälle  gemeldet,  davon  1023  Masern,  490  Scharlach,  218  Diphtherie,  die 
Obrigen  Keuchhusten,  Spitzpocken  nnd  Ziegenpeter. 

Die  mAlUg  schwere  Hasemepidemie  botVeranlassnng  snm  Scfalnsse  von 
fif  Klassen;  drei  Klassen  nrolsten  wegen  gehinfter  FUle  ifon  Sehaitedi 
nnd  Diplitheiie  geschlossen  nnd  desinfiziert  werden.  Es  wird  geklagt,  daft 
die  meisten  Audgen  von  Infektionskrankheiten  zu  splt  an  die  zostindige 
Mle  gelangen,  um  erfolgreich  der  Weiterverbreitnng  zu  begegnen. 

Die  Hanpttätigkeit  der  Schulärzte  bezog  sirli  auf  die  Untersuchung 
der  Neueingetretenen,  deren  hervorragende  BedeutuDi:,  l»esonders  wenn  sie 
in  Gegenwart  der  Angehörigen  vollzogen  werden  kann,  der  Bericht  erneut 
hervorhebt.    Von  untersuchten  Kindern  wurden  8600  durch  die 

19  Sdinlirzte,  293  dnreh  Privatärzte  nntarsneht. 
Es  erhielten  Ülr  kOrpeitiche  Beschaffenheit: 

Zensor    I:  56,2  Vo 
,       II:  40,3% 
n     m:  8,5% 
Für  geistige  Beschaffenheit : 

Zensur    I:  72,5  7o 
II:  22,0  7o 
„     III:    5,5  7o 
Von  Krtnkheiten  wurden  festgestellt: 

AngenkrsnMieiten  bei  26,5% 

Ohrenkrankheiten  ,,11,6% 

ScUeofate  Zähne  56»9Vo 


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100 


366 


Adenoide  Wachenugea  ....   bei  25,3% 

Herzfehler  ^    ,     ^     3,0  % 

Sl<oljo?en  ^  1,4% 

Parasiteü  und  Uaatkranklieiteü  .    .  5,2  % 

Yenehledeiie  Schäden    ....    „    8,9  7o 
ibztUd»  Behudliuig  ofofderteii   .    „  48,6 
Für  dinflEDde  Überwaehuig  in  den  iiidisten  Jahren  TO^^ 
600—700  Kinder. 

Mit  Recht  fflhrt  der  Berichterststter  ao,  da(s  das  System  einer  größeren 
Zahl  von  SchulärzteD,  deren  jedem  nnr  wenige  Schulen  zugeteilt  sind,  den 
weniger  Schulärzte  oder  gar  eines  einzii^'cn  weit  vorzuziehen  ist. 

Zum  ersten  Male  im  Berichtsjahre  wurden  200  von  den  Schulärzten 
ausgewählten  Knaben  von  12 — 13  Jahren  unentgeltlicher  Schwimmuüier- 
rioht  (vier  Vorstunden  in  der  Turnhalle,  zehn  Übungsstnnden  im  Wasser) 
fldt  sehr  gnten  Basidtile  erteilt 

Der  Beinignag  der  SchnlaJinnier  sind  ebeniana  weitere  Aaafiüiningen 
gewidmet.  Da  die  Kosten  far  eine  tlgUdie  Beinigiing  der  60  Leipziger 
Volksschulen  auf  100000  Mark  (?)  veranschlagt  aiad,  wird  ea  zonlehst  bei 
der  derzeitigen  wöchentlich  zweimaligen  Reinigung  verbleiben« 
In  Fenenkolonien  wurden  774  Kinder  geschickt. 
In  der  Hilfsschule  für  Schwachbef&higte  wurden  260  Kinder  unter- 
richtet; neu  eingeführt  wurden  besondere  Heilkurse  für  Stammler  und 
Stotterer,  mit  deren  Leitung  zwei  durch  Gutzmahn  vorgebildete  Lehrer 
betraut  waren. 

Der  BerieM  weist  ans,  dalb  die  Sdmlgeanndheitqpflege  nad  Sclialant- 
einrichtong  in  Leipiig,  welche  schon  lange  in  Blllte  stehen,  in  weiterem 

AufblOhen  begriffen  sind.  Schon  heute  nehmen  sie  einen  Stand  ein, 
welchem  nahezukommen  ftbr  ?iele  Städte  ein  des  winkenden  Preises  wwtes 
Ziel  sein  dürfte.  ^      A.  FRANKENBUHnT^R-Nürnherg. 

Die  Schnlarztfra^e  im  Ärztlichen  Bezirksvereiu  in  Mfinchen, 
von  Dr.  HuGO  SxEBKFELO-MQnchen.  Im  März  vorigen  Jahres  berichtete 
ich,  dals  im  Münchener  Gemeindekollegium  der  Autrag  auf  Einführung  voo 
Schnlftrzten  an  den  Mflnchener  Volksschulen  gestellt  und  „dem  Magistrate 
nur  Würdigong  fainllbergegeben  worde** ;  wie  diese  „Würdigung*^  ausgefallen, 
ist  bis  jetst  noch  in  tiefes  Schweigen  gehflUt;  es  soll  zwar  «in  geheimer 
Sitzung"  bei  der  Etataberatnng  eine  Summe  von  30000  Mark  für  die 
Anstellung  eines  Stadtarztes  und  26  Schulärzten  in  Anschlag  gebracht 
wordpTi  sein,  aber  in  die  öffentliche  Magistratssitznng  ist  der  Antrag  bis 
jetzt  nicht  gelangt. 

Der  Ärztliche  Bezirksverein  wurde  zwar  um  seine  Meinung,  trotz  seines 
dahin  geäufserten  Wunsches,  nicht  befragt,  hat  jedoch  die  FraKc  trotzdem 
auf  die  Tagesordnung  gesellt,  und  ^^wai'  sciiou  im  April  vorigen  Jahres, 
und  sollte  (Scbreiber  dieses  war  damals  in  Madrid  beim  Intematjonalen 
Kongrefs)  Herr  Dr.  Douibbbgbb  das  Beferat  erstatten.  Dureh  Tordiing- 
liche  Aufgaben  jedocb  (Elnfbhmng  der  freien  ArstwaU  bd  simtlidieB 
Mttuchenei  Krankenkassen)  konnte  erst  iu  der  letzten  Teiaammlung  des 
Bezirksvereins  am  16.  Mflrz  die  Frage  zur  Verhandlung  kommen.  Als 
Korreferent  wurde  Herrn  Dr.  Döbmbkbqxb  Herr  Dr.  Stjulnfsld  beigegeben. 


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DoBNBEBOEB  faCst  nach  einem  historischen  and  kritischen  ÜbarUiek 
Uber  die  bisherigen  Erfahrungen  in  der  Schnlar7tfrRc:e  seine  A&flchatllUlgeD 
io  folgenden  Thesen  (mit  Bezug  ntif  München)  zusammen : 

1.  Die  Aufstellung  von  Schulärzten  in  München  hält  der  Ärztliche 
Bezirksverein,  wie  er  es  schon  im  Jahre  1899  erklärte,  nach  den 
bisherigen  guten  Erfahrungen  in  anderen  Städten  im  Interesse  der 
heranwacbBeiideii  Jugend  fftr  geboten,  nnbeBchadet  der  Rechte  uid 
Pfliehten  der  Köiiigl.  BeKirkeflizte. 
9,  Vor  Emfthnmg  der  Institution  befürwortet  der  ÄTZÜidie  Besirks- 
verein  die  im  GemeindekoUegiiim  beantragte  Ernennung  einer  be- 
ratenden Kommission  von  Abgeordneten  des  Staates^  der  Stadt 
und  der  oftiziellen  är7tlichen  Standesvertxetung. 
3.  Die  Bewerbung  um  die  neuen   Schularztstellen  soll  sämtlichen 
Mtinilieiier  Ärzten  ermöglicht  werden,  nnd  die  Auswahl  durch  die 
genannte  Kommission  erfolgen. 
Der  Korreferent,  Schreiber  dieser  Zeflen,  eehlielkt  rieh  diesen  Thesen 
ToDkonunen  an,  will  jedoeh  heTor  die  Lutitntion  dnreh  den  Magistrat 
ias  liSben  gerufen  wird,  die  Art  nnd  Weise  der  Anstellung,  soirie  die 
Frage,  welches  System  zu  bevOROgen  sei  (amtliche  Ärzte  oder  Schulärzte 
im  Nebenamte)  geregelt  wissen.    Es  sei  auch  mehr  Gewicht  darauf  zu 
legen,  dals   anf  dem  Verordnung« wefre   einheitliche  Vorschriften  zum 
Schutze  vor  Infektionskrankheiten   für  alle  Milnchener  Schulen 
erlassen  würden.    Korreferent  verspricht  sich  erst  dann  positiven  Erfolg 
von  der  Institution,  wenigstens  nach  dieser  Richtung,  wenn  sich  die  Schul- 
inte zur  Kontrolle  der  zur  Verbesserung  der  Schulhygiene  erlassenen  Vor- 
sekriften  bezflglich  Reinigung,  Anzeigepflieht,  Ansseblnft  von  der  Sehlde, 
nnd  zor  AnssteOang  von  Zeugnissen  anf  bestimmte  Yerordnnngen  stfltsen 
kAnnen.   Er  beantragt  daher  als  vierte  These: 

These  4.  Die  schulhygienische  Aufsicht  bezw.  die  schulärztliche  Kon- 
trolle ist  für  alle  Schulen,  Volks-,  Privat-  und  Mittelschulen,  besonders 
^^as  die  Prophylaxe  der  Infektionskrankheiten  betrifft,  in  gleicher  Weise, 
ood  zwar  auf  dem  Verordnungswege  zu  regeln. 

Saint  liebe  Thesen  (letztere  mit  einigen  unwesentlichen  Abänderungen) 
wurden  nach  längerer  Diskussion  schlielslich  nahezu  emstimmig  augenommeu, 
ebenso  nie  der  Antrag  des  Komfenntan:  «Die  Thesen  dem  MQnchener 
Ksgistnt  und  GemeindekoUeginm,  der  Iiokalsehnlkommistion  nnd  dem 
Obersten  Sehnlrat  snr  Kenntnis  sn  bringen."  Ferner  fond  der  von  dem 
Vorsitzenden  KaCH  gestellte  Antrag  Annahme:  „Der  Verein  solle  eine 
Kommission  ernennen,  welche  sich  mit  der  Schnlarztfrage  zn  beÜBSsen  hat.** 
Die  Emennnng  der  Kommission  soll  spiter  erfolgen. 


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102 


358 


Diensfanweismigf* 
f&r  die  Schalärzte  uud  iur  die  Schulleiter  nud  Schallehrer 
der  sämtlichea  Sehilen  der  Stadt  Kybnik. 

I. 

§  1.  Die  Schulärzte  haben  den  Gesundheitszustand  der  Schfller  und 
Scbfllerinnen  der  Schalen  der  Stadt  Rybnik  dauernd  zu  tiberwachen  und 
stehen  den  Leitern  und  Lehrern  der  Schule  als  ärztliche  Berater  zur  Seite. 

§  2.  Jedes  neneingetretene  Schulkind  ist  von  dem  Schulärzte  mög- 
lichst bald  nach  seinem  Eintritt  in  die  Schule  zu  uiitersachen.  Auf  Grund 
dieser  Untersuchung  wird  der  vorgeschriebene  Befundschein  ausgeföllt, 
welcher  das  Schulkind  von  Kla&se  zu  Klasse  bis  zur  vollendeten  Schulzeit 
bef^tel  mid  denuelbea  bei  etwaigem  Weehsd  der  Schale  mitgegeben  winL 

§  3.  Jedes  Schalkind  wird  einmal  jährlich  einer  Kontrollnntersnchnng 
nnterwoifea  and  die  Yerändennigen,  welche  deb  hierbei  in  dea  köipeilidieK 
Za&tänden  und  ir.  den  Gesundheitsverhältnissen  herausgestellt  linht  n,  wonieii 
in  demselben  Befundschein-Formulare,  in  welchem  der  Befund  der  ersten 
Unfersnchung  vennerlct  ist,  and  welches  also  hierbei  Toigelegt  sein  ma&y 

eiügeliii;j;en. 

§  4.  Bei  diesen  laufenden  Erstuntersuchungen,  welche  regelmäfsig 
etwa  im  Mai  jeden  Jahres  vorgenommen  werden  dürften,  haben  der  Leiter 
(die  Leiterin)  der  Schale  and  der  Klassenlehrer  (die  Lehrerin,  resp.  die 
Indostrielehrerin)  anwesend  za  sein,  am  hierbei  ancb  dem  ScbalanCe  ihre 
Beohachtangen  Aber  Abnormitftten,  weiche  sie  bis  dahin  an  dem  Kinde 
wahrgenommen  haben,  mitzuteilen. 

§  6.  Anlserdem  hat  der  Schularzt  jeden  Monat  einmal  in  der  Schole, 
und  zwar  in  der  Schulzeit,  eine  Sprechstunde  anznberaomen  und  diese 
Sprechstunde  rcrhtzeitig  vorher  dem  Leiter  der  Schule  mitzuteilen.  Zu 
dieser  Sprechstunde  haben  der  Leiter  (die  Leiterin)  der  Schule  und  die 
Klassenlehrer  (Lehrerinnen)  ihre  Beobachtungen,  welche  sie  an  den  qn,  Kindern 
gemacht  haben,  und  was  ihnen  sonst  au  einzelnen  Kindern  aulgcialien  ist, 
dem  Schalante  mitzateileiL 

§  0.  Femer  hat  der  Schnlant  anch  diejenigen  Scbolkinder  in  seiner 
Wolinnng  and  Sprechstande  an  nntersachen,  welche  ihm  Tom  Leiter  der 
Schale  wegen  Verdachtes  einer  besonderen,  neu  wahrgenommenen  Krankheit, 
insonderheit  wegen  einer  ansteckenden  Haut-,  Augen-  oder  inneren  Krank- 
heit zogeschickt  werden.  —  Der  Klassenlehrer  (die  Lehrerin)  meldet  dieses 


*  Diese  vom  Magistrat  der  Stadt  Rybnik,  Oberschlesien,  gütigst  zur  Ver- 
fügung geitellte  DieuBtordnung  zeigt  in  lehrreicher  Weise,  wie  auch  kiemer« 
Stidta  (7000  Einwohner)  iloh  dnroi  klare  und  «infiMthe  IKenstoidnangen  gut 
oigenitierte  iohalfaitliche  Buuiehtiingeii  sa  schaffen  Termog ea. 


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m 


103 


Kind  dem  Schulleiter  (der  Leiterin),  welcher  nnn  die  VorfÜhmag  di6M8 
Scholkindes  ¥or  den  Schularzt  in  dieser  Sprechstunde  Terfü^. 

^  7.  Je  nach  Lage  des  Falles  nnd  nach  den  Mitteilungen  des 
Scboiarzteä  liat  nun  der  bchiüiöiter  (die  Leiterin)  au  die  Eltern  resp.  den 
TormiBd  odw  n  die  PoHzflIMM«  Anzeige  za  entatten  vnä.  MmM  die 
Torgedrnckten  FormiUaie  zn  benutzen. 

§  8.  Der  Sclinknt  hat  aneb  anf  Antrag  dea  Sdndlelteit  (der  Leiterin) 
SehaUdnder  in  ihrer  Wohnung  zu  untersuchen,  am,  Ma  die  Elteni  kein 
anderweitiges  gentigen  des  ärztliches  Zeugnis  beibiingen,  featznateUea,  ob  die 
Sdiolversäumnis  gerechtfertigt  ist. 

§  9.  "Die  ärztliche  Behandlung  erkrankter  Srhnlkindcr  ist  nicht  Sache 
des  Schularztes  und  er  hat  sich  als  solcher  derselben  durchaus  zu  enthalten. 
Kommt  das  qu.  Schulkind  durch  den  Auftrag  der  Eltern,  der  Ariucii- 
Terwaltung  usw.  in  seine  Behandlung  als  Hausarzt,  Kommunalarmenarzt  usw., 
to  iat  dies  eine  Sache  f&r  sich. 

§  10.  Das  weitere  Gehiet  der  Tätigkeit  des  Schularztes  betrifft  die 
Schulhygiene.  Auch  hier  steht  er  den  Leitern  und  Lehrern  der  Schulen 
als  medizinaltechnischer  Sachverständiger  beratend  zur  Seite  und  hat  den- 
selben in  achulhygienischen  Fragen  die  nOtige  Auskunft  zu  erteilen. 

§  11.  Jede  Klasse  ist  jedes  Jahr  einmal  einer  hygienischen  Besichti- 
gung zu  unterziehen  und  das  Augenmerk  auf  die  Heizung,  Ventilation,  Be- 
leochtung,  allgemeine  Reinlichkeit  und  anf  andere  Einrichtungen  der  Klasse 
an  richten.  Torgefondene  Mängel  nnd  MiDHrtände  sind  mit  dem  Sehnlleiter 
resp.  der  Leiterin  dnfehzaspreciien  nnd  letzterer  hat  nOtIgeniUJa  mit  Yor- 
seUigen  zur  Abstelhmg  bei  der  Scholdepntation  aobrifklicÄi  vorstellig  zn 
werden, 

§  12.  Einmal  im  Jahre  ist  die  ganze  Schulanlage  —  Haus,  Hof, 
Aborte,  Pissoirs  und  sonstipre  Nebengebäude  —  auf  ihre  hygienische  Be- 
schaffenheit unter  Zuziehung  des  Schulleiters,  sowie  eines  Baubeamten  der 
stÄdtischen  \  e  r  waltung  zu  untersuchen.  Über  die  vorgefundenen  Mänpel 
und  Mifsstäude,  die  sicli  hierbei  ergeben,  und  über  die  zur  Abstellung 
dcmlben  gemachten  Torscblige  ist  ein  knrzer,  aber  ernJiMender  schrift- 
lieber  Beriebt  Ton  dieser  Reririonskommlssion  der  ScboldeputatloB  ein- 
zarsidmB. 

§  13.  Die  Schulärzte  haben  sieb  gegenadtig  zn  vertreten  nnd,  im 
Falle  beide  zn  gleicher  Zeit  beurlaubt  resp.  auf  längere  Zeit  vennist  sind, 

so  liaben  sie  der  Schuldeputation  einen  Vertreter  zu  präsentieren. 

§  14.  Die  Scbolftrzte  erhalten  ihre  Mtthewaltong  ein  Jabres- 
geüalt,  weiches   ^    ,   

Ryboik,  den  11.  Man  1899. 

Der  Magistrat. 

GtTNTBEB.. 


Oer  Schalant  L 


10 


104 


360 


BeftiadaltMt 

ftber  d«i  Uiferiitthei  (nid  wen  litf^  atek  g^iflügea)  Ziitaad 

dfls  SehnlkttdoB.. 
Solm  Tochter  d. 

aas   

geboren  den  — 

geimpft  . 
wiedergeimpft 


eingetreten  in  die  Schale  am  

Anmerkung.  Dieser  Kopf  wird  vom  KlaMoniehrer  besw.  i»ehreria  au«- 
gefUlt. 


Datum 
und 

Schuljahr 


I. 

Sohu^jahr 
Datom 


K6vpei* 

bau,  Ent- 
wicklung 

und  Er- 
nährung«- 

zustand 


OröCse 


cm 


Oe- 
wiobt 

(vom  Kl«M«ii- 
lehrer  b«tw. 
Lehrerin  vor^ 
wee  elnsv- 
trAiren) 


Brust- 

Brust 

Bauch 

um- 

Organe, 

und 

fang 

Lungen, 

Bauch- 

Hers 

organe 

cm 

Wirbel- 
säule und 
Glied- 
mafse 


Haut, 

Haare, 
Aus- 
schlage, 

beson- 
ders 

parasi* 
täre 


n. 

Schuljahr 
Datum 


Datum 
and 
SoliQ^ahr 

Aogea 
and 
Seh- 

Boh&rfe 

Ohren 
und 
Oehor 

Mond," 
Raohen, 
Nase, 

Sprache 

KOTM 

Zusammen- 

▼orgr«fundcncr 

vom  Xortnalen, 
brutehcnrlor 
Krnnklioiten 
aud  Krank- 
halteaalacea 

Auf  f>  I  '!'■■  -f;r  Be- 

fiiiuli'  1 '<iuturkun^en 

un  '  '  ir  chläge  für  die 

Beiiaadliunir  des  8chul- 

kinden  in  der  Schule: 
Aatsschllernung  o<ier 

BeschrnnkuDg  in  ein- 
««Ineo  Fächern 

ClumeB,  Singva  usw.). 

Anwwimuir  beaAsdam 
SiUpUtia 

. 

BeiBar> 
kangea 

d«a 
Lehren, 

Mitteilun- 
gen an 
Eltern,  Po- 
IMenr. 

T. 

Schuljahr 
Datum 

II. 

Soho^alir 
Datum 

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M4rifl  fb  Si||Hl(eftiitii!teit0|i|lege. 


ITU.  Jahrgaog.  1904.  No.  6. 


Bnige  BtiiMrkimgen  inm  enton  btenatloiial«»  XongreAi 

f&r  Sohnlhygiene  in  Nürnberg. 

Dr.  F.  "Bkl-mann, 
Vontand  des  6eBandh«it«we«eiu  der  ätadt  Zarioh. 

Als  im  Laufe  des  vergaügeüen  Jahres  em  von  einem  ^penna' 
nenten  internationalen  Komitee**  unterzeichneter  Aufruf  erschien, 
der  zum  Zweck  hatte,  die  Gründung  internationaler  Kongresse  ftir 
Schülhyg'iene  ins  Leben  zti  rufen  und  zugleich  zum  ersten  derartigen 
Kongrels,  der  in  der  Woohe  nach  Ostern  des  Jahree  1904  in 
Nfimbeig  stattfinden  sollte,  eininladen,  mochten  wohl  in  manchem 
Zweifel  an  der  Opportunität  dieser  Unternehmung  ao&tofsen.  Man 
konnte  noh  mit  Recht  fragen,  oh  wirklich  in  Anbetracht  der  rela- 
tifen  BeeohiBnktheit  des  Gebietes  der  Sehnlbygiene  nnd  mit  Bliek- 
deht  anf  die  in  vielen  Lttndem  nnd  Lendeeteilen  mangelhefte  Ent* 
wieUnng  der  Oeeandbeitqpflcge  der  Sdinle  es  eieh  em^bhle,  den 
vielen  eehon  beetehenden  intemaiiomden  Kongienen  nook  einen 
neuen  hinznsnfbgen.  Man  konnte,  ohne  rieh  einer  Keteerei  sohnldig 
TO  machen,  dafürhalten,  es  wäre  vorderhand  noch  auf  nationalem 
Boden  für  die  wissenschi^tliche  und  praktische  Ausgestaltung  der 
Schulhygiene  gerade  genug  zu  tun,  und  man  sollte  sich  wenigstens 
über  die  wesentlichsten  Fragen  auf  diesem  Gebiete  zuerst  in  kleine- 
ren Kreisen  einigen,  bevor  man  eine  internationale  Aussprache  über 
ditaelben  provoziere.  SohlieDslioh  konnte  darauf  hingewiesen  werden, 
dab  eneh  bisher  auf  den  internationalen  Kongressen  für  Hygiene 
und  Demographie  eobnlhygienische  Fragen  behandelt  worden  waxen 
nnd  dab  dieaer  tfodne  wohl  Ittr  die  niohate  Znknnfb  nook  geniigen 
düille» 

eetalfMsiAeMtpflef«.  XVIL  18 


362 


Aber  die  Wür£el  waren  nnn  einmal  ge&llen.  Die  Unterzeichner 
des  Aufrufes  wwnai  entweder  Hyjg;ieiiiker  von  Fach  oder  liervor- 
ngeade  Gelehrte  und  Sohnladbmer,  die  sieh  ebhon  Tielfeoh  mit 
Sdinlliygiene  beeohftftigt  hatten.  Der  Sirfolg  dee  tlnfamehmun» 
aohien  dueh  die  Teilnahme  dieaer  PeraOnliohkmton  gealoheit»  nnd 
auoh  f&r  die  Zweifler  wnrde  der  ISntsehlniä,  ihnen  Heeifolge  zn 
leisten,  nieht  albrasdhwer. 

Dab  Kflmbezg  als  Eongrelbstadt  erkoren  wnzde,  war  nns^eitif^ 
ein  gnter  Wnrf.  Und  manchen  Kongfelbbeeneher  ans  fem  nnd  nah 
niuj^  wohl  die  an  die  „gute  alte  Zeit"  im  besten  Sinne  des  Wortes  er- 
innerüde  liebliche  Eigenart  des  Stadtebiides  der  Heimat  der  ^Meister- 
singer" ebensosehr  angezogen  haben,  wie  das  lüteresse  au  den  Ver- 
handlungen des  Kongresses,  Wer  Nürnberg  kennen  gelernt  hat, 
begreiit  es,  dafs  die  Nürnberg-er  stulz  sind  auf  ihre  Stadt  und  d&£9 
sie  sogar  den  I^amen  derselben  mit  einem  besonderen  Ausdruck  und 
offenbarem  Gefühl  aussprechen.  Aber  noch  in  einer  anderen  Be» 
Ziehung  war  die  Wahl  Nürnbergs  eine  glückliche  zu  nennen.  Die 
Organisation  eines  internationalen  Kongresses  bedarf,  namentlich 
wenn  die  zur  Verfügung  stehende  Zeit  eine  relatiY  beschrankte  ist 
—  wie  das  hier  der  Fall  war  —  geradesu  eines  Elitekorps  von 
Leuten,  die  mit  Liebe  und  Begeisterung  sich  ihrer  schwierigen  Auf« 
gahe  annehmen  und  gewillt  sind,  alles  daran  am  setseUi  um  sie  in 
mOfl^iehst  he&iedigender  Weise  au  Iflsen.  Und  es  darf  unumwimden 
angestanden  werden  ^  diese  PefsOslioUceiten  haben  steh  in  NOm* 
beug  gefunden.  Sie  haben  sieh  in  greiser  Zshl  ausammengefean, 
Uflnner  und  S^uen,  um  dem  Eongrefs  durch  eine  mOgUehst  aweek- 
miHnge  Organisation  von  Tomeheiein  den  Erfolg  an  sidhem,  üm 
ernst  und  wttrderoll  au  gestalten  und  augleieh  den  Fremden  den 
Aufenthalt  in  ihrer  Heimatstadt  lieb  und  angenehm  sm  machen. 
Sie  haben  es  verstanden,  für  geistige  Nahrung  zw  sorgen,  ohne  dafs 
das  Gemüt  dabei  zu  kurz  gekommen  wäre,  und  es  soll  keine 
Schmeichelei,  sondern  nur  eine  berechtigte  Anerkennung  der  ge- 
leisteten Dienste  sein,  wenn  wir  allen  denjenigen  Einwohnern  und 
Einwohnerinnen  von  Nürnberg:,  die  sich  au  der  Veranstaltung  dee  Kon- 
gresses und  den  damit  verbundenen  gepellifjen  Unterhaltungen  beteilig 
haben,  an  dieser  Stelle  ein  bescheidenes  Kränzlein  winden.  Ein  gut  Teil 
dieses  wohlverdienten  Lobes  darf  der  Generalsekretär  des  Kongiesaes» 
Herr  Dr.  Sohitbebt,  für  sich  in  Anspruch  nehmen.  Denn  auf 
seine  ßereitwilligkeit,  die  Hauptarbeit  bei  der  Organisation  des 
Kongresses  au  übernehmen,  und  auf  seine  Arbeitskraft  rechnete  man 


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doch  io  entor  Lbie,  als  besohlossen  wurde,  dm  Koxsgrefii  in  Nttm- 
beig  aVsulialteii.  Und  ee  mula  hier  gesagt  werdan»  dab  Herr  Kollege 
ScflUBSBT  mit  gTofeer  Hingelmng  imd  Opferfreudigkeit  diese  seliwere 

Aufgabe  durchgeführt  hat.  Der  Generalsekretär,  die  eigentliche 
Triebfeder  einer  derartigen  Veranstaltung,  ist  sowohl  während  der 
Vorbereitnngszeit  als  während  des  Kongresses  selbst  nicht  auf  Rosen 
efLettet  ;  neben  der  beständij^en  Sorge  für  alles  hat  er  maiiclie,  oft 
unberechtigte  Ansprüche  der  KoDgrelsteiloehmer  zu  erledigen,  und 
M  gehört  ein  heiterer  Charakter  und  viel  natürlicher  Humor  dazu, 
wenn  so  einem  Generalsekretär  nicht  von  Zeit  zu  Zeit  der  Mut 
sinken  oder  die  Gralle  ttberlaufen  soll.  Dals  Schubbbt  dieeen  Humor 
hatte  nnd  ihn  hia  tarn  Sode  behielt,  kam  ihm  aelbit  und  dem 
EoDgreia  aehr  an  atatten»  Anoh  den  Miigliedem  dea  Kflmheiger 
Oriskomiieea,  den  Yeranataltem  nnd  Leitern  der  Anatt^nng,  an 
damn  Spitae  Ingenieni  Siohblkibl  aioh  befimd,  aowie  den  lüt- 
aibntem  «n  der  intereBsanien  nnd  huhsdh  ausgestatteten  F<8twdiri£k 
gebührt  der  aufrichtige  Dank  der  KongreDsmitglieder. 

Der  äulserliche  Erfolg  dos  Kongresses,  wie  er  sich  in  der  Zahl 
der  Teilnehmer  und  namentlich  auch  m  der  Beteiligung  der  ver- 
schiecienen  Länder  und  Erdteile  ausdrückte,  war  ein  sehr  be- 
deutender. Wohl  niemand  hatte  von  vornherein  erwartet,  dafs  ein 
Spezialkongreia  auf  scheinbar  so  beschränktem  Gebiete  eine  derartige 
Teilnahme  von  allen  Seiten  hervonufen  werde.  Wie  der  General- 
aekretftr  in  der  letzten  Plenarsitzung  kundgab,  verteilte  aich  die  Gre- 
Moatmhl  der  1247  £oiigielamitglieder  anf  die  einaelnen  enropäiBchen 
and  anlkerenzopliaeken  Staaten  folgendermaJBen :  FrenlSran  144, 
Bayern  356,  tbiigea  Dentsehland  121  (DentBehland  im  ganaen  621), 
Belgien  9,  Bnlgaiien  4,  Chile  3,  Dänemark  9,  Bngland  48,  Holland 
öl,  Japan  5,  Italien  4,  Knba  1,  Luxemburg  3,  Norwegen  2,  öster- 
leieh  322,  Rumänien  3,  Rulsland  60,  Schweden  11,  Sehweie  26, 
Serbien  i>,  Spanien  15,  Türkei  1,  Ungarn  19,  Uruguay  1,  iSord- 
amerika  11.  Der  intemalionaie  Charakter  des  Kongresses  tritt  also 
denthoh  hervor.  Es  warpn  aufserdem  181  Teilnehmerkarten  und 
82  Damenkarten  (aul'ser  denjenig^Gn  Damen,  welche  ais  TOilberechtigte 
Mitglieder  am  Kongresse  teilnahmen)  ausgegeben. 

Diese  unerwartet  grolse  Beteiligung  am  Kongiease  gibt  zu  er- 
frenliohen  Betrachtungen  Anla£s.  Sie  zeigt  uns,  wie  allgemein,  wie  weit 
verbreitet  das  Interesse  an  der  Schulhygiene  gegenwärtig  ist  nnd  wie 
tief  aUftberall  das  BewnlatBein  Wnrael  g«falat  hat,  dafe,  wenn  man  Ton 
«Schnlhygiene*  spneht,  es  sich  in  der  Tat  nicht  nnr  nm  die  Hygiene 

18» 


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864 


Sinne  bandelt,  sondern  dalB  hier  guu  gralke 
Fragen  aiiltamolieii,  dab  der  Begriff  »SohnlliTgieiLe*  aelir  weit  gefelät 
werden  mnls  und  dab  eich  hinter  dieeer  aonaagtn  harmloeen  Be> 
seiefannng  eines  der  grttfsten  Probleme  renieekt,  welches  die  tfenseh- 
heit  TO  lösen  hat  —  das  Problem,  die  ftnfseren  Mittel  der  Br- 
aieHnng  nnd  Heranbildung  der  Einderwelt  so  an  ge- 
stalten, dafs  die  möglichst  gesunde,  harmonische  Ent- 
wicklung des  Körpers  und  des  G-eistes  beim  einseinen 
erreicht  wird.  Im  Grunde  genommen  haben  wir  es  also  nicht 
mehr  nur  mit  einer  Schulhygiene  zu  tun,  sondern  mit  emer 
Erziehnngshygiene,  voo  der  die  Schulhygiene  im  engeren  Sinne 
des  "Wortes  nur  ein  Teil  ist;  vorerst  allerdings  mit  der  Erziehungs- 
hygiene  derjenigen  Altersstufen,  welche  die  Volksschule  oder  die 
höheren  Lehranstalten  besuchen.  Schüchterne  Anfinge  m  dieser 
Richtung  sind  schon  lang-e  gemacht  worden,  nnd  die  Schulhygiene 
hat  wenigstens  in  den  letzten  Jahrzehnten  die  offenbare  Tendenz 
gehabt|  über  das  Gebiet  des  Sohnlhanses  und  dessen,  was  im  Schul- 
hause  Yorgeht,  hinansangreifen,  auch  die  sosialen  Yerhälisiisse  der 
Schüler  2u  berücksichtigen  nnd  das  Leben  und  Treiben  der  Kinder 
anlserhalb  der  Schnle  in  ihren  Wirkungskreis  einanbeziehen.  Es 
gsb  indessen  Stimmen  genug,  weleho  diese  weitergehenden  Be- 
strebungen der  Schulhjgieniker  miftbiUigtan  und  darauf  hinwiesen, 
dafii  man  sieh  auf  das  Gebiet  der  Schule  to  beschittaksn  habe.  Bio 
SohulTerwaltangen,  die  Lehrer  und  die  Schuliiate  hatten  nur  dafür 
an  sorgen,  dab  die  Kinder  in  der  Schule  und  durch  die  Schule 
-  an  ihrer  Gesundheit  nicht  SchadMi  leiden,  mit  ihren  soäslen  Teiw 
hsltnissen  und  ihrer  Bisiehung  aniser  der  Schule  habe  sich  der 
Schulhygieniker  und  habe  man  sich  namentlich  von  Staats-  oder 
Gemeinde  wegen  nicht  zu  befassen. 

Aber  der  Gedanke,  dafs  die  Schule  nicht  auf  diese  "Weise  vom 
Leben  getrennt  werden  könne  und  dals  es  unrichtig  und  ungenügend 
sei,  für  das  körperliche,  geistige  und  sittliche  Wohl  des  Kindes 
nur  zu  sorgen,  während  und  solange  es  sich  im  Schuihause  befindet, 
um  es  nachher  gänzlich  sieh  selbst  und  seinem  Schicksal  zu  über- 
lassen^ hat  sich  mit  elementarer  Gewalt  durchgebrochen.  Die  Über- 
sengang,  dals  man  das  K^ind  als  Ganzes  nehmen  müsse  und  daia 
die  Bestrebungen,  dem  Kinde  durch  die  Schule  nicht  nur  eine  ge- 
wisse Bildung,  sondern  eine  möglichst  harmonische  Entwicklung  dea 
Geistes  und  des  Körpers  zu  sichern,  ihren  Zweck  nur  erreichen 
können,  wenn  die  Schule  ihre  eraieherische  Einwirkung  und  ihren 


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865 


wohltitigen  Eiofldfl  aucli  auf  das  Kind  und  aeme  VerlüUiniBBe 
aafaerhalb  der  Soliiile  anadeltiiie  —  dieae  Übenaugong  liat  immer 
weitere  Kreise  ei&lat  und  nah  immer  mehr  und  mabr  aUgememe 
GeltDDg  Tenehafft.  ünd  anm  groXaen  Teile  liegt  die  Be- 
deatnng  des  L  internationalen  Kongreaaea  fflr  Sobnl- 
gesnndheitspflege  nach  unserer  Ansiobt  darin,  dafs  er 
diesen  Gedanken  sank tiouier t,  dafs  er  ihm  sozusagen 
seinea  offiziellen  Stempel  aufgedrückt  hat. 

Schon  das  Institut  der  FenenkolonieQ  und  Milchkuren  für 
Schulkinder,  sowie  die  Fürsorge  für  SpeisunjS^  und  KknduDg  dürf- 
tiger Schulkinder  —  Einrichtungen,  die  allerdings  in  erster  Linie 
der  Friyaiinitiative  ihr  Entstehen  verdanken,  an  denen  sich  aber 
anch  meistens  die  Gemeinden  finanziell  beteiligen  —  stellen  sieb 
als  Bestrebongen  fta  das  kOrperliobe  Wohl  der  Kinder  dar,  an 
denen  Sebiile  nnd  Bltembans  in  gleieber  Weise  intereaBieri  aind, 
M  denen  der  engere  Begriff  der  Sobnlbygiene  in  den  weiteren  der 
sosialen  ^ygiene,  in  üirer  Anwendung  auf  das  SehnDdnd,  Uber- 
gebt  Aneb  die  sebfiebtemen  Anftage,  die  da  nnd  dort  mit  der 
Einriebtnng  yon  Elternabenden  noter  Beteiligung  des  Lebrpersonals 
gemacht  worden  smd,  suchen  emn  im  Interesse  der  Kiudererziehung 
liegende  Verbindung  zwischen  Schule  und  Familie.  Vorträge,  die 
diesem  Erweiterungsgehiete  der  SchulhTsnene  nngehöreu,  waren  auf 
dem  Niirnherger  Kongresse  in  der  IX.  Abteilung  („Hygiene  der 
Schuljugend  aufserhalb  der  Schule")  zusammengefaDät  und 
fanden  siob  teilweise  auch  in  der  XI.  Abteilung  (»Allgemeines'^). 
Beispielsweise  fahre  ich  an:  LzsiA  von  WoIiVBIng,  Landwirtsobaft- 
liehe  gewerbliebe  Kolonie  anr  Ausbildung  nnd  firsiebnng  yon 
Kindern  naeb  Eindeigrappen  (FamiUensystem);  Fran  Proteor 
KnrcnuMBG  nnd  Frl.  Hblbnb  Soxpbs,  Die  Bedentong  sebol* 
bygieoisoher  Bastrabnngen  fhr  die  Frauen  und  Ar  die  Familie; 
W.  HoLitEB^  Die  Stellung  der  OfientUeben  Gteaundbeitspflege  snr 
Sebule  und  aur  Familie;  Professor  Max  Breitxtng,  Die  Sebule  als 
sozialpolitischer  Faktor;  Dr.  v.  Forster,  Volksbildung  und  Sohul- 
gesundheitspflege;  Dr.  Flachs,  Hygiene  der  weibhchen  Kleidung; 
Dr.  E.  Heimann,  Hygiene  des  Auges  im  Elternhause;  Dr.  Weigl, 

Frühstück  der  Schulkinder;  Dr.  Kraft,  Die  gesundheitlichen 
Erfolge  der  Ferienkolonien;  Schulinspektor  Weiss  und  Lehrer 
Bebninoeb,  Üher  Organisation  von  Elternabenden;  Fb.  ZoLLiNasB, 
1^  Veranstaltung  internationaler  Ausstellungen  und  Einrichtnng 
•isss  flttndigen  internationalen  Bureaus  für  das  gesamte  Cnteniobte- 


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366 


und  Erziehungsweseu ;  sodann  die  yersoliiedenen  Y ortrüge  über  Alkohol 
und  Schule  usw.  usw. 

Die  Behandiimg  dieser  und  ähnlioher  Fragen  auf  einem  sohal- 
bygienischen  Kongmae  beorkimdAt  iiiizwei£Blhaft  daa  fiedOifim  der 
KoDgreüsteilnehmer ,  üborsngreifen  von  dem  engen  Gebiete 
der  Schale  auf  das  weitere  Gebiet  der  Familie  and  der 
allgemeinen  LebensTerhftltnisse  der  Kinder  aberhaapt, 
and  das  Intenase,  das  diaaan  Vorttigen  entg^gengebraoht  wnrde,  iat 
ein  deatiioher  JPingenseig  dafilr,  dab  die  Hygiene  der  Sehole  in 
diesir  Biobtang,  d.  b.  als  eigentüobe  Endebnng^ygiene,  weiter  ans- 
gebant  werden  aoll.    Dab  biemit  niebt  nar  der  Sebole,  aondem 
aodb  weiteren  Kreisen,  namentliob  aber  anoh  dem  Staat  and  der 
Gemeinde,  neaa  Anfgaben  erwaebsen,  ist  aelbatrerttflndlieh.  Und 
weder  der  Staat  noch  die  Gemeinde,  wenn  sie  eine  Temfinftige 
Sozialpolitik  treiben  wollen,  dürfen  sich  diesen  Aufgaben  entzieben. 
Die  moderne  Kulturentwicklung,  mögen  sich  auch  ünstere  Machte 
verschiedener  Art  —  auf  religiösem,  politischem  und  wirtschaftlichem 
Boden  —  derselben  entgegenstemmeu ,  geht  in  dieser  Richtung. 
Die  Individualität  ringt  nach  möglichst  freier  Entfaltung,  und  Staat 
und  Gemeinde  werden  immer  mehr  dii/u  gedrlins't,   wenn   auch  oft 
widerwillig  und  zögernd,  diese  Bestrebungen  zu  unterstützen.  Es 
bricht  sich  eben  nach  und  nach  die  Überzeugung  Bahn,  dals  trotz 
der  greisen  G^genstttze,  welche  die  verschiedenen  Gesellschaftsklassen 
trennen,  eine  gewiBSe  Solidarität  der  Interessen  insofern  bestehe, 
als  der  Organismus,  den  Staat  und  Gemeinde  darstellen,  sich  am 
besten  dabei  befindet,  wenn  die  einzelnen  Glieder  sich  in  mateneller 
and  geistiger  Beri^ang  mOgliehat  frei  and  angebemmt  entfalten 
and  infelgedesaen  ibre  grOiktmögliehe  LeistongaHüiigksit  erlangen 
kflnneii.   Dam  bedarf  es  aber  beeonden  gOnstiger  YerbiltnisM  ge- 
rade la  der  Zeit,  wo  Sebole  and  Leben  aaf  das  jagendUebe  Indi- 
vidonm  mit  aller  Maebt  einwirken,  wo  der  Same  filr  die  Zokanft 
gelegt  wird,  wo  KOrper  and  Geist  im  eigentlioben  Sinne  des  Wortes 
geformt  werden.   Za  dieser  Zeit  tat  eine  anlserordentUebe  Sorgfalt 
und  Fürsorge  besonders  not.     Und  diese  Fürsorge  verkörpert  sich 
in  Gestalt  der  Er/iehungshygieue,  an  welcher  Schule  und  Familie, 
Staat  und  (iememde  Hand  in  Hand  mitwirken,  gegenseitig  einander 
unterstützen  sollen.  So  wird  auch  die  Scliulhygiene  zum  Teile  eines 
grülaen  Ganzen,  von  dem  sie  sich  nicht  streng  absondern  darf,  wenn 
sie  ihre  A\ifs;abe  richtige  erfüllen  will.   Und  in  dipsem  Ömoe  seheiut 
auch  der  .Nürnberger  i£oDgre£i  die  bchuihjgiene  erfaüst  und  Ter- 


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gtanden  m  haben.  Eb  veidiaat  diea  nodunaU  itihmend  h«nrozgehob«n 
m  werden. 

£me  weitere  bedeutsame  Eneheioxing  am  Nürnberger  Kongrels 
ww  die  grolse  TeUnshme,  weloher  eidh  die  Yerhandinngen  der 
lY.  Abteilung  —  .Hygiene  dee  ünterriohis*  —  ei£renten.  Es 
ist  btkumt,  dde  das  Gebiet  der  TJntemebtshygiene  der  am  meisten 
nmstntteoe  Teil  der  SdbnlgesnndbeitBpflege  ist  nnd  dab  anob  die 
Tätigkeit  der  Sebnlftrate  in  dieser  Riehtnng  am  bftnfigsten  anf 
Widerstand  von  Seite  der  Pädagogen  stöfst.  Die  Art  nnd  Metbode 
des  Unterrichts,  sowie  die  AusarbeituDg  der  Stundenpläne,  waren 
von  jeher  von  den  Lehrern  als  ihre  eigenste  Arena  betrachtet 
worden,  als  ein  (jebiet,  auf  welchem  Arzt  nnd  Hygieniker  niclits 
dreinreden  sollen,  weil  ihnen  als  I^iicht-Pädagogen  die  nötige  Kom- 
petenz hierzu  fehle.  Wenn  man  nnter  «P&dagogie'^  nur  die  An- 
weisung gewisser  praktischer  Erfahrungen  im  Unteniohisbetriebe 
yerstebt,  die  jeder  Lehrer  im  Laufe  der  Jabie  maeh^  während  sie 
allerdings  dem  Ant  nnd  Hygieniker  fehlen,  so  wfire  es  ja  richtig, 
dalii  der  lefstsse  da,  wo  es  sieh  nm  BenxteOmig  der  Art  vnii  Weise 
des  Untenielits,  der  Lehrpliae,  der  Lehrmittel  usw.  handelt,  nioht 
mitspreehen  konnte  nnd  dieses  I'eld  gans  dem  Lehier  als  Pädagogen 
apar  eseellenee*  überlassen  mfllbte.  Nun  wird  man  aber  diese  ganse 
Ansdianungsweise  als  eine  veraltete  bezeichnen  dürfen  nnd  die  Be* 
hauptung  wagen,  dai's  eine  rationelle  Schulung  und  Er- 
ziehung des  Kindes  das  Verständnis  seiner  physischen 
Organisation,  sowie  seiner  geistigen  Aulag^en  und  Fähig- 
keiten zur  Voraussetzung  hat.  Wir  wollen  den  "Wert  einer 
gewissen  Erfahrung  im  Umgänge  mit  dem  Kinde  und  in  der  Ein- 
Wirkung  anf  dasselbe,  wie  sie  der  Lehrer  bei  seiner  praktisohen  Be- 
tätigung in  der  Schule  sich  aneignet«  nicht  initerschätzen,  aber  was 
die  wissensohaftliohen  Grandlegen  der  Pädagogie  anbelangt,  so 
hat  hier  der  Aist,  TermOge  seines  ganzen  Bildnngsgaaget,  einen  be- 
dentenden  Yomprong  tot  dem  Lehrer,  nnd  dieser  Umstsnd  erlmeh- 
tert  ihm  wesenÜiidi  die  richtige  Benrteilnng  des  einaelnen  Sandes 
sIs  BildnngBobjsikt  nnd  bewahrt  ihn  Tor  manchen  Fehlem,  in  welche 
der  Lehrer,  namentlich  aber  der  Fachlehrer  —  es  sei  ihm  hieraus 
keineswegs  ein  Vorwurf  gemacht  —  im  Unternchtäbetnebe  verfallen 
kann.  Es  ist  deshalb  natürlich,  dafs  die  Ärzte,  seit  sie  sich  tlber- 
haupt  mit  Schulhygiene  beschäftigen,  danach  getrachtet  haben,  einen 
gewissen  Einflufs  auf  die  Art  und  Weise  des  Unterrichtes  zu  g'e- 
winnen.    Die  zahlreichen  Unteisuohungen  über  den  Zustand  der 


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Sinnesorgane  der  Schulkinder,    über  ihre  physisch©  Entwicklung 
während  der  Schulzeit,  über  ihre  Gesundheitaverhältnisse  überhaupt, 
lieferten  den  Äzaten  ein  grofsartiges  Matohai  zum  Verstiadnis  des 
körperlichen  und  geistigen  Entwicklungsganges  der  Kinder  im  eohui- 
Pflichtigen  Alter.    Und  dieies  reiche,  mit  ungeheurer  Mühe  ge- 
sammelte Material  gibt  ihnen  auch  die  Mögliohkeü  nnd  zugleich  die 
Benohtigiing,  an  sagen,  wia  dia  Kinder  in  der  Sehnle  bahandalt 
w€(tden  mflssan,  damit  dieser  Entwieklnng^ang  mOg^ohst  Bormal 
sieh  abwickle,  nnd  was  fBr  diejenigen  Kinder  gesohehes  mtlese, 
deren  Kftrper  durch  angeborene  oder  anfiülige  Momente  gesohwieiit 
ist  oder  deren  geistige  Anlagen  nnd  Leistongsfthigkttt  ans  diesem 
oder  jenem  Gbcrnde  herabgesetst  sind.    Hier  die  Fozderongen  des 
Arstes  ansohOien  nnd  sein  Wissen  anf  diesem  Gkbiete  im  Litereese 
der  Schuljugend  sn  rerwerten,  ist  eine  beilige  Pflicht  der  Schnl- 
verwaltungen  und  auch  des  Lehrpersonals.     Leider  haben  diese 
Organe  die  richtige   Linie  den  bescheidenen  Wuübcbeü  der  Arzte 
gegenüber  nicht  überall  und  meht  immer  gefunden.    Wie  oft  is,t  es 
vorgekommen,  dafa  das  Verlangen  der  Ärzte,  auch  beim  ünterrichts- 
betriebe  mitzuwirken,  eni^n  fjowissen  Einflufs  auf  die  Lehrmethoden 
zu  gewinnen,   bei  Festsetzung  Her  Tjehr-  nnd  Stundenpläne,  der 
Pausen,  der  Ferienordiningen ,  der  Strafeii  usw.  mitzusprechen,  als 
unbefogte  Einmischung  in  den  Sohuibetrieb  gekennzeichnet  und  zu- 
rttc^newiesen  wurde.     Und  welche,  auf  wisBenschaftliche  Über- 
aeugung  gegründete  Hartnäckigkeit  und  Übeneognngstrene  der  Äiste 
gehörte  dazu,  um  schliefslich  die  pädagogische  Mauer,  die  ihnen 
gegenüberstand,  zu  durchbrecheo  und  der  Ansicht  Gf^ltung  zu  ver« 
schaflisn,  dafe  sie  in  der  Tat  bemfen  seien,  Hand  in  Hand  mit  den 
Lebzem,  also  nicht  als  Gegner,  sondern  in  fienndliohem  nnd  ein* 
Uibhtigem  Znsammenwirken  mit  denselben,  eine  grobe  Aniahl  von 
Fangen  anf  dem  Gebiete  der  Jngend-Sohnlnng  nnd  -Ersiehnng  an 
besriieiten  nnd  an  lOsen. 

Der  Nlimbeiger  Eongreb  hat|  wie  gessgt,  den  Beweis  geleistst, 
dafo  das  Bewnürtsein  TOn  der  Btchtigkeit  dieser  Stellnngnahme  der 
Arste  jetst  in  der  Tat  snm  Bnrchbmoh  gekommen  ist  In  der 
IV.  Abteilung  des  Kongresses  —  teilweise  auch  in  der  II.  (»Hygiene 
der  Internate  )  und  in  der  III.  („Schulhygienische  Unter- 
suchungsmethoden") —  kamen  diejenigen  Referate  und  Vortrüge 
zur  Geltung,  welche  sich  mit  Fragen  aus  dem  Gebiete  der  Unter- 
richtshygiene befaisten.  Beispiel?  \veise  nenne  ich:  Benba  und 
ScHWENBi  Mais  der  Lehrpausen  und  Lehrziele  an  höheren  Unter- 


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360 


richtsanstalten;  Hiktzicaxk  und  Schuytek,  Vorzüge  des  ungeteilten 
Untemclits :  Axel  Hertel,  Koedukation  in  den  höheren  Schalen; 
Endbis,  Die  Hygiene  des  Unterrichts  in  der  Volkasohole;  HsaasL, 
Die  SehnlftberbllrdiiDgefirage  im  Xiehto  der  modernen  GeeellflolmftB-, 
Femilien-  und  SehnWerliftltniaBe;  Frakk,  Znr  Hygiene  dee  Unter- 
liehto;  Fbe/toeh«  Über  den  Beginn  der  Sdhnlpflioht;  Lay,  Die  Not- 
wendigkeit didektiaeher  fizperimente  snr  Erfonohnng  natoigemftfter 
Iiehr?eifd)ren  o.  a.  m. 

Dieee  Vortrige  worden  teilweiee  von  listen,  teilweiee  ron 
Pidagogen  gehalten.  Beide  Elemente  1>eteiligten  sieh  mit  gleioliem 
BifiBr  an  der  Dieknesion,  nnd  mit  derselben  Anfmerksamkeit  nnd 
demselben  Interesse  wurden  von  den  Ärzten  die  Meinungen  der 
Schulmänner  und  von  den  letzteren  die  Ansichten  der  Arzte  ange- 
hört. Und  wenn  auch  die  Ansichten  üher  manches  noch  wesentlich 
auseinandergingen,  so  ist  das  dnrehaus  kein  Unglück.  Die  Haupt- 
sache ist,  dafs  diese  i'ragen  gemeinsam  von  Arzteu,  Lehrern  und 
\  ertretern  der  Schulverwaltungen  beraten  worden  sind  und  daid  das 
Eewul'stsem  der  Wichtigkeit  nnd  Notwendigkeit  dieser  gemeinsamen 
Beratung  allgemein  von  den  Kongreisteilnehmern  empfunden  worden 
ist  Man  wird  es  kaum  als  zu  weit  gehenden  Optimismne  betraohten, 
wenn  ich  behaupte,  dafs  hierin  die  G-ewähr  liege  fflr  eine 
richtige  Lösung  auch  der  schwierigsten  Fragen  ans  dem 
Gebiete  der  Unterrichtabygiene  in  der  Znknnft.  Und 
wie  wiobtig  und  eehwierig  ingleioli  dieee  Fragen  aind,  seigen 
uns  die  Thesen  an  den  Referaten  der  Henen  Bbmda  und 
ScBWBND,  Yon  denen  iob  einige  nach  ihrem  weeentliohen  Inhalte 
hier  bringen  wilL 

yLitemationale  Vereinbaningen  —  sagt  Bbhda  —  Aber  die 
Lehniele  aind  wtlnaohenawert,  da  eine  Einsdirlnhung  denelben  anf 
daa  bygieniaeh  snlBaeige  Mafa  bei  dem  wachsenden  Wettstreit  der 
Nationen  nnr  Ton  einem  gemeinsamen  Vorgehen  aller  sinliaierten 
Staaten  zu  erwarten  ist.** 

„Statistische  Erhebungen  über  die  geistige  Leistungsfthigkeit 
der  Schüler  sind  notwendig,  und  zwar  sowohl  iii  bezug  auf  die 
Höhe,  als  auch  auf  die  Art  der  Begabung.  Dadurch  würde  erstens 
der  vago  Begriff  „Durobschnittsschüler''  em©  sichere  wissenschaft- 
hche  Grundlage  erhalten,  und  zweitens  ft^stgestellt  werden,  für  welclie 
L<>hrgegenstimde  Begahung  und  Interesse  vorhanden  ist.  Diejenigen 
Fächer,  die  trotz  intensiven  Lehrbetriebes  und  guter  Uutemchts- 
methode  ungenügende  fiesnitate  ergeben,  für  die  alao  Begabung  und 


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370 


Interesfie  nicht  vorhanden  sind,  müDaten  ftla  obligatoriaehe  fallen  ge* 
laaeen  resp.  yerkürzt  werden.** 

»Die  Abfloliafiimg  des  AbitnrientenezamenB  ift  ans  hygieiuMhaii, 
pfldagogisohen  nnd  psyehologisohen  Grundfesten  zn  fordern." 

„Die  kOrpearliohe  Ausbüdiuig  mnb  als  gleiohbereohtigt  mit 
d«r  geistigen  betraehtet  werden.  . . 

«Die  Sohtile  stellt  hohe  Anfbrderangen  bil  den  IntelieH 
das  Gemtit  lud  an  den  K5iper  des  Schulen.  Ein  hivfiges  Ihit- 
spannen  ist  dringend  notwendig.  Bsahalb  mnb  der  Sonntag  Üftr  den 
Sohfller  ein  wirklielier  Feiertag  mn,  nnd  nicht  wie  gegenwiitig  ein 
halber  oder  ganaer  Arbeitstag.  Zn  diesem  Zweck  dOiiSBii  entsos  am 
Hontag  keine  Arbeiten  fiUlig  sein,  mnÜB  sweitens  ffkt  besondere  Ar 
beiten,  wie  Anfrfttze,  Vorträge  nsw.  ein  freier  gegeben  weideD, 
wie  dies  in  anderen  Ländern  bereits  der  Fall  ist." 

„.  .  .  Es  würde  sich  empfehlen  in  den  höheren  Klassen  die 
Schüler,  die  bicli  einem  gelehrten  Beruf  widmen  wollen,  im  wesent^ 
Hohen  die  Lohrgegenstände  selbst  wählen  zu  lassen»  zu  denen  sie 
Begabunfi:  und  Interesse  fühlen." 

^Eine  \'eniunderung  der  Lehrpensen  an  hölieif^n  ( 'ntorrichts- 
anstalten  -  -  sagt  Pi  of.  Dr.  Scitwend  —  ersobeint  im  Interesse  einer 
ßntlastnng  der  Schüler  dringend  geboten." 

„Diese  Verminderung  wird  sich  durch  Beseitigung  unnützen 
Wissensstoffes  eizeiohen  lassen,  ohne  dafs  die  geistbildende  Wirkong 
des  Unterriebts  im  geringsten  beeinträchtigt  würde. 

Im  einzelnen  ergeben  sieb  folgende  Forderungen: 

a)  Die  Zahl  der  Prflfungen  ist  möglichst  su  beschränken,  in- 
sonderheit sollten  ans  allen  FJrüfnngen  diejenigen  Fächer 
gestrichen  werden,  die  eine  rsia  gedttohtnismlftige  Vorbs- 
reitong  erfordern. 

b)  In  allen  Fftchem  ist  streiig  darauf  an  aehien,  dab  nieht 
Dinge  gefordert  werden,  die  im  weiteren  Verlanf  des  ünts^ 
ricfats  nicht  Terwertet  weiden. 

e)  In  den  historisehen  Fäehem  Iftlst  sich  dnieh  Streichung 
alles  wissanaohaftlieh  Unsicheren,  alles  für  die  Sehtier  tJo- 
Tentahdlißhen  nnd  Interesseloeen,  alles  dessen,  was  nieht 
an  sich  wertvoll  oder  zum  Verständnis  der  Gegenwart  un- 
entbebrlicli  ist,  endlich  uiie^ä  deaaen,  was  nicht  dauernd  vom 
Gedächtnis  festgehalten  werden  kann,  eine  ganz  bedeutende 
Vereinlaohung  des  Lehrpensums  erzielen. 
Der  Unterricht  in  Gresobichte  bat  er&t  in  Tertia  zu  beginnen. 


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d)  Im  Sprachunterriobt  ist  alles  systematifiche  Emgehen 
auf  Spitsfindigkeiten  der  Grammatik  und  alles  Emttben 
seltener  B^geb,  Vokabeln,  Bedewendongen  nsw.  m  vev- 
meiden. 

e)  In  den  mathematischen  Fächern,  und  zwar  in  niederer 
sowohl  als  in  höherer  Mathematik,  ist  alles  dasjenige  weg- 
mlassen,  was  mit  dem  systematisohea  Gang  des  I]nteniehts 
nur  in  losem  Zusammenhang  steht  Der  Mathematitamter* 
riebt  ist  mOgltehst  spat  aasnsetMii. 

f)  Der  s^rstematisehe  Untemcht  in  Beligion  an  OberUassen  ist 
sn  beseitigen,  der  historisohe  in  den  allgemeinen  Gesehiohis- 
nnterricht  einnbesiehen." 

Es  ist  klar,  dals  die  Dnrehftihmng  derartiger  Grundaätse  eine 
Tollkommene  Berolntion  auf  dem  Gebiete  des  Sohnlbetriebee  be- 
denten  würde,  und  dafs  es  noch  manchen  Kampf  kosten  wird,  bis 
die  zentralen  SelnilverwriUiingen  sich  euLschliefsen  werden,  solche 
Reformen  m  die  Praxis  einzuführen,  auch  weim  die  Richtigkoit  der- 
selben von  Ärzten  nnd  Pädagogen  in  ihrer  Mehrzahl  anerkannt  sein 
wird.  Aber  es  ist,  wie  gesagt,  von  ungeheurer  Wichtigkeit,  dafs 
derlei  Fragen  gememscliaftiicb  von  Ärzten  und  Schulmännern  be- 
raten werden,  denn  nur  auf  diese  Weise  kann  der  Weg  für 
die  Anerkennung  der  Notwendigkeit  einer  U mgestaltung 
des  öffentlichen  Erziehungs wesens  anf  neuer  Grundlage 
▼on  Seiten  der  mafsgebenden  Kreise  angebahnt  werden. 
WeDn  nnr  von  den  Äraten  Kritik  an  dem  ^genwärtigen  Unteniohts- 
betriebe  geftbt  wird,  so  wird  dies  als  Einseitigkeit  empfunden,  und 
glaubt  man  darüber  zor  Tagesordnnng  ftbeigeben  zu  dflrfen;  wenn 
aber  Ärsto  und  Pftdagogen  sieh  in  den  Hauptpnnkten  derSohnl- 
lefofm  anf  hygieoisoher  Gnmdlage  einigen,  so  weiden  auch  die  Tor- 
aehtigsten  Sohnlyerwaltnngen  sieh  diesem  gemeinsamen  Anatom 
nieht  anf  die  Daner  widersetzen  kennen.  Dnd  es  mnls  konsiatet 
vsrdsn,  dals  am  Eongrssse  nioht  nnr  das  Intenssa,  sondern  anoh 
die  Kritik  am  bestehendMi  Sehnlwssen  sehr  lebhaft  in  die  Enwhei- 
noBg  tmt  Viel  mag,  wie  Ftof.  Dr.  ZnooiB  im  r.Tag'*  («Glosssn 
mm  1.  Inteniationalen  Kongrefs  fClr  Scbnlgesnndbeitspflege'*)  ausführt, 
der  Umstand  dazu  beigetrageu  hnben,  dafs  in  Nürnberg  nicht  nur 
Männer  und  Jbrauen  versittomelt  waren,  die  mit  der  Schule  irgend- 
wie lim tl ich  7M  tun  haben,  sondern  auch  nicht  wenige,  die  ihre 
Kinder  in  den  (lymnasien  und  anderen  hüiiereu  Schulen  sich  nioht 
wohl  iühieu  sehen.  Diesem  Umstand  ist  es  nach  der  Ansieht  ^iMifitiM 


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372 


wenigstens  teilweise  zuzuschreiben,  wenn  den  Referenten,  die  im 
Lehrplan  tiefgreifende  VeiHnderangen  forderten,  mitTieiem 
BeifiEill  7  u  gestimmt  wurde. 

„Wenn  sich  non  aber^  —  sb^  Zimmer —  „pine  so  allgemeine 
Kritik  an  unserem  Sefanlweten  zeigt,  und  nicht  bloia  an  demjenigen 
DenfBohlands,  sondern,  soweit  Ansiflnder  zu  Worte  gekommen  sind, 
auch  an  dem  der  anderen  Kulturländer,  so  zeigt  das,  daÜB  unsere 
höheren  Sehukn  —  denn  um  diese  handelt  es  sioh  durchgängig  — 
den  BedOrfiiissen  der  G^egenwart  nioht  mehr  entspreehen.  ünsere 
Gymnasien  sind  ursprünglich  Yorsohulen  fÄr  Gfolehrie  gewesen,  und 
daraufhin  nnd  sie  eingerichtet  Je  lunger  je  mehr  sind  sie  aber  die 
allgemeinen  Ausbildungsstatten  für  alle  höheren  Berufe  geworden, 
nnd  dazu  sind  sie  ihrer  Natur  nach  nicht  geeignet.  Daher  das  Ver- 
langen, auf  der  eineu  iieite  manche  der  ubliülien  LehrstuiTe  zu  beseitigen, 
auf  der  anderen  Seite  doch  wieder  das  liestrehen,  neues  hinzuzufügen. 
Auch  neue  Lehrmethoden  werden  »pfordert ;  es  herrscht  offenbar 
ganz  allgemein  die  Überzeugung,  daia  uuber  Schulwesen  nicht  mit 
den  psychischen  Bedürfnissen  der  Schulkinder  rechnet.  Das  Wort 
ist  nicht  gefallen,  aber  der  Sache  nach  ist  es  wiederholt  zum  Aus- 
druck gebracht  worden:  wir  brauchen  eine  entwickelnde  Erziehung, 
ein  Erziehnngs-  und  Unterrichtswesen,  das  von  dem  Schüler  nicht 
fordert,  sondern  von  ihm  selbst  gefordert  wird.  So  war  der  Aus- 
Spruch  charakteristisch,  dafs  der  Lehrstoff  und  irgendwie  auch  der 
Lehrplan  unter  Mitwirkung  der  Schttler  selbst  festgestellt 
werden  mufs  —  eine  unzweifelhaft  richtige  Forderung.  Man  hatte 
f^ioh  wohl  kaum  den  Mut  zu  glauben,  dafs  noch  Tiel  von  den  Unter- 
xiohtflgegenstSnden  des  G^ymnasiums  flbrig  bleiben  wird,  wenn  man  mit 
den  Knaben  selber  Ter]»ndebi  wollte,  weleher  Unterricht  fortfielen 
soll  und  weleher  nicht.  Und  doch  konnte  ich  aus  den  von  mir  be- 
gründeten Tochterheimen,  die  allerdings  ftlr  Mädchen  im  nachsehul* 
Pflichtigen  Alter  bestimmt  sind,  eine  ganze  Falle  von  Beispielen 
beibringen,  wonach  die  Schfiler  selbst  ein  sehr  feines  und  richtiges 
Gefühl  liabeii  für  das,  was  sie  im  Unternclit  brauchen.  Ich.  glaube 
nicht,  dafs  bei  solchen  Verhandlungeu  mit  den  Schulern  der  Lern- 
stoff verringert  werden  würde.  Bei  Mädchen  wenigstens  gilt  durchaus 
das  Umgekehrle,  dafs  man  nämlich  ihren  Lerneifer  dain])fpn  und  von 
Seiten  des  Lehrers  das  weni2;er  Wichtige  beseitigen  mufs,  das  die 
Schülerinnen  selbst  gar  nicht  missen  möchten.  Das  eine  wird 
sicherlich  erreicht,  wenn  wir  erst  allgemein  eine  entwickelte  Er- 
ziehung haben  nach  den  Forderungen  eines  CoMsznus  und  Fböbbii» 


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m 


dsSa  Dämlicli  die  Kinder  mit  Bcgeiftonmg  lemn,  mdImIi  genug, 
weil  ihnen  die  Lemgegenstft&de  aoiuBugwi  tiegeoi  und  weil  sie  nicht 
bbis  FremdM  av&cluMii  mttean,  flondem  miLUA  talig  «ein  d1lrf«n. 
Hoffentlioh  Alhren  solche  Ansspiaohen  immer  mehr  ra  der  allgemeinett 
Foiderang  und  dann  aber  auch  aar  Dnrohfthrang  «iner  wi^lioh 
aataigamaben,  weil  entwiekelnden  fiiaiehnDg.  Und  dalbr  ist  die 
TatBftolie  wichtig,  dab  iieh  bei  einem  aoleheii  Kongreß  nioht  bloJb  die 
Lehrer  aoiaoimeiifindflii«  eondeni  aneh  die  Ante  und  nibht  mm 
mindeeten  andi  die  Blteni,  Ytter  wie  Matter." 

Wir  haben  diese  Worte  Zimmbrs  hier  angeführt,  weil  «ie  in 
der  Tut  die  am  Xoügreis  voriierröciieüde  Stimmung  in  richtiger 
Weise  wiedergeben. 

Biine  dritte  Serie  von  Fragen,  \selc}iö  dem  Kongrefs  sozusagen 
ihren  Stempel  aufdrückten,  wareu  die  iu  der  VIII.  Abteilung 
{-,  Sonderscbul  en behaudelten,  und  zwar  stand  hier  im  Mittel- 
punkt des  Interesses  die  von  Mannheim  aua  angeregte  Frage,  was 
naoh  Einrichtung  der  Hüfsklassen  oder  Hilfsschulen  für 
sohwachbegabte  Kinder  mit  denjenigen  Schfllern  zu  ge- 
•chehen  habe,  welche  zu  gut  find  fQr  die  Hilfsklaesen, 
aber  doch  in  den  Normalklassen  nioht  recht  fortkommen^ 
weil  ihre  Leistungsfähigkeit  von  Natur  anc  etwas  redn* 
siert  iat  oder  seitweilig  dnrch  Krankheit  n.  dgL  mehr 
oder  weniger  gelitten  hat,  oder  weil  sie  swar  gnt  begabt 
sind,  aber  infolge  von  Trigheit  und  Arbeitsscheu  nn- 
genligendes  leisten. 

Diese  Phige  ist  in  der  Fkazis  des  Sohnlwesens»  wenn  man  sich 
so  ansdraeken  darf,  modenu  Sie  ist  im  Lanfis  der  letrten  Jahre 
vielerorts  au%etaiicht,  hat  Lehrer,  Äfste  und  Sohnlverwaltongen  be- 
schäftigt, und  man  hat  sie  auch  schon  in  dieser  oder  jener  Weise 
zu  lösen  gesucht.  Es  ist  ja  an  und  für  sich  begreif  lieb,  dali  der 
Lehrer,  wenn  er  sein  Amt  nicht  schablonenhaft  betreibt,  das  Be- 
dürfnis empfinden  muls,  den  schwächeren  Schülern  seiner  Klasse 
besondere  Fürsorge  angedeihen  zu  lassen,  damit  sie,  wenigstens  bin  zu 
emem  gewissen  (Jrado,  mit  den  stärkeren,  leistung-sfähigeren  Kindern 
Schntt  halten  künuen.  Auch  wird  ja,  vom  erzieherischen  und  vom 
hygienischen  Standpunkt  aus,  und  zwar  mit  üecht,  vom  Lehrer  ver- 
langt, dafs  er  im  Unterricht  und  in  seinen  Forderungen  die  Lidi- 
vidoalit&t  der  Kinder  möglichst  berücksichtige.  Diesem  Wunsohe 
kann  namentlich  in  der  Volksschule,  unter  den  gegenwärtigen  Ver- 
hältnissen, nnr  in  sehr  geringem  Ma&e  oder  gar  nicht  eatsprochen 


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874 


werden,  wegen  der  hohen  Schülerzahl  in  den  einzelnen  TTlniwmn 
Dem  letzteren  Umatande  kimnte  am  rationellsten  abgeholfen  werden 
duroH  den  Bau  nener  Schulbäoser  und  Anstellung  einer  grOlNreo 
Zahl  Ton  Lehrara.  ESs  wird  ja  aneh  in  dieeer  Biohtnng,  Torsnga- 
weise  in  den  Städten,  aelur  viel  getan,  aber  es  kann  selten  irgendwo 
dem  Torbandenen  BedQrfbisse  in  genügender  Weise  entsproelien 
werden,  weil  die  Befriedigung  desselben,  in  Stadt  und  Land,  anf 
scbwer  an  llberwindende  Hindemisse  finansielkr  Katar  stoCrt.  Fast 
ttberall  ist  also  die  Sobftlenabl  in  den  IQassen  viel  ra  hooh,  als  daft 
der  Lebrer,  ebne  die  leistangsfidiigeren  Sobtller  nngebflbrlieb  an&a- 
balten,  den  sobwieberen  die  nötige  Anfinerksamkeit  widmen,  die 
einzelnen  Kinder  ihrer  Individualität  entsprechend  behandeln  könnte. 

Die  unmittelbare  Folge  dieser  Verhältnisse  war  dio  grolse  Zahl 
der  Zurückversetzten,  der  Repetenten,  deijenigen,  welche  die  Schule 
verlassen  mulaten,  ohne  nucli  nur  aiiuuhenid  das  Lehrziel  erreicht 
zu  haben,  T^nd  die?e  Zalil*^;i  sind  gröfser  als  man  sich  gewöhnlich 
vorsteilt,  teilweise  ersclirerkeud  <?rof3.  Der  11.  Jahrgang  des  ^Stüti- 
sfisrJini  Jahrhnchs  deufsri/i  r  Siü<](c^  bringt  eine  iiufserst  interp?'«ante 
Darstellung  der  Cnterrichtserfolge'*  der  Volksschulen  auf  Grirnd 
einer  Erhebung,  welche  44  der  grüfsten  deutschen  Städte  umfafst. 
Dieses  statistische  Material  bereobttgt  zu  dem  Schlüsse,  dafs  in 
den  grofsen  Volkssohulkörpern  nicht  einmal  die  Hälfte 
aller  Kinder  innerhalb  der  gesetalichen  Schulpflicht  die 
Sobnle  regelreobt  dnroblänft,  und  dafs  über  die  H&lfte 
aller  Kinder  ein-,  swei-,  drei-  nnd  mebrmal  Sobiffbrnob 
erleidet  nnd  mit  einer  Ter s tummelten  nnd  unanlftnglieben 
Sobnlbildnng  ins  Leben  binanstritt  (Sickihgbb^). 

Im  Jabxe  1899,  als  Berlin  noch  das  seebsstofige  Sjstsm  der 
Volkssobnle  besab,  wobei  die  oberste  (L)  Klasse  drei  Tecsdbiedene 
Jabigänge,  Kinder  im  Alter  von  11 — 14  Jabren,  nmfiaCrte,  darunter 
solebe,  die  ein-  nnd  aweimsl  bängen  geblieben  waren,  batten  von 
den  naob  Absolviernng  der  Sobnlpfliebt  entlassenen  Kindern  nur 
61,5%  die  oberste  Stnfs  eireiobt;  die  übrigen  hatten  dies  nicht 
vermocht,  weil  sie  drei-  und  raehrraal  zurückversetzt  worden  waren. 
Als  dann  durch  Veriügung  des  preußischen  Kultusministers  aa 
den  Berliner  Gemeindeschulen  acht  aufsteigende  Jabresklassen  ge- 
bildet wurden,  wobei  die  bis  anhin  in  der  obersten  Klasse  vereinigten 


'  Organisation  ^ofscr  Yolksschulkörper  naoh  der  natfirlidMn  Leistoag» 
fiUugkeit  der  Kinder.  Uannheim  1904,  8. 17. 


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875 


drei  Jahrgänge  auf  drei  getrennte  Klassenstufen  verteilt  wurden»  er- 
gab sich  im  Jahre  1902,  dals  von  den  22137  nach  Absolviemng 
te  Sobnlpflicht  ins  Leben  tretenden  Kindern  nur  2221,  d.  h.  10  7o, 
das  noimale  Schulziel  erreicht  hattoa;  9242  Kinder,  d.  h.  41,8  7*» 
waren  bis  soi  sweitobersten  Klasse  emporgestiegen,  und  10674  Kinder 
=  48,2  Vo,  hatten  nicht  einmal  die  aweitoberete  KlasM  sn  erreioben 
Tennooht,  weil  sie  zweimal  nnd  offeem  znrttekgelaaien  worden  waren. 

Ibnliehe,  wenig  trOttlicbe  Er&hrangen  mit  Besag  auf  die 
IJntemehiserfblge  hatte  man  flberell  gemaoht,  nnd  ee  ist  deshalb  he- 
greif  lieh»  dafo  immer  mehr  nnd  mehr  der  GManke  enm  Dnrehbmeh 
kam,  es  mllSM  etwas  getan  werden,  nm  anoh  den  weniger  leisinngs» 
fidugeren  Volkasohnlkindem  sn  einem  richtigen,  hsrmonisohen  Ah- 
sefalnfii  ihrer  SdralUldong  sn  verhelfen.  Zwei  Mittel  stsaden  hier 
snr  Verfügung^:  einmal  eine  gewisse  Abänderung  der  Lebr- 
pläne  im  Siuiie  der  Hedaktion  ihres  Umfanges,  und  sodauü 
eine  Herabsetzung  der  Kiassenf requenz  oder  doch  wenigstens 
eine  Verminderung  der  Zahl  der  gleichzeitig  von  einem 
Lehrer  zu  unterrichtenden  Kinder.  Dieser  letztere  Weg,  als 
der  leicliteste,  wurde  mancherorts  betreten  und  man  suchte  zunächst 
den  Schulbetrieb,  zug-unsten  der  schwächeren  Kinder,  dadurch  zu 
erieichtera,  dafa  man  für  gewisse  Standen,  Damentlich  m  den  Haupt- 
fächern, die  Klassen  teilte  und  die  beiden  Hälften  gesondert  unter- 
nohtete.  Bei  dieser  Teilung  der  tnoa^n  yerfuhr  man  in  verschie- 
densr  Art:  man  teilte  entweder  rein  mechanisch  nach  dem  Alphabet, 
oder  nach  den  Arbeitspltttsen,  oder  wo  Knaben  und  Mädchen  sonst 
gemeinsam  nnterrichtet  werden  —  nach  den  G^escblecbtem,  oder 
abermsn  Temiehte  innerhalb  derselben  Klsnnn  eine  teilweifle  Trennung 
nsflh  den  Fähigkeiten  —  besssr  gesagt,  nach  der  Leistnagsfidiigkeit 
der  Kinder,  wobei  dann  fttr  die  sehwtteheie  Hslfie  eine  etwelehe 
Herabeetsnng  des  Lehrsieb  ins  Ange  gefslst  werden  mnlste. 

Aber  diese  Mabregeln  sind  bis  jetzt  nirgends  Uber  das  Stadium  des 
Ventiehes  —  nnd  «war  eines  sehr  sehttehtemen  —  heransgekommen 
nnd  smd  nirgends  in  einer  Weise  dnrcbgefOhrt  worden,  welche  all- 
gemein befriedigen  kannte.  Namentlich  war  es  die  Trennnng  der 
Klassen  nach  Ffthigkeitsgruppen,  die  schwere  Bedenken  erwedcte 
bei  allen  denen,  welche  sich  nicht  von  vornherein  mit  dem  Gedanken 
versöhnen  konnten,  dafs  eine  Reihe  von  Kmdem  ohne  weiteres  dazu 
verurteilt  werden  soll,  als  geistig  minderwertig  erkläit  und  nach 
einem  reduzierten  Lehrplane  unterrichtet  zu  werden. 

Bei  dieser  Lage  der  Dinge  war  es  leicht  begreiflich,  dais  die 


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376 


Vorträge  der  Herren  Dr.  Sickin(;ek,  Schulrat  m  ifanDheim,  und 
Dr.  J.  Moses,  Arzt  ebenda-selbi^t,  von  emem  grolseu  Teile  der 
Kongrefsmitglieder  mit  Spannung'  erwartet  wurden  und  lebhaftes 
Interesse  hervorriefen,  um  so  mehr,  als  man  wufste,  dafs  die  beiden 
fierran,  auf  Grand  selbst  gemachter  Rrfahrnngen,  uwt»  Oeeioktspunkte 
in  diflfler  "Enge  yertreten  würden. 

Herrn  Dr.  Sickinoeb  gab  d«r  Koogrefs  zweimal  Gelegenheit, 
Mine  diesbezügUohen  Ansohannngen  za  ▼ortroien:  das  ante  Mal  in 
Fonn  einer  Eede  an  der  «weiten  FlenarTersammluDg,  wo  SunrnraBR 
Aber  «Die  Organisation  groXeer  VolkaselinlkArper  naeh 
der  natlirliohen  Leietnugafftliigkeit  der  Kinder*  epinohp 
nnd  aodann  in  einem,  der  VliL  Abteilnng  des  Songreisfls  Torge- 
legten  Beferaie  Aber  „Bas  Sonder klasseneystem  der  Hann* 
keimer  Volkssebale**,  in  weldiee  siob  die  Heuen  SiOKDraBB  und 
MosBB  teilten.  Es  ist  bier  niebt  mOglieb,  den  Bibalt  dieser  inter- 
esianten  VortrAge  wiederzugeben,  nnd  mnCi  der  Leier,  der  sieb  ge- 
nauer informieren  will,  auf  die  im  Drucke  erschienenen,  wie  oben 
betitelten  -Referate  der  beiden  Herren  verwiesen  werden.  Der  Grund- 
gedanke des  von  Sickingeu  vorgoachlageaen  und  durch  Dr.  Moses 
vom  ärztlioh-hygienischen  Standpunkte  aus  befürworteten  Systemea 
besteht  darin,  innerhalb  der  schon  vorhandenen  oder  noch 
zu  schaffenden  Paru  r  e  llelklas  senrah  raen  Elemente  von 
ähnlichem  Befähigungsgrad  mit  Redacht  zusammen  zu 
gruppieren  und  so  die  Br eitengiiederung  grofäer  Volks- 
aobnlkOrper  zur  individuellen  Natsbaxmachung  der  tot* 
bandenen  bedeutenden  Differensen  im  geistigen  Geprftge 
gleichaltriger  Kinder  zu  verwenden.  Und  zwar  würde  nach 
der  Ansicht  Sickikgebs  die  achtstnfige  Schule  den  individuellen 
BedOrfiuasen  der  gleiehaltiigen  Sebttlerelemente  sebon  in  befriedi- 
gendem Grade  Bec^ang  tragen,  wenn  sie  Toisehen  würde: 

1.  einen  Bildnngsweg  lUr  die  mittel-  nnd  besMrbeftbigten  Kinder« 
die  den  ganien  Sebulknzsns  ohne  Anrfand  dttreblanÜMi  (Hanpt* 
oder  Normalklassen); 

2.  einen  Bildnngsweg,  den  die  nnter  •  mittelleistungsfahigen, 
aber  niebt  abnorm  sebwaehen  SobAler,  sowie  die  ans  adseien  GrOndetn 
(Zvwendnng  ans  geringeren  Sobnherblltnisaen,  längere  E^iankbeit  nsw.) 
anregelmafsig  gef(5rderten  Elemente  zu  beschreiten  haben  (Sonder- 
oder  F or d  er klasson) ; 

3.  einen  Bildungsweg  für  die  knmkhaft  schwadibegabten  Kinder 
(Hilfsklassen). 


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377 


Hierbei  ist,  nach  den  Ansfilhniii^ii  Siokinobbs,  mit  Bezog  auf 
die  Hanpi»  und  Sonderklassen  nicht  an  eine  starre  Zweiteilung  ge* 
daeht  in  dem  Sinne,  dab  sinem  Sinde»  welehea  onmal  in  eine 
Sondetkbaae  eingereilit  werden  muJaie,  die  Eflokkehr  in  dae  Haupt- 
Uanensyatem  durohaua  Teraagt  aetn  soll;  im  Gegenteil,  es  soll  die 
Mögliobkeit  dsa  Überganges,  der  individnellen  Entwicklung  der  Emder 
cotipreehend,  in  ToUem  Ma&e  gewflbrleistet  bleiben,  so  dais  namentlieh 
Kinder,  welohe  aus  iigendsinem  anfiwren  Gfande  in  ibier  Leiatnngs- 
iUiigkett  ceitweilig  redusiert  und  unter  dem  Mittel  des  f&r  die 
flanptklasse  Geforderten  zurückgeblieben  sind,  nach  einem  kürzeren 
oder  läDgeren  Verbleiben  in  der  Förderklasse,  wenn  sich  ihre  Leistungs- 
fähigkeit infolge  der  ihnen  hier  gewidmeten  besonderen  Fürsorge 
gehoben  hat,  wiederum  m  das  System  der  Hauptklasaen  übertreten 
ki-niien.  Aber  auch  denjenigen,  welche  in  den  Sonder-  oder  Förder- 
kiassen  während  ihrer  ferneren  Scliulzeit  \  erbleibeü,  soll  durch  dieses 
System,  und  namentlich  durch  die  Orgauisaüon  der  soj^,  Abschlufa- 
kiassen  für  die  oberen  Schuljahre,  em  möglichst  günstiger,  zweok- 
entspieobender  AbsohltiDs  ihrer  Schulbildung  garantiert  werden.  Den 
ihm  gemaobten  nnd  auf  den  ersten  Anblick  scheinbar  gerechtfertigten 
Vorwurf,  dals  bei  diesem  System  einer  mehr  oder  weniger  gro&en 
Anzahl  von  Kindern  die  Eirreiohung  des  allgemeinen,  der  Volksschule 
gesteckten  Zieles  Terunmöglioht  und  somit  in  der  Schule  gewisser* 
ma&en  ungleiehea  Beoht  geschafien  werde^  weist  Siokikosb  eneigiaoh 
luflok.  Er  behauptet  mit  Naohdruck,  dala  im  Gegeiiteil  gerade 
ein  auf  der  Psychologie  der  differensierteu  Mentohen- 
aeele  aufgebauter  SehulkOrper  als  die  yernunftmäfaige 
Auslegung  der  für  die  obligatorisehe  Yolkssohule  er- 
hobenen Forderung  »Gleiohes  Reoht  für  alle"  eraoheine; 
denn  bei  der  natOrHohen  Ungleichheit  der  Rinder,  mit  der  die 
Sohnle  als  gegebenem  Faktor  au  rechnen  hat,  könne  jenes  „gleiche 
Recht"  nicht  in  der  Gleichheit  des  Unterrichts  bestehen,  sondern 
in  der  gleichen  Möglichkeit  far  jedes  Kind,  muerliallj  der  gesetz- 
lichen ScLulprticht  die  seiner  natürlichen  Lei8tnn«-;slii})igkeit  ent- 
eprecbende  Ausbildung  und  Arbeitsbefähigung  sich  /-u  ervv'erben. 

Ub^r  die  Stellun<^  der  Eltern  zu  der  von  Sickin(H';r  vor- 
geschlageneu KlassendifFerenzierung  berichtete  derselbe  ungefähr  fol- 
gendes: Als  zuerst  im  Jahre  189^  in  Mannheim  an  die  Durchführung 
der  Idee  herangetreten  wurde,  war  man  auf  Mifsverständnisse  und 
Widerstand  von  Tersohiedenen  Seiten  gefalst.  Das  Gegenteil  trat  ein. 
Die  Eltern  erkannten  bald,  dala  die  Sonder-  bezw.  Förderklasae  mit 

SehidgMattdtoitopfleg».  XVIL  19 


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378 


ilirer  besseren  Fürsorge  für  das  schwäeher  begabte  oder  weniger 
leutungafUiige  Kind  keine  Deklassiemng  sei.  Sie  hatten  um  so 
weniger  Gmnd  snr  TJnsnfriedeoheitr  als  sie  sieh  bald  Ton  den  wohl* 
tätigen  Folgen  dee  Systems  übeneugen  konnten  nnd  bemerkten,  da& 
die  Kinder  anfingen,  gern  in  die  Sohnle  an  gehen  nnd  gnte  Fort- 
schiittte  an  machen. 

üm  den  ZnhOiem  einen  Begriff  an  geben  Ton  dem  quantitatiTen 
Verblltnis  der  Kinder  im  Hanphlassensystem  und  in  den  FOrder- 
klassen,  erwihnte  Siokikqsb,  dab  in  Mannheim  im  kommenden 
Sohnljabre  in  den  Volkssobulen  mit  Sonderklassen  von  15 100  Kindern 
1447  oder  9,05%  in  Fürderklassen  eingeschult  sein  werden;  von  den 
348  Klassen  seien  47  =  13"/o  Forderklassen.  Die  Durchscliuitts- 
kopfzahl  der  Scbüler  in  Haupt-  und  Förderklassen  zusammen  sei 
43 — 44,  in  den  fluuptklassen  allein  45 — 46,  m  den  Förderklassen 
20 — 31.  Durch  die  Vermehrung  der  Kmdorzahl  in  den  Haupt- 
klassen um  2 — 3  Köpfe  sei  also  ohne  besondere  Kosten  und  Auf- 
wendungen das  System  durohgeführt  und  die  Bepetenten  beseitigt 
worden. 

Dr.  Moses  ergänzte  die  Ansfdhmngen  SiOKmaBBs  hauptsächlich 
dadurch,  dafs  er  die  hygienische  nnd  soaiale  Bedentnng  des 
Systems  darlegte.  Das  Sitzenbleiben  —  sagte  er  —  hat  seine  groisezi 
Nachteile;  es  erzengt  bei  den  Kindern  Langeweile,  liiismnt,  Ver- 
bissenheit Eknlheit;  anoh  ftben  die  älteren,  sitmngebliebanen  Schiller 
oft  einen  naohteiligen  Einflnüi  anf  ihre  jflngeran  Kameraden  ans.  Im 
Interaese  der  Ner?en-  nnd  Ftoyohohygiene  liegt  es,  dab  der  Sehlller 
mit  einer  ahgerondeten  Sofanlbildnng  ansgestattet  werde;  daSTerlangt 
anoh  die  Fllnorge  nm  sein  weiteieB  Foiikommen,  seine  soaiBle  Stellnng. 
Gegenwärtig  wül  dieses  Ziel  ron  der  sehablonenhaft  geleiteten  Volke- 
sohnle  nicht  eirsieht ;  naeh  dem  Mannheimer  System  dagegen  ist  ea 
möglich,  jedem  Kinde  eine  abgeschlossene  Bildung  an  geben.  Kobb» 
warnte  im  ferneren  dayor,  sich  bei  der  Benrteilnng  dieses  Systems  von 
falsch  verstandenen  demokratischen  Gefühlen  leiten  zu  lassen.  Richtig 
sei  es  ja,  dafs  die  Schüler  der  Souderklasseo  vor  wiegend  ärmeren 
Familien  entstammen;  solange  man  aber  nicht  allgemein  die  sozialen 
Yerhältiiisse  dieser  Familien  beben  könne,  müsse  man  doch  die  Difie- 
renzierung  der  Kinder  nach  ihrer  Leistungsfähigkeit  im  Schulbetnebe 
begrtifwn,  weil  hierbei  jedes  Kind,  und  nriiiieutlich  das  schwächere, 
eine  besonders  eingehende  Berücksichtigung  semer  IndividunlitÄt, 
seiner  physiologischen  Eigentümlichkeiten  finde  und  zn  einem  har- 
monisohen  Absohlnfo  seiner  SohnlbUdnng  gebraoht  werde.  Es  mdsse 


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879 


aas  dktMB  Gkande  das  SondeitlnaaciMyitom  ab  eine  hooblMdmitaaiDe 
aodalhygiBiiiaoh«  Siiiriehtiuig  betnohtet  warden. 

Wie  SioxDroBB  in  aabeni  Sebhilhrort  liameffcta,  dttrfte  fitlr  dia 
fianrlailimg  der  Frage,  ob  es  sich  nieht  doch  bei  der  Organisation 
der  Sonder-  oder  Förderklassen  um  eine  ^Einrichtung  für  Arme" 
handle,  nicht  unwichtig  seiu  die  Steil ungnahme  der  Sozialdemokratie, 
ünd  hier  sei  zu  bemerken,  dafa  die  Vertreter  der  Mannheimer  Soml- 
demokiatie,  die  zuerst  das  System  Siciongebs,  weil  es  eine  Art 
Kasten-  und  Standesschule  schafie,  bekämpften,  gegenwärtig  die  greise 
Bedeutung  desselben  rückhaltalos  artcrkennen.  So  habe  der  Reichstags- 
abgeordnete  DKEEf^BACii,  Mitghed  der  Mannheimer  Schulkommission, 
auf  eine  Anfrage  aus  Basel,  wie  sich  die  Partei  dazu  stelle,  erwidert: 
„Die  fUniiohtiiiiig  iai  dorohans  zu  billigen ;  ea  iat  anznerkannan»  da& 
Sjnder  mit  geriDgarer  Leistungsfkhigkait  —  und  ^diaaa  waida  aa 
immer  geben  —  eine  besondere  Fttiaoiga  arbalten.'* 

Beide  Referenten  emteian  den  ungeteilten  Beifall  der  nUiaichen 
Zuhörerschaft  Baa  tamparamantToUa  Anffeiaiaii  SKnavaBBa^  dia 
Tiala  dar  Übanangniig,  w^aha  aoa  aainaii  Wortan  apraeh,  ftbian  ainaa 
fraamiafattdan  Einfliifr  ana  und  gawamtan  üim  und  aainar  Tliaoria 
dia  Hanau  dar  EongraCrtailnalimar.  Eein  amatHaliar  Widanpniah 
warda  Isni^  und  dia  DiBkuaaion  acgah  im  aUgamainan  dia  Zaatimmung 
dar  ZühOvar  mit  da&  Anaabammgan  dar  BaferantaD.  Baaondaia  ar- 
fraoUalL  war,  dab  »nah  dia  Sahvlmlimar  in  ihrer  flbarwiagaadap 
Mabiliait  aiah  sogmiatandarheaondaranFttrBoiga  fülr  wanigar  lairtooga- 
fiüüge  Schulkinder  durch  eine  beaondere  Organisation  dar  Klaanmt- 
differenzierung  ansspraohen.  Und  es  Hegt  gewifs  auch  kein  Ter* 
nünftiger  Grund  vor,  den  Ideen  Sickingeiis  prinzipielle  Opposition 
in  machen;  sie  sind  einleuchtend  imd  klar,  also  auch  annehmbar. 
Dnraus  folgt  nun  aber  nicht,  dafs  man  die  Art  und  Weise,  wie  diese 
Ideen  in  Mannheim  zur  Durchführung  gelaugt  sind,  behufs  An- 
wendung an  anderen  Orten  einfach  kopieren  kuune  oder  dürfe. 
Durch  ein  derartiges  Vorgehen  wäre  der  Sache  selbst  nicht  gedient, 
und  man  liefe  Gefahr,  sie  zu  diskreditieren.  Ea  gibt  verschiedene 
Mittel  nnd  Wege,  dia^thaozatiaohan  Anaohanungen  Sickinq-£Bs  in  die 
Tnaaä  nmsnsetzen,  und  man  wird  in  jedem  ainaalnan  Falle 
gnt  tnn,  aich  zu  fragen,  welchen  Weg  man  gahan  solle, 
and  wia  man  sich  den  lokalen  Yarhftltniaaan  und  dar 
Organiaation  daa  Sahnlbetr  iabaa  am  gegebenen  Orta  am 
baatan  anpaaaan  kOnna.  Tut  man  diea,  ao  wird  man  am  wanigatan 
inf  Widantand  atolton  nad  am  ahastan  auf  Ibcfolg  raohnan  kf^nnan. 

19* 


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380 


leh  wiedwhole  nochmals,  dab  naoh  udiiier  petsönliolMii  Austollt 
die  YOn  Siokdtosb  angeregte  Frage  ah  der  wiolitigste  und  bedeni- 

samste  Disknssionsgegenstand  des  Kongresses  bezeichnet  werden  maJGs. 
Aus  diesem  Gruude  sollen  die  Thesen  der  beiden  Referenten  Öicking£R 
und  Moses  bier  im  Wortlaute  angeführt  werden : 

I.  Die  Befähigung  der  Kinder  für  die  Unterrichtsarbeit  ist  in- 
folge physiologischer,  psych ologischer,  pathologischer  und  suzKiler 
Bedingtheiten  derart  verschieden,  dafs  es,  wie  die  PromotionFstatistik 
lehrt,  unmöglich  ist,  die  die  obligatorische  Volksschule  besnchenden 
Kinder  innerhalb  der  gesetzlichen  ScbulpÜlcbt  nach  einem  Plane,  durch 
den  gleichen  Untemohtagaog,  nach  dem  gleichen  Lehrziel  hinzuführen. 

II.  Damit  vielmelir  auoh  die  gp-ofse  Zahl  der  Kinder  mit  dauernd 
oder  Torübergehend  geringerer  Arbeitsfähigkeit  wfihrend  des  geeeti* 
liehen  Schulbesuchs  ohne  unhygienisohe  Belastung  die  ihrer  natür- 
lichen Leifltangoftbigkeit  entspreohende  Ausbildnng  erlangt,  bedarf 
08  fitbr  sie  besonderer  podtgogisoher  und  bygieiUMber  Miftmlmen, 
die  eine  soigftltige  Bertt^Uohtigung  dee  Einieliiidividaiuiie  verbfirgen. 

m.  Die  Gkihfller  eines  grOfteren  VolkssohnlganseD  sind  m  nia- 
deetene  drei  Kaisgorien  n  groppieran:  1.  in  besser  beftbigto,  2.  in 
minder  beftbigto  (nnter^mittelleistiingsflduge),  8.  in  sehr  sehwscii 
be&higte  (schwaobsmnige). 

Die  Bildung  besonderer  Elassengemehisefaaften  ftkr  die  drei 
Kategorien  darf  aus  pftdagogischen,  ethischen  und  sozialen  Gründen 
nicht  nach  aulsen  hervortreten,  sondern  kommt  nur  m  der  iimerea 
Gliederung  des  Schulorganismus  zur  Durch fuhiung. 

IV.  Das  System  der  Sonderklassen  der  Mannheimer 
Volksschule,  aufgebaut  auf  dem  Prinzip  der  tdrruppierung  der 
Schüler  naeh  ihrer  tatsächlicher!  1  .«'istungsfähigkeit,  unter  möglichster 
Anlehnung  an  die  bisherige  (Te])flogenheit  bei  Versetzungen  mnd 
Rückver.sotzungen,  erfüllt  die  Fordei-unL',  die  drei  Schiilkategonen  zu 
besonderen  Unterrichtsgruppen  zusammenzufassen,  ohne  diese  Sonder- 
behandlung nach  aufsen  hin  in  die  Erscheinung  treten  zu  lassen. 

V.  An  der  Mannheimer  Volksschule  bestehen  neben  den  Haupt- 
klassen für  besser  befähigte,  die,  befreit  Ton  dem  Hemmschuh  der  minder 
leistangsf^higen  Elemente,  einen  ihrer  Anfiiahme*  und  Arbeits&higkeit 
entsprechenden  Unterricht  erhalten  können»  folgende  SonderUaasen: 

1.  für  die  minder  befähigten  nnd  unregeknäbig  gefiliderton  Sohtlsr 
.F0ideiidas8en*t  und  awar: 

a)  Wiederholnngsklaesen  filr  die  unteren  Sehnljahre^ 

b)  Absohlnfsklassen  filr  die  oberen  Schuljahre. 


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3Ö1 


Die  Wiedel liüluügs   und  Al  sohlufaklassen  bilden  zusammen  zu 
dem  acht-  bezw.  sieben.stufigen  System  der  Hauptkiassenreihe 
eine  sechs-  bezw.  fünt'stufige  Parailelklassenreihe,  in   der  bei 
besohränktem  StoÖ'aiismars  ein  Bfihnlmttfsig  abgenmdeterBiidunga* 
abschluifi  herbeigeführt  wird; 
2.  für  die  sehr  sohwaoh  bei^igfeen  Sobttler  HilfsklaiseB.  Dieea 
gleichen  in  ihrer  Einrichtung  im  wesentlichen  den  an  anderen 
Orten  bestehenden  Hilfsklassen  für  geistig  snrfiokgebliebeDe 
Kinder,  genieisen  jedoch  di^n  gegenüber  durch  die  als 
Zwifloheiuitnfe  emgeriehtsten  Wiederholnngsklaseen  den  niobt  m 
nnteisohAiienden  Vorteil  snwlissigerer  Auswahl  nnd  leuiihterer 
BUflkreiseining  des  in  Betraeiht  kommenden  Sohfllermaterials. 
YL  Diese  Scmderkkusen  erlraaen  steh  einer  Beihe  von  Yer- 
gOnstignngen,  die  eine  bessere  individuelle,  padagogisohe  und  hygie- 
niaehe  Berfteksiohtigang  der  sohwaehen  Kinder  gewtthrleisten.  Disee 
Ysocgfinstigangen  dnd: 

1.  eine  geringere  Sohülersahl  (im  Maximnm  in  Wiederholongs- 
nnd  Al^hlafsklassen  35,  in  Hilfsklassen  20), 

2.  erfahrene,  für  die  Beiiaudiung  sciiwadier  Kinder  besonders  ge- 
eignete Lehrkräfte  i 

3.  Aufsteigen  der  Schüler  mit  dem  bisherigen  Klassenlehrer; 

4.  ein  weniger  nach  Qualität  als  nach  Quantität  der  Unterrichts- 
stoffe modifizierter  Lehrgang  mit  eutspreohender  Unterrichts- 
metliude ; 

5.  der  sukzessive  Abteilungsonterricht,  durch  den  eine  weitere 
Gruppierung  der  Schiller  in  Unterrichtsabteilangen,  also  eine 
erhöhte  Individualisierung  des  ünterriohts,  erreicht  wird; 

6.  eine  bevorzugte  Berücksichtigung  der  Ijosassen  der  Sonderklassen 
bei  der  Zugftnglichmaohung  der  der  Gksamtsehule  angegliederten 
Wohlfahrtseinriehtnngen  (Sehnlbider,  warmes  FrOhstllek,  Ifittsg- 
essen,  Kinderhorte,  Ferienkoloniso,  Solbider  nsw.). 

Vn.  Die  Einriohtang  der  Sonderklassen  hat  sieh  in  hygie* 
niseher  Hinsieht  ak  besonders  wertroll  erwiesen: 

1.  fitr  Kinder,  die  dnreh  Krankheiten  längere  Zeit  am  Sehnl- 
besneh  gehindert  waren  (rorttbeigehender  Anftntbalt  in  den 
Sonderklassen); 

2.  für  Kinder  mit  Seh-  nnd  HOrstArungen ; 

3.  fürsohleohtemährte,  anftmische,  nervöse,  leicht  ermüdbare  Kinder. 
VLCI.    Das  Sonderklassensystem   gewälirt  der  Schulleitung  die 

dringend  erwünschte  Bewegungsfreiheit  zu  Versetzungen  und  Bück- 


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382 


Versetzungen  beim  Eintritt  von  Besaenmg  oder  YenohlieeEfonuig  in 

der  Leistungsfähigkeit  der  Kinder. 

IX.  Damit  die  pädagogischen  und  hygienischen  Vorteile  des 
Sonderkiasseneystems  allen  derselben  bedürftigen  Kindern  zugute 
Icommen,  ist  für  die  Organe  der  Sohule  die  Mithilfe  des  Sckularztes 
anerl&£iUoh. 

Aulser  den  genannten  hat  der  Kongfels  noch  sehr  viel«  wichtige 
Fragen  der  Sehnl-  nnd  Erziehnngshygioae  behandelt,  so  z.  B.  über 
Bau  nnd  Einrichtung  der  Schulhftnser,  Uber  die  Inter* 
naie,  ttber  die  BchnlhygieniseheiiUDteraaohungsmethodeik, 
Aber  die  Koödnkation,  über  die  sexuelle  Aufklärung  der 
kersnwaehsenden  Jugend,  Uber  Turnen  und  Jugend- 
Spiele,  Aber  den  ftratlioben  Dienst  in  derSebule,  Uber  die 
hygienische  TJnterweisung  der  Lebrer  und  Sohttler,  —  aber 
ick  muls  mir  Temgen,  alle  diese  GhgenstRnde  hier  su  berfikren, 
schon  aus  dem  Grunde,  weil  ea  mir  nicht  TcigOnnt  war,  den  be- 
treflSnden  Beferatan  und  der  Diakusrion  Aber  dieselben  in  emer 
Weise  su  folgen,  welche  mir  erlaubt  hätte,  einen  um&sseuden,  auf 
eigener  Anschauung  berohenden  Bericht  zu  erstatten.  Überhaupt 
dürfte  eine  sich  auf  alle  AbteiluDgea  und  Keferatö  beziehende  Be- 
richterstattung einem  einzelnen  absolut  unmöglich  sein,  wenn  er  sich 
nicht  auf  eine  einfache  Wiedergabe  der  in  den  Tagesblättern  zahl- 
reich erschienenen  Bericbte  beijch ranken  will.  Es  hängt  dies  mit 
der  ganzen  Organisation  des  Kongresses  zusammen,  die  den  zu  be- 
wältigenden Stoff,  seiner  Nntur  nach,  von  vornherein  in  elf  Abtei- 
lungen unterbrachte,  weiche  dann  allerdings  auf  dem  Kongresse  selbst 
durch  Zosammenziehnng  der  innerlich  verwandten  Abteilungen  auf 
die  Zahl  Ton  sieben  reduziert  wurde.  Ich  kann  es  nicht  unterlassen, 
Uber  diese  Organisation  des  Kongresses  einige  Bemerkungen  zn 
machen,  die  vielleicht  filr  die  Folge  in  Erwägung  gesogen  weiden 
durften. 

Ee  gibt  naob  meinem  Dafürhalten  hinsichtlioh  ihrer  Au^be 
swei  Tenchiedene  Arten  Ton  Kongrosocn.  Die  einen  heben  num 
Zweck  blob  einen  wiasensobafilichen  Meinungsausfeausch  auf  diesem 
oder  jenem  Gebiete;  sie  wollen  den  einaelnen  Foisdiem  Gkk^genheit 
geben,  nengefondene  Tatsachen  einem  Fonuu  ton  Fachmäunsm  mit- 
auteilen,  Angaben  über  neue  ünteisnchungsmeihoden  au  machen, 
wimenachaftliche  Diskussionen  ansuiegen  und  auf  dieee  Weise  die 


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m 


wiaBenaehaftlicihe  Pondbuig  xa  Zu  d«n  Fragen  dM  pnk- 

tiidieii  Lobena  haben  oie  keine  nnmittelbeve  Beeiehung.  Die  andere 
Alt  Ton  Koogteaaen  verfolgt  direkt  praktiaohe  Ziele;  ea  weiden 
Fragen  ana  iigendeineni  Gebiete  dea  OfSmtfieihen  Lebens,  der  Teck- 
nik  usw.  znr  Disknfision  gebrsMsbt,  und  es  besteht  die  Absicht,  auf 
Grund  der  Wissenschaft  uud  der  P^ifahrung  dieso  i'rageu,  soweit 
möglich,  zu  lösen^  zu  einer  eiüLeitlichen  Anschauung  zu  gelangen 
und  denselben  sodauu  in  der  Praxis  Geltung  zu  verschaffen. 

Dieser  verschiedenartigeu  Z weckbestiinmuug:  der  Kongresse  hat 
sich  auch  die  Organisation  derselben  anzupasseu.  Wahteud  bei  den 
Kongressen  der  ersten  Art  —  die  Reden  mehr  allgemeiner  Natur  in 
den  Pienarversammlungen  ausgeschlossen  —  es  durchaus  der  Privat- 
initiative überlassen  bleiben  kann  und  mala,  worüber  die  Kongreüs- 
mltglieder  apreohen  wollen,  —  während  hier  die  Zahl  der  einzelnen 
Vortrage  nnr  durch  die  verftlgbare  Zeit,  die  Art  der  Vorträge  nur 
durch  die  Nntnr  des  Kongroaeaa  selbst  beaohrftnkt  iat»  yerhält  es  sich 
bei  den  Kongressen  der  aweiten  Art  ganz  andere.  Hier  muis  die 
PrivatinitiatiTe  in  den  Hinteiginnd  treten,  hier  nmb  an  die  Stelle  der 
Ifannigfiiltigkeit  in  den  Vorträgen  ein  beatimmtea  Programm 
treten,  hier  dttrCen  der  Vesaammlnng  in  eiater  Linie  nnr  einige 
wohWor bereitete  Referate,  nnr  eine  beaehrftnkte  Zahl 
TOD  Fragen  vorgelegt  werden,  nnd  mnia  anek  die  Diaknaaion  in 
weitgehendem  Ifabe  an  ihrem  Beehte  kommen,  wenn  der  Zweek 
dea  Kongieaaea  erreicht  werden  aolL 

Ale  naheliegende  Beispiele  dieser  awei  Teraehiedenen  Eongrela- 
typen  führe  ich  an :  einerseits  die  Versammlungen  Deutscher  Natar* 
forscher  und  Arzte  (I.  Typus)  und  anderseits  die  Jahresversammlungen 
des  Deutschen  Vereins  für  öffentliche  Gesundheitspflege  (II.  Typus). 
Im  einen  wie  im  anderen  Falle  entspricht  tatsächlich  der  Charakter 
der  Versammlung  der  oben  gegebenen  Schilderung. 

Es  frs^  sieb  nun,  welcher  der  beiden  Kategoneu  die  inter- 
nationalen Kongresse  für  Schulhygiene  beizuzählen  sind,  \md  daraus 
ergibt  sicli  dann  von  selbst  —  wenn  die  obigen  Voraussetzungen 
richtig  sind  —  die  Art  ihrer  Organisation.  Es  kann  aber,  wie  mir 
flcheint,  kein  Zweifel  darüber  bestehen,  dafs  schulbygieniscbe  Kon- 
gresse zur  zweiten  Kategorie  gehören.  Sie  verfolgen  in  erster  Linie 
nicht  theoretiaeh'wiasenaehaftliche,  sondern  praktiaohe  Zwecke.  Sie 
beraten  Aber  Fragen,  die  mit  der  Erziehung  der  aohnlpflichtigen 
Jagend  nnd  mit  dem  eigentlichen  Sohnlbetriebe  im  nmnittolbaiaton 
Znaammenhange  atehen,  nnd  jeder  Eongrebteilnehmer,  aei  er  nnn 


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384 


Arzt  oder  Lehrer  oder  Vertreter  einer  Schulbehörde,  ist  berufen,  aa 
seinem  Orte  und  in  seiner  öffentlichen  Stellung  den  vom  Kongresse 
anerkannten  Grundsätzen,  soweit  möglich,  Nachdruck  zu  verschaffen ; 
wenigstens  sollen  die  Kongrefsberatungeu  allen  auf  dem  Erziehungs- 
gebiete in  der  einen  oder  anderen  Form  tätigen  Personea  l)is  zu 
einem  gewiBsen  Grade  als  Wegleitung  bei  der  Lösung  praktischer 
Eraiehuigs*  oder  Soholfragen  dienen  können. 

Das  aber  ist  nur  möglich,  wenn  die  Programm  fragen  des 
Kongresses  allseitig  und  erschöpfend  durchberaten  sind, 
wenn  es  gainngen  ist,  bei  der  Verhandlung  über  die  einzelnen  Gegen- 
stands SU  einem  gewissen  Absohlnfs  an  kommen.  Darana 
folgt  aber  unmittelbar,  dafs  an  einem  derartigen  Kongresse 
die  eigentliehen  Programmfragen  in  den  Yordergrnnd  zu 
treten  haben  und  den  Kongrefs  Torsugsweise  oder  aus- 
Bohliefslioh  besoh&ftigen  sollen.  Private  ICittsilnngen,  wie 
interessant  sie  euch  an  nnd  flir  sieh  sein  mögen,  sollen  dabei  eine 
untergeordnete  Bolle  spielen  und  entweder  gar  nicht  oder  doch  jeden- 
ifdls  nur  insoweit  zugelassen  werden,  als  es  die  Ton  der  Behandlung 
der  Hauptfiragen  nicht  in  Anspruch  genommene  Zeit  erlaubt.  Die 
Aufmerksamkeit  des  Kongresses  soll  auf  diese  Hauptfragen  konzentriert 
und  UK  ht  durch  die  kaleidoskopartige  ^Mannigfaltigkeit  des  Gebotenen 
von  ihnen  beständig  abgelenkt  werden.  Nur  so  wird  auf  die  Dauer 
eine  gedeihliche  Arbeit  dieser  Kongresse  möglich  sein.  In  diesem 
Falle  ist  es  auch  nicht  nötig,  die  Arbeiten  des  Kono^resses  unter  so 
zahlreiche,  zu  gleicher  Zeit  funktionierende  Sektionen  zu  verteilen, 
dafs  der  einzelne  Teiluehmer  nur  dem  zehnten  Teil  der  Vorträge 
und  Beratungen  folgen  kann  und  eine  Masse  interessanten  Materials 
für  ihn  verloren  geht  —  ein  Übelstand,  der  noch  dadurch  verstärkt 
wird,  dais  wegen  beständig  notwendiger  Änderungen  in  der  Tages- 
ordnung man  nie  imstande  ist,  sich  eine  richtige  Zeiteinteilung  zu 
machen,  so  dafs  man  oh,  ohne  eigene  Schuld,  gerade  das  TerBäumt, 
was  man  eigentlich  hören  wollte. 

Das  Organisationskomiiee  des  Nttmberger  Kongrssses  hatte  einea 
Mittelweg  eingeschlagen.  Es  hatte  gewisse  Fragen  als  Programm* 
fragen  hingestellt  und  dalillr  o£Bzielle  Beferenten  gesucht;  auch  war 
diesen  offiuellen  Befoiaten  ein  gewisser  Vorzug  in  der  Behandlung 
am  Kongresse  eingeiliumt  Daneben  war  aber  volle  Freiheit  for 
private  Yortifige  und  Mitteilungen  von  Seiten  der  KongreiSBmitglieder 
gegeben,  und  so  kam  es,  dab  der  Kongrefs  vor  der  koloasaleu 
Aufgabe  stand,  in  der  Zeit  von  wenigen  Tagen  gegen  190  Vortrage 


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385 


zu  bewältigen.  In  di«6er  Maaee  von  änlserst  mannigfaltigem  Material 
tanehten  die  Programmingen  derart  unter,  dafs  ihre  berorzngte 
StelluDg  tataflehlieh  verloren  ging,  und  da£s  oft  gt  mde  den  wichtigsten 
YerhaDdlongsgegenstfinden  nicht  die  nötige  Zeit  nnd  Aufinerksamkeit 
gMohenkt  woden  konnte,  oder  dab  die  Behaadlnng  sweier  für 
maadiea  Kongyeftteünehiner  gleioh  wichtiger  Traktanden  MitUck 
soaemnenfiel,  weil  lie  in  Teoehiedenen  Abteiinngen  des  Kongreoee« 

Das  aoUie  anders  werden,  wenn  man  Termeiden  will»  dab  Ton 
den  Kongressen  in  knner  Zeit  das  ganae  Gebiet  der  IkBieknngs- 
nnd  Sekiühygiene  in  einer  Weise  „abgegrasf^  werdoi  d&fe  soUiefrliob, 
wenn  man  siok  niokt  immer  wiederkolen  will,  niokts  mekr  flbrig  bleibt, 
und  wenn  die  hohe  praktische  Bedentüng,  welche  diese  Kongresse 
haben  sollen,  welche  sie,  sozusagen,  exiüLeüzbereclitigt  maolit,  nicht 
wesentlich  leiden  soll.  Jeder  Kongrefs  sollte  nur  einige  wenige  Fragen 
behandeln,  dieselben  aber  gut  vorbereiten  und  zu  einem  für  die  ge- 
gebenen Verhältnisse  möglichen  Abschlufs  bringen.  Pjivate  Vorträge 
wurde  ich  ganz  ansschlieüsen,  denn  wenn  sie  einmal  prinzipiell  zu- 
gelassen werden,  so  läuft  man  wiederum  Gefahr,  das  Programm  niobt 
ia  richtiger  Weise  durchführen  zu  können. 

Ich  habe  mir  erlaubt,  dem  während  des  Nürnberger  Kongreasea 
zu  einer  Sitsnng  zusammengetretenen  internationalen  Komitee  die 
soeben  an^gefOkrten  Gedanken  an  unterbreiten  und  diesbezflglioke 
Yorschlftge  zu  machen.  Hure  gnmdafttsliobe  fiedeatung  wurde  von 
einzeben  Mitgliedern  anerkannt,  aber  man  konnte  sich  doch  nicht 
entsdilielsen,  diese  Art  nnd  Weise  des  Vorgehens  dem  Organisation»» 
komitae  dea  folgenden  internationalen  Kongresses»  der  im  Jskre  1907 
ui  London  stattfinden  soll,  an  empfeklen,  nnd  so  wird  se  in  nftokstar 
Zoknnlt  wokl  nook  beim  Alten  bbiben.  lob  kabe  es  nnter  diesen 
Umsttnden  fllr  meine  Pfliobt  gebalten,  meiner  Oberaeugung  im 
Rabmen  dieser  »Bemerkongen''  Bavm  au  geben;  nelieiebt  wird  sie 
ipfttar  doob  Beaektnng  finden.  Salvi  animam  meam.  Trota  disses 
Kragels  in  der  Organisation,  ftlr  weleken  iek  am  allerwenigsten  den 
Greneralsekretär  verantwortlich  machen  möchte  ^  denn  er  war  es, 
«oviel  mir  bekannt, der  wenigstens  die  offizielleu  Keferate  voranlafste  — , 
üod  trotz  einer  gew  issen,  hierdurch  erzeugten  Verworrenheit  im  Bilde 
des  Kongresses  wird  mir,  wie  gewils  allen  Teilnehmern  überhauptf 
derselbe  in  lieber  Erinnerung  bleiben. 


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Der  ▲achener  SaminelTmiii  „Habaoft",  e.  V., 
und  niBA  Besfertbongmi  nua  Beiton  armer  BidivUdader. 

Von 

Aqubbsis. 

Wohl  wenige  Städte  Deutaehlande  kOiiDen  aioli  rOlimeii,  dab 
ihre  Bewohner  in  aolehem  Habe  piaktisohe  Naohetenliebe  Ubea,  wie 
die  alte  Eaieeniadt  Aachen.  Unter  den  Vereinen  daeelhst»  wekihe 
in  den  leisten  Jahien  einen  groleartigen  Adaehwnng  genommen 
haben  nnd  deren  nneigenntttaigeB,  dharitatiTee  Wirken  geiadeaa  ala 
eine  8onale  Grofirtat  beaeiohnet  werden  mub,  nimmt  der  Semmel- 
verein  »Habana",  e.  V.,  eine  gens  henronagende  Stelle  ein. 

Gegründet  im  engeren  Freundeskreise  ror  beilflnfig  13  Jahren, 
hat  sich  die  junge  Pflanze,  die  anfangs  fitill  und  kaum  beachtet  im 
Verburgeueu  blühte,  zu  emem  slatLlicLeu,  weitragenden  Baume  ent- 
faltet, der  seine  Zweige  und  Äste  über  das  Weichbild  der  Stadl 
hinaus  verbreitet,  und  dessen  Früchte  vielen  armen  Schulkindern  zur 
Lust  und  zur  Freude  gereichen  und  Tausenden,  vom  Schickeaie  schwer 
geprüften  Eltern  manche  banj^e  Sorge  ^  erscheuchen. 

Anfänglich  war  der  Sammeivf  ] ein  ^Tja  Habana",  wie  er  ur- 
sprünglich hiels,  fast  ausschliefslich  auf  die  Jahresbeiträge  seiner 
wenigen  Mitglieder,  sowie  den  Verkauf  vou  Stanniol  und  Zigarren- 
spitzen angewiesen,  heuer  dagegen  belaufen  aioh  seine  Einnahmen 
auf  viele  tausende  Ton  Mark,  mit  denen  er  in  eharitativer  fiinoeht 
ungeheuer  segensreieh  wirkt 

Kioht  nm  Weihiaueh  zu  atrenen  oder  einseinen  Personen  Lobee- 
hymnea  au  aingen,  wohl  aber  zur  Aneüemng  und  Nachahmung  sei 
ea  mir  gestattet,  Uber  die  Bcatrebungen  und  Brfolge  dee  Sammel* 
Toreins  Ihren  sahlreiehen  Leeem  Beriehi  an  etatatten. 

Naeh  emnen  Sataungen  beaweokt  der  Verein  den  Sehuta  und 
die  Unterstataung  armer,  braver  Sohulkinder  ohne  Unter - 
eohied  des  religiösen  Bekenntnisses.  Zur  Verwirkliehung  dea 
Zweckes  der  materiellen  üntersttttsung  verwendet  die  sHabsna"  aa< 
nAohst  die  Miigliederbeitrfige  und  die  ihr  aufliel^nden  Gksehenke; 
dann  sollen  sieh  die  Mitglieder  bemühen,  durch  Sammlung  von 
Stanniol,  Zigarrenspitsen  und  Kleidungsstücken,  durch  Veranstaltung 


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387 


▼on  Konzerten  und  Vortragsabenden ,  durch  SammlaDgen  bei  Q«* 
legenbeit  der  Yereinsabende  und  Vereinsfeste  und  in  jeder  anderen^ 
^gesetzlich  zulässigen  Weise  die  Mittel  für  die  Wohltätigkeit  zu 
mehzen.  Die  Mitgliedschaft  Terpfliohtet  nir  Zahlung  eines  jfthrlibhen 
Beitngee  von  einer  Mark. 

Beb  des  BUtgerliohe  Gesetilmoli  den  Yerainflii  mit  idealen 
Zweekea  die  M<fgIiohkeit  gibt,  die  Beohiafillui^eit  n  erwerben,  ist 
eine  groise  Emmgenaoliafti  und  diesen  Verteil  konnte  die  Vereini- 
gung „La  Habaaa*  ncik  niobt  entgeken  laaaen.  Die  Eintragnng  in 
des  amtsgerioktlioke  Vereineregiater  erfolgte  unterm  20.  Oktbr.  1902, 
bei  weleker  GMegenkeit  der  Vereinaname  in  „Sammelverein  Habana" 
umgeändert  ▼ntde. 

Infolge  der  grofsen  Sympathien,  welche  die  „Habana"  bei  Be- 
hörden, Korporationen,  Vereinen  und  PiivaLeu  geiiieisL,  bei  der 
oflfenen  Hand  der  oberen  Zehntausend  sowohl  wie  der  Bürgerkreise 
var  es  dem  Verein  im  Jahre  1902  möglich,  einen  Überschufs  von 
10311,20  Mark,  pro  1903  mmdestens  15—16000  Mark  zu  erzielen. 
I'to  solche  Rieseiisummeii  aufzubringen,  bedarf  es  seitens  des  Vor- 
standes und  des  Verwaltungsrates,  dessen  einzelne  Mitglieder  einzig 
und  allein  irn  Interesse  der  Oiiantas  tätig  sind,  ungeheurer  Ä.n- 
strenguDgen,  die,  wie  schon  gesagt,  gottlob  auch  vom  reichsten  JSr* 
folge  gekrönt  eind.  Bei  dieser  Gelegenheit  möge  angefühlt  weiden, 
dals  man  tou  dem  Aufstellen  von  Sammelbüchaen  in  den  einaelnen 
Restaurants  ans  rerschiedenen  triftigen  Gründen  ganz  abgegangen  ist. 

Seit  Jahren  verteilt  der  Verein  kanptsächlioh  Hemden»  Leder- 
Qod  Holseohnhe.  Zur  Lieferung  von  Hemdenstoff  erltLüst  der  Vor- 
ittnd  an  die  lliiglieder  dnrek  die  Tagesblätter  die  Anffordemng» 
Proben  nebet  fkeiaangaben  ihm  einaneenden.  ünparteüadke  Vn/ok- 
leate  prfifen  die  eingelaufenen  Muster,  worauf  die  Verträge  —  eine 
Jakreslie&niDg  —  abgesekloesen  werden. 

Die  Hemden  (i.  J.  1903  waren  es  2000  Stack)  werden  meist 
Ton  armen  Witwen  angefertigt;  anfserdem  nfthen  die  Sckfllerinnen  der 
Obeiskale  nnserer  Volkisehnlen  eben  Teil  in  den  Handarbeitsstunden. 

Die  Liefemug  der  Sehuhsobäfte  wie  des  ttbrigen  Leders  wird 
leistungsfähigen  Ledergeschäften  übertragen.  Eiin  tflehtiger  Fach« 
mann  (jetziger  Kentner)  revidiert  jedes  einzelne  Stück,  worauf  die 
Schuhe  an  arme  Schuster  in  Arbeit  gegeben  werden,  die  dieselbeu 
nach  den  dem  Vereine  gehörenden  Leisten  in  den  für  Kinder 
gtngbarsten  Nummern  anfertigen.  So  beschäftigt  die  „Habaua" 
wochenlang  ca.  50  bedürftige,  aber  tüchtige  Meister  und  zahlt  für 


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388 


jedes  Paar  2  Mark  Arbeitslohn,  was  im  vorigen  Jahre  allein  die 
erkleckliche  Samme  von  8000  Mark  ttnsmaokte.  Damit  die  Kinder 
wirklich  gntm  Schnbzeug  erhalten,  wurden  die  Schuhe  bei  Ab- 
liefenmg  MÜena  der  Veifertiger  wiederum  einer  grflndiiohen  Prttfiing 
unterzogen. 

Während  die  HolsBobnhe  g^gsa  QutBebeine  in  bestimmten  Ge- 
schäften erhftltlieh  sind,  weiden  die  Hemden  direkt  dtireh  die 
Lehrer  nnd  Lehrerinnen  an  die  bedflriligen  Kinder  Terteilt^  Die 
Ausgabe  der  Ledersohnhe  dagegen  erfolgt  in  einem  dem  Yereine 
Ton  der  Stadtverwaltang  kostenlos  aar  YerfiHgung  gestellten  groÜMn 
Saale,  wo  die  fertigen  Schuhe  bis  com  Zeitpunkte  der  Yerteilung, 
die  vom  Beginn  des  Spftiherbstes  bis  snm  Ende  des  KalendeijalirBa 
an  den  freien  Schulnachmittagen  stattfindet,  aufbewahrt  werden. 
Dort  sind  lange  Stapel  aufgestellt,  woselbst,  nach  Gröfsennummern 
geordnet,  die  Scliuhe  ilirtiu  Platz  erhalten. 

Seit  Jahresfrist  erhebt  der  Verein  för  jedes  Paar  LederschuUe 
von  den  zu  bescheukenden  Kindern  bezw.  deren  Eltern  50  Pfg. 
Durch  die.'^e  Einrichtung  bezweckt  er  weniger  eine  Vermehrung 
seiner  Einij;ihmen,  obc^leicli  bei  1500  Paar  Schuhen  hierdurch 
750  Mark  lo  seme  Kasse  fliel'sen,  für  welche  Summe  wiederum 
ca.  130  Paar  Schuhe  besohafi't  werden  können,  sondern  er  will  — 
und  das  war  bei  Einfttbning  dieser  Nenenmg  der  Hauptgrund  — 
auf  Eltern  und  Kinder  erziehlich  einwirken.  Diese  sollen  lernen, 
ein  Geschenk  zu  respektieren,  nnd  da  sie  zu  den  Schuhen  einen, 
wenn  auch  geringfügigen  Beitrag,  geleistet  und  dieselben  quasi  ge- 
kauft haben,  so  sorgen  sie,  wie  dies  die  Erfahrung  bestätigt  hat, 
besser  flOr  dss  Sehnhaeng»  als  dies  frfiher  Tiel&idi  der  Fall  war. 
Sie  schonen  dasselbe  nach  Mogliehkeit,  behandela  das  Ledsr  sweok- 
entspreohend  nnd  lassen  die  Sehube,  &l]s  es  nOtig  wird,  fiidken. 
Bei  der  ▼oixttgliohen  Besohalfonheit  der  Sehnhe  dfiifte  es  kein  Ding 
der  Unmöglichkeit  sein,  daih  dieselben  selbst  bei  Sohnlkindein  Iftnger 
als  ein  Js^  ihre  Dienste  tnn. 

Die  Answahl  der  an  beschenkenden  Emder  erfolgt  dvrob  ihre 
Lehrer  besw.  Lehrerinnen,  da  diese  hiem  am  besten  in  der  Lage 
sind.  Gehen  die  ^ Schuhzettel "  einer  Schulgruppe  zu,  so  wird  für 
dieselbe  eine  Liste  angelegt,  in  welche  die  ^'ameii  der  beir.  be- 
dürftigen, über  braveil  und  fleilsigen  Kleinen  eingetragen  werden, 
unter  anderem  aus  dem  Grunde,  um  zu  verhüten,  dafs  mehrere  Ge- 
schwister beducbt  \\  erden,  weil  hierzu  die  Vereinsmittel  im  allge- 
meinen nicht  reichen. 


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389 


Unter  den  fertigen  Selrahen  ist  iroU  ftbr  99%  aller  Kinder 
etwas  FaaBendes  an  Lager.  Fflr  Kinder  mit  anormal  grofeen  Fafsen 
imden  Sohnlie  naoh  Mafe  gemacht,  wfthrend  für  solche  mit  ganz 
kleinen  Fü£ien  die  Schuhe  gegen  Bons  in  Geacliaftexi  eatnommen 
werden. 

Dafs  in  gesundheitlicher  Beziehung  gutes,  kräftiges  Schuhzeug 
TOD  gröfster  Bedeutung  ist,  dürfte  jedem  bekiinnl  sein;  dais  ferner 
Schulversäumnisae  aus  Mangel  im  passender  Fufsbekieidung  in  Aachen 
HU  den  Seltenbeiten  gehören,  ist  nach  den  vorstehenden  Ausführungen 
wohl  einleuchtend.  Es  erübrigt  sich  deshalb,  zu  beweisen,  dafs  die 
Existenz  des  äammel Vereins  „Uabana"  vom  hygieniaoben  Standpunkt 
ans  mit  grofser  Genugtuung  zu  begrOiaen  ist. 

Der  „Habana"  rufen  wir  von  ganzem  Hereen  zu:  „Mutig  yonui 
auf  der  betretenen  Bahn!''  Mögen  die  erzielten  glAnsenden  Erfolge 
Bom  Besten  ihrer  Sohfitilinge  allen  Yereinsmi^Uedem  »Lobn  sein, 
der  reiohlieb  lohnet  I* 


Baifs  bomoirkiiiawartd  Big^Miie  toii  Bnhullriiidgnniniiigan 

und  «wägnngeD. 

Von 

Dr.  Samobch, 
Sdralant  in  BpmUhl 

I. 

In  Jahrgang  l^Oo,  x^r.  1,  dieser  Zeitschrift^  haben  die  Herren 
Dr.  F.  A.  Schmidt  und  Hauptlehrer  H.  H.  Lessenich  in  Bonn  in 
einer  Arbeit:  „Über  die  Beziehungen  zwischen  körperlicher  Ent- 
■\\]ckluug  und  Schiilerfolg",  den  Satz:  ,,Sana  mens  in  sann  corpore" 
durch  Zahlen  gleichsam  zu  veransohauiichen  gesucht.  Auf  Q-rund 
von  Messungen  und  Wftgungen  von  4260  Kindern  haben  die  ge- 
nannten Autoren  in  ttbeniohtliohen  Tabellen  festgestellt,  dafs 
die  geistig  fortgesoliritteneren  Kinder  im  Durchschnitt 
gröfser  nnd  schwerer  seien  als  diejenigen,  die  bei  gleicher 
Altersstufe  in  einer  niederen  Klasse  anrückgeblieben 
sind.  Dieses  Bfgebnis  ersobeint  im  enten  Angenbliek  etwas  be- 
fremdlieh;  ist  dooh  damit  gesagt,  wie  die  Autoren  ea  aneb  aus- 


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390 


drfloklieli  hervorheben,  dab  der  Typus  d€8  geistig  regsunen  und  in- 
teUigenten«  aber  kOrperlioh  mbwaefaen  Kindes  gar  niobt  als  T^pns, 
oder  wen^ilens  nieht  so  bftnfig  existiert,  wie  man  anf  Qnmd 
allgemeiner  Eisdrtteke  und  snfiUliger  BeobaohtnngeiL  annebmen  mOehie. 
Eine  Kaobprfliimg  und  Eigttumig  der  Bonner  Ergebnisee  ecsoheint 
inierosBsnt  und  wiehtig  genug,  um  aaeb  anderwflrtB  analoge  Za^ 
sanuneDstellnngen  sa  raanlssseii«  Insbesondere  dürft»  dam  GMegen- 
beit  gegeben  sein,  in  Orten,  in  denen  auf  bebördliobe  VerfQgnngea 
hin  Messungen  und  Wägungen  der  Schulkinder  vorgenommen  werden, 
wie  es  z.  B.  m  Breslau  der  Fall  ist.  Hier  werden  auf  Veranlassung 
des  Stadtarztes,  Herrn  Dr.  Oebbeke,  jährlich  sämtliche  Schulkinder, 
das  sind  mehr  als  50000,  gemessen  und  gewogen,  und  es  wird  auf 
diese  Weise  ein  reichhaltiges,  theoretisch  und  praktisch  wertvolles 
Material  gewonnen,  dessen  Sichtung  und  Bearbeitung  wichtige  und 
nut/brin  tuende  Ergebnisse  för  die  Schulhygiene  verspricht.  Den 
folgenden  Zusammenstellungen,  die  in  ähnlicher  Weise  gemacht 
worden  sind,  wie  die  Schmidts  und  Lessenichs,  liegen  die  Messungen 
und  Wttgangen  von  1969  Kindern,  welche  meinem  Schularzthezirk 
angehören,  zugrunde.  Wenn  diese  Zahlen  anch  verhältnismäTsig 
klein  sind  so  dürften  sie  doch  immerhin  snm  Vergleich  oder  Tiel- 
mehr  snr  Brglnznng  der  ans  Bonn  veröffentlichten  herangeaogen 
werden  können.  loh  selbst  möohte  den  iblgendsik  Tabellen  nor  im 
Znaammenhang  mit  den  Bonner  Znsammenstellnngen  önen  Wert 
beilegen.  Die  Tabellen  I  and  II  geben  eine  Übersieht  fiber  die 
Yerteilniig  der  Sehnlkinder  aof  die  einseinen  Klassen  nnd  Alters- 
stufen, loh  habe  snm  Ünteraobied  von  Sohhibt  und  Lbbbbnich 
smUlobst  einmal  ^e  Alsteisstnfen  mit  balbjfthrigen  Diflerenisn  an- 
g^ben»  um  sn  verhindemt  dab  Kinder,  die  soeben  erst  ein  Lebens- 
jahr Tollsndet  haben,  in  der  gleioben  Bnbrik  mit  Kindern,  die  kurz 
vor  Vollendung  des  nächsten  Lebensjahres  stehen,  aufgezählt  werden. 
Fünf-  und  fünfeinhalbjährige  Künder  fehlen  bei  mir  vollständig,  weil 
m  Breslau  die  Mesöuugeii  und  Wügungeti  m  den  Monaten  Januar 
bis  März,  also  im  letzten  Quartal  des  Schuljahres,  das  im  AprU 
bee^lnnt,  vorgenommen  werden.  Da  das  jüngste  Kind  bei  der  Auf- 
nahme mmdestensi  5\/g  Jahre  alt  sein  mulis,  so  ergibt  sich,  dais  sur 
Zeit  der  Me8sung:en  das  jüngste  Kind  mindestens  6Vi  Lebensjahre 
schon  vollendet  haben  muls.  Anf  eine  weitere  Eigentümlichkeit 
meiner  Tabellen  sei  hier  auch  gleich  hingewiesen,  nämlich  die,  dafs 
von  den  sechs  zu  meinem  Bezirk  gehörigen  Schulen  nur  zwei 
Mädchen-  nnd  eine  Knabensohole  siebenUasag  waren,  während  sw^ 


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891 


Knaben-  und  oiiM  Mldehenseluile  nur  aaehi  ElBflsom  vmhMtfo*  Die 
der  Ib-Kiiaae  ragehönge  Rubrik  enifafili,  &bo  die  Zabl  der  Ihdivi* 
dnen  betrefibnd,  TerblltDiSDiAlsig  geringere  ZaUenwerte  ab  die  der 

anderen  Klassen.  Die  Tabellen  III  und  IV  enthalten  die  Durob* 
schnittsziifern  der  Körperlängen  nnd  -g:ewichte  nach  Klassen  und 
Altersstufen  geordnet.  Die  eingeklummorten  ZaLleü  mülsten  eigeul- 
lich  au£ser  Betracht  bleiben,  weil  sie  Durchschnittswerte  von  Mes- 
sungen und  Wägungen  emer  so  geringen  Einderzahl  darstellen,  dafs 
sie  mit  den  zugehörigen  Vergleichszahien  —  das  sind  die  in  der 
selben  senkrechten  Kolonne  enthaltenen  Zahlen  —  eig-entlich  nicht 
verglichen  werden  können.  Ich  habe  aber  diese  eingeklammerten 
Zahlen  ans  einem  bestimmten  Grunde  nicht  fortgelassen.  Als  hervor- 
atodiende  Enriosa  zeigen  sie  manchmal,  wie  man  zu  der  Anoabine 
einee  'Syfim  geistig  hooh  entwickelter  und  körperlich  schwacher,  und 
aademitB  geistig  minderwertiger  und  körperlich  robuster  Kinder 
gelangen  kann.  lob  verweise  hier  z.  B.  auf  Tabelle  IV,  wo  ein 
elijAhiiges  Mldehen  der  larKlaate  kleiner  nnd  leiobter  ist,  als  es 
dem  Buebsobnitt  der  elfjibrigen  Ma^^lian  in  ssmtlicliea  niederen 
Elassen  bis  snr  Ibiften  berab  entsiirioht.  Das  gegenteilige  Knriesnm 
ist  in  Tabelle  I  vetaeiebnet,  wo  ein  nennjibriger,  ein  llVtjibriger 
nnd  ein  IdVt jibxiger  Knabe  linger  nnd  sshwerar  ist»  als  es  dem 
Bniobscbmtt  sfimilidier  den  boberan  Klassen  angehangen  glelebaltrigtn 
Knaben  entipnebt  Bs  bandelt  sieh  hier  HUF  mn  hervoisteehende 
Binielttlle,  die  niobt  ▼erallgemeinert  werden  dttrfen.  —  Lassen  wir 
nun  die  eingeklammerten  Zahlen  aulser  acht,  und  vergleichen  wir 
dann  unsere  Tabellen  mit  denen  von  Schmidt  und  Lessenich,  so 
erkennt  man  bald,  daüs  unsere  Tabellen  nicht  recht  geeignet  sind, 
den  von  den  Bonner  Autoren  statuierten  Zusumraenhang  jswischen 
geistigem  und  körperlichem  Fortschritt  zu  veranseliänlichen,  voraus- 
gesetzt nämlich,  dafs  wir  überhaupt  K^rperlänge  und  -gewicht  als 
Mafsstab  für  die  Beurteilung  des  Gesundheitszustandes  anerkeunea 
wollen.  Insbesondere  sind  in  Tabelle  III  bezüglich  des  Körper- 
gewichts eine  nicht  nnerbebliche  Menge  Ten  abweichenden  Angaben 
enthalten.  Gleichwohl  mOohte  ich  meine  Zahlen  dnrehans  niobt 
etwa  als  Gegenbeweis  für  die  Schmidt  nnd  LBSSENirnschen  An* 
sebannngen  ins  Feld  fObren.  Dasu  ist  entens  m(>'m  Zahlenmatsfial 
an  und  lOr  sieh  sn  gering,  nnd  sweitens  mnlb  berfleksiehtigt  weiden, 
dab  bei  meiner  Ghrnppienmg  der  Altersstufen  naeh  halbf ihrigen  Düfe- 
fsoaen  die  Zahl  der  Bnbriken  Termehrt,  die  den  einleben  Dnrdi- 
sebnittswerten  entspreobende  XodiTidnenaabl  verringert  worden  isi 


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393 


Eb  lag  nun  nahe,  in  prQfen,  ob  mein«  B«Biiltate  fiob  indern 
wflxdeD,  wenn  idh  mich  bei  Av&telliuig  mnoer  Tabellen  genuni  den 
YoigeheD  von  Sobhidt  und  Lbssehioh  anecbliefflen  wttide,  d.  b. 
wenn  ieh  anob  die  Altenstnfen  naob  ToUen  Lebeusjabren  sonderte. 
Zn  dieaem  Zweek  babe  iob  die  Tabellen  V  und  VI,  VII  nnd  VIII 
aoMmmengeatelli  Vergleiobt  man  nun  meine  Tabellen  Vil  nnd 
ym  mit  den  entspreobenden  Tabellen  m  nnd  lY  ans  Bonn,  eo 
sieht  man,  dafs  unsere  Resultate  sich  nunmehr  den  Bonner  Ergeb- 
nissen recht  erheblich  nähern.  Wir  sehen  also,  daCs  oauü  Ver- 
schiedenheit in  der  Gruppierung  bezw.  AbgreDzuug  der  eiuzelueu 
Alterstufen  auf  das  Endresultat  nicht  ohne  Einflufs  ist. 

Es  wäre  nun  die  Frag;«  zu  entscheiden,  ol)  es  nicht  bis  weiteren 
ähnlieheu  Zusammenstellungen  zweckmäfsiger  wäre,  nach  halben 
Jahren  zu  gruppieren  als  nach  g-an7:en.  Wie  ich  schon  oben  an 
gedeutet  hatte,  scheint  es  mir  richtiger  zu  sein,  halhjöhrige  Alters- 
stufen zu  Tergleicben.  Vergleichen  wir  nämlich  die  in  Tabellen 
in  nnd  ly  borisontal  nebeneinander  stehenden  Zahlen,  so  ergibt 
sieb,  dafs  die  in  der  zweiten  Hälfte  eines  Lebensjahres  stehenden 
Kinder  den  in  der  ersten  Hälfte  stehenden  meistenteils,  bftnfig  sogar 
beträchtlich,  an  Länge  nnd  Gewicht  üherlegen  sind,  so  dafs  es  doch 
vielleioht  sweokmä&ig  wlire,  die  beiden  Hiüften  eines  Lebensjahres 
nioht  anaammenanwerliMi,  sondern  m  trennen. 

An  einem  Beispiele  mOobie  ieh  kmn  eriftatem,  was  ieh  meine. 
Nehmen  wir  an,  es  wfliden  a.  B.  7 — 8  jabnge  Knaben  der  VL  Klasse 
mit  den  gleiehaltrigen  der  V.  Klasse  Tergliehen  (Tabelle  V),  so  lehrt 
uns  ein  Bliek  anf  Tabelle  I,  dafs  Ton  den  87  7— Sjfthrigen  der 
VL  Klasse  sich  76  in  der  ersten  Hftlfte  des  betreffenden  Lebensjahres 
befinden,  wfthrend  von  den  51  7— 8jährigen  der  V.  Klasse  49  in 
der  Bweiten  Hilfte  desselben  Lebensjahres  stehen.  Dadnish  dürfte 
schon  an  nnd  ffir  sich  eine  Differenz  betreffend  Gewicht  nnd  Länge 
zugunsten  der  in  der  höheren  Klasse  Befindlichen  gegeben  sein.  Bs 
liegi  liierm  eine  Fehlerquelle,  die  jedenfalls  bedeutend  verringert 
wird,  wenn  man  halbjährige  Altersstufen  vergleicht.  Allerdinira 
haben  Schmidt  und  Lessenich,  wiewohl  sie  die  Altersstufen  nach 
ganzen  Jahren  abgrenzten,  diese  Fehlerquelle  ausgeschaltet;  es  war 
ihnen  das  aber  nur  möglich  mit  Rücksicht  anf  spezifisch  Bonner 
Verhältnisse.  —  Jedenfalls  mochte  ich  mir  den  Vorschlag  erlauben, 
dafs  in  Zukunft  bei  ähnlichen  Zusammenstellungen,  die  zur  Ver- 
vollständigung des  Zahlenmaterials  notwendig  sind,  eine  halbjäh- 
rige Abgrenzung  der  Altersstufen  zugrunde  gelegt  werde,  anmal  ja 


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393 


Moh  behaaptet  wird,  dab  die  jlhrliel»  Llngen-  und  Gbwiohti» 
ionihiiie  bei  Eindm  aieht  ein«  glwdimiftigc»  kiwittnt  fortsoluraitaidA 
ki,  soiid«  dmb  Mnsebie  Jabretseiten  •intn  bMonderen  fimfluls  aaf 
dk  Bntwioklitng  der  Kinder  ansttben.  Eine  nooli  weitergehende 
Detaübenmg  d&rfte  aus  äuIsereD  Giimden  äckwer  durchführbar  sein. 

n. 

Es  ist  allgemeiner  Brauch,  bei  statistischen  Bereohnuiigen  aus  den 
absoluten  Zahlen  den  Durchschnittswert  zu  berechnen  und  ev.  auoh 
die  grölsten  und  kleinsten  Werte  anzugeben.  Nun  ist  aber  ins- 
besondere bei  klassenweisen  Me^rangen  und  Wägungen  von  Schul- 
kindern zu  bedenken,  dalis  die  grolsten  und  kleinsten  Werte  Tielleicht 
nur  Cnriosa  darstellen,  denen  eine  grölsere  Bedenliiiig  niokt  beigelegt 
weidfliL  kann,  nnd  dafe  die  Darohsohmttewerte  manohmal  rielleiobt 
Dor  eine  Kechenziffer  bedeuten,  denn  es  ist  sehr  wohl  denkbar,  dals 
die  Ansahi  derjenigen  Kinder,  deren  KOrpezgrOlke  und  -Gewicht  dem 
der  KlaiBBe  sokommenden  Dorobschnittswerte  auch  wirUick  entsprioht, 
nur  eine  leeht  geringe  ist.  Um  ein  diestiselies  Bw^iel  sn  wlUen, 
80  sei  eogenommen,  dnCb  in  einer  Klasse  30  Kinder  180  em  und 
90  andere  110 era  grolb  sind;  der  Dnreihsdhnitt  ist  120 eu,  nnd  tat- 
sisbUeh  ist  keine  yen  den  40  Rindern  180  em  grolb.  Wenn  man 
ibo  ans  den  Dorehsoihnittswerten  nnd  anf  dieselben  bin  praktiaehe 
Kooseqnenaen  sieben  will,  so  konnte  man  unter  Umstanden  leoht  erbeb- 
lieben  Jürrtimem  snm  Opfer  fdlen.  Es  sobien  mir  daher  interasaant, 
cbmal  ftstsustellen:  welehe  Werte  betrefi  Alter,  Körperlänge  nnd 
Gewicht  kommen  in  bestimmten  Abstufungen  Überhaupt  vor,  und  wie 
ist  das  Verhältnis  der  einzelnen  Abstufungen  zueinander. 

Auf  Grruüd  der  im  Jahre  1902  in  memem  Schularztbezirk  vor- 
genommenen Messungen  und  Wägungen  habe  ich  derartig-e  Zusammen- 
stellungen gemacht,  die  ich  hiermit  in  Tabellenform  folgen  lasse. 
iUne  Cbersirht  über  die  Verteilung  der  einzelnen  Altersstufen  auf 
die  einzelnen  Klassen  hier  zu  geben,  unterlasse  ich,  da  dieselbe  in 
den  weiter  oben  angeführten  Tabellen  I,  II,  V  und  VI  bereits  ent- 
halten ist  nnd  hierfür  anoh  die  Tabellen  I  nnd  II  von  Schmidt  und 
Lessenich  herangesogen  werden  kOnnen.  Besieben  wir  uns  nnr  auf 
die  obigen  Tabellen  V  und  VI  nnd  lassen  wir  die  Ib- Klasse  fort» 
weil  die  derselben  entsprechende  IndiTidnenzahl  eine  sehr  geringe  ist, 
ao  eigibt  sich,  dafs  in  allen  Klassen  »»in^^t*»»  yier  Altersstufen 
vertretn  sind;  die  anf  jede  Altexsstnle  pro  Klaase  entfallende  Indi- 
▼idneosabl  ergibt  sicib,  wenn  man  die  In  der  Tabelle  angefillirten 

BrtulmMJhdtoySigt.  ZVD.  90 


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394 


Zahlen  dnzoh  3  dividierti  da  immer  je  drei  KnabeD«  und  Mädcbeo- 
Ummh  snsuunenge&rst  fluuL  Es  eigil»t  sioh  femer,  dais  in  den 
KlmenHI — Y  5 — 6  AlteiaBtafon  TertretsD  aind»  das  aind  diejenigen 
Elaasen,  in  denen  stell  die  Zahl  der  SifMngebliebenen  dentlieh  be* 
merkbar  maoht;  bier  konflnieien  die  yeraobiedenen  Altenstnfen. 
Hierbei  mOebte  ieb  darauf  animerkaam  mnoben,  daib  reobt  binfig 
Kinder,  die  in  der  Paberttt  aieb  befinden  oder  dieselbe  schon  hinter 
sieh  haben,  mit  soldien  Kindern  in  einer  Klasso  ansammen  sitEen, 
die  nodh  weit  von  derMtben  entfernt  sind;  ob  daraus  ni«lit  Obelr 
stände  entstehen  könnten,  möchte  ich  nicht  unbedingt  Temeinen; 
jedenfalls  glaube  ich,  dafa  auch  ans  diesem  Gesichtspunkte  heraus 
der  bereits  von  anderer  SeiLe  gemuclitü  Vofi^clilag,  Paralielklasseu 
bezw.  Abschlolsklassen  für  Zurückgebliebene^  zu  errichten,  in  Er- 
wägung gezogen  werden  miifste.* 

Über  die  in  den  emielneu  Klassen  vor komin enden  Körperiangen 
und  Gewichte  geben  die  Tabölien  IX  und  X  Auskunft.  Dividiert 
man  die  einzelnen  Zahlen  mit  3,  so  erhält  man  die  einer  einzigen 
Klasse  entsprechenden  Werte. 

Das  Charakteristische  an  diesen  Tabellen  ist,  da£s  sie  eine  anlser- 
oidentUche  Mannigfaltigkeit  erkennen  lassen,  dai's  sie  zeigen,  eine 
wie  grofse  Anzahl  von  differenten  Werten  überhaupt  vorhanden  ist. 
Ganz  willkürlich  habe  ich  Abstufungen  von  2  cm  lAnge  und  2  kg 
Gewiohi  gewählt,  nm  nieht  doioh  sn  groliM  Detailierong  die  Tabellen 
an  umlsDgreioh  an  gestalten.  Veigleioht  man  die  in  den  Tabellen 
angegebenen  Zahlen  mit  den  in  den  Tabellen  XI  nnd  Zn  ang^benen 
Durdiaebnittawerten»  so  erkennt  man,  dalb  die  letateren  eine  mehr 
reohnerisohe  als  praktisohe  Bedentang  haben.  Wenn  ioh  trotadem  in 
Teil  I  mit  Sohbiidt  nnd  Lbsbbhiob  Durobsehnittswerien  eine  gewisse 
Bedeutung  beigelegt  habe»  so  geschah  das  nnr  in  dem  Sinne  —  nnd 
hierin  Hegt  die  Bedentang  der  Dnrehsohnittswertei  die  wir  nicht 


'  Hiennit  liiid  nicht  HilfsBchulen  gemeint.  Dieee  sollen  für  geistig  ab- 
normet  wenn  auch  noch  bildungsfähige  Kinder  reserviert  bleiben.  Die  Parallel* 
klassen  sollen  für  geeaade  Kinder,  die  aber  den  DorobaohnitttanfOTderuiigea 
nicht  gewHchBen  sind,  bestimmt  sein. 

*  Zur  illustrierung  der  eben  erwubnteu  Tatsachen  hätten  ebenso  gut  oder 
Tielleioht  noch  besser  Tab.  I  und  II,  S.  396,  herangezogen  werden  können,  da, 
wie  wir  in  Tdl  I  gesehen  haben,  ein  halbee  Jahr  in  der  BntwieUnng  einet 
SchnlUndes  eehon  recht  viel  bedentet.  Kit  Bflckiieht  aber  darauf,  dab  man 
bisher  gewohnt  ist,  die  Kinder  nur  nach  gansjihrigen  Altenetoibn  sn  Mmdem, 
ist  Tab.  I  nnd  H  aniiMr  Betracht  geblieben. 


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395 


entbehren  können  — ,  dafs  es  sich  um  eine  logisch  begründete 
Relation  zweier  in  Beziehung  zueinander  stehenden  Durchschnitts- 
werte handelte.  Die  Durchschnittö werte  von  Alter,  Lauge  uud  Gewicht 
können  äelbätverst;indlich  in  Beziehung  zueinander  gebracht  werden; 
wenn  man  aber  etwa  auf  die  durchschnittliche  Körperlänge  hin  Bank» 
gröfi*en  für  die  einzelaoo  Klassen  bestimmen  wollte,  ohne  zu  berück- 
sichtigen, ob  auch  die  überwiegende  Mehrzahl  der  Kinder  tatsächlich 
eine  dem  Duroh.srhnitt  ent'tp rechende  Körperlänpe  aufweist,  so  k^jnnte 
luau  doch  leicht  zu  praktisch  nicht  brauchbaren  Reöultalen  i^^elangen. 
Ebenso  können  die  in  Tabelle  XI  gegebenen  Durchächnittswerte 
dmoh  Vergleieh  der  den  Knaben  und  Midoheii  entspieohendeii  Werte 
in  Relation  zueinander  gebracht  werden.  Hier  finden  wir  den  Sats 
beetfttigt,  dafs  während  der  Schulzeit  die  Mädchen  ein  gröiseres  Ge- 
wioiht  und  eine  grOlbere  Kürperlinge  erreichen,  wihrend  sie  in  der 
untersten  Kinase  um  ein  Greringes  den  Knaben  nachBtehen;  die 
liftdohen  nehmen  an  Gkwieht  dnrshMbnittUeh  Jl8Vt,  die  Knaben 
14Vs  kg  sa;  sie  weehsen  nm  82  cm,  die  Enabea  um  29  em.  Die 
Diffarens  sngmistea  der  Midehen,  die  ja  aehon  mAahok  feaigeatellt 
woiden  iat»  tritt  heaondera  in  den  oberen  Elaaaen  in  Eiaoheiniuig, 
was  wohl  damit  muammenhingen  dürfte,  dala  die  Mädchen  eher  in 
die  Pnbertlt  eintreten  als  die  Knaben. 

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Am  Schlüsse  meiner  Arbeit  möchte  ich  noch  herrorheben,  dab 

ich  diese  Publikation  nur  als  eine  Anregung  zu  weiteren  ähnlichen 
Zusammeuütelluiigeü  aulgefalbt  seheu  mochte.  Es  ist  einmal  hier  m 
Breslau  von  Herrn  Prof.  Tietzk  in  der  hygienischen  Sektion  diö 
Ansicht  ausgesprochen  w  orden,  dals  die  Schulhygiene  sich  gewisaer- 
mafsen  zur  Rassenhygieae  auswaohsen  müsse,  durch  die  schulärztliche 
Tätigkeit  sei  Gelegenheit  zu  Massenuntersuchungen  gegeben,  wie  sie 
auf  andere  Weise  nicht  ermöglicht  werden  könnten.  Es  mufs  also 
mit  der  Hilfe  der  schnlar/tlichen  Untersuchungen  und  Beobachtungen 
möglich  sein,  eine  genaue  Kenntnis  der  körperlichen  Entwicklung  der 
heranwachsenden  Generation  zu  erhalten.  Einen  ähnlichen  Stand« 
punkt  habe  ich  bereite  am  Schlüsse  meiner  Arbeit  über  sohulAzitliehe 
Statistik  vertreten,  wo  ich  betonte,  dafs  wir  zunächst  einmal  zu  einer 
einheitlichen,  das  ganae  deutsche  Sprachgebiet  umfassenden  Morbiditftta- 
ttatiatik  gelangen  mttfiiten.  Die  bereits  damals  in  den  Sohlalaaaiasen 
gegebene  Anxegnng,  eine  Binheitliohkeit  in  der  Aegelnng  dea  adinl* 
flrstliohen  Dienated  herbeisnßlbren,  mOeihte  ich  an  dieaer  Stelle  nooh 

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40i 


Tabelle  IX. 

Ilbmieht  tt»«r  ii«  ii  den  einxelnea  Klassen  TOfkeueitei 
Kirp«rgri&ei  4er  SdnlkMer 

(in  Qrnppen  Ton  2  om  ÜiAnreni  geotdnet). 


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18 

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142,5—144,5 

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17 

13 

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17 

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4 

5 

4 

1 

10 

14 

160  —162 

2 

2 

5 

1 

1 

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162,5—164,5 

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125  97!  149 

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162 

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1048 

2098 

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402 


Tabelle  X. 

Übersieht  Aber  die  in  den  eiuelnen  Klaesei  Terkeueidei 

Kdrpergewiehte 
(in  Gruppen  geordnet  mit  je  2  kg  Diffeiens). 


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Knaben  | 

Xidchen  | 

Summa 
der  Schulkinder 

Klanen  ! 

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V 

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17.5-  19,5 
90  —22 

92.6—  24,5 

25  -27 
27,5 — 29,6 

30  -32 

«o  f\  «4,  fi 

o^,  o  — ,  o 

35  -37 

37,5—39,5 

40—42 

42.5—  44,5 
46  —47 

47.6-  49,6 
60  -62 
62>— 64^ 
66  —67 

_ 

2 
10 
22 
24 
21 
17 
13 

1  ^ 
1  4 

;  1 

1 
5 
9 
9 
8 
2 
3 
4 
2 
1 

1 

7 
25 
31 
36 
22 
14 
7 
4 
1 

1 

6 
29 
42 
37 
20 
21 
5 
2 
1 
1 

1 

3 
30 
26 
54 
35 
13 
7 
1 

4 

13 
60 
62 

38 
8 
7 

3 

2 

I3I 
79 

If 
1; 
1 

1 

17: 

95' 

168 

180 
131 
108 
85 
43 
31 
22 
10 
4 
6 
1 



1 

13 
19 
20 
18 
14 
8 
14 
1  4 
,  3 
1 

1  1 

1 
6 

14 
20 
18 
11 

6 
4 
4 

2 
2 

1 

10 
25 
29 
25 
19 
12 
12 
8 
4 
1 
1 
1 
1 

i 
48 
25 
27 
11 
6 
3 
3 

5 
34 
50 
44 
19 
13 
3 
2 
1 
1 

3 
31 
50 
47 
20 
7 
1 
1 
1 

17 
74 
66 
16 
1 
1 

20' 

IIC^ 
I60i 
166 
145 
104 
99 
71 
52 
43 
32 
17 
201 
8 
7 
3 
1 

37 

205 
319 
808 

325 
235 
207 
156 
!  95 
1  74 
'i  54 
27 
34 
14 

1 

1 

|i2d|44 

149 

165|169|  197|19ö||104&||l25|d7 

1491169 

|l72 

161 

176 

|l04fi^ 

Tabelle  XL 

Obenlekt  Iber  die  IHvelMbiittewerte  tm  KSiperlini^  ud 

-tiewiebt. 


Knaben  (1046  Kinder) 

K&dohen  (1018  Xiate) 

KleiMn 

Dttrehi4thniiti> 

DoreliMdinitti» 

PuTT^itffhnittf* 

Dorduohaitte- 

grtfte 

gewidit 

gewiokt 

om 

cm 

la 

Ib 

II 

IV 
V 
VI 

142  (>n 

i.i8.2ü 
135.50 
131  00 
126,00 
190,60 
118,00 

35,00 
32,50 
30,75 
28.50 
26,75 
98,96 
90.60 

143,75 
140,60 
135.00 

130  nO 
124,60 
118^00 
111,60 

88.26 
34,50 
31,75 
28,25 
26,00 
99,96 
19,75 

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403 


tinmal  wiederholen.  Eai  wenn  allerwirte  Ton  eonfthernd  gletehen 

GesielitspiinlcteQ  ansgeubeitet  wbd,  und  erst  wenn  -?on  den  irer- 
Bchiedensten  Autoren  und  aus  versohiedeosten  Orten  vergleichbare 
Poblikationen  Torliegen,  erst  dann  wird  die  SohnUiygiene  einen  wert* 
▼oUen  Beitrag  iiir  BaMenhygiene  liefern  können.^ 


*  Tergi  SoHomr:  Dm  Sobulantweteii  in  DeutioUaiid.  Dmw  ZtUmkrif^ 
im,  Heft  10,  8.  746. 


Bio  Flrdomg  ior  kiiporiidloi  Bniefcog  dmk  4i« 
8Mtf6nraItugeB  mii  4io  •■tmoekMde  Augwtallug  dor 
iiultUehü  BrhäugMttltM. 

Yortrftg,  gehelten  Ton  Prof.  Dr.  KooH  Tor  dem  Terein  für 
Mfentliehe  Oeanndheitspflege  im  Hersogtnm  BrannBchweig. 

Redner  erwähnte  einleitend,  daTs  aui  dem  6.  Deutschen  Kougre&se 
ÜBT  Volk»-  und  Jagendspiele  in  Dveeden  iwel  herforragende  Fachleute,  die 
Herren  TLnaasaa^rsmam  nad  Dr.  Sohmidt,  daa  obige  Thema  in  ein- 
gebeader  Weise  behandelt  haben,  wobei  sie  sich  auf  daa  relcMiehe  Hateiial, 
die  ihnen  die  Deutsche  StAdteansstellnng  bot,  sttttssen  konnten.  In 
diesen  Vorträpen  haben  die  (Tenaimten  die  Bedeotong  der  Volks-  und 
Jugcndspit'le  für  die  Gesundheit  und  Wehrkraft  des  Volkes  in  überzeugender, 
glänzender  Weise  darßeleRt  und  zugleich  die  Anfgaben  geschildert,  die  den 
StadtYerwaltnngen  aui  diesem  Gebiete  der  üffentUcheu  üesundheitspEege 
erwadiaen.  In  cnter  Linie  mflme  verlangt  werden,  dafs  dem  Tarnen 
täglich  mindeatens  eine  halbe  Stande  gewidmet  nnd  dals  der 
Tnmiiiiterriclit  an  sämtlichen,  auch  an  den  gewerblicben  nad  Fortbildangs- 
schnlen  eingeführt  werde,  dafs  ferner  den  Jngcndspielen  Plätze 
eingeräumt  werden,  dafs  man  auf  die  Einführung  von  Sehwimmnnter- 
richt,  die  Alllage  von  Badeanstalt i  ti,  RraiT^ebädern,  die  Änlacre  von  Eis- 
bahnen und  die  Veranstaltung  von  vateriimdiächeo  Festen  und  Voiksspieleu 
Bedacht  nehme.  Man  solle  jedenfalls  mehr  f&r  Spielplätze  als  für  Schmock- 
pUtie,  die  nicht  betreten  werden  dflrfen,  sorgea.  In  vielen  Städten 
Dentachlands  geschehe  jetit  soviel  fBr  Yolka-  and  Jngeadapiele,  dab  Braan- 
lehnttig  auf  diesem  Gebiete  längst  nicht  mehr  an  der  Spitae  marschiere; 
immerhin  sei  mancherlei  von  der  Stndt  pefchehen:  man  habe  hier  seit 
mehr  denn  30  Jahren  gefahrlose  Bahnen  für  b»  hUttschuliUiuter,  der  Leon- 
hardsplatz sei  von  der  Stadt  fär  die  Schule  iu  i>tand  gesetzt,  Schulärzte 
seien  augeätcllt  uäw. 


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404 


In  der  Diskussion  bemerkt  Dr.  Keck,  dafe  der  Ausschurs  bestrebt 
geweseo  sei,  die  SpielplatzrerhAltnisse  zu  bessern,  doch  habe  sich  bislang 
nichts  erreichon  lassen;  es  sei  daher  dankbar  anzuerkennen,  dafe  die  An- 
gelegenheit hier  wieder  angeregt  worden  ed.  Was  ührigeoe  die  Erriditimg 
eines  Fraaeshtdes  betreffe,  ao  fcOone  er  mitteilen,  dals  die  Sache  TOiUnflg 
wieder  verschoben  worden  sei*  —  Tnminspektor  HUMANN  hftlt  die  jetzigen 
drei  Spielplätze  nicht  fllr  ausreichen .  Fs  mflsse  vor  allem  anch  rnrhr 
fltr  die  Volksschüler  trescluhen,  doch  werde  stets  daratif  hingewiesen,  dals 
für  Spielplätze  kein  Platz  vorhanden  <;ei.  Bedauerlich  sei  es  auch,  daCs 
man  für  das  weibliche  Geschlecht  keine  Schwimmgelegeaheit  schaffe.  Auf- 
lineiid  sei  flbrigens  die  Tatsache»  daft  ao  fiele  Sehfiler  in  den  oberen 
OynrnasialMaasen  anf  ftnUiches  Zengnia  icm  Tum-  ud  SpielnnteRiebt  be- 
freit wttrden:  er  g^be,  dals  in  dieser  Beiiehimg  die  Herren  Ärzte  zum 
Teil  wohl  zn  groCses  Entgegenkommen  zeigten.  —  Prof.  Dr.  Kooh  gUnbt 
nicht,  dafs  die  Zeugnisse  ohne  Grand  ausgestellt  würden,  denn  er  müsse 
anf  Grund  seiner  langjährigen  Erfahrungen  bekennen,  dals  die  Anforde- 
rungen in  den  höheren  Klassen  stetig  gewachsen  und  zu  grofe  seien.  Er 
möchte  beantragen,  daCs  der  Verein  in  Verbindung  mit  dem  ärztlichen 
VeceiA  sich  in  dieser  Sache  an  daa  OherMid*Xo]]iiiB;iiini  wende  und  da(h 
an  mabgebeader  Stelle  nm  FMgabe  von  PUtaen  an  SplelawedEen  im 
Prinienparke  gebeten  werde.  —  Schulinspektor  Fokmeb  betont,  dab  die 
Leitung  der  Bürger-  nm\  Volksschulen  ein  lebhaftes  Interesse  an  Schnl- 
spielen  hfltte,  dafs  man  aber  immer  hören  müsse,  dafs  für  diese  Zwecke 
keine  Plät/e  Yorliandeü  seien.  —  Kommerzienrat  Gutkind  beantragt,  die 
städtischen  Behörden  zu  ersuchen,  da,  wo  es  noch  möglich  sei,  so  z.  B. 
im  aSdUehen  Teile  dea  Bfirgerparkes,  Spielplitae  ftr  die  Jogend  an  achaffen. 
—  Dr.  HwfiriWE  iat  nicht  der  Anrieht,  dals  onnOtigerwelae  Befreiuigaadieioo 
ausgestellt  würden.  Wolle  man  übrigens  das  Übel  beseitigeD,  ao  müsse 
man  dahin  trachten,  dals  die  Quelle  der  Nervosität,  die  zu  hohen  Anforde- 
rungen in  der  Schule,  zugunsten  der  körperlichen  Ausbildung  verstoptt 
werde.  Es  wurde  dann  besdilossen,  eine  Eingabe  an  die  mafsgebende 
Stelle  zu  richten,  damit  im  Prinzenpark  ein  geeigneter  Platz  fQr  die  Schul- 
spiele flberwiesea  werde,  und  femer  die  städtischen  Behörden  zu  ersuchen, 
dafe  ein  Spielplata  fttr  die  Jugend  im  aBdUehen  TeOe  dea  Bflrgerparfcea 
eingerichtet  werde.  [ftBnmtekio,  LtmäeBglf.*) 


Erste  Konferenz  rar  Fürsorge  fnr  Schwachsinnige  in  Österreich. 

Vom  Vereine  „FOrsori^e  für  Schwachsinnige"  einberufen,  fand  im  Fest- 
saale  des  Wähnuger  iiathauses  die  erste  österreichische  Konferenz  in 
Gegenwart  der  Vertreter  des  Mimsterinms  fOr  Kultus  und  Unterricht  nnd 
den  Landea-ScholbehMen  statt  Oberlehrer  Sohdibb,  der  den  Yoraite 
der  Konferenz  führte,  besprach  In  der  Eröffnungsrede  „dio  geacfaichtUche 
Entwicklung  der  Fürsorge  Schwachsinniger  in  Österreich*'.  Am  Schlosse 
seines  Peferats  sprach  der  Referent  den  Wunsch  aus,  dafs  das  österreichische 
UüterrichtsiiuDisteriuin  auf  Grund  des  §  59  des  Reichsvolksschulgesetzes 
den  Anstois  /ur  ScliaÜ'uüg  eines  Gesetzes  acben  möpe,  welches  Erziehung 
und  Unternchl  schwachsinniger  Kinder  sichert,  dals  ferner  eine  ölreng 


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405 


durchzufahrende  amtliche  Zählung  der  schwachsinnigen  Kinder  in  Österreich 
erfolge,  und  daft  endlich  da<?  Unterrichtsministprium  die  Rostrebnnfren  des 
Vereines  „P^ürsorge"  unterstiit/:e.  —  Lehrer  Bosbaüeb  referierte  über 
„die  Fürsorge  für  die  schulpflichtigen  Schwachsinnigen".  Die  gestellten 
Resolatioueu  wurden  oinstimiaig  augecoiniuen.  —  Lehrer  Miklas  stellte 
einen  Zmatsaatrag  anf  üntenicbtBEwang  fttr  sdiwachsimdge  Kinder.  — 
Der  8eetooi8«r  der  NiedttrOsterreichiscbai  Landespflege-  und  Besehäftigungs- 
tutaH  in  Kierling-Gnggiiig,  JoSKP  H^IiIjBB,  besprach  „die  Fttrsorge  ftlr 
die  ms  den  Schalen  nnd  Anstalten  entlassenen  Schwachsinnigen**.  — 
Bflrgerschullehrer  Johann  Hron  stellte  hieraaf  folgende  Anträge :  „  1 .  Die 
Konferenz  des  Vereines  „Fürsorge  für  Schwachsinnige"  wolle  an  den 
Berirksschulrat  der  Stadt  Wien  mit  der  Bitte  herantreten,  derselbe  möge 
im  Interesse  der  Schule  für  die  Lehrerschaft  Wiens  —  ähnlich  den 
StoCtefeflkiinea  —  Kuno  aber  die  Bebindlnng  des  geistig  abnomiateB 
Kiades,  verbanden  mit  prakHsehen  Ülvangen,  an  der  einiig  beetehcnden 
Abteilung  f&r  schwachsinniLre  Kinder  im  18.  Bezirke,  Anastasias  Grflngasse 
Nr.  10,  veranstalten.  2.  Die  Konferenz  des  Vereines  »FOrsorge  fELr  Schwach- 
sinnige" wolle  an  das  Ministerium  für  Kultus  nnd  Unterricht  mit  der  Bitte 
herantreten,  dasselbe  möge  in  den  Lehrplan  der  Lehrer-  und  Lehrerinnen- 
bildai^;sanbtalten  den  Unterricht  ftU*  schwachsiimige  Kinder  einfügen.** 

(„N.  Wien.  TagUati''.) 


Zwangserjuebnng  TerwAhrloster  Kinder  in  Österreich. 

Über  diesen  wanden  Punkt  in  den  Erziehungsverbältiii^sen  Österreichs 
sprach  vor  kurzem  Lehrer  Ebnst  Lo&bnz  Tor  einer  öffentlichen  Ver- 
sammlung in  Wien.  Die  Schaffung  eines  Zwangserziehungsgesetzes  —  sagte 
er  —  ist  für  Osterreich  eine  dringende  Notwendigkeit  geworden.  Die 
iDtemienmg  eines  Kindes  in  eine  Besserangsanstalt  gestaltet  sich  heute  in 
(yitonreieh  oogemein  adiwer.  Nacli  §  18  dea  Geaefizea  vont  10.  Mai  1878 
ttoft  ein  seboipflicfatiges  Kind  atraffiUlig  geworden  sein  —  also  ein  Ver- 
brechen oder  Vergehen  begangen  haben  — ,  es  roufs  gänzlich  verwahrloet 
sein,  und  es  darf  kein  anderes  Mittel  zu  seiner  Erziehung  mehr  in  Frage 
kommen,  dann  dnrf  erst  der  llichter  auf  Abgabe  in  eine  Bessemnp;=;anstalt 
erkennen.  Angesichts  solcher  Bestimmungen  drängt  sich  jedem  denkenden 
Menschen  die  Frage  anf,  ob  solche  Kinder  Oberhaupt  noch  zu  bessern 
dad?  ünser  Elternrecht  ist  auch  yeraltet  Die  Eltern  IcOnnen  beste  ihr 
Xbid  milidiaadeln,  moraUach  verkommen  laaaen,  Ja  zum  Vevbiecher  beraa- 
neben,  und  niemand  kann  es  ibnen  entreifsen.  Aneb  gebridit  es  aas  an 
geiigneten  Erziehungsanstalten. 

Im  Jahre  190C  bestanden  in  Preufsen  678  Fr^iehnngsfinstaltcn,  welche 
die  Liebestätifrkeit  geuTdndct  hat  und  erhalt,  deren  Vermögen  100  Millionen 
Hüd  deren  jahrliche  Ausgaheii  mehr  als  11  IMillionen  Mark  betragen;  im 
Jahre  1900  waren  in  den  genannten  Anstalten  30722  Zöglinge  interniert. 
Im  Jabra  1891  befimdea  aiefa  &i  England  78280  Kinder  in  Befamatory 
aad  Indnatrlal  Seboob.  Eine  engliacbe  GeaeUaehaft,  die  «Union**,  deren 
Pkotektor  der  Prinz  von  Walea  ist,  nmfdat  676  Anstalten  mit  62542 
Zöglingen.   Die  i^UniiHi''  antefbllt  zor  AnaforBcbong  der  Terwabileeten 


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406 


Kinder  eigene  Strafsenagenten.  England  ist  anch  das  einzige  Land,  wo 
die  Straffälligkeit  der  Jugendlichen  von  Jahr  zu  Jahr  sinkt.  In  Österreich 
gab  es  1897  nur  elf  Landesanstalten  nnd  nenn  private  Anstalten.  Voa 
den  Landesanstalten  waren  fünf  mit  Zwangsarbeitsanstalten  verbunden, 
Belegraum  war  in  «Den  diesen  AniiUtltMi  nnr  ftr  2464  Kinder  ToriiandflB. 
Der  Organisation  in  Merrelehiscben  Anstalten  liegt  das  KasemensTsCsai 
SQgmnde.  Die  Zahl  der  ZOglinge  ist  eine  zu  hohe.  Am  30.  Juni  1901 
waren  in  Eggenburg  445  Zöglinge.  Der  Leiter  kann  unmöglich  alle  Zög- 
linge  kennen.  Ein  Individualisieren  ist  ans£7P«;chlosspn,  Deshalb  sollte  ein 
Fürsorgegesetz,  wie  es  schon  fast  alle  Knlturstaateo  )ia])en,  geschaffen 
werden,  welches  gestattet,  dafs  man  Kinder,  welche  vervsaiirlost  sind  oder 
zu  verwahrlosen  Gefahr  laufen,  den  Eltern  wegnehmen  und  zwangsweise 
eizieben  dail  Im  Jalire  1881  betrug  die  ZaU  der  jugendliehen  Yer- 
brecher  in  Osterreich  5865.  Anf  100  wegen  Yerbreehens  YemiteHte  ent- 
fielen damals  17,5  jugendlicher  Verbrecher.  Im  Jahre  1897  war  die  Zahl 
der  verurteilten  Jugendlichen  auf  7285  gestiegen.  Der  wachsenden  Krimi- 
nalität der  Jugendlichen  ktmiite  man  nnr  auf  die  Weise  begpirnen,  dnfs 
man  die  betti  Inden,  hausierenden  Kinder,  dami  die  Kinder  jener  Personen, 
die  einen  unmoralischen  Lebenswandel  ffthren,  die  Verbrechen  begangen 
haben  nsw.,  in  Ajiatalten  oder  in  ordentlichen  Familien  onterbringt.  In 
Wien  gibt  es  Kinder,  die  den  EUem  weglaufen  nnd  monatdang  hemm- 
Inngern.  Ein  Prozefo  gegen  die  Inbaberin  eines  Massenquartiers  hat  be> 
wiesen,  dafs  zwölQährige  Kinder  in  einem  öffentlichen  Massenquartier 
nÄchtigten;  Knaben  nnd  Mädchen,  die  bereits  mit  ekelhaften  Krnnklieiten 
behaftet  waren,  schliefen  dort  in  gcmeinsanien  Ivetten.  Sdiulkinder  iiaben 
sich  in  Wien  wiederholt  zu  Diebesbanden  organisiert. 

Bei  der  Gründung  neuer  Anstalten  sollte  das  i?  amilienprinzip  berück- 
siehtigt  werden.  Das  »Banbe  Hans"  in  Hamboig,  das  «Johannenm*  in 
Berlin  sind  nach  diesem  Frinsip  organisiert.  Zelm  bis  fimfitehn  Knaben 
bilden  mit  dem  Familienleiter  —  einem  Lehrer  —  und  einem  oder  zwei 
Gehilfen  eine  „Familie'*.  Jede  „Familie"  bewohnt  ein  eigenes  Häuschen. 
Die  Durchfflhmng  dieses  Prinzips  ist  freilich  kostspieli??.  Die  höchste  Zeit 
wäre  es  ferner,  die  Abteilungen  für  Jugendliche  m  den  Zwancrsarbeits- 
h&nsern  aufzuheben.  Jeder,  der  in  „Korncuburg '  oder  „Göiiersdorf*  war, 
erhält  ein  Brandmal  aufgedrückt,  das  er  zeitlebens  nicht  wegbringt.  Koch 
verwerflicher  ist  es,  Kinder  wie  erwachsene  Verbrecher  in  behandeln  und 
in  Grefibignisse  nt  stecken,  wo  sie  sich  za  raffinierten  Verbrechern  heran- 
bilden. Die  Strafnachsicht  nOtst  wenig.  Der  Jugendliebe  kehrt  wieder  hi 
das  Milieu,  in  dem  er  zum  Verbrecher  wurde,  zurück  und  wird  kaum 
stark  genug  sein,  neuerlichen  Verführungen  zu  widerstehen.  Weiters  wird 
mau  ein  branchbares  Ililfspersonal  für  diese  Anstalten  durch  Errichtung 
eines  Pficgcrkurses  heranbilden  müssen.  Unter  groCsem  Beifalle  des  zahl- 
reichen Publikums  schloia  Herr  Lobenz  mit  einem  warmen  Appell  an  die 
iieie  liebestltigkeit  ftr  die  Terwahrlosten  Kinder,  denen  hente  statt  Ter- 
dieotes  Mitleid  mrrerdiente  Yerachtnng  zuteil  wird.  (»JV.  Wim.  Tt^M,") 


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407 


Mitintxt  iUitteUitiiitii. 


SpeisBiig  bedflrfliger  Schulkinder  im  Winter  1903/04  ii  Kaisenh 

lantern.  fypv  Stadtrat  von  Kaiserslanteni  hat  im  vorflossenen  Winter, 
wie  in  den  beiden  vorausgeßanfienen  Jahren,  auf  AniLLniriij  des  Bürger- 
meisteramt es  die  Speisung  bedürftiger  Kinder  ins  Werk  setzen  lassen.  Unter 
der  Leituog  des  Lokalschuliuspektors  Dr.  Schbbibj^u  wurde  dieselbe  in 
gleicher  Weise  dnrchgefilfart  wie  in  den  Voijahr^.  jDie  Znbereitang  der 
SpeiMB  flbenMhm  demgemftft  ivieder  die  atfldtisdie  EocUefarerin  Frlnlehi 
Schneider,  welcher  zur  Bewftltigimg  der  omfimgreidien  Arbeiten  noeh  vier 
Mfldchen  beigegeben  murden,  die  von  der  eigentUefaen  Kocharbeit,  sowie 
von  den  KeinicniD?«;-  nnd  Torbereitiingsarbeitflii  den  gansen  Tag  in  An- 
sprach genommen  waren. 

Die  Aufsicht  bei  der  Speiseverteilnng  nnd  diese  selbst  erfuhren  eine 
neue  Orgamsaüou.  Zu  dieser  worden  Mädchen  aus  der  Vil.  \oikäüchul- 
Uaase  und  ans  der  lUdcheniortbOdniigaBcliale  herangezogen,  welche  sidi 
in  einer  das  BedOrfiiis  ttbencfareitenden  Zahl  jeden  Tag  MwilUg  m  dem 
Geechilte  einatellten.  Ein  Teil  dieser  MAdchen  nahm  sellMit  an  der  Mahl- 
zeit teil,  und  es  gereichte  ihnen  sichtlich  znr  Genngtnnng,  dafs  sie  durch 
ihre  Mitarbeit  eine  Gegenleistung  bieten  durften.  Ein  anderer  Teil  unter- 
zog sich  der  YerteUongsarbeit,  ohne  dals  diese  Mädchen  an  den  Mahlzeiten 
teilnahmen. 

Znr  Anfsichtsfilhruug  bei  der  Speisung  erklärten  sich  das  weibliche 
Lehrperaonal  der  Tolknchale  nnd  emige  andere  junge  Damen  anf  er* 
gangene  Anfrage  bereit. 

Am  1.  November  1903  wnrde  mit  der  Speisung  begonnen.  Di^elbe 
wurde  mit  einer  ünterbrechunt?  vom  20.  Dezember  1903  bis  3.  Januar 
1904  bis  zuirt  20  Februar  1904  fortgesetzt.  Da  die  Speisung  auch  an 
den  Sonntagen  unterblieb,  so  ergaben  sich  im  ganzen  60  Speisetage. 

Die  Teilnahme  war  gleich  zn  Beginn  überaus  grofs.  Am  ersten  Tage 
stellten  sich  535  Eüslnstige  ein.  Im  Dezember  hielt  sich  die  Zahl  der 
TeOnehmer  Im  Durchschnitt  anf  483;  im  Jannar  betrug  dieselbe  tIgUch 
403  nnd  im  Februar  846.  An  den  60  Speisetagen  worden  im  Dorch- 
schnitt  täglich  408  Kinder  gespeist,  also  etwa  b*/s  %  der  die  Werktags- 
schale zu  gleicher  Zeit  besnchenden  Schüler.  An  dieselben  wurden  244S2 
Mittagessen  verabreicht. 

Obwohl  die  Einrichtung  nur  für  die  Speisung  von  \  oiksschülcrn  ge- 
troffen war,  so  stellten  sich  doch  täglich  auch  solche  Kinder  ein,  die  noch 
nicht  scholpflichtig  sind.  Soweit  die  BedOrftigkeit  unzweifelhaft  nach- 
gewiesen war  und  dsr  Yorrat  des  CMkochten  anareichte,  wurden  andi  sie 
bedacht,  wie  aneh  mit  den  Beelen  ailtl^ieh  mne  AntaU  besonders  be- 
dtlrftiger  erwachsener  Fenonen,  die  Arbeitsunfähigkeit  oder  Arbeitsmangel 
in  Not  gebracbt  hatte,  gespeist  worden  konnte.  Auf  diese  Weise  Stieg  die 
Gesamtzahl  der  aiugegebenen  Portionen  aof  2  «800. 


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408 


Nach  der  Absicht  der  Stadtverwaltung  sollten  nur  würdige  und  wirk- 
lich bedflrftige  Schnlkinder  der  Wohltat  teilhaftig  werden.  Zn  diesem 
Zwecke  wurde  täglich  eine  Kontrolle  der  Erschienenen  vorgenommen  nnd 
durch  das  BOrgermeisteramt  die  Frage  der  Bedürftigkeit  geprüft,  ohne 
dab  dabei  ein  «Um  strenger  Matetab  angelegt  wurde,  da  man  von  der 
Ansiebt  ansgmg,  dafii  in  einer  Zeit  des  allgemeäien  Arbeitamangels  auch 
der  sonst  arb^tskstige  und  sparsame  Mann  aeltweilig  anversehiddei  in 
schwere  Not  geraten  könne. 

Zur  Kontrolle  erhielt  jeder  teilnehmende  Schüler  eine  auf  seinen 
Namen  lautende  Znlassnngskarte  eingehändigt,  welche  er  täglich  mit  der  Be- 
stätigung des  Schulbesuches  durch  den  Lehrer  vorzuweisen  hatte,  um  zur 
Speisung  zugelassen  an  werden.  Diese  Anordnung  verfeUle  denn  andi 
ihre  Wirkung  nicht  Wdter  wurde  darauf  gehalten,  daft  die  Kinder  mit 
reinen  Händen  nnd  sauberem  Gesicht  am  Tische  erschienen.  Auch  in 
dieser  Beaiehnng  hatten  die  anf&nglich  mit  Strenge  dnrcbgeiShrten  Foide- 
mngen  eine  woMtntljre  erziehliche  Wirkung. 

Verabreicht  wurde  aa  jedes  Kind  ein  warmes  Mittagessen,  bestehend 
aus  Suppe,  Gemüse  nnd  Fleisch  nebst  Brot,  und  zwar  erhielt  jedes  Kind 
eine  zu  seiner  Sättigung  vollkommen  ausreichende  Poition.  Dabei  wurden 
die  IfaUieiten  unter  Berücksichtigung  des  Nährwertes  der  einadnan  Speiaen 
so  susanunengettellt»  dab  dieselben  dem  Bedftrfids  gerecht  wurden.  Um 
der  die  EAihist  Ton  Kindern  Tielfnr]i  na  hteilig  beeinflussenden  Einförmig- 
keit zu  begegnen,  wurde  an  jedem  Tage  der  Woche  eine  andere  Zu- 
sammenstellung der  Speisen  gewählt.  So  wurde  rei^elmafs!!?  7wisr!ipn 
Beis-,  Erbsen-,  Gerste-,  Linsen-,  Bohnen-  und  Kartoffelsuppe  abgewechselt, 
die  mit  Fleischbrühe  angesetzt  wurden.  Dazu  kam  Kartofifelgemflse  in 
verschiedener  Zubereitung,  Sauerkraut,  Rüben  usw.  nebet  etwa  40  g  Fleisch 
guter  Qnaiitlt,  das  serldeinert  Terabrsleht  wurde.  An  einem,  mehrftteh 
anch  an  zwei  Tagen  der  Woche,  gab  es  neben  einer  nahiliaften  Siq>pe 
Dürrobst  mit  Danqifiiudeln ,  welche  zwei  Herren  in  edlem  WohltiHgheits- 
sinn  fflr  die  ^finie  Saigon  -/u  stiften  die  Gflte  liattcn,  Thre  Namen  soll 
ich  nicht  nennen;  doch  kann  ich  es  nicht  unterlassen,  denselben  herzlichen 
Dank  im  Namen  der  Erfreuton  m  sacken.  Die  glänzenden  Kinderaogen 
an  den  Dampfhudeitagen  verptiichteu  und  bereohtigen  dazu. 

Die  Kosten  flir  die  Yeranstaltnng  belaufen  sieh  im  gaaaen  auf 
2789,02  Ifarlc.  In  diesem  Betrage  ist  das  Honorar  der  Kodüehrerin, 
welches  ich  ttbweinstimmend  mit  der  Zubilligung  in  den  Voijahren  auf 
125  Mark  anzusetzen  mir  erlaubte,  nnd  der  bezahlten  Hilfskräfte  einge- 
schlossen. Da  27  800  Portionen  Rbtre^ebea  wurden,  so  stellte  sich  jede 
derselben  im  Durchschnitt  auf  ^,9ti  Pfg. 

Anch  in  diesem  Jahre  ist  die  Veranstaltung  von  einer  gröCseren  An- 
zahl wohltätiger  Bürger  und  Institute  der  Stadt  mit  klemeren  und  gröfseren 
Geldbeträgen  unterstfltst  worden,  so  dab  rund  SSVsVo  Gesamtkosten 
durch  dieselben  gedeckt  werden  konnten.  Das  Übrige  wurde  dnem  Fonds 
entnommen,  der  durch  Zuweis tmc^on  verschiedener  Art  gesammelt  worden 
ist  und  der  mit  den  während  der  Speisnng5?zP!t  zugeflossenen  Beiträgen 
die  H<'>be  von  4142,07  Mark  erreichte.  Der  wohltätige  Einflufs  der 
Speisung  zeigte  sich  im  moralischen  Verhalten  and  in  den  Gesundheits- 


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409 


TerbftltBissen  der  Kinder:  alle  Kinder,  die  längere  Zeit  ononterbrochen 
an  der  Speisang  teilnahmen,  zeigten  ein  frischeres,  gesunderes  Aussehen, 
konnten  regelmäfsig  die  Schule  besuchen  und  schritten  nach  Mitteilung 
ihrer  Lehrer  in  dieser  Zeit  regelmäfsig,  zum  TeU  sogar  auffallend  rascher 
in  ihrer  geistigen  Entwicklung  fort. 

(Mitget  von  Dr.  SCHBBiBBB-Kaisenlantoni.) 
Speisniig  nnd  Kleidims  MBrfti^r  Sebvlkiiider  in  Zflriäi  im 

Schuljahre  1^03/04.  Der  Beginn  der  Suppenabgabc  ßcl  In  den  mcisteo 
Quartieren  der  Stadt  auf  den  14.  Dezbr.,  der  Schlufs  auf  den  12.  März. 
Die  Teilnehmerzahl  belief  sich  im  Anfang  auf  2934,  am  Ende  auf  2754; 
der  Durchschnitt  war  =  2849  (g*  gen  2251  im  Schuljahre  1902/03). 
Die  Zaiil  der  verbrauchten  Portionen  Suppe  mit  Brot  war  =  189012, 
die  Zahl  der  Zulageportionen  (Wurst,  Käse)  =  66790  (gegen  153 B67 
bezw.  53764  im  Voijahie).  Von  den  TeOnebmem  gehürten  ihier  Hehnat' 
bereefatignog  nach  7,4  der-Btadt,  23,8%  dem  Kanton  ZBnch,  86,6  Vo 
den  flbiigen  Kantonen  der  Sdiweiz  nnd  32,3  %  dem  Auslande  an. 

Zum  ersten  Male  ist  im  vergangenen  Winter  auch  die  Verabreich« ns? 
von  Kleidung  seitens  der  Schule  in  groikerern  Umfange  aufgenommen  und 
für  diesen  Zweck  vorerst  eine  Summe  von  2ÜüO  Frcs.  ausgesetzt  worden. 
Die  Verabreichung  des  Schuhwerks  und  der  Kleider  geschah  unter  Mit* 
Wirkung  der  Lehrer  und  der  Scbolabwärte,  welche  die  Schulbäder  bedienen  und 
bei  dieaer  Gdegenheit  leicbt  ihr  Aogemnerk  anf  dicgenigen  Scblfler  ricbten 
können,  die  mit  Kleidnag  and  Wäsche  b^nders  mangeUiaft  ausgerastet 
erscheinen.  Die  Gesamtausgabe  heKef  sieb  auf  32524  Frcs.,  der  Beitng 
des  Staates  betrug  3500  Frcs.  (nlVvt  d.  Zentralschulpff.'') 

Schülernnlersuchungen  in  Stntigart.  Der  Bericht  der  Kommis- 
sion der  Abgeordnetenkammer  für  Gegenstände  der  inneren  Verwaltung 
über  die  Schularzürage  ist  nunmehr  im  Druck  erschienen.  Das  Stutt- 
garter pNew  Togif^^  bebt  ana  demaalben  dasjenige  hervor,  waa  flb^ 
SehOlenrnterBochnngen  in  Stottgazt  gesagt  wird.  Der  Jetzige  Stadtant 
Dr.  Gabtpab,  der  seitens  der  Kommission  nm  eine  iLnfiwnmg  in  der 
Sache  angegangen  wurde,  bat  sich  dahin  ausgeaproehen,  dals  die  An- 
stelle! p  von  Schulärzten  notwendig  sei,  dafs  aber,  um  eine  Grundlage  für 
den  Schularztdieust  m  gewinnen,  zunächst  eine  lintersuchu  na:  der 
Schulkinder  voiausL^ehen  sollte,  für  die  in  Stuttgart  ^.nnörlist  8000  ^lark 
auügeworien  wurden  und  die  der/ieiL  iu  vollem  (jiauge  mi,  äu  dals  ein  Zaiiien- 
material  aieb  noch  nicht  feststellen  Iftfet.  Über  die  Art,  wie  hier  nnter- 
BBCbt  wild,  apficht  sieh  Dr.  Gabxpab  wie  f<dgt  ana:  Ea  weiden  an  jedem 
Kind  nntersucht:  Angen,  Ohren,  Nase,  Rachen,  wenn  nötig  mit  dem 
Spi^^.  Es  wird  untersucht  die  äufsere  Haut  auf  Ungeziefer  und  Haut- 
krankheiten durch  den  «^pe/ialistisch  vorgebildeten  Assigtenzar^t.  Es  wird 
gewogen  und  es  werden  genaue  anthropologische  Messungen  und  Wägungen 
ausgeführt.  Es  werden  untersucht  Herz  und  Lungen,  sowie  der  Urin 
jedes  Kindes.  Auf  diese  Weise  kommt  man  zu  genauen  Kcsultateu,  wie 
sie  Uaher  in  Deotachland  flberhaupt  nicht  exiatierBn.  über  jedes  Kind 
wifd  ein  Bogen  ansgefllUt,  nnter  Bemckaichtignng  der  Koaten  für  eine 
etwaige  Behandlung,  die  nach  den  allgemeinen  ärztlichen  Erfahrongen 
taxiert  werden.  Über  die  Besnltate  der  Untersndiang  sagt  Dr.  Gasxpab 

SekalfMOBdlwltapfltg«.  XVIL  21 


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410 


Tonrst,  soweit  sie  dcb  Qberblicken  lassen:  Eigentliche  Krankheitsbilder 
schwererer  "Natur  kommen  dem  Scliularzt  nicht  vor,  dagepjen  sind  Affek- 
tionon  des  Herzens  hier  nicht  gerarlc  «fltrn,  während  wir  bei  der  Tuber- 
kulose nur  ganz  geringe  Befunde  h 'k(*iii!ii(  u.  Von  den  Scharlach-  und 
Diphtheriefällen  finden  wir  fast  stets  noch  hiweifs  im  Urin,  ein  Hinweis 
auf  die  Notwendigkeit  diätetischer  Behandluag  während  der  Bekonvaleszenz. 
Aogen  lassen  aacb  in  der  VolksBdrale  viel  za  wfloschen  ttbrig,  während  die 
Ohrenbefande  gOnstig  sind.  Spriehfebler  werden  bereits  TOra  Lehrer  gemddet 
Ganz  enorm  sind  dagegen  die  Zustände  der  Unterernährung  and  gerideai 
erschreckend  die  Ungezieferverhältnisse.  Sicher  ist,  dafs  die  Altstadt  bis 
jetzt  am  schlechtesten  abgeschnitten  liat,  sowohl  was  den  Gesundheits- 
zustand als  auch  die  ilufsere  Haltung  der  Kinder  betrifft:  Augeuleiden  8  Vo, 
geminderte  Sehschärfe  19  %,  Ohreuleideu  4  7oi  gemindertes  Gehör  10  %, 
adenoide  Wucherungen  (DrOseogesehwOlste)  10%,  Hypertrophie  der 
Mandeln  44%,  Stotterer  und  Stammler  1,4%»  Schwachbegabte  1,1  %, 
Tbbeflnilose  der  Langen  2,8%,  niehttnberkolOae  Lungenletden  2,2%, 
Herzleiden  3,2  %,  Nierenstörungen  (Eiweifs  im  Harn)  4,6  ®/o,  Ungeziefer 
36,6%!  nautkrankheiten  5,8%,  Zähne  fehlen  10  7o,  /«bne  krank 
25%,  Khnf  hitis  (Knochenerweichung)  34%,  Bräche  1%,  maugelbai'ter 
Emährongszüstaiid  29  %. 

Alkohol  nnd  Schale.  Bei  Gelegenheit  eines  Vortrages  über  die 
Abatineos,  welehen  unlängst  Pkofessor  Wbicb8BLIIAüm  ii  Wien  Sm  Yetein 
abstinenter  Fraaen  vor  einem  änfserst  zahlreichen  Damenpnbliknm  hielt, 
and  in  \velchem  der  Ref.  für  die  totale  Abstinenz  eintrat,  worden  in 
lebhafter  Debatte  die  Mittel  erörtert,  welche  der  Abstinenzbestrebong 
förderlich  «ein  sollten.  Es  wnrdf  beschlossen,  an  die  Lehrerschaft 
heranzutreten  und  ihr  die  Verbreitung  der  Abstinenzforderungen  nahe- 
zulecen;  ferner  wurde  filr  ratsam  erachtet,  an  das  Unterrichtsministerium 
die  Bitte  zu  ricliten,  luuge  aus  den  Lehrbüchern  der  Schulen  alle  Trink- 
lieder nnd  sonstige  anf  YeilieiTlichmig  des  Alkohols  abzielende  Litentot^ 
erzeognisse  ansmerzen  lassen. 

Unentgeltliche  Benntsnn^  der  Tolksblder  in  Wies  für  ante 
Schulkinder.  In  der  Gemeinderatssitznng  vom  17.  März  d.  J.  wnrde 
zufolge  Antrags  des  Stadtrats  eine  Vermehrung  von  Freikarton  7um  Be- 
suche der  städtischen  Volksbäder  für  arme  und  würdige  bchuler  und 
Schülerinnen  der  Volks-  und  Bürgerschulen  beschlossen ,  und  zwar  von 
20000  auf  80000.  (Mitg.  von  Dir.  E.  BAYa-Wien.) 

Beniitginif;  der  ScMbraiiebUer  im  Mtraberg.  Wie  der  «fWMfc. 
Courier*  mitteilt,  sind  im  Jahre  1903  in  den  16  stldtisdien  Scbnlbranse- 

bädem  an  loTlVs  Badetagen  von  419  Volksschulklasaen  mit  22:]?0 
Schulkindern  (10664  Knaben  und  11656  Mädchen)  im  ganzen  343689 
Bader  genommen  worden,  nnd  es  treffen  auf  einen  Pndetag  durchschnittlich 
219  Bäder.  Gegenüber  der  Benutzung  im  Jahre  1902  ergibt  sich  eine 
Mehrung  von  152  Badetagen,  24  Schnlklassen  mit  1620  Kindern  (592 
Knaben,  1028  Mädchen),  411Ö4  Bädern  und  durchschnittlich  6  Bädern 
an  einem  Badetage.  Jedes  SchnUdad  konnte  wöchentlich  einmal  baden t 
Eine  Eänstellmig  des  Badens,  z.  B.  wegen  grolaer  Etite,  war  1908  nicht 
notwendig* 


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411 


fiesnndbeitsschSdliehe  S^biillokale.  Von  der  ftinften  Strafkammer 

des  I.andgericlitsn  in  Berlin  wurdo  ein  Vater,  d^r  von  der  Ortsbehörde  nnd  vom 
Schöffengericht  geböfst  worden  war,  weil  er  sein  achtjähriges  Töchtercheii 
mit  dem  Hinweise  auf  die  Gesnndheitsächadiichkeit  der  Schulloknle  in 
Schöne  IC  he  bei  Fnedrichsbs^en  vom  Sehulbesuche  femgehaken  hatte, 
freigesproebei.  Wie  der  i,B«rh  ZdAaZonff."  berichtet,  gelang  es  ihm, 
durch  sächTeratftiidigeiiaiuBagen  deo  Beweis  in  liefern,  d$&  in  der  Tat 
der  Zustand  des  Scbidgebändes  Gefahren  tta  die  Gesundheit  der  Kinder 
in  sich  schliefse. 

Förderung;  der  ImpfoDg  dnrch  die  Lehrer.  In  dem  von  der 
nied.  österr.  Stalthalterei  an  das  Ministerium  des  Innern  erstatteten  Impf* 
haaptberichte  für  das  Jahr  1903  wird  anf  den  steten  Rückgang  der 
Impfung  hingewiesen  und  diese  Erscheinung  damit  erklärt,  dals  es  in  der 
Berölkernng  vielfach  an  dem  richtigen  YerstmdaiBse  ftr  die  Bedeatnag 
der  Implnng  fehle  nnd  gegen  diese  somal  ton  Anhängern  des  Natnrhetl- 
verlahrens  ebe  rfibrige  Agitation  entfaltet  werde.  Da  es  im  wohlverstan- 
denen Interne  der  Bevölkemug  gelegen  ist,  dafs  die  berufenen  Faktoren 
durch  Belehrung  aber  den  Zweck  und  die  Wohltaten  der  Impfung  ein- 
wirken, fordert  der  Landesschulrat  die  Bezirksschulräte  anf,  die  unter- 
stehende Lehrerschaft  anzuweisen,  in  diesem  Sinne  zur  Hebung  der  Impfung 
nach  Kräften  beizutragen.  Ein  derartiger  Erlals  ist,  wie  das  „N.  Wim* 
TofhL*  bericbtet,  an  alle  Beaiikisdiairlte  in  NiederOstemich  ergangen. 

Kisdenchlti  ii  Eagllld.  Bei  Anlaiä  der  Scfaildemng  emer  Ver- 
1i  u  Hung  des  Sebwurgerichtshofes  in  Exeter  gegen  eine  Mutter  (frflhere 
Erzieherin),  welche  ihre  zwei  Mädchen  in  geradezu  barbarischer  Weise 
mißhandelt  hatte,  wird  von  den  Tagesblttttem  erwähnt,  dafs  die  „National- 
gescllschaft  zur  Verhütung  von  Grniisamkeit  g^en  Kinder"  jährlich  im 
Durchschnitt  in  lOÜUOO  Fällen  interveniert  und  bald  die  Gesamtziffer  von 
einer  Million  Interventionen  erreicht  tiaben  wird. 

IMe  Strg«  fir  dis  kirpwUeke  Ged«ik€i  der  Jigead  empfiehlt 
Dr.  G.  KsBSOHBiraTBZNXR  den  Städten  in  emer  Broscfaflre:  «Eine  Anf« 

gäbe  der  StädteverwaUnngen*.  Fflnf  Stocke  —  sagt  der  Verf.  —  kommen 
für  die  Stadtverwaltungen  vor  allem  in  Betracht:  Hebung  des  Turnunter- 
richts, Sclmffung  von  Spielplätzen  und  Badecjelegenheiten,  Pflege  der  Schüler- 
wanderungen, Unterstützung  von  Verein«  u.  die  in  gemeinnütziger  Weise 
die  Leibesübungen  fördern.  Drei  Turnstunden  wöchentlich  genügen,  nur 
sollten  sie  so  gelegt  werden,  dafs  jeder  Schüler  täglich  eine  halbe  Stande 
tnmt  Überall  sollten  helle,  geräumige,  luftige  Tnmballen  vorhanden  sein 
nnd  sollte  im  Freien  geturnt  werden«  wo  nnd  wann  es  immer 
angeht.  Weniger  als  für  das  Tomen  geschieht  seitflW  der  Stadtverwal- 
tungen für  das  Spielen.  Fast  überall  fehlt  es  an  der  notwendigen 
Zahl  der  profscn,  freien  Spielplätze.  Keine  gro&e  Anlage  ohne 
Spielplatz,  aut  dem  lio  Jugend  sich  austommeln  kann,  das  sollte  der  erste 
Grundsatz  aller  Stadtgitrtnereien  sein.  Für  die  Schülerwanderuugen  sollten 
feste  Snmmen  in  den  städtischen  Uaoshaltsplan  ehigesetzt  werden.  Dia 
Schwimmen  ala  Gegenstand  des  planmAisigen  Unterrichts  an  Schnlen  ist 
nen,  aber  die  biaberigen  Erfahrungen  sind  so  günstig,  dals  sie  entschieden 
fflr  die  MögUcbkeit  i^eihUcber  EntwieUnng  nnd  Verbreitung  sprechen. 

21* 


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412 

Es  würe  wtUiscliCDSwert ,  dafs  des  Yeif.  Uue,  «iodringlicbe  und 
warmherzige  Darlegungen  recht  vielen  StadtrerwaltoDgen  zu  Geiicfate  kftmen 

nnd  Ton  ihnen  beherzigt  würden. 

Zur  Ansf  fihmng  des  Kindersehatxgesetzes  in  fiambnrg  hat  die 
OberscbulbehOrde  die  Hanptlehrer  und  Lelurer  an  den  öffentlichen  Volks- 
schalen  angewiesen,  mitzuwirken  bei  der  Kontrolle  Uber  die  Befolgong  der 
YorBdiriftea  betreffend  die  Kindenrbelt  in  gewerblicheB  Betrieben.  Wie 
die  ,fia«.  "Btaasisl^  (Nr.  10)  mitteOt,  beifit  ob  in  dieeer  Anweining:  »Das 
Gesetz  bietet  fOr  die  Znkunft  die  Handhabe,  einer  ftbr  Kinder  angeeigneten, 
sowie  einer  llliermäfsigen  oder  in  zu  früher  oder  zn  später  Stunde  statt- 
findenden Arbeitsleistung,  die  die  körperliche  EntwickluDg  der  Ivinder 
schädigt  oder  ihnen  die  zum  erfolgreiclien  Besuche  der  Schule  notwendige 
Frische  nimmt,  in  wirksamerer  Weise  als  bis  jetzt  entgegenzutreten.  Bei 
AoBübang  der  Kontrolle  ttber  die  Befolgung  des  Gesetns  sind  folgende 
YorsdurUten  so  beobiehten:  »Sobald  sieb  ein  Kind  in  der  Schale  anfMlend 
müde  oder  naoUftssig  zeigt,  mit  seinen  Scbnlarbeiten  im  Bttekstande  bleibt, 
oder  ms  anderen  Gründen  die  Yermntang  besteht,  dafs  es  zn  stark  oder 
so  unrechter  Zeit  angestrengt  wird,  so  ist  dem  Hauptlelircr  Mitteilung  m 
machen  and  von  diesem  das  Kind,  aber  nicht  in  Gegenwart  der  UbhgeA 
Schüler,  Aber  die  Beschäftigung  aufserhalb  der  Schule  zn  befragen." 

Wenn  der  Hanptlehrer  hierbei  die  Ansicht  gewinnt,  dafs  das  Kind 
flbermftbig  angestrengt  wird,  soll  er  Bttekspraefae  mit  dem  Vater,  der 
Matter  oder  dem  Yormonde  des  Kindes  nehmen  und  diese  erentaeU  aaf 
die  Straf bestimmangen  des  Gesetzes  vom  30.  März  1908  kinwelsea.  Ist 
nach  der  Lage  der  Sache  hiervon  ein  Erfolg  nicht  zu  erwarten,  so  soll 
der  Hanptlehrer,  falls  es  sich  nm  Beschäftipimg  des  Kindes  in  einem  ge- 
werblichen Betriebe  handelt,  ein  mit  den  Ergebnissen  der  Ermittlungen 
ausgefülltes  Fomiuiar  der  Oberscliulbehörde  einreichen,  die  es  dann  der 
Gewerbeinspeküon  Qbennitteln  soll. 

Über  difl  «GemdbeitfTtTUltiiiie  der  SehilMider  ii  dei 
Wteimr  dflimfliekea  Volki-  und  Btrgencbiilen  macht  das  Wiener 
Stadtphysikat  in  „Do«  Mar.  Sanitätstoesen^  (1904,  Nr.  5)  einige  inter- 
essante statistische  Angaben,  denen  wir  folgende  wesentlichste  Besoltate 

entnehmen: 

Die  Schulkinder  der  öffentlichen  Volks-  und  BOrgerschnlen  ^VlCüs 
zeigen  im  gaiueu  eine  Mortalität,  die  viel  geringer  ist  als  diejenige  der 
GessrntbevOlkerang  and  Mentend  geringer  als  die  der  Altersstufe  swisdieii 
dem  zweiten  nnd  sechsten  Lebeni^ahre. 

An  der  Mortslitit  der  Wiener  BeTölkemng  an  toberkolflsen  Krank- 
heiten partizipieren  die  Wiener  Schulkinder  mit  einem  Anteile,  der  viel 
geringer  ist,  als  jener  der  Gesamtbevölkerang  and  der  Altersgruppe  swischem 
dem  zweiten  und  sechsten  Lebensjahre. 

Immerhin  zeigt  die  Mortalität  an  Tuberkulose  eine  Höhe,  deren  Be- 
kämpfung notwendig  erscheint.  Vieles  failL  hier  dem  Eltemhause  zu  (£r- 
nSbrnng,  Wobnnng,  Kleidang);  die,  wie  es  seheint,  Itiologiack  wenig  be- 
teiligte Behnle  kann  dorcii  Belehrong  beittgliek  der  Hintanhaltang  der 
Taberkoloee  darch  vorbeogendc  Mafsregeln,  darunter  insbesondere  dnroh 
AbhArtong  and  Erziekong  zor  Beinlichkeit,  ftniserst  natdidi  eingreilin. 


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413 


Die  a]1  gemeine  MorbiditiU  cler  Wiener  Schulkindpr  ist  entsprechend 
dem  Alter  dvr  Kinder  und  der  zarten  Konstitution  vieler  derselben  eine 
ziemlich  liohe;  i»ie  ist  liölier  bei  den  Mädchen  als  hei  den  Knaben, 
scheinbar  höher  in  Beziiken,  m  weichen  die  liebens-,  Wohnungs-,  Erwerbs* 
«ad  GmadbeitSYeriiittoiflse  der  BeTOIkemng  als  günstigere  betnushtei  werden. 

Auf  des  Alter  der  Schulpflicht  entfallen  beilinfig  von  den  Erkranknngen 
an  Mnmps  68%,  Scharlach  40%,  VarizeUen  d57e*  Masern  26%, 
Diphtheritis  20%  and  Keochhusten  20%. 

Von  den  infektiösen  Krankheiten  erweist  sich  der  Scharlach  mit 
Kücksicht  anf  seine  Verbreitnng  im  schulpriiclitigen  Alter  und  seine  Leta- 
lität als  die  gefälirlichste.  Die  Diphtheritis  hat  unter  dem  Einflasse  der 
Senunbehandlang,  früiizeitiger  ärztlicher  und  Spitaibehandlung  ihre  Schrecken 
eingeblliht  uid  weist  heoto  otheni  die  gleiche  Letalititt  anf  wie  der 
Scharlach.  Die  Haaem  haben  im  Alter  der  Schalpflicht  ihren  Ruf  einer 
wenig  gefährlichen  Krankheit  bewflhrt;  im  vonchn^ebtigeo  Alter  ist  die 
Letalität  der  Masern  eine  gröfsere. 

Die  hohe  Morbidität  der  Schulkinder  macht  es  den  Schulorganen  zur 
Pflicht,  den  Gesundheitsverhältnissen  der  Schulkinder  die  gröfste  Aüfraerk- 
samkeit  zu  widmen  und  bei  Zweifeln  Aber  den  Gesundheitszustand  eines 
Kindes  die  weitere  Belassung  desselben  in  der  Schule  Ton  dem  haus- 
besw.  amtaftntUchen  Zeogniaae  abhängig  an  maehen. 

Erwihnt  sei  noch,  dals  anf  Kopf  nnd  Sdn^jahr  im  Dorchachoitt  einer 
zehnjährigen  Periode  13,27  Kraokheitstage  kommen  —  eine  Ziffer,  die 
als  bedeutend  hor'eichnet  werden  niufs  —  nnd  dafs  bei  einer  Durchschnitts-  «  • 

zahl  von  170 OnO  Schulkindern  täglich  6548  Kinder  (beinahe  4  %)  wegen 
Krankheit  die  Sdinle  nicht  besuchen. 

Die  Beköätigang  Yon  Schulkindern  im  Kreise  Malmedy  erfreut 
sich  des  grölsten  Beifalls  der  Bevölkerung.  Die  Zahl  der  Teilnehmer  ist 
im  steten  Steigen.  Oegenfiber  3636  Suppenportionen  im  Vinter  1901/02 
Warden  im  Winter  1902/03  7853  Portionen  an  Schulkinder  verabfolgt. 

Wie  ^  Die  Jugend fürsorgt^  (1904,  Nr.  2)  mitteilt,  wird  durch  diese  wohl- 
tätige Einrichtung  nicht  nur  die  Gesundheit  der  Kinder  gokräftigt,  sondern 
auch  die  Ref^rlrnilfsigkeit  des  Schulbesuches  in  auffaliomler  Weise  be- 
günstigt. Die  i.eiirir,  die  sich  der  Angelegenheit  mit  greisem  Interesse 
annehmen,  sprechen  sich  Uber  die  infolge  der  verbesserten  Ernährung  ge- 
steigerte Lflislnagsfthigkeit  der  Schnlkiader  sehr  befriedigt  ans, 

Bb  mm  Miühaifbanprogmui  fir  Uuibirg  verlangt  Vouabs 
in  der  „Pid.  M^iffm"  (1904,  Nr.  3).  Er  weist  darauf  hin,  dab  ein 
Volksschulhaus  in  Hambnrg  mit  30  Kl.i^senränmcn  an  Baukosten  drca 
300000  Mark  erfordere  gegen  ca.  ^i()l)UUO  Mnrk  in  Mflnrhen.  Sodann 
rügt  er,  drifs  nicht  nur  gewisse  Mitglieder  der  Bürgerschaft,  sondern  auch 
einzelne  Organe  der  städtischen  Bauverwaltung  mit  gröfster  Zähigkeit  an 
manchen  alten  Einrichtungen  festhalten,  so  dals  man  lu  Hamburg  immer 
noch  keinen  Boden  finde  ftr  das,  was  in  anderen  Stidten  ab  Fortschritt 
langst  dnnhgeftthrt  ist  nnd  sich  bewifaft  hat.  Beispielawelse  erinnert  Y. 
an  die  zähe  Opposition ,  wdche  die  Einführung  der  freistehenden  Klosetts 
mit  Einzelsptilung  in  den  Tcrsrliiodensten  Kreisen  fand.  Erst  ein  tragischer 
Vorfall  —  sagt  er  —  bewirkte  die  Abschaffoog  des  TcrwerfUchen  Trog- 


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4U 


Systems.  Jetzt  aber,  da  die  bessere  EiDfichtung  der  freistehenden  Wasser- 
klosetts da  ist,  zeigt  sich,  dafs  all  die  Schwierigkeiten,  die  früher  kon- 
strniert  wurden,  und  die  zahlreichen  Gründe,  die  angeblich  gegen  die  Ein- 
ftlhmng  dieses  Systems  sprechen  sollten,  nur  theoretischen  Erw&gungeu  und 
ToftdeieB  entstnmiiteD  uad  Im  Omnde  geoommeQ  nur  in  der  Lnft  staideii. 

Den  KemiNiiikt  der  Ferdenmgen  naefa  YeibeneniBgeii  im  Hamburger 
Scbnlbau  sieht  V.  In  der  Beichaffenlieit  der  Klassenzimmer  nnd 
ihrer  Einrichtung.  Solange  —  sagt  er  —  die  Klassenzimmer  der 
Hamburger  Volksschulen  nicht  pröfsere  Ausmessungen  erhalten  als  bi«;her, 
und  solange  sie  noch  ausgerüstet  werden  mit  viersitzigen,  ja  in  der 
neuesten  Schule  sogar  zum  Teil  mit  fttnfsitzigen  Bänken,  kann  von  Fort» 
schritten  in  der  Schulhygiene  bei  «is  nicht  gesprochen  werden. 

Auf  Onmd  Jtm  Ansmessongen,  die  Y.  an  den  in  Dresden  anigeilellten 
VoUnscIralplInen  mit  Besag  an!  die  KlaasengrOfte  Torgeoommen,  stellt  er 
dann  fslgende  Tabelle  zusammen: 


Stadt 


Aachen,  Volktschule  

MittdMhiüe  

Augsburg  

Bamberg  

Berlin  

Braunsohweig  

Brealao,  Hittelschule  

Volksschule  

Cassel  

Chemnits  

Danzig  

Darmstadt  

Dresden  

Frankfurt  a.  II  

Halle  a.  8  

Hannover  

Hamburg  

Königsberg  •  «  

lA'il'r')^  .*••.•••...•••........• 

Magdeburg  

MäroB  

München  

Nürnberg  

Planen  ^  

Schöneberg  

Strafslmrg    

.Stuttgart  , 

V\m.  

Wicsljadcn  

Würzburg  


Ssitzig 
Siitiig 

M 

n 
• 

n 
n 
n 
» 

n 

n 

» 

4  und 

5  sitzig 
Stittig 

a 
• 
n 
n 
n 
n 
n 
» 

H 
t 

m 


V 
N 

'S. 
c 


m 

9,6X7 
8X« 

10  ■■•7.50 

10,93X7.58 
8,16XtJ,64 
9X6,60 
8,59X6,12 
9,50X6,60 
6X9 
10X5,5 
10^X6,20 
9,90X6,32 

0X6 
10,47  Xfi.40 
6X9,30 
9X9 

7,50X6,70 

8,50X6.50 
6.'23x  10,04 
9,50X7,16 
9.76X8.76 

11  V7 
9,90X6,76 

10,01  X6,61 

8,00X6,49 
9.50X7 

6X10 
6,50X11 

?X9 

UX6 


80 
48 
72 
72 
60 
60 
54 
60 
60 
54 
60 
60 
48 
48 
60 
H 

66 

60 
48 

48 

60 
70 
60 
54 
72 
72 
54 
60 
60 
60 


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415 


Es  geht  ans  dieser  Tabelle  hervor,  dafs  die  absoluten  Schülerzahlen 
in  den  Volksscbulklassen  vieler  deutscher  Stfidte  ungemein  hoch  sind  and 
dals  Hamburg  in  dieser  Besiehung  dnrdiaus  nicht  am  ungünstigsten  da- 
steht, daft  aber  relatiT  die  Sdiiilsiminer  in  Hamborg,  ihrer  geringen 
Dimensionen  halber,  viel  zu  dicht  bevölkert  sind,  da  tni  einen  Schüler 
nur  0,75  qm  Bodenfläche  kommen. 

Tnrntracht  Ar  MJldchen  ond  Fmnen.  Diesen  Gegenstand  be- 
handelt in  der  „D.  Turn-Zig.'^  (1904,  Nr.  8}  F.  Hoffmann  -  Breslau. 
Nach  einer  hi^torisr]1en  Einleitnnp  über  das  .Madi  hcnlnmen  und  die  all- 
mäbliclie  Entwicklung  der  Irauen-iuinabteilungen  und  iliren  Anschluia  an 
die  KlnnertnnYeraine,  weist  H.  daruf  hin,  dais  gegenwärtig  dii  Tomen 
der  Frauen  immer  mdur  den  Chankter  emster  tnraeriseher  Arbeit  an- 
nehme und  dals  die  Erweiterung  des  Übungsstoffes  fOr  bessern  Turnerinnen 
sich  hauptsächlich  auf  dem  Gebiete  des  Gerüetoroens  vollziehen  werde. 
Dieser  Fortschritt  —  sagt  er  —  ist  durchaus  berechticrt.  denn  e«;  liocrt 
kein  stichhaltiger  Grund  vor,  den  Übungsstoflf  für  Mädchen  und  Frauen 
so  eng  zu  beßrcnzen,  wie  es  bis  jetzt  im  allgemeinen  üblich  war.  Aber 
man  mufs  sich  entschlielsen,  Bock  und  Unterrocke  preiszugeben  und  in 
einem  weiten,  nnterhalb  des  Knies  abseUiebenden  BeinIdeide  m  tomeo. 
Viele  Geritllbongeo,  die  toh  Mädchen  und  Franen  aosgeflkhrt  werden 
könnten,  dürfen  gar  nicht  in  Betracht  kommen,  weil  einmal  der  faltige 
Bock  die  Turnerin  in  Gefahr  bringt,  anderseits,  weil  in  dem  Zuschauer 
ein  ästhetisches  Unbehagen  erregt  wird,  wenn  bei  Ausführung  der  Übung 
der  Kock  bald  nach  dieser  bald  jener  Seite  fliegt  oder,  sich  aufrollend, 
die  Knie  frei  legt.  Aus  diesen  Gründen  ist  man  bereits  in  einigen 
Fraueuabteilnngeu  damit  vorgegangen,  den  Franenrock  beim  Turnen  zu 
Terbannen  nnd  hat  damit  nnr  gute  Erfthrongen  gemacht.  Yiel  lauter 
und  allgemeiner  aber  mfl&te  die  Losong  ertOnen:  «Weg  mit  dem  Franen- 
roek  beim  Turnen!  Er  ist  ein  Hemnudrab  in  der  gedeihlichen  Ent- 
wicfclDii.ir  des  Minlclicn-  und  Frauenturnens!" 

Die  Frage  der  Einrichtnog  von  Sonderklassen  für  Schwer- 
hörige wurde,  wie  wir  der  „Päd.  Zig.^  (Nr.  17)  entnehmen,  in  einer  gemein- 
samen Sitzung  des  Berliner  „Vereins  für  Sprachpflege",  der  „Pädagogischen 
Vereinigung"  und  der  „Vereinigung  für  Schulgesundheitspflege"  behandelt. 
Folgenden  Sätzen  wnide  hierbti  ingestinmit:  1.  Der  Einrichtung  von 
Sonderklassen  für  Schwerhörige,  in  denen  die  Kinder  ohne  Rflcksicbt  auf 
ihre  geistige  Befftbigung  den  gesamten  Unterricht  empfangen,  ist  sowohl 
für  geistig  minderwertige  als  auch  für  geistig  normale  Kinder  aus  päda- 
pocrischen  Gründen  ab/nlfhnen,  weil  die  Kinder  dadurch  in  ihrer  geistigen 
Entwicklung  gehemmt  werdrn.  2.  Sehr  schwerhörige,  also  fast  taube 
Kinder  sind  einer  Taubstummenanstalt  zu  überweisen.  3.  Kinder,  die  auf 
kurze  Entfernung  eine  deutliche,  mälsig  laute  Sprache  verstehen,  bleiben 
in  ihrem  bisherigen  SchnlTerfaftltnis;  doch  ist  ftr  sie  erforderlichenfalls 
ein  Artiknlations-  nnd  AUesennterricht  von  einer  Stunde  täglich  sn  emp- 
fehlen. 

Hfitterabende,  neben  den  Elternabenden,  verlangt  in  der  ^Päd. 

Heform"  (1904,  Nr.  In)  eine  Hambnr^'or  Lehrerin  M.  .T.\RMS  aus  dem 
Grunde,  weil  die  schon  äeit  einigen  Jahren  an  einer  Keihe  von  Schulen 


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416 


in  Hamburg  eingerichteten  Elternabende  weseotlicb  uur  der  l  iiL€rhaltanf, 
der  Pflege  kanstlerischer  Bildung  dienen,  während  die  Mütterabende 
den  Zweck  haben,  die  Ideen  der  innigen  BeMvngen  zwiMhos  Sehlde 
mid  Ham  der  TenrirUiehnng  nlher  za  bringen  md  gerade  die  Fnn, 
der  Ja  doch  in  der  Familie  die  firnebuogsarbeit  znnftchst  obliegt,  an  der 
Sehlde  zo  interenieren.  Die  Gegenwart  der  Väter  soll  nicht  unter  allen 
Umständen  an^(?cschlossen  <;rin,  doch  würde  fürs  erste  und  zn  aUemeiflt 
ilire  Abwesenheit  Torzusiehen  sein. 


Der  BeaUche  Verein  für  Knabenhandarbeit  wird  seinen  XVI. 
Kongreb  In  den  Tagen  Tom  1.  bis  8.  JoU  in  Wonne  abhalten  und  ladet 
anfser  seinen  Yerdnenitgliedem  jetzt  ancb  alle  Ffeonde  nnd  Fdrderer 

seiner  Bestrebungen  znr  Beteiligung  ein;  insbesondere  richtet  er  dieae  Ein- 
ladung aucli  an  die  Behörden  des  Staates  und  der  Gemeinden,  an  die 
Lehrerschaft,  an  Eltern  nnd  an  die  Mitglieder  von  Vereinen,  die  sich  mit 
der  Förderung  der  Jugenderziehung  befassen  und  mit  ihm  der  Meinung 
smd,  dais  dieselbe  einer  zeitgemäfsen  Weiterentwicklung  bedarf  und  dafs 
hierbei  der  iCnabenhandarbeitsunterricht  nicht  abersehen  werden  darf. 

lüe  seit  dem  letzten  Eongreis  des  VereinB  in  Karisnihe  1899 
flosaenen  Jahre  sind  sowohl  Ar  den  Ausbau  der  Theorie  des  Knaben- 
handarbettsonterrichts  wie  anch  fttr  die  Erprobung  der  in  der  Unterrichts- 
praxis gangbaren  "Wof^e  nicht  nnt^enntzt  geblieben.  Indem  die  Vereino- 
leitnng  davon  abstellt,  die  theoretische  Grundlegung  des  Handarbeitsunternchts 
7Tim  Gegenstände  besonderer  Erörterung  auf  dem  bevorstehenden  Kongrefs 
zu  maciieu,  glaubt  sie  den  Interessen  der  Sciiule  am  meisten  dadurch  zu 
dienen,  daft  sie  die  Anfinerksamkeit  anl  den  in  TdkssdndeB  der 
Stadt  Wenns  etngefitthrten  „Werknnt  er  rieht"  hinlenkt,  d.  h.  anf  den 
mit  einfachen  Mitteln  im  Schulraum  betriebenen  nnd  in  die  Lehrfächer  der 
Volksschule  eingereihten  II{*ndarbeitsunterricht,  dessen  DurchfiDhrung  in 
Worm-^  unter  T.eitung  des  Schulinspektors  Scherer,  mit  Zustimmunfr  nnd 
Unterstützung  der  staatlichen  und  städtischen  Behörden,  möglich  war.  r>er 
Kongrefs  wird  den  deutschen  Schulmännern  Gelegenheit  geben,  sowohl 
diesen  Unterrichtsbetrieb  praktisch  kennen  zu  lernen,  wie  anch  die  Be- 
grllndung  der  leitenden  Gesiehtspnnfcto  zu  hOren.  Anlserdem  wird  die 
Gestaltung,  die  der  Enabenhandarbeitsanterrieht  ohne  InAeren  Zasammen- 
hang  mit  der  Schule  in  den  sogenannten  Schalerwerkstätten  ange- 
nommen hat.  sowie  seine  Stellung  im  Knabenhort  und  in  den  Hilfs- 
schulen zum  Gegenstand  der  Krörterurg"  ^emarbt  werden,  auf  Grund  der 
Erfahrungen,  die  man  in  Schalerwerkstätten,  Knabenhorten  und  Hil£sschalen 
bisher  gemacht  hat. 


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417 


Etwa  gewünschte  nähere  Aaskunft  Uber  örtliche  Angel egen- 
Itpiten  wird  die  städtische  Kongrefsgescliilff^'^tene  za  Worms,  und  <5hpr 
die  einzelnen  Punkte  der  Tagesordnung  selbst  Herr  Seminar- 
Direktor  Dr.  Pabst  in  Leipzig,  Scharaho! ststr.  19,  gern  erteilen-  Beide 
Stellen  sind  auch  bereit,  auf  Wunsch  Kongrelsprogranuue  kostenfrei  zn 
flitenendfln.  (Mitget.  t.  E.  t.  SomiiWKJiHDOBCT-Göriitz.) 

FibM«i-filiiBM«h  ia  ilei  hShem  Belnl»  HuiaoTen.  Wie 

der  „Hannov.  Cour,'  mitteilt,  hat  das  Provinzial-Scbnlkollegiiim  auf  Gmnd 
eingeholter  Gutachten  angeordnet,  dals  in  den  höheren  Lehranstalten  der 

Provinz  die  bisherigen  Versnche  mit  stanbfreiem  ölanstricli  der  Fufsböden 
in  gröiserem  Umfange  als  bisher  fortzusetzen  sind.  Es  soll  dabei  beachtet 
werden,  dafs  der  Anstricb  tnnlichst  wahrend  der  Ferien  auszoführen  ist. 
In  Tomsälen  ist  vom  Ölanstrich  in  der  Regel  abzusehen. 

Seknlniaiiiiui  für  Ckarktleiibnrg.  Der  GiarktleiibaTger  Stadt- 
▼erofdiieteiimMiiiiDlnxig  irifd  nttehstena  eine  Magialratsvoriage  Ober  Er- 
liektnng  eines  Scholaanatoriums  zngehen.  Bei  der  Etatsberatnng  war  die 
Anregung  hierfür  gegeben.  In  diesem  Schnlsanatorinm,  das  höchst  wahr- 
scheinlich im  Gninewald  errichtet  werden  wird,  sollen  gegen  hundert  er- 
holungsbedürftige Kinder  Unterlninft  finden  and  mehrere  Monate  dort 
verbleiben.  Wenn  es  irgend  angängig  ist,  will  man  das  Verbleiben  im 
Siliatoritim  auch  im  Winter  ermöglichen.  Man  hofft,  durch  die  Schul- 
MDitorien  eine  bedeutaide  Entlastang  der  Ferienkolooien  herbeinftlireii. 

Uitonnebnn^  der  SehnlkindAr  ii  Tiliiig«ii.  Der  Yersodi  einer 
periodischen  üntersuchnng  der  Schulkinder,  und  zwar  sowohl  der  Yolks- 
schüler  a!s  auch  der  Schüler  der  höheren  Lehranstalten,  in  bezog  auf 
Augenkrankheiten  roH,  nach  einer  Mitteilung  des  „Schwäb.  Merkur'"^,  in 
Tiit>iuu'en  gemacht  werden.  Auf  Ansuchen  der  Stadtverwaltung  hat  sich 
Proi.  i>r.  Schleich  bereit  erklärt,  die  Augenuntersuchung  in  der  Augen- 
kUnik  mentgeltlich  vorzunehmen.  Ein  allmihlicher  Ausbau  der  Einrichtoag 
aa  der  Hand  der  gemachten  Erfabrongen  aoU  im  Beoebmen  mit  den 
Tübinger  UniverntatsUbiiken  erfolgen. 

Kampf  gegen  die  Vereine  mit  Trinkzwang  in  den  höheren 
(Mittel-)  Schnlen.  Der  Lübecker  Verein  für  SchnlcrGsundheitspflege  hat, 
nach  einer  MeMung  der  Tagesblätter,  vor  kurzem  auf  Antrag  von  Dr.  Pauli 
folgende  llt Solution  angenommen:  ^Der  Lübecker  Verein  für  Schulgesund- 
heitspflege erachtet  es  als  seine  Pflicht,  zu  bemerken,  dais  Alkoholgenufs 
in  den  meiiten  FAllen  schwere  Schaden  ftr  das  Jugendliebe  Alter  mit  rieh 
bringt  Er  mnfli  rieb  deshalb  eneislacb  gegen  alle  aolcbe  Scbfllerverbindnngen 
eifclttren,  in  denen  ein  TrudcKwang  besteht  und  wriebe  rriebe  Gdegenlirit 
snm  übrrmftfsigen  Alkoholgenufs  bieten." 

Milch  zum  Frühstück  für  Gymnasiasten  in  Nenrnppiu.  Wie 
die  ,,Eathenow.  Ztg.''^  mitteilt,  fährt  seit  einiger  Zeit,  während  der  grofsen 
Pause,  der  Milchwagen  der  Neuruppiner  Molkereigenossenschaft  auf  den 
Schulhof  des  dortigen  Gymnasiums  und  verabfolgt  für  den  Preiä  von 
5  Pfinmig  Vs  1  MOrii  an  die  Seholer.  Im  Sommer  wfrd  andi  Bnttermfleh 
fthr  2  Pfennige  per  Ys  1  Abgegeben  werden.  Hoffentlicb  macben  rieb  im 
hygieniaeben  Interesse  anch  anderwirts  Lehranstalten  ebie  derartige  Ein- 
riebtnng  in  Nntnn. 


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418 


Die  Erziehung  der  Scbnljngeud  zur  Hygiene.  Zur  Verbreitung 
richtiger  Begriffe  Ober  soziale  Uygieue  iu  der  Schule  macht  man  jetzt  in 
Paris,  wie  der  „JR^oro"  berichtet,  folgenden  interessanten  Versuch.  Auf 
den  Deckeln  der  Sdmllieftd  befindet  eich  i.  B.  ein  Bild  des  Sunteriostt 
in  BUgny,  du  die  Sdra^ogend  Uber  den  hiitniekigen  Kampf  anf kllien 
soll,  den  humane  Bestrebungen  iriikiam  gegen  die  Tuberknloee  fahren. 
Diesem  Bilde  ist  eine  Erläuterung  von  Dr.  Mauhice  Lf.tclle  bcigefQgt, 
in  der  die  Gefahren  der  ^rhrfck'lirhpn  Krankheit  nicht  versrliwiegen  siüd, 
die  aber  auch  zeigt,  dals  die  iuberkulose  heilbar  ist,  und  die  notwendiiri\ 
nützliche  Vorsichtsmaßregelu  augibt.  Ein  anderes  Heft  dient  dem  Kauipt 
gegen  den  Alkobolismiu;  es  enthllt  ein  Bild  des  nfiehteroen  Arbeiters,  der 
kitftig,  lebhaft,  geechicJct  bei  der  Arbeit  Ist  nnd  den  schweren  Hanuner 
handhabt  Daneben  sieht  man  als  Pendant  den  Trunkenbold,  dessen 
elendes,  herabgekommenes  Äufsere  abschreckend  wirken  soll. 

Ffir  den  elementaren  hygrieiii sehen  Unterricht  in  den  Schnlen 
hat  sich,  wie  die  Tagesblätter  melden,  die  Internal ionale  Tuberkulose- 
Konferenz  zu  Kopenhagen  ausgesprochen.  Auf  Antrag  des  Dr  Hekun- 
London  wurde  beschlossen,  je  einen  Delegierten  iiir  jeden  btaat  zu  er- 
nennen, der  fUr  elementaren  hygienischen  Unterricht  in  den  Schulen,  lllr 
ein  Examen  in  Elementarhygiene  beim  Absehlnb  der  Scbulaeit,  sowie  ftr 
Examina  in  Hygiene  hei  den  Universitäten  eintreten  soD. 

Lesestticke  in  Schnlbfichern  fiher  die  Alkoholfrage.  Wie  das 
^Amtl.  Schtilblait"-  des  Kaotons  Zürich  mitteilt,  hat  der  Erziehungsrat 
auf  eine  Eingabe  der  Sektion  Zürich  des  Vereins  abstinenter  Lehrer  be- 
sciilossen,  die  Aufnahme  von  Belehrungen  über  den  Alkohol  in  den  Lehr- 
plan der  oberen  Stufen  der  Volksschule  vorzusehen  und  in  das  Lehr-  und 
Lesebuch  der  TIL  nnd  YJU,  Elane  swei  einschUgige  LesestOcke  anfien* 
nehmen.  Zwei  weitere  Wllnsche  betreffend  Anfiiahme  der  Alkoholfirage 
unter  die  von  den  Schalkapiteln  zu  behandelnden  Themate  und  betreffend 
Empfehlung  einschlägiger,  grundlegender  Werke  zur  Anschaffung  f&r  die 
Kapitoisbiblinthrkon  wurden  an  die  Konferenz  der  Kspiteiaprlhridenten  zn 
gtttschemender  i*>ledigun^    wii  scn. 

Kinderarbeitskoulrolle  durch  die  Lehrer  hat,  wie  wir  der  „Soz. 
Praxis'^  (1U04,  Nr.  23)  entnehmen,  die  Groüsherzoglich  hessische  Kreis- 
schnlkomadsBion  anf  Anregung  des  Ifinisterinnis  angeoidnet.  Die  Lehrer 
sollen  ein  Yeneichnis  Uber  die  in  gewefbiicben  Betrieben  bescbftlligten 
Kinder  führen,  worin  Art,  Ort  und  Zeit  der  Beschäftigung  genau  anzugeben 
sind.  Etwa  beobaclitrtr  Mifsstände  sollen  die  Lehrer  dem  Schulvorstande 
muteilen,  der  alsdann  in  geeigneten  Fällen  beim  Kreisamte  den  Antrag 
auf  Einschränkung  oder  Untersagung  der  betreifenden  Beschäftigung  zu 
stellen  hat. 

Eile  lehweuMisehe  AnstAlt  für  idundulnnige  TaiMnue 
wird  in  dem  der  schweizerischen  gemeinnfltzigen  GeseUsdtaft  Ton  Bankier 

Herold  in  Paris  geschenkten  Schlofs  Turbenthal  errichtet.  Dieses 
Unternehmen  ist  sehr  zu  begrflfsen.  Während  nämlich  einerseits  für 
die  Bildung  der  Taubstummen,  die  sonst  geistig  normal  sind,  in  den 
bestehenden  Taubstummenanstalten  Yorsorpc  getroffen  ist,  und  anderseits 
Schwachsinnige,  die  aber  normale  Sprache  und  üehür  haben,  ebenfalls 


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419  • 


üi  besonderen  Anstalten  Unterkunft  finden,  hielt  es  bis  dato  sehr  schwer, 
Kinder,  bei  denen  beide  Übelstände,  Taubstammheit  und  Schwachsinn, 
onglücklicherweise  zusammentrafen,  in  passemion  Anstalten  unteranbringen. 
Diese  Lflcke  soll  nun  die  neue,  im  Umbau  bigritTiM  c  Anstalt  im  Schlofs 
Turbenthal  aasfüllen.  Es  bändelt  &ich  dabei  um,  weou  auch  schwachsinnige, 
to  doch  immerhin  noch  bildungsfähige  Taubstumme,  und  es  beansprucht 
die  lene  Anstalt,  nidit  etwa  blofte  Terpflegungs-,  .sondern  eine  Bildnngs- 
aastalt  n  sein,  iro  die  ▼orhandenen  geistig-kOrperlielien  Krifte,  soweü 
als  BiitgliGb,  entwidielt  werden  sollen,  dafs  die  Kinder  spftter  sich  irgend- 
wie nls  brauchbare,  sich  selbst  erhaltende  Glieder  der  menschlichen  Ge- 
sellschait  erweisen  können  Die  Gröfse  der  Anstalt  ist  auf  40 — 50  Kinder, 
die  Umbau-  und  Einrichiungskosten  auf  ca.  G5000  Frcs.  berechnet. 

Scliiiieriintersiicliani^eu  in  Stattgart.  In  der  Sitzung  vom  12.  No- 
Tauber  1908  hat  nadi  einer  Mitteilnng  der  j^ÄUg.  med.  CmbraUttg^ 
(1904,  Kr.  2)  der  Gemeinderat  in  Stuttgart  besehloesea,  eine  Untersnehnnf 
simliidier  Kinder  der  Volkssclnile,  der  BOigersebnle  nnd  Middienmittel- 

schule  durch  den  Stadtarst  nnd  dessen  Assistenten  vomebmen  zu  lassen. 
Auf  Grund  des  Ergebnisses  dieser  Untersuchungen  SOll  an  die  endgültige 
Lösnng  der  Schularzt  trage  beraogctreten  werden. 

Alkoholhaltige  Getränke  and  Schulkinder  iu  Wien.  Bei  den 
i^rbebungen  über  den  Prozentsatz  der  SchtUerinnen  an  der  unter  Leitung 
TOI  IHrektor  E.  Bäte  stehenden  Volksschnle  ftr  Middien  in  Wien, 
6.  Betfark,  Kopemiknsgasse  15,  ivelche  geistige  Getnake  (Bier  oder  Wehl, 
Tee  mit  Rom)  genlefsen.  ergab  sieh  unter  den  804  anwesenden  Schüler- 
innen (Ende  Januar  1904)  in  den  einzelnen  Klassen  (1. — 5.  Schuljahr) 
folgendes  Resnltat:  Von  304  katholischco  Schülerinnen  trinken  fr^istige 
Getränke  H7  (=  28,6  %);  von  70  israelitischen  Schülerinnen  trinken 
geistige  Getrfinke:  11  (=  lf>,7%).    (Mitpret.  v.  Dir.  E.  BAYR-Wien.) 

Errichtung  einer  Schulküche  in  Kiel.  Nach  dem  Vurgauge  der 
lahLreicben  Stftdte  Dentsddands,  in  denen  der  Hanshaltongsunteniefat  in 
die  Yolfcsscfanle  anfgenommea  ist,  soll,  wie  die  „Ei^er  N,  Nadir.*  mit- 
teilen, auch  in  Kiel  ein  Versuch  dieser  Art  gemacht  werden.  Im  Kellor 
der  Volksschule  an  der  Hardenbergstrafse  soll  eine  Scbnlküche  eingerichtet 
und  mit  fllnf  freistehendrn  Herden,  darunter  einem  Gaskochherde,  sowie 
mit  dem  sonst  erforderlichen  Inventar  ausgerüstet  werden.  Die  Küsten 
dieser  ersten  Einrichtung  und  Ausstattung^  würden  Mk.  2500  betragen. 
Der  Betrieb  würde  etwa  iu  fol^eudcr  Weise  zu  denken  sein:  In  dem 
SehttlgehSnde  befinden  rieh  zwei  erste  (oberste)  Midchenklassen.  Jede 
dieser  Klassen  würde  in  swei  Abteilangen  zn  etwa  25  Schfllerianen  ra 
teilen  sein.  Jede  der  hiernach  vier  Abteilungen  wfirde  einmal  in  der 
Woche  etwa  an  einem  nicht  schulfreien  Nachmittage  von  2  Uhr  ab  drei 
bis  vier  Stunden  hauswirtschaftlichen  Unterricht  erhalten.  Bei  40  Schul- 
woclipit  im  Jahre  würde  das  für  jedes  Mädchen  40  Nachmittage  im  Jahre 
ausniaciien.  Jede  Abteilung'  würde  entsprechend  der  Zahl  der  Herde  der 
SchulkUche  in  fOnf  Gruppen  zu  etwa  fünf  Mädchen  geteilt  werden.  Der 
Untenieht  wfirde  Ton  einer  Lehrerin  der  genannten  Schale  erteilt  werden, 
die  froher  an  einem  anderen  Orte  fihnlicben  Uaterricbt  scboii  erteSl  hat 
If  ii  dem  Unterricht  wfirde  in  diesem  Jahre  indessen  erst  im  Herbst  be- 


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4S0 


gönnen  werden.  Der  Sommer  würde  dazu  benutzt  Nverdrn,  nm  das  Xflhore 
weeen  der  Fest?et?nng  des  Lehrplans  und  der  Einrichtung  des  Kuchen- 
betriebes  festzusetzen.  Die  Höhe  der  Betriebskosten  kann  jetzt  nocli  nicht 
mit  Sicherheit  angegeben  werden.  Falls,  wie  zu  hoffen,  dieser  erste  Ver- 
snch  hauswirtschafdiob«!!  Untemchts  In  der  Volksschn]«  in  Kiel  wie  in 
anderen  Städten  gelingt,  steht  nicht  zn  beffirchtcn,  dab  später  in  jedem 
MldohenYolkaeehiilgeblade  eine  Schidkttdie  eingebant  werden  soll.  Man 
wflrde  die  ersten  Klassen  verschiedener  Mädchenschiden  an  einzelnen  Stellen 
konzentrieren  und  damit  fOr  die  erste  Einricbtong  wie  fttr  den  Betrieb  der 
Schnlkttchen  wesentlich  an  Kosten  sparen. 

Einflars  des  StanbOlanstriches  auf  den  Fnfsboden.  Am  12.  April 
d.  J.  fand  eine  kommissioneller  Lokalaogenschein  bezüglich  des  Liuiiusses 
des  StanbOlanstriches  anf  den  FoAihoden  (harter  Bretterboden)  in  den 
IiebRimniein  der  aUgemeinen Tolksschnle  in  Wien,  6.  Besirk,  E^^mlkas- 
gasse  15,  statt.  Der  anf  Anregung  von  Direktor  E.  Batb  ansgefohrte 
Anstrich,  der  als  erster  Yersneh  in  den  Wiener  Volks-  nnd  Bürgerschalen 
am  1.  März  1899  befrann,  wurde  bis  zum  Schlüsse  des  Schuljahres 
1902/03  alljährlich  drei-  bis  \iermal  erneuert;  die  stärker  abgenutzten 
Stellen  wohl  auch  öfters.  Seit  dieser  Zeit  wird  derselbe  durch  einen 
Leinölanstrich  ersetzt,  der  bis  jetzt  zu  Beginn  des  Schuljaiires  1903/04, 
an  Weihnaehten  nnd  m  Ostern  aufgetragen  wvide. 

Zur  genauen  Untersnchnng  wurde  in  swei  Lehrzimmem,  Nr.  16  und 
27,  der  Bretterboden  an  jener  Stelle  geöffnet,  welche  von  der  Luftströmung 
am  wenigsten  beeinflnlst  wird.  Der  harte  Bretterboden  in  Nr.  IB,  einer  der 
ersten  in  den  Wiener  Volksschulen,  war  im  fahre  1888,  derjentpe  in 
Nr.  27  im  Jahre  1890  gelegt  worden.  Der  frühere  weiche  Fnfsboden, 
welcher  seit  dem  Bau  des  Hauses  18Ö9/70  besteht,  war  als  Blindboden 
zur  Leguug  des  harten  BretterhoUeus  verwendet  worden. 

Bei  der  Torgenonunenen  Einsichtnahne  leigte  es  nebt  dals  die  untere 
Tllehe  der  einzelnen  Bretter,  sowie  der  Blindboden  sich  in  einem  tadel- 
losen Zustande  beBndet;  kein  Beginn  der  Fftalnis. 

Die  an  der  genannten  Anstalt  wirkenden  Lehrkräfte  erklären  sich  für 
das  Stauböl,  trotzdem  der  Staubölanstrich  für  die  Kleidnn?  schädigend 
wirkt.  Diese  Schädigung  kann  wohl  einigermafsen,  wenn  auch  nicht  ganz, 
durch  Schürzung  der  Kleider  gemindert  werden. 

(Mitget.  V.  Dir.  E.  BAYE-Wien.) 

Uber  dag  Konettragen  bei  flebnliildeheB  sprach  unUagat  Dr. 
med.  Flaorb  anf  dem  Kongreß  für  FrauenUeiderTOform  in  Dresden. 
Randfragen  bei  Schul mädchen  haben,  wie  Flachs  mitteilte,  ergeben,  dalb 
in  der  obersten  Klasse  der  Bürgerschulen  etwa  23%  der  Mädchen  Korsetts 
tragen,  in  den  höheren  Töchterschulen  70%.  Konstitntionskrankbeiten, 
wie  Bleichsucht,  Hysterie,  Nervosität,  allgemeine  Schwäche  seien  die  ¥o\<iq 
davon.  Die  Tatsache,  dafs  Mädchen  au  derartigen  Zuständen  viel  mehr 
leiden  als  Knaben,  beweise  dies,  denn  Kränklichkeit  sei  keine  notwendige 
Beigabe  des  weibllöhen  Geschlechtes.  Sehr  wichtig  wftre  hier  ehi  Eingreifen 
der  Schule,  und  swar  mflsse  dies  erreicht  werden  durch  Yerordnuagen, 
Yortrftge,  Beispiel  der  Lehrerinnen,  einschlägige  Lektttre,  sowie  durch  Auf- 
Uftrung  der  Eltern.   Von  dem  Versine  „FrauenwoM*  aus  Hamburg  sei 


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421 

eine  Petition  an  die  Stadt  Hamburg  gerichtet  worden,  dafs  das  Korsett- 
tragen sowohl  bei  Lehrerinnen  wie  anch  bei  Schulmädchen  verboten  werden 
möge.  Es  sei  za  hoffen,  dais  auch  andere  St&dte  bald  diesem  Beispiele 
folgen  werden. 

Tremor  hystoricns  (hysterisehes  Zittern)  in  einer  Basler  Schale. 
Wie  die  ^ßaOer  Zig,*  mitteUt,  ist  gegenwärtig  eine  seltsaine  KunUidt 
an  der  nnteien  TQcliterseliole  heimisch.   Die  Kinder  werden  von  einem 

nervösen  Zittern  befallen,  das  bis  za  starken  Lfthmimgsevscheinungen  führt. 

Es  gibt  Kla'j'^en,  in  denen  mehrere  Schülerinnen  von  dem  Übel,  das  an- 
steckend wirkt,  befallen  sind.  Die  Lebrer'^rhaft  ^ucht  dasselbe  durch  be- 
ruh i^zenden  Zuspruch  zu  bek&mpien.  Die  erkraokteu  .Kinder  sind  vom 
Schulbesuch  auä>geschlosse&. 


Srlnfs  Tem  18.  April  1904,  betreffend  Er/^ebnisse  der  Versnelie  nit 
den  all  Fnisbodenaiistrieh  empfehlenei  6lprip«ratfiB. 

Nach  den  auf  meinen  Erlab  vem  7.  Angnst  1902  —  M.  11 899 
U  II.  U  m  A.  U  in  B.  G I C.  B  —  erstatteten  Berichten,  haben  die  Yer- 

fsuche  mit  den  als  Fufsbodcnanstrir}i  empfohlenen  ölprflparatcn,  wie  Dustless- 
öl,  Staubfrei.  Stemoht  u.  a.,  pi[i  im  allf,'emeincn  «günstiges  Ergebnis  gehabt. 

Als  Vorzüge  des  Verfahrens  werden  last  übcreinstiminend  eine  deut- 
liche Suulivermindernng,  eine  wesentliche  Vereinfachung  und  Verbilliguug 
der  Bnnignng  der  Zimmer,  sowie  ehie  merldidi  geringere  Abnntzong,  also 
ebie  giOfimre  Haltbarlteit  der  Dielen  hervorgehoben. 

Dem  gegenober  werden  als  Übelstftnde  bezeichnet:  die  groise  Glätte 
dss  Fulsbodens  in  den  ersten  Tagen  nach  jeder  Ölung,  welcbe  die  An- 
wendung des  Verfahrens  auf  Treppen  und  in  Turnhallen  an«?e<:el)lossen 
erscheinen  läfet;  der  Umstand,  dafs  dm  Ol  an  den  Stiefelsohlen,  den 
Säumen  der  Frauenkleider,  den  m  Duden  fallenden  Gegenständen  haftet 
und  m  denselben  unangenehme  Flecke  erzeugt  ^  der  uameallich  in  den 
ersten  Tagen  nach  der  Anwendang  der  Präparate  sich  bemerklich  machende 
nnangeoehme  Gcrach;  die  sehmntsigdnnkle  Fttrbnng,  welehe  die  Diden  bei 
lingerer  Anwendung  der  öle  annehmen;  endlich  die  nicht  unerheblichen 
nnd  namentlich  for  kleinere  Gemeinden  empfindlichen  Kosten  des  Ver- 
fahrens. In  ländlichen  sowie  in  Element nrsrhulen,  welche  von  Kindern 
mit  eisenbeschlagenen  Stiefeln  oder  mit  Pantinen  besucht  werden,  sowie 
tiberall  da,  wo  die  Dielen  nicht  vollkommen  ?latt  gehobelt  und  nicht  ge- 
strichen sind,  soll  die  Anwendung  der  Fufsbodenöle  jedenfalls  nicht  am 
PlatM  sein. 

Nach  anderen  Berichterstattem  lassen  diese  Übelstlnde  sich  ganx  be- 

seit! gen  oder  wenigstens  erheblich  einschränken,  wenn  man  möglichst  firischef 
jedenfalls  nicht  ranzige  öle  anwendet,  nach  jedesmaliger  ölnng  einige  Tage 


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422 


bis  zur  BenatZQDg  der  Zimmer  verstreichen  läfst  und  nicht  teure  Spezial- 
Präparate  ans  dem  Anslande,  sondern  deutsche  Fabrikate  in  gröfseren 
Mengen  zu  Engrosprci-en  bezieht.  Letztores  empfiehlt  sirh  nm  so  mrlir, 
als  nach  den  bis  jetzt  vorliegenden  Versuchen  keines  der  verwendeten  Uie 
einen  besonderen  Vorzug  vor  den  übrigen  zu  verdienen  scheint.  Eline 
KoBteoersparnis  soll  auch  durch  die  Anwendang  der  von  einigen  Finnen, 
z.  B.  TOD  der  Laapheimer  öl-  nnd  Fettwarenfiibrik  TOn  J.  Weil  in  Laop- 
heim  in  den  Handel  gebrachten  Fafehoden-Ölwlscber  zq  erzielen  sein. 

Bei  dem  gflnstigen  Urteil  der  Qberwiegenden  Mehrzahl  der  Bericht- 
crstiittcr  empfiehlt  es  <;Tch,  die  Versuche  mit  dem  Fofaboden-Olstridi  wo- 
möglich in  grüfserer  Ansrlphnnnfj:  fn: tznsetzen. 

För  die  Vorsuche  liieibl  loig^endes  zu  beachten: 

1.  Der  OhiQstrich  ist  während  der  Ferien,  und  zwar  so  zeitig  Tor- 
snnebmen,  dais  er  womöglich  48  Standen  tot  Wiederbeginn  des 
Unterrichts  beendigt  ist. 

2.  Der  ölanstrich  ist  dilnn  and  gldehmftisig  ansznüBhren,  nnd  swar 
am  zweclonftlsigsten  mit  einem  ölwischer. 

3.  Bie  Ernenerung  de«  <  Hanstrichs  hat  je  nach  der  Stätko  des  Ver- 
kehrs auf  Gängen  von  zwei  zu  zwei,  in  Klassenzimmern  von  drei 
zu  drei  Monaten,  in  seltener  benutzten  Räumen  in  noch  grösseren 
Zwischenräumen  zu  erfolgen. 

4.  Znr  Terhtttong  von  Gmeh  sind  möglichst  frische  Präparate  an- 
znwebdeii. 

5.  In  Tnms&Ien  ist  von  dem  ölanstrich  in  der  Regel  Abstand  zu 
nehmen.  Wird  ausnahmsweise  auf  die  ÄnsfBhrung  desselben  Wert 

gelegt,  so  hf  das  Fortglcitrn  df^r  Turngeräte  durch  Unterlegen 
von  FilzstUcken  zu  verhindern,  auch  für  das  Vorhandensein  von 
Matten,  Matratzen  n.  dgl.  in  ausreichender  Zahl  und  Gröüse  Sorge 
zu  tragen. 

Über  das  Ergebnis  der  weiteren  Versnche  will  ich  einem  Berichte 
nach  Jahresfrist  entgegensehen. 

Berhü,  den  18.  April  1904. 

Der  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinal-Angelegeoheiten. 

In  Vertretung. 
Wevee. 

An  die  Königlichen  Pronasialscfanlkollegien  nnd  die  Kftnigl.  Begierongen. 

M.  11083.  un.  uniA.  umB.  oi.  cb. 

{„ Minist. -ßi.  f.  Medizinal-  u.  med.  Unterrichts- Angekgenheiien^ 

1904.  Nr.  10.) 


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Ltfling  der  SeMiinalielkeitei. 

An  die  Leitungen  der  sämtlichen  allgemeinen  Volks-  und  Bürgerschulen 

Wiens. 

Wien,  am  18.  Mai  1904. 

Magistrat  der  k.  k.  Reichshanpt- 

nnd  Residenzstadt  Wien 
M.-Abt.  XV.  3755/03 

Loftong  der  Schnlritamliehkeiten. 

Kundmachung. 

In  letzterer  Zeit  wurde  gelegentlich  der  Revision  verschiedener  Schnlen 
die  Wahrnehmung  gemacht  nnd  auch  seitens  ninr'olner  Schulleitungen  sind 
Klaffen  darüber  an  den  Magistrat  gelangt,  dals  die  Lüftung  der  Lehrammer, 
TurusiUe  und  Aborte  seitens  der  Scbnldiener  in  mangelhafter  Weise  durch- 
geführt  frird. 

Der  Magistrat  sieht  sich  daher  unter  Hinweis  auf  die  Kurrenden  vom 
7.  Januar  1897,  Z.  829.  284yX,  nnd  Yom  1.  Oktober  1897,  Z.  179.  718, 

sowie  den  Abschnitt  IV  der  Vorschriften  fllr  den  Ueizungs-  nnd  Lflftnngs- 
betrieb  in  den  Schnlen  der  Stadt  Wien  neuerlich  veranlafst,  an  die  Schul- 
leitungen das  drinirendste  Krsachen  /u  richten,  der  ordnungsmftfsigen  T  ^iftung 
aller  SchnMuiuln  hkciten  ein  ganz  besonderes  Augenmerk  zuzuwenden  und 
die  Schuidieuer  (jjcimidienenmieu)  mit  allem  Nachdrucke  dazu  zu  verhalten, 
dals  sie  die  Lttftnng  sowohl  an  allen  Scbnltagen,  insbesondere  auch  nach 
Schlafe  des  TonnittAgigen  Unterrichtes»  als  aneh  an  scfanlfreien  Tagen, 
daher  aneh  an  Sonn-  nnd  Feiertagen  vornehmen. 

Dabei  frird  erwähnt,  dafs  auch  daranf  zu  sehen  sein  wird,  dafs  an 
schulfreien  Tagen  die  Fenster  nicht  schon  gegen  3  Uhr  nachmittags  wieder 
geschlossen  werden,  sondern  bis  7  oder  8  Uhr  abends  offrn  bleiben,  und 
dafs  es  nicht  genügt,  wenn  in  jedem  Lehrzinimer  biois  ein  Fensler  ge- 
öffnet oder  die  LQftung  durch  Öffnung  der  Gangtüren  vorgenommen  wird, 
.  tOfadm  dals  eine  aosgiebige  Lflftnng  nnr  dnreh  das  (Mben  wemO^iUch 
staatlicher  Fenster  enieit  wird. 

Beim  Sdiliefim  der  Fenster  hat  der  Schuldiener  (Scholdienerin)  die 
Aufgabe,  sämtlich  Fensterriegel  zuzumachen»  da  dies  im  Interesse  der  Oe- 
bftndeerbaltnng  uubeduigt  erforderlich  ist. 

Im  Falle  der  Vernachlässigung  dieser  wif  litigen  Vorschrilteu  seitens  der 
Schuldiener  (Schuldienerinnen)  ist  dem  Magistrate  die  Anzeige  zu  erstatten, 
worauf  derselbe  unnachsichtlich  mit  der  Einleitung  des  Diszipliuarverlaiireua 
oder  bd  provisoilsehen  Dienern  mit  der  Kündigung  vorgehen  wird. 

Diese  Knirende  wolle  geiUligst  den  Schnhllenem  (SehnkUenermnen) 
mitgeteflt  nnd  die  Kenntnisnahme  ihres  Inhaltes  dnrch  die  Namensfertigong 
seitens  derselben  bestätigt  werden. 

Yom  Wiener  Magbtrate,  Abteünng  XV, 
im  selbständigen  Wirkungskreise. 

Der  Abteilungsvorstand: 
(ges.)  Naro4ny,  Ma^istralsrat. 

(Mitget.  V.  Dir.  E.  BAYB-Wien.) 


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Auclalhiig  dies  Yorbandsschrankes  in  4»  gtidliieliefl  Sehlde» 

TOB  EauMTer. 

Dr.  A.  Wehr  HAHN, 
Stadtschalrat. 
Nr.  622. 

Unter  Bezuguahme  auf  die  Yerhudliingen  in  der  leisten  Bektoren* 
Konferenz  tefle  idi  den  Herren  Baktoren  folgendes  ergebenst  mit: 

In  denjenigen  Schalen,  welche  keine  TunhaUe  haben,  oder  wo  wegen 
der  Entfernung  der  letzteren  eine  schnelle  Bcnntzoog  des  in  der  Tomhalle 
befiDdlichcn  Yerbandazenges  nicht  möglich  ist»  mnis  ein  Verbandsschnnk 

■vorhanden  sein. 

Ein  Schrank  ist  einem  Kasten  vorzuziehen,  weil  er  leicht  an  der 
Wand  des  Lehrer-  oder  Lehrerinnenzimmers  auzubringen  ist  und  bessere 
Ordnung  ermöglicht.  Ein  Kasten  kann  aacli  leicht  ans  Verseben  nach  dem 
Oebranche  stehen  gelassen  werden,  so  dals  er  nnter  Umstanden  nicht  sofort 

auffinden  ist. 

Der  Schrank  soll  eine  Gr^fse  von  50X75  cm  im  Lichten  haben  und 
sieben  Fächer  enthalten.  Als  Muster  ist  der  in  Bürgerschule  11/12  (Am 
Kleiuenteide)  befindliche  Schrank  anzusehen.  £r  mnls  möglichst  staubdicht 
gearbeitet  sein. 

In  demselben  mtlssen  folgende  Gegenstände  aufbewahrt  werden: 

1.  zwei  Holzachienen  Ar  KnochenbrUchei 

2.  zwei  dreieckige  TOcher, 

3.  Schere, 

4.  Pinzette, 

5.  Schachtel  mit  verschiedenen  Sicherheitsnadeln, 

6.  vier  Päckchen  Verband watte^ 

7.  vier  Moll-  (nicht  Gase-)Biuden  in  verschiedener  Breite, 

8.  Kolle  weilses  Garn» 

9.  Kantschnk-Pflaster, 

10.  Englisches  Pflaster» 

11.  Flasche  mit  essigsaurer  Tonerde  (LOsnng), 

12.  eine  Büchse  mit  I0%iger  B(»saUM, 

13.  Gläschen  mit  Choleratropfen, 

14.  „        ^  Baldriantropfen, 

15.  „  Uo&'maiiustropfen, 

16.  n       I)  Salmiakgeist, 

17.  «      K  EiaeneUoridwatte, 

18.  Flasche  Lysol, 

19.  Literflasche  zur  Herstellnng  einer  1- oder  2  Velgen  LysolUteong, 

20.  Bochse  mit  Zuckerstttcken, 

21.  Porzelhnschalr*. 

Diese  Gegeustände  sind,  soweit  nötig,  mit  einer  Autächrift  zu  ver> 
sehen. 

An  der  Innenseite  der  TQr  ist  eäi  Inbaltsveneichnis  aanbriagea. 
An  der  Anisenseite  der  Tflr  muft  dorch  ebien  Zettel  erslehtUeh  gemacht 

werden,  wo  die  nächsten  Ärzte  wohnen,  wann  sie  Sprechstunden  haben, 
wo  sich  der  nächste  Femspreeher,  Droschkenhalteplatz  nnd  Krankenwagen 
• 


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425 


befindet.  Auch  moJs  aflgegeben  werdea«  wo  aich  die  SchMasel  min 
Schranke  befinden.  I^eUtero  mtlssen  drei&cb  vorhanden  sein,  einer  im 
Rektorzimmer,  einer  im  Schulvogtszimmer  und  einer  im  Lefaienbnmtf. 

IMe  Schlnssel  sind  in  pccif^neter  Weise  kenntlich  zu  machen. 

Beide  Auiscliriiten  werden  in  je  zwei  AbdrOcken  von  mir  geliefert 
werden. 

Eine  Lefarpenon  ist  mit  der  Beanfidchtigang  des  Schrankes  zu  be- 
tnmen,  de  hat  i&r  eoüDrtige  Erglnziing  nnd  Air  peintidie  Sanbeikeit  nnd 
Ordnof  im  Schranke  tn  sorgen. 

Femer  halte  ich  es  fOr  duebans  wflnschenswert,  dafii  an  einer  geeig- 
neten Stelle  eine  ^Tatratze  mit  verstellbarem  Kopfkissen  aufbewahrt  wird. 

Während  des  Unterrichts  ist  auch  an  passender  Stelle  auf  die  Be- 
handlung von  Wunden,  Verletzungen,  Quetschungen,  Verrenkungen,  Blu- 
tungen, Kuociienbrüchen,  Ohnmächten,  Krämpfen  usw.  hinzuweisen. 

Die  Sehrlnke  werden  von  ndr  in  Bestellung  gegeben  werden,  die 
Kosten  sind  anf  Titel  lOE  laufend  in  Imchen. 

Das  Yerbandzeng  nsw.  kann  von  den  Herren  Bektoren  beschaillt  werden, 
die  Kosten  übernehme  ich  auf  Titel  VA  (Allgemeine  Kosten). 

Diejeni|[^en  Hf^rrcn  Rektoren,  in  deren  Schulen  sich  kein  Schrank 
befindet  oder  das  in  der  Tarnhalie  befindliche  Verbandzeug  nicht  ohne 
grofsen  Zeitverlust  benutzt  werden  kann,  ersuche  ich,  mir  bis  zum 
30.  März  zu  berichten.  Dr.  W^üüiiAiUj. 

Im  AnseUiisse  an  diese  Terftgong: 

Kurze  Anleitung  zur  Behandlu ng  Erkrankter  oder  Verletzter. 

Atemnot.  Salmiakgeist  zum  Riechen.  20  Hoffmaongtropfien  anf 
Zncker.    Hochlagerung  des  Oberkörpers. 

Blutungen.  Bei  kleinen  Schnitt-  oder  Rifswunden  Reinigung  der 
Wunde  und  leiciite  Umwicklung  mit  m  l^oige  Lysollösong  oder  essig- 
saure Tonerde  getauchte  Kompressen. 

Bei  grOlaeren  Sdmitl-  oder  Bilswunden  ist  nacb  der  Reinigung  der 
Wende  die  Bhitnng  durch  fest  auf  die  Wundränder  gedrückte,  in  iVoige 
Lysolldsung  oder  essigsanre  Tonerde  getaochte  Watte  an  stillen.  Arat 
sofort  holen. 

Hautabschürfungen.    Auflegen  von  lO^iirer  Horsalbc. 

Kopfschmerzen.  Kaite  Wasserumschläge  auf  die  btirn.  Salmiak- 
geist zum  Biedien. 

Knoehenbrttehe.  Nachdem  das  gebroehene  Glied  rahig  gelagert 
ist,  legt  man  kalte  UmaeUlge  ainf  die  BrodiateDe  md  UUlit  Ton  dem  herbei« 
g^otten  Arzte  den  Verband  anlegen.  Mufs  der  Verletzte  vor  Ankunft  dea 
Arztes  transportiert  werden,  so  befestigt  man  einige  Sduenen  an  dem  ler* 
brochenen  Gliede  mittels  einer  Binde. 

Krämpfe.  Befreiung  von  beengender  Kleidung  und  Lagerung  mit 
Entfernung  aller  greifbaren  Gegenstände.    Den  Krampt  austoben  lassen. 

Leib-  und  Magenschmerzen.  10 — 15  Choleratroplbn  anf  Zncker, 

Naaenblnten.  Befireiong  von  beengenden  Kleidmigsstftcken»  erhfihter, 
stillich  gentigter  Kopf,  kalte  WassemmscbUge  auf  8tini  nnd  OeniciL 

B«iifl]f«aiuMttvfl«i«'  xvn.  SS 


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426 


Einziehen  ^n  kaltem  Wasser  in  die  Nase,  tMMt  Eioftbrong  von  Eiae»- 
ddoiidwatte  in  die  Nasenlöcher. 

Ohnmacht.  Frische  Luft!  Wasserechte  Lage  (platt  anf  die  Erde 
legen).    Bespritzen  des  Gesichts  mit  kaltem  Wnsspr. 

Quetschonj?en.    Kalte  1  Voige  Lysolumschläge. 

Verreukuügeu.  Sofort  kalte  Umschlilge  und  möglichst  rasch  den 
Ant  bolen  lasMn.   (Siehe  KaoelieBbcllche.) 

Ansgereakte  Finger  mllBsen  sogleich  durek  Zug  nieder  ein- 
gerenkt irefden. 

YeratavehengeiL   Kalte  Umscblige. 

An 

die  Herren  Sektoren 
hier. 


titnutnx. 


Besprechungen. 

Waltek  Walkes.    Die  lemta  Bcgtrebniigeii  und  ErÜahnngei 
Mf  4em  Gebiete  der  Eniehiing  der  Schwaeken.  Inangnral- 

Dissertation  rar  Erlangung:  der  Doktorwilrde  der  ersten  Sektion  der 
philosophischen  P'akultät  der  I'niversitflt  Zürich.  Genehmigt  auf  Antrag 
von  Prof.  Dr.  MEUllANN-Solotbum.  1903.  Zepfeische  Buchdruckerei. 
8^  237  Seiten. 

Daa  Toiliegende  Bndi  bedeutet  efaie  äntest  beadHeniwerte  Er- 
«eh^nng  aal  keilpidagogiaebem  Gebiete;  es  Ist  mit  grofinr  Vmaiebt  and 

mit  sachgemäfser  Anffassnng  der  ia  Betracht  kommenden  YeibUtnisse  and 

Umstünde  abgefafst.  Der  Verfasser  hat  nicht  nur  die  Fürsorge  für  die 
Sch'^'nch sinnigen  in  den  Bereich  Pcincr  Darstellungen  gezogen,  sondern 
er  bezieht  sich  auch  auf  das  Gesamt geln et  der  Bestrebungen  und  Ver- 
anstaltungen, welche  ia  den  Knitnriänderu  zum  Wühle  der  Schwachen 
getroffen  sind.  An  der  Hand  statistischer  Übersichten,  literarischer 
Kotisea,  amiUeher  Vcrfttgnngen  nnd  persOnlicker  Wabmehainngea  vefbraitet 
er  sicfa  znnAchst  Aber  die  SchnWerhaltnisse  anf  dem  Lande  (Sebweis), 
nnd  schildert  die  M&ngel  der  lAndUcben  Sefanleinrichtnngen  in  eingeheader 
Weise,  tlberall  Vnr^rhlnr'e  tmt  Bessergestaltnng  des  ländlichen  Schii!we*;ens 
machend.  Sehr  treffend  werden  auch  die  hygienischen  Verhältnisse  in 
schul-  und  TolkslivuirMiischer  Beziehung  beleuchtet  nnd  Mittel  und  Wege 
zu  Reformen  euipiuhleu. 

lai  zweiten  Absehaitte  bespiidit  der  Yerfasser  die  Beform- 
bestrebangea  ia  den  grOlkeren  Städten  der  dentaebea  Sekirais  and 

kommt  dann  speziell  anf  die  Hflfsschuleinricbtnngen  und  das  Gebiet  der 
Sdnrachaianigenbildnng  za  redea.   Wir  erfabrea  dabei,  dalh  ia  eiazelaen 


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437 


Stiulten  der  Scbvek  selion  vor  Ungerer  Zeit  Schnlorganisatioiiai  nach  dem 
Prifizip  der  natttrlichen  Leistnngsfähigkeit  der  Schfller  in  Erwftgang  ge- 
zogen nnd  mm  Teil  auch  dnrcbcefülirt  worden  sind.  So  schuf  der  Stadt- 
rat zu  Zflrich  neben  den  Nornialscliulcn  lu  reits  im  Jahre  1901  die  Kin- 
richtaog  von  iiilfsklassea  füi-  geistig  zurückL'el>Ueb€oe  Kinder,  Ton  Wieder- 
holnngaklassen  für  Scbülerelemente  mit  germger  Fördernngsfähigkeil  uud 
im  AiMfthlaiwia  daran  die  AbacUnfikUMon  ftr  aolehe  Kinder,  die  nach 
EifUloiiK  der  Scbolpilidit  entlassen  werden  mflssen,  ebne  das  normale 
Ziel  errdcht  za  haben.  —  Soweit  mir  bekannt,  ist  eine  derartige  Schnl- 
organisation  erst  in  einer  einzigen  Stadt  Deutschlands,  in  Mannheim,  dorch 
den  dortigen  Stadtschulrat  Dr.  Sickimgee  durchgeführt  worden.  Es 
dürfte  ohne  weiteres  einleuchten,  dafe  solche  Einrichtungen  eine  Wohltat 
für  viele  Schttler  bedeuten  würden;  sie  erscheinen  deshalb  eines  weiteren 
Aosbanes  und  der  Durchführung  durchaus  wert.  —  Sehr  lehrreich  sind 
die  Erbebnngeii  des  Veffasseis  Uber  die  allgemeinen  Fragen  besflg- 
lieb  der  Hilfsklassen.  Es  wird  darin  eine  ganie  Beibe  wicbtiger 
Fragen,  die  Organisation  dieser  Schuleinriebtnngen  betreffend,  hauptsach- 
lich unter  Beziehung  auf  die  Verhältnisse  der  deutschen  Hilfsschol- 
bestrebungen,  eingehend  erörtert.  Unsere  Forderungen  erfahren  hierbei 
eingehende  Prüfung  und  in  der  Regel  prinzipielle  Billigung.  Im  An- 
schlüsse daran  beschäftigt  sich  der  Verfasser  mit  der  Institution  der 
Nachhilfestunden  nnd  mit  den  Nachhilfeklassen  für  minderbegabte 
Kinder  anf  dem  Lande,  wo  die  Grttndnng  besonderer  Abteiiaogen  besw. 
sdbitAndiger  Klassen  einstweilen  kaum  mflglidi  sein  durfte.  Er  unterziebt 
die  für  diese  Zwecke  gemachten  Vorschläge  einer  saddiefaen  Prttfbng  und 
ycrwirft  die  meisten  derselben,  indem  er  kleine  Klassen,  Erhöhung  der 
Ünterrichtsstundenzahl  (?  Der  Kef.)  und  Verrnindcrunir  des  üntenirhts- 
stoffes  empfiehlt.  „Weniger,  aber  solid i*^  Dieser  Grundsatz  soll  iür  jeden 
Schulmann  zum  Wahlspruch  werden. 

Es  folgt  dann  ein  Abscbaltt,  in  welchem  verscbiedene  Aufgaben 
behandelt  weiden,  die  emzelne  Faktoren  in  der  Fnmrge  für  die  Sehwachen 
an  erfüllen  haben.  Der  Staat  wird  daran  erinnert,  dals  es  seine  Pflicht 
sei,  reichlichere  Mittel  als  bisher  zur  Erziehung  der  Schu^ugend  zu  be- 
willigen, dann  wird  sich  auch  das  Los  der  Schwachen  besser  pestalten 
lassen.  In  diesem  Sinne  hat  besonders  die  Schweizerische  Konferenz  für 
das  Idiotenwesen  sehr  segensreich  gewirkt  und  in  ihren  Versammlungen 
fiele  Anregmigeu  zum  Wohle  der  geistig  Armen  geboten.  Aus  ihr  heraus 
sind  aadi  die  ScbntsToreine  ins  Leben  gerufen  worden,  wekbe  sidi 
aof  die  Fttrsoige  der  Sebwachmnnigen  naeh  ihrer  Scholentlassang  bezieben. 
Unsere  Bestrebungen  in  dieser  Angelegenheit  scheinen  dem  Verfasser  nicht 
bekannt  zu  sein.  Es  darf  nicht  unerwähnt  bleiben,  dafs  einzelne  St&dto 
Deutschlands,  z.  B.  Leipzig,  Könia:sl>er!2:  i.  Pr.,  Berlin  u.  a.,  musterhaft 
eingerichtete  Schutzvereine  oder  Fürsorgevereine  für  schulentlassene  Zög- 
linge der  liilfsschule  besitzen,  die  sich  als  aulserordeutlich  zweckmftfsige 
Einrichtungen  erwiesen  haben.  —  Zur  besseren  Vorbildung  der  schwach- 
sinnigen  Kinder  fftr  das  praktische  Leben  empfiehlt  der  Verfasser  die 
Eiafthroog  des  Handfertigkeitsnntenicbta  als  UnterriebtigegeiiatBnd  iBr 
die  Eniebnngaanstalten  aller  sebwaebbegabten  Wesen  sehr  dringend.  Die 

98* 


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4S8 


Meister,  welche  sich  der  beruflichen  AnsbUdong  scholeiitksseiier  Schwach- 
begabter mit  Erfolg  ontenieheiii  aoUteo  dftfor  eine  besondera  Qittififaitioii 
neben  dem  Leluseld«  erhatten.  IHen  Gratifikation,  die  mindeatens 
160  Mark  betragen  mllfste,  hätte  die  Begierong  n  zahlen.  —  Zur  Heran- 
bildung von  Lehrern  und  Lehrerinnen  für  Schwachberrabte  sind  in  der 
Schweiz  Kurse  eingerichtet  worden,  in  welchen  eine  beschrankte  Anzahl 
von  Lehrpersonen  theoretisch  und  praktisch  iu  das  Gebiet  der  Schwach- 
sinnigenbildung  emgetuhrt  wird.  Zur  Zeit  ist  bereits  der  zweite  BUdongs- 
Inirs  im  Gange;  diese  Einriebtmig  eracheint  Mkr  swecknUUsig  and  dftrfta 
«ach'  anderweit^  Nachahmung  finden. 

Der  folgende  Abaehnitt  be&fst  sich  mit  den  Beatrebongen  für 
die  Sckwnehen  in  einzelnen  dentsehen  Städten;  es  werden  in 
demselhen  speziell  die  Hilfsschnleinrichtnntren  der  Stäilte  Drf^'den  und 
Leipzig  besprochen.  Die  Schildemogen  des  Verfassers  bieten  ein  ziembch 
dentliches  tind  Tntreffendes  Bild  der  genannten  Hilfsschulen;  sie  werden 
besonders  deshalb  wertvoll,  weil  der  Verfasser  bei  der  Beschreibung  ganz 
oliJelrtiT  Torgdit  vnd  aeine  penOaUdie  SteHungnahme  ans  dem  l^ele 
)ft&t.  In  deraelben  Weise  behandelt  er  die  Hüftscbnle  an  BraaMl  and 
die  Einriehtangen  für  schwachsinnige  Kinder  zu  London* 

Sehr  interessant  sind  die  folgenden  Darstellungen,  in  welchen  Aber 
die  Gegner  der  Hilfsschulen,  über  die  Nebenklassen  zn  Berlin,  über 
die  Abschlufsklassen  und  Über  die  Ref  oi  mvorschläge  für  die  Taub- 
stummenbildung verhandelt  wird.  Wir  erfahren  <larin  die  Ansichten  eines 
uiibeemtluliLeü  i  remden,  der  uns  ferne  sleliL,  und  werden  auf  so  mauckes 
hingewiesen,  das  ans,  weil  ea  ans  an  nahe  liegt,  entgeht  Die  Aoi- 
fthrangen  dieses  Absehnittea  aind  dniehweg  der  Beaohtang  wert,  wtr  emp- 
fdden  sie  znr  prüfenden  Erwägnng. 

Der  letzte  Abschnitt  des  Büches  Inringt  verschiedene  statistische 
Nachweisnngen  nnd  Übersichten  ans  der  Schweiz  und  emen  Lite- 
raturnachweis. In  diesem  sind  wohl  die  hauptsächlichsten  Schriften 
des  Schwachsinnigenbildungswesens  bezeichnet,  aber  er  darf  keinen  An- 
spruch auf  Vollständigkeit  erheben,  denn  eine  grofse  Anzahl  einschlägiger 
Werke  ist  nicht  benannt  Dieaea  bedentet  jedoch  weiter  keinen  Mangel 
des  sonst  so  vorzflglich  angelegten  Boches.  —  Wer  sich  wiiUidi  grOnd- 
lich  auf  dem  Gebiete  des  Schwachsmnigenbilduni^eaena  orientieren  nnd 
mit  den  Reformbestrebungen  in  Schulorganisationsangelcgenheiten  bekannt 
machen  will,  der  findet  keine  bessere  Schrift  a1?  die  vorliegende  — —  aie 
hat  unsere  beste  Empfehlung.  Fb.  F&£NZ£L-Stolp  i.  Pomm. 

GEiaEB-FoBSTEB,  J.  M.,  Dio  gesehleehtlichen  Yerimngeii  wälirend 
d«r  Klnderjakre  ud  Ilm  Ftlg«i«  Ein  Hahnwort  an  Eltern  and 
Erzieher.  Wien  1904.  Terlag  des  YerfittBers.  —  In  KommiBiBon  der 
k  k.  UniveirititBbnchhandlnng  Georg  Sielinski.  XI.  8*.  S2  Sdten.  Preis 

eO  Heller. 

Der  Verfasser  bespricht  in  äufserst  knapper  Form  zunächst  die  Selbst- 
befleckung  oder  Onanie,  deren  Ursachen  und  Folgen;  sodann  die  (Ge- 
schlechtskrankheiten; hierauf  erörtert  er  die  Mittel  zur  Bekämpfung  dieser 
Zoatlnde.   Ala  daa  wirkaamste  Eraiefanngsmittdi  halt  er  die  Anfklftrong 


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429 


durch  die  Eltern  und  Schule  nnd  fordert  :  „Mit  dem  Verlassen  der  Schnle 
mnÜB  der  Schüler  sowie  die  Schülerin  mit  dem  eigenen  Körper  und  mit 
dar  GMimdlidtilailire  rawdt  mtmA  tels,  dab  de  akJi  aller  Vorgänge 
in  Memchlichep  Dasein  und  der  FortpflaioBBg  imd  aller  Ge&lireB  dnee 
minitliclieii  Lebenswandels  fttr  Körper  und  Geist  ToUkommen  bewnüst  sind. 
An  höheren  Lehranstalten  ist  die  Anfkl&nmg  vollständig  dorchzoführcn 
nnd  an  der  Hand  von  Abbildnnpen  alles  klarzulegen,  was  ein  aufjjeklärter 
Mensch  wissen  soll  .  .  .  Für  die  ,Iui;ond  aber,  die  mit  den  unteren 
Schulen  ihre  Unterrichtszeit  abschlieht,  waren  AüfklarunL'->knrse  am  Platze." 
Dieses  Schrüteiieu  lal  ixeuLe,  wo  über  diesen  Teil  der  Lfzieiiung  die  Aii- 

lichteB  80  Tersddeden  atodf  beadilmverL  Der  niedere  Preis  maebt  es 
mltfl^,  in  das  Bestrehen  desTefteers  «inen  Einhliek  leidit  an  eilialtco. 

Dirdctor  G.  BATB-Wi«n. 

Otto  Ghennes    Nordes  Laererforening.     Snndhedsstatistik  for 
Norske  Folkeskoler.   CG esundheitsstatistik  norwegiscber  Volksschulen.) 
I.  Kristiania,  Bergen,  Akerbhusamt.  Kristiania,  G.  Kristianseus  Bogtrykkeri 
1904.    60  S.    (Mit  einer  deatschen  Zusammeniassaug.) 
Der  Stadtphysikoa  Bbmtsbn  in  Kristiania  hat  daadhst  flir  eine 
Landesversannnlnng  des  norwegisdien  LehrerrereinB,  der  ca.  6000  Mit- 
l^ieder  in  400  Kreisyereinen  ztthlt,  die  Frage  der  Oesnndheitsstatistik  und 
Gesundheitspflege  dnrch  einen  Vortrag  eingeleitet  nnd  ein  die  Volksschule 
betreffendes  Fragescbema  aufgestellt,  worauf  ca.  40U0  beantwortete  Frage- 
fonnnlare  eingelaufen  sind.    Gbennes  hat  bisher  das  Antwortmaterial  für 
zwei  Städte  und  ein  Landgebiet  verüffentlicht  und  bezieht  sich  die  publi- 
zierte Statistik  anf  die  hygienischen  Momente  des  Schulhaoses,  wie  Lage, 
üngehung,  Boden,  ErhohmgspiatM  nnd  -itome,  Abtritte,  Wasserferscnrgnng, 
Lehranrdhnnngen,  Kleiderablagen,  Lehnininier,  nnd  swar  deren  Dimen- 
sionen, Ümscihlieflwngen,  Licht,  Luft,  Grwtnnnng,  Snbsellien,  dann  anf 
8M^idsäle,  Tumrftume,  Bäder,  Schulküchen  usw.,  endlich  die  Schnlarztfrage. 

Auf  die  Details  der  mancherlei  Interessantes  bietenden  statistischen 
Kesultate  soll  bier  zunächst  nicht  eingegangen  werden,  sondern  es  sei 
Torlautig  nur  von  dieser  dankenswerten  Aofnahnie  Notiz  genommen  und 
der  Wonach  ausgesprochen ,  dals  die  Bearbeitung  weiter  fortgesetzt  und 
seinerzeit  die  Gesamtergebnisse  einsehliefslich  Geneffslflbenidit  nnd  Kritik 
vetOffentlidit  werden  mOgen;  dann  wollen  wir  noch  einmal  dannf  znrOck- 
konmuen.  Derartige  Aufnahmen  bezw.  VerOffientliobnngen  haben  nicht  nnr 
ein  allgemeines  srhuHiyvcicniscbes  Interesse,  sondern  ancb  einen  besonderen 
beträchüicheii  Wert  für  das  betreffende  Land  in  dem  Sinne,  dafs  damit 
die  Lehrerschaft  und  die  Schulämter  der  Schulhygiene  Dähergebraclit  und 
sowoiü  Verbesseningen  nngüiMtiger  Zustände  angeregt  wie  auch  in  der 
Felgo  bd  Nenhentdlongen  Fehler  veniüeden  nnd  Fortsdiiitte  aagahafant 
weednn:  dedialb  wflnsdmn  ivir  dem  yerdienstlidien  Unternehmen  einen 
rtatigan  Fortgang.  L.  BüBOBBsmr-Wien. 

Prof.  Dr  Rudolf  HAua.  Hypene  des  Ohres  im  gesunden  und 
kranken  Zustande.  BibUotUk  der  Gesundheitspflege,  Band  ö.  Statt- 
gart, £.  H.  Moritz,  1903.    £leg.  geb.  M.  LOO. 


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430 


Der  Leiter  der  ohrenärztlichen  PoHWiiiilc  in  Mtlncben,  Prof  IIaüg, 
bringt  in  vorlieRendem  5.  Bande  der  Bibliothek  der  Gemmdh'nlspßenc  eine 
ebenso  knappe,  als  vollsUkndige  Zusammenstellung  alles  Wisseuswerteu  auf 
toi  Gebiete  der  ObrhygieDe.  Nadi  Sehfiderang  der  Anatomie  aad 
Pli7«iologie  zeigt  er  die  Htnptwege,  die  sor  Eriowiiiniiig  des  Mltteloliree 
fthrea,  und  den  innigen  Zusammenhang  derralben  mit  den  akuten  und 
chronischen  Erkrankungen  der  oberen  Luftwege.  Weitere  Kapitel  bringen 
die  Ätiologie  der  Erkrankungen  des  üufseren  und  inneren  Ohres  und  die 
Beziehungen  des  letzteren  zu  den  Gewerbekrankheiten.  Zum  Srhlufis  werden 
die  wichtigsten  Verbaltungsmaferegeln  bei  erkranktem  Ohre,  Ohrencrkrankungj 
und  Lebensversicherung,  und  die  Taubstummheit  besprocheu.  Daä  uul  m- 
strafctiTen  Tafeln  Terseliene  BOeUeln  kt  allen  denen,  die  sidi  ftr  die  Hygiene 
dee  Obres  intareeneren,  ab  der  beste  bis  jetst  erscbienene  Fflhrer  anf  dieMm 
Gebiete  winnstens  m  empfehlen.  Dr.  med.  LAUBi-Zflrich. 


Bibliographie. 
Die  mit  •  bezeichneten  Werke  wurden  der  Redaktion  zugewandt. 

*Arhtnnrisw(in?'fnFfry  Bericht  und  Hechnung  Uber  die  Ferienkolonien  iinfl 
MUcJikuroi  f-rholunffsherlürftiger  Schulkinder  der  Stadf  Zürich,  soicie  über 
das  Erholungsham  Schwäbrig.    1903.    Zürich,  1904.    Kl.  8^  20«. 

*AnnaUs  de  Inslrucciön  Primaria.  Repüblica  oriental  del  Uruguay. 
Koato?ideo,  1904.   Gr.  8^  Tome  I,  Nom.  5. 

*AmuiU  ^igime  tperimmtaUt  e  Direttl  dal  Prof.  A.  Celli.  Vol.  XI? 
(N.  S.).    Fase.  n.  1904. 

*Bircbbr-Benner,  Dr.  med.  Eurge  GrundMüge  der  Emähnmgs-Therapie 
auf  Orund  der  Energte^S^^mmmg  der  Nährmf*  Berlin,  Otto  Salle, 
iyU3.  8' 

*BOLLAe,  Max,  Dr.  med.    Zum  Kampfe  gegen  die  LungemchwmdsuchL 

Mit  20  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.    Licstal,  Guter  &  Co., 

1904.   8*    48  a   Fr.  1.00. 
Brtob.   BeUiUoe  prevalmiee  of  conUagkm  lUwoses  I»  Mdren  aehool 

age.    Canad.  Jonm.  of  Med.  and  Surgery,  März  1904. 
*Die  Aufgabe  der  Schule  in  der  Bekämpfung  des  Alkoholismm .  FtJnfter 

schweizerischer  AbstinentcDtag  in  Bern.  12.  Juni  1904.  Kl.  8®.  20  8. 
^Einundncanzigster  Jcüiresbericht  über  die  Kasseler  Ferienkolonien.  1.  OkL 

1902/0.3.    8°    3  S. 
*ErMidiiidie  XMtbenhandarbeU.    Benkaekriß  herausgegebeH  v.  Deutsch. 

Verein  f,  SnabenkemdarbeU  aus  Anla/k  des  XVL  Deniscft.  Kongreeses 

für  ersiddkihe  SnäbeiiihemdaHml,    Leiprig,  Franlnnstein  A  Wagner, 

1904.    4«     16  S. 
*FLA0H8,  Alb.,  Dr.   Kleinf?^  Lehrbuch  der  H!jqirnc.    Zum  Gebrauche  für 

Volksschulen,  BQrgerschalen  und  gleichsinnige  Lehranstalten.  Nfimberg, 

J.  L.  Süch,  1904.    16".    82  S. 

■ . 


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431 


Fbshzbl,  Franz.   Die  HUßschuien  für  S(hwachbegabU.   OlBs.  Ref.  in 

Gruppe  F  des  I.  inten.  Kongr.  für  Scbnlbygim  ra  Ntabof .  Ztacsbr. 

f.  d.  Behandlg.  SehwMhsinniger  n.  Epfleptischer.   Hai  1904. 
*GXBI0KB,  JOB.,  Oberlehrer.    Zehn  Jahre  SdMenrudem.  WisseDidiaftl. 

BeOag«  nun  Jahreeber.  d.  Leibau-Gymaasinms  in  Berlin.  Oetem  1904. 

4«.    17  S. 

*Germüller,  L.  Das  Knetjtpfiche  Wns^enheUver fahren  in  Verbindung 
mit  einer  rationellen  Erduterkur,  Mit  über  100  Abbildgn.  Woerishofen, 
1904.   8*.   184  8.   Broecb.  JK  1.50;  geb.  2.00. 

^flaniisoH,  Kabiakvi.    Aufintmä  «md  ErfaXg  dar  Jfil^ 

schule  mm  Slamdpmdd  der  Muikr,  Wien,  Frana  DeoUck«»  1904. 
8«.    25  S. 

*HSLLEB,  Theodor,  Dr.    Gncndrif^  der  HrilpManofjn:.    Mit  2  Abbildgn. 

aof  einer  Tafel.     Leipzig,  Willi.  l:4igelmaim,  im.     8".    366  S. 

M  8.00,  geb.  M,  9.00. 
^JaJtrbucIi  der  prakliscJien  Medizin,  liorausgegeb.  v.  Prof.  Dr.  J.  SOHWALBB, 

Jalurg.  1904.   Stattgart,  Enke,  1904.   8^   682  8. 
*J'ähn8herkiki  der  IHrekUm  des  Ermehmgswesene  Üher  dae  eOrdieriedie 

ühterrichtstcesen  im  Jahre  ^&$*    8^.    115  S. 
^Jahresbericht  des  Ereiehungs-  und  Fürsornevcrems  für  geistig  euhteiih 

geblichene  Kinder  f.  d.  Jahr  1908     Berlin,  1904.    H°.    27  S 
*  Ideale  Icrienimtne  (Normalh&nser).   Beherzigenswerte  Worte  für  sorgende 

Eltern.    II.  Aufl.    Bad  Harzburg,  Rud.  Stolle.    8^    6  S. 
KOOB,  R.,  Prof.   Dk  Forderung  der  hOrperU^em  Ereiehung  dmri^  die 

Siadieerwdiimffem  md  die  eiUepret^ende  AxeegeMImg  der  ^FmUiehen 

ErMumgeetätie».   Honatsbl.  f.  öfT.  Oesondheitspfl.,  Nr.  5,  1904. 
*KocH.  Die  neueren  Schulgebäude  der  Stadt  Frankfurt  a.  M.  Mit  26  Taf. 

Frankfurt  a.  M.»  Franz  BeiQamin  Anflahrt,  1904.    Gr.  8^    86  8. 

*KRüKENBEKti,  El.^BETH.  Die  Bfih'Hlung  schulhuqicnisrlKr  Jicslrrhurigen 
für  die  Frauen  und  für  die  Familie.  Die  i^rau,  Mouatäsciii.  usw.. 
Kr.  8,  1904. 

LauBi,  Dr.  med.  Über  ökremmkreieiikiiengeti  der  SMkkider,  eewie 
^giene  und  Prophylaxe  der  Ohrenh  ankheifem  im  EMeeaUer,  Gomep.- 

Bl.  f.  Schweizer-Ärzte,  Nr.  13,  1904. 

♦Liebe,  Georg,  Dr.  med.  Die  studierende  Junmä  und  die  Alh>holfrage. 
Krkin  .  n,  Th,  Krische,  1904.  Gr.  8».  19  S.  A  0.30i  20  Ex. 
.M,  r>.(H);  iOU  Y.K,  M  20.00.  . 

*MiKULicz,  VON,  und  Frau  V.  Tümasczkwski,  Orthopädische  Gymnastik 
gegen  Häckgraieverbrümmungen  und  ecMechie  Körperhaltung.  Eine  An- 
leitung ftr  Inte  n.  Enieher.  2.  Term.  Anfl.  Hit  108  Fig.  im  Text. 
Jena,  OnetaT  Fieclier.   Gr.  8^    107  S.    A  3.00.  geb.  M  4.00. 

*NOACK,  Ernst,  Lehrer.  Lungengynmastik  und  Atmungskumt  im  Schul- 
turnen Leipzig,  F.  Biandstetter,  1904.  Kl.  8''.  31  S.  Mit  14  Ab- 
bildgn.   M  0.50.  ' 

*OffusieUer  Bericht  über  die  XXI.  Hauptversammlung  des  Preufs.  Medi- 
emaibeamten-  Vereins  am  18.  u.  19,  April  1904,  Berlin,  Fischer,  1904. 
8*    116  8. 


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432 


*Opp£MHSIM£R,  E.  H.,  Dr.  Theorie  und  Praxis  der  Augengläser.  Wt 
181  TextabUdgn.    BerUn,  A.  Hirschwald,  1904.    8<».    200  S. 

Shsabd.  Mm  preifmt  oitibreäkB  of  üifbeHons  dSaeaaes  amoHffsi  idbpo? 
dkädren  etc.  (Die  Yenneiduig  6m  Ansbziichs  von  Epidemien  bei  Selfid- 
kindem.)    Ganad.  Joam.  of  Med.  and  Snrgery,  Mär2  1904. 

*StöS8NBR,  A.,  Dr.,  Seminarobcrlchrcr.  Das  Experiment  im  Psycfwlogie- 
ftnterrichte  des  Seminars.  Beiträge  zur  Lehrerbildung  und  Lehrer- 
fortbildung, hcrausgegeb.  von  MUTHKSIUS.  20.  H.  Gotha,  E.  F. 
Tiuenemami,  1^04.    8°.    20  S.    ü  0.40. 

*2iBr«fterM0  BiiMmto  filr  iMHgmkrtmhs  4m  WM  V.  Jabresberidit 
1.  Ju.  Ua  31.  Des.  1908.   8^  40  8.  1904. 


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n.  Jahrgang.  1904.  No.  6. 


Die  Tier  ersten  Jahre  schnl&nitlicher  Untennchtuigeii  in  Stadt 

und  Bexirk  Cannstatt. 

Tob 

tfedisinalrat  Dr.  Bjmzdsqmsl. 

Zmn  Tierten  Male  habe  ieh  als  Schnlarrt  die  Runde  gemaoht 
dnieh  tlle  Mittel-  und  VoUnBdnüen  Ten  Stedt  nnd  B%nA  Gannatatt 
Meinem  Bericht'  Aber  die  Untennchangen  nnd  Ergebniiee  dfle  eaten 

Jahrganges  1899 — 1900  lasse  ich  nm  so  lieber  einen  zweiten  folgen, 

&lä  der  erste  freundliche  Aufnahme  uad  wohlwollende  Beurteilung 
gefanden  hat,  und  als  im  Laufe  der  Jahre  manche  neue  Erfahraogen 
gesammelt  und  alte  berichtigt  werden  konnten. 

Es  möge  mir  f^^estiittet  sein,  für  diejenigen  Leser  dieser  Zeit- 
schrift, welchen  meine  erste  Verotfenthchung  nicht  zugänglich  ge- 
wesen ist,  noch  einmal  den  Weg  in  Kürze  zi:  schildern,  den  wir 
in  Cannstatt  beachiitten  haben,  mn  die  Schularzt&age  praktisch 
an  lösen. 

Im  Sommer  des  Jahres  1899  wurden  auf  gleichzeitige  Anregung 
Ton  Seiten  der  staatlichen  und  der  kommnnalen  Behörden  des  Ober- 
amts die  ersten  Schritte  aar  Einftthrung  regelm&isiger  schulärztlicher 
Unterauchungen  getan,  und  im  Deiember  desselben  Jahres  konnte 
der  Sohnlarst  seine  Tätigkeit  beginnen. 

Es  handelt  sieh  nm  einen  Beiiri^,  der  an£  einem  Fllohenranm 
Yon  106  qbn  68088  Mmwohner  Uhlt.  Davon  wohnen  26000  in 
der  ObersmiiBtedt  Oannatatt»  die  ahrigen  32000  in  18  llndliohen 
Gremeinden. 


>  TeHliintL  Im  Wmt  mtd.  Conr.-BL  1901,  Nr.  44  und  45. 

D«r  Sdiolarst.  II.  11 


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106 


434 


Als  wir  es  unternabineM,  mit  den  iM^-^cheidfMien  Mitteln,  die  uns 
zur  VerfügUDs:  gestellt  werden  loiniiten,  lu  diesem  aus  so  verschie- 
denartigen Bestandteilen  zusammengesetzten  politischen  Verband  das 
Scimlarztwesen  zu  organisieren,  waren  wir  genötigt,  uns  von  An- 
fang an  bestimmte  Normen  festzusetzen,  welche  die  Grenzen  des  Er- 
strebenswerten  und  für  una  Erreiohbaroa  besoiohneteii.  Uiuere  Leit^ 
flfttse  waren  folgende: 

1.  £s  darf  nur  die  praktische  Seite  der  Frage,  die  Verbesserong 
der  Gesundheit  der  Schuljugend  in  Betracht  kommen,  alle  rein  wiesen« 
aobsftlichen  Fragen  bleiben  ans  dem  Spiel. 

2.  Der  Unteiandinng  ranüs  die  Behandlung  der  gefimdeaea 
Krankheiten  sieh  anaehlielMn. 

8.  Der  Aufwand  an  Zeit  nnd  Geld  für  alle  Beteiligten  ist  anf 
daa  mOgliohe  Minimum  an  hesohrftnken. 

4.  Ea  aoU  in  erster  Linie  darauf  hingeatreht  werden,  das  Intereasa 
und  die  Freude  der  Lehrer  am  Sohulantweaen  au  «rweeken.  Zu 
dieaem  Zweeke  soll  jede  unnötige  Belastung  der  Lehrer,  jedea  Aber- 
flflaaige  Sohreibgeschäft  und  jede  Art  tos  Bevormundung  der  Lehrer 
möglichst  vermieden  werden.  Die  Lehrer  sollen  in  dem  Schularzt 
einen  willkommenen  Mitarbeiter,  nicht  eine  unerwünschte  Aulsichts- 
behörde sehen.    Aus  diesem  Grunde  ist  namentlich  auch 

5.  die  Tätigkeit  des  Schularztes  von  der  offiziellen  hygienisehen 
Aufsicht  über  die  Schule  —  in  Württemberg  hnden  seit  1875  alle 
sechs  Jahre  wiederkehrende  oberamisarztliche  Gemeinde -Medisinai* 
Visitationen  statt  ■ —  streng  zu  trennen. 

Schulärztlich  untersucht  wurden  alle  Volks-  und  MittelachuleOt 
sowie  die  öffentlichen  Kleinkinderschulen  des  Bezirks. 

Die  Geschäftseinteilung  wurde  foIgendermaTsen  getroffen.  Das  Kgl. 
Oberamt  flbemahm  die  Besorgung  des  ökonomischen  Teiles  der  Arbeit, 
die  Korrespondenz  mit  den  verschiedenen  Ämtern,  die  Verteilung 
der  Kinder  auf  die  Solbäder,  ihre  Verbringung  dahin  usw.  Die 
ftratliohe  ünteianehung  wurde  dem  Oberamtaust  übertragen,  die  Be- 
handlung aoUten,  aoweit  als  m5glieh,  die  Orts-  und  flansttate  (Lber- 
nehman,  in  Fallen  wo  diea  nIVtig  eiaehien,  Spesialirste  ftr  Aiigen*, 
Ohren-,  Haut-  und  ohiruigiaohe  Krankheiten,  die  aieh  daiu  bereit 
erUftrt  hatten.  Die  Ortaaebulinspektoren  und  die  Lehrer  aollten  die 
Vermitäung  awiaehen  Sdhularst  und  Eltern  beaorgen. 

Die  ärstliehe  Untemuehung  gestaltet  aieh  im  einselneii  folgende^ 
mafaen:^  Von  meinem  Besuch  in  der  Sehule  wird  der  Ortwehul- 

'  Yergl  TT.  ärzlL  Corr.  BL,  1901,  Nr.  44. 


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436 


107 


inspektor  —  nicht  aber  der  Lehrer  —  einige  Tage  tnvor  in  Kenntnis 
g^etzt.  Die  Schüler  haben  wahrend  meiner  Anwesenheit  aufrecht 
zu  sitzen,  die  flande  anf  den  Tisch  gelegt.  Danach  sehe  ich  mir 
jeden  einaelnen  Schüler  an  und  lasse  die  fehlerhaft  erscheinenden 
bemnatfeten.  Naoh  der  BesuditignDg  wird  der  Lebver  gefragt,  ob 
ihm  etwa  sohadhafite  Kinder  bekannt  aeien.  Heist  bat  er  eine 
Aniabl  Toigemeikt  Anob  dieae  werden  beran^geetelli  Jedea  ein- 
aelne  betan^gstrelene  Kind  wird  nntersnobt,  nnd,  falls  es  sobadbaft 
erfanden,  wird,  in  eme  Tabelle  naeb  folgendem  Sohema  eingetragen. 

Oberamt  Cauostatt. 

Sohnllkrztlioher  Bericht  über 


• 


Schale 

Tag 
der 
Unter- 

fUOhUDg 

Erfund 

Ver- 
ordnong 

Erfolg 

B«. 
]Deikiiiige& 

Diese  Tabelle  wird  in  der  Schule  aufbewahrt,  beim  Klassen - 
Wechsel  weitergegeben  und  bei  dem  nächsten  schulärztlichem  Besuche 
eigfinat.  Sind  die  verdichtigen  Kinder  der  Reihe  nach  untersucht, 
ao  wird  gelragt,  ob  etwa  noch  weitere  <?chnd hafte  Kinder  sich  selbst 
melden  wollen.  Das  ist  sehr  oft  der  Fall.  Auch  diese  Kiuder 
werden  in  der  gleichen  Weise  behandelt.  Bei  der  letzten  Aufrafong 
der  Kinder  melden  sieb  niebt  aalten  aebr  riele  nnd  enAblen  yon 
Schaden,  die  sie  einmal  gehabt  haben  oder  noeb  beben.  Es  kommt 
daa  offenbar  mmudiem  interessant  und  nnterbaltend  vor.  Man  mvXn 
neb  eine  gewisse  Besobrinknng  anferlegen,  wenn  nicht  die  Zebl  der 
Sobadbaften  endloa  werden  soll.  Andeiseits  smd  erst  dnrcb  diesen 
letaten  Anfrnf  nicht  selten  wirkliche  Schaden  an  meiner  Kenntnis 
gekommen.  Diejenigen  Kinder,  deren  üntenoebong  sdiwieriger  ist 
oder  am  nackten  Köiper  an  geschehen  bat,  werden  entweder  isoliert 
nntersucht  oder  in  eine  Sprechstunde  bestellt. 

Man  beachte  bei  diesem  Vorgehen  einige  Punkte: 
1.  Es  werden  nicht  alle  Schüler  wirklich  unieraucht,  sondern 
nur  diejenigen,  welche  nach  Ansicht  des  Schularztes,   des  Lohrers, 
der  Eltern  oder  der  Kiuder  selbst  schadhaft  sein  können.  Alle 

11» 


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108 


436 


Schüler  7.n  untersuchen  ist,  wenn  man  keine  wissenschaftlich  stati- 
stische, Sündern  rein  praktische  Zwecke  verfolgt,  unnötig  und  wegen 
des  damit  verknüpften  Zeitaufwandes  und  zu  groiser  Störung;  des 
Unterrichts  unerwünscht.  Ich  habe  bei  meiner  durch  vier  Jahre 
hindnrdh  fortgesetzten  Kontrolle  die  Überseugang  gewonnen,  dafii 
mir  alle  wirklich  yorhandenen  Schäden  anoli  bei  der  ron  mir  ge- 
wählten abgekarrten  ^orm  der  UnterBaohnng  ttete  snr  Kenntnis 
kamen. 

2.  Der  Mitarbeit  daa  Iiehren,  nnd  swar  seiner'  selbet&ndigen, 
kritisoben  Mitarbeit  als  desjenigen,  dem  das  Heiansfinden  der  kranken 
Kinder  in  erster  Beihe  mit  obliegt,  ist  anf  diese  Art  ein  weites 
Feld  eröffiiet. 

3.  Anfgesohrieben  wird  nnr,  was  unbedingt  notwendig  ist  fftr  die 
weiteren  Mabnabmen  nnd  ihre  Kontrolle. 

Die  Behandlung  der  krank  erfimdenen  Kinder  geht  naeh  fol* 
genden  Gmndsfttsen  vor  stoh:^  Nnr  in  ganz  seltenen  —  sehr  ein- 
&ehen  oder  sehr  dringenden  —  Fällen  wird  ein  direkter  ärztlicher 
Rat  von  mir  erteilt;  in  den  allenn eisten  Fällen  werden  die  Kinder 
an  den  Hausarzt  oder  Ortsarzt  oder  an  einen  der  Spezialärzte  ge- 
wiesen, oder  es  wird  eine  Solbadkur  vorgemerkt. 

Bei  dem  folgenden  .Hchulärztlirhen  Besuch  findet  zunächst  die 
Kimtrolle  statt  über  die  letztiiiuls  schadhaft  Befundenen,  ob  und 
wns  i;escheben,  ob  und  welcher  Erfolg  nachzuwciseQ  ist.  Der  neue 
Befand  wird  m  die  oben  abgedruckte  Tabelle  eingetragen  und  diese 
so  fortlaufend  ergttnst 

Die  Ausdehnung  und  die  Ergebnisse  dieser  Unteisnehnngen  und 
die  Erfolge  der  daran  angesehlossenen  Behandlung  mögen  duroh 
folgende  Zahlenreihen  dargestellt  werden. 

El  wurden  untersucht: 

im  Jahr  1900  in  106  Sohnlen  6783  Kinder 

1901  ,  104     .      6648  , 

1902  «  109      n      6888  « 

1903  .  119     ,      7213  » 
Davon  wnrden  schadhaft  befanden: 

im  Jahr  1900:  605  (8,9  %) 
„     „  1901:624(9,4» 
„     „     1902:  729  (10.5  Vo) 
„     ,     1903:  781  (10,8%) 


'  Vgl.  WM  med.  (Jorr.-BL  1901,  Nr.  4ö,  ä.  Ö75. 


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437 


109 


Für  Stadt  nnd  Land  getrennt  bereohnat  argaban  sieh  Iblganda 
Scbadbafte: 

1900  in  der  Stadt  270  (11,6  %)»  in  den  Landgemaindan  335  (7,5  %), 

1901  »   ,     .    289(12,3%),  ,  ,  .  335(7,7%), 

1902  „    ,     „    295(12.2%),  „  „  «  434(9,5%), 

1903  ,    „     ,    311  (12,8  7o),  n  t*  n  470  (9,8  %). 
In  diesen  Tabellen  treten  iwei  bemerkenswerte  Ptnkte  banror: 

Etttmal  das  konstante  Ansteigen  aller  Prosentaablen  vnd  sodann  der 
ao^llige  Unterschied  zwischen  Stadt  nnd  Land.  Die  letztere  Er- 
soheinnng  entspricht  einer  auch  soDSt  gemachten  volkskygieuischea 
Beobachtung  und  zeigt  ui  eindringlicher  Weise,  wie  sehr  die 
schädlichen  Einflüsse  des  Stadtlebens  schon  im  schal« 
Pflichtigen  Alter  sioh  geltend  machen. 

Zn  dem  konstanten  Anwachsen  der  Prozentzahleu  der  krank 
Beftindenen  tragen  jedenfalls  mehrere  Faktoren  ihr  Teil  bei :  nicht 
allein  die  wachsende  Ühnn^  und  Erfahrung  des  Schularztes,  sondern 
sicherlich  auch  das  gröisere  Interesse  und  Vertrauen,  das  die  Lehrer 
der  Sache  entgegenbringen,  und  ebenso  auob  ein  gröfseres  Vertrauen 
anf  Seiten  der  Eltern.  Miob  dflnkt,  dafs  dieses  fortschreitende  An- 
waobaen  mit  ein  Beweis  —  nnd  nicht  der  schlechteste  —  daffir 
ist,  dafii  wir  nns  mit  nnserer  Art  der  Organisation  des  Schularzt- 
wesens  auf  einem  guten  und  gangbaren  Wc^  befinden,  der  aneb 
schlielsliob  zu  Erfolgen  fahren  mnlb. 

Gkban  dieae  Zablan  mebr  ein  Bild  dea  Oeanndbütsaastandes 
der  Jagend  miseies  Besürka  in  den  allgemeinsten  ünmssen,  so 
mdgan  die  naebfolgendan  tabellarisoban  Znsammenstellnngen  einselne 
Ktaakbeitsgruppen  genauer  analysiaten  nnd  die  Ton  ans  aar  Ab- 
bills  getroffenen  Haftnahmen  und  ibrs  DnrehftUimng  in  der  Praada 
illnstiieren. 

I.  Augenleidende  Kinder  wurden  festgestellt  im  1.  Jahr  165, 

im  2.  154,  im  3.  207,  im  4.  238,  zus.  764.  Von  diesen  wurden 
zur  Behandlung  au  deu  Augenarzt  Dr.  Plesbeboen  in  Stuttgart  ge- 
wiesen im  1.  Jahr  51,  im  2.  67,  im  3.  175,  im  4.  168,  zus.  461. 
Der  Auflorderung  leisteten  Folge  im  1.  Jahr  47,  im  2.  60,  im  3. 
144,  im  4.  131,  zusammen  382. 

Folgende  Kiankbeiten  worden  gefnnden 

Jsbigang  I  n 

1.  Hypenaslropie  3  3 

2.  Hypermetropie  mit  SMissmas    •   7  3 
Myopie  8  4 


m 

IV 

Zasam 

10 

10 

26 

12 

7 

29 

13 

21 

41 

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110 


43Ö 


Jahrgang 

I 

n 

m 

IV 

ZuSUQffli 

8 

21 

7 

41 

5.         „          hypennetr.  .    .  . 

9 

10 

20 

18 

57 

_ 

2 

2 

7.  Ambljopia  mit  macol.  eoin.   .  * 

_ 

2 

1 

3 

8.       f,       mit  Hyperopie  .    .  • 

2 

l 

3 

9.       ,        mit  Astigmat.  myop.  . 

1 

1 

10.       9        mit  Strabismas  .    .  . 

2 

— 

2 

11.       „        nach  Meningitis     .  . 

1 



1 

6 

3 

8 

6 

23 

3 

13 

16 

36 

67 

3 

4 

8 

4 

19 

4 

1 

5 

16.      „  interstit.iLpiroiicIlymatosa 

2 

1 

2 

2 

7 

4 

1 

13 

2 

20 

1 

1 

1 

3 

2 

1 

7 

1 

1 

2 

21.  Iritis  

1 

1 

2 

22.  Ghorioiditia  

1 

1 

1 

1 

1 

1 

4 

24.  Slrabismns  convergeDB  .... 

^_ 

_ 

5 

6 

11 

25.        „        divcrpeos     •    .    .  . 

^_ 

1 

— 

1 

26.  Scheinbarer  Strab  

1 

_ 

— 

l 

27.  Accommodationsparese  .    .    .  . 

1 

— 

— 

1 

28.  Accommodationskrampf  .... 

2 

1 

3 

2 

2 

1 

5 

^_ 

1 

1 

1 

1 

2 

__ 

2 

33.  Hordeolum 

1 

1 

1 

1 

1 

3 

4 

2 

2 

4 

37.  Angeborene  IriBanomalie   •   .  . 

1 

1 

Die  Bin^ebnisM  der  Behandlnng  leigt  folgende  Tabelle: 


Jahrgang  I 

II 

III 

IV 

Zasamm« 

 25 

63 

78 

121 

277 

 17 

4 

45 

2 

68 

 3 

3 

5 

6 

17 

 2 

3 

2 

7 

13 

13 

Ich  habe  in  den  ersten  Jahrgängen  nur  die  höheren  Grade  von 
Sehstöruügtju  dem  Augenarzt  zugewiesen,  bm  aber  später  in  der 
ZuweiflUDg  der  Kurzsichtigen  und  Schielenden  ireigebiger  gewordeni 


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m  III 

da  mir  tob  angeniiEtLibher  Seift»  imbegelogt  wovdeii  ist^  wie  iriohtig 
die  mOglibhet  frfihceitige  Vfirbeeaenuig  dieser  Störungen  fOct  die  Er> 
lieltiing  des  SeliTennOgena  ist. 

Homhantfleoke  wnrden  hftnfig  beobebhiei,  meist  waren  sie 
llteren  Datums  nnd  worden  deshalb  nibbt  weitw  berfleksiebtigt. 
floffentltob  werden  unsere  sobnlftnstlioben  ünterancbnngen  an  einer 
Verminderung  dieser  schweren  Stömng  beitragen.  —  Mit  der  Vw 
abreichun^^  vüü  Brillen  konnten  wir  dank  der  gütigen  Spende  einer 
Woliitaterin  recht  freigebig  sein. 

II.  Krankbeiton  der  Ohren,  der  Kaae  und  des  Maises 
wurden  festgestellt: 

Jahrgaag   I      TT      in     lY  Znssaunen 

Bei  Kindern   176    158    186    221  741 

Von  diesen  wurden  an  den  Obiemarat  Hofrat  Dr.  Mülub  in 
Stnti^art  gewiesen: 

Jshigsng  I      II     in     IV    Zossamen  - 

102   116   15&   206  &79 

Der  Weisung  Folge  geleistet  haben: 

Jahrgaag  I      n     HI    IV  Zusammea 
95     90    93   137  415 


Folgende  Krankheiten  wurden  gefunden: 


Jahrgang 

I 

n 

m 

IV  . 

ZnssBu 

1.  Ek7eTn  der  Ohrmiischel     ,    .  , 

1 

1 

2,  Obrschmalzpropf  

1 

2 

1 

4 

3.  Fremdkörper  im  Gehörgaiig    .  . 

1 

1 

2 

4 

4.  Otitis  ext.  difiosa  

1 

1 

1 

3 

6.    n      »   ekeaaiser^^   ,   .  . 
6.  Tnbencatarrh  ...... 

1 

1 

12 

9 

7 

20 

48 

7.  Otitis  msdia  calanh.  acuta  .  . 

3 

3 

e 

3.     n      »        «  sabacata 

2 

1 

3 

9.      n       n         „  chronica 

8 

6 

14 

10.     „       „     pomlenta  acata 

1 

3 

4 

11.      9        n           „        chronica  . 

35 

12 

16 

24 

87 

12.  j,       n      chronica  tulierculüsu 

13.  BeBiduea  Mierer  Hittdobreile- 

1 

l 

3 

30 
8 

20 

53 

14.  Nervöse  Schwerhörigkeit    .    .  . 

1 

1 

6 

16 

15.  Yerdacht  auf  Schwerbörigkeit  ohne 

8 

2 

10 

1 

2 

1 

4 

8 

17.  Hörstürung  nach  Bleichsacht  .  . 

1 

1 

18.  Ekzeia  am  Naseneingang   .    .  . 

3 

8 

1 

1 

2 

20.  Bhinitis  sicca  anterior  .... 

1 

2 

3 

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112 


440 


T 

X 

TT 
IX 

TTT 
III 

TV 

X  1 

KtififimmAti 
«uoAiumcu 

91    'Dpvifltin  Spnti 

1 

X 

0 

2 

5 

5?y?    C\t\TV7n  vasnmnfonfi 

V/vAfA>Cl      T  C%0 V/111  V/L Vi              *            *           ■           •  * 

1 

1 

5 

5 

3 

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^u«  uiuvii«  njporuypo«  uniiinta  • 

A 

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V 

a 

99 

1 

Jl 

9 

A 

4 

11 

1 

1 

28    Thron    atronh  Rhinitis 

1 

1 

2 

^«/«    \^UI  Uli.      iVnUUAli    U*  Xl|lB01UBhlU311~ 

11 

Q 
o 

1 

X 

1 

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21 

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*ul     ^.l^f*tf^n     fiTntaT^Vi    Hai*   Al^A^An    T  iirf. 

«/v«  vuruu.  f\tu><iiiu  ucr  uucrcu  j.<uii~ 

9 

m 

o 

31    HviMMPtrainliiA  <l  RMhAnnmidAl 

98 

99 

37 

68 

147 

i)9  ßmnkikiiiimiilAlii 

4 

5 

12 

V 

27 

A  S 

rüimn  V.nt^fliifi  H  fraiiTnAnniMulAltl 

•J*^>    V^UIUU«  X-iUkbUllUa  U>  VJoUillPlllimiWIBllI 

2 

9 

^at"i f eil  1  if  icr*^ or    A  Ka^tAlB 
CJ'xi   X  i;ri lu  11 M 1 1 1 L 1 M  1 1 1 1    '\'!3«VIB   •      •  • 

1 

X 

1 

X 

%J%J*     VI  Co  IJul  tCli  L  1      Vi  tAUliJd&          •         •         «  • 

1 

A 

1 

1 

X 

1 

X 

9 

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1 

9 

1 

X 

4 

4M 

SV 

KCl    Hiiwitiiiiiwtnpiiiiiiiiii    jIm*     Qf  imm^ 

1 

1 

40   Strnmft  ^Kronfl 

1 

1 

X 

41.  Lupas  des  VelumB  a.  Nasennuiheii- 

1 

1 

42.  Sprachstörungen  

1 

X 

1 

X 

1 

X 

1 

X 

4 

1 
i 

II 

Es  worden  folgende  Operationen  yoigenommen : 

Jahrgang 

I 

IT 

m 

TV 

AtusaminvR 

1,  Entfernnncr  von  Ohrpolypen 

6 

2 

4 

2.  Paracentese  des  TrommelfelJes 

1 

1 

9 

3.  Okoneffscbe  Ätzungen  am  Trommel- 

12 

10 

9 

19 

50 

4.  Extract  der  GeliOrfcnOelNicben  . 

1 

Jl 

1 

X 

5.  Cnrettage  der  PankenliOhle    .  . 

1 

1 

z 

6.  Radikalop.  der  üitteloluTäunie 

1 

1 

9 

7 .  Abtragong  von  Moscbelbypertrophien 

5 

4 

q 

8.        „         „  Nasenpnlypen 

t 

1 

9 

9.  Galviuiokaustik  d.  nui.  Musi  hti  . 

1 

1 

9 

10.  Ileäektiou  des  Septuoi  uuck  Kujleg 

1 

1 

X 

11.  Abtragung  einer  od.  beider  Ganmen- 

4 

3 

7 

3 

17 

12.  Al  tragung  der  Rachenmandel 

28 

32 

32 

45 

187 

13.  Eröffnung  eines  peritonsiUit.  Abs- 

1 

1 

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441  IIS 

ji 

^IgBiidi  Bflinltat»  madtn  eriMli: 

JalifIBiiig  I  II  m  IV  Zaaanmtti 

Gehflilt                                   42  54  46  48  170 

Gebessert  S8  27  7  41  103 

Ungeheöt  9  5  1  1  16 

Unbehandelt  —  10  16  16  42 

Nicht  kontrolliert,  da  Patient  nicht  mehr 

encheint                                16  19  23  31  89 

Die  Erfolge  sind  tatsächlich  jedenfalls  noch  besser,  als  die  Kon- 
trolle durch  den  Ohrenarzt  ergeben  hat  Natnrgemäfs  sind  die 
meistern  Kioder,  die  nioht  mehr  nr  Kontrolle  enohieiieii  sind,  so^e, 
an  denen  Opemtionen  YOigenommen  werden  mnisten,  bei  deren 
grabsr  Mehisehl  ein  günstiger  Erfolg  mit  Bestimmtheit  angenommmi 
iroden  4eil  Aneh  bei  der  üemlieh  betritohtliehen  Ztfd  der  Nidi»> 
beihandelteii  liegen  mmst  AfhktUmen  tot,  die  dnnh  eiaeii  opersttTlii 
Emgriff  hfttten  gehoben  werden  können,  der  dank  der  Kesssnohenheit 
der  Eltern  unterlassen  wttden  mnftte.  Bedaneriich  ist^  losehen 
sn  mttssen,  wie  nnToretlndige  oder  mifsgeleitete  Eltern  ihre  Kinder 
Tor  sehweren  Soh&digmigen  ihres  körperlichen  nnd  geistigen  Befindens 
anbewahrt  lassen. 

Bemerkenswert  scheint  mir  noch,  die  grofse  Anzahl  der  chro- 
niacheD  ührafiektionen  zu  sein.  Sie  weist  wohl  darauf  hin,  daLs 
es  sich  hier  groisenteila  um  Schädlichkeiten  handelt,  die  schon  vor 
dem  schal  Pflichtigen  Alter  auf  das  Ohr  einwirken,  und  deren  Be- 
seitigung in  noch  früheren  Jahren  Ton  der  aUeigrölsten  Wichtig- 
keit w&re. 

m.  Hnntkrnnkkeiten  wniden  gefanden: 

Jahrgang   I      II    HI     IV  7<nsmmsn 

Bei  Kiodem   15     25    56     84  180 

Davon  wurden  an  den  Spezialarzt  Geh.  Ho&at  Dr.  Vbibl,  hier, 

gewiesen: 

Jahrgang   I      n      III     IV  Zusammen 
8      8     18     13  87 

Folge  geleistet  haben  dieser  Weisung: 

Jahrgang  I  II  HI  IV  Zinmmmei 

3  8  11  11  88 

Yen  dieien  Kindern  litten  an: 

Jifarg&ng  I  n  m  IV  Znnmmen 

1.  Fwnissis  1  1  2  2  6 

2.  Herpes  tesssnmi  1  8  2  —  6 

3.  Ekiem                                 1  4  6  8  14 

Oer  S«hid«nt.  IL  19 


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114  442 


II 

TTT 
III 

IV  9 

A     Prtiriwn  — 

1 

1 
L 

1 

ft 

Fl     A  rpü  riAlHi                  .           .              »  ■ 

1 

1 

2 

mm 

1 

1 

1 

1 

8.  Aka»  vulgaris  — 

1 

1 

9.  Mangeilbafter  HaanntwieUmig    .  — 

1 

1 

IV.  In  Bezug  auf  den  Körperbau  wurde  folgendes  konstatiert. 

Anomalien  landen  äich: 


Jahrgang    I       II     UI  lY 

Bei  Kindern   50     45     44  54 

Eine  bunte  Reihe  der  verschiedensten  Gebrechen  muiste  unter 
difieer  Bubiik  zusammengefafst  werden,  wie  nachfolgende  Liste  zeigen 
mag.   Es  worden  znm  Beispiel  beobftohtet  in  d«n  Jalugftngen  1902 


und  1903  u.  a.  folgende  FftU«  von: 

1.  Hydropbthalmos  congenitos   1 

2.  Ein&ngigkeit  dorch  tranma   3 

3.  Einseitige  Blindheit   3 

4.  Asymetrie  der  Gesichtshftlften    3 

5.  Facialislfthmang   1 

6.  HasemwiliOTte  und  Wolftneh«!   1 

7.  GMiiieiniialta   6 

8.  Kropf   8 

9.  Operierter  Kropf   1 

10.  Skoliose   19 

11.  Essentielle  Kinderl&hmnng                           .  6 

12.  Hernia  iugainalis   Ö 

13.  Lnxatio  eaUti  male  aaaata   2 

14.  Fradnra  eabiti  male  aanata   1 

15.  Fractora  clavicalae  vetoita   1 

16.  Loxatio  Radii  vetnsta   1 

17.  Frf^rtnra  antebrachü  male  aanata  .  •  .  •  .  1 
IB.  LoiiUs  chronica  .,9 

19.  Atrophie  eines  Beines   3 

20.  Khachit.  Beine   1 

21.  Ankjloais  ooiae   1 

22.  Loxatio  famoria  oongaaita                         .  3 

23.  Steifes  Knie   2 

24.  Gouitis  chronica                         .   •   .    .  3 

25.  Plattfüfse   8 

26.  Klumpfuls   3 

27.  Amputiertes  Bein   1 

An  den  Orthopttden  Prof.  Dr.  Mülleb  in  Stuttgart  wurden  ge- 
wiesen: Jahrgang   I      II     in     IT  Zasammen 


Kiader  7     15     18     13  53 


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443 


115 


Ortho pftdisch  beHandelt  wurdAn  folgmide  Fälk: 


Jahrgang 

I 

n 

m 

IV 

Zosami 

1.  Ankylosen  mTencniedenenGeleiikeQ 

A 

4 

1 

5 

1 

1 

— — 

2 

1 

1 

4.  Halbseitige  Lähmung  .... 

2 

0.  Konder  Rttckea  

1 

2 

3 

6.  £s86Dtielle  KinderUaiiniuig .   .  . 

2 

1 

8 

5 

7.  Rbaehitis  muTenaliB  .... 

1 

1 

0.  Spastischer  Gang  

1 

1 

^.  Epipbysenlösung  der  rechten  Hflfte 

— • 

1 

— • 

1 

10.  Pes  eqainos  paralyticos    .   .  . 

1 

— 

1 

1t      /'I      *  A  ■ 

2 

3 

5 

1 

1 

9 

8 

2 

*rm*  XUHHSnn.  UHcvBMir  Qw  IWUM    •  • 

X 

X 

2 

2 

16.  Luxatio  coxae  spont.  .... 

— 

— 

— 

1 

1 

17.  Foogos  cubiti  

— 

— 

1 

1 

18.  Allg.  sehlechte  Ernährung     .  . 

•— 

1 

— 

1 

2 

19.  Schmer/en  im  Rfickeu  .... 

— • 

1 

— — 

^— 

1 

AIb  Erfolff  wiirdA  vatMiokiiet: 

JftbfgADg 

I 

n 

m 

IV 

Znsuu 

2 

2 

4 

3 

6 

? 

? 

9 

2 

2 

3 

3 

Bin«  (Jnaehe  dar  ao  hAiifig«n  BltiQl^tSTerkrammiuigeiL  flclieint 
nieh  memen  Baobaehtnngen  darin  la  liegen,  dab  die  Sünder  an 
frah  daaa  angeludien  weiden,  Ijasten  an  tragen,  kleine  Ghaobwieter» 
Milofa-,  Bieiflaaohen  n.  dgl.;  Wamnng  in  dieser  Biehtnngtat  not 

Neben  der  eigenttielien  orthopftdisolien  Belumdlnng  konnten 
daibh  liefnrang  Ton  Bandagen,  Bmokbftndem,  beeonderen  Sdknken, 
Anacbaffung  eines  Stebfolaes  filr  ein  Bltldeben  mit  Obersdhenkel- 
stampf  (dnidi  Yennittluiig  des  Vereins  fäa  kttnatl.  Glieder)  nuaelie 
Gebrechen  Terbessert  werden. 

Einige  unserer  kleineu  Patienten  —  so  zwei  Fälle  von  Gaumen- 
spult, eine  Ankylobü  im  Kniegelenk  —  fanden  in  der  chirurg.  Klinik 
in  Tubingen  Aufii;ihmetind  wurden  dort  mit  glücklichem  Erfolge  operiert. 

Im  ganzen  smd  in  den  vier  rlahren  869  Kinder  von  den  Spezial- 
ärzten  untersucht  und  behandelt  wordon;  davon  wurden,  soweit  mir 
bekannt  geworden,  geheilt  451,  gebessert  180,  angeheilt  blieben  36, 
onbehandelt  49,  ankontroUiert  lOö. 


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116 


444 


Solohe,  welehe  d«r  enten  AnwMBong  m  emeii  Spwialant  ntoht 
gefolgt  uDd,  Ittben  bei  der  nfteheten  Untirmiohiuig  eine  neue  Ab« 
weisuiig  erlialten,  de^gleiehen  auok  aolohe,  bei  denen  der  gflnetiige 
Elfolg  im  Lenfe  der  Zeit  mehr  oder  weniger  Barflekgegangen  war. 
An(berdem  heben  die  Lehrer  die  An^jabe  ftbemommen,  im  Anüuage 
jedes  Monats  alle  sehadhaft  erfbndenen  Kinder  an  die  ihnen  ge- 
machten Anflagen  zn  erinnern.  Wenn  trotzdem  viele  Eltern  der 
Anweisung  an  die  Spezialisten  keine  Folge  geleistet  liabea,  so  ist 
das  ja  bei  der  Gleichgültigkeit  vieler  Eltern  gegen  offenbare,  leicht 
wahrnehmbare  Scliadeo  ihrer  Kinder  m  keiner  Weise  verwunderlich. 
Ich  möchte  da  einen  Satz,  der  sich  mir  schon  üach  den  Erfahrungen 
des  ersten  Jahres  m  die  Feder  gedrängt  hat,  auf  Grund  verviel- 
fältigter Beobachtungen  wiederholen:  „Da£ä  heutigen  tags  noch 
mit  Lausen  behaftete  Kmder  die  Schule  besuchen,  dai's  Kioder  mit 
ausgedehnten  kahlen  Stellen  auf  dem  Kopfe,  oder  mit  sichtbarem 
Obrpolvpen,  mit  stinkendem  OhrenflnlSf  mit  schweren  SebstOnrngen^ 
mit  Müabüdnngen  aller  Art  ohne  ftrstliche  Hilfe  bleiben  in  einer 
Qegend,  wo  weder  an  Ärzten  noch  an  Spezialärzten  ein  Mangel  ist, 
dab  aneh  Leaatniigen  des  Knrpfuaohertnme  nnd  alberne  Auswüoha» 
der  fiomöopathie  zur  Beobachtung  gelangten,  das  läiat  doeh  einen 
tranxigen  Sohluft  aiehen  anf  die  vielgeprieaene  Knltnr** 

y.  Es  bleibt  nnn  nooh  eine  Omppe  von  Kranken  an  bespreohen 
übrig,  welehe  ioh  als  schadhaft  in  beang  anf  die  Konstitntion 
beaeiehnen  mOohte.  loh  mnb,  nm  nicht  die  Zahl  dar  Kiankheita* 
gmppen  ins  endlose  an  Termehren,  mit  diesem  Begriff  eine  Beihe 
Ton  Gebrechen  ansammemfiBsen,  die  das  fSne  mit  einander  gemem 
haben,  dab  sie  nioht  anf  m  bestimmtes  Oigaa  lokalisiert  sind,  nnd 
daüi  sie  hanptsaehKeh'  in  einer  StOrang  des  Allgemeinbefindens  sieh 
tnÜwm.  Ich  bin  genötigt,  unter  dieser  Rubrik  auch  die  chronischen 
Verdauungsstörungen  mit  unterzubringen,  die  bei  den  Schul- 
kindern meist  im  Gefolge  allgemeiner  Schwächlichkeit,  Blutarmut,. 
Skrophulose  usw.  auftreten.  Nicht  selten  wird  freilich  der  ur- 
sächliche Znsammenhang  der  sein,  dafs  dio  Verdaaungsstörong  die 
Konstitutionsanomalie  hervorruft,  letztere  steht  indessen  gewöhnlioh 
im  Vordergründe  des  Krankheitsbildes. 

Die  Zahl  der  in  diese  (jriuppe  gehörenden  Patienten  beiief  sioh 
im  Jahrgang:      I  II  HI  IV 

anf  Kinder:      120         180  191  179. 

Die  wiohtigsten  hier  zussrnmengefaleten  Krankheiten  sind  im 
folgenden  einidn  anfgefohrt,  nnd  die  Zahlen  der  in  einem  einaelnea 


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44Ö 


117 


Jahrgang  (II)  getundenea  Falle  als  Beispiel  beigefügt:  Ailgemeioe 
Schwächlichkeit  (36),  Blntannut  (18),  Skroplinlose  (79),  „Nerrosität" 
(12),  chronische  Verdanungs^tfi rangen  (2),  chrooischer  Kheumatismua 
(2),  chronische  Herz-  und  Luugenkraukheiten  (8).  Aufißailend  ist  mir 
in  allen  rier  Jahroa  die  geringe  HAofigkeit  der  Taberknioae  in  allen 
ihren  Formen  gewesen. 

Ans  dieser  Erankheitsgmppe  rekrutieren  sich  unsere  Kandidaten 
fttr  Solbadknien.  Trotzdem  für  diese  Koren  dank  dem  freundlichen 
Entgegenkommen  der  Anstaitsverwaltnngen  in  Jagetfeld  nnd  Hell 
der  PenalonflietB  in  Uberaliter  Weiee  herabgeeetit  wnide^  wazen  die 
bierfilf  angewendeten  Kotten  sehr  betziehtHoh;  ne  bilden  den 
weiteüB  giOürten  Poeten  in  nnaeiem  Bndgei  Vennmihon  wir  nne 
deabaib  auf  die  allerdringendaten  FttUe  an  beMhUnken  hatten,  so 
konnten  wir  doeh  im  gansen  in  den  vier  Jaluen  ca.  250  Kindern 
die  Wohltat  einer  Tierw0ohi|pBn  Solbadkof  an  teil  werden  lasm. 
In  einseinen  FfiUen  wurden  die  Kosten  Ton  den  Bltem  selbst  getragen, 
der  Rest  der  Kinder  wurde  gauz  oder  grolsenteilfl  anf  nnsere  Beohnnng 
verpflegt.  Die  Ergebnisse  der  Kuren  waren  recht  befriedigend.  In 
weitaus  den  meisten  Fällen  sind  die  Kinder  gekräftigt  und  besser 
aussehend  aus  den  Bädern  zurückgekehrt,  daher  auch  der  Andrang 
von  Bittenden  von  Jahr  zu  Jahr  wächst. 

VI.  Die  bisher  besprocheiieu  Krankheitsgruppen  umfassen  solche 
StöruDg-en,  die  rein  auf  körperlichem  Gebiete  liegen.  Im  foigeudeii 
mögen  noch  drei  Gruppen  von  Schäden  aufgetührt  werden,  die  auf 
die  geistige  Seite  übergreifen,  und  die  in  hohem  Malse  der  Beachtung 
dee  Schularztes  wert  sind:  das  Stottern,  die  Epilepsie  und  der 
Sohwaehsinn.  Mit  Spraohstö rangen  behaftete  Blinder  wurden 
im  eisten  Jahre  37,  im  zweiten  29,  im  dritten  24,  im  vierten  17, 
zusammen  107,  gefunden.  Von  diesen  sind  eine  Anzahl  von  leichteren 
Fällen  schon  dnroh  die  Bemühungen  der  Lehrer  im  Lanie  dss  Schal- 
jahies  so  gehssseft  worden»  dals  ToUstlndige  fleUnag  eingetreton  ist 
oder  wenigstens  in  sieheie  Anasioht  genommen  werden  konnte.  Ffir 
die  sohweieren  iUle  wnxde  im  Jahre  1902  mn  i^gelieohter  Spiaoh- 
nnteirieht  durah  ein  besondeia  dalSr  sioh  intenessierendes  und  be* 
fthigtss  Frtailein  etngeriohtei  In  diesem  Untsnioht  sind  von  Januar 
bis  Jnli  1902  in  vier  Woehenstonden  awAlf  Knaben  nnterriohfot 
worden,  grolssiiteils  mit  günstigem  Erfolg.  Es  stellte  sLeh  aber  bald 
herans,  dafe  das  Interesse  der  meisten  Kinder  (oder  filtern)  an 
einer  Heilang  dieses  Gebrechens  nicht  grofs  genug  ist,  um  sie  zu  einer 
regelmälsigeo  frei  willigen  Teilnahme  au  eiuem  derartigen  Uuterricht, 


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118 


446 


selbst  wenn  er  völlig  iiüentgelllich  geboten  wird,  zu  bewegen.  Der 
Besuch  von  selten  der  meisten  Schüler  war  sehr  unregelmäDsig ; 
mehrere  blieben  nach  einiger  Zeit  Oberhaupt  weg,  andere  miiTsten 
w^en  Unart  oder  Faulheit  ausgesohloflMn  werden.  Wir  mufsten 
uns  deahalb  gegen  Ende  des  Kurses  sagen,  dafs  wir  mit  der  Ein- 
richtung yon  freiwilligem  Sprachunterricht  zu  hohe  Anforderungen 
an  das  Veistftndnis  der  meisten  Eltern  für  das  Wohl  ihrer  Kinder 
gestellt  hatten»  nnd  haben  za  nnaerem  Bedanern  den  Versuch  wieder 
an^ben  mflaBen.  Die  LOmtng  dieser  Frage  anf  einem  anderen,  beaeere 
Anntohten  bietenden  Wege  steht  flbrigena  in  knraer  Frist  su  er^ 
warten.  Das  EgL  Eonsistorimn  hat  es  untemonunen,  eine  grOlsere 
Ansaht  von  Lehrern  dnzoh  Stotteremnterricht  praktisch  anshilden  ra 
lassen,  und  so  wird  es  nicht  mehr  lange  danero,  bis  den  Stotterern 
in  der  Sohnle  selbst  im  Ansehlnlb  an  den  Scholnntenieht  und  nnter 
Anwendung  des  der  Schule  su  Gebote  stehenden  Zwanges  «n  Bweok> 
mifsiger  Unterricht  zu  teil  wixd. 

Nicht  selten  werden  dem  Schularzt  Kinder  vorgeführt,  die  an 
epileptischen  oder  epileptiformen  Anfüllen  leiden.  Solche 
Kiuder  sollten  die  allgemeinen  Schulen  nicht  besuchen,  teils  wegen 
des  ungünstigen  Eindruckes  auf  die  anderen  Kinder,  teils  wegen  der 
Sl i  ruDg,  die  der  Unterricht  durch  die  Anfall©  erleidet.  Der  Schul- 
arzt wird  seinen  Einäuls  dabin  geltend  machen,  die  Eltern  zu  ver- 
anlassen, dafs  fiolcbe  Kinder  womöglich  in  geeigneten  JSrziehungs* 
und  Ptieganstalten  untergebracht  werden. 

Ein  schwieriges  Kapitel  bildet  die  Versorgung  der  geistig 
Schwachen.  Es  ist  schon  nicht  leicht,  die  Grensen  zwischen  dem 
einfachen  Mangel  an  Begabung  und  dem  Schwachsinn,  dem  patholo- 
gischen Defekt,  zu  ziehen.  Nicht  allein  der  Lehrer,  sondern  auch 
der  Arst  ist  hier  mancherlei  Täuschungen  und  Beobachtnngsfehlem 
ausgssetst,  und  grO&te  Y  oisicht  ist  in  der  Beurteilnng  aller  Angaben 
ttber  diesen  Punkt  gebotsiL  Ich  habe  die  Zahl  der  Schwachsinnigen 
in  den  Ton  mir  besuchten  Schulen  im  Jahigang  I  auf  82»  im  Jahrgang  II 
auf  27,  im  Jahrgang  HI  auf  16,  im  Jahrgang  17  auf  34,  lusanunen  anf 
109,  berechnet.  Bei  aller  Vorsicht  in  der  Disgnofienstellung  hat  sich 
aber  doch  eine  ganse  Beihe  von  Kindern,  die  in  den  eisten  Sehul* 
jähren  ab  schwacfannntg  beseichnet  wurden,  im  Laufe  eines  oder 
mehrerer  Schuljahre  geistig  so  gut ^entwickelt,  dab  spftter  die  Diag- 
nose umgestofsen  werden  mufste.  Ich  habe  daraus  die  Lehre  gezogen, 
dafs  man  bei  der  AusscheiduuL''  der  geistig  selivvnchen  Schüler  in 
besondere  Klassen  in  den  ersten  drei  Schuljahren  nicht  zu  rasche 


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Entsohlieüsungen  fiuBen  tollte.  loh  glaabe  bei  emem  Teil  der  Lehrer, 
zumal  bei  den  jüogeren  unter  ihnen,  eine  giewiaee  Neigung  su  allsu 
£mgebiger  Ausscheidung  beobachtet  m  haben,  eine  Neigung,  die 
swar  bei  dem  Bestreben  der  Lehrer,  möglichst  gute  Beenltate  zu 
enielen,  reohi  begvetflidh  iet^  die  aber  den  Solmlant  an  doppelter 
Vortielit  malmeii  mulik  loh  habe  in  einem  einsigen  Jahr  Ton  27 
angeblioh  geietig  Sohwachen  14  ab  normal  bildnngefthig  heftinden. 
Manbbe  Kinder  entwiokeb  Mt  geistig  langsamer  als  andere  oder 
stehen  eine  Zeithmg  in  ihrer  geistigen  ESniwieklung  still,  nm  ipäter 
wieder  an&awaehen;  wie  oft  TielleiQht  infolge  einer  kSrperliehen 
Stifrung,  die  nnbeaohtet  geblieben  istl  Von  solohen  Füllen  abgesehen, 
bleibt  aber  immer  noeh  eine  Ansahl  von  Kindern  ftbrig,  die  ginslieh 
aufser  stände  sind,  in  der  Schule  mitzumachen,  und  die  deshalb 
ausgeschlossen  werden  müssen.  Es  raag  dies  hart  gegen  die  Eltern 
erscheinen.  Aber  ist  es  nicht  härter  gegen  die  Kinder  selbst,  wenn 
feie  m  der  Schule  täglich  aufs  neue  au  ihre  geistige  Minderwertigkeit 
erinnert  werden,  ganz  abgesehen  von  der  Last,  welche  dem  Lehrer 
au^giebürdet  wird,  von  der  Verzögerung,  welche  der  Unterricht  erleidet, 
von  dem  Spott,  den  sie  bei  ihren  Mitschülern  erwecken?  Und  ist  es 
nicht  die  Pflicht  der  Kitern,  und  wo  diese  rersagt,  der  Schule,  dahin 
zu  wirken,  dais  den  geistesschwachen  Kindern  wenigstens  das  mögliche 
Mais  an  Bildnng  beigebracht  wird,  um  sie  für  das  Leben  einiger- 
mafsen  bmnchbar  sn  maehen?  Notorisoh  geistig  sohwaehe  Kinder 
mllnen  ans  den  allgemeinen  Sohulen  heraugenommen  und,  wenn 
irgend  möglich,  in  Anstalten  Teiaetst  werden,  wo  ihnen  nicht  nur 
sweekmftbiger  Unterrieht^  sondern  aneh  entspreohende  Pfl^»  Be* 
handlnng  imd  Eraiehnng  an  teil  wird. 

leh  mOohte  hier  nodh  Inirs  ttber  die  EigebnisBe  meiner  ünter- 
snohnngen  in  den  Kleinkinderflohnlen  berichten.  Wegen  der 
groben  Zahl  der  in  einer  SJasae  vereinigten  Kinder,  nnd  wegen  der 
unruhigen  Haltung  der  Kleinen  ist  hier  die  üntersnehung  wosentlioh 
aehwieriger;  die  Anskflnfte,  weiche  die  Lehrerinnen  an  geben  rer- 
mOgeo,  sind  ans  denselben  GrOnden  dfliftiger,  eine  genaue  Statistik 
ist  bei  dem  stark  fluktuierenden  Charakter  der  Bevölkerung  dieser 
Schulen  fast  unmöglich.  Doch  kann  die  Wichtigkeit,  schon  in 
diesem  Alter  für  intiglichate  Aufdeckung  aller  Schilden  und  ihre 
Beseitigung  zu  sorgen,  nicht  genug  betont  werden.  Ist  es  doch 
oben  schon  hervorgehoben  worden,  wie  viele  Leiden  als  veraltete, 
chronische  A Sektionen  in  das  eigentliche  schulpflichtige  Alter  herein* 
gebracht  werdra. 


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Auoli  liier  hat  sich  im  Lanfe  der  Jahre  die  Zahl  der  Schad- 
haften absolut  und  relativ  vermehrt;  sie  betrug  im  Jahrgang  I:  9, 
H:  9,  ni:  38,  IV:  39. 

Aus  den  bisherigen  Mitteilungon  möge  ersohen  worden,  dafs  es 
nns  gelungen  ist,  eine  nicht  geringe  Anzahl  von  Schäden,  welche 
die  schulärztliche  Untersuchung  aufgedeckt  hat,  zu  bessern  oder  guiz 
sa  beseitigen.  Dals  unsere  Tätigkeit  nicht  überflflang  war«  dafe  die 
private  Fürsorge  der  Mtem  für  die  Schulkinder,  sei  es  wegen  ütt* 
kenntnis,  sei  es  wegen  allzu  groiser  Gleichgültigkeit  oder  wegen 
Mittellosigkeit  unzulftnglioh  ist,  das  beweist  der  Iiolie  Fraienteete 
der  Sohadhaften,  das  beweisen  die  notwendig  gewordenen  Operationen, 
die  yerordneton  Brülen  und  Bandageiit  die  grolae  Zahl  der  Solbftder, 
die  Zahlen  der  Geboten  und  der  Gteheaserten.  Diese  Zahkii 
kannten  MUeh  noch  grO&er  aein»  wenn  den  Weianng«!  dee  Sdud- 
aiitai  in  allen  FfiUen  Fdge  geleistet  würde.  Aber  leider  folgten 
Tiele  Kinder  der  Weisung  an  den  Hans-  oder  Spezialant  ftberhaapt 
nicht,  andere  entsagen  sieh  der  Weiterbehandlnng  ans  Angst  vor 
einer  Operation,  oder  weil  yon  Anluig  an  Heüang  nibht  in  siehere 
Ansdeht  gestellt  werden  konnte.  Wir  weiden  nioht  nfllde  werden, 
immer  wieder  darauf  zn  dringen,  da&  das  Nötige  geschieht,  und 
müssen  in  dieser  Hinsicht  auf  die  fernere  Unterstützung  der  Lehrer 
und  Geistlich.eii  rechnen. 

Nun  steht  und  füllt  nach  meiner  Überzeugung  das  ganze  Schul- 
arztwesen mit  der  Losung  der  Frage,  ob  es  gelingt,  die  Eltern 
der  Kinder  zur  Befolgung  der  Weisungen  des  Schularztes 
zu  veranlassen.  Ich  möchte  deshalb  als  die  praktisch  wichtigste 
Zahl  der  ganzen  schulärztlichen  Statistik  dag  Verhältnis  zwischen 
den  vom  Schularzt  als  behandlun^trshedürfüg  bezeichneten  und  den 
wirklich  behandelten  Kindern  ansehen.  Alle  für  die  praktische 
Sobttlerhygiene  wichtigen  Faktoren:  die  Fähigkeit  des  Schularztes, 
sieh  an  Eltern  und  Lehrern  in  ein  gutes  Verhältnis  zu  bringen, 
eine  iweokmft0nge  Auswahl  der  zu  behandelnden  Schüler  zu  traffian, 
das  Interesse  der  Ortliehen  Behörden,  der  P&rrer,  Lehrer  nnd 
Gemeindebehörden  an  der  Sache,  das  Vertrauen  der  Eltern  und 
£inder  zn  den  Persönlichkeiten  der  hehandelnden  Ärate^  die  finan- 
aieUen  Eiftite  der  einaelnen  nnd  der  Korporation,  die  linmlieben 
Bntfaznungen  —  mOsssn  direkt  oder  indirekt  anf  die  QrQlae  dieser 
Yerhftlfnissahl  einwirken;  in  ihr  werden  wir  deahalh  einen  PMfrtein 
für  die  piaktisohe  Branehbarkeit  eines  Sehnlarstegfstems  an  eridioken 
herechtigt  sein,  und  swar  einen  snTerlfissigeren  als  in  der  Zahl  der 


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enielten  Heilangeo,  ao  groDi  aaoh  das  Intoniae  aller  Beteüigttii  an 
latateren  sein  mag. 

Um  dieae  Yerhältoiszahl  für  unsere  Eioriobtang  heransznfinden, 
konnte  ich  nun  freilich  nur  die  den  Spanalärzten  nnd  besonderen 
Anstalten  überwieaenaa  Kinder  in  Rechnung  ziehan;  ffir  die  an  die 
Orte-  und  Hanattnte  wwieaaDan  lieb  sie  sieh  ana  naheliegenden 
Grfinden  niahi  genan  featatellen.  So  eigibt  aieh  fttr  die  einaelnen 
Jahigftnge  felgendea  Verhllteia: 

Biiniideii  anr  Bahandlnng  empfohlen:  im  Jahrgang  I:  168,  II: 
206,  ni:  361,  IV:  400  Einder.  Der  Anffoiderang  leiaftefeen  Folge: 
I:  152,  U:  173,  IQ:  266,  IV:  292.  In  Proaenten  98,3,  34,0, 
73,7,  73,0.  Fto  die  Qeaamiheit  der  Tier  Jahigänge  heMgt  daa 
Verbiltnia  1130:888  ^  78,1 7o. 

Wenn  wir  in  Betraoht  aiehen,  weleh  erhebliehe  Opfer  an  Zeit 
tind  Geld  die  Konsultotion  der  Spesialärzte  für  die  Angehörigen 
eines  sehr  groüsen  Teiles  unserer  Patienten  mit  eicli  bringt,  da  die 
meisten  der  Begleitung  eines  erwachsenen  Familienmitgliedes  nicht 
entraten  können,  femer  wiö  grofs  in  diesen  Bevölkerungsscbichtea 
die  Gleioligliltigkeit  gegen  nlle  leichteren  Kran k hei tsfoi inen  ist, 
endlich  wie  matnngfa<:he  Kräfte  uns  entgegenwirken:  die  Messer- 
fcheu,  das  Vorarteil  gegen  die  zünftige  Medizin,  die  Kurpfuscherei, 
der  Aberglaube,  KrUfte,  gegen  welcho  uns  keine  anderen  Wulfen 
ZU  Gebfjte  Htehen,  als  die  Überredung  und  das  Beispiel  der  von  uns 
bereits  erreichten  Erfolge,  so  wird  man  dieses  VerhiUtnis  ein  an- 
günstiges  nicht  nennen  können. 

Es  mufs  freilioh  immer  wieder  darauf  hingewieaen  werden,  wie 
Tiel  Schulinspektoren  und  Lehrer  dazu  beitragen  können,  dieses  Ver- 
failtnis  günstig  an  beeinflussen,  und  wie  wichtig  es  iat,  das  Interesse 
dieser  Herren  an  unserer  Saohe  nicht  an  weeken  —  denn  es  ist 
lingst  aehon  Toriianden  — ,  wohl  eher  ea  nieht  m  er  toten  dnieii 
Bwebkloae  Belastung,  Berormnndnng  nnd  nmotOtige,  weil  pzaktiaeh 
wertliiae  Anfgahen.  Ancih  wir  haben  im  Anfiing  manehaa  Hüateanen 
Yün  dieser  Seite  her  an  flberwinden  gehabt;  diese  Oberwindung  ist 
uns  eher,  da  wir  uns  von  Tomhereb  aal  das  pmktiseh  Wiohtige  be* 
ibhjinken,  nioht  sehwev  gemaeht  worden,  und  ioh  glaube  ssgen  su 
dflrftn,  dalh  Lahzer  nnd  GeisUiohe  unseies  Besirks  in  dem  Sehnlaiit 
einen  willkommenen  Mitarbeiter  und  flelftr  in  manehen  Fragen  sehen, 
denen  sie  yordem  ratlos  g^enfiberstanden.  leh  habe  auch  die  Wahr- 
nehmung gemacht,  dafs  bei  jeder  neuen  Runde,  die  ioh  unternahm, 
das  Interesse  der  Lelirer  an  dem  körperlichen  Wohlbefinden  ihrer 


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Scbiitzbefolileiieu  frestipgpn,  iVir  Blick  für  vorhandene  Gebrechen  ge- 
schärft, ihr  Verständnis  für  den  Einflufs  der  körperlichen 
Schäden  auf  die  geistigen  Leistungen  vertieft,  ihre  Über- 
zeagung  von  der  Wichtigkeit  einer  sachgemär&en  Behandlung  ge* 
festigt  ist.  Immer  häufiger  treten  die  Falle  ein,  dals  mir  die  Lehrer 
bei  der  Naohschan  der  im  Vorjahr  schadhaft  Befundenen  Kinder 
vorsteUten,  welche  aeit  der  Behandlung  durch  den  Spezialarzt  leb- 
hafter, anfimerksamer  und  heseer  traktable  Schiller  bezw.  Schüler- 
innen  geworden  sind}  oder  solche,  welche  durah  den  Gehrauch  einer 
Solbadkvr  körperliche  Krftftignng  erlangt  haben,  geistig  friaeher  und 
arbeiislnstiger  geworden  sind. 

Mancherlei  sonstige  Vorteile  wissen  die  Lehrer  von  unseren  Ein- 
riohiungen  sn  enohlen,  an  welohe  wir  selbst  nie  gedaoht  bitten. 
So  wurde  ieh  wiederholt  auf  einen  yon  uns  keineswegs  yorans- 
geeebenen  Natasn  unserer  Listen  hingewisssn.  Diese  weiden,  wie 
sehen  erwftbnt,  stets  ergänzt  nnd  wandern  ron  Klasse  sa  Klasse 
mit  dem  betreffiinden  SebUler  weiter.  So  ist  der  Lehrer  bei  der 
Übernahme  der  Sehttler  nun  Toraos  darüber  nnterriobtet,  Welche  toü 
ihnen  früher  schadhaft  erfunden  worden  sind,  und  kann  von  Anfang 
au  die  nötige  Rücksicht  darauf  nehuiBu.  Auljserdem  sind  die  Lehrer 
durch  die  Listen  m  den  Stand  gesetzt,  sich  in  regelmäisigen  Zwischen- 
räumen danach  zu  erkimdin"en,  ob  die  Anordnungen  des  Schularztes 
befolgt  worden  sind,  und.  wo  dies  nötiLr  ist,  dazu  zu  mahnen.  Auch 
die  MilitärbehorJeu  ziehe u  aus  unseren  Listen  ihren  Nutzen.  Einem 
der  Lehrer  ist  ihre  Verwendbarkeit  in  dieser  Richtung  sogleich  auf- 
gefallen. Oft  kommt  es  vor,  dafs  die  Ersatzbehörden  sich  bei  der 
Schulbehörde  danach  erkundigen,  ob  eine  Krankheit  bei  eiuem 
Militärpflichtigen  in  der  Jugend  tatsächlich  bestanden  habe  und  in 
der  Schule  bemerkt  worden  set  Früher  konnten  solche  Fragen 
nainrgemäis  nur  unvollkommen  beantwortet  werden.  Künftig  sieht 
der  Sohulyorstand  die  aufbewahrten  Listen  doroh  nnd  findet  you 
sachverstttndiger  Hand  alle  früheren,  an  dem  iKinde  beobaohteten 
Sohiden  yeraeiobnet;  er  braoeht  die  Liste  nur  einsosobiokeii,  nnd  die 
Frage  ist  emwandsfirei  beantwortet 

Kooh  eines  möge  hier  erwlhnt  werden.  Der  Sehnlanst  bat  bei 
nns,  wie  sobon  betont  wnrde^  als  soleher  mit  der  Sobnlbygiene  im 
engeren  Sinne  niobts  su  ton;  es  ist  diss  ein  Punkte  in  dem  sioh 
unsere  Einriehtnng  von  den  meisten  anderen  nntersehsidet.  fir 
kommt  nieht  als  An&iehtsbsbdrde,  sondern  als  Berater  und  Yer- 
tranenamann.   Damit  ist  sber  nieht  gesagt,  dab  er  jede  Berahrung 


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aehnlhygienisoher  Fragen  streng  En  Termeiden  h&tto.  Im  (Gegenteil, 
bei  der  nahen  BerühmDg  mit  den  Lehrern,  in  welche  ihn  Mine 
Tätigkeit  bringt,  ist  es  ihm  eist  recht  möglich,  unvermerkt  nnd 
ohne  den  Stachel  des  Tadels  zn  hinterlassen,  dafdr  aber  um  eo 
wirknngaYoller  in  hygienische  Fragen  sich  etnEnmisohen,  die  Zimmer- 
tempemtnr,  IiOftimg,  Beinliehkeit»  Belenelitnng,  Sohfllerlmltang  n.  dgl. 
bei  gegebenem  Anlab  mit  dem  Lehrer  in  beepreoheii  imd  dediueli 
oft  gröberen  nnd  anhaltenderen  Einflnjs  anunUben  als  dies  bei  den 
offiaiellen  obenuntliohen  Sehnlvisitationen  möglich  ist 

Zu  oft  freilieh  darf,  wie  die  Yerhflltnisse  bei  nns  liegen,  der 
Schnlazzt  nicht  kommen.  Einmal  im  Jahr  ist  genng;  kommt  er 
öfter,  so  wird  er  lastig.  Er  macht  dem  Lehrer  bei  aller  Beaohrftn- 
knng  auf  das  notwendigste  viele  Arbeit.  Einmal  tat  das  jeder 
gern.  Öftere  Besuche  empfindet  er  als  unnötige  Lost.  Die  Schüler 
sind  ja  bei  der  zweiten  Visitatiuu  dieselben,  and  die  meisten  Fehler 
koiiuten  schon  beim  ersten  Male  aafgedeckt  werden.  Kommt  dem 
Lehrer  in  der  Zwischenzeit  zwischen  den  Besnchen  irgendetwas  zur 
Kenntnis,  was  eiu  Eingreifen  des  Schuhuztes  erfordert,  so  hat  er 
das  Recht,  dessen  Hilfe  unmittel  bar  iu  Ansprach  zn  nehmen ; 
er  ?chickt  das  Kind  einfach  in  seine  Spreclistunde.  Von  dieser  Er- 
laubnis wird  em  so  ausgedehnter  Gebrauch  gemacht,  dals  ich  kaum 
glaabe,  dals  die  Beseitigung  gröberer  Schäden  dnroh  die  längere 
Besnohsfrist  irgend  einmal  veraOgert  wird.  Ans  sahireichen  münd- 
lichen nnd  sohriftlichen  Yersicherangen  nnd  ans  der  stets  bereitwillig 
gewährten  Unterstütznng  konnte  ich  sn  meiner  IVende  entnehmen, 
dals  die  Schularzteinrichtnng  in  der  Ton  mir  gewählten  Form  den 
SehnlbehOrden.  Geistlicben  nnd  Lehrern  nicht  eine  Last,  sondern 
eine  willkommene  Neuerung  geworden  ist. 

Die  Schute  als  solche  kann  ja  leider  wenig  für  die  kitrperliche 
EntwicUnng  ihrer  Sohutsbefbhlenen  tun.  Die  ihr  sur  Yerftignng 
stehende  Zeit  ist  bssohrflnkt  und  das  Arbmismafe  groib.  Für  die 
körperliche  Ausbildung  lallen  nur  wenige  Turnstunden  ab.  Um  so 
mehr  liegt  es  dem  Schulanst  ob,  darauf  hinsuwirken,  dals  alle  Bander, 
die  daza  imstande  sind,  an  diesen  wenigen  Stunden  auch  wixkUchi 
teilnehmen.  Leider  wird  an  manchen  Orten  mit  der  Dis- 
pensation vom  Tu  rn  u  n  t  e  r  r  1  eil  t  grofser  Unfug  getrieben. 
Ich  habe  in  jedem  Jahr  eiue  Anzahl  von  Kindern  dem  Turnunterricht 
zurückgegeben,  bei  denen  nicht  der  geringste  Grund  znrDispensatiou  vor- 
handen war.  Häufig  konnte  ich  feststellen,  dafe  die  Schäden,  welche  zn 
einer  Befreinng  vom  Tomen  geführt  hatten,  längst  beseitigt  waren. 


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während  die  Dispensation  noch  fortbestand.  Es  liegt  ebenso  sehr 
im  Interesse  der  Sohuldiszipliu,  wie  der  leiblichen  Entwicklung  der 
Kmder,  dafs  der  Schularzt  auf  solche  Dino;e  scluirf  achtet.  Ich 
möchte  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  es  als  wünschenswert 
bezeichnen,  dals  ohne  eine  gutachtliche  Äulsening  des  Sohulustet, 
die  gegebenenfaUs  auch  auf  Grund  eines  hausärztlichen  Zeugnisses 
erfolgen  könnte,  keine  Befreinag  Tom  Tumimterrioht  mehr  stattfinden 
sollte.  Es  wäre  dies  sehr  sweokmftbigy  um  die  Dispensationen,  di# 
leider  oft  reoht  wiUkftrlieh  gMehehen,  nach  einheitiiehan  Gkeiobta- 
]pnnkten  zu  regeln. 

Solohe  Anordnungen  das  Sehnlantas  sind  fireiUoh  ntcht  immer 
naah  dem  8inna  dar  Eltani.  Fraistnndan,  in  denen  die  Arbeits- 
kiifte  der  Kinder  im  Hanee  ▼erwendet  weiden  kümien,  eind  ebeo 
Tielen  Eltern  sehr  gelegen,  nnd  anfimdem  beataht  oft  ein  nnbagieif- 
liehea  Vorurteil  gegen  alle  tamerieehen  Ühnngen,  beeondete  der 
II Mdohen.  —  Wenn  bei  eolehen  AnUtoaen  der  Sehuhunt  den  Bltem 
als  nnbeqneme  Behörde  gegenabertritt»  ao  iat  dobh  im  allgemeinen 
seine  Stellung  auch  ihnen  gegenüber  die  der  Yertrauensperson,  und 
ich  habe  die  Erfahrung  vielfältig  machen  dürfen,  dafs  seine  Tätig- 
keit auch  von  dieser  8eiU)  im  richtigen  SmuH  aufgefaf^t,  aaerkannt 
und  begrüfät  wird.  Ich  habe  das  unter  anderem  daraus  entnehmen 
können,  dafs  nicht  selten  auch  eiif.^erhalb  der  eigentlichen  Schul- 
besuche die  Eltern  ihre  Jimder  von  sich  aus  zum  Schularzt 
bringen  wegen  kleiner  Schaden,  die  bei  der  l-ntersuchung^  nicht 
entdeckt  wurden  oder  in  der  Zwischenzeit  entstanden  n\  aren  Ich 
brauche  nicht  erst  zu  versichern,  dafs  in  diesen  i^'alieu  der  Schularzt 
mit  besonders  peinlicher  Sorg&lt  es  an  vermeiden  hat,  aus  der  Bolle 
des  Untersuchungsarztee  in  die  des  behandelnden  Arates 
an  fEillen.  Meist  kommen  die  Iiente  übrigens  von  Tomhenm  mit 
der  ßitte  um  eine  Anweienng  anm  Speaialaiat  oder  nm  Qewihnmg 
einer  Solbadkor. 

SVeilieh  sind  nioht  alle  Eriahmngen»  die  der  Sehnlant  in  aeinen 
Beaiehnngen  an  den  filtern  an  machen  hat,  ei6ealioher  Natur.  £a 
bleiben  dem  Sehnlant  maneherlei  finttttnaohnngen  nieht  eispart.  Da 
aie  aber  meist  dem  Mangel  an  TerstSndniB  oder  an  OpfnwilUgkeit 
entspringen,  fidlen  sie  nioht  adhwer  ins  Gewieht.  Leioht  wird  es 
dem  Sohnlazst,  das  Vertranen  der  Kinder  an  gewinnen.  Ist  einmal 
die  erste  Sehflehtsniheit  Oberwundeo,  hat  sioh  das  eine  oder  anders 
Kind  mit  einem  Gebrechen  selbst  gemeldet,  so  hat  man  aiflh  oft  nur 
dagegeu  zu  wehren,  dafa  nicht  über  der  Fülle  kleiner  Schäden  die 


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wirklichen  Gr«breohen  zu  kxm  komnMn.  habe  mit  den  Kindern 
bei  jeder  aiek  bietondeD  Gelegenheit  hygiemaohe  Theorie  getrieben, 
•Uerdinga  in  der  einfimhiten  vnd  leieliieit  fcftliehep  Form  nnd  stets 
in  Anlehniuig  an  irgendeine  smnenfiülige  fieohiehtnng.  So  geben 
mir  dit  aelunntngen  HSnde  wid  Ohren,  die  Kopfaniachllge  n.  dgl.  den 
AnlaJSi»  mit  den  Kindeni  an  sprechen  über  daa  Waaahen  nnd  Kltanmen, 
ttber  Reinliehkeit,  ein  Terbnndener  ]?ing«r  ^  Aber  die  Umohe  der 
Bogenannien  «bOasn  Finger*  vnd  deren  Veriifltang  dnrah  aorgfkltige 
Behandlnng  kleioater  Wunden,  die  schmutzigen  Fiogemägel  -^Uber  die 
Gefahren  des  Kratzens,  die  Ohrringe  —  über  die  Gefahren  de«  Ohr- 
stechens, die  kalte  Jahreszeit  —  über  Lüftung  und  Heizuug  der 
Zimmer,  über  Erostbeiilen,  die  warme  —  über  das  Baden,  über  Fnfs- 
schweifs,  die  Kirschenzeit  —  über  die  Gefahr  des  Kirschkem- 
scblnckens,  blasse  Gesichter  —  über  den  Nutzen  der  Bewegung  in 
frischer  Luft,  über  die  Vorteile  des  Wasser-  und  Milchtrinkena 
gegenüber  der  Schiidlicbkeit  des  Alkohols,  über  Berufswahl  usw.* 

Em  oft  wiederholtes  Thema  bildet  die  Zahnpflege;  ich  lasse 
mir  da  nnd  dort  die  Zfthne  aoigen  nnd  suche  die  Eitelkeit  der  Kinder 
nach  dieser  Richtung  an  erregen.  Dabei  seigt  aioh  gewöhnlich,  dab 
die  Zahnpflege  sehr  im  argen  liegt,  nur  die  wenigaten  Kinder  sind 
im  fieaitae  einer  Zahnbflnte ;  in  einer  Schule  von  88  Kindern 
hatte  nnr  einea  eine  aolehel  Um  die  Zahnpflege  zu  befördern, 
haben  wir  ünlerhandlnngen  mit  den  Zahnanten  der  Stadt  einge* 
leitet  nnd  hofian,  ÜSr  nnentgeltUalie  Behandlnng  nnas»r  Sebnltindar 
demniohat  aotgen  an  kdnnen. 

TBk  kommt  bei  dieaen  liygiaoiaohan  Besprsehongan  allaa  daninl 
an,  daib  man  die  SadMu  miuidgeredht  vorbringt»  nnd  daJb  man  die 
einseinen  Beapraohnngen  nicht  vom  Zann  reüat^  aondam  stets  an  eine 
in  der  Sehnle  gemaohte  Beobaohtnng,  an  die  Jahreaaeit,  daa  Wetter 
usw.  anknüpft;  dafii  man  auch  das  jeweilige  Aller  der  Ueinsn  Zn* 
hürer  berücksichtigen  mufs,  versteht  sich  von  selbst.  Solohe  Auf- 
klärungen erfordern  freilich  Zeit  und  Geduld,  und  unmittelbare 
Früchte  davon  zu  sehen,  darf  man  nicht  erwarten;  aber  ich  glaube 
gewii^,  dafa  dadurch  manches  Samenkorn  versenkt  wird,  das  ernst 
aufgehen  wird. 

Besonderen  Wert  lege  ich  auf  die  Erziehung  zur  Rein- 
lichkeit. Davon,  dafs  ich  noch  manche,  mit  Läusen  behaftete 
£inder  in  der  Schule  getroffen  habe,  habe  ich  schon  gesprochen. 


>  TeigL  Wartt  «Md.  Gorr.*!».  1801,  S.  679. 


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454 


Aber  anoh  sonst»  wieviel  sohmntzige  Hände,  wieviel  ungewasolien« 
Gesichter,  in  unreine  Tücber  gewickelte  Hälse  tri£Ft  maD  bei  diesen 
Besuchen  an.  Auch  die  Reinlichkeit  ia  den  Schnlräumen  liegt  durch- 
ans  im  argen.  Solche  Wahmehmtingen  macht  man  nicht  bei  den 
offiziellen  Gemeinde  Visitationen;  hier  ist  alles  vorbereitet,  Sohnlhans 
nnd  Sohnlkinder  im  Sonntag^wand.  Bei  den  sehnlAntliohen  nn- 
erwarteten  Besnehen  sehe  ich  die  Sohnle»  wie  sie  ist  Abgesehen 
dayon,  dafit  der  Stanb  nnd  der  Sohmnts  direkt  die  Gesundheit  von 
Lehrern  und  Sohfllem  gefldirdeni  eine  Gefthrdnsg,  der  sieh  das  Kind 
▼ennOge  des  staatlichen  Sohnlswanges  anssetsen  mufs,  soll  das  Sohnl- 
hans ftr  die  hezanwaohsende  Jugend,  was  Beinliohkeit  anlangt,  eine 
HusteraDstalt  sein.  Dies  wird  aber  nur  dann  der  Fall  sein,  wenn 
tHgliohe  Iraohte  Reinigung  der  Böden,  Bänke,  Kasten,  Tische  statt* 
findet.  Das  mufs  Vorschrift  werden  in  Stadt  und  Land.  Der  Auf- 
wand wird  gute  Zinseu  kagen. 

Die  Warnung  vor  dem  Alkohol  veranlafat  mich  hüuüg  zu  der 
Frage,  wie  viele  Kinder  Milch  trinken.  Dabei  erfahre  ich,  dafs  cHea 
nur  wenige  tun.  Bei  weitem  die  meisten  bekommen  morgens  KaöVf», 
nachmittags  Most.  Daran  ist  nebfn  der  Macht  der  (Tewobnbeit 
hauptsächlich  der  Mangel  an  Milch  m  unseren  Gegenden  schuld, 
da  sehr  viel  Milch  in  die  ürolsstadt  abgeführt  wird,  wo  bessere 
Preise  dafür  besahlt  werden.  Abhilfe  wird  hierin,  £&r  unsere  Ge- 
genden wenigstens,  sohwer  zu  bssohafien  sein.  Daron,  dab  die 
Sindw  in  unserem  Bezirk  Schnaps  zu  trinken  bekommen,  wie  es 
anderwärts  hftufig  geschieht,  habe  ich  nichts  gehört,  wohl  aber 
haben  Ofteia  die  Lehrer  sioh  darflber  beklagt,  daüs  viele  Kinder  am 
Honiiig  weniger  disponiert  sum  Lernen  in  die  Sohule  kommen,  weü 
sie  am  Sonntag  mit  den  Eltern  im  Wirtshaus  gewesen  und  dort 
geistige  Getrtnke,  hauptsBehlioh  wohl  Bier,  an  sich  genommen  httten, 
gaaa  an  sehweigen  von  dem  sohleehten  Einflnfii  der  WirtshausLuft 
in  leiblicher  und  geistiger  Hinsichtl 

Lifst  sieh  auf  die  oben  bssohriebene  Weise,  von  einaelnen 
Ausnahmen  abgesehen,  das  Verhältnis  des  Sohulaistes  au  Lehrern, 
Eltern  und  Kindern  durchaus  erfreulieh  gestalten,  so  scheint  es  mir 
nach  meinen  Erfahrungen  auch  kein  Ding  der  Unmöglichkeit  zu 
sein,  die  Guuüt  dur  KüUeguü  für  unsere  Eiiiriclitmi;^  gewinnen. 
£s  ist  dies  aus  leicht  verständlichen  Gründen  ein  achwienger  Punkt, 
und  es  ist  selbst  beim  besten  Willen  auf  beiden  Seiten,  namentlich  infolge 
der  leider  weit  verbreiteten  ünaufrichtigkeit  der  Bevölkerung,  nicht 
immer  möglich,  jede  Kollision  zu  Tormeiden.  Solche  sind  uns  auch 


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nicht  TöUig  erspart  geblieben;  dooh  haben  m»  nie  m  einer  dauernden 
Trftbnng  des  Verhältnisses  zu  den  Äisten  unseres  Bezirks  gefllhrt. 
Ente  und  allerwiohtigito  Torbedingong  ist  freiUoh,  da(ii  der  Sohnl- 
arat  Bloh  jeder  Art  Ton  tbenip«iituah«n  HalknBhmeii  enthfili  Sehr 
▼erhenert  würde  seine  Stellung  den  EoUegen  g^geiildMr,  wenn  er 
lediglieh  beantoter  Arat  wflre. 

Leider  sind  wir  daron  noch  weit  entfernt  leh  wftrde  ee  als 
ideale  Loenng  der  Peraonalfirage  hetraohian,  wenn  der  Sohnlarst 
anf  jede  private  ftratliehe  T&tigkeit  an  Teraiehten  und 
sieh  gana  seinen  amtliohen  Funktionen  an  widmen  haben 
würde.  Dafs  es  aber  anoh  nnter  den  gegenwärtig  viel  ungünstigeren 
Verhältnissen,  wo  der  Schularzt  zum  Teil  noch  aulsenimtUch  Kon- 
kurrent der  Arztö  des  Bezirks  ist,  möglich  ist,  mit  diesen  ein  gutes 
Verhältnis  zu  unterhalten,  ja  sie  für  die  ganze  Frage  zu  interessieren 
und  in  ihnen  ehrliche  und  wertvolle  Huudesgenossen  zu  gewinnen, 
glanheu  wir  in  Cannstatt  bewiesen  zu  haben.  Wichtig  ist  dabei, 
dafs  der  Schularzt  alle  Falle,  die  nicht  dringend  spezialärÄtlicher 
Hilfe  bedürfen,  den  Ürta-  oder  Hausärzten  zuweist.  Wichtig  ist 
femer  —  und  hier  komme  ich  auf  einen  der  schwierigsten  Funkte 
in  der  ganaen  Frage  — ,  dafs  die  Tom  Sohalarzt  veranlalste  äcatliohe 
Behandlung  kein  Almoeen  iit»  sondern  dais  die  Kosten,  wo  die 
£iiem  es  Termögen,  yon  diesen  selbst,  wo  KorpoiationeD,  Kassen 
nsw.  yerpfliohtet  sind,  von  solchen  getragen  werden.  Wiohtig  ist  das 
nioht  allein  aus  Rücksicht  auf  die  Ärzte,  sondern  auch  ans  gewissen 
psyehologisehen  Qrttnden.  So  wenig  dweh  die  Sehnlanteinriehtong 
eine  neue,  boTonmuidende  Srlasse  {oodnaierende  BehArde  gesehafisn 
weiden  soll,  so  wenig  soll  der  BeTflIkening  ans  Oiiintliehsn  Mitteln  ' 
ein  Almosen  gestiftet  werden.  JDer  Schnlaiat  soll  im  wessntiiehen 
ein  Berater  der  Eltern,  Sohlüer  und  Lehrer  sein,  •  und  die  ans  der 
Befolgung  seiner  Batsehlflge  entstehenden  Unkosten  mllssen  im  Frinaip 
Ton  denjenigen  getragen  wsideni  denen  sie  augate  kommen:  Ton  den 
Eltern  der  Kinder.  Nur  so  lädt  es  sich  vermeiden,  dais  die  um- 
gekehrte Auffassung  Platz  greift,  als  oh  die  Eltern  der  Behörde  einen 
hesooderen  Gefallen  erweisen,  wenn  sie  den  Anordnungen  des  Schul- 
arztes folgen;  nur  so  läfst  sich  die  richtige  Auifasöung  durchsetzen, 
dafs  der  Schularzt  dazu  eingesetzt  ist,  da  nach  dem  Rechten  zu 
sehen  und  die  JEUtem  an  ihre  Pflicht  zu  mahnen,  wo  durch  Gleich- 
gültigkeit oder  Unwissenheit  das  leibliche  Wohl  der  heranwachsenden 
Jugend  gefährdet  ist. 

Die  strenge  Dorohführaog  dieses  Grundsatzes  stölst  aber  bei  den 


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hierzdlande  obwaltenden  Yerbätnisaeu  auf  fast  untiberwindiiobe 
Hindernisae.  Der  grölste  Teil  unserer  Patienten  ist  eben  kaum  in 
der  Loge»  aeLbrt  die  Kosten  fOr  Solbadknnn,  chinirgisobe  fiiiignfie 
IL  dgl.  zn  tnig«ii.  Tattftahlieh  haben  vir  also  bei  der  gioben 
Mebrzahl  diese  Koeten  selbst  übernommen,  und  wir  waren  dazu  im 
Stande,  trots  uiuerer  beschränkten  Mittel,  dank  dem  opferfrendigea 
Entg^nkommen  der  Spesialinte  und  der  SaUnereirwaltiuigeii;  im 
Fdnsip  hibea  wir  aber  atita  ao  der  ZaUimgtpffioiit  der  Bttam  feat- 
gabaUan,  and  ateii  waren  wir  bemflbtt  dia  Zahfaingifidiigan  nniar  ihnan 
dmh  Erkandignngan  bei  den  Ortsbebfiiden  ftstauieUeD. 

Dia  Anf&itang,  dia  in  dam  uitmCahanden  Briefe  des  Yatam 
einer  Patientin  in  klanisehar  Form  niedergelegt  iii,  ist  uns  dabei 
noah  aittiga  Mala  antgegengeiraien  in  mebr  oder  wanigar  hOfliehar 
Anedmekawaifla.  'Wir  haben  lia  an  baklmp&n  geaaehi  mit  allen 
nna  in  Gebote  itahanden  Mitteln,  aber  na  freifiah  nieht  gans  ana» 
motten  yermooht.  Eine  völlig  beMedi^nde  Lösting  dieser  Frage 
wird  kaum  erreichbar  sein.  Es  iet  eleu  doch  recht  schwierig,  die 
verschiedenen,  sich  widerstreitenden  Interessen  friedlich  zu  vereinigen, 
auf  der  einen  Seite  möglichst  nachdrücklich  einzuwirken  auf  die  Be- 
folgung der  gegebenen  Rataehläge,  auf  der  anderen  die  daraus  er- 
wachsenden Kosten  auf  die  Sohoitem  derer  abzuwälzen,  denen  die 
ganze  Sache  zugute  kommt. 

Die  Mahnung  des  Herrn  Lehrers  oder  Pfarrers,  der  Weisung 
des  Schularztes  an  den  Spezialarzt  zu  folgen,  wird  eben  viel  wirkungs- 
voller, ab  dnroh  den  Hinweis  anf  den  Vorteil,  den  das  Kind  davon 
haben  wird,  dnroh  den  Zauberspraoh  untersttttzt:  „Es  kostet  8ia  ja 
niebts",  und  so  ist  und  bleibt  die  ünentgeltUohkait  Torl&nfig  ftlr  uns 
ein  unentbehrliche  Mittel,  nm  die  Befolgfvng  unserer  Batsohläge 
herbeizufahren.  Jedenfalls  werden  wir  meines  Braobtens  daran  fest- 
suhalten  haben,  daCa  in  allen  Fällen  wanigatsna  dia  erste  Unto^ 
saahmig  koataaloa  gasobiaht  Hier  sollten  for  allem  aaob  Stiftungen. 
woUbabendar  Measobeo-  nnd  YatsrlandaCrannda  ainsataen.  Gann 
aadsia  liegt  ^a  Ssaba  natOiliak  da«  wo  Kassan  ftr  dia  Kostan  anf- 


*  »Worteiter  Barr  Doktorl  Bitte  Sie  babea  mir  eiae  Beehneny  voa 

13  Mark  geschickt,  und  icb  diese  Becbnnng  nicht  •cbaldig  bin,  eu  bezahlen, 

da  ich  meine  Tochter  nicht  zu  Ihnen  geschickt  habe,  tondern  Herr  Ober&mt«- 
ftnt  Dr.  Blkzenger  von  der  Schule  aus  und  jetzt  ihre  Mänteln  noch  nicht  gp- 
ichnitteti  find  imd  wir  6  bis  7  Ual  naoh  Stuttgart  gefahren  liod  und  das  Qeld 
verfahren  haben." 


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mkonmsii  bab«D,  und  in  diwor  Hinäeht  nnd  GioiMldte,  nameiit- 
liak  flolohe  mit  Uberwiegend  indiutriell«r  BeTOlkenmg,  Tiel  gttnstigcv 
daisn  ak  unser  toilwoBe  Utodliolier  Bemlt.  Der  weitaus  grölste  Teil 
nneerer  Schulkinder  hat  eben  keinen  Anspruch  auf  Behandlung  auf 

Kosten  Ton  Krankenkassen,  während  in  industriereichen  Städten  die 
letzteren  die  aus  der  Behandlung  der  vom  Schularzt  aufgedeckten 
Schüdeu  erwachsenden  Kosten  zum  guten  Teil  zu  tragen  haben 
werden. 

Wenn  unsere  Einrichtung  trotz  alledem  im  Laufe  der  Jahre  sich 
immer  mehr  emgebtirg'f^rt  hat,  so  hat  sie  damit  meines  Erachtens 
ihre  Feuerprobe  bestanden,  und  darf  sich  bei  nller  Bescheidenheit 
und  Beschränkung  doch  im  Kreise  ihrer  oft  soviel  reicher  ausge- 
statteten Schwestern  sehen  lassen.  Denn  die  Mittel,  die  uns  zur 
Erreichung  der  oben  geschilderten  Ziele  zu  Gebote  standen,  sind  in 
der  Tat  bescheiden  m  nennen.  Sie  sind  so  bescheiden,  nicht  etwa, 
weil  die  Amtskorporation  unserer  Einrichtung  gegenüber  geknausert 
bitte»  im  Glegenteil,  sie  bat^  ohne  dais  in  der  näheren  Umgebung 
irgendein  Vorgang  als  anspornendes  Beispiel  Torbanden  gewesen 
w^,  rein  ans  eigener  InitiatiTei  ans  prsktisobem  Interesse  an  den 
modernen  bumsnitlnn  Bestrebnagen  das  UlJgliobsto  an  lüttohi  anf* 
gebnusbt  Troiadem  werden  nnsere  Aufwendungen  manobem  flber- 
rast&end  gering  ersebeinen. 

Es  wurden  aufgewendet  fttr  das  Sobnlantwesen  im  eisten  Jabr 
1600  Hark,  im  sweiten  Jahr  2500  Mark,  im  dritten  Jabr  SGOOMark, 
im  vierten  Jahr  3000  Mark.  Weitaus  den  größten  Ausgabeposten 
bildeten  die  Kosten  für  Solbadkuren.  In  den  Eest  teilten  siob 
die  Ärzte. 

Ich  habe  in  dieser  kleinen  Arbeit  die  Wirkung  unserer  Ein- 
richtung auf  Eitern,  Schüler,  Lehrer  und  Kollegen  besprochen;  ich 
darf  wohl  zum  Soh]u«se  auch  noch  ihre  Einwirkung  auf  den  Schul- 
arzt pelb^t  kurz  andeuten. 

Bei  ihm  äuisert  sich  diese  darin,  dafs  durch  die  hauH^^en  Schul- 
besuche, durch  den  gesteigerten  Verkehr  mit  Lehrern,  Eitern  und 
Schüler,  durch  Beobachtung  der  Erfolge  nnd  Mifserfolge  das  Interesse 
an  der  Schule  yon  Jahr  zu  Jahr  wächst,  so  dafo  mir  die  sohnlärztliche 
Tätigkeit  zu  einer  Lieblingsbeschäftigung  geworden  ist.  Ich  habe 
in  diessn  vier  bis  fünf  Jahren  die  Sobnle  sehr  liehgewonnen,  nnd 
eben  deshalb  dringt  es  miob  nm  so  mehr,  alle  Schäden  aus  der- 
selben yerdraogt  an  sehen.  Dais  anob  der  Blieb  tita  diese  Scbfiden 
mit  wnobsender  Übnng  nnd  Eifabmng  gesobttft  wird,  dab  daa  V  er- 

Dw  Bebttiwst  II.  18 


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sttadiiia  fttt  das,  was  beseitigt  weiden  louin  und  mnfs,  gehoben  wxid, 
biaoeht  nieht  erat  erwilmt  m  werden. 

Die  Arbeit  des  Sehnlarstes  ist  grofs  nnd  seliwer; 
sie  ist  yerantwortnngsreich  nnd  oft  nndankbar:  die  stille 
Frende  aber  an  dem  Waobsen  nnd  Blähen  des  Werkes, 
die  Erende  an  den  sichtbaren,  eine  lante  Sprache  reden- 
den Erfolgen,  das  Bewnfstsein,  in  kleinem,  bescheidenem 
Mafse  mitgewirkt  zn  haben  an  der  Erhaltnng  der  Ge- 
sundheit und  der  Kraft  un seres  Volkes,  läfst  alle  Mühen 
und  Bbläätiguugeu,  alle  £iUC tüuä cku ugeu  leiclit  über- 
winden. 


Altixere  JlttttiUiijicft. 


Nene  Sehvltnte.  In  Breels«  shid  in  die  erled^iten  beiw,  nee 
zn  besetiendea  Sebulsrztstellen  gewlUt  worden:  Dr.  0.  BBUiOfB,  Dr. 
J.  Bdhkb,  Dr.  8.  GbbützbbS0BB,  Dr.  6.  Olasih,  Dr.  L.  Mar» 
Dr.  J.  Zwma,    Feiner  wurde  eine  Schalärztin  aofgestellt:  FrL  Dr. 

Therese  Oppler.  —  In  Charlotf cnhnrg  soll  an  der  zweiten  höheren 
Töchtprschule  ein  weiblicher  Schularzt  angestellt  werden.  —  Tn  Spandau 
ist  zurzeit  nur  ein  SchalarzL  (Kreisarzt  Dr.  Jänicke)  provisorisch  an  einer 
Stadtschule  tätig.  Nunmehr  ist  in  der  Stadtverordneteuveiäunuiilung-  der 
Antrag  gestallt  «wden,  mit  dem  Magistrat  Aber  die  AnsteUnng  tod  Sdnil- 
arzlea  in  AnHdniAiberakoiig  rat  Men.  —  In  Dnisbnrg  fmden  bisher 
nnr  „Reiirionen",  d.  b.  allgemeine  Besichtigungen  aller  neneintretenden 
Kinder  und  jährlicher  Besuch  der  einzelnen  Klassen  durch  den  Kreisarzt 
statt.  Im  April  hat  die  Stadtverordnetenversammlunji:  die  An«;tellun?  von 
zehn  Schulärzten  beschlossen.  —  Im  Herzogtum  Anhalt  hab  n  Schul- 
ärzte bisher  nicht  hestanden.  In  einer  der  letzten  Sitzungen  hat  sich  in- 
dessen der  Gememderat  \ou  Dessau  für  probeweise  Anstellung  zweier 
SeboUnte  snf  ein  Jshr  enlechieden.  In  der  Stadt  Anhalt  selbst  hat 
die  StadtrerordnetenTensflUDloag  den  Antrag  der  Fmsukommimion,  vom 
1.  Joli  1904  ab  einen  Schularzt  samteilen,  mit  allen  gegen  eine  Stissme 
angenommen.  —  In  Hanau  ist,  nach  einer  Mitteilung  von  seiten  des 
Maf3:istratcs  dieser  Stadt,  seit  dem  1.  April  d.  J.  die  ärztliche  Aufsicht  in 
den  Schulen  einem  Schularzte  übertrn^rn  worden.  —  Mannheim  beab- 
sichtigt sein  Schularztwesen  auf  einer  atiüeren  Grundlage  aufzubauen  nnd 
folgt  dabei  einer  auf  der  letzten  Versammlung  des  national-sozialen  Vereins 
In  Heiddberg  gegebenen  Anregung.  Ststt  mehrerer  Sdndinste  im  Neben* 
smt  floU  ein  Ant  den  gesamten  sdraUntüclien  IMeast  da*  Stsdt  flber- 
nebmen,  nebei  ihm  die  AnsHbong  von  Frivatprsads  nntersegt  sein  wird. 


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181 


Die  Stdle  wird  mit  10000  Mark  dotiart.  —  In  Benthen  (Obersehlesieii) 
liAtte  der  Magistrat  zwei  Schulärzte  mit  je  500  Mark  Gehalt  anstellen 
wollen.  Der  liierliber  beratende  Ansachnfs  beschlofs,  nnr  einen  Ar7t  mit 
1000  Mark  Honorar  vorzuscblagen.  —  Der  Schalvorstand  in  Schmölln 
(Öacliscu-Altenburg)  hat  die  geplante  Anstellung  eines  Schularztes  vertagt 
mit  der  Begründung,  d&iä  eine  lundesgesetzlicbe  Regelung  der  Frage 
bevontelit 

InBatbenow  war  liiaher  die  FnaktioD  eioes  ScbidaRtea  probeweise 
und  ohne  Tergfitang  amgeQbt  worden.  Nunmehr  ist  die  Einrichtong  m 
cinnr  dauernden  gemacht  und  mit  Mk.  500  dotiert  worden.  —  In  Lichten- 
berg (Reg. -Bez.  Potsdam)  hat  Dr.  ZifoixER  die  durch  Tod  des  Herrn 
Dr.  Seegeb  erledigte  Schalarztstelle  erhalten. 

Über  einen  kommaDalen  Konflikt  m  Bunzlau  aus  Anlals  der 
Schiüarzürage  berichtet  die  „Med.  Reform*^ :  Obschon  sich  fünf  der  dort 
«uMgen  Inte  nm  die  mit  dem  1,  April  geechaifeBeii  iwei  ftdnilarztp 
■taUea  bewarhen,  hat  der  Magistrat  mir  einen  von  ihnen  fllr  diesen  Posten 
gewAhlt,  die  zweite  Stelle  aber  einem  auswärtigen  Ante  flbertragen,  der 
nach  Bnnzlaa  ttberznsiedeln  gedachte.  Der  Ärzteyerein  erblickte  in  diesem 
Verhalten  des  Magistrats  einen  Ausdruck  des  MiCstrauens  und  eine  Zurtlck- 
setznng.  In  der  letzten  Stadtverordnetensitzang  gelangte  ein  Schreiben 
des  Ärzteyereins  zur  Verlesung.  Der  Bürgermeister  lehnte  jedes  Eingehen 
auf  die  Angelegenheit  ab  und  verliels  nach  der  Erklärung,  die  Ärzte 
nOcbten  ridi  beim  Begiemngsprftddentea  oder  dem  Be2ir]DanBsdNi6  be- 
acbweren,  den  Saal.  Die  beiden  gewShIten  Änte  haben  die  Annahme  der 
Wahl  w^en  des  Verhalts  des  Magistrats  abgelehnt. 

Über  Ansf ellnng  ron  Schulftrcten  im  KSnigreich  Sachsen  liegen 
folgende  Kachrichten  vor.  In  der  Kreishauptmannschaft  Zwickau  wurde 
von  der  Stadtverordnetenversammlung  von  Werdau  die  Austeilung  von 
Schulärzten  fflr  die  Bürgerschulen  beschlossen,  und  in  Schneeberg  ist 
Dr.  Eekst  Nitzelnapel  bereits  als  Schularzt  angestellt  worden.  Im 
BeiidL  Chemnitz  hat  die  Stadt  Meer  an  e  Dr.  Eswin  Paqbb  aam  Sehnlarat 
emamiL  Die  Stadt  SehOnefeld,  Krdshanptmannschaft  Leipsig,  hat  be- 
schlossen, alle  neu  eintretenden  Kinder  Arztlich  ontersachen  zn  lassen,  nnd 
mit  dieser  Aufgabe  Dr.  Otto  Schmidt  betraut. 

In  Brannsehweig  «ind,  wie  schon  in  flie9(^r  Zeiff;rhrift  mitgeteilt 
wurde,  vom  1.  April  1904  an,  für  die  unteren  Bürgerschulen  und  für  die 
Hilfsschule  zehn  Schnlärzte  aufgestellt  worden.  Der  schulärztliche  Dienst 
nmfabt  11000  Kinder,  die  in  205  Klassen  verteilt  sind.  Die  Anstellang 
der  sehn  Irste,  die  zugleich  Anneaänte  sind,  erfolgte  znnftehst  anf  ein 
Probejahr,  mit  einem  Honorar  yon  Mk.  0.60  für  Kind  md  Jshr.  Es 
wurden  gewählt :  Sanitätsrat  Dr.  Oswald  Bebkhan,  Dr  Beok,  Dr.  WiLH. 
Bebnhabd,  Dr.  Joh.  Bluth,  Dr.  Max  Diesing,  L>r  Karl  Haake, 
Dr.  Haknibal  LürpRiAN,  Dr.  Robebi  Salomon,  Dr.  Eicuabj)  Schuchi, 
Dr.  Otto  Weichsel. 

Mit  besouduren  S<:bwierigkeiten  hat  die  Schlllarztfrage  in  Wfirttem- 
k9tf^  an  klmpfen  gehabt.  In  einer  Kommission  der  Abgeordnetenkammer 
«her  die  bekannte  Eingabe  des  AUgemeinen  dentsehen  Tereins  fBr  Schnl* 
gesondheitspflege,  beiflgiich  der  Anstsünng  von  Sehnlirzten,  trat  der 


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132 


Berichterstatter  mit  Nachdnick  dafür  ein,  die  Eingabe  der  Regiemng  in  dem 
Sinne  zur  Berüc  ksi  cli  i  igung  za  überweisen,  ,  dafs  Schulärzte  für 
Württemberg  ia  den  Stadteu  nnd  anf  dem  Lande  aiigestellt  und  hygienische 
Uuterweisangen  fQr  die  Lehrer  in  allen  Schulen  eingerichtet  werden,  data 
die  SteDnag  der  SdraUnte  eine  BdbBttodige  and  die  Beiwhaffnng  der 
Mittel  mr  Beliaiidliiiig  mengelhaft  befimdencr,  limerer  Kinder  in  die  Bend 
genommen  werde**.  Der  Beriditostatter  erwfthnt  hierbei  die  zurzeit  in 
Wtlrttemberg  geltenden  Verfagnngen  nnd  hebt  henror,  dafs  einzelne  Stadt- 
gemeinden, so  namentlich  Can  ns t  at t ,  Göppingen  nnd  Stnttgart,  über 
den  Rahmen  dieser  Verfüguni:«  u  hinausgegangen  seien.  Jedoch  weisen 
gerade  die  Erfahrungen,  die  man  in  diesen  Städten  bei  den  schulärztlichen 
Untersuchungen  gemacht  habe,  darauf  hin,  daDs  die  allgemeine  Anstellung 
wn  SdraUnten  ein  dringendes  Brfoideniis  eel.  Pineben  mflbten  fllr 
die  Icmnken  Kinder  eos  den  inneren  BefOlIcerangBaeliieliten  Mittel  mr 
Heilbehandlung  mr  Verfügung  gestellt  werden.  Bei  den  UnCennchungen 
sei  z.  B.  bei  29%  der  Kinder  ein  ungenügender  Emährunpznstand  fest- 
geßtellt  worden.  In  der  Erwidcninc  erklärte  Kultusminister  Dr.  v.  Weiz- 
8ÄCKEB,  dafs  die  Regierung  mit  Untersuchungen  über  die  Anstellung  von 
Schulärzten  bereits  beschäftigt  sei.  Auf  eine  Aufsicht  der  Oberschnl- 
verwaltung  über  die  Schulärzte  könne  nicht  verzichtet  werden.  Das  Wich* 
tigste  lei  die  Unteisnelinng  der  Kinder  beim  Einiritt  in  die  Sehnle,  doch 
seien  die  Kosten  hierfbr  in  vielen  Gemeinden  lanm  m  ersdiwingen.  Für 
zweckmäfsig  halte  er  «ne  Vertiefnng  des  Unterrichtes  der  Lehror  in  der 
Scholgesundheit,spflege.  In  der  anschliefsenden  Disl^ussion  fand  der  Antrai? 
des  Berichterstatters  geringe  Unterstützung  und  iinterlafr  bei  df»r  Abstim- 
mung. Mit  zehn  gegen  vier  Stimmen  wurde  beschlossen,  die  Eingabe 
wolle  vom  Plenum  der  Abgeordnetenkammer  der  R^ening  zur  £rwä- 
gung  überwiesen  werden. 

Dem  gedmekten  Beriebt  der  8tntl;gsrter  Kommission  der  Abgeonl* 
netenlounmer  fllr  Qegsostinde  der  inneren  Terwsltang  ist  Uber  die  Schnl- 
nrztfrage  folgendes  zu  entnehmen.  Der  Stadtarzt  von  Stuttgart,  Ihr.  Gastpakt, 
sprach  sich  gutachtlich  dahin  aus,  dafs  die  Anstellun?  von  Sr!inlärzten 
notwendii!  dafs  aber  zunächst  eine  Untersuchung  der  Schulkinder 

vorausgehen  solle,  für  die  Mk.  8000  bewilligt  worden  sind. 

In  Cannstatt  werden  bekanntlich  seit  vier  Jahren  von  Medizinalrat 
BLBzmaEE  eingehende  SchOlenmtersnchongen  angestellt,  über  deren  Er- 
gebnisse in  der  Toriiegenden  Nummer  dijessr  ZeUtdirifi  beriebCet  wird. 

In  86liwibiflek*tatlid  heben  in  der  letiten  Sitanig  die  bürgerüdien 
Kollegien  beschlossen,  einen  Schularzt  anzustellen,  sobald  die  oben  erwähnten 
Erhebnncrrn  in  Stuttgart  beendigt  sein  werden. 

Schulärzte  in  Österreich.  Obwohl  schon  bei  der  Volks«;rhT]l- 
konskription  im  Jahre  1900  m  Osterreich  56  Schnlärzte  gezäiill  wurden, 
von  denen  12  auf  Böhmen  und  29  auf  Österreich-Schlesien  entfielen, 
brachten  hervorragende  Wiener  Zeitungen  jüngst  die  Nachricht,  der  eiste 
Schularzt  in  östevreieh  sei  soeben  fllr  die  Mittelschulen  in  Csernowits 
in  der  Person  des  Sanitftteassistenten  Dr.  Lewioki  «ngesteUt  .worden.  — 
Die  Stadt  Kor  neu  bürg  hat  seit  Oktober  1902  einen  Schularzt  angestellt, 
der  siyährUch  simtUche  Schaler  anf  ihren  Gesnndheitsznstand  antersncfat 


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461 


183 


—  Iii  Aussig  Tsnieht  dsr  ezsts  SUidtant  Dr.  Waltbe  uientgeltlieh 
sdralSntliche  FnnktionsD,  indem  er  an  der  zweiten  Knabenbttrgenchiil« 
nnd  an  der  4.  Knaben  Volksschule  die  Kinder  nntersadU,  die  Eltern  sa 
sich  bestellt  nnd  Katschlü^e  fttr  Behandlung  erteilt. 

Bernfsichnlarzt  oder  Sehnlarst  im  Nebeuamte?  In  einer  vom 
national-sozialen  Verein  in  Heidelberg  einberufenen,  aus  allen  Schichten 
der  BeTOlkemng  stark  buchten  Versammlung  wurde  die  Frage  der  An- 
steUnog  Ton  Sdndiisten  erOftert  fieferaot  war  der  dvith  sdn  eneigiscbes 
Wirken  snf  soziaUiygiettiseiieni  Gebiete  bekannte  Medisinairat  Dr.  £ubz. 
In  der  Frage,  ob  mehrere  der  ansässigen  Ärzte  im  Nebenamte  sieb  in 
die  Aufgabe  der  gesundheitlichen  Überwachung  der  Schule  teilen  sollen 
oder  ob  ein  Arzt  im  Hauptamte  anzustellen  sei,  entschied  sich  der  Vor- 
tragende für  das  Letztere.  Damit  die  Einrichtung  ihren  Zweck  ganz  er- 
füllen könne,  mussG  der  Schularzt  auch  auf  den  inneren  Unterrichtsbetrieb, 
besonders  hinsichtlich  der  psychologischen  Behandlung  der  Kinder  einen 
gewissen  fünflnlii  haben,  so  dab  er  in  physischer  mid  psychischer  Bezieliang 
eis  hygieaMflcher  Berater  der  Sdrale  seinen  Fiats  ansfUle.  Eine  liesondere 
YoTbereitnng,  namentlich  eine  gewisse  Vertrautheit  mit  ]»ldagogischen 
Fragen  sei  deshalb  unerläfslich.  Diese  Ansicht  wurde  auch  von  Universitäts- 
professor Dr.  CZERKY  und  anderen  namhaften  Akademikern  zum  Ausdruck 
gebracht.  Die  von  dem  Referenten  vorgeschlagene  Resolution,  wonach  für 
Heidelberg  die  Anstellung  eines  Schularztes  im  Hauptamt  verlangt  wird, 
wurde  hierauf  von  der  Versammlung  einstimmig  angenommen  und  die 
TereiittleitQDg  beauftragt,  sie  der  Stadtverwaltnng  Toiznlegen.  Aoeb  in 
Mannheim,  wo  die  Einfithrong  einer  hygienischen  Überwachong  der 
Volksschulen  unmittelbar  bevorsteht,  wird  die  angeregte  Frage  eifrig  dis- 
kutiert. In  einer  der  letzten  Wochenversammlongcn  hat  sicli  die  „Gesell- 
schaft der  Ärzte''  mit  der  AnrrrlefTenbeit  befafst.  Aiispehcltend  von  der 
Erwägung,  dafs  ein  repelTniUsigcs  Vor^oheu  der  hygienischen  Schulaufsicht 
und  eine  stetige  Aoteünahnie  au  den  Fortschritten  der  Schulhygiene  nur 
bei  einem  Bemibschularzt  ohne  Privatpraxis  gesichert,  dagegen  Ärzten  im 
Nebendienst  die  ErfiOlnng  ihrer  sdralbygieniseben  AaSffi»^  nnr  in  stftndiger 
Kollision  mit  ihrer  HanpOwrafrtilii^  m9i^  ist;  in  Blicksieht  Cemer 
auf  die  einheitliche  Verwaltung  und  Organisation  der  Mannheimer  Volks- 
schule  und  auf  die  hyt^icniscli  -^vcrtvollen  Sonderklassen  nnd  Einrichtungen 
für  schwacher  befähigte  und  L^eistig  zurückgebliebene  Scliüler,  die  eine 
besonders  hingebungsvolle  schulärztliche  Arbeit  erfordern,  hat  sich  die  Ge- 
sellschaft der  Mannheimer  Ärzte  einstimmig  dahin  ausgesprochen,  dafs  für 
die  Yolkssefanie  ein  ToUbest^etsr  Sebtdarzt  fest  angestellt  werden  soOe. 
Aoeb  die  SeholldtoBg  hat  sieb  ftr  das  System  des  Berofisebnlarztes  ans* 
gesprochen.  (Mitgeteilt  Ton  Scbulrat  Dr.  SiOKiNOBS-Mannheim.) 

Untersieboiig  yoii  Scbilrtknitoii.  in  Wildesbansen  bei  Altona 

i^t  ein  Versnoli  mit  der  von  der  prenssischen  Regierung  empfohlenen 
ärztlichen  Untersuchung  der  neueintretenden  Schüler  gemacht  werden.  Die 
Untersncbmig  erstreckte  sich  auf  die  Feststellung  früherer  Krankheiten, 
auf  die  Beobachtung  der  Intelligenz,  des  ftuiseren  Aussehens,  des  £r- 
nflbrongsnutaBdes,  der  KArperperflege,  aaf  doi  Nacbweia  m  Hautlaank* 
beiten,  DrflsenscbweDnngen  besw.  Eitemngen,  tnberlrolOser  Knochen-  nnd 


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184 


463 


Gelenkentzflndong,  EnochenyerkrOmiDiiAgeii  nnd  Brachscbaden.  Fm» 
worden  Angen,  Ohreo,  Nase,  Rachen,  Lange,  Herz  nnd  Yerdanongsorgane 

untrrsacht  ;  zudem  wurde  das  Körpergewicht  und  die  Grö&e  der  Kinder  fest- 
gestellt. Es  wurden  verhältnismRfsif?  viele  Gebrechen  und  Mäi)i,f  1  cutdeckt. 
Durch  die  UntersuchuDgen,  bei  welchen  die  Eltern  möglichst  zugegen  sein 
^Uen,  werden  Krankbeiten  wid  SchwIeheBiuUiide  aufgededtL  Dt  det 
Ant  anch  auf  ScbidfUiigkelt  prOft,  ao  wird  manches  adiwicfailiclie  EimI 
'  noch  ein  Jahr  znrflcfcgestellt  Mrerden,  damit  es  zunächst  kräftig  am  Körper 
werde.  Die  bisher  gesammelten  Erfahrungen  haben  gelehrt,  dafs  die  Eltern 
gar  oft  nichts  von  den  Torhandenen  Fehlem  ihrer  Kinder  wnfsten,  nachher 
aber  dankbar  die  erteilten  Ratschläge  und  Aulklärungen  annahmen  nnd 
auch  befolgten  und  dadurch  ein  besseres  Gedeihen  ihrer  Kinder  herbei- 
fUirten.  Die  Intiidie  Behandlsng  dar  Kinder  li^  dei  Sdivlliitaii  mnr 
In  solcheii  FsUen  ob,  in  denen  Oefobr  im  Tennga  liegti  wUrend  ale  in 
den  übrigen  Fällen  den  Hansinten  Überlassen  bleibt.  Die  SchuUnte 
sollten  auch  in  den  Schulvertretungen  ühpraH  Sitz  nnd  StiinmG  erhalten. 

Bericht  des  Stadtphysikats  in  Brünn  über  die  acholärztliehe 
Tätigkeit  der  städtischen  Bezirksärite  in  der  Zeit  Tom  September 
1901  Ms  März  1902  und  über  die  Ergebnistie  der  vorgeuoMmeuen 
g^illnrtlieta  Uitomckniigeii,  ran  Dr.  laL,  Stadtphysikns.  Ana 
dem*  146  Bmckseiten  anafilDenden,  inlsent  eingahendea,  mit  nU- 
reichen  Tabellen  Yarsebenen,  lehrreichen  Bericht  können  naturgemäfs  hier 
nur  die  Hauptergebnisse  und  -Zahlen  mitgeteilt  werden.  Zunächst  wird 
jede  einzelne  Schule  bezüglich  Bauplatz  nnd  I.t^v,  innerer  Einteilung  und 
räumlicher  Verhaltni^si  ,  Helligkeit  und  Bekuchtunp,  IIci/udl^,  V  entilation, 
Schulbänke,  Reinhaltung  der  Schule  und  Nebenruume,  luruüaal,  Klosetts, 
Wanobezng,  KanaUsation  etc.  besproeben,  nnd  «nf  Gnmd  gefimdener  Mib- 
stinde  werden  BesaarangBroraeblSge  gemacht.  So  feUen  s.  B.  FUGmbatreifer; 
Kleideibaken  nnd  Schinnstander  sind  in  den  Gängen  odor  dergl.  anzu- 
bringen. Auch  die  Bodcndielung  ist  vielfach  sehr  mangelhaft  und  Staub- 
erregend.  Die  S(  hulbnnlro,  anr  h  panz  neu  hergestellte,  sind  den  Anforde- 
rungen der  Hygiene  iu  den  utnigstcn  Klassen  angemessen.  Die  Einfüh- 
rung der  Steilschrift  zur  Erzielung  besserer  Kürperhaituug  wird  sehr 
empfohlen.  Die  Reinigung  der  Scbnkimmer  Iftbt  £ut  dorefaweg  zn  wUnacfacn 
flbiig.  Die  Scholbflder  haben  sich  al>  «ine  für  die  Gesnndliat  dar  Kinder 
sehr  segensreiche  Einrichtung  erwiesen.  —  Untersucht  wurden  im  ganian 
13  258  Kinder,  davon  49%  Knaben,  51%  Mädchen.  Die  allgemeine 
Kürperschwäche  zeigte  sich  bei  beiden  Geschlechtem  annähonid  gleich  mit 
58%  als  gut,  40,5%  mittel,  1,5%  schlecht.  Mit  irgend  welchen  Ge- 
brechen oder  Leiden,  z.  B.  Blutleere,  Herzleiden,  Lungenkat&rrh,  Skro- 
phnlose  n.  dergl.,  behaftet  wurden  9%  gefnaden.  Angen  nnd  Ohrea 
wurden  systematisch  bisher  bei  8700  Kindern  nntersncht,  nnd  800  FäOe 
wahrer,  200  scheinbarer  Knneiiifatigkeit,  460  Fälle  von  Übersichtigkeit, 
200  mit  HomhautverkrQmmung  nnd  300  mit  TTornhauttrObung  {refnnden; 
geschielt  haben  258  Kinder.  Mit  Ungeziefer  behaftet  waren  1012  Kinder, 
darunter  948  Mädchen.  Weitere  fÜnzelheitcn  sind  den  angefügten  Zu- 
sammenstellungen zu  entnehmen.  Dr.  NzuBUBGEB-lSümberg. 


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M4rifl  fit  Sifmljefiiniiljdtdjiflfge. 


XTII.  Jahrgang.  1904  No.  7. 


•rtjitalaklpaablaaiea« 


Wie  kann  die  nntemchtliche  Behandlunif  abnormer  Kinder 
die  Prophylaxe  der  Nerven-  nnd  Oeisteskrankheiten 

nnterstüUen  ? 

(Vortreg,  gehalten  am  I.  intematioDalen  Kongrels  fOr  Sehulbygiene 

iB  Nttinbeig.) 

Von 

Dr.  Hkkbioh  SriDKUUinr-  Wttnbnig. 

Die  Erfabnmg  hat  gelehrt»  dafs  es  gegen  Neurosen  und  PsychoF^f^?) , 
die  anf  dem  ßoden  einer  abnormen  Anlage  eotetehen,  ein  direktes  Heil- 
mittel nicht  gibt.  Wie  bei  vielen  anderen  Erkrankungen,  mufs  hier 
insbesondere  die  prophylaktische  Behandlung  in  den  Yoidergrund 
treten.  Für  eine  Prophylaxe  bedarf  es  aber  genauer  Kenntnis  der 
Anlage  und  derjenigen  Einwirkongen,  die  eine  Krankheit  ansznlOaen 
imstande  sind. 

Fftr  die  pro|>hylaktisefaA  Behandlnng  psyehisolier  Enakhuinn 
mnfs  die  abnorme  kindliebe  Anlage  ihrem  Wesen,  sowie  ihrer  Form 
naoh  bekannt  sein.  Es  miissen  Umw  diejenigen  Momente  beobaohtet 
Verden,  die  imstande  sind,  die  abnorme  Anlage  sn  psyehotiseher 
inisemng  an  bringen.  Die  abnorme  Anlage  in  erster  nnd  die 
krankmachenden  Erlebnisse  (im  w«te«ten  Sinne  des  Wortes) 
in  sweiter  Linie,  sind  diejenigen  Fkiktoren,  die  die  eyentnelle  erfolg* 
reiohe  Prophylaxe  sn  berfleksiohtigen  hat. 

Was  die  abnorme  Anlage  betrifft,  so  ist  festsnstellen,  dab  die 
TOfBiiliiedenen.  abnormen  Anlagen  im  Eiadeaalter,  die  snm  Ansbmeh 
▼on  Neurosen  oder  F^yehosen  neigen,  im  Gmnde  alle  einen  gemein- 
samen Zng  haben:  es  ist  die  leichtere  DissosiationsmAgliehkeit. 

8«lnlg«madlMit«pfleg«.  XVIL  23 


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464 


Im  Dormalen  psyoliisolMii  lieben  besieht  die  Fähigkeit,  die 
Sinneereise  als  YonteUnngen  aufiranebmeii,  ferner  —  ftlr  die  ttmnaL 
bewulst  g«wordenen  Yontellniigen  —  die  IfOgliebkeit»  in  ganrnr 
B«inlieit  ans  dem  Gediohtnis  herronngeben  nnd  nenen  YontoUnngen 
enigegenzatieten  im  Vorgänge  des  Denkens. 

Die  abnorme  Anlage  mn6  Tielmals  in  geringerem  oder  grftlserem 
Ghrade  anf  diese  Fähigkeit  yersiohiea,  hier  ist  oft  die  ümbildnng  von 
Sinnesreisen  an  Vorstellnngen  anfgehoben  oder  erschwert;  fmw  dis- 
soaiiert  noh  oft  ein  Teil  einer  finsohen  oder  alten  EHafamng  anf 
lange  oder  anoh  anf  nnr  gans  knrse  Zeit  Diese  Yorgange  bedeuten 
ein  Negieren  der  Welt  mit  ihren  Objekten  nnd  Yorgängen.  Zn 
dieser  Art  Yon  Negation  kommt  nocih  eine  andere,  es  ist  ein  Ne- 
gieren in  der  Weise,  dafs  das  Bestehende  wohl  aufgenommen  wird 
und  einer  psychischen  Wertung  unterliegt,  dals  es  aber  seitens  der 
Anlage  znrtickgewiesen  wird ;  zugleich  tritt  ein  Verlangen  ein  nach 
dem  Ge^eüLeii  des  liestehendeu. 

Der  Grund  dieser  Abnormitäten  liegt  in  einer  dyskrasisciiea 
Zusttiumensetzung  oder  Eruahrung  des  ZenUaluervensystems  oder  in 
angeborenen  kurperlichen  Verbildungen  oder  Defekten.  Es  handelt 
sich  also  um  eine  Alteration  chemischer  Natur,  wodurch  veränderte 
Leitungsverbiiltuisae  im  Zentralnervensystem  für  die  von  aufsen 
kommenden  Reize  geschaffen  werden,  oder  um  knr])erlinhe  Defekte 
oder  Verln'Ki untren,  die  der  Ausbreitung  der  ursjTüu glichen  Sinnes- 
reizung  eine  Hemmung  entg^eoAetoen  oder  ihneu  die  Weiterieitong 
zu  sehr  erleichtem. 

Dies  ist  dem  Wesen  naeh  die  abnorme  kindliche  Anlage  des 
Nervensystems.  Ans  dieser  zweierlei  Art  Ton  Anlagen  kommt  dann 
die  groüse  Summe  krankhafter  Ersoheinnngen  seitens  des  Nerveo- 
Systems  im  Kindesalter,  die  wir  ab  Symptome  des  Sohwaebsinns 
bezeichnen. 

Der  Schwachsinn  ftuüsert  sich  verschieden&oh  abgestuft.  Eni» 
weder  ist  ein  schwachsinniges  Kind  ttberbanpt  nicht  imstande,  Ob- 
jekte der  Welt  als  Yorstellnngen  in  sein  Bewn&taein  anfsnnehmen, 
oder  es  nimmt  Objekte  nnd  Yoiatellungen  vobl  anf,  aUein  ea  Ter* 
bindet  dieselben  nicht  mit  firüheren  Eindrücken.  Im  ersten  Fsll 
negiert  es  die  ttnIiBere  Welt  von  Tombeiein;  im  aweiten  lehnt  es 
bereits  Anfgenommenes  ab  dnzeh  einen  DissosiationsTOigang. 

Die  schwache  Anlage  des  Nwrensystems  bei  Kindern  besitit 
nicht  soTiel  Energie,  die  nngehenre  Zahl  von  Sinneseindrflcken,  die 
nnani^esetzt  dem  Menschen  snm  BewnTstsein  kommen»  featsohalten 


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465 


vad  xaflUDmensn&flBeD.  Es  kommt  bei  dmelben  bald  sa  einw  Bia- 
aosiation,  sn  einem  Negieno  der  umgebenden  Welt  gegenflber. 

Die  firmfldnag  iai  es,  die  dielen  Zer&U  psyohiBoher  Energie 
anslQet.  Du  aohwaohrinnige  Kind  ennfldet  viel  irUher  als  ein  ge- 
anades  Kind.  Die  Anlage  des  sebwaehsimiigen  Kindes  ist  eine 
Ermlldnngmnlage,  die  folgerichtig  viel  rasoher  nnd  in  viel  aus- 
gedehnterem Habe  Diaaoaiationsersehsinnngen  als  Ermttdnngsfolge 
anfweisen  mnfi^  als  die  Anlage  des  geennden  Kindes. 

Gesunde  ermOdete  Kinder  weigern  sich,  Sinneseindrttcke  auf- 
nmehmeo,  indem  sie  entweder  dnrch  Schlaf  sich  der  Welt  and  ihrem 
Einfluüs  gegenüber  entziehen,  oder  indem  sie  wachend  jede  von  auTsen 
kommende  Einwirkung  zurückweisen  und  damit  zu  eiuein  gegen- 
teiligen Verlangen  dessen  kommen,  was  ist  oder  vielleicht  sein  soll. 
Beidesmal  ist  durch  Ermüdung  beim  gesunden  Kinde  ein  Dissoziations- 
Yorgang  eingetreten :  der  Schlaf  oder  ein  kontrastierendes  Verhalten. 

Das  abnorme  Kind,  das  mphr  oder  weniger  schwachsinnign, 
macht  es  wie  das  ijesunde  Kind:  es  reagiert,  wenn  os  ermüdet  ist, 
auf  die  Eindrücke  gar  nicht  mehr  oder  stellt  sicli  m  Uegensatz  zn 
ihnen.  Da  aber  das  abnorme  Kind  eine  Ermudungsanlage  hat,  der 
jeder  Rindruck  zuviel  werden  kann,  so  beobachten  wir  beim  Schwach- 
sinn die  Dissoziationsfolgen  fnst  fortwährend. 

Die  Äufserungen  der  Ermüdungsanlage  beim  kindlichen  Schwach- 
sinn sind  vielfach  gleich,  wenn  auch  nicht  an  Häufigkeit  des  Auf- 
tretens nnd  Intensität,  den  ÄnDmrongen  eines  übermüdeten  Kindes. 
Das  war  wohl  die  Veranlassnng,  weehalb  diese  Kinder  erst  siemliob 
spAt  ihre  riditige  Würdigung  erfuhren. 

Die  abnormen  Kinder  ndt  der  Ermüdungsanlage  äulsem  ihre 
centralen  Dissoziationen  in  Tersohieden&oher  Weise.  Mögen  die 
psyohiflohen  Zersetzungen  auf  intellektuellem  Gebiete  zum  Vorschein 
kommen  oder  auf  ethischem,  stets  ist  es  die  Ermfldnng,  die  die 
Bohwaobe  Anlage  an  den  Dissoaiationen  zwingt. 

Wie  die  abnorme  Anlage  sieh  inteUektnell  abweiobend  ftnisert, 
bianebe  icih  hier  niebt  anseinandemisetEen.  Die  Sehwacbsinnigen 
sind  für  den  Unterrieht  die  Dummen  nnd  Unbeholfenen, 
die  den  Unieiriohtsstoff  nnr  sohwer  in  sieb  anfiiehmen  nnd  denselben 
nngesohiekt  verwerten. 

Anders  Terbalfen  sidi  diejenigen  leiohteren  Qrade  der  abnormen 
kindlioben  Anlage,  bei  denen  der  Dissosiationsvorgang  niebt  die 
Yollstfindige  Interesselosigkeit  nnd  Apathie  dem  Unterrieht  gegenüber 
anfkonmien  labt,  sondern  wo  die  DissosiationsTorgänge  wohl  nooh 

28» 


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466 


ein  Anfiiehmen  und  Verwerten  der  SinneMmdrttoke  im  BewnÜBtoein 
geetatian,  aber  die  intellektnellen  Änfterongen  stark  Ton  der  Nonn 
abwaekend  enoheinen  lassen.  In  diesem  letsteien  lUle  nnd  es  die 
Gedankenlosen,  die  Zerstrenten,  die  tinanfmerksamen 
im  ünterrieht,  <fie  Fehler  Aber  Fehler  maehen.  Es  sind  die- 
jenigen, die  infolge  der  Ermfldnng  nnd  der  dadniek  kervorgebrachten 
Dissosiation  unbeugsam  und  hartnackig  werden  den  SinflOssen  der 
Pädagogen  gegenflher.  Diese  Kinder  mit  der  nun  kontrastierenden 
Auffassung  der  Dinge  machen  dem  Pädagogen  meist  mehr  zu  schaffen, 
aia  die  mit  der  reduzierten  Auftassungsraoglichkeit, 

Dem  Pädagogen  fällt  der  Schwachsinn  mit  der  erschwerten 
Apperzeption  eher  als  krank  auf  als  der  viel  geringere  Grad  des 
Schwnehsmns,  d.  h.  diejenige  abnorme  Anlage,  die  sich  im  Vergleich 
2Ur  ausgesprochenen  Schwachsinnsanlage  viel  inkonstanter  ilufsert. 
Es  ist  ans  diesem  (irun  ie  jedenfalls  auch  viel  frülier  das  allgemeine 
Interesse  rege  geworden  für  das  Augenfälligere,  und  hat  somit 
auch  der  Schwachsinn  als  solcher  seitens  der  Pädagogik  mehr  Be- 
rücksichtigung erfahren  als  das  abnorme  Kind,  dessen  zuwenig  gleich- 
mä£big  sich  äufsernde  Dissoziationsanlage  nicht  genug  auffiel. 

Dime  leicht  abnormen  Kinder  sind  schwer  zu  verstehen,  wenn 
man  nicht  stets  berücksichtigt,  dafs  sie  eine  Ermüdnngsanlage  be* 
sitzen,  die  grolsen  Fleüs  und  vorzügliche  Anfmerksamkeit  rasch  ins 
Gegenteil  yerkehren  kann,  die  den  gutmütigen  Schüler  plötzlich  un- 
zngänglieli  nnd  allem  gegenüber  sich  ablehnend  gestaltet,  die  den 
Folgsamen  zn  einem  Unhengsamen  macht,  der  absichtlich  das  Vei^ 
botene  tnt,  die  eine  wohlgemeinte  erzieherische  Absidit  verkehrt  ins 
Gegenteil  nnd  dasSand  überempfindUoh  nnd  verletzlich  erscheinen  ItJkL 

lek  mufs  mich  hier  begnügen,  nnr  in  diesen  allgemeinen  Zügen 
die  kanptattohliehsten  ObarakterinAerongen  dieser  abnormen  Kinder 
▼OTsnbringen. 

Die  Phänomene  dieser  Anlage  sind  änlsatst  TSiBehieden,  und 
doeb  lassen  sie  sieh  alle  Ton  einem  Gmnde  anq^ehend  snaammen- 
ftssen.  Die  Brmftdnngsanlage  mit  der  MOgliohkeii  des 
leiekten  Dissoziierens  ist  allen  diesen  leiokt  abnormen 
Kindern  gemeinsam,  sowie  anok  denjenigen  abnormen,  die  ettrker 
ansgesproekene  kOrperliohe  oder  psyobisöke  Symptome  leigen. 

Wenn  man  bedenkt,  da6  F^dkosen  nnter  primflrer  Bildung 
dissosiattver  psychischer  Vorgänge  sieh  ent&lten,  allerdings  je  naok 
individneller  Anlage^  PerBOnliokkeit  nnd  Br&bmng  verscihieden,  dann 
mnlb  man  die  mr  Dissosiation  neigende  psyokiseke  sbnorme  Anlsge 


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467 


eioer  beBondem  fieeinfliiMiing  ▼abittnd  9uw  EntwioUnngBieit 
wArdigen. 

Es  itt  ja  wohl  in  letiter  Zeit  aehon  yial  geMh«hon  ffir  die  ab* 
normen  Kinder.  Hilftiklanen  nnd  Hil&Bdhnlen  aind  eifrig  beitrebt, 
der  kranken  Anlage  geredkt  an  werden.  Dodi  ist  gewi&  naoh  dieser 
Seite  bin  noeb  viel  an  ton»  sowobl  binsiobtliob  der  Kenntnis  der 
Anlage  dieser  abnonnen  Sünder,  als  in  flinsiobt  anf  deren  aiel- 
bewoibte  Besserong.  Was  medisinisoberseits  fttr  die  Beesening  ge- 
leistet wurde,  kann  ieb  hier  niebt  an&ahlen;  es  handelt  sieh  im 
allgemeinen  nm  diftietisehe  und  physikaUsaibe  Heilmethoden,  die 
propbylaktisoh  der  psyebisoheo  Anaartmig  entgegenznarbeiten  Ter- 
sneben. 

Wie  kann  nun  die  anterriohtliohe  Behandlung  abnormer 
Kinder  die  Prophylaxe  der  Nerven*  und  Geiüteskrankheiten  unter* 
stützen? 

Die  bereits  erwähnten  zweierlei  Arten  voa  abnormen  Kindern 
sind  es,  die  einer  speziellen  Rttoksichtnahnie  im  Unterricht  bedürfen, 
wenn  ihro  Anlage  geschont,  wenn  ihnen  der  Unterricht  ein  heilender 
werden  boII. 

Für  die  Schwachsinn&iLnhLL':e,  wie  für  die  leichtere  Ennüdungs- 
anlage  besteht  im  Grnnde  ein  in  beiden  Fallen  zu  beachtendes  Moment; 
es  ist  die  Beibringung'  von  Bil  dnn  gsptoffen ,  von  Vor- 
stellungen verschiedener  Art,  unter  möglichst  jj^eringer 
Inanspruchnahme  der  psychischen  Kraft.  Der  Unterricht 
ist  auch  für  ein  abnorm  veranlagtes  Kind  niobt  au  entbehren.  Am 
meinten  Aussicht  auf  Erfolg  bat  diejenige  Ünterriohtsmethode,  die 
unter  Zngrandelegiing  der  psychischen  Analyse  der  kranken  Anlage 
ihr  Lehrprogramm  au&tellt.  Die  Anlage  der  abnormen  Kinder  ist 
eine  dissosiierende,  die  Dissoziationsvorgänge  sind  Folge  der  Br- 
mfldmig;  unter  Berücksichtigung  dieser  Tatsachen  hat  die  Aufstellung 
einer  nnterriobtliohen  Heilmetbode  keine  Schwierigkeiten.  In  erster 
liime  ist  also  die  Ermtldung  der  Kinder  doreh  den  Untsniebt  mOg« 
liehst  hintananbalten.  Dabei  kommt  die  Unter r lob taseit  nnd  die 
ünterriehts  daner  in  Frsge.  Die  Bestinunnng  dieser  beiden  Fak- 
toren vntarlt^  Sebwankongsn,  da  das  Prinsip  des  Individnalismns 
bei  einer  nnterriohtlicben  Bebsndlong  abnormer  Kinder  ab  Orondsats 
zu  geltsn  bat  Weiterhin  kommt  in  Frage  die  Wahl  des  Lehr- 
stoffes nnd  das  Interesse,  das  das  abnorme  Kind  demselben 
entgegenbringt  Wenn  der  Lehrstoff  das  Intensse  niebt  an 
dsekcn  veimag,  lesnltiert  rasdi  BSrmlldnng,  Toransgesetst»  dab  die 


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468 


Teilnalime  der  Kinder  an  der  geistigen  Verarbeitung  überhaupt  statt- 
findet, denn  oftmals  ist  in  solchen  FftUen  die  TeünahmBloAigkeit  ein 
Ventil  gegen  die  Ermüdung. 

Daroh  Hintanhaltang  der  sa  resoh  eintretenden  Ermüdung  wird 
der  Diasoaation  Tcngebeiigt  Die  untenrichtliche  Bebandlnng  ab- 
noimer  Kinder  wirkt  prophylaktiaeb  gegen  die  Ausartung  der  kranken 
Anlage,  wenn  sie  die  ErmILdnng  des  Indiiidnums  in  strenge  Büok- 
sidit  xdehi  Gendesn  heilend,  kann  man  sagen,  wbkt  ftlr  diese  ab- 
nofmen  Anlagen  flineUnterriektsmethode,  die  daianl  ausgeht)  den  Disso- 
siationen  entgegensoarbaten.  leh  habe  sie  »AssoBiationsmetKode' 
genannt.  Dieselbe  besteht  darin,  dab  alle  Untemehtssweige  von 
einem  in  der  Sofanle  an  behandekden  Thema  ansgehen.  Je  naoh 
dem  Iniersssekreis  und  dem  FbasnngSTermOgen  der  Kinder  nimmt 
man  gleidhgeartete  aosammen  nnd  behandelt  mit  ihnen  einen  Gegen- 
stand, sei  es  eine  Enfthinng  oder  ein  knltarelles  Thema.  Davon 
ausgehend,  lassen  sieh  alle  XJnterriehisfteher  anreihen,  in  denen 
genrnnhin  sonst  in  einiehier  Aufeinanderfolge  die  Kinder  unter- 
liohtet  wurden,  ohne  dab  diese  ünteniehtsftoher  ein  Bindeglied  ei^ 
hielten. 

Durch  diese  Assoziationsmethode  wird  in  erster  Linie  der  Ge- 
dankengang des  Kindes  bearbeitet.    Wahrend  ein  Fachunterricht 

ilarauf  abzielt,  dem  Kinde  möglichst  viel  Wissen  beizubringen,  ohne 
Rücksicht  darauf,  wie  bich  die  veiscbiedeüeii  Wissensinhalte  in  seinem 
Gehirn  am  besten  vereinen,  will  der  assoziieronde  Unterricht  uUu 
Lehrf lieber  von  einem  Punkte  ausgehen  lassen.  Auf  diese  Weise 
erreicht  er,  was  er  eretrebt  —  eine  erleichterte  Erinnerungsmöglieh- 
keit  für  das  beigebrachte  Wissen  durch  erleichterte  assoziative  Gohira- 
tätigkeit.  Der  Fachunterricht  würde  bei  den  in  Rede  stehenden 
abnormen  Kindern  dazu  beitragen,  ihre  DissoziatioEsmiiglicLkeit  zu 
erhöben,  da  er  ftlr  jedes  Fach  gewissermafsen  neue  Gedankenkreise 
schaiit.  Wenn  für  die  abnormen  Kinder  beim  Unterricht  eine  geistige 
Hygiene  stattfinden  soll,  kann  nur  die  Assoziaüonstuethüde  in  Jj'rage 
kommen.  Allerdings  stellt  ihre  Ausübung  erhöhte  Anforderungen 
an  den  Unterrichtenden,  da  aus  vorher  schon  erwiibnten  Gründen 
nicht  bei  jedem  Schüler  das  gleiche  Lehrprogramm  durchgeführt 
werden  kann.  Prinzipiell  soll  jedoch  diese  Methode  bei  jedem  an- 
gewandt werden,  da  die  Anlage  der  abnormen  Kinder  im  Grande 
auch  stets  die  gleiohe  ist,  n&mlioh,  wie  sehen  Öfters  erwähnt,  eine 
Bifisoziationsanlage. 

Eist  dann  darf  su  einem  Faohnntenioht  alUnAhlioh  tkbei^gegMi^ 


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werden,  wenn  anoh  nicht  in  ansscbliersliolier  Weise,  wenn  die  ab- 
ftome  Anlage  bereits  bedeutende  BeesenmgeB  in  ibien  Äufsemngeii 
aufweist.  Diese  BesBerangen  sind  daira  sa  erkennen,  dafs  die  früher 
häufigen  Denkfehler,  die  Stöningen  der  aaaosiattiren  Tätigkeit,  sowie 
die  inderen,  ans  der  dissoziatiTen  Anlage  kommenden  Fehler  geringer 
werden  nnd  schlielislioh  verschwinden.  Dann  hat  die  Assoziations- 
metbode  erreicht,  was  ihr  aliein  möglich  war  im  Sinne  einer  unter- 
ricbtlichen  geistigen  Hygiene,  die  das  abnorme,  snr  Psychose  neigende 
Gehirn  bebandelt. 

So  nntoratfllst  die  nnterriobtliehe  Bebandlong  abnormer  Kinder 
die  Ftopbylaxe  der  Nerven-  nnd  Geisteskrankheiten.  Denn  das 
GMumi  das  sieb  lange  Zeit  gewObnt  bat,  im  Vorstellen  gnt  m 
assosiieren,  wird  die  Gewohnheit  niobt  leiebt  wieder  fallen  lassen; 
es  wird  in  späteren  Jahren,  die  naofa  dem  Sohnlnnterriebt  folgen, 
arbeitsn,  wie  es  die  doroh  den  assosiierenden  Unterriebt  fest  ge« 
wordene  Gewohnheit  ihm  Torsohreibt.  Das  abnorme  Kind  bat  somit 
einen  Modos  gefunden,  nach  dem  es  denkt;  sem  dissoiiierendes 
Denken  ist  gewieben. 

Natfirlicb  darf  man  die  Ansprüche  binsiobtUcb  des  prupLylakti' 
sehen  Erfolges  für  das  ganze  Lehen  nicht  fiberscbitsen ;  «s  bringt 
das  Leben  so  Tieleriei  Momente,  die  ermüdend  nnd  dissosiierend 
wirken  nnd  die  abnorme  Anlage  wieder  ans  ihrem  Gleichgewicht  an 
bringen  Tenn(^n.  All«n  neb«!  den  eingangs  erwähnten  physikali- 
schen und  diätetischen  Heilmethoden,  die  als  Prophylaxe  angewandt 
werden,  sowie  insbesondere  neben  einer  Erziehung,  die  gleichfalls 
das  assoziative  I\[oment  zu  berücksichtigen  bat,  wird  dieser  Untei- 
ncht  als  eiu  ihit  Prophylaxe  der  Nerven-  und  Geisteskrünklieiten 
unterstutzeuder  Faktor  gewifs  relativ  viel  zu  leisten  imstande  sein. 

Abnorme  Kinder,  die  in  der  eben  besprochenen  Weise  behandelt 
und  unterrichtet  wnrden,  zeigten  mir  stets  eine  auffallend  rasche 
Besserung  und  Beseitigung  derjenigen  vSyTnptome,  die  aus  der  dis8ozia- 
tiven  Anlage  kamen.  Knidor,  die  liereits  jisycbotische  Aulserungen 
hatten  und  nach  Abklingen  derselben  dem  (.  nterricbt  mit  der  Assozia- 
tionsmethode zugeführt  wurden,  verloren  Indd  die  restierenden  Assozia* 
tionsstörungen  und  lernten  geschlossen  denken. 

Es  mag  wohl  einj^ewaudt  werden,  erstens,  dais  nnin  nie  sagen 
kann,  ob  eine  Prophylaxe  überhaupt  einen  günstigen  Eintluis  aus- 
geübt hat,  da  man  nie  weifs,  ob  nicht  die  Krankheit  anch  ohne  die 
prophylaktischen  Mittel  ausgeblieben  wäre.  Ferner  mag  der  Einwand 
gelten,  dals  die  Beohaohtungsseit  eine  m  knrse  ist. 


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470 


Beiden  EntgegenliaUuDgen  kann  man  berechtigterweise  gegen- 

übertreten. 

So  gut  als  die  prophylakti^c  he  Tlierapie  überhaupt,  mnfs  auch 
diese  Prophylaxe  ihr  Recht  erliakea.  Fetner  sprecheD  die  vorain 
erwähnten  Erfolge  für  die  Berechtigung  der  Prophylaxe  der  Nerven- 
nnd  Geisteskrankheiten  durch  eine  unterrichtliche  Behandlung-.  Eine 
weitere  Tatsache  kann  noch  die  Notwendigkeit  dieser  von  nur  an- 
gegebenen und  durchgeführten  Asaoziationsmethode  begründen.  Er- 
wachsene Kranke  nämlich,  die  an  Dissoziationsanlage,  an  Ermüdnngs- 
anläge,  die  zur  Psychose  disponiert,  leiden,  weiaen  bei  einer  ähnlichen, 
wie  bei  den  in  Bede  stehenden  Kindern  angewandten  Methode  einer 
pädagogischen  Therapie  die  gleichen  günstigen  Resultate  auf.  Sowie 
bei  diesen  Kranken  das  Gehirn  sich  einmal  gewöhnt  hat,  assoziatiT 
xn  denken,  hat  diese  Art  der  BehandliiDg  als  Prophylaxe  daa  Not- 
wendige und  Verlangte  geleistet. 

Der  Erfolg  bestfttigt  in  gewiaBom  Sinne  die  Biohtigkeit  ein« 
Yerfahrent. 

Allein  ieh  bin  «a  nooh  sdhnldig,  die  BegrOndnng  der  Bereohtigiuig 
dieeer  Anwendnngaweiae  an  geben.  I«sb  habe  «tngang»  erwttbnti  dab 
allen  Fayvihoaeii  der  Entarteten  eine  abnorme  Anlage  dea  Gehima 
gemeinsam  ist;  exakte  BeobaohtnogeiL  Hlhrtaa  an  diesem  Satae,  den 
ieh  anderenorts  anslbhrUoh  begrOndet  habe.  Diese  abnorme  Anlage 
ist  dnrdh  eine  leiohtere  Ermüdbarkeit  als  normalerweise  an^geieiclinet 
nnd  bringt  deahalb  bänfigere  nnd  ausgedehntere  DisaoaiationsTorgänge 
mit  sieh,  deren  Folge  wir  bei  den  Kindern  als  Fekler  oder  ab 
psycbotisohes  Symptom  kennen.  Ans  dieser  Tatsaobe  eigibt  aioli, 
dafa  eine  indifidnalisierende  Unterrichtsmethode,  die  aasoaiatiT  an 
wirken  beabsichtigt,  der  abnormen  kindlichen  Anlage  gerecht  wird. 

Neue  therapeutische  ^letboden  bedütfen  einer  vielseitigen,  ein- 
gehenden lind  hinge  dauemdcu  Erprobung,  nanienthcli  wenn  es  sich 
um  eine  Prophylaxe  bändelt.  Ich  möchte  de-sbalb  alle,  die  es  angebt, 
auffordern,  dieser  Seite  der  Prophylaxe  besondere  Aufmerki^mkeit 
au  schenken. 


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471 


Zur  Frage  der  sexuellen  Aufklärung. 

Ton 

Dr.  Albert  Flachs 
in  Moin^ti  (Bumauieu). 

Auf  dem  in  den  OBtertagen  dieses  Jalires  in  NOmberg  abgebaltenen 
eehulhygienieehen  Kongnese  hat  Tielleidiit  keine  Frage  die  GemOier 
80  sehr  erregt,  als  die  Frage  über  die  aeneUe  AufklMrung  der  henui- 
waefaaenden  Sohaljngexid. 

Besonders  waren  es  die  Lehrer,  welche  durchwegs  die  Ansicht 
vertraten,  dafs  die  Aufklärung  zu  einem  gewissen  Zeitpunkte  un- 
bedingt erfolgen  müsse;  und  als  em  Herr  Gymuasialdirektor,  dessen 
Namen  mir  eutiallen  ist,  sich  bereit  erklarte,  den  Zuhörern  die  Au- 
bprai^ho  zu  wiederholen,  welche  er  seit  vielen  Jahren  behnfs  sexueller 
Aufklärung  an  die  erwachsenen  Gymnasiasten  richte,  da  wurde  er 
mit  Beifall  empfangen,  mit  stürmischen  Beifall  entlassen.  Von  den 
anwesenden  Ärzten  konnten  aber  viele,  man  sah  es  ihnen  an,  eine 
Bewegung  der  Befremdung  niclit  uuterlassen,  als  sie  jene  Worte 
horten.  Und  als  der  Herr  Gymnusialdirektor  bemerkte,  dafs  er 
wahrend  seiner  Ansprache  seine  Zuhörer  stets  fest  beobachte  und 
niemals  eme  andere  iMiene,  als  die  des  vollsten  Ernstes  wahrgenommen 
habe,  da  konnte  ich  mich  nicht  enthalten,  ihm  den  Zwischenruf: 
„Aber  nachher"  zazorufen.  Denn  wir  Ärzte,  welche  die  Erschei- 
nungen des  Gesehleohtstriebes  in  allen  seinen  Formen  nnd  Ab* 
stufungen  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  haben,  wir  können  niofat 
glanben,  dab  mit  einer  solchen  Ansprache  die  Gefahren,  denen  die 
heranwachsende  Schuljugend  ausgesetzt  ist,  gebannt  seien,  ja  wir 
fürchten,  dals  diese  koUektLre  Form  der  Anfklttrang  sehr  oft  nur 
Schaden  bringen  kOnne.  Es  mag  sich  unter  den  Jünglingen  nnr 
ein  Verdorbener,  nnr  ein  snr  Verderbnis  geneigter  befinden  —  wir 
wissen  ji^  wio  sehr  die  IsJsohe  Seham  es  bewirkt,  dafo  unter  den 
Kindsm  so  oft  die  Sohleoliten  tonangebend  sind  — t  vnd  die  An- 
spiaobo  des  Lehrers  wird  den  Ansgangspnnkt  von  Tosohelsien,  Witse- 
Isien  nnd  ErOffirangen  bilden,  welohe  die  Seelen  selbst  der  Reinsten 
besdhmntMn  wssden.  Und  wer  weils  niskt,  dafii  bentsntage  in  dorn 


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472 


Älter,  da  mnn  ?ie  Buflclftren  will,  mehr  als  die  Hälfte  der  Schüler 
geschlechtlicii' nicht  mehr  reinen  Gemütep  sind? 

An  die  Behandlung  dieser  schwierigen  Frage  darf  man  nicht 
geben,  ehe  man  nicht  durchdrangen  ist  von  jener  Grundwahrheit, 
weiche  lautet:  „Die  Gefahren,  denen  die  zur  Pubertät 
Heranwachsenden  ansgesetat  sind«  liegen  nicht  so  sehr 
in  der  Unkenntnis  der  unseligen  Folgen,  welche  der 
Mifsbranoh  des  GescblechtBiriebes  für  Geiat  und  Körper 
hat,  als  Tielmehr  in  der  Impetuosität  des  erwachenden 
G-eachlecbtstriebes  selbst."  Sehen  wir  nioht  alle  Tage,  welohe 
Verwüstungen  der  Geeohleohtstrieb  anrichtet»  wie  er  Existenzen  Ter» 
nichtet,  Familien  zerstört  und  selbst  Greise,  abgeklärte,  erfahrene 
Greise,  zu  XJn Würdigkeiten  und  Verbrechen  tceibt?  Wie  heftig  erst 
mnia  die  erwachende  Leidenechaft  lein,  wenn  sie  auf  die  spiegel- 
glatte Seele  des  Jttnglings  anstürmt  1 

Wie  schon  sagt  RomsAu  im  Yierten  Bnche  des  «Iimile'': 

„Gemme  le  mngissement  de  la  mer  prte&de  de  loin  la  tempfits^ 
cette  orageose  i^?olntion  s*auncnce  par  le  mnimnre  des  pasrions 
naisaantes;  nne  fermeniation  sonrde  aTcrtit  de  l'approche  dn  danger. 
Un  changement  daas  Thnmenr,  des  emportements  fr^nsnti,  ans 
ccntinnelle  agitation  d*esprit|  rendent  l'enfani  presque  indiiciplinable. 
n  devient  scnrd  h  la  Tciz  qui  le  rendait  docile;  o'est  un  lion  dans 
sa  fiöm,  il  mtonnait  son  guide,  il  ne  vent  plns  dtre  gonTCm^* 

Einen  Fingerzeig  zur  richtigen  Behandlung  dieser  Periode 
geben  nns  die  Erfahrungen  Uber  die  Pnbertätsjahre  der  Hldchen. 
Aach  auf  sie  stttrmt  der  erwachende  GhsdhleobtBtrieb  in  gleich  hef- 
tiger W«se  an,  ja  wir  wissen,  da&  die  Seele  der  reifenden  Mftddisii 
allen  emotiven  Erregungen  viel  schwerer  widersteht  als  die  der 
Knaben,  und  überdies  stellt  sich  der  Geschlechtstrieb  bei  den 
Mädchen  mit  jenen  Menstruationserscheinung-en  ein,  welche  auch  die 
Gleichgültigsten  aufmerksam  machen,  duia  m  ihrem  Dasein  eine 
plötzliche  Änderung  eingetreten  ist  und  doch  wird  jeder  zugeben, 
liais)  die  unseligen  Folgen  der  nni's brauch Imhen  Befriedigung  des 
Gescblechtstriehes  sich  hei  den  Mädchen  bei  weitem  weniger  zeigen 
als  hei  den  Knaben.  Woran  liegt  dies ?  Es  liegt  an  dem  Umstände, 
dafs  die  Mädchen  in  gesobleobtlioher  Beziehung  stets  uuter  viel 
strengerer  Aufsicht  und  Kontrolle  gestanden  sind  als  die  Knaben. 
Wühl  L;»^!)e  ich  zu,  dafs  in  den  letzten  Jahrzehnten  auch  bei  den 
>liid(hen  die  Onanie  eine  erschreckende  Verbreitunj?  gewonnen  hat, 
aber  dies  ist  eben  die  folge  der  nach  und  nach  immer  laxer 


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473 


gewoidenen  Anfsioht.  Aueh  gebe  ich  femer  cn,  dab  plan-  und 
siellos,  wie  bisher,  eine  strenge  Aufsicht  ansüben  wollen,  htfat- 
Butage,  da  mit  der  stets  fortsohreitenden  Yerfeinening  der  Knltui 
aneh  deren  Naehteile  sieh  immer  fnhlbarer  maehen,  nur  iMtae  Ee- 
anltaie  seitigen  kann.  Wir  müssen  eben  die  Heikode,  die  man  so- 
lange  mit  einem  gewissen  Erfolge  bei  den  Müdoben  angewendet  bat» 
systematisieren  nnd  dann  anf  die  Knaben  ansdehnen. 

Heiner  Ansiobt  naob  mnfs  die  systematisolio  Grund- 
lage nnsores  Yorgehens  gegenüber  der  reifenden  Jugend 
das  Bestreben  sein,  den  Eintritt  der  Pubert&t  so  sehr 
als  mOglioh  an  TeraOgern. 

Dies  kann  in  bedeutendem  Habe  erceiobt  werden  duroh  eine 
unaufikllige,  aber  unermfldliohe  Überwaehung  des  Kindes  im  Sinne 
öaer  sweokentspreehenden  moralisohen,  intellektuellen  und  kOrper* 
liehen  Hygiene. 

Vor  allem  mfleBen  Eltern  und  Erzieher  selbst  ihren  Kindern 
und  Zöglingen  ein  strenges,  moralisches  Beispiel  geben.  Die 
kleinste  Sonderlichkeit,  jede  Lächerlichkeit,  die  an  den  Äufaiclits- 
persunen  haftet,  erfafst  das  Kind  mit  raschem  Blick  uud  so  werden 
ihm  auch  deren  moralische  Gebrechen  tind  Fehltritte  nicht  entgehen 
und  jede  weitere  erspriei'sliche  Tätigkeit  in  sexueller  Beziehung 
nutzlos  machen.  Die  Erzieher  niüssen  soweit  gehen,  dafs  sie  in 
Gegenwart  drr  Kinder  kern  nur  irgendwie  zur  Sexualität  in  Be- 
ziehung stehendes  Gespräch  führen,  kein  nur  irp-endwie  zweideutiges 
Wort  aussprechen.  Man  verlasse  sich  nicht  dLirauf,  dnü  Kinder 
nicht  alles  verstehen;  es  streife  jeder  in  seine  frühesten  T^^rinne- 
rungen  zurück,  und  er  wird  sich  wundern,  wie  vieles  er  vor.Htanden 
oder  verständnisvoll  geahnt  hat,  von  dem  er  hente  nicht  im  Ent- 
ferntesten zugeben  wollte,  dais  es  für  Kinder  schon  einen  Sinn 
daratellt 

Darana  folgt  aber  auch,  dafs  man  erwachsende  Kinder  nur  mit 
greiser  Vorsieht  an  den  Gesellschaften  Erwachsener  teilnehmen 
lassen  und  besser  gana  dayon  fernhalten  soll;  denn  hier  lassen  sich 
zweideutige  Worte  nur  schwer  vermeiden  nnd  schon  das  Tuscheln 
und  Flfistern  derer,  die  den  Kindern  gegenüber  diskret  sein  wollen, 
erweekt  in  ihnen  oft  f^rmliehe  Blitse  des  anfleuohtenden  Yeiständ* 
nisses. 

Absr  die  Kinder  von  den  Gesellsehalten  Eirwaohsener  fernhalten, 
heiÜrt  nicht,  sie  dem  Umgange  mit-  den  Dienstboten  ausliefern. 
Unermelslioh  ist  die  Zahl  der  kindlichen  EzisAenaen,  die  duroh 


474 


Dienstboten  moralisch  zugrunde  gerichtet  wurden,  und  es  denke 
jeder  Vater,  jede  Mutter  denke  daran,  dafs  manch«  DienstlKiten  ihre 
Yerderbte  Sinnlichkeit  schon  an  ganz  kleinen  Kindern  zu  Ijefriecligen 
suchen,  und  dafs  jene  so  oft  belobte  Anhänglichkeit  zwischen  Dienst- 
boten und  Kindern  manchmal  erschreckende  Greheimnisse  verbirgt. 
Der  Verkelir  der  Kinder  mit  den  Dienstboten  ist  also  peinliek  zu 
bean&iehtigen. 

Ebenso  strenge  muTs  aber  auch  der  nfthere  Verkehr  mit  den 
Kameraden  flberwaoht  werden.  Jeder  nar  irgendwie  moraiisoh 
nioht  gans  yonnufsfieie  Kamerad,  ja  sogar,  so  gransam  es  klingen 
mag,  der  Sobn  aus  moralisch  Terrafenen  Familien,  soll  ans  dem 
nftheren  Umgange  des  Kindes  ausgeschlossen  werden,  und  die  Lehrer 
sollen  in  dieser  Beziehung  den  Eltern  unaoff^ige,  aber  eindring» 
liohe  Winke  erteilen«  Wenn  aber  die  Eltern  bemerken,  da&  swisohen 
ihrem  Kinde  nnd  einem  sitflioh  guten  Kammaden  eine  Neigung  sn 
keimen  boginnt«  so  sollen  sie  diesen  IVenndsohafbibnnd  bsgOnstigen. 
Niehts  ist  so  himmlisoli  schUn,  niehts  erhält  die  Seele  so  rein,  wie 
eine  edle  Erenndsohaft  swisahen  Knaben,  nnd  niehts  Termag  gleieh 
dieser  die  gesehlschtliohen  Gedanken  anrüoksnhalten,  die  bOsen  Geister 
an  bannen.  Aber  andi  über  einem  solohen  Freondsdhaftsbnnde 
sohwebe  anhaltend  das  waehsame  Ange  des  Vateis. 

In  inteUektneller  Hinsieht  soll  besonders  die  lioktHre  strsng 
beanfriehtigt  werden.  leh  spieohe  gar  nidii  von  jener  niedertitdi- 
tigen  Sohandliteratnr,  welohe  direkt  anf  die  niedrigen  Instinkte 
spekoHert»  dmen  ErsengnisBe  heimlieh  von  Hand  sn  Hand  wandern 
imd  oft  ganse  Generationen  rergtften.  Aneh  die  ernste  LektOre^ 
die  man  der  Jugend  in  die  Hand  gibt,  muHi  strenge  darauf  geprüft 
werden,  ob  sie  nicht  zu  deutliche  geschlechtliche  Beziehungen  ent- 
hält, und  selbst  unsere  klassischen  Autoren  müssen  einer  strengen 
Auswahl  unterworfen  werden,  die  Schönheit*m  der  Klassiker  geniefst 
der  Jünglmg  niemals  zu  spät,  aber  immer  zu  früli  keimt  diö  ge- 
schlechtliche Erkenntnis, 

Es  wird  also  PÜicht  der  Lehrer  und  Eltern  sein,  auf  eine  Lek- 
türe hinzuwirken,  welche  ganz  gefahrlos  ist,  und  in  dieser  Beziehung 
möchte  ich  auf  die  Reiseschilderungen  und  die  Erzählungen  in  der 
Manier  Jlt.es  Vernfr  hinwoi«pn.  für  welche  die  .Tui^^end  von  vom- 
hei'f'iii  eine  eiitijchktidöue  \  urhebe  empfindet.  Freilicli  inuls  ich  zu- 
geben, tisiis  die  öde  Langweiligkeit  der  sonpt  als  Jugendlekttlre 
empfohlenen  Literatur  die  Jünglinge  nur  schwer  zu  fesseln  vermag. 

Ganz  besonders  akrupnlOs  sei  man  bezüglich  des  Theater- 


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475 


besuclies  der  heraDreifenden  Jugend,  hier  neben  der  Wirkung 
auf  den  Intellekt  auch  die  direkte  sinnliche  Einwirkung  in  Betracht 
kommt.  Es  war  in  meinem  swölften  Jahre,  als  ioh  inm  ersten  lial« 
ein  Theater  besnehie,  man  gab  «Airia  nnd  Measalina"  Ton  Wilbbakdt. 
lob  eiinnflfe  midh,  welob  heilige  roa  geebhlecbtliehett  Nebenenohei- 
nnngen  nieht  freie  Eiaehttttenmg  die  MeaBalinaisenen  in  mur  herroF* 
riefen,  nnd  nooh  hente  ist  der  ainnliohe  fiindntok,  den  ieh  damals 
eriuelik  nioht  TerlAscht. 

  4   

Und  darf  ieh,  ohne  nükTentanden  an  werden,  anf  die  Sehan- 
fenater  der  Knnei-  nnd  Bnehhandlnngen  hinweisen,  wo  di* 
Photographien  Ton  Kunstwerken  nnd  Sehanspielerinnen  die  Umrine 
der  weibliohen  Qeitalt  oft  gar  an  nnTerhflllt  seigen?  Es  ist  in 
dieeer  Hinrieht  in  den  ktaien  Jahren  von  einer  Seite  geeiftrt  worden» 
deren  II otiTO  nieht  gans  hinter  waren.  Ieh  stehe  gewifs  jenen  Ko* 
tiTen  gans  ferne  nnd  wtlnsehte  mir,  daft  wenigstens  in  der  Nflha 
▼on  Sehnlen  die  Ansbängung  soleher  Bildweil»  Unterlasten  werde. 
Xan  wende  nieht  ein,  dem  Reinen  sei  alles  rein;  —  ioh  sage  es 
noehmals,  die  Impetuositat  des  erwachenden  Gksohlechtstriebes  isi 
eine  derart  heftige,  dafs  diese  Bilder  auch  in  reinen  Gemütern  ge- 
schlechtliche Gedanken  wachrufen.  Wem  bekannt  ist,  wie  selbst 
sittlich  reine  Knaben  in  den  Wörterbücheru  stets  wieder  verstohlen 
nach  gewissen  Wörtern  suchen,  wird  mir  Recht  geben. 

Dafs  der  Besuch  von  Tanzschulen  und  Bällen,  wenn  sie 
auch  Kinderbälle  genannt  werden,  in  den  Jahren  der  Reife  nioht 
statthaft  ist,  brauche  ich  wohl  kaum  zu  erwähnen. 

TTm  nun  aber  den  Geist  vor  den  trotz  allen  einstürmenden  Ge- 
danken und  Gefühlen  zu  schützen,  mui's  man  ihm  eine  Ablenkung 
geben  durch  Begünstiefimg:  irgendeiner  Nebenbeschäftigung,  einer 
Spielerei.  In  dieser  Hinsicht  ist  der  Hebel  anzulegen  an  die  ge- 
wöhnlich in  diesen  Jahren  n^iftretende  Sammelsncbt  Ob  nun  der 
Knabe  Käfer-  oder  iSchmotterlingsamraler  ist,  Mineralion-  oder  Münzen- 
sammler, Briefmarken-  oder  Änsichtskartensuinmler,  er  soll  stets  bei 
diesen  Samminngen  vom  Erzieher  systematisch  geleitet  werden,  da- 
mit  sein  Interesse  nicht  zu  bald  erlahme. 

Jetst  ist  auch  der  Zeitpunkt  gekommen,  den  Knaben  irgend« 
ein  Handwerk  lernen  zu  lassen,  eine  jetst  leider  abgekommene 
iMaisoahme  TOn  anch  sonst  hervorragend  pädagogischer  Bedeutung. 
Neben  Tischlerei  und  Drech^^lerei,  mOehte  ioh  auf  das  Buohdnioker* 
und  Bnehbinderhandwerk  aufmerksam  maoheni  welehe  anoh  dem  snm 
Bflelierwnrm  neigenden  Sohftler  Interesse  einflOlben. 


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476 


Die  Beschäftigung  mit  einem  Handwerk  bietet  neben  dem.  Vor- 
teile der  geistigen  Ablenkung  auch  den,  dafs  es  den  Knaben  körper- 
lich ermüdet,  ihm  nnon  festen  Selilaf  verschallt  und  also  die  zu 
geschlechtlichen  Unarten  dispoolerende  Zeit  des  HenunwälzeDS  toi 
dem  Einschlafen  verkürzt. 

In  dieeer  Beziehung  kommen  anch  alle  übrigen  körperlichen 

ngen  in  Betraoht|  wie  Tnmen,  Schwimmen,  Schlittschnhlaufen, 
Fechten,  Radern.  Ich  vermeide  absiohtlieh  das  Wort  «Spert**,  weil 
jede  körperliche  Ühnng  als  Sport  betrieben  za  Überanstrengnng  ver^ 
leitet,  nnd  die  körperliche  sowohl,  wie  die  geistige  Übenmetrangnng 
gerade  das  Gegenteil  dessen  bewirkt,  was  wir  erreichen  wollen.  Ge- 
wisse körperliohe  Übnngen,  wie  Reiten  nnd  Badfahren,  bei  Mädchen 
d«8  Arbeiten  anf  der  NJÜunesohine,  sollen  in  der  Periode  der 
saxnellen  Entwioklnng  nni  sebr  mälsig  betrieben  werden,  da  deien 
Ansfibnng  einen  Blntenflnis  m.  den  sexuellen  Organen  bsrvomift. 

Wir  sind  hiermit  znr  kdrperl leben  Hygiene  gelangt,  welche 
von  niflht  minder  herrorragender  Wichtigkeit  ist  fttr  nnser  BestMben, 
den  Eintritt  der  G^hleehtsroife  au  TerzCgem. 

Die  Kleidung  der  Knaben  soll  nieht  an  wann,  nioht  an  flbe^ 
laden  sein,  und  aneh  die  Wohnaimmer,  besonden  aber  die  SoUaf- 
ainuner  im  Winter  nieht  an  tiberheiat. 

Kräftigen  Kindern  soll  t&glieh  vor  dem  Sehlafeugelien  der  ganae 
Körper  mit  k  IIb  lern  Wasser  ge  was  eben  weiden. 

Ans  der  Nahrung  dee  Ejndes  sollen  alle  jene  Nahrungsmittel, 
Zutaten,  Ghwflrae  wegbleiben,  welohe  erfidmmgsgemaJs  die  Ge- 
sohleohtslnst  anreizen,  also  Austern,  Hummer,  Kaviar,  Yanille, 
Gaffer,  Sohokolade,  starker  KsAae,  soharfor  Kflse.  Aneh  Fleisch 
soll  nicht  zu  oft  nnd  zum  Abendessen  lieber  gar  nicht  gegeben 
werden. 

Zum  Getränke  reiche  mau  nur  loines  Wasser  oder  eiueik 
leichten  Säuerling.  Die  alkoholischen  Getränke,  in  welcher 
Form  und  in  welcher  Verdünnung  immer,  sind  du-  liauptsächlichsten 
Erreger  der  frühzeitigen  Geschlechtstätigkeit,  und  wenn  für  Erwach- 
sen© die  Frage  der  vollständigen  Abstinenz  vielleicht  noch  kontrovers 
ist,  so  sind  doch  bezüglich  der  AoLweudigkeit  voUkummeuer  Abstinenz 
für  die  heranwachsende  Jugend  alle  Faktoren  eines  Sinnes. 

Mau  achte,  dafs  der  Knabe  nicht  zu  bald  nach  dem  Abeu dessen 
schlafen  gehe,  und  dafs  sein  Lager  nicht  zu  weich  und  mit  Jb'eder- 
betten  nicht  zu  überladen  sei. 

Die  Lektüre  im  Bette  ist  gänzlich  zu  untersagen. 


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4 


477 


Auch  sorge  man  für  eine  tägliche  Stahlentleerang. 

Sohlielhlioh  müssen  £item  and  Erzieher  jene  Gelegenhttten, 
welche,  wie  die  Erfahrung  gelehrt  hat,  gesohleohtliohe  Unarten,  vor 
allem  die  Onanie,  besondera  begttnsti^n,  streng  und  anhaltend  llber- 
waohen. 

Die  Schulahorte  sollen  nicht  yenohlielBbar  and  so  angelegt 
sein,  dais  sie  yon  jedem  Lehrzinuner  ans  zu  beobachten  sind,  and 
aaeh  an  flaase  beachte  die  Matter,  ob  das  Kind  nicht  za  lange  im 
Aborte  verweilt  nnd  lasse  sieh  angelegen  sein,  dasselbe  öfters  dort 
an  ubeffasdien. 

AwAk  die  Spielplfttse  nnd  Bänme,  in  weldhen  die  Sander 
die  ünterriehtBswisohenpansen  anbringen,  sollen  nnter  steter,  genaner 
Bean£dohtignng  einea  Enraobsenen,  am  besten  eines  Lebrers,  stehen. 

Wfthrend  der  Unterriehtsstnnde  sollen  die  Anne  stets  anf 
den  Blnken  gehalten  werden,  doob  gestatte  man  hierbei  eine  be- 
liebige Haltung  nnd  Terlange  nioht  ein  stanes  Anfliegen  der  Binde 
aof  der  Tiasliplatte.  Dsr  Iiebrer  beobachte  jeden  Schaler  genau; 
ein  rhythmiscfaes  Hin-  nnd  HerrOoken,  sin  stierer  Blick  sind  Tsr- 
dichtige  Zeichen. 

Die  ICntter  sohane  tilglioh  naoh,  ob  nioht  die  Seitentasehen 
der  Hosen  seirissen  sind,  nnd  dnlde  nicht,  dals  ihre  Söhne  die 
Hsnde  in  den  Seitentasehen  halten;  am  besten  ist  es,  an  den  Hosen 
ftberhaupt  keine  Seitentasehen  anzubringen. 

Während  des  Schlafes  halte  der  Knabe  die  Hände  stets  über 
der  Decke  und  verlasse  das  Bett  sofort  nach  dem  Elrwachen. 

Alle  diese  Vorschriften,  welche  ich  im  vorgehenden  zumeist 
ftlr  Knaben  gegeben  habe,  die  aber  selbstverständlich  unter  geringen 
Abänderungen  auch  auf  die  Mädchen  aaweüdltar  sind,  sollen  pemiicli 
genau  und,  wo  es  angeht,  schon  bei  den  kloinen  Kindern  in  An- 
wendung gebracht  werden,  denn  es  ist  kaum  zu  ermessen,  wie  oft 
schon  in  iiuhester  Kindheit  «üb  geschlechtliche  Verderbnis  keimt. 

Gewifs  ist  dies  kerne  leiclile  Auffirabe;  gf'\N  lis  ist  sie  viel  schwerer, 
als  die  einmalige  geächlechtliche  Aufklft^uI]L^  ;ilter  wer  hat  denn 
jemals  behauptet  —  ich  kehre  wieder  za  meinem  geliebten  Rousseau 
zurück  — ,  dafs  die  Erziehung  eines  Menschen  leicht  ist  und  nicht 
vielmehr  ein  Werk,  welches  die  angestrengteste  Aufiuerksamkeit  von 
Seiten  der  Eltern,  die  gewissenhafteste  Pflichterfüllung  von  Seiten  der 
Lehrer,  Liebe  aber  und  Geduld  von  allen  erfordert 

loh  habe  nun  einem  Einwurfe  zu  begegnen,  der  mir  von  mancher 
Seite  entgqjengehalten  werden  konnte,  ob  nioht   Tielleicht  die 


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Zurückdämmune^  des  Geschlechtstriebes  o(?er  die  lange  Zeit 
nicht  erfolgende  Ausübung  des  Geschlechtsaktes  nachteilige  Folgen  auf 
G^ist  und  Körper  haben  könnte.  Dieses  Vorurteil  ist  stark  im  Volke 
yerbreitet,  ist  aber  nur  ein  Ammenmärchen.  In  der  gesamten  ärzt- 
lichen Literatur  ist  kein  einziger  Fall  bekannt,  dafs  die  späte  Ana- 
llhung  des  Geschlechtsaktes  irgendwelche  nachteilige  Folgen,  sei  es 
anf  die  allgemeine  Gesundheit  oder  auf  die  spfttere  OMohleohts- 
tfttigkeit,  g^abt  hfttte.  Und  wenn  Tnan  früher  —  wohl  auch  toh 
ärztlicher  Seite  —  geglaubt  hat,  dals  die  Bleiehraoht  der  Modohen 
durch  die  nichtbefriedigte  Geschlecbtslust  verursacht  werde,  so  ist 
auflh  dieee  Ansidit  heute  als  falsch  erkannt.  Gerade  heim  weib* 
liehen  Geeebleebte  nebt  man  ja  alle  Tage  36jfibiige  und  älter» 
Midehen,  welohe,  rein  an  Qeiit  und  Kflrper»  aidk  einer  blnbenden» 
krlffeigen  Geenndbeil  erfreuen  und  ipAt^kbi  gesunde^  kräftige  Mlltter 
werden.  Aber  aneb  yon  Mknnem  aind  aablreiohe  Beiapiale  bekannt^ 
dab  aie  lieb  bia  in  die  Mitte  der  BOar  Jabre  ebne  Sebaden  fbr 
Körper  nnd  Gaiat  jagUeben  Geaobleebtmrkebraa  enthaltan  baben. 
Znm  Beweiae  der  TdUigan  Unacbidliehkeit  aalbat  einer  dauernden 
Bntbaltaamkeit  branebe  ieh  nnr  anf  die  katholiadben  Fdeater 
binsnweiaan,  denn  trots  der  beliebten  Witaeleien  vird  mir  jeder,  dar 
Tiel  mit  aoleben  ▼erkebrt  bat,  sogebao,  dafo  bei  weitem  die  Mabrbaü 
ibiam  GMobde  traa  blribt. 

Aber  weit  entfernt,  Sabaden  anmfBgen,  iat  die  geaableebüiali» 
Ihitbalteamkeit  geeignet,  den  Kdrper  m  kräftigen,  das  Gemftt  batar 
nnd  friedlich  au  machen.  Ea  aind  mir  ans  meiner  Studienzeit  zwei 
Jünglinge  in  Erinnerung,  beide  in  den  zwanziger  Jahren  stehend, 
beide  gescblecbtlich  enthaltsam  —  heitere,  gutmütige,  bilfreicbe,  da- 
bei energische,  tatkraftige  Jüng-lmge,  die  liebliciisten  Gestalten  meiner 
JugeDdermüeruDgen.  Viele  der  hervorragendsten  Geister,  wie  Newton, 
Kant,  Pascal  u.  a.,  sind  durch  ihr  ganzes  Leben  enthaltsam  ge> 
wesen,  und  die  Erfahrung  lehrt  femer,  dafs  die  EDthnltsamkeit  in 
den  Pnbertütsjahren  ein  langes  Leben  gewährleistet.  Aus  ihr  er- 
blüht aber  auch  jene  scbonste  Zierde  des  Mannes,  die  Keuschheit. 

Trotz  nller  VorkehruDgsmnfsregeln  ifit  Bchliefalich  der  Eintritt 
der  (tc  s(-h  1  och  tsr  e  ife  doch  erfolgt.  Der  Zweck  meiner  Rat- 
schlöge ist  ja  nicbt,  die  Natur  in  ihrem  Laufe  aufzuhalten,  sondern 
nur  die  Einhüdung-skraft  zu  zügeln,  auf  dafs  sie  nicbt  vorzeitig  die 
Sinne  erwecke,  wie  doch  der  Erziehung  Streben  überhaupt  ist»  die 
Instinkte  zu  zügeln  und  in  die  richtigen  Bahnen  zu  leiten. 

Wenn  sich  nun  die  Geaobleohtareife  in  einer  —  ich  möchte 


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I 


479 


sagen  —  milden,  die  Phantasie  des  Knaben  nioht  durohans  beherr* 
sehenden  Weise  eingestellt  hat,  dann  braucht  nichts  weiter  za  ge* 
soheheo,  als  die  oben  angegebenen  Yonohnften  auch  weiterhin  sn 
befolgen. 

Wenn  aber  eine  anfiQkllige  Änderung  im  Charakter  des  Knaben, 
ein  häufiges  Auffahren,  eine  sprunghafte  Ungeduld,  ein  £rröten,  ein 
linkisches  Benehmen  in  Gesellschaft  von  Frauen  dem  aufmerksamen 
Bn  ibachter  dartnn,  dals  der  Qeechlechtstrieb  in  beBonders  heftiger 
Weise  aufgetreten  ist,  wenn  das  nlohtliche  Lagw  Spuren  von  näoht- 
lieber  Überreiaung  aufweist,  wenn  yielleiobt  gar  ein  ZnMi,  der  bei 
der  ponlioben  Ton  mir  empfohlenen  Beaafsiohtigung  dniebans  nicht 
ein  Zn&il  zu  sein  branoht»  gezeigt  hat»  dals  der  Knabe  sehen  das 
Opfer  eines  Torderbten  Kameraden  geworden  ist,  dann  sollen  die 
oben  angegebenen  hygienischen  Tozsebriflen  besonde»  Teisohlirft 
werden,  dann  ist  aber  aneh  der  Zeitpunkt  gekommen,  dem 
Knaben  manehe  gesohleohtliohe  AufkUrnngen  au  geben. 

Ich  bin  nftmliofa  nicht  ein  prinsipieller  Qegner  der  sernellen 
AufklArang,  sondern  wende  mioh  nur  gegen  die  Art  und  Weise,  wie 
rie  bisher  geObt  und  empfohlen  wird,  und  die  darin  besteht,  dals  den 
Knaben,  wenn  sie  ein  gewisses  Alter  eneioht  haben,  tou  Seiten  der 
Eltern  oder  Lehrer  gewiise  ftststehende  fiirklärangen  gegeben  werden. 

Eb  ist  doch  erstlich  eine  allgemein  bekannte  Br&hmngstatsaohe, 
daJb  der  Eintritt  der  Geeohleohtsretfe  durchaus  nicht  an  ein  genau 
bestimmtes  Alter  gebunden  ist  und  bei  den  Städtern,  den  Wohl* 
habenden,  den  Temperamentvolleren  früher  erfolgt,  als  bei  den  Land* 
bewübneru,  den  ärmeren  Klast^en,  den  Phlegmatischen,  und  dafs  auch 
klimatische  und  Hassen  Verhältnisse  eine  bedeutende  Rolle  spielen. 
Wozu  ulhü  Kmdern  Erklärungen  geben,  welche  tür  sie  noch  keine 
Bedeatung  haben,  sie  nur  schiidigen  können?  Wohl  gehe  ich  zu, 
dafs  in  dem  Alter,  welches  man  für  die  Erteilung  von  Erklärungen 
aufwühlt,  p^ew  iCh  schon  alle  Knaben  Andeutungen  sexueller  Natur 
anderweitig  ei  halten  haben,  aber  ich  gehe  noch  weiter  und  behaupte, 
gewifs  ohne  widersprochen  zu  werden,  dafs  sie  diese  Andentangen 
zumeist  schon  im  neunten  und  zehnten  Jahre,  vielleicht  noch  früher 
erhalten  haben.  Hiervon  aber  den  Zeitpunkt  von  Erklärungen  abhängig 
machen  zu  wollen,  hiefse  doch  die  ganze  Frage  ad  absurdum  führen. 

Wer  weifs  femer  nicht,  dals  Ermahnungen,  Erklärungen  dem 
Charakter  des  einzelnen  angepafst  sein  müssen  und  selbst  bei  dem- 
selben  Menschen  zu  veisohiedenen  Zeiten  und  Anlassen  Terscbiedene 
Wirkung  ausüben? 

8«hnlg«MiBdlMlUipS6g«.  XVIL  24 


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480 


Scblieislich  halte  ich  es  auch  für  verfehlt,  m  dem  Beeireben, 
die  Knaben  nicht  zu  sehr  aufmerksam  zu  machen,  die  Erklärrmgen 
derart  zu  ^eben,  als  ob  die  ganze  Sache  ziemlich  gleichgültig  wäre; 
die  lmp('tu(ksilut  des  Triebes,  ich  wiederhole  ©8  zum  dritten  Male, 
beiehrt  die  Knaben  täglich  eines  Besseren. 

Die  Erteilung  der  sexuellen  Auf  klftnug  muüa  folgende  Prinaipieii 
im  Auge  behalten: 

Erstens:  Die  Erkl  iningen  sollen  nur  dann  erfolgen,  wenn  eine 
bestimmte  Veranlassung  hierzu  gegeben  ist.  Wann  diese  Yenmiaasoog 
gegeben  ist,  habe  ich  oben  ausgeführt. 

Zweitens:  Jeder  Knabe,  jedes  M&dohen  aoUen  einzeln  Tor^ 
genommen  werden. 

Dritten«:  Die  Erklamiigen  sollen,  je  naoh.  der  Veranlassung 
und  den  sonstig«!  Verhältnissen,  ai^gehen  vom  Vater  oder  der 
Mutter,  Ton  einem  älteren  Verwandten,  vom  Lehrer,  dem  Erzieher, 
Yom  Arzte,  oder  in  strenggläubigen  Familien  aneh  vom  Geistlichen. 
In  besonderen  Fällen  sollen  anob  swei  oder  mehiere  der  genannten 
Personen  anwesend  sein. 

Viertens:  In  keinem  Falle  darf  der  Lehrer  ohne  Wissen  und 
Znstimmnng  der  Eltern  yorgehen,  soll  sie  aber  über  seine  Beob- 
aohtangen  stets  am  Lanfenden  erhalten  nnd  ihnen  im  Sinne  dai 
btriier  Aogefilhrten  BatMhlige  erteilen. 

Bai  dem  ümstande  also,  dafii  jeder  Fall  einieln  und  beionden 
behandelt  weiden  mnfs,  können  weitere  BpoaieUe  BrOrtemngen  nieht 
gsgeben  werden.  Da  aber  bei  diesem  so  wiehtigen  nnd  schwieligen 
Gegenstände  niemals  ein  Wort  an  viel  gMagt  weiden  kann,  so  will 
ich  einige  typisohe  Beispiele  anlllhfen. 

Nehmen  wir  an,  ein  folgsamer,  sittlich  gearteter  Knabe,  Sohn 
gebildeter  nnd  wohlhabender  filtern,  zeige  seit  einiger  Zeit  «ne  anf- 
fUlige  InderuDg  des  Ohaiakta»,  er  sei  reiabar,  weniger  lenkbar  ge- 
worden und  habe  in  seinem  Eifer  nachgehMsen.  Die  Spuren  des 
Xiagers  oder  direkte  Beohaehtongen  haben  gsaeigt,  dab  er  an  hKnfigan 
Erektionen  oder  Pollutionen  leidet;  er  ist  nodh  keinem  jener  w- 
heerenden  geschlechtlichen  Laster  verfallen,  aber  es  ist  G^&hr  yor> 
handen,  dafs  er  das  Opfer  des  ersten  verderbten  Kameraden  werde. 

In  diesem  Falle  handelt  am  besten  der  Vater  allein.  Er  sagt 
dem  Knabeu  uügelähr  fülgendes:  „Mein  Sijhn,  gewisse  Änderungen 
m  demem  Wesen  be weisen  irnr,  dafs  bei  dir  jeue  Zeichen  emgotroten 
sind,  welche  darauf  deuten,  daia  du  ein  Mann  zu  werden  beginnst. 
Aber  du  bist  noch  kein  erwachsener  Mann  und  darfst  dich  nicht 


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481 


solchen  €Mank«ik  hingeben,  welche  dieh  emgen,4eoa  dein  Körper 
und  Geeist  wflrden  f^r  dein  gensee  Leben  geidiwieht  werden,  und 
du  wtkideet  es  später  bitter  bereuen.  Vor  allem  laaee  dieh  niemale 
mit  Kameraden  in  ein  Geeprieh  Aber  dieee  Dbge  ein  und  meide 
ginalieh  jene,  die  sieh  mit  eoleben  Ghepribhen  an  dich  hetaadiftngen. 
leh  befehle  dir  anbh  mit  tfarengem  Eniete,  mir  alles  mitrateilen,  was 
dich  in  dieser  Besiehnng  bedrOekt»  nnd  ioh  werde  dir  stete  ein  gütiger 
Berater  sein."  Und  in  der  Tat  soll  sieh  der  Vater  stets  ttber  den 
Zustand  des  Sohnes  inlormieri  eriialten  und  ihn  Öfters  befragen. 

Nehmen  wir  ferner  an,  ein  in  ihnliehen  Terbflltnissea  befind- 
lioher  Knabe  sei  sohon  dvroh  Kameraden  som  Laster  der  Onanie 
Terfllhrt  worden.  In  diesem  Fklle  handeln  am  besten  Lebier  nnd 
Vater  sosammen.  Hier  kann  man  dem  Knaben  ohne  ümsohweif» 
und  mit  trockenen  Worten  mitteilen,  dafii  man  wisse,  was  er  treibt 
Man  idiildert  hierauf  in  sohwaiaen  Farben  die  Gebhren,  denen  sein 
Körper  nnd  seiD  Ghist  ausgesetzt  sind,  und  bedroht  ihn  mit  strenger 
Strafe,  wenn  er  sein  Laster  nicht  anssetzt.  Es  ist  anzuraten,  daCs 
aniserdem  auch  noch  der  Hausarzt,  eventuell  der  Schularzt,  allein 
den  Knaben  über  die  verderblichen  Folgen  seines  Treibens  aufkläre. 

emi  aber  der  Knubo  gar  .'^ehon  geschlechtlichen  Umgang  ge^ 
pflogen  hat,  bo  soll  er  schon  au  dem  Forum,  welches  ihn  vor  sich 
rutt,  erkennen,  welch  schweres  Vergehen  er  begangen  hat;  —  aus 
Eltern,  Lehrer,  Arzt,  eventuell  auch  dem  Geistlichen  soll  dieses 
Forum  bestehen.  Die  Pflichten  des  Gehorsams  gegenüber  den  Eltern, 
die  schftdlichen  Folgen  meines  Verg-ebens  auf  geistige  und  körperliche 
Gesundheit,  die  (lebote  der  iieligion  sollen  ihm  vorgehalten  — 
peinliclie  Heaufaichtigung,  strenge  Bestrafung  im  Wiederholungsfalle 
soll  ihm  in  Aussicht  gestellt  und  auch  sofort  eine,  wenn  auch  ge- 
linde Strafe  diktiert  werden.  Der  Knabe  soll  ersobattert  das  Gericht 
TSrlasseo. 

In  allen  den  Fällen,  welche  diesen  Beispielen  ähnlich  sind,  wo 
man  es  aber  mit  Kindern  ungebildeter  Eltern  zu  tun  hat,  handelt 
—  natürlich  unter  Zustimmung  der  Eltern  —  am  besten  der  Lehrer 
allein,  eventuell  unter  Zuziehung  des  Schularztes  und  des  Geist- 
lichen. JSs  sollen  aber  anf  Elternabenden  die  Eltern  darüber  belehrt 
werden,  worauf  sie  ihre  besondere  Aufmerksamheit  zu  richten  haben, 
und  aufgefordert  werden,  ihre  Beobeohtongen  den  Iiehzem  mit- 
aateilen. 

Wo  es  neh  um  widerspenstige,  ungehorsame  Kindw  handslt, 
sollen  die  nötigaiL  Anf  klimngen  in  einer  Weise  erfolgen,  welehe  ge* 


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482 


eignet  ist,  die  Einbildungskraft  ganz  besondera  zu  erregen.  Ifaii 
fübre  ihnen  besonders  absohreokende  Beispiele  von  Yerbreoben  und 
Unglttokal&Uen  an,  an  welchen  Toiaeiiige  sexuelle  Tätigkeit  geftüirt 
habe,  man  aeige  ihnen  Abbildungen  von  sexuellen  Erkrankungen,  ja, 
man  kann  soweit  geben,  sie  durch  einen  Arzt  seznelle  Knuike  direkt 
sehen  zu  lassen.  Im  Wiederholungsfälle  aber  müssen  jene  pSdSr 
gogisoben  Anordnungen  getroffen  werden,  welche  der  Lehrer  im 
Interesse  der  Mitsohfller  fOr  nO%  eraehteti  nnd  welohe  eveninell  bis 
anm  Anssohlnsse  des  Yerdsrbten  filhren  sollen. 

In  wohlhabenden  Kreisen  sollen  solchen  Kindern  Eraieher  bei- 
gegeben werden,  die  ihnen  nicht  von  der  Seite  an  weiohen  haben. 

Wenn  ich  zum  Schlüsse  meine  Ansfidhmngen  in  knnen  Hanpt- 
stttaen  ansammeniassen  soll,  so  würden  diese  folgendermaben  lanten: 

Erstens:  Es  ist  dnnshans  im  Interesse  der  Jngend  gelegen, 
alle  jene  Mafsregeln  zu  ergreifen,  welche  geeignet  sind,  den  Eintritt 
der  G^hleohtsreife  an  TeraOgem. 

Zweitens:  Wenn  die  Geschlechtsreife  in  hemuruhigendem  Mafiw 
eingetreten  ist,  oder  wenn  der  Knabe  gar  schon  einem  ssKttellen 
Laster  zum  ()j)fer  j,'efalleii  ist.  dann  sollen  jene  Maferegeln  TCrschürft 
werden,  dann  sind  aber  auch  sexuelle  Aulklärungen  zu  erteilen. 

Drittens:  Die  Art  und  der  Inhalt  dieser  Aufklarungen  bilngen 
TOQ  der  besonderen  Veranlassung  ab  und  von  den  Verhaitoisseu,  in 
denen  der  Knabe  lebt. 


Zur  Aiuwabl  der  rerlenkoloiiUten. 

Von 

Dr.  med.  AziiAim, 
Sdrolarzt  in  Erfbrt 

Die  Zeit  der  Ferien  kommt  wieder  und  mit  ihr  die  Ferien- 
kolonien. Der  Schularzt  hat  in  den  V^olkaschnien  die  Auswahl 
der  Bedürftigen  an  treffen,  nnd  sie  werden  ihm  präsentiert,  die  teils 
anf  G^emeindekosten,  teils  dnmh  wohltätige  Vereine  hinaus 
in  den  grünen  Wald,  in  Licht  und  Lnft,  bisweilen  anofa  in  das 
heilbringende  Solbad  gesandt  werden  sollen. 

Unter  den  krftnklichen  Gestalten  finden  sich  viele  roijfthrige 
wieder.  Wie  kommt  das,  da  sie  seineraeit  so  mnnter  anrflokkelirtent 


483 


Hai  die  Sobule  wieder  einmal»  wie  so  oft  gnmdloa  beliaiiptet  wird, 
den  Nntaen  illnaorimh  gemadhi?  Damnf  mnk  wobX  ht^  in  den 
meisten  FiUen  die  Antwort  gegeben  werden:  die  Soknle  nioht,  wohl 
aber  die  GleiehgOltigkeit  nnd  beinahe  moehte  man  sagen  ünTerficoren- 
beit  der  Eltern. 

Beim  Einseben  der  betreffenden  G-esundbeitssebeine,  wie 
ibn  bebanntlieb  jedee  Kind  bat»  und  aof  Befragen  stellt  sieb  berans, 
dab  trota aller  AnifordeniDgeD,  trota  offiaieller  und  privater  BeUbrangen 
in  der  Zwisobenseit  des  Sobnljabies  seitens  der  Eltern  niobiB,  um 
das  Emmgene  festznbalten,  gesobeben  war.  Nun  ist  wieder  die 
Gelegenheit  vorhanden,  einen  hungrigen  Esser  för  einige  Wochen 
kostenlos  abzuschieben,  und  darum  ist  für  die  Gesundheit  des  Kindes 
die  Ferienkolonie  so  wichtig",  dafs  die  Mutter  in  beweglicheu  Klagen 
die  Notwendigkeit  der  Aufnalimo  Letout. 

Die  Mittel  für  die  Kolonien  sind  aber  leider  meist  be- 
schränkte, sü  düJs  diH  Auswahl  der  hedüiftigpin  Pfleglinge  eine 
sehr  sorgfältige  sf>!ii  niufs.  Darum  empfiehlt  sich  ihre  Einteilung  in 
l)estirninte  Kategonen  zum  Zweck  einer  tii^^eron  Aliirrenzung.  Auf 
die  gesundheitlich  weniger  Gefährdeten  muls  man  meist  vernohten, 
wenn  nur  für  die  Schwächsten  Platz  übrig  bleibt. 

Da  ist  nunmehr  der  Standpunkt  geboten,  dafs  unter  den  dringend 
Bedürftigen  das  Interesse,  welches  die  Eltern  der  Gesund- 
heit ihres  Kindes  sonst  entgegengebracht  haben,  entscheidet. 
Ohne  dieses  wird  auch  die  beste  Ferienkolonie  niemals  ihren  YoUen 
Zweck  erreichen  I  Was  nfltat  es,  wenn  der  I^rienkolonist  nach  Yiet' 
wöchentlicher  Erholung,  wo  eine  Aufbesserung  der  Gesundheit  gerade 
angehahnt  ist,  wieder  in  die  alten  Verhältnisse  der  Gleiebgültigkeit, 
der  Unreinlichkeit  und  mangelhaften  Ernährung  gerät,  wo  der  Vater, 
bisweilen  mit  Rücksicht  auf  gewisse  Vomrteile  nicht  einmal  die  frei 
angebotene  ftratliche  Hilfe  annehmen  will,  nm  die  Gksandbeit 
der  Kinder  dauernd  zu  heben. 

Keine  Gemeinde  bat  ein  Intereasa  daian,  die  für  die  atotliebe 
Wohliabrt  snr  YerflUgnng  stehenden  Mittel  an  diejenigen  an  Ttr- 
genden,  welebe  wohl  Nachkommen  gedankenlos  in  die  Welt  setsen, 
dieselben  aber  niebt  an  brancbharenf  d.  b.  in  erster  Linie  gesunden 
Bfligem  enieben  wollen.  Damit  diese  Mittel  niebt  nnnllta  ans- 
gegeben  werden,  soll  man  sie  da  anwenden,  wo  etwas  an  erreieben  ist. 

Anob  die  Landesrersicberangsanatalten,  die  Heilstatten  nsw. 
nahmen  nnr  Kranke,  bei  denen  gewiase  Aussiebten  nnd  Garantien 
fax  Ganeaong  vorbanden  sind.  Würden  die  anderen,  einem  nnglttok- 


484 


Hellen  Schicksal  verfalleneD,  >?uß;runde  gehen,  so  wäre  das  freilich 
bedauernswert,  doch  Tom  Standpunkte  der  Zuchtwahl  und  Staats- 
räson wirtschaftlich  zu  hilligen.  Sie  spheiden  auf  diese  Weise  aus 
dem  Kampf  ums  Dasein  aus  und  können  die  fiassOi  die  Yolka- 
gmndheit  nicht  weiter  verderben. 

Im  Gegensatz  zu  den  indolenten,  renitenten,  beaserwiaseDden 
Eltern  wollen  wir  die  Kinder  derer  bevorzugen,  wo  der  gute 
Wille  aafser  Zweifel  steht,  wo  die  Auskunft  ergibt,  dals  sie 
sich  natdi  Kräften  nm  die  Gesundheit  der  Ihrigen  bemühen.  Als 
Pr&mie  darauf  diene  die  Ferienkoloniel  So  wird  wenigstens, 
wenn  auch  nicht  vieles,  dooh  viel  erreicht.  Der  gate  Bifolg  wird 
EQoh  Yater  und  Mutter  überzeugen  und  weiter  anfeuern. 

Wenn  die  mangelnde  ttntliche  Behandlung  kranker  Sohnl- 
kinder  offiziell  als  Ablehnmig^gmnd  fungiert,  ao  werden  flieh  Bltem 
und  Kinder  das  schon  merken,  die  letzteren  ihre  Eltern  um  Be> 
kandlnng  bitten.  Wir  haben  eo  eine  Handhabe  mehr,  einen  Dmek 
auf  die  Simnigen  ananlLben.  In  welbher  Weise  kranke  Sohnlkinder 
nnter  Beihi]&  der  Lehrendhaft  der  intliohen  Behandlung  ingefilhrt 
werden  können,  habe  i«»h  aohon  firOher  erOrtert  nnd  daigitan,  wie 
mannig&eh  dazu  die  Wege  sind,  um  einen  praktisohen  Erfolg 
der  aohuläratliohen  Überwachung  au  leiügen.  Der  hier 
beaeichnete  Weg  reiht  aioh  den  froheren  Mitteln  in  wirkangsroUem 
Grade  an. 

Ein  Einwurf  konnte  allerdinga  lauten:  was  können  die  armen 
Kinder  dalOr,  dals  aie  ihrer  unTerständigen  Eltern  wegen  aus* 
gesehloasen  werden?  Sofern  sie  gröüser  und  yentindiger  sind,  dodr 
etwas  I  Manohes  Kind  kann  den  Eltern  etwas  abbetteln  und  ab- 
sohmeioheln,  indem  es  auf  naehbarliohe  Vorbilder  bei  Bekannten 
hinwMsi.  Wir  wollen  ja  aueh  diese  Kinder  nieht  «barhaupt 
ausaehlielsen,  sondern  nur,  wenn  die  Wahl  zwischen  gleich  be- 
dttrftigen  in  Frage  kommt,  die  einsichtsvollen  bevorzugen.  — - 
Seinem  Schicksal  kann  eben  niemand  entgehen  1 


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Üb«r 

die  duftdiste  Metliode  der  Sehprüfting  bei  Lernanf&ngeni. 

Von 

Dr.  C.  Ha^bukukAj 
8chal«nt  in  Berlin. 

29Mdi  «iiidia  in  dir  Yweiaigiiiig  BwUner  Sobnlinrte  gehaltenen  Tertnc«» 

Mit  vier  Abbildungeu  im  Text. 

Die  Anffordemog,  Uber  die  beste  Sebprflfiiiigeiiietbode  bei 
Ueinen  Kindern  bier  knn  an  leferieren,  befolge  ieb  um  so  lieber, 
als  ee  ja  gerade  augenlnUiebe  Untenacbimgen  gewesen  sind, 
welcbe  tot  jetzt  fast  40  Jabiea  die  Bewegung  dm  Sdralhyi^eiie 
so  lebbaft  aDgefaebt  beben.  Sie  wissen,  dab  Ende  der  seebi^er 
Jabre,  gestflizt  auf  ein  Material  Ton  mehr  als  10000  Schnlkindem, 
der  Breslauer  Augenarzt  H.  Cohn  den  Nachweis  führte,  dafo  die 
Kurzsichtigkeit  zuDimint  von  der  Schule  im  Dorf  über  die  Mittel- 
Uüd  Müdchenschule  hinweg  bis  üum  G ynnia.^iurn,  und  m  jeder  Schule 
von  Klasse  zu  Klasse.  Es  ist  Ihnen  nicht  miuder  bekannt,  dafs 
diese  Untersuchungen  in  /jililroichen  Kulturländern  Nachprüfung  und 
Bestätigung  erfuhren,  so  duis  über  die  Verbreitung  der  Kurz- 
sichtigkeit in  den  Schulen  ein  statistisches  Material  vorliegt,  das 
mehr  als  emo  viertel  Million  Kiuderaugen  urafaCst. 

Ich  mul-ite  auf  diese  Dinge  deshalb  kurz  hinweisen,  weil  es 
Ton  Wichtigkeit  ist,  alle  Methoden  zusammenzustellen,  welche  je 
bei  den  Augenuntersnchuneen  von  ScbulkinderE  m  Anwendung 
kamen,  um  dann  die  beste  hoi  iiiazusuchen.  Denn  ani^osichts  d^r 
Massen  Untersuchungen,  die  der  Schularzt  raindrstpnp  zweimal  im 
Jahre  zu  leisten  hat,  wäre  es  ein  schwerer  Fehler,  eine  Methode  zu 
empfehlen,  die  nicht  einerseits  durch  Exaktheit,  anderseits  aber 
durch  Leichtigkeit  der  Handhabung  zweifellos  die  beste  wäre. 

Vorher  nnr  das  unbedingt  Notwendige  über  das  Prinzip  der 
Sehschärfebestimmung. 

Bekanntlich  ist  für  unser  Urteil  über  die  Gröfse  eines  Seh- 
objektes der  „Gesichtswinkel"  mafsgebend,  den  die  von  den  äulaersten 
Eodponkten  des  Objektes  dnrob  den  Knotenpunkt  des  Anges  cor 


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486 


Netzhaut  gezogenen  Linien  einschlieraen.  Dieser  Winkel  hangt  aber 
nicht  nnr  von  der  Grölse  der  Objekte  ah,  sondern  auch  von  ihrer 
Entfernung  vom  Ang-e.  Dies  ergibt  aioh  sofort  aus  Fig.  1 :  Dieselbe 
seigt,  daifl  die  Objekte  A  und  B  von  ganz  demselben  Gesichts- 
winkel eingesohlossen  werden,  obwohl  B  nur  halb  so  grols  ist  wie  A 
Der  GrftCwoimterBohied  wird  eben  dadurch  aaiigeglioheii,  daJs  B  nur 
halb  so  weit  Tom  Auge  entfernt  ist  als  A. 

Hieraus  ergibt  sich  die  wichtige  Konsequenz,  dab  swei  Wege 
siir  Bestimmung  der  Sebsohiirfe  Torhandea  sind:  entweder  wir 
messen  in  gleiobbleibender  Entfernung,  dann  brauchen  wir  eine 
Tafel  mit  yeraohieden  grolssn  Objekten,  oder  man  miftt  mit  nnr 
einer  ObjeldgrOise,  dann  mnis  der  Abstand  TerSndert  werden;  in 
beiden  Fällen  geschielit  nichts  anderes,  als  dafs  wir  suksessive 
den  Gesiobts winke!  Tsrkleinern,  bis  die  Leistnngefilhigkeit  des 
Auges  ersehflpft  ist 


Fig.  1. 


Der  kleinste  Gesichtswinkel  also,  unter  welchem  ein  Probeobjekt 
noch  deutlich  gesehen  wird,  ist  ein  Ausdruck  iur  die  gröiste  Seh- 
schärfe. 

Welches  sind  nun  die  nbjekte,  um  die  es  sich  handelt? 

Diese  ( )i  jekte  sind  nicht  Buchstaben,  mchi  Haken,  nicht  Bilder, 
nicht  Zill  fM  II.  Sündern  die  Details,  ans  denen  diese  Dinge  sich 
aufbaue  n,  und  diese  Details  mü^ppn  so  gewühlt  sein,  dnf^  sie  in  der 
—  bei  jeder  Sehprolie  nelieiiL:eiiruckton  —  Entfernung  unter  dem 
kleinsten  Gesichtswinkel  erscheinen,  unter  welchem  em  normales 
Auge  eben  noch  sieht ;  dieser  Winkel  beträgt  nach  den  Berechnungen 
Snellbks  eine  Bogenminnte,  also  den  90x60.  Teil  eines  reobtsn 
Winkels. 

Füz  die  praktisohe  Bestimmung  der  Sehschärfe  ist  es  empfeblens* 
wert,  sieh  zu  merken:  Wird  eine  Sebprobe,  die  auf  10  m  erkannt 
werden  soll,  nur  auf  2  oder  5  m  entziffert,  so  betrögt  die  Sehschärfe 
Vio  resp.  Vio.  Man  setzt  also  die  Zabi,  in  welcher  das  Frobeobjekt 
wirUiek  erkannt  wird,  in  den  Zähler,  nnd  die  Entfernung,  filr  die 


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487 


es  von  einem  normalen  Auge  noch  erkannt  werden  soll,  in  den 
Nenner.* 

Welche  Methoden  kommen  nun  fQr  den  Lemanf^nger  in 
Betracht : 

1.  Bachstaben?  Sie  fallen  fort,  denn  der  Anfänger  kann  nicht 
lesen. 

2.  Punktproben  (M.  Bubchardt)?  Ebenfalls,  denn  der  Prüfling 
kann  nicht  zählen. 

3.  Die  WoLFFBERGscben  Bilder ?•  Sie  haben  viel  Bestechendes, 
und  die  Kinder  empfinden  sie  als  ein  Spiel.  Nur  mafs  man  sich 
durch  eine  vorangegangene  Nahprüfung  sorgfältig  überzeugen,  ob  dem 
Kinde  die  Dinge  geläufig  sind,  sonst  verzeichnet  man  als  mangelnde 
Sehschärfe,  was  in  Wirklichkeit  nur  mangelnde  Ausdrucksfähigkeit 


Fig.  i.  Fig.  a. 


ist.  Diese  ganz  ausgezeichnete  Methode  eignet  sich  sehr  für  ängst- 
liche und  sehr  kleine  (selbst  fünfjährige)  Kinder  —  für  Massenunter- 
suchungen aber  ist  selbst  sie  nicht  einfach  genug. 

4.  Geeigneter  sind  die  Haken  nach  Snellen.  Von  den  hier 
vorgeschlagenen  Modifikationen  (STEiOEB-Zürich,  Rora-Spandau  u.  a.) 

'  Die  übliche  Formel  lautet:  8  =  ^,  wobei  S  die  Sehschärfe  bedeutet,  d 

die  gröfste  Distanz,  in  welcher  die  Schrift  eben  noch  gelesen  wird,  und  D 
diejenige  Distanz,  in  welcher  die  Schrift  —  laut  der  beigedruckten  Zahl  — 
gelesen  werden  sollte. 

Einfacher  und  vollkommen  ausreichend  ist  es,  sich  zu  merken:  „Die 
beigedruckle  Zahl  kommt  in  den  Nenner."  Das  Übrige  ergibt  sich  dann  ganz 
von  selbst. 

'  Bilderbuch  für  die  Sehschärfeprüfung  von  Kindern  (Breslau,  Verlag  von 
Preufs  A  Jünger),  von  Dr.  Wolpfbebo. 


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4ÖÖ 

ist  das  iludell  von  fl.  Coitn  ^  das  beste.  Dasselbe  besteht  aus  einem 
kleinen  Karton,  anf  dessen  Vorder-  und  Rückseite  sich  nur  je 
©in  auf  6  m  berechneter  Haken  (s.  Fig.  2)  in  verschiedenen 
Stellungen  befindet,  so  dalB  durch  Umdrehen  der  Tafel  die 
Stellung  beliebig  variiert  und  jedes  Auswendiglernen  vermieden 
wird.  Der  Prüfling  erhält  eine  Papiergabel  (s.  Fig.  3)  in  die  Hand, 
mit  der  er  die  Stellung  des  flakeuy  nachahmt.  Auf  diese  Weise 
kouute  H.  Cohn  die  Sebleistongen  zahlreicher  wilder  Völkeisohaften 
laach  und  sicher  feststeilen. 

5.  Die  Methode  von  E.  HEiM-J^ira-Charlotteriburn;  stellt  gewifiser- 
malsen  das  Ei  des  Kolumbus  dar,  denn  sie  besteht  einfach  aus  einer 
Hand  mit  auageetrecktem  Zeigefinger,  dessen  Stellung  der  Prüfling 
naohzuahmen  hat  (a.  Eig.  4).   Naoh  dem  Fnnsip  Ton  H.  Cohn 


liflt  HsDiAav  seine  Fmgertafel  jetrt  so  modifiiiert»*  dab  anf  der 
Vorder*  nnd  Rfldkeeite  des  Kartone  nnr  je  eine  fland  in  w- 
sduedener  Stellung  sioh  befindet  Dieee  ICeÜiode  iet  der  Idee  naok 
die  ein&ehete  nnd  daher  biste.  Sie  hat  eelbat  vor  der  SnEUiBir- 
OoHNBohen  Tafel  den  Yozsag,  dab  sie  die  Gabel  erübrigt,  deren 
Handhabnng  dem  kleinen  Sonde  dooh  nicht  so  abeolnt  geläufig  ist, 
wie  der  eigene  Zeigefinger. 

Leider  aber  ist  die  HsniAiiKBohe  Tafel  nioht  richtig  konstniiert 

*  TIfeloheD  nir  Pirfifimg  der  Sehleiitiiiig  oad  SehMtUMk  Batworlini  ▼ob 

Prof.  Dr.  Hermakk  Cohk.  Siebente  (fflr  Meisen untersaohttBgeu  ver- 
eilifacb  te)  Auflage.  Breslau,  Verlag  von  Priebatechs  Buchhandl.  Preis  26  Pf. 

*  Zu  beziehen  durch  Speyer  4  Peten,  Berlin,  Unter  den  Linden  43. 
Preis  50  Pf. 


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489 


Während  nämlich  der  SNEiiLENsche  Haken  ebenso  hoch  ist  wie 
breit,  also  annähernd  ein  Quadrat  deckt,  ist  die  Hand  in  dtt 
HBDfAKNschen  Tafel  fast  dreimal  so  lang  als  ihre  Breite,  selbst  an 
der  breitesten  Stelle,  beträgt;  sie  deckt  also  annähernd  ein  Bechteck. 
Daher  wird  bei  der  Band  (S  =  vorausgesetzt)  aneh  jenseits  5  m 
noch  erkannt»  ob  das  Reobteck  liegt  oder  steht  —  miüiin  hat  der 
Prüfling  hier  nur  zu  entscheiden,  ob  der  Finger  nach  oben  oder  ob 
er  naeh  nnten  zeigt  —  also  nur  zwei  Chancen,  während  bei  den 
SNELLENscben  Haken  vier  Mögliohkeiten  vorhanden  sind.  Hieraus 
folgt»  dals  die  Stellnng  der  HsDiAiiiisdien  fland  viel  leiohtsr  ermteii 
weiden  kann  ak  die  der  Haken.  Die  DnrehsehnitiBwerte  der  e^ 
mittelten  Sehaohäifsn  sind  also  bei  Verwendung  der  Handtafel  in 
der  jetst  vorliegenden  Poim  nngenan,  weil  m  groJs,  nnd  maaoher 
Knrasiohtige  wQrde  auf  Gmnd  dieser  Sehprflfimg  ak  normalsiehtig 
gebnoht  werden.^ 

Sollte,  wie  sehen  geplant,  in  einer  niehston  Anfinge  dieser 
Fehler  dnreh  Vezftndemng  der  Zeiehnnng  vennieden  werden,  so 
wird  die  Tafel  mit  der  Hand  awsifellos  das  beste  Prilfangsobjekt 
daisiellen.  VorUnfig  aber  ist,  ans  den  mitgeteilten  Gründen,  die 
OoHNSohe  Hakentaftl  noeb  die  am  meisten  an  empfeUende.  — 

Wer  demnaeh  ennitteln  will,  ob  die  SehsehSrfe  seinea  Schttlers 
normal  ist.  stellt  sich,  die  CoHNscbe  Hakentefel  in  der  Hand,  6  m 
▼or  dem  Kinde  anf,  welches  die  Fingerstellung  mit  der  Papiergabel 
nachzuahmen  hat.  Am  besteu  gescbielit  die  Prüfung  im  Freien;  jst 
dies,  wie  im  Wmter,  nicht  möglich,  öü  iitiissen  die  fünf  üeter 
parallel  /u  den  Fenstern  und  unmittelbar  uu  diesen  altgemessen 
werden.  Jedes  Auge  wird  für  sich  geprüft,  das  andere  mit  einer 
hohlen  Schale  verdeckt;  nicht  mit  der  Hand,  da  sonst  leicht  ein 
Druck  auf  das  Auge  ausgeülit  wird,  der  die  Sehschärfe  für  die 
Dauer  der  Prüfung  herabsetzen  würde. 


*  Dies  ergibt  sich  a.  a.  auch  aus  folgender  ÜberleguDfr :   Eine  Bogen- 

minute  (vergl.  oben !)  ist  =        eines  rechten  Winkels,  mithin  =  t^iää 

ganzen  Kreisee.  Der  Umfang  dieses  letzteren  aber  betragt  (für  5  m  Radius, 
denn  die  Finp'»>rtafel  ist  für  5  m  berechnet)  10  X  3,1415  =  31,415  m,  folglich 
der  zu  1  gehörige  Kreisbogen  0,00145  m  —  1,45  mm.  Da  Sehne  und  Kreis- 
bogen bei  so  minimalen  Oröfsenverhältnisaen  als  gleich  grofs  betrachtet  werden 
kSniiMi,  M  nflnen  die  Detaüa,  ani  denen  fieh  die  fland  mnfbaiit,  1,45  mm 
diek  Min,  a.  B.  aaeh  di»  Anaattetelle  dee  Zeigefiagen.  Der  IfSnger  hü  jedooh 
an  dieter  Stelle  fut  i  mm  dick. 


490 


Mills  man  näher  herantreten  —  die  einzelnen  Meter  markiert 
man  durch  Striche  an  der  Wand  —  bis  auf  4  oder  3  m  Al'Stimd, 
so  beträgt  die  Sehschärfe  */c  resp.  ^/e.  Will  man  ganz  exakt  ver- 
fehreu,  so  darf  man  die  Tafel  nicht  s?:leich  in  6  m  präsentieren, 
sondern  mnis  dem  Prüfling  aus  gruiserer  Entfernung!;:,  20  oder  10  m, 
allmählich  nähertreten;  nur  so  läfst  sich  ermitteln,  ob  die  öehscliärfe 
nicht  etwa  gröfser  ist  als  normal,  sie  würde  event.  ^^^P  ^^-^ 
betragen.  Man  nnifs  eich  dies  immer  vor  Augen  halten;  denn  lindet 
man  bei  Aufstellung  in  nur  6  m  vor  dem  Kinde  8  —  ^At,  und  nach 
einem  Jahre  dasselbe,  so  kann  die  Sehschärfe  trotzdem  erheblich 
zurückgegangen  sein,  da  sie  zur  Zeit  der  ersten  Prüfung  vielleioht 
^%  oder  noch  mehr  betragen  hat. 

Znaohaner  postiere  man  hinter  den  Prüfling,  um  Vorsagen  zu 
Teimeiden« 


Ün»  tterfammiunjieit  unl)  Vereinen. 


Sohnle  und  Zahni^ege. 

Antoreferat  eines  Vortrages,  gelialten  in  der  Jahres* 
▼ersammlung  des  seliweiz.  Vereins  für  SoHuIgesnndlieits- 
pflege  am  13.  Juni  1904  in  Bern 

Dr.  Eduibd  FBisoHEBDT-Bem. 

Die  Scknle  stattet  das  Msdohen,  den  Knaben  mit  den  lUiig- 
keiten  aus,  die  ilim  mm  späteren  Fortkommen  noitnn.  Es  gilt  das 
▼orab  für  die  geistige  Entwieklung.  Um  aber  anoh  den  Körper 
einigermaßen  für  das  Leben  vorsnbeieiten»  ist  in  den  Lehrplan  der 
Tnmimterriobt  eingereibt  worden.  Es  ist  Idar,  dafs  dieser  letztere, 
so  wie  er  hente  ausgeübt  wird,  hdneswegs  genügt,  unsere  Jagend 
zu  einem  körperlich  starken  Geschlecht  zu  erziehen.  Um  den  Leib 
recht  wirksam  zu  stahlen  und  so  vor  einer  Menge  von  Krankheiten 
bei^r  zu  behüten,  müfste  dem  Turnen  weit  mehr  Zeit  eingeräumt 
werden;  kurz,  für  das  Kind  wird  m  k  tiperlicher  Hinsicht  nicht  so 
gut  gesorgt  wie  in  geistiger.    Dieser  tSatz  gilt  auch  für  Organe, 


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deren  gesunder  Zustand  für  das  Woblbefindeii  des  MeiiBohen  Ton 
eminenter  Wiohtigkeit  ist;  iok  spreehe  yon  den  Zllmen;  denn  wir 
dttifen  mit  Jsssmr  keek  behaupten,  dab  in  dioeen  ein  gut  Teil 
nnaerer  Yolkakraft  liegt 

Dnioh  das  Mittel  der  Soknle  aoUte  a]>er  ftr  Erkaltung  dieser 
Zfthne  unbedingt  mehr  getan  weiden.  DtaYoigeheii  stelle  ich  mir 
ungefthr  folgendennalaen  Yor: 

1.  Belehrung  iu  Wort  und  Bild.  JKbrlioh  wiederkehrende 
Vortrage  Aber  Wert  und  Nutaen  der  Kauwerkxeu^^e  haben  das 
Feld  Torzubereiten.  Zur  Befestigang  des  gemaohten  Eindruokea 
dienen  in  den  Schnlzimmem  aufgehttngte  Tafeln  mit  draatiaoher 
Gegenllbeiatellung  eines  gesunden  und  eines  kranken  Gebisses  und 
mit  einigen  kunen  Lehrsätzen  über  die  Zahnpflege.  YerstSrkt  dflrfte 
die  Aktion  noch  werden  durch  Verteilung  einer  einschlägigen  gemein- 
verständlichen Broschüre  an  die  Kinder.  Mit  diesem  Vorgehen  wird 
zweiej'lei  bezweckt: 

EiLtmuI  die  Schüler  selbst  daruui  aufmerksam  zu  machen,  welchen 
Schatz  sie  in  ihren  Zähnen  besitzen,  und  des  ferneren  d;e  I^ltern  an 
die  Pflicht  zu  erinnern,  dafe  sie  ihren  Kindern  auch  in  dieser  Be- 
ziehung die  nötige  Pflege  schulden. 

2.  Verabreichnng  der  nötigsten  Reinigungsmittel, 
d.h.  wenigstens  einer  Zahnbürste.  Die  tägliche  Verwendung 
derselben  hütte  selbstredend  zu  Hause  zu  erfolgen.  Der  Schule  würde 
lediglich  die  Kontrolle  zufallen. 

Jährliche  fachmännische  Untersuchung  der  Zähne. 
Um  einmal  das  Resultat  einer  solchen  speziell  für  die  Grofszahl  der 
Schulkinder  hiesiger  Stadt  kennen  zu  lernen,  sind  im  Laufe  ver- 
gangener Wochen  ca.  4100  Kinder  naoh  dieser  Richtung  hin  geprüft 
worden.  Das  dadurch  entstandene  umfangieiehe  Material  ist  in  sehr 
ausführlioher  und  zweckdienlicher  Weise  vom  Schweiz.  Gresundheits* 
amte  ausgearbeitet  und  dem  Sprechenden  ficeundliohst  aur  Verfügung 
gestellt  worden. 

Die  untersuchten  Kinder  im  Alter  TOn  11 — 16  Jahren  waren 
mehr  oder  weniger  glückliche  Besitzer  von  rund  104000  Zähnen. 
Als  gesund  erwiesen  sich  von  diesen  7BÖ0O  oder  70%,  wfthrend 
2700O  oder  86%  leieht  bis  sehr  stark  kariös,  also  erkrankt^  und 
3600  oder  3,3%  nicht  mehr  Torhanden,  d.  h.  schon  gesogen  waren. 

Dieses  Besultat  konnte  sum  Schlüsse  yerieiten,  da&  Mutter 
Katar  fbr  die  Zähne  unserer  Kinder  aubergewOhnlioh  gut  gesorgt 
habe.  Dem  ist  leider  nioht  so.  Der  kleine  P^osentsata  der  erkrankten 


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Zähne  ist  eben  DarolischDittszahl.  Bei  Vergleichung  der  Yeraohiedeneii 
Altersstufen  und  gsr  bei  G^egenttbeistellaiig  der  «inseben  Sobnl« 
kreise  kommen  wir  m  einem  ganz  andern  Bild. 

Naoh  Sehn! bezirken  (Kreisen)  geordnet  erwiesen  oeh  Ton 
100  untennehten  Zfthnen  ak  kariös: 

Progymnaeinm  (472  Sohfller  nnd  Sekttlerinaen)  48,5 


KnabeneeknndaiBobnle  (603  Sehüler)   39,4 

MfldokenseknndanMshnle  (711  SolilUerinnen)   32,7 

FrimaxMbnle  Mittlem  Stadt  (190  Kinder)   49,0 

„         Snlgenbach  (176  Kinder)   45,2 

,         Obere  Stadt  (157  Kinder)   48,0 

n         Lftnggasse  (431  Kinder)   41,9 

«         Bittitenrain  (489  Kinder)   35.9 

.         Untere  Stadt  (213  Kinder)   34,1 

»         Lorndne  (210  Kinder)   31,4 

,          Branmatt  (248  Kinder)   29,5 

,          Matte  (221  Kinder)   28,1 

Schoislialde  (95  Kinder)   27,0. 


Auf  die  Jahigunge  vou  1892 — 1888  verteilt,  waren  von  100 
ontersachteu  Zabaeu  erkrankt: 

1892  =  22,67« 
1891  =:  25,1  , 
1890  =  28,7  „ 
1889  =  34,4  ^ 
1888  =  35,8  „ 

Die  Prüfung  n;ieh  untersuchten  Gebissen  ist  nirht  geeignet, 
den  schiechton  Eindruck  zu  verbessern.  Unter  den  4100  unter- 
suchten Gebissen  erzeigten  eich  im  ganzen  nur  104  oder  2,5%  gana 
tadellos,  unter  welcher  Zahl  die  Knaben  mit  70  oder  3,4%,  die 
Mttdoben  mit  34  alao  1,7%  rangieren.  Gute  G^bieae,  d.  h.  solche 
mit  höchstens  ein  bis  vier  kranken  Zähnen,  ianden  wir  bei  1129 
oder  27%.  Schlechte  Gebisse,  d.  h.  solche  mit  5 — 16  kranken  Zähnen, 
bei  2683  oder  65%,  und  s^hr  sohleohte  Gebis.sp  mit  17-^28  kranktti 
Zflknen  bei  186  oder  4,5  7o  der  untersnehten  Kinder. 

Wenn  Sie  mioh  nun  nach  der  Beaorgnng  fragen,  die  man  an 
Hanse  den  Zahnen  angedeihen  Iftbt,  so  mnii  ieh  geetehen,  dab  ea 
da  rielfaeh  nicht  aussieht»  wie  es  wOnaehbar  wlie.  Wenn  Eltern 
im  allgemeinen  dem  Äolberen  ihrer  Ffiegebefohlenen  ao  wenig  Anf- 
merkMmkeit  eohenkien  wie  den  Kanwerknngen,  ao  wflide  die 
Oflbntliehe  Meinung  bald  naeh  G^tien  nnd  Yoiaohiiften  mfen  rar 


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Bebang  wm  ao  iiiiwttrdig«n  ZuBfeandes«  Em  «meriksniBoher 
flygisnikflr  —  Gbaiton  tfvsxoE  —  aagt  darttber  was  folgt:  ,|Nieht8 
spriolit  80  empfehlend  flBr  einen  M «naohen  in  besog  auf  eeine  penön- 
liolien  G^oboheiten  und  eeine  Lebenewetse  als  ein  lebgehaltener, 
sanberar  Mond.  Bio  SebOnbeit  eines  feingeadhnittenen  oder  ebarakiar- 
Tollen  GMebtes  wird  hänfig  «nfii  nnangenebniste  entstellt  dnreb  den 
AnbHok  nngepflegter  Zflbne."  —  Solebe  moisten  aber  Ton  den  nnter^ 
soebenden  Organen  in  eisöhreoikender  Zabl  konstatiert  werden. 

Was  wnrde  aber  von  selten  des  Zabnantes  anr  BSrbaltnng  der 
gettbzdeten  Zahne  getan?  Oder  besser  geeagt:  in  wie  vielen  Fällen 
ist  denelbe  an  Bäte  gezogen  nnd  von  ibm  Hilfe  geleistet  worden? 
Aneb  die  Beantwortung  dieser  Frage  führt  zu  einem  etwas  depri« 
mierenden  Resali»t.  Plombierte  Zahne  sind  alles  in  allem  2303, 
das  sind  8,5%  aller  kranken  Zähne,  gefunden  worden,  und  zw;ir  bei 
der  geringe ü  Zabl  von  636  Kindern.  Von  den  2400  Primarschülem 
und  Schülenuüen  konnten  nur  etwa  46%  überhaupt  eine  Behand- 
lung nachweisen.  Wenn  wir  bedenken,  dals  von  den  17200  er- 
krankten Zähnen  der  Primarsohüler  blols  2.31  oder  1,3%  plombiert 
wonlen  sind,  so  ist  das  ein  wahrhaft  kläglicher  Befund.  Etwas 
besser  atehts  in  den  Mittelschulen;  hier  haben  sich  doch  von  den 
1750  Kindern  60  %  der  gefürchteten  Hand  des  Zahnarztes  anver- 
traut und  sind  574  oder  32,8%  der  Schüler  2072  Zähne  plombiert 
worden,  das  sind  In, 4%  der  1340Ü  kranken  Zähne  der  Mittel- 
schüler und  Schülerinnen. 

Diese  Vergleiche  aufstellen  heilst  erkennen,  dais  für  die  Zähne 
der  Schulkinder  in  ganz  ungenügender  Weise  gesorgt  wird,  nnd  daüs 
die  Zahne  der  sablreichen  VolksschnUdnder  eine  ungleich  weniger 
loig&ltige  Bebsadlnng  erfahren  als  diejenigen  der  Mittelschulkinder. 

In  bezug  auf  Gesundheit  des  Körpers  soUte  aber  die  Jugend 
aller  Stände  die  Schule  gleich  gut  fürs  Leben  vorbereitet  verlassen 
können.  Wenn  wir  nun  zu  Anfuig  behauptet  haben,  dafia  die  Zähne 
für  Erhaltung  der  Gesundheit  von  gröfster  Bedeutung  seien,  so  folgt 
als  Konsequeus  hier  der  Wunsch,  der  Staat  möchte  in  aus- 
gedehnter Weise  da  helfend  eingreifen,  wo  die  Familie 
die  nötigen  Mittel  niebt  aufbringen  kann.  Dab  diee  im 
eogstsii  Anseblnfs  an  die  Scbnle  an  geseheben  bitte,  lewsbtet  ans 
sU  dem  Gessgten  ein.  Und  wieviel  konnte  da  gebolftn  werdml 
Weim  wir  sehen,  dab  s.  B.  in  Bern  von  den  nntetsaebten  Zahnen 
56  V«  liob  ab  leiebt  erkrankt  erzeigen,  und  wenn  wir  dasu  die  7,5  Vo 
beieitB  plombierten  Zibne  reobnen,  so  bekommen  wir  damit  die  Zsbl 


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derjenigen  Zulinp»,  die  durcb  energisches  Vorgehen  mit  giölster 
Wahrscheinlichkeit  ihren  Besitzern  erhalten  wrid^n  könnten. 

Wie  hat  dieses  Vorgehen,  die  Hilfe  des  Staates,  zu 
erfolgen?  Damit  kommen  wir  zur  letzten  und  wichtigsten  Forderung, 
dem  B«gehron  nach  Errichtung  von  Schulzahnkliniken»  die  von 
Staats  wegen  unterstützt  und  in  den  Stand  gesetzt  würden,  den  weiteafc' 
gehenden  Anforderungen  zur  Erhaltung  der  Zihne  zu  genügen.  — 
Am  Schlüsse  meiner  Ausführungen  angelangt,  gestatten  Sie  uar, 
dittelben  kurz  in  folgende  Thesen  anaammenzufiunen 

1.  In  der  Schule  mufs  mehr  als  bisher  dnieh  Belehrung  in 
Wort  und  Bild  auf  den  Wert  der  Zfika»  aufmerkeam  ge- 
maeht  werden. 

2.  In  der  Sobule  sollen  die  nötigen  Mittel  lur  Zahnpflege, 
d.  h.  wenigstens  Zalinbttrstsn,  Tevabfolgt  werden,  und  swar 
an  arme  Kinder  nnentgritlioh. 

3.  Es  ist  auf  Orflndung  von  Kliniken  hissnarbeiten,  in  denen 
die  Zfthne  jtthrlicb  unteisueht  und,  soweijt  nOtig,  in  den 
Stand  gesetst  werden.  —  Wenn  mOgliofa,  hat  aueb  diese 
Behandlung  kostenlos  su  erfolgen. 


Der  YL  allgemeine  Lehrertag  ia  Budapest. 
MitgeteUt  von  Direktor  £.  BATBF.Wien. 

In  Anwesenheit  von  etwa  2000  Fftdagogen,  Lehrern  und  liebferinen 
sni  aUen  Oaaen  des  Lindes,  warde  am  5.  Joli  1904  in  der  Hauptstadt 

Ungarns  dieser  Lehrertag  eröffnet.    Der  letzte  ungarische  Lehrertag  hat 

im  MilleniiiuiiHjabre  stattgefunden,  und  Geheimrat  Albert  Berzeviczy, 
der  damals  als  rr  trr  lU'fercnt  fnngierte,  erschien  m  dieser  Versammlung 
als  oberster  Ltuor  des  oDgarischeu  Unterrichtswesens,  am  die  Lehrer 
Ungarus  zu  begrüfsen. 

Ton  Ysrlksndlungen  und  Anträgen,  die  die  Sdnl-  oder  Erdehongs- 
bygiene  berOhren,  ist  folgendes  berronuheben:  In  der  Fachsektion  der 
Erzieher  des  Rettungsbanses  hielt  Paul  Cayaloni  einen  Vortrag  Aber 
„einheitliche  Organisation  der  Waisen  -  und  Rettungsh n user". 
Er  beantrri'^tt\  nian  möge  »Ion  ZAfrlin^cn  Unterricht  in  einzelnen  Industrie- 
zweigen crteiieu  und  zu  diesem  Behufc  Werkstätten  errichten.  Dies  wurde 
auch  beschlossen. 

Paul  Guttekbbbg  sprach  Aber  den  Wert  des  SUjd-Unter- 
riebtos.  —  Izsö  Szncz  (Nsgyrirad)  demonstrierte  die  Entwickluog  der 

Handfertigkciteo.  —  Der  greise  Ausscbufs  des  Landeslebrervereins  bescblols 
die  Schaf  fang  einer  Erbolungsansiedlung  fflr  Lehrer  am 
Plattensee. 


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in  der  am  6.  Juli  tagenden  SeMu»  itlr  Hyu^ene  Indt  FriTatdosent 

Dr.  Desxber  Kutht  einen  Yortng:  «Die  I^rer  im  Kampfe  gegen  die 
Tuberkulose",  in  ^selrhpm  er  die  gegen  die  TnbcrIiu1o>e  m  ergreifenden 
sanitären  Mafsregeln  anlübrte.  —  In  der  pädagogischen  Fachsektion  er- 
örterte Andbeas  Stmkö  (Sopron)  die  Frage,  ob  zwischen  dem  Unterricht 
in  der  Volksschule  und  dem  der  Mittelschale  die  nötige  IttckeoloRe  Yer- 
iKindiuig  bestehe.  Der  Yortragende  ist  der  Ansieht,  dab  dieses  Ziel  nur 
dnrdi  rege,  naonterbrodiene  Beröhmng  zwischen  YolksscbnUelireni  nnd 
Hitftelschnlpfofessoren  erreicht  werden  könne. 

Alexander  Peres  (Budapest)  erörtert  die  Frage  des  Bandes 
zwischen  B  amilie  und  Schule  und  die  Bedeutung  der  Erziehungsfrage 
in  der  Familie.  —  Die  Lehrerin  Frau  Dionys  Garz6  (Bndappst)  trat  für 
die  Bildung  von  Mädchenverei nen  ein.  —  Lehrerm  Fruu  Dionys 
DOBOOSiOBX  sprach  ftber  die  hänsHehe  Erz ie hang  der  Htdchen* 

In  der  toiialpldagogisehen  Phdisdition  hielt  Eolvamk  EGXI-T6th 
einen  Vortrag  aber  Kinderschutz,  welcher  von  Seiten  der  Schnle  viel 
zn  wünschen  Qbrir:  Hifst,  so  da£s  in  dieser  Beziehang  ein  Eingreifen  der 
Begiemng  nötig  ^eiu  werde. 

In  der  Sektion   für  die   Er/utmng  kleiner  Kinder  hielt  AbiiEaT 
SZTEPANKO  eiuea  Vortrag  tkber  die  Beobachtung  der  Kinder. 
Dr.  Paul  RAiraOHBü&a  sprach  Aber  die  Methodik  des  Kinder- 
stndinms»  Amdbbab  Sockö  (Sopron)  «her  die  praktische  Ansbildnng  der 
Lehramtskandidaten  nnd  die  Übnngsschnle. 

Im  di  r  Versammlung  des  Bürgerschnlvprcins  liielt  Frl.  Gisela  SCHMIDT 
(Budapest)  einen  interfs-'nnten  Vortrag  unter  dem  Titel:  Wann  würde  die 
ungarische  Mädcheubüigerschnle  ihrem  Berufe  nnd  ihren  Aufgaben  ent- 
sprechen.-' —  Dr.  Aii£xiuä  KEJiiKöYlKTÖ  (Budapest)  hielt  einen  Vortrag 
Aber  J ugendvereine. 

Der  Flenarrenanunlung  am  7.  Juli  wnrde  ein  Referat  vorgelegt  iSber 
die  Gründung  von  Volkserziehungsvereinen.  Der  Zweck  dieser 
Vereine  wäre,  die  Gesellschaft  mit  den  Schulen  in  nähere  Verbindung  zu 
bringen  und  namentlich  dem  Erziehungswe^rn  und  dem  nationalen  Volks- 
unterricht zum  Fortschritte  und  zur  Entwicklung  aufzuhelfen.  Die  Idee 
war  bereits  von  Baron  Josef  Eötvüs  augeregt  worden,  konnte  aber  infolge 
semes  früh  erfolgten  Todes  damals  nicht  Terwiiklkdit  werden.  Jetzt,  nach 
36  Jahren,  initlerte  der  Sektionsrat  im  Knltasministerhim  Dr.  Btak  Makat 
neuerlich  die  Verwirklichung  dieses  Planes,  mit  welchem  sich  die  Lehrer- 
facbpresse  bereits  eingehend  befafste,  und  nun  gelangte  dieser  Plan  zur 
Verhandlung.  Als  Referenten  waren  b^tellt  die  Lehrer  VmzENZ  KovXcs 
(Arad).  Bkf^a  Mlnke  (Budapest)  und  JOHANN  Makkay  (VÄnos-Gallalva), 
deren  Ausführungen  beifälligst  aufgenommen  wurden. 

ißt  diesem  Lehrertage  war  anch  eine  Lehrmittelansstellnng 
unter  dem  Frotektorate  des  Unterrichtsministers  nnd  des  Handelsmkiiaten 
verbunden. 

Der  erste  Teil  dieser  Ausstellung  enthielt  die  Exponate  des  Orgaui- 
sationskomilees :  Klcinkindcrbewahrung,  Volk>«chulunterricht,  landwirtschaft- 
liche und  Hanshftltiniffs  -  Wiederholuugsschule,  Handarbeit,  Tagesheim, 
Gewerbe-  und  llai  dclilelitlingsschule  und  der  Waisen-  und  Rettungsh&user. 

SchulgeeuQdbcitspilege.  XVU.  S6 


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Der  zweite  Teil  bildete  die  eigeatliclie  LehrmitteiausstellnDg.  Hier 
waren  vollständige  Scboleinrichtungen  und  die  fOr  den  Unterricht  notwen- 
digen Hil&mittel  in  sehr  tibersichtlicher  Weise  zur  Schao  gestellt  In 
eniar  Linie  ist  die  Ansstellmig  des  Ander  stidtiBGlien  Yft^mltmum  ss 
nenneDi  mlche  ans  einer  ganzen  Miniatorlandschaft  bestand,  die  von  den 
ZOt^ingen  ansgetflhrt  war.  Daneben  befand  sich  die  Kollektion  der  Grols- 
handlungsfirraa  Max  Bettkliieim  &  Comp.,  welche  Spielwaren  n.  dgl.  zur 
Anschauung  brachte.  In  der  Gruppe  für  Sdireib-  nnd  Zeichenrequisiten 
ragte  die  ungarische  Stahl-  und  Schreibfedem-,  Federstiel-  und  Indigo- 
papierfabrik Josef  Schüler  hervor.  Physikalische,  chemische  ond  nedift* 
nische  Lehnnittel  stellte  die  Lehnnittdanstalt  Ebd^lt  Ssabo  (Bndaiiest) 
aus,  Produkte  der  Jugend-  und  KinderlÜenKtar  die  Fimia  Sinqeb  &\VolfnbB| 
Schnibinke  die  Firma  Lbopold  Fkwsls  Kaclifolger  (Bodapest  IX  B>. 


Angeborene  Wortblindheit,  d.h.  die  angeborene  Eigenschaft,  nicht 
oder  nur  mit  der  gröfsten  MQhe  lesen  lernen  zu  können.  In  der  „Ntdarlandsche 
Tiidachritt  voor  Geneeahmde'*  ^  Jahrgang  1903,  TeU  II,  8. 295,  Yeröffeat- 
lidift  Herr  Dr.  C.  8.  LsomaB,  Angenazzt»  folgenden  FiU  ans  seiner 
Praxis.  Ein  Knabe  von  13  Jahren  kam  nüt  seinem  Yater  an  ihm,  um 
Bich  wegen  eines  krankhaften  Znstandes,  wdcher  mit  oben  genanntem  Fehl^ 
nichts  zu  tun  hatte,  behandeln  zu  lassen.  Hierbei  teilte  der  Vater  dem 
Arzt  mit,  dafs  sein  Sohn  noch  gar  nicht  l^en  könne,  sogar  die  Bnchstaben 
noch  sehr  mangelhaft  kenne,  obwohl  er  schon  mehrere  Jahre  in  die  Schule 
gehe.  Bei  der  Untexsaelinng  des  Knaben  fand  Dr.  Lkskebl  nirgends 
etwas  Abnormes,  im  besonderen  aneh  nicht  an  den  Angen;  die  Beliseiiiifs 
viSiT  vollkommen  normal.  Bei  weiterer  Nadifrage  stellte  sidi  herans,  dab 
der  Knabe,  nachdem  er  drei  Jahre  in  der  untersten  Klasse  gewesen  war, 
die  Buchstabon  noch  nicht  kannte  Jetzt  kennt  er  nur  eim'ge  Buchstaben 
gut,  bei  manchen  irrt  er  sir}}  inmier,  und  andere  kennt  er  gar  nicht  Von 
Lesen  ist  denn  uucii  gur  mcixt  die  Kede ;  sogar  die  einfachsten,  emsiibigen, 
geschriebenen  oder  gedruckten  WCrter  sind,  mit  Ansnahme  Ton  einsehien, 
Ulr  ihn  nnbegreiflich.  Weil  er  ein  gutes  Gedächtnis  hat,  weÜs  er  Gedichte 
Torzflglich  auswendig;  er  liat  dieedben  durch  wiederholtes  Vorsagen  ge- 
lernt. Autfallend  ist,  das  er  Zahlen  wohl  lesen  kann  und  aufserdem 
einigermalsen  zu  addieren  subtrahieren  iird  Trtnltii>li7ieren  versteht.  Das 
Erkenniinsrsvermögen  für  Menschen,  liere  uud  Gegeüslände  läfst  nichts  zu 
wüuäciieu  übrig;  der  Junge  ist  intelligent  und  eifrig,  ja,  die  eine  oder 
andere  Arbeit  sn  Hanse  macht  er  schneller  und  besser  als  andere  Kinder.  Bis 
jetst  sind  nur  ongefUir  swOlf  FUle  dieses  merkwürdigen  Sym|itomenkomplexes 
in  der  Literatur  bekannt;  auffallend  ist  jedoch,  dafs  Nettleship  sofort 
fOnf  Beispiele  ana  seiner  Praxis  als  WortUiadheit  aneikannte,  nacliiiem  er 


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durch  du  LeMB  fiinfls  ArtikolB  von  Hinsslwood  auf  diflse  Abnoiiiiitil 
aafmerksam  gemacht  worden  war.  Daraas  geht  hervor,  dab  die  Krankheit 

öfter  TorVommt.  als  mfin  planlipn  sollte,  dafil  sia  jedodl  blB  Jetzt  lange 
nicht  immer  als  solche  erkannt  \vorden  ist. 

Die  Erklärung  dieses  merkwürdigen  Krankheitssymptomes  ist  nicht 
leicht.  NatOrlicb  liegt  der  Grand  nicht  im  Auge  oder  im  Augennerr,  weil 
der  Knabe  Tonflelicii  sehen  kann,  nur  keine  Bncbitaben  erkennt  Man 
flnÜB  den  Defekt  also  im  QeUm  selber  Sachen;  die  Attnahme  eines  Fehlers 
in  einem  bestimmten  Buchstabenaentnim  im  Gehirn,  einer  Stelle  also,  wo 
das  Wahrnehmen  von  Burhstabcn  zum  Bewufstsein  kommen  würde,  stöfst 
nach  der  MeinuBg  des  Heim  Dr.  Lechner  auf  Widerstand,  woranf  wir 
flbrigens  aa  dieser  Stelle  lucht  eintreten  werden.  Von  grüfster  Wichtigkeit 
ist  es  für  den  Lehrer  und  mehr  noch  für  das  kranke  Kind,  dals  ersterer 
mit  der  Existenz  derartiger  Fälle  bekannt  sei,  denn  die  Anssiofat,  daft  ein 
soldies  Kind  in  der  Sehale  iDr  bcschrlnkt,  fanl  oder  widerspenstig  gehalten 
wird,  ist  nnr  zn  grols. 

Je  frfShcr  man  mit  ficm  gewöhnlichen  Unterricht  aufhört,  nm  so 
besser  ;  ?rivatunt(  rricht  kann  hier  noch  dies  und  jenes  zustande  bringen. 
Der  in  dem  Artikel  des  Herrn  Dr.  Lechneb  geschilderte  Knabe  erhielt 
während  einiger  Monate  PhvatunternchL  und  machte  hierbei  gröfsere  Fort- 
schritte als  hl  der  Sdinle  in  einigen  Jshren.  Hier  soll  jeder  Fall  fftr  sich 
benrteilt  werden ;  hisfreilen,  wenn  der  Grad  der  £ntwickhmgsstOmng  emst- 
lich ist,  erreicht  man  nichts,  im  entgegengesetiten  Fall  mitunter  sehr  viel. 
Dr.  Lechneb  ist  überzeugt,  dafs  sich  unter  den  Schülern,  welche  jetzt  als 
rückständig  behandelt  werden,  wohl  einige  befinden,  die  nicht  sc) i wachsinnig, 
sondern  wortblind  sind.  (Mitget,  v.  Dr.  med.  MoiTTON-Haag.) 

Ober  die  soziale  Bedeutung  des  Kindergarteuä  sprach  um 
aehweiaerischen  Khndergartentag  in  Basel  (9 — 11.  Jnli)  Rektor  Dr.  E. 
ZoLLnrGBB.  Der  Redner  Alhrte  snntehst  ans,  wie  hente  alle  Welt  «vom 
Sozialismus  ergriffen*^  werde.  Reich  und  Arm,  Hodi  nnd  Niedrig  be- 
schäftigt sich  mit  der  sozialen  Frage.  Jede  Partei  mOase  sich  sozial 
betätigen. 

Basel  hat  in  sozialer  Hinsicht  Bedeutendes  geleistet.  Ks  hat  schon 
im  Jahre  1869  ein  Fabrikgesetz  erlassen,  das  acht  Jahre  später  durch  das 
cidgenMache  Fabrikgeaetz  abgelöst  worde.  Im  Jahre  188S  folgte  das 
Arheiterinneaaehntzgesetz,  die  Errichtong  der  Poliklinik,  das  Gesetz,  be- 
trstfend  Sonntagsruhe,  die  Revision  des  Annenwesens.  Basel  hat  sich  auch 
lange  schon  mit  praktischer  Sozialpildagogik  befafst.  Den  bedürftigen 
Kindern  wurden  Milch,  Suppe,  Schuhe  und  Kleider  verabreicht.  In  Langen- 
bruck  befindet  <:ich  eine  Kinderhcimstättc.  Die  Gründung  der  ersten  Klein- 
kinderschulen m  Basel  fällt  in  das  HungerjaUr  1817.  Die  gemeiimützige 
Gesellschaft  beschAftigt  sich  seit  1843  mit  denselben,  wfthlt  Delegierte  nnd 
stelU  Mittel  dafllr  znr  Verfhgong.  Im  Jahre  1878  erfolgte  die  Gründong 
der  ersten  FitÖBKLSchen  Kindergärten.  Auch  diese  erfreuen  sich  seit  1878 
der  Unterstützung  der  gemeinnützigen  Gesellschaft.  Im  Jahre  1895  fand 
dann  die  Verstaatlichung  der  Kindergärten  Basels  unter  dem  Namen  Klein- 
kindenmstalten  statt.  Gegenwärtig  zählen  wir  in  der  Schweiz  820  Kinder- 
gärten.   Davon  besitzt  Basel  81,  Zürich  51  (inklusive  Kleiukinderschulen), 

25* 


V 


498 

Genf  66.  Die  meisten  Kindergfirten  fallea  auf  die  Stadt,  da  wo  die  Jn- 
dustrie  am  entwickeisten  ist. 

Der  Gründer  der  Kindergärten,  Fkieukich  Fköbel,  hatte  der  so- 
zialen Säte  dea  KindergartoM  aoeh  aielit  BeelutiDg  getragen.  Dn  Wort 
SoaaUmun  war  aUerdinp  acfaon  an  FsöBBLa  Zeiten  geprlgt,  nnd  FsöbkIi 
war  anch  den  nenen  Ideen  nidit  ganz  unzugänglich.  Allein  er  hatte  bei 
ChrOndnag  seiner  Kindergärten  mit  so  vielerlei  Schwierigkeiten  zu  kämpfen 
—  die  RegieniDs:  betrachtete  seino  Krziehungsweise  als  eine  Gefahr  für 
den  Staat  — ,  dafs  er  nichl  dun  li  Hcreinziehttug  der  sozialen  Frage  die 
Schwierigkeiten  noch  vergröiseru  wollte. 

Faöbbl  wUl  daa  Kind  natnrgemftla  enieheii.  Er  will  ftberhanpt  all- 
seitige Weekong  des  Kindes.  Der  KOrper  soll  dnrdi  gymnaatiaebe  Üfamigeii 
ausgebildet  werden,  die  Ausbildung  der  Sinne  (Farben-  nnd  Tonsion)  soll 
dnrch  Gesang,  Musik  usw.  bewirkt  werden.  Der  Tätigkeits-  nnd  Besch&fti- 
gungstrieb  des  Kindes,  sowie  die  sittlichen  Gefühle  werden  dnrrh  treeignete 
Beschäftigung,  die  aber  durchaus  den  Charakter  des  Spiels  haben  soll,  und 
durch  Belehrung  bei  diesem  Spiel  entwickelt.  Isuu  über  will  Fböbel  die 
Erziehung  in  den  Händen  der  Mutter  wissen. 

Da  gibt  es  jedoch  neben  den  beiden  Gruppen,  die  ibre  Kinder  niebt 
erziehen  wollen,  oder  die  unfthig  dazu  sind,  eine  grofse  Gruppe  von  Eltern» 
die  infolge  ihrer  sozialen  Verhältnisse  ihre  Erziehangspflichlen  nicht  erftülen 
können.  Diese  Gruppe  ist  namentlich  in  der  Stadt  eine  sehr  grofse.  Da 
wflrde  also  die  Erziehung  im  vorschulpflichtigen  Alter  eine  grofse  T.flrko 
aufweisen.  Die  soziale  Gerecbugkeit  verlangt  demnach  die  Gründung  von 
Kindergärten,  deren  Besuch  anentgeltlich  ist. 

Ferieilkolottieii  !■  BePlii  bestehen  schon  seit  einem  YierteUabr^ 
bnndert.  Die  Erfolge,  die  anf  diesem  Gebiete  errangen  wurden,  sind  gewiis 
anerkennenswert  —  im  letsten  Jahre  konnte  etwa  4400  Kindmn  ein 
Somineraufenthalt  in  den  Ferienkolonien  «möfrlicht  werden  — ,  aber  es 
läist  sich  nicht  verkennen,  dafs  dieser  wichtige  Zweig  der  sozialpolitischen 
Ftlrsorge  noch  mancher  Aasgestaltung  bedarf.  Statistische  Ermittelungen 
haben  ergeben,  dafs  der  Gewinn,  den  die  Kinder  in  geistiger  and  körper- 
licher Beitehmig  erlangen,  rameist  schon  nach  kurzer  Zeit  wieder  verloren 
geht,  weil  die  Rfickkehr  m  die  nnanreiclienden  häuslichen  Verhältnis  den 
Gmnd  zn  neuen  Erkrankungen  legt,  nnd  die  Eroähmng  der  Kinder  oft 
auch  nicht  den  bescheidensten  Anforderungen  entspricht.  lVTanc)ie  private 
Vereine  liaben  daher,  als  Seitensttick  zu  den  Ferienkolonien,  auch  eine 
Art  Winterptlegc  eingerichtet,  doch  ist  es  infolge  des  Mangels  an  Mitteln 
bisher  nicht  möglich  gewesen,  eine  gröfsere  Anzahl  von  Kindern  an  dieser 
Vergünstigung  teilnehmen  za  lassen.  Anch  die  Gewfthrong  von  Mflch  nnd 
Semmeln  an  arme  Kinder  in  den  Wintermonaten  steUt,  so  dankenswert  sie 
an  nnd  für  sich  ist,  nur  einen  Notbehelf  dar.  Immw  mehr  bricht  sich 
unter  solelien  Umständen  die  Überzeugung  Bahn,  daf>  flie  Stadt- 
gemeiuden  die  Pflicht  haben,  für  das  Wohl  der  Kiinler  un- 
bemittelter F  amilien  zu  sorgen  und  dies  nicht  der  Privatwohitutigkeit 
zu  fiberlassen.  Die  „Volkszeiiung''  weist  darauf  hin,  dafs  in  dieser  Be- 
ziehnng  Charlottenbnig  anch  hiv  mit  gutem  Bei^iel  vorangeht;  wie  diese 
Stadt  das  System  der  Schnlflnte  Ifingst  ausgebildet  hatte,  ehe  man  sich  in 


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499 


BerKn  dazu  eDtsddob,  die  Kinder  io  den  Qemeindeschiüen  einer  stftndigoi 

ärztlichen  Überwachung  zu  unterziehen,  so  hat  sie  jetit  dte  Abaidit)  die 

Ferienkolonien  cvcntnoU  in  städtisdic  Kegio  7n  nehmen  nnd  hicrdorch  zu 
bewirken,  dafs  nicht  niflir  Kinder,  die  der  Erholnng  in  Ferienkolonien 
bedürfen,   von  diesen  au>  pekaniflren  Kni  ksicliteo  ausK'oschlossen  werden. 

Die  Frage  der  Kareuz  des  Seliulbesaches  nach  akuten  lufek- 
ti§Mknuik]ieneB  berührt  Dr.  FisoHii-Prag  in  einem  kvsen  Anfittz  in 
der  ^Mmaiasekr.  f.  mmhrheUhmde'  (1904,  Nr.  3,  HI).  Bekanntlidi 
TerfQgen  die  meisten  Kulturstaaten  ttber  gesetzliche  Verordnungen,  Regu- 
lative oder  anderweitige  Vorschriften,  welche  die  Wiederaufnahme  des 
Schuliiesuches  nach  überstandener  akuter  Infektionskrankheit  regehi.  So 
setzt  ein  franzüsisclier  Ministerialerlafs  fest,  dafs  ein  Scharlachkranker  erst 
40  Tage  nach  Beginn  des  Ausschlages,  falls  die  Schuppuü<j  bi^  daixiu  be- 
endet ist,  ein  Mtueniknuiker  ntch  21  bis  25  Tagen,  ein  Kenchhosten- 
kranker  nach  42  Tagen,  wenn  nm  diese  Zeit  die  charekteristisehen  Hnsten* 
attacken  aufgehört  haben,  ein  an  Röttln  Erkrankter  narli  14  Tagen,  ein 
DiphtheriekraDker  nach  Taigen,  ein  Miimpskrankrr  nach  22  Tagen  und 
ein  au  Varicellen  erkruuktes  Kind  nach  25  Tagen  den  Schulbesuch  wieder 
aufnehmen  kann.  —  In  England  betragen  die  entsprechenden  Ka^en^i:eiten 
für  Scharlach  42,  für  Masern  21,  für  Keuchhusten  42,  für  Röteln  14, 
fttr  Diphtherie  and  ftr  Mumps  24  Tage,  wSbrend  bei  Yariceilen  die  be- 
endete Abstofsong  der  Borken  verlangt  wird.  —  Belgien  fordert  für 
Scharlach  sechs,  für  Masern  drei  Woclion  und  für  Diphtherie  40  Tage. 
Wttrtt r mherg  für  S'^linrlach  sechs  Wochen,  für  Masern  nnd  Diphtherie  je 
vier  Wochen.  Diese  Schwankungen  der  Karenz/eiten  in  den  einzelnen 
Ländern  bedeuten  teilweise  vermutlich  den  Ausdruck  der  da  und  dort  ge- 
wonnenen Erkenntnis,  dads  innerhalb  eines  kürzeren  Zeitraums  immer  noch 
eine  TnfekUonsmOglichkeit  besteht  Es  ist  somit  flir  Tide  FttUe  selbst  die 
theoretische  Forderang  noch  nngenflgend. 

In  der  Praxis  steht  die  Sache  noch  schUmroer,  weil  gewöhnlich  durch- 
ans  nicht  mit  der  notieren  Strencre  vorgegangen  wird  und  vif^lo  Kinder  in 
noch  infektionsfähigeni  Zustande  den  Schulbesuch  wieder  autnehnicu.  Wie 
eine  Enquete  in  den  Prag  er  Schulen  ergab,  wird  daselbst  allerdings  genau 
daraber  Bnch  geführt,  wie  viele  Lesestanden  daa  Kind  mit  oder  ohne  Ent- 
scknldigong  versiomt  hat,  der  Grand  des  Fernbleibens  wird  jedoch  nicht 
vermerkt.  Nur  in  einer  einzigen  Schale  fand  Fischl  die  entsprechenden 
Notizen  und  war  so  in  der  Lage,  aus  sechs  Schuljahren  etwa  200  Fälle 
der  verschiedenen  akuten  iTifoktionskranVIioifpn  zusammenzustellen.  Die 
Bearbeitung  ergab,  dais  bei  kt  nier  der  sulu-a  registrierten  akuten  fnfek- 
tiouskraukheiten  auch  nur  die  Mohrzahl  der  l<'älle  bescheidenen  Forderungen 
Abstinenz  rem  Scbolbesnche  genügt,  ja  dals  meist  mehr  ab  die 
Hüfte  nnd  noch  darflber  bereits  zo  einer  Zeit  wieder  am  Unterricht  teil- 
nimmt,  zu  welcher  wir  nach  dem  jetzigen  Stande  unseres  Wissens  die  In- 
fektiosität noch  durchaus  nicht  als  erloschen  betrachten  können.  Was  die 
entsprechend  lange  Ferneebliehenen  anbelangt,  so  spricht  Fischl  die  An- 
sicht aus,  die  meisten  von  ihnen  hatten  die  richtige  oder  eine  längere 
Karenzzeit  nur  innegehalten,  weil  schwere  Komplikationen  den  Krankiieits- 
Terianf  Tsrlängerten.   Er  verlangt  daher  strengere  Maisnahmen  (ftrsdiche 


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Atteste),  deren  Durchführbarkeit  jedoch  in  vielen  Fnllen  daran  adicitert, 
da£s  die  Kraakeu  nicht  in  ärztUcher  Behaadlung  stehen. 

Die  JugendBpiele  des  gemeiunüUigeD  Vereins  in  Dresden 

wurden  im  Sommer  1903  vom  24.  April  bis  18.  September  fUr  Knabea, 
lOdchen  und  Jungfrauen  auf  sechs  Fl&tzen  betrieben,  von  denen  fitnf  tob 
der  Stadtverwaltong  beigestellt  oder  von  Privatpersonen  dem  Verein  inent^ 
geltlich  zur  Yerfttgnng  gestellt  wurden.  Der  Gesamtbesuch  der  Kinder 
betrug  217i36  Knnben  und  39931  Mädchen.  Die  Spielkinder  creh^irten 
3  höhereo  Mädeln  u  ,  14  Bürger-,  38  Bezirks-,  2  Seminar-,  4  Privalschulen 
und  mehreren  hohe  reu  Schulen  an.  Die  Spiele  der  Knaben  unter  Führung 
von  29  Leitern  mit  177  Spieltagen  w&brten  von  5 — 7  Uhr,  die  der  MSdchen, 
onter  95  Leiterinnen  mit  1^  Spieltagen  von  57s~7  Dbr  an  je  vier 
Wochentagen.  Die  Leitung  der  Ifldchenspiele  gesehah  ohne  ESntscbftdiguog 
mit  Aosnahme  der  Tnmlebrerin  und  zweier  Herren,  dagegen  erhielten  die 
Leiter  der  Knabenspiele  eine  Entschädigung.  Die  Gesamtkosten  heliefen 
sich  auf  21ÖÜ.26  Mark.    Die  Teilnahme  an  den  Spielen  ist  uneutgeltlich. 

(^Körper  u.  Geisf^^  Nr.  6.) 

Über  den  praktiseheB  Wert  der  Ermfidangsmessangen  sprach 
am  Kflnbevger  Kongresse  Sanitatsrat  Dr.  Altsohül  in  Prag.  Eeferent 
bestritt  den  bisher  angestellten  Untersnchnngen  dieser  Art  die  Bereebtignog, 

sn  Schltlssen  für  die  Praxis  des  Unterrichtes  verwendet  zu  werden.  Itm 
Kardinalfehler  bestehen  dnrin,  dafs  sie  keineswegs  nattlrliche  Schulverhält- 
nisse wiedergeben,  sondern  trmüdangskunststücke  darstellen,  bei  denen 
schlieMich  die  als  Mals  der  Eimuduag  dienende  Fehleranzahl  noch  aus 
anderen  Quellen,  irie  Nervosität,  Suggestion,  mangelndem  Intesesse  vsv. 
entstehen  kann.  Aneh  ist  vielfiieh  nicht  nach  den  Grandsltien  der  »voiane- 
setsongslosen"  Wissensdiaft  verfahren  worden,  sondern  der  Experimentator 
hat  seine  Untersuchungen  ^nnter  dem  Ausdruck  seiner  Meinnng"  angestellt, 
indem  er  auf  ein  anpenommenes  Ergebnis  hinarbeitete  ATTsr-nri.  will 
nur  diejenigen  Ergebnisse  gelten  lassen,  die  während  des  regeimaisigen 
Unterrichts  an  der  Hand  der  Schulaufgaben  gewonnen  werden;  und  zwar 
ohne  daA  die  Sebflkr  eine  Kenntnis  davon  haben,  dab  sie  Oegsostand 
eines  Experimentes  sind,  TeriifiUcher  als  die  Usbenlgen  Uassemmtsr- 
suchungen  aber  sind  Einxdnntersndiongen,  und  empfiehlt  deshalb  Altschul, 
eine  Kommission  cinzusetsen,  die  ein  f&r  diese  Zwecke  zo  benntsendes 
Schema  ausarbeiten  soll. 

Speisung  armer  Sehnlkinder  und  FerienkoloDien  in  Stettin« 
Dem  Bericht  von  Rektor  Slelaff,  Schriftführer  des  Vereins  für  Ferien- 
Versorgung,  entnehmen  wir,  daft  sieh  im  letsten  Winter  nm  Mittagessen 
bewori>en  hatten  1668  Kinder,  von  denen  nadi  soigflQtigsr  Auswahl  tiglich 
durchschnittlich  1304  gespeist  wurden.  Davon  waren  von  arbeitslosen 
Vätern  541,  von  Witwen  473,  von  kranken  Eltern  113,  Ganzwai"rn  19, 
von  eheverlassenen  Frauen  76,  von  sehr  nrmen  Familien  121 ;  von  18 
Kindern  war  der  Vater  in  einer  StralansUiU,  von  6  in  einer  Irrenan^^talt, 
5  geüuiteu  i^amüieü  an,  deren  Oberhaupt  Gewuhuheitätrinker  ibL  Bei 
51  Kindern  hatten  die  Eltern  fünf  Kinder,  bei  45  sechs,  bei  35  sieben, 
bei  14  aeht,  bei  7  neun,  bei  5  sehn,  bei  1  elf,  bei  1  swOlf  und  bei  4 
13  Kinder.  Die  Kosten  betrugen  fimt  8000  Mark.  M  laafenden  Sommer 


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werden  in  nenn  Kolonien  360  Kinder  Ter^orjrt.  120  mehr  als  im  vorippn 
Jahre.  Die  Tätigkeit  des  Vereins  bat  sich  überhaupt  von  Jahr  za  Jahr 
erweitert,  und  es  sind,  neben  der  nrsprflnglich  allein  be^tphenden  Ferien- 
Tersorgung  schwächlicher,  abgearbeiteter,  kränklicher  Kmder,  Heilstätten 
geschaiiBD  worden,  in  denen  aebwer  kniike  Kinder  geiieilt  werden. 

Uber  MvMder  im  Kreise  Amslierg  rer^yisnUiclit  die  KOn^ 
Regiemng  eine  Znsaoimenstelhing  tau  dem  Yerfloasenen  Jahre.  Die  Stadt 
Altena  verabfolgte  hiernach  in  drei  Sdmlen  an  Krinhen  tind  Madchen  in 
43  "Wochen  je  ein  Bad,  im  gan/eii  3Ü-  bis  40000  ilädcr  .  in  drr  Stadt 
Arnsberg  werden  die  Koabeii  der  vier  oberen  Klassi  n  wuiueütlich  ein- 
mal zum  städtischen  Schwimmbad  gciuiirt;  im  btadllireise  Dortmund  ist 
in  einer  katiiolisehen  Schnle  eine  Braveebideinrichtang  getrolfenp  in  welcher 
an  Knaben  5478  nnd  an  ICldcboi  4334  Bider  Yerabfoigt  worden.  Die 
evangelischen  Scbtller  erhalten  dort  teils  unentgeltlich,  teils  gegen  geringee 
EnttiGlt  BadegolcRpnheit  in  städtischen  Anstalten:  in  Hagen  sind  nenn 
Volksschuiliauser  mit  Brausehadeiurichlungen  vef^^chon,  in  denen  Knaben 
und  Mädchen  126605  Bäder  erhielten  ;  in  Haspe  (Kückelhausen)  erhielten 
io  3\z  Monaten  2685  Knaben  und  257^  Mädchen  je  ein  Brausebad.  Neue 
Sebnlbadeeinriebtangen  tdnd  geplant  in  Mengede,  Wattenscheid, 
Wetter  nnd  Herdecke. 

Über  den  EinflnüB  der  Jngendspiele  aof  die  Hers titi|fkeit  sprach 

am  Nümberper  Kongresse  der  Breslaner  Schularzt  Dr.  Samosch.  Referent 
bat  an  190  Breslauer  Volksschulkindem  im  Alter  von  9 — 13  Jahren  Unter- 
5iuiiiin!7en  anprestellt,  welche  in  der  Haoptsache  den  Eintiuls  der  Spiele, 
zum  ieil  aber  auch  des  Turnens,  auf  die  Herztätigkeit  der  Kinder  zum 
Oegenatand  hatten.  Das  Haoptaogenmerk  warte  darauf  gerichtet,  fealin- 
natellen,  1.  inwieweit  8|iiele  nnd  Tuneo  bei  Innehaltnng  der  mafigebeoden 
behördlichen  Bestimmangen  das  Herz  der  Kinder  Oberhaupt  beeinflnftten, 
nnd  2.  welch  langer  Ruhezeit  es  bedürfte,  bis  die  durch  das  Spiel  be- 
sonders bedingte  Erregung  der  Herztätigkeit  wieder  schwand  und  dem 
Normalzustände  Platz  machte.  Das  Erc(i'oiä  seiner  Uiitersncbnntren  fafst 
Dr.  Samosch  in  folgenden  Sätzen  zusammen:  1.  Das  an  den  Brealauer 
TolkBachnlen  flUidie  Jugendspiel  llbt  einen  weeentlichen,  intendven  Einflnih 
auf  die  HentUifl^eit  ans  in  erregendem  Sinne,  ebne  daia  eine  Schädigung 
des  Henens  featgertellt  werden  konnte.  2.  Es  ist  physiologisch  unbedenk- 
lich, wenn  die  durch  das  Spiel  gesteigerte  Pulsfreqnein  anch  erst  nach 
einer  viertelstündigen  Ruhe  zur  Norm  zurückgekehrt  ist. 

Das  Züchti^BfiTsrecht  der  Lehrer  wieder  ein;2:etiilirt  AVie 
die  „Fad.  lief.^  (I?ir.  22)  mitteilt,  ist  durch  eine  Verfügung  der  obersten 
SchalbehOrde  im  GroiUierzogtum  Hessen  die  gesetsllche  Bestimmmig  vom 
Jahre  1876,  betreffend  Zflehtignngsreeht  in  der  Yolksscbnle,  Absatz  6, 
aufgehoben  worden.  Der  Paragraph  bestimmte,  dafs  bei  Mädchen  nnd  bei 
Kindern  in  den  beiden  ersten  Schuljahren  körperliche  Zflchtigungen  nicht 
angewendet  werden  dtsrfen.  —  Seit  vielen  Jahren  ist  es  den  Lehrern  in 
Amsterdam  verboten,  Schfller  körperlich  zu  züchtigen.  Nun  nimmt  aber 
die  Roheit  und  üubotmäfsigkeit  unter  der  dnrtigen  Schuljugend  derartig 
dalh  die  Lehrer  ohne  kOrpeiliche  ZUchtiguDg  nicht  mehr  ansKn([ommen 
WhOgen.   Sie  haben  sich  deshalb  an  den  Bat  der  Stadt  gewandt  mit 


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dem  Ersuchen,  das  Verbot  der  körpediclieu  Züchtigung  aufzuheben. 
(Sollten  die  „Pädagogen"  wirklich  nicht  ohne  Zttchtigungsrecht  Miskommen? 
Die  Schnlpftdagogie  sdieint  ooch  numche  YerbMsening  erfahren  n  mllssen, 
bis  8ie  die  Kinderschuhe  ausgetreten  liat.    D.  Red.) 

Solbäder  Iftr  skrtphulöse  KiiidAr  unbemittelter  Elten.  Die 
städtische  Armenvprwaltung  in  Magdeburg  ichickf  alljährlich  eine  grofse 
Zahl  von  Kindern  in  Solbäder,  meist  nach  Eimen  in  die  Kaiserin  Augusta- 
Heilanstalt  des  Vaterlandischen  Frauenvereins.  Sie  hat  aber  aufserdem 
in  allen  Volksbädern  uud  im  ScLwiesau -Krankenhause  in  der  Neuen  Neu- 
stadt Solbäder  eingerichtet,  welche  ganz  besonders  den  skrophidflBeii 
Kindern  nnbemittelter  Eltern  zognte  kommen  aoUen.  Wie  die  TeUnahme 
hieran  mgenommen  hat,  ergeben  die  folgenden  Zahlen^  die  wir  der 
„Magdeh.  Ztg.^  entnehmen: 

1904  sind  dazn  angemeldet  113  Kinder  für  das  Volksbad  Schulstrafse 
(gegen  37  Kinder  1903  und  25  Kinder  1902),  115  Kinder  für  das  Volks- 
bad in  der  Röttgerstraüie  (gegen  34  uud  22),  94  Kinder  für  das  Schwiesan* 
bid  in  der  Neuen  Neustadt  (gegen  13  und  15),  149  ftr  das  Yolfcsbad  in 
der  Sudenburg  (gegen  74  und  58).  Abgenommen  hat  die  Zahl  nur  im 
Stadtteil  Buf'kan,  wo  jetzt  nur  54  angemeldet  sind,  wihrend  61  Kinder 
1903  und  80  Kinder  1002  teilnahmen.  Im  ganzen  werden  mitbin  in  diesem 
Jahre  die  Solbäder  Ö2ö  Kindern  zu  teil  werden,  229  Knaben  und  296 
Mädchen. 

£s  wird  die  AnbiciiL  ausgesprochen,  diese  Zunahme  sei  im  wesent^ 
lieben  anf  die  Tätigkeit  der  Schul  ftr  sie  nuHdaaftthTen,  da  früher  die 
Armentate  die  Kinder  nicht  in  der  Weise  beobachten  konnten,  wie  es 
jetat  die  Schulärzte  können. 

Geteilter  oder  nnp^etcilter  Unterricht.   In  einem  Aufsatze  ober 

die  „überbürdun^'  der  Schuljugend  mit  geistiger  Arbeit"  in  der  „i/O^Ä- 
ringer  BUriieretg.^'  spricht  sich  Dr.  S.  FiCLTGEN-Luxemburg  für  den  geteilten 
Unterricht  aus.  Er  sagt  hierüber  folgendes:  Was  die  vielumstritteue  Frage 
der  schulfreien  Nachmittage  betrifit,  so  ^bmbe  idi,  Grttnde  genug  zu  haben, 
die  mich  entsehliefsen,  die  Partei  deijenigen  an  ergreifen,  die  gegen  das 
Ausfallen  des  Nachmittagsunterrichtes  sind.  Ich  frage  mich  mit  0.  Ebeb- 
HARD  in  bezug  auf  die  Ernitldungserscheinungen  die  in  und  nach  der 
vierten  Stunde  auftreten,  „was  die  Kinder  stärker  ermüdet,  die  fünfte  Vor- 
mittagi?stunde  oder  eine  Nachmittagsstunde?"  „Nach  Laseks  ünter- 
suchungen^',  sagt  Eb£BHABD,  ,,ist  das  letztere  der  Fall;  die  Ermüdung 
nimmt  in  der  fünften  Stunde  nicht  wesentlich  zn.*^  Wur  ^nben^  dals  nun 
Ober  die  Frage  verschiedener  Meinnng  sein  kann  und  sein  wird.  Nach 
unserem  Erachten  strengt  der  Nachmittagsunterricht,  nach  dreislflndigem 
Morgenunterricht,  die  durch  die  Ruhepause  geistig  und  körperlich  erfrischten 
Kinder  weniger  an,  als  eine  ungeteilt  fortlaufende  fünfte  Vormittagsstunde 
auch  wenn  derselben  eiue  längere  Pause  voraufgeht.  Für  die  sogenannten 
Ilitzefeiien  währeud  eines  geringen  Teiles  des  Hochsommers  wird  man  wohl 
euDie  Ausnahme  machen  mflssen.  ,»Der  fBnfirtflndige  Unterriebt  soll",  nach 
Ebbbrasd,  gdnrcb  eine  möglichst  lange  Zwischenaeit,  welche  die  willkom- 
mene Gele^nheit  znr  Erholung  bietet,  in  einen  dreistündigen  Tormittaga- 
und  einen  aweistllndigen  Nacbmittagsuntenicht  xerlegt  werden,  es  wird 


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503 


dann  möglich,  am  Nachmittage  den  Unterricht  mit  aller  Kraft  von  neoem 

aii£eaoehmen.*' 

Über  die  traarigeu  Verhältuisse  der  Schulkinder  der  Budapester 
Arbeiter  entnehmen  wir  dem  Bericht  ein^  österreichischen  Schaldirektors 
folgende  8fitze:  „Meine  Sdifller  sind  zumeist  Kinder  armer  Leute;  Fabrik- 
arbeiter und  TagelAhner  liefern  das  «dtans  grOfete  Kontingent,  tuaend  an 
der  Zahl.  Mit  dem  zunehmenden  Mangel  an  gesunder  Nabmng  sehwindet 
aucli  ihr  Lerneifer,  wird  ihr  Pflirhtsrefühl  sclnväclior.  Da  sie  die  allererste 
Ptlicht,  die  Pflichten  gegen  sich  selbst,  zu  erfüllen  auiser  stände  sind,  wie 
sollten  sie  dann  den  ihnen  von  anderen  aufgetragenen  Pflichten  ein  willig 
Ohr  leihen?  Wenn  jener  bleiche  Junge  mit  den  eingefallenen  Backen,  dem 
stieren  begehrenden  Ange,  mit  dem  krampfhaft  gesehwnngenen  Messer  sieh 
den  Bissen  Brot  von  seinem  gluddidieren  MitschlUer  erkftmpft,  so  ist  es 
der  Hunger»  der  die  bösen  Triebe  im  Herzen  des  Jangen  zur  Frühreife 
zwang.  Ich  flbertreibe  nicht,  ich  kann  bei  der  Vorstehnng  des  VI.  Bezirks 
die  Anklagebank  zeigen,  auf  der  verbrecherische  Schulkinder  safsen.  Aber 
fiinschflchtenino;  und  Drohnnsf  sättigen  den  hungrigen  Magen  nicht;  Strafe 
macht  den  aufs  Böse  gerichteten  Verataud  schlauer,  hinterlistiger,  das  Gemttt 
finsterer,  erbitterter,  das  Hen  Stampfer,  fBhlloser.  Ein  Stfiek  Brot, 
eine  warme  Snppe  tötet  ganz  bestimmt  eine  grOfsere  Menge 
Bazillen  böser  Triebe,  als  noch  so  wnchtige  Stock schl&ge 
ans  dem  Leibe  zu  jagen  verirKlfren  —  Die  Volksschule  raufs  neben 
dem  vollen  Tintenfafs  einen  vollen  Brotkorb  und  neben  dem  Lehrsaal  einen 
Speisesaal  Iiaben.  INIit  hungrigem  Magen  kaim  man  nicht  lernen,  das  ist 
physiologisch  und  psychologisch  unmöglich;  hungrige  Aagen  sehen  ganz 
snders,  ein  hnngriger  Körper  ffthlt  ganz  anders,  ein  hnngriger  Mensch 
be&idet  sich  in  einem  anormalen  Zustande.  Ja,  Brot  and  wsnae  Snppe 
den  hungernden  Kindern!  Aber,  fährt  dieser  Mann  der  Praads  fort: 
„Wober  soll  ich  für  *^00  -300  Kinder  täglich  Brot  und  warme  Suppe 
nehmen?  Es  können  in  der  Tat  nur  lüO  Auserwäblte  gespeist  werden, 
wahrend  hundert  und  wieder  hundert  hungern  müssen." 


KinderantemehiiDgen  tbf  die  Ferienkeltiieii  in  Stetüi«  Die 

intHche  Untersnchong  derjenigen  Midchen,  welche  von  den  Yolksschnlen 

für  die  Ferienkolonien  vorgeschlagen  wurden  (604),  hat,  wir  die  „JT. 
Ztg.^  berichtet,  ein  recht  trauriges  Resultat  ergeben.  247  Kinder  er- 
hielten das  I'ralikat  „sehr  notwendig"';  bei  203  steht  „notwendig".  Und 
der  Unterschied  zwischen  beiden  Gruppen  ist  ein  so  geringer,  dal:? 
die  meisten  Kinder  der  zweiten  Abteilung  ebensogut  zur  ersten  ge- 
rechnet werden  können.  Die  hauptsicUiehsten  Krankbeitsencheinungen 
wann  die  alten,  wie  sie  sich  in  jedem  Jahre  zeigen:  Skrophnlose  mit  ihren 


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604 


mannigfachen  NeiicnersclieiDiiii^eii,  Luria;eii-  und  Halserkranktiiipf^n,  Bleich- 
sucht und  Blutarmut,  Rückgratverkrümmungen.  Dazu  kommen  Kasen- 
polypen,  Aagenentzttndnngen,  Hantkrankheiten  usw.  In  letzteren  Fallen 
ist  sofortige  poKklinispJie  Behaadlnng  eiogetroteii,  oder  die  Kinder  werdett 
den  Herren  SpesialSrzten  zur  ooeiitgeltliGlien  Bebandliing  empfoii]e&.  Viel 
Jammer  nnd  Elend  erUlekfc  deijeidge,  der  von  Amtswegen  gmiingen  itl, 
(üp^p  Untcrsuchnngen  vorzunehmen  oder  ihnen  beizuwohnen.  Und  man 
kann  es  verstehen,  dai'ä  der  untersuchende  Arzt  mit  den  Worten :  „Köimten 
wir  doch  allen  diesen  elenden  Kindern  helfen*',  in  die  Tasche  greift  nnd 
ein  GoldstQck  auf  dem  Altar  der  Menschenliebe  opfert  Anlser  diesen 
von  den  Volksscholen  TorgescUagenen  Kindern  warten  noch  viele  andore, 
die  von  Vereinen,  Insten,  Privaten  and  von  anderen  Seiten  empfoUen 
werden,  auf  Berticksichtigung.  Da  ist  die  Auswahl  entsetslicli  schwer  und 
der  Wunsch  begreiflich:  „Könnten  doch  alle  diejenigen,  von  denen  der 
Arzt  Gesundung  durch  den  Aufenthalt  an  der  See  oder  im  Walde  erhofft, 
olme  weiteres  hinausgesandt  werden.'' 

Der  Seliwiluiiuiterriekt  flr  BezirksscIlfUer  in  Leipzig,  der 
wihrend  der  groben  Ferien  erteilt  wird,  hat  sich,  wie  das  «Xeip#.  Ta^ebL* 

hericbtet,  so  gnt  bewahrt,  dals  er  zu  einer  bleibenden  Einrichtung  ge- 
worden ist.  Er  wird  erteilt  an  400  Knaben  von  acht  Bezirksschulen,  die 
in  16  Gruppen  von  je  25  Knaben  je  1  2  Stunden  im  städtischen  Freihnde 
unterrichtet  werden.  Voran  geht  ein  vierstündiger  Trockenschwimmunter- 
richt für  acht  Gruppen  von  50  Knaben.  Die  Kosten  sind  gering;  sie 
betrugen  im  vorigen  Jabre  716  Uarir.  Ob  sich,  wenn  des  Freibed  snf 
einige  Tlsge  nnd  Stunden  irthdientlieh  fhr  Ftnm  midlfftdebeii  freigegeben 
wild,  ein  Unterricht  auch  an  BesirIcsschlUerinnen  ennOglichen  Übt,  wird 

noch  Gegenstand  nfthrrrr  Frnrtcrnn^r  «?rin. 

Die  schulärztlichen  Untersiichungen  allpr  iiPucintretPTiden  Elemen- 
tarschtüer  bei  den  städtischen  Bezirksschulen  in  Dresden  sollen  nach  dem 
Beschlufs  des  Eates  in  den  Jahren  1904  bis  1906  fortgesetzt  und  da- 
fttr  eine  besondere  Yergtttnng  von  50  Pfg.  for  jedes  natennicihte  Kind  an- 
*  gesetzt  werden.  „Dretä.  Nadir»*^ 

Selbadkiireii  Hir  Sehnlkinder  in  Cainstatt.  Wie  die  TagesblAtter 

melden,  "werden  auf  Vorschlap  des  Oberamtsarztes  als  Schularzt  auch  hener 
wieder  eine  jn-öfsere  Anzahl  von  Volksschfilcrn  aus  fast  sämtlichen  Utten 
des  Bezirks  eine  Solbadkur  in  Jajjstfeld  geniefsen  (iurfon.  Im  ganzen 
werden  rund  200  Kinder  dieser  Wohltat  teilhaftig  werden,  darunter  40 
ins  der  OberamtBstadt  selbst  Dar  erste  Trupp  bat  Ende  Joni  die  Knr 
eogetreten,  der  zweite  folgt  Ende  Angnsl;  (Ue  Knr  ist  anf  vier  Wochen 
berechnet.    Die  Kosten  trägt  die  Amtskörperschaft. 

Um  ge^i^en  die  Stanbentwicklnng  in  den  Schulen  einzTiscbreifen, 
hat  nach  einer  Mitteilung  des  „iY.  Wien.  Tugbl.'*  der  Stadttr^t  ':oü  Wien 
beschlossen,  versuchsweise  sämtliche  Fufsbüden  in  den  stlldtischeu  Schulen 
mit  Stanböl  zu  behandeln.  Ausgenommen  sollen  die  Tumsäle  und  die  neuen 
BiMlen  sein,  letxteie  dnrofa  zwei  Jahre.  Solche  Böden  sind  wie  bisher 
mit  heifrem  Lein&l  zu  behandehi.  Die  FnfobodenimprlgDienmg  soll  in 
den  Lehrzimmern  dreimal,  und  zwar  während  der  Hauptferien  und  n 
Beginn  der  Weihnachta-  und  Osterferien  stattfinden.    Fttr  die  Fnüiboden« 


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605 


rf^inirrnn^  nnd  ImpTlgDieniiig  worde  per  1905  «in  Betrag  Yon  76000  K. 

präliminiert. 

Tnchpanteffeln  iu  den  Schnl  en  von  Trier.  Der  Vorstand  des 
Therischen  Sammelvereins  hat  nach  einer  Meldung  der  Tagesblfttter  be- 
wUoaseD,  eine  Amihl  TnchpintoiEeln  fttr  di^enigen  Kinder  mroacbaftn, 
wdehe  mit  naaaen  Ffllaen  nr  Solnile  kommen.  Falls  die  Sdinlanblcfats« 
bebArde  Ihre  Genehmigang  erteilt,  verdoi  solche  Schuhe  versuchsweise 
vier  Klassen  der  Schulsysteme  St.  Laurentius  und  St.  Paulus  tiberwiesen 
werdpn.  Der  Vrrcin  Iiofft,  dafs  gutbemittelte  Bürger  ihr  Scherflein  zu 
diesem  edlen  Zwecke  1h  isteuern  werden,  wie  dies  auch  in  anderen  Städten 
in  dankenswerter  Wei^e  gb:>chaii. 

Die  k9rferIieli»B  Übungen  an  Uberoi  Lebiaistaltei  gelang- 
ten vor  knrzem  im  prenlsiscfaen  Abgeordnetenbanse  bei  der  Etats- 
beratnng  znr  Besprechnog.  In  den  Etat  waren  30000  Mark  znr  Forde- 
rung des  turnerischen  Ruderns  bei  den  höheren  Lehranstalten  eingesetzt 
worden,  und  es  wnrdo  bni  rliesor  GelccTTiheit  von  einer  ganzen  Anzahl 
von  Re<lnom  allgcmem  der  ^lotweiidigkeit  der  körperlichen  Ertüchtigung 
der  Jugend  dm  Wort  geredet.  In  einer  längeren  Bede  wies  £.  v.  ScH£^Ci£.£N- 
soBFF-GOilitz  darauf  bin»  dab  in  den  leisten  iwei  Jebnebnten  sieb  der 
Bnf,  die  Sehnte  bebe  von  sieb  ans  mebr  Fflnorge  aneb  Ar  das  Erholnng»- 
leben  der  Sdifller  zu  schaffen  und  dürfe  dies  nicht  allein  dem  Eltemhanse 
überlassen,  nach  drei  Richtungen  segensreich  betätigt  habe:  nach  der 
Richtung  der  Jugendspiele,  der  Tnrnmärsche  und  des  Wasser- 
sports, d.  Ii,  des  Ruderns  und  Schwimmens,  An  den  höheren  Lehr- 
anstalten —  iuhrte  v.  Seil,  aus  —  ist  der  turnerische  Rudersport  keines- 
wegs eine  neue  Einricbtnng.  Schon  im  Jahre  1880  wnide  er  in  Bends- 
bmg  betrieben,  nnd  gegenwärtig  befinden  sieb  in  DentseUand  nicht  weniger 
eis  66  höhere  Lehranstalten,  an  welchen  der  Rudersport  sich  eingeblirgert 
hat.  Eine  Erhebung  tlber  die  Erfolge  desselben  hat  ein  unerwartet 
günstigf<^  RpsTiltat  crfTphon.  Die  Bedenken  richteten  sich  —  und  ffewifs 
mit  Recht  —  aliein  gegen  den  sportmäfsigen  Betrieb  des  Ruderns,  der 
die  Schüler  in  die  Öffentlichkeit  führt,  den  Ehrgeiz  Qbermäfsig  weckt  und 
dadnrcb  den  eniefaliGben  Einihi&  der  Sehlde  stOrt.  Im  ftbrigen  ist  daianf 
bittsnweisen,  dab  gerade  Baderklnbe  nnd  andere  VereialgQngen  IBr  kilfüge 
Leibesflbnngen  erfahmngsgem&ls  dazu  angetan  sind,  das  geheinie  Yer- 
bindungswesen  an  den  höheren  Schalen  nicht  anfkommen  zu  lassen.  Die 
Leibesübungen  führen  eben  den  jngendliclien  Lebensmut  und  die  im 
reiferen  Jüngling  sich  zeigende  überschüssige  Kraft  in  gesunde  Bahnen. 
Ans  diesem  Grande  bat  das  bayerische  Ministeriom  vor  kurzem  eine 
hocbbedentsame  Verfügung  an  die  höheren  Lehranstalten  erlassen,  dahingehend, 
alles  zn  f&rdem,  was  die  Leibesflbnngen  in  freier  Lnft  im  Sdralleben  ein- 
sobflrgem  vermag.  Ans  diesem  Etat  möge  aber  nicht  nnr  das  Roden, 
sondern  auch  das  Schwimmen  seine  Förderung  erfahren,  denn  beide  gehöre 
fttr  das  Fortbewegen  im  Wasser  wie  Frei-  nnd  Oerätühnngen  znsamraen. 

Aller  das  Rudern  kann  nur  an  wenigen  Orten  geübt  wer- 
den, und  an  diesen  kommen  immer  auch  nur  wenige  Schüler 
in  Betraebt.  So  beteiligt  sieh  in  Berlin  von  je  100  Schalem  nnr  einer 
am  Bndefn.  Der  sich  hier  betätigende  Kreis  ist  also  Terbältninnftbig  ein 


506 


sehr  kleiner.  Dagogon  können  die  beiden  anderen  RichiunLen  der  Leibes- 
übuogeu  im  Freien,  die  Turospiele  und  die  Turiiniäräcbe,  uu  jedem  Orte 
ond  von  jedem  Scblller  ansgefibt  werden,  und  es  ist  deshalb  wflnsebeD»- 
wert,  dab  das  Hioisteriiim  diesen  Kichtn&gea  sieht  weniger  sein  WoM- 
wollen  zawende  und  hierfür  zum  mindesten  doch  die  f^eiehe  Summe  im 
nndisten  Etat  einsef/c,  'vie  die?>mal  für  das  Rudern ;  denn  andernfalls 
bliebe,  dn  die  Ruderer  zumeist  zu  ilem  beinitteltereu  Teil  der  Schüler  ge- 
hören, der  berechtigte  Angriffspunkt  bestehen,  dal's  die  grofse  und 
breite  Masse  der  Schüler  nicht  die  gleiche  Berücksichtigung 
f&nde.  Wir  haben  hier  in  erster  Unie  za  denken  an  die  finanzielle 
Förderung  der  Ltibesabongen  im  liVeien  an  den  staatlichen  höheren  Lehr- 
anstalten, die  hier  vorbildlich  vorgehen  mUfsten ;  aber  auch  an  eine  Unter- 
Ftnt'/nng  der  bedürftigeren  Ttirnvereine  und  Spielvereinigunfren .  um]  nicht 
zum  wenigsten  an  die  Unterstützung  des  Zentralausschnsses  zur  i''örderuDg 
der  Volks-  und  Jugeudspiele,  der  in  umfassender  Weise  iu  der  Öffentlich- 
keit Stimmung  für  diese  Leibesübungen  gemacht  und  vor  allem  die  Wege 
hittrfttr  nach  allen  in  Betradit  kommenden  Richtungen  geschaffen  hat. 
Eine  Förderung  der  Bewegung  gerade  an  dieser  Stelle  wOide  gaos 
zweifellos  diese  Bestrebungen  im  ganzen  Volksleben  fördern.  Es  ist  ja 
Wer  leider  oin  l-edauerns werter  Rückschritt  in  fler  rnterstützung  seitens 
des  Ministeriums  eingetreten;  denn  während  der  Zentialausschofs,  der  kein 
Verein,  sondern  eine  freie  Vereinigung  weniger  Männer  ist,  die  hervor- 
ragendes auf  diesem  Gebiete  leisten,  unter  dem  Ministerium  Bosse  zu 
Anfang  noch  eine  Jflhrliche  staatlidie  Untentfltzung  von  5000  Mark  erhidt, 
wurde  diese  bald  gekürzt  und  dann  gans  nnd  gar  ntrflckgeuigen  aneh 
unter  dem  BoSBBschen  Ministerium  schon,  während  die  Tätigkeit  des 
Zentralausschusses  sicli  inzwischen  vervielfältigt  hat.  Das  Ministerium  ver- 
fügt eben  nicht  über  ?enii!7end  finanzmäfsige  Mittel.  Gleiche  Bedürfnisse 
für  solche  Leibesübungen  liegen  aber  auch  bei  den  Volksschulen  vor,  wo 
es  oft  anlserordentlich  forderlich  wäre,  wenn  der  Staat  finanziell  eingreifen 
könnte.      (Aua  der  „Mcnalss^.  f,  d.  Tumwesm^i  1904,  H.  6.) 

Ein  WaldMlmlhMis  in  Charlottenbnrg.  Der  Magistrat  dieser 
Stadt  bereitet,  wie  „X^  SMOiauB*  (Nr.  6)  mitteilt,  eine  Vorlage  ftr 
die  Stadtverordnetenversammlung  vor,  welche  die  Errichtung  einer  sog. 
„Waldschule*"  bezweckt.  Es  soll  eine  Schul-  und  eine  Wirtschaftsbaracke 
auf  dem  Waldgebiete  in  Westend  errichtet  werden,  und  zwar  vorläufig  für 
120  Kinder,  die  täglich  herausfahren  sollen.  Sie  erhalten  2Vt  Stunden 
Unterricht,  die  flbrige  Zeit  Terbiingen  sie  im  Walde  mit  Spiel  oder 
sonstiger  Unterhaltung.  Die  Verpflegung  findet  ebenfalls  draufsen  statt 
Des  Abends  fahren  die  Kinder  nach  Hause.  Vorläufig  ist  diese  Ein- 
richtung nur  für  den  Sommer  geplant.  Man  will  in  diese  Waldschule 
solche  Kinder  nehmen,  die  schwüchiich  oder  kränklich  sind,  vor  allem 
herzkranke,  hleichsOchtige,  skrophulöse  usw.;  aasgeschlossen  sind  solche, 
die  an  ansteckenden  KranUwiten  Imd^.  Vor  allem  bealMichllgt  man, 
solche  Kinder  in  diese  Waldschule  Obenrafnhren,  die  infolge  ihres  Qesond- 
heitffinistandes  am  regelmässigen  Schulunterrichte  nicht  mit  Erfolg  teil- 
nehmen können.  Es  ist  dafür  gesorgt,  dab  ein  sechsUaasiger  Unterricht 
dorcbgefOhrt  werden  kann. 


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607 


Das  (besetz  Ober  die  Yerpflichtang  fnm  Besuche  ländlicher 
Fortbildaugsschuleu  in  Uessen-Nassan  wurde,  wie  wir  der  „Fädag.  R^'f. " 
(Nr.  26)  entnehmen,  am  17.  Juni  vom  prenfsischen  Abgeordnetenhause  in 
dritter  Lesung  und  am  24.  auch  vom  Herrenhaus  angenommen.  LeUteren 
erUlite  sfcfa  mit  dem  BeeddnCi  des  Abgeordnetenlunuee,  wonach  an  Sonn- 
tagen kein  Unterricht  erteilt  werden  soll,  einverstanden. 

Die  Stadtkolonie  Waltershof  des  Hambnrfi^er  Vereins  für  Ferien- 

Wohlfahrtsbestrebnup^eD  wird,  nach  einer  Mitteihing  der  y,Pädag.  lief.'* 
(Nr.  24),  in  diesem  Jahre  um  300  Plätte  vercrröfsert  werden.  Während 
der  Verein  im  vorigen  Jahre  1000  Schnlkindeni  (iic  erwüiisrhti  I  ,  rit  u- 
erholong  gewährt  hat,  wird  er  also  in  diesem  Sommer  1300  Kmder  auf- 
nehmen können.  Zu  dem  Zwecke  wird  eine  xwette  SchntduUe  mit  Kflehe 
und  den  effoiderlichen  Nebeaiinmen  errichtet.  Die  Xfaider  können  die 
Stadtkolonie  bekanntlich  swei  Wochen  lang  besuchen.  Sie  versammelB 
sich  jndcn  Wochentarr  9V2  Uhr  vormittags  an  den  St.  Pnnli  -  Lnndungs- 
brücken  im  Schuppen  der  Nordseelinie,  werden  von  dort  mit  einem 
Dampfer  der  Harburger  Linie  nach  Waltershof  befördert  uml  kehren 
abends  gegen  7  Uhr  zurück.  Auf  VValtershof  werden  sie  gut  imd  reich- 
lieh  TOipdegt.  Uorgeu  and  nachmittags  gibt  es  Hllch  nnd  Butterbrot, 
imi  1  ühr  ein  wannes  Mittagessen  nnd  abends  vor  der  Abfahrt  noch  eine 
Suppe.  Der  Beitrag  ftr  jedes  Kind  betrSgt  6  Muk.  Die  Hiehrkosten 
trägt  der  Verein.  Die  Kolonie  ist  in  diesem  Jahre  vom  18.  Tnli  bis  zum 
13.  August  in  Betrieb  und  nimmt  die  Kinder  in  zwei  Perioden  auf,  von 
denen  die  erste  vom  18.  bis  3U.  Juli  uiul  dw  /weite  vom  1.  bis  13.  August 
dauert.  AnmeiduLgen  erfolgen  bei  iierru  Lehrer  M  ANDJiL,  Kppendorfer- 
banm  44. 

iMsavlii^ib«!!  in  den  Blonentonchnlei.  Die  Kommission  für 
die  Hansarbeit  in  den  Elementarschnlen  der  Stadt  Utrecht  ist  nach  weit- 
läufigen, mit  den  Lehrern  gepflogenen  Beratungen  zum  Schlosse  gekommen, 
dafs  das  Aufgeben  schriftlicher  Hausarbeit  an  Schtller  der  ftinften  Kla«-e 
(10 — 11  Jahre  alt)  gar  keinen  Zweck  hat.  Wenn  auch  die  Komiuisbion 
nicht  von  Üherhürdung  der  Kinder  mit  Uausauigabeu  sprechen  kann,  und 
obgleich  der  gegenwartige  Zostand  nicht  nngOnsCig  sa  nennen  ist»  so  meint 
sie  dodi,  dais  schwache  Schaler,  wenn  sie  anfiter  den  eigentUehen  Hans> 
anfgaben  die  ungenügende  Schularbeit  zu  Hause  nachholen  müssen,  zuviel 
Arbeit  haben.  In  Betracht  dessen,  und  in  Betracht  der  Stunden  und 
Übungen  in  Religion,  Musik,  Tanz  usw.,  durch  welche  die  Schüler  aulser 
den  Schulstunden  oft  noch  in  Anspruch  genomnun  sind,  wird  von  der 
Kommission  der  Wunsch  geäulsert,  es  möchten  die  scliriftliciien  iiaus- 
arbeiteo  onterlassen  werden.  Die  Schaler  erhalten  dann  anch  nwhr  iiraie 
Zeit  zom  Lesen  und  nur  Erholong. 

(Mitget.  von  Dr.  med.  J.  M.  C.  HOUTON-Haag.) 

Eine  Nenordnnng  des  Stnudenplanes  hat  kürzlich  am  Gymnasium 
zu  Leyden  stattgefunden.  Dieser  Ordnung  gemäfs  werden,  aufser  Montag 
und  Donnerstag,  an  den  Nachmittagen  keine  Unterrichtsstunden  abgehalteu 
und  die  Vormittagsstunden  durch  eine  bei  gutem  Wetter  im  Freien  zuge- 
brachte Pause  nnterbrochen.  Mehr  wie  lier  Stunden  pro  Tag  werden 
Qberhaapt  nicht  gegeben.   Wie  der  Rektor,  Dr.  L.  PusT,  in  einer  Bede 


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508 


am  öffentlichen  Promotionsakte  bemerkt«,  ist  diese  neue  Ordnunp'  fi!s  eine 
Probe  zu  betraciiten.  Die  freien  Nachmittapstanden  mochte  mau  für 
Sport  and  Spaziergänge  im  Freien  sowie  lum  Lesen  guter  Bücher  be- 
stimmen. Die  Kuralorai  und  Leliier  holEBii  durch  diese  NeooidiniBg  die 
haimonisdie  Entwieidimg  der  Sdifller  m  fordem. 

(Ui^  ▼OD  Dr.  med.  J.  M.  C.  Hourov-Haeg.) 


3lmtHi|e  Vfrfiti^ttn^eii. 


W^;leitiuig;,  betrelTetul  HandhabüDg  der  Verordnung  über  beiuil- 
aus»clilui»  bei  ansteckenden  Kranktieiten, 

erlassen  vom  Gesondbeitsamte  der  Stadt  Zflrich. 

Besttglieb  des  Ansseblasses  von  an  ansteckenden  Kmnkheiten  leidenden 

Sehtiem  vom  Schulbesuch  ist,  solange  nicht  vom  Gesundkeitsamte  (Stadt- 
arzte) anders  verfügt  wird,  künftighin  folgendes  Vorhalten  zu  beobachten: 

1.  Bei  den  gemeingefährlichen  Seuchen  (Pnrken  usw.)  sowie  bei  Schar- 
lach und  Diphtherie  wird  der  Schulan«;^i  hlui^  amtlich  geregelt.  Fälle, 
welche  den  Lehrern  bezw.  KindergarUiermuen  bekannt  werden,  für 
wdcfae  sie  jedoch  noch  kein  amtUches  Schnlverbot  in  den  Binden 
haben,  sind  dem  Stadtaizte  nnTerzQg^eh  m  rndden. 

2.  Bei  ICasern,  Kinderblattem,  Mnmps,  Röteln  und  Keuchhusten  sind, 
soweit  CS  sich  um  Schüler  der  Volksschulklassen  (I. — VIII.  Primar- 
klasse  und  Sekundar=:fhnle)  handelt,  nur  die  kranken  Schüler  vom 
Schulbesuch  zurückzuweisen,  und  zwar  bei  Masern  für  drei,  bei 
Kinderblattem,  Mumps,  lioleln  für  zwei,  und  bei  Keuchhusten  iür  acht 
Wochen  hesw.  bis  naeh  Ablauf  der  ^isckm  HvstenanAlle.  (Tide 
Art  4  nnd  6  der  Verordnong,  betrellead  den  Seha]an88chlo&  bei  an- 
steckenden Krankheit en  vom  6.  Mai  189-^.) 

Den  gesunden  Geschwistern  dagegen  i&t  der  Schulbesuch  gestattet, 
sofern  nicht  der  Stadtarzt  bezw.  Hausarzt  anders  verfH'-'<^n. 

3.  In  Kindergärten  sind  nicht  nur  die  kranken  Kinder,  suudern  auch 
deren  Geschwister,  soweit  sie  ebenfalls  die  Kleinkinderscbule  besuchen, 
während  der  oben  angegebenen  Daner  vom  Kindergarten  ferazn- 
halten.   (Yide  Art  10  der  genannten  Yerordnnng.) 

4.  Die  Lehrer  nnd  Kindergärtnerinnen  sind  verpflichtet,  von  jedem  in 
ihrer  Klasse  auftretenden  Fall  obgenannter  Krankheiten  ihren  Schul- 
hansvor«tand  beförderlichst  in  Kenntnis  zu  setzen.  Wird  von  einem 
Klassenlehrer  ein  derartiger  Fall  gemeldet,  und  befindet  sich  in  dem 
betreffenden  Schulhause  ein  Kindergarten,  so  hat  der  UausvorsLand 
daftr  zu  sorgen,  daljs  allfällige  Geschwister  des  Patienten  fom  weiteren 
Besnche  des  Kindergartens  im  Sinne  von  Punkt  S  anseesoblossea 
werden* 


.  ijui.  ..  l  y  Google 


509 


5.  Greifen  trotz  dieser  Mafsnabmen  die  unter  Punkt  2  genannten  an- 
steckenden Krankheiten  innerhalb  einer  Klasse  um  sich,  so  ist  hiervon 
der  Stadtarzt  beförderlichst,  d.  h.  schon  zu  Beginn  der  Epidemie,  in 
Kenntnis  zu  setzen.    (Adresse:  An  den  Stadtarzt  der  Stadt  Zllricb«) 

6.  Bei  aUftUigot  BeklamaHoneii  lelteitt  der  Eitem  find  letilera  an  dn 
Stadtarzt  zu  verweisen  resp.  die  Krlanlmis  nun  SchnlbeBoebe  tob 
einer  Bewülignng  des  Stadtarztes  abhängig  m  madieD. 

7.  Bricht  in  der  Familie  des  Schnlabwartes  eine  ansteckende  Krankheit 
im  Sinne  von  Punkt  2  aas,  so  Iiat  der  Abwart  hiervon  dem  Stadt- 
arzte and  dem  Ilausvorstande  des  betreffenden  Schalhaases  onver- 
zQglich  Mitteilaug  zu  macheu.  Der  Uaosvorstaud  hat  dafür  zu  sorgen, 
dala  iimeriialb  der  unter  Paukt  2  genaoBten  Friatea  Jeder  Verkehr 
der  Scbflkr  in  der  Webmiiig  dea  Abwartea  tmd  aüt  dessen  kranken 
Kindern  onterbleibt.  Dem  Abwart  ist  untersagt,  seine  kranken  Kinder 
vor  Ablauf  ob?enannter  Frist  aoiaerludb  der  Wdinnng  in  der  Ungebong 
des  Schulbauses  zu  belassen. 

8.  Es  wird  daran  erinnert,  daib  laut  Art.  14  obgenannter  Verordnung 
Zuwiderhandeln  gegen  diese  Verfügung  fUr  die  Fehlbareu  die  in  den 
§§  28  nnd  29  der  Verofdnang  des  Begieningsrates,  betrelfoad  die 
Micken  GesondkeilabefaMen  vom  Jidi  1888,  angodrobtsn  Folgen 
nach  sich  zieht 

Zflricb,  den  10.  Jnni  1904. 

Das  Gesundheitsamt. 


Beiekriiiknng  der  Hansanfgabei  ii  den  Wiener  Seknlei. 


Bföirksschalrat  der  k.  k.  Beiclishaupt- 

nnd  Besidenzstadt  Wien. 
G.  Z.  6629.   Schriftlidie  Avfgaben 
in  allgenieinen  Voiksscknlen. 


An  almtticiie  Volksschnlaa. 
Wien,  am  80.  Jnni  1904. 


Der  k.  k.  u.-u.  Landessciiuirat  hat  mit  ßUeksicLt  auf  einen  von  der 
VI.  n.-0.  Landealebrerkonferenz  dea  Jabres  1898  gesteUten  Antrag  in  dem 
Erlasse  Tom  13.  Jnni  1904,  Z.  26/5  —  n,  allgemeine  Onmdafttze  in  bezog 

auf  die  schriftlichen  Aufgaben  an  Yolksschalen  anfgestellt  und  den  Bezirks- 
schulrat beauftragt,  die  entsprechenden  Anordnnncren  mit  Rückirht  auf  die 
örtlichen  Verhältnisse  und  besonderen  BedOrihisse  in  den  einzelnen  Schulen 
EU  trefifen. 

Im  Siime  dieses  Laudesschulratä-Erlasses  üudcL  der  iiezirksscliulrat  zu 
bestmunen: 

1.  Um  dem  firftbzeitigen  selbständigen  Scbreiben  der  Kinder  —  einer 

Hauptqnelle  filr  die  Angewölinang  von  Fehlem  und  Hr  die  frühzeitige  Ver^ 

schlcchtemng  der  Schrift  --  vorzubeugen,  haben  die  schrift  1  icben 
Aufgaben  erst  mit  dem  dritten  Schuljahre  zu  beginnen. 

2.  Um  einerseits  die  Bürtrschafteu  für  eine  gründliche  Einübung  des 
Lehrstoffes,  für  eine  allmähliche  Angewöhnung  der  Kinder  an  selbständige, 
ibien  Fähigkeiten  entapreebende  Leistungen  nnd  Omndiagen  aar  Beurteilung 
ihrea  Wissens  nnd  EOnneDS  zn  gewinnen,  und  nm  andendts  die  Lehrer  in 


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510 


stark  besetzten  Klassen  vor  ÜberbOrdong  and  Korrektaren  za  schützen, 
nnd  am  sie  in  den  Stand  za  setzen,  die  der  gewissenhaften  und  allseitigen 
Verbeasenisg  onterliegendei  Aniisabeii  anch  mit  der  nfttigen  GrUndliclikoit 
zu  behandeln  imd  dem  An^abenwesen  die  volle,  ihm  gebtlbrende  Anfinerk- 
aamkeit  zoznwenden,  wird  die  Zahl  der  jährlichen  Hansaof gaben 
mit  20  festgesetzt;  von  diesen  entfallen  die  H&lfte  auf  die 
Unterrichtsspruche,  die  üälfte  aaf  das  Rechnen.  Monatlich 
ist  aafserdem  eine  Schularbeit  abwechselnd  aus  Sprache  and 
Rechnen  zu  geben.  Die  Arbeiten  ans  Sprache  sollen  nnr 
stilistischer  Natnr  sein. 

3.  Um  den  Schfilem  die  Möglichkeit  m  bieten,  die  Sons-  md  Feier« 
tage  im  Freien  zuzubringen,  sind  im  Interesse  der  Gesundheit  und  der  den 
Kindern  notwendigen  Bewegung  in  freier  Luft  diese  Tage  von  Hausaufgaben 
freizuhalten,  und  es  sind  deshalb  die  Hausaufgaben  Aber  einen 
der  beiden  Wochenferiaihaibtage  za  geben. 

Anf  die  flOir  die  Bfligeiseliiilai  in  den  LehrpUaen  festgesetste  An^ben- 
ordnasg  finden  diese  Besünmrangen  keine  Aaivendong. 

Bierron  irird  die  Schulleitung  verständigt 

Vom  Bezirksschulrate  der  Stadt  Wien. 
Der  Vorsitzende-Strllvertreter, 

(gez.)  GUGLEB. 

(Mitget  von  Dir.  £.  BAYB-Wien.) 


Kinderarbeit  in  geweTbUehei  Betrieben. 

Berlin,  den  4.  Februar  1904. 

Das  Reichsgesetz  vom  30.  M&rz  v.  Js.,  betreffend  Kinderarbeit  in  ge- 
werblichen Botrieben  (R,-G.-Bl.  Seite  113),  ist  am  1.  Januar  d.  Js.  in 
Kraft  getreten.  Die  zu  diesem  Gesetze  erlassene  Ausfahrungsanweisung  vom 

Illa  8659.  I.  8535  M.  f.  H.  u.  G. 

30.  November  v.  Js.  —  J.-Nr.      U  III  D.  ¥216  M.  d.  g.  A.     —  (siehe 

IIb  4405  M.  d.  I. 

nachstehend)  wird  inzwisclien  iu  dem  Amtsblatte  des  dortigen  Yerwaltungs- 

beiirkes  aar  Yer6ifentlicbuug  gekommen  sein. 

Im  Hinblicke  auf  die  weaentlieiien  Befugnisse,  die  bei  der  AnaüBhniqg 

des  Gesetzes  den  SchulanfsiGhtohehOrden  eingerftomt  sind,  veranlasse  ich 

die  Königliche  Regiemne  «  .  „      ,  ,  ,  , 

— ^.     .  ,r-— — : — .  ,  ^  r      — — ■^  ^«  SchoHnspcktoren  und  Lehrer 

das  Königliche  i  rovinzial-Schulkollegium 

auf  das  Inkrafttreten  des  Gesetzes  uud  auf  die  zu  seiner  Ausführung  er- 
gangenen näheren  Bestimmungen  noeh  besondei^  aufmerksam  zu  machen. 
Die  Lelirer  sind  dabei  namentlich  darauf  hinzuweisen,  dafs  sie  sich  der- 
jenigen Kinder,  die  in  gewerblichen  Betrieben  bescbSfUgt  werden  und 
denen  an  diesem  Zwecke  eine  AibeitBkarte  ansgesteUt  worden  ist,  mit  be- 
sonderer Sorgfalt  anzunehmen  nnd  ungesäumt  dem  vorgesetzten  Schul- 
Inspektor  An/  ige  zu  erstatten  haben,  sobahl  bei  einer  derartigen  Beschäfti- 
goog  eines  Kindes  erhebliche  MifiBSt&ade  zatage  treten.   AnOserdem  wolle 


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511 


das  KOntghcue  rroviazial-Scliulkollegmui 

Ar  Jede  SehiüUuie  Ussidiflkli  deijenigen  Kinder,  fhr  die  eine  ArlMits- 
karte  amgeeteUt  worden  ist,  die  Anlegung  nod  regelmftfoige  Fortfdumng 
eines  Yenddinisses  anzuordnen,  das  gelegentlich  der  Sehidrevisionen  den 
Inepdrtoren  nir  Einsichtnahme  Torxnlegen  sein  vrttrde. 

Der  Minister,  der  geistlichen  nsw.  Angelegenheiten. 

Stüdt. 

An  die  Königlichen  Regienuigen  and  das  Königliche  Pronniinl'SchaUuilegiBm 

n  Berlin. 

ü  III  D  3133°- 

ItZmUmOl  f.  d.  068.  Mmr^Vem,  in  Brmfkm'f  mn-April-Hea  1Q04.) 


f  iteratitr« 


fiespreohungen. 

BiUMhek  to  ClMiMilieitspflese.  Teilag  von  Ernst  Heinrieh  Morits 
in  Stuttgart.  1.  Geh.  MedizlDalrat  Prof.  C.  A.  £wau>,  Hy|^M«  dM 
Ma^jenf,  des  Parms,  der  Leber  und  der  Ifiere  im  gesnndeii  rnd 
kranken  Zustande.  2.  Prof.  Dr.  Hfkmann  Eichhobst,  Bj'pene 
des  fler?enA  im  gesnnden  und  kranken  Zustande. 

Die  Frage,  ob  die  Popularisienixig  medizinischer  Doktrinen  zweck- 
milbig  ist  nnd  «irUieli  einen  greifbaren  Nntaoi  hat,  lAite  sich  gmndsItsHcii 
weder  bc||ahen  noch  Temefaien,  es  kommt  immer  anf  die  Materie  selbst 
md  auf  die  Art  der  Darstellung  an.  EWALD  streift  in  dem  Vorworte  zn 
dem  angezeigten  Büchlein  diese  Frage  nnd  sagt  ganz  zntreffcnd :  „So 
wünschenswert  es  ist,  dafs  die  Kenntnis  nnscres  Organi>mTts  und  das  Wesen 
der  Krankheiten,  unter  denen  er  zu  loi<^en  hat,  in  möglichst  weite  Kreise 
getragen  wird,  so  schädlich  ist  ein  medumisclaeii  Alterwibsen,  wie  es  sich 

nur  TO  gerne  mit  libcfisOfiel  Bdiagen  wie  Unrerstand  breit  macht  

DazQ  sollten  wir  Fachleute  niebt  unsere  Hand  bieten,  nnd  dan  gcbOrt  alles, 
was  das  eigentliche  ärztliche  Handeln,  d.  h.  also  die  Behandlnng  der  aus- 
gebrochenen  Kr;inkhrit  mit  Medizin  und  Messer,  betrifft."  Darin  wird 
KwALT)  jeder  erfalinne  Ar/t  iinl'edingt  zustimmen ;  nl  rr  c"^  i<:t  nicht  leicht, 
wenn  man  ein  medizinisches  Wissensgehiet  genitiavt'rbtüniihch  darlegen  soll, 
die  richtige  Mitte  zu  üuden.  Zweifellos  eignet  sich  die  Gesundheitspflege 
im  engeren  Sinne  am  besten  fbr  ehie  popnlSre  Bearbeitong,  sie  wendet  sich 
an  den  Oesnnden,  der  ja  in  der  Bogel  einen  Ant  nicht  befiragt,  wie 
man  gesnndhettsgemäfs  leben  soll,  nnd  eine  gemeinverständliche  Belehrung 
wird,  wenn  sie  unbewiesenen  Theorien  weise  ans  dem  Wege  geht,  gewilä 
nach  dieser  Richtung  nur  von  Nutzen  sein.  "Weit  schwieriger  ist  aber  — 
nnd  ich  stehe  nicht  an,  zu  behaupteOi  sehr  selten  von  iiiatzen  —  eine 
Schalgesaadiieiispflege.  XVIL  36 


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512 


popnlJlrc  Bclcyinin?,  wie  sich  der  Mensch  bei  den  verschiedenen  Kr;\nk- 
heiteu  zu  verhalten  hat.  Da  kann  man  absolat  keine  allgemein  gültigen 
Vorschriften  geben;  jeder  Kranke  ist  ein  Fall  fttr  sich,  nnd  die  ärztliche 
Kunst  in  der  Behandlang  der  Krankheiten  besteht  in  dem  richtigen  Indi- 
vidualisieren, das  oft  genag  «in  «Probieren'^  notwendig  macht,  dna  mu  eist 
die  speidfiBChe  Individualität  des  Kranken  erkennen  Iftbt. 

Die  beiden  angezeigten  Schriften,  deren  Verfasser  anerkannte  Antori- 
tfiten  auf  den  von  ihnen  popnlarisierten  Fachgebieten  sind,  bemühen  sich 
angenscheinlich,  den  oben  skizzierten  Gmndsätzen  zu  folgen,  und  es  ist 
dies  ihnen  zum  gröfsten  Teile  auch  gelungen;  über  die  eigentliche  ärztliche 
Behandlung  sprechen  beide  Broschüren  nur  andeutungsweise,  ond  dennocli 
mOdite  ich  der  Belehnmg  Aber  das  Verhalten  in  gesunden  Ttigm  in  beiden 
Schriften  bei  weitem  mehr  Wert  zosprechen,  als  jener  für  die  Ztat  des 
Krankseins,  so  vortrefflich  ond  80  Torsicfatig  auch  die  Verfasser  die  Hygiene 
bei  den  Krankheiten  (wenn  man  so  sagen  darf)  behfindpln,  und  so  sehr  sie 
auch  stets  unverkennbar  von  der  Absicht  geleitet  werden,  Vorurteilen  zu 
begegnen.  Jeder  Kranke  ist  aber  mehr  oder  weniger  „psychüpatbisch 
minderwertig",  er  liest  ans  populären  Schriften  nur  das  heraus,  was  ihm 
gerade  palst,  und  in  der  Bogel  sind  das  Momente,  die  seine  Kiruidieit  als 
eine  gefibiliche  erscheinen  lassen. 

Sie  beiden  genannten  Broschüren  zählen  zweifellos  za  den  besten 
populären  Abhandinngen,  die  wir  in  der  den  liternri«rhen  Markt  fiber- 
schwemmenden populären  Medizin  besitzen;  sie  sind  glänzend  gesi  hrirben, 
klar  und  wirklich  gemeinverständlich  (und  das  ist  keineswegs  bei  „Autori- 
täten"' natuilich;  man  kann  ein  grofser  Gelehrter  und  dabei  ein  schlechter 
popolArer  Schriftsteller  sein). 

Dennoch  gibt  es  in  beiden  Schriften  so  manche  Stdie,  der  man  nicht 
▼oU  mstinmien  kann     doch  das  trifit  scUießlieh  ftlr  aDes  Henachenwerit 

melir  oder  weni<^er  zu. 

Den  Inhalt  der  biM  len  angezeigten  Broschüren  braucht  man  nicht  zu 
detaillieren;  beide  enthalten  tatsächlich  alles  Wissenswerte  tiber  Bau  uud 
Verrichtung  der  betreffenden  Organe  und  eine  gedrängte  Darstellung  der 
KraaliheitBKustftnde,  sowie  der  bei  der  Behandlang  in  Frage  Irammenden 
Prinzipien. 

Die  Ansstattung  der  beiden  Bürli]<  in  ist  eine  gefällige,  der  Preis  ein 
sehr  mäCnger  (jedes  Heft  broach.  Ji.  1,20,  geb.  M.  1,50). 

ALiscHUL-Prag. 

Dr.  med.  Wim.  Wilke.  Nervosität  und  Nearastheiiie  uud  deren 
Heilung.  Vom  natnrwiasenschaftlichen  Standpunkte  ans  bearbeitet  ftür 
Irzte  nnd  gebildete  Laien.  Verlag  von  Franz  Borgmeyer,  Hildesheim  1902. 

Der  Verfasser  bat  in  vorliegendem,  fast  200  Seiten  starkem  Bflchlein 

in  popnlfircr  Weise  für  Laien  Ober  die  moderne  Zeitkrankheit  geschrieben. 
Är7t*'n  bringt  er  in  seinem  Buche  nichts  Neues.  Das  hält  tibrigens  auch 
schwer,  denn  das  Gebiet  ist  von  anderen  bereits  recbt  vollkommen  durch- 
gearbeitet. Den  breitesten  Raum  nimmt  die  Schiideiuug  der  Ursacheu  der 
NervositAt  ein,  welche  sich  grOlstenteib  ans  der  jetzigen  Lebensweise  her- 
leiten. In  dem  Teile,  welcher  sieb  ndt  der  Wasserbehandlung  befiiftt, 


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613 


dttrfte  doch  wohl  Tom  »natnrwtoaiidiiftllcfaeii  Btudpoiikto"  den  Ant  die 

mehrfache  Bezagnahme  auf  den  Terstorbenen  Kneipp  reeht  dgentflmlich 

berühren,  sintemalen  der  Standpunkt  und  die  Methoden  Kneipps  aller 
wirklichen  medizinischen  Wissenschaft  entbehrten,  und  nach  dem  Tode  des 
Pfarrers  dessen  „Methode**  jetzt  ja  auch  bereits  so  ziemlich  in  Vergessen- 
heit versanken  laL  R.  WiCHMAiiN-Uarzburg. 

JBnieUick«  KnalieilkABdarbeit.  Denksehrift,  henungegeben  toid  Deotschen 

Verein  fQr  Enabenhandarbeit  aas  Anlafs  des  ZII.  deutBchen  Kongresses 
fQr  erziehliche  Knabenhandarbeit  ZU  WOCHIS  TOm  1. — S.  Juli  1904. 
Frankpn'>tpin  &  Wagner,  Leipzicr. 

Diese  kleine  Schrift  enthalt  das  wichtigste  tiber  die  Entwicklung  and 
den  heutigen  Stand  der  Knabeuiiundarbeit  in  Deutschland.  Sie  yennag 
Hiebt  mir  die  Kongrefbbesncher,  eondeni  eUe»  die  sich  «m  die  Sache  inter* 
esBiereo,  raach  ta  orientiereii.  E.  OEBTU-Ztzich. 

Dr.  L.  Ppeipfer.   Re?elu  fiir  die  Pflege  von  Mutter  und  Kind, 
in.  Teil:  Regreln  tüp  das  Spielalter  (2.— 7.  Lebensjahr).  IV. Teil: 
Regeln  für  das  Schnlalter  (7. — 14.  Lebensjahr).    Buchschmack  von 
0.  HfiRRFUßTH.    107. — llü.  Tausend  der  Regeln.    Hermann  Buiiiaus 
Nachfolger,  Weimer  1903.   Freie  pro  Band  JK.  1,50. 
Der  groise  Erfolg  von  PmmBS  «Regeln'*  iat  ein  woUbereehtigter. 
Verfasser  hat  es  vorstanden,  in  den  vorlief^enden  zwei  Bftndchen  in  kurzen 
Zügen  und  in  leichtfafslichcr  Form  die  Hygiene  des  Kindes  und  die  Schtd- 
hygiene  zu  behandeln.   In  den  einzelnen  Kapiteln  des  dritfon  Teils  werden 
besprochen:  Wachstum  und  Wuchsformen,  Ernährung,  Bekleidung,  Erziehung 
und  Gesundheitspflege,  Beschäftigung,  Wohnen  and  Schlafen  der  kleinen 
Kinder,  Kindergarten,  Spielschnle,  Spielzeug,  Gesichte-  nnd  Farbensinn^ 
Pflege  des  GehOrs,  des  Atmeos,  der  Bant,  der  Haare,  der  ZBhne  nnd  des 
Schlafes;  im  vierten  Teil  kommen  Schular/t  und  Schulpflicht,  Sdnübtthk, 
Turnen,  Schulkrankheiten,  Verhaltungsmafsregeln  bei  den  Kindern,  speziell 
bei  den  anHtockend.''n  Krankheiten,  Berufswahl  zur  Sprarlie.    Kiue  Anzahl 
guter  Abbildungen  di*  lu  n  zur  Ergilnzum?  des  Textes.     Diese  Kegeln  sind 
für  die  Eltern  bestimmt,  können  aber  auch  dem  Lehrer  und  dem  Arzte 
bestens  empfohlen  werden«  SiLBBBSOHMZDivZtirich. 

Stbgbmann,  Dietrich.   Heflni^  des  Sfotterns,  für  jedermann  yer- 

gtindlich.  G.  D.  Bädecker,  Essen  1903.  Kl.  8«,  98  S.  M.  1,60. 
Der  mit  ausgedehnter  praktisclipr  Krfnlining  ausgerüstete  Verfn^-^rr 
stellt  in  der  vorliegenden  Schrift  in  meiljodischer  Reihenfolge  eine  gr  il  fie 
Zahl  von  kurzen,  leichtverständlichen  Regeln,  sowie  eine  Auswidü  von  zur 
Einübung  derselben  bearbeiteten  liesestfleken  msammen.  Bestimmt  ist  das 
BUcUein  fllr  solche,  welche  keinen  Heilknrsos  besuchen  kOnnen,  femer  ftlr  solche, 
welche  einen  derartigen  Kurs  absolviert  haben,  zur  Erinnerung  nnd  weiteren 
Vervollkommnung,  bestimmt  also  für  den  Unterricht  durch  Lehrer,  sowie  für 
den  Selbstunterricht  bei  geistjg  vorgeschrit'onfron  Stottorern.  Ohne  den  Wert 
des  Werkes  in  den  Händen  unterrichtender  l'ersonen  im  geringsten  an- 
zweifeki  zu  wollen,  mufs  Referent  hinsichtlich  der  Bedeutung  der  Schrift 

96* 


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514 


für  den  Selbstunterricht  Bedenken  tragen,  denn  er  ist  noch  niemals  uuier 
dem  grolsen,  von  ihm  beobachteten  StoUerermaterial  einem  Individunm  be- 
gegnet, das  dmdi  Selbstanterrieht  «ich  nur  eioa  gaoz  geringe  BaaMrang 
eemes  Ztutand«  eifahrfln  bfttle.  KAFBHANW-KOnigilMEg. 

SiEfiMANN,  Albert.    Stotternde  Kinder.    Sammig.  y.  Abhdlgn.  a.  d. 

Geb.  d.  pädag.  PsychoL  n.  Pbysiol.,  Tl,  2,  1903.  Selbstferl.  d.Yerf. 

80,  32  S.    M.  1,—. 

In  der  vüriiegendeu  Abhaudiong  schildert  der  geschätzte  Verfasser  an 
einer  Kasuistik  yon  15  Fflllen  die  BesonderheiteA  des  kindlichen  Stöttens 
vnd  legt  vor  allem  in  io&ent  fesselnder  ud  einleacbtender  Weise  die 
psychischen  Erscheinnngen  dieser  Störung  dar.  Verfasser  hält  alle  MeUKMleii 
der  Behandlung,  welche  den  Patienten  längere  Zeit  in  einer  unnatflrlichen 
Art  reden  lassen  (z.  B.  mit  scharfen  Vokalstellungen,  mit  leisem,  tiefem 
Stimmeinsatz,  mit  Dehnung  des  ersten  Vokals  im  Sprechsatz),  fQr  weniger 
geeignet  als  diejenige,  welche  von  vomherem  sich  der  natürlichen  Rede 
bedient  Nach  L.s  Erfdimng  sind  alle  Atmnngs-,  Stimm-  ond  Artikulations- 
flbangen  entbehrlich.  Die  Behandlung  mnb  yorwiegend  eine  p^chische  sefaL 
Die  sehr  interessante  Kasuistik  gibt  dem  Yerftsser  Gelegenheit,  sein  Ver- 
fahren eingehend  zu  schildern,  insbesondere  danostellen,  wie  man  den 
Stotterer  an  die  Gegenwart  h'emder  Personen  !?ew<ihnt,  nnd  wie  mnn  aUe 
Hin  lernisse  überwindet,  welche  das  Sprechen  in  den  einzelnen  Schul- 
diszipüneu  und  in  fremden  Sprachen  bietet.  Das  Werkchen  enthält  eine 
grolaie  FflUe  interessanter  ond  praktisch  wichtiger  Details,  so  d&Sä  wur  fior 
jeden,  der  sieh  mit  Spnchheittcnnde  beach&ftigt,  das  Stodinm  derselben  fQr 
oneriifilicfa  halten.  KAFBiuinr-KOaigsbeig. 


.  1^  i.u  ^  i.y  Google 


U.  Jahrgang.  1904.  No.  7. 


•rt|iftftUbl|iiiiliit«j|e«. 

Das  Schularztwesen  in  Deutschland. 

Bericht  Uber  die  Ergebnisse  einer  Umfrage  bei  den 
grOfseren  Stftdten  de«  deutsolien  Beiohes. 

Von 

Dr.  Paul  SoHüBXBT-NlUiibezg. 

(Fortteisong.) 

IV.  Die  hygienisek«  Überwaektng  det  SelmlliaiMi 

und  seiner  Einriehtnngen. 

Die  älteren  schulärztlichen  Dienstordnungen  in  Deutschland 
hatten  fast  ausschliefslich  die  Revision  der  Lehrzimmer  und  Neben- 
räume  des  Schulhauses,  der  Ventilatioii  und  Heizung  und  der 
Beinliobkeit  znm  Inhalt  und  behandelten  die  gesundheitliche  Über- 
wachung der  Sohulkiuder  als  Beiwerk.  Seitdem  die  Wiesbadener 
Schul  arztoidnimg  ab  Muster  dient,  ist  eine  Wendung  zum  Gegenteil 
eingetreten,  dafs  nur  noch  wenige  Faragnplien  der  gesundheit^ 
heitlichen  Beaufsichtigung  des  Sokalhauses  und  des  Schulbetriebes 
gewidmet  sind.  Oft  beschränkt  man  sieh  darauf,  zu  fordern,  dab 
bei  den  für  die  Unterenchnog  der  Überwacbnogssohttler  fes^esetsten, 
im  SohuUiause  abzukalienden  Spreohainnden  anoh  anf  Belenehtang, 
Beinlichkeit,  Ventilation,  Heianng  nnd  Abortyerhftltniiwe  geaohtet 
wird.  In  den  letzten  Jahren  sind  einige  Sohnlaixtoidnnngen  erlassen 
worden,  welohe  nooh  einen  Sohritt  weiter  snrQekgehen  nnd  der  Hygiene 
des  Sehnlhanses  gar  nioht,  oder  nnr  mit  einer  Iniraen  allgemeinen 
Bemerkung  Erwflhnnng  tnn.  Heil  brenn  bietet  dafbr  das  ftlteete 
Beispiel  (1898)«  nimmt  aber  insofern  eine  Ansnahmestelinng  ein,  als 
die  sohnllrztlioben  Funktionen  den  jeweiligen  Assistenzttrsten  des 

Der  8chiil»Kt  IL  14 


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516 


Krankenhauses  ubertragen  sind,  die  offenbar  unter  der  J>eitung  des 
Stadtarztes  arbeiten  und  nur  mit  der  Untersuchung  der  Kinder 
beauftragt  sind,  während  die  Revision  des  Schuigebäudes  vom  Stadt- 
arzt  selbst  besorgt  wird.  Brannsohweig  jedoch  hat  im  Herbst 
1903  zehn  selbständige  Schalärzte  angestellt  und  sagt  in  den  15  Para- 
graphen der  Dlenstordoung  nicht  ein  Wort  über  die  hygienische 
An&ioht  über  das  Sohtilgebände  oder  den  Schalbetrieb.  Das  gleiche 
gilt  Ton  Königsberg  i.  l)m.  Die  gleichlauteuden  Schularzt 
Ordnungen  von  Magdeburg  und  Qaedlinburg  fordern  nur,  dals 
die  Schulärzte  sich  ,,über  die  gesundheitlichen  Verhältnisse  der 
Volksschulgebftnde  auf  «sfanfkliehea  Erfordern  der  städtischen  Schal- 
depntation  gntaofatUoh  ftoisem";  sonst  ist  Tom  Schulgehäade  nnd 
seinen  Einiichtongen  in  keinem  Pteagraphen  mehr  die  Bede. 

Offenbach  spricht  wenigstens  in  §  1  gans  allgemein  ans, 
dalb  ,|die  hygienisdie  Obsrwaohnng  der  Sohnlhanten"  (soll  wohl 
heiben  der  Scholgebftnde]  dem  Schularzt  obliegt^  nnd  in  §  7,  dafis 
„Anträge  anf  Abstollnng  etwa  Toigefandener  HlTsstilnde  irgend- 
welcher Art'  an  sosiflndiger  Stelle  anznbringen  sind.  Qenaaerss 
▼ennilSst  man  anch  hier.  Halberstadt  fordert  alljährlich  «snm* 
mansche  Angaben  Aber  die  erteiltui  BatBohlfige  bes.  der  Beinlicfakeit, 
Ventilation  and  Heizang  der  Schalr&nmlidhkeiten" ,  gibt  aber  keinerlei 
Anweisung  ttber  Zahl  und  Art  der  Revision  der  Scbnlgebftnde. 
Zittau  spricht  nur  ganz  nebenbei  (§  7)  von  „WOnschen,  Anträgen 
und  Beschwerden  in  der  Handhabuug  der  Schuleinrichtungen". 

Es  waie  liicliL  zu  billigen,  wenu  diese  Zui ucklialtuug  iiiu- 
sichtlicii  der  Hygiene  des  Schulgebäudes  uud  die  eiuseitii^e  fast 
ausschliefsliche  Betonung  der  Schülerhygiene  für  die  Zukunft  zur 
Regel  würde.  Obwohl  gerade  auf  diesem  Gebiete  der  Lehrer  noch 
am  ehesten  die  Befähigung  zu  selbständigem  Urteil  erwerben  kann, 
so  darf  doch  nicht  vergessen  werden,  daPs  Lehrer  und  Rektoren 
durch  den  täglu'lion  Verkehr  in  ihren  Räumen  den  Hlick  für  manche 
hygienische  Mängel  übstuiiipien,  und  dafs  sie  in  einzelnen  Punkten 
auch  in  gewissem  Sinne,  wenn  auch  unbewolst,  als  Partei  zu  be- 
zeichnen sind. 

Immerhin  sind  es  nur  wenige  Städte,  die  auf  die  Hilfe  des 
Schularztes  bei  der  Beaii£aiohtigung  des  Schulhauses  ganz  oder  fast 
ganz  verzichten,  und  nirgends  ist  dabei  die  Absicht  erkennbar,  in 
dieser  Hinsicht  den  Schularzt  durch  den  Lehrer  zu  ersetzen.  Näher 
liegt  die  Vermutung,  dafs  man  diesen  Teil  der  schulhygienischea 
Aufsicht  dem  Amtsarzt  Torbehalten  will,  denn  in  diesem  Sinne 


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sprechpn  die  geschieh  tliclie  Entwicklung'  und  zahlreiche  gesetz- 
liehe  Bestimmungen,  Wenn  auch  die  staatliche  schulhygieniache 
Aufsicht  IQ  Deutschland  bisher  nnr  sehr  lückenhaft  und  unvoll- 
kommen besteht,  so  fehlt  sie  doch  nicht  ganz,  ist  sogar  auf  dem 
Gebiete  der  Gebttudehygiene  weit  älter  als  das  moderne  Scholarst- 
wesen.  Wohl  in  allen  Staaten  müssen  bei  Schulneubauten  di« 
Amtsärzte  den  Bauplatz,  die  SitoatioQS-  und  Baupläne  begutachten, 
und  es  bestehen  Vorschriften  über  zeitweise  Revisionen  der  Sobal- 
gebfiude  doFoh  die  Amtsärzte.  Diese  durch  G^eseise  oder  Begierungs- 
entsohliefsungen  geregelten  Befugnisse  der  Amtsärzte  weiden  dnroh 
die  städtischen  Schularztordnungen  in  keiner  Weise  enehflttert,  und 
die  Tätigkeit  des  Sohalarstea  auf  dieeem  Gebiet  kann  nur  als  Er- 
gfinsnng  snr  amtsäntlioben  Sobnlanfiicht  nnd  unter  deren  Ober- 
an&ioht  stehend  gedacht  werden,  oder  als  eine  Privatanftiohi,  ana 
der  piaktiflohe  Eolgemngen  nnr  soweit  gesogen  werden  dflrfen,  als 
sie  mit  den  Befugnissen  des  Amtsarztes  nicht  kollidieren. 

In  Wirklichkeit  liegen  die  Dinge  meist  so,  dafs  die  Amtsärzte 
die  mehrmals  im  Jahre  zn  wiederholenden  Besichügangea  aller 
Binme  des  Sohnlbanses  nnd  die  Überwachnng  dee  technischen  Be- 
triebes^ d.  h.  der  Heiinsg,  Ventilation,  kflnstliohen  Belenohtong  nnd 
Wasserversorgung,  gerne  dem  Schnlarst  flberlassen,  dab  sie  aber  ihre 
Obliegenheiten  bei  Nen>  oder  XJmbanten  Ton  Schulen  selbst  in  der 
Hand  behalten.  Abgesehen  Ton  den  gesetzlidien  Bestimmungen 
mufs  es  auch  als  wünschenswert  und  im  Interesse  der  Sache  gelegen 
bezeichnet  werden,  dafs  die  Begutachtung  von  Bauplatz  und  Bau- 
plan vom  Amtsarzt  ausgeübt  wird,  der  durch  seinen  gröüseren 
Wirkungskreis  und  durch  seine  Erfahrung  auf  baupoiizeiiiohem  Ge- 
biete dazu  am  beäteu  geeignet  erscheint. 

Die  Schularztordnungen  ziehen  dementsprechend  nur  sehr  selten 
den  Schularzt  zur  Mitwirkuni;  leim  Bauplan  heran,  ^iur  lu  vier 
Gemeinden  wird  dies  ausdrücklich  gefordert. 

Bromberg  fordert  in  §  2  seiner  . Anweisung  für  den  städtischen 
Sohalantt": 

.  .  .  Zu  diesem  Behnfe  hat  er  sich  bei  der  Auswahl  des  Platzes 
fOr  neue  Schulen  sowie  über  die  Gestaltung  des  Bauplanes  auf  Ersuchen 
der  ScholdepQtstion  Tom  hygienischen  Standpunkte  ans  gntachtUeh  m 
inlkem»  anf  Teriiagen  schriftlich.   Sein  Gutachten  soll  rieh  bei  nea  m 

erxichteoden  wie  auch  bei  vorhandenen  Schalgcbäudcn  insbesondere  auf  die 
Beschaffenheit  der  Fenstervorhänge,  Anstrich  der  Wände  nnd  des  Fuüa- 
bodens,  Konstraktion  der  Scholb&nke  a.  dgL  erstrecken.'^ 

xr 


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In  Oolmar  bertimmt  §  15: 

«Die  gntachtliclie  Jbnliwniiis  dw  SdnilaRtes  ist  xcgebiafidg  eimii* 
holen:  1,  Bei  Erricbtaiig  von  neaen  SdiidgebftadflQ . . .  .'^ 

In  Frankfurt  a.  0.  lautet  §  la: 

„Dem  Schularzt  liegt  ob  ....  insbesondere  alle  ibm  von  der  Schol- 
deputation  zugehenden  Vorlagen,  betreffend  Ankauf  von  BaopUttxen  fftr 
Sdnden,  Errichtmig  neuer  oder  Erweiternng  besteheoder  Scfanlgebände  nnd 
deren  Zubehör,  ab  Tlimhalle,  Abort  usw. .  .  .  vom  Standpunkt  der  Schul» 
gesondheitspilege  aiu  zn  begniachten.*' 

In  gleiohem  Sinne  beanspmobt  G-ranaee  die  Mitwirknng  bei 
Bauten  nnd  banliehen  Yeitndeningen. 

Die  anderen  Stfldte  fordern  Tom  Sdnilant  nur  die  ttberwaohnng 
des  bestehenden  baniieben  Znstandes  nnd  des  ieobniseben  Betriebes. 
Wohl  die  Mehnsbl  bedient  sieih  dabei  der  von  Wiesbaden  anfge- 
stellten  Können,  welche  in  §  6  der  Dienstordnung  enthalten  sind: 

„Die  Schulärzte  haben  mindestens  einmal  im  Sommer,  einmal  im 
Winter  die  Schullokalitäten  und  deren  Einrichtungen  zu  revidieren.  Die 
hierbei  wie  bei  den  sonstigen  Besnchen  gelegentlich  gemschtea  Beob> 
sditungen  Ober  die  Beschaffenheit  dar  zu  Überwachenden  Gegenstftnde,  so- 
wie Aber  Handhabung  der  Reinigung,  Lüftung,  Heizung  und  Be- 
leuchtung und  die  etwa  an  diese  Beobachtungen  sich  anschlielsenden 
Vorschläge  sind  yon  den  Schulärzten  in  das  fUr  diesen  Zweck  bei  dem 
Schulleiter  anfliegende  Buch  einzutragen." 

Neben  dieser  halbjtthrliohen  BoTision  aller  Schulräume  und  Ein- 
richtungen mit  Eintragung  des  Befundes  in  das  „Hygieaebucb'' 
(§  9,  Absatz  7)  wünscht  die  Wieshadener  Dienstordnung  (§  3),  dafo 
der  Sobnlarzt  bei  der  alle  14  Tage  im  Schulbaus  abzuhaltenden 
Sprechstunde  jedesmal  auch  swei  bis  fünf  Klassen  besucht»  mit  einem 
Zeitaufwand  von  je  10 — 15  Minuten,  und  bei  diesem  Anlab  nieht 
nur  die  Kinder  besiehtigt»  sondern  anoh  ,»die  Sohullokalitäten  nnd 
deren  Einriehtnngen»  die  Ventilation,  die  Heisnng  nsw."  Diese  Art 
der  Besiohtig^ung  soll  in  jeder  Klasse»  wenn  mögliob  sweimal  im 
Halbjahr,  erfolgen. 

Einige  Stftdte  weichen  yon  dem  Wiesbadener  Schema  duieh 
ein  Mehr  oder  Minder  ihrer  Forderungen  ab.  Posen  halt  es  fbr 
eifbrderlieb,  ausdrüeklieh  auszusprechen,  dab  der  Sohularat  neh  so* 
gleich  nach  Antritt  seines  Amtes  eine  griindlidie  Kenntnis  des  ihm 
flberwiesenen  Sehulhauses  in  allen  seinen  Teilen  an  yersobaffen  bat 
(§  U).  Bei  den  monatliohen  Besnchen  der  Schule  ist  er  verpftiobteti 
die  Heisnng  und  Ventilafion,  aber  auch  die  HOfe,  Aborte  und 
Sohulbttder  einer  grOndlidien  Kontrolle  sn  nnterw^en. 


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Aach  Mainz  fordert  in  §  2: 

„Die  Schulärzte  sind  verpflichtet,  sich  mit  dem  Baa  and  der  inneren 
Einriclitnn?  des  Schulbaases  vertraut  zu  machen,  also  mit  der  T  age,  der 
Grüise,  (iem  Raaminhalt,  der  Belichtung,  Heizung,  Lüftung  und  Rein- 
haltung der  einzelnen  Klassenzimmer ;  mit  der  Verteilung  der  verschiedeuen 
ÄlterskUssen  innerhalb  des  Schnlhauses,  mit  der  Zahl  der  Schüler  in  den 
einselnen  Klassen,  der  Gidfse,  der  Bodenflftehe  und  des  Lnfbranms  für  die 
einzelnen  Schüler  und  die  verschiedenen  Altersklassen,  nül  der  Beschaffen- 
heit der  Subsellien  in  ihrer  richtigen  Verteilung,  mit  dem  Zustande  der 
Gänge  und  Treppenhäuser,  der  Turnhallen  der  Schulbäder,  Wasclieinrich- 
tungen,  der  Trinkwasserversorgung,  den  Heizungs-  nnd  Lüftungsanlagen, 
dem  Schulhofe  und  den  Abortanlagen.  Gemeinsam  mit  dem  zuständigen 
Oberlehrer  und  dem  städtischen  Bauamt  haben  sie  darüber  zu  wachen, 
dals  die  sanitären  Einiiebtnngen  des  Scholliansea  ordnungsgemftls  in  Stand 
gehalten  und  zweckent^rechend  benntst  werden.  Gemeinsam  mit  dem 
Oberlehrer  nnd  dem  Klassenlehrw  haben  die  Schalinte  darauf  zu  ac1it>  n, 
daüs  die  Schalsäle  und  alle  Nebenrftome  Torscbriitsm&big  gereinigt  werden.*" 

Nur  wenige  Dienstordnungen  gehen  soweit  ins  einzelne.  Ebers- 
baoli  erwähnt  noch  die  Türen,  Fenster,  Ronleaux,  Thermometer 
und  Spucknäpfe,  Mülhausen  i.  E.  fügt  noch  die  KleideniLhigen, 
die  ßadeeinrichtuugfeii  und  die  SLüiuDgen  in  der  Umgebung  des 
Schulgebäudes  hinzu,  schiefst  aber  doch  wohl  über  das  Ziel  hinaus, 
wenn  es  verlangt,  der  Schularzt  soll  auch  die  Blitzabieiter  in 
seine  Revision  einbeziehen. 

Tm  Gegenpntze  zu  diesen  ^-ennuen  Vorschriften  begnügen  sich 
viele  Städte  mit  ganz  allgemeineL  Bestimmungen,  wie  z.  B.  Dro^(U^n, 
das  nur  von  der  richtigen  Handhabung"  aller  zur  Gesundheit  der 
Lehrer  und  Schüler  getroffenen  flinriohtungen  und  Anordnungen** 
spricht. 

Ebenso  kurz  und  allgemein  gehalten  sind  die  Vorschriiten  in 
Dortmand,  Dülken,  Elmshorn,  Essen,  Freiberg  i.  Sachs., 
Gransee,  Insterbnrg,  Kiel,  Meerane,  Oberaoköneweide, 
Reinickendorf,  Steglitz  und  einigen  anderen  kleineren  Orion* 
Die  ^lehrzahl  der  Stftdte  folgt  hinsichtlich  der  Art  nnd  Ausdehnung 
der  SchulhausreTision  dem  Wiesbadener  Muster  imd  führt  nur  die 
Eeinigung,  Lüftung,  Heizung  und  Beleoofaton^  ausdrücklich  an. 

Dio  Zahl  der  geforderten  Revisionen  schwankt  innerhalb  weiter 
Qieinzen.  Di«  meisten  Qemainden  folgen  anoh  hierin  Wiesbaden,  da& 
sie  em  Minimum  von  allgemeinen  BeBiehtigungen  aller  Solinlräume 
fordern,  meist  ein-  bis  aweimal  im  Halbjahr,  und  daneben  ein  bftuflgersi 
Besttohen  der  Lebndmmer,  gewdhnliob  während  des  Unterrichtes. 
Am  besdieidensten  ist  in  seinen  Ansprflohen  wohl  Goln:  uMindesiens 


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ei ü mal  im  Jahre,  und  zwar  im  Winter,  bat  der  Schularzt  die 
Sohulgebäude  und  ihre  EinrichtnDgeo  in  bezug  auf  die  gnsandbeit- 
lieben  Verbältnisse  zu  besieh tigeu. "  An  vielen  Orten,  w  ie  z.  B.  in 
Bautzen,  Plauen,  Posen,  Mülhjjusen,  sind  monatliche  Re- 
visionen vorgeschrieben,  frank  fürt  a.  0.  geht  nooh  weiter  and 
verlangt  in  §  Ic: 

„Der  Schularzt  hat  die  ihm  zu cewiesenen  Schulen  während  der  ünter- 
ncbtszeit,  so  oft  es  nach  seinem  Kmips-^rn  erforderlich  ist,  mindestens 
aber  im  Sommerhalbjahre  sechsmal,  im  Winterhalbjahre  neosmal  zu  be- 
suchen.*^ 

Die  vorgefundenen  Mängel  oder  zutage  getretenen  Wtlnsche  und 
Bedürfnisse  hat  der  Schularzt  bei  den  nach  Wiesbadener  Maater 
arbeitenden  Stttdten  in  das  beim  Schulleiter  aufbewahrte  ^Hvgiene- 
buch"  einzutragen.  Auch  ohne  die  in  einzelnen  Dienstordnungen 
ausdrücklich  enthaltene  Anweianng  werden  viele  kleinere  Beanstan- 
dungen, insbesondere  wenn  deren  Abstellung  im  Machtbereich  des 
Sohulleiters  liegt,  duroh  sofort  erfolgende  mflndliche  Rücksprache 
zur  Erledigung  gelangen«  und  vieUeiobt  ist  gerade  diese  Form  die 
praktisch  wirksamate.  Direkt  an  den  Bürgermeister  oder  an  den 
Magistrat  gelangen  die  Beanstandungen  in  den  Städten:  Aaohen, 
Bonn»  Ooln,  Dftren,  Meiderioh,  Nürnberg,  Strafsbnrg  nnd 
Trier.  An  die  Sohnldepntation  erfolgen  die  Beriohte  in  Branden- 
burg, Bromberg,  Leipaig,  Eybnik  nnd  Stettin.  Im  Land- 
beairk  Hesaen-Darmatadt  sind  Toigefimdsne  Mttngel  dnieb  Ver- 
mitÜnng  des  EMsgesnndheitsamtaa  an  die  Kreissobnlkommission  an 
beriehten.  Dem  Amtsarat  ist  Beriobt  an  erstatten  in  Dreaden, 
Frankfurt  a,  M.  nnd  GOrlita. 

Die  Stadt  Fftrtb  Ittlst  die  Wahrnehmungen  nnd  Yerbesaerungs- 
Toraebl&ge  in  daa  sebnlftratliobe  Tagebnoh  eintragen,  welebea  der  Sobnl- 
arat  bei  der  Konferena  der  Sobnlftrate  yorzulegen  hat ;  in  dringlioben 
Füllen  ist  die  tmmittelbare  Anaeige  an  die  SohnIbebOrde  geboten. 
In  aabireioben  Dienstordnungen  fehlt  über  den  Qesoblftsgang  jede 
nähere  Bestimmung. 

Die  schon  im  allgemeinen  Teil  erwähnten,  in  den  Schularzt- 
ordnungen regelmäfsig  wiederkehrenden  Bemerkungen,  da£i  dem 
Schularzt  keine  auturitativeu  ßeiu;^'uib-^e  ziibtehen,  dais  er  an  nie- 
niaudeu,  auch  lucLt  au  den  Schuldiener  oder  Heizer,  eiueu  Beiekl 
richten  darf,  dafs  er  eine  Bemängelung  dem  Lehrer  oder  Schulleiter 
gegenüber  niemals  in  Gegenwart  der  Schüler  aussprechen  dari,  haben 
beim  Kapitel  der  Schulhausrevisionen  ganz  vorzugsweise  Geltung. 


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Auoli  wiederholt  sich  hier  wieder  die  wohl  allzu  ängstUohe  Yorsioht» 
welche  an  manchen  Orten  dem  Schularzt  verbietet,  ohne  Torherige  An- 
meldung und  ohne  Begleitung  des  Rektors  die  Sohulzimmer  wahrend 
des  Unterrichtes  zu  betreten.  Allerdings  wird  meist  hinzugefügt, 
dafe  der  Schulleiter  ohne  zureichendea  Grand  dieae  Erlanlmis  nicht 
verweigern  darf,  and  dab  über  die  Beredhtigong  soldher  Gründe, 
wenn  eie  geltend  gemAobt  werden  sollten»  der  Hagistrat  oder  die  Sehnl» 
depntation  zu  entacheiden  hat  Weshalb  aber  dieser  ganae  schleppende, 
bureankratische  nnd  awedkwidrige  Apparat?  Der  Zweck  einer  Beyision 
wird  in  mancher  Hinsicht  gerade  dnreh  vorherige  Anmeldung  zu- 
nichte gemacht  Nicht  selten  dringt  die  Kenntnis  Ton  dem  an  er- 
wartenden sohnliratlichen  Bestich  ans  der  Amtsstube  des  Bektors 
auch  zum  Haasdiener  and  Heizer,  nnd  es  wiid  die  Revision  zu  einer 
angesagten  Parade.  Weit  richtiger  ist  die  Aaf&ssnng,  die  in  der 
Hagener  Bienstordnang  im  §  6  zum  Aasdrack  kommt:  „Anderseits 
iat  der  Schulant  berechtigt  an  vermutet  die  Sohnlrftome  aa  be- 
treten, am  die  ihm  obliegende  Oberwaehang  aossnUben.  Er  hat 
jedoch  sofort  dem  Schulleiter  von  seiner  Anwesenheit  in  der  Schule 
Kenntnis  7m  geben."  In  einen  seltsamen  Widerspruch  setzt  sich  die 
JJienstuuweisuüg  der  Stadl  Slulberg  mit  sich  selbst.  Obenan  steht 
der  Satz:  „Die  Wahl  des  Tages  wird  dem,  Arzte  freigelassen,  jedoch, 
mufs  die  Besichtigung  unvermutet  stattfinden."  Unmittelbar  danach 
steht  dann  zu  lesen:  „Ist  der  Schularzt  ausuahmsweisp  an  seinem. 
Besuche  verhindert,  so  hat  er  dem  Hauptlehrer  davon  möglichst  früh- 
zeitig Kenntnis  zu  geben  und  zugleich  einen  anderen  Tag  ftlr 
seinen  Besuch  vorzuschlagen." 

Gewisse  Dinge  kann  der  Schularzt  nur  hei  besetzten  Klassen, 
also  wäluf  ud  des  Unterrichtes,  beohachton  uad  überwachen,  so  z.  B. 
die  Temperatur  und  Lüftung,  das  Vorliandensein  von  passenden 
Banktypen  für  die  Körpergrolse  der  Schüler,  die  Handhabung  der 
Vorhänge  bei  Sonnenlicht  und  manches  andere.  Es  ist  daher  als 
irrtümliche  und  bedauerliche  Anüfisssung  der  KOnigL  Bcgienrng  des 
Begierungsbezirks  Aachen  zu  bezeichnen,  dafs  sie  zu  der  yortreff- 
liehen  Dienstordnung  der  Stadt  Aachen  durch  VerfOgang  yom 
29.  Juni  1901  unter  anderem  den  Zusatz  machte : 

uDie  in  §  7  Torgeselieae  Besichtigung  der  Schnlräame,  sowie  ge- 
legentliche Schulbesuche  werden  zweckmftfsig  (?)  aniserhalb  der  Unter- 
richtsseit  vorgenommen." 

(Fortseuang  folgt.) 


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522 


Altintxt  Ütitteilitiigeit. 


Die  Täti;;keit  der  Sektion  ungarischer  Scliulai zte  und  Gesnnd- 
heitsleiirer  iu  deu  Jahreu  1900 — 1902.  Der  ungarische  Landesvcrciu  für 
Hygiene,  bemllht,  jedes  ernste  Bestreben  zur  Terbreitimg  hygieoischer 
Kenntniese  mit  vidier  Kraft  zu  nnteratfitzen,  grOodete  im  Interesse  der 
weiteren  Entvicklnng  der  Institation  der  Schulöryt«  un  i  Gesandheitsldirer 
ein  besonderes  Komitee,  das  die  Aufgabe  hat,  den  Mitgliedern  des  Ver- 
eins den  richtigen  Weg  zu  einer  erfolgreichen  Tütisrlceit  zu  zeigen. 

Die  Sektion  ist  im  Laufe  der  Berichtsjahre  vou  sciiweren  Verlnstca 
betroffen  worden.  Das  unerbittliclie  Schicksal  entrifs  derselben  innerhalb 
lEonor  Zeit:  Eüoek  Fabeas,  dessen  eifolgrdciies  Wirken  anf  dem  Ge- 
biete der  bygienischen  Administration  selbst  im  Anstände  Anerkennong 
fsnd;  femer  einen  wannen  Freund  des  hygienisdien  Unterricbts, 
Carl  von  Gerlöczy;  auch  Fodor  ist  in  demselben  Jahre  dahin- 
geschieden. Die  Orllndung  (!es  Landcsvcrcin«  für  Hygiene,  die  Organisa- 
tion der  Institution  der  Schulai/.re  und  Lehrt-r  der  Hygiene  sind  Füdors 
schönste  Schöpfungen,  und  die  Sektion  ungarischer  Schulärzte  wird  sein 
Andenken  fftr  aUe  Zeiten  in  dankbarer  Erinnerung  bewahren.  AnFODOBs 
Stelle  trat  Professor  Liebsbhaivn,  dessen  Wirksamkeit  der  Sektion  aach 
schon  grolse  Dienste  geleistet  hat,  so  dafs  dieselbe  nnr  ihre  gerechtfertigte 
Anerkennnng  zum  Ansdrack  brachte,  als  sie  Libbbbhamn  zun  Ehren- 
Präsidenten  wälilte. 

Unter  dem  Präsidium  des  Herrn  Dr.  Scuuschny  hat  daä  Fach- 
konütee,  abgesehen  von  mehreren  wichtigen,  anf  die  Überwachung  der 
Hygiene  der  Schuljugend  bezüglichen  Fragen,  den  Unterricht  der  Gesund- 
heitslehre  und  die  Beform  der  Schulhygiene  zum  Gegenstände  seiner  Dis- 
kussion gewählt.  Die  Bestimmungen  der  zum  Zwecke  einer  Reform  der 
Schnlarztinstitution  berufenen  ministeriellen  Konferenz  liaben  das  Komitee 
zu  einer  Aktion  bc^vogcn,  welche  eigentlich  das  hauptsächlichste  Moment 
seiner  Wirksamkeit  ausmacht.  Es  hat  nämlich  den  Standpunkt,  welchen 
es  gegenüber  den  die  Ansbildung  und  Tätigkeit  der  Schulärzte  betreffenden 
BeformplAnen  einnimmt,  in  ehiem  Memorandum  zum  Ansdrock  gebracht. 

Das  Fachkomitee  hat  die  Angelegenheit  des  Unterrichts  in  der  Hygiene 
mit  steter  Aufmerksamkeit  verfolgt  und  in  einem  zweiten  Memorandum 
sich  gegen  einen  Antrag  verwahrt,  welcher  dahin  ging,  gelegentlich  der 
Revision  des  Schulplanes  der  höheren  Töchterschulen,  sowie  der  P^lenientar- 
lehrer-  und  Lehrerinnenpräparandien,  die  Anstellung  von  Lehrern  der 
Hygiene  zu  beseitigen  und  den  Unterricht  in  der  Gesondheitslehre  in  den 
Hintergrund  zu  drflngen. 

Zum  Zwecke  der  Vermeidung  der  Übertragung  infektiöser  B[rankheiten 
durch  die  Schule  hat  das  Komitee  den  Vorschlag  gemacht,  es  sollen  die 
an  den  Wohnungen  der  Kranken  anzubringenden  Wamongszettel  mit  dem 


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143 


Vermerk  Terselien  werden,  dafs  diejenigen,  wclcbe  sieb  mit  dem  Kranken 
io  einer  gemeinsamen  Wohnung  brfinden ,  oder  dpir^olbon  finf^resnrht 
haben,  nur  mit  besonders  einzuholender  BewiUigoug  des  Amtsarztes  zum 
Schulbe:>uclie  zugelassen  werden. 

BeslIgMeh  des  Schottes  der  stodiereiiden  Jugend  gegen  Teneiisdie 
Knoklieiteii  winde  der  BescUois  gefaliit,  dem  Lehrkörper  der  medisiai- 
sehen  Faknltät  ein  Ansuchen  zu  unterbreiten,  dahingehend,  die  Faknlttt 
möchte  dafür  besorgt  sein,  dafs  sämtliche  üniversitätshörer  über  die  ¥0B 
Seite  dieser  Krankheiten  drohenden  Getabren  auf?plflfirt  werden. 

Weiter  wurde  die  Aufmerksamkeit  der  kompetenten  üxeise  auf  die 
Notwendigkeit  einer  Überwachung  der  Jugend  in  moralischer  Hinsicht 
taw.  auf  die  QefUiren  gelenkt,  welcheii  die  Jugend  in  moraliedier  und 
hygienischer  Besiehnng  bei  Gelegenheit  Offenflicber  Fesüichlieiten  ansge- 
setst  ist. 

Erwähnenswert  ist  auch  das  vom  Fachkomitee  auf  Aufforderung  des 
Vereins  der  ungarischen  T^irnlehrer  im  Tntipresse  des  Turnunterrichts  nb- 
gegebene  Gutachten,  in  weichem  der  Überzeugung  Ansiinn  k  ge^^^ebeii  wird, 
dals  der  Turnlehrer  eine  Lochwichtige »  viel  Geschick,  iakt  und  Auimerk- 
SMDkfllt  fordenide,  angestrengte  nnd  ermüdende  Arbeit  leiste,  die  kebiee- 
wege  leichter  ist  «Is  der  theoretische  Unterricht  in  der  Mitteliehnle, 
insofern  der  Turnlehrer  seinen  Beruf  richtig  und  im  YoUen  Bewulstoein 
seiner  Yerantwortlichkeit  bezüglich  der  körperlichen  Integrität  seiner 
Schüler  erfafst  und  den  Unterricht  RbwechslungsvoH  und  genufsreich  ge- 
staltet. Es  wurde  hierbei  hervorgehoben,  dafs  es  jedenfalls  zu  einer  den 
Krlülg  des  Unterrichts  in  Frage  stellenden  Entmutigung  der  Lehrer  führen 
mnb,  wenn  die  mit  dem  Tnmmitenicht  verhnndenen  Sohwieriglceiten  keine 
BerfleksichtigDng  finden,  nnd  dem  Lehrer  die  gebOhrende  Anerkennong  ver- 
segt  wird. 

In  Berücksichtigung  dessen,  dafs  unzweckmäfsig  gebaute  und  einge- 
richtete Schnlon  die  Gesundheit  der  SMifilcr  und  Lehrer  in  gleichem  Mafse 
stÄndig  gefährden,  lenkt  das  rachkoniitee  schliefslich  die  Aufmerksamkeit 
der  Schuldirektoren  und  Behörden  darauf  iiin,  da£s  es  bereit  ist,  tlber 
Anfragen  in  nichtigeren  hygienischen  Angelegenheiten  AnÜschlnfe  ta.  er- 
leilen. 

Die  Leiter  des  Unterrichtswesens  für  die  Institution  der  Schulänte 
ta  gewinnen,  ist  eine  Aufgabe,  deren  Lösung  hauptsächlich  dadurch  er- 
reicht werden  kann,  dn^  das  Fnrhkomitrf^  sich  eine  recht  weite  Wirkungs- 
sphäre schafft;  andeiseiis  können  wir  selb=:t  auf  die  Entwicklung  der 
Schulhygiene  uns  nur  daim  einen  entsprechenden  Eioiiu£s  Terschaffen,  wenn 
fliantücfae  Schnltote  ihren  Beruf  mit  nnermfldlicher  Tätigkeit  eifttUen. 
(Uitget.  T.  Dr.  W.  Gbnebsiob,  Assist  n.  hjg.  Institut  zu  Budapest.) 
Die  Schnlarztfrage  in  DresdeB*  Die  leUte  grundlegende  Regelung 
der  Frage  der  städtischen  Schulärzte  erfolgte  hier  im  Jahre  1893  für  den 
1.  Januar  des  folgenden  Jahres.  Man  "^chnf  sieben  Rchnlar/t'-tollPTi ,  nnf 
die  je  4^ — 6  Volksschulen  mit  zusammen  3712 — 5399  Kindern  enthelen. 
Ijisgesamt  waren  in  35  Yolkssdiulen  32011  Kinder  zu  untersuchen.  Die 
Ar^  beobachten  den  Gesondheitssnstand  der  Kinder  nnd  dienen  daneben 
dem  Schnlanasehnls  sowie  dem  Stadtbeziiksarzt  rar  Unterstatsimg  bei 


144 


524 


Überwachung  bezw.  7iir  sanitären  Kontrolle  der  ScholPTTindsttlcke.  Jeden 
Monat  haben  die  Schulärzte  ihre  Schulen  mindestens  einmal  besuchen, 
sich  mit  dem  Leiter  der  Schule  über  die  Gesnndheitsverhältnisse  za 
besprechen,  die  angeordneten  sanitären,  hygieniscben  Einrichtongen  zq 
konftroUieren  und  an  d«r  jihrlich  «iiunal  stattfindcaden  bebOrdliciiea  Be* 
Biditiginig  des  Schulgebäades  teüzonehmen.  Femer  hat  der  Schnlant  die 
neodntretenden  Schulkinder  hinsichtlich  ihres  Körperznstandes  zu  unter- 
suchen und  Anordnungen  betreffs  besonderer  Sitzpl&tze  für  Schwerhörige, 
Einreihung  in  Stottererabteiinn pe n ,  Entbindung  von  Turnen  oder  Singen 
n.  ä.  zu  erlassen.  Diese  Prüfung,  meist  ohne  Entkleidung,  er- 
streckt sich  aber  nur  auf  Jene  Kinder,  bei  denen  nach  Angabe 
▼on  Eitern  oder  Lehrern  Anlafs  snr  ünterenehong  besteht. 
Auf  Anordnung  haben  die  Schnlirzte  mdi  Untersuchungen  von  Schul- 
kindern in  deren  Wohnungen  vorzunehmen  Die  Gehaltsverhältnisse  der 
SrlinKir7,tc  waren  für  vier  Herren  anf  je  500,  ftlr  drei  anf  je  400  ?tTf\rk 
jährlich  normiert  worden.  1902  wurde  eine  «rhtc  St^-lie  geschahen  und 
die  Gehaltsverhältnitise  so  geändert,  dalis  iihii  bchulärzte  mit  je  GOO  und 
drd  mit  je  600  Mail:  aaft  Jahr  honoriert  worden.  Dabei  war  die 
Sefalflenahi  anf  46G81  Kinder  mit  44  Schulen  gestiegen.  Dorch  Ein- 
verleibungen N'  T  vchob  sich  dieser  Zustand  abermals,  so  dafs  jetzt  bei  56 
Schulen  und  67631  Kindern  15  Schularztstellen  bestehen.  Es  sind  das 
die  o)>igen  acht,  zn  denen  noch  eine  Stelle  mit  400  Mark  bei  2987 
Kindern,  eine  Stelle  mit  500  Mark  bei  IT.'^O  Kindern  und  fünf  Stellen 
(in  Löbtau)  mit  1200  Mark  bei  Ü227  Kindern  liiu/ukamen.  Der  Eat  ist 
nonmehr  1904  daranf  znrttckgekommen,  eine  gleichmälsigere  Yert^mis 
der  Scbalarstbeiirke  za  schaffen  nnd  damit  gleichseitig  die  Beallge  der 
Sdinlärzte  der  Schulkinderzahl  entsprechend  zu  gestalten.  "En  wurde  tod 
den  beiden  städtischen  Kollegien  folgende  Neuregelnng  vorgenommen: 
Die  Yergütnngeu  für  den  Schularzt  sollen  betragen: 

250  Mark  bei  2500  und  weniger  Schülern, 

300    ,     n   er  oi  bis  3000  Schülern, 

350    ,     „  :iOül  „  3500  „ 

400     „         3Ö01   „  4000  „ 

450    „     „  4001  »  4500      „  nnd 

600    ,     „  4501  ,  5000  » 

Es  waren  dementsprechend  18  Schularztstellen  zu  schaffen.  Die  Vor- 
städte Löbtau  und  NauMitz,  welche  erst  kürzlich  einverleibt  worden  sind, 
behauen  TorUUiflg  noch  die  alten  SchnlantverhSltnisse  bis  1905.  Der  Rat 
hatte  den  Antrag  des  StadtTerordnetenkoIIegiams,  vom  Jahre  1904  ab 
auf  die  schulärztliche  Üntersnehnng  aller  Schulkinder  der 
städtischen  Bezirksschulen  zu  kopirnon.  aus  finanziellen  Bedenken 
abgelehnt.  In  der  am  5.  Mai  1904  stattgelundenen  Sitzung  der  Stadt- 
verordneten, gelegentlich  deren  der  Unterzeichnete  energisch  für  die  ärzt- 
liche Untersuchung  aller  neueintretenden  Schüler  und  Schülerinnen  der 
Bezirkssehnlen  eintrat,  haben  dieselben  an  ihrer  Forderang  festgehalten, 
nnd  es  steht  zn  erwaiten,  da&  der  Rat  diesem  erneuten  Beschlüsse  nun- 
mehr beitreten  wird.  (Mitget.     Dr.  HoPF-Dresden.) 


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Sohuiarzfe  in  Ho!1aiid.  Als  ich  Ton  der  Redaktion  des  „SchuJaretes^ 
im  Jaunar  1902  zur  Mitarbeit  eingeladeo  wurde,  habe  ich  micli  gern  daza 
bereit  erklärt,  aber  unter  dem  Ausdruck  des  Bedauerns,  dafs  bi«  jetzt 
^vemg  über  die  Schularzlirage  in  Uollaod  xu.  benciilea  sei  ...  .  einiacli, 

weil  es  überhaupt  fast  keine  Sdnllnte  bei  ose  gab. 

OMckliisherweiw  h«t  neb  die  Siebe  idtdem  etwas  gebessert»  nid  bin 

ich  jetzt  in  der  Lage,  einiges  auch  aas  unserer  Heimat  Aber  das  bis  jetit  in 
der  Schtilarztfrnr^r  Frreichte  mitzuteilen.  Schon  seit  vielen  Jahron  haben  unsere 
Ärzte  mit  regem  Interesse  die  Fortschritte  dr:^  Instituts  für  Schulärzte  im 
Anslande  verfolgt,  und  die  niederländische  ,,Zeilschrift  für  Heilkunde'^  teilte 
in  ihren  Kachrichten  manches  Interessante  über  diesen  Gegenstand  mit. 
ObmAl  es  scbwer  ist,  sieb  Aber  die  Heimuig  der  Lebitr  sofort  in  dieser 
Angttlegenheit  ein  Uitdl  m  bOden,  ksmi  man  doefa  sagen,  daft  in  vielen 
Städten  sowohl  der  SehnU^gieiie,  als  auch  der  Schnlarztfrage  von  selten 
der  Lehrer  Interesse  entgegengebracht  wird,  da  die  Ärzte  öfters  von  ihnen 
aufgefordert  werden,  Vortrflge  aber  beide  tiegeastinde  in  den  Lehrervereiuen 
zu  halten. 

Auch  andere  Vereine  beschäftigen  sich  mit  der  Schnlarztfrage ;  der 
Terein  „Das  grüne  Krens*',  weleber  sieb  flr  Krankenpflege  nnd  Volks- 
gesondheit  interessiert,  hat  idne  Kommission  beauftragt,  ttber  die  ÄasteUnng 
Ton  Scbniflnteo  nnd  aber  eine  entspreobMide  Dienalordnnng  Beriebt  an 

«fstatten. 

Ks  kann  wohl  nicht  anders  sein,  als  dafs  die  in  Deutschland  und  in 
anderen  Ländern  erzielten  Resultate  auf  die  Dauer  auch  auf  das  Vorgehen 
unserer  Magistrate  Einflulis  ausüben  müssen,  um  so  mehr,  als  bei  uns  seit 
einigen  Jabren  ebenfalls  8cbnbwang  besteht. 

Es  ist  daher  selbstverstlndlich,  dafh,  wenn  der  Staat  die  Eltem  zwingt, 
die  Kinder  in  die  Schule  zu  schicken,  er  nicht  unterlassen  kann,  diejenigen 
Mafsrepeln  7\\  treffen,  welche  bezwecken,  dafs  dif'  Kinder  sich  beim  Schul-' 
besuch  kerne  bc baden  und  keine  Krankheiten  zuzieheu.  Wirklich  zweck- 
mälÄige  Maisnahmen  sind  aber  ohne  Mitwirkung  von  Schulärzten  nicht  gut 
denkliar. 

In  Anbetracht  dessen  werden  bei  ans  fraber  oder  sptter  die  Sehnl- 
ftrzte  znreifdlos  ihren  feierlichen  nnd  segenbringenden  Einzng  halten,  nnd 
dies  um  so  mehr,  weil  doch  auch  jetzt  schon  in  mancher  kleinen  Stadt  und 
in  manchem  Dorf  die  frei  praktizierenden  Ärzte  als  Schulär/te  wirksam  sind. 

So  wird  aus  Zuidbroek  gemeldet,  dais  der  Gemeindevorstand  dm 
Armenarzt  btauliragt  hat,  die  Schulkinder  dann  und  wann  zu  untersuchen 
nnd,  wenn  nötig,  die  Kranken  ans  der  Sdmle  an  entfernen. 

In  Nienw-en-St-Joosland  nnterroeht  der  Armenarzt  ebenfsib  die 
Schüler.  Der  Gemeindevorstand  von  Seester zwaag  beabsichtigt,  mit  Hfife 
der  Armenärzte  eine  regelmfifsige  Untersuchung  der  Schulkinder  einzuführen, 
besonders  mit  Rfirksii  hr  ani  ansteckende  Knuikheiten  des  Kopfes  nnd  der 
Haut  und  des  iveui.hhus.tens. 

Aus  Winschoten  wird  gemeldet,  dals  Dr.  Wauh^na  als  Schularzt 
angestelK  ward«,  nnd  der  Sehnlarst  in  Haaslnis  teOt  mit,  dab  dnreb  «eine 
Lüdatfre  viele  VecbesBKiingen  in  den  dornen  Scholen  erzielt  wordtti  seien, 
welche  sonst  noch  jabrelang  anfgeacfaoben  worden  wiren. 


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Dafs  man  bei  uns  noch  so  wenige  Srlnilärzte  hat,  findet  seinen  Hafi]>t- 
gmnd  in  der  finanziellen  Not  der  Gemeinden;  manche  Gemeinde,  mancher 
Gemeindevorstand  will  das  Gate,  es  fehlt  ihnen  aber  an  dem  Nervus  rerum 
—  am  Gel  de.  Die  AnsteUnng  von  Scholärzten  kostet  Geld,  and  zwar 
von  dem  AngenUieke  an,  in  dem  die  AnsteUnng  stattfindet.  Es  ist  ebne 
Zeifel,  dafs  das  aasgegebene  Geld  schöne  Zinsen  aliwerfen  wird,  aber  — 
nar  indirekt,  und  die  Ausgabe  gesdiiebt  direkt;  es  mala  also  bans  Geld 
da  sein. 

Dafs  man  anch  in  höheren  Instanzen  der  Schularztfrage  nicht  anwohl- 
wollend gegentlberstebt,  geht  daraus  hervor,  dalä  der  Minister  des  Innern 
anf  eine  beirelfonde  Anfrage  emideite,  es  sei  vorliofig  eine  Ernuümang  an 
die  GemeiadeforstSnde  aar  EinsteUtmg  Ton  Bchidftntea  yoii  ifam  nicfat  an 
erwarten  mit  Rücksicht  aaf  die  finanzielle  Lage  der  Gemeinden.  Hieraita 
geht  hervor,  dafs  der  Minister  die  Anstellang  von  Schalärzten  «oU  gern 
sehen  möchte,  sich  aber  wep'en  der  Geldfrape  recerviert  verhält. 

Und  doch  haben  einige  gröfsere  Städte  schon  bedeutende  SrbriUe  ia 
dieser  Kichtuug  getan.  So  hat  der  Gemeinderat  von  Zaandam,  einer 
grOteen  Stadt  in  der  Kihe  Amsterdama,  aidt  nr  Anatdlnaf  eines  flefanl- 
antes  entscblossen.  In  Scbiedara,  einer  Stadt  in  der  Nike  Botterdams, 
genehmigte  der  Gemeinderat  einen  Antrag  des  Magistrats,  die  Armenärzte 
als  Schulärzte  za  bezeichnen  nnd  ibnen  für  die  Extndeistung  einen  be- 
sonderen Gehalt  zn  ^eben. 

In  jeder  Hinsicht  kann  man  mit  dem  im  Jahre  1903  Erreichten  mehr 
als  zofrieden  sein ;  es  ist  zwar  noch  nicht  viel,  aber  der  Antaiig  ist  gemacht, 
mebr  Schritte  auf  dem  eiogoscUagenen  Wege  werdea  folgen;  sagen  AoA 
die  Fraososen  mit  Recht:  ,ce  n'eat  qne  le  premier  pas-«|iti  eontel*  Hoffent- 
lich bringt  uns  1904  gate  Erfolge  da,  wo  die  Schalärzte  schon  arbeiten, 
nnd  im  weiteren  die  Nachricht^  dals  viele  neoe  ScholantsteUen  geschaffen 
worden  sind. 

Nachschrift.  Das  obeu  Milgeteilte  war  bereits  geschrieben  als  die 
Tagespresse  ans  die  Nachricht  brachte,  dals  in  Amsterdam  eine  Zosammen- 
Ininfit  stattgefimden  habe,  an  welcher  folgende  Yereine  vertreten  waren: 
Das  „Kiederilndische  ünterrichtskomitee**,  der  »Verein  Yolksnnterricht', 
der  „Niederländische  Unterrichts-Propapuidaklab*',  der  „Verein  toq  nieder- 
ländischen Lehrern",  der  „Verein  von  Turnlehrern  in  Ilnlland",  der  „Sozial- 
demokratische Lehrerverein ^ ,  der  „Christliche  Lehrerverein*  ond  der 
pVerein  von  römisch-katholi.schen  Lehrern  im  Stift  Haarlem**. 

Alle  diese  Yereine  erklärten  sich  für  Austellaug  von  Schulärzten. 
Der  Prflsident  meinte,  dab,  wenn  man  dieses  Ziel  erreichen  wolle,  man 
am  besten  tne,  audi  an  die  Begiernng  mit  der  Fordcnmg  aa  wenden,  ale 
möge  die  Anstellong  yon  Scholfirzten  als  besondere  Bestimmung  in  das 
Unterricht=^2:p?rt7  nnfnehmen.  —  Die  Herren  SCHOOK  nnd  Keteläar 
meinten,  man  solle  zuerst  bei  den  Gemeindevorständen  in  unserem  Lande 
dafür  Propaganda  machen,  bevor  man  an  die  Regierung  gelange.  Die 
Sache  mOsse  zuerst  im  ganzen  Lande  popolär  sein,  dann  erst  könne  man 
aaf  Hüfe  von  selten  der  Begiernng  rechnen.  —  Herr  tax  Goob  fragte, 
ob  in  den  Gemeinden,  wo  schon  Schdiiate  angestellt  sind,  günstige 
Erfolge  enreicht  worden  seioi.  —  Der  Präsident  besntwortete  diese  Frage 


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blähend.  —  Nach  weitläufiger  IKdnission  entschlofs  man  aich,  ein  Fort- 
schrittskomitee ftir  die  Anstellung  Ton  Schulärzten  einznsetsen.  Damit  ist 
deutlich  bewiesen,  dafs  verschiedene  I.phrervereine  die  Berufiiuig  von  Schal- 
ärzten  als  sehr  wUascheoswert  betracbteu. 

(Mitget.  TOD  Dr.  J.  M.  G.  MooTON-Haag.) 

Ober  di«  Milaritthif  •  aaf  den  L  iitonuti^ulfii  ILraip^ft 
Ar  Sehilhygiene  in  Nflnberg  hat  Dr.  B.  Sohiobidxb  in  deo  •  JMndl. 
N.  Nachr."  einen  kurzen,  ZDBaiiimeDfinaenden  Bericht  entattet,  den  hier 

wiederzugeben  wir  uns  nicht  versagen  können. 

„Eine  der  interessantesten  Fragen"  — -sagtDr.  Sch.  —  „die  anf  dem 
Kongrefs  erörtert  wurden,  war  die  Schularztfrage.  Bei  der  Wichtigkeit 
dieses  Gegenstandes  hatte  man  mehrere  Fachleute,  die  sich  auf  dem  Gebiete 
der  SchnUiygiene  dnrdi  grolke  Saehkenntiiis  und  reiche  piahtiflche  Erfahrong 
anageaeiehnet  haben,  gebeten,  Beferate  besw.  Tortrige  Uber  daa  Schnlaiat- 
ireeen  ao  halten.  Alle  waren  tlber  die  Notwendigkeit  der  Schnhiateinrich- 
tnng  einig,  über  die  speziellere  Gestaltung  dieser  Institution,  sowie  Aber 
die  Aufgaben  und  Ziele  der  Schulärzte  gingen  jedoch  die  Ansichten  soweit 
aaseinaoder,  daOs  von  einer  einheitUchen  Losong  dieser  Frage  keine  Bede 
sein  konnte. 

Wie  dargelegt  wurde,  zeigen  nicht  nnr  die  einzelnen  Kolturstaaten 
nnterdiiander  bedentende  UntevMhiede  in  der  Entwieklnng  nnd  dem  Aoaban 
der  aehnlintlidien  Organiiatieii,  anch  imieffaalb  deaeelben  Landes  bestehen 
vielfach  fundamentale  Differenzen.    Während  man  in  den  meisten  Staates 

zuerst  an  den  Volksschulen  ärztlicbc  Rcfinfrichtiprnng  einführte,  stellte  man 
in  anderen,  z.  Ii.  in  Ungarn,  zuerst  Schulärzte  an  deo  Mittelschulen  auf. 
In  Deutschland,  wo  die  Organisation  des  Schularztwesens  schon  ziemlich 
weit  gediehen  ist,  sind  500  bis  600  Schalärzte  fast  ansschliefslich  an 
itldtisGben  YoUnschnlen  tfttig,  wahrend  die  Dorf-  nnd  Mittelschiden,  die 
mindestens  ebensoviel  Gefthren  ÜBr  die  Gesnndheit  ihrer  Sehnlkinder  faieteik 
wie  jene,  der  Schulärzte  gänzlich  entbehren.  Staatlich  angestellte  Schal- 
ärzte  finden  sich  seit  vier  Jahren  im  Grofsherzogtum  Sachsen -Meiningen 
und  in  beschränkter  Anzahl  in  Hessen,  sonst  sind  die  Schulärzte  Angestellte 
der  Städte.  Dieses  Verlulltnis  zu  ändern,  muls  die  Aufgabe  weiterer 
8chulh>'gienischer  Bestrebungen  sein.  Denn  wie  Prolessor  Dr.  LEUBUSCHE& 
in  Übereinatinminng  mit  anderen  Bednem  hervorhob,  hat  in  erster  lini» 
der  Staat,  der  den  Schnlzwang  fordert,  als  oberste  SdralbehOrde  die  Yer^ 
pfliciitung,  Schulärzte  fflr  aBe  Scbnlen,  höheie,  mittlere  und  Volkssehoien» 
städtische  und  Dorfschulen,  anzustellen.  Und  zwar  beruht  das  Interesse, 
das  der  Staat  au  der  Schular/tnrcanisation  hat,  nicht  auf  der  Feststellung 
und  Besserung  der  Gesundheitsverhfiltnisse  der  Schuljugend  allein,  sondern 
auch  auf  der  Möglichkeit,  durch  die  schulärztlichen  Untersuchungen  Kenntnis 
von  den  Bflckwirlranien  nnd  Wechselbesiehnngen  swischen  Wohnnngs-, 
Erwerbe-  nnd  EmlhmngsTerhlltniBaen  der  OesamtbeTOlkerung  uid  den 
Krankheiten  der  Schüler  zu  erlangen.  Nur  die  staatliche  Regelung  der 
Schularzteinrichtung  wird  die  Möglichkeit  durchgreifender  Verbesserungen 
auf  dem  ganzen  Gebiete  der  Schulhygiene  und  insbesondere  auch  aof  dem 
Gebiete  der  Unterrichtshygiene  gewähren. 

Grofse  Meiuuugsverschiedenheiten  treten  iiinsiciitiicli  der  Aufgaben,  die 

Der  Schularit.  IL  15. 


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528 


der  Schularzt  zu  erfüllen  habe,  zutage.  StadtsLliularzt  Dr.  Samosch  steht 
auf  Grund  der  Erfahrungen,  die  er  in  Breslau  uud  die  andere  in  anderen 
Stüdteu  Preulsens  gemacht  haben,  auf  dem  Standpunkt,  dafs  nur  die 
Sciifllerbygiene  Sache  des  Scbnlantes  ist.  Der  sdniUntliche  Dienst  hat 
sich  nur  anf  die  Üntersnehniig  der  Lemaaftnger,  Übenraelnug  schwäch- 
licher und  zu  Krankheiten  disponierter  Schulkinder  und  auf  die  Durch» 
führung  der  Statistik  zu  heschränken.  Feinere  Methoden  bei  den  Schfller- 
untfr^nchuuiien  anzuwenden,  hält  er  für  überflüssig,  ja  er  glaubt  vor  dem 
„Miläbrauch"  der  Schule  zu  Forschuugszweckeu  warnen  zu  müssen.  In 
ähnlichem  Sinne  äufserte  sich  Prof.  Dr.  Leubuscueb  in  seinem  Referate, 
doch  verlangt  er  anl^erdera,  dab  die  ScfanlArzte  beim  Ban  und  der  innerea 
Einrichtong  von  Schalhftiueni  zu  hören  sind,  nnd  da&  ihnen  Einflnfe  anf 
den  Unterricht  eiogerftnmt  werde.  Nor  beamtete  oder  speziell  vorgebildete 
Ärzte  zu  SchulJlrzton  711  marhcn,  hält  er  weder  fflr  Tiweckmäfsig  noch  nötig; 
ob  Spezialärzte  in  die  schuUlrztlichc  Urganisatioti  aufzunehmen  sind,  wolle 
er  nicht  generell  entscheiden,  während  ein  anderer  Vortragender  sich  wann 
dafür  aussprach.  Auch  die  Ansicht,  dafs  der  Schularzt  nicht  unrznr  Unter- 
suchang  der  ihm  nnterstellten  Kinder,  sondern  auch  zu  ihrer  Behand- 
lung unter  gewissen  Bedingungen  verpflichtet  sei,  wurde  —  unter  starker 
Opposition  allerdings  —  vertreten.  Von  der  Voraussetzung  ausgehend,  dafs 
die  Schule  hanptsächlieh  ein  Untcrriclitsinstitut  ist,  stellte  Prof  Dr.  LlEBEB- 
MANN  die  Forderung;  in  seinem  in  der  Plenarsitzung  gehaltenen  Vortrage 
unter  Zugrundelegung  der  in  Ungarn  bestehenden  schulärztlichen  Verhält- 
nisse, der  Schularzt  habe  neben  dem  hygienischen  Eontrolldienst  die  Er- 
teilung von  Unterricht  in  Gesundheitspflege  zur  Aufgabe.  Entsprechend 
weitgehende  Anforderungen  stdlt  er  an  die  Ansbildong  der  Schulärzte,  die 
neben  der  allgemein  ärztlichen  eine  speziell  hygienische  und  pidagogiache 
sein  mUH<ie. 

Aus  dem  Angeführten  erhellt,  wie  verschieden  die  Ansichten  in  funda- 
mentalen Fragen  der  Schulhygiene  sind,  und  wie  weit  wir  von  dem  er- 
strebten Ziele  einer  einheitlichen  Regelung  durch  den  Staat  entfernt  nnd. 
Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafo  die  Hauptaufgabe  des  Schularztes  in 
der  hygienischen  Überwachung  der  Scbnllcinder  besteht.  Die  Behandlung 
der  ihm  unterstellten  SchlUer  dllifte  wohl  luinm  in  den  Bereich  der  schal- 
ftrzt liehen  Funktion  pezopeu  werden.  Ebensowenig  dürfte  die  Unterweisung 
der  Schulkinder  in  Schulgesundheitspflege  —  vielleicht  mit  Ausnahme  der 
sexuellen  Pädagogik  —  in  die  Hände  der  Schulärzte  zu  legen  sein.  Der 
Forderung  der  hygienischen  Unterweisung  kann  mit  Hilfe  der  Lehrer  enfc- 
sprochen  werden,  die  ihrerseits  auf  diesem  Oebiete  durch  Vorlesungen  bezw. 
Unterricht  auf  Universitäten  oder  in  Senunarien  auszubilden  sind.  Die 
Frage,  ob  nur  praktische  Ärzte  oder  auch  Spezialärzte  in  die  Schularzt- 
organisation aufzuuelimen  sind,  und  ob  eine  spezielle  hygienische  Schulung 
für  die  Schulärzte  nötig  ist,  läfst  sich  nicht  einfach  beantworten.  Redu- 
zieren wir  die  Aufgaben  des  Schularztes  auf  die  Ausübung  der  Schaler- 
hygiene und  erfüllen  so  nur  einen  Teil  des  von  der  Schnlgesundheitspflege 
Geforderten,  dann  wird  auch  jeder  gut  durchgebildete  Arzt  den  Posten 
eines  Schularztes  ausftUlen  können.  Soll  er  aber  auch  als  hygienischer 
Beirat  und  Begutachter  von  Scbuleiorichtungen  sieh  bewähren,  so  wird  ihm 


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dies  ohne  besondere  Schulung  in  hygienischen  Fragen  nicht  möglich  sein. 
Schliefsluii  dürfen  wir  neben  der  prakti«;chen  Seile  der  St iuilbygiene  nicht 
die  wissenschaltliclie  vergessen,  ist  doch  die  Scliulliygieiie  als  ein  Zweig 
der  Hygiene  im  allgemeinen  ebenso  wie  diese  eine  Wissenschaft.  Je 
gröfser  ein  Schnlkörper  ist,  um  so  mannigfachere  Aufgaben  werden  an  seine 
ünte  herantreten,  and  um  so  ausgiebiger  wird  eine  Arbeitsteilung  platz* 
greifen. 

Auch  in  Mflnchen  ist  zurzeit  die  SchnlarztfraüC  aktuell;  nachdem 
bereits  im  vorigen  Jahre  Profissor  M.  Grükeu  die  Schularztfrage  zum 
Oe»renstande  eines  an  den  Magistrat  trcrioliteten  Memorandums  gemacht 
bat,  iiaben  sich  die  Gemeindevertreluug  und  die  ärztlichen  Standesvereine 
vielfach  mit  dieser  Frage  beschäftigt.  Möge  in  einer  Stadt,  in  der  an 
hygienischen  Einrichtungen  nnd  fftr  das  Wohl  ihrer  Schuljugend  so  viel 
geschehen  ist,  aneh  die  Sehnlarztfrage  eine  Lteung  finden,  dals  nicht  blob 
die  SchQler,  sondern  auch  der  Lehrkörper,  die  (iesamtbevOlkentng  und  die 
Schulhygiene  nl ,  Wissenschaft  davfM-  Xutzen  haben. 

Schnlürzte  au  einem  Mädcheiilyzemn  in  ^^sferreich.  Die  „N. 
¥V.  Presse"  teilt  mit.  dafs  an  dem  vom  Miulcheiilyzealvereine  erhaltenen 
MädcUeulyiSeum  m  Maiirisch-Ostrau  seit  Gründung  der  Anstalt  die  bchul- 
ftrztlldie  Beanfsichtiguug  der  Schttterinnen  durch  drei  Schulirzte,  welche 
neb  ftbr  diesen  Dienst  in  bereitwilligster  Weise  unentgeltlich  stur  Ver^ 
fllgnng  gestellt  haben,  durchgeftüurt  wird.  Über  die  in  den  beiden 
ersten  Jahren  gemachten  Wahrnehmungen  wurde  bereits  wiederholt  an  den 
Landcsschnlrat  Bericht  erstattet.  Die  durch  diesen  sclinliir/llielien  l>ienst 
eriiielteu  Mrfolge  waren  bereits  in  den  beiden  ersten  JaLreu  sehr  erfreu- 
liche und  befriedigende  und  haben  die  lebhafteste  Zustimmung  und  An- 
erkennung der  beteiligten  Eltern  gefonden. 

Sehnllnte  in  Wien.  Wie  man  dem  ^N,  Wim,  Taghl"  aus  ärzt- 
lichen Kreisen  mitteilt,  ist  es  nicht  ausgescUossen,  dafe  in  Wien  schoa 
vom  nächsten  Schuljahre  ab  eine  ürztliche  Untersuchung  der  Schulkinder 
eingeführt  wird,  da  der  Magistrat  einen  diesbezüglichen  Akt  bereits  dem 
Bezirksschulräte  zur  Beguta»  litnn:,'  übermittelt  hat.  Es  dürfte  aber  kaum 
zur  Anstellung  eigener  Schulari^te  wie  anderwärts  kommen,  da  Bürgermeister 
und  Stadtphysikat  den  Standpunkt  einnehmen,  dafs  es  aweckmäfeiger  wftre, 
die  Anaabi  der  AmtsArzte  und  Armenftnste  an  vermehren  und  ihre  Rayons 
zu  Terkleinem,  um  auf  diese  Weise  die  Amtsfinte  auch  zur  Untersuchung 
der  Schulkinder  heranzielien  zu  können. 

Ergebnisse  von  schulärztlicher  Tätigkeit  in  Friedrichshageu 
in  der  Zeit  vom  l,  Juli  1903  bis  31.  März  1904.  Hierüber  berichtete, 
wie  der  „Berl.  Lok.- Ans."'  mitteilt,  Dr.  med.  König,  Die  Entwicklung 
der  Schulverhältnisse  in  hygienischer  Beziehung  ist  eine  recht  erfreuliche. 
Abgesehen  von  den  Monaten  Februar  nnd  Hftrz,  in  denen  die  Masern 
wüteten,  war  der  Gesnndhdtssustand  im  allgemeinen  ein  guter.  Sehr 
segeiMffdch  wirkten  neben  den  Elternabenden,  bei  denen  der  Schularzt 
zugesen  war,  auch  die  Lei  Neuaufnahmen  der  Kinder  den  Eltern  zugestellten 
Fragebogen.  Der  Bericht,  der  allen  die  Sclmlhypiene  angelicnden  Fragen 
erschöpfend  Rechnung  trägt,  enthält  einen  ziüeruiäisigen  Nachweis  der 
Untersuchungen  der  Kinder  bei  ihrer  Aufnahme,  derjenigen  Kinder,  die 

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fortfifincnui  unter  ärztlicher  Kontrolle  gehalten  wurden,  und  Angaben  der 
KraukheitsfÄUe,  die  Dispensationen  ?ou  eirzolnen  Unterrichtsgegenständen 
erforderlich  machten.  Ende  des  Schuyahres  l^efanden  sich  von  1^11 
Schillern  346  anter  ümandier  ärztlicher  Kontrolle.  Besonders  hervor- 
gehoben wifd  die  höchst  Eweckmäftige  Einrichtung  wn  Brantebfldem  in 
d«r  GsmeindflKdinle. 


JHenst-OrdmiDg  fir  den  Sehilani  der  Stadt  Haiiiilieiai. 

§  1.  Der  städtische  Schularzt  bat  die  Aufgabe,  die  Organe  der 
städtischen  SchnlTerwaltuDg  in  der  Bennltichtigung  der  Btidtiaehen  YoIIop 
schulen,  einschiiefslich  der  mit  der  Tolksschnle  Yerbondenen  Fortbfldongs- 
SChnlCp  in  hygienischer  Beziehung  zu  uiiterstQtzen.  Seine  Tätigkeit  erstreckt 
sich  anf  die  Hygiene  der  Schnigebände,  der  Schulkinder  und  des  Schul- 
unterrichts. 

§  2.  Der  Schularzt  wird  vom  Stadtrat  aus  der  Zahl  der  zur  Aus- 
übung der  ärztlichen  Praxis  im  Deutschen  Reich  zugelassenen,  approbierten 
Ärzte  gewählt.  Seine  Anstellungs-  und  Beeoldungsverbältnisse  werden 
durch  den  mit  ihm  abzuschliefsendai  Dienstvertrag  und»  soweit  letzterer 
nichts  Abweichendes  festgesetzt  hat,  durch  die  Dienst-  und  Gehaltsordnnng 
ftr  die  Beamten  der  Stadt  Hannheim  geregelt.  Die  Ausftbnag  jeder  Privat* 
pnxis  ist  ihm  untersagt. 

§  3.  Der  Scbnliirzt  hat  die  der  Volksschule  in  Mannheim  zuge- 
wiesenen Gebäude  monatlich  mindestens  einmal,  erforderlichenfalls  anf  An- 
trag des  Rektorats  oder  des  zuständigen  Oberlehrers  einzelne  Klassen  und 
Bäume  auch  häufiger  zu  besuchen  und  hat  dabei  auf  die  richtige  Band- 
babui^  aller  für  die  Gesundheit  der  Kinder  und  Lehrer  geUx>ffen«i  Ein- 
richtungen zu  achten,  vor  allem  auf  die  Erwärmung,  LtÜtung,  Beleuchtung 
und  Reinigung  der  Bäume,  anf  Schulbänke,  Aborte,  Tnmsäle  und  Schul- 
bäder. 

Soll  der  Besuch  eines  ünternchtsraumes  während  des  Unterrichts  er- 
folgen, so  ist  der  Oberlehrer  vorher  davon  zu  benachrichtigen;  letzterer 
darf  den  Zutritt  nur  aus  besonderen  OrOnden  verweigem. 

Bei  den  regelmflJsigen  monatlicben  Besuchen  hat  der  Schularzt  mit 

dem  Oberlehrer  über  die  in  der  Schule  herrschenden  allgemeinen  Gesiind- 
heitsverliäUiiissc  Rürksprache  zu  nehmen,  nnd  hat  dessen  Beschwerden  und 
Wünsche,  ebenso  wie  diejenigen  der  Lehrer  und  des  Schuldieners  entgegen- 
zunehmen. Er  hat  auch  die  genannten  Personen  seinerseits  anf  etwa  wahr- 
genuumenc  ISlängel  sofort  aufmerksam  zu  machen. 

Dagegen  ist  er  nicht  berechtigt  —  abgesehen  von  in  NotMen  augen- 
blicklich zu  vollziehenden  Anordnungen  —  selbständig  Yorsehriiten  zu  er- 


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teflen.  Er  hat  Tiehnebr  seioe  Antiflge  und  Bcsdiweidea  an  die  Sdnd- 
kommissioii  oder,  sofern  das  'Verhalten  der  Lehrer  in  Frage  kommt,  an 

das  Rektorat  za  richten. 

§  4.  Über  seino  Wahmchmunffen  bei  den  Besnchen,  wie  Aber  die 
▼orye tragen en  Wünsche  und  Beschwerden  hat  der  Schularzt  auf  dem  fest- 
gesielltea  Formular  kurze  Notizen  aufzunehmen,  von  denen  er  der  Schul- 
kommiasiOB  eme  Absefaiift  TORidegeD  hat  Die  Urschrift  ist  von  dem 
Scholarzt  xa  aeinen  Akten  m  nehmen. 

§  5.  Der  Schularzt  hat  vor  den  alljährlich  zum  Zwecke  der  Anf- 
stellnng  des  Voranschlages  für  die  Unterhaltungsarbeiten  im  Beisein  des 
zustäaiiigen  Oberlehrers  stattfi  ml  enden  Besichtigungen  der  Schulhäuser  durch 
die  stadträtürhen  Respizienteii,  die  Beamten  des  Hochbauamts  und  die  Ober- 
lehrer seine  etwaigen  Anträge  auf  bauliche  Änderungen  und  UerstelluDgen 
n  Teriantbaren  und  nötigenfalls  den  Besichtigungen  beizuwohnen.  Er  ist 
deshalb  dnreh  das  Hochbanamt  reehtseitig  Tom  Tkge  nnd  der  Stande  der 
Besichtigung  zu  benachrichtigen. 

Das  Erscheinen  des  Schularztes  bei  der  Besichtigang  wird  gefordert, 
wenn  er  Anträge  auf  bauliche  HersteUnngen  gestellt  hat  Andernfalls  ge- 
nügt eine  Fehlanzeige. 

§  6.  Bei  der  Begutachtung  von  Schul  bauten  und  Schuleinrichtnngen  hat 
der  Schularzt  mitznwirken  ^  auch  kann  derselbe  von  der  Schulleitung  zur 
Beratong  Aber  die  hygienische  Ansgestaltnng  des  inneren  Scholbetriebes, 
znr  Prüfung  der  Lehrmittel  nsw.  angegangen  werden. 

§  7.  Eine  Hauptaufgabe  des  Schularztes  bildet  die  individoelle 
Hymenc  der  die  Volksschii1f>  bf<?nrhenden  Kinder,  «soweit  es  sich  dämm 
handelt,  die  einzelnen  Kinder-  '.of  etwaigen  schädlichen  Folgen  des  Schul- 
besuches zu  bewahren  uud  körperliche  Mängel  an  lijnen  festzustellen.  Die 
irztliche  Behandlung  der  Schulkinder,  der  Lehrer  oder  der  Schuldiener 
and  ihrer  Familien  steht  ihm  nicht  sn;  sie  bleibt  tielmehr  aosachliefslich 
den  Hansftrztent  ArmenMen  oder  dem  Spital  ttbedassen;  nnr  hei  Not- 
flUlen  bleibt  ihm  die  erste  Hilfe  überlassen. 

§  8.  Der  Schnlarzt  ist  befugt  7irti  verpflichtet,  den  k'^rperlichcn  Zu- 
stand der  die  Volksschule  besuchenden  Kinder  zu  untersuchen,  wobei  er 
nach  Beginn  des  Schuljahres  vor  allem  auf  die  nenanfgenommenen  und  auf 
die  ihm  von  der  Schulleitung  zur  Uutersuchuog  zugewiesenen  Kinder  sein 
Angenmerk  an  richten  bat.  Insbesondere  liegt  dem  Schnlant  die  TJnter- 
snchong  ob: 

a)  wenn  bei  angeblich  schwächlichen  oder  in  ihrer  Entwicklung  zurück- 
gebliebenen Kinilrrn  die  Ortsschulbehörde  über  einen  Antrag  auf  Nach- 
sichtserteiiung  hinsichtlich  des  Anfangstermins  der  Schulpflicht  zu 
entscheiden  hat  (El.  U.-G.  §  2  Abs.  2,  L.-V.-O.  vom  26.  Juni  1892 
§  1,  V.  O.  vom  27.  Februar  1894  §  13); 

b)  wenn  die  OrtssehnlbehOrde  darflber  sn  entscheiden  bat»  ob  ein  Kind 
wegen  körperlicher  oder  geistiger  Gtebrechen  ideht  mit  Erfolg  am 
Unterrichte  teilnehmen  kann  (El.  U.-O.  §  3  Abs.  1,  L.-V.-O.  TOm 
26.  Juni  1892  §  1,  V.  O.  vom  27.  Februar  1894  §  14); 

c)  wenn  am  Schlüsse  des  Schuljahres  darüber  Entsclieidung  zu  treffen 
ist,  welche  Kinder  einer  Hilfsklasse  zugewiesen  werden  sollen; 


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d)  wenn  7asc\M  darüber  bestehen,  ob  ScholTenäuniiiBse  wegen  Krank-  - 

hpit  gerecht fcrti.^t  sind; 

e)  wenn  es  sich  um  den  WiedereiDtritt  eines  Kindes  in  die  Schule 
bandelt,  das  an  einer  ansteckenden  Krankheit  gelitten  hat  oder  in 
dessen  Hausstand  eine  solche  Erkrankang  ▼oigekommen  ist  (Bekannt- 
machnng  des  Oberscbnirats  Tom  14.  Bei.  1894  Ziff.  3),  oder  wenn 
bezüglich  eines  die  Schule  besuchenden  Kindes  Yerdaclit  einer  an* 
Steckf'iiripn  Kranklieit  vorhanden  ist. 

Unter  den  P>e<;riff  einer  ansteckenden  Krankheit  fällt  auch  das 
Behaftetsein  mit  Ungeziefer; 

f)  wenn  es  sich  um  die  Begutachtung  wegen  stattgefuudenen  Züchti- 
gungen von  Schfllem  handelt. 

§  9.  Die  Untersnchnngen  der  Schulkinder  haben  in  dem  an  diesem 
Zwecke  dem  Schularzt  zur  Verfügung  gestellten  Lokal  des  Schalbaases 
stattzufinden.  Falls  es  not\ven<Hc  i-^t,  sind  sie  auch  in  der  Wolmnn^r  des 
Kindes  zulässig.  Bei  den  im  bchuiiiause  voivnnehmendeu  (Intersuchungen 
hat,  wenn  es  sich  um  Mädchen  handelt,  eine  Lelirerin  nach  Anordnung 
des  Oberlehrers  zugegen  zu  sein.  Bei  Untersuchung  von  Knaben  kajin 
der  Oberiehrer  beigezogen  werden. 

§  10.  Ein  besonderes  Augenmerk  hat  der  Schalarzt  anf  die  SchOler 
and  Schülerinnen  der  Sonderklassen,  insbesondere  der  Hilfsklassen,  and 
auf  die  ihm  durch  die  Schulleitnn.r  nnd  die  Klassenlehrer  als  besonderer 
Aufmerksamkeit  bedürftig  bezeichneten  Kinder  zu  richten. 

§  11.  Der  Schularzt  hat  au  jedem  Wochentage  zu  einer  bestimmten, 
anlserhalb  der  regelmäfsigen  Unterrichtszeit  gelegenen  Zeit,  in  einem  iu 
der  inneren  Stadt  gelegenen  Scbolhanse  Sprechstanden  abaohalten.  AoTser- 
dem  hat  er  bei  den  regelmii^  einmal  monatlich  stattfindenden  Besachen 
der  einzelnen  Scholhftoser  in  diesen  wäiirend  der  Unterrichtszeit  Sprech- 
stunden abzuhalten. 

In  diesen  Sprechstunden  sind  dem  Schularzt  die  besonderer  Beoi)ach- 
tung  bedürftigen  Kinder  jeweils  vorzustellen. 

§  12.    Dem  Schularzt  ist  es  untersagt,  für  die  von  ihm  vorgenom- 
menen üntersuchangen  ein  Honorar  ao  fordern  oder  entgegenzunehmen. 

§  1.3.  Nach  Schluls  eines  jeden  Scho^jahres  hat  der  Schularzt  der 
Schulkommission  einen  ausitthriichen  schrifüicfaen  Bericht  Uber  seine  Tfttig- 
keit  und  seine  Erfnhrnngcn  zu  erstatten. 

§  14.  Auf  Verlangen  des  Stadtrates  oder  der  Schulkommission  bat 
der  Schularzt  gutachtliche  Äulserungen  zu  erstatten,  sowie  in  den  Konferen- 
zen der  Lehrer  belehrende  Vortrage  aus  dem  Gebiete  der  Sdmlhygiene  zu 
halten. 

§  15.  Die  eingehenden  amtlichen  Schriftstackef  sowie  die  ausgehen- 
den  Schriftstücke  im  Konzept  sind  vom  Schularzt  in  geordneten  Akten  auf- 
znbewahren.  Aufserdem  hat  er  über  die  amtlichen  Vorkommnisse  und  Uber 
die  vorgenommenen  Untersuchungen  ein  Tagebuch  zu  führen. 


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Dienfltopiliiiiif  tllr  die  Sehnlinte  der  6«meiide  Wümeradorf. 

1.  Der  Schularzt  ist  der  sachverständige  Berater  der  Lehrerschalt  io 
allen  die  Gesandheit  der  Schulkinder  betreffenden  Fragen. 

2.  Der  Schularzt  hat  festzustellett,  velche  Kinder  dauernd  tetlich  zn 

überwachen,  oder  vom  Unterricht  in  einzelnen  Fächern  ausznschliefsen  aind, 
oder  bei  Gesichts-  oder  Gehörfehlem  einen  besonderen  Sitzplatz  zn  er- 
halten haben. 

Er  kann  die  Zarückstellung  .^chwaciilu  her  Kinder  vom  ünterriclit  hn 
der  Schnldeputation  beantragen  und  hat  für  jedes  Kind  ein  die  Ergebnisse 
seiner  Untersocbnng  enthaltendes  Gutachten,  nnd  zwar  filr  jedea  Kind  auf 
einem  besonderen,  vom  Klassenlehrer  aufzubewahrenden  Blatte  (Gesundheits- 
schein)  auszufertigen. 

ly  Der  Scbiilar/t  hat  die  Kinder  bei  ihrem  Eintritt  in  die  Scliule, 
spätestens  acht  Wochen  nach  demselben  und  dann  gelegentlich  des  in  jedem 
Schttlhalbjahre  einmal  vorznnehraenden  Klassenbesuclis  zu  untersuchen. 

Von  den  dut'ur  in  Aussicht  genommenen  Stunden  ist  dem  Schulleiter 
drei  Tage  vorher  Kenntnis  zu  geben. 

Bei  seinem  Besnchc  besichtigt  der  Schularzt  gewöhnlich  die  Kinder 
von  zwei  bis  vier  Klassen  wfibrend  des  Unterrichts.  Erscheinen  einzelne 
Kinder  einer  genaticren  Untersuchung  bedürftig,  so  ist  diese  später  gesondert 
im  Amtszimmer  des  Schulleiters  oder,  namentlich  bei  Mädchen,  im  Sprech- 
zimmer des  Schularztes  vor/ti nehmen,  und  zwar  bei  den  Knaben  in  Gegen- 
wart des  Klassenlehrers  oder  Schulleiters,  bei  den  Mudciaen  in  Gegenwart 
einer  Lehrerin  oder  der  Mutter. 

4.  Die  Eltern,  Vonnflnder,  Erzieher  werden  von  der  Zeit  ehier  ge« 
nnneren  Untersuchung  der  Kinder  benachriditigt;  es  ist  ihnen  gestattet, 
derselben  beizuwohnen.  Die  genauere  Untersuchung  eines  Kindes  unter- 
bleibt auf  Antrag,  dem  eine  Äufsening  des  Hansarztes  Ober  den  Gesund- 
hcitszustand  des  Kindes  beizufügen  ist. 

5.  Die  Eltern,  Vormünder,  Erzieher  werden  von  etwaigen  Gebrechen 
und  Krankheiten  der  untersuchten  Kinder  nach  Ha&gabe  des  vom  Schul- 
ärzte abgegebenen  Gutachtens  dnrch  den  Schulleiter  in  Kenntnis  gesetzt 

Die  ärztliche  Behandlung  bleibt  Sache  des  Hausarztes. 

6.  Der  Schularzt  besichtigt  in  jedem  Sdiulhalbjahr  einmal  an  einem 
dem  Schulleiter  bekannt  m  gebenden  Tage  die  Schulräume  und  deren  Aus- 
stattung, die  Einrichtungen  zur  Beleuchtung,  Lüftung,  Heizung  usw. 

Der  Schulleiter  wohnt  dieser  Besichtigung  bei. 

7*  Bei  allgemein  auftretenden  Krankheiten  hat  der  Schularzt  aulser- 
ordenüicfae  Besichtigungen  einzelner  Klassen  oder  der  ganzen  Schule  vor- 
tnnehmen. 

Eine  dem  Schulleiter  erforderlich  erscheinende  Untersuchung  einzelner 
Kinder  hat  der  Schularzt  auf  Ansuchen  des  Schidleitors  vorzunehmen. 

8.  Der  Schularzt  hat  aal  Ersuchen  der  Eltern,  Vormünder.  Erzieher 
bei  Schulvei  Säumnissen  lo-aiik  gemeldeter  Kinder  die  erforderliche  Be- 
scheiiügung  unentgeltlich  zu  erteilen. 

9.  Bei  Antrag  auf  Fttrsorgeerziehung  eines  Kindes,  oder  auf  Unter- 
hringong  eines  epileptischen,  geistesschwachen  oder  geisteskranken  Kuides 


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in  «ine  Anstalt  bat  der  Sebnlani  ttlmr  geistigen  und  kOiperlichcu 
Zustand  des  Kindes  ein  Zeugnis  nnentgeltUch  ansnuleilen. 

10.  Bei  UnglttcksfUlen  in  der  Schale  hat  der  Scbiüant  an  Ort  nnd 
Stelle  Hilfe  zn  leisten.  Ist  Gefahr  ?orhanden,  so  kann  der  nftehste  Arst 
geholt  werden. 

11.  Der  Schularzt  hat  seine  Beobacbtimgea  und  Wünsche  der  Schul- 
deputation  zu  unterbreiten. 

Der  Schularzt  darf  die  in  amtlicher  Eigenschaft  gemachten  Beobach- 
tungen nor  naefa  voiberiger  eingeholter  Oeaebmignng  der  SchnldeputaftioB 

Teröffentlichen. 

12.  Ein  Recht  za  Anweisnngen  an  die  Leiter  der  Schale,  an  die 
Lehrer  und  Schaldiener  steht  dem  Schnlarzt  nicht  zu 

Es  wird  vom  Schularzt  erwartet,  dals  er  stets  in  gutem  Einvemehmea 
mit  den  Lehrern  bandle. 

Genehmigt  durch  Beschlnfs  der  Schnldepatation  vom  2.  Kovembor  1903. 

Wilmersdorf,  den  4.  November  1908. 

Die  Schnldepatation. 


Schnlanfsichtlich  genehmigt. 
Potsdam,  den  3.  November  1903. 

KOnigUdie  Regierung,  Abteilung  fttar  Kirchen-  und  Schulwesen. 


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XVn.  Jahrgang.  1904.  No.  8. 


9rl0  inalab  ^anMungen. 

Alkoliol  und  SehiiU. 

y ertrag,  gehalten  auf  dem  I.  intematienalen  Koagrefi  fdr 
Selmlhygiene  vom  4.  bis  9.  April  1904  m  Nflrnberg 

Dr.  Haz  BuTSiBDf-Nflniberg. 

Wum  immer  ans  dem  Schefse  der  Zeiten  neue  Ideen  anf- 
tanehen  nur  VerbeMemng  der  mensobUohen  Oeeelliehaft  nnd  ihrer 
filinriebtangen,  so  blopfen  sie  regelmäCsig  an  die  Pforten  der  Sobnle, 
stfirmisob  Einlals  begehrend.  Denn  wer  die  Sohole  hat,  hat  die 
Znkonft;  und  die  Zukunft  möchten  sie  alle  haben,  diese  begeiatarten 
Befoimatoren  des  Menaehengssehleefates.  Die  Unternohtimwaltang 
▼erhilt  sieh  derartigen  Ideen  gegenllber  gewöhnlich  ablehnend;  sie 
erwidert  mit  Beehi,  dab  es  nieht  Au^be  der  Sohnle  sein  kann,  in 
das  Kampfgetümmel  der  Tagesmeinungen  nnd  Streitfragen  hinab- 
zQsteigen,  und  dafs  bei  der  Fülle  des  Cnterriohtsstoffes  kaum  Neues 
noch  hinzugefügt  werden  kann,  ohne  alten  bewährten  Lehrstoff  ab- 
zuätofsen.  Wenn  wir  duu  iür  die  Alkohol  fraise  eiue  Ausualime 
forderu,  so  bedarf  dab  besonderer  Begründung,  und  dieae  Begründung 
ist  glücklicherweise  ebenso  einfach  als  uberzeugend.  Sie  liegt  darin, 
dafs  die  ureigensten  Zwecke  der  Schule:  „Forderung  und  Entwicklung 
aller  körperlichen,  geistigen  und  moralischen  Kräfte",  durch  den 
regelmäljBigen  Genufs  alkoholischer  Getiänke  seitens  der  Schüler 
direkt  gehindert  werden.  Während  für  deu  Erwtichsenon  die  An- 
sichten in  der  Alkoholfrage  leider  Tioob  ßueeinander  gehen,  und  auf 
dem  letzten  Bremer  Kongreis  sich  Abstinenz  und  Mäfsigkeit  zur 
Freude  aller  Trinker  .^charf  bekämpiteu,  stimmen  zum  (ilüok  für 

Schnlgcaaiidheitspflege.  XVU,  27 


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nnaeren  Gegenstand  alle  Auturen,  die  sich  mit  dem  Studium  dieser 
Frage  beschäftigt  habon,  darin  Tollfltändig  ülinr^^m,  dafs  für  die 
Jabre  des  Wachstums  und  der  Entwicklung  der  Genufs 
alkoholischer  Getränke  absolut  sohädlioh  ißt.  Auiser 
Disknssion  bleibt  daboi  dio  Frag-e,  wann  und  ob  der  ^Arzt"  den 
Alkohol  als  Medikament  in  Krankhoitsf allen  verordnen  soll. 

Gestatten  Sie  mir  vorerst  einige  statistische  Angaben  darüber, 
wie  weit  der  Alkoholgenuls  unter  den  Eondern  verbreitet  ist,  damit 
moht  die  Ansicht  anfkommty  dais  wir  gegen  Mifsstaude  ankämpfen, 
die  gmr  nicht  exiatieren,  dafs  wir,  wie  leider  oft  behauptet  wird, 
gegen  Windmühlen  kämpfen.  Der  abetinente  Lehrenrerein  in 
Holland^  bat  in  einer  Umfrage  Tom  Jahre  1901  festgestellt,  dab 
▼on  4380  Kindern  nur  ^jn^/o  noch  nie  alkoholische  Getränke  ge- 
nossen hat.  £iner  Enqa6te  ans  dem  Jahre  1902,  welche  der  Verein 
sohweizeriscber  abstinenter  Lehrer  veranstaltete,  entnehme  ieh,  dals 
▼on  426  Kindern  nur  acht  keine  alkoholischen  Getränke  genossen 
hatten.  Der  Arzt  Dr.  B.  Fböhlich  berichtet  im  Jahre  1902  ttber 
eine  Umfrage  ans  NiederOetemieh»  die  rieh  anf  388 165  Kinder  aoa 
Wien  und  dar  IiandbeTölkemng  entreekt;  davon  tnuaken  legel« 
mKbtg  Bier  in  Wien  8SVo,  anf  dem  Lande  12  Ve;  Wein  wnide  in 
Wien  von  11  Vo»  anf  dem  Lande  von  20  V«  der  Kinder  getninken; 
Sehnape  erhielten  in  Wien  wie  anf  dem  Lande  47«;  noeh  nie 
geütige  Gteiiftoke  genosran  hatten  nnr  8Vo.  Wenn  wir  nne  nnn  sn 
nnaerem  engeren  7aterlande  wenden,  eo  aehen  wir  s.  B.  in  Httncken 
nnd  NUmbeig,  dals  ein  Teil  der  Kleinen  aefaon  im  eieten  Lehenqahre 
mit  dem  Biertrinken  beginnt.  ISn  Knabe,  der  nnr  Bier  tiank,  war 
denn  aneh  der  Held  einer  Mflnehener  Doktordiaeertation  vom  Jalir» 
1898:  »Ohronieoher  AikoholiirnnB  bd  einem  elfjährigen  Knaben  mit 
tödliehem  Ausgang",  von  Antok  Mxibb.  Li  Bonn  bat  ein  Geiat- 
liehtr  in  demeelben  Jahre  in  einer  katholiaohen  Yolkaachnle  hA- 
gestellt,  dab  unter  247  Kindwn  unter  neun  Jahren  nur  emea  tqt- 
handen  war,  das  noeh  keine  geistigen  Qetiibike  genoaaen  hatte.  l>eT 
deutsche  Verein  abstinenter  Lehrer  hat  1899/1900  eine  Umfrage 
unternommen,  die  sich  auf  7338  Kinder  erstreckte;  drei  Viertel 
davon  standen  im  Alter  von  sechs  bis  elf  Jahren;  von  diesen 
Kinderu  hatten  nur  2,2GVo  noch  nie  alkoholische  Getrünke  genossen. 
Ein  Lehrer  in  Kuln  hat  im  Jahre  1902  im  dortigen  Stadtanzeiger 
folgende  Zeilen  veröffentlicht:  „Durch  auffällige  Schlftfrigkeit  und 


^  WiLusLH  Book,  Schule  und  AlkohoUrage. 


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537 


geistige  TrSgkeii  meiner  SohulnenliDge  renoilaiat,  stellte  ieh  kllnlieh 
Hontigs  Neehföisohimgeii  unter  den  fleduglbrigen  Knaben  an;  Ton 
«Uesen  54  SdilÜttn  des  eisten  Sohnljalnes  wann  19  am  Senntag 
Torher  im  Gkutiiaiise  gewesen,  20  hatten  Wein,  24  Bier,  19  Schnaps, 
17  Wein  and  Bier,  14  Wein,  Bier  und  Schnaps  getrunken;  zehn 
gaben  an,  betrunken  gewesen  zu  sein,  acht  hatten  Erbrechen  infolge 
des  Alkoholgenusses  gehabt."  -  Auch  der  Arzt,  weh^.her  die  Kiuder 
seiner  Klientel  genau  beobachtet,  hat  reichlich  Gelegenheit,  zu  sehen, 
dais  diese  Kleinen,  die  zur  „Stärkung"  Wein  und  Bier  erhalten, 
meist  an  Appetitlosigkeit  leiden,  reizbar,  ungebärdig  sind,  schlecht 
schlafen,  von  Bettnässen  oft  geplagt  werden  und  freundlichem  Zu- 
spruch schwer  zugänglich  sind.  Diese  Tatsachen  dürften  genügen, 
um  zu  zeigen,  eme  wie  wichtige  Aufgabe  hier  zu  erfüllen  ist. 

Wie  wirkt  nun  der  Alkoholgenufs  auf  den  kindlichen  Organismus? 
Wir  wissen,  dafs  der  wirksame  Restandteil  der  geistigen  Getrfinke  der 
Äthylalkohol  iat,  der  in  den  verschiedenpn  Spirituosen  m  verschiedenem 
Prozentsatz  enthalten  ist.  Öo  enthält  der  Branntwein  45 — 50%,  der 
Kognak  50—55%,  die  leichteren  Weine  8 — 10%,  die  schweren 
17—28  %,  das  Bier  3—5%  Alkohol.  —  Von  der  aknten  Alkohol- 
intozikation,  der  Trunkenheit,  wollen  wir  nicht  sprechen,  obgleioh 
sie  dem  Arzt  leider  auch  im  Kindesalter  nicht  selten  begegnet,  sieh 
in  spilepsieartigen  Krämpfen  und  Bewufstlcsigkeit  änisert»  und  ;in 
einseinen  Fällen  mit  dem  Tode  endet.  Uns  sollen  nnr  ganz  kurs 
die  Bcaoheinangen  beschäftigen,  welche  kleine,  aber  rsgelmftCBige 
Bosen  yon  Bier  und  Wein  im  kindlidien  Ozganismns  htmanAm, 

Dm  AUbohoI  gelangt  als  Bier,  Wein,  Solaiaps»  Islitsier  andi 
sehamhaft  als  Likör  bsseiehnet,  in  dsn  Magen  und  Darmkanal  imd 
nift  dort  eine  Beisang  der  saftabscmdemdea  Drosen  hervor,  die 
isgetmibig  Ton  einsr  Enchlsfibag  rssp.  Lfthsrang  gefolgt  wird.  Es 
entwiekatt  sidi  dslisr  bei  forigesetstem  Gebranehe  Appetitlesigkeit 
nnd  dann  Katarrh  disser  Organe.  Ans  dem  Yetdaaungssohlanohe 
geht  der  Alkohol  teils  dnroh  Osmose,  tsila  wohl  aooh  dnroh  aktiTe 
Tätigkeit  der  wsiften  Blnt-  und  Lymphkörperdhen  in  den  Ersislanf 
dfls  Blntss  nnd  der  Lymphe  über  nnd  wird  dnxeh  diessn  den  nelen 
HiUionAn  Zellen  mge^hrt,  ans  wdiehen  sieh  nnser  Körper  anfbani 
Nur  ein  ganz  kleiner  Teil  des  Alkohols  wird  unTSiftndert  dmeh  die 
Lungen  mit  der  Atmungsluft,  durch  die  Nieren  im  Urin  ansge- 
schieden;  die  Hauptmenge  wird  zum  Teil  schon  im  Blute,  zum 
Teil  im  übrigen  Körper  verbrannt,  d.  h.  tritt  m  innige  Wechsel- 
beziehung mit  dem  Protoplasma  unserer  Körperzellen,  ihre  physio- 

27» 


588 


logische  Tätigkeit  ungünstig  beeinflussend.  Da  die  Sftfte  der  Ver- 
dauung durch  die  Ffortader  in  erster  Linie  der  Leber  zugefuKi-t 
werden  und  dort  bei  der  langsamen  Strömung  in  innigen  Kontakt 
mit  den  Leberzellen  treten,  so  entwickelt  der  Alkohol  seine  Wirkung 
nicht  selten  bis  znm  pathologisch- anatomischen  Prozefs  —  Leber- 
Schwellung  und  Lebenohmmpfang.  Ebenao  werden  die  Nieren  als 
flanptanncheidungsorgane  nicht  selten  chronisch  affiziert.  Die  schnellste 
fmd  MigeiiiUligste  Wirkung  ttbt  aber  der  Alkohol  auf  das  Zentral- 
nerrenflFfBtom  imd  das  Gehirn  am,  also  auf  die  Organe,  welche  fOr 
das  Leznen  und  die  Erziehung  gans  tweonders  in  Betmcht  kommen. 

Der  schädliche  EinflnTs  kleiner  aber  regelmä£siger  Alkoholdosen 
anf  die  G^ehixntitigkeit  ist  so  oft  auch  in  den  TageeblAttem  be- 
eehiieben  weiden,  dab  wir  bei  der  Kflfae  der  angemessenen  Zeit 
nnr  einige  Antoren  nennen  wollen,  welche  aieh  mit  dieeen  Experi- 
flUDten  bexdiaftigt  baben;  es  eind  diee:  Fobbl»  KbIptciiPT,  Büii«b, 
SmxH,  F6HBBB«  ABOHAVFmBüBG,  KÜBZ  Q*  a.  Alle  kmmnen  an 
dem  Besaltat»  dafs  die  geistige  Leistungsfähigkeit  regel* 
mftfsig  naeh  dem  Qennls  alkoholhaltiger  Getrftnke  ab- 
nimmt. Nflher  anftthren  wül  ioh  nur  noeh  den  Versneh  eines 
SehnlmsimeB»  des  Eonrektois  Jobs  Tom  eTangelisehen  Seminar  in 
Ben:  Die  Trinker  in  seinem  Experiment  reehneten  «ne  Stande 
naflh  Alkoholgeanls  um  4,9%  sehledhter  ab  die  Nflohtenen;  swet 
Stunden  nabhher  um  10,9  Vot  drei  Standen  naehher  um  12,5Ve< 
Naeh  Angabe  anderer  Seholminner  äoAert  sieh  die  Inderong  im 
Ghankter  in  folgendem:  Unfolgaamkeit»  Keekheit,  Waghalsigkeit, 
viel  Lsehen,  Übermnt»  Geneigtheit  an  mutwilligen  Streichen.  Bei 
den  seehs-  bis  neunjährigen  Kindenn  trat  bis  Mittag  Hattigkeity 
Schlflfingkeit  nnd  Appetitlosigkeit  ein. 

Leitinkn,  Pawlowski,  Anselms  haben  dnrch  Experimente  an 
Tieren  festgestellt,  daCsi  die  Infektionskrankheiten  bei  den  Tieren, 
welche  Alkohol  erhielten,  schwerer  verlaufen  als  bei  Kontrolltieren 
ohne  Alkohol,  und  auch  die  Klinik  lehrt,  dais  .Kmder  üuwuhl  wie 
Erwuchseuü  um  so  leichter  dio  akuten  Erkrankungen  überwinden,  je 
weniger  der  Organismus  früher  AtküLoI  erhalten  hat. 

Ärzte  wie  Lehrer  stimmen  also  darin  überein,  dafs  die 
Schüler  durch  alkoholische  Getränke  in  ihrer  körper- 
lichen Entwicklung  und  Widerstandsfähigkeit  geschädigt 
werden  und  Einbuise  erleiden  an  luLelligenz,  Willens- 
kraft, Gemüt  und  Charakter.  Solche  Schüler  müssen  daher 
zweifellos  die  Tätigkeit  der  Lehrer  in  grölserem  oder  geringerem 


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&39 


Malse  erschweren.  Nun  aber  erzieht  die  Schule  doch  fürs  Leben. 
Das  Leben  aber  lehrt  uns  in  sehr  eindringlicher  Weifle,  wie  viel 
Unheil  der  Alkohol  anrichtet.  £r  erzeugt  naohgewiraenemiaCMii 
Entartang,  Armut,  Krankheit,  Laster,  Yerbieeheu,  Wahnsum  und 
Tod,  und  sebädigt  auch  dicrjenigen,  die  meh  seinem  Zwange  nicht 
beugen,  denn  jährlich  kommen  Tausende  um  durch  die  Trunkenheit 
anderer.  Hat  aber  der  Schaler  während  seiner  Schulzeit  Alkohol 
nieht  genossen,  so  wird  or  dnn  Lockur^gen  der  Trinkaüten  auf  der 
UniTersität  wie  im  Beruf  leichter  Wideretand  leisten,  und  seine 
Kenntnisse  von  den  schädlichen  Wirkungen  dee  Alkohols  werden 
ihn  wemgatene  davor  bewahren,  sieh  d«n  Gennase  docoolben  in  an- 
uATeiger  Weise  hinangeben.  Ans  obigen  ErOrterongen  ergibt  sidi 
mit  swbgender  Notwendigkeit,  daÜs  die  Sohnle  nieht  nnr  ein  gans 
besondeies  Interesse  daran  hat,  die  Sehfller  vot  Alkoholgennls  an 
bewahren,  sondern  dais  es  aaeh  gemdean  ihre  heilige  Pllioht  ist  als 
Bnieherin  des  Hensebsngesohleohts. 

Mit  meinem  verehrten  Herrn  Korreferenten,  Dr.  Hadbbiok, 
habe  ich  mieh  anf  folgende  Thesen  geeinigt,  die  ieh  Ihnen  snr  An- 
nahme empfehle. 

„Naeh  Ansieht  der  Ärste  wie  der  Sohnhnänner,  die  sieh  mit  der 
Alkoholfrage  besehftftigt  haben,  sehidigt  der  Gknnb  geistiger  Ge- 
trftnke  Körper,  Geist,  Gemttt  nnd  Charakter  der  Sehfller.  Es  liegt 
daher  im  eigensten  Interesse  und  Pfliohtenkieise  der  Schule^  ihre 
Zöglinge  davor  zu  bewahren. 

Das  hat  zu  geschehen  : 

1.  Durch  disziplinäres  Verbot  des  (ienubses  aller  alkoholischeu 
Getränke  für  die  Schüler  der  Volks-  und  Mittelschulen. 

2.  Aufklärung  über  die  schädlichen  Wirkungen  des  Alkohols 
durch  den  Unterricht,  teils  eingestreut  in  den  verschiedenen 
Lehrfttohem,  teils  in  hygienischen  Vortr^eu  der  Sohal&rzte, 
teils  auf  den  Elternübeuden. 

3.  In  den  Schulzimmern  Ist  die  Tafel  Weichseluaum-Hennino  : 
n Schädigung  lebenswichtiger  Organe  durch  Alkoholgenuls'^ 
anzubringen 

4.  Durchsicht  der  Unterrichtsmittel  mit  Ettoksioht  auf  obigen 

Zweck. 

6.  Darob  das  persönliche  Beispiel  der  Lehrer,  soweit  dies  ohne 

Zwang  mll|^ch  ist. 
6.  Alkoholgegnerische  SehfUerverbindnngen  sind  von  den  Sehnl' 


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540 


7.  Den  Eltern   der    neueintretendeD   Schüler    ist  folgendes 

„Merkblatt"  einzuhändigen : 

Eltern,  die  ihr  Euere  Kmder  liebt,  gebt  ihnen  keine  alkoholischen 
Getränke.  Alle  Gelehrten,  welche  sich  mit  der  Alkoholfrage  be- 
schäftigt haben,  stimmen  darin  überem,  daib  Bier,  Wem,  Schnaps 
und  Likör  der  beranwacbseuden  Jugend  schädlich  sind. 

Diese  Getränke  ßohwächen  den  Appetit,  schädigen  die  Verdau- 
nngsorgane,  setzen  die  natürliche  Widerstandskraft  der  Kinder  gegen 
InfektionskraDkheiten  herab  und  rufen  nicht  selten  selbst  schwere 
Erkrankungen,  wie  Leber  und  Nierenentzündung,  hervor. 

Diese  Getränke  vermindern  die  Aufmerksamkeit,  verschlechtem 
dss  Gedächtnis  luid  erschweren  so  dem  Kinde  das  Lernen. 

Die  Getränke  zagen  das  Kind  auf,  machen  es  zornmütig,  wider- 
spenstig, nnfolgMun  und  enehwsran  £neh  nnd  derSohnle  seine  Ei^ 
nehuDg. 

Auch  in  Krankheitsfollen  darf  der  Alkohol  ebenso  wie  jedes 
nndere  Medikament  nnr  nnf  Anordnung  des  Ante»  ▼ssnbfolgt  wttden.'' 


Eine  Sstheuometriseha  Untersnchnnf . 

Von 

Dr.  H.  Adsebsen, 
Solmlant  in  Kopenhagen.' 

Die  veiaehiedmn  Messmigamethoden  der  Ermttdnng  der  Sohfller 
beim  Untenieht  eigehen  in  Tielen  Bemehnngen  fibeninitimmende 
Betnltate.  Und  doeh  können  die  letsteren  nioht  als  raTerlflssig  be- 
traobiet  weiden,  bevor  man  nioht  darflber  klar  gewotdan  ist,  weloben 
normalen  Sohwanknngen  sowohl  die  psyohiaohe  wie  die  klliper- 
liebe  Lsistongsfahigkeit  der  Kinder  innerhalb  grölSBeren  nnd  gerin* 
geren  Zeitiflnmen  nnterwoifen  ist. 

Betrsffii  dieser  SDbwaaknngen  wibrand  des  Kalandojabiea  llelmi 
SOHUTTENS  TJnteisnebungen  einen  wesentlieben  Beitrag,  aber  ftber 
die  Tagesschwankungen  liegt  so  gut  wie  gar  nichts  vor.  Schulze 


'  Mitgeteilt  durch  Prot.  Axel  Hkrtxl  am  I.  internationalen  £ongx«Xa  für 
Schalhygieoe  in  Nürnberg,  April  liK>4. 


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541 


h&t  gewiis  richtig  erkannt,  dafs  psychologische  Prozesse  normalerweise 
in  Schwankangen  vor  sich  gehen,  und  £u&0£ßST£iN  notiert  die 
Tragweite  des  Nachweises  dieser  Erscheinung,  aber  nnr  Teljatnik 
hat  an  Sohnllondfirn  üntersnohongen  Yorgenommen,  welohe  für  die 
Rtohtigkiit  einer  soldieo  Auffassang  sprechen. 

Als  ein  Beitrag  zur  Ansfüllnng  dieser  Lflcke  soll  hier  eine 
Miiteilnng,  betreffs  Verftnderungen  der  Hautseasibilitftt 
im  Laufe  des  Tages  gegeben  werden. 

Die  Untenuohmigea  sind  im  Jaanar  und  Febroar  d.  J.  an  mir 
selbst  vorgenommen  worden,  und  es  könnte  daher  den  Anschein 
haben,  ais  beeitsen  sie  fftr  die  Frage  der  Ejnnfldnng  der  Selialkinder 
weniger  Interesse,  aber  eine  demrfcige  Aoffossnng  wirs  sioher  übeieilt. 

Die  Unteisaebnngen  wnrden  mit  einem  SisYBKDrosoken  isÜissio* 
meter  mit  abgemndeten  SpitMn  ansgelBlirt;  die  Hessoi^geii  sind 
am  Kittelfinger  der  linken  Hand  gemaaht^  und  der  geringste  Abstand 
dar  beiden  Zirkelspitsen  in  Millimeter,  bei  welchem  die  Sintsen  als 
swsi  getrennte  Punkte  gefhUt  werden»  gilt  als  Aasdmek  fbr  den 
Ghad  der  Empfindtielikeit.  loh  habe  im  ganten  wlhiüid  der  swei 
Beobaebtnngsmottate^  je  swisohen  morgens  8  Uhr  nnd  abends 
10  Uhr,  718  Hsssnngen  vorgenommen,  wobei  auf  jede  einaelne 
Stünde  dieses  Tsgesabsohnittes  85-— 65  Messungen  kamen. 

Die  Untersnehnngen  der.  iwsi  Monate  zeigeu  groJbe  Überein- 
Stimmung  untereinander.  Die  Beobaehtangsrsiultato  sind  in  der  bei- 
liegenden Kurve  dargestellt,  weldhe  die  QrOfbe  der  Empfindungs- 
kieise an  den  einaelnea  Tsgesstunden  veiansohaulieht.  Zum  Vor- 
gleioh  ist  die  Kur?e  der  KArpertempeiatnr  naoh  Jübosnben  bei- 
gefügt. 

Aus  der  Kurve  ist  ersichtlich,  dafe  die  Empfindungskreise 

morgens  am  gröfsten  (also  die  Hauteensibilitilt  am  geringsten)  sind, 
dafs  810  sodann  bis  11  l  lir  vormittu^s  abueiioien,  und  sich  im  wei- 
ter eu,  wenn  auch  uuregelmäisig,  auf  einem  Minimum  halten,  das 
von  3 — 7  Uhr  nachmittags  am  geringsten  ist,  um  dann  wiederum 
gegen  Abend  an  Grölte  zuzunehmen,  ohne  jedoch  die  Höhe  der 
früheren  Morgenstunden  ganz  zu  erreichen. 

Wie  man  sieht,  zeigt  diese  Kurve,  %velche  em  Ausdruck  fttr 
die  Vorfinderungen  der  Hautsensibilität  im  Verhiufe  des  Arbeitstages 
emes  praktizierenden  Ar/.tes  ist,  Schwankungen,  deren  einzelne  AI) 
schnitte  im  grofgeo  und  ganzen  entgegengesetT'.t  deu  Schwankungen 
der  normalen  Körpertemperatur  des  erwachsenen  Menschen  i  Ji'Rcensen) 
verlaufeui  so  dais  niedrige  Körpertemperatur  gröÜMren  Kmphndungs- 


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642 


kreisen  (oder  vermiDderter  Hautsensibilität)  und  hohe  Körpertemperatur 
kleinen  Empfindungskreisen  (oder  erhöhter  Hautsensibilität)  entspricht. 

Es  ist  daher  die  gröfste  Wahrscheinlichkeit  dafür  vorhanden, 
dails  die  hier  besprochenen  Verschiedenheiten  der  Hantsensibilität 
nicht  auf  dem  Einflufs  der  Arbeit  bemhen,  geschweige  denn  auf 
anderen  Zufälligkeiten,  sondern  dafa  sie  in  der  Hauptsache 
als  ein  Ausdruck  für  Veränderungen  an  betrachten  sind, 
die  physiologisch  im  Laufe  des  Tages  eintreten. 

Schwankungen  der  Hautsensibilität 

und  der  Körpertemperatur  im  Laufe  des  Tages. 


Da  aber  das  Kind  Schwankungen  der  Körpertemperatur  auf- 
weist (Demme),  welche  mit  denjenigen  des  Erwachsenen  überein- 
stimmen, so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dafs  dessen  Hautsensibilität 
ebenfalls  tagsüber  Veränderungen  unterliegt,  die  den  bei  einem  er- 
wachsenen Mann  gefundenen  entsprechen;  und  es  ist  um  so  mehr 
Grund  vorhanden,  dies  zu  glauben,  als  die  normalen  Veränderungen 
der  Körperhöhe  des  Schulkindes  im  Laufe  eines  Unterrichtstages 


543 


(Mallinq-Hansfn)  der  Körpertemperatur  entgegen j?asetzt  (Adsersen). 
aber  wesentlich  gleich  mit  der  Giölae  der  Emphudangskreise 
schwanken. 

Es  hat  daher  die  Annahme  grolse  Berechtigung,  dafs  die  Haut- 
Sensibilität  sowohl  hei  Erwachsenen  wie  bei  Kindern,  normal  und 
unabhängig  Ton  der  Arbeit,  auf  eine  ganz  bestimmte  Art  und  Weise 
im  Laufe  des  Tages  sich  ändtrt,  und  da  die  über  ps^ohÜMshe  nnd 
körperliche  Tftügkeitaäuisenmginii  bei  Schulkindern  Torhandenen 
Untersuchungen  Schwankungen  aufweisen,  die  in  Tieler  Beziehung 
ÜbeieinstimmTing  mit  dem  Resultat  der  ästhesiometrisohen  Messungen 
zeigen,  so  spricht  dies  ebenfalls  dafttr,  dais  diese  anderen  Arten  von 
Sohuleacpeiimenten  Resultate  geben  werden,  welche  in  phyaiologimher 
Beziehung  mit  den  für  die  fiauteenaibilittt  gefundenen  susammen- 
fallen. 

Aber  erat  wenn  man  daa  im  Laufe  des  Tagee  stattfindende  nor- 
male Weehaeln  der  peyohisohen  und  köiperliebsn  Energie  kennt, 
wird  ea  auf  experimentellem  Wege  mOglieh  aein,  eiwaa  neheiea  be- 
aflglidi  des  ermfldenden  Etuflunes  der  Sohularbeit  auf  fionder  tou 
einer  Stande  sur  audeteo  feetsusiellen,  denn  die  Physiologie  bildet 
hier  wie  flberall  die  Basis  für  das  Verstlndnis  der  Fathol<^e. 


Zur  Statistik  dar  M«nroaitit  bei  Lahrani. 

■ 

m.  Beitrag.' 

Von 

Dr.  RaiiF  WicHMAim, 
Neminant  in  Hanboig. 

II.  Neuras thenisohe  Lehrer  ohne  andere  Krankheiten. 

Ich  besitze  aus  meiner  Umfrage  die  Berichte  von  124  Lehreru, 
welche  nur  über  neuraathenische  Beschwerden  zu  klagen  haben.  Man 
kann  diese  als  die  eigentlichen  Neurastheniker  unter  der  ganzen 
Anzahl  betrachten.  Diese  124  Lehrer  zerfallen  in  folgende  G  ruppen ; 


<  I  nn  1  II.  Beitrag  8.  dim  ZtiUdmfi,  Bd.  XVI,  1908,  S.  696  ff.,  aad 
Bd.  XVU.  1904,  S.  304  ff. 


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544 


a)  LehvBT,  welehe  vor  dem  Examen  krank  wann:  33. 

1.  Nur  TOT  dem  Examen  krank:  16. 

2.  Vor  und  während  des  Examens  krank:  17. 

Lehrer,  welche  vor  dem  Examen  gesund,  aber  wahrend  des 
Exameub  kruuk  waren:  17. 
y)  Lehrer,  welche  vor  und  wulireud  des  Examens  gesnnd  waren 
und  später  an  Neurasthenie  erkrankten:  74. 

a)  Neurasthenische  Lehrer,  welche  Tor  dem  Examen 

krank  waren. 

Diese  33  Lehrer,  weiehe  nur  an  nervösen  Beeohwerden  litten, 
ser&Uen  in  zwei  Untergnippen.  16  Ton  ihnen  dnd  nur  vor  dem 
Examen  krank  gewesen»  17  von  ihnen  eind  Tor  nnd  wfthrend  dee 
Examens  krank  gewesen. 

Diese  33  Lebrar  waran  der  Konfession  naoh: 

Protestanten  25 

Katholiken    7 

Israeliten   1 

Es  waim  von  ihnen  36,  d.  i.  63  7*1  verheixaiet  Bei  den  Lehrern, 
welche  schon  vor  dem  Examen  krank  gewesen  sind,  spielt  anscheinend 
die  Heredität  eine  nicht  unwichtige  Rolle,  denn  unter  den  33  Lehrer' 
Emilien  kamen  in  12  JFamilien,  d.  i.  36%,  Nerven-  oder  Gbistes* 


krankheiten  tot,  nnd  zwar: 

beim  Vater   4nial 

bei  der  Mutter   5  » 

bei  Geschwistern   6  , 


1.  Gruppe  der  16  nur  vor  dem  Examen  kranken 
neur asthenischen  Lehrer. 

Von  diesen  16  Lehram  haben  7,  d.  i.  45 7o,  fär  Angehörige  zu 
sorgen.  Unter  diesen  Sorgen  für  Angehörige  ist  su  verstehen  die 
Übernahme  besonderer  Pflichten  und  Leistengen  des  Lehrers  gegen- 
über Verwandten,  Eltern,  Geschwistern  usw.  Es  decken  sich  also 
diese  Sorgen  nicht  einfach  mit  dem  Verheiratetsein,  wie  eine  Ver- 
gleiohnng  der  betr.  beiden  Zahlen  ergibt.  Es  sind  von  den  betreffenden 
Lehrern  im  Sohnldienst  Mg: 

5—10  Jshre   4  Lehrer  25% 

10—15    „    3     „     =  19% 

lö— 20    „    6     ,  =31% 

20-25    3     ,     =  19% 

25—30    „    1     ,     =  67o 


545 

Im  Durchschnitt  siüd  diese  16  Lehrer  15,1  Jahre  laog  im 
Schuidienfit  angestellt. 

lEa  erteilen  von  ihnen  PrivatontAmoht  pro  Woche  9  Lebreri 
d.  i.  56  «/o,  nttnOioh: 

Ms  so   2  Standen   2  Lehrer  =  12% 

«  «    4      n    2     .     =  l27o 

»  «    «      »    2     .     =  127a 

«  »  10      »    2     »     =  12% 

»  „  12      ,   1      „  =6% 

Ein  weiterer  gibt  an,  dafs  er  keinen  PriTatunt  er  rieht  erteilt,  da- 
gegen dnrcbsohnittlich  tllglieh  3  Stunden  aohiiftoteUeiisoh  t&üg  ist, 
teüweiae  bis  5  Standen. 

Bs  nnteniehten  im  Darohsobniit: 

20—  30  Kinder  1  Lehrer  =    6,3  7o  \  18,8% 

40—  60  „  2  .  =  12,57o  j  bis  60  Schttter 

60—  60  „  4  .  =  26,0%  ^ 

60—  70  „  5  ,  =:  31,2% 

70—  80  „  2  «  =  12,5% 

90—100  ,  1  „  =  6,3% 

bis  140  „  1  „  =  6,2% 


81,2% 
Aber  60  Schiller 


LetEterer  nntemehtet  diese  140  Kinder  in  zwei  Klassen  zu  je 
70.  Einer,  wolohor  jetst  68  Kinder  in  der  Klasse  hai|  hatte 
früher  100. 

Es  Tflrwonden  auf  SohiÜTorbsioitnng  und  Konoktarsn  tiglioh: 

bis  zu  1  Standen   3  Lehrer  =  20,0% 

»,2     .    9     n     ^  60,0% 

««3     ,    2     .     =  13,37o 

«    »  4      „    1      ,      ass  6,7% 

Anftsrdem  treibt  etner  PriTatstndien  Ton  abends  9  bis  12Vt  Uhr 

nachts. 

Es  würden  dauernd  unterrichten  kOnnen,  ohne  zn  übermüden: 

bis  zu  4  Standen   9  Lehrer  =  60,0% 

.«5   5     „     =  33,3% 

.   „  8     „    1     .     =  6,7% 

Einer  gibt  hierüber  njoht?  an  nnd  einer,  welcher  die  Zahl  von 

5  Stünden  pro  Tng-  angibt,  darin  die  80g.  leichten  Stunden: 
Schreiben,  Singen  mit  einbegreifen. 

Von  den  16  Lehrern  haben  9,  d.  i.  56%,  die  Ferien  verlängern 
mllBSSO,  und  es  haben  den  Unterricht  wegen  nerrOser  Beaohwerden 

6  Yim  den  16  anssetaen  müssen,  d.i.  21%. 


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&46 


a 

0 


Srkrftukungen  dieser  16  Lehrer 


Leiden  vor  dem  £xainen 


1  Typhu« 
8  T^phu« 

3  Typhus 

4  I  Unterleibeeiitiüiidaiig 

6  I  Magen besch werden,  StoU* 

beschwerden 

6  1  Stuhiverstopfttug 

7  StnhhrenloplDnir 

8  Hasern,  Haisbräune,  Lan- 

geaenteflndung 

9  I  Q«l«ikriiraiiiatumiie 

10  Mittelohrkatarrh 

11  Nasenracbcnkatnrrh,  Stitti'I. 
'     ohrkatarrh,  Nast  iililutcn 

12  jolirou.  LuilLrühreukatarrh 
18  Augenentifindmig 

14  XigiSiie 

15  Kopfoohmerzen 

16  II  AtombMehwMfdea 


Zeit  der  Er- 
krankung 


Jahre 


? 
8 

? 
4 

av« 

18 

? 

10 

? 
? 

7 

? 

7 
? 

sogleich 
10 


jetsifes  Leid«ii 


SchlafstöruDg 

nervöse  Überreizung,  VerdaaungB» 
sehwicbe,  Melanoholie 

Kopfdruck,  Hersklopfen 

Nervenüberreizunpr,  Ang^t,  Verstim- 
mung, Herzklopfeu,  Hückeusciimerz, 
Sohwindttl,  Gedichtnistchwiohe 

nervöso  HerzexreguDg,  Henklopfbn, 

Kopfschmerz 

Blutarmut,  Nervosität,  Zwaiigsgedan- 
kea,  NervenleideBi  Stnhlvmtopfiiikg 

Nervoiiat,  Koj^dunan,  Zwmngt- 

gedanken 

nervöses  Magen-  und  Leberieiden, 
XoplSirnok,  HeraUopfra 

KofAohmoi«,  EmtUopfen 

nervöser  Darmkatarrb 

Kopfdruck  HerzklopfeOi 

ZwatigägeUaukeu 
Müdigkeit 
Kopfdniok 

Angit,  Zwaagigedankan 
nervöses  Kagen  leiden 

ien,  Kopfdniok 


Aagtt» 


2.  Gruppe  der  17  vor  und  während  des  Ezftm«n8  kranken 

nenrasthenischen  Lehrer. 

Vüü  diesen  IT  Lehrern  haben  6,  d.i.  35%,  für  Angehörige  zu 
sorgen.  Ein  weitf^rer  hat  zwar  nicht  für  Angehörige  zu  sorgen,  wohl 
aber  Studienschulden  abzutragen.  Diese  17  Lehrer  sind  im  Durch- 
aohnitt  12,5  Jahre  im  Schuldienst  angestellt,  und  zwar: 

1—5  Jahre   1  Lehrer  —    5,9  7o 

5—10     „    6     „     =  35,3% 

10—15    „   6     „     =  35,3% 

20—85    «   3     .     «  17,6% 

„   1     «     =  6,»% 

Es  erteilen  PriTfttanteirieht  von  ihnen  9,  d.  i.  58%,  mid  zwar: 

Ml  te   2  Stunden   1  Lebier  »  5,9^0 

4   4     ,     =  23,5% 

6     ,   2     .     «  11,8% 

8      «   1     ,     =  5.9% 

10      „    1     «     =  5.9% 


r 
it 
1» 
II 


II 
n 
n 
n 


.  y  1.  ^  .  y  Google 


547 


über  50  Sebtier  94,17« 


Bimraii  ist  ni  bemerken :  Ma  Lebver,  weleher  4  Stenden  Frivat- 
nnterrieht  erteilt,  tntdiee  nnr  im  Winter.  Einer  de^gleiohen  bat  ebenso 
4  Standen  2  Jahre  lang  erteilt  nnd  Tor  einem  balben  Jabre  damit 
aufgehört.  Einer,  welbher  6  Stunden  angibt,  meint  damit  6  Hand- 
fertigbetiaimtemebtBStDnden.  „Uindeetena  ebensoviel  Zeit,  oft  aneb 
das  Doppelte  nnd  Dieifoobe  der  Zeit,  Tefbrenobe  ioh  als  bscablter 
SciiriflMiTer  des  SebnlTorBtandss."  AnliMrdem  baben  swei  Lebrer, 
welebe  jetzt  keinen  Priyatonterrioht  mehr  erteilen,  früher  8  Standen 
wöchentlich  erteilt- 

Es  haben  im  Durchschnitt  nnterriclitet : 

40— üO  Kinder  1  Lehrer  =    5,9%  (bis  50  Schüler  ö.UVo) 

50—60     ,     5  ,     «  29,4  Vo 

60—70     ,     9  ,     =  52,9% 

80->90     „     2  ,  11,8% 

Von  diesen  Lehrern  verwenden  15  folgende  Zeit  auf  Schul* 

Vorbereitung  und  Korrekturen  : 

bis  zu  1  Stunden   2  Lehrer  =  13,3% 

n    n  n   8      »      «  63,4Vo 

 3     ,     =  20,OVo 

 2     .  IBfiVo 

Ferner  schreibt  einer:  „Das  richtet  sich  nach  meinem  Befinden", 
und  ein  anderer:  „Zurzeit  habe  ich  uur  einmal  wöcLeutlich  Korrek- 
turen, doch  vor  einem  halben  .Jahre  durcii  das  ganze  Jahr  hindurch 
6 mal,  durch  mehrereMonate  hindurch  sogar  8 mal  wöchentliche  Korrek- 
turen, zum  mindesten  je  eine  Stunde.  Die  Vorbereitung  richtet  sich 
dann  nach  der  übrigbleibenden  Zeit."  Einer  der  obigen  Lehrer, 
weh^her  1 — 2  Stunden  darauf  verwendet,  schreibt  dabei:  „Sehr  oft 
gar  keine,  wegen  Schwäche."  Einer,  welcher  4  Stunden  angibt, 
hegreift  darin  mit  die  Zeit  der  , Vorbereitung  auf  ein  höheres  (Mittei- 
sohul-)  Examen**. 

Diese  17  Lehrer  wurden  dauernd  unterrichten  können,  ohne  zu 
ermüden: 


big  zu  3  Stunden  3  Lehrer  =  17,6 


0 


0 


„«4     „    7     „     =.  41,2% 

n     r,    Ö        n   Ö        ,        =  29,4% 

,  «  6     «    1     ^     «  5,97o 

»»8     «    1     »     =  5.9*/e 

oi]ugi6  IjBlirar  bcflondioro  Boiiiorkiiiii^ttii«  Eipw  ni 
dm  von  ihm  angegebenen  3  Stunden:  »Das  richtet  wAi  natk  den 
Bwiadlienliegenden  Panaen."  Biner  fOgt  den  angegebenen  5  Standen 
binm:  »Das  kommt  darnnf  an,  wie  die  Stnnden  an  einander  liegen, 


548 


• 

Erkraukungen  dieser  17 

Lehrer 

'S 

JMuk  vor  dfliik 

Laiden  wftliniid  dM 

jetzige«  Leiden 

Lauf 

. 

1 

TypliiM,  KopftohnmMn 

Nemmitit 

iTon  Mipn  RArTlcInriiPn 

Ang&t,  Zwangsgedanken 

2 

Tvnhufl    Mftflarn  Konf- 
rose,  Rheumatismus 

NarvositMt 

nenröM«  Hersklopfen 

1  LunccDkatarrh 

Nervosität 

4 

Kehlkopf  kalarrh 

Kehiküpf  katarrh 

Herzklopfen 

5 

Magensohwäche 

Magenscb  wache 

Neigung  zum  Erbrechen, 

GemütskrankheitiLabeiw- 

überdrnls 

6 

Verdauun  p«i  h  P8ch  wer- 
den, Ängstlichkeit 

Nervoiitit 

Nerynsität,  Kopfdmck, 
gröfsere  Herztätigkeit 

7 

Stockschnupfen 

•ofgeregtes  und  gereiz- 
te«   w«se&,  H«n> 
klopfen,  Blutandnuif 

nervöse  Macrenleiden.  Hera- 
klopfen,  Xopilnok 

zum  iLopf 

H 

Zitterknunpf 

Zitterkrampf 

Angstzustände,  Zwangs- 
gedanken 

9 

nerröie  Herzersclieiunn' 

Herzklopfen 

uurägelruäittige  Herztätig- 

keit, Benommenheit  da 
Kopfes,  Angat»  Zwanga- 

gedanken 

10 

Blutarmut.  Nerven- 

Nervoutät 

Kopfdruck;  leichte  Ermii- 
danff,Henkloptei,Tcaani- 
gabUda 

11 

nBTTiiaii  jkopiNiiiiMcmi 

i,BUliMli]l6Mr 

Angatzir  *  "i  vi rtr .  Zwangs- 
gedanken, Kupidruck 

12 

Meuras  theiiie 

Nenrasthenio 

NprvoBitiit  SnhlAflosic^keit. 
Unfähigkeit  zu  geistigar 

Arbeit.   Anifst.  Zvvrtr;^- 

gedankeD,  Uerzkioplen 

13 

Kopfsohmen,  Appetit- 
losigkeit, ner7M6 

Erschöpfung,  Zittern  der 

Nervosität,  Kopfdruck 

Hände,  Erregbarkeit, 

ilbermafsiges  Stshlaf« 
bedürfois 

14 

15  ' 

Ifliobtoi  Sndton 

WmiHmliii^aii  Anvflffc.  AmiMi« 

titlosigkeit,  Ma^culei Jeu . 
Schwächeanfalle,  Hers- 
klopfen,   narrOia  Dys- 
pepsie 

N ri B r n f )  1  u t  e  n ,  Kopfweh , 

Narrotttit 

Neurasthenie,  Kopfdrnck, 

ätuhlverstopfnng, 
H#fAIopfeD 

Angst.  Zwangsgedanken, 
Barcnopfan 

Nervosität,  Angaltualftidai» 

K'ij.fdruok 

16 

not  f  8m  B6tohii§rJ<H 

N«rv<Mitlt 

17  1 

Beinlfliden,  Knochen-  1 

Erregoog,  Blutandrang  i  l^euratthenie,  Henklopfon 

fradiernag  1 

1 

.  kj  i^  jd  by  Google 


549 


wieviel  Abteilungen  zu  nntoniobten  sind  und  was  der  Gegenstand 
des  Unterrichts  ist.  Die  ersten  beiden  Stunden  des  TagM  ertoüe 
ich  ohne  Ermüden.  Hätte  ich  darauf  eine  Stande  Pansei  so  könnte 
ioh,  £dU  ein  teehmaohea  Feek  daswisohen  wftxe»  weitere  iwei  Stunden 
ohne  weaentliohe  Ennftdnng  nnterriehten.  Je  mehr  Abteilungen  in 
einer  Klaaae  sind,  je  weniger  bietet  neb  m  einer  knnen  Erbolnng 
wflbrend  des  Untemobts  GMegenbeii  Der  Naebmittagtnnterriobt  vA 
immer  ermfldend."  Femer  gibt  ein  anderer  Lebrer  in  den  an- 
gefttbrten  5  Stunden  folgende  Bemerkung:  „l]nter  gOnatigen  gani< 
iäien  fiedingungen  (gute  Lnft,  kellert  frenndlicker  Sdralmnm,  kein 
Bemfrliger  mit  Voigeaetaten«  Eltern  usw.  Toranmeaetst)  würde  iok 
meine  28  Standen  wOokentlich  gern  erteilen,  und  aaek  okne  Sokaden, 
wie  iek  glaube.  lek  wfirde  eker  die  aanituen  Verklltnisie  gebeeMrt 
aeken,  die  Sekflleraakl  bedeutend  (oa.80)  keiabgeaetit  wQnaeben,  als 
auf  StondenTerminderang  sehen.'' 

Von  den  17  Lehrern  haben  13,  d.  i.  76%,  aus  Gesundheits- 
rücksichten die  Ferien  verlängern  müssen,  und  8  von  ihnen,  d.  i,  47%, 
haben  ferner  den  Unterricht  wegen  nervöser  Bescliwerdeu  ausseUeu 
inuüöen,  Aufierdern  hätten  3  weitere  aus  dem  Grunde  den  Unter- 
richt aussetzen  müssen,  haben  es  aber  nicht  getan. 

/t)  Neurasthenische  Lebrer,  welche  vor  dem  Examen 

gesund,  aber  während  des  Examens  krank  waren. 

Hierher  gehören  17  Lehrer.  Sie  verteilen  sich  der  Konfession 
nach  auf: 

Protestanten  16 

Katholiken   1 

Es  sind  von  ihnen  11,  d.  i  64%,  verheiratet.  Jb^erner  ist  einer 
verwitwet.  Neivoa-  oder  Geisteskrankheiten  sind  in  7  Lehrerfamilien 
unter  ihnen,  also  41  %,  vorgekommeo,  und  zwar: 

beim  Vater  2mal 

bei  der  Mutter   1  „ 

bei  Geschwistern  4  „ 

Auob  hier  spielt  die  Heredität  anscheinend  eine  wichtige  Rolle. 
Die  Pronnteakl  41  ift  noek  k6ker  ab  in  der  «r  Gntppe*  Et  kaben 
unter  ihnen  8,  d.  i.  47  Vo,  filr  Angekttrige  sn  ioigeo.  Eber  kat 
•war  nifikt  iBt  Angehörige  au  sorgin,  aber  Sohuldeii  absntiagen. 
Dieae  Lehrer  aind  im  Soboldieiiat  angestellt  im  Dsrobaobiiitt  10  Jahre, 
nimünh: 


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550 


94,1%  Lehrer 
Iris  aber  50  Kinder 


1—  5  Jahre   2  Lehrer  =  11,8% 

5—10     »   10     „     =  58,8  7o 

10-15    „    2     „  =11.7% 

16—20    ,    1     «     =  ö,9Vo 

25—30    «    1     „  =6,9% 

30— B5    ,    1     ,     =  6.9> 

Bs  crtoUen  von  ihnmi  4  Privatnutoiriobti  d.  i.  23,6*/ii  und  swar: 

bis  20  2  Stniideft   1  Lehrer  6,9% 

»  »  4     n   1     »     ^  5.9% 

»»6      „   2     «     =  lUVo 

iLvlaezdem  haben  2  frolier  Privatotanden  erteilt;  der  eine  firOher 
2  Stunden,  yor  einem  Jalure  6  Stunden ;  der  andere  froher  6  Stunden. 
Sie  nnterriehten  im  Duehsehnitt : 

40—  60  Kiader  1  Leliier  =  6,9«/e  (6,9%  Lehrer  bis  60  Kinder) 

50~  60     ,     7  ,     =  41,2% 

60—  70     ,     6  ,     =  29,3% 

70—  SO     ^     3  ,     =  17,7% 

90-lOÜ     „     1  „     =   5,9%  I 

Eiiner  bemerkt,  dafs  er  in  den  ersten  Stellen  auf  dem  Lande 
90 — 100,  auf  seiner  jetzigen  Stelle  in  der  ersten  Zeit  75.  jetrt 
50 — 60  Kinder  unterrichtet  hat.  Ein  anderer  hat  auf  seiner  ersten 
Stelle  90,  später  längere  Zeit  in  2  Klassen  80  nnd  40  unterrichtet 
und  hat  jetzt  60 — 60  Schüler.  Dieee  JJebver  verwenden  anf  Uue 
SehnlTorbereitong  und  Korrektmen: 

bis  se  1  Standen  4  Lehrer  =  23,5% 

•  «2     n   B     ,     =  47,2% 

„,3     ,   5     .     =  29,3% 

£e  wttrden  von  16  Lehrern  tilglieh  nnternohten  kennen,  ohne 
sn  ahermllden: 

bis  zn  3  Standen   1  Lehrer  =  6,2% 

«  »  4     .   7     ,     =  43,8% 

„•6     .   4     „     =  25,0% 

„.6     „   4     ,     =  25,07o 

Einer  gibt  nichts  hierüber  an. 

Die  Ferien  haben  aus  Gesundheitsrücksichten  von  den  17  ver- 
längert 2,  d,  i.  11%.  Den  Unterricht  haben  wegen  nervöser  Be- 
scli werden  ausgesetzt  5,  d.  i  29%.  4  weitere  Lehrer  haben  den 
Lntemcht  zwar  nicht  ausgesetzt,  bemerken  aber:  1.  „Au8geset:Tt 
nicht,  aber  schlecht  erteilt."  2.  „Habe  mich  stets  gezwungen  zur 
Pfliohterftlllung,  auch  wenn  Aussetzen  nötig  gewesen  wäre."  3.  ^Nicht 
anageeetzt,  dooh  wäre  es  das  einnig  Eiohtige  gewesen."  4.  „Eigentlich 
niehti  dooh  war  der  £rfolg  in  manohen  Standen  aweifelhafi'' 


.  ijui.  u  i.y  Google 


651 


o 

TS 

a 


1 

2 
3 
i 


Erkrankungen  dieser  17  Lehrer 


Koplwsliman 

Stechen  in  4er  Koftfhant 

Kopfschmen 
Kopfweh 


6  H  Kopfürnok 


6 
7 

8 

9 
10 
11 

12 
13 
14 
15 
16 

17 


Kopfschmerz 

KopHschmerz,  Blutandrang 
nnd  Benommenheit  des 
K<qpiee 

Flimmetn  tot  den  Aogen 

uervüse  Beschwerden 


jetaves  Leiden 


NervoBitSt 
Nervosität 

NerrositSt 
Nervosität 
liervosität 

FoUntionen 


Kopfdmok»  hennmhigendee  GelShl 

Angatgedanken 
Eopfdruck 

nervöses  Mnpenleidpn,  Kopfwebi  SeUbetmord« 

gedankeii,  MeUiiciiulie 

Sohhkflosigkeit,  Kopf  druck,  unr^fehnaTsiger 
nerzscUag 

Kopfschmerz 

Nervosität,  Kopfdraok,  UnbehaglichkeitegefÜhi 


Nervosität,  Erregtheit,  Kopfdmek,  HenklopfiHi, 

Angstzustände 

Angstzustande,  fierzkiopieu 
AngetsnitiBde 

nervSee  Qeoreisttielt»  ikngtt,  KopMmh 

nervöse  Reizbarkeit,  Kopfdmok 
Magenleiden,  Hcrzklopfetti  Zwingegedanken 

Angstgefühl,  Herzklopfen 

Schwindel,  Herzklopfen,  Angst,  Zwangagcdanken 

Überarbeitung,  Angst,  Herzklopien,  Zwangs- 
gttduken,  Kopfdracfc 

Nervosität,  Blutandrang  nun  Kopfi  KopAnudE, 
Zwangqgedanken 


y)  L«hror,  welehe  rot  und  wfthrend  de»  Exament  gesund 
waren  nnd  epftter  an  NenraetlieDie  erkrankten. 

In  dieses  Kapitel  gehören  74  Lehrer.  Diese  verteilen  sich  ihrer 
Konfession  nach  auf: 

Protestanten   60 

Katholiken   13 

liraeliten   1 

Verhaiiatet  sind  von  ihnen  57,  d.  L  77%;  Terwitwat  aniiwr- 
dem  2.  Bs  waren  in  11  Lehrerfamilien,  also  147oi  Nerven-  oder 
Greisteekrankheiten  vorhanden,  und  zwar: 

beim  Vater   4  mal 

bei  der  Matter   4  » 

bei  Gesdiwistem  5  « 

Es  ist  nioht  nninteressant,  su  sehen,  dafs  diese  Gmppe  kereditftr 

weniger  als  die  vorigen  Gruppen  belastet  ist  Es  kaben  fflr  An- 

mitsnsorgen  38,  d.  i  52%,  ein  Hoher  ProsentsatsI  Diese 

XVIL  98 


74  Lehrer  sind  zoBammen  1015  Jaliro  lang  im  Sobuldienst  angestellt, 
somit  ist  jeder  im  DaroksobmU  13  Jahie  im  Sehuldienst  (Itig.  Da« 
Terteüt  aioh  folgendermaiieii: 

1—  5  Jalue                7  Lehrer  =  9,5% 

5—10    ,                .23  ,  =  31,1% 

10—15    „                  18  »  «  24,3% 

15—20   12  ,  =164?% 

20-25    :                    4  „  =  5,4% 

25—30    „                    4  ,  =  5,4% 

30—35    „                   2  „  ^  2,7% 

35-40                       4  „  =  5,4% 

Von  dieeeo  Lehnm  erfofl«i  Priffttontorrieht  im  gansen  29, 
d.i.  37 7o,  und  awar  pro  Woohe: 

bis  zu    2  Standen  ......  8  Lehrer 

»»4     II   5  , 

»71       6         tf  >  ....    6  n 

»   n     8      j,   5  , 

»  n  10     »   3  „ 

»«12     »    1  •• 

«       16     ,1    1 

Hierzu  sind  noch  folgende  Ergänzungen  nötig: 

1.  Lehrer:  Hat  aufser  seinen  oben  angegebenen  ?  Prifatatanden  noch 

4  Stunden  NebenbeschäftignTi?  lietm  AmtsMirstainL 

2.  Lebrer :  Erteilt  ueben  '62  i'tiiciit&tunden  6  Turn-  uud  2  Fortbüdungs- 

adnlatBDdeii. 

3.  Lehrer:  Die  angegehenen  4  Sunden  eiiid  solche  in  einer  Fort- 

bildongsschnle. 

4.  Lehrer  bemerkt  zu  den  angegebenen  4  Privatstunden :  Im  Winter- 

halbjahr wöchentlich  4  Stunden  Fortbildnogsschole,  jeden  Sonntag 

Kircheodienst. 

.0.  Lehrer:  Die  angegebenen  ü  Stunden  erteilt  er  nur  im  Winter. 

6.  Lehrer:  Die  Ton  ihm  angegebenen  8  Printetnnden  sind  midie  ii 

einer  Fortbüdongsscfanle. 

7.  Ein  Lehrer  gibt  9 — 10  Privatstanden  an,  und  zwar  erteilt  er  sie  zweieo 

bei  ihm  wohnenden  Schfllem;  frtther  hat  er  16 — 18  Standen  erteilt. 

Von  den  ttbrigen  Lehrern,  welche  keinen  Ptivatantarrieht  er* 
teilen,  machen  folgende  noch  nähere  Angaben: 

1.  Lehrer:  Hat  frUhor  PrCvateliuideD  ertolt»  im  letsten  Jibre  aber  nidit 

mehr. 

2.  Lehrer:  Erteilte  früher  im  Dorchschnitt  3  Privatatonden,  gegenw&rtig 

keiuc. 

3.  Lehrer:  Gab  früher  wöchentlich  3 — 4  rrivatstouden,  seit  17*  Jahren 

Mie  mehr. 

4.  Lehrer:   Erteüte  8  Jahre  faindordi  wöchentlich  dttrdiaduritffidi 

10  PriTatBtondeD  infolge  des  umdäDglichen  Gebtlts,  jetzt  aber  kalM. 


553 


5.  Lehrer:  Gibt  zeitweise  3—4  Wochen  laug  12  Privatstuuden,  in  der 

6.  Lelinr:  Gab  firllhor  8 — 4  Fkhatitiiiideii,  Jetit  keine. 

Yoa  den  74  Lehrern  wude  im  Duohaehnitt  folgende  Ansald 
Kinder  nnterriehtet: 


30 —  40  Kinder  von    2  Lehrern  =    2,8%  \  13,7  "/o  Lehrer 

40—  50     ,      ,    8  ,     »  10,9%  /  bb  50  BcUler 

60—  60     .      »  16  .     «  2,10% 

60—  70     „       „13  =  ITS^'o 

70—  80     „       ,18  .          24,7  % 

80—  90     «       „     6  ,      =  8,2% 


90—100  „  „  2  „  =  2,7% 

100—110  „  «  4  „  =  5,4% 

110—120  ,  ,  2  .  «8  2,7% 

120-.ld0  „  „  l  ,  =  1,4% 


86,3%  Lehrer 
aber  50  Seholer 


bis  170  «  n  1  •  «  1,4% 
Bin  Lehrer  gibt  anfeeidem  keine  ZeU  aUt  aondetn  adhreibt: 
.Wir  aind:  ein  Baaptlehrer,  ioh  ala  iweiter  Xiehver  und  ein;»  Lehieiin, 
und  haben  297  Kinder  an  nnterriditen ;  wer  cUe  finnpiaibeii  hat, 
iat  laieht  an  finden."  Im  llbiigen  wwden  nooh  folgende  Bemarknngeii 
gemaeht: 

1.  Lehrer  (40  Schüler):  Die  letzten  6  Jahre  hatte  ich  eine  Klasse  tou 

aber  80  Schfllern;  diese  wurde  aber  vor  4  Wochen  geteilt  and 
nnr  2mal  in  der  Woche  habe  leb  sie  2  Standen  lang  suaaunen. 

2.  Lehrer  (40 — 50  Kinder):  In  deo  ersten  DiensQabren  elwaOO,  spflter 

60—70,  seit  20  Jahren  40—50  Kinder. 

3.  Lehrer  gibt  an  74  iro  Dorchschnitt,  nftmlich  36 — 110. 

4.  Lehrer:  80  oder  mehr. 

5.  Lehrer  (125  im  Durchschnitt] :  3  Jahre  hindurch  25  Kinder,  in  den 

leisten  4  Jahren  125  Kinder  in  2  getrennten  Abteflnagen,  die 
eiste  an  65,  die  sweite  an  60  Kindern. 
Die  74  Lehrer  verwenden  folgende  Zeit  an!  Korrektoren  nnd 
Sohnlvoibereitnng  tfiglioh: 

bis  zo  1  Standen   12  Lehrer  =  16,7  7o 

^»2     „    88     m     —  51,8% 

„  ,  8     „    18     .     =  24,0% 

•  »4    2     .     =  2.7% 

„  «  5     „    2     „     =»  2.8% 

Anlberdem  geben  2  Lehrer  niehts  hierflber  an. 

Es  worden  nnterriohten  ktaneo,  ohne  an  Ubermflden: 

bis  sn  2  Standen   3  Lehrer  =  4,3% 

»1.  3     ,    2     ^     =  2,9% 

»  »  4     ^   30     „     =  42,8% 

«  »  6     n    19     .     -  27,1% 


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554 


bis  ni  6  Stondn   9  Ldinr  ^  12,8% 

«  *  7     «    2     »     =  2,9% 

,  n  8     »    4     I.     =  5.7% 

„  „  9   „       •    !    "  = 

Ferner  geben  4  Lebrer  nichts  hierüber  an.  Von  den  74  nea- 
rasthenisohen  Lehrern  haben  18,  d.  i,  24  Vo*  die  Ferien  ans  Gesund- 
heitsrüoksichten  verlängern  lassen  müssen,  und  einer  hfitte  es  auch 
nooh  nötig  gehabt,  hat  es  aber  nicht  getan.  Den  Unterricht  haben 
wegen  nervöser  Beschwerden  29  aussetzen  mflssen  =  39%,  und 
weitere  3  Lehrer  hätten  es  nötig  gpl  al  t,  haben  es  abor  mchi  getan. 

Diese  74  Lehrer  klagen  surzeitflber  folgende  nerrüse  Besehwecden: 

I.  Psychische  Beschwerden: 

a)  Zwangsgedanken   19  mal  =  25  "/o 

b)  Angstzustände   28 mal  =  37  "/o 

c)  Unvermögen,  zn  denken   Imal  =  1% 

d)  Menschenscbeu,  Beklommenheit   3  mal  =  4% 

e)  H}i)oclioiidri8die  Stimmung   Imsl  =  1% 

f)  ArbettsmilaBt   Imsl  =  1% 

II.  Somatische  Bescfawsfdoi: 

A.  Allpemoinc,  im  j^anzen   41mal  =  65% 

und  zwar  (laniiitcr: 

&j  Nervosität,  Neurasthenie   32mal  =  43*'/o 

b)  Schlaflosigkeit   8  mal  s=  11% 

c)  Blntaimnt   Inaal  sbb  ]% 

B.  Lokale: 

1.  Kopftymptome,  im  gaasen    48msl  »  64% 

und  zwar  damntw: 

a)  Kopfdruck   32 mal  =  43% 

b)  Kopfschmerz   11  mal  =  15% 

c)  Blutandraug  zum  ivupi   2  mal  =  2% 

d)  Benommenheit   Imal  «  1% 

e)  Schwindel   2mal  =  2% 

2.  Henqymptome,  im  ganzen   37  mal  &0% 

und  /war  darunter: 

a)  Ilerzkloptrn    34  mal  =  46**'o 

b)  HerzempiiüduDgen   Smal  =  4^/o 

3.  Magensymptome: 

Appetitlosigkeit,  aervüse  Pyspspsie   7msl  9% 

4.  Hndolsymptome: 

a)  Zittern   Imal  =  l7o 

b)  Nervöse  Mnskelzndnmgen   2mid  =  2% 

5.  Sensibi1it(!t'^<;tMrungen: 

Stechen  im  Kücken,  Hoden,  Eichel  ....  Imal  =  1% 

6.  Sekretorische  Störungen: 

Urindrsog   Imsl  =  1% 

(Fortseliuig  folgt) 


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555 


31110  9txftmmUnftn  kuI  Heteitte«. 


Alkühol  und  Schnle. 

Vom  fOnfien  schweizerischen  AbstineDtentag  am  12.  Joli  1904 

in  Bern. 

Das  zweite  Haupttraktandum  dieses  Tages  lag  auf  dem  Gebiete  der 
Schule,  indem  (Irron  Stellung  gegenüber  der  Alknholfrage  durrh  virr  Refe- 
rate bok'iu  litcl  \vur<ic.  Der  Kampf  gegen  den  Alkuholismus  ist  scb<in  1  tngst 
aus  dem  btadium  der  Bekämptuug  der  Trunksucht  herausgetreten,  die  Bc- 
wegung  will  Ton  eUuBdh'tosialu  Oendttsponkten  toi  dem  Übel  vorbeugen. 

Sobald  «  aieh  jedodi  um  «tfaische  Ziele  liandeit»  darf  «idi  die  Schale 
nicht  mrOckblciben.  Darum  beantwortete  der  erste  Referent  des  Bemer 
Kongresses,  Herr  Dr.  Hugi,  Lehrer  am  Technikum  in  Burgdorf,  die  Frage: 
„Warum  mufs  die  Schule  diesen  Kampf  anfnobmenV"  Mehr 
wert  als  (»«Ii  und  Gut  ist  ein  gesunder  Leib;  mehr  wert  als  Muskelkraft 
ist  die  Krail  des  Verstandes;  mehr  wert  als  Kenntnisse  ist  ein  Charakter, 
ein  flUdendei  Ben  ftr  allee»  wa»  gut  ist,  ein  Shin,  der  Ewige  enehant 
Aher  alle  diese  Krifte  imd  Guter  werden  durch  den  Alkohol  direkt  ge* 
fldiidigtf  und  gerade  diejenigen  schwerer,  die  in  unserer  Wertung  hoher 
stehen.  Neuere  UntersuchunRen  lassen  mit  erschreckender  Deutlichkeit  den 
Alkoholisraus  als  eine  der  Hauptnrsficlien  der  allgemeinen  Degeneration 
unserer  Rasse  erscheinen.  Die  moI  iltu  haben  den  Alkohol  als  Gilt 
erkannt,  das  lähmend  uud  2ei*ätüreud  uul  die  lebende  Substanz,  ganz  be- 
sonders anf  die  Zellen  des  Gehinu  und  des  gesamten  Nerreniystenu,  en- 
tvirkL  Es  ist  hohe  Zeit,  dab  die  Besaitete  dieser  Forschnagen  Gemeingat 
aller  werden.  Dazu  bedarf  es  der  Hilfe  der  Schule,  welche  selber  den 
allergröfsten  Nutzen  davon  haben  wird,  wenn  es  ihr  gelingt,  in  den  näch.stca 
zwei  Jahrhunderten  ein  überzcn  jt  alkoholgegnerischcs  Geschlecht  zu  erziehen. 
Der  Kampf  gegen  den  Alkohol  isf  fnnc  eigentliche  Notwehr  der  Schule 
gegen  einen  Feind,  der  die  Leistungsiähigkeit  der  Jugend  herabsetzt,  der 
den  Erfolg  der  ganaen  Ersieherarbeit  in  Frage  stellt,  and  welcher  der 
Schale  em  immer  mhiderwertigeres  Schfllerraaterial  sufilhrt. 

Sind  wir  davon  tlberzengt,  dafs  es  sich  hier  nicht  nm  eine  Modesache, 
sondern  um  eine  Lebensfrage  der  Schule  handelt,  so  stellt  sich  gleich  die 
zweite  Frage  in  den  Vordergrund:  „Wie  kann  sie  dieser  Aufgabe 
gerecht  werden?"  F.in  Lehrer  aus  Malleray,  Herr  Heymann,  redete 
einem  gelegentlichen  Antialkoholunterricht  das  Wort,  immerbin  mit  der 
Forderung,  dals  der  oCfizieUe  Lefarplan  Bestimmangen  darflber  enthalte. 
Zonlchst  wies  er  anf  das  Leseboch  hin,  das  leider  oft  noch  Urteile  Aber 
den  Alkohol  enthält,  welche  mit  der  Wissenschaft  im  Widerspruch  stehen. 
Geeignete  Lesestücke  und  Aufsätze  leisten  wertvolle  Dienste.  Reiches 
Material  bietet  das  Fach  der  Geschichte.  In  mehr  als  einer  Schlacht  hatte 


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Ö56 


der  Alkohol  die  naglflckUche  WendoDg  herbeigefQbrt.  Zar  Zeit  doB  siobts- 

jährigen  Krieges  wandert  jener  ans  der  Offizin  des  Apothekers.  Er  wird 
Volksf?etränk  ond  ständiger  Begleiter  der  Soldaten  Napoleons  I.,  dessen 
Armee  er  auf  dem  Rückzug  ans  Rufsland  dezimiert.  Auch  die  Geotraphie 
bietet  manche  Anhaltspunkte,  sofern  sie  sich  wirklich  mit  Land  und  l>eatea 
iMBohäl^  und  lieh  Mit  init  der  blofiten  AvfrililiiBg  toh  NimeB  begnügt. 
In  den  Natnrwisseiiacballen  ist  sodmii  der  geeignete  Ort,  um  dem  Kiadd 
die  lielitigeii  Vorstelliingeii  Über  Natnr  und  Wirkungen  des  Alkohols  sa 
tJbcrmitteln.  Es  sei  nur  erinnert  an  Botanik,  an  Anatomie  und  Physiologie 
des  men'^chlirhen  Körpers,  nn  Gr^ndheitslehre  und  an  die  organische  Themie. 
Nach  fioKhcn  Relehriinptn  ist  der  Wegfall  von  geistigen  Getränken  auf 
Schnlreisen  und  bei  Jugeudfestcn  eine  ganz  selbst?ersiäiidliche  Sache,  vor- 
ansgesetzt,  dab  das  Klad  spürt,  wie  der  Lehrer  ans  toler  Übeixengiing 
spiicht,  nad  daft  es  sieht,  wie  beim  Lehrer  Wort  nnd  Beispiel  sieh  declmi. 

Ein  dritter  Referent,  Herr  Sekundarlehrer  IBÖSCH-Münslagen,  bredite 
einen  geschichtlichen  Rückblick  über  die  bisherige  Entwicklung 
der  Antialkoholbewegung,  speziell  mit  Bezug  auf  die  Schule  und 
die  liierbei  cremachten  Erfabninpen.  Er  erzählte  von  den  alkoholfreien 
Seminarreiaen,  die  er  unter  der  Leitung  des  Herrn  Seminarlehrer  Siümp  ia 
Hofwfl  mitgemacht  hatte.  Er  erinnerte  an  die  dentschen  vad  scbweizeriadiea 
Landersiehongshtime,  die  sidi  an  ein  gemeuisehaftfiefaes  en^isches  Yoibüd 
aalehaen,  nnd  in  denen  die  abstinente  Lebensweise  nicht  Gesetz,  soodem 
Sitte  ist.  Preufsen,  Österreich,  Frankreich  und  Belgien  haben  amtliche 
Dekrete  erlassen,  um  die  Schule  in  ihrem  Kampfe  gegen  den  Alkoholismus 
zu  unterstützen.  In  England  ist  die  Autldärnng  der  Jugend  bis  jetzt 
privater  initiative  überlassen.  In  Schweden,  Norwegen  und  Finnland  hat 
die  Sflbide  einen  gro&sn  Anteil  an  den  dortigen  gewaltigen  Erfolgen  der 
Bewegoag.  In  Cäle  wird  «Tstematisdher  ünteifidit  in  der  Hygiene  des 
AOtoholismns  erteilt,  und  das  kaaadiscfae  Volk  baut  seine  Ctosetze  über  den 
Enthaltsamkeitsunterricht  von  Jahr  zn  Jahr  mehr  aus.  In  den  Lehrer- 
seminaren wird  dieser  als  besonderes,  wichtiges  Fach  gelehrt.  Am  weitesten 
sind  die  ^'creiD igten  Staaten  von  Nordamerika  vorgeschritten.  SämtlicLio 
Schiüer  der  Uniun,  22  Millionen  Kmder,  werden  planmaisig  mit  den  wissen- 
gcbaftlicben  Tstsaehen  Aber  den  Alkohol  bekannt  gemacht  Die  Besnltate 
sehen  ans  Earoiilein  sa  denken.  Yen  den  79  MüHooen  Bewohnern  ist 
die  durchschnittliche  Lebensdauer  einer  Fttrson  um  4,1  Jahre  gestiegen. 
An  dem  riesigen  Eisenbahnnetz  der  Union  sind  fast  durchweg  nur  absti- 
nente Leute  aDgestellt.  Als  darf^bc^  ein  lir^hcrcr  Bahnbeamter  bcfraoft 
wurde,  antwortete  er:  „Sogar  die  Kin  der  der  Volksschule  wissen,  dals  der 
Alkohol  die  Urteilskraft  abstumpft.  Sic  werden  doch  begreifen,  dafs  man 
solche  Dinge  den  Eindmi  nidit  beibringt,  ohne  dab  daa  praktisclie  Lebea 
den  Wink  versteht* 

Li  der  Schwebt  wiD  man  diesen  Wink  immer  noch  nicht  verstehett. 
Man  verspottet  die  nnbequemen  Mahner,  welche  ihre  Beweise  sogar  von 
Amerika  herüberholcn,  von  jenem  Land,  welches  auf  dem  Wege  ist,  die 
alte  Welt  in  mächtigem  AufsohwTinf^c  zu  überflügeln.  So  stellte  denn  der 
letzte  Redner  der  Berner  Versammlung,  iierr  Lehrer  Fbauchioer  -  Hern, 
die  Frage:  ^Was  kann  nnd  soll  hei  nns  getan  werden?*  Wt 


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657 


müssen  die  politiscbeD  aod  sozialeo  Verbältnisse  nnseres  Landes  in  Berück- 
sichtigoDg  ziehen.  Wir  wollen  nnr,  was  bei  uns  möglidi  ist,  erstreben  ^ 
aber  was  man  tmkibm  kann,  das  aoD  dann  auch  nr  Tat  werden.  Der 
fllnfte  sehweiMrisohe  Abstlnententag  richtet  folgende  Wflniche  nnd  Begehren 
an  die  kantonalen  Behörden: 

1.  Die  Sf'htile  soll  in  keinor  Weise  den  AlkobolgemiÜB  bei  denKindeni 
billigen  oder  gar  fördern. 

2.  Auf  den  oberen  Stnfen  aller  Volks-  uud  Mittelschulen  soll  ein 
antialkoholischer  Unterricht  in  zweckentsprechender  Weise  erteilt  werden. 

8.  In  dei  Semiaarim  rind  die  ndcttaftigeii  liefarer  aiid  LefarerinneB 
fikr  die  Er^nng  dieses  üntefrichts  TOisnberdten. 

4.  Die  Vereine  znr  BekAmpfhng  des  Alkoholtsmus  erwarten  in  ihren 
Bestrebnngen,  besonders '  anf  dem  Gebiete  der  Jugendf!r7ic'hTinf?,  staatliche 
ünaii2ielle  Unterstfltznng,  z.  B.  bei  Errichtung  von  antialkoholischen  Aus- 
stellangen,  fOr  die  Erstellung  von  Lehrbtlchem,  Bildern,  Tabellen  nsw. 

An  die  Lehrerschaft  unseres  Landes  richten  wir  die  frenndüche  Bitte, 
VM  im  Kampfe  gegen  den  AlkohoUiiniis  in  mid  aalher  der  Seliale  in  ontar- 
stQtzen  nnd  sKh  das  Stndhun  der  Alkobolfrage  sor  Pflicht  m  macheB. 
Dna  Besoltat  wird  sein,  dafs  viele  znr  Überzeognng  kemmcD,  da&  aneh 
hier  das  eigene  Beispiel  nod  Vorbild  die  vollkommensten  nnd  YomehniateD 
Enueliaagsmittel  darstellen.  {^Zürich.  Fosi^^^  Kr- 


Uber  Wem  ud  MUitaig  d«r  expeiteiitillm  IMaaktik. 

Ans  einem  Vortrage  von  Dr.  W.  Lat,  Seminarlehrer  in  Karls- 
rnhe,  gehalten  am  Kongrefs  fftr  experimentelle  Psychologie 

in  Giefsen  (18  — 21.Apcü  1904.) 

Die  Thesen  des  Referenten,  welche  den  Unterschied  swischen  der 
eiperimenlenen  Povaehrngsmetbode  anf  dem  GoblsCe  der  Didaktik  dneiteits 
und  denijeiiigen  der  theoretiacben  Psychologie  anderseils  festateUea,  lantea 

fblgondermafe»!: 

1.  Die  experimentell -didaktischen  Untersuchungen  müssen  vor  allen 
Dingen  an  Schul  cm,  an  Kindern,  an  in  der  Entwicklung  begrifenen  nnd 
nicht  an  entwickelten  Personen  durchgeführt  werden. 

2.  Der  Oiiuitllche  Unterricht  hat  ganze  Schnlklassen  nnd  jeden  ein- 
sehtea  Sehfller  ins  Ange  sa  fassen.  Beobachtung,  Statistik  und  Experiraeat 
mOasen  sich  daher  anf  Schnlklassen  als  Einheiten  beziehen;  gleichzeitig 
mtissen  aber  bei  Feststellung  der  Resultate  auch  die  individuellen  Diffe- 
renzen sorgfältig  berücksichtigt  werden«  um  die  Indiridnalitfttea  und  Typen 
näher  kennen  zu  lernen. 

3.  Didaktik  und  Pädagogik  müssen  den  Menschen  stets  als  eine  Person 
aaJbssen  nnd  alt  solche  beurteilen,  bewerten  und  behandeln;  die  theoretische 
P^dielogie  dagegen  betrachtet  den  Meaacben  ab  ein  Oldefct  und  besebfeibt 
und  erklärt  dessen  pqrchische  Erscheinungen. 

4.  Die  experimentelle  Didaktik  und  Pädagogik  mufs  stets  das  Seelen- 
leben als  Ganses  im  Auge  behalten  und  konkrete  Resultate  für  das  Indi* 


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558 


yidanm  feststelleü;  die  theoretische  Psychulugie  hiogegeu  isoliert  und  aualy- 
akrt  die  psychiieliaii  Enehdaniigeii  bis  «nf  die  allerietateii  Momeal«,  «n 
aDgeneine,  ftr  die  Meoseiiai  flbeiliaiipt  gOltige  Efigebaiese  ni  endetea. 

5.  Die  psychologische  Analyaei  die  AasfQhnuig  and  Berechnung  des 
didaktischen  Experiments  genOj;:en,  sobald  dnrch  sie  der  verfolgte  praktische 
Zweck  erreicht  wird.  Die  Kxnlcthcit,  din  dns  psychophysische  Experiment 
erstrebt,  wird  uud  kann  das  didaktische  Experiment  nicht  erreichen,  weil 
es  mit  Kindern  und  in  der  Regel  mit  allen  Schülern  der  Klasse  zugleich 

S.  Die  didaktiaeben  Experimente  dürfen  rick  nnr  soweit  von  der 

Lebenswahrheit  der  Unterricbtqiraxis  entfernen,  als  es  die  Vergleichbarkeit 
und  die  Bearbeitung  der  Vcrsnchsrcsnltatc  erfordern.  Das  didaktische  Ex- 
periment ist  nichts  anderes  als  eine  exakte  ünterrichtspraxi';,  pine  Unter- 
richte [naxis,  bei  der  dip  Mafsnahmen  und  der  Erfolg  zalilemnälsig  genau 
kontroilierl  und  Yergiiciien  werden  können.  Schulmänner,  welche  die  Ver- 
wertoDg  des  didiktiscben  Experiments  bexweifdn,  raftfiten  also  scMeditbin 
jeder  Erfttmug  in  der  Unterricbtspmxis  dan  Glanben  Teisagen  nnd  die 
MögUofakeit  eines  didaktischen  Fortschrittes  and  oner  YerlMssening  des 
Unterrichts  leugnen. 

Besonders  wichtig  ftir  die  Scholhygi^iker  sind  die  folgenden  Ans- 
führungen  des  Referenten: 

Die  experimentell -didaktische  Forschnngsmethode  ist  imst&ode,  eine 
für  die  kOiperiiche  nnd  geistige  Entwiddong  natnigemtlbe  nnd  daher 
hygienisdie  Gestsltnng  des  Unterrichts  herheinililhxen*  Die  SchnlhjipeBe 
hat  nachgew  ii  n,  dafs  die  Zahl  der  Scholer,  die  an  Sdinlkrankheiten, 
Nervosität,  Kopfschmerz,  Bleichsucht  u.  dgl.  leiden,  in  den  ersten  Schul- 
jahren sich  verdoppelt,  und  dafs  die  Zahl  der  schnlkranken  Schüler  im  16.  und 
17.  Lebensjahre  mit  GO  — 70%  das  Maximum  erreicht.  An  dfr  Hand 
statistischer  Untersuchungen  kuun  gezeigt  werden,  dafs  die  innere  ürgaiusuüou 
der  Schulen  —  Lehrziele,  Lehrplftne  nnd  Lehrferfthren  —  Lingenwichstun 
nnd  Zunahme  des  EOrpel^;ewieht&  hemmen  nnd  die  kOrperilche  EntwicUnag 
stören.^  —  Bekannt  ist»  dals  Männer  irie  GaüBB,  Liebig,  Dar\vtn, 
HEi.MnOLTZ,  NrssBArr^vr,  aber  aucli  Männer  unserer  Zeit  in  allen  Gesell- 
schaftsklassen, von  der  Schule  verkannt  nnd  in  ihrer  geistigen  Entwicklang 
gehemmt  wurden.  Unbestreitbai"  ist,  dafs  manche  Schtüer  in  ihren  nattlrlichen 
Anlagen  vergewaltigt  und  falsch  beurteilt  werden.  —  Vergleicht  mau  die 
Schriften  Uber  das  L^rrerfdiren  in  sin  nnd  demselben  Unteirichtsgegai> 
Stande,  so  findet  man  oft  geradezu  entgegengesetste  Mafsnahmen  anempfoUen 
nnd  betätigt.  Auf  dem  Gebiete  der  Methodik  heiTScht  in  den  fundamen- 
talsten Fragen  der  gröfste  "Wirrwarr  der  Meinongcn,  und  es  gibt  Schal - 
nuinner,  die  noch  leichtfertig  sprechen:  Es  führen  viele  Wrtre  nach  Komi 
Sic  bedenken  uiclit,  dafs  nur  einer  von  einem  bcsüiiUiUe  l'uiikte  aus  der 
beste  ist,  und  daü>  uiao  vom  Standpunkte  der  Hygiene  und  Volkswirtschaft, 
der  Ethik  nnd  Pidagogik  foideni  mttsse,  dafs  die  Sehnte  mit  dem  ge- 
ringsten Aufwand  von  Kraft  nnd  Zeit  die  besten  Resnltale  erziele.  —  Ans 


'  Lay,  Unser  Sehnlnnterriebt  im  Lidite  der  Hygiene.  Wieabaden, 
Nemnicb, 


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669 

diesen  Tatsachen  folgt,  dafs  in  der  Theorie  und  Praxis  des  Unterrichts 
Mängel  und  Fehler  hestphen,  welche  die  körperliche  und  [rristige  Ent- 
wicklung der  Srliulf !  sturen  nnd  daher  beseitigt  werden  müssen.  Die  Er- 
fahrung zeigt  aber,  daSä  seit  vielen  Jahren  die  besten  Schulmänner  sich 
anstrengen,  den  Untflincht  zo  Terlmseni  und  doch  den  Wirrwarr  der 
Heimmgen  anf  mekhodiacbem  Gebiete  nicht  weeenlilich  haben  beeinfloflaen 
kOnnan.  Daraas  folgt,  dafs  der  „gesunde  Menschenverstand**, 
der  „pädagogische  Takt",  die  „langjährige  Erfahrung",  all- 
gremeine  psyr  hol  ogische  und  logische  Erwägungen  nicht  ge- 
nügen, um  die  speziellen  Fragen  des  Unterrichts  auf  zuver- 
lässige Weise  zu  lösen.  Die  experimentelle  Forscbuugsmethode 
mofs  notwendig  hinzutreten.  Theocetiflch  ist  anzugeben,  dab  alle 
BewnlflteeinflerBdieinnngen  der  ezperimentellen  Fofachnngsmethode  sogtogliGb 
sind.  Praktisch  narli^^rss  lesen,  dals  die  verschiedenartigsten  Fragen  der 
Schulpraxis  mit  ihrer  Hilfe  einer  zuverlässigen,  wissenschaftlichen  Lösung 
eniq:epengefOhrt,  dafs  der  Unterricht  naturgemöfsfr  fiest'iltpt  nnd  dafs  ver- 
hindert werden  kaoii,  dais  er  die  körperliche  uiui  ge^^tigi'  Entwicklung  der 
Schüler  hemme  und  schädige.  Der  Referent  behauptet,  dais,  wenn  man 
sich  im  Rechtschreiben  nnd  im  ersten  Becbenunterricht  nach  seinen  experi- 
mentelle UnteranchnngsreBaltaten  xiehle,  bis  amn  12-  beaw.  l&fiushen  an 
Kraft  gaspart  werden  könne.        (nPS^.  BUUUr\  1904,  Nr.  7.). 


Aleinere  JtiUeUnnseit. 


liegen  die  mangelhafte  tnrnerische  Vorbereitung  der  Lehrer- 
innen wendet  sich  Minna  Kaüezwill  in  der  r,Pädag.  Ueform"-  (Nr.  25). 
Sie  ist  nicht  damit  einverstanden,  dafs  der  Turnunterricht  einzig  und  allein 
bei  FacUehrem  nnd  -lehrerinnen  gnt  aufgehoben  sei,  und  spricht  ddi  da- 
fttr  ans,  da6  in  der  Yollcasehnle  der  Tnmanterrieht,  der  in  seinen  er- 
weiterten Zielen  auch  Spielen,  Wandern,  Schwimmen  nsw.  nm&ssen  soll, 
von  den  Klassenlehrern  und  -lehrerinnen  erteilt  werde.  R.  wendet  sich 
sodann  ?o?en  die  vielfach  übliche  jetzige  Praxis  des  Mädchenturnens  mit 
den  küi]  tl]{  hen  Gangarten  und  Reigcnbildern,  bei  denen  der  Körper  nicht 
zu  seinem  Rechte  kommt,  und  die  Bewegungslnst  hinwelkt  unter  den  Fesseln 
wohleinatndierter  GehUbnngen.  Sie  httlt  es  für  die  Pflicht  jeder  Lehreim, 
nch  mit  den  Fortschritten  der  Ldbesttbungen  Tertrant  zn  nuushen.  Da 
m&fsten  allerdings,  was  bis  jetzt  nur  in  höchst  ungenügender  Weise  ge- 
schieht, die  Seminare  mithelfen.  Sie  sollten  die  Lehrerin  in  den  Stand 
setzen,  nicht  nur  mechanisch  wiederlmlm ,  was  im  Lehrplan  steht,  sondern 
auch  beurteilen  zu  können,  in  welchem  Verhältnis  jede  einzelne  J  urnubung 
zum  Leibe  selber  steht.  Die  turnerische  Vorbildung  der  angehenden 
Lehrelianen  sollte  Belehrangen  bringen  ober  Torschiedene  Wnohs^  nnd 
Haitonj^fiormen,  Aber  Enragbarl[elt,  Ennfldnng  nnd  Erholnng  der  Mnskefai, 


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Ö60 


Idier  di8  Widuliiiii  dtt  MukelB  doreh  tSbung,  über  ta  Einfliilk  &iu  ver- 
fldüodeBen  LailMsttbiiBgai,  ixubeMmdere  der  SehodUgkoitB-  und  Dumt* 

filNUigen,  auf  die  Herzarbeit,  Aber  die  Folgen  der  Hoillbeitiistrengasg  usw. 

Auch  fi)r  die  turnerische  FortbildTinf!  der  schon  im  Amt  stehenden 
Lehrerinnen  mttfste  die  Behörde  tätig  sein.  Sie  könnte  dies  z.  B.  dadarch, 
dafs  sie  arich  in  ihren  Vorlesungen  solche  brachte,  ^veiche  sich  der 
Fh^'siologie  und  Hygiene  der  Leibeserzieiiung  beMäten. 

Dab  dnebai  tellwtvenUiMUleh  daa  piakdadie  Tnnen,  Spietai  und 
WandiiB  aieht  saradntebai,  dafto  sofgen  der  Lebrerimiflii-ToniTeceiD  und 
die  S^ielfereiniguDg.  Aber  die  vorwiegend  praktische  Arbeit  dieser  Yer- 
einitrongen  bedarf  der  wisscnschaftliclipn  als  P^crflnznnc:,  ?:oha1d  sie  Idtf 
und  deutlich  ihre  Ziele  und  die  dahinftlhrenden  Wege  seliCD  will. 

Eine  Statistik  der  Berliner  fJemeindegcliiilen  wurde  vom  Ma- 
gistrat der  StadLverordneteuverbammluug  zur  Kenntiu^nahme  überreicht.  Die 
TageeUltter  berielilen  Iderfiber  folgendee:  Ei  bestehen  im  lanünden  Sommer» 
haliijahr  271  GenMiaieacihideD  mit  4720  Klenoi  einachUelsUch  104  Neben- 
klassen.  Von  den  Klassenzimmern  befinden  sich  4231  (einschliefslich 
5B  nnbesetzter)  in  eipcnen  Srhnlhäasem  der  Stadt,  n3B  (einschliefslich 
8  unbesetzter)  in  gemieteten  Räumen.  Es  sind  demnach  4703  Klassen- 
zimmer vorhanden.  Da  Doch  17  fliegende  Klassen  bestehen,  so  wird  im 
ganzen  m  4720  Klassen  unterrichtet.  Biese  4720  besetzten  Klassen  haben 
261436  Flllze,  nnd  mr  128095  Knaben- ond  188798  Hldchenplfttxe. 
Rechnet  man  noch  die  PIfttie  der  61  imbosotiten  XiasseD  Unra,  ao  sind 
130842  Knaben-  und  132441  Mftdchenplatze  vorhanden.  Bei  4720 
Klassen  bleiben  41  76.i  Plätze  frei,  mithin  auf  eine  Klnssc  im  Dnrcbsrhnitt 
8,8  Plätze.  Die  dtirchsthnittliche  Besetzung  einer  Klasse  betrug  em- 
scbliefslicb  der  Nebenklasseii  am  1.  Mai  1891:  54,78,  am  1.  Mai  1904: 
46,54,  auiiächlieislich  der  Nebenklassen  48,7b  bezw.  47,25.  Die  Gemeinde- 
sehtden  beBachten  am  1.  Hai  1904:  108791  Knaben,  110882  lOdcto, 
luammen  also  219673  Kinder. 

Die  EiBsehränkuniC  4er  Haiuaiifgaben  bildete  unlängst  das  Thema 
einer  lebhaften  Disknssion  innerhalb  eines  Quartierrereines  der  Stadt  Ztirich. 
In  einem  einleitenden  Keferatc  teilte  der  Vorsitzende  eine  Reihe  lehrreicher 
Beobachtungen  und  Erfahrungen  mit,  au'^  denen  hervorgebt,  dafs  die  Er- 
gebnisse der  benligen  Scbulerziehung  hinsichtlidi  Wissen  und  Kuimen  und 
Gharaktcriiildang  in  manchflii  Pdnkten  den  Erwartungen  nidit  enta|iteclMo. 
Die  Ursaehen  liegen  lom  grftlilen  Teil  in  der  Art  der  SohnlgeBelägebang» 
in  den  Lehrplanforderungeii  und  in  der  Organisation  des  Unterrichtes,  idles 
Momente,  denen  gegenüber  die  Lehrer  jeder  Stufe  fast  machtlos  sind.  Um 
so  notwendiger  ist  es,  dafs  sich  auch  die  Laien,  in  erster  Linie 
die  Familienväter,  in  ihren  freien  Zusammenkünften  mit  Er- 
sieh ungs  fragen  befassen  und  Uand  anlegen  zur  Besserung  der  bchui- 
YecbiltniBse.  Greift  man  die  Übelatlade  einidn  heiana  imd  aadit  mOglidiit 
weite  Kreiie  Ar  deren  Beseltigong  an  interemiereni  k»  ist  am  melitea 
Aussicht  auf  Erfolg  voihanden.  Zunächst  dflrftra  sich  als  dringend  emp- 
fehlen die  Einschränkung  der  Hausaufgaben.  Die  Erholungszeit  des 
Kindes  soll  ihrer  Bestimmung  m'iplichst  uneingeschränkt  verbleiben,  nament- 
lich mnls  der  Sonntag  durchaus  von  Hausaufgaben  firei  sein.    Es  ist  Tat- 


Sache,  dafs  ein  grober  rroü^cütsatz  der  Schulkinder  eine  anormal  kurze 
Schlafdaner  hat,  woraaf  zum  gaten  Teil  die  so  häufig  bei  Kindern  kon- 
statierte Kerrositit  sarfleksoftthreii  ist  Die  Schuld  dann  liegt  allerdings 
niehi  aUda  an  BbertiiebeneB  Leluplaiifordarangw  tod  an  la  vieko  Bain- 
aufgaben,  sondern  auch  an  der  Belastnag  der  Kinder  mit  Privalatiiiide& 
aad  Privataufgaben  durch  ehrgeizige  oder  übelberichtete  Eltern. 

Die  einlafsliche  Diskussion  b^wopte  sich  der  Hauptsache  naoh  in  zn- 
stimmendem  Sinne.  Man  betonte,  dafs  es  eine  arge  Verkenuung  der  für 
Erfolg  und  Milserfolg  im  spMeren  Leben  mafsgebenden  >  aiitoren  sei,  wenn 
die  größere  oder  geringere  Leichtigkeit  der  Erwerbung  von  SchuUcenat' 
nissea  snm  obersten  Kriterium  Aber  die  Tdcbtigkeit  des  Kindes  gemacht 
nerde,  wenn  ia  vielen  Familien  ein  angOnstigee  Schnlzeagnis  eine  Kata- 
strophe bedeute,  jammernde  Mütter  endgültig  verzweifeln  wollen  an  der 
Znknnft  ihror  nnf^lQcksellgen  Spröfslinge.  Genau  derselben  Überschätzung 
des  quantitativen  Schulwissens  verdanken  ihren  Ursprung  die  heute  noch 
gtütigeo  Keglemente  der  verschiedensten  Reifeprüfungen,  die  den  Lehrern 
anmuten,  Schüler,  die  sie  in  jahrelangem  Unterricht  genau  kennen  gelernt 
haben,  aof  den  encyklopidischen  Umfang  angenUkkUeh  TeriOgbaren  wissen- 
schaftlichen Kleinkrams  an  prOfsn  oad  daraufhin  endgültig  m  benrtdlan. 
Da  ist  denn  freilich  das  treueste  Gedächtnis  sicher,  den  ersten  Rang  tn 
gewinnen,  während  doch  im  Kampf  ums  Dasein  weit  mehr  die  Pflichttreue, 
rastlose  Energie  und  Verstandesscharfe  und  —  last  not  loast  —  ein  ge- 
sunder kräftiger  Körper  deu  i!.riolg  bedingen.  Solange  aber  der  Eintritt 
in  die  höchsten  Unterrichtsanstalten  von  einer  Qoantitätskontrolle  abhängig 
ist,  solange  sind  die  unteren  SebiditaiiBn  wehrlos  der  ÜberbOrdung  prela- 
gegeben.  Wir  haben  eine  Gesellscliaft  der  ixzte  dea  ICantoos  Zürich,  eine 
Gesellschaft  für  wissenschaftliche  Gesundheitspflege  usw.  Fast  Jahr  um 
Jahr  wird  irgendein  Schulgesetz  oder  Lehrplan  oder  Pryfnoi^replement 
revidiert;  aber  wer  hat  je  davon  gehört,  dafs  man  ruvor  die  genannten 
durchaus  kompetenten  Vereinigungen  um  ein  Gutachten  darüber  angegangen 
hätte,  wieviel  man  eigentlich  nach  dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft 
einem  Kinde  in  den  verscbiedenen  AlterMtnün  in  geistiger  Arbeit  fmnsten 
dttrfe,  damit  es  dabei  gesund  bleibe,  sich  Inräftig  entwickle  an  Leib  nnd 
Seele  nnd  des  jugendlichen  Frohsinns  nleltt  Terlnstig  gebe.  Die  Behörden 
wären  durch  ein  solches  Gutachten  keineswe?«;  ^ebnuden;  aber  sie  bekämen 
so  einen  gewissen  jVlalsstab  ini  l  zugleich  einen  Rückhalt  für  zeitgemäße 
quantitative  Entlastung  des  Schuiwagens.  Es  ist  eine  Erfahrungstatsache, 
daCs  mittdmäbig  begabte  Kinder  durch  Privatunterricht  bei  anderthalb 
Stunden  tlgficher  geistiger  Arbeit  (Torbeieitnng  nnd  Untenielit  zosannnen) 
mit  ihren  Altersgenossen  in  der  Primaiaehnle  Schritt  halten  können.  Dem> 
nach  mufs  es  möglich  sein,  die  wöchentlichen  Stnndenzahlen  der  Kinder 
zn  reduzieren  und  die  Hausarbeit  auf  ein  Minimum  zu  beschranken,  ohne 
dais  dadurch  die  Unterrichts-  und  Erzicbungserfolge  beeinträchtigt  werden. 
In  den  besten  Bildongsaustalten  Englands  und  den  Vereinigten  Staaten 
kommt  man  sogar  auf  der  Mittelschulstnfe  mit  24 — 26  wöchentlichen 
Stunden  ganz  gut  ans.  Eine  Entlastung  wird  Jedoeh  nur  ge- 
lingen, wenn  die  Klassenbestftnde  ganz  erheblieli  rednaiert 
werden,  damit  der  Lehrer  sieb  wieder  mehr  des  einzelnen 


562 


Schlilerb  anuehmeu  kann.  Die  not  wendige  Folge  einer  groisereii 
SchfllenaU  kt  eine  Steigerung  der  Hatnaiifgaben,  mmentlidi  filr  die 
mittlmi  und  schwftcberai  Schlllfir  IKe'ÜWbardimg  nach  dieser  Blchtong 

zeigt  si«!i  jedoch  ganz  besonders  in  manchen  Klasstfi  der  Sekundarschale 

und  der  Mittelschulen.  Sie  hängt  dort  direkt  znsammen  mit  den  Lehr- 
planforderunrrcTi.  Ks  ist  dr^^halb  nahezu  unniüglii'h,  die  schützenden  Be- 
stimmuDgen.  lu  fut  lie  einzehien  Schulätufen  aufgestellt  worden  sind,  auch 
wirklich  durciizuiulircii. 

Hie  Vemrgaug  bedirftig^er  Sdulkiader  nit  Nahraig  ud 
Kldidu^  im  Kuttn  Ben  (Seliwds)«  Seit  Jahrzehnten  —  idireilit 

hierüber  das  „Bern.  Tagbl."  —  war  ^  eine  Klage  der  Lehrerschaft,  dafs 
die  Unterrichtsarbeit  vielfach  gehemmt  werde  durch  mangelhafte  häusliche 
Pflege  der  Kinder.  Wie  ^oll  der  Unterricht  seinen  vollen  Erfolg  erreichen, 
wenn  die  Kinder  ungenügend  genährt  nnd  gekleidet  sind?  Hier  kämen 
auch  die  häuslichen  Wohoungs-  und  Reinlichkeitsverhältnisse  in  Betracht, 
doch  die  Hauptsache  ist:  genttgende  Nahrung.  Diese  MiDsstände  genau 
erkannt,  nnd  schon  seit  Jahren  Air  die  Beseitigung  derselben  energisch  nnd 
nachhaltig  gearbeitet  zu  haben,  ist  ein  unleugbares  Verdienst  des  bemischen 
Unterrichtsdirektors.  Im  Winter  1902/03  sind  15763  Kinder  aller  her* 
nischen  Amtsbezirke  viele  Wo<  !ien  lang  jeden  Mittrtc;  aufser  Sonntags  mit 
Milch  nnd  Brot  oder  Suppe  mit  Brot,  gelegentlicii  mit  fleisch  und  Ge- 
mttse  gespeist  worden.  Dazu  wurden  Kleidungsstucke  verabiolgt  an  mehr 
als  13000  Kinder  anner  oder  unbemittelter  Eltern.  Hob-  und  Filzschuhe, 
Strflmpfe,  wollene  Unterkleider  nnd  nene  Kleidnngistllcke  wurden  in  ftst 
allen  Bezirken  abgegeben.  Für  Nahrung  und  Kleidnng  wurde  im  Winter 
1902/03  die  Summe  von  Frcs.  122000  verwendet.  DaTon  stammten 
Frcs.  8690  aus  dem  Alkohol/clnitol,  Frcs.  62000  wurden  von  den  Ge- 
meinden und  Frcs.  49000  von  Privaten  aufgebracht  in  Form  freiwilliger 
Gaben.  Die  Amtsbezirke,  welche  für  diesen  Zweck  am  meisten  verwen- 
deten, sind  Bern  (Stadt  Frcs.  22000,  Land  Frcs.  7000),  Konolhugen 
Frcs.  7000,  Aarwangen  Frcs.  6000,  Boigdorf  Frcs.  6000,  Thnn 
Fics.  7000. 

Über  die  Abstinenz  in  der  Jugend  veröffentlicht  Dr.  Jban  MoBnr 
eine  Broschüre,  deren  Tnlialt  er  in  folgenden  Thesen  restlmiert: 

1.  Die  Tot-alabstinenz  ist  allen  Kindern  zu  empfehlen.  Es  ist  dies 
das  be>te  Mittel  zur  Erreichung  des  Maximums  der  körperlichen  Entwick- 
lung und  der  Gesundheit. 

3.  Das  Prinzip  der  Abstinenz,  niedergelegt  in  die  Kindesseele,  ist 
eines  der  besten  Mittel,  den  Willen  an  disziplinieren  nnd  zn  stuken. 

3.  Die  Kinderabstinoiz-Yweine  sollen  praktische  Schulen  der  Stdi- 
darität  sein.  Ftlr  eine  Bevölkerung  ist  dies  ein  aktives  Ferment  vim 
greiser  Tragweite,  da£s  an  sozialer  Bedentang  man  kaum  überschätzen  kann. 

{^L'Äbstinence'',  Nr.  10.) 

Das  Reinhalteu  der  Scbnlen  in  Holland.  Man  schreibt  an  ^de 
Ifumoe  CourmU^  (Nene  Zeitung) :  Im  vorigen  Jahr  hatte  sich  das  „National- 
bnrean  ftr  Franenarbeit  üi  den  Niederlanden**  an  das  HanpCkonitee  des 
«Verehis  niederländischer  Lehrer"  gewandt  nit  der  Bitte,  behilflich  sein 
zn  wollen  bei  Beantwortung  einiger  Fragen,  welche  das  dAnisohe  Bnrsm 


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663 


IHt  Fraoraarbeit  an  das  mederUndiadie  gariehtet  hatte  in  Iiasag  auf  das 

Reinhalten  der  Scholen.  Das  Hanptfcomitee  yersandte  zn  diesem  Zwecke 
ein  Rundschreiben  an  die  AbtcilnngMi  mit  dem  Ersachen,  die  darin  ent- 
lialteuden  Fragen  zu  benntworten. 

Der  Fragebogen  wurde  von        Abteilungen  and  zwölf  allgeiueinen 
Mitgliedern  beantwortet,  und  die  Angaben,  welche  man  hierdurdi  erliielt, 
beadehen  sich  anf  225  holUndisehe  GemeiadeD.  Aas  der  zusammeBfiuBenden 
Beriehterstattoog  geht  hervor,  dafe  die  Sehnlreinjgong  im  aUgemeinen  hei 
uns  sehr  mangelhaft  ist,  ja,  dafs  es  manche  Stadt  in  HoUand  gibt,  in 
welcher  sogar  die  einfachsten  Ansprüche  der  Hygiene  nicht  beachtet  werden. 
Einige  wenige  Schulen  in  ein /einen  Städten,  wie  z.  B.  Amsterdam,  Dc- 
venter  and  Leiden,  und  sodaüu  drei  Staatsanstalten,  die  besonders  erwälint 
»ind,  machen  eine  rühmliche  Ausnahme.   Dagegen  wird  eine  andere  StaUt 
gemannt,  in  deren  Scholen  weder  die  Böden  noch  die  Korridore  anfgewiadit 
werden,  iilhrend  das  Bdirnbbeii  derselben  nnr  mgefthr  sechsmal  im  Jalire 
stattfindet.  —  Meikwflrdig  sieht  es  damit  aas  in  efaiigen  Gemeinden  auf  dem 
Lande.    So  gibt  es  eine  Gemeinde,  wo  die  Böden  während  der  vier  letzten 
Jahre  nnr  einmal  feucht  gereinigt  worden  sind;   in   einem  anderen  Dorfe 
hat  man  in  den  letzten  acht  Jahren  nur  einmal  geschrubbt  und  aufgewischt, 
ond  in  einem  kleinen  Dorf  in  Drente  wnrde  sicher  auf  diesem  Gebiete 
das  Höchste  erreicht:  in  den  letzten  15  Jahren  hat  man  dort  zom  Bein- 
maeben  der  Boden  nur  zwei-  bis  dreimal  Wasser  benntat.   Um  das  Bei- 
nigen der  Tische  mid  Stahle  kflmmert  man  sich  sehr  wenig.   Nor  eme 
Stadt  ist  erwähnt,  in  weldier  jeden  Tag  die  Tische  nnd  Stühle  abgewischt 
werden,  ond  fünf  Städte,  wo  es  zweimal  in  der  Woche  ecsrhicht ;    in  46 
Stftdten  werden  die  Möbel  jede  Woche,  in  neun  Gemeinden  jedea  Monat, 
in  iii  Stadien  „dann  und  wann",  in  9t)  einmal  im  Jahre  gereinigt,  wahrend 
mau  es  in  4Ü  Gemeinden  für  ganz  überflüssig  hält.  Die  Stadt  Amsterdam, 
welche  sieb  In  einiger  Hinsicht  günstig  nntefscbeidet,  macht  In  dieser  Be* 
xlehoag  keine  Ansnahme  von  der  aligemeinen  Begel :  onter  den  54  Scholen  in 
der  Hauptstadt,  über  welche  berichtet  wird,  befinden  sich  S2,  in  denen  die 
Bänke  nur  a!)gewischt  werden,  10,  wo  dies  nur  selten,  und  12,   wo  es 
regelmäfsig  geschieht.  —  Wenn  mnn  die  Berichte  Uber  die  verschiedenen 
Schalen  derselben  Stadt  vergleicht,  bemerkt  man  hier  und  da  grofse  Unter- 
schiede.  Das  ist  um  so  merkwürdiger,  weil  aus  einzelnen  Städten  gemeldet 
wird,  dafo  die  Gemeinde  tkr  alle  Scholai  densdben  Lohn  fttr  die  Beinigung 
besahlt  Wenn  aber  in  ein  nnd  derselben  Gemeinde  oft  ftlr  daaselbe  Geld 
so  Terschiedene  Arbeit  verrichtet  wird,  so  liegt  dies  blofs  daran,  dafs  Ord- 
nung und  Aufsicht  nichts  taugen.    Aber  man  mnfs  auch  gestehen,  dafs 
nicht  in  allen  OemeindpH  gröfscre  Ansprüche  gemacht  werden  dürfen,  weil 
der  Arbeitslohn,  den  sie  h(  zahlen,  viel  za  gering  ist.  Eine  allgemein  gfllUge, 
tüchtige  R^elttDg  dieser  Angelegenheit  ist  also  notwendig. 

(Blitget  T.  Br.  med.  J.  M.  C.  MoUTON-Haag.) 

Hygim  des  SebveniSgeis  in  d«B  SelnlMi  leiiko. 

Dr.  Ubibb  Trom  OSO-Mexiko  hat  daselbst  449  Schüler  untersacht,  402 
im  Alter  von  7 — 18  Jahren,  47  im  Alter  von  13 — 29  Jahren.  Von 
diesen  hatten  260  (57,70%)  normale  Augen,  190  (42,30%)  waren 
Ametropen,  ond  zwar 


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Ö64 


reine  Hypermetropie  11,35  7o  der  anormalen 
„    Myopie  6,01  %  „  „ 

Astigmat.  hypenn.     13,58  %  „  „ 

■  n  myop.  6,23  7o  „  „ 
„  mixt  0.89  Ve  ,  ^ 
„  Srregd.  0.44Vo  „  ^ 
Der  Gang  der  üntersnchmig  war:  Bestimmung  der  Sehschärfe  anf 
5  m,  Bestimmung  des  Nahepnnktes,  und  Rptinoskopie  der  Ametropen, 
deren  Sehschärfe  nicht  =  1  war.  Mit  zunehmendeni  Alter  nimmt  die 
Zahl  der  Hypermetropen  ab,  die  der  Myopen  steigt  bis  auf  19%;  ebenso 
nimmt  der  Astigmitismos  zu.  Da  hyperopischer  Astigmatismus  in  allen 
AlterMtnfen  in  bobem  Rogeatute  Totreten  ist,  mflchte  sich  Tbohoooo  der 
Ansicht  von  Jayal  und  Pbislxt  ttucldielflen,  dals  denelbe  ein  Haapt* 
faktor  für  die  Entstehung  der  Myopie  ist.  Den  geringen  Prozentsatz  an 
Myopen,  im  Verf^leich  zu  Europa,  führt  Verfasser  znrflck :  1.  auf  Rassen- 
eigeutümlichkeiten  (der  Schädel  der  mexikanischen  Kreolen  ist  schmal,  die 
Augenhöhlen  stehen  näher  zusammen  als  bei  der  germanischeu  Kasse,  also 
die  Konvergenzanstrengung,  der  Druck  der  m.  rect.  exterior.  auf  den 
Bolbna»  die  Zermng  dee  Sehnerm  geringer);  2.  die  intendTere  Tagee- 
beleaditnqgi  die  es  «och  Im  Winter  nicht  nfltig  macht,  bei  kunstliefaem 
Liebte  zu  arbeiten.  —  Aa(ber  den  allbekannten  hygienischen  MafsregelB 
(geeignete  Schulbänke,  guter  Druck,  Steilschrift  tisw.),  fordert  \'orfnsser 
daher  systematische  Untersuchungen  der  An^en  (und  Ohren)  iiilulirh  beim 
Beginne  des  Kursus,  mit  Benachrichtigung  an  die  Eltern,  und  ^ve^del  sich  um 
Untersttltzung  an  die  American  Public  Health  Association,  eine  Oesellschaft, 
welche  sich  Aber  die  Tier  Lflnder  des  nördliehen  Amerii»  erstredct 

{^Jbmaki  de  OftahnOogta",  Mexiko,  Febivar  1904.) 


EinsehränlLluig  der  Schnkeit.  Das  Komitee  der  Abteilung  'SGraven- 
hapje  des  „Vereins  zur  Vereinfachung  und  Verbesserung  der  Examina  und 
des  Unterrichts  '  hat  sich  an  den  Bürgermeister  der  Stadt  gewendet  mit 
einer  Bittschrift,  welche  eine  B^chwerde  gegen  die  zu  lange  Scbtdzeit  in 
den  dflTentlicben  stldtisdien  Elementarschnlen  enthftlt.  Die  zn  lange  Sebnl* 
zeit  wirkt  nachteilig  auf  den  Unterricht  und  dessen  Erf<dge,  weil  die 
Schüler  nicht  imstande  sind,  ihre  Aufmerksamkeit  in  genügender  Weise 
auf  den  Lehrgegenstand  zn  kouzentrieren.  Auch  mufs  sie  einen  ungfinstigen 
Einflufs  ausüben  auf  den  aiigemeiaen  Gesundheitszustand  der  Schüler,  sowohl 
geistig  als  körperlich.  Deshalb  wünscht  das  Komitee,  es  möchte  der  Stunden- 
plan der  öffentlichen  Elementarschnlen  der  Stadt  in  der  Weise  abgeändert 
werden,  dals  llkr  die  beiden  jSngsten  Abteilnngen  die  halbe  Stande  am 
Morgen  von  halb  zwOlf  bis  awOIf ,  and  filr  alle  Abteünngen  die  halbe 


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565 


Stunde  am  Mittag  von  halb  zwei  bis  zwei  Uhr  am  Montag,  Dienstag, 
Donnerstag  and  Freita;^^  crestrichen  wird,  und  dafs  der  Handarbeitsunterricht 
für  junpc  Mädchen  am  Mittwochnai  hir.it tat?  Rilu^licii  weggelassen  wird.  In 
den  beiden  jüngsten  Abteilangen  würde  dann  die  Schulzeit  dauern  am 
Morgen  ¥on  9  Uiir  bis  IIV«  Uln,  in  den  übrigen  Abteilungen  von  9  Uhr 
bis  12  Ulir,  nnd  am  Kadmuttag  in  aDaa  Abteilongeii  m  3  Uhr  bis  4  übr. 
Der  Mittwodi-  und  der  Sonnabeadnadunittag  würden  ganz  frei  sein. 

(Mitget  TOB  Dr.  med.  J.  M.  C.  Mouiox-Haag.) 

Das  Korsett  in  der  Sehnle.  Yom  Königlich  PrenOsischen  Etütns- 
Tninistcrium  ist  an  die  Vorsitzende  des  Verbandes  fortschrittlicher  Frauen« 
vereine,  Frau  Minna  Cauer,  unter  dem  20.  .luni  1904  folgende  Antwort 
auf  die  Petition  hinsiciitlidi  des  Verbots  des  Korsettragens  in  den  Schnlen 
eingelaMfem:  „Aiif  ^  Eingabe  tom  88.  April  enridefe  idi  Ibnen,  dab 
ich  sebon  vor  Eingang  derselben  nmi  Gebranehe  einer  geeigneten  Kleidung 
dvicfa  die  jungen  Maddien  Anregung  gegeben  habe,  indem  ich  die  mir 
unterstellten  Behörden  auf  die  hygienische  Abbandlnng  des  Dr.  med.  Julius 
Krebs  in  Breslau:  „Wie  sollen  sich  nn'^ere  jnnp:en  Mädchen  kleiden?'* 
Breslau  1903,  Verlag  von  Hamlel,  aufmerksam  gemacht  habe.  Wegen 
etwaiger  weiterer  Maisnahmen  sind  Erwägungen  eingeleitet.** 

Scbiüraiiceiii  iLeine  Schnltaseheii!  Unter  dieser  Überschrift  teilt 
Dr.  Otto  Gotthilf  im  Jnt.**  folgende  Befcanptmaflbnng  des 

Stadtrates  Ton  Netzschkau  mit:  »IKe  Eltern  deijenigen  Kinder,  die  ni 
Ostern  der  Schole  zagefttfart  werden,  machen  wir  darauf  anfmerksam,  dalk 
es  vom  gesundheitlichen  Standpunkte  weit  empfehlenswerter  ist,  den  Kindern 
zum  Schulbtlchertragen  einen  Schulranzen,  statt  einer  Schultasche,  anzu- 
schaffen. Durch  die  einseitige  Belastung  des  jugendlichen  KoriJers,  wie 
sie  das  Tragen  einer  Schultasche  mit  sich  bringt,  werden  leicht  RQckgrat- 
imd  SefanlterreEkrQnuDnngen  a.  dgl.  hervoigenifen  oder  docb  nun  mindesten 
gefördert.  Also:  belNeup  oder  Ersatsamehaftmgen  fcdne  Schultasche,  son- 
dern einen  Schnlranzen!" 

Badekuren  und  Schüle.  Unter  diescnn  Titel  bespricht  Dr.  Eber- 
hard Margulies  -  Kolberg  m  der  ^Balncol.  Centralefg."'  die  Notwendig- 
keit verlängerter  Sommerferien  zum  Zwecke  eines  ausgedehnteren  l^de- 
anfenthaltes  für  schwächliche  Kinder.  Dr.  Mabgulies  fordert  fQr  das 
grolhe  Heer  der  knrbedttrftigen  Schulkinder  —  er  rechnet  dazu  akrophu- 
Idae,  blutarme,  nervOse  und  in  der  Genesung  befindliche  Kinder  —  ebie 
Feriendauer  ?on  etwa  11  bis  15  Wochen  ala  notiiendig.  Wenn  man, 
ohne  eine  Änderung  der  jetzigen  Ferienordnung  vorauszusetzen ,  als  Knr- 
daunr  die  Zeit  vom  Beginn  der  Sommerferien  bis  zum  Schlufs  der  Herbst- 
lerien  wäldte,  so  hätte  man  —  so  wie  die  Ferien  in  Preufsen  für  das 
lautende  Jahr  1904  festgesetzt  sind  —  z.  B.  für  Berlin  94  Kurtage. 
Auf  diesen  Zeitraum  fUlt  das  zweite  Schulvierteljahr  mit  41  Tagen* 
Dieses  aweite  Yierte^lahr  kommt  ohnedies  in  bezug  auf  Lehrstoff  etwas 
stiefintltterlich  weg;  es  wUrde  nach  den  erwähnten  AnsfOhrungen  mn 
leichtes  sein,  den  verhältnismälsig  geringen  Lehrstoff  durch  einen  geregel- 
ten Unterricht  am  Knrorte  selbst  nnd  nnter  Berfieksichtigung  der  vom 
Arzte  angeordneten  Kur,  an  der  lUmd  des  Lehrplanes  der  heimatlichen 
Schale,  mit  den  Kindern  so  durchzunehmen,  dals  diese  —  ohne  grödsere 


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Lücken  aufzuweisen  —  spiitpr  dem  Unterricht  der  beimatlicbeu  Schale 
wieder  folgen  könnten.  Die  Kinder  brauchten  täglieli  nicht  länger  als 
anderthalb  bis  zwei  Stunden  unterrichtet  zu  werden,  wobei  häusliche  iVrbeiten 
eventnell  fortfallen  könnten.  Unter  diesen  Verhältnissen  wflrde  kaum  eise 
geistige  Anstreogiuig  ztutande  konuneiiy  die  der  Kor  nachteilig  woden 
IcOiiiite.  In  Solbecg,  des  al^Alirlicli  im  «iWreidien  knrbedOrftigeii  Kindern 
anfgesucht  irird,  M  bereits  ein  geregelter  Unterriclit  fQr  derartige  Kinder 
ins  T.pben  jTPnifpn  worden.  Der  Unterricht  wird  dort  mit  Rtlcksirht  .lut 
den  Kurgebraucli  in  der  Regel  am  Nachmittag  erteilt  und  überschreitet 
zwei  Stunden  nicht.  Die  einzelne  Lektion  soll  nicht  über  30  Minuten 
^g^ehnt  and  zwischen  je  zwei  Lektionen  eine  Erholangspaase  too 
15  Iffniiten  eingelegt  werden,  die  snm  TeQ  durch  angemeflsene  Frei«  nnd 
Tnrnübungen  im  Freien  aasgeflillt  wird. 

Haftpflicht  des  Lehrers  für  bratale  Übersclireitang  des  Züch- 
tigODgsrechtes.  Dem  „Pädag.  Wochenbl."  entnehmen  wir  folgendes:  Am 
13.  Juli  1898  erteilte  der  Lehrer  Christoph  Strauch  zu  Ahrweiler  dem 
bciiuler  der  ersten  Klasse  der  Volksschale  daselbst«  Michael  Hörsch,  eine 
körperliche  Züchtigang.  Dieser  hatte  während  des  Gottesdienstes  die  EUlnde 
nicht  vorachriftamftlsig  gefaltet,  worde  deahaSb  von  SIrench  zur  Bede  ge- 
stellt nnd  addielilicfa  angefordert,  sieb  Uber  die  Bank  an  legen.  Als  er 
dies  nicht  sofort  tat,  warf  der  Lehrer  ihn  mit  Gewalt  Aber  die  erste  Bank 
nüd  /Uchtigte  ihn  mittels  eines  Stockes  anf  Gesi^fs.  Rfirken  nnd  Ober- 
schenkel. Nach  ßecndigang  der  Züchtigung  lief  Hürsch  aut  ^rineu  FMatz 
znrOck.  Hierbei  kam  er  za  Fall  and  schlug  mit  der  liru^jt  nach  Imks 
auf  die  Seitenkante  des  Poltes  der  dritten  Bank.  Er  klagte  sofort  nach 
der  kOfperlicben  Züchtigang  aber  heftige  Schmerzen  im  Unteileibe  nnd 
wurde  stark  fiebernd  ins  Bett  gebradit,  an  das  er  llngere  Zeit  gefesselt 
mr.  Der  behandelnde  Arzt  stellte  bei  Hörsch,  der  mit  zahlreichen  blnt- 
unterlaufenen  Striemen  am  Gesäfs,  Rücken  und  Oberschenkel  bedeckt  war, 
Darmcntziiiuiung  und  Ripfjcnhnich  fest,  die  als  eine  Folge  der  erteilten 
körperhchen  Züchtigung  an^useheii  seien. 

Die  Strafkammer  des  Landgenchtä  zu  Gobienz  hatte  den  Lehrer 
seinenelt  wegen  dieser  Obersefaieitnng  des  ZflchtigungsreditB  an  50  Kark 
Geldstrafe  Temrleiit  Nanmebr  beansprucht  der  Vater  des  mindeijfthrigeii 
Hörsch,  der  jetst  Schreiber  bei  dem  Bflrgermeisterarot  zu  Ahrweiler  ist, 
in  dessen  Namen  von  dem  Lehrer  die  Zahlung  einer  monatlichen  Rente 
von  45  Mark  bis  zum  vollendeten  18.  Lebensjahre  seines  Söhnte,  und 
Ton  da  ab  eine  lebenslängliche  monatliche  Rente  von  60  Mark,  weil  der- 
adbe  infolge  der  körperlichen  Züchtigung  ueurasthenisch  geworden  und  da- 
durch danenid  in  seiner  ErwerbsflUiigkeit  beschrinkt  sei.  Das  Land- 
gericht sn  Cktblena  hatte  die  Klage  abgewiesen,  da  die  den  SUger  dntdi 
die  Züchtigung  zugezogene  Darmcntztlndung  vollständig  geheilt  sei,  and 
der  Hippenbruch,  an  dessen  Folgen  der  Kläger  allerdings  heute  noch 
leide,  in  keinem  ursächlichen  Zusammenhange  zu  der  ktirperlichen  Züchti- 
gung stehe,  da  er  sich  denselben  zugezogen  habe,  als  er  nach  erhaltener 
Zfichtigung  in  die  Bank  mrUcklief  und  dabei  zu  Fall  gekommen  sei.  Das 
Kölner  Oberlaadesgericht  in  der  Bemlongsinstans  hob  jedoch  das  Urteil 
des  Lsadgeriehts  anf  nnd  erkannte  den  KIageanq[»mch  dem  Grunde  nach 


567 


als  gerechtfertigt  an.  Es  betrachtet  den  Rippenbruch  als  im  ursüchlichen 
Zasammenhaoge  mit  der  kün>üriichen  Zücbtignng  stehend.  Kläger,  der 
infolge  der  das  erlaubte  Mais  Uberschreitenden  ZuchUgang  heftige  Schmerzen 
gespart  habe,  aei  in  UntM^flw  Angst  und  Fmdit  vor  FortBetziuig  dieser 
Betiaadliiiig  davoBgeUofen  nad  ni  FaU  gekonuMn.  Der  Fall  ist  Bomit 
auf  Überadireitang  des  Zflehtigongnechles  xnradBoftlim. 


Kniflsetaraibei  der  EnieknngsdirtkUoi  des  Kanten  ZUIeli  aa  die 
SehnlbehOrden  und  die  Lehrenebalt  der  PriiuaieMe»  belreffeid 
die  Untersnchnng  der  in  das  sehnlpfliclitige  Alter  eingetretene! 
Eiider  Mf  das  Torkaadeaaeiii  geistiger  oad  kdrperlieher  Qebreehen. 

Unter  Hinweis  auf  die  Ereisschreiben  der  ErziehiiiigsdirekticHi  Km. 
25.  Mai  1899,  sowie  yom  21.  Dezember  1901  werden  die  ScholbdiOideB 
nnd  die  Lehrer  der  Primarschtile  ersnclit,  die  anf  Reginn  des  Schuljahres 
1904/0Ö  in  das  schulpflichtige  Altei  eingetretenen  Kinder  gleich  wie  in  den 
letztverflossenen  Jahren  hinsicbtlicli  alllaUig  vorhandener  geistiger  oder 
körperlicher  Gebrechen  zu  untersuchen.  Mit  Bezug  auf  die  Art  der  Durch- 
fiBhnuig  der  Üntenochinig  wird  auf  die  aeineneit  jom  eidgenanriscbeB  De- 
partement  des  Innern  erlassene  Instmktion  Terwiesen.  Fttr  die  Üntenmchnng 
der  Algen  wird  die  Anschaffung  der  „Sehproben"  tob  Dr.  Adolf  Steigeb, 
ATic:enar7t  in  Zürich  (Hofer  &  Cie.,  Preis  Fr.  1),  empfohlen,  die  auf  der 
üückseite  der  Tafel  zugleich  eine  Anleitung  für  den  Gebranch  der  Proben 
zur  Prüfung  der  Rehschaife,  io^vit  zur  Bestimmung  des  zum  Lesen. 
Schreiben,  I^aheu,  Zeiclmeu  und  verwandter  BeächüLLiguugeu  .uoLvv endigen 
Bdeoefatongaminimmns  entbalten.  Die  Üntersnehnngen  sind  im  Lanfe  des 
Sommerbalijahns  aosinfUiren,  die  Besnltate  sind  onler  Benntaang  dea  Toin 
eidgenMsclien  Departement  des  Iimem  festgesetzten  Foimnlan  bis 
testens  Ende  Oktober  1904  der  Erziehungskanzlei  zuzüstellen,  und  zwar 
ist  -  nnter  An^iiiihf  der  Zahl  drr  Sfhülrr  der  Klasse  —  anrli  dann  em 
Formular  eiiizusendea,  weiui  keine  Schüler  als  anormal  zu  bezeichnen  ^\nd. 
Die  Resultate  der  Untersuchung  sind  ferner  in  die  betreffenden  Rubrii^en 
der  Abseaienliste  einantragen  nnd  in  den  folgenden  Jabren  fortsnflihno, 
aofem  nicht  eine  Hebnng  allftUiger  Gebreeben  aidi  mit  der  Zeit  ergibt. 

Sehr  an  begrOlsen  wSre  es,  wenn  die  andicben  Mitglieder  der  Scfanl- 
behörden  diesen  üntersnehnngen  auch  im  laufenden  Jahre  ihre  Aufmerk- 
samkeit zuwenden  und  den  Lehrern  bei  der  Ausftthmng  der  UntersnrhnnE?, 
wie  bei  der  Beobachtung  der  betreffenden  Fftlle  ihren  Beistand  leisten 
worden. 

Sodann  ist  zu  beachten,  dafs  diese  Untersuchungen  nicht  blois  Ma- 
terialien ftr  eine  scbweiaerisehe  Statistik  liefern,  aoodem  direkt  praktiacbea 

8«MicMQDdlMitapS«g«.  Xm  89 


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568 


Nntzen  bringen  sollen  in  dem  Sinne,  dfif^^  die  Schulorgane  sich  in  jedem 
einzelnen  Falle  fragen,  in  welcher  "Weise  ein  allfällig  vorhandenes  Übel 
gehoben  werden  kann,  oder  was  zur  Verhtttoog  der  weiteren  Entwicklung 
fiMaelben  getan  wwden  soUte;  die  Eltern  der  Kinder  werden  zveifelaoliae 
den  SehnlbehOrden  ond  Lehrern  ftr  ihre  BalaehUge  dankhir  sein.  £•  Ist 
sodann  im  besonderen  darauf  zu  achten,  dafs  komiditigen  nnd  acfawer- 
hörigen  Kindern  diejenigen  Plätze  im  Schulzimmer  angewiesen  werden, 
welche  ihnen  ermög^chen,  anch  bei  ihren  Gebrechen  dem  Unterrichte  za 
folgen. 

Bei  diesem  Anlasse  wird  der  Lehrerschaft  und  den  Schalpflegen  die 
Ftirsorge  f&r  diejenigen  Schüler,  welche  in  körperlicher  oder  geistiger  Hin- 
geht ab  gebrechlich,  znrlleligeblieben  oder  schwach  an  beseidmen  aind, 
oder  deren  VerhittniaBe  in  aoaialer  Bichkang  nicht  als  normal  beieicfanet 
werden  mflssen,  besonders  empfohlen. 
ZOrich,  ^.  Mai  1904. 

Die  Ki  /it  hungsdirektion. 
[»ÄmU.  ScJiulölaU  d,  Ki.  Ztüncfc",  Nr.  5,  1904.) 


Vnikarlei  für  dei  Beniek  der  itlAtiMlMi  Telkabüer  ii  Wi«i. 

Bezirlusehnlrat 
der  k.  k. 

Beiehshanpt-  and  Beaidemtstadt 

AV  i  n  Wien,  am  21.  Jani  1904. 

G.  Z.  4Ö39. 
Badekarten  zum  Besuche  der 
städtischen  Volksbäder. 

An  sämtliche  Schulleitungen. 
Der  Gemeinderat  der  Stadt  "Wien  hat  in  seiner  Plenarsitzung  vom 
17.  Mai  d.  J.  z.  Z.  t)4y(j  beschlossen,  die  Gesamtzahl  der  alljährlich  an 
arme,  würdige  Schüler  und  Schülerinnen  der  Volks-  und  Bürgerschulen  m 
▼erteilenden  Freikarten  fflr  den  Besocb  der  st&dtiscben  Tolka- 
bäder  von  30000  auf  80000  in  erhöhen,  ond  genehmigt,  dalh  dieVer- 
teilnng  der  Freikarten  auf  die  einzelnen  Bezirke  nach  Verhältnis  der  Zahl 
der  in  dem  betrefendeo  Schn^ahre  mit  Armealemmitlel  betettten  Sehal- 
kinder erfol!?o 

Mit  Beziehung  ant  diesen  Gerne indebeschlufs  wird  der  Schulleitung  in 
der  Anlage  eine  auf  den  Freikarten be^ug  für  die  städtischen  Volks- 
b&der  bezngndunende  Kundmachung  des  Wiener  Magistrates  zur  Affiaening 
im  Sdmlhaaae  zagemitteilt  nnd  inm  Zwecke  der  Endelang  einaa  erfolg* 
reichen  Gebfancfaea  dieser  IMkarten  naehfolgendes  angeofdnet: 

Die  Schulleitungen  werden  aufgefordert,  die  Schulkinder  durch  die 
betreffenden  Klassenlehrer  in  put^prpchender  Wci'p  anf  den  nüt'/lirhen  nnd 
bei  zweckmäfsiger  Anwendung  üesinidhr'itsfördcrniioD  Gebrauch  der  städti- 
schen Volksbäder  (Douchebäder)  aulmrrk^aiu  machen  und  darüber  belehren 
zu  lassen,  dafs  der  Bäderbesuch  für  unpäfsliohe,  mit  Ausschlägen  oder 
aonatigen  anffdlenden  talseren  Leiden  behaftete  Kinder  oaatatthaft  iit 


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In  allen  Fällen  ist  die  Zastimmongserklärong  der  Eltern  oder  dereo 
Stellvertreter  zum  Gebrauche  der  Bäder  für  ihre  Kinder  zu  erbringen, 
"wofür  em  eigenes  Formular  angefertigt  wurde,  welches  zugleich  mit  den 
Freikarten  bei  der  städtischen  LernmittelverwiUtung  behoben  werden  kann. 

Wann  lokbe  Schulkinder  uf  Freikarten  Ansprach  efhebes  sollten, 
deren  Geenndheitsnutand  dem  Lehrer  eweifelhaft  encheiat,  bo  sind  diese 
Kinder  dem  stadtischen  Armen-  oder  Bezirkiartte  vorzustellen,  damit  Uber 
ihre  Badefähigkeit  ein  Gutachten  abgegeben  werden  kann. 

Die  Verteilung  der  Freikarten  hat  vom  Beginn  des  nächsten  Sclinl- 
jahres  an  durch  die  Kla^senlehrerin  in  erster  Linie  an  diejenigen  Kinder 
von  der  dritten  Volksscbulklasse  aufwärts  zu  geschehen,  welche  im  Bezage 
der  Armeolernmittel  stehen. 

Die  Ton  der  SefaolleitaDg  In  einer  der  ZiM  dieser  Kinder  ent- 
spceehenden  Annhl  bei  der  städtischen  LemmlttelTerwaltung  in  beliebenden 
Freikarten  sollen  nicht  alle  gleichzeitig,  sondern  in  der  Weise  zur  Ausgabe 
gelangen,  dafs  die  T^onntzTint?  derselbtti  aof  dis  gsnae  n&chste  Scho^ahr 
gleichmäCsi g  verteilt  werdi'n  kann. 

Es  wird  sich  daher  empfehlen,  im  Verteilung  der  Karten  von  14  zu 
14  Tagen  vorzunehmen,  wodurch  dem  beteilten  Kiude  ein  Spielraum  für 
dieBenntzung  gegeben  nnd  es  gleichzeitig  möglich  geniiiGlit  wild,  die  tat- 
nlddiche  Benatnmg  dorch  Einsammeln  der  KontroUcoupons  za  aberwaclien. 

Da  ein  Zwang  auf  die  Schulkinder  nicht  ausgeübt  werden  soU,  so 
steht  der  wiederholten  Beteilung  eines  Kindes  mit  Freikarten  anch  dann 
kein  Hindernis  im  Wep:e,  wenn  es  einmal  eine  solche  Karte  als  nicht 
benutzt  an  den  Klassenlehrer  zurückbringt. 

Auch  bleibt  es  dem  Klassenlehrer  freigestellt,  etwa  überschüssige 
Kerten  m  würdige  Sdinlkinder  m  ferteOen,  wddie  niebt  im  Beivge  der 
ArmeBlemmittd  stehen. 

Die  bis  zum  1.  Kai  jeden  Jahres  nicht  benutzten  und  voraussichtlich 
bis  zum  Schlüsse  des  Schuljahres  nicht  mehr  benötigten  Freikarten  sind 
der  städtischen  Lernmittelverwaltung  nb/nliefern,  damit  dieselben  eventaell 
an  anderen  Schulen  zur  Verteilnnp  j^elanireü  können. 

In  der  ersten  Hälfte  des  Monats  Juli  jeden  Jahr^  können  Schul* 
Ititnngen,  welche  hierfttr  Bedarf  haben,  Badekarten  bei  der  stidliechen 
LemmittelTerwaltang  beheben  nnd  an  die  Schulkinder  nr  Benotsons  wilirend 
der  Ferienzeit  ansfolgen.  Der  bfltrrtBBnde  KontroUeoiipon  ist  dann  m 
Beginn  des  nlchsten  Schuljahres  abzuverhingen. 

Vnm  Bezirksschulrate  der  Stadt  Wien. 
Der  Vorsitzende-Stellvertreter,    (gez.)  Guglbb. 

M.-Abt.  VIU  —  797/04. 

Knndmachnng. 

Infolge  SUdtiatsbescUnsses  vom  18.  Juni  1902,  Z.  7710,  und  Ge- 
meinderatsbeschlusses vom  17.  Mai  1904,  Z.  6436,  haben  alUihriich  durch 

die  Lehrkörper  der  Schulen  80000  Stück  Freikarten  zum  Besuche  der 
städtischen  A'nlksbäder  an  arme  nnd  wttrdige  Schüler  und  SchtÜerinnen  der 
städtischen  Volks-  und  Bürgerschulen  zur  Verteilung  zu  gelangen.  Die 
Verteilung  der  Freikarten  auf  die  einzelnen  Bezirke  erfolgt  aU^ahrlich  nach 

29* 


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Verhältnis  der  Zahl  der  in  dem  betreflfeuden  Schi4|ahre  mit  Aimenleni- 
mitteln  beteilten  Schulkiiider. 

Diese  Freikarten  sind  uar  an  Wochentagen  mit  Aassehlais  des 
Samstagefl  gflltig,  nnd  äad  bezüglich  derselboi  lolgendB  Bestimmiiageii 
«1  beachteo: 

1.  Die  einzelnen  Karten  sind  seitens  der  SchoUeitaBgeD  auf  der  Bftck- 
Seite  mit  dem  Scbalstempel  zu  versehen. 

2.  Die  beteilten  Schalkinder  haben  die  Karten  in  Gegenwart  des 
Lehrers  (Lehrerin)  aaf  der  ROckseite  7m  nnterschreiben. 

3.  Die  Badekarte  ist  im  Bade  dem  Bademeister  vorzuweisen,  welcher 
berechtigt  ist,  die  Wiederholang  der  Unterschrift  aaf  der  Karte  selbst  oder 
anf  einem  Blatte  Papier  sa  klangen.  Die  Badekarte  darf  ent  nach  Ab- 
drock  des  Tagesstempels  durch  den  Bademeister  bemitit  werte. 

4.  Die  al^stempelte  and  mit  dem  Tagcsstempel  versehene  Badekarte 
ist  sodann  an  den  Badediener  (Badedienerin)  der  betreffenden  Kinder- 
abteilang  des  Yolksbades  abzngeben,  welcher  den  versperrbaren  Kleider- 
kasten anweist  und  die  Badewäsche  abgibt. 

5.  Im  ttbrigen  gelten  die  Beätimmongen  der  Badeordnung  für  die 
flUldtisciieQ  Yolksblder. 

Vom  Wiener  Magistrate  im  adbstliidigenWirkmigdaei8e,am26.Md 

(HÜgeteflt  Ton  Direktor  Emaxubl  Bäte,) 


Citertt«r. 


Besprechungen. 

Desinö,  Dr.,  Die  SchnllMiokfrage.  —  Kritische  Erörtern ng  des 
gegenwärtigen  Standes  der  Schulbankfrage,  nebst  Vorschlag 
snr  Einrichtung  einer  stftdtischen  Volksschnle  mit  Schnl- 
bftoken.  —  Mit  24  Abbildungen.  F.  Leineweber,  Leipiig,  1904. 
Geh  Mk.  1.20.   Geh.  Mk.  1.80. 

Der  Verfasser  erörtert,  ohne  erheblich  viel  Neues  zu  bringen,  den 
heutigen  Stand  der  Sclmlbankfrage  in  leicht  verständlicher,  klarer  Weise. 
£r  weist  hin  auf  die  Gctahren,  die  eine  schlecht  konstruierte  Schalbank 
den  Aagen,  der  Wirbelsäule  und  den  inneren  Organen  der  Kinder  bringt. 
Mit  besonderer  Sorgfalt  ist  das  Kapitel  aber  das  Sitzen  bearbeitet.  Es 
wird  Ton  der  Bank  verlangt,  dals  sie  eine  vordere  nnd  «ae  Untere  Sits- 
läge*  tine  Arbeits-  nnd  eine  Rnhestellang  ermögliche.  Die  Sduiit  endigt 
mit  einem  röhrenden  Lobiiede  auf  die  Rettigbank,  wobei  allerdings,  wie 
in  mfincher  anderen  ähnlichen  Reklameschrift,  der  Fehler  gemacht  wird, 
der  Kettigbank  Vorzüge  zuzusprechen .  die  schlicfslich  jeder  zweisitzigen 
Bank  mit  festen  Bestandteilen  zukümiaen.  Dagegen  wird  das  Charak- 
teristische der  Kettigbankj  eben  das,  was  dieser  Schulbank  mit  Recht  in 
koner  Zeit  grolae  Yerbreitoag  Terscfaafde,  die  KippTOftiehtoag,  ganz  km 


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abgetan.  Ünd  doch  ist  dies  das  einzige,  was  nicht  vor  RETna  andere 
Schulbänke  anrh  schon  hatten.  Doch  ist  diese  ümlcgevorrichtnng  ver- 
bunden mit  dem  festen  Fafsbrett  eine  Erfindunp^,  die  der  Bank  den  Ehren- 
platz, onter  allen  heutigen  Schulbankmodellen  siclieil.  tlher  die  verkürzte 
SiLzLünk  so  viel  Aufhebens  zu  machen,  lohnt  sich  kaum,  da  diese  Em- 
fiehtuüg  im  Grande  doch  mr  dam  dieM  toll,  mOgUcbrt  viele  Sehtier  in 
einem  Scfankunmer  antembringeQ  und  dexa  kann  der  Hedixiner  doch 
kämm  die  Hand  Meten.  WiFF-Zflikh. 

MüLLEE,  JOH..  Tlntepsuchnn^en  über  die  Einriclitnn^  ländlicher 
Volkssciialeü  mit  nieliräitzigeii    und  zweiäikigen  äubsellien, 
Charlotlenburg,  1904.  2^  14  n.  Vm  S. 
Die  mit  SB  AbbOdimgea  im  Teite  mid  15  SteiDdnidktafein  amge- 
stattete  Schrift  will  namentlich  Verwaltungen  und  Baaämtern  als  Ergänzung 
zu  den  in  einem  Ministerial^Erlals  vom  25.  November  1895  enthaltenen 
Mnstprentwflrfcn  für  Iftndliche  Volksschulen  dienen.     Sic  ist  in  der  dem 
Veria>ser  eigeneu  gründlu  lien  Schreibweise  verfafst  und  wird  allen  denen, 
die  für  2teubeschaffung  von  Schulmobiliar  und  Entwürfe  für  SchulhaoS' 
bauten  m  beraten  nnd  zn  bestimmen  haben,  ein  zaverlftBsiger  Batgeber 
aein.  Wenn  daneben  die  Arbeit  Propaganda  madit  ÜBr  die  BettigbenlL,  ee 
aoU  das  dem  Henmageber  lücbt  aUznschwer  angerechnet  werden. 

Wipv-Zflrich* 

SicncnraBs,  Dr.,  Stadtuhnlnift,  PrevIdwhM  oder  badisebet  SeliiQ- 
tanai?   Eine  Klantelhmg.   O.  Brenn,  Kailarabe,  1903.  8^  32  8. 

Daa  Torliegende  Schrift  eben  ist  die  Erwiderung  auf  den  von  ProCBSBor 
AViCKENHAGEN  \n  Rendsburg,  jetzt  in  Berlin,  in  der  11.  Nummer  des 
1.  Jahrgang  der  Monafsschr.  fiir  höhere  Schulen,  1902,  veröfientlichten 
Aufsatzes  ..Preiifsi^^fhes  oder  hadi^chcs  Schulturneu?"  Der  Verfasser  stellt 
sich  die  Aulgabe,  durch  eigene  Widerlegung  der  einzelnen  Angriffe  des 
WiOKBBraiLGBHsdien  Anftataes  Aber  das  Sdmltanien,  irie  es  tatslchlich 
im  Grolafaeraogtam  Baden  betrieben  wird,  ebe  klare  Anscbaunng 
an  geben.  Bwnit  soll  dem  Kampfe  zwischen  den  beiden  Tnmbetriebe- 
weisen,  der  mit  unerquicklicher  Heftigkeit  und  Breite  in  den  meisten 
Turnblättem  Deutschlands  eine  so  lange  Zeit  geführt  wurde,  die  Spitze  ab- 
gebrochen werden.  Ein  bestimmtes  Urteil  hierüber  wird  sich  allerdings 
nur  der  Kenner  beider  Tumweisen  machen  können,  immerhin  dürfte  das 
Schriftchen  sehr  zor  Elftrung  der  Frs^e  beigetragen  haben.  Empfehlens- 
wert ond  gewinnend  ist  die  Sachlichkeit  and  überlegene  Bnhe,  durch  die 
es  auf  alle  Femeratehenden  flberzengend  wirkt.  Hoffentlich  ist  damit 
allen  weiteren,  unserer  Turnsache  sicherlich  nicht  förderlichen  Kämpfen 
ein  Ziel  gesetzt.  Dann  sind  auch  Aufgabe  nnd  Zweck  des  Scbriftcheas 
zur  Genüge  erfüllt.  J.  Pawel,  Universitätslehrer -Wien. 

Ghubbb,  Max,  Prof.,  Hy^eie  des  Geschlechtslebens,  dargestellt  flr 
Männer.   Eibl.  d.  a'e^Hnfmeitspft.,  Bd.  13.  £.  H.  Moritx,  stattgart, 

1904.    kl.  Ö«,  84  S.    Mk.  1.50. 

Es  ist  als  ein  erfreulicher  Fortschritt  zu  bezeichnen,  dafs  man  beute, 
ohne  Furcht,  Anstois  zn  erregen,  offen  und  ehrlich  über  das  menschliche 


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Sexualleben  öffentlich  reden  und  schreiben  darf,  während  bis  Tor  kurzem 
gerade  diese  Fragen  zu  den  nicht  diskutablen  gehürteui  und  ebenso  er- 
freulich ist  es,  dafo  man  aUgemeiiier  da  bialnr  ennÜiaftM  Intarene  m- 
anssetzen  kann  für  Dinge,  die  eigentUch  das  Wichtigste  toh  aUem  ftür  das 
UenschengesGUecbty  wine  Znknsft»  nmschliebeii.  In  diesem  Sinne  schildert 
der  Verfasser  zuerst  —  and  er  verttoht  es  vortrefflich,  kurz  und  klar 
das  Wichtige  dem  I.eser  beizabringeo  —  den  Vorgang  der  Befrnch- 
tong  (zwei  i  af*  In  mit  instraktiven  AbbildiU  LM  u  des  Befhichtuugs-  und 
ZellteUungsvorganges)  und  ihre  Bedeutung  und  Konsequenzen  auch  f&r  die 
menschlicfae  Yererbnng  und  ZachtwahL  Wenn  aneh  lomm  je  eine 
aolehe  im  eigenHieheii  Sinne  emichbar  sein  frfrd,  so  »sollte  immeriiin  jeder 
bei  AbschluCs  der  Ehe  daran  denken,  dafo  die  Kiiuler  nicht  vom  Himmel  fidlen 
und  Edles  ir.  der  Regel  nur  von  edlem  Stamme  kommt";  und  .,es  mufs  ins 
allG:emeioe  Bewiifstsein  dringen,  dafs  es  eines  der  schlimmsten  Verbrechen 
ist,  Kuider  zn  (  r/cugen,  von  denen  man  vorher  weifs.  dafs  sie  verkümmert, 
verkrüppelt  oder  krank,  oder  mit  schwerer  Krankheitsanlage  behaftet  sein 
werden"  (S.  23). 

Der  dritte  Abedinitt  enthftlt  eine  nnatomische  Belehrung;  der 
vierte  beschAftigt  sich  mit  dem  Geschlechtstrieb;  seine  anfiereheliche 
Befriedigung  ist  keine  solche  Naturnotwendigkeit,  wie  allgemein  noch  be> 
hanptet  und  angenommen  wird,  die  Gefahren  dabei  (Prostitution)  jedenfalls 
grülser  als  die  Vorteile.  Von  Wichtigkeit  ist  in  dieser  Beziehung  der 
tirandsatz:  principiis  obsta!  (aber  um  ihn  zu  verwirklicheni  ist  firtlhzeitigere 
ond  allgemeinere  Aufklärung  nötig.  Ref.) 

Abschnitt  5  behandelt  die  Folgen  geschlechtlieher  Unmifsig- 
keit  ond  gibt  Ermahnungen  auch  zn  eheMdier  M&fsigkeit.  Kapitel  6 
spricht  von  der  künstlichen  Verhindernng  der  Befrachtung,  die 
in  vielen  Fällen  entschieden  geboten,  aber  aulser  der  Abstinenz  durch 
keines  der  empfohlenen  Mittel  stets  sicher  zu  erzielen  ist.  —  Die  Ver- 
irrungen  des  Geschlechtstriebes  (Abschnitt  7)  hält  Autor  zur  Haupt- 
sache für  erworben  und  tritt  für  staatliche  Kichtduldung  (sonst  Gefofar  der 
Yenndirong  h  la  antikes  Rom)  der  Homosexaellen  em.  Die  Bedeatung 
der  Onanie  (Jugend,  Unmälsigkeit)  führt  er  im  Gegensatz  zu  vielen 
abcntcnerlichen  Behauptungen  in  Sensationsbroscbflren  entschieden  auf  ihr 
richtiges  Mafs  zurück.  —  Der  Satz  „Die  Wollust  der  Kreaturen  ist  ge- 
mengt mit  Bitterkeit"  leitet  den  wichtigen  Abschnitt  (8)  über  die  „Die 
venerischen  Krankheiten  und  ihre  Verhütung*  ein.  Hier  hat 
Referent  m  der  Fassong  einiger  Sätze  eine  kleine  Einwendung  zu  madisii 
—  mit  RlIciUeht  anf  den  in  Anssicht  genommenen  Laien-Lessrhrsis. 
Wenn  es  (S.  70)  heifst:  »Mit  grossem  Unrecht  hält  man  vielfocb  den 
Tripper  für  eine  leichte  ond  ungefährliche  Krankheit",  und  etwas  weiter 
unten:  „der  Tripper  ist  immer  (?  Ref.)  schmerzhaft,  heilt  aber  in  der 
Regel  leicht,  vorausgesetzt,  dafs  der  Erkrankte  so  rasch  als  niöglicii  ärjtt- 
liehe  UUfe  sucht",  so  erblickt  Referent  im  zweiten  Satze  einen  Wider- 
spruch resp.  eine  Einschränkung  des  gewilk  berechtigten  ersten,  worans 
der  Laie  aar  ra  gen  and  leieht  ein  allgemeingttltiges  GeseAi  konstndert; 
anderseits  darf  dann  die  Behanptang  (S.  71),  daft  der  Tripper  bei  der 
Frau  im  Gegensatae  zom  Mann  von  An&ag  an  schwer  beübar  sei,  anch 


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wieder  nicht  so  wOrtUch  genonunen  werden.    Mit  Recht  weist  Antor  tnf 

das  Nichtswflrdipe  nnd  Verbrecherische  eines  Geschlechtsverkehrs  bei 
Kenntnis  einer  bestehenden  Geschlechtskrankheit  hin!  —  Dementsprechend 
dflrfte  vielleicht,  angesichts  der  Tendenz  dieser  Schrift,  frelegentlich  (z.  B. 
im  Kapitel  Aber  den  Geschlechtstrieb)  aof  die  Gemeinheit  der  Verfuhrung 
mid  flire  KonaeqiiaueDi  wie  ancfa  des  ,8itieiilMMM*  GMhwftngerter  anf- 
merkaam  gemaelit  wenlMi.  —  Weil  Antor  Ant  iit,  bespridit  er  nm  ScfahuBe 
noch  die  Infektionsverhtttnngsmittel,  die  aber  alle  nur  bedingte  Sicherheit 
gevrähren,  über  die  nenesten  liegen  zudem  noch  nicht  genügend  lange  Er- 
fahrungen vor.  Bei  diesem  Anlasse  wäre  anch  noch  ansdrückürh  auf  die 
UnZuverlässigkeit  der  Prostitutionskontrolle  hiu/uwriäen,  —  I'ie  Schlufs- 
folgerungeu,  zu  denen  Autor  in  diesem  iür  die  weitesten  Kreise  empiehlens- 
werten  Wericehen  knumt:  Beherrschung  den  GeMhleohtstriekeB  nad  Bege- 
Inag  des  ganten  GeaeUedUslebens  in  Dienale  der  Fortpfianmmii  sind  die 
logiaeban  Resultate  seiner,  den  wiaaenseluiikliehen  Anschanongen  nnd  Foide- 
mngen  entsprechenden  AnsfOhrungen  —  vorläufig  allerdings  größtenteils 
noch  ideale  Theorie,  bis  sich  das  Menschengeschledit  in  verschiedenen 
Ponkten  wesentlich  geändert  haben  wird. 

Dr.  R.  HoTXiiiQEK -Zürich. 


Bibliographie. 
Die  nit  *  beaeiehiMten  Werke  weiden  der  Bedaktion  mgesaadt 

MiMNMii  Sqport  of  (he  MtäkeA  offieer  of  (he  laie  School  Board  for  London 
fbr  Ae  yem  ended  J95ft  Jlerdk,  tM,  Gonnly  Hall,  Spring  Gardena 
S  W.    1904.   4«.   42  8. 

*C0BN,  H.,  Prof.  Was  hohen  die  Auffenäreie  für  die  SchtUhygiene  ge- 
leistet, und  was  wfe^en  »ie  noch  ht<<fen  ^  Vortrag,  pehalten  in  der 
1 .  Plenarversammlung  des  1.  internationalen  konG;resses  für  Schulhygiene 
am  5.  April  1904  in  KOmberg.  Separat-Abdruek  aus  der  Allg.  med. 
Centralztg.    1904.    Nr.  23—25.    Berlin,  0.  Cobientz.    8*".    35  S. 

*DUTio  ÜBBRV),  Prof:  Sßffokmmto  per  la  profUasi  dUfe  makUÜe  eatk- 
ioffiose  neUa  scueHa.  Roma.  Ifinistero  delln  istnudone  publica.  1904. 
gr.  8®.    17  S. 

*  Ergebnisse  der  Münchener  Versuche  über  die  indireJcte  Beleuchtung  von 
Schul-  und  Hön^ähn  mit  Gas-  und  dcJdrischeni  BogerUichL  MfiOCheDi 
1904.    Zusammengestellt  von  der  Versuchskounnission. 

£w£K,  Leop.,  Dr.  Wie  härten  wtr  unsare  Kinder  aO  ^  Die  Gesondheiu- 
wate  der  Sdinle.   1904.  Nr.  7. 

*GllTOKi,  P.  voir.  WeW'iihrtBemridUmgm  im  JuMuß  m  He  Voll»- 
ichuk.  Anhang  zum  XU.  Band.  Das  Unterrichtaweeen  im  Deotochn 
Beieh     Berlin,  A.  Asher  &  Cie.    1904.    8®.    128  S. 

*GüTZMANN,  Herm.,  Dr.  Die  soziale  Bedeidung  der  Sprc^hsf/trrmgen. 
Mit  5  Kurven  im  Text.  Sc  jiarat  Abdruck  aus  dem  Klinischen  Jührbacb. 
Jena,  G.  Fischer.    1904.    gr.  Ö°.    70  S.    JH  2.40. 


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574 


*Jugendhorfr  Zürirh  TIT.  IPn^—lBOi.  Spezialbericht  zum  XTI.  Tlericht 
der  Gemeiontttsögea  Gesellschaft  AasseraUü-WiedikoB.  Zttiicb,  1904. 
8*    20  S. 

*KL0660W6Kir,  iu,  Prof.    Materiaiien  mr  Frage  dar  OrgantsaUon  der 

MätOBMUadimg  I»  Bufiiamd,  (Boss.)  Od«8n,  1904.  gr.  8^  52  8. 
MOLLBR»  Kasl.  Die  kthrpeiHdie  Enkikmg  ä&r  BMIs^gmtA  imtk  Twmm 

md  Jvgendspiele.    KOrper  ncd  Geist.    1904.    Nr.  2. 
*Obhmkb,  Th.,  Baurat  a.  D.    Über  Luft  und  Lüftung  der  Wohnung 

md  venocmdte  Fragen.    MOochea  nsd  Beriin,  B.  Oldenbooig.  1904. 

8^    85  S.    M  0.60. 
Kaöchke,  Mabib,  Dr.  jar.    Die  straf rechUkhe  Behandlung  der  Kmder 

und  JugenäUehtm.   Die  Jngendfllrsorge.    1904.    H.  5  a.  6. 
8AKUTA,  Üngoiieor.    FmIOMSm  m»  BMMm      4^  mUitb  Liifl- 

verieäungsfUtem.    Ges.  Ingeiiear,  1904.    Kr.  19. 
^Sdudbericht  für  1903/04,  erstattet  wn  der  Direktion  der  Deutsckm  enMH 

gelischen  Priva^lkssdiule  in  Prag  IL    1904     8<>     12  S. 
WiOEENBAQBM«  H.,  Prot    SchiUerrudem.    Körper  und  Geist.  1904. 

Nr.  S  ü.  4. 

*Zabloudowskt,  G.t  Prof.  Übercmstret^fttng  beim  Schreiben  und  Musi- 
Mierm,  Mit  9  Abbüdmigeii.  Soiid.  -  AMr.  ».  d.  Zeitselir.  t  dilt  n. 
Physik.  Thfliapie.   1903/04.   Leipcig.   G.  Thieme.   gr.  8*.   38  8. 

Ji  1.20. 

*ZoLLiNaKH.  Fr.  Die  körperliche  Erziehung  4»  J%igmd  m  der  fiehvew. 
VoigüMder,  Leipzig,  1904.    8^   48  8. 


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n.  Jahrgang.  1904.  No.  8. 


(B(t}i]iaUHaii^liitt§(». 


Uber  dm  Zweek  dar  inUichen  Sobnlaiifticlit. 

Heferat,  gehalten  am  XIL  internationaleiL  KongreXB  für 
Hygiene  nnd  Demographie  in  BrüBael,  Sepiemher  1903. 

Von 

Dr.  Bbnbst  MosNT-PariB.^ 
Übenetst  nach  dem  OnginalirtüMl  in  ÖM  ÄmuOeB  ^h^gShM  pM,  Oktober  1908, 

von  Dr.  Alice  PsoF^-Berlin. 

Trote  der  grofsen  Zahl  Ton  Arbeiten,  die  die  Frage  der  ärzt- 
lichen Scholao&ioht  in  allen  Ländern  gezeitigt  hat,  ist  sie  eiue 
aktuelle  Frage  geblieben.  Möglicherweise  fehlt  es  blshej  an  einer 
vollkommen  befriedigendeu  pruktischeu  Losung  der  vielen  Probleme, 
die  sie  mit  sich  bringt.  —  Eines  aber  steht  fest :  die  Frage  hat  ihr 
Aussehen  geändert,  sie  ist  heute  etwas  anderes,  als  sie  noch  vor 
wenigen  Jahren  war. 

Sie  ist  niclit  mein-  die  begrenzte,  beinahe  banale  Frage  der 
Prophylaxe  ansteckender  Krankheiten;  sie  ist,  gedrängt  von  den 

'  Aiinierk.  d.  Red.  Wir  gelien  der  Ubersetzuog  dieser  AliliaiKllutig, 
allerdings  mit  einigen  Abkürzungea,  Üaum,  weil  der  in  den  „Annaies  dhygune 
pM,"  enohUnane  Originalattikel  woU  weitmii  dw  gfSOtea  IfahmU  anMrer 
XiMsr  Hiebt  tagioglush  ist,  ood  weü  demlbe  seigt,  wie  weifherng  von  dsm 
firansousohen  Verfhawr  die  Angaben  der  SohnUusfee-Iiislitation  aii%efabl  werden. 
Diese  AolÜBasang  verdient  gewiCs  antere  volle  Sympathie,  auch  wenn  wir  mit 
verschiedenen  EinTielheiten,  7..  B  der  sentralisiertcn  Organisation  des  «irbnlarzt- 
lichen  Dienstes,  nicht  enivoratanden  sind  und  den  Qemeiuden  in  dieser  liiuaicht 
grössere  SelbständigiLeit  wahren  möchten,  ohne  daüs  deshalb  der  Staat  die  üände 
in  den  Sehob  an  legen  bianelit 

Der  Belnlanl.  IL  16 


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J56 


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Anforderungen  des  gegenwärtigen  sozialen  Lebens  nnd  der  pädago- 
gischen PflicViten,  die  sie  uraschliefst,  zur  Frage  einer  so?:ialen 
Hygiene  emporgewachsen.  Sie  ist  jetzt  fast  mit  mehr  Recht  eme 
sozialwissenschaftliche  als  eine  hygienische  Frage  zu  nennen;  jeden- 
falls nimmt  die  rein  jiroplivlalctische  Hygiene  darin  eine  sehr  be- 
grenzte, wenn  auch  nicht  unwichtige  Stelle  ein. 

Von  diesem  weiten  sozialen  Gesichtepiuikte  ans  miiDs  man  die 
ärztliche  Sohulanfuoht  betraohten,  wenn  man  üuen  Zweck  klarlegeo, 
ihre  Organisation  entwerfen  und  die  Bedisgoogeo  ilii66  gedeikU^eE 
Wirkens  feststellen  will. 

Sehen  wir  die  Schule  als  das  Mittel  an,  um  die  mflglicbst  voU- 
knnamene  Entwicklung  der  köiperliehen,  geistigen  nnd  moi-alischea 
Fähigkeiten  des  Kindes  zn  eneioihen,  ao  wird  uns  aneh  die  StoUnng 
der  Aiates  in  der  Sehule  klar. 

Dem  Pftdagegen  Hagt  die  Soige  f&r  die  moraliaehe,  den 
Arate  die  fllr  die  kOr  per  liehe  Etrsiehnng  ob,  beide  snaammen 
aollen  ihre  Arbeit  anf  die  geistige  Analnldnng  liohten,  die  in 
hohem  MaCbe  von  der  kOrperlieheo  Gesundheit  abhängig  ist 

Der  Arst  hat  also,  nnserer  Memnng  nadi,  die  An%abe^  die  Ge- 
sundheit des  Kindes  im  weitesten  Sinne  des  Wortss  an  behflten. 
Er  soll,  knrz  gesagt,  im  Veiein  mit  dem  Lehrer,  die  körperliche 
nnd  geistige  Lostongsfähigkeit  des  Kindes  beobachten  nnd  sich  bs- 
mtthea,  sie  auf  ein  hoherea  inyean  an  erheben. 

Das  heilirt,  wie  wir  sehen,  dem  Arzte  in  der  Schule  eine  Yer- 
antwortnngsvolle,  schwerwiegende  Aufgabe  zuweisen,  nicht  minder 
aber  dem  Staate,  dem  die  Organisation  der  ärztlichen  Schulauf- 
sieht  obliegt. 

I.  Zweck  der  ärstlichen  Schnlanfsioht. 

Vom  sozialen  Gesichtspunkte  aus  besitzt  jed*  s  Individuum  einen 
gewissen  Wert,  der  dio  Resultante  seiner  physischen,  intellektuellen 
und  moralischen  Kräfte  ist,  und  dessen  relative  und  absolute,  nach 
Alter,  Geschlecht  und  Persönlichkeit  wechselnde  Kuetfizienten  dorch 
EraiehuDg  verändert  und  gesteigert  werden  können. 

Diese  Steigerung  des  Menschen,  die  auf  eine  VerbesseruDg  des 
Einzelwesens  nnd  der  Art  hinzielt,  verdient  unsere  Aufmerksamkeit 
mindestens  in  ebenso  hohem  Mafse  wie  die  Aufzucht  der  Tiers. 

Der  Schule  ftllt  in  der  Au&ucht  des  Menschen  eine  hervor- 
ragende Rolle  zu,  denn  sie  mufs  es  als  ihr  eigentliches  Ziel  ansehen, 
den  Wert  des  Ihdividuunis  durch  eine  flberlegte  Entwicklung  der 


iized  by 


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korperlicheD,  geistigen  und  moralischen  Fähigkeiten  des  Kindes  zu 
8teig«rD.  Dabei  hat  sie  die  relative  und  die  absolute  Wichtigkeit 
eines  jeden  dieser  drei  Faktoren  in  Betracht  au  sieheo,  sowie  ihrer 
weeheelaeitigen  Wirkung  eingedenk  sn  bleiben. 

Die  Worte  Herbert  Spencer4:  ^Da  die  unberührte  (j^sundheit 
des  Körpers  die  notwendige  Bedingung  su  einem  vollendet  schönen 
Leben,  wie  es  die  Eniehung  anstrebt,  ist.  so  bentrt  die  WiaMnsehaft, 
die  uns  lehrt,  unseie  Gkmmdheit  unberührt  ku  bewahren,  gans 
eminente  Wichtigkeit**  —  diese  Worte,  die  wir  voll  und  gans 
unterschreiben,  mOgen  dem  Loser  begreiflich  maeheoi  weloh  hohen 
Wert  wir  der  Arbeit  des  AntM  in  der  Sbhnle  beimessen. 

In  der  Tat  hat  der  Arst  das  Sehulkiiid  nioht  nur  vor  laUk- 
tionskrankheiten  au  bewahren,  sondern  er  hat  darflber  an  wadhen, 
dafs  die  körperliche  Ausbildung  den  Organismus  in  den  Stand  setse, 
sieh  einst  den  Anforderungen  des  soaialeo  Lebens  ancupsssen, 
namentlich  auch  denen,  die  es  in  intellektuelkr  Hinsicht  an  sie 
steUt 

Femer  hat  der  Schulaist,  in  gemeinsamer  Arbeit  mit  dem 
Lehrer,  die  geistige  Eraiehung  jedes  einaelnen  Kindes  der  klirpero 
lifliban  Leistnngsfidiigkeit  desselben  ansuiwssen,  wodnreh  am  erfolg- 
reieliBton  einer  Überhflrdung  Toigebeogt  würde. 

Es  hat  also  die  ftrztUehe  Schulau&ioht  in  erster  Linie  einen 
sozialen  Zweck,  und  ihre  gröfste  Bedeutung  liegt  darin,  dals  sie  die 
notwendige  Bedingung  einer  erfolgreichen  geistigen  Erziehung  des 
Kindes  ist 

Die  ärztliche  Schulau ich L  wird  ihren  Zweck  erreichen,  wenn 
ihre  administrative  Organisation  der  vielseitigen  Tätigkeit  sich  an- 
pafst,  die  sie  zu  leisteu  hat,  und  wenn  sie  sich  nicht  auf  eine  rein 
kontrollierende  Arbeit  beschränkt,  soudern  durch  ihre  Erhebungen 
schlieiälich  die  Basis  der  gesamten  ErziehungswisseDSohaft  abzugeben 
imstande  ist. 

n.  Organisation  der  ftrstliehen  Schulaufsicht. 

Die  ärztliche  Schulaufaicht  ist  eine  Püicht  des  Staates.  —  Der 
Staat  wird  nicht  umhin  können,  sich  dieser  Pflicht  zu  unterziehen, 
weil  unsere  individualistisch  empfindende  G^eselltchaft  ihm  die  Rolle 
des  Beschützers  und  Helfers  zuweist,  die  er  in  der  Tat  ganz  be- 
sonders den  Schwachen  oder  denen  gegenüber  ausübt,  die  durch  die 
Notwendigkeit  des  Zusammenseins  mit  vielen  den  Gefahren  auigesetst 
sind,  die  derartige  grölsere  MenBcbenanhiufhngen  mit  sich  bringen. 


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Soigt  doch  der  Staat  auch  in  Erfüllung  dieser  seiner  sozialen  Pflicht, 
um  durch  Sohntzgesetze  für  Arbeiter,  Frauen  und  Kinder  Gksundheits- 
aehfidi^ngen  derselben  zu  yerhüten. 

In  noch  höherem  Mab«  ist  der  Staat  diesen  Sohuts  dem  Schal' 
lande  sohuldig.  Nicht  nur,  weil  dieses  selbst  un&hig  ist,  sich  zn 
schützen,  sondern  weil  er  es  zum  Sohulbesuohe  Ewingt,  der  es  den 
Gefahren  der  Ansteckung  aussetzt,  die  jede  gröISsere  Gemeinsamkeit 
mit  dok  bringt,  wfthzend  seine  Jugend  ee  Air  aosteokende  Knnk« 
heiten  besondeiB  empfitaigliob  mnehi. 

Um  den  Sobuts  des  Schulkindes  durohsuflElbrenp  mub  der  Stsvt 
OiFentUcfae  Behörden  mit  der  Organisation  des  gesundheitiichen  Über- 
wachungsdienstes der  Sehnlen  betrauen.  Derselbe  bitte  au  umfassen: 
Alle  sanitiren  Ma&regeln,  die  dasn  bestimmt  sind,  das  Zial 
der  aistliehen  Sehnlaufticht  cu  errsioben. 

B.  Die  Beb6iden,  die  damit  beauftragt  sind,  diese  Hafaegeln 
ausinarbeiten,  deren  Anwendung  su  sichern  und  ihre  DundifUinuig 
EU  kontrollieren. 

ad  A.  Auf  die  Schulhygiene  bezügliche  Mafsregeln. — 

Darunter  sind  nicht  nur  die  Mafsregeln  zu  verstehen,  die  den  Zweck 
haben,  das  Kind  vor  Ansteckung  zu  bewahren,  sondern  ebensoijut 
diejenigen,  die  darauf  hinauslaufen,  die  Gesundheit  des  Kmdes  un- 
berührt zu  erhalten,  den  körperlichen  Fähigkeiten  die  EDtwiekluni: 
zu  geben,  deren  sie  fähig  sind,  die  Ausbildung  des  Geistes  der 
körperlichen  Leistungsfähigkeit  anzupassen,  sowie  endlich  auch  die- 
jenigen, die  moh  auf  den  hygienischen  Unterricht  und  die  flrziehang 
in  der  Hygiene  hnziehen. 

1.  Ge  s  LI  II  d  Ii  e  i  t  i;  emä  fs  e  Schulraume.  —  Es  mufs  um  m 
gewissenhafter  darüber  gewacht  werden,  dafs  die  Schulräume  gesund- 
heitlich zuträglich  sind,  weil  dies  ja  die  erste  Gtirantie  für  Erhaltung 
der  Gesundheit  des  Schulkindes  ist.  Die  Überwachung  bat  sich  au 
erstrecken  auf: 

a)  die  Konstraktion  (Unterrichts-  und  firbolungsrftume,  Abtritte, 
Garderohe,  Tnrnhalle,  Höfe  usw.); 

b)  die  Einrichtung  (Raumgröfse,  cbm  Luft,  Sobulmttbel»  Heizung, 
Beleuchtung,  Ventilation,  Trinkwasser  usw.); 

c)  die  Unterhaltung  der  Schulräume  (Lüftung,  Beinigung  usw.). 
Die  Auftiobtsbebörde  bat  femer  die  Erlaubnis  zum  Sehulbau 

au  erteilen,  nachdem  sie  die  eingereichten  PUne  geprüft  bat,  und 
sie  erteilt  die  Gknebmigung  aur  Eröffnung  der  Schule,  nachdem  sie 


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dieselbe  besichtigt  ttnd  den  sehoUiygiMuaohan  Anfordemogtii  eoi- 
apreohend  gefunden  hat. 

Jede  später  eintretende,  die  GeBiindlieit  gefährdende  Änderung, 
flowie  namentlieh  ein  unzweekmllSuger  Unterhalt  der  Sohnlräame 
mttÜrte  jeden  Angenbliek  das  Beoht  snr  Sehbebnng  der  Sohnle 
geiben. 

Die  anilidie  Sehnlanünoht  hätte  also  in  regelmMlkigan,  nieht 
an  langen  Ihtamllen  die  Sehnlzinma  anf  üu»  Geinndheiiwntrig^ 
liebkeit  nt  kontrollieren. 

2.  Yorbengende  Kafsregoln  gagenttber  den  anateeken- 
den  Krankheiten.  —  In  einer  Oflbntliohen  IJnteKriehtmnBtalt  darf 
niemand  als  Lahier,  ^KnllriH  oder  Diener  ingalaaMn  werden, 
dar  nioht  vorher  yom  iradiehen  Baigeber  dar  Sohnla  vntanoeht 
worden  iat. 

Zweek  dieaer  Untenraehung  wäre,  die  von  einar  anateokandtn 
Knakheit  Be&Uenen  ansaiuoheiden,  die  Yerdlehtigen  weiierhm 
ttberwaehan  an  können.  Ejs  dürfte  die  Untersnehnng  erneuert  werden, 
sobald  ein  Mitglied  der  Schnlgemeinschaft  verdächtig  wäre,  Yon  einer 

ansteckenden  Kranklieit  ergriffen  zu  sein. 

Kein  Lehrer,  S^iLulkiud  uder  Dieuer  darf  in  die  Schule  anfge- 
nonimen  worden,  der  sich  nioht  der  Sohutzpockenimpfung  durch  den 
Schularzt  unterzof^en  hat. 

Da  die  Wirki>amkeit  der  vorbeugenden  Mafsregeln  vor  allem 
darnnf  beruht,  dals  die  d«»n  Ansteckun^keim  mit  sich  Tragenden 
beizeiten  aus  der  Scbulgeniemschutt:  eütternt  werden,  so  ist  es  von 
höchster  Wichti^'kpit,  die  infektiöse  Krankheit  frühzeitig  zu  erkennen 
und  die  notwemliii;en  Vc>rbfMi£^nngsinafsregeln  zu  ergreifen. 

Deshalb  mülste  der  Schularzt,  wenn  nicht  tftglich,  so  doch 
möglichst  oft,  die  Schule  besuchen.  Er  brauchte  dabei  übrigens 
dnrchans  nicht  jedes  Schulkind  zu  untersuchen,  sondern  nur  die- 
jenigen, die  der  Lehrer  ihm  als  verdächtig  bezeichnet;  denn  der 
Lehrer  müiate  täglich  jeden  Sohüler  bei  dessen  Eintritt  in  die  Klasse 
flüchtig  prüfen.  Um  diese  gesundheitliche  Überwachung  der  Schul- 
kinder und  ihren  Zwecke  die  Vermeidung  der  Übertnigung  von 
Krankheiten,  zu  unterstützen,  sollte  die  Stadtbeh<irde  den  Schul* 
leitern  täglioh  ein  Veraeiehnia  der  vorgekommenen  ansteckenden 
Krankheiten  angehen  laaaen,  das  sie  mit  genauer  Angabe  der  Woh- 
nung der  Erkrankten  von  den  Äriten  erhält  Anf  dieae  Weise  wird 
die  Anfmerkaamkeit  der  Sohnlleiter  nnd  Sehnlirate  waoh  erhalten; 
816  werdan  leiabtar  die  FftUe  Ton  anateekenden  Erankbeitan  anafindig 


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nmoheo,  die  Verdächtigen  strenger  beobeehten  aod  BobneUer  vor- 
beugende Mabcegeln  eigreifen  können. 

Ea  wttie  itt  wOBeohmi,  cUa  der  Sobnlatst  selbst  luoh  der  Ür- 
Mohe  der  SebulTewftunttilwie  fnraohte,  indem  er  die  Wobming  des 
erknuikteii  Eindee  anftnebte,  denn  bekenntlieb  yenaehen  die  Kltenit 
Venn  eine  Infektionekninkheit  Torliegt,  oft,  die  Naiar  derselben  ma 
▼efbeimliehen,  um  das  Kind  niobt  solange  den  Unterriobt  entbebren 
sa  lassen.  Wie  grolb  für  die  Sobulgemeinsobaft  die  Oefiibr  einer 
Übertragung  ist,  wenn  die  Eltern  in  der  beseiobneten  Weise  vor- 
geben,  ist  Üar,  nnd  daber  die  Berechtigang  nnserer  Fordening  nseb- 
gewissen. 

Wenn  mebrere  EUle  einer  ansteckenden  Krankbeit  an  einer 

Schule  vorkommen,  hat  der  Schularzt  sofort  die  yod  der  vorgeeetsten 
Sanitätsbehörde  vorgeschriebenen  vorbeugenden  Mafsregeln  zu  er- 
greifen uud  dem  Kreisschularzt  einen  Bericht  nebst  Öltizze  der  Schule 
und  des  zugehörigen  Ortes  einzusenden. 

Auf  derselben  wären  die  Krankheitsfälle  mit  Nummern  in  der 
Reihenfolg-e,  wie  sie  sich  ereig-net  haben,  einzutragen,  ebenso  wie  die 
Platze,  (lio  ,Hio  in  der  Si^hiile  iiueh  Klasse  USw.  eiugeDomnieii  haben. 
Auch  sollten  die  in  der  übrigen  Bevölkerung  vorgekommenen  E&üe 
der  gleichen  Krankheit  auf  dem  Piano  vermerkt  werden. 

Diese  dopp(lte  Epidemieenquete,  die  sich  zugleich  auf  die 
Schulkinder,  ihre  Familienangehörigen  und  die  Zivilbevölkerung  er- 
streckte, wtlrde  allein  inuBtande  sein,  den  Hygienikem  ein  ab- 
BchlielBendes  Urteil  darüber  an  gestatten,  wieviel  Ansteckungen  in 
der  Schule  vorkommen,  und  Ton  welcher  Bedeutung  die  Befreiung 
Tom  Sobnlbesuch  als  vorbeugende  Mafsregel  zu  Epidemieseiten  ist. 

3.  Schutz  der  Gesundheit  des  Schulkindes.  Glewüs 
ist  es  erstss  Ziel  der  ttrztlichen  Sobnlanfricht,  das  Kind  vor  Er» 
kranknng  zn  bewahren;  jedoob  genügt  das  niebt,  wir  müssen  viel- 
mebr  mit  allen  Mitteln  danaeb  strsben,  die  normale  EntwieUnng 
seiner  kdiperliobmi  nnd  geistigen  KiSfte  an  begünstigen  und  mflsssn 
die  Funktion  seiner  Organe  kontrollieren. 

In  der  Tat  wissen  wir,  dafe  die  Skelettrerkrümmongen,  die 
ibierseits  mebr  oder  weniger  tiefgebende  nnd  ernste  StOrangen  in 
der  Funktion  lebenswiobtiger  Organe  mit  sieb  bringen,  oft  eine  Folge 
sekleebier  Kürperhaltnng  sind,  die  dem  Kinde  durob  eine  ungeeignete 
Sehulbank  usw.  au^jeswungen  wird.  In  ühnliober  Weise  entwiekelt 
siob  die  Kurssiebtigkeit.  Qebürsstörungen.  die  sebr  häufig  bsi 
Kindern  vorkommen,  sind,  wenn  sie  reebtzeitig  erkannt  und  be- 


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liftiid«ll  wwdtti,  kudit  heilbar,  wlhraid  sie  aiidanilü]«  den  Grand 
zur  TenUieit  des  Erwaehsenen  l^n.  Die  Wichtigkeit  eines  fehler- 
losen  Gebisses  flBr  eine  nngestSrto  Tftti^it  der  Verdanangsoigttie 
ist  bekennt  Bekannt  ist  fnrner,  dab  pathelogtsehe  Verlnderongen 
der  Drüsen  des  H nnd«  nnd  Nsssnraehe&ranmes  bei  Kindern  bftnfig 
Torkonunen  nnd  von  bedeutendem  Einflnis  anf  die  k5rperliohe  nnd 
geistige  Bntwtekhing  sind.  Die  Notwendigkeit  einer  oft  nnd  regel- 
mäßig wiedediolttti  UnieisaehnDg  tob  Auge,  Ohr,  OebiCi  nnd  Nssen* 
nshenraam  li^  also  klar  sntsge. 

Es  ist  femer  sehr  wichtig,  in  regelm&fsigen  Zwisoheniftumen  den 
nngeetörten  Fortschritt  der  körperliohea  Entwioklnng  des  Kiodes  zn 
kontrollieren.  Bekanntlich  prädisponieren  Stillstand  und  Störungen 
im  Wachstum  das  Kind  zu  deu  vielerlei  Ansteckungen,  deaea  es 
aubgesetzt  ist,  im  besoiideren  auch  zur  Tuberkulose,  oder  sie  weisen 
gar  aaf  eine  bereits  erfolgte  Ansteokang  hin,  die  längere  oder  kürzere 
Zeit  latent  bleibt  und  nur  bei  frühzeitig  gestellter  Diagoose  zur 
Heüuug  gebracht  werden  kann. 

Es  erübrigt  sich  wohl,  noch  länger  auszuführen,  wie  sehr  das 
augenblickliche  sowohl  wie  das  spätere  Interesse  des  Schulkindes  es 
verlangen,  dafs  wir  mit  aller  Sorgfalt  die  Organe  in  der  Verrichtung 
ihres  Dienstes  und  das  regeimlüflige  Fortsohreiten  des  Waohsfcums 
kontrollieren. 

Ein  Qesnndheitssengnis  mft£rte  für  das  Schulkind  bei  seinem 
ESintritt  in  die  Schule  ausgestellt  und  während  seiner  ganzen  Schul* 
zeit  weitergeführt  werden.  Es  sollte  das  Kind  durch  alle  Schulen 
b^leiten,  aber  in  den  Händen  der  Sohnlleiter  bleiben  und  erst  mit 
dem  Ende  der  Schulzeit  den  Eltern  ausgehändigt  werden. 

Auf  diesem  Zeugnis  hätte  der  Schularzt  in  regelmälsigen  Inter* 
▼allen  die  hauptsächliohsten,  das  Waehstnm  beseiohnenden  Daten 
(GiOise,  Glewieht,  Bmstnm&ng)  sowie  die  TiertsQahngen  Benohte 
Aber  TJnteisiiohnng  Ton  Angeo»  Ohien,  Gkbilb  nnd  Nasearachenranm 
einsntragen. 

4.  Körperliche  Ersiehnng*  Die  Tom  Sohnlant  ausgeübte 
SontroUe  des  kindlichen  WaehstnmSi  gegrflndst  anf  hanfige  nnd 
regelmilinge  KOrpermessnngen,  mnb  ab  die  beste  Garantie  der  ge- 
anndheittiehsB  Oberwaohnng  angesehen  werden.  Hehr  als  das,  sie 
wird  uns  die  wissensohaftlicfae  Basis  lielem,  anf  der  wir  die  körper- 
liche Erziehung  des  Kindes  anfbsnen  werden.  Heute  noeh  wird 
die  körperliche  Ausbildung  in  unseren  Schulen  derart  ▼emaokllssigt, 
dafs  man  ohne  Übertreibung  sagen  kann,  sie  ist  gleich  Null. 


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Demnach  ist  es  von  der  grtifaten  Wichtigkeit,  data  wir  uns 
endlich  einmal  klar  darüber  werden,  Jal'.s  diese  nzuhani^hchkeit  der 
körperlichen  Ausbildung  des  Kindes  (unzureichende  Ernährung,  Be- 
kleidung nnd  Bewegang)  zugleich  mit  der  geistigen  Üherbiirdung 
«me  entkräftete  Generation  schafft,  die  Baaae  minderwertig  macht. 

Es  hei&t  wahrhaftig  die  Anfordenmgen  des  modernen  Lebens 
BoUeoht  begreifen,  wenn  man  die  körperliche  Entwicklung  de* 
Kindes  Temachlässigt,  und  sich  ausschliefslioh  mit  seiner  geistigen 
Ausbildung  besohAftigfc,  die  docb,  auf  diese  abertriebeme  Art  knltiviert, 
unproduktiv  wird. 

Wfthrend  die  Schulprogramme  sttviel  Tom  Kinde  verlangen, 
gewShrt  ihm  die  kOrperliohe  Fürsorge  zuwenig;  die  Anfordemngeii 
aber,  die  das  WaehBtom  an  den  kii^oben  Oiganismus  stellt,  sollten 
uns  au  einem  entgegengesetsten  Verhalten  fUiren:  wenig  fordern 
nnd  viel  gewähren. 

Wir  dflrfen  niobt  vergessen,  dals  das  geistige  Leben  eine  Funk- 
tion des  Körpeis  ist,  und  dab  daher  nie  und  nimmer  der  Geist  anf 
Kosten  des  Körpers  su  seiner  sohonsten  Blflte  gelangen  kann.  Der 
Sehulazst  konnte  in  diesem  Pmkte  nfttsUeh  wirken,  indem  er  im 
Einferstindnis  mit  den  die  Sohulplftne  aufwtsefuden  Autorititen  und 
mit  den  die  Pline  cur  AusfUtrung  bringenden  Lehiem  Air  ein  grObetes 
Gleiohmab  in  der  korperliehen  und  geistigen  Ausbildung  sorgte. 

Lehrer  und  Arat  mfllsten  ihr  bestss  Wissen  und  ihn  Be- 
mflhnngen  Yereinen,  um  methodisch  die  körperliche  Entwicklnng  dra 
Kindes  zu  fördern,  so  dafs,  infolge  einer  rationellen  Kultur,  gewisser- 
mafsen  der  bestiiiof;,rii(^.ij^e  Ertrag  des  kindlichen  Kurpers  erzielt  wlirdö. 
Ferner  muläteu  aie  zusammeu  daraui  hiuarbeiten,  dafa  die  Anforde- 
rungen an  die  geistigen  Kräfte  der  körperlichen  Leuttungsfkhigkeit 
eines  jeden  Schulkindes  angepafst  würden. 

Und  zwar  sollte  dies  nicht  eine  unter  vielen  Pflichten 
des  Schularztes,  sondern  der  eigentliche  Z  w  eck  der  Ein- 
richtung der  ärztlichen   Schulaufsicht  überhaupt  sein. 

Der  Schularzt  wird  sich  mit  den  wissenschaftlichen  Methoden 
bekannt  machen  müssen,  nach  denen  man  die  geistige  Ermüdung 
nulsr,  damit  er  imstande  ist,  die  Wirkung  der  letzteren  auf  die  Ge- 
sundheit der  Kinder  richtig  zu  schätzen.  Ihre  Ursache  wird  er  da- 
bei in  der  Art  des  Unterrichtes  und  in  der  falschen  Verteilung  von 
Unterrichts-  und  Erholungsstunden  suchen  und  finden,  und  so  wird 
aus  seiner  Tätigkeit  die  natflrliohe  Konsequenz  einer  vemunftm&feig 
aufgebauten  Prophylaxe  der  geistigen  Überbürdung  erwachsen. 


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5.  Unierriolit  in  der  Gr68undh«iti lehre.  Die  iiffinitliehen 
Behörden  bsben  ein  e1>enao  gioJaes  Interease  an  einem  geordneten 
Sehnlnntemoht  in  der  Hygiene  ab  an  der  AnsfiÜimng  der  hygie- 
niaehen  VeiBdliriften.  Anf  dien  StaHsn  aollte  dueh  popnlMre  Sehzilften, 
Diktate  oder  Hemoiieiatlloke  den  Sohnlkindem  üntenieht  in  der 
Hygiene  erteilt  weiden,  nnd  swar  dnroh  den  Sohnlarat. 

„Da  man  die  G^esetse  der  Gesimdlieitalehre  kennen  muSB,  ehe 
man  sie  befolgen  kann,"  eagt  Hebbebt  Spenceb,  ^so  wird  nicht 
eher  eine  vernunftgemäfse  Lebensweise  Platz  greifen,  als  bis  eine 
gründliche  Kenntnis  der  Prinzipien  der  Hygiene  ihr  vorgeaxbeitet 
und  sie  vorboreitet  haben  wird." 

Die  Hygieniker  habea  oft  genug  die  Notwendigkeit  betont,  die 
öffentliche  Memun^^  über  eine  gesundheitsgemäise  Lebensweise  auf- 
zuklären. Wir  stellen  die  gleiche  Forderung:  und  hoffen,  dafs  die 
öffentlichen  Behörden  endlich  den  aozialeu  Zweck  dieser  Auf klärung 
begreifen  werden.  Wichtig  allerdinprs  wäre,  dafs  das  Programm 
dieses  hauptsächlich  praktischen  Zwecken  dienenden  rinterrichtes  von 
kompetenten  üygienikem  ausgearbeitet  und  dem  UnterrichismilieHi 
dem  BegrifiBsrermögeni  dem  Geschlecht  und  endlich  dem  jetzigen 
wie  künftigen  Interesse  der  Sohnlkinder  angepa&t  würde. 

ad  B.  Ausarbeitung  und  Anwendung  der  hygieni- 
solien  Solialmararegeln.  Kontrolle  ihrer  Ausführung.  — 
Die  gegebene  Persönlichkeit  zur  Ausarbeitung,  Anwendung  mid 
Kontrolle  dieser  Maisregeln  ist  der  Schularzt.  Es  mülste  demnaoh 
die  Aoabildnng  des  Aratea  in  diesem  besonderen  Zwecke  noch  er- 
weitert werden.  Die  Oiganiaation  der  geenndheitUdien  Sohnlanf- 
siflbt  in  muerem  Sinne  wttzde  nm&asen: 

1.  Die  Feetl^gnng  von  VoEsehiiften  betreffend  die  Sdlmlgeennd- 
hflitqpflege;  dieaelbe  wftre  einem  Ober-LiepektionMunto  aasnwtnneni 
der  dem  Minister  des  öfientlibhen  DnterriehtB  als  Bentter  beigaben 
vnd  direkt  demselben  nntentellt  wfire. 

8.  Die  AnsfUmmg  dieser  YorBehriften,  die  den  Sdhnlmsten 
zustünde. 

8.  Die  EontroUe  der  Aasfidmng,  die  von  EreisBehnlAnten  ans- 
snAben  wire. 

ad  1.  Der  inspiaierende  Ober-Sohnlaret  würde  als  Berater  des 

Ministers  des  öffentlichen  Unterrichts  die  Befugnis  haben,  die  Mit- 
arbeit oder  den  Rat  der  kompetentesten  Leute  in  den  verschiedenen 
Fächern,  die  für  die  Schulhygiene  in  Betracht  kouinien,  in  Anspruch, 
zu  nehmen.    Architekten,  Ingenieure,  Anthropologen,  Augen-  und 

l>er  Bebularst.  11.  17 


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Okreninte^  LaryngQlog«ii,  Pftdagogon  usw.  dOiftea  um  Um  Maiimag 
in  dfln  Ttnohiedeiieii,  wai  Sohalhygieiie  bertgüdieii  Fiagea  aog»- 
gmgan  und  namantlich  boim  AvMrbnten  der  fperieUan  YcndliBfteii 
mr  Mithilfe  bsiviigQiogviL  wonden. 

ad  2.  Di«  Sdiidiiito  hittoa  die  «wilmteB  Vondbriflan  nr 
Anwendimg  m  bringen.  Ihre  Ansah!  mnb  der  Zahl  dar  Sdifilv 
(in  einer  noeb  ra  beatimnienden  Froportion)  entipieohen,  aneb  dv 
Wiehtigfcwt  der  ibnes  nnienMttan  Sebnllobatititen.  Sie  beben  dk 
Yoiaeliriftaa  aber  j^phylaxe,  indiTidnelle  Hjgiene  der  flehnllrinder, 
wie  wir  ate  oben  gaaebildart,  Aber  ZntriglioUnit  der  üntenMlili* 
nnd  anderen  Sebolfiame  nsw.  naw.  in  Anwendung  an  bringen,  aowie 
den  tTnterriobt  in  der  Hygiene  zn  erteilen. 

ad  3.  Der  inspizierende  Kreisschularzt  hiitte  die  Arbeit  der 
Gemeindeschulärzte  zu  kontrollieren,  die  Schulbaupläne  zu  studieren 
und  die  zuständige  ßehOrde  bei  Brlanbniflerteilung  zur  Eröflfnting 
neuer  Schulen  zn  beraten.  In  Epidemiezeiten  moiBte  er  die  Be- 
folgung der  VorbeugungsmalÄfegelD  kontrollieren  und  im  Falle  einer 
Meinung«differen7;  zwischen  Gremeindesohularzt  und  Grememde  dui 
Bat  oder  die  Eotsoheidung  des  Ober-SobolarzteB  ansamfiMi. 

m.  Bedingungen  einer  erfolgreieben  gesnndheitlioben 

Sobnlüberwachung. 

Wie  wir  geseban  beben,  mtüate  man  als  Endzweck  der  Sobnle 
die  Yervollkommnang  des  IndiTidnnmz  and  der  Art  dnrob  eine  iw* 
nnnlljgemttlfle  metbodizobe  Anabildong  der  körperliehen*  geiatigen 
und  moralifloben  Fftbigkeiten  des  Kindes  b^eiobnen. 

Die  Einriobtnng  der  gegandheitlioben  Überwaobung  der  Sobnlen, 
die  Sieberiieit  bieten  aoU  filr  den  Sohntz  der  Gesnndbeit  des  Schul- 
kindea,  wird  nur  unter  gewiaseni  Bogleieb  niber  an  betnobtenden 
Bedingungen  ibren  Zweck  eneioben  und  wirUieb  wiiknngSToU  werden. 

1.  Alle  aobulbygieniaoben  Veteobriften  beafiglioli  der  Vorbeugung 
eoateckender  Krankheiten,  der  Kontrolle  der  nonnalen  Funktton 
aller  Sinneaorgane,  aowie  dea  regelnAfeigen  Waebatttma  dea  kind* 
Heben  OrgaDismus,  beaflglioh  der  geaandheHlibhen  Zutiigliobkeit  der 
Sebulrflume,  der  Bcgelung  der  körperliohen  Bniwieklung  und  An- 
paaaung  der  geiatigen  Auabildung  an  die  individuelle  kArperliohe 
Leiatnngafiüugkeit,  und  endlioh  anoh  beaflglieh  dea  hygieniaohen 
Sobulunterriehfa  und  der  bygieniachen  Eraiehung  mttssen  i  n  g  l  e  ieher 
Weise  in  allen  öffentlichen  und  Privatschalen  zur  An* 
Wendung  kommen. 


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Aveh  mamn  sie  fftr  «lU  SohnUcmdw  gtlton,  da  dar  aebttband» 
£Sbgnff  daa  Sfcaaftaa  hiar  abaoao  baiaobtigt  iat  wie  bat  d«r  gaaafai* 
Uohan  Eeatiagimg  dar  Eindar*  und  Fraiianarbait»  wie  tyai  der  Arbaitar^ 
achntagcaatagabuiig  ftberhanpt. 

Fiflhar  arkUbrta  man  woU  den  Eltern  daa  Beobt  eo,  auih  gagea 
gewiaae  Mafinmhinen,  wie  namenüiob  gegen  die  Amaiallmig  einea 
G^eanndheltaattaatee  Air  jedea  Sohtilkbd,  anfrolaibien.  TTnd  doeh 
beiHrt  diea  m.  E.»  die  Rechte  und  Pflichten  des  Staetaa  gegentlher 
dem  Kinde  arg  yerkennen,  denn  ün&higkeit  der  Eltern  rechtfertigt 
eine  Übernahme  der  YormundBchaft  in  gewissen  Grenzen  durch  den 
iStaat. 

Da  die  Unftlhigkeit  der  Eltern  für  die  Zukunft  dee  Kindes  die 
gleichen  verhängnisvollen  Folgen  haben  kann  wie  ihre  Unwürdig- 
keit,  80  mufs  man  im  ersteren  Falle  dem  Staate  logischerweise  die 
gleichen  fiechte  zugestehen,  wie  sie  ihm  das  Gi^eets  ohne  weiteres 
über  die  Kinder  unwürdiger  Eltern  zuspricht. 

Im  allg^emeinen  miifs  zugegeben  werden,  dafe  der  Staat  das 
Recht  und  die  Pflicht  hat,  die  Gesnndheit  und  körperliche  Ent- 
wicklung der  Kinder,  die  duroh  Gesetz  zum  Sohuibesueh  gezwungen 
werden,  zu  schlitzen. 

Damit  dieee  gesundheitliche  Überwachung,  die  der  Staat  duroh 
den  Schularzt  ausüben  iäfst,  wirkungsroll  werde,  ist  in  erster  Reihe 
nötig,  dafe  der  Schularzt  den  Eltern  von  allen  bei  den  Eandem 
feetgeatollten  Störungen  Mitteilung  maehe,  und  sie  über  deren  Be- 
deutung und  mögliche  Folgen  aufkläre,  aowie  in  greÜMin  Z^gaii  ihnen 
die  an  eigieifenden  Mafarageln  angebe. 

2.  Die  wiaaenaebafUielie  Kompetena  nnd  die  nataneUe  wie 
moiaKaohe  ünabbangigkeit  der  Beamten,  die  mit  der  geanndbrntliciian 
Überwaehnng  der  Sobnlen  betraut  atnd,  iat  ebenaoaefar  Bedingung 
fllr  eine  swedanftbige  Orgamaation  der  mfliehen  Sehnlaofrieht  wie 
die  GrOndliebkeit  und  YoUstiadigkeit  der  aehnlbjgieniaohen  Mab- 
regeln. 

Vor  allen  Dingen  beatebt  kein  Zweifel  darüber,  dab  dieaer 
Dienet  nur  Äraten  übertragen  werden  Irann,  da  die  mediainiaehen 
Stadien  die  notwendigen  Kenntniaae  in  der  Pbyaiologie,  Patbologie 
und  Hygiene  yermitteln,  auf  denen  die  gesundheitUobe  Überwaobung 

der  Schulen,  wie  wir  sie  uns  denken,  sich  aufhaut.    Aber  aufser 

diesen  allgemeinen  medizinischen  Kenntnissen  mülsten  die  öcbaiäiiite 
eine  spezielle  Ausbildung  erhalten,  die  ihnen  die  Kenntnis  von 
der  gesundheitlichen  Überwachung  nahestehenden  Wissenschaften 

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v«fmittelt.  Dahin  wQrdeo  ^or  allem  gehören:  Schulhygiene,  Patho- 
lofpA  dee  Kindes,  Anthropologie,  Physiologie,  Psychologie  und  die 
Eilemente  der  Pädagogik«  Von  den  Bewerbern  nm  SoholarztiteUeB 
würde  ein  besondereB  Zengnia  Aber  diese  epenellen  KenntDian  ge- 
fordert werden. 

Die  materieUe  und  moraliaobe  Uiuibbftngigkeit  des  Sohalkrstee 
▼on  denen,  die  er  flberwaohen  mab  (Sehnlleiter  und  Sehnlkinder), 
iflt  SU  einer  Bweekentepreohenden  Tätigkeit  nieht  weniger  notwendig 
als  seine  wissenaohaltliohe  Eompetens.  Die  erste  Ghurantie  ftr  seine 
morslisbhe  UnabbSngigkeit  denen  gegenfiber»  die  er  beanfinolitigen 
soll,  ist  seine  Bmennnng  dnroih  den  Staat 

Es  Terstebt  sieb  jedoch  yon  selbst»  dab  der  Sohnlarst  nnr  die 
•fiiatlielie  Sebnlanfoioht  anssnflben  bat,  wie  wir  sie  oben  andeuteten. 
Die  ftratliebe  Bebandlnng  gebt  nnr  den  von  der  betrefienden 
EVonilie  sslbst  gewählten  Arat  an.  Das  Bedit,  den  behandelnden 
Arat  an  wühlen,  gehört  absolut  der  Familie,  und  awar  sowohl  der 
des  Gemeinde'  wie  der  des  höheren  Sohttleis.  Und  nm  die  Unab- 
hängigkeit des  Schularztes  en  wahren,  ist  es  durchaus  nOtig,  da(fl 
seine  Tätigkeit  unvereinbar  sei  mit  der  Tätigkeit  des  Arztes,  der 
die  Kinder  der  von  ihm  zu  überwachenden  Schule  behandelt.  Natür- 
lich kouubu  iiiei  Auüiiahmen  Torkommen,  z.  B.  m  g6wu>äea  iand- 
liehen  Gemeinden. 

Die  materielle  Unabhüngigkeit  des  Schularztes  ist  mr  gedeih- 
lichen Ausübung  seines  Berufes  nicht  weniger  notwendig  als  die 
moralische,  und  er  wird  nur  dann  mit  der  wünschenswerten  Streni:e 
und  dem  wauscbeiisweiteu  Eifer  vorgehen,  weuii  er  dadurch  seme 
eigenen  Interessen  ujcht  p;eiährdet.  Der  Schularzt  würde  also  ein 
reichliches  Gehalt  beziehen,  das  nach  gewissen  Grundsätzen  fest- 
gesetzt würde,  die  sich  aus  der  Wiebticrkeit  seiner  Tätigkeit  (Zahl 
der  zu  überwachenden  Schulkinder,  Bedeutung  der  zu  inspizierenden 
Sohulgebäade  usw.)  ergäben. 

Damit  die  ärztliche  Sohnian£ucht  ihren  Zweck  erreiche,  müssen 
ferner  Schularzt,  die  verschiedenen  Schulbehörden  und  die  Lehrer 
in  engem,  fireundsohaftliohem,  beständigem  Verkehr  zusammen  arbeiten. 

IV.  Schlufsbetrachtungen. 

Die  Organisation  der  Sntlichen  und  hygienischen  Scbulau&icht 
umfafet  die  Lösung  zweier  durchaus  Tersobiedener  Fragen:  die  der 
Ausfiihnmg  und  die  des  Ptinstps. 

1.  Was  die  Ausfabrung  anbetnfit»  so  wird  diese  natnigemftlii 


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nach  Sittoi  und  G^ts  der  Teraohiedmieii  Lftnder  venohieden  sein. 
Ich  werde  mioh  dMhalb  wohl  bttteat,  Ton  einem  intemationalea 
Koognlfl  sa  TerlangeD^  dafo  er  di«  mOgluhtD  Ltenngeir  dieser  Frage 
Toraeblage  oder  aoeh  nur  diskutiere. 

2.  Andere  etebt  es  mit  den  Frinsipi enf ragen,  die  gerade  aaf 
einem  internationalen  Eongreb  an  fordernden  DiakaaBonen,  nflta- 
Uehen  Voreobligen  nnd  glfleUioben  lifisongen  fiduen  können. 

leb  fordere  also  die  Sektion  dieeee  internationalen  Kongreasee 
wa£,  die  folgenden  LeitsAtae  in  diakntieren  nnd,  wenn  mOglieb,  snr 
Annnlinie  an  bringen. 

A.  Da  die  Sebnle  den  Zweek  bat,  den  sosialeo  Wert  des 
IndiTidnnne  dnreb  eine  TenrnnftgemAfte  AnsMldnng  der  phyaisoben, 
intdlektoellen  nnd  moralisoben  Fähigkeiten  des  Xindes  an  steigern, 
mnA  man  unter  der  Beaeiobnnng  «flrstliebe  nnd  bygienisobe  GÜhnl- 
ao&icht"  all  das  ansammenfossen,  was  tiob  anf  die  Gesnndbeit  der 
SchnUdnder  bezieht,  und  zwar  nicht  nnr  in  dem  engen  Sinne  eines 
Schützes  vor  ansteckenden  Krankheiten,  sondern  in  dem  viel  weiteren 
ihrer  vollen  kürperlichen  Ausbildung  und  der  Anpassung  der  intel- 
lektnellen  Ausbildung  an  die  körperliobe  Leistungsfähigkeit  jedoä 
einzelnen  unter  ihnen. 

B.  Die  ärztliche  und  hygienische  Sohulinspektion  oder  gesund- 
heitliche Überwachung  der  Schulen  erhält,  wenn  sie  in  diesem  Sinne 
aufgefafst  v.rd,  in  der  F. obre  von  der  Erziehung^  eine  kapitale  Be- 
deutung; jn  sie  stellt  geradezu  deren  Basis  dar,  weil  sie  die  not- 
wendigste Bedingung  zu  einer  wirkungsvoUeu  geistigen  Kultur  des 
Kindes  ist 

C.  Die  ärztliche  Schulaufsicht  iimfafst: 

1.  Die  Über  waobang  der  gesundheitlichen  ZutrUgüohkeit  der 
Sobuli  ftnme. 

2.  Yorbengung  der  anateokenden  Krankheiten. 

3.  Die  regelmAbige  und  oft  wiederholte  Kontrolle  der  normalen 
Funktion  der  Organe  und  des  Wachstums  des  Körpen  sowie  der 
geistigen  Fähigkeiten  der  Kinder. 

4.  Die  vemnnfigemäise  Kultur  des  kindlichen  Körpers. 

5.  Die  Anpassung  der  Ausbildung  der  geistigen  Fftbigkeiten  an 
die  physische  individuelle  Leistnngsfiibigkeit. 

6.  Unterriebt  in  der  Hygiene.  Eraiebnng  anr  hygiedsoben 
Lebenaweiee. 

O.  Die  HiMnpetena  der  mit  der  gesnndheitlieben  Überwaebnng 
der  Sohnlen  betrauten  Peisönliehkeiten  ist  eine  nnnmgfingliehe  Not- 


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wendigkeit  für  eine  zweckentsprechende  Wirkung  der  Einriobtimg. 
Diese  Überwachung  mab  aber  im  Prinzip  dem  Arzte  anTerteaat 
werden,  da  er  in  der  Physiologie,  Pathologie  und  Hygiene  dio 
Kenntnisse  besitzt,  die  die  wissensohaftliche  Basis  abgeben  müssen, 
auf  der  sich  die  ärztliche  und  hygienisoha  Sohalaii£noht  im  weitesten 
Sinne  des  Wortes  anfbaui 

Aber  anlaer  diesen  allgemeinan  medizinischen  Kenntnissen  miüste 
der  Sohnlarzt  spezielle  Kenntnisse  in  all  den  iWiem  besiCaen,  die 
der  geenndlieitHoheD  Sehnlanfeieht  nahestehen,  so  gana  hesonden  in 
allem,  waa  die  hOrperliohe  Entwiohlnng  des  Kindes  nnd  dsfen  Be- 
mehnng  an  der  geistigen  betriJft. 

Diese  LeitBfttae  wurden  ron  den  MitgUedem  der  VL  Sektion 
des  Inteinattonalen  Kongresses  fftr  Hygiene  an  BrQasel  im  September 
1908  etnatimmig  angenommen. 


Die  Sohnlarztfirage  in  München. 
Beferat  im  Äiztliohen  BesirksTorein  Münehen,  erstattet 

von 

Dr.  £.  Do£iuiJi£üO£E. 

Di©  Schularztfragö  ist,  wie  in  der  ganzen  ärztlichen  Welt,  so 
auch,  wie  Sie  wissen,  im  Ar^ilichen  Be?;irk8verein,  und  zwar  schon 
im  Jahre  l^yy,  besprochen  worden.  Ein  äufserer  Anlufs  führte  im 
Jahre  l^O'ö  die  Vorstandschaft  dazu,  die  Angelegenheit  nochmals  auf 
die  Tagesordnung  zu  setzen;  es  war  dies  der  von  Kollegen  Wackeb  und 
Gemeindebevollmftohtigten  Schön  an  das  Gemeindebevollmächtigten- 
koUegium  gestellte  Antrag,  in  München  Schulärzte  anzustellen.  Die  Vor- 
standschaft hat  mioh  damals  schon  um  Ebstattung  eines  Referates  ersucht. 
Wichtigere  Dinge  waren  vordringlicher,  und  so  kommt  die  Angelegen- 
heit  erst  heute  wieder  anr  Sprache,  nachdem  sie  im  Gemeindekörper 
fast  bis  zur  Ausfühmng  gediehen  ist.  Bei  der  Fülle  von  Material,  das 
im  Laufe  der  Jahre  angewaehsen,  nnd  der  Kfirze  der  mir  hents  an- 
stehenden Zeit  ist  es  mir  nnmOglioh«  ToUständig  an  sein.  Der  Herr 
Korreferent  BnsaaxwxLD  wird  ergflnaend  einspringen  nnd  die  Dis- 
kussion wird  vieUeieht  die  Lücken,  sowMt  es  wünsdienswert  er- 
soheint»  ansfflllen. 


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Die  Frage,  ob  eine  ärztliche  Sohulaii£sieht  im  aUgemeineiL 
nötig  sei,  haben  alle  Ärste-  und  Hygieniker*  nnd  fast  alle  Lehrer* 
und  BürgeryersammliiDgen,  die  sich  damit  beaehflftigten,  bejaht. 
Dieselben  Kreise  haben  auoh  im  Laufe  der  Jahre  des  öfteren  nnd 
eindringliehat  die  Anfstellnog  TOn  Schulärzten  befürwortet  oder  yor« 
langt,  nnd  diooem  Y edangen  ««de  Tiel&eh  entaproohen.  In  Bayern 
gibt  ee  allerdinga  TOvaEst  nnr  in  Nllmbefg  Sohnlänte.  Im  Torlebtien 
Jabre  bat  der  «Dentadhe  Terein  flllr  Sohnlgeaiindbeitspflege''  togu 
dem  Beicihfltag  eine  Bittsehrift  dngereidht^  es  möge  dieae  Eimriehtong 
im  ganaen  Denteoben  Beiohe  in  die  Wege  geleitet  werden.  In  seiner 
jüngsten  OeneralTereammlnng  &bte  aber  die  nlmlieheVerainigang  einen 
Beiohlnft,  den  gleiohen  Wnnaoh  in  dnem  Bnndadhreiben  den  Be* 
giernngen  nnd  St&dteTerwalinngen  nahesnlegen.  Man  sah 
ein,  da6  die  inneren  Sebnlangelegenheüen  nieht  Saohe  des 
Beiebee  sind. 

Für  Bayern  interessieren  uns  bezüglich  der  Schulhygiene  folgende 
liaten,  Antrüge,  Erlasse  und  Vürkommnisse  USW.: 

1867  und  1875,  181'],  1903.  Ministerielle  Verürdnmigen  über 
die  Gesundheiteptiege  in  den  Schulen. 

1888.  Antrag  der  Ärztekammer  für  die  Oberpfalz t  Schul- 
ärzte anzustellen,  event.  mit  staatlicher  Besoldung.  Der 
B^cheid  des  Ministeriums  des  Innern  war  abschlägig,  mit  Hinweis 
auf  die  den  Amtsärzten  pfiichtge  mäls  obliegende  Aufsicht 
über  die  Schul^esundheitspflege  und  die  Entsch.  vom  16.  Dez. 
1875,  dais  da,  wo  kein  Amtsarzt  sei,  der  praktizierende 
Arzt  des  Ortes  zu  den  Sitzungen  der  Schulkommission, 
in  welchen  hygienische  Fragen  verhandelt  wttrden,  mit 
Sita  nnd  Stimme  zugezogen  werden  solle. 

Damit  hatte  der  Staat  die  Notwendigkeit  des  llrstliohen  Beirates 
bemis  anerkannt. 

In  der  Sitanng  der  Oberbayerischen  Ärztekammer  vom  7.  Okt.  1899 
(Bericht  vom  Jahre  1890)  ergab  sioh,  dais  der  oben  zitierte  Erlafs 
TOm  Jahre  1876  ein  papieiener  war,  da  anber  Aüb  (hie  nnd  da) 
in  den  Toifloasenen  15  Jahren  niemals  ein  Amtsant  oder  piah* 
tisoher  Arst  an  den  Sitaangeo  der  QrtasohnlkonmiisBionen  angeat^gen 
wnide.  (SamaDTMASK,  Wo^tenaekr,  f,  O,  JIt,  1900»  3.  fleft,  157; 
VBHiOBBsrau»,  654.)  JÜinlioh  spiaeh  sich  Aim  im  Iiandfag  1892 
ans.  (Jf.  m.  IT.,  1892,  101.)  1899  machte  daher  Sohubut  auf 
dar  Yenammlnng  des  Dentschsn  Yeieins  für  OffontUche  Geenndheits- 
pflege  die  Anregung:  es  sollten  die  Ärstekammern  sich  nooh- 


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mal«  mit  der  Frage  befassen  and  einheliig  den  Antrag 
auf  allgemeine  Einfübrung  von  Sobulärzten  stellen. 

In  München  speziell  hat  die  Schul  arztfrage  auch  schon  eine 
G^eschichte,  dip  ich  in  kurzem  rekapitülipiftn  möchte.  Im  Jahre 
1889  kam  in,  GreraeiadebevoUmftchtigtenkollptxium  ein  Antrag  des 
Gemeindebevoiimftchtigten  Kleitnbb  zur  Annahme,  der  in  drei 
Fragen  bestand: 

1.  Ob  es  nicht  im  Interesse  der  Schüler  und  der  Schule  sei, 
dafs  in  jeder  Schule  zu  bestimmten  Stunden  ein  Arzt  erscheine, 
der  Erkrankte  oder  ErankheitSTeidftohtige  einer  aorgfUtigen  Diagnose 
tmtersMhen,  über  die  Zulassniig  Ton  Wiedeigeiiesenen  zum  üntor> 
richte  unentgeltlich  entsoheidAn  tmd  mitigea  Bat  gUiohfalls  un- 
entgeltlich erteilen  soll. 

2.  Ob  kierfär  niobt  die  Annen-  oder  KrankenyerriehenmgMnto 
unter  BezugserhOliiuig  zu  gewinnen  seien. 

3.  Ob  nioht  bei  Ablebnnng  von  1  und  2  die  Sohaffung  einea 
StadtaisteB  ab  wobTeratandtgmi  Beraters  dea  Uagiatratea  an  er- 
wigen  aei. 

Der  UagiBtrat  wandte  neb  an  den  iratl.  BeairkBTereui,  weloher 
die  Fragen  remeinte.  Dann  soblief  die  Angelegenbeit  aebn  Jabre, 
bis  aie  im  Ärstlieben  Benikarerain  im  Jabie  1899  wieder  erwaohta. 
Naeb  dem  Vortrage  von  Wams  nabm  damali  der  Verein  mit  allfln 
gegen  aaebs  Stimmen  folgende  Tbeae  an: 

Die  Einfftbrnng  von  Sobnlärsten  ereobeint,  naebdem 
eine  Reihe  Ton  deutschen  Stftdten  mit  gutem  Erfolge 
darin  vorangegangen  ist,  auch  in  München  notwendig. 

Zurückgezogen  wurden  These  -  uud  3,  die  lauteten: 

2.  Die  Tätigkeit  dieser  Arzte  bat  ai("h  \m  Emveruehmen  iiuL 
dem  Bezirksarzte  zu  vollziehen  und  auf  die  Hygiene  der  Schuh-aume 
und  Schulkinder  zu  erstrecken. 

3.  Den  Schulärzten  ist  eine  Vertretung  in  der  Lokaischul- 
kommissiün  mit  Sitz  und  Stiiiirae  einzuräumen. 

Im  April  1900  stellt«  sich  der  Bezirk8iohrerv<>rein  München 
auf  den  gleichen  Standpunkt  und  sprach  in  einer  Eingabe  an  dea 
Magistrat  den  Wunsch  nach  Einführung  von  Schulärzten  aus. 

Dem  gleichen  Wunsche,  wie  unser  Verein,  gab  im  selben  Jahre 
im  Gemeindekollegium  GemeindeheToUmäohtigter  Ratth  Ausdruck. 
Auch  GemeindebevoUmftobtigter  Schön  hat  des  öfteren  die  Not* 
wendigkeit  der  Einführung  von  Schuiftraten  betont.  Als  der  Antrag 
Waokeb-Sobön  bekannt  geworden,  erinnerte  nnaare  Vorstandaehaft 


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durah  ein  Schreiben  die  vier  fliztliohen  GemeindebevoUrnttohtigieti 
«n  den  Besohlnis  des  Vereins  vom  Jahre  1899,  bat,  denselben  ge« 
legentlioh  der  Beratung  im  GbmeindebevoUmäohtigtenkoUegiam  ndi- 
snieüen  und  dafiür  eiaiaMen,  dab  die  InititatioD  der  Soholftrzte 
nur  im  EinTernehmen  mit  der  8tandeBTertr«taiig  ine  Leben 
gerafeB  werden  mOge.  Eine  KollektiTantwort  der  vier  Kollegen  lautete, 
eia-wtbden  gerne  ohigen  Beeehlnft  mitteilen,  die  leineneiiige  AneteUnng 
der  Sdinlinte  aei  Stehe  dee  Diiektorinms  des  Magietmte.  Den  Antrag 
WAonB<SoH5K  enohte  ein  Yom  Verein  fili  Yollahjgieiie  in  Hflnehen 
an  das  Gememdehtfollmiditigtonkoll^nm  geriehtetetp  den  Bnf  naoh 
Sohnlftrsten  begrOndendeeSohreiben  m  nntontatien,  daa  sohon  eine  Reilie 
poeiiiYer  Yoredilflge  Aber  Aufgaben,  Qualifikation  der  Sehnlftntto  nsw. 
enthBlt  Daa  Sehiehial  dea  Antrage  war  bekanntlieh,  da(a  er  aar 
Wflrdigung  an  den  Magiatrat  binübeig^ben  wnrde,  während  der 
Wnneoh  des  Kollegen  Hxegl  keine  Billigung  fud,  der  behufr  ein- 
gehender Prüfung  der  Angelegenheit  Binaetanng  einer  Kommianm 
wollte,  bestehend  aus  Vertretern  der  Stadt«  des  Staates  (der  naoh 
seiner  Meinung  die  Koston  zu  tragen  hatte)  und  der  Münohener 
Ärzteschaft. 

Seitdom  ist  die  hiesige  Schul arztirage  vielfach  m  Bürger  und 
Parteiversammlungen,  in  der  Tages-  und  auch  Fachpresse  erörtert 
worden.  (Stebnfbld,  Wünschenswert  oder  Notwendig?  ^Bayer, 
ärztl.  Correspondenzbl" ,  1903,  4,  5,  6.  —  Steenfel»,  Amtliche 
Schulärzte  oder  Schulärzte  im  Nebenamt,  ibid.,  1903,  Nr.  10.) 

Vor  kurzem  soll  nun  die  Frage  in  geheiuier  Sitzung  des 
Magistrates  sprnchreif  geworden  sein.  Wir  wissen  nicht  mehr  da- 
von, al?  in  den  Zeitnngen  steht  Danach  ist  beabsichtigt,  einen  be- 
amteten Stadtar/t,  der  keine  Praxis  ausüben  solle,  und  iiuiserdem 
ca.  26  Schulärzte  auf/astellen,  diese  27  Kollegen  mit  einem  Gesamt- 
gehalto  von  ca.  30000  Mark. 

Gegen  die  Einführung  von  SchuUr^ten  in  Mfinohen  hat 
man  veESdhiedene  Einwände  gebracht,  mit  denen  wir  uns  beaohäf* 
tigen  mllnen.  Einer  lautet:  ^Wir  haben  in  Bayern  sohon  einen 
Schularzt  ex  officio,  und  das  ist  der  königliche  Bezirkearai  Daa 
muJs  naoh  den  vorliegenden  -  Erlassen  ohne  weiteres  zugegeben 
werden»  und  Stebnteld  hat  recht,  wenn  er  diese  amtliehe  Yer- 
pfliehinng,  die  Sehnle  in  hygienischer  Beziehung  an  überwachen, 
betont.  Die  bisherige  Ttttigkeit  des  BeairkaanteB  aber  lat  eine 
aadere^  ab  diejenige,  die  etwaigen  kflnf^n  SehnUMen  obliegen 
wird.   Deren  Funktionen  mOgen  Ihnen  nngefldir  ana  einem  Anaaog 


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der  Wiesbadener  Dienstinstruktion  klar  werden,  unbeschadet 
natürlich  zweckmäfsiger  Abttnderaog  für  andere  Verhältnisse.  (ÄrjsU, 
r.'BL,  1897,  Nr.  356.) 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  Amtsarzt  und  Schularzt 
können  nebeneinander  gut  bestehen.  Em  An^Uar^.t,  staatlicher 
oder  städtischer,  kann  als  leitender  quasi  Oberschularzt  fungieren, 
an  der  Spitze  einer  schalärztlichen  Organisation,  als  solcher  deren 
Obmann  nnd  zugleich  Vertreter  der  Schulhygiene  in  der  obersten 
sittdtischen  Schulbehörde  (wie  z.  B.  in  Breslau  und  Leipzig)  aein. 

Was  die  Sohnblrzte  leisten  sollen  —  nnd  es  ist  yiel,  m.  H.,  — 
Tor  allem  dis  ganze  grofse  Kleinarbeit,  den  jeteigen  beamteten  Ärzten 
m  übertragen,  würde  eine  gewaltige  Mehrbelastung  der  Bezirks- 
ärzte  bedeuten,  die  sie  m.  M.  nach  nicht  leisten  kOimieiii  auiser 
ihre  Zahl  würde  entspreeheiid  TemuliKtt  wie  QrBSSWEUt  vapBML 

Ein  anderer  Weg  wfire,  eigene  Stedtsohnlinta  sa  emennsn, 
als  beamtit»  into,  ohne  das  TMA,  Fhms  ansnfibeii,  um  jede  Kol- 
lision mit  Kollagen,  die  TOn  msnolisn  gefilnlitet  wird,  cn  Termstdso. 
Dieser  Voisehlag  dss  Stottgartsr  •nüidhsii  Vereins  nnd  SnownLns 
ist  sehr  beaehtensweri.  Die  BohOrde  wflide  jedoeh  sohwerlioh  die 
flonoiiemng  so  entspreohend  gestalten,  dab  diese  Amitfnto  auf 
Praxis  Tsinohten  künnton,  wenn  sio  sieh  übeirlianpt  auf  diese  Be* 
dingung  einlielben.  Den  siaat Hohen  AmtaSnten  ist  PriTatprasds 
bisher  niigemds  nntnsagt,  wenn  sie  anoh  hier  nnd  da  in  groüwn 
Stildten  darauf  Versioht  leisten,  um  ihrem  Amte  naohkommen  sa 
können  (Wallichs,  ürir^.  V.-Bl,  1900,  S.  31);  sie  kann  in  Hessen 
verboten  werden.  Der  praktische  Arzt  kommt  nach  Krüg  {Ärzä. 
V.-Bl.^  1897,  S.  502)  allerdings  bisweilou  durch  die  Dauer  der  Be- 
sichtigungen (in  Gemeinschaft  mit  dem  Schulleiter  und  dem  Bau- 
beamten) in  Verlegenheit.  Er  muls  bei  den  gesundheitlichen  Unter- 
suchinigen  sehr  viel  Zeit  opfern.  Di*'  Furcht,  dafs  der  Praxis  aus- 
übende Schularzt  seine  Kollegen  inaterieil  und  ideell  schädigen 
könnte,  scheint  mir  nach  cien  gedruckten  und  den  mir  persönlich 
zugegangenen  iMitteilung«'n  unbegründet.  In  den  Instruktionen  aller 
Städte,  wo  Schulärzte  iunktionieren,  sind  Vorkehrungen  gegen  diese 
Gefahr  getroffen,  und  Schulärzte  dürfen  die  von  ihnen  als  solche 
untersuchten  Kinder  nicht  behandeln.  Noch  mehr  als  diese  auoh 
in  Httnehen  zu  erlassenden  Bestimmungen,  glaube  ioh,  werden 
penönlieher  Takt  und  StandeebewuletBein  dieae  Klippe  Tenneiden 
laaaen. 

Der  k.  Oberste  Sehulrat,  unaere  htehste  bayeriache  Sohul* 


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598 


173 


kommifision,  ttnliert  sich  1898  (3.  Vebr.)  in  miasrer  Frage:  „Das  seit- 
herige Fehlen  T<m  Seholfirzten  hat  das  stetige  Fortschreiten  in  der 
Beesemng  der  sohulhygieniflohen  Verhftltnisse  nicht  gehiodert  und 
keine  Miftetlnde  hervoigerafen ,  welche  die  Anstellung  eigener 
Sohnlflnie  yeranlassen  kann.  Jedooh  ist  in  gröiiseien  Stftdten  dem 
SeknlaiBte,  nsmentlieh  hei  den  VolkaBehnleo,  Gelegenheit  gegehen 
sn  einer  ensprieUiehen  Tfitigkeii.  welohe  den  Sohnlleüem  nnd 
Iiehvem,  den  Sehfllem  nnd  den  Leietiingen  in  der  Sohnle  sngnte 

Besflglieh  der  BeoBerong  der  Hygiene  in  den  Sdhnlen  asgt  auf 
der  24.  Venemmlong  des  Vereine  Är  Offimtliohe  Gheondheitepfl^ 
(Bef.  äk8ß  2SeMir,,  1899,  Kr.  10)  Ohefachnliat  Profeesor  SosiLiaB: 

»Der  aUgemeine  Bnf  naoh  BänfUuning  dee  Sehnlentes  beweist 
freilioh  nteht,  da6  die  hygienieohen  Verhiltei«e  der  Sohnle  aoh 
▼«nehleehfert  heben  —  das  gerade  Gegenteil  ist  riohtig  — ,  sondern 
daüs  die  Spezialisierung  der  medizinischen  Wissenschaft  heute  überall 
Mängel  findet,  die  iriiheL  ebenfalls  vorhanden,  aber  imbeaohtet 
waren." 

Von  der  Wichtigkeit  einer  wirksamen  Schulhygiene  für  die 
Kräftigung  der  heranwachsenden  Jugend  sind  Sie  alle  ebenso  über- 
zeugt, Wie  sie  in  der  gewaltig  angewachsenen  Literatur  und  auf 
verschiedenen  Kongressen  und  Versanunlongen  immer  wieder  he« 
tont  wird. 

Und  was  überall  der  geinei  n  saraon  Beratung  und  Kontrolle 
der  Scbulbehörde,  der  Lehrer  und  Arzte  wert  und  bedürftig  erachtet 
wird,  ist  es  auch  in  München,  —  möge  vieles  hier  wirklich  besser  sein 
nie  anderswo,  mögen  wir  immerhin  die  schönsten  Schulhftuser,  naoh 
hygienischem  Banprognunm  luftig  und  hell  gebaut,  besitzen,  unter 
der  Leitung  einer  intelligenten  Lehreraohaft  und  unter  bezirksftrat- 
ücher  Aufisioht;  möge  auch  ein  Teil  unserer  VoUuechüler,  weil  Ton 
wohlhabenderen  Eltern  stammend,  intensiver  ärztlicher  Fürsorge 
unterstehen  wie  anderswo.  Mit  Zahlen  l&Ist  sich  nicht  beweisen, 
dnls  in  Hflnehen  der  Sehnkrat  keineswegs  flberflftBsig  ist,  jedoeh  mit 
£r6hningen,  die  wohl  jeder  Ton  Ihnen  sehon  gemaoht  bat.  Wsibs 
betonte  mit  Beobt,  daJs  gerade  der  Grolsbetrieb  in  nnseren 
Sohnlpalisteni  in  welehen  groCbe  Mengen  ▼<m  Ejndem  snsammen* 
strOmen,  erat  reoht  ToUste  Beabhtong  der  Jbite  erbeisohe. 

Und,  meine  Herren  1  in  den  Stttdten,  wo  inan  danacib  fthndete, 
wnidsn  im  Dnrehsobmtt  40— 60Vo  der  Untefsnehten  nieht  ganx 
gesimd  befanden.   [8ch,'A.,  1903,  Nr.  3,  48.)   Sehen  wir  gsns  ab 


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von  den  Schäden  und  Fehlern,  mit  denen  behaftet  das  Kind  in  die 
Schule  tritt,  die  oft  er-t  der  Schularzt  aufdeckt,  auf  die  er  den 
Lehrer  -/wecks  Rückaichlnahme,  die  Eltern  behufs  Behandlung  auf- 
Djerk.sam  macht,  so  frn^'-en  wir  nns:  Wie  «ohützt  die  Schule  in 
München  ihre  Schutzbefohlenen  vor  Schaden  und  Krankheit  in  der 
Schule?  Schon  vor  Jahren  machte  B.-A.  Zaubzeb  auf  die  unvoll- 
ständige und  unhygienische  Beinigung  der  Sohuirftume  aafmerksam. 
Wo  Bloh  die  so  leicht  für  Infektionskrankheiten  und  sehr  für  Taber* 
knloae  empf^ingliohen  Kinder  den  Tag  über  aufhalten,  steht  es  mit 
der  Beseitigung  des  Staubes  oft  schleohter  alt  bei  artnon  Leuten. 
Der  Bez.-V.  M.  hat  auf  Antrag  Stbbnfelds  in  diesem  Jahre 
wiedenun  durch  die  Ärztekammer  seinen  diesbezüglichen  sowie  nooh 
andoran  sohnlhygienisohen  Wansefaen  Ansdraok  verliehen. 

Wie  oft  iroiden  körperlich  nnd  geistig  sohwaofae  AB0*8chat>en 
fortgeedileppt,  bis  es  gar  nioht  mehr  geht,  zum  Schaden  der  Kinder 
und  des  Unterriehts?  Wie  oft  wird  der  Binflnb  geistiger,  nerrOssr 
Sohwflidhe,  allgemeinsr  Blutarmut,  beginnender  Tnberkolose,  von  Hers- 
leiden, Yon  Kop&ohmeiMn  nnd  Sohwindel  infolge  von  BreohiingB* 
anomalien  der  Angen,  von  Schwerhörigkeit,  Ton  Adenotdsn  und 
anderen  Leiden  anf  die  Leistnngsfldiigkeit  nicht  genügend  gewürdigt 
nnd  dadnroh  dem  kindUohen  Körper  geschadet?  Hanohe  Lehrer  und 
Lehrerinnen  gönnen  den  Kindern  nicht  die  TOTgsschriebenen  Pansen 
swisehen  den  (Tnterriohtsstnnden  und  zur  Hittagsseit,  sondern  ver- 
langen, dafs  die  Kinder  tot  der  festgesetzten  Zeit  im  Schulzimmer 
sind  und  dasselbe  in  Ordnung  brinsren  oder  dort  arbeiten.  Auch 
die  Sclmlbankfrage  ist  durchaus  nicht  an  allen  Seliulen  ein  wandsfrei 
geregelt,  und  über  die  Hausaufgaben  frage  m  Volks-  und  ^littel- 
schulen,  auch  über  die  ang-eblioh  freien  Nachmittage,  liefse  sich 
manches  sagen  Dies  nur  v^enige  Punkte,  die  ärztliche  Beratung 
mit  unserer  Lehrerschaft  nötig  machen. 

Dafs  durch  die  Tätigkeit  von  Schulärzten  für  München  Nutzen 
för  die  Jugend  zu  erwarten  ist,  wird  klar,  wenn  wir  uns  da  um- 
sehen, wo  sie  bereits  wirken.  Ich  habe  mich  aufser  aus  den  ge- 
druckt vorliegenden  Berichten  nocb  durch  persönliche  Umfragen 
darüber  bei  Schalftnston  und  ^iohtschulärzten  zu  unterrichten  ge* 
sucht,  und  mit  wenigen  Ausnahmen  habe  ich  Befriedigendes  er* 
fahren.  Die  Zeit  erlaubt  nicht,  Ihnen  diese  Berichte  sn  veilesen, 
die  zum  Teil  von  Autoritäten  im  G^iete  der  Schulhygiene  nnd 
Schularztfrsge  herrühren,  denen  ich  an  dieser  Stolle  ftlr  ihre  Freond* 
lichkeit  bestens  danke. 


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176 


Wir  wollen  nim  nioht  Tenohweigen ,  dals  ee  ancli  wammi% 
Stimmen  gibt.  Kollege  Stuwfeld  hat  seine  Bedenken  bereits  ver- 
Affentlioht.  Er  erwartet  von  den  ScbnlärEten  bei  viel  Arbeit  wenig 
Nutmi,  bilt  Uue  Emfbhrang  in  München  fär  nicht  notwendig, 
höchatena  wUnaoheiuBweri,  weil  einerseits  onaere  Schulbauten  and 
-EinnehtangMi  rnnsterhell  aeian,  «ndeneiii  d»  Sohttlermatenal 
grofaenteils  ena  betaer  aitnierten  TCvmffm  ala  anderanerta  atamme  und 
daher  weniger  aehnlArsdieher  Oberwaohnng  bedOife.  Die  Sohnl- 
liygiene  aei  Sache  dea  Staatea  nnd  amtlieher  Jinte,  deren  Zahl  man 
unter  ümatftnden  vennehren  mfllate. 

llAfiA-Hambaig  {IrMÜ.  F.-^,  1902,  628)  findet  auf  die  Frage, 
ob  die  Myopie,  die  WirbelaftalenTerkrttmmnogen,  die  Ohzenleiden 
adhon  irgendwie  doioh  die  Inatitntion  der  Sohnlftnte  gebeaaert  worden 
aeien,  in  allen  dieabeaflglioben  VerOffBntliohnngen  ao  gut  wie  gar  keine 
Antwort  Die  Aiigabea,  dab  die  EQtem  wenig  geneigt  aind,  auf  die 
erhaltenen  Bataohllge  einzugeben,  aeien  &appierend.  M.  folgert  ana 
einem  Artikel  HABTKAmn  [ÄrgÜ,  K^Bl,  1902,  S.  477),  dab  die 
Schulärzte  schlierslich  doch  nidit  nur  beraten,  sondern  anob  be> 
bandeln.  ^ Ärzte  sollten  nicht  versuchen,  das  Gebiet  der  freien  ftrat« 
lichea  Tätigkeit,  auch  nicht  im  scheinbaren  Interesse  einer  mifs* 
verstandenen  Humanität,  wieder  enger  zu  beschneideii  duruli  solche 
Neuerungen.  Für  3000  Schulkinder  bekomme  der  Schularzt  im 
Durchschnitt  bisher  500—600  Mark.  Dafür  leistet  er  in  Zukunft 
albu  auch  noch  die  ärztliche  Behandlung.  Es  fehlt  nur  noch  das 
Schuhputzen. " 

Und  ferner  578: 

»Die  Frage  der  besten  Art  hygieniscber  Fürsorge  tur  die  Schul- 
jugend scheine  bei  weitem  noch  nicht  genügend  sreklärt,  um  mit 
solchem  Nachdruck  auf  allgeiueme  Emtuhiung  von  Schul- 
ärzten dringen  zu  können,  und  die  bisher  so  geringen  Erfolge  der 
Schulärzte  lielsen  die  Zögerung  mancher  GroÜHstädte ,  auch  bei 
miok  die  SohnlarstioBtitution  einaufilhren,  vollkommen  berechtigt  er- 
aeheinen.* 

Ihm  erwidert  der  angegriffene  Habtmani^  (ibid.  530):  ^Die 
Frage:  Haben  sich  die  beobachteten  Mängel  durch  die  Institution 
der  Schulärzte  gebeasert?  wird  jeder  Schularzt  bejahen.  Be- 
aflgliob  der  Myopen  wurde  fOr  bessere  Beleuchtung,  fttr  ge- 
eignetere Sitzplfttae^  fttr  besseren  Dmok  der  Schulbücher,  eventuell 
fOr  die  Beaohaffnng  von  Brillen  geeoigt,  die  Wirbelaäolen- 
yerkrQmmnsgen  worden  snm  Orthopäden,  die  Obrenleiden  anm 


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Ohrenarzte  geschickt.  Am  bedeutendsten  sind  gerade  die  Erlolge 
bezüglich  der  Ohrenleiden.  Eine  ganze  Anzahl  von  Kindern  mit 
hoohgradiger  Schwerhörigkeit  wurde  durch  die  eingeleitet«  Behand- 
lung osd  die  dadurch  herbeigeführte  Besserung  daTor  bewahrt, 
gmatig  snrOiokzableiben.  Die  Behandlnng  erfolgte,  wie  ich 
besondere  hervorheben  mufs,  nirgends  durch  SohnlArxtel 
Die  Frage,  ob  mdA  die  Hauptlehrer  und  SehnlimpektoieD  gaos 
dieselben  Sinnesorgane  besiteen  wie  die  Ärzte,  um  hygienieobe 
Mingel  ans  eigenen  Krifton  beurteilen  und  bek&mpfm  ra  können, 
ist  dahin  zu  beantworten,  dallb  dieselben  Sinnesofgane  wohl  tmv 
banden  lind»  dalb  aber  Ton  danaelben  Teraohiedener  Qebianoh  g»- 
mabht  wird»  nnd  die  Sinneeozgane  dieser  Hetren  dnieh  den  Untir- 
rieht  andere  Eindrfioke  erhalten  haben  als  wir  liste,  woraus  sieh 
eben  ein  Tefsebiedenes  Urteil  ezgeben  mnis.  Jene  nrteilsn  Uber 
hygieniflolie  Verbaltnisse  als  Lshter,  wir  als  liste.  Wekhea  Urtsil 
das  riobtigere  sein  moh,  dflifte  niebt  sweifelhaft  sein. 

Ans  «Hnmanittt*  bianoht  weder  der  Sohnlaist  sn  handeln,  nooh 
der  Amt,  weleher  aehliefelieh  die  Behandlung  fibemimnil  Was  dia 
Honoiienuig  darSebnlttrste  betrüR,  so  ist  sie  sweiHslloa  an  manchiii 
Oitsn  fBr  das,  was  verlangt  wird,  an  niedrig.  Die  Er&hmngsii 
mtnen  sowohl  anf  Seite  der  Stadtverwaltungen  als  anf  Seite  der 
Ärzte  erst  gemacht  werden,  dann  wird  auch  ein  Ausgleich  ge- 
schaffen werden  können.  Schon  jetzt  von  „ Schabputzen "  zu  sprechen 
nnd  die  Standesrertretungen  zu  Hilfe  zu  rufen,  äuheiut  mir  nicht 
am  Platze  zu  söin." 

Meine  Herren  1  Nach  Prüfung  der  bisherigen  Erfahrungen 
glaube  ich  sagen  zu  dürfen :  Die  schulärztlichen  Bestrebungen 
bringen  der  Schuljugend  und  dem  wan?:en  Volke  Nutzen.  Sie 
sind  auch  in  München  sicher  g«' eignet,  die  Q-esunden  zu  kräf- 
tigen und  vor  geistis^en  und  körperl leihen  Schädigungen  zu  be- 
wahren, die  Kränklichen  und  Schwachen,  soweit  es  nur  der 
Schulbetrieb  gestattet,  7.n  schützen.  Dals  ein  sich  körperlich 
gut  entwickelndes  Kind  auch  geistig  leistunp-sffihio^er  ist,  djifis 
also  durch  körperliche  Kräftigung  auch  der  Schulerfolg  gefördert, 
der  Schule  selbst  genützt  wird,  ist  natürlich,  aber  auch  positiv 
nachgewiesen  worden.  (SoHiODT-LEaaBNZOH,  diese  Zcitachr.f  ld03» 
Nr.  1.) 

Mag  es  auch  noch  nicht  gelungen  sein,  die  Verbreitung  der 
Infektionskrankheiten  durch  sohnlhygienische  Mafisnahmen  allein 
an  hindern  —  ioh  halte  ein  Eitndäninien  derselben  naeh  Torliegenden 


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ßeriohten  (Landau,  SfMlargt^  1903,  1.  16,  und  Mac  Adam, 
{M.  m,  Wu  1900,  S.  878)  bei  geeigntlen  MaDsnahmen  immerluB  fta 
mUgfieh,  aamoitluh,  wenn  mia  doi  EiBd«rbowahnn>lilten  und 
Eiiidevglrion,  m^atok  BraMttlaii  dar  Infsktionen,  «twts  mAa  fie- 
aohtang  flehflnkt. 

ObngMiB  obüflffln  dem  Sehnkiito  ja  nooh  ««iinra  Av^ssbin, 
dann  Lorang  anoh  ftbr  di«  KAimIwiiw  Jiigviid  Segvn  bringwi  dtbcfl«. 

,W«im  man  b«i  jedsr  hygianMohan  Frage",  äugt  BAUMSEsanB 
(2wMr.  f.  Jf.,  XV  IL  XVI),  «eist  auf  «iiie  ansgiebige  Stitnlik 
warten  wollte^  hiebe  das»  Beforaen  auf  eine  tmbeitimmte  Zeit  ver- 
tagen. Geiade  biar  iit  dl«  Sanuna  dar  Einaelarfiüinmgeii,  namoit- 
liab  bei  den  Inten,  aber  aaah  bei  Eltern  nnd  Lehrern,  bo  groie, 
dab  dia  mafBgebenden  "^"MATifftf»  nieht  niir  beieohtigt,  eondam  aneh 
verpiliehtet  eind,  baldmOgtiehst  Abhilfe  wbl  sohaffen.* 

Diese  Verpflichtung  obliegt,  wie  Sternfeld  hervorhebt,  nnd  aodi 
Heiol  im  GemeindebevoUmächtigtenkoUegium  betont,  zunächst  dem 
Staate.  Der  Staat  Ls^it  ja  oliiie  Zweifel  ein  Interesse  an  der  Ge- 
sundung und  gesundheitlichen  Überwachung  der  Staatsbürger,  dor 
gro&en  und  kleinen,  und  mufs  ee  haben.  Er  bezeigt  dies  speziell 
in  Bayern  durch  die  Verpflichtung  der  k.  Bezirksärzte  zu  dieser 
Tätigkeit,  besonders  auch  in  Schulen,  und  durch  mehrfache  Erlasse, 
so  den  im  Januar  1904  bezüglich  der  Tumspiele.  Sollten  wirklich 
die  von  uns  skizzierten  hygienisch  -  ärztlichen  Detaüaufgaben  den 
k.  Bezirksäraten  übertragen  werden,  so  müfste  ihre  Zahl  erheblich 
vermehrt  werden,  wie  HEKrL  und  Stehnteld  forderten.  Abgesehen 
von  den  früher  geschilderten,  von  den  bisherigen  bezirksftrzt liehen 
abweichenden  Päiohten  der  Schulfirzte,  wird  die  Aufgabe,  für 
die  kommunalen  Schalen  auch  in  hygienischer  Beziehung 
zu  sorgen,  immer  den  gröfeeren  Städten  selbst  zu- 
fallen. Der  Staat  wird  die  kommunalen  Einrichtungen  nfltigen- 
falli  nicht  nur  mit  dem  eelbetventindlichen  Wohlwollen,  sondern 
aneh  materiell  unterstützen  müssen.  Nicht  Terfehle  ich  zu  be- 
merken, daTs  sich  nach  vielfaohen  Erfahrungen  auch  für  unsere 
Mittelschulen  die  AufsteUnng  von  SehnlAisten  sehr  empfehlen 
dttifte.  Wie  in  Magdebnig  nod  Dortmund  geaehehen,  nnd  in 
Bfannaahiroig  TOigeeohlagen,  ain&eh  den  Armentrsten  dieee  Anf- 
gäbe  nnter  geringer  Güehaitserhohnng  an  tibertiagen,  kann  ftr 
Hflnehener  Varbftltniaae  wohl  nioht  gntgeheiben  weiden.  Nnr  in 
8ecii8en-M einingen  weiden  die  Sdidixate  ans  der  Staatikaaaa  beaablt 
(SoHMiDniAifir,  äk»  SSeMkr,^  1900,  S.  712).  In  Heeeen-Darmstadt 


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59S 


haben  die  beamteten  Kreisärzte  die  gleichen  Fanktionen ,  wie 
anderwärts  die  Schularzte,  ubertragen  erhalten.  In  grölseren  Sfcidtea 
vermochten  jedoch  die  Kreisfirzte  diesen  Verpflichtungen  nicht  nach- 
zukommen. (ScHMTDTMANN,  l.  c.)  t'lber  die  in  dieser  Beziehung^ 
den  Städten  zukommenden  Obliegenheiten  sagt  auf  dem  Brandeii- 
hurgisohen  Stödtetag  der  Brandenburger  Bürgermeister  WEiii.Ea 
(Schmidtmann,  Wochemrhr.  f.  grr.  M.,  1900,  S.Heft,  S,  168):  „Die 
Pflicht,  für  die  ihrer  Aufsicht  unterstellten  Schulen  aui's  beste  zu 
sorgen,  liegt  den  Städten  zweifellos  ob.  Wir  haben  den  allge- 
meinen Schalzwang.  Die  Stadt  hat  das  Recht,  die  Kinder  zum 
Sohulbesuche  anzuhalten,  und  diesem  Beohto  steht  gegenüber  un- 
zweifelhaft die  Pflicht  der  Stadt,  dalfl  sie  in  ihrer  Eigenschaft  als 
Schulunterhaltungspflichtige  all^  aufs  beste  ordnet  und  nach  M<)g>- 
liobkeit  darauf  sieht,  daJs  die  sanitären  Verhältnisse  nicht  etwa  sa 
sind,  dafs  ein  Kind  in  seiner  körperlichen  Entwidklimg  dnioh  dea 
Schulbesuch  Schaden  nimmt  —  das  ist  eine  mebt  wegsnleugnende 
Verpflichtung  der  Stadtgemeinde." 

Dae  Biflhtige  trifft  m.  A.  der  mehrfaeh  aohon  utierfce  Dr.  Sooubbbt 
(liMM  Zeiisehr,^  1899,  Kr.  8  imd  9),  wenn  er  anafftbrt:  »Hit  An- 
stellttng  städtischer  Solinllnte  allein  können  die  Ziele  der 
modernen  SehnlgeBondheitspflege  nnr  Iflokenhafib  erreioht  werden. 
Es  mnk  eine  staatliob  organisierte  ürEtliohe  Sehnlanfaieht»  die  bis- 
her nnr  in  wenigen  Punkten  und  in  ginslidli  nnsarwehender  Weise 
Torliegti  hinsatreten  nnd  mit  dem  stildtisehen  schnlttntliehen  Dienst 
sn  mnheitliohem  nnd  nmfasseadem  Znsammen  wirken  TemehmelBen." 
Einige  gröJsero  StAdte^  wie  Hamburg,  sind  wegen  an  sohwsrar  finan- 
sieller  Belastung  neben  anderen  Ghünden  noch  nicht  im  Besitee 
▼on  Schnlflnsten. 

Aneh  in  der  erwähnten  Sitanng  des  Httnehener  GemmndebeTolI- 
mäehtigtenkollegianis  wurden  finanzielle  Bedenken  laut. 

In  den  meisten  Städten,  welche  die  Einrichtung  besitzen,  erhält 
jeder  Schularzt  1 — 2 — 3  Schulen  zugewiesen,  mit  zusammeu 
500 — 1000 — 2000  Kindern,  und  bezieht  für  seine  Leistungen  500 
bis  ()00  Mark  pro  Jahr.  Nur  wenige  Gememden  bezahlen  mehr,  so 
Berlin  und  Frankfurt  a.  AI.,  kizlere  Stadt  iOOO  Mark  für  ca.  IbOO 
Schulkinder.  In  manchen  Städten  treffen  5000 — 6000  Kinder  auf 
einen  Arzt. 

Nachdem  im  Jahre  1903  in  München  54474  Kinder  die  Volks- 
schule besuchten,  brauchten  wir  ca.  20  Schul iirzte,  weuu  auf  jedea 
nicht  ganz  3000  Kinder  träfen.  So  war  66  ursprünglich  beabsichtigt ; 


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vie  «rwabnt,  mlln  80000  Hu^  fta  26  Sokullnto  und  dea 
Gkmflindeanft  Toignehon  werden.  Dm  ist,  wie  aiiihi  sn  Usugaun^  filr 
den  StodtaSflik»!  «iii«  etliebliclie  Av^be^  di«  j«dooh  den  Chwamt- 
Bofauletet  nur  unbedmiteiid  «hAhen  wOide.  Eine  Enpwiin  auf 
eisern  Geliiete  ni  mMhen,  wo  ei  sioh  vm  Geist  und  Körper  xamnr 
Kinder  bandelt,  «eheint  jedoeh  nieht  sm  reohten  PletM.  Was  bier 
gegeben  wild,  kommt  an  geeonder  und  gestlhlter  Arbeitskraft  spiter 
hnndertfidtig  wieder  herein  und  nfltrt^  wie  alle  bygienisdien  Tkten, 
nieht  einem,  aondem  der  AUgemeinheii 

Man  spraeb  von  einem  Eingriff  in  die  elterlioben  Bechte. 
leb  gknbe  mit  EifAuss  {üae  ZeHsdw.,  1900,  S.  663),  dab  die  Sohnle 
wider  den  Willen  der  Eltern  die  ärztliche  Untersuchung  nicht  dvrob. 
setzen  darf.  Die  Befitrafung  renitenter  Eltern  hat  erst  jüngst  das 
Weimarer  Ministeriuiu  gegeuaber  einer  diesbezüglichen  Jenaer 
BestimmuDg  lur  unstatthaft  erklärt.  Wie  Bresgen  [diese  ZeiUchr. 
1890,  II.,  Nr.  10)  und  Kirchner  {Hygien.  Eumhch.,  1891,  Nr.  1, 
S.  23)  u.  a.  anderenorts,  habe  auch  ich  hier  in  München  den  Ein- 
druck gewonnen,  dafs  der  Mehrzahl  nach  die  Elteru  eiDe  genaue 
Untersuchung  und  ärztliche  Überwachung  ihrer  Kmder  bezüglicli  der 
Schulhygiene  durchaus  nicht  als  unberechtigten  Eingriff  bo  trachten, 
dala  vielmehr  die  neu  zu  schaffende  Einrichtung  bei  den  Münchener 
ü^tern,  auch  den  gutsituierten,  eher  Gegenliebe  eis  Abneigung;  er- 
warten darf. 

Die  im  vorigen  Jahre  versuchte  Umfrage  beweist  nichts  für  und 
nichts  wider,  da  die  Eltern  nioht  genügend  informiert  waren,  womm 
ee  sich  handelte. 

Ba£i  die  Mitteil  nngen  an  die  Eltern  auch  beachtet  werden, 
beweist,  daiis  z.  B.  in  Leipzig  bei  50%,  in  Weimar  bei  65 — 75%, 
in  Breslau  bei  90%  {diese  Zeitschr.,  1902,  S.  324;  Schülargt,  190S, 
Nr.  3,  S.  49)  der  gefundenen  Mängel  etwas  geschehen  istw  Ähnliehse 
besagen  die  mir  persönlieb  angekommenen  Mitteilungen  und  der  oben 
sitieite  Berliner  Habtmann.  Wenn  tatsächlich  in  Httnchen  die 
Bessergestellten  ihren  Kindern  mit  BUlfe  der  flanalnte  binxeiebende 
kdrperliohe  nnd  geistige  Pflege  angedeibeo  lassen,  die  etwaigen 
SohAden  der  Sehnle  entgegenarbeitet,  desto  besser.  So  kann  aieb 
der  Sehnlaist  nm  so  naehdrileklieber  nnd  nntabringender  mit  denen 
bosehftftigen,  die  der  Fürsorge  bedürfen.  Sann,  wie  andernorts,  nach 
ÜMtgeostatem  Sohema  statt  des  Sobnlarstse  die  Unteiaaohnng  auch  jeder 
anderer  Ant  Tomelunen,  so  leidet  das  Bestimmnngsreoht  der  Bltem 
nnd  das  Vertnmen  snm  Hanaante  nnd  seine  Tätigkeit  keine  Bfinbnfiie, 

Dtr  Sdmlant.  IL  X6 


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600 


übrigens  unteratehen  in  versohiedenen  Städten  Kinder  aller 
BeTölkenmgskreise,  auch  Mitteisohaler,  der  sohulinÜMheii  Obhut. 

Auch  an  unsere  Mittelschulen,  stMdtiMlie  und  staatlioh«, 
daif  fliob  die  hygi«iiiaohA  flnÜiobe  Kritik  mit  Fng  und  Beoht  hnuk* 
wagen. 

Hiennt  ftnfeort  aioh  der  Kllmbeiger  SdhnlbygieiiilBer  Sohqbbbt 
(dkag  ZaUadKr,,  1899»  8.  682):  Angeblieh  iat  der  Sdmlani  .filr 
bOliere  Sdhnlen  eotbehrliob,  weil  hier  die  aesiale  Stelliuig  der  BUem 
Gewähr  biete^  daÜi  die  Oemmdheit  der  Kinder  genflgviid  gepflegt 
und  jeder  KiankheitBkeim  mit  Hilfe  der  Hamiiste  leehtMitig  er- 
kannt weide.  Aber  gans  abgesehen  davon,  dab  Gymnasien  und 
Bealiohialen  kein  Beserratredht  der  logenannten  httheven  SMade  nnd, 
noeh  aneh  aein  aollen,  ao  kann  aneh  nioht  behanptot  weiden,  daJh 
mit  der  höheren  gesellaohaifcliehen  Stellung  der  Familie  nnd  mit  der 
gröüwren  Wohlhabenheit  das  VeiatBndnia  ftr  Hygiene  imd  die 
Körperpflege  der  Kinder  gleiehen  Sehritt  halt." 

loh  glanbe,  m.  H.,  wenn  Sie  pro  und  contra  wohl  erwägen, 
kommen  Sie  zu  der  gleichen  Überzeugung  wie  i.  J.  1899,  daCs  näm- 
lich die  Aufstellung  ron  Schulärzten  auch  für  München  entschieden 
ein  Nutzen  sein  wird. 

Ehe  Sie  diesem  Wunäche  Aufdruck  gel^n,  wollen  Sie  aber 
noch  mit  mir  überlegen,  wie  und  unter  welchen  Voraus- 
setzungen dies  geschehen  soll.  Bedarf  der  Schularzt,  um  seine 
Pflichten  erfüllen  zu  können,  eines  besonderen  Befähigungsnach- 
weises, einer  besondeien  Vorbildung?  Die  Meinungen  hierüber 
sind  sehr  geteilt  und  auch  je  nach  der  Spezialdisziplin,  die  der 
Autor  betreibt,  mehr  weniger  für  Berücksichtigung  dieser  plädierend. 
Man  darf  aber  me  vergessen,  dafs  keine  genau  detaillierten  Unter- 
suchungen nötig  sind,  um  die  für  die  Schule  nötigen  Aufschlüsse 
zu  erhalten.  Diese  Details  hat  der  behandelnde  Arzt  zu  eruieren. 
Mehrlaeh  (Cohn,  Weyl)  wird  Besuch  spezieller  Kurse  zur  Vor- 
bereitung ftir  das  Amt,  von  anderen  Nachweis  selbständiger  hygie- 
niaoher  Arbeiten  (Kuohxbb),  von  Ghiesbach  noch  dazu  der  Besuch 
pidagogiBoher  Vorlesungen  und  die  Fähigkeit,  zu  lehren,  von  Stbbv- 
VMLD  n.  a.  Bestehen  der  Physikatsprüfnng  gefordert,  während  u.  a. 
Alexander  erklärt  {diese  Zeitschr.,  1899»  S.  216),  dals  die  Quali- 
tilten,  die  dem  Schularzt  innewohnen  müssen,  durch  das  Physikat 
nicht  gewflhrleiatet  aeien.  WxTGAinKr  [Münch,  med.  Wochenschr., 
1900,  S.  148)  legt  besondeiea  Gkwieht  anf  die  payehohygieniaehe 
Tätigkeit  dea  Soholarstaa»  anf  die  naoh  Wosa'  fieferat  deiaelbe  Ter- 


601 


181 


nthten  rnttiMb  w«ii  tidi  die  Sehlde  bier  nieht  dareinvedeD  lieJbe. 
Bieee  Forfenag  atellt  Wneuan  hanptwftehlieh  im  HmbUek  eiif  die 
Übeibflidangsfrage  en  den  höheren  GÜmlon,  auf  die  Avewahl  der 
SAwadiiinmgen  n  den  VoUnechnlea.  b  beeng  «af  die  eonstigeaohiil- 
InÜiohe  Tätigkeit  aind  neeh  WneAmT  alle  Ton  der  UmTenitlft 
kommenden  Mediiiaer  gleiehbef^liigt.  In  der  «Torliiifigeik  Sateong 
ftr  die  Hillnehnle*  in  MOneheo,  iit  bereite  ein  psyohitlnedh  ge> 
bildeter  Arzt  (bezw.  Sohnlarzt  heilst  ee)  znr  Mitwbkimg  bei  Auf* 
nähme  und  Entlassung  vorgesehen.  Meine  Meinung  ist  übrigens  die, 
dais  die  so  bedeutungsvolle  nnd  verantwortungsvolle  Beschäftigung 
mit  der  individuellen  Hygiene  der  Schüler  —  die  allgemeine  obliegt 
ja  in  der  Hauptsache  dem  Amtsarzt  —  weit  meLr  als  emen  in 
hygienischen  Arbeiten  geschulten ,  einen  in  allen  Zweigen  der 
Medizin  voll  bewanderten  Ar/t  verbm^t,  der  insbesondere  mit  der 
Pathologie  und  Psychologie  des  KLude^altefb  wohl  vertraut  ist. 

M.  H. !  Es  wird  aicher  gelingen,  auch  aus  der  Zahl  der 
Mimchener  Arzte  unter  den  Bewerbern  mit  und  ohne  Physikat  die- 
jenigen zu  finden,  die  mit  Rrnst  und  Ijiebe,  das  sind  nötige  Zugaben, 
ihre  wichtige  Aufgabe  als  Berater  und  Prüfer  erfüllen  können. 
Wenn  unter  den  Schulärzten  verschiedene  äpezialisten  wären,  würde 
ich  es  begrüfsen  (Psychiater,  Pädiater,  Orthopäden,  Ohren-,  Nasen- 
nnd  Augenärzte  usw.)-  Die  Bewerbung  sollte  jedem  offen  stehen, 
der  in  dem  Amte  Neigung  nnd  Befähigung  fühlt.  Die  Auswahl 
eollte  nicht  ein  einzelner  treffen,  sondern  eine  sachverständige  Kom« 
mission.  Bezüglich  der  Orgameation,  ArheitrteUnng,  Xnatmktion, 
Sitz  in  den  Schulkommissionen  usw.,  liegen  so  bewährte  Mneter 
(Wieshoden,  Leipsig,  Dieeden,  Nttmbeig)  vor,  dale  ee  einem  hierzu 
befiüiigten  Ausschneie  nieht  schwer  fidlen  dürfte,  nnter  Berfiokeieh- 
tigong  der  OrtUohen  Veareehiedenheitem  daa  Biebtige  an  finden. 

Wir  aind,  m.  fi.,  bia  jetat  nieht  um  nnaeie  Meinnng  in  einer 
ftr  HUB  so  boebwiehtigen  Sa^  befragt  worden,  trota  dea  aeineiaeit 
von  nnaerer  Vonrtandflehaft  geftolserten  Wunsohes,  Der  Antrag  des 
Kollegen  Rmii,  der  die  MOnebener  Ärztesehaft  aar  Mitberatong 
bennaieben  wollte,  ist  im  OemmdeberoUmibbtigtenkoUeginm  ab- 
gelehnt worden.  Keiner  der  anderen  Kollegen  dort  bat  ihn  nnterBtOtat» 
aoriel  ioh  weib.  Wird  dieeer  Antrag  nicht  wieder  anfgegrÜFen,  so 
kommen  miaere  etwaigen  Wflneefae  niobt  anr  Goltong. 

leb  halte  ea  jedooh  fbr  aweekmft&ig,  dafii  wir  ala  Standea- 
koipofation  auch  ungefragt  dem  verabrliehen  Magistrat  nnaeie  Hei- 
nmig  knndtnn. 

18» 


bigmzou  by  v^üOglc 


182 


608 


DaCs  wir  Ante  alle,  wo  es  sich  um  hygienisohe  Bestrebungai 
und  Fortoohriito  in  unserer  VateiBiAdt  liandelt,  beieehtigt  «md,  ge- 
hört m  werden  und  mitonbemtenp  lasm  wir  uns  nieht  besbeiten. 
Wir  sind  aber  anoh  an  der  Saehe  interessiert,  weil  es  uns  nidit 
gleiehgOltig  sein  kann,  naeh  welolieni  Modus  und  aaeh  weleben 
OnmdsfttMn  bei  etwaiger  Einfttbrung  der  Sehullnte  die  Bewerbung« 
die  Anstellung  erfolgt,  die  Arbettaleisfaing,  das  HonorsTi  die  Instruk* 
tion  usw.  fastgosotgt  wird.  Deshalb  bat  auob  HmaL  yoUauf  be* 
lechtigt  im  Interesse  unseres  Standes,  jedoob  auob  der  Sinwobner» 
sebaft,  geeproeben,  wenn  er  eine  gemeinsame  Kommission  bsanfragts. 

H.  H.l  Es  bandelt  sieb  in  der  Hauptsaobe  niebt  darum,  uns 
Ärzten  eine  neue  Einnahmequelle  zn  scha£fen,  es  bandelt  sieh  vor 
allem  um  einen  ideellen  Wert,  nm  die  Vermehrung  des  ärztlichen 
Einflusses  auf  daä  Gesamtwohl,  und  zwar  zum  allgom  einen  ^Nutzen. 
Denn  dafür  wird  gearbeitet,  wenn  Hintanhaltung  voü  Sch&den  durcli 
die  Schule,  wenn  eine  gedeihliche  geistige  und  körperliche  Entwick- 
lung unserer  Jugend  unter  möglichst  guten  Verhältnissen  immer 
mehr  erstrebt  wird. 

M.  H.  1  Sie  werden,  wenn  Sie  die  Leitsätze,  welche  ich  Ihnea 
als  AuaHufs  meines  Berichtes  vorlebe,  annehmen,  noch  darüber 
schlüssig  werden  müssen,  ob  und  m  weichem  Ilrai^ang  sie  dieselben 
an  den  Magistrat  gelangen  lassen,  oder  ob  Sie  sich  mit  der  eipfiachfln 
Besolution  begnügen  wollen. 

Die  Thesen  lauten: 

1 .  Die  Au&tellung  von  SobuUrsten  in  Künchen  hält  der  ärzt- 
liche Bezirksverein»  wie  er  schon  im  Jahre  1899  erklärt«^ 
nach  den  bisherigen  guten  Erfabrangen  in  anderen  Städten 
im  Interesse  der  heranwachsenden  Jugend  für  geboten,  nn< 
besohadet  der  Beohte  und  Pflichten  der  k.  Beeirksänste. 

2.  Vor  Binfilbmng  der  Institution  bef&iwortet  der  Beaiiks- 
yerein  die  imGemeindebeTollmiaibtigtenkollsgium  bea&tngts 
Ernennung  einer  beratenden  Kommisston  tou  Abgeoidnetoa 
des  Staates,  der  Stadt  und  der  offiaiellen  äntlieben  Standss- 
Tertietung. 

8.  Die  Bewerbung  um  die  neuen  Sebularststellen  soll  sttnt' 
lieben  Mflnobener  inten  ermOgliobt  werden,  und  die  Ans- 
wabl  durob  die  genannte  Kommission  erfolgen. 

4.  (STBBnmiiM  Antrag,  seinen  diesjsbrigen  Antrftgen  an  die 

Ärztekammer  entspreobend :)  Die  schulhygieniaobe  Auftiflbt 

bezw.  die  schulärztliche  Kontrolle  ist  für  alle  Schulen, 


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603 


188 


Volks«,  PriTftt-,  sttdtuohe  IfiUebohiilen  und  Eindfligttrteii, 
bMondeiB  was  die  Prophylaxis  der  lafekiioiuknuikiheiteii 
betiifil»  in  gkiohflc  Weise,  und  iwar  anf  dem  VeroidnnDgS' 
wege  sra.  ordnen, 
loh  glaube,  mit  diesen  Sätzen  den  Wflnsohen  der  Uttnoliener 
Ärzteschaft  Ausdnick  yerliehen  zu  haben,  bin  jedoch  selbatverständUoh 
jeder  anderweitigen  Meinung,   Anregung  und   Belehrung  zngflng- 
licii    und    erwarte   dieselbo   durnh    eine   recht   lebkafte  Diakusäsion, 
nachdem  Sie  auch  den  Herrn  Korreferenten  gehört  haben. 

Diese  Thesen  wurden  vom  ärztlichen  Bezirksverein  angenommen, 
und  beschlossen,  sie  den  magistratisohen  Behörden  zuztdeiten. 


Verlag  von  Leopold  Voss  in  Hamburg. 


Die  Sffentliche  Gesundheitspflege 

Mit  beRonderer  Berücksieb tijximg  der  Veiiiältuisße 
in  den  kleineren  Städten  und    auf  dem  Lande 

Gemeinverständlich  dargestellt  von 

r>i-.  Gerloff 

Preis  llk.  8.60. 

£iD  solohes  Buch  hat  uns  bisher  gefehlt/    Dieser  Aossprucb,  welcher 
dem  TiiifMTii  gegenitbflr  tob  lelir  b«nifini«r  8«ito  geton  worden  iat,  maoht 

eigentlich  jede  weitere  Empfehlung  überflüssig,  in  einer  Zeit,  in  welohflr  du 
geflügelte  Wort  des  Babbi  Ben  Akiba  mehr  denn  je  Geltung  hat» 

In  populärer  Ausdrucks  weise  geschrieben,  ohne  FremdwSrter,  mit  Ans- 
aahme  der  für  die  Deutlichkeit  und  Kürze  allemotwendigsten,  erörtert  daa 

Buch  in  gefälligem  Stile  alle  für  die  öffentliche  Gesundheitspflege  in  Frafre 
kumnit-iukn  Verhältnisse  zunächst  in  kleinen  Städten  und  auf  dem  Lande,  aber 
auch  cli-r  Hewohner  gröfserer  Orte  wird  vieles  finden,  was  er  mit  grofirtam 
Nutzen  für  die  Erhaltung  der  Gesundheit  in  seiner  Häuslichkeit  verwerten  kann. 
Die  Wichtigkeit  der  übertragbaren  Krankheiten  rechtfertigt  die  liebevolle 
Ffoaorge,  mit  weloher  der  Verfiuser  ihm  Beqfmehiuig  die  fiUlle  det  BaehM 
gewidmet  hat 

Karze  historische  Einleitungen,  die  für  den  Laien  wichtigsten  Merkmale 
der  KreokheiteD,  knne  Angabe  der  Kittel  sor  Yerhiitang  ihrer  Weiter?erbfeitnng, 

iiTid  am  Pchlugse  kurze  Angabe  r\pr  peHet7:Hchen  und  bcliürdlichen  Refttimmungen 
geben  dem  Leser,  welcher  denken  kann  und  will,  ein  Büd  von  seltener  Klarheit 
über  diese  GeifiMln  de»  HeoaehengetehleehtM. 

Die  Deainfektiousmafsregeln  enthalten  alles,  was  für  den  Laien  in  Betracht 
kommen  kann,  ohne  denselben  durch  die  Aufzählung  zu  vieler  Desiofektiona- 
mittel  so  yerwirren;  bei  den  wiohtigaien  ist  die  Anwendungsweise  nnd  Donenmg 
genau  angegeben. 

Den  ersten  Teil  des  Buches  beschlieüsen  Bespreohnngen  über  Kranken- 
häuser und  das  Begr&bniswesen.  Im  zweiten  Teile  werden  die  Bodenverhält- 
nisse abgehandelt«  Hjgiaoe  der  Wohnung,  der  Atmnngsluft,  der  Em&hniii||p, 
Kleidung,  Wasserversorgung.  Bei  der  Ernährung  igt  dem  Alkohol  ein  beson- 
deres Kapitel  gewidmet|  in  dem  dieser  nicht  i^nindaaulich  verdammt,  vordem 
Ififsbrauche  jedoch  in  sehr  wirksaaner  und  e  uli  mglicher  Weite  gemumt  wird. 
-  Diese  kurze  Inhaltsangabe  kann  nur  den  Zweck  haben,  zu  zeigen,  wie 
weite  Ziele  sich  der  Verfasser  gesteckt  hat.  Das  Büchlein  umfalst  auf 
100  Seiten  ejgentliolifnttdat  ganaeGebiet  der  Oeanndheitspflege. 
Wenn  bei  dieser  geringen  Ausdehnunp-  dpa  Burhcs  nichts  Wesent- 
liches übergangen  ist,  was  zum  Verständnisse  der  einzelnea 
Materie  nötig  war,  so  liegt  darin  eine  Leittnng  dea  Verfasaera, 
auf  welche  er  stolz  sein  knun,  und  wenn  Referent  hinzufügt,  dafs  bei  der 
Schilderung  der  Infektionskrankheiten  jeder,  auch  der  geringste  therapeotiache 
Bat  Temüeden  iat,  to  ist  das  ein  Vomg  des  Buches,  welcher  besonders  hodi 
anzuschlagen  ist.  weil  dadurch  die  Gefahr  vermieden  wird,  dafs  der  Laie  nach 
der  Lektüre  des  Buches,  wie  es  so  häufig  bei  der  Beschäftigung  mit  populär» 
medizinischer  Literatur  der  Fall  ist,  sich  für  genügend  vorgebUdet  hält,  um 
die  Behandlung  der  Kranken  selbst  zu  übernehmen. 

DiB  Icurze  und  dabei  doch  erschöpfende  Behandlung  de«? 
Gegenstandes,  die  klare  und  leichtfafsiiche  DarsteUungs v>  eise 
sind  Vor  z (ige  ,  welche  das  Büchlein  zu  einem  Uaussohatze  maoliOB 
für  jeden  Äfenschen,  welcher  sich  und  seinen  Angehörip^cn  einen 
gesunden  Körper  erhalten  will,  aber  auch  zu  einem  wertvollen 
Bestandteile  der  Bücherei  eines  Verwaltnngsbeamten,  welcher 
für  dieSrhaltnng  der  Oesnndheit  in  weiterem  Kreise  r.vi  sorgen  hat. 

Dr.  BüTow-Stargard  (Pommern). 
(Itiltehr.  f.  MMnafSlmmle,  1901.  Nr.  18.) 


Jeitfilirift  für  Si|nl)efnnli||(ite|if^^^^ 


XVIL  Jahrgang.  1904 


9ri<|inaiabl)fiaMnn£eti. 


(Ans  d«m  l^enischen  Institut  der  Kunigl.  UmTenitKt  Pidv», 
I^ktor  Prof.  A.  Suiavikx.) 

Über  das  Schülerfrühstück, 
mit  bMOndarer  Berücksichtigung  der  in  der  Stedt  PadUA 

bestehenden  £inriclitnngen. 

Von 

Dr.  C.  ToNzio, 
SoboUrst  der  Stadt  PmIoa. 

I. 

Da«  Scbülerfrülistfiek  im  allgemeinen. 

Die  Tatsache,  dalfl  eohlechtgenährte  und  direkt  hungrige  Kinder 
die  Schule  beenoheD  —  eine  £neheinnng,  die  doroh  den  Yeigleieh 
dieaer  Einder  mit  den  beeser  gestellten»  gnt  mit  Nabning  Tersorgten 
HitMhIÜern  noch  nnfßüliger  wird  — ,  lint  aeit  langer  Zeit  die  fie- 
achtnng  der  Menaehenfreande  gefimden  nnd  leiobe  Hildtttigkeit 
erweekt.  Beaondera  jedooh  fiiDd  dieiee  Gefthl  dei  Hitleida  aeinen 
Weg  an  den  fleraeD,  seitdem  in  der  aweiten  Hälfte  dea  Yergangenen 
Jabrlranderts  die  elementare  Sohnlbildung  in  den  Knltustaaten  Tom 
Gesetz  gefordert  wnide  nnd  dementsprechend  die  Zahl  der  armen 
Sehfller  awangsweise  annahm.  Nach  nnd  nach,  mit  nnd  ohne  Bei* 
hilfe  der  Glemeinden,  entstanden  nnn  Einriehtnogen  offcDtlicher  oder 
privater  Wohltätigkeit,  welche  unter  den  Tcischiedensten  Namen  sich 
snm  Ziele  stellten,  derartigen  Sohnlkinden  entweder  gratis  oder 
gegen  ein  ganz  geringes  Entgelt  aufser  der  gelegentlichen  Beisteuer 
an  Büchern  und  Kleidern  auch  Nahrungänacbhilfe  zu  gewähren. 

SchulKeaandheitflpflege.  XVIL 


No.  9. 


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eo6 

Diese  Wohltfttigkeitsform  hat  in  Italien,  wie  in  der  ttbrigen 
Welt»  gleiehTiel  in  welolieB  Gewand  sie  sieh  kleidete,  aweifelaohne 
nnd  Tor  allem  das  Verdienst  gehabt»  die  Anfinerkeamkeit  des 
Pabliknms  nnd  der  Behörden,  namentlieh  aber  der  stadtisohen  Ver- 
waltongen,  anf  die  Tatsaehe  der  Hil&bedttrftigkeit  der  armen  Sohnl- 
kinder  zn  lenken,  die  snm  Besnoh  der  Primaradhnle  geawungen  sind, 
nnd  Naohfbnohnngen  an  ▼eranlawen,  welche  die  Zahl  der  soleher 
Nahmogehilfe  BedOrftigen  feetsnstellen  strebten  nnd  die  sozial* 
hygienisohe  Bedentung  einer  solohen  üntorstatanng  erwiesen.  Oer- 
gestalt  wnrde  gewissermaisen  der  Grundstein  an  dem  gelegt,  was  wir 
hente  nnter  dem  Namen  des  SohfÜerfirOhstüoks  yerstehen. 

Es  ist  erwiesen  worden,  dals  sich  in  München  im  Jahre  1888 
1557  sicii  Selbst  überlassene  Schulkinder,  d.  h.  solche  ohne  ij'ruhstück, 
befanden,  und  11, ;G  im  darauffolgenden  Jahre. ^ 

In  Christiania  waren  von  4662  Kindern,  die  24,3%  der  ge- 
samten Schulbevölkerung  ansmachten,  73%  ohne  genügende  Er- 
nahrnng.  Und  von  diesen  hatten  48%  von  Haus  aus  nur  Kaffee 
und  Butterbrot  und  der  Rest  hatte  gar  nichts  zu  ensen.  In  di»r 
gleichen  Stadt  erreichten  die  hungrigen  Kinder,  denen  Essen  ver- 
abfolgt wurde,  im  Jahre  1901  die  Zahl  lOOOü,  d.  h.  V«o  der  Ge- 
samtbevölkerung  der  Stadt.* 

In  Pavia  wurde  am  17.  Januar  lüOÜ  eine  Untersuchung  über 
die  Frühstücksverhältnisse  der  Schulkinder  vorgenommen.  Eis  ergab 
sich,*  dafs  von  2654  eingesehrieben en  Schulkindern  in  Tier  Schulen 
sieb  2500  befanden,  von  denen  251  ohne  Frühstück  waren,  28  nor 
Polenta  hatten,  124  nur  gelbes  Brot  (mit  Maismehl  bereitet), 
19,3  gemischtes  Brot,  583  weilses  Brot,  450  Brot  und  Wurst» 
846  Brot  und  andere  Zuspeise  nnd  26  sum  Hauptfrühstück  (worunter 
man  in  Italien  das  versteht»  was  anderwärts  die  Mittags mahlzeit  ist) 
nach  Hause  gingen.  Demgemlb  erhielt  nur  die  Hälfte  der  ein* 
gesohriehenen  Kinder  eine  Nahnung,  die  wenigstens  in  der  Qnalitftt 
ihrem  Zweoke  entspraoh,  nnd  ein  Drittel  blieb  ohne  Nahmng. 

Im  gleichen  Jahre  Teranlalste  FkoC  Lussana  an  Fadna  die 
Lehrer  an  einer  Untersnohnng  über  die  Emfthning  der  Sehnlkinder, 
welche  an  den  folgenden  in  den  Gtemeindeakten  festgelegten  Be- 
snltaten  filhrte: 


•  Diese  /MtsOiriß,  1889,  S.  292. 

*  Diese  Zeitschriß,  1897,  S.  45. 

'  JMwMa  d'igime  e  «mita  piObUca,  1900,  8.  616. 


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607 


Von  2391  Anwesenden  waren  122  oli&e  Kahning,  861  ernihrten 

sich  nur  mit  Polenta,  956  mit  Polenta  und  Zuspeise  (die  in  wenigen 
getrockueton  Feigen  oder  Zwiebel  oder  Knoblauch,  allenfalls  einem 
Uübedeuf  'nden  Stückchen  Käse,  einem  Scheibchen  Wurst  oder  idanug 
oder  Stockfisch  bestand),  18  nur  mit  Brot,  7GÜ  mit  Polenta  und 
Milch,  162  mit  Brot  und  Milch.  Das  beifst  also,  dals  sich  alle 
Jiöäe  Kinder  schlecht  ernfthrteu  und  manche  ohne  Nahrung  zur  Schule 
kamen.  In(U'>^en  e  i  L.':  vh*Mi  die  Nachforschungen,  dafs  diejenigen  sehr 
zahlreich  waren,  Jit^  el)eii  mi--  MniiL'el  an  Frühstuck  die  Schule  gar 
nicht  besuchten,  was  sich  klar  duruus  fr^nh.  dafs  nach  der  Einrichtung 
d«e  Schulfrühstücks  die  Zahl  der  Schüler  beti'fichtlii'h  zunahm. 
Ahnliche  Ergebnisse  erzielte  eine  Untersuchung  m  Pi^a 
Aus  diesen  Untersuchungen  ergibt  sich  eine  erschreckliche 
ZrJiI  von  schlecbtgenährten  oder  direkt  hungrigen  Kin- 
dern, welche  die  Schule  besuchen,  und  da  man  sich  nicht 
Terbeblen  konnte,  dafs  die  Schule  selbst  einen  ungünstigen  Einflule 
anf  den  Organismus  der  Kinder  anstLbt,  während  anderseits  wirksame 
und  wftrdige  Hilfe  tod  Seiten  der  Öffentlichen  Wohltätigkeit  nicht 
zu  erwarten  war,  so  erstand  auf  diesem  Boden  der  moderne  Gedanke 
des  Sc  hui  frühst  de  ks.  Diese  Institution  mufste  dann  unter  dem 
Dmeke  der  Verhftltnisse,  worauf  Sbbapini  hinweist,  Uber  den 
Rahmen  einer  hedentsamen  hygienisohen  Ifa&regel  hinausgehen 
nnd,  dem  Qesehi(d[  so  vieler  anderer  Fk^hleme  öffentlieher  Hygiene 
folgend,  in  den  Bereioh  der  Sozial  poHtih  eintreten. 

Tatsächlich  sielt,  wie  der  erwfthnte  Hygieniker  in  seinen  Vor* 
Issongen,  anf  die  ich  mich  in  meinen  AnsfOhningen  besonders  stfltae, 
darlegt,  das  Gesetv  Uber  allgemeine  Sehnlpflieht  nicht  nur  anf  das 
indiYidnelle  Wohlsein  ab,  sondern  aneh  nnd  vor  allen  Dingen  anf 
sociales  Wohlergehen,  insofern  die  Gesamtheit  einen  nnschätsharen 
Nntien  ans  der  Knltnr  aller  ihrer  Elemente  zieht.  Der  Primär^ 
Schnlnnterrioht  ist  daher  eine  vom  Staate  den  Bürgern  auferlegte 
Fflioht,  die  neben  dem  indiyidnellen  aneh  das  soziale  Wohlsein  in 
erheblichem  Mafse  fiOrdert.  Nun  ist  die  Erfüllung  dieser  Pflicht 
aber  mit  gewissen  Gefahren  verbunden,  und  beim  Einzelindividuum 
könnte  deshalb  der  Wunsch  entstehen,  nuf  die  Vorzüge  des  Unterrichts 
zu  verzichten,  um  nur  dea  Gefahren  aus  dem  We?e  zu  gehen.  Die 
Gesellschaft  muf^  daher,  indem  sie  durch  den  Scliulzwang  die  persön- 
liche Freiheit  beschiuukt,  das  ihrige  tun,  um  den  Schulbetrieb  möglichst 
geiabrlos  zu  gestalten. 

Die  sitzende  Beschäftigung  in  geschlossenen  iiaumen  und  in 

30». 


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606 


oiaor  Lelmsperiode,  in  d«r  di«  natarliohe  Ehitwieklimg  des  OfganismiiB 
Tiel  B«w^gii]ig  in  firder  Lnft  erheiaolit  —  das  Arbeiten  bei  un- 
richtiger Körperhaltung  in  nicht  panenden  Bänken,  der  niefat  eritene 
Mangel  an  Lieht,  die  Bchleoht  gedrookten  Sohnlbtteher  nnd  andere 
mangelhafte  Einriehtangen  — ,  sind,  anÜMr  der  geistigen  Autrengtmg 
an  nnd  für  atob,  allee  Dinge,  mittele  deren  die  Söhnte  anf  den 
Organismus  dee  Schülers  sohftdlieh  zn  wirken  vermag  nnd  wogegen 
der  einzelne  sich  nicht  wehren  kann.  Staat  und  Gemeinde  haben 
nun,  indem  sie  diese  Gefahren  erkannten,  teilweise  schon  Abhilfe 
zu  schaffen  gesucht,  indem  sie  für  die  gesundheitliche  Eiunchtang 
der  Schullokaie  Vorsorge  trugen,  auf  rationelle  Konstruktion  der 
Bänke  und  anderer  Schulgegeustunde  Obacht  gaben  und  die  körper- 
liche Erziehung  in  die  Scbulprogramme  aufnahmen,  die  einstweilen 
dazu  hpstiinmt  ist,  den  sehfldlicheu  Einflnrs  herabzumindern,  d^w  dif^ 
gegenwärtige  An  des  Si  hultietriebes  auf  den  Organismus  der  Kinder 
ausübt.  Nun  macht  sich  aber  dieser  Eiufiufs  um  so  mehr  geltend, 
je  geringer  Hie  Widerstandskraft  des  Körpers  unter  der  Einwirkung 
des  Nahrungsmangels  ist,  und  je  weniger  dorn  durch  körperlich© 
Übungen  verursachten  Mehrverbrauch  des  Organismufl  eine  gesuade 
und  kräftige  Nahrung  als  Ersatz  gegenübersteht. 

Es  ist  hier  nicht  nötig,  in  Erörterungen  einzutreten  über  die  von 
Ärzten  und  Lehrern  seit  langem  gemachte  Beobachtung,  dals  die 
hungrigen  Kinder  unaufmerksam  und  milalannig  sind,  da  die  Anreize 
dee  Hungers  nicht  durch  den  Zwang  zur  Anfmeriuamkeit  anf  den 
Unterricht  beeiegt  werden  können;  es  mag  genügen,  an  das  zn  er- 
innern, was  sieb  bei  den  dnreh  eine  Sonderkommission  in  Dänemark 
vorgenommenen  Untersuobnngen  herausgestellt  hat,  dals  nämliob  die 
Kinder  der  armen  Klassen  sich,  weil  sohleeht  genfibiti  weniger  als 
diejenigen  der  Wohlhabenden  entwiokeln,  nnd  dals  die  aehleelite 
EmAhmng  den  antibygieniseben  Einflnfe  der  Sobnle  in  hohem  Maise 
b^nstigt  —  eine  Tatsaebe,  die  leieht  Teiständlioh  ist,  seitdem 
man  ans  den  Beobaobtangen  IiiTOUVis  weils,  dals  die  Phosphor- 
Substanz  des  Gehirns,  welche  bei  geistiger  Arbeit  mehr  yerbranoht 
wird,  von  diesem  Organe  den  anderen  Geweben  und  samal  dem* 
jenigen  der  Knoohenf  femer  den  Muskeln  nnd  den  DrSsen,  die 
daran  reich  sind,  entzöge u  wird. 

Daher  vermehren  ungenttgende  Nahrung  nnd  sobleebter 
firnfthrungsznstand  des  Kindes  die  ungünstigen  Ein- 
wirkungen der  Schule,  und  anderseits  steigert  sich  in  der 
Schule  dnreh  die  besondere  Arbeit,  der  das  Schulkind 


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609 


unterworfen  ist,  der  Verbrauch  organischer  Substans  im 
Kdrper.  Tats&oblich  zeigen  die  experimenteUen  Untersuchungen, 
die  zuerst  von  Professor  SBBmKi  über  den  Stofi^ireohsel  des  italie- 
nisohen  Univenitttteitiideiiteii  gemaobt  wniden,  wie  anok  die  Bpftteran 
fieobaohtnngen  Ton  Bikst  in  BVeakieidh,  I&HATsm  in  RnÜdand, 
IwiiiKFF  nnd  KosnizoFF  in  Balgarien,  die  aoh  allerdings  anf  die  Be- 
stimmung dei  Körpergewichts  beeobzftnkten,  aieh  aber  auf  eine  grOAere 
Anaalil  TOD  jungen  Leuten  beiderlei  Gesohleohte  anadebnten»  deatlieh 
genug  die  Wirkung,  die  die  Sohnle  anf  die  Nahrrorgange  im  Körper 
der  Sohttler  snmal  in  der  Zeit  Tor  den  Examina  nnd  wahrend  der- 
selben ansaht.  So  haben  disee  letateren  Unterenohnngen,  die  meh 
an  einige  Tomn^egangene  Arbeiten  von  Malldto^Havbbn  (1886) 
ansohUeAen,  in  den  letsten  Monaten  der  Sohnlperiode  bei  70  bis 
80%  der  untersuchten  Schulkinder  eine  Gewichtsverminderung  er- 
wiesen, während  sie  uuJerseita  eiue  Zunahme  des  Gewichts  bei  80 
bis  90  °/o  <1(  r  aua  den  groisen  JSummer-HerhdLierieu  zurückkehrenden 
Schuljugend  feststellten. 

Obeng:enannte  Gefahren  und  ein  derartiger  gröfserer  organischer 
V'erbraueli  könnten  vom  Schulkind  vermieden  werden,  wenn  es,  statt 
der  ihm  von  der  Gesellschaft  auferlpirten  Ptiicht,  zu  geiiorchen,  öeiue 
Tätigkeit  andf»rwe!ti8:  entfalten  wurde  und  seinem  natürlichen  In- 
stinkt zu  freier  Bewegung  in  weitestem  Mafse  nachgeben  könnte. 
Da  dies  vom  Staate  verhindert  wird,  so  übernimmt  derselbe,  wie 
gesagt,  die  Verpfiichtnng,  zum  Schutze  der  Kinder  Malsregeln 
zu  treffen  und  neben  gesunden  Sehulgebäuden  und  guten  Schul- 
geräten  dem  Sohüler,  soweit  er  es  bedarf,  auoh  die  nötige  Nahrung 
zur  Verfügung  zu  stellen.  Ein  gewisses  Anrecht  der  Schulkinder 
auf  eine  derartige  Garantie  ihres  körperlichen  Wohlergehens  mufs 
unbedingt  anerkannt  werden.  Dieses  Anrecht  kann  aber  nicht 
geltend  gemaobt  werden  g^naber  von  Wohltatigkeitseinrieh- 
tnngen,  seien  diese  nnn  private  oder  balboffentliohe,  da  dieselben 
ja  immer  Ton  dem  gnten  Willen  der  Qeber  abhängig  sind,  sondern 
es  sohafit  eine  Verbindliehkeit,  eine  P flieht  far  den  Staat» 
weleher  yom  Kinde  den  Sohnlbesneh  fordert.  Bas  moralisohe 
Interesse  der  Gesellsehaft  selbst  lalst  es  niobt  sn,  dals  ein  soleher 
Anspruch  dnreh  Wobltatigkeitseinriehtnngen,  seien  diese  nnn  Offent' 
liehe  oder  private,  befriedigt  werde,  da  in  den  Sehnlkindem  keines- 
&lls  Empfindungen  herroigemfen  werden  darfen,  welohe  ihre 
Mensobenwarde  herabsetzen  konnten;  dies  wäre  aber  der  Fall,  wenn 
iBsn  die  fiklinlkükder  gewöhnen  warde,  ein  Almosen  zu  empfangen. 


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610 


Im  Gegenteil  müfsten,  zur  Wahintig  des  Rewufstseins  der  eigenen 
Würde,  alle  Schulkinder  gezwungen  sein,  im  Bereich  der  Schale 
sich  lediglich  dieses,  von  der  Schule  gebotenen  Frühstückes  zu  be- 
dienen. Wir  stehen  hier  allerdin^  vor  einer  sozialpolitischen  Streit- 
frage, weil  immerhui  noch  viele  in  der  Verabreichung  der  Nahrang 
an  Schulkinder  einen  einfachen  Wohltätigkeitsakt  sehen  und  nicht 
die  Anerkennimg  eines  Rechtes,  während  andere  der  Ansicht  sind, 
dafs  die  Bürger  gegenüber  der  Gesellechaft,  die  ibnen  Pfliehten  auf- 
erlegt, auch  gewisse  Beehte  beanspraolien  können. 

Die  sioh  Bteigemden  Forderangen  der  Hygiene  jedcoh  vnd  die 
langsame,  aber  stufenweise  Umwandlong  des  Ofientliohen  Bedbtes 
bereiten  aUmililieb  den  Trinmpb  der  Anaehaniing  yor,  dafs  die 
Yerabfolgnng  der  Nahning  von  Seiten  der  komrannaleii 
Verwaltungen  oder  des  Staates  ein  Recht  des  Schulkindes 
und  eine  Pflicht  der  Gresellsehaft  sei;  nnd  die  Sfciinme,  die 
sich  in  diesem  Sinne  unter  allgemeinem  Beifall  der  Anwesenden 
am  Litemationalen  Hygiene -Kongrels  an  London  im  Jahre  1891 
erhob,  fimd  sofort  den  weitesten  Widerhall  nnd  praktisches  Gehör 
bei  den  kommunalen  Behörden  vieler  Teile  Europas,  so  dals  das 
SshuUrOhstflek  in  obigem  Sinne  schon  an  Tiden  Orten  den  Kindern 
yerabfolgt  wird.  Aodh  in  etlichoi  Stftdten  Italiens,  in  denen  firfther 
die  Schutapatronate  in  beschränkter  Weise  nach  dem  alten  Rezept 
der  Wohltätigkeit  funktionierten,  ist  nach  und  nach  das  eigentliche 
Schulfrühstück  in  die  Praxis  übergegangen  und  breitet  sich  ständig 
und  mit  einer  waurhaiL  erlreuiichen  Ge&ciiwmciigkeit  weiter  aus. 

n. 

Dm  SehtilerMhstllek  in  Pfedis. 

Im  Jnhre  1901.  das  ein  glorreiches  Datum  in  der  Geschichte 
des  Sohülerfriihslüi  k<  H  in  Italien  bHih  utHt,  wurde  auch  in  Padua, 
nach  einem  kurzen  und  günstig  ;ib<:<'i;iiitViiPii  Versuche,  von  der 
Stadt  das  Schülerfrühstück  als  standige  Emncl  iung  geschaflfen,  und 
heute  funktioniert  os  bereits  in  der  Weise,  dals  diese  Nahning  allen 
armen  Kindern  der  Schulen  in  Stadt  und  Vorstädten  verabfolgt 
wird.  Diese  Institution  wird  gemäfe  besonderer  Verordnung  von  der 
städtischen  Verwaltung  mittels  eines  Oherbeamten  und  eigenen  Per- 
sonals für  die  Küohe,  die  Verteilung  und  den  Transport  geleitet  und 
▼erwaltet. 

Die  Überwachung  besorgt  eine  von  der  Stadtverwaltung  er^ 
nannte  Kommission  von  BQrgem,  und  ihre  Aufgabe  ist  ss,  Aber 


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611 


dsn  guten  Qttng  der  verschiedenen  Dienste  zu  wachen,  in  den  not* 
wendigen  Fällen  far  schnelle  Hilfe  resp.  Abhilfe  Sofgie  sa  tragen 
und  dem  Bttrgenneister  jene  Hilfinnittel  TorznschlageD,  die  znr 
BeseitigQQg  der  vom  einen  oder  anderen  KemmiaBiensmitgliede  beob- 
achte**: Müngel  geeignet  erscheinen. 

Die  Speisen  werden  in  drei  Küchen  bereitet»  deren  eine  für 
die  Seknlen  der  Stftdt  nnd  einen  Teil  der  Vororte  dient,  wAhremd 
die  anderen  beiden  lilr  zwei  veraehiedene  Abteiinngen  d«r  YorBtedt* 
sohnlen  bestimmt  sind.  In  den  Kttoben  befinden  sieh  gro&e 
Keaael  von  je  ftkai  Hektoliter  Bauminhalt,  in  denen  das  Eesen  be- 
reitet wird.  Die  Terteilnng  an  die  versehiedenen  Sohnlen  gesohiebt 
in  der  Weise,  dab  dos  gekochte  Easen  in  grofsen  AlmnininmgefUSmi 
auf  Dreirttdem  ftberftthrt  wird.  In  den  Sehnlen  befinden  sieh  Air 
die  Yertoilung  Teller  Ton  300  com  fianminhalt,  in  denen  die  für 
jeden  Sohttler  bestimmten  Portionen  aufgetragen  werden. 

Die  Teller  werden  dann  auf  besonderen  Tischen  in  eigens  da* 
fttr  eingerichteten  Lokalen  aufgestellt,  in  welche  die  Schüler  nach 
Klassen  eintreten  und  unter  Überwachung  durch  Lehrer  und  Mit- 
glieder der  obeugeuauuien  städtischen  Kommission  ihre  Plätze  ein- 
nehmen. 

In  bezug  auf  Qualität  und  Quantität  der  Speisen  schreibt  das 
KfvL^lernont  zwei  Arten  von  Fnilistück  vor,  ein  flüs.si';os  und  ein 
f".stes.  Dm  flüssige  be-steht  aus  40  g  Flei«!oh  ohne  Knochen  und 
4ü  g  Mehl  u.  dgl.,  welche  in  der  Weise  zusammen i^oknobt  werden, 
dais  sie  ca.  300  ^  Suppe  ergeben.  Hierzu  kommen  dann  noch 
55  ^  Brot  I  (Qualität.  An  Stelle  des  Fleisches  können  auch 
Bohnen  gesetzt  werden,  und  in  diesem  Fall  mufs  für  eine  genügende 
Beigabe  von  Butter,  Ol  oder  Speck  Sorge  getragen  werden.  —  Das 
feste  Frflhstfick  besteht  ans  20  g  Schinken  oder  Salamiwurst  und 
25  g  milden  Kftses,  oder  aus  einem  weichgekochten  Ei,  sowie  Brot 
in  der  Menge  von  100  g  für  jedes  Schulkind  der  L  Klasse  und 
120  Gramm  für  diejenigen  der  II.  und  III.  Klasse. 

Auf  Grund  dieser  Vorschriften  läfst  der  den  Dienst  leitende 
Direktor  jeden  Morgen  die  Menge  der  Speise  subereiten,  die  er  fflr 
den  Tagesdienst  notwendig  ernohtet.  Um  aber  genau  diejenige  Menge 
zubereiten  sn  können,  die  in  die  veraobiedenen  Schulen  su  senden  ist, 
erhält  der  Direktor  jeden  Morgen  vor  9  Uhr  die  Mitteilung  der 
SobulTorstinde  darOber,  wie  viele  Sohulkinder  an  der  Ozatisyeiabfol- 
gung  des  iVahstflokee  teilnehmen  werden  und  wie  Tiele  daaselbe 
gogen  Besohlong  begehren. 


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M 

Die  praktische  Anwendung  die8«r  roglementaren  Nonnen  für 
die  (^)ualitüt  und  Quantität  des  Essens  ist  auf  gewisse  kleine 
Schwierigkeiten  gestofsen,  die  zu  einigen  Abänderungen  fulirten, 
sü  dafs  heute  die  Veraoigung  mit  dem  Essen  in  tolgeuder  W  ei^e 
geeobieht. 

Bei  dem  Üüsaigen  Fiübstück  wird  das  Fleisch  in  kleine  Stüokf» 
zerschnitten  verteilt,  derart,  dafs  jedes  Schulkind  zwei  dieser  Stücke 
bekommt.  Der  Gebrauch  des  Öls  wurde  ausgeschlossen,  da  jene 
Qnalität,  die  den  verfügbaren  Mitteln  entprach,  den  Kindern  nicht 
zusagte.  Beim  festeo  frOhBtüok  wurde  um  der  scbwierigeD  Ver- 
teilung und  des  zu  bolien  Preises  willen  auf  den  Schinken  ver- 
zichtet. Ebenso  wnrde  auch  die  Idee  der  Eierverteilnng  aufgegeben. 
Die  Brotmenge  wurde  bei  diesem  Frühstück  anf  115  g  lOr  alle 
Sehftler  feetgesetst  Bei  der  Auswahl  des  Käses  ward  es  nötig,  auf 
die  um  ihres  grOfeeren  Gehaltes  an  Eiweifsstofifen  willen  besonders 
nfthrkfftftigen  und  daher  empfehlenswerten  Qualitäten,  d.  h.  anf  die 
sog.  mageren  Eflse,  au  yersiehten,  da  die  Zerlegong  deoelben  in 
Portionen  schwierig  war.  An  ihre  Stelle  setste  man  deshalb  die 
FetÜEflse  (Sehweizerkfise  nnd  FettkBse  ans  unseren  heimischen  Bergen). 
Auiaerdem  hat  die  Praxis  weitere  Fingerseige  im  Interesse  eines 
guten  Qangea  der  Sache  und  namentlioli  auch  in  besog  auf  das 
Hentt  für  die  verschiedenen  Schultage  ergeben.  LogiBcherweise 
sollte  sich  das  Mentl  vor  allem  den  Jahresaeiten  anpassen,  wie  man 
ja  im  Winter  das  flüssige,  warme  FrOhstOck  dem  ÜBsten,  kalten 
vorsieht.  Aber  es  ergab  sich  eine  Sehwieiigkeit  in  der  Tatsache, 
daÜi  die  Kinder  die  Suppe  nicht  sehr  gern  haben  und  immer  das 
ftste  IVflbstüok  vorsiehen.  Aufserdem  läfet  sich  das  flüssige  Früh- 
stück nicht  für  jene  Tage  festsetzen,  au  denen  sich  die  Zahl  der  in 
der  Schule  Auwesendeo  wegen  religiöser  Feste  oder  schlechter 
Witterungsverhältnisse  nicht  mit  Sicherheit  l>cstimmen  lälst.  In 
diesen  Füllen  verteilt  man,  um  ciuer  uunützen  i^Iateriulienvergeudung 
vorzubeugen,  das  feste  Frühstück,  das  mau  bei  guter  Aufbewahrung 
auch  am  folgenden  Tage  noch  verwendeu  kaun. 

Im  Hinblick  auf  die  Art,  die  Speisen  herzurichten,  liaben  zwei 
Jahre  der  Übung  in  Padua  gelehrt,  dal":^  die  grol'sen  Kessol  (zu  fünf 
Hektoliter)  nicht  sehr  emptehlenswert  sind,  da  sie  zu  einigen  nicht 
unwesentlichen  TJnzutrftglichkeiten  Anlafs  gaben.  So  ist  es  z.  B. 
eehr  srhwieris-,  in  diesen  Kesseln  ein  zeitlich  gleichmäfsiges  Durch- 
kochen der  Suppe  zu  erzielen,  so  da£s  die  zu  verschiedenen  Zeiten 
zur  Verteilung  in  die  Transportgefftise  gelangenden  Portionen  sich 


613 


nicht  im  gleichen  Stadium  der  ZubfroiLuag  beimdec.  Aus  dießem 
Grunde  mufste  man  aurh  ;iuf  den  Keis  verzichten,  der,  wenn  auch 
wenif;er  nährend  als  die  mehligen  Suppenspeisen,  wie  Nudeln  usw.,  doch 
darum  nützlich  war,  weil  er  eine  notwendige  Abwei'h''hing  im  Menü 
bot.  Aufßerdem  erweist  sich  das  Kochen  in  den  jetzt  im  Gebrauch 
befindlichen  grofsen  Rezipienten  darum  schwierig,  weil  sich  dasselbe 
nicht  gleichmäfsig  in  der  ganzen  Elfissigkeit  vollzieht.  Und  dem 
ist  noch  beisufügen,  dafs  wegen  der  Tersohiedenen  Entfernung  der 
Scholen  von  der  Küche  die  mit  dem  Transport  beauftragten  Penonen 
zu  verschiedenen  Zeitpunkten  ans  der  Küche  weggehen  müssen  und 
daCs  deshalb  die  verschiedenen  Snppenportionen  auch  zu  yeiechiedenen 
Zeitpunkten  fertig  sein  müisten,  was  aber  bei  den  grofsen  Behältern, 
die  gegenwärtig  im  Gebrauch  sind,  cur  TInmOgliehkeit  wird. 

Immerhin  besteht  das  Schalerfrahstflck  hier  mit  dieser  Ein- 
riohtnng  bereits  seit  drei  Jahren,  und  hat  dasselbe  bisher  noch 
keinen  Anlals  su  Klagen  TOn  grundlegender  Bedeutung  ge« 
gehen,  während  von  den  Lehrern  und  der  Bfirgersdhaft  einstimmig 
seine  Vorteile  anerkannt  werden.  Es  genügt,  au  sagen,  dafa  der 
Beeneh  der  Schulen  in  der  Weise  gestiegen  ist,  daüs  jedes  Jahr 
einen  bedeutend  höheren  Schfllerbestend  aufweist  als  das  Vorjahr. 

Im  Jahre  1901—1902  wurden  510992  IWistfloksportionen  an 
3710  von  6832  zum  Schulbesuch  verpflichteten  Kindern  (54,6  7oJ 
verteilt;  im  Jahre  1902—1903  gelangten  538212  Frühstücksportionen 
an  4337  vüu  7343  Schulkindern  (Ö4,3  V)  zur  Verteilung. 

III. 

AB»lyti8€he  Vntersnehiiiigei  des  SehftierMhsticks  in  Padua. 

Um  eiuen  Beitrag  zum  Schülerfrühstück  zu  leisten,  das  in  der 
Praxis  sowohl  vom  hygienischen  als  auch  vom  administrativeu  Stand- 
punkte aus  zu  eiuer  so  wichtigen  Frnpe  geworden  ist,  habe  ich  mir 
die  Aufgabe  gestellt,  das  Frühstück,  wie  es  in  den  städtischen 
Schulen  von  Padua  zur  Verteilung  gelangt,  einer  chemischen  Ana- 
lyse zu  unterwerfen  und  gleichzeitig  die  Ernährung  in  einigen  An- 
stalten, in  denen  Kinder  desselben  Alters,  wie  sie  bei  unseren 
Schulen  in  Frage  kommen,  unteigebracht  sind,  einer  experimentellen 
Prüfung  zu  unterziehen.  Ich  erhielt  hierzu  ohne  weiteres  die 
Erlaubnis  der  städtischen  Behörden,  denen  ich  ebensowohl  als  den 
bei  der  Bereitung  und  Verteilung  des  Frtthstückes  beteiligten  Per- 
sonen aueh  an  dieser  Stelle  nochmals  meinen  Dank  abstatte. 


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19,50 
8,93 

2,69 
8,93 

30,83 
8,93 

4,75 
21,038 
8,93 

abaolat 

5,50 
10,00 
15,50 

3,95 
7,26 
5,00 
16,21 

8,335 
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13,335 

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11,87 
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616 


Dit^  Rationen  wurden  von  mir  i^oprüit,  wie  sie  an  den  ver- 
schipdt'iiMn  Tüi^on  und  bei  den  verschiedenen  „Menuy'*  verteilt 
werden,  und  entnahm  ich  die  Proben  znra  Teil  in  der  Zentralküche, 
und  zum  Teil,  um  des  nötigen  Verglruhes  willen,  in  den  Schulen 
selbst.  Das  Material  wurde  von  mir  in  der  Weise  gesammelt,  äah 
ich  nach  Belieben  eine  der  zubereiteten  und  ausgeteilten  Portionen 
ergriff  und  dieselbe  in  Glasgefäfsen  mit  eingesi^kliffenem  Stöps«! 
ins  Laboratorium  brachte.  Hier  schritt  iok  dann  zur  Analyse,  in- 
dem ich  znyor  das  gansse  Material  wog  nnd,  wenn  flüssig,  daaaeibe 
dann  in  einem  Mörser  in  eine  homogene  Masse  verwandelte,  naeh- 
dem  vorerst  das  Fleisch  mit  der  grOfsien  Sorgfalt  abgesondert  war, 
um  es  einer  besonderen  Prüfung  zu  nntenieben.  Unter  Anrechnung 
des  Wauen,  das  bei  dieser  Operation  reidampftet  wog  ioh  einen 
Teil  der  derart  erhaltenen  Hasse  und  vollzog  die  Reduktion  auf 
Trockengewicht  nach  voransgegangener  Yeidampfang  im  Wasser- 
bade. In  der  Trookensabstans  bcetimmte  ich  dann  den  StiekstofF 
mittels  der  KjELDALschen  Methode,  berechnete  dann  die  Eiweift- 
sto£Fe  mit  dem  gewöhnlichen  Faktor  6,25;  das  Fett  wurde  ge- 
wichtsanalytisch bestimmt,  indem  ich  es  mit  dem  SoxLSTBScheo 
Extraktor  auszog,  die  Kohlehydrate  und  Salze  wurden  aus  der 
Differenz  berechnet.  Die  Resultate  sind  in  der  vorstehenden  Tabelle 
zusammengefa&t. 

Aus  dem  Mittel  meiner  elf  Analysen  ergibt  sich,  daft  den 
Kindern  im  Schulfrühstück  auf  282,39  g  Totalgewicht  verabfolgt 
werden:  llGö'i  g  Trockensubstanz;  darin:  2,77  g  Stickstoff 
entsprechend  17, ;U  g  Eiweüs,  7,88  g  Fett  und  90,2  g  Kohle- 
hydrate in  Gemeinschaft  mit  Saiden.  Man  muis  jedoch  in 
Betracht  ziehen,  dafs  der  Durchschnitt  durch  das  Frühstück  des 
21.  April  künstlich  gehoben  wird,  bei  welchem  die  Tri ^  kensubstanz 
diejenige  der  anderen  Analysen  weit  überwiegt,  otlenbar  deshalb,  weil 
die  von  mir  orhdbene  Probe  durch  Zufall  mehr  Substanz  enthielt 
als  die  anderen  Portionen,  die  nahezu  dem  vorschriftsgemäfsen 
Gehalt  entsprechen,  im  übrigen  sehen  wir,  dals  die  Trockensubstanz, 
der  Stickstoff  und  die  Kohlehydrate  in  den  verschiedenen  von  mir 
untersuchten  Frühstüoksportionen  keine  erheblichen  Unterschiede  auf- 
wiesen, während  sich  eine  nicht  unwesentliche  Differpn:^  in  der 
Quantität  des  Fettes  bemerkbar  macht,  welches  im  allgemeinen  bei 
den  trockenen  FrObstdoken  vorwiegt. 

Wenn  man  dann  vom  Darohsohnitt  das  Ergebnis  der  Analyse 
des  Frühstücks  vom  21.  April  abzieht,  um  sich  mehr  der  Wirklichkeit 


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617 


an  nILhem,  ergibt  sich,  daüi  den  Kindern  ttgliob  anf  249,94  y  Totel- 
gewiolit  102,02  g  Trookensnbetana,  15,18  g  Bi weife,  7,6ß  g 
Feit  nnd  78»00  g  Kohlehydrate  nebet  Sailen  ▼eiabfolgt 
werden. 

IV. 

Das  wirkliche  NabrnngsbedOrfnis  der  Sebnler  der  ElemeutarseUaleu 
geHäfe  den  besonderen,  iu  zwei  Padnaiier  Wohltätigkeitsaiistaltea 

aasgefdkrten  Untersackangea. 

Das  Alter  der  Kinder,  welohe  die  unteren  Klessen  der  Primär- 
aehiilen  besuchen,  in  denen  gegenwärtig  das  Frühstück  eingeführt  ist, 
schwankt  gemäfs  den  V^erfügnngen  des  Gesetzes  über  den  obligatori- 
schen UnterricLt  und  ent<»precbend  den  Gepflogenheiten  unserer  Be- 
völkerung zwischen  6  und  Iii  Jahren,  wobei  Kinder  von  6  bis  9  Jahren 
vorwiegen,  da  die  ültereu  aua  Krankheitsgründen  oder  wegen  geringer 
Lernfähigkeit  meist  Nachzügler  sind. 

üm  nun  den  physiolefirisch -hygienischen  Wert  der  Nahmngs- 
nienu^e  abzuschätzen,  weh  he  mit  dem  Frühstück  verabreicht  wird, 
mulB  man  das  wirkliche  Bedürfnis  der  Schulkinder  dieses  Altera  an 
Nahrung  kennen. 

Ein  solches  Bedürfnis  kann  man  aus  den  Kenntnissen  herleiten, 
welehe  uns  die  Physiologie  und  Hygiene  der  Emfthrung  liefern.  Da 
aber  unter  den  hier  mitspielenden  Faktoren  sich  auch  der  EinfluOi 
des  Klimas  auf  die  Ernährung  befindet,  nnd  die  letatere  durch  kli- 
matische VerhiftitniBse  starke  Variationen  erleidet,  so  bin  ich  der 
Heinnngt  dals  es  zu  einer  richtigen  Beurteilung  der  Verhältnisse  nötig 
sei,  spesiell  das  tttgliche  Nabningsbedftiinis  der  Kinder  jener  Gegenden 
sn  stndieran,  wo  das  Frflbstllok  besteht  oder  eingeführt  werden  soll. 
Deshalb  habe  ieh  neben  der  Beaohtnng  nnd  Wttidigong  der  Yon  der 
Wissensofaalt  bereits  verseichneten  Daten  Unteisnehnngen  Ober  die 
tigtiehe  firnfthrang  der  in  swei  stildtisefaen  Wohltatigkeiisanstalten 
nntergebraohteii  Zöglinge  ausgeführt 

Wenn  wir  in  erster  Linie  anf  die  Angaben  Bezug  nehmen,  die 
sieh  in  der  Faohliteratnr  vorfinden,  so  sehen  wir,  daTs  gew5hnlioh  an- 
genommen wird,  fOr  das  Sehnlkind  mit  einem  mittleren  Gewicht  von 
24  kg  seien  täglich  62  g  Etweifs,  45  g  Fett  nnd  210^215  g  Kohle- 
hydrate nötig. 

Ausgehend  von  dem  Nahruogsbedürfnis  des  mittleren  Ar- 
beiters VoiTS  erhält  man  mit  der  von  Ruhnkii  vorgeschlagenen  Be- 
rechnung und  immer  unter  der  Vorauäßetzuug  des  gleichen  Körper» 


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618 

gewichtes  von  24  kg,  daÜB  für  das  Schalkind  67,6  g  £iweüs,  49  g 
Fett  und  229  g  Kohlehydrate  nötig  sind. 

Meykebt  hingen  ^  nimmt  als  tftgliehea  j^^ahroogsbedArf  fttr 
das  Kind  ao: 

Eiweilk        Fett  Koblchydr&te 

im  Alter  TOn  4-  8  Jahren   55,0  g     45,0  g   200,0  g 

„     „      „   8-12     ^   60,0  .     Ö0.0  .    2Ö0.0  . 

Und  Cbaiiibb  fand  für  genflgend: 

Eiweilt       Fett  Kohlehjdnto 

fOr  das  Alier  von  5  Jahren  beim 

Dnrehaohnittagewieht  von  16  kg, . .  53,0  g    37,6  g   192,0  g 
IHi  das  Alier  von  7—9  Jahren  beim 

Dnrehfldhmttsgewioht  von  21,17  hg  60,9  «    36,0  »   221,3  ^ 
für  das  Alter  Yon  11 — 12  Jahren  beim 

Dnrohsohnitt^wiebt  Ton  27,31  kg  66,6  „     S6,4  „    265,7  „ 

Bedeutend  gröbere  Zahlen  ergaben  die  an  allerdings  sehr  gat- 

genährten  Kindern  ansgefahrfeen  üntemehnngea  von  Sopbix  Blasse.' 

Sie  erhielt  folgenden  Nahrangsbedarf: 

Alter  der  Kinder    Körpergewicht    Biweilii       Fett  Kohlehjdrafe 

4V4—  öVi  J.    16,5-17.2  kg    64,6        58,6  171,9 

8V4—  9Vt  ,    80,2-32,3  „     81,8        86,1  218,8 
lOVt— IIV*  „    38,0—41,2  „     87,8       108,7  256,0 

Diese  Daten  sind  nun  aber  das  Ergebnis  von  UntersnchnngeD. 
die  an  Kindern  in  verscliif  «leiien  Kiiiuiiteii  und  verfccbiedeneü  süziaJea 
Verhältnissen  vorgenommen  wurden,  so  dafs  icb,  ebne  Berücksichti* 
gnng  der  Bp^onderbeiten  des  Elementes,  an  dem  ich  meine  Liüter- 
sucbungen  vornahm,  leicht  m  Irrtum  verfallen  könnte,  wenn  ich 
mich  der  obigen  Angaben  ohne  weiteres  zu  Vergleichen  und  rur 
Bearteilung  des  Paduaner  Schulfrahstücks  bedienen  wollte.  In  erster 
Linie  mufs  man  sich  das  KOrpeigewioht  der  Schulkinder,  die  die 
ersten  filementarklaasen  frequentieren,  gegenwärtig  halten. 

Oemäb  QuBTBLBT  betragt  das  dnrohsehnittliehe  Körpeigewioht 
heim  Mensehen: 

Knabe  Hidohen 

im  Alter  von  5  Jahren  16,8  kg       15,25  kg 

»      •     »7     ^   20,4  „         18,65  , 

I»      »     ,10     »   26,2  „        25,00  . 


*  Mktkkrt,  Armee-  und  Yülkseruabruug,  i».  14il,  Berlin  lÖbO. 

*  2MBN)br.  f,  Biologie,  Bd  ZVIII,  188S,  8.  mm 


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619 


Idi  Meli  68  jadooli  filr  aog«Beigt,  ndoh  nkiht  dieaer  Zahlen  m 
bedienen,  aondem  das  Dnrefasehnittegewieht  der  Pedtianer  Sohnlkinder 
in  Betraft  sa  ziehen,  nnd  habe  dasaelbe  diiekt  beatimint  bei  63 
Kindern,  welehe,  den  armen  Klaaaen  angeh5rend,  im  «latitoio  Vit- 
torio  fimannele  II.*  ftlr  die  Waisen  nnd  Verwahrlosten,  und  im 
»Institat  dSa  Terkssene  Kinder*  an^genommen  waren.  leh  habe 
diese  Kinder  gewählt,  weil  ieh  bei  ihnen  besser  das  fflgUohe  Nahrungs- 
hedOrfnis  feststollen  konnto  als  bei  anderen  Kindern,  die  anoh  des 
Sehnlfirflhstaohs  teilhaftig  werden,  aber  den  fiest  des  Tages  bei  ihren 
IVuniUen  TerbriDgen,  weil  sich  die  Schwierigkeit  ergab,  diese  Kinder 
nach  der  Rückkehr  zum  Eltemhanse  jeweilea  zur  Verfügung 
haben  und  entsprechend  zn  liIjpi  wuLhen. 

Das  DurchöchDitUgewiciiL,  duä  sich  mir  aus  diesen  Untersnchnngen 
för  Kinder  von  7 — 12  Jahren  ergab,  betrug  28  kg.  Geraäfs  den 
vrtrhm  erwähnten  Angabeji  Ckamküs  wäre  das  tägliche  iSahmngs- 
bedürfnis  für  ein  solches  Kind  66  g  Eiweifs,  35  g  Fett  und  255  g 
Kohlehydrate,  entsprefliHnd  insgesamt  1615  Kilo-Wärmeeinh<Mt>m 

Das  Bedürfnis  der  vnn  mii  i:»mv  nrronon  und  in  den  erwähnten 
Wohittltigkeitsinstituten  untergebrachten  Kinder  ergibt  sich  hingegen 
aus  den  nachfolgenden  besonderen  Dntersuchungen. 

Um  nicht  in  Irrtümer  zn  Terfallen,  die  bei  Kontrolle  der  Er- 
nfthrang  durch  Bestimmung  des  aosgesohiedenen  Stickstoffes  bei  ein« 
zelnen  Personen  leieht  vorkommen,  weil  die  von  den  ausgewählten 
Subjekten  angenommene  Speisemenge  infolge  Suggestion  oder  aus 
irgend  einem  anderen  Grunde  mehr  oder  weniger  von  derjenigen  des 
gemeinsamen  Tisches  abweichen  konnto,  und  weil  sie  und  ihr  Stoff 
weohsei  durah  Abweichung  vom  gewohnten  Leben,  wie  sie  der  Stoff- 
wechselversnoh  mit  sieh  bringt^  beeinfln&t  werden  konnton,  habe  ieh  fOr 
diese  Beobaohtangen  die  englische  Methode  yorgesogen,  d.  h.  diejenige, 
alle  Kinder  vor  und  naeh  meinem  Elzperiment  an  wSgen.  So  yermoohto 
ieh  in  ein&oher  Weise  ein  ürtoil  au  gewinnen  darttbef,  ob  die 
Speisen,  die  ich  Tag  um  Tag  prttfte,  und  die  von  den  Schfllem  jener 
Institnto  angenommen  wurden,  genügend  waren,  um  nicht  nur  das 
Körpergewibht  unyerftnderlioh  su  erhalten,  aondem  dasselbe  aueh 
gemils  dem  normalen  Wachstum  au  erhöhen. 

Ich  habe  speziell  di^  Kinder  auch  noch  ans  einem  anderen 
Gmnde  als  Beobachtungsobjekte  gewählt,  und  zwar  deswegen,  weil 
der  CLaiakter  dieser  Institute  keine  Lnxusemälining  gestattet,  wie 
sie  sich  zuweilen  bei  Schülern  am  Fu.milieutisch  ergibt;  auf  diese 
Weise  konnte  es  mir  am  ehesten  gelingen,  das  Tagesbedüriuis  an 


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620 


Nahrung  bei  Sohttlera  sn  eigrttnden,  welobe  iiim  gröfsten  Teil  nicht 
denjenigen  BevölkerangskbMUeB  angehOien,  die  sieli  eine  Lnzns* 
ernftlining  leisten  können. 

Indem  loh  mich  in  den  oben  beseichneten  beiden  Institaten  im 
Moment  dar  Yerteilnng  dee  Esaens  einCmd»  erhob  ioh  Stiehproben 
der  snr  Veiteilnng  gelangenden  Portionen  und  trog  sie  sofort  ins 
Laborstorinm,  wo  die  Analyse  mittels  der  gleichen  Methoden  wie 
beim  Sehnlfrabstaek  gewonnen  wnrde. 

Im  Fadnaner  Istitnto  Vittorio  Emannele  ist  das  MenA  der 
▼eischiadenen  Tage  siemlioh  weehselad;  deshalb  habe  ioh  Proben  der 
einseinen  Speisen  an  nenn  anfeinanderfolgenden  Tagen  erhoben. 

Im  Institut  lOr  Terlasaene  Kinder  ist  das  Mentt  weniger  weehsslnd 
und  deshalb  habe  ich  mich  auf  die  Probeentnahme  an  acht  Tsgen 
beschrftnkt. 

Ans  meinen  Untersnohnngen  geht  henror,    dafe  im  Istitnto 

Vittorio  Emannele  II.  im  Durchschnitt  auf  1111,5  g  täglidier 

Nahrung  den  die  Elementarschulon  besuchenden  Kindern  verabfolgt 
werden:  8.51,8(3  g  Trockensubstauz,  47,87  g  Eiweifs,  22,59  g  Fett 
und  201,38  g  Kohlehydrate  und  Salze»  was  insgesamt  1531  Wärme- 
einheiten entspricht. 

Im  Institut  für  verlassene  Kinder  hingegen  kommen  auf  1421  g 
täglicher  NalHitn;'  58,65  g  E]\veils,  33,55  g  Fett  und  341  g  Kohle- 
hydrate und  äal^e»  insgesamt  1916  Wärmeeinheiten  ent- 
sprechend. 

Wenn  man  sich  vergeP'enwärtigt,  dafs  das  durchschnittliche 
Körpergewicht  der  von  mir  in  Betracht  gezogenen  Knider  28  kg 
beträgt,  fast  gleich  demjenigen  der  dritten  Gruppe  Ceamebs,  und 
dafs  obige  Zahlen  sogar  etwas  unter  deiyenigen  stehen,  welche  für 
das  Durobsohnittskind  von  24  kg  angenommen  werden,  so  ergibt  sich, 
dafs,  snmat  mit  Besng  auf  Fett  und  Eiweifs,  die  Er- 
nährung der  Zöglinge  in  beiden  Instituten  hinter  den 
Qnantitäten  zurückbleibt,  die  ftlr  solohe  Kinder  gefordert 
werden.  In  der  Tat  verzeichnet  Cbajaeb  66,6  g  Eiweifa  und 
35,4  g  Fett,  und  fiOr  des  Kind  Ton  24  kg,  im  Verhältnis  zum 
Dnichsohnittsarbeiter  Voirs  haben  wir  nach  Bubbub  66»7  g  £äweüs 
nnd  49  g  Fett  hereohnet.  Und  wenn  die  Bation  des  InstitatB  für 
▼erlassene  Kinder  in  ihrer  Gesamtheit  die  beiden  Bationen  der  Torhin 
erörterten  Typen  llbeistsigt»  wie  es  in  ihrem  thennodynamisbhan 
Werte  snm  Ansdmok  kommt»  denn  derselbe  eneioht  1916  Wärme- 
einheiten gegenüber  1675  nnd  1648  Wärmeeinheiten  bei  den  anderen, 


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621 


Bo  verdankt  man  den  ijbersolm^s  Mer  nur  der  gröJjwren  Menge  von 
Kohlehydraten. 

Nnn  ist  ans  meinen  Beobaohtnngen  erwiesen,  dals  die  Bation 
der  beiden  Institute  nicht  hinter  dem  Nahmngsbedtlrfnis  der  direkt 
beobachteten  Kinder  zurfiokbleibt;  auch  machte  sich  im  durchschnitt- 
liehen  Gewicht  derselben  nach  einem  Monat  eine  allerdings  sehr 
leichte  Zunahme  bemerkbar.  Tatsächlich  stieg  im  Istitato  Yittorio 
fimfoiiiele  das  Köipeigewicht  der  Kinder  ron  27,9  kg  enf  28,0  kg, 
im  Institat  fttr  Yerlaaaene  Kinder  yob  283  kg  anf  28,8  kg. 

Wenn  wir  ferner  erwigen,  dafa  die  den  Sohulkindem  in  letst- 
genannter  Anatalt  Teiabfolgten  Speiaen  Torwi^gend  TflgetabUiMher 
Natur  lind,  deren  Stiokstoff  nieht  dnidiwegB  EiweilM^fatoff  ist, 
wahrend  wir  im  Istiiato  Yittorio  Emanuele  jeden  Tag  eine  ans 
Vegetabilien  nnd  Eleiaoh  gemiachte  Diftt  finden,  welche  ab  aolohe 
aioh  heaaer  aaaimiliert  ala  die  entere,  und  wenn  wir  ferner  in  Beoh- 
rning  sieken,  dafe  der  tiiermogene  Wert  der  Bation  der  Anstalt 
Yittorio  Bmanoele  II.  nnr  wenig  imter  demjenigen  der  dritten  Bation 
Cbaubbs  steht,  welche  1615  Wärmeeinheiten  nm&fst,  können  wir 
ohne  Fnroht  yor  Irrtum  schliefsen,  dafs  fOr  die  Schulkinder 
unserer  Gegend,  auch  bei  Berücksichtigung  ihres  Durch- 
schnittsgewichts, welches  das  in  der  Literatur  angegebene 
Durchschnittsgewicht  von  Kindern  des  entsprechenden 
Alters  übertrifft,  täglich  47,87  g  Eiweifs,  22,5  g  Fett 
und  282,18  g-  Kohlehydrate,  die  insgesamt  1531  Kilo- 
Wftrmeeinheiten  entsprechen,  genügen. 

V. 

KetweHdige  Ration  Ittr  das  Sekvlfrflhstlek. 

Angenommen,  dais  das  SchulfrühstUck,  wie  es  gegenwärtig  ein- 
gerichtet ist,  in  einer  Mahlzeit  zu  bestehen  bat,  welche  dem  Mittags- 
mahl entspioht,  so  entsteht  die  JSHrage,  in  welchem  quantitativen 
Verhältnis  es  aar  notwendigen  Totai<Tagesration  stehen 
müsse. 

In  den  Nahrungsanalysen  der  beiden  genannten  Wohltätigkeits- 
anstalten TOn  Padua  habe  ich  nicht  nur  den  täglichen  Totaldurchschnitt 
beieehnetk  sondern  aneh  denjenigen  der  einseinen  drei  Mahlzeiten 
und  die  promtnellen  Werte  derselben  im  Veigleieh  mit  der  Total- 
T^tgearstioD.  Aua  meinen  Analysen  und  diesen  Baiedmungaii  ergehen 
aieh  die  folgenden  Beanltate  (in  Proaantaahlen  der  Qeaamtration  aua- 
gadrüekt): 

fl«1ml|«taadh«U«pfl«ffC.  XVIL  31 


622 


Istitnio  Vittorio  Emanuele  II. 
Gewicht    Wiaior  TrodiMiiabttuu  BSwaift     Fett  KoUflhjdnto 
Frahatflek  2M      2S«6         22,4         22,5      15,4  28,0 
Mittagbrot  54,9      53,5         49,1         48,8     56,1  49,0 
Abendbrot  18,6      17,8         27,4         28,7     28,5  28,0 

InstituL  für  verlassene  Kinder. 
Gewicht    Waaser  Trockensubstanz  Eiweifs      Fett  Kohlehydrate 
Frfihstttck    24.5      25,0         21,6         21,4      29,3  20,4 
Mittagbrot   49,3       49,7  48,8         46,1      30,1  46,5 

Abendbrot   26,7       25,3  29.6  31,5      31,6  38.1 

Ins^^esamt  ergibt  sich  also,  dafs  in  der  MittagbmablzeiL  den 
Kindern  etwa  50  vom  100  des  ganzen  Tagesqnaiituma  verabfolgt 
werden,  während  sich  der  Rest  mit  unbedeutenden  Abweichungen  auf 
die  Murgenmablzeit  um  6  Uhr  und  das  Abendessen  um  7  Uhr  mit 
geringem  Uberwiegen  der  ^Näbrsubstanz  in  letzterem  verteilt. 

Ist  diese  Verteilung  richtig,  und  mufs  sich  das  Sohulfrübstück 
in  der  Qualität  und  Quantität  der  zu  Torabfolgendan  Nährmittel  ihr 
anpaaaen? 

Vor  allem  mufs  man  sich  einerseits  gegenwärtig  halten,  dafs  die 
Kinder  mit  der  ihrem  Alter  eigenen  Lebhaftigkeit,  die  den  Lehrern 
wohlbekannt  ist  und  oft  Ermahnungen  zur  Mäfsigung  hervorruft,  siöh 
in  beständiger  Bewegung  befinden,  und  anderseits,  dafs  sie  mit  einem 
irerhältnismäfäig  zum  Erwachsenen  sehr  bedeutenden  Hautleben  aus- 
gestattet aind,  so  dais  ihr  Stoffwechsel  sehr  energisch  vor  sich  geht, 
mid  der  oiganieohe  StoffVerbrauoh,  dem  ja  in  der  Nahrung  Eisati 
geboten  werden  soll,  ein  relativ  groiaer  ist 

Femer  darf  man  nicht  vexgessen,  dab  sieh  das  Kind  in  der  Zeit 
des  Waohstnma  befindet,  und  dafr  daher  schneller  und  genllgender 
Ersata  ftlr  die  Bedflifnisae  des  wachsenden  Kf^rpletB  geboten  werden 
muls,  damit  der  Organismus  nicht  Schaden  leidet,  was  dann  ernste 
Folgen  auch  für  den  erwachsenen  Körper  nadi  sich  aiehen  konnte. 

Man  mds  sodann  erwägen,  dals  nach  der  Abendmahlaeit,  welche 
zuweilen  auch  im  Heim  des  armen  Arbeiteis  ziemlieh  ausgiebig  und 
namentlich  an  Kohlehydraten  reich  ist,  bis  zu  den  Mahlzeiten  des 
kommenden  Tages  viele  Stunden  verlaufen,  während  deren  der 
Materialverbrau<di  im  Organismus,  wenn  auch  während  der  Naoht^ 
ruhe  etwas  abges^wächt,  vor  sich  geht,  und  dafs  derselbe  dann  in 
den  Morgenstunden  zugleich  mit  der  zunehmenden  Bewegung  wieder 
ansteigt,  wodurch  auch  jene  gröfeere  Efslust  hervorgerufen  wird, 
welche  jeder  gegen  Mittag  verspürt,  so  dalö  das  um  die^e  Zeil  eiu- 


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688 


gnommene  Mahl  die.Hauptnialilzeit  dee  Tsges  bei  allen  V<^Umiii  ist, 
welehe  nicht  su  künstUehetn  Leben  gwwnngen  sind. 

Wenn  man  sieh  nnn  alles  das  vot  Augen  hält  und  anTserdem 
berOßksiohftigi»  dals  in  dar  grOlseian  Zahl  der  FftUa  die  annan 
Kinder,  welche  fbr  die  Yerteilnng  des  Sahulfrfihstttoka  in  Frage 
kommen,  morgens  m  Hansa  nnr  KleinigkeiteiL  an  sieh  nehmen,  die 
oft  rdn  gar  nieht  ins  Gewicht  frUeif,  so  mnis  man  sehlietoen,  dals 
sie  im  allgemeinen  am  Vormittage  ab  Individnen  an  betrachten  sind, 
die  seit  dem  Yerfloasenen  Abend,  d.  h.  seit  vielen  Standen,  nichts 
oder  so  gnt  wie  nichts  gegessen  haben.  Und  deshalb  darf  das  gerade 
nur  Hittagsstnnde  snr  Verteiluug  gelaugende  Frühstttck  nicht  karg 
bemessen  sein,  wenn  man  nicht  dem  Organismus  schweren  Sehaden 
zufügen  will,  besonders  mit  Bttcksicht  anf  die  grolse  Arbeitsleistang, 
die  dem  Schnlkinde  in  den  Morgenstunden  auferlegt  wird. 

Das  Sohnlfrflhstflok  mafs  demnach  den  Charakter 
der  Hanptmahlzeit  haben  und,  wie  wir  dies  in  UDseren  beiden 
Paduaner  Wohltätigkeitsunstalten  gesehen  haben,  etwa  oO^o  des  täg- 
lichen Xahrungsbedilrfuisses  der  die  Elementarschule  besuchenden 
Kinder  befriedigen.  Demgegenüber  beanspruchte  Di  Vesta  in  der 
im  Februar  1902  in  Florenz  abgehaltenen  Konforenz  nur  38%. 
Da  ich  in  der  Folge  beobachtete,  dals  die  relativ  gerin^-ere  Ration 
des  Waisenhauses  V'ittorio  RnKuiucle  der  gröfseren  RuLum  Jur  Anstalt 
für  verlasseue  Kinder  Wögt  u  'iM'dbuLeuderei-  Beigabe  tierischer  Nuhrunj^ 
vorzuziehen  »ei,  so  komme  ich  zum  SchluTs,  dals  ein  g«^uügeudes 
Frühstück  49%Eiweirs,  567o  Fett  und  49%  Kohlehydrate, 
auf  die  gar>zp  Tagesration  berechnet,  und  In  runden 
Ziffern  22  g  Eiweifs,  1^  g  Fett  und  137  g  Kohlehydrate 
enthalten  mnfs,  was  insgesamt  760  Wärmeeinheiten  ent- 
spricht 

Das  Schülerfrühstück  in  Padua  enthält  dorchschnittlich  16,2  g 
Biweifs  7,6  g  Fett  und  78  g  Kohlehydrate. 

Bei  der  schwierigen  Beurteilung  und  nicht  leichten  Bemessung 
des  SohUlerf ruhst ücks  darf  man  neben  den  vorhin  genannten  Er- 
wägungen physiologischen  und  hygienischen  Charakters  nu^t  andere 
ttbersehen,  die  mehr  didaktischer  Natur  sind. 

So  mu6  man  sich  z.  B.  rergegenwärtigen,  dafs  die  Schularbeit» 
die  aumeist  bereits  eine  Stunde  nach  der  Uahlseit  wieder  bsginnt, 
schlecht  Ton  demjenigen  rertragen  wOrde,  der  w^gen  erheblichen 
Volumens  der  Speisen  den  Magen  mit  noch  nicht  verdauten  Stoffisn 
ttherfollt  hätte,  und  dals  geistige  Arbeit  auch  Störungen  in  der  Ter- 

81* 


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684 


dauung  hervorbringen  kunu,  dies  letztere  ist  selbst  dann  möglich, 
wenn  in  d^r  Praxis  die  Anforderung-pn  dm  Hyg'if^nikers  erfüllt  würden, 
die  dabin  gehen,  dafs  die  Naolmuttagsstund^^n  dem  leichteren  geistigen 
Arbeiten  and  womöglich  den  Handarbeiten  und  körperlichen  Übungen, 
welche  weniger  angestreogito  Aufmerksamkeit  erfordern,  sn  widmen 
seien. 

Aulserdem  entstammen  die  Kinder,  denen  der  Vorteil  des 
Schulfrübstücks  znMlt,  den  armen  Klassen,  in  denen  das  Eilend  oft 
derart  ist,  daüs  man  gewils  nioht  Ton  rationeller  VerteUnng  der 
Mahlzeiten  sprechen  kann. 

Das  arbeitende  Volk  üst  bei  nnSi  wie  es  kann,  und  was  es  hat, 
nnd  sidierlieh  bedeutet  in  der  EmSbrang  der  BevOlkening  nnsenr 
Profins  die  Quantität  an  tierisobem  Stickstoff  Air  eine  9&  lange  Reihe 
▼on  aufeinanderfolgenden  Tagen  so  gut  wie  nichts.  Wenn  daher  die 
GeseUsohaft  ihre  Pflicht  anerkennt,  die  SchnDdnder  in  einer  Weise 
SU  ernähren»  dab  den  Naehteilen  des  Sohnlbetiiebse  nnd  der  blas- 
liehen  Verbftltnisse  ein  Damm  gesetst  wird,  so  mds  sie  den  Kindern 
aniker  den  anderen,  in  genügender  Menge  an  bietenden  Nlhrstoffni 
eine  derartige  Quantiiit  Ton  Stickstoff  Terabfolgen,  dab  dem  Mangel 
desselben,  der  sich  in  der  Emlhmng  des  Volkes  bemerkbar  macht, 
ein  gewisser  Ausgleich  geboten  wird. 

Als  Folge  ergibt  sich,  dals,  wenn  auch  dem  SohulfrObstttck  die 
50%  energetischen  Wertes  der  ganzen  für  die  Kinder  des  schul- 
pÜicliti^'en  Alters  der  hier  in  Frage  kommenden  Schulen  nutigen 
Tagesration  erhalten  werden,  diese  llatiun  dennoch  weniger  reich  an 
Kohlehydraten  sein  mülste  als  die  Mittagsmahl  zelten  der  beiden  von 
mir  untersuchten  Wohltfttigkeitsanstalten,  und  dies  schon  darum,  weil, 
wie  ich  bereits  erwähnte,  in  der  Mahlzeit,  welche  di<'  betreffenden 
Familien  abends  zu  bereiten  püegen,  die  Kohlehvdrute  eher  relativ 
überwiegen  als  mangeln;  die  respektive  Quote  au  Wärme- 
einheiten müfste  deshalb  durch  eine  Vermehrung  von 
Fett  und  besonders  von  Eiweifs  ersetzt  we rden.  So  mülste, 
wenn  man  die  Quote  der  Kohlehydrate,  die,  wie  wir  sahen,  im 
Paduaner  SchulfrtÜistück  ca.  80  g  betrug,  auf  ca.  100  g  ansetzen 
will,  die  £iweifinnenge  auf  40  g  und  das  Eett  auf  20  g  gebracht 
werden  müssen. 

Allgemein  ausgedrückt,  miilsten  in  bezug  auf  die  das  Frühstück 
sosammensetz enden  Nährstoffe  die  Kohlehydrate  von  der  Gesamt- 
menge dieser  Substansen  &3Vo  beiragen,  das  Ei  weil«  22%  und  das 
Fett  etwa  26%. 


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685 


Allerdings  wird  die  fimmiell«  Seite  der  Smge  «oh  hierdnnh 
erheblieh  sohwieriger  geetelten,  und  gfOfiere  SehwierigkeÜen,  erheb- 
lioheie  Einwende  werden  noh  dieser  ebenso  wohltitigem  ab  pflieht- 
genüben  fiinriehtang  entgegenstellen,  da  die  Kosten  derselben,  die 
mamvhwn  jetat  sdhon  hoch  erseheinen,  sieh  dann  wenigstens  yer- 
doppeln  wttrden.  Tatiäehlioh  wurden  in  P^na  im  Jahre  1901 — 1902 
für  510999  FrOhstfleke  51689  Iiire  24  Oentesimi  gespendet,  mit 
einer  Dnrehsehnittsspese  Ton  0,1097  Lira  pro  Bstion,  und  im  Jahre 
1902^1908  ftr  538212  Bationen  54871  Lite  6  Centeoimi,  mit  einer 
Dnrehschnittsspese  von  0,1019  Lira  pro  Ration. 

Dessenungeachtet  kann  der  fiygieniker,  wenn  ersieh  mit  diesen 
Dingen  beschaitiL't,  molit  umhin,  die  öffentHclieu  Verwaltungen  auf 
jene  Normen  hmzuweiseu,  die  zu  befolgen  sind,  wenn  man  mit  der 
neuen  Institution  die  vorgesteckten  Ziele  erreichen  w  ill. 

Daher  mufs  das  Schulfrühfltück  nach  mehier  Meinung,  wenn  es 
50%  der  gesamten  täg'lichen  Nahmugsmeuge  1jetrao;"en  soll,  welche 
ein  Kind  m  dem  Alter  Ijenötig-t,  in  welchem  es  die  Pnmai'schule 
zn  besuchen  vei-ptiichtet  ist,  aus  den  angegebenen  Gründen  etwa 
80%  der  täfrlichen  Totalration  an  Eiweifs,  88%  dor  täg- 
lichen Totairation  an  ^ett  und  35^/o  derjenigen  an  KohlO" 
hydraten  enthalten. 

VI. 

Ellig«  Betnehtnngen  praktischer  Natur  iber  das  SehilfHUistttsk. 

Aulser  der  Nahrungsquantitttt  im  allgemeinen  und  der  relativen 
Qnote  der  verschiedenen  Nährstofife  im  Sohflierfrflhetftok  ist  noch  ein 
anderer  wichtiger  Punkt  zu  berfleksichtigen,  wenn  man  eine  Mnster» 
einiMditnng  dieeer  Art  in  ErwSgong  sieht,  und  das  ist  der  Umstand, 
dafs  die  snbereiteten  Speisen  aueh  dem  Gesehmaek  darer 
entspreehen,  denen  sie  Torgesetit  werden. 

Um  diese  Ertge  des  näheren  m  studieren,  begab  ieh  mioh  sor 
Zeil  der  Verteilnng  des  Ertthsttteks  in  die  veisohiedenen  Gemeinde» 
sehnlen  Fsdoas.  Bnieh  persOaliohe  Beobaditnngen  nnd  dnvoh  an 
die  Lehrer  nnd  Mitglieder  des  stadtisohen  Oberwaohnngskomitsss 
gestellte  Fragen  yennoehte  ieh  mioh  sn  llbenengen,  dab  das  in  Foim 
Ten  Suppe  nnd  Fleisoh  gebotene  flflssige  FrflhstOek,  welehes  im 
HinblM«^  waA  YeKdanliehhait  nnd  Gahalt  an  für  die  Sehfller  passsndsn 
Nlhrstoffsn  den  theoreiisohen  Forderungen  beeser  entsprieht  als  das 
andere,  dennooh  von  der  Ifehrhstt  der  Schulkinder  weniger  gern 


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626 


genossen  wird.  yf>rsohTnfth<an  dasselbe  überhaupt  und  begDÜgen 

sich  an  solchen  Tagen  mit  dem  blofsen  Brotgeuiifs. 

Hingegen  wird  der  andere  Typus  des  flüssio-on  Frühstücks,  d.h. 
die  Suppe  aus  Bohnen  und  Nudeln  gpmi.^cht,  die  in  bezu^r 
auf  Nährgehalt  von  geringerem  Werte  ist,  gern  genommen  und  gierig 
▼erschlangen.  Die  trockenen  Frühstücke  werden  aber  im  allgemeinen 
beTorzugt  und  mit  Appetit  Tenehrt. 

Dabei  kann  man  durchaus  nicht  sagen,  dafs  die  Fleisch-  und 
jNodelsappe  des  Padnaner  Sohulfrahstttoks  der  Art  ihrer  Zubereitung 
wegen  auf  Abneigung  stofse,  denn  es  ist  ja  allgemein  bekimnt, 
dafs  die  Kinder,  wenigstens  hiennilande,  die  Fleischsuppen  über- 
haupt nicht  gern  haben,  und  sodann  habe  ich  im  Verlanf  meiner 
Stodie  beobachten  können,  dais  die  Zöglinge  der  beiden  Ton  mir 
nntennohten  Wohltätigkeitsanstalten  gegenfiber  dem  ihnen  daigebotonea 
Meoü  denselben  G^eohmaok  änlserten  wie  die  Sohnlkind«r. 

Ich  babe  auoli  beobaohton  können,  dalb  filr  die  jfingemi  Sdral- 
kinder  der  Typus  des  sog.  trookenen  FrahstOoks  eine  gewisse  Üs-< 
sntilgliokkeii  bat,  die  nftmlidh,  dafs  es  ihnen  lehwierig  wird,  das  Brot 
nebst  Znspeise  in  der  ihnen  snr  Verftgiing  stehenden  Zeit  m  kauen, 
nnd  dafs  viele  von  ihnen  den  Speiseflaal  mit  Biotstllekehen  in  der 
Tasche  ▼erlassen,  die  dann  spfiter  an  Spielereien  dienen  nnd  der- 
gestalt dieDisaiptin  stören.  An&erdem  mnlb  anoh  die  Schwierig- 
keit der  Verteilung  im  Ange  behalton  werden.  In  der  Be- 
Bohreibnng  des  Padnaner  Dienstes  habe  ich  bereits  die  Tatsache 
angedeutet,  daJb  ee  notwendig  wurde,  gewisse  Frühstflokstjrpen  aua- 
zuflobalten,  weil  sie  nch  mdit  au  passender  Verteilung  eignen.  Wenn 
das  Frühstück  nach  der  Methode  eines  grofsen  zentralisierten  Dienstes 
eingerichtet  ist,  gelingt  es,  wieviel  Praxis  auch  das  Personal  haben 
möge,  nicht  leicht,  3000—6000  Portionen  zu  gleicher  Zeit  und  in 
gleichen  Mengen  herzunchteo,  wenn  das  Material,  aus  dem  sie  be- 
stehen, sich  nicht  zur  feineren  Verteilung  eignet. 

So  muiste  man  in  Padua  auf  die  Verteilung  von  Schinken  nicht 
nur  seiner  grofsen  Tara  wegen  verzichten,  sondern  aiich  w*  il  sich 
der.selbe  nicht  cleichmöfsig  in  Fett  und  Fleisch  vorteilen  Hers,  man 
schaltete  ferner  den  Schafkäse  aus,  weil  er  b^i  allen  guten  Nshr- 
eigenschaften  sich  um  seiner  Brilchigkeit  willen  nicht  zum  Zer- 
schneiden in  kleine  Stücke  eignete;  man  mii^tf»  di^  Reissuppe  ver- 
]as<;en,  weil  dieselbe  während  der  Verteilung  nioht  gletohmftfaig 
gekocht  dargeboten  werden  konnte. 

£s  verbleiben  somit  diejenigen  Typen  des  Menü»  die  ioh  bei  der 


Padnancor  Einnohtnog  geprüft  habe,  und  die  sich  sowohl  naoh  dw 
im  Qebnmoh  btfindliohoii  Quantitit  wie  ii«ek  der  Qq«litat  gut 

 •  

Biliche  andei«  tfendt  kdnn«ii  «ioh  jedoob  pimktiaeh  bewlhren, 
wenn  <s  noh  um  eine  Einriehtang  liandelt»  die  tod  derjenigen  tob 
Padua  abweiohi  So  konnte  a.  B.  der  Beia  TonOgUoh  anbereitet 
werden,  wenn  atatt  der  giofsen  Zentralkeaael  kleinere  aar  Verftlguig 
atftnden,  von  denen  je  einer  fbr  eine  Sebnle  an  dienen  hatte. 

Derart  konnte  man  dann  abweehaelnd  in  den  Tenehiedenen 
Sdhnlen  die  Hilobsnppe  oder  den  in  Ifxlcih  gekoehten  Beis  bereiten, 
waa  beute  nnmOglieh  iat»  weil  die  gro6e  an  der  Zentmlatelle  an 
bereitende  FlttsBigkeitamenge  daran  bindert 

So  wttrden  siob  anob  die  HeiMbanfipen  mit  weniger  Flllaaigkeit 
koeben  laaaen  in  einer  Weiee,  welobe  den  Kindern  willkommener 
wäre.  Und  es  könnten  auch  die  Karto£felsQppen  anbereitet  werden 
so  wie  man  sie  in  manchen  Städten  von  Nordeuropa  hat  —  in  Form 
von  Zugabe  zum  mit  Sauce  bereiteten  Fleisch,  welcbes  Menü  sich 
übrigens  auch  beim  System  der  Zentralküchen  m  die  Prajuä  uber- 
tragen Heise. 

Das  Reglement  für  das  Frühstück  in  Padua  läfst,  vielleicht  in 
VüiJilinung  der  Schwierigkeiten,  die  daraus  erwachsen  könnten,  eine 
genaue,  von  Di  Vfstka  geforderte  Unterscheidung  der  Nuhrungs- 
raenge  nach  dem  Alter  der  Schulkioder  nicht  und  schreibt  nur 
eine  Differenz  im  Quantum  des  Brotes  vor.  In  der  Prnxis  hat 
man  jedoch  auch  diesen  T/nterschied  fallen  lassen,  und  heute  sind 
alle  PnrtKinoii  gleich.  Immerhin  ist  die  Tlnterschcidiinf^'  phvsiolnn^isch 
berechtigt  und  sollte  nicht  fehlen,  aber  die  Kriterien  zu  ihrer  Durch- 
führung liegen  nicht  im  Bereich  der  ausführenden  Organe,  denn  es 
genOgi;  nicht  die  Kenntnis  des  Alters  der  Schnlkinder,  deren  körper* 
liehe  Entwicklung  ja  bei  gleichem  Alter  sehr  venebieden  sein  kann, 
oder  die  Unterscheidung  nach  Schulklassen,  da  zuweilen  in  den 
Anfangsklassen  Kinder  von  stärkerer  Entwicklung  sich  befinden  als 
in  den  Srhlufsklaasen.  Um  eine  solche  Differenzierung  der  Portionen 
gut  duiclizufäbren,  wäre  die  Gegenwart  des  Schularztea  vonnöten,  d.  b. 
des  Fachmannea,  der  den  Organismus  der  Schulkinder  nnd  seine  Be- 
dürfnisse kennen  gelernt  bat,  so  daie  er  aie  in  die  zwei  oder  drei 
Kategorien  einteilen  kdnnte,  die  dann,  an  Tezaebiedenen  Tiaoben 
ebne  Rflekaiobt  anf  Alter  oder  Klaaae  Pinta  nehmend,  die  ent- 
spreehenden,  etwaa  abgeatnften  Rationen  erhalten  wfliden. 


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628 


VII. 

Sclilofsfolgeruiigeii . 

1.  Unabhängig  von  jeder  anderen  Erwägung  gibt  die  fiygiene 
genügende  Begründung  dafür,  dafs  das  Schulfrühstüok  als  ein  An- 
recht des  zum  Bemoh  der  Elementarschulen  verpfliohteton  Sohai- 
kindes  angesehen  werden  könne  und  müsse,  als  eine  Pflicht  der 
Gesellscbalt,  die  das  Kind  zum  Schulbesuche  zwingt,  und  nicht  als 
«in  Werk  der  lüldt&tigkeit  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes,  von 
dem  es,  auch  aus  gutm  pAdagogiaohen  GrOnden,  nidit  eumud  das 
Ansehen  haben  darf. 

2.  Wenn  das  SohnlfrlUistttek  sdnem  Zweeke  yoU  «nispieoheB 
toi),  molk  SS  etwB  50  des  gemnten  tAglicben  NshraagabedllrfiiisMB 
der  Kinder  des  in  Frage  kommenden  aohnlpfliohtigen  Alters  decken 
mit  einer  relati?  grttlseren  Qnote  von  Biweüs  nnd  Fett  nnd  einer 
lebttiT  geringeren  von  Kohlehydraten.  Dies  ist  mk  nötig,  um  das 
Volnmen  der  If  ahlseit  sn  Terringem,  da  widiigenfidls  die  Verdmnuog 
Sehwierigkeiien  bereiten  könnte,  und  die  Kinder  wegen  der  naoh- 
folgendsn  Arbsitdeistang  in  der  Sohnle  Schaden  leiden  könnten. 
Die  Kohlehydrate  mülkten  oa.  der  Totalmenge  fülr  den  Tag 
betragen,  das  Eiweiß  22%  nnd  die  Feite  25%. 

3.  Aus  guten  physiologischen  und  hygienischen  Gründen  ist, 
zumal  im  Winter,  das  warme  Frühstück  dem  kalten  vorzuzieh e u , 
doch  lassen  verschiedene  und  aus  wirtschaftlichen  Gründen  unuber- 
iMnd liehe  Schwierigkeiten  für  die  L^itHste  Zahl  der  Tage  das  trockene 
frühstück  geeignet  erscheinen,  zumal  wenn  der  Dienst  von  Zentral- 
küchen hesorirt  wird,  da  dassell  e  wvireT)  dp«  geringeren  Preise,--,  \s  eg'en 
der  Leichtigkeit  der  Verteilung,  und  weil  es  von  den  Kindern  gern 
genommen  wird,  den  Vorzug  verdient. 

4.  Bei  der  Wahl  des  Menüs  mufs  man  «ich  nicht  nur  voQ 
hygienischen  Gründen  leiten  lassen,  sondern  auch  von  den  lokalen 
Geeohmacksrichtungen.  Auf  jeden  Fall  können  dieselben  besser  und 
in  einer  den  hygienischen  Anforderungen  mehr  entsprechenden  Weise 
in  deamtralisierten  Küchen  bereitet  werden,  d.  h.  in  solchen,  die  den 
einseinen  Sohnlgebftndeii  sngeteilt  sind,  und  die  den  Zentralküchen 
▼orgesogen  weiden  mflssen.  Damit  ist  aber  die  Notwendigkeit  ge- 
gehen,  in  den  Projekten  neuer  Sohnlgehftnde  neben  den  Lokalen  fSr 
die  Verteilung  des  Frühstücks  anoh  anf  die  fkateUnng  dar  KOeks 
Bfiokaiüht  sn  nehmen. 

5.  Um  Yom  FrttbstHek  den  grOfttmOgliehen  Gewinn  bei  geringstsn 


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629 


Spesen  sa  haben,  Ut  es  notwendig,  dafs  dasselbe  einen  direkten 
städtischen  Dienst  ansmaohe,  d.  b.  nnter  der  direkten  Verantwortludi-' 
keit  der  städtischen  Verwaltong  stehe»  da  die  Übeigabe  des  Dienatos 
an  WohitfttigkeitBeinriehtiingen  oder  an  T<m  FH?aten  geleitete  Volks- 
kttohen  n.  dgL  mit  heeohifinkter  städtieoher  Überwabhnng  der  nnter 
Pnnkt  1  an^jestelitan  Fordemng  nieht  entB|Hreehen  wQide,  nnd  ander- 
seits die  Verpaohtong  an  PriTatnntemehmer  eine  gnte  Leitung  der 
Eännohtong  nnd  riehtige  Emtthnmg  der  Sehnlkinder  in  Fiage  stellen 
wfiide. 

Am  Sofalnsse  meiner  Arbeit  fühle  ioh  das  BedHrfniB,  meinem 
Lehrer,  Ftof.  Ssbasini,  der  mieh  an  diesen  Stadien  der  SohnUiygiene 
inspirierte  nnd  mir  dabei  bestindigsr  nnd  fieberoller  Fahrer  war, 
hersHohsten  Dank  ansznspreehen. 


Zwt  Frag«  4er  MKnallen  Anfklftrong. 

Von 

Dr.  med.  Thebese  Offisr, 
Sehalintia  in  fiftetka. 

In  Nr.  7  dieso'  Zettschrift  präzisiert  Flachs  Peine  Stell uug  zur 
sexuellen  Anfklärang  der  heran  wachsenden  Jugend,  und  zwar  beant- 
wortet er  die  Frage:  „Soll  überhaupt  ein  Mensch  beim  Eintritt  in 
die  Pubertät  über  das  Wesen  des  normalen,  über  die  Gefahren  des 
krankhaften  nnd  nngeordneten  G^esohleohtslebens nnterriohtet  werden?" 
mit  »nein*.  Eine  Aufklärung  soll  nnr  statthaft  sein  bei  sexuell 
abnorm  enegbaren  und  bei  solchen  SchtÜein,  die  einem  sonellen 
Laster  bereits  anm  Opfer  gefallen  sind. 

Falls  keine  bestimmte  Yeranlassnng  an  Erklttmngen  g^hen 
ist  »  als  ob  der  Beginn  der  Pnbertttt  an  sieh  nioht  genng  Veraor 
lasBong  wflre!  —  sollen  Maßregeln  eigrifBui  werden,  die  den  Zweek 
haben,  den  Eintritt  der  Gesohleohtsreife  so  weit  als  m0gUoh  an 
TonOgem. 

Angenommen,  es  wäre  wirUieh  m^lglioh,  dnroh  die  in  ihrem 
enieUiohen  Wert  noeh  näher  an  helenehtenden  llabnahmen  die  Zeit 
der  Fnbertit  —  etwa  um  ein  halbea  Jahr  —  hinanssnsehieben:  was 
dannf    Wann,  dnroh  wen,  in  weldher  Weise  soll  der  Knabe,  das 


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630 


H&dchen  die  Aafklftrang  «rlangen,  die  ihnen  unbedingt  einmal  werden 
miÜB?  Diese  Frage,  die  znrzeit  wohl  das  wichtigste  Er2ieiiiuig8> 
problem  in  sieh  hÜb,  wirft  Flachs  aberfaanpt  nicht  auf. 

Er  fordert  TieLmehr,  dafii  Yon  dem  herftnwaelisendeii  Knaben  —  in 
gleioher  Weiae  natarlieb  aneli  Tom  Hftdehen  —  alles  peinlleh  fern- 
gehalten weide,  was  auf  eeznelleBesielinngen  hinweist,  dals  die  reifende 
Jugend  gmndstttBlioh  von  der  G^ellsohalb  Erwaehaener  anegeaehlofleen 
werde,  dab  ihr  die  Lektüre  der  ElaBsiker,  soweit  sie  sexuelle  Hin- 
weise enthllt,  entzogen  werde,  ja,  dals  Kunstwerke,  die  etva  die 
ümrisse  einer  weibliehen  Ghetalt  gar  au  unTerhiillt  zei^eu,  aus  der 
ümgebung  der  Sohulhttuser  Tersehwinden. 

Diese  Hafimahmen  dürften  so  reoht  geeignet  sein,  uns  von  dem 
erstrebten  Ziel  weiter  denn  je  zu  entfernen,  ja  ieh  glaube  der  Zu- 
stimmung der  tieferbliokenden  P&dagogen  im  allgemeinen  sioker  au 
sein,  wenn  ich  behaupte: 

Die  krankhaft  gesteigerten  Geschlechtsgefühle  der 
herauwachsenden  Jugend  sind  zum  gröfsten  Teil  ein« 
Folge  der  mangelnden  sachgemüfsen  AufkUitung  über 
die  Physiologie  und  Pathologie  der  Ge8ohlecht8tätio:keit. 

Fi.Acns  meint  dfifs  die  relativ  L^üiistii^'en  Erfahrungen  hci  den 
Mädchen  einen  i^'mgerzeig  zur  richtigen  Behandlung  der  Pubertate- 
periode  gäben. 

Auch  dem  tnufa  ich  entschieden  widersprechen.  Gerade  an 
unseren  Mädchen  wird  durch  das  herrschende  Erziehungssystem  sehr 
viel  gesündigt,  und  die  Konsequenzen  treten  klar  zutage. 

Jeder  normale  Menseh  raufs  zur  Zeit  der  Pubertftt 
die  Geschlechtsorgane  und  ihre  Funktionen  ihrem 
Wesen  nach  kennen.  Wird  ihm  von  berufener  Seite 
keine  Belehrung,  so  schöpft  er  sein  Wissen  aus  trftben 
Quellen.  Der  Reiz  des  Geheimnisses,  des  Verbotenen  nimmt  die 
jungen  erwachenden  Sinne  gelangen.  Aus  der  gesunden  und  natOi* 
liehen  Wifsbegierde  wird  Neugierde,  sohlierslich  Gier. 

Die  heranwaohsende  Tochter  hat  su  einer  Zeit,  da  sie  der  Mutter 
am  meisten  bedarf  ein  Wissen,  das  sie,  weil  auf  unsauberem  Wege 
erlangt,  ängstlich  Tor  ihr  rerheimliehen  mufs.  Sie  sucht,  glflhend 
▼or  geheimer  Erwartung,  die  Brklttmng  iigendweloher  aufgeschnappten 
Worte  im  Konyersationslezikony  oder  sie  sehlielkt  sieh  einer  ,er- 
fthrenen*  Schulgenossiu  an,  die  ihrerseits  in  den  Kaehtstnnden  ein 
gemeines  Buch  zu  ihrer  Aufklärung  gelesen  hat  und  im  Ansehluls 
an  diese  Lektttre  Mastuibantin  geworden  ist. 


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EHne  allgemeine  Umfrage  bei  reifen  Frauen  (und  auch  Männern) : 
^Wo  haben  Sie  Sur  Wissen  über  das  Wesen  6m  G«BolileohtBieb«ni 
her?"  wüfde  beweisen,  dafs  ioh  nicht  sn  eohwarz  male. 

Flaob8  fordert  eine  Steigerung  des  herrsohenden 
dnrchaue  Terwerf Hohen  Systems  snr  höchsten  Potens. 

Kein  gesandes  Kind  wird  ee  bei  einem  deraitigen  Begime  be- 
wenden lassen. 

Sohiokt  ein  dreisehnjidirigce  Mftdel  legehnttlsig  bei  Gesprttehen 
firwssbsener  hinuis:  es  horoht  sofalielsHeh  an  der  Tflr. 

Bntneht  ebem  heranwaebsenden  Sohlüer  die  Lektüre  der  Klas- 
siker: er  liest  im  geheimen  ein  Sehandbneh. 

Entfernt  kflnsäensohe  DaisteUnng  Ton  ]£ensoheQk()rpem  ans  der 
Nihe  der  Schule:  der  Jnnge  Unft  ans  entgegengesetste  finde  der 
Stadt,  nm  ein  obsoönes  Bild  sn  erstehen. 

Verbannt  einen  Hsoschen  in  die  Wildnis :  er  sidit  sexnelle  Be- 
«ehnngen  beim  Tiere. 

Wenn  nun  die  Mehrzahl  der  Pädagogen  und  Ärzte,  ferner  eine 
gro&e  Zahl  einsichtiger  Eltern  sich  darüber  klar  sind,  dafs  durch 
den  Mangel  sachgemalser  Belehrung  sinnliche  Instinkte  und  Heuohelei 
bei  unserer  Schuljugend  gewaltsam  hervorgerufen  und  grofsgeEOgen 
werden,  so  entsteht  die  schwerwiegende  Frage  :  In  welcher  Weise 
soll  die  als  notwendig  erkannte  Äufkliirung  erfolgen? 

Meines  Erachten«  kann  die  Aufgabe  nur  durch  die 
Schule  gelöst  werden  Df^r  rntontcht  mufs  einheitlich  sein, 
darf  uiso  rsicht  denn  Beliel  ^n  und  dem  Verständnis  der  Ritern  über- 
Insseri  w(  rdpn,  Alb  Klings  dürfte  auch  von  einer  einmaligen  KoUektiT* 
anspräche  weniLr  zu  erwarten  sein. 

In  einigen  Privat- Mädchenschulen  wird  sf»it  mehreren  Jahren 
„Gesundheitslehre"  vorgetragen,  jedoch  derart,  dafs  die  Existenz 
der  Ors'ane  unterhalb  des  Naheis  wohlweislich  verschwiegen  wird. 

Dieser  Unterricht,  der  ja  von  einer  grofsen  Zahl  berufener 
Pädagogen  gebieteriaok  gefordert  wird,  müfste  in  den  Oberklassen 
aller  Schulen  obligntorisch  eingeführt  und  zweckentsprechend  aus- 
gestaltet werden.  Ob  ein  genOgend  vorgebildeter  Lehrer  oder  ein 
Arzt  diesen  Unterricht  leitet,  ist  im  Prinsip  ohne  ßelang.  Fflr 
Mädchenschulen  kime  selbstTerstflndUoh  nnr  weibliches  Iiebrpenonnl 
in  Betracht. 

In  der  „Gesundheitslehre"  mflfste  den  Schfllern  Auf- 
nehlnfs  Uber  Entwicklung,    Ben  und   Funktion  des 


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mensohliohen  Körpers,  über  Q-eanndheitsschftdiguiigen 
und  deren  Verhütiing  gegeben  werden. 

Natürlich  würde  es  sieh  in  den  einzelnen  Diemplinen  nnr  um 
grofszügige  Darstellungen,  soweit  sie  für  das  Vefstilndnis  des  GkuiM 
notwendig  sind,  handein.' 

Für  die  Fesbetsimg  der  Alteisgrenie,  wann  ein  derartiger 
Untenioht  einzusetzen  habe,  dürften  in  erster  Beihe  sohnlteohnisohe 
Radnioliten  in  Fnge  kommen.  Die  Bespveohnng  der  Geaehleohti- 
oigane  nnd  ihrer  Funktionen  getade  m  Beginn  der  kfliperliehen 
Reife  jedes  einaehien  SohlÜers  ist  natttrUoh  nndnrehffihrbar  nnd  »neh 
unn5tig.  Es  ist  nicht  absnsehen,  was  fSr  einon  sittUehen  Sohadea 
ein  dreisehnjfthriges,  noch  kindliohes  Hftdehen  davontragen  aoUte, 
wenn  ea  in  der  Sohnle  lernt,  dab  es  eine  Gefainnntter  nnd  lüer- 
stflcke  beherbergt  Ebensowenig  ist  an  fürohten,  daiSi  die  SinnUeh- 
keit  eines  Sohülers  erregt  wird,  wenn  er  nnter  dem  Mikroskop  neben 
dem  Taberkelbooillns  den  Srr^r  der  Gtonorrhoe  sieht 

Umgekehrt  wird  ein  geeohleehtlieh  erwaehter  Tertianer  Ton  einem 
Oberseknndaner  in  rastindiger  Weise  belehrt  werden,  wenn  etat  in 
dieser  Klasse  das  firagUohe  Penanm  erledigt  wird. 

Fragen,  die  in  wiseensohaftlioh  emster  Weise  erörtert  sind, 
können  nicht  mehr  einen  so  breiten  Ranm  in  der  Gredanken-  und 
Gefühlswelt  unserer  Jugend  einnehmen.  Sie  können  nicht  möLr  das 
unerschöpfliche  Gesprächsthema  während  der  Schulpausen  bilden. 
Dem  einzelnen  wird  sein  aus  mindestens  zweifelhafter  Quelle 
stammendes  Wissen  nicht  mehr  so  unendlich  wichtig  vorkummen. 

Dann  wird  die  Entdeckung,  dals  irgendeine  Frau  sich  Mutter 
fühlt,  nicht  em^  Senpiition  für  eine  s^an^.e  Schulklasse  bedeuten.  — 
Ein  derart  voryebi Idetes  Madclieii  ^\'lrd  sich  mit  Ekel  von  einer  Ge- 
sellschaft abwenden,  in  der  über  gesohiechtiiche  Fragen  gewitzelt 
nnd  getuschelt  wird. 

Nur  iiTif  diesem  We^o  können  wir  eine  wahrhaft  sitt- 
liche Jugend  erziehen,  die  ihren  eigenen  Körper  respek- 
tiert. Wenn  in  angegebener  Weise  das  Übel  an  der  Wurzel  an- 
gefalst  wird,  dann  werden  die  traurigen  Zeichen  eines  flbenreistsn 
SSnnenlebens  gröfstenteils  von  selbst  Tersohwinden. 

Da&  bei  diesem  Ersiehnngswerk  eine  yemflnltige  LebenswaiMi 
die  Ablenkung  der  Kinder  dnreh  Spiele  nnd  korperliobe  Übnqgao 


*  Defr  ein  lolober  Uaterrieht  vielleidit  die  wirkwuMMte  Kittel  gefsa  ^ 
Antbrsitang  dM  KarpAudhsrtniiie  dantaUen  dMe,  Mt  nebenbei  beneikft. 


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als  ontorrtflteendM  Mom«iit  sehr  aohätMOSwert  ist»  8ei  beieiiwilUg 
sngcgeben. 

Aueh  «ine  gewisse  unauffällige  Kontrulle  der  Kinder  ist 
wobl  angebracht.  Keinesfalls  aber  möchte  Uii,  wie  FiiAOHS  anrät, 
die  Mutter  in  die  gesehmaekToUe  Situation  veraeteen,  ihre  halb- 
wUehsigen  Söhne  reohi  oft  auf  dem  TtnyenohlielSibaien  KloeeU  au 
tthenaaohen.  Die  flberfcrieheiie  Onaniefvroht  nerrttaer  Hütter  hat 
Bohon  manohem  Kinde  aeine  Jngend  Teigflllt 


Uan  wende  nioht  ein,  da&  durah  eine  offene  Baepreohnng 
aexneller  Vorgänge  die  Sohamhaftigheit  nnserer  Jagend  Elnbdae  er- 
leiden kann.  Im  Gegenteil:  das  wahrhaft  anfgeklftrte  heranwaohaende 
Geaohleeht  wird  iwar  keine  kllnstleriaohe  Daistellnng  dea  unbeklei- 
deten IfenadhenkGrpers,  keine  Stelle  in  unseren  Klassikeni  anstGisig 
finden,^  aber  eo  wiid  mit  ünnem  Takt  friTole  Andeutungen  und 
Zweidentigfcttten  Yermaiden.  Die  Tieraelmjährige  Sokwester  wird 
nicht  in  Gegenwart  des  Arztes  erröten»  wenn  das  kleine  Brüderchen 
gebadet  wird,  aber  sie  wird  es  als  schamlos  empfinden,  wenn  etwa  ein 
siebzeiiüjutirig^es  Müdeheu,  weil  es  sich  gemert,  mehrere  Wochen  vor 
der  Niederkuuft  der  Alutter  das  Elternhaus  veriafät,  statt  ihr  zur 
Seite  zu  stehen. 

Freilich,  die  Mutter  geniert  sich  auch  und  ist  mit  der  Ent- 
fernung durehans  einverstanden.  —  Ünsere  heranwachsenden,  besser 
gebildeten  Sohne  und  Töchter  düriteu  in  vielen  Fällen  imstande 
aein,  ihre  Elteru  m  erziehen. 


*  loh  möchte  im  Gegensatz  zu  Flachs  raten,  die  Kinder  recht  früh  in 
Mnseen  zu  führen  und  ihnen  unbedenklich  jede  gute  Lektüre,  aoweit  lift  ver- 
standen werden  kann,  in  die  Hand  tu  geben. 


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^us  Derrammlnitgett  ttnb  Vereintit. 


Protokoll  der  Ar  don  Bau  doi  Sehidliaiim  in  der  Kemitrftlki 
in  Ztkrieh  ernannten  8elinlhaiiiba>ii1roininiiiiioiL 

MoDtag,  dea  2.  Mai  1904,  nachmittags  4Vt  ühr. 

Anwesend  die  Herren  Stadtrat  Wzss,  Vorsiteender;  Stadtnt 
Fbitschi;  Stedtiat  Dr.  Eusii  ann;  Siadtbeiuneiater  Gsissb;  Dr.  Ebait, 
Attistent  dea  Stadtarztea ;  A.  ConADi-SrAHL,  PHUident  der  Kfeisiehiil« 
pflege  HE;  AiiBBBT  Wybubm,  PMndflot  dea  LelirerkonTeBtea,  und 
zugezogen  Lehrer  Wipf. 

Der  Vonitsende  bringt  anr  Kenntnis,  dab  die  bestellte  Snb- 
kommission  betr.  die  Schulbank  frage  nun  mit  ihier  Beratniig 
au  Snde  und  berat  sei,  Bericht  and  Antrag  2a  stellen. 

Herr  Stadtrat  Dr.  Eusuank  referiert  and  erklftrt,  ohne  beaonden 
Binleitting  gleich  auf  die  einaeluen  Vorschläge  der  Subkominission 
eintreten  ku  weilen. 

Antrag  1  lautet:  ..Die  Schulbank  ist  wie  bisher  lu  acht  ver- 
schiedenen Grülsetui  um  in  er  n  zu  erstellen,  und  zwar  nach  der  vuu  der 
zürcherischen  Schul bankkomoiission  im  Jahre  1878  festgestellten 
Gruppierung  der  Schüler  nach  der  Körperlänge.'" 

Das  2^ unimersystem  in  den  verschipdenen  Gröfsen  mit  lutervallen 
von  10  zu  10  cm  wird  von  der  Subkommisäion  auch  heute  noch  ala 
das  Richtige  atige-seheu. 

Die  Kommission  stimmt  dem  Antrage  zu. 

Antrag  2  lautet;  „Die  Hälfte  der  Schulzimmer  im  Scliulhaus 
au  der  Kernstraise  soll  ausgerüstet  werden  mit  Schul baükeii  nach 
Zürcher  System,  aber  versehen  mit  der  von  Hunzikeb  in  Aarau 
erfundenen  Bollen kuppelung,  die  andere  Hälfte  mit  Schulbänken  mit 
Holzgestell,  versehen  mit  der  RsTTioschen  UmlegeTorrichtung.** 

Die  Sabkonimissiou  konnte  sich  nicht  entsohlielaen,  nnr  ein  System 
Torzoschlagen,  weil  beide  gewisse  Vorteile  aufweisen,  und  man  för 
•ngeaeigt  fand,  io  dem  neuen  Schulhause  nnn  einmal  die  beiden 


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685 


Bilikke  nebenemander  zu  haben,  um  in  grölserem  MaCae  fi«obaohtai|g«ii 
xn  maoIieD  und  die  Vor-  und  Nachteile  beider  kennen  zu  lernen.  Die 
Zürcher  Bank  mit  dem  Eisengestell  ist  entschieden  ge&Uiger  als  die 
Holzbank.  Für  beide  war  in  Sflekeicht  auf  die  mOgüehste  Scbenmig 
dee  Bodenbelages  eine  leiohte  BewegUobkeit  anEOStreben.  Das  wird 
eneiokt  eineiseits  dmoh  Anbnognng  von  Bollen,  weil  die  eiaemen 
Bänke  in  aohwer  wSren  mm  Umkippen,  und  andeneits  dnieh  die 
TJmlegeTomohtiing.  Um  Binke  an  erkalten  genan  ao  wie  ea  gewAnacbt 
wird»  Bellte  von  jeder  EonBtmktioneBrt  vor  der  Vergebung  noob  ein 
Modell  erstellt  werden. 

Herr  Oobadi  will  dem  Vorsohlage  keine  Opposition  maeben, 
obwohl  er  ea  fibr  besser  kalten  wfirde^  wenn  die  Snbkommission  nnr 
ein  System  empfoklen  ktttte. 

Herr  Stadtbanmeister  Geiseb  anerkennt  die  Notwendigkeit,  die 
Sobnlbänke  den  hygienischen  Forderungen  anzupassen.  Er  vertritt 
den  Standpunkt  der  Subkommissiou,  dafs  nun  einmal  von  der  Stadt 
selbst  je  ein  Modell  der  beiden  Bankarten  angefertigt  werde  und 
hienach  die  verschiedenen  Grcifsen  genau  bemessen  werden.  Es  könnte 
dann  auch  die  Lieferung  der  Gufsgestelle  von  der  Stadt  direkt  an 
die  Gielserei  vergeben  und  damit  nocli  eine  Erbparuis  erzielt  werden. 
Die  Gufsbauke  okiie  ßoUen  wären  schwer  zu  verschieben,  schädigten 
den  Bodenbelag  und  machten  die  Reinigung  mangelhaft.  Durch 
die  Rollen  wird  dem  übelstand  abgeholfen.  Das  Holzmodell  war 
in  dieser  Beziehung  handlicher  auch  ohne  Um!ef,^evorrichtung. 
HuNZiKEB  in  Aarau  hat  die  RoUenkuppelung  zuerst  nur  ganz  einfach 
mit  Holzschrauben  konstruiert.  Er  legt  jetzt  ein  neues,  verbessertes 
Modell  mit  durchgehenden  Schrauben  vor,  das  gute  Dienste  leisten  und 
solid  sein  wird.  Herr  Lehrer  Dr.  Bbetsobbb  berichtet,  dals  die  Bänke 
mit  Rollen  entschiedene  Vorteile  mit  Bezug  auf  die  Beinliohkeit  bieten. 
Allerdings  wird  die  Rolle  an  der  Bank  etwas  vorstehen ,  aber  eine 
Inkonvenienz  wird  daraus  kaum  entstehen.  Ein  Modell  ist  auch 
nötig  Air  die  Vergebung,  weil  die  Plftne  allein,  die  ja  immerkin 
angefertigt  werden  müssen,  niokt  genfigen  wUrden,  wenn  man  exakte 
Arbeit  verlangt 

Herr  Lekrer  WzdIiBB  fragt  an,  ob  die  seitiioke  Veisckiebnng 
der  Bttnke,  wie  sie  infolge  der  Bollen  bedingt  weide,  in  den  schmalen 
Zimmern  der  VII.  nnd  VlU.  Klassen  ml^liok  sei. 

Herr  Lekrer  Wipf  ist  sioker,  dab  die  Versekielnuig  siek  gnt 
▼ollsieken  Iftlbt.  Allerdings  wird  bei  der  Beini^uii<3^  jüde  Bankreike 
dreimal  Tnaekoken  werden  mflssen. 


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Herr  Dr.  Kraft  erklärt,  dafs  er  in  den  Beratungen  der  Sab- 
kommiasioii  nicht  besonders  für  Anwendung  der  beiden  Banksysteme 
eingenommen  gewesen  sei.  Er  wttre  persOnlieh  für  die  reine  Hob* 
konstroküon  mit  BETTia-Umlegevorriclitiing.  Gl^n  dieses  System 
mud«  geltend  gemaoht,  dafs  eine  Eisenkonstraktion  sorgfidtiger  and 
genauer  ausgeführt  werde.  Herr  Dr.  Kraft  ist  der  Ansieht,  dds 
die  Hokkonstruktion  gerade  so  gut  und  richtig  ausgeführt  werden 
könne,  und  Reparatoien  sind  bei  fiols  dann  jedenfalls  leichter  and 
einfacher  als  bei  einer  Bisenkonstruktion.  £^  stelli  keinen  Ghgen* 
antiag,  wollte  aber  doch  seinen  Standpunkt,  dab  die  Holskonstmktion 
als  das  opportunste  eiseheine,  tot  der  Kommission  ram  Ansdmok 
bringen.   Die  endlosen  Probeleien  sollten  endlieh  einmal  anf  hören. 

Herr  Stadtrat  Dr.  Ebismaux  ist  der  Ansiobtp  dals,  da  man  immer 
nooh  nicht  sieher  sei,  nun  das  Beste  getroffen  za  haben,  es  sieh  doch, 
wie  schon  erwihnt,  empfehlen  weide,  einmal  beide  Systeme  in 
gröberem  Hafte  sn  probieren.  Die  reine  Holskonstmktion  ist  bis 
jetzt  in  Zürich  hoch  nicht  besonders  erprobt  worden,  nnd  es  würde 
daher  gewagt  scheinen,  nnr  hülaeme  Bünke  an  bestellen,  wlhrend 
die  Zürcher  Bank  doch  gnte  Diemite  leistet.  Mit  den  Frobeleien  ist 
es  in  Zürich  übrigens  nicht  so  schlimm,  nnd  gans  wird  man  sie  nie  « 
beseitigen  kOnnen. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Stadtrat  Wtss,  bat  den  Eindruck,  dalii 
die  Subkommission  nicht  einig  werden  konnte  über  die  Wahl  des 
Systems,  weshalb  wohl  auch  der  Vorschhiu--  fin-  beide  Svsteme  gemacht 
worden  ist.  Unter  diesen  Umständen  wäre  die  Koinmiäsiou  kaum  in 
der  Lage,  nur  durch  Diskussion  eine  bessere  Losung  zu  finden. 
Eventuell  mttfete,  wenn  man  sich  heute  nicht  einifren  könnte,  die 
Angelegenheit  nochmals  an  die  Subkommission  zurückgewiesen  werden. 
Allein  die  Zeit  drängt  nun  zur  Bestellung.  Die  Roll©  an  der  Zürcher- 
Bank  küiintf!'  ^anz  gut  auf  dpv  iuiiern  ISeite  der  Bank  angebracht 
werden,  womit  dem  Übelstand  des  Vorspringens  über  die  Bank  hinaus 
abgeholfen  wäre.  Eine  noch  .speziell  7.u  untersiichonde  Frage  ist  die, 
ob  der  Anfertigung  von  Eisenraodellen  und  der  direkten  ßestellong 
durch  die  Stadt  nicht  etwa  Urheberrechte  entgegenstehen. 

Herr  Stadtbaumeister  Geiser  glaubt,  dafs  Urheberrechte  nicht 
mehr  in  Frage  kommen,  er  will  sich  aber  nooh  genau  informieien 
und  Bericht  erstatten. 

Die  Kommission  beschlielst  nach  Antrag,  für  die  eine  Hälfte 
der  Bänke  in  das  Schulhaus  Kemstrafse  die  Zürcherbank  mit  HoUen- 
kuppelang,  für  die  andere  Hälfte  die  HolsbaDk  mit  Bameecher 


637 


Uml«goTomditiiiig  anfertigen  su  Uusen  in  der  Ueurong,  ddb  Torher 
dureb  das  Hoobbftnamt  nook  je  ein  Modell  angefertigt  nnd  der  Sab« 
kommittion  Toigewiesen  werde.^ 

Antrag  3  lanfet:  ^Der  fiankeits  soll  dnrohgehendy  nnverklirat 
und  aniklappbar  sein,  nnd  der  flaolie  8its  naeli  binien  eine  Neigung 
von  1  om  erbalten." 

Hin  sagte  sieb,  dab  fflr  den  Sitz  das  Biniaobste  das  Beste  sei. 
Sinaelsitw,  Pendelsitse,  Sohiebsitse  nnd  Drebsitaeb  wie  sie  an  den 
•inaeinen  Modellen  an  seilen  sind,  sind  Spielereien,  nnd  man  wird  gaos 
ohne  ZweiM  Air  Sebnibinke  von  selbst  wieder  zum  Ein&oben  sorttok- 
kommeD.  Bei  der  eigentlicheD  RETTio-Bank  ohne  aufklappbaren 
Sitz  uud  aufklappbares  Tischblatt  müssen  die  Kinder  zum  Aufstehen 
neben  die  liauk  treten.  Das  hat  vielfach  zur  Folge,  dafs  sie  dann 
nicht  mehr  richtig  in  die  Bank  luneiüsitzeu,  und  nameuLüch  die 
IVIiidcheii  schieben  sich  die  Kleider  einseitig  anter  den  Körper. 
Aut  klappbarer  Sitz  ist  daher  notwendig.  Der  Sitz  soll  ein  plattes 
Üreit  sein  mit  geringer  Rekimatiou  (Rückwärtsneigung). 

Dieser  Antra«-  wird  von  der  Kommission  ebenfalls  angenommen. 

Aiitra^^  4  lautet:  „Die  Tischplatte  soll  eine  Neigung  von  15® 
erhalten,  und  die  Klappe  soll  als  Lesepult  mit  35*^  Neignng  um- 
gelegt werden  können.  Der  zurückklappbare  Teil  der  Tisohplatte 
soll  geteilt  sein,  damit  die  Schüler  in  der  Benutzung  der 
Klappe  voneinander  unabhängig  aind.  Die  Bänke  erhalten  femer 
dnrohgehende  horizontale  Lehnen  aus  zwei  Latten.  Die  nntere, 
70  mm  breite  und  stark  abgemndete  Kreuzlendenlehue  soll  vom 
Sehfiiw  bei  richtiger  Schreibhaltung  mit  dem  Kreuz  berührt  werden 
können.  Die  obere  breitere  Lehne  (100 — 110  mm)  neigt  sieb,  vom 
Tord^rsten  Punkt  der  nntem  Lehne  ans  gereehnei,  nm  15'  Ton  der 
Vertikalen  ab.*  Sie  soll  vom  Sohttler  in  der  Bnkestellnng  (Lssen, 
mttndlieher  Unterrioht)  roll  benntat  werden.'' 

Senkreohte  Emaellebnen  hätten  den  Naobteil,  dalk  die  Kinder 
die  Lehne  oft  nioht  benutzen.  Aneb  können  die  Binaellehnen 
unten  nioht  dnrshbroeben  sein,  wfthrend  es  gerade  für  Mädehen  von 
Vorteil  ist,  daib  die  Kleider  naoh  hinten  frei  liegen.  Die  einselnAn 
Ansmafee  sind  in  allen  Teilen  genau  bestimmt»  die  Kommission  wird 

*  DieMf  Btwhiaft  wmde  tp&tar  dahin  abgeändert,  daft  nur  Bfinke  mit 
Ktenkonsfcmktion  imd  mit  fioUeakappdang  lur  Verwenclnng  koouDMi  willen. 

<D.  Red.) 

'  Die  RekliaatioQMteUung  der  oberen  Lehne  wurde  später  auf  18^  f(Mt- 
gesetzt.    (D.  Eed.) 

Hcbulgeauodheitapflege.  XVII.  3S 


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688 


aber  auf  diese  Details  nicht  eintreten  wollen.  Für  die  Anfertigung 
der  Modelle  weide&  dem  Hookbauamte  die  genauen  Angaben 
gemacht  werden. 

Die  Kommission  ist  mit  dem  Antrage  einTetstuideii. 

Herr  Stadtrat  Dr.  Erismahk  bemerkt  sodum,  dafs  ganz  besonden 
folgende  zwei  Mafse  wichtig  seien.  1.  Der  vertikale  Abstand  der 
hintern  Kante  der  Tischplatte  vom  Sitz  (Differenz).  Derselbe  mala 
entsprechen  dem  Abetand  des  Ellbogens,  beim  frei  herabhängenden 
und  im  Ellenbogm  gebeugten  Arme,  von  der  Sitzbank,  mit  einein 
Znsohlag  Ton  2--4  om  wegen  der  leiehten  Hebung  des  Untenurmes- 
beim  Sobieiben.  Diesss  lüitt  betrtgt  o».  167e  der  Kdrperllnge.  Die 
Sabkommission  hat  es  der  firflherea  Mabtahelle  gegenllber  etwas 
fsdnsiert.  S.  Der  Abstand  des  SitMS  Tom  Boden  besw.  Fnlsbrstt 
Derselbe  soll  naoh  der  Ueiniuig  der  Snbkommission  etwss  grOlker 
sein,  als  er  naoh  den  bisheiigen  UabtabeUen  bei  der  Zfizeher  Baak 
«Dgenonunen  war. 

Die  Sabkommission  schlagt  im  weitem  Tor,  dab  alle  Sinke 
gerippte,  breite  nnd  solid  befestigte  Foftbretter  erhalten  sollen. 

Der  Vortitoende,  Herr  Stadtrat  WtbBi  hSite  geglaubt,  dals  die 
Obeisieht  über  die  Beinlichkeit  des  Bodens  ohne  Fdbbretter  eine 
giOfbere  wäre^  nnd  dab  glatte  Biettw  besser  sn  rainigen  wflien  als 
gerippte. 

Herr  Stadtrat  Dr.  Eribmann  erläutert,  dofs  die  Reinhaltung  der 

Luft  während  des  Unterrichts  eine  viel  grölsere  sei,  wenn  man  Fufs- 
bretter  anbringe,  und  /\Mir  eben  gerippte.  Der  Schmutz  kommt  in 
den  Rillen  zur  KuLe  und  wird  nicht  immer  wieder  von  den  Schuheu 
aerriebeu  und  als  Staub  aufgewirbelt.  Auch  bleiben  im  Winter,  wo 
oft  an  den  Schuhen  Schnee  ins  Zimmer  getragen  wird,  die  Platze 
trockener. 

Die  Kommission  bescbliel.Nt,  es  seien  nach  Antrag  gerippte, 
breite  und  festgeschraubte  Fulsbretter  zu  verwenden. 

Herr  Stadtrat  Dr.  Ekismann  möchte  noch  zwei  Punkte  zur 
Sprache  bringen,  nämlich  einmal  die  sogen.  „Minusdistanz",  d.  b.  wie 
weit  die  vordere  Sitzkante  unter  die  Tischplatte  gehen  soll.  Er  hält 
dafür,  man  sollte  hiefür  mindestens  '6  cm  annehmen.  Bis  jetzt  habe 
man  in  Zürich  gewöhnlich  nur  2  cm  angenommen,  was  aber  zu 
wenig  sei.  Sodann  sollte  auch  die  Höhe  der  Fufsbretter  über  dem 
Boden  bestimmt  werden.  Gegenüber  einem  Bedenken  des  Herrn 
Stadtrat  Wtsb,  dals  man  sich  nicht  über  die  Minusdistana  werde  ans* 
spreohen  können,  weil  dieses  Bfals  mit  andern  im  Znsammenhange 


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639 


stehe,  äufsert  Herr  Stadtrat  Dr.  Ehlsmann,  dais  da^  niclit  der  Fall 
und  die  Minusdistanz  ganz  unabhängig  von  andern  Mafsen  sei. 

Herr  Lehrer  Wydleb  hält  ans  Erfahrung  dafür,  dafs  man  mit 
dpr  Minusdistanz  nicht  über  3  cm  gehen  soll,  das  Sitzen  wird  sonst 
unbequem,  unH  die  Kinder  fühlen  sich  zu  sehr  eingeengt. 

Herr  Lehrer  Wii  i  kann  der  Anregung  des  Herrn  Stadtrat 
Dr.  Erismann,  für  die  Mmu.^disiunz  künftig  3  statt  nur  2  cm  an- 
zunehmen, ohne  Hedenken  zustimmen,  um  so  mehr,  ;ius  der  neuen 
Schuibankliteratur  sich  ohnehin  ergibt,  dals  die  Minuadistanz  moht 
von  grofser  Bedeutung  ist. 

Auch  Herr  Stadtrat  Fkitschi  erklärt  sich  einverstanden. 

Die  Kommission  besohlieist,  dafs  die  Minusdistanz  bei  den 
BttnkeD  3  cm  betragen  soll.  Der  Abitand  der  Fubbretter  (Oberkant) 
Tom  Boden  wird  für  die  kleinste  Nummer  auf  15  cm  bestimmt. 

Der  Vorsitzende  erklärt  damit  die  Angelegenhoit  der  Schulbank- 
frage  fftr  erledigt  in  dem  Sinne,  dals  nun  vom  Hoehbanaznt  je  ein 
Modell  angefertigt,  und  die  Modelle  hierauf  noeh  Ton  der  Subkom- 
mission  besichtigt  und  besprochen  werden  sollen.  Vom  Schulwesen 
wird  im  weitem  für  die  Bestellung  die  Angabe  der  Zahl  der  Schul- 
bänke in  den  einzelnen  Nummern  an  die  Bauverwaltung  erwartet. 

Als  aweiiee  Traktandnm  ist  su  behandeln  die  Beleuehtungs- 
frage.  Der  Voniiaende  hat  hiefilr  unter  Beizug  dee  Ingenieun  des 
fiilektrudtätswerkes  eine  Vorbeepreehnng  yeranlabt.  Es  hat  aiofa  dabei 
geeeigt,  dale  der  indirekten  Beleuchtung  einige  Schwierigkeiten  ent- 
gegenatehen.  Infolge  der  ünteratige  lind  die  Sohulaimmer  Ittr  An« 
briugung  der  Bogenlampen  etwas  niedrig,  anoh  (steht  nur  Weohsel- 
Strom  sur  Verfügung,  wfthrend  GHeicfastrom  für  die  indirekte  Belench- 
tuDg  Torteilhalber  wttre.  Wenn  die  Bogenlampen  an  der  Beeke 
tugebraeht  werden  könnten,  würden  sie  3  m  Tom  Boden  abstehen, 
wegen  der  Untenflge  wird  das  aber  nicht  mOglioh  sein»  oder  es 
mlUMen  dann  statt  nur  swei  drw  Bogenlampen  angebracht  werden. 
Man  einigte  sidi  dann  auf  den  Vondüag,  awei  Zimmer  provisorisch 
/  mit  Bogenlampen  flkr  indirekte  Beleuchtung  eiDiuridhten,  und  zwar 
das  eine  mit  zwei,  das  andere  mit  drei  Lampen.  Der  Versuch 
müfste  sich  selbstverständlich  über  den  Zeitraum  eines  "Winters  er- 
strecken, wenn  mau  üchuge  BeobachLungen  in  der  praktischen  Au- 
weuduug  machen  will. 

Herr  StadtLitumeister  Geiseb  bemerkt,  dals  vom  Schulwesen 
volle  Beleuchtung  ftür  sechs  Zimmer  der  VII.  und  VIII.  Klassen 

82* 


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640 


verlangt  worden  sei.  Der  Scbulvorstand  berichtete  dann  naohtr&glichf 
dais  die  ßeleuchtong  für  vier  Zimmer  genüge. 

Herr  Stadtrat  Dr.  Ebisuanm  ist  der  Aoaioht,  dafe  die  Wirkung 
der  probeweisen  indirekten  Beiencktang  an  einen  oder  zwm  Abenden 
mittela  pbotometrischer  Messungen  ebenso  genau  bestimmt  wenden 
kOnne  wie  bei  einer  balbjflhrigen  Beobacbtting,  und  dafs  man  dann 
gleich  in  allen  vier  Zimmern  die  definitiTe  InetaUation  anbringn 
konnte. 

Herr  Stadtrat  Wns  kttlt  im  Gegenteil  dafür,  dab  ein  Venwdi 
nur  dann  eiokem  Erfolg  haben  kdnine,  wenn  dezeelbe  ftr  Ungers 
Zeit  fbrtgeeetst  werde,  damit  man  beim  Sehnlbetrieb  Vor-  und  Kadi- 
teile  heranefinden  könne.  Das  indirekte  Lioht  kennt  man  ja  aoboii, 
nicht  aber  die  Wirkung  für  das  Bedttr&u. 

Die  Eommimion  heechlieiat»  dab  awei  Zimmer  probeweiae  mit 
swei  beiw.  drei  Bogenlampen  filr  indirekte  Belenohtang  an^geetaiM 
werden  aoUen  und  die  swei  weiteren  Zimmer  mit  gewöhnliebea 
Glühlampen. 

Betretend  den  in  letster  Sitzung  angeregten  Augenaehein  erwihnt 
der  Vorsitzende,  dafe  wegen  der  Sohulbankfrage,  zu  derra  Behandluiig 

die  Modelle  zur  Hand  sein  mufston,  die  Abhaltung  des  Augenschetw 

nicht  möglich  war.  Er  fragt  an,  ob  die  baldige  Vornahme  gewünscht 
werde,  oder  aber  zugewartet  werden  wolle,  bis  wieder  Geschäfte  ru 
behandeln  seien. 

Die  Kommission  ist  für  Versohiebung  des  Augeuscheins. 


Bemerkungen  su  naohstehender  Tabelle. 

Zu  2.   Als  Ausgangspunkt  bei  der  Konstruktion  der  Bank  gelteu : 

a)  der  Punkt,  in  welchem  die  durch  den  vordersten  Punkt  der 
unteren  Lehne  gehende  Vertikale  die  Sitzflftche  berührt  und 

b)  die  DimeoBion  2,  die  sieb  Tom  Tischplattrand  oberksat  bis  in 
dem  Tertikal  darnnter  gdegeaen  Pnakte  der  Sitsflicbe  verstellt 

'Zu  3.  Abf^tand  der  dem  Tisch  zugekehiteo  Sitsbankksate  von  oberiooi 
Fufebrett. 

Zu  4.  Oberkant  Fufsbrett  bis  Fufsboden. 

Zu  5.   Abstand  vom  Fufsboden  bis  horiz.  Fries  des  Tisches  oberkant. 

Zu  7.  Abstand  des  der  Lehne  zugekehrten  Tischplattrandes  bis  zu  einer 
nach  oben  verliageitea  Vertikalen,  welciie  dorch  den  TordscStoi 
Punkt  der  unteren  Lehne  and  die  Sitsfliche  geht. 

Zu  8.  Die  Tordere  Sitsbsnkkaate  soll  30  mm  anter  die  Tlsdiplstle  m- 
geschoben  worden. 


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Zu  9.  Der  Sit/  ist  durchgehend,  in  der  gaiiz«a  Breite  um  etwas  über  UO' 
aufklappbar  und  gau  flach.  Von  d«m  tmter  2a  geaaiuiteB  Piakt 
steigt  die  Bankfllclie  nacli  voni  nm  1  cm.   Der  Abstand  Uber 

Boden  versteht  sich  Tom  yorderen  Ende  der  Sitzbank  aas. 

Zu  12 — 15.  Die  nnterc  Lehne  steht  in  etwas  schiefer  Richtung,  aber  im 
vordersten  Punkt  tangential  znr  oberen  Lehne  und  wird  stark  ab- 
gerundet. Der  vorspringende  Punkt  liegt  in  der  Vertikalen.  Eine 
von  diesem  Punkt  aus  mit  18^  Rückwärtsneigung  gezogene  Lioie 
gibt  die  BekUnatioii  der  oberen  flachen  Lehne  an. 

Zu  16—18.  Der  Tisch  eriiftlt  EiueJUappen.  Diese  soBen  als  Leaepilt 
unter  .'^5^  Neigung  an^s^Uappt  werden  können.  Jeder  Tiacb  erhilt 
zwei  TintenHlsser. 

Zu  21.  Jede  Bank  erbalt  ein  ir'  rtlltes,  breites,  horizontal  liegendes  ¥uür 
brett,  das  mit  den  Fuisholzem  verscbraobt  wird. 


YoUu.  nnd  S€hilbäd6r  ii  H^Uaiid. 

Ans  den  Yerhandlnngen  des  am  16.  September  1903  im  Knr- 

hans  zu  Scheveningen  eröffneten  zweiten  Kongresses  des 
niederUndischen  Vereins  für  Volks-  and  Schnlbäder.^ 

Der  Frftsident,  Hanptinspektor  fBr  Yolksgeanadheit,  Dr.  med.  W. 
P.  Rutsch,  erwAhnte  in  seiiier  tinleitenden  Bede  mit  tinigen  Worten  des 
Znsammenhanges  zwisdien  der  Hautkultur  und  der  normalen  Funktion  der 
inneren  Organe.  Eine  fr^te  Hautpflege  beugt  e]iitkmischen  Krankheiten 
vor.  Wie  ein  leuchtender  Stern  steht  Amsterdam  an  der  Spitze  der 
Städtereihe  Hollands.  20000  Golden  sind  hier  zur  Verftl<?nng  gestellt 
worden  für  Errichtung  einer  neuen  Kinderbadeauütalt.  Im  üaag  hat  tuac 
▼or,  eine  swtite  Badeanstalt  zn  banen,  wozn  ein  Kapital  von  16000 
Gnlden  nfttig  ist  —  Der  Stioretär  Dr.  Ekcbb  erstattete  hierauf  Berieht 
über  das  vergangene  Jahr  und  teilte  mit,  dafs  der  Verein  sich  wesentlich 
noch  im  Stadium  der  vorbereitenden  Arbeit  befinde.  Hunderte  von  Rund- 
schreiben wurden  abgeschickt,  und  die  Anzalil  der  Mitgliedpr  i<t  infolare- 
dessen  auf  IGl  gestiegen.  Nach  dem  Bericht  tlber  den  Rcchnungsabschlufs. 
den  Fräulein  Wilh.  Jansen  erstattete,  ging  mau  über  zur  Beratung  des 
Statntenentwmfes,  dessen  erster  Artikel  lautet:  „Der  Yertin  hat  zum  Zwed^i 
die  Grflndnng  und  Erhaltnng  der  Yolks-  nnd  Schnlbadeansttiten  in  den 
Niederlanden  /u  fördern.''  Nach  Art.  2  sucht  der  Verein  dies  nt  S^ 
reichen  durch  ZusammenkOnfte  der  Komiteemitglieder  solcher  Anstalten  und 
anderer  Personen,  welche  sich  für  die  Sache  interessi^^ren  Im  weiteren 
soll  ein  A nskuiiftsbureau  gegrtindet  werden,  welches  denjenigen,  die  solche 
Anstalten  errichten  und  betreiben  woUeu,  Rat  und  Auskunft  gibt;  schliefe- 
lich  ist  projektiert  die  Organisation  poimlärer  Vorträge,  die  VerOffentlicboog 
von  Berichterstattnngen  nnd  Schriften,  das  Ansschrtiben  von  Preisfinie^ 


1  Bünen  Berioht  ühw  den  ersten  Kongreß  s.  diut  ZtiMr^  1908,  8.  ^ 


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Der  Verein  hat  sich  im  Haag  niedergelassen.  —  Herr  Simons,  Architekt  im 
Haar,  sprach  sodann  über:  „Eine  einfache  und  billige  Volks-  und  Schiil- 
baiieanstalt" .  Nicht  nur  ?on  hygienischen,  sondern  auch  ?on  technischen 
und  pekuniären  Gesichtspunkten  ausgehend,  hielt  der  Referent  eine  glutiende 
Hede  Aber  das  Bmuebad,  welches  nur  wenig  Platz  in  Anspruch  nimmt. 
£r  mochte  gerne  an  venehiedeneD  Olfonflidien  PIttien  in  den  ehudnen 
Stadtriertebi  kleine  Badehänser  erbeut  sehen.  In  der  auf  den  Vortrag 
folgenden  ausgedehnten  Diskussion  sprach  sich  Frau  de  Groöt  zugunsten 
der  Volk«;-  und  ScbnlbÄder  aus.  Sic  änfserte  die  Ansicht,  dafs  die  Schul- 
bäder vom  üemeiudevorstand,  die  Volksbäder  dagegen  von  den  Borgern 
und  Einwohnern  der  Gemeinde  erbaut  werden  mflssen.  —  Dr.  D.  Ris 
teilte  einiges  mit  aber  die  Volks-  und  Schulbadeanstalt  in  Schiedam,  welche 
Anstalt  gegenvlitig  mehr  besucht  wird  als  früher;  die  geringste  Teilnahme 
erfährt  dieselbe  von  selten  der  Fraaen.  Dr.  Bis  meint,  dab  die  fer^ 
schiedenen  Gesellschaften  fttr  Wohnnngsbaa  ihren  Mietern  eine  Anzahl 
Bädor  zur  Verffl-rnno:  stellen  sollten.  —  Von  Dr.  dk  Groot  wurde  darauf 
aiitmerksam  gemacht,  dafs  das  beste  Mittel,  das  Volk  an  dan  Baden  zu 
gewöhnen,  die  Schulbadeanstalten  seien.  —  Aach  Dr.  RüYscii  meinte, 
dals  man  Überall,  wo  es  nur  möglich  ist,  Schalbadeanstalten  errichten 
mfisse,  nnr  solle  man  nicht  m  einseitig  ▼orgeben  nnd  anch  fttr  andere 
Badeanstalten  arbeiton.  —  Es  worde  noch  erwihnt,  dab  manche  ^eOeicht 
daran  Anstois  nehmen  möchten,  dafs  im  Schnlbade  der  Lehrer  benr.  die 
Lehrerin  die  Knaben  bezvr.  Mädchen  ganz  auscjezogen  sehe.  Es  wnrde 
der  \  orschlap:  gemacht,  kleine  Schürzen  zu  verwenden;  da  dieselben  ahpv 
beim  Reinigen  sehr  hinderlich  sind,  so  wurde  diese  Idee  fallen  golas^cü. 
—  Das  Ausschreiben  einer  Preisfrage  wurde  auf  das  nächste  Jalir  ver- 
soboben.  (Mitget.     Dr.  J.  M.  C.  MoüTON-Haag.) 


kleinere  illitteiUitjeit. 


Eine  Zasammenstellnng  Iber  Schfilenelbstmorde  hat  auf  r;;  und 

amtlichen  Materials  Prof.  Eülexburö  in  der  ^  Umschau^  veröflfentlicht. 
Danach  beträgt  die  Gesamtzahl  dif»<5er  Selbstmorde  in  Deutschland  für  die 
Zeit  von  1^83 — 1900  nicht  weniger  als  950.  EuIiEnbuhu  schlieCst  den 
Aufsatz  mit  den  Worten:  Versuchen  wir,  das  vorläufige  Gesamtergebnis 
saaammemmfiuaen,  nm  den  Anl^,  den  Hans  and  Sehlde  an  dem  Znstaade- 
horamen  der  Scfadlersslbstmorde  haben  mOgen,  ohne  Voreingenommenheit 
abznschützen,  so  mnls  sich  die  Wagschale  unzweifelhaft  tief  zn  Ungunsten 
des  Hauses  herabsenken.  Gewifs  ist  auch  die  Schule  nicht  von  Mitschuld 
freizusprechen;  mit  ihren  schematischen,  in  mancher  Hinsicht  veralteten 
und  rückständigen  Einrichtungen,  mit  ihrem  naiven  Konservatismus,  der 
immer  gutgläubig  überzeugt  ist,  da£s,  was  vergangenen  Generationen  getaugt 
habe,  auch  der  neuen,  so  ganz  anders  beschafTenen  Generation  in  gleicher 


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Weise  tanslicli  sein  müsse ;  mit  ihrer  viel  m  geringen  Berflcksichtigung 
der  SchUlerindividnalitäteo  und  diesen  gegenüber  vielfach  versagenden  er- 
zieherischen Leistung.  Indessen  das  txad.  M&ngel  and  Obel^ftnde,  die  zum 
grolflai  Teil  dem  Betrieb  der  Scbole  ah  Offeatiicher,  den  aUgemeiiiee 
Staatanotwendigkeiten  angepalster  laatitation  uiTeniieidlieh  anhalten,  «ad 
deren  naditeilige  Folgen  Qbeidies  viel  weniger  aar  Oeltang  kommen  wflrd^, 
nenn  der  Schnlc  nicht  schon  vioKarh  ein  von  voniherein  unireeigii^ea, 
minderwertiges  and  belastetes  Schülermaterial  nif^nae,  und  wpnn  ihre 
mOhnn^en  nicht  durch  die  schildijrenden  Eintlüsse  in  Haus  und  Familie  oll 
in  &o  schroffer  Weise  durchkreuzt  und  lahm  gelegt  würden.  Von  dieser 
Seite  mOflsen  anch  die  Hebel  zur  Verblltong  und  Abhilfe  weaentlidi  ange- 
setzt werden. 

ÄrEtliebe  Untersnchnng  der  in  den  Jahren  1901  nnd  1902  ins 

schnlpflirliti^e  Alter  gelangen  Kinder.  Das  eidcenössische  statistische 
Bureau  verüÜeDtlicht  in  der  ^Zeiischr.  f.  Schweiz.  Statisfik"  (1904)  «lie 
Ergebnisse  der  Erhebungen,  die  von  15  Kantonen  im  Schuljahre  IVIÜl 
nnd  von  lÖ  in  dem  von  1902  durchgelührt  wurden. 

Von  den  109252  onteFmcbten  Kindern  erwieaeo  sieh  11779  =s 
IO8V00  als  nicht  YOllig  normal.  Übrigens  waren  nur  53  Kinder  =  0,5 '/m 
der  Geficimfzahl  blödsinnig,  also  bildungsunföhig,  während  Erziebnng  und 
Unterricht  bei  allen  übrigen,  selbst  bei  den  Schwachsinnigen  (I6V00  der 
Gesamtzahl)  ganz  erfreuliche  Hesaltate  zu  erzielen  vernii>L'cii.  Die  mci?ten 
dieser  anormalen  Kintier  können  sogar  dem  Unterricht  in  der  uifentlichea 
Volksschule  folgen,  und  für  9Ü4  (ÖÖ  "/oo  der  GebrechlicJien,  G  Voo  der 
Geaantzahl)  wnrde  Versorgung  in  dne  Sperialklaase  oder  I^Msialaiwtalt 
beAlrwortet. 

Die  weitaus  grölste  Zahl  der  nicht  ganz  normalen  Sehfiler  (9672 
=  84,4  %o)  ist  mit  leichteren  oder  schwereren  körperlichen  Krankheiten 
oder  Gehrechen  behaftet  —  mit  Leiden,  die  in  vielei!  FrUlen  mit  m- 
nebmendem  Alter  von  selbst  verschwinden,  oder  d'w  durch  richtige  Be- 
handlung gehoben  werden  können.  Es  ist  daher  sehr  za  begrtUsen,  d&is 
die  Beobachter  diesen  Verbflltaisaen  immer  gröfsere  Anfinerksiunkeit 
schenken. 

Die  Fürsorge  für  bedflrftige  Schulkinder  im  Kanton  Zorich 
im  Jahre  1903  bestand,  wie  das  ^Amil.  Schulbl  d.  Kt.  Zürich''  (Nr.  8) 
mitteilt,  im  Betriehe  vnn  Jugendhorten,  Ferienhandarbeitskursen, 
Ferienhorten  und  in  der  Abgabe  von  Nahrung  und  Kleidnnif. 
Jugendhorte  bestehen,  im  ganzen  10,  vor  der  iland  nur  in  der  Stadt 
Zürich.  Sie  beherbergen  im  ganzen  300  Kinder.  Nach  Schluüs  dei 
Untenidits  nnd  an  aehnlfreien  Nachmittagen  scharen  sich  die  Kinder,  deren 
Eltern  anf  Ariieit  abwesend  sind,  nm  den  Hortleiter.  Sie' erhalten  Mikh 
und  Brot  und  arbeiten  oder  spielen  im  Freien  oder  in  den  Schnlräumea. 
Die  Hortleiter  sind  ir.  rirr  Regel  Prirnnrlehrer,  die  sich  dieses  hnmanitirca 
Werkes  neben  der  St  tmlai  ln^it  annehmen 

Die  Ferienhandarheitskurse  umfalsten  im  Jahre  1903  17  Kurse  mit 
zusammen  260  Schülern.  Sie  ex^istieren  ebenfalls  nur  in  der  Stadt  Zürick 
nnd  bestehen  in  Hobelbaak-,  Schnitzerei-  nnd  MetaUarbeiten.  Jeder  Teil* 
nehmer  arbeitet  an  je  zwei  Vor-  nnd  zwei  Nachmittagen  za  je  rier  Standes 


645 


wftbrend  der  vier  WoohcTt  (lauernden  Sommerferien.  Nach  der  zweiten 
StODde  erhalt  jeder  iSchüler  3  dcl  Milch  und  ein  Stück  Brot. 

Die  Ferienhorte,  von  denen  zwar  erst  einer  im  Jahre  1903  in  Zürich 
eingeführt  wurde,  bezwecken,  Kindern,  denen  es  nicht  vergönnt  ist,  ihre 
Feries  anberlialb  der  Stadt  zmiibringen,  Gelegenheit  la  Spaiierg&ngeD  und 
8]iielen  in  Feld  und  Wald  ni  geben»  In  den  Sonunerfetien  nehmen  uu- 
gesamt  59  Kinder,  in  den  Herbstferien  54  Knaben  und  26  Mftdchen  teil. 
Die  Spa^ierffänge  und  Spiele  fielen  je  auf  den  Nachmittncr  von  2 — 6  oder 
7  Uhr;  ein  Abendbrot,  bestehend  aus  Milch  and  Brot,  wurde  auch  da 
geboten. 

Die  Abgabe  von  xsabruug  und  iüeiüung  au  duritige  Schulkinder  luud 
in  22  Ortaehaften  statt,  in  giOfiwrem  Kabstabe  m  m  der  Stadt  Zürich. 
Weitaus  an  den  meisten  Orten  wnrde  den  Kindern  am  Mittag  eine  Suppe 

mit  Brot  verabreicht;  an  einzelnen  Orten  erfolgte  an  gewissen  Tagen  eine 
Zulage,  bestellend  aus  Wnrst,  Fleisch  oder  Käse.  In  Abweichung  davon 
verabreichten  einijre  wenige  Orte  in  der  Hauptpause  am  Vormittag  je 
3  dcl  warme  Milch  und  ilrot.  Letzteres  Verfahren  eniptiehlt  sich  da,  wo 
ein  weiter  Schulweg  nicht  in  Frage  kommt  und  die  ivmder  über  Mitl4ig 
nach  Hanse  gehen.  Hier  ist  vielleieht  dem  Kinde  am  besten  gedient,  wenn 
man  ihm,  statt  eines  HittagsmaUes,  im  Laufe  des  Vormittages  und  Abends 
nach  der  Schule  ein  Glas  Milch  mit  Brot  verabreicht.  Infolge  schlechter 
und  ungenügender  Ernährung  kommen  die  Kinder  vielfach  am  Morgen  mit 
leerem  Magen  zur  Schale  Da  wird  der  Zweck  mit  dem  Mittagessen, 
nachdem  das  Kind  volle  drei  bis  vier  Stunden  gehungert  hat,  eitccntlich 
nicht  erreicht.  —  In  einzelneu  Gemeinden  leisteten  die  Eltern  nach  freiem 
Ermessen,  den  ökcmonüschen  Verhältnissen  entsprediend,  Beitrage  Ton 
5—25  Rsiipen  per  Portion,  um  zu  zeigen,  dalli  sie  sich  ihrer  Eltempflicht 
bewulst  sind  und  diesellie  nicht  ohne  Not  auf  die  Schultern  anderer  ab- 
laden wollen.  Die  Gesamtansgaben  für  diese  Art  der  Fürsorge  betrugen 
im  ganzen  Kanton  42296  Pres.,  wovon  3252.3  Frcs.  allein  auf  dif  Stadt 
Zürich  fallen  Kin  Teil  der  Ausgaben  wird  durch  freiwillige  Spenden,  das 
übrige  aus  örleutiichen  Mitteln  gedeckt. 

Cber  die  Ferienspiele  in  Berlin  entnehmen  wir  dem  „Deutach.  BL" 
folgeade  Bemerkung:  Für  die  vietbesprochenen  Bewegungsspiele  wAhrend 
der  Ferien  sind  zehn  HOfe  von  Gemeindeschulen  und  zwei  Spielplatze  vom 
l^gistrat  freigegeben  worden.  Daneben  eisistieren  die  bekannten  Spielplätze, 
auf  denen  der  Verein  für  öffentliche  Gepnnil]ipitsj)tlege  spielen  lÄfst.  End- 
lich veranstaltet  der  Arbeitertumverein  Fichte'*  rings  um  die  Stadt  vom 
2t).  JuDi  ab  Jugen<ispiele,  Diese  Spiele  haben  vor  den  magistratlich  an- 
geordneten zwei  greise  Vorzüge,  einmal  den  freien  Plat2,  dann  die  frei- 
willigen Mitarbeiter.  Zwar  lassen  diese  freiwilligen  Mitarbeiter  manchmal 
auch  so  wflnaehen  übrig,  aber  so  hölzern  und  ungesehickt  wie  manche 
Labrer  anf  den  Sehnlhöfen  sind  sie  längst  nicht,  und  das  ist  ein  grofrer 
Vorzug.  Denn  das  Spiel  wirkt  nur  dann  in  ethischer  und  körperlicher 
Hinsicht  befruchtend,  wenn  der  Spielleiter  in  der  Sache  aufgeht  und  jede 
Autorität  aufserhalb  der  der  Spielregeln  zu  Hause  lälst.  Es  ist  das  für 
Lehrer  gemeinhin  schwer,  aber  läiät  äich  auch  machen,  weuu  man  nur 
will.   Wenn  dieser  Wflle  nicht  ttberall  gefunden  wvd,  so  ist  daran  u.  a. 


646 


in  rrsti  r  Linie  die  Art  und  Weise  schuld,  in  der  man  die  Sache  voa 
oben  herab  betreibt.  Der  Magistrat  hatte  für  die  Beanüsichtigaag  der 
Kinder,  ftr  BesehsAuig  imd  Untariuttiuig  der  Sehalgttite  law.  im  Elit 
1908  eine  fenglekiliiireiBe  geringe  Summe  eiogestdlt  In  den  Ertintenmgci 
nun  die^jibrigen  Etat  heilst  es:  „Wir  kOnnen  den  Versnch  als  geglfidtt 
ansehen  und  wollen  daher  aaf  dem  betretenen  Wesrc  weitergehen;  eine 
Krhöbang  des  Etatsansatzes  wird  nicht  beabsichtigt."  Also  der  Versuch 
ist  geglückt,  wir  wollen  weiter  gehen,  aber  Geld  braachen  wir  weiter 
keines.  Das  ist  so  sehr  wider  alle  Regel,  dafs  man  unwillkürlich  statzt, 
denn  wo  hätten  weitere  Versnche  je  kein  weiteres  Geld  erfordert  Aber 
aebmeii  frir  an,  es  wiren  so  viel  Geiifte  usw.  besdiaiR,  d«&  nur  eine  Erwei- 
temng  der  Beseldimg  nlNig  war,  so  konnte  man  an  ein  Weitergeben  glauben. 
Nun  sind  im  ganzen  zwölf  Höfe  zur  Verfflgung  gestellt.  Jeder  dieser  Höfe 
soll  200  Kin  lern  Spielgelegenbeit  crpwfthron  i'jf  nicht  der  Fall,  aber 

wir  rechnen  absichtlich  hocii.    Damit   wärerj    j'4ÜÜ   Kinder  beim  Spiele 
untergebracht.    4500  Kinder  gehen  in  Ferienkolonien.    Macht  zusammen 
6900  Kinder.    Die  Zahl  der  GemeiodeschnUänder  beträgt  nach  dem 
neuesten  Aasweis  220000.   Becbnen  wir,  da&  die  Hftlfte  dieser  Kinder 
▼OB  den  Eltern  so  erzogen  werden  kann,  dafs  ihr  Spielbedflrfiiis  toii  den 
Eltern  befriedigt  wird,  so  Terbleibeffl  100000  Kinder,  die  niebt  versorgt 
werden.    Da  40  %  davon,  wir  rechnen  überall  so  günstig  wie  möglich. 
TöUig  gesund   sind,   brauchen  sie  die  Spiele  allenfalls  nicht.  Verbleiben 
immerhin  44ÜU0  Kinder,  die  der  Pflege  in  den  Ferien,  der  Bewegung  ia 
freier  Luft  und  des  Beweguugsspieles  bedürfen.    Und  wie  vielen  wird 
diese  Wobltat  niteill   Baad  6900,  wie  wir  oben  aosgeredmet  haben. 
Wenn  also  naeh  Ansicht  des  Magistrates  der  TerMeh  geglflcikt  ist,  dana 
ist  dem  Weitergehen  auf  dem  betretenen  Wege  jedenfalls  noch  ein  selir 
weites  Feld  geöffnet.    Geht  er  dann  wirklich  weiter,   dann  wird  er  autii 
einsehen,  dafs  mit  seinen  Schnlhöfen  nichts  getan  ist,  und  dafs  die  gesamte 
Spielerei  der  Kmder  auf  einer  anderen  Basis  als  der  jetzt  gebr&achlichea 
organisiert  werden  mufs. 

Di«  Jigeidipiele  il  StnfiAng  haben  in  den  letalen  Jahran  eiaA 
sehr  eriMiche  Ansdehnuig  genommen.  Wie  die  »filKra/kb.  But"  mitteilt, 
können  jetzt,  Dank  der  FOrsorge  der  stldtischen  Yerwaltnng,  auf  sechs 
Spielplätzen  die  Spiele  stattfinden. 

Siebzehn  Lehrer  standen  dieses  Jahr  nntor  der  Leitung  eines  Ober- 
lehrers den  Turnspielen  vor,  welche  durchschnittlich  von  rund  1000  Schülern 
—  an  jedem  Spieltag  —  besucht  wurden.  Man  hat  also  Ursache,  der 
stSdtiadiea  Yerwaltnng  zu  diesen  Veranstaltattgen  und  Erfolgen  herzlich  sa 
gratalieren,  denn  ihre  Fürsorge  in  dieser  Richtung  ist  um  so  anerkennen»* 
werter,  als  es  sich  darcfaschnittlich  um  die  ärmeren  Kinder  der  Stadt 
handelt,  welche  in  be/ug  auf  Licht,  Luft,  Wohnang  und  Spielgdegenhdt 
nicht  in  der  gltlcklichen  Lage  sind  wie  die  anderen.  Wenn  es  fernerhin 
der  Stadtverwaltung  gelingen  könnte,  jNLttcl  and  Wege  zu  finden,  um  auch 
während  der  Ferien  die  Spiele  veranst^ilten,  den  armen  Kindern,  Knaben 
und  Hidchen  ein  kräftiges,  einfaches  Frühstück,  etwa  ein  Glas  frische 
Müeh  nnd  ein  Brötchen  Terabreichen  zu  lassen,  so  durfte  sie  nicht  alleia 
des  berdichen  Dankes  der  Eltern  nnd  Schüler  versichert  sein,  sondern  ik 


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hätte  «och  eine  Einrichtnnt;  geschaffen  von  gröfster  homanitflrer  Bedeutung, 
einen  spffonsreichen  Ausgleich  für  die  Kinder,  die  niclit  in  der  Lage  sind, 
iu  Ferienkolonien  rtder  auf  Erholung»^rpispn  |[TPlanfTcn  zu  können 

Soviel  bekaüül,  ist  vou  einigeo  edeldeiikwuden  MitbUrKeni  der  Stadt 
der  Antxieb  hieiisu  unter  gleichzeitiger  Gewährung  von  entsprechenden 
Beitrlg«!!  als  BetiiatMinitte]  bereits  gegeben  worden»  so  dals  2q  holfoB 
steht,  dab  die  Bestiebmigen  der  StadtTerwaltimg  baldigst  greifbare  Gestalt 
gewinnen  werden. 

FSrdemn^  des  Jngendwanderns  in  Berlin.  Die  Bestrebnngen 
zur  Fördenjnt)'  des  Jugcndwanderns  sind  in  allen  Kreisen  der  Bevölkerung 
mit  lebhaftem  Beifall  aufgenommen  worden.  Seitens  der  Eltern  wird  es 
freudig  beulst,  dafs  nunmehr  den  Knaben  regelmäfsige  Gelegenheit  ge- 
geben wird,  anf  firObliehen  Wandeifthrten  Geist  und  Körper  m  stUeD. 
Gleiebsain  spielend  wird  den  Kindern  der  Sinn  für  Natoraebönheiten  ge- 
weckt nnd  die  Kenntnis  der  Heimat  übermittelt  werden.  Die  Knaben 
aelbst  sind  von  der  nenen  Schöpfung  nattirlich  erfreut,  wie  die  t&glich  ein- 
laufenden Znschriften  beweisen.  Die  Konstituierung  eines  „Berliner  Ver- 
eins zur  Fördenin!?  des  Jugend wandems"  konnte  daher,  wie  wir  der 
„Berl.  Ztg.*^  entnehmen,  unter  sehr  reger  Beteiligung  am  2.  August  voll- 
zogen werden.  Die  Wanderfahrten  begannen  am  Sonntag,  den  21.  August, 
nnd  finden  an  jedem  sweiten  Sonntag  statt  Die  Statuten  dea  Yerdns 
sind  erhältlich  bei  dem  OberMrer  Linke,  Fennsteifbe  18,  I,  bei  dem 
Schriftführer  Falk,  Kopenickeratraike  82,  IL  Letzterer  erteilt  anch  aohrift- 
Uch  weitere  Auskünfte. 

Augen UDtersnchnugeu  au  SchnikiDdem  in  Tiibiugen  wurden 
unlängst  von  Prof.  Schleich  im  Vereine  mit  einigen  Ärzten  unternommen. 
Untersucht  wurden,  wie  wir  einer  Mitteilung  des  „Schwäb.  J^kur'^  ent- 
neiunen,  1168  Sehfller  nnd  945  Schflleiinnen.  Simtliehe  Untersnehnngen 
wurden  in  der  Klinik  Torgenommen.  Für  jeden  üntennditaD  wurde  eine 
Zählkarte  ausgefdllt;  aufgezeidinet  wurden  die  lanfende  Nummer,  das 
Datum  der  Untersuchung,  Nnme  und  Vorname,  Gehiirtstng,  Beruf  des 
•Vaters  anfserdem  die  ?rit  Bcfrinn  des  Schultinterrichts  verflossene  Zeit, 
Angabe  über  frühere  Augeukidea,  bonstigc  Erkraakuncen,  sowie  eine  kurze 
Bemerkong  des  Klassenlehrers  über  etwaige  Beobachtungen  seinerseits  be- 
treifs  des  SebrermtigeDa  des  Untersuchten ;  sodann  das  Erkennungsvennögen, 
die  Sebscblrfe,  das  Resultat  der  funktionellen  und  objehtiren,  mit  dem 
Angoispiegel  im  aufrechten  Bild  vorgenoaunenen  Bestimmung  der  Refirak- 
tion,  der  objektive  Befund  betreffs  äufserer  Augenkrankheiten,  die  Be- 
schaffenlieit  der  breclienden  Medien,  des  Augenhintergrundes,  binokulares 
Sehen  und  Farbenwahmehmung.  Alle  diese  Daten  wurden  getrennt  für 
das  linke  und  rechte  Auge  notiert.  Unter  419G  Augcu  sind  65,2  % 
normal  und  34,8  %  anormal.  Unter  den  männlichen  Sehfllem  haben 
6S,2%  nomude  und  86,8%  anormale  Augen,  dagegen  haben  unter  den 
weiblichen  Schülern  67,6%  normale  un  l  3'2,4  %  anormale  Augen.  Die 
günstigsten  Verhältnisse  finden  sicli  bei  den  jüngsten  Jahrgängen;  am 
schlechtesten  sind  die  Verhältni'^^c  '»H  «Jpn  hörhsten  Schu\jabren  des  Gym- 
nasiums; nur  20,2*^/0  normale  Augen.  Die  Kurzsichtigen  betragen  bei  den 
Gynmaaisten  27,7  %  (!),  HealschUlern  15,3  7o,  £lementArschUlern  2,3%, 


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648 


höheren  Mitdchenschtilerinnen  6,.'!  "  o,  \  oiksschUlern  4,5  ®/o.  Die  Uäulig- 
keit  der  Kurzsichtigkeit  nimmt  zu  mit  den  Scbaljahren  und  mit  der  Za- 
nabme  der  AnsprAdie,  die  an  die  Schmer  gemacht  werden.  BetreA  dee 
Einflnsaes  der  Yererbmig  stellt  sich  Prof.  Sghlbich  auf  den  Standpaiikt, 
dafs  ihre  Bedeutung  nur  anf  -  Gmiid  yod  sperieUen  Untersuch un-ren 
festzustellen  ist.  Im  grofsen  nnd  ganzen  seien  die  Verhältnisse  in  dem 
höheren  nnd  niederen  Schulen  Tübingens  k^inoswegs  nngtlnstig.  Die  Näh- 
arbeit, wie  sie  in  der  Srhule  verlangt  wcnie,  sei  die  Ursache  der  Kurz- 
sicbtigkeit.  Dartiber  sei  kein  Zweifel  mehr  möglich.  Übrigens  sei  nicht 
alte  Yerantwortniig  for  die  Schftden,  welche  die  Schuljahre  der  Jagend 
tatslehiieh  hringen,  der  Schale  zDsnschreibeBi  die  Ursachen  liegen  hAafig 
auch  in  den  ungünstigen  hftoslicben  Yerbfiltnisseo,  die  oft  einen  sehr  groben 
Einflufs  auf  dir  An-m  mni  die  Ge>iindliei(  der  Schüler  ausüben. 

Obli^i^atorium  der  Badepflicht  flir  Schnlkinder.  An  der  V.  Haupt- 
versammlung der  „Deutschen  Gesellsrlinft  für  Volkshäder"  am  11.  Mai 
1904  in  Cassel  wnrde,  wie  wir  einem  Bericht  in  der  „Beil.  z.  Ztschr.  /. 
Medißinalbeamte^  (1904,  YIII)  entnehmen,  bei  der  Diskussion  Aber  die 
hygienische  Bedentong  des  Bransebades  nicht  nnr  die  allgemeine  Ein« 
fflhrang  der  Scbolbäder  in  Form  der  Bransebftder  befUnrortet,  sondern 
auch  die  Badepflicht  für  alle  Schnlkinder  als  iMitwendig  erachtet,  soweit 
nicht  der  Sclnilarzt  auf  Grund  nacbgewie^f^ner  übler  Nachwirkungen 
(Schwindel,  Kopfsclimerz  bei  bleichsttchtigen  oder  nervösen  Kindern)  Dispens 
erteilt.  Weiterhin  sprach  man  sich  Eranz  entsthieden  gegen  die  Forde- 
rungen der  katholischen  Lehrcrvereiuiguugen  nach  einem  Verbot  des 
gemeinsamen  Schnlbades  ans  nnd  konstatierte  mit  grolser  Befriedi- 
gung, dafs  in  NOmberg  die  Schuljngend  die  Frage  in  praxi  selbst  bereits 
entschieden  hätte,  indem  5;ie  die  dort  anf  Betreiben  von  katholischer  Seite 
eingeric  htpf en  Ein/tlzellen-Bransebäder  unbenutzt  stehen  lieft. 

Die  Zahuverhältnisse  der  Schüler  in  Reichenber^  (BShmen)  hat 
Dr.  St.  Ulpkich  eintrehend  studiert.  Es  wurden  nur  die  beiden  Bürger- 
schulen zur  Untersuchung  herungezogen,  weil  hier  die  Schüler  einem  Alter 
angehören,  wo  der  Zahnongsprozefs  bereits  soviel  als  möglich  ein  stla* 
diger,  abgeschlossener  ist.  Die  Besnitate  sind  In  der  ^ZahHärgU.  Ihmd- 
schau"^  (Nr.  31)  veröffentlicht.  Die  Mädchenbürgersehule  nmfafst 
drei  Klassen,  wovon  die  erste  Klasse  mit  vier  Parallelklassen  221  Si  hflle- 
rinnen,  die  zweite  mit  drei  Parallclklnsseji  III)  Si'liülerinnen,  die  drit»p  mit 
zwei  Parallelklassen  Gö  Schülerinnen,  in  Sumn!!i  40.^  Schülerinnen  aufweist; 
es  wurden  ^83  Schülerinnen  mit  10208  bleibenden  Zaimen  untersucht.  Davon 
waren  88S3  bleibende  Zähne  einschlieftUefa  der  FnUnngen  gesund,  krsnk 
waren  1325,  bereits  entfernt  190.  Gefüllt  waren  254  bleibende  ZIhne. 
Nur  51  Sdlfilerinnen  hatten  keine  kranken  2^ne,  sondern  nur  (und  zwar 
1394)  gesunde  Zähne,  einschliefslich  von  88  Füllungen  bei  19  Schülfr 
rinnen,  so  dafs  nur  32  Schülerinnen  eines  natnrtadellosen  Gebisses  sich  er- 
freuen. Es  haben  also  '-532  Schülerinnen  7489  pesonde  und  noch  1325 
kranke  Zähne,  so  dais  durchschnittlich  anf  jede  22  gesunde  und  4  kranke 
Ztthne  kommen.  —  Die  Knabenbllrgerschnle  umlifiifc  drei  Klassen, 
wovon  die  erste  Klasse  ndt  vier  Parallelklassen  154  Schtier,  die  zweite 
mit  awei  Parallelklassen  87  Schiller  nnd  die  dritte  mit  zwei  PanllelUassen 


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649 


G4,  also  in  Smnrna  305  Scbttler  aafweiaea.  Hiervon  wurden  287  Schiller 
mit  7621  bleibenden  Zilbnon  nntersucbt,  wovon  einscbürMirh  flcr  Ffülungen 
6372  gesnnd  und  1  149  ki:ink  waren.  Bereit^  entfernt  waren  14S  blei- 
bende Zähne.  Durch  FallunL'en  gerettet  ^'.at r-n  58  bleibende  Zähne.  Nur 
28  Schiller  haben  keine  krauken,  äondeiu  nur,  und  zwar  737  gesunde 
Zähne,  fliiiBcblieialieh  27  FttUmigen  bei  5  Sdifllem,  eo  dA&  nnr  ^  eines 
natnrtadeUoseii  GeUttes  dch  erfireaen.  Es  haben  also  S59  Scbttler  6635 
gesunde  und  nocb  1149  kranke  Zfthiie  o  d«ls  dorcbschiittlicb  auf  jeden 
Schttlcr  21.7  gesunde  und  4.4  kranke  Zäbnc  kommen. 

Wenn  nun  die  K r.n honbürgersi  hule  ungünstigere  Resultate  zeigt  als  die 
Mädchenbürgerschnle,  so  kommt  vor  allem  in  Betracbt,  daCs  weitaus  die 
besseren  Elemente  der  V  ulksschole  der  Kuaheubiirgurschule  verloren  gehen 
dnieb  d«i  Eintritt  in  die  Hittelacholen,  was  sdion  die  SehmerimiwiaaM 
mit  405  gegen  804  Knabenbfligerscbtiler  leigt. 

SommariBcb  \vin  len  also  untersucht  645  Schfller  nnd  Schülerinnen 
mit  zusammen  17  729  bleibenden  Zähnen,  wovon  15255  gesund  und  2474, 
d.  i.  13,9  %,  krank  sind.  Die  330  Entfernungen  bleibender  Zähne  be- 
treffen zumeist  den  Unterkiefer,  ein  Zeiclieu,  dal'ü  die  kranken  Zaluie  des 
Unterkiefers  weit  mehr  Ungelegenheiten  verursachen  als  die  des  Oberkiefers, 
obwohl  die  Zahafilale  im  Oberkiefer  wenigstens  sjn  ein  Drittel  bedeutender 
ist  als  die  im  Unterldefer.  Durch  kOnstliefae  FttUongen  worden  306  Zfthne 
gerettet,  also  nnr  etwa  1 2  %  der  kranken  Zähne  —  wenig  genug  —  ein 
2ieichen,  dafs  seitens  der  Eltern  fUr  die  Elrhaltung  der  Zähne  ihrer  Kinder 
nocb  viel  zu  tun  übrig  bleibt  Nur  79,  d.  i.  12%  der  Schfller  haben 
einschliefslich  der  künstlichen  i'üllungen  ein  gesundes  Gebifs  mit  ;U31 
Zähnen;  hiervon  entfallen  auf  24  Schüler  und  Schülerinnen  115  Füliungen, 
so  daiB  nur  55  eines  naturtadellosen  Gebisses  sich  erfreuen,  d.  i.  8,5  %. 
Snmmariseh  also  haben  566  Sehttler  nnd  SchflleiinneD  12124  gesunde  mit 
2474  kranken  Zähnen  ;  ea  kommen  also  dsrciadiDittlidi  aof  jeden  21,4 
gesunde  nnd  etwa  4,4  kranke  Zähne.  Die  Untersuchung  ergab  femer,  daft 
mit  zunehmendem  Alter  aach  die  Anzahl  der  kranken  Zfthne  in  steigendem 
Verhältnis  blieb. 

Da8  Wachsfnm  der  Gymnasiasten.  Am  Kaiser  Franz  Josefs- 
Gymuasium  in  Mährisch-Schönberg  sind  Schulbänke  zur  Einführung 
gekommen,  welehe  der  Körpergröliae  dsr  Schfller  angepalst  sind.  Zn  diesenir 
Zwecke  mflssen  die  Schfller  am  Anfange  jedes  Semeatefs  einer  Messung 

nnter/ogen  werden.  Das  nun  vorliegende  Material,  welches  sich  nahezu 
auf  .^00  Schüler  erstreckt,  ist  zu  ein^r  verlflfslirbrn  Feststellung  über  das 
Wachstum  der  Schüler  in  den  einzelnen  Klassen  verwendet  worden,  wobei 
sich  das  folgende  durchschnittliche  Krgebnis  herausstellte:  Von  der  1.  bis 
zur  3.  Klasse  (Uutergyniuasiuoi)  steigt  das  Wachsen  am  meisten,  von  der 
4.  Klasse  angelRngen  ist  schon  eine  Abnahme  an  benserinn.  Im  Untere 
gymnasinm  ist  das  Hauptwachstnm  im  Sommer  wahrzunehmen,  was  im 
Obergymnasium  nicht  der  Fall  ist.  Die  Ursache  scheint  entschieden  darin 
7x\  liegen,  dafs  die  Untergymnasiasten  im  Sommer  Spaziergänge  und  Körper- 
pflege sich  angedeibcn  lassen  können,  während  den  Obergymnasiasten  teils 
wegen  vermehrter  Schularbeit,  teils  weil  viele  auch  mit  Stunden?eben  sich 
befassen  müssen,  dies  nicht  in  dem  Mafse  gegünnt  ist.    Die  Richtigkeit 


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660 


dieser  Behaoptuig  erweist  sich  auch  aus  der  Tatsaelie,  dafs  die  Schüler 
im  allgemeinen  in  den  Ferien  viel  stärker  warlispn  nh  wfihrm  i  des  Schul- 
jahres; denn  es  wurde  konstatiert,  dafs  ein  Srhüler  im  Durchschnitt  in 
einem  Monate  zur  Schulzeit  um  0,30  cm  wächst,  hingegen  in  einem  Ferien- 
monate um  0|64  cm  zunünmt,  also  um  mehr  als  das  Doppelte.  Dieser 
woUtätige  EIdAiüb  der  Eriioloog  zeigt  sich  nicht  nur  anf  die  Entwicklimg, 
sondern  auch  anf  die  GesondheitsTerhftltaisse,  denn  in  den  Sommermonaten 
wird  im  Obergyninaaiaai  der  höchste  Krankenstand  miter  den  Schülern 
beobachtet,  wfihrend  er  nm  diese  Zeit  im  Unterpymnasinm  am  geringsten 
ist.  Diese  Resultate  sind  ein  wichtiger  Beitrag  für  dir  '^rhulgesundheits- 
pfiege  im  allgemeinen  für  alle  Schüler;  denn  sie  hewcistMi,  von  welcher 
Bedeutnng  Überbttr dung  uud  Erholung  für  das  Wohl  der  Schul- 


FrSItaDg  der  kdrirnrHchra  Lelstwigfflhigkelt  der  Jnn^aii* 

Bekalt,   Ans  Zäziwil  (Kanton  Bern)  teil  der  „Smä'  mit,  es  habe  Tor 

kurzem  an  diesem  Orte  gleichzeitig'  mit  den  Rekmtenprflfungen  eine  Prüfung 
über  die  körperliche  Lei^tnngsfUiiigkeit  der  JnnjTmannsrlmft  stattgefunden. 
Diese  Neuerung  ist  vom  schweizerischen  Militürdepartement  \\\v  dieses  .Jahr 
versuchsweise  an  fünf  verschiedenen  Orten  eines  jeden  Divi:3iOD>kieiae5;  an- 
geordnet worden.  Jeder  StelluDgspüichtige  hatte  in  turnerischer  Beziehung 
einen  Weitsprung,  das  Heben  eines  Hanteis  Ton  17  kg  Gewidit  und  einen 
SduelUanf  anf  einer  Strecke  von  80  m  aasznltthreii.  Die  Leistmgen  waren 
fast  durchwegs  mittelmäfsige  nnd  schwache;  es  zeigte  sich  eine  groiae 
Schwerfälligkeit  nnd  Mangel  an  turnerischer  Betätigung  bei  den  jungen 
Leuten.  Auch  die  sanitJirische  Untersuchung  hat  keine  günstigen  Resul- 
tate hervorgebracht,  indem  von  61  Stellungspflichtigen  nur  27  als  tauglich 
erklärt  wurden.  Im  allgemeinen  waren  die  Jünglinge  körperlich  schwach 
entwickelt  Es  wäre  deshalb  auch  nach  dieser  Richtung  hin  nor  zu  be- 
grIÜken,  wenn  dnrch  Einfbhrong  einer  torneriacben  Frolnng  die  mian- 
liche  Jngend  angehalten  würde,  nach  dem  Scholanstritt  den  Leibeettbnngso 
die  ihnen  gebührende  Pflege  und  Aufmerksamkeit  zu  schenken. 

Koedukation  in  den  Öffentlichen  Schulen  Amerikas.  Aus  dem 
bedeutsamen  Werke  des  Prof.  Hugo  Mt  vstkrbero  „Die  Amerikaner*" 
ersieht  man,  dafs  von  828  aniei  ikanist  iien  Städten  587  zweigeschlecht- 
Hchen  Unterricht  in  sämtlichen  öffentlichen  Schulen  von  der  untersten  bis 
zn  den  höchsten  Klassen  haben;  anter  den  flbrigen  bleiben  nur  13  StAdte 
übrig,  die  Knaben  nnd  Mldchea  in  allen  Schnlidassen  trennen.  91  */» 
der  amerikanischen  Jngend  erhalten  ihre  Ausbildung  in  öffcnilirlien  Schulen. 
Koednkational  ist  die  amerikanische  öffentliche  Schule.  In  der  Familie 
erblickt  man  das  Vorbild  der  Schule. 

Alkoholmifsbranch  durch  Schfiler.  Wie  viele  Eltern  sich  noch 
an  ihren  Kindern  versündigen  dadurch,  dafs  sie  ihnen  den  regelmäfsigen 
Gebraach  alkoholischer  Getränke  gestatten,  zeigen  n.  a.  folgende  Erhebuugea, 
die  nach  einer  Mitteilnng  des  «BSdogr.  Wedunbl'  (Nr.  4S)  nnUngst 
Oberlehrer  Dr.  KOBfiBBiTTB&  anateUte.  Die  sJbntlichen  488  Schüler  emer 
Berliner  Beatechule  wurden  darflber  befragt,  was  sie  zu  den  Mahlzeiten 
trinken.  Es  ergab  sich  folgendes:  abends  tranken  64  v.  H.,  mittags  43 
V.  H.  regelmälkig  Bier;  von  den  Sextanern  erhielten  84  v.  H.  (!)  abends, 


jngend  sind. 


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e5i 

von  den  Quintanern  64  v.  H.  mittags  regelmäfsig  Bier.  Das  sind  in  der 
Tat  sclireckliche  Zahlen ;  denn  dafs  ffir  Scliüler  in  80  jngendlidieiii  Alter 
der  Alkohol  in  jeder  Form  Gift  ist,  steht  fest. 

Tnfnen  nud  Wachfttain.  Diese  Frage  wurde,  wie  wir  der  „Schwete. 
päd.  Zeiischr.^  (U.  10)  entuehmen,  von  Prof.  Gaule  in  zwei  Vorträgen  vor  der 
Konferenz  scbweizeriadier  Tomlelirer  in  Zllrieh  berOhrt  Der  Yortiageiide 
kam  smn  Schlnfo,  dab  der  Einflnls  des  Tnmeiis  atif  das  Waebstiim  durch- 
ans  nicht  so  einfach  sei,  wie  man  sich  gevsöhnlich  vorstellt.  „Ja*^  —  sagte 
er  —  ^das  Tnrnpn  bildet  eine  gewaltige  auslosende  Kraft ;  seine  Wirkanpen 
geschehen  im  allgemeinen  in  der  von  ans  gewünschten  Wirkung.  Aber 
wehe,  wenn  es  in  der  tinerwünschten  geschieht.  Nicht  Unglücksfälle  sind 
hier  zu  fürchten,  deun  dieser  innere  Prozels  äufsert  sich  nur  unter  ge< 
wissen  Bedingungen  nach  anäen.  Aher  die  falsche  Richtung,  die  irir  dem 
inneren  Strom  geben  kOanen,  ireon  wir  die  kosmiscben  Gesetae,  die  diesen 
Wachstum  beherrschen,  nicht  kennen,  die  ist  zu  fürchten.  Und  deshalb 
mtlssen  wir  diese  Gesetze  studieren.  Wir  brauchen  viel  mehr  Messungen, 
viel  mehr  T^robachtungen  Ober  die  Wirkungen  des  Turnens,  als  uns  jetzt 
zu  Gebote  stehen.  Und  diese  fordore  ich  Sic  auf,  zu  machen.  Ich  ent- 
werfe Ihnen  keinen  bestimmten  Piaii  dafür,  zuviel  hängt  das  ab  von  den 
Möglichkdten,  die  Urnen  sn  Gebote  stehen.  Was  mir  am  Herzen  liegt, 
ist,  in  Ihnen  das  Oefthl  m  erwecken,  dals  Sie  ein  wichtiges,  anschUsbares 
Werkzeug  in  Hftnden  haben,  und  dafs  viel,  nnendlich  viel  getan  werden 
nmls,  um  zu  lernen,  wie  man  dirse?  Werkzeug  zu  gebrauchen  hat." 

GesnudheitsverhällDisse  der  Pariser  Volksschüler.  In  der  Sit;;ung 
der  Academie  de  medecine  zu  Paris  vom  21.  Juni  1904  berichtete 
M.  G&ANCHER  über  Untersuchnngsergebnisse  der  Schüler  und  Schülerinnen 
zweier  Volksschulen  in  der  Rue  de  VAdmiiil-Roussin:  Von  438  Knaben 
wurden  312  gesund  befunden.  Unter  den  übrigen  126  waren  62  (oder 
14%  der  Gesamtheit)  mit  Erscheinungen  der  Tuberkulose  behaftet  oder 
deren  sehr  verdächtig.  Ein  Knabe  hatte  fortgeschrittene  Lnngenschwind' 
sucht,  15  hatten  noch  geschlossene,  aber  anscheinend  schwere  Tubcrkii1n<!e, 
46  waren  nur  leicht  erkrankt,  besonders  an  Schwellung  der  tracheobrouchialen 
Lymphdrüsen.  Unter  den  458  Mädchen  wurden  79  (oder  17  %  der 
Gesamtheit)  krank  befunden,  28  schwerer,  51  leichter.  G.  empfiehlt  für 
sUe  Baaillentrager  Iftndliche  Erholungssehnlen. 

(Mitget.  nach  der  Sem.  med.  [Nr.  25)  von  Physikus  Sievekin  ,  Hamburg.) 

Gesondheif sYerhältnisse  der  Berliner  GemeindeschiiUunder,  In 

den  Berlim  r  Cpmeindeschulen  sind  im  verflossenen  Frühjahr  zum  ersten 
^lale  alle  zur  Aufnahme  angemeldeten  Kinder  von  den  Schulärzten  auf  iliren 
Gesundheitszustand  untersucht  worden.  Für  die  bestehenden  271  Gemeinde- 
schulen sind  3G  Schulärzte  aogestellt,  welche  rund  15000  Schulrekruteu 
natersuchen  muikten.  Die  Zahl  der  Toa  einem  Arzt  untersuchten  Kinder 
schwankte  zwischen  300  und  500.  Wie  wir  den  Tagesbiftttem  entnehmen, 
wurden  ungefähr  10  ®/o  aller  Kinder  als  körperlich  oder  geistig  unfUng 
erkannt  und  auf  ein  halbes  oder  ganzes  Jahr  zurückgestellt.  25  %  aller 
Zurückgestellten  litten  an  allgemeiner  Küri)erschwache,  16  ^A)  mulsten 
iiurUckgestellt  werden,  weil  sie  die  Folgen  schwerer  Krankheuen,  wie 
Scharlach,   Dtphtheritis  usw.  noch  nicht  überstanden  hatten ;   5  %  der 


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652 


Untersuchten  litten  an  Tuberkulose;  15"/o  mulsten  von  der  Schnlp  t'^ru- 
gehaltcn  werden,  weil  sich  starke  niuiarmut,  Rhachitis  oder  Skrt)j>liulo«e 
zeigte.  Aufserdem  kamen  Schwerhörigkeit,  Nerven-  und  Huutleiden  und 
8Ciiw«re  H«nfehler  vor.  ErMlieli  war  aadi  die  Zihl  der  geistig  uuge- 
nflgead  Eotwiekelteo.  MerkwflidigerweiBe  gßh  es  noch  Eltens  die  den 
Anföidernngen  der  SchnlkommistioDSfonteber,  ihre  Kioder  onterBOchen  lo 
laaaeiif  nicht  Folge  leisteten. 


Interuationaleg  Ar«bi?  f&r  Schill  hy^iene.  Ucrausgegcben  vnj . 
Proiessor  Dr.  med.  et  pliil.  H.  GBiEaBACH,  Mülhaasen  (Eis.  -  Lotiir.), 
Sir  Laudbb Bbdnton,  L.  L.  D.;  M.  D.;  D.  Sc.;  F.  R.  C.  P.;  F.  R.  S.; 
St.  Bertholoraew's  Hospital  und  College,  London,  ProüBsaor  Dr.  med.  A. 
Johannessen,  Ghristiania,  Dr.  med.  A.  MATHiBir,  Paris. 

Ankündigung.  Der  erste  intenatioiiale  Kongrefs  fQr  Schulhygiene, 
der  vom  4.  bis  9.  April  dieses  Jahres  in  Nürnberg  abgehalten  worde,  ha\ 
in  glänzender  Weise  den  Heweis  erbracht,  dafs  die  Schalgesund hcitspflege 
«ds  selbständige  Wisseuschait  bei  allen  zivilisierten  Nationen  im  Vorder- 
gründe der  Volkswohlfahrt  steht  und  sich  der  besonderen  Aufmerksamkeit 
der  Behörden  erfreot.  Der  Kongreft  hat  femer  gezeigt,  dafis  jedes  Volk 
es  als  seine  beiUgste  Pflidit  erachtet,  die  Gesundheit  seiner  Jagend  ab 
das  hdchste  Gut  zu  schützen  und  dem  jugendlichen  Organismus,  InriMSonden 
während  des  Schullelbens,  die  irröfst mögliche  hygienische  Fürsorge  angedciheTi 
zu  lassen.  Diese  Tatsachen  sowie  der  Umstand,  dafs  die  dem  Schullebeü 
gewidmeten  hyarienisehen  Bestrebungen  sich  bei  allen  Nationen  im  grofsen 
und  ganzen  in  demselben  Rahmen  bewegen,  sind  Veranlassung  geweseu,  ein 
glntemationales  Archiv  ÜBr  Sehnlhygiene*^  zo  begrilnden,  das  im  Verlage  der 
Firma  Wilhelm  Engelmann,  Lei|»zig,  HittelstrafiBe  2,  erwheint.  Dieses 
Ardii?  Twfolgt  lediglich  wissenschaftlicbe  Zwecke  und  stdlt  sich  die  Auf- 
gabe, den  gesundheitlichen  Interessen  aller  Scbnigattangen  ein8Cblie(sUdi 
Hochschulen  der  zivilisierten  Länder  /u  dienen. 

Es  umfafst  folgende  Arbeitspebiete; 

1.  Hygiene  der  Schutgebäude  und  ihrer  Einrichtungen, 

2.  Hygiene  der  Internate  und  Kindergärten, 

3.  Sdiolhygienische  Untersaehnngsmetboden, 

4.  Hygiene  des  Unterridlits  und  der  Unterrichtsmittel, 

5.  Hygienische  Unterweisung  der  Lehrer  nnd  Schiller, 

6.  Körperliche  Erziehung  der  Jugend. 

7.  Krankheiten  nnd  ärztlicher  Dienst  in  den  Scholen, 

8.  Hygiene  der  bonderschulen, 

9.  Hygiene  der  Schuljugend  aufserbalb  der  Schale, 
10.  Hygiene  des  Lehrkörpers, 


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66» 


11.  Allgemeines  über  liycrionisclie  Erziebnng  der  Tncfnii, 

12.  Gesetzliche  Bestimmungen  und  Vorschriften  über  Schalbygienef 

13.  Schalhygienische  VersammlungeD  and  Kougressei 

14.  Geschichte  der  Öcholhygiene. 

Das  ArdüT  verOffeDtUcbt  nur  mr  SchnUiygieiie  in  Beiiebiiog  «teheode 
OrigiBalarbeitdii:  1.  atif  Grand  eigener  FMsehnngtn,  BeolMchtangen  und 

Erfahrungen,  2.  nach  Art  winenschaftlicher  Vorträge  und  Berichte.  Die 
Beiträge  dflrfcn  von  Textfiguren  nnd  Tafeln  begleitet  sein.  Die  Zeichnnngen 
hierzu  müssen  so  beschaffen  sein  dafs  sie  unmittelhar  pliotographiRrhe 
Übertragung  gestatten.  Eine  ürazeichnuiig  erfolgt  nur,  weua  die  Verfa.sjier 
sich  verpflichten,  die  daraus  entstehenden  Kosten  zu  tragen.  lu  anderen 
ZeifachrifteD  bereits  TeröiEeatlicbtd  Arbeiten  sind  ron  der  Anfiulime  aas- 
gescUosseo. 

INe  Veröffentlichnng  der  Beiträge  kann  in  deutscher,  englischer,  fran» 
zösischcr  oder  italienischer  Sprache  erfolgen.  Arbeiten  in  andi  reu  Sprachen 
können  in  der  jElegel  nur  als  Übersetzen "en  in  eine  dieser  S]»rachen  zur 
Aufnahme  gelangen.  An«5nahmsweiso  werden  auch  in  anderen  Sprachen 
geschriebene  Arbeilen  aufgenommen,  falls  sie  sich  mit  Antiqnalettern  setzen 
laaaen  ond  technische  Sehirierigkeiten  nicht  verarsacfaen.  Jeder  Verfasser 
ist  yerpfliehtat,  seiner  Arbeit  eine  Zosarnmenftssnng  in  einer  der  vier  ge- 
nannten Spradien  beiznfBgen,  ans  der  dch  Inhalt  nnd  Ziel  der  Arbeit  er* 
Innnea  läfst. 

Die  Verantwortlichkeit  Aber  den  Inhalt  ihrer  Beiträge  übernehmen  die 
Herren  Verfasser.  Die  Aufnahme  eines  Beitrages  erfolgt  nur  nach  Vor- 
legung eines  dmckfertigen  Manuskriptes.  Die  Entsciteidung  Aber  die  Auf- 
nahme liegt  in  den  Händen  der  Redaktion. 

Das  Archiv  ersdieint  in  Heften  von  etwa  lehn  Bogen  Umfong;  die 
seitlidie  Anfeinanderlolge  der  Hefte  ist  von  der  Bboge  des  zn  verarbeiteiiden 
Manuskriptmalerials  abhingig.  Vier  Hefte  im  Umihnge  von  etwa  40  Bogen 
bilden  einen  T^mid. 

Das  Archiv  honoriert  jeden  Orijjinalbeitrag  mit  50  Mark,  Über- 
setzungen mit  25  Mark  für  den  Druckbogen.  Textabbildungen  und  Tafeln 
werden  nicht  honoriert.  Dissertationen  sind  von  der  Honoriening  aus- 
geschlossen, nnd  es  werden  bei  solchen  die  Kosten  für  den  Satz  des  be- 
sonderen Titeis  nsw.  in  Anrechnung  gebracht  Von  jedem  Beitrag  werden 
den  Verfassern  50  Sonde ral  fi-o  mit  den  laufenden  Seitenzahlen  des 
Ar«  bivs  kostenlos  zugestellt.  Weitere  Exemplare  stehen  gegen  m&feige 
Berechnung  zur  Vorfiia-nncf. 

Die  erste  Korrektur  de«  Satzes  wird  durch  den  Veilay,  eine  weitere 
Korrektur  und,  wenn  gewünsciit,  eine  Revision  werden  durch  den  Verfasser 
besorgt.  Eltstehen  dnroh  naditrSgliche  SatzSndemngen  des  Yeriaasers  in- 
folge von  Umbrechen  der  Seiten  anCsergewOhnliche  Kosten,  so  ist  der 
Verlag  beftagt,  diese  dem  Verfasser  in  Redbnnng  zu  stellen. 

Der  Preis  eines  Bandes  des  Archivs  ist  30  Mark,  einzelne  Tiefte  sind 
erhöhten  Preison  käuflich,   Den  Mitqrliedeni  de^  .,Allc?emeinpn  <!(  titschen 
Vereins  für  Schul u'r-undheitspflege"    und    «fiiif  i  Kartellvereine  aulserhalb 
Deutschlands  wird  dus  Archiv  für  2b  JÜark  lür  den  Band  geliefert.  In 
diesen  FUlen  ist  die  Bestellung  unmittelbar  an  die  VerlagsbndihandlnDg 

Sebulgesaadheitopflege.  XVIL  88 


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654 


nnter  i^lt  ichzeitiger  tlinsendung  des  Betrages  zu  richten,  worauf  die  Zu- 
seaduBg  der  Hefte  unter  Kreuzband  portofrei  erfolgt. 

ille  Anfragen  und  Beitrftge  sind  u  den  gesehäftiflDhreDdea  Bedifcteor 
desArehiTs  zn  ricliten.  Adresse :  Professor  Dr.  med.  etplnl.  H^Gbibsbach, 
Mfllhausen  (Elsafs-Lothringen). 

An  der  76.  Yersammlong  Deotscher  Natnrforseher  und  Ärzte, 

die  vom  18.  bis  24.  September  in  Breslau  abgebalton  wird,  «ind  in  den 
verschiedenen  Abteilungen  der  medizinischen  Hauptgnippe  folgende  Vortrige 
in  Aussicht  genommen,  die  vom  schulhygienischen  Standpunkte  aus  Interesse 
bieten:  In  der  29.  Abteilung  (Hygiene»  Bakteriologie  usw.)  der  Vortrag  von 
OsBBBOXB-Bredan:  Die  Organisation  des  scbnUrztUchen Dienstes; 
in  der  22.  Abtellnng  (AogenbeOkiinde)  der  Tortrsg  von  H.  BoNDi-Ig^: 
Schule  und  Auge;  in  der  17.  Abteünng  (Geschichte  der  Medinn  und 
der  Naturwissenschaften)  der  Vortrag  von  Stpjtnz  -  Grofe-Lichtertelde: 
Die  Geschichte  der  Naturwissenschaften  im  Gymuasial- 
unterricht. 

Die  Eröffaang  der  Charlotteu barger  Waldschule*  hat,  wie  die 
Tagesblitter  melden,  am  1.  August  stattgefunden  mit  der  Aq&alune  and 
EinftUmmg  der  von  den  stidtiscben  SebnUbrsten      den  Besuch  der  Anstalt 

ansgewnhltea  120  Kinder.  Die  kleine  Schar  befiud  sich  hierbei  in  sieht* 

lieber  Aufregung,  die  sich  aber  bald  in  bellen  Jubel  auflöste,  als  ihr 
lif knnntgegeben  wurde,  dafs  der  Schulunterricht  erst  am  15.  August  be- 
^t(iüiieii  würde,  und  dafs  sie  bis  dabin  nichts  zu  tun  hätten,  als  den  L^m/en 
Tag  spielend  oder  ruhend  im  Walde  zu  verbringen  mid  tüchtig  zu  esseü 
nnd  so  trinken. 

Die  Banlicbkeiten  bestdien  aus  einer  Schal-  and  einer  Wlrtschafta* 

baracke;  ferner  aus  einer  offenen  HaUe,  einer  Wsscb-  und  Badebaiadie. 

Zur  Beschaffung  des  WTassers  dient  ein  Brunnen,  dessen  Anlage  insofern 
Schwierigkeiten  bereitete,  nh  die  Parzelle  sehr  hoch  gelegen  ist,  und  der 
Boden  bis  in  grofse  Tiele  aus  durchlässigem  Sande  besteht.  Die  Wirt- 
schaftsbaracke  hat  der  Vaterländische  Frauen  verein  gestellt,  der  auch  die 
wirtschaftliche  Verwaltung  übernommen  hat.  Die  Schnlbaracfce  besteht  sos 
swei  gerlnmigen,  je  48  qm  grofsen  Klassensimmem  und  zwei  Ideinena 
Rftnmen  fttr  Lehrer  und  Lehrerinnen  nnd  für  Lehrmittel  Die  Klassen- 
Zimmer  sind  nicht  mit  Scbulrahsellien,  sondern  mit  gewöhnlichen  Tischen 
und  Stühlen  ausgestattet,  können  somit  bei  besonders  uugOastigem  Wetter 
als  Aufenthaltsort  und  Speisezimmer  benutzt  werden. 

Die  schultechnische  Leitung  der  Anstalt  hat  der  Charlottenburger 
Magistrat  in  die  Häude  des  Gemeindeschullehrers  Köpfen  gelegt,  der  sich 
mit  awei  Lehrern  and  einer  Lehrerin  in  den  Unterricht  teilt.  Die  wirt- 
schaftliche Leitung  ist  einer  Krankenschwester  ttbertragen,  der  eme  Köchin, 
eine  Helferin  der  KQche  und  eine  Reinmachefrau  unterstellt  sind.  Die 
Obhut  der  Baulichkeiten  wälirend  der  Nacht  ist  einem  Wächter  übertragen. 
An  Kosten  bat  die  Anlage  und  Kinrichtung  der  Anstalt  20625  Mark  er- 
fordert; die  lanfenden  Ausgaben  berechnen  sich  für  die  drei  Monate  August, 
September  und  Oktober  auf  8000  Mark.    Diesen  Ausgaben  steht  jedoch 


•  S.  dMse  ZeUkhnfl,  Nr.  7,  1901,  S.  506. 


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aach  eine  wenn  freilich  bescheidene  Einnahme  gegenflto.  Denn  der  Besneh 

der  Waldschule  ist  nicht  uneotgeltlich,  vielmehr  wird  der  für  die  Kinder 
berechnete  Verpflegnngssatz  in  Höhe  von  50  Pfennifj  täplich  von  den  Eltern 
zurückerstattet.  Nur  bei  nachgewiesener  Mittellosigkeit  tritt  ganze  oder 
halbe  Belreiuug  ein.  Yerausdiiagt  mt  die  lunnahme  aui  3600  Mark  für 
die  dni  SdudniiNule. 

Bei  Gdegenheit  der  eniUidbeii  Übergabe  der  Anstalt  an  die  Schol- 
deputation,  die  eine  Woche  spUer  stattfand,  erklarte  BOrgermeiFt  er  ^Iattino, 
die  Stadt  habe  kein  „Schnlsanatonnm"  gründen  wollen,  sondern  eine  wirk- 
liche Schule,  in  der  der  Unterricht  die  Hanptsache  bleibe,  aber  auf  mög- 
lichst breiter  gesundheitlicher  Unterlage  ruhen  solle.  Die  Schultcchnik  der 
Waldschale  gehöre  zu  den  schwierigsten  Fragen,  die  Chariotteaburg  xu 
lösea  habe. 

Bereits  ist  der  Gedanire  anfgelaiiciht,  die  Schale  aneb  wlbrend  des 
Winters  in  Betrieb  zu  halten. 

Die  Waldschule  soll  eine  Tageserholiuigsstätte  sein.  Die  Kinder  ver^ 
lassen  des  Morgens  "^o  früh  wie  möglich  die  elterliche  Wohnung  und  bleiben 
den  ganzen  Tag  über  drauCsen.  Bei  ihrer  Ankuiilt  im  Walde  erhalten  sie 
sogleich  reichlich  Milch  oder  einen  Teller  mit  Hafergrütze  und  eine  mit 
Bntter  bestrichene  Schrippe,  zum  zweiten  Frühstück  wiederum  Milch,  zum 
Mittagbrot  Sappe,  Fleisch,  Kartoffehi  mid  Oemllse,  aar  Veqker  nochmals 
HUdi  ond  eine  mit  Mos  bestriehene  Schrippe,  und  eadlieh  rar  Antritt  des 
Heimweges  gegen  7  Uhr  abends  eine  Suppe  mit  einem  Butterbrot  Vom 
Mittagbrot  Ms  mr  Nachmittagsmilch  sollen  die  Kinder  auf  dem  Rasen  oder 
bequemen  SüihU  n  sich  ausruhen  und  womöglich  etwas  schlafen,  in  der 
flbrigen  Zeit  weiden  sie  klassenweise  unterrichtet,  oder  sie  beschäftigen  sich 
mit  Spielen,  Handarbeiteu,  Lesen  u.  dgl.  Jede  Klasse  dari  nicht  mehr  als 
20  SchOler  anfwtisen.  Der  znr  flrzüichen  Übenracbiuig  der  Kinder  ver- 
pflichtete Arzt  soll  die  Anstalt  mindestens  einmal  in  der  Woche  besnchen. 

Über  die  Reini^ao^  der  Schnlstnben  hat  die  Herzo|^*  Regiening  in 
Anhalt  an  sAmtliche  Scbulvorstände  nachfolgende  YerfQgQBg,  die  wir  der 
ffBemburg.  Zig.*^  entnehmen,  erlassen : 

t.  Die  Schnlzimmer  und  die  zu  denselben  führenden  Treppen  und 
Gänge  sollen  stets  in  reinlichem  Zustande  erhalten,  die  ersteren  wenigstens 
sveinal  in  der  Woche,  die  Treppen  und  Oftnge  aber,  wenn  erforderlieb» 
tli^ch  nach  beendigtem  Unterrieht  sorgftltig  ansgel^ehrt  werden.  Bei  der 
Beinignng  der  RIassenrinimer  sind  die  Bänke  und  Tische,  soweit  möglich, 
von  ihren  Plätzen  zu  rücken.  Vor  dem  Auskehren  ist  der  Fufsboden  mit 
feuchten  Sägespänen  oder  Torfmull  zu  bestreuen.  —  '2  Die  Subsellien, 
Katheder,  Schränke  und  Jb'ensterbänke  sind  einige  Zeit  nach  dem  Kehren, 
wenn  sich  der  aufgewirbelte  Staub  gelagert  hat,  mit  einem  feuchten  Tuche 
sorgfältig  abzuwischen,  die  Fenster  der  Schnlzimmer  nnd  Gänge  so  oft  zu 
patMA,  als  es  notwendig  erscheint,  mindestens  aber  bei  aUen  (vgl.  B.) 
Hauptreinignngen.  ^  8.  In  den  Oster«,  Sommer-,  Herbst^  and  Weüuiaehts- 
ferien  ist  eine  Hauptreinigung  sämtlicher  Schulrilume  in  grttndlichster  Weise 
▼or/nnehmen.  Hierbei  sind  flie  Fufsboden  der  Zimmer  mit  Seife,  Soda 
und  heifscm  Wasser  m  scheuern,  die  Türen,  Bekleidungen,  Subsellien, 
Schränke  usw.  ebenso  abzuwaschen,  nachdem  vorher  die  Wände  Tom  Staube 

88* 


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656 


befreit  sind.  —  4.  Die  Aborte  müssen  tftglich  nachgesehen  und  mindestens 
einmal  wöchentlich  gereinigt  werden.  Während  der  Sommermonate  sind 
die  Pissoirs  täglich  zq  spülen.  —  5.  Wo  bisher  eine  häufigere  Keinigong 
flbUch  gewesen  ist,  hat  ec  dabei  tooh  ferner  sein  Bewenden«  Aach  kOanei 
swiadMD  4iein  Sehiüvofstaiid  und  dem  Schnileiter  weitergehende  Einridt- 
taugen,  namentlich  in  gröfseren  Sdinlen,  vereinbart  werden.  Der  Gebraaeh 
von  Stanböl  (Dnstless,  Berolina  usw.),  der  sich  in  vielen  Schalen  bereits 
bewiihrt  hnt.  wird  dabei  empfohlen.  Für  die  Anwendung  desselben  sind 
besnnilere  üebrauchsanweisnngen  leicht  zn  erhalten.  —  6.  Es  ist  nicht 
gestattet,  Schulkinder  als  Beihilfe  zur  Besorgung  der  Reinigungen  heran- 
midien.  Die  Rektoren  der  Mittel-,  Bttrger-  und  Tolksschnlen,  die  Knis« 
und  OrlflflehaltiispektoreB  enoehen  wir,  aiof  aorgfUtige  Befolgong  dieaer 
Yonchriften  m  achten  und  in  den  Beviatonaberiehten  ihre  Wahmelunvigen 
niederznleiren. 

(Iber  die  Hausaufgaben  hat  der  Synodalvorstand  der  Lehrerschaft 
des  Kantons  Bern  folpejide  Tlip«5Pn  aii'^i'earbeitet,  die  nun  von  der  Er- 
ziebuia  sil  irektion  sämtlicheii  ächulkomnusäionen  des  KiintoQs  zor  Yernehm- 
lassung  zugestellt  worden  sind: 

1.  In  den  eriten  drei  8ehn||ahren  dürfen  keine  Hansaufgaben  gegeben 
werden ;  nur  in  lindliehen  TeihiltniaBen  mit  groben  Kleaaen  aind  ancb  aaf 
dieaer  Stofe  Hanaaiai^ben  in  beschränktem  Mafse  zoznlassen. 

2.  In  den  oberen  Schuljahren  der  Primarschule,  in  den  Mittelschulen, 
sowie  im  Unterweisungsunterricht  sind  die  Hansen fgaben  nur  mit  möglichster 
Beschränkung  ziiznlassen. 

3.  Wo  das  Fachsystem  besteht,  soll  auf  dem  Wege  der  VerstÄndigunp 
unter  der  Lehrerschaft  und  durch  FOhmng  einer  Kontrolle  (Aufgabenbueb) 
dnfllr  gaeorgt  worden,  dala  eine  gleichnriUsige  VerteUnng  der  Hwaanfipta 
aaf  die  einaelnen  Tage  atattfindet. 

4.  £s  emp6ehlt  sich,  in  den  Voraebrlften  für  jede  Altersstufe  ein  be- 
stimmtes Zcitmafs  fest/nsetzen,  nadi  welchem  der  Umfang  der  zu  erteilendeo 
Hausaufpaben  zu  bemessen  ist. 

5  Dip  für  die  Schnlc  sowie  den  UnterweisungsunttTricht  bestimmten 
Uausautgubeu,  namentlich  das  Memorieren,  sind  gleichmäfsig  auf  das  ganze 
Schn^ahr  an  verteilen,  nnd  ea  boD  daa  Mafs  der  Aufgaben  gegen  den  Schlnfr 
des  SchnQahrea  nicht  erhöht  werden. 

6.  Die  Lehrerschaft  ist  anzuhalten,  die  von  den  Kindern  zu.  Hause  gemachtes 
Arbeiten  sorgfftltig  zu  kontrollieren.  Dabei  ist  anf  die  sozialen  Verhältnisse 
der  ?rlMilf>  irehührend  Rflcksichf  m  nehmen.  Kf^rperliche  nnd  geistiirf^  (rp- 
brechen  sind  als  Kntschuldigungs-  oder  Milderungsf?rüruip  zn  herücksichtigen. 

7.  Nicht  zulässig  sind:  a)  Hausaufsätze;  b)  schriitliche  Strafarbeiten, 
die  für  das  Kind  keinerlei  geistigen  Gevsinn  ergeben;  c)  das  Anfertigeii 
von  Handarbeiten  nnd  Zelchnnngen  ala  Hansanfgaben;  d]  das  Antgeben  von 
faknltativen  oder  Fleilsanfgaben;  e)  Hansaofgaben  vom  Yormittag  anf  den 
Nachmittag  des  gleichen  Tages;  f)  Ferienaufgaben. 

8.  Über  Sonn-  und  Feiertage  dürfen  nicht  mehr  Haoaavfgaben  erteilt 
werden,  als  von  einem  Schultage  zum  anderen. 

9.  Zur  Zeit  der  gröfsten  Sommerhitze  sind  die  üausaufgabea  gänzlich 
zu  erlassen. 


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657 


Die  Anaielittlliüjwnuigai  der  SdmlkoinniaaioDen  werte,  wie  die 

yfSchweü.  Lehrergtg,*  (Kr.  35)  bemerkt,  TflnuiiÜich  aelir  Tenddedenftrtig 
aosfallen,  tind  auch  bei  den  Lehrern  wird  sidb  kaam  eine  einheitliche  An- 
schannng  |?eltcnd  machen.  In  einer  gröfseren  Gemeinde  hat  die  Scbul- 
konunissiOD  im  Verein  mit  »Amtlichen  Lehrern  einstimmig  beschlossen,  es 
sei  Art.  4  zu  streichen,  da  man  ein  bestimmtes  Zeitmafs  tür  die  Haus- 
aufgaben unmöglich  festsetzen  könne;  was  der  eine  in  wenigen  Minuten 
bewältige,  daiaa  habe  ein  anderer  eine  Stande  nnd  mekr  za  ton.  Dann 
fimd  man»  in  Art  1  sollen  alle  Kinder  gleidigelialten  worden;  es  gehe 
nicht  an,  die  Kinder  in  ländlichen  Verhältnissen,  die  meist  noch  einen  langen 
Schulweg  zurückzulegen  haben,  aufserhalb  der  Schulzeit  stärker  in  Anspruch 
zu  nehmen  alü  die  Stadtkinder.  Was  den  übrigen  Teil  von  Art.  1  betrifft, 
d.  h.  die  Frage,  ob  für  die  drei  ersten  Scbuljahre  ilit  Hausaufgaben  über- 
haupt untersagt  werden  sollen,  so  waita  es  insbesondere  die  Lehrerinnen, 
wekfae  dagegen  sprachen  nnd  stimmten.  Sie  erUflrten,  ohne  Hanaanfgaben 
den  Fordernngen  des  ünterrichtsplanes  nnd  der  Inspektion  nicht  Genüge 
leisten  zu  können.  Die  Mehrheit  entschied  dann,  es  sei^  nnr  fBr  das 
erste  Schuljahr  die  Hausaufgaben  gänzlich  zn  iinter^ncrpit 

Organisation  des  Schülerfrflhstückes  in  den  höheren  Schulen 
von  Zürich.  Die  Rektorate  des  Gvmna^iums,  der  Industrieschule  und 
der  Handelsschule  haben  vor  kurzem  an  die  Eltern  der  Schüler  folgendes 
Zirinlar  gerichtet: 

Leider  machen  wir  seit  Jahren  die  bemOhende  Beobachtung,  dafe  viele 
unserer  Schiller  vor  und  nach  der  Schule  und  in  den  Pausen  in  eiuer 
nahegelegenen  Konditorei  und  Bäckerei  aufser  Brot  und  Brötchen  namentlich 
Lockorpien  nnd  Fis  kaufen.  Wir  werden  nun  für  die  Pansen  unbMin|?t 
verbieten,  mochten  es  aber  auch  auf  dem  Schnlwege  verhindert  wis  ( n. 
Wir  bitten  Sie  daher,  uns  in  dieser  Hinsicht  dnrch  Ihre  direkten  Weisungen 
wirksam  autersttttien  n  woHen. 

Nnn  reicht  aber  erbbrnngsgemälk  das  fiblkshe  FrtthstOek  nicht  aas, 
am  die  Schüler  während  eines  vier-,  auch  fünfstündigen  Vormittagsunter- 
richtes vor  leerem  Magen  und  daraus  folgender  geistiger  Abspannung  ze 
schilt 7 Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  daf«  die  jnngcn  Leute  von  Hause 
ein  geeignetes  zweites  Frühstück  mitbekämen  und  es  in  einer  mittleren  Pause 
venehrten.  Doch  wollen  wir  versuchsweise  noch  eine  andere  Gelegenheit  bieten. 
Wir  werden  einen  Bflcker  ersuchen,  im  Sommer  in  der  9  Uhr-Pause,  im 
Winter  in  der  10  Ühr-Panse,  Brot  nnd  BrOldien,  unter  Aasschluls  aOer 
Leckereien,  in  der  hinteren  Halle  des  Schnlgebindes  zq  Terkaafen.  Femtr 
werden  wir  die  2^ntralmolkeroi  rrsuchen,  in  derselben  Pause  trinkwarme, 
abgekochte  Milch  3  il  zu  10  Cts.,  in  der  hinteren  Halle  des  Schulgebftndea 
tarn  Verkauf  tu  hriu^^en. 

Da  wir  aber  keine  Ihnen  unliebe  Gelegenheit  zu  unkouttolliertem 
Geldausgebeo  zu  schaffen  wUubcheu,  so  werden  wir  den  Verkäufer  be- 
stimmen, Abonuementskarten  fftr  je  10  Glas  Idch  m  je  1  Fr.  auasugeben. 
Daadt  wir  ein  Urteil  Aber  den  mntmafiilichen  Bedarf  gewinnen,  ersaeben 
ydr  Sie,  uns  bis  übermorgen  gefl.  mitzuteilen,  ob  Sie  für  den  nnten  ge- 
nannten Schüler  solche  Abonnements  zu  benutzen  gedenken,  und  innerhalb 
welcher  dorcbschaittlicher  Fristen  Sie  sie  emeoern  zu  müssen  glauben. 


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6<giB  to  Beitritt  to  Oynttnaitei  n  Fibliillklito  hat  ticli, 

wie  die  Tagesblätter  melden,  die  Scbalkommission  des  st&dtischen  Gym- 
nasiums in  Bern  ansj^csprochen.  Sie  bemerkt  in  einem  Kreisscbreiben: 
^So  '^f'lir  wir  auf  der  einen  Seite  die  guten  Wirkungen  des  Fn fsballspiels 
auf  die  Ausliililiiiii:  drr  Korpfrkräftp  und  die  Gesundheit  der  Sjtielenden 
anerkennen,  euergiscii  müssen  wir  dem  Fufsbalkport,  wie  er  in  den 
flog.  Klnbe  betrieben  wird,  entgegentreten,  da  derselbe  Iddit  wrlilhm— 
Folgen  baben  kann,  indem  HertfeUer  und  Verletnmgen  aller  Art  sieb  ein- 
stellen,  die  Knaben  dnrch  die  Matchs  in  y^raGbiedenen  Stidten  und  ihre 
Folgen  znm  Trinken  usw.  verleitet,  ja  einzelne  so  von  dem  Spiel  absorbiert 
werden,  dals  sie  für  dip  Stndien  gar  kein  Interesse  mehr  haben  and  hinter 
ihren  Kameraden  zurückbleiben." 


FMeraag  im  Sehwimneit  dnrch  die  Sehlde  Iii  ftitemieb. 

Erlafs  des  Ministers  für  Kultus  und  Unterricht  vom  24,  März 
1904  an  alle  Landesschul  r  äte  und  die  Statthalterei  in  Triest 

(Z.  80865  ez  1903.) 

Nach  den  §§  31  und  47  des  Orpranisationsstatuts  für  Lehrer-  und 
Lehrerinnen-Bildnngsanstalten  vom  31.  Juli  1886,  Z.  6031  (Minist.-V.-Bl. 
1886,  Nr.  50),  haben  die  LandesschulbehOrden  nach  Tunlicbkeit  die  Yor- 
Icflhmng  an  treffen,  dafs  sAmtliche  Zöglinge  dieser  Anataltea  während  ihrer 
Bildangaaeit  den  etwa  nötigen  Unterricht  im  Schwinmien  erhalten  können. 

Dieser  Bestünmang  ist  bisher  nnr  in  sehr  geringem  Mafise  entsprochen 
worden. 

Drr  wohltätipe  Einflufs  des  Schwimmens  auf  die  Erhalt ucc'  und 
Stiiikuiig  der  Köi-perkraft  und  der  Gesundheit  macht  es  aber  wünschens- 
wert, dal'ü  nicht  nur  den  Zöglingen  der  Lehrer-  und  Lehreriunen-BUdungs- 
anstalten,  sondern  anch  den  Kindern  der  höheren  Klassen  der  aUgemehien 
Volks-  nnd  Bdrgerscholen  Gelegenheit  geboten  werde,  das  Schwimmen  sa 
leinen  und  fleifsig  zu  üben. 

Ich  ersuclie  daher  den  k.  k.  Landosschulrat,  ffcei^nete  Mafsnahmen 
zu  treffen,  um  auch  die  Gemeinden  und  jene  Vereine,  die  '^irli  die  körper- 
liche Ausbildung  der  Jugend  zur  Aufgabe  machen  (Jngendsitiel-,  Tum-, 
Schwimm-,  Ruder-  und  Sportvereine),  für  diesen  Gegenstand  zu  interessieren, 
damit  de  Oberall  dort,  wo  die  örtlichen  YerhAltnisse  es  gestatten,  geeigaele 
Sehwinmi-  nnd  Badeanstalten  m  dem  in  Bede  stehenden  Zwecke  errichten, 
besietnmgsweise  den  Schulen  überlassen,  und  anch  sonst  nach Er&iten  bei- 
tragen, nm  der  Schuljugend  und  den  Zöglingen  der  Lehrer-  und  Lehre- 
rinnen-Bildun^'s?\iistaltcn  die  kostenlose  oder  doch  nur  mit  geringen  >fittdn 
verbundene  Erlernung  und  Üeü^ige  Übung  des  Schwinimens  zu  ei  möglichen. 


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Gleidneitig  erkUre  idi  mich  ancb  bereit,  einseUmi  itutUoben  Lehrer- 
and  Lehreriimeii-ffildiiiigBaiistalten  zum  Zwecke  des  Ankaufes  einer  Anzahl 
von  Schwimmnnterrichts-  und  Schwimmflbnngskarten  für  mittidloee  ZOgÜnge 

m&finge  Sabvcntioncn  aus  Staatsmitteln  m  gpwfihren. 

Ich  darf  wohl  erwarten,  dafs  zur  Krrpu  Imiig  des  angestrebten  Zieles 
auch  die  Lehrkräfte  der  genannten  Schulkategorien  in  verständnisvoller 
Erfassung  der  Urnen  obliegenden  Erziehungsaufgabe  tatkräftigst  mitwirken 
werden,  indem  sie  nicht  nur  die  Scholjngend  ohne  Anwendung  eines 
Zwanges  znr  fleiftigen  Benatzong  der  Bider  anfinnntefB  nnd  Jene  Rat- 
schläge und  Belebrungen,  welche  vom  gesondheitlichea  Standpunkte  not- 
wendig und  nützlich  erscheinen,  erleilen,  sondern  sich  nach  Tnnlichkeit 
auch  freiwillig  zur  f'liernahme  der  Leitung  und  Beaufsichtigung  der  ge- 
dachten Schwimiuübuiigen  bereit  halten. 

Femer  werden  auch  die  Schulaufsichtsorgane  bei  ihren  Inspektionen 
dem  Gegenstände  ihre  Anfinerksamkeit  znsnwenden  nnd  in  den  Jahres- 
bnnptberichten  die  diesbeKttgUch  gemachten  Wahmehmnngen  bekannt  sa 
geben  haben. 

Unter  anderem  werden  auch  die  nötigen  Schritte  zur  Herausgabe  einer 
die  Wichtigkeit  des  Schwimmens  und  die  Möglichkeit  der  Erteilung  eines 
Massenunterrichtes  in  diesem  Gegenstande  näher  er!l\ntornden  Schrift  für 
die  Uaud  der  Lehrer  und  Lehramtszöglinge  eingeleitet,  aui  deren  hoffentlich 
baldiges  Erscheinen  ich  schon  jetzt  ?oclAufig  au&neifcaam  mache. 

(„JfofMiiswshr.  f.  d,  Twrmo98enf^^  Heft  7/8.) 


Besprechnngen. 

Die  Lfti^iuig  und  Heizaug  der  Schulen.  Drei  Vortrüge,  gehalten  in 
der  Jahresversammlung  des  Klubs  für  öffentliche  Gesundheitspflege  in 
Prag  Ton  Dr.  Güstat  Kabshkl,  Professor  der  Hygiene  an  der  bobmi- 
schen Universitit,  Fn.  Yelich,  Ingenieur  der  Kgl.  Hauptstadt  Prag, 
nnd  A.  Hraba,  Bürgerschullehrer  in  SmichoT.  Verlag  von  Josef  Safär, 
Wien  1904.    Preis  K.  2  =  Mk.  1,80. 

Die  Vorträge  gehen  von  den  Verhältnissen  Böhmens  aus  und  bieten 
ein  hauptsächlich  örtliches  Interesse,  über  welches  nur  der  Vortrag  von 
Kabbhel  sich  erhebt.  Auf  den  Forschungsarbeiten  Rübnebs  fulsend 
legt  Kabbbkl  die  wichtigsten  hygienischen  Ansprache  an  die  Heizung 
nnd  die  Lllftang  der  Schulen  dar,  die  in  folgenden  —  hier  abgekürzt 
wiedergegebenen  —  Thesen  zusammengefai^t  sind: 

1.  Die  Heizung  soll  eine  "Wärmemensie  herbeischaffen,  durch  welche 
iu  kürzester  Zeit  eine  17 — 20^  C.  hohe,  gleichmäOsig  verteilte  Temperatur 


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660 


für  die  Luft  und  die  Uinfassüngen  des  Raumes  erzielt  wird.  Auch  im 
vollbesetzten  Zimmer  soll  jene  Temperatur  nicht  überschritten  werden. 

2.  Die  Wahl  der  Baustoffe  und  lier  Konstruktion  der  WäJide  and 
Decken  soll  die  Wärmeverlaste  gering  ausfallen  lassen. 

3.  Die  Helzanlageii  soUeo  GewAhr  ftr  unuterbrochenen  wid  leichteD 
Betrieb  gvwtthren. 

4.  Die  Wftrmeebgabe  soll  durch  Leitung,  uicht  durch  Strahlmig  er- 
folgen.    Der  Wärmegrad  der  Ilei/flachen  soll  unter  IOC  C.  bleiben. 

ö.  Die  Heizunp  darf  die  Raumluft  ni<  lit  verunreinigen. 

6.  Für  die  Hcinheit  der  Luft  so! Im  auf«er  der  Lüftoiig  aach  die 
Sanberhaltung  und  die  Bauart  des  Gebäudes  sorgen. 

7.  Die  einzuführende  Frischluft  soll  im  Durchschnitt  für  jeden  Schüler 
in  der  Stande  20  cbm  betragen. 

Die  Anfofdennig  an  den  Wflnnegrad  der  Heizfiftdien  geht  meines  Er- 
achtens nidit  weit  genug;  naeb  meinen  Untersuchungen  sollte  70**  C.  die 
Höchsttemperatur  bilden.  Dagegen  darf  unter  die  Frischluftmenge  von 
durchschnittlich  20  chm  erheblich  herabgepanpen  werden,  sobald  während 
jeder  Unterrichtspause  eine  gründliche  Durchlüftung  des  Liaumes  statt- 
findet. In  diesem  Falle  pflegt,  je  nach  der  Gröfse  und  der  Besetzaug 
des  Klassensinuners,  eine  ein-  bis  zweimalige  Emenerong  seines  Loft- 
gebnltee  in  Jeder  Untenicbtsstonde  znr  Schaffung  gOnstiger  VeililltniaK 
bereits  anarareichen.  H.  Chr.  NuasBAim-HannoTer. 

Dr.  ÄLPERT  FLArrrs.  Kleines  Lehrbuch  der  Hygiene.  Zum  Ge- 
brauch für  Volksschulen  l^firgerschulen  und  gleichsinnige  Lehranstalten. 
82  Seiten.  Druck  und  \  erla«?  von  J.  L.  Stich,  Nörn])erg  1904. 
Es  ist  -schwielig,  ein  Büchlein  der  Hygiene  zum  Gebrauch  für  Schüler 
der  Yolksachnlen  zn  achreiben;  ein  derartiges  Lehrbuch  eoll  nicht  ein 
Kompendinm  der  geaamten  Geanndheitapflege  daratellen,  aondem  nnr  das 
für  den  Schüler  WeaenUichc  enthalten.  Falsche  oder  nngenane  Angaben 
dürfen  nicht  geduldet  werden;  hier  seien  einige  der  zu  beanstandendes 
Stellen  angeführt :  „Für  gewölmlichc  Verliiiltnisse  einer  bürgerlichen 
Wohnung  genügt  e««,  wenn  die  Zimmer  in  Länge,  Breite  und  Höhe  (1  Ret.) 
je  fünf  bis  sechs  Meter  messen"  (S,  21).  Bei  der  Reinigung  des  Wassers 
heifst  es  (S.  3'6):  „Die  gefährlichaten  Verunreinigungen  werden  sdion  eot« 
femt,  wenn  man  dem  Waaser  Alaonatflcke  in  der  Menge  von  10  g  aaf 
100  1  Waaaer  znaetst  Noch  vid  aicherer  wirlcen  die  jetzt  nm  wenig 
Geld  überall  käuflichen  Filter."  Für  die  Schule  begnügt  sich  Verfasser 
(S.  61)  mit  der  Fordernn?,  „anf  je  zwei  Lehistnnden*'  folge  eine  Rnhepaase 
von  mindestens  Jf)  Minuten. 

Wenn  auch  nicht  in  Abrede  gestellt  werden  soll,  dafs  das  vorliegende 
Werkdien  recht  viel  Gutes  euthall,  mochte  Referent  doch  die  Frage  aut- 
werfen:  lat  ein  Lefarbndi  der  Hygiene  In  der  ToUaachole  notwendig? 
Wird  daa  Intereaae  fflr  Hygiene  nicht  beaaer  dnrch  einige  anregend  ge- 
schriebene und  dem  Alter  der  Schlfler  angepafete  Aufsätze  hygieniscbeo 
Inhalts  im  Lesebuch  wachgerufen,  wenn  der  hygienisch  gebildete  Lehrer 
den  Gegenstand  entsprechend  erl&ntert  ? 

Dr.  SiLB£fiSOHMiDi>Zttrich.  ^ 


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AuEZAKBKH  Bexn5;t£in.  IHe  Reinl^iig  der  Schulzuimer.  A.  Benn- 

stein,  Dt.  Wilmersdorf-Berlin.    24  Seiten.    Preis  60  Pf? 

Der  Verfasser  sagt  Dicht  viel  Neues.  lodessen  ist  es  bei  ilt  r  Wichtig- 
keit der  Frage  der  Schnlzimmerreinifrung  sicherlich  verdienstvoll,  wonn  B, 
die  Nachteile  und  Vorteile  der  eiiizelueji  Reinigong&arteu  abwugl  uiid  den 
Grttiiden  oAcbgeht,  auf  denea  die  mangelhafte  Beinhaltniig  beroht.  In 
letzterer  Hinsicht  ist  die  Beschaffenbeit  des  IWshodens  und  die  Bankart 
von  wesentlicher  Bedeatang.  Linolenm  und  Bettigbank  verdienen  den 
Vorzug.  Da<;  Sehriftchen  schliefst  mit  einem  Appell  an  die  Behörden, 
Erhebungen  Ober  die  lleinigungs-  und  Unterhaltungskosten  einzuleiten  und 
durch  hygienische  Institute  die  Bdinigongsfirage  auf  wissenschaftlichem  Wege 
klären  zu  lassen.  Dr.  FiCKER-Berlin. 

■ 

SoNSAD  Stbttbb.  Qser  dmli  die  Selmlbaiikfrii;«.  Vortrag.  Horb 
«.  N.    61  Seiten. 

In  einem  frischen,  lebendigen  Vortrag  kritisiert  Verfissser  die  ver- 
schiedensten Schulbankformen;  er  tritt  fttr  die  zweisitzigen  Bftnke,  imbe- 
sondere fBr  die  Bettigschen,  ein  und  schildert  deren  Vorzüge. 

Dr.  FiCKEB-Berlin. 

Dr.  Th.  Ziehen.  Die  tieisteskrankiieiteii  des  Kindesalters  mit  be- 
goiderer  Bericknehtigang  des  selmlpflichtlgeft  Altan.  2,  Heft. 
Samml.  v.  Abhandl.  a.  d.  Gebiete  der  pädagogischen  Psychologie  and 

Physiologie  hcrausgeg.  t.  Prof.  Th.  ZiEOLEH-Strafsburg  und  Prof.  Th, 
Zlehek  (Halle)  VTT  1.  Beather  &  Baichard,  Berlin  1904.  94  Seiten. 
Mk.  2. — .  (Einzelpreis.) 

Das  erste  lieft  dieser  Arbeit  wurde  im  Jahrgjuig  1902  dieser  Zeit- 
schrift (S.  5U8)  besprochen.  Im  vorliegenden  wird  eine  weitere  Reihe 
der  damals  charakterisierten  hübschen,  konzisen  Krankheitsbilder  vorgeftlhrt, 
die  sehr  geeignet  sind,  das  so  bitter  notwendige  VerstftndniB  ftr  diese 
Dinge  anch  bei  gebildeten  Nicht-lizten  anznbahnen. 

Prof.  BLXULBB-Zflricb. 

Wolf  Becuek,  Ar/r  1  ber  WalderholnngsstKtten  für  kranke  Kinder 
mit  besonderet'  Berücksichtigaug  der  TaberkalSsen.  Mitteilungen 
Uber  Erholungsstätten.  Heft  I.  August  Uirschwald,  Berlin  1903.  52  S. 
Uk.  1»00. 

Der  Verfasser  macht  mit  seiner  Schrift  Propaganda  für  eine  nenere 

Einrichtung  auf  dem  Gebiete  sozialer  Ftirsorge,  die  insbesondere  den 
Kindern  dienlich  sein  soll.  Die  Walderholungsst&tten  sind  als  Tages- 
sanatorien im  Walde  zu  liezeichnen.  Die  Idee,  solche  Erholungsstätten 
zu  gründen,  wunlo  zuerst  im  Jalire  1 1)00  durch  eine  Sonderabteilung  des 
Volksheilst&tten Vereins  vom  Koten  Kreuz ,  insbesondere  durch  Professor 
Paiinwitz  verwirklicht.  Die  Erholnngsstait^u  füllen  eine  Lücke  aus 
swischen  dem  Kinderknunkenlunts  nnd  d»  Ferienkdonien.  Sie  aibeni 
sich  dem  Krankenhanse  mit  Riteksfcht  auf  die  Rationalitat  der  Pflege, 
Beanfsichtignng  und  Qualität  der  anfgenommenen  Kinder.  Diese  An- 
stalten sollen  nämlich  denjenigen  Kindern  Anfiiabme  gewähren,  welche 


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keinen  Zugang  za  den  Ferienkolonien  finden,  sehr  häafig  auch  aas 
finanziellen  Grttnden  (!),  nnd  doch  einer  Erholung  bedürftig  sind  Ins- 
besondere sollen  kranke  Kinder  berflcksichtigt  werden.  Der  Verfasser 
ist  sogar  der  Ansicht,  dals  selbst  schwerere  Stömngen  die  Aufnahme  nicht 
ausschlielsen,  während  ja  der  Natur  der  Ferienkolonie  entsprechend  Rinder 
nit  schweren  StOmageii  in  diesen  nicht  Aofiiahme  finden.  Tom  Kranken' 
htnse  nnterseheiden  sich  die  Efhotnngsstttten  nur  dedofcfa,  dab  sie  den 
Kindern  blofs  zur  Tageszeit  Unterkunft  gewähren,  die  Krankenhäuser  aber 
zur  Tages-  und  Nachtzeit.  Am  Ahend  kehren  die  Kinder  aus  der  Er- 
holungsstättp  jeweilen  in  ihr  elterliches  Haus  zurück.  Arme  Kinder 
werden  besonder.^  Ijerücksichti^t.  Der  Ptlegesatz  in  der  Erholungsstätte,  die 
dem  Verfasser  als  Paradigma  dient,  beträgt  täglich  50  Pfg.,  für  weniger 
Bemittelte  30  Pfg.,  doch  gibt  es  anch  Freistellen.  Gewicht  gelegt  wird 
anf  eine  rationelle  Emfihmng.  Das  Hanptkontingent  der  Anfgenonunenen 
bilden  Tnberknltoe  und  solehe  Kranke,  die  Anlage  aur  Tuberkulose  haben. 
Die  Erholungsstätten  erweisen  sich  als  ein  wesentliches  Mittel  zur  Be- 
kämpfung der  Kindertuberkul  o^e  ud  I  rrfüllen  damit  einen  Zweck,  der  uns 
immer  vorschweben  mufs  —  in  erster  Linie  die  Tuberkulose  des  Kindesnltpr; 
zu  bekämpfen,  weil  in  diesem  Alter  die  Aussichten  am  güustii'stpn  siud, 
während  in  Torgerückteren  Altersklassen  die  verschiedensten  l-aktoren 
einen  Erfolg  vereitdn.  Tatalehlich  tritt  such  eine  wesentliche  Besserang, 
ja  Heilung  ein,  was  sich  zeigt  im  Verschwinden  der  Katanfae  und  in  der 
Gewiehtszonahme,  die  bis  nnf  6  kg  steigt.  Die  Daner  der  Kurzeit  bc 
trägt  sieben  Wochen,  wenn  nötig  aber  auch  mehr.  Seine  Erfahrungen 
sammelte  der  Verfasser  als  Arzt  für  die  Kindererholungsstätte  Schön- 
holz bei  Berlin,  welche  am  25  Mai  1902  cruffnet  wurde  und  bis  zum 
'60.  September  ÜOö  Kindern  Aulentlialt  gewahrte.  Er.  drückt  sich  dabin 
aus,  dals  die  neue  Einrichtung  sich  als  leistungsfähig  erweise  und  einer 
grOfeeren  Anzahl  von  Kindern  die  Sanatorinmspflege  ohne  grofte  finanzielle 
Opfer  gewfihre,  die  sonst  einer  Pflege  UberhiMipt  nicht  teilhaftig  würden, 
weil  weder  das  Krankenhaus,  noch  die  Ferienkolonien  passende  Fürsorge- 
mittd  wären. 

Die  Errichtung  der  Kinderheilstiitten  ist  nach  der  Ansicht 
Bechers  in  erater  Linie  Sache  der  Frauen  vereine  und  verwandter 
Vereine,  doch  müssen  auch  die  Gemeinden  Hand  anlegen.  In  Berho 
wird  bereite  ehie  zweite  Erholungsstätte  fltr  Kinder  gegründet,  und  der 
Landesausschuls  ftr  Wohlfahrtspflege  in  Niederflsterreich  in  Wien  bat  m 
PlOtzldnadorf  zwei  Erholungsstätten  nach  dem  Muster  der  SchOnholzer  ein- 
gerichtet. 

Beilagen  orientieren  neben  den  gegebenen  Ausfülirungen  in  weitestem 
Mafse  Uber  die  Host  alt  ung  und  den  Betrieb  solcher  Erholungsstätten.  Die 
Schrift  BEruEUs  kann  jedermann  zum  Studium  empfohlen  werden,  der  sich 
um  die  praktische  Fürsorge  für  unsere  Kinder  und  insbesondere  um  die 
nnschuldigen  Opfer  unserer  wirts<^ftlichen  Verbflltnisse  interessiert.  MOgea 
die  Ausführungen  des  Verfassers  in  weitesten  Kreisen  zur  Naehahmiing 
anregen.  Dr.  KRAFT-Zfirich. 


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U.  Jahrgang.  1904  No.  9. 


•rtginaUliliait^litngeit. 

Dm  SehvlanlwMaa  In  DenticUaiML 

Bericht  über  die  Ergebnisse  einer  Umfrage  bei  den 
gröiseren  Städten  des  deutsohen  Heiohea. 

Dr.  FjLUh  SoHUBBET-Nümberg. 
(FortMlsaiig.) 

Eine  aelur  wiektige  Ergänzung  der  hjgieDiaoh«!!  Aafinoht  Aber 
das  Sehiüg^bäade  bilden  die  alljübriidi  ein  bis  sweimal  stattfinden- 
den  Begebungen  aller  Teile  des  Scbnlbaiises  dnrab  eine  Eomnussion, 
an  d«r  anfser  dem  Sebnlarzt  aTiob  Vertreter  des  stfldtiaoben  Bau- 
amtes nnd  der  Schnlverwaltnng  gehören.  In  diesem  Punkte  ist 
aubDahmsweise  üicht  Wiesbaden  vorbildlich,  das  eine  solche  Ein- 
richtung auch  heute  noch  nicht  besitzt,  sondern  Dresden,  dessen 
schon  im  Jahre  1893  entworfene  Schularztordnung  in  §  2  festsetzt: 
^Auoh  haben  nie  an  den  alljährlich  zum  Zwecke  der  Aufstellung 
der  Unterhaltungsvoranscliliige  stattfindenden  BHu;p]iuLip:Hn  der  Schul- 
grundstücke  allenthalben  toilzn nehmen."  Diese  Bestimmung  ging 
auch  auf  die  alte  Nürnberger  Ordnung  vom  Jahre  1896  in 
der  Form  über,  dafs  die  Schulärzte  auf  Einladung  an  den  regei- 
mftisigen  jährlioben  Umgängen  der  magistratiscben  Schulpfleger  in 
den  augewiesenen  Schulhäusem  teilzunehmen  haben.  Leider  wurde 
bier  Ton  dieser  Euuiebtnng  in  der  Praxis  bisber  niemals  Gtobraueb 
gemacht 

Eine  besonders  Forderung  erfuhr  die  Angelegenb«t  durob  Pro- 
fessor Bbkaboe,  der  in  cüsser  ZeiUckrifl  (1899,  S.  376)  ttber  die 
in  S^ttnigsberg  getrolfenen  Anordnungen  und  aber  deren  Durob- 

DOTSehBlant.  It  19 


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fahraog  eingehend  berichtete  und  die  Zweckmärsigkeit  eines  der- 
artigen Vorgehens  rübmte.  v.  Esmabch  hat  diesen  Schalliaiis- 
besichtigungen  als  Magistratsmitglied  selbst  beigewohnt.  Für  das 
Wichtigst»  hftlt  er  dabei  das  ZnsammenarbeiteD  des  Schularztes  mit 
dem  anständigen  Beamten  des  stidtiflohen  BanamisB,  da  beide  Teile  bei 
solehem  Anlab  voneinander  lernen  können,  und  weil  die  Dnrehf&lining 
der  nötigen  sohnlkeehnisehen  Yeiftndemngen  dnioli  gemeinsame  Aus- 
sprache des  Arstes  mit  dem  Arehitekten  yerein&oht  und  besokleunigt 
wild.  Dieser  sonst  nur  selten  sieh  bietende  Anlafs  einer  Besprechung 
swisehen  den  Vertretern  der  Schulbehörde,  dem  technischen  und  dem 
hygienisehen  SaohTerstAndigen ,  wurde  in  Königsberg  und  seitdem 
auch  in  vielen  anderen  Städten  dasn  benutst,  an  Ort  und  Stelle 
sich  tiiber  die  Dringlichkeit  der  yonsnnehraenden  yerhesseniDgen 
zu  einigen,  so  dafs  den  städtischen  Behörden  auf  Grund  dieser  ge- 
meiusamen  Revisionen  bestimmte,  wohlbegründete  \'or8ohläge  für 
technische  Einrichtungen,  Umbauten  oder  Neubauten  vorgelegt 
werden  konnten.  Da  es  unmö<flich  ist,  alle  Mftnerel  der  Schulen 
auf  einmal  aus  der  Well  /u  schaiien,  sn  ;;ruppierte  man  in  Königs- 
berg in  dem  Protokoll  der  Besichtigung  dit^  Vfus  lilüge  nach  drei 
Graden,  als  „dringend  notwendig  ",  als  „notwendig"  und  als  „wünschens- 
werte Auf  diese  Weise  wurde  verhütet,  dais  nicht,  wie  es  früher 
geschah,  zuweilen  Wichtiges  vor  minder  Wichtigem  zurfiokstehen 
mulste.  Vieles  wurde  auch  kurzerhand  alsbald  geregelt.  ^So 
manche  Korridorwand  wurde  fflr  Kleiderriegel  gewonnen  durch  Fort- 
nähme  von  Schrilnken,  die  ebensognt  anderswo  nntergebracht  werden 
konnten  ....  an  den  Öfen  waren  einselne  Teile  in  Unordnung^  es 
fehlte  an  Ofenschirmen  ....  usw." 

In  Königsberg  finden  aweimsl  im  Jahre  solche  gemeinsame  Be- 
gehungen aller  Schuliftnme  statt.  In  allen  anderen  StSdien  begnUgt 
man  sich  mit  einer  jährlichen  derartigen  Bevision. 

Der  an  die  deutschen  Stödte  verschiokte  IVsgebogen  enthielt 
unter  Nr.  7  die  Frage:  „Finden  regelmftlsige  Visitationen  der 
Sehulrftume  durch  die  Sohulftrste  im  Verein  mit  Verwaltang»> 
und  teohnisbhen  Beamten  statt?  In  welchen  Zwischenrftumen?^ 
Die  Antworten  liefsen  nicht  selten  erkennen,  dab  infolge  milk- 
verständlicher  Auffassung  die  vom  Schularzt  allein  vorzunehmen- 
den Klassenbesucbe  «gemeldet  wurden.  Bei  dem  uaehiulgeuden  Ver- 
zeichnis wurde  daher  aui  die  Dienstordnungen  selbst  zurückgegriffen 
und  nur  solche  StAdte  angeführt  sind,  die  in  den  Schular/t- 
vorschriften  ausdrücklich  eine  gemeinsame  Revision  durch  eine 


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Kommianon  anordnen,  in  der  anob  das  Banamt  und  die  Schul- 
bebözde  Twtreten  amd.   Dies  trifffc  filr  folgende  Stidte  sn: 

BantEoUp  Brealan,  Bonn»  Chemnita,  Orimmitselian, 
Darmatadt  (Stadt),  Dresden,  Dflren,  Falkenatein,  Flena- 
bnrg,  Frankfurt  a.  M.,  Frankfurt  a.  0.,  Freiberg  i.  Sachs., 
Fftrth,  Görlitz,  Insterburg,  Königsberg  i.  Pr.,  Königs- 
hfltte,  Leipzig,  Mainz,  Meifsen,  Nfirnberg,  Plauen,  Posen, 
Ratibor,  Reiebenbaeb,  St.  Jobann  a.  d.  Saar,  Stolberg, 
Worms  und  Zwickau. 

Die  Verordnungen  stimmen  im  wesentlichen  überem.  Dafs 
die  Teilnahme  an  der  Besichtigung  für  den  Schularzt  in  einzelneu 
Städten  als  erlaubt,  in  anderen  als  geboten  bezeichnet  wird  („kann 
er  teilnehmen"  ....  hat  »^r  teil/^uuehmen")  ist  wohi  nur  der  Form, 
nicht  dem  Sinne  naoli,  als  Unterschied  anzüsehen. 

Tn  mehreren  Städten  ist  aus  dem  Wortlaut  der  Verordnung  zu 
erkennen,  dafs  Begehungen  der  Schulgrundstttcke  .seitens  der  städti- 
schen Behörden  schon  yorher  be-^tanden  haben  zum  Zwecke  der 
Aufstellung  von  Bau-  und  UDterhaltungsvorsohlägen  für  den  nächst- 
j&brigen  Haushaltsentwurf.  Zu  dieser  ohnehin  stattfindenden  Begehung 
wurde  dann  der  Schularzt  zugezogen. 

Etwas  abweichend  gestaltete  sich  die  Sache  in  Frankfurt  a.  M. 
Hier  haben  die  Schnl&rzte  dem  Stadtarst  (Amtsarat),  der  sngleidi  ihr 
Obmann  ist,  Tor  Beginn  der  Sommerferien  ihre  Y orsohUlge  sum  ntehst- 
jflhrigen  BaubedUrfnis  einsureiohen  und  werden  vom  Stadtarat  nach 
Ermessen  au  der  amtsftrstliohen  Besichtigung  der  Schulen  eingeladen. 

In  Flensburg  scheint  dem  Aiste  eine  mehr  aktiye  Aufgabe 
susu^Ien:  ^Biinmal  im  Jahre  sind  Tom  Schularste  die  gesamten 
Bäume  der  Schule  auf  ihre  gesundheitliche  Beschaffenheit  unter 
Zueiehung  des  Schnlleiters  sowie  erforderlichenfalls  eines  Baubeamten 
des  Magistrats  genauer  zu  untersuchen  "  Demnach  wöre  es  dem 
Schularzte  überlassen,  ob  er  den  technischen  Beamten  zuziehen  will 
oder  nicht. 

Für  die  Eintragung  der  Befunde  bei  den  sohulärztliohen  Revi- 
sionen beistehen  an  manchen  Orten  Formulare  ruit  \  unlruck.  Als 
BH:^jiiel  sei  der  sehr  ausführliche,  fünf  Folioseiten  füllende  Frage- 
bogen aus  Worms  hier  in  gedrängter  Form  wiedergegeben. 

Zustand  bei  der  Besicbtigang  am  

1.  Lage  und  Umgebnag  des  Haoses;  BodenyerliAltmsse,  Untergrand. 

2.  GrOfae  des  Hofes;  Bedeckung  und  B^flanzung  desselben;  Abflufs  des 
Regeowassers  eventaell  des  SpOlwassers;  Ginfriedigoag  des  Hofee. 


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3.  Zustand  der  Müllgrube  (Ummanenmg,  Bedecknng) : 

4.  Welche  anderen  Gebäude  stehen  im  Hof? 

5.  Ist  der  Uof  sauber  gehalten? 

6.  Wie  i8t  für  Trinkwasser   gesorgt?    Lage    und  Bedeckung  des 
Bnnmens;  Umgebung  der  Pumpe  (Beschaffeaheit  des  TriDkmnen). 

7.  Ton-  imd  Spielplatz. 

8.  Sind  gekrouite  Abortanlagaii  filr  Saabea  imd  HIddieii  Torhaiidei? 

9.  Lage  und  Baumaterial  derselben. 

10.  Zalil,  EiDrichtuDg  und  Zostand  der  AbortaBlagen,  sowie  ihre  Beini- 
gung  und  Ventilation 

a)  für  Knaben: 

b)  für  MAdchen: 

11.  Senkgrube  —  Bedeckung  —  Art  der  Entleemng: 

12.  Aus  welchem  Benmnterial  ist  des  Schnlhans  erbaut? 
18.  Ist  es  miterkeUert?  Zu  was  wird  der  Keller  benntst? 

14.  Ist  ein  Blitzableiter  vorhanden? 

15.  Einteilung  des  Hauses:  Wieviel  Stockwerke? 
Höhe  der  Paricrrrränme  über  Strafsciiniveau? 
Wieviel  Schulzimmcr  enthalt  das  Uwis? 

Wie  viele  in  jedem  Stockwerk? 

Wie  sind  die  Schuljahre  auf  die  einzehien  StockweriEe  verteOt? 

16.  Vortreppe  und  Haustür. 

17.  Flure  und  Treppen.   Breite  der  Treppen? 
Höbe  der  TreppenstuÜBn: 

Neigung  der  Treppe: 

Baumaterial  und  Heinlichkeit  der  Treppen,  Flore  und  Trq>pes- 

gel  än  der : 

Sind  Kleiderhaken  vorhanden  und  wo? 
Zustand  der  WAude: 

18.  Welche  Vorrichtungen  zum  Abkratxen  der  Stiefelsohlen  sind  vo^ 

banden? 

19.  Reinlichkeitszustand  des  Hauses? 

20.  Wem  ist  die  Reinigung  der  Schule  übertragen? 

21.  Wie  werden  gereinigt 
1.  da-s  Hans 


2.  der  Hof? 

3.  die  Aborte? 

22.  Was  wird  für  die  Reinigung  vergütet? 

23.  Lehrerwohn nncon:  Ob  im  Schulhause? 
Besonderer  Eingang  derselben? 
Zimuieraahl : 

Flächeninhalt  der  Zimmer: 

In  welchem  Stock  and  Lage: 

Zubehör  (Abortei  Garten,  Wasehkaehe  nsw.): 

24.  Ist  eine  Kleinkinderschule  am  Orte? 

25.  Sonstiges: 


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Gemeinde: 

Klasse: 
Leiurer: 

Sohittendil:  Alter: 
Orolse  des  Scbul zimmert: 
m)  Lauge  —  Breite: 

b)  Höhe: 

c)  GesamtbodenflidM: 

d)  Geflamtluftraum: 
Bodenfläche  pro  Kind: 
Luftraum  pro  Sind: 
Lnc:e  des  ZinuMn: 
Fenster: 

m)  ZäM  : 

h)  Oröfse  (Höhe  und  Breite): 

c)  Lage  (N.  S.  W.  0.): 

d)  Höhe  der  Brüstung: 

•)  Verbiltnis  d.  Oesamtglaafläche  s.  Bodenfläche: 
f)  Licbteinfall  (von  reditt,  Unk«  nsw.,  Oebiade» 

Bäume) : 
VorfaSnge : 

Künstliche  Beleaohtang: 
fleürang: 

a)  Art  dmelben: 

b)  Entfernung  des  Ofens  TOQ  den  B&nkan: 

c)  Ofenschirm: 

d)  Beginn  der  morgendlichen  Heizung: 

e)  Temperatur  itn  Saale  bei  ttreager  Eilte: 

f)  Thermometer: 
Ventilation : 

Fufsboden:  —  wann  zum  letztenmal  geölt: 
Wände  (Farbe  n.  BekteidoDg,  Qelifel,  Hohe  deai.): 
Deeke: 

Ansahl  nnd  Art  der  SdralbSnke  (nene,  alte  Kon* 
stmktion,  wann  betobalit,  wieviel  Sitee  auf 

einer  Bank): 
Breite  der  Tischplatte: 
Tischhöhe  rom: 
Tischhöhe  innen: 
Bankbreite : 
Bankhöhe : 

Gröfsr  der  Distanz  (-j  hori?nrjtaler  Abetend  der 

inneren  Tischkante  von  dem  iSits): 
OrSbe  der  Dtflforens  (vertikaler  Abetaad  der  inne> 

ren  1  iscoK&nLe  vom  OKmß» 
Sitzlänge  pro  Kind: 

Sind  Bänke  von  verschiedener  Gröfae  vorhanden : 
Pansen : 

Lfiitnng  wiUirend  derselben: 

• 

Die  Formalare  Ton  Borbeok,  Orefeld,  Easen»  Mttlheim 

a.  Rnbr  und  Zeitz  enthalten  folgende  Spalten: 

1.  Lage.  2.  Gebäude  (massiv?  Facbwerk?  Dach?  Ob  uiterkellert? 
WohBQQgeii  im  Scbulgebftode?  Ob  £iBgiiig  nur  Schule  aod  Wobnnng  ge- 


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trennt?)  3.  Treppen  (hölzerne,  steinerne,  Gelftnder,  ob  Uberbaapt  gefabr- 
h^?"^,  4.  Schnlzimmer  ;ii  Grftfcp  (Hrtbo.  Länge,  Breilp.  7ihl  der  KinJer, 
Bodentliirhe  für  jedo^  Kind);  b)  Fnlsboden  (ob  dicht  und  «gestrichen); 
c)  Wände  u.  Decken  (Anstrich);  d)  Reinlichkeit  im  allgemeinen;  e)  Fenster 
(Gröi'se,  Zaiil  und  Lage,  VeiiiaiLuiü  der  Fensterfläclie  zur  HcHleutladie  ^ 
SdintK  TOT  direkten  oder  rellektierteD  Soimeiutrahlen) ;  f)  Schvltische, 
Bftoke  (ob  solid,  sweckmäftiif,  Sitsnnm);  g)  LiebtTerbtttnisse  im  aDge- 
meinea;  b)  Heizung  (Art  derselben,  Ofen,  ob  genflgender  Schutz  gegen 
Verbrennong  and  Wärmestrahlung,  Temperatur,  Thermometer);  i)  Ventila- 
tion (Einrichtung  der  Oberlichter  der  Fenster,  Klaiipscheiben,  Olasjalotisien, 
zentrale  Ventilation);  k)  Stand  des  Katheders  und  der  Wancitalel.  5.  Ab- 
trittsaulagc  (Lage,  ob  in  genügender  Entfenninf.'  vom  Schulgebäude.  Aus- 
dunstung, Reinlichkeit  der  Sitze,  Anzahl  derselben  im  Verhältnib  zar 
Kindemiil).  6.  Spiel-  und  Toiupktz  (GrOfte,  Lage,  ob  Tomg^rite  solid 
und  ongeftbrlich,  ob  der  Boden  unter  Barren  und  Reck  fest  oder  mit 
Sägemebl  bededct).  7)  Wasserversorgung  (TrinkgefiÜke,  Entfemnng  der 
Bronnen  von  den  Abtritten),   8)  Sonstige  Bemerkungen. 

Naoh  der  Untenohrilt  des  Sebalftrztes  folgt  dann  noch  eine 
vom  Bttrgermeiater  an  nnterseiohnonde  Frage:  «Was  ist  anr  Beaeiti- 
guug  der  erwähnten  Mitegel  angeordnet  worden?* 

Alle  dieae  Angaben  Ober  sehnlftrstlioho  BeTiaion  der  Sobol* 
gebände  beaogen  sich  anf  den  WiesbadeneDr  Typus. 

Es  wurde  schon  im  allgemeinen  Abschnitt  erwähnt,  dafs  sehr 
viele  Gemeinden,  insbesondere  in  Rheiulund  und  Westfalen,  von 
alters  her  gewisse  schulärztliche  Einrichtungen  besitzen,  die  als  rudi- 
mentär bezeichnet  werden  mufsten.  und  sich  vorwiegend  auf  Besich- 
tigungen der  Schulgebäude  bezielien,  ohne  genaue  Untersuchung  der 
einzelnen  Schulkinder.  Manche  dieser  Städte  .stehen  hinsichtlich 
der  hygienischen  l'berwacüuug  des  Scbulhauses  den  Städten  mit 
Vollschulärzten  kaum  nach  und  bedienen  sich  zum  Teil  derselben 
Formulare.  So  führen  z.  B.  die  G-emeinden  Beeck,  Hamborn, 
Oberhansen  (Rhld.),  Solingen  und  Wesel  dieselben  Bevisions- 
listen  wie  Crefeld,  Essen  usw.  (vgl.  oben). 

Wesentlich  kürzer  ist  die  Fragestellung  in  den  Gemeinden 

Gronau (B.-B. Münster), Hamm,  Lüdenscheid,  Reokltnghansen 

(Stadt  nnd  Landkreis),  Witten,  die  alle  zum  Typns  mit  mdimentlrem 

Sehnlaratweaen  gehören,  nnd  wabrseheinlieh  noeh  in  sehr  yielen  Ge* 

meinden  jener  Bezirke.  Hier  enihftlt  das  Formular  nur  drei  Spalten, 

die  siob  auf  die  bygienisohe  Besobaffenheit  des  Scbulhauses  bestehen: 

Beschaffenheit  des  Sdrallokalst  Lange,  Breite,  Höhe,  mitbin  Knbikranm 
—  zu  vid  oder  zu  wenig  für  die  vorhandenen  Kinder  —  Bescbaffenbeit 

der  Luft  —  Reinlichkeit?  Beschaffenheit  der  Aborte:  Reiidichkeit  — 
Ventilation  —  Ausköramlicbkeit?  Trinkwasser:  GOte  —  Anskömmlichknt? 


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V.  flygieie  des  UAtorriekts  ud  der  Uiterriehtnuttel. 

Die  beacbiHuVte  Eompeteni  det  SehnlaratoB,  die  eokon  bei  der 
Hygiene  dee  SohtUgebftudM  in  manefaen  JEHinkten  herrortret,  maoht 
adh  Kol  dem  sehwierigen  Gebiet  der  ünteiriobtBhjgiene  in  neeh 
weit  bOberem  Malse  füblbar.   Die  IVujhttoebildnng  des  Antee  hat 

mit  diesem  Kapitel  im  allgemeinen  nichts  zu  schaffen,  und  ee  be- 
darf einer  besonderen  sLhulj.rzthchen  Vorbildung —  möge  sie  nun 
vom  Staat  orgambierL  sein,  wie  in  Ungarn,  oder  dem  Privatstudium 
vlberlassen  bleiben,  wie  bei  uns  in  Deutschland  — ,  um  den  Ar^t  zu 
befiihigen,  m  dieseri  Dingen  mitzuurteileu  und  dreinzutedeii.  Dazu 
kommt,  dals  bei  der  Hygiene  des  Unterrichts  noch  so  viele  Fragen 
der  Lösung  harren,  und  nicht  nur  zwiscken  Ärzten  und  Pädagog^on, 
sondern  auch  zwischen  den  Vertretern  des  Lelirtaches  selbst  eine 
Übereinstimmung  über  wichtige  Grundsätze  vermilst  wird.  Dem 
Arzt  wild  hier  ftlr  absehbare  Zeit  mehr  die  Rolle  eines  Mitarbeiters 
auf  dem  psyehologisch-physiologiMben  Fonchungsgebiet  zufallen,  im 
Zusammenwirken  mit  Sohulmännem,  deren  £r£ahning  nnd  Wiaeen 
hier  keinen  Schritt  weit  entbehrt  werden  kann. 

Em  liegt  im  Wesen  der  Unterrichtshygisne,  dafs  anob  in 
einer  ferneren  Zukunft,  wenn  dereinst  das  theoretisohe  Wissen  ge- 
nügend gefördert  sein  wird»  um  duans  pxaktiBobe  Eolgamngen  für 
den  Sohnlbetrieb  ashen  an  kOnnen,  der  Sehweipnnkt  bygienisoher 
Überwaeihnng  ▼ozvnasiebtlieb  niobt  beim  Sobnlant  einer  kleinen 
stldtiaeben  Sohnlgmppe  liegen  wird,  sondern  beim  Amiaant,  dem, 
als  einem  staatliehen  Beamten,  die  sanitftie  Anfueht  Uber  die  Dnrdb- 
fUmiog  der  Ton  der  Behörde  erlassenen  Verfügungen  ankommt. 

höhere  und  dankbare  An^be  wllide  dem  flntlieben  Saeb- 
Terstindigen  snlsUen,  den  ein  UnterriehtBminiaterium  bei  der  Duroh- 
fOhnmg  einer  gründlichen  Reorganisation  des  gesamten  Unterriohts- 
wesens  als  Beirat  berufen  würde. 

In  Würdigung  dieser  Verhältnisse  wird  man  es  begreiflich 
finden,  dals  die  Scbularztordnungen  deutscher  Städte  der  Hygiene 
des  I'nterricht«  keinen  breiteu  Raum  gewähren.  Ein  vollstäudiges 
Lbergehen  dieses  wichtigen  Gegenstandes,  wie  es  leider  ganz  allge- 
meine Hegel  ist,  erscheint  trotzdem  nicht  gerechtfertigt,  und  noch 
weniger  die  in  vielen  Dienstvorschriften  zutage  tretende  angstliche 
Scheu,  dem  Arzt  Einblick  zu  gewähren  in  den  Gang  des  Unterrichts. 
Wie  schon  in  den  vorhergehenden  Abschnitten  wiederholt  erwähnt 
wurde,  verbieten  manche  Stfidte  dem  Sohnlarzt,  ohne  vorherige  Er^ 

Der  Sckalant.  IL  90 


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lanbnis  des  Bekton  die  Klaflsen  während  des  tJoterrichtee  zu  be- 
treten, und  nur  aasnahmsweiM  wird  ausdrücklich  gefordert,  dals  die 
sdiulintliolMB  Baraohe  wllifaiid  der  UoterriohintoiidMi  atattflndea 
aottan  (Mains),  oder  dafii  dar  ütttanioht  beim  Bistritt  dea  fiebvlanrtea 
vaht  DBtoriiroAeii  wardao  darf  (Kolmar  und  MflDiaiiaaa  i.  E.).  Unter 
allan  Sakvlanterdnnngen  findet  mok  nm  in  der  von  Offenbaoh 
eine  anadritekliehe  Anfferdenuig  „rar  aaehTeiatündigan  HitiridraBg 
kinaiclitlioh  der  Hygiene  dea  UnterriolitB'',  und  in  Cl^nigahtttte 
wild  Teiftgt»  daA  dem  Sahnlant  anf  Yetlaxigen  der  Stnndenplan 
▼Ofanlafan  iat.  Senat  barrMiht  flbemll  tiefrtaa  Sehweigen,  wenn  num 
nieht  die  bei  etwa  95  Stttdtan  wiadeikehiende  Bemeikang  biariier 
beziehen  will,  dafs  der  Schularzt  bei  seinen  Besuchen  auf  die  Körper- 
haltung der  Kinder  zu  achten  hat.  Zweifellos  bildet  die  Hygieme 
des  Schreibens  und  insbesondere  die  Karperhaltung  beim  Schreiben 
einen  Teil  der  ünterrichtshygiene,  doch  ist  es  mit  dem  blolsen  Auf- 
traj?,  die  Körperhaltuüg  der  Kinder  zu  kontrollieren  nicht  ijetan, 
wenn  nicht  [eiclizeitig  Anweisungen  gegeben  werden  über  üaklage, 
JB,ek]ination8Biu  usw. 

Die  nicht  minder  wichtige  sanitäre  Beaufeic  htiprung:  des  Huna 
arbeitsunterrichts  ändet  nur  ein  einziges  Mal,  in  der  Dienstordnung 
Ton  Hagen,  Erwähnung.  Oöln  schenkt  dem  Unterricht  in  den 
Hilfsschulen  und  in  den  Stottererheilkursen  besondere  BeaobtaQg 
und  ordnet  an,  dals  die  Sobnlärzte  dem  üntarnoht  io  dieaen  Ab* 
teilungen  wiederholt  beianwohnen  haben,  um  anf  beaondera  organische 
Fehler  der  Kinder  an  aehtan  nnd  dem  Lehrer  die  etwa  notigen 
BatsohUge  zn  erteilen. 

Obwohl  in  Dentaehlaad  mit  wenigen  Ananahmen  fast  nnr 
atldtiaeh  angestellte  SehnUbnte  fttr  Yolkwohnlen  rorhaaden  aind, 
nnd  das  Yolkasohnlweaen  im  aUgemeinen  mnatergHltig  geregelt  iat, 
Bo  konnte  dooh  anoh  hier  dem  Sehnknt  manohe  dankenawerte  Auf- 
gabe gestellt  werden.  Die  Yerteilnng  der  Tnmatnnden  im  Stnnden* 
plan»  der  Beginn  dea  yonnittagannteniehte,  das  Innehalten  der 
Zwisohenstonden,  der  Ana&ll  daa  Naohmittagannterridites  bei  h<rfiar 
Sonunertamperatnr,  daa  Vermeiden  jeder  Läse-  nnd  Sohmberiiait  in 
den  Standen  mit  unzulänglichem  Tagesliobi  an  koiaen  und  trüben 
Wintertagen,  das  Mafs  der  Hausaufgaben,  die  Auferlegung  geist- 
tötender uüd  uugenverderbender  Strafurbeiteu,  dieb  alles  und  manches 
ähnliche  sollte  dem  Schularzt  ebenso  unter  die  Augen  gerückt  werden, 
wie  die  einzelnen  Abschnitte  der  Schulhau8hyR"ieue.  Die  am  besten 
geeigneten  Mittel,  dem  Schularzt  erstens  Einblick  in  deu  brang  des 


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Untenibhii  und  wwvltmm  G<el«geiihrit  sn  hypniadm  SttoeUlgMi 
und  jrar  EdbibuDg  von  ESuy^redi  wa  gewiluwu  wfifdn  wohl  loU 
gendo  Min: 

sd  1.  BSnaSohtignng  und  Ywpfliohiiiiig,  dem  üntoriMlit  in 
allen  seinen  Zweigen  so  oft  als  n<ytig  beizuwohnen,  sowie  Beisiehnng 

dee  Schnlarztes  zu  den  Sohulprüfungen. 

ad  2.  Vollbereciitigte  Teilnahme  an  den  Lehrerkonferenzen  und 
Inßpektionsaitznngen,  um  dem  Schularzt  Gelegenheit  zu  geben,  einer- 
seits die  Erwägungen  und  mannigfachen  Rücksichten  kenneu  zu 
lernen,  die  bei  Festsetzung  des  Stundenplanes  und  bei  Beratung 
anderer  pädagogischer  i'ragen  in  Betracht  kommen,  anderseits  hygie- 
nischen Bedenken  rechtzeitig  und  am  rechten  Orte,  d.  h.  im  engen 
Kreis  der  Lehrerschaft,  Ausdruck  zu  geben.  Die  Schnlkonfereos 
bietet  Gelegenheit,  dab  Xjdbiier  nnd  Sohnlant  Tonainander  lernen 
können  und  dadurch  xneinnndar  in  eine  Besiehnog  gesetzt  werden, 
wie  sie  bei  der  gemeinsamen  Besiohtigmig  der  Sohulgebäude 
swiaehen  Architekten  nnd  Schulärzten  sieh  entwickeln  soll.  Daza 
üi  aber  erfoiderüoh,  da(s  die  Sohulärste  ordentliohe  Hiliglieder  der 
beMBniden  m  den  Siteungen  Bueammentretenden  Korpersohaften 
•ind,  nnd  niefat  nnr  anfeerordentliehe^  bei  beaonderen  Anlilnwen  sor 
Betafcoiig  gewiMer  Fragen  beinusiehende  GntBohter,  die  aioh  nnr  aU 
Gtete  nn  betraohten  haben  nnd  kein  Stiaunreoht  beaitMii. 

Die  Fordernng,  dale  die  SohnUtoste  ToUbeieohtigie  Mifglieder 
der  Sehnlannehllne  sein  sollen,  ist  so  alt»  wie  die  Sohnlaratfiage 
selbst  nnd  wurde  schon  auf  den  VI.  internationalen  Hygienekongrefe, 
zu  Wien  1887  erhoben.  Eine  solche  Einrichtnng  ist  ganz  besonders 
im  Interesse  der  Hygiene  des  Unterrichts  wünschenswert.  Da  je- 
docli  auch  andere  Gebiete  der  Schulhygiene  hierbei  in  Betracht 
kommen,  so  8oU  über  die  vn  den  einzelnen  Städten  darüber  herrsoheuden 
Bestimmungen  im  folgenden  Abschnitt  gesondert  gesproclien  werden. 

Die  Hygiene  de«!  Unterricht"  bed:i!f  zu  ihrer  Förderung  und 
Klärung  der  experimentellen  Psychologie,  die  ein  zurzeit 
noch  gar  nicht  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  übersehbares  Arbeits- 
gebiet darstellt,  auf  dem  hygienisoh  gssdinlte  Pädagogen  und  päda- 
gogisch vorgebildete  Ärzte  in  legen  wissenschaftlichen  Wettbewerb 
getreten  sind.  Beide  Fächer  müssen  sich  hier  durchdringen  und 
ergänzen,  und  es  darf  als  eine  schöne  und  hohe  Aufgabe  der  Schul- 
▼erwaitnngsn  betrachtet  werden,  solche  Arbsitsn  ma  Ibrdem.  Leider 
ist  von  einem  solohen  Geist  in  nnseren  Sohnkraterdnnngen  nirgends 
ein  fieneh  sn  spttren.  Im  Gegenteil,  fast  fibecall  anoht  man  den 

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wissenschaftlichen  UnterenchungeQ  Schularztes  an  den  seiner 
Obhut  anTertranten  Schülern  von  vornherein  einen  Damm  entgegen- 
snsetsen«  iiad  wenn  man  derartige  Forschungen  nioht  geradezu  verbietet» 
80  maoht  man  sie  doch  von  ganz  besonders  einzuholender  Erlaubnis 
abhängig.  Man  fürchtet  den  schulärztlichen  Übereifer,  und  Rohmeieihelt 
damit  swar  der  Arbeitsfreudigkeit  der  Sohnlftizte,  verkennt  aber  auf 
der  anderen  Seite  die  Wichtigkeit,  ja  die  Notwendigkeit  solcher 
Fonohnngen.  Die  Ge&Iir  der  Unterricbteetflnuig  sohfttrt  man  dabei 
offenbar  m  booh  ein.  Es  werden  immer  ntir  einaelne  #eoige  Sehnl- 
ärste  geneigt  sein,  mit  isüieeiomeier  nnd  Ergograph  snbtile  und 
aeitianbende  ünterBnchungen  anznstellen,  anch  wenn  man  ihnen 
aolohe  Arbeiten  nioht  eiachweren,  eondem  erleiehtein  wflide,  und 
dieeen  wenigen  darf  man  wohl  aneh  den  nötigen  Takt  und  Be- 
sonnenheit zutrauen,  deren  der  Schnlarst  ohnedies  bei  keiner  seiner 
AmtehandluDgen  entraten  darf. 

Die  Hygiene  der  Unterrichtsmittel  tiüdel  m  dea  Schul- 
arztordnungen gleichfalls  eine  nur  sehr  fragmentarische  Berücksich- 
tigung. 

In  Kolmar  wird  in  §  7  die  ^Kontrolle  über  die  Lehrmittel* 
erwähnt,  in  Mülhausen  die  Untersuchung  der  „Lehrmnterialien 
auf  hygienische  Besciiatfenheit".  Die  Gemeinde  (rransee  zahlt  als 
Obliegenheit  des  Schularztes  auch  die  Mitwirkung  bei  Anschaffung 
▼on  «Geräten  oder  Lehrmitteln**  anf.  Alle  anderen  deutschen  Dienst* 
Ordnungen  ttbergehen  diesen,  insbesondere  vom  ophthaUno-hygieniseheD 
Standpunkt  wichtigen  Gegenstand. 

Der  Schulbücherdruck  ist  überall  dort,  wo  man  ihn  anf  eeine 
optischen  Eigensehaflen  hin  geprüft  hat,  in  einem  hohen  Froaentsaii 
der  in  Gtobrandi  itelienden  Bfloher  mangelhaft  gefunden  worden. 
Das  wirksamste  Mittel  wSre  es»  wenn  die  behördliche  Znlassnng  der 
Lehrbfloher  nioht  anssohlieislioh  vom  Inhalt,  sondern  anoh  Ton  der 
typographischen  Ansstattmig  abh&ngig  gemacht  würde.  Da  sich  aber 
in  Dentsohland  die  obersten  SohidbehOrden  trota  aller  Ton  engen- 
Ärztlicher  Seite  gegebenen  Anregungen  nnd  Denksehriflen  behairlidi 
weigern,  diese  Angelegenheit  einheitlieh  zu  regeln,  so  bleibt  ee  doch 
wohl  Aufgabe  der  Schulärzte,  immer  wieder  jene  Bücher  zu  be- 
zeichnen, deren  Druck  zu  kloia  oder  zu  komprers,  oder  deren  Papier 
zu  grau  oder  zu  dünn  ist,  um  durch  solche  Kleinarbeit  nach  Mög- 
lichkeit die  Unterl as.su n^^ssünden  der  Behörden  wieder  auszubleichen. 

Ähnliche  Fragen  ei  lu^n  sich  Itei  dfT  übermäfsigen  Verweudnug 
der  optisch  lilnget  geächteten  und  nur  aus  wirtschaftlichen  Gründen 


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beibehaltenen  SehieCertefel,  bei  der  laniienuig  der  Schteibhefte,  dem 
Ghebrauob  der  Idnienblitter,  der  fieechaffsnbeit  und  Aofetollung  der 
Sehnltalsl,  der  Utenmlien  beim  Handarbeits-  und  Handfertigkeits- 
unterricbt,  ganz  bwonders  aber  hm  den  Beschäftiguugea  in  den 
Kinderschulen  uud  KinderbewalijuDstalten,  wo  nicht  selten  durcb 
zierliches  Fleobtwerk,  Perlenfädeln  und  durch  Verwendung-  iihnlioher 
windiger  Objekte  aus  Unkenntnis  and  Gedankenlosigkeit  gesündigt 
wird. 

(Fortsetzung  folgt.) 


kleinere  Ülitteilnitgeii. 


Nene  Schulärzte.  Auerbach  hat  eine  Schularztinstitntion  nach 
dem  Muster  von  Lpipzitr  einp:etührt,  die  am  1.  Oktober  in  Kraft  treten 
soll.  Als  Schularzt  ist  der  Jkzirksarzt  Medizinahut  Dr.  Schr<)TEK  auf- 
gestellt worden.  —  In  Meide  rieh  geht  die  Schulverwaltung  dazu  über, 
Sonderinte  flr  die  Volksschalen  anzostellen.  So  ist  in  einer  der  letzten 
Herr  Dr.  NöiionEB  eis  Augenarzt  berufen  worden.  —  Schmargendorf 
bei  Beilln  hat  flir  seine  von  dem  SeholTocstand  besoUoswne  seholintlielie 
Dienstordnung  nonmehr  die  Genehmigung  der  Königl.  R^ernng  zn  Potsdam 
erhalten.  —  In  Prag  sollen  neun  Schularztstellen  mit  einer  Jahresremunc- 
ration  von  lOÜO  Kronen  ge«diaffen  werden.  Die  Angelegenheit  liegt  zur- 
zeit dem  Prager  Stadtverordnete nkollegium  zur  Beratung  vor.  —  Neu- 
städtel  in  Sachsen  hat  den  Entwurf  einer  Schularztordnuug  von  der  Be- 
hörde genehmigt  erhalten.  Vorgesehen  ist  a.  a.  die  alljShriich  eimmüige 
Untersnchnng  aller  Sdinlkinder  des  zweiten  bis  achten  Sdrayahrea  nnd 
eine  zwehnalige  üntersodinng  der  Kinder  des  ersten  SchnQahres.  Als 
Seholarzt  ist  Dr.  Hohmann  angestellt  worden.  —  In  Berlin  treten  die 
36  Schulai'zte  (kr  271  Genieindeschulen  in  diesem  Frühjahr  zum  er<^ten 
Male  bei  der  Untersuchung  von  etwa  15  000  neu  eintretenden  Schülern  in 
▼olle  Tätigkeit.    Es  kamen  auf  je  einen  Arzt  300  bis  500  Kinder. 

Bürgermeister  Lneger  äber  die  Einffihrimg  der  Scholärzie  in 
Wi«M.  Ib  einer  Versammlang  des  politischen  Fortschrittvereins  «Eintradit* 
l»t  sich  mdftagst  Lübobb»  nach  ehiem  Berichte  der  ,^"»  folgender- 
valsen  geinftert:  Was  die  Einfahrnng  der  Schulärzte  anlangt,  so  ist  dies 
eine  sehr  heikle  Frage,  weil  sich  schon  pehr  viele  Familien  daran  stofeen 
würden,  ihre  Kinder  durch  einen  ihnen  nicht  bekannten  Arzt  untersuchen 
lassen  in  müssen.  Ich  erkläre  datier  ganz  offen:  Die  ausnahmslose  Ver- 
wendung von  Schulärzten  ist  ein  Tiisinn.    (Sic!  D.  Ecd.) 

Schalarzt  in  Mannheim.  Die  Stadtgemeinde  stellt  einen  Arzt  an, 
der  anssehlieislich  für  die  Sehnten  tIAIg  sein  soH.   PriTatpraxis  wird  ihm 


IM 


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sieht  gsitattat  Den  „Bed,  TagtM.'*^  wM  dm  geschriabM:  Das  V<h>* 
gehen  dieser  gröfsten  Stadt  des  Oroftherzogtums  dfiifte  von  vorbildlicher 

Bedciitnng  für  die  Entwicklinitr  der  nenon  Kinrirhtnnp  innerhalb  der  Städte- 
verwaltuniT  werden.  Wie  die  Dinge  nun  einmal  laufen,  kann  man  sich 
der  Ül  f  r/fiiguiig  nicht  mehr  verschlipfsen,  dafs  die  Anstellung  von  Schul- 
ärzten „im  Nebenamte'^  sozusagen  auf  die  Dauer  nnhalLbar  wird  .  .  . 
D«r  SehnltRt  nnih  tili  ttidtiKlier  Beurter  im  YolUiiDe  des  WMi 
wefdeo  nit  aUea  FfliebtaD,  die  ein  aoleher  fdiemfllneB  nib,  aber  aieh 
mit  allen  Rechten,  die  einem  wirklichen  Eommtmalbeamten  nsteheft  .  .  . 
Nor  dnrch  volle  städtische  Sanititsbeamte,  zu  denen  in  erster  Reihe 
städtische  Schulfirzte  gehören,  kann  eine  wirklich  rationelle  städtische, 
öffentliche  Gesundheitspflege  geschaffen  werden.  Das  wird  natürlich  Geld 
kosten.  Allein  die  Verhesserung  der  allgemeinen  GesnuiilKitsverhältnisse 
innerhalb  der  Stadtbevölkerung  und  die  hierdurch  notwendig  sich  ergebende 
Teminderug  des  Aofwandee  flr  Anne  und  Kranke  «erden  eine  sehr  gote 
VeRiDBDng  dieser  Augaben  anfweisen. 


lienMrHuiijieii  für  <S(^uiä(^tc. 


Dfowtaiweiiug  Ar  die  Sebslint«  der  Yelktsekil«!  ii  Wem. 

I.     A  11  f  L'  ;i  b  e  der  Schulärzte. 

§  1.  Die  Schulärzte  haben  die  Aufgabe,  unbeschadet  der  l  iitiiTkeit 
des  Kreisarztes,  den  Gesundheitszustand  der  ihnen  zugewiesenen  Schüler 
zu  überwachen  und  bei  der  ärztlichen  Beanfsichtigiing  der  SchnlgnuidstQcke 
imd  dar  m  den  Sdnden  gehOreadea  Bamwlicbkeiteii  «ad  ÜMehtiiagii 
aüuuwirkea»  Sie  siad  daa^emafs  nrpflicbt^,  die  ia  dieses  Gebiet  cia* 
schlageaden  Aufträge  der  BtligennMerei  beaw.  des  Toffsitaeaden  da 
Schalvofsteades  aosraftkhrea. 

n.   GesandbeitHche  Überwaebang  der  SeballiiBder. 

§  2.  Die  Schulärzte  haben  die  neneintr^^nden  Schüler  auf  ihre 
KöiperbescbaifeDheit  nad  ihren  Oesandbeitssaataad  za  untersuchen,  vm 
fastnaCeUeo,  ob  sie  kOiperiksh  aad  geistig  ftr  daa  regelmilagea  Scbsl- 
nntarridit  reif  siad,  aad  ob  etwa  wegm  Gebrecbea  ihre  AafiiahiM  ia 

besondere  Unterrichtseinricbtungen  herbeiznfQhren  ist.  BezOg^ich  der  auf- 
nahmefähig befundenen  Kinder  ist  zugleich  festzustellen,  ob  sie  einer 
»hiuenidm  J\r/tlichen  Überwarhrin?  oder  hebend erpn  Bertirksichtifruttg  beim 
Schulanterriclit  (z.  B.  Ausschlielsuug  vom  Unterricht  in  einztlnen  Fächers, 
oder  Beschränkung  in  der  Teilnahme  am  Unterricht,  Anweibting  eines 
besondereo  SitzpUtxes  wegen  Gesichts-  oder  Geb6rfBhlera  asw.)  bedflrfea. 

Über  jedes  aatersoGfale  Kind  ist  oia,  dasselbe  wihssad  ssiaer  gaaMB 
Seholasit  begltiteodfr,  «Übenfadtaagsbogea''  aassaftita. 


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§  S.   Der  Sdudantl  der  BilfcltliMeii  hat  die  mm  Beeocfa  denelbei 

in  Vorschlag  gebraditen  Kinder  auf  ihre  Körperbeschaffenheit  ud  ihren 
Geisteszustand  zu  untersuchen,  am  festznstellen,  ob  ihre  Aufiialime  empfohlen 
>verdeD  kann,  oder  andere  Anatelten  für  die  pAdAgogiach-&rzÜicheBebaiKUiiBg 
in  Betracht  kommen. 

Über  die  endgiülige  Aufnahme  entscheidet  auf  Grund  dieser  Unter- 
eochiug  ein  aas  dem  Seholarzt,  dem  Schulinspektor  and  den  Lefai«ni  der 
HUftUMBen  berteheider  Auidnifii. 

§  4.  Encheiiit  eia  Kind  danender  IntKeher  Überwachang  bedürftig, 
so  ist  dies  aaf  dem  Überwachongsbogen  zn  vermerken.  Die  Schüler  der 
Hilfsklassen  stehen  unter  ständiger  ärztlicher  Überwachun?!.  Die  Spalte 
„Ernährung"  ist  bei  der  Aufnahme  für  jedes  Kind  auszufüllen,  und  zwar 
nach  den  Kategorien  „gut,  mittel  und  schiecht",  die  durch  1.,  II.  bezw.  III 
beaieidmet  werden.  I.  ist  nur  bei  tadellosem  Gesundheitszustand,  III.  nur 
bei  anagesprochenen  Krankbeitsanlagen  oder  chronischen  Erioankaagen  an- 
zowfliden. 

Die  flbrigeii  Robriken  des  Überwachoagsbogens  werden  nnr  im  Bedflrfiiis- 
falle  aasgeftllt,  and  zwar  sowohl  bei  der  Aufnahme-Untersnchang,  wie  bei 

der  im  f,anfe  der  Schulzeit  bemerkbar  werdenden  Krkrankung.  Grofse 
und  Gewicht  jedes  Kindes  werden  durch  den  betreffcinieii  Klassenlehrer  zu 
Beginn  jedes  Sehiiljahres  festgcbtellt  und  unter  Abruiidung  auf  0,5  cm  bezw. 
0,25  kg  in  ispaile  '6  bezw.  4  des  biierwachangsbogens  eingetragen. 

Die  Itooig  des  Braatomfanges  geschiebt  nur  bei  Kindern^  die  einer 
Longenerkraiikiing  verdBehtig  sind,  und  irifd  dann  ducb  den  Sefanlant 
vorgenommen. 

§  5.  Der  Schalarzt  macht  von  dem  üntenndtongstermin  der  sechs- 
jährigen Kinder  dem  betr  Ober-  be/w.  Ilauptlehrer  so  rechtseitig  Mitteilnag, 
d&fs  die  Ladung  der  betrctlenrlt n  Kltern  erfolgen  kann. 

§  6.  Bei  den  Besucliern  der  anderen  Klassen  hat  der  Schularzt 
nnr  hinsichtlich  solcher  Schüler  eine  genauere  Untersuchung  vorzunehmen, 
bei  denn  die  entaMdlge  Beaiditigang  Abweidiiageii  toh  der  Nonn  ergeben 
bat,  oder  beittglidi  derer  ein  besonderer  Anlab  oder  die  BeobadiCong  des 
Lehrers  eine  neu  eingetretene  körperliche  Veränderang  vermuten  läfst  oder 
wahrscheinlich  macht.  Im  äbrigen  soll  er  sidi  aof  eme  idlgememe  Nach- 
prttfnng  beschränken,  sieh  aber  davon  überzeugen,  dab  seine  Anordnnngen 
bezüglich  kranker  Kmder  befolgt  worden  sind. 

Vor  Abslattung  dieser  Besuche  muls  der  Schularzt  sich  bei  dem  betr. 
Ober-  bezw.  Ilauptlehrer  anmelden  lassen.  Beobachtnngen  der  Lehrer  über 
den  GtaimdheitSBOstand  einzelner  Sinder,  sowie  sonstiger  Anstlnde  weiden 
dem  Ober-  besw.  Haaptlebrer  gemeldet  «ad  fon  diesem  dem  Schalant 
gelegentlich  des  nächsten  Klssssnbesaches  mitgeteilt.  In  wichtigen  Fällen 
hat  der  Ober-  bezw.  Haaptlehrer  den  Schalant  direkt  sn  benadiriehtigen 
and  um  einen  Besneb  :/n  bitten. 

§  7.  Der  Schularzt  wird  dafür  Sorge  tragen,  dafs  bei  der  Unter- 
sacfaong  der  Kinder  das  Schamgefühl  nicht  verletzt  wird.  Bei  Untersuchung 
?on  Mädchen  hat  stets  eine  Lehrerin,  bei  Untersuchung  von  Knaben  ein 
Lsbnsin  wenn  trgend  möglich,  der  beMhnde  SQassenlebrer,  anwesend  n 
ssin.  Die  von  den  Lehnrn  ?onabereitenden  Überwadrangsbogen  slmflicber 


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zur  Untcrsnchnnp:  kommender  Kinder  sind  yoo  dem  KlMBMÜebrer  dem 
Arzte  vorzulegen  bezw.  demselben  zuzustellen. 

§  8.  Da  die  ärztliche  Behandlung  erkrankter  Kinder  nicht  Sache 
des  Scbulaiztes  ist,  so  sind  Kinder,  welche  in  ihrem  oder  im  Schnlinteresse 
solcher  bedflrfeo,  an  ihren  HMBint  oder  den  stftndigen  Armentrzt  bezw. 
an  den  Spezialaizk,  gegebmeiiMB  «n  das  städtische  Knmkenhaiw  in 
verweisen.  Bei  Alteren  Kindern  kann  dies  mflndlich  geschehen.  In  Falle 
der  Erfolglosigkeit  einer  derartigen  Mahnung,  sowie  bei  jüngeren  Kindts, 
sind  jedorh  dir  eedmckten  ^ Mitteilungen"  aaszafollen.  Bei  Ausfüllung 
der  betreffen! Ii  II  Formulare  ist  jede  Schroftheit  des  Ausdruckes  zu  vermeiden. 
Die  Zusendung  der  Mitteilungen  an  die  illtem  ist  Sache  des  betr.  Ober- 
bezw.  liauptlehrers. 

§  9.  Eltern,  welche  wünschen,  daft  ihre  Kinder  nicht  dnnb  den 
ScfaolanEt  nntenmeht  besw.  aberwacht  werden,  haben  dies  dem  betr.  Ober- 
bezw.  Hauptlehrer  mitzuteilen,  und  müssen  den  erforderlichen  gesundheit- 
lichen Nachweis  durch  Zeugnisse  des  Hansarztes  erbringen,  Formulare 
für  diese  Zeugnisse  werden  von  dem  zostAndigen  Ober-  besw.  Hanptlehier 
verabfolgt. 

§  10.  Die  Überwachungsbogen  hat  der  betreffende  Klassenlehrer 
in  dauerhaften  Umschlägen  aufzubewahren.  Dieselben  bleiben  solange  in 
der  Scfanle,  als  sie  nicht  von  der  Bttrgenneisterei,  den  Schal-  oder  Gesondheits- 
behörden  eingefordert  werden.  Die  Überwachnngsbogen  beattglich  deqenigsB 
Kinder,  für  welche  dauernde  ärztliche  Überwachung  von  dem  Schularzt 
fils  erforderlich  bezeichnet  wird,  sind  dem  letsteren  bei  jedem  Besuche  der 
betr.  Klasse  vorzulegen. 

Beim  Übertritt  von  Kindern  aus  eiuer  Schulgrup^ie  in  rmc  andere  haben 
die  Ober-  bezw.  Hauptlehrer  einander  die  betr.  Überwachuugäbugen  zuzuseaden. 

§  11.  Bei  der  Auswahl  der  Kinder  ftlr  Ferienkolonien,  Badekniea 
und  fBr  MüchfrOhstfiek  hat  der  Schulant  ebenfUls  ndtsuwiiken. 

§  12.  Die  schulärztliche  Überwachung  der  Xleinkinderschnle  geschieht 
in  der  Weise,  dafs  der  Schularzt  die  Kinder  alsbald  nach  der  Aufnahme 
einer  allgemeinen  Besichtigung  in  be/utr  auf  TCi^rperbeschaffenheit,  Rein- 
lichkeit und  sichtbare  KrankbcitsanlaLn  i)  nuterwirlt  und  zuzeiten  epidemisch 
auftretender  Kinderkrankheiten  m  regelmäfsißren,  je  nach  der  Schwere  und 
Ausdehnung  der  Epidemien  bauiigen  Besudien  den  Gesundheitszustand  der 
Kinder  aberwaeht. 

Hl.  Mitwirkung  bei  der  Überwachung  der  gesundheitiicben 

Verhältnisse  des  SchulhauRes. 

§  IB.  Die  Schulärzte  haben  mindestens  einmal  im  Sommer  und  ein- 
mal im  Winter  die  sämtlichen  ihnen  überwiesenen  Luk  ilitflten  (Lehrzimmer, 
Turnhallen,  Bäder,  Aborte  usw.)  und  deren  Einrieb luiigcn  eingehend  zq 
besichtigen.  Die  hierbei  wie  bei  sonstigen  Besuchen  gelegentlich  gemaclitea 
Beobachtnngen  Aber  die  Beschaffenheit  der  su  aberwachenden  Rinme  uad 
Gegenstände,  sowie  Aber  Handhabung  der  Reinigung,  Lüftung,  Heisnag 
und  Beleuchtung  und  die  etwa  an  diese  Beobachtungon  sich  ansclüiefsenden 
Yorschläge  sind  in  das  für  diese  Zwecke  bei  dem  Ober-  bezw.  Hai^tlehrBr 
aufliegende  Buch  einzutragen. 


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677 


199 


Mit  dieser  Eintragung  ist  nach  §  15  zn  verfahren. 

§  14.  An  der  allj&hrlich  zum  Zwecke  der  Aufstellong  der  Unter- 
halt im  f^svoranschläge  stattfindenden  Begehinif?  Hör  Sofnil^nindstfirkp  darch 
die  üiermit  beauitragten  Beamten  des  Stadtbauamtes  haben  die  iSchulärzte, 
die  durch  das  Stadtbauamt  rechtzeitig  zu  benachrichtigen  sind,  teilzunehmen 
und  hierbei  etwaige  Veränderungen,  Verbesserungen  usw.  anzuregen. 

IV.  Gesch&ftsfahrang  nnd  Sonstiges. 

§  15.  Da  der  Schularzt  lediglidi  technischer  Berater  der  Schule  sein 
soll,  so  steht  demselben  ein  Recht  zu  selbständigen  Anweisungen  an  Schul* 
Inspektor,  Ober-  bezw.  Hauptlehrer,  Lehrer  und  Schuldiener  nicht  zu. 

Die  Ober-  bezw.  Hauptlehrer  haben,  soweit  sie  nicht  selbst  in  der 
Lage  sind,  die  erforderlichen  Anordnungen  zu  treffen,  Uber  die  von  den 
Schol&rzten  erhobenen  Anstände,  Verbesserungsvorschläge  usw.  ungesäumt 
dem  Sdndinaiiektor  MitteUnng  tu  machen,  der,  fidb  er  nicht  selbst  die 
erforderliche  Anordmuig  treffen  kann,  abbidd  «n  Grolsh.  Blligermeisterei 
gehriftÜiehen  Bericht  zu  erstatten  hat. 

§  16.  Zur  Erreichung  eines  möglichst  gleichmäfsigen  Vorgehens 
werden  die  Schulärzte  von  Zeit  zu  Zeit  gemeinsame  Besprechungen  ab- 
halten. Die  Einladung  zu  diesen  I^esprechungen  geschieht  durch  den 
seitens  der  Schulärzte  dazu  bestimmten  Schularzt,  der  auch  den  Vorsitz 
in  den  Sitzungen  führt  und  etwaige  Anträge  des  SchnlarztkoUegiums  durch 
Vennittlnng  des  Schalinspektors  der  BOrgermeisterei  unterbreitet  Bis 
spiteatens  mm  15.  Mal  jedes  Jabrea  haben  die  Schnlinte  ttber  ihre 
TftU^eit  im  abgelaufenen  Schuljahre  der  Btlrgenneisterei  einen  gemein- 
samen schriftlichen  Bericht  einzureichen.  Der  Schularzt  an  den  Hilfs- 
klassen hat  alljährlich  einen  besonderen  Bericht  zu  erstatten.  Der 
Jahresbericht  hat  a.  a.  zn  enthalten  tabellarische,  ziffenunälsige  Zusammen« 
Stellungen : 

1.  der  Resultate  der  Aufisahmeuntersuchungen, 

2.  der  Zahl  der  ftrztlichen  Besuche  der  Elaasen, 

3.  der  Anaahl  und  Art  der  wichtigeren  Grkrankungaftlle,  <tie  zur  Unter- 
suchung gekommen  sind, 

4.  der  An/n!il  der  nn  die  Eltern  gesandten  scliriftlichen  „Mitteilungen", 
ö.  der  An/alil  der  unter  «dAuemder  ärztlicher  Überwachung"  stehenden 

Schulkinder, 

6.  sommarische  Angabe  der  erhobenen  Beanstandungen  bezUghch  der 
Si^olfftume  usw., 

7.  etwaige  besonders  dnreh  die  Schulirzte  veranlalate  Anordnungen  (Be- 
schränkung der  Unterrichtsstunden,  des  Turnens  usw.>. 

§  17.  Im  Ijunfe  des  Schuljahres  werden  die  Schulinte  in  Lehrer- 
Versammlungen  kurze  Vortrage  llher  die  \nchtig8ten  Fragen  der  Schul- 
hygiene, bezw.  der  Schularzt  ftlr  die  liilfsklassen  über  die  rechtzeitige 
Erkennung  der  in  pädagogischer  Beziehung  wichtigen  Erkrankungen  des 
Kervensystcms  und  des  Seelenlebens  halten. 

§  18.  WOl  ein  Scfaidarat  außerhalb  der  ScholferieB  fiBor  langer  als  eine 
Woche  die  Stadt  Teriassen,  so  hat  er  die  Bfligenneisterei  rechtxeitig  hiervon 
an  benachrichtigen  and  filr  koatenloae  geeignete  StellTertretang  an  sorgen. 


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200  678 

§  19.  Die  vorstehenden  Bestimmangen  finden,  soweit  ttigängig,  aaf 
die  Tätigkeit  des  SebnUntee  in  der  KleinUadenehiile  entspredieode  At- 

wendnng. 

Die  BestimmuQgcD  der  §§  5,  6,  7,  9  und  12  finden  «oi  den  Scbil- 
arzt  für  die  Hilfsklassen  keine  Anwendnn|;r> 

§  20.  Die  Bttrgennei&terei  behält  sich  jederzeitige  Abandenmg  oder 
Erweitening  dieser  IHemlanweisimg  tot. 

Worms,  den  27.  Oktober  1903. 

OroftbenogUehe  Borgemeietefei  Woran. 

KÖHLKE. 


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JSchufBänke 

lyfcueshe  l  [lascheste  u. 
L  Reiniguni  des  Schulsüs/es. 

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Hygiene  des  Auges. 

Von  Augenarzt  Dr.  Perlia  in  Crefeld. 
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Verlo-ip  von  Leopold  Vohm  in  Mo.iiit>iirjp. 

Die  ScliTilstätteii  der  Zukunft 

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H.  Th.  Matthias  Meyer- 

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Preis  1  Mark  50  Pf. 


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CHARLOTTENBURG,  BERLIN  S.W.II. 
Spandauerstr.  9a.     DRESDEN A.24. 


Die  iffentllche  Gesundheltspflese 

Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Verhältnisse 
in  den  kleineren  Städten  und  auf  dem  Lande 

Gemeinverständlich  dargestellt  von 

Dr.  Gerloff 

Kreisarict  in  Labes 
Preis  Mk.2.50 

Dieses  kleine  Werk  über  öffentliche  Gesundheitspflege  soll  den  Laien, 
insbesondere  den  Organen  der  Selbstverwaltung,  die  Möglichkeit  gewähren, 
sich  kurz  Ober  das  Wesen  und  die  Verbreitungswelse  der  übertragbaren 
Krankhelten  und  aber  gesundheitliche  Fragen  im  allgemeinen  zu  unter- 
richten. 

Der  Schwerpunkt  aller  gesundheitlichen  Maßregeln  liegt  in 
der  Verhütung  von  Krankheiten,  insbesondere  der  ansteckenden. 

Es  ist  jedermanns  Pflicht,  dahin  mitzuwirken  und  deshalb  auch  sich 
ein  gewisses  Maß  von  Kenntnissen  in  der  Gesundheitspflege  anzueignen. 

Solche  Kenntnisse  zu  verbreiten,  ist  das  Gerloffsche  Werk  besonders 
geeignet. 


357 


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Verlag  von  Leopold  Voee  in  HtmlMirg* 


iai  Herbst  1904  ist  erschienen: 

Die 

Gesundheitspflege  der  Mädchen 

während  und  nach  der 

Schulzeit. 

Von 

S.-R.  Dr.  L.  Filrsl*  Beilin. 
Broschiert  Mk.  1.75,  gebunden  Mk.  2.50. 


Unsere  Zeit  verlangt,  im  Interesse  des  \'olk^uohIs.  mehr  und 
mehr  eine  Verbreitung  von  Kenntnissen  der  Gesundheitsptlege.  Ein 
Leitfaden  der  Mfidchenhy^ene,  wie  ihn  diese  kleine  Schni: 
bietet,  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  I  bergangs- 
jahre,  dürfte  deshalb  allseitig  willkommen  sein.  Die  Lösung  dieser 
Aufgabe  bietet  mancherlei  Schwierigkeiten,  aber  sie  ist  dem  Verfasser 
gelungen,  so  daß  das  Büchlein  wohl  dazu  beitragen  kann,  weitere 
Kreise  auf  eine  veraunfltgeiiiäde  Erziehung  der  weiblichen  Jugend 
hlnsuwelaen;  rationelle  Anschauungen  zu  Terbreiten,  Irrtamer  zu 
berichtigen  und  für  das  spätere  Leben  manche  die  Dasetnsfreude 
und  ArbeitBkraft  veikümmemde  Schädigungen  zu  verhQten. 


-d  by  Gt: 


Verlag  von  Leopold  Vom  in  Hamborg. 


Im  Sommer  19M  ist  erschienen:  ' 

Die  Gesundheitspflege 
des  Schulkindes  im  Ehernhause 

von 

Dr.  Lobedank 

Stabsarzt  in  llanxx.-Milndien. 


Mt  Mk.  2.50 


Hauptabschnitte:  Gesundheitliche  Maßnahmen  vor  dem 
Eintritt  des  Kindes  in  die  Schule.  —  Die  Ernährung  des 
Schulkindes.  —  Mafiregeln  der  Eltern  gegen  die  Über- 
bOrdimg.  Die  Krankheiten  der  Schulkinder.  —  Die 
k<)fpeiüche  Ausbildung  der  Sdiidkinder. 

Aus  dem  Vorwort:  Viele  Eitern  sind  bei  jeder  Gelegenheit  geneigt, 
für  die  bei  ihren  Kinäcrn  vorkommenden  Gesundheits^t  orun^^en  der 
Schule  die  Schuld  aufsubQrden.  Sie  selbst  aber  verfahren  bei  der  Bo* 
baadluQg  ftnr  dfo  Schule  besuclwodra  Kinder  lilu%  gegen  die  ein- 
fachaten  Regdn  einer  ▼emOnitigen  GesundheMdire.  Niebt  »dten 
eetaen  sie  eofer  den  Ten  den  SctaulbeiiArden  getroffenen  bygienieclien 
MAßreg^  atte  Mangel  an  Einsicht  direkten  Widerstand  entgegen. 
Pädap^ogen  und  Ärzte  haben  daher  das  größte  Interesse  daran,  daß 
unter  den  Eltern  ein  möglichst  weitgehendes  Verständnis  für  die 
Forderungen  der  Hygiene  vorhanden  ist.  Dieses  Verständnis  zu  ver- 
mitteln, soll  Aufgabe  der  vorliegenden  Arbeit  sein.  Von  der  Erwügung 
aiuigdiend,  dafi  ohne  die  einsiditevolle  Mitwirkung  den  Elteniliauacs 
ein  grotfer  Teil  aller  acbullqpgieoiacben  Bestrelmflgen  atets  erfolgloa 
bleiben  wird,  habe  loh  mich  bemOht,  dem  Leaer  alle  diijenigan  Kennt- 
idaae  su  vermitteln,  durch  deren  Anwendung  er  sum  gern  begrüfiten 
Helfer  bei  dem  in  allen  Ländern  immer  reger  werdenden  Bestreben 
wird,  unsere  Jugend  trt^'^und  zu  erhalten  und  sie  vor  den  schädUcben 
EinflOsaen  dee  Schulbesuchs  mißlichst  zu  bewahren. 


Verlag  von  Leopold  Voss  in  Hamburg. 


Die  Feuersgefahr  im  Hause 

Allgemein  venttndlich  dargestellt 

von 

Professor  Dr.  M.  Dennstedt 

Direktor  dei  Chemiscbea  StaAts- Laboratoriums  ia  Hamburg. 


Preis  geb.  Mk.  2.50. 


Das  bekannte  Buch  Faradays  „Naturgeschichte  einer  Kerze''  ist  ein 
Mtister  popuISr>wtesetifehaftllelier  Dafsttllting  tiiid  lo  rebbt  geeignet,  die 

bei  der  Verbrennung  zu  beobachtenden  rrscheinungen  in  einer  allgemein  ver- 
ständlichen Form  der  Jugend  zum  Verständnis  su  bringen.  Ein  nach  Form 
und  Inhalt  ahnlidies  Badi,  das  wh»  andere  Zwedce  verfolgt,  ist  das  vor- 
Uagende.  Es  bespricht  alle  Fragen,  die  bei  dem  Feuer  in  Betracht  kommen. 
Nachdem  die  Frage:  Was  ist  Feuer?  beantwortet  ist,  werden  die  '/und- 
rcquisiten  besprochen,  von  dem  bei  den  Wilden  noch  gebrauchlichen  Keib- 
fcuerzeuge  bis  zu  den  vervollkommneten  schwedischen  Zütidholzern.  Die 
beiden  ausführlichsten  Kapitel  behandeln  Heizung  und  Beleuchtung,  wobei 
immer,  wie  auch  schon  bei  den  Zündrequisiten,  auf  die  Ursachen  der  Ent- 
stehung des  Feuers,  auf  Veihfltung  desselben  und  auf  Verhalten  bei  Peuers- 
fTcf  i^r  hingewiesen  wird.  Von  zwei  Schlußkapiteln  ist  eins  noch  den  be- 
sonderen Gelegenheiten  für  die  Entstehung  des  Feuers  und  das  andere  dem 
Verhalten  bei  Feuersgtfahr  im  Hause  gewidmet  Diese  kurse  Inhaltsangabe 
zeigt,  daß  Bennstedts  „Feuersgefahr  im  Hause"  ein  außerordentlich 
brauchbares  und  praktisches  Buch  ist,  und  daß  durch  die  in  ihm 
gebotene  Aufklärung  viel  Schaden  verhütet  werden  kann;  deshalb 
wünschen  wir  ihm  recht  viele  Leser.  Zu  empfehlen  ist  es  für 
I.ehrerbibliotheken,  weil  der  Lehrer  ihm  mancherlei  Stoff  für 
die  Belebung  und  praktische  Ausgestaltung  des  naturwissen- 
schaftlichen Unterrichts  entnehmen  kann.  Auch  su  Vortrigen 
für  weitere  ICreisc  bietet  das  Buch  interessanten  Stoff.  In  Volks- 
bibliotheken ist  es  daher  auch  am  rechten  Platz.  Ebenso  in  den 
Bibliotheken  fflr  Volksschulen,  fÖr  Portbildungs-  und  Fach- 
schulen solcher  Gewerbe,  die  mit  Feuer  zu  tun  haben.  Nach  statistischen 
Berechnungen  verbrennt  im  Deutschen  Reiche  taglich  eine  Person,  und  zehn 
Menschen  verfallen  durch  Feuer  und  Brand  in  Krankheit  und  Siechtum. 
Dazu  der  unermetiliche  Verlust  an  Vermögen.  Hier  verhütend  Su  «illteo, 
muß  jeder  Volksfreund  als  eine  seiner  wichtigsten  Aufgaben  ansehen,  und 
zur  Erfüllung  dieser  Aufgabe  ist  das  vorliegende  Buch  ein  vorzügliches  Mittel. 

Dimttckt  StkmltiHmig,   Nr.  48.  1902. 


Digitizcü  by  C 


3ettfi||rifl  für  Jil|nl{efiiitlil|eit0{ifle{f. 

XVIL  Jahrgang.  1904.  No.  10. 


•ri|i««Uk|a«tU«ieit« 

Die  V.  JahreBversammlnng 
der  MohweiMriBchen  Ctesellsohaft  für  Schalganmdl&AitBpflaffe 

am  11.  und  12.  Juni  in  Bem. 

Von 

Dr.  A.  Kbamt -Zlknek. 

Rascb  war  em  Jahr  dei  Arboit  zurückgelegt  und  schon  wieder 
rüstete  man  sich  zur  Fahrt  nach  Bern,  all  wo  im  regen  Gedanken- 
aostauaoh  neue  Grundlagen  für  eine  eisprielsliohe  Tätigkeit  gewonnen 
werden  Bollten.  Die  Bundeshaaptsiadt  liatte  die  Ehre  für  sich  in 
Ansprach  genoramen,  der  YersammlTingf^ort  aller  f^nnde  schul- 
hygiMitMber  Bestrebnngen  m  sein.  Der  Besuch  war  ein  siemlich 
gater,  aber  leider  sieht  er  noeh  lange  nicht  in  Yerhiltiiis  in  der 
Zahl  derjenigen,  die  ein  reges  Interesse  für  alle  die  Fi^gai  an  den 
Tag  legen  sollten,  welehe  im  Seboise  unserer  Yeiaammlungen  be- 
sproohen  werden. 

Am  eisten  Veraanmilungstage  begrttlste  in  der  L  Hanptver- 
sammlnng  Bigiemugspräsident  GoBA.T*Bem  die  Anwesenden.  Er 
hob  in  flblieber  Weise  die  Bedeutung  der  Sohnlgssnndheitspflege 
for  die  Volhseraiehnng  hervor  und  betonte  die  Pflicht,  der  Gesell- 
schaft für  Schnlgesundheitspflege  mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit 
ihrer  Bestrebuugen  Jie  alLseitigste  Unterstützung  za  gewähren.  Er 
bedauerte,  dafs,  während  für  eitlen  Sport  rasch  Hunderte  zu 
gewinnen  seien,  die  ernste  Arbeit  für  die  Erziehung  uud  das  Wohl 
unserer  Jui^eml  nur  langsam  sich  Freunde  erwerbe.  Diese  TaLsacke 
darf  die  L4e3eiischaft  für  Schulgesundbeitspflege  an  ihren  Bestrebungen 
nicht  irre  werden  lassen;  fahre  sie  fort,  wie  bisher  zn  arbeiten«  — 
das  Gute  und  Wahre  siegt  zuletzt 

SckvlgeraadlieiUpa«;«.  XVII.  34 


Digiiizcü  by  Google 


Nach  der  ßegrüfauDgaansprache  tr^it  man  in  die  VerhandlaDgezi 
ein.   Als  erstes  Thema  kam  zur  Besprechaug: 

Die  Scilalbankfrage. 

Die  Besteilnng  von  vier  Keferenten  für  den  nämlichen  V«r> 
handlnngsgegenstand,  und  die  fast  unheimlich«  Zahl  der  Thesen 
Helsen  auch  den  Uneingeweihten  erraten,  dafs  ein  weitsohichtiges  Ge- 
biet zur  Beratung  siehe,  auf  dem  die  subjektive  Meinung  wohl  ebenso 
heimatberechtigt  sich  fühle  wie  die  objektiTe  Wiseenschaft. 

Die  hygienische  Seite  der  JEVege  besprach  Prof.  Dr,  Qirasd- 
Bem.  Naflli  seiner  Ansiolit  hat  eine  Sohnlbaiik  is  erster  Linie  den 
pfldagogiacheD»  dann  den  bygienisehen  oder  phjBiologisehen  nnd  erst 
in  dritter  Linie  den  teehniseben  Anfoidenragen  an  entqpteoheiu 
Schulbänke  aber,  bei  deren  Konstruktion  die  physiologisoben  Posta- 
late  Temacblflflsigt  sind»  werden  in  der  Regel  aneh  pädagogisch  utt- 
anlanglich  sein.  Der  Sohnltiseh  mn&  genügende  Ü^iheit  der  Be- 
wegung, insbesondere  einen  leichten  Wechsel  in  der  Art  der  S'\t^ 
stelluug  gestatten;  er  soll  es  ermöglichen,  ebensowohl  eine  labilere 
(vordere),  als  eine  stabilere  (hintere)  Sitzstellung  einzunehmen.  Ans 
diesen  Grründen  empfiehlt  Girard  eine  kleine  Minusdistanz  (1 — 3cmV 
ohne  Tische  mit  veränderlicher  Distanz  abzulehnen.  Keklinations- 
schultische  (Lorenz),  sowie  bumtliche  Subseüien  mit  starker  Minu»- 
distanz  verwirft  er,  weil  sie  du«  vordere  Sitzstellung  erschweren. 
Kr  will  eine  Kreuz -iiückenlehne  mit  leichter  Neigung  nach  hinten. 
Da  der  Scbultisch  den  Dimensionen  des  Körpers  angemessen  sein  muls, 
nnd  da  die  Körpergrölse  der  Kinder  einer  Klasse  ziemlich  groüae  Diffe- 
renzen aufweist,  müssen  in  jedem  Schnlzimmer  drei  GhrOisennummeni 
Torhanden  sein.  Ein  FuTsbrett  ist  empfehlenswert»  aber  nioht  nnbe> 
dingt  nötig.  Freie  Bestohlnng  (Sessel)  ist  nur  in  den  höheren 
Sehnlklassen  salftssig.  Der  Anforderong  leichter  Reinigwng  nrafe 
entsprochen  werden.  KippYorrichtangen  sind  sweckmälsig,  aber 
nicht  nnerlälslioh,  dagegen  ist  eine  dauernde  Befestigung  der  Schul- 
binke  am  BSiisboden  an  vermeiden.  Im  allgemetnen  ist  eine  mög* 
liebst  einfache  Konstruktion  wttnscfaenswert. 

Lehrer  Wm- Zarich  bebandelt  die  pädagogische  Seite  der 
Frage.  Wesentlich  neue  Ghsrohtspunkte  treten  mshi  zntage:  Ver- 
langt wird,  dafii  der  Lehrer  zn  jedem  Schüler  herantreten  könoe 
(Zweisitzer).  Die  Bank  00II  eine  aufrechte  Haliuug  beim  Schreiben, 
bequemes  Aufstehen,  sowie  leichtes  Ein-  und  Austreten  ermöglichen. 
Das  Aufstehen  und  Iviedersitzeu,  wie  die  Einstellung  der  nötigen 


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681 


Minnsdistanz,  soll  eich  leicht,  gaitt  gtrftnsoHos  und  ohne  Stttrang 
dm  Unienichts  ausführen  iAssen.  Der  Tisch  soll  mEfsig  geneigt, 
zum  LeMpult  nmklappbar  und  oben  mit  einem  boriaontal  liegenden 
Fries  Tersehen  sein,  die  TiaohhAhe  nicht  weniger  all  75  em  und 
nicht  mehr  eis  100  em  betragen»  die  Breite  der  Tisehplatie  (aehrliger 
Teil)  im  Iffimmnm  auf  36  em,  nnd  die  Lftage  für  einen  Schiller 
anf  mindcBtens  60  om  bemeaaen  werden.  Fflr  die  aeoha  ersten 
Sehnlklaasen  wHide  Wipf  Sohnltiaohe  mit  dnrohgehendem  Pnlt  imd 
Sita  Torsiehen,  jeder  Sehftler  soll  aber  aein  eigenea  Tintengefiüs 
heban.  Sohnlbbike,  welche  in  Teiaehiedenen  GhrOlaennummem  her* 
gestfdlt  werden,  aollen  die  Angabe  der  Benknnmmem  aowie  der 
entapreohenden  KOrperl&nge  oder  Ellenbogenhohe  der  Sehfiler  deut- 
lich sichtbar  tn^fen.  Sohnlbfinke  mit  festen  Bestandteilen  aind  solchen 
mit  weitgehender  Verstellbarkeit  ▼orzuziehen. 

Lehrer  GROB-Erlenbach,  aui  desöeii  umfangreiche  Leitsätze  hier 
nicht  eingegangen  werden  kann,  verteidigt  sein  eigenes  Schulbank- 
system. Er  empfiehlt  deshalb  eine  verstellbare  Hank  mit  Reit- 
sitz, wobei  er  aiierdiugs  von  fal.ft(*h<^n  physiologiöcliün  \  uraussetzungen 
ftusE^ebt  nnd  auch  an  die  regulieieudü  Tätigkeit  des  Lehrers  viel  zu 
weitgehende  Anforderungen  stellt.  Dafs  die  Rank  den  individuellen 
Verhältnissen  des  Kindes  möglichst  angepafst  sein  soll,  ist  ja  wahr, 
aber  nur  bis  zu  einem  gewissen  Grrade  erreichbar,  wenn  nicht 
andere  wesentliche  Nachteile  entstehen  sollen.  JedenfEills  hat  auch 
Gbob  das  Problem  nicht  gelöst.  Er  geht  übrigena  TOn  der  Ansicht 
aus,  daüs  die  Schulbankfrage  erledigt  sei,  wenn  die  Schrift« 
frage  auf  eine  natürliche,  vernünftige  Basis  gestellt  werde. 
Er  apricht  deshalb  fflr  EinfOhnmg  der  Steilschrift,  Ersatz  der 
»Fingeraohiifit'*  (Schreiben  mit  apiiier  Feder)  durch  die  „Armaohrift" 
(Schreiben  mit  atnmpfar  Feder)  nnd  anasehliefsliche  Anwendung  der 
Aniaqua.  Oberhanpt  wttnaeht  er  aber  Eraats  der  sechs*  bis  acht« 
klaaaigen  Gwiatagasehulen  in  drei-  bis  Tierklasaige  Halbtagaachulen, 
Baachrftnkung  der  formalen  Stilflhungen  auf  ein  Mindeatmaüi  und 
Untardrfiekung  der  aohriftUoihen  fiauaaufgaben. 

Die  Anregungen  Obobs  erstrecken  aich  also,  abgesehen  Yon  dem 
engeren  Gebiete  der  Konatmktion  einer  aweckmftlbigen  Bank,  auf 
das  weitere  Gebiet  der  Reform  der  Unterrichtsmethoden.  Er  will 
den  Schreibakt  auf  eine  hygienisch  richtige  Grundlage  stellen,  die 
Sitzarbeit  in  der  ^Scliulu  kiiizeu,  die  Schreibarbeit  einschraüken,  und 
die  häusliche  Schreibarbeit,  die  sich  sehr  hnufig  unter  den  denkbar 
ungünstigsten  Verhältnissen  vollzieht,  gänzlich  fallen  lassen. 


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682 


Es  ist  sehr  zu  begrüTaen,  wenn  man  die  Schul  bankfrage  auch 
von  diesen  weiteren  G^iohtsponkten  ans  beurteilt.  Wenn  wir  daa 
AlUieü  nioht  blofs  im  Konstruktionfiprinzip  der  Bank  sehen,  scbütaaa 
wir  ans  vor  unzweckmäßigen  und  kostspieligen  Versuchen  und 
weiden  jedenfalls  den  natürlichen  Verhältnissen  am  ebeetan  geroehL 
Gbob  hat  alleidinga  die  Konsequenz  ans  seinen  AnBohauungen  niekt 
▼oll  geaogen,  aonst  wfirde  seine  kompliaierte  und  deshalb  nnpiak- 
tisdhe  Sdhnibaak  nieht  entstanden  sein.  Seine  Meinung  diang  dann 
aneh,  soweit  die  Konstruktion  der  Sohnlbank  in  Frage  kam,  nieht 
dnreh. 

Der  sweite  KoneCnent,  Inspektor  HiDrOHOz-Lansanne,  und  die 
tlbngen  Didnissionsiedner  spradien  sieh  gegen  die  TeisteUbaie 
Sohnlbank  nnd  fflr  ftste  l^rsteme  mit  Teisehiedenen  OrOlbennumraem 
ans.    Allgemein  kam  der  Gedanke  zum  Durehbmch,  dafs  man 

möglichst  einfache  Konstruktionen  wählen  müsse.  Hoffent- 
lich beherzigt  man  diesen  Grundsatz  endgültig,  damit  nicht  die 
wissensohaftliche  Evolution  der  Schulbank  in  Spielerei  ausartet. 

Anerkannt  wurde  nber  die  BorechtiLrung  einer  Reform  der 
Schrift.  Man  besclilols  deshalb,  diese  Heiorm  zum  Gegenstand  dei 
Beratungen  der  (ieseiischaft  zu  machen. 

Die  n.  Hauptversammlung  begann  nachmittags  4  Uhr. 
Dr.  VANNOD-Bem  spraeh 

Iber  die  versehiedenen  Hessiuigsmethoden  der  geistigen  Ermadaiig. 

Man  gewann  den  Eindruck,  dafs  derartige,  noch  sehr  mit  den 
Kiersohalen  der  Abstraktion  umhüllte  wissenschaftliche  Fragen  nicht 
aprte-diner  Toigetrsgen  werden  sollten,  ist  dooh  an  befOrehten,  dais 
wegen  der  besonderen  physiologisehen  Yerhiltaisse,  namentlieh  aueb 
an  heifsen  Sommertagen,  die  Sensibilitit  des  G^htfrs  und  die  Per- 
zeptionskraft  des  Gehirns  betrflehtlieh  abnehmen.  Dann  sofamnt  uns 
aueh,  daia  Theorien,  deren  praktisohe  Bedeutung  noeh  so  wenig  ab- 
geklftrt  ist,  nicht  eigentlieh  vor  das  Forum  deiartiger  YersammluDgen 
gehören.  Damit  soll  nidits  gegen  die  yerdankenswerten  Versoehe 
ge.>;ugt  ^ein,  Mittel  anr  objektiTen  Feststellung  der  Bnnfldungswerte 
zu  finden.  Dr.  Vannod  spricht  sich  in  zuversichtlicher  Weise  dahin 
aus,  dafs  die  geistige  Ei  mudung  geprüft  und  auf  geuaue  uuJ  wisisea- 
schaftliche  Weise  gemessen  werden  könne.  Insofern  Dr.  Vankod 
von  Genauigkeit  spricht,  geht  er  jedenfalls  zu  weit.  Als  Methoden 
der  Prüfung  führt  er  an: 


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a)  dk  psyobologiflohe  oder  piyolio-physisolie  Methode 
(Beohenanfgaben,  Biktierfibungen,  Eominntttioiiimeäiode  Ton 

EBBIKOHArs); 

b)  die  physlologieobe  Methode,  welche  die  ergographiaohe»  die 
latheeiometrieohe  und  die  algeaiometriflehe  MeÜiode  it]ii&&i 

Nach  den  Erfahnuigen  V.s  bewfthrt  siob  die  Hatbesiometrisobe 

Methode  am  besten.  Es  besteht  ein  Zusammenhang  zwischen  der 
geistigen  Tätigkeit  und  der  flautempfindlichkeit:  Bei  der  An- 
wendung der  Methoden  sind  eine  Menge  von  Faktoren  zu  beachten, 
wenn  man  Fehlerquellen  vermeiden  will.  Die  äuisere  Temperatur 
fällt  in  Betracht,  der  G-e^undheitszu8t:ind  der  Schüler  (Nervosität, 
Neurasthenie.  Ermüdung  infolge  uDgenügenden  Schlafes),  die  Vor- 
liebe des  Schülers  für  dieses  oder  jenes  Fach. 

Als  bis  jetzt  gewonnene  Erkenntnissätze  führt  Vani^od  auf: 
Die  geistige  Ermüdnng  ist  bei  den  Mädchen  gröfser  als 
bei  den  Knaben;  alte  Sprachen  und  Mathematik  bei  den 
Knaben,  Sprache  und  Rechnen  hei  den  Mädchen  ermüden 
mehr  aU  andere  Fächer  (Gesang»  Tnmen,  Zeichnen,  Handarbeit). 
VAinroD  ifli  ttta  eine  VeraUgemeinening  der  Dntenncfanngen  in  der 
gansen  Schweis,  an  denen  aieh  Lehrer  und  Ante  beteiligen  aoUen.  Das 
greifbare  Prodnkt  der  Untonnohnngen  ist  etwas  mager.  Das  wundert 
ans  aach  nicht»  wenn  wir  beachten,  wie  viele  Umstände,  die  som  Teil 
gänzlich  nnfabbar  sind,  das  Besnltat  beeinflnssen,  und  wenn  wir 
bedenken,  dals  bei  den  physiologischen  Methoden  der  kausale  Zn- 
aanunenhang  zwischen  dem  fiesnltate  der  Messung  nnd  der  Br- 
mildnng  durch  eine  spezifische  Arbeitstätigkeit  mehr  vermutet,  als 
mit  Sicherheit  behauptet  werden  kann.  Auch  ist  es  dann  leicht 
verständlich,  wenn,  wie  aus  einer  vorgewieseueu  Tafel  liervorgiüg, 
die  Forscher  bei  ein  und  demselben  Unterrichtsfach  zu  den  diver- 
gentesten Resultaten  gekommen  sind.  Der  Handarbeitsunterricht  der 
Mädchen  ist  beim  einen  Forscher  unter  den  sehr  ermüdenden,  beim 
anderen  unter  den  am  wenigsten  ermüdenden  Fächern  zu  hndea, 
und  doch  wurden  in  beiden  Fällen  »exakte"  Messungsmethoden 
benutzt. 

Dr.  SroosBB-Lnsem  bezweifelte  denn  auch,  dais  die  Handarbeit 
SU  den  am  wenigsten  ermfidenden  Fächern  gehöre.  Es  sei  ttberbanpt 
«inseitig,  nnr  auf  Grund  der  Prüfung  der  fiautsensibilität  allgemeine 
Schlüsse  für  die  Wertung  der  Ermüdung  zu  ziehen.  Bei  der  Hand- 
arbeit lütane  die  Ennttdnng  des  Auges  in  Beteaeht,  and  awar  als 
Giadmesaer  filr  die  Ermüdong  flberhanpt  iPOr  die  Fettstellong  der 


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Ermüdtmg  der  Augen  könnte  aber  nicht  das  Ästhesiometer  benutzt 
werden,  sondern  nur  die  Messung  der  Akkomodationsbreite  und  des 
Perimeters.    Er  wünscht,  dais  dieser  Punkt  wohl  beachtet  werde. 

Auch  Professor  öirärd  weist  darauf  hin,  dais  die  Teisehieden* 
steil  Ermüdungsquellen  aufiserhalb  des  Oatemohts  vorhanden  seien, 
welche  beachtet  werden  mlüjiiten,  weon  man  nieht  bei  der  Eritik 
der  Tatsachen  der  Antoevggettion  enm  Opfer  &Ilen  wolle.  Br  erwfthnt 
sodann  die  interessante  TatsaehOp  dab  die  Hantempfindliohkeit  bei 
erhöhter  Temperatur  abnimmt.  ESr  erinnert  femer  danoiy  dab  schon 
bei  den  normalen  Tagcflschwanknngen  Biffoienaen  iar  der  Empfind- 
lidbkeit  in  dem  Sinne  sntage  treten»  dab  mit  dem  normalen  Steigen 
der  Körpertemperatur  die  Hantempfindliohkeit  abnimmt,  mit  dem 
Sinken  der  Temperatur  wieder  sunimmt,  —  wie  wir  denn  ttberfaanpt 
bei  den  physiologischen  Vorgängen  mit  periodischen  Schwanknngen 
zu  rechnen  haben,  und  zwar  bei  ein  und  derselben  Person  innerhalb 
eines  Tages.  Bei  fiebernden  Patienten  tritt  der  Zusammenhanij 
zwischen  den  Schwankungen  der  Temperatur  uud.  Hautemptiudiich- 
keit  besonders  klar  zutage. 

So  sehen  wir  denn,  dnfs  die  Ermudungsmessung^en  für  die 
Untemchtsiiygiene  uvrh  kome  groüse  praktische  Heiloutung  hahea. 
Man  \^'ird  noch  für  lange  Zeit  über  den  wissenschaitiiohen  Versuch 
nicht  hioaus  kommen. 

Nach  Beendigung  des  Vortrages  hatten  die  Besucher  der  Ver- 
sammlung Gelegenheit,  unter  bewährter  Leitung  das  Universitäts^ 
gebäude  und  einaelne  neuere  Schulbauten  zu  besichtigen  (Monbijou, 
SpitaUioker,  Brunnmatt).  Die  Schulhftn^nr  sind  im  ganzen  zwedkr 
mäfsig  eingerichtet.  Das  Schulhaus  Monbijou  hat  eine  geschlo^ne 
und  eine  nach  einer  Seite  offene  Turnhalle,  besondere  Terschliefiabare 
Garderoberaume,  weldde  weder  den  Baum  der  Korridore  einengen, 
noch  denselben  Licht  entaiehen.  Her^onnheben  ist,  dab  in  Bern 
die  Frimarklassen  höchstens  40  bis  45  Schfiler  zahlen.  Bs  ist  also 
möglich»  ohne  eine  übermftlbige  Belastung  der  Gemeinden  die  Scbftle^ 
zahl  auf  eine  den  hygienischen  und  pädagogischen  Grondsäteen  eut* 
sprechende  Zahl  herabsusetaen. 

Die  in.  Hauptversammlung  beschäftigte  sich  in  erster liinie 

mit  den  Jahresgeschäften  der  Gesellschaft  und  ging  dann  über  sur 
Behandlung  der  Frage  der  Beleuchtung  der  Schuir äumlioh- 
keiten. 


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685 


Frofeator  Dr.  SaiBifANM,  Stadtrat-Zttrioh,  spiaoh  aber: 

Bia  BfttiLrlielie  Beleachiiiig. 

Er  ging  im  weaoailiohai  auf  aw«i  Fragen  niliar  du,  1.  auf 
die  Frage  dea  aweokmäffligaten  Liohteinfalli  und  2.  avf  die 
OrianiieriLiig  dea  Selmlliaiifles. 

Beim  Zwei-  und  MehrUaaMnayatem  finden  wir  Liehteinfidl  von 
links  nnd  reohte,  oft  anob  ron  binten.  Es  iit  an£&llig,  dab  die 
Kinder,  welebe  das  Iiiebt  Yon  links  erbalten,  besser  siteen,  als  Kinder, 
welobe  es  von  reebts  erbalten.  Letztere  nehmen  die  abenteuerlichsten 
Köi perhaltungen  an.  Das  rührt  von  störenden  SchatteubilduDgen 
und  LichikoD traston  her.  Der  Liohteinfall  von  rechts  ist 
also  nicht  zweokmäfsig  nnd  soll  gänzlich  ausgeschlossen 
bleiben.  Diesem  Grundsätze  kann  man  auch  beim  Zweiklassen- 
system nachleben,  wenn  man  die  Kinder  der  beiden  Abteilungen 
nicht  in  einer  Ricbtimg-,  sondern  li^Pig-enseitig  verkehrt  sitzen  läist; 
es  erbalten  dann  alle  Kinder  Licht  von  links.  Dieser  Aasweg  wird 
Ton  den  Lehrern  nicht  benutzt  ans  Bequemlichkeitsgrttnden,  denn 
pftdagogische  Bedenken  können  kaum  erhoben  werden. 

Die  Beleoohtnng  rnn  hinten  (neben  linksseitiger  Belenchtang) 
bietet  keine  derartigen  Vorteile,  dafs  sie  als  wünschenswert  erscheinen 
mfiikte.  Zwar  wird  darsnf  hingewiesen,  dalli  bei  einer  Fenster- 
anoidnung,  die  das  Liebt  von  iwei  Yanebisdenen  Seifen  ein&Uen 
lasse,  die  VentUation  eine  sei,  als  wenn  die  Fenster  nnr  an 

einer  Ssüe  li^n;  ss  kann  aber  aneb  bei  einer  Fensteianoidniing 
flAr  einseitige  Beleoohtnng  in  rationeller  nnd  ansreidhender  Weise 
gelflftet  werden.  Die  Belenobtung  der  Arbeitsplätie  ist  bei  Lieht- 
etnfbll  Ton  links  nnd  hinten  allerdings  gut,  so  lange  sie  niofat  snm 
Sehreiben  benntst  werden;  sowie  abcor  ^e  SobOler,  deren  Sitsplfttse 
von  den  in  ihren  Rücken  liegenden  Fenstern  beeinflnfst  werden, 
Schreibstelluiig  einuebmen,  machen  sie  sich  selbst  Schatten,  der  Platz 
Wird  dunkel  und  es  treten  ähnliche  Störungen  ein  wie  bei  der 
Bechtäbeleuchtung. 

Am  z weckmäfsigsten  ist  deshalb  die  einseitige  Be- 
leuchtung mit  Lichteinfall  von  links.  Selbstverständlich 
müssen  Gröfse,  Form  und  Anordnung  der  Fenster  die  Zuführung 
einer  ausreichenden  Lichtmenge  gestatten.  Die  Fensterstürze  sollen 
deshalb  auch  nicht  bogenförmig,  sondern  horiaontal  sein.  Wesent- 
lieh  erhüht  wird  die  Heiligkeit  des  Raumes,  wenn  die  Wände  mit 
Ansnahme  eines  etwa  1,6  m  hohen  Geta£sls  einsn  mattweüsen  An- 


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686 


strich  erhalten.  Die  Einrede,  dafs  die  Einrichtung  der  einseitigen 
fielenchtung  dem  Architekten  die  Mfigliohkeit  raube,  eine  ästhetische 
Fassadenwirkung  des  Schulhauses  zu  erzielen»  ist  nicht  stiehbaltig, 
weil  der  Beweis  Torliegt,  dafis  man  den  hygienieeheii  Foideningeiii 
unbeeohadet  der  arehitektonisohen,  gereoht  werden  kann. 

Die  Orientieiung  de»  Sokalkanses  ist  eine  Streiiffige* 
Die  ganie  Windroie  wiid  ela  twedkmAUg  TexgaeeUageo.  Den  ent- 
sehiedenen  Tonng  beiiteen  naeh  ttbliohen  Voittellmigen  die  Sonnen- 
riehtnngen.    Man  maeht  geltend:  den  frenndliehen  fibdraek 
Mmnenduehetralilter  Zimioer,  die  beseeie  Ventiktion»  die  T^oekenbeit 
der  Bsnme»  die  Yeiniektang  von  Krankkeitserregem.  In  eosialef 
Beneknng  weist  man  daranf  kln,  dafr  die  in  dlliftigen  Vcfbilt- 
nissen  lebenden  Kinder  wenigstens  in  der  Sdknle  sidi  des  Lioktes 
erfreuen,  das  sie  in  den  heimischen  dumpfen,  dunkeln  Wohnungen 
entbehren  müssen.    Ertsmann  ist  aber  der  Ansicht,  dafs  wenigstens 
während   der  Unterrichtszeit  eine   direkte  Inaulatioii  der 
Sohulzimmer  nicht  stattfinden  dürfe.  Er  spricht  sich  deshalb 
für  Nordlagen  aus  und  sucht  die  Einwände  gegen  dieselben  zu 
widerlegen.   Die  Rücksicht  auf  die  Trockenheit  der  Käume  ist  kein 
Hindernis,  jede  Himmelsrichtung,  auch  Nordlagen,  zu  empfehlen, 
da  die   heutige  Ventilations-   und   Heiztechnik  alle  Schwierigkeiten 
überwindet.    Eine  besonders  günstige  Einwirkung  des  8onnenlicbt«s 
auf  die  Kinder  im  Schulzimmer  ist  ausgeschlossen  und  das  bakterio- 
logische Experiment  der  Vernichtung  der  Bakterien  durch  Sonnenlicht 
hat  für  die  Verhältnisse  des  Schnlsimmers  keine  praktische  Bedeutung. 
Dagegen  bieten  der  Insolation  ausgesetzte  Klassenrttume  erhebliche 
Nachteile:  die  Beleuchtung  ist  ungleichmärsig,  die  Ldchtkontraste 
sind  betilloktliok.  Zwar  kann  das  Xdekt  dosok  Vorhangs  abgeblendet 
werden,  das  fBkrt  absr  an  gesnndkeitswidrigem  Liektrerlnst»  dn  die 
besten  Yorkinge  noek  grolbe  Mengen  von  Liekt  wegnekmen;  anok 
ist  die  Bedienung  der  Vorktnge  bei  weehsebider  Belensktong  eine  ftr 
den  Lekrer  kOekst  listige  Arbeit   Die  Luft  direkt  Yon  der  Sonne 
bestraklter  Seknlsinuner  wird  bei  geseklossenen  Fenstern  nnd  keiab* 
gelaesenen  Vorkängen  ttbeidies  dnmpf.   Die  Temperatnr  steigt  im 
Sommer  bis  zu  85^  und  köker.    Die  wesentliohen  Vorteile  der 
Nordlage  sind  die  gleichmftfsige  Beleuchtung  und  die  Aus- 
schaltung störender  Lichtkontraste.    Die  Beleuchtung  ist 
aber  auch  ausreichend.    Versuche  des  Ref.  haben  ergeben,  dafs 
unter  im  übrigen  günstigen  Verhältnissen  sogar  au  trüben  Tagen 
eine  genügende  Beleuchtung  der  Arbeitsplätze  garantiert  ist  und  dafe 


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es7 

sttdlieh  oiientierto  Zinmer  kwne  WMentHoh  beM6f«n  Verhlltoisse  auf- 
wdflflo.  Warn  nim  aber  Esswuiax  anoh  fta  Nordlagen  ist,  so 
wendet  er  bei  ungeteiltem  TJntemehte  aneh  gegen  WeatlageB  niehis 
ein  und  Terlangt  ttberbaupt  kein  aohablonenbaftee  Vorgehen,  da 
8eUwt?entändlioh  mit  den  (trülehen  Verliftltniflien  immer  geteobnet 
werden  mnfs. 

In  der  Diskussion  weist  Stadtbaumeister  Geiser  Zürich  darauf 
hin,  dal'ö  bei  der  Frage  der  Orientierung  des  Schulhauseß  aufser  den 
hygienischen  liucksichten  noch  zwei  Punkte  in  Betracht  fallen,  der 
eine  technischer,  der  andere  wirtschaftlicher  Natur.  Wenn  genügender 
Baugrund  vorh^mden  sei,  iiabe  man  dorchaus  freie  Hand,  die  zweck- 
mälsigste  Orientierung  m  wählen,  in  grofsen  Städten  müsse  man 
sich  nach  den  Verhältnissen  richten.  Die  Beschränktheit  des  zur 
Yerfügting  stehenden  Baugrnndes  zwinge,  in  die  Höhe  zu  haaen. 
Unter  diesen  Umständen  eeien  gemischte  Systeme  oder  Sohnlainmier 
▼enohiedenster  Orientiening  unvermeidlich. 

In  wirtaohaftlioher  Hinsieht  müsse  heachtet  werden,  dals  bei 
der  Orientiening  nach  Norden  Ton  den  Heizsystemen  viel  grOieere 
kaloiimetrieohe  Iieistungen  Terlangt  würden.  JNordsimmer  eeien  halt 
niekt  sa  erwftnnen.  Der  Betrieb  weide  deshalb  nm  vieles  teurer. 

Brofossor  EmoBT-Bem  wflrde  der  Bolen  eh tang  von  oben 
den  Yomg  einrftnmen,  weil  f)Br  die  Angen  am  sohoneodsten.  Doeh 
ist  diese  Belenelitang  der  Sohnlsimmer  praktisoli  nndniohfiBlurbar. 
Im  übrigen  bat  man  sieb  nnter  allen  ümstOnden  Yor  unsnlttngHeber 
Belenohtong  mebr  sn  fOrehten  ab  vor  allznstarker.  Ungenügende 
Beleuchtung  führt  erwiesenermalsen  znr  Myopie.  Emmbst  ist  des- 
halb ftir  Sudlagen,  vorausgesetzt ,  dals  in  hinreidiender  Weise  für 
Abbiendung  gesorgt  sei. 

Professor  SiEGiusT-Bem  wünscht  ebenfalls  eine  ausreichende 
Beleuchtung  der  Öchulzimmer,  welche  ihm  durch  Südlageii  am  sicher- 
sten garantiert  zu  nein  scheint,  btorren  nehmen  nach  seiner  Ansicht 
nicht  zu  viel  Licht  wef?. 

Über  eine  andere  Seite  der  Beleuchtung  der  Sohulräumlichkeiten 
ftoJeerte  sieb  Professor  Dr.  HoxH-Zürich.    Er  sprach  von 

der  künstlichen  Belenchtiing. 

Die  Aufgabe  der  kflnstlichen  BsJenobtun?  ist  es,  jedem  Arbeits- 
plats  eine  genügende  Menge  Licht  zu  verschaffen.  Das  Malis  richtet 
tteh  naeh  der  Art  der  Arbeit  (Sejhreiben,  Lesen,  Zeiobnen)  nnd  naob 
der  Zeitdaner,  wftbrend  weleber  bei  kftnsüiebem  Liebt  gearbeitet 
wird.  Fttr  die  Anfertigung  feiner  Zeiebnnngen  ist  ein  Minimum  von 


ÖÖ8 

20 — .^0  Metprkerzen  zu  fordern.  Als  Lichtquellen  kommen  m  Be- 
tracht ;  Petroleum,  Leuchtgas  und  Elektrizität.  Petroleum  und  Gas 
könneo  eine  erhebliohe  LnftverschleohteniDg  und  Belästigung  durch 
Warme  herbeiführen.  Die  LuftFeisohleohterong  ist  teils  auf  die 
Verbrennungsprodukte,  teils  auf  nnverbrannten  Lenchtstoff  zurück- 
aufikhien.  Leuchtgas  kann  zu' Vergiftungen  und  Explosionen  Aniaia 
geben,  dooh  lassen  sieh  derartige  Vorkommnisse  dnreh  geeignete 
Apparate  and  soigftltige  Bedienimg  verhuten.  Vemindert  wurde 
die  Laftrerdflrbnis  und  die  WBnneprodnktion  des  Lenohtgases  dureib 
Einfflhmng  des  Anerliehtes.  Von  diesen  Naohteilen  aber  gans  frei 
ist  das  elektf  isehe  Liobt  Elektrisobe  Olttblampen  haben  indesseo, 
wenn  nieht  besondeie  Vorkehmngen  getroffen  werden,  den  Nsehtoil 
schAdlioher  Blendung;  trotzdem  sind  sie  fittr  die  gewOhntiehe  direkte 
Beleaobtong  am  Torteilhafteeten ,  weil  sie  ein  Tiel  mhigeres  Lieht 
liefern,  als  die  im  Betriebe  billigeren  Bogenlampen. 

Bei  der  direkten  Beleuchtung  durch  alle  diese  kuDstlicben 
Lichtquellen  wirkt  die  Schattenbildung  in  erheblichem  Grade 
störend.  Auf  dem  Woge  der  indirekten  Beleuchtung  läfst  sieb 
aber  dieser  Nachteil  beiseiLigen  und  ül)er  lies  Pine  hos>ore  Lichtver- 
teiiung  erzielen.  Die  indirekte  Beleucliluni:  kommt  dadurch  zu- 
stande, dafs  das  Licht  au  die  Decke  gewiiiten  und  von  der  Decke 
auf  die  Arbeitsplätze  reflektiert  wird.  Für  deu  Scbulbetrieb  ist 
diese  Art  der  Belenobtong  die  beste;  ihre  Verwendung  fällt  dabin 
•  bei  allen  jenen  Verrieb tungen,  bei  denen  die  Sohattenbildung  nötig 

ist  (Modellseiohnen).  Als  Liohtquellea  benatsen  wir  für  die  indirekte 
Belenohtung  nm  TorteiLhaftesien  Anerbrenner  od^r  elektrisobe  Bogen- 
lampen; Grltthlampen  sind  tn  teuer.  Die  Aaerbrenner  haben  den 
Vorsug  der  Billigkeit  und  einer  ruhigen  Flamme,  Bogenlampen  er- 
wftnnen  weniger  und  erhalten  die  La£k  rein.  Die  IdditemiaBion  ist 
bei  den  Auerlampen  filr  die  indirekte  Beleuohtung  gfinstiger  als  bei 
den  jetat  gebriuehliehen  Bogenlampen.  Um  eine  ausreiohende 
Helligkeit  zu  ersielen,  mUssen  die  Decken  der  Baume  mit  weüsem 
Anstriofa  ▼ersehen  sein,  und  es  ist  daftr  su  sorgen,  dats  der  Anstrich 
sauber  erhalten  bleibt.  Zweokmftlbigerweise  bringt  man  deshalb  Uber 
den  Auerlampen  leicht  zu  reinigende  metallene  Deckenreflektorsn 
au.  Die  Farbe  der  Waude  Lut  auf  die  Helligkeit  der  Plätze  oft 
keinen  Einflufis,  ja  vielfach  ist  sie  ganz  ohne  Bedeutung.  Die  Re- 
flektoren, welche  das  Licht  an  die  Decke  werfen,  werden  um  besten 
aus  weii's  emailliertem  Blech  hergestellt;  ihre  Farbe  ist  unter  ge- 
wissen Verhältnissen  ganz  irrelevant. 


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689 


In  der  Diakiinioii  bemerkt  Profeesor  Dr.  Bbishaitn,  da&  für 
die  kflnstlielie  Belenehtiuig  der  Sdralsimmer  eigentlich  bloia  das  in- 
direkte Lieht  in  Betneht  falle.  Ein  indirekt  belenohtetes  Zimmer 
macht  den  Eindrnok  eines  hellen,  gleichmälaig  beleuchteten  liaumes. 
Erismann  teilt  die  Anschauung  des  Referenten  nicht,  dafa  der  An- 
strich der  Wände  und  die  Farbe  der  Vnrhänge  gleichgültig  seien. 
Er  ist  deshalb  dafür,  dsils  die  Wände  weifs  gestrichen  werden 
mtifsten.  Im  ferneren  weiföL  er  darauf  hin,  dafs  schwarze  Flächen 
gohr  viel  Licht  absorbieren,  und  verlaugt  deshalb  Einrichtungen, 
welche  geeignet  sind,  die  am  Abend  schwarzen  Fensterflftchen  durch 
weifse  Flächen  zu  ersetzen.  Den  Betrieb  mit  Auerbrennem  hält  er 
nicht  für  rationell,  weil  die  Lichtquelle  nnznverlflaeig  ist.  Es  kommt 
darauf  an,  ob  die  Anerstrümpfe  älteren  oder  neueren  Datums  sind. 
Es  findet  eine  allmähliche  Abnahme  der  Leuchtkraft  statt,  so  dafs 
schlielslich  die  Arbeitsplfitee  nngenflgend  beleuchtet  sind.  Die  elek- 
triflohe  Iiielitquelle  iet  stabiler  nnd  deshalb  aweekmäfaiger,  inebeBondere 
fUr  den  Soknlbetrieb. 

Der  Korreferent  Proteor  BmcBBX-Bem  stimmt  den  Ane- 
fMimngen  der  Vorredner  im  allgemeinen  bei.  Er  stellt  folgende 
Gmndsibe  auf: 

Eine  gute  Belenehtong  mnJb  für  jeden  Arbeitspkta  ansreiehende 
Helligkeit  garantieren.  Die  BeLsnehtnng  muAi  gleiehmftbig  sein. 

Schatten  und  Reflexe  sind  zu  yermeiden.    Die  Lichtflamme  darf 

niclit  flackern,  sie  mufs  ruhig  sein.  Die  Umgebung  des  Arbeits- 
plaizes  soll  nicht  heller  beleuchtet  sein,  als  der  Arbeitsplatz  selbst. 
Das  Hei  euch  tungsmaterial  darf  die  Luft  nicht  verschlechtem,  nicht 
Wärme  produzieren  und  mufs  einen  ökonomischen  Betrieb  ermög- 
lichen. Am  besten  ei,<?net  sich  die  indirekte  Beleuchtung,  weil 
die  Lichtkontraste  wegfallen  und  keine  Blendunii;  stattfindet.  Um 
eine  ausreichende  Beleuchtung  zu  erzielen,  müssen  die  Zimmerdecke 
und  wenigstens  das  obere  Driitei  der  Wände  weil»  oder  mattweile 
gestrichen  sein. 

Für  die  indirekts  Beleuchtung  «gnet  sich  Gas  als  Glühlicht 
nnd  elektrisches  Bogenlieht,  elektrisches  Glühlioht  ist  zu  teaer.  Wo 
man  in  Ermangelung  Ton  Qn  oder  Elektriaität  anm  Petroleum  greifen 
mnls,  sollen  fiondbrenner  angewendet  werden.  Die  Flamme  darf 
nioht  unbesohfttzt  sein.  Der  Beflektor  soll  ilaeh  nnd  breit  sein. 
Das  Lieht  ist  den  Arbeitspltttsen  womöglich  Ton  links  susofflhren. 
Die  unterste  Grenze  der  Platshelligkeit  soll  bei  Zeidmnngss&ten 
28  ICeterkeisen»  bei  den  übrigen  Arbeiten  10  Meterkenen  betragen. 


Nseh  grttndHdier  Erliutenmg  d«r  Bdenohtangafrige  wnvd«  <ias 
G«biel  d«r  Zahn-  und  Mmidpflefe  in  naehem  Finge  nnd  bai  g»- 
liohtetmi  Sinken  dniehwandert 

Dr.  H^LLBB-WadenswU  belumdelte  das  Thema: 

Schule  nid  Zahiffleg«. 

Der  Bedner  atalli  dem  Staate  die  Aufgabe,  naeh  swei  Biehtangan 

anr  FOrdernng  der  Zahn«  und  Mundpflege  beizutragen.  Er  soll 
prophylaktische  Maüsregeln  erg^reifen,  die  ihm  wenig  Kosten  vei^ 
uräachen  werden,  er  soll  dutiti  aber  auch  [lu-  die  lustaudlialtuDg  und 
Behandlung  der  Zähne  der  kSchaikioder  besorgt  sein.  Dieae  Auigabe 
ist  schon  kostspieliger. 

Unter  die  prophylaktischen  Malsnahraen  gehuren  dem  Alter 
und  Verständnis  der  Schüler  angepafste  Lehr-  und  Lesestücke  über 
Zahnpflege  in  den  Lehrbüchern,  wobei  das  Verständnis  no^h  ge- 
weckt werden  kann  durch  geeignete  Tafeln  für  den  Auscbauun-s- 
Unterricht.  Den  Kindern  sollen,  wie  die  Lehrmittel,  so  auch  Zahn- 
bürste und  ZahnpnlTer  nnentgeltlioh  abgegeben  werden*  Mundwässer 
können  dnroh  eine  soKwaobe  Koohsalalöavng  eraetat  werden.  Aus 
irgendeinem  Gnmde  notwendige  Beaeitigangen  von  Zfthnen  sollen 
für  Unbemittelte  unenl^ltlioh  ToUaogeu  werden.  Jabr  fdr  Jahr 
Bind  Mnndnntarsucbungen  vorzunehmen  und  die  fiigebnisse  statistiaeh 
anasnarbaitan,  damit  wir  fther  den  Erl»lg  nnaarer  Bemahnngea 
nnturibhtet  werden  nnd  immer  Gelcigenheit  haben,  anf  die  Noi- 
wendigkait  einer  nohiigen  Zalmpflege  hiamweiaen.  Emplahlenawart 
wire  die  Abgabe  einer  kleinen  Abhandlnng  Uber  Zahnpflege  an  die 
Lehrer. 

Die  zweite  Forderung  an  den  Staat  baateht  in  der  Gründung 
von  Sinriobinngen,  welohe  den  Kindern  ünhemitieUer 
die    allernotwendigste   sahnirstliohe   Hilfe  leiaten 

sollten.    Der  Bedner  erinnert  an  die  JBSSBNSobe  Klinik  in  Stmls- 

burg.    Er  ist  sich  aber  nicht  klar,  in  welcher  Art  und  Weise  die 
Idee  praktisch  am  besten  verwirklicht  werdeu  konnte  und  wünscht 
deshalb  Einsetzung  einer  Ivoiiimission,   die  einer  nächsten  Ver- 
'  Sammlung  Anträge  zu  unterbreiten  hätte. 

Der  zweiLf^  Referent,  Zahnarzt  Dr.  FET.sciiKKiN-Ben),  bericbtet 
über  die  Zahnunter«uchungen  in  Bern  vom  Jahre  1904.  Da  das 
Autoreferat  des  VortrnpcF^  in  dieser  Zeitschr.  (Nr.  7,  1904)  erschienen 
ist,  können  wir  uns  kurz  fassen.  Fetöchekin  weist  nach,  dafs  in 
Bern,  genau  wie  an  anderen  Orten,  der  Zustand  der  Zihne  der 


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691 


Sohnlkinder  ein  sohleohier  und  dab  die  Pflege  denelben  ver- 
nneUlMigt  wiid.  Im  llbrigen  Bcihlielst  er  sieh  den  Anregungen 
Htaana  en. 

Eine  DiskaiBion  konnte  niehi  atatifindin,  dagegen  wurde  be- 
achloaeen,  im  Smne  des  Antrags  HOujeb  den  Vorrtmid  sn  emushen, 
«ine  Kommiamon  211  bestellen,  die  geeignete  Voraohläge  zur  piakti- 
achen  iFOidemng  der  Zehn-  nnd  Mnndpfiege  za  muhen  hitte. 

Am  Sohlusse  mtseree  Beriehta  angelangt,  drängt  ee  nne,  einige 
Bemerkungen  zu  machen.  Schon  in  seiner  Begrülstingsrede  wies 
Regierungspräsideat  Goüat  darauf  hiti,  dafs  die  Mitghederzahl  des 
Vereins  für  Schulgesundheitapflege  m  kemem  Verhältnis  stehe  zur 
Wichtigkeit  des  Gebietes.  Das  tritt  auch  bei  Anlafs  unserer  Ver- 
sammluDgen  zutage.  So  steht  inf^besondero  die  Lehrer- 
schaft den  Bestrebungen  noch  ferne,  die  doch  ihr  engstes 
G-ebiet  beschlagen.  Wir  mochten  diese  Tatsache  nicht  in  erster 
Linie  der  Interesselosigkeit  zuschreiben,  auch  nicht  einer  prinzipiellen 
Abneig:nng,  sondern  den  Kosten,  die  mit  einer  regen  Beteiligung 
an  den  VersammlnDgen  yerbnoden  sind.  Vieileioht  dürften  die  Be- 
hörden nioht  nnr  korporatiy  dem  Verein  beitreten,  sondern  sieh  anoh 
weiterhin  finanziell  beteiligen  und  den  intereBBierten  Kreisen  sowohl 
den  Beitritt  als  den  Beeneh  der  Venmmmlnngen  ermOgliohen. 

Im  weiteren  wird  es  dann  aber  aneh  nfttig  sein,  die  Yereamm* 
Inngen  populärer  nnd  instruktiver  sn  gestalten,  als  es  bis  jetat 
der  Fall  an  sein  pflegte.  Gewilii  beatiehte  man  sich,  die  Themataa 
gründlich  sn  behandeln,  Tielleieht  nnr  allsn  grtlndlioh,  nnd  bestellte 
deshalb  jeweflen  eine  grö(bere  Anaahl  von  Beferenten;  man  wollte 
aneh  Tielseitig  sein  nnd  brachte  an  viele  8to%ebiete  anr  Sprache. 
Nnn  kommt  es  aber  nicht  anf  die  Zahl  der  Befsrate  nnd  die  Menge 
des  Stoffes  an,  der  geboten  wird,  sondern  auf  eine  gründliche 
Auseinandersetzung  der  Meinungen.  Diese  Meinungs- 
verschiedenheiten kommen  aber  unter  den  gegebenen  Verhültnis-sen 
nie  zum  Austrag,  weil  die  Zeit  zu  einer  ausgiebigen  Diskussion  fehlt. 
Es  wird  dann  nur  die  subjektiv'  Ansicht  der  Referenten  angehört, 
es  werden  einige  andeulungsweise  Remerkungen  gemacht,  aber  im 
grofsen  ganzen  kehrt,  jeder  Teilnehmer  mit  den  nämlichen  Vor- 
urteilen wieder  nach  Hause  zurück,  mit  denen  er  gekommen 
war.  Wir  betrachten  es  als  ganz  selbstverständlich,  dafs  die  Wissen- 
schaft in  unseren  Bestrebungen  einen  hervorragenden  Platz  einnehme 
und  befruchtend  auf  die  praktische  Tätigkeit  einwirken  solle,  aber 
trotzdem  wird  die  Zahl  der  Mitglieder  sich  mehren  nnd  das  Interesse 


waohsen,  wenn  unsere  Versammlimgen  nicht  aUmuehr  in  resultaUoM 
theoretische,  akademische  Vorlesungen  ansarieil.  £&  sollen  verschie» 
dene  Auflichten  sich  geltend  machen  können,  es  soll  der  Praktiker 
mehr  sam  Worte  kommen,  denn  wir  wollen  nicht  hlofs  die  mehr 
oder  weniger  experimentell  geettttsten  sabjektiyen  Ansichten  einxelner 
FoEBolier  Jalir  für  Jelir  yoigetragen  haben.  Damm  EineobrlnkiiDg  der 
Beferentenzahl:  ein  Aeluat  genügt  Uber  den  nämlichen  Gegeneiand; 
Saehe  der  DiBknasion  soll  es  aein  und  bleiben,  die  Frage  you  weiteren 
GeeiehispnnkteiL  ana  an  belenohten.  Nur  dann  gewinnt  man  eineiL 
reohten  Überblick  darttber,  waa  Torlänfig  biofee  Theorie  iat.  nnd  was 
aieh  ins  praktiache  Leben  llberfilhren  IftTat.  Wenn  wir  alao  nicht 
des  Sobickaal  gelehrter  Körpersobalten  teilen  wollen,  die  ewar  viel 
gutes  nnd  schlechtes  Material  in  Folianten  aufstapeln,  aber  sich  nie 
einen  I^luU  iui  otientliclieu  LeLea  eioberii,  datm  muis  auch  iu  UL^^er 
Haus  ein  etwas  anderer  Geist  einziehen.  Hat  nicht  auch  jedermann 
das  Gefühl  gehabt,  dafs  es  ebenso  zwecklos,  als  den  Referenren 
bemühend  ist,  worin  sie  in  letzter  Stunde  bei  gelicbteten  Rüukeü 
noch  über  Fragen  sprechen  sollen,  die  von  aktueller  Bedeutung  sind. 
Wir  erinnern  ;in  das  Scbick'^al  der  Zahnreferenten,  deren  Tiost 
darin  bestehen  mag,  dafs  sie  wenigstens  Anlafs  zu  einem  Beschlüsse 
der  Gesellschaft  geboten  haben.  Wir  unterschätzen  aber  trotz  unserer 
Kritik  den  groisen  Wert  der  Znsammenkünfte  nicht  und  gestehen 
ohne  weiterea  an,  dala  manches  gute  Wort  gefallen  ist;  gerade  des- 
halb wünschen  wir  aber  auch  eine  Anagestaltang,  die  zum  Blflhen 
und  Gedeihen  nnaerer  Inatitation  wesentlich  beitragen  kann. 


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693 


Die  ländlichen  Volksschulen  des  BeiirksamteB  KaiBorslantern 

in  hygienischer  Beüehnng. 

Statistische  Darstellung 

TOD 

Dr.  Isman  DBEZFüsa-Kaiwiilanfteni. 
BinleitoDg. 

Im  Änschlufs  an  rnpine  frühere  Arbeit,*  »Die  Volksschulen  der 
Stadt  Kaiserslautern  in  hygienischer  Beziehung",  soll  in  folgendem 
eine    Beschreibung  der  hygienischen  Verhältnisse  der  ländlichen 
Volksschulen  des  Besirksamtes  Kaiserslautem  gegeben  werden.  Die- 
selbe  besteht  meistens  in  statistisohen  Übersichten,  die  in  Kürze  einen 
raschen  Überblick  über  den  ganzen  Bezirk  gestatten.    E^e  Kritik 
der  hestehenden  VerhältnisBe  Bohlielst  sich  nicht  an;  denn  es  würde 
sn  weit  ftihien»  wenn  men  in  jedem  eineehien  Falle  ÜMtBiellen  wollte, 
ob  nnd  inwieweit  die  dezgestellten  Tetoaohen  den  Foidemngen  der 
Hygiene  entspreehen.  Nur  in  eineeinen  Fällen«  die  Ton  den  ge- 
wohnliofa  gegebenen  Verhältnissen,  sei  es  im  gttnstigen,  sei  ee  im 
uiiguustigen  Sinne,  bedentend  sbweiohen,  wniden  kttrsere  oder  längere 
Betmehtungen  angeschlossen. 

Jeden&Us  geht  ens  der  nachfolgenden,  meist  sshlenmftlsigen  Be- 
schreibung hervor,  dnb  in  den  ländlichen  Volksschnlen  in  hygieni- 
scher Hinsicht  noch  viel  mehr  Mftnc^el  bestehen  als  in  der  Stadt. 
Die  EinnciiLuLi^^  lundlicher  ScLulärzle,  vou  denen  viel  seltener 
gesprochen  wird  als  von  den  städtischen,  erweist  sich  denmach  als 
nicht  weniger  notwendig,  zumal  die  Amtsärzte  bei  der  grolsen  Zahl 
iVirer  Aufgaben   und  der  gtolsen  Zahl  der  Schulen  unmöglich  eme 
I !  LTf  hiiafsige  Überwacbnnsr  derselben  durchführen  können,  seibat  dann 
nicht,  wenn  sie  keine  Praxis  treiben.   Dabei  ist  es  ira  Interej^se  der 
Sammlung    gr()rserer   Erfahrung   wünschenswert,    daiä   Arzteu  an 
Hauptorten  die  hygienische  Au&icht  der  Scholen  eines  greiseren  Be- 
zirkes ttbertragen  werden. 

*  Vet  emataU  Pfäker  JrMte,  1802,  Nr.  8. 


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694 


Die  folgende  Darstellnng  beruht  auf  einer  mittels  Fragebogm 
veranatalteten  Enqiidte.  Die  Bogen  wurden  auf  Anregimg  des  Henv 
Landgerichtsarztes  Dr.  Zahn  durch  das  Königl.  Bezirksamt  an  die 
Lehrer  dee  Besirkes  yeraohiokt.  Die  ROekkunft  einer  Anzahl  Bogen 
▼eiaOgerto  sieh  sehr  und  war  ent  dmoh  wiederholte  MAhniuig,  in 
einem  Falle  erst  naeh  peie&nlioher  ßflekspraohe  an  erreiehen,  so  dib 
■wiaohen  der  Anaeendnng  der  Bt^sem.  und  der  Bflekknnft  des  letstu 
deteelben  über  ein  Jahr  Tsistrieh;  die  meisten  Bogen  wurden  jedooh 
bereitwilligst  raseh  nnd  eingehend  beantwortet  Allerdings  wnrdsa 
anf  den  meisten  Bogen  nicht  alle  Fragen  beantwortet,  so  daCs  nur 
über  wenige  Fragen  das  Matscial  fitr  simÜiohe  Sehnlen  vorliegt. 
Über  die  meisten,  besonders  die  hauptsBohUehsten  Funkte  sind  aber 
wenigstens  beinahe  alle  Antworten  zur  Stelle. 

Es  sei  mir  an  dieser  Stelle  gestattet,  Herrn  Landgerichtsarzt 
Dr.  Zahn,  detn  Koaiirl.  B  e/. i  rkäamte  uud  den  Herreu  Lehrern 
des  Bezirken  für  die  freundiiche  Unterstützung  bei  der  BeschaflfuDg 
des  Materials  meinen  besten  Dank  auszusprechen. 

Was  nun  Form  und  Inhalt  meinos  Fragebogens  betrifft,  so 
dieute  demselben  der  Fragebogen  von  "Waibel^  als  Grrundlage. 
ImmerLin  wnrde  dpr  letztere  mannigfach  abgeändert  und,  wie  ich 
glaube,  verbüssert.  Für  zukünftige  Ähnliche  ümtragen  würde  ich  aber 
empfehlen,  den  Bogen  noch  weiter  zu  vereinfachen,  speziell  nach  der 
Richtung  hin,  da£a  jede  Frage  anoh  wirklich  nur  eine  Antwort  ve^ 
langt,  nicht  aber  in  einer  Fragzeile  verschiedene  Unterfragen  enthfilt 
Nnr  auf  diese  Weise  ist  es  mögUoh,  an£  jede  einaelne  Frage  eiDs 
erschöpfende  Antwort  zu  erhalten. 

Femer  wflrde  iob  ea  ftlr  die  Zukunft  als  BweokmftTsig  erachten, 
dem  Fragebogen  eine  knne  Anlmtuig  daittbw  yorandroeken,  wie 
nnd  wieviel  Bogen  anssnfftUen  sind.  Sonst  kann  es  Torkommen, 
dalk  ein  Lehrer,  der  mehrere  Sohnlaale  hat,  nur  einen  Bogen  ans- 
fUlt,  nnd  dafe  mehrere  Lehrer,  die  einen  Sohnlsaal  benutzen,  ftr 
diesen  mehrere  Bogen  anafilllen.  Dann  entspricht  natürlieh  die  Zahl 
der  ansgefeillten  Fragebogen  niöht  derjenigen  der  Sohnls&le,  wodurch 
die  Ordnung  nnd  Zusammenstellung  des  Matertals  sehr  erschwert  wird. 

Im  allgemeinen  hat  sieh  jedoch  mein  Fragebogen,  den  ioh  am 
Schlüsse  dieser  Arbeit  anfüge,  bewährt.  Besonders  ist  in  demselben 
kein  wesentlicher  Punkt  der  Hygiene  des  Volksschulhauses  übersehen. 


*  „Die  Volksschulen  des  Königl.  Bezirksamtei  Qünsborg  in  hygienischer 
Beziehung.*^  1894. 


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Für  die  in  60  Sohalhftusern  und  in  42  Landgemeinden  des 
BdsSrkft  ^«gai«ii  106  Sohnlaäle  sind  (ans  oben  angegeben«m  Grunde) 
91  Fragebogen  eingelaufen,  deren  Material  in  folgendem  verarbeitet 
▼orliegt 

Allgemeines. 

a)  Einwohnerxahl. 

Das  jetzige  Bezirksamt  Kaiseraiautern  (nach  Ausscheidung  des 
Amtsgerichtsbeüirkes  Winnweiler)  hatte  bei  der  letzten  Volkszählung 
eine  Einwohnerzahl  vun  Ö2  400  Personen.  Die  Zahlen  für  die  ein- 
zelnen Gemeinden  gehen  aus  folgeuder  Tabelle  hervor: 

Es  hütmk      0—  100  ÜbnieliDer   3  Gemdaden 

100--  200       „    l  „ 

200  -  300       „    2 

300—  400    4  „ 

400—  500       ,   6  „ 

500—  600       ,»    7  „ 

600—  700       „    2 


700—  800    2 

800 —  900  }»      ....  3 

900-1000    2 

1000-1200   1 

1200—1400    3  „ 

1400-1600    3  „ 

1600^1^1  KJO       „    3  „ 

2000—2600       „    0 


»> 


2Ö00— 3000       „   2 

48306       „       .... .  1  „ 

43  Gemeinden 

Die  gfOJUe  Gemeinde  ist  die  Stadt  Kaieemlantem  mit  48300, 
die  grfifirte  Landgemeinde  daa  Stttdtehon  Otterbeig  mit  2700,  die 
kleinate  Pötrbaoli  mit  94  Einwoknem. 

b)  Zahl  der  Soknlliftnaer. 

VoQ  den  42  Landgemeinden  haben: 

28  je  1  SebnlbaiiB   28  SehnOiiiiser 

10  „  2  Sehnniiiiaer  20  „ 

II  .12  H 

42  Gemeinden  60  Scballiftiuer 

Ein  Neubau  steht  in  Aussicht  in  Trippstadt. 

ScbalgeauDdbeiUpileg«.  XVII.  35 


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m 


Es  haben 


n\    7  o  V.  1 
C)        &  U  1 

der 

Schulzimmer. 

n.  1 

nomeinde 

0  Schakimmer. . . 

0 

Schttlzimiiier 

12 

Gemeinden 

1 

..  12 

12 

)) 

2 

»1       .  • . 

.  24 

6 

II 

3 

18 

?) 

■ff 

7 

II 

4 

. .  28 

II 

2 

»♦ 

5 

.  10 

>i 

1 

II 

7 

ti 

1 

»1 

8 

8 

II 

42  Gemeudflii  107  Schqbiiiiraer 

d)  Zahl  der  Lehrer. 

In  34  Scbolhäusern  sind  1  Lehrer   34  Lehrer 

16        „  „2    80 

7  n  «3      II    21 

>9        fi  ff   4     II    •■«'■•••«  3 

1  ScbnUuuise      „    6     „    6 

1  fehlt  Angabe 


II 
II 
I» 
II 


II 
I* 


II 
It 
II 
II 


In  60  Schnlh&osorn  sind   99  Lehrer 

e)  Zahl  der  Sohüler. 

Aal  1  Lehrer  trei»:  9  Schiller  in 

10 

10—  20 
20—  30 
30-  40 
40—  50 
50—  60 
60—  70 
70—  80 
80—  90 
90—100 

100—110 

Keine  Angabe   

60  Schalbäaser 

Dabei  findet  sich  sechsmal  die  Angabe,  dafs  der  Unterricht 
abteilnngsweise  gegeben  wird.  Direkte  Überfüllnng  wird  in  einem 
Orte  (Siegelbacb)  angegeben,  wo  die  drei  Klasaen  je  86»  76  und 
54  Sehuler  nmfaeaen. 

£)  Unterriohteaelt  und  Pansen. 
Die  ünterriohiszeit  nnd  die  Pansen  entsprechen  überall  den 
ataattiohen  Vorschrifteni  nnd  ihre  genauere  Angabe  kann  deshalb 
hier  unterbleiben. 

Die  Pausen  werden  meistens  bei  günstigem  Wetter  im  Freien, 
bei  uDgüaätigeui  im  Sohulzimmer  verbracht.    lu  vier  Fälleu  wird 


it 
II 
>» 
»» 
II 
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II 
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II 


II 
II 
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n 
1» 
II 
♦I 
II 
II 
II 


1  Scholhanse 
1 
1 

0 

4  Scholbftasem 

9 
15 
17 

4 

6  ,1 
1  Schnlbanfle 

1 

1 


...... ^le 


Q97 


der  SohoUiof  dinki  aU  ungeeignet  zum  Spielen  bezeichnet.  In 
mebieran  Fallen  steht  den  Kindern  in  den  Fanem  nur  die  Strafte 
mit  ihren  vielfaohen  Unann^mHehkeiten  and  Ghefahren  nur  Ver- 
ÜDgang.  Die  Korridore  Boheinen  in  den  wenigeten  Fällen  ao  be- 
schaffen zn  sein,  dafe  sie  bei  ungünstigem  Wetter  als  Aufenthalt 
dieuen  könnten,  so  daia  wahrend  der  Pausen  die  Zimmer  loer  wären. 

2:)  Zahl  und  V  erso  ri!:ii  rt  g'  auswärtiger  K,iuder. 
Es  sind  auswärtige  Kinder  vorhanden: 

0   in  66  Schalziiiuiiein 

1—5   ,.17 

5—10   „  14 

10—20   „  2 

80—40    „  3J 

Angabe  fehlt   top  6 


36  „ 


it 


107  Schnlzininier 

Die  auBwftrtigen  Kinder  befinden  etoh  Uber  Hittag: 

In  FanüISen  des  Ortes  in  16  Sehabtiea 

Zn  Hanse   5  „ 

Im  Schnlsaal   „  11  „ 

Angabe  feUt   Ton  4  „ 


B6  SchnlsBle 

h)  Besonders  känfige  Sohnlkrankkeiten. 

Keuchhusten  ia  6  Scholsftlen 

Hautkrankheiten   „  1 

l'arotitis  (Mnmps)   „  2 

Diphtherie   „  6 

Masern   4 

Keine   „  85 

Angabe  fddt   ton  S 

Auch  dieses  Kapitel  zeigt,  wie  nötig  anf  dem  Lande  ein  Schul- 

ui/t  wflre.  Deuü  wenn  auch  die  Zahl  der  mit  besondere  häufigen 
Krankheiten  behafteten  Säle  nicht  grofs  ist.  so  könnte  sie  sicher  noch 
mehr  eingeschränkt  werden  bei  zeitiger  Entdeckung  der  Fälle. 

A.  Sehn] gebende. 
I.  Zeit  der  Erbauung. 

In  den  Jahren  1810—1850    wniden  14  SchoUiiiiier  erbaut 

„  „      „     1850-1880    „  11 

  1880—1900    „  11 

Nach  1900   „  4 

Zu  Tsreehiedmiea  Zeltea  (▼enchiedeae  TeQe)     »,  3  „ 

„  nnbekaanten      „    4 

Keine  Angabe  bei   13  Scliulhäusem 


60  Scholhlnser 


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m 

a)  Zu  weichem  Zweck  erbaut? 

Zq  Schalzwecken  wnrdeB  51  SchnUiftiiter  wbwt 

Teil 

Zu  unbekaunten  Zwecken  .      n       3  „ 
Angabe  fehlt  bei  5  Schul hansern 

60  ScholhAoser 

b)  Eignung  zu  SolmlBweoken. 

Eä  werden  yon  den  Lehrern  bezeichnet: 

48  Schalhäaser  als  geeignet 

1  Scbnlhans     „  teflwelte  geeignet 
6  Sdnübanter  „  iweifelhtft 

2  „        „  ungeeignet 
Bei  4  ScimUiJUisem  üMl  Angabe 

2  Sebulbftueer,  und  zwar  so  Neiüdiehen  und  su  Niederkirchen. 

gelten  also  als  direkt  ungeeignet,  bei  den  5  zweifelhaften  fanden  sich 
Bemer klingen,  wie:  „es  geht  an' ,  „nicht  besonders  geeignet",  „recht 
klein"  uaw, 

IL  HimmeUriebtung  und  Lage. 

IGt  Lftagsfront  nacli  Nordeu  und  Sflden   25  Scfanlhlnser 

n       „        n   Osten  und  Westen   22  „ 

„  „    Nordwest  und  Südost ....  6  „ 

„       „         „   Mordost  und  Sfldweit. . .  5  „ 

Angabe  fehlt  bei   2  Scbolbiasem 

Es  liegen  mitten  im  Ort  88  ScbolbSuser 

„     am  Rande   11 


abgelegen   7 

Angabe  fehlt  bei   4  Schulhäusem 

An  einem  freirn  VM?.  1ip£?en  23  SchalbiOSer 

Nicht  an  einem  freien  Platze  liegen  28  „ 

Angabe  fehlt  bei   9  Scholhiasem 

Etwas  Aber  ein  Drittel  der  SobuibAuser  bat  also  den  Yomig 
einer  freien  Lage.  Jedocb  aobeint  aueb  eine  Aosabl  derjenigen  Ge- 
bäude, die  ntobt  an  freien  PlAteen  liegen,  Tis-fc-Tie  frei  von  Gebäuden 
au  sein.  Denn  wir  werden  epäter  bei  Beepreobung  der  Liobtverbält- 

nisse  sehen,  dafs  Ton  den  98  Schulsälen,  über  die  entsprechende 

Angaben  vorliegen,  53  frei  sind  von  gegenüberliegenden  Gebäuden. 

An  einer  Chanssee  liegen  43  ScbnUiliiaer 

„  gepflasterten  Strafiw  liegen . .    8  „ 

,,  einem  Feldwege  liegen   5 

Angabe  fehlt  bei   4  Schnlbänsem 


Digitizeu  Lj  vjüOgle. 


699 


Btt  6  SehulliftiiBm  mflBBen  dbo  die  Kinder  über  imduniinerte 
B*eldw^  geliMi  und  bU  den  Sehmnts  diomlbeii  mit  in  die  Sdbnle 
aoUeppen.  Nnr  8  der  ZngangiBtn&en  aind  gepflaitori  Dooli  werden 
dieee  YerhaltnieBe  aibh«r  erträglicher  enebeinen,  wenn  mtn  bedenkt, 
cUb  anob  in  der  Stadt  Kaiienlaiitem  die  neue,  lieirUobe  BexbmMip 
sobüle  noch  tmobanssierte  Zugangswege  hai 

NivdaaTerk&ltniftse:  Es  liegen  aof  erhöhtem  Temin  28  Schalhänser 

„     „      „  ebenem        „  16  „ 

„     „     in  einer  Moide  ...  9 

Angabe  fehlt  bei   8  Schnlhäusern 

Fast  die  Hälfte  der  Gebäude  hat  also  den  Vorzug  einer  erhöhten 
Lmge,  9  dagegen  müaaen  aiob  mit  den  schiechten  Ventilationa-  nnd 
Fenebtigkaitarerbftltninen  einer  Mnlde  abfinden. 

Umgebung  (Störangen): 


Frei  von  Staub  und  Geruch  eiad. ......  32  Schulhftuser 

Staub  wird  aog^eben  bei   2  Scbulbänsem 

Lärm    „        „        „    9  „ 

Geruch  (von  Dung,  Aborten  usw.)  bei  . . .  2  „ 

Staub  und  Lärm  bei   8  „ 

Stwb,  Lärm  nnd  Genich  bei   1  „ 

Angabe  fehlt  bei   6  „ 


Über  die  Hälfte  der  Gebäude  bleibt  alöo  von  der  Umgebung  her 
frei  von  Störungen,  während  sich  bei  anderen  Staub,  Lärm  und  üble 
Grerüche  bemerkbar  machen. 

III.  Baugrund. 
Er  ist  trocken  bei  40  SehoUiiDsern 

..    fcTirht   »I    11  tt 

Angabe  fehlt   „     9  „ 

Er  besteht  aos  Sand  80  „ 

»       »t       »>   Kie3  .   . . .  ,f     2  „ 

»>      »I      »f  Stein   3 

M      }♦      u  Lehm   „  7 

„      „  Mischung  .  .  „    6  „ 

Angabe  feUt   12  „ 

Mehr  als  die  Hälfte  aller  Gebäude  hat  also  einen  Baugrund 
aus  Sand  oder  Kiea,  der  das  Regenwasaer  rasch  y ersickern  läfst. 
13  haben  einen  Untergrund  ana  Lehm  oder  aus  VersohiedAnem  (meist 
mit  Ijehm)  gemisoht»  nnd  dementapveohend  wird  der  Untergrand  anob 
11  mal  all  fenoht  beoeiohnet. 


700 


IV.  Äulsereö  der  Gebäude  (Bauart). 

Mauerwerk:  Massiv  bei  56  Schuihftiisem 

Facliwerk  .  .  ^  1  ^ 
Angabe  leblt  »3  „ 

Die  Mauern  änd:  Feucht   bei   5  SchnUiftiisem 

Teilweise  feucht .  „   14  „ 

Trocken    .    „29  „ 

Angabe  fehlt  .    .  „    12  „ 

Die  Häuser  sind  also  fast  alle  masuT  gebaut,  our  bei 
(in  Ottfirberg)  findet  sich  Faobwerk. 

Stockwerke:  1  Hochparterre  bei  13  Sdnilh&nsttii 

1  Gewöhnliches  Faitore.   «     ^  n 

2  Stockwerke   ^  37  , 

3  ,    „     1        n  (Weüerbach) 

Angabe  fehlt   „     2  „ 

Vnllic^  anterkellert  sind  33  ScboihAoser 
Teilweise         „             „    Id  ,i 
Nicht             „            »     *  1, 
Angabe  UHM  bei   5  „ 

Vier  der  Gebäude  ermangeln  demnacli  völlig  einer  Unterkelleruusr, 
jeden fulLs  .^ehr  zum  Nachteil  der  Erwärmung  der  unteren  Parterre- 
zimmer und  der  Trockenheit  der  Räume. 

1  Eingang  besitzen  26  Schuibänser 
Mehrere         ^       31  „ 
Angabe  fehlt  bei       3  „ 

Die  Kiogänge  sind  1,0 — 1,5  m  breit  bei  40  Scbnlhäusem 

I»       »        »    2,0—3,0  „     „     „    5  „ 
Angabe  fehlt   „    8  „ 

Freitreppe:  Vorhanden   bei  31  Scbulhäasem 

Kicht  vorhanden 
Angabe  fehlt . . . 

Scharreisen:  Vorhanden  .... 

Nicht  vorhanden  < 
Angabe  fehlt . 

Die  Türe  geht  aul  nach  innen  bei  Ö7  (!)  Schulhäusem 

)»«»»»    a»^8en  „1  „ 
Angabe  fehlt   „    2  „ 

Die  grofse  Zahl  der  „Freitreppen"  ibt  auffallend.  Es  lai  wohl 
anzuuehmen,  dafs  die  Beobachter  auch  ganz  kleine,  nur  aus  wenigen 
Stufen  beatehende  Treppen,  soweit  sie  „im  JFreieu^  li^en,  unter 


bei  46  Schulh&osein 
,     9  « 


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701 


diese  Bnbiik  geredinet  haben.  Man  darf  demnaoh  nicht  färohten, 
da(s  bei  31  ron  den  60  Sehnlhänaem  sieh  gzoJse,  zum  Fallen  der 
Kinder  besondere  GUIegenlieit  bietende,  gelflnderloae  Freitreppen 
finden. 

Bei  ftnf  Gebinden  fehlen  an  den  Eingängen  die  Soharrenen, 

die  Kinder  schleppen  also  allen  Strafsenschmutz  in  das  Innere  des 

Hauses.    Doch  ist  diesem  Mangel  leicht  abzuhelfen. 

Ein  grolser  Mifsstand,  auf  dessen  baldige  Beseitigung  energisch 
gedrungen  werden  mnfs,  ist  es,  dafs  bei  fast  sämtlichen  Schulhäusern 
(57)  die  Türen  beim  Eini^anL'-  sich  nach  innen  öflneu.  Was  man 
für  den  Fall  einer  notwendigen  schnoHeii  Entleerung  des  Hauses 
bei  Brand  od^r  sonstiger  Panik  vim  einem  Thoater  verlangt,  ist  bei 
einem  Schuibaus  erst  recht  nötig,  näuLUch,  daXs  die  Türen  nach 
auXseu  aufgehen. 

Dach:  Es  sind  eingedeckt  nit  Ziegel  55  Schtdh&naer 

n     n         7t        V  ScMete....    3  „ 
Angabe  fehlt  bei   2  „ 

Dachrinne:  VorhaBden  bei  44  SdrolhiiiBen 

Nicht  vorhanden ...  ^  11  „ 
Aogabe  fehlt   5  „ 

Blitzableiter:  Vorhanden  bei   4  Schulhtusem 

Nicht  vorhanden.   „  49 
Angabe  fehlt  .  •  •   n    7  „ 

Eine  Daohrinne  sollte  woU  überhaupt  niigends  fehlen»  nnd 
Blitaableiter  sollten  wenigstens  bei  den  mehr  ab  einstöokigen  Hänsem 
angebracht  sein. 

V.  Inneres. 

a)  Korridore  (in  58  Schulhänsem  vorliaiidenj. 

Breite:  1,0-— 1,5  m  in   4  Scbolh&asem 

l,ö— 2,ü  „   „  15  „ 
2,0-2,5  „   „  25 
2,5-3,0  „  ,  7 
Uber  8p0  „       3  „ 
Angsbe  fehlt  bei  4  ^ 

Belenchtnng:  Gut  in  40  Scholhfiiiseni 

ScUaebt   „7  , 

Angabe  fehlt  ....  bei  11  ^ 

Lvft:  6nt  in  32  SdndhlBsem 

Schlecht    9    3  „ 

Angabe  fehlt  bei  23  , 


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702 


TemperaUr:  Keine  Klage  bei  19  ScholhiiiMni 

^^^'^   n  J  . 

Zu  wind    n    31  tt 

Kerne  Aügabe. . . .  ^     1  ^ 

Fafsbodenmaterial:  Stein   bei  30  Scholhioserm 

Hol^   ,  6  « 

Steiu  und.  llolz  iu  verschie- 

dcnea  Stoekwericen.    ...  „  10  „ 

PlMtcben   „  5  „ 

Zement   „  1  „ 

Terrazzo   „  1 

Kerne  Angabe   ^  5  „ 

Wandana  trieb:  Ölfiurbe   ...  bei  6  ScholhlBoefB 

Kalk-  und  Wasserfarbe  „  49  „ 
Angabe  fehlt   „    8  „ 

Garderobebalcen:  An  der  Wand  ....  bei  13  Schnlbfloeem 

Keine  au  der  Wand  „  85  „ 
Angabe  fehlt .....   ,,10  „ 

Die  Breite  der  Korridore  ist  also  im  aligememeu  eutspi  eckend. 
Die  Licht-  und  Luftverhältnisse  der  Gänge  geben  bei  den  meisten 
Schulhäusern  zu  keinen  Klagen  Anlals.  Bei  sieben  wird  über 
Dunkelheit,  bei  drei  über  Bohledite  Luft,  bei  einem  der  letsteren 
(in  Otterberg)  über  den  Tom  Pissoir  berftberdringenden  Geruob  ge- 
klagt. Die  Temperaturverhältnisse  dagegen  geben  des  öfteren  zu 
Klagen  Gelegenheit.  Siebenmal  wird  EAltej  81  mal,  also  in  mehr 
als  der  Hälfte  der  Falle,  Zugwind  angegeben,  eine  Klage,  der  dnreh 
Zwiaobentafen  leieht  abgeholfen  werden  konnte. 

Die  Koiridorwände  sind  leider  in  den  meisten  Fftllen  mit  Kalk- 
färbe  gestriolieD,  die  sioli  an  den  Kleidern  der  Kinder  abstreiffc»  nv 
seobsmal  mit  Ölfarbe. 

Was  die  Kleiderrersorgung  betrifik,  so  finden  sieb  dafilr  13  mal 
Vorrichtungen  in  den  Gängen.  36  mal  smd  solohe  nicht  Torhaaden, 
während  doeh  eigenÜioh  stets  Vorsorge  dafür  getroifen  sein  sollte. 
Denn  wenn  die  Garderobe  in  den  Schulsälen  untergebracht  wird, 
80  kommt  mit  ihr  eine  Masse  Staub  und  schlechte  Luft,  letztere 
besonders  bei  Regenwetter,  in  den  Schulraum.  Wie  wir  nun  lillti- 
dings  später  sehen  werden,  finden  sich  nur  in  15  SchuUaieü  Garde- 
roheeinrichtungen. Jedoch  ?eht  aus  mehreren  Fra^eboß-en  hervor, 
dafs  in  solchen  FMllf>n  die  Uberkloider  und  Mützen  der  Kinder  meinst 
unter  die  Bänke  gestopft,  dal's  also  faktisch  meistens  die  Garderobe- 
stücke  im  Schulzimmer  untergebracht  werden. 


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703 


b)  Treppen  (in  68  SchnlhiiiBem  Toritandea). 

Breite:  0,70—0,80  m  in    1  Schulbaus 

0,80—1,00  „      14  Scbulhäuseru 
1,00-1,50  „  „  31 
1.00-2,00  ,  „  2 
Angabe  feUt  bei  10  „ 

Material:  Stein    in    4  Schuibäusem 

Holz   „  42 

Beides  (in  Terschiedenen  Stockwerken)  „2  „ 

Angabe  fehlt  bei   10  „ 

Belenchtnng:  Gut   in  32  Scholh&asem 

Schlecht  6  „ 

Keine  Angabe  bei  20  „ 

Laft:  Gut  in  31  Schalhftnsen 

Schlecht  3  „ 

Keine  Angabe  bei  24  „ 

Geländer:  Vorbanden  .  .  in  44  Sdmlhfinaem 
Keine  Angabe  bei  14  „ 

Abafttze:  0  In  4  SdralhAiuem 

1  ,23 

Mehrere  14  „ 

Keine  Angabe  bei  17  „ 

Wie  ersichtlich,  ist  die  Treppe  in  15  ScbuIbftiiMim  weniger  ak 
1  m  breit.  Die  Treppen  bestehen  in  42  Seholhflnaem  ans  Holz,  was 
wegen  der  Möglichkeit  eines  Bmndee  im  allgemeiiien  bei  Sclinlen 
nicht  wünsohenswert  ist,  jedoeh  bei  den  Ueinen  Schnlgebänden  auf 
dem  Lande  nicht  viel  an  bedenten  hat.  Über  die  Belenchtnng  der 
Treppen  wird  hei  sechs  Gebänden,  Aber  die  Lnft  hei  dreien  geklagt. 
Soweit  Angaben  Torliegen,  haben  sAmtliohe  Treppen  ein  Geländer. 
Abeätae  snm  Ansmhen  fehlen  4maL  Das  Steigungsyerhftltnis 
(Verhältnis  der  Stnfenhöhe  zur  Stnfenhreite)  ist  in  den  weitaus  meisten 
Fällen  genügend  bequem  fttr  Kinder.  In  einigen  Fällen  jedoch,  wo 
die  Stnfenhöhe  20  und  21  cm,  die  Stufenbreite  nicht  viel  mehr  be- 
trägt, ist  die  Treppe  wühl  als  zu  äteil  zu  beztiickuen. 


c)  Keller Terwendang. 

Zur  Aulbewahmng  von  Lebensmitteln,  Kohlen  usw.  in  51  Scholh&usern 

Er  ist  vermietet  ,    1  „ 

Angaben  feUeo  bei  8  „ 


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704 


d)  Zahl  der  Schulz  immer  (dehe  aneh  mUer  «AUgemeunB"). 

29  Schidhftiuer  haben  je  1  Sdralzumner  =  29 
22  „     „  2        „       s  44 

4       „  „     „3        „       =  12 

4       II  II     »»  4        ,1       ^  16 

^        i>  >j     ■>>  ^         ?>       —  ^ 

Die  60  Sohalhftoser  enthalten  also  zusammen  107  Schulammer. 

VI.  Wohnung  und  anderen  Zwecken  dienende  Rftume. 

Lehrerwohaang:  Vorhanden  .     .  in  55  SchnlhansexB 

Nicht  vorhanden  ,,     3  „ 
Angabe  fehlt  bei  2 

Andere  Zwecke:  Gemeindezimmer  beendet  sich  .  .  in  10  Sctiaih^isera 

and  Lehrerwohtiung  ,,2  „ 

Synagoge   „     1  „ 

PriTatwohnnng  eines  Sehreiners  -  1  „ 
Kein  and.  Zwecken  dienender  Bsam  „  86  „ 
Angabe  fehlt  bei  10 

Eingang:  Ein  eigener  Eingang  ftrden  Lehrer  findet  sieh  bei  11  Scbidh. 
Ein  gemeins.    „      „    ,|     i,   nad  Schiller  „  47  „ 
Keine  Angabe   „    2  „ 

Infektionskrankheiten  in  der  Lehrerwohnang: 

In  den  letiten  Jahren  Tuberkniose  in   4  Scholhftoietn 

II    I*      n        »»     Typhus   „    2  „ 

.,  ..      keine  Infektionskranklu'itpn  „46 

Verhältnisse  <leiii  noch  nicht  lange  am  Ort  weilenden 

Lehrer  unbekannt   „     2  „ 

Angabe  fehlt   bei  6  „ 

In  dem  grölsten  Teil  der  Sdhnlgebände  befindet  sich  also  in 
gleicher  Zeit  die  Wohnnng  des  Lehrers,  ein  Umstand,  der  sich  nntsr 
hentigen  Verhftltnissen  wohl  kaum  wird  Andern  lassen,  der  aber 

gleichwohl  nicht  den  Forderangen  der  Scholhygiene  entspricht,  da 
beim  Vorkommen  von  ansteckenden  Krankheiten  die  Gefahr  der 

Verschleppung  in  die  Schule  grülser  ist,  als  wenn  die  Wohnung 
auiserhalb  des  Schnlhauses  liegt.  Nun  sind  allerdings  nach  den 
Berichten  in  den  letzten  Jahren  nur  wenige  Fälle  von  Infektions- 
kraiikheiten  in  den  Schulhäusem  des  Bezirks  vorgekoiunien.  Doch 
möchte  ich  gerade  in  dieser  Beziehung  den  Bericliteii  keinen  ab- 
soluten Wert  zumessen,  da  der  Begriff  „Infektionskrankheiten"  wohl 
von  manchen  Berichterstattern  zu  eng  aufgetafst  wird  In  bezng  auf 
Typhus  mag  speziell  das  Sohnlgebände  in  Heimkirohen  erw&hot 


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705 


w«iden,  wo  der  Lehrer  arg  ttber  die  Lagie  der  Vesnii^gnibe  direkt 
unter  der  Wobniuig  klagt  und  den  Torgekommeneii  Typkiu&U  daranf 
snrflokfiahTt 

In  einem  Falle  ist  sogar  ein  Teil  des  Schnlhansee  als  FiriTat- 
woBnnng  yerndetet,  geirift  kein  kygienisoh  einwandfreier  Znstand. 
In  47  Fttllen  ist  der  Eingang  für  Schiller  und  Lehrer&milie 

gemeinsam,  was  natürlich  oben  erwähnte  Gefahr  einer  KrankheitS' 
Verschleppung  erhöht. 

yil.  und  yin.  Schulhof  nnd  Schulgarten. 

a)  Schnlhof. 

Vorhandensein:  Ein  Sdmliiof  ist  Torfaaadsn. ...  he!  48  Sdudhüissm 

„      „      „  nicht  vorhanden  „    5  „ 
Angehe  feUt   „    7  „ 

Lage:  Freiliegend  nach  mehreren  Seiten  hei  30  Sehnlhänsem 

Nicht  frsüieiseiid  ,  9 

Kein  Hof  voihanden   »  5 

Angahe  fehlt   „  16 

Überdaehnng:  Gedeckt  bei  5  Schulhänsem 

Ungedeckt   „  13 

Angabe  fehlt   ,,  41 

Kein  Hof  yorhanden  „  5 


Ii 

n 


Bepflansnng:  Bepflanzt  . . 

ünbcpflanzt . 
Angabc  fehlt 
Kein  Hof  . . 


» 

II     "  II 

hei  9  Schulhftnseni 

33 
13 
5 


»I 


I* 
II 
II 


II 

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II 

» 


4  SchaihAesem 
1 
1 
1 
48 


II 
>• 
t> 

♦> 


Gröfse:  Auf 


Boden:  Gepflastert.,  bei 

Kies  

„Schmutzig" 
„Sumpfloch" 
Angabe  fehlt 

Kind  treffen  0,2 —  0,5  qm  Hofraum  bei 
0,5—  1,0 
1,0—  2,0 
2.0—  3,0  „ 
3,0-  4,0  „ 
4,0—  5,0  „ 
5,0-  9,0  „ 
9,0-12,0  „ 
Der  Hof  wird  „klein"  benannt  (ohne  Zahlangabe)  „ 

„    „     ,,   «geruimiig"  genannt  „ 

Angabe  fehlt  , 

Kein  Hof  Torhaoden.  . . . 


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II 
II 
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II 
I* 
II 
II 


II 
II 
II 
II 


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II 
II 
II 
II 

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I» 


4  Schulhäosem 

5 
12 
11 

7 

2 

2 

2 

1 

2 

7 

5 


II 
I» 
I» 
II 
II 

n 
II 
») 
II 
II 
II 


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706 


In  manchen  Fällen  ist  also  der  Sohulhof  recht  klein,  und  fünf- 
mal fehlt  ein  eoloher  rOllig.  Doch  wird  wohl  in  all  diesen  FftUen, 
aiieb  dort)  wo  der  Hof  »sefainiitrig"  und  «Svmpflooh*  tituliert  wird, 
die  Strabe»  die  je  auf  dem  Dorfe  niofat  ao  Terkehnreieh  ond  gefiüir- 
lieh  iat  wie  in  der  Stadt,  mit  als  Spielplats  herangesogen.  Imme^ 
hin  soll  natOrlich  damit  die  StralSse  nieht  als  yoUwectiger  Enati 
beieiehnet  werden. 

Über  die  BeeoliafFenheit  der  Sohnlhöfe  fehlen  leider  yiele  An- 
gaben. Die  Angabe,  dalk  der  Sehnlhof  gedeckt  ist  nnd  also  anch 
hei  Regenwetter  benntst  werden  kann,  findet  sieh  nnr  einmaL  Li 
der  gröfseren  Hälfte  der  Fälle  liegt  er  frei  nach  mehreren  Seiten, 
jedoch  üüJet  sich  eine  Bepflanzung  des  Hofes  nur  neunmal.  Dafe 
in  einem  Falle  der  Hof  ,,süiimuuig",  und  lu  einem  anderen  „Sumpf- 
lochgenannt  wird,  wurde  bereits  erwähnt. 


b)  Schulgarten. 

£in  eoleher  wird  bei  39  Sohnlhftusern  als  vorhanden,  bei  nnr 
16  als  nieht  Torhanden  beaeiebnei  Doeh  beruht  diese  Angabe 
wahraoheinlich  auf  einem  MilliTeiatflndnis  der  fieantworter.  Mit 
ifSohnlgarten'*  iat  natOrlioh  ein  G«rten  an  Lehrawecken  gemeiBt, 
wfthrend  offenbar  die  Beantworter  einen  Pflanzgarten  für  den  Xjehrer 
darunter  Teiatanden  haben.  Denn  es  iat  kaum  anaunehmen,  dafii  ein 
richtiger  Schulgarten  ao  oft  angetroffen  wird,  wie  oben  angegeben. 


IX.  Waagerrersorgung. 

Vorbanden   bei  38  Scholhäusern 

Nicht  vorhanden  .  „  20  „ 
Angabc  leiill . . . .   „     2  „ 

Art  der  Beschaffung  des  Wassers: 

WasserlciLuüg   bei    6  Schalbäosem 

LanfbrnnneB   „    8  t, 

Pomphnumea  •   ^  21 

Ziehbrunnen   „  1 

Brunnen  überhaupt  (ohne  nähere  Angabe).  „  2 

"Wasserversorgung  fehlt   „  20 

Angabe  fehlt  vOllig  }  2 


Wassermeage:    Genügend  bei  16  SchoMusem 

Ungenügend ....  „  9 
Wasser  fehlt  .  .  „  20 
Angabe  fehlt ...   n  1^ 


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707 


Besehaffenheit:  Gut  bd  17  Schnlhäiuem 

Schlecht   „    8  „ 

Wasser  fehlt . . .  „  20  „ 
Angabe  fehlt  15  „ 

Bacher  am  Wasserlanf:  Yorhaadeii   bei   8  SdudhAnBeni 

Nicht  Torhanden  .  „  24  „ 

Wn^srr  fehlt   „   20  „ 

Angabe  fehlt   8  ,| 

Entfernung  der  Aburte  vom  Brunnen: 


Sehr  nahe   bei  4  Schnlhiiueni 

2  m   „  1  „ 

6  — 10  m   „  3  „ 

10-20   „  4 

„   „  6 

Fem  ...»  •,,*.•.•«...  fj  12  „ 

Keia  Bnumea  vofbandea  . .  SO 

Angabe  fehlt   11  „ 


In  20  FsUen  iat  das  SebnBiaiu  ftberhaiipt  ohne  direkte  Waaseit' 
▼enoixnng,  vas  unbediiigt  aa  tadeln  iat  Bei  den  ftbrigen  40  Sehnl- 
hänaain  haben  wir  nw  aeehamal  eine  nodenie  W  aBsevleitiing,  wfilnend 
in  21  FftUen  die  Waaserantnalime  nooh  mittels  Punphnmoen  nnd 
einmal  sogar  mittels  ZiehbnmneDS  erfolgt.  Neunmal  wird  das  Waaser 
nach  seiner  Menge  als  nngenflgend,  achtmal  seiner  Besohaflenlieit 
naeh  als  sohleoht  bezeichnet.  Ein  Beoher,  mittels  dessen  die  Kinder 
in  den  Pausen  trinken  können,  ist  nur  in  acht  Schulhänsem  yor- 
haudeo. 

In  fünf  Fällen  befinden  sich  die  Abortanlagen  sehr  nahe  beim 
Brunoen  (z.  B.  2  m),  in  drei  weiteren  Fällen  beträgt  die  Entfernung 
weniger  als  10  m. 


X.  Aborianlagen. 

a)  Abortanlage  flberhaopt 

Lage:  Aalserhalb  des  SdmlgebftodeB . .  bei  65  Schalbiasern 

Direkt  neben  dem  SchalgebSode .  „    2  „ 

Innerhalb  des  „  1 


Angabe  fehlt   „  2 


Zugang  vom  Sehnlhans  her:  Gedeckt  .  .    bd  11  Sebalhfliueni 

Nicht  gedeckt  ,,41 
Angabe  fehlt.        8  „ 


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708 


Boden  dos  Zuganges:         Gepflastert      bei  17  Sdudtalaflem 

Zementiert. . .   „     1  „ 
Steiapletten, .   „  1 

Kies    „     3  ., 

Uobelegt  .  .  .  28  „ 
Angabe  fehlt     „10  „ 

Trennang  nach  Geschlecht:  Getrennt  ....  bei  52  Schulhäusern 

Nicht  getrennt  ,,  4  „ 
Angabe  feUt.   „    4  „ 

Trennung  iur  Lehrer  and  Schüler:  Getrennt  ...  bei  57  Schulh&nsera 

Angabe  fehlt ...  3 

AUgemeinzostand:  Sehr  schlecht   in    4  Schulhäasem 

Schlecht   „  2 

Ohne  besondere  Angabe  .  „  64 


»> 


b)  Pissoir. 

Vorhanden ....  bei  öO  ScbnlhAnMm 

Nicht  vorhanden   „  1 
Angabe  fehlt  .  .  9  „ 

Zabl  der  Pissoire:  1  Pissoir  tzifit  auf   9  -  20  Kinder  bei  6  ScboUi. 

1     ,f      „     ,1  20  40     „     „  14 

1     „      „    „  40-  m     „  13 

1      „       „         60 —  öO     „     „  7 


«I 


1      „       „     „   80—100     „     „     5  „ 


»t 


1     „      „     „  100-120     „  „  3 

^     »»      »I    »I     168        ff  II  1  ft 

1     !>      >i    »♦     216        ff  II  1  II 

Angabe  fehlt   „  9 

Orftfse:  Sehr  klein  \  /  bd  3  Scbidhin. 

Klein,  nngenflgend  L.        .  .      u  J  »  ^  „ 

Genügend  .  .7. . .  jP^''  "^^^^'^^  Malsangabenj  4 

Geräumig  }  l  ,,  5  ,, 


1  qm  Piäüoii' 

trifft 

auf 

5—10 

Kinder 

bei 

5 

Schulh&usern 

^   >i        >  j 

>» 

1) 

10—20 

Ii 

15 

»1 

^   i>  >> 

)i 

>> 

20—30 

» 

»f 

6 

II 

^   It  »» 

»» 

fi 

30—60 

II 

6 

II 

Angabe  fehlt. 

1) 

14 

ti 

Belenchtnng!  €hit  oder  genügend...  bei  32  SeboUiftiisem 
Sehledit   4  ,1 

Kein  Pissoir  vorhanden  ,1  1 
Angabe  fehlt   >i  n 

Lnft:  Gat  bei  32 

Schlecht   II     6  „ 

Kein  Pissoir  vorhanden  1 
Angabe  fehlt   22 


1» 


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709 

FnfsbodenmftterUl:  Gepflastert  bei   7  Sduühliuam 


Zementiert  ..... 

4» 

15 

*f 

Steinplatten  .... 

tl 

28 

>r 

Holz   

>l 

1 

tl 

Mit  nichts  belegt 

II 

3 

it 

Angabe  feliU. . . . 

IJ 

6 

II 

Rinne:  Vorhanden   bei  37  Schulhiiusern 

Nicht  vorhanden.  .  „  2  „ 
Angabe  feUt   *i  20  „ 

Überdachung:  Vorhanden  bei  52  Scholhänsem 

Niebt  Torhanden . .  „    3  „ 
Angabe  fehlt. .  . .   „  4 

Abteilungen:  Durch  Bretter  abgeteilt,  in  22  Scholhäusem 

Niebt  abgeteilt   „14  „ 

Angabe  feUt   „28  „ 

KeiuUciikeit;     Gut  bei  Schulhftosem 

Scblecbt  

Angabe  fehlt  

Geruch:  Kein  Gerach  

Schwieber  Gecncb  . . 
Deutlicher  Geroeh  . . 
Geruch  im  Sommer  . 

Starker  Geruch  

Angabe  fehlt  

WMSeripflUng:  Nicht  vorhanden. . . . 

Angabe  fehlt  


n 

18 

n 

1» 

7 

tt 

II 

10 

it 

» 

8 

tl 

t» 

9 

it 

n 

8 

tl 

t» 

7 

It 

27 

tl 

» 

38 

It 

21 

it 

o)  Aborte. 

Zahl:  Es  trifft  1  Abort  aut    3-— 10  Kinder  ...  bei    7  Schalhaos^ 


It    tt    ^     »'     1»   10   20  .  • .  ,,17 

tl    II   1    5)     11  20—40  . . .   „  28  „ 

It    tt    1     It     tt  40—60     ,}  • , ,   II    7  II 

,,    ,,    1    „     11  60—80     II  ...   I,    1  ,1 

Zahl  ist  genügend   „     1  i, 

Angabe  fehlt   „    4  ,| 

Belencbtnng:     Gnt   bei  81  Schnlhftnsem 

Schlecht   ,1  11  „ 

Angabe  fehlt   ti  ^8  „ 

Löf tz stritt:      Gnt   n  31  n 

Schlecht   „     8  „ 

Angabe  fehlt   »  ^1  ti 

Sitsbrett:         Ans  Holz   tt  ^  it 

Angabe  fehlt   n    6  n 


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710 


Deckel: 

Yorhanden  bei  27  Schnlhftmtern 

piicbt  TorDanaen. ...  h 

»1 

>» 

Abfallrohr: 

»» 

Nicht  yorhanden ....    „  14 

•» 

Angabe  fenlt              ,,  lo 

>> 

Reinlichkeit: 

Gnf                        in  30 

»1 

}> 

Wöchenü.  IteioiguDg     „  4 

>» 

II 

Genick: 

?> 

II 

It 

»» 

Wasserspülung: 

Nicht  vorbanden  ...  „35 

»1 

?» 

L&nge  (von  der  Tür  bis 

zum  Sitzbrett) :  40 —  50  cm  bei 

Schalhäusern 

50—  60  „ 

1 1 

«0  „ 

M 

80—100  „ 

II 

9 

100—120  „ 

It 

10 

120—140  „ 

1» 

2 

140—160  „ 

» J 

2 

Angabe  fehlt 

'} 

7 

Breite:  40 —  50  cm  ......  bei    1  Schnlhause 

50-  60  II    2  Schul hftuBcni 

60—  80    „16  „ 

80—100  „    „23  „ 

100—120  „    „  7 

200  „    „  1 

Angabe  feblt   »  H  » 

Senkgruben:  Vorhanden  bei  39  ScbnMnseni 

Anf  der  Strafte  »    1  „ 

Unbedeckt   ^    1  „ 

Angabe  fehlt   n  19  „ 

Dnnstrokr:    Yorhanden  ,    2  „ 

Nicht  vorhanden   »  » 

Angabe  fehlt   „20 

Entfernung  des  Grnbeninhaltes:  Abfokr  bei  SS  Schvlbinsem 

Austragen  . .  „  3  „ 
Angabe  fehlt   „  24  „ 

Wie  man  bei  Betrachtung  der  hygienischen  ZustAnde  der  Abort- 
anlagen  ländlicher  Volkaaohalen  heutzutage  im  voraus  annehmen  kann. 


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711 


sind  dabtt  stlilreiohe  Miisstand«  n  wwartsn»  und  demoitepnolMiid 
ut  mioih  das  Ergebnis  dsr  Torliegendoii  nhleomilliigaiL  Bssohmbvng 
der  Sohnlabortanlagen  unseres  Besirks. 

Was  annftohst  die  Lage  betrifll,  so  liegen  die  Abortanlagen 
erfrenlioberweise  &st  stmiHoh  anlserlialb  des  Sobulgebftndes.  Der 
Zngang  an  ihnen  ist  jedoch  nnr  in  11  Fillen  gedeeVt  und  nur  19niBl 
mit  Stein  oder  Zement  belegt,  so  dab  die  Kinder  meistens«  wenn  sie 
anm  Abort  gehen  wollen,  dem  Scbmntae  des  Bodens  nnd  den  Un- 
bilden der  Witfcenmg  sieh  aussetzen  mOssen.  In  einem  JBViUe,  in 
Heimkirchen,  liegen  die  Aborte  im  SchulhauBe  selbst,  und  zwar  nn- 
njittellnir  uuler  der  Wohüuiig  deö  Lölirers,  durch  welche  das  Dunst' 
rohr  direkt  hindnrohgeht.  Wie  firflber  erwähnt,  führt  der  Lehrer 
einen  Typbusfall  auf  diese  Verhältnisse  zurück. 

In  7  Fällen  wird  der  Zustand  der  Abortanlagen  im  allgemeinen 
als  schlecht  bezeichnet. 

Die  80  notwendig^e  Trennung  nach  Geschlechtern  Ist  in 
4  Fällen  nicht  durchgeführt,  dagegen  scheint  die  Anlage  f&r  Lehrer 
nnd  Sohflier  allgemein  getrennt  zn  sein. 

Was  spesieU  eine  Pissoir einriohtnng  betrifft,  so  fehlt  dieselbe 
gftnzlioh  nnr  in  einem  Falle,  dagegen  sind  die  Ränme  in  rielen 
Fällen  unzureichend.  Einmal  ist  ein  Pissoir  für  216,  einmal  für 
168  Kinder  vorhanden,  nnd  was  die  GhrOlse  anbelangt,  so  treffen  in 
7  Sohulhäasem  auf  1  qm  Pissoirflftche  mehr  als  25  Kinder.  Das 
Lieht  in  den  Fissoiis  wiid  4  mal»  die  Lnft  5  mal  sehledht  genannt. 
Letstere  verdient  aber  dieses  Atfanbnt  woU  Öfter,  wie  ans  der  naeh- 
hengen  Bsmerbmg  ftber  Gemehlnsigfcsit  herroigehi  Der  Fnftiboden 
ist  eimnal  mit  Hola,  in  8  Fallen  sogar  tkberbanpt  nieht  belegt, 
sondeni  im  Natnnnstaade  nnd  sofamntsig.  Wenn  wir  noeih  daan 
lesen,  daTs  in  einem  Gebftnde  das  nnbelegtoi  sohmotsige  PSssmr 
direkt  neben  der  Dnnggmbe  liegt,  und  da&  2  mal  der  Fnibbo&n 
keine  Binne  zur  Annahme  der  Flllssigkeit  hat,  dann  bekommen  wir 
eine  richtige  Anschauung  von  der  Aborthygiene  in  den  Iftadlioben 
Schulhäusern.  In  3  Fällen  ist  das  Pissoir  nicht  überdacht,  in 
11  Fällen  nicht  in  einzelne  Abtoilungeu  zerlegt.  Infolge  all  dieser 
Zußtande  ist  es  wahrhch  kein  Wunder,  wenn  die  Remiichkeit  des 
Pissoirs  18 mal  als  schlecht  angegebeu  wird,  und  wenn  nur  10 mal 
Geruchlosigkcit  konstatiert  werden  kann.  Wasserspülung  fehlt  natür- 
lich in  allen  Fällen. 

Die  Zahl  der  Aborte  ist  im  allgemeinen  genügend,  in  vielen 
ii'ällen  sogar  reichlich.    Nur  in  6  FäUen  treffen  auf  einen  Abort 

SshulgMUBdlMitopflega.  XViL  86 


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712 


mehr  als  50  Kinder,  und  zwar  höchstens  75.  Dagegen  sind  die 
Raumverhältnisse  in  den  Aborten  mancher  Schulhftuser  sehr  beengt. 
Die  Länge  des  Abortes  von  der  Tur  bis  zum  Sitzbrett  beträs^'t  2 mal 
nnr  40  cm,  in  weiteren  11  Fallen  v,eniger  als  6U  cm,  die  Brv  te 
des  Abortrauirien  und  des  Sitzbrettes  einmal  unter  50,  in  2  weiteren 
Fällen  unter  60  cm.  14  mal  findet  sich  die  Angabe,  dals  kern 
Abfallrobr  vorhanden  ist,  der  Blick  also  wohl  direkt  in  die  Grube 
fällt,  vielleicht  auch  ein  Aufispritzen  von  DongflfiBsigkeit  stattfindet. 
Die  LiohtrerhAltniase  sind  in  11  FttUen  sohlecht  genannt,  dar  LnfV 
:;utritt  von  anfsen  in  8  Fällen  ungenügend.  Die  Reinigung  wird 
6  mal  als  schloeht  beaeiohnet,  und  nur  in  11  Fällen  kann  Gerucb- 
loMgk«it  notiert  werden,  während  2  mal  Aber  sehr  starken  Gemoh 
geklagt  werden  mn6.  In  21  FfeUen  fehlt  aogar  der  Deokri  anf  dem 
BriUenloofa,  der  den  Gemoh  etwas  sbaohwiehen  konnte.  Waswr- 
«pfllnng  ist  natttrlioh  anoh  hier  von  keinem  emsigen  Sohnlhanae  an- 
gegeben. 

In  einem  Ealle  finden  wir  aogar  noeh  «ine  nnbedeekte  Dong- 
grabe,  nnd  ein  Donatrohr  Ist  nnr  2mal  Torhanden»  welobea  in  eiaem 
Falle,  in  Bamkiivlien,  dnreh  das  Sohk&immer  des  LehieiB  geht. 

Im  ganzen  lassen  also  sweifellos  die  Abortverhftltnisse  sehr  Tiel 

zu  wünschen  übrig. 

XI.  Besondere  hygienische  Einrichtungen. 

Dals  solche  Einnchtung-en,  wie  Sohulbad,  Speisung  armer 
Kinder,  Sehularzt,  nirgends  im  Bezirk  sich  vorfinden,  soll  nicht 
g-otadflt  werden.  Denn  auf  dem  Lande  <jebriron  sie  woh!  übemll 
noch  zu  den  Ausnahmen.  Es  mul's  aber  hier  konstatiert  werden,  daüs 
solche  Institutionen,  die  sich  in  den  Städten  immer  mehr  einbürgern, 
anf  dem  Lande  nicht  nur  ebenso  notwendig,  sondern  noch  viel  not- 
wendiger sind.  Über  die  Notwendigkeit  ländlicher  Schulärzte  wurde 
bereits  in  der  Einleitung  gesprochen.  Sin  wird  wohl  bei  der  gröfseren 
Zahl  hygienischer  Milsstände  anf  dem  Lande  nnd  bei  dem  viel 
höheren  Mab  von  Einwirkung,  das  an  ihrer  Beseitigung  auf  die 
spammen  hanerlichen  Gemeinderftte  notwendig  ist»  kaum  beaweifeli 
werden. 

Aber  auch  Schulbad  und  Kinderspeisnng  und  manche  ander» 
städtische  WohlfahrtseinrichtuDg  gehdrt  auf  dem  Lande  ebensogut 
cur  Eiraiehuug  wie  in  der  Stadt. 

(Sdilnlii  folgt.) 


...... ^le 


713 


Zur  StotUtik  dtr  H«rvoidl&t  bai  Lehnni. 

III.  Beitrag* 

Von 

Dr.  Half  Wiciimanx, 
NenrenAnt  in  H«rsbiii|p. 

(ScUiifi.) 

0.  Die  lerr^wM  BeMhwtrilei  liatliekeF  Lelwer  nr  Zeil  der 
BMutwerCing  des  Fragelefem. 

Die  Frage  16  des  Fra8:ebogeDS  heifst;  Leiden  Sie  au  Angst- 
zuständen?  Zwangsgedankeu  y  Kopfdnick?  Herzkl(i|iten  ?  Diese  vier 
.Symptome  kommen  als  die  häufigsten  nervösen  Besehwerden  bei  den 
Lehrern  vor.  Die  Frage  sucht  festzii<'te11en,  in  welcher  Häufigkeit 
ganz  allgemein  diese  vier  Beschwerden  bei  den  Lehrern  aa  einem 
bestimmten  Zeitpunkt  vorkommen.    Es  ergab  sioh  folgendes: 

Hit  M^e^n"  wnrde  die  Frage  beantwortet,  aoiaer  TOn  den  46  ganx 
gesnnden  Lehrern,  von  noch  weiteren  60  Lehrern,  insgesamt  also  yon 
9t>,  d.  i.  31,5%,  unter  305. 

Die  fibrigen  209  »  68,5%  Lehrer  haben  die  Frage  mit  «Ja"" 
beantwortet  Davon  giht  einer  eine  nnhestimmte  Anskanfik^  und  4 
geben  andere  nerrOse  Besehwerden  als  die  gefragten  an.  Bs  bleiben 
somit  204  Lehrer,  welehe  am  Zeit  der  Beantwortung  des  Frage- 
bogens an  den  gefragten  vier  Besehweiden  leiden»  also  66Vo-  Und 
zwar  leiden  von  den  204  Lehrern: 


=  45 7o 

=  36% 

n 

«  71% 

9 

=  68% 

an  allen  4  KrsakheitBiostAaden  msamm 

ra»  *  * .  37 

n 

«  17Ve 

H.  SeUnfsbeitrag.   Betrachtaugen  über  die  Grnppe  der  124  len- 

mthenisekeii  VelkisekvUekrer. 

Wenn  ieh  nun  die  letsigenannte  Grnpfs  der  124  nervttsen  oder 
neniasthenisehen  Volkssohnllehrer  ansammenfassend  tlberblioke,  so 
lassen  sieh  daraus  etwa  fblgende  Funkte  hervorheben. 


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7U 


Bei  den  beiden  ersten  Grnppen  a  und  ß  —  den  vor  nnd  während 
des  Examens  bereits  erkrankten  Lelirern  —  spielt  die  hereditäre 
nenrOse  Belishoig  eine  betriehtliehe  BoUe.  Denn  es  kommen  in  der 
flp-Gnippe  der  83  VoIkasolLdlehrer  in  367«  der  Fflkoulien  Nerm- 
lesp.  Geisteskmnklieiten  vor;  in  der  ^-Gmppe  sogar  unter  den  17 
Lehrern  in  7  Familien,  d.  i.  oa.  41  %.  fiei  den  74  Lehiem  der 
/-Gbnppe  dagegen,  velehe  yor  und  wfthiend  des  Examens  gesund 
waren,  bunen  nur  in  11  Familien,  d.  i*  14%,  Geistes-  und  Nerro- 
krankheiten  Tor.  Bs  ergibt  sieh  hieraus,  da  Ts  24%  der  neu- 
rasthenisohen  Lehrer  überhaupt  hereditär  n  er  tOs  belastet 
sind.  Diese  Nenren-  und  G^etsteskrankheiten  kamen  unter  des 
124  Lehrern  beim  Vater  nnd  der  Mntter  je  10  mal,  bei  Gesohwistem 
15  mal  vor.  Em  grofser  Prozentsatz  dioaer  Lehrer  bat  für  Angehörige  zu 
sorgen,  nämlich  entsprechend  den  eiusselneu  Gruppen  45  resp.  35%, 
47%  nnd  39°/o;  dieee  Zahlen  haben  nichts  mit  der  Verheiratung 
zn  tun.  Verheiratet  sind  63,  64  und  11^ fo.  Unter  den  Sorgen  für 
ADgeli  iriire  sind  zu  verstehen  besi  iidere  Pflichten  und  Leistungen, 
welche  die  Lehrer  übernommen  hrtben  ihren  Angehörigen,  Verwandten, 
Eltern,  Geschwistern  usw.  ger^enülier.  Unter  den  fttiologischen 
Momenten,  welche  zur  Erkrankung  an  Neurasthenie  bei 
VolkssohuUehrern  führen,  scheint  mir  gerade  dieses 
Sorgen  für  die  Angehörigen  ein  schwerwiegender  Faktor 
au  sein. 

Die  Lehrer  der  beiden  Unterabteilungen  der  «-Gruppe  seigen 
folgende  Dififerens:  in  der  Zeit^  welohe  sie  im  ächnldieost  angestellt 
sind.  Die  Lehreri  welche  vor  dem  Examen  krank,  aber  während 
des  ESzamens  g^bund  waren,  unterrichten  im  Dnrohsehnitt  lo»l  Jshie. 
Diejenigen  Lehrer,  welohe  vor  und  wllhrend  des  Examens  kisak 
waren,  untemohten  ca.  3  Jahre  weniger,  nAmlioh  12,5  Jahie  im 
Durofasohnitt  Noeh  kttrsere  Zeit  sind  im  Schuldienst  tfttig  diejenigen 
Lehrer,  weldie  ror  dem  Examen  gesund,  aber  wflhrsnd  des  JE^amens 
nerrenleidend  waien,  nämlich  im  Durohsebnitt  nur  10  Jahre,  wählend 
die  Lehrer,  welche  Tor  und  während  des  Examens  gesund  «ano, 
aber  später  nerrfis  erkrankten,  längere  Zeit,  ii«m>K«1i  13  Jakre  im 
Durchschnitt,  im  Schuldienst  tätig  sind.  Wenn  diese  Zahlen  auek 
klein  sind,  so  seigen  sie  meines  Eraohtens  doch  den  ungünstigen 
Einflufs,  den  die  Überstehung  einer  Nervosität  während 
des  Examens  für  den  späteren  Beruf  mit  sich  bringt, 
eine  Tatsache,  die  ich  in  meinem  ersten  Aufi^tz,  ver6iä[iantlicht  io 
die^  Zeitschrift^  auch  bereits  feststellen  konnte. 


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715 


Infolge  üim  gttingMi  Gelulltes  sind  viele  dieier  Lehrer  ge- 
swnngen,  FriTaMmdeii  su  ertdlen,  nimliok  66  reep.  58  7o  der 
mten  Gruppe,  8S%  der  cweiten  und  37  Vo  der  dritten  Gmppe.  Ei 
Ist  MS  diesen  Ztthleii  —  Ins  Aber  60*/»  —  ansnBehmen,  dafs  fttio- 
logiseli  beim  Zastandekommen  der  Nenrastbente  der 
Lehrer  die  dvroh  das  niedrige  Gehalt  leider  nötig  wer- 
denden PrtTatstnnden  eine  gewichtige  Rolle  spielen. 

Weit  wichtiger  noch  als  die  PrivatsttindeD,  die  bei  besserer  Ge- 
staltung der  LebensbedingungöD  vieler  Volksschullehrer  fortfallen 
koüüten,  smd  ätiologisch  für  die  Erkrankung  der  Volkaschull ehrer  an 
Nervosität  die  überfüllten  Sehn iklassen.  Man  raufs  wohl  eine 
Schnlkiasae  Ton  über  50  Schülern  als  eine  überfüllte  Klasse  ansehen, 
zumal  unter  meinen  Lehrern  als  ilaximalzahi  der  Schüler  einer 
Klasee  30  g-efordert  wird.  Unter  30  Kinder  nnterrichtet  in  der 
ersten  Abteilung  der  ersten  Gruppe  überhaupt  nur  ein  Lehrer,  in 
den  übrigen  Gruppen  kommt  dieses  Verhältnis  gar  nicht  vor.  £s 
nnteiriehten: 

in  Gnippe  «,  AbteOaiig  1,  Vis    50  Sdifller  19,0%  Lebrar 

öber  50      „       81,0%  , 
»     ,      I,       »2,  bis    50     .       5,9%  , 

über  50     „      94.1%  , 
^     n      ß  bis    50     „        5.9Vo  „ 

über  50      „  94,1% 
«     «      r  bis    60     ,      13,T7o  „ 

Aber  50     „     86,3%  « 

Man  kann  hier  auch  sagen,  80 — 90  und  mehr  Prozent  der 

Klassen  der  Lehrer,  weiche  au  Ne  ur  ast  he  u  i  e  erkrankten, 
sind  überfüllt.  Auch  folgende  andere  Zusammenstellung  gibt  ein 
interessantes  Bild.    Es  unterrichten: 

in  Gruppe  «»  AbteUosg  1,  31 '^  o  Lehrer  60—70  Schfller 

II      »      -       e       2,  53%     ^     60-70  , 
^     ß  41%     „     50-60  „ 

n      n     r  18%     „     60—70  „ 

.'^cheint  mir  interessant  zu  sein,  dafs  die  ^  Gruppe,  welche 
die  moisten  Schüler  m  der  Klasse  hat,  jene  vor  nud  Nvährend  des 
Examens  gesunden  Lehrer  betrifft,  also  jene,  von  welchen  man  an- 
nehmen darf,  dafs  sie  Terhältnismäfsig  am  leistangsfähigsten  sind. 
Aber  selbst  60—70  und  70—80  Schüler  in  einer  Klasse  ist  noch 
lange  niebt  das  höchste.  Ja»  diese  Zahl  erscheint  noch  verhaltnis- 
niälsig  rseht  günstig,  wenn  wir  finden,  dais  unter  den  16  Lehrern 
der  ernten  XJnterabteihing  der  ersten  Gmppe  2  Lehrer  90—100  rssp. 


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716 


bis  140  Kinder  in  einer  Klasse  zu  unterriobten  baben,  aus  der  sweitmi 
ünterabteiluiig  derselben  Gnipp«^  2  Lebrer  80 — 90  Kinder,  ans  der 
zweiten  Gruppe  1  Lehrer  90—100,  und  aas  der  dritten  Gruppe  gar 
folgende  Zablen  zu  nennen  sind:  2  Lehrer  unterriohteii  90 — 100 
Kinder  in  einer  Klaase,  4  Lehrer  100—110,  2  Lehrer  110—120, 
1  Lehrer  sogar  120 — 130  und  einer  aogar  his  170  Kinderl 

So  hohe  Sehttkrzahlen  erfordern  anch  anCberhalh  der  TTIiMn 
grOleere  Anatrengnngen  yon  den  Lehrern,  indem  sie  die  Stnndeuahl 
erhöhen,  welche  ttglioh  anf  SehnlTorbereitnngen  nnd  Korrektoren 
Terwendet  werden  mufs.  Aher  dabei  ist  nooh  hesonders  interessant» 
da&  diejenigen  Lehrer,  welehe  am  meisten  hereditär  nerrlto  belastet 
sind,  nftmlioh  die  /9-Gruppe,  rerhältnisQiälfllg  mehr  Stunden  täglicher 
Vorbereitung  nötig  haben  als  die  übrigen  Gruppen,  oder,  mit  anderen 
WorUin,  die  hereditäre  Neurasthenie  setzt  die  Arbeits- 
fähigkeit des  Lehrers  herab.  Es  brauchen  zu  ihrer  Vor- 
bereitung: 

ans  der  a-Groppe  3  Stunden  tftglich  17%  Lehrer 
«    »   ^-   n      3      ,         „     29%  „ 

«    r.    r    1,      3      „  „     25%  „ 

Es  erscheint  zwar  von  vornherein  selbstrerständlich,  dafs  die 
nenrasthenisohen  Lehrer  nioht  so  leistnngsfidiig  sind  im  Schaluiter- 
richt  wie  gesnnde;  aber  hier  läfrt  es  sieh  siffsrnmäbig  nachweisen. 
Es  Iftfst  sieh  weiterhin  anoh  aeigen,  dab  sieh  anter  den  nenrsstheni- 
Bohen  Lehrern  wieder  die  einaelnen  Gruppen  yersohieden  leistnngs- 
Ikhig  erweisen,  je  nsohdem  die  Lehrer  vor  resp.  wihrend  des 
Examens  gesund  waren  oder  nicht.  Em  würden  nflmlieh  ihrer  eigenen 
Angabe  nach  taglieh,  ohne  zu  ttbermOden,  noterriohten  können: 

bis  4  Stunden    bis  5  Stunden    bis  6  Stunden 
aus  der  a-Gnippe,  Abi.  i       60Vo  33%  — 

n     "    n      .         n    2       41%  29%  6% 

,    n  fi-    n  44%  25%  25% 

,    n  r-    n  43%  27%  13% 

Dii&  Krankheitsbild  eines  neurasthenischeu  Lehrern  zeigt  ja 
nichts  anderes  als  das  jedes  anderen  Neurasthenikers  auch.  Aber 
wenn  mau  eine  gröfsere  Gruppe  überblickt,  ist  doch  an  dem  Gesamt- 
bilde einiges  auffallend. 

Man  hätte  zu  berucksicliLigeu  die  iiei\  ifseii  Beschwerdeu^  weiche 
während  der  Seminarzeit  resp.  des  ExainciiH  auftreten,  sowie  jene, 
welche  später  im  Lehrerberuf  sich  einstellen.  Was  die  ersterea 
Besohwerdeu  in  der  Seminar-  und  Ezamenszeit  betri^  so  benutse  ich 


717 


dazu  34  Lehzer  der  und  i9-Gnippe.  Von  dem  eog.  Biameiifieber 
muie  man  natOriioh  absehen;  das  kann  als  normsler  Vorgang  be- 
trachtet werden,  wenn  es  aneh  bei  einem  nerrös  disponierton,  labilen 
Hensehen  nieht  gleiehgOltig  ist. 

Die  Angaben  der  Lehrer  hierüber  sind  nnn  zum  Teil  leobt 
dürftig.  17  unter  den  84  geben  emfiich  an:  „Nervosität"  im  all- 
gemeinen,  ohne  nähere  Bezeichnung.  Dann  klagen  9  über  Kopf- 
eymptome,  Kopfschmerz  resp.  Kopfdruck,  BenommeüiieiL  des  Kopfes, 
Blutandrang  uach  dem  Kopfe,  Stechen  in  der  Kopfhaut.  Hieran 
schliefst  sich  auch  eine  Klage  über  Flimmern  vor  den  Augen.  Herz- 
klopfen wird  /.«(irnal  ang^p^eben.  Biswoileu  tiudeu  sich  als  ver- 
einzelte Hcschwerden;  Klagen  über  F'trogung  und  nufo^erpgtes  Wesen, 
firschöpfutiij'^frefühl,  Zittern  der  Haude,  Zitterkrampf,  überxuftlsigeB 
Sohlafbedürfnis,  Magenschwäche  und  Pollutionen. 

Die  später  im  Lehrberuf  anftreteuden  Beschwerden,  denen  ich 
die  74  Lehrer  der /  Gruppe  zugrunde  lege,  teile  ich  in  psychische 
und  somatische.  Bei  den  psychischen  Beschwerden  stehen  der 
Häufigkeit  nach  an  erster  Stelle  mit  37%  die  Angstzustände,  an 
aweiter  Stelle  mit  26  7o  die  Zwaogsgedanken.  Diesen  hohen  Zahlen 
gegenüber  kommen  snbjektiye  Klagen,  wie  Mensehensehen  und  Be- 
klommenheit, 4Voi  DenknnvermOgen,  hypoehondrisdie  Stimmung  und 
Arbeitsunlust  mit  nur  je  1  Vof  wenig  in  Betracht.  Der  Untersohied 
ist  auffallend  und  erklftrt  sieh  meines  Eraohtons  wohl  nur  dadaroh, 
dals  ieh  speziell  naeh  den  bttden  ersten  gefragt  hatto.  Die  Proaent- 
aahlen  für  Angstsustande  und  Zwangsgedanken  könnten  hooh  er. 
scheinen.  loh  glaube  aber,  wenn  bei  der  üntoisuehung  lesp.  anam- 
nestischer Unterhaltung  mit  Neurasthenikem  immer  nach  diesen  beiden 
Symptomen  gefragt  und  geforscht  wird,  was  wohl  nicht  stets  geschieht, 
so  dürfte  man  etwa  in  einem  Viertel  der  FiiUe  aller  Neurastheniker 
beide  Symptome  finden.  —  Über  allgemeine  somatische  Beach werden 
wird  im  ganzen  ^on  55%  s^elclagt.  Davon  fallen  auf  Khigen  über 
Nervosität,  allgemein  ausgedruckt,  43 "/o,  auf  Schlaflosigkeit  lO^.o, 
Blutarmut  1  %.  Unter  den  lokalen  somatischen  Beschwerden  der 
neurastheniscben  V' olksschuUehrer  stehen,  wie  zu  erwarten  ist,  die 
Kopfsymptome  an  der  Spitze  mit  64  %.  Es  handelt  sich  um  Klagen 
von  Kopfdruok  43%,  KopfBchmerz  147«i  sowie  um  yereinzelte 
Klagen  iil)er  Blutundrang  zum  Kopfe,  Benommenheit  und  Schwindel. 
Auffallend  häufig  sind  dann  die  an  zweiter  Stelle  stehenden  Be- 
sohwerden  des  Heraens»  nftmlieh  50%!  welche  als  Heraklopfen  oder 
Henempfindungen  angegeben  weiden.   Ieh  mochte  yermuten,  dafii 


718 


Alkohol,  Tabak,  speliscbe  Aufre^ngen  uud  vita  sexualis  hier  ein« 
gewisse   Rolle   iitiolrigiKcli  mitsyjielen.    Aber   auch  hier  dürfte  der 
Umstand  ausschlaggebend  gewesen  sein,  dais  icn  öpezieil  in  meiDem 
Fragebogen  iiacli  Herzklopfen   und  Kopfdruck  fmgte.    Ich  nehm*» 
an,  dals  gerade  ^Iche  Lehrer^  welche  an  derartigen  Beschwerden 
litten,  anch  den  Fragebogen  beantworteten»  während  andere  ohne  die 
gefragten,  aber  mit  anderen  nerrösen  Beschwerden,  die  Beantwortung 
nnterlielsen.  Nnr  so  ist  es  meiner  Ansicht  nach  erklärlich,  dafs  die 
Frozentzahlen  für  Zwaog^gedanken  und  Angstzustände  wie  für  Kopf- 
dmok  nnd  Henklopfen  so  hohe  sind,  wihrend  die  für  andere  gana 
gering  ana&Uen.   Denn  aneh  nnter  den  BomatiMdien  BeeohwerdeD 
vud  im  weiteren  Uber  nervOte  Hagenbeeobwerden,  DjBpepaie  ja  nur 
in  9V«  gaklagt;  Mnakelaympiom^  wie  Zittern,  nenrHoe  Empfindonga* 
efcOrangen,  flekretoriaebe  StQmngen  kommen  noeb  weit  seltener  aar 
Klage. 

Wenn  leb  aehliefelieb  aamtüehe  305  Lebrer  barOoknehtige,  von 
denen  ioh  Antworten  erhielt,  so  sind  nur  96,  d.  i.  81,4°/o,  Ton 
Killen  über  Angstzustände,  Zwaogsgedanken,  Kopfdruck  und  Herz- 
klopfen frei.  Von  den  übrigen  206  Lehrern  haben  204  solche  Be- 
schwerden =  66%.  Bei  ihnen  allen  zusammen  stellen  sich  die 
Verhältniszahlen  so:  Es  leiden  unter  204  Lehrern  an: 

Angstzustanden   92  Lehrer  =  45®/o 

Zwangsgedanken   72      „  =35% 

Kopfdmek   ..145     ^     >^  71% 

HenUopfen   120     „     »  58//o 

nnd  an  allen  vier  genannten  Symptomen  sonunmen  leiden  37  Lekrv 
=  17%. 

Wie  flieh  hierzu  die  entsprechenden  Zahlen  bei  den  Lehrerinnen 
verhalten,  werde  ich  später  veröffentlichen. 


719 


Hub  terfamminitgen  titi)  Veretntn. 


Arbeit  nid  SrMiiii:  ai  den  Mem  Lebimtilten, 

TortTAg  TOB  Dr.  DoaBKBBBOV»-Mft neben  in  der  Sitinng  des 

Xrztl.  Vereins  Hänchen  Tom  25.  Mai  1904. 
(„Jf«iieft.  fMd.  WochmfCkr*  Kr  32.) 

Der  Referent  führte  nngef&hr  folgendes  ans: 

£b  ist  2onigeb«n,  dsb  gerade  «ich  in  Bayern  der  Fordemng,  Über- 
bflrdoBg  für  die  MittelschtUer  zn  venneiden,  durch  Kttming  nnd  bessere 
Verteflnng  der  liehrpensa  entgegen  gekommen  müde.  Es  bleiben  aber 
noch  eine  crrofsere  Reihe  von  Wünschen.  Hierher  gehören  z.  "B.  alle  die 
auf  dem  interaationalen  Schulkontrrers  in  Nürnberg  in  dieser  Hinsicht 
gestellten  Forderungen,  welche  })e>MniIrrs  wegen  der  imlilreichen  Nerven- 
krankbeiten  weitere  Beschräukuug  der  Lebrpeusa  betreffen.  Redner  be- 
spriebt  weiter  die  Anordnung  der  einselneB  LebrÜRcher,  Nachhilfestunden, 
Hansanfgabaa,  Strafkrbeiten  nsw.  in  ihren  hygienischen  WirknageDp  berechnet 
die  für  die  Körperpflege  faktisch  bleibende  Zeit  and  betont  besonders  aneh 
die  Notwendigkeit  einer  gaiflgend  langen  Schlafzeit.  Es  ist  ein  von  Arbeit 
freier  Sonntag  zu  fordern.  Neben  den  in  rieht i^'or  Weise  einzuschaltenden 
TlirDStimden  sind  besonders  die  Tumspiele  zu  ptlegeo,  wie  sie  auch  ein 
kürzlich  ergangener  Erlafs  des  Kgl.  bayer.  Knltnsministeriums  angeordnet 
hat.  Auch  die  nicht  übertriebene  Betätigung  am  Sport  ist  zu  fördern. 
Bedner  ▼crinschmlicht  an  der  Band  einer  Tafel  die  Beteiligtmg  der  Scbfller 
der  Hlincbener  Ijoitpoldkrebrealschnle  am  Eislanf  nnd  den  Tnmspielen. 
Im  ganaen  erscheinen  die  Anqnreehe,  die  an  das  jugendliche  Gehirn  gestellt 
werden,  zn  hoch,  dessen  Schonung  nnd  Kräftigung  scheint  zu  wenig  berück- 
sichtigt zu  werden.  Was  im  cresundheitlichen  Interesse  unserer  Jogend 
geschehen  kann,  das  soll  aucli  geschehen. 

In  der  Diskussion  hebt  Dr.  TEhuuKPF  zwei  Krank heitszustände 
hervor,  welche  er  in  seiner  Praxis  oft  beobachten  konnte,  und  zwar  teils 
direkt  bei  Schldem  Ton  Mittelschnlen,  teils  bei  Erwachsenen  im  Anacfaluls 
aa  den  firBheren  Besoeh  einw  llittelschnle.  Es  smd  dies:  die  Insufflsjema 
der  Musculi  recti  intemi  ocnlorum  nnd  die  Hysterie. 

Bei  beiden  Störungen  iJlfst  sich  deutlich  die  schädliche  Wirkung  nach- 
weisen, welche  tlie  mangelhafte  Kenntnis  und  die  mangelhafte  Rücksicht- 
nahme, wekhe  die  Lehrer  jenen  Zuständen  angedeihen  lassen,  für  die 
Schüler  mit  sich  bringen. 

Was  die  Inanffizlens  der  Recti  intend,  d.  b.  der  die  Augäpfel  nafle»> 
Wirts  bewegenden  Augenmnsk^,  anhmgt,  so  kommt  dieselbe  sowohl  bei 
Myopen,  als  flypermetropen,  als  Emmetropen  infolge  übertriebener EonYorgenz 
der  Bulbi  bezw.  der  Blicklinie  beim  Sehen  in  der  Nähe  zustande.  Die 
bei  Individoen  jugendlichen  Alters  bestehende  Neigung,  sich  beim  Lesen 


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720 


und  Schreiben  dem  Bache  übennäfsig  /u  nähern,  leistet  der  Entstehang 
der  Insuffiziens  der  Recti  interni  im  jugendlichen  Alter  besonderen  Vorsdmb. 
Die  Störungen,  welche  sich  aus  einer  solchen  Insuffizienz  erireben.  f^ind 
sehr  mannigfach  und  von  höchst  nachteiliger  Wirkung  auf  die  Sclniltati^keit 
der  betroffenen  Schüler.  Besonders  liilntig  sind:  iJumpfer  hezw.  stechender 
Kup£schmerz  iu  deu  Schläfen  sowie  in  der  Sliru  und  in  der  Nasenwurzel, 
ferner  Schwindelgefnhl,  Doppeltsehen,  psydusohe  Verdrossenheit,  sowie 
Unlust  and  ünfiüiigkeit,  insbesondere  in  den  Nachmittags»  und  Abendstnndea 
längere  Zeit  zusammenhängend  in  der  Nlfae  an  arbeiten.  Behufs  Verhütung 
des  Zustandekommens  der  Insuffiziens  der  Recti  interni  bei  den  Schälem 
der  Mittelschulen  ist  seitens  der  Lehrer  darauf  7n  achten,  dafs  die  Schtüer 
sich  beim  Lesen  und  Schreiben  dem  Biirhe  nie  mehr  als  auf  30  bis  4()  cm 
Abstand  nähern;  dabei  ist  richtige  Korrektion  der  Augen  durch  Brillen 
vorausgesetzt,  sowie  dafs  nicht  hohe  Grade  von  Myopie  bezw.  von  Schwach- 
sichtigkeit vorliegen,  welche  ehie  grOfsere  als  die  genannte  Dorehsebnitts- 
annfthemng  nötig  machen.  Femer  mfissen  behnis  Schonnng  und  Eiliolnng 
der  Musculi  recti  interni  die  zwischen  die  Unterrichtsstunden  emgeschalteten 
Freiviertelstunden  streng  eingehalten  werden,  auch  mnfs  das  Aufeinanderfolgen 
von  Unterrichtsstunden,  in  denen  die  Augen  durch  Nahrschen  ühermäfsig 
angestrengt  sind,  vermieden  werden;  weiterhin  ist  seitens  der  Lehrer  darauf 
zu  achten,  dafs  die  Hausaufgabeu  nicht  einen  Umfang  erreiclieu,  der  die 
Schüler  zwingt,  bis  in  die  späten  Abendstunden  hinein  zu  arbeiten, 

Was  die  Hysterie  bei  Schalem  der  Uittelschalen  betriilt,  so  Terdient 
dieselbe  weitgehende  BerftcksichtigQag  seitens  der  Lehrer,  nnd  dies  nm  so 
mehr,  als  sie  höchst  stOrend  auf  den  Schulunterricht  /n  wirken  pflegt.  Sie 
äufsert  sich  bei  Knaben  wie  Mädchen  während  des  Unterrichts  auf  allen 
drei  psychischen  Gebieten,  und  zwar  auf  dem  Stimmungsgehiet  u.  a.  dunh 
Launenliafligkeit  nnd  ^liuimungswechsel,  auf  dem  Vorst»  11  unirsgebiet  ins- 
besondere durch  ünautracrköamkeit  und  Zerstreutheit,  aut  dem  Willens- 
gebiet vor  allem  durch  Energielosigkeit  und  Willensschwäche.  Diese 
Anomalien  werden  von  den  Lehrem  oft  ftkt  beabdcfatigte  und  der  Unart  ent- 
springende  Störungen  gehalten  and  dementspnchend  oft  schwer  bestraft 
Dies  Vorgehen  ist  insofern  verhängnisvoll,  als  dadurch  die  Hysterie  bei  den 
betroffenen  Schülern  oft  eine  erhebliche  Verschlimmerung  erfährt.  Aufser- 
dcm  wirkt  die  Schule  auch  insofern  nachteilig  auf  hysterische  Schfller.  a!^ 
letztere  wegen  ihres  sonderbaren  psychischen  Verhaltens  häufig  für  ihre 
Mitschüler  Gegenstand  des  Spottes  und  der  Neckerei  sind,  und  sich  infolge 
des  peinlichen  Bewulstseins,  dafs  sie  von  der  Mehrzahl  ihrer  Altersgenc^sea 
abweichen,  oft  von  dem  Verkehre  mit  letzteren  zoifickziehen.  Hit  Rück- 
sicht auf  diese  manntg&chen  Nachteile,  welchen  hysterische  Knaben  nid 
Mädchen  ausgesetzt  sind,  ist  die  zeitweise  Entfernung  derselben  aus  der 
Schule  oft  dringend  zu  empfehlen.  Tatsächlich  kann  durch  eine  derartige 
EntfernTinL'  nnd  dnreh  glcichreitige  systematische  ärztliche  Behandlung  die 
Hysterie  bei  jugendlichen  Individuen  zum  Verschwinden  gebracht  werden, 
was  um  so  hoher  anzuschlagen  ist,  als  eine  Beseitigung  uiul  Heilung  der 
Hysterie  im  späteren  Lebensalter  nur  ausnahmsweise  gelingt.  Besonders 
dankbar  mnfs  es  begrflftt  werden,  wenn  bei  dieser  Benrlanbung  hysterischer 
Schaler,  sowie  bei  Wiederaufnahme  und  erneuter  Eniehnog  derselben  in 


...... ^le 


721 


der  Sdrale  die  Lehrer  sich  tod  den  GmndaAtseD  leiten  luBen,  welcbe 
ärztlicherseits  ftlr  die  psycbieche  fiehudlmig  jugendlicher  Hysterischer  abi 

ma&gebend  anerkannt  sind. 

r>r  TnuMPP  bftont,  wie  wichtig  es  wärf^.  da^  dipjpnijTcn,  welche  die 
unmittelbare  Auf  u  ht  in  iLii  Scholen  austiben,  närnhcii  die  Lehrer,  Unterricht 
in  der  Sclmlhygicüe  bekommen,  z.  B.  (Iber  Krankheiten,  über  Störungen 
der  Schubr  auf  |>&ycliii>chem  Gebiet.  Die  geschafifeneii  bygieuischen  Ein- 
richtungen werden  leider  nicht  immer  richtig  ausgenfltzt.  Redner  spricht 
sich  fttr  Aufetellong  efaier  Anfoichtsperaon  ans  nnd  verweist  anf  die  in 
dieser  Hinsicht  in  Schweden  und  ^'oiwegen  getroffenen  Einrichtungen, 
weiche  den  Ärzten  einen  grofseu  Einflufs  einräamen. 

Herr  Prof.  Guubee  weist  darauf  hin,  daCs  in  den  Mittelschulen  die- 
jenige Schichte  iles  Volkes  sich  entwickelt,  welche  später  natargemäfs  zu 
Ftlhrern  der  Nation  bestimmt  sind.  Es  ist  von  gröfserer  Wicbtigkeit,  dafs 
diese  Schichten  anch  körperlich  gesund  sind.  Die  körperlichen  Kräfte 
müssen  ebenso  entwickelt  werden  wie  die  geistigen.  Sittliche  Persdnlidi- 
keiten  werden  nicht  dnreh  Moralnnterricht  craogen,  sondern  dadurch,  dals 
den  Leuten  die  Kunst  des  Wollens  beigebracht  wird.  Freude  an  Ent- 
schlossenheit, Selbstbeherrschung  und  Bedürfnislosigkeit  und  ähnliche  spar- 
tanische Tu,ü;enden.  denen  wir  wieder  einen  breiteren  Boden  gewinnrn  mtissen, 
hängen  eng  zusammen  mit  körperlichen  Übungen.  Für  diese  mufs  Zeit 
geschaffen  werden!  Sehr  bemerkenswert  sind  die  Resultate  der  deutschen 
Landendefaungsbeime,  wo  die  tägliche  geistige  Arbeit  nicht  mehr  als  fOmf 
Standen  beanspmeht,  der  gröfste  Teil  der  Qhrigen  Zeit  für  Tnmen, 
Schwimmen,  Gartenarbeit  nnd  fthnliches  verwendst  wird. 

Von  anderen  Seiten  wurde  aufmerksam  gemacht  anf  die  Notwendigkeit 
drr  cpxnellcn  Aufklärung,  auf  das  Bedenkliche  der  Han=-  und  Strnfar!;pitpa, 
der  S(  hulstr  ifen,  des  von  manchen  T, ehrern  !m  uMHisiiLMeu  Deouuzianten- 
we»cüs,  aul  die  Wünscbbarkeit  grulbtrtT  ßewegüüsgt'reilieit  nnd  der  Organi- 
sation von  Spieleu  ftkr  heranwachsende  Mädcheu,  auf  die  nachteiligen  Folgen 
der  Überfnllnng  der  Klassen,  anf  die  Notwendigkeit  der  dnhflitlichen  Ge- 
staltung der  gegenwärtig  so  veischieden  gehandbabten  Anseigepfliebt  bei 
Infektionskrankheiten.  —  Zum  Schlufs  führte  Dr.  Gbossmann  aus,  dafs  die 
Diskussion  der  eing(^etzten  Schulkommission  des  Vereines  eine  so  reiche  An- 
regung? crrL^eben  hnho.  dafs  es  n'">tif  soi,  sich  auch  mit  den  F1tprnkr(M*sen 
ins  Bent  fiTiien  zu  setzen.  HinMclitlich  der  Erfolge  der  Landerzielmnfislieime 
macht  Guü&smänn  darauf  autmerksam,  dafis  der  Stoff,  zu  welchem  an 
unseren  Gymnasien  neun  volle  Jahre  gebrancfat  würden,  an  dem  hiesigen 
Ufldcbengymnasinm  in  drei  Jahren  absolviert  werde. 


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722 


Üleiiiere  illitieiiunj^en. 


Zahnärztliche  Schnlantersncbnngeii.  Seit  einer  Reihe  von  Jahren 

werden  die  Schüler  der  Jacobson-Schule  zu  Seesen  a.  Harz,  soweit  «ic 
sich  im  Internat  befinden  (die  in  drr  Stadt  bei  ihren  Angehörigen  woh- 
nenden sind  nicht  einbegriffen),  zweiüial  jährlich  auf  den  Zustand  ihrer 
Zähne  untersucht.  Den  Eltern  dieser  Schüler  nird  dab  Kesnltat  der 
Untenadiuig  dami  aefteiM  der  Sdnde  mitgeteilt  In  der  y^ZaktUML 
Bmtäadktu'^  teilt  Zahnant  LBWXNBKT*Holtmindea  knn  die  Benütate  der 
diel  killen  Untennchongen  (Frttl^  nnd  Herhet  1903,  FdUvahr  1904) 
mit   Dieaelbea  sind  in  der  folgenden  Tabelle  aosaimnengeiteUt: 


1. 

II. 

m. 

Anzahl  der  untersuchten  Schüler 

137 

145 

147 

Davon  mit  gesunden  Zähnen.  . 

42— 30Vo 

47—32% 

55 

-37% 

9      „  kranken  , 

95—70% 

98~-G8% 

92 

-53% 

Gesamtaahl  der  kranken  ZJÜine. 

261 

252 

248 

Davon  dnreb  Fttllnngen  an  er- 

149 

144 

149 

Davon  durch  Füllnagea  nicbi  ni 

erhaltende  Zähne 

112 

108 

99 

Der  Vergleich  der  drei  Reihen  ergibt,  da(s  sich  die  hygienischen  Ver- 
hiiltnisse  in  langsam  steigender  Besserun?  zu  befinden  scheinen.  Besonde  rs 
uuiiällig  ist  der  Rückgang  der  m  extrahiertudeii  Zahne  von  112  im  Früh- 
jahr 1903  (Jbei  137  ScbOlern)  auf  99  in  FrOigahr  1904  (bei  147  Schfilcni). 
Der  im  aUgemeinen  redit  gttnatige  Steine  wird  snmeist  heiabgedrtekt  dnrch 
die  nen  eingetretenen  Schaler,  die,  häufig  vom  Auslande  kommend,  in  deo 
meist  ungepflegten  Mundhöhlen  zuweilen  B — 10  kariöse,  zum  grö&ten  Teil 
der  Zange  verfallene  Zill  ne  mitbringen.  Von  größtem  Einflufs  auf  die 
Instandsetzung  erkrankter  Zähne  sind  selbstverständlich  auch  die  pekuniären 
Verhältnisse  der  Eltern;  daher  finden  sich  die  meisten  unjdombierten  Zähne 
bei  den  Freisciiuieru,  während  die  Söhne  der  Wohlhabenden  (meist  Grolis- 
stftdter)  snweilen  gaase  Goldbeigwerke  ndt  sieb  beromferagen.  Die  üntar- 
aadrangen  erstrecken  sich  «nch  anf  den  yiahnrteinbelag,  StellongBanomabea 
der  Zähne  (notwendige  Begnlierungen)  n.  dfl^.  An  dieselben  schliefsen  aieb 
teils  allgemeine,  teils  spezielle  Winke  für  die  Zahn-  und  Mundhygiene. 
Von  Seiten  der  Schnle  werden  die  Schaler  streng  zur  Pflege  der  Zftboe 
angehalten. 

Über  Schnlzahnkliiiik  und  Sebnie  referierte  auf  Gnind  der  in 
Strai'sburg  gemachten  Eriahrungeu  Kreisschulinspektor  Motz  an  der 
43.  JabresTersammlnng  dentseber  Zahn  ante  in  Stra&burg.  Der 
Referent  fbhrte  nach  einer  Mitteflnng  der  „M/l  Ziff*  ana,  dab  in  Stnls- 
bürg  die  Zähne  der  Kinder  in  den  Scholen  seit  1898  nntersneht  worden. 
Die  Ergebnisse  der  Untersnchuig  seien  so  llberraaehend  gewesen,  dafs  jetxt 


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72S 


erat  die  Gefahr  erkBimt  iverden  sei,  «eldie  der  YoUngesniidlieit  dnreb  die 
Zahnktries  entalelie.  Seit  dieser  Zeit  würden  die  Kinder  anf  die  Notwendig- 

keit  der  Zahnpflege  nnaasgesetst  |di^wie?Lii.  Der  Erfolg  zeige  sidi  darin, 
dafs  sich  eine  Reihe  von  Kindern  von  dem  Zahnarzte  hehandeln  liefs,  und 
die  Furcht  der  Kinder  vor  dem  Zahnarzte  gemildert  i.vnrde.  Da  nur  eine 
geringe  Anzahl  von  Kindern  sich  in  die  Poliklinik  begeben  wollte,  habe 
man  sich  entschlossen,  eine  Spezialkünik  für  die  z^ärztliche  Behandlung 
der  Schulkinder  zu  errichten,  welche  Ton  einem  festangestellten  appro- 
Merten  Zahnarzt  geleitet  werde.  Dnrch  die  Stetigtait  des  Zahnarztes  ent- 
alehe  ein  Tertranliflfaea  Terhiltnis  zwiaefaen  den  kleinen  Faüenten  und  dem 
Zahnarzt,  auf  dessen  Persönlichkeit  das  Hanptmoment  des  Erfolges  beruhe. 
Die  Schul-Zahnklinik  müsse  in  beständiger  IMhlung  mit  der  Behörde  und 
der  Krei^chulinspektion  bleiben.  Die  in  Strafsburg  seit  Errichtung  der 
Schul-Zahnklinik  crzielien  Eriblge  sei*  ii  sehr  bedeutend.  Die  Schul  Versäum- 
nisse infolge  von  Zahnschmerzen  hätten  abgenommen.  Es  zeige  sich  bei 
den  Kindern  eine  Abnahme  von  Aasschlägen  im  Gesieht.  Es  gebe  seltener 
YerdanangsstOrnngen.  £in  weiteres  günstiges  Moment  sei,  da&  die  8amme 
der  dnrbh  den  Besuch  der  ElxBik  verstamten  Scfaniatnnden  geringer  als  die 
Summe  war,  welche  der  Ausfall  der  Schulstunden  infolge  von  Zahn- 
schmerz usw.  betrug.  Der  Redner  fafste  sein  Urteil  dahin  zusammen,  dafs 
die  Bestrpbünpen  der  Zahnby^riene  im  Interesse  der  Schnle  liegen  und  die 
weitestgehende  Förderung  ertahreo  sollten.  Schon  in  den  Kleinkittderschules 
sei  mit  der  Belehrung  zu  beginnen. 

Erhebungen  in  der  Schnle  betr.  Typhus.  AnlftfsUch  eines  Spezial- 
falles, in  wsidiem  znr  Entseheidong  stand,  ob  dar  Ereisphjaikiis  berechtigt 
sei,  Eirbebuagen  in  der  Schale  mr  Ermittlung  und  Festsfcdlnng  tmi  Tyjltm- 
erkrankungen,  dnsehliefslicb  der  Entnahme  von  Blut  behufs  Ausftlhrung 
der  «!0».  ViBALschen  Reaktion,  ohne  vorheriges  Einvernehmen  mit  der 
Schulaufsichtfibeh'trde  vorrnnehnipn,  hat,  ^vie  die  Tagesblätter  mitteilen,  der 
preufs.  Kultusminister  folgende  Bestiinnmuu'  erlassen:  Die  Ermittlung  und  Fest- 
stellung von  Typhnserkrankungen  wird  wesentlich  erleichtert  und  gefördert, 
wenn  es  den  mit  dieser  Aufigabe  betrauten  Medizinalpersonen  ermöglicht 
wird,  die  ScbuberaftamniBliaten  einzusehen,  die  Sehullrinder  zu  besiefatigen 
und  Bokiien  Kindern,  bei  denen  derYerdacht  besteht,  dafr  ne  eine  T^phns- 
krankheit  überstanden  haben,  aus  dem  Ohrläppchen  oder  der  Koppe  des 
Zeigefingers  ein  Tri"ipfchen  Blut  zu  entnehmen  behufs  Ausftihmng  der 
ViDALschen  Reaktion.  Die  Rücksicht  auf  die  Interessen  der  Schule  ver- 
langt jedoch,  dafs  die  Medizinalperson f^n  behufs  derartiger  Erhebungen 
nicht  ohne  die  Zustimmung  des  Regierungspräsidenten  und  nicht  ohne  sich 
zuvor  mit  der  zuständigen  ScfanlanMditsbehQrde  ins  Einremehmen  gesetzt 
und  mit  derselben  die  Zeit  und  den  Um&ag  der  beabsichtigtett  Eriiebnngen 
vereinbart  zu  haben,  die  Schnle  betreten.  Was  die  Entnalmie  von  Blnt 
behufs  Vornahme  der  YmALschen  Reaktion  betrifft,  so  darf  diese  niefat 
ohne  Znstimrmiii?  der  Eltern  der  bctrefFenden  Kinder  vorq:enommen  werden. 
Bei  der  Harmlosigkeit  dieses  Eingritts  darf  angenommen  iv erden,  dafs  die 
Eltern  denselben,  wenn  sie  in  angemessener  Weise  darum  befragt  werden, 
kaum  jemals  verweigern  werden.  Von  einer  zwangsweisen  Durchftihrung 
derartiger  Eingriffe  mofs  Jedodi  unter  allen  Umstanden  abgesehen  werden. 


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724 

Der  Alkoholgennfs  unter  den  Berliner  Schnlkindern.  Dafs  die 
Kinder  in  Berlin  schon  sehr  früh  dem  Dämon  Alkohol  zujjeftlhrt  werden 
und  sogar  regelmäisig  geistige  Getränke  zn  sich  nehmen,  zeigen  Erbebungen, 
die  ein  Scböneberger  Schularzt,  Dr.  Goldfeld,  unlängst  angestellt  hat, 
und  deren  Ergebnisse  in  der  j^Med,  Eeform*'  mitgeteilt  werden.  Eine 
ZosammeiiiteUnng  der  Zahlen  ergab»  dalls  tob  470  Schflletn  der  oberen 
sechs  Klassen  nicht  weoger  als  66,2 Vo>  elso  mehr  als  die  Hllfte,  regel- 
mafsige  Biertrinker  waren,  während  etwa  30%  zeitweise  allerlei 
Spirituosen  zu  sich  nahmen.  Das  tägliche  Bierqnantnm  srliwankte  durch- 
schnittlich zwischen  ein  bi^  zwei  Glas.  Gotninkon  wurde  zumeist  Malzhier, 
aber  auch  viel  Lagerbier;  ebenso  hatte  die  „schäumende  Weifse"  viele  Ver- 
ehrer. Die  anderen  Spirituosen  wurden  allerdings  nur  bei  besonderen  Ge- 
legenheiten genossen,  besonders  am  Sonntag,  wo  der  Vater  seine  Spröft- 
linge  mit  In  die  Kneipe  nahm  nnd  ihnen  mit  einem  Sehnftpsehen  etme 
Gutes  antnn  wollte.  Getrunken  wnrden  alle  mOg^chen  Seiten:  Nordhinsert 
Rum,  Kflmmel,  Gilka,  Rosenlikör,  Eierkognak,  Weine  mancher  Art.  Mandie 
Kinder  schienen  eine  gewisse  Vorliebe  für  Mischungen  zweier  Schnäpse  von 
ihren  Vätern  tibernommen  zu  habfn.  Kpstanratenrskinder  waren  aus  be- 
greiflichen Gründen  dem  Alkobolgenu^  häubger  ergeben  als  andere;  hier 
ist  die  Versuchung  zu  grofs. 

Wie  die  Knaheni  so  zeigten  leider  anch  die  Mädchen  schon  vollea 
Ventftndnis  flir  den  schinmenden  GerslenBaft.  Daneiieii  standen  sObe  Ge* 
tränke,  wie  UkOre»  in  hoher  Gnnst,  wlhrend  scharfe  Schnftpse  verschmäht 
wurden.  Von  497  Mädchen  trank  fast  die  Hälfte,  nämlich  48,7  Vs,  regel- 
mäfsig  Bier,  un<I  ?^1?,2%  genossen  von  Zeit  zu  Zeit  Liköre  usw. 

Dr.  Goldfeld  pab  sich  nun,  wie  er  ausdrücklich  hervorhebt,  bei 
seinen  Schulbesuchen  Mühe,  die  Kinder  auf  die  Schädlichken  (k  s  Alkohol- 
genusses hinzuweisen  —  wie  er  sich  bei  späteren  Besuchen  überzeugte, 
ohne  viel  Erfolg.  Die  Kinder  tranken  rahig  weiter.  Andi  der  Lehrer 
wird  nnr  selten  Erfolg  haben,  wdl  das  böse  Beispiel  daheüB  oitmals  ler* 
slArky  was  die  Schale  anfbaot  Znmelit  sdien  überdies  die  £ltem  der  die 
Volksschule  besuchenden  Kinder  in  der  Darreichung  geistiger  Getränke 
ein  Stärknnprsmiltel.  In  Wirklicclikeit  werden  Körper  und  PrvMi  der 
jugendlichen  Trinker  «rhwer  geschädifrt,  wie  denn  auch  gerade  die  Kinder, 
die  regelmäisig  geistige  Getränk*»  -m  sich  nehmen,  vom  Lehrer  als  besonders 
faul,  zerstreut,  verlogen  und  unbegai)t  bezeichnet  werden.  Zur  Steuerung 
des  Übels  regt  Dr.  Golopeld  an,  bei  der  Neoanfiiahme  eines  Kindes  dea 
Eltern  ein  passend  abgefiifetes  Merkblatt  an  ttberreiehen,  welches  die  Ge- 
fiibren  des  Alkoholgenusses  in  packcmder  Form  schildert. 

Samariterdienst  IBr  Schalen.  In  den  Schulen  von  Hannover  ist 
durch  amtliche  Verftl^nf?  ein  Saniariterdienst  (erste  Hilfe  bei  plötzlichen 
Unfällen  und  Erkrankungen)  neu  geregelt  worden.  Für  dieji^ui^en  Schul- 
häuäer,  welche  keine  Turnhalle  haben,  oder  wo  wegen  der  grofseren  Ent- 
fernung der  letzteren  eine  schnelle  Benutzuug  -des  daselbst  behndliclieo 
Verbandzeuges  nicht  möglich  ist,  wird  ein  besonderer  Verbandsdirank  mit 
ansreichenden  Materielien  Toigesehrieben.  Im  Anschlalii  an  Mittdlnagen 
Uber  dis  Inventar  nnd  Uber  die  Benntznng  des  Schrankes  verftgt  die  be- 
treffende AmtssteUe,  es  sei  wfthiend  des  Unterrichtes  an  passender  Stelle 


...... ^le 


725 


auch  auf  die  ßeliandlnng  von  Yerletznogeo  (Wunden,  Quetschungen,  Ver* 
reokungen,  Blutnn^en,  Knochenbrttclieii),  sowie  plötzlichen  ZnfiUlea,  wie 
Ohnmacbteo,  Krämpfe,  hinzuweisen. 

Schlicfslich  sandte  man  au  die  Schulleiter  folgende 
Kurze  Anleitung  zur  Behandlang  plötzlich  Erkrankter  oder 

YerleUter. 

Atenuiotl  SalmlakijeSat  ztmi  BieeheD.  20  Hoifnmniitropfen  «nf  Zncfcer. 
Hbchlagemng  des  Obedtörpers. 

Blotungen.  Bei  kleinen  Schnitt-  oder  KifswunJen  Bcinigung  der 
Wunde  und  leichte  Umwicklung  mit  in  I^/oige  L>'SOllösang  oder  essig* 
saure  Tonerde  getauchten  Kompressen. 

Bei  grüfseren  Schnitt-  oder  Rißwunden  ist  nach  der  Keiniguug  der 
Wimde  die  Blatung  dank  fest  auf  die  Wondränder  gedrflckte,  in  1  %ige 
LytoUOsiiDg  oder  essigsaure  Tonerde  getauchte  Watte  ni  stillen.  Ant 
sofort  holen. 

Hautabschflrfongen.    Auflegen  von  lO^oiger  Borsalbe. 
Kopfschmerzen.   Kalte  Wasseramachlage  anf  die  Stirn.  Salmiakgeist 

zum  Riechen. 

Knoohen^riiche.  Nachdem  das  gebrocliene  (iiied  ruhig  gelagert  ist, 
legt  muu  iiulLe  Umschläge  auf  die  Bruchstelle  und  läfst  von  dem  herbei« 
geholten  Ante  den  Verband  anlegen.  Mnls  der  Verletste  vor  Ankunft  dee 
Aiites  transportiert  werden,  so  befestigt  man  dnige  Schienen  an  dem  zer- 
brocbenen  Gliede  mittels  einer  Binde. 

Krämpfe.  Befreiung  von  beengender  Kleidung  and  Lagerung  mit 
Entfemong  aller  greifbaren  Gegen^^tiinde.    Den  Krampf  austoben  lassen. 

Nasenbluten.  Befreiung  von  In  t  u  Brenden  Kleidnngssttlcken,  erhöhter, 
seitlich  geneigter  Kopf,  kalte  Wassenimsciiläge  auf  Stirn  and  Genick,  Ein- 
ziehen von  kaltem  Wasser  in  die  Nase;  zuletzt  EinfUhrang  von  Eisen« 
ddoridwatte  in  die  Nasenlöcher. 

OhnmachL  Frische  Lnft!  Wagerechte  Lage  (platt  anf  die  Erde 
legen).    Bespritzen  des  Gesichts  mit  kaltem  Wasser. 

Quetschungen.    Kalte  l'^/(»igc  Lysolumschlilge. 

Verrenkungen.  'Sofort  kalte  l'mschlflge  and  möglichst  rasch  den  Arzt 
holen  lassen.    (Siehe  Knocheuhrüche.) 

Ausgerenkte  Finger  mttssen  sogleich  darch  Zug  wieder  eingerenkt  werden, 

VerstanchoDgeo.   Kalte  UmsdilSge. 

(„Schweig,  m.  f.  0e8dhl8pß,*'y  Nr.  14.) 

Über  dM  WMdern  als  Mittel  der  Jn^endbildung  sprach  anf  der 
dritten  Generahersammlnng  des  «Deutschen  Vereins  für  VoUähygiene"  am 
4.  Juni  in  Frankfurt  a.  M.  Schuldirektor  Dr.  Beyer- Leipzig.  Der  Vor- 
tragende führte  aus,  dafs  die  ungehenren  Schäden  der  sitzenden  I/ebens- 
weise  bei  geistiger  Arbeit  ein  Anspannen  der  Kräfte  und  Wiederstählnng 
durch  Wanderungen  in  frischer,  freier  Luft  verlangen.  Das  Wandern  erzieht  j 
es  löst  wertvolle  GefBUe  der  Mitempfindimg  an  aBem  Lebendigen  hi  der 
Natur  ans,  bildet  den  sittlichen  Willen,  st&rfct  die  Angen,  kTftftigt  die 
Maskdn,  die  sonst  erlahmen  und  erschlaffen.  Bdm  Wandern  lernt  man 
dnrch  Erleben,  nicht  durch  Btlffeln.  Goetoe  hat  dies  ganz  erfafst 
and  in  mannigfachen  Gedichten  verherrlicht.    Wir  hören,  lesen  und 


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726 


sprechen  m  tiel,  aber  sehen  zn  wenig,  sagte  einmal  RiCHAJU»  WAoraB. 

Und  er  hat  recht,  besonders  mit  Bezng  auf  nnsere  Jagend.  Mehr  Bespekt  Tor 
f?er  Natur  und  weniger  vor  den  Bflrhern!  Der  alte  germanische  Wandertrieb 
miifs  &m  hyt?:ienischen  Gründen  wieder  gewerkt,  ETP^ellschaftliche  wie  Einzel- 
wanderungeu  müssen  gepflegt  werden!  Methodische,  möglichst  firtthe  Er- 
ziehung der  Kleinsten  zum  Wandern  ist  uneriursüch. 

Am  ScUnsse  seines  Vortrages  kommt  Referent  zu  nachfolgenden  Schlnls- 
lolgernngen:  1.  Das  Wandern  sollte  in  Zoknnft  bei  der  Endehnng  unserer 
Jugend  eine  weitans  grSlkere  BoUe  spielen,  nicht  ntm  wenigsten  mit  Blick* 
sieht  auf  seine  Bedeotnng  für  efaie  gesonde  Entwicklang  des  Körpers. 

2.  Die  Wanderungen  der  Jnj^end  haben  zunächst  mit  der  Heimat  za  be- 
ginnen und   deren  UndnnL'smittcl    für   das   Kind   möglichst  ausrunutzen. 

3.  Eb  ist  erwüüscht,  dals  der  Deutsche  Verein  für  Volkshygiene  zu  solchen 
Wandenmgeu  anregt,  durch  eigene  Yeranstaltangen  roostergültige  Torbilder 
adiaft  nnd  die  fiMtdanonde  Forderung  aller  damit  in  Verbindong  stehenden 
Bestrebungen  dnreh  die  Zratralstene  in  geeigneter  Weise  Ins  Ange  hÜL 

Obligfttoriim  der  Sehnlspiele.  Anf  der  aUgememen  deutschen 
Tornlefarerreiaammlang  und  Jahresyersaramhmg  des  Zentralansschnsses  fUr 
Volks-  und  JnrypTnispiele  in  Quedlinburg  am  18. — 21.  Mai  1904  wurde, 
wie  wir  einem  Hericht  in  ,,Körpcr  und  Geist"'  {Nr.  8  "J]  entnehmen,  die 
Mitteilung  gemaelit,  dafs  in  Bielefeld  für  sämtliche  Schulen  der  inneren 
Stadt  der  Spielnachmittag  seit  drei  Jahren  obligatorisch  sei,  dafs  im  laa- 
üsnden  Jahre  in  Z weih r flehen  die  Jugendspiele  obligatorisch  eingef&hrt 
seien,  nnd  daCs  das  Obligatorium  In  der  bayrischen  BheinpfUs  ftlr  das 
nichste  Jahr  mit  den  neuen  LehrpUneo  zn  erwarten  sei. 

Ober  das  nrnische  Kind  sprach  Uibschfeld- Charlottenburg  auf 
der  vorjährigen  Versammlung  dentsrher  Nntiirfoi^rhrr  und  Arzte.  Unter 
der  genannten  Bezeichnung  versteht  mau  irKulchenhatt  veranlagte  Knaben 
und  knabenhafte  Mädchen.  Es  war  dem  Kilerenten  bei  der  Beobachtung 
von  1800  HomosexaeUen  aufgefallen,  dafs  fast  alle  angaben,  sie  wären 
bereits  lüs  Khider  andeii  geartet  gewesen  wie  die  gewöhnlichen  Knaben 
imd  Haddien.  Das  stimmt  mit  der  heute  fast  aügwneln  angenommenen 
Anachsuung  überein,  dafs  es  sich  bei  der  homoseznetten  Neigung  um  eine 
angeborene  Erscheinung  liaadeltw  Sehr  viele  geben  folgendes  an:  «Die 
wilden  Knaben^pide  waren  mir  zuwider;  ich  scblofs  mich  mit  Vorliebe  an 
Mädchen  an  und  hatte  deswegen  viel  Neckereien  zu  erdulden.  Das  war 
mir  sehr  unangenehm,  doch  konnte  ich  nichts  dagegen  tun.  Ich  liebte,  zu 
nähen,  zu  strickeu,  beim  Kochen  und  Backen  zu  helfen  und  mich  mit 
Bindern  wie  em  klemes  Mlldchen  an  schmfleken.  Es  Ist  mir  jetzt  immer 
«ehr  pdnlieh,  wenn  diese  Jugenderinnemngen  m  Angehörigen  henor- 
geholt  werden.* 

Das  Schamgefühl  äufsert  sich  firtthzeitig  nnd  onbewufst  mehr  dem 
eigenen  Geschlecht  gegenüber.  Was  dir  körperlichen  Zeichen  betriflft,  so 
tritt  u.  a.  bei  urnischen  Knaben  der  Stimmbruch  häTifio;  sehr  spät  und 
schwach,  manchmal  gar  nicht  ein;  umische  Mädchen  bekommen  oft  in  der 
Pubertätszeit  eine  tiefere  Stimmlage.  Der  Bartwuchs  stellt  sich  bei  urni- 
schen Jünglingen  oft  sehr  spät,  oft  recht  spUUdi  und  nngleicii  dn,  da* 
gegen  findet  sich  nicht  selten  rar  Beifezeit  ein  mit  ScfamenfaalUgfcdt  Ter- 


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727 


kaftpft«  ADscknrcHw  der  Brllile.  Bmt&eutmgi  iat  «•  andi,  dafii  bd 
MfadMii  Kiaben  ferhUtnisnUUkig  blofig  MigrtDe  md  CUoiM»  (Btakh- 

SQcht)  aaftrcten,  7:wei  Krankheiten,  von  deMii  soMt  neht  mr  das  weib> 
Uehe  GpRohlcrht  heimgesucht  wird. 

Luftvertcilunp^sfllter  für  Ventilation  von  Schnhimniern  schlägt 
nach  einer  Mitteilung  von  Saka  i  a  -  Moskaa  am  inteniationalcn  Kon^n'^fs 
fttr  Schulhygiene  in  Nürnberg  [„üe^.  Intf.^^  Nr.  19)  Tlmochowitbcu- 
IMkaiB  yw.  Die  EfBridrtiing  der  LeftverteUnngsfilter  Jet  elae  iafrenl 
eiiiiiMhe.  Sie  steDea  KuUe  ans  Baiehcnt  von  veraeliedeiier  Liege  w&i 
terscyedenem  Querschnitt  der,  welche  an  der  Dei^  oder  an  den  Geiimsen 
in  Form  von  Balken  (Unterztigen),  Lfinfern  oder  als  vollst&ndlge  Doppel« 
decke  angebracht  werden,  wobei  die  Orf^fsf ,  Zahl  und  Art  Arbringene 
darch  die  Lage  des  Zimmers  nnd  die  Zahl  der  Insassen  bedinLr  wird. 

Die  änfsere  Lnft  dringt  in  die  Filter  dorch  Regulier  klappen  in  Off- 
BungeD,  die  in  der  AnlsenwaBd  nnter  der  Zimmerdecke  oder  in  dee 
Feuterrehmee  engebrecht  sied.  Diese  BegetterUeppee  gewilnren  die 
MQgUcbkelt,  die  Etemen  d«  Loft  ie  die  FIMer  den  TeriAlliiiisee  eii- 
lepeesea.  Wieter  wird  die  Laftzafbhr  einfach  derch  die  T^pwatar^ 
differenz  zwischen  Innen-  nnd  Anfsmlnft  bewirkt :  im  Sommer  sind  mecha- 
nische Hilfsmittel,  d.  h.  Ventilatoren  ircrendwelcher  Art  nötig  Die  ver- 
dorbene Zimmerluft  wird  durch  an  der  iJecke  odpr  in  der  N^e  derselben 
angeordnete  Abzugsrohre,  die  mit  Luttzugeriseagem  versehen  sein  künnenj 
hinaosbefordett. 

Bei  gewOboBcher  EinrickCmig,  ohne  Teitilitoren,  treten  60—90% 
der  Friichleft  darefa  die  Filter  Undarch  in  den  sa  Iflitenden  Raum  ein. 

Die  Versuche  beben  ergeben,  dafs  diese  Art  der  EinüDbrung  der 
ftnfseren,  nicht  vortrewSmitcn.  nirht  befonrhtotm,  nber  vom  Staube  porfinifTtcn 
und  plfirhniäfsig  im  Ranme  verteilteD  \a\\\  austtihrbar.  angenehm  und  bei 
verschietitinen  Ileizsy&temen  verwendbar  ist.  Der  Barchent  kann  leicht 
gereinigt  oder  gewaschen  werden. 

WtlelM  FoliMei  liil  fkt  Milrinm  In  feyglMineber  ui 
teehaiieher  lUchtn^  j^gnet?  Diese  iriebtige  Frage  wird  von  Prof. 
Dr.  KV88BAOM  -  Hannover  im  „Oes.  Ing^  (Nr.  17,  1904)  aufgeworfen 

und  beantwortet.  Das  Wesentliche  seiner  Ausfahrungen  ist  in  Ktirze,  was 
folgt:  Die  besseren  Sorten  des  Linoleums  weisen,  gerade  ftlr  Schulzimin»-!'. 
eine  Reihe  schätzenswerter  Eiconschaften  auf  (Abwesenheit  von  Geräusch, 
geringe  Durchlässigkeit  für  Warme,  leichte  Säuberung,  hinreichende  Hdt- 
barkeit).  Immerhin  bilden  sich  nicht  selten  im  Laufe  der  Jahre  feine 
Fugen  zwiscben  den  einzelnen  Bebnen»  in  welebe  FMaaigkeit  eindringen 
kann,  was  denn  zn  weiterer  Zereetaang  nnd  ZerstOmng  nnd  zn  bygieniscb 
angttnstigen  Zuständen  ftihrt.  Ehe  daher  das  Linoleam  als  fir  Scbnl- 
zimmcr  völli?  geeignet  bezeichnet  werden  kann,  bedarf  es  weiterer  Ver- 
suche, um  einen  Klebstoff  oder  Kitt  zu  gewinnon,  der  gegen  Wasser  die 
erforderliche  WiderstaiMsf.iliigkeit  besitzt,  und  sind  auch  die  feinsten  Fugen 
zwischen  den  Linoleumbuhnen  beim  Verlegen  mit  diesem  Kitt  oder  Kleb- 
stoff auszofflllen  nnd  zu  sehen,  ob  bierdardi  die  erforderliebe  Haltbarkeit 
des  Linoleums  erzielt  werden  kann. 

Auch  die  fngenloaen  Fnfaböden  (aus  organischen  Stolfon  nnd 
SehttlgMosdlMitapaege.  XVIL  87 


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MagiMwiMMmmnt)  lutea  einstweilda  noch  manches  m  wHiaohn  übrig.  Die 

einen  werden  durch  die  AbnatzuQg  ruh  oder  doch  soweit  verändeit,  dafil 
die  OhfTnriche  ihr  gute"  ATi«;^chpn  verliert ;  andere  L;];lttpn  stnh  mit  dw 
Zeit  der  artig,  d&k  die  Schüler  —  namentlich  nen  eingetretene,  d.  h*  oi- 
gewohnte  —  leicht  auscrleiten. 

Der  1  iciiteuiioiziuiäboden  iät  vüllig  ungeeignet,  weil  seine  Fugen- 
bilduDg  Btaik  und  nur  mit  grolheii  Kosten  za  vermeidea  Itt,  sehte  Ob«* 
fliehe  dnfdi  raaehe  Ahnntsiiiig  nrah  niid  and  dadoieli  die  tt^iifH^iy 
sehr  erschwert  wird. 

Besser  bewähren  sich  Riemenböden  ans  harten  oder  zähen 
nnd  dichten  Hölzern.  Zwar  weniger  das  Eicheuholz,  weil  in 
8chuizimtnem  die  Wachsbehandlnng  desselben  nicht  wohl  möglich  ist  ond 
ein  Einlassen  mit  Öl  mit  der  Zeit  erforderlich  wird,  wodurch  nach  nnd 
nach  eine  dunkle,  meist  unschöne  F&rbnng  des  Eichenholzes  hervorgerufen 
wird;  dagegen  hat  das  Holl  dea  «merikanisclieii  Zuck  er  »ho  ras 
gau  YDnttgliciie  Eigenaehaften  (Wdeiataadafthigkeit  gegen  Alnuilnng, 
grofse  Dichtigkeit,  dauerhaft  schöne  Färbung,  geringe  Fugenbildung,  wenig 
Behandlung  mit  öl  notwendig).  Ähnliches  ist  vom  Holz  der  Pechficbte 
zu  sagen.  Einen  vollkommen  uudurchlassigen  Fulsboden  erhält  man 
allerdings  durch  die  Anwendonpf  dpr  Harthölzer  nicht.  Die  Versuche, 
Hartholzriemen  in  Asphaltkitt  auf  harter  Unterlage  zu  verlegen,  haben  auf 
die  Daner  nicht  darchgehends  befriedigt  Trotzdem  mnfs  der  Riemen* 
bodea  aoa  den  genannten  Hartholiern  gegenwartig  ala  der 
relativ  beate  FnXaboden  fflr  Schnizimmer  bezeiehnet  werdea 
—  wenn  er  tadellos  verlegt  wird  nnd  naehtrigüche  Beeinfioasongen  dnrd 
Feuchtigkeitsaufnalimo  unterbleiben. 

Die  Wärmelcitung  des  RiPTnenboflen«  ist  eine  wesentU«  h  rreringere  als 
die  des  Linoleums,  geschweige  ileuu  der  sog.  ftigenlosen  üoden.  Nur  in 
iiiQsicht  der  Schalleotstchung,  der  Schalleituug  und  der  mühelosen  S;\nbe< 
rung  auf  feacbtem  Wege  verdient  der  Linoleombelag  den  Vorzug;  dag^ea 
ist  seine  Haltbaikeit  aelbet  dann  eine  erheblich  geringere,  wenn  der  obsa 
genannte  Mifsstand  nicht  auftritt  oder  sieh  beheben  lassen  aoUte. 

Allerdings  stöfst  in  Neubauten  die  Herstellung  fehler* 
freier  Riemenfufsböden  wegen  der  Fenchtigkeitsaufnahme  ans 
anderen  Baumaterialien  (Untemumcrwerk  usw.)  auf  grofse  Sch ^  u - 
rigkeiten.  Es  emptichlt  sich  daher,  die  Schulzimmer  bei  Neubauten 
zuerst  mit  einem  Fichtendielenboden  zn  versehen  nnd  mit  dem  Anbringen 
der  Bienen  zn  warten,  bis  daa  Gebinde  einige  Jahre  benutzt  wir  vad 
sich  ala  völlig  aasgetrocknet  erweist 


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MMIAfiieli  4m  Zftektignnggnelitoi  iw  L«knr.  !■  «in«r  iftrehe- 
riBcben  Ortschaft  httte,  nadi  €in«r  Mddmig  des  d«r  Lehrer  einer 

Scbfileriii  der  siebenten  Primarklatee  mit  einem  Stocke  derart  auf  den 

rechten  Arm  and  Aber  den  Rücken  preschlagen,  dals  der  Arzt  ein  Zeugnis 
fttr  vier  Tage  Arbeitsunfähit^koit  nns^tpllte.  Der  beim  Gericht  verklagte 
Lehrer  berief  sich  zu  seiner  Verteidigung  auf  das  ihm  zustehende  Züch- 
tigangsrecht,  allein  das  Gericht  liefe  diese  Einrede  nicht  gelten  and  ver- 
urteilte den  Lehrer  wegen  fidnUssiger  Körperrerletzung  and  fahrlässiger 
AmtapffiefatverleCsang  sn  60  Free.  Bnfte  nnd  Koeten,  eofde  30  Free.  Ent- 
eehldigong  an  die  ScbOlerin. 

Das  Bezirksgericht  (fthrte  ans,  dafe  allerdings  die  neue  zürcherische 
Schnlverordnung  den  T  r-hrpm  «gegenüber  den  Scliülern  ein  gpwissr«?  Züch- 
tigungsreciit  finrftTinit',  alior  gemöfs  nonoren  piidagogischen  Erwiicrunixcii, 
wonach  die  Prügelsiiah*  nur  als  äufserster  Notbehelf  zngelflssi  n  werden 
solle,  aasdrticklich  festsetze,  dafs  dieses  Zttchtigongsrecht  nur  lu  Aasnabme- 
ftUen  ior  Anwendoag  kommen  dflrfe  nnd  dab  sich  der  Lehrer  dabei  nicht 
▼om  Zorn  hinreüsen  nnd  sieh  aDea  deeaen  enthalten  lolle,  was  das  kOrper^ 
liehe  Wohl  und  das  sittliche  Gefühl  des  Schülers  gefährden  könnte.  Da 
demnach  dieses  Recht  der  körperlichen  Züchtigung  der  Schüler  dem  Lehrer 
nur  znr  besseren  Errriehnng  erzieherischer  Zwecke,  d.  h.  der  troi^tigen  und 
körperlichen  Entwicklung  seiner  Zöglinge  eingeränmt  ist,  so  ist  auch  sein 
Umfang  durch  diesen  Zweck  bestimmt  und  begrenzt.  Es  wird  objektiv 
dann  eine  Überschreitang  des  Züchtigangsrechts  vorliegen,  wenn  die  Züch- 
tigung sich  nicht  ianeriialb  der  dareh  die  Natur  des  Rechts  oder  dnrch 
Sebolgesetae  gegebenen  Grenzen  halt  oder  gar  Folgen  herrorbiflchte,  wdehe 
nicht  nnr  dem  Zwecke  der  eingeräumten  Machtbefugnisse  zawiderlaafen, 
sondern  sogar  das  körperliche  Befinden  der  Schüler  gefährden  oder  ?ar 
bei  ihnen  eine  rTP«;nndheitsschädignng  verursachen  würden.  Kin  Lehrer, 
welcher  einen  derartigen  Erfolg  herbeiführt,  kann  sich  nicht  mehr  auf  sein 
Zfichtigongsrecht  berufen.  * 

Der  strafilUUg  erklärte  Lehrer  hat  an  das  Obergericht  appelliert. 

T«ier  erkMÜM  Tageslieht  für  eiie  Mvle.  Die  Gemeinde 
Wiek  mnfii»  wie  wir  der  »Zist^*  entnehmen,  die  Kleinigkeit  von  53000 
Kronen  zugeben,  um  einer  städtischen  Schnle  das  nötige  Tageslicht  an 
yerschaffcn.  Beim  Bau  der  städtischen  Bürgerschule  in  der  Schwarzinger- 
gasse im  2.  Bezirk  scheint  man  nicht  daran  gedacht  zu  hahcn,  dafs  die 
hnfseitigen  Lehr/immer  des  Schul irehäudes  durch  das  eng  ^'CiiLMiüherstehende 
liaus.  Kleine  Pfarrgasse  Nr.  10,  des  Tageslichtes  beraubt  sein  werden. 
Nachdem  man  eich  jetst  aber  dafon  flberzeugt  hat,  und  die  Lehrer  nnd 
Schnlldnder  nicht  in  halbSnsteren  Bftnmen  arbeiten  können,  blieb  nichts 
anderes  flbrig,  als  «bebnfs  Sichernng  der  Belichtung  der  bofseitigea 

8T* 


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Lokilitfttes  der  Btirgendrale*  Lidit  imd  Luit  ventenende  Ens  in 
der  Kleinen  PCirrgasse  Nr.  10  anzukaufen.  In  dem  Referat  des  Stadt- 
rates Oppenbesoeb  heifst  es  diesbezüglich .  „Das  Hans  mflssen  wir  leider 
erwerben,  weil  uns  sonst  die  Beliclitung  der  Scbwarzingerschule  volllcommen 
verloren  gehen  würde,  so  bedauernswert  es  ist,  daf«;  das  uachtriglich  ge- 
schehen mufs."  Die  Gemeinde  hat  nun  die  411  Quadratmeter  omfasseode 
Realität  in  der  Kleinen  Pfarrgasse  Nr.  10  um  den  Panschalpreis  raa 
58000  Kronen  ingeiHRift.  HoffenWcii  irineo  et  I^iver  nod  SeMfter  in 
der  „SehwiRbigenclmle*'  wn  sohitseB,  dsß  mm  58000  Kronen  nnigftty 
Ulli  ihnen  mehr  Licht  und  Luft  zu  verschaffen. 

UniversItfitsTorlegBD^n  über  Schnlhv^eiie  werden,  wie  die  »JT. 
1^.  Presse""  mitteilt,  im  bevorstehenden  Winter  in  Wien  mm  ersten  Male 
abgebalten.  An  der  medizinisclien  Fakultät  wird  Dozent  Dr.  R.  Gra>^- 
BEROEB  ein  zweistOodiges  KoUeg  über  Schulhygiene  lesen^  au  der  pbiio- 
sopfaisehen  Fakultät  hat  derselbe  ein  gleich&Us  zweistündiges  Kolleg  Ober 
ingemelne  Hygyiena  ffBr  LelmuDlAiiidiMien  ndt  besonderer  BerlehiiBhtignng 
der  Schnlhygiene  aagekttndigt  Durch  diese  Torieerngm  sollen  die  MMbd- 
schul- LehramtBkindiditen  ttit  dm  PrinsipiMi  der  SdndhjpglHW  bekennt  ge* 
madit  werden. 

Fng^eteilter  Unterricht.  Tn  München  soll,  wie  wir  der  „^funrh 
med.  Wochenschr.''^  (Nr.  35)  entnehmen,  infolge  Entgegenkommens  des 
Köuigl.  Ministenums,  an  einer  Parallelklasse  der  drei  untersten  Klassen  de» 
Theresieng^mnashims  ein  YerBUoh  gemacht  werden  mit  der  Verlegung  des 
gestmtnn  ünterriehtB  tnf  die  Yonnitlagsrtnndfln  und  WegM  des  Nndh» 
mittagsonterrichts. 

fiber  die  Reinhalfung  der  Sebolsinner  hat  die  königl.  Regienmg 

in  Düsseldorf  im  Amtsblatt  eine  Verordntmg  erlassen,  in  welcher  sie 
ersnrht,  anch  in  »1p!i  Srhnlen,  in  welchen  b!«;her  nicht  crenfi<?end  für  die 
ertorderiiche  Reinliclikeit  p^ej-orgt  ist,  durch  groisere  Keinüchkeit  kräftiger 
auf  Güsuudheit  und  Erziehung  der  Schulkinder  hinzuwirken.  Unter  Auf- 
rcchterhaltung  weitergebender  Aoordnimgen  der  Scboldeputationen,  der 
Gemefndebebftrden  nnd  Im  Gebiete  der  lAndreehtlleben  Sonlettlssehnle  der 
Sefaolvontftnde  wird  deebilb  «ngeoidiiet,  dnfo  die  Hrasflire,  Treppen  nnd 
in  den  Klassenzimmern  mindestens  die  Gänge  und  freien  Flächen,  tunlichst 
aber  auch  die  Räume  unter  und  ^'^i'^rhen  den  Bänken  täglich  nach  Be- 
endigung dp'^  TTnterrichts  zu  reinigen  siiifl.  Wo  nicht  die  Fnf^börirn  mit 
staubbindeudem  Öle  getränkt  sind,  soll  das  Reinigen  durch  Kehren  mit 
feuchtem  Sägemehl,  sonst  durch  trockenes  Kehren  und  auf  Linoleum-, 
Xylolitb-  odbr  liinliehen  Fnfsboden  tnnUeiist  durch  feuchtes  AnMsohen 
gescbeben.  linolemnboden  sind  mindestens  jlbtlioh  eionul  frisch  m 
wacbsen.  Behoft  Erleichterung  der  Reinigung  wird  die  Anschnffllag  ge> 
eigneter  zweisitziger  Bänke  (Mngend  empfohlen.  Klassendmmer,  welche 
zugleich  dem  Unterricht  der  Fortbildungsschulen  dienen,  sind  jedenfalls 
täglich  vollständig  zu  reinigen.  Nach  dem  Kehren,  spätesten^;  aber  morgens 
vor  Beginn  des  Unterrichts  ist  der  St«ub  von  den  Banken,  Tischen, 
Schränken,  Bildern,  Tttren  und  Treppen-liaudläulern  feucht  abzuwisciien. 
Die  Spncknftpfe  rind  tlgUcb  su  reinigen  nnd  mit  neuem  Wnsser  sn  ver- 
sehen.  Wände,  Deelien  nnd  TOren  sind  mindestens  monatUeh  nnd,  wenn 


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wegen  ansteckender  Krankheiten  notwendig,  wöchentlich  gründlich  zu  rei- 
Digeo.  Monatlich  einmal  an  StmCsenseiten  nnd  Orten  mit  starker  Staab* 
entwicklong  öfter,  find  die  Fenster  zu  waschen.  Die  Fuisböden  sind  in 
den  Ferien  gründlich  zu  waschen  und  zn  acheuern.  Wo  nicht  zweisitzige, 
nmlegbare  Scholb&nke  vorhanden  nnd,  mols  das  Mobiliar  tunludist  während 
des  SobanerBB  ans  dem  SchnlBininer  entfernt  and  im  Freien  gründlich  ge- 
reinigt werden.  Wo  nicht  besserer  WasdaMtelch  vorgesohriebeo  oder 
ObHch  igt,  bat  das  Übertünchen  der  Wände  «dt  Kalk  adodestens  einmal 
im  Jahre,  wegen  des  nachherigen  Austrocknens  am  besten  zn  Anfang  der 
Herbstfprien  zn  pesrhchcn  Sonst  genügt  eine  alle  zwei  Jabre  stattfindende 
Erneuerung  des  Anstrichs  der  Wände  und  DedEea,  besonders  wenn  Leim- 
farben verwendet  werden  nnd  ein  etwa  1,30  m  hoher  üllarbesockel  ange- 
bracht wird.  Znm  Anstrich  dürfen  keine  grellen,  gtft-,  besonders  arsenik- 
baltlgeii  FarlMloffe  gewUdt  werdM.  Vor  den  9nünm  ÜingangaMieD  sind 
«narolcheiid  groAe  Kratteisen  aniabringen,  und  diA  Sebolkindff  aind 
deren  regelmäfsige  Benutzung  znm  Reinigen  der  Fflbe  streng  zu  gewöhnen. 
Zn  empfehlen  sind  auch  Leder-  oder  Holzmatten  vor  dm  Klnssentflren. 

Auf  die  Wichtigkeil  und  Notweudi^^keif  des  VolksbadeweaeEi 
weist,  wie  die  „Volks-Zig.^  mitteilt,   die  Üegierung  in  Minden  in  einer 
jüngst  erlassenen  Verfügung  hin  nnd  bemerkt  hinsichtlich  der  ßchulbraose- 
bäder,  dafs  diese  steh  nach  jeder  Richtung  hin  bewährt  und  nicht  nor  m" 
mittelbar  in  berag  aaf  den  Betalicfakaitsainn  nnd  die  OenadheR  dsr  Kinder, 
sondern  mittelbar  aoch  auf  das  FUtemhana  insofern  einen  Mbr  gttnstigen 
Einflofk  aoflgeObt  haben,  als  selbst  die  ärmsten  SchuUdndar  seitdem  weit 
sauberer  am  Körper  sowie  ordentlicher  in  Wäsche  nnd  K!cklnng  c:phalten 
werden.    Das  Schnlbad,  so  wird  ans^efHhrt,  hat  sich  demnach  als  em  un- 
schätzbarer Erziehungs-  und  Kulturfaktor  erwiesen.    Auch  in  Lwulsi  hulpti 
lassen  sich,  wie  der  Kreis  Schmalkalden  durch  zahlreiche  Beispiele  gezeigt 
bat,  Schnlbrausebäder  ohne  erhebliche  Kosten  herstellen ;  in  diesem  Kfolie 
«ind  in  jüngster  Zeit  äUe  YolhMchnhwnbaaten  mit  BraDaebIdetn  fersehen 
wofden,  obwoU  der  Wohlatand  dar  Landgemeinden  kalnaBweg»  ein  besonder« 
günstiger  ist.    Hintiditlioh  des  Tdksbadcwesens  im  allgemein«i  weist  die 
Regierung  in  Minden  noch  weiter  darauf  bin,  dafs  besonders  zu  empfehlen 
ist  die  An!a?:e  von  ständigen,  ohne  Rttfiksicht  aof  die  Jahreszeit  zu  be- 
antzenden  billigen  Badegelegenheiten. 

Zahnärztliebe  UntersueUung  der  Schulkinder  iu  (Jauuütatt. 
Wie  Cannstatt  mit  der  Bestellong  eines  Sdiolarztes  in  Wdiltembecg  Toraa- 
gegangen  Ist,  so  wild  hier  nna  anch  die  ernte  aahair etliche  Fiisoffge  den 
SchaUdadem  m  tefl  mden.  Kaoh  dner  Mitteflnng  des  „ülmer  TgU^ 
haben  siob  drei  Zahalrrte  erboten,  die  Behfller  aller  VolksschaUdanea  in 
bezug  auf  die  Zähne  zu  untersuchen.  Der  Befnnd  soll  den  Eltern  mit- 
geteilt werden.  Kariöse  Zähne  wollen  die  Herren  kostenlos  plombieren. 
Das  nötige  Material  dazu  stellt  die  Stadt.  Die  frühzeitige  Gewöhnung 
an  eine  geordnete  Zahnpflege  kann  nicht  hoch  genug  angeschlagen  werden. 

Über  das  Y«riMÜt«i  4os  Lehii^enoMk  M  üiflOlNi  m  Mnl- 
hti4en  iat,  wie  die  Tageihlittv  meidan,  neaeidiDgs  eine  VeriBgnng  der 
Bediner  Seholdepatation  eigangea.  Unterm  4.  November  1879  war  an* 
geordnet  worden,  dab  flbar  antegewöhaliehe  Yoiiüle,  hmbeeoadflio  Vor- 


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782 

let7nn?en  von  Schulkindern,  Unglflck«;fl^lle  und  dergl pichen,  die  <?ich  etwa 
in  der  Prhnle  ereignen  sollten,  solort  und  unaufgelord»  rt  dem  zuständigen 
Stadtschuiiiispektor  zu  berichten  ist.  In  Ergänznug  dieser  Vertugung  er- 
\&kt  jet2t  die  Btädtisclie  Schuldeputation  hier  an  die  Rektoren  der  hiesigen 
GaaeindfladnileB  noch  eine  BnndTerfügung,  worin  sie  die  Bektareii  wulnfik, 
bei  ünftUen  von  SehnÜtiDdeni  das  erste  Angenmerk  «nf  die  Üntersodumg 
des  verletzten  Kindes  durch  den  Schularzt  oder  die  KettnngsgMelladitft 
tn  richten.  Das  dem  Rektor  nntorstellte  Lehrpersonal  soll  von  diesem 
angewiesen  werden,  ihm  jeden  ünfall,  durch  den  da«;  Befinden  des  Kinde? 
auch  nur  einigermaisen  beeinträciitii^^t  erscheint,  ohne  allen  Verzug  ?ti 
meiden,  aaniit  seitens  des  Rektors  gtgelJtüeDlalls  mit  gröfster  Schleunigkeit 
die  geeigneten  Schritte  getan  werden  können.  Die  städtische  Schnldepn* 
tation  spricht  die  Erwartung  aas,  dab  die  Bektoren  sich  daaemd  Uber  die 
Art  and  Weise,  wie  die  ftnilidie  ünteisodiung  sich  am  leichtesten  herbei* 
ttknm  Ufet,  unterrichtet  halten. 

Kinderarbeit  im  Haushalt  nnd  in  der  Landwirtschaft.  Zum 
Gesetz,  betreffend  die  Kinderarbeit  in  gewerblichen  Betrieben,  hatte  der 
Reichstag  in  der  Sitzung  vom  23.  März  v.  J.  folgende  Resolution  pefaiist: 

„Den  Herrn  Reichskanzler  zu  ersuchen,  zum  Zwecke  von  Erhebungen 
tlber  den  Umfang  und  die  Art  der  Lohnbeschäftignng  von  Kindern  im 
Hanshalto  (Aufwartung,  Einderpflege  u.  dgl.)  sowie  in  der  Ijandwirlachaft 
nnd  deren  Nelmibetrieben,  ihre  Gründe,  ilire  Vonflge  nnd  Gefahren,  Ins- 
besondere ftr  Gesundheit  und  Sittlichkeit,  sowie  die  Wege  zwechmAJltiger 
Bekämpfung  dieser  Gefahren  mit  den  Landesregierungen  in  Verbindtiog 
zu  treten  und  die  Ergebnisse  der  Torgenonimenen  Ermittelangen  dm 
Reichstage  mitzuteilen. ' 

Gemfifs  dem  Beschlüsse  des  Bundesrates  hat  der  Staatssekretär  des 
Innern,  wie  wir  der  „Pädag.  Reform"  entnehmen,  nunmehr  den  Bundes- 
regieroogen  vorgeschlagen,  der  Besolntion  des  Reichstages  Folge  sn  geben 
nnd  zanichst  Ober  den  Umfang  nnd  die  Art  jener  Kinderbeschiftignng 
eine  Aufnahme  durch  die  Lehrer  (Lehrerinnen)  an  den  öffentlichen  Volks- 
schulen unter  Zugrundelegung  eines  einheitlichen  Formulars  am  15.  No- 
vember d,  J.  stattfinden  zu  lassen.  Die  Erhebung  soll  sich  auf  dicjrni^en 
volksschulpflichti^en  Kinder  erstrecken,  die  im  Laufe  des  Jahres  vum 
15.  November  11^03  bis  14.  November  1904  im  Haushalt  oder  in  der 
Landwirtschaft  und  deren  Nebenbetrieben  gegen  Lohn  beschäftigt  worden. 
Durch  die  Ermittelungen  soll  festgestellt  werden,  in  wieviel  Wochen  die 
Kinder  besefaftftigt  waren,  sowie  ob  sie  in  den  einsehen  Wochen  bis  au 
drei  Tagen  oder  Aber  drei  Tage  nnd  an  den  einzelnen  Tagen  bis  zu  drei 
Stunden  oder  Uber  drei  Stunden  beschäftigt  waren.  AuDserdem  ist  be- 
sonders zu  ermitteln,  wieviele  von  den  Kindern  aufserhalb  der  Ferien:^pit 
zeitweise  mehr  als  sechs  Stunden  täglich  beschäftigt  waren,  an  wietiei 
Tagen  durchschnittlich  in  der  Woche,  in  wieviel  Wochen  durchschnittlich 
nnd  in  welchen  Arbeiten  vorzugsweise.  Bei  der  Beschäftigung  von  Kindern 
mit  land-  and  ibrstwhrlschafUicben  Arbeiten  whrd  ferner  eine  Angabe  da- 
rüber verlangt,  in  welchen  versehiedenen  Arbeiten  die  einzelnen  Kinder 
im  Laufe  des  Jahres  vom  15.  November  1903  bis  14.  November  1904 
Torwendet  wurden.  Endlich  wurde  eine  Sonderong  der  Angaben  nach  dem 


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738 


Geschlecht  und  nach  Altersklassen  gefordert,  wobei  zwischen  Kindern  im 
Alter  von  anter  10  Jahren,  aolchen  im  Alter  von  10  bis  12  Jahren  nnd 
solchen  Uber  12  Jahre  unterschieden  werden  soll.  Die  Verarbeitung  des 
eDtstehenden  Materials  soll  durch  das  K.  Statistische  Amt  erfolgen,  indeneo 
bldU  «■  doi  Bimdearogittniiigea  vorbcbalteft,  die  Erlubiingeii  ihr  ilur 
8taai^gebi«t  dnreh  LndesbebOiilai  nsammenitflUeD  re  laneii  und  Uemf 
l^iglich  die  Gesamttibeniclit  ndt  dem  mgrande  Hegenden  Hateriil  dem 
K.  Statiitlsdieii  Amt  elasiiNiideB. 


TLmUiiit  Vevfif«itjjeit. 

Organisation  der  Gesandheitäpiiege 
in  den  Ctemeindeseknlen  der  Stadt  St.  6aUen« 

(Vom  29.  April  1904.) 

1.  Die  Obsorge  für  die  Schul  Gesundheitspflege  ist  Aufgabe  der  edlld« 
hygienischen  Kommission,  der  Schalärzte  and  der  Lehrerschaft. 

A.  Die  schnlhygieaisclie  Kommission. 

2.  IHe  schnlhygienische  Kommission  wird  vom  Schulrat  gewählt  und 
setsi  sidi  zusammen  ans  drei  Mitgliedern  des  Scholrates,  den  Scbolftrztea 
msd  iwei  Yertwiem  der  Ldireneiiift,  Sie  iriid  fon  dnem  Bcindralimittfied 
ptteidiMt. 

Im  Bedttrfhislslle  kann  sie  sn  üuen  Beratnagen  auch  andere  Bach- 

▼entftodige  7!! '/i eben. 

3.  Die  schulh\ LMCiiische  Kommission  befafst  sich  mit  den  Fragen  der 
allgemeinen  Schalhygiene.    Es  kommen  ihr  namentlich  tolfrende  Aufgaben  zu: 

a)  Begatachtnng  von  Plänen  für  Neobaaten  and  grüiseren  Keparataren 
von  Seholhaiisem,  TamhaUeB  niw. 

b)  Überwafbnng  des  sanitlren  Znstandes  der  SdndlilQser,  TanhaDen, 
Badeeinrichtnngen,  Spielplätze. 

c)  Mitwirimng  bei  der  Anfstellang  der  Stundenpläne. 

d)  tjhfrwarhunfr  der  Hygiene  des  Unterrichts  dnrch  Kontrnlle  der  Be- 
lenchtung,  üeizung,  Lttftnng  in  den  SolmlliAiueini  der  Bänke,  Lehr- 
mittel usw. 

e)  Anordnung  der  nötigen  Vorkehrungen  beim  Ausbruch  von  Epidemien» 
nie  EinsteUang  des  Unterridils,  Anordnnng  von  Desinfektionen  n.  dgl.' 

f )  Kontrolle  der  T&tigkeit  der  SebnUmte  nnd  der  Lebrersekaft. 


*  Torbebalten  bleiben  die  BeiÜmmiingai  Ton  Artikel  109  n.  ff.  der  „In- 
itmktion  f&r  die  Oemeinderite  und  ()rt«ge9undheit8koiBniiidloiien,  betrdBTeild  die 
öfleatlicke  Getundbeittpflege''  vom  18.  l£ai  1901. 


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734 


4.  Sie  referiert  über  ihre  Wirksamkeit  dem  Scholrat  und  steUt  diesem 
bezügliche  Anträge.  In  drijigeadea  FäUen  trifft  sie  anter  Kenntniagabe 
•B  d€ii  SdnlpfisidMiten  mid  unter  YoiMilt  dar  endgUitigoB  Bmc^rtiiag 
dnidi  den  Seholnt  die  nfitigen  AnoidnnigMi. 

B,  Die  ScknlifBte. 

5.  Die  Schulärzte  werden  vom  Schulrate  auf  die  Dauer  Yon  drei  Jahren 
(zusammenfallend  mit  der  Amtsdaaer  des  JEUtes)  gewählt.  Sie  müssen  im 
Besitze  des  eidgenössischea  Arstdiplomes  sdn. 

6.  Die  SdnilnCe  knlMB  einender  in  ihnr  Titiglnit  in  Yeitreteo. 
Bei  länger  als  echt  Tage  dauernder  Abwesenbeit  luiben  de  dem  MsideDten 
der  Bcbnlhygienischen  Kommission  Mitteilnng  zo  machen. 

7.  Neben  ihrer  Teilnahme  an  den  Arbeiten  der  ^chTiIhvcrioDischen 
Koinmission  sind  die  Schulärzte  um  die  persönliche  Hygiene  der  Schal- 
kinder  im  besonderen  besorgt: 

a)  beim  Begma  des  Schuljahres: 

dorcb  Unftenochang  und  etent  Zutdutelltng  deijenigen  8chalpilidi> 
tigen  Kindeff,  deren  körperlicher  oder  geistiger  Zustand  ihre  Eignung 
zum  Schulbesuch  fragUdi  erscheinen  Iftfbt; 

dnrch  Untei^uchung  sämtlicher  neu  eintretender  Primarschttler  r^. 
SchttlerinnoTi  nuf  ihren  Köipenastaiid,  mit  spezieUer  Berückgichtigiuig 

der  Augen  uml  Ohren; 

durch  Mitwirkung  bei  der  AosscheidoBg  der  Schulkinder  für  die 
Klassen  der  Schwachbegabten; 

b)  «ilurend  des  Schnljahrei: 

durch  Eontrolle  der  Schulkinder  nifarend  der  ünterriehtatonden ; 

durdi  Untersuchung  deijenigen  SchoUdadar,  «eiche  ihnen  ven  der 

Lehrerschaft  als  krankheitsverdächtig  zuErewieson  werden  oder  der 
Dispensation  von  einzelnen  Fächern  bedtlrftig  erscheinen  ; 
durch  Erforschung  der  Infektionsquelhiii  beim  Auftreten  ansteckender 
Krankheiten  nnd  Anordnung  deijeni^i^Q  Mafsregeln,  welche,  soweit  sie 
die  etnzebiMi  Scholidnder  aabelangen,  geeignet  ersdieiaen,  einer  Ver- 
BcUappung  der  Seuche  voisubengen; 

dnrch  Überwachung  allfUlig  notpendig  werdender  Deainfefctienen; 

dnrch  Mitwirkung  bei  der  Auswahl  deijenigen  Kinder,  welche  der 

Aufnahme  in  eine  Ferienkolonie  bedürftig  erscheinen; 
dnrch  eine  jiegen   den  Schind  des  Jahres  in  den  sechsten  Klawn 
vorzunehmende,  der  Eintrittsuntersnchung  entsprechende  Untersacbong 
sämÜicher  Schulkinder; 

c)  durch  Unterrtfttzung  der  Bestrebungen  fttr  den  Kindendntts. 

a.  Die  Schnlftfxte  hahen  die  Lehrer  in  die  wIchtigsteft  Kapital  der 
Schülbygiene  einanfithren. 

9.  Sie  erstatten  nach  Ablauf  des  Schuljahres  der  schalhygienischen 
Kommission  zuhanden  des  Schnlrates  einen  achriftlichen  Bericht  Uber  die 
Tätigkeit. 

10.  Die  ärztliche  Behandlung  der  oatersuchten  Schulkinder  i^t  n>ckt 
Aufgabe  der  Schulärzte. 


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731» 


11.  Die  schulby^ienische  Kommission  ist  berechtigt,  4m  Arbeitt- 
prognunm  der  ScholArzte  gebotenenfalb  zu  cnsoiteru. 

C.  Die  Lehrerschaft. 

12.  Die  Lehrerschaft  schenkt  der  Gesundheitspflege  der  ihr  anver* 
tränten  Schulkinder  die  gebührende  Aufmerksamkeit  und  unterstützt  die 
Schulärzte  bei  ihren  Untersuchungen ;  sie  weist  ihnen  diejenigen  Schulkinder 
zu,  weiche  ihr  kraokheitsverdachtig  erscheinen,  sorgt  fOr  die  Durchführung 
dar  YQO  den  Sobid&rzten  erhisseuen  Schnl?arbote  und  macht  sie  auf  beste- 
bände  ÜMtinde  in  hygieBiscber  Benehnng  aiifinwkiMnn. 


£iteraUr. 


Bespreoliaiigen. 

M.  BnoHBB-Bamn,  Dr.  mtd.  Kwn%  Ormdsfige  der  Bnttrangs- 
thenpie  «if  Bmä  d«r  ftiergleipftniwg  der  Nalmnii^.  Berlin 

1908.  '  Otto  Salle.    60  8. 

Die  neve  Theorie  der  ^energetischen  Emfthnmg**,  welche  der  Ver- 
fiaser  in  dem  rorliegenden  Büchlein  publiziert,  hat  etwa  folgenden  Inhalt: 

Befähigt  zu  Arbeitsleistungen  werden  wir  durch  die  chemische  Energie, 
welche  in  den  Nahningsmittelu  euthalten  ist.  Am  wertToUsten  sind  fQr 
nns  daher  die  Nahmngsmittel  so  lange,  als  sie  noch  keinen  Verlast  an 
ihrer  Eoflifto  dnrüh  iigendwMe  FM|Nffatlon«n  «litten  haben.  Dnroh 
die  baile  flblidie  Art  der  Vorberaitang  durch  daa  Kochen  Teriieren 
nan  aber  viele  Stoffe,  wie  nemenCIich  die  Eiwcifskörper  doroh  die  Oe- 
rinnnng  und  durch  Spaltnnfrcn,  einen  Teil  ihrer  ?^nergie.  Unsere  Lei- 
Btungsfähigkeit  mufs  ulso  steigen,  wenn  wir  die  Nahrung 
nach  Möglichkeit  als  „matii^re  vivante",  d.  h.  roh  geoiefsen. 
In  Betracht  kommt  für  dieses  Rohgeniefseo  fast  allein  vegetabilische  Kost; 
denn  das  Elweils  des  FMaehes  verliert  schon  dueh  den  Sterbeprozefe,  bei 
der  Leibeestane,  einen  Teil  aebier  Energie  nnd  stellt  daher  nor  einen 
«Akkamnlator  zweiter  Ordnong"  dar. 

Das  nngefthr  der  Inhalt  I  Es  ist  niehl  echwierig,  diese  Theorie  ra 
widerlegen. 

Erstens  läCst  sich  der  Gehalt  an  chemischer  Enerpio  überhaupt  nicht 
zum  Mafsstab  des  Wertes  einer  Nahrang  nehmen.  Substanzen  von  hohem 
Eaergiegeiialt,  wie  etv«a  die  Kuiüeuvva&serstoffe,  haben  gar  keinen  Nähr- 
wert, weil  sie  ?en  unserem  Körper  nieht  zersetzt  werden.  Bei  anderen 
SnbsCanaen,  deren  Energie  wirklieh  durch  Zeraetsnng  im  KOrper  disponibel 
wird,  können  wir  absdnt  nicht  entscheiden,  ob  die  chemische  Energie  in 
Wärme  flbergeht  oder  als  Arbeit  auftritt;  mit  Bezug  auf  die  Ähnlichkeit 
zwischen  Maschine  und  Organismus  i^t  ?n  sagen,  dafs  wir  im  Gegensatz 
2or  Maschine  bis  heute  beim  Organismus  nicht  den  jeweüigeu  Arbeitswert, 


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786 


den  „Nutzeffekt**  der  In  Terschiedener  Form  zogeführteo  Energie  an- 
geben können. 

Zweitens:  zugegeben,  da&  die  GrOfte  des  Energiegelialtee  yw  aUen 
den  Nährwert  bestimmt»  and  zugegeben,  dnb  bei  dem  Abiterben  gowoU 

wie  beim  Kochen  das  Eiweib  an  Energie  einbflAt »  wobei  allerdings  m 
kein  Anlafs  vorliegt,  von  einem  „hohen  Energieverinst"  m  reden  (S.  21) 
—  so  mufs  man  sich  fragen,  nb  nicht  das  Eiweifs  so  wie  so  diesen  oder 
sogar  einen  gröfseren  Energieverlust  erleidet,  weuu  es  in  Magen  und  Darm 
durch  die  Verdauuugssäfte  zanik:hst  gespalten  wird,  so  dafs  also  Absterben 
nnd  Kochen  des  Fleisehes  sOEusagen  nor  Prozesse  einer  leichten  Y(ir> 
▼erdannng  bedenteten.  Gegen  diese  Ansieht,  die  als  hente  üMt  aUgenda 
gültig  bezeichnet  werden  darf,  argumentiert  der  'Verfasser  mit  den  Worten, 
„dafs,  wenn  de  richtig  wäre,  ein  solches  Beispiel  von  Vergeudung  vor- 
handener Energie  in  der  Ökonomie  des  Orgfinismiis  rinzip  dastflnde."  Nim, 
auch  das  zugegeben,  daf«;  dif  nilgemeine  ^Meinung  wirklich  irrig  ist,  daCs 
wirklich  das  Eiweiis  im  wescntliclien  une  -^lulten  vom  Magen  und  Darm 
aufgenommen  wQrde  —  wobei  allerdings  bedenken  ist,  dals  die  Fro- 
dnktion  der  eiwei&Terdanenden  Fermente  durdi  uisere  Yerdannngsdrflsen 
m  einem  zwecklosen  Akt  gestempelt  wird  — ,  so  bleibt  m  fragen,  wie  der 
Verfasser  dazu  kommt,  die  in  Yegetabilien  enthaltenen  Fette  und  Koblea- 
hydrate  als  vollwertige  „Akkumulatoren  erster  Ordnung**  zu  zählen,  die 
zwar  durch  das  Kochen  keine  Verändemng  erfahren,  aber  zweifellos  im  Darm 
vor  ihrer  Anfnahme  durch  eigens  dnm  abgesonderte  Fermente  zerlegt 
werden,  also  Energie  verlieren.  Demnach  gibt  es  „Akkumulatoren  erster 
Ordnung"  überhaupt  nicht,  vollwertige  iSahrung  nach  des  Yerfassera  Wünschen 
ist  in  jedem  Fan  eine  Unmöglichkeit. 

So  fBUt  also  die  vom  Yerfittser  aoigestellte  Theorie  in  sich  sussauneo. 
Es  mag  vielleicht  sein  gutes  haben,  namentlich  fQr  die  St&rknng  der  Yer- 
daunngswerkzcngc,  die  Nahrungsmittel  möglichst  in  rohem  Zustande  n 
geniefsen ;  aber  mit  ihrem  Enerä^iepehalt  hat  das  gar  nichts  zu  tun,  uüd 
wenn  d^r  Verfasser  von  den  vielen  schönen  Erfolgen  seiner  Therapie 
spricht,  so  kann  er  von  Glück  sagen,  wenn  aus  einer  so  unrichtigen  Theorie 
günstige  Resultate  erwachsen.  Dr.  B.  HÖBEB-Zflrich. 

Geobo  Liebe,  Dr.  med.   Die  stndimnde  JngnnA  ud  die  Alkthel- 

frage.    Erlangen  1904.    19  S.    M  0,30. 

Ein  Vortrag,  der  sicherlich  auf  die  Schüler,  an  die  er  gerichtet 
wurde,  tiefen  Kindrurk  gemacht  hat.  Die  Schrift  ist  als  AL'itatioiismittel 
gegen  den  Alkoholismus  warm  zu  empichieu.      Dr.  E.  HoBSA-Züridi. 

Bibliographie. 
Die  mit  *  bezeicbueten  Werke  worden  der  Redaktion  zugesandt. 

*Ächter  JahresberkM  der  PestahzzigeseUschaft  in  Zürich^  umf.  den  Zeit- 
raum V.  1.  April  190.3  bis  31.  März  1904.    Zürich  1904.    8".  56  S. 

*  Annales  de  ki  Faculte  des  Sciences  de  tUniversUe  de  Toulouse.  Denx. 
Serie.  Tome  V,  Ann6e  1903.  3^*  et  4"«  Fase.  4°.  S.  257—479, 
und  Tome  VI,  Ann6e  1904.    1«»'"  Fase.    S.  1— llö. 


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737 


Bandi,  H  .  nnd  Zanqg,  E    Dcis  schwedische  Turnen.    Bericht  über  eine 

Stadienreise  nach  Stockholm.    MonatsW.  f.  Schnltnmpn  1904. 
Bbrgsr,  H.,  Kreisarzt.    Gröfse  der  Schulkinder  und  der  SchtUbänke. 

(JntennchiiDgeii  an  7277  SdmUdndern.    Ztschr.  f.  Hyg.  n.  Infektions- 

knnkh.    1904,  XXm  Bd.,  8.  H. 
^BiROBR,  H.,  Kraisant   Die  Seküaräifrage  fOr  hBhen  IdknmlaUm. 

Nach  ein.  Vortrag,  geh.  in  d.  HanptTersainmhnig  d.  Ver.  d.  Mitgl.  d. 

höh.  I.ehrerstandes  in  d.  Prov.  Hannover,  zo  HannoYer  1904.  Bamboig 

n.  Leipzig,  L.  Voss,  1904.  79  S. 

*  Bericht  der  ZenircUschulpflege  Zilrich  an  den  Erziehungarai  über  dir  nn 

S<^u^<jJire  1903/04  nUt  der  FaraUelisatian  nadi  der  Leistungsfähigkeit 

gemaclUm  Erfährungen.  A.  d.  Gesch&ftsber.  d.  Zentrakchulpfl.  Zürich. 

1904. 

^Beriekt  4het  dm  II.  seikweiseriBckm  BOdungskura  fikr  LekrMß»  an 
ßpetialJclassen  und  Ansialim  fBr  schwachsinnige  Smäet  im  ZtkM> 
Amtl.  Schulbl.  d.  Kant.  Zürich.    1904,  Nr.  7. 

♦Blasius,  R  ,  Prof.  Bericht  über  den  I.  internal.  Konqreß  für  Schulhygiene 
in  Nürnberg.  Sep.-Abdr.  a.  d.  Monatsbl.  f.  öff.  (iesundheitspfl.  1904,  Nr.  7. 

*DAJdAäCBB,  A.  Alkohol  und  Volksschule.  Der  Lehrer  mid  die  soeiale 
Drage,  Sos.  Fortachritt.  Hefte  n.  Flugschr.  f.  Volkswirtsch.  o.  Sozial- 
politik, llr.  24.  Leipzig,  F.  Btetridi.  Kl.  8^  16  S.  ü  0.15 
(Eianlbaik). 

Embbson.     Medical  school  inspection  in  Qreater  New  York.  (XrzU. 

Sc hnl lnspektion  in  Grofö-Xt  w  York.)   Brooklyn  Med.  Journ.   Mai  1904. 
*£kismann,  f.,  Prof.  Stadtrat.    Einige  Bemerkungen  zum  ersten  Inter- 
naüotuüen  Kongrefs  für  Schulhygiene  in  Nürnberg.    Sond.-Abdr.  a.  d. 
Ztschr.  f.  Schnlgesondbeitspfl.  XVII.  Jaiirg  ,  6.  H. 
'*£ngblborn,  Dr.  med.    Die  Sdtukarttfrage  m  Wttrttemberg.   I.  Anifar. 
d.  Wflrtttmb.  Intl.  Landeeamaeli.  aiiigfiarbdtot    Soiid.-Abdr.  a.  d. 
Wflrtt.  Media.  GoiT«ap.-BL  1904. 
*Frenzel,  Frans.    IU  die  BtjfCkopaihologie  auch  ein  Gegenstand  der 

Pädagogik?    Sep.-Abdr.  a.  d.  Monatsschr.  f.  Soz.  Med.   I.  1904. 
'^Geschäftsbericht  der  ZeniraUchulpfiege  der  Stadt  Zürich,  1903.  ZOrich, 

1904.    8^    102  S. 
ÜRIESBACH,  Prof.    Iniemaiiotuikr  Kongrefs  für  Schuütggiene,  2iumberg 

4.-9.  Aprä  1904.    Gesunde  Jagend.  IV.  Jahrg.,  H.  3/4,  1904. 
*Jährhu^   der  SdiweiMeriedim  QeeeBeAafl  fOr  Sdmigeemähdtspfiege, 
y.  Jähig.,  1904,  L  TaQ.  Zfiricb,  Zlircber  &  Fnrrer.  Gr.  8^  201  S. 
Bericht  über  den  I.  Internat.  Kongrefs  für  Schalgesnndheitspflege  in 

Nürnberg  (4. — 9.  April  1904).   Mit  znhlrpichen  Illustrationen. 
Fr.  Zollinger.    Krzichungssekr.,  Zürich.    Redaktion.  Allgemeines. 
Il\Kiene  des  Uülei i iclits,  physische  Erziehung  der  Jugend,  Ver- 
aiistäiliingen  für  anomale  iünder. 
Db  Oourtbn«  Sdralinspektor,  Wallis.  Hygienische  Blnstrationen  der 

Lehrw  und  Sdifller. 
Hbllbr,  Dr.,  Bein.   Koednkaition,  Internate,  sanelle  hyg.  ünter- 

weisangen  der  Schüler. 
Hbhchoz,  ScbnUaspektor,  Lausanne.  Hygiene  der  Unterrichtsmittel. 


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7dd 

LüTnr,  Gymnasiallehrer,  Beni.  Schulmobiliar. 

SiLBEBSCiiMiDT,  Df.  med.,  Zfirich.    IjifektiODäkrA&kUeite&,  Ptiege 

dee  Gehörsinns,  MorbiditUsstatistik. 
Btimr,  Dr.  med.,  ZBridi.   Piflge  lie«  GehMuM,  Zthopilflgo. 
Yahnob,  Dr.  med.,  Bern.  Die  Metboden  4er  Jfetmig  der  geiatigeii 
Ermttdnng  der  flehlller. 

*KBMiNT,  Franz,  Direktor.  Gegenwart  %md  Zukunft  der  körperlichen 
Ereiehung.  P&dagog.  Bausteine,  Fla?*?chr.  z.  Kenntnis  H  pädag.  Be- 
strebungen d.  Gegenwart.  H.  21.  Berlin,  Genies  &  Hödel,  1904. 
8*.    89  S.    M  1.20. 

*Lwtj  Aug.,  Dr.  Varrieration  mentale.  Contribution  ä  t Stüde  de  iü 
paAohgid  rnfmUk,  BmzeUee,  J.  LeMgoe  ä  Co.,  1904.  8^  2B»  8. 
mit  nivstnitioiien  mid  Tabellen. 

LOBRIIANK,  Lbo,  Prof.  über  die  Angaben  wtd  die  Äusbildumg  mn 
Sekulärsten.  Vortr.,  geh.  in  d.  3.  Plenarsitarang  d.  I.  intern.  Kongr.  f. 
Srbiilhygiene  zu  Nürnberg.    Ges.  Jugend.   IV.  Jahrcr,,   H   .S/4,  1904. 

*LuB£DANK,  Dr.  med  l)i£  Gesundheitspflege  des  Scihi/Ukindes  m  J^iUern- 
hause.    Hamburg,  L.  Voss.    8^    219  S. 

*lb«HBRT,  M.  tjier  SpnaduKfnmgen ,  mU  hmtiitnr  BehkMcktigmg 
im  Stammebu  wtd  ShUmrn  hei  SMOtindem,  Dmdea,  A.  Urbtn, 
1904.   9^.   40  &   M  0.75. 

*NORBY,  Skoleinspektor.  BergMB  foUceskok  Skolestgrets  aarsberetmmg 
fer  1903.  (Jahresberioht  der  ToUuicbvlverwaltQiig  in  Bergen.)  Bergen 
1904.    4^    106  S. 

*ROLLBTl,  K.,  Oberlehrer.  Die  Beschäftigung  der  iSchuitr  (kr  h/Jteren 
Lehransialten  aufser/ialb  der  Sclmle,  mm  gesundhetUidten  SUmdpimkte 
aus  beiradtUL  Vortr.,  geh.  nnf  d.  I.  inbem.  Koogr.  f.  Sebolhyg.  zu 
Nflmberg.   8ood.-Abdr.  n.  d.  Pldag.  Arehi?. 

*8lOKrNOBR,  A.,  Dr.  Der  ünterrichisbetrieb  in  grofsen  Volksschuikörpem 
am  mcht  schematisehF^mheitlich,  sondern  differengiert-einheitUch.  Zu- 
sammenfassende  Darstellung  der  Mannheimer  Volkssohalrefonn.  Mann- 
heim, J.  Bensheiraer,  1904.    8^    172  S.    M  3.20 

♦Stadelmann,  Heinr.,  Dr.  med.  SchwacJibeanlagte  Kinder.  Ihre  For- 
derung und  BeJiondlmig.  München,  0.  Gmelin,  1904.  8^  40  S.  ü  1.20. 

<*6üOK,  Haus.  Wia  iommm  wir  U  dtr  SMSbankfrag«  vanoärt»?  Oku- 
lottenbnrg,  P.  J.  MflUer,  1904.   8^   20  8.   ü  -0.60. 

TiBBBL,  F.,  Rektor.  Wie  kann  die  Stkuile  daeu  mitwirken,  die  Jugmi 
vor  (kr  äherhandnehmendm  VerpDtlfmffmM  m  kewakrmf  Die  Jngend- 
ft!r>nr'^e     1904,  H.  7. 

Thurm,  Martha.  Die  Bildung  und  Fortbildung  der  XunUekrerin. 
Körper  und  Geist.   1904,  Nr.  11  u.  12. 

Waldscbhidt,  J.  Die  SehMnrtm,  Deutsche  med.  Wochenscbr.  1903, 
Nr.  30. 

^ZUSntBOBLBB,  W.  SchweieeriadieB  Zmid-JSrMmgthäm  Qlarisegg,  Das 

/weite  Schuljahr,  1903/1904.    Selbstverl.  d.  Erziehungsh.    8«.   21  S. 
^Zwölfter    JahrPHherkht    der   Helveiia,    Abstinentenverbindung    an  den 
schweizerischen  Mittelschulen.  April  1903  bia  April  1904.  8^.  19  8. 


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IL  Jahrgang.  1904.  No.  10. 


•rijiiitUbliaitilitnsen. 

Dm  flehulwitweMa  in  DenteohlMid, 

Bericht  Uber  die  Ergebnisie  einer  ümfrftge  bei  den 
grOfseren  Städten  des  deatsoben  Beicbee. 

Von 

Dr.  Paul  ScHUBBBT-Nürnberg. 

(.IMII'MlltWHIIg  ) 

VI.  Hygieniselie  Vortiige,  TeUnabme  «n  LehrerkoifeMSsei* 

Bekinntliefa  bildet  in  Ungarn  die  Unterweisong  der  Schiller  in 
der  allgemeinen  Hygiene  einen  wesentlicben  Teil  der  aehnlintliehen 

Pflichten.    Allerdings  sind  die  nngarisohen  Schnlarzteinriohtnngen 

nur  für  Mittelschulen  geschaffen,  und  die  Schulärzte  funktionieren 
dort  geradezu  ab  Fachlehrer  für  Hygiene  mit  dem  Titel  eines  Pro- 
fessors. 

Tu  Deut^cliland  sind  mit  weni^pen  Ausnahmen  nur  für  A'olks- 
schulen  Schulärzte  angestellt;  es  ist  daher  begreiflich,  dafs  die 
Erteilung  von  Hygieneanterrieht  nirgends  in  das  Programm  ange- 
nommen ist. 

Meiningen,  dessen  Schnlarztwesen  auch  alle  höheren  Schulen 
nmfaCst,  hat  bisher  den  Hygieoennterricht  noch  nicht  eingeführt, 
doch  ist  dies  jetzt  in  Anregung  gebracht  Charlottenburg  erklärt 
auf  dem  Fragebogen,  dafs  ein  scloher  Unterricht  „zum  Teil  frei- 
willig*^ erteilt  wird .  Nenweifsensee  bei  Berlin,  von  deeaen  Dienet^ 
Ordnung  ein  J>m0kezemplar  nicht  yorbanden  i»t,  beseicbnet  enf  dem 
Fragebogen  die  Erteilncg  eines  solchen  Untemchts  ais  erwünscht, 
nnd  in  Schleswig  erklttrt  der  Sohnlamt,  dalk  in  allen  Klassen 
„Untsrweisnngen  in  Vorbeagang  Ton  Erkrankungen  dnrch  Nagel-» 

Der  Sehnlarit.  IL  21 


S02 


740 


Naaen-  nnd  Badienreiii^iiiig»  tiefe«  Atmen  und  deigleielieii''  ertölt 
wird.  Aneoliemeiid  abd  damit  fielehrangen  nnd  finnalmitDgen  ge- 
meiat»  die  aolälalieb  der  ftntliolieii  Sduilbeaiolitiguag  dort,  wo  die 
Befände  an  den  Kindern  dam  Aalab  Meten,  gewilb  anok  an  vielen 
anderen  Orten  aeitena  dea  Sehnlantee  erfeigen. 

NirgendB  in  Dentscliland  ist  bisher  der  Schularzt,  soweit  das 
vorlie^nde  Material  erkennen  Iftfst,  mit  Erteilung  von  Hy-ieue 
Unterricht  in  der  Schule  ex  officio  betraut  wurden.  Gehen  docii 
bogur  die  AuaicLleu  darüber,  was  hier  als  wünscbeua-  und  erstrebens- 
wert anzusehen  sei,  reobt  erbeblich  auseinander.  Wohl  die  Mehr- 
zahl der  Fachmänner  wüuscbt  nicht  äm  Schularzt  in  der  Volks- 
schule als  Lehrer  der  allgemeinen  (desundheitsptlege  angestellt  zu 
sehen,  sondern  niochte  nuch  diesen  Unterricbi^zweig  wie  jedes  andere 
Wissensgebiet  dem  Klassenlehrer  übertragen.  Das  würde  allerdings 
▼oranssetzen,  dafs  die  Yolksschuilehrer  bei  ihrem  Bildungsgang  auch 
in  der  Hygiene  ausreichend  unterrichtet  würden,  und  dafs  im  spftte* 
ren  Lehrerhemf  fOr  Auffrischung  und  Grgttnaong  dieses  Wissena 
durch  JLehrknrse  oder  durch  freie  Vortrage  geaoigt  würde.  Hierbei 
könnte  man  dann  mit  Vorteil  die  Schulärzte  zur  Mitarbeit  heran- 
aiehen,  indem  man  aie,  wie  es  schon  jetzt  an  Tielen  Orten  geschieht, 
zu  liTgieniflchen  Vortragen  in  Lehrerkonferenaen  verpflichtet  Es 
wild  davon  weiter  nnten  noch  einigea  an  sagen  aein.  Unter  der 
Voranaaetanng,  dak  der  Hygienennteirioht  in  Volkaachnlen  in  der 
Hand  dee  Lehren  bleibt,  würde  die  weitete  Frage  entatehen, 
ob  die  Gteaundbeitspflege  ala  aelbstindigeB  Fach  vorgetragen  werden 
aoll  oder  ob  aie  dem  natnrwiaeenm^afUichen,  inabeaondere  dem 
anthropologischen  Unteirioht  anzugliedern  iat,  oder  gar  nnr  in  Form 
einiger  belehrender  AnfflAtae  dea  Lesebnehea  ein  klrgliobee  Dasein 
zu  fristen  bestimmt  wird.  Diese  Andeutung  mOge  hier  genügen,  da 
die  Sache  nulit  mehr  zum  Schularztwesen  gehört. 

In  neuerer  Zeit  hat  eine  v  er  wandte  Frage  an  Bedeutung 
gewonnen,  die  deui  Schularzt  doch  wieder  eine  Lehraufgube  nicht 
nur  in  den  höheren  Lehranstalten,  soudern  nuch  in  den  Ober- 
klas.sen  der  Volksscbuh^  zuweist.  Es  ist  dies  die  sexuelle  Aut- 
klärung —  streng  genommen  nichts  weiter  als  ein  Sondergebiet  der 
allgemeinen  Hygiene.  Die  schwierige  und  verantwortungsvolle  Auf 
gäbe,  der  heranwachsenden  «Jugend  Belehrung  auf  sexuellem  Gebiet 
zu  geben,  wird  von  vielen  Lehrern  zwar  als  wichtig  und  ersprielk* 
lieh  anerkannt,  aber  als  ungeeignet  für  den  Lehrer  erklärt  und  dem 
■Sohularst,  gegebenenfalls  der  Schuläratin  sngeechoben.    Anf  dieaem 


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741 


903 


Gebiete  kt  noeh  alles  im  Werden,  und  im  deraeitigen  8olinlanft> 

w  ©9611  sind  davon  in  Deutaohland  lutum  die  allerersten  Keime  zu 

entdecken. 

Die  schon  erwähnte  Verwendung  der  Schulärzte  zu  hygienischen 
Vorträgen  in  Lehrerversammlnngen  findet  m  sehr  vielen  Gemeinden 
statt  und  kommt  in  den  Diensturdnungen  r^ewohnlich  in  der  Form 
zum  Ausdruck,  dai's  man  von  deu  SchiiUlrzteu  wahrend  des  Winters 
übpr  die  wichtigsten  Fmi^en  der  Schulhygiene  einen  oder  mehrere 
kurze  Vorträge  erwartet.  Ob  mit  den  Lehrerversammlungen,  wo 
diese  Vorträge  gehalten  werden  sollen,  freie  Zusammenkünfte  ge- 
meint sind  oder  offizielle  Konferenzen,  ist  aus  dem  Wortlaut  meist 
nicht  erkennbar,  und  es  dflrfte  damit  an  den  einzelnen  Orten  sehr 
▼erschieden  bestellt  sein.  '  Cassel  erlAutert  z.  B.  einen  in  der 
J^ienstordnung  gebrausten  Ausdruck :  „in  den  Lehrerversammlungen" 
auf  seinem  Fragebogen  mit  folgenden  WortMi:  „d.  h.  in  den  amt- 
lidiMi  Konfsrensen  der  Kreisscholinapektion".  Bonn  gibt  in  §  8 
attBdrflekiich  an,  dafii  der  einmal  im  Jahie  eu  haltende  Vortrag 
^anf  einer  Ton  dem  Kreiflsohnlinspektor  angeaetsten  Konfereni*' 
stattfinden  aoU.  Aneh  in  Apolda  und  in  Gorlita  apiioht  man 
▼on  »Konfisrans**,  ao  dab  nach  dem  henachenden  Spraehgehranche 
wohl  an  eine  amtüohe,  oiBsielle  Znaammenknnft  der  liehier  za 
denken  iat.  Wiesbaden  nnteraoheidet  anoh  beides  genan  und  sagt 
auf  seinem  Fragebogen,  dala  die  Vortrage  sovohl  in  den  Lehrer- 
versammlungen als  in  den  allgemeinen  Konferensen  gehalten  werden. 
In  der  Mehrzahl  der  Fälle  dürften  aber  die  regelmftlsigen  Sitzungen 
det  Lehiervert'iue  gemeint  sein,  die  wohl  ao  vielen  Orten  einen 
halbamtlichen  Charakter  tragen.  Vielfach  kehrt  nucli  die  Bemerkung 
wieder,  dafs  die  Vorträge  „auf  Ersuchen  des  Schuivorstandos"  (Jena), 
«,auf  Verlangen  des  Schulkol Ict^iums"  (Flensburg),  udr-r  ..nach 
Einberufung  durch  den  BürLrermeister"  (ätoiberg)  zu  halten  sind. 
Aiidergeits  zeigt  Königsberg,  wo  diese  Vorträge  „infolge  des 
schwachen  Besuches  und  der  vielen  anderweitigen  Bildungsgelegen- 
heitenwieder  abgeschafft  sind,  dals  die  Teilnahme  der  Lehrer  hier 
eine  freiwillige  gewesen  sein  mufs. 

Eine  bemerkenswerte  Ausnahmestellung  nehmen  Berlin  und 
liülhanaen  ein.  In  Berlin  werden  die  Vorträge  nicht  in  Lehrer 
vei-sammlnngen  abgehalten,  sondern  an  den  Elternabenden,  und 
Jlüihausen  Iftfst  die  Vorträge  zwar  „auf  Ersueheu  der  Lehiersohaft*' 
stattfinden,  fügt  aber  bei:  „Zu  diesen  Vortragen  sind  aneh  die 
Eltern  der  Kinder  seitens  der  Sohnlleitnng  einsuladen."  —  Auoh 


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204 


749 


ia  nnäanft  Bwiehung  bringt  Mfllhaiww  eme  wertvolle  Brweitonnig 
dee  Frogtamms  di<emr  Vortrlge.  Wlhrwod  mmlieb  in  allen  aadann 
Stldten  &8t  AuSDabnislM  nur  die  Sehiilhygiene  ak  Thexaa  vmga- 
aobrieben  ist,  wiid  in  Httlhameii  anoli  dia  hAnaliche  Bygiaoa  dea 
Kindea  in  Betraoht  gezogen.  Worma  nimmt  eine  beeondaca  Bflek- 
sioht  auf  die  geistig  nunderwertigan  Kinder,  indem  ea  in  §  17  Ter* 
fügt:  „Im  Laufe  des  Schuljahres  werden  die  Schulttrzte  in  Lehrer- 
veföunamluDgen   kurze  Vorträge   über   die   wichtigsten   Fragen  der 
Sohulhygiene,  beziehungsweise  der  Schularzt  für  die  Hilfsklassen 
über   die   rechtzeitige   Erkennung   der   in  pädagogischer 
Beziehung   wichtigen  Erkrankungeu   des  Iservensystems 
und  des  Seelenlebens  halten. Chemnitz  schreibt  in  §  19 
nicht  nur  Vorträge  in  Lehrerversammluii^en  vor,  sondern  verlangt 
noch:   „Die  Schulärzte  sollen  es  sieb   angelegen  sein  lassen,  die 
Lehrer  mit  den  Anfangszeichen  der  ansteckenden  KinderkrankhaiteD» 
insbesondere  anah  des  Veitetanaee»  aowie  mit  den  Erscheinungsfonnen 
der  Nasenraelienraumerkrankangen  und  der  Fallsucht  anf  seelischem 
Gebiete  —  epileptische  Äquivalente  ~  bekannt  zu  machen.''  St 
folft  nnn  ein  Verzeieknis  der  Oemeinden,  welche  solehe  Vortrage 
in  einer  oder  der  anderen  Form  entweder  in  der  Dienetotdnmng 
▼oreahreiben  oder  in  den  Vngebogan  ale  beeiahenda  Einriehtnng 
angaben«  in  alphabetiaober  Beihenfblge: 

▲aoben  (baabaiahtigt),  Alfeld,  Apolda,  Barlin,  Bonn, 
Bielefeld  (in  Anwteht  genommen),  Brita,  Oaaeel,  Ghemnits» 
Colmar,  Oottbne,  Darmatadt,  Dflren,  Dniabnrg,  Blmahorn, 
Erfurt,  Flensburg,  Frankfurt  a.  M.,  Frankfurt  a.  O.,  Frei- 
berg 1.  Sachs,  (beabsichtigt).  Friedenau,  Friedriohshagen, 
Gera  (beabsichtigt),  (jersweiler,  Giefsen,  Görlitz,  Göttineeu, 
Hagen,  Hameln,  Jena,  Ilmenau,  Kiel,  Konigshutie, 
Lichtenberg,  Mülhausen  i.  Eis.,  Neu we ifsensee  (in  Aussicht 
genommen),  Posen,  Remscheid,  Schleswig,  Steglitz,  Strafs- 
burg, Stolherc:,  "Weimar,  Wiesbaden,  Worms,  Zeits  und 
Zittau  (nach  ireiem  Ermessen  des  Schularztes). 

Das  so  wichtige  Ineinanderarbeiten,  hairaonische  Ergänzen  und 
Durchdringen  der  Berutstütigkeit  von  Lehrer  und  Schularzt  wtlrde 
weit  mehr  als  durch  gelegentliche  fiohulhygienische  Vorträge  in 
Lehrenrersammlungen  gefördert  werden,  wenn  sieh  die  Schulbehörden 
entsehlieisen  könnten,  den  Schnlarzt  mit  einer  gewissen  Kollegialität  ans^ 
zustatten nndibn  als  vollberechtigtes  Mitglied  an  den  Lehrer* 
konferenzen,  Inapektionasitsnngen,  Sehulanaaehllsaann.  dgL 


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743 


205 


teilnelimea  sn  lassen.  Esimxd«  icifaon  sagsdiiatst,  dab  «nfdsin 

WM  Alst  an 

boatop  bei  solclieE  gemeimatneii  BevatuDgen  voneinander  knien 
ktanen.  Der  Binbliek  in  manehe  Fnge  der  Yerwaltiing  enohliefiit 
aibh  dem  Sebnlarst  dnrbh  regelmälsigen  Besnoh  der  Lispektions- 
aitznogen;  er  leint  die  Qfenaen  dessen  kennen,  was  Ton  den  sobnl- 

hyg^enieohen  Ideelfordemngen  unter  den  gegebenen  Yerbältnissen 

erfüllbar  ist;  er  sieht  ©in,  mit  welcben  Schwierigkeiten  zuweilen  die 
Feststellung  eines  Stundenplans  zu  kämpfen  hat,  welche  Rücksichten 
oft  die  örtlichen  Verhältuisbe  der  Turnhalle  nnd  in  Mittel scliulen 
die  nnznlänglicbe  Anzahl  der  Fachlehrer  fordern.   Anderseit^s  würde 
manchem  Schulmann  dnrch  ständige  Teilnahme  des  Arztes  an  den 
Sitznngen  erst  ein  Verständnis  dafür  aufgehen,  dafs  es  im  Schnl- 
leben  kaum  irgendeine  Frnge  gibt,   die   nicht   Berührung  mit  der 
Hygiene  bat  und  durch  sachverständige  Besprechung  in  ein  anderes 
Xdoht  gerückt  werden  kann.   Wie  weit  man  im  allgemeinen  noeli 
von  solcher  Erkenntnis  entfernt  ist,  geht  denÜioh  ans  der  in 
Deatscbland  berxsohenden  Gepflogenheit  herror,  den  Schularzt  ni 
den  KonÜBienaen  nur  „nach  Ermessen  des  Scbulvorstandes"  einen- 
laden,  oder  »wenn  aohulftntiiehe  Fragen  auf  der  Tagesoidniuig 
atehem".  In  solehen  Anordnungen  TSfrät  sieh  der  enge  hygienisdhe 
Horisontj  der  gesundheitUeke  fiesiehnngen  anr  Sohnle  nur  bei 
nmohenden  Öfen,  lieobenden  Aborten»  ansteckenden  Krankheiien 
nnd  ihnliehen  handgreif  liehen  TTnsntr8gliohkeiten  sn  erkennen  yer- 
mag.   Beim  Dnrehmnstem  der  8ehulantordnungen  kann  man  sieh 
dee  Eindmoks  nieht  erwehren,  dafo  vielfaeh  eine  Sehen  daror  he- 
steht,  den  Sehularst  an  sehr  hineinsehen  nnd  dreinreden  au  lassen 
in  den  inneren  Betrieb  einer  Scbnle.    Nur  auf  Einladung  darf  er 
erscheinen,    und    mau    darf  vermuten,    dafs   diese  Einladung  an 
manchen  Orten  nicht  allzuluüifig  erfolgt.    Nur  als  Gast,  mit  be- 
ratender Stimme  darf  er  teilnehmen,  und  dafs  man  ihm  kein  volles 
Stimmrecht  gibt,   \viire,   da   er  doch  mit  seinem  einzelnen  Votum 
unmöglich  das  gesamte  Lebrerkolleirinm  majonaieren  kann,  kaum 
verständlich,  wenn  mnn  nicht  annehmen  will,  dafiä  damit  die  Minder- 
wertigheit nnd  ÜDmalsgeblicbkeit  des  ärztlichen  Urteils  recht  offen- 
fiicbtlicb  zum  Ausdruck  gebracht  werden  soll. 

Sehr  viele  Gemeinden  sehen  nicht  einmal  diese  so  sehr  bedingte 
nnd  besohrftnkte  Teilnahme  des  Sobularztes  au  den|Konferenzen  vor. 

üm  gerecht  zu  sein,  mufs  man  allerdings  erwägen ^  dafs  an 
manehen  Orten  die  bestehenden  Yerfilgangen  der^  obersten  Sohnl- 

n«r  Setattluit.  IL  SS 


744 


ImIAmIo  ifiBiDfcni  oni  ^iHbms  Hmdoniu  bufoiiy  tüa       üfr  4m 

&kl»ilmspel£ti:6ii€atky  BfihiilkoiUknMdiiciii  tmd  wie  die  QitlielieA  AMä- 

nebtsbehOvAen  sonal  heitei  mögen»  geben  vonehreibeii,  wer  ftseea 

KOipeMoheifteii  ^utigebdteii  eofli  otoe        Sdnduet  Ai^Mi  m  ei^ 

wiftiireii.  &d«eiten»  Wo  ein  Vüle  ist»  da  findet  sieh  ancSi  eift  Weg, 

dn  seigfc  e.  B.  das  rUhmeUBwUlte  Yoigehen  vion  Deneig,  des  in 

§  1  Miner  BieAMtoiidMiag  bestinoatl: 

»Der  Mvlarzt  iit  Uftglied  des  bei  jeder  Sdnde  geibadMi  ddn^ 
KonAnedee.  Ale  eetcheir  luft  er  SUs  end  Sttaene  ie  denieltai  fuA 

iei|>fliohtet,  den  Sitzmigen  beizuwohnes.  Es  iflt  seine  Aufgabe,  die  Mr 
die  GesondÜieitipflege  in  der  Schule  erforderlichen  MaTsnahnen  anzuregea 
end  seine  dahin  zidenden  Vorsobläge  dem  Scholvorstand  za  ooterbieiteii.' 

Aneh  sns  Giefsen,  dessen  DienstordniiDg  leider  nicht  sn  er-' 
laegen  war,  wird  anf  dem  £Vagebogen  berichtet,  dab  die  Soholflrste  za 
den  Lehrerkonfereneen  eis  vollberechtigte  llii^gUeder  angezogen  werden. 

In  Konigftbfltte  Wird  in  der  DiemtanweieQng  dieser  Gegen- 
aliand  niobt  berührt,  nnd  der  BVsgebogen  segti  dais  die  Sdbnltate 
an  den  IiehierkonfiBrenaen  niebt  angeeogen  werden,  ftigt  aber  binan, 
dab  ein  Scbnlant  der  Sebnldepntatkm  ala  Hii;glied  angehört  Bs 
ist  bierans  nsebt  eniiebtliob,  ob  dieee  Hi1;gliedsehaft  mit  den  Obliegen- 
beiten  eis  Sohnlarat  ansammenhängt  oder  mir  ein  anftlligea  Zn> 
saaamentreffbn  darstellt 

In  Ziitan  ist  der  gegenwirtige  SobnlarBt  anftHig  Sfadihrerotd« 
neter  nnd  hat  als  solcher  ToUes  Stimmrecht  Sein  Yorgftnger  hatte 
nur  beratöüde  Stimme. 

In  Bielefeld  hat  der  Kreisarzt  die  Funktion  eines  Schul- 
arztejs  uliernommen  und  gehfirt.  in  seiner  Eigenschalt  als  Amtsarzt 
der  Scluildeputation  als  voUuerechtigte'^  Alitglied  an. 

Auch  in  Spandau  lät  der  Kreisarzt  zugleich  Soholarat  nnd 
wohnt  den  Konferenzen  „als  Gast"  bei. 

Aus  Wiesbaden,  dessen  Schularztordnung  die  Sache  nicht 
erwähnt,  wird  berichtet,  dafs  der  Vertreter  (Obmann)  der  Sobniflrste 
Mitglied  der  Sobnbiepataüon  ist  und  an  allen  Konfeienaen  einge- 
laden wird. 

Gransee  verfügt  in  §  2,  daHs  der  Schularzt  der  Gesundheit»- 
kommission  als  stimmbereobtigtes  Mitglied  aqgebörti  nnd  in  §  1,  6., 
dab  er  an  den  Beratungen  der  Sohnldepntatioa  «anf  iSrfbrdeni*  teü- 
aonehmen  bat* 

G-örlitz  gibt  seinem  §  13  die  nieht  gana  Idaie  Steong: 
„In  den  Lehreifeonferen/ccn  sollen  der  Btadtarzt  bezw.  die  Sdnlinle 
se^boIfaygieoiBdie  Fragen  zur  Bespredhong  brlagen.* 


...... ^le 


745 


907 


Sind  damit  Tielleicbt  Sitütingen  des  LebmryereiTis  gemeint,  die 
durch  Vorträge  über  Hygiene  belebt  werden  sollen V  Oder  smd  es 
offizielle  Konferenzen  der  Lehrer  gewieser  Schulgruppen ,  zu  denen 
die  Schulärzte  einzuladen  sind,  und  wo  man  Ton  ihnen  Anregungen 
in  8©hulhy2:ienif»chen  Dingen  erwartet? 

Breslau  bestimmt  zwar  in  §7,  Hafs  der  Schularzt  verpflichtet 
ist,  auf  Einladung  m  den  Vorstandssitzungen  der  ihm  übertragenen 
Schulen  zu  erscheinen,  erklärt  aber  im  f^ragebogen,  duis  dies  in 
Wirklichkeit  nicht  geschieht. 

Chemnitz  sagt  darübtr  in  der  Dienstordnung  niohte^  beuit- 
wortet  aher  dsn  f^gebogta  dsmit^  dafe  die  S<^nlarzt6  m  dm 
Ldurei^onfsrenzen  nicht  zugezogen  werden,  dafs  sie  aber  zu  der 
jfthzlioh  einmal  stattfindenden  Hauptkonferenz  der  Lehnr  ond  Dintk* 
ttra  Mähmc  f^gtlmflftig  mng^Mna  worden  Bind. 

Colmar  ordnet  in  §  16  «um  jBbiBeh  «uuimI  mimbonilHid« 
gf^finfffl^^l^j^Tim  ^tffflig  dsr  SdbMlkonuiiiHMB  nd  der  Sdnüinte 
a«,  Yom  «iMr  ngelmftftigMi  TeilntliiM  an  du  Lahverkonfnanaan  iit 
jadoah  mM  die  Bede. 

In  den  timgen  Stidlen,  'welohe  denSekolazet  überhaupt,  wenn 
aneh  aar  ab  Gait,  en  dea  LehmrkonCBMMn  anlanen,  «nd  fibr  die 
Euiladang  felgsnde  Bestinaningen  getroflbn: 

In  Bonn,  Düren  und  Zeitz  „nach  Ermessen  des  Schulvor- 
standeü",  m  Elmshorn  „auf  Erfordern  des  Schulkollegiuras" ,  in 
Hagen  „auf  Einladung  des  KreissohuliuBpektors'*,  in  Posen  ^nach 
Ermeswn  des  Rektors",  in  Grunewald:  in  Fragen,  welche  die  Gre- 
snndheit  der  Kindpr  und  die  für  dieselben  in  Betracht  kommenden 
Einrichtungen  betreffen,  in  Nürnberg  und  Frankfurt  a.  0.  „auf 
Einladung",  in  Eriedrichshagen  ..nach  Ermo.ssen'*,  m  Apolda 
„gegebenenfalls^  in  Duisburg  „mit  Auswahl"',  in  Steglitz  und 
Neuweifsensee  ohae  nfthefe  fieeeiohnnng  —  tibeiaU  aber  nur 
mit  beratender  Stimme. 

VII.  Honorar  der  Sehnl&rzte  und  Geseh&ftsf&hrau^. 

Bei  der  Jic^yieng  der  Gehaltsveibiltnisse  der  Schulirate  sind 
swei  Typen  sn  nnterseheiden,  dae  Fixnm  nnd  die  Zahlung  naeh 
der  Leietnng.  In  manchen  Städten  findet  aioh  eine  Vemohmekang 
beider  Typen,  indem  anm  fasten  Gebelt  ein  ZnsoUag  fXkt  beeondere 
Leutnngen  gewSbrt  wird,  so  a.  B.  in  Wiee baden  (tetee  Gehalt 
^QQ  Mark  nnd  beeondere  Vergfttnng  bei  der  genauen  Unterenohnng 
der  einseinen  Kinder  dee  1.,  3.,  5.  nnd  8.  Jahrganges);  in  Leipatg 


206 


746 


(fettes  G«halt  von  800—600  Hark  je  Dwsh  der  G-rOiee  des  Benins 
und  Zulage  Ton  200  Mark  für  üntraraehnng  dar  Lanum&nger),  in 
Aaohan  (toh  der  Gheamtmunme  der  im  Stadihanahalt  fBr  die 
Sehulftiste  Yorgesehenen  6600  Mark  eiiifilt  jeder  Sehnlant  «inea 
Grundgehalt  Ton  500  Mark;  der  Beat  wird  am  Bade  dea  Jahree 
unter  die  Schulänte  Terteilt  nach  der  Anzahl  der  unteisnchten 
Kiuder), 

Das  feste  Gehalt  bietet  an  sich  keinen  sicheren  Anhalispuakt 
dafür,  ob  die  schnlärztliche  Arbeit  angemessen  honoriert  wird,  wenn 
man  nicht  die  geforderte  Leistung  dazu  in  Beziehung  setzt.  Es 
empüiehlt  sich  dalier,  in  jedem  einzelnen  Falle  zu  berechnen,  welches 
Gehalt  auf  eine  Klaase  der  zur  Überwachung  zugewiesenen  Schnlpu 
entfällt,  wobei  dann  auch  ein  Malisstab  zum  Vergleich  mit  jenen 
Gemeinden  gewonnen  wird,  die  ihre  Schulärzte  nach  der  IJeistung 
bezahlen,  nnd  zwar  entweder  nach  der  Zahl  der  Klassen,  z.  B. 
Cotthus  (für  jede  Klasse  10  Mark),  Danzig  (25  Mark),  Frank- 
fnrt  a.  O.  (15  ^Tark),  Biegelab erg  (20  Mark),  oder  nach  der  Zahl 
der  Kinder,  a.B.  Braunschweig  (60  Pfg.),  Dülken  (SO— öOP%.), 
BlmahoTB  (50  PfgO,  Jena  (50  Ffg.).  Lobberioh  (50  Fig.),  Mftl- 
banaen  (50  F%.)>  Ohligs  (60  F^.),  Wald  (50  P%.).  Coburg 
(SO  Ffg.),   Meiningen  (80  Oöln  (25  PQ^.)»  Weimar 

(25  P%.)- 

Die  GkhAlter  jener  SohnlflnEto,  die  naob  der  Zahl  der  nnter- 
inohten  Kinder  benuasen  weiden,  kann  man  aar  beeaeren  Yer> 
gleiobung  unier  Zugrundelegung  einer  Durdheohnittflfireqiiens  Toa 
50  Kindern  in  jeder  Klaaae  auf  ein  Honorar  pro  Sohalklasae  am- 

rechiieü. 

Trotzdem  ist  der  Vergleich  der  Gehälter  in  den  einzelnen 
Stedten  nicht  ganz  einfach  und  schematisch  durchfuhrbar,  weil  die 
Ansprüche  an  den  Schularzt  hinsichtlich  der  Zahl  der  Klassen- 
besuche und  der  darauf  zu  verwendenden  Zeit  (Sprechstunden !)  sehr 
verschieden  ist,  vor  allem  aber  deshalb,  weil  in  einer  Stadt  nur 
die  genaue  Untersuchung  der  Lernanfilnger  gefordert  wird,  in  der 
anderen  aber  eine  Wiederholung  dieser  Untersoohangen  in  mehreren 
späteren  Schuljahren. 

Der  diesbezüglichen  Tabelle  (S.  212  u.  213),  welche  eine  Zu- 
sammenstellung der  Schnlarzth onorare  nach  Gesamtgehalt  und  nach 
dem  auf  eine  Sdbulklasse  entfallenden  Anteil  des  Gehaltes  enthält, 
aind  Anmerkungen  beigefügt,  die  zur  gerechten  Beurteilung  der 
Gehaltsverhftltnisse  erforderlioh  sind. 


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747 


In  einer  Keibe  von  Städten  sind  die  sohnlärztlioheii  Obliegen- 
heiten den  Annen&rzten  oder  den  Stadtftnten  übertragen  worden 
ohne  Sondernug  äes  Gehaltes       die  eine  und  die  andere  ÜHinktien. 

Ein  Blick  auf  die  letzte  Sj^alte  der  Tabelle,  welche  den  anf  eine 
TTlaiie  entbllenden  Anteil  dee  Gehalte  angibt,  libt  die  gioiee  Ver- 
eohiedenheit  der  Honoriening  erkennen.  Weniger  ala  10  Mk.  pro 
Klaaee  werden  genhlt  in  Ohemnita  (8  Mk.],  Crimmiteehan 
(5  Hk.),  Crefeld  (a  Hk.),  Dresden  (8-^  Uk.],  Falkenstein 
(7  Mk.),  Freiberg  (4  Mk  ),  Gransee  ^  Mk.),  Königsberg  L  N. 
(8  Mk.),  Liehtenberg  (8  Mk.),  Planen  (5  Mk.),  Beiehenbaeh 
(6  Mk.),  Zittan  (4  Mk.),  Zwiokan  (5—6  Mk.). 

Obwohl  di^e  Zahlen  meist  nur  durch  Berechnung  unter  An- 
nahme von  Durchschnittswerten  für  die  Zahl  der  Kmder  und 
Klassen  gefunden  wurden  und  daher  auf  gröfeere  Genauigkeit  keinen 
Anspruch  machen  können',  so  g^eht  daraus  doch  mit  Sicherheit  her- 
Tor,  dais  in  vielen  (iemeinden  die  Sohnlärzte  nooh  ganz  unzuläng- 
lich honoriert  werden. 

Die  Mehrzahl  der  Städte  bewegt  sich  mit  ihrem  Honorar 
zwischen  10  und  25  Mark  fdr  Klasse  und  Jahr.  Mehr  als  25  Mark 
entfallen  anf  eine  Klasse  nur  in  folgenden  Gemeinden: 

Braunschweig  (60  Pf.  pro  Kind,  also  etwa  30  Mk.  pro  Klasse), 
Frankfurt  a.  M.  (etwa  31  Mk.),  Grunewald  (ein  Schularzt  mit 
vier  Klassen  nnd  300  Mk.  Honorar,  falls  nicht  etwa  ein  Sebreibfehler 
im  Fragebogen  TOfUegt),  Halle  a.  fi.  (d6Mk.X  Hannover  (83  Mk.), 
Herford  (27  Mk.),  Magdeburg  (38  Mk.)  nnd  (Saarlonis  80  Mk.). 
Dabei  ist  aber  m  bemerinn,  dafis  Halle  nnd  Hannoyer  insofern 
eine  gans  ansnahmsweise  Stellnng  einnehnien,  als  sie  ihren  Sehnl- 
eint  nur  in  der  Hil6sobule,  hier  eber  besondere  inteosiT  besehiftigen. 

In  Mannheim  steht  maa  bekannilieh  im  Begriff,  das  Sehnl- 
antwesen  anf  gans  anderer  Basis  anfirabanen,  indem  ein  Sehnlexst 
im  Hauptamt)  mit  Verbot  der  Priratprazis,  angeblich  mit  einem  GMialt 
Ton  10000  Mk.,  angestellt  werden  soll.   Weiteres  bleiht  abzuwarten. 

Im  übrigen  möge  es  erlaubt  sein,  hinsichtlich  der 
S chn  1  ar z tlion orare  auf  die  gesch i ch tliche  Ent w icklung 
hinzuweisen  nnd  vor  allzu  materieller  Auffassung  zu 
warnen.  Man  vergesse  nicht,  dafs  vor  nicht  langer  Zeit  in  Breslau 
unter  der  Fuhrung  Hermann  Cohns  eine  An  zahl  berufsfreudiger  und 
opferwilliger  Arzte  sich  bereit  erklärt  hat,  unentgeltlich  als  Schul- 
arzt zu  arbeiten,  und  dals  zu  allen  Zeiten  und  besonders  in  den 
lotsten  Jabnehnten  Ärste  nnd  Scbnlmttnner  mit  einem  greisen  Teil 


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74» 


ihrer  vertügbaiHU  Kraft  sich  nicht  nur  ohne  klmgeudea  Lohü,  sond»-rn 
oft  genug  uDter  Darbringung  materieller  Opfer  völliir  «el]>?5tlus  io  den 
Dienst  der  Schulhygiene  gestellt  haben.  Gerade  aul  diesem  üebieie 
scheint  es  daher  recht  wenig  angebracht,  das  „Standesbewulstsein'' 
der  Äjrzte  g^a  su  niedrig  btmceiOBO  Sehnlarathoiiotaxe  mobil  m 
machen,  wie  dies  noch  jüngst  in  einem  «nitrer  angesehendalMi  int> 
lieben  Fatdkblfttfeer  ^  mit  fdlgender  Notis  g«Bolieh«i  ist: 

Unter  dem  Xitel:  «SchaUrst frage  und  Stendesbewafttsein  ' 
Bcbreibt  man  ans:    „Es  wird  wohl  licht  onr  die  Ärzte,  sondern  waA  die 

Gemeinde-  bezw.  Schnlbehörden  interessieren,  dafe  wir  in  der  srescfncten 
Vorder|ifnl7  bo7(!?Iirh  der  Schular/tfraare  wohl  an  der  Spitze  marschieren. 
Die  Gemein  1'  K'allst  idt  mit  ihren  1100 — 1200  Einwohnern,  zwischen 
Dürkheim  und  1  raakcothal  gelegen,  hat  einen  Schalarzt  aafgestellt,  Kall* 
Stadt  bat  lirka  150^160  SchaUdnder;  diese  Schalkinder  hat  der  8cha)> 
arzt  jfthrlich  viermal  zn  mtenoebeQ  und  bat  die  Btem  aaf  etwaige  Er- 
kranknogen,  SebttdUcbkeiten  osw.  anfinerksara  zu  maefaen.  Fttr  diese  Tttig- 
keit  bekommt  der  Schalarzt  ein  jährliches  festes  Gebalt  von  ^T.  (fanf- 
iindzwanzipr  Mark).  Auf  eine  Untersnchang  kommen  also  rand  4  Pf. !  Es 
würde  den  Eindruck  der  Tatsache  nur  schädigen«  wenn  man  noch  ein  wei* 
teres  Wort  hinzufügen  wollte.'* 

Wenn  eine  kleine  Gemeinde  von  1200  Einwohnern  sich  rnr 
AustellunL,^  oiDes  Schularztes  aufscbwing-t,  so  i8t  das  i ührnensw*Mt, 
und  wenn  dieee  Funktion  von  emem  Arzt  unter  besonderer.  \  er- 
hältnisaen  anch  einmal  ganz  unentgelliich  ausgeübt  werden  wollte, 
so  wäre  das  keineswegs  eine  Schädigung  des  Staudesbewu£3tsein8. 
Im  Gegenteil,  ein  vordringliches  VonmateUen  der  Greldfiage  würde 
gerade  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene  den  altbewährten  Traditionen 
dea  ftrztlichen  Standes  wideratreiten  und  aain  Ansehen  mehr  aobidigen, 
als  es  die  höchsten  Honorare  zu  heben  yermOobtea. 

Damit  soll  aelbetveittandlieb  nioht  «Der  Abel  angebrachten  Spar- 
anmkeit  grülberer  und  wirieoluiftlioli  gfinstig  daatebender  SUdte  bei 
Festrtellang  der  Sdhnlniit^ehttltar  das  Wort  gerodet  weiden.  Wenn 
z.  B.  der  G^eindahMaihnlt  einer  Stadt  &  Ifillionen  Anagaben  f)lr 
da«  Sehnlweaen  anfweiat,  und  dabei  9000  Uk.  tSx  Sobnlaistbonoraie^ 
00  aind  das  doob  nur  0,3%  der  Sehnlaiiagabeik,  alao  wabrliob  für 
aoleke  Städte  eine  geiingfügige  Summe.  Die  Honorare  fttr  die  Sobui- 
Amte  wollen  mcbt  nnr  nach  der  Leistung  der  irste  aondem  aaeb 
nach  der  Leistungsfähigkeit  der  betreffenden  Gemeinde 
beurteilt  sein. 


*  Münch,  med,  Woch»m:hir,  7.  Juai  IdOA. 


...... ^le 


749 


211 


Bemerkung«!!  sn  Aaehsteliettder  Talielle. 

1.  Das  Grundgehalt  beträgt  500  Mark  mit  Zulage  je  oacli  U«r  Zalil  der 
vntflVBnditen  Klanen. 

2.  Die  SchoUnte  sind  togleicli  AimeoMe,  oiine  Sonderuig  des  6eha|tos- 

3.  Der  Sdmlarzt  ist  zugleich  Annenarzt;  Gesaatgehalt  650  Mark. 

4.  FQr  jedes  Eiod  60  Pf. ;  gefordert  utird  fesMe  Untennebipg  im  1., 
B.,  5.  und  8.  Scholjabre. 

ö.  Die  Seholarztfanktion  wird  Tom  Eommanalarzt  im  Nebenamt  Terselieo. 

6.  Der  eigentliche  Schalarzt  hat  500  Mark  Gehalt;  femer  beteiligen  sich 
sechs  AmeoArzte  an  der  Untersnchnng  der  Scholanfftnger  gegen  eine 
YeigMing  von  96  Xaik  pro  „Scheie*  (Kkiaie?). 

7.  Genaue  Untemichiing  aller  Kinder  des  1.,  3.,  5.  und  8.  ScMyalves. 

8.  Oleüeiide  Skala.  Im  ersten  Jakre  der  Sebidanteinrichtong  wnfden 
nnr  die  Schüler  der  Unterklasse  genau  nnteKsqcht,  dabei  Honorar 
ÖUO  Mark.  In  jedem  folgeodcn  Jahre  werden  alle  im  Vorjahre 
untersuchten  Schttler  nochmals  genau  untersacht,  dazu  noch  die  ^en- 
eingetretenea,  mit  entsprechender  Erhöhung  des  Honorars.  Im  fünften 
Betrieb^ahre  betrug  das  Gebalt  1200  Mai^,  und  soU  bis  zn  1400  Mark 
kn  siebenten  Betriebsjahre  steigen. 

9.  FOr  jedes  Kind  80  H. 

10.  Ftr  100  Kinder  25  Mark. 

11.  Genaae  Untersachang  aller  Kinder  des  1.,  3.,  5.  nnä  8.  Schuljahres. 

12.  Für  jede  Klasse  10  Mark,  penatie  Uatersuchung  alh  r  Kinder  des 
1.,  3.,  5.  and  8.  Scho^ahres.  Der  Spezialarzt  erhftlt  100  Hark 
Jahresgehalt. 

13.  Die  Schulärzte,  die  zogleich  Armenärsle  sind*  erhalten  eine  Zulage 
Ton  100  Haik  flir  die  scknlftntlicfae  Fnnktton. 

14.  Fttr  je  fluif  Khaeen  75  Maik. 

15.  Der  «Geschaftsleiter"  anlserdem  50  Mark  Schreibgeklttti^  Unter- 
suchung der  Kinder  im  1  ,  3.,  5.  und  8.  Schuljahre. 

16.  Die  üntersuclinnG'  der  St  huineulingc  ist  nicht  obligatorisch. 

17.  Für  einmalige  Uaiersurhung  im  Jahre  30  Pf.  pro  Kind.  Fftr  zwei- 
malige Untersuchung  50  Pf. 

18.  Uatersnchong  aller  Kinder  des  1.,  4.  nnd  7.  Schn^ahres. 

19.  Genaue  üntefsncknnf  aller  Kinder  dea  1.  nnd  5.  ScbnJJahm. 

20.  Fflr  jedes  Kud  50  H. 

21.  Schulärzte  zagleidi  Armenärste;  keine  Sondenmg  des  Gehalts« 

22.  Schulärzte  zugleich  Stadt£rzte;  keine  Sonderang  des  Gehalts. 

23.  Genaue  Untersachang  aller  SchaUdnder  im  1.,  3.  nnd  letzten  Sckal- 
jähre. 

24.  FOr  jede  Klasse  15  Mark, 

25.  Als  Gemeinde-  nnd  Sdndaitt  400  Mark,  vovon  100  Mark  filr  die 
Sckniaistarkeit  gereefanel  werden. 

26.  s)  Fttr  die  jflfarlick  aweimal  Torauielimende  Besicktiging  jeder  Kl^e 

je  10  Mark. 

b)  Für  die  UnteravGbnng  der  l^emanftnger  20  kesw.  30  Mark  für 
die  Klasse. 


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c)  For  die  T^ntPT^TichiiQg  d«r  Kinder  des  vierten  Jabigangs  fOr  jed« 

Klasse  10  Mark. 

27.  Der  erste  Schularzt  ist  zugleich  Stadtarzt;  Gehalt  nicht  gesoüderl. 
Der  zweite  Schul&rzt  erhiUt  500  Mark. 

28.  Der  SdralAnt  ist  nur  Cur  die  HUfiaehnle  angestellt;  die  Klanet 
mflaaeii  wOcheBAIieh  beracht,  die  Kinder  TiertdljShilidi  nnteniicfal 
werden. 

29.  Der  Schalarzt  ist  nar  für  die  Hilfsschule  angestellt. 

BO.  Die  Assistenzärzte  des  KrankeiihaiiBes  foogierea  ato  Schnl&rzte  ohai 
Soiiderung  des  Gehalts. 

31.  Die  t^inrichtung  besteht  vorerst  nur  im  Entwurf  j  für  jedes  Kutü 
sollen  50  Pf.  gezahlt  werden. 

32.  Yen  den  xwei  SohaURten  mUt  Je  800  Mark  Bonoiar  iat  der  eiaa 
nur  ftat  die  HUtedmlen  angestellt,  dr  andere  ftr  den  Stadtteil  Oardea. 

Sä.  Jedem  Schalarzt  sind  zwei  bis  drei  Schuleo  zagewiesen,  das  Fixna 
richtet  sich  nach  der  Gröfse  des  Bezirks.  Fttr  die  Untersachaog  der 
Lernnnninger  wird  eine  beaondero  EntscliAdigiing  gewfthrt,  zurzeit  o. 
200  Mark. 

34.  Für  jedes  Kind  50  Pf. 

35.  Die  Scbalärzte  sind  zugleich  Armenärzte  and  beziehen  insgessiat 
1000  Hafk  pro  amio,  wevon  600  Mark  ftr  scholintlidie  TttigkiiI 
gerechnet  werden. 

dd.  Fflr  die  sechs  Schulärzte  sind  zosauen  1000  Mark  bestiinmt,  dii 

je  nach  der  Leistnng  verteilt  werden. 

87.  Für  jedes  Kind  30  Pf. 

38.  Für  jedes  Kind  50  Pf. 

39.  Für  jede  Klasse  10  iMark,  mit  Zuschlag  von  20  Mark  ftir  üater- 
sachang  einer  Klasse  von  Lemanfängem. 

40.  Der  Seknlangenant  eihttt  SGO  Uaik.  Genme  Üntennchnng  aUw 
Schaler  des  1.,  8.,  5.  und  8.  Sehn|jalires. 

41.  Für  jedes  Kind  50  Pf. 

42.  Die  beiden  Spezialärzte  erhalten  je  260  Mark,  der  Schularzt  der 

Hilfsschule  150  Mark. 

43.  Die  Schalärzte  sind  zugleich  Armenänte;  Gehalt  aickt  gesouctort 

44.  Für  jede  Klasse  20  Mark. 

45.  üntersachong  aller  Kiader  des  1.,  4.  und  7.  Schuljahres. 

46.  Für  Jedes  Kind  50  Pf. 

47.  Fflr  Je  400  Kinder  100  Mark. 

48.  Fflr  die  genane  Untersuchung  der  Kinder  im  1.,  3.,  &  «id  8.  Sflkal* 

jähre  werden  20  Pf.  pro  Kind  besonders  vergütet. 

49.  Hierfür  sind  Transportkosten  und  Formulare  zu  stellen. 

50.  Üntersachong  aller  Kinder  des  ersten  und  dritten  Schoyahres. 

(FortMttong  folgt.) 


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753 


215 


über  di«  ftr£tlic]ie  Selmlaiifsiclit  im  drofeherxogtom  Oldenburg 
hat,  nadi  einer  lleldiiiig  des  «/ee.  WoehmbL",  des  Steetamlnisterinin  ein 
Sudadireibea  an  die  Jbirter  nad  Ma^skrete  ertoweM,  m  dem  es  den  Sdral' 

aehten  folgende  Punkte  empfi^It: 

1.  Die  Schulachten  lassen  dorch  einen  Arzt  die  neu  eintretenden  Kinder, 
sofern  sie  nicht  einen  anderweitigen  Ausweis  Uber  ihren  Gesundheits- 
zustand beibringen,  auf  ihre  KörperbeschaffiaiLbeit  ujad  ihren  Gesund- 
beitszustand  UDtersaehen. 

2.  Die  Untersuchungen  erstrecken  sich  auf  die  betreffenden  SchtUer  und 
SditflsriABen  in  den  VoUascbeleB,  Uitkslscbiilen  md  Yofscfaidea  der 
bflberen  Scbelen.  Die  Elteni  kOmiea  der  Untemdmag  ibrer  Kinder 
beiwohnen. 

3.  Das  Ergebnis  der  Untersuchung  wird  in  eine  Liste  eingetragen,  die 
in  der  Schüle  bleibt  und  ünbeteüigten  nicht  mitgeteilt  wwden  darf. 

Infolge  dics<s  Rund-^rbriMbeus  hat  der  Schnlachtsausschufs  in  Jever 
auf  Antrag  des  SchulvorstjitKies  die  Mittel  bewilligt,  dais  eine  Untersuchung 
der  Schulkinder  durch  den  Amtsarzt,  Medizinalrat  Dr.  Gsedes,  stattfinden 
kann.  £b  floUen  en  einem  Necbndtkage  etwa  sw<flf  Kinder  nntatsnobt 
werden.  Jedes  dieser  Kinder  erbBlt  am  Uoigso  eine  sehnftlidhe  IDtteQnnff 
des  Lehrers  an  die  Eltern,  damit  die  Mutter,  wenn  sie  es  wünscht,  zugegen 
sein  kann.  Die  Kinder  werden  einzeln  untersncht,  auch  wird  ein  beson- 
deres Zimmer  bestimmt,  in  dem  die  Kinder  sich  soweit  wie  nötisr  entkleiden 
können.  Auf  diese  Weise  soll  auf  jede  hercfhtigte  Empfindlichkeit  Rück- 
sicht genommen  werden,  und  die  bchule  erwartet,  daü»  möglichst  alle  neu 
eintretenden  Kinder  zur  üntersnchung  erMheinen,  damit  die  Lehrer  erfahren, 
eb  bei  diesem  oder  Jenem  Kinde  eine  besondere  Behendlong  notwendig  sei, 
weü  irgendein  körperlicher  Fehler  TOrbanden  ist. 

Die  Sehalnrstlragn  in  Breslau.  Der  Breslaucr  Lehrerverein  hat 
sich  in  seinen  Monatsversammlnngen  im  Laufe  des  Frühjahres  1904  eingehend 
mit  der  Beratuui^  über  die  .Breslauer  Schularztfrage"  besrhftftigt.  Nachdem 
in  der  Mär/.sit£ung  Lehrer  Kapüste  ein  ansführlirhes  Ut  k  rat  über  diese 
brennende  Frage  erstattet  hat,  erfolgte  in  der  Versanimluug  vom  22.  Apni 
die  Bescblnlsfassung  über  die  ans  Jenem  Referate  rasoltierenden  Thessii, 
weiche,  nach  einer  IQtteflnng  der  »AnesL  Zig.*,  in  folgender  Form  als 
Ausdruck  der  Stelinngnabme  der  Breelaner  Lehrersobaft  snr  dortigen 
Selittlarztfrage  zur  Annahme  gelengten: 

t.  Die  Anstellung  von  Scbulfirzten  für  die  Breslaner  Vnlk'^scliiilcn  ist 
im  T'riu/.ip  al^  eine  den  modernen  Bestrebung«  !)  i^ats^echeade  Einrichtoug 
aui  dem  Gebiete  der  Schulhygiene  anziierkennen. 

2.  Ein  weites  Feld  für  eine  fruditbringeude  iüLigkeil  der  Schulärste 
bflden  die  inAeren  Scbnlvsibillniase  (Lage  der  flchnlximmer,  Heizung, 
Beleoditung,  fieinignng). 


316 


754 


3.  Als  eine  Hauptaufgabe  der  Schnlärzte  erachtet  die  Lelirerschaft  die 
Erteilung  von  ärztlichem  Hat  an  die  Schule  in  FAUen,  welche  der  Lehrer 
als  Laie  nicht  beurteilen  kann. 

4.  Die  schnlftr/tliclie  Tätigkeit  hat  nach  den  bisherigen  Beobachtangeii 
nur  geringe  Erfolge  gezeitigt.  Sie  hat  aich  anch  nicht  als  geeignet  er- 
irieseD,  die  Sympathien  der  Ettem  viBerer  YoUnsclndkinder  in  erwerben. 

5.  Als  schwere  Mängel,  welche  in  erster  Linie  der  Abstdlnag  be- 
dürfen, sind  von  der  Lehrerschaft  empfanden  weiden: 

&]  die  ÜborlastnnfT  der  Schule  mit  einer  Menge  unnützen  Schreibworkes; 
b)  die  häutigen  Störungen,  welrlic  der  Unterricht  erleidet. 

6.  Alle  Erhebungen  und  Üntcrsnchungen,  welche  vorwiegend  statisti- 
schen Zwecken  dienen,  sind  auiseriialb  des  lehrplanmäfiBigen  Unterrichtes 
nnd  vom  Schnlarzt  seihet  vorsonetamen. 

7.  Der  Anstellnng  Ton  SpesiaUrsten  für  die  Yollnsehalen  steht  die 
liehrerschaft  ablehnend  gegenüber. 

8.  Die  Lehrerschaft  hält  eine  Revision  der  Instruktion  fOr  die  Sclrol- 
irzte  ftlr  unabweisbar.  Im  Interesse  der  Sehulc  stellt  ?ie  die  Fordemng 
auf,  dafs  bei  der  Beratung  Ober  eine  Abänderung  oder  Krütutrung  der 
Instmktion,  soweit  es  sich  um  r^Iafinahmen  handelt,  weltlie  da^  pädairofrische 
oder  schultechnische  Gebiet  berüiiren,  Vertreter  der  LeluerbckaiL  zugezogen 
werden. 

Über  ^6  EMigp  d6t  Mhilifitlieliei  Dieaites  madit  die  .l>bsf 

in  Anlehnung  an  die  bedauernswerte  Tatsache»  dals  in  Stnisnnd  den 
Schulärzten  das  VertragsTerhältnis  gekündigt  wurde,  weil  ein  wesentlicher 
Nutzen  nicht  ersichtlich  sei  und  weil  wichtige  Fragen  ihre  Erledigung 
durch  den  Kreisarzt  finden  können,  nachstehende  Bemerkungen: 

.Im  allgemeinen  haben  die  Schulärzte  eine  äuüierst  segensreiche  Tätig- 
keit entfaltet,  die  sich  nicht  nur  auf  die  Schulkinder  selbst  erstreckte, 
sondern  anch  auf  die  Schnlangelegenheiten  nnd  die  Schnlehuiditongen.  £s 
sablreicben  Fallen  waren  die  Eltern  sehr  dankbar,  dafs  sie  anf  diese  Weiss 
auf  Fehler  nnd  Gebrechen  der  Kinder  anftnerksam  gemacht  worden  und 
damit  Gelepenbeit  zur  Besseninp;  und  Heilung  erhielten.  Sehr  wesentlichen 
Nutzen  braclitcn  insbesondere  die  Unter^^ncbnncen  der  Kinder  in  be^ii??  auf 
St  hsciiärfe  und  Hürfthigkeit,  die  bewirkten,  den  nüt  Mängeln  la  dieser 
Beziehung  behafteten  Kindern  durch  die  Anweisung  besonderer  Plätze  eine 
erfolgreichere  Teilnahme  am  Ünteiricbte  zu  ermöglichen. 

Anch  in  der  Frage  der  Schnineobanten  konnten  die  Inte  in  vieler 
Besieknng  einen  sehr  wesentlichen  vorteiHiaften  Emflnls  üben,  ebenso  in 
bezug  auf  die  Lehrmittel.  So  wurden  Bücher  mit  zu  kleiner  Schrift, 
mangelhafte  Wandtafeln  und  zu  kleine  und  Oberfüllte  AnschannnLrsbdder 
beseitigt.  Auch  in  den  Lehrplänen  wurden  ärztliche  Gutachter  vielfach 
gehört,  was  in  Orten,  wo  Kinder  mit  besonders  weiten  Wegen  eingeschult 
waren  und  iu  der  Mittagspause  im  Schuliokal  zu  bleiben  pflegten,  zu  einer 
derartigen  Verteilung  des  Unterricfates  führte,  dnb  die  Kinder  nnr  vor- 
mittags besw.  nachmittags  ünterrieht  hatten.  Anch  ÜberaastreagoBgett 
dnrch  zu  frühen  Beginn  des  Handarbeitsunterrichts  wurden  mehrfach  ab- 
gestellt. Ebenso  wurde  in  den  Bankreriiftltnissen  mehr  Kflcksicht  auf  die 
Gesundheit  der  Kinder  genommen.   So  wurden  z.  B.  in  Potsdam  drei 


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217 


GrOfim  einer  Honuklbsiik  geschaffen,  Dir  AftenUinea  ^oa  6 — 8,  9^11 
and  12^14  Jehren.  In  jeder  Beriehimg  auiclite  stell  die  ttaittre  Für- 
sorge In  den  Schnlen  segeureieh  geltend,  nnd  sie  ▼erheibt  mit  der  Zeit 

weitere  c-ntc  Frflrlite." 

Die  Schularzt fra^e  in  Faderborn  ist  nach  einer  Meldnn?  der  Tages- 
biätter  in  Temeineudem  Sinne  entschieden  worden.  Dir  Stadtverordneten 
haben  die  Gründung  einer  Schularztstelle  abgelehnt  mit  der  ßecxtlndang, 
dafs  ein  Bedttrfiiis  dafür  solange  als  nicht  vorliegeud  erachtet  werden  könne, 
solange  der  Staat  ftr  die  dortige  Seminarabongsscbale  einen  Mnlsnt 
nicht  für  erforderlich  erachte. 

Die  Schnlarztfrage  in  Karlsruhe  hat,  wie  es  scheint,  noch  Iceine 
Lösung  gefunden.  Der  Magistrat  wflnscht  die  Anstellung  eines  toU- 
be schäftigten  Schularztes,  dem  die  Privatpraxis  untersagt  ist;  die  Stelle 
soll  mit  10000  Mark  dotiert  werden.  Die  Schnlkommission  dagegen, 
welche  diese  Frage  ebenfaUs  geprüft  hat,  ist  mm  Ergebnis  gelangt,  die 
Schulärzte  seien  nicht  hauptberuflich,  sondern  nur  im  Nebenamt  auicustellen. 
Die  Stadt  boU  in  fttnf  Beiirke  mit  je  50  SdralUassen  eingeteilt  nnd  für 
Jeden  Beaiifc  ein  Ant  genommen  werden.  Yon  euer  in  YorscUag  ge- 
hraehten  Anordnung  körperlicher  Üntenochnng  simtlicber  SebalUnder  ist 
TOrlftnfig  Abstand  'jonnrnraen  worden. 

Über  die  Schularzt tra?:e  lälst  sich  in  der  „Köln.  Volk'^efff.*'  ein 
Lehrer  folgendermaisen  verneliTnen:  „Die  Srhnlmänner  —  ich  habe  die 
höheren  Lehranstalten  zunächst  im  Auge  —  woUen  sich  nicht  anderswoher 
ihre  pädagogische  Marschroute  yorscbreibea  lassen.  Was  not  tut,  ist  offen- 
bar nicht  ein  Ant,  der  «einen  pädagogischen  Nachweis*  erbringt  (wie  will 
er  das  äberhanpt??),  sondern  ein  Fidagoge,  der  offenen  Shm  fibr  sehnl- 
bygienische  Forderungen  hat.    Schiedlich,  friedlich!^ 

Über  Schülarzftätigkeit  und  soziale  Hygiene  veröffentlichte  in 
der  „Oes.  Jugend'''  (UI.  Bd.,  3./4.  H.)  Prof.  Dr.  G.  Lei m  bCHEB  einen 
von  ihm  gehaliencn  Vortrag,  über  den  Dr.  Feilchenfeld  in  der 
mMonatsschr.  f.  soz.  Med."  (Mr.  ö)  referiert.  Die  Ausführungen  li.s 
lassen  sich  folgendermaben  znsanuneafiusen: 

„Mit  der  Seholarsteinriehtnng  ist  eine  gesnndheitliehe  KomtroUe  der 
Bevölkerung  geschaffen  wordoi,  wie  sie  bisher  nicht  bestanden  hat  nnd 
anch  auf  andere  Weise  nicht  geschaffen  werden  kann.  Der  Gesandheits- 
znsJnnd  der  Schuljugend  läfst  einen  RQckschlnfs  auf  den  Gesundheitszustand 
auch  der  Erwachsenen,  also  der  ^e'^amten  Bevölkerung  in  gewissem  Um- 
fange zu.  Er  zeigt  die  EmwirkuiiL:  voq  Wohuungs-  und  Arbeitsverhältnissen 
in  Stadt  und  Land,  wie  auch  der  Erwerbs-  und  Ernähruugsverhältuisse  auf 
die  EntwieUung  der  Jugend.  Das  Eu^sreifea  der  Sdbnllnte  kann  so  — 
wie  anch  immer  bereits  von  den  Vorklmpfeni  ihr  Schulhygiene  nnd  Schul- 
ärzte betont  worden  war  —  anf  das  Hsns  znrAekwirken.  AnfidedEen  von 
Schädigungen,  besonders  der  sonst  schwer  kontrollierbaren  Hansindustrie, 
sind  so  möglich.  L.  bprirlitet,  in  welcher  AusdebnnnT  die  kleinsten,  auch 
noch  nicht  Schulpflicht  il' in  Ivinder  hei  der  Spiel  war  enindustrie,  früher  auch 
in  Griffelhütten  und  Gntielwerken,  in  der  Glasindustrie ,  bei  der  Zflndholz- 
bereitang  zur  Arbeit  herangezogen  werden.  L.  zeigt,  dais  beginnende 
l^berimlose  bei  Kindern  schwer  nachweisbar,  aber  gnt  heilbar  ist,  nnd  daft 


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hier  den  Scbillfitei  eine  wesentlicfae  nod  lohnende  Al^^lbe  inr  Bekämptef 

der  Tiiberknlose  gestellt  ist.  Interessant  ist,  was  L.  Ober  das  Tnt^res?« 
der  I.f^hrrr  ftlr  Schulhygiene  anführt:  „Prof.  Gärtnek  hat  anu^emd 
zehn  Jahre  über  Öchulhygienc  gelesen,  um  den  angehenden  Lehrern  die 
Möglichkeit  zn  bieten,  sich  über  die  iär  sie  so  incbtigen  ragen  zu  in- 
iMnuerea.  Der  Besuch  w  stets  wOMg,  leM  tea.  th  Im  im  mitm 
Jtämm  te  Yontnd  des  püsfcgisciea  BmHaan  Mf  die  SekrifaTgkM 
qMsiell  anfBierksam  nachte.  Die  Mehmhl  der  Hörer  bestand  ans  Aus- 
ländem, Ton  den  Studierenden  der  philosophischen  Faknltftt,  die  nicht  dea 
Seminar  anirehrirten,  kam  h^t  nirmn^d  In  den  letzten  Jahren  ist  der 
Beimch  so  genug  gi-woiden,  dais  Prof.  (tÄrtnbb  das  Kolleg  aufgab. 
HnizDfUgen  wiU  ich  noch,  dais  die  Etementarlehrer  ein  weit  regeres  inier- 
eese  zeigten." 


Die  Scimiarxi-DieiutordBiiiig  tob  äehmrgenderf. 

Der  Schularzt  ist  der  sachverständige  TJcrater  der  Lehrerschaft  im 
allen  die  Gesnndheit  der  Schulkinder  betreffenden  Fragen.  Er  hat  fest- 
zustellen, welche  Kinder  danernd  ärztlich  zn  tiberwnrhen  oder  vom  Unterricht 
in  einzelnen  Fächern  auszii^tliliefsen  sind  oder  l  ei  (resichts-  oder  inhAr- 
fehlera  einen  besond^n  Sitzplatz  zq  erhalten  haben.  £r  kann  die  Zorück- 
sfceUung  schwftohlicher  lünier  vom  Unterricbt  bei  dem  SobelserstMid  bes«- 
tneea  und  hrt  Hr  jedes  Kind  eis  die  ErgohBiwe  seiier  Ifvitaadbaog  col- 
haHene?  Getaehtan,  nd  itmr  fir  jedes  Kkid  nf  eio^  besoodeieB,  ftm 
Klassenlehrer  aufzubewahrenden  Blatte  (Gesmidbeitsscbein)  ansznfertiges. 

Der  Schularzt  hat  die  Kinder  bei  ihrem  Eintritt  in  die  Schnle.  sp;V 
testens  acht  Wochen  nach  demselben  nnd  dann  pelegentltch  des  im  Schul- 
halbjahr einmal  vorzunehmenden  Klassenbesnchs  zu  untersuchen.  Von  deo 
dafür  in  Aussicht  genommeneu  Stunden  ist  dem  Schulleiter  drei  Tage  vorher 
KeBDtBis  m  gebeo.  Bei  Mteen  Besedie  bestehügt  der  Sdnieizt  gewfthnlkk 
die  Kladfir  'MA  jnrai  bis  vier  KUnea  ivifarsod  des  üslennehts.  EnchsiM 
einselae  Kinder  euer  «enseren  üntersechimg  bedürftig,  so  ist  diese  spiter 
gesondert  im  Amtszimmer  des  SelmUeitea  oder,  owientlich  bei  Mädchen,  in 
Sprechzimmer  des  Schularztes  von-nnehmen,  nnd  zwar  bei  den  Knaben  in 
Gegenwart  des  Klassenlehrers  oder  Schulleiters,  bei  d^  Mädchen  in  Gegen- 
wart der  Lehrerin  oder  der  Mutter. 

Die  Eltern,  Vormünder,  Erzieher  werden  Ton  der  Zeit  einer  genaueren 
^Msrsetflniig  der  Kinder  Tweaehsiehtigt;  es  ist  ihneii  gestaltet»  derselbea 
beiaswolmen.  Die  genauere  üntavsoobiiiig  einss  Kindes  uterUeibt  srf 
Antrag,  dem  eine  Änfsernng  des  Hausarztes  über  den  Gesnndheifswstaal 
des  Kindes  beimlllgeD  ist.   Die  Etteni,  VonDitaider,  Enielier  werden  von 


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etwaigen  Gebreclieu  und  Krankheiten  der  antersuclilttü  Kinder  nach  Mafs- 
gäbe  des  Tom  Schtdant  abgegebenen  Gutachtene  dureh  den  SdmUeifeer  in 
Keimtiijs  geeetzt   0ie  Intlicbe  Bebandlnng  Ueibt  Seche  des  Hansante«. 

Der  Scbnlant  betiehtigt  in  jedem  Schnlbalbjahr  tinmal  an  einem  dem 
Schulleiter  bekannt  zn  gebenden  Tage  die  Schnlränme  und  deren  Ans* 
stattang,  die  Einrichtungen  znr  Belenchtnng,  LUftoag,  Heiziuig  usw.  Der 
Scbolleiter  wohnt  dieser  Besichtigang  bei. 

Bei  allgemein  anftretenden  Krankheiten  bat  der  Schularzt  aoiiier- 
ordentliche  Besichtigangeu  einzelner  Klassen  oder  der  ganzen  Schule  vor- 
zunebnien« 

Der  SebtlaMt  Jitt  auf  AmicheD  deriaterB»  ToivOnder,  Ecaieber  bei 

Scbutversätnnnissen  Inrank  gemeldeter  ffind»  'tBe  «dtens  der  ^dide  ge- 
forderte Bescheinigung  unentgeltlich  zu  erteilen. 

Bei  Antrag  auf  Fürsorgeerziehung  eines  Kindes  oder  anf  Unterbringung 
eines  epileptischen  oder  geisteskranken  oder  geist^Kscbwachen  Kindes  in 
eine  Anstalt  bat  der  Schularzt  über  den  geistigen  und  körperlichen  Zustand 
des  Kindes  ein  Zeugnis  unentgeltlich  auszustellen. 

Bei  UnglocksftUen  in  der  Sclnile  hat  der  Sdiidant  an  Ott  mid  Stelle 
Hilfe  an  Idsten.  Ist  GeMir  «mlianden,  se  %afln  der  nlchate  Ant  geholt 
weiden. 

"Per  Schü^HTzt  hat  sCTce  Brobacbtiinfjrn  nnd  Wünscbe  dem  Scbnl vor- 
stand zu  unterbreiten.  Er  dar!  die  in  amtlicher  Eigenschalt  gemachten 
Beobachtungen  nur  nach  vorheriger,  eingeholter  Genehmigung  des  Schul- 
Torstandes  verüffeutlichen.  Ein  üecht  zu  Anweisungen  au  die  X4eiter  der 
Sdrule,  an  die  Letamr  nnd  fliMdiener  "stsht  dem  SchdarSI  nMit  zn.  Es 
wild  vm  'Sdniant  eiwnteti  daJk  er  atels  im  guten  £invecne]BMn  aiit^en 
Lefarert  handle. 


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Verlag  von  LAopoltf  Vom  in  HamtnirK. 


Im  Herbst  1904  ist  erschieaea; 

Gesundheitspflege  der  Mädchen 

w&hrend  und  nach  der 

Schulzeit 

Von 

S.-R.  Dr.  U  Fflrat,  Berlin. 
Broschiert  Mk.  175,  gebuadcn  Mk.  2.50. 


Unsere  Zeit  verlangt,  im  Interesse  des  Volkswohls,  mehr 
und  mehr  eine  Verbreitung  von  Kenntnissen  der  Gesundheits- 
pflege. Ein  Leithiden  der  Midchenhygiene^  wie  ihn  diese 
kleine  Schrift  bietet»  unter  besonderer  Berücksichtigung 
der  Übergangsjahre,  dürfte  dedialb  allseitig  willkommen 
sein.  Die  Lösung  dieser  Aufgabe  bietet  mancherlei  Schwierig- 
keiten, aber  sie  ist  dem  Verfasser  gelungen,  so  dafs  das  Büchlein 
wolil  dazu  beitragen  kann,  wcilcre  Kreise  auf  eine  vcrnunft- 
gemäfse  Erziehung  der  weiblichen  Jugend  hinzuweisen,  rationelle 
Anschauungen  zu  verbreiten,  Irrtümer  zu  berichtigen  und  flir 
das  spatere  Leben  manche  die  Daseinsfreude  und  Arbeitskraft 
verkümmernde  Schädigungen  zu  verhüten. 


Inhalt;  KmUieit.  —  G«nudlieit.  —  Sdittnlitlt  im  Lichte  der  EmdkUf. 
_  Der  Kenpf  m  die  Geenndheit.  —  Wie  «liMltett  wir  «u  die 
rechte  Hemoiiie  von  K6q)er  und  Geist?  —  Schlaf  und  Traum.  — 

Vorn  Essen  and  Trinken.  —  Wie  soll  sich  da?  Mädchen  Vlfidf^n? 

—  Über  das  Gehirn  und  das  Nervensystem.  —  Kxältiges  Atmen  und 
Pulsieren.  —  Natürliche  Kosmetik.  —  Unsere  Sinnesorgane.  —  Kraft 
und  Graxie.  —  Aus  der  Apotheke  der  Nator.  —  Ein  Nechwort  m 
die  Mutter, 


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XVIL  Jahrgang*  1904,  No.  11. 


•  1 1  jina  1  i  1  d  unM  II  ftge«. 

Die  Gefährdung  der  Kinder  dnrch  krankbaft  veranlagte  und 
littlich  defekte  ^AufBiohtsperflonen.^ 

Von 

Dr.  Theodor  Heller, 
Direktor  der  £rzieiiiuig8aiiitim  Wien-Grinsiog. 

Die  UDgüDstigen  sozialen  VerbÄltnisse  der  Gegenwart  haben 
viele  und  einschneidende  V  eianderungen  im  öffentlichen  Leben 
herbeigeführt.  Aber  auch  die  Familie  ist  von  deDselbm  nicht  un- 
berührt geblieben.  Der  Kampf  oms  Dasein,  der  sich  immer  öchwie- 
riger  und  aufreibender  gestaltet,  hat  vielfach  die  Frau  ihrer  eigent- 
lichen Aufgabe  entrückt  und  dieselbe  vor  die  Notwendigkeit  gestellt, 
ihren  Gatten  in  seiner  Erwerbsbeschftftigung  zu  unterstätzen  oder 
durch  selbständige  Arbeit  wenigstens  einen  Teil  der  Existenzmittel 
für  die  Familie  herbeizuschaffen.  Hier  bleibt  die  Beaufsichtignng 
und  die  Eniebnng  der  Kinder  in  vielen  Fällen  gemieteten  Personen 
überlassen,  deren  Tätigkeit  nicht  hinlänglich  kontrolliert  werden 
kBon,  da  die  Eltern  duroh  ibie  Erwerbebeeohftftigang  den  grOisten 
Teil  dee  Tages  Tom  Hanse  ferngehalten  werden.  IHlr  dteae  Ver- 
tretung der  Eltern  sind  aber  in  vielen  FftUen  andere  MotiTe  maß- 
gebend. In  den  Hänsem  der  Wohlhabenden  iet  bftn6g  die  Fran 
dnzeh  sogenannte  geaellsefaaltliehe  Verpfliohtungen  derart  in  Anspmeh 
genommen,  dafii  sie  keine  Zeit  findet,  aiob  ihrer  Kinder  hinreiehend 
aainnehmeD,  eine  Tatsaehe,  die  ihre  richtige  Belenehtnng  empfangt, 
wenn  man  erwägt,  wie  nichtig  diese  gesellsobafUiehea  Verpflichtungen 


^  Referat,  erstattet  in  dur  Sektiun  0.  des  orstea  iuterualtonftldn  Koogrewes 
£är  Scbuihygiene  in  Nürnberg,  Apni  liKH. 

8cholge«ttndbeit«pücge.  XVIL  88 


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760 


in  vielen  Fällen  sind,  und  dafs  ea  ontor  allen  Umständen  die  wich* 
tigste  geseUflchaftliolie  Verpfliohtang  einer  Mutter  bleibt»  sieh  ibna 
Kindern  zn  widmen. 

Die  VernaehlaMigiiDg  der  Familie  ragnnsten  än/beren  Schein« 
ist  aU  ein  Symptom  sosialen  Verfallen  zu  betrachten.  Wie  daa  ra- 
nehmende  Unvermögen  junger  Mfttter,  ihre  Kinder  selbst  zu  «tiUso, 
als  eine  Art  aUj{emeinen  DegenerationsBeiehenB  ansnseben  ist»  so 
aueh  die  sieh  stetig  mehrenden  FflUe»  daJs  Mfltter  cur  Eniehong 
ihrer  eigenen  Kinder  nn&hig  sind.  Die  UsBaohe  dieser  traurigen 
firseheinung  naobsuweisen.  wflrde  an  dieser  Stelle  au  weit  UDibreo« 
loh  mOehte  nur  knrs  erwülinen»  dab  hier  die  NerTositftt  unser« 
Zeitalters  eine  greise  Bolle  spielt  und  fernerhin  die  Verkehrtbeiiea 
der  Mädchenerziehnng,  worauf  Ufbb  in  einer  sehr  lesenswerten 
Schrift  *  aufmerksam  gemacht  hat. 

Häufig  ist  jedoch  die  Entäuisumug  der  wichtigsten  Mutterrechte 
und  Mutterpflichten  lediglich  durch  die  Sorge  um  die  eigene  Be- 
quemlichkeit bestimmt,  oft  auch  nichts  anderes  hIs  ein  Zugeständnis 
au  die  herrschende  Mode,  woranf  ich  späterkm  zorückkommen 
verde. 

Unter  diesen  Verhältnissen  sind  die  in  den  Familien  mit  der 
Pflege,  Beaufsichtigung  und  Erziehung  der  Kinder  betrauten  Per- 
sonen gleichsam  zu  einer  pädagogisohen  Groikmaobt  geworden.  Wenn 
ich  in  meinen  folgenden  Äasftthrungen  gezwungen  hin,  manebe  der 
Stob  hieraus  ergebenden  Mifsbräuche  in  ein*^  Rcharfe  Beleuchtung  zn 
rdoken  und  auf  manche  problematische  Existenzen  hinzuweisen,  die 
sieh  unterfangen,  in  den  Familien  die  fiolle  der  pftdagogisohen  Vor- 
sehung anspielen,  so  liegt  es  mir  trotadem  Tollkommen  fern» 
den  Stand  im  allgemeinen  herab wArdigon  au  wollen»  und 
ich  mAehte  vor  einem  unbereehtigten  Q-eneralisieren 
warnen.  Bs  kann  nur  im  Interesse  der  sittlieh  hoeh- 
stehenden»  pftdagogiseh  tflohtigen  Braieher  undBraiehe- 
rinnen  liegen,  wenn  ieh  auf  jene  unwilrdigen  Blemente 
bin  weise,  die  das  Familienleben  yergiften  und  ihre  ZOg* 
linge  in  der  übelsten  Weise  beeinflussen. 

Aber  nicht  blofs  sittlich  defekte,  degenerierte  Menschen  kommen 
hier  in  Betracht,  sondern  auch  wirklich  Kranke,  die  zum  Teil  keine 
klare  Einsicht  in  ihren  Zustand  besitzen,  znm  Teil  durch  die  Not- 
lage, in  der  sie  sich  beüuden,  zu  einem  Erwerb  gezwangen  sind. 


^  NtrvQiim  und  MädOmtniekiuig,  J.  F.  Beigmann,  Wiesbaden  1880. 


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Unter  deD  körperlichen  KniaUietton  kommen  der  Tuberkulose 
und  der  Syphilis  besondere  Bedeutung  su«  die  erstere  geh^trt  be- 
kmniUoh  sn  den  Terbreitetston  Kzunkheiten,  und  es  kommt  daher 
gar  nicht  selten  Tor,  dals  Ammen  oder  Bonnen,  die  in  nahe  körper* 

Lehe  Berühning  mit  ihren  Pflegebefohlenen  kommen  müssen,  die 
Krankheit  auf  di<:^selheu  direkt  übertragen,  lu  vielen  pupulureu  Be- 
lehmngon  über  Tuberkulose  fehlt  der  klare  Hinweis  auf  diese  Ge- 
fahr. —  Was  die  S)^hilis  anbelangt,  so  möchte  ich  mich  hier  damit 
begütigen,  auf  einen  Fall  Foüenujis  hinzuweisen,  in  welchem  daroh 
«ine  syphilitische  Amme  nicht  biufa  der  Säuglinge,  sondern  auch 
dessen  Eitern,  durch  die?e  deren  spiitor  ^eboreites  Kind  und  die 
Oioismatter  syphilitisch  inhziert  wurden. 

Im  Interesse  der  Volkshygiene  wäre  es  von  ansohätzbarem 
Werte,  wenn  kompetente  Personen,  vor  allem  die  Ärzte,  diese  Übel- 
etttnde  in  populären  Vorträgen  und  Flugschriften  zur  Sprache  brächten, 
und  wenn  aueh  die  Vereine  zur  Abwehr  der  Tuberkulose  und  die  in 
lasoher  Zunahme  begriffenen  Geaellsohaften  sur  Verhütung  vene* 
riaoher  Krankheiten  in  dieser  Hinsieht  anf  klftrsnd  wirken  wflrden. 
Die  obligate  irstUohe  Untecsuehung  von  Ammen,  Kinderpfiegerinnen 
und  SU  Shnliehen  Stellungen  berufenen  Personen  vor  deren  Auf- 
nahme ist  eine  empfehlenswerte  YorsiehtsmallBregel,  deren  allgemeine 
Dorehfkihruog  allerdings  betrftehtliohen  Schwierigkeiten  begegnen 
durfte.  Aueh  muls  die  Möglichkeit  erwogen  werden,  dab  die  be- 
treffenden Personen  sieh  erst  während  ihres  Dienstverhältnisses  eine 
Infektion  zuziehen  können,  was  von  ihnen  ans  naheliegenden 
Gruüdeü  geheimgehalten  wird. 

Ich  habe  bereita  daraut  hingewiesen,  dafs  die  üufahigküii  zur 
Erziehung  der  eigenen  Kinder  häufig  durch  die  Nervosität  der 
JMutter  bedingt  ist.  Kervose  Zuätäüde  rufen  oft  eine  Verände- 
rung des  Üharakters,  vor  allem  eine  Herabsetzuag  der  WilkMLskraft 
hervor,  sie  verursachen  eine  Disharmonie  der  Gefühle  und  Strebun^^en, 
in  extremen  Füllen  sogar  eine  Trübung  des  BewuTstsems  infoige 
Auftretens  von  Zwangsgedanken  und  unmotivierten  £rrsgung8*  und 
Angstzuständen.  Ich  habe  häufig  die  Erfahrung  machen  können, 
dafe  Mütter,  die  wegen  nervöser  Zustände  nicht  imstande  waren,  ihre 
Kinder  vemllnftig  zu  erziehen,  zu  diesem  Zwecke  Personen  enga- 
gierten, deren  l^ervosität  womöglich  noch  die  eigene  fiberbot.  Dies 
erscheint  begreiflich,  wenn  man  bedenkt,  dafs  nervOse  Menschen  oft 
oine  sonderbare  Anziehung  aufeinander  ausfiben,  und  dab  die  Ober- 
oiostimmung  in  der  Lebensführung  und  in  manchen  Gtewohnhsiten 

88* 


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762 


und  Ansehaaiingea  nerrMen  Hensohen  derartige  HausgenoiM  hB- 
gehreoBwerter  maebt  als  normale  Penonen,  deron  gesundea  Fohlen 
und  Handeln  von  ereCerea  oft  als  nnertrftglieli  empftinden  wird. 

Wenn  ron  Gebnrt  an  ner?ö8  disponierte  Kinder  den  Unberecben- 
barkeiten  nicht  blofs  der  nervösen  Mutter,  sondern  auch  der  ner- 
vösen Erzieherin  ausgesetzt  sind,  dann  kann  mau  sieb  nicht  wundern, 
wenn  bei  ersteren  Neurosen  und  selbst  Psychosen  der  mannigfachsten 
Art  zur  Entwickkiüg  gelangen.  Ich  habe  Familien  kennen  gelernt, 
in  deueu  Hysterie  geradezu  endemisch  war  und  sogar  d«e  Dienst- 
botfn  nicht  verschont  hatte.  Sonderbarerweise  bemerkten  in  einigen 
derartigen  Fällen  die  Angehörigen  nur  an  den  Kindern  nervöse 
Symptome  nnd  nahmen  für  diese  ärztlichen  und  pädagogischen  Rat 
io  Anspruch;  die  Ursaobe  in  der  eigenen  krankhaften  Verfassung 
zu  erblicken,  fiel  niemandem,  aogar  niobt  den  Terb&itnism&iaig  klar 
bliokenden  Vätern,  ein. 

Von  solchen  keineaw^  seltenen  Fällen  der  Übertragung  ner- 
TOaer  Znatftnde  von  mebreren  Seiten  abgesehen,  genügt  die  Nerro» 
litftt  einer  Anfmehtaperaon  an  und  fUr  sieh  Yollkommen,  nm  daa 
betreffende  Kind  in  der  flbekten  Weise  an  beeinflnaaen.  Bekanntliob 
bemht  die  Kinderbysterie  fast  immer  anf  eioer  psyeblaohen  Infektion. 
Diese  geht  hänfig  genug  Ton  der  mit  der  Endebnng  des  betreffenden 
Kindes  betranten  Person  ans.  leb  mOebte  daher  den  Anaapmeb 
Brüns':  «Hysterisehe  Kinder  haben  hysterisehe  Eltern*  erweitern, 
indem  ioh  sage:  «Hysterisehe  Kinder  haben  hysterisehe  Eltern  oder 
hysterische  Anisich tspersonen.*  In  dieser  Hinsiebt  ist  mir  der 
folgende,  i^fradezu  klassische  Fall  mitgeteilt  worden.  Bei  einem 
l.'ijahrigeu  Mädchen,  das  im  Gegensatz  zu  seiner  Irübeieu  Munter- 
keit seine  Eltern  durch  ein  exaltiertes,  schwärmerisches  Betragen  in 
Schrecken  versetzte  und  allen  Ernstes  die  Absicht  äufserte,  in  ein 
Kloster  strenger  Observanz  einzutreten,  stellte  sich  heraus,  dafs  seine 
Erzieherin  von  hysterischen  Aufaiieu  heimgesucht  wurde,  die  in 
religiöser  Verzückung  bestanden,  und  dertMi  Zeugin  das  betreffen^ie 
Mädchen  oft  gewesen  war.  Dem  Hausarzt  gelang  es  erst  nach 
wiederholten  eindringlichen  Verhören,  den  wirklichen  Tatbestand 
festzustellen,  da  Kind  und  Aufsichtsperson  ihr  Geheimnis  lange  Zeit 
nicht  preisgeben  wollten.  Auf  dem  Boden  der  Ner?osität,  Temr* 
sacht  durch  die  für  dieselbe  charakteristische  geringe  psycbisdie 
Widerstandsfiüiigkeit,  entstehen  oft  Perversitäten  der  mannigfacbsten 
Art,  besonders  solohe  des  Gesohlechtslebens.  Masturbation  kommt 
bei  jungen,  nerrOa  Teranlagten  Leuten  enorm  hanfig  vor.  Dieses 


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76a 

tibel  bewirkt  bei  Personen,  die  noch  einen  gewissen  aittliclieu  Halt 
besitzen,  einen  oft  nerveoaufreibenden  Konflikt  zwischen  ihrer 
beeseren  Überzeugung  und  den  oft  ttbermftohtigen  sexuellen  Bedürf- 
nissen, bei  der  Mehrzahl  jedoch  einea  impid  fortsobreiteodeiL  sitt^ 
lieben  VerfalL  Ersobreokend  b&ufig  kommen  Fälle  Tor,  in  denen 
jaog»  Mttdoben  von  ihren  Bonnen,  junge  Knaben  Ton  ibren  Hof« 
meietern  znr  Onanie  verleitet  werden.  Anob  Beispiele  Ton  mutneller 
HMtofbtttion  sind  mir  bekannt  geworden,  nnd  icb  mOobte  bier  nnr 
einen  toq  mir  pfidagogiaob,  von  Dr.  A.  Fuchs  irstliob  bebendelten 
Fall  erwftboen,  indem  aiob  bei  einem  fbnQttbrigea  Hftdeben  dnreb 
Verleitnng  rar  mntaellen  Mastnrbation  seitens  einer  gewissenloeen 
Bonne  Znstftnde  entwickelten,  die  soblielslicb  das  typisdbe  Bild  der 
ttttliebeo  Entartung  darboten.  Wie  ▼iele  bedanemswerte  Kinder 
mdgen  niebt  die  Opfer  pervers  ▼eranlagter  Boonen  nnd  Hofmeister 
geworden  sein,  nnd  wenn  in  der  öflbntliobkeit  wenig  davon  bekannt 
wird,  so  ist  dies  zum  gröfsten  Teil  auf  die  falsche  Schamhaftigkeit 
<ier  Angehörigen  zurückzufühien,  die  oft  so  weit  gebt,  dafs  solchen 
höchst  gefährlichen  Personen  gute  Zeugnisse  ausgestellt  werden,  um 
sie  selbst  zum  Stillschweigen  zu  bewegen  und  sie  so  unauffftUig  als 
möglich  los  zu  weiden. 

Viele  der  als  „Prügelpädagogen"  zu  bezeichnenden  Lehrer 
nnd  Hofmeister  sind  zweifellos  sadistische  i^uturen.  DaCs  auch  weib- 
lichen Personen  solch©  Ausschreitungen  nicht  fremd  sind,  beweisen 
die  in  der  letzten  Zeit  iu  die  Öffentlichkeit  gedrungenen  Is^ach- 
richten  von  körperiioben  Müshandlungen  der  Zöglinge  in  Instituten 
und  Internaten,  in  denen  ausschliefslich  weibliches  Personal  tätig 
ist.  Ich  habe  wiederholt  betont,  dafs  die  Prügelstrafe  überhaupt 
kein  pftdagogiseb  an  rechtfertigendes  Mittel  ist.  Molii  nnd  andere 
Antoren  haben  naohgewiesen,  dals  die  PrOgelstrafe  entarteten  Per- 
flonen  gleichsam  eine  Handhabe  bietet,  nm  ibxe  perrsfsen  Oelflste 
an  befriedigen,  nnd  Überdies  das  Erdnlden  körperiioben  SobmenBSS 
bei  in  der  Entwicklnng  begriffenen  jungen  Lenten  oft  den  eisten 
Anlab  bildet,  nm  gewiBse  krankhafte  Triebe  nnd  Neigungen  anr 
Entwicklnng  ra  bringen.  Daik  der  sattsam  bekannte  Fall  Dippou» 
BOob  immer  nicht  dazn  geführt  hat,  die  Prügelstrafe  in  allen  öffent- 
lichen Sobniennnd  sonstigen  Endebnngsanstalten  gänzUob  abansobaffen^ 


•  In  Österreich  ist  durch  die  Schul-  nnd  Unterrichtsordnung  vom  20.  August 
1Ö70,  §  24,  die  körperliche  Züchtigung  anter  allen  Umständen  von  der  Schule 
jMUgMchloiMn. 


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764 


und  die  Anliftoger  dieses  eonderbaieii  finiehungsmittelB 

ZQ  bringen,  zeagt  von  dem  geringen  Yerstftndoie  der  mafagebendeii 

Kreise  für  rlie  Lehren  der  Psycbopatbologie. 

Die  Epilepsie  ist  eine  Krankheit,  die  mit  der  bemfsmafsigen 
AnsflbitDg  einer  ersieherisohea  TMügkeit  Hiebt  va  EinklsDg  gebreebt 
werden  bann.  Von  seltenen  AnsnabmefUlen  abgeseben,  bewirkt  diese 
Krankheit  eine  snnebmende  IntelligenssebwBebe  nnd  anlWrdem  eine 
fortaebreitende  sitüiobe  Entartnng,  die  anob  nnabbftngig  von  enterer 
auftreten  kann  nnd  als  epileptisdbe  Obarakterftnderung  besetcbnet 
wird.  Epileptiker  nnd  binfig  FrOmmler  nnd  Henehler,  die  Saht 
treffend  lÄiarakterlmert»  wenn  er  sagt:  „Sie  tragen  das  Gebeibneh  in 
der  Tasche,  den  lieben  Gott  anf  der  Zunge  nnd  den  Ansbnnd  der 
Kanaillerie  im  Leibe."  Bei  allem  Mitleid  für  derartige  höchst  be- 
dauernswerte  Kranke  ist  es  doch  iu  keiner  Weise  zu  veiautw orten, 
wenn  man  ihnen  Kinder  ausliefert,  wobei  ich  au  die  Tatsache  er- 
innern möchte,  dafs  selbst  Tötungen  kleiner  Kinder  durch  epilep- 
tische Bonnen  und  Kindermädchen  nicht  zu  den  Seltenheiteu  ge- 
hören. Hiiisichtiich  des  erzieblicbeu  Einflusses,  den  derartiorf»  Ppr- 
ponen  ausüben,  ist  der  folgende  Fall  höchst  bezeichnend :  Ein 
Hofmeistier,  der  nur  an  seltenen  nächtlichen  Anfällen  litt,  von  denen 
der  Baus  vorstand  lange  Zeit  keine  Kenntnis  erlangte,  erzo^  seine 
Pflegebefohlenen  an  flenobleni,  Lägnem  nod  frömmelnden  Schein- 
beiligen.  Trotzdem  war  er  in  dem  Hause  infolge  seiner  unleugbar 
strengen  Pflichterfüllnng  nnd  kriecherischen  Unterwürfigkeit  jahre- 
lang mOglieb.  Selbst  die  erwaebsenen  fiansgenossen  standen  snm 
grOJstsn  Teil  in  seinem  Bann,  nnd  soblieCbliob  herrsobte  nnter  seiner 
Einwirknng  in  dem  frfiber  wobigeordneten  Hanswesen  die  ligat» 
Verwirrang. 

Terderblieh  ist  der  Sinflnik,  den  der  Alkobol  anf  die  beran- 
wacbseode  Jngend  ansllbt.  Dissss  Gift  bedrobt  oft  Kinder  sobon 
in  den  enton  Lebensmonaten,  da  bekanntliob  yod  stillenden  Muttern 
nnd  Ammen  allsn  reiobKob  genossener  AUcobol  in  die  Nahrung  der 

Säuglinge  übergeht.  Kassowitz  und  andere  Autoren  haben  nach- 
gewiesen, d'di's  unter  diesen  UmsUiiden  Trunkenheit  bei  Säuglingen 
gar  nicht  selten  vurkommt.  Der  alte  Aberglaube,  dafs  ausgiebiger 
Biergenufs  die  iVIuttermilch  nach  Qnnlitüt  utid  Quantität  verbessere, 
veninluf.st  oft  bei  MüLteru  und  Ammen,  die  bisher  maliig  gelebt 
haben .  fiirmliche  A  Ikoholexzesse.  was  biswellen  auf  die  fernere 
geistige  und  körperliche  Entwicklung  der  Kinder  nicht  ohne  Eindulk 
bleiben  dftrfte.   lob  verfttge  in  dieser  Hinsiobt  (Iber  folgende  Auf- 


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seiohnimg:  Ein  aeheinW  gemmd  gvbomiM  Kind  crlueli 
die  tiglidi  oft  TiAr  Ins  fitnf  Flaaohsii  Bier  (»nk  nnd,  io  oft  man 
ihr  dioflon  IlWinAbigen  ^oliolkontnai  Torwehrtov  bobanptcto,  sio 
konno  andm&Us  niöbt  ttUlen.  Dio  Mroffnido  Penon  soll  Ml 
9»hi  oft  in  einom  Zustand  befnndon  haben,  dar  von  iotaler  Be- 
trankenlieit  nidht  weit  entfernt  war.  Das  Kind  zeigte  spater  alle 
Symptome  des  Sohwaebsinns  nnd  blieb  idiotiadh,  was  möglicherweise 
mit  den  Alkoholezsessen  der  Amme  snBammenhllngt,  eine  Vermntnng» 
die  von  den  filtern  des  Kindes  selbst  aosgesproohen  wurde,  da  ein 
anderes  ätiologisches  Moment  nicht  vorlag. 

Zu  den  soheulslichsten  Praktiken  gewissenloaer  Kinderwiirte 
rinnen  znr  Beruhigung  unruhiger  Pfleglinge  gehört  die  Kmtiofsung 
von  Alkohol,  bisweilen  sogar  in  Form  eines  fuselhaltigen  bcbnapses. 
Ebenso  _refährlioh  sind  der  opiumhaltige  Absud  von  Mohnköpfen 
nnd  der  aus  Johannisbrot,  der  Frucht  von  Oeratonia  sihqua,  bereitete 
Saft.  Die  Verwendung  derartiger  Opiate,  über  deren  Geführlichkeit 
mau  sich  oft  gar  keine  Rechenschaft  gibt,  erbt  sich  als  eine  schlimme 
Tradition,  insbesondere  in  der  bftuarlioben  BeTölkerung,  von  Ge- 
schlecht zu  Geschlecht  fort.  In  einer  mir  bekannten  Familie  woiste 
sich  ein  Kindermädchen  dadurch  vor  seinem  bisweilen  recht  nngo- 
berdigen  Pflegling  Ruhe  zu  verschaffen,  dais  es  ihm  Brom  in  nn- 
verhältnismälsig  groXsen  Dosen  beibraobte,  die  es  in  einer  Drogen- 
bandliing  gekauft  hatte. 

Anders  sehr  beliebte  Bembignngsmittel,  die  Ton  nnTerständigsn 
Kinderpfl^gerinnen  nnd  beqnemen  M flttem  gerne  Torwendet  werden, 
sind  der  Lntaobbentel  nnd  der  Sobnnller.  Httnfig  genug  wird  der 
Lntsohbentel  mit  Alkohol  oder  einem  der  erwAhnten  Opiate  getrftnkt, 
boTor  man  ihn  dem  Kinde  verabreioht.  Auf  die  Oeffthriiobkeit 
dieser  allen  Fordemngen  der  Hygiene  spottenden  Dinge  iit  wieder- 
holt hingewiesen  worden,  leider  mit  nur  geringem  Erfolg.  Rohlbdbb 
bemerkt,  dafs  das  Dudeln  oder  Lutschen  der  Masturbation  sehr 
nahesteht,  und  ich  habe  "wiedeiluilt  gesehen,  dafs  Kinder,  die  trieb- 
artig onanierten,  Dudler  waren.  Es  ist  deshalb  im  eminenten 
IntereSvSe  der  Kinder  gelegen,  ihnen  diese  Unart  sobald  als  möglich 
abzuL^Pw  öbneu  und  nicht  durch  Darbietung  günstiger  Geiegeuheiten 
zu  eliif^m  Laste  1  L^Tofszuziehen. 

Der  verderbliche  Eintlufs  des  Alkohols  erstreckt  sich  über  die 
gesamte  Entwicklungszeit  des  Kindes.  Trotzdem  der  GenuTs  von 
Alkohol  für  die  heranwachsende  Jugend  Iftngst  als  schädlich,  unter 
Umstanden  sogar  als  hOehst  gefftbrlidi  beaeiohnet  worden  ist»  kommt 


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«e  daanoob  sehr  hAofig  vor,  daft  sohiüpfliohtige  Kinder  regelmftlsig 
Wels  oder  Bi«r  Tmbreicht  erbaltoo.  B«im  Alkoholismas  der 
JngandUohoii  spielon  Verleitong  und  Beiapiel  die  Hauptrolle.  In 
enterer  Hinsieht  kommt  in  Betraeht,  dab  TnmkaOelitige  oft  eia 
pervenea  Vergnügen  daran  finden,  andere  Peraonen  anm  Tmnk  la 
▼erleiten.  Ba  aind  mir  mehrere  Fllle  bekannt,  in  denen  flof- 
meiater  ihre  Zöglinge  bei  Aneflügen  in  Wirtahttneer  mitnabmea 
und  dort  niobt  blofii  salbet  dem  Alkohol  in  ansgiebigster  Weise 
huldigten,  sondern  auch  die  betreffenden  Knaben  mit  Wein  oder 
Bier  reichlich  regalierten.  In  einem  anderen  Falle  war  ein  15jäb- 
riger  nervöser  Junge  mit  den  studentischen  'JViiiksitten  von  seinem 
Hofmeister  genau  vertraut  gemacht  worden,  und  es  fehlte  nicht  an 
Gelegenheiten  zn  heimlichen  Trinkgelag»^n,  Ixm  wel<  hf»n  der  Bursche 
seine  Kenntnisse  unt^r  unmittell)firer  Anleitung  semes  Hofmeistors 
vervollkoramnete  Al  or  abgei^eheu  von  solchen  keineswegs  seitenpn 
Fällen  direkter  Verführung,  ist  das  Beispiel  eines  dem  Alkoholgenulj 
ttbennftTsig  ergehenen  Menschen  ausreichend,  um  ein  intensives  Ver- 
langen des  Kindes  nach  diesem  ihm  bisher  unbekannten  Beiamittsl 
wach  zurufen. 

Wer  die  Berechtigung  der  Alkoholabstinenz  für  die  hemn- 
wachsende  Jngend  anerkennt,  der  wird  die  Fordemng  nieht  für 
übertrieben  halten,  dafs  hier  die  Er  sie  her  mit  gutem  Bei- 
apiel vorangehen  und  naoh  Tunliehkeit  enthaltsam 
leben  sollten.  In  dieser  Hinsieht  hat  die  Abatinenabewegnag 
unter  den  Lehrern  niobt  blofii  eine  hohe  ethisohe,  sondern  anoh  eine 
pädagogische  Bedeutung. 

Leider  gestattet  es  mir  der  knapp  angemessene  Raum  niobt, 
alle  Seiten  meines  Themas  hinreiehend  au  belenohten.  leb  mOehte 
hier  nnr  kurz  anf  die  Unzukömmlichkeiten  hinweisen,  die  viel&eb 
mit  dem  Halten  von  Kost  und  Pflegekindern  verbunden  sind. 
Das  Kost-  und  Pflegekinderwesen,  insbesondere  in  gröfsereu  Städten, 
wäre  eines  besonderen  Studiums  wert.  Ich  bin  überzeugt,  dafs  sich 
hierbei  die  dringende  Notwendigkeit  einer  beb(»rdli(''hen  Kontrolle 
der  Pflegefamilien  herauestellen  würde.  Die  sogenannUMi  Kosthäuser, 
in  welchen  gröfsere  Kinder  zum  Zwecke  des  Bn^nclis  einer  Miltt^l- 
schule  untergebracht  werden,  lassen  hinsichtlich  der  Beaufsichtigung 
oft  yiel  zu  wünschen  übrig,  nnd  es  wftre  kein  unbilliges  Verlangeo, 
wenn  von  den  betreffenden  Personen  gewisse  Garantien  in  pftdsr 
gogischer  Hinsiebt  verlangt  würden. 

Zum  Soblosse  meiner  Auaftthmogen  mOehte  ieh  noeh  erörtern. 


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767 


wolier  68  dmm  kommt,  dafe  noier  den  in  Familion  tätigen  Anfiiiolii»- 
penonen  Terliftitnismäfng  so  TioU  minderwertig«  Eziateiisen  ange- 
troffen werden.  In  der  Hanptaaolie  iit  dies  anf  die  nngfimtigen 
eoiialen  VerbSltDiaae  im  allgemeinen  snrttokinAiliren.  Im  besonderen 
muis  dannf  limgewieaen  werden,  dafs  die  Stellnng,  welehe  viele 
dieser  mit  den  bOoheten  nnd  wiebtigaten  Aufgaben  betrauten  Per- 
sonen einnebmen,  eine  in  jeder  Hioflüdit  nnwürdige  iet.  Die  oft 
minimale  ESntlobnnng  stebt  an  den  anJiMrordentlioben  AnfordenrngMi 
in  gar  keinem  Verhältois.  Ich  habe  in  meiner  Wirksamkeit  wieder- 
holt Boniu'D  und  Hofmeister  kennen  gelernt,  die  bei  nervös  oder 
krankhalt  vei  anlagten  Kiudern  wochenlang  Tag  und  iS'acht  im  Dienste 
standen,  ohne  dais  man  daran  dachte,  ihnen  irgendeine  Erleichterung' 
zu  gewahren.  Dafs  nach  einer  solchen  aufreibenden  Tätigkeit  eine 
nach  wenigen  Stunden  bemessene  Erholungszeit  nicht  genüget,  um 
die  irritierten  Nerven  zu  beruhigen,  wird  leider  von  den  betTetfotuIen 
Eltern  nicht  immer  eingesehen.  Nervo^itJlt  und  Neurasthenie,  die  ge- 
radezu als  Berufskrankheiten  der  in  Familien  tätigen  Aufsicbtspersonen 
bezeichnet  werden  können,  sind  in  der  Hegel  nichts  anderes  als  eine 
Folge  fortgesetzter  schwerer  Überbürdnog.  Weiterhin  kommt  in 
Betracht,  dafs  derartige  Leute,  besonders  solohe  weiblichen  Gte- 
eoblechtes,  oft  niobt  in  den  Familienkreis  einbezogen  werden,  sondern 
eine  Zwittezstellung  einnehmen,  aofem  sie  zwar  nicht  mit  den 
Dienstboten  anf  einer  Stnfe  ateben,  vom  FamiUenverkebr  aber  nabein 
atugeeobloBsen  bleiben. 

Wfthreod  es  anf  der  einen  Seite  viele  Eltern  nnterlassen,  die 
in  ihren  Familien  angestellten  Aafsicbtspersonen  binlinglieb  an  kon- 
trollieren» da  ea  ihnen  au  der  nötigen  Zeit»  binreiobendem  pttdago- 
gisoben  VeretSndniB'  oder  dem  erforderlieben  Interesse  fehlt,  begegnet 
man  anf  der  anderen  Seite  in  vielen  Familien  dem  Mifabranch,  dab 
flick  die  Eltern  ihrer  soblingelbaften,  bösartigen  oder  ungezogenen 
Kinder  gegen  die  ihnen  zugeteilten  Aufsichtspersonen  annehmen 
und  deren  Autorität  gleichsam  methodisch  erschüttern,  trotzdem  aber 
verlangen,  dals  die  letzteren  die  Kinder  zu  gesitteten,  anständigen 
und  tüchtigen  Menschen  heranbilden.  In  solchen  Familien  ist  die 
Ausühune'  ein^r  erzieherischen  Tätigkeit  geradezu  unmösfHch  und 
bedeutet  iür  die  betretfenden  ir'ersoneu  eine  Quai,  die  jeder  Be- 
sohreibun?  spottet. 

Unter  diesen  Umstunden  kann  es  nicht  wundernehmen,  wenn 
zahlreiche  pädagogisch  tüchtige  und  kenntnisreiche  Personen  es  ver- 
aobmähen,  das  domenTolle  Amt  einee  Familienpädagogen  an  Aber- 


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nehmen,  und  dasselbe  oft  von  Leuten  als  letzte  Zuflucht  erwählt 
wird,  die  bereits  im  Leben  Schiöbruch  erlitten  haben.  Die  Fälle» 
in  denen  persönliohe  Unfilhigkeit  vorliegt,  sind  nooh  immer  nicht 
die  schlimmtteD,  wenn  man  in  Betracht  zieht,  wie  häufig  krankhftfl» 
Veranlaguog,  mangelnde  sittUcbe  Widerstandsfähigkeit  oder  gar  per* 
TeiM  l^eigmigeD  den  Zusammenbruch  einer  fbcistenz  verschalden. 

Auf  einen  Müsbranoh  der  Bohlimmiten  Sorte  iat  wiederkoit» 
leider  nicht  mit  genügendem  Naobdraok,  kingewiaen  worden.  B» 
betrifft  die  Beetellnng  fremdepraokiger  Pereonen  nur  ESraiebnng 
junger  Kinder»  die  anf  dieeem  Wege  Spraobenkenntniaae  gieieheam 
spielend  erwerben  eollen.  Diese  unsinnige  HaCnegei  ist  bftnfig  niebts 
anderas  als  eine  Hodetorbeit  Lente  die  oft  gar  niebt  die  Eftbigkeit 
bentaen,  die  pldagogiiebe  'Qualifikation  einer  Petson  an  beurteilen 
oder  die  betreffende  Spraobe  selbst  niebt  Terstehen,  liefern  anf  diese 
Weise  ihre  Kinder  nicht  selten  Personen  aus^  denen  jede  erziehe* 
rische  Eignung  fehlt,  die  in  vielen  Fallen  sogar  auf  ihre  Zöglinge 
in  der  übelsten  Weise  einwirken,  weil  sie  selbst  nicht  binläuglich 
erzogen  sind.  Nach  den  Ausführungen  Ufeks  in  seiner  früher  er- 
\viihnt*'n  Schrift  hohnclHn  sich  unter  den  fremdsprachigen  BouDea 
vieK'  inferiore  Elemente/  die  natnentlich  in  jene  Familien  Zutritt 
erhuigeu,  welche  sich  um  ein  möglichst  geringes  Entgelt  den  Aufpats 
einer  fremdsprachigen  Bonne  verschaffen  wollen. 

Es  ist  nicht  leiobt,  anter  den  obwaltenden  VerbültDissen  Vor* 
soblttge  zu  machen,  die  eine  Besserung  in  der  angedeuteten  Richtung 
herbeifabren  können.  In  erster  Linie  wären  wobl  die  Matter  darauf 
binsnweisen,  daf»  ee  ibre  Tomebrnste  Pfliobt  ist,  sieb  ibren  Kindern 
zu  widmen.  Die  modernen  fimanaipationsbestrebnngen  der  Fnnea 
baben  Tieliaeb  nngesnnde  Verbftltnisse  gesobsffon;  selbst  anf  die 
Gefiüir  bin,  mir  den  Vorwurf '  der  BfleksUndigkeit  snznaisben, 
möchte  iob  bier  mit  allem  Naobdmok  benrorbeben,  dalk  das  Hinans» 
strebsn  der  Franen  Aber  ihre  Famüienpfliehten,  die  Beteiiigang  an 
politiseben  nnd  Tagesfiragsn,  am  Veieinsleben  n.  a.  m.  oft  aar  völligen 
Vernachlässigung  der  Familie,  besonders  der  eigenen  Kinder,  fOhxt 
Was  beute  den  Franen  niebt  dringend  genng  ans  Hers 
gelegt  werden  kann,  ist  die  Rtlokkehr  zur  Famil  ie.  Selbst 
in  bürgerlicheo  Kreisen  werden  jene  Frauengestalten  immer  seltener, 
die  ihren  Ehrgeiis  darein  setzenj  ihren  Haushalt  selbständig  zu  führen 


'  ÜFKK  beruft  mch  hierbei  nnf  eine  treffende  DartteUniag  in  der  Wiener 
ZeitMhrift:  ^Gtsm  den  Strömt  lööö.  Heft  XX 


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769 


und  meh  aneh  bei  der  Erziebnng  ihrer  Kinder  keiner  fremden  Hilfe 
zn  bedienen.  Eine  Refonn  in  dieser  Hinsicht  müfste  mit  der 
MftdoheDersiehang  beginnen.  Statt  den  Midobeni  wie  dies  in  vielen 
liöh«ren  TOchterBiihnien  der  Fall  ist,  eine  Summe  von  Kenntniaeen 
m.  ▼ermitteln,  die  niigenda  in  die  Tiefe  geben  nnd  sie  lediglieh  mit 
einem  gewiesen  BildungsdAnkel  erfüllen,  biete  man  ihnen  Geirt  und 
Ghemttt  bildende  Unterrichtastoflfo  nnd  unterweise  sie  in  der  Pflege 
und  Ersiehnng  von  Kindern,  damit  sie  dereinst  Mtttter  im  Sinne 
Fbstalozsis  werden.  Dann  wird  es  sicher  niebt  mehr  so  ersehxeekend 
httnfig  rorkommen,  dab  Mtttter  znr  Ersiehnng  ibrsr  eigenen  Kbder 
nn&hig  sind  und  die  Mithilfe  fremder  Personen  nicht  entbehren 
können.  Anf  diese  Weise  würde  aber  auch  jenen  Frauen,  die  un- 
vereLehcht  bleibeu,  em  Weg  gewiebeu,  uuf  dein  sie  eine  der  weib- 
lichen Natur  wie  keine  andere  zusagende  Berufstätigkeit  mit  dem 
nötigen  Verstttndnis  für  die  Sache  entfalten  könnten. 

Ich  möchtn  mir  bei  dieser  Gelegenheit  Doch  eine  Rcrnfrknng 
erlauben,  di«  si(>h  mir  wiederholt  auf^'edrdngt  hat.  Man  untersciieidet 
vielfach  in  dor  Entwicklung  des  Kindes  eine  P liege-  und  eine 
Erziehungsperiode  und  glaubt  dementsprechend,  in  den  ersten 
Lebensjahren  hinreichend  für  ein  Kind  gesorgt  zu  haben,  wenn  man 
ihm  eine  Person  zur  Seite  gibt»  die  der  Körperpflege  gerecht  wird, 
eine  erziehliche  Beeinflussung  aber  mangels  entsprechender  Befähi- 
gung nicht  einmal  versucht.  Barauf  ist  vielfach  die  Tatsache  zurück- 
snführen,  dafs  die  weitere  Entwioklnng  eines  Kindes  von  Fehlem 
nnd  Regelwidrigkeiten  bestimmt  wird,  die  schon  in  den  ersten 
Iiebensjahven  anm  Yorsohsin  gekommen  sind,  wahrend  welcher  sich 
niemand  emstlich  nm  die  Brnehnng  gekttmmert  hat.  Mit  derselben 
kann  aber  nicht  frfih  genug  begonnen  werden,  und  es  ist  daher  die 
f erdemng  berechtigt^  dafs  Bildungsstätten  ftalr  die  snr  Pflege  Ton 
Kindern  in  den  ersten  Lebensjahren  bestimmten  Personen  in  hinreichend 
grolser  Zahl  befindet  wflfden,  in  denen  ein  ausgewähltes  Material 
intelligenter  MBdchen  entsprechende  Anweisungen  nicht  bleib  in  der 
Pflege,  sondern  anch  in  der  Erziehung  kleiner  Kinder  erhielte. 
In  solchen  Pflegerinnenschulen  müfst«  demnach  nicht  blofs  dem 
Arzt,  sondei  u  auch  dem  Pudagugeu  ein  hin  reichender  Wirkungskreis 
gesichert  werden. 

Im  übrigen  wird  es  unter  allen  Omständen  die  S^rge  der 
Eltern  sein  müssen,  wen  sie  ihren  Kiuderu  zur  Seite  gehen.  In 
dieser  Beziehung  halen  Leichtsinn,  blinde  Vertrauensseligkeit, 
Sparsamkeit  am  nnrechien  Ort  Kmder  ott  in  folgenschwerster  Weise 


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770 


geschädigt.  Könnte  man  dafür  sorgen,  dafs  8Lck  die  ^-oziale  Position 
der  Famüienpädagogen  im  allgemeineQ  besserte,  dann  würde  zweifellos 
erreicht  werden,  dafs  sich  eine  gröisere  Zahl  besserer  Elemente 
diesem  schwierigen  und  TeraotwortongSFoUen  Bemfe  widmete. 

Wenn  meine  AnsfUbningen  dazu  beigetragen  haben»  in  weitoraa 
Kreisen  über  MiÜMtände  aufklärend  zu  wirken,  deren  Tragweite 
yielfaoh  nntersehätzt  wird,  und  durch  Angabe  ihrer  Ursachen  den 
Weg  an  aeigen,  auf  dem  eine  Abateilang  der  geaohilderten  Sohftdlidi* 
kalten  mOglieh  wftre,  so  haben  ue  ihren  Zweok  roll  und  gana  eiMt 


Ma£i  der  Lehrpensen  und  Lehrziele  an  höheren  Unterricht!* 

Anstalten.^ 

Von 

Dr.  med.  Th.  Bekda, 
Nerreiitrst  in  Berlin. 

Ein  Thema,  das,  wie  das  vorliegende,  so  viele  Lebensgebiete 
berühren,  das  hygienische,  pädagogische,  soziale  Fragen  einbeziehen 
müfste,  das  die  Lebensverhältnisse  und  Einrieb tungen  aller  Kultur» 
Völker  und  ihre  Eigenart  in  der  Erziehung  beider  Geschlechter  be- 
rücksichtigen und  sowohl  Lernende  als  Lehrende  in  den  Kreis  der 
Betrachtung  ziehen  sollte,  kann,  wie  wohl  begreiflich,  nicht  in  dem 
engen  Babmen  eines  Refeiata  grttndlieh  imd  erschöpfend  behandelt 
werden.  Anlaerdem  fehlt  es  teilweise  noch  an  der  nötigen  wissen* 
sohaftlichen  Grundlage,  nm  diese  Fragen  Ton  einem  so  nmfasssndea 
Standpunkt  ans  behandeln  an  können.  So  VortrelPlieheB  gerade  ia 
der  Unterriohtshygiene  von  Pädagogen,  Psychologen,  Ärzten  geleistoi 
worden  ist  —  noch  sind  yiele  Pankie  ungekl&rt,  noch  fehlt  ss  an 
statistischem  Material,  noch  fehlt  es  Yor  allem  an  ansammenfassenden 
Vorarbeiten  in  den  einzelnen  Staaten,  welche  ein  klares  Bild  der 
Zustände  geben,  die  Erfahrungen  der  Verguugenheit,  die  Aussiohtea 
für  die  Zukuuil  darlegen  würden. 


'  Vortrag,  gehalten  am  I.  internationalen  £ongre£i  für  SohnUijgiene  ia 
Nürnberg. 


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771 


SoliDge  diese  Gnmdlagen  nieht  ToAaaden  eind»  maSk  eine 
BeuMtang  dea  Yorliegenden  Themas  StQokwerk  bleiben,  und  nur 
aolebea  hier  geben  m  ktanen,  hin  ich  mir  wohl  bewiüiit 

Und  dodi  wflre  es  ftberBve  wflnaebAniwertt  wenn  naa  dts  g»Die 
Gebiet  Ton  einem  nmfessenden  Stendpnnht  ans  Uberblieken  könnt». 
Nnr  so  könnte  allgemein  eine  feste,  wissensohaftHohe  Grundlage  fttr 
die  Lehrziele  aller  Unterrichtsanstalten,  die  Volksschule  eingeschlossen, 
geschaffen  werden,  damit  das  Wertvolle  konserviert,  die  Bande  das 
Überlieferten  aber,  wo  sie  die  Freiheit  der  Entwicklung  hemmen, 
mit  gemein.Bumer  Kraft  gesprengt  werden  könneu. 

Ein  kurzer  Überblick  über  das  ^eschichtliclitj  Werden  der  Lehr- 
ziele unserer  höheren  Unterrichtsaustalten  wird  am  dpiitHnhsten 
zeigen,  wie  nach  und  nach  das  heutige  Mafs  erreicht  worden  ist, 
und,  wenn  man  aus  der  Geschichte  lernen  darf,  wie  sehr  dieses  3ials 
in  der  Zukunft  noch  wachsen  muls. 

Die  höheren  Sohnlen  aller  zivilisierten  Staaten  Europas  haben 
sich  aus  den  alten,  zuerst  vom  Klerus,  später  auch  von  Fürsten  und 
Gemeinden  begrQndeten  Lateinsohulen  des  Mittelalters  entwickelt. 
In  denselben  war  das  Hanptsiel  die  Brlemnng  des  Lateinischen, 
and  Bwar  bis  snr  selbständigen  Naohahmnng  der  Literatur.  Das 
Ghriechieche  wmde  daneben  in  den  Tersebiedenen  LAndern  sa  ver- 
sehiedenen  Zeiten  aufgenommen.  Während  es  in  Frankieioh  schon 
im  frühesten  IQttelalter  in  den  Knabensehnlsn  gelehrt  wurde,  waren 
in  Italien  im  Jahre  1360  nach  einem  Bericht  Petiuboas  kaum 
lehn  Männer  des  Griechischen  knndig,  100  Jahre  später  waren  in 
Deutschland  noch  nicht  einmal  so  viel  zu  finden.  Diese  Bevorzugung 
des  Lateinischen  in  den  iSchulen  des  Mittelalters  stammt  daher,  daJfe 
Latein  die  Sprache  der  Kirche,  der  Jurisprudenz,  der  Medizin  usw. 
war.  Damals  hatte  Europa  eine  gemeinsame  Gelehrteosprache,  nach 
der  wir  jetzt  vergeblich  verlangen.  Die  Realien,  die  damals  haupt- 
sächlich Mathematik,  Physik  und  Astronomie  umfaihten,  waren  in 
den  Klehkerscliulon  kaum  geduldet,  in  den  von  Fürsten  und  Stfldten 
begründeten  nahmen  sie  einen  gröfseren  Raum  ein,  traten  jedoch  auch 
hier  gegen  die  humanistische  Bildung  weit  zurück.  Erst  im  18.  Jahr- 
hundert, wohl  begünstigt  dnroh  das  Aufklärungszeitalter,  fanden  die 
Realien  die  ihnen  zukommende  Beachtung.  Es  wurden  RealHohulen 
fbr  die  speziellen  Bedttrfnisse  der  bürgerlichen  Berufe  begründet  —  in 
Deutschlaad  die  erste  im  Jahre  1 747  zu  Berlin  — ,  in  welchen  neben 
Beligion  und  der  htteinisohen,  deutschen  und  fransasisohen  Sprache, 
SshreibeD,  Bechnen  nnd  Zeichnen,  Ghsehichte  und  Geographiei 


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Geometrie,  Meobanik  und  Architektur  gelebrt,  aniserdem  Kniae  fttr 
spezielle  Bemfisbedarfnisse  abgehalten  wurden. 

Aber  anoh  in  deo  Gymnanen  konnten  nun  die  Realfäober  nicht 
Ifinger  in  ibrer  nntetgeordneten  Stellnng  bleiben.  Die  bisher  nin 
hnmaniatiiehe  Hoher»  Sohnle  konnte  eieh  den  Fordertmgen  der  fw- 
ftnderten  LebenererbftltDiMe  nicht  Iftitger  widenetien:  Um  die  WendB 
des  16.  bii  zur  Mitte  des  19.  Jehrhnnderts  erhielten  in  den  «tue- 
pliaohen  Enltnntaaten  die  Benlien  Bürgerrecht  in  den  GymnesieiL 
Andeneiis  stand  gerade  nm  diese  Zeit  der  Nenhnmanismns  in  » 
hoher  Blftte  und  war  insbesondere  in  DeatsoUand  die  Begeisterug 
Air  das  Grieoheninm  so  grofs,  daft  anoh  die  Gymnasien  dadnreh  be- 
eiuflufst  wurden;  das  Griechische  wurde  jetzt  als  yollweTtig  neben 
das  Lateinische  gestellt.  Damit  wurde  der  Kampf  der  Meinungen 
in  die  bis  daliin  eo  stille  Gelehrtenschule  getragen.  Einig  war  man 
darin,  dals  die  Anforderungen  zu  hohe  und  zu  vieLseitige  seien.  War 
doch  im  Laufe  des  19.  Jahrhunderts  di©  Zahl  der  Fächer  immer 
höher  gestiegen.  Gnechisch  \in<\  Tjatein,  Philosnphie,  Religion. 
Muttersprache,  ein  bis  zwei  lebende  fremde  Sprachen,  Mathematik 
und  Naturwissenschaften,  Geschichte  und  Geographie,  die  technischen 
Fächer,  sowie  mancherlei  fakultative  Lehrgegenst&nde  stellten  der- 
artig hohe  Ansprüche  an  die  geistige  and  körperliche  Leistangsf^hig- 
keit  der  Schüler,  dafs  sich  damals  bereits  überall,  hanptsäcblioh  in 
Deutschland,  Frankreich»  der  Seh  weis,  Stimmen  des  Protestes  er- 
hoben. Insbesondere  wurde  Ton  Seiten  finmanisten  geltend 
gemacht,  dafs  die  Yerqniekung  der  hnmanistisohen  mit  der  reaiiiii- 
sehen  Bildung  eine  Oberbftrdnng  herbeifahre,  nnd  dais  anf  dieae 
IV^e  die  klassisohen  Stadien  ihre  Wirknng  als  höchstes  Bildoogi^ 
mittel  nicht  ent&lten  konnten.  Troti  des  Eindringens  der  Beslieo 
blieb  -  aber  die  Vorherrschaft  des  Hnmaoismns  im  19.  Jahrhnndeit 
nngeschwioht.  Erst  seit  dem  leisten  Drittel  des  Jahrhunderts  ist 
ein  siegreiches  Vordringen  der  Bealbildnng  nnTerkennbar.  In  sll« 
lAndem  nahm  dieselbe  einen  glänzenden  Aufschwung ;  ein  oharakte* 
ristisches  Zeichen  dafür  ist,  dafs  in  seiner  Schulreform  von  1896 
Norwegen  die  humanistische  Bildung  fallen  lassen  konnte,  bis  auf 
einen  wahlfreien  luteiniachen  Unterricht  an  eiUiielDen  Anatulten.  In 
Deutschland  entwickelten  sich  aus  der  alten,  lateinlehrendeu  Real- 
schule PinerxMfs  dm  Realg^vmnRfium,  anderseits  durch  Fullen la.sseu  des 
latemisciion  L  niernchts  die  lateinlüse  Kealschule  mit  ihrer  Oberstufe, 
der  Oberrealöchule ;  diese  erhielten  in  Freufsen  die  prinzipielle  Gleich 
beieohtigung  für  da«  Uni?eraität8fitudiam  dnroh  die  Beform  von  1901. 


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Gbgen  di€M  SpaLtaDg  erhoben  sieh  Stimmen,  weleihe  die  Be- 
grflndang  einer  BinbeitBeohnle  yerUuigton,  in  welcher  die  Ge- 
bildeten der  Nation  eine  gemeinuune  VorbUdnng  erhalten  aoUten. 
Dieae  Einheitasehule  aollte  ana  einer  VerBchmelanng  Ton  Glymnaainm 
und  Bealaoatalt,  nnd  awar  dnroh  Anfnahme  dea  Bngliaehen,  dorah 
Veratftrknng  der  IfaÜiematih  nnd  dea  Zeiehnena  im  Gymnaainm  an- 
stände kommen.  Eine  Überbflrdnng  aollte  dnreh  Yerbeaaerang  der 
Lehrmethoden  verhindert  werden.  —  Diese  ßestrebungen  aind  bisher 
erfolglüb  geblieben.  Erfolgreicher  waren  die  Vertreter  der  Reform- 
gymnasien  in  Deutschland,  die  einen  gemeinsamen  Unterbaa 
für  den  höhereu  Unterricht  anstrebten  und  für  die  oberen  Klassen 
eine  Gabelung  in  Gymnasium  und  RealgymnasiTim  —  das  sog.  „Frank- 
furter" Sv«!tem  — ,  resp.  in  Realgj'mnasiiim  nnd  lateinlo«e Re?i!«!rliui(i  — 
das  sog.  „Altonaer"  System — ,  befürworteten.  Diese  Form  der  höheren 
Lehranatalten  hat  bereits  Verbreitung  in  Deutschland  gefunden  (es 
aollen  zurzeit  etwa  2U0  derartige  Anstalten  existieren)  und  wird 
TielfiMb  als  die  Unterricbtsanstalt  der  Zukunft  angesehen.  In  anderen 
Ländern,  England,  Frankreioh,  Holland,  Belgien,  Schweiz,  Schweden, 
Norwegen,  Dänemark  usw.,  lat  das  Gabelongssyatem ,  zuweilen  mü 
drai,  yier  nnd  mehr  Abteiinngen,  welche  Gymnaainm  nnd  Bealanstalten 
«aprVaentieren,  aeit  dem  yorigen  Jahrhnndert  eingafilhrk.  In  England 
hat  aogar  die  »Univernty  College  Sohool*  ftlr  die  OberklaaBcn  die 
Einriehtnng,  dala  eine  Abindemng  der  Lehrpiflne  je  nach  den  Be- 
dürfiiiiaaen  dea  Sehfllers'  geatattat  iai  Dieae  Sdralarten  nnteracheiden 
aieh  jedoch  von  den  deataohen  Syatemen  dadurch,  dab  in  den  ein> 
seinen  Ahteilnngen  die  Nehenfileher  Terkflrat  reap.  &llen  gelaaaen 
werden,  so  s.  B.  in  den  mathematisoh-naturwissensohaftlichen  Ab- 
teilungen die  alten  Sprachen,  in  den  humanistisch -historischen  die 
ilatbematik  usw.,  während  die  deutschen  ßeformgymnasien  die  vollen 
Pensen  und  sämtliche  Lehrgegenstände  der  betreffenden  Anstaltsart 
in  den  Oberstufen  weiterführen.  Tn  Schweden  ist  eine  Reform  in 
Vorbereitung,  dm  auf  deu  Oberstufen  die  weitestgehende  Wahifreiheit 
der  Lehrfächer  gestattet. 

I^nd  wie  in  nllen  Ländern  Europas  die  Lelirpläne  auf  dem- 
selben Boden  erwachsen  sind  und  denselben  Entwicklungsgang  durch- 
gemacht haben,  so  sind  aie  auch  natnigemäHa  in  Europa  fast  (iberall 
im  Prinzip  die  gleichen  nnd  haben  sich  von  dort  ana  über  die  ganze 
zivilisierte  Welt  Terbreitei:  nach  Nordamerika,  Japan,  den  hritiachen 
Kolonien  naw. 

Wae  apeaiell  die  Lehrgegenatftnde  betrifft,  ao  finden  aioh 


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774 


überall  annähernd  dieselben.  Die  Abweichuogen  sind  gering.  So 
haben  einige  Länder  Unterricht  in  der  Philosophie,  andere  in  der 
Hygiene  eingeführt;  einzelne  haben  keinen  obUgatorisoben  Religinn*- 
unterricht.  In  England  und  Belgien  gibt  es  an  manchen  Scholen 
besondere  Handelaabteünngen,  wo  Nationalökonomie,  Gesetzeskande^ 
Veiiummgalehre  nsw.  gelehrt  wird.  Wie  schon  erwähnt,  bat  Nor> 
wegen  den  Unterriobi  in  den  alten  Spraehen  fallen  gelassen,  die 
Schweiz  und  Ungarn  den  obligatohecben  grieebisoben  DntAiriekt 
Aift  Knriosom  sei  erwftbnt,  dab  dasjenige  Land,  das  alt  «ebIbs 
gleiobzeitig  Hygiene  nnd  Geeetasakonde  eingeflttbrt  bat»  die  TOrkai 
geweeen  ist. 

Die  faknl tätigen  Lebrgegenstftnde  sind  in  den  Tenebie- 
denen  Ländern  Tenebieden:  fast  alle  lebenden  Knltnnpraobea  aind 
▼ertreten.  In  Fiankreiob  sind  anf  der  Oberatnfe  Grieobieoli  nnd 
Lateb,  in  Norw^en  Latein  wablfrei,  ebenso  in  der  Sebweta  nnd  in 
Ungarn  Grieobisob.  In  England  sind  Korse  in  Kunst,  Teebnik  nnd 
Handwerk,  ebenso  in  Handelsfächern  fakultativ.  In  manchen  Ländern, 
wie  in  Bayern  und  Dänemark,  wird  in  den  Schulen  iDatiumental- 
Unterricht  erteilt,  in  Österreich  ist  daa  Turnen  fakultativ.  An  deutächen 
Gymnasien  wird  last  ausächliefsUch  Englisch,  Hebräisch,  Zeichnen 
und  Stenographie  auf  der  Oberstufe  fakultativ  gelehrt.  Die  ßeal- 
anstalteu  haben,  wenigstens  in  Preuläen,  fast  gar  kernen  üakultativea 
Unterricht. 

Aut  die  Verteilung  der  Lehrpensen  hier  einzugehen,  isi 
nicht  möglich,  da  dieselbe  eine  sehr  mannigtaltige  ist.  Erwähnen 
möchte  ich  nur,  dafs  überall  die  Erlernung  einer  Fremdapraobe  im 
Alter  von  9 — 10  Jabian  beginnt,  in  Deutschland  in  Gymnasium  und 
Realgymnasium  die  zweite  Fremdsprache  in  Quarta  zugleich  mit  dar 
Matbematiki  in  Untertertia  die  dritte  Fremdsprache.  Auf  den  Reform- 
gymnasien  nach  Frankfurter  System  beginnt  die  zweite  Fremdspraebt 
in  Untertertia,  die  dritte  ent  in  Untersekunda»  anf  denjttiigen  dea 
Ahonaer  Syetenw  die  aireite  in  Qnarta»  die  dritte  in  Untertertia» 
dafflr  aber  die  Matbematik  frttber  nnd  intensiTer. 

Was  daa  Uafa  der  Lekraiele  betrifft,  ao  eobwaokt  ee  in  beaog 
anf  die  einaelnenS^beri  dtlrfte  aber  docb  im  ganaen  tlberall  die  gleiebe 
H5be  eneioben.  In  denjenigen  Ländern,  welehe  das  Gabelnngssystem 
eingeführt  baben,  anebt  man  das  HaÜs  der  Anfordemngen  dadnrcb 
zn  yerringern,  dvls  einzelne  Lebrftober,  wie  schon  erwäbnt,  &llen 
gelassen  resp.  verkürzt  werden.  Speziell  die  humanistischen  Studien 
scheinen  in  Deutschland  und  dort  luäbesoudere  in  Württemberg  am 


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776 


intensivsten  betrieben  zu  werden,  wenn  man  von  Griechenland  ab- 
siebt, wo  bereits  auf  den  Pro^mnasieo  swOlf  Stunden  wöchentlich 
Altgrieohisch  getrieben  wird.  Im  allgemeinen  dürften  die  deutaohfim 
Jjehranstalten  das  bOohste  lUafs  der  Lehrziele  aufweisen. 

Auch  in  bezng  auf  die  Anzahl  der  Lehrstunden  steht 
DeutMhland  in  erster  Beihe.  Wählend  s.  B.  Österreieh  nur  26, 
Cngland  27,  Fiankieioli  hOehstena  28  obligniorisohe  wiasenaohaftliohe 
Stunden  hat»  in  den  anderen  Ländern  30  Standen  wohl  das  Hikthste 
sind,  haben  die  denisohen  Gymnasien  30 — 31»  die  Oberrealschalen 
81,  die  Beformgymnasien  sogar  81 — 33  Standen  anf  der  Oberstnfe. 

Die  häasliohe  Arbeitszeit,  die  früher  eine  anbescbr&nkte 
war,  beginnt  gegenwärtig  die  UnterriehtsTerwaltangen  zu  beschäftigen 
und  hat  mehrfach  tu  amtlichen  Bestimmungen  Veranlassung  gegeben. 
So  bat  das  ViBCuowscbe  Gutachten  für  Prenfsen  für  Unterricht  und 
häusliche  Arbeit  in  der  Oberstufe  8  Stuüdeu  für  die  Norm  erklärt. 
Das  hessische  Gutachten  setzt  für  die  Mittelklassen  die  hau» hohe 
Arbeit  auf  2V2,  für  die  Oberklaseen  auf  3  Stunden  fest.  In  Elsafs- 
Lothringen  ist  für  Sexta  bis  Quarta  V/4  Stunden,  für  Quarta  bis 
Tertia  2  Stunden,  für  Sekunda  und  Prima  2 — 3  Stunden  normiert. 
In  FroTikreich  sind  in  den  Internaten  tür  die  häuslichen  Arbeiten 
auf  der  Unterstufe  4 — ö,  auf  der  Oberstufe  ö — 6  Stunden  täglich 
festgesetzt,  während  England  in  den  Vorbereituogsschulen  für  die 
9 — 13jfihrigen  Schüler  1 — V/t  Stunden  häusliche  Arbeit  berechnet, 
für  die  Oberstufe  der  höheren  Schulen  2—3  Stunden.  Eine  Rück- 
sichtnahnie  auf  den  Nachmiitagsonterricht  findet  sich  nur  in  den 
Lehrplttneo  Württembergs,  welche  an  den  freien  Tagen  2^/*— 8  Standen 
häusliche  Arbeitsseit  bestimmen,  an  den  Tagen  mit  Nachmittags- 
nnterricbt  nor  IVt — 2  Standen. 

Freie  Tage  in  der  Woche  haben  England,  Frankreich  und 
EIsafii'Lothringeo,  sog.  Studientage  für  Extiaarbeiten  eioaelne  An- 
stalten  in  Sachsen,  in  Prenlsen  Ilfeld  oaw. 

Dagegen  ist  es  bemerkenswert,  dsis  in  Frankreich  anch  für  den 
Sonntag  4—5  Standen  Arbeit  in  den  Internaten  angesetzt  sind. 

Die  Länge  des  Schuljahres  diflferiert  in  den  verschiedenen 
Ländern.  Die  höchste  Zahl  der  Schulwochen  hat  Dünemark  mit 
ca.  43,  dann  folgt  Deutschland  mit  42,  Frankreich  mit  41,  England 
und  Norwegen  mit  38,  Italien  und  Schweden  mit  34  Wochen. 

Wie  aber  überall  das  Mafs  der  Anlurdeiungen  im  wesentlichen 
das  gleiche,  so  ist  auch  überall  eine  Opposition  in  Tätigkeit,  um 
dieses  Mais  zu  beschränken.  Es  scheint  überhaupt,  dals,  solange  die 

Sebalgesondheitspflege.  XVII.  39 


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776 


Schule  besteht,  dieselbe  auch  im  Eifer  des  Lehrens  die  menschliche 
AufDübmefähi^keit  aufser  acht  gelassen  hat.  So  klagt  schon  Plutabch 
über  ein  die  Kräfte  übereteigendes  Mafs  im  Unterricht,  so  haben 
später  Münner,  wie  Melancuthon,  Montaigne,  F&iedbich  dfh 
Gkossk,  GoETttE,  RuüssKAO,  HuFFf.AND,  Pbtbb  Frank,  wamend  ibre 
Stimme  ge^en  eine  Überspannung;  der  jugendliehen  Kräfte  erhoben. 
Eine  eigentliche  Oppositionspartei  jedoch  hat  die  höhere  iSchole  «rat 
seit  dem  Beginn  des  19.  Jahrhunderts,  nach  der  Reformiening  der 
Gymnasien.  Insbesondere  seit  Lobinsebs  Schrift  in  Deatsohland: 
„Zum  Schutze  der  Gesundheit  in  Schulen",  und  der  Laprades  in 
Frankreich:  „L'Education  homicide",  hat  sich  ein  lebhafter  Kampf 
entaponnen.  Dieser  Kampf  ist  seitdem  nooh  nieht  cur  B.ahe  gie- 
kommen.  Alle  Bem&kreise  Iwteiliges  siob  daran,  wie  aahlreiehe 
'VerOffentUoliaDgen  beweisen.  Von  Seiten  der  Regiemngen  sind  mehr> 
fach  Enqndten  Aber  diese  Fragen  veranstaltet  nnd  Gntaobten  ein- 
gebolt  worden,  deren  berObmtestes  das  von  Vibohow  nnd  Wsstphait 
im  Jabre  1883  abgegebene  ist.  Kaiser  Wilhelm  II.  bat  wieder> 
bolt  seiner  Oberzeugung  von  der  Beformbedttrltigkeit  der  böberen 
Sobnle  Ansdmok  gegeben. 

Wie  stellt  sich  nun  die  ünterrichtsbygiene  zu  den 
gegenwärtig  vorhandenen  Lehrzielen? 

Es  wird  allgemein  anerkannt,  liiifs  das  alte  Gymnasium  Iioha 
Anforderungen  sowohl  in  bezug  auf  die  Höhe,  als  auch  auf  die  Viel- 
seitigkeit der  B«g:ibuiii;  stellt.  Suwohl  die  phtlol  ogisoh-historische, 
nls  auch  die  raatbeiuutisch  natur>.\  issenschaftlicbe  B^^giilning  ist  hier 
dem  Schüler  unerlafslioh.  Dagpg«n  wird  allgemein  aiiLrfnommen,  und 
insbesondere  auch  von  Laien  geglaubt,  dafs  die  iiealanstalten  weit 
geringere  Schwierigkeiten  böten  und  daher  als  Zufluchtsstätten  fdr 
die  weniger  Begabten  dienen  sollten.  In  Wirklichkeit  aber  sind 
die  Schwierigkeiten  die  gleichen.  Was  die  Mannigfaltigkeit 
der  Lehrfächer,  d.  h.  die  Anspraobe  an  Vielseitigkeit  der  Be- 
gabang, betrifft,  ist  zwischen  Gymnasium  und  Bealanstalt  nnr  ein 
geringer  Ontersobied  Auf  den  prenfsisoben  Realgymnasien  a.  B.  wird 
das  Oriecbisobe  dnrob  das  Doglisobe  ersetii,  auf  den  Oberrealsobnl«! 
ist  allerdings  ein  Gegenstand  weniger.  Dagegen  sind  auf  den  Beal- 
anstalten  die  Ansprflobe  in  den  modernen  Spraoben,  in  der  Matter- 
spraobe,  in  den  Natorwissensebaften,  im  Zeiobnen,  insbesondere  aber 
in  der  Matbematbik  derartig  gesteigert»  daHs  die  Arbeitslast  der  der 
Gymnasien  gleiobkommt.  Ja,  man  konnte  sogar  sagen,  dab  die 
Sdbwierigkeiten  bier  noob  grOitor  sind.    Wie  kmn  andena  Fadk 


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777 


verlanj^t  die  Mathematik  eine  spezielle  Begabuiii^,  niiin  hat  sie  dann 
mit  der  Kunst  verglicheo.  So  wenig  ein  Unmusikaiiacher  in  der 
Musik  etwas  leisten  wird,  so  wenig-  kann  jemand  in  der  Mathematik 
mehr  leisten,  als  beiuer  angeborenen  Begabung  entspricht.  Zieht  man 
noch  in  Betracht,  dafs  nach  verschiedenen  Ermüdungsmessungen  die 
Mathematik  dfrjpnifrp  Lehrgegenstand  ist,  der  den  höchsten  Ermüdungs- 
wert hat,  Bo  wird  man  hegreifen,  wie  grofs  die  Anstrengung  für  den 
Nicht-  oder  Wenigbegabten  sein  mufs,  und  dafs  von  psychiatrischer 
Seite  aus  behauptet  werden  konnte,  dafs  an  den  Geistesstörungen  bei 
Schülern  die  Überanstrengung  in  der  Mathematik  die  meiste  Schuld 
trage.  Anderseits  machen  dem  mathematisoh  Begabten  die  philo« 
logischen  Fächer  Schwierigkeit,  denn  mathematische  und  philologisohe 
Begabung  sehlielsen  sieh  meist  gegenseitig  ans.  üud  ob  die  Er- 
lernung der  modernen  Sprachen,  wie  sie  anf  den  Realonstalten  be- 
trieben wild,  mit  ihrem  Eindringen  in  die  intimen  grammatikalischen 
nnd  stilistischen  Feinheiten  so  viel  leichter  i«*t  als  die  ESrlemung  der 
klassisohen  Spradien,  bleibe  dahingestellt.  Jedenfislls  bestimmen  die 
prenisischen  Lehrplftne  Yon  1901,  dab  an  den  latetnlosen  Schulen 
dem  FransOsisohen  besllglioh  der  grammatisohen  Schulung  dieselbe 
Aufgabe  anfallen  soll  wie  an  den  lateinlehrenden  dem  Lateinischen. 

Was  speziell  die  Verteilung  der  Lehrpensen  anlangt,  so 
beginnt  m  Preulseu  hier  wie  dort  der  intensive  Betrieb  einer  Fremd- 
sprache mit  neun  Jahren,  mit  elf  Jahren  aber  an  den  Realanstalten 
ein  intensiverer  Betrieb  der  Mutheraatik  als  an  den  Gymnasien. 

Was  die  hy ß:ieni8ch  en  Vorzüge  der  Reformgymnasien 
betrifft,  so  fehlt  m  noch  an  aiisreiclirader  Erfahrung  darüber.  Bs  scheint, 
dafs  das  Frankfurter  System  für  die  UnterstutVn  eine  Erleichterung 
gewährt,  indem  die  in  Sexta  beginnende  Fremdsprache,  das  Frau- 
sösische,  nicht  nach  der  alten  grammatisch  8|rnthetischen  Methode, 
sondern  nach  der  dem  Kinde  adäquatesten  gelehrt  wird,  bei  welcher 
dasselbe  die  fremde  Sprache  wie  die  Matterspraobe  erlernt.  In  den 
Oberstufen  dagegeu  soll  die  Überlastung  eine  um  so  gröfsere  sein, 
da  hier  die  gansen  lateinischen  Pensen  von  Sexta  bis  Untertertia, 
die  griechischen  resp.  englischen  Ton  Unter-  und  Obertertia  nach* 
geholt  weiden  müssniL  Es  gibt  sich  dies  in  einer  Erhöhung  der 
Standenzahl  anf  Sl,  32,  im  Altooaer  System  sogar  auf  S3  Stunden 
UDd  in  einer  Vermehrung  der  hfiusliohen  Arbeiten  kund.  Diese 
Überlastung  mds  aber  um  so  bedenklicher  erscheinen,  als  sie  gerade 
in  das  schonungsbedürftigste  Alter,  die  Pubertatsseiti  Mit  In  anderen 
Liadem  sind  ja  eben&Us  Anstalten  nach  Art  der  deutschen  Reform- 

88* 


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778 


gj-mnasien  vorhanden ;  aber,  wie  vorher  aui»gefuhrt,  wird  dort  den 
Hauptfachern  dt-r  eiDzelueu  Abteilungen  dadurch  Raum  geschaffen^ 
dafs  andere  Ffioher  verkürzt  resp   fallen  gela^isen  werden. 

Die  Lehranstalten,  wie  sie  heute  sind,  verlangen  alle,  wie 
ge^^fig^t,  eine  grofse  Höhe  und  V  ielseitigkeit  der  Begabung.  Und  wenn 

die  in  vielen  Ländern  durchgeführte,  in  Österreich  und  Däne> 
mark  bevorstehende  Verleihung  der  GleichberechtigQDg  an  alle  höhersD 
Lehranataiten  dasu  bestimmt  war,  individuellen  Begaboogen  Rech- 
nung zu  tragen,  so  dürfte  diese  Abeioht  nur  in  nnsnreicheBdein 
Haüse  erfüllt  werden. 

Und  in  Zukunft  mfisBen  diese  Ansprache  immer  noch 
steigen.  Je  mehr  die  Erfordernisse  des  I^bens  immer  neue  Lehr- 
fteher  in  die  Schule  hineindrängen,  wie  es  hiaher  geschehen  ist  und 
noch  weifer  geschehen  mnlSi,  je  mehr  durch  die  Erweiterung  dar 
Wissensgebiete  auch  die  Lehrpensen  eine  Bereicherung  erfahren 
müssen,  je  mehr  durch  die  Verfeinerung  der  Lehrmethoden  die 
geistige  Arbeit  und  damit  die  Ermüdung  steigen  wird,  wfthreod 
anderseits  durch  die  unzweifelhafte  Abnahme  der  Kervenenergie  das 
Schülermuterial  sich  zunehmend  verschlechtert  —  desto  mehr  muls 
die  Kluft  zwischen  Beanspruchung  uud  Leistungsmöglichkeit  sich 
stetig  erweitern. 

Und  doch  lehrt  schon  ein  Blick  auf  die  gegenwflr- 
tig^en  Verhältnisse,  dafs  die  (irenise  des  Möglichen  bald 
erreicht  ist. 

£s  ist  bekannt,  wie  sehr  die  Pädagogen  selbst  über  die  Mangel- 
haftigkeit der  Resultate  klagen,  die  unter  den  jetzigen  Verbfiltnis^^en 
auf  den  höheren  Schulen  erreicht  werden.  Den  Hygieniker  interessiert 
nur  die  Frage:  Lassen  die  gegenwärtigen  Lehraiele,  Leh^ 
pensen  und  Lehrmethoden  Raum  für  eine  naturgemfifse 
Lebensweise  des  Schfilers?  Wann  kann  bei  demselben  eise  Ent- 
spannung eintreten?  Bat  der  sich  entwickelnde  Oi^^nismus  geottgand 
Zeit  zur  normalen  Entwicklung,  die  insbesondere  in  den  Pnbertits- 
jahren  so  bestimmend  ist  flür  seine  ganse  sukttnftige  PersOolichkait 
und  ihre  seelische  und  körperliche  Verfieasung? 

üm  die  Forderongen  der  Hygiene  zu  erfüllen,  mfiftte  das  Leben 
des  heranwachsenden  Knaben  neben  der  Z«lt,  welche  die  Schule  be- 
ansprucht, folgende  Einteilung  haben: 

Schlaf  in  minirao  9  —  10  Std* 

Körperpflege  (Waschen,  Baden,  Anziehen,  Verdauung)  1  „ 
Alahizeiten   iVt  » 


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4 


119 

BeweipiDg  im  Freien,  Schnlturneiif  Sport»  Spiel  ....  2Vs  Std. 
SlntspttoiiQDgszeit  vor  dem  Zubettgehen   1  ,» 

Hierzu  kommt  als  onumgäoglich  nötig: 
Praktische  Arbeiten  im  Hameb  Ordnen  der  eigenen 

Aogelegeoheiten  nsw   Vt  « 

Die  oft  viermaligen  Sehnlweg«. . .  *   V/t  , 

Diese  Terriohtnngen  allein  erfordern  sohon  aaob  der  gewUs 
knappen  Bereebnnng  etwa  17—18  Stunden  des  Tages. 

Aber  aooh  hier  decken  sich  Theorie  und  Praxis  nicht  Man 
muh  bedenken,  dafs  bei  dieser  Zeiteinteilnng  jede  Minute  an^nntat 
werden  mnUs.  Um  dies  aber  an  ermOgliohent  mflasen  yiele  gttnafige 
Cmaiftnde  anaanunentreffen:  die  FamilienTerbältniaae  mflaaen  dnrohana 
gieregelte  sein,  die  ganze  Häuslichkeit  mufs  sieb  den  Bedürfnissen 
der  Kinder  anpassen  können ;  diese  selbst  müssen  andauernd  unter 
strenger  Auf^;rht  stehen  oder  eine  strenge  Selbstzuchl  üben,  B. 
ihren  besoudeis  im  Pubertätsalter  gewöhnlichen  Hang  zum  Träumen 
unterd rücken,  ihre  Neigung  zur  Geselligkeit  einschränken.  Ihre  Ge- 
öundheit  mufs  eme  tadellose  sein,  so  dais  keinerlei  krupoi liehe  oder 
seelisch«  \'er?timmnn^  sie  am  Arbeiten  hindert,  dafs  bio  am  Abend 
sofort  fMR'^chlafen  k  jiiaeü  usw.  Solche  idealen  Verhältnisse  aber  sind 
wohl  nur  selten  zu  finden.  Am  ehesten  noch  in  gut  geleiteten  Inter- 
'   aaten,  wo  die  Tageseinteilung  streng  innegehalten  werden  kann. 

Es  könnten  also  im  günstigsten  Falle  6 — 7  Stunden  der  geistigen 
Arbeit  gewidmet  sein.  Wieviel  Stunden  geistiger  Arbeit  aber  be- 
ansprucht die  Schule  in  Wirklichkeit? 

Ich  lege  hier  meiner  Berechnung  die  dnroh  die  prenfsischen 
LebrpiAne  von  1901  geacbaflbnen  Verhältnisse  augmnde.  Jedoch  ist» 
wie  oben  daigel^  mit  geringen  Abweiobnngen  die  Arbeitsaeit  auch 
in  den  anderen  Knltnrstaaten  die  gleidhe.  Im  allgemeinen  besieben 
mcb  die  folgenden  Angaben  auf  die  mittleren  und  oberen  Klassen.  — 
Die  unteren  Klassen  haben  sdhatrerBtändlicb  eine  geringere  Arbeits' 
aeit,  jedoch  werden  die  dadaroh  £rei  gewordenen  Stunden  für  den 
Iftngeren  Schlaf  Terbrauobi 

Der  tägliche  Unterricht  ohne  Tunranterrioht  dauert  5--6  Stunden. 

Die  offizielle  tftgliche  Arbeitszeit  2 — 3 

Hier  ergibt  sich  schon  eine  Arbeitszeit  von  tiiglich  7 — 9  „ 

Eine  weitere  Stunde  aber  mufs  täglich  für  Extraarbeiten,  Vor- 
arlieiten  für  die  Kxtomporalien,  Aufsätze,  Vorträge,  Strafarbeiten  usw. 
gerechnet  werden,  ganz  aho^esehen  vom  Nachhilfeunterricht  und  ganz 
abgesehen  tod  der  Vorbereitung  für  di^  Früiungeu. 


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780 


Es  würde  sich  also  nach  den  nmtlichen  Feststellungen  bereu» 
die  Fordernng  einer  8— lOstündigen  geistigen  Arheit  für  den  offiziell 
angenommepen  Durchschnittsschüler  ergeben.  Idierzu  kommt  aber 
noch  mit  etwa  einer  Stunde  täglich :  der  fakultative  Unterricht  (auf 
den  deutschen  Gymnasien  wird  faat  von  allen  Schülern  Englisch 
genommen),  der  Mnsiknnterrieht,  der  in  manchen  Lftndem  bereit» 
fakultativer  LehrgegeoBtand  in  den  Schulen  ist  usw.,  sowie  die  dazn 
gehörigen  hftnsliehen  Arbeiten.  Die  Arbeitszeit  steigt  also  auf  9 — 11 
Standen.  Wir  haben  vorher  als  Brfordemis  fttr  eine  hygienische 
Lebensweise  des  Sohflleis  17 — 18  Standen  nicht  Ton  der  Sehnle 
beanspmehter  Zeit  gefunden.  Der  Tag  mflftte  also,  nm  allem  gereelii 
sa  werden,  statt  24  Standen  deren  20 — 29  haben,  fis  ergibt  sieh 
hier  bereits  ein  Manko  von  2 — 5  Standen  für  den  Ton  den  LehrplAoen 
angenoninienen  Dnrohsefanittssohlller. 

(Sohlob  folgt) 


Die  ländlichen  Volksschulen  des  Bezirksamtes  Kaiserslaatem 

in  hygienisoher  Besiehong. 

btatistisciie  Darstellung 
von 

Dr.  IsiDOH  Dbetfuss  •  Kaiserslautern. 
(SoUal«.) 

B.  BehBliiBBer. 


Wie  ans  dem  früher  Gesagten  hervorgeht,  haben  wir  es  mit  lOT 
Sohnlzimmeni  sa  tnh,  denn  Besehreibung  nonmehr  folgen  möge* 

I.  Lage. 

Stockwerk:  Im  1.  Stockwerk  (Parterre) ...  45  Sduilsinuier 

1»  2.      „    58  „ 

Angabe  fehlt  bei   1  „ 

Himmelsriehtnng:  Osten   13  „ 

Süden   20  „ 

Westen   11  i, 

^'or^ien   14 


^ürdu:]L   9 


II 


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761 


Kordwest   6  Schalzimmer 

smiQtt   8 

Südwest   7  „ 

Sftd  nnd  Nord   9  „ 

Ost  und  West    3  „ 

Angabe  fehlt  bei   7  „ 

n.  Türe. 

Weg  zur  Schuizimmertüre:  Direkt  v.  aufsen  ins  Zimmer  bei  0  Schulzimra. 

Über  den  Flur   „41 

Ober  Treppen   „54  „ 

Angabe  fcUt   „12  „ 

angsrichtang:  jS'ach  aufseo  bei    2  Sckulzioimem 

Nach  inoeo   n  93  „ 

Angabe  üshlt   n  12  „ 

Breite  der  Türe:    80—  90  cm            „  11  „ 

90—100  ,                36  „ 

100—120  „  36  „ 

120-150  „   „  4 

150—200  „             „     1  „ 

200-260    1 

Angabe  fehlt              „  19  „ 

Sebarreisen:  Vorhanden  hei .  ,55  „ 

Nicht  vorhanden   i>   29  „ 

Angabe  fehlt   „  23 

Mit  der  ÖffimngsricbtuDg  ?erh&lt  sich  also  die  Tflra  snm  Scbul- 
saal  ebenso  wie  die  beim  £ingang  in  das  Sehulhaos,  d.  Ii.  sie  ö£fnet 
sieb  in  fast  allen  Fällen  nach  innen  nnd  ^ibt  dadurch  Anlafs  zu 
den  dort  gezeichneten  Befürchtungen  fflr  den  Fall  einer  Panik.  — 
Die  Bieito  ist  woM  in  faat  allen  Fällen  genflgend»  wenn  anok  80  cm 
nicht  alle  Wftnache  befriedigt.  —  Ein  Scharreisen  snm  AbsMfon  des 
StiefelBchrnnties  sollte  stets  vorhanden  sein. 

ni,  n.  IV.    Form  und  GrroXse;  rel.  Schülerzahl. 

Form:  Qaadratiadi  oder  fast  qnadratiBcb  flind         10  SdrahdniBier 

Rechteckig  sind   97 

Breitklassen  (d.  b.  die  Bftokc  paraUel  der  T  ftn^swnnd)  sind  3  Schalzimmer 
Langklassen  (,,  „    „               „       „  Scbmalwand)  „  94  „ 
Keines  Ton  beiden  (quadratisch)   n  10  „ 

LAnge:  5 —  6  m   2  Schulzimmer 

6-  8    10 

8-10  „    51 

10-11  „   41 

Angabe  fddt  bd . . .  3  Sdmlainimem 


782 


Breite:    4—5   m   5  Sehnkiimiier 

5-6    ,   U 

f^— ^    •«  77  „ 

8-9,0  „   8 

Angabe  fehlt  bei  . .    3  Schulzimmeru 

Hobe:   2,90-3.25  m  39  Scbnlamiiier 

»,25-^3,50  „   10  , 

3,50—4,00  ,   49 

4.00—4.25  „    6 

Angabe  fehlt  bei ...  .    3  Scbolzinunen 

Grandfläche:  20 — 30  qm  . .    2  Sdiuhimmer 
80—40  „    .  3 
40—60  „  ..  41 
60—80  „      65  „ 
80  ,.  . .    5  „ 
Angabe  fehlt  bei  1  „ 


Anf  t  Kind  kommen:  0.5   qm  in   1  Schob. 

0,5-0,75  „   „    2  „ 

0,75-1,0    „   „28  „ 

1,0     1.5    „   „56  „ 

1,5     2.0    „   13  „ 


Grundlagen  für  die  Berechnung  fehlen  bei  3 

Rauminhalt:    60 —  70  cbm  ....  bei    2  Scbtüzimmeni 

70—100   „    „0 

100—140   ,   9  „ 

140  -180   „    „17 

isf)  -L>50    „  ,54 

250— :}00    „    „20  „ 

Angabe  M\\t   „  5 


Anf  1  Kind  kommen:  1,5—2,0  cbm  in   2  ScbnlziiniDeiii 

2,5—3,0    „17 

3,0-4,0    „    „36 

4,0-6,0    „38 

6,(^7,0   „    „   5  „ 

laicht  za  berechnen   „    5  „ 


Was  also  die  Form  der  Scbnlziminet  anlangt,  so  ist  diesalbe 
lOmal  quadratiseh  und  97  mal  lechtebkig.  Zu  tadeln  ist,  da&  is 
3  F&llen  die  Binke  an  Breitklasaen  aufgestellt  sind,  wodnieh  die 
Lieht^erbttltnisse  ungünstig  beeinflnfst  werden. 

Die  Gröfse  betreffend,  ist  sn  bemerken,  dafs  die  Linge  in 
41  Fällen  über  das  nach  den  „Leitsätsen*  ^  zulässige  Mazimom  von 

1  «LeitsStie  der  Sebiilb7gt«ne.*  Verlag  de*  Kedisin.  Warenbavaei,  B«rlia> 


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78a 

10  m,  tmd  dU  Breite  in  71  FBllen  aber  dasjenige  Ton  6,5  m  liineae- 
geht.  Trots  dieser  nhlreiclien  Msübftbersebreitnngeii  sind  aber  in- 
folge der  feilweise  stark  flberfttUten  Klassen  die  Raamyerbaltnisse 
keine  gUknzenden.  So  ist  in  2  Sohulsfllen  der  Lnftraum.  der  anf  ein 
Sohulkiod  entAllt.  geringer  als  das  nach  bayrisober  Voisobrift  an- 
lissige  MinimTim  Ton  8  cbm,  und  in  weiteren  41  Sälen  geringer  als 
das  jetzt  allgemeiD  gewünschte  llinimtim  von  3,5  cbm. 

T.,  VI.  n.  VII.  VVftnde,  Decke,  Fnlsboden. 

Wftnde:  Mit  Kalkfarbe  gestrichen  in  105  Schnlzimmem 

„   Ölfarbe          „                   „  1 

Angabe  fehlt  bei  l 

Hell          gestrichen  in  05 

Mittelfarbig                             „  2ö 

Dunkel                                     „  8 

Angabe  fehlt  bei  9 

Sockel  (HoU  oder  Ölfarbe):  Vorhanden   in  42  Schnlzimmem 

Nicht  vorhanden  ö 7  „ 

Angabe  fehlt ......  bei  8 

Decke:  Hell  ;,'est riehen  .  .  in  100  Schnlzimmem 

Angabe  fehlt ...  bei  7 

Fnfsbodeamaterial:  Mit  Hoizdielen  belegt....  in  101  Schnlzimmem 

Angaben  fehlen  bei  6 

Fnfboden anstrich:    Geölt  in   42  „ 

Angestrichen   ,,      1  „ 

Weder  ceült  noch  gestrichen  ..53 

Angaben  fehlen  bei    11  ,, 

Znstand:  Breite  Kitzen   in  20  Schokimmern 

Besonders  starke  Kitzen  ,,11  „ 
Ganz  ausgetreten  . . . .  „  8  „ 
Gut,  ebne  Bitien . . . .  „  41  „ 
Angaben  fehlen  bei  37  „ 

Die  Wände  sind  demnach  fest  alle  mit  Kalkfarbe  angestriohsn» 

aber  dennodi  fehlt  bei  57  Sflien  ein  Sockel  von  Hola  oder  Ölfarbe, 

so  dafii  die  Ealkfarbe  abgestreift  oder  verstAubt  werden  kann.  —  Die 

Decken  sind  alle  hell  gestriehen,  die  Fafsbdden  alle  gedielt. 

Jedoch  sind  verschiedene  Böden  alt,  schlecht  und  voller  Ritzen,  so 
dafs  Schmutz  uud  Bakterienbrut  sich  darin  eiauisteo  können. 

Yin.  I'enster. 

Zahl:«  3.  in   1  Schokimmer 

5   „    5  Schalsimmem 

6'" "8 71  |) 


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784 

9—11  in  27  Schi 

15   „    l  » 

Angabe  fehlt  .  bei  2 

BrflstQDgshöhe  (vom  Boden  bis  mm  unteren  Fenstorrand) : 

60 —  ÖO  cm  ...  in     1  Schnlzimmer 

4  Scliukimmern 

»  23  „ 
bei  5  „ 


60—  80   „  .. 

80—100  „ 
100—110  „  .. 
Angabe  feUt  . . . 


Abstaud  des  oberen  Fensterrandes  Ton  der  Decke: 

80—  40  cm  ...  in   9  Schalzimmen 


n  23 


I»  38  „ 
»    2  „ 
bei  11 


40—  60  „  . . 
50—  60  „  . , 
60—  80  „  . . 

80  100  „  .. 
Angabe  fehlt. . . 

Pfeiler:  Abgeschrägt  in  84  Scbnlsimmeiii 

Nicht  abgeschrägt  „  l''^  t* 
Angabe  fehlt ....  bei  1 1  „ 

Verh&ltnis  der  Fenaterflflche  zur  Bodenil&cbe: 

1:8  in    1  Schulziramer 

1:7  •   2  ScbalzimmerD 

1:6   „  11 

1:5   „23 

1:*  43 

1;3  19 

1:2   „  2 

2:3   1  }} 

Aus  den  Angaben  nicht  «i  berechnen  „    6  „ 

In  14  yenobiedeDeii  Sttlen,  die  melueitt  Eensterwflnd«  haben» 
lind  einige  Fenster  abgeblendet.  Wo  solehe  dennooh  miigeieehnet 
sind,  iat  natflrlioh  daa  LiehtrerhAltnia  in  Wirkliohkeit  nngflaetiger, 
als  in  obigen  Zahlen  mm  Ansdmeik  kommt 

Zahl d erFenster wAnde: 3   in  58  Scholzimmeia 

2   „42 

Mehrere   „    3  „ 

1   1 

Angabe  fshli  bei  8 

(Davon  teilweise  abgeblendet  in  14        »  ) 

Licbteinfall:       Yen  Unks  In  8  Sdinisimmem 

,1  Bäks  Bttd  hinten  

„   links,  hinten  nnd  vom . . . 

„   links  und  vom  

„  linlu  nnd  rechts  


*> 

41 

II 

1> 

41 

>* 

n 

7 

>i 

II 

4 

n 

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785 


Von  links,  vom  und  rMhto ...  in   2  Sdnüsiminem 


rechte  imd  hioten  ,    1  „ 

Ajigabe  fehlt  bei  8  „ 

Hirn m eis ri cht Qng:  Von  Norden  in   2  „ 

Norden  und  Osten   8  „ 

„   Norden  nnd  Westaa   »10  „ 


„    Norden,  Osten  und  Sflden  ,,    2  „ 

„    Norden,  Westen  und  Süden       Ifi  „ 

Norden,  Osten  und  Wcstea        5  „ 

,,    Norden  und  bUdeu  i  2 

„  Kordes,  Osten  nnd  Sflden  ,,11  „ 

„   Osten  und  Sflden  ,    7  „ 

„   Osten  und  Westen   „    6  „ 

„   Osten,  Staden  und  Westen  „  19  „ 

„    Stlden  nnd  Westen   „    &  „ 

Angabe  fehlt  bei  14 

Einige  Differenzen  in  den  Angaben  der  letzten  drei  Tabellen  er- 
klüren  sich  zum  Teil  dnroh  Abblenduog  von  Fenstern,  die  bei  der  einen 
Frage  von  den  Beantworten!  der  Fragebogen  mitgereebnei  wurden, 
bei  der  anderen  nidit.  Zum  Teil  sobreilten  sie  aioh  anoli  dem  Um- 
stände an,  dalb  bei  der  einen  Fn^  dm,  bei  der  anderen  jener  Be- 
antwortor  eine  Angabe  nnterlafiit,  so  dalb  in  jeder  Frage  an  einem, 
allerdings  sebr  kleinen  Teile  andere  Zimmer  beeohrieben  sind. 


Gegenflberliegende  Gebäude:  VorhaDden   bei  45  Schulzimmern 

Nieht  Torhanden.  »,53  „ 

Angabe  fehlt  . . .  „  9  „ 

Natflrliche  Belenchtnng:   GenOgend   „  84  „ 

üngenflgend  . . . .  „  14  „ 

Angabe  fehlt  . . .  „  9  „ 

Kflnstliche  Belenehtung:    Voriianden   in  1  „ 

Klebt  forbanden.  „  86  „ 

Angabe  fehlt  ...  bei  21  „ 

Torhftnge:  Hell   in  53  „ 

Donkel  ,  20  „ 

Mittelfarbig  ,  lÖ  „ 

Vorhanden  (ohne  n&here  Angabe) . . .  „  4  „ 

TCoine    ......    ..,««»*.•»>.■••  ,y  10  „ 

Angabe  fehlt  völlig   bei  4  ,, 


Um  nnn  einige  Angaben  ans  vorstehenden  Tabellen  n&ber 
zn  besprecben,  sei  ennftchat  auf  die  Zahl  der  Fenster  der  einzelnen 
SehnlsAle  anfinerksam  gemacht,  die  awisohen  3  und  15  schwankt 
Fast  obne  Ansnabme  sind  die  Fenster  auf  mehrere  Wände 
T erteilt,  so  dalb,  trotxdem  zur  Beseitigang  dea  Ton  Yom  kommenden. 


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786 


blendenden  Lichtes  io  verschiedenen  Sälen  die  Fenster  der  Yordev* 
wand  abgeblendet  eind,  das  Lieht  dennoch  fast  in  allen  Sälen  Ton 
yenchiedenen  Seiten  kommt.  In  manehen  Fallen  ist  die  Abbleodmif 
der  Tom  Kegenden  Fenster  leider  nnterlassen,  nnd  die  Sonne  bma 
dann  den  Kindern  direkt  anf  Gesieht  nnd  Pnlt  üedleD.  Dagegen 
haben  mit  einer  einzigen  Ausnahme  alle  Sole  den  Vorteil,  dtb 
wenigstens  ein  Teil,  des  Lichtes  Ton  links  her  auf  den  Plati  ftitt; 
wobei  freilieh  nur  in  drei  Sälen  das  Lieht  allein  Ton  links,  in  allea 
anderen  zugleich  nooh  von  anderer  Seite  kommt.  Ganz  verweifEdi 
ist  aber  die  Art  d^  Lichteinfalls  in  jener  eben  erwähnten  Au»> 
nähme,  die  m  Trippstadt  gefunden  wird,  wo  in  einem  Schulsaal  das 
Licht  nur  von  rechts  nnd  hinten  auf  die  Plätze  der  Kinder  fallt 

Die  Himmelsrichtung,  aus  der  das  Licht  kommt,  ist  in 
zwei  Füllen  iSiinlBn  allein,  im  gröfsten  Teil  der  übrigen  Fälle 
Norden  mit  anderen  Richtungen  zusammen,  in  dem  kleineren  Teile, 
der  ührio:  hleiht,  die  drei  anderen  Him!Tje]pri(lituiic:rn.  Welche 
Himmelsrichtung  man  für  die  günstigste  halten  soll,  dürfte  zweifel- 
haft sein.  Wiewohl,  wenn  man  das  Licht  allein  in  Betracht  zieht, 
der  Norden,  der  nie  direktes,  sondern  stets  nur  diffuses  Sonnenlicht 
spendet,  am  günstigsten  ist,  so  mufs  man  doch  auf  der  anderen 
Seite  bedenken,  dafis  der  Wunsch,  zeitweise  auch  direktes,  bakterieu' 
tötendes,  gemehzerstOrendes,  loftreinigendes  Sonnenlicht  zu  haben, 
wie  Air  Wohnrftnme,  so  aneh  fttr  Sehnlrftnme  seine  Geltang  hat 

Die  Hftlfte  der  Sohnlrftnme  haben  der  Hanptfensterwand  gegen* 
über  kein  Ii  cht  rauben  des  Geb  finde.  Daher  kömmt  es,  dab 
trotz  der,  wie  wir  naehher  sehen  werden,  geringen  Fensteiflüehe  der 
meisten  Säle  nur  in  14  Räumen  (in  Fkankensteb,  fleimkirehsn, 
Hoehspeyer,  M olsehbach,  Neuktrohen,  Niederkiiohen,  Weilerbaeh  nnd 
WOiabaoh)  das  Lieht  als  ungenügend  bezeiehnet  wird.  Aller- 
dings würden  yielleicht  ein  strengei-er  Mafsstab  und  direkte  Licht- 
messungen eine  gröisere  Zahl  von  äclilüchi  beleuchieteu  Huumen 
ergeben.  • 

Das  Licht  verhä  1  tnis ,  d.  h.  das  Verhältnis  der  gesamten 
Fensterfläche  eines  Saales  >:a  dessen  Bodentiäche,  ist  für  dw  nipisten 
Sehulsäle  des  Bezirks  ein  ungünstiges.  Es  betrug  nur  in  '2'2  liallen 
mehr  als  ein  Viertel,  43  mal  ein  Viertel,  37  mal  weniger  als  ein 
Viertel,  in  zwei  Fullen  sogar  nur  ein  Siebentel  und  einmal  ein  AohteL 
Wenn  man  diese  Angaben  liest,  dann  wird  man  den  obigen  an- 
geblich nur  14  Fällen  ungenügenden  Lichtes  gegenüber  recht  akeptisoh, 
trota  der  freien  Lage  der  fensterwände.   Daan  komint  dann  neeh, 


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787 


dab  iD  den  weitaus  meisten  Sälen  der  Abstand  des  oberen 
JPensterrandes  Ton  der  Decke  Ober  50  mn  betrfigt  (in  Otterbeig 
mibt  er  sogar  in  eioem  Saale  1  m),  so  dafo  des  gflnstigste,  hellste 
liieht,  nBmliob  das  Ton  oben  kommende,  nicbt  herein  kaon.  Gllnstig 
ist  dagegen,  da&  meistens  die  Fensterpfeiler  abgeschrägt  sind, 
wodurch  die  Fensterfilflche  etwas  vergröfsert  wird. 

Die  Brüstungs h  ö  he  ist  meistens  zu.  niedrig,  so  dafs  die  Kinder 
leieht  in  die  Fenster  hiüeinfallen  können. 

Für  künstliche  Beleuchtung  ist  nur  in  einem  Falle  Sorge 
getragen. 

Vorhilnge  fehlen  im  L^anzen  zehnmal,  jedoch  sind  sie  m  20 
Sälen  dunkel  gefärbt  und  halten  dadurch  nicht  nur  das  direkte 
Sonnen-,  sondern  auch  das  düfuse  Tageslicht  ab. 

IX.  Sohnlbftnke. 

Zahl:  je     1       in  1  SchDlzimmer 

I»      ^       »1  »» 
4  1 

ff   5—10   ,,  19  SchalzünmerD 

„  10-15    „  42 

„  15-20    „  25 

„  20-2Ö    „  8 

»     26       „  1 

Angabe  fehlt  bei  9  „ 

Im  ganzen  treffen  auf  die  98  Schulsäle,  Uber  die  Angaben  in 

dieser  Beziehung  vorliegen,  1271  Bünke,  auf  einen  Saul  also  im 
Durchschnitt  13  Jiauke. 

System:  Es  finden  sich  Bäake  nenen  Systems  ..  in  35  SüIcd 


Bäoke  teils  neuen, 

teils  slten  Systems  . 

„  8 

„  59 

Bänke  slten  Systems,  „gsoz  schlecht''  . 

„  3 

bei  2 

Beweglichkeit  der  Sitze 

in  28 

Nicbt  vorhanden . . 

„  68 

Verschioilp!!  , ,  . . , 

Angabe  leiilt  . .  , , 

bei  6 

KQckenlebnen: 

in  42 

Teilweise  vorhanden 

Nicht  vorhuodea  .  . 

Angabe  fehlt  

bei  16 

Fnlsleisten: 

in  24 

Teilweise  vorhsnden 

»  8 

Nicbt  Torhimd«! . . 

53 

Angabe  fehlt  

bei  22 

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788 


BankgrQfae:  Alle  Binke  sind  von  gleicher  Gröfse  . . .  in  30  Stiel 

„   Dicht  von  gleicher  GrOise. .  63 

Angabe  fehlt   n  14  „ 

Hierzu  ist  su  bemerken,  dafs,  trotzdem  in  den  meisteo  Säien 
die  Bäuke  von  nngleioher  Gröfse  sind,  für  die  meisten  Bänke  in 
den  Fragebogen  nur  die  Mafse  einer  Gröfse  angegeben  sind,  wahr* 
8oheinli<di  wohl  die  der  im  Saale  rorheriechenden  GrOfse. 


In  Sälen 
Itängemafs 
(in  m) 


Bankmafse. 

I,5-2,o!2.0-2,6  2,5-3,o'3,0-4,6 


13 


27 


86 


.Vonjchrift«- 
mäTsig*' 
1 


Ver-    I  Anpali« 
scbiedenl  fehlt 
21     I  7 


Breite  (Tiefe)  der  !25_30'30-4ü!4ü-5ü!5O-60 
liachplattea  lu  cm 
Id  Silen 


ii£0  —  OKI  0\J — *U  1W — UW.c 
I    2    I  40   I  80  I 


,  Vorschrift 8  I    Ver-    !  Aripnhe 
niaraig"     iscliiedeni  fvhit 

6       I    31    I  7 


Neigung  (in  cm) 
In  SUen 


-6|5— 7 
28  10 

Hohe,  Sitz-  l30_36i35  -40|40-45 
Dank  (cm) 

In  Silen       4        8  8i 


7—919-12 
4 


12-14 
8 


Ver- 
schieden 
16 


„Vorschriflt8-|  Angabe 
inUitg''  Üphlt 
11  26 


4ö~5ü|60— 56  " 
18  8 


,Vondirifta' 

mäfsig" 
5 


SiUbankbreite  (cm)  !|20-25  25-30  30-35'35-40l''^^^^^^^i^* 


In  Sälen 


26 


24   i  10 


1    i  6 
Xinni 


Ver. 

schiedeu 

21 

Ver- 
schieden 
18 


Ohne 

Aogtbe 
18 

Ohne 
Angabe 
23 


«Diitnns''  (cm) 

In  Sälen 


8 

8-4 

4-0 

nnbdcannt 

3 

7 

2 

„üistanK" 

(cm) 
In  Silen 


4-88-12 


12 


18 


12—16 
16 


16—20 
1 


Pins 

20-24 
8 


jVorscbrifla  i  Ver- 
mäfsig"  ischteden 
6       I  12 


Ohne 
Angabe 
17 


„Üifferens"  (om)  p)— 26 
Xd  Silen 


25-80 
42 


30-86 
7 


85-40 
2 


„Vorschrift«- 
niäfaig*' 
6 


Ver-    I  Ohnf 
•chiedenl  Augabe 
17  17 


Wie  aus  vorstehenden  Tabellen  zu  ersehen  ist,  sind  von  den 
107  Schulsölen  35  mit  Hauken  neuereD.  auf  hygienischen  Grund- 
sätzen aufgebuutei)  Systems  au9c:estiUte',  wiihrend  62  sich  noch  mit 
den  bekannten  Subsellien  alterer  Ait  mit  all  ihiHii  MuDgeln,  den 
schlechten  Mafsverhältnissen,  der  geraden  Riicklehne  und  vor  allem 
der  grofsen  Plu^^disianz  beheifen  müssen.  In  acht  Sälen  sind  teils 
neuere,  teils  ältere  Bänke  aufgestellt  nnd  in  drei  sind  sie  direkt 
als  pgans  sohleoht**  bezeichnet. 


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789 


Was  nmi  die  Halse  betrifft,  so  ist  es  zweekloe,  ans  den  TabeUen 
bier  einielne  Ziffeni  an  wiedeclioleD.  £b  ist  ja  avcb  obnediea  be* 
kannt,  dala  die  alten  Blinke  mit  den  beieita  oben  gescbildeiien 
Mangeln  den  Foideningen  der  modernen  Angen-  nnd  Körperbygiene 
'widerapreoheo,  dafa  sie  die  Anabildnng  von  Knrsaiobtigkeit,  Rflok- 
grai8?erkrammuDgeQ  nnd  Lnngeokrankbeiten  befitfdem,  und  dala  ae 
deabalb  ao  aobnell  wie  möglich  überall  dnroh  Snbaeilien  neueren 
Systems  eisetat  werden  müssen.  Nur  darauf  soll,  um  die  Notwen> 
digkeit  eines  scbnellen  Vefsebwindens  der  alteo  Bftnke  noeh  be- 
sonders darzntun,  aufmerksam  gemacht  werden,  dafs  Pinsdistanzen 
angegeben  werden,  in  vielen  Fällen  von  10  bis  16  cm,  in  einzelnen 
sogar  bis  24  cm. 

X.  Heisung. 

Ofenmaterial:  Eisen   in  104  Schulzimmern 


Ton   „  0 

Angabe  feblt . .  bei  3 


II 


t* 
t* 
»I 


System:  Zentralhei/nng  in   0  Sdiulzimmem 

FoUöfen  neuen  Systems  .....  „  32 

Öfen  ganz  alten  Systems   „  20 

„Unzweckmärsige"  Ofen  ,  8 

Angabe  fehlt  bei  52 

Heizmaterial:  Holz   in    7  Schnlzimmern 

Kohle   „27  „ 

Koks  „  8 

Hüls,  Koble  nnd  Koks. .  84 
Holz,  Kohle  und  Torf. .  „  22 
Angabe  feUt  bei  9 

Entfernung  des  Ofens  tou  den  nächsten  Sehfllern: 


II    ^  1» 
t» 

n 
tt 


in 

8  Schnimfln 

)» 

3 

fi 

n 

13 

n 

t* 

35 

n 

125-150  „   

»» 

7 

>j 

1Ö0-200  ,  

11 

12 

1» 

200^300  „  inUQ8i?e  . . 

}} 

14 

f» 

Entfemong  „wibr  IdM* . . 

1» 

2 

«1 

„genflgend* . .  • 

»! 

4 

1» 

bei 

9 

>t 

Sehnts  Tor  Hitze:  Schirm  vorhanden *.  in  71  Scbnlsllen 

Mantel  . .  „  18  ,| 

Kein  Schutz   „    4  „ 

Angabe  fehlt  bei  14  „ 


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790 


Nach  den  vorstehenden  Angaben  findet  sich  nirgends  zentrEle 
Heizongy  sondern  meistens  sogenannte  Ffiliöfen  neueren  Systems, 
teilweise  vom  hiesigen  Eisenwerk,  teilweise  auch  von  der  HEMsschen 
Ofenfabrik  hier  geliefert.  In  20  Schulsälen  stehen  jedoch  Doch 
alte  Öfen,  die  zu  Klagen  An  lala  geben,  und  in  drei  werden  die  Öfen 
als  völlig  onzweekmafsig  beseicbnet. 

Die  Entfernung  des  Ofens  Ton  den  nftohsten  Sebttlem  ist  io 
vielen  Fftllen  viel  sn  gering,  snmal  in  vier  Sehnlsalen  ein  Ofes- 
schirm  oder  Mantel  oder  dergleichen  fehlt.  Jene  Entfernung  betiigt 
in  24  Schnlsimmem  weniger  als  1  m«  nnd  in  dreien  geht  sie  sogar 
unter  Vs  m  herunter,  so  dafe  die  Schfller  in  diesen  Fftllen  direkt  sm 
Ofen  sitzen  müssen. 


XI.  Ventilation. 

Fensterventilation: 

Mit  Klappen  oder  drehbaren  Scheiben  in  72  Scholsftlen 

,,    Trillern  ♦   „    ^  „ 

Nichts  dergleichen   ,,  27  „ 

Angabe  fehlt  bei  6  „ 

Lnftscb Achte  in  der  Wand:  Vorhanden  in  40  Schiüsttlen 

Klebt  vorhanden.  ,,57  „ 
Angabe  fehlt  ...  bei  10  „ 

Ofenventilation:  Vorhanden  •  • . . .  in  32  Schalsfileo 

Nicht  vorhanden.  „  63  „ 
Angabo  fehlt  ...  bei  12  „ 

Sonstige  Yentilationsvonriehtnngen  werden  niigends  aogegebsD. 
Auf  die  Frage  nach  der  2«eit|  in  der  ventiliert  wird,  lautet  die 
Antwort  meistens:  „Außerhalb  der  Schulzeit**. 

Im  allgemeinen  darf  man  wohl  fllr  die  Schuthftuser  auf  dem 
Lande  eine  richtig  betriebene  Ventilation  durah  die  FensterOffnuDgeo 
als  völlig  genügend  beseichnen,  wie  es  ja  EBiBass*  auch  für  gTö£«w 
Gebttude  tut.  Und  wenn  wir  lesen,  dafs  in  mehreren  Schnlhftoseni 
die  Luftsohftchie  Rauch  und  Staub  in  die  Zimmer  schicken,  daon 
möchte  man  wünschen,  dafs  mit  der  Wohltat  des  Luftschachtes  beim 
Bau  kleiuer  SchuUiäuser  etwas  sparsani  verfahren  werde.  Denn  die 
Reinigung  solcher  Schächte  dürfte  sehr  oft  ungenügend  sein. 


'  Der  Wert  der  Yentilation.  Ärdt,  f.  igeiUL  Gttimäheiitpfi,  m  Si»ß- 
JjOÜiringm,  18i^9. 

I 


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791 


XIL  Reinigung. 


Durch  wen:  Durch  den  Lehrer  bezw.  dessen  Personal  in  13  Scliulsaleü 

Durch  eigens  angestellte  Penenea   „88  „ 

Angabe  fehlt  bei  6 

Häufigkeit:  2  mal  wuchenüicli  ...  in  68  Schulsälen 
3  j>        })        •  •  •  »t   8  „ 
6  „        1}       « . .      29  I, 
Aogabe  fehlt  bei  2  „ 

BeiniguDgsart:  Einfaches  troekenee  Auskehren..... 

Streoen  nassen  Sandes,  dann  Kehren 

Spritzen,  dann  Kehren  

Aufziehen  

Aufziehen  und  Kehren  

Verschieden  

„Mangelhaft"  

„Sehr  mangelhaft*'  

„Oenflgend**,  „nach  Yorsefarift''  .... 
Angabe  fehlt  

Gründliche  Reinig-unof  (Wegrücken  der  Bänke  und  Anf- 
wascbenji  Uber  eine  solche  finden  sich  nur  Angaben  aus  29  Schal- 
hftnaem. 

Sie  findet  statt:   Imal  jfthrfich  in  1  Scbelsaal 


in  28  SMUlm 

..  * 

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2  Sehnlsälen 

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II 

1 

>i 

2 

ti 

Über  die  Hüutigkeit  einer  gründlichen  Reinigung  sind  wir  also 
nur  uno^enügend  nnterrichtet.  Jedenfalls  geschieht  sie  in  vielen  Sälen 
na  selten. 

Die  gewöhnliohe  Beinignng  wird  nor  in  29  Sohulzimmem 
tftgiich  vorgenommen,  und  in  23  geschieht  sie  immer  noch  dnroh 
einfaebes,  trookenes  Kehren,  wodurch  natürlich  keine  Reinigung, 
sondern  nur  ein  Aufwirbeln  des  Staabes  erreicht  wird.  In  diesem 
Pnnkte  ist  gründliche  Änderung  von  nöten,  zumal  in  22  weiteren 
Fftllen  die  Beinignng  als  mangelhaft  beaeielmei  wird.  Denn  wenn 
wir  unser  Wohnaimmer  tftglicli  ordentlich  reinigen,  an  ist  das  in 

MialftMiadlMltflyfl^.  XVIL  40 


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792 

eioer  Sohnle,  vo  jedes  Kind  und  der  Lekrer  dem  von  soandso- 
▼ielen  anderen  Kindern  mit  Sehnhen  nnd  Kleidern  hereingebraebteo 
Stonbe  nnd  ihrer  Atmongelnft  ausgesetzt  sind,  erat  recht  nOtig. 

Xni.  Sonstige  Zimmereinriehtnng. 

Spacknapf:  Vorhanden   ....  in  17  Scholaftlen 

Nicht  vorhanden  „  80 
Angabe  fehlt  ...  bei  10 


n 
II 


FflUnogsmaterisl  (nur  11  Angaben):  Sand  ...  in  10  Scholsiloi 

Waaser..  „  1 

Thermometer:  Torfasndea  io  100  Sehvblleo 

Vorhanden,  aber  mibranehber  . .  „     1  „ 

Nicht  vorhanden   „      Ö  „ 

Angabe  fehlt  bei    1  „ 

Waschgel egenheit:    Vorhanden  in   8  Schnlsllen 

Nicht  Tcrhanden  „  87  „ 
Angabe  MU. . .  bei  13  „ 

Pflanzen  am  Fenster:  Vorhanden   in    4  Schulsälen 

Nicht  Torhanden  „79  |, 
Angabe  fehlt ...  bei  24 


Kleiderhaken:  Vorhan  i« n  .  .  .  .  in  15  Schulsälen 

Nicht  vorhanden  „74  „ 
Angabe  fehlt ...  bei  18  „ 


Der  Umstand,  dafs  80  Schulzimmer  keinen  Spuckuapf  enthalten, 
läfst  auf  eine  bedauerliche  Nichtbeachtung  der  Hygiene  schliefsen. 
Und  wenn  die  Füllung  mit  Sand,  die  dort,  wo  ein  Spucknapf  vor- 
handen ipt,  fast  stets  anfreo^eben  ^v\rd,  fiuch  nicht  den  modernen 
Grundsätzen  entspricht,  so  ist  doch  em  8pucknapf  mit  Sand  immer 
noch  besser  als  gar  keiner. 

Dafs  die  Schulen  fast  alle  ein  Thermometer  aufweisen,  erklärt 
sich  wohl  mehr  aus  der  Notwendigkeit  für  den  Unterricht  und  für 
die  FeBtsetsang  der  äitzeferien  als  ans  allgemein-hygienisohen  f  rtn* 
sipien. 

Eine  Gelegenheit,  die  ▼on  Kreide  und  Schwamm,  Griffel  nnd 
Tinte  verun reinigten  Finger  zu  waschen,  Milte  vohl  flbemU  gegeben 
Bein,  fehlt  aber  in  anfierem  Besirlce  87  mal. 

Ober  die  Versorgung  der  Kleider  ist  bereits  im  Kapitel  n^o^ 
ridor''  das  Notwendige  gesagt  worden.  Im  Zimmer  sollten  die 
Kleider  nie  an%ehoben  wetden. 


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798 


Schnle  zu   


A.  Schalgebäude. 


I.  Wann  erbaut? 
Zu  Schnlzweckcn  erbaut? 
Daf&r  geeignet? 

II.  Lage. 

1.  L&ngsiront  (Himmelsrichtung)? 

2.  Mitten  im  Ort  odov  abgeiegea? 

o.  Au  cinciii  irciCD  1  lüiz  r 
•4.  Chaussee  oder  Feldweg? 

5.  Erhöhtes  Terraiu  oder  Mulde?  i 

6.  Umgebung:  Rauch,  Staub,  L&*m, 
Genteh? 

III.  Grnnd: 
Trocken,  fendit?  Lehm,  Said? 

IV,  Bauart: 

1.  Masiji¥,i'"aciiwerk?FeuchteMauem? 

2.  Wieviel  Stockwerke?  Unterkellert? 
Hochparterre? 

8.  Eingang: 

a)  Einer  oder  mehrere?  Breite? 

b)  Freitreppe?  ScharreiscD? 

c)  Geht  die  Türe  nach  aufsen  auf? 
4,  Dach:  a)  Ziegel,  Schiefer? 

b)  Rinne?  Blitzableiter? 

V.  Inneres: 

1.  Korridore :  a)  Breite? 

b)  Licht,  Luft,  Temperatur,  Zug- 
wind? 

t\  Fnfiiboden  (Stein,  Holz)? 
d)  Wand  (Ölfturbe)?  Gardeiobe- 
haken? 

2.  Treppen:  a)  Breite? 

b)  Stcißun^r  (Stnfenhöhe,  -tiefe)? 

c)  Liebt,  Luit? 

d)  Stein  oder  Holz? 

e)  Geländer?  Absätze? 
8.  Tenrondoig  dea  Keilen. 
4.  ZnU  der  SchnlsiiDnier. 

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794 


VI.  WohnvBg  im  Haui«: 

1.  Lehrer? 

2.  Noch  Inden  Btume  (Gemeände- 

• 

zJmmer)? 

3.  Eigener  Eintrang? 

4.  Infcktionskrankhriten  in  der  Woh- 
nung (Tuberkulose,  Typhus,  Diph- 
therie, Wechselfieber)? 

VII.  Schulhof: 

Grösse?    Gedeckt,  freiliegend?  Be- 
pflanzt? 

Vm.  Schulgarten. 

DL  Brunnen: 

Lanfend,  FampbmDnen?  Menge,  Be- 
sehaffenheit     Wassers?  Bedier? 
Nihe  Ton  Abtritten? 

X.  Abortanlagen: 

1.  Lage  (in  oder  aolser  dem  Hanpt- 

gebflnde)  V 

2.  Zugang  (gedeckt,  gepflastert)? 

3.  Getrennt  nach  Geschlechtem,  für 
Lehrer  und  Schüler? 

4.  FisBOir:  a}Zah1,OrOlbe,Idciit,LQft? 

b)  Fnlaboden  (Pflaster,  Binnen)? 

c)  Überdacht? 

d^  Dorch  Bretter  abgeteilt? 
e)  Reinlichkeit  Gerocb.  Wasser- 
Spülung? 

Ö.  Abtritte:  a)  Zahl,  Licht,  Luft? 
b)  Sitzbreuer  (liolz),  Deckel? 
c|  AbfUliobr? 

d)  BeinUcbkeit  Qerudi.  Wasser^ 
spfllnng? 

e)  Länge  von  der  Tflre  mm 

Sitz?  Breitp? 
6.  Gruben:  Senkgruben?  Bonstrohr?! 
Abfuhr? 

XL  Sonstige  Bemerkungen:  | 
Zahl  der  Schüler  und  Lehrer.  ' 
Bes.  hygieniäche  Einrichtungen  (Schul- 
arzt, Bad,  Speisung  simer  Kinder)? 

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795 


B.  8  c  hüls  immer. 


I.  1.  Zahl: 

2.  Lage  (Stockwerk,  Himmelsrich- 
tong)? 

n.  Tttreingang: 

1*  Direkt  von  anfsen,  duzeh  den  Flor, 

über  'rre]>pen? 
2-  Dffnuüg  nach  innen  oder  aufsen? 
3.  Breite.  Scharreiäeu? 

III.  Schülerzahl: 

IV.  Form  nnd  Gröfse: 
1.  LiBge,  Breite,  Höhe? 

T.  Winde: 

1.  Getflncht?   Ol-,  KaUcfarbe? 

1.  Hell,  dunkel? 

S,  Sockel:  Get&fel,  Ölfarbe? 

• 

• 

VI.  Decke: 
fieU,  dankel? 

m  Fufsboden: 

1.  Holz?    Angestrichen?  Geölt? 
Ritzen? 

Vm.  Bftnke: 

1.  Zahl? 

2.  System  (neueres,  älteres)?  Sitze 
beweglich? 

^.  Liage? 

4.  Tiflc]i|ilatte:Höhe,Br«ite,Nei8ang? 
b.  Sitzbenk:  Höhe,  Tiefe? 
4i.  ,Dntanz*;  horizontale  Entfemang 
iwiichen  Tischkante  und  Bank? 

(-f  -) 

7,  ^Differenz"  (senkrechter  Abstand 
der  Bank-  von  der  Tiscbkante)? 

8«  ROckenlehnen  and  Fablehnen 
(Zahl)? 

^.  Alle  Blnke  glmch  grob?  I 

• 

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796 


IX.  Feniter: 

1.  Zahl? 

2.  Brüstüngshöhe? 

3.  Fensterhöhe  und  Breite? 

4.  Abstand  des  Fensters  von  der 
Decke? 

5.  Pfefler  abgescbrigt? 

6.  Fenttar  an  diier  oder  melirenB 
Winden? 

7.  Kommt  das  Lacht  von  linke  oder 
von  wo  (vom,  hinten)? 

8.  Tlimmplsrirhtnn^? 

9.  Gegenüber  ein  Gebäude?  Licht 
genflgend? 

10.  Ventilation  (Klappfenster)? 

11.  Kllnstlidie  Bslenditnng? 

12.  Toi]iSnge,Bon]eaitx(h8a,diinkel)? 

X  Heizung: 

1.  Ofen  (Eisen,  Ton)?  System? 

2.  KoUe,  Torf,  Hols? 

8.  iJidere  Heteuig  (Zentral)? 
4.  Entfemnng  von  den  Sehfllem? 
Ofenschirm  ? 

XI.  Ventilation: 

1.  Fenstnr  (Elappflo«  Sdheiben)? 

2.  Lnftschächte  in  den  Winden? 

S.  Ofenventilation? 

4.  Sonstige  Vorncnttingenr 

5.  Zeit  der  Ventilation? 

JLU.  Reinigung: 
Durch  wen,  wie  oft,  wie? 

XIII.  Sonstiee  Zimmer-  i 
einrichtnng: 
Spneknapf  (FQUnng),  Themoinefcer, 
Waschgelegenheit,  Pflansen  JDeidcr- 
versocgnng)? 

XIV.  Unterrichtszeit  undPansen: 
Wo  Terbraeht?  Vorwhriftemlftig? 

XV.  Zahi  und  Versorgung  ans* 
wärtieer  Kinder: 

XVL  Besonders  h&ufige  Scknl- 
krnnkbeiten: 

XVn.  Sonstige  Bemerkungen: 

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797 


Sohlufa. 

Von  den  zahlreiehen  Hflogeln,  welehe  der  Hygieniker  bei  Be> 
sohieibiiDg  der  Yolkeiehiilen  des  Lendbenrks  KeiaerBkatem  eotdeokii 
aolieii  im  folgenden  nur  einielne  noeh  einmal  anfgeflOlirt  werden. 
Sie  alle  hier  wiederholen,  hielae  eine  froekene  Aniiihlimg  geben, 
deren  Inhalt  heuer  ana  dem  Torhergehenden  naoh  Wahl  der  ein- 
Beinen  Kapitel  entnommen  werden  mag. 

Jedenfalls  geht  aus  unserer  Beaehreibung  hervor,  dala  es  in  den 
ländlichen  Volksschulen  in  hygienischer  Beziehung  viel  zu  tun  gibt. 
"Wie  in  uuserem  Bezirke,  so  mag  es  auch  in  dea  meisten  anderea 
Landbezirken  DeuUcblunds  ua^ehen,  und  es  ist  dringend  nötig,  dals 
einnaal  eine  gründliche  Reform  von  einflufsreicher  Seite  verlangt 
wird,  auf  dafs  eine  durchgreifende  Besseruni:^  nicht  auf  den  Wider- 
stand Bparsamer  ländlicher  i^inanzpolitiker  stofae. 

So  maiichea  unter  den  Schuihäusern  unseres  Bezirkes  —  das 
80II  dankbar  anerkannt  werden  —  genügt  im  allgemeinen  durchaus 
hygieniaohen  Ansprüchen  und  kann  dnroh  verbältnismälsig  geringe 
Kosten  anf  die  volle  Hohe  gebracht  werden.  Dahin  gehört  die  An- 
bringung Ton  Dachrinne  und  Blitzabi  eiter,  die  Aosohaffung  von 
Scharreisen  vor  den  Türen,  Ton  Spuoknftpfen  und  Waaohgelegenheiten 
für  die  Schalzimmer,  die  Schaffung  eines  mit  Ölfarbe  angestrichenen 
Soekels  an  den  Wfladen,  die  VerhSognng  der  Fenster  mit  Vorhingen» 
die  Sehaffong  Ton  Garderobehaken  in  den  Korridoren  und  deren 
£ntfemnng  ana  den  Sdhnlaimmem. 

Von  Indemngvn»  die  eben&lla  leieht  an  erreiehen  amd«  aber 
dooh  aohon  grOfsere  Kosten  yemisaohen,  seien  erwähnt:  der  Ersats 
der  alten,  sehleohten  Sehnlblnke  dnroh  solidie  neuen  Systems,  der 
Eraata  der  alten  Ofen  dnreh  neue,  die  Einfilhmng  einer  Ügliohen» 
ordentliehen,  nassen  Reinigung,  eine  MaCnegel,  die  leider  aneh  no<di 
in  rielen  Stadtschulen  ein  frommer  Wunsch  ist. 

Koch  tiefer  in  den  Geldbeutel  mufs  gegriffen  werden,  wenn 
man  einem  weiteren  Milsstande,  der  Überfullung  vieler  Klassen,  ab- 
helfen will.  Das  Kapitel  des  Lehrermangels,  auf  das  wir  hier 
stofseu,  soll  nicht  näher  behandelt  werden,  die  pädagogischen  und 
hygienischen  Nachteile  aber,  die  rait  überfüllten  Schnlsölen  zusammen- 
hängen, können  nicht  eher  aufhören,  als  bis  genügend  Lehrkräfte 
aar  Verfügung  stehen.  Nur  auf  einen  kleinen  Nebenumstand  soll 
hier  aufmerksam  gemacht  werden.  Wenn  wir  im  Kapitel  über 
Hamng  gesehen  haben,  daft  in  manohen  Silen  der  0£sn  Yom 


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798 


nftdisten  Schüler  nur  40  cm  entfernt  ist,  dann  bekommen  wir  tod 
dem  Worte  „Übeifallong'^  eine  deutliche,  groh-meohaniaohe  Vor- 
fltellQDg. 

Sodann  kommen  die  nötigen  Umbauten.  Sollen  ordentliche 
kygieniaehe  Znatftnde  hemobeD,  dann  mllasea  ror  allen  Dingen  die 
Abortrerhttltniflse  an  vielen  Orten  grOndlioli  gebessert  werden.  IMe 
Aborte  sind  yielfaoli  au  eng,  dunkel  und  eokleoht  ventiliert.  Bbeose 
sind  vielerorfs  Treppen  und  Korridore  eng  und  dunkel.  jFemer 
wAren  in  vielen  Sohulzimmem  die  Fdsböden  au  erneuern,  die  in 
ihren  Bitaen  Brutstätten  filr  Bakterien  abgeben.  Bin  Hauptmangel 
aber,  der  hier  nooh  erwähnt  werden  mu6,  ist  die  geringe  Penster 
flflU»he  und  damit  das  geringe  Liohtverhftltnis  vieler  Schulen.  Auf 
dem  Laude  wird  dieser  Fehler  zwar  oft  vermindert  dadurch,  daÜB 
dem  Schulhau.s  gogonuber  keine  lichtraubenden  Gebäude  stehen. 
Jedoch  ist  in  den  14  Fällen,  wo  das  Verhältnis  der  Feui^ler-  zur 
Bodenflächf»  wenia^er  als  ein  Fünftel  —  einmal  ist  es  gar  nur  ein 
Achtel  —  lietnigt,  sicherlich  em  Teil  der  Sitzplätze  zu  dunkel. 

Überblicken  wir  das  Ergebnis  unseres  Berichtes  noch  einmal, 
80  gebt  aus  den  zahlreichen  Mängeln,  die  wir  konstatierten,  zweitelios 
hervor,  dufs  auch  die  ländlichen  Volksschulen  einer  hygienischen, 
beständigen  Aufsicht  nicht  weniger  bedürfen  als  die  städtischen,  und 
dafs  darum  yon  ärztlicher  Seite  mit  allem  Nachdruck  die  Forderung 
erhoben  weiden  mula  nach  ländlichen  Schulärzten. 


Hub  9ttfünmlnn%tiL  uni  Vereitelt. 


Waldschäle  und  Sebulerkolangsstättea. 

Mit  diesem  Thema  beichftftigte  sich  vor  kurzem  in  zwei  Sitnagni 
der  K Iberfelder  I.ehrerverein.  Das  Yorgehen  der  Charlottenburger  Stadt- 
venvaltuiiL:  hat  die  Aufmerksamleit  weiter  Volkskreise  auf  eine  Einricbtnng 
gelenkt,  die  uDScheinend  wohl  geeignet  ist,  eine  Lücke  in  der  sozialeo 
Wohlfahrtspflege  auszufüllen.  Lehrer  Thiel  wies  auf  mannigfache  Scliadi- 
gungen  hin,  denen  namentUcb  schwache  und  krankhaft  ?eranlagte  Kinder 
ausgesetzt  sind,  weon  sie  plOtdidi  der  nsgebondeDea  Freiheit  entiogen 
und  an  die  Schalbank  gefesselt  werden.  Die  yerftnderte  Lebensweise  ruft 
krankhafte  Ersdieinungen  hervor,  die  bei  manchen  Kindern  zn  danerndsffl 
Siechtum  führen.  Anfeiithalt  in  frischer  Luft,  Bewegimgsspiele,  Verlegaag 
Ton  Unterrichtsstundeu  ins  Freie,  hygienisch  einwandfreie  Schuhrftnme  — 


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799 


transportable  Sdnttianckeii  —  können  hier  vorbeugend  wirken.  Die 
Waldschule  aber  vennag  als  richtiger  Kinderknrort  kränkliche  Kinder 
^v!Pffp^  7nv  Gesundung  zu  ffthren.  —  Der  zweite  Referent,  Lehrer  Roehdeb, 
hat  in  den  verflossenen  Uerbstferieu  Gelegenheit  frehabt,  sich  rin^plit'nd 
mit  dem  Betriebe  und  den  Resultaten  der  Charlottenburger  "Wiii  isrnule 
bekannt  zu  madieii.  Diese  ist  eine  Nachbildung  der  vom  Beiiiuer  iieil- 
atltteDVorein  lom  Boten  Krau  erriditelen  Kindeferholangsstfltteo.  Neu 
tritt  der  üntenricht  mm  Tegeaplaa  Mim,  80  dab  nun  von  einer  Sehnl- 
«rholnngs Stätte  reden  darf.  Sie  soll  namentlicli  solchen  Kindern  zogote 
kommen,  die  sowohl  von  den  Krankenhäusern  als  «iidi  von  den  Ferien- 
kolonien ausgesclilossen  sind  und  sich  auch  der  Rejniungen  der  sozialpoliti- 
schen Ge?et7rr,  buiig  nicht  erfreuen.  Die  Kind  er  türsorge,  namentlich  für 
tuberkulöse  Kinder,  hat  bei  uns  noch  nicht  den  Umfang  angenommen,  wie 
es  z.  B.  in  Frankreich  der  Fall  iät.  In  der  Waldschule  wird  die  Tageszeit 
dmrch  Üntsrrieht  und  Spiel  in  stetem  Wechsel,  durch  Tomen,  Blamenpflege, 
Bnhepanaen,  Bäder  nsw.  ansgefttllt  Alle  swei  Tage  erfolgt  eine  ärztliche 
Untersuchung,  bd  Bedarf  selbstredend  aneh  so  anderer  Zeit.  Die  Ünter- 
richtslektionen  sind  auf  25  Minuten  bemessen.  Mehr  als  vier  folgen  nie 
anfeinander  und  sie  sind  auch  dnnn  noch  durch  ents]>refhend  lange  Pausen 
unterbrochen.  Knaben  und  Mädchen  werden  gemtm^ain  unterrichtet. 
Nach  dem  Mittagbrot  tritt  eine  fCir  alle  Kinder  verbindliche  Ruhepause 
ein,  die  bis  3  Uhr  währt.  Liegestühle  und  Decken  stehen  für  jeden 
Waldschttler  hereit  Es  sind  Yerkehrangen  getroffen,  da&  der  Aufenthalt 
im  Freien  bei  jeder  Witterong  mOgUeh  ist.  Neben  dem  täg^hen  Brniise- 
bad  werden  auch  Salzbäder  veiibreicht.  Die  Kost  ist  einfach  aber  kräftig. 
Jedes  Kind  erhält  täglich  etwa  zwei  Liter  Milch.  Die  Kinder  gewöhnen 
«ich  schnell  aneinander  nn*!  schiiefsc?)  Frenndschaft.  In  einem  einzigen 
Falle  vermoclite  sich  ein  ivind  nicht  einzugewöhnen.  Die  Heilerfolge  sind 
aui>!erordentlich  günstig.  In  Fällen  von  Anämie  ist  schon  nach  einem 
Anfenthalt  von  wenigen  Tagen  eine  Besserung  zu  konstatieren.  Rückfälle 
sind  aelten.  EniehnngsfeUer  werden  bei  der  streng  geregelten  Lebens- 
weise schneD  abgelegt,  namentlich  gewohnen  sich  die  Kinder  an  eine  regel- 
mäläige  Einnahme  des  Hittagessens.  —  Um  die  Tuberkulose  erfolgreich 
zn  bekämpfen,  ist  es  aber  nötig,  dal's  viele  Kinder  mehrere  Jahre  hinter- 
einander die  "Walderhol migsstätten  besuchen,  und  zwar  mit  ergänzender 
Fürsorge  in  der  Zwischenzeit.  Die  Neueinrichtun^r  hat  sich  als  leistungs- 
fähig erwiesen  für  solche  Kinder,  denen  sonst  eine  Pflege  versagt  geblieben 
wäre,  weil  für  sie  weder  Krankenhäuser  noch  Ferienkolooien  offen  ge- 
standen hätten.  Vereine,  AimenTerwaltangen  und  Gemeinden  sollten  dä- 
mm diesem  Zweige  der  Jngendflirsorge  ihre  volle  Aufmerksamkeit  zu- 
wenden. 

In  der  sich  anschliefsenden  Besprechung  wurde  den  AusfQhmngen 
des  Berichterstatters  zugestimmt.  Der  Elberfelder  Lehrerverein  wird  der 
Frage  der  Errichtung  von  Waldschulen  seine  volle  Aufmerksamkeit  zu- 
wenden und  Schritte  tun,  damit  auch  die  hierorts  segensreich  wirkenden 
Korporationen  für  Kinderpflege  usw.  ihr  Interesse  der  Waldschule  oder 
Schotefholuigsstätte  suweadei«  (r,Elberf.  Ztg.'') 


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800 


Die  Genudlidtaptlege  in  der  Yelkmhile» 

Aas  den  Yerhandloiigen  der  nlederösterreiehischen  Landet- 

lehrerkonferens. 

Nach  Anhören  eines  Referates  von  Bezirksschulrat  S£ii>EL*Wien  über 
die  Gesundheitspflege  in  der  Yolksschnle  faiste  die  Konferenz,  wie  wir 
der  y^Z^  ent&ehmeD,  folgende  BesehUtase:  Da«  lOnisterinm  flir  Knhns 
und  Unterricht  wird  emicbt:  a)  nir  Nenbearbeitnng  der  Schal*  and  UdIw> 

richtsordnang  erfthrene  Schulmänner  ans  den  Kreisen  der  Volks-  und 
Btlrgerscliullehrer  zu  Rate  zn  ziehen  nnd  die  fertiggestellte  Vorlage  einer 
Konferenz  vorzulegen,  in  der  die  eben  genannten  Lehrerkreise  in  ent- 
sprechender Anzahl  vertreten  sind;  b)  dem  Reichsrat  eine  Gesetzesvorlage 
zu  unterbreiten,  kraft  welcher  das  Turnen  in  den  Mädchenschulen  wieder 
obligat  werden  soll;  c)  im  Einvernehmen  mit  den  zuständigen  Ministerien  im 
BeichBrat  einen  GcMtzentworf  ttber  den  Kindenchnta  vomilegen;  d)  die 
Weihnachteferien  an  den  Olfendichen  ToUs-  nnd  Bfirgenchnlen  denen  der 
Mittelscholen  glelchzostellen;  e)  den  Erlafs,  betreffend  die  Neuregelung  der 
Pansen  im  Unterricht,  auf  die  öffentlichen  Volksschulen  auszudehnen;  f)  bei 
Approbation  aller  einschlägigen  Schul-  besonders  aber  Lesebücher  auf 
starke  Betonung  aller  gesundheitlichen,  für  den  Kindergeist  leicht  fafslichen 
Fragen,  insbesondere  auf  die  Frage  des  Alkoholgenusses  ein  grölseres  Ge- 
wicht zu  legen;  g)  in  dem  Lehrplane  fttr  Lehrer-  nnd  LehrerinneB* 
Bihlongsanttalten  der  modernen  S<äialhygiene  dnen  grOfteren  Bannt  in 
günnen;  h)  das  Erfiudeiliche  m  veranlasaea,  damit  ia  den  Lehrer-  nnd 
Lebrerinnen-BfldnngBaastalten  Vorträge  ober  Sprachgebrechen  nnd  hygieni- 
schcs  Sprechen  von  geeigneten  Fachmännern  abgehalten  werden;  i)  Karse 
über  moiicrne  Schulhygiene  für  Lehrpersonen  zu  errichten.  Weiter  wird 
die  Einführung  der  Schulärzte  und  Schulbäder,  Pflege  des  Jugeodspiels, 
Badens,  Schwimmens  und  Eislaufens,  Beköstigung  armer  Schulkinde^,  Er- 
richtung von  Kinderhorten,  Jugendasylen,  Kinderschutzstationen ,  Feriea- 
kokmien,  Tageserholongestitten,  Hdtotätten  flir  kranke  Kfaider,  Schiller* 
reisen  n.  dgl.  empfohlen.  Eme  Beeolntion,  die  Lehrer  Joh.  RmmiRRF 
Burgscbleinig  vorschlug,  wurde  ebenftUs  angenommen.  Dieselbe  lautet: 
„Die  siebente  niederösterreichische  Landeslehrerkonferenz  erklärt  im  loter- 
esse  der  Erziehung  und  des  Unterrichtes  den  HalbtagsuDterricht  in  jeiier 
Form  fttr  schädlich  und  erwartet,  dafs  die  maisgebenden  Faktoren  der 
Aasbreitang  desselben  entgegenwirken  werden.'' 


Eil  Wirt  mit  deatieken  llldekeiitm«!* 

Vortrag  des  Tarninspektors  Böttohsb- Hannover 
anf  der  allgemeinen  TnrnlehrerTersammlnng  in  Qnedlinhnrg 

am  20.  Hai  1904. 

Die  vom  Referenten  aufgestellten  Thesen  lauten  folgcndermaikn: 
Das  auf  Sposssscher  Grundlage  anter  yoUer  Berticksichtignng  des 
weiUichea  Ofjgaaismns  anlisehaate  and  wdterentwickdte  dentsche  Mldchen* 
tarnen  hietet»  hei  richtiger  Handhahnng,  in  gesandhdtlicher  Beztehnng  nicht 


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801 


nur  die  gleidMn  TorteOe  wto  die  BCbwAdlflclw  Tormchiile,  Boodem  vemng 
dnrdi  Beine  grölsere  BefonogoDg  der  SdmeUigkeitstlbangeii  vod  Ttoispiele, 

durch  seine  ausgedehntere  Pflege  der  Gewandheitsfibnngen,  durch  seine 
amsichtige  Beachtung  der  Hangübungen  und  dnreh  sdnen  wohltätigen 
Wechsel  zwischen  langsamen  nnd  schnellen  Bewegnngpn,  einfachen  und  m- 
sammengesetzten  TütiRkeiten,  mit  einem  günstigen  Einflufs  auf  das  Maskel- 
leben auch  der  Nervenarbeit  gute  Dienste  zu  leisten  und  zu  einer  förder- 
sauieii  Belebuug  der  Atem-  uud  Kreislauforgane  beizutragen. 
Zur  richtigen  Handhabung  aber  gehört: 

1.  da6  bd  Frei-  und  Handgeiitflbnngen,  nnter  ßeibebaltoog  der  ttnfen- 
märsiges  Entwicklung  von  einfachen  zu  zusammengesetzteren  Tätig- 
keiten nnd  weiterer  Berticksichtigung  rhythmisch  anägeAlbrter  Übungs- 
folgen nach  erlariL'ter  Sicherheit  in  t!on  Kinzelbewegungen,  die  Rumpf- 
flbnnppn  eine  erbühte  Beachtung  tindea  und  dem  Dauerverbalten  in 
beslimmten  anstrengenden,  auf  die  Körpcrhailung  einflnfsreichen 
Stellungen  und  liultungen,  neben  schnellen  Bewegungen,  ein  begrün- 
detes KecM  eingerftnmt  wird.  Bei  den  Gangftbongen  ist  ein  selinenes 
Zeitmals  sq  bemzogen;  Laitf>  nnd  HIlpfBbangen  finden  auf  allen 
Stufen  Verwendung; 

2.  dafs  die  OrdnungsObongen,  mit  BeschriUikimg  auf  wichtige  und  an- 
sprechende Übungsformen  nnd  unter  Anwendure  der  erlernten  Schritt-, 
Hüpf-  und  Laufarten,  zu  lebliafior  ßewepim;,'  in  schöner  KArper- 
haltung  Veranlassung  bieten  ncd  /umeist  mehr  als  Mittel  zum  Zwt  ck 
wie  als  Selbstzweck  in  die  Erscheinung  treten.  —  Reigen  haben  nur 
Bereehtigung,  wenn  sie  sich  ala  daa  ErgebniB  TOrangegangener 
ernster  Tnrnarbeit  ansmweisen  nnd,  ohne  an  grolse  Gedankenaibeit, 
etwas  Sinnfolles  darzubieten  Termögen.  Sie  sind  aber  unter  allen 
Umstanden  nnr  in  bescheidenster  Weise  beim  Sehaltnnien  an  ver- 
wenden; 

3.  dafs  beim  Geräteturnen  die  Hangstand-,  Hanc:-  und  Springübungen 
im  Vordergrunde  des  Unterrichts  stehen,  und  dafs,  neben  den  reinen 
Gewandtlieitsübungeut  besonders  jenen  Übungen  —  womöglich  in  jeder 
Stande  —  eine  ansreidiende  Fürsorge  angewandt  wird,  die  durch 
daa  Danerverhalten  in  bestimmten  Körperlagen  die  Banch-  nnd  Bfidren- 
rouskulatnr  ansgiebig  an  kr&ftigen  imstande  sind; 

4.  dafs  den  Tumspielen  im  Freien  bei  passendem  Wetter,  auch  im 
Rahmen  der  pflichtnUUaigeQ  Tomttbangszeit»  volle  Berflcksichtignog  ge- 
schenkt wird. 

Neben  diesen  Forderungen  ftr  den  eigentlichen  Schulunterricht  ist 
mit  allen  Kräften  die  Einrichtung  gesonderter  Scbulspiele  an  freien  Nach- 
mittagen anf  grölaeren  Flitzen  anznstieben  nnd  eine  Erwmterung  der  Sehnl- 
aasflüge  mit  allmftblicher  Steigemng  der  Ifarscbleistnngen  in  Anssidit  zn 
nehmen.  (ii<S2(rper  und  Mtf,  Kr.  8  n.  9.) 


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802 


äitinnt  Miiitilunitn. 


Mit  der  Frage  der  (^emeiisameM  EnieliiiBS  der  OeMUeehter 

hat  sich  die  Sektion  „Franenbildnng"  des  IntwnaUonaleii  Frauenkongresses 
in  Berlin  eingehend  beschäftiKt.  Wahrend  man  in  Deutschland  grundsätzlich 
an  der  Trcnniino:  der  Geschlechter  festhält,  haben  andere  Länder  sich  für 
die  gemeinsame  Schule  als  da'?  Bessere  und  Zweckmäfsigere  entschieden. 
Das  Beispiel  Amerikas  ist  ht  kuimt.  Fijiuland  ist  diesem  Beispiel  gefolgt. 
Über  die  Eriaijruugeü,  die  mau.  dort  gemadit  hat,  berichtete,  wie  die 
.iVbi.  Sef.-"  (Nr.  39)  mitteilt,  Dr.  Haikki  FHiBEBa.  Die  UmgestaltaDg 
des  Schnlweeene  in  Finalind  begann  in  den  achtziger  Jahren.  Dnmali 
ging  eine  starke  geistige  Bewegung  dorch  die  nordischen  Länder.  Männer, 
wie  Ibsen  nnd  Björmsson,  entbflllten  die  Schäden  der  Gesellschaft  und 
vertraten  das  Recht  dor  Frau,  ihr  eigenes  Leben  zu  leben.  Ihre  Worte 
fanden  Widerball  im  Herzen  der  Frau;  aber  um  sich  zu  neuem  \Virkt'ri 
geschickt  zu  machen,  brauchte  sie  eine  andere  Bildung,  sie  miii-h  aus 
derselben  Quelle  Erkenntnis  schupfen  wie  der  Mann.  So  kam  mau  lu  Finnland 
ZU  der  Fordemng  gemeinsamer  Eriiefanng  beider  Qeeclileciiter. 
Die  erste  gemeinsame  Schule  wurde  im  Jahre  1881  gegrOndet.  1895  be* 
standen  schon  46  solcher  Schulen,  eine  ganz  betrflicbtliche  Zahl,  wenn  man 
bedenkt,  dais  ganz  Finnland  an  Einwohnenabl  ungefähr  der  Stadt  Berlin 
gleichkommt.  Tllierraschend  sei  es  gewo'^en.  wie  «;rhnel1  sich  die  Gegnw 
der  gemeinsamrn  Erziehung  in  die  neue  Einrichtung  ^  lunden  hatten.  Das 
Verhältnis  zwibchen  Lehrern  und  Schülern  sei  ein  ungezwungenes  und 
offenes,  das  Verhältnis  zwischen  Knaben  uud  Mädchen  ein  sehr  natürliches 
und  kameradscbafUidies*  Der  Ton,  in  dem.  die  gemeinsam  enegenen 
Kinder  miteinander  Terkehren,  sei  ein  ganz  anderer  als  der  zwischen 
Knaben  nnd  Mädchen,  die  sich  nur  selten  sehen,  die  nichts  von  ihren 
gegenseitigen  Leistungen  wissen  und  mit  einem  gewissen  Mifstraucn  an* 
einander  vorübergeken.  Die  Knaben  legten  im  Verkehr  mit  den  Mädchen 
eine  gewisse  Rttclcsicht  an  den  Tag,  sie  seien  höflich  und  bescheiden  und 
lernten  beizeiten  in  der  Frau  ein  ebenbürtiges  Wesen  achtan.  Das  Mädchen 
erwerbe  Tor  allen  Dingen  eine  gröfsere  Selbstbeherrschung  uud  eutäuisere 
frich  des  kleinlichen  Wesens,  das  Franen  so  oft  anhaftet.  Die  Kinder 
lernten  sieh  gegenseitig  viel  besser  kennen  nnd  verstehen,  ihre  Bedehnngeo 
zu  einander  bleiben  rein  und  unbefangen  auch  in  splteren  Jahren.  Es  sd 
wie  bei  den  MitLdipdem  einer  grofsen  Familie. 

Auf  deu  ^^tzeu  der  Srhiillirausebäder  hat  neulich  die  Königl. 
Regierung  zu  Minden  in  einer  Sonderbeilage  zum  Amtsblatte  aufmerksam 
gemacht.  Die  Äufserung  gebt  dahin,  dafs  sich  diese  Badeeinrichtuogen  in 
jeder  Beziehung  bewährt  haben,  indem  sie  auf  Reinlichkeitssinn  and  Ge- 
sondheit  der  Kinder,  auf  Sanberhaltung,  selbst  der  ftnnsten  unter  ihnen, 
in  besug  auf  Wflsche  und  Kleidung  günstig  wirkten.  Das  Schnlbad  wird 
geradezu  als  ein  unscbfttsbarer  Erziehungs-  und  Kultnr&ktor  beaeichneU 


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803 


Fftr  Terneliiia  Kiiderarbeit  in  der  Landwirtschaft  tritt  die 
Land wi rtschaftskammer  fttr  die  Provinz  Westpreafsen  in  ihrem  Jahresbericht 

fftr  1903  ein.  Cm  dem  sich  immer  mehr  fiMhnr  machenden  Arbciter- 
manircl  alt?nhelfen,  «sollten  die  Arbeitgeber  die  Kinder  mehr  zur  Arbeit 
heraii^iehen  uud  diestlbeu  \venigstens  zur  Erntezeit  im  Akkord  arbeiten 
lasäeo.  Diesen  unerhörten  Vorschlag  kritisierend,  erklärt  es  die  ^  Volksstg.'^ 
ftr  sebr  traurig,  d«6  die  Sehntabestiaunnngen,  die  dat  EiaaebrftolRiBg  der 
Kinderarbeit  herbeigefUirt  haben,  sieb  anf  die  gewerbliche  Kinderarbeit 
beaebrftnken,  während  in  den  landiiirtschafüichen  Betrieben  die  Kinderfron 
ganz  nach  der  Laune  des  Junkertums  betriehen  werden  kann.  Wie  mHig 
es  wäre,  dafs  anch  für  d'e  in  der  Landwirti«chaft  genii fsbrauchten  Kinder 
eine  staatliche  Sehntzgesetzgebung  Plat?  greife,  zeigt  die  Tatsache,  dafs 
selbst  achtjährige  Knaben  und  Mädcbeu  lu  Wiod  uiul  Wetter  zu  anstrengenden 
Arbeiten  acht  Stunden  iaiig  und  darüber  täglich  herangezogen  werden. 

Zir  Fra|;e  des  Kaehnittagsunterriehts  fir  die  JiMeres  tehf- 
aiitalfoM  schrnbt  Oberiebrer  Dr.  Bzoeiabb  Lb  Hako- Dresden  in  den 

JSfeuen  JahrbUOiem"  (Bd.  KIT,  8.  H.)  n.  a.  foSgendes: 

Die  Frage  des  Nachmittagsnnterrichts  ist  eine  Grofsstadtfrage.  Fflr 
kleine  nnd  mittlere  Städte  kommt  sie  ear  nicht  in  Betracht,  während  sie 
für  die  Grofsstadt  allerdines  sehr  wichtig  ist.  Sie  hat  ihren  Grand  in 
zwei  Erscheinungen  —  einmal  in  der  Schwächlicldvcit  der  Grofetadtkiiuler 
und  in  ihrem  Leben,  und  sodann  in  den  weiten  Eutfernungen,  weiche  viele 
Sehfller  snrflckzulegeu  haben. 

Niemand  wird  leugnen  können,  dab  die  Kinder  der  Grolsstidt  dnrdi- 
schnittlich  schwächlicher  rind  als  die  des  platten  Landes  oder  der  Ueinen 
Städte.  Vi'ie  viele  Sextaner  leiden  an  Bleiehsncht  und  Blatannot)  an  Ner- 
vosität nnd  anfieren  tJbeln,  an  Dingen,  die  einem  Landjnngcn  —  um  di»'«P!i 
Ausdruck  zu  brauchen  —  auch  dem  Namen  nach  fremd  sind.  Ein  frischer, 
strammer  Junge  fällt  unter  der  Zahl  der  Sextanor  sofort  auf,  und  so  ein 
Landjunge  hebt  sich  mit  äemem  somiengebiuuult-u  Gesicht  von  seineu  blassen 
Kameraden  ebenso  ab  nie  ein  Indianer  von  den  Bleichgesichtern.  So  kommt 
es  aneta,  dalk  die  ersten  Sebn^ahre  besonders  die  Grobstadtkinder  Tid  mehr 
angreifen  als  die  Iiandjngend,  haben  sie  doch  nichts  zuznsetEen  wie  jene. 
An  diesen  Znstanden  kann  die  Schule  nicht  gleicbgOltig  yorbeigehen,  um 
80  wenicor,  als  die  Grofsstadt  den  Schülern  nicht  die  Möglichkeit  bietet, 
sich  von  den  Anstrengungen  ordentlich  zn  erholen,  die  ihnen  der  Unter- 
richt selbst  zumuten  mufs. 

Das  Leben  der  Schüler  aufserhalb  der  Anstalt  gibt  den  Kindern  nicht 
die  nötige  Erholung  nnd  Krftftigung.  Ks  shid  nnr  sehr  wenige  Familien, 
die  einen  Garten  als  Tnmmelplati  für  die  Kinder  besitsen.  Aof  der  Strafte 
können  sich  die  Jungen  doch  auch  nicht  herumtreiben,  so  bleiben  sie  zn 
Hause  nnd  lesen.  Sie  hocken  in  irgendeiner  Ecke,  drücken  die  Nase  fest 
aufs  Blich,  hören  und  sehen  nicht,  sitzen  so  stundenlang  bis  tief  in  die 
DämmeruijL:,  verderben  «^icb  die  Augen  und  tun  so  ziemlich  das  Gegenteil 
von  dem,  was  ihnen  nüt/lich  wäre.  Daher  kounnt  ?:umeist  die  grofse  Zahl 
der  Brillenträger  auf  unseren  höheren  Schulen.  Ich  habe  mehrere 
Jahre  mir  im  Sommer  nnd  im  Winter  ron  Quintanern  fflr  etwa 
Je  eine  Woebe  genan  anfschreiben  lassen,  wie  sie  ihre  Zeit 


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804 


Terbracht  haben.  Es  war  kennzeichnend  für  die  Grofsstadt, 
wie  wenige  eine  r egelmäisige  körperliche  Bewegung  hatten. 
Fflr  die  flberwiegende  Mehrzahl  ist  der  Schulweg  die  einzige  kOrperlidM 
Bewegung.  Was  kaon  aber  so  ein  Weg  mitten  dxadk  das  Gewfihl,  den 
Stanb  nnd  den  Lftrm  der  Grofsstadt  fflr  Krftft^nng  und  ftr  Erholiing 
bieten?    Im  Gegenteil,  er  strengt  an. 

Wie  der  \veite  Schulweg  in  der  Grofsstadt  für  die  Fra»e  des  Nach- 
mittagsunterrichts entsrhcidrnd  ist,  mag  folgendes  Beispiel  zeigen.  Von 
42  Schülern  einer  Klasse  wohnen  in  nächster  Nähe  der  Schnle  3  (Schul- 
weg 5  Minuten),  nahe  an  ihr  aufserdem  noch  6  (Schulweg  10  Minuten); 
8  haben  eine  Viertelstunde,  10  schon  gegen  20  Hinntea  za  (^bea.  Ua- 
gefilbr  eine  halbe  Stunde  zur  Schole  haben  4  Schflier,  nnd  7  etwa  drei- 
idertel  Stande.  Eine  Stande  nnd  darfiber  wohnen  2  entfernt,  and  2  Schüler 
kommen  mit  der  Eisenbahn  von  auswärts.  Die  Mehrzahl  der  Schiller  btt 
also  einen  verlialtnismafsig  weiten  Schul  weg.  Das  sind  Milsstände,  die  zum 
Znpnmmpnlepen  des  Unterrichts  geführt  haben.  Es  ist  das  aus  der  Not 
entstanden  und  ist  ein  Notbehelf.  Denn  eigentlich  heifst  es  den  Teufel 
mit  Beelzebub  austreiben,  wenn  man  nicht  die  Zahl  der  Unterrichtsstunden 
am  Yormittag  anf  vier  beschriiikt,  denn  fünf  Standen  hintereinander  Unle^ 
rieht  Ist  fDr  einen  Schflier  nabedingt  za  viel  und  zu  anstrengend.  Und 
non  bindet  man  diese  Last  eben  nnseren  Grotsstadtkindem  auf.  Emsa 
Unterricht  aber,  der  in  dieser  Weise  unmittelbar  achidigend  wirkt,  können 
wir  doch  nicht  als  gut  and  richtig  bezeichnen.  Es  ma&  hier  gebessert 
werden.    Aber  wie? 

Es  öffnen  sich  drei  Wege.  Per  eine  wäre,  die  Schalen  zo 
teilen,  d.  h.  ihre  Zahl  durch  Teilung  zu  verdoppeln  und  sie  über  die 
Stadt  möglichst  gleichmfl&ig  an  wtdlen.  Das  ist  jetzt  aatflrUdi  anmöglich 
der  hohen  Koelen  wegen. 

Der  zweite  Weg  wlre,  in  den  verschiedenen  Stadtteilen 
Untergymnasien  an  errichten,  die  drei  Klassen  von  Sexta  bis  QnicU 
«n&ssend. 

Den  dritten  Weg  halte  ich  für  geeigneter  and  im  Interesse  unserer 
Jugend  ftü"  besser.  Unsere  Knaben  ^  müfsten  jeden  Tag  eine  Stande  turnen, 
sie  mülsten  täglich  auch  im  Schwimmen  oder  m  ächlittschahlaufen|  in 
Spielen  nnd  Hflnehea  sich  tommehi  nnd  krftftigen.  Wie  sehr  das  aach 
fflr  die  Schflier  der  oberen  Klassen  nOtig  ist,  darauf  soB  nnr  bei  emen 
Punkte  hingewiesen  werden.  Durch  die  einseitige  Ausbildung,  durch  die 
reichliche  Ernährung,  oft  Überemähmng,  nnd  durch  den  Alkohol  werden 
niT^ore  Schüler  Gefahren  in  sexueller  Bcziefning  fiMscresetzt,  die  wir  uns 
niciit  grofs  genug  vorstellen  können.  Wenn  die  Schule  dem  Leben  des 
Schülers  gegenüber  in  fast  völliger  Unwissenheit  sich  befindet  —  man  ver- 
gleiche die  Lebenserinnerungen  des  preufsischen  Kultusministers  Bosse  ia 
den  ^Grmtgbeim'^  — ,  so  bat  sie  ertt  recht  keine  Ahnung  von  dem  Tief- 
stände nnserer  Schflier  der  höheren  Klassen  in  sexneilen  Dingen.  Dagsgea 
helfen  nicht  Belehrangen  oder  gar  Vortrflge  vor  Sekundanern  und  Primanern, 
hier  hilft  am  besten  Tomen,  Schwimmen  nnd  Spielen  in  freier  Luft  Soll 


*  Warum  nicht  auoh  die  Midoben?  D.  Bed. 


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805 


das  durchgeführt  werden,  so  mufs  der  Nacbmittagsnnterridit  iUIeii,  imd 
«OS  diesem  Gnmde  trete  ich  für  dessen  Beseitigung  ein. 

Ob  die  Jugend  wöchentlich  ein  paar  Stunden  länger  anf  den  Schul- 
bänken hockt,  das  macht  ftlrs  Leben  gar  nichts  ans.  Und  ob  der  Qnin- 
taner  oder  der  Quartaner  in  einem  Fache  wöchentlich  acht  oder  sechs 
Staniteii  hat,  dis  liat  üBr  sein  WiBsen  und  Können  in  der  Prima  gar  keine 
Bedeutung.  Wohl  aber  isto  fttr  sein  ganzes  Leben  von  Bedeatnng,  ob  er 
als  scbwiddieher,  bleichsüchtiger,  kränklicher  Mensch  sich  durchs  Gynmasinm 
durchgequült  hat,  oder  ob  er  seinen  Körper  gekräftigt,  ob  er  ein  fester 
Korl.  ein  t:\cr  Junge  geworden  ist.  T^nspre  Zeit  ruft  nach  Mftnnern,  wir 
klagen  übt-r  J^iervosität,  \ViUeQssch\väche,  Feminismus  —  aber  wir  züchten 
alles  das  selbst.  Mau  sah  und  sieht  oft  noch  laalb  mitleidig  auf  das  Ka- 
dettenhans  herab,  aber  das  eben  bat  ons  die  Männer  gegeben.  General 
VON  LiBBBBT  Sagt  Ton  Seiner  Jngend,  er  sei  nicht  mit  groiaem  Wissen 
Ycm  Kadettenhanse  abgegsogei,  aber  adt  einem  gesonden  nnd  gestlUten 
Körper  nnd  mit  Lust  zom  Lernen.  Er  habe  bald  i^merkt,  was  ihm  noch 
fehle,  und  habe  das  nachgeholt.  Wenn  unsere  AbitnrienTen  das 
Gymnasium  verlassen,  snrhen  sie  baldmöglichst  recht  viel 
2U  verfressen  nnd  nichts  liinzuzulernen. 

Darum  schaäen  wir  in  der  Grolsstadt  eine  gesunde,  frische  Jugend. 
Lassen  wir  sie  tftfl^ieh  tomen,  schwimmen,  spielen.  Seien  wir  dabei  nicht 
iogstlich  mit  ein  paar  Schnhtnnden  mehr  oder  weniger,  nnd  heben  wir 
mbig  den  wissenschafltlichen  Nachmittagsunterricht  auf. 

(Mitgeteilt  von  Fritz  EcKARDT-Drnsden.) 
Über  die  Bedeiifonji;  der  Absehnppun^speriode  für  die  Weiter- 
yerbreitang  bei  Masern  hat  der  Stadtphysikus  Dr.  loL-Brünn  statistische 
Untersuchungen  angestellt,  die  für  die  Schule  eine  nicht  zu  unterschätzende 
Bedeutung  haben,  weil  noch  vielfach  die  Anschauung  herrscht,  dafs  Maseru 
und  Scharlach  besonders  im  Abiehuppungsstadiam  tthertragbar  seien.  lOL 
bat  ^n  den  im  Zeitraum  von  1887 — 1902  in  Brflnn  verzeichneten 
13242  Masemerkranknngen  3400  Fälle  ans  gemeinsamen  Haushaltungen 
(Familien)  anf  Grund  des  städtischen  Sanitätskatasters,  nach  dem  Zeitpookte 
des  Kranklieitsansbruches  geordnet,  zusammengestellt. 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ist  zn  entnehmen,  dafs  nahezu  45% 
aller  dieser  Fälle  zugleich  auftraten,  dafs  ferner  nach  dem  ersten  Tage 
5,15%  erkrankten  und  daCs  die  relative  Ansteckungsgefahr  bis  zum  sechsten 
Tage  kontinnierlieh  bis  anf  ),61Vo  hemnterging,  am  aber  dann  nenerlieb 
bis  tnm  elften  Tage  aUmfthlich  bis  anf  6,91  Ve  sa  steigen.  Mit  dem 
swOlften  Tsge  folgt  rascher  Abfall  der  Familieninfektionen;  bis  zum 
15.  Tage  waren  rund  97  °/o  aller  sicher  nachweisbar  in  der  Familie  selbst 
(durch  gegenseitige  Ansteckung  der  llaushaltiingsgenossen)  cntst^indenen 
MasernfiUle  aufgetreten.  Die  restlii  hen  3  %  Uelsen  nicht  mehr  sicher  eine 
auswärtige  Infektionsquelle  aussciilieisen.  Innerhalb  der  ersten  14  Tage 
sind  von  3400  in  gemeinsamen  Hanshaltnngen  nachgewiesenen  Masern^ 
erkranknngen  3292  austreten. 

Ans  dieser  FeststeUnng  darf  wohl  der  Schlnfe  gezogen  werden,  dab 
die  vierwöchentliche  Ausspermng  von  an  Masern  erkrankt  gewesenen  Kindern 
von  der  Schale  objektiv  nicht  ganz  gerechtfertigt  ist,  and  dals  dem  Schoppnngs- 


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806 

■ 

Stadium  nnr  eine  nehensüchliche  Bedcutunj^  bei  der  Ansteckung  zukomTneTi 
kann.  Übrigens  ist  iGL  der  Ansicht,  dafs  eine  Isolieninfi  bei  Maseru  nur 
dann  einen  gewissen  Erfolp  verspricht,  wenn  keine  Maseru epideroie  herrscht, 
sonst  aber  annütz  ist.  Eine  Übertragung  durch  Ärzte  wird  selten  beoln 
achtet,  spesiell  kommeo  KnnkheitsObertragongea  dnreh  Ante  iuf  ihr» 
eigenen  Kinder  nicht  oft  vor;  der  InfelcHonsniodns  ist  ench  in  Ärzte- 
familien  zumeist  der  allbekannte,  d.  h.  die  Erkrenknng  wird  dnrch  eines 
der  Kinder  ans  der  Schale  oder  ans  dem  Kindergarten  heimgebracht,  und 
das  schon  kraalc  nach  Hanse  gekommene  Kind  infi/iert  dann  seine  flbrigea 
Geschwister.  {■»Das  österr.  SanitaimDesen" ,  Beibi.,  Nr.  40) 

Ein  antialkoholisches  Flugblatt  fSr  die  Schnlc.  Wie  die  ^Pad. 
llef.^  (Nr.  38)  mitteilt,  hat  vor  kurzem  der  Orlisverem  Hamburg  des 
„Deutschen  Vereins  abstinenter  Lehrer'  dsxttber  bersten»  wie  Dr.  BomiBs 
„Qiftbanm  des  dentscben  Volkes*  ftr  die  Schale  nntiber  gemacht  werden 
künne.  Dieses  Flngblatt  veranaehanlicht  in  dem  Bilde  eines  Baumes 
die  mannigfachen  grofsen  Schädi^ini^rm  darch  den  Alkohol.  Es  ist  bisher 
in  vielen  Tausenden  Abzügen  ver!  reitet  worden,  mufs  aber,  wie  Dr.  Ronnf 
und  andere  in  der  freien  Aussprache  des  Al)eniis  ansfnhrten,  für  die  Zwecke 
der  Schnle  uni^jearbeitet  werden.  Nach  längerer  Besprechuup  wurde  zur 
Umarbeitung  des  Blattes  ein  Ansschufs  eingesetzt,  dem  Dr.  Boniȣ  eiaen 
nenen  Entwurf  vorlegen  wird. 

fiher  die  flesiudheitifllefe  ii  d«i  flilbsehilem  referierte  anf 

dem  Inteniationalen  Kon^'refä  fOr  Schulhygiene  in  Nürnberg  Herr  Heins. 
KiELHOUN-Braunschweig.  Die  wichtigsten  Thesen,  die  er  bei  dieser  Ge- 
legenheit vertrat,  waren,  wie  wir  der  ^Ztsdur,  f,  d.  Behdig.  S^ttcad^ 
smniger  ttsw.^  entnehmen,  folgende: 

Die  Hilfsschule  ist  eine  Erziehungsschule,  darum  mufs  der  Unterricht 
in  allen  Stticken  erziehlichen  Charakter  tragen  und  sich  gewissenhalt  den 
geistigen  nnd  leiblichen  Schwächen  der  Kinder  anpassen. 

Die  Hilfsschnllehrer  (bezw.  Lehrerianen)  bedlirfen  einer  besondersB 
Vorbildung,  welche  insonderheit  die  Idbliche  nnd  seelisdie  Gesnndhdtspileee 
zu  berncksiolitip;en  bat. 

Der  Hillsschub'  nmfs  ein  psyp?nntri«rh  «Gebildeter  Ar/t  zur  Seite  stehen, 
welcher  auf  dem  Gebiete  der  Gesunüheitsptlege  den  Schulhchorden.  dem 
Lehrkörper,  sowie  den  Eltern  der  Kinder  ein  Berater  und  Heller  ist. 

Schwächliche  Kindern  nnd  solchen,  die  einen  so  weüen  Sdinlwcg  haben, 
ist  freie  Fahrt  anf  der  Strafsenbahn  zu  gewähren  —  sofern  sie  arm  sind. 

Der  Regel  nach  werde  den  Kindern  täglich  aor  ein  einmaliger 
Seholweg  zngemntet. 

Schttlerausflüge,  teils  nnterrichtliclien,  teils  gesnndheiüidien  Zwecken 
dienend,  sind  reichlich  zu  nnternehrnm 

Es  ist  Fürsorge  zu  treffen,  daLs  armen,  sowie  schwächlichen  Kindern 
wahrend  der  Unterrichtszeit  ein  Becher  Milch  und  ein  Brot  verabreicht, 
im  Bedarftfalle  ancfa  Kleidnng  gewährt  werden  kann. 

Es  ist  wünschenswert,  mit  der  Hilftscbnle  Kinderhorte  in  verbfaiden, 
in  welchen  solche  Kinder,  denen  es  an  einer  geordneten  händichen  Er* 
ziehnng  mangelt,  des  Nachmittags  beanfsichtigt,  beschäftigt  nnd,  wenn  ndtig, 
verpflegt  werden. 


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807 


Der  Euflib  der  sosiiles  Zuttnde  tat  die  nfogkigp  Batwiekluii; 
der  Kinder  müde  in  enehreekender  Weise  in  der  nuiningacheD  Klemitadt 
Wasangen  aufgedeckt,  als  man  den  Ursachen  der  MiD(lerbe<^abung  von 
Schulkin'lom  nachforschte.  Nach  einem  Bericht  der  y,Kdln.  Ziff.*^  wnrde 
festgestellt,  dafs  der  Ort  einen  erechreckend  hohen  Prozent<5fity:  schwneli- 
begabter  Kinder  aufzuweisen  hat.  Es  geliören  dazn  35  bclmlkuiüer  von 
587,  also  etwa  6  während  sonst  als  DurcbschDittsverbältnis  immer  eins 
yma  Himdert  angcnomiiei  wird.  Die  UnadieB  dieser  ErBcbeinmog  sind 
in  der  aiillierordenllich  migllBstigeii  wirteeheitliclien  und  soaaleo  Lage  der 
litnptslchlicli  von  Heimarbeit  lebenden  Bevölkerung  zu  suchen.  Es  wnrde 
iestgestellt,  daGs  die  Elton  der  35  minderbegabten  Schulkinder,  die  ge- 
sondert von  den  anderen  in  der  Nachhilfcklasse  der  Stadtschule  unterrichtet 
werden,  auf  einen  geradezu  kümmerlichen  Verdienst  ansrewiesen  sind,  wie 
Oberhaupt  ein  grofser  Teil  der  Bevölkerung.  Brot,  Kartoffeln  und  Schnaps 
sind  iu  der  iiauptäache  ihre  ^abnings-  und  Genulsmittel.  Den  Branntwein 
trinken  nicht  nur  die  firwaehsenen,  MJbmer  wie  Fraeen,  sondern  er  wird, 
anch  den  Sehalldndeni,  Tenniaeht  mit  Zndier,  aefa  Brot  getan;  den  SiDg> 
liagen  werden  Gnmmisauger  verabreicht,  die  ebenfalls  mit  Schnaps  und 
Zucker  gefüllt  sind.  Vererbung  und  elende  Ernährung  im  Verein  mit  un- 
gesunden Wohnungen  haben  den  hoben  Prozentsatz  scliwachsinnicjer  Kinder 
verschuldet,  die  meist  auch  körperlieh  degeneriert  sind.  Die  Kinder  der 
Hilfsschule  sind  an  Grölse  und  Gewicht  um  drei  bis  vier  Jahre  hinter  ihren 
Altersgenossen  zurückgeblieben  und  bieten  schwere  Formen  von  englischer 
Kranicbeit  and  Sfcrophidose  dar. 

K^rperbeiehaieiikeit  der  Sehilkinder  in  Ckemnifi.  Wie  das 

j^Dresdner  Joum,"  l>erichtet,  nnd  bei  der  schulärztlichen  üntersnchoog  TOn 
4S27  Elementarschfllem  in  Chemiutz  27,9 7o  in  ihrer  allgemeinen  Körper- 
beschaffenboit  als  put,  (i8.47ü  al*^  mittel,  3,7%     schlecht  bezeiclinet  worden. 

l>ie  Chaplotteiiburger  Waldgchnle  scheint  sich  bewährt  zu  haben. 
Die  Resultate  werden  von  der  Presse  als  durchaus  günstisre  «lescLildert  und 
dflrften  dem  Institut  für  da&  nächste  Jahr  eine  Auferstehung  sichern.  Die 
U)l  Kinder,  die  in  den  Gennb  des  Benefizhima  bisher  getreten  sind,  haben 
«erandheitlich  einm  gro&en  Netzen  ans  dem  Waldanfenthalt  gesogen.  Dio 
Tageseinteilung  und  das  gesamte  Unterrichtsverfahren  scheint  sich  bewfthrt 
:'n  haben.  Die  ersten  drei  Klassen  hatten  wöchentlich  15  Stunden,  die 
Kiader  der  vierten  bis  sechsten  Klasse  14,  IB  und  1?  Stunden.  Dabei 
begann  der  Unterricht  morgens  um  8  Uhr  und  endete  erst  um  6  Uhr  nach- 
mittags; es  gab  also  viele  und  lange  Pausen.  Jede  Klasse  wurde  liöchstens 
swel  Stunden  lang  ununterbrochen  unterrichtet.  Auch  die  Bedenken  wegen 
des  weiten  Schnlwegea  haben  sich  als  onbereehtigt  heraosgeetellt*  Jedes 
Kind,  das  den  Weg  nicht  zn  Fol^  snrflcUegen  konnte,  erhielt  eine  Sehfller- 
fahrkarte,  von  denen  viele  die  Stadt  bezahlt  hat,  nnd  die  Strabeabahn- 
gesellschaft  hielt  morgens  und  abends  zu  bestimmter  Zeit  Sonderwagen  für 
die  Waldschüler  bereit.  Grofse  Sorgialt  wrirde  in  der  Anstalt  auf  die 
Hygiene  der  Kinder,  die  ja  sämtlicli  kränklicii  sind,  verwendet,  und  dank  der 
regelmäßigen  Besuche  des  Waldsclmlarztes  konnte  auch  den  verschieden- 
tttigen  Eiankhc&ten  eine  Spezialbehandlong  zuteil  werden.  So  erhalten 
^  B.  aagenblicUich  33  lOnder  Solblder. 

8flk«lffamadh*itspfl«i«.  XVU.  41 


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808 


Ober  di«  CfmndlidfmrhAltBSsse  der  Leipriiiier  Seliolkiider 

eDtnimmt  die  ^Ltüpt-  Lehrer-Zig.^  dem  Berichte  des  Stadflic/irksarztes 
folgendes:  Von  den  Scholärzten  wurden  im  Jabre  1903  9789  Kinder 
nntersücht,  gegen  8593  im  Jahre  190'?  imd  8020  im  Jabre  1901.  Wie 
im  Voijahre,  m  zeigten  sich  auch  diesmal  ganz  charakteristische  Unter- 
schiede bei  den  drei  Schulgattangen.  So  betrug  der  rro2entsatz  der 
körperlich  gut  beanlagten  Kinder  in  den  höheren  Bürgerschulen  63,4 
(im  Vorjahre  68,9),  bei  den  Bfirgerschnlen  51,1  (61,8),  bei  den 
Besirkeschiilen  (VolksBebnlen)  aber  nur  46,1  (52,2)  ProBent  Im  all* 
gemeinen  war  somit  der  Proi^tsatz  der  körperlich  gut  beanlagtoi  Kinder 
im  Jahre  1903  zurückgegangen.  Von  ansteckenden  Krankheiten  wurden 
im  vertrangenen  Jabre  aufsergewöhnlich  viele  gemeldet:  398  Fälle  von 
Diplitherie,  1101  Scharlach,  1114  Masern,  301  Keuchhusten,  330  Spitz- 
pocken, 63  Ziegenpeter,  84  Sonstiges,  zusammen  3396  Fälle.  In  einigen 
Schulen  erreichten  die  Diphtherie-  und  Scharlacherkrankungen  eine  sehr 
hohe  Ziffer.  Tier  Schalen  hatten  Aber  40  ScharlaehMe,  zwei  Scholen 
Aber  30  DiphtheriefUle.  Die  FlUe  yertoUten  deh  aber  örtlieh  und  seidich 
so  verschieden,  dafs  nur  vereinzelt  ein  Aiilafs  zum  Schliefsen  der  Klassen 
gegeben  war.  Für  die  Zukunft  ist,  falls  sich  in  einer  Schule  die  Ffille 
häufen,  ein  hantiues  Kingri.ifen  durch  Desinfektionsniafsre;j'eln  in  Aufsicht 
genommen,  um  der  Anstoclnni^sgefahr  in  erhöhtem  MaTse  /u  begegnen. 

Di«  Ei'ziehuugKpoiiiik  der  Städte  Verwaltungen.  Hierüber  schreibt 
der  MOnchenen  Stadtscbolrat  Dr.  Kerschensteikbb  in  seiner  Schrift: 
„Eine  Aufgabe  der  Stadtverwaltungen*  folgendes: 

„Die  heutigen  gro&en  StlUlte  sind  für  Tansende  nnd  Abertausende 
nicht  nur  ein  Grab  der  Empfänglichkeit  und  des  Verständnisses  für  das 
wunder-  und  kunstvolle  Leben  der  Kntnr,  sondern  insbesondere  ancli  der 
kftrperliilien  Kraft  und  der  gci'-tiL'f'n   und  siltlichHu  Widerstandsfübitikeit. 
Die  alt»  iii'Jt  st■'.^(■llen  Familien  gehen  unter  in  der  iMenschenflut   der  mo- 
denieu  Studie,  emporkommende  Geschlechter  erhalten  sich  kaum  ein  paar 
Generationen  in  Glanz  nnd  Macht  und  Kraft,  nnd  immer  nene  Massa 
stimmen  vom  Lande  nach,  um  den  Fiats  der  nnteigegangenen  einzonefamen, 
um  anfsosteigen  nnd  wieder  spurlos  ni  Tergeben.*  Die  ung«henren  Arbeits- 
lebtungen  der  gro&en  Stftdte  mttssen  bezahlt  werden  mit  einer  gleich  grolsen 
Summe  geistiger  und  kftrperliclier  Kräfte.    Dabei  opfern  Tansende,  ohne 
dafs  sie  es  wissen  und  wollen,   einen   nicht  unbeträchtlichen  Teil  eines 
rüstigen,  gesunden  liOben«?,  um  Rchlielslich  die  Güter,  die  sie  in  schwerer 
Arbeit  erworben  haben,  anderen,  in  seltenen  Fällen  den  eigenen  AugehOrigea 
SU  hinterlassen.  Daraas  leitet  der  Yerfasssr  fär  die  StSdte  dk  Pflicht  ab, 
den  Versuch  sn  machen,  dafs  ein  rationeller  KrtiteTerbrauch  stattfinde, 
d.  b.  dafs  die  zur  Erzeugung  der  geistigen  und  materiellen  Gtter  not- 
wendigen Kräfte  nicht  direkt  vergeudet  werden.  Fttr  die  StAdte  mit  ibresi 
verwiekelten  wirtschaftlichen  und  ;^eistiaen  Leben  mnfs  es  von  wesentHrher 
Bedeutuni?  fcin,  Kitirichtungen  zu  besitzen,  die  den  Vorrat  an  geschulten 
Kräften  für  die  verschiedenen  Arbeitspebiete  nicht  ewig  neu  aus  der  rohen 
Masse  der  zuätrömenden  Elemente   erzeugen  mflssen.    Gewisse  erworbeoe 
wertvolle  Eigenschaften  der  Städtebewobner  sollen  sich  vielmehr  w  Ge- 
schlecht zu  Geschlecht  summieren.  Dazu  ist  freilich  eine  geeignete  Erziehoags- 


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809 


politik  der  Stadtverwaltungen  nötig.  Der  Städter  mufs  lernen, 
selbst  unter  den  erschwerenden  Lebensbedingungen  ein  ge- 
sundes, den  Gesetzen  der  Natur  entsprecbeodes  Leben  za 
führen. 

Aller  was  ntttxt  ihm  der  Wille  dam,  wenn  ihm  nieht  gewisse  Ein- 
xiebtiingen  die  Möglichkeit  bieten,  Einsicht  nnd  Willen  anch  in  die  Tat 
omznsetzen?    Deshalb  fordert  der  Verfasser,  dafs  zwischen  den  ,hinmid« 

hohen  Häusermassen **,  den  „ Reihen ::rf\bern",  die  Luft  nnd  Sonno  cpprren. 
neben  anderen  Mafsnahmen,  die  zu  treffen  wären,  auch  eine  erhebliche 
Vermehrung  der  freien,  zum  Jugendspiel  geeigneten  Plätze 
stattfinde.  Der  Grundsatz  aller  Stadtgärtnereien  sollte  sein:  Keine  grofse 
Anlage  ohne  Tomspiclplatz,  und  nicht  in  jede  atüle  Beke  eines  Hftnsersnges 
einen  Blmnente|»pidi!  ^Znr  Hehnng  der  Pferdezucht  werden  die  grdfrten 
RennplAtse  geschaffen  und  hohe  Prri  r  von  den  Städten  ausgeworfen;  fflr  die 
Toten  sogar  entstehen  Waldfriedhöfe.  Fttr  die  Menschenzucbt  aber  lassen 
wir  die  Auslese  im  gransamen  Kampf  ums  Dasein  sorgen,  nnd  die  Leben- 
digen sperren  wir  in  die  Steinmassen  der  grolsen  Städte." 

Schnlnahraug  nud  Scholkleidtijig  zu  Amsterdam.  Vor  einiger 
Zeit  haben  wir  in  dieser  Zeitschrift  (Jahrg.  1903,  S.  531)  darüber  be- 
lichtet, dab  der  Gemeinderat  von  Amsterdam  rieh  geweigert  hat,  den  Yerein 
nr  Beschalfong  von  Schnlpantoifeln  an  deholkinder  an  nntersttttien.  Es 
frent  uns  non,  mitteilen  m  können,  daTs  die  Behörde  Jetzt  mit  Mehrheit 
einen  Antrag  von  Dr.  Joskphüs  Jitta  angenommnn  hat,  welcher  verlangte, 
dafs  im  Prinzip  die  Unterstützung  der  besonderer  Vereine  ?ind,  wo  nötig, 
anch  Schulvorstönde  für  Verabreichung  von  Nahrung  und  Kleidung  gui- 
geheifsen  wird. 

Einen  Mazimalbetrag  von  FL  15000  fttr  Kleidung  nnd  von  Fl.  2p000 
iBr  Nahmng  hält  der  Antragsteller  für  1904  fBr  genflgend.  Die  Yerah- 
leicfanng  von  Kleidung  soll  sich  beschrftnken  anf  Hobsschnhe,  lederne  Pan- 
toffeln nnd  Schulpantoffeln,  und  zwar  mit  der  Bedingung,  dafs  ein  und 
dasselbe  Kind  nicht  mehr  als  drei  Paare  pro  Jahr  erhalte.  Die  Verab- 
reichung von  Nfihning  soll  umfassen :  1.  eine  Malil/.eit  während  der  Monate 
November  bis  Knde  April  i  2.  ein  Frühstück  während  der  Monate  Mai  bis 
Ende  Oktober. 

KMdnng  oder  Nahrung  darf  nnr  ansgeteOt  werden  an  dicy'enigen 
tBchfller,  weldie  ans  Mangel  an  Kleidnng  oder  Nahrung  nicht  regelm&big 

die  Schule  hesQChen,  oder  von  denen  man  annehmen  mufs,  dafs  sie  ohne 
Verabreichung  von  Kleidung  oder  Nahmng  die  Schule  nicht  regelmilfsig 
besuchen  werden.  Wenn  Informationen  über  die  T  ngo  einer  Familie  nötig 
sind,  so  werden  dieselben  vom  Verein  oder  vom  Schulvorstand  auf  Gnuid 
der  vom  Bürgermeister  erlassenen  Verordnungen  eingezogen. 

(Mitgeteilt  von  Dr.  med.  MoüTON-Haag.) 

Die  haolieh«  VeThetMimig  dar  lindlielieB  SchnlhiiiMr  fordert 
eine  TerfBgong  des  Regiemogsprlsidenten  in  Potsdam.  Die  BesiehtignngeD 
der  LandschnlgeUkiide  durch  die  Kreisärzte  haben,  so  heifst  es  in  der 
Verfügung  ergeben,  dafs  fast  allenthalben  zahlreiche  Mängel  vor- 
handen sind,  die  der  Abstellnn'.:  drinr^cnrl  l)edürfen.  Auf  verschiedene 
ÜbelsUmde  wird  alsdann  besonders  hingewiesen.   Ks  wird  geklagt  über  die 


810 


uTii^n reichenden  oder  meist  gänzlich  fehlenden  Lfiflungsvorrichtongen  an  den 
Feiiskm;  zur  Abhilfe  wird  die  Einfügung  von  einfachen  Kippfenstjer» 
empfohlen,  die  anch  während  des  Unterrichts  offen  gehalten  werden  kuuneo. 
Die  Beschaffenheit  der  BedOrfnisanstalten  lasse  vieles  zn  wünschen  übrige 
desgleichen  beftoden  rieh  die  Sdmlbniiiieii  oft  in  einem  mnwgftlhaftwiy 
gesondbeitBeebAdUchen  Zustande,  so  dafii  die  Yeronreinigang  des  Trink- 
wassers befürchtet  werden  mflsse.  Die  S<^vlbAnke  seien  oft  nur  von  der 
primitivsten  Art  nnd  hänfig  von  ein  und  derselben  Grüfse,  -wo  doch  die 
Khssen  sich  ans  Kindern  verschiedenen  Alters  znsammensetzten.  Die  Auf- 
stclluDK  von  geeigneten  Schnlbänkcn  je  nach  der  Gröfse  der  Schtller  sei 
lu  gesundheitlichem  Interesse  unumgänglich  notwendig.  Die  Gemcmuen 
sollten  anch  darauf  halten»  dafs  die  Schulen  Aber  geeignete  Turnplätze  ver- 
f&gten,  die  licli  em  besten  meisi  anf  der  Dorfone  bentellea  Heften. 

8ebr  sehOn!  —  bemerkt  dam  die  «  Fotts-Z^.*'  —  Aber  woher  aollen 
arme  Gemeinden  das  Geld  nehmen?  Der  Staat  ist  mit  aeisen  fidbitfen 
fftr  Schnlswecke  sehr  zorOckhaltend. 


Schnlspielplätze  in  Herlin.  Eine  Reihe  angesehener  Bürger,  Paria- 
mentarier,  Ärzte,  Kutioüulukonomen.  Schulmänner.  Juristen,  IndustrieHe 
u.  a.  haben  sich  mit  einer  Eingabe  an  den  Magi&lrüL  gcwandl,  die  daraoi 
hingeht,  die  stftdtischen  Eitaperschaflen  zn  Teranlassen,  daft  de  bd  Sdinl- 
nenbanten  anf  die  Einrichtnog  fon  ansreidienden  ScbolBpieliilitsen  Bedacht 
nehmen. 

Wie  die  „Vom  Zlg.*^  mitteilt,  wird  in  der  Eingabe  folgendes  aus- 
geführt :  „Auf  die  körperliche  Entwicklung  der  Jueend  in  d^r  Großstadt 
mit  ihren  sich  fortwilhrnn«!  noch  steigernden  Anforderungen  inufs  auch  in 
der  Schule  viel  mehr  Rüclvsicht  genommen  werden  als  es  bislier  geschtheti 
ist.  Kervoäitüt,  Blutarmut,  Verkrummuug  der  Wirbelsäule,  mangelhaft« 
Ausbildung  des  Bnistkorbes  geboren  xn  den  sehr  bedeaklidiai  SefaideB, 
dio  das  groftstidtiscbe  Sdinlleben  mit  dch  bringt  Besonders  madien  sich 
diese  Schaden  geltend  in  der  Zeit  vom  15.  bis  zum  20.  Lebensjahre.  Ge- 
rade die  genauere  Erkenntnis  der  körperlichen  und  seelischen  Vorgänge 
jener  Periode,  der  wichtiustcn  in  der  Entwicklung  eines  Menschenleben?, 
hat  darüber  vollständige  Klarheit  gebracht.  Aus  dieser  sicheren  Er- 
kenntnis —  denn  um  eine  solche  und  nicht  um  erst  zu  beweisende  Theo- 
rien handelt  es  sich  —  ergibt  sich  als  notwendige  Forderung,  dals  eine 
höhere  Schule  nicht  ohne  einen  Tnm-  nnd  Spielplatz,  der  diesen  Namea 
wirklich  Tefdieat,  sein  darf.  Dieser  Plate  dient  einmal  der  iwan^ossa 
Bewegung  der  Schüler  vfthrend  der  Pausen,  femer  dem  Tomnnterricht  im 
Freien,  für  den  das  Turnen  in  der  Malle  nur  einen  kümmerlichen  ErsatJ 
leistet,  nnd  endlich  den  Tnmspielen.  Die  Taruspiele  mOssen  in  hervorrsj^iHler 


811 


WeiM  einen  grttoen  Baun  im  gensen  Leben  der  fidifikr  einnehmen,  ab 
es  bisher  mOglidi  war,  wo  ein  der  Schale  fem  liegender  staubiger  Exer- 
zierplatz za  ganz  beschränkter  Zeit  snr  YerfBgang  stand.    Die  TDmsi)iele 

sind  in  p{ldap:ocischcr  Be/ichon?  von  der  prrjrsten  Bedetitanp^.  Dnrch  sie 
soll  nicht  nur  der  Körper  gekräftigt,  der  nervösen  Überreizung  ent^eL^en- 
gearbeitet  werden,  sondern  auch  der  Wille  gestärkt,  Tatkraft  und  schnelle 
EntscbloIsßUiigkeit  gefördert  und  der  ganze  Charakter  gest&hlt  und  ge- 
knitigt  werden.  Bardi  sie  kann  aneh  der  Uaeienen  Frohreife  nad  den 
Terlockungen  der  Grolbstadt  entgegengewirirt  weiden.  Alles  diea  ist  nnr 
möglich,  wenn  die  Sefanle  nicht  nur  das  Zentram  für  die  inteUektuelle 
Entwicklung  ist,  sondern  aneh  Raum  und  Gelegeoheit  bietet,  die  Sclittler 
eines  Stadtviertels  in  den  schulfreien  Stnnden  'znm  körperlichen  Wetteifer 
zu  vereinigen.  Der  Spielplatz,  ist  für  die  moderne  Sdiule  ein  unaltwcis- 
bares  Bedürfnis.  Die  hier  ausgesprochenen  Ans(  hauungen  haben  sciion 
eine  derartige  Verbreitung  gefunden  und  decken  sich  so  mit  den  Bestre- 
bungen Terecbiedener  Vereine,  Oeeelladiaflen  und  Kongresse,  da&  man  ea 
aicher  in  wenigen  Jahren  nicht  mehr  Tentehen  würde,  wenn  jetxt  hehn 
Kenbau  eines  Berliner  Gymnasiums  diese  Forderuugen  nicht  erflillt  wurden." 
Am  Schlüsse  der  Eingabe  wird  auf  das  Beispiel  Münchens  verwiesen,  wo 
seit  1890  Icein  Schnlban  ohne  groften  Tvnk'  nad  Spielplata  errichtet 
worden  ist. 

Versuche  mit  dem  Mannheimer  Sonderklassensystem  werden, 
wie  die  „Fädug.  Ref.*  (Nr.  41)  mitteilt,  für  das  nächste  Schuljahr  in 
Leipzig  an  drei  Stihnlen  geplant 

Milekkor  (Ir  Seholklnder  in  Mfigra.  Der  ^Sdimg,  Zi$^  ent- 
nehmen wir,  dalh  in  dieser  Stadt  wflhrend  der  diesjährigen  Herbstferien 
wieder  einer  gröfseren  Anzahl  bedürftiger  Schulkinder  städtiscberseits  eine 
Milcb](ür  gewährt  wurde.  An  dieser  Knr,  die  seit  Jahren  stets  einen 
guten  Krfolg  zeitigte,  nahmen  insgesamt  349  Kinder  teil.  Die  Auswahl 
der  Kinder  und  die  Leitung  der  Knr  hatten  die  Lehrer  übernommen.  Die 
Gesamtkosten  der  Kur  beliefen  sich  auf  1658,53  Mark. 

Kirpwlicke  ZSehtignng  ii  einer  Veikaiehnle  des  Kantene 
Ziriek.  Daa  Obergericht  hat  tot  Ininem  einen  Volkttchnllehrer  Ton  der 
gegen  ihn  erhobenen  Anklage  auf  KOrper?erIet£ung,  an  einer  Schülerin  be- 
gangen, freigesprochen.  Dagegen  wurden  ihm  die  Kosten  der  Untersuchung 
auferlegt  und  beschlossen,  die  Akten  der  Bezirksschulpflege  zuzustellen 
zur  Prüfung  der  Frage«  ob  auf  dem  Disziplinarwege  gegen  ihn  einzu- 
schreiten sei. 

Dm  Hannheimer  Senderklasseosystem.  Seit  der  Tagung  des 
eiaten  internationalen  Kongreeaee  Uber  Seknibygiene  in  Nttmberg,  an 
wekfaem  von  Dr.  SionmaxB  nnd  Dr.  Hobbb  Vorträge  Aber  die  Einrichtang 

Ton  Sonderklaaaen  für  wenig  leiatongsfähige  Schüler  gehalten  wurden,  bat 
sich  das  Interesse  für  diese  neue  Schulorganisation  aufserordentlich  ge^ 
steigert.  Viele  Stadtverwaltungen  haben  Delegierte  nach  Mannheim  ge- 
schickt ztiiu  Zwecke  genauerer  Information.  So  waren  z.  B.  im  Juli  d.  J. 
anwesend  Gäste  aus  Zürich,  Winterthur,  Königsberg,  Posen,  Hannover, 
Stockholm,  Christiania,  COln,  Marburg,  Dresden,  München  und  Charlotten, 
barg  a.  a.   Anck  Leipzig  hal  drei  Scknimftnner  nach  Mannheim  entNmdt 


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812 


nnd  wird  bereits  von  Ostern  1905  ab  an  drei  Schulen  Versache  in  der 
Kichtang  der  neuen  Or^^anisatioa  vornehmen.  In  den  nächsten  Wochen 
werden  auch  zwd  Chemnitzer  Schuldirektorea  eine  Informationsreise  nach 
der  Neckar- Rheinstadt  antreten,  oud  lu  Zwickau  hat  sich  im  AnsdiluTä  an 
den  Bericht  eines  nach  Mannbeiiii  abgeordneten  Direktors  der  Pida- 
gogische  YereiD  bereits  filr  das  neoe  System  aosgesprocben. 

Über  das  Verhalten  des  Lehrpemaals  bei  ÜaflUea  ^a  Scfad- 

kindem  ist  neuerdings  eine  Verftlgnng  der  Berliner  Schnideputation  er- 
gangen. Unterm  4.  November  1879  war  angeordnet  worden,  dafs  über 
aufsergewühnliche  Vorlällc,  insbesondere  Verletzungen  von  Srhnncindem, 
üngltlcksfälle  u.  dgl,,  die  sich  etwa  in  der  bchule  » rciL^uen  sulltuD,  sofort 
und  anaufgefordert  dem  zuständigen  Stadtschulinspekior  zu  berichten  sei 
In  Ergänzung  dieser  Verftlgnng  erlft(st  jetzt,  wie  das  j,Berl.  Tagebl* 
mittdlt,  die  slAdtisebe  Schnideputation  an  die  Bektorea  der  GenNindA» 
sehnieo  noch  eine  Rondverftiguag,  irorin  sie  die  BAtorea  wiaa- 
kbt»  bei  UnfiÜlen  von  Schulkindern  das  erste  Augenmerk  auf  die  ünter- 
snchnng  des  verletzten  Kindes  durch  den  Schularzt  oder  die  Rettnngs- 
gesellschaft  zu  richten.  Das  dem  Rektor  unterstellte  Lehrpersonal  soll 
von  diesem  angewiesen  werden,  ihm  jeden  Unfall,  durch  den  das  Befinden 
des  Kindes  auch  nur  einigennalsen  beeinträchtigt  erscheint,  ohne  allen 
Verzug  zu  melden,  damit  seitens  des  Bektors  gegebenenfalls  mit  grOlster 
ScUeanigkeit  die  geeignetes  Schritte  getan  werdea  konaea.  Die  stldtische 
Schaldepatation  spricht  die  Erwartong  ans,  dals  die  Rektoren  sich  danemd 
tlher  die  Art  und  Weise,  wie  die  ärztliche  üatersDehnag  sich  am  leicb- 
testen  herbeiführen  läfst,  unterrichtet  halten. 

Die  \  ersop^ung  der  Volkssclmlkiuder  mit  warmer  Fnts- 
bekleidiiiiir  wird,  wie  der  „We^ffäl  Mtrhuf^  l  euchtet,  neuerdings  durch 
eine  Kund  Verfügung  der  Königl.  Regierung  zu  Arnsberg  gefördert.  Da- 
mit die  Kinder,  welche  wegen  der  weiten  Schalwege  und  nassen  Witterung 
aüt  dorebaftlstar  Fo&beUeidnng  in  die  Schale  kommea,  vor  Erkiltonges 
bewahrt  werden,  wird  empfohlen,  fhr  sie  ia  der  Bdnde  Stolbcbnhe  m 
Pantoffelform  bereit  zu  halten,  welche  die  Kinder  an  Stelle  ihres  nassoi 
Schuhwerks  anlegen  können  und  mit  letzterem  erst  dann  wieder  vertauschen, 
wenn  sie  das  Schulzimmer  verlassen.  Die  Künigl.  Regierung  in  Arnsberg 
ersucht  die  Uerren  Ortsschulinspektoren,  Amtmänner  und  Bürt;i  rmeister, 
fUr  jede  Schule  ihres  Bezirks  die  Frage  des  Bedt^fnisses  nach  sokiien 
Wechsel-Stoffschniien  sa  prttfen  aad  flberall  da,  wo  sie  bgaht  wird,  die 
Anschaffong  solcher  Sohnhe  in  den  Vertretangea  der  Schalaaterbsltnng»- 
pflicbtigen  anzuregen. 

MUehfrühslflck  ffir  Sehalkiader  in  Hannover.  Wie  wir  dmi 

„Hafinov.  Tagebl.^  entnehmen,  hat  die  Kommission,  zur  Beschaffung  eines 
MiichfrühstUcks  für  bedürftige  Schulkinder  vor  kurzem  beschlossen,  am 
1.  November  die  Tätigkeit  wieder  zu  beginnen.  Es  soll  in  vier  Pcl  ulen, 
wo  bisher  nur  2ü  Kinder  versorgt  wurden,  die  Zahl  auf  oy  erhöht  und 
die  Bargerschnle  1/2  mit  25  Kindern  nea  binzagenonuaea  werden.  Da- 
mit erhoben  sich  die  Ansgabea,  and  die  Kommission  ist  genötigt,  alle  An- 
strengongen  zu  machen,  am  die  Kosten  sn  decken.  Der  gröiste  Teil  der 
Einnahme  flie&t  aas  der  Haasssaunlang,  die  im  Jaaaar  bis  KSis  erhoben 


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813 


wird.  Es  wird  jetzt  schon  darauf  anfmerksam  gemaclit,  nnd  die  Kom- 
mission gibt  sich  der  Uoffnuof;  bin,  dafs  die  Gaben  reichlich  fliefsen  werden. 
—  In  26  gröfeeren  Städten  Deutschlands  besteht  eine  ähnliche  Einri'^if'ns:. 
Berlin  verwandte  im  vorigen  Jahre  14  300  ^Tn^k  für  7000  Kinder, 
Breslau  6200  Mark  für  1100  Kinder,  Colii  5500  Alark,  Düsseldorf  4000  Mark 
für  800,  Frankfurt  a.  M.  20860  Mark  für  2100,  Leipzig  5700  Mark 
for  2200,  Hftgdelnirg  6000  Mark,  Hnmoter  7000  Hark  linr  etwa  1100 
Kinder. 

Zwei  Tafeln  fiber  die  Leibesfibangen.   Der  ^Momi$tdtr.  f.  cL 

Tumwes.*^  (9.  Heft)  wird  mitgeteilt,  dafs  auf  der  Weltausstellung  in 
St.  Louis  vom  Zentral-Aii'^^^rhrifs  fnr  VnH(s-  nnd  Jngendspiele  zwei  Tafeln 
ausgestellt  sind,  von  denen  die  iine  die  Einwirkungen  tmd  f>folge  der 
verschiedenen  Arten  von  Leibesübungen  bei  der  Schuljugend  auf  Herz, ' 
Atmung,  Stoffwechsel,  Kreislauf,  Nerven,  Muskeln  usw.,  die  andere  eine 
Üboraicbt  der  fflr  die  Tenehiedeacn  Altenatnfen  swecknift(>igeD  Leibes- 
abmigeii  in  graphischer  Dantellong  enthllt.  Diese  Tafeln  sind  Ton  Herrn 
Pr.  med.  F.  A.  Schmidt  in  Bonn  herausgegeben  und  in  Yoiotlandbbs 
Verlag  in  Leipzig  erschienen.  Sie  kosten  einzeln  1  Mark,  beim  Besag 
von  weniL"5tPfis  ?0  Tafeln,  ohne  V('rpa<  l;nnii  und  Porto,  f)5  Pfennig. 

Beseitiguug  der  Prügelstrafe  in  den  Scholen.  Wie  (iie  Tages- 
blfttter  melden,  haben  nach  einer  Verfügung  des  hessischen  Ministeriuniä 
die  BestimmungeD  über  die  Disziplinarmittel  in  den  Schulen  eine  Änderung 
dahin  erfahren,  dab  fortan  als  Strafe  nnr  noch  ^yerweis^  nnd  „Arrest** 
aber  nnbotmAlsige  Schüler  Yerhftngt  werden  ddrfen.  Die  körperliche  Züch- 
tigong  kommt  dagegen  gänzlich  in  Fortfall. 

Die  l  herbürdung  von  Schnlkindern  durch  gewerbliche  Neben- 
beschÜftigUDg  behandrUo  vor  kurzem  der  Lehrerverein  des  Kantons 
Thorgau  (Schweiz).  Der  Keferent  erwähnte  den  Fall  eines  Kindes,  das 
regelmäfsig  um  3  Uhr,  spätestens  4  Uhr  aufstehen  müsse  und  abends 
selten  sich  vor  11  Uhr  ins  Bett  legen  dürfe  (!).  Die  Versamnüung  erhob 
einstimmig  folgende  swei  Anträge  zom  Be8diln&:  1.  Es  sei  an  den  Vor- 
stand des  thnrganiscben  Gewerbevereins  das  Gesuch  za  richten,  er  mOgo 
den  Gewerbegesetzentwnrf  wieder  aufnehmen  und  darin  die  Bestimmung 
einflechten,  dafs  Personen  nnter  18  Jahren  zwischen  abends  8  Uhr  nnd 
morgens  6  Vhr  nicht  m  Diensten  angehalten  werden  können.  2.  Im  Wirt- 
'  Schaftsbetriebe  seien  Personen  unter  16  Jahren  Uber  die  Polizeistaode 
hinaus  nicht  mehr  zu  beschäftigen. 

Gegen  die  Reinigung  der  Eiassenzimmer  darch  Schulkinder 
hat  die  Begiemng  sa  Schleswig  «ne  Verfügung  erlassen,  in.  welcher 
»betont  wird,  dafs  das  Bmnigen  der  Schnlzimmer  dnrch  die  Kinder  Gefahren 

fflLT  deren  Gesundheit  infolge  der  Einatmung  infektiösen  Staubes  mit  sich 

bringt.  Die  Regierung  erläfst  kein  allgemeines  Verbot,  ordnet  aber  eine 
alimähliche  (!)  AufhcbuD?  drs  l>[aa«  ]  (  s  an  An  neugegründeten  Schulen 
dürfen  Kinder  unter  kernen  Ümständea  zu  dieser  Ajrbeit  herangezogen 
werden. 

Schulausflfige.  Der  Dresdner  „Pädagogische  Verein"  hat  sidi 
dahin  ausgesprochen,  dais  in  den  I^rplan  der  VoOnscbnlen  fobsende  Bo- 
stimmong  aufgenommen  werde;  Jeder  Klasse  werden  jfthrlicb  vier  voUe 


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814 

Schultage  zu  Klassenaustiügen  znr  Verfügung  gestellt.  Anr]i  wnHe  ein 
AoRS^'hnfs  gewählt,  der  eine  billicere  Beförderung  der  Volk>scliüler  bei 
Au^üügen  sowohl  bei  den  Strarsenbahnen,  als  auch  den  StaatseisenbahneQ 
and  den  DampfiiChiffiihrtqgeBelhchaften  amtrebeB  soll.  Wie  die  „Pädag. 
Sef.**  mitteat,  ist  dardi  eine  in  Dresdener  Sdmlen  tofgestente  SUtirtik 
erwieeen  worden,  dafs  rund  50  %  der  Schaler  die  wichtigsten  Denlonikr 
und  rtih-h-^t^eVurnrn  Aussichtspnnktr  ilnr  f'nj^i't'Lnn^  nicht  kannten. 

Der  Alkoliolgenuls  ?oa  ächalkiuderü  wurde  neuestens,  wie  der 
y,Dannfit.  Tägl.  Afiz.'^  berichtet,  Tom  Schularzt  in  Gera  festgestellt,  wo- 
bei 515  KDai)en  und  554  Mädchen  in  Betracht  kamen.  Von  diesen  hatten 
nur  4  Knaben  und  8  Mftdchen  Oberhaupt  noch  keinen  Alkohol  genossen. 
SdiDaps  baiten  250  Knaben  ond  270  lOddies,  Wein  236  Knaben  oad 
237  Hftdebes  getnuken.  Bier  tranken  tSglidi  109  Knaben  und  130 
Hiddien.  Die  Untenodinng  erstreckte  sich  auf  wiederholten,  nicht  ein- 
maligen Genufs  oder  „Kosten".  Selbst  die  Kleinen  in  der  7.  KlasM 
kannten  hpr^its  eine  stattliche  Anzahl  von  verschiedenen  Srhnüp^en 

Autialkoholischer  Unterricht  in  der  Schule.  Wie  die  „Absü- 
nence*^  mitteilt,  hat  kfirzlich  die  Erziehuugsdirelition  des  Kanton  Bern 
(Schweiz]  eine  blondere  Kommission  mit  den  Vorbereitungen  zur  Em* 
filhning  des  antialkobolischen  Unterrichtes  betmnt  Dieser  Unterricht  sei 
nieht  etvn  ein  sjrstematiseher  sein,  sondern  tieh  tn£  der  Onmdlage  fon 
geeigneten  Lesestttcken  velliiehen.  Die  juristische  Sektion  des  abstiseatsn 
Lehrervereins  hat  beschlossen,  der  KiMnmission  ilure  Dienste  zur  AusnrbdMQg 
derartiger  Lesestüclce  fin7nbiptpn. 

Derselben  Quelle  entnehmen  wir,  dafs  jüngstens  die  Kantone  BaseJ- 
land  und  Wallis  unter  das  gesamte  Lehrerpersonal  eine  Broschüre  ver- 
teilt haben,  die  sich  betitelt:  »Die  Schule  und  der  Kampf  gegen  den 
Alkobolismas*  yon  Hbbood. 


Erlafs  vom  26.  September  1904. 
.  betr.  die  i^udheitliche  Beaufsinhii^rnn!:  der  £iiiehui|;Mi8tiltii 

Miteua  der  kreisärite. 

Euer  Hochwohlgeboren  teile  ich  im  Einvernehmen  mit  dem  Herrn* 
Minister  des  Innern  behufs  Bekanntjjabe  an  die  nachcrpordnrtpn  Dienst- 
stellen erpebenst  mit,  dais  die  in  §  94  Absatz  1—3  der  Ihcnstanweisung 
für  die  Kreisärzte  vom  23.  März  1901  (uthalfenen  Restimmuniren  über 
die  gesundheitiiche  Beaufsichtigung  der  Schulen  auch  auf  l:^r^iehuugsanstaltea 
and  Einriebtnngen,  «siehe  IhDliehe  Ziele  wie  die  In  §  94  Abs.  1  bsieich- 
neten  Sehnlen  ferfolgen,  namentHcb  anf  Fnnorge^EniehangsaBstaltflB.  sinn- 
gemälbe  Anwendnng  sn  finden  haben. 

(Unterschrift.) 

An  dieUerrenBegieningsprftsidenten  nnd  den  Herrn  PoUseiprftsidenten  inBerlin. 


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Euer  EweHep»  flbeneDde  ieh  ergebenst  Abseiirift  zar  geftlU^en  EenDC- 
nianahmc. 

Berlin,  den  26.  September  1904. 

Der  Uinister  der  geistlichen,  Unterriclits-  und  Medizinil-Angelegenheiteii. 

In  Vertretung. 
W£V£li. 

An  die  Herren  Oberprüsidenten. 

M.  13107.    G.  II.  U.  II.  IT.  III.  A. 

(„Mmüt.-BL  f.  Medus.'  u.  med.  UnternchtsangelegenheUeH" ,  Kr.  17.) 


f  Uemtvr* 


Be8pr0olinngen. 

Dr.  MöNKEMÖLLFB.  Geistesstiii'ung  und  Verbrechen  im  Kindesalter. 

Sammlung  von  Abhauiiluagen  aus  dem  Gebiete  der  pödaffogischen  Psycho- 
logie und  Physiologie,  üerausgegeben  von  Prof.  Th.  ZiEüLiKii-iSu-aiäburg 
mid  Prof.  Th.  ZiBHBK-ITtredit  Beitin  1903.  Benlher  Beichani. 
¥1.  6.    108  8.   Ji  8.80  (Eiiimlpreis). 

Die  zanehmende  Krimioalitit  der  Jagend  wird  nach  nnd  nach  zu  einer 
Kalamität,  die  um  so  schwerer  empfunden  wird,  als  die  bisherigen  Mittel 
zu  ihrer  Bekämpfung  sich  im  grofsen  und  ganzen  nicht  nur  anwirksam, 
sondern  geradezu  schädlich  erwiesen  iial  eo.  Eine  Besserang  wird  nar 
danu  eintreten  können,  wenn  alle  beteiligten  Kreise,  wor  allem  aach  die 
Pädagogen,  sich  anf  diesem  Gebiete  orientieren.  Zu  diesem  Zwecke 
eignet  sich  das  Bfidüem  anageceidiBet.  Die  GeistesstOningen  werden  nnr 
BO  «eii  berüelBielitigt  ah  unbedingt  nOtig;  im  flbrigen  bringt  der  In  Theorie 
and  Praxis  gleich  yersierte  Verfttaer  eine  sehr  hübsche,  fllr  jeden  Gebildeten 
verständliche,  in  lebhaftem  Stile  geschriebene  Darstellung  aller  einschlägigen 
Probleme  und  ATifgahen,  die  sirh  zum  frrofsen  Teil  decken  mit  den  die 
moderne  Kriminalistik  überhaupt  bewegenden  Fragen. 

Prof.  BLEULEB-Zürich. 

Haz  Bollai»,  Dr.  med.  Zm  Kanpfe  f^tgtm  fia  Lvigeigehwiid- 
■Bebt  48  Seiten  mit  20  in  den  Text  eingedmdcten  AbbUdangen. 
Snter  &  Cie.    Lieitd  1904.    Fr.  1.00. 

An  Hand  der  neuesten  Statistiken  weist  Verfa^^er  auf  die  Gefahr  und 
auf  die  Bedentnn)?  der  Lunpeotaberknlo'^c  liin  ;  er  bespricht  Ursache, 
Arten  der  Anstt  ckung  und  Übertragung,  AnsieckuiiLsiretahr  und  deren  Ver- 
meidung, Lebensregeln  tür  geialirdete  und  erkrankte  Personen,  Erfolge 
einiger  (schweizerischer)  HeüstAtten,  DesinieIctioD,  Aufgaben  iflr  Staat,  Ge- 
meinde nnd  gememnfltrige  Gesellidbaften  im  Kampfe  gegen  die  Langen- 


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816 


Schwindsucht.  Zar  Erlioterang  dienen  dne  Ansah!  hflbicher  AbbUdimgeD; 
Spucknftpfe,  Heilstätten,  Dampfdesinfektionsapparate  nsw. 

Das  anregend  geschriebene  Werkchen  verdieot  volle  Anerkennung  osd 
weite  Verbreitung.  Dr.  SiLBBBSCHMiDT-Zttrich. 

Kemjs:2«y,  1'  kanz,  Direktor.  Pädagogische  Baasteiue.  Gegenwart  und 
Znknnft  der  kSrperlielieii  Eraialmng.  Ein  tiniTersiil-pftdagogiidier 
Reforravsrsoch.  Ftagscbriften  me  Kenntafs  dar  pidagogiscben  Bestre- 
bungen der  Gegenwart.   Heft  21.   Berlin,  Gerdes  &  Hödel,  S. 

Mk.  1,20. 

Die  höchst  beachtenswerte  Arbeit  Kkm^n'Ys  gliedert  sich  in  zwei 
Teile,  von  denen  der  er^te,  „Die  Gegenwart",  eine  auf  grofser  Literalur- 
keniitnis  und  rielitiger  Erfassung  der  tatsflclilichen  Verbältnisse  fufeeode 
Kritik  der  bisher  geübten  körperlichen  Krzieiiuug  der  Schuljugend  liefert 
und  der  zweite,  ^Bie  Zakonft",  die  Beformvorscblftge  des  Verfassers  sstp 
halt  Während  jeder  erfahrene  Faehioann  den  Ansftthnmgen  des  enten 
Teiles  seine  freudige  Znstimmang  geben  wird,  kann  man  die  Eefonn- 
vorschläge  des  Verfassers,  ohne  den  gesunden  Kern  zn  verkennen,  der 
diesen  Vorschlägen  eigen  ist,  nicht  ohne  w«teres  nnd  in  ihrer  Gesamtheit 
aunebmcD. 

.,Die  Gegen\vart'*  erfährt  durch  Kem^ny  eine  sachliche,  wenn  aud 
sehr  scharfe  Kritik  ^  er  wendet  sich  mit  Feuereifer  gegen  die  einseitige 
sportliche  Biehinng  der  körperlichen  Endehnng,  gelGwlt  jn  trefflicher 
Weise  die  Übertreibungen  des  modernen  Sportes  nnd  betont  mit  voUeiB 
Rechte,  dafs  das  ^Körperliche  als  Selbstzweck"  nicht  das  erstrebenswerte 
Ziel  körperlicher  Übang  sein  darf;  er  geengt  dann  zu  dem  zweifellos  richtigen 
Schlüsse:  „Keine  einseitige  Erziehung,  sondern  Monschrn- 
bildung,  nicht  den  Körper  wollen  wir  erziehen,  sondern  den  Meusdieu!' 
„.  .  .  .  Die  Besseren  nnd  Besten  dtlrfen  es  nicht  hinnehmen,  dafs  der 
Triumph  der  rohen  Kraft  noch  länger  andauere  und  die  Muskehi  dieWdt 
regieren!"  Das  ideale  Ziel  jeglicher  Entiehnng  ist  dem  Verfasser  «die 
mOfl^cfast  harmonische  Vereinigung  der  seelischen,  geistigen  nnd  kfti- 
p  e  r  I  i  c  h  e  n  Teilerztehaag." 

Der  Verfasser  erörtert  nun  ein  „dreiteiliges  erzieherisches  Glanbens- 
bekenntnis" und  entwickelt  weitläufi??  eine  Theorie,  welche  die  physi- 
schen, geistigen  und  seelischen  Elemente  mit  1:2:3  „bewertef,  er 
entwirft  eine  „Klassiükationstabelle  der  Menschheitstypen  auf  dreiteiliger 
Grundlage*^  und  zieht  sogar  eine  Integralformel  heran:  „Jeder  Mensch  ist 
mathematisich  ansgedrQckt  ein  dreifaches  Integral  mit  Terscbiedenen  obm 
Grenswerten".  Die  erwähnte  «Theorie*^,  welcher  der  Verf.  angenscheisiidL 
mit  besonderer  Liebe  anhängt,  krankt  aber  nach  der  Ansicht  des  Referenten 
an  einem  fundamentalen  Fehler:  der  Mensch  kann  vom  naturwissenschaft- 
lichen Standpunkte  niebt  als  „dreigeteilt''  angesehen  werden;  die  prinzi- 
pielle Trennung  von  Geist  und  Seele  ist  etwas  zn  extrem  philosophisch, 
und  die  Grundlagen  für  eine  gesundheitliche  Erziehung  des  Menschen 
dürfen  nicht  philosophische,  sondern  mtlssen  naturwissenschaftliche  seis. 

Aber  die  praktischen  ReformTOrscbllge  KbmAnts,  die  er  aocb 
ohne  seine  nicht  ehiwandfreie  „Theorie^  hätte  begränden  können,  est- 


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hilten  manchen  beaclite]iBwerte&  Wink  fUr  eine  TCrnflnftigd  Jogendemeboog: 
,Jedwedo  einseitige  körperliche  Ausbildung  (Spezialismus)  ist  minimal  zu 
bewerten,  daram  sollen  die  SpezialWettbewerbe  durch  möglicbst  viektitige 

und  zusammengesetzte  ersetzt  werden";  „Nicht  Höchstlcistniifien  einzelner, 
sondern  Bestleisluagen  einer  grofseren  Masse  sind  das  erstrebenswerte 
Ziel  der  körperlieben  Erziehung";  „Von  grf^fster  Wichtigkeit  sind  jene 
körperlichen  Übungen,  die  solche  seelische  Tugenden  fördern,  die  von 
Nttor  ans  nicbt  oder  nnr  in  geringem  Mibe  vorbanden  sind,  nie  Hnt, 
Eatbaltsamfceit,  Selbatbebennchnng  nnd  Selbstlosigkdt';  „Das  Isthetiscbe 
Moment  mnfs  bezüglich  der  Person  und  der  Ausfühmng  an  seinem  Becbte 
gelangen";  ^Die  Zukunft  gehört  der  durch  die  Hygiene  gelftnlerten  ver- 
nnnftgemarsen  Körperkultur  und  den  natürlichen  Sportarten". 

Was  sonst  über  Scbülerklassifizierimg  der  einzelueo  Korperübungen 
und  über  andere  Detailfrauren  vorgebracht  wird,  wird  kauui  unbestritten 
bleiben  und  muls  im  OrigimUu  nachgelesen  werden,  das  jeilem,  der  sich 
mit  der  Frage  der  kOrperlidien  Eniehnng  tbeoretiscb  oder  praktisch  be- 
sebiftigt,  anm  eingebenden  Stndinm  dringend  empfoblen  sei  —  es  ist  eine 
sehr  NvertTOUe  nnd  originelle  Arbeit,  die  unser  Interesse  von  Anfang  bis 
zu  Ende  wachhält,  wenn  wir  anch  nicht  in  aUen  Details  mit  dem  YerCasser 
flbereiastimmen  können.  Dr.  AiiTSCHUL-Prag. 

Fbenzel,  Franz,  Ist  die  Psychopal  Ii  nlogie  auch  eiu  Gepreustand  der 
Pädagogik?  Abdruck  auä  der  „Manaiasc/irtß  für  soeiale  Medijsm'^t 
1904. 

Schon  der  Titel  weckt  die  Vennutong,  daCs  es  sieb  hier  wieder  ein- 
mal um  einen  Grenzstreit  swiscben  Mediain  nnd  Pädagogik  handelt.  Der 
Verfasser  hat  ein  sehr  gutes,  brauchbares  Büchlein  Uber  die  Hilfsschulen 
für  Schwachbegabte  geschrieben,  das  in  der  „Monatsschrift  für  soziale 
Medizin"'  eine  Besprechung  erfuhr,  wobei  der  Rezensent  u.  a.  die  Ansicht 
ausspricht,  da(s  Frenzel  die  Psyclioj)athologie  so  ohne  weiteres  als 
Domäne  der  Pädagogik  auffassen  zu  können  scheine.  Der  Abwehr  dieses 
Torwnrfes  ist  die  voriiegende  Ervidenuig  Fben2Xls  gewidmet  Ich 
sdbet  habe  flbrigeaa  bei  der  Lektflre  der  FBBKZBLschen  Arbeit  über  die 
Hüfneholen  nicht  den  Eindruck  gewonnen,  wie  der  ärztliche  Besensent  in 
der  „ Monatsschrift  für  soziale  Medizin**.  Der  Fehler  Fbenzels,  den  er 
auch  in  diesem  neuen  der  Abwehr  dienenden  Aufsatze  begeht,  liegt  viel- 
leicht darin,  dafs  er  eine  strenge  Grenzregulierung  zwischen  Arzt  und 
Lehrer  auf  dem  Gebiete  des  Ililfsschulwesens  versucht.  Der  ärztliche 
Beirat  und  die  ärztliche  Beratung  in  den  llilfsschulen,  für  die  Fj&enzel 
iteta  eingetratea  ist,  kann  nicht  an  fixe  Können  gebunden  sein. 

In  der  gemeinsamen  Beratung  nnd  Arbeit  hn  Dienste  der  schwach- 
begabten  Kinder  ignorieren  Arzt  nnd  Pädagoge  die  von  Febuzbl  ge- 
zogene Scheidewand  —  zum  Wohl  und  Glücke  ihrer  gemeinsamen  Schutz- 
befohlenen. Überhaupt  ist  es  eine  sehr  erfreuliche  Tatsache,  iai  solche 
Grenzstreitigkeiten  bisher  fast  nur  anf  dem  Papiere  auszufechten  waren, 
während  in  der  Praxis  sich  kaum  jemals  zwischen  Mediziner  und  Päda^ 
gogeu  in  den  Hilfsklassen  Kompetenzkonflikte  ergaben. 

Die  Quintessenz  der  FBBNZEiiBCbett  Erwiderong  ist  der  Anaspruch, 


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daC^  die  Psychopathologie  mindesleoa  ebenso  eehr  in  das  Gebiet  der  Plda^ 
gogik  wie  in  das  der  Psychiatrie  bineingehOrt,  und  nachdem  in  einem  2m- 
satze  der  irztliche  Rexensent  Frenzels  zugesteht,  dafs  die  Abweichnagti 

der  MeiiMincen  nicht  von  we«;pntlir})or  Bedeutunj?  sind  und  das  Zn5?ammeT'- 
wirkrn  von  Ärzten  und  Pädat:oL,'eu  begrüüit,  dürfte  die^^o  lilerarische  Grenz- 
feil  ie  dank  der  Versöhnlichkeit  der  Gegner  ihre  tripdliche  Erledigung  ge- 
lundeii  haben.  Dr.  MuSEä-Maunheim. 

SvcK,  Hans.  Wie  können  wir  im  der  Sebvlliukfhis*  ▼•rwM? 

Sonderabdrack  ans  der  Zeitschrift  .Dos  AMMmmer*,  1908,  Nr.  2. 

Verlag  von  P.  Johs.  Maller  &  Cie.,  Charlottenbnrg. 

Der  Verfa'^^er  liofft  auf  einen  \ve*ienflichen  Forl'^  'lnitt  in  der  Lösoog 
der  Schulbankfrage,  wenn  einmal  mit  den  veralteten  Anscbauungen  gie- 
brot'hen  und  das  Bedürfnis  (i<^r  Srlinle  mehr  berücksichtigt  werde.  \h 
Gnindforderung  an  die  Schuibauiv  be/eiclinet  er  die  Möglichkeit,  den  Fdü- 
boden  zum  Zwecke  gründlieher  Beinigung  freilegen  la  kOnnen.  Die  Buk 
soll  dem  SebOler  Anbaltsiniiikte  ftr  eine  richtige  KOiperiialtang  bisUi^ 
sie  soll  durch  Verkflrznng  der  Sitsbank  leichtes  Anstehen  iind  Nieder- 
sitzen ermöglichen,  sie  soll  nur  feste  Teile  haben  und  wenig  Raum  ein- 
nehmen. Wie  nett  und  unverblümt  sagte  Alex.  Bennstetn  schon  w 
Jahren  genau  dasselbe:  „Auf  dem  Wege  zur  praktischen  Lösung  ist  die 
Rettigbank  am  weitesten  gekommen."  Gewifs  hat  die  Rettigbank 
grofse  Vorteile,  und  namentlich  der  Unterbau  entspricht  bis  zur  Stunde 
den  bygieoisehea  Anfofdemngen  aas  foUkonunensteo,  wUueiid  aber  Libe, 
Tisch  und  Sitzbank,  ans  den  ▼ielfaohen  Abflnderongen  la  seUieben,  iscb 
der  Patentinhaber  das  Protokoll  noch  nicht  geschlossen  hat  Wer  ater 
eine  Schulbank  empfehlen  will,  sollte  sich  nidit  schenen,  ihren  Namen  n 
nennen.  Wir  legen  das  Schriftchen  nicht  zu  unserer  Schulbank-Liieistor, 
sondern  in  die  Mappe:  „Bekhune*".  H.  WiPF-ZttricL 


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IL  Jahrgang.  Ifl04.  No.  11. 


•ri|UaUbl^tit)lititfeii« 

Das  erste  Trienuium  Bcholärstliclien  Dienstes  in  Breslau. 

Von 

Stadtarzt  Dr.  Oebbeckb. 

Der  schulärztliche  Dienst  io  Breslau  besteht  jetzt  seit  drei 
Jahren  und  hat  sicli  imnmehr  zu  bestiramten,  iu  sieh  einheitlich 
abgeschlossenen  Formen  entwickelt,  wi  l  ei  eine  Reduktion  auf  das 
Wesentliche  und  Notwendige  stets  erstrebt  wurde.  Es  dürfte  deshalb 
an  der  Zeit  eeiu,  hierüber  einen  zusammenhängenden  Beriebt  zu  er> 
statten.  Hierbei  ergibt  sich,  dafs  der  schulfirstliehe  Dienst»  seinem 
besonderen  Zweck  entsprechend»  sich  zn  einer  eigenartigen  Spezialität 
aofigewaobsen  hat,  die  dnreh  besonders  bierfür  eiogearbeitete  Sohul- 
Srzte  zu  handhaben  ist. 

Das  System  des  sobnlirstlioben  Dienstes  in  Breslau  lehnt  sieh 
im  wesentHohen  an  die  in  der  Erfabnmg  erprobten  nnd  in  Dentseh- 
land  sowie  im  Ausland  allj^mein  anerkannten  nnd  znr  DnrobfÜbmng 
gelangten  Gmndsfttie  an,  wie  sie  in  der  Wiesbadener  Dienstanweisung 
ftr  Sobnlarste  sum  Ansdmok  gekommen  sind.  Daaaoh  soll  der  Sohui- 
aiat  niebt  der  behandelnde  Arst,  sondern  nnr  der  Überwacbnngs^ 
arst  der  Sebüler  sein,  welober  dnrob  Fonnnlar-Mitteilnng  an  die 
Eltern  auf  Gmnd  seiner  Untersnohungsbefande  besondere  Irstliobe 
Behandlung  empfiehlt,  die  Wahl  des  Arztes  aber  den  Eltern  frei- 
läfst.  Ferner  soll  er  die  Berücksichtigung  der  Scliuler  beim 
Unterricht  wegen  körperlicher  oder  geistiger  Defekte 
und  Schwächen  bei  der  Sohulverwaltiing  beantragen  oder  mit  dem 
Lehrer  beraten.  Direkte  Anorduungea  m  der  Schale  zu  treffen,  ist 
dei  Schularzt  nicht  berechtigt. 

Der  Schulant.  11.  j28 


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222 


S20 


Zum  Zwecke  einer  regelmürslgen  Überwadiung  der  sämtliclien 
SchflUr  hat  aioh  in  der  Praxis  folgendes  Dienstscbema  ausgebildet: 

1.  KlasBenweiae  DntersQohuiig  flSmtlioher  Lemanü&nger,  um  so 
die  wiolitige  FeststelliiDg  Aber  den  GresnndlieitssQstand  der 
einzelnen  Sohfiler  bei  Eintritt  in  die  Sohnle  m  fixieren, 
namentlich  auoh  mit  Bezug  anf  die  etwa  in  Ansprach  ge- 
nommene Haftpflicht  der  Sohnle. 

2.  Auswahl  Ton  Überwaohnngsschülem  ans  sämtliohen  Klassen, 
d.  h.  TOn  Sohfllem,  welche  dauernder  oder  vorttbeigehender 
Überwachung  seitens  des  Schularztes  und  besonderer  Berttck* 
sichtigung  beim  Unterricht  bedürfen,  bei  denen  den  Eltern 
ärztliche  Behandlun<^  anzuraten  nötig  ist. 

3.  Die  klassenweise  stattfindende  Wögung  uud  Messung  sämt- 
licher Schüler  in  jedem  Schuljahre,  um  so  über  den  körper- 
lichen Zustand  der  Gesamtheit  der  Schüler  wenigstens  durch 
eine  Gewichts-  und  Messungskurve  einen  festen  Äuhaits- 
punkt  zu  gewinnen,  wobei  auffällige  Abweichungen  von  der 
Normalkurve  im  Laufe  der  Schuljahre  den  Schularzt  auf 
die  Notwendigkeit  der  Überwachung  hinweisen  werden. 

Um  dieses  Dienstschema  durchzuführen,  gestaltet  sich  der  Dienst 
im  allgemeinen  folgendermafsen : 

Zur  Untersuchung  der  Schüler  werden  regelmäüsige  schulärzt- 
liche Sprechstanden  im  Sohulgebäude  wfthrend  der  Unterrichtszeit 
in  einem  besonderen  Zimmer  abgehalten.  In  diese  werden  die  den 
Lehrern  gesundheitlich  verdilohtigen  Schaler  sur  Ärztlichen  Unter- 
suchung überwiesen,  und  es  wird  über  dieselben  erentuell  ein  Über- 
wachungssohein zur  Eintragung  der  ürztlichen  Befunde  angelegt 
S&mtliche  Schülerj  über  welche  bereits  ein  Oberwaohnngssohein  an- 
gelegt ist,  haben  sich  jedesmal  zur  Sprechstunde  einzufinden.  Dring- 
liche Falle  werden  von  dem  Rektor  in  die  Wohnung  des  Arztes  tnr 
Sprechstunde  überwiesen. 

Der  Schularzt  macht  ferner  K  lassenbesucbe  während  der 
Unterrichtszeit.  Der  Unterricht  wird  dann  vom  Lehrer  unter- 
brochen, Lehrer  und  Sobnlarzt  besprechen  sich  über  gesundheitliche 
Beobachtungen  in  der  Klasse;  der  Schularzt  wählt  gleichzeitig  ihm 
verdächtige  Schüler  aus,  um  sie  nachher  im  Sprechzimmer  zusammen 
zu  untersuchen  und  eventuell  einen  Überwaohungssohein  über  sie 
anzulegen. 

Die  Wägungen  und  Messungen  werden  während  der  Unfsr» 
richtsseit  unter  Aufsicht  des  Lehrers  durch  den  Schuldiener  Tcr- 


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«21 


828 


g«noiniiieii.  Der  Klasseolebrer  trSgt  die  Befände  ein.  Es  trifft  den 
Klaaeeolelirer  diese  Arbeit  nebst  Schreibwerk  einmal  im  Jahre ;  sonatige 
wesentliche  Schreibarbeit-  im  Interesse  des  sehnlärstlichea  Dieostes 
mnfs  er  nicht  leisten.  Der  Schularzt»  welcher  ans  seitlichen  Grftndeii 
nicht  bei  allen  Elassenmessnogen  nsw.  anwesend  sein  kann  (es 
handelt  sich  hier  nm  ca.  40  Klassen),  nimmt  hierbei  in  möglichst 
regelmftfingem  Wechsel  in  einigen  Klassen  Bmstamfsngsmessnngen 
vor.  Hierbei  ist  dem  Schularzt,  wie  bei  den  Kla8senbesnchen,  eben- 
falls Gelegenheit  gegeben,  Überwaohungsöcbuier  äülbät  uu^waklexi  zu 
köDQen. 

In  bezug  auf  die  zeitliche  Einteilung^  regelt  sich  der  schul- 
ärztliche Dienst  hier  in  Breslau  toigendtM  imisen: 

Die  Wil!>unj?en  und  Messungen  werden  jfihrlich  einmal  vor^e- 
nomnaen  und  nehmen  pro  Klasse  eme  Unterrichtsstunde  in  Anspruch. 
Die  Resultate  der  Messungen  und  Wägungen  werden  hier  sowohl 
in  den  Kopfbogen  (Aufnahmeschein)  der  Schüler  in  ein  vorgezeich- 
netes  Schema  während  der  ganzen  Schulzeit  eingetragen,  ferner  aber 
auch,  nach  Semestern  der  Geburtsjahre  (Januar  bis  Juni  und  Juli 
bis  Dezember)  geordnet,  in  eine  Klassenliste.  Letzteres  erweist  sieh  als 
sehr  branchbar,  um  die  nötigen  Bankmafse  für  die  Klasse  bestimmen 
sn  können,  nnd  gibt  sehr  wichtige  AnfschlUsse  Uber  differente  körper- 
liche Entwicklnngsverhftltnisse  der  Schfller.  Ich  yerwase  hierbei 
anf  die  schöne  Arbeit  nnseres  Sehnlarstes  Herrn  Dr.  Sauobch  in 
dieser  Zatschrifl,  1904,  Nr.  6. 

Alle  swei  Monate  findet  für  jede  Klasse  des  SchnlarztbesirkB 
eine  Spreohstnnde  statt.  Diese  wird  in  der  Kegel  für  die  Klassen 
einer  Schnle,  d.  h.  für  die  nnter  einem  Rektor  stehende  Schul« 
etnheit  abgehalten.  Vier  bis  fOnf  Schulen  sind  so  jedesmal  in  swei 
Monaten  periodisch  zu  erledij;eii  im  Schularztbezirk. 

Die  Lemanfänger  werden  im  ersten  Schulmonat  zunächst  provi- 
sorisch durch  den  Schularzt  besichtigt,  damit  sofort  offenbar  schulunfilhige 
Kinder  ausgeschieden  werden  können.  Die  Einzeluntersuchungen 
erfolgen  dann  in  den  übrigen  Monaten  des  ersten  Schulsemesters, 
nachdem  die  Kinder  sich  etwas  an  dns  SchuUeben  gewöhnt  haben, 
was  namentlich  für  die  Untersuchung  der  Sinne.sorgane  viel  aus- 
macht. Zar  üntersnchung  wird  hierbei  die  letzte  Unterrichtsstunde 
benutzt.  Die  Klasse  wird  in  der  Weise  absolviert,  dafs  jedesmal 
swei  Drittel  der  Kinder  nach  Hause  entlassen  werden  und  ein  Drittel, 
d.  b.  ca,  20  Kinder  untersucht  werden,  wobei  der  Lehrer  anwesend  ist 
imd  eveni  freiwillige  Sohreibhilfe  leistet.  Es  erfordert  diese  Unter- 


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224 


822 


suchuDg'  demnach  drei  SchaUtunden.  Dieser  Verlost  an  Unterrichtszeit, 
welcLei  emmal  pro  Kind  während  des  ganzen  Schullebens  eintritt,  findet 
aber  s^u  einer  Zeit  statt,  wo  das  Rind  noch  in  den  ersten  lanesamen 
Anfängen  des  Unterrichts  steht,  also  noch  wenig  zw  verlieren  bat. 
Uber  jeden  Leroanfänger  wird  dabei  ein  Aufnahmeuntersuchnogs- 
soheiD  angelegt^  eventuell  auch  sogleich  ein  Überwaohangsaohein, 
welohflir  zum  Besuch  der  Spreobstnnde  verpflichtet. 

Wir  haben  hier  nicht  den  sonst  gebrttnchliohen  „Gesundheits- 
Bohetn",  der  zugleich  für  die  Eintragung  von  Aufnahmebefund  und 
Überwaohungsbefunden  dienen  soll,  eingeftthrt,  sondern  AufDahme- 
aobein  nnd  Überwaohnngaeohein  getrennt  Der  Aufnahmeeohein  ent- 
hält dooh  meKr  pbyeiologiMh-diagnoetiBohe  Bnbriken  nnd  eignet  aeh 
desbalb  weniger  fflr  die  Eintragung  patbologiseher  Befunde  der 
Überwaebnngttohüler,  für  welche  mOglidiBt  freier  Spielranm  bei  den 
Eintragungen  nötig  iit. 

Unser  Anfnahmeiohein  (Beilage  Nr.  1)  ist  aehr  eiofaeh  gehalten 
nnd  aeine  Rnbriken  verlangen  nnr  die  Antwort  «normal  oder  anormal*, 
so  dafs  er  bei  normalen  Gesnndheitsverhftltniaeen  mit  wen^  Strichen 
erledigt  werden  kann.  Es  tritt  also  hier,  dem  so  anafÜhrlich  rubri- 
zierten allgemeinen  „Gesuüdlieitsachein"  nach  Wiesbadener  Muster 
gegenüber  eine  gewisse  Zeitersparais  ein.  Aufaerdem  ist  es  praktisch, 
wenn  der  Schularzt  die  Überwach ungsscheine,  solange  die  Schüler 
in  UberwRcln!n_:  simi,  in  sf^inpi-  Hand  behält,  um  sie  in  der  Sprech- 
stunde, sowie  bei  Aufarbeitung  seiner  Berichte  stets  zur  Verfügung 
zu  haben. 

Jedem  Lornanfünger  wird  ferner  ein  „Fragebogen  an  die  fUtem" 
durch  den  Lehrer  mit  nach  Hause  gegeben. 

In  jeder  Klasse  befindet  sich  eine  sohnlärstiiche  Mappe.  Darin 
werden  aufbewahrt: 

1.  Die   Aufiiahme  •  ÜntersachnngSBoheine  stattlicher  SehAier 
(Nr.  1). 

2.  die  ausgefällten  »Fragebogen  an  die  Eltern"  (Nr.  6), 

3.  die  OberwachnngsBcheine  der  ans  der  Überwachnng  ent* 
lassenen  Schiller  (Nr,  2), 

4.  eine  Elassenliste,  anf  welcher  die  in  Überwachung  befind- 
lichen Schiller  kurz  verseiltet  sind  (Nr.  3). 

Letztere  aehr  wichtige  Liste  benatst  der  Lehrer,  nm  die  fibe^ 
wachuDgssohftler  in  die  Sprechstunde  su  überweisen ;  femer  dient  sie 
dem  rendierenden  Stadtarzt.  Kretsarst,  Sohulinspektor,  Rektor  usw. 
zur  sofortigen  Orientierung. 


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m 


225 


Auf  der  Rflekaeite  dieser  Liste  sind  nocH  Teranehnet  die  söge« 
Dsanten  «SchulisTaliden",  d.  h.  SchOler,  welche  wegen  unlieilbarer 
Znstende  entweder  ans  der  Überwaobnng  entlassen  sind,  und  für 
welche  der  regelmälsige  Besuch  der  Sprechstunde  keinen  Zweck  mehr 
hat,  80  d-dh  diese  überflüssig  belasten  würden,  oder  solche  Schüler, 
welche  sofort  wegen  dauernder,  unheilbarer  Gebrechen  zu  Sohul- 
iovaliden  erklärt  wurden.  Diese  Schüler  kürnnifn  dann  weni?atpns 
noch  hei  ( ielegenheit  der  Klassenbesuche  des  Schularztes  regelmälsig 
zur  Besichtigung.  Die  Notwendigkeit,  derartige  Schüler  getrennt  zu 
luhreD)  stellte  sich  schon  im  ersten  Betnebsjahre  heraus. 

In  diese  Klassenliste  trägt  der  Lehrer,  nach  Ablauf  des  Sokol- 
jahree,  bei  den  darauf  verzeichneten  Schülern  in  einer  besonderen 
Enbrik  ein,  ob  der  Schüler  yersetzt  ist,  oder  wohin  er  sonst  gekommen 
ist,  event.  auch  eine  allgemeine  Zensur.  Nach  diesen  revidierten 
Listen  stellt  sich  der  Scbnlnnst  im  neuen  Schuljahr  seine  neue 
Bestendtisto  nn  Überwachungasohtllem  snsammen  und  fertigt  die 
neuen  Klassenlisten  danaeb  an. 

Die  in  Gebrauoh  befindlioben  Formulare  (cf.  Anlagen)  Air  den 
Scbularat  sind  demnaob:  1.  Der  «Anfimbrneuntersucbungssohein'', 
2.  der  i,0berwaebnng8scbein'',  3.  die  Klassenliste  der  Oberwaobungs- 
sßbfller,  4.  die  ysobutaratliebe  Mitteilung  an  die  Eltern*.  Femer 
besteben  sur  Austeilung  dureb  die  Klassenlebrer:  5.  die  „  Wägungs- 
und  Meesungstabelle*  der  Klasse,  sowie  zur  AusfttUang  dorob  die 
£ltorn:  6.  der  „Fragebogen  au  die  Eltern". 

Die  Klassenbesuche  werden  hier  pro  Klasse  nur  eiumal  jährlich 
gemacht,  um  den  Unterricht  möglichst  wenig  zu  stören,  hingegen 
wird,  wie  schon  erwühnt,  sechsmal  jährlich,  d.  h.  alle  zwei  Monate, 
für  jede  Klasse  bezw.  Schule  eine  Sprechstunde  im  Sehii!fir/,t/mimer 
abgehalten  Tu  der  Kegel  wird  jede  Woche  eine  Sprechstunde  und 
eine  Serie  von  Klassenbesuchen  von  jedem  Schularzt  erle(li;,'t. 

Li  den  NeubAUten  wird  jetat  immer  ein  besonderes  eioieustriges 
Scbularztzimmer  vorgesehen.  In  den  alten  Bauten  muls  meistens 
das  Lebrmittelzimmer  fttr  die  Sprechstunde  benutzt  werden. 

Das  Schalarztzimmer  enthält  als  Inventar:  1  Tisob,  mebrere 
Stftble,  1  Wascbtiscb,  fiandtnob,  Seife,  Schreibzeug  usw.  Femer 
«DthMlt  dasselbe  einen  besonderen  Sebukntsclirank,  in  welchem 
Sehrifisaehen,  die  im  Gebtaueb  beSndlieben  Überwaobungsseheine, 
leeie  Formulare  usw.  des  Sebularstes  sowie  ein  besonderes  sdbnl* 
SatUobee  diagnostisohea  Instrumentarium  yerwabrt  werden.  Letsteres 
entbilt  folgende  Gegenstlnde: 

ftor  MnUnt  IL  SA 


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226 


824 


1  Reflektor,  1  Satz  (3)  Ohrtriobter,  1  Nasenspiegel,  1  Glas- 
Bpaiel,  1  Ohrpinsette,  1  Glasknnse  für  Watte,  1  MyrtenbL  Sonde, 
1  anat  Pinsett«,  1  Knop&oh«n,  1  InstraoienteDsehale  mit  Hetali- 
deokal,  1  SpiritQslampe»  1  M  aiagtab,  1  Bandmaia,  1  TampoDfiehianba. 

Fm«r  wird  das  LAngexuneaBung^ettoU  sowie  die  Desimalwag» 
bier  aafbewa]iri 

Das  Sehnlantsimmer  wird»  soweit  es  der  Baum  gestattet»  ra- 
gleieh  aueh  fflr  die  Anbtellung  Ton  LehrmittelsohFttnkeii  benntsi 

Seit  Beginn  dieees  Jahres  ist  in  Breslan  aneh  eine  Sebnl- 
ärztin  angestellt,  welcbe  nur  Mfidchensobulen  versorgt. 

Die  Hilfsschulen  für  schwaclibeiähigte  Kinder  sind  gegenwärtig 
sämtlich  einem  einziLren  Schulärzte  unterstellt.  Die  Abgabe  von 
Schülern  aus  der  Ninmulk lasse  in  die  Hilfsschule  für  ^Schwach- 
belähigte  geschieht,  abgesehen  von  eklatanten  Fallen,  in  der  Regel 
erst,  nachdem  Lehrer  und  Schularzt  das  Kind  ca.  zwei  Jahre 
kennen  gelernt  haben  und  nachdem  die  UnterricbtsTersache  in  dw 
Kormalklasse  sich  als  erfolglos  erwiesen  haben. 

Die  Leitung  des  schulärztlioben  Dienstes  untersteht  dem  Stadt- 
ant  Derselbe  erhält  alle  swei  Monate,  eotspreohend  den  zweimosat- 
lieben  Sprechstandenperioden,  einen  kurzen  Formularbericht  aus  jedem 
Schularzthezirk.  Die  Zahl  der  letzteren  beträgt  27  für  ca.  54000 
Volksscbüler,  so  dab  im  Dnrobsehnitt  anf  den  Bezirk  nnd  kat 
2000  Schftler,  d.  h.  4  bis  6  Sohnlen  oder  28—35  Klassen  kommsn. 
Hierdurch  wird  der  Stadtarst  in  den  Stand  geaetst,  bei  den  Beratnogaa 
in  der  Sehnldepntation,  an  welchen  er  r^lmülsig  teilnimmt»  genügend 
informiert  zn  aein. 

Der  Stadtant  ist  ieohnisohes  Mitglied  der  Sehnldeputatioii,  d.  h, 
der  obersten  lokalen  SohnWerwaltongsinsiana,  nnd  als  solches  Vertrster 
der  Sehnlftnte  nnd  rogleich  ansfUhrendes  Organ  Air  schnlhygieniseke 
Verfügungen  dieser  Verwaltungs  Deputation.  Sämtliche  Anträge  d«r 
Schulärzte  gehen  zimaehit  ud  eleu  Stüdtarzi.  Eiu  direktes  dienst- 
liches Verhältnis  des  Schularztes  zu  Organen  der  SchulverwaUung 
(Klassenlehrer,  Rektor,  Stadtschulinspektor)  wurde  absichtlich  nicht 
ges(?huÖen,  um  Kompeteuz-Komplikatioueu  uud  Kouüikte  zu  ver- 
hüten. • 

Der  Stadtarzt  hält  ferner  regelmöfsige,  meist  monatliche  Konfe- 
rCDzeu  der  Schulärzte  ab,  behufs  gutachtlicher  Beratung. 

Für  den  schulärztlichen  Jahresbericht,  welchen  d«r  Stadtarzt 
herausgibt,  hat  jeder  Schularzt  die  nötigen  Beiträge  aus  seinem 
Bezirk  zu  liefern,  also  namentlich  fttr  die  im  Jahresbericht  enthaltene 


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227 


Tabelle  der  Überwachungsschüler  und  Lemanfftuger  (Nr. 6).  Bei  Beginn 
des  ueuen  Schuljahres  liefen  jeder  Schularzt  sein  Tagebuch,  die 
Klaaseoiisten  der  Übervachangssobaler»  die  Wftgungs-  and  Meeanng»- 
ÜBten  aus  dem  vergangeoen  Jahre  an  den  Stadtant  ab. 

JNaob  Erledigung  der  AufnahmennterAuohungen  der  Iiemanfitaiger 
gehen  die  AnfnabmeanteiBnohnngen,  sowie  die  »Fragebogen  an  die 
Eltern*'  ebenfalls  an  den  Stadtarit  Von  hier  gehen  sie  naoh  Be- 
Vision  nnd  Bearbeitang  an  den  Klassenlehrer,  werden  von  diesem 
anf  ihre  Vollsthligkeit  geprdft  nnd  weiter  in  der  Elassenmappe 
aufbewahrt. 

Die  einaelnen  von  den  Sohnlintsn  naoh  einheiÜiehem  Mnstw 
naammengestollten  Besirhstabetlen  der  Oberwachungssohttler  werden 
im  Jahresbericht  in  einer  Gesamttabelle,  naoh  Symptomgruppen 
nnd  Klassen  geordnet,  additionell  vereinigt.  Um  diese  additioneile 
Zusamiiieufa.ssung  zu  ermüglicheu,  war  es  zunächst  nötig,  eine  ge- 
meinsame Klussifikation  von  schuldiagnostischen,  symptomatischen 
Einheiten  hezw.  Sympt  Miigruppen  zn  veroin[)!iren.  Einbeiteu,  welche 
den  patholoo-ischen  GesumtzustaDd  des  L'ntfrsuehten  bezeichnen,  sind 
ü:ibMi  nicht  immer  erreichbar.  Man  niuiste  deshalb  auch  solche 
wählen,  von  denen  bei  einer  Person  mehrere  vorkommen  können. 
Um  aber  anoh  die  Peraonenzahl  der  Überwachnngsschüler  verwerten 
an  können,  wurde  diese  bei  jeder  Tabelle  besonders  festgestellt  und 
am  Kopfe  derselben  angegeben  (of.  Ifnstsr  der  Bezirkatabelle  Nr.  6). 

Diese  Einführnng  gemeinsamer  nnd  dadaroh  additionsfähiger 
aaalytisoher  Elemente  bezw.  einer  vereinbarten  Klassifikation  Ton 
sohnidisgnostisi^en  Einheiten  dürfte  anoh  nOtig  sein»  nm  das  ge- 
samte sohnldiagnostisehe  Material  im  Lande  nntabringend  Terarbeiten 
an  können,  nnd  millsten  in  dieser  Beaiehnng  die  Leiter  der  sohnl- 
irstUohen  Betriebe  eine  Einigung  hersnstellen  snohen.  Anf  dem 
Namberger  internationalen  sohnlhygienisohen  Kongrefs  trat  anoh 
Prof.  Dr.  B0OBBL,  Statistiker  der  Stadt  Nflmbeig,  für  dieses  bei 
uns  schon  seit  drei  Jahren  angewandte  Prinzip  ein.* 

Unsere  gemeinsame  Klassifikation  der  Symptomgruppen  wurde 
dadurch  gewonnen,  dafs  ich  im  ersten  schulärztlichen  Betnebi^jahre 
sänntliche  Schul ftrzte  nach  freiem  Ermessen  diagnuatuieren  liefs. 
Dann  wurden  (lio>e  dias'DOstiscIien  Einheiten,  die  noch  viele  sub- 
jektive Versohiedeuheiten  zeigten,  m  der  äohularztkuuferenz  auf  die 


*  BüCHBL  fordert  in  seinen  LeitsStsen:  „Die  Zählangaeinheit  soll  einefieite 
die  «iniehie  KranUMitsfonn,  anderaeiU  daa  einselne  Individonm  sein." 

24* 


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228 


826 


jfltit  im  gemeinaamen  Gebnuoh  liefindliohe  Typenreilie  unasrar 
Tabelle  redosiert  Unsere  Klassifikation  ist  demnaoli  rein  aposte- 
riori  ans  dem  lokalen  Betrieb  heiansgewaehsen.  Sonstige  er- 
widinenswerte  Symptome  werden  eyentaell  in  einem  Ankang  aook 
SQmmariBck  angegeben. 

Was  das  VerkAltnis  nnaerer  ScbnlArzte  zn  den  Eltern  nnd 
praktisüben  Ärzten  im  speziellen  betrifft,  so  befolgen  wir  folgende 
Grundsätze: 

Der  Schularzt  beschränkt  sich  darauf,  den  Eltern  eine  Formular- 
mitteiluDg,  die  vom  Rektor  gegengezeichnet  ist,  über  den  Gesund- 
heitszustand ihres  kranken  Kindes,  unter  Angabe  der  Diagnose,  zu 
machen.  Er  gibt  dabei  auch  an,  welche  .spp/ialärztliche  liehandlung 
eventnell  aufzusuchen  i?t.  Die  Wahl  des  behainleludeii  Arztes  bleibt 
aber  durchaus  den  Eltern  überlassen.  Für  Unbemittelte  stehen  zahl- 
reiche UniTersitäts-Polikliniken,  städtische  Krankenhaos-Polikliüikea 
sowie  Privat- Polikliniken  anr  Verfügang. 

Die  Sohnlvers&umnisse  durch  Besuch  in  der  Wohnung  d^r 
Eltern  seitens  des  Schularztes  feststellen  au  lassen,  ist  bei  uns  oieht 
eingeführt,  da  dem  Sohnlarat  nioht  genügende  Befugnisse  zn  einem 
Hanabesneh  bei  den  Eltern  anstehen  nnd  es  sieh  hier  mehr  um  eine 
poliaeiüehe  Saehe  handelt. 

Die  Eltern  anm  Besoeh  in  der  Spreohstnnde  anfsnfordem»  ge- 
schah bisher  ebenfalls  nickt»  jedoch  steht  fUr  mUndlieke  Rat> 
sehläge  allgemeiner  Art  der  Schularzt  in  seiner  hftnslicben  Sprech- 
Stande  stets  anr  Verfügung.  Wir  wollen  in  dieser  Frage  noch 
weitere  Erffthrnngen  abwarten  nnd  stehen  derselben  nickt  ablehaend 
gegenaber. 

Was  die  Beteiligung  nnd  naraentliob  das  Schreibwerk  der  1  ehrer 
und  Rektoren  bei  dem  scbulärzLlichen  Dienst  betrifft,  so  erwuhnte 
ich  schon,  dai'd  die  Klassenlehrer  die  schriftlichen  Eintragungen  bei 
den  Messungen  und  W^ungen  ihrer  Klasse,  die  während  der  Unter- 
richtszeit stattfinden,  einmal  im  Jahre  vornehmen.  Im  übrieen 
macht  der  Klassenlehrer  noch  nm  Ende  des  Schuljahres  einige  kleine 
Eintragungen  über  Ortsveräuderungen,  VersetzoDg  der  Schüler  in 
der  Klassenliste  der  Uberwaohungsschüler. 

Für  die  Klassenlehrer  der  LernanfOnger  tritt  hinzu,  dais  sie  bei 
der  Untersuchung  derselben  anwesend  sein  müssen,  wozu  drei  Standen 
nötig  sind.  Etwaige  Scbreibhilfe  leisten  sie  aber  kier,  da  der  Sohol- 
aizt  stets  anwesend  ist»  durchaus  freiwillig. 

Für  die  Rekloren  tritt  nock  folgende  besondere  Arbeit  hiosn; 


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m 


Sie  Miehnen  als  Vertreter  der  Sohnlrerwaltimg  die  eehnlttntliebe 
Mitteiloog  an  die  Eltern  mit;  sie  geben  bei  Beginn  jeden  Scbnl- 
jebiQB  dem  Sebnlarste  die  Beetandaiffem  der  einseinen  Klassen 
an;  sie  geben  dem  Scbniarst  monatliob  die  Namen  der  ans  der 
Ellaase  im  Lnnfe  des  Jahns  anssebeidenden  Oberwaohuugsscbaler  an, 
damit  er  danaeb  seine  Bestandlisten  korrigieren  kann.  Alle  sonstigen 
sobriftlich«!  Arbeiten  der  Bektoren  gesobeben  niobt  im  direkten 
loterease  des  eobnlftrstlioben  Dienstes,  sondern  im  AnschluTä  an 
sanitfttspolizeiliche  VerordnungeD. 

Da  die  Tätigkeit  der  Schulärzte  mehr  eine  hygienische  und 
propLylaktiiclie  seiu  soll,  so  werden  von  ihueu  die  Diagnosen, 
namentlich  spezialistische  Diao*nosen,  immer  nur  so  weit  gestellt,  ala 
es  für  den  Schulzweck  lezw.  für  die  Arzte  belbbt,  als  die 
BeL;in(llung  nur  verraittelnde  Uberw  acliuni^särzto,  notwendij^  ist. 
Dio  geuauereu  Diagnosen  und  Untersuchungen  werden  dem  he- 
handelnden  Arzt  bezw.  Spezialar^:!  überlassen;  insbesondere  bei 
Untersuchangen  der  Sinnesorgane  (Auge,  Ohr)  heschränkt  sich  der 
Schalarzt  auf  eine  einfache,  aber  für  den  Schulz  weck  genügende 
Vorprüfung.  Für  genaue  sppzialistische  Untersuobnngen  fehlt  dem 
ficbolarzt,  welcher  die  ärstliobe  Gesamtüberwaobnng  an  versehen  hat, 
niobt  nur  die  Zeit,  sondern  anob  Übnng  nnd  anareiobende  KenDtnia. 
Aneb  den  Klasaenlebiem  ist  Gelegenbeit  gegeben,  eine  einfaobe 
Vorprflfiing  der  Sebsehfirfe  in  einbeitlieber  Weise  TOrsanebmen,  in- 
dem in  jeder  Klasse  ein  OoHNSobes  Hakentäfeleben  vorbanden  ist 
Verdflobtige  Soboler  ftberweiaen  dann  die  Lebrer,  welobe  täglieb 
Gelegenheit  beben,  die  Kinder  an  beobaebten  nnd  infolgedessen  oft 
sebr  anverlfisstg  nrteilen  können,  in  die  Sobnlspreobstnnde  des  Sobnl- 
arstes  behnfs  weiterer  Feststellung  nnd  Veranlassung.  Diese  Uitarbeit 
der  Lehrer  ist  selbstverständlich  auch  eine  durchaus  freiwillige. 

Unser  Formular  ^Mitteilung  au  die  Eltern"  enthalt  auf  der 
Rückseite  einen  Vordruck,  in  welchen  der  behandelnde  Arzt  seinen 
Befund  und  seine  Anordnung  eintragen  kann;  dieser  Schein  kommt 
danü  durch  die  Ekern  und  Lehrer  wieder  an  den  Schularzt  zurück. 

ir  hoOen,  dufs  diese  im  letzten  .lubre  hier  eingeführte  Einrichtung 
dazu  dienen  wird,  uns  bestimmte  Anhaltspunkte  zu  geben,  in  welchem 
Mafae  auf  Grund  der  schulärztlichen  „Mitteilung  an  die  Eltern" 
ärrtliche  Hilfe  in  Anspruch  genommen  wird.  Es  ist  dies  um  so 
wertvoller,  als  dadurch  derjenigen  Kritik  begegnet  werden  kann, 
w  elche  bisher  dns  Fehlen  derartiger  Feststellungen  in  meinem  Jabres- 
beiiobte  an  dem  falaoben  Urteil  verleitete,  dafs  bier  in  besng  auf  die 


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230 


828 


faktische  Rehnndhing-  der  Scbüler  gar  nichts  geschehe.  Nfich  Ansicht 
unserer  Schulärzte,  praktischen  Arzte,  Kassenärzte  mit  Familienbehand- 
lang  usw.,  sowie  ieiteoder  Ärzte  der  hiesigen  öfTentiichen  und 
privaten  Polikliniken,  kommen  mindestens  zwei  Dritiel  derjenigen 
Kinder  in  ftntliohe  Behandlung,  über  welche  eine  flchulärztliche 
^Mitteilung  an  die  EUern**  gelangte.  Dafs  dies  auf  die  Gesnndheit 
der  Schuljugend  von  grofsem  Einfluls  sein  wird,  steht  wohl  für  jeden 
aofaer  Zweifel.  ALlerdiDgs  kann  dteaer  Nutxen,  da  es  sieb  doeh 
meist  um  krankbafte  ohronisohe  Zohtande  und  Defekte  handelt,  oft 
eist  naeh  Jahren  dentlioh  erkannt  werden. 

Dm  die  yorgeschriebeoen  ftnttioben  Anordnungen  auch  fbr  Ud* 
bemittelte  dnrahfahren  an  kooneu,  kommt  nns  die  Sebnlrerwaltiug 
nnd  Armenverwaltung  mit  ihren  Fonds  bereitwilligst  zn  Hilfe.  Die 
Bewilligungen  dieser  Verwaltungen  erstrecken  sich  auf  Brilfea, 
Gipskorsette,  Stahlsohient^nkorsette,  besondere  Sitzeinricbtnngen  nach 
schulärztlicher  Angabe,  Aufnahme  in  da.«  ländliche  Genesuugsbeini 
der  Stadt,  Verabreichangen  von  Milch,  bauliche  Auderuugen  Dach 
schulärztlichem  Antrage  usw. 

Geeignete  Kinder  für  die  Ferienkolonien  werden  von  den  Schal- 
ärzten den  Rektoren  vrn  L-f  ^■chIageo.  Ebenso  wirken  die  Ärzte  mit 
den  Lehrern  zusammen  bei  Au<?wahl  der  Teilnehmer  an  den  Stotterer- 
kurseo,  welche  dann  noch  spezialistisch  in  der  Ohren-  und  Kehlkopf- 
abteilung des  städtischen  Allerheiligen- Hospitals  untersucht  werden. 
Auch  an  der  Überwachung  der  Brausebftder  in  den  Schulen  beteiligt 
sich  der  Schularzt. 

Die  Dispensation  vom  Dnterricht  auf  schulärztlichen  Antrag 
wird  stets  nur  im  Einverstllndnis  mit  dem  Lehrer  durchgeAlhrt» 
sofern  es  sieh  um  geistige  Zustande  bandelt.  Aueh  die  Zustimmnog 
der  Eltern  wird  meistens  erst  bei  Auüsobliefsung  Yom  Dnterriebt  ein- 
geholt» sofern  die  krftnklichen  Kinder  nicht  fdr  die  anderen  Sohnl> 
kinder  eine  Gefahr  bilden.  Im  letateren  Falle  ist  das  vom  Stadt- 
anst  bestätigte  Votum  des  Schularztes  fOr  die  Verfüg  ung  der  Sohnl- 
deputation  allein  mafsgehend. 

Was  die  hygienisobe  Fttrsorge  in  baulichen  Angelegenheiten 
der  Schule  sowie  bezüglich  des  Schulinventars  betrifft,  so  bescbrSnkt 
sich  der  Schularzt  darauf,  diesbezügliche  Schädlichkeiten  beim  Schul- 
betriebe festzustellen  und  darüber  zu  berichten.  In  welcher  Weise  hier 
abzuhelfen  ist,  wird  namentlich  bei  huun/.iell  bedeutenden  P asien  lO 
der  Schuldeputation  unter  Beteiliirung  des  Stadtarztes  und  unter  Zu- 
ziehung von  Sachverständigen  des  städtischen  Bauamtes  bestimmt 


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829 


231 


Alle  Plttne  Ton  Neabanten,  grOlsereD  UmbanioQ  usw.  gelangon  tot 
ihrer  AusfflliniDg  snr  Kenntnis  der  Sobaldeputation,  wobei  dem 
Stadtant  Gelegenheit  geboten  ist,  bygienisobe  Gntndflätze  m  Geltang 
an  bringen.  Derartige  banliobe  Fragen  lassen  rieh  für  einen  grofsen 
Betrieb  nur  in  einer  {centralen  Verwaltnngsinstans,  wie  es  die  Sobnl- 
deputation  ist,  nicht  aber  dnreh  den  einseinen  Sohnlarzt  nach  dessen 
subjektivem  Ermessen  sweehmft&ig  nnd  einheitlich  regeln.  Der 
Schularzt  8oll  in  einem  grofsen  Betriebe  eben  mehr  Sohülerhygie- 
niker  wie  Bauhygieniker  sein.  An  den  jährlichen  Besicht  ig  uugeu 
der  Schulen  durch  das  städtische  ßauumi  nimmt  der  Schularzt 
jedesniul  teil. 

Bei  vorkoramenden  Diphtheriefiillen  knnn  der  Rektor  die  Des- 
infektion der  Klasse  durch  dus  stiidtisclie  Desmfektionsamt  sofort  an- 
ordnen. Der  Schularzt  erhält  Kenntnis  von  jeder  meldeptiichtigen 
Krankheit  in  der  Klasse,  um  weitere  hesondere  Anoidoungen  sofort 
beim  Stadtarzte  beantragen  zu  können. 

Za  obligatorischen  hygienischen  Vorträgen  tüt  die  Lehrer  ist 
der  Schularzt  nicht  verpflichtet.  Wir  hoffen,  mit  freiwilligen 
Krftften  in  dieser  Beziehang  bei  der  grofsen  Zahl  unserer  SchnlArate 
«»ankommen  nnd  halten  irgendeinen  Zwang  fttr  schädlich. 

Physikalisohe  nnd  chemische  ünteranchnngen  im  Dienste  der 
Sehnlhygiene  (quantitative  Lichtbeetimmnngen  osw.)  besorgt  vertrags- 
mäfirig  das  hygienische  üniverritatsinstitni 

Es  ist  demnach  bei  nns  in  jeder  Beaiehnng  für  geeignete  Krftfte 
im  schnlhygienischen  Dienste  gesorgt.  Die  Einheitlichkeit  des 
Dienstes  ist  dnroh  genügende  ZentraliriemDg  gesichert.  Der  Gmnd- 
sats  „nicht  sn  wenig  nnd  nicht  sn  vieP  wird  mit  Aufmerksamkeit 
gewahrt. 

Die  Grenzau,  die  dem  Schularzt  in  seinem  ärztlichen  Handeln 
gezogen  sind,  ergeben  sich  aus  ihrer  besUiiimtea  Relation  zum  Sfhnl- 
zweck.  Es  wird  dies  ausgedrückt  am  besten  durch  die  Worte: 
1  w  achung,  aber  keirif^  Behandlung.  Hiermit  beantwortet  sich  auch 
die  Krage,  ob  Spezialärzte  angestellt  werden  müssen,  Wo 
lediglich  Spezialärzte  (Augenarzt  und  Ohrenarzt)  angestellt  sind,  ist 
selbständiger  Dienst  dereelben  wohl  zweckmäfsig,  aber  etwas  hygienisch 
Unvollständiges.  Wo  aber  Schnlftrzte  angestellt  sind,  welche  einen 
systemaüsoh  geordneten,  hygienischen  Gesamtdienst  in  der  Schule 
zu  versehen  haben,  kann  der  Spezialarzt  nicht  als  selbständiger 
Sehnliarzt  eingeschoben  werden,  sondern  es  kann  nnr  ein  Dienst* 
verhAltnis  durchgeführt  werden,  bei  welchem  der  Schnlarst  den 


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232 


830 


eigentlichen  regelmilBigen  Dienst  in  der  Schule  hat»  dem  Special* 
arzt  aber  die  geei^eten  Fälle  vom  Schularst  in  seine  Wohmui^ 
ftberwieeen  werden.  Die  Schale  aber  noch  in  selbständige  speaml- 
ärstliehe  Gebiete  mit  selbständigem,  spezialärztlichen  Dienst  ein- 
zuteilen» wQrde  dem  Zweck  der  Schulhygiene  nicht  entspieoheo. 
Bei  einem  Behnlftntlicbeo,  spesialistiBohen  Dienat  kftme  natöigemlfii 
immer  mehr  die  ftrstliehe  Behandlung  der  Sohfller  in  den  Vorder* 
grund.  Sobald  aber  die  Behandlung  der  Sohfller  Ton  der  Sohul« 
▼erwaltung  obligatoriseh  in  die  Hand  genommen  wird,  erCfiiet  «ch 
nieht  nur  ein  grolaee  Gebiet  fflr  Konflikte  mit  den  piaktisohfln 
ÄrsteUi  sondern  es  würden  anoh  die  Bedite  der  Eltern  mit  Bosug  aof 
die  an  genehmigende  Behandlang  ihrer  Kinder  in  emstlioher  Weise 
angegriffsn  und  Terletzt.  Was  speaiell  die  Angen  der  Schulkinder 
betrifft,  so  bat  hier  gewifs  die  Schale  eine  besondere  Verantwortlich- 
keit. DieSchulverwaltun^'  könnte  ihren  diesbezüglichen  Verpflichtuni:en 
zweckmälsig  dadurch  üuchkommen,  dafs  sie  etwa  alle  zwei  Jahre  m  den 
einzelnen  Klassen  Augenuntersuchungen  durch  einen  von  ihr  beauf- 
tragten Augenarzt  machen  läfst,  der  nur  die  nötigen  Fest^tellnngen 
und  Vorsehlfii^e  zu  raaclirn  ]iat.  ohne  in  hezug  auf  die  liehandlung 
einen  Zwang  auszuuhf^n  Aimliche  penodi.srhe  Kontrolluntersuchungen 
könnten  auch  anderen  Öpezialärzten  übertragen  werden.  Auch  die 
ßnanzielle  Belastung  der  Gemeinden  würde  durch  die  zu  starke 
Beteiligung  der  Spezialärzto  eine  bedeutende  sein.  Alle  diese 
Schwierigkeiten  mOiateD  nur  dazu  beitragen,  die  Oiganisatioa  des 
schulärztlichen  Dienstes  derartig  7,n  koraplisieren  und  zu  ▼orteueni, 
daüs  die  Gemeinden  vor  weiterer  Einführung  von  Schulärzten  zurück- 
schrecken wfirden.  Soll  die  sehulAratliehe  Institution  eine  allgemeine 
Verhieitnng  gewinnen»  so  muls  sie  Tor  allem  aieh  in  Giensen  be- 
wegen, die  nicht  Aber  den  Zweck  der  Sohnle  hinaufgehen,  und  an 
einer  einfachen,  nicht  su  kostspieligen  Form  des  Dienstes 
haltsn.  Hieran  hat  uns  das  Wiesbadener  Dienstsohema  ein  erprobtes 
Muster  gegeben. 

Balh  die  Erfolge  der  Schulhygiene  aunlohst  tou  einem  gut 
organisierten,  die  G^mthygiene  der  Schule  umfiMSendeii  schulirst- 
liohen  Dienste  abhängen,  steht  wohl  aufser  Zweifel.  Die  Ein« 
richtuDg  eines  solchen  raufs  daher  zuerst  erstrebt  werden,  ehe  man 
an  Spezialfragen  berangeht  bezw.  für  den  spezialärztüchen  Anscblufs 
sorgt.  Der  re£relmäf8ige,  dem  Schulzweck  genau  angepaüste  allgemeine 
ärztlicho  Dienst  mufß  die  B;isi<*  bilden  für  ein  gutes,  geschlossenes 
System  des  schulärztlichen  Dienstes,  d.  h.  eines  Überwachungsdienstes, 


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233 


welcher  sich  bis  auf  jeden  einzelnen  Schüler  entreckt»  jedoch  die 
ftrztliche  fiehandlnog  nicht  aasübt,  sondern  dieselbe  nur  naeh  jeder 
Biohtnng  zu  yennitteln  imstuide  aein  aoll. 


1. 


Anfttahine-UntersachuiigssclieiB. 

de  Schiller 
geboren  em 
Scbnle  Nr. 
Elaste 

Tag  der  Üntersnebiuig 
Sebidant  Dr. 


(  m.;  w.O 


w  =  weiblioh 


Kb». 

Schule 
(Nr.; 
a?ang.;k*) 

■ 

Gewicht 

Länge 
(cai) 

Bruat- 

umfantf 
(durch 
Ant;  cm) 

Ue«  JbLiasseo- 
lehren  und 
ereil  luetl  oaa 
Arztes 

1 

1.  Sohuyalir 

8.  . 

4.  n 

«.  » 

— 

«.  • 

7.  . 

In  ÜhwwadiiiBg  gemmnen? 


Aotnig  auf  ZurüclutelluDg  für  1  Jahr? 


ja»  nam. 


ja,  oem. 


(Z«te«iiMid««  antenttelehea.) 


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234 

BSekirito  WH  1, 

Allgemeiner  Krifteiaitand  (HnakaUitiir)^:  ^t,  mittel,  icUecbt.' 
ZSbne  «=  gnt,  mittel,  echieobt. 

Allgeneine  geistige  BeschafflenheiiaBOfiiMl,  inr6«kgebliebeii, 
Mtgeborener  Defekt. 


normal 

(—  1 ) 

•normal,  in  welcher  Weise? 
^i/nroniicne  Aaecanae  nna  i/eiflKVe) 

x> 

y       nji  t  U.Lt_L--            /T\— f  -  _ 

ADocDeni^neiii  ^ueiomx* 
tfiten) 

a. 

Cbron.  KDocbenkrenkbeiten 

8. 

Allf.  Konititatton  und  Blut* 

UrBCiJHljeDlK^Ib  ^01llWmlll^ 

Hieichsucht  uew.) 

4. 

(cnron.  Hautkrankheiten) 

Drünen  unter  der  fiaiäereo 

Haut 

6. 

Munu-,  Kachen-  und  .Nanen- 
schleirobaut  i^udcuoiduVege 
tation  usw.) 

1  SehvermÖKen 

8. 

Zustaud  des  äufscren  Aages  | 

9. 

.... 

Honrermogen 

10. 

Zaatftttd  de«  aurseren  Gehör- 
gangf  (Ohrenflttüi  uiw.)  i 

Sprache 

IS. 

Zattand  der  Langen 
(Spitzenkaterrh  niw.) 

13. 

Zustand  de«  Uersene 
(Uenfebler  ntw.) 

14. 

Organe  der  BauebhSble 

1&. 

1  Znatand  des  N«rrentj«ien« 

(Chorea  aaw.) 

16. 

Körperltehe  Bntwieklnngs- 

fehler  (Hernien  usw.) 

Pareeitetk  | 

Eventuelle  Geeantdiagnote: 


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833 


VbeiWMliiiDgMeheln  Kr. 


( 


235 


Piapnose:  

Id  ÜberwacbuDg  genommen  am: 


Ani  der  ÜberwiflhttBg  estlftiwii  am: 


Aafnabme  in  die  8ohQlmTelidenli«te 


1 

S 

S 

j= 
E  « 
o  E 

es  j- 

Name 

ünter- 

Feststellangen« 

%  c 

o 

>  c 

bO  m 

enobimfi- 
Tag 

Jahr 

■ 

Antrftgei 
AttiffibruDgen  niw. 

a  C 
s  *~ 

IS 

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»et 

des 
Schal- 
arstee 

1 

1  1 

1 

"  '  !"  V 

\  1 

!  1 

8. 


KUttseiliste  der  Oberwaehnngsseliiler 

Knaben  | 


der  Klasse  Sehole  Nr. 


ey. 
kftth. 


Nicht' patsrntlet 


Schnlant  Dr.  ....Klassenlehrer  Jahr. 


»r. 

1 

Name 

|ln  die  Liste 
eingetragen 
amt 

Bemerkung  dei 
Sohalarstes 
(Diignoee,  Anweiinag) 

Beoierining 
dee  Lehrers  am 
JahreneUolii 

Bfiekseito  ra  S.  Klasseiiliste  Uber 

sonstige  za  berücksichtigende  Schaler  der  Klasse  (SchalinYalidit&t) 


Kr. 

Name 

In  die  Litte 

eingetragnen 
am? 

Bemerkungen  det 

Sch  ularztes 
(Diafrnose,  Anweisung) 

BemerkttDg 

dos  Lehrers  am 
Jahresschlufs 

1 

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236  m 

^  Sckalärxtiiclie  Mitteiliing  an  die  Blt«ra. 

An   ™„  


StraÜBe  Nr.. 


Die  von  dem  Magistrat  zu  Breslftn  angeordüete  scholftrztliche  Unter- 

suclmng  des  Kindes   ^   

Schule  „.      Stralse  Nr.  Klasse  

hat  ergeben,  dafs  es  an   „       


    leidet. 

Im  Interesse  des  Kiodes  und  der  Sehlde  ist  deshalb  nOtig,  dafs  es 

in  ärztliche  Behandlung  tritt 

Breslau,  den  ^190  . 

Der  Schalrektor.  Der  Schalarst. 


Anfragen  und  Uitteilangen  dtt  behandelnden  Arzte«  an  den  Schularzt 
werden  g&ra  berficlnichtigt 

Bilolcwite  la  4. 

Lediglich  Zählblatt  fOr  den  Schalarzt. 
Der  hrhnndoindp  Arzt  wird  im  statistiscben  Interesse  ergebenst  gebeten 

um  AnsfiiiiunL'  tolgcuder  Babriken: 

Diagnose :  

Verordnung :   — . 

Breslan,  den   190  . 

Der  behandelnde  Arzt  Dr  

Der  Sperialarzt  Atr  — 

Dr,  

Die  £ltem  werden  im  Interesae  ihrea  Ktnd^  gebeten,  diesen  Zettel  nach 
Ausfüllung  dnrcl)  dt»n  hehandelnden  Arzt  dem  Herrn  Klataealohror  inridi- 
suliefem,  damit  dieser  ihn   len  Schularzt  übergeben  kann. 

5.  Wij^^oag»-  und  Messnogstabeile. 

(Abnmdang  anf  V«  kg  beaw.  1  cm) 

Knaben-  „  .  .  «    #.  »t 

der  Klasse          ev.  kath.  - -~— — Schule  Nr   -Stralse  Nr.  

Mftdcben- 

AnsfQhmng  am«.  ^„.„„^  ^^.^  

Vorbemerkungen  für  den  Klassenlehrer: 

1.  Die  ^Yägungen  und  Messunceu  der  Schalkinder  sind  in  den  Mooatea 
Januar  bis  März  zu  erledigen. 

2.  Die  Schulkinder  sind  im  Interesse  statistischer  Berechnongen  ttdi 
Semeetern  der  Gebartsjahre  (JanaarJad  und  JnU-Denmbff) 
grappemveise  einsiitragen.  Die  jflngeren  Semester  kommen  dabei  ie 
der  Beihenfolge  zoerst. 

3.  Diese  Semestergruppen  sind  in  den  beiden  letzten  Yertikalspalt^n 
dorch  eine  Qnerlinie  abzogrenzen  nnd  ist  Uber  diese  Linie  die  Summe 


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835 


237 


und  der  Dorehscbrnttswert  (Summe  dividiert  dordi  Zahl  der  Schul- 
kinder)  fOr  Lisge  and  Gewidit  der  Gruppe  hinznschreibea. 

4.  Die  WägTin^s-  und  Mcssangsrcsultate  sind  aufs  er  dem  auf  dem 
AufDahme-Untcrsüchnncr^'^rhpin  (Kopfbogen)  jedes  Schulkindes  in  die 
TOrgedruckte  Rubrik  eiui-utrageQ. 


Soholjabr  19 


Nr. 

IZu-  und  Vornamen 
(nach  Geburtssemestern 
geordnet) 

Geburts- 
tag 

(ll«M»«nd 

Gewicht 

« 

Brust- 
umfang 
(durdk  Artt) 

om 

•Summen 

dar 
Semeater- 
gmppen 

Dnrch- 
Bchnitte 

der 
Seoeatei^ 
gmppas 

cm 

WieTiel  Schulkinder 

fehlten? 

Unterschrül  des  Scbukntes:  Unterschrift  des  Klassenlehrers; 

^  Sttdtiieke  8«litlTerwaIti]ig  in  Bmki. 

Fragebogen  an  die  Eitern  betreifend  das  Rind 

Sehlde   .,..♦.♦.„♦..♦... — .............  StnUse  Nr.............^............. 


1. 

Neine  des  Yrnkeii  oder  yertretera:  1 

1    ■ 

2.| 

Wohnung : 

1  

3.! 

Geburtstai,'  ch  g  Kiudea: 

4. 

In  welchen  Lehensjahren  hat  das 
I    Jünd  Krankheiten  und  welche 
dmrdigeinaebt? 

iVVurüen  dauernde  schädliche  Folgen 
dftTOB  beobaobtet? 

6. 

iHat  das  Kind  Verletzungen  mit 
|dMemde&  Folgen  dnrebgeniMht? 

1  / 

7. 

Ist  das  Kind  sohwerbMg? 

Ist   das    Kind   korssiohtig  oder 
•diWMhaiehtig? 

1 

Hat  das  Kind  sonstige  Gebrechen 
nnd  Sohwidien? 
(Krämpfe  uaw.) 

la 

Waon  lernte  die  Kisd  timlien? 

Im  Interesse  des  Kindes  behufs  Berücksichtigung  beim  üuternuht  werden 
die  Stteni  um  geneae  Antworten  gebeten. 


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238 


(Muster.)  ''ührlifh  v"m  Scbularzt  für  den  GesanujubreHberichL  eiUiureichcn.) 

7.  Tabelle  clci  L  bi  i  vvacüuiigHsrhiiler  des  Schnlarztheselrk««  12  aacli  Klassen  geordnet 

(ieBaiiitZMhl  Her  Schüler:  Knnbon  777,  Mädchen:  UK)7,  zuaanimen  17M. 
(.irsamtxahi  der  Oberw&cbuii^'^ArhüIrr:  KnJibcn  34,  Mädchen  :{6,  iii^ammen  60. 


Vereintwrte 

Syniptomgruppon 
(Aasabi  pro  Ki«««e) 


Knaben 


K  I  K  9  s  e  : 


M  ä  (i  c  h  0  n 


Klasse: 


Adenoide  Vegetationen . . . 

Anioiie  |j  1 

Asthma  })rünt;hiiile  |  — 

Augetikrankheitcu,  entzfindl.:  i 

JiirideliauL  I  — 

Hortihaat  

Lid  

Tracbom  

Bettniasen  

Blase[il)e.sehwerden(ezkl.B6tt- 

näasBu )  

Chorea  minor  (TeiUtans) . . . 
I>rfi8enaBS(  hw(.>llurigou  (nnter 

der  äufscrcn  Haut)   

Epilepsie.  

Goistif^e  Schwäche  

ÖeUMikftkraiikii  njren : 

eutzüudlichü  

FoIf(ezttstände(Ankyl.  etc.) 
Hörverin(>^oii  (horiibf^eeetztea) 
Hül'tgekiiksverreukuug  ^angu- 

borene)  

Hautknill kiieiten  (chronische) 
llautpara»Ueu .  KupriauäC . . . 

Krätze  

Ha.sensrhiirto  u.  Wollsrachen 
IlerzfeliKr  (organischer)  .... 

llyfctcric  

Katarrh  d.ob.  LuftwegeCchron.) 
KnoclK-iierkiankungen: 

euUüadiiche  

FolgezttstiUide  (Terkrüm- 

mungen  uew.)  

JI£ropf  

LSbmungen  

Leütenbruch  

LungOTif  pitzenkatarrh  

JiUiigeiJtui>erkulosü  (diÜuac)  . 
Ilapen-Dirinkatarrh  (chron.). 

Nahclhnich  

Ny»Lagmutt  ^Aug«?uziiLcru)  . . 
Ohrenflufs  

O/aclia  

ßacliitiä  •  

Schielen  

SchiefbaU  (muskulär)  

Schreil)ki  finipf  

fc>ehvermogi3u  (herabgebcUtej») 
Scrophuloftis  univeraalia  .... 
Stottern,  >^taiiimeln  


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Aitintxt  Jlitttiliinseii. 


Nene  Schulärzte.    In  Karlsruhe  in  Baden  wurden  vom  Stadtrat 
3000  Mark  im  BIntwnrfe  des  nächstjährigeo  Voranschlages  für  einen  Schal- 
arzt vorgesehen.    Die  Anstellang  selbst  soll  erst  nach  Genehmigung  des 
Yoransehlag««  Torgenoinaien  werden.  —  Rheine  bei  Dortmund  hat  die 
Anstellnng  von  Sehnlänsten  in  Anesicht  genommen.  —  Anch  Anebeeb 
soll   demnfldnt  einen  Schularzt  für  seine  Volkssehulen  erhalten.  -  In 
Gittersee  (Kreishauptmannscimft  Dresden)  kam  man  bei  Beratung  der 
SrlHilarztfrape  in  der  Schul vorstandssitzang  überein,  von  der  Anstellung 
eines  Schularztes  abzusehen,    aber  alle  im  Frühjahr  schulpHichtig  ge- 
wordenen Kinder  im  Herbst  untersuchen  zn  lassen,  auiscrdem  die  Kinder 
des  vierten  Scbaljahres  im  Februar  (von  wem?  Ü.  R.).  —  Mährisch* 
Ostrsn  bst  in  der  letzten  Oemeindeeoeecbnftsitznng  die  proTisorische 
EiofiBhmng  des  scfanlftrztlicfaen  Dienstes  an  den  beiden  dentachen  ToUo» 
und   Bürgerschulen  im  I.  Bezirk   für  das  nächste  Schuljahr  beschlossen, 
und  gleichzeitig  sind  die  beiden  Stadtärzte  damit  betraut  worden.  Sollte 
sich   dieser  Dienst  als  leicht  durchttihrbar  erweisen,  so  wird  er  später 
an   allen  städtischen  Schulen  eingeftJhrt.    Überdies  besteht  bereits  an  der 
israelitischen  Volksschule  die  schulärztliche  Untersuchung  der  Kinder  und 
am  MAdchenlysenm  ist  seit  seinem  Bestand  der  schnlMlicbe  Dienst 
organisiert  nnd  wird  dnrch  die  Doktoren  Kleik,  Bbbnnkb  und  Kbumanv 
in  mustergültiger  Weise  nnentgelUich  besorgt.  —  Die  Gemeinde  Il?ers- 
gehofen  (Regiemngsbezirk  Erfurt)  hat  einen  Schularzt  angestellt,  wie 
nnna^ir  aus  der  Veröffentlichung  seines  Jahresberichtes  ersichtlicli  wird.  — 
Die  Stadt  Thorn  h-M  an  die  Regiertinfr  ein  Gesuch  um  Gt  \v  atiiniiL'  finer 
Beihilfe  behnfs  Ansiellung  von  Schulärzten  gerichtet,  das  Muu&ieriuui  hat 
^ber  hieraui  eiueu  abschlägigen  Bescheid  erteilt.  —  Von  der  Stadtverord- 
meteoversammlnng  in  HoUminden  wurde  ein  Antrag  des  Msgistrats  an» 
genommen,  im  laufeoden  Etat  der  Bflrgersebnlkasse  die  Mittel  ÜBr  An- 
stelluDg  eines  Schularztes  und  zweier  Schulzahnärzte  einzustellen.  Der 
Antrag  fand  bei  der  Mehrheit  der  Versammlung  volles  VerstAndnis  und 
wurde  von  ihr  mit  Dank  für  die  Anregung  des  Bürgermeisters  v.  Otto 
begrüfet.  —  Mannheim  hat  die  Stelle  des  neuen  Schularztes  an  Dr. 
Stephan Y  in  Heidelberg  vergeben;  die  Stelle  wird  bekanntlich  im  Haupt- 
amt mit  Ausschlufs  von  Privatpraxis  gefuhrt  und  ist  mit  lOüOO  Mark 
dotiert.    (Diese  Wehl  mnls  in  weiten  Kreisen,  besonders  aber  in  denen 
der  Lehrer,  Ärzte  nnd  Arbeiter,  grobes  nnd  berechtigtes  Befremden  her- 
-  Tormfen,  da  der  Gewählte  bis  jetzt  als  Schulhygieniker  durchaus  unbekannt 
ist,  während  ihm  ein  Kandidat  gegenüberstand,  der  sich  auf  diesem  Ge- 
biete durch  tachüge  Arbeiten  bereits  einen  Rai,  der  Uber  die  Grenzen 


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Deutschlands  hinanspeht ,  erworben  hat.  Der  Mannheimer  ,,VolJ:ssfimme'^ 
entnehmen  wir  hiernhcr  foli^M  ndo  Äufsening:  ,,Als  der  für  den  Posten 
eines  Schularztes  am  vor/üiliL  hsten  geeignete  Kandidat  galt  in  den  be- 
rufenen Fachkreisen  der  hiesige  prakt.  Arzt.  Dr.  Moses,  mit  dem  seitens 
der  StidtbehOrde  aneh  schon  vor  Monaten  Beziehungen  angeknüpft  worden, 
mf  Grand  deren  sich  Herr  Dr.  Uoan  erst  filr  den  Poeten  meldete. 
Herr  Dr.  Moses,  der,  wie  alleneits  nigegeben  wird,  nicht  nur  im  besten 
persönlichen  Anseilen  steht,  sondern  auch,  wtt  Wissen  und  Können  sowie 
praktisriir  Frfahning  anbelangt,  mit  in  der  vordersten  Reihe  der  hiesigen 
Ärzte  rangiert,  gilt  aufserdcm  im  Kreise  seiner  Berufsgenossen  als  Kapa- 
zität auf  dem  Gebiete  der  Schulgesuudheitspflege.  In  der  gewissenhaften 
Absolvierung  einer  ausgedehnten  Kassenpraxis  und  als  Armenarzt  ist  er 
in  innigste  BerBhrang  mit  denjenigen  Schichten  der  Bevölkerung  getreten, 
die  der  Volkssehnle  die  ZOfl^inge  liefern  —  mit  den  Arbeiteikreisen,  flir 
deren  sociale  Bedttrihisse  er  ein  feines  Verständnis  gewann,  das  inseres 
Erachtens  dne  notwendige  Grundlage  jeder  schulärztlichen  Tätigkeit  sein 
muh.  Herr  Dr.  MosRS  hat  gerade  die  sozirilc  Seite  der  Schulhygiene 
eitrigst  gepflegt  und  in  vielen  Piililikationeu  und  Vortratren  sich  einen 
wissenschaftlichen  Namen  auf  diesem  Gebiete  erworben.  Aulserdem  hat 
er  in  mchrjäitngcr  Zusammenarbeit  mit  dem  hiesigen  Stadtschul  rate  Dr. 
SioiOKOBB  sich  eine  gencne  Kemitnit  aUer  hiesigen  SehilTerhBltnisfe 
zu  e%en  gemacht"  Wir  halten  es  fbr  nnsere  Pflicht,  Herni  Dr.  Horbs, 
den  wir  als  Scbolhygienlker  fiberhanpt  nnd  als  Mitarbeiter  dieser  ZeiU 
Schrift  hochschätzen,  hier  Gerechtigk^  widerfahren  zu  lassen.  D.  R.)  — 
Charlotten  bürg  hat  eine  Schnllntin  angestellt  nnd  das  Amt  Frau  Dr. 
Stelzneb  übertragen. 

SchnlSPfie  in  Preufsen.  Die  Zeitschrift  „Gesitndhdtswesen  des 
preufsisciim  Staates  im  Jahre  1902''  enthält  folgende  die  Schularzteinrich- 
tung  betreffende  Bemerkongen: 

Die  Scholftnte  entfalten  eine  segensreidie  Tltigkeit,  die  sieh  auf  aUe 
Schnlangelegenheiten,  SdmleinriehtttDgen  nnd  die  SehnUdoder  selbst  er- 
streckt. In  bezug  auf  die  Zahl  der  neu  eingerichteten  Schnlarztstellen 
scheinen  allerdinjr;^  die  Fortsehritte  im  Berichtsiahre  nicht  erheblich  m 
sein;  in  einzelnen  Ikzii  ksberichtco  wird  der  besondere  S(  Imhirzl  in  kleine- 
ren Kreisen  für  „tibertlüssig"  erklärt,  da  die  Obliegenheiten  eines  solchm 
ebensogut  durch  den  Kreisarzt  eriüUt  werden  könnten.  —  Den  Schul- 
ftrsten  in  Greifs  wald  (Regiemngsbesirk  Stralsund)  wnrde  xora  Min 
das  YertragsverbUtnis  gekündigt,  weil  das  bürgeriiche  KoUeghun  einen 
wesentUoben  Nnlzen  in  der  Einrichtuig  der  Schnlarztstellen  nicht  zu  er- 
kennen yennochte  nnd  der  Ansicht  war,  dafs  wichtige  Angelegenheiten 
dorch  den  Kreisarzt  ihre  Erledifj^nng  finden  ktSnnten.  —  In  der  Stadt 
Danzig  smd  vier  Augenärzte  und  zwölf  Sclmlar/te  aneestellt.  Von  deü 
Augenärzten  wurden  alle  zwei  Jahre  sämtliche  Schulkinder  sowie  die  zu 
Ostern  und  Michaeiiä  neu  autgenommeoen  Kinder  bald  nacii  der  Auf- 
nahme nnteisBcht.  Die  Sebilinte  sind  Miti^ieder  des  Sehnlvoeslande» 
nnd  haben  die  An|gabe,  die  fllr  die  Gesiradheitspflege  in  der  Sehlde  er* 
ferderlichen  Maisnahmen  aoxnregen.  —  Charlottenbnrg  bat  zwölf  Schul- 
Irste  angestellt,  die  Ostern  nnd  Michaelis  jedes  nen  in  die  Scheie  ein- 


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tretende  Kind  onteniicheB  imd  einea  Ge&iiiidheiCBlx)g«D  tiisfeitigen,  der 
das  Kind  ivUireBd  der  Sdnheit  .von  Kluse  so  Klane  begleiteL  Jeden 
Monat  hilt  der  Arzt  mit  den  Rektor  und  dem  Klassenlehrer  eine  Sprech- 
^tnnde  ab,  nllc  Vicrteljrihre  mindestens  einmal  besncht  der  Schularzt  jede 
einzelne  Klasse.     Auch  die  ilufseren  SchnleinrichtungeD  (Baden,  Heizen, 
Reinii^en  usw.   untersteben  der  Beaufsichtigung  der  Schulärzte.   —  In 
bchuueberg  wurde  die  Zahl  der  Schulärzte  von  vier  auf  fUot  vermehrt. 
107  Kinder  wnrdeo  bei  der  Aofoabme  znrflckgestellt.  —  Auch  die  Stadt 
Breslau  bnt  Sebollnle  angestellt.   SimtUche  Letnanflager,  deren  ZaU 
82d8  betmg,  wurden  antenoGlrt.   IKe  Uaterradinagen  geeehahen,  aacli- 
dem   die  Schfller  sidi  zwei  bis  drei  Monate  lang  an  das  ScboUeben  ge- 
wöhnt   hatten.     Die  sot^enannten  Überwachungsschüler  wurden  regelmflfsig 
monatlich  untersucht,  unentgeltliche  Behandlung   der  Unbemittelten  unter 
ihnen   sowie  Beschatiung  von  Brillen,  orthopädischen  Apparaten  u.  dergl. 
Warden  durch  die  städtische  Annenverwaltung  Yermittelt.    Die  Scbolärzte 
hatten  sämtlicbe  Klassen  je  einmal  im  Sommer  nnd  Winter  sn  beenehen 
und  dabd  ibr  Aageamerk  aof  die  hygienischen  Anfordemngen  zn  richten; 
auch  hatten  sie  an  den  amAhrlich  dorch  das  städtische  Banamt  ansgefhhr- 
ten   Schulrevisionen  teilzunebmen.  —  Im  Regiernngsbezirk  Oppeln  hat 
Rat  i  bor  zwei,  K '^n  i  üsbütte  vier  8rhij1.lr7te.    In  Königshütte  lu'Ut  jeder 
Schularzt  im  Winterhalbjahre  einen  Vortrag  über  ein  Gebiet  der  Schul- 
hygiene; auch  die  so  sehr  wichtige  gesundheitliche  Belebrnng  der  Schul- 
kinder selbst  findet  hier  volle  Berücksichtigung.  —  In  Magdeljurg  sind 
23  ScfanlAiste  angestellt,  die  Beziifcsftnte  heifiien  nnd  gleichzeitig  aaeh 
Armenflrxte  und  Schrlftfllhnr  der  ünterabteilnngen  der  Oesnndheita- 
kommiasionen  sein  sollen;  sie  sind  dem  Stadtarste  (Kreisaiait)  nnter- 
stellt.  —  Für  die  Schulen  von  Wernigerode  und  dem  mit  diesem 
(Inrch   ScbTilvrrband  verpioigten  Köscbenrode  wnrde  der  Kreisarzt  als 
Schularzt  anp:cstciit.  —  In  Ilas.serodo  ;\[i!de  der  Krei'^ar't  nis  Schularzt 
angestellt.  —  In  Paderborn  (llegieniugsbezirk  Miinltn)   wurdt'  die  An- 
Htellung  eines  Schularztes  von  den  Stadtverordneten  mit  dur  Begründung 
abgelehnt)  dab  ehi  Bedürfnis  for  die  stadtischen  Schtden  so  lange  nicht 
snerfcannt  werden  kOone,  als  der  Staat  Ar  die  dortige  Beminarflbnngs- 
sdnüe  einen  Schularzt  nicht  für  notwendig  erachte.  —  Sehr  ausgedehnt 
war  die  Tätigkeit  der  Schulärzte  in  Berlin.    Sie  erboten  sich,  die  in 
ihrem  Bezirke  gelegenen  Nebenklassen  zu  be-^ucben,  die  Kinder  bezüglich 
ihres   GpMindheitsznstandes  zu   überwachen   und  dem   Lelirer  jede  ge- 
wünschte Auökunft  zu  geben.    Es  wurde  durch  gemein*»  haitlicbe  Beratung 
em  Personalbogen  eutworteu,  m  dem  alle  in  Betraciit  kommenden  Ver- 
blltaisse  festgestellt  werden  sollten.   Hierbei  werden  andi  Fragen  nach 
der  Ursache  (Vererhnng,  Alkoholismns  nsw.)  der  geistigen  Hinderwertigkeit 
erhoben  nnd  zugleich  die  Fortschritte  festgestellt,  die  durch  den  Unter- 
richt erzielt  wurden.    Der  Personalbogen  wurde  beim  Eintritt  in  die 
Nebenklasse  teils  vom  Arzte,  teils  vom  Rektor  ausgefertigt  und  halbjähr- 
lich ergänzt.     Ferner  wurden  von  den  Schulärzten  auch  die  für  die 
Stotterknrse   ausgewählten   Kinder  untersucht  und  die  Kurse  in  ihrem 
Fortgange  beobachtet.     Von  einem  Schulärzte  wird  die  interessante  Be- 
obaciitnng  adtgeteilt,  dafr  hei  den  Inngenleidenden  nnd  lungenschwachen 
Der  8elHitor«(.  II.  96 


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SUtteran  ticb  sowohl  die  ad^ektifM,  vor  allem  aber  auch  die  of^okttm 

Symptome  des  Lnngeuleidens  so  sehr  gebessert ,  ilafs  man  die  Atmnngs- 
gymnastik  gcradc/n  als  Ilrilmittcl  erklären  machte.  Von  allen  Schulärzten 
wird  über  die  ^Miten  Krfolge  berichtet,  die  durch  die  Stotterkurse  be2t^- 
lich  der  Besserung  oder  ßeseitigang  des  Gebrechens  erzielt  worden. 


Anroifnng  flir  die  F9rileraii|ir  dar  O«siuidli0itBpfleM  ia  d«a 
deneiDdeiebvlai  der  Stadt  Bnadei^irf  a.  H« 

§  1.  Die  SebnlYerwatting  und  die  ilir  notersteUteii  Lebrar  htlMB 

dafür  zn  sorLen,  dafs  ein  jedes  die  Gemeindeschnlen  besnchende  Kind 
darch  den  Schulbesuch  in  seiner  körperlichen  Entwioidiug  Iceineii  Schaden 
ecleide,  sondern  nach  Möglichkeit  gefördert  werde. 

IWe  Aufgabe  der  Schulärzte  ist  es,  die  Schulverwaltung  und  die  Lel  i  i 
in  ihren  gesandheitsfördemden  Bestrebungen  zu  untersttttzen.  In  brtuiluiig 
dieser  Anfgabe  haben  die  Scliulftrzte  dabei  mitzuwirken,  daCs  die  einzdnen 
Kinder  die  Ihrer  beModereo  KOrperbewliaileaheit  entspraeheiide  Bertck- 
siehtigBng  beim  Uoterridit  finden,  und  da&  die  Setioleinrieiitnngen  im  iB- 
gemonen  tnf  die  Qestmtlicit  der  Kinder  Iceinen  aehadigenden  Einfltb 
aasflben. 

§  2.  Die  Schulärzte  und  die  Lehrper«onen  sind  in  ilirer  gemein- 
üchaftlichen  Tätigkeit  einander  beigeordnet.  Findet  über  einen  Punkt  eine 
Einigung  zwischen  ihnen  nicht  statt,  so  entscheidet  die  Schulkommission. 

§  3.  Einem  jeden  Schularzt  werden  durch  die  Schulkommiasion  be- 
stimmte GemeiBdeednden  nur  irztUeiieii  Überwachnng  abenrieaen.  Die 
Sdmllcommisiion  bat  die  Scholen  lo  ta  yerteilen,  dab  die  einieiaeo  Schnl- 
ante  nach  Möglichkeit  gleich  viel  Klassen  unterstellt  bekenuneB. 

§  4.  Jedes  zu  Beginn  eines  Schuljahres  in  die  unterste  Klasse 
einer  Genie  i  ndcschulc  eintretende  Kind  ist  binnen  sechs  Wochen 
nach  Schulbeginn  dnrrh  den  zuständigen  Schularzt  auf  seinen  Gesundheits- 
zustand und  seine  kurperliche  Beschaffenheit  zu  untersuchen. 

Weiterhin  ist  jedes  Kind  in  jedem  Schuljahr  mindestens 
einmal  einer  gleichen  Untersncbnng  zu  nnterwerfni. 

Bei  den  üntersochmigen  ist  festsnstellen,  ob  ^  Kind  einer  gantUdMi 
oder  teOweisen  Befreiung  vom  Schnlbesnch  bedarf,  oder  ob  besondere  Be- 
rficksichtigung  beim  Unterricht  wegen  Gehörs*  oder  Gesichtafehlers  oder 
dergl«  notwendig  ist. 

W  egen  des  infolge  der  Untersuchung  zu  Veranlassenden  hat  sich  der 
Schularzt  mit  dem  Schulleiter  in  Verbindung  zu  setzen.  Der  Schulleiter 
hat  Sorge  zu  tragen,  dals  die  Anordnungen  des  Schularztes  befolgt  werden. 
Sofern  MitteÜiingeii  an  die  SeholTemaltiing  oder  die  Eltern  des  Kindes  er- 
fordeiiicb  sind,  hM  der  fichnlleiter  dieselben  sn  veranlasBen. 


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24b 


§  5.  Der  mr  Uaftersachong  der  Kinder  erforderliche  Raum  ist  dem 
Sehntant  von  dem  Setaaltoitor  mr  Yerf&gong  m  iliDeB.  Die  Zeit  der 
Untersnchnsg  wird  zwiaehen  dem  Schulleiter  und  den  Sdratent  w  fer- 

einbart,  dafs  eine  StOmng  des  Unterrichts  nach  MOglicbkeit  yerraieden  wird. 

Ben  Kindern  ist  die  Zeit  dpr  Untorsnrhnncr  mindestens  48  Stunden 
vorher  bekannt  zu  geben  mit  der  Antforderung,  sich  zur  Untcrsnchtinj!  mit 
reiner  "Wft«;che  m  versehen  Den  Müttern  der  Kinder  ist  es  gestattet,  den 
Untersucimngeu  beizuwohnen.  Die  Untcrsnchnngen  finden  bei  den  Knaben 
in  Gegenwart  dea  Klaaaaiilehren,  bei  den  Midtihen  im  Gegemmt  einer 
▼OD  dem  Schidleiter  «bgeordieten  Ldverin  atatl. 

§  6.  Bei  der  ersten  UnteraoeboDg  einea  Jeden  Kindaa  hal  der  Ant 
den  Befnnd  in  einen  Gesundheitsbogen  einzutragen. 

Dieser  Grsnndheitsboüren,  für  den  ein  Formular  dnrrh  die  Schnlärzte 
mit  Genehm iL'Tints'  der  Schnlkommis^inn  aufgestellt  werden  v.iid.  ist  durch 
die  Klassenlehrer  mit  der  IkzcichiniDg  der  Klasse  nnd  de^  Kindes  zu  ver- 
sehen uiid  nach  AusfUilang  durch  den  Schularzt  von  dem  Klassenlehrer 
aa&iibewahrefi.  Der  Oesondheitsbogen  begleitet  das  Kind  fon  Kinase  an 
Klniae  nnd  Ist  bei  Jeder  intlioiien  Untemudinng  vonulegen.  Der  Sehnlust 
liat  das  Beeht,  Jedeneit  die  Einsicht  in  die  von  ihm  ausgeADten  Gesnnd- 
beitsbogen  zu  veilangen.  Anderen  Personen  dflrfen  die  Oesondheitsbogen 
aar  mit  Genehmiirnng  der  Schulkoramission  zugänglich  gemacht  werden. 

7.  Mindestens  einmal  in  jedem  Monat  hat  der  Schular/t  eine  jede 
der  iiini  überwiesenen  Schulen  un  einem  vorher  bestimmten  TaL'e  zn  be- 
sucla:u,  um  den  Lehrern  Gelegenheit  zu  geben,  hinsichtliclt  einzelner  Kiuder 
eine  im  Scbdlintereaae  etwa  erfordtriiebe  ünteimehung  zn  Tennlaaaen. 

Der  SchnUunt  hat  das  Beebt,  an  verlangen,  dala  Kinder,  deren  Be- 
obnefatong  ibm  bei  emer  frttberen  üntersndmng  erfordailidi  erachien,  ibm 
von  neuem  vorcrestplli  werden. 

Hat  ein  Lehrer  Anlaf^  zn  der  Vermutung,  dafs  ein  Kind  mit  einer 
ansteckenden  Krankheit  behaltet  ist,  so  hat  er  dem  Schulleiter  Anzeige  zu 
machen,  und  dieser  hat  eine  Feststellung  durch  den  Schidarzt  zu  veran- 
lassen. Die  FeststelluDg  ündet  auf  Wunsch  des  Schularztes  in  dessen 
Wobanng  oder  in  der  Schule  statt. 

§  8.  Bei  seinen  Besacben  in  den  einseinen  Schnleo  bat  der  S^nlant 
darauf  zn  achten,  dafs  die  Einrichtung  der  Schule  und  ihre  Benutzung  den 
Anforderungen  der  Gesundheitspflege  entsprechen.  Findet  er  Mängel,  deren 
Beseiti'/nng  der  Schulleiter  nicht  «sofort  7usagen  kann,  SO  hat  der  Schulant 
der  Schulkoromission  Mitteilung  /u  rTiachen. 

§  9.  Auf  Ersuchen  der  Schulkonimission  hat  der  Schularzt  schul- 
hygienische  Gutachteu  zu  erstatten  und  sein  Gutachten  Uber  den  Gesundheits- 
zastand  einxelner  Kinder  absngeben. 

Insbesondere  bat  der  Sehnlant  sein  Gutachten  darüber  absngeben: 

a)  ob  Kinder  der  Hilfsschule  zu  überweisen  sind; 

b)  ob  die  Aufnahme  von  Kindern  in  Pflegeanatalten  für  Epileptische, 
Tnnbstumme  oder  dergl.  notwendig  ist; 

c)  ob  Kinder  der  Aufnahme  in  Ferienkolonien  bedürfen; 

d)  ob  Kinder  durch  ihre  Leiden  den  Unterricht  stOren,  dafs  Uire 
Entfeniung  ans  dem  Unterricht  erforderlich  ist. 

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Auf  Verlangen  der  SchnUcommission  hat  der  Schvlant  die  von  ihm 
verlangten  Gataobten  mflndUch  in  der  Sehnlkomiiiiasioii  n  ersfcattaa  odv 

za  erläutern. 

§  10.  In  wichtigen  Fragen  ist  der  Vorsitzende  der  Sohulkommissiea 
berechtigt,  die  sämtlichen  SchnlArzte  zu  gemeinschaftlicher  Beratung  ood 
Äolisenmg  znsammenznberufen. 

§  11.  Als  wtbneheDBwert  wird  es  bezdehnel)  dab  die  SehnUnte 
f  on  Zeit  ni  Zeit  den  Lebiem  Vertilge  Uber  GesiiikUieilB|ifle0e  in  to 
Schalen  halten  oder  BesprecbaDgen  Uber  äUgemeiii  interessiereiide  sdal- 
hygienische  Angelegenheiten  vornehmen. 

§  12.  Am  Sd5hi«se  eines  jeden  Schuljahres  haben  die  Scholftrzte 
über  ihre  Tätigkeit  und  die  dabei  gemachten  Eriabrangen  dem  Magistrat 
sdiriftlichen  Bericht  zn  erstatten.  Der  Magistrat  hat  die  Berichte  znaamiBeB- 
zufassen  and  zu  veröffentlichen. 

§  13.  Diese  Anwetanng  kann  jedeneit  dnch  KonunnalbescUBli  g^ 
ändert  werden. 

§  14.  DieM  Bestimmangen  treten  mit  dem  1.  (Hrtober  1899  in  Knft. 
Die  notwendigen  ÜbergangsbestimmimgBD  werden  von  dem  Magiitnt 
erlassen. 


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XVU.  Jahrgang.  1904.  No.  12. 


Sohnlhy^eniseh«  ErwäguDgen. 

Referat,  erstattet  bei  der  BesprechuuL'  der  Reform  des  raathematiscli- 
naturwiSäeDSchaitiichen  Unterrichtes  aui  der  2^ aturiorscherversammluDjf 

iü  Brealau  am  22.  September  1904. 

Von 

Prof.  Dr.  Q.  Leubuscheb, 
Begiemngi-  und  MedismAlnt  in  Meiningen. 

Die  gesundheitlu'lieu  Zustünde  in  den  Schulen  sind  im  Laufe 
der  letzten  Jahrzehnte  und  inabesondere  wahrend  der  letzten  Jahre 
oft  GegenstaDd  eingehender  Erörterungen  gewesen.  Man  schenkt 
beute  der  Scholgesimdheitspflege  eine  viel  grOlsere  Beacbtnng  als 
firttber.  Ein  Beweis  dieser  erhöhten  Wertschätzung  ist  die  Anstellang 
»üilreicher  Scbnlärzte,  die  Gründung  des  Allgemeinen  deutsohen 
Vereins  für  SehnlgesimdlieitBpflege,  die  Abbaltang  von  Kongressen 
und  YersammlüDgen,  die  sioh  teilweise  oder  gaos  nur  mit  den  ein- 
sofalSgigsn  Fta§;en  besohiftigvn.  Msn  kann  aber  mit  Baeht  die  Be- 
hanptnng  anfsCellen,  dafs  der  der  Sohnlbygiene  entstellende 
Nntnen  ans  diesem  Anfsobwnnge  in  erster  Linie  den 
Volks-,  Mittel-  und  BUrgersclinlen  ingate  gekommen 
ist,  während  die  böberen  Sebnlen,  die  Gymnasien,  Real- 
gymnasien, Oberrealsobnlen  nnd  Bealsohnlen  yerbftltnis- 
mtfsig  wenig  daran  partisipiert  haben.  Entsprechend  den 
Fortschritten  der  Hygiene  anf  allen  Gebieten  sind  swar  anefa  hier  die 
ftaliseren  Verhältnisse  des  Sohullebens  entschieden  bessere  geworden: 
man  baut  schönere  und  zweckentsprechendere  Schulgebttude ;  man 
sorgt  für  eine  bessere,  mehr  gesundheitsgemäfse  innere  EiunrhtuuL^; 
man  siebt  auf  gröfsere  Reinlichkeit,  Beleuchtung,  bessere  Ventilation 

SebalfesandheiUpflege.  XVII.  49 


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und  dergleichen  mehr.  Immerhin  ist  die  eigentliche  Schülerbygiene, 
und  besonders  die  Hygiene  des  ünterricbtes,  vou  diesen  Fortschritten 
der  Schul^'eüundheitspflegp  bislang  nur  wenig  berührt  worden. 

Die  Klagen  über  gesundheitliche  Schäden,  welche  den  Schülern 
der  höheren  Lehranstalten  aus  dem  Scbulbesncbe  erwachsen,  eind 
schon  sehr  alt.  Das  Wort  vom  „Stupor  scbolasticus''  ist  schon  vor 
mehr  als  150  Jahren  gefallen.  Ich  will  einn  historische  Entwicklung 
dieser  Frage  hier  nicht  geben ;  ich  will  aber  darauf  hinweisen,  daX« 
sohon  vor  beinahe  40  Jahren  der  Breslauer  Aogeoarzt  und  Schul- 
hygieniker  Professor  Qermank  Cohn  seine  «poohemachenden  Unter- 
Baehimgeii  Aber  die  Schttdigangen  des  Sehorgans  infolge  des  Sohoi- 
besndhes  angestellt  hat. 

Cohn,  der  die  Augen  von  mehr  als  10000  Sohnlkindem  onter- 
snohtof  kam,  nm  es  kurz  zu  sagen,  zn  dem  Sohlnsse,  dais  ^die 
Zahl  der  Knrzsiehtigen  mit  den  Anfordemngen  der  Schule  an  das 
Auge,  Ton  der  niedrigsten  DoilGsehnle  an  bis  su  den  Gymnasien  hin- 
auf, stetig  steigt,  und  dab  die  Zahl  der  Kunsiehtigen  ebenso  wie 
der  Q-rad  der  Kunsiohtigkeit  in  den  höhersu  Schulen  von  Klasse 
zu  Klasse  wftohst.  Die  Gesamtsahl  der  Kurssichtigen  auf  den  höheren 
Sohulen  war  eine  au&erdrdentlich  grofse;  sie  betrug  nach  CoHX  im 
Durchschnitt  40%.  Die  Untersuchungen  Cohns  wurden  vielfach 
nachgeprüft  und  fanden  durchaus  Bestätigung.  Sie  waren  es,  die 
hauptsächlich  den  Anstofs  dazu  gaben,  dal's  mau  »ich  auf  verschie- 
denen Versammlungen,  so  auch  auf  der  Danziger  Naturforscher- 
Versammlung  im  Jahre  lö80,  mit  der  Frage  beschäftigte,  wie  eine 
Besserung  der  hygienischen  Zustände  in  den  höheren  Schulen  zu 
erreichen  wäre  Retnei  kenswert  ist  aber,  dafs  von  all  diesen  schönen 
Resolutionen  bis  zum  heutigen  Tage  so  gut  wie  nichts  zur  Durch- 
führung gelangt  ist. 

Auch  sonst  sind  im  Laufe  der  letzten  Jahrzehnte  vielfach  Unter- 
suchungen über  Schädigungen  einzelner  Organe  durch  den  SchuU 
besuch  bei  den  SchUiem  höherer  Lehranstalten  festgestellt  worden. 
Es  fehlt  uns  aber  an  genfigenden  Untersuchungen  Uber  den  Gesamt' 
gesundheitszustand  dieser  Schüler,  weil  eine  gesundheitliehe  Über- 
waehung  deiaelben  bisher  nicht  in  grOibeiem  Um£suge  stattgefunden 
hat.  Wihrend  zurzeit  in  mehr  als  250  deutschen  Gemeinden  Schul- 
Arste  angestellt  sind,  welche  nicht  nur  die  Baulichkeiten  und  inneren 
Einrichtungen  der  Schule  zu  kontrollieren,  sondern  auch  den  Gesund- 
heitszustand der  Schiller  zu  ttberwadien  haben,  fehlt  es  an  einer 
derartigen  Einrichtung,  in  Deutschland  wenigstens»  betieffii  der  höheren 


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Schulen  fast  g'önzlich.  Nur  das  Herzogtum  Sac hsen -Meiningen 
macht  nach  dieäur  liichtung  hin  eine  Aufinahme,  da  hier  seit  dem 
«Jahre  1901  sämtliche  Schulen,  höhere,  Volks-  und  Frivatsohulen, 
eine  schulärztliche  Beratung  geniefsen. 

Es  sei  nur  gestattet,  an  dieser  Stelle  kurz  auf  die  Erfahrungen 
einzugehen,  (lif»  "wir  m  Sachsen-Meinin^^en  bei  der  Festftfllnng  des 
Gesundheitszustandes  der  Schuler  der  höheren  Lehranstalten  gewonnen 
haben.  Ich  bemerke,  dafs  ich  selbst  als  Schularzt  fflr  das  Gymnasium 
und  Realgymnasium  in  Meiningen  tätig  bin. 

Die  Beobachtungen  beziehen  aioh  auf  das  Jahr  1901,  in  welchem 
8ftmtliche  Schaler  ohne  Ausnahme  untersucht  worden  sind.  Die 
hauptsächlichste  Erkrankung,  die  sich  fand,  war,  wie  Toranssnaehen, 
die  Kurzsichtigkeit.  Wenn  ieh  vier  Schulen,  63rmnflttiim  und 
Realgymnasium  in  Meiningen,  Gymnasinm  in  Hildbnigbaiiaen,  Beal* 
Söhlde  in  Sonnebeig,  heran^gfeife,  so  betrag  die  Knnaiohtigkeit»  auf 
die  GesamtBehOlersahl  an  diesen  Anstalten  bereehnet,  awisehen  28 
und  40%.  Bringt  man  die  einzelnen  Klassen  bintuditlieli  dieses 
Leidens  in  Vergleieh,  so  findet  sieh  aueh  hisr  die  Torerwlhnte  Be- 
ohaehtung  Cohns  besttttigt,  dafe  die  Myopie  ron  den  unteren  Klassen 
nach  den  oberen  hin  rapide  annimmt.  Wührend  sie  in  der  Sexta 
swisehen  10  und  30%  betrug,  war  die  Zahl  der  Knnsiohtigen  in 
Prima  auf  52—83%  angewachsen. 

Eine  zweite  Gruppe  von  Schädigungen,  die  sich  recht  häufig 
konstatieren  liefs,  bestund  in  Ve  rau  derungen  im  Gebiete  des 
Zirkulationsapparates,  die  nur  zum  geringsten  Teil  organischer 
Natur  waren;  es  fanden  sich  namentlich  bei  Schülern  im  Alter  von 
14 — ly  Jabien  oft  abnorme  BeschieuniguDgen  der  Herztätigkeit, 
ünregelmäfsigkeiteii  der  Schla^;folge,  verbunden  zuweilen  mit  leichten 
Erweiterungen  des  (unen  und  des  anderen  Herzabschnittes;  auch 
wurden  vasomotorische  Störungen  verschiedener  Art  beobachtet. 
Diese  letzterwähnten  Störungen  waren  oft  genog  auf  dem  Boden 
einer  allgemeinen  Nerrosität  erwachsen. 

Die  dritte  fiauptgruppe  von  Störungen  bestand  in  nervösen 
Symptomen  der  Torschiedensten  Art.  Kopfschmerz,  Schlaf- 
losigkeit, Abspannung,  Unfähigkeit  zu  intensiver  geistiger  Arbeit 
fanden  sieh  nicht  selten,  namentUeh  bei  den  Sohttlem  der  oberen 
Klassen,  vor.  Es  besteht  hier  eine  Ähnliche  firsoheianng  wie  bei 
der  Knrssiehtigheit  —  die  HAofigkeit  nnd  der  Grad  der  nerrüsen 
Störungen  wachsen  progressiv  yon  den  unteren  nach  den  oberen 
Klassen  an. 


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Wenn  diese  letiterwthnton  nerriSien  Stdrangen  bei  ona  in 
Se«]iMn-Meiningen  nieht  gar  so  häufig  sind,  eo  liegt  der  Gnmd  daChr 
woU  ebeftmle  darin,  dnfe  rann  bei  nns  sehen  seit  langem  der  Sehal- 

gesundheitspflege  eine  besoDdere  Aufmerksamkeit  sohenkt,  nnd  ander* 
seiiä  darin,  dals  das  gesunde  Klima  in  unserem  waldreichen  Lande 
an  sich  der  Entwicklung  nervöser  Störungen  hinderlich  ist.  Die 
Berichte  aus  p^rofsen  Städten,  grofsen  Verkehrszentren,  die  sich  viel- 
fach in  der  ijiteralur  finden,  lauten  aber  Lrerade  hinsichtlich  der 
Häufigkeit  der  nervösen  Stiiruugeii  hei  Sehüleru  ganz  erschreckend. 
So  benchtet  der  leider  so  früh  verstorbene  Schulhygieniker  Sciimidt- 
MoNKAim  von  den  höheren  Schulen  in  Halle,  dals  sich  dort  im 
7.— 11.  Lebensjahre  107o,  im  15.— 17.  Jahre  aber  25%  l^erritse 
fanden;  in  einer  anderen  höheren  Schule  dort  wurden  nicht  weniger 
als  60  %  Nervöse  festgestellt.  Ava  einer  Alteren  Statistik  entnehme 
ich,  daJs  in  der  Prima  des  Gymnasiums  in  Darmstadt  ö07o 
Sehfller  mit  Kopftohmenen  behaltet  waren.  Ähnlioke  Bigebnis» 
konnte  ich  noeh  sahlrsieh  anfahren. 

Das  sind  die  Banpigmppen  der  krankhaften  StOmngen,  die  srah 
bei  den  SdhIÜem  höherer  Lehranstalten  finden;  ihnen  gegenflber 
treten  anderweitige  abnarme  Erseheurangen  mehr  oder  weniger  in 
den  Hintergrund. 

Erwftbnen  will  ich  noch,  dafs  die  Zahl  der  tuberkulösen 
Schüler  auf  den  höheren  Lehranstalten  eine  ganz  geringe 
ist.  Bei  der  letzten  Untersuchung  wurde  in  sämtlichen  höheren 
Schulen  unseres  Landes  nur  ein  SchOler  —  Sextaner  —  mit  be- 
ginnender Tuberkulose  gefunden. 

Die  weiter  aufzuwerfende  und  zu  beantwortende  Frage  wäre 
nun  vor  allem  die,  welchen  Emflnfs  auf  die  Eutwickiung 
dieser  krankhaften  Störungen  die  Schale  besitzt. 

Ich  teile  durchaus  nicht  den  vStandpunkt  mancher  übereifriger 
Sebulhygienikerp  dals  die  bei  Schülern  sich  findenden  Rrankheits- 
«KBcheinungea  anch  nur  zum  grOlaten  Teile  der  Sohnle  axkU  Kest» 
geschrieben  werden  müssen. 

I>ie  Lebensweise  nnd  die  hftnslidisn  Yerhiltnisse  der  sog.  ge- 
bildeten Klassen,  ans  denen  snm  weitaus  grOlston  Teil  die  Besndisr 
der  höheren  Lehranstalten  stammen,  sind  keineswegs  derartige,  dab 
sie  als  hygieniMh  einwandsfirei  nnd  der  Gesundheit  stets  forderlieh 
eneheinen  konnten.  H&nfig  ist  gerade  das  G^nteil  der  FalL  Wenn 
man  die  Krankheiten  der  Volkssohfller  oft  anf  sehleohte  Wohnnngs* 
rerhiltnisae,  mangelhafte  Ernährung,  übermäfsige  Anstrengung  in  der 


...... ^le 


847 


Landwiztsohalt,  oder  auf  ongesiuid«  BoBehftftigimg  in  d«r  Hanaindivtrie 
sartokfOhran  kann,  so  findet  man  aU  so  ha  d  Hohe,  auf  serhalb 
der  Schnle  liegende  Momente  bei  den  Sohftlern  der 
höheren  Lehranstalten  (Lbermttfsigen,  frfthaeitigen  Alko- 
holgennfs,  bis  in  die  Naoht  sich  erstreokende Kneipereien, 
Lesen  von  nnaweokmftfsiger,  moralisoh  ^verderbHoher 
Lektflre,  übertriebene  sportliche  Übungen  und  der* 
gleichen  mehr. 

So  will  ich  z.  B.  gleicli  hior  anfuhren,  dafs  die  von  mir  er- 
wähnten, zahlreich  sich  ÜDdeudeu  Siorungen  im  Bereiche  des  Zirku- 
lationsapparates nur  zum  kleinsten  Teile  den  Austrengungen  des 
Schulbesuches  zuzuschreiben  sind,  sondern  dafs  diese  m  anderen  Ver- 
bältnissen ihre  Ursache  finden  — im  schnellen  Wachstum,  in  sexuellen 
Reizungen  (Onanie),  uameotlioh  auch  in  übertriebenen  Anstrengungen 
beim  ßadfahren. 

Selbst  unter  Anrechnung  aller  möglioher  ungünstiger,  aoiserhalb 
der  Schule  liegender  Einflüsse  kann  man  aber  nicht  umhin,  eine 
Reihe  krankhafter  Störungen  als  vesentlich  dnroh  die 
Anstrengnngen  des  Schulbesuches  veranlafst  ansnsehen. 
Das  sind  namentlich  die  Myopie  und  die  nervösen  Störungen. 

Die  Kurzsiehtigkeit  ist  insofern  sioherlieh  ein  erbliches  Leiden, 
als  die  Disposition  rar  ESntwicklnng  mit  in  die  Schub  gebracht  wird. 
Hier  entwickelt  sich  unter  der  yon  Klasse  sn  Klasae  sunehmenden 
Naharbeit  allmäUich  jene  Veränderung  des  Augapfels,  die  die  Myopie 
zur  Folge  hat.  Die  Schfidüchkeit  der  Nsharbeit  wird  unterstfltst, 
wenn  die  Schüler  in  schlecht  belichteten  Klassen  sitsen  und  sdilecht 
gedruckte  ßttoher  benutzen  müssen.  Eine  wie  grolse  Bedeutung  die 
Myopie  für  das  spätere  Leben  besitzt,  will  ich  hier  nicht  erst  aus- 
führen. Sie  ist  dem  aus  der  Schule  tretenden  jungen  Mann  bei  der 
Auswahl  des  Berufes  hinderlich,  sie  bietet  lu  ihrer  weiteren  Ent- 
wicklung Gelegenheit  zur  Entstehung  schwerer  Augenerkrankungeu 
bis  zur  völligen  Erblindung. 

Die  gleichen  Erwägungen  gelten  für  die  liuutig  beobachteten 
nervösen  Erkrankungen.  Auch  sie  "ind  viellach  eine  Folge  der  mit 
dem  Schulbesuch  verbundenen  anhaltenden  und  oft  übermäisigea 
geistigen  Anspannung.  Wenn  man  heute  über  die  Zunahme  der 
nervösen  Erkrankungen  unter  den  Vertretern  der  gebildeten  Klassen 
klagt,  80  sollte  man  daran  denken,  dafs  der  Grund  für  diese  nerrösen 
Beschwerden  oft  genug  schon  in  der  Schule  gelegt  ist. 

Man  hat  den  b<iheren  Schulen  schon  seit  langem  den  Vorwurf 


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genwoht»  dafs  ihr  Lehrplan  zu  einer  Überbflrdang  der 
SehtlUr  führt,  und  dieser  Vorwurf  ist,  wie  die  Zahl  der 
krank  oder  abnorm  befundenen  Kinder  leigt,  nieht  nn- 
b  er  echt  igt.  Eb  geht  nicht  Bn  und  sengt,  milde  gesagt,  von  einer 
gewissen  Voreingenommenheit,  daüs  man,  wie  das  auch  heute  noch 
voü  manchen  Pädagogen  geschieht,  einfach  diese  Frage  der  Über- 
htirdnng  als  eine  gewissermafben  künstliche  Mache  seitens  der  Ante 
hinstellt,  dafs  man  von  einem  „Überbürdnngsgepolter"  spricht,  wie  ich 
das  in  emeni  kürzlich  venWientlichten  Anisatz  eines  süddeutscheo 
Gymnasialprotessors  gelesen  habe ;  die  gesundheitlichen  Zustände  auf 
unseren  höheren  Schulen  haben  sich  gegen  früher  nieht  gebessert, 
sie  erheischen  dringend  einer  Abhilfe. 

ist  nicht  meine  Aufgabe,  an  dieser  Stelle  die  Frage  sn  erörtern,  ob 
diese  l'borbürdung  die  Folge  des  Qberreiehen  Lehrstofifes  an  sich  ist,  oder 
etwa  der  übergrolsen  Ausdehnung  gewisser  Fächer  ihre  Entstehung 
dankt.  leh  will  mit  der  Tataaehe  reehnen»  dab  die  yon  den  FBdhgctgm 
geforderte  Maese  des  LehistoffiBe  nnd  die  verlangte  gnatige  Anapamumg 
m  Brreiehnng  des  Endrieles  der  Sehnle  notwendig  sei.  Aber  wae 
man  vom  Standpnnkt  der  Sohnlgeeundheitspflege  verlangen  mnla,  des 
iiti  dafs  die  Anschannngen  nnd  Erfahrungen,  welche  ans 
dieser  Zweig  der  Hygiene  kennen  gelehrt  hat,  wenigstens 
bei  dem  Sehn  Inn  t  errieht  anf  den  höheren  Sehnlen  die 
gebührende  Beachtung  und  Anwendung  finden.  Soviel  läfst 
sich  jedeniulLs  mit  Siclierheit  sagen,  dafs  auch  bei  Innehaltung  des 
gegenwärtigen  Lehrplanes,  aber  Änderung  des  gegenwartigen  Lehr- 
modus, die  Schäden,  die  der  Schulunterricht  mit  sich  bringt,  wesent- 
lich herabgemmdert  werden  könnten,  wenn  man  ( ben  den  Lehren 
der  Schulhygiene  die  gebührende  Beachtung  zuteil  werden  liefse. 

Ich  will,  da  mir  die  Zeit  hierzu  fehlt,  nur  kurz  andeuten,  in 
welchem  Sinne  und  nach  welcher  Kichtung  hin  hier  etwas  gebessert 
werden  könnte.  In  erster  Linie  wäre  der  St  an  den  plan  ins  Auge 
an  fusen.  Die  in  den  lotsten  Jahren  vielfach  vorgenommenen  I^'nter» 
snehnngen  und  Messungen  der  geistigen  Leistungsfähigkeit  der  SchfÜer 
an  verschiedenen  Standen  der  Sohnlaeit,  wie  de  dnreh  die  Arbeitsa 
von  KaiFELDT,  Gubsbaoh,  KaMStna,  BuBaBaarBiN  nsw.  vorliigeD, 
haben,  mag  man  anch  den  Wert  dieser  ErmUdnngsmessnngeo  sieht 
allzu  hoeh  einschätsen,  immerhin  genllgende  Fingerseige  filr  eine 
gesnndheitdgem&6e  Gestaltung  des  Stundenplanes  gegeben.  Ifit  einer 
sweekmftl'sigen  Folge  der  Unterrichtsfteher  dttrfte  eine  Veiktrsnng 
der  Unterriohtsstnnden  nnd  eine  Verlangerang  der  Pansen  in  Betneht 


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kommen.  Weiter  ist  die  viel  verlangte  Absnhaffung  des  Nachmittag*- 
Unterrichtes  wenigstens  für  die  wisBensohaftliohen  Fächer  durchaus 
zu  fordern,  um  den  Schülern  am  Nadimittage  einmaL  Zeit  für  die 
Anfertigung  der  möglichst  sparsam  zu  bemenenden  Hansaufgahen, 
andereeite  aber  auob  Zeit  zur  Erbolnng  geben  zu  kttnnen.  Endlich 
ist  eine  groikere  BerClekeiohtigang  der  körperliehen  Bntwioklnng  der 
Sohüler  als  dringend  notwendig  zn  beieiehnen.  Diese  letsterwllbnten 
Forderangen  wurden  auch  anf  dem  diesjährigen  iniefnatienalen  Kon* 
greese  ftlr  Sebnlgenindheitspflege,  und  swar  von  pildagogiseher  Seite 
ans,  erhoben, 

DaJs  naoh  diesen  Riehtungen  anf  unseren  höheren  Sehnlen  hftnfig 
genug  arg  gefehlt  wird,  kann  man  durch  genügende  Beispiele  er- 
weisen. Wer  sich  für  unhygienische  Stundenpläne  interessiert,  wird 

genügend  Belege  m  der  reichhaltiiren  Literatur  tinden.  Die  Forde- 
rung erscheint  daher  berechtigt,  d  a  Is  für  die  Axif Stellung  des 
Stundenplanes  wie  für  ähnliche  Pratzen  die  höheren 
Schulen  sich  der  gutachtlichen  Mitwiritung  der  Aiicte 
bedien  e-ii  Das  kann  geschehen,  mdem  für  jede  höhere  Schule  ein 
Schularzt  angestellt  wird,  der  einmal  die  gesundheitliche  Überwachung 
der  Schüler  seihst  und  der  Einhohtungen.  der  Schule  zu  ühernehmen 
und  auf  der  anderen  Seite  dafür  zu  sorgen  hat,  dafs  die  Lehren  der 
Schulhygiene  Anwendung  auf  den  Unterrichtsplan  finden.  Das  kann 
ohne  Beeinträchtigung  des  Zielee  der  Schule  geschehen. 

Dab  dexartige  Forderungen  praktiaeh  durohfohrber  sind,  habe 
ieh  aus  einem  Vortrage  des  bulgarisohen  Unterriehtsministers  auf  dem 
Kongresse  fttr  Sehulhygiene  inNttmberg  gesefalosssn,  naeh  welohem 
das  hier  geforderte  Verhältnis  des  Schukratss  zur  Schule  in  Bulgarien 
bereits  seit  einiger  Zeit  zur  Durohfilhrung  gekommen  ist. 

Wenn  ieh  nunspesiell  su  der  Frage  der  Reform  des  mathe- 
matisch-naturwissensohaftliehen  Unterrichtes  llbergehe,  so 
möchte  ich  vom  Standpunkte  der  Gesundheitspflege  aus  folgenden  Sats 
obenan  stellen:  Eine  Reform  und  eine  Erweiterung  dieses 
Unterrichtes,  so  wünschenswert  sie  auch  erscheint,  darf 
nun  und  nimmermehr  mit  einer  V^ermehrung  der  Stunden- 
zahl oder  einer  Vermehrung  des  Ge s a m  1 1  eh rstof fes,  also 
einer  Erhöhung  der  Belastung  für  die  Schüler,  verknüpft 
sein.  An  sich  wird  man  eine  Erweiterung  des  naturwissenschaft- 
hohen  Unterrichtes  —  der  mathematische  kommt  nach  dieser  Rich- 
tung hin  nicht  in  Frage  —  nur  als  wünschens-  und  erstrebenswert, 
auch  Ton  hygienischer  Seite  aus,  beaeichnen  mflssen. 


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BSQ 


Es  erscheint  aber  undenkbar,  dafs  eine  Erweiterung'  dieees 
Unter riclites,  wie  sie  vielfach  f]:eforf1ert  wird,  sich  im  Rahmen  des 
bestehenden  Lehrplanes  durcLiühreii  ialst.  Sie  wird  nur  dadurch 
möglich  werden,  dafs  eine  Beschränkung  auf  anderem 
Gebiete  eintritt,  und  dieses  Gebiet  können  nur  die 
sprachlichen  Stadien  darstellen. 

Der  Nutzr^n,  den  die  Erweiterung  der  naturwissensdiaftlifiben 
Disziplin  für  die  gesundheitlichen  Zustände  mit  sich  bringen  würde, 
ist  nach  mancherlei  Biohtnog  hin  zu  finden.  Die  Kenntnis  der  fiio> 
logie,  die  ja  in  erster  Linie  gefordert  werden  soll,  Terlangt  ee,  dals 
nieht  im  rein  theoretischen  Unterrieht,  sondern  vor  allen  Dingen 
dnroh  die  lebendige  Aosehannng  den  SohOlera  die  wichtigsten  fir- 
scheinangen  vor  Angen  gefUirt  werden.  Dazu  ist  der  Unterrieht  in 
der  Klasse  weniger  geeignet,  als  vielmehr  die  Beobachtung  in  dtr 
Natur,  und  dadurch  kommen  Spaziergänge  und  Ausflüge,  dis 
unter  Leitung  des  Lehrers  die  Jugend  ins  Freie  führen,  h&ofiger 
zur  Anwendung. 

Ferner  betrachte  ich  den  Nutzen  der  Erweiterung  dt^  uatur- 
wis>Hiischaftlichen  Unterrichtes  darin,  dafs  die  Gesundheus- 
pflege  an  den  hi'hereu  Schulen  direkt  im  Anschluls  an 
die  naturwissenschaftlichen  Fächer  gelehrt  wird.  Ein 
gesundheitsgeniafses  Leben  der  Bevölkerung-,  ein  Verständnis  für  die 
Notwendigkeit  gesundheitlicher  Anlagen  auf  allen  Gebieten  des  ütfent- 
lichou  Lebens  kann  nur  erreicht  werden,  wenn  die  Hjgiene  Gemein* 
gut  des  Volkes,  vor  allen  Dingen  der  gebildeten  Klassen  wird.  Das 
Unverstftndnis  der  Bevölkerung,  insbesondere  der  sog.  gebildeten 
Klassen,  für  hygienische  Dingtf  ist  heute  wie  früher  ein  recht  grolses. 
Alle  widersinnigen,  auf  perreraen  oder  defekten  Anschauungen  be- 
ruhenden Heilmethoden  finden  ihre  Anhftnger  zu  einem  guten  Teil 
gerade  in  diesen  sich  gebildet  nennenden  Klassen.  Man  wird  dem 
Aberglauben  in  der  Medizin  nur  dann  wirksam  entgegentreten 
können,  wenn  schon  der  Jugend  das  Yerstftndnis  für  hygienieehe 
Dinge  eugeprägt  wird. 

Bis  ist  durehaus  nicht  notwendig,  dafs  ein  eigenes  Unterrichts- 
fach der  Gesundheitslehre  an  den  höheren  Schulen  erst  geschaffen 
m'ird:  ich  halte  es  für  sehr  wohl  denkbar,  dafs  im  Anschlüsse  an 
die  bereite  g-elehrten  naturwissenschaftlichen  Fächer,  im  Anschlüsse 
an  die  Bioloi^ie,  an  die  Physik  und  an  die  ('hemie  die  erforder- 
lichen Gründl  ehren  der  Gesundheiisptlege  der  Jugend  vorgetragen 
werden,  lu  lihalioher  Weise  hat  schon  Fihklse  auf  der  vorjabngeo 


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rsaramlung  des  deutschen  Vereins  für  Schulgesundheitspflege  diese 
Jb^ordeniDg  vertreten.  Im  Aoschlafs  an  Biologie  wäre  die  Lehre 
vom  Bau  und  dea  Lebenseigenschaften  des  meiieclilichen  Körpers, 
die  Prag«  einer  gesandheit^gemftisen  EmähmDg,  des  Wertes  uod 
Unwertes  sportlioher  Übnogen,  die  Art  der  Übertmguiig.  ansteoken- 
der  Krankheiten  und  die  Lehre  der  Mikrooigaoümen  usw.  zu  er- 
^^rtern;  im  AnBehlais  an  Chemie  und  Physik  wflre  die  getnndheitLiohe 
Bedeutong  von  Wasser,  Laft,  Boden,  Temperatar  usw.  Torantngen. 

Anf  diese  Weise  konnten  die  wichtigsten  Kapitel  der  Gksnnd- 
lieitalehie  snr  Beapieehnng  kommen,  ohne  dafo  die  Einriehtnng  eines 
besonderen  Lehr&ohes  er£i>rdeilieh  wird.   Disser  Unterrteht  hfttte 
deoagemilb  dnroh  die  Lehrer  der  Natorwissenaohaft  an  erfolgen,  und 
als  weitere  Konsequenz  würde  die  Forderung  an  erheben  sein,  dafs 
diese  Lehrer  eine  genügende  Aasbildung  in  der  Gesund- 
heitspflege  sich   aiizueigueu   hatten.    Ich  glaube  aber,  mau 
dürfte  diese  Frage  nach  einer  Vorbildung  der  akademisch  gebildeten 
Lehrer   in  der  Geaundlieitspflege   nicht   nur  auf  diese  Lehrer  be- 
schranken.      ^V'onn     linute     in     den     Lehier.'^einiDanon  \piscb',e- 
dener  Staaten  bereits  emr  Au-bildung  der  künttii^en  \"ülks&cbullehrer 
in  der  Gesundheitspflege  für  notwendig  gehalten   wird,  indem  man 
▼on  der  richtigen  Voraussetzung  ausgeht,  dafs  eine  sachgemäTse  Au- 
wendung der  Lehren  der  Hygiene  in  der  Schule  nur  dann  statt* 
finden  kann,  wenn  der  Lehrer  das  richtige  Verständnis  für  diese 
Dinge  besitzt,  so  meine  ich,  gelten  dieselben  Voraussetzungen  unbe- 
dingt auch  fflr  die  spftteren  Gymnasial-  und  Realschullehrer.  Es 
iat  mindestens  ebenso  notwendig,  dafe  auch  die  akademisch  gebilde- 
ten Lehrer  die  wichtigsten  Kenntnisse  in  der  Gesundheitspflege  mit 
in  ihren  Beruf  hineinbringen.   Die  Erfahrungen,  die  von  mir  und 
aueh  von  anderen  Seiten  naoh  dieser  Richtung  hin  gemacht  aind, 
lassen  erkennen,  dab  man  gerade  seitens  der  akademisch  gebildeten 
Lehrer  nicht  flheiaU  das  notwendige  Ventandnis  fOr  die  Wichtig* 
keit  der  Lehren  der  Hygiene  besitzt.    So  ftlhre  ich  an,  dab  auf 
einzelnen  deutseben  Universitäten  zwar  Vorlesungen  über  Schul- 
hygiene zeitweise  gehalten  wordeu  sind,  dafs  die.'^elben  aber  von  den 
jungen  Philologen,  den  künftigen  Gymnasial-  und  ReaUchullehrern, 
kaum  besucht  wurden.    So  bat  zum   Beispiel   der  Professor  der 
Hygiene  in  Jena,  Geh.  Rat  Gähtnek,  anu  iln  i nd  zehn  Jahre  hin- 
durch  Schulhygiene   gelesen,    um    den   angehenden    Lehrern  die 
Gelegenheit    zu   bieten,    sich    über  die  so  wichtigen  Fragen  zu 
informieren.  Der  Besuch  dieser  Vorlesungen  war  stets  mttüsig»  selbst 


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dann,  als  iu  den  ersten  Jahren  der  Vorstand  des  pädagogischen 
Seminars  auf  die  Schulhygiene  speziell  aufmerksam  machte.  Die 
Mehrzahl  der  Hörer  bestand  aus  Ausländern;  von  den  Studierenden 
der  philosophischen  Fakultät,  die  nicht  dem  Seminar  angehörten, 
kam  faet  niemand.  In  der  letzten  Zeit  ist  der  Besuch  so  gering 
geworden,  dals  Professor  Gäbtneb  das  Kolleg  aufgab*  HinaoAlgeD 
will  ich  noch,  dafs  die  Volksschullehrer  ein  weit  regeres  InteresM 
zeigten,  da  von  den  an  den  FortbUdnngskurMn  naoh  Jena  gekom> 
menen  YoUcssohnllehreni  fiber  30%  Sohnlhygiene  hörten. 

Ein  Interease  ftlr  geenndheitUefae  Fragen  dflrfte  bei  den  eka- 
demisoh  gebildeten  Lehrern  etat  dann  allgemeiner  weiden,  wean 
die  OeenndheitspEege,  insbeaondere  die  Schulgesondbeitspflege,  als 
Frflfnngafach  aa%6nommen  wird,  oder  doch  daa  Hdren  einer 
sohnlhygieniechen  Vorlesung  anf  der  IJniTenität  als  Bedingung  der 
Ablegung  des  Examens  gefordert  wird. 

Endlich  möchte  ich  noch  eine  miL  dem  hygienischen  Unterricht 
eng  zusammenhängende  Frage  berühren.  Es  ist  neuerdings  wiederholt 
in  Anregung  gebracht  worden,  man  solle  den  aus  der  Schule  tretenden 
jungen  Leuten  eme  Belehrung  über  die  Täligiceit  des  bexualapparates 
und  insbesondere  über  die  Gefahren  des  sexuellen  Verkehrs  zuteil 
werden  lassen.  Dieser  Wunsch  wird  damit  begründet,  dafs  man  auf 
die  grolse  Zahl  von  Geschlechtskrankheiten  hinweist,  an  denen  ge- 
rade die  jungen  Leute  leiden,  die  eine  höhere  Sohule  absolviert 
und  die  dann  das  Universitätsstudium,  den  Offiziersberof  uaw.  er- 
griffen haben.  Diese  Krankheiten  haben  ja  oft  für  das  ganze  spätere 
Leben  die  weittragendste  Bedeutung.  Es  ist  deshalb  nieht  an  be- 
zweifeln, dafs  hier  eine  Temttnftige  AufkUbrang  anikerordentlioh  viel 
Nntsen  bringen  lunn.  Wenn  die  Lehre  von  der  Fortpflananng  und 
der  EntwieUnng  auch  au  den  Lehrau%aben  des  biologischen  Unter- 
riehtes  gehören  wird,  so  handelt  es  sieh  doeh  bei  der  aktuellen 
Frage  um  etwas  gana  anderes,  um  etwas,  das  auJseihalb  des 
Bahmens  des  Unterrichts  liegt.  Nieht  ein  Unterridit  soll  hier  e^ 
teilt  werden,  sondern  eine  Aufklärung,  wie  sie  durch  einen  oder 
wenige  Vorträge  gegeben  wird.  Als  Vortragender  sollte  auch  nicht 
ein  Lehrer,  sondern  ein  Ar/,t  lutig  sein;  die  in  Betracht  kümmeode 
Persönlichkeit  wäre  in  erster  Linie  der  Schularzt. 

Ich  verkeime  durchaus  nicht,  eine  wie  schwierige  Aufgabe  das 
Halten  deiartiger  Vorträge  sein  mul'b,  wieviel  Ernst  und  Takt  da/ii 
gehurt;  ich  bin  aber  fest  davon  überzeugt,  dala  sioh  geeignete  Per- 
sönlichkeiten unschwer  üudeu  lassen. 


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858 


loh  will  darauf  hinweisen,  dais  alle  die  vorerwähnten  Ford«- 
nmgMi,  soweit  sie  sich  auf  die  Erteilung  hygienischen  Unterrichtes 
und  auf  eine  Anfklftrang  in  sexaelleii  Dingen  bestehen,  in  einer 
Schale  wenigstens  bereits  praktiseh  sar  DnFehfOhning  gelangt  sind. 
Das  ist  gesehehen  in  devip  den  Cbsiakter  einer  Obenealsehnle  tragen- 
den  Landeniehnngsheini,  das  in  Hanbinda  im  Hersogtom  Saelisen* 
Meiningen  bestellt. 

Und  nnn  zum  Sohlnft  noch  eine  knrse,  allgemeine  Bemerknngl 
Wenn  beute  noch  die  akademiseb  gebildeten  Lehrer  sn  einem  gnten 
Teil  sich  allen  diesen  Forderungen  der  Schulgesundheitspflege  gegen- 
über ablehnend  oder  doch  indifferent  verhalten,  so  sollten  sie  daran 
denken,  dulä  alled,  wub  auf  diesem  Gebiete  erstrebt  wird, 
nicht  nur  den  Schülern,  sondern  auch  den  Lehrern  zugute 
kommen  wird. 

Tninii-r  wied»  r  sollte  man  deshalb  den  Lehi  ern  das  schon  bei 
Ihniicher  (ieiegeoheit  gefallene  Wort  zurufen:  £t  tua  res  agitur! 


THt  Schidbaiik  in  den  HQJbUMMn  ftr  BohwMlibaflaiigte. 

Von 

Dr.  J.  HossB- Mannheim. 

Der  Hygiene  des  Sohnlranmes  und  seiner  Einriohtnngen  sind 
in  den  flil&klaasen  iBr  8obwsbbbe&higte  eine  Beibe  von  Spezial- 
anfgsben  gestellt,  die  bisher  im  Gsgensatse  aar  pädagogischen 
nnd  sosialen  Fttrsorge  Air  die  Inssssen  jener  Klsasen  —  noch  niobt 

mit  genügendem  Eifer  in  Angriff  genommen  worden  sind.  Die  Kot- 
wendigkeit  einer  besonderen  Behandlung  der  auf  die  Hygiene  des 
Klassenzimmers  und  seiner  Ausstattung  in  den  Hilfsschulen  bezüg- 
liolieii  Fragen  ergibt  sich  emmal  aus  der  physischen  Beschaffenheit 
des  bchülerraaterials,  die  ein*^n  g-esteicrerten  h\  i^nenischeu  Schutz  er- 
heischt, zum  anderen  aus  deu  m  jenen  Schultju  eiiii^^et ulirtt-i]  nnter- 
richtlichen  S]:e/.ialmetlioden,  dio  mannigfache  Moditizierungen  der 
Schuleiurichtungeu  verlangen.  Von  diesen  beiden  Gesichtspunkten 
ans  erscheint  eine  besondere  Erörtoning  der  Sohnlbankfrage  in 
den  Hilfsschulen  angeseigt. 

In  einer  Beziehung  erleichtern  die  speziellen  Verhältnisse  der 
Hil&sohnlen  die  AusfOhning  der  bygienisohen  Foidernngen  in  der 


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Schulbankfrage  Die  Klassenfrequcnz  ist  hier  eine  geringe.  Das 
Maxiraum  der  Schülerzahl  in  den  Hilfsklasseu  beträgt  etwa  20. 
Der  Klassenraum  braucht  nicht  bis  zum  änlMESten  auBgenutzt  zu 
werden.  Die  Aufstellung  der  Subsellien  kann  80  erfolgeu,  dafg  die 
Zufuhr  von  Licht  und  Luft  keinerlei  Behinderung  erfährt.  Frei- 
lich sind  die  Hilfsschüler  des  Lichtes  und  der  Luft  besonderB  be- 
dürftig. Die  körperliche  Minderwertigkeit  der  SohftlerbeTOUceniDg 
in  den  Hüfsklassen  wird  doroh  die  Eigebniase  einer  von  Dr.  Gbosbb 
in  Leipzig  im  Märs  1903  ▼ozgenommenen  üntenuehuag  der  dortigen 
fliUMohfller  illustriert:  91,9  der  Kinder  waren  mit  kArperlioheii 
Ghbieolien  1>ebefltot  nnd  —  am  eine  für  nnaere  Frage  wichtige  Er- 
knnknngsgruppe  kerTontoheben  —  47,1  Vo  der  Scbttler  litten  an 
Angenfitörungen ;  der  Karbraker  Augenarzt  Gelbke  fand  unter  den 
von  ihm  ttntersnebten  schwachsinnigen  und  Schwachbegabten  Kindern 
nur  30  "/o  im  Besitze  eines  tadellosen  Sehorgan  es. 

Die  Schaffung  günstiger  Luft  und  Lichtverhftltnisse  wird  aufser 
durch  zweckmäfsige  Aufstellung  der  Schulbänke  gewuLrleistot 
durch  diH  V  erwendiiug  der  z  weisitzi  o-pd  Rnnk.    Es  liefse  sich 
wohl  die  Hilfsschulf  wegen  der  geringen  Fre<jiieuz  mit  einsitzigen 
Blinken  ausstatten ;  ich  möchte  die  Anwendung  derselben  indels  nur 
für  besondere  Fälle  empfehlen,  z.  B.  wenn  eine  eigene  oithoplldische 
Konstruktion  der  Baak  nötig  ist  usw.    Der  zweisitzigen  Bank 
dürfte  in  den  Hilfsklassen  vor  der  einsitzigen  um  dessentwillen  der 
Vorzug  gegeben  werden,  weil  das  Zusammensitzen  mit  einem  ande- 
ren Kinde  das  soziale  Einleben  der  Kinder,  die  oft  ein«t  gering 
entwickelten  Geselligkeitstrieb  besitsen,  fördert  nnd  weil  bei  den 
Sobwaobbegabten  gegenseitige  Handreiehnngen  und  Hüfaleistangen 
erferderlicb  nod  wftnscbenswert  sind.   Die  zweisitzige  Bank  ermög- 
licht die  Ventilation,  die  bei  dem  kdrperlicb  armen  Scbttlermaterial 
dringend  Tonnöten  ist  Mittelsitze  (dreisitzige  Bank)  müssen  wegen  der 
bekanntermaisen  an  soloben  naebgewtesenen  sebleobten  Luftbesobafien- 
beit  bei  den  wenig  resistenten  und  zu  Erkrankungen  aller  Art,  besonders 
auch  zu  Kopfschmerzen  und  Übelkeit,  leicht  neigenden  Hillsschüleni 
veiiuiedeu  werden.   Die  zweisitzige  B;nik  gebtaitet  den  in  den  Hilfs- 
schulen   unbedingt  nötigen   freien   Zutritt  des  Lehrers  zu  jedem 
Schüler  und  das  erleichtei Austreten  des  Schülers  aus  der  l!auk, 
das  sowohl  wegen  der  leichten  Ermüdbarkeit  der  schwachen  Iviiider, 
wie  auch  wegen  der  hüufiger  nötig  werdenden  Verrichtung  der  Be- 
dürfnisse in  den  Schulen  für  Sohwaokbefäbigte  öfter  als  bei  Kormal- 
kindern erfolgen  muH». 


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Mit  einer  Air  den  Hygieniker  aebr  erfrenliefaen  Besiimmibeii 
erhält  «ich  im  Vordeigmnde  der  fll»erreichen  modernen  Snbaellien* 
literatnr  dk  Forderung,  dab  die  Reinigung  des  Scbnlbodens 
durch  die  Anfstellnng  der  Bänke  in  keiner  Weise  ge- 
hindert werden  soll.   Wer  die  Art  der  BodeDreinigung  in  Klasnen 
mit    dtiü  verschiedensten  Banksybtemen  beobachtet  hat,   kann  nicht 
diiriiber  im  Zweifel  sein,  duis  jene  hygienische  Forderang  technisch 
am   sichersten   durch   die  ümlegbarkeit  der   Hauk   erfüllt  wird. 
Auf   dkese  Eigenschaft  des  Subseliiums  ist  in  den  Hilfskla&spn 
>()n(]eros  Gewicht  zu   legen;  denn  der   Hintan haltung  von  8taub- 
entwicklung  ist  bei  körperlich  schwachen  Kindern»  die  eine  er- 
höhte Disposition  zu  Erkrankungen  der  Atmungsorgane  usw.  dar- 
hieten,  die  peinlichste  Soig^t  zn  widmen.    Es  kommt  aber  ferner 
in  Betracht,  dafk  wir  es  vielfach  mit  Kindern  zn  tun  haben, 
die  unreinlioh  sind  und  deshalb,  sowie  auch  wegen   ihrer  Un- 
geeohiokliehkeit,  Tielen   Sehmnts   an  Sehnhen  nnd  Kleidern  in 
die  Klzsio  heieinaofaleppen,  aneh  dnroh  Auswurf,  Herabwerfan  von 
Speieerssten  n.  dgl.  den  Boden  mehr  yeninrnnigen.  Die  motorisehe 
Unruhe  vieler  dieser  Kinder  flfthrt  zu  einem  intensiveren  Auf- 
wirbeln  des  anf  dem  Boden  deponierten  Stanbes.  Die  Verwendung 
des  Fufsbrettes  ist  deshalb  in  den  HiUssehnlen  sehr  angezeigt. 
Dasselbe   wird  übrigens  auch  noch  aus  anderen  Gründen  hier 
nötig:   die  schwachen   Individuen   leiden  hesonders  oft  an  kalten 
Füfsen,  und  die  Untersuchungen  haben  gelehrt,   dafs  die  Püfse  auf 
dem   BWshrett  um  3  bis  4  °        mer  stehen.     Bei  der  Neigung 
der  Hilfsschüler  zu  Rrkaltuiigea   ist        nötig,  dafs  das  Fufsbrett 
durchbrochen  ist,  Lanirsrillpn  mifwpist,   durch   welche  dns  Wasser 
von  den  Schuhen  ablaufen  kann.  Der  Zutritt  der  Luft  durch  diese 
Öffnungen  beschleunigt  das  Trocknen  der  nassen  Schuhe  und  Füfse. 
Das  Fufsbrett  hat  den  Vorteil,  daüa  das  Austreten  aus  der  Bank 
erleichtert  wird,  und  den  weiteren,  der  ebenfalls  für  die  Hilfeklassen 
▼on  grofser  Bedeutung  ist,  dafs  die  Kinder  hoher  sitzen  und  der 
Lehrer  bequemer  mit  ihnen  hantieren  kann.   Das  FuJsbrett  soll 
reeht  hieit  sein,  nm  eine  gute  Stütze  beim  Festsitzen  abaugehen; 
unsere  Hil6sohüler  hedOrte,  wie  wir  noch  sehen  werden,  der  aus- 
giebigstsD  Unteestütsnng  beim  Sitaen.    Das  Fobhrstt  hat  aber  den 
Naohteil,  daCs  das  Gerünsch  in  der  Klasse  durch  das  Bewegen  der 
Folse  auf  demselben  stärker  ist,  ab  wenn  letztere  den  Boden  he- 
rtihren,  besondeiSi  wenn  dieser  noch  einen  schalldimpfenden  Belag 
hat    Bei  den  unruhigen  Schülern  der  Hilfiklasse  macht  sieh 


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in  der  Tat  das  G^iiuaeh  oft  sehr  anangeDehm  bemerkbar.  Bs  wftre 
eine  dankbeie  Aufgabe  der  Technik,  diesen  Naohteil  des,  wie 
wir  saben,  fär  die  Hilfisehüler  unentbekrliobeii  Fnfibreites  dnrdi 
event.  Übersieben  desselben  mit  soballdftmpfendem  Belage  oder  dgl. 
anasnaofaalten. 

Störende  Ger&nscbe  sahen  wir  in  flillsklassen  noch  mehr  ab 
in  den  Normalklassen;  anob  entstehen  sie  bei  der  Verwendung  tob 
Bftnken  mit  beweglichen  Teilen.  Die  Ungescbioklicbkeit,  die 
Unruhe  der  Schwachbegabten  bewirken,  dafe  ein  ständiger  Müs- 
brauch  mit  dem  Mechanismus  f^etrieben  wird.  Infolge  der  Un- 
geschicklichkeit der  Kinder  ist  die  Möi?liclikeit  von  Quütßchiingeü 
bei  beweglichen  Banken  sehr  grofs,  htsonders  wenn  der  Mechanismus 
mangelhaft  funktioniert.  Bänke  mit  beweglichen  Teilen  eignen  sich 
schlecht  für  Hilfsklafäsen. 

Die  körperliche  und  geistige  Minderwertigkeit  des  Schüler- 
materials der  Hilfsklassen  bedingt  ganz  besondere  Bttoksiobtnahme 
bei  der  Konstruktion  der  eigentlichen  Sitzeinrichtnng. 
Was  von  den  Erscheinungsformen  dieser  Minderwertigkeit  hier  vor 
allem  in  Betracht  kommt,  ist  die  leichte  Ermüdbarkeit  der  Kindw. 
Wenn  schon  normalerweise  sich  beim  Sitaen  die  Neigung  sum  Ein- 
sinken  nach  kurser  Zeit  bemerkbar  macht»  so  ist  es  hei  den  aehwicbr 
liehen  Kindern,  dersn  Moskulator  oft  dürftig  entwickelt  ist,  leichter 
und  früher  der  Fall,  sumal  hier  auch  der  Wille,  der  sonst  wohi 
die  Folgen  der  ErmOdung  au  korrigieren  Termag,  schwach  ist  In 
Erwägung  zu  sieben  ist  femer  die  achon  erwähnte  HftaSgkeit  der 
SehstOntagen.  Beobachtet  man  das  dermaben  gestaltete  Sohfllerkorps 
in  Hilfsklassen  mit  nnzweckmäfsigen  Subsellien,  sich  selbst  überlassen 
beim  Schreiben,  so  erblickt  raun  ein  geradezu  erschreckendes  Bild. 
Die  Korperstelluiig  ist  miserabel;  der  Rumpt  liegt  vorgebeugt  und 
zusammengeknickt,  der  gedrehte  Kopf  fast  auf  dem  Pulie  auf.  Will 
der  Lehrer  ©ine  gerade  tind  hygienische  Rnltiing  erzielen,  so  er- 
wächst ihm  ein  ungeheures  Mufs  nns:P>tr«'ii!jtrr  A nfinerksanikeit  und 
Tätigkeit.  Es  besteht  hier  ein  rirliuger  circuius  vitiosus:  gerade  die 
Kinder,  die  vermöge  ihrer  Körper-  und  Willensschwäche  schwer 
dazu  zu  bringen  sind,  eine  straffe,  gesundheitfi^rdemde  Stellung  ein» 
zuhalten,  leiden  am  empfindlichsten  unter  einer  unsweckmäüsigen 
Haltung,  indem  diese  ihre  Gebrechlichkeit  vermehrt  durch  Be- 
günstigung der  BflckgratsverkrUmmung,  der  Kunsichtigkeit,  aber 
auch  von  Störungen  der  Atmunga*,  Zirkulations-,  und  Verdauuags- 
organe. 


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Man  dftrf  sioh  grttndaäislioh  bei  dem  in  Rede  stehenden  Sobüler- 
material  niebt  «af  die  Kinder  selbst  verlasssn,  daranf,  dalii  ihre  Auf • 
merkeamkeit,  Znehi  nnd  SelbetbeberrBolinng  das  Einnehmen  nnd  Bei« 
behalten  einer  riehtigen  Sitestellnng  ermöglicht;  man  mnfs  r  ielmehr 

bestrebt  sein,  die  Sitzkonatniktion  der   Rank  so  za  ge- 
stalten,  dais  eine  gesuudlieiLsuiulsige  Haltung  gleichsam 
erzwungen  wird.    Hierzu  ist  selbstverständlich  nötig-,  dafs  eine 
gewissenhafte  Anpassung  des  Sit/.ps  an  die  G r  o  Ise n  \  nrhält- 
nisse    des  Schülers  stattfindet;   dabei  mufs  jeder  belästigenden 
Eineng-uno-  vorg:ebengt  werden.   Zur  Erreichung:  einer  festen,  sicheren 
Haltung  ist  ein  Aufsetzen  der  Fül'se  mit  der  ganzen  Sohle  nötig; 
wir  haben  uns  deshalb  oben  für  ein  breites  FuTsbrett  ausgespioohen. 
Dem  Oberkörper  wird  in  der  Lehne  eine  feste  Stütze  gegeben; 
hier  begegnen  wir  dem  wichtigsten  Punkte  der  Schulbankfrage  in 
den  Hilfskiassen.    Der  Sohüler  mala,  die  ganae  Breite  des  Site- 
brettea  benntzend,  das  womOglioh  nach  Tom  etwas  ansteigt,  die 
Lendengegend  fest  an  die  Lehne  anlegen.   Die  Lehne  mnJb  den 
Oberkörper  bis  in  die  Schnlterblftttergegend  statsen.  ZweoknUUbig 
ist  die  Einsellehne,  weil  sie  eine  freiere  Bewegnng  der  Oberarme 
gestattet  nnd  anfmrdem  die  Neignng  Tieler  Sohwaehbegabten,  hin- 
nnd  herznmisohenr  bekämpft.    Die  Lehne  mdk  am  Sitsbrett  be- 
ginnen. An  Stelle  des  unteren  Lehnenteils  eine  öfihnng  sn  lassen, 
ist  bei  unseren  sehwaohen  Kindern  nnter  keinen  Umstanden  ge- 
stattet, denn  dadurch  würde  dem  Schüler  ein  nnheilvoller  Spielraum 
zum  Zui urkgleiten  belassen.    In  dem  oberen  Teile  der  Lebüe,  der 
Sohulterlebne,  mit  einem  in  kräftiger  Kurve  vor^pringeuden  Wulst, 
findet   der    Rücken   genügende   Ijnt^rstütung.     Von  fundamentaler 
Bedeutung  für  die  Schreibhaltung  der  s^chwfichlichen  Kmder  ist  die 
richtiire  Abme.ssung  des  horizontalen   Abstandes  der  Lehne 
von  der  inneren  Pultkante,  der  auf  etwa  19%  der  Körper- 
gröfse  berecheet  wird.    £rst  wenn  dieser  Lehnenabstand  den  jewei- 
ligen Gröisen Verhältnissen  des  Schülers  angepalst  ist,  wird  mit  einer 
gewissen  Sicherheit  verbürgt,  dafs  der  Schüler  beim  Schreiben  die 
Kreuzlehne  nieht  rerlftist  und  die  richtige  Körperhaltung  bewahrt. 
Der  richtig  bemessene  Lehnenabstand  verhindert  anf  der  anderen 
Smte  ein  AndrUoken  der  Bmst  an  die  vordere  Pnltkante. 

So  wird  hanptsAohlieh  dnroh  die  sweokentspreohende  Kenstmk- 
tion  der  Lehne  nnd  dnroh  ihr  riohtigee  Verhältnis  sn  den  ttbrigen 
Teilen  der  Bank  eine  gerade,  sichere  nnd  bequeme  Haltung  der 
Schiller  erreicht,  die  vermöge  ihrer  körperliehen  Sohwflohe»  ihrer 


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858 


UngosoliiokHehkeit  und  ilirar  g«wtig#n  Ifinderirtrtigkeii  nur  sohwer 
freiwillig  eine  Urnen  voiifeBcihriebene  ffitshaltnng  einznneliinMi  nnd 
zu  bewahren  imstandA  sind. 

Wir  erkannton  nun,  dals  nnd  wie  es  mOglioh  ist^  zwei  Haapt* 
fordemngeQ,  die  an  die  Sehnlbank  gerade  in  den  HiUbklaaMn  ge- 
stellt werden  müssen,  zu  erfüllen:  erstens  die  Fordemng,  dab  den 
Kindern,  die  zu  schwach  und  unbeholfen  sind,  um  unter  ungünstigen 
Subsellien Verhältnissen  durch  eigenes  Zntnn  eine  gesundheitsgemäfse 
Körperhaltung  einzunehmen,  letztere  durch  die  Konstruktion  der 
Bank  aufgedräuL-t  werde;  zweitens  die  Forderung,  dafs  die  Hilfs- 
schulkinder dem  Verlangen  ihre«  physischen  Zustaiules, 
oft  aufzustehen  und  aus  der  Bank  herauszutreten,  leicht 
nachzukommen  vermögen  (in  letzterer  Hinsicht  ist  noch  als  be- 
sonders zweckmüfsig  die  Verkürzung  des  Sitzbzettee  anzoführen,  wo- 
durch der  Schüler  am  Bankende  sitzt). 

Diesen  Fordemogen  wird  meinen  Erfahrungen  nach  am  besten 
gerecht  die  RBTna  •  Bank.  Ich  aohlieise  mich  hier  dem  Urteile 
FsnrsBLB»  der  in  «einer  Sohrift  «Die  Hü&eohnlen  für  aohwaeh- 
begabte  Bänder**  die  RBTna-Bank  als  geeignehite  Bank  ftlr  die 
Hilfaschnlen  empfiehlt,  insofern  an,  als  keine  der  von  mir  bis  jeirt 
in  HUftklaeaen  in  Anwendung  gefundenen  Konetroktionen  den  An- 
sprüchen, die  wir  unter  den  besonderen,  oben  gekennzeiehneten  Yer- 
hftltiuBeen  der  fliUasehnle  erheben  mnlkten»  so  allseits  erfllllt,  ab  die 
EBTTiGsohe  Sehnlbank. 

Ein  Bedenken  könnte  gegen  die  Verwendung  dieses  Subselliums 
in  den  HUisklassen  erhoben  werden.  In  den  Hilfsschulen  nimmt 
der  Handfertigkeitsunterricht  einen  breiten  Raum  des  Lehr« 
nnd  Erziehungsplanes  ein.  Da  mau  in  der  Rettk;  -  Bank  nicht  auf- 
stehen kann,  ist  es  nicht  möglich,  Arbeiten,  die  ein  Stelnnj  er- 
fordern, innerhalb  der  Bank  zu  verrichten.  Indes  muis  gciren  die 
Ausführung  von  Handfertigkeiten  im  Stehen  innerhalb  einer  Schul- 
bank unbedingt  Stellung  genommen  werden.  Bei  den  Vorführungen 
des  obligatorischen  Handfertigkeitsunterricbtes  in  den  Wormser 
Volksaoholen  anlttisiieh  des  dort  in  dieeem  Jahre  stattgefundensn 
Kongresses  sahen  wir  mit  wenig  Vergnügen  in  einzelnen  Klassen 
die  Sohttler  in  stehender  flaltnng  inneihalb  der  Bank  ihre  Aibeiten 
▼eniohten:  trotzdem  dnroh  Znrdcksehlagen  dss  Sitzes  bei  der  dort 
yerwendeten  Ftankenthaler  Sehnlbank  ein  breiterer  Bamn,  eine  grot» 
Pinsdistanz  gesehaflen  war,  mnlSste  natnigemäb  bei  den  Hantierangen 
anf  der  Pnltplatte  im  Stehen  der  Leib  der  Kinder  an  die  hintere 


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Kante  der  Pultplatte  an^^^edruckt  werden.  Das  ist  byf^ienisch  unzu- 
Uissig.  Es  können  gewisse  Arbeiten,  Flechtarbeiten  imd  leichte 
Papparbeiten  im  Sitzen  verrichtet  werden,  das  kann  aber  dann 
selbstverständlich  auch  in  der  Ejbttig  Bank  oder  ähnlichen  Bänken 
mit  feststehenden  Teilen  geschehen.  Im  übrigen  dürfen  die  Hand- 
fertigkeitsübungen nicht  in  den  Scbnlbänken  ausgeführt  werden. 
Ihr  Wert  bemht  ja  zum  Teil  darauf,  dafs  sie  Erholnng  nnd  Ab- 
w  ecbslung  von  der  sitzenden  Schulbeschäftigung  gewähren.  Jede 
Hil&klasse  sollte  swei  mit  einander  verbundene  BAnme  besitaen: 
neben  dem  eigentliehen  Klasseniimmer  einen  Arbeitsranm,  wo  die 
Handfertigkeitsflbmigen  stattfinden  und  der  mit  ahnliehen  fiftnken, 
wie  sie  in  den  Sehülerweikstatten  vorhanden  sind,  ansgestattet 
werden  soll.  Die  Seblller  wetden  die  Arbeiten,  je  nach  deren  be- 
sonderen Art,  stehend  oder  ohne  Zwang  und  fieenguDg  sitsend  ver- 
richten. 


Halk  der  Lehrpenien  und  Lehrsiele  an  höheren  Unterriohti- 

anstalten 

Von 

Dr.  med.  Th.  Beni>a, 
Nervenarzt  in  Berlin. 

(Soblab.) 

Ist  aber  der  amtlich  angenommene  Schüler  wirklich 
der  Durohsohnittsschüler?  Ist  wirklieh  die  Majorit&t  der 
Klasse  imstande,  in  der  ak  normal  festgesetrten  Zeit  ohne  fremde 
Hilfe  nnd  ohne  nnerlaubte  Machenschaften  die  Pensen  en  bewiltigen? 

Diese  Frage  mnfii  entschieden  v  e  r  n  ein  t  weiden.  Die  folgenden 
Zahlen  werden  am  besten  die  tatsächlichen  VerhSltnisse  beleuchten. 
In  Fxenfien  erhalten  nur  etwa  20%  eller  Schüler  das  Zeugnis  der 
Beife,  40%  das  Zeugnis  für  den  einjährigen  Dienst.  Die  übrigen 
40%  müssen  die  hüheie  Sdiule  verlassen,  ohne  seltfst  das  Sinjährigen- 
Zeugnis,  das  für  ihr  ganses  femerss  Leben  bestimmend  einwirkt, 
erreicht  zu  haben.  Und  ähnliche  Yerhftltnisse  dürften  sich  Uberall 
ergeben;  z.  B.  erreichen  in  Baden  nur  ca.  19%,  in  Schweden  25% 
das  Ziel.    Aufserdem  aber  wird  sowohl  das  Einjährigen-  als  auch 

ScbulgesuDdheitspflegc.  XVII.  48 


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das  Eeifneiigms  sum  groiaeB  Teil  «nt  in  einrai  Alter  enroibeo,  dai 
weit  Aber  das  somude  lunausgeht.   Von  613  üntenekondaneni  d« 

Berliner  städtischen  Gymnasien  —  nnd  die  grofsen  Stftdte  haben 
nachweislich  gegenüber  den  kleineren  und  kleinen  Städten  das  inteUi- 
genteste  Schülermaterial  —  standen  nur  335  im  normalen  Alter  von 
15  Jahren,  die  übrigen  27b,  also  ca.  43°/o,  waren  IH,  17  Jahre  und 
darüber.  Von  den  preufsischen  Abiturienten  aber,  sowohl  der 
Gymnii^ien  als  auch  der  Realanstaltpn,  siini  cn  75%  19 — 21  Jahr»' 
alt  und  darüber,  während  das  Normalaltei  Ib  Jahre  ist.  In  Berlin 
waren  im  Jahre  1902  in  den  stadtischen  Gymnasien  63%,  in  den 
Beolgymnasien  71%,  in  den  Oberrealsohulen  77%  der  Abiturienten 
ttber  19  Jahre  alt.  In  Baden  brauchten  im  Jahre  1884  durch- 
schnittlich 87%  d«r  Schüler  mehr  als  die  vorgeschriebenen  9  Jahre 
bis  enm  Abitnrium.  In  Schweden  betrtgt  dne  DnrohwhnittBBlter  dar 
Abiturienten  etwn  19Vt  Jahre. 

Seibat  diese  Zahlen  ergeben  jedeoh  noch  kein  richtigea  Bild. 
Mag  es  anch  Torkommen,  dala  vnter  den  ohne  Zengnis  der  Beife 
Abgegangenen  sieh  manche  befinden,  die  nioht  ans  Unfiüiigkeit^ 
sondern  ans  anderen  Gründen,  etwa  socialen,  die  oberen  Khmm 
nioht  dnrdhmaohen  konnten,  so  sind  doeh  andeiaeita  nioht  alle  Abi- 
turienten als  vollwertig  ansuaehen.  Denn  durchaus  nioht  immer  auf 
normalem  Wege,  d.  h,  ohne  Schädigung  der  Gesnndheit  nnd  in  selb- 
ülüudigef  Arbeit  ist  das  Ziel  erreicht  worden,  übgeseheu  davon,  daüs, 
wie  von  pädagogischer  Seite  behauptet  wird,  eine  grofse  Alüde  in 
der  Beurteilnnt^^  dor  Prüfuno^sleistangen  geübt  werden  mafs.  Aufser- 
dem  sind  alter  gerade  unter  den  aD.^ohemeud  Begabten  nnd  das  Ziel 
Erreichenden  m.ini  he,  die  die  Lf»hh.i,ttigkeit  ihres  Geistes  ihrer  neuro- 
pathischen  Konstitution  verdanken. 

Diese  Mangelhaftigkeit  der  Resultate  kann  niobt  wundemehmeo, 
wenn  man  das  Material  unserer  höheren  Schulen  einer  payehologifichen 
Prttfnng  unterzieht.  loh  kann  hier  auf  die  Einzelheiten  nioht  nftfaar 
eingehen  und  will  nur  kurz  die  versohiedeneu  Kategorien  erwflhnaa; 
lelbstTerat&ndlioh  ist  es,  dafo  diese  nioht  scharf  getrennt  stehen, 
sondern  sieh  Obezgftnge  und  Zwisohenformen  finden,  und  dalSi  rial- 
leioht  nooh  neue  Kategorien  sieh  auffinden  lielken. 

Es  ist  bereite  erwfihnt  worden,  dad  augleioh  philologisohe  und 
matfaematiaohe  Begabung  auf  den  höheren  Schulen  Torauugaostit 
wird,  während  diese  beiden  Bähungen,  wie  die  Brfidirung  lehfi 
sich  gegenseitig  fast  immer  aussohlie&en.  Sohon  duroh  diesen  ünstuid 
ersoheinen  viele  in  Wirklichkeit  fähige  Schüler  den  Anforderooges 


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861 


der  Sohnle  gegenüber  als  sohwaohbegabt.    Da  sind  ferner  die  anf 
einem  auCserhalb  der  Schale  liegenden  Gebiete,  etwa  der  Kunst, 
der  Technik,  des  Handels,  besonders  Yeranhgten,  nnter  denen  die 
eigentliohen  Genies  deh  Torfinden.  Sie  TSissgen  in  der  Sohnle  oft 
goiudieh.  Die  Beispiele  fttr  diese  Kategorie  sind  überans  sahirsieb. 
Amih  gibt  es  geniale  Natnren,  die  hoeh>  nnd  vielseitig  begabt,  doeh 
die  AnforderuDgeQ  der  Sehnle  nieht  sn  erfüllen  vermögen,  weil  die 
XSigenart  ihres  Geistes  ein  Einfügen  in  den  Zwang  der  Sehnle  nieht 
erlaubt.  Wieder  eine  andere  Kategorie  bilden  diejenigen,  die  man  die 
Spätbegabten  nennen  könnte,  weil  ihre  geistige  Entwicklung  spat,  oft 
erst  nach  der  Pubertät,  eintritt.    Unter  diesen  sind  glänzende  Namen, 
wie  Alexander  von  Humboldt,  Daewin,  PESTAiiOzzi,  keine  Selten- 
heit.  Auch  ^ibt  es  eine  Anzahl  von  Schülern,  die  gut  oder  genügend 
begabt,  kein  ausreichendes  (Tedächtnis  besitzen ;  bei  den  enormen  An- 
sprüchen, die  die  modetne  Schule  speziell  un  daa  Geduchtnis  stellt, 
müfisen  sie  der  Schule  gegenüber  als  Schwachbegabte  bezeichnet  werden. 
Noch  eine  andere  Art  von  Unzulänglichen  bilden  die  körperlieh 
Defekten,  sei  ihre  Kränklichkeit  durch  die  Sehnle  oder  dnreh  andere 
£ittflüsBe  erssngt.    Die  Fehler  der  Sinnesorgane  spielen  hier  eine 
grofse  Rolle.    Zu  ihnen  gesellt  sich   die  Kategorie  der  geistig 
Sohwaoheo  leiehten  nnd  leiohtssten  Grades»  die  bei  geeigneter  Unter- 
stUtsnng  bis  in  die  höheren  Klassen  Torsndringen  veimOgen;  bei 
nanehen  von  ihnen  seigt  sieh  die  Sehwflehe  anf  moralisohem  Gebiet 
ond  maoht  sie  trSge,  widetspenstig,  pfliefatveigssaen.    Eine  greise 
Gruppe  bilden,  insbesondere  in  den  GrolteMdten,  die  Nenrasthenisehen 
und  Hystorisehen,  die  sog.  psych opathisohen  Hinderwertigkeiton,  die 
dnreh  ihre  geistige  Abnormitftt,  ihre  ÜnfUiigkeit,  die  Anfmerksam- 
Iceit  za  konssentrieren,  durch  Sprunghaftigkeit  des  Denkens,  leiehte 
Ermüdbarkeit,  WiUensschwilche,  abnorme  Neigungen  usw.  verhindert 
werden,  ihre  oft  grofsen  Fähigkeiten  /.u  verwerten.    Olt  ullerdings 
bewirkt  die  psychopathiöche  Anlage,  wie  er\^  ahnt,  eine  gruise  geistige 
Regsamkeit  und  macht  die  Betreflenden  zu  dem  Stolj^;  der  8(diul9. 

Endlich  aber  bleibt  es  noch  eine  offene  Frage,  inwieweit  der 
Normalmensch  Anlage  zu  wissenschaftlicher  Betiitiguag 
besitzen  mufs.  Die  Fähigkeit,  die  Anfangsgründe  einer  Wissen- 
sohaft,  wie  etwa  der  Mathematik,  zu  begreifen,  eine  fremde  Sprache 
sprechen  zu  lernen,  die  Hanpttetsaohen  der  Gesohiehto  sn  erfassen  usw. 
liegt  wohl  ohne  Frage  im  modernen  Kultunnensohen.  Aber  die 
hohe,  meist  abstrakte  Geistestitigkeit,  sowie  die  Ver- 
sehiedenartigkeit  der  geistigen  Tätigkeiten,   wie  die 

48* 


862 


höhere  Schule  sie  gegenwärtig  verlangt,  darf  darchaus 
Hiebt  als  Postulat  gesetzt  werden,  wenn  es  sich  um  die 
Aufstellung  eines  Sclienias  für  den  normalen  Menschea 
handelt,  sondern  wird  immer  nur  wenigen  hervorragend 
Begabten  beschieden  sein.  Dieser  hervorragend  Begabten  aber 
gibt  es  in  der  Schule  nur  einen  verschwindend  geringen  Brnohteil  — 
nach  verschiedenen  Beobachtern  etwa  n%,  und  es  mufs  ohne  weiteres 
einleuchteo,  zu  welchem  Zwiespalt  es  führen  mufs,  dafs  das  Mafs 
unserer  Lebrziele  und  Lehrpensen  für  diesen  geringen  Bruchteil  der 
Schülerzahl  berechnet  ist.  Ob  aber  selbst  für  diese  fein  ezganisierteo 
Gehirne  ein  solches  Mals  geistiger  TiUigkeit  in  einer  so  £rtthflo 
Lebensperiode  geeignet  ist,  mag  ebenfalls  dahingestellt  bleiben.  Es 
gibt  SQ  denken,  dais  gerade  diese  oft  sehen  anf  dem  Wege  ermatteo 
oder,  wenn  sie  des  Ziel  eneiehen,  im  spftteren  Leben  die  in  sie  ge- 
setsten  fiSnraitiingen  anf  das  tmnrigste  enttftnsohen. 

Die  Schicksale  der  Schwachbegabten  in  der  Sohnla 
sind  verschiedenartig.  Zorn  Teil  werden  sie  durch  die  seelisehsn 
Beismittel  der  Schub:  Erregung  des  Ehrgeizes  und  Bedrohnng  mit 
Strafe  nnd  Schande,  in  Leistungen  angespornt,  die  weit  über  ihre 
Krftfte  geben,  nnd  erreichen,  meist  nnr  hei  andanerndem  Kaohhilfe* 
Unterricht,  wenn  auch  verspätet,  das  Zeugnis  der  Reife  oder  einer 
anderen  Berechtigung,  oder  sie  suchen  als  letzte  Zuflucht  eine  so- 
genannte pPresse'*  auf.  In  dieser  wird  nun  mit  Hintansetzung  aller 
hygienischen  Gebote  der  Drill  für  das  Examen  bewerkstelligt,  l  nd 
nicht  nur  e:u  Schaden  in  gesundheitlicher  Beziehung  ist  zu  befürchten, 
sondern  auch  ein  sittlicher  für  den  bisher  vielleicht  Tlnverdurbeneo. 
Denn  nicht  nur  die  geistig  Schwachen,  sondern  auch  die  sittlich 
Schiffbrüchigen  finden  hier  ein  gastliches  Obdach.  Schon  der  Zweck 
dieser  Anstalten  ist  an  sich  ein  unmoralischer,  da  dieselben  aiohi 
Untenioht  und  Erziehung,  sondern  nur  ein  wüstes  JSinpaoken  nun 
Examen  suAi  zum  Ziele  setzen. 

EÜn  grofser  Teil  der  Schwachbegabten  aber  —  in  PreuJisen  4Q% 
wie  schon  erwähnt  —  muüs  nach  Jahren  TOfgebliober  Quälerei  an- 
▼errichteter  Sache  die  Schule  yerlassen.  Schon  von  den  unteisteD 
Klassen  an  aeigt  sich  ein  rapides  Sinken  der  Sehülemhl;  snf  dar 
groÜBen  Heeratraise  der  Schule  bleiben  rechts  und  links  die  Msrod«o 
liegen. 

Und  ab  tief  bedauerlich  mnls  es  angesehen  werden,  dafs  gerade 
die  ethisch  besten  Elemente  unter  den  Schülern  ao 
schwersten  unter  dem  Zwiespalt  zwischen  Ansprneh 


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nnd   Lieistungsfähigkeii  leiden.    Fehlt  es  ihnen  an  der 
nötigen  Begahnng,  se  werden  sie  dnich  verdoppelten  Mei&  und 
Pflioihteifer  das  Fehlende  m  ersetzen  snehen,  oft  his  mr  TöUigen 
BSrsohOpInng  ihrer  Krftfte,  und  das  Geftlhl  der  eigenen  Unsu* 
Iftngliohkeii  wird  mit  sehwerem  Dmok  anf  ihrer  Seele  lasten.  Man 
sollte   sieh  nicht  dnreh  den  anseheinenden  Gleiohmnt  in  ihrem 
Wesen   llher  ihre  wahre  seelische  Verfassung  tänsehen  lassen; 
die  Schülerselhstmorde  ans  gehrttnhtem  Ehrgeis  werfen  ein  grelles 
JLioht  auf  Seelenznstände,  die  verborgen  bleiben,  wo  sie  nicht  znr 
letzten  Xonsequenz  iühien.    Und  wie  sehr  gerade  geistige  Arbeit, 
Hüter  Gemütserregung  geleistet,  das  Nervensystem  zu  zerrütten  ver- 
mag, beweist  die  Häufung  der  Ner%'enkrankheiten  in  denjenigen  Re- 
nifeD^    MO  seelischp  Kriegungen  die  geistige  Tätigkeit  zu  begleiten 
pflegen,  wie  bei  Btirseti leuteu,  Juristen,  Rchau?!pielern,  Offizieren  im 
Kriege  usw.    Dagegen  sind  die  schlechten  Elemente  in  der  Klasse 
am  sichersten  gegen  jede  Überanstrengung  geschützt.    Es  wäre  ein 
Kapitel   für  sich  und  ein  sehr  umfangreiches  Kapitell  wollte  man 
über  die  Unredlichkeit  in  unseren  höheren  Schulen  berichten.  Und 
leider  beschrankt  sich  diese  nicht  auf  die  schlechten  Elemente  in 
der  Klasse;  auch  der  bessere  Teil  der  Schüler  sieht  sich  oft  ge- 
zwungen, nm  nicht  anrflckanhleiben,  an  diesem  hetrflgerischen  Treihen 
teilannehmen,  wenn  auch  mit  innerem  Widerstrehen  nnd  demVerlnst 
der  Arbeitsfrendigkeit. 

Auch  diese  Znstftnde  sind  ein  tranriges  Symptom  fttr  den  Zwie- 
spalt swisdien  Forderung  und  Leistangsmftglichkeit.  Sie  werden  he- 
stehen  bleiben,  solange  dieser  Zwiespalt  nicht  beseitigt  ist.  Ist  aber 
dieses  unlautere  Treiben  auch  vom  ethischen  Standpunkt  ans  tief 
bedanerlich,  so  darf  man  doch  unter  den  heutigen  Verhältnissen  seine 
Beseitigung  nicht  wünschen.  Bildet  es  doch  sozusagen  das  Sicher- 
heitsventil, das  eine  allzu  heftige  Überspaimung  der  Kräfte  verhütet. 

Es  erübrigt  sich,  zu  sagen,  wie  sehr  die  Arbeit  des  Jjohrers 
durch  die  Unzu  1  äugl i  c h k  ei t  den  Schülermateriais  er- 
schwert wird.  Es  ist  wahrlich  kein  \\  iinder,  wttin  unter  den 
Erkrankungen  der  Lehrer  die  iServenkranlcheiten  70%  erreichen,  wie 
festgestellt.  Dies  ist  aber  um  so  bedauerlicher,  als  ein  nervenkranker 
Lehrer  gerade  diejenigen  Eigenschaften  besitzen  wird,  die  gerade  er 
am  wenigsten  haben  dürfte:  Jähsom,  Launenhaftigkeit,  Mangel  an 
Gedold,  unmotivierte  Sympathien  und  Antipathien  usw.  Dadurch 
hangt  er  eine  gewitterhafte  Atmosphäre  in  die  ünterrichtsstnnden, 
die  wiedemm  anf  die  Nerven  der  Schüler  nngOnstig  einwirken  mnls. 


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864 


Es  iat  ohne  wtiteNS  Uw,  dafii  für  slto  diese  Eategorien  der 
Sohwaelibegabten,  sobald  sie  es  mit  ihren  Pfliehten  ernst  nehmen, 
die  offisielle  Arbeitsseit  niohi  nsreieht,  sondern  sieh  unkootinUierbsr 
ausdehnen  mds.   Sie  wild  nooh  gesteigert  dnroh  den  nnentbehr> 

liehen  l*iachhilfeunterricht,  dessen  Verbreitung  nach  filteren  Angaben 
zwischen  25  und  90%  schwankt.  Selbst  der  Gebrauch  unerlaubter 
Hilfsmittel,  inabesondere  der  Übersetzungen  klfissiacher  Schriftsteller, 
rf^ieht  oft  nicht  ans,  die  Arbeitszeit  auf  ein  hygienisch  zulässiges 
Mais  zu  beschranken 

Wir  haben  bereits  ausgeführt,  dafs  für  eine  hygienische  Lebens* 
weise  des  Schülers  etwa  17 — 18  Stunden  täglich  aufserhalb  der 
Arbeitszeit  erforderlich  sind,  und  dalis  bei  der  offiziell  festgesetsteo 
Arbeitszeit  von  9 — 11  Stondeo  sich  bereits  ein  Manko  von  2  bis 
5  Stunden  täglich  ergehen  muls.  Dieses  Manko  «rird  also  bei  der 
Mehnahl  der  Sehfller  nooh  ein  bedentenderes  sein  nnd  insbeeondeie 
Tor  den  Prüfungen  ins  Ungemessene  anwachsen. 

Wodnroh  aber  wird  dieses  Manko  ansgegliehen?  Znm 
Tei]  allerdings  anf  Kosten  der  Schnlpfiiohten,  snm 
gr4)fsten  Teil  aber  auf  Kosten  der  hygienischen  Forde- 
rangen. 

Diese  Hintaosetsnng  der  hygieoisehen  Forderungen  in  nnseier 
KnabttsbilduQg  lolst  es  anoh  als  tief  bedanerlioh  ezsoheinen,  dals  die 
moderne  Midehenendehnng  dieselbe  Bildung  erstrebt,  ehe  dieee  Zeit 

gefunden  hat,  sich  den  modernen  Verhältnissen  anzupassen  nnd  deD 
richtigen  Ausgleich  zwischen  geistiger  und  körperlicher  Ausbildung 
zu  finden.  Ist  die  Überspannung  der  Kräfte  schon  bei  den  Knaben 
eine  hohe  hygienische  Gefahr,  so  ist  dieselbe  bei  den  Mädchen  noch 
um  vieles  i^r  ofser,  da  bei  diesen  die  Kränklichkeit  nach  überein- 
stimmenden  Beobachtungen  ursprünglich  schon  eine  grössere  ist.  Wie 
nachteilig  der  Gesundheitszustand  der  Frauen  durch  übermtUsige 
geistige  Arbeit  beeinÜnlai  wird,  zeigt  sich  am  dentliobeten  in  den 
JLiehrerinnenseminarien,  wo  besonders  vor  dem  Examen  Nervosität 
und  Bleichsucht  einen  beängstigend  hohen  Grad  und  Prozentsatz  er- 
reiehen.  In  den  Lftndem,  wo  Versuche  mit  der  Koddnkation  gemacht 
worden  sind  —  nnd  dies  ist  in  fast  allen  Knltnrstaaten  der  Fall  --i 
hat  ee  sich  geaeigt»  daJs  die  Krftnkliohkeit  der  Msdohen  noch  nn* 
yerhttltnismftlsig  mehr  ansteigt  als  die  der  Knaben.  Inwieweit  ibsr 
antedem  eine  SdiAdignng  der  Konstitntion  eintritt,  lälbt  sich  nstsr- 
gemftb  dnroh  Zahlen  nicht  feststellen.  So  berechtigt  das  Streben 
der  Franen  nach  höherer  Bildung  ist,  nnd  so  wenig  ihnen  dieselbe 


...... ^le 


865 


für  die  Dauer  würde  vorenthalten  werden  können  —  eine  allgemeine 
Übertragung  der  heutigen  Knabenbildung  auf  die  Bildong  der  weib- 
Uthsa  Jugend  würde  Dioht  nur  für  diese,  BondAiii  aneh  für  die 
kommenden  Gesohlechter  von  unberechenbaren  Folgen  sein. 

Ea  ist  ttber  die  YemaehltewgnDg  der  Gtesnndheiispflege  aaf  den 
KnBbenaehalen  bo  Vieles  und  Yortreffltobee  geeekrieben  worden,  da£i 
ieh  mich  auf  eine  Ao&ttlilnng  der  flanpfcpnnkte  beeobrttnken  kann: 
Die  Seihldignng  die  Soblafes,  sowohl  in  benig  auf  Daner,  ale  aneh 
anf  Tiefe,  ^e  Begflnstigung  der  Onanie  durch  das  lange  Waehltegen 
im  Bett  naeh  abendlicher  Oehimarbeit»  —  die  VemachllieBigung  der 
Hautpflege,  speziell  des  Badens,  —  die  Unmbe  bei  den  Mahlzeiten  nnd 
deren  UnregeliDäfsigkeit,  —  daa  Arbeiten  während  und  nach  denselben, 
melches  üebini  und  \'er(]auuDg8orgaue  gleichmärsig  schftdigt,  —  der 
Mangel  an  Puu'^en  während  der  hiluslichen  Arbeiten  usw. 

Allerdmi^s  (allen  in  den  *  Internftten  mit  ihrer  strengen  Zeiteiu- 
teiluog  die  meisten  dieser  S(;hädiiclikeiLen  fort.  Doch  bergen  diese 
Institutionen  so  viele  and*  ro  hvgienisohe  nnä  sittliche  Gefahren,  dals 
sie  nicht  als  geeigneter  Ersatz  der  i^'amüienerziehung  betrachtet 
werden  dürfen,  wenn  auch  leider  heutzutage  die  Ansprüche  der 
Schale  eine  Einwirkung  des  Familienlebena  anf  die  Kinder  nur 
wenig  geetatten. 

Ganz  besonders  aber  wird  die  Ton  der  Schule  bean* 
spruchte  Zeit  den  Erholungsstunden  entzogen.  Gerade  in 
den  Grolkstadten,  wo  so  yiel  Zeit  gebimucbt  wird,  um  ins  Freie  au 
gelangsn,  ist  es  der  Jugend  doppelt  erschwert»  Erholung  in  Spiel 
und  Sport  au  suchen.  Wie  notwendig  aber  gerade  fUr  die  Qroßs- 
stadtjugend  die  Erholung  im  Freien  wflre,  wie  eraiehlich  das  Leben 
in  der  Natur  auf  das  jugendliche  Gtemflt  wirkt»  darflber  sind  eben- 
&lls  Fidagogen  und  Ärzte  einig.  Trots  ihrer  eminenten  Wichtig- 
keit für  Körper  und  Geist  aber  muls  unter  den  heutigen  Yerhfttt- 
niseen  eher  von  den  Leibesübungen  zurückgehalten  werden;  denn 
es  iet  wtiLl  klarj  dul's  nach  einer  ermüdenden  Spoi tsübuüg,  wie 
Turnen,  Schwiinmeii,  Rudern,  Tennisspielen,  eine  nachfolgende  geistige 
Arbeit,  noch  da/u  bis  in  den  späten  Abend  hinein,  weit  mehr  Scha- 
den bringt,  als  der  Sport  uuUen  konnte. 

Diese  Hintansetzung  aller  Forderungen  der  Hygiene 
mufs  sich  selbstverständlich  rächen.  Und  so  ist  denn  auch 
der  Gesundheitsznstand  unserer  Schuljugend  ein  in  jeder  Beziehung 
mangelhafter.  Besonders  an  Schulen  mit  Nachmittagsunterricht  ist 
der  Frozeotsata  der  KrfinkUohen  ein  sehr  hoher.    So  wurde  an 


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866 


preafsiscben  Schalen  mit  Naolmiittagsimterricbt  der  ProMotaati  der 

Kränklichen  auf  den  mittleren  und  oberen  Stufen  auf  40 — 70*/o, 
der  der  Nervösen  und  mit  Kopfschmerz  Behafteten  uut  20 — 60  ^o, 
der  der  Sclilaf  losen  auf  ca  19 "  o  festgestellt;  an  Schulen  ohne 
Nachmittftgj»iinterricht  auf  25,  14  und  5  °/o.  In  Djlnemark,  wo  ^*'r 
ungeteilte  Lnterricht  allgemeiu  ist,  wurden  bei  emer  Encjuei*' 
22 — 34%  Kränklicbo  ö:efunden.  Kückg-nit^verkrümmuni^ ,  Ed?- 
hrüstii^keit,  Sehstürun^'en  sind  eine  direkte  Folge  unseres  heutigcjo 
Schuibetriebs.  Auch  andere  Störungen,  wie  Bieicbsucbt,  Blutarmut, 
VerdauuQgsanomalien  werden  teils  duroh  die  aitzende  LebensweiBe, 
teils  durch  lugenOgende  ErnäbniDg  infolge  Haogela  an  Zeit  erzeugt 
resp.  verschlimmert.  Wae  aber  speziell  das  ara  meisten  vertreitete 
Leiden,  die  Nervenstörungen  bei  Schülern,  betrifft,  so  unterliegt  es 
keioem  Zweifel,  dafs  die  höhere  Sohnle  einen  bedeutenden  Einflnis 
in  dieser  Hinsieht  anstlbt,  insbesondere  durch  das  nervenserrllttende 
Arbeiten  anter  der  Hetzpeitsche,  wie  der  Mangel  an  Zeit  es  he- 
ding:t  Allerdings  hetrBgt  die  Zahl  der  Belasteten  bis  sn  50*/«- 
Jedoch  ist  die  folgende  Tatsache  bezeichnend:  Beim  Eintritt  in 
höhere  sowie  in  niedere  Schulen  beträgt  die  Zahl  der  NerrOsen  nur 
10%.  Während  sie  aber  in  den  niederen  Schulen  ziemlieh 
konstant  bleibt,  wächst  sie  in  den  höheren  Schulen  andauerad  und 
erreicht  stellenweise  (iO  %  aller  Schüler.  Auch  zeigt  sich  in  den 
höheren  Schulen  kein  Sinken  der  K  rünklichkeitsziffer  in  der  Puber- 
tittszoit,  wie  es  in  den  niederen  Schulen,  sowie  in  M&dchenschnleii, 
der  Fall  ist. 

Uuiei  den  Nervenstörungen  ist  vorerst  der  so  weit  verbreitet« 
Kopfschmerz  zu  nennen;  zugleich  ein  Symptom  der  sog.  Schüler 
nervosität,  welche  mit  der  Neurasthenie  der  Erwachseneu  gro^ 
Ähnlichkeit  hat:  Reizbarkeit,  Angstgefühle«  Zwangsvorstellungen, 
herzneurotisohe  Symptome ;  Kopfschmerz  und  Kopfdruck,  Schlaf  losig' 
keit  oder  Schlafsucht,  habituelles  Erbrechen,  Appetitlosigkeit,  Ohn- 
machtsaufälle  usw.  werden  beobachtet.  Auch  psychische  StfimngSD, 
Ton  melaDcholicher  Verstimmtheit  und  AnfreguDgszustftnden  bis  zn 
ausgebildeter  Geisteskrankheit,  von  denen  die  Hebephrsnie  speziell 
das  Entwicklnngsalter  trifft»  sbd  nicht  selten.  Auch  die  dem  Päda- 
gogen wohlbekannte  Erscheinung,  dalh  frtther  gutbegabte  Schaler 
mit  dem  Aufsteigen  in  die  höheren  Klassen  immer  mehr  yemgen, 
mnfs  als  eine  Erschöpfung  des  Nerrensystems  durch  flbern^ige  Li- 
anspruchnahme  aufgefalst  werden. 

Die  von  hervorragenden  Forschem  aller  Länder  angestellteo 


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867 


physiologiseben  Experimente  an  SohOlern,  welche  bezwecken,  die 
Wirkungen  der  Arbeit  auf  die  versofaiedenen  körperlichen  und  geisti« 
gen  f  nnktidiieii  festsustellen,  haben  zum  Teil  bereite  Klarheit  über 
den  £iiifliiJs  des  Sohullebens  auf  den  Organiemne  gebiaeht,  teils  dürfen 
wir  Ton  ihnen  nodi  wichtige  AnlBohlflsse  erwarten,  inebeeondere  in 
besng  auf  die  Beeinflnasnng  der  Zirlnüaiioneorgane. 

Den  Vorwarfen  der  Hygieniker  gegentlber  wenden  die  Verteidiger 
der  Schnle  ein,  da6  dieselbe  nnr  eine  geringe  Scihnld  treffe,  da  an 
den  nieht  zu  leugnenden  Übelatftnden  hanptsachlioh  anÜBerhalb  der 
Schnle  liegende  Einflüsse  schuld  seien.  So  sei  der  Geanndbeitszustand 
bereits  bei  den  in  die  Schule  eiutreteudea  Kindern  sehr  mangelhaft. 
Auiserdem  seien  häusliche  Schädlichkeiten  in  Menge  vorhanden: 
an  hygienische  Lebensweise,  verweichlichende  oder  überstrenge  Er- 
ziehung; vor  allem  aber  die  \  erL^m^^unuen  aller  Art,  welche  die  der 
Schule  gflnilii  ende  Zeit  in  Anspruch  nehmen  und  dadurch  den  nerven- 
zerrüttenden Zeitmangel  schaöen. 

Gewifs  ist  es,  dafs  ein  grofser  Teil  der  Schuljugend  bereits 
kränklich  in  die  Sohole  kommt,  und  zwar  ist  der  Prozentsatz  hei 
den  Jdädchen  noch  böber  als  bei  den  Knaben.  In  20  Berliner  Ge- 
rn eindesohulen  wurden  z.  B.  vor  dem  Schulbesnobe  nur  44  von  je 
100  Kindern  als  vollkommen  gesund  befunden.  Der  Prozentsats 
der  erblich  Belasteten  betiflgt,  wie  erwähnt,  bis  zu  50%.  Sicher 
Ut  es  aueh,  dsis  die  häuslichen  Verhältnisse  oft  genug  sobftdigeod 
einwirken,  dafs  durch  verkehrte  Breiebung  im  Hanse,  insbesondere 
duiob  flhergrofse  Strenge  den  minderbegabten  Kindern  gegenUber, 
▼iel  gesOndigt  wird  usw.  Was  aber  will  dies  beweisen?  Boeh  nur, 
dals  die  Schule  um  so  sorgftltiger  abmessen  mufs,  was  sie  diesen 
schwachen  Schultern  aufharden  darf,  um  so  gewissenhafter  aHes  yer- 
meiden  muls,  was  die  Folgen  einer  verkehrten  £rziehung  nodi  ver- 
schärfen könnte. 

Was  aber  den  Vorwnrf  betrifft,  dafs  die  Überb  urdu  n  der 
Schuljugend  nur  durch  allzuviele  Vergnügungen  zustande 
komm»^,  80  ist  dies  entschieden  zurückzuweisen.  Selbst- 
verständlich wird  niemand  denjenigen  Vergnügungen  das  Wort  reden, 
die  an  sich  hygienisch  und  pädagogisch  verwerflich  gind,  wie  der 
Kneipenbesuch  mit  seinem  Alkohol-  und  Tabakgenufs,  die  Gesell- 
schaften Erwachsener  mit  ihrem  Luxus  und  dem  Hautgoüt  ihrer 
Unterhaltungen;  der  Besuch  lasciver  Schaustellungen  usw.  Dies 
dürfte  jedoch  auch  nur  TereinieU  in  einseinen  Kreisen  mancher 
Grofsstädte  Yorkommeo.   Im  grolsen  und  ganzen  sind  die  £ltem 


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▼on  baninitage  war  zu  eifrig  äar'm,  ihnn  Kindern  alles  zu  ent^ 
Bieheo,  was  sie  tod  ihren  Pfliohten  gegen  die  Schale  abhalten 
konnte,  oft  eelbet  auf  Kosten  der  Gesmidheit  In  Wirkü^ttt 
spielen  die  in  der  Sohnlbygiene  so  berOeiitigten  «Kinderbille*  in 
keiner  Weise  die  gro6e  Bolle  bei  der  fintstelinng  yon  Nerrvn- 
atOmogen  im  sehnlpfliehtigen  Alter,  die  ihnen  Bageaefarieben  winL 
Und  aollen  denn  wirkliek  Theater  nnd  Konsert,  Museen  nnd  Gale- 
rien, Uber  deren  bildenden  Einflnis  doeh  wohl  kein  Zweifel  beetehen 
kann,  nnserer  Jngeod  entaogen  werden?  Sollte  heitere  Geselligkeit 
im  Familien-  oder  Freundeskreise  nicht  eher  einen  Geist  und  Gemtit 
entwickelnden  als  einen  verderblichen  Einflufs  haben?  Gerade  im 
Alter  der  Pubertät  —  man  mag  sonst  über  die  Koedukation 
denken  wie  man  will  —  ist  ein  geselliger  Verkehr  der  Ge- 
schlechter notwendig.  In  diesem  Alter  hat  der  (le^i  hlechtstrieb 
die  Tendenz,  sich  in  einer  unschuldigen  Verehrung  des  anderen  Ge- 
schlecht« zu  äufsern.  Wird  diese  natürliche  Regung  durch  strenge 
Abschlieüsnng  künstlich  gehemmt,  so  gerät  der  Trieb  leicht  auf  Ab- 
wege; und  tatsächlich  ist  die  Zahl  der  gesohieohtliehen  Verirrongen 
nirgends  so  greis  als  in  den  Internaten;  ja  ein  herrorragender 
Psychiater  behauptet  sogar,  dais  eine  grolle  Zahl  Homosexaeller  ihre 
perreraen  Neigungen  dem  anssohliefidichen  Verkehr  mit  Gesehleeht»- 
genossen  im  Internat  Tordanken. 

Ganx  mit  Unreoht  stellt  sieh  die  Sohnle  auf  den 
Standpunkt,  das  Leben  des  Kindes  gehöre  ihr  nnd  jede 
Ablenkung  bedeute  eine  Verletzung  der  ihr  geschuldeten 
Pflichten.  Man  kann  sogar  von  Sehulmflnnem  hören,  die  Leh^ 
peosen  durften  schon  deshalb  nicht  beeohnitten  werden,  weil  die 
Jugend  ihre  Freiheit  doch  nur  zu  bösem  Treiben  auanfltsen  wflxde. 
Diese  Anschauung  hat  noch  etwas  von  der  der  Freiheit  so  abholdeo 
Erziehung  des  Mittelalters  an  sich.  Aus  den  Klosterschulen,  wo 
die  zukünftisreu  Priester  erzoscen  wurden,  hat  sich  diese  Anschauung 
mit  den  Iniinanistischen  Studien  und  doch  so  sehr  entgegen  dem 
humanistischen  (jeiste  hinühergetettet  in  unser  Zeitalter  des  Indiri- 
dualismus.  Es  ist  Zeit,  diesen  finsteren  Geist  aus  der  Erziehung  zu 
verbannen.  Gerade  die  Jugend  sollte  ihr  vollgemessenes  Teil  am 
Lebensgenufs  erhalten.  Ist  doch  kein  Alter  so  empfitogsfrendig  und 
geoufafiüiig  als  die  Jugend.  Und  sie  soll  ihrer  eigensten  Natur  tu- 
wider  nur  ttber  abstrakter  Gelehrsamkeit  brOten?  Noch  mehr  — 
Lebenslust  und  Gbnnfssncht  bedingen  sich  gegenaeitig  und  sind  eines 
ohne  das  andere  nicht  denkbar.   Wollen  wir  geistig  und  körperlieh 


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869 


nozmale  Meucbfln  aniehen,  flo  mflasen  wir  Baum  soluifibD,  aowoU 
für  eine  gmndheitsgemlfte  LebeoBweiM,  all  auch  idr  einen  bann* 
loeen  Lebensgenufs. 

Auf  welche  Weise  aber  soll  dies  geschehen? 

Diese  Frage  beschäftigt,  wie  erwähnt,  seit  langer  Zeit  die  Re- 
gierungetj,  die  Pädagogen  und  Arzte,  ohne  dafs  bisher  eine  Eini^ng 
erzielt  werdpu  konnte.  Fehlt  es  doch  auch  jetzt  noch,  wie  ebenfalls 
Bcbon  au.'^geführt,  an  den  notwendigen  Vorarbeiten,  die  eine  sichere 
wiaaenschaftliche  Grund hige  für  Reformen  abgeben  könnten. 

Zunächst  wäre  durch  umfafisende  statistische  Erhebungen  feat* 
zustellen:  Welohe  Anlagen  und  Fähigkeiten  sind  vorhan- 
den? d.  h.  wie  hoch  dtirfen  die  Lehrziele  gesteckt  sein« 
um  fflr  eine  hygienische  Lebensweise  Baum  zu  lassen? 
Nur  so  würde  es  gelingen,  dem  bisher  so  yagen  Begiiff  „Duroh- 
aehnittssehaler"  eine  feste  wisaensohaltliehe  Giwidlage  an  geben. 
Um  Uber  die  Leistongsfidiigbeit  der  SobQler  Elarbeit  an  gewinnen, 
mttfste  eine  ESnqnete  ttber  die  bftnaliebe  Arbeitsaeit  veranstaltet 
werden.  Wirklich  auTerliasige  Besnltate  aber  wftren  nnr  dadnreh 
XU  eraielen,  da£i  probeweise  Arbeitsstonden  in  den  Sobnlen  einge- 
führt würden,  wie  sie  ttberall  in  den  Internaten  nnd  Tagsssebnlsn 
vorhanden  sind  nnd  den  grolsen  hygieniseben  VoTsng  der  Internats- 
erziehuDg  vor  der  häuslichen  bilden.  Nur  müTste  hier  die  Unter- 
stützung durch  Lehrer  uud  Mitschüler,  wie  sie  in^Intematen  üblich, 
fortfallen.  Erst  dann  würde  es  sich  aseigen,  wieviel  von  den  aufge- 
gebenen Arbeiten  in  norrn  ilpr  Zeit  und  ohne  fremde  Hilfe  geleistet 
werden  kann.  Ein  wichtiger  Schritt  zur  Feststell uiin;  der  tatsäch- 
lichen Verhältnisse  ist  kürzlicdi  bei  uns  in  Preufsen  durch  die 
Enquete  über  die  Verbreitung  des  Nachhilfeunterrichtes  getan 
worden.  Die  Resultate  können  jedoch  nicht  als  mafsgebend  an- 
gesriien  werden,  da  nur  bezahlter  Unterricht  in  Frage  kommt,  und 
die  Naidihilfe  durch  Eltern,  Geschwister  und  Mitschüler,  durch 
Übeisetrangen,  Abschreiben  nsw.  anf  diese  Weise  nicht  an  kontrol- 
lieren ist 

Eme  zweite  Frage  wllra  die:  Fflr  welche  Lehrgegenstände 
ist  bei  den  Sohfllern  Interesse  vorhanden?  Ich  weiis  wohl» 
dab  ea  eine  grofte  Aniahl  von  Fttdagt^en  gibt  die  sagen,  man 
dfirfe  in  der  Jngendbildnng  den  ZeitstrOranngen  anf  heben  Fall 
Reehnnng  tragen ;  die  von  alten  her  bewährten  Bildnngaideale  mfkt^ 
ten  ihre  Geltung  behalten,  man  habe  ja  mit  ihnen  die  bedentenden 
MSnner  vergaogeBcr  Zeiten  großgezogen.   Aber  abgesehen  davon, 


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dafa  der  Einflala  der  Schulbildoog  gerade  auf  bedeatende  Geister 
ein  geringer  zu  sein  pflegt^  daf-^  viele  derselben  keine  oder  nur  ge- 
ringe Schnlbildang  genossen  haben,  ist  es  doch  fnglieh,  ob  sich  die 
alten  BilduDgsideale  auch  mit  der  gröfsten  Strenge  werden  aufrecht 
erheltoD  laeaen,  ob  sie  niebt  eobUefelieb  nach  dem  Geeeti  der  Ver> 
drflngnng  mtgestoiaeii  werden  mllasen,  weil  am  anderen  eine  grOlaece 
Affinität  Torhanden  ist  Schon  b^gmnen  nene  Lehig^genatlnde,  wie 
Hygiene  nnd  Gkaetseeknnde,  Volke wirtsehafÜBlebre  nnd  Knltnr* 
gesohicbte,  in  die  Schulen  einsndringen.   Sioher  tet  das  eine,  dafr 
hentrotage  leider  selbst  bei  spraohUeh  begabten  SohfUem  die  Fiende  an 
den  klassischen  Spraoheni  insbesondere  am  Griechisohen,  geeehwiinden 
ist.  Wo  gibt  es  noch  den  Jüngling,  der,  wie  es  früher  wohl  geedhab, 
im  stillen  Kämmerlein  sich  weitabgewandt  an  den  Schönheiten  griechi* 
scher  Poesie  berauschte?    Die  moderne  Jugend  beschäftigt  sich  mit 
physikalischen  Experimenten,  setzt  Telephone  und  Maschinen  zu- 
sammen usw.    Im  Zeitalter  der  politischen  und  sozialen  Kämpfe, 
der  Fortschritte  der  Technik,   der  neu  enldHcktRu  Naturwunder,  in 
einem  Zeitalter,  wo  jede  Nachriebt  auch  aus  den  fernsten  Welt- 
teilen mit  Blitzesschnelle  in  die  Schule  und  in  die  Arbeitsstube  des 
Knaben  eindringt,  ist  die  stille  Sammlung  nicht  mehr  möglich,  die 
zu  einem  Versenken  in  die  Schönheiten  der  griechischen  Sprache 
gehört.    Ob  die  neuen  Bildungsstoffe  den  alten  an  Wert  gleichen, 
bleibe  dahingestellt.     Es  liegt  nicht  mehr  in  unserer  Hand,  zn 
wählen.    Ein  Symptom  dafür:  Die  englische  Sprache,  die  auf  den 
deotachen  G^ymnasien  wahlfrei  ist,  wird  von  hat  allen  Schülern  mit- 
genommen, weil  sie  instinktiv  fUhlen,  dafii  dieselbe  ein  notwendiger 
Bestandteil  ihrer  Bildung  ist   Wieviel  der  Schüler  wflxden  wohl 
ans  eigenem  Antriebe  Griechisch  treiben,  nnr  um  ihre  Bildung  sn 
erweitem?   Sollen  diese  Begnügen  des  Zeitgeistae  wirklich  unbe- 
achtet bleiben?   Soll  vor  allem  ein  Gegenstand,  der  daiu  dienen 
soll,  ideale  Begnügen,  den  Sinn  fdr  alles  Edle  und  Erhabene  sn 
wecken,  mit  Widerwillen  betrieben  werden,  entgegen  der  Lehre  d« 
Plate,  dals  alles,  was  man  mit  Unlust  und  erfolglos  treibt,  ein 
Gegenstand  des  Hasses  werde?  Ist  dies  nicht  eher  eine  Entweihung 
des  Griechentums  zu  nennen,  und  sollte  dasselbe  nicht  denjenigen 
vorbehalten  blei}»en,  die  mit  wahrem  Interesse  und  Verst  indnis  an 
dasselbe  herantreten?    Speziell  vom  Standpunkte  der  Hygiene  muls 
botont  werden:  Hervorragende  iSchulmiinner  haben  sich  diihin  ge- 
aui'sert,  dais  jedes  Lehrfach,  das  ohne  Interesse  betrieben  wird  und 
deshalb  der  Langeweile  Baum  gibt»  nicht  nnr  ermüdend  wirk«, 


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sondein  aneli,  beaonders  bei  strenger  DisBiplin,  direkt  das  Nemn- 
System  aehftdige. 

£Sb  mtt&ton  ako  aowobl  Tom  pädagogisoheii  als  aiieh  Yom  hygie- 
niseben  Standpankt  aus  diejenigen  Fächer,  die  Daeh  den  statislisclien 

Erhebungen  trotz  intensiven  Lehrbetriebes  nnd  guter  Unterrichts- 
methode unzuiüichende  Resultate  eigebeu,  für  die  also  Begabung  und 
Interesse  nicht  vorhanden  sind,  als  obligatorische  fallen  gelosaen  resp. 
verktirzt  werden. 

Auch  über  die  zweckmäisigste  Verteilung  der  Lehr- 
pensen jct  eine  Einigung  noch  nicht  erzielt,  insbe.«on(ipie  darüber, 
in  weichem  Aller  Fremdsprachen  und  MathemMtik  um  besten  be- 
gonnen werden.  Was  das  Mafs  der  Lehrpensen  betiiüt,  so  ist  vom 
hygieniaehen  Standpunkt  aus  die  Länge  der  Arbeitszeit  am  wichtig- 
sten; ihren  Inhalt  zu  bestimmen,  ist  Sache  der  Pädagogen.  Zu  be- 
denken ist  nnr,  dafs  die  Einschränkung  des  Gedächtnisstoffes  wohl 
wünschenswert  ist,  dafs  jedoeh  der  fhsats  des  mechaniaohen  Lenieua 
dnroh  geiatigea  Mitarheiten,  wie  er  Ton  den  Pftdagogen  gewünscht 
wird,  grOJaere  Anatiengong  nnd  ErmQdnng  bewirkt,  nnd  daher  bei 
dieser  Terfeinerten  Lehrmefhode  die  Arbeitaieit  eine  nm  so  kOrsere 
sein  mnls. 

Dnroh  dieae  atafistisehen  Erhebungen  würde,  wie  gesagt,  ein 
fttr  den  Dnrohaohnitt  der  Ehuse  geeignetes  NiTean  geschalfon 
werden  kfinnen.  Selhstrerstflndlieh  würde  eine  Anzahl  Sohttler  über, 
eine  andere  nnter  dem  Nivean  bleiben,    üm  die  über  dem 

Niyeau  stehenden  braucht  die  Schule  nicht  Sorge  zu  tragen;  von 
ihüeii  ißt  anzunehmen,  dafs  sie  die  ihnen  geschenkte  freie  Zuit  /.u 
ihrer  Fortbildung  verwenden  werden.  Dagegeu  mufs  sie  sich  der 
unter  dem  Niveau  stehenden  Schüler  mit  um  so  grölserer  Sorgfalt 
auoehmen,  insbesondere  bei  der  heutigen  Lehrverfassang,  die  den 
gröfsten  Teil  der  Schüler  zu  solchen  Schwachbegabten  stempelt. 
Freilich  wäre  fiir  die  meisten  der  Besuch  einer  niederen  Lehranstalt 
das  geeignetste.  Solange  jedoch,  wie  gegenwärtig,  die  Entziehung 
des  höheren  Unterrichts  eine  soziale  Degradation  bedeutet,  werden 
diese  Minderbegabten  nicht  von  der  höheren  Schule  femauhalten 
sein.  Es  ist  nur  zu  leioht  begreiflich,  dafs  Eltern  alles  daran  setzen, 
den  Sohn  nicht  auf  der  sozialen  Stufenleiter  ainken  an  Lassen,  dafs 
sie  keine  Geldopfer,  ja  nieht  einmal  ein  Opfer  an  seiner  Gesundheit 
«ebenen. 

Das  heutige  Hilfsmittel,  unfähige  Schüler  den  Kursus 
repetieren  su  lassen,  bis  sie  das  Gefordsrte  leisten,  oder 


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872 


sie  nach  raehrraaligem  Sitzpnljlotben  in  derselben  Klasse 
zum  Abgehen  zu  zwingen,  ist  am  meisten  geeignet,  den 
Betreffeoden  alle  Arbeitsfreadigkeit  su  nehmen  und  die 
sogenannte  „Sohnlmüdigkeit"  zu  ersengen. 

E»  wäre  dringend  zu  wünschen,  dafii  hier  eine  grfindliohe  Ab- 
hilfe geschaffen  würde.  Und  dies  würde  meines  ISnehtens  am 
besten  dadnrdb  gesohehen,  dnfe  in  den  höheren  Sehnlen,  ond  iwar 
sehon  Ton  den  Unteistafen  an,  Hilfsklassen  eingeriehtet  würden. 
In  diesen  mflJste  bei  geringer  Sohülemhl  und  dadnrbh  ermOgEofatem 
strsng  IndiTidttellen  Unterrioht,  bei  verlängerter  Daoer  des  Kncsns 
vnd  geringerer  Unterriehtsseit,  bei  gewissenhaffeer  Beaohtnng  aller 
Faktoren,  wie  einseitige  Begabung,  geistige,  moralisobe  oder  kOrpei^ 
liehe  Defekte,  Fehler  der  Entehnng,  störender  BinflnJh  httndieher 
Verhältnisse  usw.,  Tersneht  werden,  die  Sohfller  zu  normaler 
Leistungsfähigkeit  heranzubilden.  Es  würde  hierdurch  aucb  dem 
so  weit  verbreiteten  iSachhilfeunterricht  gesteuert  werden  können, 
der  so  viel  zur  Überbürdung  der  Schüler  lieiträf^t,  und  der  schon 
deswegen  zu  verwerfen  ist,  weil  er  dem  Wolilhalienden  ein  \' orrecht 
dem  MinderliHguterteii  i^egeuüber  gewahrt.  Vor  allem  aber  konnte 
nur  so  den  in  jeder  Beziehung  scbHdücben  „Pressen"  der  Boden 
entzogen  werden.  Die  Mehrkosten  würden  wohl  nicht  bedeutend 
sein,  da  dann  in  den  Normalklaasen  eine  geringere  Stondensahl  ge- 
ntigen wftrde. 

Eine  weitere  Forderung  aber  mnJs  die  Beseitigung  der  Abi- 
tnrientenprttfnng  sein. 

Es  ist  gegen  diese  Einrichtung  überall,  wo  sie  besteht  —  nnd 
dies  ist  in  £ttt  allen  Lindem  dsf  Fall  — ,  so  viel  Ton  allen  Seiten 
angekämpft  worden,  dais  man  sich  wvndem  mnls,  wie  sie  so  Tiden 
Angriffsn  hat  standhalten  können.  loh  mOekte  hier  nur  einiges  her- 
Torhehen. 

Vor  allem  wird  dnrok  die  Vorbereitung  die  Arbeitsseit  ins  ün- 
gemessene  Termehrt,  ohne  daft  ein  danemder  Gewinn  fttr  die  geistige 
Entwidclnng  dadnrch  erzielt  würde.    Wie  bereits  ausgeführt,  wirkt 

geistige  Arbeit  nervenzerrüttend,  wenn  sie  unter  Gemütserregung 
geleistet  werden  mufs.  Beim  Abiturientenexaraen  wird  nun  nach 
einer  Vorbereitungszeit  voll  geistiger  Arbeit  und  kor])erlicher  In- 
ausprucbnabnie  —  insbesondere  diircb  Nachtarbeit  —  und  voll  seeli- 
scher Spannung'  eine  auf  einen  kurzen  Zeitraum  zusnniineu^^edran^ne 
höchste  Leistung  verlangt.  Und  dies,  während  der  (ieist  durch  die 
drohenden  Gefahren  in  eine  Erregung  veisetst  wird,   die  eine 


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873 


normale  Funktion  anssohlieiat,  die  seine  Leistungsfähigkeit,  je  naeh  der 
indindveUeii  Anlage,  hefmbaetat  oder  erhöht,  jedenfaUa  aber  veiindeit, 
80  dafis  die  Besultate  ein  falaohea  Bild  geböi.  Es  ist  eine  Mannte 
Tataaohe,  dab  aebr  fthige  nnd  tttobtige  Mauohen  eieli  im  ISumen 
nioht  bewtthien  —  ea  gibt  bertthmte  Beispiele  daAlr  — ,  walirend 
nidit  selten  die  HittolniJsigkeit  nnd  selbst  Unfiüiigkeit  Trinmplie 
feiert. 

Was  den  Binfinla  der  Examina  anf  das  körperliche  Befinden 

betrifft,  so  genügt  es^  zu  erwähnen,  dafs  infolge  des  Schlaf-  und 
Appetitmangels  das  Kürpei^ewioht  der  Schüler  wuhieiid  der  Exameu* 
zeit  um  1 — 10  Pfand  herabgeht. 

Man  küiiiite  nun  emwenden.  dais  diese  Bedenken  für  alle 
Prufuiigeu  Gültigkeit  haben.  Tatsächlich  sind  auch  alle  Exa- 
rain«  «ine  Schädigung  der  Gesundheit,  insbesondere  des 
Nervensystems,  weil  sie  der  elementarsten  psychologisch-hygienischen 
Erfahrung  widersprechen,  dals  geistige  Arbeit  um  so  anstrengender 
und  wertloser  ist,  je  stftrker  die  sie  begleitenden  Unlustgefohle  sind. 
Die  Erkenntnis  dieser  peyohologisehen  Tatsache  solireitet  vor,  und 
die  Umwandlung  der  Prüfungen  in  Prüfungszeiten  kann  nnr 
eine  Frage  der  Zeit  sein.  Wie  sehftdlieh  beispielsweise  das  Lehrer- 
eiamen  wirkt,  kann  man  daraus  erkennen,  daik  bei  einer  groAen  An- 
zahl von  Lehrern  die  NervensiOmngen  vom  Examen  her  datieren. 
Bs  ist  aneh  eine  allen  Nervenftrsten  bekannte  Eneheinnng,  dab 
NsTTenstOrungen  bei  Examinanden  jeder  Art  die  Regel  sind.  Beim 
Abitorientenezamen  treffen  aber  die  allen  Prüfungen  gemeinschaft^ 
liehen  Sehldliehkeiten  öne  Altenstnfe,  in  welcher  das  Gehirn  noeh 
anlserordentlich  schonungsbedarftig  ist.  Das  Ich,  welches  wShrend 
der  Pubertätszeit  einen  neuen  und  fremdartigen  Bewufstseinsinhalt 
aufgenommen  hat,  hat  sich  noch  nicht  den  neuen  VeihälLuiSsen  au- 
gepafst,  es  hat  noch  nicht  das  siubile  Gleichgewicht  erlangt,  welches 
uutwtiudii:  ist.  um  Erschütterungen  «rewachsen  zusein.  Für  die  Lehrer- 
schaft aber  Ix  deutt  l  lie  Abiturieutenprüfung  ein  Mehr  an  Arbeit 
nnd  au  seelischen  Erregunii:<>n  und  zugleich  ein  MÜstrauensvotum  für 
ihre  aufopferungsvolle  Tätigkeit. 

Ohne  einen  tieferen  Eingriff  in  unsere  Lehnrerfassung  könnte 
hier  eine  Einriohtnng  beseitigt  werden,  die  vom  pädagogischen, 
psychologischen  und  hygienischen  Standpunkte  ans  gleich  verwerf- 
lich ist. 

Eine  weitere,  von  Schnlmttnnem  nnd  Äraten  einstimmig  befdr- 
wertete  nnd  für  die  Sohnljngend  nnsersa  hypochondrisch -neurasthe- 


874 


nisohen  Zcitalten  ttbmns  wichtig»  Fordmng  betrifft  die  k5rper< 
Hobe  Ausbildung.  Sie  aoUte  der  gnistigen  das  OleiohgewicM 
halten.  Statt  deeeen  ist  sie  überall,  mit  teilweiser  Ansnahme  Eng^ 
lands  nnd  Sohwedeos,  ein  Stiefkind  nnsezer  £rziehnng.  Der  Tum- 
nnterrieht  findet  in  allen  Lindem  mit  Ansnahme  der  genannten 
höchstens  dreimal  wöchentlich  statt;  för  die  übrigen  Leibesübungen 
isL  keine  oder  nur  sehr  geriuge  Zeit  übrig.  Dies  ist  aber  keines- 
wegs ausreichend,  um  der  abstrakten  Geistesarbeit  die  Wage  zu 
halten.  Täglich  sollte  sieh  die  Ju^nd  im  Freien  bewegen  dürfen, 
täglich  sollten  im  Verkehr  mit  der  Natur  hei  Sport  und  Spiel  tfe- 
müt  und  Körper  zu  ihrem  Hechte  kommen.  Dies  wird  jedoch 
noch  auf  lange  Zeit  hinaus  ein  frommer  Wunsch  bleiben.  Zum 
mindesten  aber  muiiä  verlangt  werden,  dafs  mehrere  A'achmittage  m 
der  Woche  gänzlich  der  körperlichen  Ausbildung  gewidmet  bleiben, 
d.  h.  dafs  an  diesen  Tagen  weder  Maohmittagsunterricht  stattfindet, 
noch  häusliche  Arbeiten  zu  erledigen  sind.  Wie  ist  es  heute? 
Wenn  der  Sehfller,  ermfldet  vom  Turnen,  Schwimmen,  Bndern,  nach 
JBanse  kommt,  hat  er,  seiner  physiologischen  Ermüdung  zum  Trota, 
die  Arbeiten  fttr  den  nächsten  T^,  oft  bis  in  die  Nacht  hinein,  zu 
erledigen.  So  kommt  es,  dafs  gerade  dasjenige,  was  Seele  uod 
Körper  erfrischen  solltet  im  Gegenteil  cur  Obermfldung  beitHlgi 
Hit  freiem  Heraen,  mit  firahem  Sinn,  vom  MWissenscinalm*'  entladea, 
muis  die  Jugend  sich  tummeln  dflrfen;  nur  so  wird  ihre  Lebeos- 
energie  gewahrt  oder  geetftrkt  werden  können. 

Und  in  engem  Zusammenhang  mit  dieser  Forderung  steht  eine 
andere:  Die  Sonntagsruhe  der  Schüler.  Es  sollte  nicht  läncrer 
gegen  die  alte  biblische  Forderung  gesundigt  werden,  welche  zahl- 
reiche Untersuchungen  auch  als  eine  hygienische  Notwendigkeit 
dargetan  haben.  Was  dem  erwachsenen  Arbeiter  notwendig  ist 
und  ihm  deshalb  gesetzlich  garantiert  wurde,  sollte  für  den  zarten 
Organismus  der  Jugend  nicht  erforderlich  sein  ?  Branchen  die 
Muskeln  des  arbeitgewohnteu  Maunes  einen  Ruhetag,  um  wie  viel 
mehr  das  zarte  kindliche  Gehirn!  Der  Sonntag  mufs  für  den 
Schüler  ein  Tag  völliger  Entspannung  für  Körper,  Geist  und  Ge- 
mttt  sein,  der  Tag,  wo  er  frei  seinen  Lieblingsbeschäftigungen  nach- 
geben  kann.  Keinerlei  Pflichten  gegen  die  Schule  dürfen  ihn 
drücken.  Dazu  ist  es  aber  notwendig,  dais  aum  Montag  keine 
Arbeiten  ^lig  sind.  Gerade  ftkr  den  Montag  aber  werden  die 
meisten  Arbeiten  aufgegeben,  sind  Au&ätse,  mathemattscbe  Arbeiten 
abanliefem,  wie  ich  es  fflr  Berlin  an  anderer  Stelle  bewiesen  hebe. 


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8t6 


In  FcBnkrnoh  ist  sogar,  wie  erwähnt,  oflisiell  eine  Arbeitseeit  fttr 
den  Sonntag  festgeaetrt.  Entweder  erledigt  also  der  SohlUer  am 
Sonnabend  seine  simfliehen  Arbeiten  —  dann  arbeitet  er  bis  in 
die  Naeht  hinein  imd  ist  dann  am  Sonntag  flbermfldet  —  oder  ert 

teilt  die  Pensen  ein  und  nimmt  den  Sonntag,  den  einzig  freien  Tag, 
zu  Hilfe,  statt  sich  zu  erholen  von  der  Arbeit  der  Woche.  Und 
nicht  nur  der  Schüler,  auch  die  Schule  hat  den  Nachteil  liivon. 
Bs  ist  erwiesen,  dafs  nach  einem  völligen  Ruhetage  die  Leistuns^- 
fthi<:^keit  der  Schüler  bedeutend  [gesteigert  ist,  während  dieselbe  im 
Tjaufe  dei  Arbeitswoche  auf  eincii  immer  tieferen  Stand  herab- 
sinkt. In  verschiedenen  Staaten,  wie  England,  Frankreich,  Elsal's- 
Ijothhngen,  ist  ein  besonderer  Tag  &kr  Extraarbeiten  bestimmt,  und 
swar  wöchentlich  einmal;  in  manchen  deutschen  Internaten  ist  ein 
sogenannter  Studientag  alle  8 — 14  Tage  festgesetst  Diese  Einrich- 
tong  dürfte  am  besten  geeignet  sein,  den  Sonntag  zu  entlasten  und 
ihm  seinen  Charakter  als  Feiertag  aneh  fitlr  die  Sehnljngend  wieder^ 
zugeben. 

Aber  alle  die  TOigesohlagenen  Reformen  sind  nnr  Hilfsmittel, 
nm  die  offensiohtUohsten  Sohflden  nnserer  Lehnrer&ssong  an  be- 
seitigen; sie  können  das  Obel  nieht  an  derWnrsel  treffen,  das  eben 
in  der  Übeisohfttsnng  der  mensohliohen  Leistungsfähigkeit  bei  allen 
Knltnrrölkem  besteht  Nnr  eine  gründliohe  Beform  der 
Lehryerfassnng,  die  hauptsftohlich  auf  eine  Herabsetzung 
der  Lehrziele  bis  zum  Niveau  des  Normalmenschen  ge- 
richtet sein  mufs,  vermag  gründlich  und  endgültig  Wandel 
zu  schaffen.  Ob  diese  Reform  in  absehbarer  Zeit  zu  erwarten  iöt, 
kann  nicht  vorausgesagt  werden ;  ihr  Kommen  ist,  wie  ich  dar^relegt 
zu  halten  glaube,  unvermeidlich.  Auch  lälst  sich  noch  nicht  die 
Art  ihrer  Verwirklichung  voraussehen.  Am  wahrscheinlichsten  ist 
es,  daüä  sie  sich  in  der  Richtung  bewegen  wird,  die  seit  etwa  einem 
Jahrzehnt  hier  und  dort  auftaucht,  die  sich  in  der  neuen  Schul- 
reform Sohwedens  bereits  ßahn  gebrochen  hat,  und  die  ich  selbst 
seit  Jahren  als  zweekmftlsig  befflrw ortet  habe:  Es  ist  dies  der  Ab« 
schlufs  des  Schulkursus  mit  etwa  15  Jahren,  also  mit  der  heutigen 
prenlsiaohen  Untersekunda,  nnd  die  Umwandlung  der  oberen  Eüsssen 
in  eine  Zwisohenstufe  swisehen  Glymnasinm  und  Unirersitit,  noge- 
filhr  naoh  Art  des  alten  Gymnasinm  aoademioum  oder  der  eng- 
lisohen  Colleges.  In  diesen  mfiisten  die  jungen  Lente  in  größerer 
Freiheit  als  bisher,  nnd  ihren  individnellen  Neigungen  entsprechend, 
die  Vorbereitung  fOr  das  erw&hlte  Faohstndinm  betreiben  können, 

SekalfMmidlMitopfles*'  XV>I*  M 


876 


od«r,  wenn  sie  kein  Faohatadium  erwählen,  Ge^geofaeit  haben,  ein 
ihrem  Alter  und  ihrer  Begabnng  entepraohendes  Mafe  von  Bildang 
eioh  aosnttgnen.  Es  mllXete  daher  in  besng  auf  die  Lehr- 
0  ffteher  eine  grofse  Wahlfreiheit  gegeben  sein«  wie  sie  in 
Bogland  Tereinselt  besteht  und  in  Sohweden  bei  der  berorBtehenden 
Beform  in  Ansaieht  genommen  ist  Hat  die  Sohnle  ihre  hOohste 
Aufgabe  erfüllt,  Wiseenstrieb  und  Arbeitsfreadigkeit  im  wecken,  so 
darf  sie  von  ihren  Zöglingen  ein  ernstes  Weiterstrebeu  erwarten,  auch 
ohne  den  bisherigen  Z\v:iiil% 

Aul    keiner  Stufe   wini   der  Zwang  der  Schale  80  drückend 
empfunden  als  auf  der  Oberstufe.    Wie  in  den  untersten  Klassen 
hat  der  Primunfr,   der  «ft,  wie  wir  «resehen  hfilien,   bereits  an  der 
Grenze  des  Mannesaiters  steht,  Tag  Im  Tn^^  die  ihm  auigegebeoea 
Pensen  zu  erledigen,   die  ihm  in  ihrer  Alanoigfaltigkeit  am  so. 
drückender  werden,  je  weniger  Interesse  er  dafür  hat,  weil  rielleicbt 
bereits  individuelle  Neigungen  seinem  Geiste  eine  bestimmte  Rieh« 
tnng  gegeben  haben.    Zogleieb  empfindet  es  der  Jüngling  als  nn- 
wttidigen  Zwang,  dals  er  noch  derselben  Disziplin  untersteht  wie 
der  Sextaner,  wAhrend  sein  bisheriger  Mitsehaler,  der  Eanfmann 
geworden  ist,  aoh  naoh  Tollbraohter  Tagesarbeit  als  sein  eigener 
Herr  fühlen  kann.    So  entsteht  ein  mit  snnehmeodem  Alter  stetig 
annehmender  seeliseher  Omsk.  Gewüh  bedOifen  junge  Leute  dieses 
Alten  noch  der  firsiehnng  and  der  Anfeioht.   Aber  warum  tränt 
man  dem  Jünger  Merkurs  ein  gröfteras  Qnantam  sittlicher  Kraft 
zu,  als  dem  angehenden  Glelehrten?  Hat  man  denn  ein  so  geriut;;es 
Vertrauen  zu  dem  veredelnden  Einflufs  humanistischer  Bildung? 
Selbstverständlich  sind  in  diesem  Alter  Exzesse  jeder  Art  doppeit 
geführlich.     Aber  wird  man  nicht  die  Jugend  viel  wn  ksiimer  als 
durch  Verbole,  die   wieder  nur  von  den  guten  Elemeoten  ben:i  k 
sicbtigt  werden,  duieh  Aufklärung  Über  die  hygienischen  Gefahren 
solcher  Exzease  davon  zurückhalten  können?    L^nd  was  wird  mit 
der  strengen   Zucht  erreichte    Je  stärker   der  Zwang,    um  so 
heftiger  die  Reaktion.    Vom  hygienischen  Standpunkte  aus  ist  es 
yiel  bedenklicher,  einen  jungen  Menschen  plötzlich  und  unver^ 
mittolt  den  Sprung  in  die  Zügellosigkeit  des  Studentenlebens  ton 
in  lassen,  als  ihn  allmählich  an  ein  grttÜseres  Mals  von  Freiheit  sa 
gewöhnen. 

Eine  solche  durehgreifende  Änderung  der  Lehrrerfassung  nsch 
der  einen  oder  anderen  Richtung  hin  steht  fttr  die  Allgemeinheit 
nooh  weit  im  Felde.    Noch  ist  die  Macht  der  Überlieferung  su 


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«77 


giols,  noch  sind  anderseits  die  Forsohungea  auf  diesem  Qebiete  zu 
jung  und  zu  unvollständig,  um  den  Regierungen  den  Mut  zu  geben, 
die  Verantwortung  für  ein  Umstoisen  des  Bestehenden  zu  übernehmen. 

Gerade  jetzt  aber  wäre  die  geeignetste  Zeit,  durch  statistische 
£rhebnngen  und  dnich  Beformversuche  im  Sinne  der  bisher  eisielien 
wiaMOSohaftlichen  Aesultate  eine  feste  Grundlage  zu  sohaflen;  sind 
doch  fast  tiberall  seit  Ehide  des  vorigen  Jahrhunderts  und  Anfang 
des  gegenwärtigen  die  Lehrpläne  erneuert  worden,  so  dafe  eine  Ind.- 
niDg  derselben  in  absehbarer  Zeit  nicht  in  Aussicht  steht.  Und 
2war  wäre  es  ttberaus  wünschenswert,  diese  Erhebungen  in  allen 
Kultuistaaten  gleiohmftTsig  durchzufahren.  Sind  doch,  wie  schon  er- 
wähnt, die  Verhältnisse  überall  die  gleichen: 

In  allen  Staaten,  Doutöciiland  voran,  die  Tendenz  —  wie  das 
berühmt  i:^woidene  Wort  des  deutschen  Kaisers  sagt — «junge  Griechen 
und  Fidiiiej  zu  erziehen.  Daher  überall  als  höchste  und  vorDehru^te 
Bildung  die  humanistische.  Daneben  die  o^eriuger  geachtete  Real- 
bildnng  mit  ihren  ebenfalls  so  vielseitigen  Ansprüchen;  aufserdem 
als  Mischiorm  das  Realgymnasium  mit  seinen  Konzessionen  nach 
beiden  Seiten  hin.  Die  Gleichheit  der  Lehrzieie  verlangt  ttberali 
die  gleiche  Arbeitszeit,  daher  überall  die  gleiche  geistige  Anstrengung, 
die  gleichen  seelischen  Beeinflussungen,  die  gleiche  so  nnhygienische 
sitzende  Lebensweise,  überall  dieselben  Schul krankheiten,  derselbe 
schädliche  Einflub  auf  den  Oigamsmus  der  Jugend;  ttberali  dieselben 
Milserfolge^  daher  auch  ttberali  die  gleiche  Unzufriedenheit  und  die 
Auflehnung  gegen  das  Bestehende. 

Bine  durchgreifende  Reform  der  Lehrsiele  aber  wird 
nur  möglich  sein  auf  dem  Wege  internationaler  Verein- 
barungen. Denn  — •  wie  ich  bereits  vor  Jahren  ani^fllhrt  habe 
—  bei  dem  stetig  sich  steigernden  Wettkampfe  der  Nationen  auf 
allen  Gebieten,  insbesondere  anf  dem  der  Wissenschaft,  wird  kein 
führender  Staat,  so  wenig  er  allein  eiue  militidrisehe  Abrüstung  vor- 
nehmen kann,  allein  mit  einer  Abrüstung  auf  geistigem  Gebiete 
vorgehen.  Deutschland  hat  den  Ruhm,  in  pädagogischen  und  sani- 
tären Dingeo  sfets  ein  Vorbild  für  andere  Nationen  gewesen  zu  sein; 
es  sollte  auch  jetzt  die  Initiative  ergreifen  und  die  tibris^en  Staaten 
zu  gemeinsamem  Vorgehen  zu  einigen  suchen,  ehe  die  den  Reformen 
SO  zugeneigten  nordischen  Länder  ihm  die  Leitung  aus  der  Hand 
nehmen. 

Die  höhere  Schule  ist  berufen,  die  Führer  auf  allen  Gebieten 
heranaubilden.   Welcher  Geist  hier  lebt,  ist  von  unberechenbarer 

44* 


m 

Bedeutung  für  das  Wohl  der  V(>lker.  Nur  im  gesunden 
Körper  aber  lebt  ein  gesunder  Geist.  Möge  die  Schule  sich  ihrer 
Verantwortung  bewufst  sein,  die  sie  nicht  nur  den  lebenden  Ge* 
schleehtem,  sondern  anoh  den  Gesohleohtem  der  Zoknnft  gegen- 
«ber  trigt. 

Leitsfttse. 

I.Internationale  Vereinbamngen  Aber  die  Lebiziele  sind  wOnsdhens* 
wert»  da  eine  Etosohrftokung  derselben  anf  das  hygieniaoh  ndlBsigs 
Mals  bei  dem  wachsenden  Wettstreit  der  Nationen  nnr  Ton  einem 

gemeinsamen  Vorgehen  der  zivilisierten  Staaten  zu  erwarten  ist. 

2.  Statistische  Krhebungen  über  die  geistige  Leistungsfähigkeit 
der  Schüler  sind  nots\eüüig.  und  zwar  sowohl  in  bezug  auf  die  Höhe, 
als  auch  auf  die  Art  der  Begabung.  Dadurch  wurde  1.  der  vage 
Begriff  „Durchschnittsschüler"  eine  sichere  wissenschaftliche  Grund- 
lage (M  liiilten,  tfustgestellt  werden,  für  welche  Lehrgegeustande  Be- 
gabung und  Interesse  vorhanden  ist.  Diejenigen  Fächer,  die  trotz 
intensiven  Lehrbetriebs  und  guter  Unterrichtsmethode  ungenügeode 
Resultate  ergeben,  für  die  also  Begabung  imd  Interesse  nicht  vor- 
handen ist,  müfsten  als  obligatorische  fallen  gelassen  resp.  verkflnt 
werden.  Die  drei  Arten  der  höheren  Schule  mit  ihren  Unterarten 
(Frankfurter,  Altonaer  System)  stellen  fiut  gleich  hohe  AnsprUehe 
an  die  Begabung  der  Schiller. 

3.  Die  Abaehaffang  des  Abitnrientenesamens  ist  aus  hygieniseheo, 
pfldagogisohen  und  psycbologisehen  Grfinden  m  foidera. 

4.  Solange  der  AnseelilulSi  vom  höheren  Unterricht  eine  soiiale 
Degradation  bedeutet,  werden  die  Mioderb^bten  nicht  Ton  der 
höheren  Schale  femsohalten  sein.  Daher  ist  die  fiinriohtung  von 
Hil&klassen  ffir  Minderbegabte  in  den  höheren  Schulen  wflnsohenswert, 
aneh  nm  den  in  jeder  Beziehung  zu  verwerfenden  sogenannten  „Pressen* 
den  Boden  zu  entziehen.  In  diesen  Hilfsklassen  müfste  bei  ein^m 
durch  geringe  Schülerzahl  ermöglichten,  streng  individupllen  Unter- 
richt ein  Heranbilden  des  Schülers  zu  normaler  Leistuogsfähigkeii 
versucht  werden. 

.0.  Die  körperliclip  Ausbildung  niufs  als  gleichberechtigt  mit 
der  geistigen  betrachtet  werden.  Es  müssen  an  mehreren  Tagen  der 
Woche  die  Nachmittage  für  Turnen,  Sport  und  Spiel  frei  bleiben 
Daher  dürfen  an  diesen  Tagen  keine  häuslichen  Arbeiten  an  madien 
sein ;  das  geistige  Arbeiten  nach  starker  körperlicher  Anstrengong  ist 
darchans  zn  Terwerfen. 


...... ^le 


879 


6.  Die  Schule  stellt  hohe  Anforderungen  an  den  Tntelleki,  uu 
das  Gemüt  und  au  den  Korper  des  Schülers.  Ein  häufiges  Eot- 
spannen  ist  dringend  notwendig.  Deshalb  mufs  der  Sonntag  für  den 
Schüler  ein  wirkli(  li*^r  Feiertag  sein,  und  nicht  wie  gegenwärtig  ein 
halber  ofler  ganzer  Arbeitstag.  Zu  diesnn  Zweck  dürften  1.  nm 
Montag  k*'][ie  Arbeiten  füllig  sein,  mufs  2.  iiir  besondere  Arbeiten, 
Aufsätze,  Vortrüge  usw.,  ein  freier  Tag  gegeben  werden,  wie  dies  in 
anderen  Ltodem  bereits  der  Fall  ist. 

7.  Die  gegenwärtigen  Lehrziele  bedingen  ein  Verbleibon  der 
Schüler  auf  der  Schule  1  >  in  das  spätere  Jünglingsalter,  zum  Teil 
bis  an  die  Grenze  der  Grofsjährigkeit  und  darüber  hinaus.  Hier  ist 
die  Bfarange  Sehuldisziplin  mit  ihiem  geistigen  und  körperliofaen 
Zwang,  mit  ihren  Einwirkungen  anf  dea  empfindliehere  Gemttt  des 
Erwaoheenea  vom  liygieniselieD,  insbesondere  nerrenhygienisehen 
Standpunkt  ans  als  bedenklich  zvl  beseiehnen.  Eine  freiere  Lehr- 
TerfassuDg  mOJate  den  Übergang  Tom  Schnbtwaog  zu  akademiaoher 
Freiheit  herstellen.  Daher  würde  es  sich  empfehlen,  den  Sehnlknrsna 
überhaupt  mit  der  Untersekunda  abzuseblietoi  und  in  den  höheren 
Klassen  die  Schüler,  die  sich  einem  gelehrten  Beruf  widmen  wollen, 
im  wesentlichen  die  Lebrgegenstände  seihst  wählen  zu  lassen,  zu 
denen  sie  Begabung  und  Interesse  fühlen. 


Uns  Verfammlnngen  nnl)  Derciuen. 


Uber  Oeamidhdtasehldigugei  in  den  MiitelBehiil«ii. 

Vortrag  von  Karl  GBAaBMANN-Hflnehea  in  der  Silsuag  des 
ärztlichen  Yereins  München  vom  25.  Mai  1904. 
(Mitget  GÖTZ-MOncbeD.) 

Der  ärztliche  Verein  München  hat  vor  kur/cni  eiue  Schuikommissiou 
gewählt,  welche  speziell  die  Oesnndheitsschldigungen  an  den  Münchner 
Mittelschulen  stadieren  und  klarlegen,  sowie  YorschlSge  zor  BekOmplbng 
dieser  Schädigungen  machen  und  zur  Dnrchfllhrong  bringen  soll.  In  der 
Sitzung  dies  ürztllLheD  V  ereins  vom  25.  Mai  1.  J.  erstatteten  Obassmann 
und  DöBNBEBGEB,^  xwci  Mitglieder  dieser  Kommission,  znm  ersten  Male 
Bericht. 

>  Über  die  Ausführung  Dobnbcrgbb8  s.  diese  ZeiUchriftf  1904,  S.  IVi. 


Digrtizeij  Ly  <jOOgIe 


880 


Gr.  bcspracli  die  verscliii;deiieu  GesuiidheiUstoruDgeU;  wie  sie  gerad£ 
bei  den  Zöglingen  der  Mittelscfanleii  TorleoinnieD.  £r  erwAhnte  a.  a.,  deüi 
ItaOLD'MOncben  unter  III  Zöglingen  eines  GTmnasiasten-Tnteniftts  bei 
18  Ve  eine  mehr  oder  minder  hochgradige  Schwerhörigkeit  feststellte;  das 

Auftreten  derselben  war  zwischen  dem  12.  und  14.  Jahre  am  stärksten. 
Rfi  15%  der  III  Züfjlinjje  bostand  lopjielseitige  Schwcrh«:»rit:kei'^ 
mit  eioer  Hörweite  für  Flüstersprache  uiitor  4  m.  riitfrsnchiiDgen  hq 
.Lrrofserem  Material  zeigt^iii,  dafs  wahrscheinlich  in  jeder  Kla3^.t  Uiiiidestens 
ein  Schuler  mit  Mittelobreiteruiig  oder  fötidem  Ausflurs  dem  Ohr  siUt, 
Da  diese  Scbtfler,  cImbso  wie  die  Sehfller  mit  fittiden  NaseoeitemBgeB 
eine  stete  Infektionsgefthr  für  ihre  Umgebiiog  bedeuten,  sollten  sie  bis 
znm  Verschwinden  jeden  Fötors  und  womOglidi  des  Ausflusses  abeihsapC 
vom  Unterricht  ferngehalten  werden.  Um  die  erschreckende  Zunahme  der 
Myopie  nnter  den  Gjmnasi.isten  nsw.  hek.lmpfen.  fordert  Gn.  eine  He- 
trachtliche  Einschränknn?  der  in  Deutschlands  Mittelscluilen  „horrenden' 
Nfjharbeit,  daneben  eiue  tadellose  Beleuchtung  der  Sclinlsäle,  hT£neni?oh 
einwandfreie  Bänke,  sowie  grofsen,  guten  Druck  iu  allen  Büchern,  Karten, 
WOrterbttchem.  Die  Erkrankungen  der  oberen  Lnftwege  werden  sich  da  ein- 
schränken lassen,  wo  in  den  Schnlsftlen  die  Lnft  rein  nnd  stanbam  ist 
nnd  oft  erneuert  und  gleichnriUbig  durchwirmt  werden  kann;  daan  bedarf 
CS  einer  durchaus  hygienischen  Besehaflfenheit  der  SchuUokalit&ten  und  alkr 
ihrer  Einrichtnnjren,  sowie  einer  vemünfti^jen,  gründlichen  Reinigung  der  Säle, 
Am  meisten  Ireilirh  wunic  zur  rroj)hyhixe  dieser  Erkrankungen  beitrairoa 
die  Umwandluu'.'  nuserer  ..Sitz-  und  Staubsduilen  in  Bewegunga-  und  LuÜ- 
schnleu'',  und  damit  würde  gleichzeitig  auch  die  Zahl  der  bei  Mittel- 
schfilem  so  häufigen  Skelett?erftndeningen  ganz  gewaltig  vermindert  werden. 
Diese  Umwandlung  wird,  wie  Or.  betont,  wohl  noch  «geologischer**  Zeit« 
räume  bedflrfen;  dagegen  kann  nnd  mu6  zur  Bekimpfnng  der  Haltnngs* 
anomalien  durchgesetzt  werden,  dafs  an  Stelle  der  Schicfschrift  die  Stefl* 
schritt  einyefühif.  schlechte  Schulbänke  durch  gute  ersetzt,  die  üntcrrichtj.- 
pnusen  zu  lebhaften  Spielen  bcimt^t  und  turnerische  Übungen  gepflogen 
Wilden,  welche  hauptsächlich  die  Humpfmuskulatur  kräftigen.  AH'  das  tut 
iosbesondcrc  auch  unsercu  ^ Institutsmädchen not,  und  zwar  nicht  nur  um 
die  Haltungsauomalien,  sondern  auch  um  die  sog.  chronische  Kränklichkeit, 
die  bei  den  Zöglingen  unserer  Bfittelschulen,  namentlich  den  weiblidien, 
eine  so  grobe  Bolle  q»ielt,  einsudftmmen.  —  Bei  Besprechung  der  Er- 
krankungen des  Nervensystems,  die  bei  den  Iftttebchlllem  viel  häutiger 
sind  als  bei  den  Volksschüleni,  beklagt  Gr.  in  erster  Linie  —  und  das 
mit  vollem  Recht  —  die  allerdings  nicht  krankhaft  zu  nennende  „Ab- 
schwächung  oder  Austilgung  mancher  spezifischer  Züge  der  rersönlichkeit 
des  Schülers,  die  mehr  oder  minder  hohe  Einbufse  an  Originalität,  die  mr 
unter  dem  gleichmachenden  Zwange  des  Masäeuuuterrichtes  ent  sieben 
sehen",  weiterhin  aber  „die  nicht  so  selten  sich  ergebende  krankhafte  Ab- 
nutzung nnd  Schwächung  des  Nervensystems,  die  durch  den  riesigen  BallasI 
des  sog.  Wissens,  durch  zu  viel  Arbeitsstunden  neben  zu  geringer  Körper- 
bewegung, durch  das  Übermafs  des  Gedächtniskrames,  dann  durch  reia 
emotionelle  Faktoren.  /.  B.  unmäfsig  gesteigerten  Ehrgeiz,  durch  Furcht  vor 
Tadel  und  Strafe  erzeugt  wird"".    Zur  Verhütung  einer  solchen  Schwächung 


881 


des  Nervensystems  bedarf  e»  in  erster  Linie  absointer  AlkoholabBtinaBS, 

möglichster  Beschränkung  der  Haiisanfcrabpn,  Vermehrung  der  Turn-  und 
Turn^pielstundeu,  Verminderung  zwecklosen  Aoswendiglemens.  besserer  Ein- 
teilung der  Unterrichtsstonden  and  weitgehender  Beschränliang  der  Neben- 


Das  MinnMHtr  S^nderUamisyttem  m  tium  nediiiniMkeii 

Fonu. 

Ton  Dr.  med.  Ludwig  Hann. 

Die  am  29.  und  30.  Oktober  d  .].  in  Freiburt?  abgehaltene  Wander- 
versiunmlung  der  Öüd westdeutschen  Irrenärzte  hat  iür  Mannheim  ein  be- 
sonderes Interesse.  Im  Rihmen  des  Befentes  „Über  leicht  abnorme 
Kind  er''  nnd  im  Lanfe  der  Diskossion  werde  Tefscbiedentlich  das  Mann- 
heimer  Sonderklassensystem  einer  Besprechung  nntemgen.  Besonders  der 
erste  Referent,  Privatdozent  Dr.  WETaANDT-WUrsbnrg,  trat  mit  Wirme 
fflr  das  liiesige  Systpm  ein,  gegen  das  er.  solange  er  es  noch  nicht  aas 
persönlicher  Anschauung  gekannt  hatte,  ein  gewisses  Mifstrauen  besafs. 

Die  Ursachen  leichter  psvchischer  Abnormitäten  bei  Kindern  —  be- 
rücksichtigt wurde  das  Alter  ungefähr  zwischen  drei  Jahren  und  der  i'ubertät 
—  sind  mm  Teil  in  Sn&eren  YerhAltnissen  m  suchen.  Körperliche  Er- 
krankongen,  chronische  Unteremihrong,  Erziehangsniangel,  hftnfiger  Woh* 
nnngsweehssl,  entgegenwirkendes  soaiiales  Müiea  (besonders  Kinderarbeit), 
schledites  Beispiel  u.  dgl.  Teroraachen  teils  vorübergehend,  teils  danemd 
Stömngen  der  kindlichen  Psyche.  Andere  Ursachen  sind  die  Entwicklongs- 
hemmungen  aut  Grund  konstitutioneller  Erkrankungen,  Alkoholismus  der 
Eltern,  Zeugung  im  Rausch,  ererbte  Syphilis,  Mon>hinismus  der  Elteni 
oder  der  Matter  während  der  Schwangerschaft.  Damit  sind  die  ursäch- 
lichen Momente  nicht  erschöpft,  häufig  treffen  mehrere  solcher  zusammen. 

Die  Symptome  sind  anlserordentlich  bnnt.  Man  kann  hierher  die 
leicht  epileptischen,  femer  die  hysterisch  nnd  die  nenrasthenisch  fer- 
anlagten  Kinder  redmen;  sodann  geboren  hierher  die  sog.  Debilen,  bei 
denen  es  sich  am  eine  geringe  Entwicklung  des  Intellekts  und  der  Affekte 
handelt.  Am  interessantesten  für  den  Ar/t  nnd  zugleich  am  schwieri'j'sten 
für  den  Pädagogen  sind  die  Kinder,  bei  denen  mit  intellektaell  schiechter 
Veranlagung  ein  lebhaft  entMickeltes  Gefühlsleben  verbunden  ist,  die  reiz- 
baren, phantastischen  und  haltlosen,  ferner  diejenigen  mit  intellektaell 
gnter  Tersiilagang,  aber  grolser  OefQhlsstampfheit,  die  moralisch  defekten. 

Die  Erkennong  and  Behandlung  solcher  Zustande  ist  ebenso  wichtig 
als  schwierig.  Die  praktische  Bedeutung  liegt  vorwiegend  auf  dem  Gebiet 
der  Vorbeugung  gegen  Geisteskrankheiten,  der  Vorbeagung  gegen  die 
hiuitirrrti  Gesetzesverletzungen  geistig  minderwertiger  Elemente.  Sie  hat 
ahcT  :in(  h  r*)konomische  Bedeutung;  jene  leicht  imbezillen  Individuen,  deren 
Fähigkeiten  oft  nur  ganz  einseitige  sind,  können,  wenn  sie  erst  als  solche 
erkannt  sind,  durch  möglichste  individualisierende  Ausbildung  ihrer  bil- 
dungsfähigen Geistesseite  vor  dem  sosialea  Untergang  bewahrt  werden. 
Hierin  liegt  wohl  die  wichtigste  praktische  Aufgabe  in  diesem  Gebiet. 


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882 


Denn  die  wirtschaftliche  Wertlosigkeit  Imt  zur  Folge,  dafs  die  betr.  Indi- 
vidaen  innerhalb  ihres  Kreises  braclilimea  oder  aber  —  was  das  häufigere 
ist  —  als  Ballast  empfanden,  schledit  bebandelt  werden,  auf  die  Strabe 
geraten  nnd  neben  dem  durch  ungenügende  £niehnng  mangelnden  innerea 
Hak  auch  jeden  Bnfieren  verlieren.  Ans  diesen  Elementen  Tekmüeri  sidi 
vielfach  das  Landstreicher-  nnd  Znhftitertnm  nnd  die  Flreetitatlon. 

In  seinem  Referat  bezeichnete  Wetgandt  als  das  beste  zurzeit 
bestehende  med  izin isch  -  pädagogische  Mittel  das  Mann- 
heimer Förderklassensystem,  wie  es  von  Sickinokr  eeschaffen 
wurde.  Hier  wird  eine  wichtige  ärztliche  Forderung  erfftllt :  die  Anpassung 
des  Lehrstoffs  an  die  Lernfähigkeit  der  Schüler.  Nach  dem  ersten  Schal- 
jidir  werden  die  Kinder  je  nach  ihren  Fähigkeiten  entweder  der  Wieder« 
bolnngsklasse  oder  der  HiWeWatse  zugewiesen.  Das  Sjstem  ist  so,  dab 
Rftekveraetnugen  in  die  anderen  Klassen  möglich  sind.  Diese  Beweg- 
lichkeit ist  ein  grofser  Vorteil.  Die  WiederhoInngsUassen  sind  für  diejenigen 
Schfller  besonders  wichtig,  die  infolge  von  Blutarmut  langwierigen  Krmik- 
heiten  mit  Schulversäumnis  n.  dgl.  /nrflckbleiben,  sowie  för  die  oben  er- 
wähnten sog.  Debilen,  deren  psychischtT  und  physischer  Kigenart  bisher 
in  keinem  S<^hnlsystem  Rechnung  getragen  wurde.  In  den  nilfsklab»en 
sind  die  schwach  befähigten,  aber  bildungsfähigen  Schüler,  die  bisher  in  den 
Aügemeinschnlen  entweder  nicht  mitkamen  nnd  so  als  Be^tantenbiUsflt 
störend  ihr  den  Unterrieht  and  schädigend  fOr  die  oft  viel  jttngeren  Uit- 
aehfller  waren. 

Das  System  hat  den  pädagogischen  Vorteil,  dafs  es  den  Schülern  etoes 
ihrer  Lernfähigkeit  angemessenen  I^ildungsabselilnfs  gibt  Es  hat  ferner 
den  medizinischen  Vorteil,  dafs  es  auf  physische  und  p  vdiische  Konstitu- 
tion des  Kinzelsditllers  möglichst  weitgehende  Rürk-uht  in'mmt.  Selbst- 
redend kann  nur  von  einer  relativen  luüividuuiiäierung  die  Kede  sein,  ia- 
sofero  ehen  nur  drei  gro&e  Gruppen  gebildet  werden,  von  denen  die 
Gruppen  derViederholnngt-  and  der  HilftUassen  die  kleineren  und  dana 
wiedenim  leichter  an  individnalisierenden  sind. 

Für  sittlich  verwahrloste  nnd  defekte  Kinder  ist  die  Fürsorgeerziehung 
unter  ärztlicher  Beratung  zu  empfehlen,  dif  epileptischen  Kinder  sind  ge- 
sondert zu  behandeln.  Solche  mit  geliäuttcn  Anfällen  sollen  über  diese  Zeit 
der  Schule  ent/.ogen  werden  und  bedtirfVn  rein  ärztlicher  Behandlung ,  solchen 
loit  vereinzelten  aniullurUgen  Symplumeu  ohne  sonstige  Defekte  kömea 
unter  Überwochnng  dnrch  einen  entsprechend  informierten  lichrer  In  der 
Nonudscbnle  bleiben,  nnd  die  epileptischen  Kinder  mit  intellefctneUea  De- 
fekten gehören  eben  in  die  Hilfnchnlen  oder  eventnell  in  die  Xdiotea- 
anstalten. 

Der  Korreferent  Dr.  TttOMA-lllenau  schilderte  die  neurasthenisdit'n 
und  liysteri^-rhcTi  Kinder,  die  Zustände  des  Veitstanzes  usw.  und  beschäf- 
tigte sich  haui  t  ai  lilich  mit  der  allgemeinen  Therapie,  deren  Voraussetzujig 
die  frühzeitige  Lrküouung  des  Zustandes  ist.  Er  empfiehlt  besondere 
Sehnten  nnd  Anstalten  für  nenrOse  Kinder. 

In  der  Diskussion  schilderte  der  Scfanlant  der  Frankfurter  Bitft- 
schulen  Dr.  Laquse  die  dortigen  VerhAltnisae.  Im  allgemeinen  wird  die 
Differenziemng  dort  erst  nach  zwei  Jahren  vorgenommen.   Er  wendete 


...... ^le 


883 


sich  gegen  eine  zn  weitgeliemle  In(livi<lnalisicning,  wie  er  sie  im  Mann- 
heimer System  sieht.  Femer  sprach  er  Z^\ei^el  aus,  ob  das  System  finan- 
ziell überhaupt  durchführbar  sei.  Wichtiger  seien  die  sog.  Arbeitslehr- 
kolonieo,  wie  sie  in  Breslau  bestehen  und  in  Frankfurt  errichtet  werden 
sollen. 

In  seinem  SchlalSswort  wandte  sich  Wetoahdt  gegen  diese  Einwen- 
dmigen  Laqusbs.  Nach  seinen  persönlichen  Eitaindignngen  sei  das  Mann- 
heimer System  so  organisiert,  daft  eine  finanzielle  Belastung  der  Stadt 
Dicht  stattfinde  ;  weiter  sei  eine  Gmppendreiteilung  fflr  die  Individuali- 
sierung keine  zuweitgehende,  innerhalb  dieser  Gruppen  seien  noch  genügende 
Differenzen,  innerhalb  deren  z.  B.  der  Ehrgeiz  eine  Rolle  wohl  spi«  I  n 
könne.  In  seiner  Zusammenfassung  s])rach  er  nochmals  aus,  dafs  das 
Mannheimer  System  dasjenige  sei,  das  den  therapeutischen  Anforderungen 
am  besten  geredit  werde^  ohne  pädagogisch  zn  differenziert  m  saht.  Es 
sei  das  natttrlichste. 

Ohne  Zweifel  liefs  sich  nicht  blofs  im  Laufe  der  offiziellen  Sitzungen, 
sondern  mehr  noch  im  privaten  Gespräch  konstatieren,  wie  weitgehend  das 
Interesse  an  den  hiesitrfn  Schulinstitution pii  ist.  Bei  vielen  findet  dasselbe 
schon  jetzt  aufrirliti  n  Anerkennung.  Manche  wollen  sich  die  Einrichtungen 
an  Ort  und  Stelle  .iii.-,eii« ü.  Allenthalben  aber  herrsclit  die  Ansicht,  dafs  mit 
dem  noch  neuen  System  em  wichtiger  Schritt  in  der  Therapie  der  leidll 
Abnormen  getan  ist,  dessen  Thigweite  nach  so  kmzer  Zeit  noch  nicht  xa 
bemteflen  ist,  dessen  Aussichten  aber  ▼ielversprechend  sind. 

{^Bad,  Landwtlg^,  Nr.  520.) 


&[t\utit  Ütitttiluuj^en. 


fiber  die  Hftuflgkeit  der  Spnicbstdrniigen  bei  Schfilern  referierte 

auf  Grund  cifreiipr  Untersuchnngen  Dr.  F.  SciiLEiSSNER-Prag  auf  d^ 
Internationalen  KoiiL'u  fs  für  Schulhygiene  in  Nürnberg.  Wie  wir  der 
„Mediü.-Päday.  MonaLs.^cht .  f.  d.  ges.  Sprachheük."  (Juli-Aug.  1Ü04)  ent- 
nehmen, umfassen  seine  Untersuchungen  in  Volksschulen  in  runder  Zahl 
6000  Kinder,  davon  2500  Knaben  und  3500  Mädchen;  die  Zahl  der 
Sprachgebreehen  betrog  im  ganzen  ca.  600,  wovon  350  aof  Knaben, 
250  aof  Madchen  entfaUen,  d.  h.  im  ganzen  fanden  sich  10  Vo  Sprach- 
gebrechen, und  zwar  bei  Knaben  fast  14%,  bei  Mädchen  nicht  ganz  7,5Vo< 

Die  Zahl  der  Sprachgebrechon  nimmt  von  der  1.  bis  5.  Klasse 
regelmäfsig  ab;  sie  ist  in  der  1.  Klasse  20,7  %  nnd  sinkt  dann  auf 
13,  9,  6  bis  zu  4,7  in  der  5.  Klasse.  Auch  da  zeigt  sich  deutlich 
der  Unterschied  der  Geschlechter;  für  die  Knaben  sind  die  Resultate  der 
1.  und  5.  Klasse  27  and  6  7o,  für  die  Mädchen  15  nnd  3,5  7o. 

Em  wesentlich  anderes  Bild  als  ftr  die  fttnfklassige  Volksschole  er- 
gibt sieb  ftr  die  anschliefseade  BQrger schale,  in  der  1200  Kinder 


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nntennusht  wurden.    Die  Zahl  der  Spracligebrecheii  ist  tnf  B,6  %  ge- 

snnkpn.  bei  Knalien  (heinial  so  hoch  als  bei  Mädchen.  Fin  Absinken  der 
Kurve  mit  zunehmoixlcin  Alter  findet  hier  nicht  mphr  statt,  offenbar, 
weil  bei  den  11 — 14jährigen  Schülern  die  Sprachentwicklimg  bereits  ab- 
geschlossen ist. 

UngeflUir  in  gleicher  Höbe  wie  die  Korre  der  Bflrgerschalen  verliiift 
die  Knm  der  Hittelschnlen;  im  Alter  entsprechen  ja  die  drei  entii 
JahrgftDge  der  Utttolsdiirieii  d&i  Bflrgersehnlklawten.    UDteranebt  wndoi 

im  ganzen  23f>2  Knaben;  hiervon  waren  Stotterer  0,56  ®  'o.  Stammele 
(fast  ausschlierslich  Sigmatismus  ant.  and  lat.)  fand  sich  bei  2,3  Ve»  Niedi 
(daruTiter  1  Fall  von  Wolfsrachen)  bei  O.i  %, 

Dal'b  die  ,\rniut  ein  das  Stottern  bff;ünsHeeniii  t  h'aktor  ist,  crbt 
daraus  hervor,  dafs  in  der  Prager  Josef&tädtei  Schule,  die  vou  deo 
ärmsten  Kindern  besucht  wird,  der  Prozentsatz  der  Sprachgebrecbea  der 
grOCste  war;  speziell  in  der  ersten  KnabenUasse  fand  sidi  die  erBtamdieh 
hohe  Zahl  von  4ÖVol  Da  in  diesem  Stadtteil  die  denkbar  schlechtesten 
allgemeinen  hyLrieniscIicn  Verhältnisse  sind,  ist  es  liegreiflieb,  dafs  er  auch 
eine  grofse  Zahl  rachitischer  und  skrophulöser,  in  k^teperlicher  und  geistiger 
Beziehung  zurfh  IcLrebliebeuer  Kiiuler  liefert. 

t'ber  Sicherheitsmalsresreln  für  Schulen  gegen  Krankheits- 
fibertragoDgen  dnrch  den  Speichel  der  Schiller  spricht  sid)  Dr  F. 
InggusleVj  Schularzt  in  lUnders  (Dänemark)  folgeodermalsen  aus:  „Wie 
festgestellt  ist,  hat  der  grölste  Teil  der  bei  Kindern  am  meisten  gefttrdh 
teten  ansteckenden  Krankheiten  seinen  Hanptsitz  un  Hnnde,  Bachen  nnd 
in  den  Atmnngsorganen,  und  die  Krankheiten  wirken  daher,  wie  man  an- 
nehmen mofs,  hanptsftchlich  oder  aasschliefslich  durch  den  Speichel  an* 
steckend.  \Va«  hier  ?p«agt  ist,  ailt  iti  er^tor  Linie  von  der  Lnngentaber- 
knlose,  aber  auch  von  Diphtherie,  Scharlach  (im  Anfaugsstadium),  MaFern 
nii-l  K*  u<  lihustcn.  Wenn  man  entdeckt,  dals  ein  Schnler  an  der  einea 
oüLi  uiiüeren  von  diesen  Krankheiten  leidet,  i»t  er  gewühulich  schon  seit 
einiger  Zeit  krank,  and  die  MO^ehkeit,  dafs  er  schon  jemand  in  der  Ktasss 
angesteckt  hat,  ist  vorhandra.  Um  zn  Terhindem}  oder  doch  soweit  wie 
möglich  dem  entgegenznarbdten,  dals  der  Speichel  der  Schaler  veriireitet 
wird,  ist  es  nötig,  den  Schfilern  gewisse  Reinlichkeitsmalsr^In  genflgend 
deutlich  und  dauernd  einzuprägen. 

Ich  setze  voraus,  dafs  in  der  Schule  den  Schülern  Gelegenheit  "zeirelieu 
wird,  sich  die  Hände  waschen  7n  können,  und  dafs  Spucknäpfe  (mit  Wasser) 
in  Klassenzimnitru  und  Korridoren  sich  befinden.  Man  erreicht  dann  ge- 
wifs  am  leichtesten  und  sichersten  auf  dem  Wege  das  Ziel,  anf  welchem 
ich  es  hier  durch  Vorstellungen  bei  der  Schnlkommission  erreicfat  habe,  — 
nämlich  dadurch,  dafs  in  jeder  Klasse  ein  Anschlag  etwa  mit  folgendem 
Wortlaut  angebracht  wird: 

„Die  SchtUer  dürfen  nicht  auf  den  Boden  oder  die  Treppen 
spucken. 

Die  Schüler  müssen  während  eines  Hostenantalles  die  Hand 
vor  den  Mund  halten. 

Die  Schüler  dürfen  ihre  Schreibtafeln  nicht  mit  Speichel  ab* 
waschen.*' 


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885 


An  zweekniftlsigsten  wird  68  ja  sein,  später  diese  Beinlichkeitsvor- 
flchriftea  in  die  Rdhe  der  OrdnnngsvoTBcfariiteii  ftafitonehmen ,  die  — 
wenigstens  hier  in  Dänemark  —  io  jedem  Kliisseiiziininer  der  öffentlichen 

Schalen  anfgehängt  sind. 

Wenn  diese  einfachen,  dns  Ansspncken  betrelinifli  !i  lu  L^  ln  in  dieser 
Weise  in  der  Schnlzeit  den  Schülern  klar  und  beslmiHit  tHimprat.'t  wer- 
den, und  wenn  dann  jeder  Lehier  oder  jede  Lehrerin  es  als  PHicht  be- 
trachtet, die  Schfller  za  lehren,  sie  innezuhalten,  so  wird  sidierlich  da- 
dorch  auch  der  Spocknnfog  erwachsener  Lente  anf  den  Straften  und  in 
öffentlichen  Lokalen  im  Lanfe  der  Zeit  stai^  eingeschränkt  werden.  Die 
erziehliche  Wirkung  wird  in  diesem  Falle  von  einer  ülmlichen  Bedentang 
werden  wie  die  Kinwirknng  der  ScbtühAder  auf  den  Keinlichkeitssittn  er- 
wachsener Leute. 

Gegen  den  Vorschlag  Ingeklkvs  dürfte  sich  sd(  hlieh  nieht<  i  inwendeii 
lassen.  Waü  den  Schüleni  gesagt  werden  soll,  sind  die  gewöhnlichen  An- 
standsregeln,  die  eigentlich  jede  ordentliche  SchnlfAhrung  den  Kindern  ein- 
prägen wird.  Über  die  Form  kann  man  geteilter  Ansicht  sein.  Solange 
in  Gängen  and  Zimmern  geraucht  wird,  in  denen  das  Rauchen  „ verboten* 
ist,  wird  andi  das  Spacken  Gewohnheitsrecht  bleiben.    Beispiel,  Bei^id! 

(„SdmeU.  W  f.  S'hiilffesundhe/'fspff  '\  Nr  0  » 

t Iber  die  St5rnnf!;en  des  Schulbetriebes  durch  den  Stralsenlärm 
in  Mülhausen  i.  E.  sprach  unlängst  Lehrer  P.  Obkint  u.  a.  in  einem 
Vortrage  über  die  Hygiene  an  der  Volksschule.  Die  in  dieser  Hinsicht 
in  einer  Schnle  gemachten  AnMchnnugen  geben  bierrtm  ein  grellwBild: 
Last-  and  Helkerwagen,  Droschken  und  Karren,  flberlantes  Peitschen* 
knaBen,  Bafe  der  Sandverkftnfer,  Schirmflicker  und  Lnmpenhftndler,  Blasen 
der  Kohlenfhhrlcute.  An  einem  Vormittage  erfolgten  129  Störungen  l 
^Bei  schweren  Lastwa^ren  war  das  Gerassel  derart  LMofs,  dafs  die  Stimme 
des  Lehrers  dasselbe  tiidtt  mehr  i'iberseliallen  konnte  tuid  dieser  ;j:ez\vungen 
war,  1 — 2  Minnten  maezuliaiten.  Wie  lästig  der  Lärm  seihst  fUr  kürzere 
Zeit  emptuiiden  wird,  geht  daraus  hervor,  dafs  das  hiesige  neue  Amts- 
gericht die  Sitzungssäle  nach  der  der  Strafse  abgekehrten  Seite  gelegt 
hat  and  das  Landgericht  wahrend  den  Sitnmgen  die  Straise  absperren 
Iftfst.    Die  Schnlen  aber  sind  jahraus,  jahrein  dem  Liirm  ausgesetzt. 

Eine  nhnärztlicbe  UntersnchoD^  der  Volksschnlkiiider  in 
Angsbor^  ergab,  wie  wir  der  „Leipz.  Volksztg.^  entnehmen,  ein  wahr- 
haft erschreckendes  Resultat.  Ks  wurden  untersucht:  457(>  Knaben  nnd 
4*,)81  Mädchen,  zusammen  1)557  Kinder.  Davon  waren  /abnkrank 
99,41  °/o  und  nur  0,59  %  der  Schulkinder  wurden  als  karicsfrei  (frei 
von  Zabnflinle)  befunden.  Also  in  einer  Stadt  fast  sämtliche  Schnlkinder 
zahnkrankl  Diese  Tatsache  verdient  in  weitgehendstem  Hafse  die  Auf- 
merksamkeit der  Schalbehörden.  Sie  hängt  enge  zusammen  mit  mangels 
haftrr  Reimgang  der  Zrdme  durch  die  Kinder  nnd  in  vielen  Fftllen  gewils 
anch  mit  nn/weckmäCsitier  Krnährung. 

Unterrichtszeit  für  FoHbiIdinip;sschuleB.  lu  den  Fortbildungs- 
scbuicn  der  meisten  kleineren  und  mancher  .c;röfseren  Städte  Deutschlands 
besteht  die  Gepflogenheit,  den  Unterrieht  in  den  späten  Abendstunden, 
vielfach  sogar  von  8 — 10  Uhr  abzuhalten.    Das  ist  unzweckmäisig.  Die 


886 


Fortbildungsschule  mufs,  om  das  Dir  gesteckt«  Ziel  erreichen  m  könneiL 
von  ihren  Schülern  ein  um  so  gr()fsere!?  Mafs  geistiger  Frisc  he  und  ero^ter 
Arbeit  in  der  Klasse  verlangen,  als  die  verfügbare  Unterrichtszeit  ^ehr 
beschränkt  ist.  Diesen  Ansprüchen  zu  genügen,  sind  junge  Leute,  die  im 
Alter  der  EntwickloDg  stehen  und  meist  vom  frfihen  Morgen  an  an- 
gestrengt tätig  sind,  abends  kanm  noch  imstande.  Hierdorcb  wird  der 
Erfolg  des  Fortbildungsunterrichts  geradezu  in  Frage  gestellt.  Aus  diesn 
Grunde  hatte  das  preufsische  Eandelsministerium  schon  durch  Erlafs  vom 
3.  Febr.  1900  ♦  ine  Beschränkung  auf  die  Zeit  bis  höchstens  9  Uhr  her- 
bei/ufübrcn  gesucht  und  die  Tagesstunden  empfolilen.  Der  Erlafs  hatte 
keinen  allseitigen  Erfoljj.  Nun  ist  der  gegen^\artige  Ilandelsminister,  wie 
wir  der  „Sos.  Praxis  '  (Nr.  52)  entuehmeu,  noch  weiteigegangeü  und  hki 
in  einem  neaereu  Elrlasse  den  Gmndsats  aufgestellt,  dals  der  üntenriciit 
an  den  obligatonsciien  Fortbildongsscholen  während  der  Tagesstonden  der 
Werktage  stattfinden  vnd  nicht  Aber  8  Uhr  abends  ansgedehnt  werden 
sollte.  Den  Sonntag  wünscht  der  Minister  vom  Zwangsnnteniebt  frei  za 
1as<^rn;  er  gehöre  der  Erbaunng,  dem  Familienleben,  der  Erholung  und 
freier  Arbeit,  nicht  dem  Schulzwange. 

Ks  ist  wünschenswert,  dr.fs  dieser  Erlafs  dem  nötigen  sozialpolitiscbeo 
Verständnis  von  selten  der  Kummuucn  begegne,  iu  Üaden  ist  die  Ver- 
legung des  Unterridits  der  Pflichtfortbüdongsschnle  anf  die  Tagesstamdea 
bereits  dorehgefBhrt. 

SclilileiMhatilek  in  den  raeeiseheii  TolkBselnileii.   Die  rassi- 

sehen  Selbstverwaltungskörper  (Zemstwo),  deren  Tätigkeit  das  Volksschnl- 
wcscn  in  Rnfsland  seine  Existenz  und  seine  gegenwärtige  ?'nt\vickhiQg 
verdanken,  haheii,  uameutliiii  auf  die  Initiative  der  Landscliattsär/te  hin, 
schon  an  vielen  OrUn  manclies  i^etau,  um  die  armen,  oft  von  weither  die 
Sihuii;  besuchenden  Kinder  mit  warmer  Kleidung  und  einem  warmen 
FrflhstUck  zn  versehen.  Die  diesbezüglichen  Bestrebungen  datieren  schon 
ans  den  80er  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts.  In  einem  einsigen  Kreise 
des  Gonvernements  Wonmesh  war,  wie  der  LandschafUarzt  ScHnr&ABirv 
in  der  mssischen  „Medie.  Ztg."  berichtet,  im  vorigen  Jahre  in  32  Schulea 
das  warme  Schulfrflhstflck  eingeführt.  Die  Lehrer  bestätigen  einstimmig 
den  günstigen  Eintiufs  dieser  Einrichtung  :  Bei  bcscprer  Ernährung  werdea 
die  Kinder  gesünder  und  Irisclitr,  liesucheu  die  hcliule  regelmäfsiger  uad 
arbeiten  eifriger.  ScH  verlangt,  duls  beim  Bau  neuer  Landscbulh&user 
auf  das  Bedürfnis  nach  Kttchen  RQcksicht  genommen  werde.  Tesjäkoff 
—  ein  anderer  Landschattsarzt  —  bat  versebiedene  Mentts  fiBr  die  SehOier- 
frQhstlleke  aufgestellt.  Dieselben  sollen  so  zusammengesetzt  sein,  dals  die 
Kinder  im  Frühstfick  36— 40  g  Eiweifii,  10— 20g  Fett  und  12O-l60g 
Kohlehydrate  erhalten. 

Über  einen  allgemein  verbiudlicheu  ISpieiiiachmitta^  für  Knaben* 
uiid  Mädcheiiscknicn  referierten  auf  der  Versammlung  des  Zcntralaus- 
schusses  für  Jupendspiele  iu  Quedlinburg  am  19.  Mai  1904  die  Herren 
Studiendirektor  Raydt  •  Leipzig  und  Professor  Kohjlbausch  -  Hannover. 
'Wie  wir  ^Kßrper  und  Geisf^  (Nr.  7)  entnehmen,  erwähnte  der  erstcre 
einer  nicht  nnintaessanten  Stelle  ans  einem  Oeterreicbischea  Scbnlerials 
vom  Jahre  1783,  betreifend  das  Gymnasinm  in  Leitmerltz.  „Die  ScblUer 


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—  heifst  es  —  sollen  sich  za  Gemflte  fflliraoT  dab  die  ron  der  Sehule 
freien  Nachmittage  nicht  deswegen  eiogeflDhrt  sind,  da&  sie  dieselben  den 

Spielen  widmen  könn^^n,  sondern  vielmehr  deswo^ron ,  (inf-  dcD  Herren 
Professoren  eine  Krholungszeit,  den  Srhfllern  aher  Ircie  Stunden  gelassen 
wenlen,  nm  das  in  der  Srhnle  Gelernte  wiederholen  zu  können.  Daher 
werden  die  Herren  Professoren  nach  jedem  Ordinaüonstage  uod  auch  au 
indefen  Tagen,  so  oft  es  ihnen  beliebt,  von  jedem  Schüler  ein  Verzeichnis 
Ton  seinem  PriTAtfleifie  erfordern,  nm  desto  leichter  urteilen  zn  können, 
inwieweit  der  Schiller  dem  gegebenen  Befehle,  vom  Spielen  sich  m 
enthalten,  nachkommt.  Sollten  aber  einige  io  Zukunft  darüber  betreten 
werden,  so  werden  sie  mm  prüfen  und  zweiton  Male  in  das  Schwarze 
Bnch  eingetragen  und  zum  dritten  Male  als  hoffnaugslose  Müfsig- 
gftnger  aus  dem  Gymuasium  gestofsen  werden." 

Raybt  bedauert  die  allzu  pasbive  StellungiuUune  der  Lehrerschaft 
den  Jagendspielen  gegenüber  and  bestätigt  den  schon  froher  von  anderer 
Seite  ansgesprochenen  Sats,  dafs  die  Beteilignng  der  Lehrer- 
Kollegien  nicht  im  Verhältnis  za  der  Bedentnng,  nicht  einmal 
zn  der  Entwicklung  des  Jngendspiels,  steht,  nnd  dafs  es 
überzeuf^end  für  die  Yolkstfimlichk eit  und  die  Notwendigkeit 
der  Spieltibnngen  spricht,  wenn  trotz  r^pr  Zurückhaltung  des 
pröfsten  Teiles  der  Lehrerschalt  die  Spiele  an  den  höheren 
LehranstaltcQ  eine  so  grofse  Ansdehnuug  gewonnen  haben, 
wie  sie  diese  jetzt  schon  besitzen. 

Die  Leitsätze  der  beiden  Referenten  lauten  folgendermafsen: 

1.  Die  Jagendspiele  sind  in  gesundheitlicher  und  erzicfalicber  Hinsicht 
Ton  grolsem  Werte. 

2.  Die  Schule  mufs  die  Jugendspiele  in  ihre  Pflege  nehmen»  „and 
zwar  nicht  hlofs  prelesjentlich,  sondern  grundsätzlich  nnd  in  geordneter 
Weise".    (Erlnfs  des  preufsischen  Kultusministeriums  vom  27.  Okt.  1Ö82.) 

3.  Für  jede  Schule  (bezw.  Spielabteiluog)  ist  ein  Spielnarhmittag  mit 
allgemein  verbindlicher  Heteiligung  einzurichten.  Dauernde  Befreiung  darf 
nor  anf  ärztliche  Bescheinigimg  geschehen. 

4.  Jeder  Schule  mafs  ein  geeigneter  Spielplatz  zur  Terfägoog  stehen. 
Für  die  Spielgcrilte  sorgt  die  Schule. 

5.  Eine  Spielaufsicht  durch  Lehrer  ist  notwendig.  Die  AaÜBichts- 
stonden  sind  als  Pflichtstunden  anzurechnen  oder  besonders  zu  vergfUf  n 

6.  Der  Spieloachmittag  kann  gelegpntlich  zu  Tnmniiusclien,  Baden 
und  Schwimmen,  Schlittschuhlaufen  usw.  verwendet  werden.  Unter  dief?er 
Voraussetzung  ist  der  Spielnachmittag  durch  das  ganze  Jahr  durclizutühten. 

7.  Die  noch  entgegenstehenden  Schwierigkeiten  müssen  Qberwnnden 
werden,  um  die  fttr  das  Vaterland  notwendige  kräftige  Generation  heran- 
znbilden. 

Spielplätze  fOr  die  Kinder.    In  einem  besonderen  Artikel  l>edaaert 

der  Vorwärts*^  das  Sclncksal  der  Grofsstadtk Inder,  die  tiberall ,  wo  sie 
spielen  wollen  — ■  auf  der  Fahrltabn  der  Strafscn,  auf  den  Bürgersteigen, 
auf  den  Freitreppen,  auf  dm  li  efen  usw.  —  jeniaadein  „im  Wege  sind" 
nnd  überaU  weggeschickt  werden.  Und  doch  haben  die  Kinder  nicht  nur 
ein  Bedttrihis,  sondern  anch  ein  Recht  anf  Spielplätze  auch  in  den  zentralen 


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Teilen  der  grolseo  Stildte.  In  Ikrliu  bat  man  in  den  letzten  Jahren 
versucht,  wenigstens  die  Scbulhüte  freizageben  als  Spielplätze  —  aber 
leider  nur  unter  Aufsiebt  eines  Lehren.  Da  wird  denn  oft  genug  dnr^ 
ttbdaagebrachte  Pedanterie  ans  dem  nngebondenen  freioi  HemmtoileD  vnd 
Aostoben  eine  geftirchtete  Tum-  nnd  Spielstände.  Einmfltig  sollten  aBe 
£ltern  om  jedes  geeignete  unbebaute  Terrain  innerhalb  der  Stadt 
kämpfen,  dafs  r«;  m  Spielplätzen  erhalten  bleibe.  Möchten  Staaten  und 
Städte  bedenken,  dafs  jede  Mark,  die  sie  heute  für  ihre  Kinder  aas- 
geben, ihnun  einst  Tausende  ftlr  liraukenbäuser,  f&r  üefäognisse  usw.  er- 
sparen wird. 

Eine  Gemeindeseliiile  Ar  flchwerhOrige  Kinder  soll  in  Berlin 
errichtet  «erden.  Der  Tanbstmnmenlehrer  Rei2ifeij>xb  ist 
mit  ihrer  Bildung  beauftragt  worden.    Nach  einer  tfitteilnng  des  «BeW. 
Lok.-Ätu,*'  sind  bereits  zwei  Klassen  als  Filiale  einer  Gemeinde^hule 

eingerichtet  worden;  nach  und  nach  soll  sich  daraus  eine  voUklassige  An- 
stalt entwickeln.  Die  Notwendigkeit  fiir  d'w^p  Neuschaffnnp  hat  sich  des- 
halb ergeben,  weil  einerseits  in  den  (Jemelüdciichulen  den  schwerhörigen 
Kindern  ohne  Benachteiligung  des  Unterrichts  der  anderen  nicht  gentigende 
Sorgfalt  zugewendet  werden  kann,  und  weil  anderseits  ihre  Unterbringung 
in  der  TanbstnminenschQle  nicht  ratsam  erscheint,  da  sie  dort  als  oogen. 
«Paradeschlller"  den  Unterricht  der  wirklich  taabstommen  Kinder  sehr  er- 
schweren. 

ReiBi^nng  der  Sehulrinme  durch  Kinder,    im  Dorfe  Grofs- 

Gaglow  bei  Kottbus  hatte  ein  FamiHenvntpr  sich  geweipert.  seine  Tochter 
an  der  Reinigung  der  Schulzimnier  tt  ilm  limeo  /u  lassen,  da  sie  krünkl'ch 
sei.  Ihm  ist  von  der  Regierung  der  Bescheid  geworden,  UaLs  in  dicstm 
Dorfe  die  Reinigung  der  Schulzinuner  durcii  Schulkinder  zur  Üb^erv^n/ 
sidi  herausgebildet  habe,  nnd  dab  er  diesem  Gebranche  sich  ftgen  oder 
die  Kosten  fiBr  eine  Stellvertietnag  tragen  müsse.  —  Dieses  sondeil»are 
Verlangen  —  bemerkt  hierzu  die  „PSdoff.  Jteform"  (Nr.  46)  —  ist  ohne 
Zweifel  ungesetzlich.  Wir  können  uns  aber  kaum  denken,  dalis  die  Re- 
gierung  wirklich  ein»!)  «olrbon  Bescheid  erteilt  hat.  und  neigen  -/u  der 
Annahme,  dafs  irgendein  untergeordnetes  Organ  «ier  KeL'ierung  die  hY:>L'-' 
mit  seiner  unzulänglichen  Einsicht  eatsehieden  hat.  Dafs  die  ebenso 
lache  wie  hiUige  „Observanz",  die  Schulzinimer  durch  die  Ivnider  leiciueu 

SU  lassen,  ?ielfacli  noch  bestehtt  ist  allerdinga  Tatsache.  Wie  wir  vor 
einiger  Zeit  mitteilten,  will  die  Regierung  zu  Schleswig  sie  aber  beseitigen, 
allerdinga  nur  allmählich! 

Ober  eine  Uulersncbung  von  Epilepsiefällen  in  dem  Sehllea 

zu  S^Gravenhage  niid  Scheveuiugeu  er  tnttete  Dr.  Berend?  Beriebt 
in  einer  Zusammenkunft  des  Vereios  gegen  Epilepsie.  Der  Zweck  dieser 
Untersuchung  war: 

1.  die  Fälle  von  Epilepsie  in  den  Schuieu  iienucn  zu  lernen  und  -»le, 
wenn  möglich,  in  Berührnog  mit  dem  genannten  Verein  zu  bringen  j 

2.  zu  untersuchen,  ob  die  an  Epilepsie  Leidenden  dem  gewi^hnlicbcn 
Unterricht  folgen  können; 

3.  zu  sehen,  ob  sie  Iceine  pqrchische  .Ansteckung  oder  StOmng  ia 
dtük  Unterrichtsstunden  verursachen; 


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4.  das  Urteil  der  Lehrer  darüber  zu  höreu,  ob  es  wttDacheuswert  sei, 
den  an  Epilepsie  Leidenden  besonderen  Unterricht  /u  erteilen. 

1d  dieser  Absicht  wurde  an  alle  Scbul Vorsteher  ein  RundsdirciUeu 
K'eriditet,  welches  die  Ritte  enthielt,  Angaben  zu  machen  über  die  Gesamt- 
zahl von  ÖchOlcru  und  die  Zahl  der  au  Epilepsie  Leidenden.  Mit  wenigen 
AuanabmeD  wurde  tod  den  Scholen  diesem  Oesudie  entsprocbeo.  und  es 
xeigte  sieh,  dab  voa  S3004  Kindern  31  an  Efiflepsie  leiden,  idso  onge- 
fthr  1  :  1000.  Die  Ziffer  ist  merkwfirdip;  und  besonders  deshalb  sehr 
wiebtig,  weil  sie  auffallend  stimmt  mit  Beobachtungen,  welche  man  schon 
in  anderen  Ländern  gemacht  hnt 

Die  Anzahl  von  Epilepsieiällen  ist  ziemlich  sxleichmäfsi^'  >;wischen 
Knaben  und  Mädchen  verteilt.  Wolil  wukIüi  etwai  mehr  männliche 
Epileptiker  (19)  getunden  als  weibliche  (12),  aber  die  Zahl  der  Knaben 
nnter  den  Scboltindeni  ist  aneh  grOfser  als  diejenige  der  Mftdeben  (17000 
gegen  16000). 

Bei  genaner  Untersnchong  ergab  sich,  dafs  die  Verteihing  anf  die 

Lebensalter  von  G — 13  Jahren  eine  aemlich  gleidimärsige  war. 

Was  die  Mögliclikeit  hrtrifft,  dem  gewöhnlirlu  n  Unterriclit  folgen  zu 
können,  so  «ind  nnr  drei  Kiinh  r  ;ils  anbcdiniirt  t,'insti?  minderworti;;  un- 
gegeben, die  ubn^'en  sind  als  normal,  einzelne  sujjar  als  sehr  l>egaiht  be- 
zeichnet. Mit  den  Absenzen  stand  es  allerdings  sehr  schlimm:  Ungefähr 
die  Ufllile  der  Epileptischen  üBblte  viel  blnfiger  in  der  Sdtnle  als  die  ge- 
soDden  Kinder,  einige  blieben  sehr  viel  zn  Haaae.  Der  epileptische  Zn- 
stand  scheint  im  Scbnlbetriebe  selbst  wenig  Schwierigkeiten  an  machen. 
In  ongef&hr  der  Hälfte  der  Fälle  bekamen  die  Leidenden  Anfälle  während 
der  Unterrichtsstunden.  In  den  meisten  Fällen  wurden  dir  Kintier  nicht 
ärztlich  behandelt.  Obgleich  von  psychischer  Ansteckung  in  der  Schule 
keine  Rede  war,  halten  doch  beinalie  alle  Lehrer  den  gesamtiichen  Unter- 
richt von  Epileptischen  mit  normalen  Kindern  für  sehr  beschwerUch.  In 
den  Vordergrund  tritt  natflrlich  der  nachteilige  Einfluß,  welchen  das  £in* 
treten  eines  epileptischen  Anfalles  aof  das  Nervensystem  der  anderen 
Schttler  ansObt,  nid  sodann  die  grobe  StAmng,  welche  ein  derartiger  An- 
iaU  in  der  Sehnlabtellang  verursacht. 

(Mitget  von  Dr.  med.  MoUTON-Hiag.) 


über  die  Nesundheitspflege  in  deu  Pariser  Schulen  wird  drr 
^Voss.  Ztg."'  geschrieben:  In  den  Schulanstalten  sind  während  der  Ferien 
an  allen  Ecken  und  Kntien  der  Säle  und  Gänge  Porzellantalelii  mit  gesund- 
heitlichen Ermahnungen  angebracht  worden,  namentlich  derjenigen,  nicht 
auf  den  Boden  an  spttcken.  In  den  Lyseen  sind  Wagen  nnd  MabstAcke 
anfgestellt.  Alle  drei  Wochen  werden  die  Schüler  gewogen,  nach  der  HObe 


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and  um  die  Brust  gemessen,  um  die  Fortschritte  ihres  Wachstums  und 
ihrer  Gesundheit  m  kontrollieren.  Jeder  Schfller  erhftlt  sein  Gesnndheiti- 
bflchel,  in  welches  all  dies  sorgsam  eingetragen  wird. 

Betreffs  V^erabreiehnn^  alkoholischer  Getränke  an  Schulkinder 
hat  kürzlich  der  Landschulrat  von  Steiermark  an  alle  Stadt-  und  Be- 
zirkssdinlitle  folgendes  iiaehalimiiiigBwflrdigen  Erlals  gerichtet:  »Es  ist  der 
Behörde  wiederholt  zur  Kenntnis  gebracht  worden,  dafs  Sehalkinder  bei 
▼00  den  Lehrpersonen  veranstalteten  Festlichkeiten,  Ausflügen  u.  dgl.  mit 
alkoholhaltigen  Getränken  bewirtet  werden.  Da  sich  alle  maßgebenden 
Autoritäten  auf  diesem  Gebiete  bei  verschiedenen  Anlässen  einstimmig  dahin 
ansQ^esprochen  haben,  dafs  Kindern  alkoholische  Getriinke  unter  allen  Um- 
standen schaden,  wird  der  Bezirksschulrat  beauftragt,  die  unterstehenden 
Schulleitungen  aufmerksam  zu  machen,  dafs  die  Verabreichung  von 
alkoholhaltigen  Getrftnken  an  Schulkinder  bei  feierliehen 
AnUssen,  Sehnlfesten,  Ansflllgen  n.  dgl.  nicht  statthaft  ist 

flygteae  als  Lehrgegemtaid  ii  den  bayerisdiMi  Sehidei.  ¥oa 

der  schwabischen  Ärztekammer  wurde  vor  kontern  ein  Antrag  des  |,Arzt- 
lichen  Bezirksvercins  Algftu"  einstinimifr  angenommen,  welcher  ▼erdient, 
von  allen  i)eteil igten  Faktoren  aufs  wärmste  befürwortet  und  gefördert  zu 
werden,  damit  endlich  auf  diesem  Gebiete  die  so  dringend  notwendigen 
Einrichtungen  erfolgen.  Der  Antrag  lautet  nach  einer  Mitteilung  der 
„Münch.  Neueste  Nadhr*"  folgendermaßen: 

fiDie  k.  bayerische  Begiemng  mOge  ersncht  werden,  zu  erwBgen,  ob 
nnd  wie  weit  die  prinaipiellen  Fordemngen  der  heotigen  wissenschaftlichen 
Hygiene  mit  spezieller  Berücksichtigung  der  individnellen  Prophylaxe  bei 
den  Infoktionskrankbeiten  olme  weitere  Belastung  des  Lehrplanes  einen 
obligatorischen  Lehrgegenstand  in  «len  Vol1r-«rbulen  und  insbesondere  anch 
an  den  Hoch-  und  Mitt-elschnlm  bilden  könnten,  aus  welchen  die  Lehrer 
für  die  Volks-  und  Mittelschulen  hervorgehen.'* 

Dieser  Antrag  ist  eingehend  begrtlndet.  Eine  rationelle  Gesondhetts* 
pflege  and  besonders  ein  wirksamer  Kampf  gegen  ansteekende  KnnUieiteii 
sei  nur  zn  erreichen  dorch  einen  sjrstematisehett  Unterricht  in  den  Unter- 
richtsanstalten  und  ffir  die  empfängliche  Jngend,  nicht  aber  durch  emige 
Vorträge  wohlmeinender  Menschenfreunde.  Es  erscheine  als  unabweisbare 
Aufgabe  des  Staates,  im  Interesse  eines  hnmanitären  und  volkswirtschaft- 
lichen Fortschrittes  die  Grundlehren  der  (jesundheitspüege  und  Prophylaxe 
zum  Lehrgegenstand  in  unseren  Schulen  zu  machen. 

Bei  der  letzten  Sitzung  der  Pfälzischen  Ärztekammer  wurde  inzwischen 
bekannt  gegeben,  dafs  in  dem  nenen  Entwnrf  einer  Schal-  nnd  Lshr^ 
Ordnung  fhr  die  Yolksscbolen  der  Pfalz  bereits  ▼on  der  vierten  Klasn  so 
in  einer  dem  Verständnis  der  Schiller  entsprechenden  Weise  Erörternngea 
Aber  allgemeine  Hygiene,  Körperpflege,  Verhütung  von  Infektionsknak' 
holten,  Gefahren  des  AlkoholismTi«  n<-w.  vorgesehen  sind. 

Obligatorischen  (resnndheitsuuferricht  in  allen  öfl'entliclieB 
Schnlen  Englauds  tordem  14718  Ärzte  Grolsbritanniens  in  ehier  Massen- 
petition an  den  englischen  Kultusminister;  als  Ilauptgegenstand  wu'd,  ine 
die  „Sag,  Braxis''  mitteilt,  Aofklftrong  Aber  die  Eigensdiaften  nnd 
Wirkangen  des  Alkohols  bezeichnet. 


...... ^le 


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Gesundheitsschädliche  Vergnügen  der  Schulkinder.  Wie  wir 
(Ion  Tagesblättern  eotnchmen,  hat  die  Schalleitong  in  Altona  an  alle 
KUern  ihref?  Bezirkes  folgendes  Schreiben  versandt:  ,.An  die  Kitern  unserer 
Schüler !  Das  Lehrerkollegium  unserer  Schulen  hat  vielfach  die  betrübende 
Walmielimnng  machen  mflssen,  dab  die  Zahl  der  ScholTenftiunittsse  am 
Montag  TerblltaisrnftTsig  grols  ist  und  dab  manche  Sehfller  sich  an  diesem 
Tage  weniger  Idstongslftbig  zeigen  als  an  den  übrigen  Schaltagen.  Sie 
sind  abgespannt,  schläfrig  und  unlustig  zur  Arbeit.  Dieser  Tiefstand  der 
geistigen  und  körperlichen  Leistnngsfähigkeit  erklärt  sich  nnr  daraus,  dafs 
der  Soiinta^r  für  viele  Kinder  nicht  ein  Tag  wirklicher  Erholung,  sondern 
ein  Tag  anstrengender  und  geradezu  gesundheits«5chÄdlicher  VerfrnüRunpen 
ist.  Wir  haben  namentlich  feststellen  können,  dafs  manche  Schüler  am 
Sonntag  nicht  reehtieitig  ins  Bett  kommen,  oder  dafs  ihnen  gar  alkohol- 
artige Getrftnkj»  verabreicht  werden,  wenn  sie  an  den  Yergnflgungen  der 
Erwachsenen  teilnehmen.  Die  w>n  nas  beobachteten  and  in  Erfiübrong  ge- 
brachten Vorgänge  verpflichten  uns  dazu,  an  die  Eltern  unserer  Schaler 
die  herzliche  Bitte  711  richten,  bei  den  Sonntagsvergnügungen  doih  alles 
/n  vnrmeiden,  was  geeignet  ist,  die  Erschlaffung  der  Kinder  nm  Montage 
oder  überhaapt  eine  Scbädigoug  ihrer  körperlichen  und  geistigen  Entwicklang 
herbei  zuftthreu." 

Über  die  Beinigung  viid  Ordinag  der  Sehnlräome  bat  die  Kgl. 
Regiemng  in  Hannover  ktmlieh  eine  Terffigung  erlaswn,  deren  wichtigste 
Punkte  lanten:  1.  Die  Reinigung  der  Schnlrflame  ist  nicht  dnrch  Kinder» 
sondern  von  erwachsenen  Personen  vorznnehnien,  damit  einerseits  der  Über- 
tragung von  Krankbeitsst offen  anf  die  Kinder  vorgebeugt  und  anderseits 
eine  grOndliche  Reinigung  gewährleistet  wird.  2.  Für  die  ünterrichts- 
zimmer  ist  wöchentlich  wenigstens  einmaliges  Änfschcnem  und  daneben 
nach  Bedart  allwöchentlich  mehrmaliges  scharfes  Fegen  des  Fufsbodens 
nach  dessen  gehöriger  Besprengnng  zu  verlangen.  Um  eine  leidite  Reini- 
gung der  FnCsböden  an  ermOfi^cfaes,  sind  dieselben  dicht  ausgefugt  nnd 
glatt  zn  erhalten,  sowie  alle  sonstigen  schadhaften  Stellen  got  auszubessern; 
femer  empfiehlt  sich  zn  diesem  Zwecke  der  Anstrich  mit  heifsem  öl  und 
Firnis,  sowie  eine  Erneuerung  dieses  Anstrichs  in  jedem  Jahre,  wofür  die 
Sommer-  oder  Herb«tferien  nm  geeignetsten  erscheinen.  3.  Die  Schul- 
ntensilien  (Tische,  BuLki .  Katlieder,  Sttlhle,  Tafeln  usw.),  Bilder,  Ofen- 
niantel,  Fensterbänke  luid  Türen  der  Uuterrichtszimmer  sind  wöchentlich 
regclmäfsig  mindestens  einmal  in  allen  ihren  Teilen  gründlich  von  Staub 
zn  befireien.  Die  Decken,  Wände  nnd  Fenstervorhftnge  gleichzeitig  von 
Spinnengewebe  nnd  sonstigem  Schmntz  sorgfältig  zn  reinigea  nnd  die  Fenster 
hell  zu  putzen.  4.  Die  Klassenwände  werden  bei  etwaiger  Eraenenmg 
der  Anstriche  zweckmäfsig  entweder  mit  hellem  Olfarbeanstrich  versehen, 
der  durch  Abwaschen  eventnell  mit  antiseptischen  Lösungen  leicht  des- 
infiziert werden  kann,  oder  mit  heller  Kalk-  oder  Leimfarbe  getüncht. 

Das  25j]lhrige  Jubiläum  der  Berliner  Ferienkolonien  wurde 
vor  kurzem  durch  einen  solennen  Festakt  im  grolsen  Saale  des  Rathauses 
begangen.  Eine  bei  diesem  Anlasse  erschienene  Brosehare  von  FVan 
Direktor  JsssBir  enthält  n.  a.  fblgende  Angaben:  Im  Jahre  1876  war 
durch  die  ganze  zivilisierte  Welt  der  Mahnruf  des  Pfarrers  Bio»  erklangen, 

Sebalfeansdheitipflege.  XVII.  4{> 


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die  irmeiit  kiinUicIieii  SehnUdoder  der  QroCntadt  hmatmnliBhnii  in  loif- 
tige  Wald-  imd  Bergeslnlt  und  sie  durch  IdbUehe  und  seelische  Krtftigiuig 

für  die  Anforderungen  des  Lebens  zo  stthlen.  Die  ErkenntDis,  dafs  das 
Gemeinwohl  eines  Staates  nicht  zum  wenigsten  auf  einer  körperlich  and 
geistig  gesnnden  Kindfrschar  bemhe^  fand  in  Df^nt^chland  ra-^rlip  Ansbroitiin*?. 
Frankfurt  a.  M.  begründete  1878  den  ersten  Verein  für  Ferienkolonien, 
1879  folgte  Dresden,  und  1880  sandte  der  neubegrundetc  ., Verein  für 
häusliche  GesundheitspAege''  in  üerltn  die  ersten  Ferienkinder  aus.  Ihre 
Zahl-  betrag  108.  Hochgestellte  PersOnlicbkeiteii,  sowie  viele  henrorragende 
Männer  imd  Franen  gewahrten  dem  Verein  in  aufopferndster  Weise  ihre 
Unterstttt/ung.  Niemals  aber  hSUen  die  Ferienkolonien  die  rasche  ond 
gifickliche  Entwicklung  genonmBi,  wenn  sie  nicht  vom  Wohlwollen  der 
gesamten  Berliner  Bevölkcning  cotraeren  worden  waren.  Und  die  ärmere 
Bevölkerung  empfand  es  stets  daukbar,  dafs  man  ihren  Kindern  Gesundheit 
nnd  Lebensfreude  vermitteln  wolite,  und  zeigte  volles  Ver.-.iuniinis  für  diese 
von  waiiiiiaft  volksUlmlichem  Geiste  beseelte  Wohlfahrtseiarichiung.  FOr 
die  Aufnahme  der  Khider  bestehen  fai  Berlin  246  Bedrkdnunitees»  denen 
2&3  Berliner  Änte  als  freiwillige  Helfer  aar  Untersnchnng  nnd  Beatimmnng 
der  jährlich  sich  meldenden  12-  bis  14000  Kinder  xnr  Seite  stehen. 
Warden  1880  108  Kinder  enUandt,  so  waren  es  1890  schon  2318, 
H^OO  3681,  19U4  aber  4791.  Die  Kosten  stiegen  in  den  25  Jahren 
von  d821  auf  175000  Mark.  Kbenso  wie  den  änfseren  Ausbau  liefs  man 
sich  den  inneren  angelegen  sein.  Neben  den  Ganz-  nnd  Halbkolonien  auf 
dem  Lande  lür  nur  schwächliche  Kinder  errichtete  mau  See-  nnd  Soibad- 
kolonien.  Uan  nahm  sich  der  tanbstommen,  der  blinden,  der  schwach* 
sinnigen  Kinder  an.  In  letzter  Zeit  werden  anch  longenschwache  Kinder 
in  die  Klnderheilstfttte  Hohen-L^chen  gesandt  Seit  1896  erhalten  die 
Ferienkolonien  einen  grSdMien  jfthrlichen  Zuschols  ans  städtischen  Stiftooga- 
mittcln;  auch  sonst  gingen  ihnen  viele  Stiftungen  und  Vermäditnisse  zu; 
ihr  festes  Vermögen  beträgt  128700  Marie  Seit  1899  hahen  sicii  die 
Ferienkolonien  von  dem  „Verein  für  häusliche  Gesund heitsptiege"  als  selb- 
ständiKer  Verein  abgetrennt,  seit  1902  sind  sie  als  ^Milde  ötiftuug"  an- 
erkannt. Im  ganzeu  konnten  sie  in  den  25  Jahren  60000  Kindern  mit 
einem  Kostenanfwand  von  mehr  als  swei  Millionen  Mark  die  Wohltat  einer 
Sommerpflege  verschaffen. 

Über  die  Äafj^aben  der  Schulärzte  für  die  öffentliche  Hygiene 
sprach  in  der  Sektion  für  Kinderheilkunde  der  7t).  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  und  Är/te  zu  Breslau  Dr.  Kükd kr- Herlin.  Nach  einem 
Berichte  der  „BTünr/i.  med.  Wochenschr."  (Nr.  40)  wies  der  Referent  auf 
die  Noiwi'iuiigkeit  einer  einheitlichen  Organisieraug  der  scholärztUchen 
Fnnktioneu  hin  nnd  sprach  die  Hoffnang  aus,  es  werde  namentlich  die  ein- 
heitliche  Darehfflhning  der  Ansmosterang  der  Schnlreknitea  einen  ersprieb> 
liehen  Einflnb  auf  die  Kfflftignng  des  Nachwuchses  ansahen.  Mit  der 
Ftirsorge  für  die  hygienischen  Einrichtungen  und  fnr  den  Gesundheits- 
zustand der  Schule,  sowie  mit  der  Überwachung  der  mit  körperlichen  und 
geistigen  Mängeln  behafteten  Kinder  dürfte  die  Tätigkeit  der  Schulärzte 
nicht  erschöpft  sein.  Erst  mit  der  Auslese  der  zur  Einschulung  gelangenden 
Kinder  erfülle  die  Institution,  was  sie  soll,  uud  nütze  erst  hiermit  im 


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893 


weitesten  Sinne  den  Bedürfnissen  der  öffentlichen  Hygiene  Referent  hält 
das  bei  der  Znrüclvst»  Uuug  sich  ergebende  Material  für  ht sonders  wichtig 
für  die  Frage  der  Ausbreitung  der  Tuberkulobt  niul  der  Uacliitis.  Kr 
erwartet  von  den  Schulärzten  besondere  Vorschläge  und  Marsnahmen  zur 
Bekftmpfnng  d«r  Taberknlose  an  der  SehweUe  dn  spStonen' KindeBilten. 
Ferner  Mies  sie  ganz  besonders  data  benifen»  ihren  ganzen  Einflnfs  geltend 
zu  machen,  um  durch  Aufklftning  weitester  VoIkskreiBe  die  Ansbreitang 
der   künstlichen  Sänglingsemahning  /u  belOUnpfen  und  eine  weitere  Ver- 

elenduDg  eines  grofsen  Teils  de*!  Nachwuchses  zu  verhüten 

Hygienische  Winke  für  die  Schuljn^end.   Der  (if  nie  ndevorstand 

von  Dord recht   hat  dort  in  allen  ofteotlichen  Elemeutarschuleii  Plakate 

folgenden  Inhaltes  aukleben  lassen: 

1.  Wir  mössen  unseren  Körper  tftglich  waschen,  besonders  Kopf,  Hals, 
BroBt  nnd  Mond;  jedesmal  onsere  Hftnde  reinigen,  bevor  wir  easen  oder 
Efswaren  bertthren,  und  die  Nftgel  karz  und  rein  halten. 

2.  Unsere  Kleider  und  Schuhe  oder  Holnchnhe  inllasen  tiglidi  von 
Staub  und  Schmutz  gereinigt  werden. 

3.  Vor  der  Schultüre  müssen  ^vlr  unsere  Füfse  abreiben,  keinen 
Sehmutz  in  die  Schule  tragen,  nicht  auf  den  Boden  spucken,  und  die  Ab- 
tritte und  Klosetts  nicht  beschmutzen. 

4.  Wir  mOssen  kein  anreines  Wasser  trinken  nnd  nie  alkoholisehe 
Getränke  zu  uns  nehmen. 

5.  Wir  müssen  gerade  stoben  nnd  gdwn  und  wiUiread  des  Sitxens 
den  Oberkörper  soviel  wie  möglich  gerade  halten,  die  Hinde  nicht  anter 
Bank  oder  Tisch  lassen  und  die  Beine  still  halten. 

6.  Wir  müssen  dem  Lehrer  sagen,  wenn  wir  uns  krank  ftlhlen  und 
wenn  zu  tiause  eine  ansteckende  Krankheit  herrscht. 

(Mitgel.  V.  Dr.  med.  MoüTON-Haag.) 


^mtU4lt  tticfttjiiiitjen« 


Daaer  nnd  Lage  der  Ferien  für  die  Volkssehtlen. 

Berlin,  den  19.  Mftiz  1904. 

Auf  die  infolge  meiner  Anfrage  vom  19.  Januar  v.  Js.  —  U  III  A 
2809  —  eingegangenen  Berichte  der  Herren  Oberpräsidenten  bestimme 
ich  bezüglich  der  Dauer  und  Lage  der  Ferien  für  die  Volksselnilen  sowie 
zwecks  Förderung  der  RegelmfUsigkcit  des  Schulbesuches  folgendes: 

In  der  Kegel  umfassen  die  Weiiinachtsfericn  10,  die  Osterferien  12, 
die  Pfingstferien  nach  Malsgabe  des  Erlasses  vom  20.  Januar  1892  — 
ü  m  A  2399  (Zentralbl  S.  436)  —  6  Tage,  die  Sommer-  nnd  Herbst- 
ferien zosammen  6  Wochen.  Einscblieblicb  der  in  die  betreffenden  Zeit- 
abschnitte fallenden  Sonn-  nnd  Festtage  betrftgt  somit  die  Gesamtdaner 


894 


4er  Ferien  jflbrlicb  70  Tage.  Danelien  bleiben  die  bisher  anerkanntai 
aflgemeinen  Fest-  und  Feiertage  mcb  femer  irei.  Dagegen  siiid  —  ab- 
gesehen von  gelegentlicher,  ans  besonderer  Teranlassnnp  von  der  snatflndi- 
gen  SteOe  ausnabnisweise  verfügter  Aassetztine  des  Unterrichts  —  etwaige 

sonstige  schulfreie  Tage,  wie  Gelöhni<;ta!<e,  oder  die  Tage  des  KwiL'en 
oder  40Nttlndigen  Gebets,  der  Walltahrtcn  u?\v.,  ebenso  mich  Jahrmarkts- 
taue, soweit  letztere  noch  schnUrei  sind,  auf  die  Gesamidauer  der  Ferifu 
anzurechnen.  Übrigens  ist  die  Scbulfrciheit  an  Jahrmarktstagen  tonlicbst 
zn  besdUgen. 

Sollten  gegen  die  hier  and  da  in  Frage  kommende  Kfirzong  schon 
beateheDder,  die  Gesamtdaner  von  70  Tagen  llbersehreitender  Volkasebid- 
ferien  erhebliche  Bedenken  obwalten,  so  sehe  ich  einem  bezflg1ich«D  Be- 
richte ergebenst  entgegen. 

\¥as  dir  l.fx^p  der  Ferien  betrifft,  so  entspricht  es  mehriach  geäufser- 
ten  "WUnscIieu,  weun  der  Unterrichtsbeginn  nach  den  Weihnachtsferiea 
möglichst  erst  auf  den  3.  Januar  festgesetzt  wird. 

Wegen  der  Yerteilnng  und  der  Lage  der  f&r  die  Sommer-  und  Herbst- 
ferien bestimmten  6  Wochen  Terbleibt  es  bexttglich  der  Städte  mit  hfiberen 
Lahranstalten  bei  der  dnrch  die  Bunderlasse  vom  20.  Angoat  1898  — 
U  ITT  A  1812  U  m  C  (Zentralbl.  8.  725)  und  vom  2.  Febmar  1899  — 
ü  III  A  181  (Zentralbl.  S.  383)  —  getroffenen  Anordnung. 

Für  die  übrigen  Srhnlorte  hat  die  VcrteilnnL^  der  frnjlirhen  Ferien 
aai  die  geeignetsten  Sommer-  und  Hcrbstzeiten  und  die  Festsetzung  des 
Beginnes  der  einzelnen  Feriengruppen  die  örtlichen  Bedürfnisse,  insonder- 
heit die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  Bevölkenmg  sorgsam  zu  beachten 
nnd  ktam,  bei  der  Verschiedenheit  dieser  Bedftrfidsse  und  bei  der  Ab- 
lAngigkeit  gewisser  wirtaehaffüicher  Arbeiten  von  der  Wittemng,  weder 
fOr  gröisere  Bezirke  gemeinschaftlich  noch  flQr  längere  Zeit  vorher  er» 
folgen.  Sie  ist  daher  auf  dem  Lande  nnd  in  Städten  mit  ländlichen 
Verhältnissen  von  dem  l.andrat  und  dem  Kreisschnlinspektor  in  gegen- 
seitigem Einvernelimeri  und  nach  Anhoruug  der  Ortsschnlbehörden  vorzu- 
nehmen. Es  versteht  sich  von  selbst,  dals  von  der  Festsetzung  oder  der 
ans  besonderen  Grtlnden,  z.  B.  wegen  der  Witterangsverhältnisse,  notwendig 
gewordenen  Teriegang  der  Ferien  der  Königlichen  BegiemDg  recbtieitig 
AmcÄge  m  machen  ist 

Wenn  so  bei  Bestimmung  der  Sommer-  nnd  Herbstferien  Je  nach 
den  vorwiegenden  örtlichen  Bedürfnissen  die  Zeit  des  Rübenbaues,  drr 
Henemte  nsw.  berUckcichtigt  und  zugleich  die  Möglichkeit  gewährt  ^ird, 
schon  angesetzte  I  f  r  eu  wegen  Eintrittes  unvorhergesehener  Verhältnisse 
ohne  Verzug  ausnahmsweise  zu  verlegen,  so  wird  es  gelingen  mössen,  die 
Befreiungen  vom  Unterrichte  zu  beseitigen  oder  doch  auf  ein  verschwia- 
dendes  Mais  hendnomindeni  nnd  die  wflnscheoswerte  Kcgelmärsigkeit  des 
Scholbesodies  tn  eireichen.  Zn  letzterem  Zwecke  kann  anch  gestattet 
werden,  dafs  zur  BerQcksicbtigong  landwirtacbaftlicher  BedOrfiiisse  während 
der  arbeitreichen  Sommermonate  der  gesamte  Untern  rht  —  nntcr  Kin- 
fugung  angemessener  Pausen  zwischen  den  einzelnen  Lektionen  —  auf  deti 
Vormitta;'  geleut  wini.  Ob  für  Zeiten  dringender  wirtschaftlicher  Arlieiten 
aosuahmsweise  Haibugsunterricht  zugelassen  werden  dort,  ist  in  jedeiii 


.  ly  j^ud  by  Google 


89d 


einzelnen  P'alle  unter  Berücksichtigung  der  obwaltenden  besonderen  Verhält- 
nisse von  der  Sclmiaufsichtsbehürde  zu  entscheiden.  Ks  ist  jedoch  dafür 
Sorge  2u  tragen,  dafs  die  Kinder  der  Oberstufe  während  dieser  Zeit 
mindeiteiis  drei  Standen  tftgUcb  ond  aach  nor  an  Vormittagen  onterrichtet 
werden. 

Ew.  fiizelleiix  ennche  ich  ergebenst,  naeb  TontebeBden  Geeushts- 
paukten  das  in  der  dortigen  ProriDs  Erforderliehe  gefllligst  zu  veran- 
bsaen. 

Der  Minister  der  geistlichen  usw.  Angelegenlieiten. 

Stüdt. 

An  die  Herren  Oberpräsidenten.    U  III  A  1823. 

{ZmtrM^f.  d.  ges.  ünlerrichtsverio.  in  Preufsen,  Sept./ Okt. -Heft  1904.) 


BegntMhtiuig  toi  MiJliaosbaapltPAB  direh  das  OberiMts- 

Erlafe  des  Kgl.  Warttemb.  Ministeriums  des  Inaern 

vom  19.  August  1904 
aa  die  k.  Stadtdirektion  Stuttgart  und  die  k.  Oberftmter. 

Kacbdem  die  Toin  JQaiatflriiun  angestellten  Erhebangen  ergeben  baben, 
dab  bd  ScboUiaiianeobaaten  die  Banpllne  dem  Oberamtapbjsikat  niebt 

immer  zur  Äolserong  mitgeteilt  werden,  ergebt  hiermit  an  die  k.  Stadt- 
direktion  Stuttgart  und  an  sämtliche  k.  Überämter  die  Weisung,  bei  der 
Neuherstellnng  oder  bei  umfangreichen  Veränderungen  von  Rohnlhäui^ern 
und  von  Schnlnhfrittsgebäuden  die  Banplilnp  vor  der  Vorlage  au  die  über- 
schnlbebörde  jeweils  dem  OberamtspLysikat  zur  hygienischen  Begntachtung 
mitzuteilen.  Die  Vorschriften  über  die  Begutachtung  des  Bauplatzes  er- 
leiden bierdnrcb  keine  Änderung. 

i^iUMpr.  u,  Med,-Oe9eUgeb^,  1904,  Nr.  21.) 


Bespreebangen. 

A.  DAMA8CHKK.   Alkohol  uttd  Volksgchiüe.    Der  Lehrer  nud  die 
soziale   l«>a^e.     Sozialer  Fortschritt.     Hefte  und  Flugschriften  für 
Volkswirtschaft  und  Sozialpolitik,  lieft  24.  F.  Dietrich,  Leipzig,  kl.  8^, 
16  S.   Mk.  0,15. 
Die  erste  Abhandlnng  bietet  zonacbst  einen  kanten  RUckbUck  Aber 
die  Bestrebungen  TerNhiedener  Lftnder,  die  Schule  in  ihrem  Kampfe  gegen 
den  Alkoholismns  zu  unterstützen.     Indem  der  Verfasser  auf  deutsche 
Verhältnisse  abergeht,  weist  er  einen  obligatorischen  Antialkohoianterncht 


896 


zurflck  und  stellt  aDes  ab  auf  gelegentlidie  Belebrangen,  wie  de  beinahe 
jedes  Unterriditsfiuh  gestattet.  Als  weitere  Kampfniittel  nennt  er  Auf- 
klärung der  Eltern,  die  Schttlerbibliotheken  nnd  ßessening  der  sozialen 
Verhältnisse.  Wir  gehen  mit  dem  Verfasser  einig  in  dem  Wunsche,  die 
Lehrcrwclt  möf,'e  sich  eingehend  mit  der  Alkoholfrage  heschättigen.  Wenn 
dies  wirklich  einmal  geschieht,  so  sind  wir  der  festen  Uberzen^ung.  dafs 
die  Lehrer  in  konsequenter,  pädagogischer  Überlegung  noch  einen  Schritt 
weiter  gehen  and  nicht  nur  dann  aof  den  Genufs  des  Alkohols  verzichteiif 
wenn  sie  mit  den  Kindern  anf  Ansflttgen  sich  befinden,  sondern  ancb 
dann,  wenn  sie  nicht  beftrehten  nillssen,  von  ihren  SchlOein  gesehen  in 
werden,  eingedenk  des  Grandsatses:  Verba  docent,  exempk  trahnnt. 

Die  Alkoholfrage  ist  aber  auch  eine  soziale  Frage;  darom  bat  die 
ilufsere  Zusammenstellung  beider  Abhandlangen  üirc  innere  Berochtigung. 
Kinderarbeit,  Alkoholismus,  Wohnungselend  stehen  einer  gedeihlichen  Be- 
rufsarbeit des  Erziehers  im  Wege.  Mit  dem  Volke  stellt  und  fällt  auch 
die  Volksschule  und  ihr  Lehrer.  Als  solcher,  sowie  al&  Kind  des  Volkes, 
als  Familienvater  mid  Staatsbürger  bat  er  es  nicht  schwer,  seine  SCellnng 
im  Kampfe  der  Parteien  an  wfthlen:  er  kamt  nnr  soxiat  denken.  Deshalb 
wird  er  auch  der  Bodenreformbewegung,  welche  fär  den  Verfasser  din 
sociale  Frage  an  sich  bedeutet,  das  richtige  Verstiodnis  entgegenbringen. 

W.  Wmss-Zttrich. 

Dr.  Jaroslav  Ki.gaut.  Fbei'  akute  Exauth^uie.  Nene  Methode  ilirer 
Prophylaxe.  Leipzig,  Verlag  von  Veit  &  Comp.  19Ü3.  Preis  Mk.  5. 
168  Seiten. 

Der  Vertasser  bespricht  in  einer  fleilsigen  Arbeit  die  Pathologie  nnd 

Therapie  der  für  die  Schule  so  wichtigen  ahnten  Exantheme  (Masern, 

Scharlach,  Pocken,  Flecktyphus)  unter  besonderer  Bertlcksichtigung  der 
prop);,vlaktis<  hen  Mai^reijf^ln  znr  Verhinderung  der  epidemischen  Ausbreitung 
dieser  KranklM  iten.    Über  die  eigentliche  Natur  der  Kontagien  weifs  er, 
dem  Staütlpuükte  unserer  heutigen  wissenschaftlichen  Kenntnisse  in  dieser 
Richtung  entsprechend,  ebeulalis  Neues  nicht  zu  sagen,  schildert  aber  in 
interessanter  Art  nnd  Weise  den  Charakter  nnd  die  EigentllnüicbkeiteB 
der  einselnen  Krankbdtsformen.   Besonders  bebt  er  hervor,  dals  von 
grObter  Bedeutung  die  Beantwortung  der  Fragen  sei,  wo  das  Konta- 
gium  produziert  werde  und  wo  sich  die  Eingangspforte  in  den 
Körper  befinde.    Für  die  akuten  Exantheme  sind  diese  Fras:en  noch 
in  ziemliches  Dunkel  gehüllt,   weil   wir  die  Natur  der  Kontagien  nicht 
kennen;  man  iniiis  deshalb  aul'  dem  Wege  der  Pathologie  res]).  Sympto- 
matologie der  i'uthogenese  der  Exantheme  auf  den  Grund  zu  kommen 
snchen,  nm  ndt  dniger  Walirsdidnli^keit  feststellen  za  können,  wo  in 
erster  Linie  die  Kontagien  prodoziert  werden  nnd  wo  sie  in  des  Ofgsais* 
mos  eindringen.   Ansg^end  von  der  Prftmisse,  dafs  Jeder  Infektionasutf 
vorerst  dort,  wo  er  in  den  Körper  eintritt,  eine  lokale  Eatzftndung  er- 
regt und  erst  dann   nnf  dem  Wege  der  Blutbahn  sich  weiter  verbreitet, 
hält  es  der  Verfasser  l(>r  sehr  wnlirsrlieinlich,  dafs  die  Eingangspforte  für 
die  Kontagien  der  akuten  Exantheme  der  Respiration  stractus  sei, 
dafs  dort  die  Infekt ionsstoffe  gebildet  werden  und  dals  sie  sich  von  dort 


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aus  weiter  verbreiten.  Er  fülirt  dRO  Nachweis,  dals  tatsächlich  der  Haut- 
affektion immer  entzflndliche  Erscheinungen  der  Schleimhäute  Tind  des 
Kespirationstractus  vorausgehen.  Demeotspreclieod  hält  er  auch  dalür, 
dais  die  Kontagien  sich  in  erster  Linie  in  der  Eihaletionslitit  dea  Infizier- 
ten befinden,  und  dafs  der  gewöhnliche  Weg  der  Anskedning  die  Aspiration 
der  mit  dem  Kontaginm  geschwängerten  Luft  aus  der  Umgebung  dea 
Kranken  ist:  Daneben  leugnet  er  nicht  die  Infektion  auf  dem  Wege  der 
Staubinhalation,  weil  bei  der  Tcnacität  der  Kontagien  nicht  an'^treschlossen 
ist,  (iafs  exhaiierie  oder  mit  Abfallstoffen  (Hautschuppen)  in  die  Räume 
geworfene  Infektionsstoffe  eintrocknen  und  dann  gelegentlich  durcli  Stauh- 
iiihalation  den  Weg  iu  den  Körper  des  Menschen  tiriden.  Da  die  Kon> 
tagten  sich  auch  fiberall  ahlagern,  ist  eine  Übertragung  dnrcb  Gehranchs- 
segenstlDde  oder  Nahmngsmittel  mO^icfai  nnd  die  Infektion  kann  anf  dem 
respiratortsohen  Wege  wie  aoeh  dnreh  den  Terdannngstractns  stattfinden. 

Von  seiner  Grundidee  ausgehend,  macht  nnn  auch  der  Verfasser 
seine  Vorschläge  für  die  Prophylaxe.  Er  sagt,  es  ist  unsere  Aufgabe, 
zu  verhindern,  dafs  die  eindringenden  Mikroben  einen  günstigen  Ent- 
wicklungshoden finden.  Da  nun  die  Schleimhäute  des  Respirationstractus 
iUr  die  Kontagien  der  akuten  Exantheme  den  gOnstigsteu  Boden  bilden, 
mnfa  der  Venadi  gemacht  werden,  dnn^  Desinfektion  des  Beapiratkms- 
tmctiu  die  Entwicklung  der  Kontagien  zn  Yerhilten  oder  doch  so  zu  er- 
schweren, dais  als  Folgeerscheinong  nnr  leichte  lokale  EntsQndnngen  mOg- 
lieh  sind,  wodurch  die  Gefahr  der  Weiterverbreitnog  der  Krankheit  be- 
dentend  reduziert  wird. 

Am  geeignetsten  zur  Desinfektion  scheint  K.  die  Inhalation  oder 
der  Spray  mit  antiseptischen  i^ösungen,  die  allerdings  mit  Rücksicht 
auf  da^  Alter  der  Patienten  nicht  toxisch  und  nicht  oder  nur  wenig  reizend 
sein  dürfen.  Als  geeignet  empfiehlt  er  Aqua  calcis  mit  destilUertera 
Waaser  a,  Bonftnre  (3%),  Solotio  jodi  trichlorati  (0,05  7o),  Natrium 
cUorat.  (Kochsalz)  in  Lösung  von  3  Vo.  Die  Daner  einer  Inhalation  be- 
trftgt  eine  Viertelstnnde.  Mit  der  von  ihm  eingeschlagenen  Methode  >vin 
er  nnn  im  Brünner  Krankenhanse  ganz  glanzende  Resultate  erzielt  haben, 
die  die  ^oost  nicht  seltenen  Hausepidemien  nach  lilinfübruDg  der  Inhalatioos» 
meUiude  gänzlich  sistierten. 

Neben  den  Inhalationen  soll  dann  noch  eine  gründliche  Ventilation, 
womöglich  permanenter  Natur,  stattfinden,  da  ja  die  Luft  in  erster  Linie 
Infektionsträger  ist. 

Gerade  diese  Fordening  grilndlicher  VentilatiOD,  an  deren  Berechti- 
gung anch  vom  allgeoiein  Iivl  irischem  Standpunkte  aus  kein  Zweifel  zu 
erheben  ist,  führt  uns  darauf,  gebührend  zu  betonen,  dafs  eben  die  Lebens- 
haltung und  insbesondere  neben  der  Ernährung  die  Wohnnngs- 
vprliiiltnisse  eine  (rrolse  Holle  bei  der  Verbreitung  dieser 
Krankheiten  spielen.  Eine  Ventilation  im  Sinne  des  Verfassers  ist 
infolge  der  ungünstigen  Wohnangsverh^tni^  jedenfalls  in  vielen  Fällen 
geradezu  unmöglich.  Die  nPropbylaxo"  der  Infektionskrankheiten  mnla 
sich  also  noch  viel  weiter  erstrecken,  als  es  sich  manche  Äizte  und 
Gemeindeverwaltungen  trfiumcn  lassen.  Darin  mag  nun  auch  mit  ein 
Grund  liegen,  dafs  unsere  bisherigen  Methoden  der  Isolation  der  Patienten, 


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der  Evakoationea,  der  Scbnlseblfisse  and  ScbalanssehlflfiBe  sowie  die  DesisMoHo« 
▼on  Wische  und  Wohnungen  nicht  immer  den  wttnschbaren  Erfolg  weüägtm. 

Wir  unterscliiit/.en  diese  Metliodcn  nicht ,  aber  wir  ül>ersr}i ätzen  sie  anch 
nicht  angesichts  der  vielen  Faktoren  sozialer  und  privater  ^^iator,  die  dea 
Edo\K  verhindern 

Gewils  hat  der  \  erlasser  ont  seiner  Methode  dat»  Ei  des  Kolumbu: 
noch  nicbt  auf  die  Spitie  gestellt ;  als  ein  Hfl^ttel  zur  BekAmpfong  der 
InfektiOABkronidieitoDi  zor  Vemundening  der  MortalitiU.  und  ifoifriditit 
mit  allen  wirtscbaftlicheii  and  etbischen  Konsequensen  ist  sie  ni  begrübn 

und  wert,  in  weiteren  Kreisen  Anwendung  zu  finden;  wobei  bemerkt 
werden  darf,  dafs,  allerdings  nicht  mit  dieser  wissenschaftlichen  BegrOndong, 
rein  empirisch  und  nicht  im  Sinne  einer  prophylaktischen  Ma£sregei,  der- 
artige Inhalationen  schon  längst  gemacht  wurden. 

Wir  empfelden  die  Schrift  znm  Stadium,  weil  sie  uns  aaf  eiiit:jii 
wichtigen  Gebiete  hygienischer  Tätigkeit  znm  Nachdenken,  zu  selbständiger 
Initiative  anregt.  KBAFT-Zflricfa. 

Hainibch,  Marianne.   Aufwand  nnd  Erfolg  .  .  .  der  Mittelschule 
Tom  Staidpiinkte  der  Mutter*   Wien,  Franz  Deoticke,  1904. 

25  S 

IMe  Diskussion  über  die  Mittelschule  ist  an  der  Tagesordnung;  jede 
neue  Anregung  kann  nur  erwünscht  sein,  da  die  Hoffnung,  es  möchte  eine 
eingreifende  Änderung  der  bestehenden  Verhältnisse  nicht  mehr  lange  auf 
sich  warten  lassen,  bei  so  viden  rege  ist 

Dafo  die  Mntter  bei  diesen  Umwandhingen  ihre  Ansicht  geltend  macht, 
sollte  keiner  besonderen  Entschuldigung  bedürfen ;  sie  dokumentiert  dadorch 
nur  ihr  Interesse  an  der  Sache;  dafs  sie  wirklich  etwas  zu  sagen  bat^  be- 
weist der  vorliegende  Vortrag  von  Mabiaknb  lUiNisrir 

Die  Anregung  hierzu  gab  ihr  der  Wunsch,  ein  Konuiee  zu  gründen, 
welches  sirli  mit  der  schwebenden  Ani?elegenheit  st.'ludig  beschäfligen  würde, 
und  in  dem  auch  die  Eitern  sich  Gehör  verschaffen  könnten.  Um  die 
Wichtigkeit  des  mfltterlichen  Einflusses  bei  der  Endefaong  der  Klsder 
berrorzabeben,  beruft  sie  sich  auf  den  PAdagogen  WYCH&aAV  und  fUut 
Aussprttehe  von  Goethe  and  Pestalozzi  an.  Sie  sucht  die  Frage  zu  be* 
antworten:  Welche  leiblichen,  intell ektnellen  und  sittlichen 
Resultate  ergibt  der  Besuch  der  Mittelschulen? 

Da  hebt  sie  vor  allem  den  Mangel  eines  pädagogisch  pebildpten 
LchrerstandcN  hervor.  Man  verlangt  vom  Lehrer  eine  Masse  Faclikeaat- 
ni^se,  aber  es  letilt  ein  theoretisch-pädagogischer  Unterricht,  und  er  bringt 
oft  gar  kehl  Verstflndnis  mit  für  die  ihm  anfertrante  Jugend.  Die  Mi- 
tntion  des  Fachlehrersystems  trftgt  bei  zur  Überbttrdnng.  Da  jeder  sein 
Fach  möglichst  Ittrdeni  will,  so  bleibt  dem  Schiller  zur  selbständigen  Be- 
tätigung weder  des  KOip^  noch  des  Geistes  noch  Zeit  —  Auch  diese 
BcbauptunL'cn  findet  Mariannt:  Haintsch  durch  Aus«prfiHip  anderer  be- 
stätigt. In  der  ^Nmen  Freien  Pr<"j<J(»"  äufsert  sich  ein  ^  luil Inspektor 
klagend,  dais  im  Unterricht  der  klassischen  Sprachen  nur  Gewicht  auf  die 
Grammatik  gelegt  werde,  wodurch  man  der  Jagend  die  Sache  verleidet, 
ohne  sie  in  den  Geist  der  Sprache  eioznf&hren.    Der  Oeschichtsunterriefat 


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arte  oft  ans  in  ein  gedankenlosee  Eintrichtern  von  Daten,  statt  selbständiges 
Denken  anzuregen,  Begreifen  der  Geschehnisse  zu  fördern  usw.  Und  als 
Notwendigkeit  ergibt  sich  daraus  ftir  den  Schulmann,  Revision  der  Lcbr- 
pläne  mit  Überbordwerfen  alles  onntttzen  Ballastes,  eine  Bevision  der  Unter- 

lichtsroctiioiie. 

Mit  Recht  mufs  man  sich  mit  Martanhe  Haixisch  fragen,  ob  das 
Maturitätszeugnis  die  Scliädiguugen  der  Gesundheit,  oft  auch  die  Schädigung 
freien,  natarliehen  Denkene  und  Fuhlens  Mint  Die  Matorltit  ist  aber  nn- 
erillslicbe  Yorbedingong  (Ar  die  Hochscbnle,  nnd  es  werden  SchtUer  znm 

Gymnasialbesuch  gezwungen,  bevor  es  möglich  ist,  ein  Ürteü  Aber  ihre 
BefiUiignng  tu  haben.  Es  wäre  aber  nnreobt,  die  Schwachen  auszuschließen, 
weil  sie  so  ganz  aus  der  Karriere  geworfen  werden  und  weil  oft  wie  das 
Beispiel  RousseaUs  beweist,  schwere  Mifsprriflfe  passieren.  Durch  die 
ÜberfüUuug  der  Klassen  und  die  Un^leichkeit  des  Schülermaterials  wird 
es  aber  der  Mittelschule  guuz  uumöglieh,  die  Ansprüche,  welche  an  sie 
gestellt  werden,  an  erfilllen. 

MABiamiB  Haimiboh  betnditet  nnn  das  Beaoltal  der  Hittelsehnlen, 
die  Stodenten,  welche  als  ESIite  der  Jugend  den  höchsten  Ansprüchen  ge- 
nügen sollten.  Sie  fragt,  ob  wir  bei  ihnen  allgemeine  Bildung,  humane 
Denkart,  klaren  Blick,  vonirteilsfreies  Urteil  Tdcrili-miis,  Arbeitseifpr  üsw. 
usw.  tinden.  Eine  Beantwortung  der  Fragen  ist  übertlüssi?.  Schwerer  als 
alles  wiegt  der  Vorwurf,  dafs  es  mit  der  sexuellen  Moral  schon  in  den 
oberen  Klassen  der  Mittelschulen  schlimm  bestellt  ist. 

Man  hat  allerlei  Beformen  dnrehgefkthrt,  in  Deatschland  das  Beform- 
gymnnsiam,  welches  den  grolsen  Yorteil  bat,  dals  die  Schflier  erst  im 
16.  Alter^hre  sich  entscheiden  mOssen,  ob  sie  ins  Gyronariom  eintreten  wollen 
oder  nicht.  Aber  allen  Reformen  gemeinsam  ist  der  Mangel  der  körper- 
lichen Ausbildung)  die  Überfüllung  an  Stoff,  nir^'ends  eine  Reform  der 
Lehrmethode.  Da  wird  an  Spencer  erinnert  und  sein  Buch  „Die  Kr- 
ziebnng  in  geistiger,  sittlicher  und  leiblicher  Hinsicht".  Nur  in  den  Land- 
erziehungsheimen scheint  man  nach  SPENCERschen  Grundsätzen  /.u  gehen, 
und  hier  scheint  endlich  das  Prinzip  der  harmonischen  Entwicklung  wieder 
Geltong  zu  finden.  Diese  Grundsätze  mflssen  auch  in  den  Städten  durch- 
g^Unt  werden« 

Das  heutige  System  hat  eine  tiefe  Kluft  geschaffen  zwischen  Schale  und 
Elternhans.  Die  Eltern  haben  den  ethischen  Wertmesser  für  ihre  Kinder 
verloren,  und  es  wird  das  Kind  entweder  zu  sehr  nach  seinem  Schulzeugnis 
beurteilt,  oder  das  ungenügend  und  schwer  arbeitende  Kind  zur  Entsch&digong 
zu  Hause  verzogen. 

Nicht  immer  haben  die  Fachmänner,  wo  es  sich  um  Neuerungen 
handelt,  das  sicherste  Urteil,  nnd  Hasiaiikb  Haimibcu  fordert  daher  nicht 
nur  die  Mfltter,  sondern  auch  die  T&ter  und  Jugendfreunde  auf,  mitzu- 
wirken an  der  Gestaltung  einer  Mittelschule,  welche  eine  gesunde,  sitt' 
liehe,  Willensstärke,  klardenkende,  tatkrilftige  Jugend  heranbilden  soll. 

Dr.  Ida  HiLFiKKB-ZUrich. 


Digitizeu  Lj  oOOgle 


Bibliographie. 
Die  mit  *  bexeichuettu  Werke  wurdeu  der  KedakUon  zugesandt. 

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*Altschul,  Dr.  med.    Dte  Bekämpfimg  der  Tuberkulose  in  Theorie  und 

Praxis.  Dux,  C.  Weigend,  1904.  8^  22  S.  Einzelpreis  20  HeUer. 
Mfioles  dB  fyainiecH»  RimaHa,  Rqidbliea  Oriental  dd  Uruguay.  Tome  U, 

Nr.  6  v.  7.    MoDtevideo,  1904.    8*.   403  8. 
^BaüR,  A.,  Dr.  med.  Die  Kunst  gesund  J»  bleiben.  Stuttgart»  P.  Mähler, 

1904.  Kl.  8«.  59  S.  mit  22  Abbildgn.  n.  1  Nährmitteltafel.   M  1.00. 

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1904  in  Uomhurg  vor  der  Höhe.    4®.    30  S. 
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^ßNOBLHORK,  Hed.-Rat.   WMe  Bedmiung  f»r  dk  Schtdhggiene  Hai  die 

Psychologie  und  Psychopathologie  der  BniwieMunf^fahr0f  Sep.« Abdr.  a.: 

Die  Kinderfehler,  Nr.  (k  1904. 
*Eop.  Viirteljahrsschrift  für  die  Erkenntnis  und  Behandlung  jngendliolier 

Abnormer.    1.  Jahrg.,  H.  1,  1905.    Wien  u.  Leipzig,  Picblers  Witne 

&  Sohn.  80  S.    Abonn.-Preis  Fl.  13.—. 

*Kki8Mann,  f.,  Dr.  med.  Prof.    über  die  Orientierung  der  Schulgebaude. 

Of&s.  Ref.  a.  1.  iDtem.  Kongrefs  f.  Scbnlhjgiene  in  NQroberg,  4.  bb 

9.  April  1904.    8^    17  8. 
*Fbbnzel,  Fbanz.  Der  Sach-  und  Sprachunterrit^  hei  CMetessehwachen. 

Scp  -Abdr.  a.  d.  Modiz.-pädag.  Monntsschr.  f.  d.  ges.  Spracbbefllrawle. 

XIV.  Jahrg.,  H.  9/10,  1904.    ö''.    18  S. 


...... ^le 


901 


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gogisdicn  Patholopip.  V.  H.    8«.    62  S.  mit  1  Tafel. 

*FOliST,  L.,  Dr.  Die  Gesundheitspflege  der  Mädchen  während  und  nach 
der  SkkulgeiL   Hamborg  q.  Leipzig,  L.  Voss.    8^    110  8. 

*6bbif,  Riohard,  Dr.  med.  Prof.  AugenäniUidie  und  k^gimiadie  8ehid- 
untersudiungm,  angestellt  ond  bearbeitet  im  Auftrage  des  kgl.  preolk. 
Ministerinins  der  geistl.,  Unterrichts-  o.  Mediz.-Angel.  Mit  1 1  Abbildg., 
16  Plänen  n.  8  Knrven  im  Text.  Abdr.  a.  d.  Klin.  Jahrblieb,  XIII.  Bd. 
Jena,  Gast.  Fischer     dr  H«^.    92  S.  3.00. 

Grob.  J.,  Lebrer.  Zur  Lösung  der  Schriftfrage.  Schweiz.  Lebrerztg., 
Nr.  41. 

*6botjahh,  A.  SoMe  J%iaie  mtä  EtUetrtungsproMm,  Bes.  Abdr.  a. 
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Jena,  Gnst.  Fischer,  1904.   8^   63  S. 

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Abdr.  a.  d.  Archiv  f.  soz.  Mediz.  u.  Hygiene.     1904.    8".    4  S. 
*Jaff6.   Karl,  Dr.     Zur  Schularztfrage  in  Uamburg.     Archiv  f.  soz. 

Mediz.  und  Hygiene.    I.  Band,  1.  Heft,  1904.    Leipzig,  F.  0.  W. 

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^Javal,  Emil.  Der  Blinde  umd  seine  TTelf.  (Entre  Aveoglea.)  Über- 
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L.  Voss.  8". 

*10L,  JOH.,  Dr.  med.    Wie  und  zu  welcher  Zeit  erfolgt  in  der  Hegel  die 

Ansteckung  bei  Masern  und  Scharlach.   Sep.-Abdr.  a.  d.  Wocbeaschr.: 

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*JiniA,  ABOZiF,  Dr.    Hygiene  des  InUmals*   Bef.  a.  I.  int«rn.  Koogr.  I. 

Schulhygiene  in  ^Ilmberg,  1904.   8^   20  8. 
*Kapot7stine,  M.,  Prof.  Bitäimg  tmd  Gesundheit  (ross.).  Kasan,  1904. 

8»     50  S.    M  1.00. 
*Sind  und  Kmtst.   Monatsschrift  für  die  Pflege  der  Knnsf  im  Jjcben  des 

Kindes.    I.  Jahrg.,  H.  1  n.  2.    Darmstadt,  Alex.  Koch,  1904.  4®. 

Mit  zahlreichen  Illastrationen  und  Kunstbeilagen.    Einzelpreis  ü  1.2Ö, 

im  Abonnement  12  Hefte       12.00,  Ausland  JH.  14.00. 
*Lbn12,  Emil,  Dr.    Die  YereOge  des  gemeinsamen  Unierbaues  mUer 

Merm  LtkrmstaUen.    Dritte,  neabearb.  o.  Term.  Aoflage.  Berlin, 

Otto  Salle,  1904.    8«    77  S.    M.  1.00. 
HOESTNE,  W.,  Dr.  Die  Steikmg  des  Philantropinismus  in  der  OescMUs 

der  Leibesübungen.   Körper  und  Geist.  Kr.  14,  1904. 
^Neuere  SchuUiäuf'er  und  WohlfahrtseinrieMunym  der  Stadl  Bern.  Bearb. 

V.  d.  stfldt.  Schul-  n.  Randirektion  Bern.    Zlinch.  Zlircher  &  Furrer, 

1904.    8^    2d  S.    Mit  Abbildg.    Öep.-Abdr.  a.  d.  Jahrb.  d.  Schweiz. 

GeseUsch.  f.  Sehnlgesundheitspfl.,  V.  Jahrg.,  H.  T. 
NüSBBADII,  H.  Chr.,  Prof.    Ersparnisse  an  SMtbauien,   Techn.  Ge- 

meindebl.,  Nr.  12»  1904. 


Digiiizixi  by  CüOgle 


902 


*OKBR-Bi.01ft  Max,  Dr.  med.  Bftm  Onkd  Doktor  amf  dimi  Xomfe.  Em 

Buch  für  Eltern.  Übersetzt  von  Leo  Buroerstbin.  Wien  Le^agt 

A.  Pirlilprs  Witwe  &  Sohn,  1905.    Kl.  8^    39  S.    M  0.85. 
*Feizold,  Jos.    Sonderschulen  für  hervorragend  Beßhigte.  SoDd.-Abdr. 

a.  d.  Neuen  Jahrbüchern  f.  d.  klass.  Altertum  usw.    1904.    IL  AbL, 

XTV.  Bd.,  8.  H.    Leipzig,  Teubner.    Gr.  8®.    41  S. 
*Koä£NF£LD,  Leonh.,  Dr.     Kräppelschulen.     Vortrag,   geh    auf  dem 

l.  intern.  Kongr.  f.  Schulhygiene  za  Nflmberg.  üflmberg,  P.  L.  Stich, 

1904.   8^    135  S. 
*RÜHLE,   Otto.     Arbeit   und  Erzkhunq.     Eine  pädagogMe  Skidk, 

München,  G.  Birk  &  Co.,  1904.    8«.    80  S.    M  0.50. 
ScfiNEiDER,  Dr.,  Kreisarzt.    Zur  Schulbanl^rage.    Ztsebr.  t  Medix.- 

Beamte,  Nr.  22,  1904. 
*SCHROEN,  VON,  UTTO,  Dr.    Dcr  neue  Mikrobe  der  Lungr)iij}dh'M  und 

der  Unterschied  zwischen  Tuberkulose  und  Schwindsucht.  Mit  2i  miirosk.- 

photogr.  Abhfldg.  UQnchen,  C.  Hanshalter,  1904.  8**.  81  8.  M  2.00. 
^HOMSOH,  Emil,  du  8Me  der  Sefomiiarlm  OemeMm  m  8(,  FUen- 

bwff.   St.  Petersburg,  1904.    8^   64  S.  mit  PlAnen. 
♦Trüpeb,  J.   Zur  Frage  der  ethischen  Hggiene  unter  besonderer  Berück- 

sichtigtwq  der  InkmaU,   Alteaborg,  0.  Bonde,  1904.   8^    16  S. 

M  0.()0. 

ZoLLlNüKK,   E.,  Dr.    über   die  soziale  Bedeutung   des  Kindergartem. 
Schweiz.  Bl.  für  Wirtscbafts-  u.  Sozialpolitik,  H.  18,  1^04. 


üiyilizüü  by  Google 


II.  Jalirgaug.  1904.  No.  12. 


Dw  BöhnUailirMMi  In  DmitSGlilaiid. 

Bericht  über  die  Ergebnisse  einer  ümfrui^e  bei  den 
gröfseren  Städten  des  deutsohen  Reiches. 

Von 

Dr.  Paul  ScHUBSiiT-Nttniherg. 

(Fortsetzung  uud  äublufs.; 

Die  GeaohftftsfflliriiDg  der  Sehnlärzte  wurde  in  ssohlieher 
Hinsicht  sehen  hei  jedem  einzelnen  Kapitel  genauer  besprochen ;  über 
den  dienstlichen  Verkehr  der  Schulärzte  unter  sich  und  mit  der  vor- 
gesetzten Behörde,  sowie  über  die  Erstattung  von  Jahresberichten 
wird  hier  noch  einiges  zu  sagen  sein. 

Der  deutsche  Schularzt  steht  bisher  mit  ganz,  weuigeu  Äus- 
nahinea  im  Dienste  der  Gemeinde,  olme  jedoch  als  städtischer  Be- 
amter im  engeren  Wortainue  zu  gelten.  Berlin  stellt  in  §  14 
seiner  Dienstordnung  ausdrücklich  fest,  dais  seine  Schulärzte  nicht 
die  Eigenschaft  von  Gemeindebeamten  im  Sinne  des  preuTsisohen 
Kommunalbeamtengesetzes  vom  30.  Juli  1899  haben.  Das  Gleiche 
tut  Frankfurt  a.  0.  in  §  7.  Damit  ist  nach  der  negativen  Seite 
die  mangelnde  Pensionsberechtigung  anm  Ausdruck  gebracht,  nnd 
nach  der  positiren»  daCs  den  Sohnllraten  die  Wählbarkeit  zum  6e- 
meindemt  erhalten  bleibt.  Das  Dienetverltidtnifl  der  Sehnlärzte  znr 
Gemeinde  trägt  aberall  den  Oharakter  eines  Vertrages  auf  viertel* 
jäbrliobe  Kflndignng,  wobei  es  Ton  untergeordneter  Bedeutung  ist, 
dals  einaelae  Städte  den  Vertrag  snnäefast  anf  eine  bestimmte  Anaahl 
▼on  Jahren  absehUeften,  so  z.B.  Dresden  anf  seebs  Jahre,  Frank* 
fnrta.ll,  Nflrnberg,  Mainz  anf  drei  Jahre.  Denn  einerseits  ist 

Der  8«äeiant  IL  86 


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246 


904 


die  Wieder  Wählbarkeit  nach  Ablauf  der  Vertrugsfrist  nirgends  dm^e- 
schlosseu,  lu  einzelnen  Verträgen  sogar  ansdrücklich  erwähnt,  ander- 
ßeits  wird  fast  überall,  auch  in  den  Stiuiteti  iinf  dnM-  nnd  nQebr 
jähriger  Vertragadauer,  die  L;e-efisaitige  vierteljährliche  Kündigung 
au^heduiigen.  In  den  meisten  i^älien  lat  dies  sogar  die  einzige  eia- 
soiUägige  Restimmaog. 

Man  sollte  meinen,  dafs  damit  auch  den  städtischen  Behörden 
volle  Bewegungsfreiheit  gewährleistet  und  insbesondere  die  Möglioti' 
keit  gegeben  iet,  UDgeeigneto  Schulärzte  in  kurzer  Frist  zu  eotfenien 
und  SU  eraatsen.  DaonoolL  glaubt  aina  nioht  garioge  Anzahl  tod 
Gamaindan  sieh  oodi  nieht  ganUgand  ganahart  gagan  Untflehtigkait 
dar  Sahnlanta,  und  nimmt  ema  Baattmmnng  in  dia  Soliiilaxsiordniim 
anf,  «onaali  dar  Hagtatnt  ainan  Saholant  bai  naabgawiaaener  Dianat* 
▼amaablSssigung  odar  bai  Varwaigamng  dar  Brfttlliing  sainer  Dianas* 
obliaganbait  sofort  entiaasea  kann. 

Diaaa  gans  flbarfittflaiga  Sobftrfa,  dia  als  ain  waitaraa  Symptom 
d^  den  Schulärzten  gegenüber  gehegten  Mifstrauens  gelten  darf, 
sollte  allmählich  aus  den  Dienstordnungen  deutscher  Städte  aas- 
gemerzt werden.  Zurzeit  besteht  öie  in  folgenden  Geraeindeu: 
Aachen,  Augustusburg,  Apolda,  B  raurtscLtweig,  Cassel, 
Dresden,  Elmshoru,  Erfurt,  Frankiurta  M.,  Freib^jrgi. S., 
F  ried  ric  hsbage  n  ,  Hameln,  J  ena,  Lieh  teuberg,  Meiderich, 
Posen,  St.  Job  ann  a.  d.  8.,  Trier,  Wald,  Weimar,  Wies* 
baden  und  Zeitz. 

Der  Verkehr  der  Sobulärzta  mit  den  städtiscbao  Be- 
hörden ist  in  den  kleineren  Städten  meist  ein  direkter.  Jahnt' 
berichte  und  Meldungen  sind  in  diesen  Fällen  unmittelbar  an  das 
Bürgermeisteramt  oder  an  den  Magiatrat  (Stadtrat)  an  richten.  Grölsere 
Städte  mit  ihrem  komplisierteren  Verwaltungsappaiat  pflegen  aiiM 
Zwisebeninstans  eiozusobaltaii.  In  den  preulsiaoben  Gemeinden  dient 
biersu  die  Sebnldepntation,  deren  Vontand  dia  Sohulafatkonft* 
rensan  einzuberufen  und  au  leiten  hat,  wAhrend  sie  an  anderen  Orten 
eines  ihrer  Mitglieder  su  den  Konferanaan  abordnet;  cur  Befqgoii 
der  Scbnldeputation  gebürt  suweilen  die  Ernennung  des  Obmsnnei 
der  Schulärzte,  und  schlierslieh  nimmt  sie  die  Sohularztbenolito 
entweder  schriftlich  oder  mündlich  in  gemeinsamer  Besprechung  mit 
den  Schulärzten  entgegen.  Fast  jede  Sta  lt  bat  dabei  ihre  eigen- 
artigen Bestimmungen,  die  wohl  meist  auf  die  örtliche  Entwicklung 
des  Schuiarztweseos  und  auf  die  Auffassung  der  dabei  mafs^^ebenden 
Peraonen  zurückzuführen  sind.    Vom  Standpunkte  der  Uememde- 


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905 


247 


Verwaltung  ist  es  wohl  begreiflich,  dafs  sie  sich  den  von  ihr  an- 
gestellten und  besoldeten  Schularzt  nicht  über  den  Kopf  wachsen 
lassen  will,  und  m  den  ersten  Jahren  war  das  Zögern  der  Stftdte, 
Schulärzte  anzustellen,  weniger  in  der  durch  die  Arztgehülter  ver- 
ursachten G^eldausgabe  begründet,  als  in  der  Beiiircktung,  die  Schul- 
ärzte würden  mit  kostspieligen  und  umstttadiichea  bygienischen 
Forderungen  hervortreten.  Die  Praxis  hat  inswiaolien  geseigt,  dafe 
die  Schulärzte,  deren  Kompetenz  so  sorgsam  umgrenzt  worden  ist, 
fär  den  Schnlhaoshalt  der  Stüdte  ganz  ungefährlich  sind  und  auf 
dorn  Gebiete  dss  SoholgebAudes  und  seiner  Einriehtnng  eher  an 
wenig  als  sa  viel  InitiatiYe  entwiokefai.  Von  dem  CoHKsehen  Sehul* 
arst  mit  »diktatoriaoher  Gewalt**  ist  nur  ein  Schatten  flbrig  geblieben. 
Der  Schwerpunkt  der  sehulftrstliohen  Tätigkeit  bat  sieb  in  den  letaten 
tlahien,  wie  sohon  wiederholt  betont  wurde,  in  dem  Gfade  vom  bau* 
hygienisohen  Gebiet  hinweg  gegen  das  Gebiet  der  Sehfllerhygiene  ver- 
schoben,  dais  die  BefOiehtang,  es  konnte  der  Schulnrst  allzugrolsen 
Einflufa  auf  das  Stadthauamt  und  auf  den  Sohuletat  ansüben,  im 
Schwinden  hegrififeu  ist. 

Die  strenge  Unterordnung  des  Schularztes  unter  die  städtische 
Behörde  ist  aber  bestehen  geblieben,  obwohl  es  iu  mancher  Hinsicht 
erspriefsl icher  gewesen  wäre,  den  Schularzt  als  ausführendes  Organ 
des  Amtsarztes  aufzntnsaen  und  unmittelbar  unter  dessen  Ober- 
aufsicht und  Verantwortung  zu  stellen.  In  einigen  Orten  ist  dies  in 
mehr  oder  minder  vollständiger  Weise  geschehen.  So  hat  /..  B. 
Breslau  an  die  Spitze  seines  Schularzt wesens  den  Stadtarzt  ge- 
stellt, der  seinerseits  Mitglied  der  Schuldeputation  ist  und  die  Schularzt- 
angelegenheit  in  dieser  „obersten  lokalen  Schulverwaltungsinstanz*^ 
vertritt,  deren  ausführendes  Organ  hezüglic^h  aller  schulhygienischen 
Verfflgnngen  der  Stadtarzt  ist.^  Ähnliohe  Einrichtungen  sind  in 
Frankfurt  a.  M.  getroffen  Hier  verweist  §  J  der  Dienstordnung 
die  Schulärzte  auf  die  Auftrige  der  Scbuldeputation  oder  des 
Stadt arst es;  §10  nennt  als  Besohwerdeinstana  ftlr  die  Sohulirzte 
dsn  Stadtarat;  nach  §  11  sind  die  schiiftliehen  Jahresberichte  dem 
Stadiarat  zu  flberreichen,  der  auch  auCBer  der  Zeit  mttndliohe  oder 
tohriftliehe  Berichterstattung  einzufordern  berechtigt  ist;  §  13  weist 
die  Beurlaubung  und  Stellvertretung  der  Entscheidung  des  Stadt- 
arztes zu. 


*  Veigl.  OuBiOKK.  Ihm  Zeitachiifi,  Heft  11.  1904. 


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248 


906 


Dafe  «meelne  Abschnitte  des  Scholantwesens,  so  insbesondcft 
Am  ÜberwaohnDg  der  lofektioDskmnklieit«!!  und  die  Banhygieoe, 
Daeh  dem  Gesets  nnter  die  Oberanfittolit  des  Amisarstea  gestellt  sisd, 
wurde  schon  bei  den  entsprechenden  Abschnitten  herroigehoben. 

Die  leisten  Ursachen  dafOr,  dafs  man  nicht  flbendl  in  Deatsdi- 
land  gmndsätslioh  die  Schnlflrste  unier  die  Ffihmng  des  Amtsantes 
stellte,  liegt  wohl  in  dem  Kompetenskonflikt  zwischen  staatlicher 
und  städtischer  Behörde.  Die  Gemeinden  tragen  Bedenken,  die  toi 
ihnen  angestellten  Schulärzte  zu  Organen  eines  Stautsheamten  zu 
machen  und  damit  die  staatliche  Aufsicht  über  ihr  Schulwesen  zu 
stärken  und  zu  verschärfen ;  und  anderseits  mag  auch  da  und  dort 
ein  Amtsarzt  Bed^^nkeu  getragen  haben,  ]?ewissermalh->^n  im  Nebenamt 
<lie  Leitung  des  ^tudtisolipo  Schularzt wesens  zu  übernehmen,  in  der 
Befürchtung,  es  könne  gelegentlich  der  staatliche  und  der  städtische 
Beamte  in  seiner  Person  in  einen  inneren  Konflikt  geraten. 

In  vielen  Städten  hat  man  anscheinend  das  richtige  Empfinden 
gehabt,  dafs  es  nicht  gans  sinn-  und  sachgemäfs  ist,  die  Schtdänte  nn- 
mittelbar  nnter  einen  Gemeindebeamten  zu  stellen,  der,  sei  er  nun  Bürger^ 
meister»  oder  Vorstand  der  Schuldepntation»  oder  Stadtscholinspekti»; 
in  seiner  sohulhygienischen  Sachkenntois  mit  seltenen  Ansnalmen 
hinter  den  Sohnlftrzten,  die  er  anf  diesem  Gebiete  leiten  soll,  anrttck- 
steht,  lian  gab  daher  den  Schulärsien  einen  Obmann  ans  ihrer 
Hiite,  scheint  ihn  aber  nii^ends  mit  weichenden  Befognissen  mQs> 
gestattet  an  haben.  Dort,  wo  man  den  Stadtarst  an  die  Spitse  des 
Sohnlarstwesens  stellte  (s.  B.  in  Breslau,  Frankfurt  a.  IL, 
Dresden,  Leipzig  nnd  Magdeburg),  oder  auch  dem  Kreisarst 
oder  Kreisassistenzarzt  (z.  B.  in  Halberstadt  und  Offen  bach), 
smd.  diesen  Herren  gewohnlich  keine  schulärztlichen  Bezirke  über- 
wiesen, es  wird  ihnen  keioe  schulilrztliche  Kleinarbeit  zuireteilt. 
Diese  Amtsärzte  sind  also  Vorgesetzte  der  Schularzte,  aber  nicht 
selbst  iSchulürzte.  in  vielen  Orten,  z.B.  in  Aachen,  Chemnitz. 
Fürth,  Mülhausen  und  Steglitz,  wühlen  die  Schulärzte  den 
Obmann  aus  ihrer  Mitte  selbst,  in  anderen  wird  er  ihnen  von  der 
städtischen  Behürde  gegeben  (z.  B.  in  Remscheid  von  der  Schab 
geeundheitskommission).  In  einigen  Städten  führt  der  älteste  Schul- 
arst  den  Vorsitz  unter  seinen  Kollegen  (Darmstadt,  Grofs* 
lichterfelde).  In  £rfurt  fbhrt  der  Obmann  die  Bezeiehnnng 
.erster  Sehnlarst".  Eines  der  wichtigsten  Bechie  der  sohnlftrstüebsn 
Obmftnner  ist»  wo  es  gewährt  wird,  die  Vertretung  der  SchoiMe 
in  der  Schuldeputation  oder  in  der  Gesundheiiskommiasion,  wie  dies 


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907 


249 


in  der  Wiesbadeaer  DieDstordsung  (§  8)  festgeseitt  iat  Diaaoia 
Beispiele  aoheinen  aber  nur  sehr  wenige  Sttdte  gefolgt  am  sein.  In 
Cfaar lottenb u hat  man  den  Schulttrzten  ein  ärztliebefl  Mi^lied 
der  SobuldepuUtioD,  das  aber  uicht  selbst  Schularzt  ist,  zum  ObmauD 
gageben. 

Zur  Gesoh;ift«führuD2:  der  Schulärzte  gehören  die  re^elmftfsigen 
Konferenzen  der  Herren  unter  sich,  HIp  in  den  verschiedenen  Dienst- 
ordnungen in  der  Regel  mit  der  in  Wiesbaden  zuerst  gegebeueo 
Begründung  angeführt  werden  : 

„Behufs  Erreichung  eiues  müglichst  zweckmäisigen,  gleichartigen 
Vorgehens  wiid  der  Vertreter  der  Sohnl&rate  in  der  Gesnndbeits- 
kommiasion  seine  Kollegen  zu  gemeinsamer  Besprechung  versammeln, 
m  weloher  der  Königl.  JBLieisarzt  insbesondere  dann  einzuladen  ist, 
wenn  es  sieh  um  die  gesundheitlieben  YerbAltnisse  der  Lekalitftten 
handelt.** 

Es  bedarf  kaum  der  Erwihnnngp  dafs  fttr  disse  Konfeiensen  die 
kleinen  Stodte  aulser  Betracht  bleiben.  In  manohen  Mittelstädten 
sind  eie  als  &kultatiT  erwfthnt,  so  in  Apolda,  Inaterbnrg  und 
Weimar. 

Die  Häufigkeit  der  Konfersna  ist  meist  keiner  bestimmten  Nonn 
nntenrorfen;  wenigeOrte  haben  ausdraeklichroonatlioheBsspreohungen 
angeordnet  (Breslau,  Mainz),  andere  nur  balbjftbrlicbe  (Bonn, 

Cftln,  Görlitz)  oder  jährliche  (Jena),  die  Mehrzahl  dürfte  sich  mit 
drei  bis  vier  Sitzungen  auf  der  mittleren  Linie  bewegen. 

Das  Recht  der  Einberufung  ist  der  Regel  nach  mit  der  POhruug 
des  Vorsitzes  \('rbunden.  Wie  schon  oben  erwähnt,  hnlieu  sich  dies 
viele  üomeindeverwaituugen  «elltfit  vorbehalten,  andere  überlassen  es 
den  Ai/tf-n  als  interne  An2:ele":enheit. 

Zu  ersterer  Gruppe  geh<)ren  die  Städte,  die  dem  Bürgermeister 
oder  dessen  Stellvertreter  Einberufung  und  Vorsitz  vorbehalten: 
Aaehen  (hier  darf  anüserdem  auch  der  Ohmann  einberufen),  Cöln, 
Hagen,  Mainz.  An  anderen  Orten  steht  dies  Becht  einem  Mit- 
glied der  Sohuldeputation  zu  (Berlin,  Brandenburg,  Oharlotten* 
bürg,  Königs htttte  [hier  kann  die  Konferena  anefa  auf  Antrag 
eines  Schalaratee  ausammentreten],  Grofsliehterfelde»  Posen , 
Eatibor,  Sohdneberg).  In  Nttrnberg  bsraft  der  stsdtisehe 
Sohulrat  die  Versammlung  und  prftsidiert  ihr. 

In  der  aweiten  Gruppe  waltet  entweder  der  Amisarat  (Brea> 
lau,  Braun  seh  weig,  Dresden,  Frankfurt  a.  M.)  oder  der 
Bohuläratliehe  Obmann  (Aaehen  (siehe  oben],  Cassel,  Ghemnita, 

D«r  Seaatarst.  It.  27 


m 


Darnstadt,  Erfurt,  Fflrtk»  HulliaiiteD»  Eamaek«id,  Steg- 
Iiis)  dioaai  Amtes. 

Die  Zuaehmig  des  Amtsafslee  an  den  Koalneiksea  ist,  ahgeoehia 
▼OD  den  Sflldten,  wo  er  den  VorsitB  in  den  YenammliHigen  ftkt, 

noch  aasdrüoklioh  angeordnet  in  Brann  8  oh  weig,  Cattel, 
St  Johann  u.  d.  Saar,  Mainz,  Nürnberg  und  Wiesbaden, 

SchlieMicli  bleibt  /.u  erwähnen,  dafs  die  schulärztlichen  Sitzungen 
in  Bonn,  Colmar,  Mülhausen  und  Stolberg  einmal  im  Jahr« 
behuff'  mündlicher  Herichterstattiing  und  weiterer  Beeprechungei» 
geineinsiim  mit  der  Schulkommiseion  stattfindeu.  Danebeu  lauten  auok 
in  diesen  Städten  die  ZuRammenkünfte  der  Schulärzte  unter  »ich. 

ihren  AbschLuis  hndet  die  Geschältstührung  der  Schulärzte  in 
dem  alljährlich  zu  erstattenden  Gesamtbericht  Uber  ihre  Amts- 
tfttigkeit.  Nur  wenige  der  kleineren  Städte  (ibergehen  in  ihrer 
Dienstordnung  diese  Beriohteistattang  gänzlich  ;  häufig  aber  wird  auch 
in  gvoDMn  Städten  nur  gana  allgemein  ein  Soklnüibericht  fär  das  Jahr 
gafordart,  ohne  geoanere  Angahea  dartther,  wea  er  enthalten  soll.  Man 
darf  annehmeD,  dab  in  wesenÜioken  der  Berieht  libeiall  die  in  der 
Wieehadener  Dienstordnnng  ansfshrlioh  genannten  Punkte  m  he- 
handeltt  hat,  die  sieh  aueh  in  Tielen  aaderen  StBdtan  «Mlieh  oder 
dem  Sinne  naoh  erwflhnt  finden: 

1.  Tabellansche  zÜfonunäCsige  Zuaammensteilnng  der  Resultate  bei 
den  Untersnohnngen  der  Aufnahmeklassen,  sowie  auf  besonderen 
Formularen  diejenigen  jedes  späteren  Jahrganges. 

2.  Zahl  der  abgehaltenen  Spreohstnnden  hesw.  fintliohe  Besuohe 
der  Klassen. 

3.  Annhl  und  Art  der  wichtigeren  Erkiankungsfidle,  die  in  des 
Sprechstunden  zur  Untersuohung  gekommen  sind. 

4.  Etwa  erfolgte  hssondere  flnetltdie  Anordnungen  (BesohrUnknog 
der  XJnterriohtsstunden,  des  Turnens  usw.). 

6.  Aasahl  der  an  die  Eltern  gesandten  schriftlieken  Hitteilnngsn 
und  deren  Erfulg. 

6.  Ansahl  der  unter  „ftrztlioher  Kontrolle"  stehenden  Sohulkinder. 

7.  Summai'ische  Angabe  über  die  in  das  Hygienebuch  eingetragenaa 
Beanstandungen  bezüglich  Lukalitäten  usw. 

Diese  Berichte  werden  entweder  von  den  einielnen  SehnlirstsD 
direkt  an  die  städtischen  Behörden  (Bflzgenneister,  SohuldeputatioD) 
abgeliefert  oder  gehen  vorher  dureh  einen  Sammelpunkt  (Äadtsrst, 
Ohmann),  der  sie  su  einem  Gesamthericht  susammeostellt. 


...... ^le 


909 


Man  darf  erw'arten,  dafs  m  diesen  Tabellen  im  Laufe  der  Jahre 
«in  sehr  wertvolles  statiflüsoheB  Material  über  die  normale  und  anor- 
male £ntwiek)ung  des  Kindes  im  sohulpfliobtigvii  Atter,  Uber  dm 
£iiiflii(8  der  Schule,  der  Jahreszeiten  and  der  wirtsofaaftlioken  Lag« 
amf  die  kiadüolw  -Gasondheit,  aaoh  wohl  aber  anthropologisoha  Bt- 
«•odttilfeeiteD  einzelner  Teile  DeutMhknds  sich  ablagen  i^d,  wenn 
JnrnMMt  in  koffoitliaii  nklit  aUw  ümiir  Zmkaaik  «um  iipiiiftimtftip 
wad  vor  ■Hflo  IHngaa  dnliMliidit  FnigwAelliiog  ftr  die  wiohtigitti 
T«Ue  d«r  MhnlSistUeheii  Jahrsaboiohte  unter  den  dentBohen  Sllita 
meUttit  ni  tee^gefUift  aim  wd.  Vorlidig  kt  ilki  nooh 
tmliMider  VimmIi.  Die  Becudile  bMÜnn  nvr  OrllMlie  IBedeataMr 
nnd  kOanan  mit  den  TidMUen  einer  nndeien  6lnit  wMA  m 
einem  etntiilieuhuM  Oeneen  veninigt  «eideii.  Sie  enid  inteu— 
smrabel. 

Auf  dem  I.  inieruationaien  Kongrefs  fiir  Schulhygiene  zu  Nürn- 
berg wurde  in  diesem  Jahre  der  Versuch  gemacht,  Ordnung  m  diese 
Dinge  zn  bringen  und  Vorschläge  zu  einheitlicher  Fra|2:estöllang  für 
die  schulärztlichen  Jahresberichte  auszuarbeiten  als  Vorbereitung  för 
die  Besch lufstassung  beim  nächsten  Kongrefe.  Eine  wichtige  Vor- 
arbeit liegt  in  der  Sammlung  und  Verarbeitung  aller  in  Deutachland 
erecheinenden  Schularztberichte.  Herr  Stadtarzt  Dr.  Oebbecke  in 
Bfeeleu  hat  diese  Aufgabe  auf  sich  genommen.  Es  ergeht  daher  an 
alle  zuständigen  Stellen  die  Bitte»  alljfthrlieh  ein  Ifixempfaur  des 
Jahresberiehtes  an  genannten  Herrn  /u  übersenden,  der  audh  lur  Ter- 
uittlnng  Ten  Tauschexempleren  ewieoben  den  Interessenten  noh  bereit 
«rUiit  hat.  (Siebe  IneeratenteU  Oteur  ZeMkr) 

Eine  Verbedingong  filr  einheitliehe  JabreBberiehte  bildet  aelbit- 
Tent&ndlieh  die  Binfflbrnng  gemeinsamer  Personalbogen 
fftr  die  firstnntersnelinng  der  Sehnlnenlinge.  Ober  diese 
Sebemata,  sowie  Uber  alle  anderen  anr  Gesdiäftsfllbrung  der  Sohnl- 
imte  gehörigen  Formnlaie  wurde  sebon  in  den  Toiliergelienden 
Abssbmtten  ansfitbrlieb  bsriehtei. 

Den  Schulärzten  ist  im  allgemeinen  nur  die  dienstliche  Ver- 
wendung der  m  ihren  Schulen  und  an  den  Kindern  gemachten  Kr- 
fehrungen  und  Beobachtungen  gestattet.  Veröffentlichungen  aus  diesem 
Material  sind  ihnen  nur  mit  ausdrücklicher  Erlaubnis  der  vorge8et/>ten 
Behf»rde  gestattet.  Das  Hygipnehnch,  die  Persorui! bogen  und  alle 
tierhergehöngen  Aufzeichnungen  bleiben  Eigentum  dnr  eutäpreehenden 
Behörde  und  gehen  beim  Austritt  aus  dem  Bchulärztüoheti  Dienet 
auf  ilea  Naeb£olger  über. 

27» 


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852 


910 


Mit  dnnhavi  lobenswttrtor  Vomeht  wird  in  «iaer  AnMihl  tod 
Ili^nstordooDgeD,  von  denen  nur  Frankfurt,  Leipzig,  Magde- 
burg, Planen,  Beiehenbaeli  und  Zwiekan  erwfthnt  aeiio, 
den  Schnlfinten  rar  Pfliebt  gemaobt,   bei  allen  ünterraobnngeo 

die  strengste  Rücksicht  auf  die  behandelnden  Arzt©  zu  nehmen. 
,,Sie  haben  es  sich  zum  Üiuüdsatz  zu  raaelieü,  lu  üllea  Fülleij,  wo 
behandelnde  Ärzte  zuf?ezogen  werden,  nur  im  Einvernehmen  mit 
diesen  eine  UntersuohuDg  Yorzuoebmeu  bezw.  ein  Zeugnis  ans- 
anstellen." 

Die  groiöte  Gefahr,  mit  dem  Hansanst  in  Kontiikt  7.n  geraten, 
besteht  im  Schularztwesen  dann,  wenn  trots;  eines  vorliegenden  bans- 
irstliohen  Zeugnisses  vom  Schalarzt  eine  neue  üntersnchang  nnd  ein 
neues  Zengnia  gefordert  wird.  Die  Nürnberger  Dienstordnnng  hat 
fttr  dieien  gewifs  seltenen  Fall  besondere  Vorsieh tsmaCsregeln  ge- 
troffen nnd  die  JSoteebeidang  daraber  nicht  der  Schnlinspektioii 
ftbarlaaeen,  eondam  einem  beeondeian  Magiatratsbeeohinili  vor- 
bebalten: 

§  11,  Sohlnfssatz:  „In  besonders  dringenden  f  Allen  sind  die 
Lehrer  befugt,  anlserordentlioha  Unterenehnngen  einzelner  Kinder 
ibrer  Klasse  bei  der  Inspektion  zu  beantragen.  Diese  Untersnchnngen 
können  in  der  Spraobstonde  des  für  die  Sebnle  an^eateliten  Sehnl- 
antas  ▼orgenommen  werden.  Wenn  trota  eines  Torliegendeo 
irstliohen  Zeugnisses  ein  Antrag  auf  sehuläratiiche 
Untersuchung  eines  Kindes  gestellt  wird,  so  ist  der- 
selbe durch  die  Inspektion  dem  Magistrate  sur  Ve^ 
besoheidung  vorzulegen." 

Vm.  SeUnfswcrt* 

Beim  Rückblick  auf  den  Werdegang  des  Scbularztweseas  im 
Deutschen  Keiohe  kann  nicht  yerkanot  werden,  dal's  zwar  in  schaffeDS- 
freudigem  und  zugleich  besonnenem  Ringen  nach  klar  erkannten 
Zielen  manches  Ghite  erreicht  worden  ist^  da&  aber  sowohl  in  der 
geographischen  Ausbreitung,  als  auch  in  bezug  auf  die  verscbiedeneii 
Schulkategorien  und  auf  die  anständigen  Behörden  die  weitesten 
Lücken  klaffen,  zum  Teil  sogar  kaum  noch  die  ersten  Anftngv  1*0- 
merkbar  sind.  Von  der  56  Millionen  zäblendsn  BeyOlkening 
0eutBohen  Beidhes  besitat  bisher  nur  etwa  der  sechste  Teil  (fvai 
9500000  Einwohner)  schulMüche  fünrichtnngen.  Im  II.  Abed)nHt 


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IMr 


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dluses  Berichtes*  findet  lioh  «ine  BeroohntiDg,  wieTiel  Etinwohner  in 
dm  «iDielDen  finndeMteten  auf  ein«!  Seknlant  koiiiiD«ii.  Die  hi«r 
«Bgtfllgte  Tabelle  briogt  die  BeraehDimg  aum  grapliiaehfln  Avadnek, 
wie  Tiele  Sdinlftrite  in  4bd.  emaelnen  PioTinien  und  Staaten  im  Dvob- 
telinitt  anf  1  Million  Ebiwoliner  antbllen.  Ala  Nonn  hat  dabei  Met 
ningen  zu  gelten,  der  einsige  Staat  in  Denteehland,  deaeen  Sohnlea  ii 
diaaer  Besiehung  allgemein  nnd  gnt  Tenoigt  rind;  ee  kommen  u 
Iftebingen  anf  etwa  V«  Million  Einwohner  35  Sohnlttnte,  tbo 
reehnenech  anf  1  Million  deren  140.     Wie  weit  sind  davon  allt 
undereu  Gebiete  entierbt,  gauz  ubge^elitsu  davon,   dafs  in  13  aller- 
dings meist  kleineren  Staaten  auch  nicht  einmal  der  Autang  schul- 
ftnstlicher  Einrichtungen  g-emacht  ist.    Noch  weit  ungleichraftfsiger 
ist  die  Versorgung  der   verschiedenen   Scbulkategorien  aos^efall*»!!. 
Am  meisten  ist  geschehen  für  die  stiidtibchen  Volksschulen  und  ftif 
die  allerdings  nur  spärlich  vorhandeneD  stftdti&chen  MittelschulpD. 
Höhere  MadohensohaleB,  Handelsschnlen  nnd  Realanstalten.  AIl^ 
andere  ab«r,  was  davon  nach  ab-  nnd  aufwärts  liegt:  die  Lflo<f- 
eehulen  einerseits,  die  staatlichen  höheren  Lehianttalten  anderseits, 
iat  nnberflhrtes  Gebiet^  mit  Ausnahme  wiedenim  der  meiningischea 
uad  aum  Teil  auch  der  heniflehen  Staateamtatten  nnd  Doiftohalea 
Ek  hat  eben  biaher  in  den  dentadian  leknlintliehan  Einriohtong« 
die  Gemeinde  aUea  gaiui,  der  Staat  aber  niebts  —  immar  wiedc 
mit  Anmabma  Ton  Ifeiningan  nnd  Hessen.    Dir  Staat  hat  «A 
darauf  besohiSnlct»  die  Wiaab«lsoer  Mnstsninriehtnng  an  uatersoebfls 
nad  den  Stftdtso  rar  Maahalmmig  m  ampfohlen,  ftr  seine  eigeo« 
Sdinlan  aber  hat  er  die  KonasqnsBMn  daians  niebt  gezogen, 
ist  gewils  an  beklagen,  hat  aber  doeh  ▼ielleieht  iBr  den  inneiti 
Ansban  des  Scbularztwesens  gewisse,   wenn   auch  unbeabsichtigt» 
Vorteile  gebracht.    Die  hygienische  Anlbieht  über  die  Schulen  ist 
eine  juuge,    noch   nicht  ausgereifte   Angelegenheit.     Ein  bnr* 
knitiscbes  Eingreifen   und  Reglementieren   voo   selten  des  Staates 
wjire  violieicht  wie  ein  Frühfrost  luif  maochen  entwicklungsfahigt-n 
Keim   gehtllen.     Was   der   Staat  macht,  geRchiel^t  durch  Juristen, 
oft  genug  unter  sorgsamem  Ausschlufs  fachmännischer  Berater,  uod 
wenn  eine  Verordnung  erfolgt  ist,  dann  ist  sie  gnt  und  wird  von 
oben  mit  Zähigkeit  gegen  Verbesserungen  verteidigt  In  der  Obbnt 
der  Sttldte  aber  hat  sich  die  SohularisteinnohtaDg  im  freien  Wett- 
bewerb entwiekeln  können.   Die  Sehnlaiaiozdnnngan  wurden  aator 


*  Dirne  ZtHuknft,  Jahr«.  1908,  Mr.  a,  Seite  II«  «XH). 


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913 


Berücksichtij^unji^  der  vorliegenden  E^r^ahrungen,  im  Zusammenwirken 
Ton  VerwaltuugsbeamteTi .  SchulinäDnern ,  Ärzten  und  Technikern, 
und  mit  Anpasstiug  an  die  örtlichen  Verhältnispe  ausg-e;ii  lif  iter.  .lode 
spjit(ir  eini^eführtn  Dienstordrinn«?  hnt  Vdrtfil  'j;(''/.oi:eu  uns  den  Er- 
OfthruDgeD  der  schon  länger  besteheoden  EinrichtUDgeo,  und  die  Pioniere 
dee  Sohalarztweaens  in  Deataohland,  Leipzig.  Dresden,  Nürn- 
berg haben  nach  mehrjäluri^r  Erprobung  ihm  ersten  Einrichtung 
nicht  gezögert,  den  seither  anderwftrts  gemachten  Fortschritten  niich- 
Mglioh  «Mb  bei  aiob  Bingaag  so  jfmohaSen,  indem  sie  ihre  Sehnl- 
•ntordsimg  eigtaiten  und  Terbesserteo. 

Vor  kttfiem  hat  man  in  Mannheim  den  Venneh  gemacht, 
dem  aohiilirstlichen  Dienat  eine  gana  nene  Fonn  an  geben  dnroh 
Anatelliing  einea  Sehidantos  im  Hanptamt,  ohne  Frivaftpiaxia.  Zor> 
Mit  veimag  niemand  an  sagen,  wie  dies  bewlhren  wird  and 
eb  darin  ein  neuer  Typus  des  Grofsstadt^Sehnlaiatos  erblickt  werden 
darf.  Sicher  ist  ab«r,  dala  solche  nutsraehmende  Regsamkeit  ge> 
eignet  ist,  unsere  Erfabrongen  fiber  das  Schal  arztwesen  zu  beieiobenij 
uiiöere  Erkenntnis  zu  vertiefen  und  abzuklären. 

Dies  alles  hätte  sich  ganz  anders  abgespielt,  wenn  der  iSuiut 
von  Anfang'  an  die  Sache  in  die  Hand  genommen  hätte.  Wir 
waren  /war  schneller  zu  iillgemeiner  Einführung'  der  Schulärzte  ge- 
langt, doch  hiitte  ein  guter  Teil  Hu reaukratismuß  Und  Schematismus 
nit  in  Kauf  genommen  werden  müssen. 

Für  die  gröfseren  und  selbst  kleinen  Städte,  sofern  sie  wirt- 
schaftlich stark  genug  sind,  dürfte  auch  in  Znkonft  der  Gemeinde- 
sehularzt  dem  staatlich  angestellten  vorzuziehen  sein.  Die  Land- 
gemeinden jedoch  können  die  Staatshilfs  nicht  entbehren,  nnd  sie 
wird  ihnen  früher  oder  später  gewährt  werden  müssen. 

▲och  die  staatlichen  höheren  Lehranalalien  sind  des  Scholantes 
tielleieht  in  etwas  anderer  Gesialt,  aber  sicher  nicht  in  geringerem 
Qrade  bedtttftig  wie  die  Volkssehnkn.  Viele  ans  graner  Vorseit 
stammende  Gymnasiaigebände,  auch  manche  gans  neue,  aber  mit 
naiirem  Anfteraehtlassen  der  ftudamentalsten  hygieuisohen  Grondsfttae 
hingestellte  Staafsschnlbanten  sdirnen  fbrmlich  nach  dem  Schnlarst. 
Wenn  im  Gesondheitsanstande  der  höheren  Schulen  dnroh  das  Seltener- 
werden  der  akuten  Infektionskrankheiten  eine  günstigere  Lage  im  Ver- 
gleich zur  Volksschule  erkennbar  ist,  so  treten  dafür  die  Pubertätsjahre 
mit  hygienisoheu  Aufgaben  anderer  Art  herv^or,  und  es  verlangen 
die  wachsenden  Ansprüche  an  die  geistige  Arbeitskraft  erhöhte  Vor- 
^oki  und  Aufsicht,  um  dem  Individuum  sein  Hecht  gegenüber  den 


256 


914 


allgenieul  gestellten   und  ailgemem  durciigefulirten  A.iiforderuügeü 
der  kSchuie  zu  wahren. 

Da5!u  kurnmt  dann  noch  die  wichtige  und  d [in k bare  Aufgabe 
für  den  kiioftigen  Schularzt  der  höheren  Tjehranslalten,  Unterricht 
in  Anthropologie  und  Hygiene  zu  erteilen,  wie  dies  m  yieleo 
Schulen  des  Auslandes,  z.  B.  in  Ungarn,  langst  geschieht. 

Dem  Staate  bleiben  also  noch  Aufgaben  genug,  sobald  die 
waoh«ende  AuBbroitang  der  Schulärzte  in  den  Städten  und  die  hier- 
durch immer  mehr  ins  Volksbewurstsein  driogende  Erkenntnis  tob 
der  Nützlichkeit  und  Wichtigkeit  aoholhygienischer  Aufindlit  einen 
genfigend  starken  Druck  nach  oben  auAgeAbt  haben  wird,  um  die 
snatftndigen  Behörden  auf  diesen  Weg  sn  drftngen.  Dann  wird 
man  anoh  nioht  nmhin  können,  dem  Heer  von  staatUoben  Sohul- 
ftnten,  das  alsdann  erforderlioli  sein  wird,  einen  Geneialsiab  sn 
geben  in  Form  einer  scbnlhygieniscben  Abteilung  im  ünter« 
rieht sministerinm.  Qewiase  Teile  der  sdralbygienisoben  Ober^ 
wadinng  können  niemals  in  die  flttnde  des  Ortssdhnlarstes  gelegt 
werden,  sondern  mOssen  einer  sebnltatlioben  JSenttalstelle  vor- 
behalten werden.  Dabin  gehören  u.  a.  die  Hygiene  des  Sobnl- 
gehäudes,  die  Hygiene  des  Unterrichts  und  den  Grundzügen  nach 
auch  die  Hygiene  der  ünterricliismittel.  Japan,  der  jüngste  Schüler 
europäischer  Kultur,  ist  dinü  unser  Meister  und  Vorbild  gewurden; 
es  hesitzt  längst  eine  achulbygienische  Abteilung  in  seinem  Unter- 
richtsministerium und  schickt  den  Direktor  diesem  Amtes  auf  jahre- 
lange Studienreisen  durch  alle  Kulturstaaten  Europas. 

AVenn  dieses  Zukunftsbild  sich  verwirklichen  und  der  Staat  für 
Einführung  allgemeiner  scbolhygienisober  Überwachung  gewonneo 
werden  soll,  so  kann  das  nur  unter  der  Voraussetsong  erwartet 
werden,  dafs  sich  die  bestehenden  Sohularzteinriohtnngen  bewähren, 
dafs  sie  der  Sobnle  den  erwarteten  Nutzen  bringen,  und  dais  die 
TOn  den  Gegnern  propheseiten  Schwierigkeiten  nnd  Mifsstftnde  £sta 
bleiben. 

Die  Leistungen  und  hygienisohen  Erfolge  des  Sobularstes  sind 
schwer  in  Worte  und  noeh  sohwersr  in  Zahlen  su  fiusen,  nicht 
nur,  weil  die  ganae  AmtsfiHbrnng  noch  au  neu  ist,  sondern  auch 
infolge  der  oft  unseheinbaren  Kleinarbeit  und  der  Imponderabilics, 
um  die  es  sieb  dabei  bandelt  Ein  starker  Beweis  för  die  Tflehtig- 
keit  unserer  schulärztlichen  Einrichtungen  liegt  darin,  dafs  aUjShr- 
lich  eine  wachssende  Anzahl  von  Gemeindeverwaltungen  mit  Neu- 
eiufuhruug  vou  Schulärzten  finanzielle  Opfer  bringt,  und  da£»  die 


...... ^le 


915 


in  der  Lehrerwelt  anfangs  reoht  kräftig  8iob  ftaiflemde  OppontioD 
Tcm  Jahr  m  Jahr  mehr  verstummt  und  in  warme  Anerkenniing 
nah  umzuwandeln  beginnt  Ziemliob  allgemem  gilt  dies  jetzt  von 
den  Volkssohnllehrem.  JBb  iat  überaus  lehrreich,  bei  Durohaidit 
der  einachligigeii  Litefatar  sn  beoboehten,  dab  die  heftigste  Ghgner- 
sobaft  in  jenen  Lehrerkraflen  sntage  trat»  die  noch  keinen  Sehnlaist 
am  Ort  hatten  nnd  nur  der  IVureht  Tor  dem  Unbekannten  Anedniok 
gaben,  dab  aber  die  «tete  waohaende  Zahl  pädagogischer  Fürsprecher 
der  Sehnlaniebriehtu Ilgen  anf  eigene  Er&hrongen  sieh  stfitst. 
Wer  seine  Gegner  sn  überzeugen  vermag,  verteidigt  eine  gute 
Saehe. 

Anderseits  ehrt  es  beide  Teile,  wenn  sich  Gegner  nach  ehr- 
licher Fehde  die  Hand  reichen.  Die  von  ])ädagogischer  Seite  gegen 
den  Schularzt  geltend  gemachten  Gründe  entsprungen  zumeist  ernster 
und  pflichteifriger  Auffassung  des  Lehrerberufes.  Die  ritterlichen 
Gegner  erkannten  aber  im  Arzt  willig  den  Fachmann  auf  hygieni- 
schen Gebiete  an  und  setzten  aucli  bei  ihm  sachliche  und  nicht 
persönliche  Motive  voraus.  Keineswegs  als  Typus,  sondern  im 
Gegenteil  als  seltene  Ausnahme  sei  indessen  eine  schriftliche  Antwort 
mitgeteilt,  die  der  Leiter  einer  angesehenen  höheren  Lehranstalt  anf 
die  Frage  erteilte,  wie  er  über  die  Einführung  von  Sohnlärsten  an 
Gymnasien  denke: 

„Ich  halte  dies  nfltslieh  für  die  Ärste,  nioht  für  den 
Betrieb  der  Sehnlel" 

Armer  Mann,  der  so  bar  aller  Ideale  ist,  da(s  er  aneh  bei 
anderen  nnr  onUntere  selbstsüehtige  Beweggründe  anzunehmen  ver- 
msgl  Bedanemswerte  ZügUnge,  die  von  solohem  Ersieber  ihr  ethi- 
sehes  Rüstseng  fbzs  Leben  empfangen  sollen! 

Der  Lehrer  nnd  der  Yerwaltungsbeamte,  der  Arst  und  der 
Arehitekt  müssen  in  einem  geordneten  Sehnlwesen  zusammenwirken 
für  die  gesunde  geistige  und  körperliche  Entwicklung  der  Kinder. 
Der  Schularzt  ist  der  jüngste  in  diesem  Kreise,  er  ist  ungeladen 
gekommen  und  hat  im  Anfang  mit  etwas  unbequemem  Nachdruck, 
seine  Zugehörigkeit  geltend  gemacht.  Dennoch  .sollen  ihn  die 
anderen  drei  nioht  scheel  ansehen .  denn  indem  er  mit  ihnen  für 
das  Wohl  der  Schüler  sorgt,  bringt  er  zugltich  jedem  von  ihnen 
eine  wertvolle  Gabe.  Die  Gemeindeverwaltung  wird  ihre  auf  den 
Schularzt  gewendeten  Ausgaben  reichlich  ersetzt  sehen  durch  den 
Zuwachs  von  Arbeitskraft  und  Volkswohlstand^  den  jedes  gesunde 
nnd  krftftige  Kind  beim  Austritt  aus  der  Sehale  dem  Erwerbsleben 


916 


BüfiEIhrt.  Die  Arebitekten  Terdanken  den  äntliohen  Arbeiten  so 
manobe  Anngnng  für  ibr  Fach;  bat  doob  z.  B.  die  angenärztlicbe 
FordeniDg  eines  geaflgwideD  Antoib  von  direktem  Himmeleliebt  fär 
jeden  Sebttlwplate  gendero  amwälzend  enf  Lage-  und  Baaplan  dee^ 
inodenieii  Sebvlhaiiaee  gewirkt.  Die  Sehvlmiiiiier  aber  mOgen  sieb 
bewvAt  bleiben,  dab  alle  ftof  die  Hygiene  der  SebnUdnder  verwendete 
Soig&lt  in  gleiebem  Mafte  aneb  der  Hjgtene  der  Lebier  sutatten 
kommt 


d  by  Googl 


Mts^hrifl  fiir  Seknlgesudheitopllege. 

Sachregister. 


AMtlMQerSaininelveraiii  „Habtiia'*  imd 

nnä  seine  Bestrebiinpffn  San  Batten 

armer  Schalkinder 
Abitwientmiprliftinfr,  Beseitigung  872. 
AltnorrriL'  Kinder,   Unterstützung  der 

Prophylaxe  der  Nerven-  and  Geistes* 

krankheiten   durch  unterrichtliche 

Behandlung  463. 
Abortanlagen  211 
Abstinenz  in  der  Jugend  568. 
AdenoiäeVq(«Utionen,  staatliob«  Unter- 

suchonfren  über  das  Vorkommen,  bei 

Schulkindern  in  fioUaud  88. 
Äntliehe  Anfriobt  der  Berliner  Tevb- 

sturamenanstalt  155. 

—  Untersuchung  der  Kinder  in  Schulen 
und  Anstalten,  Notwendigkeit  der  91. 

 der  in  den  Jahren  1901  und 

1902  ins  schnlpfliclitige  Alter  ge- 
laugten Kinder  in  der  Schweiz  644. 

Asthesiometriwbe  Unterendiang,  eine 

510. 

Akute  Exantheme  b96. 

Alkohol,  die  Lehrer  g^en  den  1D9. 

—  was  kann  die  Schule  SU  deieen  Be- 
kämpfung tun?  32. 

—  und  Leistungsfähigkeit  der  Turner 
82. 

—  und  Schule  410.  5%.  5&&. 

—  und  Volksschule  b^b. 
Alkobolfrege  und  dieetndierende  Jugend 

736. 

—  Lesestücke  in  Sehalbüohem  öber 
die  418. 

Alkoholgenufi,  schädlicher  Einflufs  auf 
die  Leistungafiihigkeit  der  Schul- 
kinder 146. 

—  von  Scbolkindern  in  Berlin  724. 

ScbalgemmdbelUyllege.  XVIt. 


Alkoholgen  ulo  von  Bdinlkindern  in 

Gera  814. 

—  in  Thüringeu  189. 
Alkobolbaltige  Getrlnke,  Verbot  der 

Verabreichnng  bei  Ibitlidien  An- 
lässen 8d0. 

—  und  Schulkinder  in  Wien  419. 
Alkoholismus,  Kenpf  ^ßgen  die  Ver> 

eine  mit Trinlc^wang  Inden  höheren 
(^Mittel- jSchulen  417. 

—  und  Körperübungen  344. 

Alltob olmif^bmu eil  durch  Ammen  und 
Kinderwärterinuen  and  dessen  Ein- 
fliilii  eaf  die  Kinder  764. 

—  durch  Schüler  RBO. 
Ansteckeade  Krankheiten,  Anmeldung 

in  deu  Kindergarten  139. 

—  —  Auftreten  von,  in  Familien  der  in 
Schttlhänaer  wohnenden  Sohnldiener 
335. 

—  —  Hendbabonff  der  Verordnung 
über  Sdinlameeblofe  bei,  in  ZSrieii 

508 

AntialkoboKecbee  Flugblatt  ftir  die 

Schule  806. 
Antialkoholischer  ünterrioht  in  der 

Schule  814. 
Antiqae,  gegen  die  899. 
Arbeit  und  Erholung  an  den  höheren 

Lehranstalten  719. 
Arne  Sehnlkinder,  Bettrebnngen  dee 

Aachener  Sammelvereins  „Hebene* 

sum  Besten  derselben  386. 
 Füreorge  für,  in  Dasseldorf  166. 

—  —  Speisung,  in  Stettin  500. 

—  —  nnentgeltliche  B«'mitzQng  der 
Volksbäder  durch,  m  Wien  410. 

Anociationeaiethoden  468. 

46 


Digitizeu  Lj  ^oogle 


918 


AtbleticB,  Reffulaiion  of  —  what  next? 

m. 

Aufsieb tJiperBonen,  krankhaft  veranlagte 
und  sittlich  defekte,  Qefihrdung  der 

Kinder  durch  759. 
Ange,  Hygiene  des,  im  gesunden  and 

kranken  Zustande  261. 
AugoneMtzündungen  rTraohome)  22. 
Angenbygiene  und  Zeichenunterricht 

m. 

Augenuntereuchungen  in  den  höheren 

Lehranstal teu 

—  an  Schulkindern  in  Tübingen  647. 
Ausbeutuntf  der  Jugend  in  Hessen  IML 
AuBstellunK,  schulhygienische,  in  Num- 

berjf  lüS 

—  Ödbul-  und  hygienische,  in  Königs- 
berg L  Pr.  m 


Badekaren  ond  Schale  5fi5. 
Badepflicbt,  Obligatorium  ffir  Schul- 

kinder  648. 
BSder  für  Gemeindeschüler  in  Berlin 

154. 

Bedürftige  Schüler,  Fürsorge  für,  in 

Zürich  (Stadt)  ISIL 

 Fürsorge  für,  im  Kanton  Zürich 

im  Jahre  i:)03 

—  —  Speisung,  in  Kaiserslautern  407. 
 und  Kleidung,  in  Zürich  409. 

—  —  Versorgung  mit  Nahrung  und 
Kleidung  im  Kanton  Bern  562. 

BefabignnfiT,  gegen  die  Schulertrennung 

nach  UÜL 
Beleuchtung,  Acetylenlicht 

—  Bogenlicht,  indirektes  oder  halb- 
diffuses  Gaäglühiicht  für  Erziebungs- 
und  Unterrichtsanstalten  .30. 

—  Ei  nflufs  verschiedener  Vorbangstoffe 
auf  die  '217. 

—  HelligkeitBprüfer  21fi. 

—  indirekte  219. 

—  Kitsonlicht  21iL 

—  künstliche  244.  687. 

—  Messung  21& 

—  Milleniomlicht  21ß. 

—  natürliche  ()8t>. 

—  Tageshcht  ÜIK 
Bek'uchtuugsfrage  639. 
Beköstigung    von    Schulkindern  im 

Kreise  Malmedy  il^ 
Berliner  Blindenanstalt 

—  Oemeindescbulen,  Statistik  560. 

—  Kinder,  Wachstum  während  der 
Scbuljabre  25 

Berufswahl  und  Schularzt  35. 
Bleistifte  als  Diphtherieverbreiter  82. 


Coeduoation  in  den  öffentlichen  Schalen 
Amerikas  H5Q. 


Desinfektion  entliehener  Bücher  94. 
Diphtherieverbreitung  durch  Bleistifte 

3L 

Druck  von  Büchern  and  Zeitschriften 
2fi2. 

—  —  Sohalbfichem,  Untersuchungen 
über  2. 

Dürftige  Schulkinder,  Notwendigkeit 
der  Fürsorge,  s.  Bedürftige  Schüler 

33ß. 


Eisbahnen  2E5. 

Epidemie,  Schliefsnng  von  Schulen 
beim  Ausbruch  einer  339. 

Epilepsiefälle,  Untersuchung  in  den 
Schulen  zu  s'Gravenhageund  Scheve- 
ningen  88H. 

Erholung  und  Arbeit  an  den  höheren 
Lehranstalten  719. 

Erholungsstätten.öffentlicheund  körper- 
liche Krziehung,  Ausgestaltung  bezw. 
Förderung  durch  die  Stadtverwal- 
tungen 403. 

Erkältungen,  zum  Schutte  der  Schul- 
kinder gegen,  in  Düsseldorf  161. 

Erm  üd  u  n  gsm  essungen,  praktischer  Wert 
der  51)0. 

Ernährungstherapie,  kurze  Orundzüge 

m 

Erziehung,  gemeinsame  257.  650.  HOL*. 
Erziehungsanstalt     für  verwahrloste 

Mädchen  in  Basel  153. 
Erziehungspolitik    der  StädteTerwal* 

tungen  808. 
Exantheme,  akute  89tL 
Experimentelle  Didaktik,  Wesen  und 

Bedeutung  55Z. 


Fahigkeitsabteilangen  in  der  Volks- 
schule m 
Ferien  26. 

—  Dauer  and  Lage  für  die  Volks- 
schulen 893. 

—  Zusammenlegung  der  Sommer-  und 
Herbatferien  §^ 

Ferienkolonien  235. 

—  in  Berlin  428. 

—  25 jähriges  Jubiläum  der  Berliner 
891. 

—  in  Stettin  500. 

—  Einderunterauohung    für    die,  in 
Stotün  502. 


919 


Ferienkolonisten,  zur  Aoswahl  der  182. 
FerienordnnDg,  Abänderung  in  Harn* 

buri?  251. 

Ferieuspiele  in  Berlin,  aber  die  M5< 
Foribildangsschnlzwang  für  Mädchen 

33L 

Fraaenkleidong,  Belehrung  über  die, 

in  der  Schule  145. 
Freie  Plätze  in  den  Städten  für  Jugend 

und  Volk,  Vermehrung  derselben  332. 
Fufflballklubs,  gegen  den  Beitritt  von 

Gymnasiasten  zu  658. 
Fafabekleidung,  warme  für  Schulkinder, 


Farsbodenanstricb  mit  ölpräparaten, 
Ergebnisse  der  Versuche  von  42L 

Fufsbodenölanstrioh  in  den  höheren 
Schulen  Hannovers  ^17. 

Fufsbodenöle,  staubbindende,  und  Lig* 
nolstreu  als  Ersatz  151. 

Fufsböden,  welche,  sind  für  Schalzimmer 
in  hygienischer  und  technischer  Rich- 
tung geeignet?  727. 

—  und  Wände,  über  den  Anstrich  der, 
in  Schulzimmem  Iß5. 


Gasglühlicht,  halbdiffuses  oder  indi< 
rektes  Bogenlicht  für  Erztehungs- 
und  Unterrichtsanstalten  3Ü. 

Gebrechen,  geistige  und  körperliche 
Untersuchung  der  neueintretenden 
Schüler  auf  das  Vorhandensein  von, 
im  Kanton  Zürich  667. 

Gedankenlosigkeit  466. 

Gehimarbeit,  Norm  der  andanemden 
täglichen  149. 

Gehöruntersuchungen  bei  Schnlrekrnten 
161. 

Geisteskrankheiten  des  Kindesalters  mit 
besonderer    Berücksichtigung  des 

schulpflichtigen  Alters  861. 
Geistesstörung    und    Verbrechen  im 

Kindesalter  815^ 
OeistefitHtigkeit  und  Haarfarbe  137. 
Geistige  Entwicklung  der  Kinder,  Ein- 

flufs  der  sozialen  Zustände  auf  die 

"  Ermüdung,  Messungsmethoden  ß82i 
Gemeinsame  Erziehung  der  Geschlechter 

252.  S5Q.  fiQ2. 
Geradesitzender  Schüler  beimSchreiben 

Gescblechtertrennung  od.  Geschlechter- 
Vereinigung  im  Unterricht  120. 

Geschlechtsleben,  Hygiene  dos  571. 

Geschlechtliche  Verirrungen  während 
der  Kindeljahre  und  ihre  Folgen 
428. 


GesundheitspBege,  Bibliothek  der  61L. 

—  öffentliche  Jahresversammlung  des 
deutschen  Vereins  für,  in  Danzig 

m. 

—  der  Sohu^ugend,  Empfehlung  der 
Broschüre  von  Dr.  Leo  Burgerstein 
259. 

—  in  den  Hilfsschulen  Sfifi. 

—  in  den  Pariser  Schulen  889. 

—  im  Kindesalter  44, 

—  Organisation  der,  in  den  Geroeinde- 
schulen  der  Stadt  St  Gallen  ZEä. 

—  in  der  Volksschule  von  Nieder- 
österreich 800. 

Gesundheitliche  Beaufsichtigung  der 
Erziehungsanstalten  seitens  der  Kreis- 
ärzte 814. 

—  Fürsorge  für  Volksschulkinder  in 
Bayern  154. 

—  Regeln  für  das  Spielalter  und  das 
Schulalter  513. 

Gesundbeitssehädigungen  in  den  Mittel- 
schulen 8IIL 

Gesundheitsschädliche  Vergnügungen 
der  Schulkinder  821. 

—  Schullokale  41L 
Gesnndheitsstatistik  der  norwegischen 

Volksschulen  429. 
Gesundheitsverhältnisse   der  Berliner 
Gemeindeschulkinder  651. 

—  der  Leipziger  Schulkinder  808. 

—  in  den  Pariser  Volksschulen 

—  der  Schulkinder  in  den  Wiener 
öffentlichen  Volks-  und  Bürgerschulen 
412. 

Gesundheitsunterricht,  obligatorischer, 
in  allen  öffentlichen  Schulen  Eng- 
lands 890. 

Gesundheitszustand  des  Lehrpersonals 
der  Volks-  und  Mittelschulen  2äQ, 

Giftige  Kreiden  3L 

Granulöse  149. 

Qröfflo  und  Gewicht  der  Schüler,  Unter- 
suchungen, in  Berlin  155. 
Gymnasiasten,  Wachstum  der  649. 


Haarfarbe  und  Geistestätigkeit  137. 
Haftpflicht  der  Lehrer  für  brutale  Über- 
schreitung   des  Züchtigungsrechtes 

—  der  Lehrer  in  Württemberg  152. 

HandarbeitsuDterricbt  für  ijuhwach- 
sinnige  39. 

Hände,  gleichmärsigc  Ausbildung  252. 

Haasarbeit  in  der  Elementarschule  im 
Zu!*afnnienbaug  mit  der  Zulassungs- 
prüfung für  das  Gymnasium  und  die 
Realschule  246. 


46» 


920 


Hausaufgaben,  über  die  656. 

—  Abschaffung  der,  äber  den  Sonntag 

USL 

—  Beachrinknng  der,  in  den  Wiener 

Schulen  509. 

—  in  den  Elementartchalen  von  Utrecht 
BQL 

—  Einschränkung  der,  in  Zürich  560. 
Hau8haltung8-{Koch-)Unterricht  23iL 
Hautkrankheiten,  über  die,  in  der  Schule 

2S&. 

Hefte  für  Schulkinder,  Norraalbestim- 
mungen  über  die  Beschaffenheit  M. 

Heizang  der  Schulen  Bfid. 

Helb^keitsprufer  216. 

Herztätigkeit,  EinÜuIs  der  Jngendspiele 
auf  die  501. 

Hilfeleistun)^,  erste,  bei  Unglü'ckafällen 
in  der  Schule  39. 

Hilfsschule,  Anschauungsmittel  104. 

—  Fragebogen  betr.  Schülerunter- 
süchunpf  IIa. 

—  GebäudeanIage,Einrichtung,  Mobiliar 
101. 

—  Lehrmethode  HL 

—  Lehrmittel  10"). 

—  Lehrplan  10<). 

—  Notwendigkeit  und  Wirksamkeit 
des  Arztes  in  der  92, 

—  Schüleruntersuchung  LUL 

—  Stundenplan  108. 
UilfMchalen,  GesundbeitspBege  in  den 

8Üfi. 

—  für  Schwachberähigte  236. 
Holzscbuhe  für  Schulkinder  in  Hilden 

Ifil. 

Hütekinder,  traarige  Lage  der,  in  Ost- 

elbien  3aL 
Hygiene,  Erziehung  der  Schuljugend 

zur  im 

—  kleines  Lehrbach  der  660. 

—  pädagogische,  Museum  für,  in  Padua 

—  als  Lehrgegenstand  in  den  bayeri- 
schen Schulen  890. 

—  der  Mädchenschulen  25L 

—  soziale  365. 

—  des  Unterrichts  367. 

—  des  Auges  im  gesunden  und  kranken 
Zustande  "äxL. 

—  des  Geschlechtslebens  571. 

—  des  Herzens  im  gesunden  und 
kranken  Zustande  511. 

—  des  Magens,  des  Darmes,  der  Leber 
und  der  Niere  in  gesundem  und 
krankem  Zustande  511. 

—  der  Nerven  und  des  Geistes  in  jre- 
Bundem  und  krankem  Zustande  175 

—  des  Ohres  im  gesunden  und  kranken 
Zottande  429. 


Hygiene   des  Sehvermögens  in  den 

Schulen  von  Mexiko  563. 
Hygienischer  Unterricht,  elementarer, 

in  den  Schalen  ilfi. 
Hygienische  Einrichtungen  der  höheren 

Schulen  in  Mülhausen  327. 
 Untersuchung  der  sämtlichen 

höheren  Schulen  in  Preufsen  auf  25iL 

—  Verhältnisse  der  ländlichen  Volks- 
schulen des  Bezirksamtes  Kaisers- 
lautem  ßaS.  ISÖ. 

—  Winke  für  die  Schuljugend  82E, 


Impetigo  contagiosa  296. 

Impfung,  Förderung  durch  die  Lehrer 

—  Förderung  darch  die  Schale  in  Wien 
164. 

Infektionskrankheiten,  aknte,  Frage  der 

Karenz  des  Schulbesuches  nach  43iL 
Jugendspiele,  EioÖufs  auf  die  Herz- 
tätigkeit 5aL 

—  Verein  zar  Förderung  der.  in  Bannen 
15L 

—  in  Dresden  500. 

—  in  Metz  332. 

—  in  Strafsburg  646. 
Jugendspielplätze  in  Berlin  330. 
Jugendwandem,    Förderung   des,  in 

Berlin  Q4L 


Keuchhusten,  Mafsnahmen  gegen  die 
Verbreitung  durch  Kindergärten  40, 
Kinderarbeit  in  gewerblichen  Betriehen 

ML  5HI 

—  im  Haushalt  und  Landwirtschaft  232i 

—  vermehrte,  in  der  Landwirtschaft 
Kinderarbeitskontrolle  darch  dieLehrer 

418. 

Kindergarten,  über  die  soziale  Be- 
deutung des  497. 

Kindergärten,  Anmeldung  ansteckender 
Krankheiten  139. 

—  Mafsnahmen  gegen  die  Verbreitung 
von  Keuchhusten  dnrch  40, 

Kinderffcfahrdung  durch  krankhaft  ver- 
anlagte und  sittlich  defekte  Aufsichts- 
personen 759. 

Kinderschutz  in  den  Vereinigten  Staates 
von  Nordamerika 

—  in  England  411. 

K indersch utzgesetz,  zur  Ausführung  des, 

in  Hamburg  412. 
Kinderschutzgesetze,  Mitwirkung  der 

Lehrer  bei  der  Ausführung,  in  Hessen 

25fi. 


Eitsonlicht  21fi. 

£leiiikinderbewahraii8talten  in  Zürich 
15& 

Knabenhandarbeit 

—  XVI.  KoDgre£s  des  Deutachen  Vereins 
für,  in  Worms  416. 

—  erziehliche  513. 

—  Lehrerbildungskurs  für,  in  Biel  334. 
Koch-  und  Haushaltungsuuterricht  233. 
Kongrefs,  technisch  -  hygienischer,  in 

Kopenhagen  136. 
Körperbeechaffenheit  der  Schulkinder 

in  Chemuitz  8QL 
Körperpflege  in  Schule  und  Haus,  Verein 

für,  in  Elberfeld  3aL 

—  durch  Waase  ran  Wendung  169. 
Körperübungen  und  Alkoholismus  3M. 
Körperliche  Ausbildung  874. 
Körperliche  Erziehung  der  Schuljugend 

251. 

 Förderang  durch  die  Stadtver- 
waltungen  und  Aasgeataltung  der 

öffentlichen  Erhol unratStten  403. 

—  —  Gegenwart  und  Zukunft  816. 
Körperliche  Leistungsfähigkeit derJung- 

raannschaft  650. 

—  Übungen  an  höheren  Lehranstalten 
505. 

—  —  Vermehrung  der,  in  Bayern  248. 

—  Züchtigung  in  einer  Volksschule  des 
Kantons  Zürich  81L 

Körperliches   Gedeihen   der  Jugend, 

Sorge  für  41L 
Korsett,  das,  in  der  Schale  665. 
Korsettragen  der  Schulmädchen  420. 
Kraft,  Dr.,  die  Rezensionen  des  44< 

—  Antwort  darauf  45ii 

Krankhaft  veranlagte  and  sittlich  de- 
fekte Aufsichtspersonen,  Gefährdung 
der  Kinder  durch  759 

Kraakheitsübertragungen  durch  den 
Speichel  der  Schüler,  Sicherheita- 
mafsregeln  SS4a 

Kreiden,  farbige,  Verwendung  su  Unter- 
riohtszwecken  165. 

—  giftige  37. 

Kreisärzte,  Teilnahme  der,  an  den  Kreis« 
lehrerkonferenzen  166.  267.  259. 

—  Schalbesichtigungen  der  128. 
Kanaichtigkeit  SiL  845. 

Iiändliohe  Fortbildungsschulen,  Gesetz 

über  die  Verpflichtung  zum  Besuch 

der,  in  Hessen-Nassau  607. 
Lehrer,   Haftpflicht  des,  bei  brutaler 

Überschreitang    des  Zttchtigungs- 

rechtes  566. 

—  aar  Statistik  der  Nervosität  beim 
804.  64S.  713. 


Lehrer,  neurasthenisohe  804. 

—  und  Schularzt,  einträchtiges  Zu- 
sammenarbeiten 336. 

Lehrerbildungskurs  für  Knabenhand- 
arbeit in  Biel 
Lehrertag,  VL  allgemeiner,  in^Bndapest 

Lehrerinnen,  mangelhafte  turnerische 
Vorbereitung  55S. 

Lehrkräfte,  Heranbilduug  for  den 
Unterricht  von  schwachsinnigen  Kin- 
dern ISSL 

Lehrpensen  und  Lehrtiele,  Hafs  der,  an 
höheren  Unterrichtsanstalten  770. 853. 

Lehrpersonal,  über  das  Verhalten  des, 
bei  Unglücksfällen  I3L  812. 

—  der  Volks-  und  Mittelschulen,  Ge- 
sundheitszustand 250. 

Lehrpersonen,  Ausfertigung  amtsSrzt- 

lieber  Zeugnisse  für  340. 
Leibeserziehung,  Kolonie  für  liä. 
Leibesübungen  (Bewegungsspiele)  233. 

2M. 

—  besondere,  fQr  engbrüstige  and  sko- 

liotische  Kinder  322. 
!  —  zwei  Tafeln  für  813, 

Lesen  und  Schreiben  im  ersten  Schul- 
jahre 253. 

Lichteinfall  685. 

LignoUtreu  als  Ersatz  für  staubbiudende 

Fufsbodenöle  161. 
Luftfilter  220. 
Lüftung  der  Scholen  65B. 

—  der  Schulen  in  Wien  423. 
Lüftungs-  und  Heizeinrichtungen  219. 
Lungenschwindsucht,  zumKampfegegen 

die  815, 


Madchen,  FortbildungsBcholzwangfur  3. 

Mädchenschulen,  über  Hygiene  der  257. 
Mädchenturnen  in  den  Volksschulen  325. 

—  ein  Wort  zum  deutschen  800. 
Mannheimer  Sonderklassensystem  81L 

—  Versuche  damit  in  Leipzig  8LL 

—  das,  vor  einem  medizinischen  Forum 
Ö8L 

Masern,  über  die  Bedeutung  der  Ab- 
schuppungsperiode  für  die  Weiter- 
verbreitung 805, 

Masseuschulen,  moderne,  gegen  die  330. 

Mathematisch  •  naturwissenschaftlicher 
Unterricht,  Reform  des  849. 

Messungsmethoden  der  geistigen  Er- 
müdung 682. 

Milch  zum  Frühstück  für  Gymnasiasten 
in  Nearnppin  417. 

Milchfrühstück  für  Schulkinder  in  Han- 
nover 812a 


922 


Milchkar  für  Schalkinder  in  Solingen 

MilleniamUcht  21& 
Mittagpause  25. 

Mittelschule,  Aufwand  und  Erfolge,  Tom 

Standpunkte  der  Matter  898. 
Hütterabende  41S. 


]Vachmittag8unt«rricht  für  die  höheren 
Lehranstalten  8DiL 

Nahrnngabedürfnis  der  Elementar- 
schaler  617. 

Nekrologe:  für  Schmid-Monnard  f  L 

—  für  Alexander  Spies«  f  IM. 

Nervenkranke  Kinder,  Schulen  ftir  1()7. 

Nerven-  und  Geisteskrankheilen,  Unter- 
stützung der  Prophylaxe  der,  durch 
nnterrichtliche  Benandlang  abnormer 
Kinder  463. 

Nervöse  Ersoheinungeu  bei  Kindern 
Nervöse  Störungen  846. 
Nervosität,  erste  Zeichen  der,  des  Kindes- 
alters 2iML 

—  zur  Statistik  der,  beim  Lehrer  äüi. 
543.  2JJL 

—  und  Neurasthenie  und  deren  Heilung 
512. 

Neurasthenie  und  ihre  Behandlung  2ßl. 
Neurasthenie  und  Nervosität  und  deren 

Heilung  hl2. 
Neorastheniscbe  Lehrer  304. 


Ohr,  Hygiene  des,  in  gesundem  und 

kr«nkem  Zustande  429.. 
Orientierung  des  SchulhauBes  üSiL 


Padua,  Schülerfrähstflck,  das  in  610. 

Pädagogische  Bausteine  Ölfi. 
PädagogisLbe  Hygiene,  Museum  für,  in 

Padua  335. 
Pedikulojis  (Läusesucht)  297. 
Prügel pädagogen  763. 
Prügelstrafe  in  den  Schulen,  Beseitiguug 

in  Hessen  813. 
—  in  der  Fortbildungsschule  242. 
Prurigo  iiüL 

Psychopathologie,  ein  Gegenstand  der 
Pädagogik  811. 


Reinhaltung    der    Schulhäuser  und 

Öchuhimmer  258.  ISiL 
—  der  Schulen  in  Holland  5ti2. 


Reinhaitang  der  Schalen  in  Norwegen 

8L 

—  der  Turnhallen  157. 

Reinigung  der  Schulzimmer  6fiL 

—  der  Schulstuben  in  Anhalt  655. 

—  und  Ordnang  der  Schalräume  in 
Hannover  891. 

—  der  Schulräume  dareh  die  Schal- 
kinder m  813.  8SÖ. 

Rückgratsverkrümmungand  Schale  149. 

—  und  Schulbank  321. 


Samariterdienst  för  Schulen  224. 

Scabies  (Krätze)  297. 

Scharlach,  über  Qewichtaveränderangen 
im  Verlaufe  des  332. 

Schiefertafel  23L 

Schmid-Monnard  f,  Nekrolog  L 

Schnee9chahe  für  Schalkinder  152. 

Schreiben  and  Lesen  im  ersten  Schul- 
jahre 253» 

Scbulalter,  gesundheitliche  Regeln  für 
das  513. 

Schularztfrage  23L 

Schularzt  and  Berufswahl  35. 

—  and  Lehrer,  einträchtiges  Zusammen- 
arbeiten 336. 

Schulärzte,  über  die  Aufgaben  der,  für 
die  öffentliche  Hygiene  892. 

—  ländliche  639.  798, 

—  in  Brünn,  Bericht  der  122. 
Schulärztliche  Untersuchangen  in  Dres- 
den 5D4. 

SchulauflHüge  813. 
SchulauHStattung  225. 
Schulbäder  231. 

—  im  Kreise  Arnsberg  5Ö1. 

—  in  Halle  UL 

—  (Volks.)  in  Holland  642. 
Schulbank,  zürcherische  Marstabe11e64L 

—  in  den  Hilfsklasseu  für  Schwach- 
befähigte 853. 

—  und  Rückgratsverkrümmungen  32L 
Schulbänke  225. 
Schulbankfrage  5IÜ.  634.  6flÜ. 

—  quer  dunui  die  66L 

—  wie  kommen  wir  darin  vorwärts? 
818. 

—  Untersttchang  über  die  Einriebtang 

ländlicher  Volksschulen  mit  raehr- 
und  zweisitziKen  Subsellien  52L 
Schalbaracke  212. 

Schulbesichtigungen  der  Kreisärzte  128. 
SchulbrauBcbäder,  über  den  Nutzen  der 
8Ü2. 

—  Benutzung  der,  in  Berlin  252. 

—  —  —  in  Nürnberg  410. 
Schulbüuherdruck,  neue  Untersuchun- 
gen über  L 


o' 


923 


Schulbucherontenacbangvom  MoitSren 

Standpunkte  262. 
Schulexamina,  Einflufs  auf  das  Zirku- 

latioDBsystem  IML 
Sohalgarten  2^ 

Schulgesetz,  das  neue  dänische  IM. 
Schulgeeundbeitspflef^e,  III.  Jahrbuch 
der  tchweut.  Gesell schaft  fär  12i 

—  V.  Jahresversammlung  der  Schweis. 
Gesellschaft  für,  in  Bern  25ß.  SM.  filS. 

—  Verein  für,  in  Lübeck  IfiL 

—  Verein  für,  in  Stuttgart  887. 

—  Verein  für,  in  Hamburg  IM. 
Schulhaus,  Orientierung  ßiß. 
Schulhauabaii,  Protokoll  über  den,  in 

der  Kernstrafse  iu  Zürich  634. 
Schulhaushauprogramm,  ein  neues,  für 
Hamburg 

Schulhäuser,  ländliche,  bauliche  Ver- 
besserungen 809. 

 Reinhaltung  258i 

Schulhygiene,  Enzyklopädisches  Hand- 
buch HL 

—  Fortschritte  auf  dem  Qebiete  der,  in 

Norwegen  Öfi. 

—  Handbuch  der  343. 

—  Internationales  Archiv  für  ßöiL 

—  L  internationaler  Kongrefs  in  Nürn- 
berg m 

—  Bemerkungen  zum  L  internationalen 
Kongrefs  in  Nürnberg  361. 

—  Universitätsvorlesungen  über  730. 

—  Unterrichtskurs  lür  2üiL 

—  Ziele  und  Aufgaben  40. 

—  und  die  deutsche  Städteausstellung 
in  Dresden  19as  209. 

Schulhygienische  Ausstellung  in  Berlin 

m 

—  —  in  Königsberg  L  Pr.  168. 

—  —  in  Nürnberg  1ü2. 
Schnlhygienische  Erwägungen  843, 
Schulhygienischer  Kursus  für  Direktoren 

und  Lehrer  höherer  Lehranatalten  35. 
Schulhygienisches  aus  den  Niederlanden 
149. 

Schuljahr,  erstes,  Lesen  und  Schreiben 
2fi3- 

Schulkindermessungen  und -Wägungen, 
bemerkenswerte  Ergebnisse  389. 

SohulkindenintersuchuDgen  in  Tübin* 
gen  412. 

Schulküche  in  Kiel  419. 

Schullokale,  gesundheitsschädliche  411. 

Schulnahrung  und  Schulkleidung  in 
Amsterdam  809. 

Scbulpantofireln,keine  warmen, in  Aachen 

m 

Schulpavillons,  Berliner  169. 

Sehn) pausen  23. 

Schulranzen,  keine  Schultasuheu  565. 


Schalreisen  in  Zürich 
Schulrekmten,  Fragebogen  für  148. 
Schulsanatorien  und  Spielplätze,  Für» 

sorge  für,  in  Charlottenburg  B3!L  41Z. 
Schulspiele,  Obligatorium  der  I2fi. 
Schulspielplätze  in  Berlin  ÖJiL 
Schultafel,  Anbringung  im  Klassenraum 

241. 

Schulturnen,  derzeitige  Einflüsse  auf 

das  29. 

—  gesundheitliche  Bedeutung  im  Ver- 
gleich zum  Sport  336. 

—  preufsisches  oder  badisches?  &ZL 
Schulwesen,  Ersparnisse  im,  in  Zürich 

14L 

Schulzeit,  Einschränkung  der  fifi4. 

—  ungeteilte  335. 
Schulzahnarzt  238. 
Schulzahnärzte  in  Innsbruck  3& 
Schülerfahrten  2M. 

—  Verteuerung  der  Eisenbahnfahr- 
preise bei  3S. 

Schülerfrühstück,  Aber  das  605. 

—  Beobachtungen  praktischer  Natur 
über  das,  mitSchlufsfolgerungen  626. 

—  Organisation  des,  in  den  höheren 
Schulen  von  Zürich  657. 

—  in  Padua  610.  613  617. 

—  in  den  russischen  Volksschulen  88ß. 

—  notwendige  Kation  für  das  ü21. 
Schülenintersuchungen    in  Stuttgart 

409.  4ia 

Schülerzahl  der  einzelnen  Klassen  239. 
Schülerinnenwanderungen  33. 

Schwachbefähigte,  Fürsorge  für  138. 

—  Hilfsschulen  für  2üß. 
Schwache,  neueste  Bestrebungen  und 

Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  der 
Erziehung  derselben  42fi. 
Schwachsinn  464. 

Schwachsinnige,  Fürsorge  für,  in  Bayern 

330. 

—  Fürsorge  für,  in  Osterreich  404. 

—  Handarbeitsunterricht  für  32. 

—  Taubstumme,  Schweiz.  Anstalt  für 

4m 

Schwerhörige,  Gemeindeschule  für,  in 
Beriin  mL 

—  Sonderklassen  für  41S. 
Schwimmen,  .  Förderung    durch  die 

Schule  in  Österreich  658. 
Schwimmunterricht  233. 

—  für  Volksschüler  34. 

—  für  Bezirksschüler  in  Leipzig  6Ö4. 
Sehprüfung,  über  die  einfachste  Me- 
thode der,  bei  Lernanfängern  485. 

Sehvermögen,  Hygiene  des,  in  den 
Schulen  von  Mexiko  563. 

Selbstmorde  bei  Schülern,  Zusammen- 
stellung über  643. 


924 


SflOCiMlle  Anfklinmif,  sar  Frafi^e  der 

471.  629. 
Skrophulose  300. 

Skrophulöse  Kinder,  Solbäder  für  sololie 
anbemittelter  Eltern  in  Magdeburg 
502. 

Solbadkuren  Hir  Soholkinder  in  Eann- 

statt  50i. 

—  für  Schulkinder  in  Magdeburg  5Ö2, 
Sommerpflege  für  Volkaschüler  in  Ham- 
borg 161. 

Sonderklassen  für  Schwerhörige  415. 
Sonderklassensystem,  das  Mannheimer 
811 

—  Versuche  mit  dem  Mannheimer,  in 
Leipzig  SIL 

—  das  Slannheimer.  vor  einem  medi- 
zinischen Forum  881. 

Sonderschulen  373. 
Sonntagsruhe  der  Schüler  874. 
Speisang  von  Schulkindern  286.  25L 

—  armer  Schulkinder  in  Kai  serslaatem 
4ÖL 

—  armer  Schulkinder  in  Stettin  5QQ. 

—  und  Kleidung  dürftiger  Schulkinder 
in  Zürich  409. 

Spielalter,  gesundheitliche  Regeln  für 
das 

Spielnachmittag,    ohligatorischer,  für 

Knaben-  und  Mädchenschulen 
Spielplätze,  für  die  Kinder  88L 

—  und  Schulsanatorien,  Fürsorge  für, 
in  Charlottenburg  337. 

Spiess,  Alexander  t,  Nekrolog  ISlL 
Sport  in  den  bayerischen  Mittelschulen 
IfiL 

Sprachstörungen  bei  Schülern,  Häufig- 
keit 883. 

St&dtkolonie  Woltersdorf  507. 

Statistik  der  Berliner  Qemeindesohulen 
56Q. 

—  der  Nervosität  bei  Lehrern  304. 

M3.  zia. 

Staub  in  der  Sohulluft  221. 

Staubentwicklung  in  den  Schulen,  Ein- 
schreiten dagegen  in  Wien  504. 

Staubölan strich,  Einflufs  auf  den  Fufs- 
boden  420. 

Steilschrift,  zugunsten  der  154. 

Stoff-  oder  Holzschuhe,  einfache,  für 
die  Kinder  der  Volksschule  laä. 

Stottern,  Heilung  des 

—  der  Kinder  JÜA, 

Straferl aXe,  bedingter,  bei  Verurteilung 
von  Schalkindem  in  Weimar  145. 

Strafsenlärm,  als  Störer  des  Schul- 
betriebes  SÖIL 

Stundenplan,  Neuordnung  am  Gym- 
nasium zu  Leyden  507. 

—  in  hygienischer  Beleuchtung  14< 


Tageslicht  21B. 

—  teuer  erkauftes  für  eine  Schule  7^ 
Tageeliohteinfall  in  Schulen,  Normen 

für  319. 

Taubstummenanstalt,    Berliner,  ärzt- 
liche Aufsicht  155. 
Trachom  92. 

Traurige  Verhältnisse  der  Schulkinder 

der  Budapester  Arbeiter  503. 
Tuberkulose,  Bekämpfung  der,  in  Wien 

m. 

—  Durchführung  von  Mafsregeln  gegen 
die,  in  den  Wiener  Schalen  l£2i 

—  Mafsnahmen  gegen  die  Weiter- 
▼erbreitung  durch  die  Schulen  in 
Wien  lÜiL 

—  Verhütung  der  Weiterverbreitung 
in  den  öffentlichen  Schulen  Frank- 
reichs IBL 

Tuberkulöse  Kinder,  Walderholungs- 
stätten für  661. 

Tuchpantoffeln  in  den  Schalen  von 
Trier  öiKL 

Turnen,  Zweiminutentamen  152. 

—  and  Wachstum  651. 
Tnrnhallen  83.  85.  2IL 

—  Beinigung  derselben  167. 
Turntracht  für  Mädchen  und  Frauen 

415, 

Turnunterricht  in  der  Volkssohale  2L 
Turnerische  Vorbereitung  der  Lehre- 
rinnen, mangelhafte  559. 
Typhus,   Erhebungen    über,    in  der 
Schule 


Überbürdung  von  Schulkindern  durch 
Nebenbeadiäftigung  813. 

(Jnaufmerksamkeit  4li6. 

Unfälle  von  Schulkindern,  Verhalten 
der  Lehrerschaft 

Unglücksfälle  in  der  Schule,  erste  Hilfe- 
leistung 39. 

Unterricht,  gemeinsamer,  beider  Ge- 
schlechter 12Ü. 

—  geteilter  oder  ungeteilter?  780. 

—  Unterbrechang  des  (Pausen)  23. 
Unterrichtsbetrieb  230, 
Unterrichtsfächer,  Anordnung  der  IL 
Unterrichtezeit  für  Fortbildungsschulen 

Unterriohtazeiten,  Lage  and  Dauer  der 
15. 

Urnische«  Kind,  über  das  72fL 


Vegetationen ,    adenoide ,  staatliche 

Untersuchungen  über  das  Vorkommen 
bei  Schulkindern  in  Holland  8Si 


925 


VentiUtion  220. 

—  Lnftverteilangsfilter  tür  Schulzimmer 
727. 

Yerbandschnnk  in  den  Schulen  Han- 
nover« 424. 

Verbrechen    and   Geistesstöning  im 

Kindesalter  filL 
Vererbung  und  ihre  Bedeutung  für  die 

Pädagogik  Ifift. 
Verwahrloste  Kinder,  Erziehnngaanstalt 

für,  in  Basel  1^ 

—  Zwangserziehung,  in  Österreich  1G5. 
VolkebadeweseD,  Wichtigkeit  und  Not- 
wendigkeit 731. 

Volksbäder,  unentgeltliche  Benutzung 
durch  arme  Schalkinder  in  Wien 

—  Freikarten  abgäbe  an  Schulkinder 
in  Wien  5()8. 

Volksschule,  Lebensalter  für  den  Ein- 
tritt Iii. 

Volks-  (Jugend-)  Spiele,  Hauptversamm- 
lung des  Zentralausschusses  für 
Deutschland  255 

Vormittagsunterricht,  gegen  den  zu 
frühen  Beginn  des  328. 


Wachstum  der  Berliner  Kinder  wäh- 
rend der  Schuljahre  35. 

—  der  Gymnasiasten  ü49. 

—  und  Turnen  iibl. 
WalderholuDgsstätten  für  schwächliche 

Kinder  165. 

—  für  kranke  Kinder,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Tuberkulösen 

Waldschule   in    Charlottenburg  506. 
654.  807. 

—  und  Schulerbolungsstätten  798. 


Waltersdorf;  Stadtkolonie  6QL 
Wände  und  Fufsböden,  über  den  An- 
strich der,  in  Schulzimmem  155. 
Wandern  als  Mittel  der  Jugendbildung 

Wanderungen  für  Schülerinnen  38. 
Wandtafeln  mit  Gesundheitsregeln  in 

DarmsUdt  IhL 
Wortblindheit,  angeborene 


Zahnärztliche    Untersuchungen  der 
Schulkinder: 

in  Augsburg  885. 
in  Cannstatt  731. 
in  Seesen  a.  Harz  722. 
Zahnklinik  4Mx 

—  und  Schule  122. 

Zahnpäege,  Belehrung  über,  in  den 
Volksschulen  Wiens  Ifii^ 

—  und  Schule  36.  490.  filHL 
Zahnuntersuchungen  bei  Schulkindern 

in  lleiningen  157. 

 in  Weimar  337. 

Zahnverhält  uisse  der  Schüler  in  Reichen* 

berg  6i& 

Zähne  der  Schulkinder  in  Halle  383. 
Zähne,  kariöse  1Ü2. 
Zeichenunterricht  und  Augenhygiene 
2aL 

Zerstreutheit  466. 
Zitterkrankheit  in  Basel  421. 
Züchtigungsrecht,  Haftpflicht  des  Leh- 
rers bei  brutaler  Überschreitung  des 

—  Wiedereinführung  des  5ÜL 

—  Mifsbrauch  durch  die  Lehrer  729. 
Zürich,  Ersparnisse  im  Schulwesen  III^ 
Zwangserziehung  verwahrloster  Kinder 

in  Österreich  405. 


Namenregister. 


Adiokes 
Adrian  25fL 
Adsersen 
Aemmer  2fi5, 
Agahd  ML 
AUfberg.  v.  MS. 
Albini  242. 

Altachul      2&L  5öa  512. 

au,  m 

AnselmB  538. 
Aquensia  UtiL 
Arlt,  V.  L  262, 
Aschaffenburff  5.^8. 
Aufrecht  2fiiL 
Axmaaa  482. 


Bachroann  151.  2fi&. 
Baldrian  OL 
Bandi  ISL 

Baur  M.  4fi-  äfi,  llfi.  9ÜQ. 
Bayr  US   m  IfiL  25a. 

2fiii  Hü      m  m 

42a.  4M.  -Iiüi  5m  65iL 
Becher  4fi.  fifil. 
Becker  142- 
Beckniann*Wiardi  256. 
Beer  262. 
Bebake  157. 
Behring  Üfi. 
Benda  114.  äüB.  770. 
Bennstein  Bfil.  filfi. 
Bcntzen  421L 
Bercnds  BMä. 
Berger  737. 
Berpström  176. 
Berkban  ifi. 
Beminger  40.  äfiö.  SCKI 
Berzeviczy  494. 
Beyer  125. 
Bibby  2iiL 


Binet  609. 
Bion  fiSL 

Bircher-Benner  120.  265. 
430  73.^ 

Blaschko  303. 

Blasius  262. 

Bleuler  llfi.  fifiL  SIL 

Blitstein  535. 

Boebner  m. 

Büllap  430.  filfi. 

Bondi 

Bonne  HOfi 

Boom,  V.  d.  2fi4. 

Bornträger  1^ 

Bösbauer  405.  SOa 

Böttcher  2qÜ.  8ÜÖ. 

Brasicke  32L 

Breitung  365. 

Bretscher  635. 

Brühl  15L 

Brun  262- 

Bryoe  430. 

Buchner  225. 

Bunge  4L  265.  638. 

Burcbardt  4H7. 

Burgass  4L  326.  331. 

Bnrger8tein   HL  12.  IIL 

213-  343.  422.  54L84fi. 

900. 

Burkhard  42.  176. 
BüsiQg  IZL 


Cassel  92. 
Cauer  565. 

Cavaloni  494. 
Celli  126.  265.  430. 
Cohn  2.  fi.  9.  25.  42. 126. 

262.  265.  266.  320.  324. 
325.  485.  4aa.  409.  523. 
844.  900. 


Coleman  IfiL 
Combe  4L 

Commenda  3L 
Coradi  Stahl  634.  635. 
Courien,  de  737. 
Gramer  >>18. 


Ilamascbke  737.  895. 
Dargel 08  jlft. 
Davidsohn  143. 
Delius  26tL 
Delobel  900. 
Demme  542. 
Deting  26£L  510. 
Deströe  R44. 
Diecks  IHM. 
Dieu-Donn6  13L 
Dinger  256. 
Dippold  763. 
Doernberger  719.  829. 
Doli  99. 

Dorog«&gky  495. 
Dreesbach  379. 
Dreyfuss  693.  280.  90a 
Dutto  522. 


Ebbinghaus  683. 
Eberhard  502. 
Echternach  IIL 
Eckardt  m 
Edelhoff  155. 
Egri-Toth  495, 
Bhrig  266. 
Bichhorst  266.  511 
Ekker  642. 
Elgart  4L  896. 
Emerson  23L 
Emmert  334.  fiH7 


927 


Endrit  369. 
Engelhoni  TBL  900. 
Ensch  12. 
EötvoB  490. 
Erdner  IBL 

Ensmann  L  112.  22L  2h&. 
884.  SM.  aüL  ß34.  ßäfL 
638.  fias.  Üia  6ii5.  tiM9. 
787.  900. 

Eulenburg  M3> 

Eversbuflch  30. 

Ewald  2üß.  51L 

Ewer 


Falk  61L 
Faltin  4L 
Felix  2AL 
Feltgen  SdiL  502. 
F6ret  2ß6. 

Fetscheria  25ß.  335.  190. 

Fick  262. 

Ficker  lißL 
Finkelburj?  IM. 
Finklor  850. 
Fischl  m 

Flacha  aüü.  m  430,  ilL 

Ü29.  fiaa  »m.  im 

Foenter  32L 
Forbach  15:^. 
Forel  4L  125.  m 
Former  4Di. 
Forster.  v. 
Förster,  F.  2fifi. 
Fraenkel,  M.  I7L 
Frankel,  C.  145. 
Frank  369. 
Fraucbiger  556. 
Freneel  9L  42M.  43L  ISL 

aiL  85a.  m 

Friberg,  Ilaikki  &Q2. 
Fritachi  634.  639. 
FrBbel  49a 
Fröhlich  536. 
Fuchs  263.  90L 
Furrer  48. 
Fuhrer  5^ 
Fürst  2Ü1. 


Gaertner  S&L  852. 
Garnier  332. 
Oarzö  495. 
Qastpar  409. 
Gaule  Hfil. 
Geiger-Forster  428. 
Geiser  ÜM.  üliL  ü36,  lißlL 


Gelbke  854. 

Gericke  43L 

Gerloff  266. 

Germäller  48L 

Qirard  256.  334.  ^  683- 

Gizicki  573, 

Qobat  629.  691. 

Goldfeld  m 

GotBchlich  2Ü6.  32L 

Gotthilf  5tiü. 

Göttisheim  15Ö. 

Götz  879. 

Graba,  v.  39« 

Grancher  661. 

Grandhomme  16L 

Grassberger  Z30. 

Grassmann  829. 

Graupner  4L  209 

Greef,  R.  9ÜL 

Grceff  258. 

Grennes  429. 

Griesbach  la  266.  662. 

ßM.  LiL  84a 
Grob  334.  ßÖL  90L 
Groot,  de  643. 
Grosse  854. 
Grossmann  Z2L 
Grotjahn  9QL 
Gruber,  F.  v.  320.  323. 
Gruber,  M.  2M.  319.  5LL 

12L 
Guilbaut  344. 
Gutkind  laL 
Gattenberg  494. 
Gntztnann  91. 
Guye  89.  9a  9L 
Gysel  4L 


Haderich  n3f). 
Haeberlin  l«iL 
Hagmann  127. 
Hainisch  4aL  89a  899- 
Hamburger  26L  842.  485. 
Hanimerl  219. 
Hancock  1 77. 
Hansen  39. 
Hasse,  M.  209.  21L 
Hasse,  Sophie  6ia 
Haug  429. 
Hausmann  4L 
Heimaun,  E.  365.  48a  i89. 
Heller  404.  iSL  IfiL  259. 
Henchoz  334.  682.  231 
Heuie  86. 
Hennermann  83. 
Henoch  302. 
Herberich  5. 
;  liergel  369. 


Hermann  12L  404. 
Herold  418. 
Heron  4ia 

Hertel  &.  13L  144.  369. 

540. 
Heusser  12Q. 
Heydner  266. 
Heymann  565. 
Hieronymus  14. 
BiiakerSchmid  120.  126. 

899. 
Hillsdorf  281. 
Hinträger  ILL  266. 
Hintzmann  369. 
Hinselwood  497. 
Hirsch  158. 
Hirachfeld  126. 
Hobrecht  15a 
Hoeber  736. 
Hoffa  154. 
Hoffmann,  F.  415. 
Hoffmann  (Berlin)  257. 
Hofifmann  (Lfibeok)  16L 
Hofisiann,  A.  W.  15a 
Hohebrinker  33L 
Hopf  332. 
Höpfner  19. 
Holtinger  573. 
Hraba  116.  ^ 
Hron  4(>5. 
Hueppe  3il2.  344. 
Huet  256. 
Hufeland  262. 
Hugi  665. 
Hunziker  634. 


Jackson  252. 
Jaeger  266. 
Jaff6  901. 
Janke  25.  2a  34. 
Jansen  642. 
Jaqaet  140. 
Jarms  415. 

Javal  L  262. 263. 564. 901. 
Jessen  89L 

Igl  122.  805.  9ÜL 
Ignatieff  im 
Jitta  802. 
Ingersley  132.  884. 
Jobannessen  652. 
Joss  53a 
Juba  901. 
Juliusburger  267. 
Jürgensen  541. 
Iwlieff  609. 


928 


Kabrhel  WL  659. 
Kafemann  biA. 
Kalle 

Kapoustine  901. 
Eassowitz  764. 
Keescbitter  2üfi.  t>50. 
EeUer  12. 
Kemhiy  138.  Slfi. 
Kerasies  848. 
Kerekgy4rtö  195. 
Kerr 

Eeraberger 

Kerschensteiner  3^  256. 

40a.  411.  808. 
Key.  Axel  3.  15l  28, 
Klein  Hü. 
Elemm  2fiL 
Klewe  326. 
Elossowsky  674. 
Koch  46.  m  4aL 
Eöhler  m 
Eöppea  654. 
Eöttgen  mL 
EohlrauBch  25lL  SM. 
Kosinzoff  6Öä. 
Koväcs  495. 

Eraepelin  48.  M4.  53a 

848.  i 
Eralt  44.  45.  169.  174. 
346.  365.  634.  636.  661. 
fi79  898 

Kraus  267. 
Krebs  565. 
Erieger  Z9Q. 
KrolTick  HL 
Krukeuberg  365.  431. 
Eürs  538. 
Euthy  495. 


¥iaprade  776. 

Laquer  92.  26L  882.  883. 

Laaer  602. 

Laubi  47.  4m  431. 

Lauder-Burnton  652. 

Lay  369.  557. 

Lechner  496.  492. 

Lehmauu-Kiobter  3L 

Leitineu  538. 

Le  ^lang  803. 

Lenlz  mi^ 

Lessenich  389.  390.  39L 

332.  394. 
Letulle  418. 
Leubuscher  843. 
Lewandowski  29& 
Lewinsky  222. 
Ley  738. 
Lichteafelt  48. 


Liebe  43L  736. 
Liebermanii  7^ 
Lieb«rt,  v.  805. 
Lincke,  P.  47. 
Linde  IfiL 
Lindley  152. 
Lindner  2L  28. 
Linke  64L 
Lobedank  23a 
Lohmann  209.  225. 
Lorenz  36. 
Lorinser  776. 
Luciani  <>()8. 
Lucios  153. 
LuBsana  BOfi. 
Lüthy  108. 


Halling  543.  609. 
Makay,  B.  495. 

Makkay,  J.  495. 
Mandel  5ÜL 
Mann  88L 
Marguliea  565. 
Hathieu  652. 
Matting  655. 
Mayer  2B7. 
Mehnerl  138. 
.Meier  f)36.  * 
Meumann  426. 
Meynert  618. 
Miklas  405.  900. 
Mikulicz,  V.  43L 
Miller  36. 
Minke  495. 
Misbiraa  48. 
Mitulescu  96. 
Möller,  K.  2fiL  624. 
Möller,  W.  365. 
MönkeniÖller  l77.  815. 
Moestne  901. 
Morin  Ö62. 

Moses  168.  2fi2. 2fi2.  32fi 

828.  SIL  818.  853. 
Mosso  18. 

Mouton  89.  149.  248.  255. 

^  49L  5ÜL  508.563. 

565.  643.  809.  889.  893. 
Müller  (Wädenswil)  256. 

3a&.  690. 
Müller  (Weimar)  ML 
Müller,  Jos.  405. 
'  Müller,  Job.  ß2L 
Müller,  P.  J.  4a  177.  267. 
MüDsterberg  <i5Q. 
Mulfinger  214. 
Münk  2^ 
Munroe  Orafton  433. 


Wagel  16L 
Nawratzki  336. 
Neidhardt  153. 
Neateroff  4. 
Netolitzky  343. 
Nettleship  496. 
Neubaiiger  264. 
Neumann  297. 
Nicolai  256. 
Niedner  238. 
Noack  431. 
Norby  138. 
Nowaok  209.  225. 
Nussbaum  26L  659.  721 
901 


Obrist  885. 

Oebbecke  ITL  ML  654. 
Oehmke  574. 
Oertli  513. 
Oker-Blom  ilQ2. 
Oppenberger  730. 
Oppenheim  2t>0. 
Oppenheimer  432. 
Oppler  629. 
0rum  137. 
Oseretzkowsky  344. 


Pabst  41L 
Palmberg  12L 
Pannwitz  66L 
Parlin  48.  ^ 
Paschen  26L 
Patrikios  48. 
Patzak  261. 
Paul,  E.  335. 
Paul,  O.  26L 
Pauli  lÜL  411. 
Paulsen  177.  2fi2- 
Pawol  521. 
Pawlowski  53a 
Peres  495. 
Pettenkofer,  v.  158. 
Petzold  902. 
Pfeifler  158.  513. 
Pick  249. 
PraussniU  213. 
Prisley  564. 
Pröbsting  244.  334. 
Pnnt  fiOL 
Patermann  150. 


quetelet  6ia 


929 


SadezwUl 

Rammelt  83.  8L 
Kammul  252. 
Ranke  B5. 
Baotohbarg  ^95. 

JUpke  IbQ. 

Raschke  574. 

Raydt  SSiL  88L 

Reck  404. 

Rehse  333. 

Reich  m 

Reiohenbach 

Reiofelder  mL 

Renk  22L 

Rieder  H;9. 

Riemann  268. 

Ritschel  22L 

Rietz  2h.  läß. 

Kit  643. 

Ritzmann  4fi. 

Ririöre  26L 

Roechlincr  ESfi. 

Roeder  832. 

Roehder 

Rohleder  ZßS. 

Roller  7.   158.  I7f>  738. 

Rosenfeld 

Roth  (Dresden)  m  481 
Roth,  0.  256.  n^4.  687. 
Rothmund,  v.  264. 
Rovenbagen  326. 

Rubner  m  GH.  659. 
Rucziczka  324. 
Räbencamp  2t i 2. 
Rühle 

Ruthucr  mi 
Ruyach  d42.  Ü43. 


Sabareann  332. 
Sakiita  52£  22L 
Samosch  .SgfL  5QL 
Sattler  1 77. 


Schaetzel  4L 
Schanze  'ML  287. 
Schenckcndortf,  V.  2öiL41fi. 

Schiller  2£L  2L 
Schilling  M, 
Schiner  4Ö4.  900. 
Schingareff  SSfL 
Schleich  (ÜL 
Schleiasner  88.'?. 
Sohmid,  F.  2fi8. 
Schmid-Monnard  f  L  4fi. 

Schmidt,  F.  A.  IM.  HL 
390.  391.  392.  394.  403. 

ai3. 


Schmidt,  E.  36. 
Schmidt,  Gisela  405. 
Schneider,  J.  48.  102, 
Schneider,  R.  311L 
Schneller  2ti2. 
Schreiber  4ÜL  4Üä. 
Schroen,  v.  902. 
Schubert  Ifl.  44.  222.  362. 

363.  403. 
Schüder  268. 
Schulze  540. 
Schumburg  177. 
Schuyten  ilL  369.  540. 
Schwalbe  43L 
Schwend  3ßa.  320. 
Seggel  m  43. 
Seipel  SDÜ. 

Serafini  m  6ÖL  609,  629. 
Sheard  4^52, 
Sichelstiel  363. 
Sicherer  204. 
Sickinger  134.  131L  2ß8. 
374.  .;76  .{77.  378.  371). 

380.  42L  iiLL  Li8.  SIL 

882. 
Siebert  178. 
Siebmann  f)14. 
Siegrist  43.  SSL 
Sielaff  500. 

Sievekuig  24L  ML  661. 
Silberschmidt   513,  SOO. 

m.  fiifi. 

Silex  112. 
Siraku  495. 
Simons  643. 

Smith  538. 

Snellen  4JÜI  4SL  438.  489. 
Sonte,  A,  May  US. 

Spencer  mk 
Spier  ÜIL 
Spiess  t  157. 
Spröggel  25«'). 
Stadelmanu  48-  IfiL  118. 

4fi3,  m 

Stegeroann  f)!.'?. 
Steiger  43.  'Ml  4aL  567. 
Z38. 

Steinhardt  128. 
Steinhans  967 

Sternt^berg  256. 
.Stetter  6(;i. 
Stoeker  ÜKL 
Stössner  432. 
Stoy  38. 
Strakerjahn  161. 
Stratz  18. 
Struutz  654. 
Studt  82. 
Stnmp  r)56. 

suck  im  331  138.  am 


Suckow  33g. 
Sump<Hi  365. 
Snnier  246. 
Sztepanko  495. 
Szncz  4M. 


Teljatnik  54L 
Teadorpf  ZliL 
Tesjäkoff  88fi. 
Tessel  138. 
Thiel  m 
Thierack  48. 
Thema  882. 
Thomson  1>02. 
Thurm  326.  138. 
Tietze  3115. 
Timochowitsch  727. 
Tomasczewaki  431. 
Tonzig  128.  605, 
Triplett  48. 
Troesch  556. 
Troncoso  5fiS. 
Truper  9Ö2. 
Trumpp  44,  721. 
Tscheruing  43 
Türkheim  90L 


Ffer  m 
Ulbrich  ß48. 
Ulrich  2fia. 


Vacbnyer  169. 

Vannod    256.    334.  682. 

683.  238. 
Varrentrapp  158. 

Velich  176,  659. 
Vestea,  di  Ü23.  621 
Voit,  V.  261. 
Völlers  113. 
Volpius  llü. 


Waibel  624. 
Waldo  124. 

Waldschmidt  238. 
Walker  48.  426. 
Wasserfuhr  IM 

Weber  262.  263. 
Wehnier  iLL  m 
Wehrhuhn  22L  124,  425. 
Weicbselbaum  410. 
Weigl  365. 
Weismaun  168. 


930 


Weiss  865. 

Weiss,  W.  178.  8%. 
Werl«  14a. 
Wernicke  35* 
Werther  30(1 
Weatermann  25fi« 
Wex  lÜL 

Wey^andt  2fi&.  330.  8äL 
Wichmann  178,  25Ö.  261. 

m  5KL  Ma. 

Wickenhageu  571.  574. 
Widmer  2^ 


Wilke  512. 

Win  Ren  21h.  21iL  2Ga 
Winter,  v.  1 58. 
Wipf  25fi.  m  5IL  fiai 
gm  (i3S.  680.  üSL  aifi. 
Witte  :mL 
Witthöft  2ßö. 
Wolffberg  4flL 
VVolfring',  Lydia  v.  Sfiä. 
Wolpert  2»ifL 
Wychgram  25L  828. 
Wydier  <;34.  635.  f,39. 
Wyss  Oai.  ti24L  ülÜ. 


Zabloudowsky  574. 

Zahn  SM. 

Zander  178. 

Zangg  737. 

Ziegler  lfi7. 

Ziehen  ML  IIS.  fifiL 

Zimmer  3lL  äli. 

ZoUinger,  E.  4SL  2Qi 

Zollinger,  F.  18.  Ml 
737 

ZaberbfiUer  IL 


Der  Schularzt 

Sachregister. 


.Ärztliche  Schulaufsicbt,  über  den  Zweck 

der  155/575 
Ärztliche  SchulaufsicLt,  über  die 


im 


Grofshenogtom  Oldenburg  216/703. 
Äntliehe  Obemohung  der  tÜdlaMdMii 

BlindenaDtitalt  zu  Berlia  8&/S89. 
Amtazimmer,  besondere,  f&r  die  Solral' 
ärzte  56/199. 


Blindenanstaitt  städtische,  in  Berlin, 
ärztliche  Obärwaobang  86/289. 

Bemfs^rhularzt  oder  Solmlant  im 
Kebenamt?  133y461. 

Bsmlvwtlil,  BfttertaUiiog,  batnftiid  di« 
di«  15/68. 


INainfektion,    Anordnang   der,  bei 
akutpn  Infektionskrankheiten  41/185. 
DieastorünuDgen  für  die  Schulärste: 

—  in  Brandenbarg  a.  H.  MS/8ia 

—  in  Braunschweiff  25/78ii 

—  in  Maios  00/204. 

—  in  Munheim  160/680. 
in  Meerane  63/207. 

—  in  Rybnik  102/358. 

—  in  Schmarf^endorf  218/756. 

—  in  Stettin  88/292. 

^  in  WiliiuTsdorf  153/688. 

—  in  Worms  196/674. 


%veschiifufübrang     der  ^Schulärzte 
945/908. 

Oesnndheitspflege,  allgemeine,  schal- 
ärztliche  Unttrw«irang  dar  Kinder 

in  Ö2;iHö. 


Honorar  der  Scboliista  907/745. 

Hörprüfung  2/50. 

Hygiene  der  Schalkinder  in  den  Stidten 

mit    schulärztlichen  EinrichtungMl 
nach  Wiesbadener  Art  74/27Ö. 
Hygiene,  M»i«le,  ond  SehniantÜtiglceit 

217/755. 

Hygiene  des  Ontemohts  und  der  Unter- 

riohUmittel  191/669. 
Hygimiidie  iHMriiMlimig  des  Schill- 

hnn^es  und  Mloer  Siariehtanfin 

iaö/5iö. 

HjgiMiiMii«  yorMg«  901/788. 

Infektinn<?krnnkheiten,  akute: 

—  Anordnung  der  Desinfektion  bei 
41A88. 

—  Ansschlöib  gerander  Kinder  bei 

44/188. 

—  Klassenscblars  41/186. 

—  Mafsregeln  zur  Verhfitnng  des  Uni* 

fiichffreifens  35/179. 

—  Meldung  derselben  36/180. 

—  Wiederznlearanir  genesener  SehOler 

43/187 

Infektionskrankheiten,  chronische 
4a/198. 

Klassenschlufs  bei  aknten  Ltfeirtioine« 
kraokheiten  41/186. 

Ijehranstalten,  höhere,  Sehnlirste  iBr 

85/289 

Lehrerkonferenzen,  Teilnahme  der 
SeholXrtte  mn  901/789. 

Lueger,  Bürgermeister,  Ober  die  Ein- 
führung der  Soholirzte  in  Wien 

i»5/ti7a. 


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982 


Meldung  von  akuten  IniektioDikrmnk' 

heiten  36/180. 
Mittelschulen,  Sobnlinta  Ar  86/889. 
Munduntenuchunffen  dar  8din1lrinii<r, 
Frage  der  91/847. 


Scholarst,  Kampf  um  den,  in  Jena21/69. 
»  NotmdIgMt  dee,  fBr  M ittditidto 

(Ratibor)  68/202. 
Sohularztfrage,  über  die  217/765. 

die,  auf  dem  I.  internationalen  Kon- 
grefs  für  SohnlhygieiM  in  Nflmberg 
147/527. 

—  die.  in  der  II,  Sitzung  des  deaticbea 
Hadunnalbeamtenveräas  51/195. 

~  im  äntliohen  B«iirkif«c«iii  in  Ittxh 
oben  100/366. 

—  In  BraUn  91IV7B8. 

—  in  BunzlMi  (komnumdiT  Xonfliki) 
131/459. 

—  in  Dresden  143/523. 

—  in  KarUruhe  217/7&5. 

—  iu  Mfi neben  168/588. 

—  in  Paderborn  217/755. 
'  Ib  Wim  195/878. 

in  Württemberg  (beeooden  Sohwia* 
rigkeiten)  181/459. 
Solmlarattttigkeit  und  eonmle  Hygiene 
217/756. 

Schularztweten,  das,  in  Deutschland 
1/49. 86/179. 65/269. 136/615. 185/663. 
201/739.  245/903. 

ScbTiI'rir^^tp.  Br?rhnffinrr^  besondenr 
AmUzimiuer  für  die  55/199. 

—  Hononur  und  OetohiftafBhTOng 
207/745. 

—  an  höheren  Lehranstalten  86/289. 

—  an  einem  Mädcbengymnasien  in 
Österreich  149/529. 

—  für  Mittelschulen  85/289. 

—  Teilnahme  derselben  an  Lehrer- 
koaferenzen  201/739. 

—  „rr  nijraphische  VerteUnog  der,  in 
l>tiuUuhland  67/271. 

—  VerltSItnissiOil  der,  auf  1  Millioii 
Einwohner  in  Deutschland  968^11. 

—  keine,  in  Eisenach  85/289. 

—  städtische,  in  St.  Gallen  53/197. 

—  in  Holland  145/525. 

—  in  Österreich  132/460. 

—  in  Freufsen  240/838. 

—  in  Wien  149/629. 

Schulärzte,  Anttellnng  beiw.  Nenein- 
führung: 

in  AnhftH  180/466. 

—  in  Ansbach  239/837. 

—  in  Auerbach  195'673. 

—  in  Berlin  195/67a. 

—  in  fientlien  131/459. 


Schulärzte,  Anitellong  besw.  Neueia* 
einftihrung: 

—  in  Branntohweig  181/469. 

—  in  Brfelau  130/468. 

—  in  Charlottenbarg  180/468.  240/888. 

—  in  Dessau  130/468. 

—  in  Duisburg  180/466. 

—  in  Ems  86^. 

—  in  Gittenee  S89/887. 

—  in  Hanau  130/458. 

—  in  Holzminden  239/837. 

—  in  Ilversgehofen  239/837. 

—  in  Karlsruhe  239/837. 

—  in  Lichtpnhfrg^  131  -159. 

—  in  Mahrisch- Ustrau  239/837. 
in  Mains  66/199. 

—  in  MMinhfliin  180/466.  195/678. 
289/887. 

~  in  Veerwi«  85/S89.  181/469. 

—  in  Meiderich  195/673. 

—  in  Nenstädtel  i.  S.  196/678. 

—  in  Prag  iy5/678 

—  in  Batbenow  131/469. 

—  in  Rheine  239/837. 

—  in  Schmaigendorf  196/673. 

—  in  SelunSlb  161/469. 

—  in  Schneeberg  131/459. 

—  in  Sobönefeld  131/469. 

—  in  Schwabiscb-Gm&nd  182/460. 

—  in  Spandau  130/468. 

—  in  Thorn  yf^'V'837. 

—  in  Werdau  181 /4ö9. 

—  in  Wilmersdorf  55/199. 
Schulär7;t'\  Tätigkeitsberichte  derr 

—  in  Bautzen  pro  1901—1903  63/197. 

—  in  Brealnn  tS/70.  921/819. 

—  in  Brünn  pro  1901— I'.W  ^4  ^C?. 

—  in  Charlottenburg  pro  190^^—1903 
86/290. 

—  in  Chemnitz  24/72. 

—  in  Dresden  96/352. 

—  in  Frankfurt  a.  M.  pro  1902—1903 
67/201. 

—  in  Frit  rlrich?hagen  149/529. 

—  in  Leipzig  pro  1902  98/364. 

—  in  Prag  (dentsdt'evnngel.  Privnl> 
Volksschule)  87/2t)l. 

—  in  Wiesbaden  pro  1902  bis  1908 
58/202. 

—  der  Sektion  ungariadher,  pro  1900 
bis  1;h12  142/522. 

Schulärztlicher  Dienst: 

—  «ber  die  Erfolge  des  910/764. 

—  in  Breslatt,  w  errte  TriennioA 
221/819. 

—  in  Bromberg  52/198. 
Sohnlärztlicher  Überwachungsdienst  an 

den  Volksschulen  zu  Breslaa  fir  daa 
Jahr  1902  22/70. 
Sehttlintliohe  Spreohatonden  17/66. 


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933 


Scbaläritlifllia    UntefsnohnngMi  der 

Kinder: 

—  Gehör  und  Sehschärfe  2/50. 

—  ober»  Luftwege  11/69. 

—  Zibne  11/59. 

—  —  in  den  qpäteren  Schimahren 
13/61. 

—  —  im  letzten  Schuljahre  15/63. 

—  —  die  vier  ersten  Jahre  der,  in 
ätadt  und  Bezirk  Cannatatt  105/433. 

Sohnllntlielie  Unterweisung  der  Kinder 
in  der  allgemeinen  Geeondheitq^egc 
92/848. 

Sobvdettftidht,  intBobe»  über  den  Zwedr 
der  165/575. 

Schulau ff»i cht,  Mratliche,  über  die,  im 
Groiabcrzogtam  Oldeuburff  215/753. 
Schulaugeninte,  Anetellong  oeeonderer 

56/'>(»0. 

Sohulhau9,die  hygieuischeUberwachung 
deteelben  nnd  seiner  ISnriebtangen 

135/515. 

Schulrekruteo,  Untersuchung  von,  in 

Wilmersdorf  133/461. 
Schukahnkliniken  19/00. 

SehprufuTig  2/50. 

Sonderklassen,  Auswahl  der  Kinder  für 

die  60/194. 
SpreobetnndMi,  eebnllfztliebe  17/06. 


Taberknloee  48/199. 


Überwachungsdienst,  schulärztlicher. 

an  den  Volksschulen  in  Breslau  im 

Jahre  1902  22/70. 
ünterrichtsbygiene  191/669. 
Unterrichtsmittel,  Hygiene  der  194/672. 
Untersuch  uugen,    schnlärztliche,  der 

Kinder: 

—  Gehör  und  SohscIiHrfc  2{/B0. 

—  obere  Luftwege  11/59. 

—  ZIbne  11/69. 

—  in  den  späteren  Schuljahren  19/61. 

—  im  letzten  Schuljahre  15/63. 

—  die  vier  ersten  Jahre  der,  in  Stadt 
und  Bezirk  CannsUtt  105/433. 

ünterw  t'i  s  u  ri ,  c  h  u  1  ä  r  z  1 1  iche,  d  er  K  i  n  d  er 
in  aiigememer  Gesundheitspflege 
99/948. 


Zahnkliniken  für  die  Schule  12/60. 
Zähne,  scbnlSrsÜudie  Untenoohnng  der 

11/59. 


Schulgesttndbeiispfleire.  XVIi. 


47 


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Namenregister. 


Alexander  180/flOOl 
AUcke  2i/72. 
Anb  169/589. 
Angatein  68/196. 


Baomeiiter  177/697. 

B«ck  131  4nf* 
Bernhard  131,45y. 
Berkhan  181  459. 
Blezinger  106/438. 
Bloch  68/202. 
Blaib  131/469. 
BorntrSger  69/19G. 
Brenner  239/837. 
Bresgen  170/599. 
Brumme  130/468. 
Bfiobel  227/826. 
Bnmeke  180/468. 


Cahen-Brach  91  347. 
Cohn  6/64.  10/68.  11/59. 

66/200.  57/201.  86/289. 

18(V600.  909/747. 
Creutzberger  190/468. 
Cuntx  58/202. 
Gsarny  138/461. 


Biesing  131/459. 
Doemberger  100/866.  101 

a.  357.  168/588. 
DnniBtrey  68/202. 


Kbert  55/199. 
EncT^^lbrecht  52/196. 
Erdmanu  73/277. 
Bsmtreb,  t.  186/66&  186 
Q.  664. 


Farkasf  142/5'??. 
Feilchenfeld  169/689.  217 

u.  756. 
Fodort  142/622. 
Frankenburger  58/202.  59 

U.203.  87/291.  100/356. 


fiiärtuer  218/766. 
Gastptrt  182/460. 
Oenersich  143/698. 
Oerdes  215/763. 
Gerlöcey,  r.  f  142/622. 
OliMT  180/4.58. 
Goor,  ran  146/526. 
Griesbach  180/600. 
GralMT  149/6S9. 
Gntanuum  100/866. 


ÜMke  131/459. 
Haeseler  66  200 
Hartmann  175/595.  179  u. 
699. 

Heigl   171/591.  177/597. 

181/601.  182/602. 
Hell  99/S4a 

Boche  52/196. 
Hohmann  196/673. 
Hopf  144/624. 


Jänioke  130/458. 
JM  16/68. 
Igl  184/468. 


Kaoh  101/857. 
Kalle  59'203. 
KapuBte  21.")/753. 
Kafl  66/2(Xi. 
EetelMT  146/626. 


Kirchner  179/599.180/600. 
Klein  239/837. 
Kldtner  170/690. 
Knauss  179/699. 
König  149/529. 
Krug  96/352.  172/592. 
Kon  188/481. 


Iiandan  177/597. 

Lesaenich  176/596. 
LenbuBcher  52/196.  147  o. 

527.  148/528.  217/755. 
Lewiöki  182/460. 
Liebermann  142/682.  148 

n.  628. 
Lapprian  181/469. 


MacAdam  177/697. 
Mahn  130/458. 
Marr  175 '595. 
Mo»es  240/838. 
Mosny  (Paris)  155^76. 
UontoB  147/627. 


Jfeuburger  134/462. 
Neutnann  r)3  197.  239/837. 
Nitzelnadei  131/469. 
N«ldflke  196/67a 


Oebbflcke  22/70.  63A96. 

56/200.  85/289.  221/819. 

247/90Ö.  251/909. 
Otto,  V.  239/337. 


Pause  8ä,28f>.  131/459. 

Potter  3/51. 

Mit  AHoe  166/&75. 


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936 


BmUi  170/69a 


Momoa  181/4fi9. 
SamoBcb   22/70.  86/889. 

148/528. 
Sauer  l.'rBS. 
Schellenber^  5!<  203. 
Schiller  173/5;»3. 
Schmidt  176/5Ü6. 
Schmidt,  Otto  181/469. 
Scbmidtmann  169/689. 

177/597.  170/598. 
Sebneider  147/687. 
Schön  168/58&  170/680. 

171/591. 
Schook  146/526. 
Schrakampf  52/196. 
Schröter  195/673. 
Schubert  1/49.  36/179.  65 

0.289.  91/847.  186/616. 

169/689. 178/598  180  u. 

6U0.  186/668.  201/789. 

246/906. 


Sohncht  131/459. 
Sohnschny  142/582. 
Sesger  131/459. 
Siddngw  188/461.  810  o. 

838. 
Singer  21/69. 
Sommerfeld  15/63. 
Spencer  157/577. 
Spiessf  5/68.  67/201.  91 

u.  347. 
Steiger  1/49. 
Steinhardt  37/181. 
Stelzner  240/838. 
Stcphany  239/887. 
Sternfeld  100/356  l68/58a 

171,  591.  172/592. 174  n. 

594.  175/595.  177/597. 

180/800. 


Tjwiva  51/195. 


imthof  7/66. 


Tdt  87/891. 


Wacker  168/588. 170/690. 

171/591. 
Wallich  172/592. 
Wariena  145/525. 
WeiehMl  lSl/459. 
Weiss  (Hänohca)  170/690. 

173/598. 
Weinlokw.T.  188/480. 
Weller  178/598. 
Weygandi  180/800. 181  a. 

601. 
Wqrl  180/800. 


mmaham  174/694. 

Ziegler  131/459. 
Zweig  180/458. 


47» 


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